Chronik der Stadtbibliothek —Ludwig Reinhard≈

Einleitung

. Von steinernen Zeugen zu elektronischen Medien

1. Wie alles begann – Gesten, Laute und Sprachen

2. Die Anfänge des Schrifttums und seine Überlieferungen

3. Die Erfindungen von Papyrus, Pergament und Papier oder: Vom Chinesen Tsaitun zur ersten Papiermühle in Deutschland bis zur heutigen Zeit

4. Vom klassischen Buchdruck in China über die beweglichen Drucklettern von Gutenbergs bis zum heutigen Digitaldruck

5. Die erste öffentliche Bibliothek Deutschlands in Großenhain gegründet von Karl Benjamin Preusker (1786 – 1871)

6. Die ersten Leih- und Fachbibliotheken sowie Lesehallen in Boizenburg

7. Die Gründung der Ratsbibliothek in Boizenburg und ihre Entwicklung in der Kaiserzeit

8. Die Volksbibliothek Boizenburg ihre Gründung 1921- und ihr Werdegang in der Weimarer Zeit

9. Die Volksbibliothek in der Zeit des Nationalsozialismus

10. Der Neubeginn der Volksbibliotheken in der sowjetischen Besatzungszone und dem „Leseland“ DDR

11. Der Aufbau und die Entwicklung der Volksbibliothek Boizenburg nach 1945

12. Die Stadtbibliothek während und nach der Wende im vereinten Deutschland

13. - Epilog-

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Vorwort

zur Chronik der Stadtbibliothek

„Ludwig Reinhard“

Boizenburg

Von steinernen Zeugen zu elektronischen Medien. ------

Dieser Abriss der Geschichte des Bibliothekswesens ist ausgerichtet auf die historische Entwicklung der Stadtbibliothek „Ludwig Reinhard“ in Boizenburg. Die Entwicklungen von Sprache und Schrift bilden die ursächlichen Elemente der menschlichen Geschichte. Ohne sie wären in der geschichtlichen Vergangenheit gemachte Erfahrungen und Fakten nicht weiterverbreitet und für die Nachwelt überliefert worden.

„Die Sprache machte den Menschen zum Menschen, die Schrift zu dem was er heute ist“. ( unbekannt Autor)

Ohne Felszeichnungen, Zeichen, Schriften auf Ton- und Holztafeln sowie in der Weiterentwicklung in Büchern und auf audiovisuellen Medien wäre eine Entwicklung der Menschheit nicht möglich gewesen.

„Die Schrift ist unsere wichtigste kulturelle Errungenschaft, mit ihr machen wir uns die Welt zu Eigen und erfinden sie neu“. (unbekannt Autor)

Im Sinne dieser Vorgaben wird versucht, im Rahmen einer ABM der ARGE / , der GLP Hagenow und der Stadt Boizenburg, eine auf dokumentarische Nachweise, überliefertes und aktuelles Wissen beruhende Chronik der Stadtbibliothek „Ludwig Reinhard“ in Boizenburg zu konzipieren.

Boizenburg im Februar 2009

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1. Wie alles begann - Gesten, Laute und Sprachen

Bevor der Mensch sich der Sprache bedient kommunizierte er durch Mimik, Gestik, Laute und Zeichen. Die Gestik war Ausgangspunkt zur Formulierung ganzer Sätze. Die Lautsprache entwickelte sich im Zeitraum von 2500 bis 3500 vor Christus. Aus einzelnen Zeichen wurden Wörter, daraus entwickelten sich „Zweiwortsätze“, z.B.: Tier – Höhle. In der weiteren Folge entstanden Satzketten ohne Grammatik, wie „Ich gehe Wald gerne“. Die komplexen Sprachen mit Grammatik entstanden erst 40000 Jahre vor Christus. in Europa. Ursache war ein großer kultureller Aufschwung. In der Zeit vor 2300 - 4000 v. Chr. entstanden die Ursprachen der genannten Sprachfamilien. Die Indo- europäische Sprachfamilie wird etwa 8000 bis 7000 vor Chr. datiert. Heute gibt es weltweit 6800 Sprachen und etwa ein Dutzend Ursprachen. Die Sprachen sind also aus Sicht der Evolution ein extrem junges Phänomen.

2. Die Anfänge des Schrifttums und seine Überlieferungen

Nachdem die mündliche Weitergabe und das menschliche Erinnerungsver- mögen nicht mehr ausreichten gewonnene Erkenntnisse, Erfahrungen und Erlebnisse in Form von Erzählungen festzuhalten bzw. weiter zu verbreiten, mussten andere Möglichkeiten dafür gefunden werden. Als Urschriften gelten die Keilschrift und die Hieroglyphen. Die Keilschrift existierte. etwa von 3500 v. Chr. bis 1800 v. Chr. Die Hieroglyphen wurden von etwa 3200 v. Chr. bis 300 n. Chr. angewandt. Mit Hilfe der Keilschrift gelang der erste Nachweis einer dokumentarischen Aufzeichnung. In Mesopotamien im sumerischen Zeitalter( 4000 v. Chr.). entstand die erste Bibliothek auf beschrifteten Tontafeln. In Holztafeln eingeschnitzte Symbole wurden mit Wachs ausgegossen. Im alten Ägypten und im vorderen Orient wurden erste Dokumente auf Papyrus geschrieben. Die Einbettung der verschiedenen Schriften vollzog sich zeitlich und umfänglich sehr unterschiedlich. So umfasste die Maorischrift nur 13 Zeichen, die chinesische aber 50.000 Zeichen. In Europa wurde die Entwicklung der Schriften durch Abbildungen von Symbolen und Felszeichnungen bestimmt. Fragmente dieser Entwicklung wurden in Felsenhöhlen von Südfrankreich, Spanien und Portugal entdeckt. Die Zeichnungen stellten Geschehnisse dar und waren gleichzeitig der Anfang von Zähleinheiten, die durch Striche und andere Symbole dargestellt wurden. Die Entwicklung der Schriftformen fand ihre Fortsetzung in der Herausbildung des ersten Alphabets, welches von den Phöniziern entwickelt wurde. Die Silben- und Konsonantenschrift bei unserem heutigen Alphabet bildet die Endstufe der Entwicklung.

Die in der Urform geschaffene griechische Schriftsprache ist die einzige heute noch genutzte Form der Kommunikation. Alle anderen Urformen haben die geschichtliche Entwicklung nicht überlebt. „ Die Schrift war und ist Voraussetzung zur Sicherung des Gedankengutes und des erworbenen Wissens“. „ Meister der Schrift zu sein, heißt ein wahrer Mensch zu sein“. ( japanischer Sinnspruch )

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3. Die Erfindung von Papyrus, Pergament und Papier oder: Vom Chinesen Tsaitun zur ersten Papiermühle in Deutschland bis zur heutigen Zeit

Die Verwendung von Papyrus und Pergament begann im 4.Jahrtausend v. Chr. in Altägypten und im vorderen Orient. Die Bedeutung der Fähigkeit Papyrus und Pergament herstellen und verwenden zu können, lässt sich an den Handlungsweisen von „großen“ Staatsmännern und Herrschern ablesen. So stellte Alexander der Große 332 v. Chr. die Papyrusproduktion unter sein Monopol. „ Wer herrschen will, muss dieses auch kundtun“ ( Zitat von Alexander dem Große) Kaiser Napoleon führte in seinem Ägyptenfeldzug eine Felddruckerei mit. Die Papierherstellung in der heutigen Form wurde von dem Chinesen Tsai Lun 105 n. Chr. entdeckt. Er stellte aus Ramiegras, Bambusfasern, Maulbeerbast und getragenen Kleidern durch das Aufschließen der Pflanzenfasern und der Hadern (Textilabfälle) Papier her. Das älteste bekannte Papier, das noch erhalten ist, wurde um 150 n. Chr. aus Hadern hergestellt. China hatte für 500 Jahre das Monopol der Papierherstellung. Im 7. und 8. Jahrhundert wurde die Kunst in Korea und Japan eingeführt. In Kyoto im Jahre 610 war es der koreanische Mönch Doncho. Die arabische Welt erfuhr die Kunst um 751 durch chinesische Kriegsgefangene ( Schlacht bei Thales ). In Europa wurde sie durch die Mauren eingeführt. Die erste Papiermühle wurde um 1150 in Spanien errichtet. Es folgte 1276 Italien, und in Deutschland baute Ulmann Stromer 1390 die erste Papiermühle in Nürnberg. Dieses Monopol wurde in den folgenden Jahren von mehreren deutschen Städten gebrochen, so zuerst von Chemnitz(1398), bis Kempten (1468). Die Ausbreitung erfolgte in der Folgezeit in ganz Europa.

4. Die Erfindung des Buchdrucks – Vom klassischen Buchdruck in China über die beweglichen Drucklettern von Gutenbergs bis zum heutigen Digitaldruck

Der klassische Buchdruck entstand erstmals um 1040 in China. Der erste verbürgte schriftliche Nachweis stammt aus dem Jahre 1324. Das laut UNESCO älteste Buch ist das koreanische Jikji aus dem Jahre 1377. Alle diese Druckerzeugnisse wurden im arbeitsintensiven Handdruckverfahren hergestellt. Erst die Erfindung der beweglichen Metalllettern durch Johannes Gutenberg und der Einsatz von maschinengetriebenen Druckpressen revolutionierten den Buchdruck ( 1455 ). Besonders die Anwendung fester Druckplatten aus Blei und vorgefertigte Lettern beschleunigten das Setzen von Texten. Das Buch wurde zur Massenware. Der Buchdruck und der Buchhandel nahmen im 16. Jahrhundert enorm zu und trugen sehr zum Erfolg von Humanismus und Reformation bei. Pergamente und Handschriften landeten in den Archiven. Die Produktion und das Sammeln von Büchern entwickelten sich zu getrennten Dingen an verschiedenen Orten. Im 16. Jahrhundert wurden 180.ooo Schriften veröffentlicht. Die Welt des Geistes und der Natur wird in Büchern abgebildet. Mit der Weiterentwicklung der Papierherstellungsverfahren, angefangen beim Franzosen Nichola Louis Robert, der 1798 eine Maschine zur Produktion von Endlospapierbögen erfand, bis zu Friedrich Gotthold Keller , der das Holzschleifpapier im Jahre 1844 zum Patent anmeldete. Es bestand aus fein geschliffenem Holz und Lumpen. Im gleichen Maße wie sich die Lese- und Schreibfähigkeiten der Bevölkerung weiter entwickelte, der Drang nach Bildung wuchs, wuchs auch die Kapazität der Buch- und Zeitschriftenproduktion. Die Bürger gingen dazu über, für sich und ihre Familie Bücher zu erwerben.

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In Preußen wird 1717 die Schulpflicht eingeführt. In den anderen deutschen Staaten in der Mitte des 18. Jahrhunderts. In den Städten entstanden Latein- und Volksschulen. Es entstanden Gemeinde-, Schul- und Stadtbibliotheken. In säkularisierten Klöstern wurden Bibliotheken eingerichtet. Den geschichtlichen Notwendigkeiten angepasst, wurden Bücher immer öfter in deutscher Sprache gedruckt. Das Verlagswesen und damit der Vertrieb von Medien wurden immer weiter ausgebaut. In Leipzig existierten im 18. Jahrhundert 25 Verlage. Mit der Eröffnung der Buchmesse 1764 in Leipzig wurde ein großer Handelsplatz für Bücher geschaffen. Um 1800 konnten 3.900 Neuerscheinungen herausgegeben werden. Im Jahre 1867 bot Anton Phillipp Reclam „Weltliteratur“ für 2 Groschen in einer Auflage von 5.000 Stück an. Der stetig steigende Lese- und Bildungsdrang der Bevölkerung ließ die vorhandenen Stadt-, Hof- und Universitätsbibliotheken an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Der Ruf nach Volksbibliotheken wurde laut. Die Steigerung der Produktion setzte eine stetige Verbesserung der Produktionsmittel voraus. Nach der Erfindung der Fotographie und des Farbdrucks in den Jahren 1837/38 erlangten Schreib- und Setzmaschinen einerseits, und in späteren Jahren Lichtsetzmaschinen, EDV, Digitalkameras und Digitaldruck mit Hilfe der Computertechnik andererseits, immer mehr Bedeutung. In der heutigen Zeit haben Digital- und Offsetdruck den größten Anteil an den zu produzierenden Medien.

5. Die erste öffentliche Bibliothek in Deutschland in Großenhain gegründet von Karl Benjamin Preusker (1786-1871)

Der Pionier der deutschen öffentlichen Volksbibliotheksgeschichte Karl Benjamin Preusker eröffnete 1828 am 24. Oktober die erste vaterländische Bürgerbibliothek in Großenhain (Sachsen). In Anlehnung an die 1627 geschriebene Anleitung zur Führung einer Bibliothek des Franzosen Gabriel Nande unter dem Titel „Anweisung zur Leitung einer Bücherei“ und die erste deutsche Bibliothekslehre von Eusebius Amort brachte Preusker seine Gedanken zu Papier. Seine Ideen und Konzepte waren geprägt von humanistischem Gedankengut.

„Der Mensch muss in allen seinen Anlagen, seien es intellektuelle oder emotionale gefördert werden“. ( Zitat von Preusker)

Die zu den Vorläufern der Volksbibliotheken zählenden Lesegesellschaften wurden durch den Amerikaner Benjamin Franklin 1727 ins Leben gerufen. Der Diskussionsclub „The Junto“ vereinte interessierte Leser, die ihre Bücher mitbrachten und austauschten. In Europa war Frankreich das erste Land mit Lesegesellschaften. Die ersten in Deutschland eröffneten Gesellschaften waren im Norden angesiedelt. Bis 1800 öffneten 400 Gesellschaften in Deutschland ihre Türen. Der Benutzerkreis wurde durch Lesegebühren und andere Restriktionen eingeschränkt. Die Mitte des 18. Jahrhunderts entstehenden Leihbibliotheken, die erste wurde 1754 in Rostock eröffnet, wurden kommerzialisiert und als Gewerbevereine geführt. Die Ausbreitung der Lesegesellschaften und Zirkel vollzog sich in wenigen Jahren. In jeder größeren und vielen kleineren Städten waren um 1800 mindestens 1 bis 2 Leihbibliotheken vorhanden. Karl Benjamin Preusker bezeichnete die ersten privaten Leihbibliotheken als unentbehrlich.

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Ganz im Sinne von Preusker entstanden in der ersten Hochblüte des Buchhandels um 1785 Lesestuben und Lesekabinette, in denen man Vorträge hielt und über Bücher diskutierte. Preuskers persönliche Vorstellungen korrespondierten mit den Auffassungen des deutschen Historikers und Politikers Friederich von Raumer, der sich wie Preusker für demokratische öffentliche Bibliotheken mit freigeistigen Buchbeständen aussprach. Diese in den USA geprägten Auffassungen konnten sich durch die sehr restriktive Politik und Gesetzgebung nicht durchsetzen. Verstöße gegen Sittlichkeit, Religion oder gegen den Staat wurden restriktiv geahndet.

