ENDBERICHT PROJEKT MUFLAN MULTIFUNKTIONALE LANDSCHAFTEN

AKTIONSPROGRAMME ZUR MULTIFUNKTIONALEN, ÖKOLOGISCH OPTIMIERTEN NUTZUNG VON LANDSCHAFT UND UMWELTRESSOURCEN

Teil 2 – Anhang B Projektregion Lebens.Wert.Pongau

Wien, 2012 Projektleitung Bernhard Ferner

AutorInnen Bernhard Ferner, Helmut Gaugitsch, Sigbert Huber, Christian Kolesar, Robert Konecny, Gundula Prokop, Bernhard Schwarzl, Michael Weiß, Peter Zulka

Weitere MitarbeiterInnen im Projekt

Andreas Bartel, Thomas Ellmauer, Felix Heckl, Martin Hölzl, Werner Pölz, Elisabeth Schwaiger

Moderation und Prozessbegleitung

Harald Payer, ÖAR Regionalberatung

Die MitarbeiterInnen des Umweltbundesamtes möchten sich bei Stephan Maurer und Bgm. Dr. Peter Brandauer für die gute Zusammenarbeit und das entgegengebrachte Vertrauen bedanken. Weiteres gilt Dank allen regiona- len AkteurInnen und VertreterInnen der Ämter der Salzburger Landesregierung sowie dem Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (BMWFJ), Abt. Roh- und Grundstoffpolitik, die das Projekt durch ihre Regional- kenntnis unterstützt, bzw. Daten zur Bearbeitung der Fragenstellungen kostenfrei zur Verfügung gestellt haben. Hervorzuheben an dieser Stelle sind Mag. Peter Weissenböck, Mag. Dr. Robert Holnsteiner, DI Christian Reichl, DI Hubert Stock und DI Siegfried Wieser.

Dieser Bericht wurde im Auftrag des Regionalverbands Pongau erstellt.

MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Inhalt

INHALT

INHALT ...... 3

1 EINLEITUNG ...... 5 1.1 Zusammenfassung ...... 5 1.2 Projekthintergrund ...... 7 1.3 Projektumsetzung ...... 8

2 MUFLAN - AKTIONSPROGRAMM ...... 10

3 PERSPEKTIVEN FÜR SENSIBLE LANDNUTZUNGEN - WILDÖKOLOGIE UND ALMWIRTSCHAFT ...... 13 3.1 Zusammenfassung ...... 13 3.2 Ziel ...... 13 3.3 Wildökologie ...... 14 3.3.1 Methode ...... 14 3.3.2 Ergebnisse ...... 15 3.3.3 Diskussion ...... 17 3.3.4 Empfohlene Maßnahmen und Aktionen ...... 18 3.4 Almwirtschaft...... 19 3.4.1 Methode ...... 19 3.4.2 Ergebnisse ...... 20 3.4.3 Diskussion ...... 23 3.4.4 Empfohlene Maßnahmen und Aktionen ...... 24

4 PERSPEKTIVEN FORSTWIRTSCHAFTLICHER NUTZUNG HINSICHTLICH WALDÖKOLOGIE UND KLIMAWANDEL ...... 28 4.1 Zusammenfassung ...... 28 4.2 Ziel ...... 28 4.3 Methode ...... 28 4.4 Ergebnisse ...... 29 4.4.1 Waldsituation im Pongau ...... 29 4.4.2 Waldbiodiversität - Biotoptypen...... 30 4.4.3 Waldbiodiversität - Naturnähe (Hemerobie) ...... 32 4.4.4 Klimawandel ...... 35 4.4.5 Holzbiomasse ...... 37 4.5 Empfohlene Maßnahmen und Aktionen ...... 39

5 PERSPEKTIVEN NATURSCHUTZFACHLICHER LEBENSRÄUME & ARTEN ...... 40 5.1 Zusammenfassung ...... 40

Umweltbundesamt  Wien, 2012 3 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Inhalt

5.2 Ziel ...... 40 5.3 Methode ...... 41 5.4 Ergebnisse ...... 46 5.4.1 Darstellung der Biodiversität im Pongau ...... 46 5.4.2 Darstellen von zehn charakteristischen Endemiten im Pongau ...... 49 5.5 Diskussion ...... 60 5.6 Empfohlene Maßnahmen und Aktionen...... 62

6 EFFIZIENTE BODEN- UND FLÄCHENNUTZUNG ...... 64 6.1 Zusammenfassung...... 64 6.2 Ziel ...... 64 6.3 Methode ...... 65 6.4 Ergebnisse ...... 65 6.5 Diskussion ...... 69 6.6 Empfohlene Maßnahmen und Aktionen...... 69

7 UMWELTRELEVANTE ASPEKTE DER NUTZUNG MINERALISCHER ROHSTOFFE ...... 74 7.1 Zusammenfassung...... 74 7.2 Ziel ...... 74 7.3 Methode ...... 75 7.4 Ergebnisse ...... 76 7.4.1 Gegenwärtiger Stand der Ressourcenverteilung im Pongau ...... 76 7.4.2 Analyse der Rohstoffsicherungsgebiete ...... 79 7.5 Diskussion ...... 82 7.6 Empfohlene Maßnahmen und Aktionen...... 83

8 NACHHALTIGE WASSERKRAFTNUTZUNG ...... 85 8.1 Zusammenfassung...... 85 8.2 Ziel ...... 85 8.3 Methode ...... 85 8.4 Ergebnisse ...... 87 8.5 Diskussion ...... 91 8.6 Empfohlene Maßnahmen und Aktionen...... 92

9 QUELLENVERZEICHNIS ...... 94

10 ABBILDUNGSVERZEICHNIS ...... 99

11 TABELLENVERZEICHNIS ...... 101

4 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Einleitung

1 EINLEITUNG

1.1 Zusammenfassung

Der Regionalverband Pongau hat als Umsetzungsregion im Leader Kooperati- onsprojekt „MUFLAN“ ((Entwicklung regionaler Aktionsprogramme zur multi- funktionalen, ökologisch optimierten Nutzung von Landschaft und Umweltres- sourcen)) das Umweltbundesamt mit der Bearbeitung regionaler Umweltthemen beauftragt, um ein regionales Aktionsprogramm zur multifunktionalen und öko- logisch optimierten Nutzung von Landschaft und Umweltressourcen zu entwi- ckeln. 2008 wurde als Abschlussdokument des „Regionalen Entwicklungskonzeptes“ der Pongauer Pakt beschlossen. Das Projekt MUFLAN ist die sinnvolle Vertie- fung von Umweltthemen, die im Pongauer Pakt aufgeworfen wurden. Die The- menbereiche mit dem sich das Umweltbundesamt gemeinsam mit regionalen AkteurInnen beschäftigt hat sind nachhaltige Wasserkraftnutzung, Wildökologie und Almen, Wald, Lebensräume und Arten, effiziente Boden und Flächennut- zung und mineralischer Rohstoffe. Die Ziele und Ergebnisse zu den sechs Themen werden im Folgenden kurz zusammengefasst dargestellt. Der vorliegende Bericht ist der Regionsteil Pongau zum Synthesebericht des Projektes MUFLAN. Der Gesamtbericht beinhaltet daneben noch die Projekttei- le der Regionen Römerland Carnuntum und Oststeirisches Kernland sowie eine Synthese aus dem Leader Kooperationsprojekt. Dieser wird voraussichtlich ab April 2013 vorliegen. 1. Wildökologie und Almen Im Themenbereich Wildökologie und Almwirtschaft erfolgte die Darstellung von Ruhegebieten für Wildtiere sowie möglichen Konflikten mit Freizeit- und Erho- lungsnutzungen. Weiters wurden die Pongauer Almflächen hinsichtlich ihrer be- triebliche Vitalität untersucht, um Maßnahmen zum Offenhalten der wertvollen Kulturlandschaft ableiten zu können, um diese für den Tourismus attraktiv zu erhalten. Dafür wurden Karten möglicher Konflikte bei bestehenden Wildruhezonen er- stellt und Empfehlungen abgeleitet, wie Konflikte gelöst werden können. Für die Fragestellung der Vitalität der Almen wurden Karten von sensiblen Almflächen angefertigt und jene Umstände herausgearbeitet, die sich negativ auf die Be- wirtschaftung auswirken. Zur Veranschaulichung wie wichtig die Unversehrtheit der Landschaft im Pongau für den Tourismus ist wurden von drei Almwander- wegen Sichtbarkeitsanalysen angefertigt. 2. Perspektiven forstwirtschaftlicher Nutzung Ziel dieses Themenbereichs war die Darstellung der gegenwärtigen Waldsitua- tion im Pongau. Weiters erfolgte die Ableitung von Maßnahmen zur Erhaltung und Förderung biologischer Vielfalt der Wälder ebenso wie zur Holzbiomassen- utzung. Aspekte zu Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald im Pongau wurden aufgezeigt. Entsprechend diesem Anspruch wurden Karten zur Biodiversität und Naturnähe der Wälder erstellt und Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Klimawandel

Umweltbundesamt  Wien, 2012 5 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Einleitung

für die Region Pongau formuliert sowie ökologische Kriterien zur Nutzung von Biomasse empfohlen. 3. Perspektiven naturschutzfachlicher Lebensräume und Arten Zum Thema biologische Vielfalt wurden Karten erstellt, die Gemeinden mit ho- her Biodiversität darstellen. Darüber hinaus wurden Listen für alle Gemeinden angefertigt, die Auskunft über die verfügbaren Informationen wie Tier- und Pflanzenarten sowie die Lebensraumvielfalt jeder Gemeinde geben. Zehn Steckbriefe (sub-)endemischer Arten, die für den Pongau besonders charakte- ristisch sind, wurden angefertigt und Empfehlungen diskutiert, wie dieses Wis- sen vermittelt werden kann. 4. Effiziente Boden- und Flächennutzung Die Darstellung der Verfügbarkeit von Bauland und der Bodenwertigkeit im Pongau erfolgte bei der Bearbeitung dieses Themenbereiches. Der dauerhaft besiedelbare Raum im Pongau beträgt 12% der Gesamtfläche und davon sind bereits 19 % durch bestehende Bau- und Verkehrsflächen „in Anspruch ge- nommen“. Aufbauend auf dieser Erkenntnis wurden Empfehlungen für eine effi- ziente Boden- und Flächennutzung abgeleitet. Diese zeigen, wie ein sparsamer Umgang mit dem knappen Gut Boden und Fläche erfolgen kann. Insbesondere wurden Maßnahmen zur Verdichtung, zur Baulandmobilisierung und zur Be- wusstseinsbildung vorgeschlagen und diskutiert und an guten Beispielen veran- schaulicht. 5. Umweltrelevante Aspekte der Nutzung mineralischer Rohstoffe Ziel war der Vergleich der Inhalte des österreichischen Rohstoffplans mit den räumlichen Entwicklungskonzepten (REK) der Pongauer Gemeinden. Weiters wurden Flächenansprüchen abgeleitet sowie Empfehlungen für zukünftige Schritte zur Nutzung der Rohstoffe formuliert. Die Ergebnisse der Analysen führen zur Abschätzung, dass eine Eigenversor- gung des Pongaus mit Rohstoffen wie Kiessanden, Karbonaten oder Festge- steinen für die nächsten Jahrzehnte als weitgehend gesichert angesehen wer- den kann. Aufgrund der konfliktvermeidenden Ausweisungsmethode des Öster- reichischen Rohstoffplans (ÖRP) bestehen aus raumplanerischer Sicht kaum Konflikte zwischen den REKs und den Rohstoffsicherungsgebieten. Mit dem Anspruch des Projektes MUFLAN – Vorschläge für eine ökologisch optimierte Nutzungen von Ressourcen zu erarbeiten, ist aber festzuhalten, dass bei den Rohstoffsicherungsgebieten des ÖRP durchaus Konkurrenzen zu regionalen, umweltrelevanten Aspekten wie Bodenwertigkeit, Natürlichkeit des Waldes oder Leitfunktionen des Waldentwicklungsplanes bestehen können. Diese Aspekte wurden analysiert und offen gelegt sowie Maßnahmen für eine zukünftige Nut- zung mineralischer Rohstoffe formuliert. 6. Nachhaltige Wasserkraftnutzung Zum Thema nachhaltige Wasserkraftnutzung sollte vom Umweltbundesamt ei- ne Unterstützung bei der Planung von Projekten zur nachhaltigen Wasserkraft- nutzung geleistet werden. Die von Gemeinden übermittelten Informationen zu in Planung befindlichen Standorten für Kleinwasserkraftwerke wurden in einer Karte mit vorhandenen und geplanten Wasserkraftwerken dargestellt. Ange- lehnt an regionale Beispiele wurde der Bewertungsablauf des Kriterienkatalogs für nachhaltige Wasserkraftnutzung vorgestellt. Daneben wurden Empfehlun-

6 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Einleitung

gen für Maßnahmen zur Reduzierung der negativen Auswirkungen von Was- serkraftanlagen auf die Ökologie von Fließgewässern festgehalten. 1.2 Projekthintergrund

2009 sendete das Umweltbundesamt allen 86 österreichischen Leader Regio- nen eine gemeinsam mit der ÖAR Regionalberatung entwickelte Projektidee zur Teilnahme an einem möglichen Leader-Kooperationsprojekt. Die Idee war es, in einem Pilotprojekt für und gemeinsam mit österreichischen Regionen Lösungs- wege für die zukünftige Nutzung von Landschaft und Umweltressourcen zu er- arbeiten. Diese Lösungswege sollen in regionalen Aktionsprogrammen festge- halten und den AkteurInnen der Regionalentwicklung zur Verfügung gestellt werden. Dass das Thema der Ressourcennutzung und ein umweltgerechter Umgang mit Landschaft um Umwelt für ländliche Regionen von großer Bedeutung ist, zeigte sich darin, dass 21 Leader Regionen innerhalb weniger Tage Interessensbe- kundungen beim Umweltbundesamt abgaben. Für die Pilotphase mussten drei Regionen ausgewählt werden, die einerseits die Vielfalt der österreichischen Naturräume möglichst gut wiederspiegeln und andererseits ernsthaft ihr Inte- resse an einer Projektbeteiligung darlegen konnten. Die Wahl fiel auf die drei Leader Regionen Römerland Carnuntum, Le- bens.Wert.Pongau und Oststeirisches Kernland. Mitarbeiter des Umweltbun- desamtes und der ÖAR führten im Sommer 2009 Auftragsklärungsgespräche mit den jeweiligen RegionsvertreterInnen. Bei diesen Gesprächen wurden ei- nerseits die Motive sich am Projekt MUFLAN zu beteiligen herausgearbeitet sowie andererseits die konkreten Ansprüche und Fragestellungen an das Um- weltbundesamt formuliert.  Für die Region Lebens.Wert.Pongau sollte das Projekt MUFLAN die sinnvolle Vertiefung von Themen wie nachhaltige Wasserkraftnutzung, Rohstoffabbau und zukünftige Lösungsoptionen für Natur und Landnut- zung darstellen, die im Regionalen Entwicklungskonzept (Pongauer Pakt) aufgeworfen wurden. Das Projekt sollte somit eine Fortführung und themenspezifische Konkretisierung des Pongauer Paktes sein.  Die lokale Aktionsgruppe (LAG) Römerland Carnuntum sah in der Teil- nahme am Projekt MUFLAN die Möglichkeit sich als Wachstumsregion künftig mit steigender Flächennutzungskonkurrenz (wachsender Flä- chenbedarf für wirtschaftliche Entwicklung, Siedlungstätigkeiten, etc.) beschäftigen zu können. Dafür sollten neue Entscheidungsgrundlagen für die zukünftige räumliche Entwicklung erarbeitet werden. Daneben sollten auch Grundlagen für den Klimaschutz erstellt werden, wie z.B. die Erstellung einer regionalen Energie- und Emissionsbilanz.  Für die junge Region Oststeirisches Kernland stellte das Projekt eine hervorragende Möglichkeit dar, einen Beitrag zu ihrem Schwerpunkt „soziale Ökologie“ zu erarbeiten. Es sollten vor allem drängende regio- nale Umweltthemen und Fragestellungen aufgegriffen und behandelt werden. Auf Basis dieser Auftragsklärungsgespräche, bilateraler Termine zwischen po- tenziellen EigenmittelgeberInnen und Abstimmungsgesprächen zwischen den Regionen, erstellte das Umweltbundesamt Angebote für die drei Regionen, die ihnen als Grundlage für die Einreichung eines gemeinsamen Projektes zur Lea-

Umweltbundesamt  Wien, 2012 7 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Einleitung

dermaßnahme „gebietsübergreifende und transnationale Zusammenarbeit“ dienten. 1.3 Projektumsetzung

Nach den Auftragserteilungen durch die LAGs wurde die breite Palette an The- menbereichen (Abbildung 1) und konkreten Fragestellungen, die in der gemein- samen Klammer „multifunktionale Nutzung von Landschaft und Umweltressour- cen“ summiert werden, konnten bei Kick-Off-Veranstaltungen in den jeweiligen Regionen den Steuerungsgruppen vorgestellt. Abbildung 1 gibt einen Überblick über die bearbeiteten Themenbereiche des Projekts MUFLAN.

Abbildung 1: Themenbereiche des Projektes MUFLAN Die Projekt-Steuerungsgruppe der Region Lebens.Wert.Pongau bestand aus folgenden Personen:  Bgm. Max Aichhorn -  Bgm. Dr. Peter Brandauer -  Bgm. Josef Gollegger - Großarl  Stephan Maurer - GF der LAG  Bgm. Hans Toferer - Hüttschlag  Bgm. Rudolf Trauner -  Mag. Peter Weissenböck - Amt Salzburger Landesregierung Abt. 7  Bgm. Fritz Zettinig - Die Aufgabe der Projektsteuerungsgruppe war die inhaltliche Lenkung und Steuerung der Projektarbeit. Zur Erfüllung dieser Aufgabe ist die Steuerungs-

8 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Einleitung

gruppe während der Projektlaufzeit drei Mal zu Steuerungsgruppentreffen zu- sammen getroffen. Die Treffen fanden an folgenden Terminen statt:  Dienstag, 05. Juli 2011 in St. Johann im Pongau  Dienstag, 13. Dezember 2011 in  Dienstag, 30. Mai 2012 in Werfenweng Bei den Treffen wurde über den Projektfortschritt, die Konkretisierung von The- men und Fragestellungen, die Verfügbarkeit von Daten bzw. inhaltlichen An- sprechpersonen beratschlagt und Zwischenergebnisse vorgestellt. Von allen Treffen liegen Protokolle vor. Die abschließende Vorstellung und Diskussion der Projektergebnisse erfolgte im Rahmen eines Fokusgruppentreffens am 13. Dezember 2012 in . Ziel des Fokusgruppentreffens war es die Ergebnisse und Empfeh- lungen der Arbeiten des Umweltbundesamtes mit spezifisch geladenen regiona- len ExpertInnen in kleinen Arbeitsgruppen - fokussiert auf ein bestimmtes The- ma - zu diskutieren.

Abbildung 2: Fokusgruppentreffen am 13. Dezember 2012 in Schwarzach im Pongau (Fotos Ferner)

Die Ergebnisse des Projektes sowie der Diskussionen beim Fokusgruppentref- fen sind im vorliegenden Bericht dargestellt. Der Bericht gliedert sich in die mit der Steuerungsgruppe vereinbarten Themenbereiche. Noch vor den Kapiteln der Themenbereiche befindet sich Kapitel 2 das MUFLAN Aktionsprogramm. In diesem sind übersichtlich alle empfohlenen Maßnahmen und Aktionen der einzelnen Themenbereiche gesamthaft zusam- mengestellt.

Umweltbundesamt  Wien, 2012 9 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – MUFLAN - Aktionsprogramm

2 MUFLAN - AKTIONSPROGRAMM

Die in den nachfolgenden Kapiteln zu den jeweiligen Themenbereichen emp- fohlenen Maßnahmen und Aktionen werden in Tabelle 1 gemeinsam als MUFLAN-Aktionsprogramm dargestellt. Es wird darauf hingewiesen, dass es sich dabei um eine deutlich gekürzte Zusammenfassung der in den dazugehö- rigen Kapiteln ausführlich erläuterten Maßnahmen und Empfehlungen handelt. Die Zusammenfassung kann die einzelnen Kapitel nicht ersetzen, soll den inte- ressierten LeserInnen aber zusammenfassend als anschauliche Übersicht und „Roadmap“ für eine multifunktionale und nachhaltige Nutzung der Landschaft und Umweltressourcen dienen.

Tabelle 1: MUFLAN - Aktionsprogramm

empfohlenen Maßnahmen und Aktionen zu Sensiblen Land- Themenbereich Wildökologie nutzungen -  bei identifizierten Konflikten Anpassen der Wildruhezonen wo Wildökologie und dies angebracht erscheint Almwirtschaft  Variantenempfehlung für Touren ohne Querung von Wildruhezo- nen und Ausweisen „wildtierfreundlicher Skitourenrouten“  in verbleibenden Fällen Übernahme der Managementvorschläge des Projektes „Respektiere deine Grenzen“  Festlegung einer Wildtierart pro Ruhezone (Rotwild, Gamswild, Raufußhühner)  Abstimmung von Inhalten der Wildruhezonen mit alpinen Verei- nen und Tourenplattformen  Kontaktaufnahme und Bereitstellen/Übermitteln der Projekt- ergebnisse an TourenplattformbetreiberInnen, Tourismusver- bände

Themenbereich Almwirtschaft  bei sinkendem Bewirtschaftungstrend o Untersuchung Betriebsstruktur Heim/-Talbetrieb o ggf. Klärung der Hofübergabe o ggf. Anstreben einer Zertifizierung als Bio-Betrieb o Teilnahme an Fortbildungskursen für das Almpersonal o Sicherung des gastronomischen/touristischen Angebots o Maßnahmen der Almverbesserung  bei ungünstiger Erreichbarkeit o sanfte Verbesserung der Erschließung o Steigerung der Attraktivität für Aufenthalt auf der Alm durch Verbesserung der Alminfrastruktur (Gebäude, Wasser, Energie etc.) o weniger behirtungsintensive Bewirtschaftungsform o weniger behirtungsintensive Viehgattung o Teilnahme am ÖPUL  bei geringem Anteil Futterflächen o klassische Maßnahmen der Almverbesserung - Schwenden - Schlägeln - Ampferbekämpfung etc. o bei Einforstungsalmen Trennung bzw. Neuordnung von Wald und Weide  bei zu hohem oder zu geringem Weidedruck o Anpassung der Bestoßungszahlen o Anpassung der Viehgattung o bei Einforstungsalmen Neuregulierung der Weiderechte o Neuordnung von Wald und Weide

10 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – MUFLAN - Aktionsprogramm

o Weidemanagement durch Errichtung/Wiederinstandsetzung und Wartung von Zäunen o Weidemanagement durch gezielte Behirtung  bei starker Hangneigung o Anpassungen der Viehgattungen bzw. Rasse (z. B. leichteres Ti- roler Grauvieh etc.) o bei Erosionserscheinungen (Blaiken) Reparatur der Anrissstellen o Anpassung der Bewirtschaftungsweise o Weidemanagement: zeitliche Abstimmung der Bestoßung (z. B. bei Nässe etc.)  bei Einforstungsalmen Neuregulierung der Weiderechte zur Forstwirtschaft, Waldbiodiversität Waldökologie und Für die gefährdeten Waldbiotope der Pongauer Gemeinden (siehe Klimawandel Kapitel 2) könnten folgende Maßnahmen durchgeführt werden:  Karten der vorkommenden, gefährdeten Waldbiotoptypen für je- de Gemeinde erstellen  Aufbereitung der Information zu den Waldbiotoptypen für Öf- fentlichkeitsarbeit (Eigentümer und Interessierte)  Formulierung (waldbaulicher) Maßnahmen für konkrete Waldbiotope  Identifizierung von Fördermaßnahmen im Rahmen des Pro- gramms der Ländlichen Entwicklung 2014-20 (Waldumweltmaß- nahmen)

Bewusstseinsbildung für Klimawandel  Recherche zu regionalen Auswirkungen des Klimawandels  Informationsaufbereitung für die interessierte Öffentlichkeit oder Schulen durch z. B: o Organisation von Informationsveranstaltungen o Auflage von Broschüren, Flyern etc.  Schulungen von Beratungsorganen  waldbauliche Handlungsempfehlungen für Waldbewirtschafte- rInnen erarbeiten

Holzbiomasse  Informationsveranstaltungen zum Thema Holzbiomasse  Erarbeitung von Biodiversitätskriterien für die Holzbiomassenut- zung  Ausschlussgebiete für die forstliche Biomassenutzung festlegen  Festlegung geeigneter Baumverfahren für die Biomassenutzung zur  Erhaltung der biologischen Vielfalt durch extensive land- und biologischen Vielfalt forstwirtschaftliche Nutzung und lokalen Ausschluss von Nutzun- gen in den Biodiversitäts-Hotspots  Sharing-Strategien in Gemeinden mit derzeit geringeren Biodiver- sität-Indexwerten zur besseren Vereinbarkeit von Landnutzung und Biodiversität  Endemiten und Subendemiten sollten besonders beachtet und beobachtet werden  Aufklärung- und Naturvermittlung (Identi- fikation mit heimischer Natur) o beginnend bei SchülerInnen durch Bereitstellung der MUFLAN- Unterlagen für die Pongauer LehrerInnen und Aufnahme der In- formation in den Lehrbetrieb o geführte Wanderungen, insbesondere zu endemischen Arten und zum Zusammenhang zwischen Klimawandel und Artenver- lust o Bestehende Bewusstseinsbildungskampagnen wie z.B. "Respek- tiere deine Grenzen" können ihr Artenspektrum um endemi- sche Arten erweitern  langfristiges Überleben vieler hochalpiner Endemiten erfordert auch wirksame Bekämpfung des Klimawandels

Umweltbundesamt  Wien, 2012 11 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – MUFLAN - Aktionsprogramm

zur effizienten  Bestandsaufnahme, um Potenzial von Leerstand oder Unternut- Boden und zung von Gebäuden zu erkennen Flächennutzung  Eigentümeransprache, um Flächenverfügbarkeit zu erhöhen  Einbindung der BügerInnen  Bewusstseinsbildung  Altersgerechtes Wohnen im Ortskern zur Nutzung  Baustoffrecycling vor Neuerschließung mineralischer  bei Erschließung neuer Abbaugebiete  ökologisch optimierte Rohstoffe Vorgehensweise anhand folgender Kriterien: o Ausschluss landwirtschaftlicher Vorrangflächen gemäß räumli- cher Entwicklungskonzepte o Erschließung geringwertiger vor hochwertigen Böden gemäß eBOD o Ausschluss bzw. nachrangige Behandlung (naturschutzfachlich) hochwertiger Land- und forstwirtschaftlicher Flächen (ÖPUL, hohe Funktionsziffer lt. WEP, hohe Waldnatürlichkeit, …) o Nähe zu vorhandener Infrastruktur  Regionalverband hat zu entscheiden, ob in einem allfälligen Regi- onalprogramm verbindlich Flächen zur Rohstoffsicherung festge- legt werden sollen; o dafür sollen die Ergebnisse mit den BetreiberInnen der Roh- stoffgewinnungsbetriebe diskutiert werden; z.B. im Rahmen ei- nes „Runden Tisch Rohstoffsicherung“  Erstellung eines landesweiten, sektoralen Sachprogramms zur Rohstoffsicherung, falls keine regionalen Lösungen gefunden werden können zu nachhaltigen  Anwendung des Kriterienkatalogs Wasserkraft für die Bewertung Wasserkraftnutzung neuer Projekte im Pongau  Nutzung des bestehenden Potenzials erneuerbarer Energieträger unter Berücksichtigung ökologischer Kriterien  Vergleich der Wasserkraft mit anderen erneuerbaren Energie- formen wie Photovoltaik und Windkraft  Energiewirtschaftliche Optimierung von bestehenden Anlagen  Setzen von Maßnahmen zur Verbesserung des ökologischen Zu- stands wie z. B.: Fischwanderhilfen, ausreichende Uferstrukturie- rung  Nutzen von Synergien: Speicherteiche für Beschneiungsanlagen als Pumpspeicher für Energiegewinnung, Trinkwasserkraftwerke

12 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven für Sensible Landnutzungen - Wildökologie und Almwirtschaft

3 PERSPEKTIVEN FÜR SENSIBLE LANDNUTZUNGEN - WILDÖKOLOGIE UND ALMWIRTSCHAFT

3.1 Zusammenfassung

Themenbereich Wildökologie Im Rahmen des Projektes MUFLAN wurde für den Themenbereich Wildökolo- gie auf vorläufige Ergebnisse des Projektes „Respektiere deine Grenzen“ zu- rückgegriffen. Darin wurden für den Pongau 73 Wildruhezonen mit einer Fläche von etwa 10.000 ha ausgewiesen. Für diese Wildruhezonen erfolgte eine Aus- wertung auf Überschneidungen zu anderen raumgreifenden Freizeit- und Erho- lungsnutzungen, insbesondere bei der Ausübung von Wintersportarten. Bei ins- gesamt 7 Wildruhezonen konnten Konflikte mit 11 Skitourenrouten gefunden und auf ihr Potenzial untersucht werden. Neben der detaillierten Darstellung der betroffenen Wildruhezonen und Routen werden konkrete Lösungsvorschläge vorgestellt und allgemeine Maßnahmenempfehlungen für die Wildökologische Raumplanung abgegeben. Themenbereich Landschaftsbild und Almwirtschaft In einer Region wie dem Pongau weist das Landschaftsbild eine hohe Bedeu- tung für den Tourismus auf. Die Almwirtschaft trägt mit ihrer traditionellen Wirt- schaftsweise im Besonderen zum Erhalt der für den Alpenraum typischen Kul- turlandschaft bei. Daher wurden im Rahmen von MUFLAN die Almen einer ge- naueren Betrachtung unterzogen und anhand von 5 Indikatoren auf ihre „Vitali- tät“ bewertet. Großteils auf Basis der INVEKOS-Datenbank konnten dabei 400 Almen analysiert werden, die mit fast 38.000 ha etwa 21 Prozent der Fläche des Pongau ausmachen. Es wurden konkrete Maßnahmen abgeleitet, die bei Almen mit geringerer Vitalität einer eventuellen Betriebsaufgabe entgegenwir- ken sollen. Ebenso wurden mit Hilfe eines digitalen Höhenmodells beispielhaft Sichtbarkeitsanalysen von drei beliebten Almwanderwegen durchgeführt, um die Bedeutung der Almen für den Tourismus und das Landschaftsbild zu unter- streichen.

