Plenarprotokoll 7/108 07.01.2021

Landtag Mecklenburg-Vorpommern

108. Sitzung 7. Wahlperiode

______

Donnerstag, 7. Januar 2021, , Schloss ______

Vorsitz: Präsidentin Birgit , Vizepräsidentin Beate Schlupp und Vizepräsidentin Dr. Mignon Schwenke

Inhalt Errichtung der „Stiftung Klima- und Umweltschutz MV“ ...... 30

Antrag der Landesregierung

Zustimmung des Landtages Änderung der Tagesordnung ...... 2 gemäß § 63 Absatz 1 LHO

hier: Errichtung der „Stiftung Klima- und Umweltschutz MV“ – Drucksache 7/5696 – ...... 30 Feststellung der Tagesordnung gemäß § 73 Abs. 3 GO LT ...... 2 Ministerpräsidentin Manuela Schwesig ...... 30 Bert Obereiner, AfD ...... 34 Dietmar Eifler, CDU ...... 35 Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE ...... 36 Aktuelle Lage „Corona-Virus“ ...... 2 Horst Förster, AfD ...... 37 Jochen Schulte, SPD ...... 38 Regierungserklärung der Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern ...... 2 B e s c h l u s s ...... 41

Erklärung zur Abstimmung gemäß § 96 GO LT Antrag der Fraktionen durch den Abgeordneten Dr. Ralph Weber, AfD ...... 41 der SPD, CDU und DIE LINKE

Konsequenz ist weiter notwendig: Erklärung zur Abstimmung gemäß § 96 GO LT Gemeinsam Corona-Infektionszahlen verringern durch den Abgeordneten – Drucksache 7/5697 – ...... 2 Thomas de Jesus Fernandes, AfD ...... 42

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig ...... 2 Ministerpräsidentin Manuela Schwesig ...... 42 Horst Förster, AfD ...... 7, 17 Dr. Ralph Weber, AfD ...... 44 Wolfgang Waldmüller, CDU ...... 12, 17 Thomas de Jesus Fernandes, AfD ...... 45 Torsten Koplin, DIE LINKE ...... 18 Thomas Krüger, SPD ...... 45 Holger Arppe, fraktionslos ...... 23 Horst Förster, AfD ...... 46 Dr. Gunter Jess, AfD ...... 23, 28 Thomas Krüger, SPD ...... 24, 29 Nächste Sitzung B e s c h l u s s ...... 29 Mittwoch, 27. Januar 2021 ...... 47 2 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021

Beginn: 10.34 Uhr Verbindung mit dem Antrag der Fraktionen der SPD, CDU und LINKE „Konsequenz ist weiter notwendig: Ge- Präsidentin Birgit Hesse: Meine sehr geehrten Damen meinsam Corona-Infektionszahlen verringern“, Drucksa- und Herren, ich begrüße Sie zur 108. Sitzung des Land- che 7/5697. tages von Mecklenburg-Vorpommern. Aktuelle Lage „Corona-Virus“ Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete, mit Schreiben vom 5. Januar 2021 hat die Landesregie- Regierungserklärung der Ministerpräsidentin rung gemäß Paragraf 72 Absatz 4 die heutige Sondersit- des Landes Mecklenburg-Vorpommern zung zu den Themen „Aktuelle Lage ‚Corona-Virus‘“ sowie „Errichtung der ‚Stiftung Klima- und Umweltschutz MV‘“ Antrag der Fraktionen beantragt. Als Sitzungstermin wurde der heutige Tag der SPD, CDU und DIE LINKE vorgeschlagen. Ich habe den Ältestenrat davon in Kennt- Konsequenz ist weiter notwendig: nis gesetzt und am 6. Januar 2021 das Benehmen her- Gemeinsam Corona-Infektionszahlen verringern gestellt, am 7. Januar 2021 eine Sondersitzung des – Drucksache 7/5697 – Landtages Mecklenburg-Vorpommern einzuberufen. Ich stelle fest, dass der Landtag ordnungsgemäß einberufen Das Wort hat zunächst die Ministerpräsidentin des Lan- wurde und beschlussfähig ist. Die Sitzung ist eröffnet. des Mecklenburg-Vorpommern Frau Schwesig. Die vorläufige Tagesordnung der 108. Sitzung liegt Ihnen vor. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Ab- Zu Tagesordnungspunkt 1 liegt ein Antrag der Fraktionen geordnete! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich möchte der SPD, CDU und DIE LINKE auf Drucksache 7/5697 Ihnen zuallererst natürlich auch von Herzen ein gutes vor, der auf Vorschlag des Ältestenrates in verbundener und gesundes neues Jahr wünschen, vor allem natürlich Aussprache mit der Regierungserklärung beraten werden Gesundheit und uns gemeinsam viel Kraft, Parlament soll. Der Antrag wird Ihnen in Kürze zugestellt werden und Regierung, gemeinsam das Land weiter in diesem beziehungsweise verteilt werden. Weiterhin liegt zu Ta- Jahr gut durch die Corona-Krise und vor allem aus der gesordnungspunkt 2 ein Antrag der Landesregierung auf Corona-Krise zu führen. Ein gutes neues Jahr uns allen! Drucksache 7/5696 vor. Wird der so geänderten Tages- ordnung widersprochen? – Das ist nicht der Fall. Damit (Beifall vonseiten der Fraktionen ist die Tagesordnung der 108. Sitzung gemäß Para- der SPD, CDU und DIE LINKE) graf 73 Absatz 3 unserer Geschäftsordnung festgestellt. Es wird auch ein besonderes Jahr sein, ein Jahr, wo Wir kommen jetzt zu unseren zurückliegenden Ge- demokratische Wahlen stattfinden. burtstagen. Ich gratuliere zu ihren kürzlich begangenen Geburtstagen in den Monaten Dezember 2020 und Ja- Und, sehr geehrte Damen und Herren, lassen Sie mich nuar 2021: Christiane Berg, herzlichen Glückwunsch, ein Wort dazu sagen, dass wir heute Morgen alle unter , herzlichen Glückwunsch, Bernhard Wildt, dem Eindruck der Bilder von gestern Abend und heute Dirk Lerche, Andreas Butzki und Elisabeth Aßmann. Nacht aus Washington aufgewacht sind, und gerade weil Herzlichen Glückwunsch an alle! wir heute hier zu dieser Sondersitzung im Parlament zusammenkommen: Es sind schockierende Bilder, dass (Beifall vonseiten der Fraktionen ein Parlament gestürmt wird. Hier wurde die Demokratie der SPD, CDU, AfD, DIE LINKE, auf unfassbare, auf furchtbare Art und Weise angegriffen. Holger Arppe, fraktionslos, und Bei allem notwendigen Streit in der Demokratie und bei Christel Weißig, fraktionslos) aller notwendiger Zuspitzung, wir dürfen es zu keinem Zeitpunkt zulassen, dass Rechtspopulisten, dass Leugner, Ganz herzlich gratulieren möchte ich unserem Kollegen dass Antidemokraten den Kern von Demokratie zerstö- und Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung ren! Christian Pegel zu seinem heutigen Geburtstag. Herzli- chen Glückwunsch! Der Kern von Demokratie ist, auf wahren Fakten zu dis- kutieren, Fakten und Realitäten anzuerkennen, gemein- (Beifall vonseiten der Fraktionen sam um den besten Weg zu streiten, aber niemals de- der SPD, CDU, AfD, DIE LINKE, mokratische Regeln zu missachten. Und zu einer Demo- Holger Arppe, fraktionslos, und kratie gehört auch, dass es einen fairen und gewaltfreien Christel Weißig, fraktionslos – Übergang gibt nach Wahlen. Dazu gehört auch, Wahl- Zurufe aus dem Plenum: Oh!) ergebnisse anzuerkennen. Und es darf nicht sein, dass Menschen aufgehetzt werden und dass Abgeordnete um Meine sehr geehrten Damen und Herren, bevor ich jetzt Leib und Leben fürchten müssen, auch Mitarbeiterinnen den ersten Tagesordnungspunkt aufrufe, gestatten Sie und Mitarbeiter und Sicherheitskräfte. Und deswegen mir, Ihnen allen noch ein gesundes, frohes neues Jahr zu bitte ich Sie alle, dass wir gemeinsam als ein Zeichen der wünschen und vor allen Dingen, dass wir es gemeinsam Solidarität für Freiheit und Demokratie und für einen schaffen – das ist dann auch die Überleitung zum Ta- fairen Streit unter Demokraten eintreten. gesordnungspunkt 1 –, mit dem Corona-Virus umzu- gehen beziehungsweise bestmögliche Beratungen hier Wir haben gesehen, dass nicht jeder Präsident und auch auch im Parlament zu haben. nicht jede Partei, die demokratisch gewählt ist, Demo- kraten sind. Und ich bin immer für eine auch harte Aus- Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 1: Aktuelle Lage einandersetzung, wenn es notwendig ist, aber ich wün- „Corona-Virus“, hierzu Regierungserklärung der Minister- sche mir für uns besonders für dieses Jahr, dass es präsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, in immer ein fairer Streit um die besten Ideen für die Bürge- Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 3 rinnen und Bürger und unser Land ist und dass trotz Der Impfstoff ist nach unserer tiefen Überzeugung der Auseinandersetzungen, trotz unterschiedlicher Meinun- Weg aus der Pandemie, und deshalb bin ich unserem gen wir Demokraten uns immer einig sind, dass man Gesundheitsminister, der ehemaligen Staatssekretärin zusammenstehen muss, wenn es darum geht, Demokra- Frau Scriba, der neuen Staatssekretärin Frau Hilgemann, tie und Freiheit zu verteidigen. Demokraten müssen die die Projektmanagerin ist für den Impfstart, und vor zusammenstehen, auch gegen Antidemokraten. allem den Impfmanagern in unseren Landkreisen und kreisfreien Städten sehr dankbar, dass dieser Impfstart (Beifall vonseiten der Fraktionen hier in unserem Land gut losgegangen ist. Wir sind das der SPD, CDU, DIE LINKE und Bundesland, was bisher im Verhältnis zur Bevölkerung Christel Weißig, fraktionslos) am meisten verimpft hat. Wir könnten mehr impfen, wenn wir mehr Impfstoff hätten. Aber es ist jetzt schon eine Und deshalb wünsche ich mir von Herzen, dass gerade gute Leistung, dass das so gestartet ist. Herzlichen Dank in Amerika, das eine langjährige traditionelle Demokratie allen, die uns diesen Lichtblick am Ende des Corona- ist – jeder von uns, der schon mal in Washington war, ich Tunnels geben! selber war beim Kapitol, im Weißen Haus, wer diese demokratischen Institutionen kennt, die schon so alt sind, (Beifall vonseiten der Fraktionen die oft Vorbild sind, deswegen, glaube ich, geht es vielen der SPD, CDU, DIE LINKE und so wie mir –, wir wünschen uns, dass die Demokratie in Christel Weißig, fraktionslos) Amerika wieder zusammenfindet, dass vor allem die streitenden Kräfte wieder zusammenfinden und dass Und deshalb, sehr geehrte Damen und Herren, lassen Amerika, die auch für uns gerade eine besondere Bedeu- Sie uns heute zwei Dinge berücksichtigen: Ja, das tung haben, besonders im Einigungsprozess, im Prozess Corona-Virus ist gerade heftig unterwegs und niemand zur deutschen Einheit, dass dieses Land wieder versöhnt kann Entwarnung geben, im Gegenteil, wir müssen uns wird und dass die Spaltung und die Gewalt und der Hass sogar auf noch schwerere Wochen einstellen, weil wir mit aufhören. Das wünsche ich mir für das amerikanische einer kritischen Mutation aus Großbritannien rechnen Volk. müssen. Aber gleichzeitig können wir auch hoffnungsvoll und zuversichtlich sein, dass es uns gelingt, in diesem (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD Jahr Schritt für Schritt aus dieser Pandemie zu kommen, und Ann Christin von Allwörden, CDU) und dass man in diesem dunklen kalten Corona-Winter auch an den warmen Sommer denken darf und dass wir Dazu kommt, sehr geehrte Damen und Herren – und vor Augen haben müssen, dass es uns Schritt für Schritt dafür sind wir heute hier zusammengekommen –, dass gelingen wird, wieder in einen normalen Alltag zu kom- die Corona-Pandemie nicht wegen Weihnachten oder men. Sich mit Freunden zu treffen, essen zu gehen, Jahreswechsel vorbei ist, sondern dass sie uns weiter Konzerte, Kinos, Urlaubsreisen, das wird alles wieder weltweit in Atem hält, und deswegen wird uns das möglich sein. Wichtig ist, dass wir bis dahin trotzdem Corona-Virus leider 2021 auch nicht so schnell loslassen. strenge Maßnahmen einhalten und die Gesundheit der Aber wir starten in dieses Jahr mit guten Nachrichten: Bevölkerung und vor der Überlastung des Gesundheits- Impfstoffe sind zugelassen. Und ich will daran erinnern, wesens weiter schützen. Und trotz Corona bleiben weiter dass wir als Landesregierung mit Unterstützung einer viele andere Themen für uns wichtig, wie gute Arbeit, gut breiten Mehrheit hier im Parlament von Anfang an auf die bezahlte Arbeitsplätze, sozialer Zusammenhalt, gute Langfriststrategie gesetzt haben, dass wir Immunisierung Bildung, Klima- und Umweltschutz. Weiter an die Zukunft durch Impfstoff wollen. denken trotz Corona – das ist meine Hoffnung für 2021.

Es gab ja von Anfang an zwei Wege, die auch kontro- Und deshalb, sehr geehrte Damen und Herren, dass vers diskutiert worden sind, auch hier im Parlament: wir jetzt mit dem Impfen loslegen können, ist eine gute Setzen wir darauf, dass wir aus dieser Pandemie mit Nachricht. Wir haben seit dem 27. Dezember über Impfstoffen kommen und dadurch die Bevölkerung im- 18.000 Menschen die ersten Impfdosen geben können, munisiert wird, wie wir es auch bei anderen schweren knapp 8.000 Bewohnerinnen und Bewohnern von Pfle- Krankheiten und gesundheitlichen Gefahren kennen, und geheimen, etwa 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern versuchen wir, mit Schutzmaßnahmen, die sehr wohl in Pflegeheimen und Krankenhäusern, und auch die sehr hart sind, bis dahin die Bevölkerung größtmöglich zu ersten älteren Menschen werden jetzt Impfstoff bekom- schützen und auch die Überlastung unseres Gesund- men. Mit einer Impfquote von 1,1 auf 100 Einwohner sind heitswesens zu vermeiden, oder gehen wir einen Weg wir dabei ganz vorn in Deutschland, was den Fortschritt der Durchseuchung der Bevölkerung, wir lassen das bei den Impfungen angeht. Virus laufen? Und diese beiden „Strategien“ standen immer in der Diskussion. Trotzdem, will ich sagen, stehen wir vor enormen Her- ausforderungen beim Impfen, denn wir werden die Flä- Und wir als Landesregierung gemeinsam mit allen Bun- che erreichen müssen. Wir waren jetzt schon mit mobilen desländern und der Bundeskanzlerin haben uns immer Teams unterwegs in den Pflegeheimen. Wir sind dort auf entschieden für die Langfriststrategie, auf einen Impfstoff eine hohe Impfbereitschaft gestoßen, aber wir müssen zu setzen. Und ich will sagen, dass diese Strategie auf- jetzt in die Fläche. Und ich will es nur mal veranschauli- geht dank einer wahnsinnigen Leistung von Wissenschaft chen: Alleine der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte und Forschung. Dass in dieser Zeit die ersten Impfstoffe ist zweimal so groß wie das . Das wird unsere zugelassen worden sind und auch funktionieren, wie wir Impfmanager, unsere Impfteams noch vor große Heraus- es sehen, ist eine große Leistung. Und lassen Sie mich forderungen stellen, und deshalb bitte ich hier auch um diesen Wissenschaftlern und allen, die dahinterstehen, gute Unterstützung. Was wir aber auch brauchen, ist, die diesen Prozess bis zum Impfstoff, bis zur Impf- dass der Bund schneller und mehr Impfstoff zur Verfü- stoffentwicklung und Produktion gemacht haben, von gung stellt. Wir könnten 16.000 Impfdosen verimpfen, Herzen danken. haben aber zurzeit pro Tag nur 7.500. Der Impfstoff ist 4 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 die stärkste Waffe gegen Corona, und deswegen wollen wehr haben von einer ruhigen Nacht berichtet. Und ich wir hier weiter vorankommen. bedanke mich vor allem bei den vielen Bürgerinnen und Bürgern für ihre Besonnenheit. Und ich danke den (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD) Polizistinnen und Polizisten und den Feuerwehrleuten und allen anderen, die an den Feiertagen für uns da Zu den mobilen Impfteams, die unterwegs sind, kommen waren. noch zwölf Impfzentren, die ab nächste Woche ihre Ar- beit aufnehmen. In dieser Woche werden wir älteren Besonders bedanken möchte ich mich noch einmal bei Menschen mit Briefen dazu ein Angebot machen. Und den Beschäftigten in den Alten- und Pflegeheimen. Wir ich möchte mich jetzt schon bei den Ärztinnen und Ärz- haben lange überlegt, wie es gehen kann, dass in die- ten, bei den Helferinnen und Helfern bedanken, die sich sem sensiblen, stark betroffenen Bereich trotzdem Kon- bereit erklärt haben, in diesen Impfzentren zu arbeiten. takte möglich sind. Diesmal kam mehr Arbeit hinzu durch Vielen Dank den Impfteams, die zwischen Weihnachten Tests, durch Kontrollen der Besucher, möglicherweise und Neujahr unterwegs waren! Und ich bin beeindruckt, Kolleginnen und Kollegen in Quarantäne, dazu die eige- wie viele Menschen sich gemeldet haben, uns zu helfen. ne Sorge um die Gesundheit, auch um die Gesundheit Wir werden diese Hilfe brauchen. Eine Impfung in dieser der Angehörigen. Deshalb will ich mich gerade bei diesen Größenordnung in einem Flächenland wie Mecklenburg- Beschäftigten ganz herzlich bedanken, dass sie durch- Vorpommern ist eine große Herausforderung. Und des- gehalten haben, dass sie den Menschen in unseren halb brauchen wir wirklich hier jede helfende Hand. Alten- und Pflegeheimen gerade das Weihnachtsfest so gut und angenehm wie möglich gemacht haben. Und ja, ich weiß, es gibt die Debatte, warum können wir zum Beispiel nicht schon Erzieher und Lehrer impfen. (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD Das war heute Morgen auch im Morgenradio, auch Frau und Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE) Oldenburg, Sie haben völlig zu Recht diese Frage ge- stellt, und ich will sagen, wir wollen so schnell wie mög- Ich möchte mich auch bei den Beschäftigten in den Ge- lich wichtige Personengruppen impfen. Aber wir haben sundheitsämtern bedanken. Es gab private Bereiche im die Reihenfolge, dass wir jetzt erst mal in die Pflegehei- Gesundheitsbereich, die mit uns diskutiert haben, zum me gehen – da ist das große Risiko, da haben wir die Beispiel im Laborbereich, private Labore, ob sie über- meisten Infektionen, die meisten Sterbefälle –, dass wir haupt über die Feiertage arbeiten. Der öffentliche Ge- jetzt die älteren Menschen impfen, die Intensivstationen, sundheitsdienst hat es nicht getan. Die Beschäftigten in die Wachstationen, und wir wollen so schnell wie möglich den Gesundheitsämtern waren an Bord über die Feierta- vorankommen. ge und haben das Notwendige getan. Und ich sage das hier ganz deutlich, weil es ja die eine oder andere Bei der Reihenfolge richten wir uns vor allem nach schlechte Meinung über den öffentlichen Dienst gibt: den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Was wir gerade in diesem öffentlichen Gesundheitsdienst Robert Koch-Institut. Und ich betone aber, die Impfung ist in dieser Pandemie erleben, seit Monaten und auch über freiwillig und niemand muss sich impfen lassen. Ich bin den Jahreswechsel, ist wirklich großartig, und dafür gilt dankbar für jeden, der sich freiwillig impfen lässt, denn unser besonderer Dank. wir müssen uns vorstellen, dieser kleine Stich ist ein wichtiger Schritt, raus aus dieser Pandemie zu kommen. Und es ist klar, mit diesen Schutzmaßnahmen haben wir Deswegen, jeder Stich bedeutet für den einzelnen Men- verhindert, dass sich noch mehr Menschen anstecken. schen Schutz vor einer schweren Erkrankung und er Und wie schnell sich Corona auch in bisher wenig be- bedeutet für unser Land einen Schritt aus der Corona- troffenen Gebieten ausbreitet, erleben wir in unserem Pandemie. eigenen Land und kann man vor allem in Ostdeutschland sehen. Ostdeutschland war in der ersten Welle fast gar Und deshalb, sehr geehrte Damen und Herren, selbst, nicht betroffen. Jetzt haben mittlerweile zwei ostdeutsche wenn wir schneller impfen würden, es wird noch lange Bundesländer – Thüringen und Sachsen – die höchsten dauern, bis große Teile der Bevölkerung durch die Inzidenzzahlen: 269 in Sachsen, 232 in Thüringen. Wir Impfungen immun sind, und deshalb müssen wir paral- haben vor Weihnachten Patienten aus Sachsen bei uns lel zum Impfen weiter Schutzmaßnahmen ergreifen, um behandelt, weil die sächsischen Krankenhäuser keine möglichst wieder schnell unter 50 Neuinfektionen pro Kapazitäten mehr hatten. Und natürlich ist hier unsere 100.000 Einwohner pro Landkreis und kreisfreier Stadt Solidarität gefordert und wir geben sie gerne. In einigen zu kommen. Es ist deshalb wichtig, weil wir jetzt schon Regionen Sachsens sind im Dezember anderthalbmal so feststellen, dass bei den hohen Inzidenzen die Corona- viele Menschen gestorben wie im Dezember des Vor- Kontaktnachverfolgung schwieriger wird. Gestern wurden jahres. in Mecklenburg-Vorpommern 481 Neuansteckungen ge- meldet. Das ist einer der höchsten Werte für einen ein- In den stark betroffenen Ländern sind die Maßnahmen zelnen Tag in unserem Land. Und die Inzidenz war noch natürlich härter als bei uns. In Sachsen darf man sich seit nie so hoch. Gestern ist sie über 100, auf 103 gestiegen. einigen Wochen nicht weiter als 15 Kilometer vom Wohn- ort entfernen. Die Kitas und Schulen sind komplett dicht Ich habe gerade auch mit dem Landrat Kärger telefoniert, mit enger Notbetreuung. In Bayern gab es nicht mal weil wir den ersten Landkreis haben, Mecklenburgische für Silvester Sonderregelungen. Ab 21.00 Uhr trat die Seenplatte, doppelt so groß wie das Saarland, der kurz Ausgangssperre in Kraft. Und ich will hier ganz deutlich vor der 200er-Inzidenz – also absoluter Hotspot – steht. sagen, dass mich berührt hat, wie Ministerpräsident Die Lage ist in diesen Tagen so schwierig, wie sie noch nie Kretschmer aus Sachsen uns in der MPK berichtet hat, in der Corona-Pandemie war. Bis auf die Stadt Rostock wie es sich anfühlt für einen Ministerpräsidenten, wenn sind mittlerweile alle Regionen des Landes Risikogebie- die eigenen Landsleute ausgeflogen werden müssen, te, und deshalb war es auch nötig, dass Weihnachten weil die Kapazitäten in den Krankenhäusern dicht sind. und Silvester stiller waren als sonst. Polizei und Feuer- Ich möchte, dass wir alle gemeinsam alles dafür tun, Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 5 dass eine solche Situation in unserem Land nicht ein- Zweitens. Wir haben die drohende Mutation aus Groß- tritt. britannien, die zum Beispiel auch schon Österreich erreicht hat. Und die bedeutet, dass man sich noch (Beifall vonseiten der Fraktionen schneller mit Corona anstecken kann und dass noch der SPD, CDU, DIE LINKE und nicht sichergestellt ist, ob sich nicht auch die jüngeren Christel Weißig, fraktionslos) Altersgruppen damit schneller anstecken.

Und ich möchte Ihnen auch berichten, dass es mich auch Und deswegen haben wir uns entschieden, die Schutz- berührt hat, wie der Kollege aus Thürin- maßnahmen bis zum 31. Januar fortzusetzen und die gen berichtet hat, dass Thüringen im Sommer noch die Maßnahmen weiter zu verschärfen. Wir greifen zurück Insel der Glückseligen war – und Sie erinnern sich, Bodo auf die strengen Kontaktregelungen aus dem Frühjahr Ramelow hatte sehr frühzeitig auch darüber gesprochen, letzten Jahres, wo es schon mal galt, jeder bleibt für ob wir nicht stärker den Öffnungsweg gehen müssen – sich in seinem Hausstand und darf maximal eine weitere und dass dieses Pendel total umgeschlagen hat, dass er Person treffen. Und dazu kommt, dass in Gegenden jetzt mit einer Inzidenz über fast bei 250 kämpft. Und mit Inzidenzen ab 200 – und das kann jetzt auch unse- beide Ministerpräsidenten haben uns geraten – und das ren Landkreis Mecklenburgische Seenplatte treffen – nehme ich sehr ernst –, dass das niemand unterschätzen Menschen Ausgangsbeschränkungen bekommen. Keine darf. Das kann in jedem Bundesland passieren. Ausgangssperre! Ausgangssperre ist, dass ich ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr raus kann, wie zum Ich kenne beide Kollegen, ich schätze sie, und es lag mit Beispiel in Bayern. Ausgangsbeschränkung heißt, ich Sicherheit nicht an deren Unvermögen, sondern es liegt kann mich nur in einem bestimmten Radius bewegen von daran, dass niemand Corona-Virus politisch ausknipsen 15 Kilometern, so, wie es in Sachsen schon erforderlich kann. Und deshalb habe ich die Bitte, dass die Gefahr ist. Natürlich muss es dort Ausnahmen geben, wenn ich von Corona-Virus nicht mehr unterschätzt wird, auch bitte zur Arbeit fahre, wenn ich meine pflegebedürftige Mutter in diesem Parlament nicht mehr kleingeredet wird. Wir im Pflegeheim besuche, wenn ich meine Lebensmittel haben massive Infektionszahlen auch in unserem Land. kaufen muss. Und vor allem auch die Gesundheitskapazitäten, die Krankenhäuser sind in unserem Land auch zunehmend Mit diesen Entscheidungen haben wir es uns nicht leicht belastet. Und wir haben gemeinsam die Verantwortung, gemacht, aber ich sage auch, wir als Bundesland haben die Bevölkerung zu schützen und die Überlastung des immer gefordert, dass in den Superhotspots – und das ist Gesundheitswesens zu verhindern. Und das fängt damit es ab 200 – auch Einschränkungen der Mobilität kom- an, dass wir diese Realität anerkennen, so bitter sie ist, men. Wir mussten immer die Mobilität einschränken als sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete. Land, weil andere keine Einschränkungen gemacht ha- ben. Es war oft die Forderung von uns, bitte lasst uns (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD Einschränkungen machen für Mobilität in absoluten Hot- und Franz-Robert Liskow, CDU) spots. Diese Einschränkungen gibt es jetzt, sie sind hart, sie sind konsequent, und trotzdem sollten wir sie unter- Zu diesen schwierigen Nachrichten kommt, dass mittler- stützen, denn es ist wichtig, dass durch Mobilität der weile ganz Ostdeutschland betroffen ist. Sachsen, Thü- Corona-Virus nicht weiterverbreitet wird. Und es ist eine ringen habe ich erwähnt, aber auch Sachsen-Anhalt und vorbeugende Maßnahme für die Mutation aus Großbri- kämpfen bei Inzidenzen von 200. Und des- tannien. Es bringt auch nichts, wenn wir in drei Wochen wegen sage ich ganz deutlich, es gibt keine Garantie, hier stehen und sagen, jetzt hat uns die Mutation er- dass das in Mecklenburg-Vorpommern nicht so kommt. wischt, jetzt ist alles noch viel schlimmer und hätten wir Und deswegen müssen wir auch in dieser Debatte dar- es mal eher gemacht. Und deshalb bitte ich, dass diese über reden, wo wir noch mehr tun können, um uns vor Maßnahmen von Bundeskanzlerin und den Ministerprä- Corona-Virus zu schützen, und bitte nicht darüber, was sidenten unterstützt werden. denn alles noch lockerer werden kann! Ich habe mich in den Beratungen aber auch für Ausnah- Ich weiß, dass die Maßnahmen sehr hart sind, und ich weiß, men eingesetzt, besonders für Ausnahmen, die diesem dass es viel von der Bevölkerung verlangt ist – niemand ist Parlament wichtig waren. Wir haben immer gesagt, wir davon ausgenommen, auch ich nicht –, aber es ist wichtig, wollen, dass vor allem möglichst Kitas und Schulen auf- dass wir solche dramatischen Situationen versuchen zu bleiben und wir nicht wieder auf eine enge Notbetreuung verhindern. Und deshalb haben wir es uns auch in den zurückgreifen müssen. Ich will ganz klar sagen, bei Inzi- Beratungen mit der Bundeskanzlerin nicht leicht gemacht. denzen von 200 wird es auch notwendig sein, Kitas und Und ich weiß, man wird über viele Maßnahmen diskutieren Schulen so zu schließen, dass wir nur eine Notbetreuung können und man findet viele einzelne Beispiele, wo man machen. Da drunter ist es weiter möglich, dass wir die sagt, da ist es doch aber unbequem, da passt es nicht. Ich Regel haben wie jetzt. Wichtig war uns aber, dass die weiß das alles, aber am Ende geht es auch darum, Maß- Abschlussklassen zurückkommen können. Und das wird nahmen zu verabreden, die vielleicht in jedem Einzelfall möglich sein. Wir wollen die Eltern zusätzlich unterstüt- nicht superpassend sind, weil wir 1,6 Millionen Menschen zen durch das Kinderkrankengeld für zehn zusätzliche sind, 80 Millionen Bundesbürger, aber es geht darum, Tage pro Elternteil. sich zu überlegen, wo können wir Kontakte reduzieren. Natürlich kann Schule zu Hause kein Dauerzustand sein, Die Wissenschaftler in der Expertenanhörung mit der und deshalb muss es unser Ziel sein, wenn die Infekti- Kanzlerin und den Ministerpräsidenten haben uns ein- onszahlen zurückgehen, Schülerinnen und Schüler so dringlich gewarnt: schnell wie möglich wieder zurück in den Präsenzunter- richt zu holen. Wir wollen in der nächsten Woche mit den Erstens. Die bisherigen Maßnahmen des Shutdowns Abschlussklassen anfangen. Hier setzen wir auch be- reichen nicht, um auf 50 zu kommen. sonders den Parlamentsbeschluss um. Es ist wichtig, 6 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 dass die Schüler, die in diesem Jahr einen Abschluss ungssituationen beziehen. Ich bin dafür, dass wir Ihren machen, auch die Möglichkeit haben, sich jetzt wieder Vorschlag aufnehmen, für die Kinder morgen im MV- über den Präsenzunterricht gut vorbereiten zu können. Gipfel eine pragmatische Regel zu finden. Und ich will mich vor allem auch beim Elternrat, beim Schülerrat des Landes, auch bei den Lehrern bedanken, (Beifall vonseiten der Fraktionen auch bei der Bildungsministerin, dass es gelungen ist, der SPD und CDU) auch dieses Modell, was ja der Landtag besonders ge- fordert hat, dass wir uns darauf im Land einigen. Und das Sehr geehrte Damen und Herren, Schutzmaßnahmen ist auch die Ausnahme, die wir in der MPK beredet ha- sind die eine Seite, Impfen ist die andere Seite. Mit bei- ben. dem müssen wir uns jetzt bestmöglich vor Corona schüt- zen. Wir müssen aber auch dafür sorgen, dass unsere Ich weiß auch aus den Diskussionen mit allen Fraktio- Wirtschaft weiter geschützt wird, insbesondere mit den nen, vor allem mit den Fraktionen der SPD, CDU und der Wirtschaftshilfen. Linksfraktion, sie sind alle auf mich zugekommen wegen der Kontaktbeschränkungen, und ich sage auch, die Ich will mich hier auch bei unserem Wirtschaftsminister Kontaktbeschränkung „eigener Hausstand plus eine für seinen Einsatz bedanken. Wir machen sehr viel Person“ ist sehr eng. Sie beinhaltet die Idee, dass wir Druck, dass die Hilfen schneller kommen. Wir haben eigentlich an einem Punkt sind, wo wir sagen mussten, außerdem als Land unsere Wirtschaft unterstützt mit jeder müsste für sich alleine zu Hause bleiben. Wir wol- dem MV-Schutzfonds und auch dem Winterwirtschafts- len aber die, die wirklich alleine leben – es ist ja ein Un- programm. 348 Millionen Euro an Soforthilfen wurden im terschied, ob ich eine Familie bin mit Partner, mit zwei vergangenen Jahr ausgezahlt. Dazu kommen die Neu- Kindern, dann ist man zu viert, dann ist noch genug Le- startprämien für Unternehmen und auch die Unterstüt- ben in der Bude –, aber wenn ich ganz alleine lebe, ge- zung für Ausbildungsbetriebe und die Ergänzung der rade viele ältere Menschen, kann es nicht sein, dass ich Überbrückungshilfe des Bundes. Wir tun alles dafür, dass niemanden mehr treffen kann. Deswegen gibt es die wir die Gesundheit der Menschen schützen, aber auch Plus-1-Regel. die Arbeitsplätze und die Unternehmen, auch mit der guten Regelung des Bundes des Kurzarbeitergeldes. Wir Ich weiß aber aus den Diskussionen, auch aus vielen erwarten aber, dass die Hilfen für unsere Unternehmen Hörerfragen, die ich zum Beispiel heute Morgen im NDR jetzt wirklich schnell ausgezahlt werden, denn die Unter- bekommen habe, wie gilt es denn, gilt es, dass ich als nehmen zahlen einen hohen Preis, und deswegen werbe Familie nicht zu einer Person darf und die eine Person ich auch noch einmal dafür. darf aber zu mir kommen, und deswegen will ich klar sagen, wir sollten morgen im MV-Gipfel hier eine prag- Ja, wir diskutieren in unserem privaten Bereich, kann ich matische Regel einführen, nämlich die Regel, dass es denn noch Oma und Opa sehen, und wie ist es mit den immer möglich ist, der Hausstand plus eine Person, egal, Kindern und wie ist es mit der Freundin. Das ist auch wo das Treffen stattfindet, ob bei der einen Person, bei alles legitim, ich sage aber, die Infektionen finden vor dem Hausstand oder draußen. Es sollte eine einheitliche, allem im privaten Bereich statt, und deswegen müssen pragmatische Regel sein. Wenn wir die Kontakte schon wir uns jetzt in diesem privaten Bereich schützen, indem so eng beschränken, dann sollte sie auch pragmatisch wir nicht fragen, welche Kontakte kann ich noch machen, sein. Ich denke, das ist auch im Sinne der Fraktionen. sondern auf welche kann ich verzichten. Das ist der Schutz für die Gesundheit. (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD und Ann Christin von Allwörden, CDU) Ich finde aber, dass wir gemeinsam auch eine Verant- wortung haben für alle Künstler, die zurzeit nicht arbei- Ich will auch zusagen, dass wir morgen im MV-Gipfel ten, für alle Gastronomen, die ihre Gaststätten dichtha- eine pragmatische Regel finden müssen für die Kinder. ben, für alle Hoteliers, für alle Arbeitnehmer, die zu Hau- Ich will auch hier ganz offen sagen, dass ich hinterfragt se mit Kurzarbeitergeld sitzen und eigentlich wollen, dass habe in der Schalte, ob wir nicht für die Kinder eine Aus- es wieder losgeht, für alle, die ihre Geschäfte dichtge- nahme machen können, wie es bisher war. Hier gab es macht haben. Wenn es uns gelingt, die Infektionszahlen aber keine Einigung, insbesondere mit der Kanzlerin. wieder deutlich zu senken, können wir nach unserem Und natürlich müssen wir uns überlegen, wo können wir MV-Plan wieder mit Lockerungen beginnen. Aber dazu noch Sonderwege machen bei den hohen Inzidenzen. müssen wir uns gemeinsam vor allem ganz eng an Kon- Ich verstehe aber das Ansinnen der Fraktionen – so taktbeschränkungen halten – für unsere Gesundheit, nehme ich den Antrag wahr von SPD, CDU und DIE aber, ganz ehrlich, auch für alle die, die gerade hier wirt- LINKE –, dass wir eine pragmatische Regel für die Kin- schaftlich diesen hohen Preis zahlen. der finden müssen. (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD) Ich will als Allererstes sagen, Kinder gehören, wenn sie minderjährig sind, immer zum Hausstand der Eltern, egal, Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben auch gute wo sie gerade wohnen und sorgeberechtigt sind. Das ist Aussichten. Die Herbstprognose der Bundesregierung die besondere Frage, die auch die Linkspartei aufge- geht von einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes um macht hat, was ist mit getrennt lebenden Eltern. Kinder 4,4 Prozent in diesem Jahr aus. Natürlich gibt es auf von getrennt lebenden Eltern gehören immer zum Haus- diesem Weg noch viele Corona-Risiken. Und deshalb stand, ob sie nun gerade bei der Mutter sind oder dem möchten der Wirtschaftsminister, der Finanzminister und Vater. Ich glaube, das sollte eine Selbstverständlichkeit ich uns nächste Woche mit Wirtschaft und Gewerkschaf- sein. Ich bin aber auch sehr dafür, was alle anderen ten treffen und beraten, wie sieht unsere Perspektive, sagen, wir sollten eine einheitliche Regel finden für alle unsere wirtschaftliche Perspektive, die Perspektive am Kinder. Wir müssen uns noch über die Altersgrenze ver- Arbeitsmarkt in diesem Jahr aus und was können wir ständigen und ob wir es zum Beispiel auch auf Betreu- dafür tun, dass wir hier weiter vorwärtskommen. Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 7

