Ausg. Nr. 160 • 22. Dezember 2016 Unparteiisches, unabhängiges Monats - magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at

Prof.Prof. AlexanderAlexander VanVan derder BellenBellen istist unserunser neuerneuer BundespräsidentBundespräsident

Lesen Sie weiter auf der Seite 37 Foto: Wolfgang Zajc

Sie sehen hier die Variante US-Letter mit 72 dpi und geringer Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, diesmal können wir Ihnen – mit Sicherheit – unseren neuen Bundespräsidenten präsentieren, denn die Einspruchsfrist gegen das Ergebnis der Stichwahl vom 4. Dezember ist abgelaufen. Univ.-Prof. Dr. wird also am 26. Jänner im Historischen Sitzungssaal im Parlament als zwölftes Staatsoberhaupt seit 1918 angelobt werden. Wir berichten dann ausführlich über den Festakt und das Amtsverständnis unseres neuen Bundespräsidenten in der Ausgabe 161, die am Abend des 31. Jänner 2017 erscheinen wird. Außenminister übernimmt OSZE-Vorsitz S 3 Inzwischen wünsche wir Ihnen und den Ihren frohe Weihnachten und alles erdenklich Gute für das Neue Jahr! Liebe Grüße aus Wien Michael Mössmer

Der Inhalt der Ausgabe 160

Kurz übernimmt OSZE-Vorsitz Das Burgenland knackt für Österreich 3 die 3 Millionen Nächtigungsmarke 56 Auslandseinsätze von Bundesheer Eisenstädter Stadtbus fährt los 57 und Exekutive 6 Liebeserklärung an den Pakt für ein soziales Europa 10 Wir haben einen Bundespräsidenten S 37 südlichsten Bezirk 58 Justizminister in Straßburg 11 Genuss Gipfel mit Show 60 Österreichs Gemeinden profitieren von der EU 12 Leo Hillinger in München 60 Erasmus+: Kärnten hat Kulturpreise 2016 verliehen 61 lebendige Szene 14 ------Forschungs- und Innovationspakt 15 Südtirol: Haushaltsrede 2017 63 Christkindl aus der Schuhschachtel 16 Arbeitslosigkeit sinkt 65 Modellbeispiel einer gelungenen Integration 17 Deutlicher Rückenwind für Sloweniens Außenminister zu Österreichs Industrie 67 MedAustron ist in Betrieb gegangen S 82 Gast in Graz 18 Erhöhte Zuversicht auf den Olympische Winterspiele 2026 Finanzmärkten nach USA-Wahl 68 in Innsbruck? 19 Neuer Hauptbahnhof für Güter 69 Wiener Vorlesungen in Brüssel 20 Die S-Bahn steht am Linzer Österreich wieder Europameister! 21 Hauptbahnhof 71 Herausforderungen für Mobilität und Energieversorgung 23 Kurzmeldungen Chronik 73 Kurzmeldungen Österreich, Bierkulturbericht 2016 76 Europa und die Welt 24 »Europaeus« für Heinz Fischer 78 Tel Avivi: Ritschert, Schnitzel OÖ Menschenrechtspreis 2016 79 und Gefillte Fisch 30 Spitzweg, Wurm, Avramidis… S 90 NÖ: »ªGold« für Felix Dvorak 80 Bekir Smolski in New York 35 Wir haben einen neuen Applaus für den Sprachwächter 80 Bundespräsidenten 37 »Gold« für Neuwirth und Opratko 81 Gewaltschutz für Frauen MedAustron: Erste Patienten- und Kinder 44 bestrahlung durchgeführt 82 Pensionssystem stabil, aber Zelluläre Landkarte des Gehirns 84 vor großen Herausforderungen 46 96 Jahre Bundesrat 47 Ein Nano-Kreisverkehr für Licht 85 »Burgenland Journal« Makaken besitzen anatomische Vitaler Jubilar im Herzen Voraussetzungen für Sprachlaute 86 Europas feiert historischen Tag 48 Nach der Befruchtung übernimmt Höchstes Wirtschaftswachstum! 49 die Eizelle die Führung 87 Tirol: Mit den Kindern im Schnee S 99 Landesvoranschlag 2017 50 VR als Live-Übertragung 88 Sicherheitspartner 51 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Spitzweg, Wurm, Avramidis... 90 Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho - Jennersdorf: Regierung vor Ort 52 Das Glas der Architekten. ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her - Öökologischstes Glashaus der Welt 53 Wien 1900–1937. 93 ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek - Umbau des KUZ Mattersburg 53 torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Ver öffentli - »Die Liebe, sprach sie...« 95 chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Modernste OP-Säle im Seite 1: Wolfgang Zajc; Seite 2: BMEIA / Dragan KH Oberpullendorf 54 Fotos aus Österreich: Der Fotoclub Imst 97 Tatic; ORF / „Zeit im Bild“; MedAustron / Thomas Bilanz der Burgenländischen Kästenbauer; Museum Georg Schäfer, Schweinfurt; Landwirtschaftskammer 2016 55 Mit den Kindern im Schnee 99 Tirol Werbung / Robert Pupeter

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 3 Österreich, Europa und die Welt Kurz übernimmt OSZE- Vorsitz für Österreich

Kurz für mehr Engagement im Ukraine-Konflikt – Österreich will Vermittlerrolle einnehmen Foto: BMEIA / Dragan Tatic Foto: BMEIA OSZE-Ministerrats-Sitzung in Hamburg mit 50 Außenministern aus Europa, Nordamerika und dem Ex-Sowjetraum

und 50 Außenminister aus Europa, der Ukraine zu stabilisieren und darauf zu Österreichs Programm RNord amerika und dem Ex-Sowjetraum achten, daß Konflikte wie jener „zumindest Außenminister präsen- sind am 8. Dezember zum Jahrestreffen der nicht noch dramatischer werden“. In diesem tierte am 9. Dezember das Vorsitzprogramm Organisation für Sicherheit und Zusammen - Zusammenhang schloß er eine Ausweitung für 2017. Sowohl inhaltlich als auch organi- arbeit in Europa (OSZE) zusammengekom- des OSZE-Engagements in dem osteuropäi- satorisch ist Österreich auf diese Aufgabe men, um nach Lösungen für die immer be- schen Land nicht aus. bestens vorbereitet. Er unterstrich in seiner drohlicheren Konflikte in Europa zu su chen. „Wer Stabilität, Sicherheit und Wohlstand Rede die Notwendigkeit, vertrauensbildend Der noch amtierende Vorsitzende, Deutsch - in Österreich erleben möchte, der muß sich auf die Organisation zu wirken. Neben dem lands Außenminister Frank-Walter Stein - über unsere Grenzen hinaus engagieren“, bereits angesprochenen Bemühen um ein meier, hat den OSZE-Ministerrat eröffnet, sagte Kurz. bes seres Verhältnis zwischen dem Westen und bevor er zum Abschluß des zweitägigen Tref - Rußland wird die Deradikalisierung unter Ein- fens am 9. Dezember den Vorsitz informell Vermittlerrolle einnehmen beziehung der Jugend ein weiterer Schwer- an ÖVP-Außenminister Sebastian Kurz Mit Blick auf das Konsensprinzip in der punkt sein. „Wenn wir Sicherheit erhalten übergab, der den Vorsitz offiziell ab 1. 57 Staaten umfassenden Organisation beton- wollen, müssen wir als Brückenbauer zwi- Jänner 2017 für ein Jahr führt. te Kurz, daß der Vorsitzende „eigentlich nur schen Ost und West einen Beitrag leisten. Vermittler sein“ könne. Er selbst wolle sich Wir freuen uns, den Vorsitz übernehmen zu Mehr Engagement im Ukraine-Konflikt ab 1. Jänner als „Brückenbauer“ engagieren dürfen und auf die Zusammenarbeit“, so Als neuer OSZE-Vorsitzender will der ös - und das Vertrauen zwischen den Staaten stär- Kurz. terreichische Außenminister den Dialog mit ken. Mit Blick auf Rußland und die USA Rußland suchen, das in der Ukraine-Krise müsse man auf Dialog setzen und auch „ein Vorbereitende Gespräche eklatante Völkerrechtsbrüche begangen hat. gewisses Verständnis dafür haben, daß ver- für das Vorsitzjahr „Bei all den roten Linien, die überschritten schiedene Fragen aus unterschiedlichen Blick - Anläßlich seines zweitägigen Aufenthalts wurden, ist es notwendig, auf Rußland zu zu - winkeln eben sehr anders gesehen werden“. in der Hansestadt absolvierte der Außenmi - gehen, weil alles andere nicht zu einer posi- Ein weiterer Schwerpunkt des österrei- nister ein Mammutprogramm: Er führte mit tiven Entwicklung führen wird“, so Kurz. chischen Vorsitzes soll auch der Kampf ge - einem Drittel der 50 angereisten Außenmi ni - Der Ukraine-Konflikt habe nicht nur maßgeb- gen die Radikalisierung werden. „Im OSZE- ster bilaterale Gespräche, darunter dem lich zu einer Verschlechterung unserer Sicher- Raum haben sich über 10.000 Menschen als (noch) OSZE-Vorsitzenden Steinmeier und heitslage beigetragen, sondern auch über die Terrorkämpfer dem IS angeschlossen. Wenn den Chefdiplomaten aus USA, Rußland und Sanktionen gegen Rußland „unsere wirt- diese Menschen wieder in unsere Gesell - Frankreich. schaftlichen Voraussetzungen“ nachhaltig be- schaften zurückkehren, sind sie auch ein Si- Bei den Treffen mit seinen Amtskollegen schädigt. Ziel müsse es sein, die Situation in cherheitsrisiko für uns“, so Kurz. aus Albanien und Montenegro wurden Ak-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 4 Österreich, Europa und die Welt tionsprogramme abgeschlossen. Dies unter- streicht einmal mehr die Schwerpunkt set - zung der österreichischen Außenpolitik auf den Westbalkan.

Neuer bilateraler Aktionsplan mit Albanien vereinbart Am Rande des OSZE-Ministerrates in traf Kurz mit seinem albanischen Amtskol- legen Ditmir Bushati zusammen und meinte dazu: „Ich freue mich besonders, daß wir die engen bilateralen Beziehungen durch einen neuen Aktionsplan und die Vorbereitung und Durchführung eines solchen gemeinsamen Kulturjahrs noch weiter stärken können.“ Für 2017 wurde ein neuer bilateraler Ak- tionsplan vereinbart, der Bereiche zusam - menfaßt, in denen Österreich die weitere EU- Annäherung Albaniens unterstützen kann. Zudem kam man überein, 2018 ein gemein- sames Kulturjahr Österreich-Albanien zu organisieren. Ein weiteres Gesprächsthema waren die aktuellen Herausforderungen der OSZE. „Gerade in Zeiten einer fundamentalen Krise des europäischen Sicherheitssystems bewei- sen die OSZE und ihre MitarbeiterInnen täg- lich, welchen Mehrwert eine internationale Organisation mit breiter regionaler Teilnah- me auch für die Bevölkerungen der Teilneh- merstaaten bringen kann“, meinte Kurz. Die Minister besprachen auch die wichtige Rolle der OSZE-Feldmissionen, die sich gerade am Westbalkan als echter Mehrwert für die Reformbemühungen der Länder erwiesen hät ten. Zudem gratulierte unser Außenminister zu den Fortschritten, die Albanien auf dem EU-Pfad erzielt und die zu einer bedingten Empfehlung für die Aufnahme von Beitritts - verhandlungen durch die Kommission ge- führt haben. Gleichzeitig betonte er aber auch, daß der Fokus in den kommenden Mo- naten auf der Implementierung dieser Re form sowie auf weiteren Bemühungen im Kampf gegen organisierte Kriminalität und Korrup - tion liegen müsse. „Die Reformen müssen entschlossen weitergeführt werden, auch wenn diese manchmal schmerzvoll sind,“ so Kurz. oben: Der noch amtierende OSZE-Vor sitzen - de und deutsche Außenminister Frank-Walter Stein meier (l.) im Gespräch mit Österreichs Außenminister Sebastian Kurz, der mit 1. Jänner 2017 für ein Jahr den OSZE- Vorsitz für Österreich übernehmen wird Sebastian Kurz im Gespräch mit dem US- Außenminister John Kerry (Mitte) und dem russischen Außenminister Sergej Lawrow

(unten) Tatic BMEIA / Dragan Fotos:

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 5 Österreich, Europa und die Welt Foto: BMEIA / Dragan Tatic BMEIA / Dragan Foto: Außenminister Sebastian Kurz nahm sich Zeit in Hamburg, viele AuslandsösterreicherInnen zu treffen und über ihr Leben dort zu erfahren.

Kurz: Weiterhin enge Zusammenarbeit mit Montenegro Ebenfalls in Hamburg traf Kurz erstmals mit dem am 28. November bestellten neuen montenegrinischen Außenminister Srđan Darmanović zusammen. „Es war mir wich- tig, Srđan Darmanović rasch nach seiner Be- stellung zu treffen. Das Verhältnis zwischen unseren Ländern ist sehr eng,“ so Sebastian Kurz. Als sichtbaren Ausdruck der engen bila- teralen Beziehungen vereinbarten die beiden Außenminister einen neuen bilateralen Ak - tionsplan für 2017. Er umfaßt Bereiche, in denen Montenegro bei seiner weiteren EU- Annäherung durch Österreich unterstützt werden kann. Außerdem wurden auch Akti - vitäten im Rahmen des kommenden österrei- Tatic BMEIA / Dragan Foto: chischen OSZE-Vorsitzes in den Aktionsplan v.l.: BMEIA-Generalsekretär Michael Linhart, Außenminister Sebastian Kurz, Honorarkonsul Hans Fabian Kruse mit Tochter Gesa und Gattin Edda und Botschafter Nikolaus Marschik aufgenommen, wie insbesondere der Kampf gegen Radikalisierung, Extremismus und Betreffend die EU-Ambitionen Monte ne - sam mit Generalsekretär Michael Linhart, Terrorismus. gros freute sich Kurz, daß das Land bereits auch Zeit, viele AuslandsösterreichInnen in Gesprächsthema war auch der bevorste- wichtige Fortschritte gemacht habe. Hamburg zu treffen und sich mit ihnen über hende österreichische OSZE-Vorsitz: Beide ihr Leben in Deutschland auszutauschen. Minister waren sich einig, dass große An - Abschluß der Konferenz Kurz: „Auslands österreiche rin nen und Aus - stren gungen, vor allem auch auf politischer Abschließend folgte eine Pressekonfe renz landsösterreicher sind eine großartige Visi- Ebene, notwendig sind, um die derzeitige des Außenministers mit seinem deutschen tenkarte Österreichs und leisten über unsere Vertrauenskrise in der OSZE und die gene- Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier, der Grenzen hinaus einen großen Beitrag.“ n relle Krise der europäischen Sicherheit zu ihn als neuen Vorsitzenden der Organisation http://www.bmeia.gv.at überwinden. vorstellte. Dann nahm sich Kurz – gemein- https://de.wikipedia.org/wiki/Organisation_f%C3%BCr_Sicherheit_und_Zusammenarbeit_in_Europa

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 6 Österreich, Europa und die Welt Auslandseinsätze von Bundesheer und Exekutive

Der Parlamentarische Hauptausschuß genehmigt: Österreich unterstützt weiterhin aktiv zahlreiche Missionen der UNO, der EU und der OSZE.

ie Mitglieder des Parlamentarischen DHauptausschusses genehmigten in ihrer Sitzung vom 1. Dezember die Fortsetzung zahlreicher Auslandseinsätze im Rahmen von EU- und UNO-Missionen.

RACVIAC in Südosteuropa Einstimmig passierte der Antrag des Aus- senministeriums den Ausschuß, sich weiter – bis Ende 2017 – am von EU und OSZE initi- ierten Projekt RACVIAC (Regionales Veri - fikations- und Unterstützungszentrum zur Im plementierung von Rüstungskontrollab - kommen in Südosteuropa) mit Sitz in der Nähe von Zagreb zu beteiligen. Dabei ist die Teilnahme von bis zu 2 Stabsoffizieren so - wie von weiteren 5 Personen für vorberei- tende und unterstützende Tätigkeiten und bis zu 20 Personen für Lufttransporte vorgese- hen. Hauptaufgabe von RACVIAC ist die Foto: Bundesheer För derung des Dialogs und der Kooperation ALTHEA (EUFOR) in Bosnien und Herzegowina: Das »Liaison and Observation Team« in Vlasenica – Die Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei funktioniert ausgezeichnet. in Sicherheitsfragen durch eine Partnerschaft der Länder in der Region und deren interna- Umfelds. Wie aus der Unterlage des Aus- EULEX KOSOVO tionalen Partnern. Laut Unterlage des Aus- senministeriums hervorgeht, ist angesichts Österreich bleibt im Kosovo jedenfalls senministeriums wird auch Unterstützung des herausfordernden Reformprozesses in bis Ende des Jahres 2017 präsent. Im Rah- beim weiteren europäischen Integrationspro - Bos nien und Herzegowina und der damit men der EU-Rechtsstaatlichkeitsmission zeß angeboten. verbundenen innenpolitischen Spannungen (EULEX KOSOVO) werden nunmehr bis zu die ins Auge gefaßte Schließung des OHR 10 PolizistInnen, bis zu 3 An gehörige des ALTHEA (EUFOR) (Office of the High Representative) in näch- Justizministeriums und bis zu 2 weitere Zi- (Bosnien und Herzegowina) ster Zukunft nicht absehbar. vilpersonen vor Ort im Einsatz bleiben. Das Bis Ende 2017 fortgesetzt wird auch das Kontingent aus Österreich wird deshalb re - heimische Engagement bei EUFOR ALTHEA UNMIK (UNO Interims- duziert, weil die Mission insgesamt verklei- in Bosnien und Herzegowina. Die Entsen - verwaltungsmission im Kosovo) nert wurde. Der Beschluß im Hauptaus schuß dung umfaßt bis zu 400 Angehörige des Bun- Ein Angehöriger oder eine Angehörige fiel mehrheitlich gegen die Stimmen der desheeres bzw. weitere 250 Personen zur des Innenministeriums wird – ebenfalls nach FPÖ. kurzfristigen Verstärkung (maximal 3 Mo - einstimmigem Beschluß – als „Police Ope - Hauptaufgabe der Mission ist es, die ko- nate). Zusätzliche 30 Personen können für ration Liaison Officer“ auch im kommenden sovarischen Behörden beim Aufbau eines vorbereitende und unterstützende Tätigkei- Jahr bei der Interimsverwaltungsmission der modernen, internationalen Standards entspre - ten und weitere 20 im Rahmen von Luft- UNO im Kosovo (UNMIK) Dienst verse- chenden Polizei-, Justiz- und Zollwesens zu trans porten entsendet werden. Die Ausschuß- hen. Hauptaufgabe ist es, die UNMIK- unterstützen. mitglieder stimmten dem einhellig zu. Polizei in allen Kontakten mit der EU zu ver- Darüber hinaus verfügt die Mission auch Grundlagen für EUFOR ALTHEA bilden treten, mit EULEX Kosovo – sie hat von über begrenzte exekutive Zustän digkeiten, das Rahmenübereinkommen für den Frieden UNMIK die Aufgaben im Bereich Rechts- et wa bei der Bekämpfung von Kor ruption in Bosnien und Herzegowina (Dayton Ab - staatlichkeit übernommen – und der kosova- und organisierter Kriminalität, der Verfol - kommen) aus 1995 und das betreffende rischen Polizei Kontakt zu halten, Informa - gung von Kriegsverbrechen und interethni- UNO-Mandat. Aufgaben sind die Verhinde - tionen über alle polizeilichen Aktivitäten im schen Gewalttaten. Auch helfen die Teil neh- rung von gewaltsamen Ausschreitungen, die Kosovo zu beschaffen und den Senior Police merInnen der Mission bei der Aufrecht er hal - Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ord- Advisor in operationellen und inhaltlichen tung der öffentlichen Ordnung im Fall von nung und die Schaffung eines gesicherten Fragen zu beraten und zu unterstützen. Unruhen.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 7 Österreich, Europa und die Welt

Kosovo KFOR Österreich wird ferner seinen Einsatz im Rahmen des multinationalen Friedenseinsat - zes im Kosovo (KFOR) bis Ende 2017 mit einem Kontingent von bis zu 600 Angehö- rigen des Bundesheeres verlängern. Für den Fall einer Krise sind zur kurzfristigen Ver- stärkung (maximal drei Monate) zusätzliche 250 Bundesheerangehörige vorgesehen. Bis zu 30 weitere Personen können vorbereiten- de oder unterstützende Tätigkeiten ausfüh- ren und bis zu 20 im Rahmen von Luft trans - porten tätig sein. Hauptaufgabe von KFOR ist die Auf - recht erhaltung eines sicheren und stabilen Umfelds im Kosovo, in dem die stark redu- zierte UNO-Übergangsverwaltung UNMIK sowie andere im Kosovo präsente internatio- nale Organisationen wie etwa die Rechts - staatlichkeitsmission EULEX der Europäi- Bundesheer / Reich Foto: schen Union ihre Tätigkeit entfalten können. Kosovo KFOR: Österreicher und kosovarische Polizisten kontrollieren Wie der Antrag von Außenminister Seba - stian Kurz festhält, hat die NATO seit Juni von Deutschland geführte ORF-Bataillon für EUAM Ukraine 2009 begonnen auf Basis eines Beschlusses die Dauer eines Jahres übernehmen wird. Fortgesetzt bis 31. Dezember 2017 wird des Nordatlantikrates und nach Konsultation Der Beschluß erfolgte ebenfalls einstimmig. auch die Beteiligung Österreichs an der Mis- der nicht der NATO angehörigen KFOR- NATO und EU wollen die Kräfte auf dem sion der EU in der Ukraine (EUAM Ukrai- Teilnehmerstaaten, die Präsenz von KFOR Westbalkan gemeinsam nutzen, weshalb sie ne) mit bis zu 5 PolizistInnen als Missions - im Einsatzraum in mehreren Phasen schritt- nach dem Konzept der „Over-the-Horizon angehörige und bis zu 4 weiteren Angehöri- weise zu vermindern. So wurden die Ein - Reserves“ zusätzlich zu den im jeweiligen gen des Innenministeriums für vorbereitende satzkräfte in einer ersten Phase bis Februar Einsatzraum eingesetzten Kräften operative und unterstützende Tätigkeiten. 2011 auf rund 5.700 Personen reduziert und Reservekräfte an ihren Heimatstandorten be- EUAM ist eine Mission im Rahmen der der Status der „abschreckenden Präsenz“ reithalten. Diese Kräfte können bei Verschär - Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidi- eingenommen. In einem weiteren Schritt soll fung der Sicherheitslage auf Anforderung gungspolitik (GSVP), die die ukrainische Re - die Reduzierung auf rund 2.500 Personen des jeweiligen Operationskommandanten gierung bei der Vorbereitung und Umsetzung erfolgen und schließlich in einer letzten Re - die KFOR in kurzer Frist verstärken. eines umfangreichen Planungsprozesses zur duktionsphase der Status der „minimalen Reform des zivilen Sicherheitssektors unter- Präsenz“ erreicht werden. Die Durchführung Mission der OSZE in stützen soll. Sie hat keine Exekutivbefugnis - der einzelnen Reduzierungsstufen ist von der Republik Moldau se. Der Experte des Außenministeriums einer entsprechenden politischen Evaluie - Schließlich soll sich Österreich auch im konnte Abgeordneter Tanja Wind büchler- rung und einer ausdrücklichen Autorisierung kommenden Jahr mit bis zu 10 Angehörigen Souschill gegenüber bestätigen, daß die Mis- durch den Nordatlantikrat abhängig. Auch des Verteidigungsministeriums, die sich da - sion bereits Erfolge erzielt hat und man in dieser Antrag fand die Zustimmung aller. für freiwillig bereit erklärt haben, an der der Ukraine bereits einige Gesetze zur Mo- OSZE-Mission in der Republik Moldau be- dernisierung der Polizei beschlossen habe. KFOR teiligen. Ebenso können weitere 25 Personen Die Verlängerung der Mission erfolgte mehr - Stark aufgestockt wird die Beteiligung für vorbereitende und unterstützende Tätig - heitlich mit Zustimmung von SPÖ, ÖVP, beim multinationalen Friedenseinsatz im keiten und weitere 20 Personen für Luft - Grünen, NEOS und Team Stronach gegen Rahmen der operativen Reservekräfte („Ope - transporte entsendet werden. Die Mission die FPÖ. rational Reserve Force“, ORF) für die wurde im Februar 1993 eingerichtet und sieht KFOR. Die Ausschußmitglieder genehmig- heute ein umfassendes Programm in bezug EUMM Georgia ten die Fortsetzung der Entsendung von nun- auf die Lagersicherheit von Klein- und Mit weiterhin bis zu 3 PolizistInnen und mehr bis zu 600 Angehörigen des Bundes - Leichtwaffen und konventioneller Munition bis zu 5 Angehörigen des Bundesheeres als heeres sowie von bis zu 450 weiteren Perso - vor. Darüber hinaus soll überaltete bzw. Be obachterInnen wird sich Österreich an der nen für vorbereitende bzw. unterstützende überschüssige Munition vernichtet werden. EU-Mission in Georgien (EUMM Georgia) Tätigkeiten bis zumindest 30. Juni 2018. Wei - Die Mission bietet auch ein Training im bis zum 31. Dezember 2017 beteiligen. 25 wei- tere 20 Personen können bei Lufttransporten Bereich Lagersicherheit und Lagerverwal - tere Personen können für vorbereitende und eingesetzt werden. Die Erhöhung der Ent- tung an. Sie findet auch nicht durchgehend unterstützende Tätigkeiten und bis zu 20 Per - sendestärken wird unter anderem damit statt, sondern in Modulen, erfuhr Abgeord - sonen für Lufttransporte eingesetzt werden. begründet, daß Österreich im zweiten Halb- neter Hermann Brückl (FPÖ). Die Ent sen- Die Aufgaben der Mission umfassen die jahr 2017 das Kommando über das derzeit dung wurde einstimmig genehmigt. Überwachung des russischen Truppenrück-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 8 Österreich, Europa und die Welt

Österreich an der Mis sion, insgesamt wird diese von 43 Nationen unterstützt. MINUSMA wurde vom UNO-Sicher- heitsrat 2013 auf Grundlage der Resolution 2100 beschlossen. Aufgabe der Mission ist im Wesentlichen die Stabilisierung wichtiger Bevölkerungszentren und die Unterstützung Malis bei der Wiederherstellung staatlicher Autorität. Zudem soll der nationale politi- sche Dialog gefördert und der Wahlprozeß begleitet werden. Auch der Schutz von Zivilpersonen und die Schaffung eines si - cheren Umfelds für die Leistung humanitä- rer Hilfe sowie für die Rückkehr der Binnen- vertriebenen und der Flüchtlinge zählt zu den Tätigkeitsfeldern der Mission. Terroristisch-islamistischen Gruppen ha - ben vor allem den Norden Malis destabili- siert. Obwohl sich die Sicherheitslage im Ver -

Foto: Bundesheer / Gunter Pusch Foto: gleich zum Januar 2013 nach dem Einsatz Mission MINUSMA (Mali): Besonders die Kinder freuen sich über die Hilfe aus Österreich. französischer Truppen und der afrikanisch geführten Mission AFISMA sowie der Nach - zugs, die Unterstützung von vertrauensbil- Zusammenarbeit mit dem armenischen Si - folgemission MINUSMA und der EU-Mis- denden Maßnahmen, ferner das Monitoring cherheitssektor, dem Parlament und der Zi - sion EUTM MALI verbessert hat, stellen die der Bewegungsfreiheit in den beobachteten vilgesellschaft. terroristisch-islamistischen Gruppen trotz Zonen sowie der Flüchtlingsrückkehr, die Be - Im Vordergrund stehen dabei die Berei - deutlicher Schwächung nach wie vor eine obachtung der Menschenrechtssituation so- che Menschenhandel, Kampf gegen den Gefahr für die Zivilbevölkerung sowie eine wie Unterstützung bei der Normalisierung Terror, wirtschaftliche Belange, Ausbildung, Bedrohung für die territoriale und staatliche der umkämpften Gebiete, z.B. durch Wie - Wahlen, Umweltschutz, Rechtsstaat lichkeit, Integrität und Stabilität Malis dar. deraufbau der Ziviladministration. Dabei Gender, Menschenrechte, Medienfreiheit arbeitet die Mission eng mit der OSZE, der und Reform im Sicherheitssektor. In Koope - EUPOL COPPS UNO, dem Büro des EU-Sondergesandten ration mit internationalen Partnern, wie dem (Palästinensische Gebiete) für den Südkaukasus, der Europäischen Genfer Zentrum für Demokratische Kontrol - Weiters wird Österreich auch 2017 bis zu Kommission und den in der Region tätigen le der Streitkräfte (DCAF), oder aber auch 2 PolizistInnen zur EU-Polizeimission für Nichtregierungsorganisationen zusammen. mit bilateralen Partnern, wie bspw. Ös ter- die Palästinensischen Gebiete (EUPOL EUMM Georgia nimmt keine exekutiven reich, unterstützt das OSZE-Büro Aktivitä - COPPS – Coordinating Office for Pale sti - Aufgaben wahr. Die BeobachterInnen verse- ten zur nationalen Bewußtseinsbildung und nian Police Support) entsenden. Die Vorlage hen ihren Dienst unbewaffnet. Die Verant - zum zielgerichteten Kapazitätenaufbau. We - passierte den Ausschuß gegen die FPÖ mehr- wor tung für die Sicherheit der Mission liegt sentliche inhaltliche Aspekte sind die de mo - heitlich. in erster Linie bei den georgischen Behör - kratische Kontrolle, die Korruptionsbekämp - Die EU will mit dieser Initiative helfen, den, führt der Außenminister in seinem Be- fung und Rekrutierungsprozesse. in den palästinensischen Gebieten einen mo- richt aus. Die Ausschußmitglieder unterstüt- dernen und effektiven Polizeiapparat mit zen die Fortsetzung des österreichischen En - Mission MINUSMA (Mali) internationalen Standards aufzubauen. EU- ga gements in Georgien mehrheitlich gegen Ebenfalls mit den Stimmen von SPÖ, POL COPPS umfaßt auch eine Rechts- die Stimmen der FPÖ. ÖVP, NEOS und Team Stronach genehmigt staatlichkeitskomponente, die Beratungstä - wurde die Verlängerung der Entsendung zur tigkeit in polizeibezogenen Belangen der OSZE Armenien Multidimensionalen Integrierten Stabilisie - Straf justiz bzw. des Strafvollzugs wahr- Begrüßt wurde abermals einhellig, das rungsmission der UNO in Mali (MINUS- nimmt. An der Mission beteiligen sich der- OSZE-Büro in Eriwan weiterhin permanent MA) bis 31. Dezember 2017. zeit 59 internationale Expertinnen und Ex- mit einem Angehörigen des Verteidigungs - Österreich beteiligt sich mit maximal 15 perten, ergänzt durch 42 örtliche Hilfskräfte. ministeriums zu unterstützen. Zusätzlich Angehörigen des Bundesheeres an dieser können bis zu 5 Bundesheerangehörige oder Mission – 10 Stabs offizieren und 5 Militär - EU BAM Rafah (Gaza) andere Personen für vorbereitende und un - beobachtern. Weitere 25 Bundesheermitar- Sollte der Grenzübergang Rafah in Gaza terstützende Tätigkeiten sowie weitere 20 beiter sind für vorbereitende und unterstüt- wieder gänzlich geöffnet werden, ist man Bundesheerangehörige für den Einsatz bei zende Tätigkeiten vorgesehen, bis zu 20 Bun - von Seiten Österreichs auch in Zukunft be- Lufttransporten entsendet werden. Die Ent- desheerangehörige sollen beim Einsatz des reit, befristet bis 31. Dezember 2017, bereit, sendung ist bis Ende 2017 begrenzt. Lufttransportsystems C-130 im Rahmen von bis zu 2 ZollbeamtInnen und bis zu 2 Po- Ziel ist die Förderung von Sicherheit und Lufttransporten bzw. Aeromedevac helfen. lizistInnen zu entsenden, die ihren Dienst bei Stabilität im Land und in diesem Sinn die Derzeit befinden sich sechs Personen aus der EU-Grenzassistenzmission EU BAM

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 9 Österreich, Europa und die Welt

EUBAM Libyen EUBAM Libyen ist eine Mission im Zu - sammenhang mit der Gemeinsamen Sicher- heits- und Verteidigungspolitik (GSVP) der EU-Länder. Sie soll in Kooperation mit der internationalen Gemeinschaft die libysche Regierung kurzfristig bei der Verwaltung und Überwachung der libyschen Staatsgren- ze unterstützen. Darüber hinaus zählt es zu ihrer Aufgabe, bei der Entwicklung und Um- setzung einer kohärenten und umfassenden Strategie für ein integriertes Grenzmanage- ment behilflich zu sein. Ziel ist es, die Fä- higkeit der libyschen Regierung soweit zu stärken, dass die Grenzsicherheit eigenstän- dig gewährleistet werden kann. Österreich wird auch im kommenden Jahr bis zu 5 Polizistinnen und Polizisten nach Libyen entsenden. Bis zu vier Angehörige des Innenministeriums können darüber hin- aus vorbereitende und unterstützende Tätig - Foto: Bundesheer / Gunter Pusch Foto: keiten übernehmen. Insgesamt sollen über UNFIL (Libanon): Griffbereite, geladene Waffen sind Teil des Alltags. 82 ExpertInnen aus der EU bzw. allenfalls auch aus Drittstaaten, 28 internationale Kräfte und 54 örtliche MitarbeiterInnen an der Mission teilnehmen. Der Antrag des Aus- senministers passierte den Hauptausschuß mit Genehmigung von SPÖ, ÖVP, NEOS und Team Stronach.

UNFICYP (Zypern) Zypern gehört zum traditionellen Ein - satzgebiet österreichischer SoldatInnen im Ausland. Die Mission hat den Auftrag, die Wiederaufnahme der bewaffneten Auseinan - dersetzung zwischen griechischen und türki- schen Zyprioten zu verhindern. Nach der tür- kischen Intervention von 1974 wurde das Man dat der Mission erweitert. Es umfaßt seit - her unter anderem auch die Überwachung

Foto: Bundesheer / Alfred Miesenböck Foto: des de facto-Waffenstillstandes und die Er- Libanon (UNIFIL): UNO-Einsatz im mit einem Logistik kontingent von bis zu 200 Angehörigen haltung der Pufferzone zwischen den Kon- des Bundesheers sowie bis zu 50 weiteren HeeresmitarbeiterInnen für vorbereitende und fliktparteien. unterstützende Tätigleiten – wie zum Beispiel Verpflegung Das österreichische Engagement bei der Rafah (EU Border Assistance Mission Ra fah) resmitarbeiterInnen für vorbereitende und UNO-Mission UNFICYP (United Nations versehen. Sie sollen mithelfen, die Ab ferti - unterstützende Tätigkeiten sowie mit bis zu Peacekeeping Force in Cyprus) begann be- gungsprozeduren zu verbessern. Dar über hin - 20 weiteren Angehörigen des Bundesheeres reits 1964 und wird mit bis zu 8 Angehö - aus zählt die Durchführung von Ausbil - im Rahmen von Lufttransporten bis zumin- rigen des Bundesheeres als Stabsangehörige dungsmaßnahmen für palästinensische Poli- dest Ende 2017 fortsetzen. Hauptaufgabe ist und bis zu 25 weiteren Personen für vorbe- zisten und Zöllner zu den Tätigkeiten der es unter anderem, die Wiederaufnahme von reitende und unterstützende Tätigkeiten so - Mission. Dieser Beschluß erfolgte ebenfalls bewaffneten Auseinandersetzungen zwi- wie weiteren 20 Personen für Lufttransporte mehrheitlich gegen die Stimmen der FPÖ. schen Israel und dem Libanon zu verhindern. in diesem Sinn auch im nächsten Jahr fortge- Die österreichischen Missionsmitglieder setzt. Dafür stimmten SPÖ, ÖVP, Grüne, UNIFIL (Libanon) haben den Auftrag, Transporte und Versor- NEOS und Team Stronach, dagegen war die Österreich wird – nach einstimmigem Be - gungstätigkeiten im gesamten Einsatzraum FPÖ. n schluß – seine Beteiligung am UNO-Einsatz von UNIFIL (Gebiet zwischen der Blauen http://www.bmeia.gv.at im Libanon (UNIFIL) mit einem Logistik- Linie zu Israel im Süden und dem Litani- http://www.bmlvs.gv.at kontingent von bis zu 200 Angehörigen des Fluß) und auf den Hauptversorgungslinien http://www.parlament.gv.at Bundesheers sowie bis zu 50 weiteren Hee- im Libanon durchzuführen. Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 10 Österreich, Europa und die Welt Pakt für ein soziales Europa

Um sozialen Themen in der EU mehr Gewicht zu geben, haben die sozialdemo- kratischen Parteichefs und Gewerkschaftsvorsitzenden Österreichs, Deutschlands und Schwedens ein 10-Punkte-Programm für ein soziales Europa vorgestellt.

ir bauen eine Allianz für einen Politik- Wwechsel in Europa, denn wir wollen mehr Wachstum statt einen Steuerwettlauf nach unten“, betonte SPÖ-Vorsitzender und Bundeskanzler bei der Prä- sentation des Programms. „Neben den vier Grundfreiheiten in der EU brauchen wir eine fünfte, eine soziale Säule, die die Menschen und gute Arbeitsbedingungen wieder in den Mittelpunkt rückt.“ Denn, so Kern: „Soziale Rechte müssen in der EU den gleichen Stel - len wert haben wie die wirtschaftlichen Grundfreiheiten.“ Foto: SPÖ / Max Stohanzl Foto: Um sozialdemokratische Antworten auf Beim Treffen in Wien (v.l.): Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes Erich Foglar, aktuelle gesellschaftliche und wirtschaftliche Präsident des Schwedischen Gewerkschaftsbundes LO Karl-Petter Thorwaldsson, Vorsitzen - Entwicklungen zu geben, haben die Vertreter der des Deutschen Gewerkschaftsbundes Reiner Hoffmann, SPD-Parteivorsitzender Vize kanz - ler Sigmar Gabriel, SPÖ-Bundesparteivorsitzender Bundeskanzler Christian Kern und der Vor - dieser Allianz einen „Europäischen Pakt für sitzende der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Schwedens, Ministerpräsident Stefan Löfven sozialen Fortschritt“ erarbeitet, der zehn Punkte zu sozialen Rechten enthält, die bei Lebensinteres sen Gegenstand europäischer son: „Die Allianz für ein soziales Europa einer Änderung der EU-Verträge berücksich- Politik sind.“ und die damit verbundenen Inhalte und For- tigt werden sollen. derungen sind das Wichtigste, das in den Im Mittelpunkt stehen dabei die Lebens- Stefan Löfven letz ten Jahrzehnten passiert ist.“ interessen der Menschen, gute Arbeitsbedin- Der Vorsitzende der Sozialdemokrati- gungen, Investitionen in Wachstum, Kampf schen Arbeiterpartei Schwedens, Minister- Josef Muchitsch, Christine Muttonen gegen Lohn- und Sozial dum ping sowie ge - präsident Stefan Löfven: „Die Niederlas- SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch und gen Steuerbetrug. „Es ist ein Problem, wenn sungsfreiheit in der EU darf nicht auf Kosten SPÖ-Europasprecherin Christine Muttonen: einige Konzerne ihren Bei trag für das Ge - der ArbeitnehmerInnen gehen. Ich plädiere „Europa braucht einen Kurswechsel. Es muß meinwohl nicht leisten. Wir müssen daher für gleiche Bedingungen für Arbeitneh- ein Europa der Menschen, des Zusammen- weitere Schritte gegen Steuer hinterziehung merIn nen nach dem Prinzip ‚gleicher Lohn halts, der Investitionen und einer starken setzen“, sagt der Kanzler. Der Pakt soll als für gleiche Arbeit am gleichen Ort‘.“ Sozialpolitik werden.“ Basis für Diskussionen dienen, um einen Kurs wechsel der EU weg von den reinen Erich Foglar Die 10 Punkte für ein soziales Europa Marktfreiheiten – Dienstleistungs-, Kapital-, Der Präsident des Österreichischen Ge- m Investitionen in Wachstum und gute Ar - Personen- und Warenverkehrsfrei heit – hin werkschaftsbundes Erich Foglar: „Es ist den beitsplätze zur Absicherung sozialer Grundrechte zu Menschen wichtig, daß es die Kinder und m Durchsetzung eines Sozialen bewirken. Enkelkinder noch besser haben als man Fortschritts protokolls selbst. Wenn wir diese Fragen nicht beant- m Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit Christian Kern worten können, spielt das den Populisten m Kampf gegen Steuerbetrug und Kern: „Es ist wichtig, die EU als eines der und Nationalisten in die Hände“. Steuerhinterziehung größten Friedens- und Wohlstandsprojekte m Neue Regeln gegen Lohn- und der Geschichte zu erhalten und dessen Legi - Reiner Hoffmann Sozialdumping timation wiederherzustellen.“ Der Vorsitzender des Deutschen Ge werk- m Sicherung starker ArbeitnehmerInnen- schaftsbundes Reiner Hoffmann: „Die EU rechte Sigmar Gabriel muß wieder die Menschen, muß den Arbei - m Stärkung der Rechte von Frauen und SPD-Parteivorsitzender und Vizekanzler ter, die Arbeiterin in den Mittelpunkt stel- ihrer Beteiligung am Arbeitsmarkt Sig mar Gabriel: „Wird einfach weiterge- len – gerade unter Bedingungen voran- m Ausbau des sozialen Dialogs macht wie bisher, trägt das nicht zur schreitender Globalisierung.“ m Digitalisierung und die Zukunft der Stärkung der EU bei, sondern führt im Arbeit Gegenteil zur Rück kehr der Nationalisten in Karl-Petter Thorwaldsson m Migration und Integration menschlich der europäischen Politik. Die Antwort darauf Der Präsident des Schwedischen Gewerk - gestalten n muß sein, den Menschen zu zeigen, daß ihre schaftsbundes LO Karl-Petter Thorwalds - https://spoe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 11 Justizminister in Straßburg

Reform der Geschworenengerichtsbarkeit und noch bessere Zusammenarbeit mit Institutionen des Europarates

n Straßburg beriet sich Justizminister IWolfgang Brandstetter am 12. Dezember mit hochrangigen Vertretern zahlreicher In- stitutionen des Europarates. „Nur durch ste- tigen Erfahrungsaustausch und eine gute Zu- sammenarbeit können wir praktikable ge- samteuropäische Lösungen finden. Um ak- tuelle Herausforderungen zu bewältigen, müssen wir in Europa an einem gemeinsa- men Strang ziehen“, so der Justizminister. Brandstetter führte Gespräche mit dem Ge - neralsekretär des Europarates, Thorbjørn Jagland; dem Menschrechtskommissar des Eu roparates, Nils Muiznieks; dem Präsiden - ten des Europäischen Gerichtshofs für Men - schenrechte (EGMR), Guido Raimondi; und traf Gianni Buquicchio, Präsident der Ve - nedig Kommission. Im Zentrum der Bera-

tungen standen die aktuellen Herausforde - Conseil de l’Europe Foto: rungen in Europa wie der Umgang mit der Justizminister Wolfgang Brandstetter (l.) mit Guido Raimondi, Präsident des Europäischen Flüchtlings- und Migrationskrise, die Ent- Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR)… wicklungen in der Türkei im Hinblick auf den dortigen Umgang mit der Justiz sowie geplante Reformvorhaben in Österreich. Beim Europäischen Gerichtshof für Men- schenrechte thematisierte Wolfgang Brand - stetter insbesondere die Rolle der Europäi - schen Menschenrechtskonvention in Öster - reich und berichtete in diesem Zusammen - hang von der geplanten Reform der Laien - gerichtsbarkeit. „Österreich ist eines der letzten Länder in der EU, das die Geschwo- renengerichtsbarkeit in dieser Form noch aufrechterhält. Ich möchte eine Verbesserung des geschworenengerichtlichen Systems, die vor allem bei der Notwendigkeit einer Be - gründung ansetzen muß. Das heißt, daß wir dafür sorgen müssen, daß die rechtsstaat- liche Nachvollziehbarkeit von Urteilen im

geschworenengerichtlichen Verfahren ver- Conseil de l’Europe Foto: bessert wird“, so der Justizminister. „Auch und mit Thorbjørn Jagland, Generalsekretär des Europarates (l.) die Gespräche mit den Vertretern des Eu ro - päischen Gerichtshof für Menschenrechte ha- menarbeit innerhalb und außerhalb Europas. ziehungen innerhalb Europas und darüber ben mich darin bestärkt, daß es eine Re form Im Mittelpunkt des Gesprächs war die ak - hinaus“, betonte der Bundesminister. der Geschworengerichtsbarkeit braucht, um tuelle Lage der türkischen Justiz. „Gerade Zur aktuellen Migrations- und Flücht - das Spannungsverhältnis zur EMRK zu be- gesellschaftliche Veränderungen, die sich in lingskrise sowie anderen gegenwärtigen seitigen, das durch die fehlende Begründung Verfassungsnormen niederschlagen, müssen Herausforderungen in Europa tauschte sich der Geschworenenurteile offensichtlich ist.“ wir genauestens beobachten. Das geht uns Brandstetter beim Treffen mit Thorbjørn Ein gemeinsames Anliegen von Justizmi - alle etwas an“, betonte der Justizminister. Jag land, Generalsekretär des Europarates, nister Brandstetter und Gianni Buquicchio, „Für gute gesamteuropäische Lösungen, die und dem Menschenrechtskommissar des Präsi dent der Venedig Kommission, ist die sich auch positiv auf Österreichs Justiz aus- Europarates, Nils Muiznieks aus. n Vertiefung der grenzüberschreitenden Zusam - wirken, brauchen wir tragfähige Arbeitsbe - http://www.bmj.gv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 12 Österreich, Europa und die Welt Österreichs Gemeinden profitieren von der EU

EU-Kommission und Gemeindebund präsentierten neue Umfrageergebnisse

ehr Gemeinden finden, daß sie von der MEU-Mitgliedschaft profitieren, als noch vor vier Jahren. Bei einer aktuellen Erhe - bung der EU-Kommission wird auch deut- lich, daß es klare Unterschiede zwischen Stadt und Land bei der Einschätzung der wirt- schaftlichen Situation und den Herausfor - derungen gibt. Die Erhebung zeigt ein zwiegespaltenes Bild: Während vorwiegend ländliche Regio- nen die Einwanderung als Problem sehen, ist es in den größeren Städten die Arbeitslo sig - keit. Städte stehen dem Thema Zuwande rung generell positiver gegenüber, obwohl dort die meisten Menschen zuziehen. Auch bei der Frage, ob Österreich den Flüchtlingen helfen soll, geben 70 % der kommunalen Ent schei - dungsträger in Städten, aber nur 55 % der Entscheidungsträger in ländlichen Regionen ihre Zustimmung.