3.2 Ziel

Ruhezonen für Wildtiere Die intensive Mehrfachnutzung des Raumes führt zunehmend zu Biotopverlus- ten und Zerschneidung von Lebensräumen für Wildtiere. Diese Entwicklung führt zu Verbiss- und Schalenschäden, die neben den wirtschaftlichen Einbu- ßen auch mit einem Verlust der Schutzwirkung von Bann- und Schutzwäldern einhergeht (vgl. UMWELTBUNDESAMT 2006). Gleichzeitig ist die Ungestörtheit des Wildes aufgrund des verringerten Nahrungsangebotes und Energiehaushaltes vor allem während der Wintermonate von großer Bedeutung für das Wohlerge- hen der Wildtiere. Aus diesem Grund werden sensible Landnutzungen wie Ru- hegebiete für Wildtiere immer wichtiger.

Umweltbundesamt  Wien, 2012 13 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven für Sensible Landnutzungen - Wildökologie und Almwirtschaft

Im Projekt MUFLAN hat man es sich zur Aufgabe gemacht, solche Wildruhezo- nen im Pongau darzustellen, wobei vorläufige Ergebnisse der Initiative „Res- pektiere deine Grenzen“ aufgegriffen werden. Ziel der Bearbeitungen war es, eventuelle Konflikte mit anderen raumgreifenden (Winter) Freizeit- und Erho- lungsnutzungen wie dem Skibergsteigen zu identifizieren und konkrete Lö- sungsvorschläge vorzustellen sowie der Region generelle Empfehlungen zu un- terbreiten. Sensible Landnutzungen – Almwirtschaft Traditionelle Almwirtschaft ist aus zweierlei Hinsicht als sensible Landnutzung zu bezeichnen: Einerseits nimmt sie neben ihrer landwirtschaftlichen Bedeutung in multifunktionaler Weise positiv Einfluss auf die Umwelt (Landschaftsbild, Na- turschutz, Jagd, Wildökologie, Naturgefahrenvorsorge etc., vgl. AIGNER et al. 2003). Andererseits sind trotz insgesamt steigender Auftriebszahlen im Zuge des landwirtschaftlichen Strukturwandels aber immer mehr Almen von der Auf- gabe bedroht (vgl. GROIER 2010 & 2011). Die Außer-Nutzung-Stellung von Alm- flächen geht daher nicht nur mit der Verringerung von extensiven, landwirt- schaftlichen Produktionsflächen einher. Sie ist auch verbunden mit dem Verlust einer tausende Jahre alten, multifunktionalen und wertvollen Kulturlandschaft, die in besonderem Maße auch von touristischem Interesse ist. Der Wunsch der Steuerungsgruppe war es im Rahmen des Projektes MUFLAN Empfehlungen zu erarbeiten, wie die Landschaft durch die Almwirtschaft offen gehalten werden kann, um sie so auch für den Tourismus attraktiv zu erhalten. Aufgrund des ureigenen landwirtschaftlichen Charakters der Almwirtschaft zie- len die Empfehlungen nicht auf oberflächliche Verschönerungen der Landschaft ab. Vielmehr widmen sie sich dezidiert einer Stärkung der agrarischen Grund- funktion, die gleichsam im Nebeneffekt die Kulturlandschaft bewahrt und för- dert.

3.3 Wildökologie

3.3.1 Methode

Für die Bearbeitung im Themenbereich Wildökologie kamen folgende Daten- quellen zur Anwendung:  Vorläufig abgegrenzte Wildruhegebiete aus dem Projekt „Res- pektiere deine Grenzen“  SAGIS-Daten des Landes mit Informationen zu Ski- pisten, Liftanlagen, Langlaufloipen etc.  GPS-Daten mit Skitourenrouten im Pongau von verschiedenen Anbietern (Österreichischer Alpenverein, Tourismusverband Großarl, Tourenforum www.geo-coaching.net) Literatur- sowie Internetrecherchen zu Beginn der Bearbeitungen haben erge- ben, dass mit dem Projekt „Respektiere deine Grenzen“ bereits eine ähnliche Fragestellung für das Bundesland Salzburg bearbeitet wurde. Nach Kontaktauf- nahme mit dem Projektleiter von „Respektiere deine Grenzen“ wurden schon vorliegende, vorläufige Ergebnisse für das Projekt MUFLAN zur Verfügung ge- stellt.

14 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven für Sensible Landnutzungen - Wildökologie und Almwirtschaft

Im Zuge der Bearbeitungen des Projekts MUFLAN wurde dieser Datensatz in ein für das GIS verwendbares Datenformat konvertiert. Somit war es möglich eventuell auftretende Konflikte mit anderen raumgreifenden Freizeit- und Erho- lungsnutzungen zu identifizieren. Da die Problematik bezüglich der Rückzugs- gebiete von Wildtieren im Winter am größten ist, wurde der Fokus deshalb auf Winteraktivitäten gelegt. In Folge wurden räumliche Analysen mit Daten des SAGIS vorgenommen und Skitourenrouten von externen Quellen einbezogen

3.3.2 Ergebnisse

Dass Wildruhegebiete einen nicht unbeträchtlichen Flächenanteil einnehmen, verdeutlichen die in Tabelle 2 angeführten Zahlen. Mit fast 10.000 Hektar be- trägt der Flächenanteil der 73 Wildruhezonen etwa 5,7 Prozent der Gesamtflä- che des Pongaus (vgl. auch Karte 1 im Anhang B1).

Tabelle 2: Übersicht Wildruhezonen Salzburg und Pongau

Wildruhezonen Anzahl Fläche [ha]

Zonen im Pongau 73 9.930 Zonen im restl. Bundesland Salzburg 174 19.983 Summe 247 29.913

Die Analyse mit SAGIS-Daten ergab keine Konflikte zwischen Wildruhezonen und Skipisten, Rodelbahnen oder Langlaufloipen etc. Dieser Umstand ist wohl dem bereits konfliktbereinigtem Ergebnis von „Respektiere deine Grenzen“ zu verdanken. Des Weiteren weisen von 101 untersuchten Skitourenrouten ledig- lich 11 einen Konflikt mit 7 Wildruhezonen auf.

Tabelle 3: Ergebnis Konfliktanalyse Wildruhezonen und Skitourenrouten

Name der Konflikt- Fläche [ha] Skitour Routenname Wildruhezone potenzial

Großarl - Frauenkogel groß 61,6 Ebenalm Gamskarkogel gering

Böckstein - Keuchenkogel Nord mittel 79,7 Alter Böckwald Keuchenscharte Nordwest mittel

Dienten – Taghaube mittel 409 Taghaube Hochkönig gering

Bischofshofen – 8,5 Hochkeil gering Kammererköpfl

Plattenkogel gering Hüttschlag - 46,4 Mandlkogel gering Hausstein Keeskogel gering

Angertal - Ghänger 203,8 Kalkbretterkopf gering u. Rettenwandalm u. 188,9

Umweltbundesamt  Wien, 2012 15 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven für Sensible Landnutzungen - Wildökologie und Almwirtschaft

Die gefundenen Konflikte wurden einer genaueren Betrachtung unterzogen und das Konfliktpotenzial eingestuft (vgl. Tabelle 3). Ausschlaggebend für die Ein- stufung war, ob die Tourenrouten Wildruhezonen unmittelbar durchqueren, in Randbereichen tangieren bzw. streifen oder lediglich in geringer Nähe (bis ma- ximal 1.000 m) vorbeiführen.

Eine detaillierte Darstellung dieser Konflikte erfolgt in Karte 2 bis Karte 7 (An- hang B1). Neben der kartographischen Aufbereitung enthalten diese Karten zu- sätzlich eine 3D-Visualisierung (vgl. Abbildung 3), eine Beschreibung des Kon- fliktes sowie Lösungsvorschläge (vgl. auch Kapitel 3.3.4).

Legende Skitourenrouten Wildruhezonen

Abbildung 3: Beispiel für Konflikt von Skitourenrouten mit Wildruhezone, Datenquellen:

Google Earth, Respektiere deine Grenzen, www.geo-coaching.net Die in Abbildung 3 dargestellte Wildruhezone „Ebenalm“ verdeutlicht auf an- schauliche Weise zwei der identifizierten Konflikte mit unterschiedlicher Lö- sungsvorschlägen: Wie in der Darstellung ersichtlich erstreckt sich die Wildru- hezone im Grabenbereich ein kleines Stück auf den Gegenhang und wird dabei von der Route auf den Gamskarkogel gestreift. Es wird in diesem Fall eine ge- ringfügige Adaptierung der Wildruhezone empfohlen. Hingegen wird selbige Wildruhezone bei der Routenführung auf den Frauenko- gel dem Verlauf einer Forststraße folgend direkt durchquert. Als Maßnahme werden in diesem Fall die Empfehlungen von „Respektiere deine Grenzen“ mit Informationstafeln für Tourengeher vorgeschlagen oder die Wahl einer Variante ohne Durchquerung der Wildruhezone vorgeschlagen.

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Abbildung 4: Teilansicht der Wildruhezone „Großarl – Ebenalm“, Foto: M. Weiß

3.3.3 Diskussion

Bei Betrachtung der Ergebnisse ist anzumerken, dass für die in den Analysen eingegangenen Skitourenrouten kein Anspruch auf Vollständigkeit besteht. Au- ßerdem ist es nicht möglich, von der Routeninformation allein auch auf die Tou- renfrequenz zu schließen – also wie oft und von wie vielen Personen eine Rou- te tatsächlich begangen wird. Es kann davon ausgegangen werden, dass die analysierten Daten einen we- sentlichen Teil der beliebtesten Skitouren im Pongau ausmachen. Die verhält- nismäßig geringe Anzahl von festgestellten Konflikten lässt darauf schließen, dass auch bei nicht berücksichtigten Skitouren ein ebenfalls geringes Konflikt- potenzial zum Tragen kommt. Einen weiteren Aspekt bildet die Tatsache, dass die analysierten Touren meist nur die Aufstiegsroute darstellen und diese je nach Schnee- und Lawinensitua- tion von Tourengehern meist den aktuellen Gegebenheiten angepasst werden. Zudem werden bei der Abfahrt oftmals viel weitflächigerer Bereiche oder Vari- anten in Anspruch genommen, z.B. um unverspurte Hänge zu befahren. Die- sem Umstand wurde bei den Analysen mit einer Pufferbreite von 1000 m rund um die Wildruhezonen begegnet.

Umweltbundesamt  Wien, 2012 17 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven für Sensible Landnutzungen - Wildökologie und Almwirtschaft

3.3.4 Empfohlene Maßnahmen und Aktionen

Empfehlungen für betroffene Wildruhegebiete im Pongau Die Empfehlungen bezüglich der konkret im Rahmen des Projektes MUFLAN identifizierten Konflikte zwischen Skitourenrouten und Wildruhezonen betreffen im Wesentlichen drei Vorschläge (vgl. für Einzelbeispiele ebenso Karte 2 bis Karte 7):  Anpassen der Wildruhezone, wo dies angebracht erscheint  Variantenempfehlung für Touren ohne Querung von Wildruhe- zonen, wo dies möglich ist  in verbleibenden Fällen Übernahme der Managementvorschlä- ge des Projektes „Respektiere deine Grenzen“. Weiterführende Empfehlungen Um Managementmaßnahmen noch spezifischer formulieren zu können und Bewusstseinsbildung noch transparenter und nachvollziehbarer zu gestalten werden folgende weiterführende Maßnahmen empfohlen:  Festlegung einer Leitwildtierart pro Ruhezone. Dabei sollten bezogen auf den Pongau speziell berücksichtigt werden:  Rotwild  Gamswild  Raufußhühner (für Auerhuhn z. B. abgestimmt auf Maibalz)  Abstimmung von Inhalten der Wildökologischen Raumplanung mit Tou- renplattformen (AV-Karten, geocoaching.com, gps-tour.info, Touris- musverbände)  Zum Beispiel Ausweisen von „wildtierfreundlichen Skitourenrou- ten“, bei denen keine Kreuzung oder Beeinträchtigung von Wil- druhezonen erfolgt bzw.  Hinweis bei Tourenbeschreibungen, dass Wildruhezonen ge- kreuzt werden  Kontaktaufnahme und Bereitstellen/Übermitteln der Ergebnisse an TourenplattformbetreiberInnen, Tourismusverbände  Auf landesweiter Ebene wird empfohlen die Wildruhezonen mit den Kernzonen der Wildökologischen Raumplanung abzustimmen.  Speziell bei Flugsportarten (insbesondere Para- und Hängegleiter) soll- te eine gezielte Lenkung dieser Aktivitäten auf Freihaltezonen ange- strebt werden, damit diese Flächen auch tatsächlich von Wildtieren frei gehalten werden.

18 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven für Sensible Landnutzungen - Wildökologie und Almwirtschaft

3.4 Almwirtschaft

3.4.1 Methode

Zwei wesentliche Datengrundlagen wurden für die Bearbeitung der Fragestel- lungen im Themenbereich Almwirtschaft herangezogen:  INVEKOS-Daten mit der Almauftriebsliste seit dem Jahr 2001 sowie die (Alm)Feldstücke als Geodatensatz  ein digitales Höhenmodell mit einer Rasterauflösung von 10 m, zur Verfügung gestellt von der Abteilung SAGIS des Landes Salzburg Als Arbeitsthese wurde formuliert, dass eine vitale Almwirtschaft mit dem Fort- bestand der wertvollen Kulturlandschaft einhergeht. Um die Nutzungsaufgabe von Almen zu verhindern, ist es nötig eventuelle Schwachstellen zu identifizie- ren sowie gezielte und wirksame (Gegen-)Maßnahmen zu ergreifen. Daher wurden nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Daten fünf Indikatoren ermittelt, die Aufschluss über den Handlungsbedarf und Zustand der Almbetrie- be im Pongau geben sollen. Die Indikatoren wurden mit einer dreistufigen Skala bewertet, wobei 1 jeweils den bestmöglichen oder optimalen, 2 einen neutralen und drei einen negativen Zustand darstellt (vgl. Tabelle 4):

Tabelle 4: Indikatoren zur Bewertung der Almenvitalität

Bewertung Indikator 1 2 3 1. Auftriebszahlen der letz- ten 10 Jahre als Maß für steigend stabil fallend betriebswirtschaftliche Verhältnisse1 2. Erschwerniszuschlag kein oder als Maß für die Erreich- Stufe 2 Stufe 3 2 Stufe 1 barkeit 3. Anteil Futterfläche an 43 bis 75 Gesamtalmfläche als > 75 Prozent < 43 Prozent 3 Prozent Maß für Almstruktur 4. GVE pro Hektar als Maß 4 1 – 1,5 1,5 - 2 < 1 und > 2 für den Weidedruck 5. Hangneigung als Maß 30 bis 50 für Schwierigkeit der < 35 Prozent > 50 Prozent 5 Prozent Bewirtschaftung

1 es wurde eine Trendanalyse der Auftriebszahlen seit 2001 durchgeführt, die Ergebnisse anschlie- ßend gereiht und in Quantile unterteilt. Die 25 % der Betreibe mit dem stärksten positiven Gefälle wurden als „steigend“ klassifiziert, die 25 % mit dem stärksten negativen Trend als „fallend“; die restlichen nur leicht steigenden bzw. fallenden Betriebe wurden als „stabil“ eingestuft. 2 Erreichbarkeit laut AMA-Förderrichtlinien (Stufe 1: nur über Seilbahnen im Werksverkehr; Stufe 2: nur über Materialseilbahn oder Spezialfahrzeug; Stufe 3: nur über Fuß- oder Viehtriebweg) 3 analog zu den Auftriebszahlen wurden gerundete 25%-Quantile als Klassengrenzen verwendet

4 2 Großvieheinheiten pro Hektar = Maximalwert laut Bio-Zertifizierung (vgl. BIO- 2010) 5 zur Beurteilung der Hangneigung als Maß für Schwierigkeit der Bewirtschaftung wurden die Gefäl- lewerte der ÖPUL-Maßnahme „Mahd von Steilflächen“ herangezogen; die Berechnung der durch- schnittlichen Hangneigung erfolgte mit Hilfe des digitalen Höhenmodells der Abteilung SAGIS

Umweltbundesamt  Wien, 2012 19 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven für Sensible Landnutzungen - Wildökologie und Almwirtschaft

Ausgehend von den Einzelindikatoren wurde durch Berechnung des Mittelwer- tes für jeden Almbetrieb die Einschätzung der „Gesamtvitalität“ vorgenommen sowie eine vollständige Ergebnistabelle erstellt (vgl. Tabelle 5):

Tabelle 5: anonymisierte Beispieltabelle für Indikatoren und Gesamtvitalität der unter- suchten Almen im Pongau

Autriebs- Futter- GVE Alm- triebs- Erreich- Hang- Mittel- flächen- pro VITALITÄT6 betrieb zahlen- barkeit neigung wert anteil Hektar trend Betrieb 1 2 3 3 3 2 2,6 sensibel Betrieb 2 2 1 3 3 2 2,2 stabil Betrieb 3 1 1 3 3 2 2 stabil Betrieb 4 1 1 2 1 2 1,4 hoch Betrieb 5 1 1 1 1 2 1,2 hoch Betrieb 6 2 2 2 1 2 1,8 stabil Betrieb 7 1 2 2 3 2 2 stabil Betrieb 8 1 2 2 2 2 1,8 stabil Betrieb… 2 1 1 1 2 1,4 hoch Basierend auf diesen Werten erfolgte abschließend eine Priorisierung der Maß- nahmendringlichkeit (vgl. Kapitel 3.4.2) sowie die Formulierung eines Maßnah- menkataloges (vgl. Kapitel 3.4.4), der als Checkliste für jeden Almbetrieb her- angezogen werden kann. Vor allem im Sommer ist die Bedeutung der Almen für den Tourismus sehr hoch. Dies belegt bspw. die große Auflage (> 100.000 Stück; Auskunft DI Sieg- fried Wieser, Kammersekretär LK Salzburg) von Informationsbroschüren über die Initiative Salzburger Almsommer. Um diese Bedeutung zu veranschauli- chen wurden Sichtbarkeitsanalysen von drei landschaftlich sehr schönen Almen und Almwanderrouten mit Hilfe des digitalen Höhenmodells erstellt 3.4.2 Ergebnisse

In der INVEKOS-Datenbank standen für exakt 400 Almen Daten und Flächen- polygone zur Verfügung, die in den Analysen einbezogen werden konnten (vgl. Karte 8 im Anhang B1). Besagte Almen entsprechen dabei etwa 21 Prozent der Fläche des Bezirkes Sankt Johann im Pongau. Ein beispielhafter Detailaus- schnitt zur Verdeutlichung der Almenvitalität wird in Abbildung 5 dargestellt. Ei- ne vollständige kartographische Darstellung der fünf Einzelindikatoren sowie der Gesamtvitalität erfolgt in Karte 9 bis Karte 14 im Kartenanhang B1. Die nachfolgende Tabelle 6 enthält eine Zusammenfassung der Vitalitätsanalyse:

Tabelle 6: Übersicht Almenvitalität und Maßnahmenpriorisierung Anzahl Almenvitalität Fläche [ha] Maßnahmendringlichkeit Almen hoch 147 14.400 langfristig stabil 209 18.953 mittelfristig sensibel 44 4.315 kurzfristig Gesamt 400 37.668 kurz- bis langfristig

6 Klassengrenzen für Vitalität nach Mittelwert: hoch (< 1,8); stabil (1,8 – 2,2); sensibel (> 2,2)

20 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven für Sensible Landnutzungen - Wildökologie und Almwirtschaft

Abbildung 5: Detailausschnitt Gesamtvitalität (grün: hoch; gelb: stabil; rot: problema- tisch); Datengrundlage: SAGIS, INVEKOS, ÖK50, eigene Berechnung

Die Priorisierung der Maßnahmendringlichkeit bedeutet im Einzelnen:  Almen mit hoher Vitalität: in Teilbereichen können Benachteiligungen vorhanden sein (vgl. Tabelle 5), mit vorliegendem Datenmaterial ergibt sich lang bis mittelfristig aber keine hohe Dringlichkeit für Maßnahmen  Almen mit stabiler Vitalität: die Betriebe verfügen über eine solide Be- triebsbasis, mittelfristig sollten diese Almen jedoch beobachtet werden, um bei einer eventuellen Verschlechterung der Situation gezielt entge- genwirken zu können  Almen mit problematischer/sensibler Vitalität: nach vorliegendem Da- tenmaterial weisen Betriebe dieser Gruppe in den fünf Teilbereichen überwiegend benachteiligte Charakteristiken auf - es sollten unmittelbar Maßnahmen ergriffen werden um eine eventuelle Aufgabe der Bewirt- schaftung zu verhindern. Aufgrund des sensiblen Charakters wurden Almen mit problemati- scher/sensibler Vitalität einer gesonderten Betrachtung unterzogen und analysiert, ob es Gemeinsamkeiten gibt. Es lassen sich jedoch keine durchgehenden Muster oder Ähnlichkeiten erkennen. Auffällige Aspekte der Betriebe mit sensibler Vitalität sind jedoch:

 nur etwa 34 % der Almen sind gut erschlossen (allein 60 % stehen auf Erschwernisstufe 3). Bei stabilen Almen weisen jedoch 85 % und bei vitalen sogar fast 97 % eine gute Erschließung auf!

Umweltbundesamt  Wien, 2012 21 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven für Sensible Landnutzungen - Wildökologie und Almwirtschaft

 der Anteil an Betrieben im Pongau mit Bio-Zertifizierung ist im Ver- gleich zu den stabilen oder vitalen Almen (47 % bzw. 58 %) mit 38 % stark unterrepräsentiert7.  mit nicht einmal 14 % weisen die sensiblen Almen den geringsten Anteil an Niederalmen und mit Abstand den höchsten Anteil an Hochalmen auf.  bei sensiblen Almen sind die Anteile von Schaf- und Pferdealmen mit Abstand am höchsten (18 %). Vitale und stabile Almen kommen gemeinsam nicht über 5 % hinaus. Gleichzeitig sind Melkalmen mit knapp 3 % nur halb so stark vertreten wie bei vitalen oder stabilen Almen.  Almen mit sensibler Vitalität weisen den höchsten Wert bei Almen ohne Behirtung auf. Nachfolgend zur Identifikation des Handlungsbedarfes bzw. der Feststellung der Dringlichkeit, werden in Kapitel 3.4.4 Maßnahmen vorgeschlagen, die ge- eignet erscheinen, derartige Benachteiligungen zu beseitigen bzw. zumindest zu verringern. Dabei werden auch die Analyseergebnisse der Almen mit sensib- ler Vitalität berücksichtigt. Sichtbarkeitsanalysen Neben den oben beschriebenen Analysen der Almenstruktur im Pongau wurden weiters Überlegungen zur Bedeutung des Landschaftsbildes angestellt. Um diese zu verdeutlichen erfolgte die Durchführung von Sichtbarkeitsanalysen exemplarisch für drei ausgewählte Almen (Auswahl erfolgte durch Christina Gschwandtner, SalzburgerLand Tourismus GmbH): die Tappenkarseealm, Gadaunerer Hochalmen und das Rinderfeld bei . Diese drei Almen sind beliebte Wanderziele und für ihre gute Aussicht bekannt. Anhand der Sichtbarkeitsanalysen wurde festgestellt, welche Landschaftsteile des Pongaus bei einer Wanderung auf eine dieser Almen einsehbar sind. Zu- dem wurde eine weitere Analyse von jeweils den Almen nahegelegenen Gipfeln durchgeführt und die drei bzw. sechs Einzelanalysen zu einem Gesamtergebnis vereint (vgl. Abbildung 6 und Karte 15 bis Karte 18 im Anhang B1).

Tabelle 7: Sichtbarkeitsanalysen Almwanderungen im Pongau sichtbare zusätzlich Almen- u. Bereiche sichtbare Almenwanderung Gipfel Gipfelberei- Almen- Bereiche che wanderung Gipfel Tappenkarsee Kreuzeck 7,7 % 1,0 % 8,8 % Gadaunerer Kalkbretterköpfel 6,7 % 1,8 % 8,5 % Hochalmen Rinderfeld Rettenstein 14,2 % 3,3 % 17,5 % Gesamt- 8 - 26,7 % 4,8% 31,5 % sichtbarkeit

7 Gemäß der Almstatistik 2009 der Bundesanstalt für Bergbauernfragen beläuft sich der Anteil von Almen mit Bio-Zertifikat für das ganze Bundesland Salzburg auf 36,3 Prozent (vgl. GROIER 2010). Mit dem Anteil von 38 % liegen die sensiblen Almen im Pongau also über dem Landesschnitt, im Vergleich zu den vitalen Almen sind Almen mit Bio-Zertifizierung aber deutlich unterrepräsentiert. 8 Die Prozentanteile der Gesamtsichtbarkeit sind nicht die Summe der drei Einzelanalysen, da zwei- oder dreifach sichtbare Bereiche nur einmal berücksichtigt wurden.

22 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven für Sensible Landnutzungen - Wildökologie und Almwirtschaft

Bei Betrachtung der Ergebnisse fällt auf, dass allein durch diese drei Almwan- derungen knapp 27 % des gesamtes Pongaus überblickt werden kann, bei Hin- zunahme der Gipfelbereiche sogar über 30 %. Zur Verdeutlichung ist das Er- gebnis einer Sichtbarkeitsanalyse in Abbildung 6 für die Tappenkarseealm (im Zentrum) mit zwei Aufstiegsvarianten vom Jägersee/Kleinarl und dem wesent- lich längeren Anstieg von Hüttschlag dargestellt (grün). Erkennbar ist auch die Zunahme sichtbarer Bereiche vom Gipfel des Kreuzecks (2.204 m), dargestellt in blau.

Abbildung 6: Detailansicht Sichtbarkeitsanalyse Wanderung Tappenkarseealm; Daten- grundlage: SAGIS, ÖK50 3.4.3 Diskussion

Bei Betrachtung der Ergebnisse zur Almenvitalität ist anzumerken, dass – wie bereits erwähnt – nur in der INVEKOS-Datenbank enthaltene Betriebe berück- sichtigt werden konnten. Laut Einschätzung des Referats für Agrarwirtschaft, Bodenschutz und Almen des Landes Salzburg dürfte jedoch der weitaus größte Teil der Almen in dem Datensatz enthalten sein (telefonische Auskunft). Einen weiteren die INVEKOS-Datenbank betreffenden Aspekt bildet der Umstand, dass nur die Auftriebsliste analysiert werden konnte. Wichtige Informationen zu den Talbetrieben standen hingegeben nicht zur Verfügung. Bei dem am 13.12. 2012 abgehaltenen Fokusgruppentreffen wurde von Teil- nehmern der Fokusgruppe kritisch festgehalten, dass den Inhalten der INVEKOS-Datenbank wenig Vertrauen entgegen gebracht wird. Dies betrifft insbesondere die Werte für die Almflächen und im Speziellen die Abgrenzung der Almfutterflächen, da diese Werte nicht der Realität entsprechen würden. Zudem sei zu erwarten, dass die Almfutterflächen in Zukunft eine drastische Verringerung erfahren werden, da sich die Richtlinien für die anrechenbare Fut- terfläche ändern werden. Dieser Umstand ist einerseits in technischen Gege-

Umweltbundesamt  Wien, 2012 23 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven für Sensible Landnutzungen - Wildökologie und Almwirtschaft

benheiten bei der Digitalisierung der Flächen begründet, andererseits auch in der von den Vertretern bemängelten alleinigen Berücksichtigung von Reinwei- deflächen. So werden von Almbauern beispielsweise auch Bereiche mit Erlen- gebüschen als vollwertige – und darüber hinaus aus ökologischer Sicht auch wertvolle – Almflächen gesehen. Betont wurde weiters, dass die Ertragsfähig- keit von Almflächen je nach örtlichen Gegebenheiten und Höhenlage sehr stark variiert und somit auch Angaben beispielsweise zur maximalen Bestoßung auf jede Almfläche individuell abgestimmt werden müssten. Demnach sind die verwendeten Indikatoren „Anteil der Futterfläche“ und „GVE pro Hektar“ differenziert zu betrachten und mit einer gewissen Unsicherheit (auch bei Bewertung der Gesamtvitalität) behaftet. Da für die Auswertung aber kein anderer Datensatz mit Flächenwerten oder almfachlichen Angaben zur Verfügung steht, bleibt als Alternative nur – sofern bei einzelnen Almen bekannt – das Einsetzen von den tatsächlichen Werten. Die Ergebnisse zur Almenvitalität stellen eine erste Annäherung für eine Ge- samtbetrachtung auf regionaler Ebene dar. In Einzelfällen können Werte durch- aus anders ausgeprägt sein. Weiters ist anzumerken, dass sich die meisten verwendeten Indikatorenwerte (Auftriebszahlen, Anteil der Futterfläche, GVE pro Hektar, ev. auch Erreichbarkeit) von Jahr zu Jahr ändern können bzw. wer- den und die im Rahmen des Projektes MUFLAN dargestellten Ergebnisse und Karten somit nur den zeitlich begrenzten Zustand des Jahres 2010 repräsentie- ren. Die dargestellte Methode regt somit die Einrichtung eines Monitorings an, mit dem interessierte Betriebe (z. B. auf freiwilliger Basis) jährliche Realitätsprü- fungen durchführen können. Sollten sich in Teilbereichen Verschlechterungen ergeben, können anhand des Maßnahmenkatalogs (vgl. nachfolgendes Kapitel 3.4.4) gezielte Lösungsvorschläge ausgearbeitet werden. Bei den Sichtbarkeitsanalysen erwähnenswert scheint der Umstand, dass diese ohne Berücksichtigung der aktuellen Vegetation erstellt werden konnten. Das bedeutet, dass die ermittelte Sichtbarkeit speziell bei dichter Vegetation oder sehr kleinräumigen, vom Höhenmodell nicht erfassten Strukturen (großen Fels- blöcken etc.) unter Umständen nicht der Realität entspricht. Generell bilden die Sichtbarkeitsanalysen aber eine sehr gute Basis zur Abschätzung des potenzi- ell sichtbaren Bereichs entlang der dargestellten Wanderwege 3.4.4 Empfohlene Maßnahmen und Aktionen

Die nachfolgend angeführten Maßnahmenempfehlungen beziehen sich auf die in Kapitel 3.4.1 vorgestellten Indikatoren für eine vitale Almwirtschaft. Die Dring- lichkeit der zu ergreifenden Maßnahmen richtet sich dabei nach der einge- schätzten Vitalität eines Almbetriebes. Sie sind aber auch geeignet um Verbes- serungen bei ohnehin stabilen oder auch vitalen Almen zu erzielen. Die Vorschläge sind als Einzelaktionen zu verstehen, die individuell nach den jeweiligen Gegebenheiten der Almbetriebe abgewägt werden müssen und sich zum Teil auch widersprechen. Die Maßnahmen betreffen zum Teil auch die ge- genwärtige Bewirtschaftungsform oder gealpte Viehgattung eines Almbetriebes und bergen somit Potenzial für Meinungsverschiedenheiten bei den Almbewirt- schaftern. Es soll vor dem Hintergrund einer eventuellen Betriebsaufgabe aber auch zur Diskussion und zu neuen Denkweisen angeregt werden, um eine Al- pung der Flächen zu gewährleisten.