Es gibt gute Nachrichten aus der Wirtschaft unseres Präsidentin Birgit Hesse: Vielen Dank, Frau Minister- Landes, zum Beispiel die angekündigten Neuansiedlun- präsidentin! gen in Anklam und Pasewalk mit mehr als 100 neuen Arbeitsplätzen im Landesteil Vorpommern. Und es gibt Die Ministerpräsidentin hat die angemeldete Redezeit um auch gute Nachrichten für die Bürgerinnen und Bürger. drei Minuten überschritten. Die meisten brauchen keinen Solidaritätszuschlag mehr zu bezahlen. Ja, ihn gibt es zu zehn Prozent, für die Das Wort zur Begründung des Antrages der Fraktionen obersten zehn Prozent, aber ich sage auch, in einer der SPD, CDU und DIE LINKE wird nicht gewünscht. solchen Pandemie können die, die zu den zehn Prozent der Meistverdienenden in Deutschland gehören, auch Gemäß Paragraf 84 Absatz 4 unserer Geschäftsordnung noch Soli zahlen. Wichtig ist, dass die breite Mitte entlas- beträgt die Aussprachezeit nach einer Regierungser- tet wird. klärung 155 Minuten. Außerdem hat der fraktionslose Abgeordnete Holger Arppe eine Rede mit einer Dauer (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD) von 3 Minuten angemeldet. Ich eröffne die verbundene Aussprache. Zuschüsse der Arbeitgeber zum Kurzarbeitergeld werden zum größten Teil steuerfrei gestellt. Wir haben uns in Das Wort hat für die Fraktion der AfD Herr Horst Förster. starkgemacht für die Homeoffice-Pauschale von 600 Euro. Das Kindergeld steigt, und der Entlastungsbe- Horst Förster, AfD: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte trag für Alleinerziehende wird angehoben. Und, sehr Abgeordnete! Liebe Landsleute! Ich möchte anknüpfen an geehrte Damen und Herren, endlich tritt die Grundrente das Vorwort der Ministerpräsidentin, die an die Ereignisse in Kraft. Und bei uns im Land werden die Azubis ab in den USA, in Washington, angeknüpft hat. Ja, ich denke, 1. Februar das Azubi-Ticket haben. das hat uns alle erschreckt. Es ist gar keine Frage, dass wir das hier aufgreifen. Gut, ob das nötig ist, weiß ich nicht, Ich will damit deutlich machen, dass es trotz Corona viele die Amerikaner lieben es ja nicht, wenn wir sie belehren. gute Aussichten gibt. Und damit will ich schließen, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete. Mecklenburg- (Zuruf von Christiane Berg, CDU) Vorpommern bleibt ein Land zum Leben – trotz Corona. Wir bleiben Tourismusland und werden hoffentlich bald Aber in dem Punkt ist es vielleicht gut zu sagen, dass es wieder in unserem Land Gäste empfangen dürfen. Wir eine Selbstverständlichkeit ist, dass wir hier in unserem bleiben ein Land mit guten wirtschaftlichen Perspektiven, Lande solche Sitten nicht haben und dass wir natürlich ein schönes und beliebtes Land für Einheimische, für das genauso verurteilen. Zugezogene und für Besucher. Wir bleiben ein Land mit lebendigem Ehrenamt und einem guten sozialen Zu- (Zuruf von Rainer Albrecht, SPD) sammenhalt. Aber Sie sprachen auch von Leugnern und Rechtspopu- (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) listen, und da wurde mir doch klar, dass Sie zwischen den Zeilen vielleicht auch noch was ganz anderes mei- Sehr geehrte Damen und Herren, 2021 ist auch ein wich- nen. Wenn Sie meinen, dass wir einen freien, offenen tiges Jahr für die Demokratie in unserem Land. Wir wäh- Diskurs brauchen, dann haben Sie unsere volle Unter- len einen neuen Bundestag und einen neuen Landtag. stützung. Wenn Sie meinen, dass man die Meinungsfrei- heit davon abhängig macht, ob die Meinung richtig oder (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: falsch ist, dann haben Sie nicht unsere Unterstützung. Gott sei Dank!) (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Wir diskutieren und streiten um die besten Ideen für die Thomas de Jesus Fernandes, AfD: nächsten Jahre, wir werden über die Zukunft sprechen Sehr richtig!) und über das, was für unser Land nötig ist, aber jetzt steht erst einmal die Gemeinsamkeit im Mittelpunkt, Die Meinungsfreiheit geht weit, und wir sehen eher die gemeinsam gegen Corona. 2021 wird noch einmal ein Gefahren für die Demokratie, dass die Meinungsfreiheit Jahr im Zeichen des Corona-Virus. 2020 mussten wir hier und da eingeengt wird. Und wir sehen nicht die hinein in die Auseinandersetzung mit der Pandemie, und Gefahr, jedenfalls nicht in dieser allgemeinen Form, ich bin zuversichtlich, dass wir 2021 Schritt für Schritt vom Rechtspopulismus, wir sehen die Gefahr im Rechts- rauskommen werden, mithilfe der Impfungen, mithilfe extremismus und wir sehen die Gefahr im Linksextre- der Achtsamkeit und Solidarität der Bürgerinnen und mismus. Wir sehen die Gefahr überhaupt im Extremis- Bürger in unserem Land. Es wird noch ein schwerer Weg mus, wenn man sich also in absurde Ecken begibt. und es ist noch lange nicht vorbei. Unser Land ist so schwer von Corona betroffen wie noch nie in der Zeit der Aber ich will Ihnen zwei praktische Beispiele nennen. Pandemie. Der Winter ist hart und er ist noch nicht vor- Wenn wir einen Parteitag haben, dann ist der nur mög- bei, aber der Frühling wird kommen und der Sommer lich, wenn Polizeikräfte uns vor linksradikalen Elementen, sowieso, und es wird Fortschritte geben. Es gibt Hoff- speziell der Antifa, schützen. Unter dieser Last steht nur nung und Zuversicht. Wir gehen den Weg durch die eine Partei, das ist die AfD. Darin sehe ich eine Gefahr Corona-Krise und aus der Corona-Krise möglichst ge- der Demokratie auch, meinsam. Dafür werbe ich, dafür bitte ich um Ihre Unter- stützung. – Vielen Dank! (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

(lang anhaltender Beifall denn, um das grundsätzlich zu beurteilen, das muss ich vonseiten der Fraktion der SPD – genauso auf die anderen Parteien übertragen, denen Beifall vonseiten der Fraktion der CDU) könnte das ja auch blühen. 8 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021

Um noch mal auf den Begriff des Leugners zurückzu- Wenn Sie nur auf den Impfstoff abgesetzt haben, dann kommen: Ein offener Diskurs bedeutet nicht, dass man war das jedenfalls eine sehr gewagte Strategie. Wenn abweichende Meinungen, also zum Beispiel Kritiker das der Impfstoff – und wenn es so ist und so sein sollte, zum Klima, zur Klimapolitik als Klimaleugner bezeichnet. das wird ja von jedem nur gewünscht –, wenn dieser Ich habe es hier bis in die jüngste Zeit erleben müssen, Impfstoff das hält, was er verspricht, dann ist das gut, nur dass wir bei diesem Thema als Klimaleugner betrachtet sicher war das in keiner Weise. Und manches ist ja sogar wurden, obwohl in jeder Rede gesagt wird, und das ist jetzt noch unsicher, aber ich will das jetzt nicht auf die auch unser Ausgangspunkt, Klimaänderungen kann nie- Spitze treiben. Sicherlich ist es richtig, von Anfang an mand leugnen. Klimaänderungen sind typisch für jedes darauf zu hoffen, aber als Grundlage einer einseitigen Klima. Strategie ist das ein sehr vager Ausgangspunkt.

(Zuruf von Thomas Krüger, SPD) Ihre Strategie tatsächlich besteht darin, dass Sie – auch jetzt noch – gebannt auf die Inzidenzen starren, die für Und dasselbe gilt für die Corona-Diskussion. Auch da sich genommen überhaupt keine Aussagekraft haben, wird hier immer noch gesagt oder uns vorgeworfen, wir und stolpern dabei von einem Lockdown in den nächs- würden Corona leugnen. Keiner von uns, um das klarzu- ten. Das erleben wir gerade. Dabei lassen Sie sich – stellen, leugnet Corona. genau wie die Bundesregierung – einseitig beraten und setzen sich nicht mit den Meinungen und Vorschlägen (Beifall Thomas de Jesus Fernandes, AfD – anderer Wissenschaftler, zum Beispiel Professor Streeck, Wolfgang Waldmüller, CDU: auseinander. Wir als AfD haben schon sehr früh die Sie haben sich doch gerade Auffassung vertreten, dass sich die Maßnahmen vorran- angesprochen gefühlt!) gig auf den Schutz der vulnerablen Gruppen konzentrie- ren müssen, statt vereinfacht gesagt die gesamte Bevöl- Aber hier gibt es eben auch unterschiedliche Meinungen kerung in Haftung zu nehmen. und da gibt es natürlich auch absurde Verschwörungs- theorien, keine Frage, aber auch hier besteht die Gefahr, (Julian Barlen, SPD: Das hat dass, wer schon hier kritisch irgendetwas sagt, dass er in Schweden ja gut geklappt.) schon in diese Ecke gesteckt wird. Dass die Fokussierung auf die Bewohner von Alten- und (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD Pflegeheimen absolute Priorität haben muss und dass und Holger Arppe, fraktionslos) deren Isolation bei dem ersten Lockdown ein kardinaler Fehler war, ist inzwischen unstreitig. Dennoch hat die Also wenn wir uns einig sind, dass wir insbesondere die Landesregierung es in den vielen Monaten nach dem Meinungsfreiheit als Kern der Demokratie hochhalten und ersten Lockdown versäumt, die gebotenen Maßnahmen hier einen offenen, fairen Diskurs pflegen wollen, dann zum Schutz dieser am meisten gefährdeten Gruppe zu stimmen wir Ihnen uneingeschränkt zu. organisieren.

Ja, nun haben wir ihn, den als unvermeidlich angekün- (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: digten, verschärften Lockdown, der wehtut und dennoch Den ganzen Sommer haben von einem durch Panikmache verängstigten Volk mit Sie geschlafen!) offenen Armen angenommen wird. Noch einmal durch- halten, dann wird alles gut. So klingt es auch aus der Die Schutzkonzepte, die Testpflicht, jetzt Schnelltests Rede der Ministerpräsidentin. Nein, es wird nicht alles insbesondere wurden erst im Dezember entwickelt und gut. Es wird zunächst noch mehr kaputtgemacht. Ja, die sind bis heute nicht flächendeckend umgesetzt. In der Lage ist schwierig und es gibt keine Blaupause für den Folge hat es in den Heimen die meisten Todesfälle ge- allein richtigen Weg. Da hat die Ministerpräsidentin voll- geben. Hier liegt ein eklatantes Versagen vor, das man kommen recht. Aber dieser Lockdown ist eben keine nicht einfach damit abtun kann, wenn man sagt, man sei Lösung. Die Politik der Landesregierung lässt überhaupt durch den ersten Lockdown schlauer geworden, denn keine nachhaltige Strategie erkennen. darum geht es nicht. Es geht darum, dass dieser Er- kenntnis keine Taten folgten. Damit komme ich zu der Die Ministerpräsidentin sprach eben davon, dass es von Frage: Wie geht die Ministerpräsidentin mit ihren Fehlern Anfang an zwei Alternativen gegeben hätte, die eine, die um? Ganz einfach: Es gibt sie nicht, es auf die Durchseuchung ankommen lässt, und die andere, die eben auf den Impfstoff setzt. Nun, im Nach- (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Schweigen!) hinein fühlen Sie sich natürlich darin bestärkt, dass der Weg, den Sie beschritten haben, richtig war. Nun, aber auch nicht, wenn Maßnahmen wegen eklatanter Rechts- wenn Sie es genau betrachten, dann widerlegen Sie sich widrigkeit von Gerichten aufgehoben werden. selbst, denn um die Durchseuchung kommen wir alle nicht drum herum, sei es nun über Impfung oder über (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) eine natürliche Infektion. Und dass Sie … Da wird das Gericht gerügt oder abwertend davon ge- (Zuruf von Thomas Krüger, SPD) sprochen, dass Bürger Ihre Corona-Maßnahmen wegge- klagt hätten. Das ist rechthaberisch und anmaßend. Wenn es so ist, dass Sie von vornherein nur auf die Imp- fung abgestellt haben … (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD und Holger Arppe, fraktionslos) (Thomas Krüger, SPD: Das ist doch ein Riesenunterschied, das Die Informationen zum Pandemiegeschehen sind irrefüh- können Sie doch nicht gleichmachen!) rend und intransparent. Um die Pandemie und das eige- Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 9 ne Risiko richtig einschätzen zu können, sind die Bürger auch medial völlig gleich behandelt, positiv getestet ist in auf verlässliche und umfassende Informationen angewie- den Medien „Infizierte“. Und das ist nicht identisch! Aber sen. Was ihnen jedoch geboten wird, ist eine angstschü- der normale Bürger soll offensichtlich den Eindruck ha- rende Informationspolitik, eine Panikmache, die sich im ben, soundso viele Leute sind neu krank. Und das ist Wesentlichen darin erschöpft, den Bürger tagtäglich mit eben falsch. Das ist nicht richtig. den Inzidenzen, also der Zahl der positiv Getesteten und den Todeszahlen zu konfrontieren. Die Inzidenzen besa- Und wenn Sie meinen, ich würde jetzt Panikmache be- gen für sich genommen jedoch gar nichts, denn sie sind treiben, diese Panikmache ist gewollt. Dazu gab es eine abhängig vom Umfang der Testungen, sie wachsen und Studie für die Bundesregierung, die genau darauf hinge- fallen bei gleichem Infektionsgeschehen mit der Zahl der wiesen hat (gutgläubig natürlich, denn man wollte ja die Testungen. Wenn überhaupt, besagt alleine die Posi- Bereitschaft fördern), genau darauf hingewiesen hat, tivquote, also der Prozentsatz der positiv Getesteten, dass, um die Maßnahmen durchzusetzen, es notwendig etwas, auch für die Vergleichbarkeit. Wenn Sie in dem ist, die Bevölkerung in Angst, die Angst zu schüren. Das einen Bezirk 100 Inzidenzen haben und in dem anderen steht da fast wörtlich drin. Und das ist ja strategiemäßig auch, es wurde aber unterschiedlich getestet, beispiels- nachvollziehbar. weise in dem einen doppelt so viel wie in dem anderen, dann stimmt das um die Hälfte nicht. Die Todeszahlen sind – ohne irgendwas hier verharmlo- sen zu wollen, Und ich erinnere mich daran, dass die Maskenpflicht nach den Ferien an den Schulen mit gestiegenen Inzi- (Dietmar Eifler, CDU: denzen begründet wurde. Und wenn man genau nach- Das machen Sie aber!) prüft, wie ich das getan habe, hat sich herausgestellt, dass fast exakt diese höheren Inzidenzen darauf zurück- um das vorwegzunehmen – ebenfalls irreführend, denn zuführen waren, dass doppelt, also dass ein bestimmter sie beziehen jeden ein, bei dem Corona festgestellt wur- Prozentsatz, 49 bis 54 war das, mehr getestet wurde, de, auch wenn der an schweren Vorerkrankungen, ja, dass also die unterschiedlichen Zahlen am realen Infekti- selbst wenn er bei einem Verkehrsunfall zu Tode ge- onsgeschehen, was gleichgeblieben war, überhaupt nichts kommen ist. Dafür wurde sogar die Statistik geändert. Ich geändert haben. meine, hier ist positiv zu vermerken, dass seit einiger Zeit formuliert wird – aber erst seit einiger Zeit – „an oder im Und auch in Rostock bin ich sehr – da frage ich mich, ich Zusammenhang mit Corona“ verstorben. Statistisch ist weiß nicht, ob es nachgeprüft worden ist, aber möglicher- interessant, dass es die Grippe nicht mehr gibt. Die Grip- weise steht Rostock so gut, weil die vielleicht weniger pe ist statistisch ein Covid-19-Fall. Es gibt also nur noch testen. Jedenfalls habe ich von Bekannten gehört, dass Covid-19- oder Corona-Tote. in Rostock auffällt – aus ihrem Erfahrungsbereich –, dass nicht getestet wird, dass man sagt, nee, brauchen wir (Zurufe vonseiten der Fraktion der SPD: nicht, machen wir nicht. Das ist eine Vermutung. Das ist Nein! – Philipp da Cunha, SPD: ja richtig, aber, Nein, das stimmt doch gar nicht!)

(Thomas Krüger, SPD: Ja, genau.) Für eine realistische Gefahreneinschätzung müssen aber eine ganze Reihe weiterer Faktoren einbezogen werden. aber, Ich wiederhole, was Dr. Jess im Dezember sagte: Jed- wede Kommunikation durch die Regierung und die Medi- (Thomas Krüger, SPD: en ist insgesamt eine reine Katastrophe. Die Situation auf Vermuten Sie mal!) den Intensivstationen, die ist offensichtlich angespannt, wobei die Lage in den einzelnen Krankenhäusern unter- aber, schiedlich ist. Insgesamt sind aber noch ausreichende Kapazitäten – Gott sei Dank – vorhanden. Wenn man (Thomas Krüger, SPD: genau hinhört, dann liegt das Problem weniger an feh- Mann, Mann, Mann!) lenden Intensivbetten als an einem überlasteten oder fehlenden Personal. Hier fragt sich, was in den letzten aber, Herr Krüger, wenn Sie denn mal richtig zuhören, Monaten getan wurde, um aus dem übrigen Personal durch Nachschulungen Hilfskräfte für den Intensivbereich (Thomas Krüger, SPD: zu gewinnen. Gab es dazu klare Absprachen oder wurde Ich hör Ihnen zu!) das den Kliniken überlassen? dann müssten Sie sagen und antworten, die Inzidenzen Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit sind bei jeder im Lande sind nur dann aussagekräftig, wenn überall auf Maßnahme sorgfältig zu prüfen. Dazu gehört die Ab- die Bevölkerung gesehen in gleicher Höhe getestet wür- wägung mit den Kollateralschäden. Bisher wurde dem de, und das ist garantiert nicht der Fall. Gesundheits- und Lebensschutz alles andere unterge- ordnet, obwohl dies weder rechtlich noch ethisch geboten (Zuruf von Elisabeth Aßmann, SPD) ist. Insbesondere wurden dem Lebensschutz vor Corona im Wesentlichen nur die wirtschaftlichen Schäden ge- Wenn überhaupt, besagt also allein die Positivquote genübergestellt. Dass mit den Maßnahmen auch Leben etwas, nämlich der Prozentsatz der positiv Getesteten. und Gesundheit anderer beschädigt werden, wird nach Aber auch dieser Wert ist nur beschränkt aussagefähig, wie vor ausgeklammert. Wer zählt die Alten, die durch weil positiv getestet noch lange nicht bedeutet, dass die die Schließung der Heime nicht an Corona, sondern an Person krank und infektiös ist. Was aber der Bürger Vereinsamung gestorben sind? Wer ermittelt die Toten, jeden Tag hört – und wohl auch hören und so verstehen die durch verschleppte Operationen oder Behandlungen soll –, ist doch, soundso viel Infizierte, denn das wird verstorben sind oder irreparable Schäden davongetragen 10 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 haben? Und wen interessiert es, wie es denen geht, die Nein, völlig … infolge wirtschaftlichen Ruins aus der Bahn geworfen werden und psychisch schwer erkranken? Wer ermittelt (Thomas Krüger, SPD: Was gilt denn jetzt?) die Zahl der Opfer gestiegener häuslicher Gewalt und Missbrauchs an Frauen und Kindern? Also, Herr Krüger, Sie sind ja wirklich sehr forsch heute. Das ist genau falsch. Ich kann Ihnen berichten, das weiß Festzuhalten ist jedenfalls, dass die Landesregierung bei ich noch sehr genau, der Abwägung von Notwendigkeit und Verhältnismäßig- keit teils gravierende Fehler begangen hat, was ja auch (Zuruf von Patrick Dahlemann, SPD) letztendlich bestätigt wurde. Dazu konkret jetzt die Schließung von Hotels, Gaststätten und der Einzelhan- im ersten Ausschuss habe ich konkret genau das näm- delsgeschäfte, das ist weder in dieser Allgemeinheit lich beanstandet. Es war nämlich damals die Theorie – notwendig noch verhältnismäßig. und damals wurde das noch sehr stark vertreten –, das müsse bundeseinheitlich geschehen. Da haben wir (Beifall Dr. Ralph Weber, AfD) schon von Anfang an darauf hingewiesen, bei Grund- rechtseingriffen und Verhältnismäßigkeitsprüfung kommt Dort wurden teils mit großem Aufwand Hygienekonzepte es immer auf die Situation vor Ort an. Es kommt auf die entwickelt, die einen weitgehenden Schutz vor Infektio- Situation an, dort, wo ich eingreifen will. Also besteht ein nen bieten. Diese Bereiche sind nicht die Haupttreiber Begründungszwang, nicht? von Infektionen. Das sind, wie die Ministerpräsidentin ja selbst zutreffend ausgeführt hat, die Alten- und Pflege- Erst recht – ich war eben, glaube ich, an der Stelle ste- heime und vor allem die privaten Zusammenkünfte. Es hengeblieben, wo ich der Regierung vorgeworfen habe, gibt keinen hinreichenden Beweis dafür, dass die den dass hier Fehler gemacht wurden und eben nicht alle Einzelhandel und die Gastronomie betreffenden Maß- wesentlichen Punkte beachtet, abgewogen wurden, das nahmen das Infektionsgeschehen signifikant beeinflusst jedenfalls nicht erkennbar war –, haben. So haben sich vielmehr diese Maßnahmen inso- weit als unwirksam erwiesen. Die aktuellen Zahlen bele- (Heiterkeit bei Wolfgang Waldmüller, CDU) gen dies, denn die pendeln mehr oder weniger unverän- dert auf gleicher Höhe. Das Einzige, was evident ist, ist erst recht, wenn die Hauptbegründungskette die gestie- die Wirkkraft dieser Maßnahmen für die Vernichtung genen Inzidenzen sind. Es reicht eben nicht, dass die wirtschaftlicher Existenzen. Ministerpräsidentin zusammen mit der Kanzlerin etwas aushandelt, was dann möglichst überall gelten soll. Das (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD trägt von vornherein den Keim der Rechtswidrigkeit in und Holger Arppe, fraktionslos) sich, weil – ich sagte es schon bereits –, weil das ganz entscheidend auf die regionale Situation in den einzelnen Für die verordneten Maßnahmen besteht ein Begrün- Ländern ankommt. Wir sind ein dünn besiedeltes Flä- dungszwang, denn mit den Corona-Maßnahmen wird in chenland. Das Kontaktgeschehen der Menschen ge- die Grundrechte der Bürger tief eingegriffen. Dies bedarf schieht hier von vornherein in wesentlich geringeren einer sorgfältigen Begründung, die nachvollziehbar er- Dimensionen als in Berlin, Köln oder München. Kitas und kennen lassen muss, dass alle wesentlichen Punkte Schulen sind ein weiteres Mal die Opfer einer falschen beachtet und abgewogen wurden. Daran fehlt es allemal. Strategie.

Und es wird ganz deutlich, wenn die Ministerin eben Dennoch ist es zu begrüßen, dass sich die Ministerpräsi- davon sprach, wie das sonst abläuft bei der Kanzlerin, dentin einer kompletten Schließung von Kitas und Schu- dass man sich hinsichtlich der Kinder da irgendwo nicht len widersetzt hat, und es lässt sich erahnen nach den einigen konnte. Ich will das mal, ohne die Kanzlerin hier medialen Berichten, der Druck der Kanzlerin muss ja herabzuwürdigen – die kam ja auch auf die merkwürdige recht stark sein. Gleichwohl ist das, was von Schulpflicht Idee, dass ein Kind nur noch einen Freund treffen darf. und frühkindlicher Bildung übriggeblieben ist, eine Kata- Was die Kanzlerin dazu meint in Berlin, ist rechtlich völlig strophe. Kitas und Schulen sind zu Aufbewahrungsstät- egal. Wir leben in Mecklenburg-Vorpommern, die Ver- ten für die Kinder geworden, deren Eltern ihre Kinder ordnungen trifft die Landesregierung, und die Landesre- nicht zu Hause betreuen können. Distanzunterricht mo- gierung ist dafür verantwortlich. Die Landesregierung gelt etwas vor, was nicht funktioniert, weil nicht einmal muss für dieses Land, für jede Region hier die Begrün- überall die technischen Voraussetzungen dafür vorliegen. dung liefern. (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD (Zuruf von Patrick Dahlemann, SPD) und Holger Arppe, fraktionslos)

Und was man aus der Sicht aus Ballungsgebieten heraus Die Folgen kann sich jeder selbst ausmalen, wenn auf- für richtig hält, muss hier lange nicht stimmen. grund dieses verordneten Durcheinanders ein planmäßi- ges, kontinuierliches Lernen aller Kinder in den einzelnen (Zuruf von Thomas Krüger, SPD) Klassen nicht mehr stattfinden kann.

Schon allein die Vorstellung, dass das bundeseinheitlich (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: sein müsse, ist rechtlich falsch. Sehr richtig!)

(Thomas Krüger, SPD: Das haben Sie Der Distanz- oder Digitalunterricht kann den Präsenzun- aber früher anders gefordert! – terricht schlechthin nicht ersetzen. Zurufe vonseiten der Fraktion der AfD: Nein, nein!) (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD) Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 11

Zudem ist Schule nicht nur eine Stätte des Lernens. Die ein mit heißer Nadel gestochener Schnellschuss, der sozialen Kontakte sind für eine gesunde Entwicklung der nicht hinnehmbar ist. Kinder unersetzlich. Es ist ganz klar vorauszusehen, dass viele Schüler, vor allem die aus bildungsfernen (Beifall Dr. Ralph Weber, AfD) Schichten, abgehängt werden. Nun war ja eben erkennbar, dass das die Minister- (Thomas Krüger, SPD: Was ist denn die präsidentin inzwischen auch erkannt hat und das noch logische Schlussfolgerung für Sie? geändert werden soll. Aber das ist auch typisch für Was wollen Sie denn?) das Ganze: Gestern trifft man sich, da wird etwas beschlossen, in der Republik verkündet, und heute weiß Und nicht wenige davon werden den Anschluss auch man, morgen müssen wir wieder was dran ändern. später nicht schaffen. (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD) (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Das ist Ihnen doch egal, Herr Krüger!) So kann ein Eingriff auch nicht vernünftig begründet werden. Das ist ja geradezu entlarvend dafür, dass es an Das kann zu einer lebenslangen Benachteiligung führen. einer vernünftigen Begründung, die alles bedacht hat, fehlt. Zudem stellt sich die Frage, wie das kontrolliert (Thomas Krüger, SPD: werden soll. Jedenfalls wird das Klima von Denunzian- Was ist Ihre Alternative?) tentum kräftig aufgewärmt.

Und das alles geschieht, obwohl Kinder und Schüler Der Impfstoff als Licht am Ende des Tunnels – ja, wir alle nicht die Gefährdeten und Kitas und Schulen gerade hoffen, dass sich die Erwartungen erfüllen und der nicht die Treiber der Pandemie sind. Impfstoff das hält, was der Hersteller verspricht.

Die Lehrerschaft ist gespalten. Die einen fordern hier (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) Präsenzunterricht, die anderen – vor allem die Älteren – haben Angst vor einer Infektion. Dem wird hier Rechnung Gleichwohl ist nicht zu leugnen, dass die Frage der getragen werden müssen, indem die Lehrer im gesamt- Neben- und Langzeitwirkungen letztlich noch ungeklärt gesellschaftlichen Interesse in der Prioritätenliste des ist. Und dass indirekt der Impfzwang mit moralischen Impfens ganz oben stehen müssten. Appellen zum Beispiel bei den Pflegeberufen längst in vollem Gange ist, kann ja wohl niemand bestreiten, da Den so genannten Bewegungsradius lehnen wir ab. Er musste man nur heute Morgen das Radio anmachen. bringt für unser Flächenland gar nichts. Die Mecklenbur- gische Seenplatte ist größer als das Saarland und ver- (Beifall Dr. Ralph Weber, AfD) dünnt somit die Kontakte von vornherein um ein Viel- faches mehr, als es ein Bewegungsradius in einem Bal- Was die nicht ausreichende Beschaffung des Impfstoffes lungsraum zu bewirken vermag. anbelangt, so ist einem Kommentar im „Nordkurier“ – es dürfte wohl eine Mischung aus überwuchernder Büro- (Vizepräsidentin Beate Schlupp kratie, Überforderung und Schlendrian gewesen sein – übernimmt den Vorsitz.) nur noch hinzuzufügen: Das hat man davon, wenn man die nationalen Interessen an Brüssel abgibt und ein in Die Inzidenz von 200 ist keine ausreichende Begrün- Deutschland entwickeltes Produkt von dort verteilen dung. Zudem, die Super-Hotspots betreffend: Wie stellen lässt! Sie sich diesen Landkreis vor? Selbst in einer Großstadt gilt das. Diese Zahlen gründen sich meist an irgendwel- (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD) chen Stellen, in den Heimen oder sonst wo, meist zentral an einem Punkt, wo die Zahlen hochgehen. Dann muss Wenn man so sehr auf den Impfstoff gesetzt hat, wie die man dort lokal eingreifen. Aber nicht, wenn irgendwo in Ministerpräsidentin ausgeführt hat, und darauf im Grunde diesem weiten Landkreis Mecklenburgische Seenplatte alles setzt, dann ist es in der Tat schon skandalös, dass ein Hotspot ist, jetzt nicht genügend Impfstoff zur Verfügung steht, denn man hat ja zu hundert Prozent auf ihn gesetzt. Es ist ja (Zuruf von Thomas Krüger, SPD) nicht so, dass man erst abwarten wollte, wie es bei anderen Impfstoffen so ist, Jahre. Man hat voll darauf die Zahlen gehen hoch und dann wird der ganze Land- gesetzt und hat es trotzdem nicht geschafft, ihn kreis in Haftung genommen! Das ist unsinnig, nicht not- hinreichend zu beschaffen. wendig. Ich muss lokal eingreifen. Die wirtschaftlichen, psychosozialen Folgen der Corona- (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) Maßnahmen sind enorm und werden viele Menschen in den Ruin führen. Das ließe sich mit Entschädigungen Die Kontaktbeschränkung auf nur noch eine Person pro auf Dauer weder abfedern noch ausgleichen. Dem Haushalt ist ein massiver Eingriff, der im Einzelfall zu Schuldenmachen sind irgendwann Grenzen gesetzt, und völlig unverhältnismäßigen Folgen führt, zumal Kinder es ist unverantwortlich, damit künftige Generationen zu nicht mitgezählt werden. belasten.

Nehmen Sie als Beispiel den Geburtstag einer 80-Jährigen, Wie geht es weiter? Die Pandemie folgt dem üblichen die dazu eines ihrer Kinder einladen darf, oder ein Kind saisonalen Verlauf. Der saisonale Verlauf ist ein zu- darf seine Eltern, diese aber dürfen kein Kind besuchen. treffender Parameter, zehnmal mehr als die Inzidenz- Das ist ein Anschlag auf die Kernfamilie oder deutlicher, zahlen. Und so wird es ohne einen Strategiewechsel 12 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 einen oder mehrere weitere Lockdowns geben, das ist kleinen Kinder mit Masken rumlaufen lassen. Auch das abzusehen, es sei denn, mit dem Impfstoff geht es sagen Ihnen Kinderärzte, vernünftige Kinderärzte, die schneller, bis dann hoffentlich die Impfaktion wirkt. Dabei tagtäglich mit Kindern zu tun haben. dürfen wir allerdings nicht außer Acht lassen, dass bis jetzt ungeklärt ist, wie lange die Immunisierung durch (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: den Impfstoff wirkt und wie es um die Neben- und Psychologen jedenfalls.) Langzeitwirkungen bestellt ist. Und wer das jetzt sagt, muss ja schon bei diesem Diskussionsklima, das wir so Das ist wichtig, und deshalb muss ich alles dafür tun, führen, schon wieder Angst haben, als Impfleugner – das damit der Schulbetrieb läuft, und dazu gehört natürlich ist auch eines der neuen Schlagwörter – hingestellt zu auch verständlich, auf die Sorgen insbesondere älterer werden. Nein, wer würde nicht glücklich sein, wenn Lehrerinnen und Lehrer Rücksicht zu nehmen. Das ist ja dieser Impfstoff das halten wird, was man erhofft, und die nachvollziehbar, bei den vielen Kontakten, dass die Sache damit bereinigt würde?! Da gibt es ja keinen, der Angst um ihre Gesundheit und vor Infektionen haben. dem nicht zustimmt. Dann muss ich die aber impfen, wenn sie es wollen, und dann haben sie keine Ängste mehr bei diesem Impfstoff, Ja, was ist die richtige Strategie? Es gibt keine bei dem Sie alle überzeugt sind, dass der zu 100 Prozent Blaupause, aber eines, das haben wir von Anfang an funktioniert. Also das ist eine der Alternativen, Herr gesagt, und das steht auch in unserem 6-Punkte-Plan, Krüger. auf den ich Bezug nehme, der sich an die Vorstellungen von Herrn Professor Streeck anlehnt, ist, dass man ge- So, ich komme zum Ende und stelle also nochmals naue temporäre und lokale Maßnahmen trifft, statt Mas- fest, wir leugnen weder Corona, wir leugnen auch nicht sentesterei und flächendeckende Schließungen Kon- die Gefahr von Covid-19, wir leugnen insbesondere die zentration auf den Schutz der besonders gefährdeten Informationspolitik und halten es nicht für richtig, dass Gruppen und eben auch ganz grundsätzlich mehr man ein aufgeklärtes Volk in dieser Weise in Panik ver- Eigenverantwortung statt Verbote. setzt, denn das findet statt. Das sehen Sie insbesondere, wenn zum Teil jetzt schon Eltern Kinder in dieser Ich will Ihnen ein ganz konkretes Beispiel, fällt mir gerade Größenordnung mit Maske rumlaufen lassen. ein, aus eigenem Erleben sagen. Ich habe ja auch die Frage – ich gehöre ja auch einer Risikogruppe an –, ob (Julian Barlen, SPD: Sie leugnen man sich nun trifft. Die anderen wollten nicht kommen, sogar, dass Sie leugnen.) weil ich ja geschützt werden sollte, und da wurde es mir sehr deutlich: Ich habe es jetzt eigentlich in der Hand Und wir fordern immer wieder erneut – und das ist der gehabt, in meiner Eigenverantwortung, ich bin ja der Schwerpunkt der Diskussion gewesen –, dass bei allen Gefährdete. Möchte ich jetzt ein solches Treffen? Halte Maßnahmen die Verhältnismäßigkeit geprüft werden ich es für vertretbar oder müssen die anderen jetzt muss und dass insbesondere das, was man damit wegbleiben und müssen die im Grunde das Opfer anrichtet, hinreichend einbezogen werden muss, und das bringen, oder muss ich entscheiden und auch notfalls ist bisher nicht geschehen. – Vielen Dank! das Risiko tragen? (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD Hier ist es so, dass insbesondere die Kinder und die und Holger Arppe, fraktionslos) Jugendlichen in Haftung genommen werden. Und ich war entsetzt, als ich heute in den Medien hörte, sogar der Vizepräsidentin Beate Schlupp: Vielen Dank, Herr Verbandschef der Kinder- und Jugendärzte sagt dort Abgeordneter! tatsächlich, dass es nun notwendig sei, schleunigst die Kinder zu impfen, und führt auch noch an, die seien Das Wort hat jetzt für die Fraktion der CDU der ja ohnehin bisher benachteiligt worden. Das ist un- Fraktionsvorsitzende Herr Waldmüller. geheuerlich! Und ich kann nur sagen, da muss ja einer, der in erster Linie politisch geprägt ist, da oben stehen. Wolfgang Waldmüller, CDU: Sehr geehrte Frau Denn ich weiß von Kinderärzten – gerade der Chef der Präsidentin! Meine Damen und Herren! Auch ich möchte Kinderklinik Neubrandenburg –, die vertreten eine völlig am Anfang meiner Rede eine kurze Einlassung machen andere Meinung. Die Kinder sind niemals beteiligt zu den Vorkommnissen in Amerika. Amerika ist selbst- gewesen an der Impfentwicklung. Das muss ja an jeder verständlich unser transatlantischer Freund, ist unser Gruppe erst einmal probiert werden. Und da gibt es jetzt Partner, und das soll es auch in Zukunft bleiben. Wenn also Leute, die ständig sagen, jetzt müssen die Kinder wir aber feststellen, dass in den letzten vier Jahren, als geimpft werden. Die Kinder wurden in Haftung die Person Trump Präsident wurde, das transatlantische genommen bisher, das ist die Strategie gewesen. Die Verhältnis im Wesentlichen getrübt worden ist zu Europa, Kinder sind nicht die Gefährdeten und auch nicht die zu der Welt insgesamt, aufgrund der Strategie „America Gefährder, aber sie sollen geimpft werden – hier mal first“, dann ist das schon sehr, sehr, sehr bedrückend. krass gesagt –, weil der 80-Jährige durch die Gegend Und wenn es zum Schluss dieser Legislatur dazu kommt, rennt und nicht einsieht, dass er sich schützen muss. dass ein Präsident der Vereinigten Staaten demo- Das ist Ihre Strategie und die Strategie ist nicht richtig. kratische Wahlen nicht anerkennt, wenn er dazu aufruft, das Capitol zu stürmen beziehungsweise zu rebellie- Also, und wenn der Impfstoff kommt, da wünschen wir ren, uns natürlich alle eine beschleunigte Umsetzung, mit vernünftiger Priorisierung. Und ich denke, da muss man (Zuruf vonseiten der Fraktion der AfD: auch noch mal nachdenken. Und ich wiederhole noch Hat er doch gar nicht!) mal mein Beispiel mit den Lehrern: Die Kinder und Jugendlichen, die nicht geschützt werden müssen, die dann braucht es keinen anderen Beweis mehr, um zu sollte man in Ruhe lassen, Kinder sein lassen, nicht die sagen, Trump selbst ist undemokratisch, Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 13

(Beifall vonseiten der Fraktionen Das tun Sie, das tun Sie und das tun Sie aus einem der SPD und CDU) einzigen Grund … und es ist erschreckend. Die gute Nachricht dazu ist, es (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: ist bald vorbei. CDU und SPD klopft sich nur selbst auf die Schulter und sagt, man (Unruhe vonseiten der hat alles richtig gemacht.) Fraktionen der SPD und CDU – Beifall Ann Christin von Allwörden, CDU) Vizepräsidentin Beate Schlupp: Einen Moment, Herr Waldmüller, kleinen Moment! Wenn man jetzt zu den Ausführungen von der AfD kommt: Sie haben sich ja gleich am Anfang bezogen (Unruhe vonseiten der Fraktion der AfD – darauf, auf die Aussagen von Frau Ministerpräsidentin Horst Förster, AfD: Das ist doch unwürdig da!) bezüglich der Ansprache von Leugnern. Und Sie haben auch Leugner mit sozusagen gesagt, nein, nein, also Sie haben noch Redezeit, meine Herren von der Fraktion Meinungsfreiheit steht da im Vordergrund, Leugner der AfD, aber das, was jetzt an Zwischenrufen kommt, wären ja keine Leugner, sondern die Meinungsfreiheit stört doch so erheblich, dass man hier vorne der Rede steht im Vordergrund. Den Leugnern ist aber eines zuteil, nicht mehr… dass sie zum einen Gott sei Dank Minderheiten sind, aber zum anderen, dass diese Leugner – und da zähle (Dr. Ralph Weber, AfD: Sie wissen, dass nur ich Sie dazu, da zähle ich Sie dazu – die Eigenschaft einer reden darf. Der Hinweis auf die Redezeit haben, dass Sie nur ihre Meinung, von wegen ist also geschäftsordnungstechnisch falsch. – Meinungsfreiheit, nur ihre Meinung als die richtige Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: ansehen, und nur das ist der Fall. Ja, Herr Lehrer!)

