WALD NATUR SCHUTZ

Ein Streifzug durch die Wälder 1991–2011 der Schrobach-Stiftung

20 Jahre Kurt und Erika Schrobach-Stiftung 2 3

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Zwanzig Jahre Kurt und Erika Schrobach-Stiftung bieten im Internationalen Jahr der Wälder den willkommenen Anlass, Einblicke in das Wirken der Stiftung im Waldnaturschutz zu geben.

Auf derzeit etwa 1 000 Hektar Waldflächen entwickeln sich vorher forstwirt- schaftlich genutzte Bestände zu Naturwäldern. Dieser Prozess ist in vielen Gebieten inzwischen weit fortgeschritten. Waldbestände aus heimischen Baum- arten verschiedener Altersstadien einschließlich der artenreichen Zerfallsphase machen bereits erhebliche Flächenanteile der Stiftungswälder aus.

Allen Unterstützern und Helfern sei an dieser Stelle herzlich gedankt!

Kurt Schrobach lagen Wälder sehr am Herzen, besonders naturnahe, urtümliche und vielfältige. Folgen wir seinem Beispiel auf Streifzügen durch die Wälder seiner Stiftung.

Herzlich Ihre Dr. Cordelia Wiebe

Geschäftsführerin Kurt und Erika Schrobach-Stiftung 4

Inhalt

20 Jahre Schrobach-Stiftung: Vom Beginn bis heute ...... 5 Waldnaturschutz: Global bis regional ...... 8 Wald als Selbstzweck...... 9 Kleine Waldkunde ...... 10 Die Wälder der Schrobach-Stiftung ...... 12 Wege zum Naturwald...... 14 Waldmonitoring ...... 18 »Naturschutz-Nutzung« in unseren Wäldern ...... 20 Neue Wälder...... 23 Spezielle Artenschutzprojekte ...... 24 Wege in unsere(n) Wälder(n) ...... 25 Fünf Gründe, die Wälder der Schrobach-Stiftung kennenzulernen ...... 26 Tiere und Pflanzen in den Stiftungswäldern: Einige Beispiele ...... 29 Streifzug durch Aukruger Wälder ...... 32 Rundgang durch die Fröruper Berge ...... 35

Anhang: 12 Jahre Waldentwicklung im Fröruper Holz ...... 38 Dank ...... 47 Impressum ...... 48 5

20 Jahre Schrobach-Stiftung: Vom Beginn bis heute

»Ich will der Natur mit Zinsen zurückgeben, was ich ihr als Spediteur habe neh- men müssen« war ein Leitspruch von Kurt Schrobach. Als naturverbundener und verantwortungsvoller Mensch betrachtete er den fortschreitenden Landschafts- wandel und den Rückgang an Pflanzen und Tieren, die in seiner Kindheit noch häufig gewesen waren, mit zunehmender Sorge. Daraus entstand sein Wunsch, Kurt und Erika Schrobach einen eigenen und nachhaltigen Beitrag zum Erhalt der Natur in ihrer Vielfalt zu leisten. Zum Zeitpunkt seines Ausscheidens als Teilhaber des Unternehmens E. Mordhorst Internationale Spedition KG fasste er zusammen mit seiner Frau Erika den Entschluss, selbst aktiv zu werden und eine eigene Naturschutz-Stif- tung zu gründen. Im Februar 1991 wurde die Kurt und Erika Schrobach-Stiftung als gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts vom Innenminister des Landes Schleswig-Holstein genehmigt.

Damit begann eine arbeitsreiche Zeit, in der als erstes die Wiedervernässung der Pohnsdorfer Stauung bei Preetz in Angriff genommen wurde. In diesem Projekt konnte nicht nur ein großes, landschaftlich besonders schönes Feuchtgebiet re- naturiert werden, es wurden auch wertvolle Erkenntnisse gewonnen, die für den weiteren Werdegang der Stiftung entscheidend waren. Neben Erfahrungen in der Organisation und Abwicklung von Naturschutzprojekten wurde in der Zusammen- arbeit mit Gleichgesinnten und Betroffenen ein Markenzeichen der Schrobach- Stiftung geprägt: Naturschutzziele in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit Landeigentümern, Vereinen, Verbänden und Kommunen umzusetzen.

Bei den folgenden Projekten der Schrobach-Stiftung, die Kurt Schrobach teilweise noch selbst initiieren konnte, kam ein weiterer Grundsatz hinzu: Die Verankerung in der Region. Mit der Gründung des Naturschutzvereins Obere Treenelandschaft wurde der Prototyp der heutigen »Lokalen Aktionen« geschaffen. Diese zeich- nen sich unter anderem dadurch aus, dass sie neben Naturschutzzielen auch 6

die Belange der Kommunen, des Tourismus sowie der Land- und Forstwirtschaft berücksichtigen.

Ein Meilenstein war der Beginn des Naturschutzgroßprojektes Obere Treene- landschaft im Jahr 2000. In einem Kerngebiet von 2 000 Hektar um die Fröruper Berge hat die Landschaft seither erheblich an Naturnähe gewonnen: Viele große, reich strukturierte Weidelandschaften sind entstanden, entwässerte Moore wurden vernässt, die Entwicklung naturnaher Wälder wurde eingeleitet. Ne- ben diesem Bundesprojekt hilft die Stiftung in mehreren weiteren Gebieten im Rahmen Lokaler Aktionen des Landes, die europäischen Vorgaben Natura 2000 7

und Wasserrahmenrichtlinie umzusetzen. Mit der Unterstützung des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege bei der Gründung einer Koordinierungsstelle in Schleswig-Holstein und der daraus hervorgegangenen Artenagentur hat die Schrobach-Stiftung 2007 ein weiteres Mal Neuland betreten, um dem Natur- und Artenschutz im Land noch größere Schlagkraft zu verleihen. Inzwischen werden auch eigene landesweite Projekte im Rahmen des Artenschutz- bzw. Moorschutz- programms des Landes Schleswig-Holstein durchgeführt.

Im Laufe der Jahre hat sich die Schrobach-Stiftung zur größten privaten und gleichzeitig im ganzen Land tätigen Naturschutz-Stiftung entwickelt. Sie verfügt heute über ca. 2 400 Hektar Fläche, die ausschließlich dem Schutz der Natur gewidmet sind. Dem Wunsch der Stifter entsprechend liegt der Schwerpunkt auf bodenständigen Lebensräumen, die die Natur hier selbst ohne Zutun entstehen lassen würde und die auch ohne den Menschen und ohne Pflege auf unabsehbare Zeiten Bestand haben können. Von besonderem Stifter-Interesse waren daher Moore, Fließ- und Stillgewässer und natürlich Wälder.

Dass Wälder im Jahr des 20-jährigen Bestehens der Kurt uns Erika Schrobach- Stiftung den größten Teil der Flächen einnehmen, ist gewiss ein großer Erfolg im Sinne des Stifterwunsches. Die Erkenntnis von Kurt Schrobach, sich inten- siv um Erhalt und Entwicklung naturnaher Wälder bemühen zu müssen, findet inzwischen weltweite Übereinstimmung, wie das Internationale Jahr der Wälder zeigt. Dies ist ein guter Anlass, über die Wälder der Schrobach-Stiftung und ihre Entwicklung einmal ausführlich zu informieren. 8

Waldnaturschutz: Global bis regional

Aus gutem Grund haben die Vereinten Nationen 2011 zum Internationalen Jahr der Wälder erklärt. Ziel ist es, auf die globa- le Bedeutung der Wälder hinzuweisen und die besondere Verant- wortung für diese Ökosysteme weltweit ins Blickfeld zu rücken.

Als wichtige Sauerstoff-Lieferanten ermöglichen Wälder das Le- ben auf unserem Planeten. Darüber hinaus erfüllen sie mannig- faltige Funktionen: Sie haben große wirtschaftliche Bedeutung, da sie den Rohstoff Holz liefern und Arbeitsplätze schaffen. Für den Ressourcen- und Klimaschutz sind sie durch die Bereitstel- Wenn man nur einmal bedenkt, dass lung von nachwachsenden Energieträgern und Nutzholz ebenso • fast alle heimischen Fledermausarten auf strukturreiche, na- wie durch ihre große Speicherfunktion für Stoffe wie Kohlendi- turnahe Wälder und Gehölze angewiesen sind, oxid bedeutsam. Zudem dienen sie der Erholung von Menschen • Laubwälder Lebensraum vieler Pflanzenarten sind, deren und sind als Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere für Verbreitung auf Europa beschränkt ist und die mit einem be- den Naturschutz von unschätzbarem Wert. deutenden Anteil ihrer Populationen in Schleswig-Holstein siedeln, In den vergangenen Jahrzehnten wurde weltweit ein großer Teil • unbeeinflusste Böden sehr alter Waldstandorte bis zu 12 des Waldes vernichtet, mit fatalen Folgen für das Weltklima, die Tonnen Pilz-Biomasse je Hektar enthalten können und diese Bevölkerung und die gesamte Umwelt. Pilzgeflechte somit riesige Speicher von Kohlenstoff, Stick- stoff und Phosphor darstellen, Für den Naturschutz im globalen Zusammenhang spielen die • sehr alte Laubwälder bis zu 900 Großpilzarten auf 1 000 m2 Wälder in Schleswig-Holstein eine eher untergeordnete Rolle: beinhalten können, Nur 10 % des Landes sind mit Wald bedeckt. Aber schon im euro- • dass aber der Holzeinschlag auch in bislang wirtschaftlich päischen Rahmen sind Schleswig-Holsteins Wälder von großem uninteressanten Wäldern rasant ansteigt, gerade auch der Schutzinteresse. Für verschiedene Typen von Buchenwäldern, Einschlag alte Laubbäume, bodensaure Eichenwälder, Eichen-Hainbuchenwälder sowie dann wird bereits deutlich, wie wichtig der Einsatz für den Auen- und Quellwälder wurden im Rahmen des europäischen Schutz heimischer Wälder und für den Erhalt ihrer Arten- und Netzwerkes Natura 2000 Schutzgebiete ausgewiesen. Lebensraumvielfalt gerade auch in Schleswig-Holstein ist. 9

Wald als Selbstzweck

Der Natur ein Stück zurückgeben zu wollen bedeutet bei konsequenter Überlegung sehr viel mehr, als es auf den ersten Blick erscheint. Grundsätzlich stehen bei dieser Betrachtung nicht wir Menschen im Vordergrund, sondern ausschließlich die Natur selbst. Ohne wirtschaftlichen Nutzen oder zu einem anderen Vorteil des Menschen soll sie um ihrer selbst Willen dauerhaft erhalten werden. Für unsere Wälder heißt das, zuschauen und geschehen lassen, ohne die Entwicklung steuern oder gar Geld verdienen zu wollen.

