Dörfer in Eingemeindungen

AM BEISPIEL VON BUSCHDORF & DUISDORF

PROJEKT: DÖRFER IN BONN – EINGEMEINDUNGEN 1 Gliederung: 1. Eingemeindungsdebatte 1969 allgemein: Prozesse, Widerstände & Entwicklungen 2. Fallbeispiel Buschdorf 3. Eingemeindungen vor 1969 4. Fallbeispiel Duisdorf

PROJEKT: DÖRFER IN BONN – EINGEMEINDUNGEN 2 Eingemeindungsdebatte in Bonn • Pläne zur Vergrößerung Bonns bereits seit den 1920er Jahren • Besonders im Fokus

• Debatte wird nach dem zweiten Weltkrieg wieder aufgegriffen • 1947 erste konkrete Pläne: • Antrag auf Eingliederung der Gemeinden Beuel, Ippdendorf, Röttgen, Lengsdorf, Duisdorf und Buschdorf

• Eingemeindungspläne jedoch auf Eis gelegt: notwendige Novellierung der Gemeindeordnung • Seit der Hauptstadtfrage 1949 beginnt die große Eingemeindungsdebatte

PROJEKT: DÖRFER IN BONN – EINGEMEINDUNGEN 3 Eingemeindungsdebatte in Bonn • Erweiterung Bonns in drei Phasen 1. Eingliederung Beuels 2. Eingliederung der linksrheinischen Gemeinden 3. Siegmündung als Hafen und Industriegebiet

• Begründung: Bonn als Hauptstadt sollte über eine große Einwohnerzahl, Fläche und Repräsentativität verfügen • Ab diesen Zeitpunkt beginnen sich Widerstände zu formieren • Beuel zu Beginn interessiert, nach Erlangung der Stadtrechte 1952 jedoch ausgeprägtes Selbstständigkeitsbestreben

PROJEKT: DÖRFER IN BONN – EINGEMEINDUNGEN 4 Eingemeindung 1969 • Erst 20 Jahre später wurden die Eingemeindungspläne umgesetzt • 1. August 1969 tritt das „Gesetz zur kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn“ in Kraft • Zuvor: mehrwöchige Verschiebungen aufgrund von Verfassungsklagen

• Zusammenführung der Städte Bonn, Beuel, sowie der Gemeinden Duisdorf, Lengsdorf, Ippendorf, Lessenich, Röttgen, Buschdorf, Holzlar und Oberkassel

• Bonn verfünffacht seine Größe

PROJEKT: DÖRFER IN BONN – EINGEMEINDUNGEN 5 PROJEKT: DÖRFER IN BONN – EINGEMEINDUNGEN 6 Folgen der Eingemeindungen • Trotz Eingemeindung starke Identifikation der Dörfer in Bonn • Bei Befragungen drei Jahre nach der Eingemeindung: viele sehen sich als z.B. Beueler, Bad Godesberger etc. nicht als Bonner

PROJEKT: DÖRFER IN BONN – EINGEMEINDUNGEN 7 Fallbeispiel Buschdorf Hypothese: Buschdorf verfügt über eine ausgeprägte Identifikation, welche zum Widerstand gegen die Eingemeindung führte • Gab es Widerstände? • Profitierte Buschdorf von der Eingemeindung? • Wurde die dörfliche Identifikation dadurch beeinflusst?

PROJEKT: DÖRFER IN BONN – EINGEMEINDUNGEN 8 Buschdorfer Identität

PROJEKT: DÖRFER IN BONN – EINGEMEINDUNGEN 9 Buschdorfer Identität

PROJEKT: DÖRFER IN BONN – EINGEMEINDUNGEN 10 Buschdorfer Identität

PROJEKT: DÖRFER IN BONN – EINGEMEINDUNGEN 11 Eingemeindung: Widerstände (?) • Leserbrief (Bonner Rundschau, 1952) • Darstellung des bäuerlichen Standpunktes • Eingemeindung wird stark abgelehnt: • „[…]Ackerland[…]um das wir kämpfen werden, mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln.“ • „Was uns Bauern aber bevorsteht, wenn wir einmal eingemeindet sind, das sehen wir an den Dörfern die vor mehr als Zwanzig Jahren zu Bonn gekommen sind: Bauern ohne Land, Scheunen, in die keiner mehr Getreide einfährt, Kuhställe, die öd und leer stehen, außerdem dürfen wir mehr Steuern bezahlen, angefangen bei der Hundesteuer bis zu den Kehrrichtabfuhrgebühren. Darum kann es für uns Bauern nur eine Parole geben: Widerstand gegen die Eingemeindung.