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU – Herr Professor Dr. Weber, Sie wissen auch, wenn wir Zuruf von Horst Förster, AfD) über die Geschäftsordnung reden, dass es die Möglichkeit einer persönlichen Erklärung gibt. Es gibt Geschäftsord- Und eine andere Eigenschaft haben die Leugner, dass nungsinstrumente, es gibt Kurzinterventionen, wo man sie sich ganz bewusst nicht an demokratisch vereinbarte seine Meinung äußern kann, Regeln halten wollen und das eben ganz bewusst nicht einhalten, (Dr. Ralph Weber, AfD: Das ist aber keine Redezeit.) (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Ein Beispiel, ein Beispiel mal bitte, Herr wenn man es denn will und wenn man die Geschäfts- Waldmüller, für diese infame Behauptung!) ordnung lesen kann. und das ist undemokratisches Verhalten, und das ist (Dr. Ralph Weber, AfD: undemokratisches Verhalten. Das ist keine Redezeit.)

(Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Ich hoffe, Sie lesen auch mal alle Artikel, nicht nur die, Konkretes Beispiel jetzt, was Sie die Ihnen gefallen, und von daher habe ich jetzt hier die gerade behauptet haben!) Sitzung unterbrochen, um Ihnen zu sagen, dass Sie zu viel reden. Und das ist so und das bleibt so, und wenn Und Sie machen sich das ja, Sie machen es sich ja völlig jetzt nicht in Zukunft das anders wird, dann werde ich Sie einfach. Sie stellen sich hier … erneut darauf hinweisen und auch zu Ordnungsmaß- nahmen greifen. (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Jetzt sagen Sie doch mal ein Beispiel, (Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD) außer hier so rumzulamentieren!) Bitte schön … Sie haben, Sie können sich hier doch hinstellen. (Der Abgeordnete Dr. Ralph Weber Sie können sich mal, Sie machen es sich ja ganz einfach, meldet eine Kurzintervention an.) Sie machen immer eine Art Postbetrachtung. Sie kom- men hinterher her und sagen im Nachgang, was damals Wunderbar, Sie haben meinen Hinweis verstanden. Dann entschieden wurde, ist falsch, und wir sind die Einzigen, hoffe ich auch, dass Sie die anderen Hinweise verstan- die wissen, wie es richtig gewesen wäre, und leugnen den haben. das Ganze, Und Sie können jetzt fortsetzen, Herr Waldmüller. (Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD) Wolfgang Waldmüller, CDU: Vielen Dank! und leugnen das Ganze und so weiter. Ich war stehengeblieben, dass das antidemokratisches (Unruhe vonseiten der Fraktion der AfD – Verhalten ist, wenn Sie sich bewusst nicht an demo- Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Man muss doch kratisch getroffene Regeln halten, selbst mal gucken, was man damals richtig und falsch gesagt hat. Was ist denn das jetzt bitte?! – (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Ein Beispiel Glocke der Vizepräsidentin) für diese infame Lüge, Herr Waldmüller, los!) 14 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 dass das die Eigenarten von Leugnern sind. (Dr. Ralph Weber, AfD: Aber beim entsprechenden Antrag haben Gucken Sie, gucken Sie doch Ihr eigenes Verhalten an! Sie damals dagegengestimmt.)

(Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Mitte Dezember hatten, … Wir müssen uns doch keine Lügen hier gefallen lassen am Pult!) (Dr. Ralph Weber, AfD: Wie heuchlerisch ist das denn?!) Gucken Sie die Aussage von Professor Dr. Weber an im Ältestenrat, wo damals Vereinbarungen für den Landtag hatten … getroffen wurden: Solange das nicht angewiesen ist, werde ich mich nicht an Vereinbarungen, an Mundschutz, (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: an Sonstiges irgendwo halten. Das haben Sie doch ganz Er wird halt seinen eigenen Regeln nicht klar gesagt! gerecht. Das ist halt Herr Waldmüller. Was erwartest du?) (Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE – Mitte Dezember hatten sich Bund und Länder auf das Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD) weitgehende Runterfahren des öffentlichen Lebens eben geeinigt, und diese Regeln – das wissen Sie –, das sollte Ich war dabei … dazu führen, dass auch Weihnachten einigermaßen halb- wegs unter normalen Bedingungen eben auch stattfinden (Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD) kann.

Ich war dabei stehengeblieben … (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Seien Sie doch mal selbstkritisch!) (Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD) Und das hatte, und das hatte das Ziel … Ich war dabei stehengeblieben zu sagen, Ihnen ver- antwortungsloses Handeln hier darzulegen, weil Sie eben (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Ihre Meinung immer ad hoc a posteriori hinterher bilden Sie haben den ganzen Sommer geschlafen.) und dann zurück. Das dient Ihnen ausschließlich dazu, um Maßnahmen eben politisch zu diskreditieren, um Und das hatte … eigenen politischen Profit daraus zu schlagen, aber nicht, weil Sie Verantwortung fürs Land, für die Bürger, (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: für die Gesundheit der Bürger tragen, auf gar keinen Die Regierung hat den ganzen Sommer Fall. geschlafen und nichts getan.)

(Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Und das hatte das … Das sehen wir ganz anders.) (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Regierungsverantwortung zeichnet sich aber dadurch Ein bisschen Selbstkritik wäre doch aus, dass Sie in dem Moment, wo Sie etwas haben, dann mal angebracht, Herr Waldmüller! – auch entscheiden müssen. Und wenn man danach ge- Minister Harry Glawe: Schwätzer, Schwätzer!) gangen ist, ob Sie verantwortungsvoll gehandelt hätten, damals, als Sie das Schwedenmodell ad hoc haben Ah! Da fangen Sie mal bei sich an … wollten, dann nenne ich das, was Sie gerade gesagt haben, Herr Förster, eklatantes Versagen – und so viel Vizepräsidentin Beate Schlupp: Einen Moment, … zu Ihren Ausführungen. Wolfgang Waldmüller, CDU: … und dann zeigen Sie (Beifall vonseiten der Fraktionen mal auf andere! der SPD und CDU) Vizepräsidentin Beate Schlupp: … Herr Waldmüller! Ich möchte jetzt zu unserer eigentlichen, zur Regierungs- Jetzt ist hier mal Ruhe bitte schön! erklärung sprechen. Ich glaube, ich habe mich deutlich ausgedrückt. Und es (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: ist noch Redezeit da. Wir haben noch eine verbundene Das war die von Frau Schwesig, Aussprache, falls Sie das wissen. Sie können also hier das war nicht Ihre.) reden, so viel, wie Sie wollen, wenn Sie sich innerhalb dieser Redezeit äußern. Es wird sicherlich für das, was Ich bin froh, dass wir das tun können. Die MPK war Sie jetzt hier in Zwischenrufen zu sagen haben, reichen, wieder mal, das ist ja schon fast geübte Praxis, und ich und wenn das jetzt noch mal passiert, erteile ich einen bin froh, dass dieses Format, bevor Entscheidungen Ordnungsruf. Es muss hier gewährleistet sein, dass der getroffen werden, der Landtag eben mit beteiligt wird, Redner seine Rede einigermaßen ungestört absolvieren dass also der Landtag nicht nur der reine Zuschauer, kann. Das nehmen Sie für sich in Anspruch und das sondern Akteur ist, und das im gewissen Grade auch so akzep… Rechnung getragen hat. Ich bin froh, dass das in dieser Form auch so stattfindet. (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Also mindestens so gut, wie ich das immer konnte. – Mitte Dezember … Heiterkeit bei Minister Harry Glawe) Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 15

Wir müssen hier nicht diskutieren und Sie wissen, dass down, mit allen Konsequenzen. Ich will nicht nach Wuhan Sie das nicht zu kommentieren haben! Schlucken Sie es gucken, was da gemacht wurde, aber das ist die Über- einfach mal runter! Vielleicht schaffen Sie das ja auch treibung dessen, was passieren kann. Und die anderen noch, und ich werde jetzt demnächst wirklich mit sagen, na ja, wir müssen eins tun, wir müssen natürlich Ordnungsmaßnahmen hier eingreifen. Ich finde es zwar immer die Verfassungsrechtsmäßigkeit, wir müssen im- nicht adäquat bei dem Thema, das wir hier behandeln, mer die Angemessenheit wahren, und wir müssen auch aber wenn es notwendig ist, mache ich das. noch gucken, dass das und das und das und das noch irgendwie funktioniert. Zwischen diesen zwei Welten Jetzt können Sie fortfahren, Herr Waldmüller. bewegen wir uns permanent und suchen den richtigen Weg, immer einen Weg, was uns alle eint, hoffe ich Wolfgang Waldmüller, CDU: Danke! zumindest, schnellstmöglich öffnen zu können. Das muss eigentlich der Antrieb sein, den wir alle haben. Und da Diese Regelungen, die wir damals getroffen haben, hat- muss man sich dann fragen: Ist es der richtige Weg? ten – ich sagte es –, hatten zum einen den Hintergrund, das Weihnachtsfest halbwegs unter normalen Bedingun- Ich will jetzt nicht sagen, das oder das ist gut oder ist gen stattfinden zu lassen, aber andererseits natürlich die schlecht, sondern der Streit um den richtigen Weg. Und exponentiell steigenden Inzidenzen eben zu begrenzen, wir müssen trotzdem konstatieren, dass wir hier in dass eben auch die Krankenhäuser und die Gesund- Mecklenburg-Vorpommern trotz unserer maßvollen Ent- heitsämter mit der Bewältigung der Pandemie nicht scheidungen und meines Erachtens richtigen Entschei- überfordert werden. dungen, dass wir trotzdem weiterhin auf einem hohen Niveau sind und weit davon weg sind aus heutiger Sicht, Und jetzt kann man sich die Frage stellen – Stand irgendwas öffnen zu können. Und das darf eben nicht heute –, ist das gelungen oder ist es nicht gelungen. Und passieren, sondern wir wollen so schnell wie möglich ich würde sagen, es ist insofern gelungen als das, wenn öffnen, und deswegen muss man sich die Frage stellen: wir nichts gemacht hätten, wir ganz andere Inzidenzen Woher kommt denn das jetzt? Woher kommt denn das, jetzt im Land hätten. Das ist überhaupt keine Frage. Und dass wir trotz dieser Bemühungen, trotzdem wir das alles dennoch müssen wir aber sagen, dass wir – das ist auch machen, woher kommen denn trotzdem diese weiterhin gesagt worden –, dass wir trotzdem heute, gerade mit hohen Inzidenzen? dem heutigen Tag, die höchste Inzidenz ausweisen, die wir in Mecklenburg-Vorpommern jemals gehabt haben. (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Wir sind über 100 gekommen, erstmalig. Einkaufen! Von den Einkaufswagen.)

Und ich glaube, dass es ein einziges Mittel gibt, um Wir haben natürlich auch Begründungen und Sie sehen überhaupt, ich sage mal, der Lage auch weiter Herr zu es ja auch, dass wir gerade in dem Bereich der über werden, weil eines haben wir gelernt: Der Virus, der lässt 80-Jährigen ganz hohe Inzidenzen haben, dass wir ge- sich weder aus unserem Bundesland aussperren, noch rade in Alten- und Pflegeheimen immer wieder Ausbrü- interessiert er sich dafür, dass wir irgendwann mal die che haben, hohe Inzidenzen haben, und es ist so, dass niedrigste Inzidenz gehabt haben. Und das einzige natürlich im Wesentlichen auch im privaten Kontakt- wirksame Mittel – ich will das auch gleich erklären – ist bereich eben diese Ansteckungen auch erfolgen. Und eben das Reduzieren von Kontakten, und genau das das ist das Besondere daran und das müssen Sie auch insbesondere im privaten Bereich. Und wir hatten, irgendwann einmal bei der AfD lernen, dass es darum und diese Sondersitzung hatte natürlich eine Vorge- geht, dass durch Kontakte diese Infektionen eben über- schichte. Und wenn wir noch über einen relativ un- tragen werden. Das müssen Sie irgendwann mal be- beschwerten Sommer sprechen können, dann ist es greifen. natürlich automatisch so, dass im Herbst/Winter die Inzidenzen natürlich hochgehen müssen, weil es in der (Horst Förster, AfD: Herr Waldmüller, wir Natur der Sache liegt, dass man sich eben mehr in sind doch nicht in der Sonderschule hier!) geschlossenen Räumen aufhält und dergleichen, und deswegen war da auch im Herbst damals – Sie erinnern Und dann ist die Frage: Hält man sich an diese sich – dieses Wort „Wellenbrecherlockdown“. Wo wir Beschränkungen, die wir gemacht haben, oder nicht. Und angefangen haben einzuschränken, war das eben das im Privatbereich ist es oftmals so, das ist natürlich so und Schlagwort. Und als diese erste MPK stattfand, ich weiß das soll auch so sein, dass der Privatbereich natürlich nicht, ob ich es noch richtig im Kopf habe, da hat die nicht kontrollierbar ist, das ist so. Und um Gottes willen, Bundeskanzlerin damals gesagt, es reicht nicht, was wir ich will nicht dafür plädieren, nicht, dass Sie mich falsch machen. Und wir im Land haben gesagt, ja, wir setzen verstehen, dass man da kontrollieren muss – nein, um das um, aber wir gucken auch, wo wir unsere Landes- Gottes willen, Privatsphäre ist heilig. Aber es geht interessen, wo wir die eben dann auch noch durchsetzen trotzdem darum, dass dort, genau dort im Privatbereich können, und haben dies dann auch so bei uns gemacht. die Infektionen eben dann passieren. Und dann gibt es einen Großteil der Bevölkerung, Gott sei Dank, einen Und Sie sehen daher schon, dass es von jeher, von jeher Großteil der Bevölkerung, der sagt, wir halten uns an immer einen Streit um den besten Weg, das geht nicht diese Regeln und wir machen das und setzen das um, um recht haben, es geht auch nicht, glaube ich, um und da kann man nur vielen, vielen Dank sagen für all Parteipolitik, sondern es geht tatsächlich darum, wie diejenigen, die das dann auch tun. haben wir, wie kriegen wir den besten Weg hin, was ist denn der richtige Weg, um Inzidenz nach unten zu (Beifall vonseiten der Fraktionen kriegen und wieder zurück, und das schnellstmöglich und der SPD und CDU) dann wieder zurückzukommen, ich sage mal, zum wahren Leben. Und da gibt es die unterschiedlichsten Aber es gibt eben auch einen Teil, die dann Eigen- Auffassungen. Die einen sagen, komplett harter Lock- verantwortung in der Art auslegen, dass die Eigenver- 16 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 antwortung da endet, genau da endet, wo mein Ich will nicht weiter, ich habe schon ziemlich lange persönliches Wohl oder mein persönlicher Vorteil infrage geredet, ich will das dann abkürzen. Ich bin bei dem steht. Und da muss ich mich dann fragen, und das ist Weg, der ist ja schon angeführt, aber den Weg, den wir nicht kontrollierbar, da können Sie machen, was Sie mit den Schulen gehen, gehen wir mit. Dass die wollen. Sie können Verordnungen erlassen, wie Sie Abschlussklassen deswegen am Montag wieder in den wollen, Sie können das nicht einschränken, was alles im Präsenzunterricht zurückkommen, das ist richtig, das ist Privatbereich eben stattfindet. Und das ist eben diese wichtig so. Natürlich ist der Präsenzunterricht das, was Eigenverantwortung. Und im Privatbereich, wo wir obligatorisch und was schnellstmöglich insgesamt, in Eigenverantwortung haben, ich habe es gesagt, das ist Abhängigkeit natürlich der Inzidenz, gemacht werden nicht kontrollierbar. Es gibt aber immer wieder welche, muss. Das ist überhaupt keine Frage. die sich hier ganz bewusst drüber stellen, absichtlich oder vielleicht auch wider besseres Wissen, auch Ein letzter Punkt zu dem Thema des Impfens, des möglich, kann auch sein. Aber es finden eben diese Impfens: Frau Ministerpräsidentin hat es schon gesagt, Kontakte statt. wir haben einen guten Anlauf gehabt. Die Entschei- dung, wie wird das gemacht, die mobilen Teams, in die Und warum ist das jetzt, warum – und das müssen Sie Alten-/Pflegeheime und so weiter reinzugehen, und auch begreifen bitte –, warum ist das das Problem? Weil wenn das alles gelingt, wenn der Impfstoff auch re- eben einmal, weil es nicht kontrollierbar ist, und zum gelmäßig nachkommt, wovon wir jetzt einfach mal aus- Zweiten, wenn Sie sich mal die Lageberichte angucken, gehen, da stehen immer die Fälle dabei, wie viele positiv Getestete da sind insgesamt, und da werden Sie (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: feststellen, dass davon heutigen Tags 35 Prozent positiv Einfach mal dran glauben reicht aber Getestete symptomlos sind. Symptomlos! nicht. Man muss den auch bestellen.)

(Zuruf von Horst Förster, AfD) dann ist es eben so, dass wir Ende Januar in den Pflegeheimen in Mecklenburg-Vorpommern durch sind. Und das ist genau dieser, und das ist genau dieser Und das ist eine gute Nachricht. Wenn eine gute Nach- private Kontaktbereich, auf den es drauf ankommt, wo richt das bedeutet, dass wenn es, selbst wenn es noch genau dort, wo sie symptomlos sind, Ansteckungen im ein wenig dauert, bis die Herdenimmunität erreicht ist – Privatbereich stattfinden, die Sie nicht mal merken. Und vielleicht im ersten Halbjahr, also Ende Juni ist das wenn Sie jetzt nicht irgendwann die Kontakte beschrän- vielleicht soweit in ganz Deutschland –, also selbst wenn ken, werden Sie permanent diesen Schub, diesen das noch ein bisschen dauert, so werden zumindest Inzidenzwert nach oben permanent wieder anschieben, durch die Impferei, durch das, dass wir in die Alten- und selbst wenn Sie große Maßnahmen machen, um wieder Pflegeheime gehen, zumindest die schweren Verläufe nach unten zu kommen. sowie die Anzahl der Toten sinken. Und für mich ist das zu Jahresbeginn, für unsere Fraktion zu Jahresbeginn Und das ist die Krux, und deswegen ist es unserer eine Botschaft, die mich mit großem Optimismus auf die Ansicht nach die einzige Möglichkeit, in der Tat kurz und erste Jahreshälfte blicken lässt. schmerzlos, sage ich mal, doch die Kontakte so zu beschränken, mit dem Ziel – und das muss es sein –, (Beifall vonseiten der Fraktion der CDU) dass wir dann so schnell wie möglich öffnen können. Und deswegen sprechen wir auch für diese Entscheidungen, Meine Damen und Herren, zum Schluss soll dieser die dort im Bund getroffen sind. Ich glaube, das ist auch Appell auch noch mal gelten, dass wir, wir haben die so richtig. Aber wir reden dann trotzdem noch von Chance, mit diesen Maßnahmen, die jetzt wirklich ein- diesem Teil, der nicht kontrollierbar ist. Und da kann schneidend auch sind, auch tatsächlich von den Inzi- man nur an die Eigenverantwortung der Menschen denzen runterzukommen. Wir haben die Chance, dann appellieren, die, ich sage mal, 80 Prozent hinnehmen, bei auch eine Perspektive aufzuzeigen über die Öffnungen. der Stange sind und sagen, wir wollen das. Und dann Ich möchte appellieren an alle, an alle Demokraten, an gibt es eben ein paar, die auf Kosten der anderen es alle diejenigen, die sowieso schon mitmachen, dass wir nicht einhalten wollen, ganz bewusst nicht einhalten zusammenstehen. Es ist überschaubar, es ist Licht am wollen, und die meines Erachtens dafür verantwortlich Ende des Tunnels, und wir müssen diese Hürde gemein- sind, dass wir dieses Niveau halten, und das auf Kosten sam nehmen. der Wirtschaft, die dadurch in Existenznot kommt und wir nicht öffnen können. Und zum Schluss will ich all denjenigen danken, die dafür sorgen, dass diese momentane Situation für die aller- Und in dem Sinne, glaube ich, brauchen wir, wenn wir an meisten Menschen trotzdem halbwegs erträglich ist. Das die Eigenverantwortung der Menschen appellieren, dann sind in erster Linie alle Menschen, die in unserem müssen die Menschen auch eine Perspektive haben, Gesundheitssystem arbeiten und dafür sorgen, dass sowohl die Bürger als auch die Unternehmen. Und das Krankheitsverläufe eine gute medizinische Betreuung ist, glaube ich, ganz entscheidend, ich brauche eine erhalten. Und es sind all diejenigen Angestellten in den sichtbare Perspektive: Was passiert bei welcher Inzidenz Supermärkten, seien es die Mitarbeiterinnen und Mit- wann? Und wenn wir das und das, glaube ich, und das arbeiter in der Logistik, im Transport, bei den Paket- ist auch in dem Antrag unter dem Punkt 6 mit aufgeführt, zustellerinnen und Paketzustellern, aber auch insbe- und wenn man das, und das ist unsere Aufgabe, die sondere bei den Belastungen, die die Polizei hier bei uns müssen wir auch erledigen, das aufzuzeigen, und wenn zu tragen hat. Es sind zahlreiche ehrenamtlich Enga- die Menschen dann auch eine Perspektive haben, dann gierte. Und all diesen Menschen möchte ich sagen, dass bin ich fest davon überzeugt, dass wir geschlossen mit wir, möchten wir irgendwann dann sagen, die Corona- Vernunft und alle zusammen diese Corona-Lage auch Pandemie hat uns allen schwer zugesetzt, umgeworfen gut überstehen können. hat sie uns nicht. – Vielen Dank! Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 17

(Beifall vonseiten der Fraktionen Wolfgang Waldmüller, CDU: Ganz kurz. der SPD und CDU) Vizepräsidentin Beate Schlupp: Bitte schön! Vizepräsidentin Beate Schlupp: Herr Fraktionsvorsit- zender, zu Ihrem Wortbeitrag gibt es einen Antrag auf Wolfgang Waldmüller, CDU: Wenn Sie von der Strate- Kurzintervention seitens der Fraktion der AfD. gie reden, die Sie gerade zum Schluss angesprochen haben, dann müssen Sie mir zuhören. Ich habe gesagt, Bitte schön, Herr Förster! dass es bei dem Suchen nach dem besten Weg gibt von den einen, die sagen, total, und die anderen, die sagen, Horst Förster, AfD: Vielen Dank! die maximale Erweiterung. Ich habe nie davon gespro- chen, dass die Verordnungen oder die Vereinbarungen Herr Waldmüller, ganz kurz: Ich finde es eigentlich trau- oder die Beschlüsse nicht dem rechtsstaatlichen Prinzip rig, dass Sie eingangs mit Beschimpfungen angefangen in der Verfassung oder Sonstigem nicht entsprechen haben, denn es waren Beschimpfungen, Unterstellungen: müssen. Ich habe auch von Angemessenheit gespro- „antidemokratisch“, „Leugner“. Das haben Sie doch ei- chen. Aber dennoch gibt es einen Abdeckungsraum, gentlich gar nicht nötig. Dann ist der Punkt „symptomfrei“. einen Spielraum, und diesen Spielraum habe ich damit Da ist vielleicht etwas richtigzustellen. Ich habe Sie so aufgezeigt. verstanden sinngemäß, dass also die symptomfreie Ge- schichte nur oder jedenfalls überwiegend im Privatbe- Beim Zweiten, bei den Antidemokraten, ja, das ist das reich stattfindet. Das ist nicht so. Wenn ich richtig infor- Gleiche, wie ich eingangs ja gesagt habe. Verändern Sie miert bin, dann glaube ich, bis zu 80 Prozent Infektionen doch mal Ihr Verhalten einfach, indem Sie Ihre Meinung verlaufen symptomfrei. Wir haben also ein riesiges Hin- nicht als Meinungsfreiheit titulieren, sondern als die ein- tergrundgeschehen, das auf allen Ebenen überall statt- zig richtige, um eben die anderen politischen Meinungen findet. Das macht es ja auch schwer, das so auszu- zu diskreditieren. machen, (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: (Zuruf von Thomas Krüger, SPD) Sie sind doch von Ihrer Meinung auch überzeugt, Herr Waldmüller!) wie wir ausgeführt haben. Dann haben Sie, glaube ich, am Schluss sinngemäß gesagt, dass die alle hier, die Das ist doch der Hintergrund Ihres ganzen Tuns. zusammenstehen, als Demokraten eingeordnet. Sicher- lich sind das keine Undemokraten. Aber was Sie damit (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) subtil doch aussprechen wollten, ist, die, die an den Maßnahmen zweifeln, die das kritisieren, das sind für Sie Und machen Sie doch irgendwann einmal konkrete Vor- Undemokraten. schläge, entwerfen Sie doch selbst irgendwo mal einen Plan! Sagen Sie doch mal genau, (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Sehen Sie, das ist genau etwas anderes als demokrati- Haben wir gemacht hier, 15 Minuten lang!) scher, fairer Diskurs, denn ich würde mir nicht anmaßen, diejenigen, auch die, die hier vielleicht unvernünftige wie Sie sich das genau vorstellen, bevor Sie da perma- Argumente haben, deshalb als Antidemokraten zu be- nent hinterher das kritisieren, was wir vor einem halben zeichnen. Jahr, einem Vierteljahr, letzten Monat entschieden haben!

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD) (Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD)

Dann ist ein entscheidender Punkt, wo Sie wirklich irren Und die Corona-Infektion, die symptomlos ist, da bestäti- und wo man nicht verschiedener Meinung sein kann, Sie gen Sie eigentlich nur das, was ich gesagt habe. Wenn haben von den Strategien gesprochen, nämlich eine Sie sogar noch von einem höheren Anteil sprechen, Strategie zwischen zwei Welten, einmal total oder eben umso wichtiger, umso mehr bestätigen Sie ja, angemessen, was noch geht. Da liegen Sie völlig schief, denn was an Maßnahmen zulässig ist, bestimmt die (Thomas Krüger, SPD: So ist es.) Rechtsordnung. Und bei Eingriffen, Grundrechtseingriffen gibt es – das ist verfassungsmäßiger Grundsatz – ganz dass wir die Kontakte beschränken müssen. klare Regeln, die müssen angemessen, verhältnismäßig sein. Da gibt es kein Rumdoktern, wir machen jetzt mal (Thomas Krüger, SPD: Genau.) ganz dicht, weil das ja vielleicht schneller geht. Nein, erlaubt ist immer nur das, was notwendig ist und ange- Vielen Dank! messen ist und verhältnismäßig ist. Da gibt es also recht- lich keinen Spielraum. (Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU) Vizepräsidentin Beate Schlupp: Herr Förster, Ihre zwei Minuten sind dann auch vorbei. Vizepräsidentin Beate Schlupp: Vielen Dank, Herr Fraktionsvorsitzender! Horst Förster, AfD: Da liegen Sie also völlig daneben. ‒ Vielen Dank! Das Wort hat jetzt für die Fraktion DIE LINKE der Abge- ordnete Herr Koplin. Vizepräsidentin Beate Schlupp: Möchten Sie antworten Herr Waldmüller? (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) 18 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021

Torsten Koplin, DIE LINKE: Sehr geehrte Frau Präsi- Bockhahn gefragt und haben gesagt, also kannst du uns dentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Das Jahr ist das mal erklären. Und er sagt, unser Gesundheitsamt ist noch jung, das haben mehrere festgestellt, und auch wir nicht überlastet gewesen, hat also testen können. Und seitens der LINKEN möchten Ihnen und uns beste Ge- wir haben in Rostock nicht weniger getestet als an ande- sundheit wünschen. Wir wünschen Ihnen und uns per- ren Orten. sönliches Wohlergehen. Wir wünschen uns mehr politi- schen Erfolg als Ihnen. (Rainer Albrecht, SPD: Sehr richtig!)

(Heiterkeit vonseiten der Es liegt an anderen Gründen, nicht daran, die Sie jetzt zu Fraktionen der SPD und CDU – entwickeln suchten. Das wollen wir ganz gerne klarstel- Beifall Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE) len an dieser Stelle.

