Chronik Der Stadtbibliothek —Ludwig Reinhard≈ Boizenburg
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Chronik der Stadtbibliothek —Ludwig Reinhard Boizenburg Einleitung . Von steinernen Zeugen zu elektronischen Medien 1. Wie alles begann – Gesten, Laute und Sprachen 2. Die Anfänge des Schrifttums und seine Überlieferungen 3. Die Erfindungen von Papyrus, Pergament und Papier oder: Vom Chinesen Tsaitun zur ersten Papiermühle in Deutschland bis zur heutigen Zeit 4. Vom klassischen Buchdruck in China über die beweglichen Drucklettern von Gutenbergs bis zum heutigen Digitaldruck 5. Die erste öffentliche Bibliothek Deutschlands in Großenhain gegründet von Karl Benjamin Preusker (1786 – 1871) 6. Die ersten Leih- und Fachbibliotheken sowie Lesehallen in Boizenburg 7. Die Gründung der Ratsbibliothek in Boizenburg und ihre Entwicklung in der Kaiserzeit 8. Die Volksbibliothek Boizenburg ihre Gründung 1921- und ihr Werdegang in der Weimarer Zeit 9. Die Volksbibliothek in der Zeit des Nationalsozialismus 10. Der Neubeginn der Volksbibliotheken in der sowjetischen Besatzungszone und dem „Leseland“ DDR 11. Der Aufbau und die Entwicklung der Volksbibliothek Boizenburg nach 1945 12. Die Stadtbibliothek während und nach der Wende im vereinten Deutschland 13. - Epilog- - 1 - Vorwort zur Chronik der Stadtbibliothek „Ludwig Reinhard“ Boizenburg Von steinernen Zeugen zu elektronischen Medien. ------------------------------------------------------------- Dieser Abriss der Geschichte des Bibliothekswesens ist ausgerichtet auf die historische Entwicklung der Stadtbibliothek „Ludwig Reinhard“ in Boizenburg. Die Entwicklungen von Sprache und Schrift bilden die ursächlichen Elemente der menschlichen Geschichte. Ohne sie wären in der geschichtlichen Vergangenheit gemachte Erfahrungen und Fakten nicht weiterverbreitet und für die Nachwelt überliefert worden. „Die Sprache machte den Menschen zum Menschen, die Schrift zu dem was er heute ist“. ( unbekannt Autor) Ohne Felszeichnungen, Zeichen, Schriften auf Ton- und Holztafeln sowie in der Weiterentwicklung in Büchern und auf audiovisuellen Medien wäre eine Entwicklung der Menschheit nicht möglich gewesen. „Die Schrift ist unsere wichtigste kulturelle Errungenschaft, mit ihr machen wir uns die Welt zu Eigen und erfinden sie neu“. (unbekannt Autor) Im Sinne dieser Vorgaben wird versucht, im Rahmen einer ABM der ARGE Ludwigslust/ Hagenow, der GLP Hagenow und der Stadt Boizenburg, eine auf dokumentarische Nachweise, überliefertes und aktuelles Wissen beruhende Chronik der Stadtbibliothek „Ludwig Reinhard“ in Boizenburg zu konzipieren. Boizenburg im Februar 2009 - 2 - 1. Wie alles begann - Gesten, Laute und Sprachen Bevor der Mensch sich der Sprache bedient kommunizierte er durch Mimik, Gestik, Laute und Zeichen. Die Gestik war Ausgangspunkt zur Formulierung ganzer Sätze. Die Lautsprache entwickelte sich im Zeitraum von 2500 bis 3500 vor Christus. Aus einzelnen Zeichen wurden Wörter, daraus entwickelten sich „Zweiwortsätze“, z.B.: Tier – Höhle. In der weiteren Folge entstanden Satzketten ohne Grammatik, wie „Ich gehe Wald gerne“. Die komplexen Sprachen mit Grammatik entstanden erst 40000 Jahre vor Christus. in Europa. Ursache war ein großer kultureller Aufschwung. In der Zeit vor 2300 - 4000 v. Chr. entstanden die Ursprachen der genannten Sprachfamilien. Die Indo- europäische Sprachfamilie wird etwa 8000 bis 7000 vor Chr. datiert. Heute gibt es weltweit 6800 Sprachen und etwa ein Dutzend Ursprachen. Die Sprachen sind also aus Sicht der Evolution ein extrem junges Phänomen. 