Wir sehen uns eher als Gäste in einem unendlich komplexen Lebensraum voller Wechselwirkungen und Netzwerke, der tief im Wurzelgeflecht beginnt und über den Wipfeln der Bäume endet. Allein aufgrund der unübersehbaren Fülle von beteiligten Organismen wird er niemals vollständig von uns zu erfassen sein.

Im Vertrauen darauf, dass wir die natürlichen Prozesse getrost ablaufen lassen können, sehen wir unsere Aufgabe lediglich darin, diesen Lebensgemeinschaften so viel Raum zur Verfügung zu stellen, dass sich möglichst vielfältige, natürlicher- weise hier zu erwartende Systeme entwickeln können. Die Schrobach-Stiftung will also nicht mehr sein als der Wegbereiter und Garant dafür, dass solche Prozesse in Schleswig-Holstein ablaufen können. Unsere Ziele orientieren sich ausschließlich daran, den komplexen Lebensgemeinschaften unserer Wälder Entwicklungsmöglichkeiten und Schutz zu geben. Dafür wird die Stiftung lang- fristig Mittel zur Verfügung stellen. 10

Kleine Waldkunde

Natürliche Wald-Ökosysteme – Urwälder genannt – zeichnen sich durch ein vom Menschen unbeeinflusstes Werden und Ver- gehen der vielfältigen Lebensgemeinschaften in und auf völlig ungestörten Böden aus. Da keine Holznutzung stattfindet, ist der Anteil von Alt- und Totholz häufig sehr hoch. Gerade das Absterben und die langsame Zersetzung von Holz sind für den Artenreichtum eines Waldes essentiell. Alte und absterbende Bäume sind Lebensraum, Substrat und Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl von Organismen, allen voran Pilze, die in alten Wäldern ihre größten Artenzahlen erreichen. Spezialisierte Fruchtkörper des Zunderschwamms Tierarten wie holzzersetzende Käfer sind darauf angewiesen, andere wie höhlenbrütende Vogelarten oder Waldfledermäuse profitieren von den entstehenden Hohlräumen und Spalten Eremit – holzzersetzende Käferart sehr alter Laubbäume alter Bäume. Natürliche »Katastrophen« wie Windwürfe oder sogar Brände sind für Urwälder zudem nicht ungewöhnlich und schaffen Lichtungen für neue Waldgenerationen.

Im dicht besiedelten Schleswig-Holstein gibt es derartige Wäl- der schon deshalb nicht, weil der Mensch die Landschaft seit Jahrtausenden geformt hat. Die Böden wurden entwässert, durch Ackerbau verändert und durch Wege zerschnitten, die Wälder sind häufig klein und damit Randeinflüssen unterworfen. Auch bei der Wahl der Baumarten und deren Herkunft hat der wirt- schaftende Mensch seit langer Zeit seine Hand im Spiel.

Die meisten Wälder Schleswig-Holsteins sind Wirtschaftswäl- der, in denen die Holznutzung im Vordergrund steht. Sie unter- scheiden sich je nach Art und Intensität der Bewirtschaftung 11

und der gepflanzten Baumarten. Wo unter rein wirtschaftlichen stände mit langer ökologischer Systemkontinuität sind, die für Aspekten Plantagen angelegt wurden, wachsen sehr naturferne den Schutz der Biodiversität eine besondere Bedeutung haben. Bestände. Sofern eine naturverträgliche, nicht allzu intensive Sie zählen häufig zu den sogenannten »Hotspots« der Artenviel- Nutzung stattfindet und größtenteils auf heimische Baumarten falt im Lande und weisen oft Arten auf, für deren bundes- oder gesetzt wird, kann es sich dagegen bei Wirtschaftswäldern um sogar weltweiten Erhalt Schleswig-Holstein eine besondere sehr wertvolle und artenreiche Ökosysteme handeln, die unsere Verantwortung hat. Man erkennt historisch alte Wälder an be- Landschaft bereichern und gleichzeitig als Lieferant von Holz stimmten Zeigerarten, zu denen in erster Linie Pilze zählen, dienen. Einer der wesentlichen Unterschiede zu ungenutzten deren »Reliktmyzele« in ungestörten Böden bis zu tausenden Wäldern ist der deutlich geringere Anteil an Alt- und Totholz von Jahren alt sein können. Besonders typische, historisch alte durch die Ernte hiebreifer Bäume. Das nutzungsbedingte Be- Wälder sind hier im Lande Au- und Quellwälder, die zu den ar- fahren des Waldbodens kann zudem Veränderungen der Boden- tenreichsten Waldformen zählen. strukturen bewirken. Häufig werden auch Bodenbearbeitungen und Entwässerungs- Zartes Keulchen – Zeigerart historisch alter Wälder maßnahmen durchgeführt, um Pflanzung und Holzernte z. B. in feuchten Bereichen überhaupt zu ermöglichen.

Ein Großteil der heutigen Wälder wur- de in vergangenen Zeiten als landwirt- schaftliche Fläche genutzt und z. B. durch Pflügen verändert. Waldstandorte, die seit der Wiederbewaldung nach der letz- ten Eiszeit keine wesentliche Änderung durch menschliches Eingreifen erfahren haben, gibt es in Schleswig-Holstein nur an sehr wenigen Stellen. Selbst Wälder, die seit mehr als 200 Jahren weder kom- plett abgeholzt noch in offenes Acker- und Weideland umgewandelt wurden, sind selten. Sie werden als historisch alte Wälder bezeichnet. Zahlreiche Un- tersuchungen belegen, dass es diese Be- 12

Die Wälder der Schrobach-Stiftung

Nordfriesland Die Bandbreite der Stiftungswälder reicht von großen zusam- Flensburg menhängenden Gebieten bis zu einzelnen Waldpar- zellen. Die meisten Bestände liegen innerhalb größerer Gebietskulissen, in denen Schleswig- nationale und internatio- Flensburg nale Naturschutzziele umgesetzt werden. Sie sind häufig Rendsburg- eng verzahnt mit Eckernförde Kiel Plön Offenland-Biotopen, die ebenfalls für den Natur- schutz gesichert wurden. Neu- mün- Hierzu zählen die Wälder ster in der Oberen Treeneland- schaft ebenso wie diejenigen im Gebiet der Mittleren Treene,

Lübeck im Naturpark und in der Leezener Au-Niederung. Hinzu kom-

Verteilung der Stiftungswälder men wiedervernässte und neu in Schleswig-Holstein gepflanzte Waldbestände in Herzogtum (Stand: August 2011) Lauenburg der Pohnsdorfer Stauung und an der Kielstau sowie verschie- Bestand > 300 ha dene Wälder, die im Rahmen unterschiedlicher Landesprogram- Bestand > 100 ha me gesichert wurden. Neben erworbe- nen Flächen handelt es sich dabei auch um Bestand > 10 ha langfristig gepachtete Bestände mit grund- Bestand < 10 ha buchlicher Absicherung des Naturschutzziels. 13

bereits stillgelegter Projektgebiet Kreis Teilgebiet / Bezeichnung ha Schutzstatus Naturwald Fröruper Berge Natura 2000, z.T. NSG überwiegend Obere Schleswig-Flensburg Wälder an der Treene >300 z.T. Natura 2000 teilweise Treene-Landschaft weitere Wälder z.T. Natura 2000 teilweise Kielstau Schleswig-Flensburg Auwald >10 z.T. Natura 2000 vollständig Pobüller Bauernwald Natura 2000, z.T. NSG teilweise Walder in Süderhackstedt Natura 2000 überwiegend Mittlere Treene Schleswig-Flensburg >100 Wälder in Lürschau teilweise weitere Wälder z.T. Natura 2000 Rendsburg-Eckernförde Boxberg Natura 2000 teilweise Rendsb.-Eck., Steinburg Wälder um Waldhütten Natura 2000 teilweise Rendsburg-Eckernförde Wald am Glasbek Natura 2000 überwiegend Naturpark Aukrug Rendsb.-Eck., Steinburg Wälder an der Bünzau >300 teilweise Wälder im südlichen Steinburg Natura 2000 teilweise Aukrug Rendsburg-Eckernförde weitere Wälder teilweise Bruchwald, Auwald, Pohnsdorfer Stauung Plön >10 vollständig Mischwald Bruchwald/ Klein Kühren Plön <10 vollständig Niedermoorschutz Bruchwald in Grebin/ Schwartau-Schwentine Plön <10 überwiegend Niedermoorschutz Leezener Au-Niederung Segeberg Feucht- und Hangwälder >10 Natura 2000 teilweise Schleswig-Flensburg Sterup vollständig Süderhöft überwiegend Rendsburg-Eckernförde Hütten überwiegend Landesweites ges. Artenhilfsprojekt Rendsburg-Eckernförde Deutsch-Nienhof vollständig >40 Fledermäuse Rendsburg-Eckernförde Beringstedt überwiegend Segeberg Braak vollständig Segeberg Fredesdorf vollständig 14

Wege zum Naturwald

Die Aktivitäten der Schrobach-Stiftung im Waldnaturschutz zielen auf die Entwick- lung möglichst vollständiger Ausschnitte ungestörter Wälder ab. Dabei werden bevorzugt historisch alte Waldstandorte einbezogen. Eine Holznutzung findet nur solange statt, bis die natürlicherweise nicht zu erwartenden Baumarten entnom- men sind. Ist dieser Schritt erreicht, bedürfen die Waldflächen prinzipiell keiner weiteren Regulierung. Sämtliche natürliche Abläufe dürfen ab jetzt vonstatten ge- hen. Einschränkungen von diesem Prinzip ergeben sich nur aus jagdlichen Vor- gaben, Verkehrssicherungspflichten oder Nachbarschaftsrechten. Wegen dieser Einschränkungen sprechen wir nicht von Urwäldern, sondern von Naturwäldern.