Und wir wünschen nicht nur, wir erwarten, so, wie es Herr (Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE) Waldmüller vorhin sagte, Für uns, sehr geehrte Damen und Herren, seitens der (Minister Harry Glawe: LINKEN ist es eine Selbstverständlichkeit gewesen, hier Bis Ostern! Bis Ostern!) Miteinreicherin dieses Antrags zu sein, denn es muss mit aller Konsequenz darum gerungen werden, dass wir die dass wir auf Fakten basierend darum ringen, den best- Zahl der Neuinfektionen verringern. Und der Antrag be- möglichen Weg zu finden, um aus dieser ganz, ganz trachtet ja mit Blick auf die vergangenen Feiertage und schwierigen Lage für die Menschen in diesem Land und den Jahreswechsel den Hintergrund des Ganzen und global für alle Menschen herauszukommen. Das ist so bestätigt im Wesentlichen die Ergebnisse der Beratungen ungeheuer wichtig, weil wir, davon sind wir überzeugt, an der Kanzlerinrunde. Und er verweist auch ‒ das ist uns einem ganz sensiblen Punkt im Umgang und letztlich in wichtig ‒, es handelt sich bei dem, was wir hier entschei- der Bewältigung mit der Corona-Pandemie sind. den, die Einschränkungen, immer um eine Abwägung zwischen den Grundrechten, zwischen sozialen Aspek- Warum ist der so besonders sensibel? Es ist faktisch so ten und wirtschaftlichen Erfordernissen. Und es macht wie ein Kipppunkt. Einerseits, das ist hier mehrfach be- deutlich, dass und wie wir von den besagten Ergebnissen tont worden, gibt es den Hoffnungsstrahl, die Hoffnung, der Kanzlerinrunde abweichen wollen beziehungsweise, die sich verbindet mit den Impfstoffen. Zwei sind jetzt Herr Förster, unsere konkrete Verantwortung hier wahr- zugelassen, weitere Zulassungen werden erwartet. Und nehmen wollen. wir hoffen, bangen aber auch. Mit Zuversicht schauen wir auf die Zahlen derjenigen, die geimpft werden, und natür- Und die Punkte 4 und 6 dieses Antrages sind uns dabei lich auch die Erfahrungen, die damit gemacht werden. besonders wichtig. Frau Ministerpräsidentin hat darauf Und andererseits sind wir uns, denke ich mal, bewusst Bezug genommen, auf die 1-Personen-Regelung. Und oder müssen uns bewusst machen, vor welchen Gefah- Sie haben ja in Aussicht gestellt, wenn dieser Beschluss ren wir stehen. Das zeigt die Zahl der Neuinfektionen, die gefasst ist, davon ist ja auszugehen, dass Sie in der Dynamik, die Inzidenzen und der Umstand ‒ Frau Minis- Runde morgen darüber reden, wie kann man das umset- terpräsidentin hat es gesagt ‒, dass wir mit Mutationen zen. Das ist uns deshalb so sehr wichtig, weil bei allen zu kämpfen haben, die entdeckt wurden und die eben Maßnahmen: Familien sind zu schützen und die Maßga- große Gefahren mit sich bringen. ben, die wir beauflagen, müssen gerechtfertigt sein, auch unter sozialen Aspekten. Und die Frage, was geschieht Und wie Sie führen wir eine ganze Reihe Gespräche, mit Familien, wo in Scheidungsfamilien Kinder in den auch mit denjenigen, die sich aufopferungsvoll um die Haushalten sind, ist ein solcher sozialer, aber vor allen Gesundheit der Mitmenschen kümmern, zum Beispiel mit Dingen auch moralischer Aspekt. Schwestern, Personal aus Noteinrichtungen. Die sagen, die Situation ist schwieriger und dramatischer, als man- Heute früh habe ich telefoniert mit einer guten Freundin. che es annehmen. Und sie sagen, wir sind nur wenige Ich darf das Beispiel nennen. Sie ist wieder verheiratet. Wochen von einer Triage entfernt, aber, aber ‒ und das Im Haushalt leben Zwillinge, die sind heranwachsend, ist das Besondere – wir haben es in der Hand. Wir haben und es gibt die Regelung, an einem Wochenende, also es in der Hand, die abzuwenden! die Kinder wohnen bei ihnen im Haushalt und jedes zwei- te Wochenende können die Kinder zu ihrem Vater, zum Und dem sozusagen untergeordnet ist letztendlich dieser leiblichen Vater. Und nach der Regelung, so, wie sie Antrag, der hier in Rede steht. Die Regierungserklärung ursprünglich jetzt aufgesetzt war, können sie das nicht. dazu haben wir gehört. Der Antrag, den die Fraktionen Sie haben gestern Abend mit ihrem leiblichen Vater tele- vorgelegt haben, zeigt, zu welchen Auffassungen wir foniert und meine Freundin sagte mir, die Kinder waren gekommen sind, welche Positionen damit verbunden danach fix und fertig, weil sie möchten selber nicht krank sind, zeigt auch, welche Maßnahmen notwendig sind. werden, sie möchten andere auch nicht anstecken, aber Das ist auch ganz wichtig, dass wir im politischen Diskurs sie möchten auch zu ihrem leiblichen Vater. Und wer von zu den Maßnahmen kommen und dass wir uns davor den Zwillingen darf und wer nicht? Also wie damit umge- hüten, Herr Förster, davor hüten, Mythen zu entwickeln. hen? Es lässt sich eine Regelung finden, davon sind wir Sie haben ja selber gesagt, dass es eine Vermutung ist, überzeugt, deswegen hier auch der Prüfauftrag. wenn Sie feststellen, dass in Rostock die Zahlen geringer sind, weil vermutlich dort weniger getestet worden wäre. Und der zweite Aspekt: Der Punkt 6 beleuchtet ja noch mal das gemeinschaftliche Handeln von Wirtschaft, Ge- (Zuruf von Horst Förster, AfD) werkschaften, Wohlfahrtsverbänden und Politik, um nach Regelungen zu suchen. Das halten wir für ungeheuer Uns ist natürlich auch die Unterschiedlichkeit der Zahlen wichtig. Wir brauchen eine Corona-Strategie für dieses aufgefallen. Wir haben unseren Sozialsenator Steffen Land im Umgang jetzt und den von uns angestrebten Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 19

Ausstieg. Was es braucht insgesamt, sind Verantwor- reiche und extreme Einschränkungen eingelassen hat, tungsbewusstsein und Solidarität in dieser Gesellschaft, sondern die betroffenen Menschen haben ein Recht auf Verantwortungsbewusstsein eines jeden Einzelnen für Hilfe. Niemand darf durch den Lockdown in den existen- sich, seinen nächsten Angehörigen, aber auch für die ziellen Abgrund geraten. Gesellschaft. Und es braucht gesellschaftliche Solidarität. Die Hilfen der Bundesregierung sind – das zeigen uns Und weil wir die Infektionsketten bezwingen und brechen Informationen, die wir bekommen, wenn wir fragen, wie müssen und weil wir die lokalen Herde, von denen heute ist es denn mit der Auszahlung der Novemberhilfen, geredet wurde, unter anderem jetzt die noch bedrohliche- Dezemberhilfen, wie ist es mit den Abschlägen, wie funk- re Situation als andernorts in der Mecklenburgischen tioniert das –, es ist gesagt worden, 348 Millionen sind im Seenplatte, geht es darum, diese Hotspots einzugrenzen vergangenen Jahr ausgezahlt worden. Wir erfahren aber und sie quasi auszutrocknen. Und es braucht deshalb auch, dass es an vielen Stellen schleppend verläuft und einen energischen Lockdown. Dafür sprechen wir uns es nicht so funktioniert, wie es notwendig ist. Ich erinnere aus. Der muss zugleich, das sind zwei Seiten einer Me- schon an die frühzeitigen Lageeinschätzungen des Wirt- daille, muss ein solidarischer Lockdown sein. In einem schaftsstaatssekretärs Rudolph vor dem Wirtschaftsaus- solchen solidarischen Lockdown stellen wir selbst unter schuss, aber auch an anderen Stellen. Soziale Garantien Beweis, was es bedeutet, wenn wir sagen, dass wir in und staatliche Vorleistungen sind jetzt dringend notwen- einem Sozialstaat leben, wie stark und tragfähig sie sind, dig. Der Schlüssel dafür liegt bei der Bundesregierung, die Grundpfeiler der Demokratie, und wie robust und nicht so sehr bei den Ländern und Kommunen, die viel- leistungsfähig die soziale Marktwirtschaft mit ihren zwei fach weder die Rechtssetzungskompetenz noch die Mit- Seiten, dem wettbewerblichen Markt und der sozialen tel dafür haben. Sicherung ist. Bereits jetzt, mitten in der Pandemie, lassen sich aber Wir wissen darum, dass dieser Tage wie hier in dieser erste Lehren aus der Situation erkennen. Eine zentrale Rede, in meiner Rede hier von Solidarität geredet wird, Lehre ist, sich bewusst zu machen, wie wichtig die Stär- die oft beschworen wird. Häufig wird dabei von einer kung des Öffentlichen ist, wie wichtig ein starkes Ge- Solidarität gesprochen, die immer so auf den Einzelnen sundheitswesen und der öffentliche Gesundheitsdienst abzielt, sein eigenes Verhalten solidarisch zu gestalten, sind. Dazu gehört, sich bewusst zu machen, dass ohne und in diesem Zusammenhang auch an das Verhalten starke und moderne staatliche Infrastruktur auch wirt- des Einzelnen appelliert. Das ist uns seitens der Links- schaftspolitisch kaum Innovationen möglich sind. Zu fraktion schon ein wichtiger Aspekt, aber dabei stehen zu solchen Innovationen gehört die Entwicklung von Impf- bleiben, wäre zu kurz gesprungen. Die Mehrheit der stoffen. Impfstoffe werden ja üblicherweise in einem über Menschen verhält sich nämlich verantwortungsvoll, oft mehrere Phasen laufenden Prozess im Verlauf von meh- solidarisch und rücksichtsvoll. Und wir danken allen, die reren Jahren entwickelt. Und es ist eine großartige Leis- das tun, die an sich und andere denken, die vor allen tung von Forscherinnen und Forschern, von all denjeni- Dingen für andere auch da sind, für deren Gesundheit, gen, die dazu beigetragen haben, dass wir jetzt über die die sich tagtäglich aufreiben und auch ihre eigene Ge- ersten Impfstoffe verfügen. Das ist nicht hoch genug zu sundheit aufs Spiel setzen, und das durch alle Berufs- wertschätzen. gruppen. Hier zu danken, will ich auf alle Fälle auch be- tonen, Dass dies möglich ist, dass wir diese Impfstoffe haben, hat im hohen Maße etwas damit zu tun, dass es öffent- (Beifall vonseiten der Fraktionen liche Hilfen gegeben hat. Es ist nicht zu unterschätzen der SPD und DIE LINKE) die Leistung, die die öffentliche Hand erbracht hat. Allein in Deutschland waren es nach unser Kenntnis 750 Millio- und an dieser Stelle auch Ihnen. Das machen wir nicht nen Euro, die zumindest an drei Impfstoff entwickelnde allzu oft. Wir setzten uns gern und häufig kritisch mit Ihrer Firmen ausgereicht wurden. Und es gibt aus diesem Arbeit auseinander, Frau Ministerpräsidentin, aber an der Grund und mehr noch aus ethischen Gründen gute Ar- Stelle auch ein Dankeschön. Wir erleben es ja selbst, wie gumente, die jeweiligen Impfstoffpatente als immateriel- Sie sich Tag und auch Nacht aufreiben, um in Ihrer Ver- les Welterbe zu betrachten und über Lizenzen und fachli- antwortung das Notwendige zu tun, um die Gesundheit che Auflagen – es ist ja klar, dass nicht jeder einen Impf- der Bevölkerung zu sichern. Dafür herzlichen Dank an stoff produzieren kann, der es für notwendig hält, das dieser Stelle! muss mit klaren fachlichen Kriterien einhergehen ‒ eben dafür zu sorgen, dass überall auf der Welt Impfungen (Beifall vonseiten der Fraktionen ermöglicht werden. Das ist uns wichtig. Nicht nur, dass der SPD und DIE LINKE) wir auf unsere Situation schauen, sondern dass wir die globale Dimension der Herausforderung immer im Blick Sehr geehrte Damen und Herren, gleichzeitig, neben all haben. dem, was wir wissen, dass sich viele solidarisch verhal- ten, wissen wir um die enormen sozialen Folgen der So sehr wir uns freuen können, dass es nunmehr die Einkommensverluste, die bei vielen eben auch zu Ein- ersehnte Impfmöglichkeit gibt, so sehr beklagen wir, dass schränkungen, Unsicherheiten führen und vor allem für es nicht genug Impfstoff gibt und es ihn schneller geben diejenigen von großer Tragweite sind, die über geringe muss. Das tun wir auch als Linksfraktion. Wir reihen uns Ressourcen verfügen. Wir meinen, dass es neben dem aber nicht ein in die Schar der – das ist ja verblüffend – persönlichen Solidarverhalten ebenso wichtig ist, dass Tausenden und Abertausenden „Impfexperten“, die plötz- die Regierungen auf Bundes- und Landesebene auf lich aller Orten auftauchen und die nun, welch Wunder, Grundlage von Parlamentsentscheidungen Vorausset- genau wissen, wie man im vergangenen Sommer hätte zungen für eine gesellschaftliche Solidarität schaffen. Der handeln müssen, verhandeln müssen und bestellen Staat ist nicht nur verpflichtet, einer Bevölkerung zu hel- müssen. Im Nachgang irgendetwas zu beurteilen, ist fen, die sich zum Schutz vor dem Corona-Virus auf zahl- immer ziemlich einfach, wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt, 20 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 ja, Sommer, Herbst vergangenen Jahres, zu dem noch Torsten Koplin, DIE LINKE: Danke schön Frau Präsi- nicht einmal klar war, ob es gelingt, die Impfstoffe an den dentin! Start zu bringen. Es war richtig aus unserer Sicht, dass Deutschland im Geleitzug der Europäischen Union mit- Also was wir von der Bundesregierung und der Bundes- gezogen ist. Hätten wir das nicht gemacht, hätten wir uns ebene kurzfristig erwarten, ist die reibungslose Zurverfü- nicht anders verhalten als der, den wir hier heute auch gungstellung von Impfstoffen. schon kritisiert haben, als Donald Trump mit seiner un- säglichen Parole „America first“. Dann hätten wir gesagt, Zweitens verlangen wir die unverzügliche und vollum- die Deutschen zuerst und dann sollen die anderen. Nein, fängliche Gewährung der Wirtschaftshilfen. Ich sprach es ist ganz wichtig, dass man sich an dieser Stelle auch davon, dass einige nur schleppend ankommen, und das solidarisch verhält. ist unakzeptabel, wenn wir zur Kenntnis nehmen würden, ja, der Lufthansa, der TUI wird mit Milliarden und unver- Sehr geehrte Damen und Herren, fakt ist, Mecklenburg- züglich geholfen und viele Tausende andere sehen sich Vorpommern hat mit 7,1 Impfungen je 1.000 Einwohne- in ihrer Existenz bedroht. Wir müssen beidermaßen die- rinnen und Einwohner – das ist Stand 4. Januar – die jenigen im Blick haben. Es muss ein Sonderprogramm höchste Impfrate. Das ist gut. Und unser Anspruch muss geben zur Unterstützung des Einzelhandels. Das macht schon darin bestehen, zügig die für den Schutz der uns große Sorgen. Der lokale Einzelhandel braucht Stär- Gesamtbevölkerung erforderliche Impfquote von 60 bis kung und Förderung. Wir müssen vermeiden, dass es ein 70 Prozent zu erreichen. Die Situation, die wir feststellen, Innenstadtsterben gibt, und müssen diesbezüglich eben- wenn wir das jetzt hier würdigen auch aus Sicht der falls rasch handeln. Linksfraktion, ist aber, das müssen wir wissen, nur eine Momentaufnahme. Es gilt, da dranzubleiben und letzt- Drittens. Wir verlangen Corona-Zuschläge auf Sozialleis- endlich auch dafür zu werben, dass Menschen sich imp- tungen, eine generelle Erhöhung der Hartz-IV-Sätze und fen lassen. eine Verlängerung der ALG-I-Bezugszeiten.

Was wenig hilfreich ist, ist, falsche Hoffnungen zu we- Wir wollen viertens einen generellen und vollständigen cken, das hat es auch gegeben, also wenn Fachleute Ersatz des Verdienstausfalls für Eltern, wenn ihre Kinder und Politiker, sagen wir mal, Herr Reisinger sagt und nicht in die Schule oder in den Kindergarten gehen kön- Herr Glawe kam damit auch um die Ecke, wir werden in nen. Die nun vorgesehene Regelung von zehn Tagen wenigen Monaten die Durchimpfung haben oder die Kinderkrankengeld beziehungsweise 20 Tage für Allein- Problemlösung haben. Wir können das gut nachvollzie- erziehende ist zwar vorteilhaft, aber wirklich gut ist sie hen, auch Sie hängen sich ja, Herr Glawe, da sehr rein. noch nicht. Besser schon ist die Forderung des DGB, Aber es ist nicht hilfreich, wenn da falsche Hoffnungen diese Regelung bis zum 31. März zu verlängern. geweckt werden. Das wird uns das ganze Jahr, jemand hat das hier heute auch schon gesagt, beschäftigen. (Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

(Minister Harry Glawe: Ich habe Ihnen Kinderkrankengeld, sehr geehrte Damen und Herren, den Impfbeginn genau vorausgesagt. ersetzt in den meisten Fällen nur bis zu 90 Prozent des Da haben Sie auch gesagt, das wird Nettoverdienstes. Der vollständige Ersatz des Nettover- nichts, und es ist was geworden.) dienstausfalls wäre tatsächlich sozial gerecht.

Es ist notwendig, dass wir da keine falschen Hoffnungen Fünftens. Wir verlangen eine Nachbesserung des Kran- wecken. kenhauszukunftsgesetzes.

(Minister Harry Glawe: Jaja, Herr Koplin!) (Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Auch hier gilt es, besonnen zu handeln und seriös zu Über dieses sollte das Krankenhauspersonal Corona- bleiben. Zur Seriosität gehört, in Verantwortung stehen, Hilfen in Höhe von 1.500 Euro je Pflegekraft erhalten. kurzfristig und langfristige Maßnahmen zu ergreifen. Tatsächlich ist, wie jüngst der Geschäftsführer der Lan- Dabei gilt es, Bundes- und Landesebene zu unterschei- deskrankenhausgesellschaft, Herr Borchmann, mitteilte, den. an kein Krankenhaus hierzulande Geld geflossen. Dies allein, weil die Auszahlungskriterien so gestrickt wurden, (Minister Harry Glawe: Ich habe Ihnen dass niemand die Prämie erhalten konnte. Die Basis gesagt, kurz nach Weihnachten beginnt waren Inzidenzwerte im sehr hohen – für damalige Ver- das Impfen, und das hat stattgefunden.) hältnisse –, hohen Bereich im Mai vergangenen Jahres. Das erinnert so ein bisschen und traurigerweise an die Von der Bundesregierung verlangen wir kurzfristig ers- Fabel vom Fuchs und den Trauben. Man könnte lachen, tens die reibungslose … wenn es nicht so ernst wäre. Zu klatschen, besonders laut zu klatschen und dann die Hände in den Schoß Vizepräsidentin Beate Schlupp: Einen Moment, Herr legen, das ist nicht unsere Sache und das darf auch nicht Koplin! sein.

Herr Glawe, ich weiß, Sie sind angesprochen worden. Ich Apropos Prämie: In der Altenpflege wurde sie gezahlt, in habe Ihnen eine gewisse Freiheit gegeben, aber jetzt der Behindertenhilfe nicht. Auch das lässt eher auf Sym- muss ich Sie doch darauf hinweisen, dass es von der bolpolitik der Bundesregierung schließen. Uns werden, Regierungsbank keine Kommentare zu geben hat. Sie da brauchen wir uns nichts vorzumachen, Viren und wissen, von wo aus Sie kommentieren können. Virenepidemien auch in Zukunft Sorgen bereiten. Auch wenn es hoffentlich rasch zur Bezwingung der Corona- Jetzt können Sie fortfahren Herr Koplin. Pandemie kommt, aber Viren werden in unserem Leben Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 21 eine Rolle spielen und wir müssen damit umgehen und Wir wissen alle, dass diese dreifache Herausforderung, die Bevölkerung davor schützen. Und deswegen ist es so vor der wir stehen, erstens den demokratischen Wandel wichtig, dass wir Pflegekräfte haben in den Krankenhäu- zu bewältigen, zweitens die Digitalisierung der Lebens- sern, in den Altenheimen, in der Behindertenhilfe. Des- welt zu gestalten und drittens dann die Folgen der halb brauchen wir jetzt ein attraktives Einstellungs- und Corona-Pandemie ‒ über die Summen haben wir noch Rückholprogramm für mehr Personal in Krankenhäusern, vor Ende vergangenen Jahres gesprochen ‒, die Folgen in der Pflege und der Behindertenhilfe mit höheren Löh- der Corona-Pandemie zu schultern, und das wird nie und nen und einer langfristigen Beschäftigungsgarantie. nimmer, das wissen Sie und das wissen wir, das wird nie und nimmer allein zu finanzieren sein aus dem hoffentlich Sechstens. Wir wollen ein schnelles Überbrückungsgeld rasch einsetzenden Wirtschaftswachstum. für Kulturschaffende, welches nicht nur die Betriebs- kosten, sondern auch die Lebenshaltungskosten bezu- (Vizepräsidentin Dr. Mignon Schwenke schusst. Das ist eine bundesweite Aufgabe. Dass das übernimmt den Vorsitz.) Land das Stipendium für Kulturschaffende verlängert, ist gut. Aber wir haben bereits darauf hingewiesen – ich Deshalb brauchen wir zwingend, jetzt wiederhole ich das, erinnere an die Wortmeldung dazu von meiner Kollegin was wir an anderer Stelle schon mehrfach gesagt haben, Eva Kröger –, dass einmalig 2.000 Euro für gleich mehre- meine Kollegin Jeannine Rösler in ihren Reden und re Monate nicht reichen. Benötigt wird aus unserer Sicht Pressemitteilungen, brauchen wir zwingend eine Vermö- eine Pauschale von monatlich mindestens 1.200 Euro. gensabgabe Die Pandemie, da sind wir fest von überzeugt, muss doch auch als Chance – jedes Problem birgt auch Chan- (Zurufe vonseiten cen ins sich –, als Chance gesehen werden der Fraktion der CDU: Oooh!)

(Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) der Superreichen in dieser Gesellschaft, die nicht … zu erkennen, dass es ein monatliches Grundeinkommen Das sind etwa 0,1 Prozent. Das sind Einkommensmillio- geben muss, das vor Armut schützt, das vor sozialen näre und Vermögensmilliardäre, Abstürzen, (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: (Egbert Liskow, CDU: Sagen Sie Aber die gehen doch dann doch mal, wer zahlen soll!) weg aus Deutschland!) vor Existenzsorgen … etwas über 80.000 Menschen.

Wer das zahlt, dazu werde ich auch ganz gerne noch (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: etwas sagen. Aber die gehen doch dann aus Deutschland weg!) Aber die Pandemie muss für uns auch der Moment sein, wo wir sagen, welche ‒ Und nicht selten sind es diejenigen, die an dem Sparkurs und an der Entwicklung einer Umverteilung von unten (Egbert Liskow, CDU: nach oben sehr gut verdient haben. Geld spielt keine Rolle!) (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: nein ‒, welche Rolle spielt Kultur in dieser Gesellschaft. Aber die ziehen dann doch einfach um!) Kultur ist ein Lebensmittel, das muss uns bewusst sein. Das ist ein Stellenwert der Kultur und derjenigen, die Von ihnen jetzt etwas zurückzuverlangen, ist doch nur Kultur schaffen, die als Kreative unterwegs sind und recht und billig. Und insofern ist diese Vermögensabgabe dafür sorgen, dass diese Gesellschaft zusammenhält, aus unserer Sicht zwingend erforderlich, und wir verste- dass wir besonders schöne Momente erleben, ja, viel hen überhaupt nicht, warum Sie sich davor drücken, lernen dabei, die Bildungskomponente. Das ist so unge- diese geringe Zahl schwerreicher Leute zur Solidarität zu heuer wichtig. zwingen, wenn sie nicht selbst bereit sind, das zu tun.

Mit dieser Forderung an den Bund bin ich an einem (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Punkt, wo es um Grundsätzliches geht. Die prekäre Situ- Aber die engagieren sich doch ation der Kulturschaffenden hat zu einer gesellschaftli- fast alle in der Gesellschaft! – chen Diskussion über Existenzsicherung geführt. Der Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD) Hamburger Sozialsenator schlug eine Arbeitsversiche- rung für Kulturschaffende vor. Wir als Linksfraktion mei- Einige sind es, ja. Einige sind es, ja, und würden es. Also nen, dass es höchste Zeit ist für ernsthafte Anstrengun- schaffen wir doch die Regelung! gen, ein existenzsicherndes Grundeinkommen zu gewähren. Das leitet sich aus den Grundrechten des Zweitens … Grundgesetzes ab. Und wie zeitgemäß es ist, hier etwas vor Armut und Existenzgefahr Schützendes auf den Weg (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: zu bringen, wird uns tagtäglich vor Augen geführt. Machen doch viele freiwillig sowieso!)

Ein zweiter grundsätzlicher Gedanke, und da bin ich gern Durch Gesetzgebung, das ist ja der Wille des Parla- bei Ihnen, Herr Liskow: ments, oder auch nicht. Sie offensichtlich nicht. Damit zeigen Sie ja, wessen Interessen Sie vertreten. Das ist ja (Zuruf von Egbert Liskow, CDU) schön, dass wir darüber reden können. 22 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021

Und zweitens. Wir sind für eine gerechte Besteuerung Zweitens. Es gilt, heute an morgen zu denken. So ver- der großen Internetkonzerne. ständlich all die Ad-hoc-Reaktionen sind, wir brauchen dringend eine Pandemiestrategie. Mit unserem Antrag (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: heute gehen wir diesen Weg. Ausgangspunkt kann aus Das ist okay, da gehen wir doch mit.) unserer Sicht hierfür der 6-Phasen-Plan der Landesregie- rung aus dem Frühjahr 2020 sein. Ich hatte vorhin darüber gesprochen, welche Gefahren damit verbunden sind, dass unsere Innenstädte ausster- Wir verlangen, drittens, von der Landesregierung, dass ben. Wie sehr schlecht es vielen lokalen Einzelhändlern sie sich beim Bund starkmacht, dass Kindern auch im geht, das kann uns doch nicht kaltlassen. Und an ande- Lockdown Bundesmittel für Essen zur Verfügung gestellt rer Stelle, ich meine, es gibt – hat sich dazu werden. Im Moment wird sich hinter angeblichen Rege- geäußert, andere auch ‒, lungen des SGB II versteckt. Tatsächlich kann man die Mittel umwidmen, wenn es politisch gewollt ist. Das Land (Zuruf von Egbert Liskow, CDU) Schleswig-Holstein macht es uns vor. Im Übrigen, gerade in diesen Zeiten gilt es eben, die Situation von Familien es gibt schon Bestrebungen, aber wir haben keine ge- besonders in den Blick zu nehmen. Und deswegen, mei- rechte Besteuerung der global agierenden Internetkon- ne Kollegin Jacqueline Bernhardt hat ja schon mehrfach zerne. Da müssen wir ran, sonst werden wir das nicht darüber gesprochen, dass wir uns dafür aussprechen, schultern können, was ich vorhin genannt habe. einen Kinder- und Familiengipfel einzuberufen, da for- dern wir Sie zu auf, Frau Ministerpräsidentin. Und drittens. Wir brauchen, das stellen wir hier auch erneut zur Diskussion, wir brauchen eine Diskussion Viertens. Während es viele Einschränkungen im Privat- darüber, welchen Sinn oder welchen Unsinn es mit der bereich gibt, treffen sich täglich Hunderttausende Men- Schuldenbremse auf sich hat. Wir sind dem Ministerprä- schen in der Erwerbsarbeit. Wir verlangen, dass auch für sidenten Weil aus Niedersachsen sehr dankbar, dass er diesen Bereich Hygieneregeln weiterentwickelt werden das angestoßen hat und gesagt hat, die Schuldenbremse beziehungsweise neu definiert werden und diese Hygie- muss zumindest weiterentwickelt werden, nemaßnahmen selbstverständlich auch gefördert wer- den. (Zuruf von Egbert Liskow, CDU) Fünftens. Eine jeder Zeit erreichbare, flächendeckende weil nach der Überwindung der Corona-Pandemie und Telefon- und E-Mail-Seelsorge auszuweiten, ist uns wich- den dann kommenden finanziellen Folgen können wir, tig, um insbesondere Alleinlebende, Menschen mit Be- Herr Liskow, die Investitionsleistungen nicht schultern. hinderungen, psychischen und chronischen Erkrankun- Wir als LINKE sagen, die gehört abgeschafft, nicht, weil gen sowie Seniorinnen und Senioren bei Fragen zur wir, koste es, was es wolle, Geld rauswerfen wollen, Bewältigung des Alltags in der Corona-Pandemie zu sondern weil Investitionen zum Beispiel auch immer unterstützen und einer sozialen Isolation entgegenzuwir- Werte verkörpern. Und dieser Vorstoß von Ministerpräsi- ken. dent Weil ist aus unserer Sicht ein wichtiger Punkt im gesellschaftlichen Diskurs, wie mit der Schuldenbremse Sechstens. Wir erwarten mit Nachdruck, dass die Lan- denn weiter verfahren werden soll. desregierung die Zusagen zur Unterstützung des Kinder- und Jugendtourismus einhält und im Wege eines Investi- Sehr geehrte Damen und Herren, wir schauen nicht allein tionsprogramms die Einrichtungen vor dem endgültigen in Richtung des Bundes. Wir selbst müssen unserer Aus bewahrt. Verantwortung gerecht werden und die Landesregierung mit den erforderlichen Aufgaben betrauen. Siebtens fordern wir einen zweiten ÖPNV-Rettungsschirm. Die Präsenzpflicht ist zwar aufgehoben, aber der Schü- Erstens. Die Impfstrategie muss aus unserer Sicht über- lerverkehr erfolgt wie gewohnt. Durch die Schließungen, arbeitet werden. Frau Ministerpräsidentin, Sie haben ja fehlende Touristen, Kurzarbeit und auch Arbeitslosigkeit vorhin argumentiert. Wir haben da eine andere Auffas- nutzen weniger Menschen Bahn und Bus. Die Kosten sung. Das heißt, nicht alles umzustoßen, aber wir sagen, bleiben, die Einbrüche bei den Fahrgastzahlen und die wenn es Lockerungen gibt in einzelnen Bereichen, dann Einnahmeverluste sind hoch. Der ÖPNV-Rettungsschirm muss auch da besonders geschützt werden. Deswegen ist also weiterhin zu spannen. Wir brauchen einen Ver- gibt es gute Gründe, Erzieherinnen und Erzieher, Lehre- lustausgleich, nicht nur, sondern wir brauchen wieder rinnen und Lehrer nicht wie vorgesehen in der Impfpriori- Vertrauen in die Nutzung des Nahverkehrs. Das, was sierung zu behandeln, sondern das vorzuziehen. notwendig ist, sollte dann auch weiterhin gelten.

(Ministerpräsidentin Manuela Schwesig: Achtens und Letztens, ein letzter Punkt: Die Bekämpfung Vor wem? Vor wem?) und die notwendigen Hilfen, nein, die Bedeutung und die Notwendigkeit von Hilfen für den Tourismus ist un- Die Impfstrategie ist ja nicht in Stein gemeißelt. umstritten. Alle Hilfen richten sich aber auf die gewerbli- che Vermietung aus. Diese Hilfen sind aus unserer Sicht (Ministerpräsidentin Manuela Schwesig: also lückenhaft, denn sie berücksichtigen nicht diejeni- Vor wem? Sie müssen sagen, gen, die vermieten im nicht gewerblichen Bereich. Das wen wir zurückstellen!) sind nicht wenige, das sind 38.000 Betten mit fünf Millio- nen Übernachtungen hierzulande. Schleswig-Holstein ist Sie sagen, Sie orientieren sich an den RKI-Empfehlungen. auch hier Vorreiter, die haben mit dem Bund verhandelt, Das ist unbenommen, das soll auch weiterhin so sein, und zwar so verhandelt, dass die Hilfen auch für nicht aber unsere Meinung in dieser Hinsicht haben wir zumin- gewerbliche Vermieter gelten. Das sollten wir ebenfalls dest gesagt. machen. Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 23

Sehr geehrte Damen und Herren, der vorliegende An- Stattdessen verabreichen Sie den Bürgern eine Medizin, trag belegt, dass die Linksfraktion ein breites Einver- die ja nachweislich überhaupt nichts gebracht hat, der ständnis mit den Maßnahmen zur Bekämpfung der Lockdown hat doch überhaupt gar nichts gebracht, trotz- Corona-Pandemie hat. An zahlreichen Stellen sind wir dem kriegen die Bürger immer mehr von der falschen mit dem Handeln der Bundesregierung und der Landes- Medizin verabreicht. regierung noch unzufrieden, deshalb auch unsere Forde- rungen. Es hat sich aber, das will ich betonen, bewährt, Auch ein anderer Kritiker, der Wirtschaftsjournalist Olaf dass der Landtag einbezogen wird und auf Entscheidun- Gersemann, der hat den Regierenden nämlich vorgewor- gen Einfluss nimmt. So soll es auch weiterhin sein. Das fen: „Das Nicht-Wissen diktiert Deutschlands härtesten ist gut für die Demokratie in diesem Land und vor allen Lockdown.“ Er redet davon, dass die aktuellen Beschlüs- Dingen gut für die Menschen. ‒ Vielen Dank für die Auf- se den Geist totaler Verunsicherung atmen, weil nach merksamkeit! den Feiertagen ja die Faktenlage noch überhaupt nicht so ist, dass man solche Maßnahmen, wie sie jetzt getrof- (Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE) fen worden sind, überhaupt begründen kann. Selbst die Kanzlerin hat gesagt, eine klare Datenlage über die wirk- Vizepräsidentin Dr. Mignon Schwenke: Danke, Herr liche Inzidenz ist erst ab 17. Januar zu gewinnen. Abgeordneter! So lange haben Sie auch nicht gewartet. Stattdessen Jetzt hat das Wort der fraktionslose Abgeordnete Arppe. geben Sie den Bürgern die Schuld an Ihrem eigenen Versagen, indem Herr Waldmüller jetzt sagt, dass die Holger Arppe, fraktionslos: Sehr geehrte Frau Präsiden- Inzidenzzahlen noch so hoch sind, liegt daran, dass die tin! Damen und Herren Abgeordnete! Bürger sich nicht ausreichend an die Maßnahmen der Obrigkeit halten. Frau Ministerpräsidentin, Herr Waldmüller, anstatt jetzt hier die gestrigen Ereignisse in Washington, von denen (Wolfgang Waldmüller, CDU: wir ja noch gar nicht so genau wissen, was da konkret Das habe ich so nicht gesagt. eigentlich abgelaufen ist, Das habe ich so nicht gesagt.)

(Jochen Schulte, SPD: Das haben Sie gesagt. Damit spalten Sie die Gesell- Doch, vier Tote!) schaft. für Ihr obligatorisches AfD-Bashing zu instrumentalisie- (Zuruf von Dietmar Eifler, CDU) ren, hätten Sie mal lieber ein bisschen auf die Kritik an Ihrer eigenen Politik eingehen sollen, die ja inzwischen Sie spalten die Gesellschaft und tun genau das Gegenteil nicht nur von irgendwelchen Verschwörungstheoretikern von dem, was hier gefordert wurde, nämlich konterkarie- oder Aluhutträgern, wie Sie solche Leute ja immer gern ren den Zusammenhalt der Menschen, und nichts ande- verunglimpfen, kommen, zum Beispiel auch von dem res. – Danke! bayerischen Landsmann des Herrn Waldmüller, nämlich Heribert Prantl, der den aktuellen Maßnahmen eine bru- (Beifall Dr. Ralph Weber, AfD – tale Fantasielosigkeit unterstellt hat. Und damit hat er ja Wolfgang Waldmüller, CDU: auch recht. Mann, Mann, Mann!)

(Zuruf von Thomas Krüger, SPD) Vizepräsidentin Dr. Mignon Schwenke: Für die Frakti- on der AfD hat jetzt das Wort der Abgeordnete Dr. Jess. So ein Lockdown mag ja am Anfang der Pandemie ein probates Mittel gewesen sein, inzwischen ist aber schon Dr. Gunter Jess, AfD: Sehr geehrte Frau Präsidentin! ein Jahr fast vergangen und Sie taumeln hilflos und plan- Liebe Landsleute! Meine Damen und Herren Abgeordne- los durch diese Krise und Ihnen fällt immer noch nichts te! Im Grunde ist alles gesagt. anderes ein als immer noch einen Lockdown und noch einen Lockdown oder, wie Herr Prantl es bezeichnet, ich (Heiterkeit bei Wolfgang Waldmüller, CDU – zitiere: „ein Existenzvernichtungsprogramm … für den Zuruf von Dietmar Eifler, CDU) Einzelhandel“. Wir haben unterschiedliche Positionen, das haben wir (Beifall Dr. Ralph Weber, AfD) bereits mehrfach gehört, und ich möchte doch noch mal die Absurdität bestimmter Forderungen noch mal hervor- Inzwischen haben Sie doch genug Zeit gehabt, sich Stra- heben. tegien und Konzepte zu überlegen, wie man die Pande- mie bekämpfen kann, ohne gleich die halbe Wirtschaft in Insbesondere treibt mich um, weil ich davon persönlich Schutt und Asche zu legen. betroffen bin, diese Regelung, dass ein Hausstand und eine Person aus der Familie sich praktisch nur noch (Rainer Albrecht, SPD: Das ist nicht wahr!) treffen dürfen. Ich hoffe, dass die Ministerpräsidentin diese Regelung kippt oder zumindest abändert derma- Selbstverständlich ist das wahr! ßen, dass man dort wieder vernünftige familiäre Zusammenkünfte machen kann. In meinem Fall wäre das (Thomas Krüger, SPD: Das ist nicht wahr!) so, dass also heute ich mit meinen Kindern und deren Kindern, oder meinen Enkelkindern, mich treffen darf und Da haben Sie genug Zeit gehabt. morgen meine Frau. Ansonsten leben wir aber zusam- men. Das heißt also, epidemiologisch totaler Unsinn, (Dr. Ralph Weber, AfD: Leider sehr wahr!) meine Damen und Herren! 24 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD) den. Das haben wir da gesehen in Amerika. Und ich würde uns allen raten, hier unsere Verantwortung wahr- Genauso unsinnig sind diese 15-Kilometer-Regelungen, zunehmen und unsere Worte auch abzuwägen. die selbst die Kanzlerin für Berlin inzwischen ja als nicht, (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD) (Horst Förster, AfD: Relevant.) Zweite Erkenntnis ist: Fake News, so krude sie auch sein nicht relevant angesehen hat. Das ist noch blödsinniger, mögen, es gibt immer Menschen, die daran glauben, und weil nämlich gerade in den ländlichen Bereichen diese es gibt Menschen, die damit loslaufen. Ob wir denen Kilometerzahl absolut unsinnig ist, weil die Menschen erzählen, oder ob da welche erzählen – so muss ich das dort eben, wenn sie zum Einkaufen fahren, unter Um- ja sagen –, dass mit der Impfung ein Chip eingesetzt ständen bereits 15 Kilometer fahren müssen. Also ich wird, oder ob da erzählt wird, dass es Corona gar nicht halte das wirklich für dermaßen unsinnig, was hier epi- gibt oder dass Corona von alleine verschwindet, nur, weil demiologisch sinnvoll sein soll, dass ich mich frage, wer weitergeht – alles Fake News, alles Dinge, die überhaupt diese Berater der Bundesregierung oder der aber die Gesellschaft beeinflussen. Und auch da müssen Kanzlerin sind. Aber es sind ja immer wieder dieselben. wir aufpassen, dass wir immer hier bei der Wahrheit bleiben und die Dinge auch wirklich auf den Punkt brin- (Zuruf von Horst Förster, AfD) gen.

Wir hören immer wieder dieselben Leute, die dort zu- (Zuruf von Jörg Kröger, AfD) sammensitzen, und es wird sich nicht wirklich kritisch mit den Kritikern dieser Politik auseinandergesetzt, mit den Die dritte Lehre, meine Damen und Herren, ist, wir haben kritischen Fachleuten. eine Verantwortung. Wir haben eine Verantwortung, die Gesellschaft zusammenzuhalten. Und diese Verantwor- Meine Damen und Herren, ich bitte Sie, überdenken Sie tung, meine Damen und Herren, haben wir alle hier, jeder Ihr Vorgehen! Der Schaden ist immens, den Sie hier Einzelne hier hat diese Verantwortung. anrichten. Also lassen Sie das und kommen Sie zu einer realistischen Einschätzung der Situation zurück! – Danke Und, sehr geehrte Herren von der AfD, insbesondere der schön! Beitrag von Herrn Förster war das Gegenteil von dem, was Verantwortung wahrnehmen ist, (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD) (Heiterkeit bei Horst Förster, AfD – Vizepräsidentin Dr. Mignon Schwenke: Für die Frakti- Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD) on der SPD hat jetzt das Wort der Fraktionsvorsitzende Herr Krüger. was Verantwortung, die Gesellschaft zusammenzuhalten, mit sich bringt. Wir sind in einer der schwersten Krisen Thomas Krüger, SPD: Sehr geehrte Frau Präsidentin! dieses Landes. Das, was Sie gemacht haben, ist das Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wie einige Gegenteil. Aber ich will meine Rede ja gar nicht davon meiner Kollegen auch, möchte ich einsteigen mit dem, bestimmen lassen, weil genau davon leben Sie ja, dass was da in Amerika passiert ist. Ich bin zutiefst erschüttert, wir hier einzeln darauf eingehen und uns damit breit wie es sein kann, dass in einem demokratischen Land – beschäftigen, was Sie hier sagen. Deswegen will ich zu und die USA werden ja oft als die älteste Demokratie der Beginn meiner Ausführungen das nur ankündigen, das Welt bezeichnet – mache ich später.