2. Die Anfänge des Schrifttums und seine Überlieferungen Nachdem die mündliche Weitergabe und das menschliche Erinnerungsver- mögen nicht mehr ausreichten gewonnene Erkenntnisse, Erfahrungen und Erlebnisse in Form von Erzählungen festzuhalten bzw. weiter zu verbreiten, mussten andere Möglichkeiten dafür gefunden werden. Als Urschriften gelten die Keilschrift und die Hieroglyphen. Die Keilschrift existierte. etwa von 3500 v. Chr. bis 1800 v. Chr. Die Hieroglyphen wurden von etwa 3200 v. Chr. bis 300 n. Chr. angewandt. Mit Hilfe der Keilschrift gelang der erste Nachweis einer dokumentarischen Aufzeichnung. In Mesopotamien im sumerischen Zeitalter( 4000 v. Chr.). entstand die erste Bibliothek auf beschrifteten Tontafeln. In Holztafeln eingeschnitzte Symbole wurden mit Wachs ausgegossen. Im alten Ägypten und im vorderen Orient wurden erste Dokumente auf Papyrus geschrieben. Die Einbettung der verschiedenen Schriften vollzog sich zeitlich und umfänglich sehr unterschiedlich. So umfasste die Maorischrift nur 13 Zeichen, die chinesische aber 50.000 Zeichen. In Europa wurde die Entwicklung der Schriften durch Abbildungen von Symbolen und Felszeichnungen bestimmt. Fragmente dieser Entwicklung wurden in Felsenhöhlen von Südfrankreich, Spanien und Portugal entdeckt. Die Zeichnungen stellten Geschehnisse dar und waren gleichzeitig der Anfang von Zähleinheiten, die durch Striche und andere Symbole dargestellt wurden. Die Entwicklung der Schriftformen fand ihre Fortsetzung in der Herausbildung des ersten Alphabets, welches von den Phöniziern entwickelt wurde. Die Silben- und Konsonantenschrift bei unserem heutigen Alphabet bildet die Endstufe der Entwicklung. Die in der Urform geschaffene griechische Schriftsprache ist die einzige heute noch genutzte Form der Kommunikation. Alle anderen Urformen haben die geschichtliche Entwicklung nicht überlebt. „ Die Schrift war und ist Voraussetzung zur Sicherung des Gedankengutes und des erworbenen Wissens“. „ Meister der Schrift zu sein, heißt ein wahrer Mensch zu sein“. ( japanischer Sinnspruch ) - 3 - 3. Die Erfindung von Papyrus, Pergament und Papier oder: Vom Chinesen Tsaitun zur ersten Papiermühle in Deutschland bis zur heutigen Zeit Die Verwendung von Papyrus und Pergament begann im 4.Jahrtausend v. Chr. in Altägypten und im vorderen Orient. Die Bedeutung der Fähigkeit Papyrus und Pergament herstellen und verwenden zu können, lässt sich an den Handlungsweisen von „großen“ Staatsmännern und Herrschern ablesen. So stellte Alexander der Große 332 v. Chr. die Papyrusproduktion unter sein Monopol. „ Wer herrschen will, muss dieses auch kundtun“ ( Zitat von Alexander dem Große) Kaiser Napoleon führte in seinem Ägyptenfeldzug eine Felddruckerei mit. Die Papierherstellung in der heutigen Form wurde von dem Chinesen Tsai Lun 105 n. Chr. entdeckt. Er stellte aus Ramiegras, Bambusfasern, Maulbeerbast und getragenen Kleidern durch das