Magazin der Universität Ausgabe 13/April 2020 CAMPUS *1456

Fokus Bioökonomie

#Digitale Über Wissenschafts- Auslandsjahr Lehre kommunikation in Brasilien

1 Seite 19 Seite 26 Seite 34 2 Editorial Foto: Kilian DornerFoto:

Liebe Leser*innen, die Corona-Pandemie absorbiert gegenwärtig unsere ganze Kraft und Auf- merksamkeit. Der Semesterbeginn ist verschoben und das Sommersemes- ter kann zunächst nur mit digitalen Formaten beginnen. Veranstaltungen bis weit in den Sommer hinein sind abgesagt, nur vereinzelt bewegen sich noch Menschen auf dem Campus. Für eine Institution wie unsere Univer- sität, die ein Ort der sozialen Begegnung ist, bricht mit „social distancing“ eine existenzielle Grundlage weg.

Die Mitglieder der Universität sind gegenwärtig mit großem und bewun- dernswertem Einsatz bemüht, zentrale Aufgaben in Lehre und Forschung weiterhin zu erfüllen und die grundlegende Funktionsfähigkeit der Universi- tät zu erhalten. Sie arbeiten unter erheblich beschwerten Bedingungen, mit denen sich die ganze Gesellschaft konfrontiert sieht, darunter geschlossene Schulen und Kindertagesstätten, Probleme bei der Pflege von Angehörigen und eingeschränkte Möglichkeiten der Mobilität. Unseren Studierenden brechen Arbeitsmöglichkeiten weg, ohne die sie ihr Studium nicht finanzie- ren können und unseren internationalen Studierenden fehlen notwendige Kontakte zur Integration. Das sind nur wenige Beispiele aus der Vielzahl an Anpassungsleistungen, die wir gegenwärtig erbringen müssen.

Bei einigen Veränderungen wird uns schmerzhaft bewusst, dass wir uns in „normalen“ Zeiten viele Fesseln angelegt haben, die nun eine schnelle Anpassung behindern. Es wird zu den Lehren gehören, die wir aus der Co- rona-Pandemie ziehen sollten, auf unnötige Fesseln zu verzichten. Gesell- schaften mit einem hohen Kontrollbedürfnis, wie die unsrige es ist, neigen dazu, fehlende faktische Kontrolle über aktuelles und künftiges Geschehen durch zumindest „kognitive Kontrolle“ zu ersetzen: Wir wollen möglichst genau wissen, was geschehen wird, wir wünschen uns die Zukunft wie ein Planspiel, in dem wir das potenziell Künftige bereits in der Gegenwart erpro- ben können. Mit Ungewissheit können wir nicht gut umgehen, das lernen wir zu wenig.

In dieser Ausnahmesituation tut es gut, sich an das Leben an unserer Uni- versität vor Corona zu erinnern: An spannende Forschung, attraktive Leh- re, Auszeichnungen und Erfolge, internationale Beziehungen, Reisen, neue Kolleg*innen. Die vorliegende Ausgabe von Campus 1456 berichtet von Themen, denen wir uns hoffentlich bald wieder mit voller Kraft und Freude widmen dürfen!

Herzliche Grüße Ihre Johanna Weber | Rektorin 3 8 FOKUS: BIOÖKONOMIE

Seite Panorama Lernen & Lehren

19 #Digitale Lehre an der 29 Zerstörung statt Sicherheit: 06 Aktuelles aus der Universität Universität Greifswald Universitätsgut im Zweiten Weltkrieg

20 Von Zulu-Kultur, Feldforschung 30 Molekulare Grundlagen Im Fokus und Safari – ein Reisetagebuch des Lebens

08 Fokus Bioökonomie 31 Wie Menschen Hochschulpolitik Erwartungen bilden

Forschung 22 Erster Nachhaltigkeitsbericht 32 Auszeichnungen der Uni Greifswald erschienen und Preise 14 Forschungsprojekt untersucht Todesfälle bei Fluchtversuchen 23 Kurznachrichten über die Ostsee der Universität Internationales

16 Virtuelles Raum-Zeit-Modell der 24 Neue Gesichter 34 Auf Entdeckungstour in Brasilien historischen Metropole Nürnberg an der Universität 36 Internationale Partnerschaften 18 Krankenhäuser im im Profil – Staatliche Universität Tomsk ländlichen Raum Wissenschaft & Gesellschaft

26 Forschung im Elfenbeinturm war gestern

4 20 Inhalt

29 26

38 36

Campus & Unileben

37 News

38 Zapfenernte Liebe Leser*innen, im Uniforst das Redaktionsteam des aktuellen Campus-Magazins 40 Gut vernetzt in der Region – wurde kurz vor der Endkorrektur und dem Druck von den Nova Innovationscampus Konsequenzen der Corona-Krise überrascht. Wir haben uns dafür entschieden, das Heft trotzdem fertig- und im 41 Ein Bild – eine Geschichte Netz bereitzustellen. Leider sind einige Informationen zu geplanten Veranstaltungen inzwischen obsolet bzw. es ist 42 Fotogalerie unsicher, ob die Veranstaltungen noch durchgeführt wer- den können. Bitte informieren Sie sich deshalb weiterhin 44 Geschichten aus regelmäßig auf den Internetseiten der Universität über dem Heimathafen die aktuelle Situation.

Wir bitten Sie um Verständnis und wünschen Ihnen viel Alumni & Karriere Freude bei der Lektüre. Bleiben Sie gesund.

46 Start-up NordOst Ihr Redaktionsteam von Campus 1456

47 ökohle – Nachhaltige Grillkohle aus Greifswald

48 Greifswalder Jurist auf Karrierekurs

5 Prorektor mit Eugen sche Meeresmuseum und das Deutsche Münch-Preis ausgezeichnet Schifffahrtsmuseum Bremerhaven. Die 2019 ge- gründete DAM zählt nun 19 Mitgliedseinrichtungen. Ihr Ziel ist es, die gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen, nachhaltig mit den Küsten, Meeren und Ozeanen umzugehen, lösungsorientierte For- schung zu betreiben und Wissen zu vermitteln. Die Universität Greifswald bringt ihre Expertise aus dem Küsteningenieurswesen und der Marinen Biotechno- logie in die Allianz ein. •

Die Gewinner des Eugen Münch-Preises v.l.n.r.: Prof. Patrick Jahn, Dr. Matthias Gräser, Dr. Jan Pfister, Prof. Steffen Fleßa | Foto: Sylvia Willax

Prof. Dr. Steffen Fleßa, Prorektor der Universität Greifswald sowie Inhaber des Lehrstuhls für Allge- meine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheits- management, hat den Eugen Münch-Preis für in- novative Gesundheitsversorgung in der Kategorie Vertreter*innen der neuen DAM-Mitglieder und DAM-Vorstand Versorgungsforschung erhalten. Ausgezeichnet wur- Foto: DAM/Sinje Hasheider de seine Veröffentlichung „Economic efficiency ver- sus accessibility: Planing of the hospital landscape in rural regions using a linear model on the example of paediatric and obstetric wards in the northeast of Erneute DFG-Förderung für ”, die er in Zusammenarbeit mit Dr. Neelt- maritime Proteomforschung je van den Berg und Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann vom Institut für Community Medicine verfasste. Das Rechenmodell stellt dar, welche Auswirkungen das Zusammenlegen von Kliniken Fachabteilun- gen auf die Erreichbarkeit für die Bevölkerung sowie auf die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser hat. Entwickelt wurde es anhand der Standorte der Krankenhausversorgung in der Geburtshilfe und Pä- diatrie in Vorpommern-Greifswald. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird jährlich von der Stiftung

Münch vergeben, die Wissenschaft, Forschung und Foto: I. Bakenhus/Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, praxisnahe Arbeiten in der Gesundheitswirtschaft Bremen fördert. (s. auch Artikel S. 18) • Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat eine zweite Förderphase für die Forschungsgruppe Universität Greifswald in FOR 2406 „Proteogenomik des marinen Polysac- charid-Abbaus“ (POMPU) bewilligt. Die Universität die Deutsche Allianz Meeres- Greifswald und das Max-Planck-Institut für Marine forschung aufgenommen Mikrobiologie Bremen erforschen den bakteriellen Algenabbau in marinen Ökosystemen. Unter ande- Die Deutsche Allianz Meeresforschung (DAM) hat rem bedingt durch die Klimaerwärmung treten ver- im Februar die Universität Greifswald sowie fünf mehrt massive Algenblüten auf, die von marinen weitere Mitglieder aufgenommen: das Forschungs- Bakterien schnell abgebaut werden. Dieser für den zentrum Küste, die Bundesanstalt für Geowissen- globalen Kohlenstoffkreislauf wichtige Prozess und schaften und Rohstoffe (BGR), das Bundesamt für vor allem die Polysaccharide, also die Mehrfach- Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), das Deut- zuckerverbindungen, werden von der Forschungs-

6 Panorama

gruppe POMPU untersucht. Dazu nehmen die For- Genomics of Microbes, dem Leibniz-Institut für schenden Meerwasserproben. Ihr Ziel ist, Genome Plasmaforschung und Technologie sowie dem Fried- und Proteine maritimer Bakteriengemeinschaften rich-Loeffler-Institut auf der Insel wird mit zu bestimmen und ihre Enzymfunktionen sowie An- dem neuen Institut die in Greifswald bereits beste- passungsmechanismen aufzuklären. Dadurch sol- hende Spitzenforschung ergänzt. In Anbetracht neu- len bisher weitgehend unbekannte Mechanismen er Herausforderungen für das Gesundheitssystem, erklärt werden, um die Funktion der Meere als „bio- insbesondere im Bereich der Infektionsforschung, logische Pumpe“ im Zeitalter der Klimaerwärmung soll das Institut als Außenstelle des Helmholtz-Zen- besser zu verstehen. (s. auch Artikel S. 12) • trums für Infektionsforschung in Braunschweig die Infektionsbiologie in Deutschland deutlich voran- bringen. Durch die Bundes- und Landesförderung wird außerdem „die Voraussetzung geschaffen, sich Jean-Monnet-Lehrstuhl im erfolgreich an nationalen Exzellenzforschungspro- Bereich Geld und Währung grammen zu beteiligen“, so die Prorektorin der Uni- versität, Prof. Dr. Katharina Riedel. • Prof. Dr. Joscha Beckmann von der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät hat für die kom- Citizen Science Projekt mit menden drei Jahre einen Jean-Monnet-Lehrstuhl im Bereich Geld und Währung inne. Die Fördersumme UN-Dekade Biologische Vielfalt von 50.000 Euro wird für Forschung und Lehre ein- ausgezeichnet gesetzt, die Herausforderungen für Europa in Zeiten von Unsicherheit und Digitalisierung analysiert. So Das Citizen Science Projekt „F.U.N.“ (Forschung, Um- wird beispielsweise untersucht, welche Auswirkun- weltbildung und Naturschutz) wurde Ende Septem- gen der Brexit auf die Finanzwirtschaft hat. Die Eu- ber 2019 von der UN-Dekade Biologische Vielfalt als ropäische Kommission fördert mit den Jean-Mon- offizielles Projekt ausgezeichnet. Die Zusammen- net-Lehrstühlen weltweit qualitativ hochwertige arbeit des Lehrstuhls für Angewandte Zoologie der Lehre und Forschung zu Europa. Auch die Studieren- Universität Greifswald und des Naturparks Nossen- den profitieren direkt von dem Fördergeld: Sie konn- tiner/Schwinzer Heide bringt Bürger*innen am Bei- ten im Januar 2020 an einer kostenfreien Exkursion spiel der Fledermäuse nahe, was Naturforschung nach Frankfurt am Main zur Europäischen Zentral- und Naturschutz bedeuten. Sowohl vor Ort an der bank und zur Deutschen Bundesbank teilnehmen. • Citizen-Science-Station in Wooster Teerofen als auch online lädt das Projekt zur Partizipation ein. Die Auszeichnung der Vereinten Nationen soll dem Rückgang der Naturvielfalt entgegenwirken und den Fokus auf die Biodiversität und damit verbundene Chancen lenken. Der Greifswalder Oberbürgermeis- ter Dr. Stefan Fassbinder übergab die Auszeichnung an den Projektleiter Prof. Gerald Kerth und den Pro- jektkoordinator Marcus Fritze, im Gegenzug erhielt er einen Fledermauskasten. •  www.fledermausfun.de Foto: Ole Kracht

Erstes Helmholtz-Institut für Greifswald Zur Stärkung des Wissenschaftsstandorts Greifs- wald unterstützen der Bund und das Land Meck- lenburg-Vorpommern die Etablierung eines neuen Helmholtz-Instituts für den Bereich der Infektions- forschung in Greifswald. Universität und Universi- tätsmedizin begrüßen diese Entscheidung nach- v.l.n.r.: Prof. Gerald Kerth, Dr. Stefan Fassbinder, Marcus Fritze drücklich. Zusätzlich zum Center for Functional Foto: Till Junker

7 Fokus Bioökonomie

In Zeiten des Klimawandels, einer wachsenden Weltbevölkerung und eines dramatischen Rückgangs der Artenvielfalt müssen die biologi- schen Ressourcen der Erde effizient und nachhaltig genutzt werden. Dieses Ziel verfolgt die Bioökonomie, indem sie die Transformation zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem einfordert. Zur Umsetzung hat das Bundeskabinett im Januar 2020 die „Nationale Bioökonomiestra- tegie“ beschlossen. Bis 2024 will die Bundesregierung 3,6 Milliarden Euro in den Ausbau der Bioökonomie investieren. Damit der biobasier- te Wandel gelingen kann, ist aber auch die Einbindung der Gesellschaft zwingend erforderlich. Vor diesem Hintergrund fördert das „Wissen- schaftsjahr 2020 – Bioökonomie“ den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft mit vielfältigen Diskussions- und Mitmachformaten.

Bioökonomie ist auch ein neuer Schwerpunkt an der Universität Greifs- wald. Diese verfügt über umfangreiche Expertise in der Biotechnologie und Enzymkatalyse sowie bioökonomiebasierten Transformations- prozessen. Auch die Paludikultur spielt eine wichtige Rolle. Hierbei geht es um die landwirtschaftliche Nutzung wiedervernässter Moore. An zahlreichen Instituten und Partnerinstituten wird Grundlagenfor- schung und anwendungsorientierte Forschung zum Thema betrieben. In Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen und Startups wer- den die Erkenntnisse in die Praxis umgesetzt. Gebündelt werden die Aktivitäten im Bündnis Plant³ mit über 60 Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft. Ziel ist es, auf Basis der Bioökonomie einen regionalen Strukturwandel im nordöstlichen Mecklenburg-Vorpommern anzusto- ßen. Das Fokusthema stellt ausgewählte Visionen, Ideen und Projekte vor, die zu diesem Wandel beitragen.

Von Julia Lammertz Foto: Till Junker Foto:

8 Im Fokus

Plant³ – Bioökonomie für den Strukturwandel in Nordost- deutschland

Im Gespräch mit Daniel Schiller, Bündnissprecher von Plant³ und Professor für Wirtschafts- und Sozialgeographie an der Universität Greifswald.

Julia Lammertz: Plant³ ist eines von 20 Innovationsbünd- nissen, die sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren Foto: Kilian Dorner des BMBF aus über 100 Einreichungen durchsetzen konn- ten. Wofür steht Plant³? Daniel Schiller: Das Bündnis mit über 60 Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft erarbeitet Strategien für die Veredelung von pflanzenbasierten Rohstoffen in Nordost- deutschland. Die Potenz Hoch 3 steht einerseits für die In- Plant³ wird geführt von der Universität Greifswald, der novationsfelder Land, Moor und Meer und andererseits für Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern und dem die Erhöhung der Wertschöpfung durch Wissen (Forschung), Wissenschafts- und Technologiepark Nord°Ost° Innovation (Unternehmen) und (strukturellen) Wandel unter (WITENO). Das BMBF fördert Plant³ im Programm Beachtung der sozialökologischen Nachhaltigkeit. „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ bis 2024 mit bis zu 15 Millionen Euro. Was will das Bündnis erreichen? Langfristiges Ziel von Plant³ ist, das östliche Mecklen-  www.plant3.de burg-Vorpommern als führende Bioökonomie-Region zu eta- blieren und zugleich ein Vorbild für die nachhaltige Transfor- mation ländlicher Räume zu schaffen.

Was passiert aktuell? Wo sehen Sie die größten Schwierigkeiten in der Umset- Bereits in der Konzeptphase von Plant³ gab es viele Projekt- zung einer nachhaltigen biobasierten Wirtschaftsform? Wie ideen. Die ersten sind zu Beginn des Jahres gestartet. Eine nehmen Sie die Skeptiker mit? Denkfabrik wird die Entwicklung neuer Wertschöpfungsket- Wirtschaftsmodelle in der Bioökonomie sind noch zu wenig ten wissenschaftlich begleiten und Impulse für die strategi- erprobt, d. h. es müssen Erfolgsmodelle geschaffen werden, sche Weiterentwicklung liefern. Das Projekt „Treibhaus“ wird um Vertrauen in ein biobasiertes Wirtschaftssystem zu er- u. a. Startups und etablierte Unternehmen dabei unterstüt- zeugen. Zugleich haben kleine Unternehmen im ländlichen zen, Innovationsprozesse zu optimieren. In den Innovations- Raum wenig Mittel für Innovationen. Es fehlt ihnen an Geld feldern Moor und Meer sind die ersten Forschungs- und Ent- und personellen Ressourcen, aber auch an Erfahrung. Unser wicklungsprojekte beantragt, weitere sind in Vorbereitung. Ziel ist daher auch, die Innovationsfähigkeit der Unterneh- Neben der Mitgliedergewinnung ist es überaus wichtig das men durch Vernetzung und Austausch sowie durch Weiter- Thema in die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zu bildung in Form von Workshops oder Innovationsforen zu tragen. Große Unterstützung leistet hier das Wissenschafts- stärken. jahr 2020 – Bioökonomie. Es erzeugt eine große Dynamik für die Kommunikation des Themas und gibt uns insbesondere Was ist Ihre ganz persönliche Vision von Bioökonomie? die Möglichkeit, mit eigenen Veranstaltungen viele Syner- Der Wandel kann nur gelingen, wenn wirtschaftliche Poten- gien zu nutzen. Aktuell planen wir für das Wintersemester ziale und Ziele mit ökologischer Nachhaltigkeit verbunden eine Bioökonomie-Vortragsreihe im Krupp-Kolleg, deren fes- werden und dabei die Gesellschaft einbezogen wird. Dafür ter Bestandteil auch ein Bürgerforum ist. Und natürlich freu- müssen die Chancen, aber auch die Risiken der Bioökonomie en wir uns auf den BioÖkonomie-Podcast „FaktenSammler“ mit verschiedenen Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, der Pressestelle. Politik und Gesellschaft diskutiert werden. •

9 Land und Bioökonomie Von Volker Beckmann

Land ist eine Schlüsselressource der biobasierten Wirtschaft. Terrestrische Ökosysteme beherbergen über 80 % der weltweiten Biomasse. Eine Wirtschaft, die weitgehend auf fossile Energie- und Rohstoffquellen verzichten will, muss angesichts begrenzter Flächen neue Wege finden, biologische Ressourcen, Prozesse und Systeme produktiv und nachhaltig zu nutzen und innovativ zu erschließen.

