Windpark „Hartenfelser Kopf“ Verbandsgemeinde Selters (Westerwald) Fachbeitrag Naturschutz Stand: Juni 2018

Büroanschrift Telefon Telefax Email Website Friedrichstr. 8 (0641) (0641) info@planungsbuero- www.planungsbuero- 35452 Heuchelheim 63671 67277 hager.de hager.de

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Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz

Auftraggeber: Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Im Bangert 1 65606 Villmar-Weyer Tel. 06483/911047 Fax. 06483/911048

Auftragnehmer: Büro für ökologische Fachplanungen, BöFa Dipl.-Ing. Andrea Hager Friedrichstr. 8 35452 Heuchelheim Tel. 0641-63671 Fax. 0641-67277 [email protected]

Projektleitung: Dipl.-Ing. Andrea Hager

Bearbeitung: Dipl.-Ing. Andrea Hager M.Sc. Jonas Zimmermann Dipl.-Biol. Volker Erdelen

Titelbild: Projektgebiet aus südwestlicher Richtung

Merz-02.1_Fachbeitrag Naturschutz_17-07-25.docx

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Inhaltsverzeichnis Seite 1 Einleitung 5 1.1 Aufgabenstellung 5 1.2 Rechtliche und fachliche Grundlagen 6 1.3 Projektbeschreibung 6 2 Bestandsaufnahme und –bewertung 9 2.1 Schutzgut Pflanzen 9 2.2 Schutzgut Tiere 20 2.3 Schutzgut Boden 27 2.4 Schutzgut Wasser 30 2.5 Schutzgut Klima/Luft 33 2.6 Schutzgut Landschaftsbild 34 2.6.1 Sichtbarkeitsanalyse 38 2.6.2 Fotosimulation 38 2.6.3 Sichtachsenstudie Burgruine 39 2.7 Schutzgebiete/Flächen mit besonderen Schutz- und Erholungsfunktion 41 2.8 Vorbelastungen der Schutzgüter 44 2.9 Ergebnisse weiterer umweltrelevanter Prüfverfahren 44 3 Dokumentation zur Vermeidung und Verminderung von Beeinträchtigungen 47 3.1 Vermeidungsmaßnahmen 47 4 Konfliktanalyse/Eingriffsermittlung 53 4.1 Baubedingte Auswirkungen 53 4.2 Anlagenbedingte Auswirkungen 53 4.3 Betriebsbedingte Auswirkungen 54 4.4 Projektbezogene Auswirkungsprognose 57 4.4.1 Schutzgut Pflanzen/Biotoptypen/Tiere 57 4.4.2 Schutzgut Wasser, Boden, Klima 68 4.4.3 Landschaftsbild 69 5 Kompensationsmaßnahmen 76 5.1 Maßnahmen außerhalb der Windenergieanlagen 76 5.2 Maßnahmen im Bereich der Windenergieanlagen 81 6 Eingriff- und Ausgleichsberechnung, Ersatzzahlung 82 6.1 Eingriff-Ausgleichsbilanz 82 6.2 Ersatzzahlung für die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes 84 7 Zusammenfassung 87 9 Literatur 88 10 Anhang 91

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Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Übersicht und Bewertung der Biotoptypen ...... 9 Tabelle 2: Übersicht der Habitat- und Totholzbäume sowie begrenzende Bäume im Untersuchungsraum ...... 18 Tabelle 3: Gesamtartenliste der im UR 500 nachgewiesenen Vogelarten ...... 22 Tabelle 4: Liste der im UR 4000 nachgewiesenen Großvogelarten ...... 24 Tabelle 5: Im Untersuchungsgebiet nachgewiesene Fledermausarten und deren Schutzstatus ...... 25 Tabelle 6: Speicher- und Reglerfunktion/Filtervermögen im Bereich der WEA-Standorte ...... 28 Tabelle 7: Bedeutung des Schutzgutes Boden im Bereich der WEA-Standorte ...... 29 Tabelle 8: Empfindlichkeit des Schutzgutes Boden im Bereich der WEA-Standorte ...... 29 Tabelle 9: Bedeutung des Schutzgutes Wasser im Bereich der WEA-Standorte ...... 32 Tabelle 10: Empfindlichkeit des Schutzgutes Wasser im Bereich der WEA-Standorte...... 33 Tabelle 11: Bedeutung des Schutzgutes Klima im Untersuchungsraum ...... 33 Tabelle 12: Bewertung des Dreifelder Weiherlandes im UR 5.000 ...... 36 Tabelle 13: Bewertung der Dierdorfer Senke im UR 5.000 ...... 36 Tabelle 14: Bewertung der Altenkirchener Hochfläche im UR 5.000 ...... 37 Tabelle 15: Bewertung der Landschaftsräume...... 37 Tabelle 16: Übersicht der Blickpunkte für die Fotosimulation ...... 38 Tabelle 17: Biotope im Untersuchungsraum ...... 42 Tabelle 18: Übersicht des Höhenmonitorings ...... 49 Tabelle 19: Bau- und anlagebedingte Inanspruchnahme von Biotoptypen ...... 58 Tabelle 20: Anlagebedingte Bodenversiegelung ...... 69 Tabelle 21: Ergebnisse Sichtbarkeitsanalyse ...... 71 Tabelle 22: Ergebnisse der Sichtbarkeitsanalyse in der historischen Kulturlandschaft "Dreifelder Weiherland" ... 72 Tabelle 23: Ergebnisse der Sichtbarkeitsanalyse in der historischen Kulturlandschaft "Kannebäckerland (Ost)" . 73 Tabelle 24: Übersicht der Kompensationsmaßnahmen ...... 76 Tabelle 25: Habitat- und Totholzbäume in der V/A7CEF ...... 77 Tabelle 26: Randständige Bäume in der V/A8CEF Fläche ...... 80 Tabelle 27: Eingriffsberechnung der dauerhaften sowie temporär betroffenen Biotoptypen durch die WEA 1 .... 83 Tabelle 28: Eingriffsberechnung der dauerhaften sowie temporär betroffenen Biotoptypen durch die WEA 2 .... 83 Tabelle 29: Flächengrößen der Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen ...... 84 Tabelle 30: Berechnung der zu leistenden Ersatzzahlungen ...... 85 Tabelle 31: Berechnung des Kompensationsflächenbedarfs ...... 86

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Lage der zwei geplanten Windenergieanlagen, Karte genordet, unmaßstäblich (Stand: Juli 2017) ...... 5 Abbildung 2: Planungslayout ...... 8 Abbildung 3: Baum des Alt-/Totholzprogrammes FA Selters ...... 18 Abbildung 4: Übersicht der Lebensräume sowie Vorkommensnachweise der Wildkatze ...... 26 Abbildung 5: Lage der Trinkwasserschutzgebiete (orange Flächen) im UR 500 (roter Kreis) ...... 31 Abbildung 6: Landschaftsbildeinheiten im UR 5.000 ...... 35 Abbildung 7: Burgturm der Ruine Hartenfels ...... 39 Abbildung 8: Lage der Burgruine Hartenfels, ...... 40 Abbildung 9: Waldfunktionen im Eingriffsbereich ...... 44 Abbildung 10: WEA 1 Standort, Fichtenhochwald mittleres Baumholz ...... 58 Abbildung 11: WEA 2 Standort, Fichtenhochwald geringes Baumholz ...... 59 Abbildung 12: Aktionsraum (Homerange), Hauptaktionsraum mit > 80 % der Flugbewegungen ...... 62 Abbildung 13: Sichtbarkeitsbereiche der Burgruine Hartenfels ...... 75 Abbildung 14: Biotoptypen im Bereich der V/A8CEF Aufwertungsfläche als Nahrungshabitat für den Schwarzstorch ... 79 Abbildung 15: Blick entgegen der Fließrichtung im Fichtenbestand ...... 79

Kartenverzeichnis Karte 1: Bestands- und Maßnahmenplan Blatt 1 Maßstab 1: 2.500 Karte 2: Bestands- und Maßnahmenplan Blatt 2 Maßstab 1: 2.500 Karte 3: Karte externe Kompensationsmaßnahmen Maßstab 1: 2.500 Karte 4: Übersicht der Fotostandorte Maßstab 1: 20.000 Karte 5: Sichtbarkeitsanalyse Maßstab 1: 25.000

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1 Einleitung

1.1 Aufgabenstellung Die Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH beabsichtigt im Waldgebiet zwischen den Ortschaften und Mündersbach in der Verbandsgemeinde Selters die Errichtung von zwei Windenergieanlan- gen (WEA). Eine WEA (WEA 1) vom Typ Nordex N131 mit einer Nabenhöhe von 164 m, einem Rotor- durchmesser von 131 m und einer Gesamthöhe von rd. 229,5 m sowie einer weiteren WEA (WEA 2) vom Typ Enercon E-141 mit einer Nabenhöhe von rd. 159 m, einem Rotordurchmesser von 141 m und einer Gesamthöhe von rd. 229,5 m. Die geplanten Windenergieanlagen werden innerhalb der Gemeinde Her- schbach errichtet.

Die Höhe der Rotorspitze über Grund beträgt bei der Nordex-Anlage 98,5 m und bei der Enercon-Anlage 88,5 m.

Als Vorhabengebiet ist der „Hartenfelser Kopf“, eine bewaldete Kuppenlage mit einer maximalen Höhe von 478,5 m ü. NN, im Windpark „Hartenfelser Kopf“ vorgesehen.

Um bei dem geplanten Vorhaben die Belange von Naturschutz und Landschaftspflege ausreichend zu be- rücksichtigen, soll ein Fachbeitrag Naturschutz erstellt werden. Rechtsgrundlage für die Aufstellung des Fachbeitrages Naturschutz ist § 17 (4) des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG).

Gegenstand des Fachbeitrages Naturschutz sind die zwei Windenergieanlagen mit den Kranstellflächen und Stichwegen sowie die Flächen für die Hauptzuwegung.

Das Büro für ökologische Fachplanungen (BöFa) wurde im Januar 2016 mit der Erstellung des Fachbei- trages Naturschutz beauftragt.

Abbildung 1: Lage der zwei geplanten Windenergieanlagen, Karte genordet, unmaßstäblich (Stand: Juli 2017) Seite 5 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz

1.2 Rechtliche und fachliche Grundlagen Aufgabe des vorliegenden Fachbeitrag Naturschutz ist es, die in § 14 BNatSchG genannten Schutzgüter des Planungsraumes zu erfassen, darzustellen und zu bewerten.

Der Fachbeitrag Naturschutz dient zur inhaltlichen Konkretisierung der rechtlichen Anforderungen der Eingriffsregelung.

Die zu erwartenden Beeinträchtigungen sind soweit wie möglich zu vermeiden bzw. - wo dies nicht mög- lich ist - zu vermindern, auszugleichen oder zu ersetzen.

1.3 Projektbeschreibung Geplant sind zwei Anlagen unterschiedlichen Typs. Die WEA 1 ist vom Typ Nordex N131 mit einer Naben- höhe von 164 m und einem Rotordurchmesser von 131 m und einer Gesamthöhe von rd. 229,5 m. Der Anlagentyp besitzt gemäß Herstellerangabe eine Nennleistung von 3,3 MW, wobei die Anlage aus Schall- schutztechnischen Gründen im Mode 3 mit 3,1 MW betrieben werden soll. Der Rotor besitzt drei Blätter, die eine Fläche von 13.478 m² überstreichen. Die Drehzahl variiert zwischen 6,8 und 12,4 Umdrehun- gen/min. Die WEA 2 ist vom Typ Enercon E-141 mit einer Nabenhöhe von rd. 159 m und einem Rotor- durchmesser von 141 m und einer Gesamthöhe von rd. 229,5 m erreichen.

Die Höhe der Rotorspitze über Grund beträgt bei der Nordex-Anlage 98,5 m und bei der Enercon-Anlage 88,5 m.

Der Anlagentyp besitzt gemäß Herstellerangabe eine Nennleistung von 4,2 MW. Der Rotor besitzt drei Blätter, die eine Fläche von 15.614,5 m² überstreichen. Die Drehzahl variiert zwischen 4 und 10,6 Um- drehungen/min und ist auf windschwache Binnenlandstandorte ausgelegt. Beide Anlagentypen sind mit Blitzschutz versehen.

Die WEA werden wie folgt gekennzeichnet/befeuert:

Tageskennzeichnung

WEA 1

Die Tageskennzeichnung der WEA 1 besteht aus einer roten Fläche auf der linken und rechten Gondelsei- te sowie einem gleichfarbigem Ring am Turm. Die Fläche wird hierbei in Verkehrsrot (RAL 3020) ausge- führt. Gondel und Turm sind in Lichtgrau (RAL 7035) ausgeführt.

Die Rotorblätter sind aus glas- und kohlenstofffaserverstärktem Kunstoff gefertigt und in Lichtgrau (RAL 7035) ausgeführt, so dass diese somit einen Schutz gegen mögliche Reflexionseinflüsse bieten. Die Ro- torblattspitzen sind zusätzlich, zur besseren Sichtbarkeit, mit zwei Streifen in Verkehrsrot (RAL 3020) oder mit einem Streifen in Verkehrsrot (RAL 3020) markiert.

WEA 2

Die Tageskennzeichnung der geplanten WEA 2 erfolgt auf insgesamt 3 Befeuerungsebenen mit jeweils 4 Stableuchten in der Turmwand unterhalb der Gondel. Zwei Gefahrenfeuer (weiß) befinden sich auf der Gondel.

Das Maschinenhaus und der Turm sind in Achatgrau (RAL 7038) ausgeführt. Das Maschinenhaus wird auf beiden Seiten mit einem breiten roten Streifen (Verkehrsrot RAL 3020) mittig markiert. Zusätzlich wird der Turm in gleicher Farbe mit einem 3-4 m breiten Streifen in einer Höhe von ca. 40 m gekennzeichnet.

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Die Rotorblätter sind aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) gefertigt und in Achatgrau (RAL 7038) ausgeführt, so dass diese somit einen Schutz gegen mögliche Reflexionseinflüsse bieten. Die Rotorblatt- spitzen sind zusätzlich, zur besseren Sichtbarkeit, mit zwei Streifen in Verkehrsrot (RAL 3020) oder mit einem Streifen in Verkehrsrot (RAL 3020) markiert.

Nachtkennzeichnung

WEA 1

Die Nachtkennzeichnung der geplanten WEA erfolgt auf mehreren Befeuerungsebenen mit jeweils 3-6 Lampen in der Turmwand unterhalb der Gondel. Weitere Gefahrenfeuer (rot) befinden sich auf der Gon- del.

WEA 2

Die Nachtkennzeichnung der geplanten WEA erfolgt auf insgesamt 3 Befeuerungsebenen mit jeweils 4 Stableuchten in der Turmwand unterhalb der Gondel. Zwei Gefahrenfeuer (rot) befinden sich auf der Gondel.

Die Erschließung erfolgt aus nordöstlicher Richtung von der B 8 und nutzt weitestgehend vorhandene Forstwege über welche die einzelnen Anlagen-Standorte erschlossen werden. Die vorhandenen ca. 3 m breiten geschotterten Wege werden hierbei auf 4 m breite Schotterwege verbreitert. Begleitend zu den Schotterwegen werden für die Befahrung Lichtraumprofile und Überschwenkbereiche benötigt, welche 1,25 m auf der einen und 1,55 m auf der anderen Seite breit sind.

In Ein- und Ausfahrtstrichtern sowie Kurven werden die Schotterwege auf bis zu 27 m und die Über- schwenkbereiche auf bis zu 12 m verbreitert. Für Montage und evtl. spätere Wartungsarbeiten ist die An- lage von Kranstell-, Montage- und Lagerflächen erforderlich. Bei der WEA 1 wird um die Kranstellfläche ein gerodeter Arbeitsbereich von 2 m Breite sowie zwei Rettungsgassen benötigt. Die Trafostation ist bei beiden Anlagen im Turm untergebracht.

Bis auf die Betonfundamente werden die benötigten Bereiche überwiegend geschottert ausgeführt. Ins- gesamt wird bei der geplanten Errichtung der beiden Windenergieanlagen mit einer Inanspruchnahme (temporär und dauerhaft) in der Größenordnung von rd. 2,9 ha gerechnet.

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Abbildung 2: Planungslayout, Karte genordet, unmaßstäblich (Stand: Juli 2017)

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2 Bestandsaufnahme und –bewertung Zum Zeitpunkt der Beauftragung wurde auf Basis eines anderen Aufstellungskonzeptes der Untersu- chungsraum und -umfang festgelegt. Da das aktuelle Aufstellungskonzept erst zu einem späteren Zeit- punkt vorlag und sich der aktualisierte Untersuchungsraum innerhalb des alten Untersuchungsraums lag, wurde der Untersuchungsraum und -umfang beibehalten. Die Bezeichnung „Untersuchungsgebiet“ be- zieht sich daher immer auf das Untersuchungsgebiet des ursprünglichen Aufstellungskonzepts.

2.1 Schutzgut Pflanzen Pflanzen Im Rahmen des vorliegenden Projektes wurde eine Biotop- und Nutzungstypenkartierung durchgeführt.

Die Erfassung der Biotoptypen erfolgt nach dem Biotoptypenschlüssel des Ministeriums für Umwelt und Forsten (Stand: 03.05.2012) im Zeitraum von März bis April 2016, im Radius von 500 m um die geplanten Anlagenstandorte sowie 50 m um die Hauptzuwegung, statt. Die Bestandsbewertung erfolgte auf Grund- lage der Bewertungskriterien nach § 1 BNatSchG. Darüber hinaus erfolgt eine Beurteilung der natur- schutzrechtlichen Festlegung für die vorkommenden Biotop- und Nutzungstypen hinsichtlich des Bio- topschutzes gem. § 30 BNatSchG und der natürlichen Lebensräume gem. § 19 BNatSchG i.V.m. Anhang I der FFH-Richtlinie.

Daraus resultiert eine Standardbewertung für jeden Biotop- und Nutzungstyp. Bei der Gesamtbewertung werden fünf Wertstufen: sehr hoch, hoch, mittel, gering und sehr gering unterschieden.

Das Schutzgut Pflanzen weist generell Empfindlichkeiten auf gegenüber maßnahmenbezogenen Verände- rungen der Standortbedingungen und gegenüber Schadstoffeinträgen und Stäuben. Veränderungen der Standortbedingungen sind, neben dem Verlust des Standortes, hauptsächlich Veränderungen der Nähr- stoffversorgung und des Wasserhaushaltes. Je enger vorkommende Pflanzenarten an extreme Standort- bedingungen gebunden sind, umso empfindlicher reagieren sie auf Veränderungen. Entsprechendes gilt für die Empfindlichkeit gegenüber Schadstoff- und Staubeinträgen. Euryöke Pflanzenarten weisen eine geringe Empfindlichkeit auf, während sie bei zunehmend stenöken Arten zunimmt.

Im vorliegenden Fall wird durch die geplante Erschließung der WEA 2 der Biotoptyp (AC4) mit Standort- spezialisierung, d.h. mit besonderer Empfindlichkeit hinsichtlich Veränderungen der Standortbedingungen und gegenüber Schadstoff- und Staubeinträgen, kleinräumig in Anspruch genommen.

Tabelle 1: Übersicht und Bewertung der Biotoptypen

Naturschutz- Biotop- § 30 Biotoptyp FFH-LRT fachliche Be- typ Biotop wertung* AA0 ta- Buchenwald, mittleres bis starkes Baumholz 9110 - sehr hoch ta1 AA0 ta2 Buchenwald, geringes Baumholz 9110 - hoch AA0 ta3- Buchenwald, Dickung bis Stangenholz - - mittel ta4 AB9 ta3 Hainbuchen- Eichenmischwald, Stangenholz - - hoch AC4 ta2- Erlen-Bruchwald, Stangenholz bis geringes Baumholz - § sehr hoch ta3 AC5 ta2- Bachbegleitender Erlenwald, Pflanzung, Stangenholz bis 91E0* § hoch ta3 geringes Baumholz AD1a ta2 Birkenmischwald mit einheimischen Laubbaumarten - - mittel

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Naturschutz- Biotop- § 30 Biotoptyp FFH-LRT fachliche Be- typ Biotop wertung* Sonstiger Laubmischwald einheimischer Arten, ohne AG2 ty - - mittel dominante Art, altersheterogen AJ0 ta- Fichtenwald, mittleres bis starkes Baumholz - - mittel ta1 AJ0 ta2- Fichtenwald, Stangenholz bis geringes Baumholz - - gering bis mittel ta3 AJ0 ta4 Fichtenwald, Dickung - - gering Fichtenmischwald mit einheimischen Laubbaumarten, AJ1 ta1 - - mittel mittleres Baumholz AJ1 ta2- Fichtenmischwald mit einheimischen Laubbaumarten, - - gering bis mittel ta3 Stangenholz bis geringes Baumholz AL1 ta Douglasienwald, starkes Baumholz - - gering Wald aus einer seltenen Nadelbaumart (Weißtannen- AL2 ta3 - - mittel Stangenholz) AR0 ta2- Ahorn-/Lindenwald (Bergahorn), Stangenholz bis gerin- - - gering bis mittel ta3 ges Baumholz AS1 ta1- Lärchenmischwald, mittleres bis schwaches Baumholz - - mittel ta2 AT1 Kahlschlagfläche - - gering AT2 Windwurffläche - - gering AU0 Aufforstung - - gering AU1 Wald, Jungwuchs - - mittel BF1 Baumreihe (Laubgehölz) - - mittel BL4 Schwaches Totholz, liegend - - gering FD1 wb Tümpel (periodisch) - - mittel FH3 Quellstau - - mittel FK0 Quelle, Quellbereich - § hoch FK2 Sickerquelle, Sumpfquelle - § hoch FM4 Quellbach - § hoch FN0 wb Graben, temporär Wasser führend - - gering bis mittel Graben mit extensiver Instandhaltung, temporär Was- FN3 wb - - gering ser führend HC3 Straßenrand, Böschungsrain - - gering bis mittel Lagerplatz, unversiegelt (Schotterfläche zu WEA gehö- - - gering rig) Industriebrache, Bunker (ehemaliges Bundeswehr- HW0/HZ0 - - gering bis mittel Depot) Waldbegleitender feuchter Innensaum, Hochstauden- KA3 - - mittel flur, linienfg. Waldbegleitender trockener Innen- KB3 - - mittel saum/Hochstaudenflur, linienfg. Flächenhafte Hochstaudenflur (Wild- LB0 - - gering acker/Wildäsungsfläche) VA2 Bundesstraße, Landesstraße, Kreisstraße - - sehr gering VB3 Waldweg, befestigt - - sehr gering VB4 Waldweg, unbefestigt - - gering *) Naturschutzfachliche Bewertung auf Grundlage der Kriterien nach § 1 BNatSchG: Naturnähe, Wiederherstellbarkeit, Gefähr- dung/Seltenheit, Arten- und Strukturausstattung. Bewertungen sehr gering, gering, mittel, hoch, sehr hoch. Gesetzlich geschützte Biotope nach § 30 BNatSchG und FFH-Lebensräume werden unabhängig von den übrigen Bewertungskriterien mindestens die Wertstufe “hoch“ zugeordnet; LRT = Lebensraumtyp, (LRT) = bedingt Lebensraumtyp, Entwicklungsfläche, *LRT = prioritärer Le- bensraumtyp

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Wälder Das gesamte Untersuchungsgebiet ist von Wald bestanden. Kennzeichnend sind Fichten- und Buchenwäl- der, weiterhin kommen in nennenswertem Umfang Pflanzungen von Hainbuchen-Eichenmischwald, Er- lenbrüche und Lärchenmischwald vor. In der schwach nach Südwesten bis Südosten geneigten Kuppen- lage gibt es zahlreiche Sickerquellen, quellige Bereiche, Versickerungsstellen und staunasse Böden, aus denen sich in der weiteren Umgebung mehrere Bäche bilden. Menschlich geprägte Biotope sind Straßen und Waldwege, die offenen Schotterflächen von Windenergieanlagen und das ehemalige Bundeswehr- Depot mit seinen Gehölzflächen, Wegen und Bunkeranlagen.

Buchenwald

Buchenwald (AA0) Im Untersuchungsgebiet kommen meist großflächig Buchenwälder (AA0) als Jungwuchs (Dickung (ta4)), Stangenholz (ta3), geringes bis mittleres Baumholz (ta1 bis ta2) und teilweise auch als starkes Baumholz (ta) vor. Hauptbestandsbildner ist die Rot-Buche (Fagus sylvatica) mit unterschiedlichem BHD (Brusthö- hen-Durchmesser), durchschnittlich meist weniger als 50 cm. Es handelt sich um Buchenhallenwälder mit geringer Ausbildung der Krautschicht. Die Strauchschicht ist ebenfalls teilweise gering ausgeprägt, in ei- nigen großflächigen Beständen wurde jedoch die Naturverjüngung der Buche gefördert, so dass die Strauchschicht aus Jungbuchen, mit einer Höhe von 5 bis 12 m, eine Deckung von 80 % bis 90 % auf- weist. Die Bestände sind arm an krautigen Begleitern. Das Fehlen anspruchsvoller Arten wie des Wald- meisters (Galium odoratum) sowie die Waldfunktionskarte (LANDESFORSTEN RHEINLAND-PFALZ 2016) legen eine Einstufung als Hainsimsen-Buchenwälder auf sauren oder versauerten Böden nah.

Die Buchenwälder bestehen meist zu über 80 % aus Rot-Buchen, daneben kommen als Begleiter an Laubbäumen Stiel-Eiche (Quercus robur), Bergahorn (Acer pseudoplatanus), Hainbuche (Carpinus betu- lus), Vogelkirsche (Prunus avium), Salweide (Salix caprea), Zitterpappel (Populus tremula) und Hängebir- ke (Betula pendula) sowie vereinzelt Esche (Fraxinus excelsior) vor. An Nadelbäumen sind Fichten (Picea abies), einzeln oder in Gruppen, häufig. Daneben sind auch Lärchen beigemischt. Neben typischem Hal- len-Buchenwald kommen viele Bestände aus Stangenholz und Schwachholz mit einzelnen Überhältern vor. Diese haben eine überwiegend dichte Schicht aus Jungwuchs, aber kaum eine Krautschicht und sehr wenige andere Baumarten oder Sträucher.

Bemerkenswert ist das Vorkommen von Beständen mit mittlerem bis starkem Altholz, teilweise mit Über- hältern von 50 bis 75 cm BHD. Daneben finden sich im Untersuchungsgebiet nördlich von WEA 1 und nordöstlich von WEA 2 zwei langestreckte Streifen mit Buchen-Altholz und stehendem Totholz sowie im Untersuchungsraum um WEA 2 eine Reihe von Einzelbäumen, die als Teile des Alt- und Totholzprogram- mes des Forstamtes Selters gekennzeichnet sind.

Der Biotoptyp Buchenwald ist nach § 30 BNatSchG nicht geschützt. Nach Anhang I der FFH-RL wird er, ab einem geringen Baumholz (ta2), als Lebensraum 9110 (Hainsimsen-Buchenwald) eingestuft.

Weitere Laubwälder

Hainbuchen-Eichenmischwald (AB9)

Auf den Böden mit hohem Grundwasserstand und mit Quellbächen sind auf drei Flächen Hainbuchen- Eichen-Stangenhölzer (ta3) angepflanzt worden. Sie sind dicht gesetzt, fast ohne Krautschicht und ohne Kennarten, die sie als FFH-Lebensraum 9160 (Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald) ausweisen würden.

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Als Begleiter in der Baumschicht kommen vereinzelt Rot-Buchen, Fichten, Birken und in feuchten Berei- chen auch Schwarz-Erlen vor. Der Biotoptyp ist nach § 30 BNatSchG nicht geschützt. Er wird in Ermangelung von Kennarten auch kei- nem FFH-LRT zugeordnet.

Erlenbruch (AC4), bachbegleitender Erlenwald (AC5) Auf den Böden mit zutage tretendem oder sehr oberflächennahen Grundwasser stocken teilweise kleinflä- chig, im Süden von WEA 2 auch großflächige, Erlenbestände (AC4 ta2 bis ta3), die eine dichte und teil- weise recht artenreiche Krautschicht haben. Unter anderem wurden festgestellt: Kressen-Schaumkraut (Cardamine amara), Winkel-Segge (Carex remota), Gegenblättriges und Wechselblättriges Milzkraut (Chrysosplenium oppositifolium, Chr. alternifolium), Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa), Schar- bockskraut (Ficaria verna), Gundermann (Glechoma hederacea), Sumpf-Vergissmeinnicht (Myosotis scor- pioides agg.) und Hain-Ampfer (Rumex sanguineus).

Neben den Erlenbrüchen auf Quellfluren und hoch anstehendem Grundwasser kommen entlang von Quellbächen, am Rand des Untersuchungsgebiets, nördlich von WEA 1 und südlich der Zuwegung zur WEA 2, Streifen von bachbegleitendem Erlenwald (AC5 ta2 bis ta3) innerhalb anderer Waldbestände vor.

Beide Biotoptypen sind nach § 30 BNatSchG geschützt. Nach Anhang I der FFH-RL wird der Biotoptyp AC5 als prioritärer Lebensraum 91E0* eingestuft. Der Biotoptyp AC4 weist hingegen keinen FFH-RL- Schutzstatus auf.

Birkenmischwald mit einheimischen Laubbaumarten (AD1a) Eine Fläche mit Birken (Betula pendula), bestehend aus geringem Baumholz (ta2), befindet sich am Ost- rand des Untersuchungsgebiets nordöstlich von WEA 1. Neben der Birke kommen Bergahorn, Schwarzer- len und einige Fichten vor.

Ein Niederwaldcharakter liegt nicht vor, daher ist der Biotoptyp nach § 30 BNatSchG nicht geschützt. Er wird auch keinem FFH-LRT zugeordnet.

Sonstiger Laubmischwald einheimischer Arten (AG2) Im Norden der Zuwegung zur WEA 2, direkt an der Bundesstraße 8, ist an einer Böschung ein schmaler Streifen mit altersheterogenem (ty) Mischwald aus Eschen, Jungbuchen. Eichen, Fichten und Zitterpap- peln einem Fichtenbestand vorgelagert.

Der Biotoptyp ist nach § 30 BNatSchG nicht geschützt und wird auch keinem FFH-LRT zugeordnet.