24 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven für Sensible Landnutzungen - Wildökologie und Almwirtschaft

Maßnahmen Bewirtschaftungstrend Steigende oder sinkende Auftriebszahlen werden als Indiz für den Bewirtschaf- tungstrend herangezogen und können vielerlei Gründe haben. Dabei spielen auch nicht unmittelbar die Almflächen betreffende Aspekte eine Rolle. So wird einerseits die Untersuchung der Betriebsstruktur bei den Tal/Heimbetrieben ebenso empfohlen, wie die die Klärung der Hofübergabe. Eine weitere unterstützende Maßnahme für einen erfolgreichen Bewirtschaf- tungstrend wird in der Bio-Zertifizierung von Almbetreiben gesehen. Gemäß ei- ner Publikation der Bundesanstalt für Bergbauernfragen beläuft sich die Zahl der Almen mit Bio-Zertifizierung für das Bundesland Salzburg auf 965 Betriebe. Gegenüber dem österreichischen Durchschnitt von ca. 30 Prozent entspricht dies einem Anteil von 36,3 Prozent (vgl. GROIER 2010). Dennoch ist dieser Wert seit dem Jahr 2000 um 4,6 Prozent gesunken. Speziell im Pongau weisen mit 50 Prozent überdurchschnittlich viele Almen eine diesbezügliche Zertifizierung auf – jedoch bei Almen mit sensibler Vitalität ist dieser Anteil im Vergleich zu vi- talen oder stabilen Betrieben viel weniger stark ausgeprägt. Das legt den Schluss nahe, dass das Anstreben einer Bio-Zertifizierung langfristig die Be- triebsstruktur stärken könnte. Gut ausgebildetes Almpersonal wird vielfach als wichtige Voraussetzung für ei- ne erfolgreiche Alpung gesehen. Gleichzeitig ist es oftmals schwierig geworden, geeignetes Personal zu finden. Daher wird die Aus- und Fortbildung des Alm- personals als wichtiger erachtet. (Angebote bieten u.a. das Ländliche Fortbil- dungsinstitut an. Das touristisch/gastronomische Potenzial der Almen wird von regionalen Akteu- rInnen bereits als ausreichend erschöpft eingeschätzt. Eine Steigerung wird hier kaum noch für möglich gehalten. Somit wird empfohlen, zumindest das vorhan- dene Angebot zu sichern und so zusätzliche Verdienstmöglichkeiten für die Almbetriebe zu erhalten.

Tabelle 8: Zusammenfassung Maßnahmen Bewirtschaftungstrend

Indikator geeignete Maßnahme

sinkender Trend Untersuchung der Betriebsstruktur im Heim-/Talbetrieb bei Auftriebszahlen ggf. Klärung der Hofübergabe ggf. Anstreben einer Zertifizierung als Bio-Betrieb Teilnahme an Fortbildungskursen für das Almpersonal Sicherung des gastronomischen/touristischen Angebots Maßnahmen der Almverbesserung

Umweltbundesamt  Wien, 2012 25 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven für Sensible Landnutzungen - Wildökologie und Almwirtschaft

Maßnahmen Erreichbarkeit Die Erreichbarkeit von Almen wird von regionalen AkteurInnen mittlerweile als wichtigster Aspekt bei der Bewirtschaftung von Almen gesehen. Sofern eine Neuerschließung zu aufwändig oder aus beispielsweise naturschutzfachlichen Gründen nicht möglich ist, werden Maßnahmen empfohlen, die zur Steigerung der Aufenthaltsqualität auf den Almen beitragen oder die Behirtungsintensivität senken.

Tabelle 9: Zusammenfassung Maßnahmen Erreichbarkeit

Indikator geeignete Maßnahme

ungünstige sanfte Verbesserung der Erschließung (in Absprache mit Na- Erreichbarkeit turschutz, Forstwirtschaft, Jagd, Tourismus etc.) Steigerung der Aufenthaltsattraktivität für Almpersonal durch Renovierung oder Neuerrichtung von Almgebäuden u. Alminf- rastruktur im Allgemeinen (Wasser- u. Stromversorgung etc.) Anpassen auf weniger behirtungsintensive Bewirtschaftungs- form (z. B. Umstieg von Melkalm auf Galtvieh- od. Mutterkuh- haltung) Umstellung auf weniger behirtungsintensive Viehgattungen Teilnahme am ÖPUL (Prämie für Alpung u. Behirtung)

Maßnahmen Futterflächenanteil Unter dem Aspekt der Futterflächen werden allgemeine Maßnahmen der Alm- pflege und -verbesserung zusammengefasst, die beispielsweise auch im Pro- jekt „AlpAustria“ beschrieben sind oder im Rahmen des „Salzburger Almerhal- tungsprogramm“ auch gefördert werden. Speziell letzteres ist zwar im Jahr 2013 im Auslaufen begriffen, dennoch besitzt diese Aktivitäten allgemeine Gül- tigkeit.

Tabelle 10: Zusammenfassung Maßnahmen Futterflächenanteil

Indikator geeignete Maßnahme geringer Anteil klassische Maßnahmen der Almverbesserung an Futterflächen  Schwenden  Schlägeln  Ampferbekämpfung  vgl. Maßnahmen „Salzburger Almerhaltungspro- gramm“ bei Einforstungsalmen Trennung bzw. Neuordnung von Wald und Weide, im Zuge dessen Prüfung ob Wiederherstellung verbuschter bzw. verwaldeter Almflächen durch Rodung mög- lich ist

26 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven für Sensible Landnutzungen - Wildökologie und Almwirtschaft

Maßnahmen Weidedruck Eng verknüpft mit der zur Verfügung stehenden Futterfläche ist auch die Besto- ßungsdichte. Sofern keine Möglichkeiten bestehen Verbesserungen bei even- tuell zu geringem Futterangebot zu erzielen, werden Maßnahmen vorgeschla- gen, die eine optimale Ausnutzung der jeweiligen Gegebenheiten auf den Alm- flächen unterstützen.

Tabelle 11: Zusammenfassung Maßnahmen Weidedruck

Indikator geeignete Maßnahme

zu hoher oder Anpassen der Bestoßungszahlen zu geringer Weidedruck Anpassen der Viehgattung bei Einforstungsalmen Neuregulierung der Weiderechte Neuordnung von Wald und Weide Weidemanagement durch Errichtung/Wiederinstandsetzung und Wartung von Zäunen Weidemanagement durch gezielte Behirtung

Maßnahmen Hangneigung Die Steilheit von Almflächen ist ein gegebener Faktor, der nicht direkt beein- flussbar ist. Um aber auch Flächen in steilstem Gelände optimal bewirtschaften zu können, werden dementsprechende Anpassungen bei den Weidetieren und dem Weidemanagement vorgeschlagen.

Tabelle 12: Zusammenfassung Maßnahmen Hangneigung

Indikator geeignete Maßnahme

starke Anpassen der Viehgattungen bzw. Rasse (z. B. alte Haustier- Hangneigungen rassen, leichteres Tiroler Grauvieh etc.)

bei Erosionserscheinungen (Blaiken) Reparatur der Anrissstel- len, wenn naturschutzfachliche Gründe nicht dagegen spre- chen ggf. Drainagierung bei zu hohem Hangwasseraufkommen

Anpassen der Bewirtschaftungsweise (Umstieg auf Galtviehal- tung, Mutterkuhhaltung etc.) Weidemanagement: zeitliche Abstimmung der Bestoßung (z. B. nicht bei Nässe etc.) bei Einforstungsalmen Neuregulierung der Weiderechte

Umweltbundesamt  Wien, 2012 27 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven Forstwirtschaftlicher Nutzung hinsichtlich Waldökologie und Klimawandel

4 PERSPEKTIVEN FORSTWIRTSCHAFTLICHER NUTZUNG HINSICHTLICH WALDÖKOLOGIE UND KLIMAWANDEL

4.1 Zusammenfassung

Wald bedeckt im Pongau über 60 % der Fläche und war und ist traditionell ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Neben der direkten ökonomischen Bedeutung der Holzproduktion ist er auch für zahlreiche andere, indirekte Wirkungen verant- wortlich. Die Identifikation der BewohnerInnen des Pongau mit ihrer Landschaft, die Bedeutung für den Tourismus, die Schutzwirkung in den Gebirgstälern und nicht zuletzt die ökologische und naturschutzfachliche Bedeutung sind mit ihm untrennbar verbunden. In diesem Kapitel wird dargestellt, welche Fragen für die Waldbewirtschaftung unter den gegebenen Rahmenbedingungen aktuell von Bedeutung sind. Neben einer allgemeinen Darstellung der Waldsituation im Pongau wird der Schwer- punkt auf die Themen Waldbiodiversität, Klimawandel und Nutzung der Holzbi- omasse gelegt. Mittels Kartendarstellung werden gefährdete Waldbiotope dargestellt und Hand- lungsempfehlungen zu ihrem Schutz vorgeschlagen. Maßnahmen, wie dem Klimawandel als eine ernsthafte Bedrohung für die Waldökosysteme auf regio- naler Ebene begegnet werden kann, werden recherchiert sowie die Problemfel- der der verstärkten Nutzung von Holzbiomasse erörtert.

4.2 Ziel

Ziel des folgenden Kapitels ist es, eine Überblick über die Waldsituation im Pongau und im Besonderen zu den drei aktuellen Themen der Waldbewirt- schaftung zu geben: Zur Biodiversität der Waldökosysteme werden Karten mit gefährdeten Waldbiotoptypen erstellt und mögliche Maßnahmen zum Schutz dieser abgeleitet. Weiters werden die Themenbereiche Klimawandel und nuz- tung der Holzbiomasse beleuchtet und mögliche Optionen für Handlungsemp- fehlungen identifiziert.

4.3 Methode

Zum Thema Biodiversität des Waldes wurde vom Land Salzburg der Datensatz zur Biotypenkartierung zur Verfügung gestellt. Eine Verschneidung mit dem Waldlayer der Österreich Karte (ÖK) im Maßstab 1:50.000, weiteren Gebiets- festlegungen wie Schutzgebieten, Wald-Entwicklungsplan und diversen Selekti- onen wurden Karten zu gefährdeten Waldbiotoptypen erstellt und interpretiert. Allgemeine Recherchen zum Wald im Pongau aus verschiedenen Datenbanken (Österreichische Waldinventur etc.) ergeben ein abgerundetes Bild zu den Themenstellungen. Literaturrecherchen zu Klimawandel und Holzbiomasse und deren Interpretatio- nen münden in Handlungsempfehlungen für die Waldbewirtschaftung und Be- wusstseinssteigerung zu den aktuellen Problemfeldern des Pongauer Waldes.

28 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven Forstwirtschaftlicher Nutzung hinsichtlich Waldökologie und Klimawandel

4.4 Ergebnisse

4.4.1 Waldsituation im Pongau

Von den 1.755 km² Fläche des Bezirks Pongau sind ca. 1.060 km² mit Wald bedeckt, das entspricht einem Anteil von knapp über 60 %. Die Waldbewirt- schaftung spielt in dieser Region traditionell eine große Rolle, wenn sich auch viele Wälder über die alpinen Regionen der Zentralalpen erstrecken, die für die moderne, technisierte Forstwirtschaft aufgrund ihrer Höhenlage, Wuchsbedin- gungen, Steilheit und der damit erschwerten Bringungstechnik nicht ideale Be- dingungen bieten. Die Eigentümerstruktur der Wälder im Pongau ist traditionell stark von den Ös- terreichischen Bundesforsten geprägt: Ca. 41 % stehen in ihrem Besitz, wäh- rend der Anteil der Betriebe (> 200 ha) nur 3 % der Fläche beträgt. Dies unter- scheidet sich signifikant vom österreichischen Mittelwert (ÖBf 15 %, Betriebe 31 %). Der (vorwiegend bäuerliche) Kleinwald (< 200 ha) repräsentiert 55 % der Waldfläche, was in etwa dem österreichischen Durchschnitt entspricht (Öster- reichische Waldinventur, ÖWI, 2007-09). Aufgrund der naturräumlichen Voraussetzungen dominiert im Pongau der Na- delwald bzw. nadelwaldreiche Waldgesellschaften. Aus der Erhebung der ÖWI 1992/96 geht hervor, dass die potenziell natürlichen Waldgesellschaften (PNWG) folgende Flächenanteile einnehmen würden:

Tabelle 13: Potenziell natürliche Waldgesellschaften im Pongau (ÖWI 1992/96).

Waldgesellschaften [%]

Fi-Ta 33,3 %

Subalpine Fi 28,6 %

Fi-Ta-Bu 15,2 %

Lä-Zi 2,9 %

Aktuell (ÖWI 2007/09) verteilen sich die Baumarten allerdings folgendermaßen:

Tabelle 14: aktuelle Baumartenverteilung im Pongau (ÖWI 2007/09).

Baumart [%]

Fichte 61,0 %

Lärche 6,7 %

Buche 4,1 %

Tanne 3,2 %

Aus dem Vergleich der beiden Erhebungen – ab der Inventurperiode 1992/96 wurden die potenziell natürliche Waldgesellschaften nicht mehr erhoben - las- sen sich vor allem zwei Aussagen ableiten:

Umweltbundesamt  Wien, 2012 29 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven Forstwirtschaftlicher Nutzung hinsichtlich Waldökologie und Klimawandel

 Der Anteil der Lärche ist höher als er natürlich wäre. Dies ist in nahezu ganz Österreich feststellbar, da die Lärche eine wirt- schaftlich interessante Baumart ist und vielfach als Ersatz für die schwierig zu verjüngende Tanne (Verbiss, Kahlschlag) herangezogen wird.  Die Tanne ist aus oben genannten Gründen deutlich unterrepräsentiert. Aus ökologischer Sicht kommt allerdings der Tanne als tiefwurzelnde und die jeweilige Waldgesellschaften stabilisierende Baumart eine hohe Bedeutung zu, die von der Lärche nicht in vollem Umfang übernommen werden kann.

4.4.2 Waldbiodiversität - Biotoptypen

Ausgangslage ist die aktuelle Biotoptypenkartierung des Landes Salzburg (Na- turschutzabteilung). Nach Auswahl der für eine forstliche Nutzung in Betracht kommenden Waldbiotope wurden diese mit den Waldflächen des Pongau mit Hilfe eines Geographischen Informationssystems (GIS) verschnitten. In einem weiteren Schritt wurden die nach ESSL et al. (2002) als gefährdet eingestuften Waldbiotoptypen ausgewählt und davon einerseits Karten angefertigt und ande- rerseits die mittels GIS verschnittenen Flächen ausgewertet. Zur Darstellung in der Karte wurden nur Polygone (Flächenteilstücke) herangezogen, die größer als 1 ha sind (siehe Abbildung 7). Die Karten können beliebig detailliert (in ver- schiedenen Maßstäben) erstellt werden. Ergebnis ist u. a. auch eine Excel- Tabelle, in der alle gefährdeten Waldbiotope nach Gemeinden aufgelistet sind (siehe Tabelle 15).

Tabelle 15: Vereinfachter Ausschnitt mit gefährdeten Waldbiotoptypen

Gemeinde Biotoptyp FFH-Typ [ha] Schwarzach i. P. Schluchtwald 1,05 Schluchtwald 1,60 Bergahornwald 9180 9,28 Schlucht- und Hang- 4,16 Hüttschlag Bergahornwald mischwälder Hüttschlag Bergahornwald 2,50 Hüttschlag Bergahornwald 1,46 Sankt Johann i. P. Edellaubmischwald 9180 5,90 Schlucht- und Hang- 1,21 Sankt Johann i. P. Edellaubmischwald mischwälder Erlen-Eschenwald 91E0 8,63 Auenwälder mit Alnus gluti- 5,76 Goldegg Erlen-Eschenwald nosa und Fraxinus excelsior Großarl Erlen-Eschenwald 5,83 Großarl Erlen-Eschenwald 1,91 Erlen-Eschenwald 1,91 Radstadt Buchenwald 9110; 9130; 9150 5,67 Buchenwälder (Luzula- 3,07 Fagetum, Asperulo- Sankt Martin a. T. Buchenwald Fagetum, Cephalanthero- Fagion)

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Die Auswertung der nach diesen Kriterien selektierten Waldbiotoptypen zeich- net folgendes Bild wie dargestellt in Abbildung 7:

Abbildung 7: Überblick über gefährdete Waldbiotoptypen im Pongau (Quelle: SAGIS)

Der flächenmäßig größte gefährdete Waldbiotoptyp ist der „Subalpine Lärchen- Zirben-Fichtenwald mit Alpenrose“ und umfasst ca. 1.940 ha (Die sich aufgrund des geologischen Untergrunds unterscheidenden Waldbiotoptypen sind hier summiert). Gefolgt werden sie von etwa 690 ha Fichten-Tannen-Buchenwald, 520 ha Kar- bonat-Alpenrosen-Lärchenwald und ca. 200 ha Fichten-Tannenwald (siehe Ab- bildung 8).

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Abbildung 8: Gefährdete Waldbiotoptypen mit den flächenmäßig höchsten Anteilen im Pongau.

Aber auch kleinflächige Waldbiotope mit geringen Anteilen im Pongau sind von hohem naturschutzfachlichen Wert: Grauerlenauen, Bergahornwälder, Edel- laubmischwälder etc. (siehe Tabelle 16).

Tabelle 16: Kleinflächige, gefährdete Waldbiotoptypen im Pongau.

Biotoptyp vorwiegend in: [ha]

Grauerlenau Bad Gastein 51

Bergahornwald Bad Gastein, Hüttschlag 17

Edellaubmischwald Sankt Johann im Pongau 7

Eiben-Buchen-(Steilhang-)Wald 15

Lärchen-Zirbenwald Hüttschlag 6

4.4.3 Waldbiodiversität - Naturnähe (Hemerobie)

Die Ergebnisse des in Österreich einmalig in den 1990er Jahren durchgeführten Hemerobie-Projekts wurden für den Pongau ausgewertet und dargestellt (GRABHERR et al., 1998 und ÖFZ, 1997). Aufgrund der in diesem Projekt her- angezogenen Methodik (Stichprobenraster in Anlehnung an die Österreichische Waldinventur) sind möglicherweise Ergebnisse auf Gemeindeebene nicht statis- tisch eindeutig abzusichern, dennoch geben sie wertvolle Hinweise über die Na- turnähe der Wälder im Pongau. Einen kartographisch aufbereiteten Überblick zeigt Abbildung 9.

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Abbildung 9: Detailausschnitt mit der Darstellung der Naturnähe (Quelle: GRABHERR ET AL., 1998)

Die neun Hemerobiestufen wurden wie in ÖFZ (1997) zusammengefasst und können wie in Tabelle 17 kurz beschrieben werden:

Tabelle 17: Beschreibung der Naturnähestufen der österreichischen Wälder nach GRABHERR et al., 1998 (verkürzt)

Stufen Bezeichnung Beschreibung (verkürzt)

9 natürlich PNWG, natürliche Entwicklung, keine Bewirtschaf- tung

7 + 8 naturnah kaum Abweichung von der PNWG, Plenterstruktur,  naturnaher Waldbau

5 + 6 mäßig Dominanzverschiebung in der PNWG, Struktur nicht verändert mehr natürlich

3 + 4 stark starke Abweichung von der PNWG, Strukturarmut, verändert  intensiver Wirtschaftswald

1 + 2 künstlich Baumarten standortsfremd, meist Altersklassenwald

Anm.: PNWG = Potenzielle natürliche Waldgesellschaft. Details zur Beschreibung der Naturnähestufen in ÖFZ (1997).

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Aufgelistet für jede Gemeinde im Pongau gibt Tabelle 18 Aufschluss über die Flächenanteile der einzelnen Stufen der Naturnähe:

Tabelle 18: Naturnähe der Wälder nach Gemeinden

Flächenverteilung Hemerobie pro Gemeinde [ha] Gesamt stark mäßig Gemeinde künst- natur- natür- samt- verän- verän- lich nah lich ergeb- dert dert nis Hemerobie- 1 + 2 3 + 4 5+6 7+8 9 wert/Grabherr Altenmarkt im 20,6 226,1 23,2 269,9 Pongau Bad Hofgastein 47,0 303,3 89,4 5,0 444,7 Badgastein 97,3 212,9 167,0 13,7 491,0 Bischofshofen 40,3 165,2 29,9 235,3 Dorfgastein 25,3 164,6 34,5 3,8 228,1 22,6 144,2 52,2 219,0 Filzmoos 85,6 333,8 56,2 475,6 43,3 482,5 65,7 591,5 23,3 304,3 23,3 351,0 Goldegg 18,8 80,3 12,5 111,6 Großarl 1,9 97,8 280,5 75,1 1,2 456,5 Hüttau 15,0 255,5 59,5 330,0 Hüttschlag 25,9 176,3 124,4 3,1 329,7 Kleinarl 18,0 279,5 30,6 328,2 Mühlbach am 15,4 143,5 34,4 193,3 Hochkönig 9,6 8,9 58,6 30,5 107,6 Radstadt 102,0 239,3 43,4 384,8 Sankt Johann im 68,8 223,2 22,3 314,3 Pongau Sankt Martin 19,6 146,4 86,1 252,1 a.Tennengebirge Sankt Veit im 12,6 156,9 57,5 227,0 Pongau Schwarzach im

Pongau Untertauern 22,3 293,3 23,5 339,0 37,9 184,7 24,8 247,4 Werfen 16,1 44,5 472,8 226,0 759,5 Werfenweng 24,5 76,1 51,0 151,6 PONGAU [ha] 27,6 937,3 5.403,9 1.443,0 26,9 7.838,6 Gesamtergebnis 0,4 12,0 68,9 18,4 0,3 100,0 [%] Österreich (%) 7 27 41 22 3

Eine kartographische Darstellung der Naturnähe für den gesamten Pongau und der dazugehörigen Flächenbilanzen in Form von Tortendiagrammen enthält Karte 19 im Anhang B1.

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Summiert für die gesamte Region verteilen sich die Naturnähestufen wie darge- stellt in Abbildung 10:

Abbildung 10: Naturnähestufen des Pongauer Waldes in % (Quelle: GRABHERR et al., 1998). Der Vergleich der Pongauer Daten mit dem gesamten österreichischen Wald zeigt eine starke Konzentration der mittleren Bewertungsstufen im Pongau. Da- für ist der Anteil an „künstlichen“ Waldgebieten - aber auch der „natürlichen“ - nahezu null. Insgesamt kann im österreichweiten Vergleich im Pongau von ei- ner Verschiebung zur Stufe der „mäßig veränderten“ Waldgesellschaften ge- sprochen werden (siehe Tabelle 19).

Tabelle 19: Naturnähestufen Pongau - Österreich im Vergleich (Quelle: GRABHERR et al., 1998)

stark mäßig Ebene künstlich naturnah natürlich verändert verändert

Pongau 0,4 12,0 68,9 18,4 0,3

Österreich 7 27 41 22 3

4.4.4 Klimawandel

Der bereits stattfindende Klimawandel stellt vermutlich eine sehr große Heraus- forderung für die Waldökosysteme und damit auch für die Forstwirtschaft in den nächsten Jahrzehnten dar. Für den Alpenraum wird eine Erhöhung der Durch- schnittstemperatur von bis zu + 6°C im Jahr 2100 prognostiziert, das ist signifi- kant höher als die global prognostizierte Temperatursteigerung (IPPC, 2008; BMLFUW, 2012). Auch die Menge der Niederschläge wird sich verändern, für den Pongau - am Alpennordrand gelegen - sind vermutlich höhere Mengen zu erwarten, allerdings ist die jahreszeitliche Verteilung ungewiss. Verschiedene Szenarien rechnen mit Zunahmen im Winterhalbjahr und Abnahmen im Som- mer (BALAS et al., 2008).

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Eine Erwärmung von + 1°C bedeutet eine Seehöhenänderung von ca. 150 Hö- henmetern nach unten. Plus 6°C würden daher einen Unterschied von 900 m bedingen. Jene an ihre Umgebungstemperatur angepasste Vegetation, die heu- te auf beispielsweise 800 m Seehöhe ihre optimalen Bedingungen vorfindet, müsste demnach auf eine Seehöhe von 1.700 m „wandern“, um unter gleichen, gewohnten Temperatur-Bedingungen wachsen zu können. Es ist verständlich, dass sich dieser Wandel der Vegetationszonen nicht zeitlich kontinuierlich und einheitlich vollziehen kann und mit vielen unwägbaren Entwicklungen verbun- den ist (Aussterben von Arten etc.). Dennoch lässt dieses Beispiel erahnen, mit welch gravierenden (Vegetations-)Veränderungen gerade im alpinen Bereich zu rechnen sein wird. Allgemein wird mit folgenden Auswirkungen auf die Wälder gerechnet:  Abnahme der wirtschaftlich bedeutenden Nadelbaumarten Fichte und Lärche  allgemeine Zunahme von Laubbaumarten  Zuwachserhöhung bei vorhandenen Baumarten (höhere Temperatur)  Zunahme von biotischen (Borkenkäfer etc.) und abiotischen Schäden (Windwürfe)  Gefährdung der Schutzfunktion  Gefährdung der Wohlfahrtswirkungen (Wasserregulation, Luftfilterung,

CO2-Speicherung etc.)  .... Es ist unter WissenschaftlerInnen weitgehend unbestritten, dass der Klimawan- del bereits stattfindet. Um seine Auswirkungen möglichst gering zu halten, wer- den insbesondere drei Maßnahmen für die Waldbewirtschaftung genannt. Der „Schlüssel“ dabei liegt in der Wahl der Baumart: 1. Anpassungsfähigkeit der Wälder erhöhen/stärken: Wälder mit hoher Arten- und Strukturvielfalt verfügen allgemein über die höchste Anpassungsfähigkeit gegenüber Veränderungen. Das bedeutet die Umwandlung/Heranführung in/an möglichst na- turnahe Bestände und die Forcierung der Naturverjüngung, wo dies möglich ist.

2. Störungsresistenz erhöhen: Durch die Wahl der Baumart sowohl in der Verjüngung als auch in anderen waldbaulichen Eingriffen wird die Schadensanfälligkeit ge- genüber Insekten und Windwürfe reduziert. Dies bedeutet z. B. die Förderung von Buche, Tanne oder Lärche anstatt der Fichte (u. a. abhängig von der Höhenlage).

3. Auswirkungen von Störungen verhindern: Damit ist vor allem die vorsorgende, frühere Nutzung instabiler und gefährdeter Bestände gemeint, um möglichst früh dem Standort angepasste Verjüngungen einzuleiten, die in späterer Folge zu stabileren, naturnäheren Beständen heranwachsen.

