EntArteOpera Festival Kammermusik · Lieder

Henriëtte Bosmans Vally Weigl Charlotte Schlesinger Vítězslava Kaprálová

Hermine Haselböck Franz Bartolomey Clemens Zeilinger EntArteOpera Festival Chamber Music / Kammermusik

Verbotene Klänge / Forbidden Sounds

Henriëtte Bosmans (1895–1952) 1 Chanson (Lyrics/Text: Fernand Mazade) 2:45 2 Complainte du petit cheval blanc (Lyrics/Text: Paul Fort) 2:38 3 Le diable dans la nuit (Lyrics/Text: Paul Fort), 1933 1:39

Vally Weigl (1894–1982) 4 Toccatina (Hommage à Robert Schumann), 1982 3:56 5 Who is at my Window? (Lyrics/Text: Denise Levertow), 1968 3:39 from/aus: Songs Newly Seen in the Dusk 6 Living a Life (Lyrics/Text: Denise Levertow), 1968 4:20 from/aus: Songs Newly Seen in the Dusk 7 Hymn to Eros (Lyrics/Text: Denise Levertow), 1968 4:18 from/aus: Songs Newly Seen in the Dusk

Charlotte Schlesinger (1909–1976) 8 Es ziehen die Reihe lang, 1931 0:44 from/aus: Fünf Gesänge, No. 2 9 Wie hell das Licht mir scheinet, 1931 1:27 from/aus: Fünf Gesänge, No. 3 bl Was hör ich, 1931 0:48 from/aus: Fünf Gesänge, No. 4

Vítězslava Kaprálová (1915–1940) bm (Une des) Deux Ritournelles op. 25 4:17 bn Navždy (Lyrics/Text: Jan Čarek), 1936/37 2:38 from/aus: Navždy – Für Immer, Op. 12, No. 1

2 bo Čím je můj žal (Lyrics/Text: Jan Čarek), 1936/37 2:31 from/aus: Navždy – Für Immer, Op. 12, No. 2 bp Ruce (Lyrics/Text: Jaroslav Seifert), 1936/37 1:46 from/aus: Navždy – Für Immer, Op. 12, No. 3 bq Koleda milostná – Liebesliedchen, 1938 1:36 from/aus: Seconds, Op. 18, No. 7

Bohuslav Martinů (1890–1959) br Koleda milostná – Liebesliedchen H 259, 1937 1:01

Vally Weigl bs All Day I Hear the Noise of Waters (Lyrics/Text: James Joyce), 1951 2:30 bt Listen (Lyrics/Text: Clara Fischer), 1971 3:25

Henriëtte Bosmans Sonata for Cello and Piano, 1919 Sonate für Violoncello und Klavier, 1919 bu I Allegro maestoso 9:07 cl II Un poco Allegretto 4:03 cm III Adagio 2:38 cn IV Allegro molto e con fuoco 6:12

Hermine Haselböck mezzo soprano / Mezzosopran (1-3, 5-10, 12-18) Franz Bartolomey cello /Violoncello (5-7, 11, 19-22) Clemens Zeilinger piano/Klavier (1-4, 8-22)

3 Präludium

EntArteOpera widmet sich, wie schon die Jahre Bereich der Kunst eine wichtige Aufklärung dar und zuvor, in seinem Festival der lebendigen Erinne- bietet die Möglichkeit, gegenwärtige Konflikte unter rungskultur und der Wiederbelebung des umfang- einem anderen Blickwinkel zu verstehen. reichen Opus vergessener, verfemter, durch den Nationalsozialismus verfolgter, ins Exil getriebener Mit dem Themenschwerpunkt „Verfemte und Ver- oder gar ermordeter Musikschaffender. Unter dem gessene Komponistinnen“ setzte EntArteOpera Begriff „Entartete Musik“ diffamierte das NS-Regime 2016 seine erfolgreiche Programmserie fort. In Musik, die nicht seiner Ideologie entsprach, Musik der Ausstellung „Marsch der Frauen – Ungehörige der damaligen Moderne, atonale Musik, Jazzmusik Komponistinnen zwischen Aufbruch, Bruch & Exil“ und vor allem Musik von Musikschaffenden jüdischer und den Konzerten porträtierte EntArteOpera sieben Herkunft. Die nationalsozialistische Bewegung, die ausgewählte, sehr unterschiedliche Komponistinnen, sich auch kulturell ideologisch verstand, definierte ein die ihre schöpferische Kreativität dem Frauenbild, im eigenes Kunst- und Schönheitsideal und diffamierte Besonderen jenem der NS-Zeit entgegensetzten. Im sogenannte „artfremde Verfallskunst“. Die fatale Spiegel ihrer Zeit wurden sie doppelt ausgegrenzt. Reglementierung des Musiklebens der NS-Zeit Das NS-Regime diffamierte sie wegen ihrer jüdi- hat viele Leben von Musikern und Musikerinnen schen Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer zerstört, die Musikgeschichte nachhaltig verändert politischen Einstellung oder weil sie für die Rechte und wirkt bis heute im musikalischen Gedächtnis. der Frauen kämpften, als Verfemte, und grenzte Das philosophische Vermächtnis im Werk der Musi- sie als unangepasste schaffende Frauen aus. Trotz kerinnen und Musiker wird im Festival EntArteOpera gesellschaftlicher Widerstände suchten sie als in Ausstellungen, Konzerten und Opernaufführungen selbstbewusste, aufmüpfige Persönlichkeiten ihre lebendig. Die Aktualität ihrer Themen wie deren künstlerische Identität in der Musik. Reflexion auf ihre Zeit bilden eine emotionale Brü- Auch vor der Schreckenszeit des Dritten Reichs cke in die Gegenwart, ihre Musik eine Resonanz war es für Frauen nicht vorgesehen, schöpferischen auf ihr Leben. Ausdruck und kreativen Lebensgestaltungswillen zur Grundlage ihres Seins und zu einem selbstbestimmten In Zeiten von Rechtspopulismus und unreflek- Beruf zu erklären. Die Fähigkeit, eigenständige Ge- tiertem Gebrauch nationalsozialistischer Diktion, danken und Reflexionen in Musik zu formulieren und Ikonographie und Geschichtsverständnisses stellt einen Akt der Schöpfung im künstlerischen Sinne zu eine exemplarische Auseinandersetzung gerade im vollziehen, wurde den Frauen oft abgesprochen. Eine