Ahorn-/Lindenwald (Bergahorn-Schwachholz und Stangenholz) AR0 Am westlichen Rand des Untersuchungsgebiets um WEA 2, unmittelbar östlich des Standorts der WEA 2 sowie an den Zufahrten östlich der B 8, kommen flächige Pflanzungen von Berg-Ahorn (Acer pseudopla- tanus) als Stangenholz (ta3), teilweise auch als geringes Baumholz (ta2) mit bis zu 20 cm BHD vor. Am Straßenrand kommen begleitend Fichte, Lärche und Buche, auf der Fläche im Westen Birken und ein ein- zelner Fichten-Überhälter mit 80 cm BHD vor. Die Fläche unmittelbar östlich des Anlagenstandortes ist feucht, enthält quellige Bereiche (s. FK2) und an den feuchteren Stellen auch Schwarz-Erlen sowie Fich- ten.

Der Biotoptyp ist nach § 30 BNatSchG nicht geschützt und wird auch keinem FFH-LRT zugeordnet.

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Nadelwald

Fichtenwald (AJ0), Fichtenmischwald mit einheimischen Laubholzarten (AJ1) Fichtenwald (AJ0) kommt im gesamten Untersuchungsgebiet sowohl großflächig als auch in kleineren Be- ständen vor und nimmt mehr als die Hälfte der Waldflächen ein. Es handelt sich um forstlich begründete Reinkulturen der Fichte (Picea abies), die im Westerwald nicht bodenständig ist. Die Bestände haben un- terschiedliche Altersklassen von Stangenholz (ta3), geringem (ta2) und mittlerem Baumholz (ta1). Kleine Teilbestände und Einzelbäume weisen auch BHD über 50 cm (Endnutzungsbestand, ta) auf. Ältere stark dimensionierte Fichtenbestände haben für den Naturschutz eine höhere Bedeutung als gering dimensio- nierte oder Stangenholz. Bemerkenswert ist das Vorkommen der Ilex Stechpalme (Ilex aquifolium) in den lichteren älteren Fichtenwäldern.

Innerhalb der Fichtenforste gibt es zahlreiche kleinere und großflächigere Lichtungen, die überwiegend durch Windwurf und anschließende Räumung und Bergung der Stämme entstanden sind und die mit Laub- und Nadelhölzern aufgeforstet werden (siehe unter sonstige Waldbiotope).

Neben Reinbeständen gibt es in deutlich geringeren Anteilen Fichtenmischwald (AJ1, Fichtenanteil 50 - 80 %) mit unterbauter Rot-Buche und vereinzelt Birke. Auch die Fichtenmischwälder kommen in den Größenklassen Stangenholz (ta3), geringes (ta2) und mittleres Baumholz (ta1) vor.

Beide Anlagenstandorte liegen in Fichtenwäldern.

Die Biotoptypen sind nach § 30 BNatSchG nicht geschützt. Sie werden auch keinem FFH-LRT zugeordnet.

Douglasienwald (AL1) Nördlich der Zuwegung zur WEA 2 gibt es einen kleinen Bestand aus vier alten Douglasien mit einem BHD zwischen 60 und 80 cm (ta).

Der Biotoptyp ist nicht nach § 30 BNatSchG geschützt und wird auch keinem FFH-LRT zugeordnet.

Wald aus einer seltenen Nadelbaumart (AL2 Weißtannen-Stangenholz) Nördlich der WEA 1 befindet sich eine Fläche, die dicht mit Weißtannen (Abies alba) aufgeforstet wurde. Diese habe sich zu einem Stangenholz (ta3) entwickelt.

Der Biotoptyp ist nicht nach § 30 BNatSchG geschützt und wird auch keinem FFH-LRT zugeordnet.

Lärchenmischwald (AS1) Im Gebiet gibt es eine große sowie drei kleinere Flächen, die überwiegend mit geringen (ta2) bis mittle- ren (ta1) Lärchen (Larix decidua) bestanden sind, begleitet von Fichten und Rot-Buchen. Südlich der WEA 1 gibt es daneben im Buchenhochwald mehrere Inseln mit Lärchenmischwald mit Fichten und Rot- Buchen.

Der Biotoptyp ist nicht nach § 30 BNatSchG geschützt und wird auch keinem FFH-LRT zugeordnet.

Sonstige Waldbiotope Alle diese Biotoptypen sind nicht nach § 30 BNatSchG geschützt und auch keinem FFH-LRT zugeordnet.

Kahlschlagflächen (AT1) Nordwestlich der WEA 1 gibt es am Rand des Untersuchungsgebietes eine Fläche von ehemaligem Fich- ten- oder Mischwald, die kürzlich vollständig geräumt wurde. Da keine Anzeichen von Windwurf zu er- kennen waren, wurde die Fläche als Kahlschlagfläche eingestuft.

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Windwurfflächen (AT2) Innerhalb des Fichtenwaldes gibt es fünf kleinere Flächen, die nach Windwurf geräumt wurden, jedoch noch nicht aufgeforstet sind. Sie sind in einem Fall erst kürzlich entstanden (Fläche nördlich WEA 1), in den anderen Fällen bereits mit Landreitgras (Calamagrostis epigejos), Rotem Fingerhut (Digitalis purpu- rea), Adlerfarn (Pteridium aquilinum) und Himbeere (Rubus idaeus) sowie weiteren höheren Pflanzen und Moosen bewachsen.

Aufforstungen (AU0) Im Untersuchungsgebiet gibt es auf geräumten Windwurfflächen zahlreiche Aufforstungen. Gepflanzt werden als Nadelhölzer Fichte (Picea abies), Lärche (Larix decidua) und auch Weißtanne (Abies alba), an Laubbäumen bevorzugt Eiche (Stiel-Eiche (Quercus robur)) und Bergahorn (Acer pseudoplatanus). Jung- buche tritt meist in Form von Naturverjüngung auf. Die Setzlinge sind mit Verbissschutz aus Draht oder Plastik ausgestattet, kleinere Flächen sind auch eingezäunt. Daneben kommen auch Hasel (Corylus avel- lana), Birke (Betula pendula), Vogelbeere (Sorbus aucuparia), Stechpalme (Ilex aquifolium) und Weiden (Salix spec.) spontan vor. Die Krautschicht wird wie auf den älteren Windwürfen auch aus Landreitgras, Himbeere und anderen höheren Pflanzen gebildet.

Jungwuchs (AU1) Jungwuchs (AU1) zeichnet sich durch eine spontane Entwicklung auf gehölzfreien Flächen aus. Er kommt im Gebiet nur kleinflächig an Windwurfflächen vor. Typische Arten sind Gemeine Haselnuss (Corylus avel- lana), Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) und Birke (Betula pendula), daneben auch Fichte und Rot-Buche, die im Gebiet auch spontan auftreten.

Kleinflächige Gehölze und Gebüsche, Baumreihen, Hecken und Einzelgehölze

Baumreihe (Laubgehölz) (BF1) Entlang der Zuwegung zu der WEA 1 befindet sich nördlich des Weges eine Reihe mit Berg-Ahorn, die 2 Meter vom Wegesrand entfernt und einem Fichtenforst vorgelagert ist. An der östlichen Ecke (gegenüber der Westgrenze des Bundeswehr-Depots) befindet sich ein Ahorn mit einem BHD von 45 cm. Die meisten anderen Bäume haben weniger als 38 cm BHD.

Der Biotoptyp ist nach § 30 BNatSchG nicht geschützt, da die Bäume nicht alt genug sind und wird auch keinem FFH-LRT zugeordnet.

Schwaches Totholz, liegend (BL4) Im Nordwesten der WEA 1 befindet sich nördlich eines Waldweges ein Haufen mit Schwachholz (vor- nehmlich Fichte), das dort in der Art einer Benjeshecke etwa 5 Meter breit aufgeschichtet ist und sich über die ganze Länge einer Aufforstung hinzieht.

Der Biotoptyp ist nach § 30 BNatSchG nicht geschützt und wird auch keinem FFH-LRT zugeordnet.

Gewässer

Tümpel (periodisch) (FD1) Nördlich der Zuwegung zur WEA 2, etwa 200 Meter von der Einmündung in die B 8 entfernt, befindet sich unter Rot-Buchenhochwald eine Senke, die temporär Wasser führt und über ein Rohr unterhalb des Weg- es nach Südosten entwässert. Im Frühjahr 2016 war kein Froschleich zu finden, die Wasserführung ist für ein Laichgewässer vermutlich zu unregelmäßig. Eine Krautvegetation, insbesondere eine typische Nass- vegetation ist nicht ausgebildet.

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Quellstau (FH3) Nördlich der Zuwegung zu der WEA 1 befindet sich unter Fichtenforst ein Quellbereich, der durch eine Betonmauer von ca. 1 m Höhe und 10 m Länge parallel zum Weg aufgestaut wird. Der Stauteich hat eine Größe von ca. 10 mal 20 Metern. Aufgrund der starken Beschattung finden sich außer wenigen Wasser- linsen (Lemna minor) keine Wasserpflanzen. Eine Eignung als Laichgewässer für Amphibien ist grundsätz- lich gegeben, allerdings wurde kein Froschlaich beobachtet. Das abfließende Gewässer wird gefasst und durch Rohre abgeleitet.

Der Biotoptyp ist nicht nach § 30 BNatSchG geschützt und wird auch keinem FFH-LRT zugeordnet.

Quellbereiche, Sickerquelle (FK0, FK2) Im Untersuchungsgebiet mit seiner schwach geneigten Kuppenlage gibt es eine ganze Reihe von Quellen, meist flächige Quellhorizonte mit Sickerquellen. Teilweise versickern die Gewässer nach kurzer Fließstre- cke wieder, um talwärts erneut zu Tage zu treten. Oft sind weiter quellige Stellen im Bereich der Bäche zu finden oder werden durch Entwässerungsgräben gefasst und abgeleitet (siehe unten).

Nördlich der Zuwegung zu der WEA 1 finden sich zwei Quellbereiche. Der erste liegt von Osten kommend etwa 100 Meter nach der Abzweigung von der B8 in einem Buchenhochwald. Er verfügt nur über eine spärliche krautige Vegetation.

Der zweite Quellbereich liegt nördlich des Quellstaus FH3 in einem Fichtenforst und weist eine spärliche Quellvegetation, unter anderem mit Torfmoosen (Sphagnum spec.) und Binsen (Juncus cf. effusus), auf.

Ein ausgedehnter Quellbereich mit einer Länge von 40 Metern und einer Breite von 15 bis 20 Metern liegt nordwestlich der WEA 1 in einem Fichtenforst. Als Arten in der Krautschicht wurden Winkelsegge (Carex remota), Binse (Juncus effusus), Flutender oder Hain-Schwaden (Glyceria spec.), Bachbunge (Veronica beccabunga), Torfmoose (Sphagnum palustre agg.) und andere Moose festgestellt. Außerdem wurde ein adulter Grasfrosch gefunden. Dieser Bereich ist nach mündlicher Mitteilung von Joachim Kuchinke eine Erzverhüttungsstelle und Kohlenmeiler aus der Latènezeit.

Nördlich der WEA 1, am Rand des Untersuchungsgebietes, befinden sich in einem Lärchenwald mehrere Quellhorizonte mit Erlen und einer lockeren Krautschicht, die sich zu einem Richtung Mündersbach ent- wässernden Quellbach vereinen.

Westlich des Schimmelsbachs befinden sich am Rand des Umfeldes von WEA 2 ebenfalls einige Quellhori- zonte, wo in der schütteren Krautschicht unter anderem Gegenblättriges Milzkraut (Chrysosplenium op- positifolium) vorkommt.

In dem Bereich der Zuwegung der WEA 2 kommt ein Quellbereich vor, welcher mit Erlen-Bruchwald be- standen (AC4) und als § 30 Biotop (BT-412-0752-2006) geschützt ist.

Der Biotoptyp ist nach § 30 BNatSchG geschützt. Da es sich nicht um Kalktuff-Quellen handelt, wird er keinem FFH-LRT zugeordnet.

Quellbäche (FM4) Es gibt eine Reihe von Bächen, die vom Hartenfelser Kopf ausgehend das Gebiet nach Norden, Westen und Südwesten entwässern. Ausgeprägten Bachcharakter mit dauerhafter Wasserführung haben im Un- tersuchungsgebiet nur der im Bereich des ehemaligen Militärgeländes entspringende Schimmelsbach (BT- 5412-0761-2006 und BT-5412-0762-2006), der nach Osten in den Hartenbach entwässernde Quellbach und einige Richtung Mündersbach fließende Bäche. Sie sind im schwach geneigten Bereich der Kuppe nur

Seite 15 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz wenig eingetieft und haben noch nicht die ausgeprägte Kerbtal-Form schnell fließender Mittelgebirgsbä- che ausgebildet.

Der Biotoptyp ist nach § 30 BNatSchG geschützt. Einem FFH-LRT sind nur Fließgewässern mit flutender Vegetation zuzuordnen, die im Untersuchungsgebiet nicht nachgewiesen wurden.

Graben, Graben mit extensiver Instandhaltung (FN0, FN3) Es handelt sich um Entwässerungsgräben innerhalb des Waldes entlang von Waldwegen und durch die Baumbestände, die nur periodisch Wasser (wb) führen. Viele der Gräben entlang der Wege sind kürzlich freigelegt worden. Die meisten Gräben im Bestand werden dagegen nicht oder nur geringfügig unterhal- ten und sind daher teilweise verflacht und nur stelleweise Wasser führend.

Der Biotoptyp ist nicht nach § 30 BNatSchG geschützt und wird auch keinem FFH-LRT zugeordnet.

Weitere anthropogen bedingte Biotope Die folgenden Biotope sind nicht nach § 30 BNatSchG geschützt und werden keinen FFH-LRT zugeordnet.

Straßenrand (HC3) Es handelt sich um die Straßensäume beiderseits der Bundesstraße 8, die je nach Höhe der Straßenbö- schungen zwischen 3 und 8 Meter breit, stark durch Immission von Salz und Straßenstaub bzw. -abrieb belastet sind und intensiv gemäht werden.

Lagerplatz unversiegelt (HT3) Es handelt sich um Schotterflächen, die zur Errichtung der bestehenden Windkraftanlagen angelegt wur- den und die am nordöstlichen Rand des Untersuchungsgebetes liegen.

Industriebrache, Bunker (HW0/HZ0, aufgelassenes Militärgelände) Das Gebiet erstreckt sich südlich der Zufahrt zu der WEA 1. Es ist mit einem stabilen Zaun umgeben und wurde daher nicht begangen. Von außen ist zu erkennen, dass es aus Gehölzaufwuchs, Gebüsch, waldar- tigen Baumbeständen, Bunkern und Wegen besteht. Es wird nicht mehr militärisch genutzt, die Anlagen stehen leer oder werden für zivile Zwecke genutzt. Innerhalb des Geländes stehen bereits 4 Windener- gieanlagen.

Bundesstraße (VA2) Die Bundesstraße B 8 verläuft östlich des Untersuchungsgebietes von Norden nach Süden. Dazu kommt die Abzweigung und Zufahrt zu der aufgelassenen Militäranlage. Weitere öffentliche Straßen kommen im Gebiet nicht vor.

Befestigte und unbefestigte Waldwege (VB3, VB4) Im Gebiet befindet sich eine große Zahl allwettertauglicher geschotterter Forstwege (VB3) mit begleiten- den Säumen, meist einseitig mit einem Graben angelegt und mit einer feuchten Staudenflur bewachsen. Zum Zeitpunkt der Erhebung waren die Gräben an vielen Forstwegen frisch geräumt, so dass nur offener Boden, jedoch keine Vegetation vorhanden war.

Weiterhin gibt es zahlreiche unbefestigte Waldwege (VB4) und Rückegassen, die entsprechend der Spur- breite der eingesetzten Maschinen zwischen 2,5 und 3,0 Meter breit sind und meistens in ihrem Bewuchs der Umgebung entsprechen, sofern sie nicht kürzlich erst befahren wurden.

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Säume

Waldbegleitende feuchte Innensäume (KA3) Im Untersuchungsgebiet sind häufig feuchte Innensäume (KA3) entlang der Waldwege vorhanden. In den meisten Fällen sind sie zwischen 1,5 und 2 Meter breit, oft auch in Verbindung mit einem Entwässe- rungsgraben entlang des Waldweges. Sie sind meist eutroph und entsprechen der Vegetation der Schlag- fluren und Lichtungen.

Feuchte Hochstaudenfluren mit einer Breite von über 5 Metern, die als § 30-Biotop oder als FFH-LRT (nur entlang von Fließgewässern) geschützt sein könnten, kommen im Untersuchungsgebiet nicht vor.

Waldbegleitende trockene Innensäume (KB3) Entlang der Waldwege an trockeneren Standorten kommen trockene, eutrophe Innensäume mit Breiten von meist 1,5 bis 2 Meter vor.

Wärmeliebende Säume des Geranion sanguinei, die nach § 30 BNatSchG geschützt sind, kommen im Un- tersuchungsgebiet nicht vor. Der Biotoptyp ist auch nicht als FFH-LRT geschützt.

Flächenhafte Hochstaudenflur (LB0, Wildacker, Wildäsungsflächen) Im Untersuchungsgebiet kommen zwei Waldlichtungen vor. Die östlich von WEA 2 und südlich der Zuwe- gung gelegene Fläche zeichnet sich durch Stellen mit offenem Boden, Gräsern und ruderalen Hochstau- den aus. Die andere Fläche ist kürzlich umgebrochen worden und hauptsächlich mit Stumpfblättrigem Ampfer (Rumex obtusifolia) bestanden.

Es handelt sich nicht um einen Biotoptyp, der nach § 30 BNatSchG geschützt ist. Er ist auch keinem FFH- LRT zugeordnet.

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Habitat-/Totholzbäume sowie begrenzende Bäume

Nachfolgende Habitat- und Totholzbäume kommen im Untersuchungsraum vor. Im Bereich der Zuwe- gung zur WEA 2 stehen unmittelbar südlich des Forstweges stark dimensionierte Bäume des Alt- holzprogrammes des Forstamtes Selters. Die wert- vollen Laubbäume sind dauerhaft zu erhalten. Um die Rodung entlang der Zuwegung in wertvollen Flä- chen so gering wie möglich zu halten, wurden zu- sätzlich in einzelnen Bereichen die begrenzenden Bäume der benachbarten Flächen aufgenommen. Wichtig sind hierbei die Abgrenzungen der LRT- Flächen, besonders von jenen, die sich innerhalb des FFH-Gebietes „Unterwesterwald bei Herschbach“ be- finden.

Abbildung 3: Baum des Alt-/Totholzprogrammes FA Selters

Tabelle 2: Übersicht der Habitat- und Totholzbäume sowie begrenzende Bäume im Untersuchungsraum

Habitat- / Totholzbäume sowie begrenzende Bäume Baum Baumart Baumart wissen- BHD Zustand Bemerkung Nr. dt. Name schaftlicher Name [cm] Tiefer Riss im Stamm in 0,5 bis 3 m 094 Rotbuche Fagus sylvatica 60 Vital Höhe 113 Rotbuche Fagus sylvatica 90 Vital Ritzen im Stamm 114 Rotbuche Fagus sylvatica 75 Vital Mit totem Buchenstumpf 115 Rotbuche Fagus sylvatica 70 Vital - 116 Rotbuche Fagus sylvatica 85 Vital - 117 Rotbuche Fagus sylvatica 90 Vital Alt-/Totholzprogramm 101 FA Selters Alt-/Totholzprogramm 100 FA Selters, 118 Rotbuche Fagus sylvatica 90 Vital kleine Asthöhlen 121 Rotbuche Fagus sylvatica 48 Vital Krank, tiefer Riss im Stamm Schwarz- 125 Alnus glutinosa 45 Tot Stumpf 5 m hoch, Riss, Spechtlöcher Erle 126 Rotbuche Fagus sylvatica 55 Vital Riss 0-2 m 128 Rotbuche Fagus sylvatica 45 Vital Asthöhle in 4 m Höhe Alt-/Totholzprogramm 60 FA Selters, 129 Rotbuche Fagus sylvatica 85 Vital Spalte im Stamm 132 Rotbuche Fagus sylvatica 80 Tot 5 m hoch, Spechthöhle, viele Pilze

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Habitat- / Totholzbäume sowie begrenzende Bäume Alt-/Totholzprogramm 61 FA Selters, 6 133 Rotbuche Fagus sylvatica 90 Tot m hoch, weiterer Stamm 4 m hoch Acer pseudoplata- 134 Berg-Ahorn 45 Vital - nus Gemeine 135 Picea abies 52 Vital - Fichte Schwarz- 349 Alnus glutinosa 42 Vital - Erle Schwarz- 349A Alnus glutinosa 48 Vital - Erle 350 Rotbuche Fagus sylvatica 45 Vital Begrenzt LRT 9110 (FFH-Gebiet) 351 Rotbuche Fagus sylvatica 47 Vital Begrenzt LRT 9110 (FFH-Gebiet) 352 Rotbuche Fagus sylvatica 45 Vital Begrenzt LRT 9110 (FFH-Gebiet) 353 Rotbuche Fagus sylvatica 47 Vital Begrenzt LRT 9110 (FFH-Gebiet) 354 Rotbuche Fagus sylvatica 95 Vital Alt-/Totholzprogramm 105 FA Selters 355 Rotbuche Fagus sylvatica 80 Vital Alt-/Totholzprogramm 105 FA Selters Gemeine 356 Picea abies 53 Vital - Fichte Gemeine Begrenzt Nachbarfläche eines LRT 356A Picea abies - Vital Fichte 9110 (FFH-Gebiet) 366 Rotbuche Fagus sylvatica 85 Vital - 367 Rotbuche Fagus sylvatica 80 Vital - 368 Rotbuche Fagus sylvatica 70 Vital Riss in der Rinde Gemeine 369 Picea abies 45 Vital Begrenzt LRT 9110 (FFH-Gebiet) Fichte 370 Rotbuche Fagus sylvatica 60 Vital Begrenzt LRT 9110 (FFH-Gebiet) 371 Rotbuche Fagus sylvatica 42 Vital - 372 Rotbuche Fagus sylvatica 55 Vital - Schwarz- 25 + 373 Alnus glutinosa Vital Zweistämmig Erle 20 375 Rotbuche Fagus sylvatica 60 Vital Abgestorbener Ast mit Riss 376 - - 60 Tot Baumstumpf 377 Rotbuche Fagus sylvatica 70 Vital Asthöhle 378 Rotbuche Fagus sylvatica 80 Vital - 379 Rotbuche Fagus sylvatica 75 Vital - Acer pseudoplata- Begrenzt Nachbarfläche eines LRT 510 Berg-Ahorn 20 Vital nus 9110 (FFH-Gebiet) Gemeine Begrenzt Nachbarfläche eines LRT 511 Picea abies 60 Vital Fichte 9110 (FFH-Gebiet) Gemeine 512 Picea abies 40 Vital - Fichte Gemeine 513 Picea abies 60 Vital - Fichte Gemeine 514 Picea abies 40 Vital - Fichte Gemeine 515 Picea abies - Vital - Fichte 516 Rotbuche Fagus sylvatica 40 Vital -

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Habitat- / Totholzbäume sowie begrenzende Bäume Gemeine 517 Picea abies 50 Vital - Fichte 518 Rotbuche Fagus sylvatica 60 Vital - 519 Rotbuche Fagus sylvatica 50 Vital Begrenzt LRT 9110 (FFH-Gebiet) 520 Rotbuche Fagus sylvatica 60 Vital - 521 Rotbuche Fagus sylvatica 40 Vital Begrenzt LRT 9110 (FFH-Gebiet) 522 Rotbuche Fagus sylvatica 70 Vital - 523 Rotbuche Fagus sylvatica 60 Vital LRT 9110 (FFH-Gebiet) 524 Rotbuche Fagus sylvatica 85 Vital Begrenzt LRT 9110 525 Rotbuche Fagus sylvatica 80 Vital Begrenzt LRT 9110 526 Rotbuche Fagus sylvatica 75 Vital Begrenzt LRT 9110 527 Rotbuche Fagus sylvatica - Vital Begrenzt LRT 9110 528 Rotbuche Fagus sylvatica - Vital Begrenzt LRT 9110

2.2 Schutzgut Tiere Avifauna

Zur Prognose und Bewertung der zu erwartenden Auswirkungen auf Brut-, Rast- und Zugvögel wurde ein separates Fachgutachten Avifauna (BÖFA 2017b) erstellt. Die Untersuchung erfolgte nach den methodi- schen Vorgaben der VSW bzw. den aktuellen gängigen Erhebungsstandards (VSW & LUWG 2012, ISSELBÄ- CHER et al. 2013). Die Untersuchungen erfolgten in 2015. Der Untersuchungsraum (UR) umfasste den Raum im Umkreis von bis zu 4.000 m um die geplanten WEA.

Die im Rahmen des avifaunistischen Gutachtens erfasste Brutvogelfauna im engeren Untersuchungs- raum (500 m-Radius um die geplanten WEA) setzte sich überwiegend aus typischen Waldarten wie der Hohltaube, dem Buntspecht, dem Wald- und dem Gartenbaumläufer, dem Kleiber, dem Waldkauz und verschiedenen Drosselarten zusammen. Mit der Hohltaube, dem Sperlingskauz und dem Waldkauz wur- den drei Folgenutzer der größeren Baum- und Spechthöhlen nachgewiesen, aber auch kleinere Höhlen- brüter (Kleiber, Wald- und Gartenbaumläufer, verschiedene Meisenarten) wurden beobachtet. Innerhalb der Sukzessionsflächen im Untersuchungsgebiet wurden insgesamt drei Brutreviere (davon eines knapp außerhalb des UR 500) des Baumpiepers und jeweils ein Brutrevier des Neuntöters und des Feldschwirls nachgewiesen.

Mit insgesamt 33 nachgewiesenen Brutvogelarten im Jahr 2015 war der Untersuchungsraum artenärmer ausgebildet als erwartet. In der Literatur veröffentlichte Arten-Areal-Kurven (Literatur s. avifaunistisches Gutachten (BÖFA 2017b)) ließen eine Artendichte von 40 - 60 Brutvogelarten annehmen.

Bei der Gesamtbewertung eines Gebietes ist neben der reinen Artenzahl aber auch der Anteil von gefähr- deten und seltenen Arten zu berücksichtigen. Im UR kommen als wertgebende Arten Baumpieper, Feld- schwirl, Neuntöter, Sperlingskauz, Turteltaube und Waldlaubsänger vor, so dass das Gebiet insgesamt eine hohe Bedeutung besitzt.

Bei der Horstsuche wurden im Frühjahr 2015 insgesamt 9 Greifvogelhorste gefunden. Von diesen waren bei späteren Kontrollen ein Horst durch den Habicht und zwei durch den Rotmilan besetzt. Weitere Horstbrüter, deren genaue Brutplätze in den Waldbeständen im Gebiet nicht gefunden werden konnten,

Seite 20 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz waren Sperber und Wespenbussard. Neben den Horstbäumen wurden außerdem 41 Habitatbäume mit Höhlen gefunden.

Ergebnis der Großvogeluntersuchung in 2015 war, dass im Radius 4.000 m um die geplanten Anlagen- standorte vier Brutpaare des Rotmilans brüteten, wovon eines, mit einem Abstand von 1.000 m zu den geplanten Windenergieanlagen, die artspezifische Abstandsempfehlung von 1.500 m (LAG VSW 2015) un- terschreitet. Ein weiteres Brutrevier des Rotmilans konnte außerhalb des artspezifischen Suchraumes von 4.000 m in 5.400 m Entfernung westlich von festgestellt werden. Ein Brutrevier des Wespenbus- sards wurde im Süden des UR 1.500 aufgrund mehrfacher Balz- und Paarflüge vermutet. Der vermutete Reviermittelpunkt weist einen Abstand von rund 1.100 m zum geplanten Standort der WEA 2 auf. Die art- spezifische Abstandsempfehlung von 1.000 m (LAG VSW 2015) wird somit eingehalten. Innerhalb des artspezifischen Suchraums des Schwarzstorchs von 10 km (LAG VSW 2015) wurden insgesamt 7 Brutre- viere nachgewiesen. Wovon das nächstgelegene Schwarzstorchrevier mit einem Abstand von 4.300 m zu den geplanten Anlagen liegt und somit alle festgestellten Brutreviere des Schwarzstorches außerhalb der artspezifischen Abstandsempfehlung von 3.000 m liegen (LAG VSW 2015).

Der Uhu brütet mit einem Paar innerhalb des Basalt-Steinbruchs westlich von und weist ei- nen Abstand von rund 1.900 m zum geplanten Standort der WEA 2 auf. Somit wird die artspezifische Ab- standempfehlung von 1.000 m (LAG VSW 2015) eingehalten.

Neben den sieben windkraftempfindlichen Großvogelarten wurden mit dem Habicht, dem Kormoran, dem Mäusebussard, dem Sperber und dem Turmfalken fünf weitere Großvogelarten im Untersuchungsgebiet festgestellt. Während für den Habicht ein Brutnachweis im Süden des UR 1.500 vorliegt, wird der Mäuse- bussard mit sieben und der Sperber mit einem Brutverdacht im UR 4.000 eingestuft. Für den Turmfalken liegen im UR 4.000 insgesamt vier Brutnachweise vor, wohingegen für den Kormoran kein Brutverdacht im Untersuchungsgebiet vorliegt.

Es wurden vier potentielle Rastgebiete im Offenland in der Umgebung der geplanten Anlagenstandorte festgestellt.

Im September 2015 wurden 22 bis 34 Zugvogelarten mit jeweils wenigen Individuen registriert. Der stärkste Vogelzug wurde Mitte Oktober mit 25 verschiedenen Arten registriert. An diesem Tag dominier- ten Buchfinken und Ringeltauben das Zuggeschehen. Danach wurden im November wieder deutlich we- niger Arten und Individuen festgestellt.

Es konnten keine auffälligen Verdichtungszonen des Breitfrontzuges der Singvögel und Tauben festge- stellt werden. Der Vogelzug verteilte sich über den gesamten Untersuchungsraum. Insgesamt betrachtet ist das Aufkommen an Zugvögeln über dem Gebiet mit durchschnittlich 351 Individuen/h als gering ein- zustufen. Von insgesamt 22.479 beobachteten Zugvögeln überflogen 5.503 Individuen den Bereich der Anlagen-Standorte.

Der größte Teil der registrierten Zugvögel überflog bei den während des Herbstzuges vorherrschenden südlichen Winden die geplanten WEA bzw. die angrenzenden Waldbereiche in nur relativ geringen Höhen von rd. 100 m.

Der Kranichzug wurde mit 7 Terminen untersucht. Insgesamt überflog nur ein geringer Anteil der zie- henden Kraniche die geplanten WEA. Die registrierte Hauptzugrichtung der Kraniche war in östlicher Richtung über das Untersuchungsgebiet.