Besonders lagen ihm Lesegesellschaften am Herzen, in denen vom Handwerker bis zum Bauern alle Berufsschichten vertreten waren. In diesen Zirkeln wurde teilweise noch vorgelesen, da nicht alle Mitglieder lesen und schreiben konnten. Von 1776-1781 existierten in Deutschland 422 Bibliotheken und Leihbibliotheken. Preuskers Grundkonzept sah vor, Dorf- und Stadtbibliotheken, eine Nationalbibliothek, Spezialbibliotheken und Dokumentationseinrichtungen (Archiv) ins Leben zu rufen. Sein gesamtes Wirken fand hohe Anerkennung. Unter Schirmherrschaft von Richard von Weizsäcker wurde am 24. Oktober 1995 der 24. Oktober zum „Tag der Bibliotheken“ ausgerufen. In Würdigung seines Lebenswerkes wird seit dem 24. Oktober 1996 die „ Karl Preusker- Medaille“ als ideelle Anerkennung an verdienstvolle Bibliothekare verliehen.

6. Die ersten Leih- und Fachbibliotheken sowie Lesehallen in Boizenburg

Die Anfänge der Bibliotheksgeschichte Boizenburgs fallen in die Geschichtsphase der Spätaufklärung, Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts. In der 1797 erschienenen Boizenburger Chronik von Johann Heinrich Jugler wird auf die erste seit 1785 existierende Lesegesellschaft verwiesen. In Boizenburg entstanden weitere Lesegesellschaften und Lesezirkel. Im Jahre 1801 gründete J. V. Leppert ein Leseinstitut zum Vergnügen der Bürger Boizenburgs. Im weiteren Verlauf konnten dann auch auswärtige Leseliebhaber an den Aktivitäten teilhaben. Der Einzugsbereich des Zirkels erweiterte sich auf die umliegenden Gemeinden. Ein medizinischer Lesezirkel wurde 1803 von Dr. J. F. Schmidt in Boizenburg eingerichtet. Dieser stand unter dem Leitspruch „Emsiges Studieren und mit dem Zeitalter Fortschreiten ist ein Haupterfordernis des Arztes. Die Zeiten sind kostbar und der Bücher viele, die zu einem mäßigen wissen erforderlich sind“ Die Stadt beherbergte Anfang des 19. Jahrhunderts zwei Leihbüchereien. Eine wurde von dem Fischer Hebele, die andere von dem Commissionär Schneider betrieben. (Hamburger Adressbuch von 1807) Ein Leseverein unter der Regie des Buchhändlers Fr. Weigel erweiterte Mitte des 19. Jahrhunderts das Angebot an Lese- und Studiergelegenheiten sowie Druckereiarbeiten. Ein Beispiel für diese Arbeit war der an den Buchhändler Weigel ergangene Druckauftrag, für die Schulordnung des Boizenburger Schulrektor Ludwig Reinhard, aus dem Jahre 1843. Nachdem die Leihbüchereien große Resonanz in allen Bevölkerungsschichten fanden und von gewerblich arbeitenden Buchhändlern betrieben wurde auch der Fiskus aufmerksam. Das Großherzogtum - erließ am 01.02.1819 ( Landtagsbeschluss ) das „Contributions - Edikt zur Kopfpauschale für Bibliotheken“.

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Für die Leihbibliotheken in Boizenburg betrug der Satz 1 Reichstaler und 24 Schilling. Der Boizenburger Buch- und Schreibwarenhändler Herold und sein Partner Grieben richteten Mitte des 19. Jahrhunderts innerhalb ihres Geschäfts, welches sich im Haus der Familie Knaudt in der Königstraße befand, einen Lesezirkel ein.

Herold und Grieben- Schreibwaren Altgebäude wurde abgerissen

Der erste Katalog erschien Ende 1845, der letzte Nachtrag wurde am 14.19.1849 veröffentlicht. Die Einrichtung einer Leihbibliothek erfolgte im Jahre 1857, ihr angeschlossen war ein Journal- Zirkel. So war es im Jahr 1885 möglich, aus einem Angebot von 35 Journalen und Zeitschriften zu wählen. Darunter so bekannten, wie die „Gartenlaube“ und die „Fliegenden Blätter“. Im Jahre 1889 erweiterte die Leihbuchhandlung L. Herold ihr Abonnementsangebot auf sämtliche Zeitschriften des In- und Auslandes. Nach der Niederlage der bürgerlich- demokratischen Revolution 1848 ebbte die bis dahin sich gut entwickelnde Volksbibliotheksbewegung wieder ab. Sie kam auf der Grundlage der „ Verordnung wider dem Missbrauch der Presse“, die sich gegen die gesamte Literaturbewegung richtete, zum Erliegen. Durch die Einschränkung der Pressefreiheit und die restriktive Staatspolitik teilten viele Leihbüchereien und Lesezirkel dieses Schicksal. In Boizenburg betraf das die Leihbibliotheken Heberle und Schneider. Die Bibliotheken der Buchhändler Weigel und Herold-Grieben überstanden diese Zeit unter der Maßgabe, auf fortschrittliche und bildungspolitische Bücher und Zeitschriften zu verzichten. Ihre Dominanz erstreckte sich bis in die 90-ziger Jahre des 19. Jahrhunderts.

7. Die Gründung der Ratsbibliothek Boizenburg und ihre Entwicklung in der Kaiserzeit

Erst mit der gesellschaftlichen Aufgabe zur Schaffung von ländlichen Volksbüchereien, durch die „Gesellschaft zur Verbreitung von Volksbildung“ wurde es möglich, wieder Volksbibliotheken neu ins Leben zu rufen. Die gesetzlichen Voraussetzungen wurden durch den Grunderlass der preußischen Regierung von 1899 geschaffen. Es wurden Beihilfen für die Neueinrichtung und Unterstützung für vorhandene Bibliotheken festgelegt. Das großherzogliche mecklenburgische Ministerium des Inneren berief sich im Jahre 1901 auf diesen Erlass und setzte so den schon 1897 begonnenen Weg konsequent fort. Es entstanden in Dörfern und kleineren Städten neue Bibliotheken, die bis zum 1. Weltkrieg eine rasante Entwicklung nahmen. Sie kamen aber in ihrer Bedeutung nicht über den regionalen Charakter hinaus.

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Die Gründung der Ratsbibliothek Boizenburg konnte zeitlich nicht genau terminiert werden. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass sie um 1900 gegründet wurde.

Ein Nachweis für ihre Existenz ist ein Schreiben des „Engeren Ausschusses der Mecklenburger Ritter- und Landschaft“ vom 06. November 1905. Es zeigt die Übersendung eines Buchkataloges der Landesbibliothek Rostock an die Ratsbibliothek Boizenburg an. Der Verlauf und die Ergebnisse des 1.Weltkrieges forderten auch ihren wirtschaftlichen Tribut, die Ratsbibliothek überlebte diese Zeit nicht. Die Reorganisation des Bibliothekswesens in Mecklenburg wurde durch viel publizistische Arbeit einzelner Persönlichkeiten, wie Erich Strenge- Bibliothekar der Regierungsbibliothek, angeregt und popularisiert. Im Jahre 1921 wurde vom Unterrichtsministerium verfügt, in kleineren Städten und Dörfern neue Bibliotheken zu gründen. Vorbild für die Führung und Leitung war die im Jahre 1920 in Rostock gegründete öffentliche Bibliothek. Die Führung und Verwaltung erfolgte in einer Form der demokratischen Selbstverwaltung. Der von der Regierung in Schwerin eingesetzte Landesausschuss, dem 40 Abgeordnete bzw. Persönlichkeiten angehörten, arbeitete Grundsätze und Richtlinien für die Aufgaben des Volksbüchereiwesens aus. Der Landesausschuss installierte für die laufenden Geschäfte einen Arbeitsausschuss. Nach Schaffung der Zentralstelle rief der Arbeitsausschuss unter der Führung des Leiters des Volksbüchereiwesens, Mittelschullehrer Möller, zur Schaffung neuer örtlicher Organisationen (Bibliotheken) in kleineren Städten und in Dörfern auf.

8. Die Volksbibliothek Boizenburg – ihre Gründung 1921 und ihre Entwicklung in der Weimarer Zeit

Für Boizenburg fand dieser Neustart 1921 statt. Es wurde eine Kreiswanderbibliothek eröffnet. Zum Büchereiverwalter wurde das Ratsmitglied Paul Wegner ernannt. Die Weiterentwicklung der Kreiswanderbibliotheken traf auf große materielle, organisatorische und personelle Probleme, die ein langfristiges Fortbestehen nicht ermöglichten. Die Bibliothek beschränkte sich auf die örtliche Ausleiharbeit und entwickelte sich mehr und mehr zur Kreisamtsbücherei. Der Landesausschuss und der von ihm beauftragte Arbeitsausschuss sahen ihre vordringlichen Aufgaben in der Weiterentwicklung und Neustrukturierung der Bibliotheken im Lande.

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Dazu wurden Vorträge und Seminare in Bibliotheken und Schulen gehalten. Einen dieser Vorträge hielt der Leiter des Volksbüchereiwesens, Möller, am 1.März 1922 vor den Stadtverordneten der Stadt Boizenburg. Besonders betonte er die gemeinsame Verantwortung in der Zusammenarbeit des Landesausschusses und der einzelnen Kommunen. Um diese Zusammenarbeit zu stärken, schlug Möller die Bildung eines Ausschusses für Bibliotheksarbeit vor. Die Stadt Boizenburg berief den Stadtverordnetenvorsteher, Blom, die Ratsherren Richter und Wegener in diesen Ausschuss. Zur Sicherung der Funktionalität und des Buchbestandes der Bibliothek mussten große finanzielle Mittel bereitgestellt werden. Dabei erfolgte die Aufbringung der Gelder in paritätischer Form. Für das Planjahr 1921/22 wurde der Volksbücherei Boizenburg, laut Beschluss des Arbeitsausschusses vom 02.Juni 1922 3000,- Mark zur Verfügung gestellt. Die Summe stellte 6,1 % der Gesamtaufwendungen des Landes Mecklenburg für das Planjahr 1921/22 dar. Mit dem Bestreben, die qualitative und quantitative Ausstattung weiter zu verbessern, wurden für das Planjahr 1922/23 die Gelder für Buchmittel stark erhöht. Der Arbeitsausschuss bewilligte insgesamt 607.745,- Mark. Davon erhielt die Volksbücherei Boizenburg Bücher im Wert von 31.000,- Mark. Im Gegenzug stellten die Stadtvertreter 40.000,-Mark zur Verfügung.

Mitteilung an den Rat der Stadt Boizenburg über die Zuweisung von Buchmitteln für 1923

Das Bestreben, immer bessere Bücherei- und Bibliotheksarbeit zu leisten, fand in der Durchführung von Kursen zur Aus- und Weiterbildung seinen Ausdruck. Der Erste fand am 09.,und 10. Oktober 1922 in der Schweriner Volksbücherei, die als Lehrbücherei arbeitete, statt. Unter den Teilnehmern befand sich auch der Boizenburger Büchereiverwalter Paul Wegener. - 9 -

Der Mittelschullehrer Möller sprach über die Aufgaben und die Bedeutung der Volksbüchereien. Der Leiter der Rostocker Volksbücherei Metelmann sprach über „Bücherkunde“, und Bibliothekar Strenge führte in die Praxis der Volksbüchereien ein. Der zweite Kurs vom 02.- 04. Oktober 1924 sah auch Paul Wegener wieder als Teilnehmer. Insgesamt waren 10 Büchereien am Kurs beteiligt. Im Ergebnis des 3.Kurses vom 26.-28. März 1926 mit 24 Teilnehmern und des 4. Kurses im Oktober 1927 machte eine wachsende Teilnehmerzahl von Büchereiverwaltern den Aufwärtstrend an Büchereien und Bibliotheken deutlich. Der in der Fortbildungsarbeit letzte Kurs im Oktober 1929 sah 29 Teilnehmer in der Schweriner Volksbücherei versammelt. Der Arbeitsausschussleiter, Möller, hielt Seminare u. a. in Lübtheen und Boizenburg ab und führte mündliche Verhandlungen mit den Räten der Städte z. B. Hagenow und Boizenburg. Im Ergebnis dieser Gespräche wurde die Notwendigkeit des Ausbaus einer Volksbibliothek in Boizenburg festgestellt. Für das Arbeitsjahr 1923/24 stellte die Stadt 500,- Mark in den Bibliothekshaushalt ein. Der Arbeitsausschuss stellte den gleichen Betrag zur Verfügung. Diese Beträge reduzierten sich in den Folgejahren auf je 300,- bis 500,- Mark. Die Neugründung von Volksbüchereien ebbte nach 1924 stark ab.

Im Jahr 1927 sollen in Mecklenburg 72 Volksbüchereien existiert haben. Die Vorstellung in der Zeit der Gründereuphorie, ein flächendeckendes Netz von Volksbüchereien zu schaffen, konnte nicht verwirklicht werden.

Ganz im Gegenteil, die weltwirtschaftliche Entwicklung 1929 bis 1932 zwingt auch das Büchereiwesen zu Abstrichen bei der täglichen Arbeit. Die Fortbildungskurse in den Jahren 1930 und 1932 fallen aus. Büchereien und Bibliotheken müssen schließen oder werden stark verkleinert. Auch die Volksbücherei Boizenburg wird von der Entwicklung eingeholt. Ab dem 01. September 1931 existiert in Boizenburg nur noch eine Buchaus- und Rückgabestelle unter Leitung von Paul Wegener. Die Belieferung erfolgte über die Amtsbücherei Hagenow. Der gesamte Buchbestand von 1.420 Bänden und zusätzlich 300 Bänden für die Ausleihen in den Dörfern des Amtsbereiches wurde der Amtsbücherei Hagenow übergeben. Nach eingehenden Beratungen der Stadtverordneten ergeht am 09. Juni 1932 der Beschluss zur Aufhebung der Zusammenarbeit mit der Amtsbücherei Hagenow. Die Stadt Boizenburg wird Eigentümer der Amtsbücherei. Die endgültige Schließung der Ausgabestelle erfolgt am 30.Januar 1933. Am 08. Mai wird die neue Leihbücherei mit Hilfe der Amtssparkasse Boizenburg als Sponsor neu eröffnet. Als Büchereiverwalter wird Carl Voß eingesetzt. In Folge der sich verschlechternden finanziellen Lage kann sich die Stadt keinen hauptamtlichen Verwalter mehr leisten.

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Der aus zugezogene Rentner Johann Labahn wird nach eingehender Leumundsprüfung zum ehrenamtlichen Verwalter ernannt. Er tritt seinen Dienst am 11. August 1933 an.