Stadt-Land-Gefälle auch bei Zukunftseinschätzung Deutlich positiver sehen städtische Ent- schei dungsträger die Zukunft. 65 % der Ver - treterInnen (vor-)städtischer Regionen bzw. 68 % der großstädtischen VertreterInnen ga- ben an, daß sie „zuversichtlich in die Zu- kunft“ blicken. Das ist nur bei 47 % der Be- fragten in ländlichen Regionen der Fall. Ein ähnlicher Unterschied zeigt sich bei der Ein- schätzung der EU-Zukunft: Während 62 % der befragten GroßstädterInnen hier optimi- stisch sind, trifft dies nur für 39 % der Men - schen auf dem Land zu.

Einigkeit bei Nutzen der EU Es gibt aber auch Einigkeit. So gaben drei Viertel (76 %) der befragten Entschei dungs - träger in österreichischen Gemeinden an, daß ihre Gemeinde von der EU-Mitglied- schaft profitiert. 2012 waren es nur 57 %. Besonders deutlich fällt diese Einschätzung bei Gemeinden aus, die ihre finanzielle Si- liegt bei 94 % und damit sogar noch über dungsträgerInnen und 49 % im europäischen tua tion als „gut“ einstufen (82%). dem EU-Durchschnitt von 89 %. Gleich hoch Durch schnitt zugehörig. die Verbundenheit mit dem eigenen Land Ein leichtes Stadt-Land-Gefälle zeigt sich Zustimmung zu Gemeinde- (Österreich: 95%, EU-Durchschnitt: 92 %). wieder beim Vertrauen in die unterschiedli - ebene bei 94 % Stark abfallend hingegen die Verbundenheit chen Ebenen. Während 67 % der ländlichen Besonders erfreulich auch die Verbun - mit der Europäischen Union: Hier fühlen Ent scheidungsträgerInnen sagen, daß sie der den heit mit der eigenen Gemeinde/Stadt: Sie sich nur 38 % der österreichischen Entschei - lokalen Behörde vertrauen, sind dies in Städ ten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 13 Österreich, Europa und die Welt nur mehr 56 %. Umso höher die Ebene, um - so stärker nimmt das Vertrauen der ländlichen Entscheidungsträger ab: Nur mehr 30 % ver- trauen der österreichischen Regierung, 35 % dem österreichischen Parlament und nur mehr 23 % der EU. Im städtischen Bereich scheint auch den höheren Ebenen ge genüber mehr Vertrauen zu herrschen: 40 % der Ver- treterInnen von (vor-)städtischen Re gio nen bzw. von Großstädten vertrauen der Bun des - regierung, 50 bzw. 47 % dem Par la ment und immerhin noch 36 bzw. 44 % der EU.

Wojahn: EU noch stärker sichtbar machen Die Ergebnisse der Erhebung sind für Jörg Wojahn, Vertreter der EU-Kommission in Österreich, ein deutliches Zeichen, die Möglichkeiten der EU noch stärker sichtbar zu machen: „In Förderprogrammen von Bund und Land stecken oft erhebliche EU-Mittel. Das ist nicht allen klar. Vom Tourismus, Ar- beitsmarkt, Infrastruktur oder Umwelt – überall in Österreich profitieren Wirtschaft und Gemeinden von EU-geförderten Projek- ten. Wir müssen aber über diese Erfolge auch sprechen. Denn die EU findet nicht nur in Brüssel statt, sondern auch in Wien, den Lan - deshauptstädten, aber vor allem in den Gemeinden Österreichs.“

Mödlhammer: EU hat gerade in Krisen eine wichtige Rolle „Es war ja nicht zuletzt auch im abgelau- fenen Wahlkampf gut ersichtlich, welche Äng- ste und Sorgen es in den ländlichen Ge bieten gibt“, sagte Gemeindebund-Chef Hel mut Mödlhammer bei der Präsentation der Ergeb - nisse. „Die Angst um den Arbeitsplatz, die Sor ge eines sozialen Abstiegs, verbunden mit den Herausforderungen, die die Einwande - rung mit sich bringt, all das sind Themen, die die Menschen stark beschäftigen. Die Euro - päische Union hat hier eine wichtige Rol le, Studienleiter Harald Pitters ergänzte: Gemeinden auf Bundesebene und ist ein denn in krisenhaften Situationen – wie das „Für die Gemeinden spielt die EU in vielen Verein. Er ist, wie seine zehn Landesverbän - etwa auch mit Griechenland der Fall war – Bereichen eine zunehmend bedeutsame Rol - de, vereinsrechtlich organisiert und hat sein wissen die Menschen, daß die Lösung nur in le. Es gilt für beide Seiten die Trends zu er- Bü ro am Sitz der Bundesregierung und so- gemeinsamen europäischen Anstrengungen kennen und gemeinsam klug und zukunftsfä- mit in Wien. Zur Wahrnehmung der interna- erreicht werden kann“, so Mödl ham mer. hig zu investieren.“ Es wurden Daten aus den tionalen Agenden unterhält er seit 1996 ein Bestätigt sieht sich der Gemeindebund- Standard-Eurobaro me tern 80 (2013) bis 85 ständiges Büro in Brüssel. Chef, wenn man sich die „Vertrauensfrage“ (2016, jeweils rund 1.000 Befragte in ganz Der Gemeindebundpräsident wird vom ansieht. „Es ist evident, daß die Verbunden - Österreich) sowie aus dem Pitters Kommu - Bun desvorstand auf die Dauer von fünf Jah- heit zur eigenen Gemeinde und das Ver - naltrend von 2012 und 2016 verwendet (je- ren gewählt. trauen in die lokale Verwaltung in Österreich weils rund 400 befrage Gemeindeent schei - Nach außen wird der Österreichische Ge- sehr, sehr groß ist. Ich würde mir wünschen, dungsträgerInnen in ganz Österreich). meindebund derzeit durch Präsident Prof. daß man dieses Asset sowohl auf EU-Ebene, Helmut Mödlhammer vertreten. Der Gene- als auch in der Bundespolitik mehr erkennt. Der Gemeindebund ralsekretär (Walter Leiss) führt die laufenden Politische Tragfähigkeit wird auf dem Der Österreichische Gemeindebund ist der Geschäfte des Gemeindebundes. n Fundament der Lokalpolitik gebaut.“ Dachverband der Interessensvertretungen der http://www.gemeindebund.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 14 Österreich, Europa und die Welt Erasmus+: Kärnten hat lebendige Szene

Kaiser: »Memorandum of Understanding« vertieft künftige interregionale Zu- sammenarbeit von Bildung und Wirtschaft im Alpen-Adria-Raum und der EUREGIO Foto: LPD / Gert Eggenberger Unterzeichnung des »Memorandum of Understanding« bei der Erasmus+ Veranstaltung im WIFI Festsaal mit Landesschulratspräsidenten Rudolf Altersberger, Antonio Paoletti, LH Peter Kaiser, Jürgen Mandl, Renate Kanovsky-Wintermann und Axel Zafoschnig

m Festsaal der Wifi in Klagenfurt fand am Alpen-Adria-Allianz (mit Mitgliedern aus Erst über sie kriegt man das Verständnis zum I1. Dezember die Erasmus+-Informations- Ungarn, Slowenien, Kroatien, Burgenland, Nachbarn“, so der Kärntner WK-Präsident. veranstaltung „Ready for Europe“ statt. In Steiermark) und dem Gemeinsamen Komi - Paoletti hob die Zusammenarbeit unter ihrem Rahmen unterzeichneten EU- und Bil- tee Slowenien-Kärnten die grenzüberschrei- Schulen und Universitäten über Praktikum - dungsreferent Landeshauptmann Peter Kai- tende Zusammenarbeit forciere und richtete stel len und Bildungsprojekte hervor. „Sie sind ser, der Präsident der Wirtschaftskammer gleichzeitig einen Appell an sie: „Die Inter- auch wichtig für die Wirtschaft“. Gleichzei - Kärnten, Jürgen Mandl, und der Präsident der nationalität stößt hier auf fruchtbaren Boden, tig regte er an, daß eine bereits bestehende Wirtschaftskammer von Friaul-Julisch Vene- Kärnten ist bereit für die Zukunft und die Plattform für Ausbildungsplätze in drei Spra - tien, Antonio Paoletti, gemeinsam mit dem Verantwortung für Europa lastet auch auf chen aufgebaut werden sollte. amtsführenden Landesschulratspräsi den ten Euren Schultern“. Im Rahmen einer Interviewrunde skizzier - Rudolf Altersberger und den beiden Landes - Altersberger freut sich, daß Kärnten die ten der slowenische Generalkonsul in Kärn- schulinspektoren Renate Kanovsky-Winter- Nummer 1 bei Ersamus+ Projekten ist. ten, Milan Predan, der italienische Honorar - mann und Axel Zafoschnig ein „Memoran - „Wichtig sind die Ideen. Sie werden mit konsul in Klagenfurt, Wolfgang Mandl, Heinz dum of Understanding“. Ziel der Vereinba - Leben von den Schülern erfüllt“. Erasmus+ Pichler von der Arbeiterkammer Kärnten und rung ist die Stärkung und Förderung des Kärnten Koordinatorin Kanovsky- Winter - der Leiter der Nationalagentur Erasmus+ Be- Bewußtseins für ein Europa der Regionen im mann betonte, daß der Europagedanke Früch - rufsbildung, Martin Prinz, ihre Vorstellungen Bereich der Bildung, Kultur und Wirtschaft. te trage und das Auslandspraktikum nun Stan - zu Erasmus+. Der Landeshauptmann zeigte sich erfreut dard und gelebte Realität sei. Zafoschnig Predan wünscht sich, daß mehr Schulen darüber, daß die Wirtschaftskammern beider erwähnte die Wirtschaftskooperationen und aus Österreich Slowenien besuchen sollten. Regionen ihre Zusammenarbeit weiter for- die Vernetzung der fünf Kärntner HTLs mit Mandl brach eine Lanze für Auslandsprak - cieren wollen. „Erasmus+ eröffnet neue Friaul-Julisch Venetien und Slowenien. tikumsplätze. „Sie gehören gefördert, da die Möglichkeiten von Mobilität, internationaler Angst bereite ihm der aufkeimende Nationa - Unternehmen von ihnen profitieren“. Für Zusammenarbeit und von Kooperationen für lismus. „Er ist nicht gut für die Mobilität der Pichler sind neben der Berufserfahrung und die Bildung, Ausbildung, die Interregiona li - Jugend. Stärken und Kompetenzen gehören technischen Erfahrung auch die kulturellen tät und Internationalität. Kärnten hat eine le - künftig noch mehr gebündelt.“ Erfahrungen wichtig. „Sie sind oftmals Le - bendige Erasmus- Szene“, betonte Kaiser. Er Für Jürgen Mandl ist die Unterzeichnung bensentscheidungen“. Prinz gab bekannt, erinnerte die anwesenden SchülerInnen, daß auch ein besonderer Moment für die duale daß es für Erasmus+ 2017 im 750.000 Euro Kärnten im Rah men der EUREGIO mit Ausbildung und die Vielfalt der Sprachen in mehr geben werde. n Friaul-Julisch Vene tien und dem Veneto, der Europa. „Die Sprachen machen Europa aus. http://www.erasmusplus.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 15 Österreich, Europa und die Welt Forschungs- und Innovationspakt

Rupprechter: Kooperation von Österreich, Bayern und Südtirol in Wissenschaft und Forschung als Innovationsmotor des ländlichen Raumes Foto: Land OÖ / Linschinger v.l.: Landesrat Josef Schwaiger, Landesrat Max Hiegelsberger, Landesrätin Verena Dunst, Direktor Michael Oberhuber, Land- und forstwirt- schaftliches Versuchszentrum Laimburg, Staatsminister Helmut Brunner, Bundesminister Andrä Rupprechter, Landesrat Johann Seitinger, Senatsrätin Sonja Fiala, Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler und Landesrat Erich Schwärzler

m Zuge der Landesagrarreferenten kon fe - Wasserwirtschaft, über die regionale Zusam- stehen im Fokus. Der Forschungs- und In- Irenz, die im Rahmen der Landwirtschafts - menarbeit mit Bayern und Südtirol. novationspakt setzt zudem wesentliche Im - messe Agraria in Wels stattfand, wurde am Der bayerische Staatminister Helmut pulse für die Gesamtwirtschaft und den länd- 2. Dezember ein Forschungs- und Innova- Brun ner sagte: „Ziel unseres Schulterschlus - lichen Raum. Die angestrebten Forschungs- tions pakt für die Land- und Forstwirtschaft ses in der Agrarforschung ist es, eine stabile Schwerpunkte liegen dabei in den Bereichen sowie die Ländlichen Entwicklung unter- prosperierende Entwicklung in Land- und Produktionstechnik, Verarbeitung und Ver - zeichnet. Dabei handelt es sich um eine ge - Forstwirtschaft abzusichern, indem wir marktung, Agrarmarketing, Steigerung der meinsame Erklärung über die Zusammen - gemeinsam mit Österreich und Südtirol die Wertschöpfung, biologischer Landbau, er- arbeit zwischen dem Freistaat Bayern, dem Netz werke stärken und den Austausch unse- neu erbare Energien, Schutz vor Natur ge fah - Land Südtirol, den österreichischen Bundes- rer Forschungseinrichtungen deutlich inten- ren, Diversifizierung, Bioökonomie, Öko- ländern und dem Bundesministerium für sivieren.“ effizienz und Digitalisierung. Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft der Republik Österreich. Statement Südtirol Statement Agrarreferenten „Der Forschungs- und Innovationspakt Forschung und Innovation werden von Für den Vorsitzenden der österreichischen ist ein klares Bekenntnis zum Stellenwert von allen drei Ländern als wichtiger Teil des not- Agrarreferenten, Landesrat Johann Seitin- Wissenschaft und Forschung als Innova - wendigen Veränderungsprozesses zur Absi - ger, ist der nun unterzeichnete Forschungs- tions motor für den ländlichen Raum und die che rung einer stabilen und wachsenden Ent - und Innovationspakt ein ausgesprochen wich - Landwirtschaft. Es wird immer wichtiger, wicklung in der Land- und Forstwirtschaft tiger Schritt: „Durch die Vernetzung unserer sich über Ländergrenzen hinweg zu vernet- angesehen. Die gemeinsamen Herausforde- Forschungseinrichtun gen, den Ausbau inno- zen und Synergien zu nutzen, um gemein- run gen, wie beispielsweise der Klima wan - vativer Kooperationen und den ständigen sam an den vielfältigen Herausforderungen del, sollen durch eine intensive Forschungs- Wissensaustausch zwischen unseren drei für unsere Bäuerinnen und Bauern zu arbei- kooperation im Zentralraum Europas ge- Ländern heben wir nicht nur Synergien, son- ten. Dieser Pakt legt den Grundstein dafür“, meinsam bewältigt werden. Der Erhalt der dern bündeln auch unsere gemeinsamen freut sich Andrä Rupprechter, Minister für Kulturlandschaft und die Ländliche Ent - Anliegen hinsichtlich der Aus richtung der Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und wicklung, vor allem im alpinen Kernbereich, zu künftigen Agrarpolitik.“

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 16 Österreich, Europa und die Welt

Statement Oberösterreich Für Oberösterreichs Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger, der auf der Agraria in Wels als Hausherr fungierte, stellt dieser For- schungs- und Innovationspakt, gerade für Oberösterreich, einen weiteren bedeutenden Schritt zur Intensivierung der freundschaft- lich-nachbarschaftlichen Beziehungen dar. „Die Agraria, als Leitmesse der Landwirt- schaft, ist eine Plattform bei der die Ver- netzung und der Austausch im Fokus stehen. Eine Funktion von Messen ist es Menschen, auch über unsere Landesgrenzen hinweg, zu sammenzuführen. Dies wird hier eindruck - svoll bewiesen. Der Ausbau unserer interna- Foto: Land OÖ / Linschinger v.l.: Landesrat Max Hiegelsberger, Staatsminister Helmut Brunner, Bundesminister DI Andrä tionalen Beziehungen, gerade im Rahmen Rupprechter und Landesrat Johann Seitinger der Agraria, ist ein Zukunftssignal an die Landwirtschaft. Es ist wesentlich, den her- Landesagrarreferentenkonferenz Frostentschädigungen, die Einleitung der Ver - ausfordernden, agrarischen Themenstellun- Im Rahmen der Agraria fand am 2. waltungsreform oder auch die Erweiterung gen der Zukunft gemeinsam zu begegnen um Dezember auch die Landesagrarreferenten- der Risikovorsorgemodelle, konnten im letz- eine nachhaltige Landwirtschaft im Alpen- konferenz statt. Unter dem Vorsitz der ten halben Jahr wichtige Punkte abgearbeitet raum zu sichern und zu stärken, so Hiegels - Steiermark fielen wesentliche Entscheidun - werden“, so der Landesrat Seitin ger. n berger. gen: „Angefangen vom Milchpaket, über die http://www.agraria.at Christkindl aus der Schuhschachtel der OÖ. Landlerhilfe Foto: Land OÖ / Kraml VertreterInnen der OÖ. Landlerhilfe mit Landeshauptmann Josef Pühringer und den Kindern des Kindergartens Ludlgasse in Linz und 260.000 Weihnachtspakete in 15 fahren der vor rund 240 Jahren ausgewander- reichischen Landlerhilfe ist ein fester Be- RJahren, alleine heuer über 18.000 Pake- ten AltösterreicherInnen in den ukrainischen standteil der Tradition humanitärer Hilfe aus te – das ist die beeindruckende Bilanz der Waldkarpaten, in Siebenbürgen, rund um Al - unserem Bundesland“, so Pühringer. „Kin- Weihnachtsaktion der OÖ. Landlerhilfe zen und im nordrumänischen Wassertal ver- der aus Oberösterreich schenken auch heuer „Christkindl aus der Schuhschachtel“. Über teilt werden können. Außerdem wird auch wieder über 18.000 Mal Weihnachtsfreude 300 oberösterreichische Schulen und Kinder - wieder das ORF-Friedenslicht an Familien, an die Kinder in der Ukraine. Die Landler - gärten mit 17.000 SchülerInnen, Kinder gar - Kindergärten, Schulen, Pfarren und offiziel- hilfe, aber auch alle, die den Konvoi beglei- ten kindern mit ihren Familien, hunderte Lehr - le VertreterInnen übergeben. ten, ihr Fahrzeug zur Verfügung stellen oder kräfte, KindergärtnerInnen, viele Einzelakti- Landeshauptmann Josef Pühringer verab- sich mit der Spende eines Packerls beteiligt vistInnen und zahlreiche Sponsoren haben schiedete den Fahrzeug-Konvoi am 13. De - haben, sind damit Botschafter der Mit - sich heuer beteiligt. Sie haben dafür gesorgt, zember gemeinsam mit VertreterInnen des menschlichkeit aus unserem Bundesland. daß heuer kurz vor Weihnachten das insge- Oö. Landtags offiziell vor dem Linzer Land - Dafür bedanke ich mich ganz herzlich.“ n samt 260.000 Weihnachtspackerl an die Nach- haus. „Die Weihnachtsaktion der oberöster- http://www.landlerhilfe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 17 Österreich, Europa und die Welt Modellbeispiel einer gelungenen Integration

Salzburgs Landeshauptmann Haslauer bei Einweihung einer Donauschwaben-Gedenkstätte auf dem Salzburger Kommunalfriedhof Foto: LMZ / Otto Wieser Foto: LMZ / Otto Wieser Landeshauptmann Wilfried Haslauer (Mitte rechts), Salzburgs Weihbischof Andreas Laun (Mitte links) und Gemeinderätin Karin Dollinger (3. v.r.) mit VertreterInnen des Vereins der Donauschwaben in Salzburg bei der Einweihungsfeier der Donauschwaben-Gedenkstätte

istorische Forschungen belegen, daß zurückziehen. „Es war eine große humanitä- ziell auch den Donauschwaben und ihren Hsich zu Kriegsende im Mai 1945 mehr re Leistung, Flüchtlinge zu integrieren, ihnen NachkommInnen, seinen Dank und Respekt, als 200.000 Donauschwaben auf der Flucht Sozialversicherung zukommen zu lassen, sie daß sie mit ihrem Aufbauwillen und ihrer auf österreichischem Gebiet aufgehalten hier arbeiten zu lassen, ihnen dann teils über Tatkraft das alles überwunden haben und zum haben. „Aus vielen ,alt-österreichischen‘ große Sammeleinbürgerungen die Österrei - großen Aufbauwerk des Lan des beigetragen Flüchtlingen von damals sind inzwischen chische Staatsbürgerschaft zu verleihen“, so haben. längst selbstverständliche SalzburgerInnen der Landeshauptmann. und ÖsterreicherInnen geworden; mittler- „Und wer denkt heute noch daran, daß Donauschwaben-Gedenkstätte weile in zweiter, dritter und vierter Genera - Salzburg zu Ende des Zweiten Weltkriegs im aus eigenem Antrieb tion hier lebend und beheimatet. Ihr wertvol- Frühling 1945 zwischen 45.000 und 60.000 Das Denkmal aus weißem italienischem ler Beitrag am Wiederaufbau unserer Zwei - Flüchtlinge zumindest vorübergehend aufge- Mar mor wurde als Eigeninitiative der Donau - ten Republik kann gar nicht hoch genug ge- nommen hat? Wer weiß heute noch, daß schwaben errichtet. Mit der Ausführung schätzt werden“, erklärte Landeshaupt mann Salzburg nach Oberösterreich die zweit höch - wurde der Bildhauer Walter Kirchner aus Wilfried Haslauer am 1. Dezember bei der ste Zahl an Flüchtlingen je 1000 Einwohner Pforzheim, ein gebürtiger Donauschwa be, Einweihung einer Donauschwaben-Gedenk - aufgenommen hat? Wer erinnert sich noch beauftragt. Es trägt die Inschrift: „Im Ge- stätte auf dem Salzburger Kommunal fried - daran, daß Bayern seine Grenzen zugemacht denken an die im Zweiten Weltkrieg gefal - hof. hatte, weil der Flüchtlingsstrom so groß war, lenen, in Todeslagern umgekommenen, bei An der ehemaligen Militärgrenze des daß nach dem Krieg eine Hungersnot droh- Flucht und Vertreibung verstorbenen Donau- Habsburgerreiches, im heutigen Ungarn, Ru- te?“, sagte Haslauer. schwaben und an die in Salzburger Erde ru- mänien und Serbien, hatten die Donau - henden Vorfahren.“ Der Verein der Do nau- schwaben über Jahrhunderte des Friedens Aus Überwindung von Haß schwaben in Salzburg zählt 450 Mit glieder. blühende Landschaften entstehen lassen. Ein entstand großartige Erfolgsgeschichte Haslauer ermutigte die Salzburger Do- Zeitalter des nationalistischen Wahns hat im Man könne, so Haslauer, die gelungene nau schwaben, ihre lebendige Traditions pfle - und unmittelbar nach dem Zweiten Welt krieg Integration der Donauschwaben und ihrer ge weiterhin mit so viel Engagement auf- alles zunichtegemacht und einst friedliche zahlreichen Nachkommen in Österreich, aber rechtzuerhalten wie bisher. „Indem Sie die Nachbarn zu Todfeinden werden lassen. Es auch in Deutschland oder in Übersee, als Erinnerung an die Geschichte und das kultu- begann die Zeit der Vertreibung der im Os– Modellbeispiel heranziehen: „Aus der voll- relle Bewußtsein der Gegenwart der Donau- ten und Südosten Europas lebenden soge- ständigen Überwindung von Nationalismus schwaben lebendig erhalten, leisten Sie nannten Volksdeutschen. Es mußten sich die und Haß ist im positiven Zusammenwirken einen wertvollen Beitrag zum vielfältigen Siebenbürger SachsInnen genauso wie die aller eine großartige Erfolgsgeschichte in und kul turellen Reichtum Salzburgs und ganz Donauschwaben unter unmenschlichen für unser Land entstanden.“ Haslauer erwies Österreichs“, so der Landeshauptmann. n Strapazen aus ihrer angestammten Heimat den Angehörigen dieser Volksgruppen, spe- http://www.donauschwaben.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 18 Österreich, Europa und die Welt Sloweniens Außenminister zu Gast in Graz

Drittes Arbeitstreffen des steirisch-slowenischen Komitees Foto: Land Steiermark / FotoFischer/Martin Stelzl Bei der gemeinsamen Pressekonferenz in der Grazer Burg: Sloweniens Außenminister und stellvertretender Ministerpräsident Karl Erjavec (Mitte links) und Steiermarks Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (Mitte rechts) und MitarbeiterInnen um dritten Mal innerhalb von zweieinhalb schen den Ländern: „Österreich ist für Slo - erfolgreiche Kooperation zwischen Oper ZJahren trafen einander Vertre terIn nen wenien der zweitwichtigste Handelspartner, und Schauspielhaus in Graz mit den Kultur- der Republik Slowenien und der Steiermark Slowenien hat alleine mit der Steiermark ein einrichtungen in Maribor weiter vertieft wer- am 2. Dezember in Graz zur Sitzung des „Ge- gleich hohes Handelsvolumen wie mit den den. Zur weiteren Ankurbelung des Touris- meinsamen Komitees Slowenien-Steier - USA“, so der slowenische Außenminister. mus, speziell in der Grenzregion, wird eine mark“. Zum Start hieß Landeshauptmann Für Schützenhöfer sind die regelmäßigen Verknüpfung der Weinstraßen in der Süd- Hermann Schützenhöfer Sloweniens Außen- Treffen mit Slowenien „wichtiger Teil unse- steiermark und Slowenien angestrebt, da r auf minister und stellvertretenden Ministerpräsi - rer regionalen Außenpolitik, durch die wir abgestimmt sollen sich auch das Rad we - denten Karl Erjavec in der Grazer Burg herz- auch zu gemeinsamen Ergebnissen kommen, genetz weiterentwickeln. Zudem soll sich lich willkommen. Schützenhöfer und Erja vec wie etwa bei der Bewältigung der Flücht - die steirisch-burgenländische Schlösserstras- führen gemeinsam den Vorsitz des Komi- lingsströme im vergangenen Jahr.“ In diesem se in Zukunft Richtung Slowenien öffnen. tees. Zusammenhang würdigte Erjavec die stets Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Im Großen Saal der Landesbuchhaltung gute Kooperation zwischen den steirischen den Wirtschaftsverbänden der beiden Länder tagten hochrangige Arbeitskreise der Verwal - und slowenischen Behörden. „Hier wurde wird weiter forciert, etwa durch einen slowe- tung. In intensiven Vorarbeiten waren bereits sehr erfolgreich und vertrauensvoll zusam - nischen Wirtschaftstag in der Steiermark. Möglichkeiten zur tieferen Kooperation zwi- mengearbeitet. Wenn das überall auf der Bal- Auch bei Behördenverfahren und Umsetzung schen der Steiermark und der Republik Slo - kanroute so der Fall gewesen wäre, wären von Gesetzen und EU-Richtlinien wurde wenien ausgelotet worden. Nach Abschluß die Ergebnisse viel besser gewesen“, so Er - enge Zusammenarbeit vereinbart. „In man- der Tagung zeigten sich Schützenhöfer und javec. chen Bereichen können wir in Slowenien Erjavec hochzufrieden: „Die Beziehungen In einer gemeinsamen Erklärung verein- hier von den Erfahrungen und bereits erfolg- zwischen der Steiermark und Slowenien wa- barte das Komitee die aktuellen Koopera- ter Umsetzung in der Steiermark profitieren, ren in allen Zeiten gute, selbst in Zeiten des tions schritte für die Zukunft. Dabei stehen zum Beispiel bei der Digitalisierung der Eisernen Vorhangs“, pries Landeshauptmann die Bereiche Verwaltung, Katastrophen schutz, öffentlichen Verwaltung“, betonte Erjavec. Schützenhöfer die Kontakte zwischen den Raumplanung und Umweltschutz, Soziales, Zum Abschluß des steirisch-sloweni- Nachbarn und erinnerte daran, daß der „klei- Wirtschaft und Tourismus sowie Bildung schen Treffens in Graz folgte der Ausblick ne Grenzverkehr“ an der steirisch-sloweni- und Kultur und das Migrationsthema im auf das kommende Jahr: Erjavec lud Schüt- schen Grenze von Landeshauptmann Josef Mittelpunkt. Verstärkte Zusammenarbeit soll zenhöfer zur nächsten Sitzung des „Gemein- Krainer senior in Zeiten der größten Ost- es etwa beim Hagelschutz geben, denn „Ha- samen Komitees Slowenien-Steiermark“ West-Konfrontation in den 1950er-Jahren gel kennt keine Grenzen, daher wird die bes- nach Slowenien ein. Dieses soll in der zwei- durchgesetzt wurde. Erjavec unterstrich die sere Zusammenarbeit uns allen nützen“, so ten Hälfte des Jahres 2017 stattfinden. n Bedeutung des Wirtschaftsaustausches zwi- Erjavec. Kulturell soll die bereits bestehende http://www.steiermark.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 19 Österreich, Europa und die Welt Olympische Winterspiele 2026 in Innsbruck?

Eine Machbarkeitsstudie als Grundlage für die Entscheidung über eine Bewerbung Tirols für Olympischen Winterspiele 2026

ine Machbarkeitsstudie als Grundlage Efür die Entscheidung über eine mögliche Bewerbung Tirols für die Olympischen Winterspiele 2026: Darauf haben sich heuer im Oktober Land Tirol, Stadt Innsbruck und Österreichisches Olympisches Comité (ÖOC) in einem breiten politischen Konsens mit Ver - treterInnen des Tiroler Landtages und des Innsbrucker Gemeinderates geeinigt. In der Folge wurde durch den Inns bruk- ker Rechtsanwalt Herbert Schöpf auf Grund- lage der Diskussionsbeiträge ein Ausschrei - bungsverfahren zur Erstellung einer Mach- barkeitsstudie durchgeführt. Mehrere na tio - nale und internationale Unternehmen haben dazu Angebote abgegeben, vier Bewerber wurden zu einem Hearing eingeladen. Die sechsköpfige Jury hat einstimmig die

Bietergemeinschaft Pro Projekt AS +P mit TVB Innsbruck / Christof Lackner Foto: den regionalen Projektpartnern Management Im wunderschönen Innsbruck könnten vielleicht 2026 die Olympischen Winterspiele stattfinden. Center Innsbruck (MCI) und der Solid – Event, Management und Consulting GmbH gie und nicht zuletzt die finanziellen Her- gangsbasis für eine Machbarkeitsstudie liege auf den ersten Platz gereiht. Das Angebot hat ausforderungen werden beleuchtet. Diese vor: „Bei den Youth Olympic Games 2012 einen Pauschalfestpreis von 270.000 Euro Machbarkeitsstudie wird uns in die Lage zu haben wir in Innsbruck eine Trendwende ein - netto und liegt damit unter der Vorgabe. einer objektiven Entscheidung versetzen, ob geleitet und den neuen Olympischen Gedan - Die Bewerbergruppe verfügt über ausge- eine Bewerbung Tirols für die Olympischen ken aufgezeigt: Neue nachhaltige Formate, wiesene ExpertInnen mit langjähriger Erfah - Winterspiele 2026 in Angriff genommen wer - die ökologisch, ökonomisch sowie sozial rung in der Bewerbung und Planung von den kann oder nicht.“ Und Platter bekräftigte nachhaltig Wirkung zeigen.“ Sportgroßveranstaltungen, insbesondere auch einmal mehr die Grundbedingung für eine ÖOC-Präsident Karl Stoss: „Innsbruck bei Olympiabewerbungen wie etwa Leipzig Bewerbung: „Olympische Winterspiele kom - steht für Wintersport-Kompetenz und hat mit 2012, München 2018, Almaty 2022 und men für uns nur in Frage, wenn sie finanziell den Olympischen Spielen 1964 und 1976 so- Ham burg 2024. Mit Solid und dem Ma na ge - bewältigbar sowie sozial und ökologisch ver - wie den Olympischen Jugend-Winterspielen ment Center Innsbruck stehen wichtige Part - träglich sind und einen spürbaren Mehrwert 2012 hervorragende Referenzen und viel Er- ner vor Ort zur Verfügung, die die regionalen für die Bevölkerung bringen, die wir auch in fahrung vorzuweisen. Darüber hinaus sind Sportinfrastrukturen bestens kennen und für geeigneter Weise einbinden werden. Für die olympischen Wettkampfstätten auf tech- eine starke institutionelle und gesellschaftli- Großmannssucht und Umweltfrevel sind wir nisch neuestem Stand und stets gefragt für che Verankerung in der Region und Beteili- nicht zu haben. Gigantische Spiele sind für die Austragung internationaler Sport-Groß- gung stehen. Ziel der Machbarkeitsstudie ist uns keine Option.“ veranstaltungen. Das IOC hat mit der ‚Agen- es, einen Weg für nachhaltige, ökonomische, Innsbrucks Bürgermeisterin Christine da 2020‘ signalisiert, daß man von der Gi- ökologische und sozial verträgliche Olym pi - Oppitz-Plörer betont: „Die Machbarkeitsstu - gantomanie der letzten Jahre weg möchte sche Spiele, mit einem Mehrwert für die die dient uns als objektive Entscheidungs- und sich zukünftig Spiele wünscht, die greif- gesamte Bevölkerung in Tirol aufzuzeigen. basis für eine langfristige Entscheidung, die barer und wieder näher bei den Menschen Landeshauptmann Günther Platter: „Die neben dem sportlichen, auch einen jungen, sind. Die Voraussetzungen Innsbrucks sind Studie wird bis zum Frühsommer 2017 jene modernen, kulturellen Rahmen benötigt. Es mit einer soliden Basis aus Bestehendem nachvollziehbaren fundierten Ergebnisse lie- geht darum, die Gegebenheiten und Not - und Bewährtem sehr gut. Die Machbar keits- fern, die wir für unsere Entscheidung benöti- wendigkeiten aufzuzeigen und professionell studie bildet die Grundlage für die weiteren gen: Alle für eine Olympia-Bewerbung rele- aufzubereiten. Ich bin überzeugt davon, daß Diskussionen um eine Bewerbung für die vanten Bereiche wie Sportinfrastruktur, wir mit dieser Bietergemeinschaft einen ide- Olympischen Winterspiele 2026.“ n Verkehrssituation, Wohnungsfrage, Ökolo- alen Partner dafür gefunden haben.“ Die Aus - http://www.innsbruckinformiert.at/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 20 Österreich, Europa und die Welt Wiener Vorlesungen in Brüssel

Ehalt: Blick zurück in die Geschichte Europas, um das Heute zu verstehen

u einem spannenden Blick zurück in die ZGeschichte aus Anlaß des 500. Todes- tags von Hieronymus Bosch luden am 1. De - zember das Wien-Haus gemeinsam mit den Wiener Vorlesungen und ihrem Doyen Univ.- Prof Christian Ehalt. Der Einladung, „Über Kunst, Religion und Alltag in Europa an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit“ zu hö- ren und zu diskutieren, waren viele deutsch- sprachige KooperationspartnerInnen und FreundInnen des Wien-Hauses gefolgt. Ehalt erin nerte in seiner Einleitung daran, daß dies die 20. Wiener Vorlesung in Brüssel war – die Veranstaltungsreihe hat vor einigen Mo - na ten ihr 30. Programmjahr begonnen. Bisher fanden 1.500 Veranstaltungen mit über 5.000 ReferentInnen statt. Wiener Vorlesung im Wien-Haus (v.l.): Martina Fleischer, Univ.-Prof. Hubert Christian Ehalt (im Bild unten bei der Eröffnung), Michaela Kauer und Univ.-Prof. Alfred Kohler Ehalt: Europäische Integration heute ist logische Fortsetzung einer langen Geschichte Univ.-Prof Hubert Christian Ehalt, Univ.- Prof Alfred Kohler und Martina Fleischer zeichneten Entwicklungslinien der Neuzeit, in denen die Städtelandschaft um Brüssel schon immer eine zentrale Rolle spielte. Ehalt zeigte sich überzeugt, daß „die europäische Integration der gegenwärtigen Jahrzehnte die logische und vor allem die friedliche und alternativlose Fortsetzung einer kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Entwick lung Europas ist. Ausgehend von einem Bild der Wien-Haus / Fred Beard Fotos: Welt um 1500 und dem Werk einer der origi- ein Übriges zur Veränderung der Welt,“ so Städte im Dialog – Wiener Vorlesungen nellsten Persönlichkeiten der Kunstgeschich- Kohler. „Die Städte der damaligen Nieder- seit 1998 zu Gast in Brüssel te arbeiten wir die ,Longue durée‘ in der lande waren die reichsten dieser Zeit, in die- 1987 wurde die Idee zur Gründung eines europäischen Geschichte heraus.“ ser Welt lebte Bosch.“ „Dialogforums der Stadt Wien“ von Chri stian Ehalt in die Tat umgesetzt. Michaela Kauer, Kohler: Die Welt um 1500 – Entdeckung Fleischer: Bosch als erster Surrealist? die Leiterin des Wien-Hauses, betonte, daß der Welt, Reformation und neue Medien Die Kunsthistorikerin Martina Fleischer es eine große Ehre sei, Christian Ehalt und Der Historiker und Geograph Alfred Koh - lud dann zu einer außergewöhnlichen Bild - „seine“ Wiener Vorlesungen immer wieder ler skizzierte dann das Bild der Welt, die den be trachtung des „Weltgerichtstriptychons“ zu Gast zu haben. „Er hat mit seiner enga- Künstler Hieronymus Bosch prägte. „Europa von Hieronymus Bosch. Dieser einzigartige gierten Arbeit als Wissenschafts referent, Ge - an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit Maler schuf seine Werke in einer nie gekann - neralsekretär des städtischen Wissenschafts - befand in einem tiefen Wandel. Die Zeit war ten Eigenart, die heutige BetrachterInnen fonds und Gestalter eines der nachhaltigsten geprägt von Spannungen und Konflikten, von noch immer in ihren Bann zieht. Die einzig- Wissens- und Kulturprojekte wesentlich zur großen Ängsten und Problemen, aber auch artige Bilderwelt ist gekennzeichnet durch ein Entwicklung von Wien zu einer Wissen- von Umbruch und Veränderungen, die bis tiefgehendes Unbehagen an der Menschheit schafts-, Universitäts- und Forschungsstadt heute nachwirken. So wurden mit der Ent- und ihrem Lebensstil. Das „Weltgerichtstrip- beigetragen. Daß wir ihn auch immer wieder deckung der Amerikas und der Erforschung tychon“ sei eigentlich ein Bild über die sie- in Brüssel vor den Vorhang holen, ist nur der Welt neue Weltreiche gegründet, der ben Todsünden: „Bosch zeigt auch ein gehö- kon sequent für einen Welt bürger wie Chri - Buch druck und die Grafikkunst als neue Me - riges Maß an Ironie und Humor, indem er stian Ehalt und unseren An spruch, wichtige dien dieser Zeit sorgten für eine neue Art der nur fünf Seelen in den Himmel aufsteigen Fragen des Lebens und Denkens offen zu re- Verbreitung von Wissen, die Reformation tat läßt“, so Fleischer. flektieren und diskutieren“, so Kauer. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 21 Österreich, Europa und die Welt Österreich ist wieder Europameister!