Weltweit werden aktuell etwa 37 % der Fläche landwirtschaftlich genutzt, mit steigender Tendenz. Davon sind ca. 70 % Weiden und 30 % Ackerland. Das Ackerland wird hauptsächlich zur Schilfernte in den Niederlanden | Foto: Sabine Wichmann Futtermittelproduktion verwendet. Neben der Nahrungsproduktion wird schaftslehre und Landschaftsökono- Erlebnis- und Lernorten im ländlichen eine wachsende Fläche für die Produk- mie, geleitet von Prof. Dr. Volker Beck- Raum. Neben wissenschaftlichen Po- tion von Energie und zur stofflichen mann, befasst sich mit der Ökonomie tenzialanalysen setzt das Projekt mit Nutzung gebraucht. Ebenfalls steigend und Politik der nachhaltigen Nutzung Stakeholder- und Szenarienworkshops sind Siedlungs- und Verkehrsflächen, von Land und natürlichen Ressourcen sowie Pilotprojekten konkrete Impul- die weltweit jedoch nur 1,5 % der Land- sowie des Natur-, Umwelt und Klima- se für eine Stärkung der nachhaltigen fläche einnehmen. Nur noch 29 % der schutzes im regionalen, nationalen Bioökonomie in Vorpommern. terrestrischen Fläche sind Wälder mit und internationalen Rahmen. Ein For- unterschiedlicher Nutzungsintensität schungsschwerpunkt ist die Erschlie- Einen weiteren Forschungsschwer- und 32 % weitgehend ungenutzt. ßung von biobasierten Wertschöp- punkt stellt die nachhaltige Nutzung fungsketten in Stadt-Land-Kontexten. von Schilf dar. Nationale und interna- Bioökonomie, verkürzt verstanden als tionale Forschungsprojekte zur Öko- eine Ausdehnung und Intensivierung In Mecklenburg-Vorpommern erfolgt nomie der Schilfnutzung zeigen, dass der land-, forst- und fischereiwirtschaft- vorwiegend landwirtschaftliche Roh- die weltweit verbreitete Feuchtgebiets- lichen Nutzung, gerät zunehmend in stoffproduktion, während Verarbei- pflanze ein hohes Verwertungspoten- Konflikt mit Zielen des Natur-, Umwelt- tung und Veredlung außerhalb des zial besitzt. Neben der traditionellen und Klimaschutzes. Es kommt deshalb Bundeslandes geschieht. Das Projekt Nutzung zur Reetdachdeckung, zur darauf an, die Bioökonomie so zu ge- Vorpommern Connect (www.vorpom- Papierherstellung und als Baumaterial stalten, dass brachliegende Potenziale mern-connect.de) untersucht die Mög- sind auch neue Nutzungen wie die Her- genutzt, Produktivität umweltfreund- lichkeiten, biobasierte regionale Wert- stellung von Verbundplatten, Bioplas- lich erhöht und Zielkonflikte zwischen schöpfungsketten in Vorpommern zu tik und Heizpellets möglich. Besonders Schutz und Nutzung, zwischen Nah- stärken. Im Fokus stehen Produktion, relevant ist, dass die Nutzung kaum in rungsmittel-, Rohstoff- und Energieer- Verarbeitung und Vertrieb regiona- Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduk- zeugung aus landbasierter Biomasse ler Lebensmittel, die Verwertung von tion steht und oft mit Natur-, Umwelt- soweit wie möglich entschärft werden. Energiebiomasse aus wiedervernäss- und Klimaschutzzielen vereinbar ist. • Der Lehrstuhl für Allgemeine Volkswirt- ten Mooren und die Entwicklung von

10 Im Fokus

alles optimal und ökonomisch effizient verläuft, untersucht das Verbundpro- Bioökonomie jekt BonaMoor. Bau- und Dämmstoffe aus dem Moor aus Rohrkolben entwickelt das Unter- nehmen Wetland Products in Kamp (Lk Von Nina Körner und Franziska Tanneberger Vorpommern-Greifswald). Zum Anbau von Rohrkolben forscht das Verbund- projekt Paludi-PRIMA, das 2019 eine 8 ha große Pilotfläche bei Neukalen (Lk Schilf, Rohrkolben, Torfmoose – an neuer Torf gebildet und Fläche erhalten. Mecklenburgische Seenplatte) angelegt nasse Bedingungen angepasste Moor- Und wiedervernässte Moore können hat. Wie Torfmoose kultiviert werden pflanzen können nachwachsende Roh- gleichzeitig für Land- oder Forstwirt- und einen nachwachsenden Ersatz für stoffe für Bau-, Heiz- oder Verpackungs- schaft genutzt werden. Diese Lösung den Torf im Erwerbsgartenbau liefern materialien, für Futter oder Torfersatz heißt Paludikultur. Das Greifswald Moor können, war Gegenstand mehrerer Pro- liefern. Sie sind daher im moorreichen Centrum (GMC) treibt die Entwicklung jekte der Universität Greifswald. Derzeit Norddeutschland ein Grundstoff für dieser vielversprechenden Form nach- beschäftigt sich das Verbundvorhaben die Bioökonomie. Allerdings sind hier haltiger Landnutzung in zahlreichen Mooszucht damit, das „Supermoos“ für die meisten Moore durch künstliche Forschungs- und Umsetzungsprojekten eine industrielle Substratherstellung zu Entwässerung für die land- oder forst- voran. finden. Als Ausgründung der Greifswal- wirtschaftliche Nutzung degradiert und der Forschungsprojekte hat 2018 die verursachen sehr hohe Treibhausgas- Ein traditionelles Beispiel ist die Nut- PaludiMed GmbH im Breesener Moor im emissionen. Obwohl entwässerte Moore zung von Schilf für Rohrdächer. Gerade Biosphärenreservat Schaalsee die euro- in ganz Deutschland nur 7 % der land- im ländlichen Raum entstehen heute paweit größte Anbaufläche für den in Eu- wirtschaftlichen Fläche ausmachen, aber auch neue Arbeitsplätze und inno- ropa gefährdeten und unter Naturschutz verursachen sie 37 % der Treibhausgas- vative Produkte: So versorgt in Malchin stehenden Sonnentau angelegt. Diesen emissionen der Landwirtschaft. (Lk Mecklenburgische Seenplatte) das kultiviert sie dort zur medizinischen und weltweit erste Heizwerk für Biomas- pharmazeutischen Verwendung. Die Ex- Nasse Moore und wiedervernässte Flä- se aus wiedervernässtem Niedermoor pertise der bisherigen Forschung und chen dagegen speichern Kohlenstoff über 500 Haushalte sowie kommu- das Potenzial der wirtschaftlichen Nut- und sind damit effektive Klimaschüt- nale Gebäude dezentral mit Wärme. zung von Mooren fließen ein in Plant³. zer. Statt zu degradieren wird auf ihnen Wie von der Ernte bis zur Verbrennung Dort ist die Paludikultur eine von drei Säulen, die durch innovative Forschung und Entwicklung zum biobasierten Strukturwandel in Nordostdeutschland beitragen soll.

Verpackungen, Einweggeschirr, Laminat – damit diese und die oben genannten Produkte bioökonomisch durchstarten können, müssen politische und rechtli- che Rahmenbedingungen stark verbes- sert werden. Dafür kämpft das GMC zu- sammen mit Paludikultur-Unternehmen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene. •

 www.greifswaldmoor.de  www.moorwissen.de

Rohrkolbensetzlinge zur Pflanzung auf der Pilotfläche des Paludi-PRIMA-Projektes bei Neukalen. | Foto: lensescape.org

11 Zucker aus dem Meer Von Thomas Schweder

Unser Planet ist zu mehr als 70 % von satz für wegfallende Arbeitsplätze in der Wasser bedeckt. Daher ist es wenig ver- Küstenfischerei wurde dort ein Algen-ba- wunderlich, dass marine Ökosysteme sierter Wirtschaftszweig initiiert. Auch die maßgeblich unser Leben bestimmen. So Ostsee bietet hier Potenzial. Plant³ hat sind unsere Weltmeere nicht nur wichti- sich daher zum Ziel gesetzt, dieses bis- ge Wasserstraßen für den globalen Han- her ungenutzte Potenzial auszuschöpfen del, sondern liefern uns auch Nahrung, und regionale Konzepte zur nachhaltigen Energie und Rohstoffe, während unsere biotechnologischen Nutzung von Algen Küsten wichtige Naherholungsgebiete zu entwickeln. sind. Darüber hinaus produzieren die Meere schätzungsweise 70 % des ge- Marine Algen enthalten hochwertige samten Sauerstoffs auf unserem Globus. biotechnologisch relevante Zuckerver- Verantwortlich dafür sind marine Algen bindungen. Im Plant3-Verbundprojekt – vornehmlich mikroskopisch kleine Mik- „MarZucker“ liegt der Schwerpunkt auf roalgen, aber auch größere Makroalgen. diesen wertvollen marinen Zuckerver- Algen können vor allem in den nähr- bindungen. Greifswalder und Rostocker stoffreichen Küstenregionen der Ozea- Forschende der Biologie, Biochemie ne in massiven Blüten auftreten, wobei und Biotechnologie wollen Verfahren erhebliche Mengen an Biomasse produ- zur Kultivierung regional vorkommen- ziert werden. Solche Algenblüten werden der mariner Algen entwickeln, um damit durch anthropogenen Nährstoffeintrag langfristig in der Region Algenbiomasse (etwa Düngemittel aus der Landwirt- zu gewinnen. Für die zukünftige indus- schaft) und durch den Klimawandel wei- trielle Erschließung der wertvollen Al- ter verstärkt und können in touristisch genzucker sind neue Enzymverfahren genutzten Küstenregionen durch die erforderlich. Solche Verfahren werden Verunreinigung der Strände problema- in Kooperation mit dem regionalen Un- tisch sein. Das schnelle und anspruchs- ternehmen Enzymicals AG entwickelt. lose Wachstum dieser Algen bietet aber Wichtige Vorarbeiten für dieses ange- auch Chancen für neue Verwertungs- wandte Forschungsprojekt entstammen konzepte, denn Algen sind reich an wert- der DFG-geförderten Forschungsgruppe vollen Inhaltsstoffen wie beispielsweise POMPU (FOR 2406), die grundlegende Gel-bildenden Polysacchariden oder Mechanismen des marinen Polysaccha- ungesättigten Fettsäuren. Ihre Nutzung ridabbaus untersucht. Die Ergebnisse der als nachwachsende Biomasse-Ressource Grundlagenforschung sollen innerhalb für die Gewinnung von Inhaltsstoffen wie von Plant³ in Verwertungsstrategien und Zuckern und Fetten sowie als Grundlage praktische Anwendungen überführt wer- für alternative Nahrungs- und Futtermit- den. Denkbar ist der Einsatz der aus dem tel hat in den vergangenen Jahrzehnten Meer gewonnenen Algen-basierten und weltweit an Bedeutung gewonnen. Vor maßgeschneiderten Zucker als Feinche- allem in Frankreich konnte eine Vielzahl mikalien, als analytische Referenzche- neuer Nutzungsformen auf der Basis mikalien bzw. in der pharmazeutischen mariner Algen etabliert werden. Als Er- Industrie sowie als Präbiotika. •

Foto oben: Das Mikrobiom der Algenblüte: Polysaccharid-abbauende Bakterien (grün) an der Kieselalge Chaetoceros sp. | Foto: I. Bakenhus/Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen Foto links: Aus der Grünalge Ulva sp. kann das biotechnologisch interessante Polysaccharid Ulvan gewonnen werden | Foto: Thomas Wilfried 12 Im Fokus

Wissen für die Ohren – Uni Greifswald ist Förderprojekt beim Wissenschaftsjahr 2020

Von Hannah Weißbrodt

Flugzeugtreibstoff aus Algen, Turnschu- Wissenschaft angeregt werden. Inhalt- nachhaltigen Wirtschaftsweise mit sich he aus Pilzleder, Jacken aus künstlicher lich liegt der Fokus auf gesellschaftsre- bringt. Dabei ist das digitale Hörfor- Spinnenseide: Das sind schon heute levanten Zukunftsthemen. Vor diesem mat ideal, um Wissen auf Augenhöhe konkrete Anwendungen, die sich aus der Hintergrund fördert das BMBF jedes zu kommunizieren. Ob gemütlich auf Bioökonomieforschung entwickelt ha- Jahr innovative Projekte aus der Wissen- dem Sofa, auf dem Weg zur Arbeit oder ben, wie der Trailer zum Wissenschafts- schaftskommunikation. Die Presse- und beim Kochen, Podcasts können von jahr 2020 – Bioökonomie zeigt. Informationsstelle der Uni Greifswald überall gehört werden. Personen, die hat ein Konzept für eine Podcast-Reihe Podcasts hören, haben alle räumlichen Doch was sind die Wissenschaftsjahre zum Thema Bioökonomie eingereicht oder zeitlichen Freiheiten. Dies ist ein und welches Ziel wird mit ihnen ver- und wurde aus über 90 Projektideen großer Vorteil gegenüber klassischen folgt? Die Wissenschaftsjahre sind eine ausgewählt. Vermittlungsformaten. Die Hörerschaft gemeinsame Initiative des Bundesmi- kann die Inhalte des Podcasts außer- nisteriums für Bildung und Forschung Ziel des Podcasts „FaktenSammler“ ist dem aktiv mitgestalten. Über ein Kon- (BMBF) und Wissenschaft im Dialog es, allen Interessierten grundlegende taktformular, das auf der projekteige- (WiD). Sie werden seit dem Jahr 2000 und interessante Fakten zu diesem For- nen Website eingerichtet wird, können ausgerichtet. Als zentrales Element der schungs- und Innovationsfeld zu vermit- Fragen ebenso wie Kommentare formu- Wissenschaftskommunikation haben teln. Dazu werden sowohl Forschende liert werden. Diese fließen dann in die die Wissenschaftsjahre das Ziel, For- unserer Universität, als auch weitere weiteren Folgen mit ein. Es bleibt also schungsthemen allgemeinverständlich Akteure, z. B. aus der Wirtschaft, zu Wort spannend, welche der vielen Facetten durch Diskussions- und Mitmachfor- kommen. Der Podcast wird sowohl die der Bioökonomie in den acht Episoden mate in die Gesellschaft zu tragen und Chancen der Bioökonomie, als auch besonders in den Fokus rücken. • sichtbar zu machen. Damit soll der Dia- die großen Herausforderungen in den log und Austausch über Forschung und Blick nehmen, die der Wandel zu einer  www.uni-greifswald.de/faktensammler

PODCAST

Der monatliche Bioökonomie- Podcast „FaktenSammler“ startet im Mai!

Mehr zum Wissenschaftsjahr 2020 – Bioökonomie:  www.wissenschaftsjahr.de

#DasistBioökonomie

Das FaktenSammler-Team v.l.n.r.: Jeannette Schütze, Hannah Weißbrodt, Jan Meßerschmidt (alle Presse- und Informationsstelle), Julia Lammertz (Zentrum für Forschungsförderung und Transfer) | Foto: Ole Kracht

13 Von Merete Peetz

Forschungsprojekt untersucht Todesfälle bei Fluchtversuchen über die Ostsee

Am 13. August 1961 gab es einen tiefen punkt für den „ungesetzlichen Grenz- und folgenreichen Einschnitt in der Ge- durchbruch“ war die Ostseeküste. War schichte der DDR. An diesem Tag wurde das enge Kontrollnetz an der Küste, die die DDR nach Westen hin abgeriegelt. ZEITZEUGENKONTAKT sogenannte „unsichtbare Mauer“ über- Dadurch wurde seine Bevölkerung zum wunden, bedeutete dies jedoch noch Verbleib in diesem Staat gezwungen. Um die Schicksale der Opfer nicht den Erfolg der Flucht. Die nächs- Wer das Land dennoch verlassen woll- nachzuzeichnen und sie dadurch te, viel riskantere Hürde war die Ostsee te, erlitt in der Regel Repressionen un- vor dem Vergessen zu bewahren, selber. Bis zur Bundesrepublik oder zur terschiedlichster Art. Der Wunsch nach werden beständig Zeitzeugen Südküste Dänemarks mussten mehrere freier Entfaltung veranlasste Einige sowie Angehörige gesucht, die Seemeilen überwunden werden. Dies dazu, aus der DDR zu fliehen. Die Flucht- mit persönlichen Erinnerungen geschah oft mit simplen Wasserfahr- wege waren vielfältig: Es wurden Tun- zur Aufarbeitung des Themas zeugen, welche die Küstenbewachung nel unter der Berliner Mauer gegraben, beitragen. nur schwer entdecken konnte. Solche durch streng überwachte Grenzgebiete Fluchthilfen hielten den Naturgewalten nach Westdeutschland hin wurde aus- Kontakt: der offenen See meist nicht stand. gebrochen und auch ein Urlaub in den merete.peetz@ mit der DDR befreundeten Ostblock- uni-greifswald.de; Nach dem bisherigen Kenntnisstand staaten war oft Beginn einer Flucht in Telefon 03834 420 3157 wagten etwa 5600 Personen diesen die westlichen Staaten. Ein weiterer, riskanten Fluchtweg. 80 % von ihnen bisher weniger erforschter Ausgangs- wurden bereits beim Versuch verhaf-

Tagesrapport des Volkspolizeikreisamtes Bad Doberan | Quelle: Landesarchiv Greifswald Rep. 202, Bad Doberan, Nr. 16, ODH146/88, Blatt 3

14 Forschung

tet, etwa 16 % ist die Flucht gelungen fältigen Archivlandschaft – vor allem in und mindestens 174 Menschen fanden den kleinen Archiven Mecklenburg-Vor- bei ihrem Fluchtversuch den Tod. Die pommerns – über Durchsichten von Leichen der Flüchtlinge wurden an die Sterbebüchern der küstennahen Stan- Strände zwischen Fehmarn, Rügen und desämter bis hin zu Anfragen nach Er- Dänemark gespült oder mit Fischernet- mittlungsakten bei der Staatsanwalt- Das Forschungsprojekt „Todesfälle zen aus dem Meer geborgen. schaft. Solche schriftlichen Quellen bei Fluchtversuchen über die Ost- sind häufig verwaltungstechnischer see“ ist Teil des Verbundprojektes Seit Anfang Juli 2019 untersucht ein Art. Sie verraten meist nur wenig über „Grenzregime. Todesfälle bei Forschungsteam am Institut für Politik- die Persönlichkeit und Motivationen Fluchtversuchen und Rechtsbeu- und Kommunikationswissenschaft un- der Betroffenen. Eine weitere wichtige gung gegen Ausreisewillige“, das ter der Leitung von Prof. Dr. Hubertus Quelle für das Projekt sind daher Zeit- gemeinsam mit der Freien Uni- Buchstein diese Todesfälle. Das Ziel des zeugen oder Angehörige. Sie können versität und der Universität Projektes ist es, die Schicksale der Op- über Vermisstenfälle berichten, die sich Potsdam durchgeführt wird. Es fer in einem biographischen Band nach- oft als Todesopfer erweisen. Zeitzeugen wird vom Bundesministerium für zuzeichnen und sie dadurch vor dem und Angehörige sind außerdem sehr Bildung und Forschung gefördert. Vergessen zu bewahren. Die Ermittlung wichtig, um den Lebensweg der Verun- Das Projekt läuft bis Oktober 2022. der Todesopfer ist sehr arbeitsintensiv. glückten zu rekonstruieren. •  www.eiserner-vorhang.de Sie reicht von Recherchen in einer viel- Das Greifswalder Forschungsteam besteht aus Dr. Jenny Linek, Merete Peetz und Henning Hoch- stein sowie zwei studentischen Hilfskräften. 1966 im großen Belt, 1969 am Strand 1962 am Strand 2 Seemeilen südöstlich südlich von Vantore, DK von vom Leuchtturm „Hov Fyr“

Orte der Leichenbergung bei Fluchtversuchen tödlich verunglückter Personen (1961–1989). Karte: M. Peetz 2020.