4 beginnende Veränderung in der gesellschaftlichen derne Charlotte Schlesinger, die leidenschaftliche Wahrnehmung des Frauenbildes, die einherging Meisterin Vítězslava Kaprálová. mit dem aktiven Kampf um die Rechte der Frauen 2016 stellt die Oper „Baruchs Schweigen“ der und die frei gewählte Selbstdefinition auch im Beruf, zeitgenössischen israelischen Komponistin Ella wurde durch einen radikalen Antifeminismus und die Milch-Sheriff, Tochter eines traumatisierten Shoa- Propagierung eines ideologischen Frauenbildes im Überlebenden aus Galizien, eine Brücke in die Nationalsozialismus zurückgedreht und schließlich Gegenwart dar. Die Komponistin thematisiert in zum Stillstand gebracht. Frauenemanzipation wurde diesem Musikdrama ihre musikalische Reise zu als Ausdruck „absoluter Entartung“ definiert und die den Schatten der Vergangenheit. britische Suffragette zum Feindbild und Gegenbild Diese außergewöhnlichen Komponistinnen verdienen der „natürlichen deutschen Frau“ erklärt. Beachtung, ihre Verdienste öffentliche Wahrnehmung, ihre Musik einen Platz sowohl in den Konzertsälen Die Musik von Komponistinnen, schöpferisch tätigen als auch in der Musikgeschichte. Frauen, die sich für eine gesellschaftliche Akzeptanz von Musikerinnen eingesetzt haben, ist Ausdruck Susanne Thomasberger ihrer gelebten Überzeugung und Selbstbehauptung. Leitung EntArteOpera Diese Musikerinnen waren Pionierinnen in einem de- www.entarteopera.com klarierten Männerberuf, warfen Geschlechterklischees über Bord und brachen mutig die Tabus ihrer Zeit. Das Festival EntArteOpera 2016 widmete sich in einer Ausstellung, mehreren Konzerten und einer Theateruraufführung exemplarisch sieben Kom- ponistinnen aus fünf europäischen Ländern und stellt deren Leben, Werk und Weltanschauung ins Zentrum des Interesses: Die Schöpferin des „March of the Women“ und Suffragette Ethel Smyth, die Mäzenin, Muse und Mentorin Alma Mahler-Werfel, die Pionierin der Musiktherapie Vally Weigl, das Multitalent Hilde Loewe-Flatter, die musikalische Liebende Henriëtte Bosmans, die vertriebene Mo-

5 Prelude

Like in previous years, the EntArteOpera festival possibility of understanding current conflicts from is dedicated to the living cultural memory and re- a different perspective. vival of substantial works by forgotten ostracised Under the title “Ostracised and Forgotten Compos- composers who were persecuted, driven into exile ers” in 2016 EntArteOpera continued its successful or even murdered by National Socialism. Under the program series. In the exhibition “Marsch der Frauen term “degenerate music” the Nazi regime defamed – Ungehörige Komponistinnen zwischen Aufbruch, music that did not suit its ideology: the music of Bruch & Exil” (March of Women – Rebellious Female modernism at the time, atonal music, jazz and, Composers between Awakening, Fracture and above all, music by composers of Jewish origin. Exile”) and the concerts associated with it, in 2016 The national socialist movement, which attempted EntArteOpera portrayed seven very different women to use culture to establish its ideology, defined its composers who used their creativity to oppose own ideals of art and beauty and defamed what it the commonplace image of women, in particular called “alien, decadent art”. The fatal regimentation the image that prevailed in the Nazi era. During of musical life in the Nazi period destroyed the lives their lifetime they were doubly excluded: The Nazi of many musicians, lastingly changed music history regime defamed them on account of their Jewish and, up to the present day, has had an impact on origins, their sexual orientation, and their political the general memory of music. opinions or because they fought for the rights of In the festival EntArteOpera the philosophical legacy women as ostracised persons and excluded them of the work of these musicians is brought to life again as rebellious, creative women. Despite resistance by exhibitions, concerts and performances. from society, as self-confident rebellious personalities The topicality of their themes and their reflections these composers persistently struggled to establish on their times builds an emotional bridge to the their artistic identity in music. present, their music creates a resonance to their lives. Even prior to the time of horror of the Third Reich, women were not intended to make creative expression In times of right-wing populism and the unreflective and the desire for a creative life the foundation of use of national socialist diction, iconography and their existence and to decide on a career for them- understanding of history, the example of such an selves. The ability to formulate their own thoughts examination, particularly in the area of art, represents and reflections in music and carry out an artistic an important educational contribution and offers the creative act has often been denied to women. An