Das Team holt sich bei den Berufseuropameisterschaften in Göteborg nach 2014 erneut den EM-Titel – 35 junge Fachkräfte erringen insgesamt 14 Medaillen Foto: SkillsAustria / Rudolf Laresser WKÖ-Präsident Christoph Leitl beim Empfang des siegreichen Team Austria im Haus der Wirtschaft in Wien ir sind wieder Europameister! Wie be - ter reich (WKÖ) über den erfolgreich vertei- chin), Katharina Strasser und Gabriel Rauch Wreits 2014 glänzte das Team Austria digten Europameistertitel. (Landschaftsgärtner und Landschaftsgärtner). auch bei den diesjährigen Berufseuropa mei - Im Laufe des Wettbewerbs mußte sich Bronze holten Thomas Schwarzinger (Anla - sterschaften EuroSkills von 30. November bis das Team Austria in Göteborg gegen mehr genelektrik), Katrina Pichlmayer und Johan - 4. Dezember im schwedischen Göteborg und als 450 Teilnehmer aus 28 Nationen behaup- nes Ladreiter (Entrepreneurship), Isabella konnte den Europameistertitel mit insgesamt ten. Für Österreich ging ein Team aus 35 Schierl und Eva-Maria Resch (Mode Techno - 14 Medaillen erfolgreich verteidigen: 35 jun - jungen Fachkräften, darunter 9 Damen, in 29 logie) sowie Michael Kranawetter (Speng- ge Fachkräfte stellten ihre Fertigkeiten in Berufen an den Start und sicherte sich erneut ler). insgesamt 29 Berufen gekonnt unter Beweis den Europameistertitel. Außerdem wurde das Team Austria mit und sicherten sich so 5 Mal Gold, 5 Mal Sil - Lisa Janisch (Maler), Fabian Gwiggner neun Diplomen „Medallion for Excellence“ ber und 4 Mal Bronze. „Die Erfolge in Gö - (Grafiker) und Christoph Schrottenbaum ausgezeichnet: Sandro Zupan (CNC-Frä- teborg sind eine Bestätigung für die Lei- (Restaurantservice) sowie Markus Thurnes sen), Verena Paar (Floristik), Sandra Wim - stungsfähigkeit des österreichischen Dualen (Sanitär- und Heizungstechnik) und Thomas mer (Friseurin) sowie Bernhard Simader Bildungssystems, der berufsbildenden Schu- Rudlstorfer (Steinmetz) kehren von den eu - (Kälteanlagentechnik), Kevin Rath (KFZ- len und der heimischen Ausbildungsbetriebe ropäischen Berufsmeisterschaften in Schwe - Technik), Dominik Stauffer (Landmaschi - bei der Heranbildung qualifizierter Fach - den mit einer Goldmedaille nach Österreich nen technik), Oliver Pieber (Maurer), Hannes kräfte, die Österreich benötigt, um auch in zurück. Silber geht an Matthias Moser Scheba und Michael Steinbauer (Mechatro - Zukunft im internationalen Wettbewerb (Elek trotechnik), Stefan Fuchs (Fliesen le - nik) sowie Markus Kieslinger (Schweißen). bestehen zu können“, freut sich Christoph ger) und Daniela Lengauer (Hotel Rezep - Die Goldmedaillengewinnerin Lisa Janisch Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Ös - tionistin) sowie Manuela Wechselberger (Kö - erreichte außerdem eine weitere Glanzlei-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 22 Österreich, Europa und die Welt stung: Mit der höchsten Punkteanzahl aller Teilnehmer konnte die Steirerin im Beruf Maler den Titel „Best of Europe“ erringen. Auch Renate Römer, Sonderbeauftragte der WKÖ für EuroSkills und WorldSkills ist von den Leistungen des österreichischen Teams beeindruckt: „Wir können stolz auf alle 35 Teilnehmer sein, die Botschafter Ös - ter reichs, seines Bildungssystems und des Wirtschaftsstandorts generell waren. Ich gra- tuliere jedem Einzelnen, insbesondere natür- lich den Medaillengewinnern und bedanke mich für die wertvolle Arbeit, die sie für un- ser Land leisten.“ Bei den vergangenen Berufswettbewer - ben konnte sich Österreich auf europäischer aber auch auf internationaler Ebene immer wieder über zahlreiche Auszeichnungen freuen. Seit den ersten EuroSkills im Jahr 2008 haben die österreichischen Teilnehmer bereits 76 Medaillen nach Hause geholt und dieses Jahr kehren die jungen Fachkräfte mit 14 Medaillen und einem erfolgreich vertei- Foto: SkillsAustria / Rudolf Laresser digten Europameistertitel in der Tasche nach Goldmedaillengewinnerin Lisa Ja nisch hat mit der höchsten Punkteanzahl aller 450 Teil - nehmerInnen an der EuroSkills auch den Titel „Best of Europe“ verliehen bekommen. Österreich zurück. dungsweges in Österreich. Ohne die Ge wer - nisch, welche mit der höchsten Punkteanzahl Mitterlehner: Österreichs Nachwuchs- beordnung und die dort verankerten Meister - aller 450 EuroSkills-Teilnehmer auch den Fachkräfte sind wieder Europameister berufe mit ihrer hohen Qualifikation wären Titel „Best of Europe“ verliehen bekommen Vizekanzler und Wirtschaftsminister Rein - solche Erfolge nicht möglich. Der Erfolg bei hatte, zur „Sonderbotschafterin für Euro- hold Mitterlehner gratulierte erfolgreichen den EuroSkills zeigt, daß wir mit den Be - Skills 2020 in Graz“. Leitl: „Sie soll als Eu - Team, das die hohe Qualität der österreichi- strebungen richtig liegen, bei der Reform der ropameister-Meisterin bis zur Europameister - schen Fachkräfte-Ausbildung gezeigt habe: Gewerbeordnung Qualität und Qualifizie- schaft in Graz unser ‚Gesicht‘ von Euro- „Damit sind unsere Nachwuchs-Fachkräfte rung des beruflichen Fachkräftenach wuch ses Skills 2020 und gleichzeitig ein Vorbild und nicht nur Vorbilder für andere Jugendliche, in den Mittelpunkt zu stellen. Negativbei- Motivationsschub für alle Jugendlichen sein: sondern unterstützen auch das internationale spiele zeigen – etwa auch in Deutschland –, Man kann mit einer Lehre Tolles erreichen Ansehen des Wirtschaftsstandorts Öster reich. daß eine Abschaffung des Meisterberufes und hat die besten Berufs- und Karriere- Gut ausgebildete Fachkräfte sind ein ent- auch mit einem starken Rückgang an Lehr - aussichten für das spätere Berufsleben.“ scheidender Erfolgsfaktor im internationalen lingen verbunden ist.“ Die Erfolge in Göte - Abschließend verlieh der WKÖ-Präsi - Wettbewerb“, so Mitterlehner. „Die Erfolgs - borg seien somit die beste Bestätigung für dent der scheidenden „Sonderbeauftragten bilanz bestätigt das große Engagement unse- die Leistungsfähigkeit des österreichischen der WKÖ für EuroSkills und WorldSkills“, rer Lehrbetriebe samt ihren Ausbildnern. Als Dualen Bildungssystems, der Ausbildungs - Renate Römer, die „Große Goldene Ehren - Rückgrat unserer Wirtschaft bilden sie die betriebe, aber auch der berufsbildenden Schu- medaille der Wirtschaftskammer Österreich“ Fachkräfte von morgen aus. Dafür möchte len. Leitl: „Vor dem Hintergrund der jüng- für ihren zehnjährigen unermüdlichen Ein - ich mich ausdrücklich bedanken.“ sten negativen Pisa-Ergebnisse zeigt sich satz für die Duale Ausbildung und die Be- deutlich: unsere berufliche Ausbildung ist rufswettbewerbe in Österreich und im Aus- Leitl: Erfolg ist Bestätigung für duale ein echtes Erfolgsmodell.“ Was im Fußball land. Ihre Agenden werden ab sofort von der Ausbildung und Meisterberufe ein Traum bleiben wird, sei bei internationa- Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Ös - „Die tollen Erfolge unserer Jugend bei den len Berufswettbewerben Wirklichkeit: „Wir terreich, Martha Schultz, übernommen. Berufs-Europameisterschaften und -Welt - sind Europameister und haben große Natio- Das österreichische Team für EuroSkills meisterschaften sind vor allem den heimi- nen klar hinter uns gelassen – Frankreich 2016 wird von den Wirtschaftskammern Ös - schen Betrieben und den ausbildenden Mei- wurde Dritter, Deutschland Vierter, England terreichs, dem Bundesministerium für Wis - stern zu verdanken, denn nur durch sie ist die findet sich auf dem neunten Platz und Italien sen schaft, Forschung und Wirtschaft, dem hohe Qualität unserer Dualen Berufsausbil- sogar nur auf dem 14. Rang. Das ist ein Er- Bundesministerium für Bildung sowie der dung garantiert“, betonte Christoph Leitl, gebnis, das wir im Fußball wohl nie erleben All gemeinen Unfallversicherungsanstalt fi - Präsident der Wirtschaftskammer Österreich werden“, so Leitl. nan ziert. Unterstützt wird das SkillsAustria- (WKÖ), am 5. Dezember beim Empfang des Im Rahmen des feierlichen Empfangs er- Team zusätzlich von workwear engelbert siegreichen Team Austria im Haus der Wirt- nannten Leitl und der Prä sident der Wirt - strauss, Schütze Schuhe, Würth, 3M, WIFI schaft in Wien. „Der Europameister-Titel ist schaftskammer Steiermark, Josef Herk, die sowie der Initiative go-international. n die Bestätigung eines erfolgreichen Ausbil - steirische Goldmedaillengewinnerin Lisa Ja - http://www.skillsaustria.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 23 Österreich, Europa und die Welt Herausforderungen für Mobilität und Energieversorgung

Veranstaltungsreihe »Growing Cities – Growth in Cities« im Wien-Haus in Brüssel

nter dem Titel „Building the smart city Uof the future“ fand am 29. November der dritte Teil der Veranstaltungsreihe „Grow - ing Cities – Growth in Cities“ im Wien-Haus in Brüssel statt. Dieses Mal diskutierte der Vorstand der Wiener Stadtwerke mit europä- ischen EntscheidungsträgerInnen, Städte- und VerbandsvertreterInnen zu transport- und energierelevanten Zukunftsfragen. Die Wiener Stadtwerke fordern bessere Rahmen - bedingungen für die Daseinsvorsorge, um das Bevölkerungswachstum in der Stadt durch die Digitalisierung und andere Herausforde- rungen bewältigen zu können.

Stadtwerke brauchen optimale Rahmenbedingungen auf EU-Ebene Generaldirektor Martin Krajcsir betonte, daß Stadtwerke in ganz Europa vor der Her -

ausforderung stehen, die wachsende Bevöl - Wien-Haus / Bea Uhart Foto: kerung mit Energie- und Transportnetzen zu Vor dem Wien-Haus in Brüssel (v.l.): WStW-Generaldirektor Martin Krajcsir, WStW-Vorstands - versorgen, „und das bei immer engeren direktor Peter Weinelt, Susanne Strohm, Leiterin Wirtschaftsagentur Wien, Büro Brüssel, Budgetspielräumen.“ Die Chancen der Digi - Michaela Kauer, Leiterin Verbindungsbüro der Stadt Wien zur EU, Elisa Schenner, Leiterin WStW-Holding AG, EU Affairs Office, und WStW-Vorstandsdirektorin Gabriele Domschitz talisierung richtig zu nutzen sei ein Schlüssel zur Sicherstellung einer leistbaren Infra- giesystem immer relevanter werden. „Ver sor - Und schließlich sei die Frage der Finanzie- struktur für alle BewohnerInnen. Daß Wien gungssicherheit und Black-out Prävention rungsbedingungen für langfristige öffentli- und die Wiener Stadtwerke punkto intelli- sind unsere Kernaufgaben.“ Damit diese künf - che Investitionen – Stichwort Stabilitäts- und genter digitaler Verknüpfung international tig erfüllt werden können, müßten auf EU- Wachstumspakt – für wachsende Städte an- ganz vorne mitspielen, zeigte die Verleihung Ebene die Rollen im Energiesystem klar de- zusprechen. „Hier brauchen wir mehr Spiel - des „World Smart City Awards“ vor drei finiert werden. „Als verläßliche und neutrale räume,“ so Generaldirektor Krajcsir abschlies- Wochen, der im Bereich „Projekte“ an die Datenmanager sind Verteilnetzbetreiber wich - send. Wiener Forschungsgesellschaft (Aspern tig für die Entwicklung von neuen Energie- Smart City Research – ASCR) ging. Dienstleistungen“ stellt Weinelt fest. Erfolgreiche Veranstaltungsreihe 2016 Digitalisierung wird von den Wiener Stadt - des Wien-Hauses in Brüssel werken als Chance begriffen, ihre Dienst - Bauen auf Vertrauen, Partizipation Die Diskussionsreihe „Growing Cities – leistungen noch kundenfreundlicher und noch und Versorgungssicherheit Growth in Cities“ wurde 2016 erstmals ge- effizienter zu gestalten. Für den Verkehrs be - In der anschließenden regen Diskussion meinsam vom Verbindungsbüro der Stadt reich hielt Vorstandsdirektorin Gabriele Dom - an mehreren runden Tischen kristallisierten Wien, den Büros der Wirtschaftsagentur Wien schitz fest: „Richtig umgesetzt stellt bei- sich einige Themen als zentral heraus: Stadt- und der Wiener Stadtwerke ausgerichtet. Da- spielsweise das vernetzte, automatisierte werke bauen auf das Vertrauen der Men- bei werden Herausforderungen, denen sich Fahren eine Chance für den öffentlichen Per- schen in ihre Dienste angesichts der Digita- wachsende Großstädte wie Wien stellen müs- sonennahverkehr dar. Wichtig ist, daß wir lisierung. EU-Maßnahmen müssen daher sen, aus unterschiedlichen Perspektiven uns auf EU-Ebene Gehör schaffen und die auch auf die Skepsis vieler Menschen einge- beleuchtet. Den Auftakt bildete die Veran- neuen Anwendungen nicht nur allein der hen. Öffentliche Unternehmen sind oft Teil staltung „Sozialer Zusammenhalt ist Schlüs - Auto-Industrie überlassen, sondern darauf einer integrierten urbanen Politik, und sie sel für erfolgreiches Städtewachstum“ am achten, daß die städtische Umwelt einen zu - sollten daher ihr Fachwissen, gemeinsam 27. April 2016, gefolgt von einer Diskussion sätzlichen Nutzen hat.“ mit Städten, stärker in Entscheidungs pro - zum Thema „Innovation als Motor für Be- Vorstandsdirektor Peter Weinelt betonte zesse auf EU-Ebene einbringen können. schäf tigung und Wachstum in Städten“ am die entscheidende Rolle von Verteilnetzen, Wichtig dabei ist die Anerkennung der Viel - 29. Juni 2016. n die in einem zunehmend dezentralen Ener- falt der lokalen und regionalen Lösungen. http://www.wienerstadtwerke.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 24 Österreich, Europa und die Welt Kurz empfing Ban Ki-moon und Prof. Alexander Van der Bellen ußenminister Sebastian Kurz hieß den AGeneralsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, und den gewählten Bundes - präsidenten Prof. Alexander Van der Bellen am 7. Dezember in seinen Amtsräumen im Außenministerium in Wien willkommen. „Wir sind stolz, die Vereinten Nationen und insgesamt 37 Internationale Organisa - tionen in Wien zu beheimaten, da diese Prä - senz Teil der österreichischen Identität ge - worden ist“, so der Außenminister. Es wurde über die Herausforderungen in der Welt und in Europa diskutiert. Bundes- minister Kurz gab einen Überblick über die anhaltenden Bemühungen in Sachen Migra- tionskrise und Flüchtlingsintegration. Außer - dem wurde über den bevorstehenden OSZE- Vorsitz Österreichs im kommenden Jahr gesprochen. Ziel sei, daß die Vereinten Na - tionen und die OSZE weiterhin eng mitein- ander kooperieren werden. Österreich wird neben dieser verstärkten Vermittlerfunktion ein starker Unterstützer der friedenserhalten- Foto: BMEIA / Dragan Tatic v.l.: Österreichs designierter Bundespräsident Prof. Alexander Van der Bellen, UNO-General - den Missionen der Vereinten Nationen blei- sekretär Ban Ki-moon und Außenminister Sebastian Kurz ben (siehe Seite 3). Gemeinsam mit dem designierten Bun- Bellen möchte Außenminister Sebastian Kurz land zu repräsentieren, fortsetzen. n des präsidenten Prof. Alexander van der seinen Kurs, Österreich bestmöglich im Aus - http://www.bmeia.gv.at Innsbruck unterstreicht Engagement für europäische Lösungen wei Monate nach ihrer Nominierung in Zdie Dachorganisation für Städte und Kommunalverwaltungen, United Cities and Local Governments (UCLG), ist Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer am 12. Dezember im niederländischen Maas- tricht für die kommenden drei Jahre zur Vor- sitzenden des Finanzausschusses des Rat der Gemeinden und Regionen, RGRE (Council of European Municipalities and Regions – CEMR) gewählt worden. Sie ist damit eines von sieben Mitgliedern im Financial Mana- ge ment Committee und erhält zudem einen Sitz im Exekutivbüro des Rats – einem der wichtigsten politischen Gremien des RGRE. Diese Entscheidung unterstreicht abermals die europäische Ausrichtung der Tiroler Lan - deshauptstadt. Bei der Versammlung des Po- licy Comittees in Maastricht nehmen 170 Foto: Georgina Mombo Rasero Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer wurde in Maastricht zur Vorsitzenden des Mit glieder teil. Finanzausschusses des Rates der Gemeinden und Regionen, RGRE, gewählt. „Lokale Regierungen stehen oft vor ähn- lichen bzw. oft sogar gleichen Herausfor de - sehe meine Wahl des deshalb als besondere Der Rat der Gemeinden und Regionen Eu - rungen. Eine internationale Vernetzung und Anerkennung und als Wertschätzung unserer ropas ist eine europaweite Organisation der ein Austausch sind deshalb auch im Sinne Position“, betonte Bürgermeisterin Christine kommunalen und regionalen Gebietskörper - der Bürgerinnen und Bürger besonders wich - Oppitz-Plörer und unterstich damit die schaften und somit der Europäische Dach- tig. Die Tiroler Landeshauptstadt hat eine Schlüsselrolle die Europas Gemeinden und verband des Österreichischen Städtebundes. lange Geschichte als Europastadt und ich Regionen einnehmen. http://www.ccre.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 25 Österreich, Europa und die Welt Landeshauptmann Pühringer »entführte« Sister Act Nonnen ie Darstellerinnen des Musicals „Sister DAct – live from USA“, welches von 1. bis 3. Dezember in Linz gastierte, wurden von Landeshauptmann Josef Pühringer kuli- narisch in Oberösterreich in Empfang ge- nom men. „Es freut mich, dieses international er - folgreiche Musical in Oberösterreich begrüs- sen zu können. Ihre Musik begeistert und bewegt die Menschen“, so der Landeshaupt - mann, der die Darstellerinnen mit einem oberösterreichischen Frühstück in einem Cafe in der Linzer Altstadt empfing. Das US-Star-Ensemble von „Sister Act – live from USA“ rund um die Frontsängerin Bri Luv, absolvierte einige Wochen eine Ös- terreich-Tour. Foto: Land OÖ / Stinglmayr „Sie fühlen sich in Oberösterreich sicht- Kulinarische Begrüßung in Oberösterreich durch Landeshauptmann Josef Pühringer für das US-Star-Ensemble von »Sister Act – live from USA« in einem Café in der Linzer Altstadt lich wohl und schwärmen vom oberösterrei- chischen Essen und der schönen Land- der Österreichtournee von „Sister Act – live che bereits mit zahlreichen Größen der Bran- schaft“, so der Österreich-Tourmanager Jan from USA“ dar. che auf der Bühne standen. Theresa Tho- Pucher. Frontsängerin Bri Luv wird von einem mason ist verantwortlich für Voicecoaching Neben den Aufführungen in der Linzer Chor aus erstklassigen Sängerinnen, die zum und Choreografie. „Sister Act – live from Friedenskirche von 1. bis 3. Dezember war Teil schon mit weltbekannten Stars am Broad - USA bietet sämtliche Highlights aus den bei- das Ensemble am 4. Dezember in Gries - way aufgetreten sind, unterstützt. Auch die den weltbekannten Topfilmen mit Whoopi kirchen zu Gast. Ihr Auftritt am 17. De - Live-Band der Show setzt sich ausschließ- Goldberg und mehr – dargeboten von einem zember in Vöcklabruck stellte den Abschluß lich aus Vollblutmusikern zusammen, wel- Star-Ensemble direkt aus den USA. n Rübig:ORF-Friedenslicht aus Bethlehem fürs EU-Parlament um 20. Mal holte der Europaabgeord- Znete Paul Rübig heuer das ORF-Frie - denslicht aus Bethlehem zu Weihnachten in die EU-Institutionen. Diesmal nahm auch Justizminister Wolfgang Brandstetter an der feierlichen Zeremonie teil. „Das Friedenslicht ruft uns ins Gedächt– nis, daß in vielen Regionen dieser Welt ge- waltsame Konflikte das Leben der Men - schen prägen. Als Politiker ist es unsere Auf- gabe, den Frieden zu fördern und zu schüt- zen. Das ist auch in Europa keine Selbst- verständlichkeit mehr“, so der Europaabge - ordnete Rübig am 12. Dezember bei der Über gabe des Friedens lichtes an den Präsi - denten des EU-Parla ments, Martin Schulz, in Straßburg. „Heute übergeben wir gemeinsam mit dem diesjährigen Friedenslichtkind Lara Foto: Europäisches Parlament Penz und einer 90köpfigen Gruppe der HTL v.l.: Paul Rübig MEP, Mairead McGuinness MEP (Vizepräsidentin des Parlaments und eine und der HLW Steyr das Friedenslicht zuerst der Kandidatinnen für das Amt des Parlamentspräsidenten), das oberösterreichische Friedens - lichtkind Lara Penz und Justizminister Wolfgang Brandstetter entzünden das Friedenslicht im an den Europarat, dann an das Europaparla - Europäischen Parlament. ment und die Stadt Straßburg“, so Rübig. Der Leiter der Venedig-Kommission des die Musikgruppe der HTL Steyr unter der Friedenslicht nach Österreich. Auf Initiative Europarats, Schnutz Dürr, nahm die Flamme Leitung von Franz Reithuber. von Rübig bringen OberösterreicherInnen das im Name des Europarats entgegen. Den mu - Zum ersten Mal brachte ORF-Ober ös ter - Licht seit 1996 mit dem ORF ins EU-Parla - sikalischen Rahmen der Übergabe gestaltet reich-Redakteur Günther Hartlnach 1986 das ment nach Straßburg. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 26 Österreich, Europa und die Welt Kärntner Christbaum leuchtet in Gemona ls Zeichen der starken Freundschaft zwi- Aschen der Bevölkerung von Friaul Ju- lisch Venetien und Kärnten strahlt seit dem 11. Dezember auf der Piazza del Ferro in Gemona ein vom Land Kärnten gespendeter Christbaum. Unterstützt wurde die schon tra - ditionelle Aktion von der „Kärntner Milch“ – Pro Natura Kärnten und die heimischen Christbaumproduzenten organisierten die Spende. Landeshauptmann Peter Kaiser, der mit einer Kärntner Delegation zur feierli- chen Illuminierung gekommen war, verwies auf die enge Verbindung der beiden Regio nen die vom „Senza Confini“-Gedanken schon seit Jahren getragen werde. „Wir müssen das Gemeinsame vor das Trennende stellen. Wir müssen gesellschaft- Foto: LPD / Hoeher Oskar liche Brücken schlagen, Verbindungen stär- v.l.: Landesrat Ferdinand Huetter, Landeshauptmann Peter Kaiser, der Bürgermeister von Gemona, Paolo Urbani, und Graf Leonado Foscari ken und weiteren Austausch unterstützen“, be - tonte Kaiser. Dieses Gefühl der Solidarität, schaftliches Miteinander und das Arbeiten Trachtenkapelle Seeboden. Gesegnet wurde gelte es den EinwohnerInnen der beiden Re- ohne Grenzen längst nicht nur politische der Baum vom örtlichen Pfarrer Valentino gionen zu vermitteln, damit die wüßten, daß Schlagworte, sondern Erfolgsfaktoren zur Co stante. es trotz der vielen Veränderungen und Her - zielgerichteten Weiterentwicklung unserer Für die Kinder unter den zahlreichen Gä- ausforderungen etwas gibt, das dabei hilft, Re gionen im Herzen Europas seien. sten gab es Weihnachtsgebäck. Gemonas Bür - dem allem zu begegnen. In vielen gemeinsa- Die feierliche Illuminierung des Baumes germeister Paolo Urbani dankte herzlich für men Projekten und Aktivitäten habe man in wurde gesanglich und musikalisch umrahmt die Christbaumspende und schickte Weih- der Vergangenheit bewiesen, daß gemein- von den Stimmen aus Amlach und der nachtsgrüße nach Kärnten. n Weihnachtsstimmung auf dem Mailänder Domplatz eit 1. Dezember verbreitet die Österreich SWerbung (ÖW) Italien mit ihrem einzig- artigen musikalischen Adventkalender auf der Piazza Duomo in Mailand österreichische Ad - ventstimmung. Die österreichische Vorweih- nachtszeit mit ihren zahlreichen Advent - märk ten übt auf die italienischen Gäste eine starke Faszina tion aus. Motivation genug für die ÖW Ita lien – unterstützt von der Ge - meinde Mailand – den wohl außergewöhn- lichsten Adventkalender im Zentrum zu plat- zieren. So öffnet sich jeden Tag zwischen 18 und 18:30 Uhr ein Fenster des historischen „Palazzo dei portici meridionali“ mit einer musikalischen Überraschung: Wie bei einem klassischen Adventkalender gibt es auch hier ein „Crescendo“, allerdings musikalischer Art: vom Solo am 1. Dezember bis hin zu einem 24köpfigen Orchester am Weih- Foto: ÖW / Michele Novaga nachtsabend. Der gesamte Palazzo ist mit Neben den halbstündigen Konzerten werden am Domplatz stimmungsvolle Winterpostkarten der Stadt Salzburg und Mozartkugeln verteilt. Winterimpressio nen dekoriert, die Lust auf Urlaub in Österreich machen. Das auf der Der Advent kalender ist nach 2012 bereits und Aufmerksamkeit gelauscht“, freut sich Piazza positionierte Dirigentenpult sorgt für zum zweiten Mal Anziehungspunkt im Markt-Manager Michael Strasser. Neu ist, einen weiteren Blickfang. Täglich über 3000 Herzen der Stadt. „Der Domplatz zählt zu den daß die täglichen Adventkonzerte auf der Zu hörer erlebten bereits in den ersten Tagen meist frequentierten Plätzen der Stadt und in Face book-Seite der ÖW Italien „Vacanze in das Konzert live vor Ort, weitere Zehntau- der ersten Adventwoche haben bereits über Austria“ live übertragen werden. n sende waren via Live-Übertragung dabei. 15.000 Per sonen den Konzerten mit Genuß https://www.facebook.com/Vacanze.in.Austria/videos/

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 27 Österreich, Europa und die Welt Out of Home-Kampagne in Amsterdam ber mehrere Wochen warb die Öster- Üreich Werbung (ÖW) im öffentlichen Raum in den Straßen Amsterdams für einen Winter urlaub in Österreich. Im Zentrum der Out of Home-Kampagne stand das im Ti ro - ler Ser faus fotografierte Sujet „Erste Spur“, das auf 16 digitalen Screens und 300 City Lights zum Einsatz kam. An den interakti- ven Bus haltestellen machten 360 Grad Vi - deos Lust auf Pistenschwünge in Österreichs Winterwelt und boten einen virtuellen Vor- geschmack auf Pistenerlebnisse. „Mit dieser breit angelegten Aktion machen wir in der entscheidenden Buchungszeit Lust auf Win - ter und speziell den alpinen Skiurlaub in Öster reich“, erklärte Herwig Kolzer, Region Ma na ger der ÖW in Amster dam. Neben diesem starken Auftritt der Marke Foto: Österreich Werbung Urlaub in Österreich im öffentlichen Raum An den Bushaltestellen machten Videos Lust auf Pistenschwünge in Österreichs Winterwelt. setzt die ÖW im Rahmen der crossmedialen Winterbewerbung auf Content-Kooperatio- Kampagne, verschiedenen Joint Marketing- Die Stimmung am niederländischen Markt nen mit führenden Print- und Onlineportalen Kooperationen und Presseevents. Transpor- ist aktuell sehr gut, unterstützt durch die po- wie reiskrant.nl und wintersporters.nl (größ- tiert wird dabei sowohl das hochwertige Ski sitive Wirtschaftslage, die gesteigerten te Wintersportplattform im Benelux-Raum), Alpin-Urlaubsangebot in Österreich, als auch Kaufkraft beim Konsumenten und einer redaktionelle Strecken in Special Interest bei Niederländern beliebte Aktivitäten ab- generell erhöhten Nachfrage nach Winter- Me dien, Social Media Marketing mittels Fa - seits der Piste, wie Schneeschuhwandern, sporturlaub. n cebook Canvas Ads, eine Social Influencer- Rodeln oder auch Langlaufen. http://www.austria.info Wein aus Österreich zu Gast in Bordeaux ordeaux trug rot-weiß-rot. Warum? Im Bbrandneuen Weinbaumuseum und Kul- turzentrum „Cité du Vin“ war vom 16. bis 18. Dezember Wein aus Ös terreich zu Gast und präsentierte sich schillernd und vielfäl- tig. Weinverkostungen unter der Obhut von zwei der weltbesten Sommeliers, Konzerte zum Thema Wein und ein Vortrag über die Einzigartigkeit von österreichischem Wein luden mitten in Frankreich zu einer spannen- den Reise in das Weinland Österreich ein. Die Reise begann in den verrückten Jahren des Rock’n’roll, damals, als in Österreich vor allem Bier und billige Weine ausge- schenkt wurden, damals, als man von den Weinen Italiens und Frankreichs träumte. Im Rhythmus der populären Chansons der 70er- und 80er-Jahre schilderte Willi Klinger, Ge-

schäftsführer der Österreich Wein Marketing Foto: AnakaLa Cité du VinXTU architects (ÖWM) und selbst Showman, seine ersten Er- La Cité du Vin in Bordeaux – eine Welt der Weinkultur fahrungen mit der kulinarischen Kultur Ita- liens und Frankreichs. 1987 entschied er sich bruch erleben mit ihm erleben, der von Ös- Österreich und ließen jeden Interessierten an für eine Karriere in der Welt des Weins – terreich nach New York via London und bis ihrem Wissen und ihrer Leidenschaft teilha- gerade, als die österreichischen Weine sich nach Bordeaux brachte. ben – eine einzigartige kommentierte Ver- aus ihrer Asche neu erfinden und „sich wie Die beiden Spitzensommeliers David Bi- kostung von sechs einzigartigen österreichi- ein Phoenix in die Lüfte erheben“. Von Kla - raud und Olivier Poussier eröffneten ihre schen Weinen. n vierklängen begleitet konnte man diesen Auf- Geheimnisse zu ihren Lieblingsweinen aus http://www.oesterreichwein.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 28 Österreich, Europa und die Welt Neue ORF-III-Trilogie: »Die Öscars« as haben die Kultregisseure Billy WWilder und Fred Zinnemann mit den Filmkomponisten Erich Wolfgang Korngold und Max Steiner gemeinsam? Sie alle haben österreichische Wurzeln, ihnen allen gelang rechtzeitig die Flucht vor dem NS-Regime. Sie alle schrieben in ihrer neuen Heimat ein bedeutendes Stück Filmgeschichte und wur- den mit einem der mehr als 100 Academy Awards, die seit der ersten Oscar-Verleihung im Jahr 1929 an heimische Filmschaffende und Künstler/innen gegangen sind, ausge- zeichnet. ORF III Kultur und Information würdigt die Riege österreichischer Oscar- Preis trägerInnen ab 28. Dezember mit einem umfassenden Programmschwerpunkt rund um die neue Dokutrilogie „Die Öscars“ von Christian Reichhold, die am 19. Dezember in Wien präsentiert wurde. Der Einladung Foto: ORF / Hubert Mican der ORF-III-Geschäftsführer Eva Schindl - v.l.: Produzent Wolfgang Winkler, Christian Reichhold, ehemalige US-Botschafterin in Öster - auer und Peter Schöber waren – neben Fil- reich Helene von Damm, ORF-III-Programmgeschäftsführer Peter Schöber me macher Christian Reichhold und Produ - ihre Vorgängerin und aktuelle verlegerische fänge“) über die Filmemacher, die in den zent Wolfgang Winkler (Pammer Film) – u. a. Beirätin Prof. Brigitte Sinhuber-Harenberg politisch brisanten 1930er und 1940er Jahren die langjährige US-Botschafterin in Öster - gefolgt. Die ORF-III-Produktion – zu sehen nach Los Angeles emigrierten („Der Exo - reich, Helene von Damm, Autor Rudolf Ul - am 28., 29. und 30. Dezember jeweils um dus“), bis hin zu den heutigen Protago nisten rich („Österreicher in Hollywood“) sowie 20.15 Uhr – spannt den Bogen von den Grün - („Alles Wal(t)zer“). n Amalthea-Verlagsleiterin Carmen Sippl und dern der Traumfabrik Hollywood („Die An - http://TVthek.ORF.at MOZART! – Das Musical feierte Premiere in China ach zahlreichen bisherigen Auffüh - Nrungsserien in insgesamt sieben Ländern (Österreich, Deutschland, Japan, Schweden, Südkorea, Tschechien, Ungarn) und mehr als zwei Millionen Besuchern weltweit ist MO - ZART! nun endlich auch in China zu sehen. Das Musical aus der Feder vom Erfolgsduo Michael Kunze und Sylvester Levay in der neuen Wiener Fassung von Harry Kupfer (Regie), Hans Schavernoch (Bühnenbild), Dennis Callahan (Choreografie) und Yan Tax (Kostüme), welche vom 24. September 2015 bis 20. März 2016 im Raimund Theater ge - zeigt wurde, feierte am 16. Dezember seine umjubelte Premiere im „Shanghai Culture Square Theatre“. Es ist dies dasselbe Haus in welchem bereits 2014 das erfolgreiche Gast- spiel von ELISABETH stattgefunden hat,

MOZART! wird dort für insgesamt 40 Vor- Foto: VBW stellungen zu sehen sein. Die Show und die Show und Cast – allen voran Oedo Kuipers (hier im Bild) als Wolfgang Mozart – wurde vom Cast – allen voran Oedo Kuipers als Wolf- Publikum mit Standing Ovations belohnt. gang Mozart – wurde vom Publikum mit Nissen. Nannerl Mozart wird von Amelie Dob - gende der klassischen Musik. Mozart wird Standing Ovations belohnt. ler verkörpert, Cäcilia Weber wird dargestellt als außerordentlich begabter Künstler ge- Neben Oedo Kuipers in der Titelrolle ist von Susanne Panzner und Ann Christin El- zeigt, der dennoch oder gerade deshalb mit Marc Clear als Leopold Mozart zu erleben, verum spielt die Baronin von Wald stätten. den einfachen Herausforderungen des Le- Maximilian Mann spielt Hieronymus Collo - MOZART! – Das Musical beleuchtet den bens kämpft. n redo, Anna Hofbauer ist Constanze Weber/ Weltmusiker, die historische Figur, eine Le - http://www.vbw.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 29 Österreich, Europa und die Welt 20 Jahre UNESCO-Weltkulturerbe Schönbrunn m 7. Dezember vor 20 Jahren wurde Adas Schloß Schönbrunn mit seiner ein- maligen Gartenanlage vom World Heritage Committee zum UNESCO-Weltkulturerbe er- nannt. Die große Auszeichnung bringt gleich- zeitig eine große Verantwortung mit sich. Breit angelegte Forschungsprojekte sind die Grundlage für sorgfältige Restaurierungsar - beiten. Die große Beliebtheit von Schön - brunn legt auch die wirtschaftliche Basis für erforderliche Sanierungen. „185 Millionen Euro wurden seit der Ausgliederung von Schloß Schönbrunn aus der Staatsverwaltung im Jahr 1993 in Bau - maßnahmen investiert“, erklärt Franz Sattl- ecker, Geschäftsführer der Schloß Schön - brunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. (SKB). „Im Jahr 2017 planen wir weitere Inve - stitionen in den Denkmalschutz in der Höhe Foto: Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. - Julius Silver von 12 Millionen Euro. Aktuell werden die Das Schloß Schönbrunn und der ihn umgebene etwa 160 Hektar große Park sind seit 1996 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Gloriette und das Reiche Tor saniert. Recht - zeitig zum 300. Geburtstag von Maria The - Euro erwirtschaftet. Rund 4,5 Millionen Gä - burg und Hofmobiliendepot l Möbel Museum resia werden im Jahr 2017 die beiden chine- ste besuchten letztes Jahr die Standorte des Wien wurden 2015 die Marchfeldschlösser sischen Kabinette im frischen Glanz erstrah- Unternehmens, davon alleine 3,6 Mio. Men- Hof und Niederweiden im Jahr 2015 erfolg- len“, so Sattlecker. schen die Attraktionen in Schönbrunn. Zu reich in den Unternehmensverbund aufge- Die SKB wurde 1992 gegründet und hat den Standorten Kaiserappartements, Sisi Mu - nommen. n im Jahr 2015 einen Umsatz von 52,2 Mio. seum und Silberkammer in der Wiener Hof - http://www.schoenbrunn.at Heurigenabend mit Wienerliedern in Hongkong er Heurigenabend mit Erich Zib von DRadio Wienerlied in Hongkong findet jedes Jahr im November statt und hat schon lange Tradition. Es geht da vor allem darum, die berühmte Wiener Gemütlichkeit zu bie- ten mit einem entsprechenden Angebot an Speisen, österreichischem Wein und natür- lich Musik. Der Wiener Heurigenmusiker und Mode- rator der Radiosendung „Wienerlieder von gestern und heute“ auf ist bereits zum achten Mal extra für diesen Heurigenabend nach Hongkong geflogen, allerdings diesmal erst- mals mit einem Direktflug, den die Austrian Airlines seit September anbietet. Es ist schon immer wieder fantastisch, wenn man sieht, welche Stimmung Erich Zib mit seiner kleinen Schrammelharmonika verbreiten kann und selbst Vorarlberger füh- len sich auf einmal richtig wohl bei echter Foto: radiowienerlied.at Wienermusik. Aber er spielt auch Lieder aus »Mr. Radiowienerlied.at« Erich Zib war bereits zum achten Mal nach Hongkong gereist, um dort einen Heurigenabend mit Wienerliedern zu musikalisch zu komplettieren. allen Bundesländern und damit kommt eigentlich jeder auf seine Rechnung. Irgend- sich ja zumindest mit der wöchentlichen Ra- Dort finden Sie auch eine Liste jener wie schade, daß diese Idee mit einem echt diosendung trösten, die auf jede Woche ab Radio stationen auf der ganzen Welt, die die- Wiener Heurigen mit passender Heurigen mu - um Mitternacht MEZ zur Verfügung steht sen Sendungen eine fixen Sendeplatz einge- sik nicht öfter im Ausland umgesetzt wird. auf räumt haben – und können im Shop nach Aber die Freunde der Wienermusik können http://www.radiowienerlied.at Herzenslust Wienerlieder-CDs bestellen! n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 30 Österreich, Europa und die Welt Ritschert, Schnitzel und Gefillte Fisch

Die dritte Auflage der Österreichischen Kulturtage in Tel Aviv brachte von 4. bis 9. November wieder ein abwechslungsreiches Programm mit tollen Künstlern. Foto: Johannes Felten Sorgten bei den Alt-ÖsterreicherInnen in Tel Aviv für bleibende Eindrücke und große Begeisterung (v.l).: Sasha Danilov, Roman Grinberg, Bela Koreny, Bettina Krenosz, Wolfgang Dorer, Martina Grinberg, Andrea Eckert, Judith Weinmann-Stern, Ronald Leopoldi, Marta Koreny