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4.4.5 Holzbiomasse

In Zeiten des Klimawandels ist es aus Klimaschutzgründen u. a. ein erklärtes

Ziel, fossile durch nachwachsende, CO2-neutrale Energieträger zu ersetzen. Dazu zählt auch die Holzbiomasse, der aufgrund des hohen Waldanteils in Ös- terreich eine besondere Rolle zugeschrieben wird. Durchforstungsrückstände vor allem im Kleinwald (Betriebe unter 200 ha) und Nutzungsmengen, die unter dem gemessenen Zuwachs liegen, lassen ein gro- ßes Potenzial für Waldbiomasse vermuten. Der Pongau ist durch hohe Holzvor- räte im stehenden Wald und überdurchschnittliche Zuwächse (Vorratsfestmeter pro Hektar, Vfm/ha) gekennzeichnet. Allerdings ist auch nahezu ein Drittel des Pongauer Waldes als Schutzwald ausgewiesen, der schwierige, kostenintensi- ve bis unmögliche Holzerntebedingungen bedingt. Das Nutzungsprozent (Anteil der Nutzung am theoretischen Zuwachs) liegt im Pongau bei einem vergleichs- weise geringen Wert von 60 %, in ganz Österreich bei ca. 86 % und im Bundes- land Salzburg sogar bei 95 % (BFW, 2012). Die traditionelle Aufteilung der aus dem heimischen Wald entnommen Sorti- mente Sägerundholz-Industrieholz-Brennholz beträgt 60:20:20. Auch im Pongau trifft dies laut jährlicher Holzeinschlagsmeldungen annähernd zu (BMFLUW, 2012). Laut einer Diplomarbeit, die Energieholzpotenziale und Wärmebedarf für Salz- burg analysiert (DORFINGER 2007), könnte der Pongau seinen Wärmebedarf im Wohnbereich (also ohne Industrie und Gewerbe) nachhaltig zu 49 % decken. Vier Gemeinden (Eben, Filzmoos, Kleinarl und Untertauern) könnten unter den beschriebenen Annahmen einen Autarkiegrad von über 100 % erreichen. Be- rücksichtigt man mögliche Sanierungen und Sonnenkollektoren wäre dies über- schlägig sogar zu 69 % möglich. Diese Ergebnisse gehen von einem „techni- schen“ Energieholzpotenzial aus, in dem die Einschränkung der Holzverfügbar- keit durch Topographie (Hangneigung), Erschließung mit Straßen und Aus- schlussgebiete (Schutzwald außer Ertrag, Kernzone des NP Hohe ) be- rücksichtigt ist. Durchforstungsreserven gehen in diese Berechnung nicht ein, sie sind nach einigen Jahren aufgebraucht und daher nicht langfristig nachhal- tig. Die Nutzung von Waldbiomasse wird in der modernen Waldbewirtschaftung vielfach hoch technisiert betrieben. Das sogenannte Baumverfahren, bei dem der gesamte oberirdische Baum aus dem Waldbestand entfernt wird und die einzelnen Sortimente (Sägerundholz, Industrieholz) mit Prozessoren aufbereitet werden, gefährdet unter bestimmten Voraussetzungen die Nährstoffkreisläufe der Waldökosysteme. Da in der Rinde, den Feinästen und den Nadeln bzw. dem Laub eines Baumes der Großteil der Nährelemente gespeichert ist, wer- den dem Waldboden durch deren Verwertung zu Hackgut oder Ablagerung auf Waldarbeitsplätzen je nach Sensibilität/Nährstoffausstattung des Bodentyps wichtige Nährstoffe für die nächste Baumgeneration entzogen. Eine Untersu- chung des Bundesamtes für Wald (BFW 2009) empfiehlt, dass auf 23 % der ös- terreichischen Waldfläche ein Baumverfahren unterbleiben sollte. Auf 27 % gilt diese als problematisch und auf knapp der Hälfte ist dieses Verfahren ohne nachhaltige Schäden möglich. Insbesondere Bodentypen wie Ranker, Rendsina (typische Gebirgswaldböden) und (Semi-)Podsole sind dafür nicht geeignet.

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Die drei aktuell wichtigsten Herausforderungen für den Wald sind der Klima- wandel, die Biodiversität und die Gewinnung von forstlicher Biomasse als Er- satz für fossile Energieträger. Alle drei Themen sind mehr oder minder stark miteinander verknüpft: Um die Auswirkungen des bereits stattfindenden Klimawandels zu minimieren, wird von den meisten ExpertInnen empfohlen, die Anpassungsfähigkeit der Waldökosysteme zu erhöhen. Aufgrund der langen Lebenszyklen der Waldöko- systeme sind heute gesetzte Maßnahmen erst in Jahrzehnten ersichtlich bzw. auf ihre Tauglichkeit prüfbar. Umgekehrt können Maßnahmen, die erst bei be- reits eingetreten Schadereignissen gesetzt werden, ebenso erst in Jahrzehnten wirksam werden. Umso wichtiger ist es, bereits jetzt im Sinne des Vorsorge- prinzips und aufbauend auf derzeitigen Erkenntnissen zu reagieren und die Wälder möglichst „klimafit“ zu gestalten. Die Erhöhung der Naturnähe mit wald- baulichen Maßnahmen (standortsgerechte Baumartenwahl, natürliche Verjün- gung, Erhöhung der Strukturvielfalt) unter dem Aspekt der Orientierung an der potenziell natürlichen Waldgesellschaft sind nach wissenschaftlichen Erkennt- nissen die am besten geeigneten Mittel der Wahl. Eng damit verknüpft ist die Erhaltung bzw. Erhöhung der biologischen Vielfalt. Naturschutzfachlich wertvolle Waldökosysteme, die aufgrund historischer, tradi- tioneller und aktueller Waldbewirtschaftungsarten gefährdet sind, verdienen auch insbesondere unter dem Aspekt des Klimawandels unseren besonderen Schutz. Die Nachfrage nach forstlicher Biomasse für die energetische Nutzung ist im Steigen begriffen. So erfreulich der Ersatz fossiler Energieträger durch nach- wachsende Rohstoffe aus Klimaschutzgründen auch ist, kann eine zu starke Nutzung für energetische Zwecke die Waldökosysteme gefährden und nachhal- tig schädigen. Es müssen daher ökologisch Kriterien für die Biomassenutzung aus dem Wald eingehalten werden, um die Nachhaltigkeit zu gewährleisten und die Biodiversität zu erhalten. Die sogenannte kaskadische Nutzung der Holzbi- omasse hat zum Prinzip, dass Holz - wie es auch in der klassischen Waldbe- wirtschaftung seit Jahrhunderten üblich ist - zu allererst stofflich und erst dann thermisch genutzt wird. Die stoffliche Nutzung erhöht einerseits die Wertschöp- fung (Holz und Holzprodukte werden in vielen Sparten weiterverarbeitet und veredelt) und sorgt für eine aus Klimaschutzgründen positive längere Bindung des Kohlenstoffs.

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4.5 Empfohlene Maßnahmen und Aktionen

Waldbiodiversität Mittels der Auswertungen aus der Salzburger Biotopkartierung und der karto- graphischen Darstellung kann die Lage jedes einzelnen gefährdeten Waldbio- tops für jede Gemeinde dargestellt werden. Folgende Maßnahmen und Aktio- nen könnten angedacht werden:  Erstellung von Karten für jede Gemeinde mit den vorkommenden, ge- fährdeten Waldbiotoptypen (vgl. auch Abbildung 7); optional mit Zusatz- informationen zu Schutzgebieten etc.)  Aufbereitung und Beschreibung der Waldbiotoptypen zur Öffentlich- keitsarbeit für Eigentümer und Interessierte und ggf. touristischer Ver- marktung  (Waldbauliche) Maßnahmenformulierung für konkrete Waldbiotope in Abstimmung mit Eigentümer und Naturschutzbehörde  Identifizierung von Fördermaßnahmen im Rahmen des Programms der Ländlichen Entwicklung 2014-20 (Waldumweltmaßnahmen) Klimawandel Wesentlicher Bestandteil einer Strategie gegen den Klimawandel bzw. für die Minderung seiner Auswirkung ist die Bewusstseinsbildung:  Recherche von Informationen über regionale Auswirkungen des Klima- wandels im Pongau  Aufbereitung der Informationen für die interessierte Öffentlichkeit („Was bedeutet der Klimawandel für den Pongauer Wald?“, Wie bin ich als BewohnerIn des Pongau von möglichen Auswirkungen auf den Wald betroffen?“) durch z. B: o Organisation von Informationsveranstaltungen o Auflage von Broschüren, Flyern etc.  Schulveranstaltungen  Schulungen von Beratungsorganen  Entwicklung von waldbaulichen Handlungsempfehlungen für Waldbe- wirtschafterInnen in Zusammenarbeit mit Forstbehörden und Interes- senvertretern (Landwirtschaftskammer, Waldverband etc.) Holzbiomasse  Die Empfehlungen zur Nutzung von Holzbiomasse richten sich in erster Linie an WaldbewirtschafterInnen. Neben der Bewusstseinsbildung könnte eine Erarbeitung eines ökologischen Kriterienkatalogs Orientie- rungshilfe für die Intensität der Biomassenutzung geben.  Informationsveranstaltungen für WaldbewirtschafterInnen und Interes- sierte zum Thema Holzbiomasse (in Abstimmung mit Interessensvertre- terInnen, Bezirksforstinspektion (BFI) etc.)  Erarbeitung von Biodiversitätskriterien (Baumarten-, Strukturvielfalt) mit ExpertInnen aus der Region  Festlegung von Ausschlussgebieten für die forstliche Biomassenutzung (Schutzgebiete, gefährdete Waldbiotope)  In Abstimmung mit Bodenkartierung oder Standortskartierung (wo vor- handen) Festlegung über die Eignung des Baumverfahrens für die Bi- omassenutzung (Erstellung von Karten für Gemeinden)

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5 PERSPEKTIVEN NATURSCHUTZFACHLICHER LEBENSRÄUME & ARTEN

5.1 Zusammenfassung

Biologische Vielfalt, oder Biodiversität ist mehr als die Anzahl der Arten. Auch die genetische Vielfalt, die Vielfalt der Ökosysteme, Lebensräume oder Land- schaften sowie der lokale, nationale und globale Maßstab der Biodiversität sind bei der Messung zu berücksichtigen. Mittels einer räumlichen, GIS-gestützten Analyse wurde die Verteilung von fünf Biodiversitätsmaßen (z. B. das Vorkommen von Endemiten oder Flächenanteile von geschützten Biotopen) bestimmt, wodurch verschiedene Aspekte der Bio- diversität und ihrer Erhaltung berücksichtigt wurden. Auf Basis der Biodiversi- tätsmaße erfolgte zudem die Berechnung eines Index, um die Biodiversität der einzelnen Gemeinden als betrachtete Raumeinheiten mit einem Wert beschrei- ben zu können. Die Hotspots der Biodiversität befinden sich demnach in den Gemeinden Bad- gastein, Werfen und Untertauern, also tendenziell in Gebirgslagen mit einem hohen Anteil an Gebirgslebensräumen. Weitere Gemeinden mit hohen Bio- diversitätsindexwerten sind Kleinarl, Werfenweng und Mühlbach am Hochkönig. Des Weiteren wurden nach festgelegten Kriterien zehn endemische oder sub- endemische Arten wie etwa die Tauern-Weide oder der Großglockner- Mohrenfalter ermittelt, die als besonders charakteristisch für den Pongau anzu- sehen sind. Aufgrund ihrer besonderen Bedeutung für die Biodiversität und die Region erfolgte die gesonderte Darstellung dieser zehn Arten in Form von Steckbriefen. Eine zielführende Biodiversitätsstrategie für den Pongau könnte darin bestehen, in den Biodiversitäts-Hotspots, von welcher große Flächenanteile ohnehin be- reits unter Schutz stehen, der Biodiversitätserhaltung den Vorzug vor anderen Landnutzungen zu geben. In den anderen Gemeinden sollten die verschiede- nen Landnutzungsformen mit der Biodiversitätserhaltung möglichst in Einklang gebracht werden, um Artenzahlen und den Biotoptypenreichtum zu erhalten und zu stabilisieren. Für die erfolgreiche Biodiversitätserhaltung erscheint Be- wusstseinsbildung eine wesentliche Voraussetzung.

5.2 Ziel

Neben den Bedrohungen durch den Klimawandel und die Ressourcenverknap- pung ist der Verlust der Biodiversität eines der wesentlichen Themen, die das 21. Jahrhundert begleiten werden. Nach übereinstimmenden Einschätzungen konnte das Ziel nicht erreicht werden, die Biodiversitätsverluste global zu ver- langsamen und im Bereich der europäischen Union zu stoppen. Im Gegenteil, neue Bedrohungen der Biodiversität sind hinzugetreten, wie etwa der erhöhte Bedarf nach Bioenergie. Viele Funktionen der Landschaft sind ohne eine intakte Natur nicht möglich. Manche Landnutzungsformen fußen auf Ökosystemleistungen. Die Ökosyste- me müssen dazu ausreichend mit wertgebenden Arten ausgestattet sein, die

40 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven naturschutzfachLicher Lebensräume & Arten

diese Funktionen liefern können. Manche Landnutzungsformen beeinträchtigen die Biodiversität oder kanalisieren die vielen Ökosystemleistungen, die die Na- tur anbietet, auf einzelne oder einige wenige. Wenn es darum geht, Landschaften in multifunktionaler Weise gemäß ihren je- weiligen Stärken weiterzuentwickeln, dann ist es notwendig, eine Vorstellung von der räumlichen Verbreitung der Biodiversität zu bekommen. Wo herrschen naturräumliche Gegebenheiten, die eine besonders hohe Biodiversität ermögli- chen? Welches sind die charakteristischen Pflanzen- und Tierarten, anhand de- rer die Biodiversität veranschaulicht und repräsentiert werden kann? Nicht alle Gebiete sind zur Erhaltung der Biodiversität in der Region gleich wich- tig. Manche Gebiete zeigen dagegen eine herausragende Biodiversitätsausstat- tung und werden Hotspots der Biodiversität genannt. Meist sind solche Hot- spots aber nicht allgemein bekannt und treten erst nach einer räumliche Analy- se zu Tage. So werden entweder die hervorragenden Eigenschaften dieser Biodiversitätszentren nicht voll gewürdigt oder es entstehen Konflikte mit ande- ren Landnutzungen, welche die Biodiversität beeinträchtigen. Beides sind Bei- spiele nicht optimaler multifunktionaler Landnutzung, die durch eine geographi- sche Analyse verschiedener Biodiversitätsmaße erkannt und korrigiert werden kann. Das Ziel, das die MUFLAN-Steuerungsgruppe für den Bereich Biologi- sche Vielfalt formuliert und an Umweltbundesamt gerichtet hat, bestand darin die Hotspots der Biodiversität im Pongau zu lokalisieren und ihre Ausstattung mit Arten und Lebensräumen zu beschreiben und zu dokumentieren. Besonde- re Bedeutung bei den Auswertungen sollte in weiterer Folge auch endemischen Arten im Pongau zukommen. Endemische Arten sind Arten, die ein sehr kleines Verbreitungsgebiet haben (von griechisch endemos = einheimisch). Österreichische Endemiten sind Ar- ten, deren Gesamtverbreitungsgebiet ausschließlich in Österreich liegt, öster- reichische Subendemiten sind solche Arten, deren Verbreitungsgebiet zum Großteil in Österreich liegt. Für die Existenz dieser Endemiten und Subendemi- ten ist Österreich besonders verantwortlich. Würden die österreichischen Popu- lationen dieser Arten aussterben, dann wären im Falle der Endemiten die Arten weltweit erloschen, im Falle der Subendemiten wäre ein Aussterben in naher Zukunft sehr wahrscheinlich, da die Hauptverbreitungsgebiete verloren wären und Randvorkommen der Arten meistens ohnehin stärker gefährdet sind. Ein weiteres formuliertes Ziel des Themenbereichs bestand also darin, österreichi- sche Endemiten und Subendemiten auszuwählen, die für den Pongau beson- ders charakteristisch sind und die in der Region einen Schwerpunkt ihrer Ver- breitung oder zumindest bedeutende Bestände aufweisen. Dafür erfolgte für zehn charakteristische Arten als „Kristallisationspunkte der Artenvielfalt des Pongaus“ die Beschreibung in Steckbriefen.

5.3 Methode

Unter Biodiversität versteht man die Vielfalt des Lebens auf der Erde. Grund- sätzlich kann diese Vielfalt nicht vollständig erfasst werden. Allerdings lassen sich einzelne Aspekte der Biodiversität, wie etwa die Artenzahlen einer be- stimmten Organismengruppe in einem bestimmten Gebiet, sehr wohl messen und vergleichen. Man unterscheidet dabei verschiedene Ebenen der Biodiversi- tätsmessung, die genetische Ebene, die Artebene und die Ebene der Ökosys-

Umweltbundesamt  Wien, 2012 41 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven naturschutzfachLicher Lebensräume & Arten

teme, Lebensräume oder Landschaften. Ferner lässt sich Biodiversität in unter- schiedlichen räumlichen Maßstäben messen, dem lokalen, dem nationalen und dem globalen Maßstab (vgl. Tabelle 20).

Tabelle 20: Allgemeine Organisationsebenen und Maßstäbe der Biodiversität. Die ver- wendeten Biodiversitätsmaße betreffen die rot markierten Bereiche

Ebene lokal regional national global

Gene Arten MUFLAN MUFLAN MUFLAN Biotope MUFLAN MUFLAN

Eine informative und balancierte Biodiversitätsbeschreibung sollte also mehrere Biodiversitätsmaße, Organisationsebenen und räumliche Skalen umfassen. In der durchgeführten Analyse der Biodiversitätszentren des Pongaus wurden da- her fünf verschiedene Maße verwendet, um die Biodiversität auf Artebene und auf Landschaftsebene sowie im lokalen, nationalen und globalen Maßstab be- schreiben können (vgl. Tabelle 21):

Tabelle 21: für den Pongau verwendete Biodiversitätsmaße und ihre Bestimmung

Datenquellen u. Da- Analyse- Biodiversitätsmaß

tenbanken methode

Ebene Maßstab

1) Artenzahlen von nach- Zoologisch-botanische Arten innerhalb gewiesenen Laufkäfern Datenbank Linz Gemeindefläche und Schmetterlingen pro ZOBODAT, carabidolo- Gemeinde gische Datenbank Zu- regional lka

2) Artenzahlen von nach- Zoologisch-botanische Arten innerhalb

gewiesenen gefährdeten Datenbank Linz Gemeindefläche Laufkäfern und Schmet- ZOBODAT, carabidolo- terlingen pro Gemeinde gische Datenbank Zu- national lka 3) Anzahl von österrei- Artebene Endemitenatlas Gewichtung Mit- chischen Endemiten und (Rabitsch & Essl 2009) telwert der Ar-

Subendemiten tenzahlen pro 3' pro Gemeinde x 5'-Raster- quadrat nach ih- global rem Flächenan- teil pro Gemein- de

4) Flächenanteil ge- SAGIS GIS-

schützter Gebiete in der Verschneidung

Gemeinde - regional

5) Flächenanteil gefähr- Rote Liste gefährdeter GIS- deter Biotope in der Ge- Biotoptypen, Salzbur- Verschneidung meinde

Landschafts ger Biotopkartierung /Biotopebene

SAGIS national

42 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven naturschutzfachLicher Lebensräume & Arten

Für jedes dieser Maße kann die Biodiversitätsausstattung der Pongauer Ge- meinden bestimmt und auch räumlich dargestellt werden (vgl. Abbildung 11 und Karte 20 im Anhang B1). Damit lassen sich charakteristische Arten für die ge- samte Region und für jede Gemeinde feststellen. So kann sich jede Gemeinde mit „ihren“ Arten und Lebensraumtypen besser identifizieren und den Schutz vorantreiben.

Abbildung 11: Detailansicht Biodiversitätsmaße Werfenweng

Umweltbundesamt  Wien, 2012 43 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven naturschutzfachLicher Lebensräume & Arten

Die verwendeten fünf Biodiversitätsmaße unterscheiden sich in ihrer Funktion und ihrer Bedeutung, eines davon eignet sich jedoch besonders gut zu regiona- le Identifikation mit den Naturschätzen der Region: das ist die Ausstattung mit Endemiten. Die Biodiversitätsmaße wurden jeweils auf die Gebiete der 25 Pongauer Gemeinden bezogen und werden in weiterer Folge detailliert be- schrieben:

Biodiversitätsmaß 1: Artenzahl Laufkäfer und Schmetterlinge

Biodiversitätsmaß 1 waren die gemessenen Artenzahlen der Laufkäfer (Coleop- tera, Carabidae) und Schmetterlinge (Lepidoptera) bezogen auf die jeweiligen Gemeinden. Die Laufkäfer eignen sich für solche Auswertungen gut, weil sie mit etwa 650 Arten (MÜLLER-MOTZFELD 2004) eine sehr artenreiche Insekten- gruppe sind und weil sie vegetationsfreien Bachufer bis hin zu hochalpinen Bio- tope besiedeln. Die Schmetterlinge eignen sich gut für Biodiversitätsbewertun- gen, weil sie artenreich sind, weil sie im Gelände gut kenntlich sind und weil sie in gewissem Umfang Pflanzendiversität anzeigen. Grundsätzlich ist eine Hoch- rechnung aus den Artenzahlen einzelner Organismengruppen auf die Gesamt- artenzahlen eines Gebiets nicht ohne weiteres möglich. Es unterscheiden sich die Hotspots verschiedener Gruppen oft innerhalb eines Gebiets sehr deutlich, was an den unterschiedlichen Lebensraumansprüchen der Gruppen liegt (PRENDERGAST et al. 1993). Laufkäfer und Schmetterlinge sind diesbezüglich aber gute Indikatoren, weil sie in sehr verschiedenen Lebensräumen artenreich vorkommen können. Die Da- tenquelle für die Schmetterlingsdaten war die Datenbank ZOBODAT in Linz (ZOBODAT 2012), die Datenquelle für die Laufkäfer war ein selbst erstellte Fundortsdatenbank für die Laufkäfer. Darin sind auch die Nachweise aus FRANZ (1970) und GEISER (2001) abgespeichert. Biodiversitätsmaß 2: geschützte Laufkäfer und Schmetterlinge Neben der lokalen Vielfalt ist die Bedeutung eines Gebiets für die Biodiversität auf nationalem Maßstab von besonderem Interesse. Diese Bedeutung kann mit der Anzahl der Arten abgeschätzt werden, die auf der österreichischen Roten Liste verzeichnet sind. Mit diesem Maß wird der Fokus weg von der bloßen Ar- tenvielfalt auf die Vielfalt der Arten von besonderem naturschutzfachlichem Inte- resse gelegt. Wenn diese Arten im Gebiet erfolgreich bewahrt und gemanagt werden, dann sinkt die Gefahr von Biodiversitätsverlusten auf nationaler Ebene ebenfalls. Zur Bestimmung von Biodiversitätsmaß 2 wurden die Artennachweise um die Gefährdungsstufen, wie sie in den aktuellen Roten Listen gefährdeter Tiere Ös- terreichs aufscheinen (ZULKA 2005, 2007, ZULKA in Vorbereitung), ergänzt und nur die Datensätze mit gefährdeten Arten selektiert. Biodiversitätsmaß 3 Endemiten Für die naturräumliche Ausstattung eines Gebiets, im konkreten Fall einer Ge- meinde im Pongau, ist es ferner von Bedeutung, wie viele Endemiten sie be- herbergt. Die Endemismus bezieht sich dabei auf das Gesamtgebiet Öster- reichs (RABITSCH & ESSL 2009). Die Vorkommen der Endemiten Österreich aus RABITSCH und ESSL (2009) sind in einer Rasterquadrat-Karte mit der Auflösung von 3 x 5' (ungefähr 1200 x 1800 m) verzeichnet. Die Vorkommen von österrei- chischen Endemiten und Subendemiten wurden pro Rasterquadrat abgezählt

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und diese Zahlen mit dem Anteil gewichtet, den ein Rasterquadrat an der jewei- ligen Gemeindefläche hatte. Wenn etwa ein Quadrat 16 (Sub)-Endemitenarten beherbergte und 80% der Gemeindefläche überdeckte, und ein anderes Quad- rat 10 Endemitenarten und 20% der Gemeindefläche, dann wurde die Zahl 16 viermal so oft gezählt wie die Zahl 10 und daraus der Mittelwert berechnet. Biodiversitätsmaß 4: Schutzgebietsfläche Eine fundamentale und seit langem erkannte Beziehung in der Naturschutzbio- logie und Biodiversitätsforschung besagt, dass die Artenzahl mit der verfügba- ren Fläche ansteigt (Arten-Areal-Beziehung, vgl. ARRHENIUS 1921, GLEASON 1922, CONNER & MCCOY 1979, STORCH et al. 2012). Je mehr Biotopfläche ver- fügbar ist, desto mehr Arten können darin leben. Ein wesentlicher kausaler Fak- tor für die Erhaltung von Biodiversität können somit Schutzgebietsflächen sein. Biodiversitätsmaß 4 stellt somit den Anteil der geschützten Fläche an der Ge- meindefläche dar. Geschützte Fläche umfasst folgende Schutzkategorien:  Naturdenkmäler  Landschaftsschutzgebiete  Naturparks  Pflanzenschutzgebiete  Natura-2000-Gebiete nach Vogelschutzrichtlinie  Natura-2000-Gebiete nach FFH-Richtlinie  Naturschutzgebiete  Nationalparks Biodiversitätsmaß 5: Flächenanteil von gefährdeten Lebensräumen an der Gemeindefläche So wie die national gefährdeten Arten ein Maß für die Biodiversitätsbedeutung eines Gebiets für die Artenvielfaltserhaltung auf nationaler Ebene darstellen, sind die gefährdeten Biotoptypen ein Maß für Bedeutung eines Gebietes, was die Erhaltung der Biotoptypenvielfalt auf nationaler Ebene anbelangt. Grundlage der Bewertung waren einerseits die österreichischen Roten Listen gefährdeter Biotoptypen (ESSL et al. 2002, 2004, 2008, TRAXLER et al. 2005), andererseits Daten aus der Salzburger Biotoptypenkartierung aus dem SAGIS. Da die Bio- toptypeneinteilung der Salzburger Landesregierung der Biotoptypeneinteilung nach ESSL (ESSL & EGGER 2010), die den Roten Listen zugrunde lag, nicht übereinstimmte, musste eine Projektion der SAGIS-Biotoptypen auf die am ehesten entsprechenden Rote-Liste-Biotoptypen vorgenommen werden. Diese Projektion wurde von Thomas Ellmauer (Umweltbundesamt Wien), überprüft. Verrechnung der fünf Biodiversitätsmaße zu einem Index (Kennwert) Damit die fünf Maße gleich hoch gewichtet werden, wurden sie zunächst in Rangzahlen umgerechnet. Dabei wurden die Gemeinden des Pongaus nach dem jeweiligen Biodiversitätsmaß-Wert geordnet und absteigend mit Rangzah- len versehen. Der Biodiversitäts-Index für die jeweilige Gemeinde ist dann der Mittelwert dieser fünf Rangzahlen, der auch kartographisch dargestellt werden kann (vgl. Abbildung 12 in Kapitel 5.4 und Karte 21 im Anhang B1). Es wurde also keine absolute Biodiversitätsbewertung für den Pongau angestrebt, son- dern eine relative innerhalb der Region.

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Auswahl der Endemiten Zur Bestimmung von zehn endemischen oder subendemischen Arten, die für das Gebiet des Pongaus besonders charakteristisch sind, wurde die Zusam- menstellung von RABITSCH & ESSL (2009) unter folgenden Gesichtspunkten durchgesehen:  Die Art kommt im Pongau in bedeutenden Beständen vor; zumindest 5 Nachweise liegen vor, meist aber wesentlich mehr.  Die Art ist für den Pongau charakteristisch, sie bewohnt beispielsweise Lebensräume, die im Pongau verbreitet sind.  Die Erhaltung der Pongau-Populationen ist für die Erhaltung der Art insgesamt von gewisser Bedeutung (etwa, wenn der Pongau im Zent- rum der Verbreitung liegt oder die Pongau-Populationen einen Verbrei- tungsschwerpunkt bilden.).  Die Art hat einen deutschen Namen.  Die Art ist relativ gut erkennbar und im Gelände ansprechbar.  Es existieren Farbbilder von der Art.

5.4 Ergebnisse

5.4.1 Darstellung der Biodiversität im Pongau

Durch die Verrechnung der fünf verwendeten Biodiversitätsmaße konnte ein Biodiversitätsindex ermittelt werden, dessen Ergebnisse für die Gemeinden im Pongau in Abbildung 12 und Karte 21 im Anhang B1 dargestellt sind. Reiht man die Pongauer Gemeinden nach dem gemittelten Biodiversitäts-Index, dann erreicht die Gemeinde Bad Gastein mit 24,7 den höchsten Wert (vgl. Ab- bildung 12); sie steht auch bei allen fünf Biodiversitätsmaßen an erster oder al- lenfalls zweiter Stelle. In Bad Gastein wurden insgesamt 331 Laufkäfer- und Schmetterlingsarten nachgewiesen, wovon 15 in Österreich gefährdet sind. Et- wa 82% des Gemeindegebiets stehen unter gesetzlichem Flächenschutz; das ist der zweithöchste Wert aller Gemeinden. Etwa 17% des Gemeindegebiets machen gefährdete Biotoptypen aus, keine Pongau-Gemeinde beherbergt mehr österreichische (Sub-)Endemiten als Bad Gastein. Die Gemeinde Werfen ist ein weiterer Biodiversitäts-Hotspot. Hier stehen 70% des Gemeindegebiets unter Flächenschutz, 12 % der Biotope sind gefährdet. An dritte Stelle folgt die Gemeinde Untertauern, mit 233 nachgewiesenen Schmetterlings- und Laufkäferarten, von denen 9 gefährdet sind. In den Talge- meinden sind die Biodiversität und die Naturraumausstattung naturgemäß nied- riger, hier ist allerdings auch das Konfliktpotenzial zwischen multifunktionaler Landnutzung und Biodiversitätserhaltung entsprechend niedriger.