6 incipient change in society’s perception of women, In 2016, the opera Baruchs Schweigen by the which accompanied the active struggle for women’s contemporary Israeli composer Ella Milch-Sheriff, rights and freely chosen self-determination in one’s the daughter of a traumatized Holocaust survivor career, was rolled back by radical anti-feminism and from Galicia, represented a bridge to the present. the propagation of an ideological image of women In this music drama, the composer thematizes in National Socialism and ultimately brought to a her musical journey into the darkness of the past. standstill. Women’s emancipation became defined These exceptional compositions are deserving of by the expression “absolute degeneracy” and Brit- recognition and an anchoring in the public aware- ish suffragettes were declared an enemy concept ness, their music is worthy of a place in both the and the antithesis of the “natural German woman.” concert halls and the history of music. The music of women composers, active women creatively who campaigned for the societal ac- Susanne Thomasberger ceptance of women musicians, is the expression Head of EntArteOpera of the conviction and assertiveness they lived. www.entarteopera.com These musicians were pioneers in an avowed men’s profession, threw gender clichés overboard and courageously broke the taboos of their time. The 2016 EntArteOpera festival was exemplarily dedicated to seven women composers from five European countries, through an exhibition, several concerts and a theatrical performance. It focuses on their lives, works, and worldviews: The creator of the “March of the Women” and suffragette Ethyl Smyth, the patron, muse and mentor Alma Mahler- Werfel, the music therapy pioneer Vally Weigl, the multi talent Hilde Loewe-Flatter, the musical lover Henriëtte Bosmans, the banished modern- ist Charlotte Schlesinger, the passionate master Vítězslava Kaprálová.

7 Verbotene Klänge Verfemte Komponistinnen des 20. Jahrhunderts

„I had to fight for every step toward independence der geopolitischen Machtverhältnisse zu geringfügig from those society rules which I rejected by then verschiedenen Zeitpunkten und erst mit Ende des more and more.“ (Vally Weigl) Zweiten Weltkriegs 1945 endgültig davon befreit. Im Fall von Henriëtte Bosmans (1895–1952) Anders als heute war es bis vor wenigen Jahrzehnten war es nicht nur ihre halbjüdische Abstammung, nicht unbedingt selbstverständlich, dass Frauen ihr die sie zur höchst gefährdeten Person machte, sie Leben dem Komponieren widmen konnten, wenn engagierte sich auch aktiv im Widerstand gegen die sie das wollten. Teilweise gab es eklatante, dem NS-Herrschaft, und auch ein Bekanntwerden ihrer sozialen Status entsprechende Benachteiligungen, die Bisexualität hätte sie vermutlich in ein deutsches heute in einer aufgeklärten Gesellschaft zum Glück Konzentrationslager bringen können. Die Schülerin keine Rolle mehr spielen sollten. Nichtsdestotrotz der prominenten Niederländer Cornelis Dopper und wird man weiterhin auf die Leistungen einzelner Willem Pijper (u. a. besuchte sie auch einen Kurs bei Komponistinnen vergangener Jahrhunderte gezielt Arnold Schönberg) wurde in geboren hinweisen, um den Weg zur Gleichberechtigung und zählte seit den 1920er-Jahren zu den interes- zu dokumentieren. Gab es auch schon in früheren santen jungen Tonschöpferinnen und Pianistinnen Zeiten einige wenige Vertreterinnen des weiblichen ihres Landes. 1933–35 bildete sie ein Konzertduo Geschlechts in musikalisch-schöpferischer Funktion, mit ihrem früh verstorbenen Verlobten, dem Geiger so erweiterte sich dieser Kreis ab dem 19. Jahr- Francis Koene, dem sie ihr Konzertstück für Violine hundert mit der Verbürgerlichung der Gesellschaft und Orchester widmete. Ihr zweites Cellokonzert deutlich. Waren es im deutschsprachigen Raum entstand für die Cellistin und Dirigentin Frieda Belin- beispielsweise Clara Schumann und Fanny Hensel, fante, mit der sie ebenfalls liiert war. Im besetzten die über die Grenzen hinausragten, so wurden an Holland wurde sie zwar nicht inhaftiert, sie erhielt der Wende zum 20. Jahrhundert in den USA Amy aber ab 1941 ein Auftrittsverbot, das ihr künstleri- Beach (1867–1944) und in noch höherem Maß in sches Wirken fast völlig zum Erliegen brachte. Durch Großbritannien Ethel Smyth (1858–1944) zu Ikonen intensive Intervention (wahrscheinlich mit Hilfe des der musikalischen Frauenbewegung. Die vier in der prominenten Dirigenten Willem Mengelberg) war es vorliegenden Einspielung vereinten Komponistinnen ihr möglich, ihre bereits inhaftierte jüdische Mutter haben zusätzlich zu allen sozialen Aspekten noch vor der Deportation zu bewahren. 1942–45 waren die Gemeinsamkeit, dass ihr Leben und Schaffen illegale Hauskonzerte, so genannte „zwarte avonden“ unter dem drückenden Schatten des nationalsozia- (schwarze Abende), eine der wenigen Möglichkeiten listischen Terrorregimes stand – je nach dem Stand für Bosmans, sich aktiv künstlerisch zu betätigen. Es