15 Von Gerhard Weilandt Forschende entwickeln virtuelles Raum-Zeit-Modell der historischen Metropole Nürnberg

Das Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifs- konnten die zerstörten Häuser vergleichsweise detailliert re- wald war in den Jahren 2016 bis 2018 in das Projekt TOPO- konstruiert werden. Auf eine farbige Rekonstruktion der Fas- RAZ – Topographie in Raum und Zeit eingebunden. Unter saden wurde bewusst verzichtet, da die Quellen dafür nicht der Leitung des Leibniz-Instituts FIZ Karlsruhe entwickelten ausreichen. Darüber hinaus sind nicht alle Häuser Nürnbergs Forschende aus verschiedenen Disziplinen ein virtuelles in Zeichnungen oder Fotos überliefert. Das betrifft insbeson- Raum-Zeit-Modell der historischen Metropole Nürnberg. dere die kleinen und engen Nebengassen. In diesen Fällen Dieses ist bislang national wie international ohne Vergleich. werden vereinfachte 3D-Modelle in TOPORAZ eingestellt, wobei immer die Möglichkeit besteht, bei neuen Funden die schlichten Fassaden durch präzisere Modelle zu ersetzen. Es gibt fünf Levels of Detail (LoD A-E) von einer einfachen, nur Am Beispiel des zentralen Platzes der Stadt Nürnberg – des die Kubatur anzeigenden Kiste in Grundstücksgröße bis zum Hauptmarkts – schufen die Forschenden erstmals wissen- detailliert ausgearbeiteten Modell mit Fassade, Nebengebäu- schaftlich fundierte 3D-Modelle in vier Zeitstufen vom Barock den und Innenhöfen. bis in die Gegenwart. Sie sind vollständig georeferenziert und mit einer Datenbank verknüpft, für die historische Quellen – Die an die 3D-Modelle angeschlossene Datenbank enthält alle Texte, Bilder und Karten – neu erschlossen und eingepflegt verfügbaren Quellen zu den Objekten (öffentliche Bauten, Pri- wurden. So wurde es möglich, die Entwicklung dieses Stadt- vathäuser, Plätze etc.) von den Anfängen der Überlieferung im raums von den Anfängen bis zur weitgehenden Zerstörung Mittelalter bis heute. Die Informationen betreffen auch deren der Altstadt im Zweiten Weltkrieg und darüber hinaus zu do- Bewohnende und Nutzende, ihre familiären, beruflichen und kumentieren und anschaulich darzustellen. sozialen Verflechtungen. Die virtuelle Forschungsumgebung wird so zur Plattform für die Zusammenführung von hetero- Die digitale Rekonstruktion ist mit vielen Herausforderungen genen Forschungsdaten aller historischen Disziplinen. Sie un- konfrontiert, wenn man sie wissenschaftlich absichern und terstützt damit das vernetzte transdisziplinäre Arbeiten. Die nicht nur auf eine vage Anschaulichkeit reduzieren will. Von meisten in TOPORAZ enthaltenen Daten sollen unter freien den historischen Gebäuden des Hauptmarktes waren nur die Lizenzen zur Nachnutzung zur Verfügung stehen, eine zen- platzbeherrschende Frauenkirche und ein einzelnes Gebäude trale Voraussetzung für die Umsetzung einer Open-Science- als Ruinen erhalten. Sie reichten jedoch aus, einen verläss- Strategie, die erst eine breite Nutzung ermöglicht. Im März lichen Maßstab für die Dimensionen der anderen Gebäude 2020 ist das Nachfolgeprojekt TRANSRAZ (Laufzeit drei Jahre) zu liefern. Diese wurden auf der Basis von Zeichnungen und gestartet, in dem der Transfer von TOPORAZ in die breite An- Druckgrafiken seit dem 16. Jahrhundert und Fotografien des wendung erfolgt. 19. und frühen 20. Jahrhunderts rekonstruiert. Hinzu kamen Bauakten des 19. Jahrhunderts mit zahleichen Grundrissen Hier wird der innovative Ansatz erheblich erweitert. Die ge- und Aufrissen. Im Allgemeinen und insbesondere für den samte Altstadt Nürnbergs (ca. 3 000 Häuser, davon nur ca. 10 % Hauptmarkt ist die Quellenlage in Nürnberg exzellent – das bis heute erhalten) wird jetzt erfasst. Erst so können die Stadtarchiv verfügt über einen riesigen Fundus von mehre- übergreifenden Stadtstrukturen und die sozialen Netzwerke ren 10 000 historischen Fotos und 75 000 Bauakten. Deshalb Nürnbergs in den Blick treten. Dazu müssen – anders als im

16 Forschung

Historische Fotografie des Nürnberger Haupt- marktes, ca. aus dem Jahre 1909 Quelle: Stadtarchiv Nürnberg A 47/II Nr. KS-132-11

Vorprojekt – Big-Data-Methoden zur (teil-)automatischen Die virtuelle Forschungsumgebung ermöglicht es, die Er- Quellenerschließung angewandt werden, womit das Projekt gebnisse wissenschaftlicher Forschung in anschaulicher eine neue Ausrichtung im Sinne Künstlicher Intelligenz er- Weise für interessierte Laien nutzbar zu machen und leistet hält. Ferner sollen die georeferenzierten Daten mit externen damit einen wichtigen Beitrag zum Erkenntnistransfer und Datenquellen (Archivportal-D, Druckwerke) verknüpft und zur Bildung. Grundsätzlich ist TRANSRAZ auf beliebige topo- somit Teil eines weltweiten Netzwerks werden. Geplant ist grafische Räume anwendbar und kann standardisierend für die Erweiterung um eine Beteiligungsplattform im Sinne von die raumbezogene Forschung wirken. Hieraus ergeben sich Citizen Science, etwa durch die Möglichkeit, private Fotos Perspektiven für die Nachhaltigkeit auch im außerakademi- oder Urkunden in das Modell einzustellen. schen Bereich. •

Der Nürnberger Haupt- markt im 3D-Modell der Zeitstufe um 1910 Quelle: Toporaz/FIZ Karlsruhe

17 Von Steffen Fleßa zu reagieren, steigt mit der Häufigkeit des Eintritts derartiger Risiken und damit der Fallzahl. Dementsprechend zeigen die meisten – wenn auch nicht Krankenhäuser alle – Studien eine signifikante Korre- lation von Volumen und Outcome der im ländlichen Raum Behandlungen im Gesundheitswesen. Die Vorteile der Zentralisierung gehen mit einer schlechteren Erreichbarkeit Krankenhäuser leisten einen wichtigen nen einheitlichen Preis (G-DRG Entgelt) einher. Problematisch ist hierbei, dass Beitrag zur Gesundheitsversorgung der für einen bestimmten Fall unabhängig die Entscheidungssituation häufig Bevölkerung. Die Qualität der Leistun- von den Krankenhausspezifika vor- nicht transparent ist und Diskussio- gen sowie ein naher Standort stellen sieht, erhalten kleine und große bzw. nen nicht auf Basis von Fakten geführt deshalb für die Bevölkerung eine wich- städtische und ländliche Krankenhäu- werden. Der Lehrstuhl für Allgemeine tige Komponente ihrer Lebensqualität ser dasselbe Entgelt für dieselbe Leis- Betriebswirtschaftslehre und Gesund- dar. Wenn Fachabteilungen (z. B. Ge- tung. Damit sind die kleineren Häuser heitsmanagement der Uni Greifswald burtshilfe) oder ganze Krankenhäuser im ländlichen Raum systematisch unterstützt derartige Entscheidungen geschlossen werden, kommt es regel- benachteiligt und weisen ein höheres durch modellgestützte Analysen rati- mäßig zu Protesten und Bürgerinitia- Insolvenzrisiko auf. Eine Konzentration onaler. In Kooperation mit der Com- tiven, die für den Erhalt „ihres“ Kran- auf wenige Standorte in den Städten munity Medicine wurde etwa für die kenhauses kämpfen. Im Gegenzug zu ist eine logische Konsequenz der be- Pädiatrie und Geburtshilfe des Kreis- städtischen Ballungszentren, in denen stehenden Krankenhausfinanzierung. krankenhauses Wolgast ein Modell das Angebot an Krankenhausdienst- Weiterhin spricht der Übungseffekt für entwickelt, das sowohl die Kosten als leistungen kaum infrage gestellt wird, eine Konzentration auf wenige, größe- auch die Erreichbarkeit für verschiede- entwickelt sich bei der ländlichen Be- re Standorte. Häufig verrichtete Eingrif- ne Zentralisierungsalternativen trans- völkerung das subjektive Empfinden fe (z. B. eine Operation) führen zu einer parent darstellt. • einer Schlechterstellung. Reduktion der Arbeitszeit pro Prozess und damit der Stückkosten. Darüber Der Rückbau von Krankenhäusern hat hinaus impliziert eine höhere Fallzahl ökonomische und qualitative Gründe. in der Regel eine Verbesserung der LITERATUR Fixkostendegression, Größendegres- Qualität. Hierbei ist nicht nur die Qua- Fleßa, Steffen. „Kleinere sion und Verbundvorteile implizieren, lität des einzelnen Teilprozesses zu be- Krankenhäuser im ländlichen dass größere Krankenhäuser (gemes- achten, sondern vor allem die Qualität Raum“, Springer Books (2020). sen in Bettenzahl, Fallzahl, Case Mix) des Gesamtprozesses einschließlich geringere Fallkosten haben als kleine- aller Risiken. Die Fähigkeit, auf Kom- Die Abbildungen links zeigen re. Da die Krankenhausfinanzierung ei- plikationen angemessen professionell die Einzugssituation im Jahr 2014 sowie bei einer Kon- zentration auf den Standort Greifswald. Ausgangspunkt war ein jährlicher Gesamtverlust aller drei Krankenhäuser in der Pädiatrie und Geburtshilfe von 3,5 Mio. Euro. Durch die Kon- zentration kann der Verlust in einen Gewinn von 2 Mio. Euro gewandelt werden. Gleichzeitig steigt insbesondere für die Be- völkerung im östlichen die Distanz erheblich an.

Pkw-Erreichbarkeit der Krankenhäuser im Kreis Vorpommern-Greifswald (Berg, Radicke et al. 2019).

18 Lernen & Lehren

Von Jana Kiesendahl #Digitale Lehre an der Universität Greifswald

„Was verbinden Sie mit Digitalisie- rung?“, fragten wir Greifswalder Leh- rende bei einem Workshop zu digita- ler Hochschullehre. Das Ergebnis war ebenso heterogen wie die Lebensbe- reiche, in denen uns Digitalisierung begegnet. Dennoch gab es vier Begrif- fe, die immer wieder genannt wurden: Flexibilität, Spaß, Interaktivität und Aufmerksamkeit. Digitale Lehrange- bote schaffen für alle Beteiligten eine örtliche und zeitliche Flexibilität. Sie bieten hervorragende Möglichkeiten, Interaktivität, Aufmerksamkeit und Spaß in die (digitale und analoge) Lehr- veranstaltung zu bringen und damit die Lernbereitschaft der Studierenden zu erhöhen, indem zum Beispiel Umfra- Bota Julian Foto: gen, Wordclouds oder Quizfragen digi- tal durchgeführt werden. talisierung in der Hochschullehre“ und Die Universität Greifswald hat sich der Hochschuldidaktik, können sich auf den (digitalen) Weg gemacht. Wir Noch immer aber kommen digitale Lehrende zu Themen wie Mobile Lear- sollten aber bedenken: Lehrende und Medien primär in Form von Power- ning, Moodle, E-Portfolios, Webinare, Studierende durchlaufen den digitalen Point-Folien zum Einsatz. Moodle wird Lehrvideos oder Urheberrecht in digi- Wandel gemeinsam. Sie testen, modi- kaum als umfangreiches Lernmanage- talen Lernmodulen fortbilden. fizieren, übernehmen oder verwerfen mentsystem für kollaborative Textar- digitale Lehr-Lern-Formate. Der Dialog beit, Abstimmungstools, interaktive Ganz neu ist das eTutor*innen-Pro- mit den Lernenden sollte in diesem Videos, animierte Timelines oder Tests gramm – ein Ausbildungsprogramm, Wandelprozess einen hohen Stellen- genutzt, sondern eher als „Handap- bei dem studentische Hilfskräfte (nach wert einnehmen und auch die Anerken- parat“ für Texte und Dateien. Es geht positiv beschiedenem Antrag) seit Fe- nung digitaler Prüfungsformate ein Ziel aber auch anders: Wir haben an der Uni bruar 2020 geschult und begleitet wer- sein, um zeitgemäß und dem Leitbild eine Reihe an Projekten und engagier- den, um Lehrende kompetent in ihrer der Universität getreu exzellente Lehre te Lehrende, die digitale Lehrszenarien digitalen Lehrpraxis zu unterstützen. anbieten zu können. • einsetzen (möchten). So werden aktu- Sie erwerben in Präsenz- und Online- ell acht Projekte „Digitale Lehre in MV“ modulen Kenntnisse zur Funktionswei- gefördert, die neben internationalen se von digitalen Lehr-Lern-Instrumen- Onlinekursen auch E-Portfolios, eine ten, zu deren didaktisch sinnvollem Weitere Informationen zu digitaler Tierbestimmungs-App, Spielumgebun- Einsatz sowie zur Begleitung individuel- Lehre sowie Best-Practice- gen und anderes entwickeln. ler und kollaborativer Lernprozesse mit Beispielen von Greifswalder digitalen Medien. Im Sommersemester Lehrenden Mit der 2019 gegründeten Workshop- 2020 schließt sich die Praxisphase an,  www.uni-greifswald.de/ reihe „update_Lehre“, einer Koopera- in der die eTutor*innen ihre Lehrkraft in digitale-lehre tion des interstudies_2-Projekts „Digi- digitaler Lehre unterstützen.

19 Von Studierenden aus Greifswald und dem südlichen Afrika Von Zulu-Kultur, Feldforschung und Safari – ein Reisetagebuch

Vom 5. bis 11. September 2019 orga- Paul eine Einführung in unser Untersu- rück zur Unterkunft. Teamwork bei der nisierte der Lehrstuhl für Physische chungsgebiet und wir besprechen den Arbeit mit großen Geräten ist wirklich Geographie der Universität Greifswald Plan für die kommenden Tage. unabdingbar. Es macht großen Spaß. gemeinsam mit der Universität Kwa-

Zulu-Natal eine durch den DAAD geför- DAY DAY derte Sommerschule in Richards Bay, 2 5+6 Südafrika. Vier afrikanische und vier Mehr Regen! Die Zulu-Kultur ist ein fes- Unsere Gruppe erkundet heute den deutsche Studierende wurden dazu ter Bestandteil der südafrikanischen Mzingazi See nahe unserer Unterkunft. aus über 60 Bewerbungen ausgewählt. Geschichte. Um diese besser kennen- Mit Hilfe der lokalen Polizei beladen wir Ziel der Sommerschule war es, Studie- zulernen, fahren wir ins Shakaland, ei- unser Boot und fahren auf den See. Wir renden eine praktische Erfahrung in nem Zulu-Museumsdorf. Hier zeigt man nehmen mit verschiedenen Geräten Beprobungs- und Bohrtechniken zu er- uns die Traditionen der Zulu-Kultur und Proben des Seebodens und -wassers. möglichen. Diese Techniken werden oft ihre Kampftechniken. Im Eifer des Gefechts vergessen wir in den Geo- und Umweltwissenschaf- sogar die Mittagspause. An der tiefsten ten eingesetzt. Die Teilnehmenden be- Der Goedertrouw-Damm, unser nächs- Stelle des Sees platzieren wir eine Ket- kamen auch einen Einblick in die dorti- tes Ziel, dient als Süßwasserspeicher. te mit Temperatur-Loggern, die wir am ge Kultur. Alle gemeinsam haben einen Wir entscheiden uns, eine Probe für Folgetag wieder bergen. Wir wollen her- Blog über die Erlebnisse geschrieben. spätere Wasseranalysen zu nehmen ausfinden, ob der See unterschiedliche Hier eine gekürzte Fassung: und werden in das nötige Vorgehen Temperaturen in verschiedenen Was- eingeführt. Der Tag vergeht schnell. sertiefen hat. Aus den Aufzeichnungen

DAY Zurück in Richards Bay packen wir die der Logger leiten wir ab, dass dies nicht 1 Mietwagen. Morgen beginnt die eigent- der Fall ist. Regen, es schüttet aus Eimern! Wir – liche Feldforschung. Wir sind sehr ge-

drei Geographiestudierende aus Greifs- spannt. DAY wald: Caroline, Isabella und Marius, 7

unser Fotograf Magnus und Dr. Finn DAY Um fünf Uhr morgens genießen wir Viehberg – landen nach 20-stündiger 3+4 den Sonnenaufgang am Strand. Nach Reise bei strömendem Regen auf dem Strahlender Sonnenschein! Heute ist dem Frühstück packen wir alle Gerä- Flughafen von Durban. Hier treffen wir unser Ziel eine trocken gefallene Bucht te und Proben und fahren zum Fluss Eugene (Uni Kapstadt, Südafrika) und in der Nähe des Hafens von Richards uMhlatuze. Die Gegend dort ist stark Jeff (Copperbelt University, Sambia) Bay. Hier werden uns verschiedene vermüllt. Während eines kurzen Ar- und fahren nach Richards Bay – dem Bohrtechniken vorgestellt und es ge- beitseinsatzes sammeln wir vier Müll- Ziel unserer Reise. lingt uns einige Bohrkerne zu bergen. säcke voll! Anschließend besuchen wir Anschließend „sprechen“ wir die Ker- einen Mangrovensumpf im uMlalazi Dort erwarten uns Prof. Torsten Haber- ne an, das heißt wir bestimmen Far- Naturreservat. Wir sehen Affen, Zebras, zettl, Paul Mehlhorn (beide Dozenten be, Kalkgehalt und Organismen. Mit einen Bienenfresser und weitere be- der Uni Greifswald), Moteng (Uni Wit- Dr. Jemma Finch (Uni KwaZulu-Natal) eindruckende Tiere. Mit dieser kleinen watersrand, Südafrika) und Balemo- sammeln wir Pollenproben und be- Wildlife-Erfahrung endet unsere Som- geng (Okavango Research Institute, reiten diese auf (abends schauen wir merschule und wir fahren zurück nach Botswana). Nach einem kurzen Ken- uns diese unter dem Mikroskop an!). Durban, um unsere Flüge nach Hause nenlernen geben uns Torsten, Finn und Erschöpft aber zufrieden kehren wir zu- zu erwischen. •

20 Lernen & Lehren

Die Studierenden neh- men die Koordinaten der Bohrung auf.