Welcher Weg zur Entwicklung eines Naturwaldes führt, hängt von seinem Zustand bei der Übernahme durch die Schrobach-Stiftung ab. Neben Lage, Größe, Gelän- deform und Böden sind dabei die Baumarten mit ihrer Altersverteilung sowie mögliche Eingriffe in den Wasserhaushalt zu berücksichtigen. Art und Intensität der vorherigen Nutzung sind somit ausschlaggebend für die Maßnahmenplanung.

Im Idealfall bestehen die übernommenen Wälder aus heimischen Laubbaumarten auf ungestörten Standorten. Dann heißt es nur noch beobachten, dokumentieren und lernen. In naturfernen Beständen, die bei uns häufig durch eine Dominanz von Nadelbäumen gekennzeichnet sind, werden dagegen die notwendigen Voraus- setzungen für eine dem Standort entsprechende eigendynamische Entwicklung geschaffen. Während der Überführung in Naturwälder werden die ursprünglichen Standortverhältnisse, soweit nötig und möglich, wieder hergestellt. Baumarten, die den jeweiligen Standort natürlicherweise besiedeln würden, werden geför- dert, nicht heimische Baumarten dagegen reduziert. Auf diese Weise wird eine Umkehr der auf Holzertrag gerichteten Waldentwicklung in Richtung Naturwälder eingeleitet. Die Entfernung der Nadelgehölze ist dabei nicht das Ziel, sondern eine Notwendigkeit auf dem Weg zum Naturwald. Deshalb werden einzelne 15

Nadelbäume oder Baumgruppen, die dieser Entwicklung nicht im Wege stehen, in den Beständen belassen. Hat die Entwicklungsumkehr von Nadel- zu Laubwäldern erst einmal eingesetzt, werden steuernde Eingriffe auf ein Minimum reduziert, sofern sie überhaupt noch nötig sind.

Methoden des Waldumbaus Vorhandene heimische Laubgehölze werden durch Freistellung gefördert. Dabei werden bedrängende Nadelbäume um die vorhandenen Laubbäume eingeschla- gen. Die Entfernung der Nadelbäume erfolgt meist in mehreren Schritten, um den Laubbäumen zunächst noch Windschutz zu geben. In Nadelholzjungbeständen mit einem hohen Anteil heimischer Laubgehölze von mehr als 40 % kann dieser Umbau auch durch eine einzige Nadelholzentnahme erfolgen.

Wo immer es möglich ist, sollen sich heimische Baumarten durch Naturverjün- gung etablieren. Dafür muss zunächst über Durchforstungen für ausreichend Licht am Waldboden gesorgt werden. Naturverjüngung setzt allerdings das Vorhandensein von Samenbäumen voraus. Die nicht heimischen Baumarten wer- den im Verlauf mehrerer Durchforstungen schrittweise entfernt. Auch in Klein- kahlschlägen oder Windwurfflächen wird häufig auf Naturverjüngung gesetzt. Manchmal dauert es mehrere Jahre, bis sich eine neue Baumgeneration etab- liert. Diese Zeit ist häufig durch eine Phase mit artenreicher, bunter Kraut- und Strauchschicht ausgefüllt. Der aufkommende Wald besteht zunächst vielfach aus Pioniergehölzen wie z. B. Birken oder Ebereschen. Diese aus forstwirtschaftlicher Sicht weniger attraktiven Baumarten sind in unseren Wäldern willkommen, sind sie doch Teil der natürlichen Sukzession eines Waldes.

Sind keine Samenbäume in der Nähe, droht eine Nadelbaumverjüngung oder auch ein Eindringen der Amerikanischen Traubenkirsche, dann sind größere 16

Anstrengungen nötig, um eine Entwicklungsumkehr zum Naturwald einzulei- ten. Hier wird auf Pflanzung zurückgegriffen, der eine kräftige Durchforstung vorausgeht. Die Pflanzung erfolgt in Gruppen und Horsten unter dem Schirm des Nadelwaldes. Dabei werden die Pflanzen einer Art innerhalb der Gruppe recht dicht gepflanzt, um einen schnellen Schluss zu gewährleisten. Da die Schrobach-Stiftung keine Holznutzung anstrebt, kann insgesamt aber mit sehr geringen Pflanzenzahlen gearbeitet werden. Ein solcher Voranbau bewirkt einen langsameren und schonenderen Abbau der Nadelstreu als dies bei Kahlschlag und Neupflanzung der Fall wäre. Dadurch gelangen weniger klimawirksame Stickstoffverbindungen in die Atmosphäre. So eine Umbauphase kann 20 – 30 Jahre betragen. Die Auswahl der Baum- und Straucharten richtet sich nach den Standortverhältnissen und der vorhandenen Artenzusammensetzung. Dabei wird darauf geachtet, auch heimische Arten zu berücksichtigen, die in der Umgebung fehlen und über natürliche Verbreitungswege daher nicht zurückkommen können. Dazu zählen beispielsweise Feldulme, Spitzahorn, Winterlinde oder Eibe. Auch Ilex wurde bereits gepflanzt, um auf geeignetem Boden den heimischen, aber seltenen Waldtyp »Ilex-Buchenwald« zu etablieren. Selbstverständlich werden nur Pflanzen verwendet, deren regionale Herkunft gesichert ist.

Der Holzeinschlag erfolgt in der Regel mit modernen Maschinen. Um den Waldboden zu schonen, werden auf feuchten Böden, in der Nähe zu Quellen oder in Hanglagen auch manuelle Arbeiten durchgeführt. Den Transport der Stämme bis zum nächs- ten Lagerplatz übernehmen auf problematischen Böden auch Holzrückepferde, die immer eine große Attraktion für Waldbesucher sind.

Auf entwässerten Böden findet ein notwendiger Einschlag nicht heimischer Gehölze immer vor den Vernässungsmaßnahmen statt. Nur so können Störungen des Waldbodens minimiert werden. Durch die enge Koordination von Waldum- bau mit Wiedervernässungsmaßnahmen ist es auch möglich, gezielt den Anteil von Totholz zu erhöhen, indem z. B. Birken in den zu vernässenden Moorflächen verbleiben und in die Torfbildung eingehen können. 17 18

Waldmonitoring

Der Zustand der Stiftungswälder wird möglichst vor Beginn eventueller Maßnah- men durch eine Inventur festgehalten. Mit den Erkenntnissen der Folgeinventuren nach mehreren Jahren können die durchgeführten Maßnahmen bewertet und Teilentwicklungsziele sowie Maßnahmen gegebenenfalls angepasst werden.

Auf den Waldflächen der Schrobach-Stiftung werden zwei verschiedene Verfah- ren angewendet, die sich in ihrer Intensität und Genauigkeit unterscheiden. In 19

vielen kleineren Wäldern wird eine klassische Forstinventur durchgeführt, bei der Merkmale wie Baumart, Alter, Schichtung und Holzvorrat nach Schätzmethoden ermittelt werden. Außerdem werden Habitatbäume und Totholzstämme kartogra- phisch erfasst. Die Waldeinteilung erfolgt nach Standorteinheiten und Bodenty- pen, welche die Ausprägung der natürlichen Waldgesellschaften bestimmen.

Daneben führen wir in großen zusammenhängenden Beständen eine deutlich ge- nauere Kontrollstichprobe durch. Diese Form der Inventur bietet die Möglichkeit, weitere waldökologisch wichtige Parameter statistisch abgesichert zu erfassen und zahlenmäßig auszuwerten. Für die Erhebung werden in einem Rasterabstand von 100 x 100 Meter permanente Probekreise eingerichtet, in denen die Baum- daten ermittelt werden. Neben rein dendrometrischen Daten wie Baumhöhe und Stammdurchmesser zur Berechnung des Holzvolumens werden für jeden Baum die Stamm- und Kronenform nach fünf verschiedenen Kategorien bestimmt. Über diese Zuordnung lässt sich die Bewirtschaftungsintensität der letzten Jahrzehnte, aber vor allem auch das Habitatpotenzial der Bestände bestimmen. Denn knor- rige, verwachsene Bäume bilden eine größere Oberflächenstruktur mit vielen kleinen Habitaten als geradstämmige, astreine Bäume.

Ein wichtiger Weiser für Naturnähe ist der Totholzanteil. Totholz wird deshalb in jedem Probekreis ab einem Durchmesser von 30 cm und getrennt nach Nadelholz und Laubholz sowie stehendem und liegendem Totholz erfasst. Zusätzlich wird der Zersetzungsgrad eingeschätzt. Auch diese detaillierte Inventur wird in zehn- jährigem Rhythmus wiederholt.

Eine Analyse der mit Hilfe der beschriebenen Stichprobeninventur ermittelten Daten für die Fröruper Berge ist im Anhang zu finden. 20

»Naturschutz-Nutzung« in unseren Wäldern

Trotz aller Bemühungen ist es leider absehbar, dass in den Naturwäldern der Schrobach-Stiftung einige typische Waldarten unserer Tiere und Pflanzen keine Heimat finden werden. Ökosystemar betrachtet sind unsere Wälder viel zu klein, um alle vielfältigen Facetten der Waldlebensräume entwickeln zu können. In eini- gen kleineren Waldflächen außerhalb der großen, zusammenhängenden Bestände weichen wir daher von dem Ziel ab, Naturwälder zu entwickeln. Stattdessen sichern wir hier durch gezielte Pflegemaßnahmen Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten, die ansonsten kaum Überlebensmöglichkeiten hätten.