8 entstanden einige Lieder für ihre Freundin Charlotte Durfarben modulierend gibt sich der zweite Satz (Un Köhler, aber erst nach Kriegsende widmete sie poco allegretto). Von ungewöhnlicher Kürze ist das sich wieder intensiv ihrem Schaffen. Ein markantes an dritter Stelle stehende Adagio, das dennoch Raum Werk war 1945 das Melodram „Dodenmarsch“ für breite Gesanglichkeit bietet. Höchste Virtuosität (Todesmarsch) als ein Memento auf den Krieg. Für und kraftvollen Ausdruck in beiden Instrumenten ihre französische Lebenspartnerin Noëmie Perugia verlangt schließlich das sich zum finalen Hymnus entstanden mehrere Lieder in deren Muttersprache, aufschwingende Allegro molto e con fuoco. wobei Bosmans auch schon früher gerne französische In vielerlei Hinsicht ganz anders als das Leben von Gesänge komponierte. Eine Sammlung sind die Henriëtte Bosmans verlief jenes von Vally Weigl Dix mélodies, aus denen die drei hier eingespielten (1894-1982). Als Valerie Pick in Wien geboren, entnommen sind: Chanson auf einen Text von Fern- studierte sie Musikwissenschaft an der Universität and Mazade, das in der Art eines melancholischen Wien (Guido Adler), weiters Psychologie, Philosophie Kinderlieds gehaltene Complainte du petit cheval und Musikpädagogik. Privaten Unterricht in Klavier, blanc (Klage des kleinen weißen Pferdes) und die Theorie und Komposition erhielt sie u. a. bei Karl erregte Schilderung des gespenstischen Treibens Weigl (1881–1949), den sie 1921 heiratete. 1926 des Teufels Le diable dans la nuit (Der Teufel in der wurde der gemeinsame Sohn Johannes Wolfgang Nacht), die beiden letzteren nach Texten von Paul geboren. Auf ihr Drängen und ihre Vorbereitungen Fort. Dass Bosmans Lieblingsinstrument nicht das hin emigrierte die Familie im Herbst 1938 in die USA, Klavier, sondern das Violoncello war, zeigen gleich während mehrere Mitglieder der Familie Opfer des mehrere Kompositionen, darunter die erste Sonate Holocaust wurden. In Amerika arbeitete Weigl als für Violoncello und Klavier. Sie entstand 1919 auf Musik-, Sprachlehrerin und Übersetzerin. Gleichzeitig Auftrag des Cellisten Marix Loevensohn anlässlich entstand der größte Teil ihres Gesamtœuvres, das der Amsterdamer Ausstellung „De Onafhankelijken“ ausschließlich Klavierwerke, Kammermusik, Lieder (Die Unabhängigen). Allgemein betrachtet man die und Chöre umfasst. In späteren Jahren fand sie Sonate als erstes Werk der Komponistin, in dem sie durch eine eigene Schulterverletzung zum Gebiet zu ihrer eigenständigen Stimme fand. Leidenschaft- der Musiktherapie, das künftig ihre zentrale Arbeit lich und mit großer Geste eröffnet der erste Satz wurde. Dass ihr daneben die Komposition trotz (Allegro maestoso) das Geschehen, wobei sofort zunehmender Ertaubung bis ins hohe Alter ein ein lyrischeres Thema als Kontrast zur Seite gestellt wichtiges Kommunikationsmittel war, belegt die wird. Verspielt, verträumt, aber auch rätselhaft, hier eingespielte Toccatina (Hommage à Robert immer wieder zwischen dunkleren Moll- und hellen Schumann) aus dem Todesjahr 1982. Durchaus