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Durch den Vergleich der im Untersuchungsgebiet festgestellten Werte mit dem gemeldeten Kranichzug über Mitteldeutschland kommt dem Kranichzuggeschehen im Untersuchungsgebiet eine Bedeutung als regional bedeutsamer Zugkorridor zu.

Tabelle 3: Gesamtartenliste der im UR 500 nachgewiesenen Vogelarten UR 500 Schutz und Gefährdung

Habitattypen

Wissenschaftlicher

Deutscher Name

Name

tSchG

Na

§ § 7 B Erhaltungszustand VSRL 2014 RLP RL D 2007 RL Laubwald Mischwald Nadelwald Sukzession

Amsel Turdus merula § G h - - BV BV BV G Bachstelze Motacilla alba § G h - - G außerhalb UR 500 Baumpieper Anthus trivialis § S h 2 V - - - BV Blaumeise Cyanistes caeruleus § G h - - BV BV BV BV Buchfink Fringilla coelebs § G h - - BV BV G G Buntspecht Picoides major § G h - - BV BV G - Dorngrasmücke Sylvia communis § G h - - - - - BV Eichelhäher Garrulus glandarius § G h - - BV BV G G Elster Pica pica § G h - - G außerhalb UR 500 Feldschwirl Locustella naevia § G h - V - - - BV Fichtenkreuzschnabel Loxia curvirostra § G h - - - - G - Fitis Phyloscopus trochilus § G h - - - - - G Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla § G h - - BV BV - - Gartengrasmücke Sylvia borin § G h - - - - - BV Grauspecht Picus canus §§ U I V 2 BV außerhalb UR 500 Grünfink Carduelis chloris § G h - - G außerhalb UR 500 Haubenmeise Parus cristatus § G h - - - BV BV G Heckenbraunelle Prunella modularis § G h - - BV BV BV BV Hohltaube Columba oenas § G Z - - BV - - - Coccothraustes Kernbeißer § G h - - BV - - - coccothraustes Kleiber Sitta europaea § G h - - BV BV - G Kohlmeise Parus major § G h - - B B BV BV Kolkrabe Corvus corax § G h - - BV außerhalb UR 500 Mäusebussard Buteo buteo §§ G h - - BV außerhalb UR 500 Misteldrossel Turdus viscivorus § G h - - BV BV BV G Mittelspecht Dendrocopos medius §§ G I - - B außerhalb UR 500 Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla § G h - - BV BV - BV Neuntöter Lanius collurio §§ U I V - - - - B Raufußkauz Aegolius funereus §§ G I - - G außerhalb UR 500 Ringeltaube Columba palumbus § G h - - BV BV BV G Rotkehlchen Erithacus rubecula § G h - - BV BV BV BV Schwanzmeise Aegithalos caudatus § G h - - - - G - Schwarzspecht Dryocopus martius §§ G I - - - - G - Singdrossel Turdus philomelos § G h - - BV BV G G Sommergoldhähnchen Regulus ignicapillus § G h - - - G BV G Sperlingskauz Glaucidium passerinum §§ G I - - - - BV -

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UR 500 Schutz und Gefährdung

Habitattypen

Wissenschaftlicher

Deutscher Name

Name

tSchG

Na

§ § 7 B Erhaltungszustand VSRL 2014 RLP RL D 2007 RL Laubwald Mischwald Nadelwald Sukzession

Star Sturnus vulgaris § U h V - BV außerhalb UR 500 Sumpfmeise Parus palustris § G h - - BV - - - Tannenhäher Nucifraga caryocatactes § S h V - G außerhalb UR 500 Tannenmeise Parus ater § G h - - - G BV G Trauerschnäpper Ficedula hyopleuca § G h - - BV außerhalb UR 500 Turteltaube Streptopelia turtur §§ S h 2 3 - - BV - Wacholderdrossel Turdus pilaris § U h - - G außerhalb UR 500 Waldbaumläufer Certia familiaris § G h - - BV BV - - Waldkauz Strix aluco §§ G h - - BV BV - - Waldlaubsänger Phylloscopus sibilatrix § S h 3 - BV - - - Waldschnepfe Scolopax rusticola § U Z V V G G - - Weidenmeise Parus montanus § G h - - G außerhalb UR 500 Wintergoldhähnchen Regulus regulus § G h - - - G BV G Zaunkönig Troglodytes troglodytes § G h - - BV BV BV BV Zilpzalp Phylloscopus collybita § G h - - BV BV - BV § 7 BNatSchG: §§ = streng geschützt, § = besonders geschützt nach § 7 BNatSchG Erhaltungszustand der Brutvogelarten Rheinland-Pfalz (SIMON et al. 2014): G = günstig „favourable“ (FV), U = ungünstig – unzureichend „unfavourable“ (U1), S = ungünstig – schlecht „unfavourable-bad (U2), XX unbekannt „unknown“ VSRL (EU-Vogelschutzrichtlinie): h = heimische Vogelart, I = Anhang I VSRL, Z = Artikel 4 (2) VSRL, W = Artikel 3 VSRL (wertgebende Art in Rheinland-Pfalz), N = Neozoe RL RP: gefährdete Art nach der Roten Liste Rheinland-Pfalz, Stand 2014 RL D: gefährdete Art nach der Roten Liste der Bundesrepublik Deutschland, Stand 2007 Status der Avifauna: Brut (B), Brutverdacht (BV), Gastvogel (G), überfliegend (Ü) UR = Untersuchungsraum

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Tabelle 4: Liste der im UR 4000 nachgewiesenen Großvogelarten

Schutz und Gefährdung UR

Deutscher Name Wissenschaftlicher Name

tSchG

4.000 m 4.000

m 1.500

-

Na

-

§ § 7 B EHZ RP VSRL RLRP2014 2007 RLD 500 1.500

Baumfalke Falco subbuteo §§ G Z - 3 Ü Ü Habicht Accipiter gentilis §§ G - - - B Ü Kormoran Phalacrocorax carbo § G Z - - Ü Ü Mäusebussard Buteo buteo §§ G - - - BV BV Rotmilan Milvus milvus §§ S I V - BV B Schwarzmilan Milvus migrans §§ G I - - - G Schwarzstorch Ciconia nigra §§ G I - - G G Sperber Accipiter nisus §§ G - - - BV G Turmfalke Falco tinnunculus §§ G - - - G BV Uhu Bubo bubo §§ G I - - - BV Weißstorch Ciconia ciconia §§ G I - 3 - Ü Wespenbussard Pernis apivorus §§ U I V V BV G

§ 7 BNatSchG: §§ = streng geschützt, § = besonders geschützt nach § 7 BNatSchG Erhaltungszustand der Brutvogelarten Rheinland-Pfalz (SIMON et al. 2014): G = günstig „favourable“ (FV), U = ungünstig – unzureichend „unfavourable“ (U1), S = ungünstig – schlecht „unfavourable-bad (U2), XX unbekannt „unknown“ VSRL (EU-Vogelschutzrichtlinie): h = heimische Vogelart, I = Anhang I VSRL, Z = Artikel 4 (2) VSRL, W = Artikel 3 VSRL (wertgebende Art in Rheinland-Pfalz), N = Neozoe RL RLP: gefährdete Art nach der Roten Liste Rheinland-Pfalz, Stand 2014 RL D: gefährdete Art nach der Roten Liste der Bundesrepublik Deutschland, Stand 2007 Status der Avifauna: Brut (B), Brutverdacht (BV), Gastvogel (G), überfliegend (Ü) UR = Untersuchungsraum

Fledermäuse

Im Rahmen des geplanten Vorhabens wurde ein Fledermausgutachten erstellt (BÖFA 2016). Die im Rah- men dieser Untersuchung angewandte Methodenkombination aus systematischen Detektorbegehungen, automatischer akustischer Erfassung und Netzfängen sowie anschließender Telemetrie zur Quartiersuche entspricht den aktuellen fachlichen Empfehlungen (VSW & LUWG 2012).

Die Fledermausaktivitäten der Myotis-Arten zeigten im jahreszeitlichen Verlauf eine erhöhte Aktivität wäh- rend der Wochenstubenphase. Nachweise von Wochenstuben der Großen Bartfledermaus sowie von einer juvenilen Bechsteinfledermaus weisen auf eine Bedeutung des Untersuchungsgebietes als Wochenstu- benhabitat für baumbewohnende Myotis-Arten hin. Insbesondere die älteren Buchenbestände im UG wei- sen eine Funktion als Quartierhabitat für mögliche Wochenstuben als auch für Tagesquartiere auf. Für alle nachgewiesenen Myotis-Arten weist das UG eine Bedeutung als Nahrungshabitat auf. Aktivitäts- schwerpunkte liegen dabei am Südwestrand des Untersuchungsgebietes im Bereich der dortigen älteren Buchenbestände und im Schimmelsbachtal, sowie im Areal südöstlich der geplanten WEA 2.

Für das Braune Langohr sind die alten Buchenbestände ideale Nahrungs- und Habitatquartiere, wie der Fund eines Wochenstubenquartiers dieser Art belegt.

Zusammenfassend sind die Offenlandflächen und Windwurfflächen und insbesondere die alten Buchenbe- stände für die nachgewiesenen Fledermäuse von Bedeutung.

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Tabelle 5: Im Untersuchungsgebiet nachgewiesene Fledermausarten und deren Schutzstatus

Schutzstatus Nachweis

Wissenschaftlicher

Deutscher Name -

Name

Erhaltungs zustand FFH D RL RP RL Detektor Akustisch Netzfang

Eptesicus serotinus Breitflügelfledermaus U1 IV G 1 ● ● Myotis brandtii/ mysta- Bartfledermaus unbe- U1 IV V n.a. ● ● cinus stimmt* G IV V 2 Myotis bechsteinii Bechsteinfledermaus U1 II, IV 2 2 ● ● ● Myotis brandtii Große Bartfledermaus U1 IV V n.a. ●/◊ Myotis dasycneme Teichfledermaus U1 II, IV D II (●) Myotis daubentonii Wasserfledermaus G IV n 3 ● ● Myotis emarginatus Wimperfledermaus U1 II, IV 2 1 (●) Myotis myotis Großes Mausohr G II, IV V 2 ● ● ● Myotis mystacinus Kleine Bartfledermaus G IV V 2 ● Myotis nattereri Fransenfledermaus G IV n 1 ● ● ● Nyctalus leisleri Kleiner Abendsegler U1 IV D 2 ● ● Nyctalus noctula Großer Abendsegler U1 IV V 3 ● ● Pipistrellus nathusii Rauhautfledermaus U1 IV n 2 ● Pipistrellus pipistrellus Zwergfledermaus G IV n 3 ● ● ● Pipistrellus pygmaeus Mückenfledermaus U1 IV D n.a. ● Plecotus auritus/ Langohrfledermaus un- G IV V 2 ● ● austriacus bestimmt* U1 IV 2 2 Plecotus auritus Braunes Langohr G IV V 2 ●/◊ Plecotus austriacus Graues Langohr U1 IV 2 2 ●

* = eine akustische Unterscheidung der Arten ist nicht möglich ● = Nachweis (●) = potentieller Nachweis ◊= Quartiernachweis Der Erhaltungszustand der Arten gilt für kontinentale Regionen: G = günstig, U1 = unzureichend, U2=schlecht, xx = unbekannt (BFN 2013). FFH = Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, Anhänge II & IV (EUROPÄISCHE GEMEINSCHAFT 1992). Kategorien der Roten Listen: 0 – ausgestorben oder verschollen 1 - vom Aussterben bedroht, 2 - stark gefährdet, 3 - gefährdet, G - Gefährdung anzunehmen, D - Daten defizitär, V - Vorwarnliste, n - derzeit nicht gefährdet, II=Durchzügler, n.a. – nicht aufgeführt. Angaben für Rheinland-Pfalz nach (LUWG 1987), für Deutschland nach (MEINIG et al. 2009).

Wildkatze

Das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz veröffentlichte im Rahmen des Artenschutzprojektes Wildkatze eine Zonierung der Wildkatzenvorkommen in Rheinland- Pfalz. Diesen Verbreitungskarten liegen Studien aus den Jahren 1999 und 2013 zu Grunde.

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Die geplanten Windenergiestandorte liegen, laut dieser Verbreitungskarte, im Jahr 2013 in einem so ge- nannten Kernraum. Kernräume sind Zonen, welche seit über 20 Jahren durch die Wildkatze besiedelt sind oder es zahlreiche Mehrfachbeobachtungen sowie eine regelmäßige Reproduktion gibt.

Im Osten und Westen der Kernzone befindet sich ein so genannter besiedelter Raum, in welchen regel- mäßige Beobachtungen der Wildkatze verzeichnet wurden. Eingefasst werden die Ballungsräume der Wildkatze durch Randzonen. Randzonen sind Gebiete, in denen die Wildkatze sporadisch nachgewiesen wurde (LUWG 2013).

Ebenfalls mitten im Untersuchungsgebiet verläuft, von Nordosten nach Südwesten, eine Hauptachse der Biotopverbundsysteme der Wildkatze (BUND 2015).

Nachweise der Wildkatze aus der Umgebung des Planungsraumes wurden aus „Arten und Fakten“ (LUWG 2017) für die Messtischblätter MTBI. 5312 (TK25) und MTBI. 5412 Selters (Ww.) (TK25) ab- gefragt. Für beide Messtischblätter wird ein Vorkommen der Wildkatze ausgewiesen (ADP009, Wildkatze im Westerwald, 2013). Ergänzend wurden Daten der Will und Liselott Masgeik-Stiftung, nach dessen Stand von 2013 die nächst gelegenen Beobachtungen 1.800 m und der nächste Reproduktionsnachweis 2.400 m entfernt liegen (MASGEIK-STIFTUNG & P. SCHIEFENHÖVEL 2016). Ein Vorkommen und eine Reproduk- tion der Art im Vorhabengebiet sind aufgrund der geringen Distanz der Nachweise daher anzunehmen.

Abbildung 4: Übersicht der Lebensräume sowie Vorkommensnachweise der Wildkatze (MASGEIK-STIFTUNG & P. SCHIE- FENHÖVEL 2016) [Bearbeitet], Karte unmaßstäblich, genordet

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Wildkatzenbiotope

Im Rahmen der Biotopkartierung wurden die Bäume mit Höhlen, großes stehendes Totholz und sonstige herausragende Bäume festgehalten. Größere Höhlen, die als Ruhe- oder Fortpflanzungsstätte für Wild- katzen groß genug wären, konnten dabei im direkten Vorhabensbereich nicht festgestellt werden, aller- dings sind potentielle Habitate in Fuchs- und Datenbauen sowie unter Totholzhaufen nicht auszuschlie- ßen.

Die meisten Bäume des Alt- und Totholzprogramms sind relativ nah an Waldwegen und daher, selbst wenn sich Baumhöhlen bilden sollten, nicht gut als Lebensstätte für Wildkatzen aufgrund von Störungen geeignet. Im weiteren Untersuchungsraum sind allerdings Vorkommen von Habitaten nicht auszuschlie- ßen.

Die Empfindlichkeit des Schutzgutes Tiere leitet sich von der Empfindlichkeit gegenüber • Lebensraum- /Flächenverlust,

• visuellen Störreizen, Verlärmung, Erschütterung, Veränderung der räumlichen Anordnung von Habi- tatstrukturen,

• Zerschneidung der Ausbreitungswege, Verkleinerung/Fragmentierung des Lebensraumes

• Kollision ab.

Im vorliegenden Fall ist von bau-, anlage- und betriebsbedingten Wirkungen auf die Avifauna und Fle- dermausarten sowie von bau- und anlagebedingten Wirkungen auf die Wildkatze auszugehen.

2.3 Schutzgut Boden Der Untersuchungsraum 500 m um die geplanten Windenergieanlagen befindet sich auf Felsgestein des Paläozoikums, auf welchen Verwitterungsprodukte des Tertiärs aufliegen. Diese Verwitterungsprodukte bestehen im Bereich der WEA 1 aus Hang- und im Bereich der WEA 2 aus Basaltverwitterungslehm (KAI- SER GEOTECHNIK GMBH 2016).

Die Hangverwitterungslehme sind schwach tonig bis sandig schluffig mit einer starken Variation des Kies- kornanteiles. Der Übergang des Hanglehmes zum Hangschutt ist fließend, ebenso wie der Übergang in den verwitterten Fels. Bei den Basaltverwitterungslehmen handelt es sich um schwach kiesige, schwach tonig bis tonige, schwach sandig bis sandige schluffige Böden. Aufgrund des hohen Verwitterungsgrades ist auch hier der Übergang vom Basaltverwitterungslehm zum Basaltersatz fließend. Beiden Böden liegt ein Humoser Oberboden mit einer Mächtigkeit zwischen 10 und 25 cm auf. Die lehmigen Bestandteile der Böden sind stark wasser- und frostempfindlich und drohen bei Vernässung oder dynamischer Beanspru- chung aufzuweichen. Die Böden wurden demnach als sehr frostempfindlich und als nur mäßig bis einge- schränkt verdichtbar eingestuft (KAISER GEOTECHNIK GMBH 2016).

Bei den Bodengroßlandschaften handelt es sich im Bereich der WEA 1 um eine Bodengroßlandschaft mit hohen Anteilen an Quarzit, Grauwacke Sandstein sowie Ton- und Schluffschiefer mit Braunerde- Pseudogley als vorherrschendem Bodentyp. Die Böden haben einen schlechten bis mittleren natürlichen Basenhaushalt und ein mittleres Wasserspeicherungsvermögen. Im Bereich der WEA 2 handelt es sich um eine Bodengroßlandschaft der basischen und intermediären Vulkanite mit Braunerden und Locker-

Seite 27 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz braunerden aus dem Basalt des Tertiärs. Die Böden haben einen schlechten bis mittleren natürlichen Ba- senhaushalt und ein hohes Wasserspeicherungsvermögen (LGB-RLP 2016a).

Die Erosionsgefahr des Oberbodens an den Anlagestandorten ist als gering bis mittel eingestuft. Wobei die Erosionswirksamkeit durch die Hangneigung sehr gering bis gering und die durch Niederschläge von mittel bis hoch eingestuft wird (LGB-RLP 2016c).

Die Anlagenstandorte werden zudem im Eurocode 8 für erdbebensicheres Bauen als Erdbebenzone 0 klassifiziert und gelten somit als erdbebengefährdet (DIBT 2015).

Bewertung - Bedeutung -

Natürlichkeit Standorttypische Ausprägung des Bodens. Je geringer die Nutzungsintensität und Degradierung (z.B. durch Erosion) und je höher die Ursprünglichkeit des Bodens, umso höher ist seine Natürlichkeit.

Speicher- und Reglerfunktion/Filtervermögen Fähigkeit des Bodens, Stoffe abzupuffern, umzuwandeln und/oder anzulagern. Rückschlüsse auf Empfind- lichkeit gegenüber Schadstoffeinträgen und Nitratrückhaltevermögen. Fähigkeit des Bodens zur Aufnah- me und Speicherung von Niederschlagswasser, verzögerte Abgabe an Pflanzen oder Grundwasserleiter. Dem Boden kommt bei dieser Funktion eine hohe Bedeutung für den Grundwasser- und Hochwasser- schutz zu.

Physikochemische Filtereigenschaften des Bodens: sehr gering bis sehr hoch in Abhängigkeit der Oberflä- che und der Oberflächenaktivität der Bodenteilchen (sehr gering = stark sandige Böden evtl. mit Skelet- tanteil - sehr hoch = stark tonige Böden).

Mechanische Filtereigenschaften des Bodens: sehr gering bis sehr hoch in Abhängigkeit der Wasserdurch- lässigkeit und der Porengrößenverteilung im Boden.

Tabelle 6: Speicher- und Reglerfunktion/Filtervermögen im Bereich der WEA-Standorte (LGB-RLP 2016b, LGB-RLP 2016a) Speicher- und Reglerfunktion/Filtervermögen Potentielle Si- Retentions- Retentionsver- Retentionsvermö- Pufferfunktion Bereich ckerwasserspen- vermögen Nit- mögen Cadmium gen Blei Säuren de rat 300 – 400 mm / WEA 1 Gering Hoch Mittel Mittel Jahr 400 – 600 mm / WEA 2 Mittel Sehr Hoch Mittel Mittel Jahr

Biotische Lebensraumfunktion Funktion als Standort für die Vegetation und als Lebensraum der bewohnenden Organismen. Im engeren Sinn Boden als Standort gefährdeter Lebensgemeinschaften. Je geringer der anthropogene Einfluss und je spezifischer die Ausprägung der Standortfaktoren und deren Anzahl (Bsp. Nährstoffarmut, Trockenheit, Flachgründigkeit, Vernässung), umso höher ist die biotische Lebensraumfunktion.

Regionale Seltenheit Verbreitung des Bodens, steht in Korrelation mit der biotischen Lebensraumfunktion. Je seltener und ge- fährdeter ein Bodentyp, umso höher ist seine regionale Seltenheit.

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Natürliche Ertragsfunktion Eignung des Bodens für die landwirtschaftliche Produktion von Pflanzen. Das Ertragspotenzial wird vor allem durch die Durchwurzelbarkeit und von der Fähigkeit des Bodens Wasser in pflanzenverfügbarer Form zu speichern begrenzt. Als Schätzgröße wird die nutzbare Feldkapazität im durchwurzelbaren Bo- denraum [nFKdB] herangezogen. Je tiefgründiger der Boden und je höher die nFKdB, umso höher die na- türliche Ertragsfunktion.

Tabelle 7: Bedeutung des Schutzgutes Boden im Bereich der WEA-Standorte (LGB-RLP 2016b, LGB-RLP 2016a) Bedeutung des Schutzgutes Boden Speicher- und Biotische Lebens- Regionale Natürliche Bodentyp Natürlichkeit Reglerfunktion raumfunktion Seltenheit Ertragsfunktion Braunerden Hoch Mittel Mittel Keine Gering bis Mittel Braunerde- Hoch Mittel Mittel Keine Mittel Pseudogleye Lockerbrauner- Hoch Mittel Mittel Mittel Mittel den

Bewertung - Empfindlichkeit - gegenüber Schadverdichtung Die Eigenstabilität eines Bodens ist abhängig von der Bodenart und dem Humusgehalt, der Lagerungs- dichte (g/cm³) und der Bodenfeuchtigkeit (% nFK) (Gehalt an beweglichem Bodenwasser). Je gröber die Korngrößenzusammensetzung des Bodens, je geringer der Humusgehalt und je höher die Bodenfeuchte, umso empfindlicher ist der Boden gegenüber Schadverdichtungen. Böden sind aus ökologischer Sicht dann schadverdichtet, wenn infolge technogener Belastung das Porensystem des Bodens soweit reduziert ist, dass die Bodenfunktionen beeinträchtigt werden (LUNG 2005).

Innerhalb des Baufeldes wird es durch schwere Baufahrzeuge zu erheblichen Schadverdichtungen kom- men. Die baubedingte Beanspruchung ist unbedingt auf das technisch erforderliche Mindestmaß zu be- schränken. Außerhalb des Baufeldes haben Schadverdichtungen keine Relevanz, da dort keine technoge- ne Bodenbelastung stattfindet. gegenüber Schadstoffeintrag Generell gilt, je geringer das Filter- und Puffervermögen des Bodens, desto größer die Empfindlichkeit gegenüber Schadstoffeinträgen. Empfindlich sind darüber hinaus Böden mit hohem Grundwasserstand. gegenüber Veränderungen des Wasserhaushaltes Je prägender der Grund- oder Stauwassereinfluss für den Bodentyp ist, desto größer ist seine Empfind- lichkeit gegenüber Veränderungen des Wasserhaushaltes.

Tabelle 8: Empfindlichkeit des Schutzgutes Boden im Bereich der WEA-Standorte Empfindlichkeit des Schutzgutes Boden Veränderungen des Was- Bodentyp Schadverdichtung Schadstoffeintrag serhaushaltes Braunerden Im Baufeld hoch Mittel Hoch Braunerde-Pseudogleye Im Baufeld hoch Mittel Hoch Lockerbraunerden Im Baufeld Hoch Mittel Hoch

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Die durch das Vorhaben hervorgerufenen Veränderungen des Schutzgutes Boden beziehen sich im We- sentlichen auf die Bodenversiegelung und -verdichtung (s. Kap. 4.4.2).

2.4 Schutzgut Wasser Grundwasser Die geplanten WEA Standorte gehören zu dem Grundwasserkörper „Wied 1“. Während sich die WEA 1 auf dem hydrogeologischen Teilraum „Paläozoikum des nördlichen Rheinischen Schiefergebirges“ befin- den, gehört die WEA 2 zum „Tertiär des Westerwaldes“, welche beide wiederum zu dem hydrogeologi- schen Großraum „West- und Mitteldeutsches Grundgebirge“ gezählt werden. Der Grundwasserkörper an den Standorten ist als Kluftgrundwasserleiter in Silikatgestein ausgeprägt (LGB-RLP 2016d).

An allen Anlagenstandorten hat der Boden eine mittelmäßige Grundwasserneubildung sowie an den Standorten der WEA 1 eine gering bis äußert geringe und an der WEA 2 eine mittel bis mäßige Durchläs- sigkeit. Die Schutzwirkung der Grundwasserüberdeckung ist an allen geplanten Standorten als mittel an- zusehen (LGB-RLP 2016d).

Bei starkem Niederschlag kann es im Bereich der WEA 1 zu einer temporären Ausbildung von Hangwas- ser und Pfützen kommen. Bei der WEA 2 steht das Grundwasser zeitweise bis Geländeoberkante an. Der Boden an allen Standorten gilt als schlecht wasserdurchlässig (KAISER GEOTECHNIK GMBH 2016).

Die Wasserhaushaltsstufe an den WEA 1 und 2 wird als sehr frisch eingestuft und die Niederschläge lie- gen bei über 950 mm / Jahr (Niederschlagsgruppe 6) (FORSTEINRICHTUNG KOBLENZ 2007).

Nördlich der WEA 1 befindet sich das Trinkwasserschutzgebiet „Mündersbach“ (Zone II und III), welches zur öffentlichen Wasserversorgung genutzt wird. Südlich der WEA 2 liegt das Trinkwasserschutzgebiet (Schutzzone III) „Brunnen Schenkelberg/Am Bitzberg“, welches ebenfalls zur öffentlichen Wasserversor- gung genutzt wird. (siehe Abbildung 5) (MULEWF 2016a).

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Abbildung 5: Lage der Trinkwasserschutzgebiete (orange Flächen) im UR 500 (roter Kreis) (MULEWF 2016a), Karte genordet, unmaßstäblich (Stand: Mai 2016)

Laut der dritten Entwurfsfassung des Regionalen Raumordnungsplanes (RROP) Mittelrhein-Westerwald, befindet sich die WEA 2 innerhalb einer Fläche, welche nach derzeitigem Entwurfsstand als Vorbehaltge- bietes des Grundwasserschutzes vorgesehen ist (PLANUNGSGEMEINSCHAFT MITTELRHEIN-WESTERWALD 2016). Oberflächengewässer, Quellen Ungefähr 450 m westlich der WEA 2 verläuft ein Gewässer der dritten Ordnung, der Schimmelsbach (BT- 5412-0761-2006 und BT-5412-0762-2006), welcher südwestlich von Herschbach in den Holzbach mündet (MULEWF 2016a).

Die Lage der WEA 2 liegt randlich zum Entwässerungsgraben (FN0 wb) eines Fichtenforstes auf einer Länge von rd. 85 m (vgl. Karte 2).

Darüber hinaus muss dieser Graben für die Zufahrt zur Anlage sowie den Kranausleger auf einer Länge von rd. 20 m gequert werden. Die Funktion dieses Grabens ist vermutlich aus Sicht der Forstwirtschaft zu erhalten um ein Entwässern des Standortes zu gewährleisten.

Weiter kommen in dem Gebiet mehrere Oberflächengewässer in Form von Tümpeln, wasserführenden Gräben, einem Quellstau sowie Quellbächen vor (s. Kapitel 2.1).

Bewertung - Bedeutung - Grundwasserneubildung Je geringer der Versiegelungsgrad und je höher die Grundwasserneubildungsrate, umso höher ist die Be- deutung des Standortes für das Grundwasserdargebot.

Grundwasserschutzfunktion

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Je größer der Grundwasserflurabstand und je geringer die Wasserdurchlässigkeit bzw. je höher das Was- serrückhaltevermögen, umso höher ist die Bedeutung der Grundwasserschutzfunktion der überdeckenden Schichten. Je wirksamer die Funktion, umso höher die Grundwasserqualität.

Naturnähe der Oberflächengewässer Je naturnäher, unveränderter und unbeeinträchtigter ein Oberflächengewässer, umso höher seine Bedeu- tung (auch als Lebensraum für Tiere und Pflanzen). Höchste Bedeutung für natürliche, unveränderte und unbeeinträchtigte Gewässer.

Abflussregulations-/Retentionsfunktion Je naturnäher, unveränderter und unbeeinträchtigter ein Oberflächengewässer, umso höher seine Bedeu- tung (höchste Bedeutung für natürliche, unveränderte und unbeeinträchtigte Gewässer).

Gewässergüte Je höher die Gewässergüte, desto höher die Bedeutung des Gewässers.

Tabelle 9: Bedeutung des Schutzgutes Wasser im Bereich der WEA-Standorte Bedeutung des Schutzgutes Wasser

Grundwasser

WEA Standorte Grundwasserdargebot/-neubildung Grundwasserschutzfunktion

1 und 2 Mittel Mittel

Oberflächengewässer

Abflussregulation- Name Naturnähe Gewässergüte /Retentionsfunktion Bedingt naturnah / gering Quellbäche beeinträchtigt (verrohrt Hoch Hoch unter Waldwegen) Bedingt naturnah /gering Quellbereiche Hoch Hoch beeinträchtigt Bedingt naturnah / gering Schimmelsbach beeinträchtigt (verrohrt Hoch Hoch unter Waldwegen) Bedingt naturnah / gering Tümpel Hoch Hoch beeinträchtigt

Quellstau Künstlich angelegt Mittel Hoch

Bewertung - Empfindlichkeit - gegenüber Schadstoffeintrag/Verschmutzungsempfindlichkeit Je geringer der Grundwasserflurabstand und je geringer die Filterwirkung der Deckschichten, umso höher ist die Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers.

Empfindlichkeiten gegenüber Veränderungen der Grundwasserdynamik haben im vorliegenden Planungs- fall keine Relevanz, da durch die zusätzliche Versiegelung keine diesbezüglichen Beeinträchtigungen zu erwarten sind.