Lichte Wälder An erster Stelle sind hier warme, lichtdurchflutete Waldlebensräume zu nennen, die sich vermutlich unter natürlichen Bedingungen durch besondere Ereignisse wie Waldbrände entwickelt haben.

Lichte Waldtypen waren in der Vergangenheit sehr verbreitet. Die Menschen früherer Jahrhunderte nutzten die Wälder auf vielfältigere Weise als heute. Sie trieben ihr Vieh hinein, entnahmen das Herbstlaub als Einstreu für die Stallungen oder setzten die Bäume zur Brennholz- und Rindengewinnung für die Gerberei in kurzen Abständen »auf den Stock«. Dabei entstanden unter anderem Nieder- wälder (Kratts) aus knorrigen Baumgestalten mit offenem, lichtdurchfluteten Charakter und vielfach ausgeprägter Krautschicht. Weitere Nutzungsformen wie Mittelwald oder Waldweide schufen ebenfalls lichte Waldtypen. Typisch für diese Bestände war beispielsweise eine artenreiche Tagschmetterlingsfauna, die heute aus Schleswig-Holstein fast völlig verschwunden ist. Profitiert hat von der damaligen Nutzung unter anderem die Eiche, die sich als lichtbedürftige Baumart gut in solchen Wäldern verjüngen kann. Für den Artenschutz sind die heimischen Eichen besonders bedeutsam, denn sie bieten als Substrat, Nahrungsgrundlage und Quartier einer Vielzahl von Tier- Pflanzen- und Pilzarten Lebensraum. Über 21

1 000 Arten leben auf, an bzw. von Ihnen. Diese Werte erreicht keine andere Baumart auch nur annähernd.

Neue Nieder-, Mittel- und Hutewaldparzellen schaffen wir in der Pohnsdorfer Stauung, in den Fröruper Bergen und in verschiedenen Gebieten im Aukrug.

Waldränder In unserer Nutzlandschaft hat jede Fläche ihre festgelegte Funktion. Mit linearen, parzellenscharfen Grenzen stoßen Acker, Grünland, Wald oder Siedlung an ein- ander. Übergangsbereiche wie Waldränder mit Strauchmänteln und umgebenden krautigen Säumen existieren kaum. Gerade hier findet sich aber häufig die größte Artenvielfalt, weil sie Pflanzen und Tieren aus beiden benachbarten Ökosyste- men Lebensraum bieten. An kraut- und blütenreichen Waldrändern profitieren beispielsweise Vogelarten wie Neuntöter, Grünspecht oder Baumpieper vom Insektenreichtum. Viele Vögel nutzen außerdem weit ausladende Seitenäste von Traufkanten als Ansitz.

Wo unser Eigentum nicht am Waldaußenrand endet, sondern benachbarte Par- zellen dazugehören, leiten wir daher die Entwicklung zu strauchreichen Wald- säumen ein. Grenzt Grünland an, können diese auch zeitweilig in eine extensive Beweidung einbezogen werden, um den lichten Waldrandcharakter langfristig zu erhalten. Typische Gehölze der Waldränder sind Hasel, Weiden, Ebereschen sowie dornenbesetzte Sträucher wie Weißdorn, Schlehe oder Hundsrose.

Von mindestens ebenso großer Bedeutung für den Artenschutz wie vielgestaltige Waldaußenränder sind ähnliche Strukturen innerhalb des Waldes, da sie im Einflussbereich des Waldklimas liegen. So sind die Windgeschwindigkeiten hier viel geringer als an Waldaußenrändern, besonnte Bereiche können zu Wärme- 22

inseln werden. Waldinnenränder sind meist reich an Sträuchern wie Faulbaum oder Brombeere. Besonders für Insekten und Reptilien sind dies Verhältnisse, die anderswo selten zu finden sind. Beispiele sind Tagschmetterlinge wie Großer Schillerfalter, C-Falter oder Trauermantel sowie die Blindschleiche. Auch die Ha- selmaus bevorzugt derartige Bereiche. Daneben sind diese vielfältigen Strukturen mit großem Insektenreichtum ideale Jagdreviere für Fledermäuse.

Natürlicherweise finden wir solche Strukturen in unseren Wäldern im Übergang zu eingeschlossenen Kleinstmooren, wo dem Wachstum von Baumarten auf- grund der Standortverhältnisse Grenzen gesetzt sind. Aber auch die Ränder von Waldwegen, Teichen, Windwurfflächen, Sandgruben oder ähnlichen baumlosen Strukturen innerhalb der geschlossenen Wälder zählen dazu. Waldinnensäume zu erhalten und zu entwickeln, indem etwa Waldwiesen gepflegt, lichte Wegränder erhalten oder Heidesäume in Wäldern beweidet werden, ist ein weiteres unserer Ziele im Waldnaturschutz. 23

Neue Wälder

Neben dem Erhalt und der Entwicklung von Naturwäldern und der Pflege beson- derer, artenschutzbedingter Situationen werden von der Schrobach-Stiftung auch neue Wälder gepflanzt. Damit soll die Vielfalt der Lebensräume in unseren Pro- jektgebieten gefördert werden. Gleichzeitig wird in einigen Fällen auch unseren rechtlichen Verpflichtungen genüge getan, Ersatzpflanzungen für durchweidete Waldbereiche anzulegen. Einige dieser neuen Wälder dienen auch als Pufferstrei- fen zwischen Naturschutzflächen und z. B. Verkehrsstraßen.

Zu den neuen Wäldern zählen unter anderem die 1993 gepflanzten Laubmisch- wälder in der Pohnsdorfer Stauung oder ein junger Feuchtwald aus Schwarzerlen, Feld- und Flatterulmen sowie verschiedenen Weidenarten an der Kielstau. Auch breite Waldränder z. B. im Bereich der Fröruper Berge oder große Gehölzgruppen in Weidelandschaften sind in diesem Zusammenhang anzuführen. Sie werden in der Regel mit einem Strauchsaum aus dornigen Gehölzen wie Schlehe oder Weiß- dorn umgeben, so dass sie von den Weidetieren gemieden werden, und erfüllen ihre Funktion als artenreiche Übergangslebensräume. 24

Spezielle Artenschutzprojekte

Ergänzend zu den beschriebenen Waldnaturschutzmaßnahmen führen wir auch spezielle Projekte zum Schutz einzelner Arten oder Artengruppen durch. Vielen Arten reichen die beschriebenen waldbaulichen Tätigkeiten für eine Ansiedlung zumindest vorläufig nicht aus, da sich erst in alten naturnahen Beständen alle notwendigen Lebensraumkomponenten finden. Ausgewählt für Artenschutzpro- jekte haben wir solche Arten, die gefährdet sind und für deren Erhalt Schleswig- Holstein eine besondere Verantwortung hat. Beispiele sind:

• die Schaffung von Nistmöglichkeiten für Dohlen im Rahmen des Artenschutz- programms des Landes Schleswig-Holstein (www.schrobach-stiftung.de/Doh- lenkasten); • das Anbringen von Vogel- und Fledermauskästen in den Fröruper Bergen durch den Naturschutzverein Obere Treenelandschaft; • die Sanierung von Waldquellen zum Erhalt der Quellfauna im Naturpark Aukrug mit dem Naturschutzring Aukrug; • die Gestaltung und Pflege ehemaliger Fischteiche zu Amphibiengewässern insbesondere für Kamm- und Bergmolche im Naturpark Aukrug.

Im besonderen Fokus der Schrobach-Stiftung steht der Schutz der Waldfle- dermäuse. Derzeit gelten die meisten der 15 heimischen Fledermausarten, die größtenteils auf Wälder oder zumindest gehölzreiche Landschaften angewiesen sind, in Schleswig-Holstein noch nicht als gefährdet. Es ist aber zu befürchten, dass sich diese Situation aufgrund der stark steigenden Nachfrage nach Holz schon bald ändern kann. Um den absehbaren Bestandsverlusten entgegen zu wirken, werden seit 2008 landesweit geeignete Wälder gesichert. Dabei handelt es sich um naturnahe, strukturreiche Bestände aus möglichst alten Bäumen, deren Höhlen und Spalten sich als Sommerquartiere für Fledermäuse eignen und die in einem als Jagdgebiet günstigen Umfeld liegen. Diese Wälder werden nach 25

einer eventuellen Umbauphase stillgelegt. Wo noch nicht in ausreichendem Maß natürliche Höhlen und Spalten vorhanden sind, werden vorübergehend künstliche Quartiere eingesetzt. Mit der Sicherung dieser eher kleinflächigen Waldbestände in Ergänzung zu vorhandenen, großen Schutzgebieten knüpfen wir mittelfristig ein landesweites Netz aus Rückzugsgebieten für diese Artengruppe. Das Projekt dient der Umsetzung der europäischen Richtlinie Natura 2000, die einen guten Erhaltungszustand für alle heimischen Fledermausarten vorschreibt. Als Teil des landesweiten Artenhilfsprogramms wird es vom Land Schleswig-Holstein geför- dert. Auch der Umbau eines Natursteinkellers in den Fröruper Bergen zu einem Fledermaus-Winterquartier steht in diesem Zusammenhang. 26

Wege in unsere(n) Wälder(n)

Viele Wege durchziehen unsere Wälder. Besonders auffällig sind befestigte Wege, die von schweren Holztransportern befahren werden können. Solange noch Holz- einschläge stattfinden, bleiben sie erhalten. Nach Abschluss der waldbaulichen Maßnahmen wird die Unterhaltung aber eingestellt und sie werden für Fahrzeuge geschlossen. Das aus wirtschaftlichen Gründen geschaffene Wegenetz wächst zugunsten von mehr unzerschnittenen Waldbereichen langsam zu und verschwin- det schließlich.

