Wallmeroder kleine Schriften

Ausgabe 6/2015

Das Herzogliche Amt

www.wallmerod.info

Seite 1 Ehe das Kurfürstentum Trier auf Grund des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 aufgelöst und das auf dem rechten Rheinufer gelegene Trierer Landesgebiet dem Hause Nassau-Weilburg als Entschädigung für dessen verloren gegangenen linksrheinischen Gebietsteile zugesprochen wurde, zählte Wallmerod 36 Häuser und ragte in seiner Bedeutung in keiner Weise über die der Nachbardörfer hinaus. Als im Jahre 1803 die neue Herrschaft für die ehemaligen vier Kirchspiele ein neues Amt einrichtete, erhielt dieses die Bezeichnung ”Amt ". Da in Meudt selbst keine Möglichkeit bestand, die neue Verwaltung unterzubringen, wurde der Amtssitz in belassen. Am 14.März 1818 wurde das Nassauische Medizinaledict erlassen, wodurch für jedes Amt ein Medizinalamt geschaffen werden sollte. Da im Amtsort Meudt kein geeignetes Haus für eine Apotheke vorhanden war, beschloss man die Apotheke in Wallmerod anzulegen und am 02. August 1820 eröffnete der Apotheker Hergt aus Hadamar eine Zweigapotheke in Wallmerod. Ebenfalls im Jahre 1820 erneuerte der Vorstand der Gemeinde Wallmerod das Gesuch den Amtssitz von Montabaur nach Wallmerod zu verlegen. (Posthalter Meurer wird als einer der Initiatoren der geplanten Verlegung und auch als ein Mann dargestellt, ”der es verstand mit den Behörden seine Geschäfte zu machen”.) Im Jahre 1829 war es endlich soweit: Amtmann Panthel in Montabaur wurde aufgetragen ein neues Amtsgebäude in Wallmerod zu errichten. Im selben Jahre wurde der Apotheker Heinzemann zum Apotheker für das Medizinalamt Meudt ernannt und hiermit die Apotheke in Wallmerod selbstständig und somit Amtsapotheke.

Am 8. September 1831 wurde im Nassauischen Verordnungsblatt bekanntgemacht:

"Nachdem die Verlegung des Sitzes des Amtes Meudt von Montabaur noch Wallmerod nach daselbst stattgefundener Errichtung der nötigen Gebäude nunmehr vollzogen worden ist, so wird solches hierdurch mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, dass dieses Amt höchster Entschließung zufolge nicht mehr den Namen 'Herzogliches Amt Meudt', sondern 'Herzogliches Amt Wallmerod' führen soll."

Im Frühjahr 1832 war das Amtshaus fertiggestellt, und am 12. September 1832 hielt der erste Wallmeroder Amtmann Magdeburg darin den ersten Amtstag des Amtes Wallmerod ab.

Überall besinnen sich Menschen auf die Geschichte ihrer Familien, Dörfer und Städte und versuchen, Vergessenes und Verlorenes wieder ans Tageslicht zu holen. Das haben wir auch für Wallmerod und seine nächste Umgebung vor. Darum erscheinen in unregelmäßiger Folge die „Wallmeroder Kleine Schriften“.

Seite 2 Es wird immer wieder fälschlich behauptet, dass Graf Karl Wilderich von Walderdorff 1831 Wallmerod zum Amtssitz gemacht haben soll. --- Graf Karl Wilderich von Walderdorff wurde 1799 geboren und verbrachte seine Kindheit bis zum elften Lebensjahr in Eltville bei seinen Eltern. Von 1810 bis 1814 besuchte er die französische Militärschule und von 1815 bis 1819 die Universitäten Göttingen und Heidelberg. Von 1819 bis 1821 machte er größere Reisen nach Süddeutschland und Italien. 1823 heiratete er und sein Vater trat ihm die Verwaltung der Familiengüter ab, deren Zustand seine volle Tätigkeit in Anspruch nahm. Erst 1828 nach dem Tod seines Vaters nahm er seinen dauernden Aufenthalt auf Schloss und nur zögerlich seinen Sitz auf der Herrenbank, der nassauischen Ständeversammlung, ein. 1834 wurde er leitender Staatsminister. Allgemeine Deutsche Biographie 40. Band 1896

Da bereits vor 1820 die Weichen für den Amtssitz Wallmerod gestellt waren, kann Graf Karl Wilderich von Walderdorff keinen Einfluss auf diese Entscheidung ausgeübt haben.

Dass sich die Verlegung des Amtes nach Wallmerod für das Dorf günstig auswirkte, steht außer Frage. Daran änderte auch nichts die im Jahre 1848 vorgenommene Trennung der Verwaltung von der Justiz, durch die die Verwaltungsgeschäfte an das Kreisamt in Hadamar verwiesen wurden, während in Wallmerod nur das Justizamt verblieb. Diese Trennung der beiden Gewalten währte im übrigen nicht lange, denn 1854 kam auch die Verwaltung wieder nach Wallmerod zurück. Als das Herzogtum Nassau im Kriege 1866 seine Selbständigkeit an Preußen verlor, wurden schon im folgenden Jahre neue Landkreise unter Landräten geschaffen. Wiederum wurde die Rechtspflege von der Verwaltung getrennt, und das Amt Wallmerod wurde ein untergeordneter Verwaltungsbezirk des neu gebildeten Unterwesterwaldkreises mit dem Sitz in Montabaur. Das Gericht erhielt die Bezeichnung ”Preussisches-Amtsgericht Wallmerod" und wurde dem Landgericht unterstellt. Es verblieb in dem alten Amtsgebäude bis 1966. Quelle: Wallmerod und seine neue Kirche von Albert Reusch, Chronik von Meudt