Je unbelasteter ein Oberflächengewässer und je stärker der funktionale Bezug des Gewässers zum Ein- griff, umso höher ist seine Verschmutzungsempfindlichkeit.

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Tabelle 10: Empfindlichkeit des Schutzgutes Wasser im Bereich der WEA-Standorte

Empfindlichkeit des Schutzgutes Wasser

Verschmutzungsempfindlichkeit

Grundwasser Mittel - Hoch

Quellbäche Hoch

Quellbereiche Hoch

Schimmelsbach Hoch

Tümpel Hoch

Quellstau Mittel

2.5 Schutzgut Klima/Luft Der Bezugsraum wird von Hochwald und weiteren Waldstrukturen eingenommen. Zusätzlich finden sich noch ein stillgelegtes Bundeswehr-Depot, Bestandsanlagen sowie die B 8 im Untersuchungsraum.

Bewertung - Bedeutung -

Luftqualität Je unbelasteter das Gebiet durch Schadstoffemittenten oder ähnlich wirksame Produzenten (Industrie, Verkehr, landwirtschaftliche Mastbetriebe u.Ä.) ist, umso höher ist die Luftqualität. In Gebieten mit schlechter Luftqualität wirken Kessellagen zusätzlich ungünstig.

Klimatische Ausgleichsfunktion Die Bedeutung der Funktion ist abhängig vom Angebot an Kalt- und Frischluftproduktionsflächen und von deren Größe. Darüber hinaus wirken Relief/Geländegestalt, Abflussverhalten und Siedlungsbezug beein- flussend. Sehr gering bedeutend ist die Funktion beispielsweise in einem nicht reliefierten Gelände mit hohem Versiegelungsgrad und ohne nennenswerte Offenland- oder Waldflächen. Von sehr hoher Bedeu- tung sind dagegen großräumige Talräume mit hoher Kalt- und Frischluftzufuhr von den Hängen, die bar- rierefrei abfließen kann und der Versorgung von Siedlungsbereichen dient.

Lufthygienische Funktion/Luftregeneration Die lufthygienische Ausgleichsfunktion beschreibt die Fähigkeit des Landschaftshaushaltes, Schadstoffe auszufiltern und zu binden. Die Luftregeneration erfolgt in erster Linie durch die Vegetation. So sind be- sonders Waldbestände in der Lage Luftschadstoffe auszufiltern, zu fixieren und abzuschwächen. Alter, Höhe, Bedeckungsgrad, Bestandsgröße und Schichtung beeinflussen die Filtereigenschaften.

Immissionsschutzfunktion Durch Verkehr- und Luftschadstoffe unvorbelastete, vertikal durch Grünstrukturen (Wälder, großflächige Gehölze) gegliederte Gebiete, die sich räumlich zwischen Emissionsorten und Siedlungs-/ Erholungsbereichen befinden, weisen eine hohe Immissionsschutzfunktion auf. Dem gegenüber besitzen offene, schadstoffvorbelastete Räume mit unmittelbarem Siedlungsbezug eine geringe funktionale Bedeu- tung.

Tabelle 11: Bedeutung des Schutzgutes Klima im Untersuchungsraum Bedeutung des Schutzgutes Klima Klimatische Lufthygienische Immissionsschutz- Luftqualität Ausgleichsfunktion Funktion funktion

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Gering Hoch Hoch Hoch (B8 verläuft ungefähr (Wald und Offenland als (Große zusammenhän- (großflächiger Waldbe- 700 m (WEA 2) bzw. Frischluftproduktionsflä- gende Waldbereiche) reich) 1.800 m (WEA 1) west- chen) lich)

Bewertung - Empfindlichkeit -

Generell kann das Schutzgut Klima Empfindlichkeiten gegenüber den folgenden Wirkungen aufweisen:

• gegenüber Schadstoffbelastung der Luft

• gegenüber Zerschneidung/Unterbrechung von Kaltluft-, Frischluftabflussbahnen

• gegenüber Veränderung der Verdunstungsraten

Die durch das Vorhaben hervorgerufenen Veränderungen des lokalen Mikroklimas sind als gering einzu- stufen. Von Windenergieanlagen gehen keine negativen Wirkungen wie Schadstoffemissionen aus.

2.6 Schutzgut Landschaftsbild Das Landschaftsbild ist Ausdruck landschaftstypischer Eigenart, Vielfalt und Naturnähe/Schönheit eines Raumes und bezieht sich dabei auf die ästhetische Erlebbarkeit von Relief, Vegetation, Gewässern und Nutzungen vor dem Hintergrund zeitlicher (z.B. Jahreszeit) und räumlicher Gesichtspunkte (Blickbezie- hungen, Perspektiven). Gem. § 1 (1) BNatSchG sind die Ausdruckswerte inkl. des Erholungswertes der Landschaft zu schützen und auf Dauer zu sichern.

Die Vielfalt eines Landschaftsbildes wird im Wesentlichen durch die Geländegestalt (Morphologie) und die Vegetationsstrukturen des betrachteten Raumes bestimmt. Vielfältig strukturierte Landschaften sind für den Menschen reizvoller als monotone. D.h. der Bewertungsrahmen orientiert sich hierbei an der An- zahl der unterschiedlichen Elemente innerhalb einer Landschaftseinheit und an der Geländegestalt (Mor- phologie). Je höher dabei das Ausmaß unterscheidbarer Elemente ist, desto größer ist die ästhetisch wirksame Vielfalt einer definierten Landschaftsbildeinheit.

Für die Beurteilung der visuellen Wahrnehmung eines Landschaftsraumes im Hinblick auf die Naturnä- he/Schönheit sind die Aspekte anthropogener Einfluss, Eigenentwicklung und -dynamik von Vegetation, Gewässern etc. von entscheidender Bedeutung. Die Bewertung bezieht sich dabei in erster Linie auf den Grad der Naturnähe der vorliegenden Flächennutzungen und deren Verteilung im Raum.

Unter dem Begriff der Eigenart ist die Charakteristik einer Landschaft, wie sie sich im Laufe der Erdge- schichte und Landnutzung herausgebildet hat, zu verstehen. Eigenartsverluste können durch Faktoren wie anthropogene oder technische Überformung, Verlust an Naturnähe und Vielfalt verursacht werden. Für die Bedeutungsbewertung gilt diesbezüglich, dass der landschaftsästhetische Wert umso größer ist, je geringer der Eigenartsverlust ist.

Das Zusammenwirken von Eigenart, Vielfalt, Naturnähe/Schönheit beeinflusst die landschaftsgebundene Erholungseignung. Je abwechslungsreicher und störungsarmer eine Landschaft ist, umso größer ist ihr Erlebnispotenzial. Wertgebend ist zudem die Erschließung durch erholungsbezogene Einrichtungen wie entsprechende Wegenetze, Erreichbarkeit etc.

Für das Vorhaben erfolgt die Beschreibung des Landschaftsbildes in einem Umkreis von 5 km (UR 5.000) um die geplanten Anlagen-Standorte. Die Bewertung des Schutzgutes und die in Kapitel 4.4.3 enthaltene

Seite 34 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz projektbezogene Auswirkungsprognose beziehen sich auf die Fläche, in dem nach geltender Kompensati- onsverordnung eine Ersatzzahlung für Eingriffe durch Masten erforderlich ist.

Für die Einteilung der Landschaft in einzelne Bestandteile wird die Gliederung der Landschaftsbildeinhei- ten herangezogen und im Folgenden beschrieben.

Abbildung 6: Landschaftsbildeinheiten im UR 5.000, Karte genordet, unmaßstäblich, Quelle der topographischen Kar- te: ©GeoBasis-DE / LVermGeoRP (2017), dl-de/by-2-0, http://www.lvermgeo.rlp.de [Daten bearbei- tet]) (Stand: Juli 2017)

Beschreibung und Bewertung

323.2 Dreifelder Weiherland – Beschreibung – Bei dem Dreifelder Weiherland handelt es sich um ein gewelltes Plateau, welches sich in die Mitte hin ab- senkt. In dieser Absenkung liegen die Namensgebenden Dreifelder Weiher, die im 13. Jahrhundert, nahe des Ortes , zur Fischzucht künstlich aufgestaut wurden (MULEWF 2016b).

Es handelt sich um eine Waldreiche Mosaiklandschaft, bei welcher die Anteile der Nadelhölzer überwiegen (MULEWF 2016b) und besonders die Randhöhen, welche das Plateau umgeben, sind meist bewaldet. Ne- ben der Seenlandschaft und den Hochwäldern prägen die Grünlandbereiche das Weiherland. Siedlungs- sowie Ackerflächen haben nur einen geringen Flächenanteil (MULEWF 2013).

Als Historische Kulturlandschaft „Hoher Westerwald“ (Dreifelder Weiherland) hat das Gebiet eine hohe touristische Bedeutung (MULEWF 2013). Die Dreifelder Weiher liegen im östlichen Bereich des UR 5.000 und zeichnen sich durch ausgedehnte Röhrichte und Seggenriede aus. Vereinzelt finden sich auch Bruch- wälder. Ebenfalls im Bereich der Weiher liegt das Quellgebiet der Wied, welche durch den bewaldeten Sattel zwischen dem Eulsberg und dem Hartenfelser Kopf durchfließt (MULEWF 2016b).

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- Bewertung – Ungefähr 4.500 ha des Dreifelder Weiherlandes liegen im UR 5.000 und alle geplanten Anlagenstandorte liegen in dieser Landschaftsbildeinheit. Das Landschaftsschutzgebiet „Westerwälder Seenplatte“ (07-LSG- 7143-010) sowie die historische Kulturlandschaft „Hoher Westerwald“ (Dreifelder Weiherland) befinden sich ebenfalls in diesem Gebiet und sind von hohem landschaftlichem Stellenwert. Im Untersuchungs- raum liegt eine große Anzahl bereits vorhandener Windenergieanlagen.

Tabelle 12: Bewertung des Dreifelder Weiherlandes im UR 5.000

Bewertung Dreifelder Weiherland

Naturnähe/ Schön- Vielfalt Eigenart Erholungseignung Gesamtbewertung heit

Niedrig bis Mittel (Starke Beeinträch- Mittel Mittel Mittel bis Hoch Mittel tigung durch beste- hende WEA)

324.7 Dierdorfer Senke – Beschreibung – Bei der Dierdorfer Senke handelt es sich um eine offenlandbetonte Mosaiklandschaft, welche nach Süd- westen hin abfällt. Geprägt wird das Landschaftsbild von niedrigen und flachhängigen Hügeln, welche zum Teil vulkanischen Ursprungs sind und zwischen diesen sich sanft ausgeformte Täler erstrecken. Rund ein Drittel der Dierdorfer Senke ist bewaldet, wobei Wälder inselförmig auf den Rücken zwischen den Bachtälern vorkommen. Die Bachtäler hingegen sind offenlandgeprägter und setzen sich vorrangig aus Feld- und Weidefluren zusammen, welche meist feucht ausgeprägt sind. Ackerland findet sich außerhalb der Niederrungen auf den weniger staunassen Böden. Ein Zeugnis historischer Bewirtschaftungsformen stellen die Huteweiden bei Hartenfels und Steinen dar (MULEWF 2016b).

In den Niederungen der Täler finden sich häufig Bäche, die teilweise zu Fisch- oder Mühlteichen aufge- staut wurden. Durch den großflächigen Quarzitabbau westlich von Herschbach und Schenkelberg, wel- cher das Landschaftsbild stark geprägt hat, entstanden viele Abgrabungsgewässer. Dadurch wurden Still- gewässer zu einem prägenden Landschaftselement rund um diese Ortschaften. Es wurde begonnen, das stark für die Landwirtschaft ausgebaute Gewässernetz wieder zu renaturieren (MULEWF 2016b).

Entlang der Bachtäler und in den Bachurpsrungsmulden ist die Dierdorfer Senke dicht besiedelt und die Ortschaften unterliegen aufgrund von Wachstum der Industrie und Gewerbe starken Veränderungen. Be- sonders hervorzuheben ist die Burg Hartenfels, welche vom weitem sichtbar ist (MULEWF 2016b).

- Bewertung – Rund 3.340 ha der Dierdorfer Senke befinden sich im Untersuchungsraum.

Tabelle 13: Bewertung der Dierdorfer Senke im UR 5.000

Bewertung Dierdorfer Senke

Naturnähe/ Schön- Gesamtbewertung Vielfalt Eigenart Erholungseignung heit

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Mittel bis Hoch Niedrig bis Mittel Mittel Mittel Mittel

324.81 Altenkirchener Hochfläche – Beschreibung – Die Altenkirchener Hochfläche ist eine offenlandbetonte Mosaiklandschaft, welche sich in Form einer Hochmulde deutlich zu den anderen beiden Landschaftsräumen durch starke Anstiege abhebt. Die flach- hügelige bis wellige Hochfläche wird durchzogen mit breiten Talmulden, welche sich von Norden und Os- ten in Richtung Süden und Westen zunehmend eintiefen (MULEWF 2016b).

Grünland ist in Bachniederungen und Bachursprungsmulden zu finden. Außerhalb dieser Niederungen ist das Offenland durch ein kleinteiliges Mosaik aus Acker- und Grünlandflächen geprägt, wobei das Verhält- nis ausgewogen ist. Wälder finden sich auf den Rücken zwischen den Bachniederungen und bilden lineare Komplexe zwischen den Tälern (MULEWF 2016b).

Das größte Gewässer in diesem Landschaftsraum stellt die Wied dar, welche auf langen Strecken natur- nah ausgeprägt ist. Weitere Oberflächengewässer entstanden in ehemaligen Steinbrüchen (MULEWF 2016b).

Die Ortschaften sind meist bäuerlich geprägt und befinden sich vorrangig auf den Hochflächen und ent- lang der Talhänge, insbesondere der Wied (MULEWF 2016b).

- Bewertung – Rund 1.200 ha der Altenkirchener Hochfläche befinden sich im Untersuchungsraum.

Tabelle 14: Bewertung der Altenkirchener Hochfläche im UR 5.000

Bewertung Altenkirchener Hochfläche

Naturnähe/ Schön- Gesamtbewertung Vielfalt Eigenart Erholungseignung heit

Mittel Mittel bis Hoch Mittel Mittel Mittel

Die folgende Tabelle stellt nochmals zusammenfassend die Bewertung der Landschaftsräume dar.

Tabelle 15: Bewertung der Landschaftsräume Bewertung der Landschaftsräume Landschaftsraum Gesamtbewertung 323.2 Dreifelder Weiherland Landschaft mit mittlerer Bedeutung 324.7 Dierdorfer Senke Landschaft mit mittlerer Bedeutung 324.81 Altenkirchener Hochfläche Landschaft mit mittlerer Bedeutung

Bewertung - Empfindlichkeit - Generell kann das Schutzgut Landschaftsbild Empfindlichkeiten gegenüber den folgenden Wirkungen aufweisen:

• gegenüber Überformung der Oberflächengestalt/des geomorphologischen Formenschatzes • gegenüber Zerschneidung/Veränderungen von Landschaftsbildräumen, Sichtachsen, visuellen Leitli- nien • gegenüber Geruchsbelastung, Verlärmung und visuellen Störreizen.

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2.6.1 Sichtbarkeitsanalyse Im Umkreis von 10 km um die geplanten Anlagen-Standorte wurde eine Sichtbarkeitsanalyse mit der Software WindPRO Version 3.0 erstellt. Die Analyse basiert auf Höhendaten der Radar Topography Missi- on (SRTM) mit einer Auflösung von 30 m pro Rasterpunkt. Sie stellt unter Berücksichtigung der Gelände- morphologie und sichtverschattender Bereiche wie Wald- oder Siedlungsflächen Verschattungs- und Sichtbarkeitsbereiche der WEA dar. Hierbei wird zwischen der Sichtbarkeit der bestehenden Windenergie- anlagen mit und ohne den geplanten Anlagen differenziert. Bei der Berechnung der Sichtbarkeitsbereiche wird die maximale Höhe der jeweiligen Anlage (Blattspitze) berücksichtigt.

Zur Abgrenzung der sichtverschattenden Bereiche wurden die Bodenbedeckungsdaten Corine Land Cover (CLC) aus dem Jahr 2006 verwendet, wobei fehlende Siedlungsflächen händisch ergänzt wurden. Dabei wurden folgende Höhenwerte verwendet:

- Wald: 22 m

- Siedlungs-, Industrie-, Gewerbeflächen: 12 m

- Gehölze: 10 m Des Weiteren wird von einer Betrachterhöhe von 1,60 m ausgegangen.

Das Ergebnis dieser Analyse zeigt die Sichtbarkeitsbereiche in einer Auflösung von 25 m pro Rasterpunkt.

2.6.2 Fotosimulation Im Zuge der Fotosimulation wurden an 10 Punkten repräsentative Landschaftsaufnahmen in Richtung der geplanten Windparks angefertigt. Die Aufnahmen wurden bei wolkenlosem Himmel ausgehend von einer Beobachterhöhe von 1,60 m angefertigt.

Die entstandenen Aufnahmen sind anschließend mit der Software WindPRO Version 3.0 bearbeitet wur- den und unter Berücksichtigung von Höhendaten der Radar Topography Mission (SRTM) mit einer Auflö- sung von 30 m pro Rasterpunkt georeferenziert. In die angepassten Fotos wurden die geplanten Wind- kraftanlagen als dreidimensionale Modelle eingefügt und unter Berücksichtigung von sichtverstellenden Hindernissen, jeweils nur der für den Beobachter sichtbare Bereiche der Windenergieanlagen dargestellt.

Tabelle 16: Übersicht der Blickpunkte für die Fotosimulation Koordinaten (ETRS 1989 UTM Zone Fotopunkt Ort 32N) Geländehöhe X Y 1 Höchstenbach 411.361 5.609.369 332,2 m 2 Steinebach 415.520 5.606.912 399,7 m 3 Blick auf Burgruine 413.679 5.601.779 328,6 m 4 Dreifelder Weiher 417.460 5.604.561 424,7 m 5 Hof Salzberg 414.476 5.606.140 422,8 m 6 Schenkelberg 413.998 5.604.355 432,2 m 7 Plattform Burgruine Hartenfels 413.762 5.602.833 369,2 m 8 Herschbach 411.304 5.603.589 318,9 m 9 409.366 5.604.616 305,2 m 10 Mündersbach 409.662 5.606.689 320,5 m

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2.6.3 Sichtachsenstudie Burgruine Hartenfels Laut dem regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) Mittelrhein-Westerwald von 2006 sind „[d]ominierende landschaftsprägende Gesamtanlagen mit erheblicher Fernwirkung […] vor optischen Be- einträchtigungen zu bewahren“ (PLANUNGSGEMEINSCHAFT MITTELRHEIN-WESTERWALD 2006). Bei der Ruine der Burg Hartenfels handelt es sich laut RROP um ebenso eine Anlage, weshalb eine Sichtachsenstudie er- stellt wurde, um zu prüfen, ob es zu einer Beeinträchtigung der Sicht auf die Burgruine Hartenfels durch die geplanten Windenergieanlagen kommt.

Die Burg Hartenfels wurde zusammen mit dem Ort Harten- fels im 13. Jahrhundert gegründet (erstmalige Erwähnung 1249). Sie befindet sich auf dem heutigen Schloßberg (Flur 1), einem Basaltkegel, welcher 368 m ü. NN hoch ist und im Südwesten des Ortes liegt. Die Anlage galt dem Schutz der Cölnischen Hohe Heer- und Geleitstraße, welche eine wichtige historische Handelsstraße zwischen Köln und darstellte. Sie befand sich in Besitz zweier mäch- tiger Adelsgeschlechter des Westerwaldes, Sayn und von Wied und ging in der Mitte des 14. Jahrhunderts in den Be- sitz der Erzbischöfe von Trier über, welche die Burg zu ei- nem Vorposten ihres Territoriums ausbauten. Dadurch un- terlag auch der Ort Hartenfels weitreichenden Veränderun- gen, was vermutlich zur Folge hatte, dass dem Ort 1332 oder 1346 (genaues Datum unklar) Stadtrechte verliehen wurden.

Die Burg verfiel über die Jahrhunderte hinweg und wurde im 15. Jahrhundert zerstört. Nach einem erneuten Aufbau der Burg wechselte diese ab 1593 mehrmalig den Besitzer und wurde erneut zerstört. 1945 ging die Burg in den Be- sitz des Landes Rheinland-Pfalz über und wird seit 1965 von der Schlösserverwaltung verwaltet. Ein erneuter Wie- Abbildung 7: Burgturm der Ruine Hartenfels deraufbau der Burg hat nicht stattgefunden, sodass heute nur noch der 24 m hohe Bergfried auf der Kuppe steht (GDKE 2016, VG SELTERS WESTERWALD 2016).

Aufgrund seiner Ähnlichkeit mit einem Butterfass oder Rahmtopf wird der Burgturm nach Westerwälder Mundart auch „Schmanddippe“ genannt (VG SELTERS WESTERWALD 2016).

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Abbildung 8: Lage der Burgruine Hartenfels, Karte genordet, unmaßstäblich

Wie bei der Sichtbarkeitsanalyse für die Anlagen (siehe Kapitel 2.6.1) wurde eine Sichtbarkeitsanalyse für die Burgruine Hartenfels erstellt. Die Methodik entspricht hierbei der Sichtbarkeitsanalysen für die Wind- energieanlagen, wobei die Burgruine Hartenfels mit einer Höhe von 28 m, um Ungenauigkeiten des Ge- ländemodells auszugleichen, und einem Durchmesser von 9 m berücksichtigt wurde.

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2.7 Schutzgebiete/Flächen mit besonderen Schutz- und Erholungsfunktion Schutzgebiete

Die geplante Windenergieanlage 2 befinden sich im Vogelschutzgebiet 5312-401 „Westerwald“, das sich über mehrere Teilgebiete um das Vorhabengebiet erstreckt. Des Weiteren liegen die Anlagen im FFH-Gebiet FFH-5312-301 „Unterwesterwald bei Herschbach“. In ca. 2,4 km Entfernung östlich der An- lagen, liegen das FFH-Gebiet FFH-5412-301 „Westerwälder Seenplatte“ sowie das Vogelschutzgebiet VSG-5412-401 mit dem gleichen Namen.

Die Vogelschutzgebiete „Westerwald“ und „Westerwälder Seenplatte“ sowie für das FFH Gebiet „Unter- westerwald bei Herschbach“ werden in gesonderten Vorprüfungen untersucht.

Entlang der „Wied“, 2,3 km nordöstlich der geplanten WEA Standorte, befindet sich das Naturschutz- gebiet „Oberes Wiedtal“ (NSG-7143-007). 1 km südlich der Anlagenstandorte liegen das NSG „Schim- melsbachtal“ (NSG-7143-046) nordöstlich von Herschbach, sowie 3,2 km südlich das NSG „Holzbachtal“ (NSG-7143-048) südöstlich von Herschbach.

Ca. 700 m östlich der geplanten Windenergieanlage 2, angrenzend an die B 8, befindet sich das Land- schaftsschutzgebiet 07-LSG-7143-010 „Westerwälder Seenplatte“. Durch Überschwenkbereiche wer- den baubedingt Straßenränder (HC3), welche innerhalb des Landschaftsschutzgebietes liegen, in An- spruch genommen, allerdings kommt es zu keiner Rodung innerhalb des Landschaftsschutzgebietes.

Im Untersuchungsraum 500 m um die Anlagenstandorte liegen drei Wasserschutzgebiete. Zur Betrof- fenheit des WSG s. Kap. 2.4.

Im Umfeld der geplanten Anlagenstandorte befinden sich einige erfasste Biotope, die z.T. dem gesetz- lichen Schutz gem. § 30 BNatSchG unterliegen oder als natürliche Lebensräume gem. § 19 BNatSchG zu bewerten sind. Diese Biotope sind in der Tabelle 17 aufgelistet und stammen aus Kartie- rungen aus dem Jahr 2006 (LANDESFORSTEN RHEINLAND-PFALZ 2016). Einige der Biotope konnten bei der Bestandsaufnahme des Schutzgutes Pflanzen erneut kartiert werden.

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Tabelle 17: Biotope im Untersuchungsraum Geschützte Biotope im Untersuchungsraum

Gebiets- LRT- Schutzstatus nach Biotoptypenkartierung Von Planung Biotoptyp nummer Nummer BNatSchG 2016 betroffen

Ja, geringe temporäre Inanspruch- BT-5312- AA0 9110 FFH-Lebensraum § 19 Aufgenommen nahme im 0429-2006 Über- schwenkbe- reich

BT-5312- Schutzwürdiges Biotop: Innerhalb des ehemaligen FD1 - Nein 0431-2006 Schutz wegen Seltenheit Bundeswehrdepot

BT-5312- Innerhalb des ehemaligen DA1 4030 Gesetzlich geschützt § 30 Nein 0433-2006 Bundeswehrdepot

BT-5412- AA0 9110 FFH-Lebensraum § 19 Aufgenommen Nein 0435-2006

BT-5312- Aufgenommen als Quell- FK2 - Gesetzlich geschützt § 30 Nein 0441-2006 bach

BT-5312- AA0 9110 FFH-Lebensraum § 19 Aufgenommen Nein 0449-2006

BT-5412- Aufgenommen weiterer FK2 - Gesetzlich geschützt § 30 Nein 0501-2006 Verlauf als Seitengraben

BT-5412- Nicht aufgenommen, weil FD0 - Kein Schutzstatus Nein 0502-2006 im Gelände nicht ersichtlich

BT-5412- AA0 9110 FFH-Lebensraum § 19 Aufgenommen Nein 0503-2006

BT-5412- AA0 9110 FFH-Lebensraum § 19 Aufgenommen Nein 0512-2006

Ja, bedingt BT-5412- durch Bau- FK2 - Gesetzlich geschützt § 30 Aufgenommen als FK0 0673-2006 stellenver- kehr

BT-5412- AA0 9110 FFH-Lebensraum § 19 Aufgenommen Nein 0745-2006

Ja, geringe temporäre Inanspruch- BT-5412- AA0 9110 FFH-Lebensraum § 19 Aufgenommen nahme im 0747-2006 Über- schwenkbe- reich

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Geschützte Biotope im Untersuchungsraum

Gebiets- LRT- Schutzstatus nach Biotoptypenkartierung Von Planung Biotoptyp nummer Nummer BNatSchG 2016 betroffen

BT-5412- AA0 9110 FFH-Lebensraum § 19 Aufgenommen Nein 0748-2006

BT-5412- AA0 9110 FFH-Lebensraum § 19 Aufgenommen Nein 0750-2006

BT-5412- FK2 - Gesetzlich geschützt § 30 Aufgenommen als AC4/FK2 Ja 0752-2006

BT-5412- AA1 9130 FFH-Lebensraum § 19 Aufgenommen als AA0 Nein 0753-2006

BT-5412- AA0 9130 FFH-Lebensraum § 19 Aufgenommen Nein 0755-2006

BT-5412- AA0 9110 FFH-Lebensraum § 19 Aufgenommen Nein 0756-2006

BT-5412- AA0 9110 FFH-Lebensraum § 19 Aufgenommen Nein 0758-2006

BT-5412- AA0 9110 FFH-Lebensraum § 19 Aufgenommen Nein 0759-2006

BT-5412- AC6 - Gesetzlich geschützt § 30 Aufgenommen als AC4 Nein 0760-2006

BT-5412- FM4 - Gesetzlich geschützt § 30 Aufgenommen Nein 0761-2006

BT-5412- FM1 - Gesetzlich geschützt § 30 Aufgenommen als FM4 Nein 0762-2006

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Flächen mit besonderen Schutz- und Erholungsfunktionen

Entlang der geplanten Zuwegung zur WEA 2 befindet sich ein Gebiet, welches als Erholungswald mit mitt- lerer jährlichen Frequentierung (Stufe 2) ausgeschrieben ist. Der Weg, welcher für die Zuwegung ausge- baut werden soll, dient als Zugang für nach Südosten abzweigende Wanderwege. Die Waldflächen ent- lang der B 8 und um das ehemalige Bundeswehr-Depot sind als Lärmschutzwald beschrieben. Zusätzlich besitzen die Waldflächen um das Bundeswehr-Depot die Funktion eines Immissionsschutzwaldes, eines lokalen Klimaschutzwaldes und eines Sichtschutzwaldes. Um die B 8 wird zusätzlich zum Lärmschutzwald noch ein Trassenschutzwald ausgeschrieben (LANDESFORSTEN RHEINLAND-PFALZ 2016).

Abbildung 9: Waldfunktionen im Eingriffsbereich (LANDESFORSTEN RHEINLAND-PFALZ 2016), Karte genordet, unmaßstäb- lich (Stand: Juli 2017)

2.8 Vorbelastungen der Schutzgüter Im Untersuchungsraum liegen Vorbelastungen in Form von forstwirtschaftlicher Nutzung, bestehender Windenergieanlagen, einer Bundesstraße sowie eines ehemaligen Depots der Bundeswehr vor.

2.9 Ergebnisse weiterer umweltrelevanter Prüfverfahren

Artenschutzrechtliche Prüfung Auf Grundlage des § 44 BNatSchG ergibt sich die Notwendigkeit für die Artenschutzprüfung, die sich für die vorliegende Planung auf die untersuchten europäische Vogelarten und Fledermausarten sowie weitere Anhang IV-Arten der FFH-RL bezieht.

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Die Prüfung der Anhang IV-Arten der FFH-RL und der europäischen Vogelarten gem. Art. 1 der Vogel- schutzrichtlinie ergab, dass die Verbotstatbestände des § 44 BNatSchG durch das geplanten Vorhaben unter Berücksichtigung von Vermeidungsmaßnahmen und funktionserhaltenden Maßnahmen nicht ausge- löst werden. Eine Ausnahmegenehmigung nach § 45 BNatSchG oder eine Befreiung nach § 67 BNatSchG sind nicht erforderlich.

Der Fachbeitrag Artenschutz (BÖFA 2017a) berücksichtigt folgende artspezifischen Vermeidungs- und funktionserhaltenden Maßnahmen (CEF-Maßnahmen):

• Baufeldräumung und Bauzeitenregelung

• Überprüfung von Höhlen- und Quartierbäumen sowie auf Habitate der Wildkatze

• Erhalt und Schutz von Altbäumen

• Betriebszeitenkorrekturen und fledermauskundliches Monitoring

• Kranichabschaltung und Kranichmonitoring

• Verbesserung von Lebensraumstrukturen im Wald

• Aufwertung von Nahrungshabitaten für den Schwarzstorch

FFH-Verträglichkeitsprüfung VSG „Westerwald“ Da sich beide geplanten Windenergieanlagen (WEA 1 und 2) innerhalb des VSG „Westerwald“ befinden, wurde die Verträglichkeit des Vorhabens mit den Erhaltungszielen des Gebietes (Anhang I-Arten u.a. Rotmilan, Schwarzmilan, Schwarzstorch) in einer gesonderten Verträglichkeitsprüfung untersucht (BÖFA 2017d).