Im Gegensatz zu Fahrzeugen sind Erholungssuchende und Naturgenießer in den Wäldern der Schrobach-Stiftung willkommen. Deshalb erhalten wir Wege oder Pfade für Wanderer, Reiter oder Radfahrer. Teilweise werden sie auch neu ange- legt und ausgeschildert sowie mit Bänken und Informationstafeln versehen. Mit der Einrichtung neuer ist meist ein Rückbau vorhandener Wege, die in sensiblen Gebieten liegen, verbunden. Besonders schöne Aussichtspunkte sind für Besucher gezielt erschlossen.

Mit der Wegeunterhaltung ist die Verkehrssicherungspflicht verbunden. Da aber die schönsten Walderlebnisse da möglich sind, wo alte, bizarre oder auch abster- bende Bäume nah am Wegesrand stehen, versuchen wir, gerade diese Bäume zu erhalten. Möglich ist das durch eine häufige Sichtung durch Forstspezialisten, die nach Bedarf Gefahrenstellen entschärfen und, wenn irgend möglich, die Bäume im Bestand belassen. Aber selbst wenn Gefahrenbäume gefällt werden müssen, bleiben sie als liegendes Totholz in der Fläche und dienen dort als Substrat und Nahrung für zahlreiche Lebewesen. 27 28

Fünf Gründe, die Wälder der Schrobach-Stiftung kennenzulernen

Man schützt nur, was man kennt. Auch wenn in den Wäldern der Schrobach-Stiftung die Natur im Vordergrund steht, soll deshalb der Mensch nicht draußen bleiben. Ausgenommen sind nur solche Bereiche, wo störungsempfindliche Organismen leiden könnten. In allen anderen Gebieten möchten wir jeden Interessierten an der Entwicklung der Wälder teilhaben lassen und Walderlebnisse verschiedenster Art ermöglichen. Mindestens fünf Gründe sprechen für einen gezielten Besuch der Stiftungswälder:

Der vielleicht wichtigste Unterschied zu genutzten Wäldern ist das gute 1 Gefühl, dass sich hier alles so entwickeln darf, wie es will. Ist diese Tatsache erst einmal ins Bewusstsein gedrungen, entsteht ein deutlich anderes Waldgefühl. Als Besucher wird man unwillkürlich zum Gast, eingeladen von der Erhabenheit und Fülle des Waldes zu kosten. Man spürt, hier laufen Dinge ab, die außerhalb menschlicher Steuerung liegen. Nicht nur Sturm oder Dürre gestalten, sondern auch verborgene Pilze und winzige Bakterien wirken mit. Kaum irgendwo sonst kann man die Komplexität des Lebens so gut erspüren. Besonders geeignet, dieses Gefühl zu erleben, sind vor allem die großen Waldungen der Schrobach- Stiftung. Ein Besuch der weitläufigen Fröruper Berge ist unter diesem Aspekt genauso zu empfehlen wie ein Spaziergang durch die Wälder zwischen Glasbek und Bünzau im Aukrug. Aber auch bereits kleinere Bestände wie in Sterup oder in Braak können dieses Gefühl gut vermitteln.

Eng damit verknüpft ist das Gefühl der Ursprünglichkeit und Urtümlichkeit, 2 das manche Waldflächen sehr eindrucksvoll vermitteln. Alle Begriffe, die mit Ur- beginnen, weisen auf Dinge hin, deren Anfänge in der fernen Vergangen- heit liegen. Einige Waldflächen der Schrobach-Stiftung haben ihren Ursprung tatsächlich vor Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden. Die sichersten Hinweise darauf erhält man interessanterweise nicht von historischen Karten, sondern 29

von den Waldbewohnern selbst. Etliche Pflanzenarten wachsen bei uns nur in Beständen mit mindestens Jahrhunderte lang währender Waldkontinuität. Dazu zählen unter anderem der Buchenfarn oder die Grünliche Waldhyazinthe. Die alten Baumveteranen, die uns Urgefühle vermitteln, sind nur die derzeitigen Repräsentanten eines viel weiter zurückreichenden Systems. Schön zu erleben ist dieses Urgefühl unter anderem in einem sehr alten Buchenbestand im südlichen Aukrug, dessen älteste Exemplare langsam von Pilzen zersetzt werden. Ähnliche Altbuchenbestände sind in den Wäldern um Waldhütten und am Glasbek oder in den Fröruper Bergen zu entdecken.

Wer Tiere und Pflanzen beobachten will, ist natürlich in den Wäldern der 3 Schrobach-Stiftung an der richtigen Adresse. Unter diesem Aspekt tut er allerdings gut daran, nicht nur die Wälder, sondern alle Flächen der Stiftung zu 30

besuchen. Besonders viel Erfolg versprechen solche Gebiete, wo Waldflächen und verschiedene weitere Biotope komplexe Lebensräume ergeben. Berühmt ist hierfür die Pohnsdorfer Stauung. Weitere Gebiete für die aussichtsreiche Beob- achtung verschiedener Tiere und Pflanzen sind im folgenden Kapitel aufgeführt.

In einigen Wäldern der Schrobach-Stiftung gelingt es mühelos, Lärm und 4 Hektik zu entkommen. Hierbei spielt die Größe der Waldflächen natürlich eine Rolle. Auch unter diesem Aspekt rangiert das Bünzautal im Aukrug ganz vor- ne. Wer beispielsweise die Morgenstimmung am Rand eines der dortigen Wälder genießt, bekommt das Gefühl, ganz weit weg zu sein. Keine Straße zerschnei- det die Landschaft. Die nächste Ortschaft ist weit entfernt. Ein Milan gaukelt über dem Waldrand, ein Schwarzspecht ruft, Stare streiten sich an einer Höhle. Kein Zivilisationsgeräusch stört den Naturgenuss. In dieser Abgeschiedenheit bekommt der Besucher das Angebot, eine Auszeit von unserer Zivilisation zu neh- men. Wer gerne die Stille des geschlossenen Waldes sucht, findet dieses Gefühl in den Fröruper Bergen oder in den weitläufigen Beständen um Waldhütten.

Und zum Schluss der vielleicht wichtigste Grund, die Wälder der Schro- 5 bach-Stiftung zu besuchen: Viele Waldbestände sind einfach schön. Nicht nur die großen, geschlossenen Bestände sind hier zu nennen, sondern auch in etlichen kleinen Wäldern finden Ästheten viel Freude. Unter diesem Aspekt fällt es schwer, eine Auswahl zu empfehlen. Hier muss jeder individuell seinen Lieblingswald entdecken. Um die Erkundungen zu erleichtern werden im Folgen- den aber zwei Tourenvorschläge beschrieben, die durch einige Waldungen der Schrobach-Stiftung führen. 31

Tiere und Pflanzen in den Stiftungswäldern: Einige Beispiele

Vögel Die Gruppe der Waldvogelarten ist vielfältig und reicht von rei- nen Waldbewohnern bis zu solchen, die im Wald brüten, ihn zur Nahrungssuche aber verlassen. Generell ist der Artenreichtum eng mit der Vielfältigkeit der Wälder und ihrer Übergangsberei- che zu Offenland verknüpft. Besonders ergiebig ist vor diesem Hintergrund ein Spaziergang durch das Bünzautal mit unseren angrenzenden Wäldern. In den Höhlen der alten Buchen und Eichen brüten Schwarz-, Grün-, Bunt- und Mittelspecht und in ihrem Gefolge Hohltaube, Dohle, Star, Trauerschnäpper und Schwarzspecht diverse Meisenarten. Die Ergänzung der naturnahen Wälder durch großflächiges ungedüngtes Weideland, Fließgewässer Fledermäuse und Teichanlagen ergibt ideale Greifvogellebensräume, in de- Gehölzbewohnende Fledermäuse finden in unseren Wäldern mit nen regelmäßig Mäuse- und Wespenbussard, Habicht, Sperber, fortschreitendem Waldumbau zunehmend geeignete Lebensräu- Turmfalke, Schwarz- und Rotmilan sowie See- und Fischadler me. Viele Stiftungswälder werden von Kolonien z. B. der Fran- zu beobachten sind. Abends ist während der Balzzeit der Uhu senfledermaus, der Wasserfledermaus oder dem Braunen Lang- zu hören. In den trockenen, lichtungsreichen Waldflächen öst- ohr besiedelt. Neben den großen Waldbeständen der Fröruper lich der Bünzau runden schließlich Heidelerche und Turteltau- Berge, des zentralen und des südlichen Aukrugs sind vor allem be die Möglichkeiten der Vogelbeobachtungen ab. die kleinen Wälder wie in Hütten, Sterup, Braak oder Deutsch- Nienhof Sommerlebensräume für Fledermausarten, denn ihre Sicherung erfolgte ausschließlich nach diesem Kriterium. Nach- weise der o. a. Arten liegen aus vielen dieser Wälder vor. Auch die seltene Mückenfledermaus wurde in mehreren Beständen registriert. Zu beobachten sind die nachtaktiven Flugkünstler allerdings am sichersten im Rahmen von Fledermausführungen, die in der Oberen Treenelandschaft und im Naturpark Aukrug regelmäßig angeboten werden. Kontakt vermitteln wir gern. Braunes Langohr 32

Libellen Zu den nicht zu übersehenden Tierarten in gewässerreichen Wäldern zählt weiterhin die Gruppe der Libellen. Eine Libel- lengarantie gibt es für fast alle Wälder. Allein 19 Arten wurden bei einer Untersuchung im Bereich Waldhütten nachgewiesen. Hinsichtlich der Beobachtung besonders seltener Libellen lie- gen aber wieder die Fröruper Berge ganz vorn: Die in den Wald eingeschlossenen und wiedervernässten Hoch- und Zwischen- moore wie Budschimoor und Jordhuimoor sind Lebensraum un- ter anderem für gefährdete Moorlibellen wie Hochmoor-Mosaik- jungfer, Torf-Mosaikjungfer oder Nordische Moosjungfer.