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anachronistisch zur Entstehungszeit wirkt diese heute erst in Ansätzen aufgearbeitet wurden. Zu den Miniatur – wie ein gewolltes Verharren in einer längst wenigen gelegentlich zu hörenden Stücken zählen untergegangenen Welt der Romantik, welche die die äußerst knapp gehaltenen, zwischen Atonalität Weigls in ihrer Biographie längst zurücklassen hatten und freier Tonalität changierenden Fünf Gesänge für müssen. Demgegenüber eine weit puristischere Sopran und Klavier nach eigenen Texten aus dem Sprache, die an Gesängen der Renaissance ebenso Jahr 1931, von denen drei hier eingespielt sind. anzuknüpfen scheint wie an manchen Exponenten In Vítězslava Kaprálová (1915–1940) begegnet der anglo-amerikanischen Musik ihrer Zeit, weist der uns eine Persönlichkeit, deren Entwicklung durch (insgesamt vier Lieder enthaltende) Zyklus auf Texte ihren Tod frühzeitig abgeschnitten wurde und kaum von Denise Levertov Songs Newly Seen in the Dusk erahnen lässt, welchen hohen Stellenwert in der Musik (1979) auf, der sowohl in einer Version mit Begleitung des 20. Jahrhunderts sie möglicherweise bekommen durch ein Solocello als auch durch Streichquartett hätte können. Lange Zeit kaum beachtet, begann existiert. In der Klangsprache verwandt, doch in den letzten Jahren ein starkes Interesse an ihren mit einem breit ausholenden, klangmalerisch die Werken einzusetzen. Kaprálová erhielt ihre Ausbildung Bewegung von Wasser und Wind nachzeichnenden am Konservatorium ihrer Heimatstadt Brünn und Klavierpart erscheint die Joyce-Vertonung All Day in der Folge in Prag bei einigen herausragenden I Hear the Noise of Waters (1951). Eine expressive M usikern ihrer Zeit, wie dem Janáček-Schüler Vokallinie kennzeichnet das 1971 komponierte Vilém Petrželka und Vítězslav Novák (Komposi- Listen (Clara Fischer) – ein breit aussingender tion) sowie Zdeněk Chalabala und Václav Talich Nachtgesang. (Dirigieren). Ein Stipendium brachte sie 1937 nach Fast keine Verbreitung fand bisher das Schaffen von Paris, wo sie bei Charles Munch ihr Dirigierstudium Charlotte Schlesinger (1909–1976). Die gebürtige fortsetzte und Privatschülerin von Bohuslav Martinů Berlinerin war Schülerin von Franz Schreker und Paul wurde, mit dem sie nicht nur eine besonders enge Hindemith und galt zu Studienzeiten als eine der Künstlerfreundschaft entwickelte, sondern nach großen Begabungen ihrer Generation. Ihre Flucht vielen Berichten auch ein Liebesverhältnis hatte. vor den Nationalsozialisten führte sie 1933 zunächst Wie Martinů (der 1941 in die USA emigrierte) blieb nach Wien, dann in die UdSSR, Tschechoslowa- auch Kaprálová nach der Besetzung Tschechiens kei, nach England und schließlich in die USA. Ihr durch deutsche Truppen in Frankreich, um außerhalb Arbeitsgebiet war die Musikpädagogik, während des faschistischen Einflussbereichs zu sein. Nach ihre Werke der verschiedensten Gattungen auch einigen vielversprechenden Erfolgen als Dirigentin

10 und mit eigenen Werken verstarb sie – nur zwei Monate nach der Hochzeit mit dem Schriftsteller Jiří Mucha – im Alter von nur 25 Jahren am 16. Juni 1940 in Montpellier, vermutlich an Typhus. Beson- ders interessant an Kaprálovás vielseitigem Œuvre ist, dass es keineswegs hauptsächlich unter dem Einfluss des französischen Musiklebens und ihrer dortigen Zeitgenossen entstand. Viel eher blieb sie einem tonal zentrierten Expressionismus zugewandt, der immer wieder eine typisch tschechische Fär- bung und Anklänge an Martinů aufweist, wie dies etwa in dem vorliegenden Ritornell aus den Deux Ritournelles op. 25 für Violoncello und Klavier (1940) deutlich zu hören ist. Am 11. Mai 1940 vollendet, Henriëtte Bosmans stellen die beiden Ritornelle ihr letztes vollendetes Werk dar, doch blieb nur einer der beiden Sätze erhalten. Navždy op. 12 heißt ein aus drei kurzen Liedern bestehender ausdrucksvoller Zyklus für Gesang und Klavier oder Kammerensemble, der 1936/37 auf tschechische Text entstand und neben dem titelgebenden Navždy (Für immer) das wirkungsvoll eine gesprochene Zeile einbeziehende Čím je můj žal? (Woher kommt mein Leid?) und das prachtvoll aufblühende Ruce (Hände) umfasst. Eine humorvolle Erzählung ist schließlich Koleda milostná (Liebesliedchen) op. 18 Nr. 7 auf einen mährischen Volksliedtext, das mit gleichem Titel und sehr ähnlichem Text nur ein Jahr zuvor auch von ihrem Lehrer und Geliebten Martinů komponiert wurde, wobei es sich natürlich um keinen Zufall handelt.

Christian Heindl Charlotte Schlesinger

11 Forbidden Sounds “Degenerate” Women Composers in the 20th Century

„I had to fight for every step toward independence freed from this oppression when the Second World from those society rules which I rejected by then War ended in 1945. more and more“. (Vally Weigl) In the case of Henriëtte Bosmans (1895–1952), Up to just a few decades ago, in contrast to today, it was not only her half-Jewish heritage that made it was not necessarily self-evident that women could her a highly vulnerable person; she was also actively dedicate their lives to composing music if they so engaged in the resistance to the Nazi reign, and desired. There was sometimes blatant discrimination revealing her bisexuality could presumably also have with regard to their social status, which nowadays landed her in a German concentration camp. The happily ought no longer to play any role whatsoever student of prominent Dutch composers Cornelis in an enlightened society. It is not for nothing that Dopper and Willem Pijper (she also participated in a the achievements of individual women composers course with Arnold Schoenberg and others), Bosmans of past centuries will continue to be highlighted as was born in Amsterdam and since the 1920s has a means of documenting their path to equal rights. been considered among the most interesting young While in former times there were a few representa- composers and pianists in her country. From 1933 tives of the female sex in a creative musical capacity, to 1935, she formed a concert duo with her fiancé, this circle widened significantly starting in the 19th the violinist Francis Koene, who died young and to century with the creation of a middle class. While whom she dedicated her Concert Piece for Violin and Clara Schumann and Fanny Hensel, for example, Orchestra. Her Second Cello Concerto was written were the outstanding personalities in the German- for the cellist and conductor Frieda Belinfante, with speaking world, at the turn of the 20th century Amy whom she was likewise in a relationship. She was Beach (1867–1944) in the USA and to an even not imprisoned in occupied Holland, although her greater degree Ethel Smyth (1858–1944) in Great music was banned from performance starting in Britain became icons of the musical women’s move- 1941, which brought her artistic work to a nearly ment. In addition to all the social aspects, the four complete standstill. Through intensive intervention composers presented here all have in common the (probably with the aid of the prominent conductor fact that they lived and worked under the oppressive Willem Mengelberg) it was possible for her to protect shadow of the National Socialist terror regime—at her already imprisoned mother from deportation. slightly different times, depending on the state of From 1942 to 1945 illegal house concerts, so-called geopolitical power relations—and they were only “zwarte avonden” (“black evenings”) were one of the