(Dr. Ralph Weber, AfD: England!) Meine Damen und Herren, 2020 ist vorbei, die Corona- Krise ist leider nicht vorbei – ganz im Gegenteil. Ich es sein kann, dass ein aufgehetzter Mob hier vor den möchte einsteigen, indem ich mich bedanke. Toren des Kapitols, des dortigen Parlamentes, steht und in dieses Parlament eindringt, zumal wir wissen, dass der Ich möchte mich bedanken bei all den Menschen, die Präsident der Vereinigten Staaten durch falsche Behaup- über Weihnachten und Silvester auf Abstand geachtet tungen, durch Fake News, die Menschen vorher aufge- haben, die ein besonderes Weihnachtsfest gefeiert ha- hetzt hat. Am Ende hat es Tote gegeben, und, meine ben, die vielleicht nicht ihre Lieben alle getroffen haben Damen und Herren, das ist durch nichts zu entschuldi- und damit dazu beigetragen haben, dass das Virus sich gen, was dort passiert ist. Ich habe Interviews gestern nicht noch weiter verbreitet. Abend gehört von Menschen, die dort demonstriert ha- ben, und einige – ich habe das mehrfach gehört – haben Ich möchte mich bedanken bei allen, die kein unbe- gesagt, wir holen uns unser Land zurück. Und, meine schwertes Weihnachten hatten, weil sie arbeiten muss- Damen und Herren, da sind mir Parallelen aufgefallen zu ten, weil sie die Gesellschaft am Laufen gehalten haben, dem, was wir hier in Deutschland gesehen haben. weil sie beispielsweise auf einer Intensivstation gearbei- tet haben. Auch bei denen möchte ich mich herzlich (Horst Förster, AfD: Ja. – bedanken. Zuruf von Christoph Grimm, AfD) Und eine dritte Gruppe möchte ich nennen, an diese Und für mich ist die Frage: Was haben wir als Lehren aus Gruppe möchte erinnern an dieser Stelle. Da sind meine diesen Vorgängen? Das Erste ist – und das haben wir Gedanken, die zu den Familien gehen, die kein unbe- hier öfter schon diskutiert –, was mein geschätzter Kolle- schwertes Weihnachtsfest hatten, weil vielleicht einer ge und jetziger Innenminister, hier noch Fraktionsvorsit- ihrer Lieben im Krankenhaus liegt oder weil vielleicht zender war, Torsten Renz, der hat das hier in einer Rede einer ihrer Lieben auch verstorben ist. Auch davon haben mal sehr schön ausgeführt, wie aus Worten Taten wer- wir sehr viele Familien in diesem Jahr gehabt, die das Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 25

Weihnachtsfest vor diesem Hintergrund nicht unbe- Ich gehe davon aus, dass unsere Landesregierung beim schwert begehen konnten. Bund sich vehement dafür einsetzt, dass die Impfstoff- produktion nun schnell nach oben gefahren wird. Das Meine sehr geehrten Damen und Herren, insbesondere ist nämlich der wesentliche Baustein, um aus der Pan- diesen Menschen gegenüber stehen wir in der Pflicht, demie herauszukommen. Und wenn nicht in Deutschland alles dafür zu tun, dass wir die Pandemie überwinden als Hochtechnologieland, wo sonst sollte es möglich sein, und dass wir uns an die Kontaktbeschränkungen halten, hier eine entsprechende Produktionsstätte möglichst an die Regeln halten. Da ist jeder selbst für verantwort- zügig aufzubauen? lich. Wir können hier die besten Regeln machen, wir können hier jeden Bereich versuchen zu regeln, am Ende Auf dem Weg bis dahin gilt es, Impfstoffe so gut wie muss aber jeder für sich beurteilen, wo geht es, wo geht möglich einzusetzen. Die Gruppen, die einen besonders es nicht, wo kann ich mich noch zurückhalten, wo kann schweren Krankheitsverlauf erwarten lassen, müssen ich auf Kontakte verzichten, weil das, meine Damen und dabei vornan stehen. Das sind die Menschen in Pflege- Herren, ist wichtig. heimen, das sind die Menschen auch in der ambulanten Pflege, die hochbetagten Menschen. Und, meine Damen Richtig ist, wir werden bis weit in dieses Jahr hinein und Herren, das ist für mich ein Gebot der Humanität, mit den Auswirkungen der Pandemie zu tun haben. Da- dass diese Menschen – übrigens die Menschen, die bei geht es um die direkten und um die indirekten Aus- Nachkriegsdeutschland aufgebaut haben –, dass die hier wirkungen. Ein Lichtblick – das ist hier von meinen Vor- vornan stehen und als Allererste den Impfstoff bekom- rednern auch schon gesagt worden – sind die zwei Impf- men. Das ist wichtig. stoffe, die hier entwickelt worden sind, die jetzt auch zugelassen sind. Und ich habe mich sehr gefreut, als wir (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD) mit dem Impfen begonnen haben und sowohl in den „Tagesthemen“ als auch im „heute-journal“ Mecklenburg- Und, sehr geehrter Herr Koplin, natürlich können wir Vorpommern immer als Beispiel dafür gesehen worden darüber diskutieren, wen man vorzieht oder wen man ist, wie effektives Impfen funktionieren kann, und damit nicht vorzieht, aber in dem Moment, wo wir darüber dis- andere Länder im Vergleich gezeigt worden sind, die das kutieren, ist es eine einseitige Diskussion, indem man nicht ganz so effektiv hinbekommen haben. Ich möchte sagt, diese Gruppe ziehen wir vor, weil wenn wir sagen, ein herzliches Dankeschön sagen an den Gesundheits- diese Gruppe ziehen wir vor, müssen wir im gleichen minister und an das Team rundherum, die das organisiert Zuge sagen, welche Gruppe stellen wir dann zurück, weil haben. Ein herzliches Dankeschön! das heißt natürlich im Umkehrschluss, eine andere Gruppe steht zurück. Diese Aussage haben Sie nicht (Beifall vonseiten der Fraktionen getroffen. Und wir werden im gleichen Zuge dann auch der SPD, CDU und DIE LINKE) sagen müssen, wenn wir eine Gruppe vorziehen, warum parallele Gruppen nicht vorgezogen werden, beispiels- Meine Damen und Herren, ich unterstütze den Gesund- wiese die Verkäuferinnen im Lebensmitteleinzelhandel. heitsminister auch an einer anderen Stelle ausdrücklich. Der Gesundheitsminister hat deutlich gemacht, dass bis Meine Schwiegereltern wohnen in Gielow, einem kleinen zum Sommer jeder, der es möchte, dass dem ein Impf- Dorf bei Malchin. angebot gemacht wird. Ich unterstütze Harry Glawe in diesem Ziel ganz ausdrücklich. (Marc Reinhardt, CDU: So klein ist das gar nicht.) Und, sehr geehrter Herr Koplin, Sie haben – das habe ich in der Presse zumindest so gelesen – dem Herrn Minister Da ist jetzt vor Weihnachten aufgrund von Krankheit der vorgeworfen, dass er da falsch gerechnet hat. Ich sage Lebensmittelbus nicht gekommen. Was meinen Sie, was Ihnen, das, was Harry Glawe gemacht hat, ist das richti- das bedeutet für die Leute dort? Also wir würden im glei- ge Ziel. An diesem Ziel müssen wir arbeiten. chen Zuge sagen müssen, warum solche Leute denn zurückstehen müssen, die übrigens mit Tausenden Men- (Torsten Koplin, DIE LINKE: schen, und zwar querbeet, Kontakt haben, und eine Das ist nicht der Punkt.) andere Gruppe vorgezogen wird. Das müssten wir an der Stelle sagen. Wenn wir das gut beantworten können, Das ist wichtig für das Land, das ist wichtig für die Wirt- dann können wir da etwas machen. schaft, das ist wichtig für die Menschen in unserem Land. Genau dieses Ziel brauchen wir. (Simone Oldenburg, DIE LINKE: Tja, wir haben keinen Impfstoff.) (Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU) Für mich ist wichtig, dass wir vor allem darauf drängen, dass mehr Impfstoff produziert wird. Es gibt den Licht- Klar und richtig ist, dass im ersten Schritt noch zu blick, dass der zweite zugelassen ist, es gibt den Licht- wenig Impfstoffe da sind. Offenbar haben andere Staa- blick, dass ein dritter kurz vor der Zulassung steht, also ten das besser hinbekommen. Das kritisieren wir aus- der von AstraZeneca – in Großbritannien wird damit ja drücklich. Wir hätten da besser sein können. Ich finde es geimpft –, und dass wir es damit hinbekommen, dass richtig, dass wir im Rahmen der Europäischen Union möglichst breit hier auch die Impfungen stattfinden kön- gehandelt haben. Ich kritisiere aber auch die Europäi- nen. sche Union. Auch da wäre mehr drin gewesen. Die An- gebote waren da. Es ging da offenbar auch darum, dass Meine Damen und Herren, wir sind eben bei den zu man Geld sparen wollte. Ich finde, das ist an der Stelle Impfenden gewesen und ich habe darauf hingewiesen, falsch gespartes Geld. Wir brauchen am Ende mehr dass ich insbesondere bei den Pflegeheimen Wert darauf Impfstoff. lege und bei der ambulanten Altenpflege Wert darauf 26 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 lege, dass geimpft wird. Hier gilt es aber, auch noch Und, meine Damen und Herren, wenn wir das gesell- weitere Maßnahmen zu ergreifen. Wir haben strenge schaftliche Leben einschränken, dann wissen wir, dass Hygienemaßnahmen, die haben wir schon lange. Da hat wir auch Schäden damit verursachen. Deshalb ist es so übrigens auch keiner geschlafen, wie hier gesagt worden wichtig, dass wir diese soweit es geht begrenzen. Dies ist, sondern die strengen Hygienemaßnahmen gelten gilt auch für die Wirtschaft. Die betroffenen Firmen kön- schon lange. Aber wir hatten längere Zeit niedrige Inzi- nen eben nicht nachvollziehen, dass sie in vielen Fällen denzen, und jetzt, wo höhere sind, war es richtig, dass bis heute auf die Auszahlung der Novemberhilfen warten unsere Ministerpräsidentin darauf gedrungen hat, müssen. Wenn die Liquidität in den Firmen nicht mehr ausreicht und die Firmen unverschuldet damit in Schwie- (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) rigkeiten kommen, nützt den Firmen nicht der Hinweis, dass da auf Bundesebene schwer zu programmierende dass es eine Teststrategie gibt. Programme sind. Es nützt den Mitarbeitern nichts, wenn sie am Ende kein Geld mehr bekommen. Die Unterneh- (Zuruf von Horst Förster, AfD) men brauchen schnell Hilfe. Ich erwarte vom Bundeswirt- schaftsministerium, seinen großen Ankündigen endlich Und ich weiß, Frau Ministerpräsidentin, dass es da Taten folgen zu lassen und schnellstmöglich die vollstän- viele Widerstände gab, und ich möchte ein ausdrückli- dige Auszahlung der Hilfen umzusetzen. ches Dankeschön dafür sagen, dass Sie hier an dieser Stelle hart geblieben sind und wir jetzt diese Teststrate- Meine sehr geehrten Damen und Herren, ein schwieriges gie in Mecklenburg-Vorpommern auch haben. Herzlichen Thema, zugegebenermaßen, ist das Öffnen von Schulen. Dank! Hier haben wir als Parlament wichtige Entscheidungen getroffen, die aus meiner Sicht auch Bestand haben (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD – müssen. Wir wollen, dass vorrangig Abschlussklassen in Thomas de Jesus Fernandes, AfD: den Präsenzunterricht zurückkehren. Dabei geht es um Und Sie haben geschlafen, natürlich die 10. Klassen an den Regionalen Schulen, die Ab- haben Sie das, im Sommer.) gangsklassen an den Berufsschulen und natürlich um die Abiturklassen an den Gymnasien. Hier stehen Prüfungen Meine Damen und Herren, ich will an dieser Stelle auch an, hier muss es einen Vorrang geben. Wichtig bleibt dafür werben – der Impfstoff steht zur Verfügung, noch uns, dass wir, sobald es möglich ist, auch wieder zum nicht ausreichend –, aber ich will dafür werben, dass die Präsenzunterricht in den anderen Klassenstufen zurück- Menschen sich auch impfen lassen. Ich finde, es ist eine kehren können, dies vor allem für die, die das digitale großartige Leistung von den Wissenschaftlern, dass Lernen von zu Hause nicht so einfach haben. Ich meine binnen kurzer Zeit die Impfstoffe entwickelt werden konn- die Klassen im Grundschulbereich. ten. Ich habe mir die Sachen auch noch mal genau an- geschaut. Es ist ja nicht so, dass da irgendwelche Kon- An dieser Stelle noch ein Einschub, Herr Koplin: Ja, Sie trollebenen ausgelassen worden sind, sondern man hat haben recht, Kultur ist wie ein Lebensmittel. Unsere Ge- alle Schritte, die bei einer normalen Impfstoffentwicklung sellschaft ohne Kultur ist einfach nicht vorstellbar, üblich sind, auch hier gemacht, nur, dass man einige Dinge eben schon parallel gemacht hat, dass man in den (Torsten Koplin, DIE LINKE: Genau.) Versuchsstadien schon den Kontrollbehörden die jeweili- gen Ergebnisse zukommen lassen hat, dass man vorher weil die Menschen brauchen Kultur, das ist wichtig, und das sehen konnte. Und ich bin davon überzeugt, dass wir natürlich müssen wir darüber im Gespräch bleiben, wie hier zwei sichere Impfstoffe mit hoher Wirkung und guter wir Kultur hier erhalten, wie wir Kultur retten. Ich habe Verträglichkeit haben, und ich werbe dafür, dass die aber den Eindruck, dass Mecklenburg-Vorpommern – Menschen sich impfen lassen. anders als viele andere Länder – das von Beginn an gesehen hat. Wenn es da Dinge gibt, wo Sie sagen, da Meine sehr geehrten Damen und Herren, noch ist es sind jetzt aber richtige Lücken, da fallen die Leute richtig aber nicht so weit. In unserem Land haben noch nicht durchs Raster, müssen wir miteinander ins Gespräch alle Menschen Impfschutz, deswegen gilt es, die jetzt kommen, müssen wir darüber reden. Kultur ist uns wich- weiter – und auch dafür werbe ich –, dass wir die Maß- tig! nahmen einhalten. Wir werden die Gesellschaft leider noch nicht öffnen können, wir werden weiter auf Abstand Und Sie haben die Finanzierung angesprochen, auch da bleiben müssen. Wir müssen weiter den ungeliebten will ich etwas zu sagen. Ich will hier gar kein spezielles Mund-Nasen-Schutz tragen. Das sind keine schönen Modell favorisieren, aber klar ist doch, dass die, die deut- Botschaften, aber letztlich geht es darum, dass wir unse- lich mehr als der Rest der Normalbevölkerung haben, re Mitmenschen schützen, und es geht vor allem darum – dass die stärker dazu herangezogen werden, die Lasten und das kommt immer zu kurz, das kommt auch bei der Pandemie zu tragen als der Rest. Das ist eine Dis- Ihnen, meine Herren von der AfD, zu kurz –, es geht kussion, die werden wir mit dem Auslaufen der Pandemie darum, dass die Krankenhäuser und Intensivstationen mit Sicherheit haben, die werden wir haben, aber klar ist, nicht überlastet werden. dass die, die mehr haben, am Ende dann auch entspre- chend beitragen müssen. (Zuruf von Dr. Gunter Jess, AfD) Meine Damen und Herren, ich habe mir mal die Mühe Es geht um Rücksichtnahme, auch gegenüber all denen, gemacht, eine Rede von Herrn Abgeordneten Dr. Jess die seit Monaten in der Pandemiebekämpfung Großarti- von der AfD auf die Erwiderung meines geschätzten ges leisten, und auch denen sage ich herzlichen Dank! Kollegen Julian Barlen, die er beim letzten Mal hier ge- halten hat, noch einmal anzuhören, und da wird deutlich, (Beifall vonseiten der Fraktionen wer durch welche Motivation getrieben wird. Ich zitiere der SPD und DIE LINKE) aus der Rede von Herrn Dr. Jess: „… den Schaden, den Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 27

Sie bei Hunderttausenden … anrichten, den negieren Sie Das ist keine Panikmache, das ist einfach nur informie- total.“ Nein, meine Herren von der AfD, das tun wir nicht! ren. Das tun wir. Und natürlich versuchen wir dann oder Es gibt den Schaden, den viele Menschen erleiden, und sind dann dabei, faktenbasiert Maßnahmen dazu zu das haben meine Vorredner ja hier auch deutlich gesagt. ergreifen. Also sowohl Herr Waldmüller als auch Herr Koplin haben deutlich gemacht, wo da die Kollateralschäden sind. Und (Zuruf von Horst Förster, AfD) ich habe eben von den Schäden in der Wirtschaft ge- sprochen, ich spreche von Arbeitsplatzverlusten. Ja, die Und das, was Sie hier vorgetragen haben – ich bitte Sie haben wir. Wir haben Einnahmeverluste bei Arbeitneh- einfach mal in ein Krankenhaus zu fahren und mit einem mern, wir haben die Schwierigkeiten bei den Geschäfts- Arzt oder einer Krankenschwester, die auf einer Covid- leuten, die nicht wissen, wie sie über die Monate kom- Station arbeitet, mit denen mal darüber zu reden. men sollen. Das sind Probleme. Ich will diese Probleme überhaupt nicht kleinreden. (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Haben wir! Haben wir!) Und neben diesen monetären Problemen gibt es auch die Herausforderungen, die man nicht auf den ersten Was Sie hier gesagt haben, das ist, Blick sieht. Auch die will ich ausdrücklich benennen. Ich spreche beispielsweise von Vereinsamung von älteren (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) Menschen, die – das kenne ich aus dem eigenen Famili- enbereich – sich zum Teil in Selbstisolation begeben, das ist für mich unterirdisch, was Sie hier vorgetragen über Monate hinweg. Ich spreche von den Kindern, die haben. Ich kann das nicht anders sagen. nicht zur Schule gehen können, mit ihren Freunden nicht spielen können, die Schulstoff verpassen. Ich spreche (Zuruf von Horst Förster, AfD) von Gläubigen, denen die Gemeinschaft in der Kirche fehlt. All das sehen wir. Wer glaubt denn, dass wir das Und das, was Sie vorgetragen haben, wie Sie möchten, nicht sehen?! Das ist doch eine absurde Auffassung, dass diese Gesellschaft aufgebaut ist, was Sie möchten, eine völlig absurde Auffassung. was geöffnet wird, das heißt am Ende, dass hier Men- schen sterben werben. Das muss man mal so deutlich (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: auf den Punkt bringen. Aber dürfen nur Sie das ansprechen oder jeder?) (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD – Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Und ja, richtig, das muss ausgewogen betrachtet werden. Das ist Populismus, was Sie da machen. – Unser Weg bedeutet für viele Menschen im Land große Zuruf von Simone Oldenburg, DIE LINKE) Härten, und ich will das überhaupt nicht kleinreden, aber unser Weg ist ein Weg, der anders ist als der schwedi- Sie haben doch gerade gesagt, Gaststätten sollen geöff- sche Weg, den Sie befürworten: eine große Anzahl von net werden, Schulen sollen geöffnet werden und viele, Menschenleben retten, Menschen, die nächstes Jahr viele andere Sachen. Sie haben, Sie haben überhaupt wieder mit ihren Kindern und Enkeln Weihnachten feiern nicht beachtet, dass wir landesweit inzwischen eine Inzi- können, die dann auch wieder die Gemeinschaft in der denz von über 100 haben, dass wir Regionen im Land Kirche erleben können, Menschen, die dann, anders als haben, ganze Landkreise über 200. Und dann haben Sie viele Schweden, noch leben. Das ist das Ergebnis unse- vorgetragen – das grenzt an das, was ich eingangs mit rer Abwägung. Donald Trump und den Fake News gesagt habe, das will ich Ihnen, das werfe ich Ihnen auch so deutlich vor –, In meinen Augen ist der schwedische Weg gescheitert, dann haben Sie vorgetragen, dass Sie davon ausgehen, und wenn wir uns mal in die Nachrichten rund um so haben Sie es zumindest ausgedrückt, dass mehr Weihnachten zurückversetzen, da gab es auch eine getestet wird, und dadurch finden wir natürlich auch ganze Reihe von Berichterstattungen, dass in Schwe- mehr, und deswegen sind die Inzidenzen hoch. den selbst die Stimmen auch inzwischen sehr laut und vernehmbar sind, am prominentesten das Staatsober- Schauen Sie, mein Sohn, der arbeitet, der arbeitet in haupt, der König, der eigentlich zur Neutralität ver- einem solchen Labor, und der sieht, was da reingeht und pflichtet ist, der in einem Interview ganz klar gesagt was da nicht reingeht. hat, es erschüttern ihn die vielen toten Menschen und er hält den Weg für gescheitert, den Schweden ge- (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) gangen ist. Meine Damen und Herren, das sehen wir auch. In der Tat sind in den Monaten vor Weihnachten die Testkapazitäten hochgefahren worden. Die sind jetzt Und dann gab es hier die Rede von Herrn Förster. Herr aber auf einem Level, schon eine ganze Weile auf einem Förster, ich bin, wie Sie hier geredet haben, einfach nur Level. Und das, was an positiven Testen reinkommt, ist entsetzt. Ich kann das gar nicht anders sagen. Ich habe deutlich größer als das, was früher reingekommen ist. mir vorgenommen, das hier alles ruhig vorzutragen. Es Und so, wie Sie sich ausgedrückt haben, negiert das die entsetzt mich, wie Sie hier geredet haben. Sie haben – gesamte Entwicklung. Und wenn jemand Neutrales, der ich habe mir einiges mitgeschrieben –, Sie sprachen von überhaupt nichts mit der Sache zu tun hat, das hört, hat einem durch Panikmachung verängstigten Volk. Wir er den Eindruck, na ja, die Regierung, die bauscht das informieren die Menschen, wir informieren die Medien, alles auf, aber das ist alles gar nicht so schlimm, weil die und die Medien informieren zum Beispiel über die Zahl testen ja einfach nur mehr. Und das ist gefährlich, weil es der Infektionen. ist deswegen gefährlich, weil dann die Leute sich nicht an die Regeln halten, nicht an die Kontaktbeschränkungen (Heiterkeit und Zuruf von Horst Förster, AfD) halten. Sie sagen ja selbst, Sie wollen, dass die freiwillig 28 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 das machen, aber diese freiwilligen Regelungen funktio- (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: nieren auch dann nur, wenn die Leute daran glauben, Mit Ihrer ganzen Argumentation dass es gefährlich ist. Und das, was Sie machen, ist ein spalten Sie die Gesellschaft, und Relativieren, und die Leute glauben es nicht mehr, die Sie destabilisieren sie damit.) Ihnen glauben, die glauben es dann nicht mehr, und dann finden die Kontakte statt, und das ist gefährlich. Das ist die Kernfrage.

(Beifall vonseiten der Fraktionen (Unruhe vonseiten der Fraktion der AfD – der SPD, CDU und DIE LINKE – Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) Meine sehr geehrten Damen und Herren, Dann haben Sie ausgeführt, dass die Grippe ja gar nicht mehr da wäre – das konnte ich so schnell nicht mit- (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: schreiben –, aber Sie haben deutlich gemacht, die Grip- … weil Ihnen unsere Meinung pewelle rollt nicht so. Ich habe darüber auch im familiä- nicht gefällt.) ren Bereich mit einer Apothekerin gesprochen. Die hat mir gesagt, ja, das ist dieses Jahr so. Wir haben weniger ich will zurückkommen zur Rede von Dr. Jess. Fälle an Grippe. Das hat zwei Ursachen – übrigens auch Erkältungskrankheiten sind geringer –, das hat zwei (Glocke der Vizepräsidentin) Ursachen: Das eine ist, mehr Menschen haben sich gegen Grippe impfen lassen, und das Zweite ist, das In der Rede von Dr. Jess haben Sie, Herr Dr. Jess, dann Zweite ist, wir tragen inzwischen alle sehr konsequent seinerzeit auch auf die Kosten der Pandemie verwiesen, Mund-Nasen-Schutz. und ich zitiere gerne mal aus dem, was Sie gesagt ha- ben: Sie sagten, Zitat: „… indem Sie riesige Schulden … (Simone Oldenburg, DIE LINKE: verabschiedet haben, indem Sie die Steuerzahler über Nein, nicht alle.) Jahrzehnte massiv belasten, da tun Sie jetzt so, als wenn das eine gewaltige, hervorragende menschliche Leistung Das heißt, das heißt, Ansteckungen werden auch dadurch von Ihnen … oder … der Regierung gewesen wäre.“ verringert. Das sind einfach die Effekte, die daraus ent- Zitatende. Nein, Herr Dr. Jess, das ist keine gewaltige, stehen. herausragende menschliche Leistung von Regierung und Parlament, es ist eine gewaltige, herausragende Ich habe den Eindruck, Herr Förster, dass, so, wie Sie menschliche Leistung dieser Gesellschaft, eine Gesell- das hier vorgetragen haben, am Ende das Ganze gefähr- schaft, die den Weg des Humanismus geht, eine Gesell- lich ist. Sie haben dennoch darauf abgezielt: Meinungs- schaft, die sich der Würde des Menschen verschrieben freiheit. Es gibt diese Meinungsfreiheit, natürlich haben hat, und eine Gesellschaft, die, wenn es um den Schutz Sie das Recht, diese aus meiner Sicht falsche Meinung des Lebens geht, nicht zuallererst auf den Euro schaut. hier zu äußern, aber Sie müssen damit leben, dass auch Und meine Fraktion ist stolz darauf, eine solche Gesell- wir eine Meinung haben und wir Ihnen widersprechen. schaft mitzugestalten. – Herzlichen Dank! Und auch das gehört zur Meinungsfreiheit dazu. (Beifall vonseiten der Fraktionen (Heiterkeit bei Horst Förster, AfD – der SPD und DIE LINKE – Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) Dr. Ralph Weber, AfD: Kurzintervention war angemeldet. War schon angemeldet!) Nicht nur Ihre Meinungsfreiheit, auch unsere Meinungs- freiheit zählt. Vizepräsidentin Dr. Mignon Schwenke: Ja, ja, ja, na- türlich! Ich habe ja noch gar nichts gesagt, Herr Profes- (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD – sor Weber. Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) Zunächst erst mal herzlichen Dank, Herr Fraktionsvorsit- Ich frage mich, ich frage mich, welche Strategie dahinter- zender! Zu Ihrem Beitrag ist allerdings eine Kurzinterven- steckt. Das sage ich Ihnen ganz offen: Ich habe, tion angemeldet worden.

(Thomas de Jesus Fernandes, AfD: (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) Bei Ihnen wissen wir das.) Herr Dr. Jess, bitte schön, Sie haben das Wort. ich habe den Eindruck oder mir stellt sich zumindest die Frage, ob Ihre Strategie der Destabilisierung der Gesell- (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: schaft dienen soll. Diese Frage stelle ich mir. Bedanken Sie sich dann bitte bei jedem Redner danach, (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Frau Präsidentin, bei jedem!) Das machen doch nur Sie!) Dr. Gunter Jess, AfD: Frau Präsidentin! Wollen Sie Gewinner einer solchen Destabilisierung sein? (Simone Oldenburg, DIE LINKE: Hat sie doch gesagt.) (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Sie machen das!) Sehr geehrter Herr Schulte …

Das ist die Frage, die ich mir stelle. (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 29

Jetzt bitte still! Vizepräsidentin Dr. Mignon Schwenke: … Ihre Rede- zeit … (allgemeine Heiterkeit) Dr. Gunter Jess, AfD: … jetzt hat man weniger. Leider haben wir keine Redezeit mehr, sodass ich das über die Kurzintervention machen muss. Ich finde es ja Vizepräsidentin Dr. Mignon Schwenke: … ist zu Ende. erst mal sehr erfreulich, dass Sie sich so intensiv mit unseren Reden beschäftigen. Das stimmt mich optimis- Dr. Gunter Jess, AfD: Tut mir leid, wir können das jetzt tisch, aber ich möchte trotzdem noch mal auf einige Din- nicht mehr weiter ausführen. ge hinweisen. Vizepräsidentin Dr. Mignon Schwenke: Herr Abgeord- Das Erste ist, ob der schwedische Weg gescheitert ist, neter, möchten Sie antworten? Herr Schulte, das würde ich, ehrlich gesagt, sehr infrage stellen, das zeigt sich nämlich erst … Thomas Krüger, SPD: Mit der Namensverwechslung, das ist okay, das kann uns allen passieren. (Zuruf aus dem Plenum: „Herr Krüger“!) Schwedischer Weg ist gescheitert. Sehr geehrter Herr Entschuldigung! Ich verwechsle Sie immer. Tut mir leid, Kollege, Sie haben letztes Mal die reinen Zahlen er- Herr Krüger! wähnt. Damals haben wir Ihnen das vorgerechnet, dass das so nicht geht, jetzt kommen Sie mit der Übersterb- (Heiterkeit und Unruhe vonseiten lichkeit, um einen neuen, um einen neuen Weg hier zu der Fraktionen der SPD und CDU – konstruieren. Ich sehe den Weg bis hierher. Das Corona- Zuruf von Jochen Schulte, SPD) Virus hat sich von China weltweit ausgeweitet, von China aus weltweit ausgeweitet. Es ist in Deutschland fast zeit- Aber das werde ich in Zukunft nicht mehr tun, das werde gleich wie in Schweden aufgelaufen. Und bis hierher mit ich in Zukunft nicht mehr tun. unseren Maßnahmen haben wir fast 1.000 Menschenle- ben gerettet. Punkt! So, das heißt, das wird sich erst in ein, zwei Jahren zei- gen, weil wir dann nämlich die Gesamtzeit überblicken (Wolfgang Waldmüller, CDU: Jawoll!) können. Das müssen Sie ja wohl auch anerkennen. Wir haben weniger Infektionen, das ist richtig. Was die (Zuruf von Julian Barlen, SPD) Übersterblichkeit anbetrifft: Sie können sonst was heran- ziehen, am Ende sehen wir die Infektionen, die Men- Und ich habe mir natürlich gerade die schwedischen schen, die infiziert sind und sterben. Und danach haben Zahlen insbesondere angesehen und habe das auch wir 1.000 Menschen hier heute, 1.000 Menschenleben damals in der Debatte mit Herrn Barlen schon deutlich hier heute statistisch – klar, das ist eine statistische Grö- herausgestrichen, das ist genau das, was Sie hier sagen, ße, gestehe ich zu – mehr als in Schweden, und da beißt dass wir dann in Mecklenburg-Vorpommern diese soge- die Maus keinen Faden ab. Wir können hinterher uns das nannten 1.000 Tote mehr hätten, dass das eben genau gerne angucken, aber so wie bei uns sind auch in nicht richtig ist. Wenn Sie nämlich an die harten Fakten Schweden die Inzidenzen gestiegen. rangehen, dann sehen Sie, dann müssen Sie die Über- sterblichkeit in Mecklenburg-Vorpommern und in Schwe- Und die Schweden gehen jetzt übrigens auch einen an- den vergleichen, und Sie müssen die jeweiligen vielfakto- deren Weg. Das muss man auch mal sehen. Die Schwe- riellen und mehrfaktoriellen Dinge berücksichtigen wie den haben inzwischen auch Teile ihrer Gesellschaft ge- zum Beispiel, dass wir Hitzetote haben, dass wir auch schlossen, zum Beispiel bei den Schulen gibt es massive zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern weniger Inzi- Einschränkungen inzwischen, das heißt, sie haben auch denz haben oder weniger Tote haben als im restlichen Maßnahmen gemacht. Aber bis hierher müssen wir sa- Deutschland. Das alles muss man mitberücksichtigen bei gen, wir sind deutlich besser gefahren, und aus meiner diesen Berechnungen. Und wenn man das tut, was ich Sicht, der schwedische Weg ist gescheitert. – Herzlichen getan habe, dann, Dank!

(Zuruf von Julian Barlen, SPD) (Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE) wenn man das tut, dann würde man nämlich herausbe- kommen, dass es nicht 1.000 Tote mehr wären beim Vizepräsidentin Dr. Mignon Schwenke: Weitere Wort- schwedischen Weg bis November 2020, sondern 250 meldungen liegen mir nicht vor. Ich schließe die Aus- mehr. sprache.

(Zuruf von Julian Barlen, SPD) Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE auf Drucksa- Das ist auch nicht gut, das ist auch nicht gut, aber ich che 7/5697. Wer dem Antrag zuzustimmen wünscht, habe ja bereits gesagt, wir müssen den Gesamtzeitraum den bitte ich jetzt um ein Handzeichen. Danke schön! – beachten. Und in Schweden ist es nämlich so, da hatte Gegenprobe. Danke schön! – Stimmenthaltungen? – man die Anzahl, die höheren Toten in der ersten Welle, Damit ist der Antrag der Fraktionen der SPD, CDU und und jetzt … DIE LINKE auf Drucksache 7/5697 bei Zustimmung durch die Fraktionen von SPD, CDU, DIE LINKE und die Vizepräsidentin Dr. Mignon Schwenke: Herr Kollege, … fraktionslose Abgeordnete und Gegenstimmen der Frak- tion der AfD und des fraktionslosen Abgeordneten ange- Dr. Gunter Jess, AfD: … hat man, … nommen. 30 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021

Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 2: Errichtung Umweltverbände, gerade auch aus der friedlichen Revo- der „Stiftung Klima- und Umweltschutz Mecklenburg- lution heraus, sehr verdient gemacht. Vorpommern“, hierzu den Antrag der Landesregierung – Zustimmung des Landtages gemäß Paragraf 63 Absatz 1 (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD) der Landeshaushaltsordnung, hier: Errichtung der „Stiftung Klima- und Umweltschutz Mecklenburg-Vorpommern“, auf Wir haben auch Maßnahmen in der Landwirtschaft. Das Drucksache 7/5696. Land fördert, dass Bauern ihre Dünger emissionsarm ausbringen und auch Ställe so bauen, dass möglichst Errichtung der „Stiftung wenig Emissionen ausgestoßen werden. Klima- und Umweltschutz MV“ Und auch für den Wald haben wir Maßnahmen ergriffen. Antrag der Landesregierung Wir haben gerade im letzten Jahr die Initiative „Unser Zustimmung des Landtages Wald in Mecklenburg-Vorpommern“ auf den Weg ge- gemäß § 63 Absatz 1 LHO bracht. 20 Millionen Euro stehen zur Verfügung, um den hier: Errichtung der „Stiftung Zustand unseres Landeswaldes zu verbessern, der vor Klima- und Umweltschutz MV“ allem aufgrund von Dürre und Bränden gelitten hat. Und – Drucksache 7/5696 – ich bin Ihnen als Parlament sehr dankbar, dass Sie mit dem großen Nachtragshaushalt dafür gesorgt haben, Das Wort zur Begründung hat für die Landesregierung dass wir diese Maßnahmen trotz der großen Corona- die Ministerpräsidentin. Bitte schön, Frau Schwesig, Sie Herausforderungen, trotz der sinkenden Steuereinnah- haben das Wort. men machen können, denn sie sind Maßnahmen für die Zukunft, die wir jetzt trotz aller Sorgen wegen Corona, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig: Sehr geehrte auch aller finanzieller Sorgen, nicht vernachlässigen Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Ab- dürfen. geordnete! Ich möchte heute im Namen der Landesregie- rung einen Antrag zur Einrichtung der „Stiftung Klima- Und auch für den Bodenschutz haben wir Maßnahmen und Umweltschutz Mecklenburg-Vorpommern“ einbrin- ergriffen. Sie sind für Mecklenburg-Vorpommern deshalb gen. Umwelt- und Klimaschutz ist seit Gründung unseres so entscheidend, weil Böden fünfmal so viel Kohlenstoff Landes eines der großen Landesziele, fest verankert in speichern wie die Vegetation. Und deshalb ist die Rena- unserer Landesverfassung. Das Thema Klimaschutz hat turierung von Mooren und Feuchtgebieten der wichtigste gerade in den letzten Jahren immer weiter an Bedeutung Beitrag des Landes zur Bindung von Treibhausgasen. gewonnen, und ich freue mich, dass ganz besonders die jungen Menschen sich sehr für dieses Thema engagie- (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD) ren. Und auch hier sind wir Vorreiter. Mit den MoorFutures (Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD) kann sich jeder daran beteiligen.