Vegetation Wer die Frühblüher in unseren Buchenwäldern genießen, die gro- ße Artenvielfalt der Feuchtwälder erleben oder Besonderheiten Nordische Moosjungfer der Waldflora entdecken möchte, wird in den Stiftungswäldern natürlich ebenfalls fündig. Große Matten aus Buschwindröschen und Scharbockskraut überziehen beispielsweise den Waldboden Amphibien der Buchenwälder in Sterup oder Hütten. Andere Frühjahrsboten In und an vielen unserer Wälder liegen Kleingewässer, die teilweise durch die Wiedervernässung ehemals entwässerter Senken entstanden sind. Sie bieten Lebensraum vor allem für Grünfrösche, Molche und Erdkröten. Amphibienfreunde kom- men beispielsweise bei einem Rundgang durch die Fröruper Berge auf ihre Kosten, von dem aus mehrere Gewässer gut ein- sehbar sind. Dazu zählt ein aufgestauter Teich mit einer sehr großen Erdkröten-Laich-Gesellschaft sowie mehrere vernässte Senken, in denen sich Moor- und Wasserfroschpopulationen entwickelt haben. Ein anderes Beispiel ist eine Kette aus fünf kleinen Teichen in den Wäldern um Waldhütten. Hier sind im späten Frühjahr neben lautstarken Konzerten der Grünfrösche Kamm- und Bergmolche im Hochzeitskleid zu entdecken. Moorfrosch 33

wie das Dunkle Lungenkraut sind in Beringstedt zu finden. Dem stark duftenden Bärlauch kommt man am besten im Pobüller Bauernwald und den Beständen in Süderhöft auf die Spur.

Ein Beispiel für ganz andere Blüh-Aspekte sind die lichten Wäl- der auf sandigen Böden östlich der Bünzau. Hier ist die Besen- heide stetiger Begleiter der Krautschicht und wird auf größeren Lichtungen rasch zur dominierenden Art. Auch Maiglöckchen sind hier häufig. An den Rändern der Waldwege fallen Arten wie der gelb blühende Wiesenwachtelweizen oder die Rundblättrige Glockenblume auf.

Besonders groß ist der Artenreichtum in Feuchtwäldern. Ob Bachnelkenwurz, Sumpf-Pippau oder Schlamm-Schachtelhalm, ob Orchideen wie das Große Zweiblatt, die Grünliche Waldhy- azinthe oder das Gefleckte Knabenkraut, die Vielfalt ist beein- Geflecktes Knabenkraut druckend und besonders schön in verschiedenen Wäldern im Aukrug in in zu erleben. Die Waldquellen und Quell- überzogen, dessen weißer Blütenflor im Frühjahr durch die bäche werden häufig von dichten Teppichen Gegenblättrigen Bäume schimmert. Lohnenswert ist diesbezüglich beispielswei- Milzkrauts oder üppigen Beständen des Bitteren Schaumkrauts se ein Besuch des Waldes am Glasbek oder der Erlen-Eschen- wälder im südlichen Aukrug. Ein anderes Beispiel findet sich in der Pohnsdorfer Stauung. Hier hat sich infolge der Wieder- vernässung aus einem entwässerten Erlenwald, der trockenen Fußes zu durchqueren war, ein undurchdringliches Dickicht aus umgestürzten und wieder aufwachsenden Schwarzerlen entwickelt, das durch seinen Artenreichtum besticht. Neben typischen Bruchwaldarten wie Walzensegge, Sumpffarn oder Bittersüßer Nachtschatten haben sich hier zahlreiche Röhricht- arten etabliert. Besonders eindrucksvoll ist der Bestand im Mai, wenn die gelben Blüten der Sumpfschwertlilien weithin leuchten. Von der nahegelegenen Info-Hütte ist der Erlenbruch Buschwindröschen in der vernässten Niederung gut einzusehen. 34

Streifzug durch Aukruger Wälder

Ein besonders lohnenswertes Ziel für Waldstreifzüge sind die ausgedehnten Stif- tungswälder im Zentralbereich des Naturparks Aukrug. Ein guter Ausgangspunkt für eine Wanderung ist der Boxberg, da man hier sofort einen Überblick über das Gebiet erlangt. Mit 77 Metern ist er eine der höchsten Erhebungen der schleswig- holsteinischen Altmoränenlandschaft. Seine Entstehung geht auf die Saale-Eiszeit zurück, deren Gletscher den Berg vor gut 100 000 Jahren aufgeschoben haben. Die Buche gab dem Boxberg (früher Booksberg, Book = Buche) seinen Namen. Noch heute wäre er ohne menschliche Eingriffe von dichten Buchenwäldern bedeckt. Infolge großflächiger Holzeinschläge im 18. Jahrhundert und nachfolgen- der Beweidung war das gesamte Gebiet für lange Zeit mit Besenheide überzogen. 1870 begannen erste Aufforstungen, die massiv in den 1950er Jahren mit Nadel- gehölzen fortgesetzt wurden. In dieser Zeit entstanden dichte Fichten- und Lär- chenreinbestände. Die Heide wurde auf eine Fläche von 7 Hektar zurückgedrängt. 1974 erwarb die Landesforstverwaltung den Boxberg, erklärte ihn zum Erholungs- wald und begann mit dem Umbau der durch Wind und Schädlinge gefährdeten Nadelforste zu naturnahen Buchenwäldern. Die Heidefläche wird seither von Hüteschafen und Ziegen gepflegt. Heute ist der gesamte Boxberg Bestandteil des europäischen Schutzsystems Natura 2000. Die Schrobach-Stiftung hat das Gebiet 2007 erworben und führt seither die begonnenen waldbaulichen Maßnahmen weiter. Neben geschlossenen Buchenwäldern entwickeln sich stellenweise auch lichte Wälder aus Eichen, Birken, Ebereschen und Erlen.

Ein Spaziergang auf den ausgeschilderten Wegen erfordert aufgrund der Steigun- gen etwas Kondition. Wer hiervon nicht genug besitzt, kann durch die Nutzung eines Sportpfades seine Fitness verbessern. Der Weg führt durch unterschiedliche Waldtypen: Nadelforsten, die im Umbau begriffen sind, Buchenwälder unter ei- nem lockeren Schirm aus Nadelbäumen, Buchen-Eichenwälder und Feuchtwälder in den Senken. Auch eine Tümpelquelle ist zu finden. Mit etwas Glück kann man 35

Vogelarten wie Kleiber oder Schwarzspecht entdecken. Wenn der Berg erklom- men und der Waldrand erreicht ist, wird man durch einen spektakulären Ausblick auf die große Heidefläche und eine weite Sicht über den Naturpark belohnt. Der Abstieg ist über mehrere Wanderwege durch große Besenheide- und Blaubeer- bestände möglich. Die sandigen Wege sind ideale Lebensräume für Sandlaufkäfer, Wegwespen oder Solitärbienen wie z. B. die Graue Sandbiene.

Der Boxberg bietet vielfältige Möglichkeiten zu Erholung und sportlicher Betäti- gung sowie Einblicke in heutige und frühere Nutzungen. Damit ist er ein Abbild der holsteinischen Geest und des gesamten Naturparks im Kleinen. Informatio- nen über die Natur und die Kulturgeschichte sowie ein Waldlehrpfad runden das Naturerlebnis Boxberg ab.

Über den mittelalterlichen Handelsweg »Lübsche Trade«, der ehemals Lübeck mit Dithmarschen verband, sind die großen, zusammenhängenden Waldflächen süd- 36

lich der Landesstraße L 430 schnell erreicht. Mehrere Waldwege durchziehen die hügelige Altmoränenlandschaft, die durch zahlreiche Quellen und Quellbäche sowie kleinere und große Teiche geprägt ist. Das plätschernde oder gurgelnde Geräusch der Bäche ist hier ein regelmäßiger Begleiter. Petra Harms, Vorsitzende des Naturschutzrings Au- krug und Obfrau für Öffentlichkeitsarbeit im Hegering Gelegentlich gibt der Wald den Blick auf die großen Teichketten des Wald- und Aukrug, zur Waldpädagogik: Teichgutes Waldhütten frei, in denen Speisefische wie Karpfen, Schleie und Zander gezogen werden. Das gesamte Gebiet ist ein Refugium für Amphibien. Letztes Jahr hat der Kindergarten Aukrug mit den Dazu zählen unter anderem Bergmolche, die im Frühling in kleinen Gewässern zukünftigen Schulkindern den Naturpark erforscht. und gelegentlich in wassergefüllten Fahrspuren zu finden sind, oder Seefrösche, Wo geht das besser als auf dem Boxberg, mit seinem deren lautstarke Konzerte im Sommer von den großen Teichen her herüberschal- wunderschönen Wald und den vielen Wegen?! Auf len. Auch Ringelnattern oder Eisvögel sind hier gut zu beobachten. dem Walderlebnispfad der Kreisjägerschaft RD West durften die Kinder durch einen Fuchsbau kriechen, Bei einem Spaziergang durch die von der Schrobach-Stiftung gesicherten Wälder sich wie eine Fledermaus kopfüber in eine Höhle hän- können verschiedene Stadien der Entwicklung von Naturwäldern besichtigt gen und vieles mehr. Die Kinder nahmen sofort Besitz werden. Die Spanne reicht von Flächen, in denen waldbauliche Maßnahmen noch von einem großen Baumstamm, flogen darauf mit für längere Zeit nötig sein werden, über ehemalige Weihnachtsbaumkulturen, dem »Düsenjet« umher, oder ritten auf ihrem »Pony« die heute zu Birkenwäldern heranwachsen, bis zu stillgelegten Buchenwäldern durch den Wald. mit sehr alten Bäumen und viel Totholz. Die Quellen und Waldbäche sind inzwi- Dieses Jahr gehen diese Kinder alle zur Schule und am schen größtenteils wieder mit einem Saum aus Eschen und Erlen versehen, deren Sozialen Tag »spendeten sie ihre Hände« dem Box- Blätter die Hauptnahrung einer spezialisierten Wirbellosenfauna sind. Im klaren berg. An der Boxbergquelle waren so viele junge Fich- Wasser dieser Waldbäche sind Bachflohkrebse, Stein- oder Köcherfliegenlarven ten gewachsen, dass sie fast nicht mehr zu sehen war. gut zu erkennen. Die Bachufer sind häufig mit Lebermoosen bewachsen, und eine Und so haben die Kinder gemeinsam mit dem Natur- reiche Quellflora bietet bunte Blühaspekte. schutzring Aukrug an der Quelle kräftig aufgeräumt. Mit seiner abwechslungseichen Landschaft und der Anreise: Von der BAB 7 die Ausfahrt Neumünster-Mitte nehmen, auf die B 431 großen Pflanzen- und Tierwelt bietet der Boxberg Richtung Hohenwestedt. Nach ca. 12 km liegt rechts der ausgeschilderte Boxberg. viele Möglichkeiten, den Kindern die Natur nahe zu Das ausgeschilderte Wegenetz ist von mehreren Parkplätzen aus erreichbar. bringen: Ein großes grünes Klassenzimmer. 37

Rundgang durch die Fröruper Berge

Die Fröruper Berge im Herzen der Oberen Treenelandschaft sind Zeugen einer bewegten Vergangenheit. Während der letzten Eiszeit wurde hier durch mehr- maliges Vorrücken und Zurückweichen der Gletscher eine abwechslungsreiche Endmoränenlandschaft mit zahlreichen Hügeln und Tälern geschaffen, die heute ein kleinflächiges Mosaik aus unterschiedlichen Lebensräumen beherbergt. Verschiedene Waldtypen wechseln mit kleineren Mooren und Heideflächen ab, gebietsweise prägt der Kiesabbau der jüngeren Vergangenheit das Gesicht der Fröruper Berge.