Die Verträglichkeitsprüfung kommt zu dem Ergebnis, dass das Vorhaben unter der Berücksichtigung von Schadensbegrenzungsmaßnahmen genehmigungsfähig ist. Bei diesem Ergebnis wurden kumulative Wir- kungen ebenfalls berücksichtigt.

FFH-Verträglichkeitsprüfung VSG „Westerwälder Seenplatte“ Aufgrund der räumlichen Nähe zum VSG „Westerwälder Seenplatte“ (rd. 2.370 m Entfernung) wurde die Verträglichkeit des Vorhabens mit den Erhaltungszielen des Gebietes (Anhang I-Arten u.a. Kranich, Schwarzstorch) in einer gesonderten Verträglichkeitsprüfung untersucht (BÖFA 2017e).

Die Verträglichkeitsprüfung kommt zu dem Ergebnis, dass das Vorhaben unter der Berücksichtigung von Schadensbegrenzungsmaßnahmen genehmigungsfähig ist. Bei diesem Ergebnis wurden kumulative Wir- kungen ebenfalls berücksichtigt.

FFH-Verträglichkeitsprüfung zum FFH-Gebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“ Beide geplanten Anlagen sowie ein Großteil der Zuwegung befinden sich innerhalb des FFH-Gebietes „Un- terwesterwald bei Herschbach“, weshalb die Verträglichkeit des Vorhabens mit den Erhaltungszielen des Gebietes (Lebensräume nach Anhang I u.a. Auenwald, Hainsimsen-Buchenwald sowie Anhang II-Arten u.a. Bitterling, Kugelhornmoos) in einer gesonderten Verträglichkeitsprüfung untersucht wurde (BÖFA 2017c).

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Die Verträglichkeitsprüfung kommt zu dem Ergebnis, dass das Vorhaben unter der Berücksichtigung von Schadensbegrenzungsmaßnahmen genehmigungsfähig ist. Bei diesem Ergebnis wurden kumulative Wir- kungen ebenfalls berücksichtigt.

Umweltverträglichkeitsprüfung Die Umweltverträglichkeitsprüfung nach UVPG in der Fassung vom 24.02.2010, zuletzt geändert durch Art. 2 des Gesetzes vom 08.09.2017, ist eine in das Planungsverfahren integrierte Prüfung der umweltre- levanten Auswirkungen von Vorhaben. Für das Vorhaben wird ein UVP-Bericht erstellt.

Ergebnis des UVP-Berichtes ist, dass keine der festgestellten Auswirkungen eine derart erhebliche nach- haltige Beeinträchtigung darstellt, die einer Umweltverträglichkeit des Vorhabens entgegenstünde.

Die Auswirkungen des Vorhabens können mit geeigneten Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen so- wie Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen begegnet werden, sodass eine Umweltverträglichkeit gegeben ist.

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3 Dokumentation zur Vermeidung und Verminderung von Beeinträchtigun- gen Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu vermeiden ist eine essentielle Verpflichtung. Vermei- dungsmaßnahmen sind Vorkehrungen, durch die mögliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft dauerhaft ganz oder teilweise (Minderung) vermieden werden können.

Grundsätzlich gilt im Rahmen der Vermeidung wertvolle Biotope, Lebensstätten von Tierarten, land- schaftsprägende Elemente, wertvolle Böden oder grundwassergeprägte Bereiche bei der Wahl der Stand- orte für Arbeitsstreifen und Baustelleneinrichtung auszusparen.

Die Vermeidungsmaßnahmen beziehen auch den Schutz temporärer Gefährdungen von Natur und Land- schaft sowie die aus artenschutzrechtlichen Gründen erforderlichen Vorkehrungen zur Schadenbegren- zung mit ein.

Im Vorfeld wurden die rechtlich und technisch notwendigen Anforderungen mit den naturschutzfachlichen Anforderungen abgewogen, um den umweltverträglichsten Ausbau zu finden.

Zur Vermeidung von Beeinträchtigungen sind weiterhin die einschlägigen gesetzlichen und technischen Vorschriften zu beachten. Bezüglich der Schutzgüter des Naturhaushaltes sind dies insbesondere:

• Gehölze dürfen in der Zeit vom 1. März bis 30. September gemäß § 39 BNatSchG nicht beseitigt werden.

• Zur Minimierung der Beeinträchtigungen des Bodenhaushaltes sind Oberbodenarbeiten nach den Zielen des § 2 LBodSchG Rheinland-Pfalz und den Bestimmungen der DIN 18300 durchzuführen.

• Der Flächenverbrauch für die vorübergehende Inanspruchnahme für Arbeitsstreifen während der Bauzeit ist auf das technisch erforderliche Mindestmaß einzuschränken.

• Um Schadstoffeinträge in Boden und Wasserhaushalt zu vermeiden, sind die Schutzbestimmun- gen zur Lagerung und Einsatz von wasser- und bodengefährdenden Stoffen zu beachten. Die La- gerung dieser Stoffe ist auf befestigte Flächen zu beschränken.

• Die baubedingt beanspruchten Flächen sind nach Beendigung der Maßnahme wieder in ihren ur- sprünglichen Zustand zu versetzen.

3.1 Vermeidungsmaßnahmen Im Vorfeld wurde geprüft und mit dem AG abgestimmt, die Kranauslegerflächen der Anlagen 1 und 2 so zu verschieben, dass sie möglichst entlang bzw. auf bestehenden Wegen liegen und Quellbereiche nörd- lich der Anlagen 1 und 2 nicht berührt werden.

Zusätzlich wurde der Ausbau der Zuwegung zur WEA 2 angepasst um randständige Altbäume zu erhalten und die Beeinträchtigung von wertvollen Biotopen zu minimieren.

Bereits im Vorfeld wurde der Standort WEA 2 soweit optimiert, dass sich der Hauptaktionsraum des Rot- milanes außerhalb der Rotorzone sowie des Gefahrenbereiches befindet. Im vorherigen Aufstellungskon- zept befand sich ein Bereich mit mittlerer Nutzungshäufigkeit im Gefahrenbereich, weshalb eine Erhöhung des Kollisionsrisikos ohne Vermeidungsmaßnahmen nicht ausgeschlossen werden konnte. Durch die Ver- schiebung ist von keiner Erhöhung des Kollisionsrisikos für den Rotmilan mehr auszugehen.

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V1: Baufeldräumung und Bauzeitenregelung Zur Verhinderung von baubedingten Tötungen von Tieren (Tötungen von Individuen, die im Zusammen- hang mit der Beseitigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten stehen) ist die Waldrodung und Baufeld- freimachung außerhalb der Aktivitätsphasen von Fledermäusen und Vogelarten im Schwerpunkt der ve- getationsfreien Zeit von Anfang November bis Ende Februar (Stichtag 28.02.) durchzuführen. Potentielle Höhlen- und Quartierbäume sind vor Fällung auf Tierbesatz zu prüfen (siehe Maßnahme V2).

Das Baufeld ist innerhalb dieser Zeiten zu räumen und bis zu Beginn der Baumaßnahme frei zu halten.

Die Umsetzung der Vermeidungsmaßnahme ist im Rahmen der Umweltbaubegleitung durch eine/n sach- und fachkundige Bearbeiter/in zu gewährleisten.

V2: Überprüfung von Höhlen- und Quartierbäumen sowie auf Habitate der Wildkatze Als weitere Vermeidungsmaßnahme muss überprüft werden, ob ältere Höhlenbäume als potenzielles Quartier z.B. von Vögeln, Fledermäusen oder anderen Säugetieren durch Rodung betroffen sind und ob diese tatsächlich besetzt sind. Generell ist zu prüfen, ob der Quartier- oder Höhlenbaum durch die Bau- maßnahme aufgrund von randlicher Lage am Baufeld geschont werden kann (s. V2.1).

Um bei der Rodung Individuenverluste von potentiellen Höhlenbewohnern zu vermeiden, werden Höh- lenbäume unmittelbar vor der Rodung untersucht. Die Kontrolle der Höhlen ist mit Hilfe einer Endoskop- kamera durchzuführen. Unbesetzte Höhlen werden verschlossen. Sollten sich geschützte Tierarten in den Baumhöhlen befinden, muss sich die Rodung verzögern, bis der Ausflug oder das Auswandern stattge- funden hat. Unbesetzte Höhlen sind unmittelbar zu roden oder durch Verschluss vor einer Besiedlung zu sichern.

Im Winter ist vor Baubeginn durch eine/n fachkundigen Wildbiolgen/in zu prüfen inwieweit geeignete Strukturen für die Jungenaufzucht (Gehecke) oder für Tagesverstecke, Wurfplätze, Winterschlafplätze der Wildkatze vorhanden sind. Sofern geeignete Strukturen wie z.B. Totholzhaufen, Baumhöhlen, alte Dachs- und Fuchsbauten im Baufeld vorliegen sind diese auf Besatz zu prüfen. Eine Baufeldräumung/Beseitigung der Strukturen kann erst nach Freigabe der potentiellen Habitate erfolgen.

Die Umsetzung der Vermeidungsmaßnahme ist im Rahmen der Umweltbaubegleitung durch eine/n sach- und fachkundige Bearbeiter/in zu gewährleisten.

V2.1: Erhalt und Schutz von Altbäumen

Im Rahmen der Bauausführung ist die Einhaltung der Vermeidungsmaßnahmen durch eine Umweltbau- begleitung sicher zu stellen, welche die naturschutzfachliche Umsetzung und Einweisung der beauftrag- ten Baufirma vor Ort vornimmt und kontrolliert.

Vor Baubeginn ist die geplante Zuwegung mit der Umweltbaubegleitung abzugehen und randständige Altbäume zu kennzeichnen. Diese sind im Rahmen des technisch Machbaren weitestgehend zu erhalten.

Der Erhalt und der Schutz von Altbäumen bei Baumaßnahmen werden durch die DIN 18920 geregelt.

Für das Vorhaben bedeutet dies:

• Die zu erhaltenden gekennzeichneten Altbäume sind mit einem stabilen Zaun auszugrenzen und während der Bauzeit vor Beschädigung zu schützen.

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• Altbäume im Nahbereich sind mit einem Stammschutz (z.B. gepolsterte Bohlen) zu versehen. Äs- te, die in den Baubereich hineinragen, sind hochzubinden oder ggf. am Stamm glatt abzuschnei- den.

• Sofern bei den Arbeiten im Erdreich Starkwurzeln verletzt oder abgetrennt werden, sind sie von Hand glatt abzuschneiden und fachgerecht zu behandeln. Gegebenenfalls ist ein Kronenaus- gleichsschnitt durchzuführen.

V2.2: Rückschnitt von Ästen bei randständigen Bäumen Durch die Verbreiterung der bereits vorhandenen Wege für die Zuwegungen zu den WEA, verläuft diese stellenweise sehr nah an zu erhaltenden Bäumen. Hierbei handelt es sich zum einem um Alt-/ Totholz- und Habitatbäume, so zum Beispiel Bäume des Alt-/ und Totholzprogrammes des FA Selters, südlich der Zuwegung der WEA 2 und um Bäume die Lebensraumtypen begrenzen und sich teilweise im Bereich des FFH-Gebietes „Unterwesterwald bei Herschbach“ befinden.

Auch wenn durch eine Anpassung der Planung im Vorfeld die Rodung der zu erhaltenden Bäume bzw. in- nerhalb von Lebensraumtypen verhindert wurde, müssen für die Überschwenkbereiche ein so genanntes Lichtraumprofil geschaffen werden. Dieses Lichtraumprofil wird benötigt um besonders sperrige Bauteile zum Baufeld zu transportieren.

Um ein Ausreißen von tiefhängenden Ästen zu verhindern und zum Schutz der randständigen Bäume, sind im Vorfeld über den Weg ragende Äste ausladender Kronen, welche in das Lichtraumprofil hineinra- gen auf eine Höhe von 4,60 m zurück zu schneiden. Ebenso sind Bäume im Nahbereich, wie in Maßnah- me V2.1 beschrieben, mit einem Stammschutz zu versehen.

Die Umsetzung der Schutzmaßnahme ist durch eine Umweltbaubegleitung zu überwachen.

V3: Vorläufige Betriebszeitkorrekturen (1. Betriebsjahr), fledermauskundliches Monito- ring und Entwicklung eines standortspezifischen Abschaltalgorithmus

Es werden folgende Betriebszeitenkorrekturen für die Anlagen vorgeschlagen.

Tabelle 18: Übersicht des Höhenmonitorings Zeitraum Maßnahme

1. Jahr Einrichtung Höhenmonitoring im Gondelbereich

Laufzeit der Erfassung vom 1. April bis 31. Oktober

Vorläufige Abschaltung auf Grundlage der Prognose des Gutachtens (nur im 1. Jahr):

• Zeitraum: 01. April – 31. Oktober

• Tageszeit:

01.04. – 31.08.: 1h vor Sonnenuntergang bis -aufgang

01.09. – 31.10.: 3h vor Sonnenuntergang bis -aufgang

• Windgeschwindigkeit: ≤ 6 m/s

• Temperatur: ≥ 10°C

Alternativ zur vorläufigen Abschaltung kann eine durch Fledermausrufe in- duzierte, situationsgerechte Abschaltung der Anlagen erfolgen

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Zeitraum Maßnahme

Kontinuierliche Auswertung der Daten und Festlegung des Algorithmus bis Ende des ersten Jahres auf Grundlage der Daten des Höhenmonitorings

Abstimmung mit der zuständigen Naturschutzbehörde

2. Jahr Betriebszeiten nach dem festgelegten Algorithmus aus dem Höhenmonito- ring des 1. Jahres

Kontinuierliche Auswertung der Daten. Anpassung des Algorithmus auf Grundlage der beiden Untersuchungsjahre des Höhenmonitorings

Ab 3. Jahr Betriebszeiten der Anlagen nach dem neu festgelegten Algorithmus

Das Höhenmonitoring erfolgt mittels Batcordern (vgl. BEHR et al. 2011c) oder vergleichbar hochwertigen Geräten im Gondelbereich und ist an beiden geplanten WEA durchzuführen. Die Maßnahme soll mit der Inbetriebnahme der Anlagen beginnen. Im ersten Jahr soll eine Betriebszeitenkorrektur für alle geplanten WEA auf Grundlage der Prognose des Gutachtens erfolgen (siehe Tabelle 18). Auf die vorläufige Betriebs- zeitenkorrektur kann verzichtet werden, wenn stattdessen im Falle von Fledermausaktivität eine sofortige, durch Fledermausrufe induzierte, automatische Abschaltung der Anlagen erfolgt.

Die automatisierte Überwachung sollte über zwei Jahre, durchgehend vom 1. April bis zum 31. Oktober, durchgeführt werden. Durch die kontinuierliche Auswertung der erhobenen Daten können Aktivitäten von Fledermäusen im Gondelbereich erfasst werden. Auf Grundlage dieser Höhendaten wird die vorläufige Betriebszeitenkorrektur anpasst.

V4: Kranichabschaltung und Kranichmonitoring

Die Anlagen sollten während den Massenzugtagen des Herbstzuges und schlechter Witterung (z. B. Nie- derschlag, Gegenwind, Nebel) für die Dauer der laufenden Zugwelle von Kranichen abgeschaltet und die Rotoren längs zur Zugrichtung ausgerichtet werden. Der Anlagenbetreiber sollte dafür Sorge tragen, dass für diese "Kranichabschaltung" jeweils fundierte ornithologische Daten zu den Massenzugtagen sowie fundierte ortsbezogene Wetterdaten verwendet werden. Die zuständige Untere Naturschutzbehörde sollte einen jährlichen Bericht (inklusive Betriebsprotokoll der betroffenen Tage) erhalten.

V5: Schutz von Grundwasser, Oberflächengewässern und Boden Die geplante Hauptzuwegung zur WEA 2 verläuft entlang eines Tümpels sowie einer Quelle, welche als § 30 Biotop geschützt ist und quert einen Quellbach. Bei der Zuwegung zu der WEA 1 wird eine Quelle überquert, außerdem befindet sich in ungefähr 60 m Entfernung zur WEA 1 ein nach § 30 geschützter Quellbereich.

Folgende Vorkehrungen werden zum Schutz der Gewässer während der Bauarbeiten getroffen, so dass nachteilige ökologische Auswirkungen auszuschließen sind.

V5.1: Wasserhaltung und Bodenschutz Zum Schutz von Boden und Wasser sollten, aufgrund des nah anstehenden Grundwassers, beim Bau Maßnahmen zur Wasserhaltung ergriffen werden. Die Art der Maßnahmen und deren bautechnischen Be- gründungen sind dem Geotechnischen Bericht (KAISER GEOTECHNIK GMBH 2016) zu entnehmen.

Das Bodenmaterial ist im Bereich der Lagerflächen zu lagern, überschüssiges Bodenmaterial ist abzufah- ren. Der Oberboden (A-Boden) ist getrennt Unterboden (B-Boden) zu lagern. Eine maximale Mietenhöhe

Seite 50 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz von 2 m ist einzuhalten. Der Unterboden ist getrennt vom Untergrund zu lagern. Eine maximale Mieten- höhe von 3 m ist einzuhalten. Steinreiches Untergrundmaterial (C-Boden) kann in höheren Mieten gela- gert werden, wenn es direkt auf dem anstehenden C-Boden gelagert wird.

V5.2 Vermeidung von Schadstoffeinträgen in nah gelegene Gewässer Die Sumpfquelle (BT-5412-0752-2006) mit darauf entstandenem Erlenbruchwald (AC4/FK2 ta3) südlich der Zuwegung zur WEA 2 wird von der Planung nicht berührt, liegt aber mit rd. 1 m Entfernung zum Hauptweg im Nahbereich des geplanten Wegausbaues.

Der Tümpel nördlich der Zuwegung zur WEA 2 sowie des Quellbaches südlich der Zuwegung der WEA 2, über welchen der Tümpel entwässert, werden zum Teil durch die Überschwenkbereiche berührt.

Zudem befindet sich nordwestlich der WEA 1, in ungefähr 60 m Entfernung, ein Quellbereich, welcher zwar nicht durch die Planung berührt wird, aber Aufgrund der unmittelbaren Nähe zu einem von der Hauptzuwegung abzweigenden Weg und die eventuelle Nutzung des Weges als Rettungsgasse, sollte die Benutzung dieses Weges für den Baustellenverkehr gesperrt und als solches, z.B. über Schilder, kenntlich gemacht werden. Auf diese Art können Schadstoffeinträge oder Funktionsbeeinträchtigungen des Quell- bereiches vermieden werden. Zusätzlich könnte an diesen drei Stellen z.B. auf der Wegböschung ein klei- ner Erdwall (0,5 m Höhe) angebracht werden, um Stoffeinträge durch Schottermaterial in das Gewässer zu vermeiden und Beeinträchtigungen des Biotoptyps auszuschließen.

Um zu verhindern, dass Schadstoffe über den Graben Nahe der WEA 2 in andere Gewässer gelangen und gleichzeitig, dass der Graben nicht verschüttet wird sind Maßnahmen erforderlich, die dies verhindern. Hier könnte ebenfalls ein kleiner Erdwall entlang der Baustelle aufgeschüttet oder der Graben mit Platten auf gesamter Länge des Baufeldes sowie entlang der Zuwegung abgedeckt werden.

Die Konkretisierung der Maßnahmen zur Vermeidung von Schadstoffeinträgen in die Gewässer sind vor Baubeginn mit der unteren Wasserschutzbehörde in einer Vor-Ort-Begehung abzustimmen.

V5.3 Funktionserhaltung von Fließgewässern Im Bereich der geplanten Zuwegungen werden an zwei Stellen Gewässer gequert, welche unter dem be- stehenden Weg mittels Rohren hindurch geführt werden. Dabei handelt es sich um einen Quellbereich im Bereich der Zuwegung zu der WEA 1 in der Nähe der B 8 sowie um einen Quellbach im Bereich zur Zu- wegung zur WEA 2. Da es bei dem Ausbau der Zuwegung zu einer Verbreiterung des Weges von unge- fähr einem Meter kommt, muss die Durchgängigkeit für die Gewässer unter dem Weg und somit die Funktionsfähigkeit erhalten bleiben. Durch eine Verlängerung der Verrohrung z.B. könnte die Durchgän- gigkeit erhalten bleiben.

Zur Gewährleistung der Entwässerungsfunktion des Grabens an der WEA 2 muss der Graben im Bereich der querenden Zuwegung ebenfalls in ausreichender Größe verrohrt werden.

Genaue Maßnahmen zur Funktionserhaltung der Fließgewässer müssen vor Baubeginn mit der unteren Wasserschutzbehörde in einer Vor-Ort-Begehung abgestimmt werden.

V6: Gewährleistung der Zugänglichkeit von Wanderwegen Um Waldbesuchern die Möglichkeit zu geben sich zu erholen, sollte der Ausbau der Zuwegung zu der WEA 2 möglichst im Winter erfolgen, damit die Erholungssuchenden die von der Zuwegung abgehenden Wanderwege erreichen können.

Seite 51 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz

V/A7CEF: Verbesserung von Lebensraumstrukturen im Wald

V/A8CEF: Aufwertung von Nahrungshabitaten für den Schwarzstorch

Die letztgenannten Maßnahmen sind sowohl als Vermeidungs- als auch als vorgezogene Ausgleichsmaß- nahmen zu verstehen, sie werden daher im Kapitel 5 beschrieben, um Wiederholungen zu umgehen.

Die artbezogenen Maßnahmen gehen über die Vermeidungsmaßnahmen hinaus. Sie setzen nicht am Vor- haben direkt, sondern bei den Individuen und ihren Lebensräumen an und wirken daher positiv auf die konkret betroffene Lokalpopulation. Zudem erfolgen die Maßnahmen vor dem Baubeginn des geplanten Vorhabens, so dass die Maßnahmen ohne zeitliche Funktionslücke wirken.

Seite 52 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz

4 Konfliktanalyse/Eingriffsermittlung Bei der Beurteilung der Auswirkungen von Windenergieanlagen auf die Schutzgüter werden Wirkungen in drei Kategorien zu Grunde gelegt und nachfolgend näher erläutert:

• baubedingte Auswirkungen,

• anlagebedingte Auswirkungen,

• betriebsbedingte Auswirkungen.

Nachfolgend werden die Parameter dieser Wirkfaktoren präzisiert und in Kap. 4.4 deren Auswirkung auf das vorliegende Vorhaben besprochen.

4.1 Baubedingte Auswirkungen Bei den baubedingten Auswirkungen handelt es sich allgemein um Bodenverdichtungen durch Baugeräte, Gefährdung des Grund- und Oberflächenwassers durch Betriebsstoffe der Baufahrzeuge sowie um Lärm, Licht, Erschütterung und Abgas- und Staubbelastung durch Baumaschinen und Transportfahrzeuge, tem- poräre Flächenverluste durch Baustraßen und Baueinrichtungsflächen sowie Störungen durch Personen- und Fahrzeugbewegungen aufgrund des Baubetriebes. Die Auswirkungen des Baubetriebes sind zwar zeitlich überwiegend auf die Bauphase beschränkt, sie können aber dennoch zu erheblichen Folgebelas- tungen von Natur und Landschaft führen.

Lebensraum- und Flächenverlust: Beim Bau von Windenergieanlagen treten in der Regel temporäre Flächenverluste auf, die sich pro Anlage in aller Regel im unteren einstelligen Hektarbereich bewegen. Für die Avifauna und Fledermäuse sind hierbei die im Wald realisierten Flächenverluste durch Baustraßen und Baueinrichtungsflächen relevant, da sie zu irreversiblen Verlusten von Habitatflächen (insbesondere Altbäume) für die Avifauna und für Fledermäuse führen. Artenschutzrechtlich relevant ist dies dann, wenn die betroffenen Flächen als Lebensstätte dienen, z. B. von Vogelarten oder Fledermäuse genutzte Höh- lenbäume oder Horstbäume und diese von den Fällungen betroffen sind.

Störwirkungen: Lichtkegel von Bauscheinwerfern und Baumaschinenlärm können zu einem Meidungs- verhalten führen. Bei fortgesetzter Störwirkung durch Licht- und Lärmemissionen können die betroffenen Flächen gemieden werden und damit als Nahrungsraum zeitweise verloren gehen. Erheblich wird eine solche Störwirkung, wenn essentielle Nahrungsräume während der Wochenstubenperiode/ Brutperiode dauerhaft oder regelmäßig betroffen sind. Bei nicht nachtaktiven Vogelarten kann es zu Beeinträchtigun- gen kommen, wenn diese in ihrem Brutgeschäft durch die nächtlichen Bauarbeiten betroffen auffliegen und in der Nacht nicht zum Nest oder Ruheplatz zurückkehren können. Das nächtliche Auffliegen kann zum einen den Verlust des Geleges oder der Jungtiere bewirken (Auskühlen, Prädation), zum anderen zu Verletzungen der aufgeflogenen Vögel beim Flug in dichter Vegetation führen. Aber auch Vogelarten, die sich nachts vorwiegend akustisch orientieren oder verständigen, wie der Waldkauz und die Waldschnepfe, können während des Baus zur Brutzeit durch Nachtarbeiten beeinträchtigt werden.

4.2 Anlagenbedingte Auswirkungen Anlagenbedingte Auswirkungen sind solche, die auf das Vorhandensein des Bauobjektes an sich zurück- zuführen sind. Die wesentliche Auswirkung auf die Avifauna und Fledermäuse ist der direkte Verlust von Habitatflächen, v. a. Quartierbäume und Nahrungsräume.

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Lebensraum- und Flächenverlust: Die anlagebedingten Flächenverluste pro WEA sind von der WEA selbst und den für den Wegeneubau benötigten Flächen abhängig und bewegen sich in aller Regel im un- teren einstelligen Hektarbereich.

Sind Kernlebensräume betroffen, wie z. B. Bruthabitate (Niststandorte, Höhlen- oder Horstbäume) von Vögeln oder Wochenstubenzentren von Fledermäusen, können bereits geringe Habitatverluste bei Arten mit ungünstigem Erhaltungszustand erhebliche Auswirkungen auf die lokale Population haben. Insbeson- dere bei einer Mehrzahl von Anlagen ist von ungünstigen Summationswirkungen auszugehen.

Der Verlust von reinen Nahrungshabitaten durch die Überbauung ist eine Beeinträchtigung, die allerdings aufgrund der vergleichsweise geringen Flächeninanspruchnahme pro Standort bei Arten mit großen Akti- onsräumen oder Arten mit günstigem Erhaltungszustand nicht zu einer erheblichen Beeinträchtigung führt, sofern Ausweichhabitate zu Verfügung stehen oder zeitnah entwickelt werden.

Störung beim Vogelzug: Bei den vorliegenden Studien in Mittelgebirgslagen (STÜBING 2004) liegen Er- gebnisse vor, dass 55 % der Durchzügler beim Passieren von WEA Verhaltensveränderungen aufzeigen und den Anlagen ausweichen. Bis zu einer Entfernung von 350 m reagierten fast alle, bis zu 550 m etwa die Hälfte und bis 750 m wichen nur noch wenige Tiere den Anlagen aus.

Die Ausweichbewegungen der Durchzügler korrelierten dabei offensichtlich mit der Ausdehnung und Stärke der durch die WEA verursachten Luftverwirbelungen (Nachlaufströmung). Vereinzelt zeigen kleine Trupps keinerlei Verhaltensänderungen (STÜBING 2001). Dieser Anteil scheint mit Zunahme von deutlich höheren WEA zuzunehmen. Kontrollen im relativ ebenen Rheinhessischen Hügelland im Jahr 2009 zeig- ten, dass eine deutlich größere Zahl von Kleinvögeln WEA in sehr geringer Flughöhe „unterfliegen“. Ver- mutlich bewegen sich niedrig fliegende Durchzügler bei Nabenhöhen der Anlagen von 100 bis 140 m nur noch selten im Bereich der Nachlaufströmungszone (STÜBING 2013).

GRUNWALD et al. (2007) untersuchen seit dem Jahr 2006 das Reaktionsverhalten von Kranichen gegen- über WEA. Nach den Ergebnissen der Studie passieren die meisten Kraniche die WEA-Standorte ungehin- dert. Es wurden keine erheblichen Beeinträchtigungen wie Zugumkehr oder -abbruch festgestellt. In we- nigen Fällen wurden leichte Kursabweichungen sowie Höhengewinne dokumentiert. Durchschnittlich be- trugen die Flughöhen an den WEA-Standorten etwa 450 m, so dass ein Überfliegen der Anlagen in den meisten Fällen schon aufgrund der Flughöhe ohne Reaktion (Umfliegen oder Höhengewinn) möglich war.

Beeinträchtigung des Landschaftsbildes: Bei einer Neuanlage von WEA ist aufgrund der Höhe der Anlagen und der aus Windausnutzungsgründen meist exponierten Standorte fast immer von einer weit- reichenden Auswirkung auf das Landschaftsbild auszugehen.

4.3 Betriebsbedingte Auswirkungen Betriebsbedingte Auswirkungen des Projektes sind solche, die durch den Betrieb der Windenergieanlagen (Rotorbewegung, Beleuchtung) sowie durch Unterhaltungsmaßnahmen wie Wartungs- und Reparaturar- beiten ausgelöst werden und zu nachteiligen Auswirkungen auf die Avifauna und auf Fledermäuse führen können.

Entwertung von Lebensräumen/Meideeffekte: Windenergieanlagen können durch ihre Silhouette alleine, insbesondere durch die Rotorbewegung (inkl. der Luftturbulenzen und Geräuschimmissionen), ein Meideverhalten bei Vögeln gegenüber den Anlagen bewirken ebenso durch die von diesen erzeugten Schattenwurfeffekte. Hierdurch kann es zu Entwertung von Teillebensräumen kommen (BERNSHAUSEN et al. 2012).

