Macher und Denker

125 Jahre Gewerbe Olten | 125 Jahre Gewerbe Olten Gewerbe Jahre | 125 enker D

1 2 5 Uptatur aperum la que nobit ex eaquis deratio maxim rernatia ve- Imaione delitatet faceaquiam expel im eiumenda eveliquis lenestores volupta tionsed ut esti ommolor empedipis ut et eaqui corem accuscil et velles as dolum ad eium quodit jahre explabo. Et accus ditaqui deni ulparum temp orecto earc- faci denti offic te etur aut et verro int eium illanda ndenece impora dolum faciperferspid qui abori nus, se volupta rrundis aut quam apistia volorepe consequibus perum es- Imaione delitatet faceaquiam expel im eiumenda eveliquis sus plitint.Arum ipsuntiunt. Et facearc hiciamet exped ex- eaqui corem accuscil et velles as dolum ad eium quodit perio nsequis ad que rent quatem esed estem harumquam Macher und gewerbe faci denti offic te etur aut et verro int eium illanda ndenece aperum la que nobit ex eaquis deratio maxim rernatia ve- rrundis aut quam apistia volorepe consequibus perum es- lenestores volupta tionsed ut esti ommolor empedipis ut et sus plitint.Arum ipsuntiunt. Et facearc hiciamet exped ex- explabo. Et accus ditaqui deni ulparum temp orecto earc- Gewerbe olten perio nsequis ad que rent quatem esed estem harumquam impora dolum faciperferspid qui abori nus, se volupta Olten Baloise Bank SoBa AG Congress Hotel Olten Mungo Befestigungs-Technik AG Feldschlösschen Conz Treuhand AG

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1 2 5 jahre gewerbe olten

125 Jahre Gewerbe Olten 1

Inhalt Mit diesen Firmen verbindet man Werte wie Tradition, Beständigkeit und Qualität. Hinter dem Erfolg ste- hen initiative Unternehmerinnen und Unternehmer. 6

Seit jeher prägten Charakterköpfe das Gewerbe. Sie waren ihrer Zeit meist einen Schritt voraus. Ein faszinieren- der Rückblick von Stadtarchivar Peter Heim. 46

Das Gewerbe präsentierte sich bunt, beweglich und vielseitig. Doch es wur- de nicht nur gefeiert. Ein persönliches Gespräch mit dem Präsidenten. 78

Wie sieht Olten im Jahr 2112 aus? Eine einfache Frage, die nur schwer zu be- antworten ist. Massimo Hauswirth hat sich an ein Zukunftsbild herange- wagt. 102

Selbstbewusst und überraschend, so setzt sich das Gewerbe ins Bild. Die Chefs von unterschiedlichen Firmen überzeugen mit Taten statt vieler Wor- te. 108

Der Grossvater und seine Enkelin spa- zieren durch Olten. Dabei haben Hans Hohler und Maja Emch-Hohler viel Stadtbummel Neues entdeckt und Altes nicht ver- gessen. 174

Produkte und Dienstleistungen aus Olten sind auf der ganzen Welt ge- fragt. Sie überzeugen durch Präzision, Innovation und Qualität. 180

Das Oltner Gewerbe und … die Politik, die Kirche, der Sport, das Gastgewer- be, die Industrie, die Kultur und die Banken. Hier schreiben Menschen, die etwas zu sagen haben. 188 Das Gewerbe Olten präsentiert sich alles andere als kleinkariert und zeigt nicht nur jeweils an der Ballnacht sich selbstbewusst. bunt, fröhlich und beweglich. Deshalb Markus Wolf hat das Jubiläumsjahr steht dieses Bild von Markus Wolf am in Bildern festgehalten. Er war mit Anfang des Jubiläumsbuchs. Es ist ein seiner Kamera an den vielen Anlässen Sinnbild für das Oltner Gewerbe. Es dabei: beim Auftakt ins Jubiläums- gibt nämlich nach wie vor einzigarti- jahr, bei der Eröffnung der Ausstel- ge Läden, innovative Detaillisten und lung im Historischen Museum, beim wagemutige Unternehmer. Tradition, Advents-Apéro oder an der MIO. Beständigkeit und Qualität sind Wer- Die vielen Fotos, Geschichten, Por- te, die Firmen und Produkte aus Olten traits, Rückblicke und Ausblicke zei- seit Jahrzehnten schon auszeichnen. gen: Das Gewerbe in Olten lebt! Es ist

Das Gewerbe bewegt sich, gibt sich bunt, fröhlich und beweglich. n

4 125 Jahre Gewerbe Olten Editorial firmen mit vielen hundert Angestell- ten. Zu sehen, dass es sie noch immer gibt, die Patrons von altem Schrot und Korn, die A und danach auch B sagen. Zu sehen, dass in meiner Stadt enorm vieles entstanden und bewegt worden ist in dieser Zeit seit 1886. Dazu ge- hört unweigerlich auch, dass dies und das schon wieder Geschichte ist. Zum Beispiel mein Cementwerk. Natürlich befremdet es mich, dass in der Altstadt heute Brillenläden statt Handwerkbetriebe dominieren. Aber den Branchenmix konnte ich schon zu meiner Zeit kaum beeinflussen. Umso mehr freut mich das exzellente Gast- roangebot – ich war ja selber mal Bei- zer. Fast sicher bin ich auch, dass die Umfahrung, dieses Jahrhundertpro- jekt, das bald schon der Bevölkerung übergeben wird, unserer Stadt ähn- liche Impulse verleihen kann wie zu meiner Zeit der Bau der Gäubahnlinie und der Bahnhofbrücke. Die Paralle- len sind frappant! Wäre ich noch ein Mann aus Fleisch Gute Ratschläge brauchen Fabian und Blut, mir kämen gewiss die Trä- Aebi und Co. von mir nicht. Aber es nen: Da hatte ich mich im vorletzten nützt der engagierteste Präsident Jahrhundert selber abgemüht, damit mitsamt seinen Mannen nichts, wenn in der Innenstadt reichlich Kutschen- nicht jeder einzelne Gewerbler vor sei- plätze für das Gewerbe und seinen ner eigenen Haustüre einen guten Job Umschlag zur Verfügung standen. macht. Ich gebe dem Verbandspräsi- Das war alles andere als ein leichtes denten recht: Es kann in der Stadt gar Unterfangen. Und nun muss ich fest- nicht genug Unternehmer geben, die stellen, dass der Gewerbeverband und sich einmischen und politisch enga- seine Exponenten sich schon seit Jah- gieren. Wir brauchen Querdenker, wir ren und Jahrzehnten im Kampf für ein brauchen Pioniere, ohne die schon zu verbessertes Parkplatz-Angebot im meiner Zeit nichts entstanden wäre! Stadtzentrum aufreiben. Sie sollen ihre besten Argumente auf Ist in Olten in den letzten 125 Jahren den Tisch legen und so den konstruk- rein gar nichts passiert? Sind die Pro- tiven Dialog provozieren. Dann haben Constantin von Arx d. Ae. bleme aus Sicht des Gewerbes genau wir in Olten auch künftig die Chance (StAO, Fotosammlung) die gleichen geblieben? Zu diesem fa- auf den grossen Wurf. Dann können talen Schluss käme ich wohl oder übel, Fabian Aebis Visionen, die er im Buch hätte ich nicht schon in diesem Buch preis gibt, vielleicht wahr werden. geschmökert. Sie können mir glauben: Ich gratuliere Gewerbe Olten zum Es ist sehr beruhigend zu sehen, was stolzen Jubiläum! Es macht auch für tolle und spannende und innova- mich etwas stolz. n tive Unternehmen das Gesicht dieser Stadt heute prägen. Ein-Mann-Be- Constantin von Arx triebe genauso wie grosse Industrie- Gründungspräsident Gewerbeverein Olten

125 Jahre Gewerbe Olten 5 Thommen DietschiCafé Ring

Oltner Cinemas FirmengescHichten In Olten gibt es viele namhafte Fir- men. Einige sind noch älter als der Gewerbeverband. Mit ihnen verbin- det man Werte wie Tradition, Be- ständigkeit und Qualität. Die Namen hinter Turuvani, Thommen, Bernas- coni oder Bernheim kennt man viel- leicht, die Erfolgsgeschichten we- niger. Es sind Geschichten, die man sich gern am Stammtisch erzählt. An diesem hat auch der Schrift- steller Alex Capus im «Rathskeller» Platz genommen. Er erzählt uns die

Geschichte vom «Chöbu». n

6 125 Jahre Gewerbe Olten Turuvani Maegli Café Ring Bernasconi

Rathskeller Bernheim

125 Jahre Gewerbe Olten 7 Der Rathskeller: Der «Rathskeller» ist das Herz der von einem Wirt namens Emil Buser, Der «Chöbu» ist Stadt Olten. Hier sitzen Lebenskünst- der das Lokal «Baselbieter» taufte, das Herz von Olten ler und Gelehrte, Handwerker und weil er ein Baselbieter aus Nieder- Büroarbeiter, Sportsfreunde und Ge- dorf BL war. Nach nur einem halben werbler aller Couleur zusammen an Jahr aber kehrte er Olten den Rücken langen Tischen und erklären einan- – wieso, weiss man nicht – und über- der die Welt. Hier schmieden Politiker liess den «Baselbieter» einem Oensin- ihre Ränke und Rechtsanwälte fädeln ger namens Otto Bürgi. Dieser führte Geschäfte ein, und jeder kennt jeden den «Baselbieter» drei Jahre erfolg- und im Zweifelsfall sind alle mitein- reich, starb dann aber am 1. Februar ander per Du. Die Wirtefamilie heisst 1900 mit erst 35 Jahren. Zurück blieb Lang – seit über hundert Jahren, in seine Frau Josefina mit zwei kleinen vierter Generation. Kindern und dem grossen Gasthof. Die Anfänge des «Rathskellers» ge- Zum Glück waren Stammgäste und hen zurück auf ein Unglück, das sich Freunde des Hauses zur Stelle, der Anfang 1900 ereignete. Das Haus an Witwe zur Hand zu gehen. Einer von der Stadtmauer war damals ganz neu ihnen war der 26-jährige Werner und hatte noch nichts von dem mittel- Lang, der zweite Sohn des Tapezie- alterlichen Charme, für den es heute rers und Möbelhändlers Julius Lang berühmt ist; es war erst 1896 anstelle am Oberen Graben, der aus Oftrin- alter Pferdestallungen erbaut worden gen zugewandert war. Werner war ein

8 125 Jahre Gewerbe Olten kunstsinniger junger Mann mit Inte- mit Holz ausgekleidet und das Gebälk Oltner Tagblatt am 27. Juli 1905, die resse fürs Bibliothekswesen und den mit Schnitzereien verziert. In die Ecke grössten der Schweiz. Antiquitätenhandel, darüber hinaus kam ein bemalter Kachelofen und Als der Umbau des Gasthauses been- ein glühender Patriot und überzeug- in die Fensteröffnungen im zweiten det war, taufte Werner Lang das Lo- ter Republikaner. All das scheint der Stock wurden die mittelalterlichen kal gut altdeutsch in «Rathskeller» Witwe gefallen zu haben. Jedenfalls Leibungen der Herberge «Zum Löwen» zu Ehren des benachbarten Rathau- führte Josefina Bürgi den sechs Jahre eingebaut, der fünfzig Jahre zuvor ses, in dem heute die Stadtbibliothek jüngeren Werner Lang noch vor Ab- eine neue Fassade erhalten hatte. untergebracht ist. Man kann vermu- lauf des Trauerjahrs zum Standesamt Woher der junge Mann das Geld für ten, dass er damit das demokratische und machte ihn am 14. Januar 1901 zu den teuren Umbau nahm, ist seinen Selbstbewusstsein der Oltner Bürger ihrem Ehemann, zum Stiefvater ihrer Nachfahren bis heute nicht ganz klar. zum Ausdruck brachte, die nicht län- Kinder und zum Wirt und Eigentümer Das väterliche Tapezier- und Möbelge- ger Untertanen der Solothurner Feu- des «Baselbieters». schäft am Oberen Graben, das in spä- dalherren sein wollten. In der Folge stellte sich aber heraus, teren Jahrzehnten nationale Bekannt- Es war erst wenige Jahrzehnte her, dass Werner nicht gewillt war, sich heit erreichen und die Familie reich dass Olten das Joch des Solothurner untätig ins gemachte Nest zu set- machen sollte, steckte noch in den An- Aristokratenregimes abgeschüttelt zen. Er beauftragte den Architekten fängen. Immerhin hatte Werners Bru- und sein eigenes republikanisches Walter Belart, das Haus aufwendig der Julius gleichzeitig das elegante Gemeinwesen geschaffen hatte. Die umzubauen in jenem historisierend- Möbel Lang-Stammhaus eingangs der wichtigen Bürgerfamilien der Stadt altdeutschen Stil, in dem es sich heu- Altstadt erbaut. Dessen Schaufens- – die Munzingers, Hammers und von te präsentiert. Die Gaststube wurde ter waren damals, so berichtete das Arxens, aber auch die Büttikers, Trogs

125 Jahre Gewerbe Olten 9 Josefina Lang-Bürgi, Urgrossmutter von Roger und John Lang. Jules Lang, Gründer Möbel-Lang, Ururgrossvater.

und Distelis – hatten sich ihr eigenes Stolz von Gott bestraft und vom Blitz ben ihm mit einem Krug als Insigni- Grundgesetz gegeben und ihre eigene erschlagen wird. Daneben steht: «Der um der Gastfreundschaft. Der kleine Regierung eingesetzt, und sie hatten Hochmuth seinen Meister fand/ Die Blondschopf zuvorderst ist ihr erster Schulen, Museen, Bibliotheken, Kir- Herrenburg vom Boden schwand/ Es gemeinsamer Sohn Hugo, der damals chen sowie ein Stadttheater und einen schuf zum ewigen Bestand/ Das Volk drei Jahre alt war und den «Raths- Konzertsaal gebaut. Fehlte nur noch sein freies Vaterland.» keller» 1940 bis 1979 führen sollte. ein Rathskeller. Von Oltner Trotz gegen die Obrigkeit Im Hintergrund stehen fahnen- und Besonders gefeiert wurden die Errun- zeugt auch das gegenüberliegende, in hellebardenschwingend Hugos zwei genschaften von 1848 landauf, landab die Altstadt weisende Fresko, das den Grossväter, in der Mitte paradiert mit an den Schützenfesten, wie sie Gott- Auszug der Oltner in den Bauernkrieg prächtigem Schnauzbart und Streit- fried Keller im «Fähnlein der sieben 1653 wiedergibt. Im Hintergrund ist axt sein Onkel Jules Lang Junior, der Aufrechten» verewigt hat. Als das So- zwischen Hellebarden und Dreitan- Bruder des Wirts und Erbauer der gro- lothurner Kantonal-Schützenfest 1905 nen-Fahne schon der «Rathskeller» zu ssen Schaufenster; am rechten Rand zum dritten Mal nach Olten vergeben sehen, obwohl dieser doch eigentlich ist Architekt Belart verewigt, und in wurde, liess Werner Lang die Fassa- erst 250 Jahre später erbaut wurde, der kleinen, bescheidenen Figur lin- den seines Wirtshauses in vaterlän- und in den Gesichtern der Aufstän- kerhand könnte sich Künstler Kniep discher Begeisterung vom Zürcher dischen erkennt man eindeutig die selber im Profil portraitiert haben. Maler Emil Kniep ganzflächig mit Ma- Wirtsleute und ihre Freunde. «Das Haus ist so eine wahre Sehens- lereien verschönern. Werner Lang selber liess sich als würdigkeit von Olten», schrieb das Die äussere, dem Kloster zugewandte eidgenössischer Landsknecht mit Oltner Tagblatt am 27. Juli 1905, «des- Fassade zeigt seither den letzten Froh- Schweizerkreuz auf der Brust abbil- sen Besuch sich für Fremde und Ein- burger Grafen, der für seinen feudalen den, seine Ehefrau Josefina steht ne- heimische wohl lohnt».

10 125 Jahre Gewerbe Olten Das Schützenfest war ein voller Erfolg auf dem Fresko, war unterdessen zu der aktuelle «Rathskeller»-Chef Roger und der «Rathskeller» fortan ein be- einem Mann von dreissig Jahren he- Lang bis heute in der Wirtewohnung liebter Treffpunkt für die Schützen aus rangewachsen und wäre gern als Wirt hütet. der ganzen Region. Mit ihnen kamen in die Fussstapfen des Vaters getre- 1928 heiratete Hugo Lang eine Ber- die Politiker in den «Rathskeller» und ten. Aber er musste sich gedulden. Die tha Wyss aus Kappel. 1929 kam unter mit diesen die Fasnächtler, am Schul- Mutter liess ihn wohl im Betrieb mit- dem Dach des «Rathskellers» der erste fest kamen die Lehrer und zur Chilbi arbeiten, aber Chefin blieb sie selbst. Sohn Urs zur Welt, 1932 der zweitge- die Dörfler aus dem Umland – und so Hugo Lang hatte nach der Schule eine borene Martin. In der Gaststube aber ergab es sich, dass der «Chöbu», wie kaufmännische Lehre bei der Erspar- führte weiter Hugos Mutter, die in ih- er schon bald in Anspielung auf das niskasse Olten gemacht, dann war er rem Leben schon zwei Wirte zu Grabe meistverwendete Bierglas hiess, weit- als Handelsmann in die weite Welt getragen hatte, das Regiment. Erst am herum Bekanntheit erlangte als eines hinaus gezogen. Seine Nachfahren 1. November 1943 übergab sie den Be- der beliebtesten, wenn nicht das be- berichten, dass er ein Handelskon- trieb dem Sohn, behielt aber ihr Wohn- liebteste Lokal im Städtchen. tor in Belgisch-Kongo führte; jeden- recht im Obergeschoss des «Rathskel- Werner Lang blieb «Rathskeller»-Wirt, falls pflegte er nach seiner Heimkehr lers». So richtig Herr im Haus wurde bis er am 21. März 1933 starb. Danach Schlangenhäute und Löwenfelle zu Hugo erst fünf Jahre später, als die führte seine Frau Josefina, nunmehr verschenken, wenn er Schulden bei Mutter 1948 fast 80-jährig starb. zum zweiten Mal verwitwet und 65 den reichen Verwandten vom Möbel- Und als er erst einmal Chef war, woll- Jahre alt, den «Rathskeller» weiter. Ihr geschäft hatte. Ein Relikt aus jener te er das auch bleiben bis ans Ende Sohn Hugo, der kleine Blondschopf Zeit ist ein Elefantenstosszahn, den seiner Tage. Seine Ehe war nicht glücklich. Bertha Wyss zog aus dem Rathskeller aus, die Söhne blieben beim Vater. Der zweitgeborene Martin Rathskeller (ca. 1901), Seite Klosterplatz. machte nach der Schule eine Kochleh- re im Bahnhofbuffet Olten, arbeitete eine Weile in der «Traube» in Zofingen und war dann mit der Speisewagenge- sellschaft in der ganzen Schweiz un- terwegs. Nach ein paar Jahren kehrte er wegen gesundheitlicher Probleme in den «Rathskeller» zurück. Sein älterer Bruder Urs ging mit 16 Jahren nach La Neuveville am Neu- enburgersee und lernte Französisch, dann machte er eine Kellnerlehre im Restaurant de la Paix in . 1956 lernte er in Basel die Coiffeuse Heidi Boser kennen und heiratete sie wenig später. 1957 kam die erste Tochter Da- nielle zur Welt, 1958 die zweite Tochter Simone. Schon zu Beginn seiner Lauf- bahn hatte Urs Lang sich zum Ziel ge- setzt, eines Tages als Wirt nach Olten zurückzukehren. Weil er aber wuss- te, dass sein Vater den «Rathskeller» noch viele Jahre nicht aus der Hand geben würde, ging er nach Basel und übernahm einen Gasthof als Pächter. Das Restaurants Batterie war ein volkstümliches Ausflugslokal im Bru- derholz; seinen Namen hatte es von

125 Jahre Gewerbe Olten 11 Grossvater Berger (Oensingen) (A); Jules Lang (B); Walter Bellart, Architekt (C); Emil Kniep, Maler (D); Jules Lang jr. (E); Werner Lang (G) mit Gemahlin Josefina (F); Hugo Lang (H).

den alten Befestigungsanlagen am westlichen Stadtrand. Die Geschäfte liefen gut, die Kinder gediehen. Am Sonntag, dem 13. August 1959, aber ereilte die Familie ein Unglück. Beim Zähneputzen bemerkte Urs Lang, dass sein rechter Mundwinkel herunter- hing. Er rief seine Frau um Hilfe, aber die konnte nicht aus dem Bett steigen, weil ihr die Beine nicht mehr gehorch- ten. Urs und Heidi Lang hatten sich mit Kinderlähmung angesteckt, wahr- scheinlich bei einem Gast im Restau- rant. Zwar gab es seit Kurzem einen wirk- samen Impfstoff, aber der war bisher erst an Kinder abgegeben worden. Die Töchter Danielle und Simone waren geimpft und blieben von einer Anste- ckung verschont, und auch die Eltern Lang erholten sich einigermassen von der Erkrankung. Aber geschäft-

12 125 Jahre Gewerbe Olten dent John F. Kennedy erschossen wur- Restaurant war erst 1976 in Genf de. Als Heidi Lang am 3. August 1964 eröffnet worden – schmuggelte Urs ihren zweiten Sohn zur Welt brachte, Lang nach jedem Amerika-Besuch ei- gab sie ihm den Rufnamen John zu nige Packungen ein und verteilte sie Ehren des ermordeten Präsidenten, an Oltner Bäckereien mit dem Auftrag, und als Hommage an Texas erhielt diese zu kopieren. Erste Lieferantin- John den Mittelnamen Tex. nen waren die Altstadt-Bäckereien Die vier Kinder wuchsen als ameri- Bösch und Kaltenbach. Als Urs am 25. kanische Kinder an amerikanischen August 1992 einem langen Krebsleiden Schulen heran. Untereinander spra- erlag, führte die Witwe mit den Söh- chen sie englisch, nur mit den Eltern nen das Lokal weiter. Die Schwestern Schweizerdeutsch. Alle paare Jahre kehrten in die USA zurück. Danielle kehrte die Familie während der Som- gründete ein Möbelgeschäft, Simone merferien nach Olten zurück und be- trat als Technikerin beim Computer- suchte die Verwandten im «Rathskel- bauer Hewlett Packard ein. ler». Dort machte sich Mitte der 1970er Seit 1996 sind Roger und John Lang zu Jahre bemerkbar, dass den alternden gleichen Teilen Inhaber des «Rathskel- Wirt allmählich die Kräfte verliessen lers». Der ältere agiert als Wirt in der und sein zweiter Sohn Martin krank- Gaststube und in der Öffentlichkeit, heitshalber nicht mehr imstande war, der jüngere kümmert sich im Hinter- den Betrieb ordentlich zu führen. grund um Verwaltung und Logistik. Buchhalterische und hygienische Pro- Ein schwerer Schlag für das Unterneh- bleme stellten sich ein, die Beiz geriet men war es, als am 15. Januar 1999 ein ins Gerede als Drogenumschlagplatz Grossbrand das historische Bauwerk und Schlägerlokal. Vergeblich bot Urs schwer beschädigte. Die Gaststube im Urs Lang (oben) und Manuela, die heute noch an, seinen Posten im Warwick Hotel Erdgeschoss konnte nach viereinhalb im «Rathskeller» serviert. (Bilder ca. 1980) aufzugeben und den «Rathskeller» Monaten wieder eröffnet werden, der wieder in Schuss zu bringen. Sein Va- gesamte Wiederaufbau dauerte rund ter blieb dabei: Er wollte Chef bleiben ein Jahr. lich waren sie ruiniert. Im Restaurant bis ans Ende seiner Tage. Seither haben Roger und John Lang «Batterie» blieben die Gäste aus, aus Hugo Lang starb am 14. Mai 1979. den Betrieb kontinuierlich moderni- Furcht vor einer Ansteckung wollte Sofort eilte Urs Lang mit den Seinen siert und ausgebaut. 2011 konnten sie sich niemand mehr von ihnen bewir- aus Houston herbei, um seinem Bru- das benachbarte Restaurant «Kreuz» ten lassen. Also brachen sie ihre Zelte der Martin und Stiefbruder Werner hinzukaufen; in den Obergeschossen in Basel ab und gingen nach Luzern, zur Seite zu stehen. Der ältere Sohn wurden sechs Hotelzimmer eingerich- wo Urs eine Anstellung als Chef de Roger kehrte im Herbst nochmal für tet, nach Abschluss der Arbeiten sol- Service im Hotel Astoria fand. ein Jahr nach Houston zurück, um die len es deren 14 sein. 1962 kam in der Luzerner Klinik St. High School abzuschliessen, dann ab- Heute sind die Brüder Lang fünf- Anna der erste Sohn Roger zur Welt, solvierte er die Hotelfachschule in der zig und achtundvierzig Jahre alt, ein der ab 1996 den «Rathskeller» führen Schweiz und sammelte Berufserfah- Jahrzehnt oder zwei wollen sie dem sollte. Schon im folgenden Jahr aber rung in verschiedenen grossen Hotels; «Rathskeller» sicher noch vorstehen. kündigte Urs Lang seine Stelle im «As- in der Familie war man sich einig, Was danach sein wird, weiss niemand. toria» und packte wiederum die Koffer dass er eines Tages den «Rathskeller» Mit Rogers Tochter Chayenne wächst – diesmal, um mit der ganzen Familie übernehmen würde. in der Wirtefamilie Lang die fünfte nach Amerika auszuwandern und ein Der Vater führte das Lokal 13 Jahre Generation heran. Wie man hört, in- grosses Hotel in Houston, Texas zu lang. Eine seiner grossen Neuerun- teressiert sich Chayenne bisher nicht übernehmen. Es war Sommer 1963, als gen bestand darin, dass er 1980 die sonderlich fürs Gastgewerbe. Aller- Urs und Heidi Lang mit den drei Kin- berühmten «Chöbu»-Hamburger ein- dings ist sie erst neun Jahre alt. Qui dern in Houston ankamen, und es war führte. Weil es damals in der Schweiz vivra, verra. n ein Schock für sie, als wenige Monate noch keine geeigneten Brötchen zu später in ihrer neuen Heimat Präsi- kaufen gab – das erste McDonald’s- Alex Capus

125 Jahre Gewerbe Olten 13 Bernheim: Am 23. Mai 1931 öffnete das Mode- verändern. Kleider machen haus Bernheim in der Altstadt erst- Gut gekleidet öffnen sich viele Tü- noch immer Leute mals seine Türen und in Olten be- ren. Wer mit verwaschenen Jeans gann ein neues Modezeitalter. Auch zum Vorstellungsgespräch in einen 80 Jahre danach steht der Name noch Betrieb kommt, wo eine gepflegte Er- immer für Qualität, Stil- und Modebe- scheinung zur Tagesordnung gehört, wusstsein. Alain Bernheim führt das wird den Job kaum erhalten. Wer mit Unternehmen in dritter Generation: kurzen Hosen und weissen Socken zur Das sind vier Geschäfte in Olten und Arbeit in eine Bank geht, steht schnell Aarau mit 92 Mitarbeitenden. mit «abgesägten» Hosen da. Wer beim «Kleider machen Leute». Diese Novel- ersten Rendez-vous aber modisch ge- le schrieb Gottfried Keller 1874. Ein kleidet und farblich perfekt gestylt Schneiderlehrling wird aufgrund sei- seiner Herzensdame gegenübersteht, ner Kleidung versehentlich für einen hat gute Karten. «Kleider haben viel polnischen Grafen gehalten. Er nutzt mit Emotionen zu tun. Sie können die Situation solange aus, bis die Täu- gute und schlechte Gefühle auslö- schung auffliegt. «Dass Kleider Leute sen», bemerkt Bernheim. Deshalb will machen, ist heute noch so», sagt Alain das gleichnamige Traditionsgeschäft Bernheim. «Ob ich mit Anzug oder in nicht nur Kleider verkaufen, sondern legerer Bekleidung in ein Restaurant stilgerechte Mode, passend zu Mann gehe, ich verhalte mich anders.» Bern- und Frau. Dazu gehöre auch eine Stil- heim lacht. Kleider würden Menschen und Farbenberatung. Die Stärke des

14 125 Jahre Gewerbe Olten Modehauses ist denn auch die persön- rückblicken als ihr Sohn. Die Mode heim, dem Grossvater von Alain, ist liche Beratung. «Wir wollen Gefühle selber hat sich sehr verändert. «Frü- nachzulesen: «In meinem modern wecken», sagt Bernheim. Früher kaufte her waren die Leute formeller geklei- eingerichteten Haus für Herren- und der Kunde «nur» Kleider, heute Mode, det.» Doch dieses Formelle ist längst Damenkonfektion, Wäscheartikel sprich Lebensgefühl. «Früher gab es wieder in neue Modeströmungen ein- und Stoffe findet jedermann das Ge- hingegen klare Trends. Alle mussten geflossen. «Die Mode wiederholt sich wünschte. Mein Bestreben geht dahin, diese Hose, diesen Jupe oder diese immer wieder – natürlich anders. Alte durch die Führung äusserst vorteil- Marke haben», erzählt Bernheim. Heu- Stilelemente werden neu erfunden», hafter Preise, durch die grosse Aus- te sei dies anders. Klare Trends seien sagt Alain Bernheim. Wichtig gewor- wahl und die streng reelle Bedienung nicht mehr erkennbar. Auch die Mode- den sei beispielsweise die Funktiona- allen Ansprüchen zu genügen.» welt dreht sich viel schneller. lität der Kleidung. Damals war Hedi Bernheim gerade mal dreijährig. Jahre später wird sie Mode wiederholt sich Als die Massen ins Modehaus selber erleben, dass Bernheim die immer wieder strömten Nachfrage der Kundschaft gar nicht Doch was hat sich noch geändert, seit Geändert hat sich aber definitiv das befriedigen konnte. «Wir hatten zu Alain Bernheim vor über zwei Jahr- Kundenverhalten. Bei der Eröffnung wenig Ware. Heute ist es wohl eher zehnten in die Firma eingetreten ist? von Bernheim, man schrieb den 23. umgekehrt», sagt sie. Und sie erwähnt, «Damals gab es in jeder Saison eine Mai 1931, begehrten unglaubliche dass in den Sechzigerjahren Bernheim grosse Lieferung in die Läden. Heute Menschenmassen Einlass ins neue noch die Preisführerschaft innehat- erhalten wir laufend neue Kollektio- Modehaus. Alte Fotoaufnahmen do- te. Will heissen: Beste Qualität zu nen. Bis vierzehn Mal im Jahr.» kumentieren das eindrücklich. In der unschlagbaren Preisen. Bis die ganz Hedi Bernheim kann noch weiter zu- Einladungskarte von Jakob Bern- grossen Modeketten die Vorherrschaft

125 Jahre Gewerbe Olten 15 Die erste und zweite Generation von Bernheim: Céline und Jakob Bernheim (sitzend) und die Geschwister Irma Heymann-Bernheim und Léon Bernheim.

übernahmen und sich seither vieles der Anspruch, qualitativ hochwertige schwer von den schönen Stücken nur noch über den Preis verkauft. Kleidung zu attraktiven Preisen anzu- trennen. «Ich habe sicher mehr davon bieten und die Arbeit immer wieder zu im Kleiderschrank als andere Leu- Eine klare Philosophie hinterfragen. «Erfolg kann träge ma- te», sagt sie. Alain Bernheim benötigt «Wir positionieren uns ganz klar im chen», ist Alain Bernheim überzeugt. weit weniger Platz als seine Mutter. Preissegment Mitte bis obere Mitte», Deshalb «schrübelet» er an jedem De- «Oft denke ich vor lauter Kleider auch sagt Alain Bernheim. Dafür kriegten tail. Die bestehenden Läden in Olten gar nicht daran, dass ich selber wie- Kundin und Kunde einiges geboten. und Aarau – drei Damenmodehäuser der neue brauche. Meine Frau macht Eine mustergültige Beratung bei- und ein Herrenmodehaus – entwi- mich manchmal darauf aufmerksam.» spielsweise. Sie zieht sich wie ein ro- ckeln sich ständig weiter. Oder wie Bernheim lacht. «Ich denke eben zu- ter Faden durch die Firmengeschichte. es der Geschäftsführer des Familien- erst an unsere Kundschaft.» n Kunden würden es schätzen, stilge- unternehmens sagt: «Wir wollen uns recht beraten zu werden. Deshalb for- dort verbessern, wo wir schon sehr dert der Chef von seinen Leuten auch gut sind.» Deshalb steht eine Expansi- viel Leidenschaft. «Wir wollen Emoti- on auch nicht im Vordergrund. In der onen verkaufen. Der Kunde steht im- täglichen Arbeit stelle sich diese Fra- mer im Mittelpunkt.» Bei Bernheim ge gar nicht. Als Unternehmer denkt ist dieser Satz keine Floskel. «Jede und handelt er kurz- und mittelfristig. und jeder im Unternehmen muss sich «Aber was in zehn Jahren sein wird, bewusst sein, dass nicht ich den Lohn kann ich heute nicht sagen.» zahle, sondern die Kunden.» Kleider machen Leute. Hedi Bern- Zu seiner Philosophie gehört auch heim liebt Kleider und kann sich nur

16 125 Jahre Gewerbe Olten Vielzahl von Unterröcken getragen wird.

Sechzigerjahre Für die Frauen ist Twiggy die Stiliko- ne des Jahrzehnts. Mit ihrer schma- len Figur, ihren grossen Augen und dem kindlichen Gesicht prägt sie das Schönheitsideal. Ihr Stil: Mini- rock und enge Blusen. Bei den Her- ren passiert Revolutionäres. Es wird zwischen Büro- und Freizeitkleidung unterschieden. Jeans und Rollkragen- pullis sind vorerst jüngeren Männern vorbehalten.

Siebzigerjahre Hippies, ABBA, Punk: drei radikal unterschiedliche kulturelle Einflüs- se. Genauso bunt entwickelt sich die Mode. Aus Mini wurden Hotpants. Blusen eng geschnitten mit grossem Kragen. Und die Schlaghose setzt sich weltweit in der Damenmode durch.

Grossandrang in der Altstadt vor dem Bernheim-Laden. Im Hintergrund ist die Fassade der heutigen Achtzigerjahre Kreuz-Apotheke zu sehen. Datum der Aufnahme unbekannt. Schrill, bunt, poppig. Die Jugendsze- nen geben die Stilrichtung vor. Netz- hemden, Leggings, Schlauchröcke Mode in den Dreissigerjahre oder weisse Tennissocken. Das Jahr- ­Jahrzehnten Die Damenmode wird eleganter und zehnt geht als dasjenige des schlech- weicher. Anliegende Kleider fliessen ten Geschmacks in die Geschichte ein. dem Körper entlang. Bei den Herren dominiert der zweireihige Anzug. Zy- Neunzigerjahre linder und Filzhut mit breiter Krempe Die Haare werden länger, die Hemden sind Pflicht. kariert. Die Hiphop-Welle und Tech- no prägen die Stile: Baggypants und Vierzigerjahre überlange Shirts; körperbetonte Klei- Der Zweite Weltkrieg bringt die modi- dung, Piercings und Tattoos. sche Entwicklung beinahe zum Still- stand. Stoffrationierung und Zwang In diesem Jahrtausend zu praktischer Kleidung verhindern Neue Modetrends werden nicht ge- jegliche Innovation. schaffen. Altes wird einfach neu er- funden. Bei Frauen und Männern gibts Fünfzigerjahre eine Rückbesinnung auf klassische Am internationalen Modehimmel Schnitte, Farben und Muster. Was zum taucht mit Christian Dior ein neuer Zeitgeist gehört, sind Luxusjeans, De-

Stern auf. Der neue Wohlstand wird signer-Brillen und -Taschen. n selbstbewusst zur Schau getragen. Der Look: ein wadenlanger und weit Aus: Bernheims Jubiläumsausgabe geschnittener Rock, der über einer zum 80-Jahr-Jubiläum

125 Jahre Gewerbe Olten 17 Bild oben: Heutige Druckerei an der Ziegelfeldstrasse 60. Bild unten: Druckerei Dietschi (rechts hinten) von 1902 bis 1925 «auf der Lebern» (heute Solothurnerstrasse 1).

18 125 Jahre Gewerbe Olten Dietschi AG: Das Oltner Tagblatt ist die älteste Ta- Entwicklung, die das Oltner Tagblatt Der Tradition ver­ geszeitung im Kanton Solothurn. Und als ehemals freisinniges Organ im pflichtet – der die Herausgeberin, die Oltner Dietschi Konkurrenzkampf mit andern Partei- Zukunft zugewandt AG, ist im Kanton Solothurn heute das blättern zur führenden Tageszeitung einzige eigenständige Verlagshaus, des untern Kantonsteils Solothurns das eine Tageszeitung herausgibt. werden liess. Während die andern Den Grundstein für das heutige parteinahen Zeitungen nach und nach Druck- und Medienhaus Dietschi AG eingingen, vermochte sich das Oltner in Olten legte mit der Gründung des Tagblatt zu öffnen und sich als Fo- «Volksblatts vom Jura» 1869 der im rumszeitung so zu positionieren, dass damaligen Kulturkampf politisch en- in ihm der politische Meinungswett- gagierte Pädagoge Peter Dietschi, der bewerb stattfinden kann. sich in der Folge zum Redaktor und Drucker in einer Person entwickelte Kooperationen als (siehe Kasten). Gedruckt wurde das ­Überlebensstrategie politisch aufmüpfige liberale Blatt Aber nicht nur die politische Öffnung vorerst im Hof des Gasthauses zur hat dem Oltner Tagblatt das Überle- «Krone» an der Mühlegasse/Kirch- ben gesichert. Für die Zukunftssiche- gasse in Olten, der Peter Dietschis rung und den Ausbau des bedeutungs- Schwiegervater gehörte. Im Zusam- vollsten Druckobjektes der Dietschi menhang mit dem Ausbau vom drei- AG ging diese immer wieder Koope- mal wöchentlich zum täglich erschei- rationen ein, die erste 1968, als mit nenden «Volksblatt vom Jura» musste dem Zofinger Tagblatt eine «Inserate- der Druck ausgebaut und hierfür «auf kombination» für den gewachsenen der Lebern» (heute Solothurnerstrasse Wirtschaftsraum Olten-Zofingen ge- 1) ein Neubau errichtet werden. Die- schaffen wurde. 1988 erfolgte die Aus- ser wurde im August 1875 bezogen. dehnung der Inseratepartnerschaft Drei Jahre später gründete Peter Diet- auf die Solothurner Zeitung, wodurch schi mit viel unternehmerischem Mut der Inseratebrand «Presse 32» ins das Oltner Tagblatt als Tageszeitung. Leben gerufen wurde. 1994 entstand Eine markante zukunftsweisende Ent- die Zeitungskooperation Mittelland scheidung fiel 1925, als die Druckerei Zeitung mit wechselnden Partnern, Dietschi den Buchdruckerei- und Li- zuerst mit Aargauer Tagblatt und Zo- thographiebetrieb der Gebrüder Stolz finger Tagblatt, dann mit Zofinger Tag- an der Jurastrasse kaufte. Im Zuge blatt und Solothurner Zeitung. Und dieser Investition wurde die Dietschi 2002, sechs Jahre nachdem Aargauer & Cie. in eine Aktiengesellschaft um- Zeitung und Badener Tagblatt zur Aar- gewandelt. gauer Zeitung fusioniert hatten, stiess diese ebenfalls dazu. Vom freisinnigen Organ zur Diese Zeitungskooperation, zu der im Forumszeitung Jahr 2006 durch die Übernahme der Einen weiteren bedeutenden Meilen- Basellandschafltichen Zeitung durch stein in der Unternehmensgeschichte das AZ-Medienhaus auch noch ein setzte die Dietschi AG 1966 mit dem Blatt aus dem Raum Basel hinzu kam, Bezug des neuen Geschäftshauses an hat unter anderem 2007 gemeinsam der Ziegelfeldstrasse 60, wo das Un- die Zeitung Sonntag auf den Markt ge- ternehmen auch heute noch domizi- bracht. liert ist. Die Tageszeitung erfuhr in der Folge durch verlegerische Entscheide Hohe Ansprüche als Massstab und eine engagierte sowie zielgerich- Mit Kooperationen und gezielten In- tete Redaktionsarbeit eine erfreuliche vestitionen in Druck, Redaktions- und

125 Jahre Gewerbe Olten 19 Links: Blick in den Maschinensaal der Drucke- rei an der Jurastrasse. Unten: Heute am Ruder bei der Dietschi AG und beim OT: CEO Thomas Müller (rechts) und OT-Chefredaktor Beat Nützi.

Satzsysteme sowie in Infrastrukturen friedigen kann – in der Beratung und hat es die Dietschi AG bis heute ge- im Bereich der Druckvorstufe ebenso schafft, die ständigen Herausforde- wie im Offset- und im Digitaldruck rungen zu meistern. Mit rund 125 Be- sowie in der Weiterverarbeitung. Und schäftigten in Olten und in der Filiale jetzt ist das Unternehmen daran, sich in Waldenburg (BL) ist die Dietschi AG multimedial auszurichten, um sowohl heute das grösste selbstständige Dru- der Leserschaft des Oltner Tagblatts ckerei- und Medienunternehmen im als auch den Akzidenzdruckkunden Kanton Solothurn. neue Angebote zu schaffen und neue Das Unternehmen ist nicht nur im Zei- Nutzwerte zu vermitteln. tungsdruck stark, was über das Oltner Das Firmenmotto lautet seit jeher: Der Tagblatt hinaus eine Reihe von Regio- Tradition verpflichtet – der Zukunft nalblättern und -anzeigern sowie Ver- zugewandt. Die Dietschi AG kann auf bandsorganen beweisen. Die Dietschi viel Know-how und Innovationskraft AG hat sich über die Jahre auch im Be- sowie auf verlässliches Personal und reich des Akzidenzdrucks ein starkes gute Partnerschaften bauen. Das ist Bein aufgebaut. Referenzen von re- das wahre Kapital eines über 140 Jah- nommierten Firmen, die grossen Wert re alten Unternehmens, das seit jeher auf hochwertige Druckerzeugnisse auf treue Leser, Druckkunden und Ak-

(Broschüren, Geschäftsberichte, Ma- tionäre zählen kann. n gazine usw.) legen, beweisen, dass die Dietschi AG höchste Ansprüche be- Beat Nützi

20 125 Jahre Gewerbe Olten Der Firmengründer Der Gründer der heutigen Dietschi AG und des Oltner Tagblatts, Peter Diet- schi, wurde am 3.2.1830 in Lostorf ge- boren und starb am 9.1.1907 in Olten. Der Sohn eines Sigristen absolvierte die Kantonsschule Solothurn und stu- dierte alte Sprachen, Geschichte und Philosophie an den Universitäten Zü- rich, Lausanne, Göttingen und Berlin. Von 1855 bis 1870 unterrichtete Diet- schi Griechisch an der Kantonsschule Solothurn. Im Jahr 1869 gründete er das «Volksblatt vom Jura» in Olten als Oppositionsblatt gegen die Kantons- regierung und 1878 das Oltner Tag- blatt als Organ der Freisinnig-Demo- kratischen Partei, das er als Verleger und Redaktor bis zu seinem Tod leite- te. Leidenschaftlich schrieb er fast für jede Nummer einen Leitartikel. Von 1873 bis 1896 war Dietschi frei- sinniger Solothurner Kantonsrat. Er war 1872 auch an der Gründung der Christkatholischen Kirche der Schweiz beteiligt und gründete 1873 die Katholischen Blätter als christ- katholische Kirchenzeitung. Von 1884 bis 1907 präsidierte er den Synodalrat der Christkatholischen Kirche. Trotz entschiedener freisinniger Hal- tung war Peter Dietschi ein Mann der Mässigung und Toleranz Die entschei- dende Weichenstellung für das politi- sche und publizistische Wirken Peter Dietschis erfolgte 1869: Im Vorfeld der Revision der Kantonsverfassung spitzten sich die Spannungen zwi- schen dem «roten» und dem «grauen» politischen Lager zu. Die liberalen Jungdemokraten machten gegen das 1856 ans Ruder gekommene «rote» Regiment Vigier mobil. Auch Peter Dietschi engagierte sich an vorderster Front bei der «grauen» Vigier-Gegner- schaft, die ihr Hauptquartier in Olten errichtet hatte. Hier gründete Dietschi denn auch als politisches Sprachrohr das «Volksblatt vom Jura» als Vorgän- ger des Oltner Tagblatts, der ältesten

Tageszeitung im Kanton Solothurn. n

125 Jahre Gewerbe Olten 21 Ursula Hohl-Turuvani und ihr Gatte Peter führen das Traditionsunternehmen in fünfter Generation.

22 125 Jahre Gewerbe Olten Turuvani: 1860 hat die Geschichte der heutigen Einspänner die Postpäckli und fuh- Von der Lohn­ Turuvani AG, Spezialistin für Trans- ren sie in gelb-schwarzen Wagen der kutscherei zum porte und Entsorgung, begonnen. Das Post in die Stadt. Jeden Tag fuhr ein Entsorgungs­ Oltner Unternehmen ist eines der äl- Zweispänner für die Schuhfabrik spezialisten testen in der Stadt. Es wird heute in Strub-Glutz mit Schuhen. Holz, Bau- fünfter Generation von Ursula und Pe- materialien und Kohle wurden auch ter Hohl-Turuvani geführt. transportiert. Auch Gesellschaftsfahr- bousack. Was drauf steht, wird darin ten gehörten zum Angebot. Viele Olt- entsorgt. Bauschutt, Gerümpel, Holz, ner Hochzeitspaare liessen sich von Grünabfälle, Sand, Erde, Glas, Metall blumengeschmückten Landauern mit und vieles andere mehr. Der bousack, Pferden in englischem auf Hochglanz ein Kunststoff Big-Bag, ist zu einem poliertem Geschirr durch die Stadt Markenzeichen geworden. Er steht fahren. Charlotte Christen-Aeschba- aber nicht nur vor Häusern, sondern cher schrieb im «Oltner Neujahrs- er steht auch für die Innovations- blatt» von 1988: «Unvergessen ist die kraft eines Unternehmens, dessen Hochzeit von Doktor Richard Büttiker Geschichte irgendwann im Jahr 1860 mit Fräulein Anna Schilling, der Toch- begonnen hat. Damals hiess die Fir- ter des unermüdlichen Arztes am Salz- ma noch nicht Turuvani, sondern trug hüsliweg. Zwölf Landauer erwarteten den Namen ihres Gründers Gotthard die Gäste an der Solothurnerstrasse.» Lütolf. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg wur- Dort, wo heute das Stadthaus in den de Turuvani auch zu Beerdigungen ge- Himmel ragt, betrieb er eine Fuhrhal- rufen. Zwei Rappen zogen einen städ- terei und Lohnkutscherei. In der Fa- tischen Leichenwagen. Auf dem Bock milienchronik ist nachzulesen, dass sass ein schwarz gekleideter Kutscher 1890 seine Söhne Theodor und Oskar der Firma Turuvani. Am Strassenrand das Geschäft übernahmen. Nach ei- standen die Leute und die Männer zo- nem Bruderzwist gründete Theodor gen den Hut zum letzten Gruss. mit seiner Frau Marie Kaufmann an der Tannwaldstrasse ein eigenes Ge- Die harten Jahre schäft. 1895 wurde Tochter Marie Zurück zur Geschichte der Turuvanis. geboren, fünf Jahre später Theodor Mit dem Krieg von 1939 bis 1945 bra- junior. Die Eltern starben in jungen chen harte Zeiten an. Pietro Turuvani Jahren: Marie wurde 43, Theodor wurde zum Fliegerbeobachtungspos- 47 Jahre alt. Die Kinder waren noch ten «Säli» eingezogen. Marie und ihre minderjährig, nur dank ihres Onkels vier Kinder mit dem Stammhalter Pe- xxName?xx Aebi, der an der Basler- ter – der Vater von Ursula Hohl-Turu- strasse eine Sattlerei und ein Leder- vani, die heute das Unternehmen zu- warengeschäft führte, ging die Firma sammen mit ihrem Mann Peter führt nicht in Konkurs. – mussten mit ihren Angestellten al- leine zurechtkommen. Hatten sie doch Zwei Rappen fürs letzte Geleit noch das Heu auf dem Pachtland im 1921 heiratete die junge Marie Lütolf Gheid und im «Tripolis» einzufahren. Pietro Turuvani, einen Italiener, der Heu war das «Benzin» für die Pferde, bei der Atel als Elektrotechniker ar- in einer Zeit, wo vieles rationiert wur- beitete. Ihr Bruder Theodor junior er- de, ein kostbares Gut. Einige Pferde öffnete in Aarburg ein eigenes Trans- wurden von der Armee ebenso einge- portgeschäft. Die Fuhrhalterei in zogen wie auch das erste motorisierte Olten hiess nun Turuvani-Lütolf. Fahrzeug, ein Kipper der Oltner Her- Zur Fuhrhalterei gehörten bis ins stellerin Berna mit Jahrgang 1928. Jahr 1962 Pferde. Täglich luden drei Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte

125 Jahre Gewerbe Olten 23 Links: Auftritt mit Kutsche am Oltner Schulfest (ca. 1950). Rechts: «Züglete» an der Römerstrasse in der Mitte des letzten Jahrhunderts.

