KORG TESTBERICHT DELAMAR TESTBERICHT

WERTUNG 4,5/5 INFOS

Hersteller • 24 Stimmen (pseudopolyphon) Produkt electribe • 250 Patterns mit je 16 Parts Preis 449,00 Euro • 409 Grundklänge UVP 475,00 Euro • 16 Filtertypen Datum Juli 2015 • 72 Modulationstypen Autor Felix Baarß • 38 Insert-Effekte, 32 Master-Effekte • Sequenzer (64 Steps pro Part) KURZFAZIT • 16 anschlagsdynamische Pads • Eingang: 3,5 mm Stereo • Ausgänge: Reboot geglückt – das Teil ist äu- 2 x 6,3 mm (L/Mono & R) ßerst robust, liefert starke, vielfältige • Kopfhörerausgang: Sounds mit und macht vor allem sehr 3,5 mm (Stereo) viel Spaß beim Sequenzieren und • MIDI I/O (USB und 2 x 3,5 mm Austoben mit Effekten. per Kabelpeitsche) • Sync I/O (2 x 3,5 mm) • Stromspeisung via Netzteil FÜR WEN? (liegt bei) oder 6 AA-Batterien

Fortgeschrittene, die einen PRO allumfassenden Klangerzeuger für elektronische (Tanz-)Musik, Hip Hop • Drum Samples, und mehr suchen. Für die Bühne, Instrumentensounds & Co. unterwegs und (mit Abstrichen) das + 55 Wellenformen Studio. Korg electribe • Für elektronische Musik aller Art • Gutklingende, spaßige Effekte + Touchpad für Master-FX • Überwiegend guter Workflow Testbericht • Motion Sequencing, Event Recording & Co. • Extrem robustes Gehäuse dank »Wollmilchsau 2.0.« Zinkdruckguss