Alle Fotos: Magnus Schult

Nach Abschluss der Sommerschule bekamen alle Teilnehmenden ein Zertifikat.

Den gesamten Blog und mehr Informationen zu Train-ME:  geo.uni-greifswald.de/ trainme/

Die Sommerschule fand statt im Rahmen des derzeit in der Phy- sischen Geographie angesiedelten internationalen Projekts TRACES (Tracing Human and Climate impacts in South Africa). Dieses wird durch das BMBF gefördert.

21 Von Tiemo Timmermann

CO -Fußabdruck 2 Erster Nachhaltigkeitsbericht der Uni Greifswald für 2016 (ohne UMG) der Uni Greifswald erschienen

Nachhaltige Entwicklung braucht klare Nachhaltigkeitsgeographie wurden für Ziele, entschiedenes Handeln und eine die Jahre 2011 und 2016 arbeitsaufwen- ordentliche Portion Beharrlichkeit. Der dige Bilanzierungen erstellt, die eine

erste Nachhaltigkeitsbericht der Univer- Vorstellung von der Größe des CO2-Fuß- sität, im Oktober 2019 erschienen, gibt abdrucks der Universität geben. Der er-

einen systematischen, faktenreichen mittelte CO2-Fußabdruck berücksichtigt und anschaulichen Überblick zum ak- bisher den Primärenergieverbrauch für tuellen Stand der Nachhaltigkeit an der Wärme und Strom, Dienstreisen und Universität und schafft damit Orientie- Exkursionen sowie die Nutzung der rung für die nächsten Schritte. Fahrzeuge des Fuhrparks. Wärmeerzeu- gung und Flugreisen stellen die größten

In rund 90 Forschungsprojekten sowie erfassten Quellen von CO2eq -Emissionen neun Studienprogrammen und einem dar. Sie stehen daher im Fokus einer Graduiertenkolleg setzt sich die Uni- Klimaschutzstrategie, die zurzeit an versität wissenschaftlich mit Prozessen der Universität erarbeitet wird. Weitere und Bedingungen nachhaltiger Trans- klimarelevante Emissionen (u. a. verur- formation auseinander oder entwickelt sacht durch Universitätsländereien, Be- nachhaltige Verfahren in angewandten schaffung, Gebäudemanagement, Ab- Projekten für den Transfer. Auch im fall) sowie die Universitätsmedizin (UMG) täglichen Campusmanagement und in bleiben bei der Bilanzierung derzeit der Universitätsverwaltung wird immer noch ausgeklammert; sie sollen im stärker auf nachhaltige Lösungen ge- nächsten Bericht einbezogen werden, setzt. Der Bericht listet hier Maßnahmen dessen Publikation 2021 geplant ist. • auf, die zu beeindruckenden Ergebnis- sen führten. So konnte durch den Um-  www.uni-greifswald.de/ stieg auf emissionsarmen Ökostrom die nachhaltigkeit CO -Emissionen aus Strom und Wär- 3 641 2eq t TONNEN me bereits im Jahr 2012 schlagartig um CO -Äquivalente 64 % reduziert werden. Investitionen in 10000 Fähre & Bus 2 stromsparende LED-Beleuchtung und 9000 Bahn moderne Lüftungstechnik verringerten den Stromverbrauch der Zentralen Uni- 8000 PKW/Kleinbus versitätsbibliothek um 42 %. Auch beim = 7000 Flugzeug Papierverbrauch sprechen die Zahlen für sich. Der Gesamtpapierverbrauch 6000 Erdgas 2 611 TONNEN sinkt kontinuierlich und zugleich wächst 5000 Fernwärme Strom und Wärme der Anteil von Recyclingpapier. 4000 Strom

1 030 TONNEN Klimaschutz hat für die Universität 3000 Dienstreisen und Greifswald einen besonderen Stellen- 2000 Fuhrparknutzung wert, sie bekennt sich in ihrem Leitbild

1000 CO2-Fußabdruck der Uni Greifswald zum Ziel der CO2-Neutralität. Im For- in 2011 und 2016 (ohne UMG, Größte CO -Emissionsquellen = schungsprojekt „CO -neutrale Uni“ so- 2eq 2 0 jahresspezifische Emissionsfaktoren Wärmeerzeugung und Flugreisen wie durch zwei Masterarbeiten im Fach 2011 2016 nach Umweltbundesamt/ProBas)

22 Hochschulpolitik

KURZNACHRICHTEN DER UNIVERSITÄT

Gute Platzierung bei Internationalem Nachhaltigkeitsranking

Die Universität Greifswald erreichte 2019 Platz 130 im GreenMetric World University Ranking (GMWUR). Unter den 780 teil- nehmenden Hochschulen gehört die Universität Greifswald damit zu den besten 20 % und liegt im Mittelfeld der deutschen teilnehmenden Hochschulen. Sie erreichte 6 575 von 10 000 möglichen Punkten, was eine deutliche Verbesserung zum Vorjahr darstellt; sie erreichte Platz 293 von 719. Das internationale Nachhaltigkeitsranking wird seit 2010 jährlich von der Non-Pro- fit-Initiative UI GreenMetric World University Rankings (UIGM) der Universitas Indonesia durchgeführt, um den Stand der Nach- haltigkeit von Hochschulen weltweit zu vergleichen und zu fördern. Das Ranking wird auf Grundlage eines Fragebogens er- stellt, der folgende Themen beinhaltet: Allgemeine Hochschulinfrastruktur, Energie und Klimaschutz, Müll, Wasser, Transport und Ausbildung. Die Daten dazu wurden vom Nachhaltigkeitsbeauftragten gesammelt und aufbereitet. Am besten schnitt die Universität in Wageningen (Niederlande) ab. •

Nachhaltigkeitspreis 2019 für zwei Masterarbeiten

Julia Merkelbach und Alexander Seliger wurden im vergan- genen Oktober für ihre Masterarbeiten mit dem Nachhaltig- keitspreis 2019 ausgezeichnet. Der Preis, der vom Rektorat, der Nachhaltigkeitskommission des Senats und des Nach- haltigkeitsbeauftragten der Universität Greifswald verliehen wird, würdigt hervorragende wissenschaftliche Abschluss- v.l.n.r. Dr. Tiemo Timmermann, Julia Merkelbach, Prof. Dr. Johanna Weber arbeiten, die sich in besonderer Weise mit dem Thema Nach- Foto: Magnus Schult haltigkeit auseinandersetzen. Julia Merkelbachs Masterar- beit trägt den Titel „Erstellung, Umsetzung und Hemmnisse ger, der seinen Preis leider nicht persönlich entgegenneh- einer kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie am Beispiel der men konnte, widmete sich dem Ökosystem Wald. Sie trägt Stadt Ratingen“. Die Arbeit fußt auf der Analyse von Inter- den Titel „Management options for the conversion of non- views und Befragungen und analysiert einen komplexen native coniferous forest patches towards more natural spe- Wandlungsprozess hin zu mehr Nachhaltigkeit am Beispiel cies composition in the Western Lagoon Area der Stadt Ratingen. Die Masterarbeit von Alexander Seli- National Park (Germany)“. •

Genderpreis 2019 für Bachelorarbeit

Oksana Alekseev wurde Mitte Dezember der Genderpreis 2019 für ihre Bachelorarbeit „The Gender Gap in Political Preferences over Governmental Regulations in Post-In- dustrial Societies“ im Teilstudiengang Politikwissenschaf- v.l.n.r.: Christine Drzyzga , Prof. Sylvia Stracke, Oksana Alekseev | Foto: Magnus Schult ten verliehen. Die Auszeichnung wurde vom Rektorat, der Gleichstellungskommission des Senats und der Gleichstel- der Wochenarbeitszeit bevorzugen. In ihrer Begründung lungsbeauftragten der Universität Greifswald vergeben. hob die Jury hervor, dass sich die Arbeit von Oksana Alek- Die Arbeit wurde zweimal mit der Note 1.0 bewertet. Da- seev qualitativ auf dem Niveau von internationalen Fach- rin befasste sich Oksana Alekseev mit geschlechtsspezifi- zeitschriften der vergleichenden Politikwissenschaft oder schen Unterschieden in den politischen Präferenzen ge- der Soziologie befindet. Der Genderpreis wird für eine wis- genüber staatlichen Regulierungen. Sie fand heraus, dass senschaftliche Arbeit vergeben, die die Geschlechterpers- Frauen im Vergleich zu Männern Regulierungen bei der Be- pektive in besonderer Weise berücksichtigt und ist mit 500 reitstellung öffentlicher Arbeitsplätze und der Verkürzung Euro dotiert. •

23 NEUE GESICHTER AN DER UNIVERSITÄT

Zum Zum Zum Zum 01.10.2019 01.10.2019 01.10.2019 01.10.2019

Prof. Dr. Prof. Dr. Eva-Lotta Prof. Dr. Prof. Dr. Kerstin Thummes Brakemeier Isabelle Dolezalek Sebastian van der Linden

Professur für Kommunikations- Professur für Klinische Psychologie Juniorprofessur für Kunstgeschichte Professur für Geographische Infor- wissenschaft und Psychotherapie mit dem Schwerpunkt Mittelalter mationssysteme und Fernerkundung

Wichtigste Stationen Wichtigste Stationen Wichtigste Stationen Wichtigste Stationen im Lebenslauf: im Lebenslauf: im Lebenslauf: im Lebenslauf: 2002–2007: Studium der Weimar: Jugendtraum erfüllt 2000–2007: Studium in Flo- Studium der Umweltwissen- Angewandten Medienwissen- – ein Musikstudium in der renz, London und Lyon schaften (Schwerpunkt Geo- schaft in Ilmenau schönen Kulturstadt 2008–2019: FU Berlin, TU fernerkundung, Klimatologie, 2008–2011: Promotionssti- Berlin: Hier habe ich sehr ger- Berlin und Museum für Geomathematik) in Trier und pendiatin am Institut für ne und lange gelebt bedingt Islamische Kunst Edinburgh Kommunikationswissen- durch Studium, Ausbildung, seit Oktober 2019 am 2004–2007: Promotion an der schaft an der WWU Münster Promotion und erster Profes- Caspar-David-Friedrich- HU Berlin und am Zentrum 2013–2014: Oberassistentin sur – und natürlich Familie, Institut in Greifswald für Fernerkundung der Land- am Departement für Kom- Freunde und Kultur oberfläche in Bonn munikationswissenschaft Greifswald: Weiteren Le- Wie erklären Sie einem 2008–2019: Wissenschaftler und Medienforschung an der benstraum erfüllt – wohnen Laien Ihr Fachgebiet? an der HU Berlin Universität Fribourg, Schweiz am Meer mit unbefristeter Kunstgeschichte ist wie Professur Geschichte, nur besser! Wir Wie erklären Sie einem Wie erklären Sie einem betrachten Kunst und fragen Laien Ihr Fachgebiet? Laien Ihr Fachgebiet? Wie erklären Sie einem uns, wann und warum Werke Die Geofernerkundung Ich erforsche, wie Organisatio- Laien Ihr Fachgebiet? entstanden, wer sie aus kartiert die Veränderung der nen die öffentliche Meinungs- Psychische Störungen welchen Gründen verehrt, Landoberfläche in Raum und bildung beeinflussen. Dazu zählen leider heutzutage zu verändert, gezeigt oder auch Zeit mit Satellitendaten. Die gehört, welche Erwartungen den Volkskrankheiten. Ich nicht gezeigt oder sogar gewonnenen Erkenntnisse wir als Gesellschaft an Orga- möchte deren Behandlung zerstört hat. helfen, die Konsequenzen nisationen haben und wie wir optimieren, insbesondere Psy- menschlichen Handelns oder versuchen diese durchzuset- chotherapien besser auf die Was raten Sie, um erfolg- des Klimawandels besser zu zen, etwa durch Boykott, On- individuellen Probleme der reich im Studium zu sein? verstehen. line-Aktivismus oder politische Betroffenen anpassen. Immer genau hinschauen Entscheidungen. und mitdenken – nicht Worauf können Sie im Was fasziniert Sie nur beim Betrachten von Hochschulalltag nicht Was raten Sie, um erfolg- daran besonders? Kunstwerken, sondern auch verzichten? reich im Studium zu sein? Die diversen Möglichkeiten, bei der Beschäftigung mit Das freundliche und kon- Neugier und Wissensdurst Wirksamkeit und Wirkmecha- etablierten Meinungen und struktive Miteinander in geht vor Karriereplanung. nismen der Psychotherapie vermeintlichen Fakten. meiner Fachrichtung und Letzteres kommt meist von Einzelfallstudien über spannende Fragen von von alleine, wenn Ersteres experimentelle Designs bis Studierenden sind für mich gegeben ist. zu großen Multizenterstudien die größte Motivation. erforschen zu können. 24 Fotos (v.l.n.r.): Philipp Müller (1-5), Manuela Janke, Oliver Mark Hochschulpolitik

Zum Zum Zum 01.10.2019 01.11.2019 01.10.2019

Prof. Dr. Prof. Dr. Prof. Dr. Ulrike Garscha Karsten Becker Susanne Wurm

Professur für Pharmazeutische Professur für Medizinische Professur für Sozialmedizin Bioanalytik Mikrobiologie und Prävention

Wichtigste Stationen Wichtigste Stationen Wichtigste Stationen im Lebenslauf: im Lebenslauf: im Lebenslauf: 1997–2001: Studium Medizinstudium in Mag- 2008–2013: Deutsches Zent- der Pharmazie an der deburg sowie Mikrobiolo- rum für Altersfragen, Berlin Martin-Luther-Universität gie-Sonderstudium in Leipzig 2013–2019: Professorin für Halle-Wittenberg nach DFG-Projekt in Han- Psychogerontologie, Universi- 2002: Approbation nover, Assistenzarzt; später tät Erlangen-Nürnberg Apothekerin Facharzt und Oberarzt am seit 10/2019: Leitung der 2009: Promotion an der Institut für Medizinische Mik- Abteilung für Sozialmedizin Universität von Uppsala robiologie in Münster; zuletzt und Prävention, Institut für (Schweden) als leitender Oberarzt Community Medicine, Univer- 2010–2019: Postdoc und seit dem 01.11.2019 Direktor sitätsmedizin Habilitationsphase an der des Friedrich-Loeffler-Instituts Friedrich-Schiller-Universität für Medizinische Mikrobiologie Wie erklären Sie einem Jena an der Universitätsmedizin Laien Ihr Fachgebiet? Greifswald In der Prävention und Sozial- Wie erklären Sie einem medizin kennen wir zentrale Laien Ihr Fachgebiet? Wie erklären Sie einem Zutaten für ein gesundes und Bakterien und Pilze können Laien Ihr Fachgebiet? langes Leben: soziale und Infektionen auslösen, die für Der Gegenstand meines seelische Faktoren. Unser Menschen mit einer Immun- Fachgebiets ist mit bloßem Denken und Lebensstil sind schwäche lebensgefährlich Auge unsichtbar, übertrag- mächtige Mittel, um gesund sein können. Wir untersuchen bar, macht krank und lässt und glücklich alt zu werden. die molekularen Prozesse, sich zunehmend schwieriger um entzündungshemmende bekämpfen. Was fasziniert Sie Arzneistoffe zu entwickeln. daran besonders? Was raten Sie, um Es gibt oftmals enorme Unter- Worauf können Sie im erfolgreich im Studium schiede zwischen Menschen Hochschulalltag nicht zu sein? gleichen Alters. Wir möch- verzichten? Nicht aufgeben und die ten diese besser verstehen Auf wissbegierige und neu- Neugier für und Begeisterung und präventiv etwas dafür gierige Studierende, denn am Fach erhalten. Frühzeitig tun, dass möglichst viele sie sind unverzichtbar für die solche Aspekte vertiefen, die Menschen gesund alt werden wissenschaftliche Forschung, der gewünschten Berufsaus- können. neuen Erkenntnisgewinn und richtung entsprechen und Fortschritt. Kontakt zur Praxis suchen. 25 Von Hannah Weißbrodt Forschung im Elfenbeinturm war gestern – Wissenschaftskommunikation an der Uni Greifswald

Wissenschaftliche Erkenntnisse durch- dringen unseren Alltag und prägen un- sere Zukunft. Gleichzeitig gibt es Ten- denzen, die diese Erkenntnisse infrage stellen. Verschwörungstheorien und Falschmeldungen machen die Runde. In diesem Zusammenhang kommt der Wissenschaft eine besondere Verant - wortung zu. Um Vertrauen in die ei- gene Disziplin zu schaffen, braucht es nicht zuletzt für eine funktionierende Demokratie und ein gutes Miteinander Forschende, die Themen faktenbasiert und transparent einordnen und in den Dialog mit der Öffentlichkeit treten.

*Die Plattform  www.wissenschaftskommunikation.de bietet hierzu einen guten Überblick.