Wir haben deshalb mit dem Rat für Umwelt und Nachhal- Und auch in der Energiepolitik haben wir wichtige Maß- tigkeit eine Form geschaffen, damit sich gerade die jun- nahmen ergriffen. Wir legen einen politischen Schwerpunkt gen Menschen beteiligen können. Wir haben von Anfang vor allem bei dem Ausbau der erneuerbaren Energien. an gesagt, Demonstrationsrecht, das ist natürlich gut und Wir haben eine energiepolitische Konzeption inklusive wichtig, aber wir wollen auch, dass die jungen Menschen Aktionsplan Klimaschutz erarbeitet, die Landesenergie- mitmachen können. Darüber hinaus gibt es sehr viele und Klimaschutzagentur und das Landesenergiezentrum engagierte Verbände, Vereine und lokale Initiativen, die gegründet. Wir sind Vorreiter in Deutschland auch bei zu diesem Ziel beitragen wollen. Und wir haben es schon den erneuerbaren Energien. Schon 2017 haben wir oft hier im Landtag diskutiert, wir müssen aus Verantwor- mehr als doppelt so viel Strom aus regenerativen Ener- tung gegenüber unseren nachfolgenden Generationen gien produziert als für unseren eigenen Bedarf nötig, den Klimaschutz noch verstärken. Klima schützen heißt 2.000 Windkraftanlagen im Land errichtet, vier Offshore- Zukunft sichern. Klima schützen heißt unser Land si- windparks. chern. Deshalb wollen wir diese Stiftung auf den Weg bringen und ich bitte Sie dafür heute um Ihre Zustim- Und auch vorne dabei sind wir, wenn es um Forschung mung. und Anwendung von grünem Wasserstoff geht, mit Mo- dellprojekten, Plänen für eine Wasserstoffforschungs- Mecklenburg-Vorpommern, sehr geehrte Damen und fabrik. Vorpommern-Rügen gehört zu den Modellregio- Herren Abgeordnete, leistet seit vielen Jahren einen nen der Nationalen Wasserstoffstrategie des Bundes. All großen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Das tun das ist unser Beitrag zum Klimaschutz, zu einer gelin- wir mit einer Vielfalt von Maßnahmen. Wir haben Maß- genden Energiewende in Deutschland. nahmen im Naturschutz, zum Beispiel mit dem National- parkprogramm bereits seit 1990, mit dem wir ein Drittel Und, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, mit der Landesfläche unter Schutz gestellt haben. Damit ist der „Stiftung Klima- und Umweltschutz“ wollen wir einen unser Bundesland führend in Deutschland. weiteren Beitrag leisten. Und aus den Maßnahmen, die ich jetzt skizziert habe, die wir schon machen, die uns Und an dieser Stelle möchte ich mich noch mal ganz in den verschiedensten Bereichen zum Vorreiter in herzlich bei den Umweltverbänden, auch bei denen, die Deutschland machen, wissen wir aber auch, dass Maß- sich gerade in der Wendezeit vor über 30 Jahren enga- nahmen für Klima- und Umweltschutz alle gut finden, giert haben, bedanken, denn es ist ihnen zu verdanken, aber wenn es dann konkret umgesetzt werden muss – dass wir gerade 1990 diese Programme in einer Form der Windpark, die Renaturierung von Mooren und bekommen haben, dass wir heute so viele Teile unseres Feuchtgebieten, auch zum Beispiel Düngefragen –, dann Landes unter Schutz stellen. Hier haben sich gerade die haben wir auch Diskussionen und Akzeptanzprobleme. Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 31

Deshalb ist es so entscheidend, dass wir zukünftig Und das ist für uns ein Erfolgsmodell, diese beiden Ost- dafür sorgen, dass wir alle Bürgerinnen und Bürger in seestiftungen. Und wir wollen an diese Erfolgsmodelle Mecklenburg-Vorpommern beim Thema „Klima- und anknüpfen und natürlich jetzt das Spektrum erweitern, Umweltschutz“ mitnehmen. Corona hat das Problem des weil diese Ostseestiftungen sind vor allem fokussiert auf Klimawandels nicht beiseitegeschoben. Das Problem gibt Ostsee, auf Bezug zu Wasser. Und ich habe es eben es weiter und wir müssen uns weiter beim Klima- und beschrieben, wir wollen natürlich viel mehr, was neue Umweltschutz anstrengen. Und das kann nicht allein eine Technologien angeht, was Artenschutz angeht, was staatliche Aufgabe sein, das kann nicht allein eine Auf- sozusagen sich sonst noch alles bei uns im Land zum gabe von Vereinen und Verbänden sein, sondern ganz Thema „Umwelt- und Klimaschutz“ abspielt, unterstützen. entscheidend ist, dass auch hier alle Bürgerinnen und Und deswegen sage ich, es ist schon gelungen, mit zwei Bürger mitziehen und wir deshalb Bürgerinnen und Bür- Ostseestiftungen den Umweltschutz zu befördern, und ger stärker beteiligen. Und das ist eine ganz besondere deswegen sind wir sehr zuversichtlich, dass diese neue Idee und ein ganz besonderer Schwerpunkt dieser neuen Stiftung auch das weiter machen kann. Und wir laden alle Umwelt- und Klimaschutzstiftung. Verbände ein, auch diese Stiftung gemeinsam mit uns zum Erfolg zu führen. (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD) (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD) Deshalb soll diese Stiftung sowohl Aufklärungs- als auch Bildungsarbeit betreiben, Ansprechpartner zu Fragen des Neu ist an dieser Stiftung, an dieser dritten Stiftung, dass Klimaschutzes sein und auch viele dabei unterstützen. sich auch das Land beteiligt. Und ich finde, sehr geehrte Sie soll konkrete Natur- und Klimaschutzprojekte bei uns Damen und Herren, dass das durchaus gerechtfertigt ist, in Mecklenburg-Vorpommern und vor unserer Küste denn sich alleine nur auf das Engagement letztendlich unterstützen. Das gilt auch für Projekte der Artenvielfalt von Unternehmen und von Verbänden zu verlassen, das und des Gewässerschutzes. Die Stiftung soll Wissen- reicht nicht aus. Wir als Land wollen uns auch stärker schaft und Forschung im Bereich des Klima- und Um- beteiligen und haben dann damit natürlich auch stärkere weltschutzes fördern. Unterstützt werden können Projekte Mitspracherechte. Und ich bin sicher, dass das eine von Wissenschaftlern, auch von Unternehmen, die zum gemeinsame gute Situation werden kann. Gelingen der Energiewende in Deutschland beitragen, zum Beispiel zur Entwicklung von neuen Speichertechno- Die Stiftung wird einen Vorstand haben, und – das will logien oder Lösungen zur Sektorenkopplung. Außerdem ich ausdrücklich betonen – dieser Vorstand wird ehren- soll die Stiftung Aus-, Fort- und Weiterbildung im Bereich amtlich arbeiten. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass des Klima- und Umweltschutzes betreiben. sich drei hochrangige Person aus unserem Land bereit erklärt haben, im Vorstand dieser Stiftung zu arbeiten. Eine Besonderheit ist, dass sie auch einen wirtschaft- Zunächst unser früherer Ministerpräsident , lichen Geschäftsbetrieb bekommen kann, der zeitlich er hat sich bereit erklärt, diesen Vorsitz zu übernehmen. befristet ist und genutzt werden kann, die Fertigstellung Und ich will Herrn Sellering sehr danken und bin sicher, der Ostseepipeline 2 zu unterstützen. Dabei kann und dass er mit seinen Erfahrungen auch der Ehrenamtsstif- soll die Stiftung mit den schon vorhandenen Akteuren im tung diese Stiftung mit allen Partnern auf Augenhöhe Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes in Mecklenburg- zum Erfolg führen wird. Vorpommern zusammenarbeiten. Und weil es ja schon angefangen hat und in den nächs- Und, das ist mir ganz wichtig zu betonen, diese Stiftung ten Tagen noch weiter zunehmen wird, dass es natürlich soll vor allem die Beteiligung von Verbänden, Vereinen, auch Kritiker geben wird, die diese Idee zu zerreden Initiativen, Wissenschaft, Unternehmen unterstützen versuchen und in Misskredit zu bringen: Ich will daran und auch die Beteiligung aller Bürgerinnen und Bürger. erinnern, dass, als Herr Sellering die Ehrenamtsstiftung Und deshalb richtet sich diese Stiftung an alle Bürgerin- des Landes vorgeschlagen hat, es viel Kritik und Gegen- nen und Bürger im Land, an alle, die zum Klima- und wind gab: Brauchen wir so was, ist das nicht alles zu Umweltschutz beitragen wollen, an Wissenschaft und aufgebläht und so weiter und so fort. Heute möchte nie- Wirtschaft, an die großen Umweltverbände, aber eben mand mehr die Ehrenamtsstiftung des Landes missen. gerade auch an viele kleine Initiativen, die vor Ort etwas Der Ehrenamtsstiftung ist es gelungen, genau diese bewegen wollen. breite Beteiligung der Zivilgesellschaft, die kleinen Initia- tiven zu unterstützen. Über 2.000 Projekte wurden geför- Für diese Stiftung ist ein Stiftungskapital erforderlich in dert. Wir haben eine große Akzeptanz. Es wird Aus- und Höhe von 200.000 Euro. Dafür bitten wir Sie heute hier Fortbildung gemacht. Und die Landesehrenamtsstiftung um Zustimmung. Und es gibt Möglichkeiten zu Zustiftun- war auch eine gute Blaupause, eine gute Bewerbung gen. Und die 2 AG hat sich bereit erklärt, dafür, dass wir sogar die Bundesehrenamtsstiftung nach die Stiftung finanziell zu unterstützen, jetzt sofort zu Be- Mecklenburg-Vorpommern bekommen haben. ginn beim Aufbau mit 20 Millionen Euro und später dann eine dauerhaft jährliche Unterstützung, wenn die Ostsee- Das zeigt, dass man sicherlich am Anfang erst mal pipeline fertiggestellt ist. Kritiker, Nörgler und Leute hat, die das wieder alles nicht gut finden, und ich sage Ihnen voraus: Diese Umwelt- Und, sehr geehrte Damen und Herren, das ist gar nichts und Klimaschutzstiftung wird im Land Klima- und Um- Ungewöhnliches. Auch beim Bau der ersten Ostseepipe- weltprojekte voranbringen und auch in einigen Jahren line sind mit Unterstützung der Betreiber der Pipeline spätestens die gute Akzeptanz haben wie heute die Eh- zwei Stiftungen eingerichtet worden, die seitdem sehr renamtsstiftung. Und deswegen bin ich froh, dass Herr erfolgreich Umweltprojekte, insbesondere mit Bezug zur Sellering diese Erfahrung für den Vorsitz der Stiftung Ostsee, also auf der Ostsee und davor, unterstützen, im mitbringen wird. Übrigen in ganz enger Zusammenarbeit mit Umweltver- bänden wie dem WWF in Deutschland. (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD) 32 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021

Und ich bin auch Herrn Werner Kuhn sehr dankbar, Und was hat die jetzt mit Klimaschutz zu tun, fragen der als ehemaliger europäischer Abgeordneter auch sich einige. Das liegt ganz klar auf der Hand: Es ist rich- genau diese Kenntnisse mitbringt, die wir für die Stiftung tig, dass wir 2022 aus Atomenergie aussteigen. Und, brauchen, denn natürlich endet Klima- und Umweltschutz sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete, 2022, das nicht an unseren Landesgrenzen. Und ich bin auch Frau ist morgen! Wir alle wissen, wie schnell dieses Jahr Enderlein, die sich als Unternehmerin schon in anderen vorbeigehen wird. Im nächsten Jahr werden wir aus wichtigen gesellschaftlichen Programmen, Projekten und der Atomenergie aussteigen. Und es ist auch richtig, Kommissionen unseres Landes wie dem Zukunftsrat, dass wir aus Kohlekraft aussteigen, und auch das 2038. aber wie zum Beispiel auch dem Kuratorium Gesund- Und da wird darüber diskutiert, ob es nicht hätte sogar heitswirtschaft engagiert, dass sie sich auch hier ein- eher sein müssen. Das ist nicht mehr lange hin. Aber der bringt. Das ist eine gute Mischung von starken Persön- Energiebedarf wird der gleiche sein. Und gerade wir als lichkeiten mit ganz unterschiedlichen Perspektiven. Und Industrienation – und das wollen wir bleiben – sind an- ich bin sicher, dass es gelingt, für das Kuratorium gewiesen auf Energie. Und ich sage schon, dass es weiter Persönlichkeiten zu finden, auch gerade aus dem wichtig ist, dass wir weiter eine stabile Energieversor- Umwelt- und Klimabereich, die dann gemeinsam als gung haben. Team diese Stiftung voranbringen können. Und Ziel dieses Landes ist, dass wir unsere Energie- Und ich sage es noch mal ganz deutlich: Es ist ein eh- versorgung stemmen aus erneuerbaren Energien. Das renamtlicher Vorstand. Und ich kann verstehen – und will ich ganz deutlich sagen, dieses Ziel verlassen wir darauf komme ich noch –, dass einige, die schon immer auch nicht. Im Gegenteil, ich habe es eingangs gesagt, ein Problem mit der Ostseepipeline hatten, jetzt all das in wir im Land produzieren schon doppelt so viel, wie wir Misskredit bringen wollen. Und man kann gerne auch die eigentlich bräuchten. Aber Deutschland ist größer als Idee kritisieren – bitte sachlich und konstruktiv –, aber Mecklenburg-Vorpommern, und deshalb ist es so wichtig, jegliche Unterstellung gegenüber denen, die jetzt hier dass wir auf dem Weg dahin es schaffen, die erneuerba- Verantwortung übernehmen, und sei sie auch nur in ren Energien auszubauen – wir setzen dabei auf die Frageform, dass irgendjemand dort einen persönlichen grüne Wasserstofftechnologie –, und deswegen wollen Vorteil hätte, die weise ich zurück. wir auch mit der Stiftung dort Wissenschaft und Unter- nehmen unterstützen. (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD und Burkhard Lenz, CDU) Aber der Weg dorthin, der muss auch funktionieren für eine erfolgreiche Energiewende, für einen erfolgreichen Vielleicht gibt es den einen oder anderen, der sich auch Klimaschutz. Und der Weg dorthin, und das ist schon noch vorstellen kann, dass viele von uns handeln im immer unsere Auffassung, ist Gas, Gas aus der Ostsee- Interesse des Landes, im Interesse der Bürgerinnen und pipeline anstatt Fracking-Gas. Und deshalb hat diese Bürger und oft dafür ihre eigenen Interessen sehr weit, Pipeline und die Fertigstellung der Pipeline sehr wohl sehr weit nach hinten stellen. etwas mit Klimaschutz zu tun.

(Präsidentin Birgit Hesse Wenn jetzt Kritiker sagen, das sehen sie so nicht, dann übernimmt den Vorsitz.) ist das ihre Auffassung und das können sie auch so sagen. Man kann aber nicht dem Land Mecklenburg- Und deswegen sage ich ganz klar, wir können über alles Vorpommern vorhalten, dass das irgendwie Mogelei ist, diskutieren und Kritik ist herzlich willkommen, aber jegli- denn wir haben schon immer diese Auffassung vertreten, che persönliche Unterstellung von persönlichen Vorteilen dass die Ostseepipeline zum Klimaschutz gehört, weil weise ich strikt – insbesondere für diese drei handelnden zum Klimaschutz eine gelingende Energiewende gehört Personen – zurück. und weil man für eine gelingende Energiewende auch eine Brückentechnologie braucht. Und dazu brauchen wir (Beifall vonseiten der Fraktionen die Ostseepipeline. der SPD und CDU) (Beifall vonseiten der Fraktionen Im Gegenteil, wahrscheinlich müssen diese drei han- der SPD, CDU und DIE LINKE) delnden Personen eher damit rechnen, dass sie Nachtei- le bekommen werden, und trotzdem haben sie sich dafür Deswegen, sehr geehrte Damen und Herren, sind wir in bereit erklärt. Denn wir alle wissen, dass es zum Bau der dieser Frage konsequent, konsistent und auch glaubwür- Ostseepipeline unterschiedliche Auffassungen geben dig. wird. Und deshalb müssen wir damit rechnen, und das ist ja auch schon in vollem Gange, dass man versucht, Zweitens. Die Ostseepipeline ist natürlich ein wichtiger diese Stiftung – obwohl es, wie gesagt, schon zwei Ost- Wirtschaftsfaktor für das Land. Und ich muss mal sagen, seestiftungen gibt – in Misskredit zu bringen. Und des- dass ich es abenteuerlich finde, dass man mittlerweile wegen möchte ich auch ganz klar auf die Kritik eingehen dafür kritisiert wird, dass man sich für die Wirtschaft in und drei Dinge dazu sagen: seinem Land starkmacht. Ja, was denn sonst?! Worüber reden wir die ganze Zeit in der Corona-Krise? Und des- Erstens. Was hat eigentlich die Ostseepipeline mit Klima- halb will ich sagen, für den Hafen Mukran, der dadurch und Umweltschutz zu tun? Die Landesregierung war im- auch langfristig als Standort für Offshoreprojekte gestärkt mer der festen Überzeugung – und so habe ich auch die worden ist, ist es ein wichtiger Faktor, zum Beispiel als Landtagsbeschlüsse verstanden –, dass wir den Bau der Logistikstandort für den Bau einer Pipeline von Polen Ostseepipeline für richtig halten. Und ich habe mich immer nach Norwegen. Auch der Standort Lubmin profitiert vom gefreut, dass es dafür hier auch eine breite Mehrheit im Bau der Pipeline mit den beiden Anlandestationen. Fir- Landtag gegeben hat, denn die Pipeline ist wichtig für die men, die Spezialschiffe ausrüsten, haben in Vorpommern Energieversorgung von Deutschland und auch Europa. ihren Sitz. Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 33

Natürlich geht es auch bei diesem Projekt um Arbeits- die Pipeline fertiggestellt wird. Ob diese Möglichkeit ge- plätze. Und das ist übrigens nichts Schmuddeliges, es ist braucht und genutzt wird, hängt davon ab, ob die USA unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es auch in unse- weiter auf Sanktionen gegen deutsche, europäische rem Land gute und gut bezahlte Arbeitsplätze gibt. Firmen setzen. Und deshalb ist es wichtig, dass die Bun- desregierung alles dafür tut, dass diese Sanktionen zu- (Beifall vonseiten der Fraktionen rückgenommen werden. der SPD und DIE LINKE) Sehr geehrte Damen und Herren, die Stiftung bietet aus Und deshalb war es für uns immer wichtig, dass diese unserer Sicht zwei Vorteile für das Land: Wir bekommen Pipeline auch fertiggestellt wird, weil: Wer will es eigent- erstens eine gute Stiftung mit Kapitalmöglichkeiten für lich verantworten, dass da eine 11-Milliarden-Ruine in Klima- und Umweltschutz. der Ostsee versenkt wird? (Zuruf von Burkhard Lenz, CDU) (Horst Förster, AfD: Ja, eben!) Und zweitens, wenn es nötig ist, kann die Stiftung einen Und für die Fertigstellung dieser Pipeline sind natürlich Beitrag dazu leisten, dass die Pipeline fertig wird. Aber Unternehmen verantwortlich. Und wir alle wissen, dass sie wird sie weder bauen noch betreiben. Wir kommen leider deutsche Unternehmen, europäische Unternehmen also mit dieser Stiftung auch dem Auftrag des Landtags in den letzten Jahren immer stärker sanktioniert worden entgegen, uns für Klima- und Umweltschutz einzusetzen sind, zuletzt durch neue Gesetzgebungen in der Jahres- und auch für die Pipeline. wende. Und ich will noch mal ausdrücklich sagen, nie- mand, der am Bau, an der Fertigstellung der Pipeline Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte mich zum mitwirkt, tut etwas Falsches oder gar Unrechtes. Falsch Abschluss außerordentlich bei unserem Energieminister handelt, wer versucht, aus eigenen wirtschaftlichen Inte- Christian Pegel bedanken, der in den letzten Wochen mit ressen den Bau der Pipeline in letzter Sekunde noch zu vielen Akteuren diese Umwelt-und-Klimaschutz-Stiftung verhindern für uns geplant hat. Und es hat hier im Landtag immer eine große, breite Mehrheit gegeben, wenn es auch um (Thomas Krüger, SPD: So ist es.) die Ostseepipeline ging. Und wir alle wissen, dass dieses Projekt umstritten ist, ideologisch umkämpft. Und deswe- und dafür deutsche, europäische Firmen zu sanktionieren. gen, wenn wir uns auf diesen Weg begeben, müssen wir uns klar sein, werden wir auch Gegenwind aushalten (Beifall Horst Förster, AfD) müssen. Ich finde, das ist kein Problem, wir sind nord- deutsch und stehen stark und fest im Sturm, wenn es Das ist falsch und das muss ein Ende haben. drauf ankommt.

(Beifall vonseiten der Fraktionen (Burkhard Lenz, CDU: Und ein Bayer!) der SPD und DIE LINKE) Und deshalb bitte ich Sie, dass wir uns auch nicht ab- Und deshalb haben wir weiterhin die klare Erwartung, bringen lassen und uns auch gegen Kritik, die unsachlich dass unsere Bundesregierung dafür sorgt, dass allen ist, wehren. Ich würde mir weiter wünschen, dass wir Sanktionen und Sanktionsdrohungen, die vor allem durch parteiübergreifende Einigkeit haben in dieser Frage. die amerikanische Gesetzgebung erfolgen, dass wir denen entschieden entgegentreten. Und ich will ganz zum Schluss sagen, Hauptzweck dieser Stiftung ist Klima- und Umweltschutz. Ich bin sicher, dass (Beifall Horst Förster, AfD) wir mit der Stiftung die Möglichkeit haben, in den nächs- ten Jahren viele, viele gute Projekte in unserem Land Es muss wieder Normalität für unsere Unternehmen ge- umzusetzen. Das ist das, was unser Land braucht. Und ben. Die Ostseepipeline muss man nicht richtig finden, die ich weiß, dass in einigen Jahren viele wie bei der Ehren- kann man auch kritisieren, das ist legitim, aber was nicht amtsstiftung sagen werden, das war der richtige Weg, geht, ist, dass man, wenn sie rechtsstaatlich genehmigt das hat unserem Land etwas gebracht, und darum geht ist, Firmen, die dort rechtsstaatlich mitwirken, sanktioniert. es uns bei unserem Handeln. Dafür steht jede und jeder Das ist nicht in Ordnung und da gehen wir dagegen an. auch bei uns in der Landesregierung. Es geht uns darum, etwas Gutes für das Land und die Bürgerinnen und Bür- (Beifall vonseiten der Fraktionen ger zu tun. Die Stiftung hätte dieses Potenzial und des- der SPD, CDU und DIE LINKE) halb bitte ich Sie um Ihre Zustimmung. – Vielen Dank!

Und deshalb wäre es uns wichtig, dass es weiter die (Beifall vonseiten der Fraktionen Möglichkeit gibt für Firmen, diese Ostseepipeline fertig- der SPD, CDU und DIE LINKE) zustellen. Präsidentin Birgit Hesse: Vielen herzlichen Dank, Frau Und, sehr geehrte Damen und Herren, ja, die Stiftung hat Ministerpräsidentin! die Möglichkeit – übrigens nur zeitlich befristet –, einen Wirtschaftsbetrieb aufzunehmen. Im Gegenzug dazu, Die Ministerpräsidentin hat die angemeldete Redezeit um nicht im Gegenzug, im Gegensatz dazu, ist ihre Haupttä- elf Minuten überschritten. tigkeit, Umwelt- und Klimaschutz, zeitlich unbefristet, um auch mal die Verhältnismäßigkeiten klarzustellen. Wir Im Ältestenrat ist vereinbart worden, eine Aussprache mit haben nicht vor, dass diese Stiftung diese Pipeline baut einer Dauer von bis zu 58 Minuten vorzusehen. Ich sehe oder betreibt, es geht lediglich darum, dass die Stiftung und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlos- die Möglichkeit hätte, einen Beitrag dazu zu leisten, dass sen. Ich eröffne die Aussprache. 34 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021

Das Wort hat für die Fraktion der AfD Herr Obereiner. Solarkraft im Wesentlichen decken, natürlich auch durch andere Sachen, wie durch Biogas, Geothermie, Bert Obereiner, AfD: Frau Präsidentin! Sehr geehrte andere Energiequellen, aber natürlich ist es halt so, Damen und Herren! Vorab möchte ich mich, da es ja mit wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, diesem Antrag der Landesregierung sehr schnell gehen dann brauchen wir schnell reagierende Kraftwerke, die musste, noch mal beim Herrn Minister Pegel bedanken, dann den aktuell anstehenden Strombedarf decken der uns heute in der Fraktionssitzung noch mal ein paar können. offene Fragen beantwortet hat. Vielen Dank noch mal dafür! Und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Das In der Begründung des Antrages ist das ja auch deut- wussten wir nicht, Herr Pegel, das tut uns leid, sonst lich aufgeführt, dass dort eben jetzt Erdgaskraftwerke hätten Sie noch was gekriegt. favorisiert werden. Das ist ja etwas, was der Bundes- verband der Energie- und Wasserwirtschaft bereits Gut, ein anderer Punkt, das hat die Ministerpräsidentin seit Jahren fordert. In Deutschland sind leider zurzeit ja bereits angesprochen, die drei für den Stiftungsvor- fast keine Erdgaskraftwerke in Planung oder Bau. Und sitz vorgesehenen Personen dort, die jetzt irgendwie wenn wir bis 2022 aus der Kernkraft und spätestens in Misskredit zu bringen, das liegt uns fern. Es ist na- 2038 aus der Kohlekraft aussteigen wollen, dann wird türlich so, dass diese drei Personen dort eventuell es Zeit, dass dort Erdgaskraftwerke in großem Umfang auch Nachteile erleiden werden. Das muss man aner- in Deutschland errichtet werden müssen. Wir haben kennen, das muss man auch sagen, das gehört zur eine Spitzenlast in Deutschland von 70 Gigawatt elektri- Wahrheit dazu. scher Leistung. Die wird in Zukunft wahrscheinlich noch zunehmen, wenn man in Elektromobilität geht, wenn Gut, dieser Antrag, der besteht ja im Prinzip aus zwei man die angedachte Wasserstoffstrategie weiterverfolgt. Teilen, wenn man das so mal aufteilen will. Einmal geht Wir werden also eine immer weiter steigende Spitzen- es um die Fertigstellung der Nord-Stream-2-Pipeline, und last in Deutschland haben, und die muss dann eben zum anderen geht es um die Gründung einer Stiftung, die in der Dunkelflaute durch Erdgaskraftwerke gedeckt langfristig die Ziele der Landesregierung in puncto Ener- werden, und die Kapazitäten sind nicht da. Wenn wir giewende unterstützen, flankieren will. diese Kapazitäten von vielleicht 70 Gigawatt jetzt bau- en wollen, dann bedeutet das einen Investitionsbedarf Für uns ist klar, die Nord-Stream-2-Pipeline muss fertig- in dreistelliger Milliardenhöhe für ganz Deutschland. gestellt werden. Es ist dort ein Betrag von mittlerweile Das sind also weitere Kosten, die auf die Stromver- deutlich über 10 Milliarden Euro, der steht im Feuer, braucher zukommen. Wir schalten moderne Kraftwer- wenn es fertiggestellt wird. Wenn es nicht fertiggestellt ke ab, -Moorburg habe ich genannt, man könn- wird, haben wir dort eine Investitionsruine, die Leitung te auch weitere Beispiele anführen, aber es ist natürlich verrostet dann einfach am Grunde der Ostsee und nie- so, dass das die Kosten der Energiewende erheblich mand hat etwas davon. Wenn man sich die Energiepolitik steigern wird, und die Frage ist, wie die Akzeptanz beim der letzten 20 Jahre in Deutschland anschaut, haben wir Bürger dafür ist. schon genügend Investitionsruinen produziert. Es geht einmal um den Ausstieg aus der Kernkraft, es geht zum Gut, wir haben uns, die Landesregierung hat sich für anderen um den Kohleausstieg, jetzt ganz aktuell ja die diese Stiftungslösung entschieden, aus unserer Sicht Außerbetriebnahme des hochmodernen Kohlekraftwer- durchaus nachvollziehbar und notwendig. Eine andere, kes in Hamburg-Moorburg nach etwas mehr als fünf bessere Lösung haben wir auch nicht auf der Tasche. Jahren Betriebszeit. Es werden dort also, es wurden in Deshalb finden wir das jetzt erst mal in Ordnung, das mit den letzten Jahrzehnten dort also Beträge von zig Milliar- der Stiftung. Die brauchen wir, um die Nord-Stream- den Euro im Grunde genommen verschleudert. Das hätte Pipeline fertigzustellen. Wann die fertig ist, wissen wir man sich eigentlich alles sparen können, aber gut, die nicht, wahrscheinlich vielleicht übernächstes Jahr. Hoffen Mehrheit in der Politik ist eine andere. Das ist zu akzep- wir mal, dass das alles gutgeht. tieren und man muss das hinnehmen. Allerdings, die Einrichtung einer Stiftung auf Dauer, die Jetzt geht es in dem Antrag natürlich im zweiten Teil dann auf unbeschränkte Zeit existieren soll, die halten darum, dass man dort auf längere Sicht eine Stiftung wir eben unter den vorgenannten Bedingungen nicht für installiert. Die anderen Ziele neben der Fertigstellung der sinnvoll. Wir denken, wenn die Landesregierung dort ihre Nord-Stream-Pipeline, die lehnen wir auch nicht zur energiepolitischen Ziele verfolgen will, dann sollte sie das Gänze ab, es sind dort durchaus einige Gesichtspunkte primär durch den Landtag – transparent – machen und dabei, die wir teilen. Es ist natürlich so, dass wir mehr nicht über eine Stiftung. Es ist natürlich in Rechnung zu Erdgas brauchen. Die Nord-Stream-Pipeline in Vollkapa- stellen, dass dort Zustiftungen seitens des Nord-Stream- zität hat eine Kapazität von 110 Milliarden Normkubikme- Konsortiums erfolgen. Das ist natürlich ein Argument, tern Erdgas pro Jahr – das ist mehr als der gesamte was dafürspricht. Andererseits sind wir der Meinung, Erdgasbedarf Deutschlands, und wir beziehen ja nicht dass die Transparenz dabei verloren geht, wenn wir dort nur über die Nord-Stream-Pipeline Erdgas, sondern auch eine Stiftung gründen, die dann quasi eine Parallelpolitik etwa aus Norwegen, aus den Niederlanden und natürlich macht, und deshalb lehnen wir den Antrag nicht ab, aber auch aus anderen Ländern –, sodass die Rolle Deutsch- wir können ihm auch nicht zustimmen. – Danke für die lands als Handelsdrehscheibe für Erdgas dadurch natür- Aufmerksamkeit! lich gestärkt wird, was wir natürlich positiv sehen. Es liegt natürlich auch an der zentralen geografischen Lage (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD) Deutschlands in Europa. Dagegen ist eigentlich auch nichts zu sagen. Präsidentin Birgit Hesse: Vielen Dank, Herr Abgeord- neter! Jetzt ist es so, die Landesregierung setzt darauf, dass wir unseren Strombedarf in Zukunft durch Wind- und Das Wort hat jetzt für die Fraktion der CDU Herr Eifler. Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 35

Dietmar Eifler, CDU: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Da, glaube ich, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Auf die vielen stimmen Sie mir zu, da sind Maß und Mitte erforderlich, inhaltlichen und organisatorischen Fragen, aber auch auf um die Energiewende erfolgreich zu gestalten. Und die den Zusammenhang der Pipeline mit dem Klima- und Umsetzung der Energiewende, so, wie ich sie eben be- Umweltschutz ist bei der Einbringung die Frau Minister- schrieben habe, geht mit einem längeren Übergangszeit- präsidentin umfassend eingegangen. Deshalb erspare raum einher. Gerade Gaskraftwerke sind aufgrund ihrer ich mir an dieser Stelle und auch Ihnen unnötige Wieder- Flexibilität geeignet, die Grundlastfähigkeit in Deutsch- holungen. land für die kommenden Jahre zu sichern.