12 few possibilities for Bosmans to be active artistically. The second movement (Un poco allegretto) turns During this period she composed several lieder for out to be playful and dreamy as well as enigmatic, her friend Charlotte Köhler, although it was not until ever modulating between darker minor mode and after the war that she rededicated herself intensively lighter major mode colors. The third movement, to her creative work. A striking work was the melo- Adagio, is unusually brief yet it still has room for drama “Dodenmarsch” (Death March), a memento broad cantabile. The last movement, Allegro molto e of the war written in 1945. She composed several con fuoco, ultimately develops into a closing hymn lieder for her French life partner Noëmie Perugia in that demands the greatest virtuosity and powerful Perugia’s native French, whereby Bosmans had expression from both instruments. already enjoyed composing French songs earlier. One such collection is the Dix mélodies, from In many respects, the life of Vally Weigl (1894–1982) which the three recorded here are taken: Chanson turned out very differently from that of Henriëtte on a text by Fernand Mazade, the Complainte du Bosmans. Born Valerie Pick in Vienna, she studied petit cheval blanc (Little White Horse’s Lament) musicology at the University of Vienna (under Guido which retains the style of a melancholy children’s Adler) in addition to psychology, philosophy and song, and the depiction of the ghastly workings music pedagogy. She received private instruction of the devil, Le diable dans la nuit (The Devil in in piano, theory and composition with Karl Weigl the Night), the last two lieder composed on texts (1881–1949), whom she married in 1921. Their son by Paul Fort. That Bosmans’s favorite instrument Johannes Wolfgang was born in 1926. Upon her was not the piano but rather the cello, is revealed urging and preparations, the family emigrated to the by several compositions, among them the First USA in the fall of 1938, while several family members Sonata for cello and piano. It was written in 1919 became victims of the Holocaust. In America, Weigl upon commission by the cellist Marix Loevensohn worked as a music and language teacher as well for the occasion of the Amsterdam exhibition “De as translator. During this time she composed the Onafhankelijken” (The Independents). Generally, the bulk of her output, which comprises piano works, sonata can be seen as the composer’s first work in chamber music, lieder and choral music exclusively. which she found her own independent voice. The In later years, due to a shoulder injury she discovered first movement (Allegro maestoso) starts things off music therapy, which became the primary focus of passionately and with a grand gesture, whereby her work.That composition remained an important a more lyrical theme is presented as a contrast. mode of communication into her old age despite

13 increasing deafness is evidenced by the Toccatina soprano and piano from 1931, based on her own (Hommage à Robert Schumann) of 1982, the year she texts and alternating between atonality and free died, which is recorded on this album. This miniature tonality. Three of the five songs can be heard on strikes the listener as thoroughly anachronistic—as the present album. though deliberately remaining in a long-gone world of Romanticism which in the biography of the Weigls With Vítězslava Kaprálová (1915–1940), we they had to leave behind. By contrast, the cycle encounter a personality whose development was Songs Newly Seen in the Dusk (1979), based on curtailed by her early death and hardly gives us texts by Denise Levertov, exhibits a far more puristic an idea of the heights she might have attained in language, one that seems to draw on Renaissance 20th-century music history. For a long time hardly songs as much as it does on some exponents of noticed, her works have started to attract strong Anglo-American music of its time. This cycle exists interest in recent years. Kaprálová received her in a version with accompaniment by a single cello as training at the conservatory in her hometown of well as accompanied by string quartet. The setting Brno and subsequently in Prague. She studied with of James Joyce’s poem “All Day I Hear the Noise several outstanding musicians of her time, including of Waters” (1951) is related in its musical language, the Janáček students Vilém Petrželka and Vítězslav yet with a broadly sweeping piano part that evokes Novák (composition), as well as Zdeněk Chalabala the movements of water and wind through sound and Václav Talich (conducting). She went to Paris painting. The lied “Listen” (text: Clara Fischer), an on scholarship in 1937, where she continued her extended, singing nocturne composed in 1971, is conducting studies with Charles Munch and became marked by an expressive vocal line. a private student of Bohuslav Martinů, with whom she not only developed an especially close artistic The works of Charlotte Schlesinger (1909–1976) friendship, but also had a love affair according to have been little performed up to now. Born in , many reports. Like Martinů (who in 1941 emigrated Schlesinger was a student of Franz Schreker and Paul to the USA), Kaprálová remained in France after the Hindemith and during her studies was considered occupation of Czech Republic by German troops, one of her generation’s major talents. Her escape in order to remain outside the fascist sphere of from the National Socialists led her first to Vienna in influence. After several highly promising successes 1933, then to the USSR, Czechoslovakia, England, as a conductor, including performances of her and finally to the USA. Her field of work was music own works, she died—just two months after her pedagogy, while her works in various genres have marriage to the writer Jiří Mucha—in Montpellier been worked on only rudimentarily even today. on June 16, 1940, presumably of typhoid fever, at Among the few pieces that are heard every once the age of only 25. A particularly interesting aspect in a while are the exceptionally brief Five Songs for of Kaprálová’s multifaceted output is that it in no