Turuvani auf Motorenkraft. 1962 wur- ter Generation führen Peter und Ursu- schrieben, für die Innovationskraft de der Pferdetransport ganz einge- la Hohl nun die Turuvani AG. Beatrice und Kreativität eines Unternehmens, stellt. Um die hohen Investitionen zu Tschanz-Turuvani arbeitet ebenfalls das den Schritt von der Lohnkutsche- verkraften, musste damals die Hübeli- im Büro mit und Markus Tschanz ge- rei zu einem modernen Dienstleis- Liegenschaft an die Stadt Olten (heu- hört dem Verwaltungsrat an. tungsbetrieb für Entsorgung, Trans- tiges Stadthaus) verkauft werden. An port und Gasdepot geschafft hat. Die der Tannwaldstrasse wurden die Erste Adresse für Entsorgung Geschichte der Turuvanis kann wei- Stallungen und Scheunen in Garagen «Mit unserem umfangreichen Mul- tergehen. Die sechste Generation wür- und Werkstätte umgebaut. 1970 folg- denangebot können wir fast jeden de allenfalls schon bereitstehen. n te eine zusätzliche moderne Halle. Die Kundenwunsch erfüllen», sagt Ursu- ehemals 24 Pferdestärken haben sich la Hohl-Turuvani. Heute beschäftigt Quelle: Archiv Turuvani, Oltner Neujahrs­ bis heute auf circa 2 925 erhöht. Da das Traditionsunternehmen an der blätter, 1988. der Platz an der Tannwaldstrasse zu Tannwaldstrasse sieben Chauffeure, eng wurde, stehen heute im eigenen drei Büroangestellte und fünf Mitar- Werkhof in Winznau 3 Welaki (Mul- beiter beim Regionalen Entsorgungs- den), 2 Kranwagen (Mini-Mulden und zentrum an der Industriestrasse. Seit bousäcke), 2 Hakengeräte (Abroller), 2 Frühjahr 2008 können im REZO Pri- Lieferwagen, 1 Pneulader und 1 Bag- vathaushalte und das Kleingewerbe ger. Abfall, Geräte, Holz, Metall, Kleider Peter Turuvani starb 1992 im Alter von und vieles andere mehr zum Entsor- erst 61 Jahren, und elf Jahre später gen bringen. seine Schwester Pia Turuvani. In fünf- Der bousack steht, wie eingangs ge-

24 125 Jahre Gewerbe Olten Mehrere Pferdestärken: ein Berna 5U, 1952.

Oben: Beliebte Turuvani-Hochzeitsfahrten: Im Jahr 1948 liessen sich Dr. Richard Büttiker und Anna Schilling durch Oltens Strassen kutschieren. Unten: Im alten Hof von Gotthard Lütolf begann die Firmengeschichte. Heute steht dort das Stadthaus.

125 Jahre Gewerbe Olten 25 26 125 Jahre Gewerbe Olten Bernasconi: Seit 1947 ist der Weg der Firma Ber- Sprichwort «im Schweisse seines An- Der Weg ist nasconi mit Erfolg tapeziert. Qualität gesichts» auf jemanden zutrifft, dann mit Erfolg ­tapeziert bei Tapeten und Bodenbelägen sowie auf den Sohn eines Gipsermeisters bei der Ausführung von Gipser- und aus dem Tessin. Seine Jugendjahre ha- Malerarbeiten sind auch heute noch ben ihn stark geprägt. Sie bildeten das ein Markenzeichen des Familienunter- Fundament für seine spätere Karriere nehmens. Mit eigenen Liegenschaften als erfolgreicher Unternehmer. in der ganzen Schweiz verfügt Bernas- Anfang der Zwanzigerjahre lebte die coni über ein ansehnliches Immobili- Familie Bernasconi – Vater Pietro, en-Portefeuille. seine italienische Frau Aldina Maria, Geschäftsführer Reto Bernasconi hat Marcel und sein sieben Jahre älte- die Philosophie seines Vaters Marcel rer Bruder Eugen – im Elsass. In der übernommen. «Qualität und Nach- grossen Wirtschaftskrise vor dem haltigkeit steht bei all unserem Tun Zweiten Weltkrieg übersiedelten die an erster Stelle», sagt er. Diese Eigen- Bernasconis nach Olten. Als der Va- schaften waren schon immer die Ba- ter starb, war Marcel dreizehnjährig. sis des Erfolgs. Doch ein Bernasconi Mutter Aldina führte einen Kiosk, um redet nicht gern über sich. Der Fir- die Familie ernähren zu können. mengründer hat viel bewegt, ohne das Nach dem Besuch der Bezirksschule Rampenlicht zu suchen. Der Sohn hält im Froheim verschlug es den jungen es ebenfalls so. Ganz nach dem Motto: Marcel nach Bassecourt in den Ber- «Liefere statt lafere.» ner Jura. Mit dem Kaufmannsdiplom Dabei lohnt sich ein Blick zurück in in der Tasche, das er 1946 erworben die Anfangszeiten des Unternehmens. hatte, besass er nun einen Fähigkeits- Denn Marcel Bernasconi, der von ausweis. Natürlich war es nicht das Freunden «Marcello» genannt wurde, Papier, das ihn zum Unternehmer war ein gewiefter Patron. Wenn das machte. Es war vielmehr der angebo-

125 Jahre Gewerbe Olten 27 rene Instinkt, richtige Entscheidungen wegen des optimalen Anschlusses an auch Geschäftshäuser. In Olten hat zum richtigen Zeitpunkt zu treffen. das Bahnnetz gewählt», erzählt Reto Bernasconi mit seinen Bauten im Oder anders ausgedrückt: Er verfügte Bernasconi. Fustlig, Wilerfeld und im Schöngrund über den notwendigen Riecher. die Aussenquartiere der Stadt mass- Investor und Patron geblich geprägt. «Es war immer sein Ein genialer Schachzug Dieser Entscheid darf als weitsichtig Anliegen, Wohnungen für die Benut- Schon bald gründete Marcel Bernas- bezeichnet werden. Ein anderer gar zer zu konzipieren», sagt Reto Ber- coni im Tapetengewerbe seine eigene als genialer Schachzug. Beim Verkauf nasconi. Sein Vater war aber auch ein Firma. Das erste Büro des Handels- seiner Tapeten hat Marcel Bernasconi Patron, der zu seinen Mitarbeitern betriebs und das Lager der «Bernas- den Zwischenhandel ausgeschaltet. schaute. Schon ein Vierteljahrhundert coni Tapeten» befanden sich an der Seine begehrten Tapeten verkaufte er vor der Einführung der obligatori- Dornacherstrasse in Olten. Doch der direkt an Bauherren und Architekten. schen beruflichen Vorsorge sicherte er Gipsersohn dachte weiter als nur von Bis er schliesslich auch auf den Bau- die Altervorsorge seiner Mitarbeiter der Wand bis zur Tapete. Schon in den plätzen mit eigenen Handwerkern vor durch eine eigene Pensionskasse. Sechzigerjahren spannte der Unter- Ort war. Der Unternehmer wollte aber Kurz nach dem Gymnasium trat Reto nehmer sein Firmennetz über nahe- nicht nur im Tapetenhandel und im Bernasconi in den Familienbetrieb zu alle grösseren Deutschschweizer Bausektor an vorderster Front dabei ein. Er übernahm von Beginn an Ver- Städte. Der Hauptsitz blieb aber im- sein. Er wollte auch als Bauherr und antwortung und führte das Unterneh- mer in Olten, von wo aus heute sieben Investor agieren. men nach dem Tod seines Vaters im Niederlassungen dirigiert werden. Anfangs der Sechzigerjahre trat er als September 2004 weiter. Dabei konnte «Mein Vater hat Olten als Ausgangs- Investor in Olten, Bern, Basel und St. er immer auf die Unterstützung lang- punkt für die Distribution der Tapeten Gallen auf. Dort baute er Wohn- und jähriger Mitarbeiter zählen. Heute

28 125 Jahre Gewerbe Olten Hat die Firma 1947 gegründet: Marcel Bernasconi.

beschäftigt die Firma Bernasconi 120 lassen. Der Einladung von Reto und Mitarbeiter und bildet 15 Lehrlinge Margaret Bernasconi-de Boer zur aus. öffentlichen Unbenennung des Ge- Nicht nur das Unternehmen liegt Reto bäudes wohnten sehr viele Leute bei. Bernasconi am Herzen, er will auch zu Wohl auch deshalb, weil das «Victor- einer qualitativ nachhaltigen Stadt- Meyer-Haus» bei vielen sehr viele Er- entwicklung beitragen. Die Liegen- innerungen wachgerufen hat. Auch bei schaften, die sein Vater einst gebaut Margaret Bernasconi. In diesem weit hatte, werden sukzessive renoviert. über die Region hinaus bekannten Warenhaus absolvierte sie einst ihre Altes bewahren, Neues Lehre als Detailhandelsangestellte in ­schaffen der Porzellanabteilung. Und auch Reto Bernasconi engagiert Nostalgie hin oder her. Altes bewahren sich für die Stadt, meistens aber de- und Neues schaffen. An dieser Philo- zent im Hintergrund. Doch manchmal sophie wird Reto Bernasconi auch in lässt sich sein Wirken nicht verste- den nächsten Jahren festhalten. n cken. 2009 hat er das Victor-Meyer- Haus an der Hauptgasse 11 gekauft, www.bernasconi.ch dort, wo die Suteria feines Erleben versprüht. Damals hiess das Haus «Arena» – mit dem Erwerb hat er den alten Namen aber wieder aufleben

125 Jahre Gewerbe Olten 29 wie es sein Enkel ausdrückt: «Er war ein sehr tüchtiger Uhrmacher. Und ein weitsichtiger.» Meinrad Maegli hatte acht Kinder, die Uhrmachertätigkeit war mehr als ein Nebenwerb – sie war mit der Zeit zu einer Notwendigkeit geworden. Maegli erkannte, dass er mit seinem Handwerk dorthin gehen musste, wo die Kunden sind. «Er sah, dass er aus dem Thal vor die erste Jurakette kommen und in eine Stadt gehen musste. Es war naheliegend, dass er Olten wählte, denn Olten war damals ein blühender, zukunftsorien- tierter Ort. Man denke an die Grün- dung vieler Firmen wie die Berna, Ei- senbahnwerkstätten, Usego, den Bau des Stadttheaters und des Konzert- saals und vieles mehr. So verliess der Landwirt Meinrad Maegli das Thal, um sich in Olten ganz der Uhrmacherei zu widmen. In der Stadt an der Aare richtete er 1907 zunächst ein Uhrmacheratelier in ei- ner kleinen Wohnung neben dem heu- Geschäft an der Kirchgasse 9 (um 1955). tigen Restaurant Zollhaus ein. Dank seines Könnens gedieh das Geschäft. 1910 war es soweit: Maegli eröffnete, 37-jährig, an der Baslerstrasse in je- Bijouterie Maegli: Wer das Oltner Geschäft der Bijoute- nem Gebäude, in dem heute die Gross- «Es geht nur rie Maegli betritt, der sieht: Schmuck bank UBS eine Filiale betreibt, sein mit Leidenschaft» und Uhren in den schönsten Variatio- erstes richtiges Uhrenfachgeschäft. nen, präsentiert in stilvollem, gedie- Damit ist die Bijouterie Maegli ei- genem Rahmen. Welch ein Kontrast ner der ältesten Gewerbebetriebe am zu den Anfängen des erfolgreichen Fa- Platz Olten. milienbetriebs. Diese liegen über 100 Jahre zurück. Meinrad Maegli, Gross- Schicksalsschlag im Jahr 1953 vater von Rudolf A. Maegli, der heuti- Die Entwicklung verlief mit einer ge Inhaber des Stammhauses in Olten, kontinuierlichen Aufwärtsbewegung. führte Ende des 19. Jahrhunderts in Während und nach dem Zweiten Welt- Welschenrohr einen Landwirtschafts- krieg kamen im Rahmen der Entente betrieb. Während der langen Winter zahlreiche Soldaten, Kriegsversehrte betätigte er sich als Uhrmacher. An- und Flüchtlinge in die Schweiz. Auch fangs handelte es sich noch um einfa- nach Olten. Nach Kriegsende, vor der che Uhren mit Holzgehäuse. Rückkehr in ihre Heimatländer, kauf- Im Jura entwickelten sich in den Bau- ten viele mit ihrem Sold eine bleiben- ernhöfen zahlreiche solche meist auf de Erinnerung. Besonderer Beliebt- bestimmte Uhrenteile spezialisierte heit erfreuten sich die Uhren aus dem Werkstätten. Wenige aber zeigten die Hause Maegli. «Meine Mutter stand Ausdauer und Leidenschaft, mit der sonntags im Geschäft und kümmerte Meinrad Maegli zu Werke ging. Oder, sich extra um diese Kunden», erzählt

30 125 Jahre Gewerbe Olten Rudolf Maegli. Die Nachfrage trieb den Umsatz an, aber er relativiert: «Der zusätzliche Umsatz half, den Einbruch während des Kriegs auszu- gleichen.» In den Kriegsjahren hatten die Oltner und die Bevölkerung im Umland auf den Luxus einer Uhr, auf Schmuck sowieso, weitestgehend ver- zichtet. Es waren schwierige Zeiten für das Geschäft gewesen. Nicht nur die Auswirkungen der Welt- politik stellten Familie und Geschäft auf die Probe. 1953 traf das Schick- sal die Maeglis hart. Meinrad Maeg- lis Sohn Franz, der den Betrieb 1950 übernommen hatte, starb nach kur- zer, schwerer Krankheit im Alter von erst 32 Jahren. Seine junge Frau Lilly Maegli-Kamber war im achten Monat schwanger, «die Witwenrente war da- mals minimal. Meine Mutter musste drei Kinder und sich selber durch- bringen. Dafür arbeitete sie fast Tag und Nacht», erzählt Rudolf Maegli. Trotz allem: Für die Witwe war klar, dass sie das Geschäft weiterführen musste. «Sie wusste, wie viel Franz und der Familie der Betrieb bedeute- te, deshalb kam eine Geschäftsaufga- be nicht in Frage.» Das Geschäft war zuvor von der Baslerstrasse an die Kirchgasse gezogen; erfolgreich orga- nisierte Lilly Maegli-Kamber 1963 den Umzug von dort an die Römerstrasse. Die Bestrebungen, das Geschäft am Leben zu erhalten, war die Hauptauf- gabe der zweiten Unternehmergene- ration, an einen Ausbau des bestehen- den Geschäfts oder eine Expansion durch den Aufbau neuer Läden war gar nicht zu denken. Die Situation hatte sich geändert, als mit Rudolf Maegli im Jahr 1978 die dritte Generation das Geschäft über- nahm. Der Betrieb war mittlerweile bestens etabliert. Rudolf Maegli hatte schon als Kind im Ladenlokal mitge- holfen und war später nach Uhrma- cherlehre und der Ausbildung zum Gemmologen in den Familienbetrieb eingetreten. Er widmete sich in den

125 Jahre Gewerbe Olten 31 Folgejahren der Weiterentwicklung Schmuck an. Rudolf Maegli erklärt chen und Liestal Betriebe – es war seines Unternehmens. Die Eröffnung das so: «Olten war noch bis nach dem schliesslich undenkbar, das eigene Fa- des Geschäfts am Klosterplatz in So- Krieg eine eher bescheidene Stadt. Wir milienunternehmen in Olten zu kon- lothurn 1982 war ein lange gehegter sind ja ein Eisenbahnerort, und für kurrenzieren. Meinrad Maegli hatte Wunsch. Zehn Jahre später packte er Eisenbahner war die Uhr wichtig.» aber zudem noch drei Töchter. Und die die Gelegenheit beim Schopf, als das Die Nachfrage nach Schmuck stieg Damen hatten so ihre Ansprüche bei Ladenlokal im Eckgebäude an der Olt- mit dem wachsenden Wohlstand, der der Partnerwahl. «Der Auserwählte ner Hauptgasse 33 frei wurde – dem in der Dreitannenstadt Einzug hielt. musste – unabhängig von der Reihen- Haus des ehemaligen Möbel Lang, «Im Gegensatz zu Olten gab es in Solo- folge – reich, schön, katholisch und «der wohl schönsten Liegenschaft von thurn die Aristokratie, die sich schon nicht geschieden sein», erzählt Rudolf Olten», sagt Rudolf Maegli. Die Bijou- früh Schmuck leisten konnte.» Maegli. Weil schon damals niemand terie Maegli verlegte den Standort von diesem Anforderungsprofil entsprach, der Römerstrasse dorthin. «Das war Die drei Fräulein Maegli sagt Maegli mit einem Schmunzeln, ein wegweisender Entscheid, denn für Apropos Solothurn: Dass Maegli mit blieben die drei ledig und statt ein Le- Geschäfte wie das unsere spielt die einem Geschäft in der Stadt vertreten ben als treusorgende Hausfrauen und richtige Lage eine zunehmend wichti- ist, hat einen etwas kuriosen Hinter- Mütter zu leben, starteten sie mit Un- ge Rolle», sagt Maegli, der sonst um grund. Meinrad Maegli hatte seinen terstützung von Franz Maegli in Solo- seine eigene Person wenig Aufhebens Kindern die Leidenschaft für das Uhr- thurn ihr eigenes Schmuckgeschäft – macht. macher- und Bijouteriehandwerk wei- das Uhrenhandwerk war zu jener Zeit Erst nach und nach erweiterten tergegeben. Die drei Brüder von Franz, Männersache. Nicht lange dauerte es, Maeglis das Sortiment in Olten und der das Oltner Geschäft übernommen bis das Geschäft sich einen Namen boten neben Uhren zunehmend auch hatte, eröffneten in Zofingen, Gren- gemacht hatte. In Solothurn waren die

32 125 Jahre Gewerbe Olten Schulzeiten war ich immer mittwoch- nachmittags im Geschäft. Ich küm- merte mich um die Schaufensterprä- sentation und den Einkauf der ‹Michel Jordi›-Uhrenkollektion.» Mit 17 Jah- ren richtete er im Mövenpick Hotel in Egerkingen einen «Michel Jordi»-Shop ein, sein erstes «eigenes» Geschäft. «Der Hoteldirektor staunte, dass ich die Leitung dafür an einen zur Zeit der Verhandlungen erst 16-Jährigen abgab», sagt Rudolf Maegli. Auch wenn es dem Betrieb selber gut geht, Rudolf Maegli macht sich trotzdem Sorgen. Der Grund ist die Entwicklung des Gewerbes in der Alt- stadt. «Es herrscht Stillstand in Ol- ten», so seine Feststellung mit Blick auf die vergangenen zwei Jahrzehnte. «Es gibt fast keine einheimischen Ge- werbetreibenden mehr, sondern über- wiegend Filialisten und viele Ladenlo- kale stehen leer. Mancher Unwägbarkeit zum Trotz, sind die Voraussetzungen für eine Franziska Maegli-Fuchs, Dominik Maegli, Annelies Maegli-Meister, Rudolf A. Maegli (v.l.). Fortführung des traditionsreichen Betriebs bei soviel Freude und Lei- denschaft für das Metier erfüllt. Ob Dominik Maeglis zweijähriger Sohn Schwestern als «die Fräulein Maegli» Solothurn und Olten eng zusammen, Samuel – dies wäre dann die fünfte bald stadtbekannte Persönlichkeiten, ein Grossteil der Schmuckstücke be- Generation – dereinst das Geschäft in zumal sie in der Öffentlichkeit stets zieht man von dem Unternehmen, zu Olten weiterführen will? Gut möglich, zu dritt auftraten. Noch heute wird dem ebenfalls familiäre Bande beste- sagt Rudolf Maegli – «aber Olten muss

Dominik Maegli, Rudolf Maeglis Sohn, hen: Es geht auf den Vater von Rudolf wieder attraktiver werden». n in Solothurn auf die drei Fräuleins Maeglis Ehefrau Annelies zurück. angesprochen. Als die Schwestern al- Die Begeisterung für ein Metier über www.bijouterie-maegli.ch tersbedingt kürzer traten und sich eine derart lange Zeit hinweg jeweils überdies die Gelegenheit bot, an bes- an die nächste Generation weiterzu- ter Lage am Klosterplatz eine Liegen- geben – wie funktioniert das? Für Ru- schaft zu erwerben, eröffnete Rudolf dolf und Dominik Maegli ist das Re- Maegli 1982 sein eigenes Schmuck- zept einfach: «Es funktioniert, wenn geschäft und schrieb so die Tradition die Kinder merken, dass die Eltern der Familie Maegli in Solothurn fort. ihren Beruf mit Freude und Leiden- Heute gehört Dominik Maegli, der die schaft ausüben.» Er habe zuhause nur vierte Unternehmergeneration reprä- mit Freude und Hochachtung über sentiert, das Solothurner Geschäft. Er das Geschäft gesprochen, sagt Rudolf hat zudem 2010 ein Geschäft in Lu- Maegli. zern eröffnet, welches man zusammen Früh Verantwortung an den Sohn mit der Schmuckmanufaktur Meister zu übergeben, scheint ebenfalls die betreibt. Mit der Manufaktur arbei- Begeisterung gefördert zu haben. tet die Familie seit vielen Jahren in Dominik Maegli erinnert sich: «Zu

125 Jahre Gewerbe Olten 33 youcinema: Olten hat eine lange Kinotradition. Grosses Kino Das erste Kino am Platz war das «Hel- für die Gäste vetia» in der Altstadt. 1927 eröffnete dann Bruno Schibli das Kino Palace an der Aarauerstrasse. «Er hat immer gern gefilmt und fotografiert», sagt sein Sohn Peter. Er zeigt die vielen al- ten Filmrollen, die im Keller des «Pa- lace» als Zeitzeugen lagern. 1972 über- nahmen Peter Schibli und seine Frau Isabelle das Kino. 1998 trat Sohn Kon- rad in die Firma ein, seit 2008 führt er die Kino-Dynastie nun in dritter Generation weiter – heute unter dem Namen «youcinema». Apropos Dynastie: Einst gab es in Ol- ten zwei Kino-Schiblis. Der andere hiess Kurt und war der Cousin von Bruno Schibli. Während Jahrzehnten war das kein friedliches Nebenein- ander, wie sich Peter Schibli erinnert. Die beiden Kinobetreiber waren weit entfernt von der Zärtlichkeit in einem Liebesfilm, «eher wähnte man sich in einem Kriegsfilm.» Peter hat von Kindsbeinen an im Kino seiner Eltern viele Rollen ausfüllen müssen. An der Kasse, als Platzanweiser, als Reiniger oder als Operateur – und da hat er viel mitbekommen. «Wir Kinder mussten halt anpacken, aber ich habe das gern getan», sagt er. Er wurde von seinen Kameraden manchmal schon beneidet, weil er viele Filme ansehen konnte. Zurück zu den Schibli-Dynastien: Es gab doch noch ein Happy End, auch wenn in einem Testament verfügt wurde, die Kinos Rex (später Tiffany), Capitol und das Lichtspiel dürften keinesfalls an die anderen Schiblis (Bruno und Peter) verkauft werden. Später wurden sie es dann doch. Im Jahr 1988 konnten sie die Kinos von Walter Thommen erwerben, der sie den anderen Schiblis abgekauft hatte. Und mit dem 1981 eröffneten «Came- ra» (es wurde 2004 geschlossen) wa- ren alle Oltner Kinos im Besitz der Fa- milie von Peter Schibli. «Danach gab es keinen Platz mehr für mein zwei- tes Hobby», sagt er. Er verkaufte sein

34 125 Jahre Gewerbe Olten Modelleisenbahngeschäft, das er seit rund 17 Franken. «Dafür wird auch de. «Allein mit Filmvorführungen lässt 1964 neben dem Kinobetrieb geführt viel mehr geboten», sagt er lachend. sich ein Kinobetrieb nicht finanzieren. hatte. In seiner Stimme schwingt lei- In der Tat. Heute betreibt Kino-Koni, Sie decken nur achtzig Prozent der ses Bedauern mit. Da werden Erinne- so sein Übername, in Olten, Oftringen Kosten», rechnet Koni Schibli vor. Er rungen an die Anfänge wach. Zuerst und Brugg insgesamt elf Kinosäle. Ei- beschäftigt rund 120 Mitarbeitende, befand sich der Laden im ersten Stock ner wird im «youcinema» noch dazu- was 40 Vollzeitstellen entspricht. So im «Palace». In jenen Räumen führt kommen, ein anderer geschlossen. Das vermietet er seine Kinosäle auch für heute sein Sohn Regie. Dem «Isebähn- altehrwürdige «Capitol» soll in abseh- verschiedenste Anlässe wie Kongresse le» ist der Vater treu geblieben. barer Zeit einer neuen Nutzung über- oder Seminare, betreibt eine Kaffeebar Peter und Koni Schibli sitzen im Ent- führt werden. Damit konzentrieren und das SUBWAY Sandwich-Restau- rée von «youcinema», dem ehemaligen sich die Oltner Cinemas alle auf der rant. Geplant sind auch Übertragun- «Tiffany». Hier begegnen sich zwei rechten Stadtseite. Das «Palace» liegt gen von Sportanlässen oder Kulture- Generationen von Kinobetreibern, die ja nur wenige Schritte vom «youcine- vents. Weitere Einnahmen kommen aber doch während eines Jahrzehnts ma» entfernt. «Kinobesucher entschei- aus der Werbung. «Die gab es schon eng zusammen gearbeitet haben. Der den sich oftmals spontan, welchen damals», sagt Peter Schibli. «Auch wir Vater erzählt von Vergangenem, der Film sie sehen wollen. Da sind mehre- haben vor den Filmen Dias gezeigt. Sohn hört aufmerksam zu. «In den re Säle an einem Ort ein Vorteil», sagt Und die waren manchmal sogar origi- Sechzigerjahren kostete der Eintritt Koni Schibli. neller als heute. Die Erträge aus dem zwischen 1,65 und 2,20 Franken», Im «youcinema» gibt es sogar einen Kioskbetrieb waren auch für uns sehr erinnert er sich. Koni staunt. Heute Hörsaal, der nach den Bedürfnissen wichtig.» bezahlt man für das Kinovergnügen der Fachhochschule eingerichtet wur- Damals war das Kino Palace auch bes-

125 Jahre Gewerbe Olten 35 Oltner Kino-Pionier und leidenschaftlicher Filmer: Bruno Schibli.

ser besetzt als heute. «Vor dem ers- Filme. Die vielen Gastarbeiter aus Ita- «Doktor Schiwago». Er könnte aber ten Umbau gab es noch Stehplätze. lien strömten, von Heimweh geplagt, noch unzählige weitere Filmtitel auf- Da konnten bis 400 Leute einen Film ins «Palace». Bruno Schibli war nicht zählen. «Wir hatten wirklich gute Zei- sehen.» Zur Ehrenrettung der heuti- nur ein Cineast, sondern eben auch ten und zeigten auch gute Filme.» gen Auslastung sei gesagt: Stehplät- ein Unternehmer. Für einen Film be- Gute Filme gibts auch in den Movie- ze gibt es keine mehr, die 220 Plätze zahlte er anfangs so zwischen 100 Zones im «youcinema4» in Olten und bieten dafür viel mehr Sitzkomfort als und 200 Franken, «bis der Verleiher im «youcinema5» in Oftringen. Movie- früher. Und auch die Technik hat sich merkte, was sich da in Olten abspiel- Zone ist Peter Schiblis Kind. Doch er mit der Digitalisierung verändert. Die te», sagt Peter Schibli schmunzelnd. weiss, dass für den DVD-Shop das Qualität beim Sehen und Hören lässt Über diese Preise kann Kino-Koni nur Film­ende wohl schon bald nahen keine Wünsche mehr offen. staunen. «Im Schnitt bezahlen wir 47 wird, denn die Konkurrenz von On- Prozent der Einnahmen an den Ver- line-Anbietern ist sehr gross. Dieser Kassenschlager und leiher.» Bei einem gut gehenden Film Markt habe sich unglaublich schnell ­Verleihgebühren rechnet sich das für beide Seiten. Der verändert. Nicht selten war das «Palace» in jener Kassenschlager in der Ära von «youci- Zeit, als die Filme gerade laufen ge- nema» ist der Film «Hangover 2». Von Das besondere Kino-Erlebnis lernt hatten, bis auf den letzten Platz Donnerstag bis Sonntag lief der Film Bei Kino-Koni laufen die neuesten und besetzt. «Mein Vater hatte ein Gespür gleichzeitig in sechs Sälen und wurde begehrten Filme jeweils gleichzeitig für die richtigen Filme», erzählt Peter von rund 12 000 Leuten gesehen. wie in den Städten Zürich, Bern oder Schibli. So zeigte er während des Baus «Auch wir hatten unsere Kassenschla- Basel. Jeden Montag verhandelt Koni des Belchen-Tunnels und der Auto- ger», erzählt Peter Schibli. Er erwähnt Schibli mit den Filmverleihern. Da bahn im Gäu vor allem italienische «Spiel mir das Lied vom Tod» oder werde manchmal heftig gefeilscht.

36 125 Jahre Gewerbe Olten Die zweite Generation: Peter und Isabelle Schibli.

Doch er kennt sich in der Branche bes- sehr viel Geld investieren. Das rechnet tens aus. An der University of Califor- sich für ein Kleinkino nicht.» nia in Los Angeles studierte er wäh- Seiner Philosophie will Koni Schibli rend drei Jahren Filmwirtschaft mit treu bleiben. Ihm ist es wichtig, dass Fokus auf das Marketing. Er bekam das Kino in erster Linie für die Gäste Einblick in das grosse Feld der Film- da ist. Sie sollen sich wohl fühlen und industrie. Danach führte er drei Jah- wollen gut unterhalten werden. Das re lang Multiplex-Kinos mit acht und verdeutlicht auch der Name «youcine- neun Sälen im Ruhrgebiet in Deutsch- ma». Kino-Koni wird noch einige Jah- land. re für seine Gäste gute Filme in einem Das Kino wurde vor allem in den Sech- tollen Ambiente zeigen. ziger- und Siebzigerjahren mit dem Eine Fortsetzung der Schibli-Dynastie Aufkommen des Fernsehens für tot er- könnte der Nachwuchs des dreifachen klärt. «Doch das Kino lebt», sagt Schib- Vaters schreiben. «Da muss man ab- li. «Der Film steht zwar im Zentrum, warten», sagt er. Es ist eben nie gut, wir sind aber auch ein Treffpunkt. So das Filmende schon im Voraus zu ver- wird jeder Kinobesuch zum Happe- raten. n ning.» Der Zukunft sieht er auch des- halb zuversichtlich entgegen. «Einzel- www.youcinema.ch kinos werden es aber schwer haben. Wer auf die Digitalisierung und die neueste Technik umstellen will, muss

125 Jahre Gewerbe Olten 37 W. Thommen AG: Es ist eine goldene Regel in der Öko- ren Bereichen. Die Familie investiert Stein für Stein nomie: Ohne die Bereitschaft, ein Ri- auch in andere Branchen, Kern bleibt das Gesicht siko einzugehen, gibt es keine Chance aber die W. Thommen AG. der Stadt geprägt auf Gewinn. Walter Thommen kann Begonnen hatte Walter Thommen, das bestätigen. In seiner Laufbahn Jahrgang 1930, seine Karriere als hat der Oltner Unternehmer oft etwas, Architekt. Zuerst arbeitete er einige manchmal auch viel, riskiert – und Jahre als Angestellter in Olten, be- meist wurde das Risiko belohnt. vor er sich 1953 als Einzelunterneh- Heute umfasst die schwerpunktmä- mer selbstständig machte. Selber ssig im Schweizer Mittelland tätige entscheiden zu können, sein eigener Unternehmensgruppe gut 10 Einzel- Meister zu sein, das sei immer sein firmen. Der Umsatz liegt im zweistel- Wunsch und Antrieb gewesen. ligen Millionenbereich (genaue Zah- len kommuniziert die Firma nicht). Start mit Wohnimmobilien Geblieben ist das grosse Thema, mit «Ich hatte am Anfang ein paar klei- dem sich die Familie Thommen seit ne Aufträge, Einfamilien- und Mehr- über einem halben Jahrhundert be- familienhäuser», erzählt Thommen. schäftigt: das Bauen. Die Betriebe be- Kleine Aufträge, die der Architekt tätigen sich in diversen, zum Teil sehr mit Erfolg umsetzte. Kaum drei Jah- unterschiedlichen Bereichen wie in re nach dem Start in der Dachstube der Bau- und Immobilienbranche (Ur- des schwiegerelterlichen Wohn- und sprung), der Heimtextil- sowie weite- Geschäftshauses an der Baslerstrasse

38 125 Jahre Gewerbe Olten Marc Thommen vor der Baustelle der Liegenschaft Bornfeld.

zählte der Betrieb rund zehn Mitar- fitiert. Oder, wie es Marc Thommen, sind lediglich die markantesten unter beitende. Thommen hatte den richti- Walter Thommens Sohn, ausdrückt: den vielen. Die Unternehmerfamilie gen Zeitpunkt für den Schritt in die «Wir hatten irgendwie immer den hat das bauliche Gesicht Oltens zu ei- Selbstständigkeit erwischt, denn die richtigen Moment für eine Investition nem beträchtlichen Grad mitgeprägt. Konjunktur auf dem Bau zog nach erwischt und den richtigen Mix zwi- Als «Meilenstein» bezeichnet Marc dem Krieg an. 1960 bezog die Firma schen Gewerbe- und Wohnbauten ge- Thommen die 2005 in Betrieb genom- Büros im Neubau der Oltner Firma funden.» Zum richtigen Zeitpunkt in mene Seniorenresidenz Bornblick, ein Nussbaum, den Thommen selber ge- das richtige Objekt oder Projekt zu in- Projekt mit einem Anlagevolumen von plant und realisiert hatte. Der Betrieb vestieren – das ist ein wichtiger Grund 105 Millionen Franken. wuchs und brauchte bald wiederum für den Erfolg des Familienunterneh- mehr Platz: In den Jahren 1966/67 so- mens. Viele der langjährigen Kunden Das Credo: «Ehrlichkeit wie 1977 entstanden in Trimbach an haben mit der Firma über viele Jah- und Seriosität» der Baslerstrasse neue Gebäude. 2005 re hinweg mehrere Objekte realisiert. Nahe am Kunden sein, stets ansprech- ging es zurück nach Olten, seitdem be- Die Kleinräumigkeit Oltens half, die bar sein, das ist das Credo, auf das findet sich der Hauptsitz an der Zie- erworbene Reputation rasch zu streu- Marc und Walter Thommen die Treue gelfeldstrasse 5 im gleichen Gebäude, en. Wenn Vater und Sohn heute durch vieler Kunden zurückführen. «Und in dem auch die von Thommen ge- die Fenster der Büros an der Zielemp- Ehrlichkeit, Seriosität», sagt Walter plante und erstellte Seniorenresidenz gasse schauen, schweift ihr Blick auf Thommen. Das gilt auch gegenüber Bornblick untergebracht ist. der Ostseite der Aare über lauter Ge- den Mitarbeitern, einige waren schon Vom richtigen Timing hat das Unter- bäude, an denen ihr Unternehmen in in der Firma, als Marc Thommen noch nehmen auch in den Folgejahren der irgendeiner Form mitgearbeitet hat: ein Knirps war. «Unser dienstältester Nachkriegszeit immer wieder pro- Die Gebäude von Swisscom und Alpiq Mitarbeiter ist sogar länger bei uns

125 Jahre Gewerbe Olten 39 Unternehmensgründer Walter Thommen.

beschäftigt, als ich auf der Welt bin», resse bekundete, besonnen sich die Fortführung der Bautätigkeit beste- sagt der 43-Jährige mit einem Lachen. Oltner auf ihre Kerntätigkeit und ent- hen blieben. Ausgehend von einem reinen Archi- schlossen sich zum Verkauf. Seit 2000 steht Marc Thommen an der tekturbüro wuchs das Unternehmen, Walter Thommen war sich stets der Spitze der Familienfirma. Angedacht expandierte in weitere Bereiche. Bau- Zerbrechlichkeit des Erfolgs und des war in den Neunzigern gewesen, dass herren äusserten zunehmend den unternehmerischen Glücks bewusst. Marc die Leitung des Unternehmens Wunsch nach einer Verwaltung der Vor Rückschlägen war auch sein Ge- zum 50-jährigen Bestehen im Jahr erstellten Gebäude. So entstand der schäft nicht gefeit. Der Ölpreisschock 2003 übernimmt. Aufgrund einer Er- Bereich Immobilienverwaltung, der 1972 und die folgende Wirtschafts- krankung eines Kadermitgliedes kam allerdings im Herbst 2004 an die Os- krise trafen den Bau hart. einige er aber bereits 1998 in die Firma, wo termundiger Niederer AG verkauft Bauherren stornierten ihre Aufträge. er dann zuerst als Projektleiter Fuss wurde. 4 000 Wohnungen hatte man Walter Thommen reagierte mit ei- fassen konnte, bevor er die Leitung seinerzeit unter Verwaltung. «Die nem gewagten Schritt: Die Projekte auf den 1. Janaur 2000 übernahm. Immobilienverwaltung ist ein sehr wurden weiter geplant und realisiert «Ich will entscheiden», sagt er. Eine aufwändiges Geschäft. Wir hatten – auf seine Rechnung. Als sich am Ho- falsche Entscheidung sei immer noch eine Grösse erreicht, in der man sich rizont konjunkturelle Erholung ab- besser als gar keine Entscheidung. Ob entscheiden muss: Entweder inves- zeichnete, konnten die Bauherren die das Unternehmen auch in der dritten tiert man und wächst und versucht, Objekte fertig erwerben. Das Risiko, Generation in Familienhand geführt schweizweit aktiv zu werden, oder das Thommen seinerzeit einzugehen werden wird? «Es ist noch zu früh, um man reduziert das Geschäftsvolu- bereit war, zahlte sich aus und kam das sagen zu können», erklärt Marc men», sagt Marc Thommen. Als 2004 nicht zuletzt auch den Beschäftigten Thommen, der ebenso wie Schwester das Berner Unternehmen Kaufinte- zugute, deren Arbeitsplätze durch die Regula zwei Söhne hat.

40 125 Jahre Gewerbe Olten Walter Thommen (ganz links) und seine Belegschaft 1958, drei Jahre nach der Firmengründung.

Verändert hat sich in den über 50 Jah- ssen. Auch qualifizierte Mitarbeiter lem im Bereich Energieeffizienz.» Der ren seit der Gründung nicht nur das finde man in Stadt und Region; die Anfang ist gemacht, Thommen erstell- Unternehmen selbst, sondern auch Rekrutierung von Auswärtigen falle te 2011 die ersten Wohnungen in Olten das Geschäftsumfeld. Aufgrund zahl- durch die Verkehrsanbindung leicht. nach dem Minergie-A-Standard – sie reicher neuer gesetzlicher Vorschrif- Zudem: «Ich bin hier geboren und auf- generieren mehr Energie, als sie ver- ten sei das Bauen heute komplizierter, gewachsen, mein Sohn ebenso. Hier brauchen. n sagt Walter Thommen, und: «Die Bau- haben wir einen grossen Bekannten- herren sind viel anspruchsvoller als kreis. Wir sind einfach in Olten ver- www.wthommen.ch früher.» Der Wettbewerb ist härter ge- wurzelt», sagt Walter Thommen. Vor worden, die Margen sind unter Druck. diesem Hintergrund kaum erstaun- Da profitiert das Familienunterneh- lich: Ein Wegzug aus der Region kam men ganz besonders von einem spe- nie in Frage. ziellen Oltner Vorzug: der zentralen In den über fünf Jahrzehnten seines Lage. In anderthalb Stunden sei er mit Bestehens hat das Traditionsunter- dem Zug in Visp auf der Baustelle, wo nehmen es immer wieder verstanden, eine Wohnüberbauung mit über hun- sich neuen Marktgegebenheiten und dert Wohnungen erstellt wurde, sagt veränderten Kundenwünschen anzu- Marc Thommen. «Wir sind an einer so passen. Das soll so bleiben. Auch wenn zentralen Lage, dass es gar nicht nötig Marc Thommen keine Details verraten ist, Zweigstellen zu eröffnen.» Das er- will, so viel lässt er sich dann doch laubt eine schlanke Verwaltung, ohne entlocken: «In den kommenden Jahren Kundennähe und Flexibilität einzubü- wird man von uns viel hören, vor al-

125 Jahre Gewerbe Olten 41 Café Ring: Die Historie, sie ist im Café Ring allge- Ski-Nationalmannschaft den Weg ins Ein Café, in dem sich genwärtig: Zigfach zieren Fotografien «Ring», wie die Oltnerinnen und Olt- ganz Olten trifft die Wände in dem traditionsreichen ner das Café liebevoll nennen. Lokal. Zu sehen sind viele Kino-Grö- Werner Engler hat diese glamourösen ssen. Die Aufnahmen stammen aus Zeiten ebenso wie einen Grossteil der den Zeiten, als das vis-à-vis gelegene Entwicklung des Oltner Traditionslo- Kino Capitol ein über die Grenzen der kals miterlebt. Gegründet haben das Region hinaus renommiertes Licht- Café Ring im Jahr 1931 Werner Eng- spielhaus war. «Viele Schauspieler lers Eltern Ernst und Anna. Der Be- kamen an die Premieren ihrer Filme trieb erhielt ein Likörpatent, also die nach Olten», erinnert sich Werner Bewilligung zum Ausschank des alko- Engler. Etwa Hans Albers, in der ers- holischen Getränks – das war seiner- ten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer zeit für ein Café durchaus unüblich der bekanntesten Mimen des deutsch- und ein schöner Wettbewerbsvorteil. sprachigen Kinos. Und was tun nach Das Gebäude, in dem das Café heute der Premiere? Das war seinerzeit eher noch untergebracht ist, war 1928 er- eine rhetorische Frage – denn natür- baut worden, zunächst war dort ein lich kamen die Leinwandstars danach Möbelgeschäft beheimatet gewesen. hierher, ins Café Ring, um sich noch 1930 kaufte dann Werner Englers den einen oder anderen Drink zu ge- Grossvater Karl die Liegenschaft und nehmigen. Im Übrigen fanden auch liess einen Teil des Kellers und das Sportikonen wie 1975 die Schweizer Erdgeschoss zu einer Bäckerei-Kon-

42 125 Jahre Gewerbe Olten ditorei umbauen. Er verpachtete die ter etwa ging um drei Uhr früh in die ssern, schaffte er eine Schockfrost- Räume seinem Sohn Ernst und dessen Backstube, meine Mutter übernahm anlage an. Die so haltbar gemachten Frau Anna, die dort das Café führten. die Spätschicht im Café bis nachts um Waren konnten dadurch interkanto- 1943 kaufte Ernst Engler das Haus zwölf.» Es war nicht einfach für das nal vertrieben werden. Das Ehepaar von seinem Vater und führte das Café Ehepaar. Engler und auch Sohn Werner waren Ring bis 1970. Das Café Ring wurde im Lauf der Jah- am Nachmittag meist voll beladen mit Beliebt war das Café schon ganz zu re zu dem, was es heute nach wie vor Gipfeli und anderen Backwaren un- Beginn, aber an rauschende Abende ist: ein eigentlicher Treffpunkt des terwegs. mit Filmsternchen war zunächst nicht Quartiers – ja, der ganzen Stadt. Dazu Werner Engler hatte 1970 die Lei- zu denken. Der Zweite Weltkrieg be- trug auch bei, dass das Likörpatent tung des «Ring» von seinem Vater deutete auch für das Café Ring einen 1967 in ein Alkoholpatent umgewan- übernommen, 1973 erwarb er von Einschnitt. «Die Warenbeschaffung delt wurde, so dass Gäste dort auch ihm auch das Gebäude. Der umtrie- war sehr schwierig», erzählt Werner ein Bier oder ein Glas Champagner ge- bige Unternehmer entwickelte zu- Engler. «Die Eier mussten im Entle- niessen konnten. Zu grosser Beliebt- sammen mit seiner Gattin Lotti den buch eingekauft werden; dorthin fuh- heit brachte es ein Gebäck, das heute Betrieb weiter. Ein erstes Ausrufe- ren mein Vater und seine Angestellten in Olten eine Institution ist: das Ring- zeichen setzten die beiden 1974 mit mit dem Fahrrad.» Manchmal sass der gipfeli. Die «Oltner Ringli», eine Scho- dem Umbau des Cafés und dem Bau junge Werner hinten auf dem Gepäck- koladespezialität, standen zunächst des Wintergartens, von dem aus die träger. Auch Improvisationstalent war sogar unter Patentschutz. Kundschaft das Treiben auf der beleb- gefragt: Das Mehl wurde mit Kartof- Ernst Engler war ein geschäftstüch- ten Ringstrasse beobachten konnte. felmehl gestreckt. «Meine Eltern hat- tiger Mann. Um das Absatzgebiet für Das neue Boulevard-Café wurde drei ten ganz lange Arbeitszeiten, mein Va- die Backwaren des Hauses zu vergrö- Jahre später, 1977, eröffnet. Die Idee

125 Jahre Gewerbe Olten 43 44 125 Jahre Gewerbe Olten terialen. Die Achtzigerjahre waren in len heutigen Stammgäste sind Nach- der Schweiz geprägt von einer florie- kommen von Kunden, die bereits Sven renden Wirtschaft, und davon pro- Englers Grossvater im Café Ring be- fitierte auch das Café Ring: Bereits diente. Dass Sven Engler den Betrieb morgens kehrten Vertreter oder auch übernehmen würde, war dabei keine Bauherren ein und genossen Cham- ausgemachte Sache. «Ich habe die Ho- pagner. Werner Engler achtete darauf, telfachschule absolviert und danach der Kundschaft immer wieder Neues in verschiedenen Betrieben in der zu bieten. Ein Beispiel sind die Mitte Gastronomie gearbeitet. Mein Ziel war der Neunzigerjahre eingeführten war- eigentlich danach zunächst, im Aus- men Tagesmenüs. land zu arbeiten», erklärt er. Als seine Massgeblich zum Erfolg des Betriebs Eltern ihn fragten, konnte er sich zwei beigetragen hat in all den Jahren Lot- Jahre Zeit für einen Entscheid lassen. ti Engler, die heute ihren Mädchenna- Bereut hat er den Schritt nie. men Ingold trägt. Sven Engler, der das 2011 stand im «Ring» ein grosser Um- Café Ring 2002 übernahm und es nun bau ins Haus. Die Inneneinrichtung in der dritten Generation führt, be- wurde der runden Hausform ange- tont: «Ihr Mitwirken war für den Be- passt, die Räume wurden heller ge- trieb von grosser Bedeutung.» staltet. Auch auf die Details hat Sven Engler geachtet und dabei der Tradi- 80 Jahre alter Warenlift tion des Hauses Rechnung getragen. Dass der Sohn das Café übernommen «Ich hatte noch einen Originaltisch hat und die Familientradition fort- aus der Zeit, als mein Grossvater das schreibt, freut natürlich auch den Café führte. Die Tischplatte ist aus Vater ganz besonders: «Es ist ja nicht Veroneser Marmor; beim Umbau ha- so oft der Fall, dass ein Unternehmen ben wir den gleichen Marmor für die erfolgreich über drei Generationen Bartheke und die neuen Tische ver- geführt wird. Dass es bei uns gelingt, wendet», sagt Engler. Klar ist zudem, darauf bin ich schon ein bisschen dass der Chef den handbetriebenen dafür stammte von Werner Engler, der stolz», sagt Werner Engler, der heute Warenlift hegt und pflegt, mit dem wie sich auf zahlreichen Auslandsreisen in Olten und Montreux wohnt. Sven vor über 80 Jahren Gebäck aus der hatte inspirieren lassen. Der gelernte Engler half schon als Schulbub in den Backstube und heute auch Gerichte Konditor war bereits in jungen Jah- Ferien in der Backstube des Betriebs aus der Küche ins Lokal transportiert ren viel herumgekommen, hatte unter aus. werden. Kaffeeliebhaber kommen im anderem in Deutschland gearbeitet. Das Verhältnis von Vater und Sohn Café Ring voll auf ihre Rechnung: Auf Der Blick über den regionalen Teller- ist – das kann man förmlich spüren, der Karte stehen mehr als 80 verschie- rand scheint in der Familie Tradition wenn man Werner Engler zuhört – ein dene Kaffeevariationen. zu haben: Bereits Ernst Engler hatte gutes. «Er weiss, ich bin für ihn da, Am Angebot wolle er lediglich punk- als Bäcker-Konditor im Ausland gear- wenn er mich braucht. Und ich weiss, tuelle Veränderungen vornehmen, beitet, beispielsweise in Paris. Auch er ist für mich da.» Das Loslassen der je nach Kundenbedürfnis, sagt Sven die Räume des bereits bestehenden zweiten Generation vom Betrieb, sa- Engler. Aber grosse Änderungen sind Cafés liessen Werner und Lotti Engler gen Vater und Sohn übereinstimmend, derzeit nicht geplant. Wen wunderts: umgestalten. Wände wurden entfernt, sei problemlos gewesen. «Ich gebe Auf die wenigsten Gastrounterneh- so dass ein grosser Raum mit mehr ein paar väterliche Ratschläge, wenn men, das darf man ruhigen Gewissens Sitzplätzen entstand, die Einrichtung wir zusammen sitzen. Aber ich drän- behaupten, trifft schliesslich die Rede erneuerten sie mit hochwertigen Ma- ge mich nicht rein in den Geschäfts- vom «bestens bewährten Betriebskon- betrieb. Sven macht seine Sache her- zept» in dem Masse zu, wie beim Café vorragend, der Umbau etwa ist ja sehr Ring – drei Kundengenerationen zeu-

gut gelungen.» gen davon. n Das Gebäude des Café Ring im Jahr 1926 Die Kundschaft ist mit dem Betrieb (Sammlung Heinz Rubin). gewachsen, eine ganze Reihe der vie- www.cafering.ch

125 Jahre Gewerbe Olten 45 Industrie

Gastgewerbe

Sport Historischer Constantin von Arx war einer der ­Rückblick treibenden Kräfte im Gewerbever- band in der Gründerzeit und der erste Präsident. Eine Persönlich- keit mit Ecken und Kanten. Ein Macher, so wie es in jener Zeit ei- nige Charakterköpfe gegeben hat. Stadtarchivar Peter Heim hat die Geschichte des Gewerbeverbandes aufgearbeitet und dokumentiert auf den folgenden Seiten die faszinie- rende Entwicklung des Gewerbes und der Industrie in Olten. Und er stellt Menschen vor, die diese Ent-

wicklung vorangetrieben haben. n

46 125 Jahre Gewerbe Olten Kirche

Gastgewerbe Kultur Banken Politik

125 Jahre Gewerbe Olten 47 Darstellung Oltens aus dem Lehrmittel «Geographie der Schweiz für Schule und Haus». Die Centralbahnwerkstätte Olten um 1860. Benziger-Verlag, Einsiedeln 1888. (Gartenlaube, 1863)

Historischer Das Oltner Gewerbe feierte im ver- fehlenden Protokollbücher noch vor- ­Rückblick von Stadt- gangenen Jahr sein 125-jähriges Ju- handen waren, in einer vom damali- archivar Peter Heim biläum. Am 28. Februar 1886 wurde gen Präsidenten Marcel Peter verfass- der «Gewerbeverein Olten»1 im Hotel ten Festschrift dargestellt.2 Wyss unweit des Bahnhofes konsti- tuiert. Aus diesem Anlass soll hier Olten in der zweiten Hälfte versucht werden, den Anfängen der des 19. Jahrhunderts gewerblichen Organisation auf dem Das Städtchen Olten befand sich seit Platz Olten nachzugehen und einzelne der Eröffnung des Bahnbetriebs in Aspekte, vorwiegend aus der älteren einer rasanten Entwicklung. Innert Zeit, schlaglichtartig zu beleuchten. dreier Jahrzehnte verdreifachte sich Für eine umfassende Aufarbeitung die Einwohnerzahl. Damit schmolz der Verbandsgeschichte reichen die der Anteil der Ortsbürger bald zu einer vorhandenen Quellen nicht aus. Wir Minderheit zusammen, ein Umstand, besitzen bloss noch die beiden ersten der allerdings statistisch – dank einer Protokollbände, welche den Zeitraum grosszügigen Einbürgerungspraxis – von 1886 bis 1922 abdecken. Ausser- nicht so krass in Erscheinung trat. dem wurde die Verbandsgeschichte Was aus heutiger Sicht einigerma- letztmals vor 25 Jahren, als die heute ssen erstaunt, ist die Tatsache, dass

1 Der ursprüngliche Name «Gewerbeverein Olten» wurde 2 100 Jahre Gewerbeverband Olten. 100 Jahre Berufsbildung durch die Statutenrevision von 1953 in «Gewerbeverband in Olten. Eine Zusammenfassung über die Tätigkeit des Olten» geändert. Oltner Gewerbes in den letzten 100 Jahren 1886-1986, S. l.

