Zusammenfassung Und Schlussfolgerungen I
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Zusammenfassung und Schlussfolgerungen I. Vorgehen und Ergebnisse Die vorliegende Arbeit hat die Rolle der Standards und Normen für die Realisierung der Inves- titionsvorhaben in Russland veranschaulicht. Von diesem Standpunkt aus und auf Basis von Anforderungen der normativ-rechtlichen Dokumente Russlands und der Eurasischen Wirt- schaftsunion wurde eine strukturierte Vorgehensweise zum Management von Investitionsvor- haben in Russland erarbeitet und auf Optimierungspotenziale eingegangen. 1. Um die Einführung in die Problematik der Technischen Regulierung zu erleichtern, wurden die Prozesse der Standardisierung historisch in ihrer Entwicklung und gleichzeitig global untersucht und erfasst. Dabei ergab sich, dass die Themen der Standardisierung einen über- greifenden und universellen Charakter haben, dass sie einen natürlichen, „evolutionären“ Prozess in jeglicher Entwicklung darstellen und dass diese Prozesse zu der Ordnung und demzufolge zur Effizienz und der Optimierung der betreffenden Verfahren beitragen. 2. Auch das Gebilde einer Wirtschaftsunion wurde von einem historischen und globalen Standpunkt her analysiert und viele Parallelen zu politischen und wirtschaftlichen Entwick- lungen diverser Regionen, u. a. auch Europa, gezogen. Auf diese Weise relativierte sich das „Fremde“ in dem Begriff und den Prozessen der Technischen Regulierung in der Zollunion zwischen Russland, Weißrussland und Kasachstan und dem herrschenden Missverständnis vieler Anlagenbauer und Hersteller in Bezug auf regulierende Prozesse in Russland konnte entgegengewirkt werden. 3. Ein zentraler Punkt bei der Vorbereitung der Untersuchungsabläufe in einem Investitions- vorhaben in Russland war die Strukturierung des normativ-rechtlichen Wesens. In diesem Zusammenhang wurden alle normativ-rechtlichen Dokumente, die für die Gestaltung der Investitionsprojekte in Russland relevant sind, in ihrer Ganzheit und ihrer Spezifik identifi- ziert und charakterisiert. Weitere Untersuchungen galten den Beziehungen dieser Doku- mente zueinander und ihrer Hierarchie. Dabei wurde festgestellt, dass die Menge der herr- schenden normativ-rechtlichen Dokumente einer eigenen Standardisierung bedarf, denn die semantischen Unterschiede werden nicht immer lexikalisch wiedergegeben und umgekehrt. Außerdem war es in der Arbeit notwendig, eine eigene Definition der Begriffe für normativ- rechtliche Dokumente vorzunehmen, um auf diese Weise die semantische und lexikalische Übereinstimmung der Begriffe in der geschriebenen (deutschen) und in der Originalsprache zu erreichen. 4. Den Hauptteil der Forschungsarbeit bildete der Investitionsprozess selbst, und zwar in sei- ner Gesamtheit: von der Erstplanung über die Konformitätsbewertung der einzelnen Pro- dukte bis zur Inbetriebnahme einer kompletten Anlage. Anhand der vorhandenen Vorschrif- ten wurden alle Etappen eines Investitionsprojektes in einzelne Schritte zerlegt und die © Springer Fachmedien Wiesbaden 2016 J. Krause, Regulierung von Investitionsprojekten in Russland, DOI 10.1007/978-3-658-15294-9 276 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Inhalte auf Basis der normativ-rechtlichen Dokumente dargestellt. Bei der Charakterisie- rung einzelner Schritte lag das Augenmerk auf Unterschieden zu Vorgehensweisen im internationalen Anlagenbau, um die Besonderheit der Prozesse in der Zollunion hervorzu- heben. Die Struktur der Planungsunterlagen für russische Projekte wurde erfasst und auf einige ausgewählte und besondere Punkte, die im Rahmen einer standardmäßigen europäi- schen Projektierung fehlen oder nur am Rande ausgearbeitet werden, näher eingegangen. Die Beziehung interner und externer Parteien im Rahmen einer Projektierung wurde ver- deutlicht, um ein Projektierungsvorhaben als eine Einheit und ein Ganzes darzustellen und diese Sicht auf die Projektierungsprozesse bei den Beteiligten zu verankern. 5. Die Konformitätsbewertung der technischen Erzeugnisse in der Zollunion wurde in Bezug auf die für Anlagenbauer chemischer und erdölverarbeitender Industrie relevanten Techni- schen Reglements der Zollunion/Eurasischen Wirtschaftsunion, wie Maschinensicherheit, Druckgeräte, explosionsgeschützte Ausrüstung sowie Niederspannung und EMV, unter- sucht und dargestellt. Dabei ging es um konkrete Anforderungen, die die oben erwähnten Technischen Reglements an die Dokumentation und Kennzeichnung stellen. Die Arten der Konformitätsbewertungen wurden dargestellt, um die Missverständnisse zwischen solchen Formen, wie Deklaration und Zertifikat, auszuräumen. Es erfolgte eine Gegenüberstellung der in den letzten Jahren mehrmals geänderten Formen der Konformitätsbewertungsdoku- mente, um den Anlagenbauern und Herstellern eine eindeutige Identifizierung der jeweili- gen Dokumente an die Hand zu geben. Die wichtigsten Eckpunkte für eine qualitative Aus- wahl der Zuliefererkomponenten wurden als praktische Hilfe für konkrete Handlungen erfasst. 