Aufschließen der Pflanzenfasern und der Hadern (Textilabfälle) Papier her. Das älteste bekannte Papier, das noch erhalten ist, wurde um 150 n. Chr. aus Hadern hergestellt. China hatte für 500 Jahre das Monopol der Papierherstellung. Im 7. und 8. Jahrhundert wurde die Kunst in Korea und Japan eingeführt. In Kyoto im Jahre 610 war es der koreanische Mönch Doncho. Die arabische Welt erfuhr die Kunst um 751 durch chinesische Kriegsgefangene ( Schlacht bei Thales ). In Europa wurde sie durch die Mauren eingeführt. Die erste Papiermühle wurde um 1150 in Spanien errichtet. Es folgte 1276 Italien, und in Deutschland baute Ulmann Stromer 1390 die erste Papiermühle in Nürnberg. Dieses Monopol wurde in den folgenden Jahren von mehreren deutschen Städten gebrochen, so zuerst von Chemnitz(1398), bis Kempten (1468). Die Ausbreitung erfolgte in der Folgezeit in ganz Europa. 4. Die Erfindung des Buchdrucks – Vom klassischen Buchdruck in China über die beweglichen Drucklettern von Gutenbergs bis zum heutigen Digitaldruck Der klassische Buchdruck entstand erstmals um 1040 in China. Der erste verbürgte schriftliche Nachweis stammt aus dem Jahre 1324. Das laut UNESCO älteste Buch ist das koreanische Jikji aus dem Jahre 1377. Alle diese Druckerzeugnisse wurden im arbeitsintensiven Handdruckverfahren hergestellt. Erst die Erfindung der beweglichen Metalllettern durch Johannes Gutenberg und der Einsatz von maschinengetriebenen Druckpressen revolutionierten den Buchdruck ( 1455 ). Besonders die Anwendung fester Druckplatten aus Blei und vorgefertigte Lettern beschleunigten das Setzen von Texten. Das Buch wurde zur Massenware. Der Buchdruck und der Buchhandel nahmen im 16. Jahrhundert enorm zu und trugen sehr zum Erfolg von Humanismus und Reformation bei. Pergamente und Handschriften landeten in den Archiven. Die Produktion und das Sammeln von Büchern entwickelten sich zu getrennten Dingen an verschiedenen Orten. Im 16. Jahrhundert wurden 180.ooo Schriften veröffentlicht. Die Welt des Geistes und der Natur wird in Büchern abgebildet. Mit der Weiterentwicklung der Papierherstellungsverfahren, angefangen beim Franzosen Nichola Louis Robert, der 1798 eine Maschine zur Produktion von Endlospapierbögen erfand, bis zu Friedrich Gotthold Keller , der das Holzschleifpapier im Jahre 1844 zum Patent anmeldete. Es bestand aus fein geschliffenem Holz und Lumpen. Im gleichen Maße wie sich die Lese- und Schreibfähigkeiten der Bevölkerung weiter entwickelte, der Drang nach Bildung wuchs, wuchs auch die Kapazität der Buch- und Zeitschriftenproduktion. Die Bürger gingen dazu über, für sich und ihre Familie Bücher zu erwerben. - 4 - In Preußen wird 1717 die Schulpflicht eingeführt. In den anderen deutschen Staaten in der Mitte des 18. Jahrhunderts. In den Städten entstanden Latein- und Volksschulen. Es entstanden Gemeinde-, Schul- und Stadtbibliotheken. In säkularisierten Klöstern wurden Bibliotheken eingerichtet. Den geschichtlichen Notwendigkeiten angepasst, wurden Bücher immer öfter in deutscher Sprache gedruckt. Das Verlagswesen und damit der Vertrieb von Medien wurden immer weiter ausgebaut. In Leipzig existierten im 18. Jahrhundert 25 Verlage. Mit der Eröffnung der Buchmesse 1764 in Leipzig wurde ein großer Handelsplatz