9. Die Volksbibliotheken in der Zeit des Nationalsozialismus

Die Machtübernahme durch das faschistische Regime bringt große Veränderungen im Volksbüchereiwesen mit sich. Die Volksbüchereibewegung verliert ihren demokratischen Ursprung und den Charakter der Selbstverwaltung. Der Arbeitsausschuss wurde am 01. September 1935 der „ Reichsstelle für volkstümliches Büchereiwesen“ unterstellt. Am 02. September 1935 forderte der Arbeitsausschuss die mecklenburgischen Volksbüchereien auf, an Hand der Bestandslisten die Bücher von jüdischen, marxistischen und pazifistischen Autoren in ihren Beständen festzustellen und diese Bücher auszusortieren. Diese Bestände wurden in Schwerin und Neustrelitz eingelagert. Damit fand die mit der Bücherverbrennung im Jahre 1933 begonnene Vernichtung von Literatur und anderen geistigen Werken ihre Fortsetzung. Die endgültige Gleichschaltung mit den staatlich-faschistischen Machtstrukturen besiegelten die am 26. Oktober 1937 erschienenen „ Richtlinien für das Volksbüchereiwesen“ und die Umbenennung des Arbeitsausschusses in „ Staatliche Volksbüchereistelle in Mecklenburg“ am 15. Dezember 1937. Die bisher existierenden Bücherlager werden aufgelöst, und die Verteilung erfolgt in zentralistischer Form. Die Eröffnung der „ Woche des deutschen Buches“ erfolgte am 05.November 1934 in Weimar. Auf Einladung des Weimarer Buchhandels, des Reichverbandes der deutschen Schriftsteller, der Landesstelle des Propagandaministeriums und der NS- Kulturgemeinde eröffnet Malberg von der NS- Kulturbehörde die Veranstaltung. Aus dem Berliner Sportpalast über Radio zugeschaltet, hielt Josef Goebbels eine Rede unter dem Motto „Haltet fest am deutschen Buch und ihr bewahrt damit den köstlichsten Schatz unseres deutschen Geistes“. Diese Woche fand jährlich von 1934 bis 1942, außer im Jahr der Kriegseröffnung 1939, statt. „Der Schatz des deutschen Geistes“ beinhaltete Literatur und andere mediale Erzeugnisse, die die Ausrichtung aller Bevölkerungsschichten im Sinne der faschistischen Ideologie zum Ziel hatten. Alle anderen Schriften, die auch nur im Ansatz gesellschaftspolitisch kritische Themen zum Inhalt hatten, wurden aus den Büchereien entfernt. Auch in Boizenburg werden Bücher aussortiert und entsorgt. Der Buchbestand verringerte sich, bedingt durch die vorgenommenen Aussonderungen um rund 600 Bände. In Boizenburg zieht der faschistische Ungeist in Stadt und Verwaltung ein. Ihr erster Repräsentant war der neue Bürgermeister Dr. Friedrich Senst. Die Arbeit in der Boizenburger Bibliothek wird in ihrem täglichen Verlauf von Ausleihe, Rückleihe und Bestandsarbeiten bestimmt. Die in Boizenburg seit 1935 regelmäßig durchgeführte „Woche des deutschen Buches“ ist ausgerichtet auf die gesellschaftspolitischen Veränderungen. Die Themen der einzelnen „Wochen des deutschen Buches“ wurden so gewählt, dass z. B. Kinder und Jugendliche durch schulische und freizeitliche Aktivitäten auf diese gesellschaftlichen Veränderungen im Sinne der faschistischen Ideologie vorbereitet wurden. In der im Jahre 1942 durchgeführten „ Woche des deutschen Buches“, vom 11- 18. Oktober, wurde eine kleine Buchausstellung unter dem Thema „ Das deutsche Buch“ gezeigt.

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Das Ziel der ausgestellten Literatur war die Propagierung der Notwendigkeit des Krieges, der Heldenverehrung und des immer noch für möglich gehaltenen Endsieges. Ein zweiter Schwerpunkt war die Werbung von Neukunden, denen dann einige Vergünstigungen eingeräumt wurden, so z. B. eine befristete kostenlose Ausleihe von 1 bis 2 Büchern. (Mecklenburger Nachrichten vom 12. Oktober 1942). Andere Aktivitäten im Rahmen der Bibliotheksarbeit konnten für den Zeitraum des 2. Weltkrieges nicht nachgewiesen werden oder die Nachweise gingen in den Wirren des Krieges verloren. Die Volksbücherei Boizenburg wurde bis zum Kriegsende ehrenamtlich vom Rentner Johann Labahn im Boizenburger Stadthaus am Kirchplatz 1, im Zimmer 6 betrieben.

10. Der Neubeginn der Volksbibliotheken in der sowjetischen Besatzungszone und im „Leseland“ DDR

Mit der Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation in - Karlshorst installierten sich in allen vier Sektoren der Alliiertenstreitkräfte neue Gesellschaftsverhältnisse. So auch in der damaligen sowjetischen Besatzungszone mit Teilen von Berlin. In Mecklenburg-Vorpommern begann der Wiederaufbau der Überreste der überwiegend städtischen Volksbüchereien mit der Einsetzung antifaschistisch-demokratischer Kräfte als Bibliothekare. Die zweite gesellschaftspolitisch notwendige Aufgabe war die Entfernung von faschistischer und militärischer Literatur aus den vorhandenen Buchbeständen. Die Grundlagen für diese Maßnahmen bildete der Befehl des Obersten Chefs der SMA vom 15.09.1945 und der Befehl Nr. 4 des Alliierten Kontrollrates in Deutschland vom 13.05.1946. Die von der Schriftprüfstelle ausgearbeiteten Druckverzeichnisse der auszusondernden Literatur erschienen mit drei Nachträgen in den Jahren 1948 bis 1953. Die erste Volksbücherei in Mecklenburg- Vorpommern, die ihren regulären Betrieb wieder aufnahm, war am 08. Oktober 1945 die Volksbücherei Schwerin. Um einen umfassenden Informationsfluss zu Fragen des Bibliothekswesens in der gesamten sowjetischen Besatzungszone(SBZ) zu ermöglichen, wurde 1945 die Zeitschrift „Der Volksbibliothekar“ ins Leben gerufen. Herausgeber war das Ministerium für Volksbildung und Kultur(MVK). Die Ausarbeitung und Herausgabe „Der Satzung für Volksbüchereien“ durch die deutsche Verwaltung für Volksbildung läutete den schrittweisen Aufbau des Bibliothekswesens in der SBZ ein (Veröffentlichung in „Der Volkbibliothekar“ 1/1946, Seite 53-55).

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Zur Qualifizierung und Ausbildung von Volksbibliothekaren wurde am 28. August 1946 durch die Landesregierung in M/V der Beschluss gefasst, in Rostock eine Fachschule für die Ausbildung von Volksbibliothekaren zu schaffen. Die Einweihung erfolgte am 04. März 1947 durch den Minister für Volksbildung und Kultur Grünberg. Der erste Ausbildungszyklus begann am 15. April 1947 und stand unter dem Motto „Bibliothekare sind Volkserzieher“. Die Entwicklung und Umgestaltung der Gesellschaft vollzog sich in einer nicht vorhersehbaren Schnelligkeit.Diese führte dazu, dass die Aufgabenstellungen und Lehrinhalte den Anforderungen nicht mehr standhielten und die Schule 1949 aufgelöst wurde. Die Ausbildung und das Studium der Volksbibliothekare vollzogen sich in Leipzig und Jena, wobei die Leipziger Schule zur zentralen Bildungsstätte ausgebaut wurde. Es wurde damit eine Tradition weiter geführt, denn die erste Bibliothekarsschule wurde 1853 in Leipzig gegründet. Auf zentraler Ebene sollte der am 08. Mai 1947 ins Leben gerufene „ Tag des freien Buches“ das antifaschistisch- humanistische Gedankengut in allen Kreisen der Bevölkerung vertiefen. Der Tag gestaltete sich in jedem Folgejahr zu einem Höhepunkt der regionalen Bibliotheksarbeit. Die Einrichtung von Volksbibliotheken in kleineren Städten und Gemeinden erfolgte im Einvernehmen mit den jeweiligen Bürgermeistern, da diese den Unterhalt der Bibliotheken aus kommunalen Mitteln zu bestreiten hatten. Bis zum 07. April 1947 wurden laut Bericht der Zeitschrift „Der Volksbibliothekar“ in Mecklenburg 37 Volksbibliotheken neu gegründet. Die Anzahl erhöhte sich damit auf 104 Volksbüchereien in Mecklenburg mit 174.846 Bänden der unterschiedlichsten Genres. Mit der Gründung der DDR 1949, des Zentralinstituts für Bibliothekswesen 1950 und der im Jahr 1952 durchgeführten Verwaltungsreform wurden neue und bessere Voraussetzungen für die Weiterentwicklung und Neugründungen von Volksbibliotheken geschaffen. Die öffentlichen Bibliotheken der DDR werden auf Literatur des sozialistischen Auslands festgelegt. Diese gesellschaftlichen Umgestaltungen ermöglichten es bis 1952 im Bezirk Schwerin insgesamt 531 Bibliotheken aufzubauen. Der Kreis Hagenow, von der Fläche her einer der größten Kreise, verfügte sogar über 99 Volksbibliotheken. Entsprechend des ersten Zweijahresplanes zur Endwicklung der Bibliotheken, gab es auch viele kleine den örtlichen Betrieben wie MAS, VEG, LPG oder Bauernstuben zugeordnete Bibliotheken. Deren Bestände beliefen sich auf etwa 150 Bände, die auf Leihbasis monatlich ausgetauscht wurden. Eine Ausnahme bildeten die MAS - Bibliotheken, die einen Bestand von circa 1200 Bänden hatten. Die Aufstockung der Bestände war der Qualifizierung und Weiterbildung der Arbeitskräfte der MAS geschuldet. Wobei der Fach- und Sachbuchanteil in keiner Weise den Anforderungen einer umfassenden Qualifizierung, in Menge und Qualität, gerecht werden konnte. Auch war die fachliche und politisch-ideologische Ausbildung der Leiter dieser Bibliotheken nicht ausreichend. Die Versorgung wurde notwendigerweise durch zentrale Verteilermechanismen von oben nach unten organisiert, da eine vollständige Abdeckung des Bedarfs an Literatur schlechthin unmöglich war. Dem Zentralinstitut für Bibliothekswesen wurde die Vorauswahl der wichtigsten Literatur übertragen. Der wöchentliche Vorankündigungsdienst für allgemeinbildende Bibliotheken, Verlage und Buchhandel war zur vorrangigen Belieferung der Bibliotheken verpflichtet. Ab 1961 wurde der Vorankündigungsdienst durch den Informationsdienst abgelöst. Der ID enthielt, die Titelauswahl, die Kurzbesprechung und die Notation der Systematik für Allgemeinbibliotheken.

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Daraus resultierte eine wesentlich bessere Auswahl der neu zu erwerbenden Literatur für die Bibliotheken. Die Buchangebote durch den Informationsdienst wurden alle 14 Tage erneuert. Mit der Bibliotheksverordnung von 1968 war die Zweiteilung der Bibliotheken in wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken abgeschlossen. Die öffentlichen Bibliotheken sind den örtlichen Organen unterstellt. Die Bibliotheken in Orten bis 3.000 Einwohnern wurden ehrenamtlich geleitet. Die fachliche Betreuung und die Organisation des Bücheraustausches erfolgten durch die Kreisstellen und nach der Bildung von Bezirken und Kreisen durch die Kreis- und Zentralbibliotheken. Zum weiteren Ausbau der sozialistischen Gesellschaftsordnung war die Hinwendung zur sozialistischen Literatur und die Eindämmung des Vertriebes von „Schund- und Schmutzliteratur“ ein zentrales Anliegen der SED. Im Rahmen dieser Vorhaben wurden im Jahr 1959 die Leihbibliotheken, die als „Herd der Verbreitung“ derartiger Literatur ausgemacht wurden, aufgelöst. Das betraf auch die Leihbibliothek von L. Herold, die seit 1930 vom Inhaber Paul Rabe geführt wurde.

11. Der Aufbau und die Entwicklung der Volksbibliothek Boizenburg nach 1945

Für die wieder ins gesellschaftliche Leben gerufene Volksbibliothek Boizenburg bildeten die Befehle der SMA und des Alliierten Kontrollrates die Arbeitsgrundlagen. Der Aufbau erfolgte im Sinne der antifaschistisch-humanistischen Gesellschaftsordnung. Der erste Schritt bestand in der Bestandsüberprüfung und seiner Säuberung. Es wurden Kriegs- und faschistische Bücher aus dem Bestand entfernt. Durch diese Säuberung wurde der vorhandene Buchbestand stark reduziert. So konnte die Volksbibliothek Boizenburg mit einem Bestand von 296 Bänden, durch den Bürgermeister Richard Markmann 1945 neu eröffnet werden. Die Leitung wurde der Genossin Johanna Vautek übertragen. Sie leitete die Bibliothek von 1945 bis Ende 1976.

Johanna Vautek (07.09.1913 - 28.07.1997)

Die aus Hagenow zugezogene Genossin begann ihre Tätigkeit in den Räumlichkeiten der Abteilung Volksbildung, des Stadtrates Schäfer, der vorher den Bücherbestand verwaltete. In zwei kleinen Zimmern im Rathaus konnte sie zu den amtlichen Sprechzeiten mit der Ausleihe des kleinen Bestandes beginnen. Auf Grund ihres gesellschaftspolitischen Engagements war sie in vielen Organisationen und Freizeitzirkeln tätig. Sie gründete den Zirkel „Schreibender Arbeiter“ in Boizenburg. In ihrer knapp bemessenen Freizeit leitete sie einige Mal- und Zeichenzirkel an, aus denen sich später die Zirkel in den Fliesenwerken und der Elbewerft entwickelten.

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Nach den notwendig gewordenen Aussonderungen bestand der zweite Arbeitsschritt in der Wiederherstellung und Instandsetzung der noch vorhandenen Bücher. Dieser musste einhergehen mit der gezielten Erwerbung von neuer Literatur und anderen Materialien.

Es gelang der Bibliothekarin die Bestände an Belletristik, Fach- und Sachbüchern sowie an Kinderliteratur so aufzustocken, dass sich der Bestand mehr als vervierfachte, auf 1.307 Bände. Die Anzahl der Leser stieg in diesen Zeitraum von 151 auf 331 Personen. Der so bis 1950 erreichte Ausstattungsgrad war eine solide Grundlage für die weitere Entwicklung des Bestandes und die Erweiterung der Aktivitäten der Bibliothek im Rahmen regionalen gesellschaftlichen Arbeit. Zwischenzeitlich wurde ein Umzug vom Rathaus ins Stadthaus, Zimmer 6, aus organisatorischen Gründen notwendig.