48 125 Jahre Gewerbe Olten fremdenfeindliche Stimmen kaum laut wurden, und dies in einer Zeit, da die Menschen sich erst noch dar- an gewöhnen mussten, in den Zuwan- derern aus anderen Kantonen nicht Fremde, sondern Schweizer Mitbür- ger zu sehen. Auch den ausländischen Immigranten gegenüber – die meisten stammten aus Süddeutschland – zeig- ten sich die Oltner erstaunlich offen, die erste Einwanderungswelle aus Italien im Zusammenhang mit dem Bau der Gäubahn 1875/6 hinterliess vorerst noch kaum Spuren. Dank seiner Rolle als Drehscheibe des schweizerischen Schienennetzes ent- Oltens erstes modernes Industriequartier. Stahlstich von Ernst Hesmert, wickelte sich Olten zum aufstreben- Basel, 1896. Im Vordergrund die Giesserei der von Roll’schen Eisenwer- den Industriestandort. Hatte sich in ke, gegenüber die Maschinenfabrik von Louis Giroud. Ganz rechts das der frühindustriellen Phase das Ver- ­Chalet Riggenbach und die reformierte Kirche, dahinter die Reihe mit lagsgewerbe am Unterlauf der Dün- den zwölf Eisenbahnerhäuschen an der «Apostelgasse». Am Bildrand nern konzentriert, setzte 1855 mit der links erkennt man die Schenker’sche Schuhfabrik. Eröffnung der Centralbahnwerkstätte Archiv Giroud. StAO, FA HVS 01

125 Jahre Gewerbe Olten 49 Der Spenglermeister Simon Kully posiert mit seiner Belegschaft vor dem Fotografen, 1893. (StAO, Fotosammlung)

unter der Leitung von Niklaus Riggen- Zudem liessen sich ehemalige Bally- bach die bahnbedingte Entwicklung Angestellte in Olten nieder und eröff- ein. Oltens erste Maschinenfabrik ent- neten an der Landstrasse nach Aar- wickelte sich rasch zum Grossbetrieb, burg eigene Schuhfabriken. der bereits 1880 über 500 Personen Somit entstanden innert weniger Jah- beschäftigte. re in Oltens erstem modernen Indus- Die 1870 errichtete Schuhfabrik Strub, Glutz & Die zentrale Lage des Bahnhofes zog triequartier hinter dem Bahnhof eine Cie. im Hammer. (StAO, Fotosammlung) bald weitere industrielle Unterneh- Reihe von Fabriken der Metall- bzw. mungen an: Unweit des Bahnhofes Maschinen- und der aus der Textil- errichteten die von Roll’schen Eisen- industrie hervorgegangenen Schuh- werke 1866 eine Giesserei, wofür so- branche, zu welchen sich 1867 die wohl die günstige Lage für den Bezug «Gesellschaft der Lagerhäuser der von Roheisen und Steinkohlekoks wie Zentralschweiz» gesellte. auch der Bedarf der Centralbahn- Unabhängig vom Bahnverkehr, aber werkstätte ausschlaggebend waren. durch diesen beschleunigt, entwi- Zwei Jahre später gründete der In- ckelte sich auch das traditionelle Ver- genieur Louis Giroud, der bisher im lagsgewerbe an der Dünnern weiter. Dienste der Centralbahnwerkstätte Anstelle des ehemaligen Drahtzuges gestanden hatte, neben der Giesserei im Hammer hatte der Oberst Conrad ein eigenes Konstruktionsbüro, aus Munzinger eine Wollspinnerei und dem sich bald eine zweite Maschinen- Weberei für Halbtuche eingerichtet, fabrik entwickelte. die 1865 in eine Filztuchfabrik um-

50 125 Jahre Gewerbe Olten Reste der Arbeitersiedlung an der unteren Rosengasse. Die in den 1870er Jahren entstan- denen, zweigeschossigen Häuser waren mit einer Laube und einem kleinen Ziergarten auf der Strassenseite und einem Gemüsegarten auf der Rückseite ausgestattet. (Foto Bruno Kissling, OT 16. Mai 2003) XXX Neue Aufnahme besorgen XXX

StAO, Sammlung Reglemente, 01.02

gewandelt wurde und die noch heute Gheid die Zementfabrik. «Die Französische Revolution hatte existiert. Trotz dieser raschen industriellen Ent- die Zünfte und alten Verordnungen, Von den anderen alten Textil-Verlags- wicklung blieb das Oltner Wirtschafts- welche Handel und Gewerbe einge- häusern konnte sich nur die Halblei- leben noch stark vom traditionellen engt hatten, hinweggefegt. Die Mor- nenfabrik in der Kiesgrube halten, Gewerbe geprägt. In den 1860er Jah- genröte der geschäftlichen Freiheit bis sie um 1900 von der Schuhfabrik ren verzeichnete beispielsweise die wurde begrüsst und bejubelt. Allzu Strub & Glutz übernommen wurde. Schusterwerkstätte von Franz Xaver rasch musste man einsehen, dass die Bedingt durch die Rezession im Zu- Walser-Meier an der Hauptgasse fast schrankenlose Freiheit zu jenen Übel- sammenhang mit der Weltwirtschafts- ebenso viel Personal wie die Schuhfab- ständen führte, an denen das heutige krise der Siebziger- und Achtzigerjah- rik Strub-Glutz.3 Das erste Adressbuch Erwerbsleben im Handel sowie in Ge- re zeigte sich auch hier in Olten eine der Stadt Olten, welches im Februar werbe und Industrie leidet.» gewisse Stagnation, bis dann in den 1897 erschien, enthält eine endlose Jean Niggli, Präsident des kantonalen Neunzigerjahren, nach der Eröffnung Liste von Handwerkern und Gewer- Gewerbeverbandes, 1916 des neuen Industriequartiers nörd- betreibenden aller Branchen. Eine lich des Bahnhofs, eine umso schnel- von der Regierung 1915 angeordnete lere Entwicklung einsetzte. In kurzer Gewerbezählung ergab für Olten 439 Folge entstanden hier neue, grössere Kleinbetriebe mit insgesamt 1307 Be- Unternehmungen wie die Gerberei, schäftigten, die der Stadt zusammen die Sunlight oder die Motorwagenfa- 56 000 Franken Steuern ablieferten.4 brik Berna; beim ehemaligen Bauern- hof Ruppoldingen entstand das erste 3 Dies lässt sich anhand der Register der Einwohnerkontrol- le im StAO errechnen. Aarekraftwerk (heute Alpiq), und im 4 StAO Prot. Gewerbeverein 1915.02.21.

125 Jahre Gewerbe Olten 51 Entsprechend diesem wirtschaftli- Benedikt von Arx chen Aufschwung verzeichnete Olten Benedikt von Arx (1817-1875) war der auch eine beschleunigte soziale Ent- Sohn des Schusters Peter Josef und wicklung. Sie wäre noch viel stür- der Anna Maria geb. Schmid, Tochter mischer verlaufen, hätten die Aber- eines Drahtziehers. Er besass in Olten tausenden von Arbeitsuchenden im ein Dynamit- und Steingeschäft so- Städtchen selbst eine Wohngelegen- wie ein Notariatsbüro und übte als heit gefunden. Tatsächlich aber reiste Redaktor beim «Oltner Wochenblatt» ein grosser Teil derer, die sich auf der namhaften Einfluss auf die öffent- Einwohnerkontrolle gemeldet hatten, liche Meinung der Region aus. Nach nach wenigen Wochen, oft schon nach dem Sieg des linken Flügels des Solo- Tagen, weiter oder liessen sich in den thurner Liberalismus im Jahre 1856 umliegenden Dörfern nieder. Von de- machte er schnell auch politische nen, die in Olten blieben, waren viele Karriere. Schon 1840 sass er im Oltner zunächst in notdürftigen Quartieren, Gemeinderat und versah das Amt meist in Gasthäusern, untergebracht. des Polizeipräsidenten. 1856 wurde Nur zögerlich entstanden erste Ar- er Amtschreiber von Olten-Gösgen beiter- beziehungsweise Eisenbah- und im Jahr darauf Nationalrat. nersiedlungen, etwa an der unteren Dort gehörte er der Kommission für Hardegg oder im sogenannten «Neu- Landwirtschaft und Gewerbe an und quartier» im Bifang. Im Ganzen ge- wurde vom Bundesrat als Experte sehen verteilte sich die wachsende mit der Behandlung der Expropriati- Zahl der Eisenbahner und Industrie- onsverfahren im Zusammenhang mit arbeiter auf das ganze Stadtgebiet, ei- dem Bahnbau eingesetzt. Gleichzeitig gentliche Arbeiterquartiere wie in den fungierte er auch als Schätzungs- Grossstädten gab es in Olten nie. kommissär bei der Juragewässerkor- Benedikt von Arx. (StAO, Slg. HD Bd. I, Nr. 42) Ein besonderes Markenzeichen der rektion. 1871 liess er sich zusätzlich in sozialen Entwicklung Oltens war den Kantonsrat wählen und amtete auch das relativ geringe Gefälle zwi- bis zu seinem Tod im Jahre 1875 als schen oben und unten. Die «Fabrican- Gerichtspräsident von Olten und Gös- eins, das heisst von Benedikt von Arx, ten» strichen ihren sozialen Status gen. aus. Als er 1875 im Alter von 58 Jah- nur in bescheidenem Ausmass hervor, Für die Entwicklung seiner Heimat- ren starb, verlor Olten eine seiner ini- und auf der anderen Seite fehlten hier stadt hat Benedikt von Arx Bleiben- tiativsten Persönlichkeiten. Elendsviertel, die wir etwa aus der des geleistet. Seinem sozialen Verant- frühindustriellen Phase Englands aus wortungsbewusstsein entsprechend Schulbüchern kennen, gänzlich. Die zeigte er sich offen für die Sorgen Oltner Arbeiterschaft wies kaum die der kleinen Leute und besonders Züge eines klassischen Industriepro- auch der zahllosen Zuwanderer. Der letariats auf, sondern lebte in beschei- vorwiegend aus solchen bestehende den-kleinbürgerlichen Verhältnissen. Grütliverein, dem er bereits 1857 ein Die südliche Rosengasse vermittelt Versammlungslokal zur Verfügung uns noch heute einen Eindruck ihrer gestellt hatte, kürte ihn 1871 zum Eh- Lebenswelt. renmitglied. 1862 war er wesentlich an der Gründung des Oltner Consum- Kredit und Sozialfürsorge: vereins beteiligt, den er bis zu seinem Der erste Gewerbeverein Tod präsidierte. 1864 rief er den ers- In der Zeit des Ancien Régime waren ten Oltner Gewerbeverein ins Leben. die Gewerbetreibenden in Zünften Auch die Initiative zur Gründung organisiert, die das Zusammenleben der Handwerkerbank (1865) und des der Handwerkerfamilien nicht nur in Krankenunterstützungsvereins (1867) beruflicher, sondern auch in rechtli- ging vom Vorstand des Gewerbever-

52 125 Jahre Gewerbe Olten bühr und einen jährlichen Beitrag zu entrichten und sich mit wenigstens einer Aktie an der Leih- und Hülfs- kasse des Vereins zu beteiligen hatten, wurden «tüchtige Männer, welche (…) vermöge ihrer Stellung oder ihrer Leis- tungen den Interessen des Vereines nützlich sein dürften», als Ehrenmit- glieder ohne Beitragspflicht, aber mit Stimmrecht aufgenommen.6 Die Gründung fand am 20. April im Ho- tel von Arx beim Bahnhof, dem späte- ren «Schweizerhof», statt.7 Der Verein zählte schon bald 100 Mitglieder, dar- unter auch prominente Persönlichkei- ten wie etwa den Werkstättevorstand Niklaus Riggenbach, den Nationalrat Benedikt von Arx, den Stadtammann Jakob Benedikt Schmid, den Oberamt- mann Franz Trog sowie mehrere Fabri- kanten und eine grosse Zahl kleinerer Gewerbetreibender. Als Vereinslokal diente die ehemalige Kaplanei neben der just in diesen Tagen abgerissenen alten Pfarrkirche. Fahne des Grütlivereins Hägendorf 1914 Auf Veranlassung des Gewerbever- (Hist. Museum Olten) eins entstand 1866 unter dem Namen «Handwerkerbank» eine Spar- und Leihkasse, welche Gewerbetreibenden cher und kirchlich-religiöser Hinsicht anwachsen. Damit aber erwuchs dem und Handwerkern Kredite gewähren regelten. Diese Meister- oder Bruder- traditionellen Gewerbe Konkurrenz, sollte.8 schaften, wie sie sich selbst nannten, den Kleinhändlern zum Beispiel be- Im Jahr darauf wurde ein Kranken- hielten das städtische Wirtschafts- reiteten vor allem die Wanderkrämer unterstützungsverein gegründet, leben in traditionellen Bahnen. Ihr und Hausierer Sorgen. Dementspre- aus welchem später die städtische Streben war ganz auf die Erhaltung chend begannen sich die Gewerbler Krankenkasse hervorging. Das «Olt- des Bestehenden ausgerichtet, Neue- erneut zu organisieren. In Solothurn ner Wochenblatt» erklärte seiner Le- rungen gegenüber verhielten sie sich entstand 1842 ein Gewerbeverein, et- serschaft die dahinter stehende Idee misstrauisch oder gar ablehnend. Ein was mehr als zwanzig Jahre später ausführlich: «Mit der Gründung der dichtes Netz von Vorschriften und folgten die Oltner diesem Beispiel. Krankenkasse wird beabsichtigt, der Verboten erwies sich mit der Zeit als Der Gewerbeverein Olten konstitu- zahlreichen Klasse der Bevölkerung, Hemmnis der wirtschaftlichen Pro- ierte sich im April 1864. Gemäss sei- welche einzig aus dem Verdienst lebt, sperität, Stagnation und Niedergang nen Statuten diente er dem Zweck der für den Fall von Erkrankung eine Un- des alten Handwerks waren schliess- «Hebung und Ausbildung des Hand- terstützung zu bieten, um sie nicht der lich unabwendbar.5 werkerstandes, der Gewerbe und der Armenkasse und der Privatwohltätig- Die Ära des Liberalismus brachte in Industrie». Dies sollte durch die Mit- keit zu Last zu legen. Es können daran den Dreissigerjahren des 19. Jahrhun- tel der Selbstbelehrung (Lektüre, Vor- nicht nur solche Mitglieder theil neh- derts die Aufhebung des Zunftzwangs. träge), die Errichtung einer Leih- und men, welche Unterstützung anspre- Die neue Handels- und Gewerbefreiheit Hülfskasse und durch die Veranstal- liess die Zahl der Betriebe sprunghaft tung von Industrieausstellungen er- 6 Statuten des Gewerbevereins von Olten, gegründet den 19. April 1864 (StAO Slg. Reglemente 001/002) reicht werden. Neben den ordentlichen 7 OWB 1864.04.20. 5 Mugglin, Beat: Olten im Ancien Régime. Sozialer Wandel in 8 1877 verfügte dieses Institut über ein Betriebskapital von einer Kleinstadt. Olten 1982, S. 122. Mitgliedern, welche eine Aufnahmege- 366 797 Franken (OWB 1877.03.17.)

125 Jahre Gewerbe Olten 53 Constantin von Arx d. Ae. schweizerische Fabrikgesetz von 1877 chen, sondern auch solche, welche ein Der zweite Gründer des Gewerbever- engagierte er sich vehement für des- gutes Werk zum Wohl der leidenden eins, Constantin von Arx d. Ae. (1847- sen Annahme. Durch geschicktes Tak- Menschheit thun wollen. Es gibt also 1916) wurde am 11. April 1847 gebo- tieren gelang es ihm bis zur Mitte der zweierlei Mitglieder: Ehrenmitglieder, ren. Nach Abschluss einer Malerlehre 1880er Jahre, die Einheit des Vereins welche jährlich eine geringe Unter- in Solothurn und der anschliessen- wenigstens gegen aussen zu wahren. stützung verabfolgen und an den Be- den Gesellen-Wanderschaft richtete Im Jahre 1895 rief Constantin von Arx rathungen und Abstimmungen theil er an der Solothurnerstrasse eine Ma- den Verkehrs- und Verschönerungs- nehmen, und ordentliche Mitglieder, lerwerkstätte und später eine Wirt- verein Olten ins Leben. Im gleichen welche ihre regelmässigen Einlagen schaft ein. Geist präsidierte er auch den Schwei- machen und dann im Falle von Krank- Nach der Hochzeit mit Elise, der Toch- zerischen Juraverein, wo er sich der heit auch unterstützt werden. ter des Lehrers Moritz Wollschlegel, Pflege der Höhenwege widmete. Da die arbeitende Klasse allein beina- der zusammen mit Benedikt von Arx Im Solothurner Kantonsrat, dem er he nicht im Stande wäre ein solches dem Vorstand des alten Gewerbever- von 1892 bis 1896 angehörte, regte Institut ins’s Leben zu rufen, aber das eins angehört hatte, konzentrierte er er das Gesetz über die Ablösung der Institut selbst im grössten Interesse sich auf das Gastgewerbe und den letzten Überreste mittelalterlicher der Arbeitgeber liegt, so hoffen wir Tapetenhandel. In den Jahren 1875 Zwangs- und Bannrechte (Ehehaften) vorerst von diesen eine zahlreiche Be- und 1876 profitierte er von den Bau- an. theiligiung. Es ist diese schon deshalb arbeiten an die Gäubahnlinie; da In seinen letzten Jahren als Gemein- nothwendig, damit die Arbeiter sehen, aber seine Wirtschaft durch den Bau derat trat er als Gründer des Feuer- dass sie sich nicht selbst überlassen der Zufahrtstrasse zum Gäubahnhof bestattungsvereins hervor, welcher sind, sondern dass ihre Herren für vom Verkehr abgeschnitten wurde, später – gegen den erbitterten Wider- den Fall ihrer Erkrankung ihrer sich erwarb er an deren Einmündung in stand von römischkatholischer Seite – annehmen. Die Arbeitgeber hinwieder die Solothurnerstrasse ein weiteres den Bau des Krematoriumsofens auf haben ein Interesse an der schnellen Grundstück und errichtete darauf dem Meisenhard und den Bau der und kräftigen Ergesundung (!) ihres einen dreigeschossigen, spätklassi- Kolumbarien vorantrieb. erkrankten Arbeitspersonals. zistischen Bau, das später legendäre Als seine grösste Leistung bezeichnet Zu den Arbeitgebern zählen wir na- Restaurant Olten-Hammer. Eines Au- Constantin von Arx die Förderung mentlich auch jene, welche Dienstbo- genleidens wegen zog er sich 1883 aus zur Gründung des Elektrizitätswerks ten halten. Gerade die Letzteren sind dem Gastgewerbe zurück und wand- Olten-Aarburg, die spätere Atel und bei Erkrankung sehr übel dran, beson- te sich dem Bauhandwerk zu. heutige Alpiq. Ausserdem gründete er ders wenn sie keine Eltern oder nahe In der Folgezeit nutzte von Arx die das Cementwerk, das bis vor wenigen Verwandte in der Nähe haben. Das Chancen, welche sich der Stadt durch Jahren als eines der grössten Oltner Publikum im Allgemeinen hat ein Inte- den Bau der Bahnhofbrücke eröffne- Unternehmen weiter bestand. resse daran, (…) weil es dann die läs- ten, welche just in diesem Jahr fertig- Die letzten Jahre seines Lebens ver- tigen Bettler, welche unverschämt die gestellt wurde. Damit wurde von Arx brachte er aus gesundheitlichen Häuser bereisen und oft fälschliche einer der entscheidenden Impulsge- Gründen in klimatisch günstigeren Krankheiten vorgeben, sich vom Halse ber für die weitere Entwicklung der Gegenden, zuerst in Montreux, dann schaffen und an den Krankenverein linksufrigen Stadthälfte, der er das in Lugano, wo er am 9. April 1916, adressieren kann.»9 Gepräge einer Gartenstadt verlieh. kurz vor der Vollendung seines 69. Le- Zu den 79 Ehrenmitgliedern, welche Im Zusammenhang mit dem Bau bensjahres, starb. sich zur Beitragszahlung verpflich- der Gäubahn und dessen Folgen für teten, ohne Unterstützungsgelder zu die Stadtentwicklung erfolgte auch beanspruchen, gehörten wiederum Constantin von Arx’ Einstieg in die zahlreiche prominente Oltner, unter Politik. In der Zeit seiner Gesellen- den 128 Aktivmitgliedern zählte man Wanderschaft war er in Bern zum auch 34 Arbeiter. Die Kasse des Ver- Grütliverein gestossen. Nach seiner eins übernahm sowohl die Arzt-, als Rückkehr in die Heimatstadt trat er auch die Pflege- und gegebenenfalls der hiesigen Sektion des Vereins bei die Beerdigungskosten.10 und übernahm 1875 das Präsidium. 9 OWB 1866.03.06. Im Abstimmungskampf über das 10 OWB 1867.04.14. s. auch die Protokolle StAO PA C 07.22

54 125 Jahre Gewerbe Olten lich waren unter den Mitgliedern bis partei, der späteren SP, beitrat, kam es in die 1880er Jahre die Handwerksge- zum offenen Bruch. Im Dezember 1885 sellen vorherrschend. Angehörige der erklärte der Präsident Constantin von «höheren Stände», Handwerksmeis- Arx mit sämtlichen Handwerksmeis- ter, Fabrikanten, Negotianten, Wirte tern und einer Schar weiterer bürger- und Intellektuelle, bildeten stets eine lich Gesinnter den Austritt aus dem kleine, allerdings sehr einflussreiche Grütliverein und stellte sich am 28. Minderheit; die Fabrikarbeiterschaft Februar 1886 an die Spitze des kurz fehlte anfangs noch völlig.11 zuvor neu gegründeten Gewerbever- Die 1856 gegründete, anfänglich aus eins Olten. lauter fremden Gesellen bestehende Oltner Grütlisektion stiess bei der Sorge um die gewerbliche einheimischen Bevölkerung zuerst Bildung: Die Neugründung des auf wenig Sympathie, erst allmählich Gewerbevereins 1886 machte die Integration Fortschritte. Die bisherigen Ausführungen über «Dieser Verein, dem man früher al- die Vorgeschichte des Oltner Gewer- lerhand staatsgefährliche Absichten bevereins erwecken den Eindruck, als unterschob», so konstatierte das «Olt- sei die Trennung der Handwerksmeis- ner Wochenblatt» 1862, «konsolidiert ter und Gewerbetreibenden von den sich mit jedem Jahr mehr. Er bildet Grütlianern vorwiegend durch den die gesellige, politische und auch, «Linksrutsch» der Oltner Grütlisekti- wo es die Kräfte erlauben, auch tech- on verursacht worden. Diese Sicht der nische Fortbildungsanstalt unserer Dinge scheint sich in Gewerbekreisen Handwerker».12 durchgesetzt zu haben. So führte an- Zu den Zielsetzungen des Grütliver- lässlich des 50-Jahr-Jubliäums 1935 Constantin von Arx d. Ae. eins gehörte auch, und hier war man der Ehrenpräsident Jean Niggli aus: (StAO, Fotosammlung) sich mit dem Gewerbeverein einig, die «Vor dem Jahre 1885 bestand in Olten, berufliche und staatsbürgerliche Bil- wie überall in unserem Vaterlande, dung, von der in einem späteren Ka- ein Grütliverein, der noch auf bürger- Gegen Ende der 1860er Jahre wurde pitel ausführlicher die Rede sein soll. lichem Boden stand. Arbeiter, Beamte es still um den Oltner Gewerbeverein. Politisiert wurde bei den Grütlianern und Meister, selbständig Erwerbende Wie lange er noch existiert hat, wissen in den ersten Jahren noch kaum. Erst gehörten einträchtlich demselben an. wir nicht. Es scheint, dass viele seiner zu Beginn der 1870er Jahre trat der Bald nachher setzte dann auch in Ol- Mitglieder sich der hiesigen Sektion Verein als Teil des radikaldemokra- ten eine anders gerichtete politische des Grütlivereins zuwandten. tischen Flügels innerhalb des Frei- Richtung ein, die einer auf bürgerli- sinns im Kampf um die Totalrevision cher und mittelständischer Zusam- Durch Bildung zur Freiheit: der Bundesverfassung hervor. 1873 menarbeit beruhenden Tätigkeit ihre Der Grütliverein schlossen sich die Oltner Grütlianer Unterstützung versagte und den Grüt- Der Schweizerische Grütliverein war dem freisinnigen Volksverein an, aus livereinen verbot, Andersdenkende als 1838 von Ostschweizer Handwerksge- dem sich später die FdP entwickelte. Mitglieder zu dulden. Dies hatte zur sellen in Genf gegründet worden. Nach Mit der Zeit wurden auch Arbeiter in Folge, dass der damalige Präsident des der Intention Albert Galeers, der als den Verein aufgenommen, und schon Grütlivereins, Constantin von Arx sen., «geistiger Vater» des Vereins verehrt bald gab es erste Anzeichen von Span- und mit ihm alle Handwerksmeister wurde, stand dabei die Verbindung nungen. Unter der Präsidentschaft von und bürgerlich Gesinnten aus demsel- und Verbrüderung der Schweizer Na- Constantin von Arx (1875-1886) gelang ben austraten.»13 tion in der Gestalt eines «moralischen es, die sich zusehends verschärfenden Interessanterweise ist in den Proto- Volksbundes» im Vordergrund, der Flügelkämpfe innerhalb der Sektion kollen des Gewerbevereins aus der die Mitglieder aller Stände umfassen auszugleichen. Als die Sektion aber Zeit der Gründung von politischen sollte: Reiche und Arme, Gelehrte und 1883 der ersten kantonalen Arbeiter-

Ungelehrte, Handwerker, Studierte, 13 100 Jahre Gewerbeverband Olten, S. 47f. Dieselbe Auffas- 11 Geschichte des Kantons Solothurn IV/2, S. 264f. sung vertritt auch Otto Schibli in der Festschrift 75 Jahre Bauern und Handelsleute. Tatsäch- 12 OWB 1862.05.28. Gewerbeverband Olten. Oltner Neujahrsblätter 1962, S. 81.)

125 Jahre Gewerbe Olten 55 Gewerbeverein Olten 1892 (StAO, Fotosammlung)

Auseinandersetzungen mit den So- Bildung»16 die Gründung einer Hand- eine den Bedürfnissen der Gegenwart zialdemokraten nirgends die Rede. werkerschule: «Es sollen auch nicht entsprechendere Weise organisiert Der Grund für dessen Neugründung nur die fremden Sprachen der Ge- werde, als es bis jetzt geschehen». Der scheint ein ganz anderer gewesen zu genstand der zu behandelnden Lehr- Rat setzte darauf den Gerichtsschrei- sein, nämlich die Förderung des be- fächer sein, sondern auch correktes ber Augustin von Arx provisorisch als ruflichen Bildungswesens. Schreiben, Buchhaltung, praktisch Lehrer für Zeichnen und Modellieren Dies gehörte seit langem zu den ge- Rechnen, Hauptgegenstände der zu an der Fortbildungsschule ein. Ab- meinsamen Zielen der Gewerbetrei- behandelnden Fächer sein; und auch, klärungen der Schulkommission, ob benden und der Grütlianer. Seit 1851 was so häufig übergangen wird, den sich allenfalls unter dem Personal der waren die schulentlassenen Jünglinge Schüler, der bald als Mann in die Welt SCB-Werkstätte qualifiziertere Lehr- bis zum Abschluss ihrer Lehre oder hinaus tritt, mit den inneren Staats- kräfte finden liessen18, zeitigten kei- bis zum vollendeten 18. Lebensjahr einrichtungen bekannt machen.»17 nen Erfolg, sodass man weiterhin mit zum Besuch einer Fortsetzungsschu- Am 28. November 1873 gelangten provisorischen Lösungen Vorlieb neh- le an Sonn- und Feiertagen verpflich- über hundert Bürger und Einwohner men musste.19 tet.14 Bald wurde der Ruf nach einem von Olten, zumeist Handwerker und Einem Bericht des Schönenwerder gebildeten Zeichnungslehrer laut.15 Arbeiter, mit einer Petition an den 18 StAO GRP 1873.12.12. In einem längeren Artikel im «Oltner Gemeinderat, er solle dafür sorgen, 19 StAO GRP 1874.10.09. Danach amtete der Bezirkslehrer Gottlieb Zehnder als provisorischer Lehrer für Freihand- Wochenblatt» empfahl 1868 ein «jun- dass «der Zeichnungsunterricht in der zeichnen; die Mädchen wurden vom Schulpräsidenten, Professor Peter Dietschi, ehrenamtlich unterrichtet. Über ger Mitbürger und Freund jeglicher Bezirks- und Fortbildungsschule auf die Resultate eines Gutachtens des Berner Professors Al- bert Benteli (1843-1917) und eines Basler Sachverständigen namens Weisbrod, welches von der Schulkommission ver- anlasst wurde, ist nichts Näheres bekannt. Schliesslich er- 16 Der anonyme Leserbrief soll, einer handschriftlichen Notiz klärte sich der Werkstätteingenieur Roman Carl Abt bereit, zufolge, aus der Feder des späteren Stadtschreibers und den Unterricht zu erteilen, musste aber bereits nach zwei 14 StAO GRP 1851.08.31. – Zingg, Schulwesen, S. 114. Oberatmannes Johann Georg Meyer stammen. Monaten aus gesundheitlichen Gründen demissionieren. 15 OWB 1865.01.21./25. 17 OWB 1868.01.08. (GA 03.02.03, S. 76)

56 125 Jahre Gewerbe Olten Die ehemalige Schenker’sche Schuhfabrik an der Sälistrasse (heute FH-Campus) diente jahrzehnte- lang als provisorisches Gewerbeschulhaus. (StAO, Fotosammlung 30.61)

Bezirkslehrers Eduard Muth über die fördern, scheint sich die Oltner Sekti- benden war die Frage des gewerblichen Jahre 1876/77 zufolge liessen sowohl on in diesen Jahren mehr mit sozial- Unterrichts an der Bezirks- und Fort- der Schulbetrieb als auch die Qua- politischen Fragen befasst zu haben. bildungschule noch immer ungelöst. lität des Unterrichts in den Fortbil- Wie bereits erwähnt hatte der Anteil Von der Oltner Grütlisektion konnte dungsschulen des Bezirks Olten noch der Arbeiterschaft in den Reihen der offenbar kaum mehr nennenswerter viel zu wünschen übrig. Die meist Vereinsmitglieder laufend zugenom- Sukkurs in dieser Frage erwartet wer- zur Nachtzeit angesetzten Lektionen men. An einer Versammlung vom 5. den. Als der Rektor der Oltner Schule, wurden von den Schülern häufig ge- Juni 1875 kam es just wegen der Fra- Eduard Zingg, im Spätherbst 1885 de- schwänzt, der Lehrer sah sich von Be- ge der Bildung erstmals zur direkten missionierte, nahmen die Gewerbler hörden, Meistern und Eltern im Stich Konfrontation. In Anspielung auf die erneut einen Anlauf, um endlich die gelassen: «Man lässt ihn schaffen und Vereinsdevise bezweifelte ein Votant, Anstellung eines fachlich qualifizier- schwitzen und ärgern und lacht noch dass man nur durch Bildung zur Frei- ten Zeichnungslehrers durchzusetzen. in die Faust, wenn es zu Exzessen und heit gelangen könne. Darauf traten Doch die Schulkommission wider- Unannehmlichkeiten zwischen Lehrer drei Dutzend bürgerliche Mitglieder setzte sich diesem Ansinnen aus Sor- und Schüler kommt.»20 aus dem Verein aus und gründeten ei- ge um die Pflege der allgemeinen und Obwohl es dem Wahlspruch des Grüt- nen «Bürgerleist».21 speziell der humanistischen Fächer.22 livereins «Durch Bildung zur Frei- Für die Handwerker und Gewerbetrei- Da versammelten sich die Gewerbler heit» durchaus entsprochen hätte, die im Hotel Kreuz, um ihrer Forderung berufliche Bildung im Rahmen der Nachdruck zu verleihen. Mit der An- 21 Prot. Grütliverein Olten 1875.06.05.; Jahresbericht des Schweiz. Grütlivereins 1875; Lätt, Jean-Maurice: Der Grüt- Fortbildungsschule nach Kräften zu liverein und die Anfänge der Arbeiterbewegung im Kanton stellung eines Zeichnungslehrers für Solothurn. JSolG 62/1989, S. 198. Da die Protokollbücher der Oltner Grütlisektion verloren gegangen sind, lassen sich die Details der Auseinandersetzungen nur ungenau 20 OWB 1877.12.12. rekonstruieren. 22 StAO GA 03.02.07, S. 69

125 Jahre Gewerbe Olten 57 die Bezirksschule sollte gleichzeitig Nach seinen Statuten bestand der auch für die gewerbliche Zeichnungs- Hauptzweck des Vereins in der «För- Fortbildungsschule eine tüchtige derung der geschäftlichen und wirt- Lehrkraft gewonnen werden, um die- schaftlichen Interessen der Mitglieder, se Anstalt so zu heben, dass sie we- der Verbreitung gewerblicher Kennt- nigstens den Anforderungen genüge, nisse und besonders der Fortbildung die erforderlich seien zur Erzielung der jüngeren Handwerker, Lehrlinge des entsprechenden Bundesbeitrages. und Gesellen durch die Förderung «In unserem industrie- und gewerbe- der gewerblichen Fortbildungsschule, reichen Olten ist es durchaus notwen- durch die Einführung von Lehrlings- dig und auch schon längst als tiefes prüfungen und Prämierung vorzüg- Bedürfnis gefühlt worden, für Heran- licher Lehrlingsarbeiten.»26 Dement- bildung der jungen Handwerker und sprechend wurden im Mai 1886, in Gewerbetreibenden das Möglichste zu Zusammenarbeit mit der Schulkom- tun und durch festes, einiges Zusam- mission und der Gemeinnützigen Ge- menwirken die Interessen des Hand- sellschaft, die Organisations-Statuten werks und der Gewerbe in jeder Bezie- der Gewerblichen Fortbildungsschule hung zu fördern.» samt dem dazugehörigen Reglement In diesem Geiste beschloss die Ver- zuhanden des Gemeinderates verab- sammlung die Gründung eines Ge- schiedet.27 In der Person des aus Ba- werbevereines.23 Ein provisorisches sel stammenden Emil Bucher wurde Komitee unter der Leitung von Cons- ein qualifizierter Zeichnungslehrer tantin von Arx wurde mit der Ausar- angestellt, im Mai 1890 wurden, unter beitung eines Statutenentwurfs be- Aufsicht eines Experten des Schweize- traut, der dann am 28. Februar 1886 rischen Gewerbeverbandes, die ersten Das 1980 bezogene Berufsbildungszentrum an der konstituierenden Versammlung Lehrabschlussprüfungen im Kanton (Foto Th. Ledergerber) im Hotel Wyss beim Bahnhof geneh- Solothurn durchgeführt.28 Drei Jah- migt wurde.24 re später wurde die freiwillige Mäd- chen-Fortbildungsschule gegründet.29 Von der Fortbildungsschule Das Jahr 1921 wird als eigentliches zur Gewerblich-industriellen Geburtsjahr der Oltner Gewerbeschule Berufsschule bezeichnet.30 Diese wurde jetzt von der Der Gemeinderat wies dem Gewerbe- Bezirksschule getrennt geführt, seit verein «rücksichtlich des allgemeinen 1927 in der ehemaligen Schenker’schen Interesses, welches die Gemeinde an Schuhfabrik an der Sälistrasse.31 Die dem Bestehen und Fortkommen dieses Schule umfasste 1921 428 Schüler in Vereins hat», den bisher vom Grütli- 14 Klassen; gegen Ende der Dreissi- verein gegen einen jährlichen Zins von gerjahre waren die insgesamt 679 200 Franken benützten Saal im ersten Schüler, 42 Pflichtklassen und 7 Klas- Stock des alten Rathauses zinsfrei als sen für Freifächer, an der Sälistrasse, Vereinslokal zu.25 im Hübeli, im Museum, im Frohheim und im Bifang untergebracht. Für 23 Die Tatsache, dass es sich dabei eigentlich um eine Neu- den praktischen Unterricht brauchte gründung handelte, wird mit keinem Wort erwähnt, ob- wohl eine ganze Reihe prominenter Mitglieder schon dem alten Gewerbeverein von 1864 angehört hatte es auch Werkstätten, und so wurde 24 StAO Prot. Gewerbeverein Bd. 1; OWB 1886.02.27. Dem provisorischen Komitee gehörten ausser Constantin von der Bau eines neuen Berufsschulhau- Arx folgende Herren an: Arnold von Arx, Architekt; Arnold Munzinger, Fabrikant; Simon Kully, Spengler; Josef von Arx, Schlosser; Bonaventur Disteli, Zimmermann; Victor Büttiker und Bernhard von Arx, Gipser und der Lehrer Bernhard Zeltner als Aktuar. Zwei von diesen, nämlich Con- stantin von Arx und Arnold Munzinger, gehörten gleichzei- 26 OWB 1886.02.27. tig einer vom Gemeinderat bestellten Spezialkommission 27 StAO GRP 1886.05.11./27. an, die in Verbindung mit der Bezirkschulpflege mit dem 28 100 Jahre Gewerbeverband Olten, S. 60. Regierungsrat in Solothurn über die Reorganisation des 29 StAO Prot. Gewerbeverein 1893.01.24. Zeichenunterrichts an der Bezirks- und Fortbildungsschu- 30 100 Jahre Gewerbeverband Olten, S. 66ff. le verhandeln sollte. (OWB 1885.12.25.) 31 Das Gewerbe protestierte gegen die Einmietung in der ehe- 25 StAO GRP 1886.07.23. Die Grütlianer mussten ins 2. Stock- maligen Schenker’schen Fabrik, da diese dem Komsumver- werk zügeln. ein gehörte. (ebenda, S. 70)

58 125 Jahre Gewerbe Olten Vor Schiedsgericht Olten, Mittwoch, den 12. Sept. 1906 Kläger: Jakob St., Glasfabrikarbeiter, Olten Beklagter: Glasfabrik Maetz, Söhne & Cie, Olten Klagbegehren: Lohnforderung u. Ent- schädigungsbegehren wegen Entlas- sung ohne Kündigung, total Fr. 102.20 Obmann: Hr. Gerichtspräsident Keust Schiedsrichter: Constantin von Arx, Vater; Theophil Richard; Gustav Schenker; Ernst Lüthy. Zeugen: 1. Jean Baumgartner, Hüttenmeis- ter der Glasfabrik behauptet, St. sei betrunken gewesen und habe seine Arbeiten vernachlässigt. Dadurch sei dem Geschäft ein Schaden von eini- gen hundert Franken erwachsen. 2. Hunziker, Aufseher der Glasfabrik, habe um 12 Uhr nichts von Trunken- heit des St. bemerkt. Um 4.30 Uhr sei er in die Fabrik gekommen, St. sei ihm Die Fahne der 1907 gegründeten italienischen Maurer- und Handlanger-Gewerkschaft trug das be- begegnet und habe gesagt, er sei von rühmte Zitat aus dem Kommunistischen Manifest von 1848. (Historisches Museum Olten) Maetz zum Teufel gejagt worden. Es sei durch die unrichtigen Verrichtun- gen ein beträchtlicher Schaden verur- sacht worden. ses immer dringlicher.32 Als Standort dem neuen Namen «Gewerblich-in- 3. Frau Katharina Fähndrich geb. drängte sich, wegen der Nähe zum dustrielle Berufsschule» in den neuen Studer: St. sei bei ihr im Logis, nach Bahnhof, das Bifangquartier auf. Das Gebäudekomplex im einstigen «Neu- 11.30 Uhr sei er auf die Arbeit gegan- Bauvorhaben wurde durch den Zwei- quartier» einziehen, wo über ein Jahr- gen und sei nüchtern gewesen. ten Weltkrieg verzögert, erst am 30. hundert zuvor, an der «Apostelgasse», 4. Frau Elise Wiederkehr geb. von Arx, April 1955 konnte das neue Schulhaus, die Eisenbahnerkolonie Niklaus Rig- wohnt neben St., habe St. gesehen, als in dem auch die Kaufmännische Be- genbachs entstanden war.33 er ca. um 5 Uhr heimkam und habe rufsschule untergebracht war, einge- Die Berufsbildung war bei Weitem nichts von Trunkenheit wahrgenom- weiht werden. Doch bald wurde auch nicht das einzige Thema, mit welchem men. hier der Platz knapp, sodass 1961 ein sich der Gewerbeverein beschäftigte. Entscheid: Dem Kläger werden Fr. Zeichnungssaal in der Fabrik Gemper- Darüber hinaus widmete er sich zahl- 69.90 für 14 Tage wegen Entlassung le (später Riggenbach-Schulhaus) zu- reichen anderen gewerblich relevan- ohne Kündigung und für geleistete gemietet werden musste. Nachdem die ten Fragen, von der Wasser- und Elekt- Arbeitszeit zugesprochen, Ferner hat berufliche Ausbildung 1969 dem kan- rizitätsversorgung über die kantonale Herr Maetz die Vorladungskosten mit tonalen Erziehungsdepartement un- Gewerbeordnung, die gewerblichen Fr. 1.60, sowie die Zeugengelder mit terstellt worden war, wurde der Bau Schiedsgerichte, das Submissionswe- Fr. 4.– zu bezahlen. des neuen Berufsbildungszentrums sen, Problemen der Stadtentwicklung, an die Hand genommen. Im Herbst Lohn und Arbeitszeit, Fahrplanwün- Der Präsident: B. Keust 1980 konnte die Gewerbeschule unter schen zuhanden der Bahn bis hin zur Der Aktuar: G. Probst1

32 Bereits 1926 wurde eine Kommission zur Abklärung der 33 Bei den Bauarbeiten kam unter anderem ein Sodbrunnen Platzfrage für ein Gewerbeschulhaus eingesetzt. (ebenda, zum Vorschein, welcher zu den Eisenbahnerhäusern gehört S. 70f.) hatte. (Oltner Tagblatt 14. April 1977) 1 GA 07.07.01

125 Jahre Gewerbe Olten 59 Zum Gedenken an den Landes-Generalstreik 1918 wurde 2008 auf der Schützenmatte die Plastik des Solothurner Künstlers Schang Hut- ter «Der Verletzlichkeit Raum geben» aufge- stellt. (Foto P. H.)