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Abbildung 12: Werte des Biodiversitätsindex für die Pongauer Gemeinden

Um zu überprüfen, ob der ermittelte Wert auch statistische Aussagekraft besitzt, wurden die fünf den Index bildenden Biodiversitätsmaße mit Korrelationsanaly- sen untersucht. Biodiversitätsmaß 1 (alle Arten pro Gemeinde) und 2 (gefährde- te Arten pro Gemeinde) zeigen dabei eine sehr hohe Korrelation, die Korrelation der übrigen Werte ist dagegen schwächer (vgl. Tabelle 22). Das verdeutlicht, dass die meisten der verwendeten Biodiversitätsmaße tatsächlich unterschiedli- che Aspekte der Biodiversität abbilden.

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Tabelle 22: Korrelation zwischen den Biodiversitätsmaßen (Originalmaße) Biodiversi- Artenzahl Artenzahl Endemiten Flächen- Flächen- tätsmaße gesamt gefährdet anteil ge- anteil ge- (Laufkäfer (Laufkäfer schützter fährdeter und und Gebiete Gebiete Schmet- Schmet- terlinge) terlinge) Artenzahl ge- 1,00 samt (Laufkä- fer und Schmetterlin- ge) Artenzahl ge- 0,96 1,00 fährdet (Lauf- käfer und Schmetterlin- ge) Endemiten 0,54 0,5 1,00 Flächenanteil 0,42 0,38 0,67 1,00 geschützter Gebiete Flächenanteil 0,58 0,53 0,52 0,65 1,00 gefährdeter Gebiete

Die Korrelationen der Originalwerte sind dabei geringfügig höher als die Korre- lationen der Rangzahlen (vgl. Tabelle 23), der Informationsverlust durch die Rangbildung ist aber nicht sehr hoch.

Tabelle 23: Korrelation zwischen Biodiversitätsmaßen (Rangzahlen) Biodiversi- Artenzahl Artenzahl Endemiten Flächen- Flächen- tätsmaße gesamt gefährdet anteil ge- anteil ge- (Laufkäfer (Laufkäfer schützter fährdeter und und Gebiete Gebiete Schmet- Schmet- terlinge) terlinge) Artenzahl ge- 1,00 samt (Laufkä- fer und Schmetterlin- ge) Artenzahl ge- 0,94 1,00 fährdet (Lauf- käfer und Schmetterlin- ge) Endemiten 0,44 0,48 1,00 Flächenanteil 0,22 0,29 0,53 1,00 geschützter Gebiete Flächenanteil 0,51 0,44 0,42 0,35 1,00 gefährdeter Gebiete

Korreliert man die Biodiversitätsmaße mit dem Biodiversitätsindex, der durch Mittelung der Rangzahlen zustande kommt, dann zeigt sich, dass alle Korrelati- onswerte recht hoch ausfallen, am höchsten korreliert aber das Biodiversitäts- maß der gefährdeten Arten, am niedrigsten jenes der Schutzgebietsflächen. Ei- ne Reihung nach nur einem dieser Biodiversitätsmaße würde also ein ähnliches

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Muster der Hotspots ergeben wie wenn alle 5 Maße dazu herangezogen wer- den und gemittelt werden. Als weiteres Ergebnis befindet sich im Anhang noch eine kartographische Dar- stellung der verwendeten Biodiversitätsmaße, des Biodiversitätsindex sowie aufgeschlüsselt für alle Gemeinden detaillierte Artenlisten der in den Analysen verwendeten Daten in Excel-Tabellenform (vgl Abbildung 13).

Abbildung 13: Beispiel für Artenlisten der Schmetterlinge

5.4.2 Darstellen von zehn charakteristischen Endemiten im Pongau

Die Auswahl der nachfolgend in steckbrieflicher Form vorgestellten zehn ende- mischen Arten für den Pongau erfolgte nach den in Kapitel 5.3 beschriebenen Kriterien. In Tabelle 24 erfolgt eine zusammenfassende Auflistung dieser für den Pongau charakteristischen und bedeutsamen Arten:

Tabelle 24: Auswahl der Endemiten für den Pongau wissenschaftlicher Endemische Art Familie Name Tauern-Weide Salix mielichhoferi Weidengewächse Wimper-Steinbrech Saxifraga blepharophylla Steinbrechgewächse Dreiblütiger Spitzkiel Oxytropis triflora Hülsenfrüchtler Dunkle Glockenblume Campanula pulla Glockenblumengewächse Großglockner Mohren- Erebia nivalis Edelfalter falter Weißpunktierter Mohren- Erebia claudina Edelfalter falter Hellwigs Dammläufer Nebria hellwigii helwigii und Kalkalpen Damm- und Nebria hellwigii chal- Laufkäfer läufer cicola Ostalpen-Kamelläufer Amara alpicola Laufkäfer Kollars Ischyropsalis kollari Schneckenkanker Schneckenkanker Zylinder- Cylindrus obtusus Schnirkelschnecken Felsenschnecke

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Tauern-Weide Salix mielichhoferi Saut. 1849

Abbildung 14: Tauern-Weide (Foto: Walter Obermayer, mit freundlicher Genehmigung des Bildautors)

Verbreitung: Die Tauern-Weide hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in den Ho- hen und Niederen Tauern, sie kommt darüber hinaus aber im Westen bis zu den Stubaier Alpen und im Südosten vereinzelt bis zur Saualpe vor. Ihre Ver- breitung reicht außerdem bis nach Italien; damit ist die Art ein österreichischer Subendemit (vgl. Abbildung 15). Lebensraum: Die Tauern-Weide lebt in der alpinen und subalpinen Gebirgsstu- fe zumeist zwischen 1300 und 2200 m; hauptsächlich in Grünerlengebüschen auf feuchten bis frischen Böden, daneben auch in Feuchtgebieten, Fluss- und Bachufern und Blockschutthalden. Gefährdung: Die Art ist im Kern ihres Verbreitungsgebiets in und um die Hohen und Niederen Tauern recht häufig anzutreffen. In der Peripherie ist sie wesentlich seltener und daher eher gefährdet. Gefährdungsursa- chen sind beispielsweise Bachver- bauungen oder die Anlage von Spei- cherkraftwerken.

Abbildung 15: Verbreitung der Tauern- Weide im Pongau (oben) und in Öster- reich (unten)

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Wimper-Steinbrech Saxifraga blepharophylla Kern. ex Hayek 1902

Abbildung 16: Wimper-Steinbrech (Foto: Wagner. Verbreitung des Wimper-Steinbrechs im Pongau (rechts oben) und in Österreich (rechts unten)

Merkmale: Charakteristisch sind die lang bewimperten Laubblätter der Pflanze; die Blätter sind spatelförmig und unten nicht gekielt. Damit kann man den Wim- per-Steinbrech vom nah verwandten Gegenblättrigen Steinbrech (Saxifraga op- positifolia) unterscheiden. Verbreitung: Der Wimper-Steinbrech lebt nur in den östlichen Zentralalpen; die Vorkommen in der Ankogelgruppe bilden einen der Verbreitungsschwerpunkte (vgl. Abbildung 16 ). Lebensraum: Der Wimper-Steinbrech lebt in der alpinen bis subnivalen Zone in einer Höhe von etwa 2000 bis 3200 m. Er lebt hauptsächlich in Silikatfelswän- den und Silikatschuttfluren der Hochlagen, daneben auch in Polsterfluren und Rasenfragmentgesellschaften. In niederen Höhen kommt er nur in Nordlagen vor. Er blüht bereits im Mai, daher kommt er nur auf Stellen vor, an denen der Schnee nicht sehr lange liegen bleibt. Gefährdung und Schutz: Der Lebensraum des Wimper-Steinbrechs unterliegt nur wenigen menschlichen Eingriffen, eine große Gefahr stellt allerdings der Klimawandel dar, der den Lebensraum des Steinbrechs stark einschränken wird.

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Dreiblütiger Spitzkiel Oxytropis triflora Hoppe, 1827

Abbildung 17: Dreiblütiger Spitzkiel (Foto: Schönswetter. Verbreitung des Dreiblütigen Spitzkiels im Pongau (rechts oben) und in Österreich (rechts unten)

Verbreitung: Der Dreiblütige Spitzkiel ist ein Endemit der Hohen und Niederen Tauern; seine Vorkommensschwerpunkte liegen in der Ankogelgruppe. Die Vorkommen im Pongau machen einen bedeutenden Anteil der Gesamtvor- kommen der Art aus (vgl. Abbildung 17). Lebensraum: Die Art lebt in Hochgebirgsrasen und alpinen Polsterfluren und Schutthalden auf Kalk in Höhen zwischen 2000 und 2700 m, mit Vorliebe auf Kalkglimmerschiefer in Magerrasen. Gefährdung und Schutz: Der Dreiblütige Spitzkiel gilt österreichweit als nicht gefährdet. Er lebt allerdings in einer Höhenstufe, in der sich der Klimawandel in Form von Lebensraumverlusten niederschlagen wird.

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Dunkle Glockenblume Campanula pulla Linnaeus, 1753

Abbildung 18: Dunkle Glockenblume (Foto: Wikimedia Commons. Verbreitung der Dunk- len Glockenblume im Pongau (rechts oben) und in Österreich (rechts unten)

Verbreitung: Die Dunkle Glockenblume besiedelt die Nordalpen vom Schnee- berg im Osten bis zum Tennengebirge im Westen. Sie ist damit ein österreichi- scher Endemit (vgl. Abbildung 18). Lebensraum: Die Art lebt in Karbonatschutthalden, Karbonatrasen, Karbonat- polsterfluren, Felswänden, Schneetälchen sowie Uferstandorten von etwa 1500 bis 2200 m Seehöhe. Feuchte Standorte werden bevorzugt. Die Art kommt ausschließlich auf Kalk oder Kalkschiefer vor. Gefährdung und Schutz: Die Art gilt österreichweit als ungefährdet, die Popu- lationen in Kärnten werden allerdings als gefährdet eingestuft. Lokal können Er- schließungsprojekte (Skipisten, Seilbahnen, Straßen), überregional der Klima- wandel sowie daraus resultierende hydrologische Veränderungen den Lebens- raum der Art beträchtlich einschränken.

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Großglockner-Mohrenfalter Erebia nivalis Lorković & de Lesse 1945

Abbildung 19: Großglockner-Mohrenfalter (Foto: Wikimedia Commons. Verbreitung im Pongau (rechts oben) und in Österreich (rechts unten)

Verbreitung: Der Großglockner-Mohrenfalter kommt in den Zentralalpen von den Schladminger Tauern bis zu den Ötztaler Alpen vor (vgl. Abbildung 19). Es existieren außerdem Vorkommen in der Schweiz und in Italien; die Art ist also ein Subendemit. Lebensraum: Die Art bevorzugt alpine Silikatrasen und blütenreiche Silikat- schuttfluren in südexponierten warmen Lagen in Höhen von 1900 m bis 2600 m. Gefährdung und Schutz: Die Art wird in der gesamtösterreichischen Roten Liste auf der Vorwarnliste (Kategorie NT) geführt. Lebensraumeinschränkungen durch den Klimawandel und die globale Erwärmung sind in Betracht zu ziehen.

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Weißpunktierter Mohrenfalter Erebia claudina (Borkhausen, 1789)

Abbildung 20: Weißpunktierter Mohrenfalter (Foto: Wikimedia Commons. Verbreitung im Pongau (rechts oben) und in Österreich (rechts unten)

Verbreitung: Der Weißpunktierte Mohrenfalter ist ein österreichischer Endemit. Er bewohnt aber ein relativ großes Areal in den Ostalpen von der Koralpe bis zur Glocknergruppe der Hohen Tauern (vgl. Abbildung 20). Lebensraum: Die Art lebt in subalpinen Wiesen und Wald-Wiesen-Mosaiken in Höhen zwischen 1400 m und 2100 m. Sie bevorzugt trockenwarme südexpo- nierte Wiesen und Weiden, oft in Waldrandnähe. Gefährdung und Schutz: Die Art wird in der gesamtösterreichischen Roten Liste auf der Vorwarnliste (Kategorie NT) geführt, sie gilt in Kärnten als gefähr- det und in der Steiermark als potenziell gefährdet. Als Gefährdungsursachen gelten Intensivierung der Weidewirtschaft einerseits und Extensivierung, Nut- zungsaufgabe und Verbrachung andererseits; in beiden Fällen sinken die Blü- tendichte und das Nahrungsangebot für den Falter ab.

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Hellwigs Dammläufer und Kalkalpen-Dammläufer; Nebria hellwigii hell- wigii (Panzer, 1803) und Nebria hellwigii chalcicola Franz, 1949

Abbildung 21: Kalkalpen-Dammläufer (Foto: Ortwin Bleich - www.eurocarabidae.de.; Hellwigs Dammläufer ist äußerlich nicht zu unterscheiden. Verbreitung der Formen im Pongau (rechts oben) und in Österreich (rechts unten); grün: Hellwigs Dammläufer, blau Kalkalpen-Dammläufer. Verbreitung: Hellwigs Dammläufer ist in seinem Vorkommen nahezu aus- schließlich auf Österreich beschränkt; dass er als Subendemit und nicht als En- demit gilt, liegt an Grenzvorkommen in Südtirol und Berchtesgaden. Er bewohnt die Zentralalpen. In den Kalkalpen vertritt ihn der Kalkalpen-Dammläufer, der äußerlich nicht zu unterscheiden ist. Derzeit werden diese Formen als Unterar- ten geführt, sie sind aber wahrscheinlich kryptische Arten. Beide Dammläufer sind im Pongau vertreten, Hellwigs Dammläufer in der Ankogelgruppe und der Kalkalpen-Dammläufer im Tennengebirge. Lebensraum: Hellwigs Dammläufer und der Kalkalpen-Dammläufer besiedeln feucht-kühle Gebirgslebensräume wie alpine Rasen, Schutthalden, Grünerlen- gebüsche und Schneetälchen. Die Formen sind wie andere Hochgebirgs- Nebria-Arten nachtaktiv und halten sich tagsüber unter Steinen auf. Gefährdung und Schutz: Die beiden Formen bewohnen relativ große Gebiete, allerdings wird die globale Erwärmung den Lebensraum bedeutend einschrän- ken und viele lokale Populationen zum Aussterben bringen.

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Ostalpen-Kamelläufer Amara alpicola Dejean, 1828

Abbildung 22: Ostalpen-Kamelläufer (Foto: Ortwin Bleich, http://www.eurocarabidae.de/ ; Verbreitung im Pongau (rechts oben) und in Österreich (rechts unten)

Verbreitung: Der Ostalpen-Kamelläufer ist auf die östlichen Zentralalpen be- schränkt und damit ein österreichischer Endemit. Seine Verbreitung reicht von der Ankogelgruppe in den Hohen Tauern über die Niederen Tauern bis hin zur Gleinalpe. Lebensraum: Amara alpicola ist eine Art der alpinen Rasen, insbesondere der trockenen Felsenheiden. Vorkommen liegen zwischen 1600 und 2800 m Höhe; die meisten Vorkommen liegen über 2000 m. Am häufigsten kommt die Art in trockenen schuttdurchsetzten alpinen Rasen vor, sie steigt allenfalls bis zur Baumgrenze herab. Gefährdung und Schutz: Die Art scheint nicht unmittelbar gefährdet, großkli- matische Veränderungen, wie sie zu erwarten sind, werden aber den Lebens- raum der Art sicherlich gebietsweise deutlich einschränken.

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Kollars Schneckenkanker Ischyropsalis kollari C. L. Koch, 1839

Abbildung 23: Kollars Schneckenkanker (Foto: Christian Komposch. Verbreitung im Pongau (rechts oben) und in Östereich (rechts unten)

Verbreitung: In mitteleuropäischen Wäldern leben kleine schwarze spezialisier- te Weberknechte, deren Kieferklauen Cheliceren zu Scheren umgebildet sind, mit denen sie kleine Schneckenhäuser knacken können. Von dem knappen Dutzend an Arten der Gattung Ischyropsalis sind einige nur mehr reliktartig in bestimmten Höhlen zu finden. Kollars Schneckenkanker ist eine endemische Art der Ostalpen, der von Südtirol bis zum Schneeberg vorkommt. Lebensraum: Der Schneckenkanker lebt in subalpinen Wäldern, steigt aber auch über die Waldgrenze empor und lebt in kühlen und feuchten Schutthalden, Krummholzbeständen und in Schneetälchengesellschaften. Gefährdung und Schutz: In der Roten Listen Österreichs wurde die Art als ge- fährdet eingestuft. Der Klimawandel wird den Lebensraum der Art vermutlich deutlich einschränken und die Verfügbarkeit von kühl-feuchten Mikrohabitaten in den Ostalpen reduzieren.

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Zylinder-Felsenschnecke Cylindrus obtusus (Draparnaud, 1805)

Abbildung 24: Zylinder-Felsenschnecke (Foto: Wikimedia Commons. Verbreitung im Pongau (rechts oben) und in Österreich (rechts unten)

Verbreitung: Die Zylinder-Felsschnecke lebt In den nördlichen Kalkalpen west- lich bis zum Westrand des Dachsteinmassivs. Sie fehlt im Tennengebirge, kommt aber dafür in der Ankogelgruppe vor (Abbildung 24). Lebensraum: Die Zylinder-Felsschnecke lebt in montanen und alpinen Lagen von etwa 1000 m bis in 2700 m Höhe in Polsterseggenrasen, hochalpinen Grasheiden, Schneetälchen und Felsspalten vor und braucht hohe Feuchtigkeit in ihrem Lebensraum. Sie ist streng an Kalkuntergrund gebunden. Gefährdung und Schutz: Die Art ist in gesamtösterreichischer Sicht nicht ge- fährdet, in Kärnten jedoch gefährdet. Unter den Gefährdungsursachen für lokale Populationen sind Schipisten und Straßen zu nennen. Der Klimawandel ist für diese Art weniger gefährlich als für andere Hochgebirgstiere, da die Zylinder- Felsschnecke in einem relativ weiten Höhenband vorkommt.

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5.5 Diskussion

Eine Kartierung der Biodiversitäts-Hotspots einer Region verfolgt mehrere Ziele: (1) Sie ist in der Lage, das Bewusstsein in der Bevölkerung für den Wert der lo- kalen Biodiversität zu erhöhen und macht auf Zentren und Hotspots der Bio- diversität besonders aufmerksam. (2) Bei Planungen kann auf solche Konzentrationen der Biodiversität besonders Bedacht genommen werden. So können auf diese Weise schon in frühen Pla- nungsphasen Zielkonflikte mit der Biodiversitätserhaltung vermieden werden. Planungen können so angepasst werden, dass sie die Biodiversitätszentren nicht treffen. (3) Mittels diese Biodiversitätskartierung können auf die Stärken und Schwä- chen der jeweiligen Landschaften besonders Rücksicht genommen werden. Biodiversitäts-Hotspots eignen sich beispielsweise für eine Nutzung, die ihre bi- otischen und organismischen Reichtümer unangetastet lässt, sie aber mittels Bildungsaktivitäten der lokalen Bevölkerung und den TouristInnen näher bringt. Biodiversitäts-Hotspots eignen sich nicht für Nutzungsformen, welche die Bio- diversität beeinträchtigen. Umgekehrt können Biodiversitäts-beeinträchtigende Landschaftsnutzungen auf Flächen konzentriert werden, deren Biodiversitäts- ausstattung gering ist. Solange die Hotspots unangetastet bleiben, kann der Lebensraum für besonde- re Arten, wie Endemiten erhalten werden. Endemiten eignen sich besonders gut für eine fundierte Naturvermittlung. Neuerdings jedoch werden Artenschutzin- halte zunehmend an ganz wenigen, allgemein bekannten Großsäugetieren auf- gehängt, meistens an großen Beutegreifern wie Bär und Wolf, die jedoch für die Koexistenz in einer modernen Kulturlandschaft besondere Strategien benötigen und nicht unbedingt der biologischen Vielfalt insgesamt zugutekommen. Dieser Fokus auf ganz wenige Arten läuft einer Bewusstseinsbildung für die breite Viel- falt der Natur eher entgegen. Die Vermittlung von auf den ersten Anblick un- scheinbaren kleinen Tieren und Pflanzen stellt an die naturpädagogische Didak- tik vergleichsweise höhere Anforderungen, und setzt ein fundiertes Wissen beim Vermittelnden voraus. Dieses Wissen kann aber rasch aufgebaut werden und präsentiert die Natur in viel differenzierterer und reichhaltigerer Weise als eine Vermittlung der Natur, die sich ausschließlich an ein paar wenigen - den meisten BesucherInnen vorab ohnehin bekannten augenfälligen - Großtieren orientiert. Die meisten hier untersuchten und erläuterten Endemiten sind an hochalpine, wenig vom Menschen beeinflusste Lebensräume gebunden. Sie werden daher in Roten Listen meist nicht als besonders stark gefährdet angeführt. Ihr Vor- kommen zeugt davon, dass sie fähig sind, auch in einem relativ kleinen Areal Umweltschwankungen zu überstehen und zu überleben. Ob sie aber die bevor- stehende Klimaerwärmung im prognostizierten Ausmaß ertragen können, er- scheint für viele der Arten zweifelhaft; ein Ausweichen in noch höhere Lagen ist für viele Arten aus topographischen Gründen schlicht nicht möglich. Mit dem Klimawandel ist ein Anstieg der Waldgrenze verbunden. Aufgabe der Almbewirtschaftung verstärkt diesen Trend noch zusätzlich. Eine extensive und standortangepasste Beweidung der Almflächen wäre zumindest für manche Ar- ten der alpinen Rasen eine Strategie, die Lebensraumverluste vorerst hintan-

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halten kann. Ein langfristiges Überleben vieler hochalpiner Endemiten erfordert aber eine wirksame Bekämpfung des Klimawandels und eine Reduzierung der weltweiten Kohlendioxidemissionen. Insgesamt bietet die Naturvermittlung zahlreiche Möglichkeiten, das Interesse an der Region zu erhöhen und gleichzeitig das Bewusstsein für Naturschätze zu etablieren und zu fördern. Die Naturraumausstattung ist dafür in den meisten Pongau-Gemeinden reichhaltig vorhanden. Sparing oder Sharing? In der internationalen Diskussion über Naturschutzstrategien hat sich in den letzten Jahren die Frage gestellt, ob der Biodiversität eher geholfen wird, wenn ein ausdrücklicher Schutz in speziellen Schutzgebieten angestrebt werden soll- te ("Sparing") oder ob eher versucht werden sollte, Biodiversitätsschutz und menschliche Nutzung auf großen Flächen miteinander in Einklang zu bringen oder wo dieser Einklang noch besteht, ihn zu erhalten und zu fördern ("Sha- ring"). Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile; auch eignet sich die jewei- lige Alternative nicht zwangsläufig zur Erhaltung aller Elemente der Biodiversi- tät. Die Eigenschaft einer Sparing-Strategie in dezidierten Schutzgebieten liegt da- rin, dass größere Teile der Landschaft der Natur zurückgegeben werden und di- rekte menschliche Nutzung in diesen Teilen allenfalls sporadisch und sehr ein- geschränkt stattfindet. Das bedeutet nicht, dass diese Landschaftsteile damit keinen Nutzen mehr für den Menschen hätten. In den meisten Fällen werden Ökosystemleistungen für die Allgemeinheit wie etwa Kohlenstoff- und Wasser- speicherung durch die Vermeidung einer direkten wirtschaftlichen Nutzung deutlich erhöht. Für Arten, die sehr große unzerschnittene Lebensräume brauchen, für Arten, die auf menschliche Störungen sehr negativ reagieren oder die irgendwelche menschliche Nutzungen ihres Lebensraum nicht vertragen, sind solche Spa- ring-Maßnahmen die einzig zielführenden. Zu solchen Arten gehören etwa gro- ße Beutegreifer wie Wolf, Luchs, Bär oder Bartgeier, die meist in Wildnisreser- vaten bewahrt werden und in gemischten Kulturlandschaften leicht Schwierig- keiten machen und Konflikte auslösen. Weiters gehören Arten dazu, die auf un- genutzte Lebensräume wie alte Wälder und Totholz angewiesen sind; also etwa Bechsteinfledermaus, Weißrückenspecht, viele Totholzkäfer, viele Moose und Holzpilze. Drittens gehören viele Arten dazu, die Randlebensräume, wie sie oft durch menschliche Nutzung entstehen, meiden. Die meisten Endemiten-Arten, die in der vorliegenden Untersuchung betrachtet wurden, sind an solche Wildnislebensräume gebunden; es muss daher nicht überraschen, dass sie in den Nationalpark-Gebirgslebensräumen besonders zahlreich auftreten und damit den Hotspot-Charakter vieler Gemeinden begrün- den, die einen hohen Flächenanteil solcher Lebensräume aufwiesen. Die Ursa- che ihrer Verbreitungsmuster ist aber oft biogeographisch bedingt: Viele dieser Arten waren einst weiter verbreitet, wurden infolge klimatischer Änderungen aus vielen Tieflagen verdrängt und konnten nur in relativ beschränkten Arealen in Gebirgslebensräumen überdauern. Ihre geringe Mobilität macht sie dabei ten- denziell anfällig für menschliche Störungen. Eine Sparing-Strategie mag daher für solche Arten grundsätzlich zweckmäßig sein.

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Eine Sharing-Strategie würde im Zusammenhang mit multifunktionaler Land- nutzung bedeuten, dass in den Gemeinden angestrebt wird Biodiversitätserhal- tung mit bestimmten Nutzungsformen zu kombinieren. Beispielsweise kommen manche der gefährdeten Laufkäfer- und Schmetterlingsarten mit extensiver Beweidung sehr gut zu Rande, ja sind in manchen Fällen auf diese Nutzung sogar angewiesen. Tendenziell wären viele Arten des Grünlands bei einer völli- gen Nutzungsaufgabe gefährdet, da dann diese Lebensräume verbuschen und verwalden. Umgekehrt steht eine sehr intensive Landnutzung für Landwirt- schaft, Forstwirtschaft oder Tourismus ebenfalls einem Überleben dieser Arten entgegen, da die damit verbundenen Störungen von den anspruchsvolleren Ar- ten dann nicht mehr toleriert werden.

5.6 Empfohlene Maßnahmen und Aktionen

Eine optimierte Strategie zur Erhaltung der Biodiversität für den Pongau könnte nach den bisherigen Ausführungen also folgendermaßen aussehen: (1) Erhaltung der biologischen Vielfalt durch extensive land- und forstwirtschaft- liche Nutzung (z.B. extensive Beweidung, Vermeiden von intensiv geprägtem Tourismus) und lokaler Ausschluss von Nutzungen in den Biodiversitäts- Hotspots (nach Abbildung 12). In den meisten Hotspots ist das derzeit ohnehin der Fall, da sie als Naturschutzgebiet oder Nationalpark ausgewiesen sind. In einigen Gemeinden, wie etwa Hofgastein, ist der Flächenanteil von Schutzge- bieten im Verhältnis zu den dort angetroffenen Arten und Biotoptypen allerdings gering. (2) Eine Sharing-Strategie (siehe Seite 61) in Gemeinden, die derzeit geringere Biodiversität-Indexwerte zeigen. Mit einer besseren Vereinbarkeit von Landnut- zung und Biodiversität bzw. Förderung der Biodiversität durch extensive Land- nutzungen lässt sich die Eignung dieser Gebiete für die Erhaltung der Biodiver- sität erhöhen. (3) Eine besondere Schutzverantwortung besteht für die österreichischen En- demiten und Subendemiten. Sie sollten innerhalb ihres engen Verbreitungsge- biets dort, wo sie noch vorkommen, besonders beachtet und beobachtet wer- den. Oft sind aber weder ihre Namen noch ihre Vorkommen genau bekannt. Hier besteht ein hohes Aufklärungs- und Naturvermittlungspotenzial, das auch zu einer besseren Identifizierung mit der heimischen Natur und ihren Spezialitä- ten beitragen kann. Über SchülerInnen können naturpädagogische Inhalte oft sehr effektiv auch an die Eltern vermittelt werden. Besonderheiten wie Endemiten sind besonders geeignet, eine lokale Verbun- denheit mit der heimischen Biodiversität herzustellen. Der Wimper-Steinbrech kommt eben nur in den Österreichischen Zentralalpen und auch hier nur in ganz wenigen österreichischen Gemeinden vor. Er ist schon deshalb als Aushänge- schild und lokales Emblem geeignet. Endemiten können sich auch als Kristalli- sationspunkte einer Nationalparkvermittlungs- und Umweltpädagogikstrategie eignen. An ihren Besonderheiten lassen sich viele Eigenschaften der Biodiversi- tät und ihrer Erhaltung erläutern.