Vorwort Michael Gottlieb waren von den Fotos und Der Bericht von Regine Gottlieb as Ehepaar Regine und Michael Gott- von meiner Schilderung derartig berührt, daß Judith Weinmann-Stern hat diese ganz Dlieb war im Februar 2016 beim Bene - sie beschlossen, die 3. Österreichischen Kul - be sondere Veranstaltung bereits zum dritten fizkonzert im MuTh, dem Konzertsaal der turtage in Tel Aviv „live“ mitzuerleben. Sie Mal organisiert. Diesmal fanden die österrei- Wiener Sängerknaben. Vor Konzertbeginn lief waren bei allen Konzerten dabei und hatten chischen Kulturtage in Tel Aviv als kulturel- eine Diashow mit Fotos von den Alt-Öster- sogar kleine Päckchen mit typischen Süßig - ler Höhepunkt der 60-Jahr-Feier der Öster - reicherInnen, die 2014 die Konzerte in Tel keiten aus der „alten Heimat“ für die Alt- reichisch-Israelischen Diplomatischen Bezie - Aviv besucht hatten. In meiner Rede stellte ÖsterreicherInnen mitgebracht, die sie ihnen hungen statt. ich das Projekt vor, erzählte von meiner Mo - persönlich übergaben. Ich glaube nicht, daß Den Auftakt bildete die Matinee am Frei - tivation zur Initiative der Österreichischen ich den Bericht authentischer hätte schrei- tag, dem 4. November. Im Foyer des kleinen Kulturtage in Tel Aviv und erzählte von un - ben können und bedanke mich an dieser Konzertsaals des Musikkonservatoriums in vergeßlichen, emotionalen Begegnungen mit Stelle herzlichst für ALLES, was das Ehepaar Tel Aviv empfing Judith Weinmann-Stern den Alt-ÖsterreicherInnen. ÖsterreicherIn - Gottlieb während seines Israel-Auf ent haltes jeden ihrer eingeladenen Gäste persönlich. nen, die als Kinder oder Jugendliche von ei - gemacht hat. Ich schätze mich sehr glück - Sie waren teilweise von weit her gekommen nem Tag auf den anderen entwurzelt und lich, solch wertvolle Menschen durch meine und man sah, wieviel Freude Judith aus- ihrer Sprache beraubt, ohne Familie in einem Arbeit an diesem wichtigen Projekt kennen- strahlte – mit jedem Gast ein bißchen mehr. fremden Land Zuflucht fanden. Die emotio- gelernt zu haben. Sie war ganz aus dem Häuschen, daß sich zu nale Bindung zu ihrer alten Heimat und die Judith S. Weinmann-Stern diesen 3. Kulturtagen über 60 Alt-Öster rei- Musik, die sie mit ihrer Kindheit verbindet, Obfrau Verein „Wien – Tel Aviv“ cherInnen angemeldet hatten, teils sehr be - lebt noch heute in ihrem Herzen. Regine und http://www.wien-telaviv.com tagte Menschen, jede/r mit ihrer/seiner eige-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 31 Österreich, Europa und die Welt Foto: Judith S. Weinmann-Stern Foto: nen, be rührenden Geschichte; alle freuten Ein Blick in den bis auf den letzten Platz gefüllten Veranstaltungssaal in Tel Aviv sich auf ein Stück Heimat, ein Stück Öster - reich, ihrem Geburtsland, mit dem sie noch heute tief verbunden sind. Ihre Gesichter, ihre Falten spiegeln ihr bewegtes Leben wieder, ihr Optimismus hat sie die schweren Zeiten, weswegen sie seinerzeit Österreich verlassen mußten, überstehen lassen. Nun strahlten sie um die Wette mit Judith, die unendlich glück- lich erschien; all die stressigen Zeiten der langen Organisation waren weggewischt, all das Herzblut, das sie hatten einfließen las- sen, hatte sich gelohnt – mit dem ersten Lä - cheln dieser bezaubernden Menschen. Judiths Tochter Nadine überreichte den Gästen ihre Gratiseintrittskarten und refun- dierte ihnen auch die Taxi-Rechnungen für die Fahrt zum Konservatorium und wieder nach Hause. Durch diese Aktion wurde allen Menschen, ob im Rollstuhl oder mit Rolla tor, ermöglicht, in den Genuß der Konzerte zu Bela Koreny, Judith S. Weinmann-Stern und Andrea Eckert kommen. Es mischten sich deutsche, hebräi - sche und englische Klänge im Konzertsaal, der bis auf den letzten Platz gefüllt und er- füllt ist von Freude und Verbundenheit der An wesenden. In ihrer frei gesprochenen, aus dem Her - zen kommenden Rede erzählte Judith, wie es dazu gekommen war, daß sie die Brücke zwischen Österreich und Israel gespannt hat, wie viele berührende Begegnungen und Mo- mente sie dadurch erlebt hat, und wie sehr auch ein Teil ihrer Identität dadurch gestärkt wurde. Sie bedauerte es sehr, daß eine der treuesten Besucherinnen der österreichi- schen Kulturtage vor einiger Zeit, kurz vor ihrem 104. Geburtstag verstorben war. Sie hat - te sich schon so sehr auf die Konzerte ge-

freut und – bei den ersten beiden Öster rei - Judith S. Weinmann-SternFoto: Foto: Johannes Felten chi schen Kulturtagen, 2013 und 2014, in der Judith S. Weinmann-Sterns Tochter Nadine überreichte die Gratiseintrittskarten und ersten Reihe sitzend – immer lautstark das retournierte das Taxigeld für An- und Heimfahrten.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 32 Österreich, Europa und die Welt

Leopldi-Lied von den Schinkenfleckerln mitgesungen. Dort saß nun ein weißhaariger, hochbe- tagter Herr, der keine Vorstellung ausließ. Neben ihm saßen Judith Weinmann-Stern, Botschafter Martin Weiß, Polizei-Oberst Jo - hann Golob, Ronald Leopoldi, und einige aus Wien angereiste Sponsoren. Judith las die Grußbotschaft von Bundes - kanzler Christian Kern vor, in der er die Wich - tigkeit dieser Initiative betonte, die Alt-Ös ter - reicherInnen begrüßte und seine Abwe sen - heit bedauerte. Den Anfang der Konzertreihe bildete eine Hermann Leopoldi Matinee mit Andrea Eckert und Bela Koreny. Der Bogen spannte sich über „Schön ist so ein Ringelspiel“, „Schnucki, ach Schnucki“ bis „In einem klei- nen Cafe in Hernals“ – und man spürte die Nach dem Konzert ging es in ein liebevoll gestaltetes »Wiener Kaffeehaus«. Sehnsucht nach dem Wien von damals – die Tränen saßen wohl bei allen sehr locker. Man kann nur annähernd nachvollziehen, was in diesen betagten, von ihrer Heimat vertriebe- nen Menschen vorgeht, denn tief in ihrem Herzen sind sie Österreicher geblieben, ganz egal wohin sie das Schicksal geführt hat ... Nach dem Konzert ging es in ein liebe- voll gestaltetes „Wiener Kaffeehaus“. Es hingen kleine österreichische und is- raelische Fähnchen quer durch den Raum und man sah überall Bilder von Wien. Es gab Ap- felstrudel und Sachertorte, Espresso und Me- lange und das Stimmengewirr schwoll an. Die Alt-ÖsterreicherInnen saßen an den Kaf fee - haustischen, genossen die süßen Speziali tä - ten und fühlten sich zurückversetzt in ihre alte Heimat. Judith ging von Tisch zu Tisch und setzte sich hin, um ein wenig von den Als kleine Gastgeschenke gab es eine Hermann-Leopoldi-CD, eine CD vom Wiener Geschichten dieser Menschen zu hören. Man Jüdischen Chor, einen Prägedruck mit einer Sonderbriefmar ke von Theodor Herzl sah die Freude in den Gesichtern der betag- und ein Päckchen Manner-Schnitten. ten Menschen, daß man sich ihrer erinnert, speziell für sie das alles organisiert hat und sie mit einem strahlenden und warmen Lä - cheln umarmt. Für Judith ist es ein wichtiges Anliegen, auch nach den Kulturtagen mit den Alt-ÖsterreicherInnen in Kontakt zu blei- ben, und so nahm ihre Tochter Nadine von allen die Kontaktdaten auf. Judith hatte für jeden der Gäste ein Ge- schenk vorbereitet (eine Hermann-Leopoldi- CD, eine CD vom Wiener Jüdischen Chor, einen Prägedruck mit einer Sonderbriefmar - ke von Theodor Herzl und ein Päckchen Man - ner-Schnitten). Zusätzlich wurde eine Map- pe mit Photos vom alten Wien (Anfang 20. Jhdt.) zusammengestellt. Judith verabschie- dete jeden einzelnen Gast besonders herzlich und bedankte sich für das Kommen. Man Fotos: Johannes Felten sah, wie bewegend diese Momente für alle Andrea Eckert begeisterte u.a. mit dem Leopoldi-Lied »Schön ist so ein Ringelspiel«

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 33 Österreich, Europa und die Welt waren und die Augen der Alt-ÖsterreicherIn- nen glänzten ganz besonders. Nach der Eröffnungs-Matinee am Freitag gab es jeden Tag Abend ein Konzert. Roman Grinberg erfreute alle Ohren gleich auf verschiedene Arten: Er sang, swingte, riß mit und seine Stimme kletterte die Oktaven hinauf und hinunter; er ließ sie in allen Tonlagen und Genres erklingen, die Stimmung war großartig. „Vien, nor du aleyn“ ist eine musikalische Erzählung über das Leben in Wien, New York und Belz, es umfaßt jiddische Volks lie- der, durchzogen von kleinen Anekdoten, ge- nauso wie Melodien von Gershwin, gesun- gen von Bettina Krenosz. Viele der Anwe- senden sangen und summten mit, klatschten, wogen ihre Körper im Takt der Musik. Roman Grinberg wurde unter anderem vom grandiosen Klarinettisten Sasha Danilov begleitet. Am nächsten Abend sang Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg Lieder von Shlomo Car lebach, dem singenden Rabbiner aus Ba - den bei Wien. Er erzählte Geschichten aus und über Österreich und entlockte den An- wesenden mit seinem unvergleichlichen Hu - mor immer wieder ein Lachen. An diesem Abend waren neben den Alt-ÖsterreicherIn- nen auch viele ehemalige WienerInnen zu se hen, die in den letzten 40 Jahren nach Is - rael ausgewandert sind. Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg Ursula Slavicek und die „Neuen Wiener Concert Schrammeln“ begeisterten die Zu - hörerInnen mit ihrer Schrammelmusik: „I hea jo so gerne die Liada aus Wean“ … war es doch eine Musik ihrer Generation, die diese drei hervorragenden Musiker und ihre Sän - gerin wieder aufleben ließen. Es wurde mit- gesummt, mitgeschunkelt und zum Teil auch mitgesungen… Am vorletzten Abend stand Kammer sän - ger Heinz Zednik auf der Bühne, am Klavier begleitet von Bela Koreny. „Donauge schich - ten“ brachte das jüdische Österreich in Lie- dern und Texten nach Tel Aviv. Heinz Zed- nik sang, spielte, erzählte und war mit sei- nem ganzen Herzen dabei, genauso wie seine Zuhörer. Das Fiakerlied durfte natürlich ge- nau so wenig fehlen wie „Ausgerechnet Ba - nanen“. Er beschloß sein Konzert mit „Was kann der Sigismund dafür, daß er so schön Fotos: Judith S. Weinmann-Stern Fotos: ist“ und endete mit einer Hommage an Der Wiener jüdische Chor Judith, die all diese Konzerte organisiert und ermöglicht hatte: „Was kann die Judith denn mal die Bühne und gedachte der Nacht vor den sich 120.000 jüdische ÖsterreicherInnen dafür, daß sie so schön ist“ … und erntete 78 Jahren, als das Grauen auch in Österreich auf der Flucht. dafür tobenden Applaus. begann. Damals lebten 180.000 JüdInnen in Einige von ihnen würden hier sitzen, sag - Vor dem letzten Konzert der Österrei - Österreich, zehn Prozent der österreichischen te Judith mit sehr emotionaler Stimme. „Ihr chischen Kulturtage, betrat Judith noch ein- Bevölkerung – ein halbes Jahr später befan- seid dem Grauen entflohen, habt eure An-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 34 Österreich, Europa und die Welt gehörigen verloren, wart als Kinder oder Ju - gendliche alleine in einem fremden Land.“ Viele der betagten Gäste nickten … „Für euch und nur für euch habe ich die Österreichi - schen Kulturtage ins Leben gerufen, um euch etwas von eurer alten Heimat wieder zu brin- gen!“ Tosender, nicht endenwollender Ap - plaus schwoll aus dem überfüllten Saal – muß te doch eine zusätzliche Sesselreihe auf- gestellt werden, in der ersten Reihe hatte Ju - dith für drei Rollstühle Platz gemacht, weite- re zwei standen seitlich vorne. Der Wiener jüdische Chor unter der Lei - tung von Roman Grinberg betrat singend, ein Mitglied nach dem anderen, den Kon - zertsaal. „Mir lebn eybik“ … ein sehr berüh- render Auftakt des Abschlußkonzerts. Die AltösterreicherInnen sind von einem ganz besonderen Schlag, sonst hätten sie nicht v.l.: Wolfgang Dorer, Klarinettist Sasha Danilov und Roman Grienberg überleben können. Seite an Seite gedenken sie der Ereignisse, um wenig später mit gan- zem Herzen lauthals die bekannten jiddischen Volkslieder mitzusingen. Der Chor sang vol- ler Freude in deutsch, jiddisch, hebräisch und sephardisch. Das jüngste Chormitglied, ein 16 Jahre junges Mädchen, sang ein Lieb- lingslied von Simon Peres: „Avinu Malkei - nu“. Bei „Avre tu“ ging ein Raunen durch den Raum, es wurde mitgesungen, mitge- klatscht, die Energie im Raum schien gren- zenlos zu sein. Was für ein Konzert! Als Roman Grinberg Judith am Ende des Konzerts auf die Bühne holte, wo sie sich nochmals bei allen bedankte, flirrte es im Saal vor Freude und Begeisterung. Mit „Hevenu Shalom Alechem“ ging eine unvergeßliche Woche zu Ende. Viele der AltösterreicherInnen waren in Ursula Slavicek und die »Neuen Wiener Concert Schrammeln« mit (v.l.) Nikolai dieser Woche öfters hier gewesen (einige ka - Tunkowitsch, Roland Sulzer und Peter Havlicek men sogar zu jedem Konzert, wie ein 97jäh- riger ehemaliger Wiener) und sie bestürmten Judith, wann die nächsten Konzerte sein würden. Sie sollte bitte damit nicht zu lange warten… Die Österreichischen Kulturtage in Tel Aviv 2016 waren ein toller Erfolg! Judith Weinmann-Stern hat etwas Einzigartiges auf die Beine gestellt, hat so viel Freude bereitet, soviel zurückbekommen, daß es der Mühe wert war, all das zu organisieren. Und so mancher über 90jähriger hat es nicht verab- säumt, in dieser Woche telefonisch im char- mantesten Wienerisch mit dem „jungen Pup - perl“ zu flirten … Und ich glaube nicht, daß sie zwei Jahre warten wird bis zu den näch- sten Kulturtagen – die nicht nur ein Kultur - projekt, sondern auch ein Sozialprojekt ge - worden sind… Judith S. Weinmann-Stern Fotos: Regine Gottlieb Kammersänger Heinz Zednik, begleitet von Bela Koreny am Klavier

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 35 Österreich, Europa und die Welt Bekir Smolski in New York

Chelsea’s Agora Gallery hat das Originalwerk des Wiener Künstlers Bekir Smolski in »Landschaften des Geistes« gezeigt. © Bekir Smolski Bekir Smolski, »Light Racing«, Öl auf Leinwand, 60 x 60 cm

ie Ausstellung in der angesehenen teressante Künstler zu treffen, wurde zum frieren in der Zeit unter den engen Strichen DChelsea’s Agora Gallery in New York Besuch eingeladen. von Smolskis Pinsel ein. Die Auswirkungen wurd am 3. Dezember eröffnet und lief bis Bekir Smolski schafft mit Öl auf Lein- von Wetter und Licht sind in jeder Szene 23. Dezember mit einem Eröffnungsem - wand Umgebungen, die die Linie zwischen sichtbar. Sie unterlassen Streifen und struk- pfang am 8. Dezember. Jeder Kunstlieb - Phantasie und Realität verwischen. Licht fällt turierte Einzelheiten zu glatt gemalten natür- haber, der es genießt erfinderische Kunst - sanft auf jede Landschaft, kreiert leuchtende, lichen Merkmalen. Smolskis Kunst nimmt werke zu betrachten sowie talentierte und in- ruhige Bilder. Reglose Bäume, Sand und Eis manchmal eine surreale Wendung. Stein und

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 36 Österreich, Europa und die Welt

Holz biegen sich unmöglich über Leinwände, glühend an ihren Spitzen. Facettierte Erde und Flora hängen durch jede Leinwand, wir- ken in geschlossenen Farbpaletten, um at - mosphärische Szenen zu schaffen. Die The - men werden – im Gegensatz zu der subtilen natürlichen Farbe – hervorgehoben und leuchtender Glanz dominiert jede Arbeit. In einigen sind Zahlen in den Regen oder Nebel integriert, in anderen stehen Bäume dunkel und animiert gegen die subtilen dramatischen Szenen. Smolski, der in Wien wohnt und arbeitet, verbindet seine Faszination mit der ständig wechselnden Lichtqualität in fantastischen und sogar romantischen Landschaften. Jeder reibungslose Übergang in der Farbe zieht den Betrachter weiter in die Erfahrung und lädt zur Erkundung ein.

Landschaften des Geistes: Eine neue Welt Landschaften des Geistes, die neue Grup- penausstellung der Agora Gallery, unter- strich eine ausgewählte Künstlergruppe, der es gelungen ist, die natürliche Schönheit der Erde auf einzigartige Weise darzustellen. Die sechs KünstlerInnen Clea von Döhren, Lei- © Bekir Smolski lani, Clare Page, Noel Ortiz, Bekir Smolski Bekir Smolski, »Illusion of Reality 2«, Öl auf Leinwand, 20 x 20 cm und Jac Fear kommen aus einer erstaunli- chen geografischen Reichweite – von Austra- lien bis Puerto Rico nach Deutschland – und stellen zwischen ihnen die Erde, das Meer und den Himmel dar. Es gibt blendend de- taillierte Ölbilder vom fließenden Wasser, das den Betrachter im Moment völlig verschlin- gen läßt. Es gibt Vögel im Flug als impres- sionistische Tupfer, einfach Farbe und Be - wegung und sonst nichts. Es gibt Bilder, die von der Kamera erfaßt werden, die über Rei- sefotografie hinausgehen, um kostbare, spe- zifische, Atem-anhalte Momente zu finden. Sie finden auch die Natur, die von ihren Tie - ren erzählt: Nahaufnahmen von Bären, Ze- bras und Löwen, so nachdenklich und son- dierend wie menschliche Porträts. Diese Aus- stellung bewies, daß es immer etwas Neues über die Wunder des Planeten zu sagen gibt, © Bekir Smolski solange dem KünstlerInnen ihre Aufmerk- Bekir Smolski bei der Arbeit in seinem Wiener Atelier samkeit schenken. hen zur Verfügung, um Firmen- und Privat - verschiedenen Medien und Stilen arbeiten, Über die Agora Gallery kunden bei der Beschaffung von Original- die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die sie Die Agora Gallery ist eine zeitgenössi- grafiken zu helfen, um die spezifischen Be- verdient. Im Laufe der Jahre hat Agora Gal - sche Kunstgalerie im Herzen von Chelsea, dürfnisse und Budgetanforderungen ihrer lery die besonderen Veranstaltungen zur För - dem Kunst viertel in New York. Gegründet Or ganisation zu erfüllen. Mit einer starken derung des sozialen Bewußtsein und der För - 1984, spezialisiert sie sich auf die Verbin - Online-Präsenz und der beliebten Online- derung der Nutzung von Kunst gesponsertund dung von Kunsthändlern und Sammlern mit Galerie ARTmine, gepaart mit dem geräumi- betreut, um Menschen in Not zu helfen. n nationalen und internationalen Künstlern. Die gen und elegantem, „echtem“ Galerie-Raum, http://www.agora-gallery.com kompetenten Berater der Kunstgalerie ste- kann die Arbeit talentierter Künstler, die in http://www.bekir.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 37 Innenpolitik Wir haben einen neuen Bundespräsidenten

Die Wiederholung der Stichwahl ergab am 4. Dezember ein deutliches Ergebnis: Prof. Alexander Van der Bellen erhielt mit 53,8 Prozent die Mehrheit der Stimmen und wird am 22. Jänner zum österreichischen Bundespräsidenten angelobt werden. Foto: ORF / „Zeit im Bild“ Foto: ORF Der unterlegene Spitzenkandidat der FPÖ, Norbert Hofer (l.), gratuliert Prof. Alexander Van der Bellen zu dessen Wahlsieg.

evor wir uns dem aktuellen Wahlergeb - WählerIn (12%), die übrigen Befragten (34%) der Stimmen. Da aus diesem ersten Wahl- B nis widmen, werfen wir einen Blick zu - sahen keine Veränderung. Dement spre chend gang keine/r der Wahlwerbenden die erfor- rück auf den am längsten andauernden Wahl- waren mit der Bundesregierung aus SPÖ und derliche Mehrheit von 50 Prozent erreicht gang in der Geschichte der Republik: Als ÖVP nur 3 % sehr und 27 % eher zufrieden, hatte, wurde für den 22. Mai eine Stichwahl erster Wahltermin stand der 24. April 2016 über zwei Drittel (68 %) waren unzufrieden. zwischen Hofer und Van der Bellen festge- auf dem Kalender. Erstmals waren mit der Dabei konnte Norbert Hofer am stärksten die legt. ehemaligen Präsidentin des Obersten Ge- Stimmen der Unzu friedenen mobilisieren: richts hofs, Irmgard Griss (unabhängig), dem 55 % jener Wäh lerInnen, die eine schlechte Die Stichwahl Zweiten Nationalratspräsidenten Nor bert Entwicklung be klagten, stimmten für Nor - Am Tag nach der Wahl gab Innenminister Hofer (FPÖ), dem vormaligen Sozialmi ni - bert Hofer, die, die positive oder keine Ver- Wolfgang Sobotka nach Auszählung der ster Rudolf Hundstorfer (SPÖ), dem vorma- änderungen feststellen konnten, wählten Wahlkarten bekannt, daß Alexander Van der ligen Nationalratspräsidenten Andreas Khol überdurchschnittlich oft Alexander Van der Bellen mit 50,3 Prozent der gesamten Stim- (ÖVP), Baumeister Richard Lugner (unab- Bellen. men (absolut 2.254.484) die Mehrheit er- hängig) und dem vormaligen Bundes spre - Entsprechend präsentierte sich dann auch langt hatte. Norbert Hofer unterlag demnach cher der Grünen, Prof. Alexander Van der das Ergebnis: 4.371.912 WählerInnen gaben mit 49,7 Prozent der gesamten Stimmen (ab- Bellen (unterstützt von den Grünen) eine ihre Stimmen zu 35,1 % Norbert Hofer, solut 2.223.458). Die Wahlkartenwähler hat- Kan didatin und sechs Kandidaten angetre- 21,3 % Alexander Van der Bellen, Irmgard ten mit 31.026 Stimmen Prof. Van der Bel len ten. Die Entwicklung Österreichs in den ver- Griss 18,8 %, Rudolf Hundstorfer 11,3 %, den „endgültigen“ Wahlsieg beschert – der gangenen Jahren wurde, wie SORA in einer Andreas Khol 11,1 % und Richard Lugner allerdings nur kurz währte. Nach Bekannt - Umfrage erfuhr, von einer absoluten Mehr- 2,3 %. Erstmals kam keiner der Kandidaten gabe des Amtlichen End ergebnisses am 1. heit von 52 % negativ beurteilt. Einen posi- von SPÖ und ÖVP in die Stichwahl, schlim- Juni durch die Oberste Wahlbehörde nahm tiven Trend erkannte nur rund jede/r zehnte mer, beide erhielten gemeinsam nur 22,4 % die FPÖ die Möglichkeit in Anspruch, das Er -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 38 Innenpolitik gebnis beim Verfassungsgerichtshof (VfGH) anzufechten, da es bei der Auszählung der Endgültiges Gesamtergebnis inklusive Briefwahlstimmen Wahlkarten stimmen in einigen Or ten zu Un - regel mäßigkeiten gekommen war: einerseits war zu früh mit dem Zählen begonnen wor- den – nämlich noch am Wahl abend und nicht, wie gesetzlich vorgeschrieben, am darauffol- genden Montag; andererseits wurden z.B. ungültige Wahlzettel nicht der Wahlbehörde übergeben, sondern zerrissen. Am Mittag des 30. Juni gab dann in einer Live-Übertra gung VfGH-Präsident Gerhart Holzin ger das Urteil zur Anfechtung der Stichwahl vom 22. Mai 2016 zwischen Van der Bellen und Hofer bekannt, mit dem eine Wiederholung der Wahl im gesamten Bun– desgebiet angeordnet wurde (siehe: „Öster - reich Journal“, Ausgabe 156, 01. 08. 2016, Seiten 42 ff.) Als Termin dafür wurde dann der 2. Oktober festgesetzt. Doch dazu kam es nicht, denn Innen- minister Wolfgang Sobotka ersuchte am 12. September das Parlament, die für den 2. Ok - tober geplante Stichwahl zu verschieben. Grund dafür waren defekte und fehlerhafte Briefwahlkarten, die keinen einwandfreien, rechtskonformen Wahlvollzug zugelassen hät ten. In der Antragsbegründung an das Parlament wurde ausführlich erklärt, warum die Verschiebung notwendig geworden sei: „Es kann nicht prognostiziert werden, wie viele Wahlkarten tatsächlich technische Mängel aufweisen, im Extremfall könnte ein Groß teil der versendeten Wahlkarten betrof- fen sein. Dies hat in der Öffentlichkeit zu © BM.I Bundesministerium für Inneres 2016 einer großen Unsicherheit geführt. Ein Aus - tausch erscheint sowohl aus technischen als Endgültiges Gesamtergebnis der Briefwahlstimmen auch aus logistischen Gründen ausgeschlos- sen, ein rechtzeitiger Neudruck nicht durch- führbar.“ Als neuer Termin wurde der 4. De - zember festgesetzt. Soviel zum bisherigen Ablauf.

Prof. Alexander Van der Bellen ist unser neuer Bundespräsident Der vor allem von den Grünen, später auch von anderen Parteien unterstützte Wirt - schaftsprofessor Alexander Van der Bellen konnte 53,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen und damit seinen Konkurrenten Norbert Hofer auf Platz zwei verweisen, der 46,2 Prozent der Stimmen erhielt. Sollte bis 22. Dezember kein Einspruch gegen dieses © BM.I Bundesministerium für Inneres 2016 Ergebnis beim Verfassungsgerichtshof ein- gens 54.812 Wahlkarten ausgestellt, das wa- Stimme!“ von Österreichs führender Kreativ - gereicht werden, ist er für die kommenden ren um 15.733 mehr als für den ersten Wahl- agentur Demner, Merlicek & Bergmann sechs Jahre Österreichs Staatsoberhaupt und gang der Stichwahl. Das ist wohl auch der umgesetzt wurde. wird am 26. Jänner 2017 angelobt werden. Internet-Initiative des Auslandsösterreicher- In seiner ersten Pressekonferenz – als Für die im Ausland lebenden Wahlbe - Weltbundes geschuldet, die unter dem Titel bereits feststand, daß sich am hochgerechne- rechtigten wurden für diesen Wahlgang übri- „Unterschätzen sie nie die Macht Ihrer ten Wahlergebnis nichts grundlegendes mehr

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 39 Innenpolitik

ändern würde – gratulierte Gewinner Prof. Alexander Van der Bellen seinem Mitbe wer - ber Nobert Hofer zu dessen „sehr respekta- blem“ Er geb nis: „Wir sind ja immerhin über sieben Monate in direkter Konkurrenz zuein- ander ge standen und ich weiß, was das für einen Einsatz erfordert. Und natürlich danke ich besonders allen Wählerinnen und Wäh- lern, die diesen Wahlsonntag ermöglicht ha- ben – und für das überwältigende Vertrau en, das ich und mein Team heute erfahren durf- ten. Und ich erinnere Sie daran, daß un ser Vorsprung Ende Mai rund 30.000 Stimmen betragen hat. Und wenn ich die Zahlen des ORF heute richtig mitgelesen habe, dann werden es jetzt rund 300.000 Stimmen sein, die ich mehr er halten habe als mein Kon - Aktueller Dienst / Foto: ORF kurrent“, so Van der Bellen. Es sei wohl kei- Spannender Wahlabend am 5. Dezember: Moderator Tarek Leitner (r.) verkündet die ersten ne Übertreibung, von einem historischen Tag Ergebnisse, die der wissenschaftliche Direktor von SORA, Christoph Hofinger, mit seinem Team errechnet hatte. Von Anfang an war ein deutlicher Vorsprung Van der Bellens erkennbar. zu sprechen – und zwar aus mehreren Grün- den: „Erstmals mußte eine Bundespräsiden- gültig, ob sie mich schon gewählt haben, ob ten-Stichwahl wie derholt werden – und im sie mich mit Freude gewählt haben, oder ob Grunde genommen war es ja keine Wieder - sie mich mit Vorbehalten gewählt haben. Ich holung im wörtlichen Sinn, sondern eine werde, so wie Heinz Fischer, mich bemühen, Neuwahl. Warum? Nun, die Welt verändert die Türen für Österreichs Wirtschaft im Aus- sich, die Erde dreht sich weiter – Stichworte land offenzuhalten und vor allem werde ich Brexit, Wahl von Donald Trump, Terroran- selbstverständlich ein überparteilicher Präsi - schläge in Europa, und, und, und –, und die dent sein, so, wie ich schon versucht habe, Wählerinnen- und Wählerzusammensetzung diesen Wahlkampf zu führen.“ Nun sei kon- ändert sich natürlich auch. Seit Ende Mai struktive Zusammenarbeit und das Streben sind rund 40.000 Menschen verstorben, rund nach einer positiven Verände rung unseres 40.000 neue Wäh lerinnen und Wähler sind Landes wichtig. Und er werde sein „Schärf - dazugekommen, vor allem junge Leute, die lein“ dazu beitragen, daß dies auch passiere. gerade 16 ge worden sind“, so der designierte „Meine Überzeugung, daß Österreich ein Bundes präsident. so großes Land ist, das in der Vergangenheit Historisch sei auch – mit rund zwölf Mo- so großes geleistet hat und das es auch in naten – die Länge des Wahlkampfs gewesen. Zukunft sein wird, wird mich durch die sechs „Und wichtiger vielleicht noch ist vor allem Jahre des Amtes des Bundespräsidenten tra- die – historisch aus meiner Sicht – die breite Aktueller Dienst / Foto: ORF gen“, schloß Van der Bellen seine Rede, die Wahlbewegung, die diese ,Kampagne‘ über Der designierte Bundespräsident Prof. er für die Hunderten aus aller Welt angerei- Alexander Van der Bellen bei seiner dieses Jahr getragen hat – ganz besonders Pressekonferenz sten JournalistInnen dann in englischer Spra - seit der Wahl im April im dieses Jahres. Eine che wiederholte. Wahlbewegung über alle Parteigrenzen hin- zierung dieses Wahl kampfs nicht möglich weg von jung und alt, vom Bodensee bis zum gewesen. Die Energie dieser Hunderttausen - Erste Reaktionen Neusiedlersee, aus allen Schichten. Allen den von Menschen hat mich und mein Team Der unterlegene Kandidat Norbert Hofer diesen Menschen war der Wahlausgang wich - durch den ganzen Wahlkampf getragen.“ hatte seine Niederlage eingestanden und mein- tig und sie haben ihn mitgestaltet; die jungen Es sei keine Übertreibung zu sagen, daß te, er sei nicht böse, denn „in einer Demokra - Leute, die in der U-Bahn gesungen haben; von Wien aus ein „rot-weiß-rotes Signal der tie hat der Wähler immer recht“. Die Wahl- die Videos ins Netz gestellt haben; die ihre Hoffnung und der positiven Veränderung empfehlung von ÖVP-Chef Reinhold Mitter - Großeltern überzeugt haben, die Wirtsleute, durch Europa geht, ein rot-weiß-rotes Si gnal, lehner, so Hofer, habe möglicherweise den die von jeder Melange und von jedem Es- das in den Hauptstädten der Europäischen Ausschlag für Van der Bellen gegeben, für presso ein paar Cent eingehoben haben für Union aufgenommen und sehr sorgfältig dessen Anerkennung Hofer seine Unter - die Finanzierung des Wahlkampfs usw. Alle analysiert werden wird“, so Van der Bellen. stützerInnen bat. Menschen haben sehr viel Zeit und Energie Für Erklärungen zu seiner Amtsaus - Nationalratspräsidentin Doris Bures in vestiert, und auch sehr, sehr viele Men - führung sei es noch zu früh, er werde jedoch sagte, ein „langer und polarisierender Wahl- schen haben auch Geld investiert. Und ohne ein „weltoffener, pro-europäischer Bundes- kampf geht unerwartet eindeutig zu Ende. diese zweieinhalb bis drei Millionen Euro, präsident der Republik Österreich sein. Ich Ich freue mich, daß bei der heutigen Wie der - die wir seit der Mai-Wahl zusätzlich als Ge- werde mich sehr bemühen, für alle Österrei - holung der Stichwahl das Votum vom 22. Mai schenk annehmen konnten, wäre die Finan - cherinnen und Österreicher dazusein, gleich- 2016 bestätigt wurde und ich gratuliere

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 40 Innenpolitik

Alexander Van der Bellen zu seinem höchst- Robert Lugar, Obmann des Team Stro - burg stehen nun offen für eine weltoffene, wahrscheinlichen Wahlsieg.“ Auf Van der nach, stellte fest, die WählerInnen hätten klar pro-europäische Haltung.“ Er erwarte Bellen komme nun die große und schwierige eine „große Chance“ zur Veränderung im sich vom künftigen Bundespräsidenten, daß Aufgabe zu, im Wahlkampf aufgerissene Grä- Land „verpaßt“ und das „System“ bestätigt. er als Staatsoberhaupt aktiver sein werde als ben wieder zu schließen, Brücken zu bauen Bei der nächsten Wahl werde dies allerdings Vorgänger Heinz Fischer. Und er hofft, daß und in unserem Land das Gemeinsame vor nicht mehr passieren. Van der Bellen „kraftvoll“ hinter den not- das Trennende zu stellen. Zur künftigen Zu - NEOS-Klubobmann Matthias Strolz wendigen Reformen stehen werde und den sammenarbeit mit Van der Bellen sagte Bu - sagte, man freue sich. „Die Türen der Hof- FPÖ-Wählern „die Hand reichen“ werde. res: „Ich freue mich darauf. Die enge und gute Zusammenarbeit zwischen Parlament, Bundespräsident und Bundesregierung ist in Die SORA Wahlanalyse der Zweiten Republik eine gute Tradition. Ich bin überzeugt davon, daß diese Tradition mit ORA (Institute for Social Research and Hofer erfolgreich mit Anti-Establish- Bundespräsident Van der Bellen eine Fort- SConsulting Ogris & Hofinger GmbH) ment-Botschaft und Kompetenz setzung finden wird.“ analysierte die Wahlmotive und Wählerbe- Die WählerInnen von Norbert Hofer Bundeskanzler und SPÖ-Bundesvorsit - we gungen auf Basis der Wählerstromana - mach ten ihr Kreuz bei dieser Wahl überwie- zender Christian Kern, der Van der Bellen lysen und der ORF/SORA/ISA Wahltagsbe - gend wegen ihres eigenen Kandidaten in dessen Wahlkampf unterstützt hatte, gra- fragung unter 1.218 Wahlberechtigten. (51 %), und nicht um den Gegner zu verhin- tulierte diesem in einer ersten Reaktion dern (24 %). „ganz herzlich“. Er sei überzeugt davon, daß Van der Bellen-Kampagne punktet mit Wichtigste Wahlmotive für Hofer waren, Van der Bellen „ein guter Partner sein wird, pro-europäischer Haltung, Vertretung dass ihr Kandidat die Sorgen der Menschen wenn es darum geht, eine weltoffene und im Ausland und Amtsverständnis verstehe (55 % „sehr wichtiges“ Motiv), zukunftsgewandte Politik der Chancen und Alexander Van der Bellen überzeugte kompetent sei (55 %) und gegen das eta- Hoffnungen zu betreiben“. seine WählerInnen vor allem damit, daß er blierte politische System auftrete (54 %). Vizekanzler und ÖVP-Bundesparteiob- Österreich im Ausland gut vertreten könne Für 52 % war ein sehr wichtiges Wahlmotiv, mann sagte, es sei (67% „sehr wichtiges“ Motiv) sowie mit sei- daß Norbert Hofer wichtige Veränderungen ein sehr emotionaler Wahlkampf gewesen ner pro-europäischen Haltung (65%). Amts - im Land anstoßen könne. und die „Konsequenz aus dem muß auch verständnis (59%) und Kompetenz (58%) sein, daß der neue Präsident das Gemein- von Van der Bellen waren ebenfalls wichtige Hohes Vertrauen in korrekte same vor das Trennende stellt und ein Bun- Entscheidungsmotive. Durchführung der Wahl despräsi dent aller Österreicherinnen und 42 % der Van der Bellen-WählerInnen Eine klare Mehrheit von über 90 % der Österrei cher ist.“ sagten, daß es Ihnen bei dieser Wahl eher um Befragten hat Vertrauen, dass die Wahl or- FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache die Verhinderung des Gegenkandidaten gehe dentlich durchgeführt und ausgezählt wird, gratulierte Van der Bellen „aufrichtig“ zum als um die Person des Bundespräsidenten. 66 % stimmen der Aussage sehr, weitere Wahlsieg, auch wenn er es sich anders ge- 54% sahen darin auch eine Richtungsent- 27 % ziemlich zu. Dieses hohe Vertrauen gilt wünscht hätte. Es sei „natürlich“ auch ent- scheidung für Österreich. für alle Bevölkerungsgruppen, für WählerIn- täuschend für ihn, denn er hatte sich von die- ser Wahl mehr erhofft. Jedenfalls habe sich SORA Wählerstromanalyse: Norbert Hofer „massiv eingesetzt“ und einen Von der Stichwahl im Mai zur Stichwahl-Wiederholung „großartigen Wahlkampf“ geleistet. Auf die Frage im ORF-Gespräch hielt Strache fest, die Aufhebung der ersten Stichwahl habe dazu geführt, daß bei diesem Wahlgang mit Sicherheit alles ordnungsgemäß abgelaufen sei. Deshalb schloß er eine neuerliche An- fech tung definitiv aus, da Ergebnisse demo- kratischer Wahlen zu respektieren seien. Eva Glawischnig, Bundessprecherin der Grünen, zeigte sich in einer ersten Reaktion überaus erfreut über die gute und deutliche Entscheidung für unser Land: „Das ist ein historischer Tag, eine historische Zäsur.“ Für Im Duell um WechselwählerInnen hat Van der Bellen die Nase vorne: 77.000 Personen, Österreich sei es eine gute und deutliche Ent- die im Mai noch für Van der Bellen gestimmt hatten, haben sich diesmal für Hofer ent- schieden. Umgekehrt wanderten nur 30.000 Stimmen von Van der Bellen zu Hofer. scheidung. Die ÖsterreicherInnen hätten sich für ein Miteinander entschieden und es sei Auch war Van der Bellen in der Mobilisierung stärker: Er konnte 169.000 NichtwählerInnen ein deutliches Signal an Europa, daß Öster - vom Mai für sich gewinnen und verlor im Gegenzug nur 25.000 Stimmen an die Nichtwahl (im Saldo +144.000). Hofer auf der anderen Seite bilanziert mit der Nichtwahl negativ und reich eine pro-europäische Entscheidung ge- verliert im Saldo 37.000 Stimmen. troffen habe, was nach Brexit und US-Wahl Quelle: ORF/ SORA, basiert auf dem vorläufigen Ergebnis inkl. Wahlkarten-Prognose besonders gewesen wäre. Institut für Strategieanalysen Institute for Social Research and Consulting / ISA © SORA

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 41 Innenpolitik nen als auch NichtwählerInnen, für Hofer- Zeitvergleich: Wahlmotive der Hofer-WählerInnen wie für Van der Bellen-AnhängerInnen. In Prozent der Hofer-WählerInnen „trifft sehr zu“, ORF/SORA/ISA Wahltagsbefragung zur Rund acht von zehn Befragten sagen, daß Bundespräsidenten-Stichwahl und zur Wiederholung der Bundespräsidenten-Stichwahl 2016 sie den Sieg des jeweiligen Gegenkandida - ten akzeptieren würden (stimme sehr/ziem- lich zu). Unter den WählerInnen von Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen meinen dies 77 bzw. 78 %.

Wer wählte wen? – Wahlverhalten nach Bevölkerungsgruppen Den größten Unterschied im Wahlver- halten gab es zwischen Zukunfts-Pessimisten und Optimisten. Eine besonders starke Auswirkung auf das Wahlverhalten hatte bei dieser Wahl der positive oder negative Blick in die Zukunft: So erzielte Norbert Hofer unter Personen, die die Entwicklung der Lebensqualität in Ös- Zeitvergleich: Wahlmotive der Van der Bellen-WählerInnen terreich pessimistisch sehen, mit 70 % einen In Prozent der Van der Bellen-WählerInnen „trifft sehr zu“, ORF/SORA/ISA Wahltagsbefragung zur Vorsprung von 40 Prozentpunkte vor seinem Bundespräsidenten-Stichwahl und zur Wiederholung der Bundespräsidenten-Stichwahl 2016 Gegner. Optimisten und Personen, die keine Ver- änderung der Lebensqualität erwarten, wähl- ten mit 73 % bzw. 59 % hingegen überwie- gend Van der Bellen. Wie die Wahltagsbefragung zeigt, war die Wahlbeteiligung unter Zukunftsoptimisten deutlich höher als unter Pessimisten, d.h. es gelang der Hofer-Kampagne nicht, diese Be - völkerungsgruppe breit zu mobilisieren.