Bekämpfung des Hausiererwesens. verein freisinnige Mitglieder zu Worte Generalstreik in der Schweiz Die Festschrift zum 100-Jahr-Jubi- und dem Gewerbeverein gehörten bis 1918 war ein Jahr voller sozialer Span- läum 1986 bietet einen umfassenden 1906 vereinzelte Sozialdemokraten nungen. Seit über drei Jahren tob- Überblick über die Aktivitäten des an, darunter auch der Parteipräsident te der Erste Weltkrieg, die Teuerung Vereins. Gottlieb Bolliger.34 Anderseits mach- drängte besonders die Arbeiterschaft te in den 1890er Jahren die gewerk- in eine unverschuldete, schwere Not- Sozialpartnerschaft schaftliche Organisation der Eisen- lage, während die Landwirtschaft Wir dürfen also festhalten, dass es bahner und der Arbeiterschaft in der von steigenden Nahrungsmittelprei- nicht das Bedürfnis nach Abgrenzung Industrie und im Baugewerbe rasche sen und die Industrie von Militär- gegenüber sozialistischen Tendenzen Fortschritte,35 1894 wagten die Oltner aufträgen profitierten. Manche Un- war, was 1886 zur Gründung des Ge- Schuhmacher den ersten Streik, der ternehmen benutzten die Situation werbevereins geführt hat, sondern der sich gegen die Schuhfabriken in Schö- zum Lohnabbau. Die soziale Not ver- Wille, die berufliche Weiterbildung nenwerd und Olten richtete,36 und im schärfte sich seit dem Sommer 1918 auf eine solide Basis zu stellen. gleichen Jahr fand in Olten erstmals zusätzlich infolge einer verheerenden Derweilen entwickelte sich die Oltner eine 1. Mai-Feier statt.37 Am 1. April Grippeepidemie, welche Hunderte Grütlisektion nach dem Exodus der 1902 konstituierte sich die Sozialde- von Opfern forderte. Zudem schmä- Handwerksmeister und Gewerbler lerte die Ausnahmesituation des weiter zur eigentlichen Arbeiterpartei. 34 Grütlianer 1896.04.23.; Bolliger besass eine Nähmaschi- Aktivdienstes die Einkommen und nenhandlung an der Ringstrasse (Adressbuch 1901) und ge- Die Trennung vom Freisinn und vom hörte auch dem Verband reisender Kaufleute an (Jahrbuch erschwerte den Gewerkschaften die des Vereins schweiz. Geschäftsreisender 1907, S. 65). 1902 bis 1906 war er Präsident der SP Olten (Neue Freie Zeitung Gewerbeverein war allerdings noch 1905.05.03. und 1906.01.23.) Anwendung ihrer erprobten Kampf- 35 Olten 1798-1991, S, 167 jahrzehntelang keineswegs definitiv. 36 Heim, Peter: Unruhe im Reich der Schuhkönige. JBSolG mittel. So erschien vielen der Krieg als 66/1993, S. 290ff. Noch immer meldeten sich im Grütli- 37 OWB 1884.05.05. ein Mittel, das die Besitzenden über

60 125 Jahre Gewerbe Olten die Arbeiterklasse triumphieren liess. gehend unbegründeten) Ängste vor zurufen. Als der Bundesrat, als Massnahme einem unmittelbar bevorstehenden Dass es sich dabei um den Versuch zur Sicherung der Landesversorgung, Umsturz. Angesichts der wachsenden eines politischen Umsturzes gehan- eine Zivildienstpflicht einführen woll- Unruhen wandte sich die Zürcher Re- delt habe, ist von der historischen te, erblickten die Sozialdemokraten gierung an den Bundesrat mit dem Forschung klar widerlegt. Auch in darin den Versuch, die Arbeitswelt zu Ersuchen um ein Truppenaufgebot. Olten hat das kleine Grüppchen von militarisieren und die Gewerkschaf- Lange widersetzte sich die Landes- Jungsozialisten, die mit der Idee ei- ten auszuschalten. regierung diesem problematischen nes Putsches allenfalls geliebäugelt Auf eigene Initiative lud der SP-Nati- Schritt, gab aber schliesslich dem haben könnten, in den Tagen des onalrat Robert Grimm eine Handvoll Drängen von General Wille und von Landesstreiks keine feststellbare Rolle einflussreicher Partei- und Gewerk- Persönlichkeiten aus der Bankenwelt gespielt. schaftsführer, darunter auch den Olt- nach. ner Arbeiterführer und Nationalrat Das «Oltener Aktionskomitee» re- Jacques Schmid, zu einer Zusammen- agierte moderat: Statt der von radi- kunft in Bern ein, wo man beschloss, kalen Kreisen geforderten Ausrufung auf Montag, 4. Februar 1918, eine Sit- des unbefristeten Generalstreiks pro- zung der Geschäftsleitungen der Par- klamierte es für den 9. November ei- tei und des Gewerkschaftsbundes, nen 24-stündigen Proteststreik in den der Nationalratsfraktion und der 19 grössten Industrieorten des Lan- Parteipresse in das «Volkshaus» nach des, darunter auch in Solothurn und Olten einzuberufen. Olten. Der Aufruf wandte sich «gegen Hier wurde eine Proklamation verab- die militärische und bürgerliche Dik- schiedet, welche tags darauf in den tatur» und bezeichnete das Truppen- sozialistischen Blättern erschien. Da- aufgebot als «dreiste Herausforde- rin wurden die Bedingungen formu- rung». Die organisierte Arbeiterschaft liert, unter welchen die Linke bereit sei nicht, wie von bürgerlich-konser- war, den vorgesehenen Massnahmen vativer Seite behauptet, am Gängel- zur Sicherung der Landesversorgung band der Bolschewiki (so nannte man zuzustimmen. Fast beiläufig war da- die russischen Sozialisten um Lenin) bei die Rede von einem «Aktionsaus- und lehne den Putschismus ab. Dem- schuss», der entsprechende Anträge entsprechend verlief der Proteststreik vorbereiten sollte. Damit war das «Ol- überall diszipliniert und ohne schwe- tener Aktionskomitee» (OAK) ins Le- re Zwischenfälle. ben gerufen. Mit den lokalen Verhält- Nach den Weisungen des OAK hät- nissen hatte das Komitee nichts zu te die Aktion nach vierundzwanzig tun, kein einziger Oltner hat ihm je Stunden zu Ende gehen sollen. Aber angehört, auch Jacques Schmid nicht. die von der Linken dominierte Zür- Als der Bundesrat im April auf Drän- cher Arbeiterunion setzte sich, durch gen des Bauernverbandes den Milch- die Nachrichten über die revolutio- preis massiv erhöhte, erreichte die näre Entwicklung in Deutschland Empörung der von der Teuerung oh- euphorisiert, über den Willen des Ko- Armee-Einsatz während des Generalstreiks nehin hart getroffenen Arbeiterschaft mitees hinweg und proklamierte den in Solothurn. In Olten verliefen die Streiktage den Siedepunkt. Ende Oktober riefen unbefristeten Generalstreik. ohne gewaltsame Auseinandersetzungen. Des- die Sozialdemokraten zu einer Feier Umsonst versuchte das OAK durch halb existieren auch keine Bilder davon (Foto zum ersten Jahrestag der russischen Verhandlungen mit dem Bundes- im Besitz von R. Studer, Solothurn). Revolution auf, kurz darauf trafen rat, das Schlimmste zu verhindern. die Nachrichten von den turbulenten Die Landesregierung blieb hart und Vorgängen in den deutschen Hafen- brach den Kontakt zu dem Komitee und Industriestädten ein. Dadurch ab. Diesem blieb schliesslich nichts wuchsen in bürgerlichen Kreisen die anderes übrig, als seinerseits den un- (wie sich im Nachhinein zeigte, weit- befristeten Landes-Generalstreik aus-

125 Jahre Gewerbe Olten 61 mokratische Partei Olten u. U., drei tikers Fürsprech Adrian von Arx eine de, als ob die Gewerbetreibenden nicht Jahre später erschien erstmals die allgemeine Arbeitsordnung für den genug Steuern bezahlen …»48 Als die «Neue Freie Zeitung» als Presseorgan Platz Olten errichtet, die in den Werk- Konflikte im Baugewerbe zunahmen, der Partei und schlug sogleich einen stätten angeschlagen werden und für organisierten sich die Bauhandwer- recht forschen Ton an.38 beide Sozialpartner bindend sein soll- ker im November 1905 in einem eige- Es scheint, dass man sich im Gewer- ten.42 Im April 1905 reichten der Ge- nen Verband und setzten damit den beverein durch die bisweilen recht werbeverein und eine Vertretung der Gewerbeverein unter Druck.49 An der kämpferische Rhetorik linker Akti- Arbeiterschaft dem Gemeinderat ein Generalversammlung vom 14. Januar visten zunächst kaum irritieren liess. Gesuch zur Einrichtung paritätischer 1906 referierte der Zürcher Gewer- Die Aktivitäten der Gewerkschaften gewerblicher Schiedsgerichte ein und besekretär und Nationalrat Eduard richteten sich in erster Linie gegen die arbeiteten eine entsprechende Vorlage Boos-Jegher über Streiks und deren Leitung des Bahnhofs und der Werk- aus43, und so wurde die neue Institu- Verhütung. In der anschliessenden stätte, gegen bestimmte Industriebe- tion auf den 1. Juni 1906 eingeführt. Diskussion vertrat der SP-Präsident triebe, insbesondere den Automobil- Die Schiedsgerichte waren in vier Gottlieb Bolliger mit Vehemenz den fabrikanten Josef Wyss (Berna)39 und Gruppen organisiert: Baugewerbe und Standpunkt der Arbeiterschaft und gegen einzelne Baumeister, das loka- Metallindustrie, Ladenbesitzer, Wirte, erhielt vom Gewerbepräsidenten Nig- le Gewerbe blieb davon verschont. In Kaufmannsstand (zuständig auch für gli die Zusicherung, die Baumeister einem Schreiben an den Schweizeri- Dienstboten, Mägde und Knechte) und würden den Arbeitern nach Möglich- schen Metallarbeiterverband nahm übrige Industrie. Die vier Gerichtshö- keit entgegenkommen.50 Der Beitritt der Präsident des Oltner Giesserfach- fe bestanden aus je sechs durch das zur schweizerischen Reservestreik- vereins, Otto Rieder, den Spengler- Volk gewählten Vertretern der Arbeit- kasse wurde den einzelnen Meistern meister Simon Kulli gegen Vorwürfe geber- und Arbeitnehmerseite.44 überlassen, die Bildung einer lokalen ausdrücklich in Schutz.40 In gemein- Die Beteiligung bei den ersten Wahlen Streikkasse abgelehnt. Der durch den depolitischen Fragen arbeiteten Ge- am 20. Mai 1906 fiel recht unterschied- Streik seiner Arbeiter in arge Bedräng- werbe und Arbeiterschaft vielfach zu- lich aus, sowohl auf der Arbeitgeber- nis geratene Automobilfabrikant Josef sammen. als auch auf der Arbeitnehmerseite. Wyss erhielt nicht einmal eine Sympa- Am grössten, nämlich 55 Prozent, war thieadresse des Gewerbes!51 Gewerbliche Schiedsgerichte sie bei den Arbeitgebern der vierten Durch den Bauarbeiterstreik, der vom Für die Austragung sozialer Konflikte Gruppe (Industrie ohne Metallbran- 7. April bis zum 27. Juli 1906 andauer- spielte eine Institution eine besondere che), während sie bei den Arbeitneh- te, verhärteten sich die Fronten wei- Rolle, welche auf Initiative des Gewer- mern bloss 5,7 Prozent betrug!45 Was ter. Die «Neue Freie Zeitung» stellte bevereins in Absprache mir dem Grüt- die Zufriedenheit mit den Urteilen be- den Oltner Baumeisterverband als liverein und der Sozialdemoktaischen trifft, war es genau umgekehrt: Wäh- «Scharfmachergesellschaft Ehren- Partei im Juni 1906 eingeführt wurde: rend die Arbeitnehmer nach einem sperger-Belart» an den Pranger und die gewerblichen Schiedsgerichte. Der Jahr eine vorwiegend positive Bilanz bezichtigte ihn, sämtliche organisier- Gewerbeverein befasste sich erstmals zogen46, beklagte sich der Glasermeis- ten italienischen Bauarbeiter ausge- im Dezember 1888 mit dieser Frage. ter Blaser, dass das Gericht stets zu sperrt zu haben, darunter auch viele Nach einem Referat des Aargauer Kan- Gunsten der Arbeiter entscheide.47 Familienväter, die seit über zehn Jah- tonsstatistikers Näf fasste die Ver- ren in Olten lebten.52 Von bürgerlicher sammlung eine befürwortende Reso- Fortschreitende Entfremdung Seite wurden die Gewerkschaften der lution und gelangte kurze Zeit später Dennoch blieben Friktionen nicht Bauarbeiter scharf kritisiert: «Diese in einem Schreiben an die Solothurner ganz aus. Als die Sozialdemokraten sozialdemokratischen Verbände gehen Kollegen und an den kantonalen Grüt- im Gemeinderat 1904 die Veröffent- auf dieser Bahn immer weiter und liverein.41 Im Januar 1897 wurde auf lichung der Steuerlisten verlangten, sind schon stark ins anarchistische Anregung des freisinnigen Sozialpoli- reagierten die Gewerbler alles andere Fahrwasser gelangt.»53 als begeistert: «Herr Lang verwahrt 48 StAO Prot. Gewerbeverein 1904.01.06. Die Gemeindever- 38 Olten 1798-1991, S, 165ff. - An einer Versammlung der Frei- sich gegen die socialistischen Vorwän- sammlung lehnte den Vorstoss ab, erst 1911 wurden die sinnigen in Olten (BTW 1903.11.04.) profiliert sich Cons- Register erstmals veröffentlicht. (StAO GRP 1904.02.20.) tantin von Arx als Freisinniger des linken Flügels und 49 StAO Prot. Gewerbeverein 1905.11.19 bedauert es, dass die freisinnige Linke an die Sozialdemo- 50 StAO ebenda, 1906.01.14. und 04.12. kratie verloren gegangen sei. 42 ebenda 1897.01.06. s. 100 Jahre Gewerbeverband, S. XXX 51 ebenda, 1906.04.04. 39 Olten 1798.1991, S. 169-171. Wyss gehörte dem Gewerbever- 43 Neue Freie Zeitung 1905.04.12. 52 Neue Freie Zeitung 1907.01.15. Der Baumeisterverband ein nicht an. 44 Neue Freie Zeitung 1906.05.17. wies diese Anschuldigung zurück: «Wir sind durchaus kei- 40 Schreiben vom 12. September 1900, Sozialarchiv Zürich, Ar- 45 ebenda 1906.05.22. ne Feinde der Arbeiterorganisation.» (Neue Freie Zeitung chiv SMUV. 46 ebenda 1907.07.06. 1907.01.22.) 41 StAO, Prot. Gewerbeverein 1888.12.02 und 1889.02.14. 47 StAO Prot. Gewerbeverein 1907.05.02. 53 Fortschritt 1907.09.21.

62 125 Jahre Gewerbe Olten Der Morgen 10. Jan. 1919

An einer erweiterten Vorstandssit- Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wei- Das Gewerbe während des zung des Gewerbevereins im Hotel ter an und führte zu einer weiteren ­LandesGeneralstreiks 1918 Kreuz wurden deutlich schärfere Töne Verhärtung der Fronten. Einen Höhe- Der Generalstreik vom 9. bis 14. No- laut. Umsonst mahnte der Buchbinder punkt bildete der Streik der italieni- vember 1918 markiert den Höhepunkt Otto Michel zur Mässigung, indem schen Maurer im Sommer 1908, der der sozialen und politischen Krise, in er zu Bedenken gab, dass die Klein- zwei Monate dauerte und an welchem welche die Schweiz durch die fort- meister von der gewerkschaftlichen sich 393 Arbeitnehmer beteiligten. schreitende Industrialisierung und Agitation ja kaum betroffen seien; die Während sich die Organisation der besonders durch die Auswirkungen Befürwörter einer härteren Gangart politischen Linken und der Gewerk- des Krieges geraten war. Rund 300 000 behielten die Oberhand und der Uhr- schaften weiter verfestigte – im Arbeitnehmende waren – mehr oder macher Karl Meier-Jutzeler, Grün- Frühjahr 1909 schlossen sich die so- weniger freiwillig – an den Streik­ dungsmitglied des Gewerbevereins, zialdemokratisch orientierten Organi- ereignissen beteiligt. Als die Aktion verstieg sich gar zu der Behauptung, sationen der Region zur «Arbeiteruni- nach wenigen Tagen unter militäri- die extremen Arbeiterführer hätten es on Olten und Umgebung» zusammen55 schem Druck abgebrochen werden darauf abgesehen, alle Selbständiger- – machten sich in den Reihen des musste, erschien sie vielen als eine werbenden zu vernichten.54 Gewerbes Ermüdungserscheinungen Niederlage der Arbeiterschaft. Aus Die Welle der Arbeitskonflikte in der breit. Der Jahresbericht des Präsiden- heutiger Sicht stellt der Generalstreik Baubranche und den ihr angeglie- ten von 1909 vermeldet einen Rück- eines der folgenreichsten Ereignisse derten Zulieferbetrieben hielt in den gang der Mitgliederzahlen. in der Geschichte der Schweiz im 20. Jahrhundert dar. Grosse Fortschritte 54 StAO Prot. Gewerbeverein 1907.11.18. – Es erstaunt nicht, Meier-Jutzeler nach dem Generalstreik 1918 im Vorstand wie die AHV, das Frauenstimmrecht der rechtsradikalen Vaterländischen Vereinigung wieder anzutreffen. 55 Neue Freie Zeitung 1909.02.25. oder das proportionale Nationalrats-

125 Jahre Gewerbe Olten 63 wahlrecht – alles Elemente, die heute zum Grundbestand der Schweiz ge- hören – finden sich im Forderungska- talog des «Oltener Aktionskomitees», welches den Streik ausgerufen und geleitet hatte. Olten war in zweifacher Weise mit den Ereignissen im Spätherbst 1918 verbunden. Einmal trug das «Oltener Aktionskomitee» den Namen dieser Stadt; anderseits war Olten selbst Schauplatz lokaler Streikereignisse. In Olten hatte sich das Verhältnis des Gewerbes zu der in der Arbeiterunion organisierten Arbeiterschaft während des Krieges unter dem Eindruck zahl- reicher Arbeitskonflikte, von denen immer öfter auch gewerbliche Betrie- be betroffen waren, weiter abgekühlt. War noch Ende 1916 ausdrücklich Wert auf parteipolitische Neutralität gelegt worden,56 beschloss man bei den Kan- tonsratswahlen mit der freisinnigen Partei zusammenzuarbeiten.57 Obwohl das Gewerbe weniger von den Rationalisierung de Buchhaltung: Loch­karten- Arbeitsniederlegungen im Zusammen- Rechenmaschinen (Festschrift Usego 1907-1932) hang mit dem Generalstreik betroffen war, stellten sich die Gewerbler an einer ausserordentlichen Generalver- sammlung vom 13. November hinter eine von Arnold Wälchli, Direktor der Landquarter Maschinenfabrik, in Ver- bindung mit dem Fürsprecher Arnold Hagmann eingebrachte Resolution: «Eine durch 70 Mann besuchte Ver- sammlung der Industriellen und der Gewerbler der Stadt Olten protestieren gegen den Terror eines Oltner Aktions- komités, welches dem Ansehen und Zum kantonalen Arbeitsbeschaffungs­ dem guten Ruf von Olten schadet, und programm gehörte auch die Korrektion der ersucht um dringende Unterstützung Dünnern zwischen Oensingen und Olten. von Seite der Behörden zur Aufrechter- (StAO, Fotosammlung) haltung der Ordnung und zum Schutz der Arbeitswilligen.»58 In einem Auf- ruf riefen der Industrie- und Gewer- beverein Olten die Arbeiter auf, sich von den «gewalt- und machtsüchtigen Führern» der Sozialdemokratie loszu-

56 StAO Prot. Gewerbeverein 1916.12.07. 57 ebenda 1917.07.10.- Die Wahlen brachten dann aber den- noch einen erdrutschartigen Zuwachs der SP-Mandate. 58 ebenda 1918.11.13.

64 125 Jahre Gewerbe Olten sagen: «Wohin ein solches frevelhaf- tes Unternehmen führt, zeigen die in Russland seit einem Jahr bestehenden Zustände, wo unter den Folgen des Bürgerkrieges und der Hungersnot ein riesiges Volk zugrunde geht. Arbeiter, vergesst nicht, dass wir aufeinander angewiesen sind und wir uns zum Wohle des ganzen Landes finden müs- sen. Nur durch freies, ehrliches und vertrauensvolles Zusammenarbeiten mit euren Arbeitgebern ist ein gemein- sames Gedeihen möglich.»59 Die Stimmung, die in Gewerbekreisen in jenen Tagen herrschte, bringt ein Eisenbahner in einem Leserbrief zum Ausdruck: «Es ist mir nach dem Streik vorgekommen, dass ich von einem Geschäftsinhaber rauh angefahren wurde. Es wird das auch anderen Kol- legen passieren. Besonders sind es die kleinen selbständigen Gewerbetrei- benden, auch Wirte, die unsere Akti- on nicht verstehen und ohne Weiteres mit den dümmsten Vorwürfen und Beschimpfungen um sich werfen. Ja, Karikatur in der SP-Zeitung «Das Volk» vom 4. Juni 1934 auf die Umtriebe der Frontisten: diese Leute haben eben nicht zu leiden «Um Gotteswillen, was macht ihr denn da?» – «Wir spielen nur ‹Nationale Front›!» gebraucht über die ganze Zeit, wie wir und niemand hat sie in ihrer Freiheit und am Essen geschmälert. Im Gegen- In diesem aufgeheizten Klima schritt, gen.62 An einer Versammlung der Me- teil verstanden sie es recht gut, mit ähnlich wie in Solothurn und Gren- tallarbeiter-Gewerkschaft wurde mit den Preisaufschlägen immer Schritt chen, auch in Olten eine Gruppe von Empörung vermerkt, dass sich auch zu halten und wir, die wir schwer Exponenten des Gewerbevereins zur vereinzelte Organisierte in die Listen hintennach kamen und um jede Teu- Bildung einer Bürgerwehr. Die Initi- dieser rechtsbürgerlichen «Knüppel- erungszulage monatelang feilschen ative dazu ging vom Uhrmacher und garden» hätten eintragen lassen.63 und streiten mussten, mussten sie Bürgerammann Karl Meier-Jutzeler Die Sozialdemokraten protestierten bezahlen. Ich möchte nun allen mei- aus. Als Trägerschaft dieser parami- lautstark gegen dieses neue Repres- nen Kollegen und auch der Arbeiter- litärischen Organisationen, welche sionsmittel gegen die organisierte schaft in der Privatindustrie den Rat auch von Regierungsseite unterstützt Arbeiterschaft. Auch bei der Mehrheit geben, sich solche zopfige Torenbuben, und aus Beständen der Zeughäuser der freisinnigen Partei fanden diese die uns beschimpfen und höhnen, zu mit Waffen versorgt wurden,61 grün- Bestrebungen wenig Anklang; Stadt- merken und ihnen kein Geld mehr zu dete man die «Vaterländische Verei- ammann Hugo Dietschi bezeichnete bringen. Wir können schliesslich auch nigung Olten». Unter den Mitgliedern diese paramilitärischen Formationen auswärts einkaufen und brauchen befanden sich – neben zahlreichen als nicht verantwortbar.64 Uneinge- uns nicht anöden zu lassen für etwas, Gewerbetreibenden und Landwirten – schränkten Beifall erhielten die «Va- das von den Kapitalisten, Schiebern auch viele Gemeindebeamte und Kan- terländischen» hingegen von Seiten und Wucherern und Spekulanten und tonsräte der Region, ausserdem die der katholisch-konservativen Volks- ihren Behörden verschuldet worden Redaktoren der bürgerlichen Zeitun- partei.65 ist.»60 62 OT 1918 Dez. 27. 61 Dies wurde von der Regierung in der Antwort auf eine 63 Prot. MAV 1918 Dez. 28. 59 Neue Freie Zeitung 1918.12.20. diesbezügliche Interpellation im Kantonsrat ausdrücklich 64 StA Olten, GRP 1918 Nov. 18. 60 ebenda 1918.11.18. bestätigt. (KR-Verhandlungen 1919, S. 165ff.) 65 ON 1918 Nov. 15.

125 Jahre Gewerbe Olten 65 An der Gründungsversammlung der «Vaterländischen Vereinigung Olten» brachte der Rechtsanwalt Wilhelm Schlappner die bürgerliche Interpre- tation der Ereignisse auf den Punkt: «Der Landesstreik, inszeniert vom Olt- ner Aktionskomitee, bezweckte nicht, eine verzögerte Sozialreform zu be- schleunigen, sondern er stellte eine Kraftprobe mit dem Staate dar. Un- sere Staats- und Wirtschaftsordnung hätte zertrümmert werden sollen und auf dem ‹erlösenden Brand› hätte, wie das bolschewistische Russland, auch die Schweiz ‹auf neuen, sozialisti- schen Grundlagen wieder aufgebaut werden› sollen … » Der Proteststreik vom 8. November wird als taktisches Manöver des «lichtscheuen Oltner Aktionskomitees» dargestellt: «Die Regisseure des Landesstreiks sagten eine Hauptprobe an und setzten den 24-stündigen Generalstreik in Szene, in der schlauen Berechnung, dass die Behörden zu Sicherungs- und Gegen- massnahmen greifen mussten. Diese Die Ortswehr Olten bereitet sich 1939 auf den Ernstfall vor. (StAO, Fotosammlung 62) aber mussten wiederum den Grund und Vorwand abgeben zum unbefris- teten Landesstreik.»66 In einer schwülstigen Rede rief der neue Rütli treten und den Schwur sorgen.68 Eine Zeitlang zeichnete sich aufsteigende Stern der Konservativen, tun, tauchend die Schweizerfahne in tatsächlich die Bildung eines Bürger- der Verleger Otto Walter, abschlie- den heiligen See, die Heimat nicht zu kriegsklimas ab. «Wir haben heute Be- ssend zur Rettung des Vaterlandes lassen! Nimmermehr!»67 richte in Händen», meldete die «Neue vor der Revolution auf: «Heute geht es, Trotz der Beteuerung der «Vaterlän- Freie Zeitung» am 30. Dezember, «dass das haben uns die Novembertage ge- dischen», die Vereinigung habe rein in drei Gemeinden des Kantons Solo- lehrt, ums Ganze, ums Höchste, um die defensiven Charakter, kam es in den thurn Knüppelgardisten des Nachts Grundbedingungen unserer Existenz, letzten Dezembertagen 1918 zu ge- wehrlose Arbeiter überfallen und ver- um den Bestand der bürgerlichen waltsamen Ausschreitungen, die von wundet haben. Die kantonale Polizei Staats- und Rechtsordnung über- der SP-Presse sofort den Bürgerweh- hat Kenntnis von diesem Banditen- haupt. (…) Heute heisst die Losung, die ren angelastet wurden, darunter auch tum, aber wir haben noch nichts da- wir hören, Revolution, Anarchie! Da zu einem Anschlag auf das Haus des von gehört, dass sie eingegriffen hätte, wollen wir, müssen wir alle, wir, die Parteiführers Jacques Schmid an der das Leben der Arbeiter zu schützen». guten Willens sind und die sich und Elsastrasse. An einer Versammlung Dann fragt das Blatt: «Gehen wir sol- die Ihrigen und die Heimat nicht ins im «Schweizerhof» nahmen die 600 chen Zuständen entgegen? (…) Wis- Chaos gräuelvollster bolschewistischer Teilnehmenden mit Entrüstung von sen die Behörden nicht, dass wenn Verwüstung hineintreiben lassen wol- diesem kriminellen Akt Kenntnis und sie nicht mehr imstande oder nicht len, (uns) zur Abwehr zusammentun. forderten den Gemeinderat auf, für willens sind, das Leben des einzelnen (…) Heute müssen wir, da dunkler der die Sicherheit der Bevölkerung zu Bürgers zu schützen, dass dann der Himmel braut als je, miteinander aufs 68 Neue Freie Zeitung 1919 Jan. 1. und 6. – Am 22. Dezember wurde ein Sozialdemokrat in Grenchen – angeblich durch Mitglieder der dortigen Bürgerwehr – überfallen, ohne 66 OT 1919 Jan. 14. 67 ON 1919 Jan. 20./21. dass die Polizei eingriff. (Neue Freie Zeitung 1918 Dez. 26.).

66 125 Jahre Gewerbe Olten Bürger zur Selbsthilfe greifen muss?»69 dersetzungen zwischen Arbeitgebern In Kreisen der Christlichsozialen und Arbeitnehmern vermehrt in ge- scheint in diesen Tagen sogar Endzeit- genseitigen Absprachen denn durch stimmung Platz gegriffen zu haben: Kampfmassnahmen ausgetragen. Die «Die Roten müssen doch noch mit uns Arbeiter sahen sich vielerorts durch rechnen. Der Endkampf zwischen Be- betriebsinterne Kommissionen vertre- lial und Christus hat angefangen, aber ten, 1937 leitete das Friedensabkom- Christus wird siegen.»70 men in der Maschinenindustrie die Ära der Sozialpartnerschaft ein.71 Das Gewerbe in der Dank einer diversifizierten Wirt- ­Weltwirtschaftskrise schaftsstruktur waren Olten und sei- der ­Dreissigerjahre ne Region von den Auswirkungen der Nach einer kurzen Nachkriegskon- Weltwirtschaftskrise weniger betrof- junktur erfolgte 1921/22 ein starker fen als zum Beispiel die von monokul- wirtschaftlicher Abschwung, welcher turellen Strukturen geprägte Uhren- die Arbeitslosenzahlen in die Höhe region Leberberg. Dennoch weckten schnellen liess. Der 1924 einsetzende die trüben wirtschaftlichen Aussich- Wirtschaftsaufschwung im Zeichen ten in Gewerbekreisen, vor allem im der «Roaring Twenties» war von kur- Baugewerbe, grosse Ängste: «Im Bau- zer Dauer, schon nach fünf Jahren gewerbe kann man nicht nur von ei- Seit 1946 organisiert der Quartierverein rech- machten sich die Anzeichen der Welt- ner Krise sprechen, sondern geradezu tes Aareufer jedes Jahr die «Messe in Olten wirtschaftskrise bemerkbar. Der an- von einem Zusammenbruch. Gut drei MIO». (Siehe auch Seite XX) haltenden Bautätigkeit wegen setzte Viertel der gelernten und ungelernten (StAO, Archiv Quartierverein rechtes Aareufer) der Abschwung allerdings erst 1931 Arbeiterschaft sind arbeitslos. Vielen richtig ein, erfasste aber sämtliche arbeitslosen Meistern geht es noch Bereiche der Wirtschaft. Erst mit der schlechter als den Arbeitern, denn bei Franken-Abwertung im September ihnen gibt es keine Arbeitslosenversi- 1936 und dann durch die Rüstungs- cherung. Um Meister und Arbeiter vor konjunktur im Vorfeld des Zweiten Verarmung zu bewahren, gibt es nur Weltkrieges erholte sich die Wirt- ein Mittel, möglichst rasche Beschaf- schaft allmählich wieder. fung von Arbeit.»72 Gleichzeitig vollzog sich ein wirt- Dementsprechend drängte der kanto- schaftlicher Strukturwandel. Der nale Gewerbeverband auf Arbeitsbe- Anteil des Industrie- und Dienstleis- schaffungsprogramme des Staates; der tungssektors nahm weiter zu, inner- lokale Gewerbeverein unterstützte im halb des Sekundärsektors verlor die Interesse der Beschäftigungslage auf Textilindustrie zugunsten der Ma- dem Baumarkt die städtischen Vorla- schinen-, der Nahrungsmittel- und der gen über die Erweiterung des Froh- chemischen Industrie an Terrain. Die heimschulhauses sowie den Neubau zahlreicher werdenden Grossunter- der Badeanstalt und verlangte die Sub- nehmen bedrängten das Kleingewerbe ventionierung von Tiefbau- und Unter- und rationalisierten ihre Betriebsfüh- haltsarbeiten an öffentlichen Wohnge- rungen, der Stunden- oder Stücklohn bäuden sowie an landwirtschaftlichen wich dem Akkordlohn, Fliess- oder und gewerblichen Bauten. Dagegen Fliessbandarbeit und berufliche Spe- wurde die Förderung des Wohnungs- zialisierung setzten sich weiter durch. baus durch Subventionen abgelehnt, Schliesslich wurden die Auseinan- weil dadurch die Entwertung der Lie- genschaften gefördert werde.

69 In Olten stand zumindest die städtische Polizei, deren Mit- glieder zum Teil der Arbeiterunion angehörten, den Strei- kenden näher. 71 Olten 1798-1991. Vom Untertanenstädtchen zum Wirt- 70 Nichtdatierter Brief Theodor Studers an seinen Bruder, schaftspol, S. 237ff. wahrscheinlich Frühjahr 1919. (StA Olten, Nachlass Studer) 72 100 Jahre Gewerbeverband Olten, S. 48f.

125 Jahre Gewerbe Olten 67 An einer grossen Gewerbetagung der schrieb: «In Olten und Solothurn ma- Bahnanlagen und den beiden Eisen- Kantone Solothurn, Aargau und der chen sich in erfreulicher Weise die Ge- bahner-Häuserzeilen in der Hardegg beiden Basel am 6. November 1938 danken der nationalen Erneuerung und an der «Apostelgasse» bestand, forderten rund 2 000 Teilnehmer eine (gemeint ist das Gedankengut der Na- machte das «Oltner Wochenblatt» auf Revision der Wirtschaftsartikel zum zis) bemerkbar. Mir imponieren diese die Probleme des «Quartiers auf dem Schutz des Detailhandels gegen die Bestrebungen mächtig und ich glaube, rechten Aarufer» aufmerksam. «Un- Grossbetriebe und Arbeitsbeschaf- dass ich mich auch dazu bekennen tersuchen wir die sanitarischen Ver- fungsprogramme des Bundes.73 werde. Sie rütteln das Volk auf aus hältnisse auf dem rechten Aarufer, so Vor dem Hintergrund dieser Entwick- seiner Gleichgültigkeit, es schaut um begegnen wir Zuständen, die derma- lung mag es verständlich erscheinen, sich und es sieht, wer es regiert, wo es len allerdings noch keine nachtheilige dass zu Beginn der Dreissigerjahre seine Waren kauft, wer es gut mit ihm Wirkung äussern, welche aber über das Auftreten rechtsextremer Grup- meint. Die Erneuerung kommt, die Ju- kurz oder lang zu ernstlichen Besorg- pierungen wie die «Nationale Front» den werden abfahren. Wir haben eine nissen Anlass geben dürften. Es sind in Gewerbekreisen auf ein gewisses schöne Zukunft vor uns, wenn wir für Sodbrunnen und Abtrittgruben. Auf Interesse stiess, zumal die Frontis- diese Sache arbeiten, wenn wir dem welche wir aufmerksam machen. (…) ten auch einzelne gewerbliche Forde- Marxismus, dem verdammten, den Das rechte Stadtquartier hat keine rungen auf ihre Fahnen geschrieben Eingang verwehren und den elenden laufenden Brunnen, wohl aber hat hatten.74 Von den etwa zwei Dutzend Volksverhetzern das Handwerk legen. fast jedes Haus einen Soodbrunnen. nachweisbaren Mitgliedern der Olt- (…) Haruus ist unser Gruss, zum Ärger Die meisten dieser Soodbrunnen er- ner Sektion, die am 20. Mai 1933 erst- der streng freisinnigen Verbindung halten ihre Zuflüsse aus der Aare mals durch eine grosse Kundgebung Wengia (gemeint ist die noch heute (…) .» Gefahr drohe vor allem dort, im Konzertsaal in Erscheinung trat, existierende Studentenverbindung), wo solche Brunnen sich in der Nähe waren die meisten Gewerbler, darun- die sieht, dass ihre Blütezeit vorbei von nicht gut schliessenden Abtritt- ter auch namhafte Vertreter des Ge- ist.»77 gruben befänden. Deshalb empfiehlt werbevereins. Einige von ihnen waren Glücklicherweise flaute die Fronten- das Blatt, das Wasser auf Kosten der bereits nach dem Generalstreik in den Euphorie nach ein paar Jahren wieder Gemeinde chemisch untersuchen zu Reihen der «Vaterländischen Vereini- ab und als sie nach dem Einmarsch lassen und bezüglich der Abtritt- und gung» hervorgetreten.75 Grosse Sym- der Wehrmacht in Frankreich 1940 Dunggruben polizeiliche Vorschriften pathien für die «Haruus-Brüder», wie noch einmal auflebte, fand sie in Olten zu erlassen.78 die Frontisten von ihren politischen kaum mehr Rückhalt. Bei Ausbruch Als sich durch den Bau der Bahnhof- Gegnern in Anspielung auf ihren mar- des Zweiten Weltkrieges bekann- brücke um 1880 für das linke Aare­ufer, tialischen Schlachtruf geheissen wur- te sich das Gewerbe rückhaltlos zur welches sich durch die stürmische den, bekundete, zu Beginn wenigstens, Wehrhaftigkeit, Landesverräter sind Entwicklung der Neustadt auf der ge- auch das katholisch-konservative Par- in seinen Reihen keine auszumachen. genüberliegenden Flussseite ins Ab- teiblatt «Der Morgen», das im Verlag Die gewerblichen Anliegen wurden im seits gedrängt fühlte, ungeahnte neue des schillernden Nationalrates und Rahmen der demokratischen Spielre- Pespektiven eröffneten, wehrten sich Volksparteiführers Otto Walter ge- geln weiter verfolgt. die Liegenschaftsbesitzer des rechten druckt wurde.76 Ufers vehement gegen den Brücken- Wie verbreitet die Begeisterung für Konkurrenz der Aareufer: bau: «Haufen von Volk zogen aus allen die Hitler-Bewegung damals beson- ein altes Oltner Problem Quartieren ein und theilten ihre Grup- ders auch unter der akademischen Durch Initiative aus Gewerbekreisen pen in links- und rechtsufrige, die Re- Jugend war, belegt eine Passage aus entstand zu Beginn Dreissigerjahre, deschlacht begann. Mutlos liefen die einem Brief, den ein Oltner Kantons- noch bevor die Krise sich wirklich be- Führer der Rechtsufrigen aus halber schüler 1933 an einen Verwandten merkbar machte, der noch heute be- Versammlung davon und gegen Mit- stehende Quartierverein rechtes Aa- ternacht verkündeten Kanonenschüs-

73 ebenda, S. 51. reufer. Auch hier reichen die Wurzeln se von den Höhen des Frohheim, dass 74 Dazu gehörten der Kampf gegen die von den Fröntlern als «verjudet» gebrandmarkten «grosskapitalistischen Waren- weit ins 19. Jahrhundert zurück. (…) der Bau der Brücke beschlossen häuser» und gegen die organisierte Arbeiterbewegung. 75 S. darüber Heim, P.: Olten im Frontenfrühling. Typoskript Bereits 1867, als Olten-Ost erst aus sei.»79 1984; Nützi, R.: Ein Drittel der Macht. Sozialdemokratische Politik in einer Kleinstadt (Olten 1930-1940), S. 142ff. 76 Die umstrittene Haltung Otto Walters und seines Verlags dem Brückenkopf «ennet Aaren», den in jenen Jahren zu rekonstruieren, ist nach dem Verlust des Verlagsarchives leider nicht mehr möglich. S. dazu Metz- 78 Oltner Wochenblatt 1867.08.24. ger, F.: «Die Schildwache». Eine integralistisch-rechtska- 79 Constantin von Arx der Ältere. Redigiert von Adolf Merz. tholische Zeitung 1912-1945. Freiburg 2001. 77 StAO, Nachlass BBH 1.1.1 Korrespondenz. Olten 1970, S. 70.

68 125 Jahre Gewerbe Olten Die Folgen des Brückenbaus ent- sprachen durchaus den Befürch- tungen seiner Gegner. Nachdem die vom Bahnhof seit 1856 verursachten Grundstück-Wertsteigerungen lange Zeit einseitig zu ihren Gunsten aus- gewirkt hatten, schlug nun das Pendel auf die Gegenseite aus.80 Das Gefühl, von den Behörden der Stadt vernachlässigt zu werden, führte seither noch ein paarmal zur Bildung von Quartiervereinen. So meldete sich im April 1905 im Streit zwischen Befürwortern der Gas- oder elektrischen Strassenbeleuchtung ein Quartierverein Ziegelfeld zu Wort.81 Ende Dezember des folgenden Jah- res versammelten sich die Anwohner des rechten Aareufers, speziell öst- lich der Bahnlinie, im Saal des Hotels Gotthard. Über 60 Mann aus allen Parteien füllten den Saal, unter ihnen auch Karl Meyer-Jutzeler, Mitbegrün- der des Gewerbevereins, Gemeinderat und später Bürgerammann, und der Wortführer der Sozialdemokraten, Au- Restaurant Gotthard, vormals Hotel Wyss gust Kamber. Die Versammlung pro- testierte dagegen, dass die Wünsche des rechten Aareufers betreffend Stra- ssenverbesserungen im Budget für und im Volksmund auch «Stadtam- 1907 nicht berücksichtigt worden sei- mann des rechten Aareufers» genannt, en, und meldete Wünsche betreffend kam es dann am 30. Mai zur Gründung den Bau des Bifangschulhauses an. des noch heute bestehenden Quartier- Anschliessend wurde die Gründung vereins rechtes Aareufer, dessen Wir- des Quartiervereins rechtes Aareufer ken erst kürzlich in einer Festschrift vollzogen.82 gewürdigt worden ist.84 Es scheint, dass sich die Gemüter in Hier müssen wir den historischen den folgenden Jahren wieder etwas Rückblick aus den eingangs erwähn- beruhigten; jedenfalls ist vom Verein ten Gründen abbrechen. Für die wei- nichts Weiteres mehr zu hören. 1925 tere Entwicklung bis 1986 sei auf die allerdings verlangte ein Initiativkomi- Festschrift zum 100-Jahr-Jubiläum tee die Abhaltung eines Wochenmark- verwiesen, die der damalige Präsident tes im Stadtteil auf der rechten Aare­ Marcel Peter verfasst hat. n ufer-Seite, dessen Bevölkerungsanteil weiter angewachsen war.83 Unter der Führung des rührigen Albert Hänggi, seit 1916 Mitglied des Gewerbevereins

80 Hauser, A.: Olten. Architektur und Städtebau 1850-1920, S. 32. 81 Neue Freie Zeitung 1905.04.12. 84 Eggenschwiler, K., Schelbert Chr., Schibli R.: 75 Jahre 82 Neue Freie Zeitung 1907.01.05. Quartierverein rechtes Aareufer Olten 1930 bis 2005. 83 100 Jahre Gewerbeverband Olten, S,86.

125 Jahre Gewerbe Olten 69 Chronologie des GewerbeVereins ab 1939

1946 | Die erste Messe in Olten – im Volksmund schon damals MIO ge- 1942 | Seit 1929 hat die Anzahl der nannt – lockt vom 5. bis 7. Oktober Betriebe in den einzelnen Branchen viel Publikum an. An der ersten MIO wie folgt zugenommen: Bäckerei um nehmen 80 Standinhaber mit 112 10 %, ­Metzgereien 15 %, Installati- Standeinheiten teil (siehe Seite xx). onsfirmen 20 %, Druckereien 30 %, 1939 | Das Gewerbe bekennt sich zur Malergeschäfte 37 %, Schlossereien Wehrhaftigkeit. Unter der Leitung 42 %, alkoholfreie Wirtschaften 82 %, von Othmar von Arx wird der Plattengeschäfte 138 %. Und dies bei Bauhandwerker-Verband gegründet. einem drastischen Rückgang des Arbeitsvolumens.

1944 | Das Gewerbe fordert Arbeits- beschaffungsprogramme, damit einer allfälligen Krise wie nach dem Ersten Weltkrieg entgegengewirkt werden kann.

1941 | Der Vorstand des Schweize- rischen Gewerbeverbandes tagt in Olten. Er befasst sich mit der vom Bundesrat vorgeschlagenen Waren- umsatzsteuer.

1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946

1946 | Im Stadttheater Olten findet die erste Buchmesse Olten statt. Sie ist nicht öffentlich und nur als Einkaufsmesse für den Buchhandel gedacht. Seit 2006 wird das Buch einmal im Jahr für alle auf die Büh- ne des Stadttheaters geholt. Ereignis MeilensteinJubiläum feiern

70 125 Jahre Gewerbe Olten 1954 | Das Schweizer Volk lehnt mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit ein Gesetz ab, wonach das Führen eines Betriebes des Schuhmacher-, Wag- ner-, Sattler- und Coiffeurbetriebes einen Fähigkeitsausweis verlangt.

1951 | Der Verkauf an zwei Sonn- tagen im Dezember wird unter der Bedingung wieder erlaubt, dass die zusätzlich geleistete Arbeit am 26. Dezember und am 2. Januar mit zwei Freitagen kompensiert wird.

1947 | Das schweizerische Gewerbe setzt sich für die Verwirklichung der AHV-Gesetzgebung ein.

1946 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955

Chronik Für eine umfassende Aufarbeitung der Verbandsgeschichte bis in die Gegenwart reichen die vorhandenen Quellen nicht aus. Nach dem Rück- blick von Stadtarchivar Peter Heim wird die Lücke bis zur Gegenwart deshalb mit Auszügen einer Chrono- logie geschlossen. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Als Quellen dienten die Broschüre von Marcel Peter, 100 Jahre Gewerbe- verband Olten – 100 Jahre Berufsbil- dung Olten, Die Geschichte der Stadt Olten von Hans Brunner, ehemaliger Konservator am Historischen Muse- um, sowie die Einsicht von Protokol-

len des Gewerbeverbandes. n

125 Jahre Gewerbe Olten 71 1964 | Die Marktkommission be- 1957 | Das Schreinergewerbe beklagt schliesst, den Kleinviehmarkt vom sich, dass Holz immer mehr durch Klosterplatz auf die Schützenmatte Kunststoff und Metalle ersetzt zu verlegen. Die Altstadt-Wirte sind werden. erbost und die Fröscheweid-Zunft nutzt die Polemik für die Fasnacht mit dem Sujet «Schweine».

1961 | Mit der Jubiläumsfeier am 22. April werden die ersten 75 Jahre des Gewerbevereins abgeschlossen. Ehrenmitglied Otto Schibli sagt in seiner Festrede: «Die heutige Zeit 1956 | Die Behörden verfügen eine fordert von uns ebenso restlosen Einschränkung im Verbrauch von Einsatz wie die Vergangenheit.» Elektrizität. Gewerbe und Industrie werden verpflichtet, den Verbrauch auf 80 Prozent der Vorjahresmenge zu reduzieren.

1963 | Künftig sollen die Läden am Montag geschlossen bleiben. Deshalb wird diskutiert, auch den Monatsmarkt auf einen anderen Wochentag zu verlegen.

1958 | Die Gewerbeausstellung GEWA wird von 7 Ausstellern im Vorjahr auf 13 Aussteller erweitert. Sie findet erstmals im Konzert- und Theatersaal des Stadttheaters statt.

1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965

1965 | Der Monatsmarkt behält den 1957 | Die 44-Stundenwoche steht Montagstermin und verliert trotz zur Diskussion. geschlossenen Läden nichts von seiner Anziehungskraft.

1961 | Hugo Riggenbach gründet die Riggenbach AG. Sie produziert Lüftungs- und Klimaanlagen.

1958 | Das kantonale Gewerbe protestiert gegen die Bewilligung von Migros-Verkaufswagen im Schwarzbubenland.

1962 | Die Neue Warenhaus AG (EPA) kauft die Liegenschaft an der Froh- burg- und Jurastrasse.

72 125 Jahre Gewerbe Olten 1974 | Der Gemeinderat heisst einen Antrag der Ladenbesitzer gut, die Geschäfte künftig auch am Montag- morgen offen zu halten. Der Ent- scheid wird von den Grossbetrieben bekämpft. An der Urnenabstimmung steht die Bevölkerung hinter dem Gemeinderat.

1971 | Der ganzjährige Abendver- kauf wird, provisorisch für zwei Jahre und mit einer grosszügigen Kompensation für das Personal, eingeführt. Der Ladenschluss vor Feiertagen wird auf freiwilliger Basis auf 17 Uhr vorverlegt.

1973 | Das Projekt eines Gewerbe- und Industriezentrums im Gheid wird an der Urne verworfen. Der Bau hätte eine Länge von 240 Me- tern und eine Höhe des Stadthauses 1970 | Am 21. Dezember findet gehabt. wegen schwindender Nachfrage der letzte Viehmarkt statt.

1972 | Die Vitrinen in der Bifang- Unterführung werden erstmals zur Vermietung ausgeschrieben.

1973 | An der Baslerstrasse eröffnet Coop City ein Warenhaus.

1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974

1974 | Das Schweizer Buchzentrum verlegt seinen Sitz vom Amthaus- quai in Olten in einen Neubau nach Hägendorf. 1882 wurde das Buchzentrum als Schweizerisches Vereinssortiment für den Buchhan- del gegründet.

1971 | Migros und ABM eröffnen auf der rechten Stadtseite, im Bifang- quartier, ein Warenhaus.

1973 | Die Waro in Egerkingen und das Perry-Center in Oftringen wer- den eröffnet.

1970 | Erste Einkaufszentren auf der «grünen Wiese» ausserhalb von Olten werden geplant.

125 Jahre Gewerbe Olten 73 1978 | Der letzte Berna-Lastwagen 1984 | Der Verkehrsverein Olten und verlässt die Produktionsstätte in ein überparteiliches Komitee treten ­Olten. Josef Wyss gründete die für mehr Hotelzimmer ein. Die Stadt ­Firma 1904 im Industriequartier. Olten soll sich mit 600 000 Franken am Hotel «Winkel» beteiligen. Die Stimmbürger sprechen sich an der mit 3 221 Ja gegen 3 156 Nein nur hauchdünn für diese Beteiligung aus.

1979 | Der Ladenschluss wird am 1983 | Die ersten Vitrinen in der Samstag auf 16 Uhr vorverlegt. Winkel-Unterführung werden vermietet.

1983 | Die USEGO schliesst ihre Zentrale in Olten.

1982 | Der Gewerbeverband Olten führt ein Intensivseminar für den hiesigen Detailhandel durch. Es werden geeignete Aktions- und Wer- 1977 | Nordmann (Manor) eröffnet bemassnahmen besprochen. auf dem heutigen Standort der Residenz Bornblick ein neues Warenhaus. Damit weist Olten die 1981 | Das Bundesgericht lehnt grösste Ladenfläche aller Schweizer eine Beschwerde von drei Oltner Städte im Verhältnis zur Einwoh- Warenhäusern ab, die gegen die vom nerzahl auf. Gemeinderat beschlossene Vorverle- gung des Samstag-Ladenschlusses 1978 | Der vor 75 Jahren gegründete von 17 auf 16 Uhr protestiert hatten. Rabattverein Olten, kurz «Rabo», wird aufgelöst. 1982 | Thomas Schmidheiny über- nimmt die Baustoff-Fabriken AG 1980 | Eine Architektengruppe erar- Hunziker & Cie. beitet ein Konzept für ein Parkhaus hinter dem Hübelischulhaus.

1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984

1982 | Max Bohnenblust, Oltens letz- ter Fuhrmann, geht in Pension.

1977 | Das Gewerbe wehrt sich für die Erhaltung der Parkplätze in der Innenstadt. Insbesondere der Mun- zingerplatz soll für Autos erhalten bleiben. 1981 | Das älteste noch existieren- de Oltner Fabrikunternehmen, die Conrad Munzinger & Cie. AG (heute Heimbach-Gruppe), erweitert die Filztuchfabrik.

1978 | Der Gewerbeverband führt im Juni in der Eishalle Kleinholz seine 1982 | Die 3. Oltner Gewerbe- Gewerbeausstellung durch. Ausstellung ist in kurzer Zeit ausgebucht.

1983 | Philipp Schumacher wird als Stadtpräsident gewählt. Er tritt die Nachfolge des nach 27 Jahren zurücktretenden Hans Derendinger an. Die Stimmbeteiligung liegt bei 30 Prozent.

74 125 Jahre Gewerbe Olten 1993 | Zwecks Fortsetzung des 1986 | Das Migros Freizeitland am Projekts unterirdisches Parkhaus heutigen Standort des Säliparks Munzingerplatz wird eine einfache wird eröffnet. Gesellschaft gegründet, welcher auch der Gewerbeverband angehört.

1985 | Der «Winkel» mit dem Hotel Olten und zwei Restaurants wird 1990 | Der IG-Geschenkgutschein eröffnet. wird lanciert.

1992 | Die EKO Hypothekar- und 1987 | Der Vorstand des Gewerbe- Handelsbank bricht mit einem verbandes beschliesst, das Projekt Rückstellungsbedarf von 190 Millio- von zwei Parkhäusern – eines beim nen Franken zusammen. Die Schwei- Bahnhof, eines in der Schützenmatte zerische Kreditanstalt (heute Credit – weiterzuverfolgen. Suisse) übernimmt die zweitgrösste Regionalbank des Kantons. Die Bür- gergemeinde Olten als Eigentümerin 1986 | Der Gewerbeverband feiert verliert 80 Millionen Franken. sein 100-Jahr-Jubiläum.

1987 | Der Gewerbeverband reicht am 9. Juli die Petition betreffs Park- platzerhaltung in der Innenstadt, insbesondere auf dem Munzinger- platz, mit 997 Unterschriften ein. 1991 | Die Genossenschaftsdrucke- rei Olten geht in Konkurs. Mit ihr 1986 | Olten wird von der Regierung verschwindet 1993 auch die linke zum Wirtschaftspol des Kantons Tageszeitung «Solothurner AZ». 1988 | Der Weltbild Verlag über- Solothurn erklärt. nimmt die 3-Tannen-Vertriebs- GmbH vom Walter Verlag.

1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993

1987 | An der GV vom 11. März tritt Marcel Peter als Präsident des Gewerbeverbandes nach 21 Jahren zurück. Als Nachfolger wird Adolf «Böbes» Aerni gewählt. 1990 | Das Traditionsunternehmen Möbel Lang an der Mühlegasse schliesst. 1986 | Ein Sternenhimmel mit 2 000 Lämpchen – das ist die neue Weih- nachtsbeleuchtung in der Oltner Altstadt. 1989 | Mit Datum 25. April be- schliesst der Gewerbeverband eine Resolution mit folgendem Wortlaut: 1992 | Die IG Olten lanciert «Olten droht im Verkehr zu ersti- ­«Oltissimo». cken. Deshalb wollen wir eine Alt- und Innenstadt, die vom Individual- Verkehr möglichst befreit ist. Dies wollen wir erreichen durch den Bau einer zweiten Aarebrücke und dem 1986 | Das Hammer-Center in Olten Erstellen von geeigneten Parkie- wird eröffnet. Laut Bauherr Albert rungsmöglichkeiten.» Heer ist es «das grösste Bauwerk», das je in der Dreitannenstadt er- stellt wurde.

1977 | Charly Buser, Massimo Haus- wirth, Adolf Bächler, Dieter Boss- hard und Heinz Zysset präsentieren die Idee «Olympische Sommerspiele 2000» in Olten.

125 Jahre Gewerbe Olten 75 1995 | Die Seifen- und Kosmetik­ fabrik «Lever» gibt den Produktions­ standort Olten auf.

1995 | Die Oltner Stimmbürger lehnen das Parkhaus Munzinger- 2003 | Die ABM im Bifang schliesst. platz ab. 1999 | Der Spielzeugwarenladen 1994 | Die IG Parkhaus Munzinger- Franz Carl Weber an der Basler­ platz wird gegründet. strasse schliesst. 1996 | Das Obergericht des Kantons Solothurn bestätigt den Konkurs der Union-Walter AG und der Nord- West-Druck AG. Damit endet auch die Geschichte des einst renommier- ten Walter Verlags am Amthausquai. 1916 übernahm der Schriftsteller Otto Walter das Zeitungs- und Dru- ckereiunternehmen des katholischen Pressevereins. Der Walter Verlag gehörte zur Blütezeit zu einem der führenden Literaturverlage im deutschsprachigen Raum.