Sitz der Stadtverwaltung

Die im Auftrage des Volksbildungsministeriums geschaffene Bibliotheksstruktur auf Bezirks- und Kreisebene war Voraussetzung für die Bildung eines Netzes von Kleinstbibliotheken in vielen Dörfern im Einzugsgebiet der Volks- und Zentralbibliothek Boizenburg. Für die Bibliothekarin Vautek erwuchsen daraus umfangreiche Anleitungs- und Betreuungsaufgaben der ehrenamtlich geführten Bibliotheken in den Ortsteilen Gothmann durch Frau Dorothea Meyer, in Bahlen durch Frau Waltraut Oelze, in / Vorderhagen Herrn Erwin Schlemmer und später Frau Buck, in Neu Gülze Herrn Heinrich Garber sowie in Vier, Schwartow und Timkenberg. So waren der Bücheraustausch und die Neuvorstellung von Büchern zu organisieren. Ein weiterer Schwerpunkt in den Anfangsjahren war die Arbeit in den Schulen. Es wurden Bibliotheksführungen vorgenommen und Lesungen veranstaltet. Für die Schüler der ersten und zweiten Klassen fanden Lesungen in Form von Märchen und Sagen statt. In Gesprächen wurde dann über deren Inhalt diskutiert. Die Bibliothek war Ansprechpartner für Kultur- und Vereinsveranstaltungen, im Rahmen der FDJ- Arbeit in den Betrieben der Stadt Boizenburg.

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Diese gesellschaftliche Entwicklung hatte zur Folge, dass sich bis 1955 eine rasante Vergrößerung des Buchbestandes und der Leserzahl vollzog. Der Buchbestand stieg von 1.307 im Jahre 1950 auf 4.200 im Jahr 1955, die Leserzahl erhöhte sich in diesem Zeitraum von 331 auf 2.400 was eine Explosion der Ausleihanzahl zur Folge hatte. Diese stiegen von 7.600 auf 36.000 im Jahr 1955. Nach kurzer Verweildauer im Stadthaus wurde erneut ein Umzug ins Rathaus notwendig. Das Bürgermeisterzimmer im Rathaus wurde das neue Domizil.

Das Rathaus

Die Bestandsentwicklung und die Leserzahl stiegen bis Mitte der 60er Jahre stetig an. Die logische Folge war ein erneuter Umzug. Das im Erdgeschoss befindliche Polizeirevier zog in die Strasse am Markt 2. So konnten der Bibliothekarin Vautek drei große Räume im Erdgeschoss zur Verfügung gestellt werden. Erstmals konnte in Ansätzen die Form der Freihandbibliothek in Anwendung gebracht werden. In der täglichen Arbeit nahm der Anstieg der Entleihungen stetig zu. So wurden 1963 und 1964 57.675 bzw. 56.896 Bücher und Zeitschriften ausgeliehen. Der für einen längeren Zeitraum letzte Umzug erfolgte Anfang der 70ger Jahre. Das Haus des ehemaligen Bürgermeisters, Dr. Hermann Burmeister, und des ehemaligen Arztes, Dr. Johann Heydemann, wurde das neue Domizil am Platz des Friedens 1(Markt 1).

Heute das Heimatmuseum

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Die Räumlichkeiten ließen es erstmals zu, die Buchbestände großzügig den Lesern zu präsentieren. So erhielten die Belletristik, die Sachbücher und die Kinderbücher eigene Räume. Die Freihandausleihe konnte jetzt im vollen Umfang realisiert werden. Die Aufstockung der finanziellen Mittel in den 70er Jahren ermöglichte es die Literaturbestände von DDR-Literatur und des sozialistischen Auslandes stark auszubauen. Zur Vorbereitung der neuen Aufgaben der Bibliotheken im Rahmen der sozialistischen Entwicklung der DDR fand am 26.11.1970 eine Vollversammlung der Bezirksgruppe Schwerin des DBV statt. Aus dem Kreis Hagenow nahmen die Leiterin der Kinderbibliothek Hagenow Frau Burmeister (ab 1974 Leiterin der Kreisbibliothek Hagenow) und die Leiterin der Stadt- und Zentralbibliothek Boizenburg Frau Vautek teil. Diese Vollversammlung hatte unter andern die Auswertung des „Tag der Kinderliteratur“ vom 17.11.1970, die Wahl einer neuen Leitung und die Ausarbeitung von Vorschlägen zur Zusammenarbeit mit den Gewerk-schaften zum Inhalt. Nach knapp einjähriger Vorbereitung wurde am 20.10.1971der Beschluss ratifiziert. Für die einzelnen Bibliotheken bedeutete das neue und umfassendere Aufgaben im Rahmen der öffentlichen Wirksamkeit in ihren Einzugsgebieten. Sie sollten zu Zentren des geistig- kulturellen Lebens entwickelt werden. Um diesen Anspruch in Boizenburg auch auf gewerkschaftlicher Ebene verwirklichen zu können, wurden in den beiden größten Betrieben, der Elbewerft und den Fliesenwerken, Gewerkschaftsbibliotheken ins Leben gerufen. In der Elbewerft wurde die Bibliothek von der Kollegin Jutta Höppner und später Herrn Helmut Rackwitz geführt. In den Fliesenwerken waren die Kolleginnen Regina Herrmann und Marianne Drechsler in dieser Funktion tätig. Beide Bibliotheken wurden von den Kolleginnen und Kollegen der Betriebe viel in Anspruch genommen.

Die Vielfalt und der Umfang der Arbeit in der Boizenburger Stadt- und Zentralbibliothek brachten es mit sich, dass diese nicht mehr von nur einer Bibliothekarin bewältigt werden konnte. So wurde im Jahr 1971 die Kollegin Rosemarie Urbschat als bibliothekarische Hilfskraft eingestellt. Es konnten nun Veranstaltungen in Form von Lesungen, Buchbesprechungen in die Arbeitspläne aufgenommen werden. Die ehrenamtlichen Bereichsbibliotheken in den umliegenden Dörfern, die in Stiepelse durch Frau Matulewitz, in Neu Wendischthun durch Frau Nowitzki, in Vorderhagen durch Herrn Schlemmer, in Zahrensdorf durch Herrn Garber, und in Gülze geführt wurden, erhielten einem Grundbestand an Literaturerzeugnissen aus der Belletristik, der Kinderliteratur und den Sachbüchern. Die zur Verfügung gestellte Anzahl belief sich durchschnittlich auf 120-150 Exemplare. Die Aktualisierung bzw. der Austausch der Bücher erfolgte in der Regel 4 Mal im Jahr. Für den Buchtausch wurde das Auto, einschließlich Fahrer, der Kreisbibliothek Hagenow genutzt. Um den ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen für ihren Einsatz eine kleine Aufwandsentschädigung zu bieten, wurde jede Ausleihe eines Buches mit 0,30-, Mark vergütet. Die monatlichen Entleihungen- und Benutzerzahlen wurden der hauptamtlich geführten Stadt- und Zentralbibliothek Boizenburg schriftlich gemeldet. Diese Ergebnisse flossen in die Gesamtstatistik der Stadt- und Zentralbibliothek ein. Die schriftliche Meldung der Monatsabrechnung an die Kreisbibliothek Hagenow, hatte bis zum 20. des jeweiligen Monats zu erfolgen.

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In den Dienstbesprechungen in der Kreisbibliothek Hagenow erfolgte die Rechenschaftslegung der einzelnen hauptamtlichen Bibliotheksleiterinnen für den letzten Monat. Ein weiterer Schwerpunkt war die Auswertung der Ausleihstatistik und damit die Erfüllung der gestellten Monats-, Quartals- oder Jahrespläne. Für die weitere Arbeit wurde gemeinsam der ID besprochen und die Buchbestellungen wurden durch die Kreisbibliothek ausgelöst. Nach Lieferung erfolgte die zentrale Einarbeitung und Auslieferung an die einzelnen Bibliotheken durch die Kreisbibliothek. Durch die Leiterinnen der Kreisbibliothek Hagenow, Frau Bantin, und ab 1974 von Frau Tittelbach(später Burmeister) wurden die allgemeinen Aufgabenstellungen für den jeweiligen nächsten Monat erläutert. Um die in ihrer Komplexität und Vielfalt gestellten Aufgaben entsprechend den gesellschaftlichen Vorgaben erfüllen zu können, wurden in den Jahren 1975 bis 1977 drei Bibliothekarinnen in der Stadt- und Zentralbibliothek Boizenburg eingestellt. Am 01. Mai 1975 Monika Fröhlich, am 01. September 1976 Sylvia Waschulewski und im Jahre 1977 Angelika Meckel (Kröppelin). Die Einstellung der Kollegin Waschulewski erfolgte perspektivisch, um die zur damaligen Zeit vorgegebenen politischen und fachlichen Ziele zu verwirklichen. Es sollten mittlere und höhere Planstellen mit Fach- und Hochschulkadern besetzt werden. Die Voraussetzung dafür hatte sie durch die Absolvierung ihres Fachschulstudiums an der Fachschule für Bibliothekare „Erich Weinert“ in Leipzig geschaffen. Nach entsprechender Einarbeitungsphase wurde sie offiziell ab dem 01.Januar 1977 als Leiterin der Bibliothek eingesetzt.

Sylvia Waschulewski

Die Vielfalt der Aufgaben beinhaltete Veranstaltungen wie, Lesungen für Kinder der ersten und zweiten Schulklassen, Sachbuchvorstellungen und Diskussionen über deren Inhalte für Schüler ab der fünften Klasse. In den Klassen der Erweiterten Oberschulen(EOS) fanden Sach- und gesellschaftspolitische Diskussionen statt. Es wurden Führungen mit Schulklassen durch die Bibliothek veranstaltet.

Einen gesellschaftspolitischen Höhepunkt in der Bibliotheksgeschichte stellte die Namensverleihung der Bibliothek dar. In einer am 06.10.1978 durchgeführten Doppelveranstaltung erhielten die Bibliothek und die Polytechnische Oberschule II den Ehrennamen „Ludwig Reinhard“.

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Ludwig Reinhard (09.04.1805-19.07.1877)

Ludwig Reinhard wurde am 09. April 1805 in (bei ) geboren. Nach dem Abitur und dem Abschluss des Theologiestudiums arbeite er 12 Jahre als Lehrer in Ludwigslust. Er wurde 1843 zum Rektor der Stadtschule in Boizenburg berufen. Er galt als Vordenker einer Schulpolitik, die allen Klassen und Schichten der Bevölkerung Bildung angedeihen ließ. Sein Unterrichtsmotto lässt sich mit seinen eigenen Worten zusammenfassen. „ Die Kinder sollten über die elementaren Fähigkeiten des Lesens, Schreibens und des Rechnens hinaus frühzeitig in das Leben, die Natur und die Geschichte eingeführt werden.“

Ludwig Reinhard verstarb am 19. Juli 1877 in Bolz, bei Sternberg.

Die Vorbereitung und die Verleihung selbst stellte für die junge Leiterin der Bibliothek, Sylvia Waschulewski, eine große Herausforderung dar. Sie hatte mit ihren Kolleginnen dafür zu sorgen, dass die Bibliothek einen repräsentativen Eindruck hinterließ und die Verleihung einen würdigen Rahmen bekam. Zu den im Vorfeld von der Stadtverwaltung und der Abteilung Kultur in Auftrag gegebenen Arbeiten zählten das Anfertigen einer Ludwig- Reinhard-Büste, durch die Volkskünstler Matz und Scholz. Ebenfalls wurden Erinnerungsmünzen geprägt. Auch die malerische Instandsetzung der Räumlichkeiten, die entsprechenden Dekorationen, die kleine Ausstellung über Ludwig Reinhard, der Blumenschmuck bis zum roten Teppich gehörten zu den Vorbereitungen. Bei der Verleihung des Ehrennamens waren Vertreter von Partei und Staatsführung anwesend. So wurden Vertreter der Bezirks- und Kreisleitung der SED, vom Rat des Bezirkes und Rat des Kreises willkommen geheißen. Die Stadt Boizenburg wurde durch ihren Bürgermeister, Otto Jahnke, und den Ortssekretär der SED, Günter Krüger, repräsentiert. Der feierliche Akt der Verleihung fand seinen Abschluss mit der Übergabe der Ehrenurkunde und dem Aufstellen der Ludwig Reinhard – Büste. In der weiteren Arbeit unternahm das Kollektiv der Bibliothek große Anstrengungen, um den mit der Verleihung des Ehrennamens verbundenen Anspruch einer qualitativ hohen Bibliotheksarbeit gerecht zu werden. Als Beispiel kann dafür die anlässlich der 725 Jahrfeier der Stadt Boizenburg, konzipierte Ausstellung über Ludwig Reinhard gelten (1980). Durch die Vergrößerung der Buchbestände und die Neuaufnahme von Schallplatten und Musikkassetten wurde die Ausleihe vielfältiger und für Kinder und Erwachsene interessanter. Von 1980 bis 1982 wurden drei weitere Mitarbeiterinnen eingestellt. So wurde zum 01. August 1980 die Bibliothekarin Marina Jauert, zum 01. Februar 1982 Heike May und zum 01. April 1982 Christine Pfeil in das Arbeitskollektiv integriert.

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Ab dem 01. August 1980 übernahm die Bibliothekarin Marina Jauert die Leitung der Stadt- und Zentral- bibliothek.