26 Wissenschaft & Gesellschaft

Vor diesem Hintergrund hat das Bun- die Kinder- und JugendUNI oder auch der breiten Öffentlichkeit ein wichtiges desministerium für Bildung und For- die Ende 2018 gestartete Universität in Element im Greifswalder Wissenschafts- schung (BMBF) im November 2019 ein der Region. Alle zwei Jahre findet zu- betrieb darstellt. Viele teilen ihr Wissen Grundsatzpapier zur Wissenschafts- dem ein großer Tag der offenen Tür statt. und verlassen den Elfenbeinturm. Vor kommunikation veröffentlicht, das die Dieses Jahr wird dieser mit einer Nacht diesem Hintergrund organisiert der große Relevanz einer auf Dialog und Par- der Wissenschaft begangen. Ob Phy- Leiter der Graduiertenakademie, Dr. tizipation ausgerichteten Wissenschaft sikexperimente, Ostseeschnitzeljagd, Michael Schöner, bei der diesjährigen hervorhebt. Das BMBF will die Rahmen- Spinnenquiz oder ein virtueller Muse- Nacht der Wissenschaft einen Science bedingungen für Wissenschaftskom- umsbesuch per App, bei der Nacht der Slam im Geologenkeller. Die Aufgabe munikation verbessern, unter anderem Wissenschaft wird ein breites Angebot ist herausfordernd: Junge Forschende ist vorgesehen, diese als integralen Be- an Partizipations- und Dialogformaten sollen das eigene Forschungsthema standteil in der Forschungsförderung zu für alle großen und kleinen Interessier- oder -projekt in maximal zehn Minuten verankern. ten geschaffen. spannend und verständlich vor einem Laienpublikum vermitteln. Das Beson- Die Wissenschaftskom- Besonders junge Erwachsene sind für dere an diesem Format: Wer gewinnt, munikation in Deutsch- die Universität Greifswald eine wichti- entscheidet das Publikum. Alexander land hat sich in den ver- ge Zielgruppe. Da sich deren Leben zu Lammers ist Doktorand in der Bioche- gangenen Jahren stark einem erheblichen Teil auf ihren Smart- mie bei Prof. Michael Lalk. Er forscht professionalisiert und an phones abspielt, gibt es seit März 2019 zum Thema Antibiotikaresistenzen. Wa- vielen Stellen neu erfun- jeden ersten Freitag im Monat auch ein rum er beim Science Slam mitmachen den. Sie ist innovativer digitales Wissensformat. Bei Die Uni will? „Mir bringt es grundsätzlich Spaß, und frischer geworden. quizzt stellen Forschende eine unter- Dinge zu präsentieren; dabei dann noch Es muss nicht immer der haltsame Frage zu ihrem Fachgebiet, die komplexe Sachverhalte leicht verständ- klassische Vortrag im Hör- Instagram-Community kann daraufhin lich und humorvoll zu erklären, ist eine saal sein. Citizen Scien- für das richtige Ergebnis abstimmen; besonders reizvolle Herausforderung ce, Fishbowl, Kinderuni, nach ein paar Stunden wird die richti- und Abwechslung.“ • Pecha Kucha, Science ge Lösung verraten. Wer nicht auf Ins- Café – dies ist nur eine tagram unterwegs ist, kann auch auf der kleine Auswahl an span- Website auf das Format zugreifen. nenden neueren Forma- ten für die breite Öffent- Auch in den Instituten selbst sind zu- lichkeit.* nehmend spannende Aktivitäten zu beobachten. Das Interdisziplinäre For- Werfen wir einen Blick schungszentrum Ostseeraum (IFZO) bie- auf die Universität Greifs- tet seit Dezember 2019 einen Podcast NACHT DER WISSENSCHAFT wald. Wie sieht es hier mit in deutscher und englischer Sprache 5. Juni 2020 | 16 bis 23 Uhr der Wissenschaftskom- an. In den Gesprächen und Debatten  www.uni-greifswald.de/ munikation aus? Und wie geht es um Themen wie Sicherheit, wissenschaftsnacht stehen die Forschenden Nachhaltigkeit und kulturelles Erbe im zu ihr? Ostseeraum. Fragen und Anregungen Überblick über unsere können per E-Mail gestellt werden, so Veranstaltungen: An der Universität Greifs- bleibt der Podcast ein dynamisches For-  www.uni-greifswald.de/ wald ist das Feld Wissen- mat, das auch die Bedürfnisse der Hö- wissenlockt schaftskommunikation rerschaft einbezieht. Der Arbeitsbereich institutionell vor allem in Germanistische Sprachwissenschaft des Sie forschen an der Universität der Presse- und Informa- Instituts für Deutsche Philologie organi- Greifswald und haben ein span- tionsstelle angesiedelt. siert in der Vorlesungszeit monatlich ei- nendes Veranstaltungsformat, das Neben dem Transfer wis- nen Science Schnack. Für Interessierte sich an die breite Öffentlichkeit senschaftlicher Ergebnis- gibt es 15 Minuten wissenschaftlichen richtet? Tragen Sie es gerne in un- se an die Medien und an Input und anschließend 15 Minuten seren Veranstaltungskalender ein: Interessierte, organisiert Schnack zur besten Klönzeit bei Kaffee,  www.uni-greifswald.de/ sie einige Veranstaltun- Tee und Kuchen. kalendereintrag gen für die breite Öffentlichkeit. Hierzu Die Beispiele und der Austausch mit For- gehören etwa die Familien-Universität, schenden zeigen, dass der Dialog mit

27 Familien-Universität Greifswald Spannende Vorlesungen für alle von 12 bis 99 Jahren! Sommersemester 2020

23. April 2020 • Katja Rahn und Isabel Barwisch (Biologinnen) Geteilte Elternzeit: Wie funktioniert das bei Lachmöwe, Kranich und Co.?

7. Mai 2020 • Torsten Veit (Kunsthistoriker) Viel Geschichte, wenig Glanz: Herrenhäuser im Ostseeraum

11. Juni 2020 • Prof. Dr. Matthias Eschrig (Physiker) Mysteriöse Quantenmaterie: Im Land der Atome und Elektronen

2. Juli 2020 • Prof. Dr. Birger Petersen (Musikwissenschaftler, Universität Mainz) Beethoven komponiert: Ein Blick in die Werkstatt

Die Veranstaltungen finden donnerstags um 17:00 Uhr im Hörsaal, Rubenowstraße 3, 17489 Greifswald, statt. Der Eintritt ist kostenlos und der Zutritt barrierefrei.

28 www.uni-greifswald.de/familienuni #wissenlocktmich Wissenschaft & Gesellschaft

Von Rainer Neumann Zerstörung statt Sicherheit: Universitätsgut im Zweiten Weltkrieg

Im Frühjahr 1942 – nach den Flächen- wurde auf Haufen geworfen. Nur ein geben und seinen Namen zu nennen, angriffen auf die Lübecker und Rosto- kleiner Teil der Sammlung konnte nach hat er verweigert [...].“ Merkwürdig war cker Innenstadt – ordnete Hitler an, Kriegsende zurückgeführt werden. das deshalb, weil Walter Menn noch Kunst- und Kulturgüter zum Schutz vor kurz zuvor von sowjetischen Soldaten Bombenangriffen aufs Land zu evakuie- Nach Kriegsende unterstützte die so- zu Bergungsorten gefahren wurde, um ren. Dies betraf unter anderem Kirchen, wjetische Armee die Rückführungen diese zu besichtigen. Museen, Archive und die Universitäten. und stellte Soldaten und Transport- Zum 500. Unijubiläum 1956 bilanzierte mittel zur Verfügung. Sie gab auch be- Die größten Verluste entstanden im Ar- man: „Ein Unternehmen, das Sicher- schlagnahmte Bestände frei. In einem chäologischen Institut und der Univer- heit bringen sollte und weitgehend Ver- Aktenvermerk beschrieb Walter Menn, sitätsbibliothek. Aber auch das Archiv lust und Vernichtung gebracht hat.“ Direktor der Universitätsbibliothek, hatte Verluste zu beklagen, etwa im ein Ereignis, das selbst für jene Zeiten Bereich der Münzsammlung. • Ab 1942 wurden 82 Kisten aus der Uni- merkwürdig war: „Am 2. Juni gegen versitätsbibliothek und der Bibliothek Mittag wurde ich von einem russi- der Juristen ins Gutshaus nach Neu Bol- schen Offizier […] aus meiner Woh- tenhagen gebracht. 50 Kisten kamen nung abgeholt, weil ich einem russi- LITERATUR ins „Haus Demmin“. Die wertvollsten schen Oberstleutnant die Bibliothek Neumann R.: Die Auslagerung Bestände des Universitätsarchives wur- aufschließen soll. Der Oberstleutnant von Kunst- und Kulturgut aus den im Gutshaus in Dersekow gelagert. hatte einen russischen Ausweis des Greifswald und Stralsund in den Weitere Ziele waren Karlsburg, wo auch Stadtkommandanten, riß das Sie- Kreis Grimmen während des der Croy-Teppich aufbewahrt wurde, gel an der Eingangstür ab und fragte Zweiten Weltkriegs. In: Porada und Ludwigsburg, wohin ab 1944 die nach den Katalogen und nach Kant- H. T., Schmidt W. (Hg.): Kirch- pommersche Zeitschriftensammlung und Hegelausgaben. Er hat dann die liches Leben zwischen transportiert wurde. Glocknersche Hegelausgabe und die und Strelasund: Beiträge zur Lessingsche Kantausgabe, soweit sie Geschichte des Kirchspiels und Die wohl umfassendste Auslagerung am Platze stand, […] an sich genom- der Synode Grimmen, 215–282. betraf das Archäologische Institut. Die men und ins Auto bringen lassen, um große Bibliothek und die umfangreiche sie nach Moskau zu führen. Quittung zu

Sammlung mit Originalen und Abgüs- Im Gutshaus in Neu Boltenhagen lagerten Bestände der Universitätsbibliothek und der Juristen. sen wurde 1943 per Schiff ins Roko- Foto: Sammlung Niebergall koschloss Niederhof transportiert.

Ab Sommer 1944 erreichten immer mehr Flüchtlinge Vorpommern. Jetzt stellte sich die Frage: Sollte Platz für Kunst- und Kulturgut oder für Men- schen geschaffen werden? Das Kir- chen- und Universitätsgut wurde bald auf Dachböden, in Scheunen und Ställen gelagert. Große Teile der Zeit- schriftensammlung in Ludwigsburg wurden gar aus dem Fenster geworfen oder verheizt. Verheerend traf es auch die Sammlung des Archäologischen In- stituts. Sie lagerte teils im Freien oder

29 Von Katja Kottwitz

Molekulare Grundlagen des Lebens Der Erfolg einer Veranstaltungsreihe

In der Natur kommen zahlreiche Mi- lich machen und sich so für den Dialog kroben vor, die sich in „gute“ und in zwischen Wissenschaft und Gesellschaft „schlechte“, also krankheitsauslösen- einsetzen. de Organismen, unterteilen lassen. Zu ersteren gehören beispielsweise Auch mit dem ERC Advanced Grant Aus- Mikroskopische Vergrößerung von Pneumokokken und Bodenbakterien sowie das Mikrobiom gezeichnete sprachen in der Reihe. So Fibrin-Abbauprodukte | Fotos: Alfried Krupp Wissenschafts- kolleg Greifswald im menschlichen Darm. „Schlechtere“ etwa Prof. Dr. Dirk Schüler von der Uni- Mikroorganismen besiedeln Pflanzen, versität Bayreuth. Der Mikrobiologe stu- Tiere oder den menschlichen Körper als dierte an der Universität Greifswald und Wirt und können Krankheiten wie zum entdeckte hier das Bakterium Magneto- Beispiel die Pest, Tuberkulose und Grip- spirillum gryphiswaldense im Schlamm pe auslösen. Doch welche molekula- des Greifswalder Flusses . Bereits ren Mechanismen sind für Krankheiten zwei Mal stellt er am Kolleg neueste For- verantwortlich? Und wie kann man sie schungsergebnisse zu Organismen mit verhindern oder behandeln? Diesen und magnetischen Eigenschaften vor. anderen Fragen widmet sich seit 2012 die Vortragsreihe „Molekulare Grund- lagen des Lebens“ im Krupp-Kolleg. In der Vergangenheit wurden nicht nur die KOMMENDE VERANSTALTUNGEN molekularen Grundlagen der Lebens- prozesse des menschlichen Körpers be- 16. April 2020, 18:00 Uhr: leuchtet. Auch die für den Menschen so Prof. Dr. Laure Weisskopf, wichtige Rolle vieler Mikroorganismen Universität Freiburg/Schweiz wie Bakterien und Pilze sowie Viren wur- „Plant-associated bacteria Prof. Dr. Christian Drosten, der in der jüngsten Zeit mit seinem Team einen Test gegen das neue Coronavirus 2019-nCoV de an vielen Beispielen verdeutlicht. and their role in plant growth entwickelte, trug 2016 im Greifswalder Kolleg vor. and health“ Insgesamt haben etwa 7 000 Besu- cher*innen in den letzten acht Jahren 28. Mai 2020, 18:00 Uhr: 83 Vorträge gehört. Das sind im Durch- Prof. Dr. Regine Kahmann, Marburg fizierte und dafür vielfach ausgezeichnet schnitt 80 Personen pro Veranstaltung. „How biotrophic fungi infect wurde, sprach vor vollem Haus über sei- Der Erfolg der Reihe ist auch durch die plants: unexpected insights from ne Forschung an Tieren als Virus-Reser- Auswahl renommierter Vortragender essential effectors“ voir. begründet. Unter ihnen waren etwa Prof. Dr. Antje Boetius und Prof. Dr. Die Konzeption des kommenden Se- Hans Hatt, beide ausgezeichnet mit mesters übernimmt die Mikrobiologin dem Communicator-Preis. Dieser wird Prof. Dr. Katharina Riedel. Das Thema von der Deutschen Forschungsgemein- Auch Prof. Dr. Christian Drosten (Univer- für den Sommer 2020 lautet: „Molecular schaft (DFG) an Forschende verliehen, sität Bonn, inzwischen Charité, Universi- basis of microbial interactions“. Es geht die ihre wissenschaftliche Arbeit und tätsmedizin Berlin), der zusammen mit also um die molekularen Grundlagen ihr Fachgebiet einem breiten Publikum Prof. Dr. Stephan Günther den SARS-Er- mikrobieller Wechselwirkungen. • auf besonders innovative Weise zugäng- reger als neuartiges Coronavirus identi-  www.wiko-greifswald.de

30 Wissenschaft & Gesellschaft

Von Timo Heinrich

Eine mächtige und weit verbreitete kognitive Illusion? Fellow-Projekt untersucht, wie Menschen Erwartungen bilden

Im Jahr 1985 war klar: Alle Basket- Dabei interessiert mich vor allem, wie ball-Fans die glauben, dass Spie- sich unsere Prognosen ändern, wenn ler*innen manchmal einen Lauf ha- extreme Ereignisse wahrscheinlicher ben, liegen falsch. Wer also dachte, werden. Verlassen wir uns in solchen er könne prognostizieren, dass einer Situationen stärker auf die Meinungen Serie von Körben noch mehr erfolg- von Fachleuten? Und wie werden die reiche Würfe folgen, irrte. Thomas Fachleute selbst durch externe Anreize Gilovich, Robert Vallone und Amos beeinflusst? Im Rahmen meines Projek- Tversky analysierten Würfe aus der tes kooperiere ich mit Prof. Dr. Joscha amerikanischen Profiliga und die Beckmann von der Universität Greifs- eines College-Teams und konnten wald (Lehrstuhl für AVWL, insbesonde- keinen Effekt dieser Art finden. Ihre re Geld und Währung). Sein Lehrstuhl Studie wurde zur Pflichtlektüre für sammelt Prognosen von Bankern und Studierende und noch 2011 nannte Analysten, die Wechselkurse oder ma- Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel kroökonomische Variablen, wie Wachs- Kahneman den Glauben an einen tum oder Inflation, vorhersagen. Erste Lauf eine „mächtige und weit ver- Analysen zeigen, dass diese Fachleute DR. TIMO HEINRICH breitete kognitive Illusion“. meist nicht alle verfügbaren Informati- onen nutzen und ein Herdenverhalten Alfried Krupp Junior Fellow an den Tag legen. • (Oktober 2019 – September 2020) Heute wissen wir: Gilovich, Vallone und • Tversky lagen falsch. Joshua B. Miller Jahrgang 1981 und Adam Sanjurjo zeigten 30 Jahre • später, dass der Maßstab ihrer Analysen Studium verzerrt war. Weder in der Forschung der Wirtschaftsinformatik noch in der Praxis liegen Fachleute im- Montag, 11. Mai 2020 an der Otto-von-Guericke- mer richtig. Dennoch und vor allem, 18:00 Uhr Universität Magdeburg wenn es um die Vorhersage extremer • Ereignisse wie Währungskrisen oder Alfried Krupp Fellow Lecture Promotion Umweltkatastrophen geht, stoßen ihre von Dr. Timo Heinrich in Volkswirtschaftslehre an der Einschätzungen auf große Resonanz. Universität Duisburg-Essen Im Rahmen meines Fellow-Projekts am „Vorhersagen in unsicheren • Alfried Krupp Wissenschaftskolleg soll Zeiten: Eine verhaltensökono- Assistant Professor die Vorhersage von zukünftigen und mische Analyse“ an der Durham University die Reaktion auf vergangene Krisen aus Business School verhaltensökonomischer Perspektive Moderation: untersucht werden. Hierzu kombiniere Prof. Dr. Joscha Beckmann ich Prognosedaten mit weiteren Erhe- bungen, um mehr darüber zu erfahren, wie Menschen Erwartungen bilden.