CONTRA

• Keine Einzelausgänge • Kein Senden von MIDI CC

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den Audioeingang als Quelle für eigene Samples Filter (etwa wie bei einer MPC) zu nutzen, gibt es 408 Korg electribe Testbericht Das Filter bietet die drei üblichen Kategorien Tief-, Grundsounds, die sich wie folgt zusammensetzen: Hoch- und Bandpass mit jeweils mehreren Un- terarten. So zum Beispiel einen Acid-typischen Kein leichtes Erbe: Im Korg electribe Testbericht tritt eine waschechte • 56 Kick-Drums Modus, die Filtertypen des MS-20 und mehr • 58 Snare-Drums Groovebox an, um noch eins auf die beliebten Vorgänger draufzusetzen. – es wird mehr als genug Flexibilität geboten, • 16 Claps Klänge erzeugen, Patterns spielen und Sequencing bei ausgefeiltem genau wie beim King Korg. Dieses Multimo- • 42 Hihats de-Filter klingt in jeder Situation überzeugend: Workflow. Maschine & MPC können sich warm anziehen … • 14 Becken ohne hörbare digitale Abstufungen, mit warmem, • 16 Toms rundem Sound und zwirbelnder, peitschender • 55 Percussion-Klänge Resonanz, die nie unmusikalisch harsch wird. Was ist es? großen Gummiauflagen) und das kühle, unwahr- • 16 Stimmen Schön ist auch, dass die Hüllkurvenintensi- In den Worten des Herstellers ist der Korg elec- scheinlich robuste Zinkdruckguss-Gehäuse. • 18 -FX tät sowohl positiv (12 - 5 Uhr im Uhrzeigersinn) tribe eine Produktionsstation für Dance-Musik. • 18 Synthesizer-Hits als auch negativ (12 - 7 Uhr im umgekehrten Es ist eine Mischung aus Sampler, Synthesizer, • 16 Instrumenten-Hits Verarbeitung und Haptik Uhrzeigersinn) auf das Cutoff wirken kann. Drum Machine bzw. Groovebox und Effektgerät, • 55 Wellenformen Die Potis laufen butterzart mit ausgewogenem mit der Du komplette Tracks produzieren kannst. • 28 Instrumente Und zwar in elektronischer (Tanz-)Musik aller Art, Widerstand, einige rasten in ihrer 12-Uhr-Stel- Modulation lung leicht ein. Auch wenn rings um die Dreh- aber auch Hip Hop und anderen beat-orientierten Der Clou: Für jeden Grundsound ist je ein al- Hier wählst Du pro Part eine von 72 Modula- regler und die in Soft-Touch-Manier angefer- Musikrichtungen. Es ist ein Instrument auf Samp- ternativer Klang bzw. eine Variation schnell tionen. Die hohe Zahl entsteht durch Zweier- tigten Knöpfe nicht allzu viel Platz ist, geht die le-Basis (408 Grundklänge sind ab Werk nutzbar) anwählbar - manchmal ist dieser nur leicht kombinationen aus immer wiederkehrenden Bedienung mit etwas Fingerspitzengefühl gut mit Filtern sowie etlichen, teils über das Touchpad abgewandelt, manchmal doch recht ander- Einzelelementen – Allzweck-Hüllkurvengenerator, von der Hand. Die 16 Pads liegen in ihrer Größe steuerbaren Effekten und Modulationsmöglichkei- sartig (aber thematisch passend). Das erhöht feststehende LFOs, Zufallsgenerator und mehr zwischen MPC & Maschine einerseits und den ten. Der integrierte Step-Sequenzer ist über die die Variabilität in der Findungsphase beim Er- als Modulationsquellen, Tonhöhe, Panning etc. kleinen Trigger-Buttons von Launchpad, APC 16 Pads programmierbar. Reglerbewegungen und stellen eines Patterns, gerade wenn Du schon als Destinationen. Sich langsam auf-/abbauende & Co. andererseits. Für meine Begriffe ist das damit Automationen der meisten Klangparameter eine fertige Sequenz ablaufen lässt. Bei vielen Sounds einerseits und eher schnelle Modula- absolut ausreichend, zudem trägt es dazu bei, können innerhalb der Sequenzen aufgezeichnet Sounds wird hier peu à peu Verzerrung hinzu- tionen (z.B. Pitch-Hüllkurve zur Formung einer dass der electribe noch recht kompakt bleibt. werden. Dazu kommen MIDI-In- und Output über gemischt, andere werden mit einem Chorus Bassdrum) sind damit sehr leicht möglich. Durch Das Display geht in Ordnung, da die Blickwin- die mitgelieferte Kabelpeitsche, ein Audioeingang angereichert, bei noch anderen öffnet/schließt die vielen feinen Schattierungen kommst Du mit kelstabilität zufriedenstellend ausfällt, die Schrift- zur Verarbeitung externer Klangquellen, Buch- sich ein Tiefpassfilter und dergleichen. Klasse. den beiden Reglern für Modulationstiefe und größe ausreichend ist und alle Infos in einer sen zur Synchronisation mit anderen Korg-In- -geschwindigkeit aus. Ein guter Kompromiss nachvollziehbaren Struktur angezeigt werden. strumenten und mehr. Das Instrument ist zum aus Komplexität und einfacher Bedienung. Straßenpreis von 449,- Euro (inkl. MwSt. & Ver- sandkosten) im deutschen Fachhandel erhältlich. Oszillatoren – Die Grundklänge Die Auswahl der Klänge reicht von klassisch Erster Eindruck (House, Techno, Trance, Electro, Drum ‚n‘ Bass und Jungle, klassischer Hip Hop etc.) bis zeitge- Das vorherrschende Mausgrau mag manchem nössisch (Dubstep, Trap, Complextro, Chiptu- trist erscheinen, andererseits hat es auch etwas nes, Hip Hop neuerer Schule). Die Qualität des unscheinbar Vornehmes. In Kombination mit den Sounddesigns siedle ich hoch an und die 200 mehrfarbig beleuchteten Bedienelementen wird ab Werk installierten Presets bezeugen die be- die Optik stimmig, wie ich finde. Und dann gibt achtliche klangliche Palette. In der Oszillatorsek- es noch die »LED-Lichtorgel« an der Unterseite tion findest Du sowohl komplexe PCM-Klänge der Vorderkante, die sich im Rhythmus des Beats (Drums, Stimmensamples, Instrumentenklänge aufblinkt – nette Spielerei. Stolze 1,6 Kilogramm etc.) als auch einfache Wellenformen, mit denen vermeldet die Waage, was sich beim Transport Du wie bei einem Synthesizer von Grund auf klar bemerkbar macht. Andererseits schätze ich Klänge formen kannst. Neben der Möglichkeit, den kompromisslos stabilen Stand (auch dank der