Erstaunlich finde ich allerdings, dass sich der bisherige Für uns als CDU ist das Projekt Nord Stream deswegen mediale Fokus von den im Antrag unter elf Anstrichen von enormer Bedeutung. Wir sehen die sichere Versor- aufgeführten Stiftungszielen ausschließlich auf den letzt- gung mit Erdgas als Voraussetzung für die weiterhin gute genannten Stiftungszweck konzentrierte. Dabei geht es wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes. Deutschland um die, wie es angesprochen worden ist, temporären ist eben nach wie vor ein Industriestandort, der viel Ener- gewerblichen Aktivitäten der Stiftung, die nach meiner gie braucht. Gerade in Mecklenburg-Vorpommern wissen Auffassung durchaus nachvollziehbar und erklärbar auch wir, welch fatale Folgen Deindustrialisierung haben kann. sind, weil aus dieser gewerblichen Tätigkeit auch die Der Grund dafür, dass die Löhne bei uns bis heute im Stiftungsziele neben dem Stiftungskapital zu finanzieren Durchschnitt niedriger als in anderen Teilen Deutsch- sind. lands sind, ist in erster Linie im Fehlen von Industrie zu suchen. Schon deshalb muss uns daran gelegen sein, für Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, die CDU hat sich die Industrie in Mecklenburg-Vorpommern und Deutsch- in den zurückliegenden Jahren im Zusammenhang mit land eine langfristige sichere Energieversorgung zu si- der Energiewende immer für einen geordneten Umbau chern. der Energieversorgung eingesetzt, wobei wir nie aus den Augen verloren haben zu unterscheiden zwischen dem, Fachleute gehen aktuell davon aus, dass die Nachfrage was technisch möglich ist und was lediglich Wunsch- nach Erdgas in Europa in den nächsten 20 Jahren min- träume sind. Deswegen spielen nach unserer Auffassung destens stabil bleiben wird. Gleichzeitig wird mit einem neben den erneuerbaren Energieträgern auch die fossi- Rückgang der Produktion in Norwegen, Großbritannien len Energieträger nach wie vor noch eine bedeutende und auch in den Niederlanden gerechnet. Um diese Lü- Rolle, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. cke zu schließen, ist es notwendig, Maßnahmen für eine Insbesondere ist Erdgas unter den fossilen Energieträ- sichere Versorgung mit Erdgas zu gewährleisten. Mit gern derzeit der klimafreundlichste. Deshalb wird die dem Projekt Nord Stream 2 soll die entsprechende Infra- Versorgung mit Erdgas auch in Zukunft noch eine bedeu- struktur dafür geschaffen werden. tende Rolle in Deutschland und Europa einnehmen. Dennoch ist der Bau der Pipeline nicht unumstritten, nicht Auch wenn es vom politischen Radar sehr vieler Men- in Deutschland, nicht in der EU und weltweit schon gar schen verschwunden ist, vor ziemlich genau zwei nicht. Jeder Staat auf dieser Welt verfolgt Interessen. Die Jahren begannen auch bei uns Proteste gegen die Art USA tun das, Deutschland tut das und Russland tut es und Weise, wie Deutschland seine Energieversorgung auch. Mitunter decken sich die Interessen von Staaten, sichert. „Fridays for Future“ lautet das Stichwort. Mehr- mitunter tun sie das nicht. Die Bundesrepublik Deutsch- fach waren diese Demos auch Thema hier im Landtag. land hat sich frühzeitig zum Bau der Pipeline bekannt, Und ich habe immer diese These vertreten, dass es und deswegen ist die Errichtung der Stiftung zur Absiche- wenig Sinn hat, gar unverantwortlich wäre, über unver- rung des Projektes ein logischer Schritt. hältnismäßige Einsparvorhaben unsere Volkswirtschaft zu ruinieren. Die Position meiner Fraktion war immer, wir Gleichzeitig möchte ich hier noch darauf hinweisen, dass werden unseren Energiebedarf langfristig nur dann um- in den vergangenen Jahren sehr viel transatlantisches weltschonend und sicher decken können, wenn wir auf Porzellan zerschlagen wurde. Der Hauptverantwortliche Innovation setzen, hier insbesondere auf das Thema dafür wurde vor einigen Monaten abgewählt, und nach „erneuerbare Energien“ und „Wasserstoff als Speicher- den gestrigen Ereignissen in den USA kann man sehr medium“, aber auch auf die Kernfusion. Bis wir unsere wohl sagen, Gott sei Dank! In etwa zwei Monaten wird Energie auf der Basis von Wasserstoff oder mittels Kern- sein Nachfolger ernannt. Ich habe sehr große Hoffnung, fusion gänzlich decken können, brauchen wir weiterhin dass die politische Zusammenarbeit zwischen Europa einen halbwegs sauberen und sicher zur Verfügung ste- und den Vereinigten Staaten vor einer Renaissance henden fossilen Energieträger, und das ist nun mal Erd- steht. Anders wird es nicht möglich sein, die Probleme gas. auf dieser Welt zu lösen. Der Bau beziehungsweise die Fertigstellung der Pipeline, davon gehe ich ganz fest (Beifall Horst Förster, AfD) aus, wird die deutsch-amerikanischen Beziehungen nicht nachhaltig eintrüben. Ob das jeder im Blick hatte, der vor zwei Jahren auf die Straße gegangen ist, ich weiß es nicht. Zugleich muss uns gleichwohl an partnerschaftlichen Beziehungen mit Russland gelegen sein, auch wenn die (Zuruf von Egbert Liskow, CDU) innenpolitischen Zustände in Russland durchaus besorg- niserregend sind, und das nicht erst seit gestern. Ich Was ich aber weiß, ist, dass man allein mit Luftschlös- persönlich halte diese Lösung für ein sehr wichtiges sern nun mal keine Volkswirtschaft erfolgreich energe- Infrastrukturprojekt mit einem erheblichen langfristigen tisch versorgen kann. volkswirtschaftlichen Nutzen, nicht nur für beide Staaten, sondern für Europa insgesamt wichtig. Aus diesem (Beifall vonseiten der Fraktion der CDU Grund befürwortet meine Fraktion unverändert den Bau und Horst Förster, AfD) der Pipeline, ebenso jetzt die Errichtung der Stiftung, die 36 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 neben dem Klimaschutz auch den Bau der Pipeline absi- rung. Und darum ist die Stiftung auch ein Schritt für ein chern soll. Klimaschutzgesetz, weil eine Stiftung konkrete Ziele und Maßnahmen braucht, die sie flankiert und die sie um- Zum Schluss, sehr geehrte Damen und Herren, sei mir setzt. jedoch noch eine Bemerkung zum Kommentar des Herrn Reißenweber in der SVZ vom 06.01.2021 gestattet. Meine Damen und Herren, mit der Gründung der Stiftung Fragwürdig finde ich seinen Aufruf zur Anstiftung der sollte allen deutlich werden, dass die energiepolitische Mitglieder des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern, Konzeption oder die Loseblattsammlung aus dem Akti- die Stiftungsurkunde nicht zu unterschreiben. Sehr ge- onsplan Klimaschutz mit wichtigen, aber unverbindlichen ehrter Herr Reißenweber, an dieser Stelle darf ich auf Maßnahmen nicht mehr ausreichen. Besonders zu be- Artikel 22 Absatz 1 unserer Landesverfassung hinweisen, grüßen ist, dass Forschung und Entwicklung für den ich zitiere: „Die Abgeordneten sind Vertreter des ganzen Klimaschutz ganz oben auf der Agenda der Stiftung ste- Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und hen sollen. nur ihrem Gewissen unterworfen.“ Zitatende. Ich jeden- falls lasse mich von niemandem anstiften. – Vielen Dank Meine Damen und Herren, wie es jetzt schon deutlich für Ihre Aufmerksamkeit! wurde, die Stiftung hat darüber hinaus einen weiteren wesentlichen Zweck. Von den Gegnern wird sie als (Beifall vonseiten der Fraktionen „Trick“ bezeichnet. Der Antrag zeigt, dass wir noch lange der SPD und CDU) nicht so weit sind, um gänzlich auf fossile Energieträger verzichten zu können. Mit dem Atomausstieg und auch Präsidentin Birgit Hesse: Vielen Dank, Herr Eifler! dem Kohleausstiegsplan sind zwar Meilensteine definiert, aber der Umstieg auf 100 Prozent erneuerbare Energien Das Wort hat jetzt für die Fraktion DIE LINKE Frau ist noch ein langer und steiniger Weg. Dr. Schwenke. Um diesen Weg zu gehen und gleichzeitig die Energie- Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Sehr geehrte Frau sicherheit zu gewährleisten, werden flexible Gaskraft- Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kolle- werke ein wesentlicher Baustein sein müssen. Wir woll- gen! Der Landtag widmet sich heute zwei entscheiden- ten das so nicht, denn wir wollen so schnell wie möglich den Zukunftsthemen: der Frage, wie die Herausforderun- aus der fossilen Energiewirtschaft aussteigen, ebenso gen der Corona-Pandemie gestemmt werden können, wie aus der Atomwirtschaft. Daran wird sich auch nichts und der Frage, wie Mecklenburg-Vorpommern den Kli- ändern, aber die jahrelange Blockade des Ausbaus der maschutz weiter voranbringen kann. Beide Themen wer- erneuerbaren Energien durch die verschiedenen Bundes- den die Politik des Landes noch sehr viele Jahre beglei- regierungen der vergangenen Legislaturen zwingt fak- ten. Dabei ist der Schutz des Klimas nicht nur eine akute tisch dazu, Gas als Brückentechnologie zu nutzen. Und Aufgabe für die nächsten fünf bis zehn Jahre, nein, es wie der Antrag richtig feststellt, wird auch die Etablierung ist, wie im vorliegenden Antrag passend formuliert, eine von Speichern im industriellen und massenproduktions- Jahrhundertaufgabe. tauglichen Maßstab noch eine Weile dauern, ebenso wie die Verwirklichung der Sektorenkopplung, zumal leider Und es gibt noch eine weitere Gemeinsamkeit mit dem auch mit dem aktuellen Klimapaket und der Novelle des heute Vormittag diskutierten Thema, nämlich die Akzep- Erneuerbare-Energien-Gesetzes nicht wirklich zu erken- tanz. Die Corona-Maßnahmen müssen von der Bevölke- nen ist, dass in Richtung Ausbau erneuerbarer Energien, rung verstanden, akzeptiert und umgesetzt werden, da- Speicherung und Sektorenkopplung tatsächlich eine mit sie auch Erfolg haben. Genauso ist das beim Klima- Kohle zugelegt wird. Gas als Energieträger wird nicht schutz. Nur wenn jeder Einzelne seinen Beitrag leistet, nur für Mecklenburg-Vorpommern, nicht nur für Deutsch- erlernte Verhaltensmuster ändert, Maßnahmen versteht land, sondern auch für die europäischen Staaten von und akzeptiert, nur dann wird letztlich auch der Klima- besonderer Bedeutung auf dem Weg in eine Zukunft mit schutz Erfolg haben. 100 Prozent erneuerbaren Energien und mehr Klima- schutz sein. Und dazu braucht es klar definierte und nachvollziehbare Ziele und konkrete, abrechenbare Maßnahmen. Diese Gestatten Sie mir an dieser Stelle eine Randbemerkung: hat aus meiner Sicht das Land noch nicht. Und das ist Ich finde es schon erstaunlich, wie sich die GRÜNEN hier ein Problem, das ich seit Längerem kritisiere. Die Ziele im Land dazu positionieren. Mit Beschimpfungen kann fehlen und an der Kommunikation mangelt es auch. Das ich umgehen, das bleibt offenbar leider nicht aus in der muss sich zwingend ändern. Und da wiederhole ich gern Politik. Aber die GRÜNEN sollten nicht vergessen, dass die Forderung meiner Fraktion, Mecklenburg-Vorpommern zahlreiche Mitglieder der Naturschutzverbände und auch braucht ein Klimaschutzgesetz. Teile der Partei Seite an Seite mit Bürgerinitiativen gegen den Ausbau der Windenergie hier bei uns im Land de- Meine sehr geehrten Damen und Herren, mit dem monstrieren. Und gegen den Import von Fracking-Gas heute vorliegenden Antrag sehe ich einen Schritt in die habe ich grüne Stimmen bisher auch nicht so sehr laut richtige Richtung (mehr Klimaschutz) und vielleicht sogar gehört. auch einen Schritt in Richtung Klimaschutzgesetz für Mecklenburg-Vorpommern. Von einer Stiftung für Klima- (Beifall vonseiten der Fraktionen und Umweltschutz in Mecklenburg-Vorpommern können der SPD, CDU und DIE LINKE) wichtige Impulse ausgehen, nicht nur für eine bessere Kommunikation in die Öffentlichkeit. Nein, ich sehe die Irgendwie passen diese Positionen nicht zusammen. Möglichkeit, und das ist ja auch geplant, konkrete Projek- Unsere Position ist klar, wir wollen so schnell wie möglich te anzuschieben, die die Menschen beim Klima- und die Energiewende vollenden. Auf diesem Weg brauchen Umweltschutz mitnehmen, denn es geht ums Mitmachen, wir Gas als Brückentechnologie. In diesem Wissen hat für den Aha-Effekt und für die eigene Verhaltensände- sich ja auch der Landtag insgesamt bereits mehrmals Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 37 für die Fertigstellung der Nord-Stream-2-Pipeline ausge- Das Wort hat jetzt der fraktionslose Abgeordnete Herr sprochen. Die Stiftung für Klimaschutz und Umwelt muss Arppe. der Garant dafür sein, dass diese Pipeline auf den letzten Metern auch fertiggestellt wird. (Der Abgeordnete Holger Arppe verzichtet.)

Dass die Fertigstellung den USA nicht passt, das spüren Ich sehe, Herr Arppe hat seinen Wortbeitrag zurückge- die beteiligten Unternehmen und auch das Land bereits zogen. Dann hat jetzt das Wort für die Fraktion der AfD ziemlich deutlich. Die Eskalationsspirale wird Stück für Herr Förster. Stück nach oben gedreht. Es sind knallharte wirtschaft- liche und strategische Interessen, die dahinterstehen. Horst Förster, AfD: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Europa soll das wesentlich umweltschädlichere und auch Werte Abgeordnete! Liebe Landsleute! Um eins klarzu- noch deutlich teurere Fracking-Gas aus den USA bezie- stellen, das hat ja schon mein Kollege Obereiner ge- hen. Dass Russland nebenbei noch ein geostrategischer macht, Nord Stream ist für uns keine Frage, da stehen Rivale der USA ist, ist da nur eine Randerscheinung bei wir 100-prozentig dahinter. diesem Geschäft. (Karsten Kolbe, DIE LINKE: Der Landtag hat sich bisher geschlossen gegen die Erpres- Na, dann stimmen Sie zu!) sungsversuche und Drohgebärden der US-Administration gezeigt. Das war ein starkes Signal. Wer aber in den Eine Stiftung für Klimaschutz lehnen wir im Prinzip ab, letzten Wochen auch nur ein Fünkchen Hoffnung hatte, aus den Gründen, weil wir eine verfehlte Klimapolitik dass sich diese Politik, die Politik jenseits von Diplo- nicht unterstützen wollen. Für verfehlt halten wir sie matie und der Missachtung von souveränen Entschei- deshalb, nicht, weil wir gegen Klimaschutz sind, son- dungen von Nationalstaaten, nicht mehr fortsetzt, der dern weil Klimaschutz, um das in wenigen Worten zu wurde eines Besseren belehrt. Inzwischen ist das sagen, auf den Punkt zu bringen, ein globales Problem Sanktionsgesetz in den USA beschlossen. Mit gleich- ist. Wir sind mit zwei Prozent weltweit am CO2-Ausstoß berechtigten Handelsbeziehungen und respektvollem beteiligt und agieren so, als ob wir mit unseren Maß- Umgang hat das nichts zu tun. Nach wie vor vermisse nahmen die Welt retten könnten. Es ist schwierig, und ich deutliche Worte aus der Bundesregierung oder das schafft ja kein anderes Land, zugleich aus der auch Reaktionen auf europäischer Ebene. Ich muss Kernenergie und zugleich aus der Kohle auszusteigen wirklich staunen darüber, was sich die Bundesregie- und dann zu glauben, man könnte wirtschaftlich ver- rung und auch die europäischen Staaten insgesamt nünftig letztlich nur noch mit erneuerbaren Energien alles so bieten lassen. leben. Wir haben die höchsten Strompreise und, und, und, das kennen Sie alles. Also ganz klar die Position Meine Damen und Herren, für meine Fraktion steht fest, meiner Fraktion: Eine Stiftung für Klimaschutz lehnen Europa, Deutschland und als Letztes auch Mecklenburg- wir ab. Vorpommern dürfen sich nicht zum Spielball der wirt- schaftspolitischen Interessen der USA machen lassen. Trotzdem sind wir natürlich in der Zwickmühle, weil uns vorgetragen wird – und das alles sehr knapp und (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD) sehr kurz und wir konnten, trotz der erfreulichen Erörte- rungen und Hinweise von Minister Pegel sind wir natür- Nach den starken Signalen, die auch wir mit den Be- lich im Grunde schwach informiert von gestern Abend bis schlüssen aus dem Landtag heraus gesendet haben, heute –, sind wir in der Zwickmühle, weil uns erzählt wird, folgen mit der Stiftung nun auch Taten, die verdeutlichen, dass diese Stiftung notwendig sei, um Nord Stream zu dass Mecklenburg-Vorpommern souverän eigene Ent- retten. Und da wundere ich mich schon, wie von gestern scheidungen treffen kann und wird. Und wenn das als Abend bis heute dann wundersam plötzlich diese Dinge „Trick“ bezeichnet wird, so kann ich damit leben. Ich finde erklärt werden. Also ich habe irgendwo mal gelesen oder es eher bedauerlich, dass wir zu solchen Mitteln über- ich sage es auch so, Politiker und Juristen, glaube ich, haupt greifen müssen. können alles erklären, jedenfalls tun sie, als ob sie alles erklären können. Es ist einfach nicht glaubwürdig, dass (Beifall vonseiten der Fraktionen diese Stiftung, ... der SPD und DIE LINKE) (Heiterkeit und Unruhe vonseiten Wir sind keine Kolonie der USA, die auf Weisungen war- der Fraktionen der SPD und CDU) tet, ganz im Gegenteil, Mecklenburg-Vorpommern hat sich für den Bau von Nord Stream 2 ausgesprochen und Jaja! Mecklenburg-Vorpommern wird heute einen entschei- denden Schritt machen, damit das auch ermöglicht wird. ... dass diese Stiftung, ... Und der Landtag wird außerdem an die Menschen in Sassnitz, an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ha- Ich will ja gerade sagen, ich mache das nicht so ganz fen und die Unternehmen, die am Bau der Pipeline in mit. irgendeiner Weise beteiligt sind, das Signal senden, wir stehen an eurer Seite und werden euch auch zukünftig ... dass diese Stiftung nun wirklich klimaschutzmotiviert unterstützen. – Wir stimmen dem Antrag zu. ist. Also der ganze, wenn man das auf den Tisch stellt – stellen wir uns das mal wie ein gerichtliches Verfahren (Beifall vonseiten der Fraktionen vor, man kann es ja übertragen auf einen Zivilprozess –, der SPD und DIE LINKE) Sie kriegen so was auf den Tisch, die Motivation ist son- nenklar, die Unterlagen sind klar, das Ganze wird ge- Präsidentin Birgit Hesse: Vielen Dank, Frau Dr. Schwen- gründet, um doch noch Nord Stream irgendwie hinzu- ke! kriegen. 38 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021

(Karsten Kolbe, DIE LINKE: Folge des Redebeitrages dann auch deutlich wird, was Und trotzdem stimmen Sie nicht zu!) der Hintergrund dafür ist.

So, und wenn das so ist und es wirklich notwendig Erstens. Meine Fraktion begrüßt ausdrücklich die Einrich- wäre – und deshalb sind wir in der Zwickmühle, da ste- tung einer Klima- und Umweltschutzstiftung durch das hen wir ja dahinter, das hat mein Kollege Obereiner ja Land. Daran gibt es überhaupt kein Vertun. gesagt –, aber mich überzeugt das nicht. Die Amerika- ner, das brauche ich ja auch nicht zu vertiefen, setzen (Beifall vonseiten der Fraktionen knallhart ihre Interessen durch. Und da die auch, wer der SPD und CDU) sagte das heute, die „-Zeitung“ lesen und das alles mitkriegen hier, werden sie keine Schwierigkeiten haben, Und zweitens, zweitens, sehr geehrte Kolleginnen und das als, ich sage es mal so überspitzt, als eine Mogel- Kollegen, wenn ich die Debatte heute hier verfolgt habe – packung zu entlarven, und sie werden auch rückwirkend, mit Ausnahme des Redebeitrages der Ministerpräsiden- dann haben sie mit der Rückwirkung auch kein Problem, tin, die ja das eingebracht und vorgestellt hat –, dann werden sie ihre Sanktionen da auch drauf erstrecken. bin ich mir nicht sicher gewesen, ob jeder der hier Anwe- Dessen bin ich mir sicher. senden tatsächlich auch die Vorlage für die heutige Landtagssitzung wirklich gelesen hat, weil ich habe hier Wenn dieses Land es wirklich will, dann wäre hier ein manchmal den Eindruck gehabt, es handelt sich hier um Punkt, wo man genau das Verhältnis zu Amerika an der den Versuch, eine, ich nenne das mal, Fertigstellungsstif- Stelle – und da ist jetzt der Präsidentenwechsel, stehen tung für Nord Stream 2 zu machen. die Chancen ja nicht so schlecht – auf den Prüfstand stellen müsste, jedenfalls diesen Punkt klären müsste. Und, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich werde Dann müsste man den vollen Rückhalt der Bundesregie- mich mal bemühen, rung haben. Und wenn dem so wäre – das scheint näm- lich nicht zu sein –, wenn der so wäre, dann würde nicht (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) die Verantwortung für Nord Stream jetzt allein dem Land M-V aufgedrückt. Dann müsste die Bundeskanzlerin sich Ihnen und vielleicht auch der Öffentlichkeit in dem gerademachen mit Rückgrat und müsste den Amerika- Zusammenhang deutlich zu machen, dass dem so nicht nern verklickern, dass, wenn die Beziehungen sich nun ist, sondern dass wir, sehr geehrte Kolleginnen und ändern sollen, dass sie mit diesen Sanktionen aufhören Kollegen, heute hier über die Errichtung einer Klima- müssen, denn sie sind ja rechtswidrig, da sind wir uns ja und Umweltschutzstiftung mit einem Grundkapital von alle einig. 200.000 Euro debattieren, die unter anderem auch zur Förderung ihrer umweltpolitischen Stiftungszwecke einen (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD) wirtschaftlichen Betrieb einrichten kann. Und eine der Möglichkeiten dieses wirtschaftlichen Betriebes ist es Und da die Amerikaner knallhart, noch mal, ihre Interes- unter anderem auch, im Bereich der Fertigstellung der sen durchsetzen, wird diese Stiftung – das ist meine Nord-Stream-2-Pipeline unterstützend mit tätig zu wer- Prophezeiung – überhaupt nichts fruchten am Ende. Und den, und zwar – und dafür bin ich der Ministerpräsidentin bisher haben wir keine Erklärung bekommen, dass diese ausdrücklich dankbar, dass sie das deutlich gemacht Stiftung wirklich der einzige Weg ist. Der Staat hat viele hat – dann auch am Ende des Tages nur zeitlich be- Möglichkeiten. Er kauft ja auch Impfstoff ein, er schafft grenzt, weil ich in der Vergangenheit, in den letzten, die Subventionen. Also natürlich hätte auch – auch von sagen wir mal, Tagen, ja immer schon wieder gelesen staatlicher Seite und sei es über eine irgendwie kreierte habe, dass es nachher möglicherweise auch darum ge- Firma –, hätte man bewirken können, dass die Materia- hen sollte, dass diese Stiftung möglicherweise NS2 – lien, um die geht es ja, es sollen ja die Sachen herkom- also Nord Stream 2, die Pipeline – betreibt, und das ist men und im Grunde gelagert werden, die dann für den natürlich absoluter Unfug. weiteren Bau notwendig sind, das alles hätte auch von staatlicher Seite direkt erfolgen können. Und dass es Und, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie nicht geschieht, ist für mich ein deutliches Signal, dass mich vielleicht so beginnen: Meine Fraktion, meine Frak- Berlin – und da gibt es ja genug Gegner, Röttgen ganz tion, meine Partei hat sich bereits seit Längerem aus- obenan –, dass Berlin nicht dahintersteht. Und das ist drücklich dafür eingesetzt, dass wir einen ökonomisch das eigentliche Problem. Und wenn Sie das glauben mit und sozialverträglich gestalteten Umbau unserer Gesell- der Stiftung lösen zu müssen, dann wünschen wir Ihnen schaft und unserer Wirtschaft hin zu mehr Nutzung er- Glück, aber da es auch, ich habe diese Zwickmühle be- neuerbarer Energien brauchen und vollziehen müssen. schrieben, da das so ist, können wir unseren Beitrag nur Und, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich sage in der Weise leisten, dass wir uns der Stimme enthalten, das an dieser Stelle auch noch mal ganz deutlich, die denn überzeugend ist das Projekt nicht. – Vielen Dank! Zukunft nicht nur unseres Landes, aber auch die von Mecklenburg-Vorpommern wird in einer stärker nachhal- (Beifall vonseiten der Fraktion der AfD) tig ausgerichteten und ökologisch ausgerichteten Wirt- schaftspolitik sein. Und dazu gehört natürlich auch die Präsidentin Birgit Hesse: Vielen Dank, Herr Abgeord- Verwendung erneuerbarer Energien, und das ist das Ziel neter! meiner Fraktion und auch dieser Landesregierung.

Das Wort hat jetzt für die Fraktion der SPD Herr Schulte. (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Jochen Schulte, SPD: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Und, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, wir sind uns Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich doch aber hoffentlich auch über einen Punkt einig an mit zwei Dingen zu Beginn meiner Rede anfangen, zwei dieser Stelle – und zumindest habe ich auch die Frau grundsätzlichen Aussagen, und ich hoffe, dass das in der Kollegin Schwenke so verstanden, aber ich glaube, Herr Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 39

Kollege Eifler hat es auch gesagt –, wir werden das nicht en wie HELCOM dann beschäftigt, wie es sich im Parla- übers Knie brechen können. Wir werden nicht heute mentsforum Südliche Ostsee einsetzt und den anderen. sagen können, wir haben diesen Fehler ja schon einmal Und, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich sage mit einem Atomausstieg gemacht, dass wir gesagt ha- das an dieser Stelle auch noch mal, damit fällt für mich – ben, oh, wir steigen morgen aus der Atomenergie aus – für meine Fraktion auch – das von diesem Landtag be- was ich vom Grundsatz her für richtig halte –, aber ohne grüßte, unterstützte und hoffentlich dann ja vielleicht in sich darüber Gedanken zu machen, wie ich denn eigent- diesem Jahr auch noch in Kraft tretende Zusammenar- lich mit den Folgen umgehe: Wo kriege ich die Energie beitsabkommen mit der Duma der Oblast Leningrad für die Haushalte, für die Wirtschaft in diesem Land her, zusammen. die ich dann tatsächlich brauche, wenn sie dort nicht mehr herkommt? (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Und in der gleichen Situation sind wir momentan wieder. Das ist Zusammenarbeit, sehr geehrte Kolleginnen und Wir haben einen Kohleausstieg beschlossen, wir wollen Kollegen, die letztendlich allen nützt. Sie nützt den die Stärkung der erneuerbaren Energien, aber wir wissen Klimaschutz- und umweltpolitischen Zielen im gesamten ganz genau, dass wir das nicht machen können von Ostseeraum, heute auf morgen, und dafür – und da bin ich der sehr geehrten Kollegin Schwenke auch außerordentlich dank- (Beifall Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE) bar, dass sie das an dieser Stelle noch mal gesagt hat – brauchen wir Energieträger, die für einen entsprechen- weil die Ostsee macht keinen Unterschied davor, ob sie den Übergangszeitraum durch uns genutzt werden an die hiesigen Küsten plätschert mit ihrem Wasser oder können. Da rede ich übrigens nicht für Mecklenburg- ob sie das möglicherweise in Polen oder in Schweden Vorpommern, das ist ein gesamtdeutsches, ein gesamt- oder in Russland macht, und es nützt letztendlich, auch europäisches Problem, vor dem wir stehen. wenn das vielleicht an dieser Stelle etwas hochtrabend klingen mag, es nützt auch der Verständigung zwischen Und, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, das ist den Staaten und ihren Völkern hier im gesamten Ostsee- einer der Gründe – und das ist ja, glaube ich, Konsens in raum. Und es ist auch mit ein Teil, der letztendlich auch diesem Haus –, weswegen sich dieses Haus dann tat- dazu dient, dass wir hier gemeinsam in Frieden leben, sächlich auch gemeinsam mit der Landesregierung im- sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen. Und deswegen mer dafür ausgesprochen hat, dass wir die Fertigstellung ist es wichtig, deswegen ist es wichtig, dass diese Stif- der Nord-Stream-2-Pipeline befürworten. Und daran hat tung, diese neu gegründete Stiftung oder neu zu grün- sich, das sage ich an dieser Stelle auch noch mal ganz dende Stiftung diese Überlegung hier mit aufnimmt und deutlich, daran hat sich auch bis heute nichts geändert, tatsächlich auch in den kommenden Jahren durch ihre und wir begrüßen sämtliche Versuche, diese Pipeline Arbeit vertieft. auch weiter fertigzustellen, weil wir sie für die Energie- versorgung mittelfristig in diesem Land – und damit (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD meine ich jetzt nicht allein Mecklenburg-Vorpommern, und Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE) sondern Deutschland – tatsächlich auch brauchen. Aber, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich will Aber lassen Sie mich an einer Stelle noch mal zu- jetzt nicht so tun, ich will jetzt nicht so tun, als ob Nord nächst auf die Stiftung zurückkommen. Wofür ich dieser Stream 2 da nichts mit zu tun hätte. Natürlich geht es am Landesregierung außerordentlich dankbar bin – und ich Ende des Tages auch – nicht, was den Stiftungszweck sage das jetzt nicht nur deswegen, weil es auch auf Initi- angeht, nicht, was die mittelfristige oder gar langfristige ative der SPD-Landtagsfraktion da reingekommen ist in Arbeit dieser Stiftung angeht, aber was die momentane den Stiftungszweck, sondern weil ich das wirklich für Situation, in der wir uns bewegen, nicht nur wir allein hier wichtig halte, und ich hoffe, dass das auch über meine in Mecklenburg-Vorpommern, sondern wir insgesamt in eigene Fraktion entsprechend Unterstützung, auch inhalt- Europa –, geht es auch um die Frage, wie gehe ich mit liche Unterstützung findet, nicht nur im Abstimmungs- Nord Stream 2 um. Und dann sage ich das an einer Stel- verhalten –, ist, dass mit dieser Stiftung, das ist der quali- le erst mal zunächst, ich finde es gut, ich finde es gut, tative Unterschied zu den bereits von der Ministerpräsiden- wenn ein Unternehmen wie die Nord Stream 2 AG, das in tin genannten bestehenden Stiftungen, die dort errichtet der Schweiz sitzt, in Zug – um da Steuern zu sparen, worden sind, dass sich diese Stiftung halt nicht alleine vermute ich mal –, dass dieses Unternehmen sagt, wir auf den Bereich Mecklenburg-Vorpommerns beziehungs- sind bereit, uns mittelfristig mit 60 Millionen Euro an die- weise der Küstengewässer Mecklenburg-Vorpommerns ser Stiftung zu beteiligen, nicht, weil wir daraus Rendite bezieht, sondern dass hier explizit aufgenommen worden erwarten, sondern weil wir auch eine gesellschaftspoliti- ist, dass sie auch sich im gesamten Bereich der Ostsee- sche Verantwortung sehen, auch vor dem Hintergrund, region, der Ostseeanrainerstaaten engagieren kann. was wir möglicherweise, na ja, nicht ganz so klimapoli- tisch positiv mit unserem Erdgas an der einen oder ande- Und, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, wir hier in ren Stelle machen. Das ist gesellschaftspolitische Ver- diesem Haus, wir hier in diesem Haus haben in der Ver- antwortung, wie man sie auch von Unternehmen erwar- gangenheit uns immer wieder dafür eingesetzt, dass wir ten kann und am Ende des Tages erwarten muss. die politische und gesellschaftliche Zusammenarbeit in der Ostseeregion selber nicht nur befürworten, sondern Und, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, natürlich auch unterstützen wollen mit Maßnahmen, die wir ma- sind 60 Millionen Euro angesichts eines Gesamtinvestiti- chen können. Wir sind eines – und das muss man ange- onsvolumens von rund 10 Milliarden Euro inzwischen für sichts der Größe dieses Parlamentes und dieses Landes die Nord-Stream-2-Pipeline nicht unbedingt ein weltbe- auch mal sagen –, das sehr, sehr viele Ressourcen ein- wegender Betrag – es ist weniger als ein Prozent –, aber setzt in dem Bereich, wie es sich in der Ostseeparlamen- jetzt wollen wir doch mal ganz ehrlich sein: Wir können tarierkonferenz einsetzt, wie es sich auch mit den Gremi- doch nur in die Hände klatschen, wenn sich ein Unter- 40 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 nehmen bereit erklärt zu sagen, wir geben jetzt einmal den Kubikmeter Erdgas in Europa pro Jahr. Davon kom- 20 Millionen im Zusammenhang mit der Gründung der men rund 200 Milliarden Kubikmeter alleine aus Russ- Stiftung und sind auch bereit, in der Folgezeit noch mal land, völlig egal, ob jetzt Nord Stream 2 fertiggestellt wird 40 Millionen weitere Euro in diese Stiftung reinzugeben, oder nicht. Wir werden auch in den nächsten Jahren um Ziele zu verfolgen, die nicht originär mit dem Unter- Erdgas brauchen für die Versorgungssicherheit, weil wir nehmensgegenstand zu tun haben. Und, sehr geehrte wissen alle, dass nicht nur wir hier in Deutschland zum Kolleginnen und Kollegen, das sollte man dann auch mal Beispiel aus der Kohle aussteigen wollen, auch andere anerkennen! Länder tun das. Italien tut das, Österreich tut das, Nieder- lande tut das, und wir könnten diese Liste wahrscheinlich Und, meine Damen und Herren, natürlich tut das die noch weiter ausdehnen. Alle diese Länder brauchen Nord Stream 2 AG auch – auch! –, weil sie tatsächlich Erdgas, und das kommt zu einem Großteil heute schon ein Interesse an der Fertigstellung der Pipeline hat. Nur, aus Russland, und – da werden wir nicht dran vorbei wollen wir doch mal ganz ehrlich sein, völlig egal, ob diskutieren können – das wird es auch in Zukunft tun. Nord Stream 2 – und ich rede jetzt von dem Unterneh- men, nicht von der Pipeline –, ob sie dieses Geld als (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD) Zustiftung geben würden oder nicht, wir haben hier im Land eine klare politische Position, die immer geheißen Und, sehr geehrte, sehr geehrte Kolleginnen und Kolle- hat, wir unterstützen dieses Unternehmen bei der Fertig- gen, ein Satz nur, weil es ist hier auch schon gesagt stellung der Pipeline. Die hätten sich genauso gut hinstel- worden, der zweite Punkt ist die Sicherung von Arbeits- len können und sagen können, wir behalten unser Geld. plätzen. Und ich hoffe, dass Sie mir das abnehmen, weil Wir hätten trotzdem gesagt, dass wir diese Pipeline wei- ich an dieser Stelle mich häufig genug auch für andere terhin unterstützen, auch gegenüber Berlin und auch an Unternehmen in diesem Land eingesetzt habe, dass wir den anderen Stellen, wo wir das machen können. Das möglichst viel tun, damit diese Arbeitsplätze gesichert muss man an dieser Stelle auch mal deutlich sagen. werden, auch wenn ich nicht immer damit Begeiste- rungsstürme in der einen oder anderen Region dieses (Beifall vonseiten der Fraktionen Landes damit erreiche. Aber genauso, wie ich mich hier der SPD und DIE LINKE) und wie sich meine Fraktion und wie diese Landesregie- rung sich zum Beispiel für die Sicherung der Arbeitsplät- Aber, aber, meine Damen und Herren, auch das will ich ze der MV WERFTEN einsetzt, was ich auch für richtig an dieser Stelle deutlich sagen, auch wir haben ein ge- halte und wichtig halte, genauso setzen wir uns natürlich wieftes Interesse, ein wichtiges Interesse an der Fertig- auch für die Sicherung der Arbeitsplätze zum Beispiel in stellung dieser Pipeline. Und das ist nicht nur der Grund, Mukran ein, weil auch das ist etwas, was für das Land dass wir letztendlich es auch nicht verantworten können, wichtig ist. Auch diese Menschen müssen darauf ver- dass auch mit der Beteiligung von westeuropäischen trauen können, dass wir sie nicht einfach im Regen ste- Unternehmen, die immerhin rund 5 Milliarden Euro inzwi- hen lassen, nur weil es mal etwas schwieriger wird und schen in die Fertigstellung dieser Pipeline investiert ha- weil es Winter ist und kälter und es draußen stürmt. Das ben, dass wir es tatsächlich nicht verantworten können, kann so nicht sein, sehr geehrte Kolleginnen und Kolle- einfach zuzugucken, wie ein solches Investment zu einer gen! Investruine wird und dann tatsächlich in der Ostsee liegen bleibt, ohne dass das damit so gemacht werden (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD) kann. Das ist eine Verantwortung, eine wirtschaftspoliti- sche Verantwortung, die wir gegenüber jedem Unterneh- Und der dritte Punkt, der dritte Punkt, ich habe es eben men haben, das sich hier in diesem Land engagiert hat, schon mal gesagt, ist die grundsätzliche Bereitschaft, egal, ob es groß oder klein ist. Wir müssen das tun, was sich für die Unternehmer/-innen und Unternehmen in wir politisch und rechtlich verantworten können, um diese diesem Land tatsächlich zu engagieren. Die haben ein Unternehmen zu unterstützen, dass ihr Investment am Recht darauf. Das ist kein Geschenk. Das ist ein Recht, Ende des Tages zu einem Erfolg kommt, völlig egal, ob das die Unternehmen – die in diesem Land – haben, es eine Nord Stream 2 AG ist oder ein kleiner Handwerks- darauf vertrauen zu können, dass sich die Politik tatsäch- betrieb, der in diesem Land tatsächlich sich engagiert. lich für sie engagiert und für sie einsetzt.

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD) Und der vierte Punkt, der mag für den einen oder ande- ren nicht wichtig sein, aber er ist für mich und er ist für Und, meine Damen und Herren, ich will das noch einmal meine Fraktion wichtig: Wir wollen auch weiterhin, dass kurz aufgreifen, ich will das nicht vertiefen, weil sowohl das über Jahre entstandene positive Verhältnis zwischen die Ministerpräsidentin als auch der Kollege Eifler und unserem Land und Russland auch weiterhin dadurch auch die Kollegin Schwenke haben das schon deutlich unterstützt wird. Und ich persönlich halte es für wichtig, gemacht, aus meiner Sicht, aus Sicht meiner Fraktion weil nur, wenn man miteinander redet, wenn man mit- gibt es im Endeffekt vier Gründe, die tatsächlich dafür einander arbeitet, wenn man auch miteinander Ge- sprechen, dass wir uns als Politik – damit rede ich jetzt schäfte macht, dann schießt man nicht aufeinander. Und nicht von der Stiftung, ich rede von uns hier, die wir heute ich möchte nicht in die Situation kommen, in der wir im hier auch darüber abstimmen –, dass wir uns als Politik Kalten Krieg waren, wo die Truppen sich gegenüberge- für die Fertigstellung dieser Pipeline engagieren. standen haben und gegenseitig dann auch die Gefahr bestand, dass man übereinander im wahrsten Sinne des Der erste Punkt ist die energetische Versorgungssicher- Wortes herfällt. heit. Das ist in den nächsten Jahren substanziell für Deutschland, für Europa, dass wir tatsächlich auch weiter (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD) Erdgas bekommen. Wir haben ungefähr einen Bedarf, wenn ich das jetzt mal über den Daumen peilen kann, Und, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich will jetzt von, wenn ich die Zahl richtig im Kopf habe, 400 Milliar- nicht noch mal darauf eingehen, welche Bedeutung Erd- Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 41 gas und auch letztendlich diese Pipeline für die Versor- NS2 angeht, dann hat sie schon ihren Sinn erfüllt und gungssicherheit hat, aber ich will etwas deutlich machen. dann ist sie auch gut, sehr geehrte Kolleginnen und Ich habe zu Beginn meiner Rede gesagt, das ist keine Kollegen. Fertigstellungsstiftung. Und ich sage das an dieser Stelle auch noch mal ganz deutlich, man sollte keine zu hohen (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD) Erwartungen daran setzen, was mit dieser Stiftung – und jetzt rede ich nur über den immer wieder in der Diskussi- Präsidentin Birgit Hesse: Vielen Dank! on nach vorne gebrachten, was aus meiner Sicht gar nicht das Entscheidende ist, nach vorne gebrachten (Beifall vonseiten der Fraktion der SPD) wirtschaftlichen Zweck, nämlich die Hilfestellung bei einer Fertigstellung von Nord Stream 2 –, ich will das an einem Vielen Dank, Herr Schulte! einzigen Beispiel deutlich machen, was diese Stiftung eben nicht leisten kann: Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor.