31 MARTHA-MÜLLER-GRÄHLERT-PREIS Medikamente eingenommen werden. Durch das entwickelte FÜR LINGUISTIN UND NIEDERDEUTSCH- Baukastensystem soll die Zahl der Kinder, an denen ein Me- dikament in der Forschungsphase getestet wird, reduziert EXPERTIN werden. Die EuPFI zeichnet mit dem Preis die besten Origi- nalarbeiten von Promovierenden aus, die sich mit der Ent- wicklung kindgerechter Arzneiformen auseinandersetzen. •

DAAD-PREIS 2019 GEHT AN PROMOTIONSSTUDENTEN

Der Promotionsstudent Shou- Foto: Till Junker Foto: Wang Lin aus Taiwan wurde mit dem DAAD-Preis für hervorragen- Anfang September 2019 erhielt PD Dr. Birte Arendt, Linguistin de Leistungen ausländischer Stu- und Leiterin des Kompetenzzentrums für Niederdeutschdi- dierender 2019 ausgezeichnet. daktik (KND) an der Universität Greifswald, den Martha-Müller- Seine Arbeit am Zoologischen In- Grählert-Preis für ihren besonderen Einsatz für den Erhalt der stitut und Museum in der Abtei- niederdeutschen Sprache. Die Auszeichnung erfolgte beim 21. lung Allgemeine und Systemati- Treffen norddeutscher Shantychöre in Zingst, in dessen Rah- sche Zoologie zum Thema Evo- men der Preis jährlich vergeben wird. Birte Arendt wuchs auf lution von Zwergspinnen stach Rügen auf, studierte in Greifswald Germanistik und setzt sich fachlich aus den Bewerbungen in ihrer Forschung neben den Themen „Kooperatives Lernen“ heraus. Außerdem zeigt Shou-Wang Lin hohes persönliches und „Argumentieren bei Kindergartenkindern“ vermehrt mit und integratives Engagement, wie seine Mitarbeit in der evan- der niederdeutschen Sprache auseinander. Sie ist unter an- gelischen Gemeinde in Greifswald, bei Deutsch-Kursen für derem Mitglied im Niederdeutschbeirat am Ministerium für afghanische Geflüchtete oder durch seinen Einsatz als Kung Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern. • Fu-Lehrer beim Hochschulsport. Der Preis zeichnet internatio- nale Studierende aus, um ihre Bereicherung der Hochschulge- meinschaft zu verdeutlichen, und ist mit 1.000 Euro dotiert. •

BEST POSTER AWARD FÜR DOKTORANDIN DER PHARMAZIE „MEDICAL EXCELLENCE“-STIPENDIUM FÜR MEDIZINSTUDENTIN

Die Greifswalder Medizinstudentin Christine Klötzer wurde im Oktober 2019 mit dem „Medical Excellence“- Stipendium der MLP Finanzbera- tung ausgezeichnet. Sie konnte sich in einem mehrstufigen Auswahlver- Foto: Ole Kracht fahren und Assessment Center bundesweit in der Kategorie „Hausarzt“ durchsetzen und erhält eine Förderung von ins- Lisa Freerks wurde vergangenen September bei der 11. In- gesamt 3.000 Euro. Insgesamt werden 17 Stipendiaten*innen ternationalen Konferenz der European Paediatric Formula- unterstützt. In die Bewertung der Studierenden fließen sowohl tion Initiative (EuPFI) in Malmö mit dem Best Poster Award die wissenschaftliche Arbeit als auch die Studienleistungen, ausgezeichnet. Die Doktorandin, die Teil der Arbeitsgrup- das soziale Engagement und besondere Projekte im Ausland pe von Prof. Dr. Sandra Klein am Institut für Pharmazie ist, ein. Die Stipendien wurden bereits zum elften Mal verliehen. stellte einen Beitrag zur Wirkstofffreisetzung im oberen Ma- Alle Sonderstipendien, von denen auch Christine Klötzer ge- gen-Darm-Trakt bei Kindern vor. Besonders beachtet wer- fördert wird, unterstehen der Schirmherrschaft eines namhaf- den bei der Forschung die Nahrungsmittel, mit denen die ten Kuratoriumsmitglieds von „Medical Excellence“. • Foto: MLP Finanzberatung SE 32 Auszeichnungen & Preise

RUDOLF-STUNDL-PREIS PRÄSIDENT DES INTERNATIONALEN AN LEHRAMTSSTUDENTIN VERLIEHEN NEUROENDOSKOPIE-VERBANDS IST MEDIZINER AUS GREIFSWALD

Prof. Dr. Henry Schroeder, Di- rektor der Greifswalder Klinik und Poliklinik für Neurochi- rurgie, wurde vergangenen November zum neuen Präsi- denten des Internationalen Neuroendoskopie-Verbands gewählt. Für die nächsten zwei Jahre steht er damit an der Spitze des Weltverbands International Federation of Anna Karlotta Margarete Last | Foto: Ole Kracht Neuroendoscopy (IFNE). Schroeder studierte in Greifswald, Die Lehramtsstudentin Anna Karlotta Margarete Last wurde arbeitete als Assistenz- und Oberarzt und leitet seit 2004 Ende Februar mit dem Rudolf-Stundl-Preis für ihre künstle- die Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie. Die IFNE ist eine rische Auseinandersetzung mit der Krankheit Krebs ausge- wissenschaftliche Gesellschaft von 300 Neurochirurg*innen zeichnet. Frau Last überzeugte die Jury mit ihrer Filzarbeit weltweit. Sie verbreiten endoskopische Operationstechni- bestehend aus drei Teilen. Der Preis honoriert hervorragende ken, die minimalinvasive Eingriffe im Kopf und an der Wir- praktische und wissenschaftliche Arbeiten in Zusammenhang belsäule ermöglichen und halten dazu Operationskurse und mit textilen Materialien oder aus benachbarten Bereichen der wissenschaftliche Tagungen ab. • materiellen Kultur. Er ist mit 800 Euro dotiert. Mit dem Rudolf- Stundl-Preis soll die wissenschaftliche und künstlerische Aus- Foto: Universitätsmedizin Greifswald einandersetzung mit Themen um Textiles gefördert werden. Das können Arbeiten zu historischen, kunstwissenschaftli- chen, technischen oder wirtschaftlichen Aspekten sein. Stifter des Preises ist der Wiener Teppichkünstler Rudolf Stundl. •

Führungen durch die Universität Greifswald

Kustodie der Universität Greifswald Domstraße 11, Eingang 4, 17489 Greifswald Telefon 03834 420 3060 [email protected] www.uni-greifswald.de/fuehrungen

Sommerführungen 2020 1. April – 31. Oktober, täglich um 15:00 Uhr, ohne Anmeldung Treffpunkt: Rubenowdenkmal vor dem Universitätshauptgebäude, Domstraße, 17489 Greifswald ANZEIGE

33 Von Anja Srebro Auf Entdeckungstour in Brasilien

Campusgelände | Fotos: Universidade Federal de Santa Catarina

Schon vor Beginn meines Bachelorstudiums in gelernt – diese Kenntnisse bildeten zum Glück Psychologie wollte ich für mindestens ein Se- eine gute Grundlage für die portugiesische Spra- mester in einem anderen Land studieren. Von che. Während meiner beiden Semester vertiefte Lateinamerika und den romanischen Sprachen ich meine Sprachkenntnisse durch Portugie- Mehr Geschichten war ich schon immer fasziniert. Die Universi- sischkurse. Dadurch fühlte ich mich seit meiner von unseren tät Greifswald hat zwei Partneruniversitäten in Ankunft sehr gut in den Kreis der Studierenden Outgoern gibt’s auf Brasilien – eine in Florianópolis und eine in Blu- integriert. Auch die brasilianischen Freunde dem Blog des menau. Blumenau wurde von deutschen Ein- meines Study Buddy nahmen mich von Anfang International Office: wanderern im Jahre 1850 gegründet und gilt als an herzlich auf. Mit ihnen feierte ich unter ande-  www.uni-greifs- die „deutscheste“ Stadt Brasiliens. Da ich mich rem den brasilianischen Karneval, ein unglaub- wald.de/outgoer in meinen zwei Auslandssemestern ganz auf die lich tolles Fest bei 30 Grad. brasilianische Kultur einlassen wollte, entschied ich mich für Florianópolis und die Universidade In meinen Psychologiekursen lernte ich, dass Federal de Santa Catarina. in Brasilien viel mehr Therapieverfahren prak- tiziert werden als in Deutschland. Im Kurs Zunächst stand ich vor der Herausforderung, „Gestalttherapie“ wurden nicht nur die theo- auf Portugiesisch zu studieren. Während meiner retischen Inhalte vermittelt, sondern auch prak- Schulzeit habe ich sieben Jahre lang Spanisch tische Übungen integriert. Im zweiten Semester

34 Internationales

belegte ich unter anderem das Fach „Psycho- Tänze kennen und schloss Freundschaften. Ne- pathologie“, in dem ich die verschiedenen psy- ben all diesen schönen Erfahrungen erlebte ich chischen Erkrankungen kennenlernte. Das war aber auch die negativen Seiten des Lebens vor sehr spannend. Insgesamt läuft das Studium in Ort. Ich hatte zum Beispiel Freunde, die sich das Brasilien viel verschulter ab, so gibt es zum Bei- Mensaessen nicht leisten konnten. Außerdem er- spiel Hausaufgaben. Ein echtes Highlight be- zählte man mir oft von Alltagsrassismus und Ge- Ein echtes Highlight trifft den Campus. Ich konnte es kaum glauben, walt oder Machtmissbrauch seitens der Polizei. betrifft den Campus. als ich das erste Mal hörte, dass sich Krokodile Besonders nah ging mir der Besuch der Favela Ich konnte es kaum in greifbarer Nähe befinden sollten. Umso be- im Stadtzentrum während eines universitären glauben, als ich das eindruckter war ich, dass es stimmte. Sie liegen Projekts. Meine Professorin erzählte mir von den erste Mal hörte, dass versteckt in den dunklen schlammigen Gewäs- schrecklichen Schicksalsschlägen, die einige Kin- sich Krokodile in greif- sern der Kanäle, die an den Unigebäuden ver- der erleiden und wie schwierig das Leben für die barer Nähe befinden laufen. Da die Farbe ihrer Schuppenpanzer der Menschen ist. Viele sind obdachlos. Das ist eine sollten. des schlammigen Wassers ähnelt, sind diese Schattenseite Brasiliens. exotischen Tiere nicht leicht zu erkennen. Insgesamt hat mir das Auslandsstudium sehr gut In der Freizeit gab es viel für mich zu entdecken. gefallen. Ich bin dankbar dafür, dass mich sowohl Meine beiden Semester waren voller Strandaus- die Lehrenden als auch die Studierenden und das flüge, Naturwanderungen und interkultureller International Office der Universidade Federal de Bereicherungen. Ich lernte bisher unbekannte Santa Catarina unterstützt haben. •

SAVE THE DATE: 28. Mai 2020, 19:30 Uhr, St. Spiritus: Länderabend vom International Office: Studium und Praktikum in Portugal und Brasilien mit Erfahrungsbericht von Anja Srebro

Falas Português? Im Wintersemester 2020/2021 bietet das Sprachenzentrum einen A1-Portu- giesisch-Sprachkurs an.

Bewerbungsfrist verpasst? Das International Office schreibt im Mai Restplätze für Auslandsaufenthalte im Sommer- semester 2021 aus.  www.uni-greifswald.de/ international

Brasilianischer Sonnenuntergang | Foto: Anna Groen

35 Internationales

Von Roberta Wirminghaus

Internationale Partnerschaften im Profil Staatliche Universität Tomsk

Hauptgebäude der TSU – Foto: TSU

Die Staatliche Universität Tomsk rende der Universität Greifswald. Bereits die Stadt zu einem wichtigen Wissen- (TSU) wurde 1878 als erste Univer- im Wintersemester 2019/20 konnten wir schafts- und Forschungszentrum und sität Sibiriens von Zar Alexander II. den ersten Austauschstudierenden aus verleihen ihr durch den steten Zustrom gegründet. Heute hat die traditi- Tomsk in Greifswald begrüßen und für von jungen Leuten einen dynamischen onsreiche Universität den Status Greifswalder Studierende wird es ab und weltoffenen Charakter. Die Stadt einer der führenden Hochschulen dem Wintersemester 2020/21 die Mög- bietet viele Freizeitaktivitäten, wobei Russlands in Wissenschaft und For- lichkeit eines Studienaufenthaltes an man nicht nur in das studentische Le- schung erlangt. Mit mehr als 15 000 der TSU geben. ben eintauchen, sondern auch die nahe- eingeschriebenen Studierenden, da- gelegene Natur entdecken kann – ob im von über 2 500 internationalen Stu- WISSENSCHAFTSSTANDORT Sommer im nahen Altai-Gebirge oder im dierenden, und der Teilnahme an in- War Tomsk in der Sowjetunion ein wich- Winter beim Ski-Laufen durch die klei- ternationalen Forschungsprojekten tiges Zentrum der Atom- und Rüstungs- nen Wälder am Stadtrand. ist sie ein attraktiver Koorperations- industrie und somit eine geschlossene partner. Stadt, hat sich die Hochschule im Rah- Zu Möglichkeiten eines Auslandsaufent- men der russischen Exzellenzinitiative haltes an der TSU berät das Internatio- 5top100 seit 2012 zu einer internatio- nal Office. • HOCHSCHULKOOPERATION nalen Hochschule mit hervorragenden Die Geschichte der Kooperation zwi- Lern- und Forschungsbedingungen und schen der Universität Greifswald und zahlreichen internationalen Projekten der TSU reicht bis in die 1990er Jahre zu- entwickelt. Dem Rang der Universität rück. Seit 1994 arbeiteten Greifswalder entsprechend umfasst das Studienan- Jurist*innen und das FMZ im Rahmen gebot ein breites Spektrum an Fächern: von TEMPUS-Projekten beratend an der die Natur- und Wirtschaftswissenschaf- Reform juristischer Studiengänge an der ten finden darin ebenso Platz wie Infor- TSU und weiteren sibirischen Universitä- matik, die Rechtswissenschaft und nicht ten mit. 2018 wurde ein Vertrag im För- zuletzt die Geistes-, Kultur- und Sozial- derprogramm Erasmus+ Partnerländer wissenschaften. Durch die internationa- der Europäischen Union für die Fach- len Studierenden findet das Lernen und bereiche Germanistik, Geschichte und Lehren an der TSU in einem interkultu- Politikwissenschaft geschlossen, über rellen Kontext statt. den Stipendien für den Austausch von Studierenden und Lehrenden in beide STUDENTISCHES LEBEN Richtungen vergeben werden können. Tomsk nimmt als Universitätsstadt ei- Derzeit wird ein Partnerschaftsvertrag nen führenden Rang in der Region ein. In auf Hochschulebene angestrebt. Somit der Stadt leben rund 470 000 Menschen, können nicht mehr nur einzelne Fachbe- von denen knapp 100 000 Studierende reiche an der Kooperation partizipieren, und Mitarbeitende von Universitäten Foto: TSU Foto: sondern alle Mitarbeitende und Studie- sind. Ihre sechs Universitäten machen

36 News

Start Feierliche Einweihung Gemeinsame Stadt- und Ernst-Lohmeyer- Uniführungen Platz 3

Mit dem Semesterstart im Oktober 2019 wurde auch das neue Gebäude auf dem Campus Loefflerstraße feierlich eingeweiht. Schon seit Herbst 2018 befanden sich am Ernst-Lohmeyer- Platz 3 sieben Institute, das Lektorat Deutsch als Fremdspra- che, das Dekanat der Philosophischen Fakultät sowie das Sprachenzentrum und das Studienkolleg. Mit den 22 Seminar- räumen und einem Hörsaal ist der Gebäudekomplex Arbeits- ort für rund 160 Beschäftigte und neues zentrales Gebäude der Philosophischen Fakultät. Die Neugestaltung des ehema- ligen Klinikkomplexes umfasst nun die Bereichsbibliothek, das Hörsaalgebäude, die Mensa, den Historischen Obstgarten und das Haus Lohmeyerplatz 3. Das „verbindet Tradition und Moderne, bietet kurze Wege, zentrale Treffpunkte und damit (fast) alles, was das studentische Leben auszeichnet“, so Prof. Dr. Monika Unzeitig, Dekanin der Philosophischen Fakultät. Der Betrieb für Bau und Liegenschaften Mecklenburg-Vor- pommern stellte den Umbau bereits im Juli 2018 fertig und übergab ihn der Universität.

Bei der Eröffnungsfeier sorgten die Fachschaften der Anglistik und Amerikanistik, Deutsche Philologie, Fennistik und Skan- dinavistik, Geschichte, Lehramt, Politik- und Kommunikati- onswissenschaft sowie Slawistik für Kulinarisches, Spritziges Seit Oktober 2019 gibt es ein neues Angebot der Kustodie der und Kulturelles auf dem Gebäudevorplatz. Den Festvortrag Uni Greifswald und der Greifswald Marketing GmbH: eine Füh- hielt der Theologe Prof. Dr. Christfried Böttrich über Ernst Loh- rung, die besonders auf die Beziehung zwischen der Hanse- meyer. Der Namensgeber des Platzes stellt als Professor der stadt und der Universität eingeht. Schon seit ihrer Gründung Theologischen Fakultät und als erster Rektor der Universität im Jahr 1456 prägt die Entwicklung der Universität das Stadt- nach 1945 eine wichtige Persönlichkeit in der Universitäts- bild Greifswalds. Die Führung beginnt auf dem Marktplatz und geschichte dar. • (s. auch Artikel „Wer war Ernst Lohmeyer?“, führt vom Rathaus zum Dom, dem Gründungsort der Univer- Ausgabe 12/Oktober 2019) sität. Auf dem Weg liegen ehemalige Fakultätsgebäude und Professorenwohnungen. In der Aula des Hauptgebäudes am Historischen Campus erfahren Interessierte mehr über das Gelehrtenleben und die Hochschulentwicklung im 18. Jahr- hundert. Weiter geht es mit Informationen über die Zeit der Übernahme durch die Preußen, in der sich durch die Hum- boldt’schen Werte auch die akademische Welt verändert hat. Vom Rubenowdenkmal aus führt die Strecke zum Campus Loefflerstraße, an dem sich alle Epochen der Hochschulge- schichte wieder treffen: Ausgehend vom Dominikanerkloster, das ein wichtiger akademischer Partner war, über den Bau ei- ner Klinik Ende des 19. Jahrhunderts bis hin zu den neuen und sanierten Gebäuden der Geisteswissenschaften. Die zweistün- dige Führung ist als Gruppenangebot für bis zu 25 Personen konzipiert und über die Greifswald-Information buchbar. •

Oben: Im Studentenkarzer: Kanzler Dr. Frank Schütte (Mitte l.) und Maik Wittenbecher (Mitte r.) mit den studentischen Tourguides Florian Krüger (l.) Rednerin Prof. Dr. Monika Unzeitig, Dekanin der Philosophischen Fakultät und Philipp Andreas (r.) | Foto: Magnus Schult Foto: Ole Kracht