Der Wald lässt sich in einen nördlichen und einen südlichen Bereich unterteilen. Der Norden ist stark vom Kiesabbau geformt. Steile Hänge und grubenfömige Ebenen lassen noch erahnen, dass vor einigen Jahrzehnten große Mengen an Sand und Steinen bewegt wurden. In den 1920er Jahren wurden hier Steine für den Küstenschutz an der Nordsee abgebaut. Im Südteil mit seinen ausgeprägten Mooren stand schon früh der Naturschutzgedanke im Vordergrund. Bereits 1936 wurde dieser Bereich als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Die alte Kiesgrube Frörupsand ist ein guter Ausgangspunkt für eine Wanderung. Das Gelände mit seinen eingestreuten Tümpeln und Teichen und dem locke- ren Baumbestand ist heute als Kiesgrube nur noch schwer erkennbar. Bei der Durchquerung stößt man immer wieder auf offene Flächen mit hübsch blühenden und oft seltenen Pflanzenarten. Das Breitblättrige Knabenkraut ist zu finden, der Große Klappertopf steht hier und auch die Mondraute. Die südexponierten Hänge sind Lebensraum der Zauneidechse. Auf den Anhöhen im Norden und Süden befinden sich dichtere Laub- und Nadelholzbestände. Direkt am Parkplatz bietet sich ein Abstecher zur Aussichtsplattform an. Folgt man einem ansteigenden Pfad entlang eines Perlgras-Buchenwaldes, eröffnet sich schon bald der freie Blick in die Wiesen und Weiden der angrenzenden Ihlseestrom-Niederung. 38

Hohe Eichen und Buchen säumen den Weg von der Kiesgrube Frörupsand in den Südteil der Fröruper Berge. Entlang des Wanderweges in Richtung Osten, vorbei an tiefen, mit alten Buchen bestandenen Einkerbungen, schimmern auf der rechten Seite bald die Farben des Budschi-Moores durch das Geäst. Das wieder- vernässte, ehemalige Hochmoor weiß mit den Grün-, Braun- und Rottönen der Torfmoose oder den weißen Fruchtständen des Wollgrases zu beeindrucken. Dort, wo noch Ende der 40er Jahre Torf gestochen wurde, beherrscht nun eine große, mit Torfmoosen bewachsene Wasserfläche das Bild. Hier ist unter anderem der Rundblättrige Sonnentau zu finden. An den trockenen Rändern des Moores ste- hen Heidekraut und Glockenheide. Seltene Libellen, Frösche und die Kreuzotter kommen hier vor. Vereinzelt sind im Gebiet noch Fichtenbestände zu erkennen, doch diese werden mehr und mehr von Laubbäumen ersetzt. Knorrige urtümliche Eichen stehen entlang des Wanderweges und zeugen von der ehemaligen Nieder- waldwirtschaft.

Folgt man dem Weg, gelangt man schon bald zur nächsten Lichtung, der weiten Heidelandschaft des Jordhui-Moores. Wanderschafe und Ziegen sorgen dafür, dass diese Flächen offen bleiben und nicht von Birken und anderen hochwüchsi- gen Pflanzen eingenommen werden.

Nur einige Meter weiter führt der Weg vorbei an einem zum Fledermausquartier umgebauten Feldsteinkeller. Hier, ganz allein und mitten im Wald, hat noch vor wenigen Jahren eine alte Dame ihr Zuhause gehabt. Die große, vernässte Senke vor dem Haus ist heute Laichgebiet für Moorfrösche. Weiter entlang des Wander- weges gelangt man an den Südrand des Waldes. Der Weg führt an vielen alten, mehrstämmigen Buchen vorbei. Während des Spazierens wird immer wieder der Blick auf weidende Robustrinder freigegeben. Sie pflegen das mit mehreren 39

Joachim Sitzler, Jagdpächter in und Vor- standsmitglied des Naturschutzvereins Obere Treene- landschaft, zur Jagd in der Oberen Treenelandschaft:

Unser heimisches Revier in Oeversee ist zweigeteilt: Kleingewässern durchsetzte Grünland am Waldrand. Am Westrand des Waldes Auf der einen Seite liegt das Kerngebiet des Groß- bietet sich die Möglichkeit eines Abstechers zum Schafstall der Schrobach-Stif- schutzprojektes Obere Treenelandschaft mit Teilen tung, der den Hüteschafen der Oberen Treenelandschaft Obdach bietet. Beson- des Fröruper Waldes, auf der anderen befinden sich ders zur Lammzeit im Frühling lohnt sich ein Besuch. Auf dem Weg zum Stall intensiv bewirtschaftete landwirtschaftliche Flächen. kommt man an bizarren alten Buchen vorbei und verlässt den Altbaumbestand Aufgrund dieser Teilung haben wir einen direkten durch ein Tor aus großen Eichen, das mit einer verfallenen Steinmauer eingefasst Vergleich zwischen beiden Gebieten. Durch die Maß- ist. Es könnte hier der Eindruck entstehen, in einer früheren Zeit angekommen zu nahmen auf der »Naturschutz«-Seite sind Lebens- sein, bis der Blick durch die Bäume auf eine moderne Pilgerhütte am Ochsenweg und Rückzugsräume für das Wild entstanden, das es fällt, der hier ebenfalls entlang führt. außerhalb dieses Gebietes zunehmend schwer hat. Die Ruhe und Ausgeglichenheit, die dieses Gebiet Wieder zurück auf dem Hauptweg gelangt man schließlich in den Nordteil des ausstrahlt, das von allen Zwängen der heutigen Land- Gebietes. Entlang des durch den Wald mäandrierenden Ihlseestroms und der und Forstwirtschaft abgekoppelt ist, macht die Jagd, romantisch gelegenen Waldjugendhütte erreicht man einen wiedervernässten die für uns hauptsächlich Hege heißt, hier zu einem Erlen-Eschenwald. Von dort aus ist es nicht weit bis zur Kiesgrube, dem Aus- besonderen Erlebnis. gangspunkt der Wanderung.

Das Gebiet der Fröruper Berge ist Bestandteil des Naturschutzgroßschutzprojek- tes Obere Treenelandschaft. Ein ausgeschildertes Wanderwegenetz erleichtert die Routenplanung, Bänke laden zum Verweilen ein und mehrere Info-Tafeln weisen auf Besonderheiten hin.

Anreise: BAB 7 Abfahrt Tarp, Richtung Satrup, Kreisel Richtung Flensburg auf die L 317, bei dem Schild »Fröruper Berge« rechts abbiegen. Nach 120 m erreicht man den Parkplatz an der Kiesgrube Frörupsand. 40

Anhang: 12 Jahre Waldentwicklung im Fröruper Holz Arne Petersen und Jan Kumke, silvaconcept®

Seit 1999 ist das Fröruper Holz im Eigentum der Kurt und Erika Der Anteil der heimischen Laubbäume hat zwischen 1992 und Schrobach-Stiftung. Seit dieser Zeit wird der Wald nach den 2003 von 36 % auf 66 % deutlich zugenommen. Bemerkens- beschriebenen Prinzipien umgebaut bzw. die natürliche Suk- wert ist einerseits der gestiegene Anteil von den Hauptbaum- zession in den stillgelegten Teilen begleitet. Die dynamischen arten Buche und Eiche aber vor allem auch der hohe Anteil Veränderungen im Wald sind überall sichtbar und mit der Ein- von Pioniergehölzen bestehend aus Birken, Erlen, Weiden und richtung eines permanenten Stichprobennetzes im Jahr 2003 Ebereschen. Dieses ist ein Resultat der Maßnahmen für lich- auch messbar geworden. Bei einem Vergleich der Ergebnisse tere Waldbestände und dem Zulassen und Fördern natürlicher der Kontrollstichprobe mit den Ergebnissen der klassischen Sukzession auf Kahlflächen, die durch Windwürfe entstanden Forstinventur von 1992 zeigt sich bereits 2003 eine deutliche sind. Gerade auf diesen Flächen lässt sich die Regenerations- Veränderung der Baumartenzusammensetzung. fähigkeit dieses Waldökosystems deutlich ablesen. Überhaupt

Abbildung 1: Vorratsverteilung im Vergleich 1992 zu 2003

Vorratsverteilung 1992 Vorratsverteilung 2003

Totholz Rotfichte 1,3% 11% Buche Eiche 26% 14% Lärche Buche 13% Sitkafichte 18% 10%

Douglasie 1% Lärche 8% Pioniergehölze Andere 4% Tanne 6% 2% Douglasie 1% Fichte Kiefer Tanne Eiche 49% 1% 0,4% Roteiche 24% 1% Esche/Ahorn 3% Pioniergehölze 13%