62 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Perspektiven naturschutzfachLicher Lebensräume & Arten

(4) Ein probates Mittel, Endemiten, Subendemiten und andere charakteristische Arten zu vermitteln, wären geführte Wanderungen. Diese haben zahlreiche Vor- teile:  Sie erschließen das Gebiet touristisch; es wird den Besuchern ein attrakti- ves Angebot gemacht, das keine aufwendige und technische Infrastruktur erfordert.  Eine Wanderung, die Endemiten und andere Besonderheiten in den Mittel- punkt stellt, ist gegenüber traditionellen ornithologischen oder botanischen Wanderungen innovativ und kann bei geeigneter Präsentation Neugier und Interesse wecken.  Die NaturführerInnen können anhand von Endemiten deutlich machen, wie lokales angemessenes Natur-respektierendes Handeln direkt zur Erhaltung der weltweiten Artenvielfalt dienen kann. Der Verlust einer endemischen Art durch Ignoranz und Vernachlässigung wirkt sich umgekehrt sofort auf die globale Biodiversität aus.  Auf geführten Wanderungen kann auf die Endemiten und andere Beson- derheiten ausdrücklich hingewiesen werden; die TeilnehmerInnen sind da- bei nicht auf Bestimmungsbücher oder Feldführer angewiesen.  Die Führungsperson verhindert, dass möglicherweise empfindliche Gebiete unkoordiniert begangen werden oder sensible Biotoptypen zerstört werden.  Bewusstseinsbildungskampagnen wie "Respektiere deine Grenzen" kön- nen geführte Wanderungen auch für seltene und unscheinbarere Pflanzen und Tiere anbieten. Biologische und ökologische Erfordernisse von unter- schiedlichen Arten sollen nachvollziehbar verständlich gemacht werden.  Auf den geführten Wanderungen kann der Zusammenhang zwischen Kli- mawandel und Artenverlust am konkreten Objekt deutlich gemacht werden. Damit können im Pongau bereits praktizierte Treibhausgasreduktionsstra- tegien wie etwa die Eindämmung des Autoverkehrs in manchen Gemein- den einmal mehr begründet und verständlich gemacht werden.  Informationstafeln kommt eine wichtige Funktion in der Vermittlung von biologischen Hintergrundinformationen und Einsichten zu. Mit einer leben- den Person als NaturführerIn kann zusätzlich die Problematik näher disku- tiert werden, da Rückfragen möglich sind und vertiefende Erläuterungen gegeben werden können, wo es nötig erscheint.

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6 EFFIZIENTE BODEN- UND FLÄCHENNUTZUNG

6.1 Zusammenfassung

Der verfügbare Siedlungsraum im Bezirk Pongau beträgt 12 % der Gesamtflä- che und davon sind bereits 19 % durch bestehende Bau- und Verkehrsflächen „in Anspruch genommen“. Das heißt der besiedelbaren Raum wird jährlich we- niger und in Zukunft knapper. Prognosen gehen davon aus, dass die Bevölke- rung bis zum Jahr 2030 um 4 % wachsen wird und der Anteil der Generation 65+ um über 50 % zunehmen wird. Es gilt daher die bereits bebauten und ent- wickelten Flächen möglichst effizient = flächensparend zu nutzen. Die im Fol- genden angeführten Maßnahmen werden für einen schonenden Umgang mit der immer knapper werdenden Ressource Boden empfohlen: (i) Die Erhebung und Bewertung des Flächenpotenzials zur Wiedernutzung bzw. zur Verdichtung (Innenentwicklungspotenzial). Hier sollte der Schwerpunkt vor allem auf untergenutzte und brachliegende Grundstücke und ihre mögliche Verwendung gelegt werden. (ii) Eigentümeransprache bei Baulandreserven. Kontaktaufnahme mit den Ei- gentümern von Baulandreserven und Ermittlung der Verkaufswilligkeit und Nut- zungspläne. (iii) Bauen im Bestand fördern. Durch spezifische Bauberatung und finanzielle Unterstützung der Wohnbauförderung soll die bestehende Bausubstanz den heutigen Ansprüchen gerecht werden. (iv) Einbindung der BürgerInnen. Zur Schaffung zukunftsfähiger Ortskerne sol- len die BürgerInnen in die Entwicklungsplanung eingebunden werden. (v) Altersgerechtes Wohnen im Zentrum. Um dem demographischen Wandel gerecht zu werden, sollen betreute Wohnformen in den Ortszentren geschaffen werden. Ziel ist es den Senioren und Seniorinnen ein möglichst selbstbestimm- tes Leben zu ermöglichen. (vi) Die Umwelteffekte der Flächennutzung sollen verstärkt in den Lehrplan ein- gebaut werden. Lehrerinnen der Region sollen zum Thema Flächennutzung entsprechende Weiterbildungen erhalten.

6.2 Ziel

Landschaftsschutz, wirtschaftliche Aktivitäten, Tourismuswirtschaft, Landwirt- schaft und Siedlungstätigkeit müssen auch in Zukunft mit dem vorhandenen Raum auskommen und sollen sich nicht gegenseitig behindern. Im Rahmen des Projektes MUFLAN gilt es für die Region Pongau Lösungsansätze für den spar- samen Umgang mit dem knappen Gut Boden und Flächen aufzuzeigen. Ein wichtiges Ziel ist es darzustellen wie die Verdichtung des Siedlungsraumes rea- lisiert werden kann, ohne einen Verlust an Lebensqualität hinnehmen zu müs- sen. Dabei sollen auch möglichst die Funktionen des Bodens erhalten bleiben. Böden bieten Lebensraum für Menschen, Pflanzen und Tiere, filtern und puffern Schadstoffe und produzieren Trinkwasser, sind Grundlage für die Produktion von Nahrungsmitteln und Biomasse, erhalten Natur- bzw. Kulturarchive oder

64 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Effiziente Boden- und Flächennutzung

werden für die Rohstoffgewinnung genutzt. Durch Umnutzung bzw. Versiege- lung sind viele der Bodenfunktionen beeinträchtigt bzw. gehen verloren, wie z.B. die Filterung von Schadstoffen oder die Speicherung von Kohlenstoff. Hintergrund: Im Land Salzburg ist der Siedlungsraum auf 18 % der Landesflä- che beschränkt (Dauersiedlungsraum), davon sind durch Flächeninanspruch- nahme (Gebäude, Straßen, Gewerbeflächen, Freizeitflächen) bereits rund 17 % verbraucht. Der sparsame Umgang mit dem noch verfügbaren Raum ist ein grundlegendes Ziel des Salzburger Raumordnungsgesetz 2009 (ROG 2009). Mit zahlreichen Maßnahmen versucht das ROG diesem Ziel gerecht zu werden. (i) Mit einer neuen Standortverordnung werden Orts- und Stadtkerne begünstigt und Ansiedlungen von Handelsgroßbetrieben besser gesteuert. (ii) Die Einrichtung von Zweitwohnsitze wurde erschwert. (iii) Den Gemeinden stehen Instrumente für eine aktive Bodenpolitik zur Verfü- gung. Sie haben die Möglichkeit bei Neuerschließungen 80% der Infrastruktur- kosten beim/bei der GrundstückseigentümerIn einzuheben und Vorbehaltsflä- chen für den sozialen Wohnbau auszuweisen.

6.3 Methode

Für den Themenbereich Boden- und Flächennutzung im Projekt MUFLAN wur- den folgende Grundlagendaten verwendet:  Für die Flächeninanspruchnahme wurden die Daten des Salzburger Raumordnungsberichtes 2010 verwendet.  Die Bevölkerungsentwicklung bis 2030 und 2050 entspricht den Prog- nosen der Österreichischen Raumordnungskonferenz für kleinräumige Strukturen (Bezirksebene).  Für die Bewertung der Bodenqualität wurde die digitale Bodenkarte (eBOD) des Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Na- turgefahren und Landschaft, kurz BFW verwendet.  Vom Salzburger Landes-GIS (SAGIS) wurden die aktuellen Flächen- widmungspläne der Gemeinden, Daten aus dem Grundstückskataster und der Gebäudekartierung bezogen.  Darüber hinaus wurden Daten des Landes Salzburg zur aktuellen Landbedeckung (Bezugsjahr 2011) gemäß der LISA-Nomenklatur ver- wendet.

6.4 Ergebnisse

Flächeninanspruchnahme. Im Bezirk Pongau beträgt der Dauersiedlungs- raum nur 203 km² bzw. rund 12 % der gesamten Bezirksfläche und ist somit wesentlich geringer als im Landesdurchschnitt. Die Bau und Verkehrsflächen nehmen davon bereits 39 km² oder rund 19 % des Siedlungsraumes in An- spruch. Rund weitere 10 km² können für Erholungsflächen, Abbauflächen und sonstige Flächen (Friedhöfe, Flugplätze, Entsorgungsanlagen) noch mit einge- rechnet werden.

Umweltbundesamt  Wien, 2012 65 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Effiziente Boden- und Flächennutzung

Tabelle 25: Dauersiedlungsraum im Pongau. Quelle: Land Salzburg (2011) Bau & Ver- Gesamt- Dauersied- DSR / Bau & Ver- Raum- kehrsfl. fläche lungsraum Gesamtfl. kehrsfl. einheit / DSR [km²] [km²] [%] [km²] [%] Bezirk 1.755 203 12 % 39 19 % St. Johann Bundes- land Salz- 7.156 1.296 18 % 206 16 % burg

Bevölkerungsentwicklung. Gemäß kleinräumiger Bevölkerungsentwicklung der ÖROK wird die Gesamtbevölkerung des Bezirkes bis zum Jahr 2030 um knapp 4 % wachsen. Dabei ist ein Bevölkerungsrückgang in kleinen Orten und –wachstum in den regionalen Zentren zu erwarten. Der Anteil der Generation 65+ wird um 54 % steigen. Dieser Trend verstärkt sich bis zum Jahr 2050, wo der Anteil der älteren Generation rund doppelt so hoch sein wird als im Vergleichsjahr 2010. Dies wird eine höhere Nachfrage nach kleinen Wohneinheiten und altersgerechtem Wohnen und Rückgang beim klassischen Einfamilienhaus zur Folge haben. Bevölkerungsentwicklung im Pongau

80,000

60,000 65+ 20-64 Jahre 40,000 0-19 Jahre

20,000

0 2010 2030 2050 Quelle: ÖROK 2009

Abbildung 25: Bevölkerungsentwicklung im Pongau. Quelle: ÖROK (2010) Baulandreserven und Wohnraumbedarf. Die Nutzungspotenziale im gewid- meten Bauland betragen im Pongau zwischen 368 und 398 Hektar - je nach Datengrundlage (SAGIS oder eBOD). Rund 276 Hektar sind derzeit als Wohn- bauland gewidmet, aber noch nicht bebaut. Hinzu kommen noch Flächen, die bereits bebaut sind, aber nicht genutzt werden. Zur letzteren Kategorie fehlen jegliche Daten. Bis zum Jahr 2030 wird für den Pongau ein Bevölkerungswachstum von rund 3.060 Personen prognostiziert (Vergleichsjahr 2010) und bis 2050 rund 4.600 Personen. Bis zum Jahr 2030 ergibt sich somit ein zusätzlicher Wohnraumbe- darf von 37 Hektar bei verdichteter Bauweise und 55 Hektar bei einer konventi-

66 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Effiziente Boden- und Flächennutzung

onellen Bauweise (Einfamilienhaus mit 600 m² Baugrund). In jedem Fall sind ausreichend Baulandreserven für Wohnen vorhanden und würden jedenfalls bis zum Jahr 2050 für eine konventionelle Bauweise ausreichen.

Tabelle 26: Bedarf an Wohnbauland bis zum Jahr 2030 und 2050. Quelle: ÖROK (2010) Flächen- Flächen- Ein- Netto- bedarf ver- bedarf Ein- wohner zuwachs 1 2 dichteter WB familienhaus

Vergleichsjahr 2010 78.452

bis 2030 laut 81.511 3.059 37 73 Raumordnungsbericht bis 2032 laut 81.629 3.177 38 76 Demochange bis 2050 laut 83.051 4.599 55 110 Raumordnungsbericht 1 ….Verdichteter Wohnbau = 2,5 Personen pro Wohneinheit, 300 m² Grund pro Wohneinheit 2 …2,5 Personen pro Wohneinheit, 600 m² Grund pro Wohneinheit Landwirtschaftliche Fläche und Bauland. Von der landwirtschaftlichen Flä- che sind bislang je nach Qualität erst 4 bis 12% verbaut, jedoch wurden vor al- lem die höherwertigen Flächen (Ackerland und hochwertiges Grünland) ver- baut. Die Ausstattung mit diesen Flächen ist absolut gesehen wesentliche ge- ringer als die von gering bis mittelwertigen Grünlandflächen. Hinsichtlich der schon in Bauland umgewidmeten Flächen ergibt sich ein ähnliches Bild, nur ge- ringwertiges Ackerland wurde sehr wenig umgewidmet. Die überdurchschnittli- che Umnutzung von hochwertigen Böden ergibt sich v.a. durch ihre Lage, die vorwiegend in den besiedelten Tallagen ist.

Abbildung 26: Verbauung von landwirtschaftlicher Fläche in ha

Umweltbundesamt  Wien, 2012 67 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Effiziente Boden- und Flächennutzung

Abbildung 27: Verbauung von landwirtschaftlichen Flächen in % Betrachtet man die Lage der bereits in Bauland umgewidmeten, aber noch nicht verbauten Flächen (Baureserveflächen), so zeigt sich, dass v.a. einzelne Grundstücke zur Disposition stehen, aber wenige größere Parzellen. Hinsicht- lich der Wertigkeit der Böden finden sich häufig noch Alternativen zu hochwerti- gen Böden, auch im Siedlungsgebiet. Limitierend ist die Gefahrenzonenpla- nung, da Baureserveflächen teilweise in der gelben oder roten Zone liegen, ins- besondere in engeren Tälern.

Abbildung 28: Baulandreserven nach Bodenwertigkeit und Wildbach- und Lawinenverbauung (Beispiel Flachau)

68 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Effiziente Boden- und Flächennutzung

6.5 Diskussion

Für die Region Pongau gilt es auch in Zukunft einen steigenden Wohnbedarf, v.a. in den regionalen Zentren zu befriedigen. Aufgrund der Baulandreserveflä- chen für Wohnfläche kann der Bedarf an Wohnfläche vermutlich sogar bis Ende des Jahrhunderts gedeckt werden, sofern die Flächen verfügbar sind. Hier stellt sich die Frage inwiefern die rechtlichen Möglichkeiten der Raumplanung (z.B. Rückwidmung, Vertragsraumordnung) zur Baulandmobilisierung in der Praxis genutzt werden können bzw. die Wohnbauförderung dabei unterstützend wirken kann (z.B. Förderung verdichteter Bauweise, Berücksichtigung raumordneri- scher Kriterien). Eine indirekte Steuerung ist durch die Bodenpreise möglich, da steigende Preise die Bereitschaft zur Verdichtung im Bestand erhöhen. Jeden- falls soll vorhandenes Bauland, das noch nicht bebaut ist, bevorzugt entwickelt werden, bevor neues gewidmet wird. In Hinblick auf die alternde Gesellschaft muss der Siedlungsbestand einer älter werdenden Bevölkerung gerecht werden. in dem kleinere Haushalte mit guter Infrastruktur und Zentrumsnähe bzw. gemeinschaftliche Wohnbauformen (be- treutes Wohnen, Generationenmix) entstehen. Es zeigte sich, dass wenig landwirtschaftlich hochwertige Böden vorhanden sind, diese jedoch schon überdurchschnittlich genutzt bzw. umgewidmet sind. Die landwirtschaftlichen Flächen des Pongaus gehen zunehmend durch Be- bauung verloren, weshalb hochwertiges Agrar- und Grünland besonders zu schützen ist um die natürlichen Bodenfunktionen möglichst zu erhalten. Teilwei- se wird sparsamer Bodenverbrauch im Tourismus schon beachtet, z.B. bei der Gestaltung von Parkplätzen, die nur eine Teilversieglung vorsieht. Bei der Prio- ritätensetzung sind auch Naturschutzaspekte und die Gefahrenzonenpläne der Wildbach- und Lawinenverbauung zu berücksichtigen und mit den Boden- schutzzielen abzuwägen. In manchen Gebieten ist die verfügbare Datenlage leider nicht aussagekräftig, weshalb empfohlen wird die Erhebung der Bodenqualität aus anderen Daten- quellen abzuleiten (Finanzbodenschätzung) bzw. im Gelände erheben zu las- sen.

6.6 Empfohlene Maßnahmen und Aktionen

Verdichtung im ländlichen Raum. Der Pongau ist – abgesehen von den Ge- meinden St. Johann und Bischofshofen, Bad Hofgastein und Radstadt– von kleinen Siedlungen mit 500 bis 3.600 EinwohnerInnen geprägt. Die Siedlungen sind nicht sehr kompakt angelegt, verfügen über keine prägenden Ortszentren und wachsen verstreut nach außen. Das Bevölkerungswachstum in den kleinen Orten ist geringfügig, gleichzeitig wächst der Anteil der älter werdenden Bevöl- kerung. Um diesem Trend entgegenzuwirken sollte verstärkt auf die Innenent- wicklung der bestehenden Ortskerne gesetzt werden, dazu werden folgende Maßnahmen empfohlen: (i) Bestandsaufnahme. Eine gründliche Analyse des verwertbaren Baulandbe- standes und von Baulandpotenzialen soll den Gemeinden eine Grundinformati- on liefern welche Potenziale im bebauten Siedlungsgebiet vorzufinden sind. Dieses Potenzial wird meist unterschätzt, kann jedoch in vielen Fällen für dorf-

Umweltbundesamt  Wien, 2012 69 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Effiziente Boden- und Flächennutzung

gerechtes Wohnen und Arbeiten, Grundversorgung sowie Gemeinschaftsein- richtungen adaptiert werden. Selbst Gemeinden mit sehr hohen Grundstücks- preisen wie bspw. Wien und Kitzbühel verfügen über erhebliche Flächenpoten- ziale im Bestand. Best Practice. In diesem Zusammenhang wird die Gemeinde Silz in Tirol (2.500 EinwohnerInnen, Winterskiort) als Best Practice Beispiel angeführt. Die Gemeinde führte im Jahr 2003 eine Bestandsaufnahme der leerstehenden und stark untergenutzten Gebäude durch. Insgesamt wurden 135 Gebäude regis- triert und eine Siedlungserweiterung am Ortsrand unterlassen. Stattdessen wurden 53 neue Wohneinheiten durch Umbauten und Renovierung bestehen- der Gebäude geschaffen. Im Vergleich zu Neuerschließung und Bau außerhalb der Siedlungsgrenzen erwiesen sich die Maßnahmen sowohl für die Hausbauer als auch für die Gemeinde als wesentlich kostengünstiger.

Abbildung 29: Leerstanderhebung in Silz, Quelle: PROKOP & BIRLI (2012)

(ii) Eigentümeransprache. Flächenpotenziale im Siedlungsbestand sind nicht immer verfügbar. Es ist nicht nur wichtig den Leerstand oder die „Unternutzung“ zu erheben, sondern auch die Verfügbarkeit der betroffenen Grundstücke zu ermitteln. Durch direkte Kontaktaufnahme mit den GrundstückseigentümerInnen können Verkaufswilligkeit und zukünftige Nutzungspläne ermittelt werden. Die- se Informationen werden üblicherweise (sofern die Eigentümer damit einver- standen sind) auf öffentlichen Baulandbörsen bekanntgegeben. Best Practice. Sowohl in Bayern als auch in Baden Württemberg gibt es be- reits viel Erfahrung zum Thema Eigentümeransprache. Ziel ist in jedem Fall ei- ne bessere Übersicht zu verfügbaren Bauplätzen im Siedlungsbestand zu erhal- ten um Personen, die neuen Wohnraum suchen diese zu vermitteln. Im Anhang des Berichts finden sich sowohl ein Musteranschreiben als auch ein Musterfra- gebogen (2 Seiten), welcher in leicht adaptierter Version auch im Pongau ein- gesetzt werden könnte. Die Erfahrungen zeigen, dass in 50% der Fälle die In- tentionen der GrundstücksbesitzerInnen eruiert werden konnten.

70 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Effiziente Boden- und Flächennutzung

Abbildung 30: Ergebnisse der Eigentümeransprache in 3 bayrischen Modellgemeinden. Quelle: Projekt HAI - Handlungshilfen für eine aktive Innenentwicklung (iii) Einbindung der BürgerInnen. Für eine erfolgreiche Innenentwicklung be- nötigen Gemeinden die Unterstützung der lokalen Bevölkerung. Die Identität mit dem Ort muss gestärkt werden. Dies kann beispielsweise durch einen (gut inszenierten) Wochenmarkt, durch kulturelle Aktivitäten, durch einen Hofladen und vor allem durch die Erhaltung bzw. Errichtung wichtiger Infrastrukturen (Kindergarten, Volksschule, Ärztezentrum, betreutes Wohnen) im Ortskern rea- lisiert werden. Ebenso können die EigentümerInnen von nicht genutzten oder untergenutzten Grundstücken zu sogenannten Raumbörsen oder Flächen- stammtischen geladen werden und zu neuen innovativen Nutzungen bewegt werden. Zielführend ist, wenn solche Aktivitäten in ein zukunftsorientiertes Ge- samtkonzept zur Weiterentwicklung der Gemeinde zusammengeführt werden. Best Practice. (i) vor ort ideenwerkstatt. Das Architektenteam nonconformarchitektur errichtet für drei Tage ein Büro direkt am Ort wo neue Gestaltungen durchgeführt wer- den. Gemeinsam mit den BürgerInnen werden Ideen gesammelt und weiter- entwickelt. Beispiele sind das Ortszentrum von Oberau, der Platz rund um das Rathaus in Aschbach, der Stadtplatz von Stadt Haag, der Dorfplatz von Zeilern und viele mehr [4]. (ii) Stammtisch Ottensheim. Die kleine Marktgemeinde bei Linz entwickelte mit den EigentümerInnen zahlreicher leerstehender Grundstücke neue innovative Nutzungen, wie beispielsweise eine neue kreative Mittelschule als Zwischen- nutzung für ein Gebäude am Hauptplatz, ein Therapeutenzentrum in einem ehemaligen Kino und Gärten, die fußläufig zu erreichen am Ortsrand liegen, für jene die im Zentrum wohnen und keinen Garten haben.

Umweltbundesamt  Wien, 2012 71 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Effiziente Boden- und Flächennutzung

Abbildung 31: Potenziale im Ortskern (von links nach rechts): (i) Ärztepraxis im ehemali- gen Kino, (ii) Für Wohnungen im Ortskern bietet Ottensheim Schrebergärten, die zu Fuß erreichbar sind, (iii) Die kreative Mittelschule wurde vorerst in einem alten Gebäude am Marktplatz untergebrach. Quelle: PROKOP & BIRLI (2012)

(iv) Bewusstseinsbildung. Die FlächennutzerInnen von morgen können im Rahmen von Schulprojekten zu den Zusammenhängen von Bodenfunktionen, Verbauung und effizienter Flächennutzung sensibilisiert werden. Zusätzlich wird auch eine Weiterbildung der GemeindeplanerInnen zu Instrumenten der Raum- planung, die eine flächensparende Siedlungsentwicklung fördern empfohlen. Best Practice. Im Rahmen des EU Projektes CIRCUSE wurden Unterrichts- materialien erstellt um Schülerinnen der AHS Oberstufe für Zusammenhänge von Verbauung und Verlust von Bodenfunktionen zu sensibilisieren. Die Schüle- rInnen der AHS Köflach (Steiermark) stellten sich als Pioniere zur Verfügung und arbeiteten in kleinen Gruppen zu den Themen Mobilität, Wohnformen und Bodenfunktionen, sie interviewten Eltern und Großeltern über Wohnen einst

und heute, und errechneten den täglichen CO2 Ausstoß ihrer Schul- und Frei- zeitwege. Unterrichtsmaterial mit zahlreichen Anregungen und Aufgabenstel- lungen sind verfügbar und können über die CIRCUSE Webseite bezogen wer- den (vgl. CIRCUSE 2011). (v) Altersgerechtes Wohnen im Ortskern. Auch der Pongau ist von einer zu- nehmend älter werdenden Gesellschaft betroffen. Um dem demographischen Wandel gerecht zu werden sollen betreute Wohnformen in den Ortszentren ge- schaffen werden. Ziel ist es den SeniorInnen ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen und dabei einen guten Generationen Mix zu erreichen. Da es älteren Menschen schwerer zumutbar ist, ihre gewohnte Umgebung zu verlassen, ist es besonders wichtig auch für den ländlichen Raum gute Lösun- gen für altersgerechtes Wohnen einzurichten. Mit dem Projekt „altersgerechtes Wohnen“ in St. Johann im Pongau wird gerade ein besonders gelungenes Kon- zept realisiert, das für die ganze Region beispielgebend wirken kann. Die ge- planten Wohneinheiten werden im Ortskern und nicht auf der grünen Wiese er- richtet, die Bauten werden in Niedrigenergiebauweise errichtet und es wird auf eine faire Preisgestaltung geachtet, die deutlich unter dem Preisniveau her- kömmlicher Seniorenresidenzen liegen soll. Weitere Konzepte für betreutes und altersgerechtes Wohnen sollten verfolgt werden und unter Einbindung der loka- len Bevölkerung realisiert werden. Nachstehend sind einige Beispiele für inno- vative und altersgerechte Wohnformen genannt.

72 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Effiziente Boden- und Flächennutzung

Best Practice. (i) Generationen Wohnen und Dorfkernbelebung. Das Land Thüringen versucht Ortskernbelebung und altersgerechtes Wohnen miteinan- der zu vereinen. Mit zahlreichen innovativen Wohnprojekten wer- den gemischte Wohnformen für unterschiedliche Altersgruppen in Ortskernen realisiert.

Abbildung 32: Beispiel für Generationenwohnen in Thüringen. Quelle: Stiftung Landle- ben (ii) Generationen Wohnen in Gleisdorf. Die kleine Stadt in der Steiermark (5.700 EinwohnerInnen) hat mit einem innovativen Wohnprojekt im Ortskern auf sich aufmerksam gemacht. In einer neuen Wohnanlage im Ortskern werden zum Teil geförderte Miet-, Mietkauf- und Eigentumswohnungen in der Größe von ca. 50 – 110 m² angeboten. Zu den Zielgruppen zählen Singlehaushalte, junge Familien und SeniorInnen. Alle Wohneinheiten verfügen über einen Balkon, ei- ne Terrasse oder Vorgarten. Durch gemeinschaftlich genutzte Freizeitflächen soll ein aktives Miteinander gefördert werden (vgl. Generationen Wohnen Gleisdorf) (iii) GenerationenWohnen Toracher Muri. Ein besonders gelungenes Wohnpro- jekt für ein gemeinsames Leben von Alt und Jung ist das Schweizer Modell Toracher Muri. Die Wohnanlage wurde rund um einen alten Bauernhof errichtet, der gleichzeitig gemeinsame Freizeitinfrastruktur (Treffpunkt, Veranstaltungs- raum, Kaffeehaus) beherbergt. Es wurde besonders darauf geachtet Wohnraum im Ortszentrum zu erschwinglichen Preisen anzubieten (vgl. Generationen- Wohnen Toracher Muri).

Umweltbundesamt  Wien, 2012 73 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Umweltrelevante Aspekte der Nutzung mineralischer Rohstoffe

7 UMWELTRELEVANTE ASPEKTE DER NUTZUNG MINERALISCHER ROHSTOFFE

7.1 Zusammenfassung

Eine Eigenversorgung des Pongaus mit Rohstoffen wie Kiessanden, Karbona- ten oder Festgesteinen kann für die nächsten Jahrzehnte als weitgehend gesi- chert abgeschätzt werden. Diese Behauptung begründet sich aber auf vorlie- genden Daten der Salzburger Landesregierung, die leider unvollständig sind darum ist diese nur eingeschränkt gültig. Es ist aber festzuhalten, dass die be- reits heute bestehenden Abbauflächen im Ausmaß von rund 116 ha ein behörd- lich genehmigtes Abbauvolumen von knapp 37 Mio. m³ aufweisen. Zusätzlich stehen gemäß den Ergebnissen des Österreichischen Rohstoffpla- nes (ÖRP) im Pongau noch Rohstoffsicherungsgebiete mit einer Gesamtfläche von über 2.150 ha und einem förderwürdigen Volumen von 370 Mio. m³ zur Verfügung. Aufgrund der konfliktvermeidenden Ausweisungsmethode des ÖRP bestehen aus raumplanerischer Sicht kaum Konflikte zwischen den Entwick- lungszielen (Erweiterung von Siedlungs- oder Gewerbeflächen, etc.) der einzel- nen Gemeinden und den Rohstoffsicherungsgebieten. Aus Sicht des Projektes MUFLAN, bei dem es um ökologisch optimierte Nut- zungen von Ressourcen geht, ist festzuhalten, dass bei den Sicherungsgebie- ten durchaus Konkurrenzen zu regionalen, umweltrelevanten Aspekten wie Bo- denwertigkeit, Natürlichkeit des Waldes oder Leitfunktionen des Waldentwick- lungsplanes bestehen. Im Rahmen des Projekts wurden diese Themen analy- siert und offen gelegt sowie Maßnahmen für eine nachhaltige Nutzung der vor- liegenden Ressourcen formuliert. Durch das Projekt MUFLAN wurden dem Regionalverband Pongau zusätzliche Informationen und Aspekte (z.B. Bodenwertigkeit, Waldnatürlichkeit, …) für die Diskussion zukünftiger Ausweisungen von Rohstoffsicherungsgebieten zur Ver- fügung gestellt, die bis dato so nicht berücksichtigt wurden.