2002 | Die Buchhandlung Delphin 1997 | Der Gewerbeverband emp- an der Ringstrasse hat das letzte fiehlt seinen Mitgliedern, Ernst Kapitel geschrieben. Sechs Jahre zu- Zingg bei der Wahl zum Stadtpräsi- vor hatte Gina Tonet die Traditions- denten zu unterstützen. «Er kennt buchhandlung übernommen, die von unsere Probleme und wird sicher Peter Butz gegründet worden war. Hand bieten, dass diese möglichst unbürokratisch gelöst werden kön- nen», schreibt der Vorstand in seiner Wahlempfehlung.

1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003

2003 | Eröffnung des erweiterten Ausbaus Sälipark. 1996 | Manor schliesst das Waren- haus in Olten.

1995 | Schliessung der EPA an der Frohburgstrasse.

1994 | Die erste Etappe des Einkaufszentrums Sälipark wird eröffnet.

1996 | Der Zusammenbruch der vier Oltner Vera/Pevos-Anlage- und Sammelstiftungen hinterlässt ein Riesenloch von gegen 200 Millionen Franken.

76 125 Jahre Gewerbe Olten 2009 | Der Weltbild Verlag Schweiz zieht von der Baslerstrasse ins Gerolag-Center im Industriequar- tier ein.

2011 | Gewerbe Olten startet am 28. Februar im Hotel Arte, exakt 125 Jahre nach der Gründung des Verbandes, sein Jubiläumsjahr (ab Seite xx).

2005 | Fabian Aebi tritt die Nachfol- ge von «Böbes» Aerni als Präsident von Gewerbe Olten an. 2010 | Mit dem Juwelier- und Goldschmied Lambelin schliesst in der Altstadt ein weiteres Traditions- geschäft.

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

2011 | Die Oltner Stimmbürger leh- nen das Parkhaus Munzingerplatz ein weiteres Mal ab.

2010 | Für die Oltner Uhr «Medana» ist die Zeit abgelaufen. 2000 Uhren werden zwangsversteigert. Fritz Meyer stellte ab 1897 in Olten unter seinem Namen Uhren her. 1903 wurde daraus die Marke «Medana». Zu Spitzenzeigen wurden die Uhren in sechs Fabriken in der Schweiz produziert und über das Büro in London in die ganze Welt vertrieben. Der Sitz der Gesellschaft war immer in Olten.

125 Jahre Gewerbe Olten 77 Ballnacht Apéro

Herbstanlass Präsidenten Das Jubiläumsjahr Fabian Aebi ist der 18. Präsident von Gewerbe Olten. Er wird als engagier- ter Präsident in die Geschichte ein- gehen, der den Verband im 125-Jahr- Jubiläum geleitet hat. Es war ein Jahr mit vielen Höhepunkten. Ein Auftakt nach Mass mit einem histo- rischen Rückblick. Die Ballnacht, in der sich das Gewerbe im Takt prä- sentierte. Die Köhlerei auf dem Ele- fantenplatz, wo altes Handwerk neu entdeckt wurde. Die Ausstellung im Historischen Museum, wo es viel Al- tes und Unbekanntes zu entdecken gab. Oder die MIO, an der für einmal die Kleinen gleichviel wie die Gro- ssen zu sagen hatten. Doch nicht im- mer war es dem Gewerbe ums Fei- ern. Ein persönliches Gespräch mit

Fabian Aebi. n

78 125 Jahre Gewerbe Olten Wunderkerze Apéro Köhlerei

Ausstellung Präsidenten

125 Jahre Gewerbe Olten 79 Der Auftakt Das war ein würdiger Auftakt zum Ju­ biläumsjahr von Gewerbe Olten. Am 28. Februar 1886 wurde der Gewerbe­ verein Olten gegründet. Just 125 Jah­ re später, am 28. Februar 2011, wur­ de im Hotel Olten daran erinnert. An eine Zeit, als die Gründungsväter noch ­Pioniere waren. Wie etwa der Bau­ unternehmer Constantin von Arx, der dem Gewerbeverein als erster Präsi­ dent vorstand. Im Hotel Wyss (später hiess es «Gotthard» und musste dem Ausbau der Bahnlinie weichen) wurde also ein Stück Oltner (Gewerbe-)Ge­ schichte geschrieben.

80 125 Jahre Gewerbe Olten Stadtarchivar Peter Heim (siehe Sei­ ten xx bis xx) führte die rund 200 Un­ ternehmer und Detaillisten zurück in die Anfangszeiten. So erzählte er, dass unter den 90 Gründungsmitgliedern 23 im Bausektor tätig waren. Vertre­ ten waren das Gastgewerbe (14), kauf­ männische Betriebe (13), die Schuh­ branche und Metallbau (je 6) sowie Textilfirmen (4). 5 Vertreter gehörten dem öffentlichen Dienst an, darunter 4 Bezirkslehrer. Der Stationsvorstand Olten-Hammer vertrat als einziger die Eisenbahner. Die gesamte freisinnige Machtelite war im Gewerbeverband aktiv. n

125 Jahre Gewerbe Olten 81 Die Ballnacht Festliche Roben, tiefe Dekolletés und gen Austragungen gezeigt. Organisiert Glitzerrausch. Auch das gehört zur wird die Oltner Ballnacht, die fortan bereits traditionellen Ballnacht des im Zweijahres-Rhythmus durchge­ Gewerbeverbands Olten. Ballnächte führt wird, jeweils von einem Damen- werden meistens mit dem Adjektiv OK. rauschend beschrieben. Das rührt Beim Ball zum Jubiläum wurde ein vom deutschen Filmmelodram Es war Viergang-Gala-Menü serviert. Das eine rauschende Ballnacht aus dem 17-köpfige Orchester Dance Band Jahr 1939 mit Zarah Leander und Company spielte zum Tanz auf, von ­Marika Rökk. Walzer, Jive, Tango bis Rumba. Be­ Rauschend ist die Ballnacht in Olten schwingt wurde getanzt und gelacht.

sowieso, das haben die sechs bisheri­ Das Gewerbe war in Bewegung. n

82 125 Jahre Gewerbe Olten Das Damen-OK der Ballnacht (v.l.) Beatrice Käser, Maja von Burg, Monique Matter, Vera Habegger, Sandra Aebi.

125 Jahre Gewerbe Olten 83 Eine Wunderkerze für Spektakulär und ausserordentlich war 125 Jahre sie nicht, die Generalversammlung von Gewerbe Olten im Jubiläumsjahr. Doch wie es sich für einen Geburts­ tag gehört, durfte auch die Torte nicht fehlen. Statt der 125 Kerzen zierte al­ lerdings nur eine einzige Wunderkerze den Geburtstagskuchen. Dafür wurde die Kerze von der Solothurner Volks­ wirtschaftsdirektorin Esther Gassler zum Leuchten gebracht. In ihrer Rede bezeichnete sie den Verband als «rüs­ tige Jubilarin». Sie erwähnte die her­ ausragende Bedeutung des Gewerbes in der Berufsbildung. Zu den Gratulanten reihten sich auch Stadtrat Mario Clematide und Rolf Kissling, Präsident des kantonalen

Gewerbeverbandes, ein. n

84 125 Jahre Gewerbe Olten Advents-Apéro im Für einmal fand der traditionelle unbeaufsichtigt in der Küche lag, den Schwager Theater Advents-Apéro nicht in der Altstadt Garaus machte. Bei der Mutter, die unter dem Lichtermeer statt, son­ während vieler Stunden die Speisen dern im Schwager Theater. Man hat zubereitete, flossen die Tränen. Beim schliesslich Kultur – auch bei Gewer­ den Gewerblern im Schwager Theater

be Olten. Hell wurde es im Theater­ ebenfalls. Allerdings vor Lachen. n saal dennoch, hiess doch das Thema des Abends «Lichterglanz». Das Im­ provisationstheater dito – das sind Carina Bührer, Karin Pawelzik, Peter Uhlmann und Adrian Wicki – liess sich auf das Publikum ein. Und na­ türlich auch umgekehrt. «Wir nehmen Ihre Geschichten auf und stellen sie in den Glanz des Schweinwerfers», er­ klärte Moderatorin Tabea Wullimann. Die Gewerbler erzählten also ihre wahren Geschichten, passend zur Ad­ ventszeit, und «dito» nahm diese Ge­ schichten auf. Etwa jene von der Kat­ ze, die an Weihnachten der leckeren Ochsenzunge, die einen Moment lang

125 Jahre Gewerbe Olten 85 Die Köhlerei Altes Handwerk neu entdecken. Im Denn das Gewerbe Olten war Feuer Mai des Jubiläumsjahres gab es eine und Flamme für die Köhlerei, hat viel

besondere Attraktion: Die Köhlerei Zeit, Geld und Herzblut investiert. n auf dem Elefantenplatz im Säliwald lockte zahlreiche Leute an, manchmal herrschte gar so etwas wie Volksfest­ stimmung. Doris Wicki, europaweit die einzige weibliche Eventköhlerin aus dem luzernischen Bramboden, mach­ te viel Kohle – Holzkohle. 30 Ster Bu­ chenholz lieferte die Bürgergemeinde Olten, der Oltner Zivilschutz half beim Aufbau. Nach einigen Tagen konnten rund 1 500 Kilogramm Holzkohle in 180 Säcke abgefüllt werden. Mit 300 Säcken à 8 Kilo hatte man beim Ge­ werbe gerechnet. Der Köhlereiprozess musste aber vorzeitig abgebrochen werden. Es gab Reklamationen wegen der Rauchentwicklung, der Köhlerin vom Säliwald verging die Lust. Was zurückblieb, war ein grosser Frust.

86 125 Jahre Gewerbe Olten 125 Jahre Gewerbe Olten 87 Herbstanlass mit Die Riggenbach AG feierte ihr 50-Jahr- Vor der eigentlichen Kandidatenpara­ Wahlkampf Jubiläum. Und weil auch Gewerbe Ol­ de auf der Bühne, die von Rolf Schmid ten jubilierte, fand der traditionelle moderiert wurde, redete Mark Bal­ Herbstanlass des Kantonal-Solothur­ siger über Wahlk(r)ämpfe. Der Polit­ nischen Gewerbeverbandes (kgv) in berater und Buchautor («Wahlkampf den Riggenbach-Hallen in Olten statt. – aber richtig») provozierte und infor­ Über hundert geladene Gäste begehr­ mierte. «Kandidaten müssen ankom­ ten Einlass zu diesem herbstlichen men, Kompetenz ist zweitrangig.» Per­ Grillanlass. Die Grilladen mussten zu­ sonalisierung und Entpolitisierung erst noch warten, denn vorab durften gehöre heute zum Wahlkampf. Ohne sich die Kandidatinnen und Kandida­ Emotionen werde sowieso keiner ge­

ten vor den Nationalrats- und Stän­ kürt. n deratswahlen den Unternehmern prä­ sentieren. Allerdings nur jene Leute, die laut kgv-Präsident Rolf Kissling in Bundesbern für ideale Rahmenbedin­ gungen für die KMU kämpfen würden. Was aber nicht heisst, so Kissling, dass es keine anderen KMU-Vertreter auf den Listen habe. Doch wer zum Herbstanlass eingeladen werden wollte, musste Mitglied beim kgv sein.

88 125 Jahre Gewerbe Olten 125 Jahre Gewerbe Olten 89 Peter Kaiser, Hans-Ulrich Bigler und Fabian Aebi (v.l.).

Vernissage im Die Ausstellung «Das Oltner Gewer­ ­Museum be – Geschichte und Gegenwart» war quasi ein Geburtstagsgeschenk des Historischen Museums an die Jubi­ larin. An der Vernissage der Ausstel­ lung, die vier Monate dauerte, zeigte sich viel Prominenz aus Wirtschaft, Kultur und Politik. Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewer­ bevereins, strich in seiner Rede die Bedeutungen der KMUs für die Volks­

wirtschaft hervor. n

90 125 Jahre Gewerbe Olten 125 Jahre Gewerbe Olten 91 Eine Ausstellung Nicht erst zum jüngsten Jubiläum des mentationsstelle im neuen Museums­ zur Wirtschafts­ Gewerbeverbands Olten, sondern ei­ konzept betont. Nun sucht das Muse­ geschichte von Olten gentlich seit seiner Gründung befass­ umsteam intensiv und – so weit dies te sich das Historische Museum Olten möglich ist – gezielt nach weiteren mit der Geschichte der regionalen Sammlungsobjekten aus allen Epo­ Wirtschaft. Viele Bewohner der Stadt chen der Wirtschaftsgeschichte, um Olten und von Nachbargemeinden die bereits vorhandenen Sachgrup­ schenkten dem Museum im Verlauf pen zu ergänzen. Im Zentrum stehen der Zeit für die kulturgeschichtliche dabei Unternehmen der Stadt und der Sammlung Objekte, die als wertvolle Region Olten, und zwar gleicherma­ Zeugnisse für die Entwicklung von ssen die grösseren, zum Teil bereits Betrieben und Branchen aufbewahrt vor Jahren geschlossenen Firmen der werden. Das Dokumentationsmaterial Grossindustrie und die vielen Gewer­ aus der Wirtschaft wurde mit der Zeit bebetriebe. Im Grunde genommen be­ so umfangreich, dass sich das Mu­ nötigt das Historische Museum für seum vor wenigen Jahren dazu ent­ seine Ausstellungen Material aus al­ schloss, diesem Arbeitsgebiet einen len in der Stadt und der Region vertre­ Sammlungsschwerpunkt zu widmen. tenen Wirtschaftsbranchen – von den Dieses Ziel wird auch vom Kanton älteren Berufsgattungen bis zu den in Solothurn unterstützt, der die Positi­ der jüngsten Zeit aktiven Sparten. on des Historischen Museums Olten Die Dinge aus der vielfältigen Samm­ als wirtschaftsgeschichtliche Doku­ lung des Museums stehen für Vermitt­

92 125 Jahre Gewerbe Olten lungsprojekte nicht nur dem Museum gewerbe. Einzelne Firmen wurden als zur Verfügung. Referenten zeigen sie Vertreter vieler weiterer Fachgebiete in Vorträgen und Verlage benützen sie berücksichtigt, zum Beispiel Gold­ für Publikationen, während das Mu­ schmiede, Apotheken, eine Gärtnerei, seum damit vor allem seine Ausstel­ ein Kinobetrieb, eine Drechslerei, Ent­ lungen gestaltet. sorungs- und Recyclingfirmen und ein Im Jahr 2011 plante das Historische Reinigungsunternehmen, um nur ein Museum Olten nach der Anfrage von paar Beispiele zu erwähnen. Gewerbe Olten die Ausstellung «Das Auch für die Wirtschaftsgeschichte Oltner Gewerbe – Geschichte und Ge­ sind die Unterlagen des Stadtarchivs genwart». In mehreren grossen Aus­ Olten von grossem Wert. Das Archiv stellungsräumen des Museumsbaus stellte für die Ausstellung eine Aus­ an der Konradstrasse waren viele äl­ wahl attraktiver Schriftstücke von tere und neue Objekte versammelt, die früheren Betrieben von Olten zur Ver­ an ehemalige Oltner Gewerbebetriebe fügung. Schliesslich können solche erinnerten und das Angebot zahlrei­ Projekte stets auch darauf aufmerk­ cher noch heute aktiver Unterneh­ sam machen, dass historisches Ma­ mungen abbildete. Viele Gegenstän­ terial aller Art auch weiterhin dem de aus Firmenarchiven und Lagern Stadtarchiv und dem Historischen wurden bei dieser Gelegenheit von Museum angeboten werden kann, den Firmeninhabern dem Museum ge­ denn auch spätere Generationen sol­ schenkt, damit sie auch in Zukunft für len sich an unsere Geschichte erin­ solche Projekte zur Verfügung stehen nern. n werden. Vorgängig informierte sich das Mu­ Peter Kaiser, seum über die kaum überblickbare Leiter Historisches Museum Olten Anzahl kleiner und grösserer Firmen in der Stadt. Schon die frühen Adress­ bücher registrierten die erstaunliche Vielfalt von Gewerbebetrieben aller Art, die seit dem späten 19. Jahrhun­ dert, nach dem Bau der Eisenbahn, in Olten eröffnet wurden. Mit Frage­ bögen holten die Projektmitarbeiter des Museums bei weit über 200 Be­ trieben geschichtliche Daten über die Entstehung, die Erfolgsgeschich­ te und die wichtigeren Produkte und Dienstleistungen ein. Schliesslich fanden Informationen und Objekte von rund 100 Gewerbebetrieben von Olten und vereinzelt auch von Trim­ bach einen Platz in der Ausstellung. Nicht nur Betriebe, deren Inhaber zu den Mitgliedern des Gewerbever­ bands Olten zählen, sondern auch einige andere wurden berücksichtigt. Viel Platz erhielten zum Beispiel die Textilfachgeschäfte, das Gastgewer­ be, die Architektur- und Baufirmen und das grafische und das Transport­

125 Jahre Gewerbe Olten 93 Die Eröffnung der MIO im Jubiläumsjahr des Gewerbeverbandes lockte zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur an.

Die MIO: Die Premiere Gemeinden verteilt wurde. Ein ganz­ Ein Treffpunkt Während des Zweiten Weltkriegs reif­ seitiges Inserat kostete 150 Franken, seit 1946 te im Vorstand des Quartier-Vereins war also dreimal teurer als ein ge­ rechtes Aareufer die Idee, einen Markt deckter Einzelstand. Zum Vergleich: zu organisieren. Im Gewerbeverband In der MIO-Zeitung Jahrgang 2011 und in der Marktkommission regte kostete ein ganzseitiges Inserat 950 sich zuerst Widerstand. Doch Albert Franken und einen Stand gab es ab Hänggi, Präsident des Quartier-Ver­ 655 Franken. eins, und sein Team liessen sich nicht unterkriegen. Die erste Messe in Olten Das Turnier – im Volksmund schon damals MIO Faustball hat in Olten eine grosse Tra­ genannt – lockte vom 5. bis 7. Oktober dition. Bereits 1922 gab es im Turnver­ 1946 viel Publikum an. An der ersten ein Olten eine Faustballgruppe. Von MIO nahmen 80 Standinhaber mit 112 1947 bis 1951 fand der Zollhüsli-Cup Standeinheiten teil. Die Stände waren statt, der ab 1952 als MIO-Faustball- von 12 bis 21 Uhr geöffnet. Turnier auf der Bifangmatte weiter­ geführt wurde. Bis heute ist dieser Die Gebühren Sportanlass – Insider sprechen vom Ein gedeckter Stand kostete bei der ältesten Faustballturnier der Welt ersten MIO 50 Franken, ein Stand – ein fester Bestandteil der MIO ge­ ohne Dach 30 Franken. Bereits damals blieben. Organisiert wird er von den gab es eine MIO-Zeitung, die in zwölf Faustballern des TV Olten.

94 125 Jahre Gewerbe Olten Der Brunnen immer noch irgend in einem Gilet­ platz durch. Diesen Markt gibt es Zur Eröffnung der 50. Ausgabe der täschchen.» heute noch. Seither hat der Verein im MIO konnte im Jahr 1995 der Stadt Quartier viel bewegt, organisiert und Olten der MIO-Brunnen geschenkt Die Bestleistung mitgetragen. Entstanden sind Kin­ werden. Er wurde von der Bildhauerin Im Jahresbericht 1967 ist nachzule­ derspielplätze, eine Kinderkrippe, Natalie Hauswirth gestaltet und steht sen, dass der kleinste Stand an der Verkehrsberuhigungen, Weihnachts­ seither als Blickfang an der Aarauer­ MIO 1,5 Meter und der grösste 40 aktionen für Familien von Arbeitslo­ strasse. Meter lang war. Victor Meyer, das füh­ sen, Gründung des Wildparkvereins rende Warenhaus von damals, bean­ Mühletäli oder etwa die MIO 1946. Der Die Tombola spruchte gleich 10 grosse Stände, was Quartier-Verein rechtes Aareufer wur­ Ein fester Bestandteil der MIO ist die eine imposante Standlänge von 400 de 2004 für das «engagierte Vertreten Tombola. Als Hauptpreis wurde 1973 Metern ergab. Viele Oltnerinnen und der Interessen der ganzen Bevölke­ erstmals ein Auto verlost. Dass sogar Oltner gaben nach diesem geschichts­ rung im Sinne eines friedvollen Zu­ die ersten Preise nicht immer vom Ge­ trächtigen Stand der MIO einen neuen sammenlebens durch die Förderung winner abgeholt wurden, beweist fol­ Namen: «Victor-Meyer-Messe». des freundschaftlich-nachbarlichen gender Eintrag im MIO-Bericht 1961 Respekts» mit dem «Prix pro Warten­ vom damaligen MIO-Geschäftsleiter Der Quartier-Verein fels» ausgezeichnet. Hans Metzger: «Die Preise der Tom­ Die MIO wird im Auftrag des Quar­ bola wurden abgeholt ausser dem tier-Vereins rechtes Aareufer durch­ Die Geschäftsführer Fernsehappparat, der als 1. Preis ein­ geführt. Der Verein wurde 1930 ge­ Am Anfang waren es die Präsidenten gesetzt war. Leider muss dieses Los gründet. Er führte im gleichen Jahr des Quartier-Vereins, welche für die verloren gegangen sein oder steckt den ersten Gemüsemarkt am Bifang­ MIO verantwortlich zeichneten. Al­

125 Jahre Gewerbe Olten 95 Freuen sich am grossen Publikumsaufmarsch und am schönen Wetter: Franco Giori (links), Präsident der Kinderkrippe; Fabian Aebi (Mitte), Präsident von Gewerbe Olten, und Bruno Frauch, Geschäftsleiter der MIO.

bert Hänggi, Präsident von 1930 bis kann. Gewerbe und Kinderkrippe wa­ 1949 war von 1946 bis 1949 auch MIO- ren an der MIO mit eigenen Ständen

Chef. Auf ihn folgte Hans Metzger, der vor Ort. n von 1949 bis 1982 Präsident und MIO- Verantwortlicher war. Sein Nachfolger Peter Hänggi übte die Doppelfunktion von 1982 bis 1989 aus, ehe er als ers­ ter Geschäftsleiter von 1989 bis 1995 die MIO organisierte. Von 1996 bis 2001 war Alfons Hürzeler Geschäfts­ leiter der Messe, seit dem Jahr 2002 ist Bruno Frauch als «Mister MIO» im Einsatz.

GROSS + Klein «Gross und Klein an der MIO». Das Motto der 66. Messe in Olten war zwei Jubilaren gewidmet. Die «Grossen» sind der Gewerbeverband Olten, der sein 125-Jahr-Jubiläum feiern konnte. Die «Kleinen» sind die Kinderkrippe Olten, die auf 50 Jahre zurückblicken

96 125 Jahre Gewerbe Olten Anmeldekarte für die erste MIO. Das Mo- dehaus Bernheim war mit einem Doppel- stand und einem ganzseitigen Inserat bei der Premiere dabei.

Die erste MIO 1946. Blick in das Markttreiben in der alten Aarauerstrasse.

MIO ist, wenn es auf der alten Aarauerstrasse fast kein Durchkommen mehr gibt.

125 Jahre Gewerbe Olten 97 «Für Veränderungen braucht es Visionen»

Gespräch mit Fabian Aebi, sich gegen aussen hin leider nicht viel ­Präsident von Gewerbe Olten verändert. Das Angebot hat sogar ab­ Erinnern Sie sich noch, als Sie Ihre Zel- genommen, Läden müssen schliessen. te in Olten aufgeschlagen haben? Man sieht ja die schwarzen Löcher Das war im Jahr 2000. Wenn man den durch die Schaufenster, wenn man Oltnerinnen und Oltnern mit Offen­ durch Oltens Innenstadt schlendert. heit begegnet, wird man schnell auf­ Das ist kein schöner Anblick. Und es genommen. Diese Qualität hat nicht ist auch keine gute Visitenkarte für jede Stadt. Ich habe von Beginn an die Stadt. Aber da steht Olten nicht gespürt, dass Olten lebt. Ich habe allein da. Andere Städte kämpfen mit als Auswärtiger auch das enorme Po­ ähnlichen Problemen. tenzial gespürt, das in dieser Stadt schlummert. Gibt es Lösungsansätze, um dem ent- gegenzuwirken? Seit dem Jahr 2005 sind Sie Präsident Wir stehen in Konkurrenz zu den Ein­ von Gewerbe Olten. Man hat den Ein- kaufszentren auf der grünen Wiese. druck, dass das Potenzial noch immer Auch das Einkaufsverhalten hat sich schlummert und sich nicht viel verän- verändert, die Leute sind bequemer dert hat? geworden, wollen mit dem Auto zum Olten ist in dieser Zeit nicht still ge­ Einkaufen vorfahren. Eine Konkur­ standen. Es wurden viele Projekte lan­ renz für die Läden sind auch die un­ ciert. In Bezug auf das Gewerbe hat zähligen Webshops. Vielleicht braucht

98 125 Jahre Gewerbe Olten Exekutive vermehrt eine unterneh­ merische Denkweise. Man muss auch unpopuläre Entscheidungen treffen können und mutig vorangehen. Es ist nicht gut, wenn Politiker nur viel ver­ sprechen, ankünden und nicht umset­ zen.

Haben Sie das Gefühl, in Olten ist das so? Ich stehe als Präsident von Gewerbe Olten halt oft zuvorderst und halte den Kopf hin. Vielleicht bin ich auch zu ungeduldig, manchmal zu wenig diplomatisch. Ich weiss ja, dass po­ litische Prozesse meist etwas länger dauern. Da kann dieses Gefühl schon aufkommen. Wir sind aber dankbar, dass die Stadt das Gewerbe unter­ stützt. Wir brauchen die Stadt, die Stadt braucht aber auch uns. Es ist ein Geben und Nehmen.

Ist nur die Politik schuld, dass sich in den letzten Jahren in Olten wenig ver- ändert hat? Das zu behaupten, wäre zu einfach. Wir reden zwar immer noch über die gleichen Themen wie vor zehn oder es in Olten tatsächlich ein oder zwei Demnach wird vieles auch schlecht ge- zwanzig Jahren. Schon damals hat Warenhäuser mit Ausstrahlung. Frü­ redet? man über ein neues Parkhaus oder her gab es einen «Viggi Meyer», einen Wir haben einige Detaillisten, die ei­ über verkehrsfreie Plätze und Stra­ Nordmann, eine EPA oder ABM. Das nen sehr guten Job machen. Wir ha­ ssen gesprochen. Es kam zu Abstim­ waren Publikumsmagnete. ben attraktive Läden mit einem aus­ mungen, es gab einige Projekte und gesuchten Sortiment. Und unsere einige verpasste Chancen. Manchmal Es wird auch moniert, Olten habe kei- Gastronomie geniesst weit über die hätte ich mir gewünscht, die Stadträ­ nen guten Branchenmix. An bester Region hinaus einen hervorragenden te wären entschlossener aufgetreten. Lage gäbe es fast nur noch Optiker­ Ruf, sie bewegt sich auf einem hohen Beim Projekt «andaare», das ich üb­ geschäfte. Niveau. Das bringt Leute in die Stadt. rigens gut finde, waren die Stadträte Klar wäre es wünschenswert, wir hät­ sehr engagiert. Sie haben sich auch an ten noch mehr Läden mit einem einzig­ Sie sind einer, der seine Meinung sagt. der MIO mächtig ins Zeug gelegt. Vor artigen Angebot oder kleinere Lebens­ Nicht immer kommt das gut an. Sie der Abstimmung zum Parkhaus Mun­ mittelgeschäfte in der Innenstadt. kritisieren auch schon mal die Politik. zingerplatz vermisste ich dieses Enga­ Vieles können wir gar nicht beeinflus­ Es ist ja nicht falsch, wenn ich sage, gement etwas. Das ist jetzt meine sub­ sen. Aber wir müssen auch realistisch dass es im Stadtrat keinen richtigen jektive Sichtweise. Natürlich ist nicht sein: Anderen Städten geht es nicht Unternehmer hat. In der Politik fehlt alles schlecht, was aus dem Stadthaus besser. Trotz aller Kritik haben wir in es allgemein an Unternehmern. Na­ kommt. Wirklich nicht! Ich respektie­ Olten doch einiges zu bieten. Schauen türlich kann man nicht generell sagen, re immer auch andere Meinungen und Sie sich nur dieses Jubiläumsbuch an. ein Unternehmer sei auch ein guter eine andere Vorgehensweise. Da sehen wir eine unglaubliche Viel­ Politiker. Oder ein Politiker gar kein falt verschiedenster Branchen. Unternehmer. Es braucht aber in der Ist die «andere Seite» dann respektlos?

125 Jahre Gewerbe Olten 99 Zur Person Fabian Aebi (*1966) ist seit 2005 Prä­ sident von Gewerbe Olten. Seit 2001 ist er Inhaber der Generalagentur Mo­ biliar Versicherungen Olten. Aebi ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und lebt in Rickenbach. Seine Hobbys sind seine Familie, der Sport, der Kol­ legenkreis und genussvolle Momente.

Die Mobiliar ist seit 1826 in Olten Die Mobiliar-Versicherungsgesell­ schaft gibt es seit 1826 in Olten. Ihr erster Leiter war Johann Cartier, der im Jahr 1842 von Léon Brunner ab­ gelöst wurde. 1871 war für kurze Zeit Benedikt von Arx Generalagent, ehe er nach seiner Wahl in den Nati­ onalrat demissionierte. Von Arx war in der Geschichte des Gewerbever­ bands eine der initiativsten Figuren. Er war Polizeipräsident, Gemeinde­ rat, Amtsschreiber und Gründer des Oltner Consumvereins (siehe Beitrag auf Seite xx). Von 1871 bis 1898 leite­ te der Notar Josef Schenker die Agen­ tur. Von 1899 bis 1935 übernahm der Fürsprech und Notar Emil Schenker die Leitung. Max Steiner zeichnete Ich sage einfach, dass es Respekt Gewerbes vertreten und umgekehrt von 1935 bis 1970 verantwortlich. Von braucht. Er ist zwingend für das Erar­ auch die Interessen unserer Kunden. 1971 bis 1994 führte Dr. Peter Steiner beiten von Lösungen. Manchmal habe Das ist nicht immer ganz einfach und die Mobiliar. Danach wurde die Agen­ ich das Gefühl, wir vom Gewerbe sei­ kann Unstimmigkeiten auslösen. Aber tur während zwei Jahren ad interim en an allem Schuld. Wir seien Verhin­ da muss man halt noch mehr mitein­ vom Hauptsitz in Bern geleitet, ehe derer, Nörgler, Besserwisser. ander reden. von 1996 bis 2000 Piergiorgio Costa zuständig war. Seit dem Jahr 2000 Aber Hand aufs Herz. Im Gewerbe Ein Ärgernis für viele Kunden ist der ist Fabian Aebi Inhaber der General­ Olten ist nicht alles Gold was glänzt. Abendverkauf. Ein Laden hat geöff- agentur Mobiliar Versicherungen an Nicht einmal die Hälfte aller Gewer- net, einer nur bis 19 Uhr, einer gar der Römerstrasse in Olten. Die Büros, betreibenden ist dem Verband ange- nicht. Sind das nicht hausgemachte die mit dem Neubau 1981 bezogen schlossen. Probleme? wurden, hat Aebi in den letzten Jah­ Natürlich hätten wir Unternehmer Dieser Eindruck könnte entstehen. ren umgebaut und neu gestaltet. Die viel mehr Gewicht, würden wir ge­ Aber wir können den Ladeninhabern Mobiliar bietet im Zentrum von Olten schlossen auftreten und am gleichen nicht vorschreiben, wann sie geöff­ modernste Arbeits- und Ausbildungs­ Strick in dieselbe Richtung ziehen. net haben sollen. Aber klar: Für Olten plätze an. n Wir alle haben gleiche oder ähnli­ – und da meine ich nicht nur das Ge­ che Interessen. Der Eindruck täuscht werbe – ist das keine gute Werbung. www.mobiolten.ch nicht, dass es oftmals auch ein Gegen- statt ein Miteinander gibt. Das habe Blicken wir ins Jubiläumsjahr zurück. ich bei der Parkhaus-Debatte leider Was hat Ihnen gefallen? erlebt. Wir wollen die Interessen des Wir haben nicht einen einzigen gro­

100 125 Jahre Gewerbe Olten ssen Jubiläumsanlass organisiert, Sie sind der 18. Präsident von Gewerbe sondern viele Veranstaltungen durchs Olten. Wissen Sie schon, wann der 19. Jahr hindurch. Gefreut haben mich gewählt wird? die vielen spannenden Gespräche und Ich trete dann zurück, wenn sich ein Begegnungen. Eindrücklich für mich geeigneter Nachfolger oder eine Nach­ war der historische Auftakt mit Stadt­ folgerin findet. Allerdings soll dieses archivar Peter Heim. Unsere Vorfahren Warten nicht mehr lange dauern. Ich waren echte Pioniere, die allen Wider­ bin zwar nicht amtsmüde, aber das ständen zum Trotz beharrlich ihren Amt kann nach Jahren müde machen. n Weg gingen. Zu jener Zeit war die Köh­ lerei ein weit verbreitetes Handwerk. Im Jubiläumsjahr wollten wir es auf dem Elefantenplatz der Bevölkerung näher bringen. Die Sonderausstellung im Historischen Museum habe ich als sehr informativ empfunden. Da hat Der erste Vorstand von 1886 Die Präsidenten des Museumsleiter Peter Kaiser ein Stück Constantin von Arx, Bauunternehmer ­Gewerbeverbandes Oltner Geschichte gut aufgearbeitet (Präsident) 1886 - 1898 Constantin von Arx, und präsentiert. Arnold von Arx, Architekt Bauunternehmer Arnold Munzinger, Fabrikant 1898 - 1901 Jules Lang sen., Wagen Sie einen Blick in die Zukunft. Josef von Arx, Schlosser Tapezierer Wie wird sich das Oltner Gewerbe im Eugen Dietschi, Buchdrucker 1901 - 1903 Arnold von Arx, Jahr 2030 präsentieren? Bleuel-Kamber, Säger Architekt Es wird keine dunklen Schaufenster B. Zeltner Lehrer 1903 - 1908 Jean Niggli, mehr geben. Es wird viele kleine Lä­ Kofel, Ingenieur Malermeister den mit überraschenden Angeboten 1908 - 1914 Wilhelm Baumann, haben. Ein grosses Warenhaus wird Der Vorstand im ­Jubiläumsjahr Möbelschreiner die Innenstadt beleben. Es gibt ein Fabian Aebi, Inhaber Generalagentur 1914 - 1917 Othmar Aebi, Parkhaus in der City und ein CWA- Mobiliar Olten (Präsident) Sattlermeister Monorail verbindet die wichtigsten Marius Studer, Inhaber Astoria 1917 - 1921 Jules Lang jun., Orte der Stadt miteinander. Olten wird Klaus Kaiser, Geschäftsführer Möbelhändler den Ruf als Modellstadt für Verkehr Suteria Olten 1921 - 1926 Jean Niggli, Fabrikant mit einer guten Stadtplanung und in­ Jolanda Plüss, Inhaberin Eiholzer AG 1926 - 1932 Emil Sutter, Elektriker novativen Unternehmern geniessen. Roland Rudolf von Rohr, Inhaber 1932 - 1936 Conrad Meyer, Drogerie Sälipark Buchbindermeister Sie träumen! Francis Rusca, Filialleiter Coop City 1936 - 1942 Jean Gisi, Ohne Visionen lässt sich gar nichts Peter Schleiffer, Filialleiter Migros Messerschmied verändern. Man soll eine Vision nicht Reto Spiegel, Geschäftsführer 1942 - 1951 Otto Schibli, gleich wieder versenken. Deshalb fin­ mosaiq, Impress Spiegel AG Schmiedmeister de ich es toll, dass der Architekt Mas­ Maurice Stampfli, Unternehmer, 1951 - 1955 Josef von Felten, simo Hauswirth für unser Jubiläums­ Verwaltungsrat Käser Elektro AG Eisen- und buch einen Blick in die Zukunft wagt Dominik Strub, Anwalt Spezereihändler (Seiten xxx bis xxx). Es braucht Men­ Christian Wüthrich, Mitglied der 1955 - 1957 Albert Mösch, Papeterist schen, die sich nicht in ein Schema Direktion Aargauische (ad interim) pressen lassen. Sie können viel bewe­ Kantonalbank, Olten 1957 - 1966 Hugo Wey, Treuhänder gen und verändern. Die Riggenbachs, 1966 - 1987 Marcel Peter, Treuhänder Munzingers und wie sie alle hiessen, Sekretär von Gewerbe Olten 1987 - 2005 Adolf «Böbes» Aerni, waren damals wohl auch nicht immer Bruno Frauch Unternehmer einfache Zeitgenossen. Ich wünsch­ seit 2005 Fabian Aebi, Inhaber te mir, in Olten hätte es mehr Quer­ Generalagentur denker. Mobiliar Olten

125 Jahre Gewerbe Olten 101 Luftschiffe Nachdenken

2112 Visionen

Zukunft Wie sieht Olten im Jahr 2112 aus? Wohl nur wenige würden es wagen, auf diese Frage eine Antwort zu ge­ ben. Und nur einer hat die Vision, zu visualisieren, wie sich Olten in hundert Jahren präsentieren wird: Massimo Hauswirth. Er hat das Stadtbild mitgeprägt. Er weiss, wie die Stadt atmet. Er ist ein Macher, der Gegenwart immer ein Stück vo­ raus. Sein Blick in die Zukunft ist

ein Denkanstoss. n

102 125 Jahre Gewerbe Olten Raumplanung Skyscraper

«Neues Olten»

125 Jahre Gewerbe Olten 103 der Visionär Massimo Hauswirth polarisiert. Urbanist, ist ein Macher. Einer, der Seine Bauten und Umbauten polari- anpackt, das Unmögliche versucht. Er sieren. Das sind 28 in der Stadt. Er ist ein Visionär – und deshalb seiner hat das Stadtbild mitgeprägt. «Gute Zeit immer ein Stück voraus. Architektur gefällt und ist eine Emp- Für dieses Buch wagt er einen Blick in findungssache», sagt er. Massimo der die Zukunft. Er hat vom neuen Olten Kosmopolit. Gebaut hat er rund um ein Bild im Kopf. Vom Olten im Jahr den Erdball: in Bangkok, in São Paulo, 2112. Es ist ein Denkanstoss, der pola- in Juneau (Alaska) oder an vielen an- risieren wird. So wie viele andere sei- deren Orten dieser Welt. Er gründete ner Ideen nie jemanden kalt gelassen Niederlassungen in Paris und in Mos- haben. kau. Aber Olten hat er immer im Her- zen getragen. Er wisse, wie die Stadt atme. Er hat viel Theater gemacht in dieser Stadt – im positiven Sinn. Und das nicht nur als Direktor am Zielemp. Massimo, der Architekt, Planer und

104 125 Jahre Gewerbe Olten 2112 Massimo Hauswirth Visionen einer Stadt. Olten 2112.

125 Jahre Gewerbe Olten 105 unterirdische Strassen • Hochhäuser • Imposante Brücken • grosse Erholungsparks • Fortbewegung mit Luftschiffen

Unterirdische Strassen elegante Skyscraper grosse Erholungsparks Fortbewegung mit Luft- schiffen

Markant am «neuen Olten» ist der Bahnhof. Er hat die Wichtigkeit aus der «alten Stadt» beibehalten. Der öf- fentliche Verkehr wird in Zukunft eine noch wichtigere Rolle einnehmen. Der Strassenverkehr ist aus dem Stadtbild verschwunden, er wird unterirdisch geführt. Olten atmet wieder. Und das gefällt Massimo Hauswirth. «Ich weiss, wie die Stadt atmet.» Diesen Satz sagt er gern. Ob seine Ideen von Wolkenkratzern, von enger Raumplanung und einer weiten Erholungslandschaft dereinst aufgenommen werden, lässt sich heu- te nicht sagen. Aber allemal regen sie zum Nachdenken an. n

Massimo Hauswirth (*1946) Visionär, Architekt, Urbanist und Städteplaner

106 125 Jahre Gewerbe Olten Vision Olten 2112 Olten 2112 wie es ist und bleiben wird

125 Jahre Gewerbe Olten 107 Gastronomie Buchhandlung

Bau

Handel

Portraits Das Gewerbe ist bunt, vielfältig und präsentiert sich überraschend selbstbewusst. Gut so! Stellvertre- tend für alle Gewerbetreibende ha- ben wir 32 Firmen ins Bild gesetzt. Die Auswahl widerlegt die landläufi- ge Meinung, wonach es in Olten kei- ne Läden, Handwerksbetriebe und kaum Auswahl mehr gäbe. Da macht es Spass, genauer hinzuschauen und auch Patrons zu Wort kommen

zu lassen. n

108 125 Jahre Gewerbe Olten Buchhandlung Hotel Bank Bekleidung Nahrung Dienstleistungen

125 Jahre Gewerbe Olten 109 110 125 Jahre Gewerbe Olten Die feine Art Möbel Kissling zu wohnen Es gibt in Olten nicht viele Betriebe, Das Konzept des renommierten Mö- die auf eine so lange Historie zurück- belhauses kommt an, heute ist die blicken können: Begonnen hat die Fir- Kundschaft von Möbel Kissling in- mengeschichte von Möbel Kissling ternational. Hodel: «Gerade auch die 1936. Damals gründete Franz Kissling Jungen begeistern sich für Stilmöbel das Unternehmen in der Nähe des und die Geschichte, die hinter einem Bahnhofs Hammer. Mit dem Kauf der bestimmten Stil oder Möbelstück Liegenschaft «Zum Martinshof» an steht. Und sie freuen sich über die der Ringstrasse 37 konnte der Betrieb Dienstleistungen, die wir aus Traditi- im Jahr 1944 seinen jetzigen Standort on pflegen. Diese umfassen einerseits beziehen, wo er durch seine charakte- diverse Möbelangebote mit einer viel- ristische Fassade das Stadtbild Oltens fältigen Auswahl, andererseits aber mitprägt. auch das Besondere und Exklusive.» Franz Kisslings jüngster Sohn Stefan Das Spektrum reicht von englischer hat das Unternehmen entscheidend oder französischer Provenienz bis zu geprägt. In der Möbelbranche war den modernen Design-Möbeln. Auch er schon in jungen Jahren tätig und auf Betten und Bettinhalte hat sich konnte im Inland und über Jahre auch das Möbelhaus spezialisiert. Eine im Ausland wertvolle Erfahrungen besondere Stärke ist die umfassende sammeln. Diese kamen ihm zugute, Planung und Realisierung von ganzen als er 1976 das Geschäft übernahm. Inneneinrichtungskonzepten. Stefan Kissling stand dem Unterneh- Mit diesem Ansatz hat es das Unter- men rund 30 Jahre vor. nehmen weit gebracht: Heute ist Mö- Möbel Kissling war in dieser Zeit an bel Kissling eine der ersten Adressen den grossen Messen ebenso vertre- in der Schweiz, wenn es um stilvolle ten wie an Saalbau-Ausstellungen, Wohnungseinrichtungen geht, die um den Kunden die Produkte vor Ort auch die anspruchsvollsten Kunden

präsentieren zu können. Ein bedeu- zufrieden stellen. n tender Schritt war die Renovation des Geschäfts an der Ringstrasse im Jahr www.moebelkissling.ch 1986. Mit sorgfältig ausgewählten Produkten wurden die Ausstellungs- räume auf hochqualitative englische Stil-Möbel ausgerichtet. Der Betrieb setzte zudem auf die Planung von In- neneinrichtungen. Diesen Kurs hat Stefan Kisslings Stief- sohn Stephan Hodel konsequent fort- gesetzt, seit er 2000 die Geschäfts- führung und dann 2006 das ganze Unternehmen übernommen hat. Seit 1992 arbeitet Hodel bereits im Unternehmen und gewann so wert- volle Erfahrungen im Möbelhandel und Innenausbau. Grösste Sorgfalt und viel Gespür für geschmackvolles Wohnen ist das Credo des heutigen Teams, das Unternehmen nimmt jähr- lich an bis zu 15 Messen in der ganzen Schweiz teil. f Stephan und Jacqueline Hodel 125 Jahre Gewerbe Olten 111 112 125 Jahre Gewerbe Olten Mit Akribie Tinner Metzg bei der Arbeit Seit 1994 führt Markus Tinner, Jahr- In den 18 Jahren, in denen Tinner die gang 1955, an der Ringstrasse 25 in Metzgerei führt, hat sich vor allem das Olten sein Metzgereifachgeschäft. Kaufverhalten verändert. Der Trend Heute ist es in der Innenstadt das geht hin zu vorgekochten und halb- einzige seiner Art. Dass Tinner sich fertigen Speisen – Tinner kommt das im harten Wettbewerb, der in den ver- gelegen, denn hier kann der Betrieb, in gangenen Jahren vor allem durch die dem auch Gattin Irma arbeitet, seine Grossverteiler zugenommen hat, be- ganze Kompetenz ausspielen: Beste haupten kann, liegt an der Detailfreu- Rohstoffe werden, perfekt aufeinan- de, mit der er zu Werke geht. «Ich lese der abgestimmt, zu feinen Gerichten beispielsweise die Rinder selber aus, verarbeitet. Verstärkt fragen Kunden deren Fleisch wir verarbeiten», sagt auch die Angebote des Partyservice Tinner. 70, 80 Rinder schaue er sich nach. 380 Gäste bewirtete Tinner ein- an, bis er auswählt. Das Auge dafür mal an einem Barbecue – sein gröss- hat er sich in seinen 42 Berufsjah- ter Einsatz. Abwechslung im Angebot ren angeeignet. Die Kunden schätzen ist für den Metzgermeister eine Prio- die Fachkenntnis und die Akribie, sie rität, vier Mal pro Jahr gibt es einen kommen von Lenzburg, Basel und von umfangreichen Wechsel in der Aus- noch weiter her angereist. Warum lage. 80 Prozent des Angebots stellt der Rindsbraten so zart und saftig das sechsköpfige Team selber her und schmeckt? Weil Tinner nur Rinder ver- überrascht die Kundschaft mit immer arbeitet und keine Stiere – anders als neuen Kreationen. Von Fischvarianten viele Supermärkte. Denn der Stier ist über den Rindsbraten bis zum Pou- für den Verkäufer rentabler, aber das letbrüstli mit Schinken oder, für Ge-