Wie wählten SPÖ- und ÖVP-AnhängerInnen? Entlang der Parteipräferenz gab es drei eindeutige und ein geteiltes Ergebnis: Per - sonen, die bei einer vorgezogenen National- Institut für Strategieanalysen Institute for Social Research and Consulting / ISA © SORA ratswahl aktuell die SPÖ wählen würden, Altersunterschiede: Personen mit Matura oder tertiärem Ab- stimmten bei dieser Wahl zu 90 % für Van Van der Bellen mobilisierte Junge schluß wählten mit 78 % überdurchschnitt- der Bellen. Grün-AnhängerInnen wählten ihn Alexander Van der Bellen konnte be son - lich Van der Bellen. praktisch ausnahmslos, während aktuelle ders junge WählerInnen ansprechen und er- FPÖ-WählerInnen geschlossen Norbert Ho - reichte in der Altersgruppe der Bis-29jährigen Wahlverhalten nach Erwerbsgruppen fer unterstützten. 58 %, wobei mit 69 % vor allem junge Frauen Ob WählerInnen selbständig oder unselb- Befragte, die derzeit zur ÖVP tendieren, für ihn stimmten, während bei jungen Män- ständig beschäftigt sind oder bereits in Pen - wählten jeweils zu rund 45 % Hofer bzw. zu nern Norbert Hofer mit 53 % vorne liegt. sion, machte bei dieser Stichwahl nur einen 55 % Van der Bellen. UnterstützerInnen der Sein bestes Ergebnis erreichte Norbert geringen Unterschied bezüglich des Wahl- NEOS und des Team Stronach können auf- Hofer mit 58 % unter Männern im Alter von verhaltens. Innerhalb der großen Gruppe der grund zu kleiner Fallzahlen nicht extra aus- 30-59 Jahren. Arbeit nehmerInnen zeigt sich: Hofer ge winnt gewiesen werden. mit starkem Vorsprung unter Ar beit neh merIn - Wahlverhalten nach formaler Bildung nen, die eine Verschlechterung der Lebens- Starker Gender Gap: Frauen mehrheit- Die Unterscheidung nach formaler Bil - qualität in Österreich befürchten. Männliche lich für Van der Bellen, Männer für Hofer dung ergibt folgende Unterschiede bei dieser Arbeiternehmer wählten mit 59 % überdurch- Wie schon im ersten Wahlgang und der Wahl: schnittlich Hofer, Arbeitnehmerin nen hinge- Stichwahl im Mai zeigt sich auch bei der Unter Personen mit maximal Pflicht - gen Van der Bellen mit 58 %. Unter Arbeit - Wiederholungswahl ein starker Gender Gap: schulabschluß liegt Hofer mit 53 % vor Van nehmerInnen ohne Matura erzielte Hofer Männer stimmten stärker für Norbert Hofer, der Bellen. 64 %, unter jenen mit Matura oder hö herer er erreichte in dieser Gruppe 56 %. Frauen Unter Personen mit maximal Lehrab- formaler Bildung Van der Bellen 76 %. n wählten hingegen öfter Alexander Van der schluß liegt Hofer mit 64 % deutlich vor Van http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_wahlen/bundespraes/bpw_2016/start.aspx Bellen, er erreichte unter ihnen 62 %. der Bellen. http://www.sora.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 42 Innenpolitik – Österreichs Bundespräsidenten 1918 bis heute

1918 – 1920: 1945 – 1950: studierte Rechtswissenschaften, mußte aber KARL SEITZ (1869 – 1950) KARL RENNER (1870 – 1950) unmittelbar nach der Promotion einrücken In Wien geboren, entschied sich Seitz früh- Der Jurist Karl Renner, geb. in Unter-Tan- und nahm als k.u.k. Offizier am Ersten zeitig für die Lehrerlauf bahn und engagierte nowitz/ Mähren, schloß sich in seiner Jugend Weltkrieg teil. 1918 wurde er Sekretär der sich in der sozialdemokratischen Bewegung der sozialdemokratischen Bewe gung an, sozialdemokratischen Parlamentspräsiden- als Bildungspolitiker. Er gehörte seit 1901 wur de Parla ments bediensteter und 1907 ten Seitz, Eldersch und Renner. dem Reichsrat, später dem niederösterreichi- Reichsratsabgeordneter. Nach dem Zusam - 1934 verhaftet, eröffnete er nach seiner Ent- schen Landtag an. 1918 wurde er Obmann men bruch der Monarchie fungierte er im Ok - lassung eine Anwaltskanzlei in Wien, wurde der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und tober 1918 als Leiter der sog. Staatskanzlei allerdings in der NS-Zeit neuerlich inhaf- einer der drei Präsidenten der Provisorischen und war bis Juni 1920 dadurch de facto- tiert. 1945 war er an der Gründung der SPÖ Na tionalversammlung. 1919 übernahm er als Regierungschef. In dieser Zeit leitete er auch maßgeblich beteiligt und wurde deren erster Er ster Präsident der Konstituierenden Natio - die Delegation Österreichs bei den Frie dens - Vorsitzender in der Zweiten Republik. Er nal versammlung die Funktion des Staats - verhandlungen von St. Germain. 1930 bis gehörte als Vizekanzler der Bundesregierung oberhauptes, die er zwei Jahre lang aus übte. 1933 Präsident des Nationalrates, wurde er von 1945 bis 1957 an und war auch maßgeb- 1923 Wiener Bürgermeister, wurde er 1934 1934 vorübergehend inhaftiert. 1938 sprach lich an den Staatsvertragsverhandlungen abgesetzt und inhaftiert. 1944 von den NS- er sich für den „Anschluß“ Österreichs an 1955 beteiligt. Am 5. Mai 1957 wurde Dr. Machthabern neuerlich verhaftet, war er nach Hit lerdeutschland aus. 1945 beauftragte die Schärf in direkter Volkswahl zum Bundes - 1945 Nationalratsabgeordneter und bis zu sowjetische Besatzungs macht Dr. Karl Ren - präsidenten gewählt und am 28. April 1963 seinem Tod Ehrenvorsitzender der SPÖ. ner mit der Bildung einer provisorischen Re- für eine zweite Amtsperiode wiederbestellt. gierung und am 20. Dezember 1945 wählte Schärf starb am 28. Februar 1965. Vom 28. 1920 – 1928: ihn die Bundes ver sammlung zum ersten Februar 1965 bis 9. Juni 1965 übte Bundes- MICHAEL HAINISCH (1858–1940) Bundespräsidenten der Zweiten Republik; er kanzler Dr. Josef Klaus gemäß Artikel 64 Der Jurist und Privatge lehrte Michael bekleidete dieses Amt bis zu seinem Tod am Absatz 1 des Bundes-Verfassungsgesetzes Hainisch, geboren in Schottwien/ Nie der- 31. Dezember 1950.Vom 31. Dezember 1950 die Funktionen des Bundespräsidenten aus. öster reich, lebte und arbeitete nach mehreren bis 21. Juni 1951 übte Bundeskanzler DDr. Jahren im Staatsdienst als Volksbildner und hc.Dipl.Ing. Leo pold Figl gemäß Artikel 64 1965 – 1974: Autor wissenschaftlicher und politischer Absatz 1 des Bundes-Verfassungsgesetzes FRANZ J0NAS (1899 – 1974) Arbeiten in Wien. Liberal und großdeutsch die Funktionen des Bundespräsidenten aus. Der in Wien geborene Schriftsetzer und Kor- gesinnt – aber parteilos – wurde er am 9. rektor Franz Jonas wur de nach einer Kar - Dezember 1920 von der Bundesver samm lung 1951 – 1957: riere als Gewerkschaftsfun k tionär 1932 zum zum er sten Bundespräsidenten der Republik THEODOR KÖRNER (1873 – 1957) Sekretär der Sozialdemokratischen Partei Österreich ge wählt. Durch seine korrekte Der bei Komorn/ Ungarn, geborene Theodor bestellt. 1935/36 in Haft, beteiligte er sich und sparsame Amtsführung verschaffte er Körner wählte wie sein Vater die militäri- nach dem Ende des Zwei ten Weltkriegs am sich in den schwierigen Jahren nach dem sche Laufbahn und avancierte zum k.u.k. Wiederaufbau der Stadt Wien, übernahm Ersten Weltkrieg in allen politischen Lagern Oberst und Generalstabschef der 1. Isonzo- Parteifunktio nen in der SPÖ und wurde 1951 An erken nung. Nach zwei Amts perioden als Armee. 1924 wurde er als General pensio - als Nachfolger Theodor Körners Bürgermei - Bundespräsident trat Hainisch 1929 als Han- niert, nachdem er bei der Wiederaufstellung ster der Bundeshauptstadt. Aus diesem Amt dels minister in das Kabinett Schober III ein; eines republikanischen Heeres maßgeblich wur de Franz Jonas am 23. Mai 1965 in di- er sprach sich 1938 für den „Anschluß“ mitgewirkt hat te. In der Folgezeit widmete rekter Volkswahl zum österreichischen Bun- Öster reichs an Hitler deutschland aus. er sich neben seiner Funktion als sozialdemo- des präsidenten gewählt und am 25. April 1971 kratischer Abgeor dneter der Stadt Wien und für eine zweite Amtsperiode wiederbestellt. 1928 – 1938: als Mitglied des Bundesrates der Partei ar beit; Nach zwei Jahrzehnten der Großen Koa li tion WILHELM MIKLAS (1872 – 1956) er wurde auch Berater des Republikanischen in Österreich ermöglichte er 1966 die Bil dung Der Sohn eines Postbe amten wurde in Schutz bun des. 1934 längere Zeit inhaftiert, einer ÖVP-Alleinregierung und 1970 die Krems/ Niederöster reich, geboren und stu- wurde er 1945 Bürgermeister von Wien und Bildung einer Minderheitsregie rung, die dierte in Wien Geschichte und Geographie. bekleidete dieses Amt bis zu seiner Wahl als 1971 zu einer SPÖ-Alleinregierung führte. 1907 begann seine politische Karriere als erster direkt vom Volk gewählter Bundes- Franz Jonas starb am 24. April 1974. Ab geord neter im Reichsrat. Als Mitglied der präsident am 27. Mai 1951. Er starb knapp Vom 24. April 1974 bis 8. Juli 1974 übte Christlichsozialen Par tei wurde er 1918 Mit - vor dem Auslaufen seiner ersten Amtsperio- Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky gemäß Ar- glied des Staatsrates und 1919 Unterstaats - de am 4. Jänner 1957. Vom 4. Jänner 1957 tikel 64 Absatz 1 des Bundes-Verfassungsge - sekretär für Kultur im Kabinett von Staats- bis 22. Mai 1957 übte Bundeskanzler setzes die Funktionen des Bundespräsiden - kanzler Karl Renner. 1923 bis 1928 Präsi - DDr.hc.Ing. Julius Raab ge mäß Artikel 64 ten aus. dent des Nationalrates, wurde Wilhelm Mik- Absatz 1 des Bundes-Verfas sungsgesetzes las durch die Bundesversammlung am 10. die Funktionen des Bun des präsidenten aus. 1974 – 1986: Dezember 1928 zum österreichischen Bun- RUDOLF KIRCHSCHLÄGER despräsidenten gewählt. In seiner zweiten 1957 – 1965: (1915 – 2000) Amtsperiode trat er nach dem Einmarsch ADOLF SCHÄRF (1890 – 1965) Rudolf Kirchschläger wur de 1915 in Ober - deutscher Truppen und auf Druck Hitler - Der in Nikolsburg/Mäh ren geborene Sohn mühl/ Ober österreich ge boren und studierte deutsch lands im März 1938 zurück. einer Arbeiterfamilie kam 1899 nach Wien, nach der Ma tura Rechts wis sen schaf ten in

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 43 Innenpolitik – Österreichs Bundespräsidenten 1918 bis heute

Wien. Im II. Weltkrieg schwer verwundet, ar - 1982 als österreichischer Botschafter in den Vor sorge getroffen ist.“ bei tete er nach 1945 als Richter und ab 1956 USA nach Washington D.C. 1987 wurde er Das Interregnum des Nationalratspräsidiums im auswärtigen Dienst. Er wurde Kabinetts - Generalsekretär für auswärtige Angelegen - als Kollegium gilt so lange, bis ein neuer chef der Außenminister Kreisky und Toncic- heiten und damit ranghöchster Beamter des Bundespräsident angelobt wird. Die drei Prä - Sorinj. Von 1967-1970 war er österreichischer Außenministeriums. sidentInnen sagten unisono, sie werden dabei Gesandter in Prag, danach berief Bundes - Im 2. Wahlgang wurde er mit 56,9 % der wie auch bisher in sehr kollegialer Art und kanzler Dr. Bruno Kreisky den parteilosen Di - Stim men zum österreichischen Staatsober - Weise zusammenarbeiten und die Geschäfte plomaten zum Außenminister. Am 23. Juni haupt gewählt (Amtsantritt am 8. Juli 1992). objektiv und überparteilich führen. Als Na - 1974 wurde er als Kan didat der Sozialisti- Bei seiner Wiederwahl am 19. April 1998 tionalratspräsidentin übt Doris Bures den schen Partei in direkter Volkswahl zum ös- erhielt Dr. Thomas Klestil 63,4 % der Stim - Vor sitz im Kollegium aus und wird auch terreichischen Bundesprä sidenten gewählt men und wurde am 8. Juli 1998 vor der Bun - dessen Sprachrohr nach außen sein. und am 18. Mai 1980 für eine zweite Amts - desversammlung für weitere sechs Jahre an- Eine eigene Angelobung für diese Vertre- periode wiedergewählt. Verfassungsgemäß gelobt. Die Amtszeit von Bundespräsident tungsfunktion war nicht erforderlich. Das schied er am 8. Juli 1986 aus dem Amt. Dr. Tho mas Klestil endet am 8. Juli 2004. Nationalrats-Kollegium hat die Funktionen in derselben Weise wie der Bundespräsident 1986 – 1992: 2004 – 2016 auszuüben. Das heißt, daß es im Regelfall KURT WALDHEIM (1918 –2007) HEINZ FISCHER (*1938) nur aufgrund eines Vorschlags der Bundes- Kurt Waldheim stammt aus St. Andrä- Heinz Fischer wurde am 9. Oktober 1938 in regierung oder eines Bundesministers Ent - Wördern/ Niederösterreich. Nach Matura, Graz geboren. Er studierte Rechtswissen- scheidungen treffen kann. Es ist in so einem Militärdienst beim Österreichischem Bundes - schaften an der Universität Wien, promo- Fall aber üblich, daß keine Staatsbesuche heer, Konsularakademie und dem Beginn vierte 1961 zum Doktor der Rechtswis sen - gemacht oder vergleichbare Repräsenta - eines Jusstudiums wurde er zur Deutschen schaften und habilitierte 1978 im Studien - tions aufgaben übernommen werden. Wehrmacht eingezogen und an verschiede- fach Politikwissenschaften an der Univer- Die Bundesverfassung legt die Regeln, nach nen Fronten des Zweiten Weltkrieges einge- sität Innsbruck. Von 1971 bis 2004 war Heinz denen das Kollegium in Vertretung des Bun - setzt. Nach 1945 trat Waldheim in den aus- Fischer Mitglied des Österreichischen Natio- despräsidenten Entscheidungen trifft, genau wärtigen Dienst ein. Es folgten diplomati- nalrates, von 1975 bis 1983 sowie von 1987 fest. Das Kollegium der drei PräsidentInnen sche Stationen in Paris, bei den Verein ten bis 1990 hielt der den Vorsitz der Sozial de - entscheidet mit Stimmenmehrheit. Den Vor - Natio nen in New York sowie in Ottawa. mo kra tischen Fraktion im Österreichischen sitz im Kollegium führt die Präsidentin des 1968 wurde er von Bundeskanzler Dr. Josef Na tionalrat. In den Jahren 1983 bis 1987 war Nationalrates, Doris Bures. Sie vertritt das Klaus zum Außenminister berufen, ging aber er unter Bundeskanzler als Kollegium auch in der Öffentlichkeit. bereits 1970 als Botschafter Ös terreichs zur Bundesminister für Wissenschaft und For - UNO. Als Präsidentschafts kandidat der ÖVP schung tätig. Zwölf Jahre lang, nämlich von unterlag er 1971 knapp gegen den am- 1990 bis 2002, war Heinz Fischer Präsident tierenden Bun despräsidenten Franz Jonas. es Österreichischen Nationalrates. Am 25. 2017 – 1971 wurde er einstimmig zum General- April 2004 wurde er mit 52,4% der Stimmen ALEXANDER VAN DER BELLEN sekretär der UNO gewählt und 1976 für wei- zum Bundespräsidenten der Republik Ös- (*1944) tere fünf Jahre wiederbestellt. 1982-1984 terreich gewählt und am 8. Juli 2004 ange- Alexander Van der Bellen wurde am 18. Jän- Professor an der Georgetown Uni ver sity in lobt. Bei seiner Wiederwahl am 25. April ner 1944 in Wien geboren. Nach der Volks - Washington D. C., wurde er am 8. Juni 1986 2010 erhielt Heinz Fischer 79,3 % der gültig schule be sucht er das Akade mi sche Gymna - als Kandidat der ÖVP zum österreichischen abgegebenen Stimmen. Am 8. Juli 2016 end- sium in Innsbruck, wo er 1962 maturiert. Bundes präsidenten gewählt. Seine Amtszeit ete die Amtszeit von Bundespräsident Heinz Studium der Volkswirtschaft an der Univer - endete am 8. Juli 1992. Fi scher. sität Innsbruck, wo er 1970 promoviert und als Assistent am Institut für Fi nanzwis sen - 1992 – 2004 Nationalratspräsidium übernahm schaft und am Internationalen In stitut für THOMAS KLESTIL (1932 – 2004) ab 8. Juli als Kollegium Funktionen Ma nagement und Verwaltung in Ber lin ar - Geboren am 4. November 1932 in Wien; des Bundespräsidenten beitet. 1990 bis 1994 ist er De kan bzw. Stv. schloß das Studium an der Hochschule für Nationalratspräsidentin Doris Bures sagte Dekan der Fakultät für Sozial- und Wirt- Welthandel (heute: Wirt schaftsuniversität) am 1. Juli in einer Presseerklärung in Anwe - schaftswissenschaften der Universität Wien. 1957 als Diplomkaufmann und Doktor der senheit des Zweiten Nationalratspräsidenten Mitte der 1970er-Jahre tritt er der SPÖ bei, Wirtschaftswissenschaf ten ab. Nach dem Ein- Karlheinz Kopf und des Dritten National - die er später wieder verläßt. Von 1997 bis tritt in den Staatsdienst (Bun des kanzleramt) rats präsiden ten Norbert Hofer: „Das Par la - 2008 ist er Bundessprecher der Grü nen, am wurde er 1959 zur OEEC (heute: OECD) nach ment hatte alle Vorbereitungen getroffen, um 8. Jänner 2016 gibt er offiziell seine Kandi - Paris und 1962 als Wirtschafts attaché an die die Ange lo bung des neuen Bundespräsiden - da tur zur Bundespräsidentschaftswahl be - österreichische Botschaft in Washington ent- ten am 8. Juli vorzunehmen. Durch die Ent- kannt. n sandt. 1966 kehrte Dr. Klestil als persön- scheidung des Verfassungsgerichtshofs ist Quellen: licher Sekretär von Bundeskanzler Dr. Klaus nun eine außergewöhnliche Situation einge- http://www.bundespraesident.at http://www.parlament.gv.at nach Wien zurück. 1978 wurde Dr. Klestil treten, für die in der Verfassung aber klar http://www.vanderbellen.at zum österreichischen Botschafter bei den Vereinten Nationen berufen und wechselte

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 44 Innenpolitik Gewaltschutz für Frauen und Kinder

Bures: Staat hat ein für alle Mal klargestellt, daß er keine Gewalt an Frauen innerhalb der Familie duldet – Veranstaltung im Parlament

äusliche Gewalt ist niemals eine Privat- Hsache, sondern eine Straftat, für die der Täter die volle Verantwortung trägt“, sagte Nationalratspräsidentin Doris Bures bei der Eröffnung der Veranstaltung „Am Prüfstand: Gewaltschutz für Frauen in Österreich“, die am Abend des 6. Dezember im vollbesetzten Empfangssalon des Parlaments stattgefunden hat. Bures erinnerte in ihrer Rede an das 20- Jahre-Jubiläum der Beschlußfassung des er- sten Gewaltschutzgesetzes im Hohen Haus: „Österreich war das erste Land in Europa, das ein Gewaltschutzgesetz erlassen hat. Das Bun desgesetz zum Schutz vor Gewalt in der Familie wurde am 27. November 1996 be - schlossen und ist am 1. Mai 1997 in Kraft getreten. Damit wurde ein für alle Mal fest-

gehalten und klargestellt: Der Staat duldet Parlamentsdirektion / Johannes Zinner Foto: Gewalt an Frauen innerhalb der Familie nicht. Nationalratspräsidentin Doris Bures und Justizminister Wolfgang Brandstetter Der Täter muß gehen.“ Sektion Frauenangelegenheiten und Gleich- Erl könig: „Ich liebe dich, mich reizt deine 16 Tage gegen Gewalt an Frauen stellung im Frauenministerium (in Vertre - schöne Gestalt. Und bist du nicht willig, so Die Veranstaltung fand anläßlich der „16 tung für Frauenministerin Sabine Oberhau - brauch ich Gewalt.“ Im Sinne dieser Zeilen Ta ge gegen Gewalt an Frauen“ statt, in denen ser), Rosa Logar von der Interventionsstelle würde viele noch immer glauben, daß es jährlich zwischen dem 25. November, dem gegen Gewalt in der Familie, Romeo Bissuti okay sei, ein „Nein“ einfach zu überhören, so Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, vom Verein Männerberatung Wien und Ob - Stilling. Frauen seien nicht nur physischer und dem Tag für Menschenrechte am 10. De - mann der White-Ribbon-Österreich-Kampag- Gewalt ausgesetzt, sondern auch psychischer, zember, weltweit Gewaltschutz für Frauen ne, Johann Golob, Leiter der Pressestelle der sexueller und ökonomischer – „und zuneh- und Kinder thematisiert wird. Eingeladen zu Landespolizeidirektion Wien, und Abtei- mend auch Gewaltaufrufen auf Social Me- diesem Abend haben die Nationalratsprä si - lungsinspektor Werner Schweiger, ebenfalls dia“, sagte Stilling. Diese Herausforderun - dentin und die Frauen- und Gleichbehand - von der Wiener Polizei. gen gelte es in unserer Gesellschaft gemein- lungssprecherinnen der Parlamentsfraktio nen, sam zu bewältigen. Gisela Wurm (SPÖ), Dorothea Schittenhelm Brandstetter: legistischer Erfolg, (ÖVP), Carmen Schimanek (FPÖ), Aygül gesamtgesellschaftlicher Mißerfolg Logar: Es braucht mehr Berivan Aslan (Grüne), Claudia Gamon Bundesminister Wolfgang Brandstetter Geld – vor allem für Kinder (NEOS) und Martina Schenk (Team Stro - sagte, Gewalt sei für viele Frauen „trauriger Auch Rosa Logar, Chefin der Interven- nach). Alltag“. Er lobte einerseits die legistischen tionsstelle gegen Gewalt in der Familie, lob- Österreich nimmt im Rahmen seiner Ge- Erfolge Österreichs beim Gewaltschutz von te die gesetzlichen Fortschritte, mahnte aber waltschutzgesetze eine internationale Vorrei - Frauen und Kindern – etwa bei den Themen zugleich, daß es „nicht wirklich gelungen ist, terrolle ein und konnte diese in den letzten Stalking, Zwangsheirat oder gefährliche dass Ausmaß der Gewalt zu verringern“. Jahren noch ausbauen. Hervorzuheben sind Drohung –, sagte aber andererseits, es sei ein Logar richtete einen Appell an die Regie- etwa Verbesserungen im Zusammenhang mit gesamtgesellschaftlicher Misserfolg, daß rung, den Frauenhäusern in Österreich eine Anti-Stalking, der Prozeßbegleitung, Veran - die se Gesetze überhaupt notwendig seien. nachhaltige finanzielle Basis zu sichern – die kerung von sexueller Belästigung im Straf - über Koalitionen und Regierungsmehrheiten recht sowie der Ausweitung des Betretungs- Stilling: Ein Nein wird immer hinaus Bestand habe. Vor allem für Kinder, verbots im Sicherheitspolizeigesetz. noch oft nicht akzeptiert die unter Gewalt in der Familie besonders Nach Bures sprachen Justizminister Wolf- Sektionschefin Ines Stilling begann ihre lei den würden, brauche es mehr Geld und gang Brandstetter, Ines Stilling, Leiterin der Rede mit einem Zitat aus Goethes Ballade Un terstützung.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 45 Innenpolitik

Nationalratspräsidentin Doris Bures bei der Begrüßung der VeranstaltungsteilnehmerInnen im Empfangssalon des Parlaments rem zum Ergebnis gekommen, dass man für erfolgreiche Prävention zwei Wegen gleich- zeitig folgen müsse: „Wir müssen einerseits die Opfer schützen, andererseits müssen wir uns auch mit dem Gefährder beschäftigen, um bei ihm eine Selbstreflexion auszulö - sen – nur das führt zu Nachhaltigkeit“, sagte Golob.

Schweiger: Kinder aus Gewaltbezie - hun gen sind das Klientel der Zukunft Zur Beschäftigung mit den Tätern ging Werner Schweiger von der Wiener Polizei ins Detail, der sich in Döbling seit Jahren mit „Gefährdern“ beschäftigt: „Täter kommen aus allen Gesellschaftsschichten und es ist wichtig, dass sie sehen, die Polizei schaut

Fotos: Parlamentsdirektion / Johannes Zinner nicht nur kurz in der Nacht vorbei, sondern v.l. Moderatorin Corinna Milborn, Rosa Logar von der Interventionsstelle gegen Gewalt in der die klopft auch am nächsten Tag wieder bei Familie, Romeo Bissuti vom Verein Männerberatung Wien und Johann Golob von der Presse - mir an.“ Schweigers Schlußpunkt: „Fast alle stelle der Landespolizeidirektion Wien Täter haben in ihrer Kindheit selbst Gewalt Bissuti: Kinder leiden am meisten nern ändern, die in Beziehungen oft einen in der Familie erlebt.“ Sofern die Gesellschaft Auch Romeo Bissuti vom Verein Män - An spruch auf Herrschaft stellen würden, so keine entsprechenden präventiven Schritte set- nerberatung Wien sprach über die Folgen von Bissuti. ze, seien die Kinder aus Gewaltbezie hun gen Gewaltbeziehungen für Kinder. „Bezie hun - „unser Klientel der Zukunft“, so Schwei ger. gen, in denen es zu Gewalt kommt, zerstören Golob: Opfer schützen, Den Reden folgte noch eine kurze Dis- Familien und kosten die Gesellschaft extrem Gefährder konfrontieren kussion. Die Moderation der Veranstaltung viel Geld.“ Kinder würden darunter am Johann Golob, Leiter der Pressestelle der übernahm die Journalistin und Politikwis- stärksten leiden und Gewalt in der Familie Landespolizeidirektion Wien, sagte, der Um- sen schaftlerin Corinna Milborn. Für die mu - wirke sich sehr negativ auf die Entwicklung gang mit Gewalt in Beziehungen und der sikalische Umrahmung sorgte das Saxo - von Kindern aus. Es müsse sich vor allem Familie sei für die Polizei ein Lernprozess phonquartett Sax4Femme. n auch etwas am Rollenverständnis von Män - gewesen. Man sei bei der Polizei unter ande- Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 46 Innenpolitik Pensionssystem stabil, aber vor großen Herausforderungen

Politiker aller Parteien debattierten über Zukunft des Pensionssystems: Zweite und dritte Säule als Ergänzung der staatlichen Pension bei Enquete als zentrales Thema Foto: Fachverband der Pensionskassen Nach der Enquete im Parlament (v.l.): Werner Neubauer (FPÖ), Josef Muchitsch (SPÖ), Andreas Zakostelsky (Vertreter der ARGE), August Wöginger (ÖVP), Judith Schwentner (Grüne), Robert Lugar (Team Stronach) und Gerald Loacker (NEOS) ie Mehrheit der Berufstätigen in Öster- in seiner Rede die internationale Situation in verband der Pensionskassen, der Verband Dreich zweifelt daran, daß sie in der Pen - Sachen Pensionsvorsorge. „Deren Bedeu - der Versicherungsunternehmen Österreichs sion ihren Lebensstandard halten werden tung, ein ausreichendes Pensionseinkommen (VVO), die Plattform der betrieblichen Vor- kann – das war das Ergebnis der Enquete, zu sichern, wächst. Staaten mit ihren aktuel- sorgekassen und die Vereinigung Öster rei - die am 6. Dezember im Parlament stattfand. len Budgets sind immer weniger in der Lage, chischer Investmentgesellschaften (VÖIG) – Eingeladen hatte die ARGE Zusatzpensio - ihr Pensionsversprechen einzulösen.“ besonders wichtig. nen, eine Gemeinschaft aller Anbieter der pri vaten und der betrieblichen Pensionsvor - Deutschland: Staatliche Rente Kombination der Staatlichen Pension sorge in Österreich. Als internationale Top- und private Zusatzvorsorge mit den Stärken der Privaten Vorsorge Sprecher waren Rintaro Tamaki, Deputy Deutschland hat schon vor rund 15 Jah - Andreas Zakostelsky als Vertreter der zur Secretary-General der OEC, und Walter ren sein Pensionssystem unter Bundesmi ni - ARGE zusammengefaßten Anbieter betonte Riester, Bundesminister a.D. der Bundesre- ster a.D. Walter Riester massiv umgebaut. bei der Begrüßung auch in Richtung seiner publik Deutschland, zu Gast. Zudem debat- „Eine private Zusatzvorsorge war meine zen- Abgeordnetenkollegen, daß es das Wichtig - tierten Sprecher aller im Parlament vertrete- trale Bedingung als Minister aktiv zu wer- ste sei, die verschiedenen Stärken der drei nen Parteien über die Zukunft des Pensions - den, denn mir war schon damals klar: Wenn Pen sionssäulen miteinander zu kombinieren. systems. Einig waren sich die Politiker dar- die Lebenserwartung und der Lebensstandard Darauf aufbauend standen später zahlreiche in, daß die staatliche Pension die sichere Ba- der Men schen steigen, dann reicht die So - Ansätze für die Zukunft des Pensionssy - sis des österreichischen Pensionssystems blei - zialversicherungsrente nicht mehr. Ich freue stems im Mittelpunkt der Diskussion der ben soll – ein Aspekt, den auch die ARGE mich darüber, dass die Riester Rente inzwi- Sprecher aller im Parlament vertretenen Par- Zusatzpensionen stets betont. Die meisten schen so gut angenommen wird.“ teien. Politiker sehen zudem die zweite und dritte Säule des Pensionssystems als etablierte Er - Diskussion auch in Österreich Für Arbeitnehmer mehr Anreize für die gänzung zum staatlichen System. Seit Jahren wird auch in Österreich über Betriebspension oder Versicherungen das Pensionssystem diskutiert. Auch die „Unser Ziel muß es sein, die erste Säule OECD: Bedeutung von ARGE Zusatzpensionen hat es sich zum Ziel zu sichern und zusätzlich auch die 2. und 3. Zusatzpensionen steigt gesetzt, konkrete Optionen sowie notwendi- Säule anzusehen, damit sich all jene, die sich „Betriebs- und private Pensionen spielen ge Neuerungen aufzuzeigen. Im Mittelpunkt das leisten können, eine Zusatzvorsorge auf- eine große Rolle dabei, das staatliche Pen- steht dabei stets eine substantielle Ergän zung bauen können“, erklärte SPÖ-Sozialsprecher sionseinkommen in den OECD Ländern und der staatlichen Pension, keinesfalls eine Kon - Josef Muchitsch. „Ich bin dafür offen, für weltweit zu ergänzen“, erklärte Rintaro Ta- kurrenz oder gar ein Ersatz des staatlichen Ar beitnehmer mehr Anreize für die Betriebs- maki, Deputy Secretary-General der OECD, Systems. Das ist den Mitgliedern – der Fach- pension oder Versicherungen zu schaffen, so -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 47 Innenpolitik fern die Sicherheit der Veranlagung gewähr- Lugar: „Man muß die nötigen Renditen auf sich der Staat weitgehend heraus halten und leistet ist.“ Pensionskapital erwirtschaften können, dazu die Wahl des Altersvorsorgeproduktes den brauchen wir Wirtschaftswachstum und das Bürgern überlassen.“ Attraktivieren, ausweiten, müssen wir schaffen. Die Politik hat die Auf - Steueranreize herstellen und in die gabe, Rahmenbedingungen zu schaffen, daß Die Arbeitsgemeinschaft Kollektivverträge aufnehmen auch kapitalgedeckte Formen der Alters vor - Zusatzpensionen Noch stärker in Richtung Zusatzvorsorge sorge in 30 Jahren noch sicher sind.“ Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft ging ÖVP-Sozialsprecher August Wöginger: Zu satzpensionen vertreten gemeinsam ein „Wir haben ein gutes Pensionssystem, das auf Zusätzlich Lösungen: Wahl des veranlagtes Volumen von deutlich mehr als drei Säulen steht – die zweite und dritte sehe Altersvorsorgeproduktes den 200 Milliarden Euro. Ziel der Arbeitsge - ich als Ergänzung zur ersten. Ich sage zur Bürgern überlassen mein schaft ist es, konkrete Optionen sowie betrieblichen Vorsorge: Attraktiveren, aus- Gerald Loacker, NEOS Sozialsprecher, notwendige Neuerungen aufzuzeigen, sowie weiten, Steueranreize herstellen und in die sieht die Notwendigkeit zusätzlicher privater gesetzliche Rahmenbedingungen zu verbes- Kollektivverträge aufnehmen. Auch bei den Vorsorge, will diese aber möglichst indivi- sern, um das heimische Pensionssystem ge - Vor sorgekassen wäre eine längere Liege dauer duell haben: „Eine stabile Altersvorsorge samtheitlich und nachhaltig auf hohem Ni - sinnvoll – dann bringen diese auch eine hö- steht auf drei Säulen. Österreich hat die zwei - veau zu sichern. Im Mittelpunkt steht dabei here Rendite. Ich bekenne mich zu allen drei te Säule sträflich vernachlässigt. Aus libera- stets eine substanzielle Ergänzung der staat- Säulen des Pensionssystems: Dann werden ler Sicht braucht es ein individuelles Recht lichen Pension, keinesfalls aber eine Konkur - die Menschen in Summe auch im Alter gut jedes Erwerbstätigen, 1/11 seines Einkom- renz oder gar ein Ersatz des staatlichen Sy- leben können.“ mens für die Altersvorsorge zu widmen, wie stems. n das Politiker heute schon dürfen. Dabei soll http://www.pensionskassen.at Viel zu viele junge Menschen, die nicht mehr mit Sicherheit im Alter rechnen können 96 Jahre Bundesrat Die Sorge, daß Menschen im Alter nicht ausreichend Pension bekommen um ihren Lebensstandard zu sichern, beschäftigte auch die Sozialsprecherin der Grünen, Judith Schwentner: „Im Durchschnitt bekommt ein Öster reicher rund 950 Euro, eine Österrei - cherin rund 850 Euro. Es geht mir daher um die Vermeidung von Armut im Alter. Daher schlagen wir eine Grundpension für alle als Sockel vor und darauf aufbauend eine Pen - sion aus Beiträgen – um vor Armut im Alter zu schützen.“

Entweder die Pensionsbeiträge erhöhen oder die private Vorsorge

ausbauen Parlamentsdirektion / Thomas Topf Foto: Nicht ganz so kritisch beurteilte dies FPÖ- v.r.: BR-Präsident Mario Lindner (S) und die BundesrätInnen Nicole Schreyer (G), Monika Mühlwerth (F), Edgar Mayer (V), Reinhard Todt (S) und BR-Vizepräsidentin Ingrid Winkler (S) Seniorensprecher Werner Neubauer, aber auch er sieht große Herausforderungen: „Un- uf den Tag genau vor 96 Jahren trat der Stellung des Föderalismus in der österreichi- sere staatliche Pension hat seit Jahrzehnten Aösterreichische Bundesrat zum allerer- schen Verfassung unterstrich: „Die Bundes - gezeigt, daß sie unsere Pensionisten gut ver- sten Mal zusammen. In ihrer 861. Sitzung verfassung gibt den Ländern eine Rechtsstel - sorgen kann. Die demografische Entwick - gedachte die Länderkammer am 1. Dezem- lung, die sie zu wahren Gliedstaaten eines lung macht das in Zukunft schwieriger. Wir ber diesem historischen Anlaß. „Der öster- Bundesstaates macht, und die volle Gleich- müssen die Problematik gesamtheitlich an- reichische Bundesrat agiert an der Schnitt- stellung zwischen Bund und Ländern vor- gehen. Die großen Schritte, die unser System stelle unserer Demokratie. Als seine Mitglie- sieht.“ in den nächsten Jahrzehnten absichern wer- der sind wir die direkten Vertreterinnen und Ganz besonders betonte Lindner aber den, stehen noch bevor. Man muß entweder Vertreter der Bezirke und Regionen, die di- auch die aktuellen Herausforderungen, vor de - die Pensionsbeiträge erhöhen oder die priva- rekte Verbindung zu den Ländern und wir nen die Länderkammer in der öffentlichen De- te Vorsorge ausbauen, damit die Pension haben in dieser Funktion eine ganz besonde- batte steht. „Der Bundesrat ist nicht der hoch genug ist.“ re Verantwortung. Dessen sind wir uns be - Hemm schuh unserer Republik, wie manche wußt“, erklärte der amtierende Bundesrats- das gerne formulieren. Er ist vielmehr die Politik hat die Aufgabe, prä sident Mario Lindner, der in seiner Rede selbstbewußte Europakammer, die Länder- Rahmenbedingungen zu schaffen auch auf seinen Vorgänger, den ersten Vor- kam mer und die Zukunftskammer unserer Re- Die Politik selbst in die Verantwortung sitzenden der Länderkammer Jakob Reumann, publik. Und das ist auch wirklich gut so!“ n nahm Team Stronach Klubobmann Robert der in seiner Antrittsrede 1920 die besondere Quelle: Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 48 »Burgenland Journal« Vitaler Jubilar im Herzen Europas feiert historischen Tag