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Hüllkurven Filterverlauf inmitten der Sequenz. Ganz klar das zu starke Fokus auf die Eigenständigkeit des gegossen. Das Spiel mit dem Touchpad macht Die Entscheidung, separate Hüllkurven für a) Werkzeug, mit dem sich die ausdrucksstärksten Geräts, die zugegebenermaßen gut umgesetzt ist. viel Spaß, nicht zuletzt beim »Wischen« des Filters, Lautstärke und b) Filter & Modulationseffekte Passagen kreieren lassen, eben wie bei auf- um Wobbeleffekte oder einfache Breaks mit dem bereitzustellen, bietet den nötigen Spielraum für gezeichneten Parametermodulationen in einer Öffnen/Schließen des Filters zu realisieren. Das Fortgeschrittene. So können das Timbre und DAW. Sehr schade finde ich allerdings, dass ergänzt die übrigen Performance-Optionen treff- der Lautstärkenverlauf unabhängig voneinander die Reglerbewegungen nicht in MIDI-CC-Wer- Fazit lich. Die Master-Effekte sind klanglich gut und geformt werden – für Sounddesigner, die es ge- te umgesetzt und an externes Equipment Der neue Korg electribe ist sehr eigenständiger vielseitig, die Steuerung sehr reaktionsschnell nau wissen wollen. Alle, die nicht einfach nur die bzw. die DAW gesendet werden können. Tausendsassa mit vielen tollen Sounds, der sich (genau wie jüngst beim Korg Triton Taktile). Presets durchblättern, Play drücken und höchs- für alle Spielarten elektronischer, elektro-akus- tens ein bisschen am Cutoff-Regler spielen wollen, Notenspiel tischer und Sample-basierter Musik eignet – werden bedient. Dabei sind sämtliche Arten von Sequenzer hervorragend insbesondere für Techno, (Tech) Zum Notenspielen ist es praktisch, dass die acht Sounds möglich, ob super-perkussiv (bis hin zu Naheliegend: Du kannst und solltest die 16 Pads House, Electro, Dubstep, Drum ‘n‘ Bass, Trap und Pads einer Zeile den Ganztonschritten einer Okta- extrem kurzen Klicks) oder episch an-/abschwel- zur Programmierung des Step-Sequenzers nut- Konsorten. Die Effekte (nicht zuletzt die Filter- ve entsprechen. Du kannst übrigens eine Vielzahl lend in Attack und Release. Es handelt sich um zen. Bis zu vier Patterns, ergo 64 Steps kann typen) überzeugen vollends und machen durch verschiedener Skalen einstellen und in einem de- AD-Hüllkurvengeneratoren. Das »S« und das »R« eine Sequenz enthalten. Fein: Das aktive Pat- die Bedienung per Touchpad richtig Laune. Der dizierten Modus Akkorde (bis hin zu Fünfklängen) fehlen in diesem Kürzel, da kein Sustain justiert tern wird über die Beleuchtung der vier kleinen Workflow passt weitgehend wie angegossen, triggern. Zum spielerischen Programmieren einer werden kann und damit auch das Release entfällt. Buttons rechts über den Pads (siehe Bild unten) nach kurzer Einarbeitungszeit geht die Editierung melodischen Sequenz und für die Performance ist Für mich ist diese Vereinfachung sehr begrüßens- angezeigt. Rot für die zur Bearbeitung ausge- und Sequenzierung sehr gut von der Hand. Dank das Gold wert. Alternativ kannst Du die Parame- wert, auch weil die 55 Wellenformen bei anhalten- wählte und blau für die gerade abgespielte Se- Motion Sequencing & Co. sind sehr schnell aus- ter jedes einzelnen Steps (und somit u.a. dessen dem Druck auf die Pads ohnehin endlos ertönen. quenz. Natürlich gibt es Swing (aka Shuffle oder drucksstarke Patterns erstellt. Stark: Das Zink- Tonhöhe) minutiös über das Display editieren. Groove), der für mich einen Tick weniger funky druckguss-Gehäuse macht das Instrument extrem Effekte als bei den MPCs klingt, aber das ist kein Bein- robust, wobei auch die Bedienelemente verar- bruch. Fortgeschrittenes umfasst »Step Jump« Sonstiges aus