7.2 Ziel

Der Pongau hat die regionale Versorgungssicherheit mit mineralischen Rohstof- fen als wesentliches Handlungsfeld im regionalen Entwicklungskonzept dem „Pongauer Pakt“ festgeschrieben. Darum war es dem Regionalverband ein we- sentliches Anliegen dieses Thema auch im Projekt MUFLAN zu thematisieren und zu konkretisieren. Entsprechend diesem Wunsch wurde im vorliegenden Projekt ein Abgleich der Inhalte des Österreichischen Rohstoffplanes (ÖRP) mit den räumlichen Entwicklungskonzepten (REKs) der einzelnen Gemeinden im Pongau durchgeführt. Der ÖRP ist ein vom Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (BMWFJ), Abt. Roh- und Grundstoffpolitik, erstellter Mas- terplan, der in erster Linie der Rohstoffsicherung dienen soll. Dazu wurden vom BMWFJ nach Evaluierung der Sicherungswürdigkeit verschiedener Rohstoffka- tegorien und anschließender Berücksichtigung von diversen Schutzgütern (Siedlungsgebiete, Nationalparks, wasserwirtschaftliche Vorrangzonen, Land- schaftsschutzgebiete etc.) raumplanerisch konfliktbereinigte „Rohstoffsiche- rungsgebiete“ erstellt. Diese sollen nun in einem weiteren Schritt langfristig eine

74 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Umweltrelevante Aspekte der Nutzung mineralischer Rohstoffe

raumordnerischer Festlegung bekommen, um die regionale Versorgungssicher- heit für die nächsten Generationen zu sichern (vgl. Link zum Österreichischen Rohstoffplan: www.bmwfj.gv.at). Umweltrelevante Aspekte wie die Wertigkeit der Böden, Natürlichkeit oder Erho- lungsfunktion des Waldes wurden bei der Ausweisung der Rohstoffsicherungs- gebiete des ÖRP aber nicht berücksichtigt. Nachdem das Projekt MUFLAN aber im Sinne einer nachhaltigen und multifunktionalen Landnutzung einen um- fassenden Ansatz verfolgt, war das Ziel der Bearbeitungen auch umweltrele- vante Aspekte der Nutzung mineralischer Rohstoffe mit einzubeziehen. Dazu erfolgte neben der Analyse bereits bestehender Abbauflächen und dem Ab- gleich der REKs mit dem ÖRP auch die Analyse umweltspezifischer Datensät- ze, um Flächenansprüche darzustellen und Vorschläge zu unterbreiten, wie mit eventuellen Nutzungskonflikten umgegangen werden kann.

7.3 Methode

Folgende Datengrundlagen wurden bei der Bearbeitung herangezogen: Zieldatensätze (zu bewertende Datensätze):  Flächen der Rohstoffsicherungsgebiete aus dem ÖRP für die Kategorien Kiessand, Karbonate und Festgestein  Flächen mit bereits bestehenden Abbaugebieten soweit von BH-Akten ausgewertet und digital vorhanden (Quelle: Land Salzburg) Analysedatensätze (Inhalte für Bewertung der Zieldatensätze):  Datengrundlagen der Abteilung SAGIS des Landes Salzburg: - Räumliche Entwicklungskonzepte (REKs) der einzelnen Gemeinden (Datenstand 1992 – 2011) - Biotoptypenkartierung - Waldentwicklungsplan  digitale Bodenkarte (eBOD) des Bundesforschungs- und Aus- bildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW)  Datensatz zur Natürlichkeit (Hemerobie) der österreichischen Wälder (GRABHERR et al. 1998)  Naturschutzfachliche Datensätze (vgl. Kapitel 5) Als wesentlichster Arbeitsschritt erfolgte die räumliche Verschneidung der Roh- stoffsicherungsgebiete des ÖRPs und der bestehenden Abbaugebiete mit den oben genannten Analysedatensätzen. Im Falle der REKs geschah dies durch manuelles Digitalisieren aller REKs in einem Geoinformationssystem (GIS). Da in den REKs ähnliche Nutzungen und Kategorien von Gemeinde zu Gemeinde oft unterschiedliche Bezeichnungen aufweisen, erfolgte eine Vereinheitlichung dieser Kategorien (z. B. „Gefahrenzone Rot“ und „rote Gefahrenzone“, vgl. Ta- belle 29) Bei den übrigen Datensätzen konnte die Überlagerung mit dem GIS automati- siert vorgenommen werden. Ergebnis dieser Operationen war nun die Informa- tionsübertragung der Inhalte der Analysedatensätze auf die Zieldatensätze. Das bedeutet, die vormals einheitlichen Flächen der Rohstoffsicherungsgebiete

Umweltbundesamt  Wien, 2012 75 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Umweltrelevante Aspekte der Nutzung mineralischer Rohstoffe

wurden in mehrere kleinere Teilflächen zerlegt, die nun mit den Informationen der Analysedatensätze (z. B. Nutzung laut REK, Bodenwertigkeit etc.) angerei- chert sind.

Abbildung 33: Beispiele für Verschneidung des ÖRP mit verschiedenen Datensätzen In Abbildung 33 sind diese Arbeitsschritte für ein konkretes Rohstoffsiche- rungsgebiet beispielhaft dargestellt. Links oben ist ein ursprüngliche Hoffnungs- gebiet des ÖRP abgebildet. Die fast kreisrunden Ausnehmungen des Gebietes stellen Pufferbereiche um bestehende Gebäude dar und verdeutlichen die be- reits sehr konfliktbereinigende Vorgangsweise des BMWFJ bei der Erstellung des ÖRP. Rechts oben ist das gleiche Gebiet mit Inhalten des betreffenden REKs dargestellt, die durch manuelles Digitalisieren hinzugefügt wurden. Links unten ist – soweit vorhanden – die Bodenwertigkeit gemäß der digitalen Boden- karte dargestellt, während rechts unten die Leitfunktionen des Waldentwick- lungsplanes abgebildet sind. Auf Basis dieser aktualisierten Datensätze konn- ten Flächenbilanzierungen nach verschiedenen Kriterien (vorgesehene Nutzung im REK, Bodenwertigkeit etc.) vorgenommen und räumliche Konflikte identifi- ziert werden (vgl. Kapitel 7.4). Ebenso wurden Lösungs- und generelle Maß- nahmenvorschläge abgeleitet (vgl. Kapitel 7.6).

7.4 Ergebnisse

7.4.1 Gegenwärtiger Stand der Ressourcenverteilung im Pongau

Eine zusammenfassende Darstellung der im Pongau bereits bestehenden Ab- baugebiete sowie der Rohstoffsicherungsgebiete nach ihren Kategorien befin- det sich in Tabelle 27. Eine Detaildarstellung auf Gemeindeebene befindet sich in Tabelle 28. Die räumliche Darstellung der bestehenden Abbaugebiete und

76 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Umweltrelevante Aspekte der Nutzung mineralischer Rohstoffe

Verteilung der jeweiligen Vorratsvolumen nach Gemeinden erfolgt zudem in Karte 22 im Anhang B1. Da die Detailergebnisse des ÖRP nicht öffentlich zur Verfügung stehen, erfolgt die Darstellung der Rohstoffsicherungsgebiete nur in Form von Tortendiagrammen und wenigen beispielhaften Detailkarten (vgl. Ab- bildung 33), die seitens des BMWFJ und der Salzburger Raumordnungsabtei- lung frei gegen wurden.

Tabelle 27: Übersicht Rohstoffe im Pongau Vorratsvolumen [Mio. Rohstoffe Pongau Fläche [ha] m³] Bestehende Abbaugebiete 116,4 36,86 Sicherungsgebiete Kiessand 1.737,4 102,75 Sicherungsgebiete Karbonate 45,8 27,62 Sicherungsgebiete Festgestein 368,4 240,61 Gesamt 2.268,0 407,84

Gemäß den in Tabelle 27 und Tabelle 28 dargestellten Daten beläuft sich das behördlich genehmigte Abbauvolumen der bereits bestehenden Abbaugebiete im Pongau auf knapp 37 Millionen m³. Die bereits entnommene Rohstoffmenge wurde vom Land Salzburg erhoben. Allerdings liegen diese Berichtsmeldungen bei den Bezirkshauptmannschaften nur unvollständig vor. Aus diesem Grund können nur bedingt Aussagen darüber getroffen werden, wie viele Rohstoffre- serven bei den bestehenden Gebieten noch vorhanden sind. Bei Abbaugebie- ten mit vorhandenen Angaben zur bereits entnommenen Rohstoffmenge (das Volumen dieser Gebiete beträgt insgesamt etwa 8 Mio. m³) belaufen sich die noch vorhandenen Reserven auf etwa 78 %. Wenn man also mit einer sehr si- cheren Schätzung davon ausgeht, dass bei den restlichen bestehenden Ab- baugebieten insgesamt noch 50 % Reserven vorhanden sind, dann ergibt das ein geschätztes Fördervolumen von 18,5 Mio. m³, wobei der Wert wahrschein- lich aber noch höher anzusetzen ist. Im Vergleich dazu beträgt der Bedarf an Kiessanden für den Pongau in den kommenden 50 Jahren entsprechend den Annahmen des ÖRP rund 27,5 Mio. m³. Daraus kann man schließen, dass mit den bereits bestehenden Abbauge- bieten und genehmigten Abbauvolumen der Bedarf an Kiessanden im Pongau für die nächsten Dekaden gedeckt sein sollte. Mit einem darüber hinaus vor- handenem Volumen von über 370 Mio. m³ in den Rohstoffsicherungsgebieten lt. ÖRP und einem Erfahrungsabschlag von 30-50% durch Abbauverluste im Zuge der Gewinnung, verursacht durch zusätzliche Abstandsvorschriften, Bö- schungsverluste etc. (entsprechend mündliche Mitteilung von Dr. Holnsteiner BMWFJ) kann auch noch längerfristig die Eigenversorgung mit Kiessanden, Karbonaten und Festgesteinen als gesichert abgeschätzt werden.

Umweltbundesamt  Wien, 2012 77 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Umweltrelevante Aspekte der Nutzung mineralischer Rohstoffe

Tabelle 28: Übersicht Flächenverteilung und Vorratsvolumen Rohstoffe Pongau

Fläche [ha] Vorratsvolumen [Mio. m³]

Gemeinde Abbau Rohstoffsicherungsgebiete Abbau Rohstoffsicherungsgebiete beste- Festge- Karbo- Kies- Gesamt beste- Festge- Karbo- Kies- Gesamt hend stein nate sand hend stein nate sand 63,08 151,78 214,9 34,98 12,55 47,5 Bischofshofen 12,75 12,8 6,38 6,4 Dorfgastein 6,31 6,3 1,10 1,1 Eben im Pongau 35,34 20,11 55,4 24,74 0,79 25,5 Filzmoos 86,56 408,35 494,9 55,75 16,39 72,1 Flachau 16,45 36,33 52,8 2,30 3,54 5,8 Forstau 17,60 90,78 108,4 12,32 4,27 16,6 Goldegg 17,57 75,77 93,3 8,79 3,99 12,8 Hüttau 30,35 3,24 33,6 21,24 0,10 21,3 Kleinarl 219,05 219,0 16,44 16,4 Mühlbach am Hochkönig 4,84 4,8 0,30 0,3 Pfarrwerfen 2,79 2,8 0,09 0,1 Radstadt 16,26 31,10 38,48 77,98 163,8 4,42 20,09 22,48 6,26 53,3 Sankt Johann im Pongau 16,19 109,34 125,5 7,54 8,27 15,8 Sankt Martin am Tennengebirge 20,92 43,59 64,5 14,64 2,11 16,8 7,34 163,82 171,2 5,14 8,19 13,3 Untertauern 140,16 140,2 5,98 6,0 Wagrain 28,59 28,6 5,51 5,5 Werfen 56,40 53,13 165,68 275,2 21,20 41,70 8,26 71,2 Gesamt 116,45 368,40 45,83 1.737,35 2.268,0 36,86 240,6 27,62 102,75 407,8

78 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Umweltrelevante Aspekte der Nutzung mineralischer Rohstoffe

7.4.2 Analyse der Rohstoffsicherungsgebiete

Gemäß den Ausführungen im vorangegangenen Kapitel 7.4.1 besteht also kei- ne unmittelbare Notwendigkeit die im ÖRP ausgewiesenen Rohstoffsiche- rungsgebiete in naher Zukunft zu erschließen. Um aber im Falle einer notwen- digen zukünftigen Gewinnung der besagten Ressourcen aus Sicht der nachhal- tigen und multifunktionalen Landnutzung umweltrelevante Aspekte berücksich- tigen zu können, wurden diesbezüglich mehrere Analysen durchgeführt. Dem- nach wurden auf Wunsch des Regionalverbandes Pongau die Rohstoffsiche- rungsgebiete mit den Vorgaben der regionalen Entwicklungskonzepte abgegli- chen. Das Ergebnis dieser Bearbeitungen wurde in Tabelle 29 abgebildet:

Tabelle 29: Flächenbilanz der Verschneidung des ÖRP mit den REKs

Fläche [ha] Nutzung laut Räumlichen Entwick- Abbau Rohstoffsicherungsgebiete beste- Gesamt lungskonzepten (REK) Festge- Karbo- Kies- hend stein nate sand Alpen 0,7 0,7

außerhalb REK 68,4 68,4

Bauten im Grünland 0,03 0,003

Bergbaugebiet 20,1 1,6 21,7

Erholungsfläche 0,8 0,8

Grünland 2,8 0,7 329,0 332,5

Landwirtschaftliche 42,8 42,8 Vorrangfläche Lärmverdachtsfläche 28,2 28,2 entlang Landesstraße ÖBB 2,3 2,3

Ödland 1,8 1,8

Sportfläche 1,5 1,5

Überflutungsbereich 38,4 38,4

Wald 27,9 365,6 41,0 1.271,8 1.706,3 Wildbachgefahrenzone 20,1 20,1 Gelb Wildbachgefahrenzone 2,4 2,4 Rot Gesamt 116,4 368,4 45,8 1.737,4 2.268,0

Bei Betrachtung dieser Daten fällt auf, dass aufgrund der vorausschauenden und konfliktvermeidenden Ausweisung der Rohstoffsicherungsgebiete keine bzw. nur unwesentliche Konflikte mit wichtigen raumplanerischen Vorgaben wie geplanten Erweiterungen von Siedlungs- oder Gewerbegebieten bestehen. Mi- nimale Überschneidungen finden sich bei Kategorien wie „Bauten im Grünland“, „Erholungsflächen“ und „Sportflächen“ mit insgesamt etwa 2 ha. Ebenso ge- ringe Konflikte schlagen sich bei einer von der „ÖBB“ genutzten Fläche mit 2,3 ha zu Buche. Insgesamt gesehen sind die Konflikte zwischen den gewünschten Entwicklungszielen der Gemeinden in der Region und dem ÖRP als gering bzw. als vernachlässigbar zu bewerten.

Umweltbundesamt  Wien, 2012 79 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Umweltrelevante Aspekte der Nutzung mineralischer Rohstoffe

Die mit Abstand größten Überschneidungen finden sich bei Nutzungen wie Wald, landwirtschaftlichen Vorrangflächen oder Grün- bzw. Freiland. Mit einem Gesamtausmaß von fast 2.100 ha machen diese etwa 92 Prozent der Rohstoff- sicherungsgebiete aus. Waren diese Nutzungen bei der Erstellung des ÖRP na- turgemäß keine Ausschlussgründe, wurden diese Flächen im Rahmen der Pro- jektes MUFLAN eingehenden betrachtet, da hier ökologisch orientierte Nutzun- gen von Landschaft und Umweltressourcen im Zentrum der Betrachtung ste- hen. Diese Ergebnisse sind in Tabelle 30 bis Tabelle 32 dargestellt.

Tabelle 30: Flächenbilanz der Verschneidung des RÖP mit der digitalen Bodenkarte

Fläche [ha] Bodenwertigkeit gemäß digitaler Bodenkarte Abbau Rohstoffsicherungsgebiete beste- Gesamt (eBOD) Festge- Karbo- Kies- hend stein nate sand geringwertiges Grünland 1,4 5,4 0,7 175,2 182,7 mittelwertiges Grünland 0,7 0,001 130,0 130,7 hochwertiges Grünland 0,04 68,7 68,74 mittelwertiges Ackerland 0,03 32,6 32,63 keine Angabe aus eBOD 114,2 636,0 45,1 1.330,9 1.853,2 Gesamt 116,4 368,4 45,8 1.737,4 2.268,0

Wie in Tabelle 30 ersichtlich, können für nur rund 415 ha (das entspricht 18 Prozent) der Rohstoffsicherungsgebiete Aussagen über die Bodenwertigkeit gemacht werden. Als hochwertigste Böden finden sich im Pongau generell nur mittelwertige Ackerböden. Von diesen überschneiden sich etwa 32 ha mit Roh- stoffsicherungsgebieten. Umso wichtiger erscheint daher auch bei einer even- tuellen zukünftigen Erschließung der Rohstoffe der Erhalt dieser Böden und sowie auch der hochwertigen Grünlandböden, die sich immerhin mit knapp 70 ha mit Flächen des ÖRP überschneiden. Den weitaus größten Flächenanteil der potenziellen Rohstoffgebiete nehmen gegenwärtig Waldflächen ein. Mit rund 1.700 ha lassen sich fast 75 % der im ÖRP ausgewiesenen Flächen auf derzeitige Waldnutzung zuordnen. Zur detail- lierteren Analyse dieser weiträumigen Nutzungsform wurden zwei Verschnei- dungen mit dem Waldentwicklungsplan (WEP) sowie dem Hemerobiedatensatz (Information der Natürlichkeit der Waldgesellschaften) durchgeführt.

Tabelle 31: Flächenbilanz der Verschneidung des ÖRP mit dem Waldentwicklungsplan

Fläche [ha]

Leitfunktion gemäß Abbau Rohstoffsicherungsgebiete Waldentwicklungsplan beste- Gesamt Festge- Karbo- Kies- hend stein nate sand waldfrei/keine Daten 71,0 6,9 2,3 423,0 503,2 Schutzfunktion 41,8 23,5 65,3 Wohlfahrtsfunktion 3,1 0,2 17,3 20,6 Erholungsfunktion 136,4 136,4 Nutzfunktion 0,5 361,5 19,8 1160,7 1.542,5 Gesamt 116,4 368,4 45,8 1737,4 2.268,0

80 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Umweltrelevante Aspekte der Nutzung mineralischer Rohstoffe

Gemäß den Ergebnissen Tabelle 31 bilden – unterschieden nach der Leitfunkti- on des WEP – Wälder mit überwiegender Nutzfunktion den weitaus größten An- teil. Dennoch überschneiden sich in Summe 150 ha Flächen des ÖRP mit der Wohlfahrts- oder der Erholungsfunktion. Wälder mit überwiegender Schutzfunk- tion wurden bei der Ausweisung der Rohstoffsicherungsgebiete eigentlich als Ausschlusskriterium definiert. Da aber dennoch 24 ha dieser Kategorie Überla- gerungen nachgewiesen wurden, deutet das auf einen zwischenzeitlich verän- derten Datensatz des WEP hin. Durch die Aufarbeitung im Rahmen von MUFLAN sind diese Flächen in den zugrunde liegenden Geodaten aber aus- gewiesen und können gezielt lokalisiert werden. Zu beachten ist ebenfalls, dass rund 42 ha Waldflächen mit Schutzfunktion bei den bestehenden Abbaugebie- ten aufscheinen. Diese Flächen befinden sich im Randbereichen der Abbauge- biete und sollten bei einer eventuellen Erweiterung berücksichtigt werden.

Tabelle 32: Flächenbilanz der Verschneidung des ÖRP mit dem Hemerobiedatensatz

Fläche [ha] Hemerobie/Natürlichkeit des Waldes (nach Abbau Rohstoffsicherungsgebiete beste- Gesamt GRABHERR et al. 1998) Festge- Karbo- Kies- hend stein nate sand waldfrei/keine Daten 31,6 63,4 13,4 742,0 850,4

sehr stark verändert 5,7 9,0 27,8 42,5 stark verändert 5,2 38,7 3,6 37,9 85,4 verändert 31,9 23,0 24,6 106,7 186,2 mäßig verändert 19,2 185,1 0,4 678,5 883,2 naturnahe 22,8 30,8 3,7 111,3 168,6 sehr naturnahe 18,6 33,2 51,8

natürlich 0,0 Gesamt 116,4 368,4 45,8 1737,4 2.268,0

Ein ebenso untersuchter Aspekt betrifft die Hemerobie, also die Natürlichkeit der Waldflächen im Pongau, die in Tabelle 32 dargestellt ist. Bei Vergleich der Werte zum Waldentwicklungsplan fällt auf, dass für rund 850 ha Waldflächen keine Angaben zur Hemerobie vorliegen, weshalb die Aussagekraft etwas we- niger Aussagekraft besitzt. Dieser Umstand wird noch verstärkt, indem die Da- ten für die Natürlichkeit des Waldes nur als Rasterdatensatz mit einer Auflösung von 250 x 250 m vorlagen. Dennoch lassen sich daraus Anhaltspunkte bezüg- lich der Natürlichkeit der Wälder ableiten. So sind gemäß den vorliegenden Da- ten und Ergebnissen lediglich 220 ha als naturnah oder sehr naturnah zu be- zeichnen, was einem Anteil von knapp 10 Prozent der Rohstoffsicherungsge- biete gleich kommt. Diese Flächen sind als äußerst wertvoll anzusehen und sollten bei einer eventuellen Neuerschließung von Abbaugebieten nicht prioritär behandelt werden. Den weitaus größten Anteil bilden mit rund 880 ha (ca. 39 %) mäßig veränderte Waldflächen, während stärker veränderte Wälder mit 314 ha noch etwa 14 Prozent der Sicherungsgebiete darstellen.

Umweltbundesamt  Wien, 2012 81 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Umweltrelevante Aspekte der Nutzung mineralischer Rohstoffe

7.5 Diskussion

Durch das Projekt MUFLAN wurden dem Regionalverband Pongau zusätzliche Informationen und Aspekte (z.B. Bodenwertigkeit, Waldnatürlichkeit, …) für die Diskussion zukünftiger Ausweisungen von Rohstoffsicherungsgebieten zur Ver- fügung gestellt, die bis dato nicht berücksichtigt wurden. Bei Betrachtung der Ergebnisse zu den umweltrelevanten Aspekten der Roh- stoffnutzung im Pongau ist zu beachten, dass die Analysen bezüglich der Roh- stoffsicherungsgebiete lediglich für die Kategorien Kiessande, Festgestein und Karbonate durchgeführt wurden. Die ebenfalls vorliegenden Daten zu klassi- schen Rohstoffen (Erzen, Gold etc.) bestehen lediglich aus großflächigen Indi- kationsflächen, die keine sinnvolle Auswertung erlauben. Zudem handelt es sich bei diesen Rohstoffen um Ressourcen, die im Allgemeinen im Untertage- bau gewonnen werden und somit ein nur geringes Konfliktpotenzial zu anderen Nutzungen erwarten lassen. Weiters ist anzumerken, dass die Ergebnisse trotz der Auswertungen in einem GIS nur tabellarisch und nicht kartographisch dar- gestellt werden können, da die Lage der Rohstoffsicherungsgebiete vom BMWFJ bis nicht frei zur Verfügung stehen. Einen anderen Aspekt betrifft die Abschätzung der noch vorhandenen Rohstoff- reserven in den bereits bestehenden Abbaugebieten im Pongau. Dieses kann nur von wenigen Abbaugebieten mit bekannten Werten auf die übrigen Gebiete übertragen werden, weshalb im Rahmen der Auswertungen von betont vorsich- tigen Annahmen ausgegangen wurde. Genauere Werte können somit erst bei Vorliegen von vollständigerem Datenmaterial berechnet werden. Um ein realis- tischeres Bild der Reservemengen der bereits genehmigten Abbaugebiete zu erhalten erscheint es zielführend mit den Abbaubetrieben (Schottergruben, Steinbrüche) der Region in Kontakt zu treten und deren Einschätzung zu erfra- gen. Insbesondere können die BetreiberInnen der Abbaubetriebe auch Informa- tion darüber liefern ich welchem Ausmaß Rohstoffe in der Region vertrieben werden und welcher Anteil aus der Region bspw. in den Salzburger Zentral- raum „exportiert“ wird. Für die Analyse von umweltrelevanten Aspekten wurde auch eine Auswertung mit den bereits in Kapitel 5 verwendeten naturschutzfachlichen Datensätzen durchgeführt. Mit Ausnahme der nur in großräumiger Rasterform vorliegenden Endemitendaten konnte keine Überlagerung festgestellt werden. Auch bei der Biotoptypenkartierung des Landes Salzburg ergaben sich hierbei keinerlei (oder nur minimale) Überschneidungen der Flächen des ÖRP, was darauf zurückzu- führen ist, dass die Biotope bereits als Ausschlusskriterium bei der Ausweisung der Sicherungsgebiete Anwendung fanden. Wälder mit Schutzfunktion gemäß Waldentwicklungsplan bildeten ebenso ein Ausschlusskriterium – weshalb hier eigentlich keine Flächenkonkurrenzen auftreten dürften. Dennoch sind immer- hin 23,5 ha der Rohstoffkategorie Karbonate auf Flächen mit dieser Leitfunktion zu finden, was auf eine zwischenzeitliche Änderung des WEP schließen lässt. Bezüglich der Auswertung zu den Nutzungen gemäß der Räumlichen Entwick- lungskonzepte soll noch erwähnt werden, dass diese zum Teil noch aus den frühen 1990er Jahren datieren. Zudem befanden sich manche Rohstoffsiche- rungsgebiete außerhalb der von den REKs abgedeckten Gemeindeflächen. Generell kann aber festgehalten werden, dass die Sicherungsgebiete des ÖRP sich meist weit außerhalb der Kernsiedlungsbereiche befinden. Daher können

82 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Umweltrelevante Aspekte der Nutzung mineralischer Rohstoffe

die Aussagen zu dem als nur gering identifizierten Konfliktpotenzial zu den Entwicklungszielen der Gemeinden als einigermaßen verlässlich angenommen werden.

7.6 Empfohlene Maßnahmen und Aktionen

Die angeführten empfohlenen Maßnahmen wurden mit Vertretern der Abteilung Roh- und Grundstoffpolitik des BMWFJ (Mag. Dr. Holnsteiner, DI Christian Reichl) im Herbst 2012 diskutiert und mit Mag. Peter Weissenböck vom Amt der Salzburger Landesregierung Referat für Landesplanung beim Fokusgruppen- treffen in Schwarzach im Pongau 13.12.2012 inhaltlich abgestimmt. Wie die dargestellten Ergebnisse verdeutlichen, kann die Eigenversorgung be- züglich der untersuchten Rohstoffkategorien für die nächsten Dekaden als gesi- chert betrachtet werden. Für die Sicherung einer nachhaltigen und ökologisch optimierten Ressourcennutzung werden folgende Maßnahmen empfohlen:  Baustoffrecycling vor Neuerschließung: auch wenn in naher bis mittel- barer Zukunft keine Versorgungsengpässe zu erwarten sind, sollte im Sinne einer effizienten Ressourcennutzung der Wiederverwertung von Baustoffen Vorzug vor Neuabbau gegeben werden. Die Vorteile liegen neben der Schonung der Reserven vor allem in kurzen Transportwe- gen, der gänzlich konfliktfreien Gewinnung und dem Wegfall von ggf. erforderlicher Deponierung.  Sollte in Zukunft dennoch die Erschließung neuer Abbaugebiete erfor- derlich werden, so wird empfohlen die Rohstoffsicherungsgebiete des ÖRP entlang einer ökologisch optimierten Priorisierung zu erschließen. Vorgenommen werden sollte weitere Erschließung unter Berücksichti- gung folgender Kriterien:  Ausschluss von landwirtschaftlichen Vorrangflächen gemäß den Räumlichen Entwicklungskonzepten (REKs)  Bodenwertigkeit: vorrangige Erschließung von Gebieten mit ge- ringwertigen vor hochwertigeren Böden gemäß digitaler Bo- denkarte (eBOD)  ökologische Wertigkeit der landwirtschaftlichen Flächen: Aus- schluss von naturschutzfachlich hochwertigen Flächen, z.B. Flächen mit ÖPUL-Maßnahmen, oder artenreiche Standorte  Waldentwicklungsplan: nachrangige Erschließung von Flächen mit hohen Funktionsziffern bei Schutz-, Erholungs- und Wohl- fahrtsfunktionen  Hemerobie des Waldes: nachrangige Erschließung von Flä- chen mit hohem Natürlichkeitsgrad  bestehende Infrastruktur: Rücksichtnahme auf bereits vorhan- dene Infrastruktur, um zusätzliche Versiegelung und lange Er- schließungswege und damit zusammenhängendem Verkehrs- aufkommen (Lärm, Emissionen, …) zu vermeiden

Umweltbundesamt  Wien, 2012 83 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Umweltrelevante Aspekte der Nutzung mineralischer Rohstoffe

 Die vorliegenden Ergebnisse des Projektes MUFLAN sollen dem Regi- onalverband Pongau als wesentliche Grundlage dienen, um mit den BetreiberInnen der Rohstoffgewinnungsbetriebe in einen Diskussions- prozess über die zukünftige Sicherung regionaler Rohstoffflächen zu treten. Dies könnte – wie auch im Pongauer Pakt formuliert – im Rah- men eines „Runden Tisch Rohstoffsicherung“ erfolgen. Für einen Run- den Tisch Rohstoffsicherung sollen folgende Punkte beachtet werden:  Erforderlich ist die Teilnahme der (wesentlichen) regionalen Be- treiberInnen/Betriebe aus dem Pongau.  Das Ziel ist es für den Pongau bestehende Abbaustandorte, genehmigte Abbauflächen dahingehend zu bewerten, wie lang die Reserven für eine möglichst flächendeckende Versorgung noch reichen.  In einer Abstimmung soll darüber entschieden werden, ob in einem allfälligen Regionalprogramm verbindlich Flächen zur Rohstoffsicherung festgelegt werden sollen.  Erstellung eines landesweiten, sektoralen Sachprogramms zur Roh- stoffsicherung: Gemäß der Vorgangsweise im Projekt MUFLAN wird die Anwendung der Methodik auch für weitere Regionen empfohlen.