14 way came about primarily through the influence to the lied Navždy (Forever), after which the cycle of French musical life and her contemporaries in as a whole is also named, the cycle comprises the France. She was far more devoted to a tonally lied Čím je můj žal? (From Where Does My Suffering centered , one that time and again Come?), which effectively incorporates a spoken exhibits a typically Czech coloration and echoes line, and the magnificently blossoming Ruce (Hands). of Martinů, as can be clearly heard for example in the ritornello from the Deux Ritournelles, Op. 25 for Finally, Koleda milostná (Little Love Song), Op. 18, cello and piano (1940) on this album. Completed No. 7 is a humorous tale based on a Moravian folk on May 11, 1940, the two ritornellos constitute her song text. A song with the very same title and a last completed work, although only one of the two highly similar text was composed just one year prior movements is extant. Navždy, Op. 12 is the title of by her teacher and lover Martinů, which is surely a cycle for voice and piano or chamber ensemble. no mere coincidence. This expressive cycle consists of three short lieder Christian Heindl written in 1936–1937 on Czech texts; in addition translated by Albert Frantz

Vally Weigl Vítezslava Kaprálová

15 Hermine Haselböck, österreichische Mezzosop- Kammermusikpartner arbeitet er u. a. mit Sir André ranistin, ist international in Lied, Konzert und Oper Previn, Sir Simon Rattle, Oleg Maisenberg, Helmut tätig und hat sich einen Namen als Interpretin des Deutsch, Ernst Kovacic, Rudolf Buchbinder, Julian deutschen Liedes und der deutschsprachigen Oper Rachlin, Mischa Maisky, Barbara Bonney, Kathleen gemacht. Ihre beiden Solo-CDs sind preisgekrönt. Battle, Jessye Norman und Thomas Hampson zu- Zuletzt trat sie erfolgreich bei den Tiroler Festspielen, sammen. Er spielt ein Violoncello von Jean Baptiste in Peking und Shanghai auf. Ihre Zusammenarbeit Vuillaume, Paris um 1860. mit Dirigenten wie Bertrand de Billy, Nikolaus Har- noncourt, Gustav Kuhn, Fabio Luisi, Kirill Petrenko www.franzbartolomey.at und Christian Thielemann führte sie u. a. an die Wiener Volksoper, das Theater an der Wien, die Clemens Zeilinger, in Wien geboren, studierte Oper Graz, die Festspiele Baden-Baden, die Car- zunächst am Brucknerkonservatorium Linz, später negie Hall in New York, die Frauenkirche Dresden, an der Universität für Musik und darstellende Kunst die Philharmonie am Gasteig, das Gewandhaus Wien. Konzerte führten ihn durch ganz Europa, in Leipzig und den Wiener Musikverein. die USA, nach Japan, Korea, Marokko, in den Iran und in den Oman. Als Solist arbeitete er mit vielen www.hermine-haselboeck.com renommierten Orchestern zusammen, darunter das Niederösterreichische Tonkünstler Orchester, das Brucknerorchester Linz, das Mozarteum Orchester Salzburg, The Orchestra of the Royal Academy Franz Bartolomey ist Mitglied der Wiener Philhar- London, die Zagreber Philharmoniker und die moniker, Mitglied der Hofmusikkapelle in Wien und Südböhmische Philharmonie. Einen großen Teil verschiedener Kammermusikvereinigungen. Schon seiner künstlerischen Tätigkeit widmet der Pianist seit frühester Jugend prägt eine intensive internatio- der Kammermusik und der Liedbegleitung. Clemens nale Konzerttätigkeit als Solist und Kammermusiker Zeilinger unterrichtet an der Universität für Musik die musikalische Biographie des Cellisten. Franz und darstellende Kunst in Wien und an der Anton- Bartolomey ist Preisträger der internationalen Vio- Bruckner-Universität Linz. 2011 und 2012 war er loncello Wettbewerbe von Budapest, Moskau und „Artist in Residence“ des Brucknerhauses Linz. Wien. Als Solist spielte er unter Leonard Bernstein, Daniel Barenboim, Sir André Previn, Mariss Jansons, www.clemenszeilinger.com Sir Simon Rattle und Sir Roger Norrington u. a., als