37 Von Jan Meßerschmidt

Erfolgreiche Zapfenernte Zapfenernte Foto: Till Junker im Uniforst

Ein sonniger Septembermorgen tief im haltbar gemacht, um es vor Pilzbefall Es ist nach wie vor, wenn auch nicht in Wald bei Hanshagen. Zwei Männer set- zu schützen. Die Baumschulen säen Größenordnungen auf großer Fläche, zen sich Sporthelme auf und schnallen dann den Samen aus, um neue Forst- immer noch aktuell und wichtig, dass sich Klettergurte um. Dann schießen pflanzen für Wiederaufforstungen he- man einzelne Nadelbäume pflanzt. sie mit einer Zwille, einem Spezialge- ranzuziehen“, erklärt Sebastian Erkel. „Die Douglasie beispielsweise, die ei- rät, Seile in die Baumkronen. Kurze Zeit Kommt der Samen im Herbst in den gentlich aus Nordamerika kommt, fügt später klettern sie gewandt in die Wip- Boden wächst bereits im Frühjahr ein sich sehr gut in unsere Waldbilder ein fel der Küstentannen. Es ist Erntezeit im Keimling. Nach zwei bis drei Jahren und passt auch gut auf unsere Stand- Universitätswald. kann die Pflanze dann ausgepflanzt orte“, so Sebastian Erkel. Da Mecklen- werden. Teilweise werden sie auch burg-Vorpommern zu den waldärms- In den Wochen zuvor haben sie bereits verschult, das heißt, sie werden in der ten Bundesländern in Deutschland die Samen der Douglasie abgesam- Baumschule vom Saat- in ein Pflanz- gehört, fördert das Land immer wie- melt, nun müssen die Tannenzapfen beet umgesetzt, damit sie größere, der Erstaufforstungen. Und so wach- geerntet werden, bevor sich die Zap- kräftigere Wurzeln ausbilden. sen inzwischen nicht nur Douglasien fenschuppen öffnen und der Samen in und Küstentannen aus dem Univer- den Wald fällt. Das Saatgut aus dem Universitätswald sitätsforst zu neuen Wäldern heran, ist qualitätsgeprüft. Nicht alle Wald- Sebastian Erkel, Förster im Forstrevier besitzenden können Samen von ihren Eldena, zeigt nach oben: „Wenn wir Bäumen verkaufen. Fachleute prüfen Förster Sebastian Erkel hochschauen, sehen wir, dass die Bäu- zunächst einen Bestand und entschei- mit Hund Ino | Foto: Till Junker me voller Zapfen hängen. Es ist nicht je- den dann, ob er als Saatgutbestand des Jahr so ein Samen- oder Erntejahr. zugelassen werden kann, erklärt Förs- Wir haben in diesem Jahr Probeschnit- ter Sebastian Erkel. „Ich glaube, dass te gemacht, das heißt, wir schneiden letztendlich viele kleine Buchen und den Zapfen in der Mitte auf und sehen Douglasien aus dem Uniwald hier in dann, wie viele Samen da bevorratet der Gegend stehen, deren Samen bei sind. Bei der Küstentanne hatten wir uns geerntet wurden. Für uns als Forst- jetzt im Durchschnitt sechs bis acht Sa- betrieb der Uni bringt das Saatgut ne- men pro Zapfen.“ ben dem Holzeinschlag willkommene Einnahmen in Erntejahren.“ Zwischen 50 bis 100 Kilogramm Zapfen können pro Baum geerntet werden. Am Auch wenn reine Nadelholzbestände Ende werden es insgesamt rund zwei- immer seltener werden und auch die einhalb bis drei Tonnen Zapfen von Wälder der Universität in den kom- Douglasie und Küstentanne werden. menden Jahrzehnten immer weiter zu Misch- und Laubbeständen umgebaut Die Ernte wird zunächst in der Wild- werden, haben Nadelhölzer ihre Be- kammer des Forstes kühl zwischenge- rechtigung. Für Privatwaldbesitzen- lagert; später wird sie weitergegeben de sind sie wirtschaftlich interessant, beispielsweise an die Forstbaumschule und es gibt auch waldbauliche Richt- Güstrow oder die Baumschule Span- linien, die Nadelbäumen ihren Platz tekow in Mecklenburg-Vorpommern. einräumen. Man will nicht nur immer „Dort wird das Saatgut in einer Darre Schwerpunkt auf Laubbäume setzen.

38 Campus & Unileben

Sebastian Erkel: „Wenn wir hochschauen, sehen wir, dass die Bäume voller Zapfen hängen. Es ist nicht jedes Jahr so ein Samen- oder Erntejahr. Wir haben in diesem Jahr Probeschnitte gemacht, das heißt, wir schneiden den Zapfen in der Mitte auf und sehen dann, wie viele Samen da bevorratet sind. Bei der Küstentanne hatten wir jetzt im Durchschnitt sechs bis acht Samen pro Zapfen.“

Hoch hinauf für die Ernte | Foto: Till Junker

39 Von Jeannette Schütze Mit ihrer Idee wandten sich die beiden Studierenden im Dezember 2018 an das Zentrum für Forschungsförderung und Gut vernetzt in Transfer (ZFF) und fanden dort offene Ohren und Unterstützung. Ab Januar 2019 konnten die beiden als studenti- der Region sche Hilfskräfte ihr Konzept umsetzen. Für die im November 2019 geplante mit dem NOVA-Innovationscampus Netzwerkveranstaltung wurde das Team schon bald erweitert. Inzwischen arbei- ten im NOVA-Team neun Studierende. Der NOVA-Innovationscampus ist ein studentisches Projekt der Universität Die nächste Netzwerkveranstaltung Greifswald. Es richtet sich an Greifswal- wird es am 6. November 2020 geben. der Studierende und soll dazu beitra- Der Fokus liegt auf Bioökonomie und gen, dass sie sich besser mit regionalen Life Sciences. Geplant sind Workshops, Unternehmen sowie Akteuren aus der Kurzvorträge, Job-Speed-Datings und Wissenschaft vernetzten. So sollen sich ein Bioökonomie-Ideenwettbewerb. Ne- für sie Chancen und Perspektiven in der ben dieser Veranstaltung werden in der

Region eröffnen. Maslo Laura Foto: Vorlesungszeit kleinere Netzwerktreffen organisiert und jeweils zeitnah auf der Die Idee zum Projekt entstand im Ge- NOVA-Website und auf Instagram ange- spräch zwischen den beiden Studie- kündigt. Parallel wird die Website weiter renden Sophia Frederike Hammer, Christian Berger ausgebaut. Seit März ist eine Suchma- Psychologiestudentin, und Christian „NOVA soll Greifswalder Studierende schine online, mit der Studierende ver- Berger, Student der Organisationskom- und Akteure aus Wissenschaft und schiedener Studiengänge nach passen- munikation. Sie waren sich einig, dass Wirtschaft online und offline zusam- den Unternehmen oder Projekten in der es in Greifswald zwar viele interessante menbringen. Neben der Website gibt Region suchen können. • Unternehmen sowie spannende Pro- es jährlich auch eine große Netzwerk- jekte und Initiativen gibt, die meisten veranstaltung. Die letzte Veranstal- Studierenden diese jedoch nicht ken- tung war ein voller Erfolg. Unterneh- nen. Es fehlen geeignete Online- und men haben uns berichtet, dass bei Offline-Plattformen für Studierende, auf ihnen nach der Veranstaltung bis zu denen sich Unternehmen und Projekte zehn Bewerbungen eingegangen sind. aus der Region vorstellen können. Vor Mindestens ein Arbeitsvertrag wurde diesem Hintergrund beschlossen die auf Basis der Kontakte, die während

beiden, eine Website aufzubauen und der Veranstaltung geknüpft wurden, Christian Berger Foto: eine große Netzwerkveranstaltung zu unterschrieben.“ organisieren.

Sophia Frederike Hammer E-Mail: „Die Idee zum Innovationscampus [email protected] entstand Ende 2018. Im Rückblick bin ich immer noch erstaunt, dass wir die Webseite: Idee so schnell umsetzen konnten.  www.nova.uni-greifswald.de Das ZFF hat unsere Idee von Anfang an unterstützt. Später kam zum Beispiel Instagram: die IHK als strategischer Partner dazu. nova_innovationscampus Wenn alles weiter so gut läuft, können #getinspired wir das Projekt im nächsten Jahr vielleicht ausgründen.“ Foto: Ole Kracht

40 Campus & Unileben

Von Jan Meßerschmidt

Ein Bild – eine Geschichte

Das Universitätshauptgebäude aus dem Jahr 1991 | Foto: Universitätsarchiv

Greifswald im Frühjahr 1991: Ein Foto erkennt rechts vom Eingangsbereich ei- Zum Zeitpunkt der Aufnahmen studie- entsteht von der Aussichtsplattform des nen kleinen Wachturm. Er ist inzwischen ren rund 3 200 junge Menschen in Greifs- Greifswalder Doms aus. Gut zu erken- verschwunden, ebenso wie das Gebäu- wald. Ende 1990 wird die Universität nen ist der Innenhof der Universität, der de und der rauchende Schornstein da- vom Land Mecklenburg-Vorpommern noch wie eine kleine Gartenanlage aus- hinter. Das war das Gefängnis auf dem übernommen, zu Jahresbeginn sind vie- sieht. Der Turm der Physik ist eingerüs- Gelände der Staatssicherheitszentrale le Universitätsangehörige verunsichert. tet; die bis dahin schwarze Kuppel der in Greifswald, die im Dezember 1989 Die Zukunft der Universitätsmedizin Sternwarte erhält eine helle Zinkverklei- von Bürger*innen besetzt wurde. Heute wurde vom Wissenschaftsrat in Frage dung. Im selben Jahr wird das Dach re- befindet sich dort das Oberverwaltungs- gestellt, es wird über Personalabbau pariert und die maroden Fenster erneu- gericht des Landes. diskutiert. Das Jahr 1991 ist aber auch ert. Diese sind so marode, dass man an ein akademischer Neubeginn. Zum einigen Stellen die Hand unter den Rah- Die Fassade des Hauptgebäudes der Sommersemester schreiben sich wieder men hindurchschieben kann. So wird es Universität ist noch rot. Erst seit der 150 Studierende für rechts- und staats- Jahre später von einigen Zeitzeug*innen Grundsanierung des Gebäudes zur wissenschaftliche Studiengänge ein. Der immer noch behauptet. 550-Jahrfeier 2006 strahlt der Putz weiß. Senat hatte 1990 die Wiedereinführung Deutlich zu erkennen ist auf dem Seiten- der Rechts- und Staatswissenschaftli- Auch das Historische Institut dahinter giebel ein Wasserfleck, ein deutlicher chen Fakultät beschlossen. • ist eingerüstet. Das Gebäude wird 1991 Hinweis auf den Zustand der Bausubs- ebenfalls saniert. Wer genau hinschaut, tanz.

41 2 Foto: Till Junker Foto: Magnus Schult Magnus Foto: die 1 FOTOGALERIE der Universität Greifswald

Foto: Till Junker 4 6

42 7 Foto: Till Junker Foto: Jannik Zoubek Jannik Foto: Fotogalerie

1 3 Full House bei der Erstibegrüßung am Campus Beitzplatz im Herbst 2019. Die Fachschaftsräte machten mit kre- ativen Schildern auf sich aufmerksam und die Sonne ließ sich auch blicken. Ein perfekter Start in die Erstiwoche!

2 Nicht nur allerlei Weihnachts- feiern sorgten für Weihnachts- stimmung. Den Innenhof des Universitätshauptgebäudes am Historischen Campus schmückte auch diese schöne Tanne. 3

Mitte November wurden die Akademischen Grade feierlich in der Aula der Universität verliehen. Seit dem Frühjahr 2019 wurden drei Habilitationen und 95 Promotionen erfolgreich abgeschlossen. Foto: Ole Kracht Herzlichen Glückwunsch!

4 6 5 Passender als an einem Schiff Gespanntes Warten auf den traditi- könnte das Heimathafen-Banner onellen Einzug der akademischen nicht hängen. Mit der Kampagne Gremienvertretenden bei der feier- „Heimathafen Greifswald – Mein lichen Immatrikulation im Dom St. Studienort – Mein Hauptwohnsitz“ Nikolai. Im Wintersemester begrüß- werben Universität und Stadt te die Universität über 2000 neue jährlich für den Erstwohnsitz in Studierende. Im Anschluss luden Greifswald. Danke an die Vorpom- Rektorin und Oberbürgermeister mern für diesen tollen Platz. zum Freibier auf den Dommarkt ein.

5 7

Der Historische Campus mal aus Mitte Januar 2020 feierte die einer anderen Perspektive! Das Universitätsmusik gleich drei Universitätshauptgebäude im Vor- Jubiläen. Das Uniorchester, das dergrund wurde von 1747 bis 1750 Collegium musicum und der Uni- vom Greifswalder Mathematiker chor summieren sich gemeinsam Andreas Mayer im Stil des nord- auf 125 Jahre. Universitätsmusik- deutschen Spätbarocks errichtet. direktor Harald Braun präsen- Rektorat und Teile der Verwaltung tierte vor knapp 1000 Gästen ein haben dort ihren Sitz. Im Herzstück abwechslungsreiches Jubiläums- befindet sich die Aula, die einst als und Benefizkonzert mit Solisten Bibliothek genutzt wurde. aus München, Berlin und Malmö. Foto: JTill Junker 8

Mitte Dezember besuchte die finnische Botschafterin I.E. Anne 8 Sipiläinen die Universität Greifs- wald. Sie informierte sich unter anderem über die einzigartigen finnlandbezogenen Studienmög- lichkeiten und über die Forschung der Universität. Bei ihrem Besuch trug sie sich in das Ehrenbuch ein, das nun auch ein Polaroid ihres Besuchs schmückt. Foto: Philipp Müller Philipp Foto:

43 7 Von Linda Hornischer

Geschichten aus dem Heimathafen

Überschaubar, studentisch und ma- ritim. So wird Greifswald zu Recht gerne in kurzen Worten beschrieben. Doch wer sind die Studierenden, die hier leben? Was verbinden sie mit dem Heimathafen Greifswald? Wel- che Geschichten bringen sie mit und wo verbringen sie gerne ihre Zeit? Darum geht’s in „Geschichten aus dem Heimathafen“.

Aus der Metropole in die Ruhe „Was will man denn in Greifswald?“, dachte sich Jasmin Agyemang in ih- rer Schulzeit. Doch dann ist sie vor viereinhalb Jahren im Herbst 2015 selbst hier gelandet – und geblieben. Die 24-jährige gebürtige Hamburgerin studierte zunächst im Bachelor Ger- manistik und Politikwissenschaft und ist mittlerweile im Master Sprache und Kommunikation. Der Studien- gang sei perfekt für sie, weil er genau das beinhalte, was ihr Spaß mache: „schön viel Sprachwissenschaft“. Germanistik wollte sie schon immer studieren, Politikwissenschaft passte gut dazu, so begründet Jasmin ihre Fächerwahl. Bei unserem Treffen im Januar führt unser Weg uns durch die Credner-Anlagen beim Tierpark. Hier kommen Erinnerungen an viele Spa- ziergänge hoch: „Ich sitze oft in der Bibliothek und zwischendurch muss man mal raus. Hier bleibe ich dann ab und zu mal stehen und atme die Luft ein. Da kann ich für mich sein und ein bisschen abschalten.“ So ist der Park schnell zu ihrem Lieblingsort in Greifs- wald geworden, an dem sie ihre Lern- pausen verbringt.

44 Campus & Unileben

„Aber grundsätzlich ist alles, egal ob du Fahrrad fährst oder zu Fuß gehst, relativ zügig erreichbar.“ Im Gegen- satz zu ihrer Heimatstadt Hamburg macht Greifswald für Jasmin genau das aus: Es ist ruhig, klein und fami- liär. Das war am Anfang schon eine Foto: Philipp Müller Foto: große Umstellung, doch mittlerweile ist Greifswald für sie Heimat. „Jeder kennt hier jeden“, sagt sie nicht nur über die Stadt an sich, sondern auch über die Universität, die sich durch kleine Kurse und enge Beziehungen zu den Dozierenden „Heimathafen Greifs- auszeichnet. Be- sonders die Feiern wald ist für mich der im Institut sind ihr Gegenwind auf dem dabei im Gedächt- nis geblieben: „Die Fahrrad.“ sind immer ziem- lich spaßig.“

Die meiste Kraft steckt sie in ihr Studi- Doch das Leben in um, da bleibt nicht viel Zeit für ande- einer kleinen Stadt res. „Aber mir macht es meistens viel hat auch Nachtei- Spaß“, betont sie. Die Vorstellung, in le: Jasmin wünscht einem Jahr keine Studentin mehr zu sich mehr Beschäf- sein, stimmt sie traurig. Vielleicht wird tigungsmöglich- sie aber noch promovieren – dann keiten. Besonders bleibt ihr zumindest das Universitäts- in der vorlesungs- leben erhalten. Sonst, überlegt sie, freien Zeit ist die könnte es auch erst nochmal ins Aus- Stadt oft wie aus- land gehen, um Lehrerfahrung für ihr gestorben und man bleibt lieber zu- Zusatzzertifikat „Deutsch als Fremd- hause. „Im Sommer ist es tausend Mal sprache“ zu sammeln. schöner als jetzt“, betont die Studen- tin. Dann gibt es abends Konzerte und Vom Park aus sind wir schnell an der auch ihr jetzt so ruhiger Lieblingsort Bibliothek am Campus Loefflerstraße am Tierpark verwandelt sich in einen und setzen uns in die Cafeteria, um trubeligen Treffpunkt zum Grillen, Fei- uns aufzuwärmen. Diese kurzen Wege ern und miteinander Zeit verbringen. machen Greifswald aus, mittlerweile ist Jasmin auch sonst oft zu Fuß un- „Ich bin der Meinung, dass man der terwegs. Öffentliche Verkehrsmittel Stadt auf jeden Fall eine Chance ge- braucht man hier eigentlich nicht, ben sollte!“, so die Studentin. Selbst von der Universität bis nach Hause wenn das Wetter mal schlecht sein braucht sie zwanzig Minuten. Das ist sollte und Rückenwind auf dem Fahr- Foto: Magnus Schult Foto: für sie die Zeit, um den Kopf frei zu be- rad sehr selten ist, „Greifswald hat kommen und sich zu sammeln. Noch seine schönen Seiten und Momente“. ein Vorteil: „Als Fußgänger brauchst Zum Abschluss möchte ich von Jas- du keinen Platz für dein Fahrrad“, min noch wissen, ob sie zufrieden ist denn die Stellplätze an den Universi- mit der Entscheidung, in Greifswald tätsgebäuden sind oft schnell belegt. zu studieren: „Ja, auf jeden Fall!“ •

45 Von Stefan Seiberling

Die PS aus der Forschung auf die Straße bringen: Start-up NordOst

Das Futurium in Berlin versteht sich als ein Haus der Zukünfte, als ein Ort, in dem Interessierte ins Gespräch kom- men sollen über die Frage: Wie wollen wir leben? Somit hatte das Bundes- wirtschaftsministerium Anfang De- zember 2019 genau den richtigen Ort gewählt, um die Gewinner der neuen Fördermaßnahme „EXIST Potentia- le“ bekanntzugeben. Insgesamt hat- ten sich 220 Hochschulen beworben. Zu den Ausgezeichneten, die auf die Bühne gerufen wurden, gehörten die Universität Greifswald, die Hochschule Neubrandenburg und die Hochschule Stralsund.