84 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Nachhaltige Wasserkraftnutzung

8 NACHHALTIGE WASSERKRAFTNUTZUNG

8.1 Zusammenfassung

Für ausgewählte Kraftwerkestandorte im Pongau wurde mittels des „Kriterien- katalog Wasserkraft“ eine Bewertung durchgeführt. Keines der bestehenden oder geplanten untersuchten Kraftwerke im Pongau liegt in einer Strecke mit sehr gutem ökologischen Zustand bzw. einem Schutzgebiet. Ausnahme ist das bestehende Kraftwerk Jägersee, das von einem 13,5 ha großen Landschafts- schutzgebiet umgeben ist. Die Berechnung des Wasserkraftpotenzials einzelner Standorte und ein Ver- gleich mit anderen Energieformen waren auf Grund fehlender technischer An- gaben nicht möglich. Für die Entwicklung neuer, oder der technischen Verbesserung bestehender Kraftwerksstandorte wurden Empfehlungen für Maßnahmen vorgestellt, die in der Region zukünftig angewendet werden können.

8.2 Ziel

Ziel des Themenbereichs nachhaltige Wasserkraftnutzung war die Unterstüt- zung von Projektwerbern bei der Planung von Projekten zur Wasserkraftnut- zung, wobei der Fokus vor allem auf ökologische und nicht energiewirtschaftli- che Aspekte gelegt wurde. Für die Bewertung von neu geplanten Wasserkraftanlagen war die Vorstellung und Anwendung des Kriterienkatalogs Wasserkraft des Lebensministeriums sowie der Informationsaustausch mit der wasserwirtschaftlichen Planung und der Beratung Wasserkraft des Landes Salzburg wichtig.

8.3 Methode

Zur Bewertung der Eignung zukünftiger Wasserkraftstandorte wurden die Pongauer Gemeinden eingeladen dem Leadermanagement bzw. dem Umwelt- bundesamt Kraftwerksstandorte zu nennen. Nämlich jene, an denen derzeit o- der zukünftig Kleinwasserkraftwerke errichtet werden sollen und z.B. derzeit in Planung sind. Dabei sollten vor allem auch Standorte berücksichtigt werden, an denen früher bereits Energiegewinnung stattgefunden hat und die heute nicht mehr genützt werden. Für diese Standorte führte das Umweltbundesamt eine Bewertung bzgl. Ökolo- gie und Naturschutz basierend auf dem vom Lebensministerium entwickelten Kriterienkatalog für eine nachhaltige Wasserkraftnutzung durch. Die Anwen- dung des Kriterienkatalogs erlaubt eine Beurteilung von Wasserkraftprojekten bzw. von Gewässerabschnitten hinsichtlich ihrer Eignung für Wasserkraftnut- zung. Kurzbeschreibung Kriterienkatalog Wasserkraft Der Nationale Gewässerbewirtschaftungsplan 2009 (NGP 2009) sieht im Kapi- tel 6.10.3 die Erarbeitung eines Kriterienkataloges für die Beurteilung von Was-

Umweltbundesamt  Wien, 2012 85 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Nachhaltige Wasserkraftnutzung

serkraftprojekten bzw. von Gewässerabschnitten vor. Anhand der erarbeiteten Kriterien soll die Eignung für Wasserkraftnutzung unter Berücksichtigung von energiewirtschaftlichen, ökologischen und sonstigen wasserwirtschaftlichen As- pekten erfolgen. Basierend auf den Ausführungen im NGP 2009 wurden für den „Kriterienkatalog Wasserkraft“ 3 Prüffelder festgelegt und dafür Kriterien und zugehörige Indika- toren entwickelt:  Prüffeld 1: Energiewirtschaft. Im Prüffeld „Energiewirtschaft“ werden neben energiewirtschaftlichen Kriterien auch wasserkraftbezogene wasserwirtschaftliche Kriterien angeführt (z. B. effiziente Potenzialnut- zung)  Prüffeld 2: Ökologische Kriterien. Das Prüffeld „Ökologie“ enthält Kri- terien, die für die Beurteilung der ökologischen Bedeutung (Wertigkeit) sowie der Sensibilität von Gewässerstrecken zufolge/bezüglich hydro- morphologischer Veränderungen im Rahmen einer Wasserkraftnutzung von wesentlicher Bedeutung sind.  Prüffeld 3: Sonstige wasserwirtschaftliche Kriterien. Das Prüffeld „Sonstige wasserwirtschaftliche Kriterien“ beinhaltet wasserwirtschaftli- che Kriterien mit Ausnahme der gewässerökologischen und gewässer- bezogenen energiewirtschaftlichen Kriterien (z.B. Sedimenttransport). Ziel des Kriterienkatalogs Wasserkraft ist es, einen Überblick über die einschlä- gigen gesetzlichen Grundlagen des Wasserrechtsgesetzes (WRG) zu geben. Er soll als Hilfestellung bei der Auswahl und Konkretisierung der Inhalte der Krite- rien für die Interessensabwägung dienen. Der Kriterienkatalog bezieht sich in erster Linie auf Vorhaben für welche gem. § 104a WRG 1959 eine Ausnahme vom Verschlechterungsverbot in Anspruch genommen werden soll. Der Leitfaden wurde in enger Zusammenarbeit mit den Wasserrechts- und Wasserwirtschaftsabteilungen der Bundesländer unter Mitarbeit von ExpertIn- nen aus dem Energiebereich ausgearbeitet. Die wesentlichen Inhalte des Leit- fadens wurden in einem mehrstufigen Prozess zuletzt mit Interessierten und Betroffenen aus den Bereichen Umwelt und Energiewirtschaft diskutiert und überarbeitet. Ziel war es Kriterien aufzustellen, nach denen (statt „go“ und „no go areas“) sehr sensible, sensible und weniger sensible Gewässerabschnitte in (Teil)-FG bestimmt werden können, welche mit (ebenfalls in diesem Zusammenhang zu erarbeitenden) projektbezogenen Kriterien einen Prüfrahmen bilden sollen (Kri- terienkatalog). Der Kriterienkatalog richtet sich in erster Linie an alle Behörden (und wasser- wirtschaftlichen Planungen), die im Zuge von Verfahren in (Mit)Vollziehung des Wasserrechtsgesetzes Projekte/Vorhaben zu beurteilen haben, bei denen mit einer Verschlechterung des Zustandes eines OFWK zu rechnen ist.  Für diese Vorhaben ist eine Prüfung und Abwägung der öffentlichen In- teressen durchzuführen (§ 104a).  Die Ausnahmen vom Verschlechterungsverbot beziehen sich auf Ver- schlechterungen zwischen Zustandsklassen und nicht auf Verschlech- terungen innerhalb der Zustandsklassen. Der Kriterienkatalog liefert auch Informationen über:

86 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Nachhaltige Wasserkraftnutzung

 die Beurteilung öffentlicher Interessen bei Vorhaben, die nicht zu einer Verschlechterung führen (§ 105),  den Umgang mit öffentlichen Interessen im Widerstreitverfahren (§ 17). Als ökologisch sensible Gewässerstrecken gelten laut NGP folgende:  Sehr gute Gewässerstrecken (Strecken mit sehr gutem ökologischen Zustand)  Gewässerabschnitten mit Laichhabitaten  Wanderstrecken Mitteldistanzwanderfische  Zusammenhängende, morphologisch weitgehend intakte Fließstrecken an Gewässern >100 km2  Seeausrinne und –zurinne In diesen Gewässerstecken ist eine Wasserkraftnutzung aus ökologischen Gründen nicht vertretbar.

8.4 Ergebnisse

In Salzburg gibt es derzeit 480 Wasserkraftwerke, davon sind 380 als Kleiwas- serkraftwerke ausgewiesen. Die Entstehungsgeschichte von Wasserkraftanla- gen reicht im Bundesland Salzburg bis weit ins 13. Jahrhundert zurück. Im Pongau gibt es laut Amt der Salzburger Landeregierung 110 bestehende Was- serkraftanlagen. Ökologische Aspekte bei der Planung und beim Betrieb von Wasserkraftwerken wurden in den letzten Jahren sowohl landes- als auch bundesweit immer wich- tiger. Als Adressaten von Prüfkatalogen wurden vor allem bestehende Kraftwerksbe- treiberInnen, SkianlagenbetreiberInnen aber auch BetreiberInnen von Trink- wasserwerken identifiziert. Eine Beratung seitens der Salzburger Landesregie- rung wird von den Abteilungen Wasserwirtschaft und Naturschutz (z.B. Salz- burger Wasserkraftberatung) angeboten. Es ist vor allem zu klären ob ein neues Projekt in einer Gewässerstecke liegt, die gemäß Wasserrahmenrichtlinie mit einem sehr guten ökologischen Zustand ausgewiesen ist oder sich in einem Schutzgebiet befindet. Potenzialabschätzungen für den Pongau sollten auf jeden Fall aktualisiert wer- den und ein Vergleich der Wasserkraftanlagen mit anderen erneuerbaren Ener- gieträgern (Photovoltaik, Windenergie) durchgeführt werden. Im Bereich der Kleinwasserkraft liegen vor allem die Möglichkeiten der Nutzung von Trinkwasserkraftwerken im nahen Einflussbereich der Gemeinden. Nach einer durch das Land Salzburg in Auftrag gegebenen Wasserkraftpotenzialstu- die gibt es in der Energieregion Tennengau – Pongau Trinkwasserkraftanlagen, welche wirtschaftlich als Trinkwasserkraftwerk betrieben werden könnten. Das berechnete Potenzial in MWh/a liegt in Summe bei ca. 4.000.

Umweltbundesamt  Wien, 2012 87 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Nachhaltige Wasserkraftnutzung

Tabelle 33: Liste der bestehenden Kraftwerke im Pongau (quelle: SAGIS, Details siehe Anhang B1) Gemeinde Vollständiger Anlagenname

Bad Gastein Breuss, KW Keesbach Energie Erzeugung, KW am Kötschachbach Fischer, KW Anlaufbach KW Böckstein KW Hotel Elisabethpark KW Naßfeld/Bockhartsee-OS KW Remsach Pölsenbach, KW am Anlaufbach Bad Hofgastein E-Werk Bad Hofgastein - KW Kaltenbrunn E-Werk Bad Hofgastein - KW Zwischenwerk Salzmann, KW Gadaunerer Hochalm Schock, KW am Leidalpsbach Thurner, KW am Kaltenbrunnbach GD Bad Hofgastein, TWA - Trinkwasserkraftwerk Hofgastein Viehauser, KKW in Bad Hofgastein Viehauser, KW am Wiedner Alpbach Schmaranzhütte - Viehhauser, Wieden 52 Wallner, KKW am Leidalmbach Windischbauer, KW in Bad Hofgastein Bischofshofen Ebster, KW Haidberg 44 Hutegger, KW Haidberg 13 KW Bischofshofen GD Bischofshofen, TWA - HB Asten (1400 m³) - Trinkwasser- kraftwerk Asten Dorfgastein Mair, KW Strohlehenalm Filzmoos Gappmaier, KW am Hammerbach Hofer, KW Gsengbach KW Filzmoos, KW an Warmer Mandling Salchegger, KW Bögeinalm Flachau KW Pewny, Dorfplatz 144 Lackner, KW an Schmid, KW am Walchaugraben Schmid, KW Gindlgut (Altanlage) Sinnegger/Steger, KW am Pleißlingbach Thurner, KW für die hintere Marbachalm GD Flachau, TWA - Anschluss Flachau vom WV Obere Enns - Trinkwasserkraftwerk auf GN 219/11 KG Flachau WV Obere Enns, Marbachquellen - Trinkwasserkraftwerk GN 219/1, KG Flachau Großarl Berndt, KW Berglandhaus Energie AG, KW am Ellmaubach Energie AG, KW Oflek an der Großarler Ache Großarler Bergbahnen, KW am Harbach Hettegger, KW an der Großarler Ache

88 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Nachhaltige Wasserkraftnutzung

Illmer GmbH & CoKG, KW am Labenbach (Lambach) Kappacher, KW Ellmaubach Knapp, KW Breitenebenalm KW Großarl KW Niederuntersberg Lederer, KW am Tofererbach Prommegger, KW am Aigenbach Prommegger, KW am Bachergraben Hüttau Auer, KW am Girlachgraben Hirscher, KW am Iglsbach Mann, KW am Fritzbach Winkler, KW am Fritzbach Hüttschlag Draxler, KW Reitalpenbach KW am Hubalpenbach Kleinarl Nesselrode-Reichenstein, KW Jägersee ÖAV, Tappenkarseehaus - ÖAV, KW Tappenkarseehütte Mühlbach am Hallinger, KW am Scheffaugraben Hochkönig Koblinger, KW Kniegraben KW Mühlbach Mayr, KW Hainzergraben Radacher, KW am Schrammbach Kopphütte - Singer, KW am Klausgraben Pfarrwerfen Eisriesenwelt, KW am Reichhofgraben Hlebayna, Dorfwerfen 83 (Kleinstkraftwerk) KW Kreuzbergmaut Lottermoser, KW Rettenbachgraben Mitteregger, KW am Wengerbach Verein Spätregen-Mission, KW Rettenbachgraben Winkler, KW am Mühlbach (Wengerbach) Radstadt Ellmer, KW Kaswurmbach

Stiegler, KW am Walchhofgraben Schwarzach KW Schwarzach im Pongau KW Wallnerau, Salzach KW Wallnerau-Unterwasser St. Johann im Doppler-Huber, KW an der Wagrainer Ache Pongau Energie AG, KW Einöden GD St. Johann, TWA - GD St.Johann, Trinkwasserkraftwerk Hubangerl Keil, KW am Ronbergbach KW Arthurwerk mit WF Mühlbach und UWK KW Mühlbach KW St.Johann-Plankenau KW Urreiting KW Wagrain-St.Johann WV Obere Enns, Marbachquellen - Trinkwasserkraftwerk Mar- bach 2 am Standort HB Zederberg Wölfler, KW Palfnerbach St. Veit im Freudenthaler, KW Schwaiggraben Pongau KW Grafenhof-St.Veit

Umweltbundesamt  Wien, 2012 89 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Nachhaltige Wasserkraftnutzung

KW Plankenau Untertauern Feldbacher, KW Taurach II Kocher, KW am Hammerbach KW Kohlmayr I am Tauernkarsee (Almkraftwerk) KW Kohlmayr II an der Taurach KW Paßrucker, Untertauern Neumayer, KW Zahnleitn WG , KW am Grünwaldsee Wagrain City Immobilien, KW an der Kleinarler Ache Energie AG, KW Kleinarl Höller, KW am Niederzubach KW Spannberg Wagrainerhaus, KW am Seidlgraben Werfen Imlau Stiftung, Herrengut Imlau - Grundquelle - Imlau Stiftung, KW Herrengut Imlau Kaindl, KW Blühnbach Kaindl, KW I und II, Imlau- und Höllbach - Kaindl KW I Kaindl, KW I und II, Imlau- und Höllbach - Kaindl KW II Konkordiahütte, KW am Blühnbach KW Werfen/Pfarrwerfen Obermoser, KW am Höllnbach/Brennhofbach Trinkwasserkraftwerk Hölln Werfenweng Huber, KW am Wengerbach KW E-Werk Werfen

Abbildung 34 Wasserkraftwerke im Pongau (Quelle: SAGIS)

90 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Nachhaltige Wasserkraftnutzung

Abbildung 35: Wasserkraftanlagen im Pongau plus Biotoptypen 8.5 Diskussion

Im Rahmen des Projektes wurden die Pongauer Gemeinden eingeladen in Pla- nung befindliche Standorte für gewünschte Kleinwasserkraftwerke dem Lea- dermanagement bzw. dem Umweltbundesamt zu melden. Informationen über bestehende Wasserkraftstandorte und geplante Vorhaben wurden vom Lea- dermanager Stephan Maurer gesammelt und an das Umweltbundeamt übermit- telt. Diese Daten wurden mit Vertretern des Landes Salzburg abgeglichen und erweitert. Für Information bzgl. der geplanten Strommenge in MWh pro Jahr, der geplan- ten installierten Leistung in MW und der prognostizierten Volllaststunden pro Wasserkraftwerk wurden Mag. Kendlbacher von der Wasserrechtsbehörde der Bezirkshauptmannschaft St. Johann im Pongau und Dipl. Ing. Fersterer, Leiter des Wasser-Informationssystems (Salzburger Landesregierung, Fachabteilung Wasserwirtschaft) kontaktiert. Die erforderlichen Daten für einen Vergleich mit anderen Energieträgern konnten über Informationen der KraftwerksbetreiberIn bzw. aus dem Wasserbuch nicht für alle Kraftwerke ermittelt werden, wodurch eine Potenzialabschätzung keine seriösen Ergebnisse erbracht hätte. Eine Liste der bestehenden Wasserkraftwerke im Pongau wurde von Herrn Dipl. Ing.

Umweltbundesamt  Wien, 2012 91 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Nachhaltige Wasserkraftnutzung

Sendlhofer vom Land Salzburg, Fachabteilung Wasserkraft zur Verfügung ge- stellt. Von Bürgermeister Aichhorn aus der Gemeinde Kleinarl wurde die Information zur Neuerrichtung einer aufgelassenen Anlage übermittelt. Projektwerber Lo- renz Fritzenwallner ist interessiert im Viehhofgraben in Kleinarl ein Kleinwas- serkraftwerk zu erreichten. Mit dem Projektwerber und Bgm. Aichhorn wurden vor Ort Möglichkeiten für die Herangehensweise der Einreichung des Projektes diskutiert und der Kontakt zur Wasserkraftberatung Salzburg (Dipl. Ing. Sendl- hofer) hergestellt. Ein grober Vergleich der Wasserkraftnutzung mit anderen Energieträgern ba- siert meist auf der Gegenüberstellung der Volllaststunden, damit ist Zeit in Stunden bezeichnet, in der mit der Nennleistung, unter Volllast, die gleiche elektrische Arbeit pro Jahr etwa in einem Kraftwerk rechnerisch erbracht wer- den könnte. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Lebensdauer der Kraftwer- ke. Daraus ergibt sich folgender Vergleich für erneuerbare Energien:  Wasserkraft: 3500 – 5000 Volllaststunden, Lebensdauer bis 100 Jahre  Windkraft: 1600 – 2000 Volllaststunden, Lebensdauer: 25 Jahre  Photovoltaik: < 1000 Volllaststunden, Lebensdauer: bis 30 Jahre Die Wasserkraft steigt bei diesem Vergleich vergleichsweise gut aus, es ist al- lerdings anzumerken, dass die Leistung von Wasserkraftwerken im Winter auf Grund der geringen Wasserführung der Gewässer drastisch abnimmt. Die Energieumwandlung kann jedoch mehrere Wochen bis Monate ohne größere Verluste aufgeschoben werden.

8.6 Empfohlene Maßnahmen und Aktionen

Die Anwendung des Kriterienkatalogs Wasserkraft für die Bewertung neuer Pro- jekte im Pongau wird als sinnvoll erachtet, wobei angemerkt werden muss, dass der Kriterienkatalog nur eine Richtung vorgeben kann. Ein Vorprojekt kann die- ser Kriterienkatalog nicht ersetzen, aber es schafft Planungssicherheit und eine objektivierbare Basis zur Verständigung der Interessensgruppen. Die generelle Vorgansweise sollte von der Projektidee bis zur Einreichung eines Vorprojekts führen, in dem die wasserwirtschaftlichen und ökologischen Aspek- te abzuklären sind. Die Kontaktaufnahme mit der wasserwirtschaftlichen Pla- nung, bzw. mit der Salzburger Wasserkraftberatung wird schon in der Frühpha- se eines Projektes dringend empfohlen. Folgende Empfehlungen wurden im Rahmen des Projektes MUFLAN formuliert:  Nutzen des bestehenden Potenzials erneuerbarer Energieträger unter Berücksichtigung ökologischer Kriterien. Ein Vergleich der Wasserkraft mit anderen erneuerbaren Energieformen wie Photovoltaik und Wind- kraft sollte durchgeführt werden (auch bei Einzelstandorten).  Durchführung einer energiewirtschaftlichen Optimierung von bestehen- den Anlagen und dabei auch Setzen von Maßnahmen zur Verbesse- rung des ökologischen Zustands, wie z.B.: Errichtung von Fischwan- derhilfen, ausreichende Restwasserdotation und Uferstrukturierungen.

92 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Nachhaltige Wasserkraftnutzung

 Nutzen von Synergien: Speicherteiche für Beschneiungsanlagen könn- ten auch als Pumpspeicher für die Energiegewinnung genutzt werden, Trinkwasseranlagen bieten in einigen Fällen ein Potenzial zur Wasser- kraftnutzung - wobei der Bedarf nachzuweisen ist.  Die Planung und Errichtung von Wasserkraftlagen im Pongau sollte nicht um jeden Preis, z.B. auf Kosten von ökologisch wertvollen Le- bensräumen (siehe auch Kapitel 4 Perspektiven naturschutzfachliche Lebensräume) erzwungen werden.

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98 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Abbildungsverzeichnis

10 ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Themenbereiche des Projektes MUFLAN ...... 8 Abbildung 2: Fokusgruppentreffen am 13. Dezember 2012 in Schwarzach im Pongau (Fotos Ferner) ...... 9 Abbildung 3: Beispiel für Konflikt von Skitourenrouten mit Wildruhezone, Datenquellen: Google Earth, Respektiere deine Grenzen, www.geo- coaching.net ...... 16 Abbildung 4: Teilansicht der Wildruhezone „Großarl – Ebenalm“, Foto: M. Weiß ...... 17 Abbildung 5: Detailausschnitt Gesamtvitalität (grün: hoch; gelb: stabil; rot: problematisch); Datengrundlage: SAGIS, INVEKOS, ÖK50, eigene Berechnung ...... 21 Abbildung 6: Detailansicht Sichtbarkeitsanalyse Wanderung Tappenkarseealm; Datengrundlage: SAGIS, ÖK50 ...... 23 Abbildung 7: Überblick über gefährdete Waldbiotoptypen im Pongau (Quelle: SAGIS) ...... 31 Abbildung 8: Gefährdete Waldbiotoptypen mit den flächenmäßig höchsten Anteilen im Pongau...... 32 Abbildung 9: Detailausschnitt mit der Darstellung der Naturnähe (Quelle: GRABHERR ET AL., 1998) ...... 33 Abbildung 10: Naturnähestufen des Pongauer Waldes in % (Quelle: GRABHERR et al., 1998). 35 Abbildung 11: Detailansicht Biodiversitätsmaße Werfenweng ...... 43 Abbildung 12: Werte des Biodiversitätsindex für die Pongauer Gemeinden .... 47 Abbildung 13: Beispiel für Artenlisten der Schmetterlinge ...... 49 Abbildung 14: Tauern-Weide (Foto: Walter Obermayer, mit freundlicher Genehmigung des Bildautors) ...... 50 Abbildung 15: Verbreitung der Tauern-Weide im Pongau (oben) und in Österreich (unten) ...... 50 Abbildung 16: Wimper-Steinbrech (Foto: Wagner. Verbreitung des Wimper- Steinbrechs im Pongau (rechts oben) und in Österreich (rechts unten) .... 51 Abbildung 17: Dreiblütiger Spitzkiel (Foto: Schönswetter. Verbreitung des Dreiblütigen Spitzkiels im Pongau (rechts oben) und in Österreich (rechts unten) ...... 52 Abbildung 18: Dunkle Glockenblume (Foto: Wikimedia Commons. Verbreitung der Dunklen Glockenblume im Pongau (rechts oben) und in Österreich (rechts unten) ...... 53 Abbildung 19: Großglockner-Mohrenfalter (Foto: Wikimedia Commons. Verbreitung im Pongau (rechts oben) und in Österreich (rechts unten) .... 54 Abbildung 20: Weißpunktierter Mohrenfalter (Foto: Wikimedia Commons. Verbreitung im Pongau (rechts oben) und in Österreich (rechts unten) .... 55

Umweltbundesamt  Wien, 2012 99 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Abbildungsverzeichnis

Abbildung 21: Kalkalpen-Dammläufer (Foto: Ortwin Bleich - www.eurocarabidae.de.; Hellwigs Dammläufer ist äußerlich nicht zu unterscheiden. Verbreitung der Formen im Pongau (rechts oben) und in Österreich (rechts unten); grün: Hellwigs Dammläufer, blau Kalkalpen- Dammläufer...... 56 Abbildung 22: Ostalpen-Kamelläufer (Foto: Ortwin Bleich, http://www.eurocarabidae.de/; Verbreitung im Pongau (rechts oben) und in Österreich (rechts unten)...... 57 Abbildung 23: Kollars Schneckenkanker (Foto: Christian Komposch. Verbreitung im Pongau (rechts oben) und in Östereich (rechts unten) ..... 58 Abbildung 24: Zylinder-Felsenschnecke (Foto: Wikimedia Commons. Verbreitung im Pongau (rechts oben) und in Österreich (rechts unten) .... 59 Abbildung 25: Bevölkerungsentwicklung im Pongau. Quelle: ÖROK (2010) .... 66 Abbildung 26: Verbauung von landwirtschaftlicher Fläche in ha ...... 67 Abbildung 27: Verbauung von landwirtschaftlichen Flächen in % ...... 68 Abbildung 28: Baulandreserven nach Bodenwertigkeit und Wildbach- und Lawinenverbauung (Beispiel Flachau) ...... 68

Abbildung 29: Leerstanderhebung in Silz, Quelle: PROKOP & BIRLI (2012) ...... 70 Abbildung 30: Ergebnisse der Eigentümeransprache in 3 bayrischen Modellgemeinden. Quelle: Projekt HAI - Handlungshilfen für eine aktive Innenentwicklung ...... 71 Abbildung 31: Potenziale im Ortskern (von links nach rechts): (i) Ärztepraxis im ehemaligen Kino, (ii) Für Wohnungen im Ortskern bietet Ottensheim Schrebergärten, die zu Fuß erreichbar sind, (iii) Die kreative Mittelschule wurde vorerst in einem alten Gebäude am Marktplatz untergebrach. Quelle: PROKOP & BIRLI (2012) ...... 72 Abbildung 32: Beispiel für Generationenwohnen in Thüringen. Quelle: Stiftung Landleben ...... 73 Abbildung 33: Beispiele für Verschneidung des ÖRP mit verschiedenen Datensätzen ...... 76 Abbildung 34 Wasserkraftwerke im Pongau (Quelle: SAGIS) ...... 90 Abbildung 35: Wasserkraftanlagen im Pongau plus Biotoptypen ...... 91

100 Umweltbundesamt  Wien, 2012 MUFLAN: Multifunktionale Landschaften – Tabellenverzeichnis

11 TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: MUFLAN - Aktionsprogramm ...... 10 Tabelle 2: Übersicht Wildruhezonen Salzburg und Pongau ...... 15 Tabelle 3: Ergebnis Konfliktanalyse Wildruhezonen und Skitourenrouten ...... 15 Tabelle 4: Indikatoren zur Bewertung der Almenvitalität ...... 19 Tabelle 5: anonymisierte Beispieltabelle für Indikatoren und Gesamtvitalität der untersuchten Almen im Pongau ...... 20 Tabelle 6: Übersicht Almenvitalität und Maßnahmenpriorisierung ...... 20 Tabelle 7: Sichtbarkeitsanalysen Almwanderungen im Pongau ...... 22 Tabelle 8: Zusammenfassung Maßnahmen Bewirtschaftungstrend ...... 25 Tabelle 9: Zusammenfassung Maßnahmen Erreichbarkeit ...... 26 Tabelle 10: Zusammenfassung Maßnahmen Futterflächenanteil ...... 26 Tabelle 11: Zusammenfassung Maßnahmen Weidedruck ...... 27 Tabelle 12: Zusammenfassung Maßnahmen Hangneigung ...... 27 Tabelle 13: Potenziell natürliche Waldgesellschaften im Pongau (ÖWI 1992/96)...... 29 Tabelle 14: aktuelle Baumartenverteilung im Pongau (ÖWI 2007/09)...... 29 Tabelle 15: Vereinfachter Ausschnitt mit gefährdeten Waldbiotoptypen ...... 30 Tabelle 16: Kleinflächige, gefährdete Waldbiotoptypen im Pongau...... 32 Tabelle 17: Beschreibung der Naturnähestufen der österreichischen Wälder nach GRABHERR et al., 1998 (verkürzt) ...... 33 Tabelle 18: Naturnähe der Wälder nach Gemeinden ...... 34 Tabelle 19: Naturnähestufen Pongau - Österreich im Vergleich (Quelle: GRABHERR et al., 1998) ...... 35 Tabelle 20: Allgemeine Organisationsebenen und Maßstäbe der Biodiversität. Die verwendeten Biodiversitätsmaße betreffen die rot markierten Bereiche ...... 42 Tabelle 21: für den Pongau verwendete Biodiversitätsmaße und ihre Bestimmung ...... 42 Tabelle 22: Korrelation zwischen den Biodiversitätsmaßen (Originalmaße) .... 48 Tabelle 23: Korrelation zwischen Biodiversitätsmaßen (Rangzahlen) ...... 48 Tabelle 24: Auswahl der Endemiten für den Pongau ...... 49 Tabelle 25: Dauersiedlungsraum im Pongau. Quelle: Land Salzburg (2011) ... 66 Tabelle 26: Bedarf an Wohnbauland bis zum Jahr 2030 und 2050. Quelle: ÖROK (2010) ...... 67 Tabelle 27: Übersicht Rohstoffe im Pongau ...... 77

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Tabelle 28: Übersicht Flächenverteilung und Vorratsvolumen Rohstoffe Pongau ...... 78 Tabelle 29: Flächenbilanz der Verschneidung des ÖRP mit den REKs ...... 79 Tabelle 30: Flächenbilanz der Verschneidung des RÖP mit der digitalen Bodenkarte ...... 80 Tabelle 31: Flächenbilanz der Verschneidung des ÖRP mit dem Waldentwicklungsplan ...... 80 Tabelle 32: Flächenbilanz der Verschneidung des ÖRP mit dem Hemerobiedatensatz ...... 81 Tabelle 33: Liste der bestehenden Kraftwerke im Pongau (quelle: SAGIS, Details siehe Anhang B1) ...... 88

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