41

sind Störungen im Ökosystem für die Entwicklung von Naturwald ein Glücks- fall, weil sie labile Ökosysteme identifi- zieren und die Entwicklungsrichtung vorgeben. So hat der Sturm Anatol 1999 die Konzeption für den Waldumbau auf einigen Flächen vorweggenommen. Besonders auf den nassen Standorten haben sich nach dem Zusammenbruch labiler Nadelbaumbe- stände natürliche Waldgesellschaften von selbst eingestellt. Die Fotos rechts oben zeigen die bachbegleitende Be- stockung des Waldbachs »Ihlseestrom«, links im Jahr 1999 bestehend aus Küs- tentanne und Sitkafichte und rechts im Jahr 2008 nach natür- 40 m³ / ha zugenommen trotz erheblicher Abgänge durch Kala- licher Regeneration mit Schwarzerlen, Weiden und typischer mitäten und Nutzungen im Zuge des Umbaus. Der Anteil des krautiger Bachvegetation. Totholzes über 30 cm Durchmesser am Gesamtvorrat beträgt nach den Ergebnissen der Kontrollstichprobe lediglich 1,3 % Die Übersicht der Altersstruktur im Fröruper Holz zeigt, dass (siehe Abb. 1). Dieses Totholz setzt sich zusammen aus 55 % die Bäume der einzelnen Arten relativ jung sind. Der Wald in Laubbaumarten und 45 % Nadelbaumarten. Der Besiedlungs- seiner Gesamtheit gehört aber zu den historisch alten Wäldern, und Abbauprozess durch xylobionte Insekten und Pilze, sowie und der Anteil an mittelalten Eichen und Buchenbeständen ist die Eignung als Höhlenbaum hängt von der Lage und Dimension erfreulich. des Totholzes ab. Daher wurden diese Parameter während der Inventur erfasst. Wie Abbildung 3 zeigt, haben Zweidrittel des Mit einem Holzvorrat von 181 m3 / ha ist der Wald noch weit von Totholzes Bodenkontakt und werden sich schneller zersetzen. den Vorräten echter Urwälder mit 800 bis 1 000 m3 je Hektar Immerhin sind 26 % der Stämme als stehendes Totholz mit ei- entfernt, aber immerhin hat dieser im Vergleich zu 1992 um ner Länge über zehn Meter vorhanden und könnten sich zukünf- 42

Abbildung 2: Altersklassenverteilung 2003 Abbildung 3: Stehendes und liegendes Totholz

Abbildung 4: Strukturmerkmale an Einzelbäumen Abbildung 5: Baumarten der Verjüngung 43

Abbildung 6: Verbisshäufigkeit der Verjüngung in den Probekreisen

tig als Habitate für Höhlenbrüter eignen. Das strukturelle Habi- Im Zuge der Inventur wurde neben der herrschenden Baum- tatpotenzial wird ebenfalls angezeigt durch die Ausbildung der schicht auch die Verjüngung erfasst, die einen Hinweis über Ten- Baumformen. Die Abbildung 4 zeigt deutlich die höhere Struk- denzen der weiteren Entwicklung der nächsten Waldgeneration turvielfalt der Laubbäume gegenüber den gerade gewachsenen gibt. Die Grafik zeigt, dass die Verjüngung sehr vielfältig ist. Der Nadelbaumarten. Den höchsten Anteil mehrstämmiger Bäume Bergahorn hat die größten Anteile, aber danach folgen die Arten haben erwartungsgemäß die Pioniergehölze (ALn), aber auch der lichtbedürftigen Pioniergehölze. Der Ilex als Charakterart bei den Buchen wächst ein Anteil von ca. 10 % mehrstämmig, der atlantisch geprägten bodensauren Buchenwälder hat immer- was auf eine niederwaldartige Nutzung in der Vergangenheit hin einen Anteil von 2 % und die Buche kommt mit 8 % vor. hinweist. Die Baumarten Esche, Ulme, Ahorn (zusammenge- fasst als ALh), sowie Eichen und Buchen haben einen beacht- Die Nadelbaumarten sind ihrem Anteil in der Hauptschicht lichen Anteil von Zwieselbäumen. Alle diese Merkmale deuten entsprechend mit 31 % an der Verjüngung beteiligt. 11% der auf eine eher extensive Nutzungsform ohne Pflegeeingriffe hin. gezählten Verjüngung besteht jedoch aus spätblühender Trau- Die Folgeinventuren werden zeigen, ob aus den beschriebenen benkirsche. Aus diesen Zahlen wird deutlich, dass in der Um- stark heterogenen Laubbaumbeständen tatsächlich eine größere bauphase weiterhin eine Mischungsregulierung notwendig Habitatvielfalt entsteht. ist, zumal die Verbissaufnahmen in den Probekreisen gezeigt 44

Abbildung 7: Aus der Verbisszone gewachsene Verjüngung

haben, dass erwartungsgemäß die Nadelbäume kaum durch wicklung der Bodenvegetation von Interesse. Dabei wurden Wildverbiss zurückgedrängt werden. Insbesondere der Berg- je Probekreis allerdings nur Aussagen darüber gemacht, was ahorn und die seltene Eiche wurden sehr intensiv und mehr- für eine Art von Vegetationsschicht vorhanden war und mit fach verbissen, wohingegen die Verjüngung der Buche offenbar welchen Deckungsgraden. Die einzelnen Arten wurden nicht ohne Probleme funktioniert (Abbildung 6). gesondert aufgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass durch die verstärkten Eingriffe in den vorangebauten Nadelbaumbe- Die Abbildung 7 zeigt noch einmal die selektive Wirkung des ständen ein höherer Lichteinfall gegeben ist, und dadurch die Wildverbisses, indem einige Baumarten wie Birke und Aspe gesamte Bodenvegetation, aber insbesondere die Halbsträu- schneller eine sichere Baumhöhe erlangen. Die geringen Höhen cher profitieren. Unter dem geschlossenen Kronendach der der Sitkafichte und Fichte sind mit Mischungseingriffen durch seit über zehn Jahren aus der Nutzung genommenen Buchen- manuelle Pflege zu erklären. altbestände findet sich so gut wie keine Bodenvegetation. We- nig Bodenvegetation findet sich ebenfalls in den Erstauffors- Neben der Erfassung der Gehölze an den Stichprobenpunk- tungen aus Laubbäumen und etwas mehr in den verbliebenen ten ist für das Monitoring der Waldsukzession auch die Ent- reinen Nadelbaumbeständen. 45

Die Übersichtskarte auf Seite 46 gibt ei- nen zusammenfassenden Überblick über den Stand des Waldumbaus für das Frö- ruper Holz zum Stichtag 01. 05. 2003. Die Stichproben mit der Kennzeichnung Waldumbau (rot) werden von standort- fremden Nadelbaumarten bestimmt, bei denen ein aktiver Umbau notwendig ist. Die Überführungsphase kennzeichnet Mischbestände oder Erstaufforstungen, die mit wenigen Eingriffen naturnah um- gebaut werden, und die grünen Flächen sind stillgelegt und befinden sich zum Stichtag im Zielzustand.

Heute, nach weiteren acht Jahren dynami- scher Waldentwicklung, sollten weitere grüne Kästchen in der Karte hinzugekom- men sein und das Ziel einer kompletten Selbstregulation ist für große Teile des Waldes in naher Zukunft möglich. Abbildung 8: Bodenvegetation nach Waldzustandskategorien 46

Übersichtskarte: Stand des Waldumbaus für das Fröruper Holz zum Stichtag 01 .05. 2003 / Maßstab 1 : 20 000 47

Dank

Die Schrobach-Stiftung und damit auch auch die inzwischen 1 000 Hektar Natur- wald gäbe es nicht ohne Kurt Schrobach, seine Einsichten und seine Tatkraft. Wir spüren täglich, wie dankbar wir ihm dafür sein können. Mit unseren Bemühungen haben wir natürlich nicht allein gestanden, sondern viel Unterstützung bekommen. Dem Land Schleswig-Holstein, das uns bei unseren Vorhaben in großzügiger und vielfältiger Weise unterstützt, sind wir zu großem Dank verpflichtet, ebenso wie zahlreichen Behörden, Verbänden, Vereinen und örtlichen Akteuren. Nur die ver- trauensvolle Zusammenarbeit ermöglicht den Erfolg auch im Waldnaturschutz und ist außerdem Garant für die Freude und den Spaß an der gemeinsamen Sache. Seit 1998 werden unsere Wälder von den Mitarbeitern der GbR silvaconcept betreut. Ihrer Fachkompetenz, ihrem Ideenreichtum und ihrer Tatkraft ist es zu verdanken, dass unsere Wälder schon ein gutes Stück auf dem langen Weg zu Naturwäldern zurückgelegt haben und dass diese Entwicklung einvernehmlich mit allen Nachbarn und Waldnutzern geschieht. Für die Hilfe und Bereitstellung von Daten, Informationen und Texten danken wir Matthias Göttsche, Britta Gottburg, Petra Harms, Jan Kumke, Matthias Lüderitz, Arne Petersen, Dr. Katrin Romahn, Dr. Wiebke Sach und Joachim Sitzler. 48

Kurt und Erika Schrobach-Stiftung Theodor-Heuss Ring 56 • 24113 Kiel Telefon 04 31 / 7 05 34 96-60 Telefax 04 31 / 7 05 34 96-66 [email protected] www.schrobach-stiftung.de

Fotos: Carsten Burggraf, Uwe Dierking, Matthias Göttsche, Petra Harms, Frank Hecker, Tanja Hemke, Anne Koopmann, Jan Kumke, Matthias Lüderitz, Dr. Helge Neumann, Arne Petersen, Dr. Wiebke Sach, Stefan Siemesgelüss, Dr. Cordelia Wiebe, Oliver Ziehm

Herstellung: Lithographische Werkstätten Kiel www.lwk-ratjen.de