Seite 54 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz

Grundsätzlich ist das Meideverhalten bzw. der Mindestabstand der Brutvogelarten zu Windenergieanlagen einzelfallbezogen auf der Ebene der Art und deren Niststandort zu betrachten. Zwar kann es hierbei zu Gewöhnungseffekten kommen, die sich aber, wenn überhaupt, in erster Linie nur bei sich monatelang im Gebiet aufhaltenden Vögeln – und somit vor allem bei Brutvögeln – manifestieren können. Für die nur kurz im betreffenden Gebiet anwesenden Rastvögel sind solche Effekte kaum zu erwarten. Meideeffekte liegen auch beim Vogelzug vor und können Durchzugsräume reduzieren.

Kollisionstod von Vögeln: Durch den Betrieb kann es besonders im Offenland zu Kollisionen von ja- genden Greifvögeln mit Windenergieanlagen kommen. Rotmilane jagen wie Mäusebussarde und Turmfal- ken oft in unmittelbarer Nähe der Anlagen (STÜBING 2001) und zeigen nach einer Gewöhnungsphase we- nig Scheu vor diesen.

Das Kollisionsrisiko ist beim Rotmilan besonders hoch, wobei erschwerend hinzukommt, dass vorwiegend Altvögel während der Brutzeit betroffen sind. Der Rotmilan ist die zweithäufigste Art (nach dem Mäuse- bussard) bei Anflugopfern an Windenergieanlagen in Deutschland in Bezug auf absolute Zahlen (DÜRR 2017). Gemessen an Brutpaaren in Rheinland-Pfalz ist die relative Häufigkeit des Kollisionstods beim Rotmilan im Vergleich zum Mäusebussard am höchsten.

Tierverluste können neben dem Unfalltod am Brut- und Nahrungsplatz auch während des Vogelzugs im Zugkorridor entstehen, weil zumindest in Mitteleuropa keine Orte ohne Vogelzug bekannt sind. Allerdings können erhebliche Beeinträchtigungen nur an bedeutsamen Verdichtungskorridoren oder bei kleinräumig topographiebedingten Zugverdichtungen einen elementaren Rahmen erreichen. Insgesamt ist die Gefahr der Kollision für einen Großteil der Zugvögel als gering einzustufen. Auch beim Kranich sind Kollisionen beim Zug offenbar selten. Bisher wurden in Deutschland 19 Kraniche gefunden, die mit WEA kollidierten (DÜRR 2017).

Denkbar ist auch, dass bei schlechten Wetterbedingungen (z. B. bei eintretendem Nebel oder starkem Gegenwind) Vögel nur in geringer Höhe fliegen und es deswegen zu kritischen Situationen oder ggf. zu Kollisionen kommen kann. In diesen Fällen ist die Zugintensität in der Regel ohnehin eingeschränkt, da die Vögel versuchen an geeigneten Plätzen notzulanden. Insgesamt treten solche Ereignisse extrem sel- ten auf (vgl. (LANGGEMACH 2013, DÜRR 2017)).

Kollisionstod von Fledermäusen: Für den Kollisionstod von Fledermäusen ist die Rotorbewegung von Relevanz. Nachteilige Schallemissionen im Ultraschallbereich, die ein Meideverhalten verursachen, oder Schall, der zur akustischen Maskierung von Beutetieren führt, sind nicht vorhanden. Lichtquellen, die ein Meideverhalten verursachen oder eine Lockwirkung erzielen, sind ebenfalls für Fledermäuse nicht rele- vant.

Bis heute wurden in Europa 23 Fledermausarten im Bereich von Windkraftanlagen tot aufgefunden. Unter den Schlagopfern waren sowohl Langstrecken- als auch Mittelstreckenwanderer sowie nicht migrierende Arten (ITN 2012). Seit 1999 existiert eine zentrale Fundpunktdatei des Landesamtes für Umwelt, Ge- sundheit und Verbraucherschutz Brandenburg (DÜRR 2017). Für Deutschland liegen in dieser Datei aktuell 2807 Totfunde vor. Am häufigsten wurden Große Abendsegler (n=963) aufgefunden, gefolgt von Rau- hautfledermäusen (n=773), Zwergfledermäusen (n=540) und Kleiner Abendsegler (n=137). Insgesamt stellen diese vier Arten rund 86 % der nachgewiesenen Schlagopfer dar. Auch Breitflügelfledermaus (Ep- tesicus serotinus), Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) und Mückenfledermaus (Pipistrellus pygma- eus) werden immer wieder im Bereich von WEA gefunden. Langohren, Myotis-Arten, Alpenfledermaus (Hypsugo savii) und Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) wurden bislang nur vereinzelt unter WEA

Seite 55 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz gefunden. Nach den aktuellen Ergebnissen des bundesweiten Forschungsprojekts zu Onshore-Anlagen sind aufgrund der Häufigkeit der Schadensereignisse die Arten der Gattungen Pipistrellus, Nyctalus, Epte- sicus und Vespertilio relevant (BRINKMANN et al. 2011).

Die Anzahl von verunfallten Fledermäusen variiert deutlich zwischen den einzelnen Bundesländern. Den- noch ist bisher kein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Anzahl vorhandener Windenergie-Anlagen und den dokumentierten Schlagopferzahlen herzustellen, da die Anzahl der Nachweise vor allem mit der Untersuchungsintensität und dem Vorhandensein einer Funddaten-Koordinationsstelle zusammenhängt (ITN 2012). In Rheinland-Pfalz liegen aktuell Totfunde des Kleinen und Großen Abendseglers, der Zwei- farbfledermaus, der Zwergfledermaus und der Rauhautfledermaus vor (DÜRR 2017). Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Anzahl der Kollisionsopfer in Rheinland-Pfalz deutlich höher ist, diese Daten jedoch nicht entsprechend erhoben oder verfügbar sind (Vergleich Schlagopfer in anderen Bundesländern).

Ein Kollisionsrisiko besteht sowohl während der Nahrungssuchflüge als auch auf kleinräumigen Transfer- flügen zwischen Quartier und Nahrungsraum, insbesondere aber während den großräumigen Migrations- flügen. Die Auswertung der Funddaten zeigte, dass Fledermäuse während der gesamten Aktivitätsphase von März bis November kollisionsgefährdet sind. Die höchsten Schlagopferzahlen wurden während der Herbstmigration zwischen Ende Juli und Ende September festgestellt (ITN 2012). Es muss allerdings be- rücksichtigt werden, dass Unfälle während der Wochenstubenzeit schwerwiegendere Auswirkungen auf die ansässige Fledermauspopulation haben können, da sich Individuenverluste in der Zeit der Jungenauf- zucht stärker auswirken als während der Migrationsphase (ITN 2012). Abschließende Ergebnisse des ak- tuellen F+E-Vorhabens zum Einfluss von Windenergieanlagen auf Fledermäuse an Onshore-Anlagen im Hinblick auf erhöhte Schlagopferzahlen an Waldstandorten zeigen, dass vor allem Faktoren wie Jahres- zeit, Windgeschwindigkeit, Temperatur und Niederschlag das Kollisionsrisiko bestimmen. Weitere ein- flussgebende Parameter sind der Abstand zu Gehölzen und die Anlagenhöhe, die jeweils negativ korreliert sind (BRINKMANN et al. 2011).

BRINKMANN et al. (2006) stellten fest, dass an Anlagen im Wald deutlich häufiger verunfallte Fledermäuse gefunden wurden als an Anlagen im Offenland. Möglicherweise sind waldbewohnende bzw. waldgebun- dene Fledermäuse stärker von WEA beeinträchtigt als bisher durch die registrierten Totfunde angenom- men wird. Grundsätzlich bestehen noch große Erkenntnislücken hinsichtlich der Auswirkungen von WEA auf waldbewohnende und den Wald nutzende Arten. Auch über die Region über den Baumkronen als Le- bensraum ist bislang noch wenig bekannt. Zum einen wurden die meisten Studien bisher an WEA im Of- fenland durchgeführt, zum anderen sind Nachsuchen im Wald deutlich schwieriger als im Offenland (ITN 2012).

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4.4 Projektbezogene Auswirkungsprognose

4.4.1 Schutzgut Pflanzen/Biotoptypen/Tiere Biotoptypen Durch die Errichtung der WEA und die Anlage der Zuwegungen werden Biotoptypen unterschiedlicher Wertstufen dauerhaft und temporär in einer Größenordnung von rd. 2,9 beansprucht (siehe Tabelle 19). Erhebliche Beeinträchtigung hat eine dauerhafte Beanspruchung von Flächen mit Vorkommen von Bio- toptypen mit mittlerem bis hohem Wert, bei denen als Folgenutzung Schotter- und vollversiegelte Flächen vorgesehen sind.

Bei Rodungen von Waldflächen ist die erhebliche Beeinträchtigung auch bei temporärer Beanspruchung von Biotoptypen mit mittlerem bis hohem Wert gegeben. Von erheblicher Beeinträchtigung ist regelmäßig die Beanspruchung von Lebensraumtypen gem. Anh. I FFH-Richtlinie und bei gesetzlich geschützten Bio- topen auszugehen.

Eingriffsregelung

Im Untersuchungsraum wurden die Buchenwälder größtenteils dem Lebensraumtyp 9110 zugeordnet. Wertvolle Buchenwald-Altbestände des LRT 9110 (rd. 0,03 ha) werden durch den Ausbau der Zuwegung und den dazugehörigen Überschwenkbereichen beeinträchtigt.

Durch das Einmessen der randständigen Bäume auf diesen Flächen, konnte durch ein leichtes Ver- schwenken der Wegeausbauplanung eine Rodung von Bäumen in diesen Bereichen ausgeschlossen wer- den. Allerdings wird ein Rückschnitt von Ästen bei randständigen Bäumen, die in den Weg hineinragen, erforderlich sein (V2.2).

Zu weiteren erheblichen Beeinträchtigungen kommt es in Form von Flächenbeanspruchungen in alten Fichtenwaldbeständen (rd. 0,8 ha) im Bereich der WEA 1 und 2 sowie dem Ausbau der Zuwegung und des dazugehörigen Lichtraumprofiles. Die Beanspruchung von Waldsäumen (0,4 ha) und Gräben (0,3 ha) entsteht hauptsächlich durch die Verbreiterung der Zuwegung und den dazugehörigen Lichtraumprofilen.

Durch die Verbreiterung der bereits vorhandenen Wege für die Zuwegungen zu den WEA, verlaufen diese stellenweise sehr nah an zu erhaltenden Bäumen. Hierbei handelt es sich zum einem um Alt-/ Totholz- und Habitatbäume, so zum Beispiel Bäume des Alt-/ und Totholzprogrammes des FA Selters, südlich der Zuwegung der WEA 2 und zum anderen um Bäume, welche Lebensraumtypen begrenzen und sich teil- weise im Bereich des FFH-Gebietes „Unterwesterwald bei Herschbach“ befinden.

Durch eine Anpassung der Zuwegung zur WEA 2 in Abstimmung mit dem AG, können die meisten dieser Bäume erhalten bleiben. Lediglich eine Fichte (Baum Nr. 512), welche einen Fichtenbestand zwischen zwei LRT-Flächen begrenzt, liegt noch komplett innerhalb der Zuwegung. Durch einen Rückschnitt von Ästen der randständigen Bäume (V2.2), soll eine Beschädigung durch Ausreißen von Ästen minimiert werden.

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Tabelle 19: Bau- und anlagebedingte Inanspruchnahme von Biotoptypen

Baubedingte und Anlagebedingte Inanspruchnahme von Biotoptypen Biotoptyp Fläche [m²] Bewertung Buchenwald (stark dimensioniert) 274 Sehr hoch Buchenwald (Aufwuchs) 997 Mittel Eichenmischwald 19 Hoch Erlenwald 148 Sehr hoch Alter Fichtenwald 7.821 Mittel Junger Fichtenwald 11.396 Gering bis Mittel Ahorn-/Lindenwald 302 Gering bis Mittel Lärchenwald 69 Mittel Sukzessionsflächen 86 Gering bis Mittel Quellen 14 Hoch Tümpel 4 Mittel Gräben 3.326 Gering bis Mittel Waldsäume 4.412 Mittel Straßensaum 525 Gering bis Mittel Summe 29.392 -

Abbildung 10: WEA 1 Standort, Fichtenhochwald mittleres Baumholz

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Abbildung 11: WEA 2 Standort, Fichtenhochwald geringes Baumholz Gebietsschutz

Von den rd. 0,03 ha des beeinträchtigten Buchenwaldes (LRT 9110) befinden sich rd. 0,01 ha (82 m²) innerhalb des FFH-Gebietes „Unterwesterwald bei Herschbach“. Da es sich hierbei um keine im LANIS als landesweit erfassten Lebensraumtypen handelt, ist die Verträglichkeit des Vorhabens mit den Erhaltungs- zielen des FFH-Gebietes, unter Einhaltung der Schadensbegrenzungsmaßnahmen (V2.2), gegeben (BÖFA 2017c).

§ 30 Biotope

Der nach § 30 BNatSchG geschützte Quellbereich im Bereich der Zuwegung zu der WEA 1 wird sehr klein- flächig und überwiegend baubedingt berührt außerdem werden stoffliche Beeinträchtigungen durch die Vermeidungsmaßnahmen V5.2 und V5.3 minimiert. Der ebenfalls nach § 30 BNatSchG geschützte Quell- bach im Bereich der Zuwegung zur WEA 2 wird weder anlage- noch baubedingt in Anspruch genommen, allerdings wird durch den Ausbau der Zuwegung kleinflächig der Tümpel nördlich der Zuwegung, welcher in den Quellbach entwässert, berührt, weshalb die Vermeidungsmaßnahme V5.3 zur Funktionserhaltung des Gewässers notwendig ist. Schadstoffeinträge in den Tümpel sowie in den Quellbach aufgrund seiner räumlichen Nähe werden durch die Vermeidungsmaßnahme V5.2 minimiert.

Ebenfalls durch den Ausbau der Zuwegung und den Überschenkbereichen kommt es zu einer kleinflächi- gen Beanspruchung (0,02 ha) von Erlenwald, welcher nach § 30 BNatSchG geschützt ist. Die Beeinträch- tigungen sind als sehr kleinräumig zu bewerten.

Zwei weitere nach § 30 BNatSchG geschützte Quellbereiche werden durch die Bebauung nicht unmittel- bar berührt, aufgrund der räumlichen Nähe allerdings werden durch die Vermeidungsmaßnahme V5.2

Seite 59 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz mögliche Schadstoffeinträge minimiert. Ein Quellbereich befindet sich südlich der Zuwegung zur WEA 2, der andere nördlich des Anlagenstandortes der WEA 1.

Ausnahme von den Verboten nach § 30 BNatSchG

Von dem gesetzlichen Zerstörungs- und Beeinträchtigungsverbot sind auf Antrag Ausnahmen durch die untere Naturschutzbehörde möglich, wenn die hierdurch entstehenden Beeinträchtigungen des Natur- haushalts durch Ausgleichsmaßnahmen ausgeglichen werden (§ 30 Abs. 3 BNatSchG).

Bei dem vorliegenden Vorhaben wird kleinräumig in gesetzlich geschützte Biotope unter Berücksichtigung von Vermeidungsmaßnahmen dennoch eingegriffen.

Es handelt sich um folgende Biotope:

- Erlenwald (AC4): 0,02 ha

- Quelle, Quellbereich (FK0): Keine Flächeninanspruchnahme, allerdings Schadstoffeintrag möglich (siehe Maßnahme V5.2)

- Sicker-, Sumpfquelle (FK2): 14 m²

- Quellbach (FM4): Keine Flächeninanspruchnahme, allerdings Schadstoffeintrag möglich (siehe Maßnahme V5.2)

Den Eingriffen stehen funktionale Ausgleichsmaßnahmen V/A8CEF am Nebenlauf des Schimmelbaches in Größenordnung von 0,4 ha gegenüber.

Umweltschadensgesetz Der Fachbeitrag Naturschutz ist mit Blick auf das Umweltschadensgesetz (USchadG) ebenfalls darauf ausgerichtet, möglicherweise eintretende Schädigungen dem aktuellen Wissensstand entsprechend zu ermitteln und bei der Zulassung des Projektes zu berücksichtigen.

Nach Art. 1 § 2 und 3 USchadG hat der Verursacher von u.a. Schäden an Lebensraumtypen nach Anhang I FFH-RL diese zu vermeiden (§ 5 USchadG) oder zu sanieren (§ 6 USchadG) sofern die Umweltschäden durch vorhabenbedingte vorsätzliche oder fahrlässige Schädigungen der Lebensräume der FFH-RL mit er- heblichen nachteiligen Auswirkungen auf die Erreichung oder Beibehaltung des günstigen Erhaltungszu- standes (§ 3(1) Nr. 2 USchadG) verursacht werden.

Eine Haftungsverpflichtung für Schäden ist gemäß § 21a BNatSchG nur ausgeschlossen, wenn die nach- teiligen Auswirkungen ermittelt und in einer Projektzulassung von den zuständigen Behörden genehmigt worden sind.

Das Projektgebiet befindet sich sowohl innerhalb als auch außerhalb eines FFH-Gebietes.

Durch das geplante Vorhaben wird der Bodensaurer Buchenwald bau- und anlagebedingt beeinträchtigt, der dem Lebensraumtyp 9110 nach Anhang I FFH-RL zugeordnet werden kann.

Wertvolle Buchenwald-Altbestände des LRT 9110 (rd. 0,03 ha) werden von dem Ausbau der Zuwegung und den dazugehörigen Überschwenkbereichen wie folgt beeinträchtigt:

• 82 m2 innerhalb des FFH-Gebietes (nicht innerhalb des landesweit erfassten LRT 9110)

• 192 m2 außerhalb des FFH-Gebietes

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Der Eingriff in natürliche Lebensräume (Lebensraumtyp 9110) ist nach § 19 BNatSchG Abs. 1 als zulässig zu bewerten, wenn er im Rahmen der hier vorgelegten Eingriffsbewertung ermittelt und funktional aus- geglichen werden kann. Über die Maßnahme V/A7CEF in einer Größenordnung von 4 ha kann der Lebens- raumverlust funktional ausgeglichen werden und dient zudem dem Ausgleich des Habitatverlustes von Brutvogelarten und Fledermausarten in alten Wäldern.

Avifauna Eine detaillierte Beschreibung der Avifauna erfolgte im avifaunistischen Gutachten (BÖFA 2017b), welches im Rahmen des vorliegenden Projektes erstellt wurde.

Grundsätzlich stellt die Inanspruchnahme von Brutvogelhabitaten in Wäldern einen dauerhaften Lebens- raumverlust dar, der je nach Alter des Waldes erheblich sein kann.

Bei dem geplanten Vorhaben werden im wesentlichen Waldflächen in Anspruch genommen. Diese umfas- sen funktionale Nahrungsräume sowie im Falle von älteren Waldbeständen auch Höhlenbäume mit Brut- plätzen von Altholzbewohnern. Werden ältere Waldbestände in Anspruch genommen, kann eine Rodung von Höhlenbäumen den Verlust von Fortpflanzungs- und Ruhestätten bedeuten. Im Bereich der geplan- ten WEA liegt ein Lebensraumverlust für Nadelwaldvogelgesellschaften vor. In Bezug auf gefährdete Ar- ten ist bei der geplanten WEA 1 das strukturelle Umfeld des Revierzentrums der Turteltaube betroffen, so dass abnehmen ist, dass die Lebensstätte verloren geht. Am geplanten WEA-Standort 2 wird das Brutre- vierzentrum des Sperlingskauzes direkt beansprucht. Insgesamt beeinträchtigen die Flächenverluste in der Summe von rund 2,9 ha die Eignung des Waldgebietes als Lebensstätte für die nachgewiesenen Waldvogelgesellschaften, sodass zumindest ein naturschutzrechtlicher Ausgleich zu berücksichtigen ist.

Im Folgenden wird auf das betriebsbedingte Gefährdungsrisiko (Störung/Meidung, Kollision) der einzel- nen nachgewiesenen windkraftrelevanten Arten näher eingegangen:

Baumfalke

Durch die Großvogelkartierungen wurden drei Individuen des Baumfalken im Untersuchungsgebiet beo- bachtet. Ein Brutplatz der Art innerhalb des UR 4.000 wurde nicht festgestellt. Aufgrund der fehlenden Nachweise im Gefahrenbereich der geplanten WEA ist ein betriebsbedingtes Gefährdungsrisiko für die Art nicht anzunehmen.

Rotmilan

Innerhalb der Abstandsempfehlung des Leitfadens von 1.500 m (LAG VSW 2015) wurde ein Brutrevier des Rotmilans (Brutrevier 3) in einem Abstand von rund. 1.000 m zum geplanten Standort der WEA 2 vorgefunden. Ein weiteres Brutrevier (Nr. 4) wurde westlich der geplanten WEA in einem Abstand von rund. 1.800 m zur geplanten WEA 1 nachgewiesen. Jeweils ein besetzter Rotmilanhorst befindet sich in einem Abstand von rund 2.200 m östlich von Schenkelberg und 3.800 m östlich von Schmidthahn. Auf- grund des Abstandes von rund 1.000 m zum nächstgelegenen Brutrevier der Art ist nicht von einer er- heblichen Störung der Brutplätze auszugehen.

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Abbildung 12: Aktionsraum (Homerange), Hauptaktionsraum mit > 80 % der Flugbewegungen, genordet, unmaß- stäblich Die Homerange umfasst alle Rasterzellen mit den Ereigniswerten von 1 bis 4 und umfasst somit rd. 83 % aller der erfassten Flugbewegungen des Rotmilans.

Bewertung des Kollisionsrisikos des Rotmilans in Bezug auf die einzelnen geplanten WEA:

WEA 1:

Die Rotorzone der geplanten WEA 1 weist Ereigniswerte von 1 sowie der Gefahrenbereich von 1 und 2 auf. Somit weist der Bereich eine geringe Nutzungshäufigkeit durch den Rotmilan auf. Der Gefahrenbe- reich der Anlage liegt deutlich außerhalb des Hauptaktionsraumes der Art (>80 % der Flugbewegungen). Im Gefahrenbereich der WEA verlaufen drei Flüge von insgesamt 297 Flugbewegungen. Aufgrund der ge- ringen Anzahl von Ereignissen ist am geplanten Standort der WEA 1 von keinem signifikant erhöhtem Kol- lisionsrisiko für den Rotmilan auszugehen.

WEA 2:

Die Rotorzone der geplanten WEA 2 weist Ereigniswerte von 1 sowie der Gefahrenbereich von 1, 3 und 4 auf. Im vorherigen Aufstellungskonzept des Vorhabens befand sich im Gefahrenbereich der WEA ein Be- reich, welcher durch den Rotmilan mit mittlerer Nutzungshäufigkeit aufgesucht wird. Im Rahmen der technischen Möglichkeiten wurde die Anlage nach Nordwesten verschoben, um von dem Bereich mit mitt- lerer Nutzungshäufigkeit (Ereigniswert 5) abzurücken. Durch diese Verschiebung weist der Gefahrenbe- reich nun ebenfalls eine geringe Nutzungshäufigkeit auf. Im Gefahrenbereich der WEA verlaufen somit nur noch drei Flüge von insgesamt 297 Flugbewegungen.

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Konnte im vorherigen Aufstellungskonzept an dem Anlagenstandort ein erhöhtes Kollisionsrisiko ohne Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung nicht von vorneherein ausschlossen werden, ist nun durch die Standortoptimierung und der daraus resultierenden geringen Anzahl von Ereignissen am geplanten Standort der WEA 2 von keinem erhöhtem Kollisionsrisiko für den Rotmilan mehr auszugehen.

Bei beiden Anlagen liegen nun nicht nur die Rotorzonen gemäß ISSELBÄCHER et al. (2017) außerhalb von Bereichen mit mittlerer oder gar hoher Nutzungshäufigkeiten sondern auch die Gefahrenbereiche. Ein mehr als ausreichender Abstand zu den Bereichen mit hoher Nutzungshäufigkeit wird somit gewahrt.

In Bezug auf das Störungsverbot ist von keiner erheblichen Störung der Art auszugehen, da die zu be- trachtenden Brutrevierezentren und Brutplätze des Rotmilans weit genug entfernt von den geplanten An- lagen liegen.

Schwarzmilan

Es wurde kein Brutplatz der Art innerhalb des Untersuchungsgebietes nachgewiesen. Hinsichtlich des Tö- tungsverbotes liegt aufgrund der fehlenden Nachweise der Art im Gefahrenbereich der geplanten WEA keine signifikante Erhöhung des Kollisionsrisikos vor. Bezüglich des Störungsverbots ist von keiner erheb- lichen Störung der Art auszugehen, da kein Brutrevier des Schwarzmilans im Untersuchungsgebiet fest- gestellt wurde.

Schwarzstorch

Innerhalb des Untersuchungsgebietes wurden 49 Flugbewegungen des Schwarzstorches beobachtet. In- nerhalb der Gefahrenbereiche der geplanten WEA 2 wurden drei Flüge nachgewiesen. In Bezug auf die Gesamtbetrachtung der Flugbewegungen macht dies einen geringen Anteil (6 %) der gesamten Flugbe- wegungen aus, so dass ein signifikant erhöhtes Kollisionsrisiko auszuschließen ist.

Verschiedene Projekte zur Raumnutzungsanalyse des Schwarzstorches (FEHR 2012, DIEFENTHAL 2013, MEI- ER & WEISE 2015) haben in den letzten Jahren gezeigt, dass sich der Schwarzstorch bei guten Sichtver- hältnissen den Anlagen nähert und diese umfliegt.

Bei dem Monitoring zum vorhandenen Windpark am Schieferkopf (FEHR 2015) näherten sich die Schwarz- störche bis maximal auf 100 bis 200 m den bestehenden WEA (Anlagen mit Rotordurchmesser von 82 m) und umflogen die WEA als Hindernis, so dass ein Kollisionsrisiko durch das vorsichtige Verhalten der Art und durch die geringen Schlagopferfunde nach DÜRR (2015) als relativ gering einzustufen ist. Aufgrund der geringen Aufenthaltswahrscheinlichkeit im geplanten Anlagenbereich in Verbindung mit ihrer artspezi- fischen Verhaltenswiese ist ein signifikant erhöhtes Kollisionsrisiko auszuschließen.

Eine Beeinträchtigung von Brutplätzen des Schwarzstorches ist aufgrund der großen Distanz auszuschlie- ßen.

Durch das Heranrücken der WEA 2 an das Schimmelbachtal ist eine Beeinträchtigung des Nahrungshabi- tates zu mindestens in dem oberen noch offenen Grünlandbereich nicht grundsätzlich auszuschließen, so dass vorlaufende Aufwertungsmaßnahmen am Nebenlauf des Schimmelbaches erfolgen sollen.

Uhu

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Der Uhu brütet mit einem Abstand von rund 1.900 m zum geplanten Standort der WEA 2 und somit au- ßerhalb der artspezifischen Abstandsempfehlung von 1.000 m, aber innerhalb des artspezifischen Prüfbe- reiches der Art von 3.000 m (LAG VSW 2015). Bei Prüfbereichen handelt es sich um mögliche Habitatbe- reiche eine Art innerhalb derer auf Nahrungshabitate, Schlafplätze oder andere wichtige Habitate zu ach- ten ist (VSW & LUWG 2012).

Eine Tatsächliche Nutzung von Nahrungshabitaten durch den Uhu ist aufgrund seiner Nachtaktivität nur bedingt möglich und aus artenschutzrechtlichen Gründen nicht ohne weiteres möglich, da eine Besende- rung beispielsweise dem § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG entgegenstünde. So kommen auch BREUER et al. (2015) zu dem Schluss, dass aufgrund der „praktischen Schwierigkeiten sollten die in Frage kommenden Uhu-Nahrungshabitate zweckmäßigerweise unter Plausibilitätsgesichtspunkten abgegrenzt und vorsorg- lich nicht in Anspruch genommen werden. Dazu zählen offene und halboffene Bereiche sowie Bereiche entlang von Grenzlinien wie Waldränder, Gehölzsäume, Wasserläufe und Gräben. In diesem Zusammen- hang kommt Grünlandstandorten eine besondere Bedeutung zu.“

Die Aussage der Habitatpräferenz deckt sich auch mit anderen Aussagen wonach der Uhu strukturgebun- den an Waldkanten und Hecken fliegt. Hierbei fliegt der Uhu vorzugsweise über landwirtschaftliche Flä- chen, besonders landwirtschaftlich genutzte Talsohlen, da diese das reichste Nahrungsangebot bieten. Wälder werden nur in Form von locker bewaldeten Gebieten bzw. deren Randstrukturen genutzt, ge- schlossene Waldflächen hingegen kaum (VSW & LUWG 2012, GRUNWALD & BEINING 2014, BAUER & BAUMANN 2005, VON BLOTZHEIM, URS NOEL GLUTZ 2004). Hierbei fliegt der Uhu meist deutlich unterhalb einer Höhe von 50 m, da Nachts meist nur wenig Thermik besteht (MIOSGA et al. 2015). So kommt auch der VGH München (Beschluss v. 08.06.2015 – 22 CS 15.686) zu dem Schluss, „dass nach naturschutzfachlicher Aussage ein Uhu regelmäßig nicht über 80 m fliegt“. Dies bedeutet für die WEA 2 (Enercon-Anlage), dass bei einer Nabenhöhe von 159 m und einem Rotordurchmesser von 141 m, dass die Rotoren erst bei 88,5 m über den Boden beginnen.

Bei der WEA 1 (Nordex-Anlage) beginnen die Rotoren sogar erst auf einer Höhe von 98,5 m über dem Boden (NH: 164 m, RD: 131 m).

Somit fliegt der Uhu grundsätzlich in einer Höhenkategorie unterhalb des Rotors.

Der Uhu fliegt in der Regel nur kurze Strecken, meist unter einer Minute Flugdauer. Zumeist werden die kurzen Flüge von Sitzwarte zu Sitzwarte mit längeren Ruhephasen ausgeführt. Das längste Flugereignis von insgesamt 3.526 Flugereignissen telemetrierter Uhus lag bei 1.070m (MIOSGA et al. 2015).

Da es sich bei dem Untersuchungsgebiet überwiegend um ein geschlossenes Kronendach mit wenig Of- fenbereichen um die WEA handelt, sind hier keine geeigneten Sitzwarten für die Ansitzjagd des Uhus vorhanden. Die Masten der Anlagen werden nicht als Gittermast ausgeführt und bieten somit auch keinen Landepunkt für den Uhu. Da die Anlagen sich innerhalb von geschlossenen Waldflächen befinden und sich keine geeigneten Leitstrukturen in die Waldbereiche um die Anlagen hinein und in den Bereichen selber befinden ist nicht davon auszugehen, dass der Uhu die Waldflächen im Bereich um die Anlagen als Jagdrevier nutzt. Das Innere größerer zusammenhängender Wälder werden von Uhus gemieden (SÜDBECK et al. 2005).