16 Hermine Haselböck, Austrian mezzo-soprano, Franz Bartolomey is a member of the Vienna Phil- is active internationally in lied, concert and opera harmonic, the Hofmusikkapelle in Vienna and various performances and has made a name for herself as chamber music organizations. Intensive international an interpreter of German lied and German-language concert activity as a soloist and chamber musician opera repertoire. Both of her solo CDs have won has shaped his musical biography as a cellist ever awards. She recently gave successful performances since his early childhood. Franz Bartolomey is a at the Tiroler Festspiele, in Beijing and Shanghai. Her prize winner of the international cello competitions collaborations with conductors including Bertrand in Budapest, Moscow and Vienna. As a soloist, de Billy, Nikolaus Harnoncourt, Gustav Kuhn, Fabio he has played under Leonard Bernstein, Daniel Luisi, Kirill Petrenko and Christian Thielemann have Barenboim, Sir André Previn, Mariss Jansons, Sir led her to the Vienna Volksoper, the Theater an Simon Rattle, Sir Roger Norrington and others. As der Wien, Oper Graz, Festspiele Baden-Baden, a chamber musician, he was worked with artists Carnegie Hall in New York, Frauenkirche Dresden, including Sir André Previn, Sir Simon Rattle, Oleg the Philharmonie am Gasteig, Gewandhaus Leipzig Maisenberg, Helmut Deutsch, Ernst Kovacic, and the Vienna Musikverein. Rudolf Buchbinder, Julian Rachlin, Mischa Maisky, Barbara Bonney, Kathleen Battle, Jessye Norman www.hermine-haselboeck.com and Thomas Hampson. He plays a cello by Jean Baptiste Vuillaume, built in Paris around 1860.

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Hermine Haselböck Franz Bartolomey (Photo: Schuster)

17 Clemens Zeilinger, born in Vienna, initially studied Weitere CDs vom EntArteOpera Festival at the Brucknerkonservatorium Linz and later at the Further CDs from the EntArteOpera Festival University of Music and Performing Arts Vienna. His concerts have taken him throughout Europe, to the USA, Japan, Korea, Morocco, Iran and Oman. As a soloist, he has collaborated with many renowned orchestras, including the Niederösterreichisches (Lower Austrian) Tonkünstler Orchester, the Bruckner- orchester Linz, the Mozarteum Orchester Salzburg, the Orchestra of the Royal Academy London, Zagreb Philharmonic and the Südböhmische Philharmonie (South Bohemian Philharmonic). A large part of his artistic activity as a pianist is dedicated to chamber music and lied accompaniment. Clemens Zeilinger teaches at the University of Music and Performing Arts Vienna and at the Anton Bruckner Private University in Linz. In 2011 and 2012 he was Artist Ethel Smyth, Concerto for Violin, Horn and Orchestra in Residence at the Brucknerhaus Linz. Vítězslava Kaprálová, Concertino for Violin, Clarinet and Orchestra www.clemenszeilinger.com Karl Amadeus Hartmann, Concerto funebre for Violin and Strings Bohuslav Martinů, Concerto for Violin, Piano and Orchestra Gramola 99098 2 SACDs Thomas Albertus Irnberger violin Milena Viotti horn Reinhard Wieser clarinet Michael Korstick piano/Klavier Wiener Concert-Verein / Doron Salomon conductor Israel Chamber Orchestra, Georgisches Kammer- orchester Ingolstadt / Martin Sieghart conductor

Clemens Zeilinger (Photo: Reinhard Winkler) www.gramola.at

18 Cover Art: Charlotte Salomon „Reichskristallnacht“

Charlotte Salomon wurde als Tochter des Chirurgen Charlotte Salomon was born into a liberal Jewish Professor Albert Salomon und seiner Frau Franziska, family on April 16, 1917, the daughter of surgeon geb. Grunwald, am 16. in eine liberale Prof. Albert Salomon and his wife Franziska (née jüdische Familie geboren. Zum Wintersemester Grunwald). She was admitted to the Vereinigte 1935/36 wurde sie an den Vereinigten Staatsschulen Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst für Freie und Angewandte Kunst (heute Universität (nowadays the Berlin University of the Arts) in der Künste Berlin) in Berlin- aufge- Berlin-Charlottenburg for the 1935–1936 winter nommen. Nachdem ihr bei einem Wettbewerb der semester. After the first prize in a competition held Kunsthochschule der erste Platz, der ihr von der by the university was denied to her due to her Jury zuerkannt werden sollte, wegen ihrer jüdischen Jewish heritage, she left the university in the fall of Herkunft versagt wurde, verließ sie die Hochschule 1937. In January 1939 she emigrated to France. im Herbst 1937. Im Januar 1939 emigrierte nach There, she lived in Villefranche-sur-Mer near Frankreich. Dort lebte sie in Villefranche-sur-Mer with her grandparents, who had lived there since bei Nizza bei ihren Großeltern, die dort bereits seit 1934. In June 1940, German troops occupied vast 1934 wohnten. Im Juni 1940 besetzten deutsche parts of France, as well as the south of France as of Truppen weite Teile Frankreichs, am 11. November November 11, 1942. Charlotte Salomon, who had 1942 Südfrankreich. Charlotte Salomon, inzwischen meanwhile gotten married, was imprisoned in Nice verheiratet, wurde am 24. September 1943 in Nizza on September 24, 1943. On September 27, she verhaftet und am 27. September in das Sammellager was transported to the Drancy camp near Paris and Drancy bei Paris verschleppt und am 7. Oktober deported to the Auschwitz-Birkenau concentration in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau camp on October 7. Charlotte Salomon, in the fifth deportiert. Charlotte Salomon, im fünften Monat month of her pregnancy, was presumably murdered schwanger, wurde vermutlich sofort nach ihrer immediately upon her arrival to Auschwitz-Birkenau. Ankunft in Auschwitz-Birkenau ermordet.

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