Diese Pipeline wird nur dann fertiggestellt werden – Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der weil der größte Teil der noch zu verlegenden Rohre ist Landesregierung auf Drucksache 7/5696. Wer dem zu- in dänischen Hoheitsgewässern –, wenn sich ein Zerti- zustimmen wünscht, den bitte ich jetzt um ein Handzei- fizierer findet, der die Verlegearbeiten in den dänischen chen. – Die Gegenprobe. – Stimmenthaltungen? – Danke Hoheitsgewässern zertifiziert. Und der muss nicht das schön! Damit ist der Antrag der Landesregierung auf Unternehmen oder die Stiftung oder Nord Stream 2 AG Drucksache 7/5696 bei Zustimmung durch die Fraktionen zertifizieren, er muss die Tätigkeit, nämlich das Verlegen der SPD, CDU und LINKE sowie der fraktionslosen Ab- der Pipeline, zertifizieren. Und der größte international geordneten und Enthaltung aus Teilen der Fraktion der tätige Zertifizierer – das ist DNV GL, dem einen oder AfD sowie dem fraktionslosen Abgeordneten angenom- anderen vielleicht noch als Germanischer Lloyd be- men. kannt –, der ist ausgestiegen. Und ein wirklich immenses Problem, das Nord Stream 2 AG momentan hat, ist, im Zwei Mitglieder des Landtages haben an der Abstim- internationalen Markt einen Zertifizierer zu finden. Und mung nicht teilgenommen und vorher erklärt, dass sie wenn sie das nicht tun, dann wird diese Pipeline nicht gemäß Paragraf 96 unserer Geschäftsordnung hierzu gebaut. Und diesen Zertifizierer finden – da ist es völlig eine Erklärung abgeben möchten. Das sind zum einen egal, ob Sie eine Stiftung bauen oder haben oder ob Sie Herr Professor Weber und Herr de Jesus Fernandes. eine Nord Stream 2 AG haben, die das macht, oder ob Sie noch ein drittes Unternehmen suchen, das das macht –, Bitte schön! die Pipeline wird zertifiziert und das Zertifizieren der Pipeline ist sanktionsbewehrt. Deswegen also soll man Dr. Ralph Weber, AfD: Liebe Landsleute! Wertes Präsi- mal deutlich machen, wir können Hilfestellung leisten, dium! Ich habe an der Abstimmung nicht teilgenommen und das sollten wir auch tun, aber wir können nicht die und möchte kurz erläutern, warum. Probleme von Nord Stream 2 und der Nord Stream 2 AG lösen. Wie der Fraktionsvorsitzende der SPD in seinen Ausfüh- rungen mehrfach deutlich gemacht hat, handelt es sich Und, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, warum bei dieser Stiftung nicht um eine Fertigstellungsstiftung machen wir das denn überhaupt? Warum machen wir für die Nord-Stream-Pipeline. Da, wenn es nur darum das zu diesem Zeitpunkt? Die Frage ist ja auch aufge- gegangen wäre, hätte ich ohne Wenn und Aber zuge- bracht worden. Dann will ich das an dieser Stelle auch stimmt. Ich bin felsenfest der Meinung, diese Pipeline ganz kurz noch anreißen – damit komme ich dann auch muss fertiggestellt werden und wir dürfen und sollen uns zum Ende meiner Rede –: Wir sind bei allen Schwie- dem Druck, Sanktions- und anderem Druck, aus den rigkeiten, die wir mit unseren US-amerikanischen Part- USA nicht beugen. nern haben, in einer Situation, die auch eine Chance bietet, und diese Stiftung ist eine Möglichkeit, vielleicht Dazu hätte es aber andere Möglichkeiten gegeben als den Beteiligten, die diese Chance nutzen wollen, auch diese Stiftung, insbesondere ein landeseigenes Unter- ein bisschen Zeit zu verschaffen. Und das ist in mei- nehmen. Ich gehe mal davon aus, dass der Landesre- nen Augen der wesentliche Gedanke, wenn wir über- gierung, die sich deutlich für Nord Stream 2 ausge- haupt über die Frage „Fertigstellung NS2“ reden. Wir sprochen hat, nicht der Mut gefehlt hat, das so zu haben mit dem neuen zukünftigen US-Präsidenten machen, sondern die Unterstützung im Bund. Und das jemanden, der natürlich auch gesagt hat in der Ver- finde ich schade. Und wir brauchen dann keine Stif- gangenheit, er ist nicht begeistert von Nord Stream 2, tung, die über Jahrzehnte dann mit Stiftungsziel „Kli- aber er ist, er ist auch jemand, der erklärt hat – und das maschutz“ irgendwelche Umgestaltungsmaßnahmen jetzt auch gerade kürzlich wieder erklärt hat –, dass er im Sinne der erneuerbaren Energien und Energiewen- an einer Verbesserung der transatlantischen Beziehun- de fördert, gen Interesse hat. Und das betrifft nicht nur Deutsch- land und Europa, das betrifft auch das Verhältnis zu (Thomas Krüger, SPD: Russland. Kommen Sie zur Sache!)

Und, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, diesen um Nord Stream 2 zu vollenden. Zeitrahmen sollte man dann auch den Partnern in den USA geben, um möglicherweise gemeinsam mit ihren (Thomas Krüger, SPD: russischen Vertragspartnern und russischen Ge- Was ist Ihre Erklärung?) sprächspartnern, mit ihren europäischen Gesprächs- partnern dann tatsächlich neue Lösungen zu finden. Deswegen habe ich nicht an der Abstimmung teilge- Und wenn die Stiftung nur dafür gut sein sollte, was nommen. 42 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021

Präsidentin Birgit Hesse: Das Wort hat jetzt für die Präsidentin Birgit Hesse: Meine Damen und Herren, entsprechende Erklärung zur Abstimmung Herr de Jesus weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Wir waren Fernandes. Jetzt haben wir keinen mehr, der das Mikro- bereits in der Abstimmung. fon saubermacht. Vielleicht nehmen Sie einfach das andere. Bitte schön! (Der Abgeordnete Jochen Schulte tritt ans Präsidium heran.) Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Sehr geehrtes Prä- sidium! Werte Abgeordnete! Ich unterstütze Nord Stream 2 Der Tagesordnungspunkt ist abgestimmt, Herr Schulte. uneingeschränkt und stehe hinter diesem Projekt, aber nicht so, wie es heute hier gemacht wird, und deswegen (Der Abgeordnete Jochen Schulte will ich erklären, warum ich an der Abstimmung nicht wendet sich an das Präsidium.) teilgenommen habe, und zwar habe ich Bedenken. Die SPD-Fraktion hat eine Sitzungsunterbrechung für Wir konnten uns ja quasi alle erst seit gestern damit fünf Minuten beantragt. Wir fahren also fort mit der Sit- befassen, und wenn ich mir das Konstrukt angucke und zung um 14.38 Uhr. wie das besetzt ist und durch wen, dann haben wir Herrn Sellering dort von der SPD oben als Stiftungsvorsitzen- Unterbrechung: 14.33 Uhr den und dann haben wir auf der anderen Seite Beteiligte ______wie Herrn Schröder bei Gazprom et cetera. Und wir wis- sen alle, wie hier umgegangen wird mit öffentlichen Stif- Wiederbeginn: 14.43 Uhr tungen oder anderen Vereinen. Nehmen wir als Beispiel die AWO Präsidentin Birgit Hesse: Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich eröffne die unterbrochene Sitzung. Es tut (Heiterkeit bei Thomas Krüger, SPD) mir leid, dass alle jetzt etwas warten mussten, aber wir hatten eine Situation, die wir so auch noch nicht so oft oder nehmen wir solche Geschichten wie Demokratie- hatten. Insofern mussten wir uns einmal mit der Ge- bahnhof oder Sonstiges. Und wir wissen ganz genau, schäftsordnung noch etwas näher befassen. dass sie immer missbräuchlich benutzt werden, um Wahlkampf zu machen. Die Ministerpräsidentin hat gemäß Paragraf 85 Absatz 3 noch einmal um das Wort gebeten. Insofern ist dann Präsidentin Birgit Hesse: Herr, ... auch entsprechend die Beratung wiedereröffnet. Die Ministerpräsidentin hat das Wort. Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Und gerade ... Ministerpräsidentin Manuela Schwesig: Sehr geehrte Präsidentin Birgit Hesse: ... Herr de Jesus Fernandes, ... Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Ab- geordnete! Mir ist es sehr wichtig und der ganzen Lan- Thomas de Jesus Fernandes, AfD: ... bei dieser Um- desregierung, dass wir unsere Themen im Land hier sehr weltstiftung ... breit und auch kontrovers und konstruktiv debattieren. Dazu betreiben wir alle sehr viel Aufwand. Ich glaube, Präsidentin Birgit Hesse: ... ich möchte Sie kurz da- dass man das zum Beispiel gerade in der Corona- rauf hinweisen, dass Sie bitte eine Erklärung abgeben, Pandemie sehen kann. Man könnte auch die Verordnung warum Sie nicht an der Abstimmung teilgenommen ha- direkt am Dienstag nach der MPK-Schalte in Kraft set- ben, ... zen. Wir machen sehr viele gemeinsame Vorberatungen, wir machen heute eine Sondersitzung, morgen MV-Gipfel, Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Das mache ich! das ist alles wichtig und richtig.

Präsidentin Birgit Hesse: ... analog, wie Herr Professor Und genauso ging es uns mit der Stiftungsidee. Wir wa- Weber es gemacht hat. ren von Anfang an dafür, dass wir diese Sachen transpa- rent allen vorlegen. Das haben wir heute getan. Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Das mache ich, ... (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Heute!) Präsidentin Birgit Hesse: Und ich bitte, ... Energieminister Pegel hat sich heute auch in der Fraktion Thomas de Jesus Fernandes, AfD: ... genauso analog. der AfD bemüht. Ja, wir sind unter Zeitdruck. Das hat auch Gründe. Das hat Gründe, das Sanktionsrecht der Präsidentin Birgit Hesse: ... entsprechend dann auch USA, das wir leider nicht in der Hand haben. Und da zum Thema zu kommen. haben wir natürlich auch jede Zeit genutzt, denn unsere Aufgabe ist, zum Wohle des Landes zu handeln. Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Das mache ich ganz analog genauso, und das ist das Thema. Und ich muss wirklich sagen, dass ich alles gut in diesen Debatten abkann. Was ich aber nicht in Ordnung finde, Und das ist eben genau der Knackpunkt. Wäre es tat- ist, dass die Geschäftsordnung missbraucht wird, sich sächlich eine Stiftung gewesen, um Nord Stream zu einer offenen Debatte zu entziehen. Und das, sehr ge- retten, dann wäre das okay. Hier läuft man ganz große ehrter Herr Weber und Herr de Jesus Fernandes, ... Gefahr, dass man versucht, hier ideologisch eine Hinter- tür zu öffnen, eine neue Institution zu schaffen, mit dem (Dr. Ralph Weber, AfD: Hallo! Vorwand quasi, hier nur irgendetwas retten zu wollen. Für Sie immer noch „Dr. Weber“, ja?! Und da habe ich ein Problem und deswegen habe ich an Ich kann nichts dafür, dass Sie der Abstimmung nicht teilgenommen. nicht promoviert haben!) Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 43

Präsidentin Birgit Hesse: Einen, Das ist in meinen Augen feige

(Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD) (Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE) einen Moment bitte! und das zeigt, mit welchen Mitteln Sie arbeiten. Sie ver- (Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD) suchen, demokratische Mittel zu benutzen, um letztend- lich Ihre, Herr Professor Weber, es reicht jetzt langsam! (Marc Reinhardt, CDU: Wie lange (Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD) geht denn jetzt die Debatte?)

Herr Professor Weber, ich erteile Ihnen jetzt einen Ord- Ihre Sachen letztendlich hier durchzubekommen. Und nungsruf. Es steht Ihnen nicht zu, das zu kommentieren, das, sehr geehrte Damen und Herren, möchte ich Ihnen was die Ministerpräsidentin hier ausführt. ungern durchgehen lassen.

(Dr. Ralph Weber, AfD: Aber Und ich möchte vor allem auf Ihre Argumente eingehen. wie sie mich anspricht, schon!) Ich habe schon bei der Corona-Debatte darüber hinweg- gesehen, dass Herr Förster seinen Redebeitrag genutzt Einen Moment, Herr Professor Weber! hat, mehrfach mit Unterstellungen und Falschbehauptun- gen zu arbeiten, zum Beispiel der Unterstellung, wir wür- (Dr. Ralph Weber, AfD: den ja Rostock einfach niedrig halten, indem nicht viel Das bewusste Weglassen ...) getestet wird. Ja, Sie haben es ganz elegant gemacht: „Man vermutet“! Auch das steht Ihnen nicht zu, das können Sie mir gerne sagen, (Zuruf von Horst Förster, AfD)

(Dr. Ralph Weber, AfD: Und ich könnte noch so viel erzählen, so viel darüber, dass Das bewusste Weglassen eines Sie zum Beispiel nur daran denken, ob Sie krank werden, Doktortitels ist eine Beleidigung.) und nicht, dass Sie auch noch einer behandeln muss. aber das haben Sie nicht in dieser Debatte zu sagen. (Horst Förster, AfD: Das ist eine Unterstellung!) (Dr. Ralph Weber, AfD: Da gibt es zig Urteile!) Und ähnlich war es jetzt eben auch hier,

Frau Ministerpräsidentin, Sie haben das Wort. (Horst Förster, AfD: Das ist eine Unterstellung!) Und, Herr Professor Weber, ich erteile Ihnen jetzt einen Ordnungsruf. und jetzt deshalb zu zwei Argumenten: Herr Weber sagt, wir machen die Stiftung und haben nicht als Land den (Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD) Mut, die Fertigstellung der Pipeline mit einem Landesun- ternehmen zu betreiben. Ich sage Ihnen, was passiert, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig: Herr Weber, wenn wir so was machen würden. Dann würde, weil wir es tut mir außerordentlich leid, dass ich Ihr Ego damit nicht amerikanisches Sanktionsrecht in der Hand haben, verletzt habe, dass ich den Doktortitel vergessen habe. die Gefahr bestehen, dass nicht nur die Landesregie- Für mich ist das nicht so entscheidend. Das war nicht rung, sondern mehr Teile des Landes sanktioniert wer- böse Absicht, aber ich weiß ja, dass Sie auf Leute, die den. Und ich glaube, so weit kann bei allem guten Willen das nicht haben, hinabgucken. Das unterscheidet uns. für eine Ostseepipeline auch das Land Mecklenburg- Vorpommern nicht gehen. Deswegen hat uns nicht der (Dr. Ralph Weber, AfD: Tue ich nicht.) Mut gefehlt, sondern: Verstand, mit unseren Aktionen dafür zu sorgen, dass es keinen Schaden für das Land Und deswegen: Sehr geehrter Herr Dr. Weber! Wenn es gibt, das ist der Grund, Herr Weber. Ihnen jetzt besser geht, sage ich das gerne so. (Beifall vonseiten der Fraktionen (Dr. Ralph Weber, AfD: Na geht doch!) der SPD und DIE LINKE)

Sehr geehrte beide Abgeordnete der AfD, Sie haben Und Ihre persönlichen Vorwürfe gegen die drei Perso- versucht, sich jetzt einer offenen parlamentarischen, nen, die hier Verantwortung übernehmen, die weise ich demokratischen Debatte zu entziehen, indem Sie näm- zurück, Herr Abgeordneter, insbesondere, lich gar nichts gesagt haben in dieser Debatte, keine Ihrer kritischen Anmerkungen, und uns nicht mehr die (Dr. Ralph Weber, AfD: Ich habe Möglichkeit geben, als Landesregierung darauf zu rea- niemandem was vorgeworfen.) gieren. Und das finde ich nicht in Ordnung, erst recht nicht, wenn man dann noch nicht mal den Mut hat, sich was ... an einer Abstimmung zu beteiligen. (Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD) (Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE) Ich bin jetzt schon bei dem anderen Abgeordneten. 44 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021

(Unruhe vonseiten der Fraktion der SPD – (Beifall vonseiten der Fraktionen Zurufe von Thomas Krüger, SPD, der SPD, CDU und DIE LINKE) Thomas de Jesus Fernandes, AfD, und Dr. Ralph Weber, AfD) Präsidentin Birgit Hesse: Vielen Dank, Frau Minister- präsidentin! Sie haben unterstellt, dass es hier Vorteile geben kann, Mir liegen jetzt zwei weitere Wortmeldungen vor, einmal (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: von Herrn Professor Weber und dann von Herrn de Jesus Kann!) Fernandes. Ich weise darauf hin, dass Sie insgesamt acht Minuten Redezeit haben und sich die dann bitte auch und ich sage es Ihnen hier ganz deutlich: Solche Unter- teilen. stellungen gegenüber allen drei handelnden Personen finde ich unmöglich. Ich habe alles dazu heute gesagt. Bitte, Herr Professor Weber, Sie haben das Wort. Und ich sage Ihnen auch, insbesondere gegenüber dem Ministerpräsidenten a. D., man kann – dass Sie sowieso Dr. Ralph Weber, AfD: Liebe Landsleute! Wertes Präsidi- anderer Meinung sind, ist klar –, aber Erwin Sellering hat um! Sehr geehrte Frau Ministerpräsident! Ich bin dankbar, viele Jahre dass Sie mir noch mal die Gelegenheit geben, jetzt noch nahezu acht Minuten das noch mal zu erklären, was (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: ich vorhin bei der persönlichen Erklärung in knapp zwei Den schätze ich tatsächlich!) Minuten sagen musste. Erst mal dafür herzlichen Dank! alles dafür getan, Zum Zweiten, wenn Sie einen Blick in die Geschäftsord- nung werfen, eine persönliche Erklärung kann man nur (Thomas de Jesus Fernandes, AfD: abgeben, wenn man an der Abstimmung nicht teilnimmt. Den schätze ich tatsächlich!) Deswegen habe ich nicht mit abgestimmt, um diese Mög- lichkeit wahrzunehmen. Das ist ein Individualrecht jedes um sich für dieses Land einzusetzen. Und jetzt zu unter- Abgeordneten, und das steht Ihnen nicht zu, anderen stellen, dass er oder andere hier Vorteile hätten, das ist dieses Recht abzusprechen. unmöglich. Die gehen ein Risiko ein, weil Sanktionsrisi- ken gibt es die ganze Zeit und die Stiftung mit ihren han- Von der Zwickmühle in dieser Entscheidung, in der wir delnden Personen geht vielleicht Sanktionsrisiken ein. waren, hat Herr Förster schon gesprochen. Selbstver- Und damit tun diejenigen viel mehr, als Sie Ihr ganzes ständlich und ohne Wenn und Aber steht die ganze AfD- Leben für dieses Land tun werden. Fraktion hinter der Entscheidung, Nord Stream 2 weiter- zubauen und sich auch in klaren und deutlichen Worten (lang anhaltender Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU – (Zuruf von Sebastian Ehlers, CDU) Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Oha!) und auch zur Not mit Gegensanktionen gegen die Versu- Und jetzt sage ich mal ganz deutlich, und jetzt sage ich che der USA zu wenden, das hier in vielleicht sogar Ihnen mal eins ganz deutlich: Diese Dinge, die Sie ande- rechtswidriger Weise zu sabotieren. So viel dazu! ren unterstellen, Vorteilsnahme und andere schmutzige Sachen, können ja nur daher kommen, dass Sie vielleicht Wenn Sie dann aber mir unterstellen, ich würde irgend- so handeln würden – wir nicht, Herr Abgeordneter! Und etwas nicht verstanden haben, den Zeitdruck habe ich ich will Ihnen sagen, verstanden, der liegt in dem Sanktionsrecht und der knappen Frist, dass eben diese Bestellungen bis, sagen (Beifall vonseiten wir mal, Mitte Januar ausgeführt werden müssen. Aber der Fraktionen der SPD und CDU – das kann nicht nur eine Stiftung. Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Lesen Sie denn keine Zeitung?) (Beifall Horst Förster, AfD) und so, wie Sie hier auftreten, dass Sie Ihre Beden- Das eben, genau diese Bestellung, hätte auch ein lan- ken, Ihre Fragen, Ihre andere Position – die völlig legitim deseigenes Unternehmen oder das Land selbst unter- wäre – nicht hier in der Debatte einbringen, sodass auch nehmen können. Das Land selbst wäre sogar noch nahe- noch mal Fraktionen darauf eingehen können, sodass wir liegender gewesen, weil sich die US-Sanktionen – wenn als Regierung vielleicht erklären können, dass Ihre Vor- Sie es nicht glauben, schauen Sie doch im Sanktions- schläge massiven Schaden für unser Land bedeuten recht nach –, diese US-Sanktionen nicht gegen Regie- würden, dass Sie sich dem entziehen und am Ende hier rungen und Länder, sondern gegen private Unternehmen nur stehen wollen, mit Ihrer Meinung, mit Ihren wieder richten, damit auch gegen die Stiftung. Da haben Sie teilweise falschen Behauptungen, Ihren puren Unterstel- recht, dass den drei, die sich da engagieren, eventuell lungen, das ist die Methode Trump, das ist die Methode, Nachteile drohen, habe ich auch nie bestritten. Das ist die der Demokratie schadet, das ist die Methode, die ehrenhaft, sich da zu engagieren. Die Stiftung kann sank- einem Land schadet. tioniert werden. Weder das Land hätte das können, und ein landeseigenes Unternehmen als Unternehmen kann Und deswegen kann ich nur uns allen anderen wün- genauso sanktioniert werden wie die Stiftung, aber nicht schen, dass wir uns immer wieder dagegenstellen. Vielen mehr und nicht weniger. Es drohen also keine größeren Dank allen anderen Abgeordneten für ihre fairen und Schäden dadurch. konstruktiven parlamentarischen Beratungen! Das ist der Weg, den ich mir weiter für unser Land wünsche. – Herz- Warum macht das Land dann den Umweg über die Stif- lichen Dank! tung? Entweder – Mutmaßung eins –, weil Ihnen der Mut Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 45 fehlt, sich klar zu bekennen. Das glaube ich nicht, denn habe, warum ich nicht an der Abstimmung teilnehme, Sie haben mehrfach deutlich gemacht, wie wichtig Ihnen weil ich grundsätzlich dem Vorhaben nicht im Weg stehe, auch Nord Stream 2 und die Fertigstellung der Pipeline aber meine Bedenken habe und die hier im Vorfeld nicht ist. Bleibt Vermutung zwei, Sie haben den notwendigen ausgeräumt werden konnten, auch nicht in unserer Frak- Rückhalt in der Bundesregierung nicht und sind von da tionsversammlung, die wir heute hatten, wo Herr Pegel irgendwie instruiert oder gebeten worden, das nicht als Rede und Antwort gestanden hat. Und das hat er wirklich Land durchzuführen. Oder – Vermutung drei – Sie wollen sehr gut gemacht, aber, wie gesagt, diese Bedenken dann mit der so ins Leben und, wie wir gehört haben, von konnte er bei mir nicht ausräumen. Nord Stream 2 dann insgesamt, der Nord Stream 2 AG mit insgesamt 60 Millionen ausgefütterten Stiftung alle Und das liegt ja nun auf der Hand und das ist nicht möglichen sonstigen Zwecke der Energiewende und aus dem Finger gesaugt und schon gar nicht unsere sonst irgendwas verfolgen. Eine Stiftung ist juristisch Intention, Frau Ministerpräsidentin Schwesig, weil, was potenziell unsterbbar, das heißt, wir haben mit der Stif- die AWO angeht und die Verknüpfungen und dass Sie tung dann, jedenfalls unsere Abgeordneten, ein Leben sich im Wahlkampf eingemischt haben, das können Sie lang zu leben und müssen das akzeptieren. Alles drei, der gesamten Presse in Deutschland entnehmen, meine egal, welche dieser Mutmaßungen zutrifft, war für mich Damen und Herren, und auch Sie, Frau Ministerpräsiden- nicht akzeptabel. tin Manuela Schwesig. Das ist nicht ausgedacht. Und die Gefahr bei der Verknüpfung von solchen Unternehmun- Aber es ist auch nicht akzeptabel, gegen den Antrag zu gen und der Politik, die ist einfach da. stimmen, eben weil diese Fertigstellung der Pipeline notwendig, wichtig und richtig ist. Und dann war der not- Und damit habe ich nicht die Personen angegriffen. Und wendige Ausweg, um das auch erklären zu können, der dazu sage ich auch noch mal, ich schätze den gewählten Weg, den ich gewählt habe. Daran ist nichts feige – und damaligen Ministerpräsidenten Erwin Sellering sogar jetzt haben ja alle anderen die Gelegenheit, dazu noch sehr und er hatte ein gutes Ansehen hier, und ich glaube, mal Stellung zu nehmen, ich bin dankbar dafür –, daran er hätte sich diesen Auftritt, den Sie hier abgelegt haben, ist weder was feige, noch ist es ein Trick mit der Ge- eben noch mal, das hätte er nicht gemacht. So, das schäftsordnung, sondern ein ganz legitimes Vorgehen. reicht auch, finde ich. Wenn Ihnen die Geschäftsordnungskenntnis dazu fehlt, das zu beurteilen, dann sollten Sie sich mal von Ihren (Beifall Dr. Ralph Weber, AfD) vielen Juristen in Ihrer Regierung entsprechend unter- richten lassen. Präsidentin Birgit Hesse: Das Wort hat noch einmal für die Fraktion der SPD der Fraktionsvorsitzende Thomas Und einen Satz möchte ich noch sagen. Herr Thomas de Krüger. Jesus Fernandes wird selber dazu was sagen, aber zu sagen, zu einem Abgeordneten zu sagen, mehr Gutes (Der Abgeordnete Thomas Krüger getan haben Sellering und Co – was ich nicht in Abrede tritt an das Rednerpult heran.) stellen will –, als er in seinem ganzen Leben vollbringen wird, ist eine Unverschämtheit sondergleichen. A) wissen Thomas! Sie nicht, was er in seinem Leben noch vollbringt, aber ich kann Ihnen sagen, viel mehr Schaden für dieses (Das Rednerpult wird desinfiziert.) Land, als Sie, Frau Ministerpräsidentin, hervorgerufen haben, wird Herr Thomas de Jesus Fernandes in seinem Thomas Krüger, SPD: Sehr geehrte Frau Präsidentin! ganzen Leben in der Tat nicht zustande bringen. So, das Meine Damen und Herren! Ich konnte das eben nicht so war es. stehen lassen, deswegen habe ich mich noch mal ge- meldet. (Beifall Thomas de Jesus Fernandes, AfD, und Holger Arppe, fraktionslos) Also, Herr Weber – Herr Professor Dr. Weber, da legen Sie ja ganz großen Wert darauf, dass Sie so genannt Präsidentin Birgit Hesse: Das Wort hat jetzt, das Wort werden – und Herr de Jesus Fernandes, ... hat jetzt noch einmal für die Fraktion der AfD Herr de Jesus Fernandes. (Dr. Ralph Weber, AfD: Von manchen Menschen ja.) Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Sehr geehrtes Prä- sidium! Werte Abgeordnete! Ich muss ja gar nicht schrei- Ja, das ist bei manchen Menschen, das hat Frau Minis- en, wenn Sie mal ruhig bleiben würden da hinten auf terpräsidentin ja deutlich gemacht. Ihren Plätzen. ... Sie haben sich der Debatte entzogen. Das ist das, was (Zuruf aus dem Plenum: Das sagt der Richtige!) Sie hier gemacht haben. Sie hätten von vornherein rein- gehen können, Sie hätten Redezeit gehabt als Fraktion. Also noch mal ganz klar, wir haben eine ganz klare Ge- Das haben Sie beide nicht getan. Sie haben ganz be- schäftsordnung, die gibt Rechte und Pflichten für Abge- wusst abgewartet. Sie haben ganz bewusst abgewartet, ordnete vor, und die stehen tatsächlich jedem zu und bis die Debatte vorbei ist, bis abgestimmt ist. Dann ha- eben auch den Abgeordneten von der AfD und nicht nur ben Sie die persönliche Erklärung abgegeben, und dann denen von der SPD und auch nicht nur der Ministerpräsi- haben Sie aus meiner Sicht keine persönliche Erklärung dentin, die ebenfalls Gebrauch von der Geschäftsord- abgegeben, sondern Sie haben die Debatte über die nung gemacht hat, meine Damen und Herren. persönliche Erklärung eröffnet. Und das ist das, was ich Ihnen vorwerfe. Und natürlich gehörte das meines Erachtens nicht in die Debatte, was ich gesagt habe, weil ich ja eindeutig erklärt (Zuruf von Thomas de Jesus Fernandes, AfD) 46 Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021

Und Sie haben dann völlig neue Aspekte hier reinge- (Dr. Ralph Weber, AfD: bracht, in der Hoffnung, dass wir keinen Geschäftsord- Das ist auch ihr Job!) nungstrick mehr finden, um genau das aufzuklären, und damit Sie auf Facebook genau das den Leuten zeigen und das haben wir geschafft bisher. Welch einen Beitrag können, nach dem Motto, ja, jetzt haben wir es mal wie- haben Sie geleistet? Den Beitrag, den Sie geleistet ha- der geschafft. Das lassen wir Ihnen nicht durchgehen, ben und Ihre Fraktion, ist, sich zurückzulehnen und da- und deswegen fand ich es richtig, dass die Ministerpräsi- rauf zu verweisen, jeder könnte ja nach seinem Gusto dentin hier noch mal reingegangen ist, meine Damen und hier die Dinge machen. Wenn wir danach gefolgt wären, Herren. wäre dieses Land an einer ganz anderen Stelle, wir hät- ten ein ganz anderes Krankheitsgeschehen. (Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU) (Dr. Ralph Weber, AfD: Ja, wir hätten nicht einen wirtschaftlichen Ruin!) Und das Problem ist ja auch nicht, dass Sie anderer Meinung sind. Man kann das ja auch alles diskutieren. Deswegen sage ich Ihnen, die Ministerpräsidentin hat Das hätten wir auch diskutiert, wenn Sie hier vorher rein- hohe Verdienste an der Entwicklung, die wir hier haben, gekommen wären und das hier vorgetragen hätten, denn an dem, wie wir durch die Krise gekommen sind, wir haben auch verschiedene Varianten diskutiert und sind zu dem Ziel, zu dem Ergebnis gekommen, dass (Beifall vonseiten der Fraktionen eben die Stiftung ein bewährtes Mittel ist – es gibt ja der SPD und DIE LINKE) bereits Ostseestiftungen – und dass wir mit diesem be- währten Mittel arbeiten wollen, weil diese Stiftung ja und daran lasse ich nichts deuteln. – Herzlichen Dank! gegebenenfalls auch sanktionsbewehrt ist. (lang anhaltender Beifall vonseiten Und dann haben Sie eben so unschuldig getan, nach dem der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Motto – Herr de Jesus Fernandes war es –, ich schätze Dr. Ralph Weber, AfD: Träum weiter!) Herrn Sellering. Sie haben eben Herrn Sellering mit kri- minellen Aktivitäten von Dritten in Verbindung gebracht! Präsidentin Birgit Hesse: Das Wort hat noch einmal für die Fraktion der AfD Herr Förster. Herr Förster, ich muss (Zuruf von Horst Förster, AfD) Sie allerdings darauf hinweisen, dass Ihre Redezeit et- was limitiert ist. Das haben Sie getan hier vorne! Das war das, was Sie gemacht haben! Das ist die Skandalisierungspolitik, die Horst Förster, AfD: Wertes Präsidium! Meine Damen Sie hier betreiben! Es geht Ihnen nicht um die Sache, es und Herren! Ich will nur Folgendes sagen, das liegt mir geht um Skandalisierung. Das ist das, was Sie machen, am Herzen: Also diese Aussprache zum Schluss lässt ja meine Herren! das Plenum heute unrühmlich enden, da haben viele dazu beigetragen. (Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU – Und dann fassen Sie sich an die Nase! Unterstellungen Zurufe von Horst Förster, AfD, und von allen Seiten, insbesondere auch von Ihnen, nämlich Thomas de Jesus Fernandes, AfD) nur im Punkt Sellering, weil er ja wirklich sehr sensibel ist: Ich kenne ihn und achte ihn auch sehr, und mein Und die dritte Sache – und das finde ich fast infam – ist, Kollege Fernandes hat ganz gezielt nicht Sellering und der Ministerpräsidentin vorzuwerfen, dass sie hier dem die drei Personen, er hat gesagt, Land Schaden zufügt. Ich weiß nicht, Sie haben es viel- leicht nicht gesehen, ich habe es gesehen, ich will mal (Zuruf von Dietmar Eifler, CDU) aus dem Nähkästchen plaudern: Die Ministerpräsidentin – das ist ja öffentlich bekannt – war ziemlich schwer krank, die Struktur ist es, und diese schwere Erkrankung war noch nicht vorbei, als es mit Corona losging, und das sind Sitzungen gewesen, (Zuruf von Thomas Krüger, SPD) die von morgens früh bis abends spät gingen, und diese Ministerpräsidentin war es ... er hat ganz klar gesagt, die Struktur, diese SPD-Leute und diese Struktur, und seine AWO-Erfahrung rechtfertigt (Unruhe vonseiten der Fraktion der AfD) das.

Ja, nun tun Sie so, als wenn das nichts gewesen ist! Und, Frau Ministerpräsidentin, nun das kleine dumme Beispiel mit Rostock: (Dr. Ralph Weber, AfD: Das ist ihr Job!) (Wolfgang Waldmüller, CDU: Die hat sich für dieses Land eingesetzt, die hat sich Hören Sie doch auf!) krumm gemacht, Ich habe darauf hingewiesen, wie zufällig die Inzidenzen (Dr. Ralph Weber, AfD: Wenn ich sind, und habe gesagt, „ich habe die Vermutung, dass“, krank bin und meinen Job nicht „es könnte eine Erklärung sein“. Daraus mir eine boshaf- ausführen kann, dann höre ich auf!) te Unterstellung unterzudrücken, ist wirklich nicht korrekt. um die Regelungen zu machen, die hat die gesellschaft- Und im Übrigen ist das ja heute die ganze Zeit zu be- lichen Kräfte im Land zusammengeholt und hat dafür obachten, wie hier Unterstellungen, wie wir, ich sage mal gesorgt, dass dieses Land gut durch die Krise kommt, ganz allgemein, mit Unterstellungen arbeiten. Landtag Mecklenburg-Vorpommern – 7. Wahlperiode – 108. Sitzung am 7. Januar 2021 47

(Zuruf von Thomas Krüger, SPD)

Das ist doch ..., denken Sie doch selbst mal nach!

(Wolfgang Waldmüller, CDU: Jetzt sind Sie Opfer, hä?)

Das passiert jedem, ja, aber es ist ...

Herr Waldmüller, Sie haben Ihre Rede – und ich habe gesagt, das passt eigentlich gar nicht zu Ihnen –, Sie haben Ihre Rede heute im Grunde mit Beschimpfungen begonnen und haben mir undemokratische Sachen un- terstellt, ich sei undemokratisch – und was haben Sie noch gesagt? –, ich sei ein Leugner und solche Dinge. Dazu hat meine Rede überhaupt keinen Anlass gegeben. Gehen Sie mal in sich und überlegen Sie mal, wie oft hier mit Unterstellungen, ich will mal sagen, vielleicht von allen Seiten, aber ganz, in dieser Debatte heute waren die einzigen Beiträge, die ohne persönliche Beschimp- fungen abgingen, die waren von der Opposition, nämlich von der LINKEN und von uns.

(Heiterkeit bei Thomas Krüger, SPD: Ja!)

Das können Sie alles im Protokoll nachlesen. – Vielen Dank!

(Beifall Thomas de Jesus Fernandes, AfD)

Präsidentin Birgit Hesse: Weitere Wortbeiträge liegen mir nicht mehr vor.

Meine Damen und Herren, wir sind damit am Schluss der heutigen Tagesordnung. Ich berufe die nächste Sit- zung des Landtages für Mittwoch, den 27. Januar 2021, 10.00 Uhr ein. Die Sitzung ist damit geschlossen.

Schluss: 15.04 Uhr

Es fehlten die Abgeordneten Lorenz Caffier, Manfred Dachner, Stefanie Drese, Dirk Friedriszik, Sandro Hersel, Jörg Heydorn, Nikolaus Kramer, Karen Larisch, Dr. Matthias Manthei, Peter Ritter, Nils Saemann und Jens-Holger Schneider.