Fleisch eben auch zäher. müsefans, mit Spargel. n f Markus Tinner 125 Jahre Gewerbe Olten 113 114 125 Jahre Gewerbe Olten Uhren, Schmuck und Adam starke Frauen In der Familie Adam ist gelungen, klar: «Das fasste ich schon früh ins was in nicht wenigen Unternehmer- Auge, absolvierte eine Uhrmacheraus- familien misslingt: Seit Gründung des bildung, dann eine Zusatzausbildung Uhrenfachgeschäfts 1935 fand sich als Goldschmied und besuchte die jedes Mal, wenn die Nachfolgefrage Handelsschule.» In den Achtzigerjah- anstand, eine geeignete familieninter- ren eröffnete Adam dann in Olten an ne Lösung, die sich im Nachhinein als der Ringstrasse vis-à-vis dem Café erfolgreich herausstellte. Dabei war Ring ein Goldschmiedgeschäft, um die Fortführung des Geschäfts in Fa- ein zweites Standbein neben Uhren milienhand nicht immer ausgemachte und Bijouterie zu schaffen. Das Enga- Sache. Als Firmengründer Ernst Adam gement im Goldschmiedbereich hilft Senior 1959 zusammen mit seinem dabei, auch ausgefallenste Wünsche Sohn tödlich verunglückte, war es an anspruchsvoller Kunden erfüllen zu Ernsts Gattin Elsa Adam, die Geschi- können. Auch in Zukunft, denn Ernst cke des Betriebs weiter zu führen. Adam ist sich sicher: «In Olten wird Sie stellte sich der Herausforderung. es auch weiterhin ein Bedürfnis nach «Und das, obwohl sie keine Ausbil- individuellem Schmuck und hochwer-

dung zur Uhrmacherin absolviert hat- tigen Uhren geben.» n te, sie war bis zum Tod ihres Mannes für die Administration zuständig ge- www.adam.ch wesen», erklärt Ernst Adam Junior, der heute das Geschäft leitet. «Es war eine harte Zeit für meine Mutter.» Starke Frauen haben im Hause Adam Tradition: Gegründet wurde die Fir- ma gemeinsam von den Geschwistern Ernst und Paula Adam. Ernst war zu- ständig für das Uhrmacherhandwerk- liche, während Paula im Verkauf en- gagiert war. «Als mein Vater während des Krieges zum Militärdienst ein- gezogen wurde, führte meine Mutter das Geschäft alleine. Als Junggeselle musste mein Vater längere Zeit Dienst tun als seine verheirateten Kollegen», sagt Ernst Adam Junior, dessen Gattin Edith heute ebenfalls im Betrieb mit- arbeitet. Anfangs befand sich das Geschäft an der Baslerstrasse, 1966 verlegte Elsa Adam es dann an die Hübelistrasse. Ernst Adam erinnert sich: «Zu Be- ginn war die Hübelistrasse ein etwas schwieriger Standort. Aber mit den Jahren hat sich das Quartier entwi- ckelt und heute sind wir froh, dass wir hier unser Geschäft haben.» Der Sohn des Firmengründers hat das Geschäft 1975 übernommen. Für ihn war der Weg in den familiären Betrieb f Ernst Adam 125 Jahre Gewerbe Olten 115 116 125 Jahre Gewerbe Olten Kompetent und Buchhandlung ­Klosterplatz ­individuell Seit über 86 Jahren steht das Buch miliebhaber von nah und fern an, sagt bei der Buchhandlung Klosterplatz im Buchhändler Meyer. Das ausgesuchte Mittelpunkt. Gründer Gustav Ulrich, Angebot bietet ausserdem spezielle ein ehemaliger Angestellter des Otto Karten für jeden Anlass, Qualitäts- Walter Verlages in Olten, eröffnete produkte wie wunderschöne handge- die Buchhandlung direkt gegenüber fertigte Kerzen, ein Teesortiment aus dem Kapuzinerkloster. Seit 18 Jah- dem Kräutergarten des Klosters Ja- ren befindet sich die Buchhandlung kobsbad, regionale Produkte aus Glas Klosterplatz im Besitz des Ehepaares und vieles mehr. Wie Christian Mey- Christian und Anita Meyer und seit 12 er betont, ist es für sie wichtig, dass Jahren an der Hauptgasse 6. Das Sor- auch Produkte den Weg in ihren La- timent der Buchhandlung ist sorgfäl- den finden, die von geschützten Werk- tig ausgewählt und der Schwerpunkt, stätten hergestellt werden. Die kleine alles rund um die Katechese, hat sie Buchhandlung ist auch Lehrbetrieb weit über die Kantonsgrenze hinaus und besonders Freude hat Meyer an bekannt gemacht. Die erstaunlich gro- den jeweils guten Abschlüssen seiner

sse Auswahl an Krippen, mit handge- Auszubildenden. n schnitzten Figuren aus dem Südtirol, hat schon längst eine treue Kund- www.buchklosterplatz.ch schaft gefunden. Der geneigte Leser findet bei Meyers ein sehr gepflegtes allgemeines Sortiment, welches mehr als nur die gängigen Bestseller um- fasst. Überraschend ist die grosse Kri- miabteilung. Diese Nische zieht Kri- f Anita und Christian Meyer 125 Jahre Gewerbe Olten 117 Gastronom astoria – mit gutem Riecher hotel ­restaurant bar Ein Hotel, zwei Restaurants, zwei von der Stadt im Rohbau mieten. Den Bars. Im «Astoria» und im «Magazin» Namen «Magazin» hat er beibehalten, hat Marius Studer seine Visionen um- nunmehr wird dort aber hauptsäch- gesetzt. «Das Schöne am Unterneh- lich der Durst gelöscht. Das Lokal hat mertum ist, dass man Träume ver- sich zu einem Treffpunkt der Jungen wirklichen und Ideen umsetzen kann», gemausert. 2011 hat Studer mit wei- sagt der Gastro-Profi. teren Investitionen dem Magazin ein Im September 1998 hat er das altehr- neues Innenausbaukonzept verpasst. würdige Restaurant nach Kauf und «Mit den gemachten Erfahrungen gibt Umbau entstaubt und mit neuem Kon- es auch immer neue Pläne», sagt Stu- zept in weltoffenem Ambiente eröff- der. In seinen 38 Hotelzimmern lässt net. Am Vorabend haben sich Marius er seine Gäste gern ausruhen, er sel- Studer und seine Frau Elisabeth beim ber tut es als Unternehmer weniger. Betrachten ihres Werkes gefragt, ob «Es braucht harte Arbeit, einen guten sie das richtige Konzept gewählt ha- Riecher, Visionen und auch das nötige ben. «Wir wussten ja nicht, ob das die Glück», umschreibt er die wichtigsten Leute anspricht», erinnert sich Studer. Eigenschaften – und selbstverständ- Zwar kennt der Oltner die Bedürfnis- lich das entsprechende Personal dazu. se der Stadtmenschen und aus seiner 33 Vollzeitstellen bietet Studer an. über sechsjährigen Tätigkeit in der Auch nach Jahren sieht man immer Spaghetteria auch das Angebot dazu, wieder in die gleich freundlichen Ge-

um diese zu decken. Die Spaghi-Spe- sichter. Auch ein gutes Zeichen. n zialitäten hat er quasi ins «Astoria» gezügelt. Die einstigen Gäste sind der www.astoria-olten.ch Pasta gefolgt. Kreiert hat der innova- tive Kopf ein erweitertes Angebot und leckere Sachen in überraschenden Va- riationen. Ambiente und Küche fanden rasch Anklang. 2007 erfolgte dann der Um- und Er- weiterungsbau mit Sanierung der Ho- telzimmer und mehr Sitzungsräumen. Im hinteren Teil des Restaurants, getrennt von der Réception, lädt das «Bamboo» mit Fisch, Fleisch und Charme zur Einkehr ein. Am Morgen geniessen hier die Hotelgäste ein aus- giebiges Frühstücksbuffet. Als Tüpfelchen aufs i thront seither ganz oben die Bar sisième. Über den Dächern von Olten kommen selbst Zürcher ins Schwärmen. Wieder einmal hat Marius Studer den Ge- schmack der Leute getroffen. Diesen Riecher hatte er bereits 2002 mit der Eröffnung des Magazins quer gegen- über des «Astoria». Einst diente es als Feuerwehrmagazin, er konnte es mit einem überzeugenden Konzept

118 125 Jahre Gewerbe Olten Marius Studer g 125 Jahre Gewerbe Olten 119 120 125 Jahre Gewerbe Olten Von der Stecknadel Bernina Nähcenter bis zum passgenauen Jakob Buri, Inhaber des Bernina Näh- grosse Mercerieangebot ist überwäl- Reissverschluss centers, sorgt seit bald 30 Jahren tigend und nicht ohne Stolz bestätigt dafür, dass in der Region Olten die Buri, dass es auch das grösste und Nähmaschinen wie am Schnürchen beste Angebot in der Region sei. Ne- laufen. Das Fachgeschäft ist seit der ben Bordüren, Bändern, Kordeln, Ap- Geschäftsübernahme 1982 an der So- plikationen, Textilklebern, einer riesi- lothurnerstrasse 1 domiziliert und gen Auswahl an Knöpfen, findet man wurde vor 15 Jahren erweitert. Bevor bei Buri noch eine weitere Spezialität: der gelernte Feinmechaniker mit der Sofortreparaturen für alle Reissver- Zusatzausbildung Nähmaschinen- schlüsse. Und wenn diese nicht mehr mechaniker in Olten sesshaft wurde, in Schuss gebracht werden können, arbeitete er für die Firma Bernina kann man gleich die richtige Länge in Südafrika. Auf die Frage, welchen und Farbe im Nähcenter Buri kaufen. Stellenwert heute eine Nähmaschi- Wer beim Nähen zwei linke Hände hat, ne hat, meint Buri: «Früher war eine überlässt das Einnähen des Reissver- Familie bereit, einen Monatslohn für schlusses dann besser dem Profi. eine Nähmaschine auszugeben. Aus In der eigenen Werkstatt werden alle wirtschaftlichen Gründen wird heu- Marken von Nähmaschinen repariert. te nicht mehr genäht.» Dies, weil die Ungefähr 350 Bernina Nähmaschinen Textilien in den vergangenen Jahren stehen in den Schulen rund um Olten. ständig billiger geworden sind. Heute Von Oensingen bis Schönenwerd wer- sind es vorwiegend kreative Hobby- den diese Maschinen von Buri gewar- schneiderinnen, die mit den Näh- und tet. Vielleicht näht schon ein künftiger Sticksystemen auf einer Bernina ihre Designer auf den altbewährten Näh-

schöpferischen Ideen umsetzen. Das maschinen. n f Jakob Buri 125 Jahre Gewerbe Olten 121 Eine erfolgreiche Alternative Bank ­Alternative Am Anfang stand ein Wunsch. Der um im Wettbewerb zu bestehen. 2009 zum herkömmlichen Wunsch einer Gruppe von Bankern, bezog man den neuen Hauptsitz am Banking Schriftstellern und Politikern in der Amthausquai im Gebäude des frühe- ganzen Schweiz nach einem Institut, ren Walter Verlags, nachdem man 17 das neben ökonomischen vor allem Jahre in der Leberngasse beheimatet auch ethische Kriterien zur Grundlage war. Von den total etwa 80 Mitarbei- für das Wirtschaften macht. Aus die- tenden sind 55 in Olten beschäftigt. sem Wunsch und der Erkenntnis, dass Gegenüber der Konkurrenz will sich doch eine ganze Reihe von Menschen die Bank vor allem mit innovativen in der Schweiz ähnliche Ansprüche an Ideen behaupten. So gibt es etwa seit ihre Bank haben, entstand in den Acht- 2004 die ABS-Hypothek, welche ökolo- zigerjahren die Idee zur Gründung der gische Aspekte eines Gebäudes bei der Alternativen Bank Schweiz (ABS). Die- Kreditkalkulation berücksichtigt und se wurde 1990 vollzogen, von Beginn entsprechende Anreize setzt. Eine der an hat das Institut seinen Hauptsitz Hauptaufgaben in den kommenden in Olten – das ist übrigens einem Jahren sieht Martin Rohner darin, Kompromiss zuzuschreiben, denn zur die Angebote und die Philosophie des Gründergruppe gehörten Personen Instituts noch bekannter zu machen: etwa aus Zürich, Basel und Bern, die «Wir wollen auf dem Bankenplatz

alle den Standort jeweils für die «ei- Schweiz eine hörbare Stimme sein.» n gene» Stadt reklamierten. Involviert in die Gründung waren neben Perso- www.abs.ch nen aus der Bankbranche auch zahl- reiche grosse Organisationen, etwa Greenpeace, der WWF, Swissaid oder die Helvetas, um nur einige zu nen- nen. Ihren ethischen Ansatz hat die ABS in den 22 Jahren ihres Bestehens beibehalten: Die Bank finanziert be- stimmte Bereiche explizit nicht, etwa Atomkraftwerke, Rüstungsbetriebe oder Gentechnik. Andererseits unter- stützt sie Bereiche, die sie als förde- rungswürdig erachtet: biologische Landwirtschaft, sozialer Wohnungs- bau oder erneuerbare Energien. Eine schweizweite Besonderheit ist, dass die Bank alle Kredite veröffentlicht, das heisst, sie mit Namen der Kredit- nehmenden, Betrag und Verwendungs- zweck bekannt macht. Viele Kriterien, nach denen die Bank arbeitet, zielen darauf ab, nachhaltiges Wirtschaf- ten zu unterstützen. Dieser Ansatz sei heute aktueller denn je, sagt Bankchef Martin Rohner. Die Entwicklung nach den Anfangsjahren war denn auch rasant, heute ist die ABS mit topmo- derner Infrastruktur nach Ansicht der Verantwortlichen bestens aufgestellt,

122 125 Jahre Gewerbe Olten Martin Rohner g 125 Jahre Gewerbe Olten 123 124 125 Jahre Gewerbe Olten Transparenz und Conz Treuhand ­Verschwiegenheit Seit Herbst 2010 hat das 1987 von Li- 300 Mitarbeitenden. Das Dienstleis- vio Conz gegründete Treuhandunter- tungsangebot ist vielfältig: Buchfüh- nehmen sein Domizil im ehemaligen rung, Revision, Wirtschaftsprüfung, Usego-Gebäude. Die hellen, offenen Steuer-, Lohn- und Unternehmens- Räume wirken einladend, die Büros beratung. Auch im Immobiliensektor sind nicht durch dicke Wände vonei- ist die Conz Treuhand AG tätig. «Die nander getrennt, sondern durch Glas- breite Palette ist nur dank unserer gut scheiben. «Wir sind kein klassisches ausgebildeten und langjährigen Mit- Treuhandbüro, wie man es sich viel- arbeitenden möglich», sagt Matthias leicht vorstellt. Wir leben einen offe- Conz. nen und farbigen Stil, keinen stillen Dieses Kapital wird denn auch ge- und grauen», erklärt Matthias Conz. pflegt. Die Firma legt grossen Wert auf Er wird die Firma 2013 von seinem interne und externe Weiterbildung ih- Vater Livio übernehmen. «Livio Conz rer Angestellten und Auszubildenden. wird auch nach dem Übergang wei- Davon profitieren wiederum die Kun- terhin im Unternehmen tätig sein. Er den. verfügt über ein hervorragendes Be- Heuer feiert die Conz Treuhand AG ihr ziehungsnetz», erwähnt der Junior- 25-Jahr-Jubiläum. «Wir sind stolz auf chef. Aus der Stabsübergabe wird kein das Erreichte», sagt Firmengründer

Geheimnis gemacht, auch wenn Ver- Livio Conz. n schwiegenheit zum obersten Gebot in diesem Metier gehört. Diskretion sei www.conztreuhand.ch wichtig, so Matthias Conz. Nur soviel: Die Mandate reichen vom Einmann- betrieb bis zum Unternehmen mit f Matthias und Livio Conz 125 Jahre Gewerbe Olten 125 126 125 Jahre Gewerbe Olten Alles unter Coop City ­einem Dach Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. lokalen und regionalen Ebene zusam- Und ein bisschen auch Abenteuer. Je- mengelegt wurden. In Olten werde denfalls trifft das auf die Startphase auch künftig das Bedürfnis nach ei- des Coop City in Olten zu. Bis näm- nem Warenhaus bestehen, sagt Coop- lich am Donnerstag, 4. Oktober 1973 Geschäftsführer Rusca. Die Voraus- das Warenhaus an der Baslerstrasse setzungen seien mit der Zentrumslage 10 eröffnen konnte, war Improvisati- Oltens und der wachsenden Bevölke- on angesagt. Bis zum Bau des neuen rung in der Stadt gegeben, wenngleich Geschäftsgebäudes waren die ver- die Knappheit an Parkplätzen im Zen- schiedenen Abteilungen von Coop in trum ein Problem ist. Das war es im diversen Ladenlokalen in der Oltner Übrigen bereits zu Zeiten der Waren­

Innenstadt untergebracht, die Textil- hausgründung 1973. n abteilung etwa befand sich im Gebäu- de, in dem heute Mc Donald’s Burger www.coop.ch brät. Während der Bauphase des neu- en Warenhauses mussten einige Ab- teilungen, die bereits die alten Räume verlassen hatten, in Provisorien un- tergebracht werden. Obwohl sich die Konkurrenzlage durch Shoppingcenter im Umland im Lauf der Jahre verschärft hat: Auf seine Stammkundschaft kann sich Coop City verlassen. Sie macht einen beträchtlichen Teil der Kunden aus. «Einige unserer Stammkunden ru- fen bei uns an, um uns Bescheid zu geben, wenn sie in die Ferien fahren. Sie sagen, wir sollen uns keine Sorgen machen, wenn sie dann nicht ins Ge- schäft kommen», sagt Geschäftsführer Françis Rusca. Nach manchen Kunden können die Angestellten im Coop City im Wortsinn die Uhr stellen, «sie kom- men immer zur exakt gleichen Zeit», so Rusca. Selbst für den erfahrenen Warenhausprofi ist eine solche Ver- bundenheit – «diese Kunden sprechen immer von ‹unserem Coop›» – einzig- artig. Er führt sie auf das breite Sortiment zurück, das Coop City mitten in der Stadt anbietet und damit ein Unikat ist. In den Siebzigerjahren war Coop City einer der grössten Arbeitgeber im Stadtzentrum, gestartet war man mit etwa 260 Mitarbeitenden. Heute sind es noch rund 100, bedingt unter anderem dadurch, dass in der Verwal- tung Organisationseinheiten auf der f Françis Rusca 125 Jahre Gewerbe Olten 127 128 125 Jahre Gewerbe Olten Alles für die Gesund- Santé Sälipark – ­Apotheke heit und Schönheit und ­Drogerie Die Erfolgsgeschichte beginnt quasi dukte sowie allerlei Hausmittelchen im Untergrund. 1985 eröffneten Mo- werden ergänzt durch die sogenann- nika und Roland Rudolf von Rohr in te Naturathek. Homöopathie und Na- der Winkel-Unterführung ihre Droge- turheilkunde haben hier ihren festen rie. «Zu Beginn arbeiteten wir da un- Platz. Ein «Fürobe-Forum» zum The- ten auch sehr gut», erinnern sich die ma bietet Roland Rudolf von Rohr Besitzer. 1987 übernahmen die Rudolf regelmässig an. Informiert wird über von Rohrs die Turm Drogerie am Ein- Spagyrik, Essenzen, Kräuterheilkunde gang zur Altstadt. 1994 erfolgte der und viele andere alternative Heilme- Umzug in den Sälipark. Drei Jahre thoden. «Wir pflegen in unserem Sor- später wurde der Winkel geschlossen, timent Produkte aus der Schul- und später auch noch die Turm-Drogerie. Alternativmedizin. Das Nebeneinan- Heute sind im Sälipark unter dem Na- der gehört zu unserer Philosophie», men Santé Sälipark Apotheke, Droge- erklärt der Drogist. Im Santé Sälipark rie, Parfümerie und Naturathek auf in Olten – und ebenso in der Filiale 300 m2 vereint. «Wir bieten eine viel- in Grenchen – nehmen sich versierte seitige Beratung rund um die Themen Drogisten und Apothekerinnen viel

Gesundheit, Wohlbefinden und Schön- Zeit für die Beratung. n heit», sagt Roland Rudolf von Rohr. Die Fachkompetenz der Mitarbeiten- den widerspiegelt auch das Angebot. Gängige Medikamente, Arzneimittel, Salben, Kosmetika, Sportlernahrung, Schönheits- und Gesundheitspro- f Roland und Monika Rudolf von Rohr 125 Jahre Gewerbe Olten 129 130 125 Jahre Gewerbe Olten Eine saubere Sache Eiholzer ­ Gebäude-Management «Wissen Sie, es gibt ganz verschiedene Frauen-Firma» mit dem Lena Award Bodenbeläge. Deshalb müssen Stein, ausgezeichnet. Die Schweizer Illus- Holz oder Textil auch verschieden be- trierte widmete ihr daraufhin unter handelt werden», sagt Jolanda Plüss, dem Titel «Miss Proper» einen Artikel. die Chefin der Eiholzer Gebäude-Ma- Und in der Fernsehsendung Cash TV nagement AG. Sie erklärt damit, dass wurde ein längerer Beitrag gesendet. in ihrem Metier nicht nur geputzt Jolanda Plüss hat es geschafft. Sie ist wird. Es brauche mehr, vor allem gro- die einzige Chefin in ihrer Branche, die sses Fachwissen. Sie hat 1992, zwei ein Unternehmen dieser Grössenord- Jahre nach der Geschäftsübernahme, nung leitet. Mit viel Kreativität: Einst als erste Frau überhaupt die Ausbil- engagierte sie Chris von Rohr für die dung zur Gebäudereinigungsfachfrau Werbekampagne «Weniger Dräck». absolviert und die Meisterprüfung Das Motto, nach dem die ganze Firma

abgelegt. Erst seit 1989 wird dieser Eiholzer seit über 50 Jahren lebt. n Beruf eidgenössisch anerkannt. Die Ausbildung ist anspruchsvoll, Mate- www.eiholzer.ch rial- und Chemiekunde gehören zum Prüfungsstoff. «Mir liegt eine solide Ausbildung unserer Lernenden am Herzen», sagt sie. Dank bester Qualität und Zuverlässig- keit ist das Unternehmen in den letz- ten zwei Jahrzehnten stark gewach- sen. «Meine Eltern haben den Betrieb 1960 gegründet. Doch zuletzt wurden die Zeiten härter», erinnert sich Jolan- da Plüss. Auch deshalb, weil diesem Beruf lange ein schlechtes Image an- haftete. Als sie die Firma übernahm, trat sie in eine Männerdomäne ein. «Als Frau muss man wohl noch mehr leisten, um anerkannt zu werden», sagt sie. Jolanda Plüss hat es dank Hartnä- ckigkeit, Ausdauer und Kompetenz ge- schafft. Heute geniesst das Unterneh- men weit über die Region hinaus einen blitzsauberen Ruf. Ob im Gebäude, an Fassaden, beim Unterhalt, in Neubau- ten oder bei heiklen Spezialaufträgen – das Eiholzer-Team (als Personal- fachfrau gehört auch Jolanda Plüss’ Tochter Jeany Kissling dazu) ist ein guter Partner. Der Firmensitz befindet sich in einem eigens konzipierten Bau in Starrkirch-Wil. Über 100 Vollzeit- stellen bietet das Unternehmen an. Für ihr Engagement wurde Jolanda Plüss in der Kategorie «Erfolgreiche f Jolanda Plüss-Eiholzer 125 Jahre Gewerbe Olten 131 132 125 Jahre Gewerbe Olten Backlust Pino Beck einmal anders Der «Pino Beck» ist in Olten und dar- konzipiert – in der die Kunden freien über hinaus ein Unikat: Alle Produkte Blick in die Back- und Konditoreistu- fertigen Inhaber und Geschäftsfüh- be haben. «Die Gründung der Bäcke- rer Daniel Schär und sein elfköpfiges rei war rückblickend betrachtet ein Team selber – «und zwar von A bis Z», grosses Risiko, denn die Investitionen wie der Bäckermeister sagt. Damit hat waren beträchtlich», sagt Schär. Aber sich der Betrieb seit der Gründung es hat sich gelohnt, er habe ein super 1993 eine treue Stammkundschaft Team «und die Bäckerei ist ein biss- aufgebaut. Handwerkersandwiches, chen wie ein Kind für mich», sagt der Haselnussschnägge, Butterzopf und Familienvater, dessen Gattin Praxedis Erdbeertörtli rangieren unter den be- ebenfalls im Betrieb arbeitet. Sie lei- liebtesten Kreationen aus dem Hause tet die Administration und ist die gute

Pino. Und Schär investiert viel, damit Seele im «Pino». n die Kundschaft zufrieden ist. Denn er weiss: «Wir müssen uns anstren- www.pinobeck.ch gen, damit die Kundschaft jeden Tag schätzt, was wir anbieten.» Jüngst wurde der neue, mit modernster Tech- nik ausgestattete Kühlraum in Betrieb genommen. Bei den Zutaten setzt man auf Regionales, allerdings ohne da- rum viel Aufhebens zu machen. Das Angebot wird stetig um neue Kreati- onen ergänzt. Ganz wichtig sind dem Gründer die Mitarbeitenden, derzeit ist übrigens der total 19. Lehrling bei ihm in der Ausbildung. Die Kunden wolle man überraschen, beispiels- weise schon dadurch, dass der Kunde beim Betreten des Ladenlokals einen unverstellten Blick in die Backstube werfen kann. Eben ganz nach dem Motto «der andere Beck», so lautet nämlich der Zusatz im Firmennamen. Bevor Daniel Schär sich mit dem Be- trieb selbstständig machte, war er im Aussendienst eines Unternehmens für Bäckereimaschinen tätig, eine gute Stelle. «Aber mit Pino lebe ich meinen Traum», erklärt er seinen damaligen Schritt in die Selbstständigkeit. Schon als Lehrling habe er sich gefragt, wa- rum Bäckereien ihre Produkte nicht vor den Kunden herstellen, um das Handwerk zu präsentieren, das nötig ist, um frische Gipfel, frisches Brot und vieles andere anbieten zu können. Seinen Pino-Beck (der Name steht für Philosophie, innovativ, natürlich, Ol- ten) hat er daher als Schaubäckerei f Daniel Schär 125 Jahre Gewerbe Olten 133 Viel mehr als Buchhandlung ­Schreiber «nur» Bücher Für Buchhandlungen sind die Zeiten sich Ihle im Jahr 2000 altersbedingt mit dem Aufkommen des Internethan- zurückzog, verkaufte er das Geschäft dels schwieriger geworden. Die Buch- an ihn. handlung Schreiber in der Kirchgasse Seitdem hat sich einiges verändert. hat das als Herausforderung begrif- Urs Bütler: «Meine Frau ist die trei- fen – und als Chance, sagt Inhaber bende Kraft hinter unserer aktiven Urs Bütler, der den Betrieb seit 2000 Unternehmensentwicklung.» 2001 führt und sich die Geschäftsleitung eröffneten die Buchhändler eine Fi- mit seiner Gattin Wiebke Steinfeldt liale an der Kirchgasse 29, die IT-Li- teilt. Was er damit meint? «Wir haben teratur, Software aber auch Comics in den vergangenen Jahren viel in ei- im Sortiment führte. 2003 wurde die nen attraktiven Ladenbau investiert Buchhandlung an der Kirchgasse 7 mit dem Ziel, unseren Kunden ein Ein- umfangreich zu einem Multimedia- kaufserlebnis bieten zu können.» In Geschäft umgebaut. Im Übrigen ist der Buchhandlung kann man es sich das Unternehmen heute auch sehr etwa auf einem der vielen Polsterses- erfolgreich im Vertrieb von Büchern sel bequem machen und in Ruhe ein via die eigene Website. 2011 stand der Buch anschauen. Wer gern während jüngste grosse Schritt an: Die Filiale des Bücher-Stöberns zwischendrin an der Kirchgasse 29 zügelte an die eine Tasse Tee oder Kaffee trinken Baslerstrasse und eröffnete dort als mag, ist im hauseigenen Café im ers- Papeterie neu. Auch dort will Urs Büt- ten Stock richtig. Das Glasdach sorgt ler mit dem bewährten Konzept punk- für helle Räume. Die Botschaft ist ten: Grosses Sortiment und Beratung klar: Der Kunde soll sich wohl fühlen. kombiniert mit einer ansprechenden

Aber nicht nur das Einkaufserlebnis Ladenumgebung. n ist ein Leitmotiv von Urs Bütler. Mit der Organisation von Veranstaltungen www.schreibers.ch in der Buchhandlung hat sich diese ei- nen Namen als kultureller Treffpunkt weit über die Grenzen der Region hi- naus gemacht. Namhafte Autoren ha- ben schon hier gelesen. «Da kommen auch Gäste aus Zürich und Basel zu uns», sagt der 44-jährige Bütler. Ein- richtung und Angebot sind das eine, das andere die Beratung. Man lege grossen Wert auf die Aus- und Weiter- bildung der 25 Angestellten. Die Buchhandlung Schreiber verdient wahrhaftig die Bezeichnung Traditi- onsbetrieb. 1926 gründete der Deut- sche Carl Schreiber in der Kirchgasse 7 seine Buchhandlung. Dort also, wo sich das Geschäft auch heute noch befindet. Damals allerdings standen etwa 70 Quadratmeter Verkaufsflä- che zur Verfügung, heute sind es rund 1000. 1970 übernahm Georg Ihle das Geschäft. 1997 begann Urs Bütler in der Buchhandlung zu arbeiten. Als

134 125 Jahre Gewerbe Olten Urs Bütler g 125 Jahre Gewerbe Olten 135 136 125 Jahre Gewerbe Olten «Gesundheit und TopPharm Apotheke zum Kreuz Wohlbefinden liegt Thong Vo, der innovative Apotheker, Interessant sei das Modell auch für uns am Herzen» leitet als heutiger Inhaber seit 2001 Menschen ohne fixen Hausarzt, sagt die TopPharm Apotheke zum Kreuz Vo. Mit dieser interdisziplinären Zu- an der Hauptgasse 18. Das Haus be- sammenarbeit könne auch die zuneh- herbergt seit dem 15. Jahrhundert mend überlasteten Hausärzte entlas- Handwerker, Ärzte und Apotheker. ten. Zusätzlich leiste er damit einen Umgebaut im Jahr 2009, präsentiert Beitrag zur Senkung der Gesundheits-

sich die Apotheke heute von einer kosten. n fortschrittlichen Seite. Das Angebot ist gross und umfasst das ganze Spek- www.kreuz.apotheke.ch trum einer modernen Apotheke. Eine der Spezialitäten ist die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM). Zudem ist Thong Vo unter den Oltner Apothekern ein Pionier: Er war der erste Apotheker, der die Alters- und Pflegeheime in der Region kontaktier- te und die individuelle Verblisterung für sämtliche Bewohner anbot. Heute können auch Personen, die zu Hau- se leben, diese Dienstleistung in An- spruch nehmen. Die TopPharm Apotheke zum Kreuz verfügt als einzige in Olten über ein Zertifikat eines Qualitätsmanagement Systems. Bei jedem Medikament, wel- ches ein Kunde in der Apotheke be- zieht, prüft das Fachpersonal stets: Ist es wirtschaftlich, zweckmässig und verträglich mit allfälligen ande- ren Medikamenten, welche der Kunde einnimmt? Eine weitere Dienstleistung, die Thong Vo eingeführt hat, ist das vom Schweizerischen Apothekerverband konzipierte integrierte Versorgungs- modell «netCare». Dieser neue Service geht über die normale Beratung hin- aus: Die Kunden der Apotheke erhal- ten eine strukturierte und nach wis- senschaftlichen Richtlinien gestaltete Abklärung. Je nach Ausgang, kann per Videokonferenz ein Arzt hinzugezogen werden. Die Kunden erhalten sofort das richtige Medikament – gegebe- nenfalls auch ein rezeptpflichtiges. Die abgegebenen Medikamente sind je nach Produkt und Krankenkasse vor Ort zu bezahlen oder können direkt der Versicherung verrechnet werden. f Thong Vo 125 Jahre Gewerbe Olten 137 ­Stahlharte d fischer – Die ­ ­Argumente Metallwerkstatt ­überzeugen Als Justin Fischer 1975 die Schlos- Heute noch ist Justin Fischer regel- serei an der Von-Roll-Strasse in Ol- mässig in der Werkstatt anzutreffen. ten eröffnete, kostete das Kilo Stahl Seine Sonnenuhren sind viel beachte- 90 Rappen. Heute liegt der Preis bei te Kunstwerke. Im Klostergarten oder 120 Rappen. Markant gestiegen sind auf dem Sälischulhausplatz können aber Lohn- und Infrastrukturkosten. zwei solcher Uhren bewundert wer- «Deshalb müssen wir effizienter und den. Man sieht, wie die Zeit vergeht. strukturierter arbeiten. Wir müssen Ein altes Handwerk aber ist geblie- durch Innovation und Qualität über- ben. «Dieses nutzen und achten und zeugen», sagt Dominik Fischer, der mit den neuen Technologien ergänzen, 1992 den Betrieb von seinem Vater das wird in Zukunft die Herausforde-

übernommen und ausgebaut hat. Seit rung sein», sagt Dominik Fischer. n der Jahrtausendwende liegt die Me- tallwerkstatt in Dulliken. www.dfischer.ch Verarbeitet werden hauptsächlich Stahl und Edelstahl. Aluminium, Bronze oder Messing werden eben- falls eingesetzt. Einen guten Namen hat sich die Firma auch bei anderen Metallbauern geschaffen. Für «Kon- kurrenten» übernimmt sie als Spezi- alistin das Biegen von Profilen und Blechen und die Verarbeitung von Edelstahl. Ob ein Geländer, eine Treppe, ein Bal- kon, ein Gartentor, ein Gitter, ein Vor- dach, ein Anbau oder auch nur eine Bücherstütze – für Dominik Fischer ist jeder Auftrag eine neue Herausfor- derung. Man biete den Kunden keine 08/15-Lösungen an, «wir sind immer auf der Suche nach dem Optimum», sagt der Inhaber. Deshalb beschäf- tigt Fischer in seinem 17-köpfigen Team ausgewiesene Fachleute – von der Konstrukteurin bis zum Metall- baumeister. Die braucht es auch, um Kundenwünsche erfüllen zu können. «Manche haben ihre Vorstellungen im Kopf oder schon auf Papier skizziert.» Doch die Materialien liessen nicht jede Konstruktion zu. Da gelte es, an- dere Wege aufzuzeigen, so der Metall- bauprofi. Der Umgang mit Stahl ist auch Erfahrungssache. Das Schlosser- Handwerk hat Dominik Fischer von der Pike auf gelernt. Und er hatte das Glück, während einiger Jahre mit sei- nem Vater zusammenzuarbeiten.

138 125 Jahre Gewerbe Olten Dominik Fischer g 125 Jahre Gewerbe Olten 139 140 125 Jahre Gewerbe Olten In dieser Stube fühlt Restaurant ­Waadtländerhalle sich ­jeder Gast wohl Es gibt Orte, wo die Zeit stillzustehen nische Weinhalle (damals gab es vier scheint. Das Restaurant Waadtländer- solche Weinhallen in Olten) vom Bau- halle ist ein solcher Ort. Im «Tiger» unternehmer Constantin von Arx, dem oder in der «Waadt», wie vor allem die ersten Präsidenten des Gewerbever- jüngeren Gäste ihre Beiz nennen, hat bands, eröffnet. 1905 erhielt dann die und nimmt man sich Zeit. Es ist noch «Waadtländerhalle» ihren heutigen eine Gaststube im wahrsten Sinne des Namen. Wortes. Wer in die gute Stube tritt, In einer hektischen Zeit ist der «Tiger» findet sich sogleich in der vertrauten ein Ort des Ausruhens und Geniessens Vergangenheit wieder. Über all die geblieben. Und im Sommer lädt der Jahre wurde hier drin nichts verän- lauschige Platz am Fusse des Stadt- dert. Emailschilder mit Biermarken, turms zum gemütlichen Beisammen-

die längst nicht mehr gezapft werden, sein ein. n zieren die Wände. Die Tische stehen am gleichen Ort wie immer. www.waadtlaenderhalle.ch Geblieben ist auch die Gastfreund- schaft. Rita Ledermann führt die «Waadtländerhalle» seit 2002. Zuvor hat sie schon während eines Viertel- jahrhunderts beim oder im «Tiger» serviert. Der «Tiger» war Alfred Groli- mund. Er war eine imposante Erschei- nung mit einem weichen Kern. 2010 ist er gestorben. Ein kleines Bild in der Gaststube erinnert an ihn. Für die Gäste, die ihn gekannt haben, scheint er aber immer noch allgegenwärtig. Würde es jemanden überraschen, wenn er polternd aus der Küche käme? «Wir denken oft an ihn», sagt Rita. Sie hat den Wechsel von der Serviertoch- ter zur Chefin und von der Gaststube in die Küche gemeistert. Sie und ihr Team kennen die jungen und alten, die reichen und weniger reichen Gäs- te persönlich. Im «Tiger» treffen sich alle. «Wir haben viele treue Stamm- gäste. Aber es kommen auch immer neue Gäste dazu», sagt Rita. Es locken eine familiäre Atmosphäre und eine gut bürgerliche Küche mit der besten Rösti weit und breit. Der «Tiger» ist auch eine Jass- und Fasnachts-Beiz. Das war sie schon im- mer. Als 18-Jährige hat Rita beim «Tiger» angefangen. 35 Jahre später ist sie immer noch da und hat damit rund ein Drittel der Geschichte des Lokals mitgeprägt. 1896 wurde es als Spa- f Rita Ledermann 125 Jahre Gewerbe Olten 141 142 125 Jahre Gewerbe Olten Welt des Schenkens, Flox Schöne Dinge Wohnens, Einrichtens Aus Leidenschaft zu schönen Dingen alles rund um einen schön gedeckten

und Dekorierens eröffnete Marlys Kast im November Tisch – eben einfach schöne Dinge. n 1994 das Fachgeschäft Flox Schöne Dinge an der Hübelistrasse 19. Der Schwerpunkt des Angebotes beinhal- tete Wohnaccessoires im Designbe- reich sowie hochwertige Haushaltar- tikel. 1998 erfolgte der Umzug in ein grösseres Ladenlokal an die Hübeli- strasse 25. Um immer neuste Trends präsentieren zu können, reist Marlys Kast jährlich ins Ausland an Fachmes- sen nach Paris und Frankfurt. Ambi- ente ist weltweit die grösste Konsum- gütermesse, welche die Plattform für die aktuellsten Trends ist. Wie ein roter Faden zieht sich die Warenprä- sentation durch das Geschäft. Kreativ und inspirierend werden die Schau- fenster regelmässig neu dekoriert und laden ein, in die Welt der schö- nen Dinge einzutauchen. Im Sortiment sind heute auch schöne Kissen, spezi- elle Finken, ausgesuchte Handtaschen und Portemonnaies, Geschenke sowie f Marlys Kast 125 Jahre Gewerbe Olten 143 144 125 Jahre Gewerbe Olten Ein regionaler JOb and Jobs ­Stellenvermittler Wie kommen Unternehmen, die gute beschäftigt, spielt den Trumpf des re- nimmt es mit den Mitarbeitende suchen, möglichst gional verankerten Betriebs voll aus: ­Global Players auf rasch an die richtigen Kandidatinnen Die internationalen Branchengrössen und Kandidaten? Eine Möglichkeit ist sind zwar auch in Olten vertreten, aber der Weg über eine Personalberatungs- deren Marketing ist international/ und -vermittlungsfirma. Am Platz national und weniger regional aus- Olten ist Job&Jobs die bedeutends- gerichtet und die Kontakte in die re- te – der Betrieb betreut zahlreiche gionale Wirtschaft sind bei Job&Jobs Firmenkunden und mehrere hundert sehr eng. Überhaupt: Dem Standort Stellensuchende. fühlte sich Gilbert C. Waeber ebenso Entstanden ist Job&Jobs 2001. Bis verpflichtet, wie es nun sein Nachfol- dahin firmierte das Unternehmen als ger tut – Job&Jobs unterstützt zahl- Franchise-Betrieb der Personal Sig- reiche Sportler, Vereine und kulturel- ma AG in der Baslerstrasse. Der Ge- le Einrichtungen in der Region. Dazu schäftsführer und Inhaber Gilbert zählen beispielweise der Tennisclub C. Waeber löste den Betrieb aus dem Olten, der Powerman Zofingen, der Personal Sigma-Verbund heraus und Basketballclub Olten-Zofingen, die führte ihn unter dem neuen Namen Triathlon-Olympia-Hoffnung Melanie als eigenständige Firma an der Ring- Annaheim aus Lostorf, der EHC Olten strasse 30 weiter. Per 1. Juli 2010 ver- und das internationale Basketball-

kaufte Waeber sein Unternehmen an camp für Jugendliche in Zofingen. n Hans-Peter Meier. Mit dem neuen In- haber und Geschäftsführer steht ein www.jobandjobs.ch erfahrener Manager an der Spitze: 23 Jahre führte er international und na- tional tätige Industrieunternehmen. Die Personalberatungsbranche ist äusserst wettbewerbsintensiv. Wie Job&Jobs sich behaupten will? «Zwei Bereiche sind uns sehr wichtig. Unse- re Personalberater haben ein sehr ho- hes Ausbildungsniveau und verfügen über ausserordentliche Fachkompen- tenzen in ihrem Verantwortungsbe- reich. Und wir fokussieren uns auf un- seren regionalen Markt und sind dort kommunikativ sehr präsent, um uns den potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten zu präsentieren», erklärt Hans-Peter Meier. Offenkundig ist es der richtige Ansatz, denn unter den Personen, die sich melden, sind nach seinen Angaben sehr viele bestens Qualifizierte in festen Anstellungs- verhältnissen. Meier positioniert sein Unternehmen «als regionaler Partner in sämtlichen Bereichen der Human Ressources für KMU und Industrieun- ternehmen». Job&Jobs, das acht Mitarbeitende f Hans-Peter Meier 125 Jahre Gewerbe Olten 145 Beim Kaiser ist der Suteria – Cafeteria und Gast König ­Confiserie Es scheint, als würde sich der Hoch- adel in der «Suteria» treffen. Es gibt einen Kaiser (Klaus), viele Könige (Gäste) und den unbestrittenen König von Olten (Toulouse). Letzterer streift gelegentlich um das Haus, drinnen ist sein Ebenbild als Schoggi-Guss ein Verkaufshit. «Wir legen grossen Wert auf regionale Produkte», sagt Geschäftsführer Klaus Kaiser. Es gibt auch das Säli-Schlössli als «Verfüh- rerli» oder ein Cornichon-Truffe zu Ehren der Oltner Kabarett-Tage. Appetitlich liegt die Oltner Torte (Jahrgang 2001) in der Auslage, das jüngere Schwesterchen der berühmte- ren Solothurner Torte (Jahrgang 1915) aus dem «Suteria» Stammhaus. Man- fred Suter eröffnete 1975 in Solothurn seine «Suteria», 20 Jahre später im Victor-Meyer-Haus in Olten eine Fi- liale. «Die Confiserie hat Tradition in der Stadt», erklärt Kaiser. Der gelern- te Koch mit Hotelfachschul-Diplom führt die «Suteria» seit der Eröffnung. «Wir sind ein Treffpunkt für Jung und Alt», sagt er. Nach dem Umbau im Jahr 2011 wirkt die Cafeteria mit Confiserie noch einladender, bietet mehr Licht, Raum und Ruhe. Jeweils ab den ersten warmen Frühlingstagen lockt die Gar- tenterrasse am Fusse des Stadtturms. Auf dem Ildefonsplatz finden seit Jah- ren auch die beliebten «Konzerte am Turm» statt. Kaiser gehört zu den In- itianten. Bei den Sonntagsverkäufen steht der gebürtige Schwyzer aus Sat- tel als Mitorganisator ebenfalls in der ersten Reihe. Das tut er auch, wenn es um das Wohl seiner Gäste geht. Ob in der Cafeteria oder bei einem auswär- tigen Catering – der Kaiser sorgt da- für, dass sich jeder Gast wie ein König

fühlt. n

www.suteria.ch

146 125 Jahre Gewerbe Olten Klaus Keiser g 125 Jahre Gewerbe Olten 147 148 125 Jahre Gewerbe Olten Seit bald 100 Jahren Käser, unter Strom Elektro + Telekommunikation Die drei Streifen kennt jeder Sports- te der Käser AG hat übrigens Josef freund. Drei andere Streifen sind in Käser (1881 - 1944) geschrieben. 1916 der Region nicht minder bekannt. Drei eröffnete er das gleichnamige Elektro- gelbe Streifen zieren nämlich die Fir- installationsgeschäft an der Friedau- menflotte der Käser AG. Auch auf den strasse in Olten. Seit bald 100 Jahren Dachträgern der fünfzig Autos zeigt steht die Käser AG also schon unter sich die Firma verspielt, fantasievoll Strom. Heute ist sie ein führendes Un- und aktuell: Chläuse im Advent, Fuss- ternehmen für Elektroinstallationen, bälle während einer WM oder Corni- Beleuchtung, Telematik, Gebäudeau- chons an den Oltner Kabarett-Tagen. tomation, Elektroplanung und Photo-

Diese Werbeauftritte widerspiegeln voltaik. n die Innovation und Kreativität des Un- ternehmens. Innovativ und kreativ ist www.kaeser-elektro.ch eben auch Maurice Stampfli. 1982 kam er nach Olten zur Käser AG. Er über- nahm einen kleinen Elektrobetrieb mit 22 Mitarbeitenden und 2 Firmen- autos. 30 Jahre später beschäftigt das Unternehmen über 80 Mitarbeitende. «Nur mit harter Arbeit, viel Know-how und tollen Mitarbeitenden war dieses Wachstum möglich», sagt Stampfli be- scheiden. Er hatte den guten Riecher, in einer hart umkämpften Branche die richtigen Entscheidungen zu treffen. Unter Maurice Stampfli wurde 2004 die Elektrizitäts AG Olten übernom- men und mit ihr die Liegenschaft im Gheidgraben 4. Diese wurde nach ei- genen Bedürfnissen modernisiert. Ein Jahr später erfolgte der Umzug von der Leberngasse ins Gheid. 2010, mit wachsendem Erfolg, wurde das Ge- schäftshaus um zwei Etagen aufge- stockt. Jüngst hat Maurice Stampfli die Ge- schäftsführung an Andreas Jäggi übergeben, der seit 20 Jahren bei der Käser AG engagiert ist. Stampfli wird sich nicht ganz aus der Firma zurück- ziehen, er hat sich für den Verwal- tungsrat zur Verfügung gestellt. Jäggi will der Philosophie des Unterneh- mens weiter treu bleiben: Fortschritt- lich und mutig handeln. Dazu gehören auch die intensive Kundenpflege so- wie eine offene Kommunikation gegen innen und aussen. Das erste Kapitel der Firmengeschich- f Andreas Jäggi und Maurice Stampfli 125 Jahre Gewerbe Olten 149 150 125 Jahre Gewerbe Olten Von Olten aus die EKOREISEN ganze Welt entdecken Es war das erste Reisebüro in Olten. lassen. 1995 wurde dieser Standort 1962 wurde die heutige EKOREISEN bezogen, nachdem die Liegenschaft AG durch Hanspeter Wälty unter dem – deren Fundament bildeten einst Dach der damaligen Ersparniskas- die Stadtmauern – aufwändig aber se Olten gegründet. Auf den zweiten sanft umgebaut worden war. In die- Blick nichts Aussergewöhnliches. sem Haus gab es einst die Speise- und Denn seit Mitte des 19. Jahrhunderts Schenkwirtschaft «Zum Aargauer». organisierten Schweizer Banken für Bäckermeister Blum hatte die Wirt- Auswanderer die Schiffsüberfahrten schaft eröffnet und im Jahr 1954 das nach Amerika. «Die Bankmitarbeiter Patent für 8 000 Franken wieder ver- erledigten via Telex die Buchungen kauft. Die Küche ist bis heute geblie-

und auch die Überweisungen an die ben – eben eine «Reiseküche»! n Schiffsgesellschaften», erzählt Chris- tine Robert. Sie und Walter Kunz sind www.ekoreisen.ch heute verantwortlich für die beiden Büros in Olten und Balsthal. Sie ken- nen nicht nur die Welt von ihren vielen Reisen her, sondern auch ihre Kunden bestens. Beide arbeiten seit den 70-er Jahren bei EKOREISEN. «Wir haben eine Frauen Power-lastige Mischung aus ‹Alt und Jung› in unserem Team, alle mit einer gemeinsamen grossen Leidenschaft – dem Reisen», schmun- zelt Robert. Klar, dass da der eine oder andere Tipp auf die gebuchte Reise mitgegeben wird, der in keinem Pro- spekt, Reiseführer oder im Internet zu finden ist. Nebst Europa sind Asi- en, Ozeanien, Nordamerika und Afrika Destinationen, wo sich die Reisepro- fis bestens auskennen. Spezialistin ist EKOREISEN seit Jahrzehnten auch für die beliebten, persönlich geführten Gruppenreisen und OT Leserreisen. Wichtig im hart umkämpften Reise- markt sind auch Nischenangebote wie Tages- und Wochenendausflüge im In- und Ausland für Firmen und Vereine sowie Trainingswochen für Sportler. Dass das Büro selbst immer wieder neue «Reisepläne» erstellen musste, zeigt ein kurzer Blick in die Chronik. Die heutige EKOREISEN AG wurde 1992 über ein Management Buyout durch die Mitarbeiter gegründet, und sie ist noch heute eine Mitarbeiter AG. Wer in das einladende Büro am Klos- terplatz 21 tritt, kann sich auch auf eine Reise in die Vergangenheit ein- f Christine Robert und Walter Kunz 125 Jahre Gewerbe Olten 151 Pasta und Restaurant ­Felsenburg noch viel mehr Beim Entrecote Scheck läuft dem Gast seine Bühne, auch wenn er sich schon das Wasser im Mund zusammen. Es auf eine «richtige» Bühne gewagt hat. ist seit 1974 der «Renner» im Restau- Beim Schauspiel «Pasta e basta» im rant Felsenburg. Damals zog Adriano Stadttheater Olten mimte er jüngst Salsi, der als Pächter zuvor das «Ter- den Bühnenkoch. minus» führte, in die Quartierbeiz ein. Bleibt noch ein Geheimnis zu lüften: Er selber sei ein kleiner Knirps gewe- Wie kam das «Scheck» zu seinem Na- sen, erinnert sich Sergio Salsi. «Mein men? Bereits zu «Terminus»-Zeiten Vater war überzeugt, dass er es hier war dieses Stück Fleisch auf der Spei- schaffen könnte. Zu einer Zeit, als sekarte zu finden. Kreiert hat es Ad- die rechte Aareseite einen schlech- riano Salsis ehemaliger Chef Walter ten oder gar keinen gastronomischen Scheck. Was das Spezielle am «Scheck» Ruf hatte.» Adriano Salsi machte in- ist, will Sergio Salsi allerdings nicht

nert kürzester Zeit aus dem Lokal an verraten. Gut so! n der Aarauerstrasse – bis 1898 hiess die «Felsenburg» übrigens «Waldegg» – einen klassischen Italiener. Und er hatte gleich Erfolg mit der hausge- machten Pasta und den ausgezeich- neten Fleischgerichten. «Im Laufe der Jahre sind immer neue Variationen dazugekommen, etwa die Pasta Mis- ta», erwähnt Sergio Salsi. «Die Saucen wurden natürlich verändert. Vor drei- ssig Jahren konnte man die Saucen fast mit dem Messer schneiden», sagt er lachend. Nicht geändert hat sich die gepflegte italienische Küche mit französischem Einfluss. Dafür verantwortlich ist Kü- chenchef Ivano Boschi, der Schwa- ger von Sergio Salsi. Auch wegen des Preis-Leistungsverhältnisses geniesst die «Felsenburg» weit über die Regi- on hinaus einen ausgezeichneten Ruf. Hier werden keine Erbsen gezählt. Im Gault Millau wird die «Felsenburg» mit 15 Punkten geführt. Dem Ambiente haben die Jahrzehnte nichts anhaben können. Irgendwann werde die Einrichtung wohl wieder dem modernen Zeitgeist entsprechen, sagen Spötter. «Ich als Gastgeber füh- le mich hier drin wohl – und auch meine Gäste», sagt Salsi. Es sei eben eine gute Stube. Weiter unten gibt es einen «guten» Keller. Hier lagern die besten Weine weit und breit. Der Gast tut gut daran, sich von Sergio Salsi be- raten zu lassen. Die «Felsenburg» ist