Marina Jauert

Am Ende des Jahres 1980 wurde die verdienstvolle ehemalige Leiterin der Bibliothek, Johanna Vauteck nach 35 arbeitsreichen Berufsjahren in den Ruhestand verabschiedet. Zur Realisierung neuer Ideen wurden auf zentraler Ebene Einführungslehrgänge abgehalten, die zum Beispiel die Organisation und Durchführung einer Artothekausleihe beinhalteten. Zu diesem Zweck nahm die Kollegin Heike Mai 1982 an einem entsprechenden Lehrgang auf übergeordneter Ebene teil. Auf Grund von technisch- organisatorischen Problemen konnte die Ausleihe der Bilder erst im Jahre 1986 verwirklicht werden. Die Bilder wurden für sechs Monate an gesellschaftliche Organisationen, Betriebe und Leser verliehen. Im Jahr 1982 gingen die Kolleginnen Jauert und Waschulewski fast zeitgleich in Schwangerschaftsurlaub, für die anderen Kolleginnen resultierte daraus ein größerer Arbeitsaufwand. So wurden durch die Kollegin Urbschat im Rahmen einer Kundenwerbeaktion 220 ehemalige Leser angeschrieben, um sie als Leser wieder zu gewinnen. Die zweite gleich gelagerte Aktion führte die Kollegin Pfeil im Mai 1982 durch, indem sie 347 ehemalige Leser anschrieb. Im Jahr 1982 wurde die Ausleihe für Kinder in den täglichen Ausleihmodus integriert. Nach dem die Kolleginnen Jauert und Waschulewski ihre Arbeit wieder aufgenommen hatten, erfolgte auf Anordnung der Kreisbibliothek Hagenow die Umorganisation der Arbeit in der Bibliothek. Die Bearbeitung, Einarbeitung und die Aus- und Rückleihe von Büchern und Tonträgern wurde neu festgelegt. So arbeiteten die Kolleginnen Jauert und May auf dem Gebiet der Ausleihe für Erwachsene und die Kolleginnen Waschulewski und Pfeil auf den Gebieten der Kinderliteratur zusammen. Die Ausleihe war mit 4 Kolleginnen besetzt. Auf Grund des Personalbestandes und seines hohen Ausbildungsstandards erhöhte sich die Qualität der Bibliotheksarbeit. Einerseits wurde die Arbeit der Aus- und Rückleihe verbessert andererseits wurden nach neuen Möglichkeiten der Akquise von Neulesern gesucht. Dazu gehörte in den Sommermonaten die Versorgung der drei Durchgänge des Kinderferienlagers „ Richard Schwenk“ mit Lesematerial. Dafür wurde eine Auswahl an Büchern, die dem Alters- und Bildungsniveau der Kinder entsprach, von den Bibliothekarinnen in das Ferienlager gebracht. Vor Ort wurden dann die Ausleihen, der Umtausch und die Rückleihe vorgenommen. Diese jährliche Aktion verzeichnete so im Jahre 1984 neunzig Saisonleser und insgesamt 750 Ausleihen von Büchern. Von den durch diese Aktion zum Lesen angeregten Kindern wurden nach den Sommerferien viele in die Reihen der ständigen Leser der Stadtbibliothek aufgenommen. Die für diese Zeit als notwendig erachtete Präsenz der Bibliothek in der Gesellschaft fand in den jährlichen Planvorgaben durch die Kreisbibliothek ihren Niederschlag. Für den Bereich Boizenburg war die Kreisbibliothek in Hagenow zuständig. Durch sie wurden entsprechende Akzente für die monatliche Arbeit gesetzt. Für die Boizenburger Stadt- und - 20 -

Zentralbibliothek hatte das zur Folge, dass jede Bibliothekarin im Jahr 25 Veranstaltungen zu organisieren und durchzuführen hatte. In der Summe waren das für die Stadtbibliothek 6 Veranstaltungen im Monat. Es wurden Veranstaltungen in Betriebe Dienstleistungsunternehmen, Kindergärten, Kinderkrippen, Pflegeheimen und in den bewaffneten Organen, wie Polizei, Armee und Grenztruppen der DDR durchgeführt. Ein Großteil der Veranstaltungen fand in den Abendstunden statt. Die Inhalte der Veranstaltungen waren breit gefächert. Sie reichten von Autorenlesungen über Lyrikabende, die teilweise musikalisch untermalt wurden, bis zu Diavorträgen über spezielle Themen. Weitere Anlässe waren staatliche oder gesellschaftliche Gedenk- und Feiertage sowie Geburts- und Sterbetage von Schriftstellern, Dichtern oder anderen Persönlichkeiten.

Die Veranstaltungen in den bewaffneten Organen wurden von den Kolleginnen Jauert, May und Waschulewski durchgeführt. Als Leiterin der Bibliothek war die Kollegin Jauert zuständig für die fachliche Anleitung der Ortsteil- und Gemeindebibliotheken. Jährlich wurden 4 Schulungen durchgeführt. Themen waren unter anderen die Auswertung der Benutzer- und Entleihungszahlen, die Vorstellung von ausgearbeiteten Programmen, die einerseits für Kinder und andererseits für Erwachsene konzipiert waren. So wurden Veranstaltungen in Stiepelse, durch Frau Matulewitz, in Zahrensdorf, durch Herrn Garber, in Bahlen, durch Frau Oelze und in Teldau, durch Herrn Schlemmer durchgeführt.

12. Die Stadtbibliothek während und nach der Wende im vereinten Deutschland

Die „ friedliche Revolution“ und der nachfolgende gesellschaftliche Systemwechsel brachten für die Bürger, für die Wirtschaft und nicht zuletzt für die örtlichen kommunalen Bereiche große Veränderungen mit sich. Betroffen waren auch die Bereiche Sport und Kultur. Für diese Bereiche gab es einen einschneidenden Wechsel in der gesellschaftlichen Werteskala. Was in DDR- Zeiten gesetzlich festgeschrieben war, wurde im neuen Gesellschaftssystem zu einer freiwilligen Leistung für Länder, Städte und Kommunen. Die veränderte Kulturpolitik hatte das Ziel, soviel wie möglich von der DDR-Kultur abzuschaffen. Im Bereich der Bibliotheken betraf das den Großteil der Bestände an Belletristik und Lyrik von sozialistischen Schriftstellern und Dichtern. Das setzte sich fort auf den Gebieten der Fach- und Sachliteratur. Das seit der Währungsunion ins Leben gerufene Sonderprogramm „Bestandsaufbau Ost“ stellte finanzielle Mittel in Millionenhöhe für diese Aufgabe zur Verfügung. Trotz dieser Aufwendungen dauerten die Bestandsbereinigung und der Neuaufbau der Bestände bis zum Jahre 1998. Das Sonderprogramm entpuppte sich als Wirtschaftshilfe für den Buchhandel im Westen der Republik. Wobei nicht immer die neusten oder aktuellsten Werke in den Osten geliefert wurden. Dublettengeschenke und ältere westliche Literatur feierten eine Renaissance. Diese Übergangszeit wird ein Geschäft auf Kosten der ostdeutschen Bibliotheken. Es fehlte die fachliche Anleitung in den ersten Jahren nach der Wende. Die Fachstellen wurden erst Jahre später ins Leben gerufen. Nicht genug damit, standen die Bibliotheken vor der gewaltigen Aufgabe, neue Bibliotheksmaterialien, neue Ausstattungen, neue Etiketten und Einbandsformen in ihren Häusern einzuführen. Dazu kamen neues Mobiliar, neue EDV-Anlagen( Drucker, Computer) und neue Bibliotheksprogramme( BBCOM).

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Ein weiterer Schwerpunkt war die Personalpolitik in den Bibliotheken. In vielen Großbibliotheken wurden westdeutsche Leiter eingesetzt. In anderen Häusern wurden alle Bibliothekarinnen entlassen und mussten sich auf ihren alten Arbeitsplatz neu bewerben. Es gab keine gesetzlichen Vorschriften mehr. Reglementiert durch Verordnungen von Ländern und Städten wurden nur noch Rechtsbeziehungen, wie Benutzerbedingungen, Gebührenordnung oder die Leihverkehrsordnung. Alle anderen Aufgaben beruhen auf fachliche Empfehlungen, die auf freiwilliger Basis umgesetzt werden konnten. Entfallen ist auch der „ Bildungsauftrag der Bibliotheken“. Heute zählen für die Erhaltung und Bewirtschaftung die Anzahl der Leser und die Ausleihzahlen. Neu, im Sinne dieser Bewirtschaftung der Bibliotheken, ist auch die Zuweisung der materiellen und finanziellen Mittel. Diese erfolgt durch die Träger z.B. durch die städtischen Abgeordneten und ist zum Jahresende rechenschaftspflichtig. Die Bibliotheken müssen sich also mit Haushaltsgesetzen- und Verordnungen sowie mit Personalvorschriften auseinandersetzen. Selbstständige Arbeit auf den Gebieten des Buch- und Tonträgererwerbs, die Arbeit mit dem Buchhandel und den Verlagen, das Aushandeln von Verträgen( Rabatte und Skonto). Ganz neu in der Skala der Arbeitsabläufe sind die Lobbyarbeit und die Akquise von Sponsoren. Für die im Land Mecklenburg-Vorpommern existierenden Bibliotheken begann der Überlebenskampf. Dieser führte im Ergebnis dazu, dass die Hälfte der Häuser geschlossen wurde. Dazu zählten im Bereich der Stadt Boizenburg die Stadt- und Zentralbibliothek, und alle ehrenamtlich geführten Bibliotheken. Alle Kolleginnen der Stadtbibliothek wurden von der Kreisbibliothek Hagenow entlassen und mussten sich neu bewerben. Aber auch die Bibliotheken der Großbetriebe, wie die der Fliesenwerke und der Werft wurden Ende 1990 geschlossen. Die verbleibenden Einrichtungen mussten sich auf die neuen Arbeitsmethoden und Abläufe einstellen. Aus dem neuen und vielfältigen Angebote an Literatur in allen Genres, in Form von 5.000 geschenkten Büchern und der Flut von Zeitschriften und Journalen, mit denen die Bibliothek regelrecht überschwemmt wurde, musste eine Vorauswahl getroffen werden. Diese richtete sich nach Strukturvorgaben der Bibliothek und nicht zuletzt nach den materiellen und finanziellen Möglichkeiten der Haushalte der zuständigen Träger. Dazu kamen ganz neue Anforderungen von Seiten der Leserinnen und Leser an die Bibliotheken. Die Ex-DDR-Bürger wurden „mündig“ und neugierig. Sie hatten viele Fragen und stellten Forderungen nach neuen Büchern und Zeitschriften. Durch diese kritische Herangehensweise nahmen sie Einfluss und bestimmten mit, welche Literatur gelesen und welche anderen Materialien in der Bibliothek angeboten werden sollten.

Für die Stadtbibliothek Boizenburg begann die Zeit der Wende unter negativen Vorzeichen. Das kam vor allen in großen personellen Veränderungen zum Ausdruck. Die Kollegin Heike May kündigte im November 1989. Die Kollegin Marina Jauert gab die Leitung der Bibliothek zum 31.01.1990 ab, da sie aus familiären Gründen halbtags arbeiten wollte. Die Leiterfunktion war an eine Vollzeitstelle gebunden. Ab dem 01.02.1990 übernahm die Kollegin Kerstin Vernunft (Scholz) die Leitung der Stadtbibliothek Boizenburg.

Von Seiten der Kreisbibliothek Hagenow, die bis zum 30.06.1991 die übergeordnete Dienststelle war, wurden die Kündigungen für alle zu dieser Zeit beschäftigten Mitarbeiter ausgesprochen. Die Mitarbeiterinnen wurden auf Nullstunden gesetzt und behielten damit ihren sozialen Status. Diese wurden von Seiten der Beschäftigten nicht akzeptiert. Zwei Mitarbeiterinnen klagten mit Hilfe der Gewerkschaft ÖTV.

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Die Kollegin Scholz leitete die Bibliothek bis zu ihrer vorübergehenden Schließung am 31.08.1991. In dieser Zeit sahen sich weder der Landkreis noch die Stadt in der Lage, den Bibliotheksbetrieb materiell und finanziell aufrecht zu erhalten. Die Kollegin Urbschat hatte das Rentenalter erreicht und wurde aus dem Kollektiv verabschiedet. Bei der Kollegin Waschulewski führten organisatorische Umstände dazu, dass ihr nicht gekündigt wurde. Ihr wurde die Aufgabe übertragen, den Aus- und Rückleihbetrieb in verminderten Umfang aufrecht zu erhalten. Die Bibliothek wurde dann vom 01.09.1991 bis Anfang November 1991 vorübergehend geschlossen. Durch Eingaben und Proteste von Seiten der Schulen und der Bevölkerung sah sich die Stadt verpflichtet, nachdem sie per 01.07.1991 die offizielle Trägerschaft übernommen hatte, die Bibliothek zum 11. November 1991 wieder zu eröffnen. Im Vorfeld ergingen an die Bibliothekarinnen die Aufforderungen sich auf die Bibliotheksstellen neu zu bewerben. Parallel dazu wurden von Seiten der Stadtverwaltung Anträge auf zwei ABM-Stellen für die Bibliothek an das zuständige Arbeitsamt gestellt. Nach einiger Verzögerung wurden diese von Seiten der Arbeitsagentur Ende 1991 bewilligt. Von den Bibliothekarinnen, die eine Bewerbung eingereicht hatten, wurden die Kolleginnen Jauert und Waschulewski wieder eingestellt. Nach zweimaliger Verlängerung der ABM- Stellen, um jeweils ein Jahr, wurden beide Kolleginnen 1994 in den Kreis der städtischen Bediensteten übernommen. Dies wurde möglich, nachdem durch von der Bundesregierung zur Verfügung gestellte finanzielle Mittel für die Bibliotheksarbeit eingesetzt werden konnten und die Liquidität des Stadthaushaltes der Stadt Boizenburg sich verbessert hatte. Für den gesamten Bibliotheksbetrieb stellt die Stadt die finanzielle Mittel zur Verfügung.

Nach der erfolgreichen Meisterung dieses Wendeabschnitts stand am Anfang des Jahres 1992 ein neues Problem auf der Tagesordnung. Die Stadt Boizenburg hatte die Sanierung ihres historischen Rathauses beschlossen und benötigte Ersatzdiensträume für den Bürgermeister und einen Teil der Stadtverwaltung. So erging der Stadtvertreterbeschluss zum notwendigen Umzug der Stadtbibliothek in einen Teil der Räumlichkeiten der ehemaligen Schule in die Richard Markmannstraße 5.

Die Stadtbibliothek in der Richard – Markmann – Straße 5

Die Vorbereitungen für den Umzug begannen am 16. März 1992 mit der Verpackung der Bücher und der anderen Materialien in Transportkisten. Es erfolgte durch die Kollegen des Bauhofes der Stadt die Demontage der Bücherregale. Nachdem die Umzugsvorbereitungen abgeschlossen waren, wurde am 30. und 31. März 1992 der Umzug durchgeführt. - 23 -

Der Ankauf und das Aufstellen von neuen Regalen der Firma Eisenhandel Kremer aus Elmshorn schufen die Voraussetzungen für das Aufstellen von 15.000 Büchern. Unter Mithilfe einiger freiwilliger Helfer wurden Anfang April 1992 durch die Bibliothekarinnen Jauert und Waschulewski damit begonnen, die Buchbestände nach der neuen bundesdeutschen Systematik für Bibliotheken zu systematisieren und in die Regale einzustellen. Nach Abschluss dieser Arbeiten konnte Ende Mai 1992 die Bibliothek an ihrem neuen Standort eröffnet werden.

Einige der fleißigen Helfer –Ronny Schleif, Christine Pfeil, Heidrun Dührkop und Thomas Tabbert

In der Folgezeit zeichnete sich ein spürbarer Rückgang der Benutzerzahlen ab, welcher eindeutig der Standortveränderung geschuldet war. Die vorherige zentrale Lage am Markt 1 ermöglichte es vielen älteren Leserinnen und Lesern problemlos die Bibliothek zu erreichen. Durch die moderaten Benutzergebühren von 4-, DM für Erwachsene und Jugendliche sowie 2-, DM für Kinder pro Jahr und durch neue Ausleihangebote wurde versucht, neue Anreize für die Leser zu schaffen und neue Leser zu werben. Dazu wurde 1993 die Ausleihe von Videos sowie ab 1995 die Ausleihe von periodisch erscheinende Zeitschriften und Journalen eingeführt. Mit der Einstellung der Kollegin Simona Pulver ab Oktober 1994 auf Grundlage einer LKZ- Förderungsmaßnahme durch das Arbeitsamt konnten die Öffnungszeiten erweitert werden. Durch dieses Paket an Maßnahmen und die Steigerung der Zahl von Veranstaltungen konnten Leser- und Benutzerzahlen verbessert werden. Die Zahl der Veranstaltungen wurde auf 25 gesteigert und die Zahl der Teilnehmer mehr als verdoppelt. Vielfältige Veranstaltungen waren u. a. Führungen von Schulklassen, Autorenlesungen für Erwachsene und Spielnachmittage für Kinder aller Altersstufen. In diesen Zeitrahmen der Jahre 1993/1994 fiel auch die Einführung der Computertechnik in die Bibliotheksarbeit. Die neue, man kann fast sagen revolutionäre, Entwicklung war die schrittweise Einführung des Bibliothekssystems BBCOM in den Arbeitsprozess der Stadtbibliothek Boizenburg. Sie fand ihren Abschluss nach rund 9 Jahren im Jahre 2002. Es brachte große Verbesserungen auf den Gebieten der Erfassung, der Einarbeitung, der Systematisierung, der Aus- und Rückleihe sowie der Nachweisführung mit sich. Der lange Zeitraum der Einführung war, trotz nicht geringer Fördermittel des Landes, der Knappheit der finanziellen Mittel der Stadt Boizenburg geschuldet. Ein zweiter Grund war die Eingabe aller über 17.000 Medien in das BBCOM-System. Nach Ablauf der einjährigen LKZ – Maßnahme der Kollegin Pulver erfolgte zum 01.09.1995 die Widereinstellung der Mitarbeiterin Christine Pfeil, ebenfalls auf Grundlage einer LKZ – Maßnahme.