der Praxis beitungstechnisch und haptisch überzeugen. Du Einen von 38 Effekten kannst Du für jeden Part (direktes Springen zu einem bestimmten Steps Für das komplett oder überwiegend DAW-gestütz- wirst ganz sicher über viele Jahre hinweg Spaß mit separat wählen und konfigurieren. Die Palette als Startpunkt der Sequenz) oder den schnel- te (Home-)Studio kommt die USB-MIDI-Funktion dem Gerät haben. Lediglich die etwas zu »egozen- ist reichhaltig: Overdrive/Distortion, zusätzliche len Wechsel zu einem anderen Pattern mithilfe gelegen. So lassen sich Drum Sounds im Soft- trische« Ausstattung (keine Einzelausgänge, kein Filter, Bit-Crusher, etliche Delays, Chorus, Flanger der Pads – inklusive »Event Recording«, also der ware-Sampler oder Synthie-Noten anschlagsdyna- Senden von MIDI-CCs via Reglerbewegungen) und mehr. Alles erklingt in guter Qualität. Ne- Aufzeichnung dieser live gesetzten Pattern-Fol- misch triggern. Das dafür notwendige, vergleichs- empfinde ich als nennenswert, was die Limitierun- ben diesen Insert-Effekten stehen 32 Master-FX ge als neue Sequenz! Den aus anderen Geräten weise exotische Micro-B-USB-Kabel hätte Korg gen des Geräts betrifft. So ist das Zusammenspiel zur Verfügung, die Du mit dem Touchpad (siehe bekannten Song-Modus, mit dem quasi ganze aber ruhig noch beilegen können. Wenn dir die mit anderem Equipment eingeschränkt und eine unten) steuern kannst. Hier wird im Gegensatz zu Tracks im Voraus aus mehreren Patterns zusam- Empfindlichkeit der Pads nicht passt, kannst Du in Mehrspur-Abnahme der Klänge leider nicht mög- den Inserts auch so einiges an Glitch, Dekonst- mengesetzt werden können, ersetzt das nicht. den globalen Optionen eine andere Velocity-Kurve lich. Dennoch stehen im Korg electribe Testbericht ruktivismus und Verwirbelung der programmier- wählen. Damit es nicht zu unschönen Brüchen locker sehr gute viereinhalb von fünf Punkten zu ten Sequenzen geboten. Außerdem stehen drei im Klang kommt, kannst Du einstellen, dass die Buche. Das Teil ist in seiner Eigenständigkeit so Reverbs zur Verfügung, wobei mein Favorit »Room Motion Sequencing Werte der Endlos-Potis nach einem Part-Wechsel konsequent, vielseitig und vor allem spaßbringend, Reverb« dem »Öltank«-Hall aus dem ebenfalls Mit dem sogenannten Motion Sequencing kannst erst »abgeholt« werden müssen. Es gäbe noch so dass es in dieser Preisklasse vergeblich seines- frisch erschienenen Korg Volca Sample ähnelt. Du Reglerbewegungen bzw. Tastendrücke auf- viele andere, ähnlich bemerkenswerte Funktionen, gleichen sucht, zumindest was Live-Performances Super: Für jeden Part kannst Du separat wählen, zeichnen und die dadurch verursachten Klang- aber wir wollen hier kein Handbuch schreiben. À betrifft. Durch die recht guten Synthese-Fähigkei- ob er in den Master-Effekt gespeist werden soll, änderungen als Teil der Sequenz speichern. Das propos: Der wichtige Parameter-Leitfaden (u.a. ten wird es noch mehr zum Alleskönner als etwa es wird also nicht zwangsläufig alles in einen Topf typische Beispiel wäre hier beispielsweise ein mit der Beschreibung der per Shift-Taste aktivier- Maschine oder MPC – mit einem einzigen Gerät baren Alternativfunktionen) und das Handbuch einen vollwertigen Track wie im Studio zu bauen, hätten durchaus auch in eine einzige PDF-Datei ist nur hier wirklich möglich, nur der Song-Modus gepackt werden können. Die mehrspurige Einbin- fehlt für ausschweifende Vorab-Arrangements. dung der Klänge in deine Projekte ist aufgrund der fehlenden Einzelausgänge leider nicht möglich. Abermals zeigt sich der für meine Begriffe etwas

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