152 125 Jahre Gewerbe Olten Sergio Salsi g 125 Jahre Gewerbe Olten 153 154 125 Jahre Gewerbe Olten Die älteste Papeterie Papeterie Köpfli in Olten Man schrieb das Jahr 1954. Deutsch- aufgegeben werden. Es folgte der Um- land wird in Bern Fussball-Welt- zug an die Hammerallee. meister. In Russland wird das erste Nun scheint die wechselvolle Ge- Kernkraftwerk der Welt in Betrieb ge- schichte zu einem guten Ende zu füh- nommen. Und an der Baslerstrasse 20 ren. An der Konradstasse hat Susi – wo heute das Warenhaus Coop City Köpfli ein kleines Bijou geschaffen. allerlei Waren feilbietet – gründet Ro- Der Laden ist klein und einladend, die man Köpfli sen. die erste Papeterie in Auswahl gross und vielfältig. Sie und Olten. Jahrzehnte später gibt es die ihre Mitarbeiterin Isabel Jarsetz füh- Papeterie immer noch. An der Konrad- ren die Papeterie mit viel Engagement strasse 34, geführt von Susi Köpfli. und Fachwissen. Zwischen Basler- und Konradstrasse «Die Beratung ist eine unserer Stärken. liegen zweihundert Meter. Zwischen Wir haben Freude am Bedienen. Des- den beiden Standorten aber turbulen- halb dürfen wir auch auf eine treue te Zeiten. In den Achtzigerjahren war Stammkundschaft zählen», erwähnt die Papeterie Köpfli in der Altstadt ein die Geschäftsfrau. Das Sortiment ist weit über die Region hinaus bekann- ausgesucht. Mit den hochwertigen tes Fachgeschäft. Roman Köpfli hatte Kugelschreibern und Füllfederhal- die Papeterie 1960 von seinem Vater tern lassen sich auf den über 1000 übernommen. Susi Köpfli absolvierte Papiersorten wunderbare Geschich- von 1965 bis 1967 ihre Lehre bei den ten schreiben. Und dank der eigenen Köpflis. Da lernte sie Roman kennen Kartenproduktion lässt sich für jede und lieben. Ein halbes Jahr vor Ro- Gelegenheit die passende Botschaft

mans Tod, das war im Dezember 2007, überbringen. n musste der Standort in der Altstadt f Isabel Jarsetz und Susi Köpfli 125 Jahre Gewerbe Olten 155 156 125 Jahre Gewerbe Olten Geschenke für Känzig Uhren-Juwelen die Damen Bereits das Gebäude, in dem das Fach- kaufsräume. «Das hat unsere Laden- der Gesellschaft geschäft Känzig Uhren-Juwelen un- fläche verdoppelt», so Peter Känzig, tergebracht ist, ist ein Blickfang: An der das Geschäft zusammen mit sei- der belebten City-Kreuzung zieht das ner Gattin Anne-Françoise führt. Auf runde Eckgebäude die Aufmerksam- dem guten Ruf des Betriebs hat er sich keit auf sich. Nicht weniger eindrück- nie ausgeruht, an den grossen Messen lich ist das Angebot in der Auslage: in der Schweiz und im Ausland son- Uhrenmarken von Welt finden sich diert er stattdessen jedes Jahr das dort ebenso wie gediegene Schmuck- Angebot, um das eigene Sortiment à arbeiten. Seit 1962 ist Uhren Känzig jour zu halten. Übrigens: Um ein Haar am Standort vertreten. Gegründet hätte Peter Känzig einen ganz ande- hatte das Geschäft Gottfried Känzig ren beruflichen Weg eingeschlagen: 1924 in Adelboden. Nach Stationen «Ich überlegte, den Beruf des Kochs in und Brugg zog sein Sohn zu lernen. Noch heute koche ich sehr Albert nach Olten, wo er das Laden- gern», verrät er mit einem Lächeln. lokal der vormaligen Firma Burger Die Leidenschaft für die Technik und übernahm. Peter Känzig, der Enkel die Arbeit mit Schmuck sei dann aber des Gründers, erwarb das Geschäft doch stärker gewesen und er habe den 1986 von seinem Vater. Er erklärt des- Beruf des Uhrmachers ergriffen. Die sen Standortwahl so: «Olten war da- Kundschaft freuts: Sie profitiert heute mals eine prosperierende Stadt. Und von der Leidenschaft des Patrons für

die Geschäftsräume waren ein ‹Filet- sein Metier. n stück› unter den Gewerbeimmobili- en in der Stadt.» Die Sechziger- und www.kaenzig.ch Siebzigerjahre waren gute Jahre für die Stadt. «Ich erinnere mich, dass es damals viele gesellschaftliche Anlässe gab. Die Damen wurden dafür öfters mit einem Schmuckstück verwöhnt.» Klar, als Uhren- und Schmuckgeschäft spürte auch Känzig die Rezession in den frühen Neunzigerjahren. Aber das Geschäftskonzept erwies sich über all die Jahre als das richtige: Gehobe- ner Service – beispielsweise werden Reparaturen vorwiegend im eigenen Uhrenatelier ausgeführt – kombiniert mit einem breiten Spektrum an hoch- wertigen Uhren und Bijouteriearti- keln. Damit hat sich das Fachgeschäft viele Stammkunden erworben. Heute kommen diese oft sogar in der zwei- ten oder dritten Generation zu Peter Känzig. Den Bedürfnissen der Kundschaft nach einer umfangreichen Auswahl folgend, nutzte er 1992 die Gelegen- heit, die sich durch die Geschäftsauf- gabe des Optikerladens im gleichen Gebäude bot, und erweiterte die Ver- f Anne-Françoise und Peter Känzig 125 Jahre Gewerbe Olten 157 158 125 Jahre Gewerbe Olten Schlüsselerlebnisse Kellenberger Schliesstechnik der guten Art & Schlüsselservice Alle haben ihn, keiner verliert ihn einem fünfköpfigen Team – mit mo- gern, er ist ein ständiger Begleiter und dernsten Maschinen und Geräten. Das mit ihm schliesst man einen Bund fürs Angebot reicht vom einfachen Zylinder Leben. Die Rede ist – natürlich – vom bis hin zur elektronischen Schliess- Schlüssel. Ob zum Einsperren, Aus- anlage. Zum Sortiment gehören auch sperren oder Aufsperren – Schlüssel Beschläge, Briefkästen, sowie Tresore. begleiten uns durch den Alltag. Des- Mit der Firma Kellenberger ist man halb kommt dem Beruf des Schliess- auf der sicheren Seite – auch bei allen technikers eine grosse Bedeutung zu. Fragen zu Einbruchsicherungen. Ganz Ein Beruf, den Urs Studer, Inhaber von nach unserem Moto: «Unser Know- Kellenberger Schliesstechnik am Klos- how für Ihre Sicherheit.» Auf die Be- terplatz 15, mit Leidenschaft ausübt. ratung wird grossen Wert gelegt. Und Er hat die Firma, welche 1965 von Rolf Kunden werden nicht im Stich gelas- Kellenberger gegründet wurde, im sen. Dafür sorgt ein Notöffnungs- Jahr 2003 übernommen. Studer hatte dienst, der auch schon mal mitten bei ihm bereits die Lehre absolviert. in der Nacht in Anspruch genommen Dabei lernte er das Handwerk von wird. Denn man weiss: Auch der treu-

Grund auf, um manuell Schlüssel an- este Begleiter geht mal verloren. n zufertigen, beispielsweise vom alten grossen Kirchentürschlüssel bis zum www.kellenberger-olten.ch Sicherheitsschlüssel. Dazu braucht es viel Präzision und Erfahrung, eben- so bei Reparaturen und auf Montage. Gearbeitet wird im Kleinbetrieb – in f Urs Studer 125 Jahre Gewerbe Olten 159 160 125 Jahre Gewerbe Olten Zufriedene Füsse Schuhe & Orthopädie Lerch ­beflügeln Andreas Lerch, Gründer und Inhaber er altes Handwerk mit modernsten der Schuhe & Orthopädie Lerch, sorgt Erkenntnissen und fertigt für seine seit 17 Jahren dafür, dass sich Füsse Kunden Einlagen passgenau an. Lieb- wohlfühlen. Das Fachgeschäft ist seit haber der grossen Schuhkunst finden 2007 an der Solothurnerstrasse 17 do- bei Andreas Lerch handgefertigte, miziliert. «Ein Glücksfall, dass ich die holzgenagelte Schuhe, welche indivi- Liegenschaft erwerben konnte», be- duell hergestellt werden. Beste Leder merkt Lerch. Erwarten darf man bei garantieren hohen Tragekomfort und ihm eine grosse Auswahl an Komfort- eine lange Lebensdauer. Getreu sei- Schuhen, eine eigene Schuhmacherei nem Motto «zufriedene Füsse beflü-

und professionelle Fussorthopädie. geln». n Im ansprechenden Verkaufsraum wird mit viel Geduld, Fachwissen www.schuhlerch.ch und genügend Zeit auf die Bedürf- nisse der Kundschaft eingegangen. Oftmals werden bereits mit einem Schuhwechsel Fussbeschwerden weg- gezaubert. Wenn die wunderschönen Konfektionsschuhe mit Fussbett das natürliche Gleichgewicht zwischen Belastung und Entlastung nicht mehr gewährleisten können, kommt Andre- as Lerch zum Einsatz. Als eidg. dipl. Schuhmachermeister mit orthopädi- scher Zusatzausbildung kombiniert f Andreas Lerch 125 Jahre Gewerbe Olten 161 162 125 Jahre Gewerbe Olten Die Leichtigkeit Restaurant Salmen des Genusses Das Ambiente erinnert an ein klassi- Kreativ-Abteilung mit viel Lust am sches französisches Bistro. An der De- Kochen. cke fällt der Kronleuchter auf, Kerzen Längst kein Geheimtipp mehr ist der sorgen für eine heimelige Atmosphäre Weinkeller. Hier lagern nicht nur aus- und Fotos an den Wänden erzählen erlesene Tropfen, sondern der Keller Geschichten aus längst vergangenen eignet sich wunderbar für einen Apé- Zeiten. Im hinteren Teil des «Salmen» ro im kleinen Kreis oder ein Tête-à-

– er wurde am 1. Dezember 1899 erst- Tête mit seinem Liebsten. n mals erwähnt – dominieren Stuckatu- ren. Sie wurden wie der Rest des Lo- www.salmen-olten.ch kals, das Isabelle und Daniel Bitterli im Jahr 2002 übernommen haben, liebevoll und aufwändig renoviert. Gleiche Adjektive lassen sich auch auf die gutbürgerlich-französische Küche übertragen. Was auf den Tisch kommt, ist leicht bekömmlich, frisch zuberei- tet und saisonal ausgerichtet. Wohl- tuend übersichtlich kommt auch die Karte daher. Der Gast bekommt kei- ne riesige Auswahl vorgesetzt. Auch deshalb sind kulinarische Genüsse an der Ringstrasse 39 garantiert. Im Gault Millau wird der «Salmen» mit 14 Punkten belohnt. Die Gastgeberin Isabelle Bitterli und ihr Team ver- wöhnen die Gäste in diesem Ambiente mit einem perfekten Service und mit der Aufmerksamkeit für Details. In der Küche führt Daniel Bitterli seine f Isabelle Bitterli 125 Jahre Gewerbe Olten 163 164 125 Jahre Gewerbe Olten Ein Sitzplatz SIO in der ersten Reihe Die Anfangsbuchstaben dreier Worte zu sichern. Innert eines Jahrzehnts stehen für das Werk des Mannes, der machte die SIO diese Sparte in der das Unternehmen zu Beginn des 20. Schweiz salonfähig. COVER gilt heute Jahrhunderts im Industriequartier als unangefochtener Marktleader und gegründet hat: Schibli Josef, Olten. macht 77 Prozent des Gesamtumsat- Ab den Zwanzigerjahren war die SIO zes des Unternehmens aus. als klassische Schlosserei und Huf- Die Herstellung des Systems ge- schmiede in der Innenstadt daheim, schieht in Lizenzproduktion und im Hübeliquartier. Anfang der Sech- mittels modernster Fabrikationsstra- zigerjahre musste man dem Bau des sse in Olten. «Wir sagten von Anfang Stadthauses weichen und bezog unter an, dass wir nicht unsere Firma ver- dem Sohn des Gründers, Josef Schibli markten, sondern das Produkt. Diese jun., den heutigen Firmenstandort in Rechnung ist aufgegangen», sagen die der Rötzmatt. Mit dem Bauboom in beiden. Böbes Aerni ist jetzt Delegier- der Nachkriegszeit hatte sich die Ge- ter des Verwaltungsrats, Heinz Hofer schäftstätigkeit in Richtung Metall- Geschäftsführer. Gemeinsam mit ih- bau verschoben. Markenzeichen der rem Team haben sie vieles richtig ge- Firma: Qualitativ hochwertige Fas- macht. Davon zeugen schweizweit 20 saden. Es war eine Zeit, als fast alle Generalvertretungen von COVER. Und Schaufenster in der Stadt das Gütesie- die Zukunft der SIO sieht angesichts gel von SIO trugen. Schon damals be- der vielen Häuser und Wohnungen, schäftigte das Unternehmen maximal die noch nicht mit einer solchen Ver-

30 Leute. Eine Zahl, die noch heute glasung bestückt sind, rosig aus. n Gültigkeit hat. Mit dem Eintritt des gelernten Kauf- www.sio-ag.ch manns und Modellschreiners Adolf «Böbes» Aerni 1975 zog sich Josef Schibli schrittweise aus dem operati- ven Geschäft zurück; am 21. Februar 1977 wurde aus der vormaligen Ein- zelgesellschaft die SIO Metallkonst- ruktion AG. Als Aktionäre zeichneten der neue Geschäftsführer Aerni, Wer- ner Guldimann und Josef Schibli. «Zu Beginn der Achtzigerjahre stellte sich eine gewisse Sättigung ein», erinnert sich Böbes Aerni an Überkapazitäten und den latenten Preisdruck in der Branche. Für neuen Schwung sorgte Schiblis Schwiegersohn Heinz Hofer: Der Bauingenieur trat 1983 in die Fir- ma ein und half massgeblich mit beim Aufbau des starken Standbeins «Fens- terbänke». Aber er und Aerni such- ten nach einer weiteren Alternative – und landeten auf dem finnischen Markt den Coup. Es gelang ihnen, sich 1994 die Schweizer Vertriebsrechte für die weltweit patentierte Balkon- und Sitzplatzverglasung von COVER f Heinz Hofer und Böbes Aerni 125 Jahre Gewerbe Olten 165 166 125 Jahre Gewerbe Olten Start mit der Waltis Lädeli ­unkaputtbaren Jacke Die 35-jährige Firmengeschichte von Marke hinaus erweitert, seit Kurzem Waltis Lädeli ist untrennbar mit die- zählen auch modische Damenkleider ser Marke verbunden: Helly Hansen. dazu. Sie will der Kundschaft auch Heute ist sie auch die angesagte Mar- das Spezielle bieten, Mode, die man ke für coole Jugendliche. In die Region nicht überall findet. Aber die popu- Olten hat sie 1977 Walter ­Rudolf von lären Standards wird es auch weiter Rohr gebracht. Das war eher ein Zu- geben. Sicher auch die Helly Hansen- fall, denn der heute 78-Jährige lernte Jacke in grün und in blau, mit der vor

den Schweizer Importeur der norwe- 35 Jahren alles begann. n gischen Kleiderproduzentin über sei- ne Tätigkeit im Aussendienst einer Firma für Industriebodenbeläge ken- nen. Der Importeur schlug Rudolf von Rohr schliesslich vor: «Nehmen Sie doch ein paar Jacken mit.» Zurück in Olten fanden die robusten Arbeitsklei- der – «sie halten auch nach 30 Jahren noch», sagt Rudolf von Rohr – reissen- den Absatz. Das Sortiment bestand zu Beginn aus genau zwei Jacken, eine grüne und eine blaue. Die Faserpelzja- cken aus Polypropylen, die damals die Grundlage für den geschäftlichen Er- folg bildeten, gibts im Übrigen immer noch – «und sie kosten mit 99 Franken heute gerade mal zehn Franken mehr als 1977», sagt Walter Rudolf von Rohr. Der Geschäftsgründer ist ein Meister in der Kundenpflege und greift auch auf unkonventionelle Marketingmass- nahmen zurück. In Olten fast legendär ist sein Risotto, mit dem er an Ver- einsanlässen bestehende wie poten- zielle Kundschaft verwöhnt. Heute ist Walter Rudolf von Rohr nach wie vor im Geschäft anzutreffen, die Haupt- verantwortung trägt mittlerweile sei- ne jüngere Tochter Trix. Walters Frau Ursula ist für die Administration zu- ständig und auch Trix’ ältere Schwes- ter Barbara hilft mit, wenn viel los ist. Im Geschäft an der Ringstrasse 40 finden Kunden heute Helly Han- sen-Produkte in den verschiedensten Varianten, das Segment Arbeitsklei- dung ist zwar immer noch ein wichti- ger Bereich, aber vor allem modische Exemplare sind gefragt. Trix Rudolf von Rohr hat das Sortiment über die f Trix und Walter Rudolf von Rohr 125 Jahre Gewerbe Olten 167 168 125 Jahre Gewerbe Olten Lüftungstechnik Riggenbach sorgt für Es war ein mutiger Schritt, den der matechnikbereich tätig ist, gegrün- gutes Klima 30-jährige Hugo Riggenbach 1961 un- det. 1991 zog sich der Gründer aus ternahm. Aus der Oltner Unterneh- der operativen Führung zurück. Auch mung Zentralheizungs AG, für die er unter dem heutigen Management gilt erst wenige Jahre tätig gewesen war, die Philosophie Riggenbachs, Gewin- löste er das Lüftungsgeschäft heraus ne direkt in die Entwicklung der Fir- und startete in die Selbstständigkeit. ma zu reinvestieren. Dieser Ansatz hat Zunächst war der Betrieb im Bifang- das Unternehmen auch durch schwe- quartier untergebracht. Damals zähl- re Zeiten gebracht, etwa während der te die Firma, die den Namen des Grün- Ölkrise in den Siebzigerjahren. Und es ders bis heute trägt, etwas mehr als hat den Vorteil, dass die Riggenbach ein halbes Dutzend Beschäftigte. Zehn AG heute weitgehend auf Kredite zur Jahre später, als man am Zement- Finanzierung des Geschäfts verzich- weg einen Neubau erstellte, waren es ten kann. «Wir können dadurch sehr schon gut 80. Heute zählt die Riggen- schnell entscheiden und auf verän- bach AG rund 140 Mitarbeitende, ist derte Marktgegebenheiten reagieren», schweizweit tätig – und nach Angaben erklärt Peter Eggimann. Ein Charak- des Unternehmens auch einzigartig teristikum der Riggenbach AG ist die im Lüftungs- und Klimatechnikmarkt. niedrige Fluktuation im Personal­ Denn nur wenige Mitbewerber arbei- bereich. Lehrlinge machen etwa zehn ten mit einer ähnlichen Fertigungs­ Prozent der Belegschaft aus und bil- tiefe. Riggenbach stellt einen grossen den einen zentralen Punkt in der Ge- Teil der Komponenten für seine An- schäftspolitik. In den vergangenen lagen selber her, insbesondere Ka- vier Jahren hat das Oltner Unterneh- nalsysteme und Luftauslasselemente. men massiv investiert – und geht auch Geschäftsleiter Peter Eggimann: «Wir hier einen ganz eigenen Weg. Während planen, produzieren und perfektionie- andere Firmen ihre Liegenschaften ren.» Die Eigenproduktion der Kom- verkauft haben, um sie dann zu mie- ponenten biete die Möglichkeit, diese ten, erstellte Riggenbach in Olten und stets weiter zu entwickeln. Schneller in Brugg Neubauten. «Der Besitz der und besser auf die Kundenbedürfnis- Liegenschaften macht uns unabhän- se zugeschnitten als es etwa der Fall gig und gibt uns Planungssicherheit. wäre, wenn das Unternehmen diese Zudem sind die Gebäude auf unsere Teile von Zulieferern einkaufen wür- speziellen Bedürfnisse hin optimiert de. Möglich ist das Arbeiten mit einer und selbstverständlich im Minergie- so grossen Fertigungstiefe durch die Standard gebaut», sagt Eggimann. Mit Konzentration auf die Lüftungs- und der modernen Infrastruktur sei man Klimatechnik, während viele Mitbe- nun für die nächsten Jahre bestens

werber in weiteren Bereichen der Ge- gerüstet. n bäudetechnik tätig sind. Es ist ein un- konventionelles Geschäftsmodell, und www.riggenbach-klima.ch es ist überaus erfolgreich. Bereits neun Jahre nach dem Start als Unternehmer erweiterte Hugo Riggen- bach den Betrieb, 1970 eröffnete er die Filiale in Brugg, ein Jahr später folgte eine in Solothurn. Mitte der Achtzi- gerjahre wurde in Pratteln das Toch- terunternehmen Hunziker+Partner, das ebenfalls im Lüftungs- und Kli- f Peter Eggimann 125 Jahre Gewerbe Olten 169 170 125 Jahre Gewerbe Olten Sehenswert auf Trotter Optik ­vielen ­Gebieten Von aussen sehen alle Brillenge- Dabei kann er auf die Unterstützung schäfte gleich aus. Deshalb lohnt es eines gut ausgebildeten Teams zählen. sich, manchmal genauer hinzuschau- Es garantiert, dass bei Trotter Optik en. Dass «alte Augen» auch nach fast alle Kunden einen Namen haben. «Mit neunzig Jahren noch scharf sehen Brille aussuchen und abholen ist es können, beweist Trotter Optik in der nicht getan. Wir gehen auf die Bedürf- Oltner Altstadt mit Filialen im Säli- nisse unserer Kunden ein. Wir zeigen, park (sie wird von Mike Cipolletta welche Brille auch optisch passt.» geführt) und in Lenzburg. 1924 grün- Denn bei der grossen Auswahl könnte dete Josef Trotter das gleichnamige man schnell einmal die (Brillen-)Fas-

Brillengeschäft. Bis heute ist es ein sung aus den Augen verlieren. n Familienunternehmen geblieben, das von Marco Trotter in vierter Generati- www.trotter.ch on geführt wird. Er hat die Firma 2002 von seinem Vater Jörg übernommen. «Wir sind Spezialisten», sagt der In- haber. «Da heben wir uns auch von den Grossanbietern in unserer Bran- che ab.» Marco Trotter spricht von der Kinderoptometrie, Visualtraining und Low Vision. Begriffe, die kurz erklärt werden müssen. «Ein gestörtes Seh- verhalten oder eine fehlerhafte Seh- entwicklung können zu Problemen der visuellen Wahrnehmung führen», er- klärt die Fachfrau Nicole Trotter, Mar- cos Schwester. Mit Visualtraining bei Kindern könne dem entgegengewirkt werden, um den bestmöglichen Kom- fort für die Augen zu erzielen. «Low Vision» beschreibt ein schwaches oder reduziertes Sehvermögen. «Auch bei einer definitiven schlechten Prog- nose gibt es noch Möglichkeiten, das Restsehvermögen mit Sehhilfen wie Lupenbrillen, Lupen oder Computer- lesegeräten zu unterstützen und den Alltag besser bewältigen zu können», sagt Nicole Trotter. Sie ist anerkannte Fachberaterin in diesem Bereich und arbeitet mit professionellen Partnern wie Augenärzten und der «Beratungs- stelle für Sehbehinderte Olten» zu- sammen. In der Philosophie des Unternehmens steht eine seriöse und kompetente Beratung zuoberst. «Wir haben viele langjährige Stammkunden. Wir sind eben in einem Gebiet tätig, wo Ver- trauen gefragt ist», sagt Marco Trotter. f Marco Trotter 125 Jahre Gewerbe Olten 171 Ein Klub für feinste Patoro Zigarrengenüsse In der Welt der Zigarren und des Ta- pur ist für dieses Jahr die Eröffnung baks erster Güte – hier ist Patrick J. eines weiteren edlen Genusstempels

Martin zu Hause. Und diese Welt hat geplant. n der frühere Product-Manager beim globalen Zigarrenmulti Davidoff nach www.patoro.com Olten geholt. Seit drei Jahren gibt es den Private Store an der Hübelistra- sse 6. Gedacht war die Einrichtung zu- nächst als Showroom für Kunden von Patrick J. Martins Zigarrenmarke Pa- toro. Diese hat der Unternehmer, der auf dem Hauenstein aufwuchs und später nach Basel ging, vor elf Jahren auf- und seitdem höchst erfolgreich ausgebaut. So weht der Rauch seiner Zigarren unter anderem durch den die Hallen eines asiatischen Monar- chenpalastes. In der Dominikanischen Republik kaufte sich Martin 2001 in einen Zigarrenproduktionsbetrieb ein und hat sein Produkt seitdem Schritt für Schritt verbessert. Die Ausrichtung der Räumlichkeiten in Olten hat sich vom reinen Showroom zu einem Priva- te Store gewandelt. Was man sich dar- unter vorzustellen hat? Es ist ein Ort, wo Aficionados die kostbaren Rauch- waren geniessen können, auch hoch- klassige Getränke stehen zur Verfü- gung. Martin hat im Patoro Store einen der grössten begehbaren Humidore der Schweiz eingerichtet, ausgestattet mit gediegenen, bequemen Lederses- seln und einem Ledersofa. Patoro ist als Klub organisiert, Mitglied wird man ausschliesslich auf Empfehlung bestehender Klub-Mitglieder. Mit dem Konzept hat Patrick Martin ganz of- fenkundig einen Nerv getroffen: Der Klub zählt rund 300 Mitglieder aus der ganzen Schweiz und aus dem Aus- land. Mehr wolle man nicht aufneh- men, sagt Martin. Jetzt schon besteht eine Warteliste für Interessenten. Für all jene, die noch nicht im Klub dabei sind, gibt es aber eine gute Nachricht: Noch 2012 soll in Zürich ein weiterer Patoro Private Store entstehen. Und wer Gelegenheit hat, etwas weiter zu reisen, kann das tun – auch in Singa-

172 125 Jahre Gewerbe Olten Patrick J. Martin g 125 Jahre Gewerbe Olten 173 Viggi Meyer Berna Barcelona Stadtbummel Max und Moritz

Stadtbummel Hans Hohler hat Jahrgang 1915, Maja Emch-Hohler wurde 1972 geboren. Grossvater und Enkelin haben sich gemeinsam auf einen Stadtbummel begeben. Sie haben sich an Läden und Restaurants erinnert, die es längst nicht mehr gibt. Sie haben Neues entdeckt und Altes nicht ver- gessen. Für beide war es ein ver- gnüglicher Spaziergang an einem

schönen Frühlingsmorgen. n

174 125 Jahre Gewerbe Olten Birchmeier Barcelona Schweizerhof

Stadtbummel Lambelin ABM Möbel Lang

125 Jahre Gewerbe Olten 175 «Das waren einst «Hier war mal die Bäckerei Walter», die höchsten sagt Hans Hohler. Die Turmuhr der ­Schaufenster von Friedenskirche schlägt halb zehn. ­Europa» Maja Emch-Hohler spaziert an diesem Morgen mit ihrem Grossvater in die Stadt. «Und an der Sälistrasse gab es auch eine Bäckerei – Klaus hiess die, glaub ich», erzählt Hans seiner Enke- lin. «Und gleich da vorn», er zeigt mit seinem Stock die Reiserstrasse ent- lang, «war die Drogerie Spahr. Und eine Strasse weiter oben, an der Mai- enstrasse, gab es einen kleinen Kolo- nialwarenladen.» Maja ist auf der anderen Stadtseite aufgewachsen. Sie erinnert sich aber an die Drogerie, wo sie einmal Hus- tensaft holen musste. «Ich war als Kind oft bei meinen Grosseltern an der Reiserstrasse.» Grossvater und Enkelin spazieren die Engelbergstrasse hinunter ins Bifang. Wo früher das legendäre «Barcelo- na» war, steht heute ein Rundbau mit dem Bini’s Pub. «Schön ist das Haus ja nicht», bemerkt Hans. Maja lacht. «Und da bin ich Kunde», sagt er und bleibt einen Moment vor der Martins- Apotheke stehen. In der alten Aarauerstrasse gab es früher viele kleine Läden. Etwa den Schuhmacher Birchmeier, und wo heute am Schaufenster «Tütüs Piz- za Express» zu lesen ist den Metzger Meister. Übrig geblieben von den «al- ten Läden» ist der Kiosk von Herbert Stähli. Beim «Stähli» habe man fast al- les kaufen können, erinnert sich Hans. Das kann man heute noch. Als 1971 die ABM und Migros ihre grossen Läden eröffneten, boomte das Quartier. Mit dem Wegzug der Migros in den Sälipark und der Schliessung der ABM im Jahr 2003 war die Blüte- zeit vorbei. «In der ABM habe ich als Kind einen 30 Franken-Gutschein gewonnen», er- zählt Maja. «Und weisst du, was ich Hans Hohler und Maja Emch-Hohler star- damit gekauft habe?» – Ihr Grossvater ten bei der Friedenkirche gut vorbereitet zu schaut sie fragend an. «Einen Eisho- ihrem Stadtbummel. ckeystock und ein Spielzeugflugzeug

176 125 Jahre Gewerbe Olten führung – im Volksmund «Stinkgässli» gerie Altermatt, und im Restaurant genannt – die gleich bei der Bahnlinie Stadtbad hatte oben Hans Küchler nach unten führte. Hier stand einst sein Atelier. Ich war oft bei ihm», er- das Hotel Wyss, später «Gotthard», zählt Hans. Für sein Buch «Hors- wo der Gewerbeverband gegründet d‘oeuvre» hat Küchler die Illustratio- worden war. Es musste der Bahnlinie nen gemacht. Erschienen ist das Werk weichen. im Roven Verlag von Peter Butz. Er «Wie oft bin ich wohl schon über die- führte die Buchhandlung Delphin bei se Brücke gelaufen», sagt Hans. Noch der City-Kreuzung. Die gibt es auch heute überquert er fast täglich die nicht mehr.» Holzbrücke. Denn Hans spaziert je- Apropos «Stadtbad»: Der Name kommt weils von der Reiserstrasse ins Alters- nicht von ungefähr. Bis in die Siebzi- heim im Stadtpark zum Mittagessen. gerjahre gab es hier noch öffentliche «Eine halbe Stunde hin und eine halbe Bäder. Stunde zurück», sagt er. Er dreht sich «Willst du einen Kaffee trinken?», um und erklärt seiner Enkelin, dass fragt seine Enkelin. Draussen vor dem dort, wo die Swisscom heute ihre Bü- «Kreuz» sitzen die beiden an der Son- ros hat, der «Schweizerhof» war. ne und blinzeln hinüber zur Boutique «Es hat in der Altstadt schöne Gas- «Head over Heels». «Da war über vier- sen», bemerkt Maja. «Da war die Dro- zig Jahre lang der Goldschmied und

«Hier war mal der Metzger Meister», erklärt der Grossvater seiner Enkelin.

zum Aufziehen.» Und auch ihre ersten Jeans habe sie dort gekauft, extra fürs Schulfest. «Meine Grossmutter hat mich begleitet», sagt sie. Die beiden Spaziergänger nähern sich dem Winkel. Hans betrachtet den Neu- bau der Fachhochschule, dort, wo frü- her die Zentralbetriebe der Coop Olten mit Bäckerei, Metzgerei und Weinla- ger waren. Gegenüber gab es eine Vil- la, die Restaurants DuPont und Berna. «Als ich 1947 nach Olten kam, war «Dort drüber gab es eine grosse Migros und halt vieles noch ganz anders. Und es die ABM. Da habe ich meine ersten Jeans hatte vor allem viel mehr Platz», sagt gekauft», erinnert sich Maja. er. Maja nickt. «Veränderungen gibt es immer. Altes verschwindet, Neues ent- steht.» Die Winkel-Unterführung wurde vor dreissig Jahren eröffnet. «Ein wenig erdrückend ist es hier schon», sagen beide. Früher gab es eine kurze Unter-

125 Jahre Gewerbe Olten 177 bleibt, wie er auf der City-Kreuzung Schulhaus.» den Verkehr geregelt hatte. Auf dem Die Mittagszeit naht. Grossvater und Podium in der Mitte der Kreuzung Enkelin verabschieden sich vor dem schwang er seine Arme wie einst Ka- Stadthaus. Hans spaziert weiter in rajan den Taktstock. den Stadtpark, Maja in ihre Praxis an Vor dem «Magazin», wo früher das der Florastrasse. Zwischen ihnen liegt Feuerwehr-Magazin war, sitzen Hans über ein halbes Jahrhundert. Neues und Maja nochmals kurz ab. «Da vorn entdeckt und an Altes erinnert haben

war der Spielzeugladen Max und Mo- sie sich aber beide. n ritz», sagt Hans. Gleich gegenüber ist das «Astoria». «Dort oben hat es eine Bar. Komm wir gehen mal hinauf.» Maja nimmt ihren Grossvater am Arm. Zwar hat das «sisième» erst abends geöffnet, aber für den Fotografen ist die Terrasse offen. «Da oben war ich noch nie. Die Aussicht ist wunder- bar», kommt Hans ins Schwärmen. «Siehst du, man sieht bis zum Schloss Wartenfels. Und da ist das Frohheim-

Juwelier Lambelin zu Hause», erzählt Hans. An den «Viggi Meyer» könne sie sich gut erinnern, sagt Maja. Hans lacht: «Die alte Frau Meyer sass an der Kasse wie eine Fürstin. Alle mussten bei ihr vorbeigehen.» Und er erinnert auch an den Mann im Lift, der die Kunden im Fahrstuhl nach oben und unten führte. Hans erzählt seiner Nichte, dass es in der Altstadt früher Trottoirs gegeben hatte. «Hüt hets e chli vil Brilleläde», sagt Maja. Vor der Stadtkirche schau- Vor der Holzbrücke zeigt Hans zum ehema- en sie hinüber zum «Maegli». «Das wa- ligen «Schweizerhof». «Heute sind da nur ren einst die höchsten Schaufenster noch Büros drin.» von Europa», erzählt Hans seiner En- kelin. Beim Munzingerplatz begegnen die Spaziergänger Victor Zeltner. Ein kurzer Schwatz mit dem freundlichs- ten und gütigsten Stadtpolizisten, den Hans Hohler erzählt seiner Enkelin, dass die Olten jemals hatte. Schon einige Jahre Schaufenster beim Maegli einst die höchsten ist er pensioniert, doch unvergessen in Europa waren.

178 125 Jahre Gewerbe Olten Maja zeigt ihrem Grossvater die Terrasse im «sisième». «Da oben war ich noch nie», sagt Hans Hohler. «Von hier sieht man ja bis zum Schloss Wartenfels. Eine grandiose Aussicht.»

Hans Hohler wurde am 11. Novem- thurn, dem Anerkennungspreis der zur dipl. Homöopathin SHI. Seit 2001 ber 1915 in Rheinfelden geboren. Seit Stadt Olten und dem Preis der Stif- betreibt sie eine eigene Praxis für Ho- 1947 wohnt er in seinem Haus an der tung Pro Olten «Für hohe Verdienste möopathie und Lebensberatung an Reiserstrasse in Olten. Er ist Vater um Olten» ausgezeichnet. der Florastrasse 54 in Olten. Sie berät von zwei Söhnen, Franz und Peter. Als Lehrer unterrichtete Hans Hohler Menschen, die psychische oder physi- Hans Hohler hat das kulturelle Leben während 44 Jahren. Von 1936 bis 1962 sche Leiden haben. Maja Emch-Hohler in der Stadt massgebend mitgestaltet (ab 1947 in Olten) als Primarlehrer, bildet sich in ihrem Fachgebiet stän- und mitgeprägt. So war er während von 1962 bis 1980 als Sekundarlehrer dig weiter und besucht regelmässig Jahren Redaktor der Oltner Theater- und Schulvorsteher im Frohheim. Seminare auch in der Sensivitäts- und zeitung, er war Kolumnist bei der Medialschulung, in Radionik oder Solothurner Zeitung und Mitarbeiter Maja Emch-Hohler wurde 1972 in in den Bereichen Ernährung und Le- der Oltner Neujahrsblätter. Er ist Au- Olten geboren. Sie ist in Olten aufge- bensgestaltung. In ihrer Arbeit stellt tor und Mitautor mehrerer Bücher (75 wachsen, wohnte zuerst in der Hasen- sie den Mensch in den Mittelpunkt Jahre Solothurner Lehrerbund, Hors- weid, danach an der Gallusstrasse. und betrachtet ein Problem ganzheit- d’oeuvre – Vergnügliche-ironische Heute lebt sie zusammen mit ihrem lich. Sie organisiert und bietet ver-

Skizzen zu unserem täglichen Kram, Mann in Starrkirch-Wil. schiedene Kurse an. n Olten Stadt und Land am Jura u.a.). Nach der Matura absolvierte sie eine Für sein Schaffen wurde Hohler mit Lehre als Drogistin, anschliessend www.majaemch.ch dem Kulturpreis des Kantons Solo- machte sie die vierjährige Ausbildung

125 Jahre Gewerbe Olten 179 Dübel Brillengläser Bahnen

Armaturen Kräne

Produkte und Strom, Bahnen, Schalter, Aktien, In- ­Dienstleistungen strumente, SBB, Augenzentrum und vieles mehr. Produkte und Dienst- leistungen aus Olten sind weltbe- rühmt. Die CWA-Bahn auf den Zu- ckerhut in Rio de Janeiro steht nur als eines von vielen beeindrucken- den Beispielen. Die Qualität made in

Olten sticht ins Auge. n

180 125 Jahre Gewerbe Olten Brillengläser Zugverkehr Strom

Kabarett Kräne

125 Jahre Gewerbe Olten 181 Armaturen Im Geschäft mit Armaturen und Systemen für die Haustechnik ist die R. Nussbaum AG in der Schweiz Marktleaderin.

Kakaomasse Am Standort Olten sind die Chocolade- fabriken Lindt & Sprüngli (Schweiz) AG seit 1971 als Niederlassung vertreten und stellen hier Kakaomasse für die Fabriken in Kilchberg, Deutschland und Italien her.

Medizinische Behandlung Die Klinik Pallas zählt zu den führen- den Kliniken für Augenheilkunde. Sie ist aber auch Anlaufstelle für zahlreiche weitere medizinische Fachbereiche.

182 125 Jahre Gewerbe Olten Langsamverkehr Das Velobüro entwickelt europaweit Projekte des Langsamverkehrs. In der Schweiz war das Unternehmen beispielsweise für das Velowegenetz verantwortlich.

Finanzinfrastruktur SIX Securities Services ist im Ge- schäftsfeld Wertschriftendienstleis- tungen national und international tätig und dort spezialisiert auf alles, was dem Börsenhandel nachgelagert ist: Clearing, Abwicklung, Verwah- rung und alle damit zusammenhän- genden Aktivitäten.

Theater Im Stadttheater Olten ist der grosse Auftritt zuhause: Theaterauffüh- rungen, Konzerte und viele weitere Veranstaltungen ziehen jedes Jahr Tausende Kulturfans an. Versorgung Die Aare Energie AG ver- sorgt mit über 100 Mit- arbeitenden zahlreiche Gemeinden in der Region mit Strom, Gas, Wasser und Wärme.

125 Jahre Gewerbe Olten 183 Bahnen Die CWA Constructions AG stellt unter anderem Standseil-, Pendel- und Umlaufbahnen her und ist in ihrer Branche weltweit unter den führenden Herstellerinnen.

Musikinstrumente Mit Klassodern, der Fachwerkstatt für Holz- und Blechblasinstrumente, verfügt Olten über einen echten Musikspezia- listen. Das Motto von Inhaber Robert Flück: «Tradition gepaart mit Innovation bringt uns weiter.»

Messebau Die Zysset Messebau AG ist seit über 30 Jahren in der Beratung, Planung Kabarett und der Produktion von Messeauf- Seit der Premiere 1986 haben sich tritten tätig – und hat sich in diesem die Oltner Kabarett-Tage zur schweiz- Bereich in aller Welt einen Namen weit wichtigsten Veranstaltung des gemacht. Genres entwickelt. Jährlich vergeben sie den begehrten Schweizer Kabarett- Preis «Cornichon».

184 125 Jahre Gewerbe Olten Brillengläser Das Familienunternehmen Reize stellt in Trimbach Brillengläser von höchster Quali- tät her und arbeitet im Bereich Fertigungs- und Veredelungstechnologie mit bekannten Brillenglasherstellern wie zum Beispiel Nikon zusammen.

Kräne Mit Kränen, Hebebühnen, Containern und umfangreichen Dienstleistungen ist die Stirnimann AG ein wichtiger Player in der Schweizer Bauindustrie.

Carreisen Born Reisen bringt seit mehr als sieben Jahrzehnten Passagiere mit dem Car ins Dübel In- und Ausland. Auch Reisen inklusive Die Mungo-Dübel sorgen in aller Konzertbesuch bietet der Betrieb an. Herren Länder für Halt. Und haben die gleichnamige Firma in 44 Jahren zu einem Global Player gemacht.

125 Jahre Gewerbe Olten 185 Bespannungen Heimbach ist seit Jahrzehnten einer der führenden Hersteller von Bespannungen, die in Pa- pierproduktionsmaschinen eingesetzt werden.

Immobilien Mit der Swiss Prime Site hat das füh- rende Schweizer Unternehmen im Be- reich Immobilieninvestment seinen Sitz in Olten – das Portfolio hat einen Wert von rund 8 Milliarden Franken.

Kommunikation Die MySign AG ist vor allem im Bereich Websiteprogrammierung und Social Media für Unternehmen und Organisationen aus der ganzen Schweiz tätig.

186 125 Jahre Gewerbe Olten Radiologische ­Diagnostik Rodiag Diagnostic Centers ist eine der bedeutendsten Radiolo- giegruppen in der Schweiz und betreibt mit circa 110 Mitarbei- tenden zehn private Institute für hochstehende radiologische Diagnostik. Olten ist Hauptsitz und Stammhaus der Gruppe.

Zugverkehr Für die Schweizerischen Bundesbahnen ist Olten ei- ner der wichtigsten Knoten- punkte. Vom Kilometer-Null- Stein aus wurde das gesamte Schienennetz der Schweiz vermessen

Ausstellungen In die Welt der Tiere und Pflan- zen entführt das Naturmuse- um Olten Besucherinnen und Besucher – und bietet zudem zahlreiche Führungen und ­Veranstaltungen.

Strom Mit Alpiq hat das grösste Energieunternehmen der Schweiz seinen Sitz in Olten. Die Firma ist in 33 europäi- schen Ländern aktiv.

125 Jahre Gewerbe Olten 187 Industrie

Gastgewerbe Sport

Das Oltner Gewerbe Was hat das Oltner Gewerbe mit und … der Kirche zu tun? Wie wichtig ist ein gutes Bildungsangebot für das Gewerbe? Wie kann die Politik das Gewerbe unterstützen? Wie «sport- lich» ist das Gewerbe? Auf diese und weitere Fragen geben ein erfolgrei- cher Unternehmer, die Volkswirt- schaftsdirektorin, ein Kulturver- mittler, der Fachhochschul-Direktor, ein Gastro-Profi, ein Bankleiter, ein Vereinspräsident und ein Kapuziner

Antworten. n

188 125 Jahre Gewerbe Olten Kirche

Gastgewerbe Kultur Politik Banken

125 Jahre Gewerbe Olten 189 190 125 Jahre Gewerbe Olten Das Oltner ­Gewerbe «Ein Geist, der sich ­einmischen betrifft. In guten wie in schlechten und die Politik soll und muss» Zeiten ist der Staat auf die Unterstüt- In der Festschrift «100 Jahre Gewer- zung und den Input aus Wirtschaft beverband Olten» steht es drin: Olten und Gewerbe angewiesen. Deshalb hat schon immer als «ein Ort besonde- braucht es mehr Unternehmerinnen rer Freiheitsluft» gegolten. Eine Luft, und Unternehmer in der Politik, damit wir wissen es, die Revoluzzer und gute Rahmenbedingungen geschaffen Bundesräte und mitunter gleich bei- werden in Bezug auf Infrastruktur, des in ein und derselben Person her- Energie und Verkehr, eingebettet in vorgebracht hat. Gegenüber «denen eine verlässliche und stringente Fi- in Bern» und mindestens so sehr ge- nanzpolitik. genüber «denen in Solothurn», in der Das Rückgrat der Schweizer Wirt- Kantonshauptstadt, sind die Oltner schaft bilden jene 88 Prozent der KMU konstant aufmüpfig und konsequent mit weniger als zehn Beschäftigten. kritisch aufgetreten – viel lieber je- Diese Betriebe sind massgeblich am denfalls als treu ergeben. Erfolg unseres einzigartigen Berufs- Darum ist auch der Oltner Unter- bildungssystems beteiligt. Sie sorgen nehmergeist ein spezieller. Vor vier dafür, dass junge Leute erfolgreich Jahren hat das Gewerbe Olten das in die Arbeitswelt einsteigen können. Label «Wir Oltner Unternehmer» lan- Das Sprichwort: «Handwerk hat gol- ciert, eine Kampagne, mit welcher denen Boden», stimmt noch heute. unternehmerisches Schaffen ver- Dieser goldene Boden wird nicht nur mehrt genutzt und gefördert und ins in Franken und Rappen gemessen, Schaufenster gestellt werden soll. Als sondern auch mit Selbstverwirkli- Volkswirtschaftsdirektorin, und ohne chung und Berufsstolz. dass mir eine Erfolgskontrolle vorlie- Die Beziehung zwischen Unternehmen gen würde, sage ich: Eine gute Sache. und Politik hat Fabian Aebi einst treff- Eine Kampagne, die die Probleme des lich formuliert: Sie erinnere ihn an städtischen Gewerbes sicher nicht die eines alten Ehepaares. Dann und gelöst hat. Eine Kampagne aber, die – wann streite man miteinander, mache über ihre Aussenwirkung hinaus – die sich gegenseitig Vorwürfe und rege Gewerbetreibenden in der Stadt ganz sich gelegentlich über den anderen bestimmt zusammengeschweisst hat. auf. Dies aber alles im Wissen, dass Gewerbe Olten, das ist ein guter Mix man voneinander nicht lassen kann zwischen einigen grossen und sehr und dass man gegenseitig abhängig vielen mittleren und kleinen Betrie- ist. Dem füge ich hinzu: Die Politik ben an verkehrstechnisch exzellenter muss für das Gewerbe bestmögliche Lage. Die Lage zwischen den Zentren Rahmenbedingungen schaffen. ist für die Stadt eine grosse Chance, Damit es uns gelingt, die Lust am Un- die es zu nutzen gilt. ternehmertum wach zu halten und Es ist zu wünschen, dass sich mög- möglichst viele gute Ideen zu verwirk- lichst viele Unternehmerinnen und lichen, wünsche ich den Oltnern wei- Unternehmer auch politisch auf allen terhin viel kämpferischen Unterneh-

Stufen engagieren, im Parlament und mergeist. n idealerweise auch in der Exekutive. Für Gewerbe und KMU ist die Rich- Regierungsrätin ­Esther Gassler, tung der Unternehmenspolitik sehr V­olkswirtschaftsdirektorin entscheidend. Kaum ein Beschluss im Bundeshaus, im Rathaus oder im Stadthaus, der die KMU nicht direkt oder indirekt

125 Jahre Gewerbe Olten 191 Das Oltner Gewerbe und die Kirche

192 125 Jahre Gewerbe Olten Don Camillo und Peppone sind dank Zweiten Weltkrieg ein bisher ebenfalls den Verfilmungen von Giovannino nie da gewesenes Aufbrechen der kan- Guareschi’s Schelmenromanen welt- tonalen Konfessionsgrenzen zur Fol- weit bekannt geworden. Der bauern- ge, eine enorme nationale Fluktuation schlaue Dorfpriester und der nicht der Bevölkerung, ganz unabhängig weniger trickreiche kommunistische von konfessionelle Prioritäten, und Bürgermeister in einer Ortschaft der eine wachsende Immigration, auch mittelitalienischen Bassa der Nach- aus aussereuropäischen Staaten mit kriegszeit praktizierten de facto eine entsprechenden kulturellen und reli- spannungsgeladene, mehr oder weni- giösen Hintergründen. ger friedliche Koexistenz, welche die Alte Frontstellungen fielen dahin, kirchlichen und politischen Belange der schweizerische Don Camillo und auch im Bereiche der lokalen Ökono- der helvetische Peppone lernten ver- mie für beide Seiten schlussendlich mehrt, lokal zusammen zu wirken, ge- immer wieder zum Stimmen brachte. meinsam national zu denken und die Seit der Schaffung des modernen internationalen Gegebenheiten einer Bundesstaates in der Mitte des 19. weltweiten Globalisierung zu berück- Jahrhunderts sind in der Schweiz sichtigen und zu integrieren. Kirche und Staat getrennte Instituti- Nach unseren heutigen historisch-kri- onen, was nicht bedeutet, dass nicht tischen Erkenntnissen war Jesus von auch bei uns das ökonomische Mo- Nazareth der Sohn eines galiläischen dell im kirchlich-politischen Umfeld Bauhandwerkers. In der zweitausend- spannend blieb, in den katholisch- jährigen Geschichte des Christentums konservativen Gebieten anfänglich hat das Gewerbe in allen beruflichen mehr zugunsten von Don Camillo, in Ausfaltungen einen immensen Beitrag den freisinnig-reformierten Gegenden geleistet zum Aufbau von Kirchen und mehr zur Freude von Peppone. kirchlichen Institutionen, nicht selten Das duale System sorgt seit 1848 da- gesteuert von handfesten finanziel- für, dass die rein seelsorgerlich-kirch- len Interessen, fixiert auf den eigenen lichen Fragen mehr oder weniger klar Vorteil und sogar betrügerisch, auch getrennt sind von denen der Verwal- kleinlich und Rappen spalterisch, tung. Entsprechend war und ist der aber auch korrekt, sachbezogen und Kirchgemeinderat vielerorts immer konstruktiv, gar nicht so selten enorm noch parteipolitisch zusammenge- grosszügig und spendabel, im vollen setzt. Als nicht zu unterschätzender Verantwortungsbewusstsein um die Arbeit- und Auftraggeber ist der Rat Werte des eigenen kulturellen Erbes. jeder Kirchgemeinde bemüht, das ört- Und wenn ein heutiger Don Camillo liche Gewerbe anteilmässig möglichst mit seinem Personenwagen wieder ausgewogen zu berücksichtigen, in einmal einen Unfall baut, werden die erster Linie konfessionell und dann Schäden von Peppones internationa- parteipolitisch. lem Garagenteam sachgerecht und In der römisch-katholischen Kirche effektiv auskuriert, während sich brachte das Zweite Vatikanische Kon- Bürgermeister und Pfarrer im Hin- zil in der zweiten Hälfte des 20. Jahr- terstübchen diskret und augenzwin- hunderts eine bisher nie da gewesene kernd zuprosten. n Öffnung zu den anderen christlichen Konfessionen, zu den grossen Religio- Hanspeter Betschart, Kapuziner, nen und sogar zur Welt der Nichtglau- Pfarrer zu St. Martin benden. In der Schweiz hatte der wirtschaftli- che Aufschwung besonders nach dem