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In der Zeit der über 3 Jahre laufenden Maßnahme wurde von der Kollegin Pfeil diese Aufgabe fortgesetzt und mehr als 10.000 Medieneinheiten neu systematisiert und eingearbeitet. Darunter befanden sich Romane, Kinderbücher, Sachbücher, Zeitschriften und Videos. Ab 1996 kamen noch CD`s, CD-ROM´s und DVD´s dazu. Alle diese Maßnahmen und die von den Bibliothekarinnen durchgeführten Veranstaltungen, besonders die in den Schulferien, führten am Ende zu einer beeindruckenden Steigerung in den einzelnen Bereichen der Bibliotheksarbeit. Es erhöhte sich die Anzahl der Benutzer im Zeitraum von 1991 bis 1997 um das 2,6-fache, indem statt 462 nun 1.213 Benutzer eingeschrieben waren. Die Anzahl der Entleihungen stieg um das 4-fache, von 7953 auf 32.965. Der Gesamtbestand aller Medien im Jahr 1997 wurde zweimal umgesetzt. ( siehe Anhang) In diesem Jahr fanden 50 Veranstaltungen statt, darunter Führungen für Schüler der 2.,5., und 8. Klassen der sechs Boizenburger Schulen. Von 1996 bis 2004 wurde am Gymnasium Boizenburg eine Schülerbibliothek eingerichtet. Eine Zunahme in ihrer Bedeutung und in ihrem Umfang hatte auch die Kategorie der Fernleihe zu verzeichnen. Die Fernleihbestellungen stiegen im Zeitraum von 1991 bis 1997 um mehr als ein Drittel, von 60 auf 94. Damit wurde deutlich, dass viele Leserinnen und Leser ihr Interesse an Bildung und Unterhaltung im Rahmen der Bibliotheksangebote immer umfangreicher wahrnahmen. Auch die Zahl der Kinder, die sich als Leser in der Bibliothek eintragen ließen, vergrößerte sich von 1996 bis 1997 um 170 Leser. Im Jahr 1997 wurde, auf Grundlage einer sozialpolitischen Maßnahme des Sozialamtes Ludwigslust, der Kollege Ronny Schleif( 2010 verstorben) eingestellt. Seine fachliche Kompetenz auf den Gebieten der Tonträger wie, MC`S, CD´S und DVD`S war eine willkommene Verstärkung für das Kollektiv der Bibliotheksmitarbeiter. In seiner ein- jährigen Tätigkeit ordnete er die Bestände neu und verbesserte so die Repräsentation der Tonträger.

Am Ende des Jahres 1997 hatte die Bibliothek zu einem Informationsabend über Süchte und ihre Folgen geladen. Durch eine sehr aktive Vorabwerbung war die Resonanz in der Bevölkerung überwältigend. Die Mitarbeiter der Caritas aus dem Übergangswohnheim bei Zühr, Klaus Abromowski und Grit Otto, waren gekommen und beantworteten den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Fragen zu Süchten, ihrer Entstehung und über den Ausstieg. Zwei Betroffene sprachen über ihre Erfahrungen und ihren Kampf, um von der Sucht loszukommen. Neue Ideen hielten im Jahren 1998 Einzug in die Kulturlandschaft der Stadt Boizenburg. Im Rahmen der „Frauenaktionswoche“ fand am 07. März 1998, ein Tulpenfest statt. Der Einladung der Gleichstellungsbeauftragten Christine Dyrba waren 140 Gäste gefolgt. Am Sonntag, dem 08. März 98 wurde der neu aus der Taufe gehobene „Tag der Vereine“ begangen. Mehr als 30 Vereine und Organisationen, darunter auch die Stadtbibliothek, nahmen daran teil. Die beiden Bibliothekarinnen, Marina Jauert und Sylvia Waschulewski, präsentierten an ihrem Stand Neuerscheinugen.

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Sylvia Waschulewski und Marina Jauert (karikiert von Thomas Tabbert)

Eine weitere, in ihrer Art neue Veranstaltungsreihe, war die Durchführung von Kinderfesten auf dem Gelände der Stadtbibliothek Richard – Markmann Straße 5. Das Erste fand am 19.06.1998 statt und stand unter dem Motto „Spiel mit mir“. Über 200 Kinder und ihre Begleitung erlebten einen unvergesslichen Nachmittag.

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Das zweite Kinderfest am 18. Juni 1999 löste in der Boizenburger Bevölkerung und bei Gästen aus Hamburg, Lauenburg und weiteren Städten Begeisterung aus. Mehr als 400 Kinder und Erwachsene erlebten einen interessanten Nachmittag mit Spiel -und Sportangeboten in vielfältigen Formen. Es wurde gebastelt, Kunsthandwerker Michael Krämer zeigte sein Können und animierte die Kinder zu Holz- und Specksteinschnitzarbeiten. Die Bibliothekarinnen Jauert und Waschulewski veranstalteten mit den Kindern „Spiele aus Omas Zeiten“ und Ronny Schleif war der „Disco- King“. Dieser Tag setzte sich fort mit einen interessanten Abend für die Erwachsenen. Etwa 120 Personen ließen sich vom Weltenbummler Klaus Lange mit seinem Diavortrag über Irland, in den Bann ziehen. Mit gegrilltem Lammfleisch, Soljanka und einer schmackhaften „Irish Stew“- Suppe sowie einigen gesponserten Getränken klang der Abend gegen 23 Uhr aus. Der Tenor der Besucher: Wir kommen wieder!

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Das dritte Kinderfest stand am 30. Juni 2000 unter dem Motto „Zirkus“. Die Bibliothekarinnen hatten dazu das „Fidis Theater“ mit den Akteuren Friedrich Busch und Jörg Reelfs eingeladen. Sie zeigten den Kinder Seil- und Stelzenlaufen, Jonglieren und übten mit ihnen auf der Turnmatte kleine Kunststücke ein. Pastor Eckehard Schnoor und Bianka Margies gaben den Kindern Anleitungen zu Holz- und Bastelarbeiten. Der Nachmittag endete mit einer Aufführung, in der die kleinen Artisten zeigten, was sie gelernt hatten. Aber nicht nur die Kinder und Erwachsenen erlebten schöne Stunden in den Veranstaltungen der Bibliothek. Auch die Bibliothekarinnen und die zeitweiligen Kolleginnen und Kollegen konnten feiern. Wie auf den Bildern zu sehen, dass Weihnachtsfest 2000.

Auch wenn in einer Chronik nicht auf jedes Detail eingegangen werden kann, muss man auch weniger populäre Themen erwähnen. Dazu zählte der Kampf um eine Planstelle für die Bibliothek im Jahre 1998. Im konkreten Fall ging es um die dritte Verlängerung der LKZ- Maßnahme der Kollegin Christine Pfeil. Die hätte zur Folge gehabt, dass die Kollegin von der Stadt übernommen werden müsste. Trotz mehrerer positiver Gutachten und der Unterstützung der Fachstellen Rostock und Lüneburg war der Versuch nicht von Erfolg gekrönt. Ein weiteres Thema ist die im Jahre 2002 neu erarbeitete Satzung der Bibliothek. Darin wurden neue Benutzerkosten verankert.

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Nach dem die Kosten für die Aufrechterhaltung des Bibliotheksbetriebes stetig gestiegen waren, wurde in der entsprechenden Haushaltsberatung eine Erhöhung gefordert. Anhand einer Vorgabe der Kämmerei und der Bibliothekarinnen erfolgte eine Versechsfachung der Benutzergebühren auf 12-, Euro für Erwachsene und 6-, Euro für Kinder.

Ein Lichtblick für die Bibliotheksarbeit waren die fast jährlich in der Bibliothek arbeitenden Kolleginnen und Kollegen, die auf Grund einer SAM oder ABM- Maßnahme für ein oder drei Jahre eingestellt wurden. Durch sie konnten Arbeiten in Angriff genommen werden, die fachlich notwendig, aber nicht ausdrücklich in den Stellungsbeschreibungen dokumentiert waren. So wurde Andre Machhein vom 01. August 1998 bis zum 31. Juli 1999 mit der Aufgabe betraut, Medien zu etikettieren, in den Computer einzuarbeiten und für jedes Buch ein Schlagwortverzeichnis zu erstellen. Die Kollegin Andrea Kendziorra war vom 18. Oktober 1999 bis zum 17. Oktober 2000 zuständig für die Betreuung der Kinder während der Öffnungszeiten und den Aufbau einer Homepage für die Stadt Boizenburg. Herbert Scharnweber hatte während seiner ABM- und später seiner dreijährigen SAM-Zeit die Aufgaben übernommen das Internetportal zu betreuen und die Homepage der Stadt und ihre Vernetzung mit dem Museum, der Bibliothek und dem Büro für Information und Tourismus aufzubauen. Der Kollege Thomas Tabbert war von September 2001 bis September 2002 für die Erfassung der Benutzerdaten zuständig. Ergänzt wurden diese langfristig angelegten Maßnahmen durch die zusätzlich eingestellten 1-Euro-Jobber und Kollegen, die durch Projekte wie „Hilfe zur Arbeit“ in die Bibliothek kamen.

Auch im Jahre 2002 fand der traditionelle „Tag der Vereine“ seine Fortsetzung. Die Stadtbibliothek präsentierte auf einer Tischreihe von mehr als 10 Metern Länge eine Medienausstellung. Es wurden Neuerscheinungen von Büchern, CD`s, DVD`s vorgestellt, Informationen zu Veranstaltungsangeboten gegeben und die Arbeitsweise der Bibliothek erläutert. Im Jahr 2002 wurde unter dem Motto ein „Fest der Farben“ das 10-jährige Jubiläum des Bibliotheksumzugs in die Richard - Markmann - Straße 5 begangen. In einem Resümee ließen die Bibliothekarinnen diese Zeit Revue passieren, in der 319 Veranstaltungen mit über 10.000 Teilnehmern stattfanden. Dazu kamen 48 Autoren und Referenten, die Lesungen und Vorträge hielten. Die Woche der Feierlichkeiten begann am 21.08.2002 mit der Fortsetzung der Vortragsreihe des bekannten Hamburger Kunsthistorikers Dr. Thomas Carstensen über bedeutende Künstler des 20. Jahrhunderts. Nachdem er im Jahre 2001 über Vincent van Gogh referiert hatte, sprach er jetzt über den Maler Emil Nolde, dessen Werke in einer Ausstellung zu sehen waren. Am 23. August kamen die kleinen „ Leseratten“ auf ihre Kosten. Das Theater “Mär“ zeigte für Kinder ab 4 Jahren das Stück „Die Königin der Farben“. Die Kinder malten unter Anleitung der Boizenburger Künstlerin Bianka Margies Bilder ihrer Phantasie. Das Jahr 2003 war ein Jahr vieler Veranstaltungen über Weltkulturen in Asien und Afrika. Unter dem Motto „Dialog der Kulturen“ veranstaltete die Stadtbibliothek am 20. Juni 2003 in der „ Richard Schwenk“ Sporthalle, ein Kinderfest. Der Regisseur und Schauspieler Anthony Thompson und sein Begleiter Mark Assamuah aus Ghana reisten mit den Kindern durch die Märchenwelt Afrikas. Das Programm wurde begleitet mit Gesang, Trommelspiel und Tanz. Die Boizenburger Künstlerin Bianca Margies bastelte mit den Kindern. - 29 -

Der Dialog fand seine Fortsetzung am 24. Oktober mit dem Auftritt des Inders Pronab Mazumdar im Boizenburger Rathaus. Er trat als Kulturbotschafter im Auftrage der Welthungerhilfe auf und brachte den Zuhörern seine Heimat mit ihren Sitten, Bräuchen, Märchen und Legenden näher. Am 14. November 2003 besuchte der Entwicklungshelfer Kai Seebörger unsere Stadt und sprach im Gymnasium Boizenburg über Entwicklungshilfe. In seinen interessanten Ausführungen ließ er Erfahrungen aus seiner praktischen Arbeit in Mali und Nigeria einfließen.

Für die beiden Bibliothekarinnen begann das Jahr 2004 mit einer großen Herausforderung. Der Umzug der Bibliothek von der Richard – Markmann - Straße 5 an die Quöbbe 12. Die Räumlichkeiten waren seit 2003 frei gezogen. Es wurde ein Konzept für den Umzug durch die Bibliotheksmitarbeiter erstellt. In diesem Konzept wurden detailliert die Abläufe und Maßnahmen festgelegt. Dazu zählten Handwerkerarbeiten, wie Elektroinstallation, Klempnerarbeiten, Holz und Malerarbeiten. Dann begannen am dem 20. Januar 2004 die Umzugsarbeiten. Durch die beiden Mitarbeiterinnen und ihre Helferinnen und Helfer wurden über 300 Kisten und Kartons gepackt und für den Abtransport durch die Kollegen des Bauhofes bereitgestellt.

Nach einem festgelegten Zeitplan, der sich über drei Wochen erstreckte, erfolgte der Medientransport. Im neuen Domizil angekommen, wurde die Feinsortierung nach der Systematik vorgenommen. In der Zeit vom 09.- bis 13. Februar wurden die handwerklichen Arbeiten im Rahmen der Instandsetzungsmaßnahmen abgeschlossen. Am 16. Februar eröffnete der Bürgermeister Harald Jäschke das neue Haus an der Quöbbe 12. In seiner Rede dankte er allen am Umzug Beteiligten und sprach ihnen seine Anerkennung aus.