Festakt anläßlich der 95jährigen Zugehörigkeit des Burgenlandes zu Österreich Foto: Bgld. Landesmedienservice Festakt 95 Jahre Burgenland bei Österreich im Kultur- und Kongresszentrum in Eisenstadt (v.l.): Justizminister Wolfgang Brandstetter, der Wiener Bürgermeister Michael Häupl, Altbundespräsident Heinz Fischer, Landeshauptmann Hans Niessl, Landtagspräsident Christian Illedits und Landeshauptmann-Stv. Johann Tschürtz or 95 Jahren, am 5. Dezember 1921, hörte, kam um die Jahreswende 1921/22 als verantwortungsvolles Handeln die Dinge Vkam das Burgenland zu Österreich. Als „selbständiges, gleichberechtigtes Bundes- zum Besseren wenden können. Nehmen wir jüngstes österreichisches Bundesland blickt land“ zur Republik Österreich. Die histori- deshalb auch heute diese Chancen wahr, mit es auf eine kurze aber bewegte Geschichte – schen Marksteine der Entwicklungsge schich - zu gestalten und mit zu bestimmen für eine mit Höhen und Tiefen – zurück. Mit einem te des Burgenlandes sind die Friedensver - günstige Weiterentwicklung, denn die Ge- Festakt, an dem Landeshaupt mann Hans handlungen 1919 in St. Germain, die Kon fe - schichte wird auch heute von Menschen Niessl, Bundespräsident a.D. Heinz Fischer, renz in Venedig, die Volksabstimmung über gemacht“, betonte Bundespräsident a.D. Bundesminister Wolfgang Brandstetter, der Ödenburg 1921, die Machtergreifung der Na - Heinz Fischer in seiner Festansprache. Wiener Bürgermeister Michael Häupl, Land - tionalsozialisten samt Auflösung des Bur - Dazu Landeshauptmann Hans Niessl: tagspräsident Christian Illedits, Landes- genlands, die Auswirkungen des Ungarnauf - „Das Burgenland, das aufgrund seiner Histo - hauptmann-Stv. Johann Tschürtz, die weite- stands 1956 und letztlich auch der Fall des rie sicherlich nicht bevorzugt war, hat in sei- ren Mitglieder der Burgenländischen Lan - Eisernen Vorhangs 1989. ner 95jährigen Geschichte eindrucksvoll be- des regierung sowie zahlreiche Würdenträger „Die Burgenländerinnen und Burgenlän - wiesen, daß man mit Leidenschaft, Einsatz- aus dem In- und Ausland teilnahmen, wurde der waren immer wieder gefordert. Sie hatten willen und harter Arbeit sehr viel erreichen am 5. Dezember im Kultur- und Kongreß - einen mühsamen Start auf einem schwieri- kann. Wir und unsere Vorfahren sind mit den zentrum in Eisenstadt dieses Jubiläum der gen Weg der weiterhin mühsam blieb. Umso Gegebenheiten immer ernsthaft, demütig und 95jährigen Zugehörigkeit des Burgenlandes eindrucksvoller war und ist diese Aufwärts - zukunftsgewandt umgegangen. Daher möch- zu Österreich gefeiert. entwicklung, wo man die sich bietenden te ich mich bei allen Burgenländerinnen und Das Burgenland, das bis 1918 zur ungari- Möglichkeiten im positivsten Sinne genutzt Burgenländern und den vielen Unterstützern schen Reichshälfte Österreich-Ungarns ge - hat. Daraus ersehen wir, daß sich durch ein unseres Heimatlandes sehr herzlich bedan-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 49 »Burgenland Journal« Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: Landesrat Helmut Bieler, Landesrätin Verena Dunst, Landeshauptmann-Stellvertreter Johann Tschürtz, Landeshauptmann Hans Niessl, Landesrätin Astrid Eisenkopf, Landtagspräsident Christian Illedits und Landesrat Norbert Darabos vor der Burgenländischen Landesfahne

ken. Das Burgenland ist ein kleines Land mit ne Burgenland zu einem lebenswerten Bun - biet zugeteilt wurden, nicht möglich gewe- einem großen Herzen. Gemeinsam haben wir desland machen. Mit gezielten Investitionen sen. In vielen Bereichen bewegt sich das Bur - in den vergangenen Jahren sehr viel Positi- konnten im Burgenland aber auch nachhalti- genland dadurch nicht nur auf Augenhöhe ves geschaffen. Wir sind der Bildungsauf - ge Infrastrukturen aufgebaut, neue Standards mit den übrigen österreichischen Bundes län - steiger Österreichs, federführend was erneu- geschaffen und die Lebensqualität massiv dern, sondern hat sich in vielfacher Hinsicht erbare Energie betrifft, besetzen im Länder- gesteigert werden. All das wäre aber ohne zur absoluten Vorzeige- und Modellregion vergleich eine Spitzenposition im Wirt- die Mittel der Europäischen Union, die dem entwickelt“, so Landtagspräsident Christian schafts- und Beschäftigungsbereich und Burgenland seit Anerkennung als Ziel 1-Ge- Illedits. n werden am Ende dieses Jahres drei Millionen Nächtigungen im Tourismus verbuchen. Wenn wir diesen eingeschlagenen Weg wei- Höchstes Wirtschaftswachstum! tergehen und stetig selbstkritisch und offen in die Zukunft blicken, werden wir auch hin- as Jahr 2016 wird für das Burgenland in deutlich hinter den westlichen Bundeslän- künftig dafür sorgen, daß das Burgenland Ddrei Bereichen als Rekordjahr in die dern hinterher. Umso erfreulicher ist es, daß weiterhin in Österreich und in vielen Be - Geschichte eingehen: das Burgenland als östlichstes Bundesland das reichen auch innerhalb Europas eine Vor rei - 1. Vor wenigen Tagen konnten Landes - höchste Wirtschaftswachstum im Jahr 2016 terrolle einnimmt.“ haupt mann Hans Niessl und Landesrat Ale - erreicht hat. Bereits im vergangenen Jahr war Diese 95jährige Landesgeschichte war xander Petschnig eine Familie aus Tirol in der das Burgenland Wachstumssieger Österreichs. nicht nur bis zum Fall des Eisernen Vorhangs Therme Lutzmannsburg/Frankenau begrüs- „Wir danken den zahlreichen erfolgreichen im Jahr 1989, sondern auch bis zum Beitritt sen, mit denen die 3 Millionen Übernach - Unternehmen und den tüchtigen Mitarbeite- zur Europäischen Union im Jahre 1995 von tungsmarke erstmalig im Burgenland über- rinnen und Mitarbeitern für diesen großarti- sehr schwierigen Rahmenbedingungen ge- schritten wurde (siehe Seite 56). gen Erfolg. Auch das Land Burgenland ver- prägt. Über Jahrzehnte hindurch war man als 2. Mit größter Wahrscheinlichkeit werden sucht durch gute Rahmenbedingungen positi - Paradebeispiel einer Grenzregion, als klei- im Burgenland erstmalig im Jahresschnitt über ve Voraussetzungen für ein hohes und nach- nes Land mit vielen Nachbarn, wirtschaft- 100.000 Menschen in Beschäftigung sein. haltiges Wirtschaftswachstum zu schaffen“, lich, verkehrstechnisch und gesellschaftspo- 3. Am 20. Dezember veröffentlichte die so Niessl und Petschnig. litisch stark benachteiligt. Das Burgenland Bank Austria eine Bundesländeranalyse be - Die Investitionsquote des Landes liegt ist dadurch aber auch ein positives Exempel züglich des Wirtschaftswachstums für das deutlich über 20 Prozent des Landesbudgets, für das friedliche Zusammenleben. „So sieht Jahr 2016. Hierbei zeichnet sich ein neuer so das über 200 Millionen € im Jahr 2016 zur sich auch der Burgenländische Landtag einer Rekord für das Burgenland ab. Das Bur gen - Verfügung standen. Wichtigstes Fundament Politik verpflichtet, die den Menschen in den land verzeichnet mit einem Plus von 2,4 Pro- für gutes und nachhaltiges Wachstum ist aber Mittelpunkt stellt und auf ein aktives, geleb- zent wieder das höchste Wirtschafts wachs - auch das ausgezeichnete Bildungssystem, weil tes Miteinander mit der Bevölkerung setzt. tum aller Bundesländer. gut ausgebildete Menschen die Grundlage Deshalb war es uns immer ein Anliegen, ge - Die von der Bank Austria veröffentlichten für den wirtschaftlichen Erfolg sind. setzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, Wirtschaftsdaten bestätigen den erfolgrei- LH Niessl: „Auch die Internationalisie - die den Bedürfnissen der Bevölkerung ge- chen Weg des Burgenlandes. Gerade in der rung des Burgenlandes schreitet zügig vor- recht werden, die das gegenwärtige, moder- Ostregion hinkt das Wirtschaftswachstum an.“ n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 50 »Burgenland Journal« Landesvoranschlag 2017

Beschluß des Burgenländischen Landtags – Finanzlandesrat Helmut Bieler: Starker Impuls für Wirtschaft, Wachstum und Beschäftigung Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: Hauptreferatsleiterin OARin Ursula Fercsak (Abteilung 3 – Finanzen, Hauptreferat Finanzverwaltung und Haushaltswesen), Finanzlandesrat Helmut Bieler, Büroleiterin Isabell Strobl (Budgetkoordinatorin im Büro Landesrat Bieler), und Abteilungsvorstand WHR Engelbert Rauchbauer (Abteilung 3 – Finanzen), stehen für ein Budget 2017, mit dem man Ziele gemeinsam erreichen will.

er Burgenländische Landtag hat nach Landes schafft. Der bisherige Weg des Bur - anschlag 2016 um 56,6 Millionen Euro er- Deiner zweitägigen Debatte am 1. De– genlandes zeigt, daß man mit gemeinsamen höht. Die größten Einnahmensteigerungen zember 2016 den Landesvoranschlag 2017 Zielen, Innovation und Leistungsbereitschaft liegen in den Bereichen Bildung, Soziales beschlossen. Darin enthalten sind einerseits viel erreichen kann. Wir haben das mit Ab- und Finanzwirtschaft. Die Ausgaben im Rekordinvestitionen in Wirtschaft und Be- stand höchste Wirtschaftswachstum von plus Landesvoranschlag 2017 haben sich gegenü- schäftigung sowie ein Sozialschwerpunkt. An - 2,2 Prozent, Beschäftigungsrekord, seit Sep - ber dem Landesvoranschlag 2016 um 56,6 dererseits werden im nächsten Jahr 2 Millio - tember eine sinkende Arbeitslosigkeit und Millionen Euro erhöht. Die größten Ausga - nen Euro an Schulden abgebaut. Insgesamt die besten Tourismuszahlen in der Landes- benerhöhungen in den Bereichen Bildung, geht es um Einnahmen und Ausgaben – geschichte. Es sind die gezielten und nach- So ziales und Gesundheit können teilweise inklusive Schuldentilgung – von 1,102 Mil - haltigen Investitionen, die unser Burgenland durch analog einhergehende Einnahmen stei - liarden Euro. Das Budget 2017 beinhaltet zum Vorreiter im Bundesländervergleich ge- gerungen sowie durch Einsparungen im Ver - eine Rekord-Investitionsquote von 21,3 Pro- macht haben. Deshalb ist die burgenländi- waltungsbereich und durch eine restriktive zent. 235 Millionen Euro werden von der sche Finanzpolitik auch weiterhin vor allem Ausgabenpolitik (Ermessensausgaben) aus- Lan desregierung investiert – um 2,4 Millio - wachstums- und beschäftigungsorientiert. geglichen werden. nen Euro mehr als im vergangenen Jahr und Wir tätigen Investitionen, die gezielt und „Das Ausloten von Sparpotentialen und damit so viel, wie noch nie zuvor. Die Lan - überlegt auch das finanzielle Mauerwerk die Umsetzung von kostenminimierenden des regierung setzt mit dem Budget 2017 unseres Landes weiter festigen, denn gesun- Maß nahmen sind zu kontinuierlichen Pro - einen starken Sozialschwerpunkt, denn rund de Landesfinanzen stärken das Burgenland, zessen geworden, die seit 2010 deutlich die zwei Drittel des Budgets gehen in Bildung, um in wichtige Schlüsselbereiche investie- Ausgabendynamik bremsen. Diese Kursän - Gesundheit, Soziales und Wohnbau förde- ren zu können“, betonte Finanzlandesrat derung brachte eine ausgabenseitige Ein- rung. Alleine das Sozialbudget steigt um Hel mut Bieler zum Abschluß der Debatte im sparung in der Höhe von rund 127 Millionen 29,7 Millionen Euro. Landesparlament. Euro. Mit dem eingeschlagenen Weg werden „Der Landesvoranschlag 2017 ist der wir im Kernhaushalt einen Maastricht-Über- Weg weiser für den burgenländischen Kon - Die Einnahmen im Landesvoranschlag schuß von 30,4 Millionen Euro erzielen und solidierungskurs, der gleichzeitig finanzielle Die Einnahmen im Landesvoranschlag im Gesamthaushalt inklusive ausgeglieder- Freiräume für den weiteren Aufstieg unseres 2017 haben sich gegenüber dem Landesvor - ter Einheiten einen Maastricht-Überschuß

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 51 »Burgenland Journal« von rund 23,83 Millionen Euro erreichen. Die rollierende mittelfristige Finanzplanung im vorliegenden Finanzplan zeigt ebenfalls Sicherheitspartner deutlich, daß die Maastricht-Ziele auch für die Jahre 2016 bis 2020 zu erreichen sind“, so Bieler.

Die Ausgaben im Landesvoranschlag Die Gesamtausgaben im Landesvoran - schlag 2017 betragen 1.102,5 Millionen Eu - ro. Davon werden rund 235 Millionen Euro für Investitionen bzw. für investitionsför- dernde Maßnahmen aufgewendet, das ist um 2,4 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Dies entspricht einer Investitionsquote von rund 21,32 Prozent. Mehr als jeder fünfte Euro des Landesvoranschlages wird in das Wirt - schaftswachstum des Burgenlandes inve- stiert. Ab dem Jahr 2016 wird, wie progno- stiziert, sukzessive mit dem Schuldenabbau be gonnen. Der Stand der direkten Finanz -

schulden des Landes wird im Jahr 2017 um Foto: Bgld. Landesmedienservice weitere 2 auf 274 Millionen Euro reduziert. Landeshauptmann-Stv. Johann Tschürtz und Christian Spuller, Projektleiter Gemeindesicherheit Der Finanzplan für die Jahre 2016 bis 2020 sieht eine Gesamtreduzierung der direkten wei Monate nach dem Start des Pro- jektleiter Christian Spuller legt Wert auf die Finanzschulden des Landes auf 268 Millio- Zjektes „Gemeindesicherheitspartner“ zog Feststellung, daß nur sicherheitsrelevante Be- nen Euro vor. Die erforderlichen Kredit fi - Sicherheitsreferent Landeshauptmann stell ver - obachtungen an die Polizei gemeldet werden. nanzierungen erfolgen ausschließlich beim treter Johann Tschürtz am 2. Dezember eine Darüber hinaus biete man soziale Dienst- Bund, abgewickelt von der Ös ter rei chischen erste Zwischenbilanz. Es gebe eine gute Zu- leistungen an, etwa tägliches Einkaufen bei Bundesfinanzierungsagentur (ÖBFA). sammenarbeit mit den neun Pilotgemeinden, Nahversorgern, Apothekendienst einmal pro das Feedback von der Bevölkerung sei sehr Woche, Servicebesuche bei hilfsbedürftigen Schulden werden abgebaut positiv. Zu den Schwerpunkten zählen Kon - Personen zweimal in der Woche. „Wir wol- Die Burgenländische Landesregierung hat trollgänge bei öffentlichen Gebäuden und len diese Hilfeleistungen forcieren und wer- sich zum Ziel gesetzt, ab dem Jahr 2016 den Servicedienste für hilfsbedürftige Personen, den diese Dienste ab sofort unentgeltlich an - Schuldenstand kontinuierlich abzubauen. gegen Bezahlung wird Objektaufsicht im bieten“, kündigt Tschürtz an. „Wichtig bei Der Schuldenstand des Gesamthaus hal tes Ur laub bei Privathaushalten angeboten. Wich - dem Projekt ist uns die soziale Komponente, inklusive selbsttragender ausgegliederter tige Aspekte seien die soziale Komponente es geht auch um die Kommunikation mit der Einheiten wird im Jahr 2017 rund 999,0 Mil- und die Präventivwirkung der Präsenz der Bevölkerung, vor allem mit älteren Menschen, lionen Euro betragen. Im Landesvoranschlag Sicherheitspartner. die aus einem kurzen Gespräch ein Gefühl 2017 wird ein Maastricht Überschuß in der Der Einsatz von Sicherheitspartnern ist der Sicherheit beziehen“. Höhe von 30,4 Millionen Euro erzielt. Im Fi - eines von fünf Modulen des burgenländischen Die auf Wunsch durchgeführte Nach schau nanzplan 2016 bis 2020 kann dieses Maas - „Gemeindesicherheitskonzeptes“. 19 Sicher - bei urlaubsbedingt leeren Häusern soll für tricht-Ergebnis auf 55,4 Millionen Euro im heitspartner sind bei dem auf ein Jahr anbe- die Pilotphase ab sofort zum halben Preis an - Jahr 2020 gesteigert werden. Dazu Finanz - raumten Pilotprojekt, das Mitte Oktober in geboten werden. Die Urlaubsaufsicht – Kon- landesrat Helmut Bieler: „Dieses Budget neun Pilotgemeinden im Burgenland ange- trolle einmal pro Tag und einmal pro Nacht – 2017 ist ein politisches Bekenntnis, ein sozi- laufen ist, beschäftigt. „Der Einsatz erfolgt kostet damit statt 42 Euro nur mehr 21 Euro ales Statement und ein stabiler Motor für den in enger Abstimmung mit der Polizei und pro Woche, die Kontrolle einmal pro Tag ab weiteren Aufwärtstrend unseres Landes, den Gemeinden. Nachschau wird nur dort sofort 12 Euro statt 24 Euro pro Woche. denn ein kontinuierlicher Wirtschaftsauf - gehalten, wo dies auch Sinn macht, und wo Zwecks Dokumentation sind die Sicher- schwung und eine stetige Weiterentwicklung tatsächlich Bedarf ist“, betont Tschürtz. heitspartner mit Tablet und eigener Software brauchen einen stabilen institutionellen Rah - Zu den mehrmals täglich kontrollierten ausgestattet, die die Bewegungsprofile der men. Der Voranschlag 2017 ist aber auch der Objekten zählen Gemeindeämter und Bau - Sicherheitspartner aufzeichnen. Sämtliche Wegweiser für den burgenländischen Kon - höfe, Feuerwehrhäuser, Schulen und Kin der - Ak tivitäten und Vorkommnisse können so im solidierungskurs, der gleichzeitig finanzielle gärten, aber auch Vereinsgebäude, Schwimm - Rahmen des Forschungsprojektes exakt aus- Freiräume für den weiteren Aufstieg unseres bäder und Spielplätze. Insgesamt seien bis gewertet werden. „Nach dem Ende der ein- Landes schafft, denn das Ziel ist der Wohl - jetzt 149 Beschädigungen bzw. Mängel und jährigen Pilotphase wird evaluiert und ent- stand für alle Burgenländerinnen und Bur - 161 offene Türen und Fenster bei öffentli- schieden, wie es mit dem Projekt weiter- gen länder, aber auch der soziale Friede in chen Gebäuden gemeldet worden, und es ha be geht“, so Tschürtz. n un serem Land.“ n acht Meldungen an die Polizei gegeben. Pro - http://sicherheitspartner.at/foerderungen/burgenland.aspx

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 52 »Burgenland Journal« Regierung vor Ort

Zeichen gelebter Bürgernähe: Sitzung der Burgenländischen Landesregierung in Jennersdorf – Anwaltschaften und Servicestellen zum Kennenlernen in der Bezirksverwaltungsbehörde

anz im Zeichen der neuen Wege, die die GBurgenländische Landesregierung geht, fand am 6. Dezember – nach Oberwart – eine weitere Premiere statt: Zum ersten Mal wurde nämlich eine Sitzung der Landesregie - rung im südlichsten Bezirk des Burgen- landes, in der Bezirkshauptmannschaft Jen - nersdorf, abgehalten. Diese wird zum gege- benen Zeitpunkt mit einem Kostenaufwand von 3,4 Millionen Euro baulich adaptiert. Die Modernisierungsarbeiten für die 29 MitarbeiterInnen umfassende Einrichtung sollen bis Herbst 2018 abgeschlossen sein. „Diese Investitionen sind das sichtbare Zeichen, daß für die Landesregierung Bür - gernähe und wohnortnahe Leistungen ein zentrales Anliegen sind, denn wir setzen auf Regionalisierung, und nicht auf Zentra lisie - Foto: Bgld. Landesmedienservice rung. Das wollen wir auch mit dieser Regie - Landeshauptmann Hans Niessl, Landesrat Helmut Bieler, LAbg. Ewald Schnecker und Bezirkshauptmann WHR Hermann Prem mit den Bürgermeistern des Bezirkes rungssitzung hier in Jennersdorf unter Be - weis stellen. Wichtig ist uns zudem, daß die auch für den Süden des Landes von großer Niessl, der nach diesem Auftakt in den Ver- Bürgerinnen und Bürger die Serviceleistun- Bedeutung sind, die Großteils den Sozialbe- waltungseinheiten in Oberwart und Jenners- gen des Landes bestmöglich auf kürzestem reich betreffen, damit wir auch weiterhin die dorf auch in allen anderen Bezirksvororten Weg nutzen können“, so Landeshauptmann niedrigste Armutsgefährdung aller Bundes- Regierungssitzungen abgehalten will. Hans Niessl, der im Vorfeld zu dieser Re - länder verzeichnen können.“ Die Basis für diese zeitgemäße, moderne, gierungssitzung mit den 12 Bürgermeistern Ein vordergründiges Ziel der Burgen län - effiziente und bürgernahe Verwaltung der des Bezirkes zu informellen Gesprächen zu - dischen Landesregierung ist es, das Südbur - Zu kunft wurde mit der Verwaltungsreform, sammentraf, um wichtige Fragen und Anlie - genland weiter gezielt zu stärken! „Seit Mit- mit klaren und schlankeren Strukturen ge - gen, die die Region betreffen, vor Ort zu be - te Oktober gibt es mit KommR Werner Unger schaffen. Dabei wurde die Anzahl der Abtei- sprechen. einen eigenen Südburgenland-Manager. Sei- lungen und Stabsstellen reduziert sowie Dop- Ende Juni dieses Jahres fand erstmals ne Aufgabe ist es, gemeinsam mit der Be- pelgleisigkeiten aufgelöst. „Uns ist wichtig, eine Regierungssitzung nicht in Eisenstadt, völkerung, mit den Gemeinden, mit der Wirt - daß die Burgenländerinnen und Burgenlän- sondern in Oberwart statt. Schon damals, so schaft, Konzepte zu erarbeiten und dazu bei- der die Serviceleistungen des Landes best- Landeshauptmann Niessl weiter, habe man zutragen, daß die Entwicklung des Südbur - möglich nutzen können. Es geht uns vor angekündigt, daß es sich dabei nicht um eine genlandes ihre starke Dynamik beibehält. Wir allem darum, daß wir das Land Burgenland einmalige Aktion handeln werde: „Das Re - tätigen deshalb hohe Investitionen in den insgesamt und die Verwaltung des Landes gierungsteam ist deshalb heute – gemeinsam Ausbau der Infrastruktur im Landessüden, im Speziellen fit für die Zukunft machen. mit den Anwaltschaften und den Service stel - wie etwa in die Realisierung der S7, in den Dazu braucht es zeitgemäße Rahmenbedin- len des Landes – nach Jennersdorf gekom- Ausbau von Lenzing, die selbst 60 Millionen gungen und eine dementsprechende infra- men, um ein offenes Ohr für die Anliegen Euro in die Hand nehmen, um den Standort strukturelle Ausstattung. Deshalb haben wir der BürgerInnen im Bezirk zu haben, denn langfristig abzusichern oder in die Umset - uns auch im Sicherheitsbereich dazu ent- eine ganz große Stärke der burgenländischen zung zusätzlicher Bauprojekte auf Basis der schlossen, Gelder des Landes für den An- Verwaltung ist ihre Vernetzung und ihre ge - Burgenländischen Wohnbauförderung mit kauf von neuen Waagen für LKW-Kontrol- lebte Bürgernähe. Wir bekennen uns deshalb Blickrichtung leistbares Wohnen. Entschei- len bzw. von Alko- und Drogentestgeräten zur wohnortnahen Verwaltung und zur wohn- dend für die weitere erfolgreiche Entwick - für die Polizei in die Hand zu nehmen, das ortnahen medizinischen Versorgung. Diese lung des Wirtschaftsstandortes Südburgen- Feuerwehrgesetz erstmalig für die 17.000 Mit- Bürgernähe findet sich auch am heutigen land ist aber auch der rasche Ausbau des glieder, wo wir sehr gut aufgestellt sind, Bürgertag wieder. Vor kurzem ist die heutige Breitband-Internets. Unser Ziel ist es, bis mittels Befragung zu demokratisieren und im Regierungssitzung hier in Jennersdorf zu Ende 2019 als erste ländliche Region österreich- Tourismus 800.000 Euro für Vermieter zur gegangen. Dabei haben wir insgesamt 40 weit eine flächendeckende Versorgung im Verfügung zu stellen“, so Landeshaupt mann- wichtige Beschlüsse gefaßt. Beschlüsse, die ge samten Burgenland sicherzustellen“, so Stellverteter Johann Tschürtz. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 53 »Burgenland Journal« Umbau des KUZ Mattersburg

Nach Bundesdenkmalamt-Bescheid sind geringfügige Plandänderungen notwendig

em Umbau des KUZ Mattersburg steht Dnichts mehr im Wege. Mit Bescheid hat das Bundesdenkmalamt festgestellt, daß die Nordfassade des 1976 im Stil des Brutalis- mus erbauten Kulturzentrums schützens- wert. „Natürlich berücksichtigen wir die Teilunterschutzstellung des KUZ Matters- burg. Der ursprüngliche Siegerplan muß ent- sprechend den Auflagen des Bundes denk - malamtes geringfügig adaptiert werden, das ist bereits geschehen. Im Frühjahr starten wir mit den bauvorbereitenden Maßnahmen“, so Kulturlandesrat Helmut Bieler, der in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Land - tags präsident Christian Illedits und LAbg. Bürgermeisterin Ingrid Salamon über den aktuellen Stand informierte. Er sei sehr froh darüber, daß die Dis kus - sionen rund um dieses Vorhaben nun abge- Foto: Bgld. Landesmedienservice schlossen seien und „daß wir jetzt mit einer Präsentierten den Bescheid des Bundesdenkmalamtes und den geringfügig adaptierten Plan zeitlichen Verzögerung die Pläne für ein mo- zum Umbau des KUZ Mattersburg (v.l.): Mattersburgs Bürgermeisterin LAbg. Ingrid Salamon, Kultur landes rat Helmut Bieler und Landtagspräsident Christian Illedits dernes Kulturzentrum umsetzen können“, so Bieler. Denk malschutzgesetz und unter Denkmal- tiert, so Bieler. In Summe würde die Umset- In diese Kerbe schlagen auch Landtags- schutz zu stellen“. Insgesamt sei das Kultur - zung der notwendigen Änderungen Mehrko - präsident und Bürgermeisterin: „Das Kultur - zentrum „als ein geschichtlich, künstlerisch sten in der Höhe von rund 1,5 Millionen zentrum ist für die Stadt ein Kulturhaus, das, und kulturell bedeutendes Denkmal mit Do- Euro verursachen. am bestehenden Standort, eng mit der Stadt kumentationsfunktion anzusehen“, so das Der Bescheid sei rechtsgültig, Einsprü- verbunden ist und als Kommunikationszen - Bundesdenkmalamt in seinem Bescheid. che seien keine erhoben worden, so Bieler ab- trum für Mattersburg und die Region große Um diese Auflagen zu erfüllen, werde der schließend. n Bedeutung hat. Deshalb ist es wichtig, daß ursprüngliche Plan nun geringfügig adap- https://bgld-kulturzentren.at/mattersburg die Gastronomie im KUZ Mattersburg nach wie vor erhalten bleibt“, so Salamon. Die Zeit verzögerung schmerze zwar, aber sie sei Frauenkirchen: Kein Einwand gegen froh darüber, daß die Umsetzung nun starten das ökologischste Glashaus der Welt könne. Mit bis zu 46.000 BesucherInnen pro Jahr erfreue sich das KUZ Mattersburg gros- nfang Dezember fand die letzte Raum - haus. Von den einzubeziehenden Fachabtei- ser Beliebtheit, betont Illedits. Zudem sei es Aplanungsbeiratssitzung des Jahres im lungen des Landes wurde keine einzige ne - „ein Stück Kunstgeschichte, eng mit der So- Amt der Burgenländischen Landesregierung gative Stellung nah me abgegeben, auch Lan - zialdemokratie verbunden“. Die Diskussio - in Eisenstadt statt. Ein wichtiger Tages ord - desumwelt anwalt Werner Zechmeister gab nen zum Umbau hätten lange gedauert und nungspunkt war dabei die Beurteilung der nach Prüfung aller relevanten Faktoren grü- viele Meinungen seinen berücksichtigt wor- geplanten Änderung des Flächenwid mungs - nes Licht. den, so Illedits weiter: „Um diesem Projekt plans der Stadtgemeinde Frauenkirchen zur Landeshauptmann Hans Niessl meint da- gerecht zu werden, mußten wir Sorgfalt wal- Errichtung des modernen und ökologischen zu: „Als Bürger von Frauenkirchen, dessen ten lassen.“ Glashauses der Firma Perlinger. Haus in unmittelbarer Umgebung zum Er rich - Keines der Mitglieder des Beirates, der tungsort des Glashauses liegt, kann ich nur Teilunterschutzstellung sich aus Vertretern der Land wirtschafts kam - sagen: Ich selbst wohne näher als 95 Prozent Laut Bundesdenkmalamt liegt die Erhal - mer, Wirtschaftskammer, des ÖVP-Ge mein - der Frauenkirchnerinnen und Frauen kirch ner tung der „Außenerscheinung des Nordtrak- debundes, des SPÖ-Gemeindevertreterver - zum Standort und bekenne mich trotzdem zu tes (Festsaaltrakt) inklusive Brunnen an des- bandes, des Städtebundes, der Gewerkschaft, diesem Projekt, da ich lieber Paradeiser aus sen Südseite und der Steinblock mit dieser der Arbeiterkammer, der Landesumweltan - Frauenkirchen esse, als aus Marokko, Spa - Inschrift … im öffentlichen Interesse.“ So - waltschaft sowie der SPÖ und der FPÖ zu- nien oder Holland! Außerdem bleiben die mit ist das KUZ Mattersburg „im Sinne einer sammensetzt, hatte dabei einen Einwand Wertschöpfung und die Steuern und Abga - Teilunterschutzstellung gemäß §1 Abs. 8 oder Bedenken gegen das geplante Glas - ben in Frauenkirchen.“ n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 54 »Burgenland Journal« Modernste OP-Säle im KH Oberpullendorf

Darabos: Zusätzliche Qualitätssteigerung im Sinne der PatientInnen / Insourcing steigert Effizienz und sichert nachhaltig Jobs

m Rahmen des Masterplanes für das IKrankenhaus Oberpullendorf sind zwei neue, modernste Operationsräume mit allen erforderlichen Nebenräumen errichtet wor- den. Nach zwölfmonatiger Bauzeit sowie nach erfolgtem technischem Probebetrieb wurde nun Mitte Dezember der Patienten be - trieb aufgenommen. Rund 4 Millionen Euro wurden investiert. Über die Details des Um- baus informierten Gesundheitslandesrat Nor - bert Darabos und KRAGES-Ge schäfts führer René Schnedl gemeinsam mit dem Ärztli - chen Direktor des KH Oberpullendorf, Prim. Hebert Tillhof. „Der neue Zentral-OP-Bereich schließt direkt an die 2015 eröffnete neue Intensiv - spange an und liegt zentral im Krankenhaus. Foto: Bgld. Landesmedienservice Somit sind kurze und rasche Weg sicher - Gesundheitslandesrat Norbert Darabos, KRAGES-Geschäftsführer René Schnedl und der gestellt“, erklärt Darabos. Zudem seien die Ärztliche Direktor, Prim. Hebert Tillhof mit Ingmar Falb, stv. kaufmännischer Direktor KH OP (l.), Stat. Sr. Dipl. Theresia Stifter, Stv., Pflegedirektion, und Roman Hersch (2. v. l.) beiden neuen Operationsräume mit modern- ster Medizintechnik ausgestattet. Um die Ter - plant. Dies sei nur möglich gewesen, weil dischen Patienten sowie einer optimalen Ar- minplanung für Operationen bestmöglich zu alle MitarbeiterInnen an einem Strang gezo- beitsplatzgestaltung für die MitarbeiterInnen planen, sei eine eigene Software für die Ver - gen hätten. In den letzten 12 Monaten seien erreicht worden. Mit diesen Neuerungen waltung installiert worden. Diese ermögli - die MitarbeiterInnen im KH Oberpullendorf steige die Attraktivität des Krankenhauses che eine optimale Auslastung der Räume vor keiner einfachen Situation gestanden. und die Qualität- und Patientensicherheit. und Technik und unterstützt wesentlich bei Aber: „Gemeinsam kann man vieles schaf- der Arbeitszeitplanung für die Mitarbeiter. fen“, so Schnedl, der bereits mit der Umset - Insourcing steigert die „Mit den neuen Operationsräumen können zung einer zentralen Ambulanz und eines Effizienz sichert Arbeitsplätze die neuen Anforderungen in der operativen zen tralen Aufwachzimmers den nächsten Sowohl das Reinigungs- als auch das Medizin sowie der Hygiene erfüllt werden. Schritt plant. „Wir werden die burgenländi- Küchenpersonal wird seit dem Vorjahr wie- Somit wird für die Patientinnen und Patien- schen Krankenhäuser zu Kompetenz- und der in der KRAGES angestellt. Dies bringe ten eine zusätzliche Qualitätssteigerung Leistungszentren ausbauen – etwas Einzig- in mehrfacher Hinsicht Vorteile, so Darabos: erreicht“, so Darabos. artiges in Österreich.“ Das Burgenland gehe „Burgenlandweit bedeutet das 281 nachhal- Die optimale Lage der OPs innerhalb des hier einen anderen Weg als andere Bundes - tig abgesicherte Arbeitsplätze in der KRA- Krankenhauskomplexes und den dadurch be - länder. Man schaue zuerst, was organisato- GES, die nicht von externen Dienstleistern dingten kurzen Wegen würden im Zusam - risch notwendig sei, dann setze man die für am Markt zugekauft werden müssen.“ Die menspiel mit organisatorischen Maßnahmen die Umsetzung notwendigen baulichen KRAGES erspare sich damit die Gewinnauf - die OP-Zeit der einzelnen PatientInnen ver- Maßnahmen. schläge, in Summe 750.000 Euro pro Jahr. kürzen, so Prim. Tillhof. Man werde effekti- Die Projektkosten inkl. Medizintechnik Darüber hinaus wurden externe Beratungs- ver, das sei auch für die PatientInnen gut. für den aktuellen Zu- und Umbau betrugen leistungen zurückgefahren mit der Konse- rund 4 Millionen Euro. Der Großteil davon quenz, daß weitere 1,5 Millionen Euro ein- Medizinische Kompetenz- floß an heimische Firmen, sagte Darabos: gespart wurden, ergänzt Schnedl. „Wir ha- und Leitungszentren „Aufträge über 3,2 Millionen Euro wurden ben durch eigene Leistung quer über alle Be- Mit dem Abbruch des alten OP-Bereiches an burgenländische Firmen erteilt. Darauf reiche und eigenem Know-how Kosten und wurde im Oktober 2015 begonnen. Nach nur bin ich sehr stolz, weil es auch Quali täts - Zeit gespart.“ Privatisierung sei eben nicht 12 Monaten Bauzeit konnte im November merkmal der burgenländischen Wirtschaft der letzte Schluß, so Darabos: „Durch das In- 2016 bereits der technische Probebetrieb auf - ist.“ Mit der Umsetzung des Projektes sei ein sourcing gab es keine Teuerung, sondern eine genommen werden. Mit 16. Dezember 2016 weiterer Schritt hinsichtlich einer zukunfts- Einsparung, und Jobs wurden gesichert.“ n war die Aufnahme des Patientenbetriebs ge - orientierten Versorgung der mittelburgenlän- http://www.krages.at/krankenhaeuser/oberpullendorf.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 55 »Burgenland Journal« Bilanz der Burgenländischen Landwirtschaftskammer 2016 Präsident Franz Stefan Hautzinger über das zu Ende gehende Jahr ie Vollversammlung der Burgenlän di - Dschen Landwirtschaftskammer Mitte De - zember bietet Gelegenheit einen Rückblick auf das ablaufende Jahr 2016 zu machen und uns die Frage zu stellen, was wird uns von 2016 in Erinnerung bleiben“, sagte der Prä - sident der Burgenländischen Landwirtschafts - kammer, Franz Stefan Hautzinger, anläßlich der Vollversammlung am 12. Dezember in Eisenstadt. „Leider werden uns zu diesem Jahr in erster Linie dramatische Ereignisse zur Landwirtschaft in den Sinn kommen. Witterungsbedingte Katastrophen wie der Spätfrost Ende April, der unseren Obst- und Weinbauern schwer zusetzte, sowie eine kat- astrophale Marktlage am Getreide-, Milch- und Schweinesektor prägten 2016. Es ist zu befürchten, daß die heimische Landwirt schaft auch 2016 ein großes Einkommensminus – Burgenländische Landwirtschaftskammer Foto: v.l.: Kammerdirektor Prof. Otto Prieler, Präsident Ök.-Rat Franz Stefan Hautzinger und Vize - wie schon die Jahre zuvor – aufweisen präsident Ök.-Rat Adalbert Resetar wird.“ Rabatt bei der Sozialversicherung soll hier vor allem eines effektiveren Zusammen - Umfassende Risikovorsorge helfen, Einkommenseinbußen abzufedern spiels zwischen Produzenten – Handel – Kon - für heimische Landwirte „Der Beschluß des Ministerrates im Juli, sumenten. Hier bedarf es einer fairen Diskus- „Die Hilfsmaßnahmen für frostgeschä- den stetig sinkenden bäuerlichen Einkommen sion aller Beteiligten auf Augenhöhe. Ein digte Betriebe, die von Bund und Land mit mit einen SVB-Rabatt durch Auflösung von wichtiger Schritt in Richtung Bewußtseins- Geldern aus dem Katastrophenfonds gesetzt Rücklagen entgegenzuwirken, war ein Schritt bildung war auch die im Parlament 2015 be- wurden, sind ein wichtiger Schritt zur Sta- in die richtige Richtung. Durch die Koppe- schlossene Novelle zum Bundesbeschaf - bilisierung der Liquidität vieler Betriebe, um lung an den Einheitswert wäre es aber zu fungsgesetz. Hier liegt es nun an den Beteilig - die laufend anfallenden Kosten zu decken einer massiven Ungleichbehandlung inner- ten, das Gesetz mit Leben zu erfüllen. Erste und auch betriebswirtschaftlich den Betrieb halb der Bauernschaft gekommen, und eini- Schritte wurden bereits gemeinsam vom Land zu führen. Die letzten Jahre waren von im - ge Landwirte wären von der Aktion ausge- Burgenland, Landwirtschaftskam mer und mer wiederkehrenden und immer weitreichen- schlossen gewesen, obwohl die schwierigen Wirtschaftskammer gesetzt. Hier ist es wich- deren Folgen des Klimawandels gekenn- Produktionsbedingungen für alle unabhän- tig, weiter am Ball zu bleiben und das Best - zeichnet. Dürre, Frost, Überschwemmungen gig vom Einheitswert existenziell gefährdend bieterprinzip bei Lebensmitteln in öffent- usw. ma chen unseren Landwirten schwer zu sind. Es war daher ein wichtiger und not- lichen Küchen auch konsequent umzusetzen. schaffen. Diese Risikofaktoren möglichst wendiger Schritt, nochmals zurück an den Ich verweise hier auf die von der Land- umfassend abzudecken, muß Ziel einer leist- Start zu gehen und neu zu verhandeln. Auf- wirtschaftskammer Österreich gestartete baren Risikovorsorge für die heimischen grund der vom Sozialministerium geforder- Initiative ,Gut zu wissen…“, bei der für den Bauern sein. Durch die Abänderung des Ha- ten Reduktion der Mittel sieht nun das vor- Konsumenten klar ausgewiesen ist, wo her gelver sicherungs- und Katastrophenfondsge - liegende Ergebnis eine 53prozentige Reduk - die Lebensmittel stammen“, so Hautzin ger. setzes im Bund und in weiterer Folge durch tion des SVB Beitrages des vierten Quartals den entsprechenden Beschluß im Landtag 2016 vor und gilt für alle SVB-versicherten Wortmeldungen / Debattenredner sind nun auch Dürre, Sturm, starke oder an- Betriebe“, so der Präsident Hautzinger zur Neben Präsident Ök.-Rat Franz Stefan haltende Regenfälle sowie Frost bezuschußt ak tuellen Diskussion. Hautzinger meldeten sich bei der Vollver - ab deckbar. Dieser wichtige Schritt in Rich - sammlung auch die Kammerräte Ök.-Rat Jo- tung einer umfassenden Risikovorsorge, die Effektives Zusammenspiel sef Rathmanner, Stefan Kast, Matthias Siess, durch Mittel von Bund und Land mitgetra- der Partner gefragt und Bürgermeister Johann Weber sowie Eva gen wird, ermöglicht den Bauern betriebs- „Ziel muß es aber auch sein, den Anteil Weinek und Bürgermeister Ök.-Rat Stefan wirtschaftlich und nachhaltig zu agieren“, der heimischen Landwirtschaft an der Wert - Hauser von den SPÖ-Bauern als Debatten - stellte Präsident Hautzinger fest. schöpfungskette zu verbessern. Es bedarf redner zu Wort.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 56 »Burgenland Journal«

zirksreferates konnte die Effizienz der Ser- viceleistung für die Land wirte im Bezirk ge- steigert und verbessert werden“, erklärte Haut zinger.

Landwirtschaftskammer ist zuverlässiger Partner für die Landwirte „Die heimische Landwirtschaft unterliegt einem ständigen und stetig voranschreiten- den Strukturwandel. Die Aufgaben und die äußeren Einflüsse auf die Bauern werden im mer vielfältiger und komplexer. Mit die- sem Wandel muß auch der Landwirt selbst Schritt halten. Die Burgenländische Land- wirt schaftskammer mit ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ist hier bemüht, auch im kommenden Jahr den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Fachberatung sowie auf eine Foto: Burgenländische Landwirtschaftskammer Foto: Ein Blick auf die Vollversammlung der Burgenländischen Landwirtschaftskammer hochqualitative Aus- und Weiterbildung der Bäuerinnen und Bauern zu legen. Ziel muß Kammervoranschlag ferates Neusiedl/See. „Das Bezirksreferat sein, die bestmöglichen Voraussetzungen für Der vorgelegte Kammervoranschlag Neusiedl/See entsprach in seiner alten bauli - eine wirtschaftlich gut aufgestellte und öko- 2017 stellt Einnahmen in der Höhe von chen Struktur nicht mehr einem kunden- logisch ausgerichtete Land- und Forstwirt- 8.975.000 € Ausgaben in der Höhe von orientierten Informations- und Kompetenz- schaft sicher zu stellen, damit unsere Bäue- 9.634.000 € gegenüber. Der budgetierte Ab- zentrum für agrarische Belange und mußte rinnen und Bauern planbare Perspektiven gang von 659.000 € begründet sich im Um- daher neu adaptiert werden. Durch diese be - haben“, so der Präsident abschließend. n bau und der Neuadaptierung des Bezirks re - hindertengerechte Neu adaptierung des Be - http://www.lk-bgld.at Das Burgenland knackt die 3 Millionen Nächtigungsmarke m 14. Dezember konnte in der Sonnen - Atherme Lutzmannsburg der 3.000.000ste Nächtigungsgast von Landeshauptmann Hans Niessl, Tourismuslandesrat Alexander Petsch- nig und dem Geschäftsführer der Sonnen- therme, Harald Zagiczek, begrüßt werden. Niessl: „Seit dem Jahr 2010 kratzen wir im Burgenland an der drei Millionen Nächti- gungsmarke. 2016 haben wir es endlich ge - schafft, womit wir im Tourismus des Landes eine ganz besondere Erfolgsgeschichte schrei - ben. Das ist ein ganz großer gemeinsamer Erfolg – aller Tourismusbetriebe, aller Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter und aller Tou - rismus-Verantwortlichen im Land.“ Als Ju- bi läumsgast begrüßt werden konnte die Fa - milie Stefan Bellinger, Stefanie Pauer und ihre drei Kinder Günter, Marco und Hannes

aus Kössen in Tirol. Foto: Landesmedienservice Burgenland Mit einem Umsatz von über einer Milliar- Landeshauptmann Hans Niessl (r.), Tourismuslandesrat Alexander Petschnig (2.v.l.) und der de Euro ist der Tourismus zu einem der Geschäfts führer der Sonnentherme Lutzmannsburg, Harald Zagiczek (l.), begrüßen die Familie Stefan Bellinger, Stefanie Pauer und ihre drei Kinder Günter, Marco und Hannes. wichtigsten Wirtschaftsbereiche geworden, der derzeit mehr als 14.000 Beschäftigte zählt. Rund 33 Prozent der gesamten Nächtigun - Burgenland kommen, um einige Urlaubstage Die Thermen des Landes haben entscheidend gen im Land, finden mittlerweile im Winter- zu genießen. Die burgenländische Gast- zur erfolgreichen Entwicklung im burgen- halbjahr statt. Ein Zugpferd ist dabei auch die freund schaft rundet unser Erfolgsrezept ab. ländischen Tourismus mit neuen Nächti- Sonnentherme Lutzmannsburg. „Die schöne Diesen Weg werden wir auch 2017 konse- gungs rekorden beigetragen. Mit den Ther - Landschaft des Burgenlandes, die moderne quent fortsetzen!“, so der Landeshauptmann men entwickelt sich das Burgenland auch Infrastruktur und die gute Sicherheitslage Hans Niessl abschließend. n immer mehr zu einer Ganzjahresdestination. führt dazu, daß immer mehr Menschen ins http://www.sonnentherme.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 57 »Burgenland Journal« Eisenstädter Stadtbus fährt los

Seit 12. Dezember sind in der Landeshautpstadt drei Linien unterwegs

ach einer Projektlaufzeit von knapp 18 NMonaten war es am 12. Dezember so - weit: Der Eisenstädter Stadtbus nahm seinen Betrieb auf. Alle Details dazu präsentierten Bürgermeister Thomas Steiner und Grünen- Klubobfrau Yasmin Dragschitz im Zuge eines Pressegesprächs. Es werden drei Linien ge - führt, die zwischen 06:29 und 19:30 Uhr in einem Intervall von 30 Minuten das Stadt ge - biet von Eisenstadt befahren. Der neue Bus hat insgesamt 59 Stationen. Entstanden ist das Konzept des Eisen städ - ter Stadtbusses in den Arbeiten zur Er stel lung des neuen Stadtentwicklungsplanes „Eisen - stadt 2030“. „Im Zuge dieses großen Bürger- beteiligungsprojekts wurde klar, daß die Zeit reif ist für ein öffentliches Nahver kehrssy - stem in Eisenstadt. Nach dem einstim migen Beschluß des STEP im Gemeinderat und Er - stellung eines Mobilitätskonzepts er folgte Bild oben (v.l): Alt-Bürgermeister Kurt Korbatits, Stadtrat Hasn Skarits, Stadtrat Michael der Startschuß für das Projekt im Oktober Freismuth, ÖVP-Klubobmann Christian Schmall, Bürgermeister Thomas Steiner, GR Werner 2015“, ließ Bürgermeister Thomas Steiner die Klikovits, Stadtbezirksvorsteher GR Josef Weidinger und GR Johann Wagner. Entstehungsgeschichte Revue pas sieren. Bild unten: Stadtbus MARTIN nimmt die ersten Fahrgäste auf.