6. Die Arbeit ging auf den wichtigsten Unterschied im Wesen der Technischen Reglements und der Standards ein: Während die durch Föderalgesetze verabschiedeten Technischen Reglements einer obligatorischen Anwendung unterliegen, hat sich die Natur der Standards – von verpflichtend zu freiwillig anzuwendenden Dokumenten geändert – im Zuge der Reform der Technischen Regulierung. Somit bilden die Standards nur die zur Wahl stehen- den Möglichkeiten, um die Anforderungen der Technischen Reglements umzusetzen. 7. Die notwendigen Zulassungen für die Montagearbeiten und diverse Expertisen, Kontrollen und Prüfungen für die Inbetriebnahme der einzelnen Komponenten der Anlage bilden die wesentlichen Säulen der letzten Etappe der Projektrealisierung. Während die Fragen der Technischen Regulierung für die einzelnen Produkte und somit das Inverkehrbringen tech- nischer Erzeugnisse auf der Ebene der Zollunion – und seit dem 1. Januar 2015 der Eurasi- schen Wirtschaftsunion – gelöst werden, stellte sich heraus, dass in Bezug auf den Betrieb der kompletten Anlagen und damit verbundener Prozesse der Zulassungen für Industriesi- cherheit keine einheitlichen Regeln und Vorschriften auf dieser übergeordneten Ebene beschlossen oder vorhanden sind. Somit bedarf die Genehmigung der Anlagen für die Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 277 Inbetriebnahme in jedem Land der Eurasischen Wirtschaftsunion einer eigenen Vorgehens- weise. 8. Diskussionsthemen des Im letzten Teil der Arbeit wurde zuerst auf waren die mögliche Zukunft der Zollunion, deren Vorteile für Investitionsprojekte, aber auch Auswirkungen der politischen Ereignisse der letzten Jahre, hervorgerufen durch die Ukraine-Krise, eingegan- gen. Die Stimmungen variieren je nach der konkreten Situation oft und tendierten in ver- schiedene Richtungen. Man hofft jedoch, dass die moderne Gesellschaft des 21. Jahrhun- derts, geprägt von Erfahrungen und ausgestattet mit zahlreichen diplomatischen Möglich- keiten, Krisen auf friedliche und für alle Seiten zufriedenstellende Art lösen kann. Es ist auch mein Anliegen gewesen, die Prozesse der Technischen Regulierung in Russland und in der Wirtschaftsunion, im Gegensatz zur herrschenden Meinung über eine „Abschottung“ der russischen Wirtschaft, als Instrument der Marktöffnung zu veranschaulichen und mit Prozessen der Harmonisierung der Normen auf einem internationalen Niveau zu belegen. 9. Der Prozess der Technischen Regulierung kann als Compliance-Instrument hervorgehoben und seine Rolle und die Bedeutung von der obersten Ebene der Staatsverwaltung auf die kleineren Einheiten – die Unternehmen selbst – projiziert werden. Demzufolge ist die Tech- nische Regulierung nicht als eine „Hürde mit Normen zum Erfüllen“, sondern als eine „Anleitung zur Gestaltung“ anzusehen. 10. Einige praktische Themen der Vertragsgestaltung mit russischen Kunden und des Doku- mentationsmanagements für Investitionsprojekte in Russland runden das Kapitel ab. Dabei werden diese Themen mit zahlreichen anschaulichen Beispielen „verwendungsgerecht“ dargestellt und können als praktische Hilfe genutzt werden. 11. Eine Reihe praxisbezogener Hinweise in Form von ausgearbeiteten Checklisten, Fragenka- talogen, Übersichtstabellen und Übersichtsschemata, Beispielen und Mustern für diverse Dokumente bilden einen wesentlichen Kernpunkt der praktischen Bedeutung der Arbeit. Neben den Übersichten zu den zu erstellenden und zu liefernden Dokumenten und deren Inhalten wurde in Bezug auf die explosionsgeschützte Ausrüstung ein Vergleich unter- schiedlicher, diese Art von Ausrüstung kennzeichnender Parameter zwischen dem interna- tionalen, europäischen, veralteten russischen und dem modernen Zertifizierungssystem der Eurasischen Union gezogen. Diese Gegenüberstellung kann auch als Basis für weitere ver- gleichende Analysen der Zulassungssysteme für Maschinen, Druckgeräte oder Elektroaus- rüstung dienen. Am Anfang ein eher zäher Prozess, hat die Technische Regulierung in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung gewonnen – per 14. April 2015 beträgt die Anzahl der verabschiedeten 278 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Technischen Reglements 58 in Russland775 und 34 in der Zollunion776. Durch eine Reihe von Föderalgesetzen und Technischen Reglements wurde eine neue Grundlage für die zeitgemäße, marktwirtschaftlich orientierte und an das europäische Rechtssystem angepasste, aber russische Besonderheiten berücksichtigende Wirtschaft geschaffen. Trotz vieler anfänglichen Kritiken in Bezug auf die Undurchlässigkeit und Widersprüchlichkeit der herrschenden normativ-rechtli- chen Dokumente in Russland gewinnt die größte Herausforderung für den Gesetzgeber und Anwender klare