Ein Überqueren des Hartenfelser Kopfes bei einem für den Uhu nicht üblichen langen Distanzflug um in weiter entfernte Nahrungshabitate wie z.B. das Tal der Wied in über 4 km und das Offenland bei Höchs- tenbach in über 5 km Entfernung wird für sehr unwahrscheinlich gehalten.

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Einzelne, seltene Flüge mit diesen sehr langen Distanzen können zwar nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden, liegen aber deutlich unter der Signifikanzschwelle eines Kollisionsrisikos.

Hervorzuheben ist, dass sich in unmittelbarer Nähe zum Brutplatz ideale strukturreiche Offenlandareale, Gewässer, Waldränder zum Jagen in alle Himmelsrichtungen befinden.

Der Erhaltungszustand der Art in Rheinland-Pfalz ist gemäß der Roten Liste Rheinland-Pfalz gut mit einem zunehmenden Trend der Populationsgröße für die nächsten 27 Jahre (starke Zunahme) bzw. den nächs- ten 100 Jahren (Zunahme) (SIMON et al. 2014). Das Brutrevier des Uhus liegt außerhalb des VSG Wes- terwald.

Aufgrund der für den Uhu oben beschriebenen Raumnutzung, der unmittelbar in räumlicher Nähe hervor- ragenden Nahrungshabitaten ist kein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko für die Art zu erwarten. Eine er- hebliche Störung des Uhus ist aufgrund der Distanz zu den Anlagen der Art auszuschließen.

Waldschnepfe

Durch die Brutvogelkartierungen wurde die Waldschnepfe mit zwei Einzelbeobachtungen im UR 500 als Gastvogel festgestellt. Bezüglich des Tötungsverbots ist von keinem erhöhten Kollisionsrisikos auszuge- hen, da keine Flugbewegungen im Gefahrenbereich der geplanten WEA beobachtet wurden. In Bezug auf das Störungsverbot ist von keiner erheblichen Störung der Art auszugehen, da kein Brutvorkommen der Art festgestellt wurde.

Weißstorch

Im Rahmen einer Großvogelkartierung wurde am 30.04.2015 ein überfliegender Weißstorch im Untersu- chungsgebiet östlich von Herschbach beobachtet. Weitere Individuen der Art wurden im Untersuchungs- gebiet nicht festgestellt.

Bezüglich des Tötungsrisikos ist nicht von einer signifikanten Erhöhung des Kollisionsrisikos auszugehen, da sich die registrierte Flugbewegung auf den Süden des UR 4.000 beschränkte und keine Überflüge über den Gefahrenbereich der geplanten WEA beobachtet wurden. Eine erhebliche Störung der Art kann aus- geschlossen werden, da kein Brutvorkommen der Art im Untersuchungsgebiet nachgewiesen wurde.

Wespenbussard

Das Brutrevier des Wespenbussards liegt in einer Entfernung von rund 1.100 m zu den Standorten der geplanten WEA 2. Da keine Flugbewegungen im Gefahrenbereich der geplanten WEA nachgewiesen wur- den, ist ein erhöhtes Kollisionsrisiko der Art auszuschließen.

In Bezug auf das Störungsverbot ist von keiner erheblichen Störung der Art auszugehen, da kein Brutvor- kommen im Wirkbereich der geplanten WEA festgestellt wurde.

Zugvögel

Beim allgemeinen Vogelzug ist mit keinen erheblichen Auswirkungen zu rechnen, da es sich bei dem in 2015 festgestellten Zuggeschehen um keinen bedeutsamen Konzentrationskorridor handelt und das Zug- aufkommen mit rd. 351 Individuen/h als gering einzustufen ist. Maximal 25 % der Durchzügler müssen im ungünstigen Fall nördlich oder östlich des geplanten Anlagenbereichs ausweichen bzw. die Anlagen unterfliegen. Ein erhebliches Konfliktpotential konnte daher nicht festgestellt werden.

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Kraniche

In Bezug auf den Kranichzug wurde ein bedeutsamer Zugkorridor festgestellt. So überflogen am 20.02.2015 mit 5.040 Kranichen rund 18,63 % und am 06.03.2015 mit 22.801 rund 29,19 % der an die- sen Tagen in Mitteldeutschland registrierten Kraniche das Projektgebiet. Insgesamt wurden 4.525 Krani- che beobachtet die die geplanten WEA während der Erfassungstermine überflogen. Bei günstigen Witte- rungsverhältnissen ist nicht mit Konflikten bezüglich des Kranichzugs zu rechnen, da die Kraniche in der Regel eine Flughöhe > 300 m wählen und sie gemäß (BERNSHAUSEN et al. 2012) ein ausgeprägtes Meide- verhalten gegenüber WEA aufweisen.

Fallen allerdings ungünstige Witterungslagen mit einer schlechten Sicht durch starken Nebel oder Nieder- schlag zusammen, ist ein Risiko einer Kollision mit den Anlagen vorstellbar, da Kraniche dann in geringe- ren Höhen fliegen. Ein aktuelles Kollisionsopfer vom 02.11.2014 (www.ornitho.de) aus Helpershain im Vogelsberg verdeutlicht diese Problematik.

Um eine Kollision bei solchen schlechten Witterungsbedingungen zu vermeiden wird als Vermeidungs- maßnahme eine Abschaltung bei ungünstigen Witterungs- und Sichtverhältnissen bei Massenzugtagen vorgeschlagen.

Fledermäuse Eine detaillierte Beschreibung der Fledermäuse erfolgt im Fledermausgutachten (BÖFA 2016), welches im Rahmen des vorliegenden Projektes erstellt wurde.

An der geplanten WEA 1 ist nicht mit erheblichen bau- und anlagebedingten Beeinträchtigungen in Bezug auf die Nahrungsraumfunktion zu rechnen. Aufgrund der sehr alten Fichtenbäume kann eine Inanspruch- nahme von Habitatbäumen nicht völlig ausgeschlossen werden, so dass vorlaufenden Maßnahmen zur Verbesserung von Lebensraumstrukturen im Wald vorgeschlagen werden. Eine Beanspruchung des süd- östlich des Anlagenstandortes liegenden Buchenbestandes stellt sich nicht dar. Betriebsbedingt ist ein er- höhtes Kollisionsrisiko zu erwarten, da u. a. Nachweise des Großen Abendseglers vom nahegelegenen Batcorder-Standort 3 vorliegen.

Bei der WEA 2 wirkt sich der anlage- und baubedingte Lebensraumverlust vermutlich nicht negativ auf die Nahrungsraumfunktion aus. Mit einer Inanspruchnahme von Quartierhabitaten ist nicht zu rechnen. Eine Beeinträchtigung der südlich des Forstweges lokalisierten Buchenbestände ist nicht gegeben. Auf- grund des Vorkommens verschiedener schlaggefährdeter Fledermausarten an den Batcorder-Standorten 6 und 7 mit einem erhöhten Kollisionsrisiko betriebsbedingt zu rechnen.

Erhebliche Auswirkungen auf die Fledermausfauna können bei Befolgung der Maßnahmen insgesamt vermieden werden.

Wildkatze Aufgrund der im Wirkraum gegeben Habitatstrukturen ist eine Beschädigung oder Zerstörung von Fort- pflanzungsstätten im Eingriffsbereich nicht wahrscheinlich, aber nicht auszuschließen. Durch den Ausbau vorhandener Zuwegung und unmittelbarer Nähe der WEA 1 und 2 zu den bereits bestehenden Wegen ist nicht davon auszugehen, dass Lebensräume der Wildkatze zerschnitten oder Fortpflanzung- und Ruhe- stätten zerstört werden. Zusätzlich befinden sich die beiden Anlagen in einem Fichtenforst ohne nen- nenswerte unterständige Strukturen, wie z.B. Totholz oder schützender Vegetation > 50 cm. Somit liegen die geplanten Anlagenstandorte nicht unmittelbar in für die Wildkatze geeigneten Biotopen, welche Wäl- der mit strukturreichem Unterwuchs und hoher Deckung bevorzugt (ARSU 2015). Aufgrund der geringen

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Größe des Eingriffs im Vergleich zum Aktionsraum der Art und geeigneter Ausweichflächen wird davon ausgegangen, dass die ökologische Funktion erhalten bleibt.

Zwar werden bau- und anlagebedingt potentielle Jagdhabitate der Wildkatze in Anspruch genommen, ei- ne existenzielle Bedeutung dieser Bereiche lässt sich jedoch nicht vermuten. Durch die räumliche Nähe zur B 8, ausgebauten Forst- und Wanderwegen, Siedlungsbereichen sowie Bestandsanlagen ist davon auszugehen, dass es in Bezug auf die Meidung anlagebedingt zu keiner erheblichen Mehrbelastung für die Wildkatze kommt. Besonders unter Berücksichtigung der Wildkatzenbeobachtungen von 2013 (vgl. Kapitel 2.2), welche sich in unmittelbarer Nähe zu Anlagen befinden, welche teilweise bereits seit 2006 bestehen, lassen diese darauf schließen, dass die Wildkatze nicht nachhaltig durch Windenergieanlagen in diesem Gebiet beeinträchtigt wird. Baubedingte Störungen können allerdings zur vorübergehenden Mei- dung des Gebietes rund um die Baufelder kommen. Ausreichend ungestörte Bereiche als Ausweichmög- lichkeiten stehen zur Verfügung. Es sind daher möglich Konflikte mit baubedingter Tötung von Vermei- dungsmaßnahmen während der Bauzeit zu klären.

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4.4.2 Schutzgut Wasser, Boden, Klima Wasser Grundwasser Die zusätzlichen Versiegelungen durch den Anlagenbau werden auf ein Minimum beschränkt. Stand- und Rangierflächen von Kränen und Betriebsfahrzeugen sowie Zuwegungen werden in wassergebundener Weise versickerungsfähig ausgeführt. Allein die Betonfundamente stellen eine Vollversiegelung des Bo- dens dar. Mit rd. 415 m² bzw. rd. 452 m²st eine relativ geringe Fläche betroffen.

Nach Aussage der SGD Nord liegt zum derzeitigen Zeitpunkt noch keine Einschätzung zu einer möglichen Beeinträchtigung des Vorbehaltsgebietes Grundwasserschutz gemäß der aktuellen Entwurfsfassung des RROP Mittelrhein-Westerwald, innerhalb dessen sich die WEA 2 befindet, vor. Auflagen bei der Bauaus- führung während des Verfahrens nach BImSchG sind möglich. Laut dem RROP Bericht zur Windkonzepti- on führt die Errichtung von Windenergieanlagen in Vorbehaltsgebieten zu keinen wesentlichen Nutzungs- konflikten (BGHPLAN 2014).

An der WEA 1 sind keine erheblichen Beeinträchtigungen des Schutzgutes Grundwasser zu erwarten. Ein seitliches Abtraufen von Niederschlagswasser an den Anlagen und das Versickern im Boden sind möglich. Eine Reduzierung der Grundwasserneubildung ist nicht zu erwarten.

Oberflächengewässer, Quellen Es werden mehrere Oberflächengewässer (Quellbereiche, Tümpel und ein Entwässerungsgraben) durch die Zuwegungen berührt oder sogar überquert. Unter Berücksichtigung der Vermeidungsmaßnahmen (V5.2, V5.3) können erhebliche Beeinträchtigungen von Oberflächengewässer vermieden werden.

Boden S. Schutzgut Grundwasser. Beschränkung der Vollversiegelung des Bodens auf ein Minimum (rd. 415 m² bzw. rd. 452 m²). Die Versiegelung der Bodenoberfläche durch Überbauung hat die Vernichtung von Bo- denlebewesen, den Verlust der Filtereigenschaften des Bodens und die Verringerung der Grundwasserzu- fuhr zur Folge. Aufgrund der relativ geringen Flächenbeanspruchung/Standort und der Versickerung des abtraufenden Niederschlages ist auch insgesamt gesehen von keinen erheblichen Beeinträchtigungen des Bodens und Bodenwasserhaushalts auszugehen.

Die Rodungstätigkeit mit dem Entfernen der Wurzelstöcke bewirkt eine Freilegung, Umlagerung und Ver- dichtung der Bodenschichten (Oberboden, z.T. Unterboden). Die physikalische Struktur wird gestört. Freigelegte Böden sind durch Wasser- und Winderosion gefährdet. Bei hohen Temperaturen unterliegen sie der Austrocknung.

Die Beeinträchtigungen des Schutzgutes sind trotzdem nicht als erheblich zu beurteilen, da sich nach der Bauphase auf den vorbereiteten Böden eine Besiedelung durch die umgebende Vegetation schnell ein- stellen wird. Aufgrund der Kuppenlage und des umgebenden Hochwaldes ist mit einer erheblichen Erosi- on durch Wasser und Wind nicht zu rechnen. Die eigentliche Versiegelungsfläche ist pro Standort relativ gering, so dass auch hier von keinen erheblichen Beeinträchtigungen der Bodenfunktionen auszugehen ist.

Insgesamt kommt es zu einer Vollversiegelung, durch Fundamente aus Beton, von rd. 868 m². Durch die Schotterung unterschiedlicher Flächen je nach Anlage kommt es zu einer Teilversiegelung (Schotter) von rd. 10.402 m².

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Tabelle 20: Anlagebedingte Bodenversiegelung

Anlagebedingte Teil- und Vollversiegelung durch das Vorhaben Anlage Vollversiegelung Fläche [m²] WEA 1 und 2 Fundament (Beton) 868 Summe Vollversiegelung 868 Teilversiegelung WEA 1 und 2 Kranstellfläche (Schotter) 4.190 WEA 1 Hilfskranstellfläche (Schotter) 274 WEA 1 Montagefläche (Schotter) 210 WEA 1 Rettungsgasse (Schotter) 137 WEA 1 Zufahrtstrichter (Schotter) 504 WEA 1 und 2 Ausbau Zuwegung (Schotter) 5.087 Summe Teilversiegelung 10.402 Summe Mehrversiegelung 11.270

Klima und Luft Die durch das geplante Vorhaben dauerhaft veränderten Bereiche (Schotter- und vollversiegelte Flächen) weisen eine - besonders auf die einzelnen Standorte bezogen - relativ geringe Größe auf, so dass mit keiner erheblichen Beeinträchtigung der Kalt- bzw. Frischluftproduktion und der lufthygienischen Funktion der Vegetation zu rechnen ist. Große Teile der Rodungsbereiche sind nach Errichtung der WEA weiterhin als Vegetationsflächen ausgeprägt. Der Betrieb der Anlagen bedingt keine Schadstoffemissionen. Eine diesbezügliche Beeinträchtigung ist ebenfalls auszuschließen.

4.4.3 Landschaftsbild

Sichtbarkeitsanalyse Im Zuge der Beurteilung der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes wurde eine Sichtbarkeitsanalyse im Umkreis von über 10 km um die geplanten Anlagenstandorte erstellt (siehe Karte 5). Die Analyse zeichnet Verschattungs- und Sichtbarkeitsbereiche auf. Letztere werden zusätzlich nach Anzahl der sichtbaren WEA differenziert.

Anhand der Sichtbarkeitsanalyse wurden auch die Sichtbarkeitsbereiche der zwei historischen Kulturland- schaften, welche sich im bzw. zum Teil im Umkreis von 10 km um die geplanten Anlagenstandorte befin- den, ermittelt. Hierbei handelt es sich um das „Dreifelder Weiherland“ (1.1) und das „Kannebäckerland (Ost)“ (1.2.1).

Das graphische Ergebnis der Sichtbarkeitsanalyse ist der Karte 5 Sichtbarkeitsanalyse zu entnehmen.

Trotz der erhöhten Lage sind die 2 geplanten Anlagen auf über 82,8 % der Gesamtfläche (= 57.600 ha) nicht zu sehen und auch der gesamte Windpark auf dem Hartenfelser Kopf aus 26 bzw. 28 Anlagen ist nur von rd. 2,2 % der Gesamtfläche sichtbar. Durch die Topographie sind bereits 48 der bestehenden An- lagen im Umland und am Hartenfelser Kopf auf rd. 68 % der Fläche nicht sichtbar. Die geplanten Anlagen können auf rd. 599 ha Flächen gesehen werden, auf denen vorher keine Anlagen sichtbar waren. Dies entspricht einer Mehrbelastung der vorher unbelasteten Bereiche von rd. 1,1 %.

In der historischen Kulturlandschaft „Dreifelder Weiherland“ sind die geplanten Anlagen auf rd. 68,1 % der Gesamtfläche (= 4184 ha) nicht sichtbar. Auf 2,7 % der Flächen, von denen aus vorher keine Anla-

Seite 69 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz gen sichtbar waren, sind nach der Errichtung der geplanten Anlagen diese vom Dreifelder Weiherland aus sichtbar. Alle Anlagen (sowohl mit als auch ohne die geplanten Anlagen) des Hartenfelser Kopfes können von rd. 2,6 % der Flächen dieser historischen Kulturlandschaft aus gesehen werden. Die gesamte histori- sche Kulturlandschaft befindet sich im Umkreis von 10 km um die geplanten Anlagenstandorte.

Im „Kannebäckerland (Ost)“ sind die geplanten Anlagen von rd. 87 % der Fläche im Umkreis von 10 km (= 952 ha) nicht zu sehen. Die Neubelastung von vorher unbelasteten Bereichen beträgt hier rd. 1,4 %. Nur ein vergleichsweiser geringer Teil der historischen Kulturlandschaft befindet sich im Umkreis von 10 km um die geplanten Anlagenstandorte.

Auch wenn es relativ gesehen nur zu einer geringen Mehrbelastung kommt, so besitzen die Windenergie- anlagen eine enorme visuelle Wirkung, die auch in größeren Entfernungen noch wahrgenommen wird. Die Verwendung eines nicht reflektierenden Anstrichs trägt zur Verminderung des Eindrucks bei. In Wäl- dern und Siedlungen reduziert sich die Wahrnehmung, da Vegetation und Bauten abdeckend fungieren.

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Tabelle 21: Ergebnisse Sichtbarkeitsanalyse

Anzahl der Bestehende Anlagen Geplante Anlagen Gesamte Anlagen sichtbaren Anlagen Gebiet [ha] Gebiet [%] Gebiet [ha] Gebiet [%] Gebiet [ha] Gebiet [%]

0 39.156 68,0 47.681 82,8 38.557 66,9 1 993 1,7 1.895 3,3 1.228 2,1 2 1.706 3,0 8.025 13,9 1.861 3,2 3 1.409 2,4 - - 1.391 2,4 4 827 1,4 - - 834 1,4 5 737 1,3 - - 744 1,3 6 1.180 2,0 - - 1.190 2,1 7 801 1,4 - - 802 1,4 8 621 1,1 - - 618 1,1 9 770 1,3 - - 742 1,3 10 552 1,0 - - 550 1,0 11 437 0,8 - - 417 0,7 12 293 0,5 - - 312 0,5 13 246 0,4 - - 256 0,4 14 225 0,4 - - 226 0,4 15 225 0,4 - - 220 0,4 16 200 0,3 - - 186 0,3 17 195 0,3 - - 190 0,3 18 195 0,3 - - 184 0,3 19 198 0,3 - - 180 0,3 20 210 0,4 - - 188 0,3 21 225 0,4 - - 192 0,3 22 231 0,4 - - 191 0,3 23 238 0,4 - - 209 0,4 24 416 0,7 - - 220 0,4 25 420 0,7 - - 235 0,4 26 1.218 2,1 - - 394 0,7 27 328 0,6 - - 425 0,7 28 407 0,7 - - 1.205 2,1 29 306 0,5 - - 328 0,6 30 269 0,5 - - 403 0,7 31 563 1,0 - - 300 0,5 32 243 0,4 - - 266 0,5 33 266 0,5 - - 558 1,0 34 235 0,4 - - 241 0,4 35 424 0,7 - - 265 0,5 36 118 0,2 - - 236 0,4 37 127 0,2 - - 422 0,7 38 87 0,2 - - 118 0,2 39 46 0,1 - - 127 0,2 40 51 0,1 - - 87 0,2 41 69 0,1 - - 46 0,1 42 46 0,1 - - 51 0,1 43 21 0,0 - - 59 0,1 44 15 0,0 - - 46 0,1 45 12 0,0 - - 21 0,0 46 23 0,0 - - 15 0,0 47 17 0,0 - - 12 0,0 48 3 0,0 - - 23 0,0 49 - - - - 17 0,0 50 - - - - 3 0,0

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Tabelle 22: Ergebnisse der Sichtbarkeitsanalyse in der historischen Kulturlandschaft "Dreifelder Weiherland"

Anzahl der Bestehende Anlagen Geplante Anlagen Gesamte Anlagen sichtbaren Anlagen Gebiet [ha] Gebiet [%] Gebiet [ha] Gebiet [%] Gebiet [ha] Gebiet [%]

0 2.221,9 53,1 2.847,3 68,1 2.107,6 50,4 1 87,6 2,1 230,2 5,5 124,6 3,0 2 62,1 1,5 1.106,1 26,4 102,9 2,5 3 157,1 3,8 - - 148,9 3,6 4 109,6 2,6 - - 102,4 2,4 5 121,0 2,9 - - 116,1 2,8 6 101,4 2,4 - - 112,3 2,7 7 87,3 2,1 - - 89,8 2,1 8 89,7 2,1 - - 87,5 2,1 9 57,4 1,4 - - 55,8 1,3 10 51,3 1,2 - - 58,1 1,4 11 57,2 1,4 - - 54,7 1,3 12 31,5 0,8 - - 31,0 0,7 13 26,7 0,6 - - 28,8 0,7 14 31,2 0,7 - - 30,6 0,7 15 30,3 0,7 - - 30,0 0,7 16 32,8 0,8 - - 27,9 0,7 17 27,2 0,6 - - 27,7 0,7 18 27,8 0,7 - - 29,1 0,7 19 29,5 0,7 - - 26,3 0,6 20 27,5 0,7 - - 26,9 0,6 21 28,8 0,7 - - 28,0 0,7 22 28,0 0,7 - - 28,0 0,7 23 31,6 0,8 - - 26,4 0,6 24 37,8 0,9 - - 27,3 0,7 25 44,6 1,1 - - 32,2 0,8 26 104,2 2,5 - - 37,5 0,9 27 33,3 0,8 - - 44,9 1,1 28 31,4 0,7 - - 104,5 2,5 29 41,7 1,0 - - 32,3 0,8 30 32,2 0,8 - - 31,2 0,7 31 81,0 1,9 - - 40,2 1,0 32 35,2 0,8 - - 32,9 0,8 33 32,3 0,8 - - 80,1 1,9 34 29,3 0,7 - - 34,3 0,8 35 52,2 1,2 - - 32,1 0,8 36 10,6 0,3 - - 29,4 0,7 37 10,8 0,3 - - 51,8 1,2 38 22,4 0,5 - - 10,1 0,2 39 5,4 0,1 - - 11,1 0,3 40 5,1 0,1 - - 22,0 0,5 41 8,3 0,2 - - 5,3 0,1 42 2,2 0,1 - - 5,8 0,1 43 4,6 0,1 - - 7,5 0,2 44 0,6 0,0 - - 2,5 0,1 45 1,8 0,0 - - 4,5 0,1 46 0,4 0,0 - - 0,9 0,0 47 - - - - 1,5 0,0 48 ------49 ------50 ------

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Tabelle 23: Ergebnisse der Sichtbarkeitsanalyse in der historischen Kulturlandschaft "Kannebäckerland (Ost)"

Anzahl der Bestehende Anlagen Geplante Anlagen Gesamte Anlagen sichtbaren Anlagen Gebiet [ha] Gebiet [%] Gebiet [ha] Gebiet [%] Gebiet [ha] Gebiet [%]

0 704,7 74,0 828,3 87,0 691,4 72,6 1 52,5 5,5 35,6 3,7 57,0 6,0 2 36,0 3,8 88,5 9,3 40,4 4,2 3 30,9 3,2 - - 31,3 3,3 4 12,1 1,3 - - 12,2 1,3 5 7,6 0,8 - - 7,7 0,8 6 15,6 1,6 - - 16,7 1,8 7 2,8 0,3 - - 2,7 0,3 8 2,0 0,2 - - 2,1 0,2 9 1,0 0,1 - - 1,8 0,2 10 1,4 0,2 - - 1,6 0,2 11 2,1 0,2 - - 1,7 0,2 12 2,1 0,2 - - 1,4 0,2 13 2,1 0,2 - - 2,1 0,2 14 2,0 0,2 - - 1,8 0,2 15 1,2 0,1 - - 2,1 0,2 16 1,1 0,1 - - 1,4 0,1 17 1,2 0,1 - - 1,4 0,1 18 1,2 0,1 - - 0,9 0,1 19 0,9 0,1 - - 1,1 0,1 20 2,5 0,3 - - 1,1 0,1 21 2,4 0,3 - - 1,3 0,1 22 1,6 0,2 - - 2,4 0,2 23 1,2 0,1 - - 2,2 0,2 24 3,3 0,3 - - 1,4 0,1 25 2,6 0,3 - - 1,2 0,1 26 19,6 2,1 - - 3,3 0,3 27 4,9 0,5 - - 2,6 0,3 28 1,3 0,1 - - 19,6 2,1 29 3,5 0,4 - - 4,9 0,5 30 2,2 0,2 - - 1,2 0,1 31 13,3 1,4 - - 3,5 0,4 32 1,3 0,1 - - 2,2 0,2 33 1,5 0,2 - - 13,3 1,4 34 1,1 0,1 - - 1,3 0,1 35 1,6 0,2 - - 1,5 0,2 36 2,1 0,2 - - 1,1 0,1 37 2,1 0,2 - - 1,6 0,2 38 1,1 0,1 - - 2,1 0,2 39 0,8 0,1 - - 2,1 0,2 40 1,0 0,1 - - 1,1 0,1 41 0,7 0,1 - - 0,8 0,1 42 0,2 0,0 - - 1,0 0,1 43 - - - - 0,7 0,1 44 - - - - 0,2 0,0 45 ------46 ------47 ------48 ------49 ------50 ------

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Fotosimulation Die Ergebnisse der Fotosimulation können dem Anhang entnommen werden.

Wie in den Simulationen zu erkennen ist, fügen sich die Anlagen optisch in die bestehenden Anlagen des Windparkes „Hartenfelser Kopf“ ein. Beim Blick aus der historischen Kulturlandschaft „Dreifelder Weiher- land“ (Fotopunkt 4) lässt sich zwar erkennen, dass der Windpark visuell vergrößert ist, allerdings stehen auch hier die geplanten Anlagen so nah an dem bestehenden Windpark, dass diese sich optisch einglie- dern und sich nicht besonders hervorheben.

Beim Blick von der Aussichtsplattform bei der Burg Hartenfels (Fotopunkt 7) ist zu erkennen, dass sich die WEA 2, wenn auch etwas vorgelagert, in den Windpark eingliedert. Aus dieser Blickposition wirkt die WEA 1 etwas weiter entfernt von den restlichen Anlagen. Bei der Aufnahme aus dem Mai ist allerdings schon zu erkennen, dass die WEA 1 kaum von der Aussichtsplattform aus zu erkennen ist. Bei einer er- neuten Begehung im Juni war der Bewuchs vor der Plattform so dicht, dass die beiden Anlagen nicht mehr sichtbar wären.

Auch beim Blick auf die Burgruine und die Anlagen (Fotopunkt 3) wirken die WEA etwas vorgelagert, ste- hen optisch allerdings nicht in einem räumlichen Zusammenhang mit der Burgruine und passen sich in das durch die bestehenden WEA geprägte Landschaftsbild ein.

Sichtachsenstudie Anhand der Sichtbarkeitsanalyse für die Burgruine Hartenfels lässt sich erkennen, dass der Turm auf- grund der Topographie nur sehr eingeschränkt gesehen werden kann. Nördlich des Hartenfelser Kopfes sowie auf ihm selber ist die Burgruine nicht zu sehen, weswegen davon ausgegangen werden kann, dass durch die Windenergieanlage keine Sichtachse gezogen werden und so eine mögliche Sicht auf die Burg- ruine blockiert werden kann.

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Abbildung 13: Sichtbarkeitsbereiche der Burgruine Hartenfels, Karte genordet, unmaßstäblich (Stand: Mai 2016, Quelle der topographischen Karte: ©GeoBasis-DE / LVermGeoRP (2017), dl-de/by-2-0, http://www.lvermgeo.rlp.de [Daten bearbeitet]; Es gelten folgende Regelungen zu Gewährleistung und Haftung; URL:https://lvermgeo.rlp.de/de/geodaten/opendata/gewaehrleistung-haftung/)

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5 Kompensationsmaßnahmen Nach Ausschöpfung der Möglichkeiten zur Vermeidung sind die verbleibenden Eingriffe in Natur und Landschaft durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege in einem angemessenen Zeitraum gleichartig auszugleichen (Ausgleichsmaßnahmen) oder in gleichwertiger Weise zu ersetzen (Er- satzmaßnahmen). Art und Umfang der landespflegerischen Kompensationsmaßnahmen leiten sich somit aus den beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushaltes ab.

Die Eingriffsfolgenbewältigung bezieht sich auf die beeinträchtigten, als planungsrelevant bewerteten Funktionen und Strukturen. Zu berücksichtigen sind hier auch aus artenschutzrechtlicher Sicht erforderli- che Maßnahmen, deren funktionale Herleitung und Begründung. Der Fachbeitrag Naturschutz hat die Aufgabe, die zur Bewältigung der Eingriffe notwendigen Maßnahmen durchgängig und vollständig darzu- stellen. Die artenschutzrechtlichen Konflikte können über Vermeidungsmaßnahmen und vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen (CEF) ausgeschlossen werden.

Tabelle 24: Übersicht der Kompensationsmaßnahmen Maßnahmentyp Maßnah- Maßnahmenbezeichnung Ort mennummer Eingriffs- Arten- regelung schutzrecht

Verbesserung von Lebensraumstrukturen im V/A7CEF Außerhalb X X Wald

Aufwertung von Nahrungshabitaten für den V/A8CEF Außerhalb X X Schwarzstorch

A9 Anlage von gelenkten Sukzessionsflächen Baufeld X

A10 Wiederaufforstung von Laubwald Baufeld X

5.1 Maßnahmen außerhalb der Windenergieanlagen

V/A7CEF: Verbesserung von Lebensraumstrukturen im Wald Die Fläche für die Maßnahme liegt östlich des Steinbruchs Schenkelberg in der Flur 18, dem Flurstück 65 „Eisenkauten“ und hat eine Größe von rd. 4 ha. Zudem liegt sie innerhalb des Biotopes „Wald an der Grube Schenkelberg“ (BT-5412-0774-2006), welches aufgrund seines Wertes für Waldvögel, Alt- und Totholzbesiedler sowie als naturnaher Wald mit hoher struktureller Vielfalt als schützenswert eingestuft wird (MULEWF 2016b).