Eigene Fahrplan-App für Smartphones Auch die Grünen haben sich in den Ge- meinderats-Workshops und in der Steue- rungsgruppe stets konstruktiv eingebracht und die Schaffung des Stadtbusses von Be- ginn an unterstützt. „Besonders erfreut bin ich über die Tatsache, daß für 2017 auch eine eigene Fahrplan-App für den Stadtbus ge- plant ist, die jederzeit den Standort der ein- zelnen Busse anzeigt. So können die Nut- zerInnen des Bussystems schnell und ein- fach überprüfen, wann der nächste Bus kommt und wo sie am besten zusteigen kön- nen“, berichtet die Grünen-Klubobfrau Yas- min Dragschitz. Besonders wichtig war es auch, die Be - völ kerung weiterhin in den Prozeß einzubin- den: Die EisenstädterInnen waren aufgeru- Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt Fotos: fen, Namensvorschläge für die drei Busse zu Darüber hinaus sollen Evaluierungsmaß - Segnung des Stadtbusses liefern. Aus allen Einsendungen wurden dann nahmen im ersten Jahr sicherstellen, daß der Den Auftakt zum Eisenstädter Stadtbus zwei Vorschläge mit je drei Namen ausge- Stadtbus auch tatsächlich von der Bevölke - machte am 11. Dezember die feierliche Seg - wählt und per Online-Voting abgestimmt. rung genutzt wird. „So kann man erkennen, nung der Busse auf dem Platz vor dem Mar - Auch die Werbegesichter, die sie auf den ob Adaptierungen notwendig sind, um den tinsdom, tags darauf fuhren die Busse Pla katen im gesamten Stadtgebiet sehen, sind Stadtbus noch attraktiver zu machen. Das Ziel GEORG, MARTIN und VITUS um 06:29 alles EisenstädterInnen, die mittels Casting ist es, den Stadtbus als tatsächliche Alter na - Uhr vom Bahnhof aus los. Der geplante In- ausgewählt wurden. „Diese Partizipation der tive zum Auto im Bewußtsein der Eisenstäd - tervall beträgt 30 Minuten, an insgesamt acht Bevölkerung ist mir besonders wichtig und terinnen und Eisenstädter zu verankern“, Stationen gibt es Umstiegsmöglichkeiten zu soll ein Garant für den Erfolg des Stadtbus- bekräftigte die Grünen-Klubobfrau Yas min einer anderen Linie. n ses sein“, ist der Bürgermeister überzeugt. Dragschitz. http:/www.stadtbuseisenstadt.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 58 »Burgenland Journal« Liebeserklärung an den südlichsten Bezirk

Buchpräsentation der »Jennersdorfer Impressionen« von Petra Werkovits und Peter Vukics im Kulturzentrum in Jennersdorf

as Buch „Jennersdorfer Impressionen“ Dvon Petra Werkovits und Peter Vukics, ein facettenreiches Spiegelbild der kulturel- len Identität des Bezirkes Jennersdorf, wur - de am 6. Dezember im Kulturzentrum in Jennersdorf von Landeshauptmann Hans Niessl präsentiert. Die Idee zu diesem Buch hatte Hermann Prem, Bezirkshauptmann von Jennersdorf, die großartigen Aufnahmen stammen vom Fotoclub „Die Bildermacher“. Musikalisch umrahmt wurde diese Buch prä - sentation vom Gesangverein Jennersdorf. „Das Burgenland, ein Land gelebter Viel- falt und ein Land der kulturellen Vielfalt, zeigt im Kleinen vor, was Europa im Großen werden soll. Dieser Reichtum unseres Hei- matlandes, diese Vielfalt, erfüllt mich mit Stolz, denn sie ist auch zu einem festen Be- standteil der burgenländischen Identität ge - Foto: Bgld. Landesmedienservice worden. Dieses Buch, diese Liebeserklärung Nach der Buchpräsentation »Jennersdorfer Impressionen« im Kulturzentrum (v.l.): Chorleiterin Andrea Werkovits, Landesrätin Verena Dunst, Landeshauptmann Hans Niessl, Petra Wer ko vits, an unseren südlichsten Bezirk von Petra Wer- Peter Vukics, Landesrätin Astrid Eisenkopf und Kulturlandesrat Helmut Bieler kovits und Peter Vukics, die sich große Ver - dienste um das Kulturleben des Burgenlan - worben oder bei Petra Wer kovits per E-Mail Burgenlandes und bildet geographisch des- des erworben haben, widerspiegelt eindrucks- bestellt werden. Bitte beachten Sie, daß auch sen Südspitze. Jennersdorf Stadt ist der Be - voll den Reichtum und die Vielfalt dieser Versandkosten berechnet werden müssen: zirksvorort, so die offizielle Bezeichnung der Natur- und Kulturlandschaft. Diese Einzig - mailto:[email protected] Bezirkshauptstadt. Der Bezirk Jennersdorf be - artigkeit des Bezirkes Jennersdorf wurde in sitzt als einziger Bezirk des Burgenlandes diesem Buch aber auch äußerst gekonnt mit Jennersdorf eine gemeinsame Grenze sowohl zu Ungarn Bildern des Fotoklubs ‚Die Bildermacher‘ Jennersdorf ist mit einer Fläche von als auch zu Slowenien. Diese Lage im Drei - hervorgehoben. Ich möchte mich für diese 234,4 km² der kleinste Verwaltungsbezirk des ländereck führte zu beachtenswerten bilatera- sehr interessante und auch umfassende Dar - len und trilateralen Kooperationen. 1996 stellung dieser Kulturlandschaft bedanken wurde der grenzüberschreitende Wirtschafts - und wünsche allen am Kulturleben des Süd- park Heiligenkreuz-Szentgotthard gegrün- burgenlandes Interessierten mit diesem Buch det, 1998 folgte der grenzüberschreitende sehr viel Freude“, so der Landeshauptmann Na turpark Raab-Örség-Goricko. anläßlich der Buchpräsentation. Der Bezirk umfaßt zwölf Gemeinden, Die beiden Herausgeber, Petra Werkovits Deutsch Kaltenbrunn, Rudersdorf, Königs- und Peter Vukics, bereisten gemeinsam den dorf, Eltendorf, Heiligenkreuz im Lafnitztal, Bezirk Jennersdorf von Deutsch Kalten brunn Mogersdorf, Weichselbaum, Jennersdorf, bis Kalch und erzählen dessen lebendige und Minihof-Liebau, Mühlgraben, Neuhaus am reich bebilderte Geschichte in Dialogform. Klausenbach und St. Martin an der Raab. Historische Fakten, Besonderheiten in den Ab gesehen von Mühlgraben und Königsdorf einzelnen Gemeinden und auch aktuelle Er - bestehen die Gemeinden aus mehreren Orts - eignisse werden zu einer amüsanten und kurz- teilen. Mühlgraben ist die flächenmäßig klein - weiligen Biographie des Bezirkes. Das Buch ste Gemeinde und beheimatet die geringste „Jennersdorfer Impressionen“ kann bei den Zahl an Einwohnern. St. Martin an der Raab zwölf Gemeindeämtern des Bezirkes – die ist die flächenmäßig größte Gemeinde, wo - dieses Buchprojekt übrigens gemeinsam fi - hingegen der Bezirksvorort Jennersdorf die nanziert haben – zum Preis von 30 Euro er - Foto: Die Bildermacher höchste Einwohnerzahl vorweisen kann.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 59 »Burgenland Journal«

Lafnitz und Raab sind die bedeutendsten Flüsse des Bezirks. Das Lafnitztal im nörd- lichen Teil, das Raabtal sowie das Neuhauser Hügelland im Süden verleihen der sanften Landschaft ihren unverwechselbaren Char - me. Die Lafnitz bildet abschnittsweise die Landesgrenze zur Steiermark und in späterer Folge die Staatsgrenze zu Ungarn, ehe sie im Raum St. Gotthard in die Raab mündet. Das Klima unterliegt sowohl pannonischen als auch alpinen und mediterranen Einflüssen. Lehmböden und archaische Kirchenbauten sind signifikant für diese Natur- und Kul- turlandschaft. Die älteste nachgewiesene Siedlung da- tiert aus der jüngeren Steinzeit und befindet sich am Steinberg bei Grieselstein. Die Hügel - welt bot der Bevölkerung seit jeher Schutz

vor Invasoren, die in unschöner Regel- Co Rabold & mäßigkeit die Region des heutigen Bezirks »Das erste Ziel unserer Reise durch den Bezirk Jennersdorf heißt Deutsch-Kaltenbrunn. Ein Jennersdorf heimsuchten, denn die Region interessanter Name für eine ebenso interessante Gemeinde.« wurde häufig als Aufmarsch- und Durch - zugsgebiet in strategisch-martialische Pla - nun gen miteinbezogen. Aus der Zeit des Römischen Reiches sind noch zahlreiche Grab stätten erhalten, wobei jene bei St. Mar - tin an der Raab besondere Erwähnung ver- dienen. Nach dessen Zerfall siedelten sich Langobarden, Awaren und in späterer Folge Slawen an. Im Heiligen Römischen Reich nahm sich das Erzbistum Salzburg der Missionierung des Lafnitztals, des Raabtals sowie des Neuhau - ser Hügellandes an, deutsche Siedler ließen sich nieder. Durch die Seßhaftwerdung der zuvor nomadisierenden Magyaren kam es En - de des 10. Jahrhunderts zur ungarischen Land- nahme, wovon auch das Südburgenland betroffen war. Die Region lag über Jahr hun -

derte hinweg im Spannungsfeld deutscher Co Rabold & und ungarischer Interessen, denn 1157 wur- Eltendorf: »Die Ankunft des Storches ist ein besonders schönes Ereignis, auf das sich das de im nahe gelegenen Güssing ein Benedik - ganz Dorf freut.« tinerkloster errichtet. Von dort aus wurde die dem klösterlichen Besitz zugeordnet wur- der Schlacht bei Mogersdorf eine schmerzli- zweite deutsche Kolonisation des Lafnitztals den, steht eine katholische Pfarrkirche, wo - che Niederlage beibrachte. Dieser Sieg Mon - organisiert. Die erste urkundliche Erwäh - hingegen die Orte im Einflußbereich des un - tecuccolis war nämlich die erste Niederlage nung der Ortes Jennersdorfs erfolgte 1187 garischen Adelsgeschlechts der Batthyanys des osmanischen Heeres in einer offenen als Janafalu in einer Bulle Papst Urbans III. meist über zwei Kirchen verfügen, eine Feldschlacht. Der darauf folgende Friede Der Name leitete sich von „Ženavci“ ab, das katholische und eine evangelische. Die un - von Eisenburg zwischen dem Habsburger am besten mit „Frauendorf“ übersetzt wer- terschiedlichen Konfessionen lebten aller- Reich und dem osmanischen Reich wurde den kann. dings lange Zeit eher nebeneinander als mit- seitens ungarischer und kroatischer Magna- Vier Jahre zuvor war das Zisterzien ser - einander, was die zumindest zwei Gasthäu- ten als Anlaß für Verschwörungen herange- kloster Sankt Gotthard gegründet wor den, ser der jeweiligen Ortschaften verraten. Eine zogen, die wiederum die Kuruzzenaufstände das bis zum Ende der k. u. k. Mon archie Wirtsstube für die Katholiken, eine für die zur Folge hatten. Die bäuerliche Bevölke- einen wichtigen Machtfaktor der Region Evangelischen. rung litt unter diesen unsteten Verhältnissen dar stellte. Am 1. August 1664 wurde im Raabtal ebenso wie unter der Leibeigenschaft. Als un - Das Zeitalter der Glaubenskriege und der Weltgeschichte geschrieben, als Graf Rai - tertane Lehensbauern waren sie per Gesetz Gegenreformation prägte das Erscheinungs - mondo Montecuccoli mit seinem Heer den zum Robot verpflichtet, erst nach den bluti- bild der Gemeinden des Bezirks teilweise bis osmanischen Truppen unter der Führung des gen Aufständen von 1848 wurde die Leib- in die Gegenwart hinein. In den Dörfern, die Großwesirs Koprülü Fazil Ahmed Pascha in eigenschaft aufgehoben.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 60 »Burgenland Journal«

Unter der Regierungszeit Maria There- Trianon und Saint Germain kam dieser Teil hinter dem in Ungarn ein kommunistisches sias 1740 bis 1780 war der Landbevölkerung des Burgenlandes als Bezirk Jennersdorf zu Regime errichtet worden war. Diese Randla - ein vergleichsweise friedliches Dasein ver- Österreich. Jennersdorf mit seiner barocken ge vergrößerte die wirtschaftlichen und struk - gönnt. Um den häufigen Grenzkonflikten ein Pfarrkirche mit neugotischem Schnitzaltar turellen Probleme von Jennersdorf, das nun Ende zu bereiten, wurden Grenzsteine an der hieß nicht mehr Gyana falva, sondern wurde von der Region Szentgotthard abgeschnitten damaligen steirisch-ungarischen Grenze auf- mit deutschem Namen zum Bezirksvorort war. Für die seltenen Gäste aus Wien wirkte gestellt, wo der Grenzverlauf in der Land - des gleichnamigen Bezirks, der an die Nach- die Grenzgegend des Bezirks wie finis ter- schaft unübersichtlich war. Diese Grenz stei - barländer Ungarn und SHS-Staat, das späte- rae, was sowohl einem touristischen Auf - ne wurden aus Kalksandstein, Tuff oder an - re Jugoslawien, grenzte. schwung wie auch einer industriellen Ent - derem Lavagestein gefertigt, auf manchen Obwohl Jennersdorf ab 1860 neben Ru - wicklung entgegenstand. von ihnen sind bis heute die Jahreszahl 1756 dersdorf als einzige Gemeinde von der Indu - Erst durch die Therme Loipersdorf wurde und die Buchstaben M(aria) – R(egina) – strialisierung profitierte, war es doch ein klei - Jennersdorf ein Fremdenverkehrsort. Die H(ungariae) zu lesen. ner Vorort von Szentgotthard geblieben. Ab 1977 zur Stadt erhobene Gemeinde gab sich Ab 1871 dienten die Maria-Theresien- 1922 war Jennersdorf Bezirksvorort, ohne auf deshalb das Stadtmotto „Jennersdorf, die Steine zur Grenzziehung von Cisleithaninen diese Rolle vorbereitet gewesen zu sein. 1938 Stadt an der Therme.“ Als auch noch 1989 und Transleithanien. Die Region des Bezirks endete die Geschichte des Bezirks Jenners - der Eiserne Vorhang durchschnitten wurde, Jennersdorf gehörte nun zu Transleithanien, dorf abrupt, denn im Dritten Reich existierte verschwand das Flair des finis terrae endgül- also dem ungarischen Teil der k. u. k. Mon - kein Burgenland. Die Gemeinden des Be zirks tig. Heute steht der Bezirk für hohe Lebens- archie. Durch die Magyarisierungspo litik wur- Jennersdorf wurden den steirischen Bezirken qua lität in einer Landschaft, die an die Tos - den die Kinder in den Schulen von Deutsch Feldbach und Fürstenfeld zugeschlagen. kana erinnert. Kulinarisch betrachtet bildet Kaltenbrunn bis Neuhaus am Klau senbach Das Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 der Be zirk Jennersdorf die wohlschmecken- ab 1898 in ungarischer Sprache unterrichtet, brachte nicht nur das Ende des dritten Rei- de Schnittmenge von Uhudlerland und Kern- ehe das Ende des Ersten Weltkriegs eine Zä- ches, sondern auch die Wiederauferstehung ölregion. n sur ungeahnten Ausmaßes für Jennersdorf des Bezirks Jennersdorf mit sich. Dieser lag http://www.jennersdorf.eu darstellte. Aufgrund der Frie densverträge von aber schon bald direkt am Eisernen Vorhang, http://www.kulturundkommunikation.at Starwinzer Leo Hillinger eröffnete Wineshop & Bar in München er international bekannte Winzer Leo DHillinger eröffnete am 8. Dezember sei- nen neuen Standort in München: Leo Hillin - ger Wineshop & Bar. „more than wine“, der Slogan des Unterneh mens aus Jois im Burgen- land, trifft am besten das Konzept der neuen Loka lität in München: traditionelle Speisen, originelle Accessoires und jede Menge cHIL- Liges Lebensgefühl, damit Leib und Seele so richtig aufatmen und genießen können. Das spiegelt auch das Interieur im neuen Wineshop wider. So stylish wie der Winzer selbst präsentieren sich die Räumlichkeiten: modern, aber gemütlich, einfach einladend zum Sitzenbleiben auf ein Plauscherl mit Freunden. Ob für ein leckeres Mittagsmenü oder einfach zum Ausspannen nach der Ar - beit: Kommen Sie vorbei und freuen Sie sich

auf eine genußvolle Zeit in der Leo Hillinger Foto: Leo Hillinger GmbH / Sascha Wurzinger Wineshop & Bar. Leo Hillinger füllt in seine Wineshop & Bar Leo Hillinger in seinem neuen Standort in Münchens St.-Anna-Straße 18 Flaschen nicht nur Top Weine, sondern auch sein Lebensgefühl, oder wie er es gerne be - um für die Weinliebhaber in München wie- Heimat Burgenland. Ausgewählte Schman - zeichnet „sein Herzblut“, und das ist erfüllt der aktiv zu werden.“ Beim Bier ist Mün - kerln, die man in Ruhe bei einem Glas Wein von Freude, Passion, Kraft, Leidenschaft chen Weltmeister und bei den Weinen über- genießen und auch in der Greißlerei kaufen und, zu guter Letzt, strickter Konsequenz! zeugt der Österreicher mit Top-Weinen und kann. Angeboten wird das komplette Wein - München ist für Hillinger eine Stadt, zu einer breiten Vielfalt, von leichten, fruchti- sortiment – wie in seinen sieben weiteren der er eine besondere Beziehung hat: „Mich gen Weißweinen bis hin zu extraktreichen Standorten in Österreich – zu Abhof Preisen, verbindet nicht nur die gemeinsame Sprache Rotweinen. Zusätzlich kredenzt er den Gä- das in Verkostungs-Flights classic red oder mit den Bayern, sondern vor allem die Be- sten im neuen Wineshop in München regio- reserve und white einen kleinen Vorge- geisterung für ausgezeichnete Getränke und nale Leckerbissen wie z.B. „Feuerfleck“ und schmack auf die Vielfalt gibt. n gutes Essen. Zwei hervorragende Gründe, „HILL Spezialitäten Platten“ aus seiner http://www.leo-hillinger.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 61 »Burgenland Journal« Genuss Gipfel mit Show Foto: medianet Verlag/APA-Fotoservice / Krisztian Juhasz Foto: medianet Verlag/APA-Fotoservice Auf der Bühne im Wiener Studo 44 (v.l.): Spitzenkoch Max Stiegl vom Gut Purbach, Bierpapst Conrad Seidl, Burgenland Tourismus- Geschäftsführer Mario Baier, Mr. Wunderbar Harald Serafin, Agrarlandesrätin Verena Dunst und Casinos Austria Generaldirektor Karl Stoss

s war ein fulminantes Fest – und das Produzenten aus der Genuss Region Öster - Burgenland als erstklassiges weinkulinari- EBurgenland war mittendrin statt nur reich und heuer speziell aus dem Burgen- sches Reiseziel. Wein- und Kulinarikreisen dabei: Am Abend des 29. November fand im land. Das Burgenland wurde in seiner gan- lie gen stark im Trend und das Burgenland Wiener Studio 44 zum bereits sechsten Mal zen kulinarischen Qualität und Breite – von profitiert da sehr stark davon.“ der Genuss Gipfel statt. Heuer war das Bur- alten Haustierrassen über regionale Gemüse - gen land der Star bei diesem Event. Burgen - sorten bis hin zu den exquisiten Winzern und Genußvolles Get-together lands preisgekrönte kulinarische Produkte deren Weinen, präsentiert. Bundeslandsieger Es war ein Abend der Superlative. Nicht sowie Tamburizza-Klänge adelten den Abend, zum diesjährigen Sonderthema „Fisch“ wur - nur im genießerischen Sinne, sondern auch, der anläßlich der Präsentation des „Genuss de für das Burgenland „Die Fischerei“ aus was die illustre Gästeschar betraf. Rund 300 Guide 2017“ stattfand. Wahl-Burgenländerin Neusiedl am See. Genießer, darunter Mr. Wunderbar Harald Konstanze Breitebner und Wahl-Burgenlän- „Genuß und der Bereich Agrar bilden eine Serafin, Bierpapst Conrad Seidl, Comedian der Martin Weinek sorgten mit ihrem Kurz- untrennbare Einheit. Die Agrarproduzenten Giro de Luca, Mr. Ferrari Heribert Kasper, Kabarett „Alles in einem Rausch“ für beste des Burgenlandes sorgen mit ihren regiona- mehrfache Kickbox-Welt- und -Europamei - Unterhaltung. len Produkten nicht nur für nachhaltige und ste rin Nicole Trimmel und Karl Hohenlohe, Die Genuss-Prominenz Österreichs – mit gesunde Lebensmittel, sondern stärken da- kosteten sich durch die kulinarischen Köst- dabei: Burgenlands Agrarlandesrätin Verena durch auch den ländlichen Raum und damit lichkeiten des „Naschmarktes“. Dunst, Burgenland Tourismus-Chef Mario den Tourismus und alle Sparten der Wirt - Baier sowie Gastgeber und Casinos Austria schaft im Burgenland. Ich bin stolz auf unse- Höhepunkt: »Alles in einem Rausch« Generaldirektor Karl Stoss – traf sich, um re Landwirtinnen und Landwirte, die mit Ein Höhepunkt des Abends war die kaba- den „Genuss Guide 2017“ durch das Heraus - ihren Erzeugnissen das Burgenland zu einem rettistische Uhudler-Reminiszenz von Kon- ge ber team Andrea Knura, Germanos Atha - richtigen Genußland machen“, hob Agrar- stanze Breitebner und Martin Weinek. Die nasiadis und Willy Lehmann der Öffentlich - landerätin Verena Dunst in ihrem Statement beiden „Zuagroasten“ zeigten einen Aus - keit zu präsentieren. hervor. schnitt aus dem heuer im September erstmals Mario Baier, Geschäftsführer von Bur gen - aufgeführten Stationen-Theaters im histori- »Die Fischerei« ist Burgenland-Sieger! land Tourismus, unterstrich die Bedeutung schen Heiligenbrunner Kellerviertel „Alles Der kulinarische Bogen spannte sich von des Themas Kulinarik für den Tourismus: in einem Rausch“ und forderten mit ihren ge- der Präsentation des Genuss Guides 2017 über „Das milde pannonisches Klima mit 300 lungenen Pointen die Lachmuskeln der rund die Prämierung der besten Geschäfte zum Sonnentagen im Jahr, bezaubernde Natur - 300 Gäste heraus… n Sonderthema „Fisch“ bis hin zu den lukulli- land schaften, hochwertige regionale Produk - http://www.genuss-guide.net schen Highlights auf dem „Naschmarkt“ mit te und Weine von Weltruf prädestinieren das http://www.burgenland.info

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 62 »Burgenland Journal« Kulturpreise 2016 verliehen Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: LR Helmut Bieler, HR Prof. Julius Koller, MEP a.D. Christa Prets, LH Hans Niessl, Marianne Gruber, Wolfgang Horwath, Reg. Rat Hans Spiess. HR Univ.-Prof. Alois Herzig konnte seinen Preis aufgrund eines Auslandsaufenthaltes nicht persönlich entgegennehmen. ie Kulturpreise 2016 des Landes Bur gen - Der Würdigungspreis für Erwachsenen - Den Würdigungspreis für Darstellende Dland wurden am 14. Dezember im Rah - bil dung und Volkskultur wurde Reg. Rat Hans Kunst, Film und Video erhielt MEP a.D. Chri - men eines Festaktes im Kultur- und Kongreß - Spiess verliehen. Der 1944 in Baden gebore- sta Prets. Die ehemalige burgenländische Kul - zentrum Eisenstadt übergeben. Landeshaupt- ne Pädagoge ist seit mehr als 30 Jah ren füh- turlandesrätin und EU-Parlaments-Abgeord- mann Hans Niessl und Kulturlandesrat Hel - rend in der Erwachsenenbildung des Burgen - nete, wo sie die Kultur-Sprecherin für die mut Bieler zeichneten sechs Persönlich kei - landes tätig. Als langjähriger Refe rent für Fraktion der Europäischen Sozialdemokratie ten für besondere Leistungen in verschiede- Politikwissenschaft und Soziologie und Vor - war, habe Kultur stets er möglicht und gestal- nen Kategorien aus. Der Feier wohnten ne- sitzender der Burgenländischen VHS habe tet. Mit dem höchst er folgreichen Festival auf ben Familie und Freunden der Preisträ- Hans Spieß maßgeblich dazu beigetragen, Burg Forchtenstein, das heuer sein 20-Jahr- gerInnen LAbg. Johann Richter in Vertre- daß die Volkshochschulen heute eine der mo - Jubiläum feierte, sei es ihr als Präsidentin ge- tung von LH-Stv. Johann Tschürtz, 3. Land- dernsten und erfolgreichsten Erwach senen - lun gen, ein junges Publikum zu Theater und tagspräsidentin Ilse Benkö und Vertreter des bildungseinrichtungen des Landes sind. Kul tur im weitesten Sinn heranzuführen. Landtags, Vizekanzler a.D. , HR Univ.-Prof. Alois Herzig wurde der sowie zahlreiche Gäste aus Kultur, Politik Würdigungspreis für Wissenschaft zuerkannt. Miteinanders und Menschlichkeit und dem öffentlichen Leben bei. Seit seinem Studium ist der Gewässerex - Die Kultur sei auch „ein Motor des Mit- Den Würdigungspreis für Musik durfte perte dem Neusiedler See aufs Engste ver- einanders und der Menschlichkeit“, stellte HR Prof. Julius Koller entgegennehmen. Der bunden. Der wissenschaftliche Leiter des Na - Lan deshauptmann Hans Niesslfest. Dem 1950 in Stegersbach geborene Musikpä da - tionalparks (1993 bis heute) und der Biolo - müsse die Politik Rech nung tragen. „Dazu goge habe als Lehrer und Chorleiter am BG, gischen Station Illmitz (1994 bis zur Pensio- gehört eine Kulturpolitik, die Offenheit, BRG & BORG Eisenstadt sowohl in fach- nierung 2011) gelte als „grünes Gewissen“ Vielfalt, Innovation und Kreativität fördert; licher als auch in pädagogisch-didaktischer des Burgenlandes, der seine Forschungser - die dafür sorgt, daß möglichst viele Men- Hinsicht Meilensteine im Unterrichtsfach gebnisse wie auch den „praktischen Natur- schen am kulturellen Leben teilhaben kön- Mu sik gesetzt. Große Verdienste habe er sich schutz“ in Vorträgen und Schulungen einem nen. Die Kulturpreisträger stehen für den auch mit seinem großen Engagement für den breiten Personenkreis vermittle. kulturellen Reichtum des Landes. Sie sind Stellenwert des Singens und mit seinem An den Maler und Grafiker Wolfgang es, die die Kultur mit Leben er füllen und für kompositorischen Schaffen erworben. Hor wath ging der Würdigungspreis für bil- viele Menschen erlebbar machen. Die Preis- Marianne Gruber, im Südburgenland auf- dende Kunst und Fotografie. Horwath, der träger haben es mit ermöglicht, daß das Bur- gewachsen, erhielt den Würdigungspreis für im Südburgenland lebt und arbeitet, setze genland auch im Bereich der Kultur zu einer Literatur und Publizistik. Die freie Schrift - sich in seinem Werk als auch in seinem Auf - Modellregion geworden ist“. stellerin wurde für ihr vielfältiges literarisches treten oft mit gesellschaftspolitischen Ent - Kulturlandesrat Helmut Bieler betonte. Schaffen – Gedichte, Erzählungen, Kurzge - wicklungen auseinander. Als hoch engagier- im Mittelpunkt der kulturpolitischen Bemü - schichten, Romane und Essays – mit mehre- ter Kunstvermittler betätigt er sich unter an- hungen müsse immer der Mensch stehen: ren Literaturpreisen ausgezeichnet. Sie war derem als künstlerischer Leiter beim eu-art- „Die heute ausgezeichneten Persönlich kei - als Moderatorin des Club 2 im ORF tätig network in der Cselley Mühle in Oslip oder, ten erfüllen mit ihrem künstlerischen Schaf - und 20 Jahre lang Präsidentin der Österrei- seit 7. Juli 2015, als Obmann des Of fenen fen nicht bloß einen kulturpolitischen Grund - chi schen Gesellschaft für Literatur. Mit dem Hauses Oberwart (OHO), wo er viel- satz, sie bereichern vielmehr unser Kultur le - Preis ehrt die Jury ihre großartige Erzähl - beachtete Pro jek te und Ausstellungen prä - ben und unsere Gesellschaft. Sie ha ben sich kunst, die alle ihre Werke auszeichne. sentiert. diese Würdigung redlich verdient.“ n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 63 Aus Südtirol Haushaltsrede 2017

Verwurzelung festigen, Vielfalt wertschätzen, Offenheit pflegen – diese drei Grundsätze bildeten den Kern der Haushaltsrede von Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher.

schen Teil seiner Haushaltsrede aus. Als Mehr kosten nannte er: 54 Millionen Euro für den neuen bereichsübergreifenden Kollek- tivvertrag, 45 Millionen Euro für zusätzliche 100 Ärztinnen und Ärzte, 120 Pflegekräfte und die Pflegesicherung. Mindereinnahmen von 320 Millionen Euro bewirken die Steuererleichterungen. „Die Landesregie rung geht den Weg der Entlastungen weiter. Im Haushalt verzichten wir auf insgesamt 320 Millionen an Steuereinnahmen“, bemerkte der Landeshauptmann dazu und fügte hinzu: „Dieses Geld bleibt in den Taschen der Bür- ger und Unternehmen. Aber es sind nicht alle damit glücklich, daß die Landesregierung das Gießkannensystem im Beitragswesen durch Steuerentlastungen ersetzt hat. Denn Beiträge fördern die Wiederwahl, weil sie politische Dankbarkeit schaffen. Unser jetzi- ges System erfordert viel politische Diszi - plin. Doch wir sind überzeugt, daß das neue System nicht nur wesentlich wirksamer ist, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Foto: Foto: LPA / rm Foto: Verminderung der Bürokratie leistet.“ Verwurzelung festigen, Vielfalt wertschätzen und Offenheit pflegen: Dazu rief Südtirols Landes - hauptmann Arno Kompatscher am 7. Dezember im Rahmen seiner Haushaltsrede auf. Beschäftigung m 25. Oktober 2016 hat die Südtiroler Degasperi-Abkommens sowie des jüngst Besonderes Augenmerk gilt auch im ALandesregierung den Entwurf zum stattgefundenen Verfassungsreferendums Landeshaushalt 2017 der Beschäftigung, Landeshaushalt verabschiedet. Mit der stellte der Landeshauptmann an den Beginn einem Bereich, „in dem es noch großer An- Haushaltsrede von Landeshauptmann Arno seiner Rede und sagte: „Die auf dem Pariser strengungen“ bedürfe, um bis 2020 die vor- Kompatscher wurde am 7. Dezember die Be - Vertrag basierende Autonomie hat Südtirol gegebene Beschäftigungsquote von 80 Pro - handlung des 5,636 Milliarden Euro umfas- Frieden und eine weitreichende Eigenstän - zent zu erreichen. Als Hilfsmittel dazu be - senden Haushaltes 2017 im Landtag eröff- digkeit gebracht.“ Allerdings werde diese zeichnete der Landeshauptmann den ESF, net. hart umkämpfte Autonomie allzu sorglos klein die elektronische Arbeitsbörse, die Wirt- Den Gestaltungsspielraum Südtirols aus- oder gar schlecht geredet. Der Landeshaupt - schaftsförderung und die Steuerentlastun - zubauen, die Lebensqualität weiter zu stär- mann verwies auf die Notwendigkeit, die gen. Ziel der Landesregierung sei es auch, ken und die Verwurzelung aller drei Sprach - Autonomie ständig weiter zu entwickeln. wohnortnahe Arbeitsplätze zu erhalten und gruppen in ihrer Heimat Südtirol zu festigen, Eine Chance dazu sei mit der Ablehnung der zu schaffen. bezeichnete der Landeshauptmann in seiner Verfassungsreform verwirkt worden. Die Familien wolle man neben der finanziel- Rede als übergeordnete Ziele. Dazu solle der Mehrheit der Südtiroler WählerInnen, die für len Unterstützung und der frühen Stärkung Weg fortgesetzt werden, den Südtirol bisher das Ja gestimmt hat, habe einen klaren Auf- eine bessere Vereinbarkeit von Familie und erfolgreich gegangen ist: jenen der „Stär - trag für die Weiterentwicklung und für den Beruf zukommen lassen. Dabei werde der kung und des soliden Ausbaus der Auto- Ausbau der Autonomie gegeben. Fokus 2017 auf den quantitativen und quali- nomie“. „Der Landeshaushalt“, erklärte Kom - tativen Ausbau der Kleinkinderbetreuung patscher, „dient uns dabei als zentrales Steuern ge legt. Dazu komme das neue Finanzie- Steuerungsinstrument der sozialen und wirt- Im Jahre 2017 stehen dem Land – nach rungsmodell für die Kleinkinderbetreuung schaftlichen Entwicklung.“ Abzug der Durchlaufposten und des Beitrags ab 2017 zur Anwendung. zur Tilgung der Staatsschulden – 4,856 Der „Bedeutung der Familie für den ein- Autonomiepolitik Milliarden Euro zur Verfügung. Das seien zelnen Menschen und als Grundstein der Die Autonomiepolitik im Lichte des 70. um 42 Millionen Euro weniger als im Vor- Gesellschaft“ trage die Landesregierung mit Jahrestages der Unterzeichnung des Gruber- jahr, führte Kompatscher im finanztechni- der Aufstockung der Mittel Rechnung. Für

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 64 Aus Südtirol die Finanzierung der Leistungen an Familien Land- und Bergwirtschaft im ganzen Land und im Besonderen in der werden mit rund 75 Millionen fast doppelt „Wenn wir unsere Heimat stärken und die Peripherie langfristig. Sie sehe keinen Bet- so viele Mittel bereit gestellt wie vor zehn Zukunft sichern wollen, dann geht das nur tenabbau in der Peripherie vor, sondern eine Jahren, während die Geburtenzahlen stag- über die und gemeinsam mit der Landwirt - im landesweiten Verhältnis stärkere Verla ge - nieren. schaft und im Besonderen mit der Bergland - rung der Akutbetten in die Peripherie. „Wir wirtschaft, die unter massivem Druck steht“, machen die Gesundheitsreform, damit wir Bildung betonte der Landeshauptmann. Im Haus- einen Betrieb schaffen, der die Bedürfnisse Im Bereich der Bildung stehen im Bil- halts voranschlag seien daher die finanziellen der Bürgerinnen und Bürger im ganzen Land dungsjahr 2017/2018 einige große Aufgaben Mittel für die Landwirtschaft auf 72 Millio - in den Mittelpunkt hochwertiger Leistungen an. Die Bildungsausgaben bezeichnete der nen Euro aufgestockt worden. Hinzu kom- rückt, und nicht die Höhe bestehender Landeshauptmann als Investition in die Zu- men die Mittel aus dem ländlichen Ent wick - Kirchtürme“, so der Landeshauptmann. kunft. „Die Zukunftsfähigkeit eines Landes lungsprogramm, wo für die laufende Förder- ist eng mit der Schul- und Ausbildung ver- periode 2014 bis 2020 eine Erhöhung der Soziales bunden, die Kindern, Jugendlichen und jun- Mittel erreicht wurde. „Der Erhalt unserer „Ein erfolgreiches und starkes Land wie gen Erwachsenen zuteil wird.“ Je besser die Berglandwirtschaft ist aber nicht nur eine Südtirol muß sich auch daran messen lassen, Ausbildung sei, desto geringer sei die Ge - Frage der bereitgestellten finanziellen Mit - wie mit sozial Schwachen, Alten, Kranken fahr, von Arbeitslosigkeit betroffen zu sein. tel, sondern auch eine Frage der Innova- und sozialen Randgruppen umgegangen Anderseits trügen gute Bildungsangebote tionsfähigkeit“, daher habe die Landesregie- wird“, unterstrich der Landeshauptmann und dazu bei, die soziale Schere zu schließen. rung den Aktionsplan Berglandwirtschaft als verwies auf den seit 2003 stabil bei 16,6 Pro - strategischen Plan für die Ausrichtung der zent gebliebenen Anteil an armutsgefährde- Wohnraum Forschung in den Bereichen Berglandwirt- ten Haushalten in Südtirol. Die Mittel für „Um Wurzeln schlagen zu können, brau- schaft und Lebensmittelwissenschaften ins Transferleistungen seien auf 468 Millionen chen Menschen leistbaren Wohnraum“, leite- Leben gerufen und 25 Millionen Euro im Euro aufgestockt worden. Für die Pflege si - te der Landeshauptmann zum Bereich Wohn- Zeitraum 2015 bis 2022 bereitgestellt. cherung von fast 15.800 Personen sind im bau über. Für diesen Bereich hat die Lan - aktuellen Haushalt nicht weniger als 204 desregierung 2017 ein Plus von 13,5 Mil- Wirtschaft Millionen Euro vorgesehen. lionen Euro an Haushaltsmitteln vorgesehen. Die „sehr gute“ Wirtschaftsentwicklung Insgesamt stehen damit 140 Millionen Euro belegte der Landeshauptmann unter anderem Plädoyer für Europa zur Verfügung, mit denen unter anderem mit dem Wirtschaftsbarometer der Handels- Am Ende seiner Haushaltsrede hielt der auch neue Wohnformen gefördert werden kammer und dem Bericht der italienischen Landeshauptmann ein Plädoyer für Europa. sollen. Kompatscher kündigte für das kom- Notenbank. Dies werde auch 2017 so blei- Europa habe ein schweres Jahr hinter sich mende Jahr ein neues Wohnbaugesetz an, ben, prognostizierte der Landeshauptmann. mit viel Kritik, Ängsten, Verunsicherung, dem durch das Verfahren vereinfacht, Detailrege - Die Landesregierung werde auch in den Brexit und der Flüchtlingsproblematik. Es sei lungen verringert, Doppelgleisigkeiten abge- kommenden zwei Jahren die Wirtschafts- natürlich sehr schwer, aus dem Phänomen baut und die Wirksamkeit erhöht werden sol- und Arbeitsmarktpolitik in den Mittelpunkt der Migration eine Chance zu entwickeln. In len. stellen, „weil wir die Wirtschaftskraft nötig der Europaregion sei es aber gelungen, den brauchen, um den Standard in der Bildung, Grenzübergang Brenner offen zu halten. Die Infrastruktur im Gesundheitswesen und im Sozialen zu Solidarität in Europa sei gefordert: „Es kann Durch Investitionen in Infrastruktur wer - halten“. Besonderes Augenmerk will die Lan- nicht sein, daß nur wenige für Europa das de das Land auch 2017 zu Erreichbarkeit desregierung auf die Forschung und Ent - leisten, was nach den europäischen Regeln und Vernetzung beitragen: Dies gelte für den wicklung legen, ein Bereich, in dem Südtirol von allen zu leisten wäre. Ita lien darf in der Straßenbau ebenso wie für die Breitbander - noch weit von der Erfüllung der europäi- Flüchtlingsfrage nicht allein gelassen wer- schließung. Auch die Investitionen in den öf - schen Vorgaben entfernt ist. Weitere Schwer- den.“ Südtirol richte sich bei der Integration fentlichen Nahverkehr dienten der Erreich - punkte im Bereich Wirtschaft sind die Neu- von Migranten nach dem Kon zept „fordern barkeit und Vernetzung. „Diese sichern die ordnung des Handels, die dank einer im Juli und fördern“. Der Landes hauptmann sprach gesellschaftliche Teilhabe der Bewohner der 2016 in Kraft getreten Durchführungsver- in diesem Zusammenhang all jenen einen ländlichen Gemeinden und gleichen entfer- ordnung möglich ist, und die Reorganisation Dank aus, die sich bei der Versorgung und nungsbedingte Standortnachteile aus“, so der Tourismusorganisationen. Unterbringung der Flüchtlinge engagiert ha- Kompatscher. Insgesamt 191 Millionen Euro ben. Und er erinnerte daran, daß Südtirol im werden in den Personennahverkehr fließen. Gesundheit und Soziales Herbst 2017 die Koordinierung der Europa- Die Neuausschreibung der Dienste, welche Gesundheit und Soziales nehmen im Lan - re gion übernehmen werde: „Ich werde daran bis 2018 erfolgen muß, und auch die Über - deshaushalt einen wichtigen Stellenwert ein: arbeiten, den Grundgedanken der Europare- gangszeit bis zur Neuvergabe, werde laut „Wir geben fast ein Viertel unseres Budgets gion als Weg zur Landeseinheit im europäi- Landeshauptmann auf jeden Fall im öffent- für das Gesundheitswesen aus. Wer behaup- schen Rahmen zu stärken, damit zusammen- lichen Interesse gestaltet. Mit aller Kraft vor- tet, daß der Sanitätsbetrieb kaputt gespart wächst, was zu sammengehört.“ Kompat scher antreiben will die Landesregierung die Schie - wird, darf einen eingehenderen Blick auf den schloß seine Rede mit der Aufforde rung, in nenprojekte, auch im Sinne der Klima- Landeshaushalt werfen“, forderte der Lan - Südtirol selbst keine neuen Barrieren aufzu- Strategie „Energie-Südtirol 2050“ und des deshauptmann. Die nun genehmigte Gesund - bauen und plädierte an das Miteinander der E-Mobility-Strategieplans. heitsreform sichere die Gesundheitsdienste Sprachgrup pen. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 65 Wirtschaft Arbeitslosigkeit sinkt