PROJEKT: DÖRFER IN BONN – EINGEMEINDUNGEN 12 Interview mit Zeitzeugen • Keine größeren Widerstände in der Buschdorfer Bevölkerung • Damals noch sehr klein „500 Seelendorf“ • „Wir haben uns natürlich künstlich aufgeregt“ (Bartscher) • „Aber im Grundprinzip […] war Buschdorf der Eingemeindung gegenüber, mehr oder weniger, offen“ (Bartscher) • Widerstände gegen geplante Baumaßnahmen • 10.000 Wohnplätze in Buschdorf im Zuge des Ausbaus von • Aber: Buschdorfer haben sich „gut verkauft“ • absichtliche Verschuldung durch bauliche Maßnahmen • Infrastruktur: vor allem Straßen-, Kanalausbau • „[…] die Schulden wird die Stadt Bonn übernehmen […]“ (Bartscher)

PROJEKT: DÖRFER IN BONN – EINGEMEINDUNGEN 13 Interview mit Zeitzeugen • Kleinere Versprechen der Stadt Bonn • „In Buschdorf wurde zum Beispiel gesagt, es würde die Leichenhalle gebaut. Das ist auch gemacht worden. Und der Sportplatz. Der ist nicht gemacht worden“. (Berg)

• Geringe Widerstände aufgrund: • Wenige Einwohner • Kleines Parteienspektrum (CDU & Freie Wählerschaft) • Keine Vereine • „Buschdorf hatte ja keine eigene Tradition“ (Berg)

PROJEKT: DÖRFER IN BONN – EINGEMEINDUNGEN 14 Buschdorfer Identität • Identität durch Eingemeindung nicht gestört • Hat sich den Folgejahren eher stärker entwickelt • „Wir haben bis heute unseren Charakter behalten und ein Dorfgefühl […] ein Wir-Gefühl, was es wo anders nicht gibt […] hier haben wir unser Heimatgefühl gefunden.“ (Berg) • „Sehen Sie sich als Buschdorfer“ • „Natürlich!“ (Bartscher) • „Also das würde jeder Buschdorfer so unterschreiben!“ (Berg)

PROJEKT: DÖRFER IN BONN – EINGEMEINDUNGEN 15 Buschdorfer Identität • Geprägt durch viele Dorffeste (insb. Im Zuge des 800 jährigen Bestehens) • […] das Bewusstsein stärken, dass wir in Buschdorf zusammengehören.“ (Buschdorf.de)

PROJEKT: DÖRFER IN BONN – EINGEMEINDUNGEN 16 Fazit • Hypothese: Widerstände gegen Eingemeindung aufgrund Buschdorfer Identität • Falsifiziert

• Kaum Widerstand, nur vereinzelt • Buschdorf profitierte von Eingemeindung • Schuldenübernahme und infrastruktureller Ausbau • „Dörflichkeit“, „Wir-Gefühl“, ländlichkeit und Identität bis heute und gut erkennbar & belegbar

• Dorfplatz als Örtlichkeit Buschdorfer Identität

PROJEKT: DÖRFER IN BONN – EINGEMEINDUNGEN 17 Dorfplatz als Örtlichkeit Buschdorfer Identifikation (KuLaDig)

Trotz der Eingemeindung Buschdorfs zu Bonn 1969, welche allgemein ohne größere Widerstände verlief und als positiv angesehen wird, hat Buschdorf seinen dörflichen Charakter und seine eigene Identität bewahrt. Diese wird durch verschiedenste Anlässe und Festivitäten auf dem Dorfplatz, welcher 1985 eingeweiht wurde, sichtbar. Darunter sind beispielsweise regelmäßige Feierlichkeiten wie die Kirmes oder das Maifest, aber auch besondere Anlässe wie das 800 jährige Bestehen Buschdorfs , welche hier zum Ausdruck kommen. Der Dorfplatz bietet den Buschdorfern die Gelegenheit, um der ausgeprägten Dorfgemeinschaft Raum zu verleihen.

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