125 Jahre Gewerbe Olten 193 Das Oltner Gewerbe Der Finanzplatz gestern … bei, dass KMUs Investitionen tätigen und die Banken Der Begriff «Bank» stammt von den können. Als Arbeitgeber offerieren oberitalienischen Geldwechslern, die sie eine Vielzahl qualifizierter Stellen, bereits im 12. Jahrhundert ihre Tische als Steuerzahler beteiligen sie sich (ital. Banca) mit den Wechselmünzen zu einem beträchtlichen Teil an der an den Handelswegen und Märkten Finanzierung des Gemeinwesens, als aufstellten. Mit Einführung des Wech- Motoren der Wertschöpfung und als sels und des bargeldlosen Zahlungs- Zentren der Innovation schliesslich verkehrs entstand das Bankgewerbe. vermitteln sie Impulse für die gesam- Grosse Namen stehen für dessen frü- te Wirtschaft. he Blütezeit des Bankgewerbes, etwa Doch nicht nur die Banken setzen sich die Medici im 15. und 16. Jahrhundert. in unserer Region für Wohlstand und Die Grossbanken und die Industrie Wachstum ein – viele Menschen leis- verbindet eine gemeinsame Geschich- ten in zahlreichen Betrieben Tag für te. So wurde die Schweizerische Kre- Tag Grosses und Kleines, um die Regi- ditanstalt 1856 zur Finanzierung der on vorwärts zu bringen. Nur ein Hand Eisenbahngesellschaften gegründet, in Hand von Banken und Gewerbe denn der Bau des Eisenbahnnetzes – stärkt Olten. mit dem Kilometer 0 in Olten – brach- te einen enormen Kapitalbedarf mit Die Bank der Zukunft sich. Dieser musste zuerst bei auslän- Die Ansprüche an Banken sowohl in dischen Banken gedeckt werden. Bezug auf Kundenorientierung, In- Die Rezession von 1974 bringt dann novation, Agilität als auch Effizienz eine riesige Ernüchterung. Visionen erfordern die Entwicklung und den verfliegen, verpufft ist der Elan. Eine Einsatz neuer organisatorischer und «Rette-sich-wer-kann-Mentalität» technologischer Methoden und Lö- macht sich breit. Zahllose Betriebe sungen. Investitionen in «modernes geben auf, wandern ab, eine grösse- Banking» nehmen zu. Banking auf dem re Arbeitslosigkeit kann nur knapp Smartphone wird in ein paar Jahren vermieden werden. Wir «exportieren» Standard sein. sie in die Länder, aus denen unsere Auf der anderen Seite wollen die Kun- Saisonniers stammen. Erstmals geht dinnen und Kunden eine fundierte Be- Oltens Bevölkerung massiv zurück: ratung, bei welcher ihnen die Risiken von 21 478 Einwohnern anno 1968 auf aufgezeigt werden. Sie wollen siche- 18 022 im Jahre 1990 und 17 600 im rer gemacht werden. Die Baloise Bank Jahr 2010. SoBa macht ihre Kunden sicherer, in- dem sie ihre Bedürfnisse versteht und … und heute ihnen hilft, die richtigen finanziellen Die beginnende Globalisierung der Entscheide zu treffen. Wirtschaft forderte ihre Opfer. Die Kleinen, die es den Grossen gleich tun Engagiert für die Wohlfahrt wollen, gehen unter. Gleichzeitig aber Die Baloise Bank SoBa pflegt ihre vollzieht sich eine eindrückliche Ver- Nähe zur Bevölkerung und will Men- lagerung der wirtschaftlichen Schwer- schen unvergessliche emotionale Er- gewichte. Olten wird immer eindeu- lebnisse ermöglichen. Seit Jahren tiger zum Dienstleistungs­zentrum. verwendet die Bank einen namhaften Ein beeindruckender Aufmarsch von Teil ihres Gewinns für sportliche, ge- Banken und anderen Dienstleistungs­ sellschaftliche und kulturelle Anlässe betrieben setzt ein. in der Region. Unter anderem ist die Davon profitiert unsere Region in Baloise Bank SoBa Hauptsponsorin grossem Masse. Banken tragen dazu des Stadttheaters Olten und Partnerin

194 125 Jahre Gewerbe Olten der ersten Stunde bei der Buchmesse Olten. Die Bank sponsert in der Regi- on zahlreiche Vereine und Organisa- tionen und trägt zu einem abwechs- lungsreichen Freizeitangebot bei, sehr zur Freude von Jung und Alt. n

Walter Rickenbacher, Mitglied der Direktion Baloise Bank SoBa AG, Regionaldirektor Olten, Thal-Gäu, Jura Nord

125 Jahre Gewerbe Olten 195 Das Oltner Gewerbe Olten hat seit langer Zeit ein vielfäl- hat sich seinen Stellenwert im Bereich und die Kultur tiges Kulturangebot. Der Ursprung Mime und Kleinkunst geschaffen und als Arbeiter- und Eisenbahnstadt hat durch das Kulturzentrum Schützi, die nicht dazu geführt, dass Olten eine Vario Bar und andere Lokale können einseitige oder von Volkskultur ge- sich immer wieder neue Kunstformen prägte Kultur erlebt – im Gegenteil: entwickeln. Ein paar kreative Köp- Olten kann sich seiner Vielfalt von fe entwickelten die Late-Night-Show Kultursparten von Tanz, Jazz, junger Nachtfieber und unter der Leitung Kunst, Literatur, Poetry Slam sowie des Vereins art i.g. entstanden in den Kabarett im Vergleich zu anderen ver- letzten Jahren Poetry-Slams und Le- gleichbaren Städten rühmen. sebühnen sowie andere erfolgreiche Schaut man das Oltner Kulturleben Projekte. an, so bleibt der Ursprung der Arbei- terstadt jedoch sichtbar. Die vielen Wieso lebt in Olten die Kultur? Kulturanlässe werden von Kulturar- Die Rahmenbedingungen sind eigent- beitern, engagiert in Vereinen oder lich von der finanziellen Sicht her anderen Formen, mit viel Herzblut ziemlich ungünstig. Olten lebt nicht aufgebaut und gepflegt. Die Stadt ist von bekannten Namen als Mäzene, es nicht geprägt von Kulturmanagern gibt wenig grosse Firmen mit üppigen oder kommerziell orientierten Per- Sponsoringbudgets, wenig Stiftungen sonen, es sind viele ehrenamtliche und das Kulturbudget der Stadt ist Personen, die das Oltner Kulturange- klein und unübersichtlich. Die Oltner bot vorwärts treiben. Die Jazz- und Kultur lebt von den Engagements ei- Tanztage im Herbst werden von zwei niger Firmen und des breiten Gewer- kleinen Vereinen mit viel Engagement bes. Auch wenn wenig grosse Beträge für Spartenkunst organisiert und für gesprochen werden können, unter- die vielfältig interessierten Besu- stützen die lokalen Firmen Veranstal- cher gepflegt. Die Buchmesse zählt tungen mit Geld- und Materialspen- bereits zum festen Kulturprogramm den oder unterstützen die Anlässe mit und liegt im nationalen Vergleich di- eigener Präsenz oder durch Werbung. rekt nach Basel und Genf. So machen Nebst der finanziellen Sicht gibt es jeden Herbst national oder internati- zwei entscheidende Erfolgsfaktoren: onal bekannte Grössen einen Halt in die grosse Dankbarkeit des Publikums Olten und schätzen die drei Festivals. sowie die Kooperation unter den Kul- Die JugendArt, eine Ausstellung zur turanbietern. Die Oltner Kulturinter- Förderung junger bildender Kunst mit essierten, und dazu zählt die weitere einem vielfältigen Rahmenprogramm, Region, sind ein dankbares Publikum feierte 2011 sogar bereits den 20. Ge- mit breiten Interessen. Obwohl es ei- burtstag und gilt sicher als etablierte nen festen Kern von Kulturbesuchern Ausstellung in der weiteren Region. gibt, schafft es die Vielfalt des Ange- Die Kabarett-Tage machen Olten zur botes immer wieder, verschiedenste Kabarett-Hauptstadt der Schweiz und Personenkreise aus Ihren Wohnungen führen dazu, dass die Stadt bei Klein- in die Kulturstätten zu locken. künstlern im In- und Ausland aber Die Kooperationsbereitschaft unter auch der Kabarett-Besucherwelt zu den Anbietern unterstützt die Kultur einer festen Grösse geworden ist. Zu zusätzlich. Obwohl bisher keine Inter- den genannten Festivals, den grossen essensgemeinschaft als Dach der Kul- Institutionen wie die Museen und das turanbieter besteht, arbeiten viele der Stadttheater sowie dem Theaterstu- Kulturschaffenden Hand in Hand. So dio gesellen sich aber immer wieder wird bei der Planung auf die anderen neue Formen. Das Schwager-Theater Kulturstätten Rücksicht genommen,

196 125 Jahre Gewerbe Olten damit sich das Angebot ergänzt und nicht konkurrenziert. Unter Festivals und Anbietern finden seit Jahren so- genannte «Partner-Anlässe» statt, an welchen sich Kunst- und Kulturfor- men vereinen. Was anlässlich der Ka- barett-Tage 2008 mit «Kabarett meets Jazz» gestartet wurde, ist bereits an anderen Veranstaltungen zur ergän- zenden Tradition geworden. Fragt sich nun, was sich die Oltner Kultur für die Zukunft wünschen kann? Da lässt sich wiederum eine Brücke zum Oltner Gewerbe schlagen. Dem Oltner Gewerbe und der Kultur fehlt teilweise etwas Selbstbewusst- sein. Wenn sich andere Kulturanlässe in der Kantonshauptstadt oder an- deren umliegenden Städten mit ih- ren Programmen brüsten, darf sich auch Olten gerne etwas stolzer und selbstbewusster zeigen. Ein Blick in die Kulturagenda der Region beweist es durchs ganze Jahr: «In Olten läuft was!» und das erst noch auf hohem und vielfältigem Niveau. n

Rainer von Arx, Kulturarbeiter & Vize­ präsident des ­Kantonalen Kuratoriums für Kultur­förderung des Kantons ­Solothurn

125 Jahre Gewerbe Olten 197 198 125 Jahre Gewerbe Olten Das Oltner Gewerbe Die Schweiz ist eines der wettbewerbs- belegen. Die Berufsschulen und die und die Bildung fähigsten Länder der Welt. Einer der Fachhochschule sind Teil des Bifang- Erfolgsfaktoren ist die Berufsbildung. quartiers. Es gibt weitere Belege für Die Mehrheit der Jugendlichen absol- die enge Verzahnung zwischen Be- viert eine Berufslehre und lernen da- rufsbildung und Gewerbe: Viele Ex- bei die Schweizer KMU-Welt hautnah pertinnen und Experten der Berufs- kennen. Das Gewerbe spielt dabei eine schulen kommen aus dem Gewerbe. zentrale Rolle. In einem Gewerbebe- Lehrkräfte und Dozierende der Be- trieb lernen die Jugendlichen nicht rufsschulen und der Fachhochschule nur ein solides Handwerk. Sie ler- unterhalten intensive Kontakte zum nen vor allem auch Tugenden, die die Gewerbe. Als Beispiel: Die Studieren- Schweiz zu ihrem Wohlstand gebracht den der Fachhochschule in den Berei- haben: Zuverlässigkeit, Qualitätsden- chen Wirtschaft, Soziale Arbeit und ken, Eigenverantwortung. Angewandte Psychologie arbeiten im Untersuchungen zeigen immer wie- Rahmen von Diplom- und Projektar- der: Dass die Schweiz international beiten jedes Jahr an zahlreichen rea- gesehen eine derart tiefe Jugendar- len Fragestellungen, die vom Gewerbe beitslosigkeit hat und die Schweizer initiiert worden sind. Die Auftragge- Wirtschaft derart gut aufgestellt ist, ber kriegen praxisorientierte Ideen hat mit den KMU zu tun. Sie bilden das und Lösungen. Die Studierenden ste- Rückgrat der Schweizer Wirtschaft. hen während des Studiums in stän- Und es hat mit den soliden Fachkräf- digem Kontakt mit Gesellschaft und ten zu tun, die alle als Jugendliche Wirtschaft. eine Lehre absolviert haben. Eine der Herausforderungen der Zu- Diese Erfolgsgeschichte hat Risse be- kunft für Gesellschaft und insbeson- kommen. Die bürokratischen Auflagen dere das Gewerbe ist der Umgang für die Ausbildung von Lernenden ha- mit der zunehmenden Internationa- ben zugenommen. Die Lehrlinge selbst lisierung der Wirtschaft und des ge- bringen zum Teil nicht mehr die schu- sellschaftlichen Lebens. Olten bietet lischen Fähigkeiten und die Motivati- dafür Anschauungsmaterial genug. on mit, die zum Bestehen einer Lehre Hier gilt es der Geschichte Oltens be- nötig sind. Und: Viele Eltern meinen, wusst zu werden. Die Eisenbahn hat ihre Kinder an die Universität bringen dazu geführt, dass Olten eine zwar zu müssen. Hier gilt es, Gegensteuer kleine Stadt, aber eine weltoffene Be- zu geben. völkerung hat. Das Gewerbe hat ge- Die Schule muss sich auf ihren Kern- lernt, mit der Unterschiedlichkeit der auftrag besinnen und die Jugendli- Kulturen umzugehen. Deshalb muss chen gut ausbilden. Als Beispiel: Alle man sich für die Zukunft keine Sorgen jungen Leute müssen die deutsche machen: Die Attraktivität Oltens wird Sprache beherrschen. Der Staat soll weiter steigen. Rückgrat der wirt- die KMU von zu vielen Vorschriften schaftlichen Entwicklung von Stadt entlasten. Die Berufsschulen müssen und Region werden auch in Zukunft die Lehrlinge mit dem Wissen versor- die Hunderte von Gewerbebetrieben gen, das die Jugendlichen in ihrem Be- sein, die sich dank Fleiss, Flexibilität ruf brauchen. Und: Die Fachhochschu- und der aufwendigen, aber lohnenden len müssen ihre Praxisorientierung Ausbildung von Lehrlingen behaup-

täglich beweisen und den Kontakt zur ten werden. n Wirtschaft intensivieren. In Olten funktioniert dieser Dialog Ruedi Nützi, Direktor der Hochschule für Wirt- zwischen Berufsbildung und Gewer- schaft der Fachhochschule Nordwestschweiz be. Das lässt sich nur schon räumlich

125 Jahre Gewerbe Olten 199 Das Oltner Gewerbe Noch nicht so lange ist es her, da ha- Olten übernachten. Kurz, der Gast soll und das Gastgewerbe ben wir das Jubiläum des Wirtever- in der Region Olten ein dichtes und bandes Olten und Umgebung gefeiert, positives Gesamterlebnis antreffen. oder wie es heute heisst «Gastro Regi- Um dieses Ziel erreichen zu können, on Olten». Man hat gefeiert, Rückblick müssen viele einzelne Komponenten gehalten und stolz auf das Geleistete aufeinander abgestimmt sein und geschaut; und man hat natürlich auch reibungslos zusammenspielen. Das Ausschau gehalten. Solche Anlässe bedeutet, dass verschiedene Wirt- geben einem doch immer auch die Ge- schaftszweige an der Erbringung von legenheit, über sich, beziehunsweise Dienstleistungen für Gäste und Tou- einen Verein oder eine Struktur nach- risten beteiligt sind. zudenken, sich zu positionieren und Sehr entscheidend für die Attrakti- über dessen Aufgabe zu sinnieren. vität unserer Stadt ist ein perfekter Nun, die Aufgabe des Gastgewerbes Angebotsmix; und dabei können sich ist eigentlich augenfällig und wie es die Gewerbetreibenden und Gastge- der Name bereits mit sich bringt, ha- werbler bestens ergänzen. Damit das ben die Gastwirte mit Gästen, Kunden Gästeerlebnis positiv ist, müssen das oder Besuchern zu tun. Wir geben den Beherbergungsgewerbe, das Gast- Besuchern in unseren Restaurants, gewerbe, der Detailhandel, die Ver- Hotels, Bars und Cafés das Gastrecht, kehrsträger, Gewerbetreibende sowie empfangen sie, bedienen und verwöh- verschiedene Kultur- und Freizeitein- nen sie und geben uns Mühe, dass richtungen zusammen funktionieren. die Gäste uns positiv in Erinnerung Und auch in unserem Fall kommt das behalten und auch wieder kommen. sehr beliebte Wort des «Synergien Damit vertreten wir nicht nur unsere schaffen» zum Tragen; denn im Ideal- Geschäfte, sondern repräsentieren in fall können sich alle gegenseitig posi- gewisser Weise unsere Stadt und Re- tiv beeinflussen und zu mehr Gästen gion, helfen mit, diese in ein positives und höherer Wertschöpfung verhel- Licht zu rücken. fen. Sowohl die Gewerbetreibenden, Durch die zentrale Lage und den wie auch die Hoteliers, Cafetiers und hervorragenden Anschluss an den Gastronomen betreiben ein Geschäft, öffentlichen Verkehr hat Olten eine Verkaufen Produkte oder Dienstleis- komfortable Ausgangslage, um auch tungen, kurzum, sie machen ihr «Busi- auswärtige Besucher anzulocken. Da ness» in, um und für Olten. die Mobilität der Menschen immer Was sowohl Gewerbetreibende wie unkomplizierter und schneller wird, auch Gastgewerbler aber nie ver- sind Kurzbesuche in Städten an der gessen dürfen, ist die Tatsache, dass Tagesordnung und werden vermehrt wir nicht nur für auswärtige Gäste Tagesseminare an zentralen Orten da sind; vielmehr leben wir alle von veranstaltet. Das hat aber auch zur der einheimischen Bevölkerung, wel- Folge, dass die Gäste ebenso schnell che im weiteren Sinne natürlich auch wieder abreisen, wie sie Olten erreicht ­Touristen sind, vor allem aber Konsu- haben. menten. Und deshalb sind die Leis- Das ergibt für alle Gewerbetreiben- tung und der Einsatz aller Gewerbe- den einer Destination wie Olten eine treibenden bedeutend dafür, dass sich neue Herausforderung: Die Angebote unsere Einwohner und Gäste in Olten der Stadt müssen so attraktiv gestal- willkommen fühlen, gerne hier blei- tet sein, dass die Gäste gern länger ben, konsumieren und Wertschöpfung hier bleiben, ihre Einkäufe tätigen, im generieren. Und sie sollen zurück­ Museum einen Rundgang machen, in kehren und ihre Eindrücke weiter Restaurants einkehren oder sogar in erzählen und somit wiederum neue

200 125 Jahre Gewerbe Olten Gäste dazu bewegen, unsere Region zu besuchen. Wir sehen also: Jeder Einzelne kann seinen kleinen Teil dazu beitragen, dass sich die Gäste in der Region Olten wohl fühlen, denn erst die Ge- samtheit positiver Eindrücke schafft den wirklich zufriedenen Gast. In diesem Sinne gratulieren wir Ge- werbe Olten herzlich zum Jubilä- um und wünschen weiterhin «beste Geschäfte». Wir freuen uns auf eine wertvolle und partnerschaftliche Zu- sammenarbeit und darauf, dass wir die gemeinsamen Ziele benennen, am gleichen Strick ziehen und gegenseitig als Partner anerkennen und uns un- terstützen. n

Thomas Rhiner, Gastgeber Restaurant Aarhof, Vorstand Region Olten Tourismus

125 Jahre Gewerbe Olten 201 Das Oltner Gewerbe und der ­Oltner Sport

202 125 Jahre Gewerbe Olten Sport, Sportvereine und Werbung im Vereins-, Abteilungs- Franco Giori, Sportfunktionär und Präsident ­Sportveranstaltungen ohne oder Stadionheft, Autogrammstun- oder ­Mitglied von diversen Organisations­ Gewerbe Olten in der Stadt den. Da sich Ballonhüllen vorzüglich komitees von Sportveranstaltungen in der Olten undenkbar als Werbeträger eignen, gibt es kaum Stadt Olten Gewerbe braucht Sportvereine und Vereins-Heissluftballone ohne Spon- Sportvereine brauchen Gewerbe. Viele sorwerbung. praktische Beispiele und sogar Unter- suchungen zeigen auf, wie erfolgreich Sportveranstaltungen in die Zusammenarbeit von Gewerbe ­Olten dank Unterstützung und Sportvereinen gestaltet werden des Gewerbes kann. Die Frage nach dem Nutzen von In der Stadt Olten und in der Regi- Kooperationen wird immer positiv on haben seit jeher und finden auch beantwortet. Es gibt heute unzähli- heute und Morgen regionale, kanto- ge Studien, welche die verschiedenen nale, schweizerische und internatio- Nutzenfelder solcher Partnerschaften nale Sportveranstaltungen statt. Die für das Gewerbe transparent machen Austragung und Durchführung dieser und den Nutzen einer aktiven Sport- Wettbewerbe werden durch die hie- vereinslandschaft für das Gewerbe sigen Sportvereine übernommen und auch quantifizieren. stellen zum Teil höchste Anforderun- Der Nutzen eines Sportvereins in der gen an die Organisatoren. Insbeson- Gewerbesicht ist in der Regel nicht dere in finanzieller Hinsicht werden unmittelbar im Vereinszweck ersicht- grosse Verpflichtungen verlangt. Es lich und ergibt sich oft indirekt, als dürfte daher kaum erstaunen, wenn Folgeeffekt der Vereinsarbeit, aber die Sportvereine schon früh mit viel- auch als Wertschöpfung für das Ge- fältigen Sponsoringkonzepten an das Badi . Beach . Beachvolleyballclub Olten, Badminton Club werbe. Die Nutzungseffekte sind viel- Gewerbe gelangen, um einen Teil der Olten, Basket Olten-Zofingen, Basketball Club Olten, Behin- fältig. Sie wirken, indem die Interes- anfallenden Kosten mit dessen Unter- dertensportgruppe Olten und Umgebung, Bike Club Olten, sen und dabei vor allem die Werbung stützung abzudecken. Ein Sportverein Bogenschützenclub Olten, BSE (Ballsportequipe) Olten, Curlingclub Olten, CVJM Turngruppe, Dive und Fun Tauch- für das jeweilige Gewerbe unterstützt bzw. ein Organisationskomitee kann club Olten, EHC Olten 2000 Nachwuchs, EHC Olten AG, Ei- werden. nur mit der tatkräftigen Unterstüt- senbahner Sportverein Olten, Eislaufclub Olten, FC Fortu- zung des Gewerbes die Durchführung na Olten, FC Olten, FC Türk Olten, Frauenturnclub, Freier Keglerverband Olten und Umgebung, Freier Schiessverein Vereinssponsoring eines Sport-Wettbewerbes sicherstel- Olten (300 m), Freiwilliger Schulsport Olten, Gehörlosen Das Vereinssponsoring kommt einem len. Sporting Olten, Handballverein Olten, Hockeyclub Olten, gesamten Verein zugute und dessen Auf solche Sponsoringunterstützun- Hockeyclub Blauweiss Olten, IG Velo Region Olten, Judo Ju- Jutsu Club Olten, Jugoslawischer Sport- und Kulturverein Verwendung wird zumeist bei Jah- gen oder andere gleichermassen un- Olten, Kendo Verein ken-shin-kan Olten, Laufsportgruppe reshauptversammlungen auf die an- terstützenden finanziellen Beiträge Olten, Luftgewehrschützen Olten, Luftpistolenschützen, gebotenen Sportarten, eine eventuelle des Gewerbes konnten und durften Minigolf-Club Olten, Motorfluggruppe Olten, Nondefini- tion, OL Regio Olten, Oltner Kanu Klub, Pistolenschützen Schuldentilgung und Mietkosten auf- wir Oltner Sportvereine immer wieder Olten, Pontoniersportverein Olten, Pro Senectute, Procap geteilt. Neben den Klassikern Trikot- zählen. So mancher regionale, kanto- Sport Olten, Ruderclub Olten, SATUS Frauenturnverein, sponsoring und Bandenwerbung kön- nale, schweizerische und internatio- SATUS Männerturnverein, SATUS Olten, SATUS Senioren- turnen, SC Altstadt Olten, SC Cosmos Olten, SC Dreitan- nen mit folgenden Massnahmen und nale Sportanlass ist in der Stadt Olten nen, Schachklub Olten, Schweizer Alpen-Club SAC Sektion Ideen die Bekanntheit gesteigert und dank dieser vielfältigen und grosszü- Olten, Schweizerischer Frauenalpenclub, Schwingklub das Image verbessert werden: Laut- gigen Unterstützung immer wieder Olten-Gösgen, Segelfluggruppe Olten, Self-Defence Olten, Skiclub Olten, SLRG Olten, Sportverein Olten; Faustball- sprecherdurchsagen, Bildwände, An- zum Erfolg geworden. riege-Volleyballriege-Fitness- und Turnriege-Indiacariege- kündigungsplakate, Schaukästen, Ge- Wir Oltner Sportvereine gratulie- Lacrosseriege, Stadtschützen Olten, Stadtschützen Olten, staltung von Vereinsfahrzeugen, VIP- ren dem Gewerbe Olten zu seinem Sektion Sportschützen, Taiji-Gruppe Olten, Tamilman S. C. Olten, Tennisclub Olten, Tennisclub Sunlight, Tischtennis- Räume und Ehrenlogen, Aktionen und 125-Jahr-Jubiläum ganz herzlich und club Olten, Töggeler Club Black-Orange Olten, Turnerinnen Präsentationen auf dem Spielfeld vor bedanken uns auf sportliche Art für SVKT Olten, TV Olten; Damenriege-Faustballriege-Fitness- und während der Spiele in den Pausen das immerwährende Entgegenkom- riege-Jugi / Kinderturnen-Leichtathletikriege-Männerrie- ge-Ringerstaffel-Volleyballriege, U. S. Oltenese, Unihockey am Veranstaltungsort, Verlosungen, men, auf welches wir bei Ihnen zählen Mittelland - Region Olten Zofingen, Vereinigung der Schüt- zenveteranen Olten-Gösgen, Volleyball-Club Olten, VSGO Preisausschreiben, Eintrittskarten, durften. n

125 Jahre Gewerbe Olten 203 Das Oltner Gewerbe Streng genommen ist es schwierig tallateur-Gewerbe. Zentral ist dabei und die Industrie eine exakte Grenze zwischen Indust- der Umstand, dass wir besagte Kund- rie- und Gewerbebetrieben zu ziehen. schaft direkt mit unseren Produkten Beides sind wertschöpfende Unter- und Dienstleistungen für die «Trink- nehmen, stehen im Falle von KMU- wasserversorgung im Haus» belie- Industriebetrieben beziehungsweise fern; dies steht im Gegensatz zu unse- Gewerbebetrieben oft im Besitz von rer Konkurrenz, welche ihre Produkte Familien sowie sind geleitet von der über den Handel vertreibt. Damit ge- Unternehmerschaft selbst. lingt es uns, unsere Gewerbe-Kunden Industrie- und Gewerbebetriebe ha- mit einer einzigartig schnittstellen- ben auch nicht selten ähnliche poli- freien Lösung zu bedienen: Einzigar- tische Interessen, sei dies auf lokaler, tig sowohl von der Seite des Produktes kantonaler oder nationaler Ebene. (Gesamtlösung), wie von der Seite der Diese vertreten sie häufig gemeinsam Dienstleistung (Direktvertrieb via 15 und erfolgreich in Kooperation der Filialen) sowie auch seitens der Un- entsprechenden Branchenorganisati- ternehmenskultur (Familienunterneh- onen. men). Industrie und Gewerbe sind man- Als Direktvertreiber ist es für unsere nigfaltig verknüpft und bilden enge Firma andererseits auch ein wichtiges Symbiosen. So stehen auch in unserer Anliegen, von unseren Gewerbe-Kun- Firma, R. Nussbaum AG (Olten), sämt- den zu lernen. Jeder Kontakt – sei es liche Prozessschritte in einem engen im Verkaufsgespräch, in der Kunden- Austausch mit Gewerbebetrieben. schulung oder auch mal im Reklama- Am zentralsten ist für uns sicherlich tionsfall – wird sehr ernst genommen unsere kundenseitige Ausrichtung und weiterverfolgt. Die Kundenmei- auf das schweizerische Sanitär-Ins- nungen sind für unsere Innovations-

204 125 Jahre Gewerbe Olten leute und -prozesse die wertvollsten Inputs, um unserem steten Ziel von praxisgerechten Produkteneuheiten nachzukommen. Genauso bedeutend wie die oben er- wähnten Beziehungen zu unseren Ge- werbe-Partnern auf der Kundenseite sind selbstverständlich ebenfalls die Leistungen, welche wir auf der Liefe- rantenseite erhalten. Hier spielen ins- besondere auch Gewerbebetriebe aus der Stadt und Region Olten für unsere Unternehmung eine wichtige Rolle. Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, alle Dienstleistungen und Produkte im Einzelnen aufzuzählen, welche wir nutzen dürfen. Deshalb seien nur exemplarisch erwähnt: Vom Bauwesen, der Ideengewinnung für Marketingkampagnen, der Suche von Fachpersonal, der Finanzrevision, bis hin zur Kleinproduktion von Werbe- geschenken aus Schokolade verlassen wir uns vertrauensvoll auf die Arbei- ten unserer regionalen Lieferanten. Unsere Firma, wie viele weitere lokale Industrieunternehmen, zählt gern auf die Zusammenarbeit mit den Oltner Gewerbebetrieben. Deshalb möchte ich es zum Schluss dieses Gastartikels nicht unterlassen, «Gewerbe Olten» zu seinem Jubiläum herzlichst zu gratu- lieren und eine weiterhin prosperie- rende Zukunft zu wünschen. n

Dr. Roy Nussbaum, Delegierter des ­Verwaltungsrates R. Nussbaum AG, Olten

125 Jahre Gewerbe Olten 205 käser AG www.kaeser-elektro.ch

ALPIQ AG | www.alpiq.ch

Sponsoren AARGAUISCHE KANTONALBANK www.akb.ch

DIE MOBILIAR www.mobiolten.ch

Rippstein transport AG www.rippsteintransport.ch

apotheke zum kreuz www.kreuz.apotheke.ch 206 125 Jahre Gewerbe Olten aufzüge spahn ag www.aufzuege-spahn.ch Cofely AG | www.cofely.ch

Balosie bank SOBA AG www.baloise.ch

ASTORIA Gastronomie AG www.astoria-olten.ch

W. Thommen ag www.wthommen.ch

Oltra ag www.oltra.ch

CONZ TREUHAND AG www.conztreuhand.ch

apotheke zum kreuz www.kreuz.apotheke.ch 125 Jahre Gewerbe Olten 207 GARTENBAUMANN AG www.gartenbaumann.ch

MOSAIQ | www.mosaiq.ch

GIROUD OLMA AG www.giroud-olma.ch Sponsoren born reisen AG www.born-reisen.ch

mungo BeFestigungstechnik ag www.mungo.ch

208 125 Jahre Gewerbe Olten trotter Optik Olten ag www.trotter.ch

P. Sonderegger AG www.p-sonderegger.ch MTF Olten AG | www.mtf-ol.ch

wincasa AG SANTHERM AG www.wincasa.ch www.santherm.ch

MYSIGN AG | www.mysign.ch

Riggenbach AG RAIFFAISENBank olten www.riggenbach-klima.ch www.raiffeisen.ch /olten 125 Jahre Gewerbe Olten 209 Aare Energie AG a.en | www.aen.ch Baloise Bank SoBa | www.baloise.ch Mitglieder Aargauische Kantonalbank | www.akb.ch Balplan AG | www.balplan.ch Acta Treuhand AG | www.acta-treuhand.ch Bank Coop | www.bankcoop.ch Ad Vitam Bruno Stalder GmbH | Schönenwerd Bär Schriften AG | www.baerschriften.ch Adam | Uhren-Bijouterie | www.adam.ch Bartlomé Optik AG | www.bartlome-optik.ch Adecco Human Resources AG | www.adecco.ch Basler Versicherung AG | www.baloise.ch Adomus Liegen & Sitzen GmbH | Olten Bautherm Fassaden AG | www.bautherm.ch AEP Aare Elektroplan AG | www.aepag.ch BDO AG | Treuhand-Gesellschaft | www.bdo.ch aktivortho | www.aktivortho.ch Bed and Breakfast Olten | www.bnb-olten.ch Albert Känzig | Olten Beldona AG Olten | www.beldona.ch Allenspach AG | Confiserie | www.allenspach.ch Benvenuto Savoldelli | www.bs-law.ch Alpiq AG | www.alpiq.ch Bernasconi AG | www.bernasconi.ch Alpiq InTec West AG | www.alpiq-intec.com Bernheim & Co. AG | www.bernheim.ch Alternative Bank ABS | www.abs.ch BERNINA Nähcenter | Olten Apotheke zum Kreuz | www.kreuz.apotheke.ch Bestattungsdienst Drei Tannen AG | www.drei-tannen.ch archiwork Alain Strässle | www.archiwork.ch Bijouterie Maegli | www.bijouterie-maegli.ch Arpagaus Papeterie GmbH | www.arpagaus-papeterie.ch Binggeli Reisen GmbH | Olten Arte Konferenzzentrum AG | Olten Blumen Fleischli | www.blumenfleischli.ch ask andreas stettler kommunikation | Olten Born Reisen AG | www.born-reisen.ch Astoria Gastronomie AG | www.astoria-olten.ch Boutique Leotard | www.leotard.ch Astrada AG | www.astrada.ch Brändli Aarau AG | www.confiserie-braendli.ch Atelier Charisma GmbH | www.atelier-charisma.ch Buchhandlung Klosterplatz | www.buchklosterplatz.ch Aufzüge Spahn AG | Trimbach Buchhandlung Schreiber | Olten Autogrill Schweiz AG | www.buffet-olten.ch Bussmann & Frey AG | www.bussmann-frey.ch AVIDA Immobilien-Treuhand AG | www.avida.ch Büttiker Treuhand AG | www.bt-olten.ch AXA Winterthur AG | www.axa-winterthur.ch/olten C & A Mode AG | Olten AZ Anzeiger AG | www.stadtanzeiger-olten.ch Charles Vögele Mode AG | www.voegele.com AZ-Reproplan AG | Olten chilimedia GmbH | www.chilimedia.ch

210 125 Jahre Gewerbe Olten Claude Belart | Architekt HTL / STV | Olten Ex Libris AG | Filialen Olten | Dietikon Grütter Innenausbau | www.gruetter-innenausbau.ch Clochard AG | Olten Feldschlösschen Getränke AG H. Buser AG | www.cwo.ch Cofely AG Olten | www.cofely.ch www.feldschloesschen.ch Hälg Textil AG | www.haelg-textil.ch Concordia | Agentur Olten | www.concordia.ch Fenstra AG | www.fenstra-aarburg.ch Hammer Apotheke | Olten Congress Hotel Olten | www.congresshotelolten.ch Fielmann AG | Olten Hammer-Drogerie | R. Meier AG | Olten Conz Treuhand AG | www.conztreuhand.ch Fischer | Nähmaschinen | Olten Hans Dieter Jäggi | Olten Coop City Warenhaus | www.coop.ch Fitness Factory Olten GmbH | www.fitnessfactory.ch Hans Marti AG | www.hans-marti.ch Covella Donna-Uomo | www.covella-donna-uomo.ch FLOX Schöne Dinge | Olten Hauri‘s Art of Dance GmbH | www.artofdance.ch Créative-Atelier Salzmann GmbH | Olten Forensis Treuhand AG | www.forensis.ch hb-Kanzlei | www.steuer-beratungen.ch Credit Suisse | www.credit-suisse.com Fotografie Albrecht GmbH Heiniger AG | www.heinigerag.ch d fischer Die Metallwerkstatt AG | www.dfischer.ch www.fotografie-albrecht.ch Herren Globus | www.herrenglobus.ch Dan Tours | Reisebüro | Olten Frey & Gnehm Olten AG | www.frey-gnehm.ch H-O Oegerli Markus | www.h-o.ch Die Mobiliar | www.mobiolten.ch Frey Architekten AG | Olten Hörteam Schluchter AG | www.hoerteam.ch Dietschi AG | www.oltnertagblatt.ch Frieder Immobilien Treuhand GmbH HTO Treuhand AG | www.hto.ch Dobler Druck AG | www.doblerdruck.ch www.frieder-immobilien.ch Ideenwerk Werbeagentur | www.ideenwerk.ch Domestic Selection | Olten Fritz Hagmann | Metzgerei | Starrkirch-Wil IG Hammer shop-in Olten c/o Privera AG | Bern Dr. Martin Wey | www.martin-wey.ch Fundamenta Personalvorsorge AG | Olten Immobilien- und Bau-Treuhand AG | Olten Drogerien Rudolf von Rohr AG | Olten R. Furrer Bauherrenberatung GmbH | Olten IMPRESS Spiegel AG media+print | www.impress.ch dropa Drogerie Wyss | Olten Fust AG, dipl. Ing. | www.fust.ch InConcert Audio | Olten EAO AG | www.eao.com gartenbaumann AG | www.gartenbaumann.ch Inlingua Sprachschule | www.inlingua.ch Eiholzer GM AG | www.eiholzer.ch Gebr. E. & R. Borner AG | www.gebr-borner.ch INSIDE. Home & Office | www.inside-olten.ch EKOREISEN AG | Reisebüro | www.ekoreisen.ch GeRoGestions AG | www.gerogestions.ch Isler Optik AG | www.isleroptik.ch Elektrizitäts AG Olten | Olten Gerolag AG | Olten JBV Vermögensverwaltung AG | www.jbv.ch Elite Automobile AG | www.eliteautomobile.ch gmür grafik | www.gmuergrafik.ch Jeger | Allgemein- + China-Praxis | Olten Emmenegger Fides AG | www.emmenegger-fides.ch Goldschmied Ponzio | Olten Josef Koller | Hägendorf ERNE AG Bauunternehmung | www.erne.ch GP Personal AG | www.gppersonal.ch Jürg Brunner | Schmuckdesign + Uhren | Olten ERNE Bau AG | www.ernebauag.ch Gribi Treuhand AG | www.gribitreuhand.ch Jürg Schneider AG | Hägendorf Ess Zahntechnik Olten AG | www.ess-zahntechnik.ch Gruner Ingenieure AG | www.gruner.ch Kaminfegergeschäft Bachmann | Olten

125 Jahre Gewerbe Olten 211 Kammermann Elektrowerkzeuge AG Migros Bank | www.migrosbank.ch www.kammermann-ag.ch Migros Sälipark | www.gmaare.migros.ch Känzig Uhren-Juwelen | www.kaenzig.ch Möbel-Kissling AG | www.moebelkissling.ch Käser AG | www.kaeser-elektro.ch Mode Leder Pelz Matter | Olten Kellenberger AG | Olten R. + M. Studhalter GmbH | Modellbau | Olten Kelly Services (Schweiz) AG | Olten Siebels & Co. Morgensonne Consulting AG | Olten KLASSODERN | www.klassodern.ch mosaiq – integrierte kommunikation | Olten KMU Revisions AG | www.gastroconsult.ch Moser Brennstoffe Olten c/o Oel-Pool AG | Buchs kpic.ch, S. Kurt | Aarburg MTF Olten AG | Informatik | www.mtf-ol.ch Kunsthandel Itel | Martins Galerie | Olten Müller Umgebungen | www.mueller-umgebungen.ch Kuoni Reisen AG | www.kuoni.ch/olten MySign AG | www.mysign.ch Lerch | Schuhe & Ortopädie | www.schuhlerch.ch Neba-Therm AG | www.neba-therm.ch lumilauta | www.lumilauta-shop.ch Nettelstroth Fashion AG | www.nettelstroth.ch M. von Arx GmbH | www.mvonarx.ch NOVA Handel GmbH | www.nova-handel.ch made by augsburger innenausbau | www.made-by.ch O. Aeschlimann AG | www.aeschlimann.ch Maduro GmbH | www.maduro.ch OLCONA Verwaltungs AG | Olten Manpower AG | www.manpower.ch Oltner Cinemas AG | KinoKoni GmbH | Olten Marionnaud Parfumeries | www.marionnaud.ch Otto Treuhand GmbH | www.otto-treuhand.ch Marktik Werbeagentur | www.marktik.ch Outdoor Trading AG | www.jack-wolfskin.com Dr. Martins Apotheke, apimart AG | Olten Personal Sigma Olten | www.personal-sigma.ch Mattarel & von Arx | www.mva-anwaelte.ch P. Sonderegger AG | www.p-sonderegger.ch MB Job-Coaching GmbH | Olten Peter Bischoff | Zürich Mc Donald‘s | www.mcdonalds.ch Peter Studer Holzbau AG | Hägendorf Meier+Jäggi AG Olten | Zofingen Dr. med. Philipp Bläsi | www.hausarzt-blaesi.ch Meier‘s Mobilconfiserie | Oftringen Pino der andere Beck | www.pinobeck.ch meo verlag ag | www.meoverlag.ch Pipitone GmbH | www.caveau-olten.ch Mercedes-Benz Automobil AG | www.merbag.ch Publicitas AG | www.publicitas.ch Merz Hoch- u. Tiefbau AG | www.me-bau.ch R. Nussbaum AG | www.nussbaum.ch

212 125 Jahre Gewerbe Olten Raff di uf GmbH | www.raffdiuf.ch Studer und Partner | Ausbildungsberatung | Olten Vögele Shoes | Louis Giroud-Strasse ; Raiffeisenbank Olten | www.raiffeisen.ch/olten Dr. Strub & Strub | www.strub-lawyers.ch Kirchplatz Olten | www.voegele.com Rest. Taverne zum Kreuz | Olten Studer Immobilien Treuhand AG von Arx Blumen GmbH | www.vonarxblumen.ch Restaurant Aarhof | www.aarhof.ch www.studer-immobilien.ch von Arx Garten AG | www.vonarxgarten.ch Restaurant Felsenburg | Olten Sudan Partner AG | www.sudan.ch Vonesch AG | TV-Video-Hifi | www.rtvvonesch.ch Restaurant Rathskeller | Gebrüder Lang | Olten Sunn Berufskleider | www.sunn.ch Vorhänge Atelier – Alice | Olten Rieder + Luder Immobilien AG | www.rieder-luder.ch Sturzenegger Planungs GmbH | Olten Hauswirth & Partner AG | Olten Riggenbach AG | www.riggenbach-klima.ch Suteria Confiserie Cafeteria | Olten W. Thommen AG | www.wthommen.ch Roppel AG | Tankrevision | www.roppelag.ch SWICA Gesundheitsorganisation | www.swica.ch Waltis Lädeli | Helly Hansen Shop | Olten RTV Eggenschwiler | Olten Swiss Life Generalagentur Olten | Olten Wärchlade für Olten + Umgebung | Olten Spectacolo Dance Academy TEAG Advisors AG | www.advisors.ch Wellauer AG | www.welltabac.ch www.spectacolo-dance-academy.ch Tiffany Haushaltgeräte | www.tiffany-olten.ch Weltbild Verlag GmbH | www.weltbild.ch Santherm AG | www.santherm.ch Timeless Schuhe und Accessoires | Olten Willy Schneider AG | Olten Schaad Mode AG | Olten TLC – The Language Company | www.tlcsprachschule.ch Wincasa AG | www.wincasa.ch Schneider Landschaftsarchitekten BSLA Tokay United GmbH | Rail Bistro | Olten Wirtschaftsförderung Büttiker | Olten www.schneider-bsla.ch TRO Treuhand- & Revisions AG | www.tro-treuhand.ch Woehrle Bodenbeläge, Wandbeläge | Olten Schönenberger Druck Gmbh | Wangen b. O. Trocktech | Entfeuchtungstechnik | www.trocktech.ch Wolf Fotografie AG | www.wolf-fotografie.ch Schuh Panorama AG | Abt. Bonehead | Olten Trotter Optik Olten AG | www.trotter.ch Wollboutique Pingouin | www.boutique-pingouin.ch Schütz Parfumerie | Olten TSS, Türen-Service-Schötz AG | Schötz Worknet AG | www.worknet-ag.ch Schwob AG | Textilpflege | www.schwob.ch Turuvani AG | Transporte | www.turuvani.ch Zehnder Print AG Wil | www.noz.ch Seventours | Olten UBS AG | www.ubs.ch Zimmermann AG | www.zimmermann-lederwaren.ch Secutronic AG | Sicherheits-Systeme | Aarburg Underground AG | Jeans und Mode | Aarau Zysset & Partner AG | www.zysset.com Simon Bucher GmbH | Olten Unitel AG | Kommunikationstechnik | Olten SIO AG | Metallbau | Olten Vaudoise Versicherungen | www.vaudoise.ch Soticena GmbH | Olten Velo Werk Olten GmbH | www.velowerkolten.ch STA Strassen- und Tiefbau AG | Olten VELUX Schweiz AG | Trimbach Stadttheater Olten AG | Olten Visilab Olten | Olten Stirnimann VersicherungsTreuhand | Olten Vita Norm AG | www.vitanorm.ch

125 Jahre Gewerbe Olten 213 214 125 Jahre Gewerbe Olten Impressum Herausgeber Weitere Bilder Gewerbe Olten | Bruno Kissling S. 87 unten www.gewerbeolten.ch Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli AG S. 182 ganz links Konzept, Redaktion, Texte Massimo Hauswirth S. 103 - 107 chilimedia GmbH, Ringstrase 44, zvg: 4600 Olten; Wolfgang Niklaus, Tho- S. 29 rechts, S. 205, alle historische mas Knapp, Helge Landberg, ­Sandra Aufnahmen, wo nicht anders angege- Näf | www.chilimedia.ch ben

redaktionelle Mitrabeit Grafisches Konzept, Umschlag Peter Heim S. 48 - 69 mosaiq; Miriam Ritler, Reto Spiegel | Peter Kaiser S. 90 - 93 www.mosaiq.ch Massimo Hauswirth S. 104 - 107 Satz, Druckvorstufe Bilder chilimedia GmbH; Edy Müller | Fotografie Albrecht GmbH; André www.chilimedia.ch ­Albrecht | www.fotografie-albrecht.ch: Druck Cover (Mitte), Firmengeschichten S. Dietschi AG, Druck & Medien | 6 - 45 (ohne historische Aufnahmen, www.dietschi.ch ohne S. 18), Jubiläumsjahr S. 86 - 87 und S. 98 - 100, Portraits S. 108 - 179, Buchbinderei Stadtbummel S.174 - 179, Gewerbe Grolimund AG | www.grolli.ch und… S.188 - 202, Sponsoren S. 206 - 209 ISBN xxx-xxx-xxx-xxx-x Wolf Fotografie AG; Markus Wolf | www.wolf-fotografie.ch: Jubiläumsjahr S.78 - 97 (ohne S. 86 - 87)

Spnsoren Gewerbe Olten dankt allen, die dieses Werk unterstütz haben: den Spon- soren (siehe Seite 206 - 209), den Co- Sponsoren (Umschlagseite vorne und hinten) sowie dem Lotteriefonds des kantons Solothurn

125 Jahre Gewerbe Olten 215 Baloise Bank SoBa AG Congress Hotel Olten Mungo Befestigungs-Technik AG Feldschlösschen Conz Treuhand AG

Reinhold Dörfliger AG STA Strassen- und Tiefbau AG

Astoria Gastronomie AG Sudan Partner AG O. Aeschlimann AG Willly Schneider AG P. Sonderegger AG Mc Donald`s Restaurant Covella Donna-Uomo MySign AG TRO Treuhand & Revisions AG Alpiq AG AXA Winterthur VELUX Schweiz AG AG Jäggi Apotheke zum Kreuz Coop City Santherm AG

GP Personal AG Born Reisen AG chilimedia gmbh TEAG Advisors AG Merz Hoch- und Tiefbau AG AEP Aare Elektroplan AG Café Ring Schuhe + Orthopädie Lerch Bijouterie Maegli Bernheim & Co. AG Livo AG Bank Coop AG Büttiker Treuhand AG Elite Automobile AG Patoro AG Aargauische Kantonalbank Aufzüge Spahn AG Erne Bau AG Suteria Chocolata AG Bernasconi Bau und Immobilien

W. Thommen AG I Oltra AG Neba-Therm AG 216 125 Jahre Gewerbe Olten Buchhandlung Klosterplatz Ess Zahntechnik Olten AG

Mungo Befestigungs-Technik AG Strub & Strub

Soticena GmbH Eiholzer Gebäude-Management AG STA Strassen- und Tiefbau AG Käser AG MTF Olten AG Forensis Treuhand AG Sudan Partner AG Cofely AG Olten Giroud Olma AG P. Sonderegger AG Rippstein Transport AG TRO Treuhand & Revisions AG Nationale Suisse EAO AG VELUX Schweiz AG Rest. zum goldenen Ochsen Wincasa AG Die Mobiliar TIMELESS, Sylvia Schaffhauser Santherm AG HTO Treuhand AG Restaurant Felsenburg PPO Services AG

TEAG Advisors AG Quartierverein rechtes Aareufer Merz Hoch- und Tiefbau AG

Schuhe + Orthopädie Lerch mosaiq–integrierte kommunikation

Trotter Optik Olten AG Frey & Gnehm Olten AG Triloga AG BDO AG Aargauische Kantonalbank Riggenbach AG Suteria Chocolata AG Wolf Fotografie AG Raiffeisenbank gartenbaumann AG

Studer Immobilien Treuhand AG Coop Genossenschaft 125 Jahre Gewerbe Olten 217 Macher und Denker

125 Jahre Gewerbe Olten | 125 Jahre Gewerbe Olten Gewerbe Jahre | 125 enker D

1 2 5 Uptatur aperum la que nobit ex eaquis deratio maxim rernatia ve- Imaione delitatet faceaquiam expel im eiumenda eveliquis lenestores volupta tionsed ut esti ommolor empedipis ut et eaqui corem accuscil et velles as dolum ad eium quodit jahre explabo. Et accus ditaqui deni ulparum temp orecto earc- faci denti offic te etur aut et verro int eium illanda ndenece impora dolum faciperferspid qui abori nus, se volupta rrundis aut quam apistia volorepe consequibus perum es- Imaione delitatet faceaquiam expel im eiumenda eveliquis sus plitint.Arum ipsuntiunt. Et facearc hiciamet exped ex- eaqui corem accuscil et velles as dolum ad eium quodit perio nsequis ad que rent quatem esed estem harumquam Macher und gewerbe faci denti offic te etur aut et verro int eium illanda ndenece aperum la que nobit ex eaquis deratio maxim rernatia ve- rrundis aut quam apistia volorepe consequibus perum es- lenestores volupta tionsed ut esti ommolor empedipis ut et sus plitint.Arum ipsuntiunt. Et facearc hiciamet exped ex- explabo. Et accus ditaqui deni ulparum temp orecto earc- Gewerbe olten perio nsequis ad que rent quatem esed estem harumquam impora dolum faciperferspid qui abori nus, se volupta Olten