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Die Bibliothek hat sich am neuen Standort etabliert und wird von den Leserinnen und Lesern angenommen. Besonders die Kinder aller Altersklassen zeigen starkes Interesse und sind neugierig auf die neuen Angebote der Stadtbibliothek. Im ersten Halbjahr 2004 führten die Bibliothekarinnen 30 Schulklassen durch die Bibliothek und zeigten ihnen die einzelnen Bereiche. Neben einem Kinderfest fanden zwei öffentliche Veranstaltungen für Erwachsene statt. Den Höhepunkt der Öffentlichkeitsarbeit im ersten Halbjahr bildeten die am 24. Juni durchgeführten Veranstaltungen. Am Nachmittag von 14- bis 17 Uhr führte die Bibliothek ein Märchenfest durch. Mit Licht- und Schattenspielen, Rätselraten, Märchenlesungen und Basteln ließen sich mehr als 100 Besucher verzaubern. Ab 19.30 Uhr fand ein bunter Abend mit Christiane Beiersdorf und Michael Henning- Greger statt. Die beiden Akteure entführten die Besucher in eine Märchenwelt von Liebesfreude und Liebesschmerz.

Einen hoch emotionalen Abschluss fand das Jahr 2004 mit der gemeinsam von der Stadtbibliothek „ Ludwig Reinhard“ an der Quöbbe 12 und dem GYM Fitnessstudio in der Bahnhofsstrasse durchgeführten Hilfsaktion für kranke Kinder im afghanischen Kundus. Auf Initiative des zu diesem Zeitpunkt in Afghanistan eingesetzten Bundeswehrsoldaten Jarek Waschulewski wurden die Bürger Boizenburgs zum Sammeln von Plüschtieren aufgerufen. „ Wir waren sofort von der Idee begeistert und möchten gern unseren Beitrag leisten, damit die Augen der Kinder vor Freude leuchten“(Nicole und Georg Hadel, GYN Fitnessstudio).

„Wenn man in die traurigen Kinderaugen sieht, ist es für uns selbstverständlich, helfen zu wollen“( Marina Jauert, Bibliothekarin).

Die Aktion weitete sich auf Nachbarstädte und Gemeinden aus, und es kamen hunderte Kuscheltiere zusammen. Nach dem die Bibliothekarinnen und die Angestellten des Fitnessstudios alle Tiere mit großen Aufwand gereinigt und desinfiziert hatten, übernahm die Bundeswehr den Transport nach Kundus.

Das Jahr 2005 begann mit dem Resümee über die Arbeit im Jahre 2004 und einen Ausblick auf die Vorhaben des laufenden Jahres.

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Die Zahl der Besucher hat sich auf 8978 erhöht und damit mehr als verdoppelt. Die Zahl der Nutzer stieg,um rund 16% und erreichte damit die stattliche Zahl von 1.800 Lesern. Es fanden 47 Veranstaltungen statt, darunter Autorenlesungen, Bibliotheksführungen und ein sehr schönes Kinderfest. Von der Praktikantin Marianne Kassau wurde zum Jahresende eine Ludwig- Reinhard-Ausstellung konzipiert, deren Anlass der 200. Geburtstag von Reinhard war. Diese Erfolgsbilanz ist der jetzigen zentralen Lage, der qualitativen und quantitativen Verbesserung der Ausleihpalette und nicht zuletzt der sehr engagierten täglichen Arbeit der beiden Bibliothekarinnen und ihren ehrenamtlichen Helfern zu verdanken. Für das Jahr 2005 war neben den Bibliotheksführungen und Lesungen für Kinder und Schulklassen wieder ein großes Kinderfest geplant. Am 09. Mai 2005 fand in Zusammenarbeit mit der Friedrich Ebert- Stiftung im Rathaussaal eine Veranstaltung zum 200. Geburtstag von Ludwig Reinhard statt. Diese Würdigung des Boizenburger Rektors, Pädagogen, Publizisten und Revolutionärs reiht sich in die Veranstaltungen zum Stadtjubiläum ein Ein weiterer Höhepunkt war das am 18. November durchgeführte Kinderfest mit dem Lübecker Schauspieler und Hörfunksprecher Rainer Rudloff. Als Spezialist für phantasievolle Lesungen von Märchen und Fabeln verzauberte er die Kinder, die gebannt seiner flüsternden, keifenden, polternder und lachenden Stimme lauschten.

Am 30. November trafen sich 10 Bibliothekarinnen des Landkreises in der Stadtbibliothek „Ludwig Reinhard“ schon zum zweiten Mal zum Erfahrungsaustausch. Die Themen reichten von Aufgaben der Denkmalpflege und Kulturproblemen bis zur Beantragung von Fördermitteln für Medien und Projekte. Eingestimmt wurden die Teilnehmer der Runde durch eine Autorenlesung der Schriftstellerin Carola Herbst, sie las aus ihrem Erstlingswerk „Weiße Geheimnisse“.

Im März fand im Rahmen der Integrationsarbeit ein Sprachkurs für deutsche Neubürger statt. Der durch Frau Merle gestaltet und von den 21 Teilnehmern mit großen Interesse angenommen wurde. Im Mai wurden anlässlich des Muttertages, in Zusammenarbeit mit der Prünstuv von den teilnehmenden Kindern Lesezeichen gewebt. Am 26. Oktober wurde durch eine Bibliotheksführung, die auch die Vorstellung von Neuerscheinungen beinhaltete, mit russischen und deutschen Bürgern die Integrationsarbeit fortgesetzt. Die sehr interessante Gestaltung und die gegebenen Anregungen für die Nutzung der Bibliothek führten zur Gewinnung von vielen Neulesern. Die Veranstaltung unter dem Motto „ Es geschah in Mecklenburg“ mit Kriminalfällen und Polizeiarbeit vor 150 Jahren stellte einen besonderen Höhepunkt dar. Der Autor und Schriftsteller Reinhard Thon lass aus der deutschen Kriminalgeschichte. Für den Jahresbeginn 2007 stand eine Filmvorführung über Ausländerfeindlichkeit mit anschließender Diskussion über den gezeigten Film auf dem Programm. Im Rahmen des Frauenfrühstücks anlässlich des „Internationalen Frauentages“ sprach die Stadtchronistin, Erika Will, über das Thema „Wie die Boizenburgerinnen vor 150 Jahren lebten“. Die 36 Teilnehmerinnen zeigten sich begeistert über den in sehr anschaulicher und heiterer Form gehaltenen Vortrag. Einen sehr interessanten Abend gestaltete der Chefkoch des „Jagdschlösschens Schwartow“, Kersten Dumke, unter dem Motto „Bio - biologisch wertvoll?“.

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Zum 01.07.2007 erfolgte die Einstellung des Mitarbeiters Dieter Fehse auf Grundlage einer Ein Euro Job - Maßnahme der ARGE Hagenow und der GLP Ludwigslust- Hagenow. Ziel dieser Maßnahme war es, den Sachbuchbestand nach der Klassifikation für Allgemeinbibliotheken neu zu systematisieren. Dazu musste die Etikettierung der einzelnen Bücher vorgenommen werden und die Eingabe in das Computerprogramm erfolgen. Ein weiterer Punkt der Maßnahme war die Mithilfe bei der Organisation von Veranstaltungen. Nach kurzer Zeit wurde deutlich, dass das Zeitvolumen der halbjährigen Maßnahme nicht ausreichend war, um den 7.000 Bücher umfassenden Sachbuchbestand neu einzuarbeiten. Nach persönlicher Rücksprache bei der ARGE ergab sich die Möglichkeit eine ABM- Stelle mit einer Laufzeit von drei Jahren zu erhalten. Ab dem 01. Januar 2008 war es dann soweit. In Abstimmung mit der ARGE, der GLP und der Stadt Boizenburg wurde der Inhalt der Maßnahme erweitert. Es wurde vereinbart, dass der Kollege Fehse eine Chronik der Stadtbibliothek Boizenburg erstellt. Nach Abschluss der Neusystematisierung Ende des Jahres 2008 begann ab Februar 2009 die Arbeit an der Chronik.

Im September 2007 stand die gemeinsame von der Kulturbeauftragten der Stadt, Heike Krause, der Informations- und Tourismusbeauftragten, Petra Götz, und der Stadtbibliothek Boizenburg, Sylvia Waschulewski, vorbereitete Veranstaltung „ Straße der Kulturen“ auf dem Programm. Es wurde ein Treffen vieler neu in Boizenburg beheimateter Menschen aus mehr als 30 Ländern. Die kulturellen Beiträge der Teilnehmer aus Osteuropa, Asien, Afrika und Südamerika begeisterten die sehr zahlreich erschienenen Zuschauer. Erste Aktivitäten, der im Rahmen der Förderung der Integration von Familien und einzelner Menschen mit Migrationshintergrund eingesetzten 1- Euro- Jobberin, Elena Wulf, fanden im Programm vielfältigen Niederschlag. Der Chor „Raduga“ und die russischen Tänzerinnen zeigten ihr Können bei mehreren Auftritten. Ein englischer Mitbürger boten eine Auswahl an Teesorten zur Verkostung an. Der Chefkoch des Schwartower „Jagdschlösschens“ hatte kulinarische Leckerbissen im Angebot. Insgesamt wurde deutlich, dass das Miteinander der Nationalitäten in Boizenburg Einzug gehalten hatte. Nach dem die Maßnahme von Elena Wulf beendet war, wurde ihre Integrationsarbeit durch zwei weitere 1- Euro- Jobberinnen, Irina Petzold und Tatjana Bobkow, bis zum Juli 2010 fortgeführt. Der Jahresabschluss für die Kinder der Boizenburger Schulen und der Kindergärten wurde mit bunten Veranstaltungen wie Basteln zum Advent und Märchenlesungen zum Nikolaustag gestaltet. Für die Bibliothekarinnen war der Zarrentiner Erfahrungsaustausch am 17. Oktober der Jahresabschluss. Es wurde ein Resümee der Arbeit für das Jahr 2007 gezogen. Eine sehr interessante Klosterführung begeisterte die Bibliothekarinnen aus 15 Bibliotheken. Durch den Mitarbeiter der EKZ- Bibliothekenservice GmbH, Herrn Weigert, wurden Trends der Bibliothekenentwicklung, des Ausbau von digitaler Medien und der Onlineausleihe angesprochen.

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Das Jahr 2008 begann mit einer Feuerwehrveranstaltung für Kindergartenkinder und endete mit einem Großeinsatz der Boizenburger und Lauenburger Wehren. Im Februar waren 30 Kinder der Vorschulgruppe aus der Kita „Sonnenschein“ und Hortkinder der Kita „Spielhaus“ zu Gast in der Stadtbibliothek. Die uniformierte Bibliothekarin Marina Jauert, erzählte und las Geschichten über die Feuerwehr. Ein Quiz über die Arbeit der Feuerwehr begeisterte die Kinder.

Unter dem Motto „ Bei der Feuerwehr wird der Kaffee Kalt“

Unter dem Motto „ Wir basteln Faschingsmasken“ waren russische und deutsche Kinder in der Bibliothek zu Gast. Im Oktober basteln 30 Kinder und 8 Eltern Laternen für den Herbstumzug der Stadt Boizenburg. Am 17.10.2008 entführte der Weltenbummler Marcus Möller mit seinem Diavortrag „Kamschatka- zu Fuß durch Russland“ 67 Kinder und Erwachsene in eine fremde, neue Welt.

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Die Schriftstellerin Dr. Ditte Clemens war in der Stadtbibliothek Gastgeberin für die Klassen 4a und 4b der „Grundschule an den Eichen“. Sie stellte den Schülern ihr Buch „Die gestohlenen Zahlen“ vor.

Alle Boizenburger bereiten sich zum Jahresende 2008 auf die Weihnachtsfeiertage vor. Auch die Mitarbeiter der Stadtbibliothek waren teilweise in Urlaub oder hatten ein freies Wochenende. In der Nacht vom 21. zum 22.12. 2008 gegen 0.30 heulen die Boizenburger Sirenen, der Dachstuhl der Stadtbibliothek steht in Flammen.

Die Feuerwehren aus Boizenburg, den Stadtteilen und aus Lauenburg treffen kurz nach ihrer Alarmierung am Brandort ein. Die Lauenburger Wehr begann mit der Brandbekämpfung des Dachstuhls unter Einsatz der großen Drehleiter. Boizenburger Feuerwehrleute brechen die Eingangstür auf und nehmen innerhalb des Gebäudes die Brandbekämpfung auf. Die umgehend verständigte Bibliothekarin Marina Jauert trifft am Ort der Katastrophe ein und wird vom Boizenburger Wehrführer Buck über die Lage informiert. Erste Rettungsarbeiten begannen sofort. Es wurden Versuche unternommen die vorhandene Technik und Teile der Medien zu retten. Am Montag dem 22.12.2008 läuft eine groß angelegte Rettungsaktion an.

Die Leiterin des Fachbereiches 2 der Stadtverwaltung, Veronika Staahlkopf, holt die Kollegen des Bauhofes aus dem Urlaub zurück. Erste freiwillige Helfer treffen am Brandort ein, die Leserin Susanne Schwencke, die gesamte Familie Jungklas und der Hausmeister Reinhard Kutschke arbeiteten den ganzen Tag Hand in Hand, mit den Feuerwehrleuten, den Kollegen vom Bauhof und der Bibliothekarin Jauert an der Umsetzung der Medien und der Technik an den behelfsmäßigen Standort. Dieser wurde in der ehemaligen August Bebel Oberschule gefunden. Die Organisatorin der gesamten Aktion, Frau Staahlkopf, koordinierte den logistischen Ablauf und versorgte die Teilnehmer mit warmem Essen und Getränken. Die von zuständigen Fachleuten für die Aufklärung von Brandursachen vorgenommene Untersuchung, ergibt eindeutig, es war Brandstiftung. Durch das Auftreten von Problemen technischer Art standen Technik und Mobiliar zwei Tage in einer Wasserlache von 20 Zentimetern Höhe.

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Der erste Überblick über entstandene Verluste zeigt, die gesamte Technik, vom PC bis zum Telefon und Faxgerät, ist vernichtet. An den in Mitleidenschaft gezogenen Medien sind die größten Schäden durch Löschwasser eingetreten. Im Ergebnis der vorgenommenen Verlustprüfung musste ein Drittel des Buchbestandes abgeschrieben werden. Um die Wiedereröffnung vorzubereiten, waren umfangreiche und vielfältige Arbeitsaufgaben zu meistern. Der gesamte Buchbestand, der inzwischen in den Räumlichkeiten der August Bebel Schule lagerte, musste einen langwierigen Trocknungsprozess durchlaufen. Dann begann eine grobe Vorsortierung der Bücher nach Belletristik, Sach- und Kinderbüchern. Zwischenzeitlich waren durch die Bibliothekarin Marina Jauert Absprachen mit der Direktorin der „Ludwig Reinhard“ Schule getroffen worden. Die Schüler der 3. und 4. Klassen erklärten sich sofort bereit, beim Umlagern der Bücher und der anderen Medien mit zu helfen. Mit Feuereifer waren sie bei der Sache und transportierten die Medien durch eine Bücherkette so schnell, dass die Mitarbeiter der Bibliothek Schwierigkeiten beim Einsortieren in die Regale hatten. Andere Schulklassen malten Bilder und Cartoons, um die kahlen Flurwände und Treppenaufgänge zu verschönen.