Auf der folgenden Seite sind die Ortschaften des Amtes Wallmerod aufgeführt mit Anzahl der Häuser, Familien und Einwohner aus dem Jahr 1840. Weitere Information unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Amt_Wallmerod

Seite 3 Verbands- Häuser Familien Einwohner Damals Heute gemeinde 1840 1840 1840 Wallmerod Wallmerod Wallmerod 67 105 478 Arnshöfen Arnshöfen Wallmerod 19 28 121 Berod Berod Wallmerod 53 93 326 Bilkheim Wallmerod 34 47 214 Blaumhöfen [Gem. ] Niedersayn Selters - - - Brandscheid Brandscheid 28 44 175 Dahlen Meudt Wallmerod 31 38 216 Düringen Wölferlingen Selters 15 22 91 Ehringshausen Meudt Wallmerod 12 27 108 Eisen Meudt Wallmerod 27 34 169 Elben Westerburg - - - Elbingen Wallmerod 35 40 195 Ettinghausen Ettinghausen Wallmerod 26 33 161 Etzelbach [Gem. Arnshöfen] Arnshöfen Wallmerod - - - Ewighausen Selters 37 55 216 Girkenroth Westerburg 49 67 306 Girod Girod Montabaur 59 71 347 Görgeshausen Görgeshausen Montabaur 55 73 306 Goldhausen Ruppach-Goldhausen Montabaur 23 28 157 Großholbach Großholbach Montabaur 59 78 360 Guckheim Westerburg 59 77 338 Härtlingen Härtlingen Westerburg 31 40 227 Hahn Hahn Wallmerod 63 81 332 Haindorf [Gem. Obersayn] Westerburg - - - Heilberscheid Montabaur 84 101 383 Herschbach Herschbach Wallmerod 65 88 413 Himburg [Gem. Rothenbach] Rothenbach Westerburg - - - Hundsangen Wallmerod 139 192 815 Kaden Kaden Westerburg 39 49 243 Karnhöfen [Gem. Niedersayn] Niedersayn Selters - - - Kleinholbach Girod Montabaur 32 43 182 Kölbingen Kölbingen Westerburg 53 83 340 Kuhnhöfen Kuhnhöfen Wallmerod 17 17 102 Langwiesen [Gem. Dahlen] Meudt Wallmerod - - - Lochheim [Gem. Herschbach] Herschbach Wallmerod - - - Mähren (auch: Mern) Mähren Wallmerod 27 43 158 Meisenburger Hof [Gem. Arnshöfen] Arnshöfen Wallmerod - - - Meudt Meudt Wallmerod 116 185 734 Mittelahr [Gem. ] Niederahr Wallmerod - - - Möllingen [Gem. Kölbingen] Kölbingen Westerburg - - - Molsberg Molsberg Wallmerod 74 103 468 Hof Neuroth [Gem. Bilkheim] Bilkheim Wallmerod - - - Nentershausen Nentershausen Montabaur 113 168 693 Niederahr Niederahr Wallmerod 64 82 383 Niedererbach Montabaur 57 76 349 Niederhahn [Gem. Hahn] Hahn Wallmerod - - - Niedersayn Niedersayn Selters 40 47 247 Nomborn Montabaur 70 89 440 Oberahr Wallmerod 55 77 317 Obererbach Obererbach Wallmerod 41 50 224 Oberhausen Wallmerod 22 32 128 Obersayn Rothenbach Westerburg 29 40 176 Pfeifensterz [Gem. Rothenbach] Rothenbach Westerburg - - - Pütschbach Dreikirchen Wallmerod 39 57 228 Roth [Gem. Salz] Salz Wallmerod - - - Rothenbach Rothenbach Westerburg 55 71 283 Ruppach Ruppach-Goldhausen Montabaur 36 54 248 Sainerholz Ötzingen 25 45 173 Sainscheid Westerburg Westerburg 30 45 173 Salz Salz Wallmerod 92 136 562 Schönberg [Gem. Kölbingen] Kölbingen Westerburg - - - Sespenrod (Sespenroth) 1853 ausgewandert Montabaur 13 16 63 Steinefrenz Wallmerod 55 84 320 Wahnscheid [Gem. Herschbach] Herschbach Wallmerod - - - Weidenhahn Selters 52 56 304 Weltersburg Westerburg 35 48 179 Weroth Wallmerod 32 46 188 Hof Westert [Gem. Härtlingen] Härtlingen Westerburg - - - Hof Witzelbach [Gem. Härtlingen] Härtlingen Westerburg - - - Wörsdorf [Gem. Guckheim] Guckheim Westerburg - - - Zehnhausen Zehnhausen Wallmerod 21 30 129

Impressum: Die „Wallmeroder kleinen Schriften“ erscheinen in unregelmäßiger Folge. Herausgeber sind Alexander Eilberg und Heinrich Meissner, in 56414 Wallmerod.

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