Im Landschaftsinformationssystem der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS) wird die Fläche als Eichen-Buchenmischwald (AA1), genauer als Waldmeister-Buchenwald (Asperula-Fagetum) bezeich- net, welcher dem Lebensraumtyp 9130 zugeordnet wird (MULEWF 2016b).

Bei der Begehung im Mai 2016 wurden in der ersten Baumschicht: Quercus petraea, Carpinus betulus und Fagus sylvatica sowie in der zweiten Baumschicht Fagus sylvatica und Prunus avium aufgenommen. Es handelt sich hierbei teilweise um sehr starkes Baumholz (BHD > 80 cm). Markante Einzelbäume, die in der Fläche aufgenommen wurden, können der Tabelle 25 entnommen werden. In der Strauchschicht sind zu nennen: Ilex aquifolium, Prunus padus, Fagus sylvatica und Carpinus betulus sowie in der Krautschicht Arten der Laubwälder mittlerer Standorte mit Frische- und Feuchtezeigern: Mercurialis perennis, Acer pla-

Seite 76 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz tanoides (juv.), Carex sylvatica, Milium effusum, Impatiens noli-tangere, Fraxinus excelsior, Galium odo- ratum, Melica uniflora, Circaea lutetiana, Stellaria holostea und Maianthemum bifolium.

In dem Gebiet befinden sich mehrere Gräben, welche zum Teil Wasser führen sowie Trampelpfade.

Nördlich an die Fläche angrenzend befinden sich das FFH-Gebiet sowie das Vogelschutzgebiet „Oberwes- terwald bei Herschbach“ und das Naturschutzgebiet „Schimmelsbachtal“ (MULEWF 2016b).

Tabelle 25: Habitat- und Totholzbäume in der V/A7CEF Fläche für die Verbesserung von Lebensraumstrukturen im Wald

Habitat- und Totholzbäume in der V/A7CEF Fläche Baum Baumart Baumart wissen- BHD Zustand Bemerkung Nr. dt. Name schaftlicher Name [cm] 403 Traubeneiche Quercus petraea 80 Vital Baumhöhlen Specht 404 Traubeneiche Quercus petraea 100 Vital Abgeplatzte Borke 405 Traubeneiche Quercus petraea 120 Vital 2 große Asthöhlen + Spechthöhle 408 Traubeneiche Quercus petraea 100 Vital Asthöhle 409 Rotbuche Fagus sylvatica 100 Vital - 411 Totholzbaum - 100 Tot Kleine Höhlen Mäßig 412 Traubeneiche Quercus petraea 140 Ein Seitenstamm abgestorben, Dürrbaum vital 414 Rotbuche Fagus sylvatica 90 Vital - 415 Totholzbaum - 100 Tot Morsch, Käferhöhlen, 10 m hoch 416 Rotbuche Fagus sylvatica 90 Vital - 417 Eiche Quercus spec. 100 Tot Abgeplatzte Borke, Fraßspuren 418 Eiche Quercus spec. 100 Tot Höhlen 422 Rotbuche Fagus sylvatica 80 Vital Kleine Asthöhle 423 Totholzbaum - 80 Tot 8 m hoch 424 Rotbuche Fagus sylvatica 80 Vital - 425 Totholzbaum - 80 Tot Baumhöhlen, 20 m hoch 426 Traubeneiche Quercus petraea 120 Vital Asthöhlen 434 Rotbuche Fagus sylvatica 100 Vital Kleine Höhlen 435 Rotbuche Fagus sylvatica 120 Vital Baumhöhlen 436 Rotbuche Fagus sylvatica 100 Vital Baumhöhlen 437 Traubeneiche Quercus petraea 120 Vital Spechthöhle Vogel- 438 Prunus avium 70 Vital Abgeplatzte Borke Kirsche 439 Eiche Quercus spec. 80 Tot - 440 Rotbuche Fagus sylvatica 180 Vital Asthöhle 441 Rotbuche Fagus slyvatica 100 Vital - 442 Traubeneiche Quercus petraea 120 Vital Baumhöhlen, abgeplatzte Borke 443 Rotbuche Fagus sylvatica 80 Vital - 444 Rotbuche Fagus sylvatica 65 Vital Spalten 445 Rotbuche Fagus sylvatica 100 Vital Höhlen 446 Hainbuche Carpinus betulus 50 Vital Große Baumhöhle 447 Rotbuche Fagus sylvatica 70 Vital - 448 Rotbuche Fagus sylvatica 90 Vital - 449 Traubeneiche Quercus petraea 100 Vital Astabbrüche 450 Traubeneiche Quercus petraea 110 Vital Kleine Insektenlöcher, Spalten 451 Hainbuche Carpinus betulus 40 Vital Risse, Höhlen, Vogelkasten

Durch die Maßnahme soll der Tot- und Altholzanteil sowie der Anteil an Habitatbäumen im Wald dauer- haft gefördert und verlängert werden. Bei dieser Maßnahme ist dauerhaft keine forstliche Nutzung zuläs- sig, die jagdliche Nutzung ist zwischen Anfang März und August ebenfalls zu unterlassen.

Mit der Waldfläche werden folgende Eingriffswirkungen des Windparkes ausgeglichen:

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• Inanspruchnahme von Waldhabitaten für Vogelarten und Fledermäusen durch WEA und Erschlie- ßung • Inanspruchnahme von potentiellen Quartierbäumen von Fledermäusen • Funktionaler Ausgleich für die Inanspruchnahme des Lebensraumtypes 9110

Zur kurzfristigen Erhöhung des Quartierangebots innerhalb von Maßnahmenflächen wird empfohlen, pro WEA mindestens 10 Fledermauskästen unterschiedlichen Typs auszubringen. 1/3 der Kästen sollten als Überwinterungshöhlen geeignet sein. Die Fledermauskästen sind über die gesamte Betriebszeit zu über- prüfen und zu warten. Die genauen Hangorte sind von einem fachkundigen Gutachter in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Forstamt auszuwählen. Dabei ist nach den Empfehlungen von MESCHEDE et al. (2002) vorzugehen.

Die Fläche ist an den äußeren Grenzen in der Örtlichkeit zu kennzeichnen und auszupflocken. Um den Gesamterfolg der Maßnahme zu gewährleisten, ist parallel zur Prüfung und Instandhaltung der Fleder- mauskästen und der künstlichen Nisthilfen die Einhaltung der Nichtnutzung zu prüfen und zu dokumentie- ren.

V/A8CEF: Aufwertung von Nahrungshabitaten für den Schwarzstorch

Lage Die Fläche für die Maßnahme liegt östlich des Schimmelsbachs und nördlich der Maßnahmenfläche

V/A7CEF in der Flur 18, auf den Flurstücken 30, 31 und 36 (Gewässerflurstück) und hat eine Fläche von rd. 0,4 ha.

Die Entfernung zu den geplanten WEA beträgt rd. 1,4 km sowie zum nächst gelegenen Horst des Schwarzstorches rd. 5,6 km und wurde 2015 durch den Schwarzstorch überflogen.

Zudem liegt sie innerhalb des Naturschutzgebiets „Schimmelsbachtal“ (NSG-7143-046), welches am 15.08.1990 festgesetzt wurde und innerhalb des FFH-Gebietes „Unterwesterwald bei Herschbach“ liegt (MULEWF 2016b). Durch Aufwertung dieser Fläche sollen die möglichen Störungen im oberen Verlauf des Schimmelsbachtales, welches als Nahrungshabitate fungiert, ausgeglichen werden. Zugleich werden auf der Fläche Ausweichmöglichkeiten für die Wildkatze geschaffen.

Ausgangssituation

Innerhalb der Fläche verläuft ein Quellbach (FM4) „Quellbach nw. Schenkelberg“ (BT-5412-0035-2012) (MULEWF 2016b) von Nordosten nach Nordwesten, der meist zwischen 1 und 2 m breit ist und in den ca. 130 m westlich verlaufenden Schimmelsbach entwässert. Bachbegleitend kommen Erlenauenwald, Fich- tenwald sowie Sukzessionsflächen vor.

Der Bachauenwald (Lebensraumtyp 91E0) ist stellenweise lückig ausgebildet und wechselt mit Feuchtbra- chen. Unter anderem kommen folgende Feuchte- bis Nässezeiger vor: Alnus glutinosa, Scirpus sylvaticus, Caltha palustris und Eupatorium cannabinum.

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Abbildung 14: Biotoptypen im Bereich der V/A8CEF Aufwertungsfläche als Nahrungshabitat für den Schwarzstorch, Karte genordet, unmaßstäblich (Stand: Juni 2016)

Abbildung 15: Blick entgegen der Fließrichtung im Fichtenbestand (rechts im Bild Baum Nr. 491)

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Entlang des Bachlaufes befinden sich mehrere Fichten mit unterschiedlicher Mächtigkeit, welche in der Tabelle 26 dargestellt sind.

Tabelle 26: Randständige Bäume in der V/A8CEF Fläche

Randständige Bäume in der V/A8CEF Fläche Baum Nr. Baumart dt. Name Baumart wissenschaftlicher Name BHD [cm] 457 Gemeine Fichte Picea abies 60 458 Gemeine Fichte Picea abies 40 459 Gemeine Fichte Picea abies 45 460 Gemeine Fichte Picea abies 35 461 Gemeine Fichte Picea abies 40 462 Gemeine Fichte Picea abies 40 464 Gemeine Fichte Picea abies 30 465 Gemeine Fichte Picea abies 40 466 Gemeine Fichte Picea abies 40 467 Gemeine Fichte Picea abies 40 468 Gemeine Fichte Picea abies 40 469 Gemeine Fichte Picea abies 40 470 Gemeine Fichte Picea abies 50 471 Gemeine Fichte Picea abies 25 472 Gemeine Fichte Picea abies 55 478 Rotbuche Fagus sylvatica 70 479 Gemeine Fichte Picea abies 50 480 Gemeine Fichte Picea abies 50 481 Gemeine Fichte Picea abies 40 482 Gemeine Fichte Picea abies 40 483 Gemeine Fichte Picea abies 40 484 Gemeine Fichte Picea abies 30 485 Gemeine Fichte Picea abies 50 486 Gemeine Fichte Picea abies 60 487 Gemeine Fichte Picea abies 40 488 Gemeine Fichte Picea abies 45 489 Gemeine Fichte Picea abies 40 490 Gemeine Fichte Picea abies 40 491 Gemeine Fichte Picea abies 35 492 Gemeine Fichte Picea abies 40 493 Gemeine Fichte Picea abies 20

Maßnahmen

Durch die Entfichtung und stellenweise Aufweitung des Bachlaufes auf dem Flurstück 30 und 31 sollen naturnahe Feuchtlebensräume geschaffen werden. Die Wurzelteller der Fichten sind vollständig zu ent- nehmen. Der Bachlauf wird dabei wechselseitig seitlich aufgeweitet um die Gewässerfläche zu vergrö- ßern. Die genaue Ausführung ist nach der Entnahme der Fichten festzulegen.

Um ein zu dichtes Zuwachsen der Auflichtung zu verhindern, sind aufwachsende zu dichtstehende Jung- gehölze alle 2 bis 3 Jahre zu entfernen.

Im Randbereich der Auflichtung sollen durch das Aufstellen und Zusammenschieben der Wurzelteller, welche bei der Entfichtung anfallen, Wurf- und Schlafhöhlen für die Wildkatze angelegt werden. Dadurch werden für die Bauphase, aber auch darüber hinaus, Ausweichmöglichkeiten für die Wildkatze geschaf- fen.

Die Fläche dient ebenfalls dem funktionalen Ausgleich von Eingriffen in Feuchtlebensräume im Vorha- bensbereich.

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5.2 Maßnahmen im Bereich der Windenergieanlagen A9: Anlage von gelenkten Sukzessionsflächen Ziel ist die Entwicklung von artenreichen Säumen und Gehölzstrukturen, die sich aus der Umgebung über Sameneinflug einfinden. Somit werden naturnahe Vegetationsbestände gefördert, womit der Eingriff in Saumstrukturen und Sukzessionsstadien auf Windwurfflächen in räumlich-funktionalem Zusammenhang kompensiert werden kann.

Die Flächen werden nach Durchführung der Baumaßnahme einer gelenkten Vegetationsentwicklung über- lassen. Die Bestände sollten eine maximale Vegetationshöhe von 0,7 m aufweisen. Dies sollte durch re- gelmäßige Pflegemaßnahmen alle 2-4 Jahre gewährleistet werden.

Ort: Zukünftige Kranausleger sowie Lichtraumprofile der WEA 1.

Im Bereich der baubedingt beanspruchten Flächen sind nach Abschluss der Hochbauarbeiten Bodenauflo- ckerungsmaßnahmen durchzuführen.

A10: Wiederaufforstung von Laubwald Die temporär beanspruchten Flächen innerhalb des Baufeldes sind naturnah mit heimischen, standortge- rechten Laubbaumarten (Buche, Eiche) wieder aufzuforsten. Hierbei sind ebenfalls zertifizierte Jungpflan- zen zu verwenden. Der Einsatz von Rodentiziden soll unterbleiben.

Ort: Zukünftige Teile der Lager- und Montageflächen, Lichtraumprofile zur WEA 2, Zufahrtstrichter der Zuwegung zur WEA 2 sowie der temporären Rodung im Baufeld der geplanten WEA.

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6 Eingriff- und Ausgleichsberechnung, Ersatzzahlung

6.1 Eingriff-Ausgleichsbilanz Durch dauerhafte und temporäre Um- bzw. Rodungsflächen ergibt sich somit ein Eingriff von rd. 2,9 ha. Je nach Anlage sind unterschiedliche Flächen dauerhaft zu erhalten, andere können nach der Bauphase wieder aufgeforstet (A10) oder eine gelenkte Sukzession (A9) bis 0,7 m Bewuchshöhe hergestellt wer- den. Bei der WEA 1 können rd. 0,2 ha (Lagerfläche und Rodung temporär) wieder aufgeforstet werden. Auf rd. 0,5 ha (Lichtraumprofil, Kranausleger, Arbeitsraum) ist die Anlage einer gelenkten Sukzession möglich. Bei der WEA 2 können rd. 0,9 ha (Montage-, Lagerfläche, Rodung temporär, Lichtraumprofil und Zufahrtstrichter) nach der Bauphase wieder aufgeforstet und rd. 0,2 ha (Kranausleger) können für eine gelenkte Sukzession genutzt werden.

0,4 ha werden durch Entfichtung sowie der naturnahen Gestaltung eines Bachlaufes also Nahrungshabitat für den Schwarzstorch und als Ruhefläche für die Wildkatze aufgewertet (V/A8CEF). Innerhalb einer Wald- fläche werden auf rund 4 ha die Lebensraumstrukturen während der Betriebszeit der Anlagen verbessert

(V/A7CEF).

Die Angaben zu den Planungsflächen der WEA 1 sind von Nordex zum derzeitigen Zeitpunkt nur unter Vorbehalt gegeben, da durch die Firma noch keine Besichtigung der Örtlichkeit durchgeführt wurde. Die Planung erfolgte lediglich aus der Vogelperspektive. Kleinräumige Anpassungen, z.B. an Böschungskan- ten, sind somit zu einem späteren Zeitpunkt noch möglich.

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Tabelle 27: Eingriffsberechnung der dauerhaften sowie temporär betroffenen Biotoptypen durch die WEA 1

Anlagebedingte Inanspruchnahme Baubedingte Inanspruchnahme** Gesamt

Anlage Fundament Kranstell- Hilfskran- Kranaus- Arbeits- Montage- Rettungs- Zufahrts- Zuwegung Lichtraum- Anlagebedingte Lager- Rodung Baubedingte Anlage- + fläche stellfläche leger* raum* fläche gasse trichter profil* Inanspruchnahme fläche temporär Inanspruchnahme baubedingt Gesamt Gesamt Gesamt (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) (11) (12) (13) (14) (15) [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] WEA 1 452 2.406 274 1.494 132 210 137 504 2.310 3.585 11.505 746 1.167 1.913 13.418 Betroffene Biotoptypen Anlage Biotoptyp Fläche [m²] Bewertung Anlage Biotoptyp Fläche [m²] Bewertung WEA 1 AA0 ta1 193 Sehr Hoch WEA 1 - - - AA0 ta4 32 Mittel - - - AJ0 ta1 5.826 Mittel AJ0 ta1 1.913 Mittel AU1 86 Mittel - - - FK2 14 Hoch - - - FN0 wb 3.299 Gering bis Mittel - - - HC3 238 Gering bis Mittel - - - KA3 13 Mittel - - - KB3 1.806 Mittel - - - Summe 11.505 1.913 *) Flächen werden nach den Baumaßnahmen als gelenkte Sukzessionsfläche angelegt **) Flächen werden nach den Baumaßnahmen wieder aufgeforstet Tabelle 28: Eingriffsberechnung der dauerhaften sowie temporär betroffenen Biotoptypen durch die WEA 2

Anlagebedingte Inanspruchnahme Baubedingte Inanspruchnahme** Gesamt

Anlage Fundament Kranstell- Kranaus- Zuwegung Anlagebedingte Montage- Lager- Rodung Lichtraum- Zufahrts- Baubedingte Anlage- + fläche leger* Inanspruchnahme fläche fläche temporär profil trichter Inanspruchnahme baubedingt Gesamt Gesamt Gesamt (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) (11) (12) [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] [m²] WEA 2 415 2.585 1.490 2.776 7.267 1.610 1.567 1.729 3.462 339 8.707 15.974 Betroffene Biotoptypen Anlage Biotoptyp Fläche [m²] Bewertung Anlage Biotoptyp Fläche [m²] Bewertung WEA 2 AA0 ta1 10 Sehr Hoch WEA 2 AA0 ta1 72 Sehr Hoch - - - AA0 ta3, ta4 515 Mittel AA0 ta3 216 Mittel AA0 ta3 233 Mittel - - - AB9 ta3 19 Hoch AC4 ta2 66 Sehr Hoch AC4 ta2 82 Sehr Hoch AJ0 ta1, ta 13 Mittel AJ0 ta1, ta 71 Mittel AJ0 ta2 5.683 Gering bis Mittel AJ0 ta2 5.711 Gering bis Mittel - - - AR0 ta2 302 Gering bis Mittel AS1 ta2 9 Mittel AS1 ta2 60 Mittel - - - FD1 wb 4 Mittel FN0, wb 25 Gering bis Mittel FN0 wb 2 Gering bis Mittel - - - HC3 287 Gering bis Mittel KA3 367 Mittel KA3 360 Mittel KB3 878 Mittel KB3 988 Mittel Summe 7.267 8.707 *) Flächen werden nach den Baumaßnahmen als gelenkte Sukzessionsfläche angelegt **) Flächen werden nach den Baumaßnahmen wieder aufgeforstet Seite 83

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Tabelle 29: Flächengrößen der Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen

Maßnahmemnummer Maßnahmenbezeichung Ort Fläche [m²]

V/A7CEF Verbesserung von Lebensraumstrukturen im Wald Außerhalb 40.409

V/A8CEF Aufwertung von Nahrungshabitaten für den Schwarzstorch Außerhalb 4.321 A9 Anlage von gelenkten Sukzessionsflächen Baufeld 6.701 A10 Wiederaufforstung von Laubwald Baufeld 10.619 Summe 62.050

Dem Eingriff in einer Größenordnung von rd. 2,9 ha stehen z.T. vorlaufende Ausgleichsmaßnahmen in ei- ner Größenordnung von rd. 6,2 ha gegenüber. Die Größenordnung dieser Ausgleichsflächen ist aus arten- schutzrechtlichen Gründen erforderlich.

6.2 Ersatzzahlung für die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes Bei der Eingriffsregelung ist neben der Bewältigung der Beeinträchtigung des Naturhaushaltes die Beein- trächtigung des Landschaftsbildes zu behandeln. Letztere ist bei Errichtung von Windenergieanlagen auf- grund der Größe der Anlagen regelmäßig nicht durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu kompensie- ren. In diesen Fällen ist gem. § 15 (6) BNatSchG für nicht vermeidbare und nicht kompensierbare Beein- trächtigung des Landschaftsbildes eine Ersatzzahlung festzusetzen.

Gemäß des Rundschreibens Windenergie vom 28.05.2013 bemisst sich die Kompensationsfläche bei Ein- griffen durch Windenergieanlagen nach dem Alzeyer Modell:

퐾표푚푝푒푛푠푎푡푖표푛푠푓푙ä푐ℎ푒 푓ü푟 푗푒푤푒푖푙푖푔푒 푊퐸퐴 = 푅표푡표푟푘푟푒푖푠푓푙ä푐ℎ푒 (푚2) ∗ 퐹푎푘푡표푟 푑푒푠 퐹푙ä푐ℎ푒푛푎푛푠푎푡푧푒푠 (= 3) ∗ 퐴푛푧푎ℎ푙 푛 (푊퐸퐴) ∗ √푊퐸퐴 퐴푛푧푎ℎ푙 표ℎ푛푒 퐴푏푠푐ℎ푙푎푔 (= 3)⁄푂푟푑푛푢푛푔푠푧푎ℎ푙 푑푒푟 푏푒푡푟표푓푓푒푛푒푛 퐴푛푙푎푔푒 (푎푏 푛 = 4)

Im Bewertungsverfahren „Alzey-Worms“ sind zudem Vorbelastungen durch bereits bestehende Wind- energieanlagen oder vergleichbare Bauwerke (wie z.B. Hochspannungsleitungen) zu berücksichtigen.

Anhand der erstellten Fotosimulationen lässt sich erkennen, dass sich nördlich der geplanten Windener- gieanlagen 26 Bestandsanlagen befinden und sich optisch, je nach Blickpunkt, als räumlich zusammen- hängend erkennen lassen.

Bei Anlagen von über 100 m Höhe müssen zusätzliche 5 % je angefangene 10 m über 100 m zur Kom- pensationsfläche hinzugerechnet werden. Allerdings wurde dieser Aufschlag gedeckelt, in dem der zur Berechnung verwendete Rotordurchmesser auf 55 m und die Nabenhöhe auf 145 m reduziert werden, sollten diese den Wert überschreiten.

Da beide Anlagentypen sowohl in der Nabenhöhe als auch beim Rotorradius über den 145 bzw. 55 m lie- gen, ist eine gemeinsame Betrachtung der Anlagen möglich und es muss nicht nach Anlagentypen aufge- schlüsselt werden.

Da Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes unterhalb von 20 m Bauhöhe meist durch Realkompensati- onen erfasst werden, werden deshalb 10 % der errechneten Kompensationsfläche abgezogen.

Seite 84

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Zur Ermittlung der zu leistenden Ersatzzahlungen nach § 15 Abs. 6 BNatSchG wird die Kompensationsflä- che mit den durchschnittlichen Kosten für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen multipliziert. Die durch- schnittlichen Kosten für Neuanlage von Biotopen wurden mit dem zuständigen Forstamt Hachenburg ab- gestimmt.

Tabelle 30: Berechnung der zu leistenden Ersatzzahlungen

Berechnung der zu leistenden Ersatzzahlungen

Position Kosten

Pflanzen (8000 Stk.) 3.600 € / ha 0,36 € / m²

Pflanzung 4.000 € / ha 0,40 € / m²

Einzelschutz gegen Wildverbiss 24.000 € / ha 2,40 € / m²

Grunderwerb Grünland gem. Oberer Grundstücksaus- 0,60 € / m² schuss für Grundstückswerte, Rheinland-Pfalz (2016)

Gesamt 3,76 € / m²

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Daraus ergibt sich im Fall der geplanten Windenergieanlagen am Hartenfelser Kopf folgende Berechnung:

Tabelle 31: Berechnung des Kompensationsflächenbedarfs

Vorhaben: Errichtung 2 WEA BImSchG-Gen.Verfahren Deckelung Enercon E141 Gemarkung: Nabenhöhe [m] 145,00 159 Antragsteller:Öko Aktiv GmbH Rotorradius [m] 55,00 71 Az: Gesamthöhe[m] 200,00 229,50 Datum: 30.06.2017 Bearbeiter: Zimmer- Rotorkreisfläche[m²] 9.503,34 (r²*π=3,1416) Eintrag nötig mann zu berücksichtigende Vorbelastung (= WEA o. a., wie anrechenbare Hochspannungsleitung)) bestehende,räumlich gepl. WEA-STO gem. BVwerG Definition 30.06.04 zuzuordnende WEA 26 genehmigte, aber noch nicht errichtete WEA wie vor 0 26 Ermittlung Kompensationsbedarf WEA Landschaftsbildbeeinträchtigung Berücksichtigu MUFV ng WEA lfd. Nr. Faktor Vorbelastung "n" im Flächen- √3/n (ab Kompensations-Fläche Anzahl WEA WEA Bez. Windpark ansatz[3] Rotorkreisfläche[m²] n=4) m² 1 WEA 2 27 3 9.503,34 0,333 9.503 2 WEA 3 28 3 9.503,34 0,327 9.332 gesamt Zwischensumme: 18.835

Zuschlag von 5 % je angefangene 10 m über 100 m Gesamthöhe: Ges.Höhe[m] 200,00 Höhe >100 m 100,00 10 0,05 Zuschlagfaktor: 0,5 9.418 abzgl. erste 20 m über Grund, die real kompensiert 20 2 0,05 Abschlag: 0,10 -1.884 7.534

Gesamtkompensationsfläche[m²]: 26.370 in ha 2,64 .=je WEA[ha]: 1,32 Als Ersatzzahlung i. S. § 15 (6) BNatSchG errechnet sich unter Berücksichtigung des sog. Aus- gleichsmaßnahmen-Referenzwertes von 3,76 €/m² Kompensationsfläche eine Summe von € 99.150 Wiedereinführung der Deckelung bei der Kompensationsbemessung bei sehr großen WEA (ab 200 m): durch Rdschr. MULEWF 03.09.2014 (Az: 102-88 602-1/2008-2#94): Nabenhöhe [m] max. in Bemessung eingehend: 145,00 Rotorradius [m] max. in Bemessung eingehend: 55,00 Wird durch den beantragten WEA-Typ einer der beiden Deckelungswerte (NH 145 m bzw. Rotorradius 55 m) überschritten, geht der jeweilige Deckelungswert in die Ermittlung der Komp.Fläche ein. (ggf. auch beide z. B.bei WEA mit NH 150 m und Rotorradius 60 m).

Somit ergibt sich eine Kompensationsfläche von 26.370 m² und eine Ersatzzahlung von 99.150 €.

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7 Zusammenfassung Der vorliegende Fachbeitrag Naturschutz hat die Konflikte, die sich aus dem geplanten Vorhaben in Bezug auf Naturschutz und Landschaftspflege ergeben, aufgezeigt und analysiert. Es findet das Prinzip der Ver- meidung und Minimierung im Sinne des § 15 BNatSchG statt.

Mit der Umsetzung der Kompensationsmaßnahmen wird es möglich sein, die zu erwartenden Eingriffe vollständig zu kompensieren.

Für die kleinräumige Inanspruchnahme von geschützten Biotopen wird eine Ausnahme von den Verboten nach § 30 BNatSchG beantragt.

Für die nicht vermeidbare und nicht kompensierbare Beeinträchtigung des Landschaftsbildes wurde die Höhe der Ersatzzahlung ermittelt. Diese beträgt 99.150 EUR.

Heuchelheim, den 11.06.2018

(Dipl.-Ing. Andrea Hager)

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Seite 90 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz

10 Anhang Anhang 1: Eigentümerverzeichnis

Anhang 2: Fotosimulation

Seite 91 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz

Eigentümerverzeichnis

WEA-Vorhabensbereich

Gemeinde Flur Flurstück Eigentümer

2

4

5

6 17 7 Gemeinde Herschbach

8

16

18

9521

9522 / 1 K.A. 9522 / 2

9523

Herschbach 9524 / 1

68 9524 / 2 Gemeinde Herschbach 9525 / 1

9525 / 2

9525 / 3

9525 / 5

9526 / 1 K.A.

9527/1 K.A.

9527/2 69 9527 / 9 Staat 9528 / 2

9529 70 Gemeinde Herschbach 9530

4

5

Schenkelberg 17 6 / 2 Gemeinde Schenkelberg

8 / 2

9

Seite 92 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz

Gemeinde Flur Flurstück Eigentümer

10 / 1

10 / 2

10 / 3

Externe Maßnahme Verbesserung von Lebensraumstrukturen im Wald - vorgezogenen Aus- gleichsmaßnahmen

Gemeinde Flur Flurstück Eigentümer

Herschbach 18 65 Gemeinde Herschbach

Externe Maßnahme Schwarzstorch - vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen

Gemeinde Flur Flurstück Eigentümer

30

Herschbach 18 31 Gemeinde Herschbach

36

Seite 93 Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 1: Höchstenbach (ohne Beschriftung)

Seite 94

Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 1: Höchstenbach (mit Beschriftung)

Seite 95

Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 2: Steinebach (ohne Beschriftung)

Seite 96

Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 2: Steinebach (mit Beschriftung)

Seite 97

Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 3: Blick auf Burgruine (ohne Beschriftung)

Seite 98

Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 3: Blick auf Burgruine (mit Beschriftung)

Seite 99

Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 4: Dreifelder Weiher (ohne Beschriftung)

Seite 100

Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 4: Dreifelder Weiher (mit Beschriftung)

Seite 101

Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 5: Hof Salzberg (ohne Beschriftung)

Seite 102

Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 5: Hof Salzberg (mit Beschriftung)

Seite 103

Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 6: Schenkelberg (ohne Beschriftung)

Seite 104

Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 6: Schenkelberg (mit Beschriftung)

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Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 7: Plattform Burgruine Hartenfels (ohne Beschriftung)

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Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 7: Plattform Burgruine Hartenfels (mit Beschriftung)

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Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 8: Herschbach (ohne Beschriftung)

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Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 8: Herschbach (mit Beschriftung)

Seite 109

Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 9: Freirachdorf (ohne Beschriftung)

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Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 9: Freirachdorf (mit Beschriftung)

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Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 10: Mündersbach (ohne Beschriftung)

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Öko-Aktiv Beteiligungs GmbH Windenergieanlagen „Hartenfelser Kopf“ Fachbeitrag Naturschutz Fotopunkt 10: Mündersbach (mit Beschriftung)

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