Ihr Konzept „Start-up NordOst – Die v.l.n.r.: Dr. Stefan Seiberling (Uni Greifswald), Prof. Dr.-Ing. Petra Maier, Maren Kopp (Hochschule Stralsund), Initiative der Hochschulen der Wis- Dr. Olaf Strauß (Hochschule Neubrandenburg) | Foto: Privat senschaftsregion NordOst zur He- bung des Gründungspotentials“ hatte wirklichen. Bereits bestehende Unter- alle notwendigen Kompetenzen, die in überzeugt, als einziges Vorhaben aus stützungsangebote für Gründer*innen der Umsetzungsphase nötig sind, an Mecklenburg-Vorpommern. In den sollen ausgebaut und verstetigt wer- einer einzigen Stelle gebündelt. Auch kommenden vier Jahren soll nun ein den. Die Zahl von Gründungen aus der weitere Potenziale wird die Agentur im hochschulübergreifendes Gründungs- Forschung und von Studierenden soll Blick haben. Mit einem Proof of Con- ökosystem aufgebaut werden. Ziel ist, erhöht, Studierenden eine zusätzliche cept-Fond können Mittel zur Qualifizie- die Zahl der Ausgründungen aus der Karriereperspektive in der Region er- rung von starken Ideen bereitgestellt Wissenschaft substantiell zu erhöhen öffnet und der Strukturschwäche der werden. Spezielle digitale Dienstleis- und darüber „die PS aus der Wissen- Region entgegengewirkt werden. tungen, digitale Gründerakten und schaft auf die Straße“ zu bringen, wie Projekträume sollen helfen, Abläufe Bundeswirtschaftsminister Peter Alt- Die Kooperation der Hochschulen effizienter zu gestalten. Mit dem ehr- maier es treffend formulierte. schafft Synergien, die über die bis- geizigen Vorhaben kann „Start-up Nor- herige Gründungsunterstützung weit dOst“ als Marke entwickelt und in der Das Konzept geht davon aus, dass die hinausgehen. Konkret geplant sind Region etabliert werden, die über die sich sehr gut ergänzenden Forschungs- beispielsweise ein gemeinsamer Bu- Region hinaus ausstrahlt. Auch wenn und Lehrprofile der drei Hochschulen sinessplanwettbewerb und ein Entre- noch niemand sagen kann, wer mit genutzt werden können, um innovati- preneurship-Curriculum unter ande- welchen Ideen in den nächsten vier ve Start-ups in der Region zu gründen. rem in Form eines E-Learning-Kurses Jahren die neuen Chancen für Grün- Es ist geplant, dies in enger Zusam- und einer Ringvorlesung. Eine prak- dungen wahrnehmen wird, ist jetzt menarbeit mit den sechs außeruniver- tische Gründungsbegleitung wird schon sicher, dass weitere PS aus der sitären Forschungseinrichtungen der hochschulübergreifend durch eine Forschung auf die Straße gebracht Wissenschaftsregion NordOst zu ver- One Stop Agency erfolgen. So werden werden. •

46 Alumni & Karriere

Von Matti Winkler

Umweltschutz als Geschäftsmodell – Nachhaltige Grillkohle aus Greifswald

In Deutschland wurden im vergange- Moorflächen sind der wichtigste Spei- Im Rahmen verschiedener Gründungs-

nen Jahr etwa 250 000 Tonnen Grill- cher für CO2 in Norddeutschland. Sie workshops, welche die Universität holzkohle verkauft, wovon 98 % im- haben diese Funktion allerdings häu- Greifswald jährlich anbietet, lernte er portiert werden mussten. Das Holz für fig aufgrund von landwirtschaftlich Matti Winkler kennen. Matti Winkler diese Kohle stammt zum Großteil aus bedingten Trockenlegungen verloren. arbeitet am Lehrstuhl für Organisati- tropischen oder subtropischen Wäl- Diese Trockenlegungen sind allein on, Personalwirtschaft und Innovati- dern. Hier wird es überwiegend illegal für 30 % der Treibhausgasemissionen onsmanagement. geschlagen (s. WWF 2018: Marktanaly- in Mecklenburg-Vorpommern verant- se Grillkohle). Vor Ort und für das Welt- wortlich. Durch die wirtschaftliche Seit Anfang des Jahres 2020 verstärkt klima sind die Folgen dieses Raubbaus Verwertung von Schilf wird für Bau- Chuck Henjes, Mitarbeiter am Lehr-

kaum abzuschätzen. Die CO2-Spei- ern ein Anreiz geschaffen, Moore aktiv stuhl für Finanzwirtschaft, das Team. cherfunktion des geschlage- nen Holzes wird beispielsweise nicht kompensiert.

Mittlerweile haben eine Reihe von Unternehmen dieses Pro- blem erkannt und sich an Al- ternativen zur herkömmlichen Grillkohle versucht. Aus dem Blickwinkel der Nachhaltig- keit scheitern diese Versuche jedoch, da sie entweder wei- terhin auf Holz als Ausgangs- material zur Kohleherstellung setzen oder aber alternative Rohstoffe nutzen, die energie- intensiv verarbeitet oder weit transportiert werden müssen.

Die Idee von öKohle löst die beschrie- zu bewirtschaften und somit deren Die öKohle wurde im Labor getestet

benen Probleme. Als Ausgangsmate- CO2-Speicherfunktion zu aktivieren. und wird im Frühjahr als fertiger Pro- rial setzt das Greifswalder Team auf Insgesamt trägt die Herstellung der totyp vorliegen. Ab 2021 soll das Pro- Schilf aus regionalen Moorgebieten. öKohle damit zur Reduzierung des dukt als nachhaltige und hochwertige

Die krautartige Biomasse wächst – CO2-Gehalts in der Atmosphäre von Grillkohle auf dem deutschen Markt im Gegensatz zu Holz – innerhalb bis zu 50 Kilogramm pro 2,5 Kilo- kommen. Die Gründung des Unterneh- eines Jahres vollständig nach. Zur gramm Kohle bei. mens ist für dieses Jahr geplant. • Landschaftspflege muss sie meist sowieso entnommen werden und ist Die Idee einer nachhaltigen Kohle dann Abfall. Ihre Verwertung schafft kam Marcel Welle. Er ist Doktorand einen wirtschaftlichen Anreiz zur öko- in der Arbeitsgemeinschaft Pflanzen-

logisch nachhaltigen Nutzung von physiologie am Institut für Botanik v.l.n.r. Chuck Henjes, Marcel Welle, Matti Winkler Moorflächen. und Landschaftsökologie. Foto: Philipp Müller

47 Greifswalder Jurist auf Karrierekurs

Im Gespräch mit Alumnus Jacob Wende, Autor und Experte für Geldwäschebekämpfung

Hannah Weißbrodt: Warum lohnt es sich für Studierende im Herr Wende, vor Ihrer spannenden Karriere als Jurist in Akademischen Börsenverein mitzumachen? der Wirtschaft haben Sie in Greifswald studiert. Warum Trotz des teilweise hohen Pensums im Studium, lohnt sich haben Sie sich für unsere Uni entschieden? ein Blick über den Tellerrand hinaus. Dies kann jede Form Jacob Wende: Es war eher ein Zufall. Nach dem Abitur habe von Nebentätigkeit oder Vereinsarbeit sein. Der Akademi- ich eine Zeit in England verbracht und ein Praktikum im deut- sche Börsenverein bietet gleich mehrere Vorteile. Das The- schen Bundestag absolviert. Zum Sommersemester wollte ma Finanzen ist für Jede und Jeden an irgendeiner Stelle im ich dann anfangen zu studieren. Bei dem Studienfach war Leben relevant. Leider gibt es wenig Bildungsangebote in ich mir nicht sicher und schwankte zwischen Rechtswis- dem Bereich, weder in der Schule noch im Studium. Mit dem senschaft und Betriebswirtschaftslehre. Mit dem Bachelor „Börsenführerschein“ bietet der Akademische Börsenverein of Laws in Greifwald, konnte ich beide Interessen vereinen. Greifswald hier einen guten Einstieg in die Finanzwelt. Nach dem Studienstart und den ersten Erfahrungen bin ich doch auf das Staatsexamen umgeschwenkt. Auch kann man in der Teamarbeit seine „Soft Skills“ schulen, welche im Arbeitsalltag sehr wichtig sind. In der Projektar- Sie haben nach Ihrem Studienabschluss Erfahrungen in beit gibt es die Möglichkeit mit verschiedensten Leuten und international führenden Anwaltskanzleien gesammelt. Unternehmen in Kontakt zu kommen. Das alles auf einer Art Jetzt bauen Sie eine eigene Kanzlei auf. Wie gut hat Sie das „Spielwiese“. In meinem Berufsleben haben mir diese Erfah- Studium in Greifswald auf die fachlichen Herausforderun- rungen sehr geholfen. Zudem habe ich viele meiner jetzigen gen Ihrer Branche vorbereitet? engen Freunde über die Vereinstätigkeit kennengelernt. Das Erste juristische Staatsexamen habe ich in Greifswald ab- geschlossen. Das war der Grundstein für meine weitere Ent- Sie sind Experte für das Geldwäschegesetz, haben u. a. wicklung. Bei dem Studium der Rechtswissenschaft besteht auch Ihre Doktorarbeit über das Thema geschrieben. der Vorteil, dass man viele der Erkenntnisse aus dem Studi- Was hat Sie an dem Thema gereizt? um für das berufliche Leben immer wieder braucht. In Greifs- Ein akademischer Diskurs und das wissenschaftliche Arbei- wald konnte ich mich ganz dem umfangreichen Studium wid- ten finde ich spannend. Das Geldwäschegesetz ist sehr an- men, gleichzeitig aber tolle Freizeitangebote wie den Strand, spruchsvoll. Es handelt sich um ein öffentlich-rechtliches die Partys und die sonstigen vielen Einrichtungen nutzen. Gefahrenabwehrrecht, welches gleichzeitig einen starken Greifswald hat etwas Entschleunigendes, was ich ganz posi- Einschlag in das Strafrecht hat. Die Auswirkungen zeigen sich tiv meine. In meiner Heimatstadt Berlin wäre ich die ganze zudem in zivilrechtlichen Situationen. Es gibt internationale Zeit abgelenkt gewesen und hätte lange Wege innerhalb der Vorgaben, die auf europäischer Ebene übernommen und auf Stadt zurücklegen müssen. Bei weitem hätte ich nicht die deutscher Ebene umgesetzt werden müssen. Studierende, gleichen Kenntnisse entwickeln und Ergebnisse im Studium die Spaß an Jura haben, können sich auf diesem Rechtsge- erzielen können. Das hilft im Jura-Alltag an jeder Ecke. biet noch umfassend austoben. Das gesamte Gesetz ist bis- her wenig erforscht. Gleichzeitig gewinnt der Bereich immer Während Ihrer Zeit in Greifswald haben Sie sich im Akade- mehr an Bedeutung. Deutschland wird in diesem Jahr noch mischen Börsenverein Greifswald und im Bundesverband von einer internationalen Behörde für Geldwäschebekämp- der Börsenvereine an deutschen Hochschulen engagiert. fung überprüft.

48 Alumni & Karriere Foto: Chuck Henjes Foto:

Mit Ende des 1. Staatsexamens kamen die ersten Ihre schönste Erinnerung an die Studienzeit und Berufserfahrungen. Wie stark verändern sich in dieser Ihr Lieblingsplatz im Heimathafen? Phase die fachlichen Herausforderungen und das eigene Schöne Erinnerungen und Orte gibt es viele. Insgesamt hat Leben? mir die Atmosphäre in Greifswald sehr gefallen. Wenn ich Direkt nach dem Staatsexamen habe ich mit meiner Promo- mich auf einen Ort festlegen müsste, wäre das bestimmt tion an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz begon- die Steintreppe am Museumshafen. Da war immer etwas los nen und nebenbei in einer Großkanzlei im Bankaufsichts- und wir saßen im Sommer oft lange draußen am Wasser. recht gearbeitet. Die Rechtsfälle sind dort komplex und ich habe gelernt, mich bis ins kleinste Detail hineinzuarbeiten, Lieber Herr Wende, vielen Dank für das Gespräch und was bisweilen viel Geduld, Zeit und Anstrengung kostete. Es alles Gute für die Zukunft! war aber eine großartige Schule, die ich dort durchlaufen konnte. Als guter Jurist muss man sicherlich eine gewisse Penetranz für das Detail entwickeln. Das ist in anderen Be- rufen bestimmt ähnlich. Jacob Wende, Jahrgang 1986, beendete 2013 das 1. Staatsexamen der Rechtswissenschaften Ein Blick in die Zukunft: in Greifswald. Danach begann er mit seiner Pro- Wo sehen Sie sich in zehn Jahren? motion und absolvierte Stationen bei führenden Wenn ich auf meine letzten turbulenten fünf Jahre zurück- internationalen Anwaltskanzleien sowie bei einer blicke, fällt es mir schwer in so großen Abständen wie den Investmentbank. Er ist Autor für den Kommen- nächsten zehn Jahre zu denken. Im Moment ist mir kurz- tar zum Geldwäschegesetz des Deutschen und mittelfristig wichtig, spannende Projekte aufzubauen. Fachverlags. Während seines Studiums war er Ich freue mich, mit einem unfassbar engagierten und klu- im Vorstand des Akademischen Börsenvereins gen Team zusammenzuarbeiten, von denen übrigens auch Greifswald und Vorstandsvorsitzender im Bun- Leute dabei sind, die an der Uni Greifswald studiert haben desverband sowie später Mitglied bei der Redak- oder studieren. Das macht mir sehr viel Freude und lässt tionsleitung der Rechtszeitschrift GreifRecht. mich gespannt auf die nächsten zehn Jahre blicken.

49 ANZEIGEN Foto: Magnus Schult Foto: Deutschlandstipendium

Ein Stipendium mit vielen Gewinnern – Wir danken unseren Förderern 2019/2020:

Anklam Extrakt GmbH || apoBank-Stiftung || Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern || Elisabeth & Ulrich Braner || CEP Central European Petroleum GmbH || CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH || Continuum Zahnmedizin Alma Mater Greifswald e. V. || Gesellschaft von Freunden und Förderern der Universität Greifswald e. V. || Gesundheitszentrum Greifswald GmbH || Götz-Management-Holding AG || Greifswald University Club e. V. || Dr. Petra Hildebrandt & Prof. Dr. Jan-Peter Hildebrandt || Höffner || Prof. Dr. Thomas Kocher || Media Markt GmbH Stralsund || Peter-Warschow-Sammelstiftung || Piepenbrock Begrünungen GmbH & Co. KG || Carsten Saß || Sparkasse Vorpommern || Stadtwerke Greifswald GmbH || Stiftung der Sparkasse Vorpommern für Wissenschaft, Kultur, Sport und Gesellschaft || USD Uni Service Dienstleistungs GmbH & Co. KG || Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern mbH || WITENO GmbH || Wohnungsbau-Genossenschaft Greifswald eG

Universität Greifswald Rektorat, Domstraße 11, 17489 Greifswald [email protected] Telefon 03834 420 1102, Telefax 03834 420 1105 www.uni-greifswald.de/deutschlandstipendium

74. Greifswalder Bachwoche

Künstlerische Leitung: LKMD Prof. Frank Dittmer, Prof. Dr. Matthias Schneider, LKMD Hans-Jürgen Wulf Johann Sebastian Bach - Johannes-Passion Edward Elgar - The Dream of Gerontius Johann Sebastian Bach - Motetten

50 IMPRESSUM

Campus 1456 – Magazin der Universität Greifswald, Deutschlandstipendium ISSN: 2199-1294

Herausgeberin Ein Stipendium mit vielen Gewinnern – Wir danken unseren Förderern 2019/2020: Die Rektorin der Universität Greifswald

Anklam Extrakt GmbH || apoBank-Stiftung || Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern || Elisabeth & Ulrich Braner || CEP Central European Konzeption und Redaktion Jan Meßerschmidt, Petroleum GmbH || CHEPLAPHARM Arzneimittel GmbH || Continuum Zahnmedizin Alma Mater Greifswald e. V. || Gesellschaft von Freunden und Jeannette Schütze, Hannah Weißbrodt Förderern der Universität Greifswald e. V. || Gesundheitszentrum Greifswald GmbH || Götz-Management-Holding AG || Greifswald University Club e. V. || Dr. Petra Hildebrandt & Prof. Dr. Jan-Peter Hildebrandt || Höffner || Prof. Dr. Thomas Kocher || Media Markt GmbH Stralsund || Peter-Warschow-Sammelstiftung || Piepenbrock Begrünungen GmbH & Co. KG || Carsten Saß || Sparkasse Vorpommern || Stadtwerke Greifswald Gast- und Mitautoren dieser Ausgabe GmbH || Stiftung der Sparkasse Vorpommern für Wissenschaft, Kultur, Sport und Gesellschaft || USD Uni Service Dienstleistungs GmbH & Co. KG || Volker Beckmann, Eugene Bergh, Isabella Feld- Redaktionsadresse Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern mbH || WITENO GmbH || Wohnungsbau-Genossenschaft Greifswald eG mann, Steffen Fleßa, Thorsten Haberzettl, Timo Universität Greifswald Heinrich, Linda Hornischer, Jana Kiesendahl, Nina Presse- und Informationsstelle Körner, Katja Kottwitz, Balemogeng Kuyakenge, Domstraße 11, Eingang 1 Universität Greifswald Julia Lammertz, Paul Mehlhorn, Moteng Moseri, 17489 Greifswald Rektorat, Domstraße 11, 17489 Greifswald [email protected] Jeffery Mwila, Rainer Neumann, Merete Peetz, Telefon 03834 420 1150 Telefon 03834 420 1102, Telefax 03834 420 1105 www.uni-greifswald.de/deutschlandstipendium Marius Rohrbach, Stefan Seiberling, Magnus Schult, [email protected] Thomas Schweder, Caroline Siggelkow, Anja Sre- bro, Franziska Tanneberger, Tiemo Timmermann, © Copyright by Universität Greifswald. Finn Viehberg, Gerhard Weilandt, Matti Winkler, Alle Rechte vorbehalten. Namentlich gekennzeichnete Artikel Roberta Wirminghaus müssen nicht mit den Auffassungen der Herausgeberin und der Redaktion übereinstimmen. Für den Inhalt sind die Erscheinungsweise halbjährlich Unterzeichner verantwortlich. Die Redaktion behält sich die sinnwahrende Kürzung eingereichter Artikel vor. Auflage 3 000 Themenschluss für die nächste Ausgabe 17. Juli 2020 Coverfoto Sonnentaupflanze | Foto: Jenny Schulz Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe 14. August 2020

Gestaltung und Satz Susanne Rehfeld von GRAFfisch – Kollektiv für Konzeption und Gestaltung www.graf-fisch.de

Druck Druckhaus Panzig,

www.druckhaus-panzig.de ID-Nr. 1979110

Dieses Magazin wurde auf Papier mit FSC-Zertifikat gedruckt.

51 www.uni-greifswald.de/campus1456

52