Von Seiten der Boizenburger Bevölkerung, von Vereinen und Verlagen wurde eine Welle der Solidarität ausgelöst. Es kommt zu großen Bücherspenden aus der Bevölkerung. Verlage, wie der “Carlson Verlag“ aus Hamburg, erhöht seine Spendensumme und liefern zusätzlich Jugend- und Kinderbücher an die Stadtbibliothek. Vorausgegangen war ein Gespräch, in dem die für die Sache sehr engagierten Boizenburgerin Astrid Wisser mit einem Verlagsangestellten über die Folgen der Brandkatastrophe sprach. Der Kinobetreiber Christian Lempp stellte sein Kino für Benefizkonzerte von Kally Darm und Freunden zur Verfügung. Der Handwerker und Gewerbeverein in Boizenburg spendet ebenfalls für den Wideraufbau des Medienbestandes. Auch der Landkreis Ludwigslust reagierte auf unsere Situation und stellte uns kurzfristig 2000,- Euro zur Verfügung. Nach Abschluss der von Seiten der Stadt kurzfristig ausgelösten Instandsetzungs- und Reparaturaufträge durch die entsprechenden Gewerke, konnte am 23. März 2009 die Eröffnung durch einen „ Tag der offenen Tür“ erfolgen. Am 03. März 2009 findet im Rahmen des Integrationsprojektes eine Frauentagsveranstaltung mit russischen und deutschen Frauen statt. Es waren fröhliche und unterhaltsame Stunden für alle Teilnehmerinnen. Das gemeinsame Singen und das, trotz mancher Sprachprobleme, gegenseitige Verstehen standen im Mittelpunkt der von Irina Petzold organisierten Veranstaltung. Der Weltenbummler Roland Prokein zeigte in der Bibliothek am 23. April 2009 seinen Diavortrag „Zum kältesten Pol der Welt“. Eine Reise durch den Norden Russlands und Kamschatkas. Das von der Bibliothek gemeinsam mit dem Biosphärenreservat veranstaltete Kinderfest auf dem Bibliothekshof stand unter dem Motto „ Elfen und Trolle“, Frau Schneider, erklärt Fauna und Flora im Reservat. - 36 -

Für die Ferienkinder wurden mehrere Veranstaltungen, wie Bastelnachmittage und Spielnachmittage von Irina Petzold und von Tatjana Bobkow durchgeführt. Am 04. November 2009, anlässlich des 20. Jahrestages der „Friedlichen Revolution“, fanden Lesungen durch Frau Laabs und Herrn Kniep statt. Für vorweihnachtliche Stimmung sorgte das Weihnachtsfrühstück mit 40 Teilnehmern in der Bibliothek, das gemeinsam von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt, Christine Dyrba, und der Mitarbeiterin der Stadtbibliothek, Marina Jauert, organisiert und durchgeführt wurde.

Zum Jahresanfang 2010 stand nach einjährigen Instandsetzungsarbeiten am Bibliotheksgebäude an der Quöbbe 12 ein erneuter Umzug auf dem Plan. Die Bibliothekarin Marina Jauert traf die logistischen Vorbereitungen und war während des Umzuges Ansprechpartner für die beteiligten Gewerke und Firmen. Die Firma C. F. Wense aus Lüneburg konnte so binnen einer Woche den Umzug reibungslos abwickeln. Nach nur 10 Arbeitstagen vom 04. Januar bis 15. Januar 2010, wurde die Bibliothek am 18.01.2010 wieder eröffnet.

Die neuen Bibliotheksräumlichkeiten im Januar 2010

Erster Höhepunkt im Jahr war die gemeinsam stattfindende Frauentagsfeier am 13.03.2010 in der Richard – Schwenck - Sporthalle. Mehr als 60 deutsche und russische Frauen feiern gemeinsam den Internationalen Frauentag bei Kaffee und Kuchen. Die Mitglieder des russischen Chores „Raduga“ sangen deutsche und russische Lieder. Tanzgruppen der Schulen zeigten Auszüge aus ihren Tanzprogrammen. Am Sonntag, dem 14.3.10 schloss sich der Vereinstag der Stadt Boizenburg an, an dem auch die Stadtbibliothek teilnahm. Sie präsentierte ihren neuen Medienbestand. Die erste „Große Tauschbörse“ fand am 25. Juli 2010 auf dem Außengelände der Stadtbibliothek statt. Unter anderem erklang zur Unterhaltung Gitarrenmusik des Gesangduos Rita Koc Bersch und Erwin Rotter. Die Mitarbeiterin des Freizeithauses Diana Hoffmann bastelte mit den Kindern Schlüsselanhänger. Die Kaffeetafel lockte mit gesponserten Kuchen und frischem Kaffee die Besucher an. An einigen Tischen wurde fleißig dem Tauschgedanken gehuldigt.

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Im Ferienkalender 2010 der Stadt Boizenburg fand die Stadtbibliothek auch ihren Platz und bot unterschiedliche Veranstaltungen an. Besonders die Bastel- und Malnachmittage z.B.„Pompon-Spaß wir basteln Tiere aus Wolle und Moosgummi“ fanden großen Anklang. Vorweihnachtliche Veranstaltungen bildeten den Abschluss des Jahres und lockten viele kleine Gäste in die Bibliothek, vielleicht unsere zukünftigen Leser. Mit dem Jahresausklang 2010 endet die zeitgeschichtliche Etappe der Stadtbibliothek „Ludwig-Reinhard“ Boizenburg.

13. Epilog

Die Arbeit zur Erstellung der Chronik bestand zu großen Teilen aus Recherchen in der Literatur und den örtlichen und überregionalen Presseerzeugnissen der Vergangenheit und Gegenwart. Die Suche nach Dokumenten und ihre Aufarbeitung waren eine Fleißarbeit, die durch viele Helfer Unterstützung fand. So waren der Mitarbeiter des Landesarchivs Schwerin, Herr Karlowitsch, die Archivarin des Landkreises Ludwigslust, Frau Herbst, und die Leiterin des Stadtmuseums Boizenburg, Frau Wulf, oft in Anspruch genommene Wissens – und Auskunftsquellen. Ein besonderes Dankeschön gilt unserer Stadtchronistin, Frau Erika Will. Sie unterstützte die Nachforschungsarbeiten durch Recherchen und notwendige Übersetzungsarbeiten der aufgefundenen Schriften und Dokumente. Danke sagen, für ihre engagierte Mitarbeit bei der graphischen Gestaltung der Chronik, möchte ich Frau Susanne Schwencke und Herrn Torsten Rostalski. Einen weiteren Eckpunkt der Fakten- und Datensammlung stellte die Befragung von Zeitzeugen dar. So wurden die ehemalige Leiterin der Kreisbibliothek Hagenow, Frau Elke Burmeister, und die amtierenden Bibliothekarinnen der Stadtbibliothek Boizenburg, Frau Marina Jauert und Frau Sylvia Waschulewski, zu ihren persönlichen Erinnerungen und Erlebnissen befragt. Die vorliegende Chronik wurde in kurzweiliger Form geschrieben. Der interessante und teilweise spannende Inhalt stellt eine Lektüre für eine breite Leserschaft dar. In ihrer „Unvollständigkeit“ liegt vielleicht gleichsam der Reiz begründet, sich auch in der Folgezeit mit diesem Thema zu beschäftigen. Das Interesse an Heimat- und Regionalgeschichte, für Vergangenes und Gegenwärtiges, sollte weiter gefördert werden um den Menschen Gewesenes und Neues näher zu bringen.

Boizenburg im Dezember 2010

Dieter Fehse - 38 -

Quellenverzeichnis ------

Herbert Wolf : „Die öffentlichen Bibliotheken in Mecklenburg und Vorpommern von ihren Anfängen bis 1918“ Herausgeber: Bezirksbibliothek Schwerin 1965, Folge 3,

Herbert Wolf : „Die öffentlichen Bibliotheken in Mecklenburg von 1918 bis 1954“ Herausgeber: Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek Schwerin 1972, Beiträge zur Geschichte der öffentlichen Bibliotheken in Mecklenburg, Folge 4,

Herbert Wolf : „Die Entstehung und Entwicklung der Stadtbibliothek Schwerin“ Eine zusammenfassende Chronik, Schwerin 1970,

Das „Boizenburger Wochenblatt“ Zeitschrift für Boizenburg

Die „Elbzeitung“ Boizenburg

Landesarchiv Schwerin

Archiv des Landkreises Ludwigslust

„Der Volksbibliothekar“ – Bericht über das Volksbüchereiwesen seit 1921

Wikipedia: Die freie Enzyklopädie: „Papier –seine Erfindung, Herstellung und Vermarktung“

Wikipedia : Die freie Enzyklopädie: „Die Anfänge des Schrifttums – die Keilschrift und die Hieroglyphen

Prof. Dr. Claudia Lux: „Probleme beim Aufbau einer neuen Identität in ostdeutschen Bibliotheken“ Zentral und Landesbibliothek Berlin, 2007

Anlagen: Benutzerstatistik (1981- 2009) Entleihungsstatistik(1991- 2009) Anzahl der Veranstaltungen und Führungen(1991- 2009)

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Anlagen Veranstaltungen, incl. Autorenlesungen

Jahr Kinder Jugendliche Erwachsene Gesamt Teilnehmer 1991 19 2 3 24 540 1992 12 13 13 25 333 1993 20 3 6 29 618 1994 11 1 3 15 315 1995 11 1 2 14 824 1996 12 4 5 21 691 1997 21 3 3 27 750 1998 18 6 11 35 1531 1999 14 4 5 23 1018 2000 12 1 6 19 1106 2001 11 3 5 19 728 2002 21 0 6 27 390 2003 7 11 6 24 561 2004 21 4 9 34 862

Führungen

Jahr Kinder Jugendliche Erwachsene Gesamt Teilnehmer 1991 1 0 0 1 24 1992 13 5 0 18 380 1993 21 6 1 28 589 1994 7 0 0 7 144 1995 5 2 0 7 173 1996 10 0 0 10 228 1997 19 4 0 23 470 1998 15 1 0 16 309 1999 9 5 0 14 299 2000 7 1 0 8 193 2001 8 1 0 9 109 2002 5 1 0 6 144 2003 3 1 0 4 102 2004 10 3 0 13 301

Veranstaltungen und Führungen Jahr Kinder Jugendliche Erwachsene Gesamt Teilnehmer 2005 17 1 6 24 792 2006 33 1 10 44 690 2007 53 0 22 75 2100 2008 53 3 6 62 1596 2009 57 4 20 81 1476 2010 35 0 8 43 1101 - 40 -

Entleihungen

Jahr Belletristik Kinderliteratur Sachliteratur Zeitschriften AV Gesamt 1981 Stadt 18838 12785 9432 5344 3153 48552 Bereich 22647 21598 10440 6445 3291 64421 1982 Stadt 17131 12851 8402 6716 3439 48539 Bereich 19932 21107 9467 7385 3520 61411 1983 Stadt 18148 10866 8031 5651 4040 46736 Bereich 21349 18752 9428 6840 4084 60453 1984 Stadt 16468 11625 10381 5128 4456 48058 Bereich 19339 15424 12019 6186 4543 57511 1985 Stadt 17558 12776 10901 6597 5540 53372 Bereich 19720 17236 12392 7990 5595 62933 1986 Stadt 16674 10275 10626 5092 7742 50409 Bereich 20069 14888 12572 5212 10500 63241 1987 Stadt 11290 7472 7437 4178 5013 35390 Bereich 16371 12664 9761 4402 7727 50925 1988 Stadt 11361 7793 6195 4089 4185 33623 Bereich 15134 11958 8604 4449 5784 45929 1989 Stadt 9399 8869 5778 3565 5137 32748 Bereich 10754 12562 6668 3910 6639 40533 1990 Stadt 3837 2020 1273 1313 1079 9522 Bereich 4164 2629 1290 1410 1147 10640 1991 Stadt 3104 2203 1059 791 604 7761 Bereich 3193 2233 1059 796 674 7955 1992 Stadt 2735 2682 1316 139 1274 8146 1993 Stadt 4906 3863 3591 0 2267 14627 1994 Stadt 3978 3108 2816 0 2377 12279 1995 Stadt 5121 4012 4358 1859 3163 18513

Jahr Belletristik Kinderliteratur Sachliteratur Zeitschriften CD u. Mc Video CDRom DVD Gesamt 1996 6561 6192 5634 2008 5203 807 0 0 26405 1997 7456 6630 6798 1912 8029 2125 15 0 32965 1998 7706 7732 6849 7244 1875 2202 76 0 33684 1999 6450 6782 5745 5213 1703 1349 151 0 27393 2000 6221 7365 5501 6151 1676 1642 146 0 28702 2001 6018 6339 5364 5940 1685 1386 304 0 27036 2002 6224 5979 5083 6570 2096 1246 558 0 27756 2003 5875 6548 5502 5561 1896 1537 610 0 27529 2004 6350 7143 5321 8854 1858 2266 640 959 33391 2005 6627 7937 5349 8759 1758 0 663 2640 33733 2006 6300 7573 4114 8513 1613 0 607 3005 31725 2007 5386 7173 3793 1618 7571 0 420 3447 29408 2008 6089 8831 3418 1855 9772 0 543 5649 36157 2009 5316 6626 2573 1159 7441 0 395 3887 27397 - 41 -

Benutzer der Bibliothek

Jahr Kinder Jungend 1 Jugend 2 Erwachsene Gesamt 1981 Stadt 472 285 239 482 1478 Bereich 750 505 271 677 2203 1982 Stadt 591 215 233 551 1590 Bereich 864 389 250 702 2205 1983 Stadt 574 259 248 523 1604 Bereich 974 469 278 803 2524 1984 Stadt 517 284 252 563 1616 Bereich 873 400 341 786 2400 1985 Stadt 515 314 231 616 1676 Bereich 935 401 247 893 2476 1986 Stadt 471 317 245 651 1684 Bereich 840 393 320 949 2502 1987 Stadt 494 248 247 654 1643 Bereich 916 373 345 932 2566 1988 Stadt 457 209 210 633 1509 Bereich 899 253 276 867 2295 1989 Stadt 446 167 187 541 1341 Bereich 855 205 259 683 2002 1990 Stadt 187 64 95 240 586 Bereich 281 68 103 265 717 1991 Stadt 147 49 39 213 448 Bereich 153 49 39 221 462 1992 Stadt 370 68 20 215 673 1993 Stadt 506 100 25 199 830 1994 Stadt 297 84 38 221 640 1995 Stadt 376 109 35 245 765 1996 Stadt 502 111 40 279 932 1997 Stadt 611 204 85 313 1213

* Jugend1= 14 – 17 Jahre, Jugend 2 = 18 – 24 Jahre

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Besucher im Jahr Kinder Jugendliche Erwachsene Gesamt Jahr 1998 524 233 466 1223 0 1999 492 276 506 1274 0 2000 371 222 492 1085 5169 2001 342 201 566 1109 5570 2002 271 183 518 972 5713

Jahr aktive Benutzer Neuanmeldungen Besucher im Jahr 2003 611 155 4177 2004 710 248 8978 2005 678 173 8035 2006 1297 129 6042 2007 923 198 9607 2008 866 131 8721 2009 554 104 5127

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