Arbeitslosigkeit nimmt mit Ende November erstmals seit fünf Jahren wieder leicht ab – Mehr unselbständig Beschäftigte, aber auch mehr Arbeitslose als im 3. Quartal vor einem Jahr

ie Arbeitslosigkeit in Österreich nimmt Dmit Ende November erstmals seit fünf Jahren wieder leicht ab. So sind zum Stich - tag 30. November 355.669 Personen beim Arbeitsmarktservice als arbeitssuchend ge- meldet. Das entspricht einem Rückgang ge - genüber dem Vorjahr um 3.624 Personen bzw. um 1,0 Prozent. Inklusive der Personen in Schulungen beträgt die Zahl der Vor- gemerkten 429.139. Im Vergleich zum Vor- jahr sind das -968 Personen und -0,2 %. Die Registerarbeitslosigkeit beträgt 9,0 %, das ist ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 0,2 Prozentpunkte. Die Arbeitslosenquote gemäß der interna- tionalen Definition von EUROSTAT liegt bei 5,9 Prozent und damit um 0,1 Prozent - punkte über dem Vorjahreswert. Die Ju- gendarbeitslosigkeit sinkt wie bereits in den BMASK / Johannes Zinner Foto: Vormonaten, beträgt nun gemäß dieser Defi- Sozialminister Alois Stöger: »Die Zahlen geben keinen Anlaß zur Freude und noch weniger ist nition 11,1% und geht damit um 0,3 Pro - es angebracht, die Hände in den Schoß zu legen. Im Gegenteil…« zentpunkte zurück. tional noch immer gedämpften Wirtschafts- bei Personen mit gesundheitlichen Vermitt - entwicklung auch in Zukunft weitere Maß- lungseinschränkungen mit 8,7 % und bei der Stöger: Noch keine anhaltende nahmen nötig sind: „Die Zahlen geben kei- Gruppe mit nichtösterreichischer Staatsbür - Trendumkehr, aber Anzeichen nen Anlass zur Freude und noch weniger ist gerschaft mit 2,3 %. einer Stabilisierung es angebracht, die Hände in den Schoß zu „Schon in den letzten Monaten hat sich legen. Im Gegenteil, die gute und gemeinsa- Weiterhin geographische Unterschiede der Anstieg der Arbeitslosigkeit spürbar ver- me Arbeit der Koalition in den letzten Wo- Geografisch setzt sich der Trend der letz- ringert. Ich rechne in den nächsten Monaten chen muß uns jetzt weiter anspornen.“ ten Monate fort. Am günstigsten zeigt sich mit Schwankungen zwischen minimalen die Arbeitsmarktlage in den westlichen Bun - Anstiegen und leichten Rückgängen. Für Steigendes Arbeitskräftepotential desländern. So nimmt in Tirol die Arbeitslo- eine echte Trendwende braucht es aber wei- und steigende Beschäftigung sigkeit um 7,0 % ab, in Salzburg liegt der tere Anstrengungen und Impulse“, erklärte Die Zahl der Beschäftigten ist auch Ende Wert um 5,0 % unter dem Vorjahr und in Vor- Sozialminister Alois Stöger in einer ersten November wieder kräftig angestiegen. Mit arlberg um 2,6 %. Steigend ist die Arbeits - Reaktion. In diesem Zusammenhang ver- 3.599.000 unselbständigen Erwerbstätigen losigkeit weiterhin in zwei Bundesländern, wies er auch auf die in den letzten Wochen liegt die Zahl der Arbeitsplätze um 57.000 schwach in Wien mit +0,3 % und etwas stär- beschlossenen Maßnahmen der Bundesre- bzw. um 1,6 % über dem Wert des Vor jahres. ker in Niederösterreich mit +2,0 %. gie rung, die im Jahr 2017 in Kraft treten: Dem Arbeitsmarktservice sind derzeit „Die Bundesregierung hat mit der Quali fi - 39.897 offene Stellen gemeldet, auch das Deutlicher Rückgang der Arbeits- zierungsoffensive und dem Wirtschafts- und ent spricht einer deutlichen Zunahme im Jah - losigkeit in der Bauwirtschaft Arbeitsmarktpaket gezeigt, daß der Kampf resabstand von 8.876 Stellen bzw. 28,6 %. In den von der konjunkturellen Entwick - gegen die Arbeitslosigkeit oberste Priorität Wie bereits in den Vormonaten entwik- lung direkt betroffenen Branchen nimmt die hat. Damit haben wir gerade rechtzeitig einen kelt sich die Arbeitsmarktsituation für Män- Arbeitslosigkeit relativ deutlich ab. In der entwicklungsfördernden Turbo beschlossen, ner gegenwärtig günstiger als für Frauen. Bauwirtschaft sind Ende November um der uns sowohl kurzfristig, als auch langfri- Bei Männern liegt die Zahl der vorgemerk- 10,4 % weniger Personen vorgemerkt, in der stig helfen wird. Alleine diese Maßnahmen ten Arbeitslosen um 1,9 % unter dem Vor- Warenproduktion um 2,6 % und in der Ar- bringen 30.000 zusätzliche Ausbildungs plät - jahreswert, bei Frauen hingegen steigt die beitskräfteüberlassung um 2,5 %. Auch im ze und sichern 20.000 beziehungsweise schaf - Arbeitslosigkeit mit 0,1 % leicht an. Über- Tourismus zeigt sich ein leichter Rückgang fen über 10.000 neue Arbeitsplätze.“ Klar ist durchschnittlich stark steigt auch Ende No- um 0,9 %. Im Handel ist die Arbeitslosigkeit für den Sozialminister, daß angesichts der vember 2016 zudem wieder die Arbeitslosig- gegenüber dem Vorjahr unverändert geblie- hohen Arbeitslosigkeit und der auch interna- keit von Personen ab 50 Jahren mit 5,9 %, ben. Anstiege, bei gleichzeitig überdurch-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 66 Wirtschaft

Geschlechter (Frauen: +15.200, Männer: +10.800). Verglichen mit dem 3. Quartal 2015 wur- den bei den unselbständig Erwerbstätigen die größten Beschäftigungszuwächse in den Wirtschaftsbereichen „Beherbergung und Ga - stronomie“ (+24.700, meist Vollzeit; davon 14.800 ausländische Staatsangehörige), „In - formation und Kommunikation“ (+17.800, davon zwei Drittel Vollzeit) und im „Ge- sund heits- und Sozialwesen“ (+11.800, meist Teilzeit; davon 9.200 ausländische Staats an- gehörige) festgestellt. Eine Umverteilung von Vollzeit zu Teilzeit gab es im Bereich „Er ziehung und Unterricht“ im Ausmaß von rund 13.000 Stellen.

Grafik: Statistik Austria Erwerbstätigenquote über dem Vorjahr, schnittlichen Beschäftigungszuwächsen, zei- Arbeitslosen und einer Arbeitslosenquote höhere Erwerbsbeteiligung bei Älteren gen sich hingegen noch im Gesundheits- und von 6,1 % erreichte die Arbeitslosigkeit ein Der Anteil der Erwerbstätigen an der Sozialwesen mit 4,4 %. höheres Niveau als im Vorjahr (249.500 bzw. Wohnbevölkerung im Haupterwerbsalter (15 5,6 %). Diesen arbeitslosen Personen stan- bis 64 Jahre) betrug im 3. Quartal 2016 Jugendarbeitslosigkeit stark rückläufig den 73.000 offene Stellen gegenüber, ähn- 72,6 %, im Jahresvergleich bedeutete das Erfreulich ist die weiter rückläufige Ju- lich viele wie im 3. Quartal des Vorjahres einen Anstieg um 0,5 Prozentpunkte. Trotz gendarbeitslosigkeit. Die Zahl der vorge- (72.200). des deutlichen Anstiegs der Zahl erwerbstä- merkten 15- bis 24jährigen liegt um 8,9 % Gegenüber dem 2. Quartal 2016 ergab tiger ausländischer Staatsangehöriger ging unter dem Wert des Vorjahres. Die Zahl der sich ein teils saisonbedingter Anstieg der Er- ihre Erwerbstätigenquote in der Gruppe der Lehrstellensuchenden liegt Ende November werbstätigkeit, insbesondere bei Männern. 15- bis 64jährigen um 0,6 Prozentpunkte auf um 2,6 % unter dem vergleichbaren Vorjah - Die Zahl der Arbeitslosen blieb auf dem Ni - 64,2 % zurück. Bei österreichischen Staats - reswert, der Bestand an sofort verfügbaren veau des Vorquartals. angehörigen stieg die Quote von 73,4 % im Lehrstellen nahm hingegen um 599 Stellen 3. Quartal 2015 auf nunmehr 74,2 %. Eine bzw. 17,1 % zu. Unselbständige: Plus bei Frauen und höhere Erwerbsbeteiligung als im 3. Quartal Insgesamt zeigen die kaufkraftstärkenden Männern, Älteren und ausländischen des Vorjahres zeigte sich besonders bei älte- und die zusätzlichen arbeitsmarktpolitischen Staatsangehörigen ren Männern (55 bis 64 Jahre: 58,3 % bzw. Aktivitäten positive Auswirkungen. Die bes- Vom Anstieg bei den unselbständig Er - +4,1 Prozentpunkte) und Frauen (55 bis 64 sere Wirtschaftsentwicklung zeigt sich auch werbstätigen (+75.800) im Jahresvergleich Jahre: 41,5 % bzw. +2,1 Prozentpunkte). an der Entwicklung der offenen Stellen. Seit profitierten Frauen (+39.600) und Männer Jahresbeginn wurden dem Arbeitsmarkt ser - (+36.200), besonders ausländische Staats- Arbeitslosigkeit über vice um 42.000 mehr offene Arbeitsplätze angehörige (+56.700) und ältere Personen dem Niveau des Vorjahres gemeldet als im vergleichbaren Vorjahres- (55+ Jahre: +42.200). Detaillierter betrachtet Die Zahl der Arbeitslosen erhöhte sich im zeit raum. zeigt sich, daß das Plus bei den älteren (ab Jahresvergleich vom 3. Quartal 2015 55jährigen) unselbständig Erwerbstätigen (249.500) zum 3. Quartal 2016 (279.200) Mehr unselbständig Erwerbstätige… auf österreichische Staatsangehörige konzen - deutlich. Auch die Arbeitslosenquote nach … aber auch mehr Arbeitslose als vor einem triert war, während der Anstieg bei den aus- internationaler Definition stieg von 5,6 % im Jahr – das geht aus einer aktuellen Be rech - ländischen unselbständig Erwerbstätigen 3. Quartal 2015 auf 6,1 % im 3. Quartal nung von Statistik Austria hervor: im 3. durchwegs jüngere Altersgruppen betraf. 2016. Die Quote der Männer lag bei 6,4 % Quartal 2016 waren demnach 4.284.200 und jene der Frauen bei 5,8 %. Vom Anstieg Personen erwerbstätig und 279.200 arbeits- Teilzeitbeschäftigung wächst stärker der Arbeitslosigkeit waren Frauen und Män - los (internationale De finition). Im Vergleich als Vollzeit, Männer holen auf ner, vor allem ausländische Staatsange hö - zum 3. Quartal 2015 stieg die Zahl der Zwei Drittel des Anstiegs gegenüber dem rige, Personen mit höchstens Pflichtschul ab - unselbständig Erwerbstäti gen um 75.800 auf 3. Quartal des Vorjahres entfiel bei den un- schluß und die Altersgruppen unter 45 Jah - 3.740.500, die Anzahl der Selbständigen selbständig Erwerbstätigen auf Teilzeitbe - ren betroffen. sowie auch der mithelfenden Familienan ge - schäftigungen (+49.800), je zur Hälfte auf Definitionsbedingt liegen sowohl die hörigen veränderte sich kaum. Beschäfti - Frauen und Männer. Damit erhöhte sich die Zahl der beim Arbeitsmarktservice (AMS) gungszuwachs wurde besonders bei auslän- Teilzeitquote bei den Männern im Jahres ab- registrierten Arbeitslosen als auch die natio- dischen Staatsangehörigen und älteren Er- stand von 9,5 % auf 10,7%, jene der Frauen nale Arbeitslosenquote deutlich über dem werbstätigen beobachtet. Anders als in den von 47,0 % auf 47,3 %. Niveau der von Statistik Austria erhobenen drei vorangegangenen Quartalen legte Teilzeit Die Zahl jener, die Vollzeit arbeiteten, Zahlen nach internationaler Definition. n wieder stärker zu als Vollzeit. Mit 279.200 stieg um 26.000 – ebenfalls verteilt auf beide http://www.statistik.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 67 Wirtschaft Deutlicher Rückenwind für Österreichs Industrie

Bank Austria EinkaufsManagerIndex steigt im November mit 55,4 Punkten auf höchsten Wert seit mehr als fünf Jahren – Exportnachfrage zieht an, Tempo der Produktionsausweitung erhöht – Stärkster Beschäftigungsanstieg seit 2011

ie Industriekonjunktur gewinnt in Ös- Dterreich knapp vor dem Jahreswechsel Bank Austria EinkaufsManagerIndex deutlich an Fahrt. „Das relativ bescheidene saisonbereinig unbereinigt Erholungstempo in der Industrie in den ver- 65 65 gangenen zwei Jahren hat sich zum Jahres - wechsel 2016 klar beschleunigt. Der Bank 60 60 Austria EinkaufsManagerIndex ist im No- vember um 1,5 Punkte gegenüber dem Vor - monat auf 55,4 gestiegen. Damit erreicht der 55 55 Indikator den höchsten Wert seit über fünf Jahren“, meint Bank Austria Chefökonom 50 50 Stefan Bruckbauer. Angesichts der Unsicher - heiten rund um das Thema Brexit hat sich 45 45 die Industrieerholung bereits in den vergan- genen Monaten erstaunlich robust gezeigt und präsentiert sich nun nach dem überraschen- 40 40 10 11 12 13 14 15 16 den Wahlausgang in den USA sogar noch dynamischer. „Die heimischen Industrie be - Quelle: IHS Markit, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria triebe haben im November starken Rücken- wind aus dem Ausland erhalten. Die deutlich verbesserte Auftragslage führte zu Pro duk - ihre Personalkapazitäten den höheren Pro - grund steigender Einkaufspreise spürbar war, tionsausweitungen, die mehr Personal erfor- duktionserfordernissen angepaßt. Seit Mitte hat sich im November somit noch erhöht“, derten“, so Bruckbauer. Auch in den aktuel- des laufenden Jahres entstehen in der Indu - meint Pudschedl. Allerdings konnten die len Preis- und Lagertrends machte sich der strie jeden Monat neue Jobs. Im November Produzenten trotz des starken Wettbe werbs Aufwärtstrend in der Industrie bemerkbar. nahm die Beschäftigung im Monatsvergleich erstmals seit dem Frühjahr eine geringere Vor allem die kräftige Ausweitung der sogar so rasch zu, wie zuletzt vor mehr als Anhebung der Verkaufspreise durchsetzen. Produktion spiegelt die Konjunkturverbesse - fünf Jahren. „Dank des kräftigen Beschäfti - Die Stärke des konjunkturellen Rücken - rung in der heimischen Industrie im Novem - gungsanstiegs in der zweiten Jahreshälfte und winds im November hat die österreichischen ber wider. „Der beschleunigte Anstieg der insbesondere knapp vor dem Jahresende wer - Industriebetriebe offenbar etwas überrascht. Produktionsleistung der österreichischen In- den in der Industrie im Jahr 2016 mit durch- Die Einkaufsmenge wurde zwar stark er- dustriebetriebe knapp vor Jahresende ist eine schnittlich 593.000 Arbeitskräften etwas höht, aufgrund der hohen Produktionser for - unmittelbare Folge der spürbar gestiegenen mehr Menschen beschäftigt sein als im Vor- dernisse gingen die Bestände an Vorma - Nachfrage. Die Aufhellung der Konjunktur - jahr. Nach zwei Jahren in Folge mit einem terialien dennoch deutlich zurück. Auch die stimmung in den vergangenen Monaten stell - Beschäftigungsrückgang sind in der Indu - Bestände in den Verkaufslagern reduzierten te die Weichen für mehr Neuaufträge aus strie zwar erstmals wieder neue Jobs entstan- sich mit höherem Tempo als bisher, dennoch dem Inland. Daneben gab es im November den, der Anstieg bleibt jedoch klar hinter dem nahmen die durchschnittlichen Lieferzeiten vor allem auch einen Anstieg der Aufträge aus kräftigen Plus von 1,4 Prozent in der Ge- stark zu. dem Ausland“, so Bank Austria Ökonom samt wirtschaft zurück“, analysiert Pud schedl. Der Anfang 2015 eingesetzte moderate Walter Pudschedl. Die Auftragsbücher füll- Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Aufwärtstrend in der österreichischen Indu- ten sich mit Auslandsaufträgen so rasch, wie Industrie als Arbeitgeber nimmt damit weiter strie hat sich mit Jahresende 2016 merklich zuletzt vor rund zwei Jahren. Angesichts der zugunsten des Dienstleistungssektors ab. beschleunigt. Das aktuelle Umfrageergebnis dynamischen Entwicklung der Neu- und In den aktuellen Preistrends schlägt sich unter Österreichs Einkaufsmanagern enthält Folgeaufträge konnten die Produktionska - der Aufwind in der Industrie spürbar nieder. ausschließlich positive Konjunktursignale pazitäten nicht rasch genug angepaßt wer- „Aufgrund der zunehmenden Nachfrage ha- und auch das Verhältnis zwischen Neuauf- den, so daß die Auftragspolster spürbar an - ben sich viele Vormaterialien und Rohstoffe, trägen und Lagerbestand, weist darauf hin, stiegen. wie z.B. auch Öl, verteuert. Die Kostenbe la - daß die Stärke der Nachfrage unter Berück- Angesichts der verbesserten Nachfrage- stung, die schon in den vergangenen Mona - sichtigung der vorhandenen Lagerkapazi tä- lage haben die heimischen Industriebetriebe ten für die heimischen Industriebetriebe auf- ten voraussichtlich zu weiteren Produktions-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 68 Wirtschaft anstiegen im Vergleich zum jeweiligen Vor - tempo des Sektors auch über den Jahres- von 2 auf 2,5 Prozent real erhöht“, so Bruck- monat führen wird. Optimistisch stimmt vor wechsel 2016/17 anhalten dürfte. bauer. Trotz der bestehenden Unsicherheiten allem auch das kräftige Lebenszeichen der „Aufgrund der Beschleunigung des durch die Brexit-Entscheidung der Briten Exportnachfrage. Die Industriekonjunktur Wachstumstempos in der Industrie gegen oder das überraschende Wahlergebnis in den profitiert nun nicht mehr allein von der In- Jahresende rechnen wir für das Gesamtjahr USA schätzen die Ökonomen der Bank Au- vestitionsnachfrage im Inland, sondern zum 2016 nunmehr mit einem klar höheren Pro- stria die Wachstumsaussichten für die öster- ersten Mal in diesem Jahr auch spürbar von duktionsanstieg als im Vorjahr. Wir haben reichische Industrie auch für den Jahresbe - Exportaufträgen, so daß das gute Erholungs - unsere Wachstumsprognose für die Industrie ginn 2017 optimistisch ein. n Erhöhte Zuversicht auf den Finanzmärkten nach USA-Wahl

Wie das WIFO berichtet, verbesserte sich nach der Wahl von Donald Trump zum neuen Präsidenten der USA die Einschätzung der Wachstumsperspektiven für die USA auf den internationalen Finanzmärkten.

ie britische Wertschöpfung und insbe- Vorquartal verzeichnete, verbesserten sich die traf überwiegend Asylberechtigte aus Syrien. Dsondere die Bruttoanlageinvestitionen Konjunktureinschätzungen zuletzt wieder. Die Inländerarbeitslosigkeit nahm heuer erst- wuchsen nach dem Brexit-Entscheid robust. Unternehmer und private Haushalte ließen mals seit dem Konjunkturaufschwung 2010/ Im Euro-Raum und in Österreich verbesser- sich durch das Verfassungsreferendum in Ita - 2011 leicht ab, und die Beschäftigung wuchs ten sich die Konjunktureinschätzungen vor lien am 4. Dezember offenbar nicht verunsi- merklich. Der Großteil der Beschäftigungs- dem Verfassungsreferendum in Italien. In Ös - chern. Volksabstimmungen und Wahlen, die zu nahme, die sich im laufenden Jahr kräftig terreich expandierte die Wirtschaft im III. Grundlagen der westlichen Demokratie, wur - beschleunigte, wurde aber weiterhin durch Quar tal etwas schneller als im Durchschnitt den in letzter Zeit oft vorschnell zu Unsi - Arbeitskräfte aus dem Ausland abgedeckt, des Euro-Raumes; der Sommertourismus cher heitsfaktoren für die Realwirtschaft sti - vor rangig aus Ungarn und Rumänien. Die verlief außergewöhnlich gut. Zuzugsbedingt lisiert. Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt hielt zu - bleibt die Arbeitslosigkeit aber hoch (insbe- letzt an: Die Arbeitslosigkeit lag im Novem - sondere im Tourismus), obgleich sie heuer In Österreich ber unter dem Vorjahreswert, die Arbeitslo sen - kaum mehr stieg, da sich der Beschäfti - wuchs die Wirtschaft im III. Quartal etwas quote betrug 9,0 %. gungszuwachs beschleunigte. stärker als im Durchschnitt des Euro-Raumes Die laufende Konjunkturberichterstat - In den USA hält die gute Konjunktur an, (Trend-Konjunkturkompo nen te +0,4 %, laut tung gehört zu den wichtigsten Produkten nachdem sie im 1. Halbjahr 2016 vorüberge- Eurostat-Vorgabe +0,5 %). Aktuelle Kon- des Österreichisches Institut für WIFO. hend an Dynamik verlor. Die Arbeitslosen - junk turumfragen deuten auf eine weitere Be - Anm.: Zeitreihenvergleiche gegenüber der quote ist mittlerweile so weit gesunken (un - lebung hin. Das Wachstum be ruht auf einer Vor periode, z. B. dem Vorquartal, werden ter 5 %), daß der Lohndruck allmählich robusten Binnenkonjunktur: Der private um jahreszeitlich bedingte Effekte bereinigt. zunimmt. Die Wahl von Donald Trump zum Kon sum gleicht sich allmählich an das durch Dies schließt auch die Effekte ein, die durch neuen Präsidenten der USA verbesserte die die Steuerentlastung Anfang 2016 erhöhte eine unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen Konjunkturerwartungen zusätzlich: Viele verfügbare Einkommen an; die Investitionen in der Periode ausgelöst werden (etwa Os- Anleger wechselten von Gold und Staatsan - wurden abermals ausgeweitet. Der Waren - tern). Im Gegensatz zu den an Eurostat gelie- leihen in Aktien aus den USA und erzeugten export laut VGR stagnierte hingegen im III. ferten und auch von Statistik Austria veröf- damit einen Anstieg langfristiger Zinssätze Quartal. Dagegen ermöglichte die erfolgrei- fentlichten „saison- und arbeitstägig berei- und des Dollarkurses. che Sommersaison – die Zahl der Ankünfte nigten Veränderungen“ der vierteljährlichen Großbritannien verzeichnete in den drei erreichte einen neuen Höchstwert – eine Aus- BIP-Daten bereinigt das WIFO diese zusätz- Monaten seit dem Brexit-Votum Ende Juni weitung des Exports von Tourismus dienst - lich um irreguläre Schwankungen. Diese als 2016 – entgegen den meisten Prognosen – leistungen. Da hier der Spielraum für Pro- Trend-Konjunktur-Komponente bezeichne- ein robustes Wachstum. Selbst die stark von duktivitätssteigerungen gering ist, wirkt die ten Werte weisen einen ruhigeren Verlauf auf Zukunftseinschätzungen bestimmten Brutto - hohe Nachfrage zwar preistreibend, es ent- und machen Veränderungen des Konjunk- anlageinvestitionen expandierten. Bislang stehen aber überproportional viele Arbeits - turverlaufes besser interpretierbar. hat der Brexit-Entscheid die Realwirtschaft plät ze. Da gleichzeitig ein großer Teil der Die Formulierung „veränderte sich ge- nicht beeinträchtigt. Auch ein abwertungsbe- Zu wanderInnen im Tourismus Arbeit sucht, gen über dem Vorjahr …“ beschreibt hinge- dingter Preisauftrieb kann noch nicht identi- ist aber auch die Arbeitslosenquote sehr gen eine Veränderung gegenüber der glei- fiziert werden. hoch. chen Periode des Vorjahres und bezieht sich Im Euro-Raum, der im III. Quartal ein Insgesamt erhöhte sich die Arbeitslosig - auf unbereinigte Zeitreihen. n solides Wachstum von 0,3 % gegenüber dem keit 2016 aber kaum mehr; der Anstieg be- http://www.wifo.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 69 Wirtschaft Neuer Hauptbahnhof für Güter

Verkehrsministerium und ÖBB schaffen beste Voraussetzungen für eine nachhaltige Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die umweltfreundliche Schiene. Foto: ÖBB / Dumforths v.l.: Jozef Vasak von der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich, Verkehrsminister Jörg Leichtfried, Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, Niederösterreichs Verkehrslandesrat Karl Wilfing, ÖBB Holding-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä und Alois Schedl, Vorstandsvorsitzender der ASFINAG, am 5. Dezember bei der offiziellen Eröffnung des Güterzentrums Wien Süd

m südlichen Stadtrand von Wien hat die Wiener Vizebürgermeisterin, Karl Wilfing, großen Adriahäfen. Damit wird Wien zur AÖBB-Infrastruktur im Auftrag des Ver - Verkehrslandesrat Niederösterreich (i.V. von Drehscheibe für Güter von bzw. nach Süd- kehrsministeriums innerhalb der vergange- Landeshauptmann Erwin Pröll) und Alois und Osteuropa; in weiterer Folge auch nach nen drei Jahre das neue multifunktionale Gü- Schedl, Vorstandsdirektor der ASFINAG. Übersee. Das bedeutet optimierte Fahrzei- terzentrum Wien Süd errichtet, sozusagen den Mit der Inbetriebnahme des Güterzentrums ten, eine Erhöhung der Umschlagsgeschwin - neuen Hauptbahnhof des Güterverkehrs. Wien Süd stärken Verkehrsministerium und digkeit für den Güterverkehr und weniger Aufgrund der zentralen Lage an drei europä- ÖBB einerseits den Wirtschaftsstandort Ös - innerstädtische LKW-Fahrten. ischen Kernnetzkorridoren ist das neue mul- terreich und schaffen zusätzlich einen lei- tifunktionale Güterzentrum eine bedeutende stungsfähigen Terminalstandort in der Ost- Probebetrieb vor Inbetriebnahme internationale Drehscheibe für den Import region. Ein großer Vorteil dieser Standort- Für einen reibungslosen Echtbetrieb wur- und Export. konzentration ist unter anderem die Verrin - den alle Prozesse im Terminal rund zwei Mit dem Bau schaffen das Verkehrsmi ni - ge rung der innerstädtischen Zug- und Ver - Monate getestet. Für den Probebetrieb unter sterium und die ÖBB die besten Voraus set - schubfahrten sowie des innerstädtischen realen Bedingungen wurde täglich ein Zug zungen für eine nachhaltige Verlagerung des LKW-Verkehrs. durch die Rail Cargo Group bereitgestellt. Güterverkehrs von der Straße auf die um- Mit diesem Zug wurden die verschiedenen weltfreundliche Schiene – und das in Europa Das Projekt: Güterzentrum Wien Süd Prozesse vom Handling verschiedener Lade- und darüber hinaus. Ein wichtiger Schritt, da Das Verkehrsministerium und die ÖBB einheiten über das Zusammenwirken von die ÖBB bereits heute zu den Spitzenreitern investieren rund 246 Millionen Euro in den Betrieb und Systemen bis hin zur Be- und innerhalb der Europäischen Union zählen. In Bau des hochmodernen Güterzentrums Wien Entladung durchgespielt – so konnten die Österreich beträgt der Schienenanteil im Gü - Süd. Auf einem Gelände von 55 Hektar, das letzten Abstimmungsarbeiten durchgeführt terverkehr derzeit über 30 Prozent. Das ver- entspricht der Größe von rund 77 Fußball - und die Betriebsabläufe kontrolliert werden. kehrspolitische Ziel ist es, künftig rund 40 feldern, entstand eine moderne Güterum- Prozent mit der Bahn zu transportieren. Da- schlagsanlage. Schwerpunkmäßig ist das Tag der offenen Baustelle zu wollen die ÖBB einen noch höheren neue Güterzentrum auf Transporte im Kom- für AnrainerInnen Beitrag leisten. binierten Ladungsverkehr ausgerichtet. Der Wandern am Nationalfeiertag hat in Ös- Am 5. Dezember wurde das neue Güter - neue Hauptbahnhof für Güter liegt im Süden terreich bereits Tradition. Daher gab es für zentrum feierlich durch namenhafte Vertre- von Wien, an der Schnittstelle zwischen der die AnrainerInnen des Güterzentrums Wien ter eröffnet: Jörg Leichtfried, Bundesmini - Pottendorfer Eisenbahnlinie und der Außen- Süd am 26. Oktober dieses Jahres bereits die ster für Verkehr, Innovation und Techno lo - ring Schnellstraße S1. Das Güterzentrum ist Chance über das 55 Hektar große Gelände gie, Andreas Matthä, Vorstandsvorsitzender ein wesentlicher Knotenpunkt für Verbin- des neuen Güterzentrums Wien Süd zu wan- der ÖBB-Holding AG, Jozef Vasak, Euro- dungen zur Nordsee und zum Schwarzen dern und sich selbst ein Bild zu machen. päische Kommission, Maria Vassilakou, Meer sowie für die Bahnanbindungen an die Mehr als 600 BesucherInnen aus Henners-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 70 Wirtschaft

Jozef Vasak, Europäische Kommission: „Dieses Projekt beseitigt einen Engpaß an der Schnittstelle dreier Europäischer Kern- netz korridore und bestätigt den Ruf Öster - reichs als Vorzeigeland beim Ausbau des Schie nennetzes.“ Maria Vassilakou, Wiener Vizebürger - meisterin: „Das neue Güterzentrum Inzers- dorf bringt der Stadt und der Region enorm viel: bessere Bedingungen für den Güter- verkehr auf der Schiene und viel Platz in der Innenstadt für dringend benötigten Wohn - raum. Damit ist das Güterzentrum ein zen- traler Baustein für die Mobilitäts- und die Klimastrategie der Stadt und eine wesentli- che Voraussetzung dafür, daß Wien ausrei- chend neue Wohnungen auch im Inneren der Stadt zur Verfügung stellen kann.“ Karl Wilfing, Verkehrslandesrat Nieder- österreich (i.V. von Landeshauptmann Erwin Pröll): „Mit dem neuen Güterverkehrs zen - trum werden beste Voraussetzungen für die heimische Wirtschaft geschaffen – speziell die Industrie- und Logistikunternehmen im Süden Wiens werden davon nachhaltig profi - tieren. Gleichzeitig wird durch die Konzen- tration der Verkehrsträger direkt am Standort auch eine Entlastung für den Personen ver- kehr eintreten.“ Alois Schedl, Vorstandsdirektor der ASFINAG: „Eine immer stärkere Vernet - zung mit der Schiene ist ein wichtiges Ziel der ASFINAG. Mit der neuen Anschluß stel - le in Inzersdorf schließen wir den Güterter - minal an das Autobahnen- und Schnellstras- sen netz an. Das Projekt ist ein gelungenes Beispiel für das eng abgestimmte Vorgehen von ASFINAG und ÖBB bei Planung und Bauabwicklung moderner, verkehrsträger- Foto: ÖBB / www.luftbild-redl.at Foto: übergreifender Infrastruktur.“ Auf einem Gelände von 55 Hektar, das entspricht der Größe von rund 77 Fuß ball feldern, ent- stand eine moderne Güterum schlagsanlage. ÖBB: Österreichs größter dorf, Vösendorf und Rothneusiedl (Wien 10) 2017 rund 60.000 LKW-Fahrten auf die Mobilitätsdienstleister folgten der Einladung – viele Familien mit Schiene zu verlagern. Später im Vollausbau Als umfassender Mobilitätsdienstleister Kleinkindern wählten den Weg ins neue Gü - werden demnach etwa 220.000 LKW-Fahr - bringt der ÖBB-Konzern jährlich 459 Mil - terzentrum, wo sie zwischen Kinderhüpfzug, ten von der Bahn übernommen. lionen Fahrgäste und 111 Mio. Tonnen Güter Portalkran schauen, Model-LKW steuern Andreas Matthä, Vorstandsvorsitzender umweltfreundlich ans Ziel. 92 Prozent des oder Kinderschminken pendelten. der ÖBB-Holding AG: „Das neue Güterzen - Bahnstroms stammen aus erneuerbaren Ener- http://infra.oebb.at/gueterzentrum-wien-sued trum Wien Süd ist der neue Hauptbahnhof gieträgern, zu 90 Prozent aus Wasser kraft. für Güter. Aufgrund der zentralen Lage an Die ÖBB gehörten 2015 mit 96,3 Pro zent Zitate drei europäischen Kernnetzkorridoren ist das Pünktlichkeit zu den pünktlichsten Bahnen Jörg Leichtfried, Verkehrsminister: „Ich neue multifunktionale Güterzentrum die Europas. Konzernweit sorgen 40.031 Mitar- will so viel Verkehr wie möglich von der internationale Drehscheibe für den Import beiterInnen bei Bahn und Bus (zusätzlich Straße auf die Schiene bringen. Dazu braucht und Export. Es stellt künftig den zentralen 1.700 Lehrlinge) dafür, daß täglich rund 1,3 es eine leistungsfähige Bahn-Infrastruktur. Knoten für den Schienengüterverkehr in Eu - Mio. Reisende sicher an ihr Ziel kommen. Mit dem neuen Güterterminal in Wien kön- ropa dar. Damit sichern wir nicht nur den Strategische Leitgesellschaft des Konzerns nen wir bis zu 220.000 LKW von der Straße Wirtschaftsstandort Österreich ab, sondern ist die ÖBB-Holding AG. n holen.“ Experten zufolge trägt der Güter- schaffen auch einen leistungsfähigen Termi- http://www.oebb.at terminal Inzersdorf dazu bei, bereits im Jahr nal standort in der Ostregion.“ http://www.asfinag.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 71 Chronik Die S-Bahn steht am Linzer Hauptbahnhof

Mit der Fahrplanumstellung am 11. Dezember erhielt der Oberösterreichische Zentralraum ein S-Bahn-System.

in stark aufgestellter öffentlicher Nah- Everkehr ist einer der Schlüsselfaktoren für die weitere Entwicklung eines modernen Ballungsraumes. Mit der Einführung der S- Bahn schaffen wir jetzt die Grundlage für den weiteren Ausbau des ÖVs im Großraum Linz“, betonte der Oberösterreichs Landesrat für Infrastruktur Günther Steinkellner an - läßlich der heutigen Präsentation der S-Bahn am Linzer Hauptbahnhof. Mit einer Einwohnerzahl von über 500.000 BürgerInnen zählt der oberösterrei- chische Zentralraum zu den größten Bal - lungsräumen Österreichs. Auch zukünftig ist von einem ansteigenden Wachstum auszuge- hen. Zu dieser dynamischen Einwohner ent - wicklung und dem vermehrten Zuzug kommt hinzu, daß täglich etwa 100.000 Personen nach Linz einpendeln, um ihren Arbeits- oder Ausbildungsplatz zu erreichen. Foto: Land Oberösterreich Um eine positive Entwicklung der Lan- Landesrat Günther Steinkellner und Evelyn Palla (Mitglied des Vorstandes der ÖBB-Personen - verkehrs AG) vor der neu gebrandeten ÖBB S-Bahn für Oberösterreich deshauptstadt und des gesamten oberöster- reichischen Zentralraums weiterhin sicher- einem durchgehenden Stundentakt versorgt. Evelyn Palla, Vorstandsmitglied der zustellen, ist der Ausbau des öffentlichen In der Hauptverkehrszeit – also am Morgen ÖBB-Personenverkehr AG sagte, mit dem Verkehrs unerläßlich. Die Grundlagen eines nach Linz, am Abend und Nachmittag ab S-Bahn-Angebot setzten die ÖBB „einen funktionierenden ÖV-Systems sind gut aus- Linz – wird der Takt weiter verdichtet. Das wei teren Schritt in Richtung moderner Mo - gebildete, schienengebundene Nahverkehrs- einfache Angebot erhöht die Flexibilität der bilität, bei dem der Kunde vor allem eines mittel, wie die im Dezember gestartete S- Kundinnen und Kunden und ersetzt das lästi- will: Rasch, sicher und bequem von A nach Bahn Oberösterreich. „Ich freue mich, daß ge Suchen nach Zugverbindungen. Längere B reisen. Die S-Bahn baut auf das vorhande- wir die S-Bahn nun auf Schiene bringen Arbeitszeiten oder ein früherer Feierabend ne, sehr gute und dichte Grundangebot in konnten! Mit Fahrplanwechsel am 11. De- sind damit leichter möglich, da sichere und Oberösterreich auf. Durch die umfangreiche zember starten wir dieses wichtige Projekt punktgenaue Verbindungen bestehen. Zusatzbestellung des Landes kann sie nun für den oberösterreichischen Zentralraum. „Wir schaffen nicht nur ein starkes An- Realität werden.“ Die S-Bahn Oberösterreich wird das Rück - gebot für unsere Pendlerinnen und Pendler, Der Regionalmanager OÖ der ÖBB Per- grat für den weiteren Ausbau des öffentli- sondern stärken auch die Tagesrandbereiche sonenverkehr AG, Paul Sonnleitner, lud zum chen Verkehrs in Oberösterreich bilden und und die Wochenenden. Damit wollen wir Umsteigen auf die S-Bahn ein: „Sehr wich- startet vorerst mit fünf Linien und einer zu - noch mehr Menschen ansprechen und sie tig ist uns auch, den Zugang zur Bahn für sätzlichen Gesamtleistung von 400.000 Kilo - auch in der Freizeit dazu animieren, das unsere Kundinnen und Kunden einfach zu metern pro Jahr“, erläuterte Steinkellner. attraktive ÖV-Angebot zu nutzen“, zeigte gestalten. In unserem neuen Ticketshop kön- Das neue System soll die Leistungen für die sich der Landesrat erwartungsvoll. nen zum Beispiel OÖVV-Einzelkarten für täglichen BerufspendlerInnen anheben und „In diesem Zusammenhang möchte ich die S-Bahn bequem mit wenigen Klicks on - auch den öffentlichen Verkehr als solches auch unseren Partnern danken, die mit uns ge - line oder mobile mit dem Smartphone ge- attraktivieren. meinsam dieses wichtige Projekt umsetzen bucht werden.“ und den öffentlichen Verkehr in Oberöster - Das Verkehrsangebot der S-Bahn Ober ös - Fünf Regionen werden verbunden reich zukunftsfähig gestalten“, hob Stein - terreich kann natürlich zu den preisgünstigen Mit dem neuen Konzept werden fünf kellner hervor und verwies in diesem Zu- Tarifen des Oberösterreichischen Ver kehrs- Regionen mit dem Hauptbahnhof Linz ver- sam menhang insbesondere auf den Ober ös - verbundes (OÖVG) in Anspruch ge nommen bunden. Alle Linien werden zwischen 05:30 terreichischen Verkehrsverbund, die ÖBB werden. „Ein attraktives Fahrplanangebot und und 23:30 an allen sieben Wochentagen mit sowie Stern & Hafferl. faire Tarife gehören zu den wichtigsten Er-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 72 Chronik

folgsfaktoren des öffentlichen Verkehrs. Mit dem Jahr 1992 erste Pläne für ein S-Bahn- nen, SchülerInnen und Auszubildende zu den der S-Bahn Oberösterreich und den OÖVV- Konzept für den Zentralraum. Unter dem Hauptprofiteuren des Systems. Die Verläß- Tarifen sind diese Erfolgsfaktoren in hohem Projekt „City S-Bahn“ wurde eine Studie zum lichkeit und der einprägsame Fahrplan spie- Maße erfüllt, sodaß mit vielen neuen Fahrgä- öffentlichen Nahverkehr erstellt. Der Schwer - geln sich im minutengenauen Takt wider, der sten gerechnet werden kann“, ist OÖVG- punkt lag auf einer Vernetzung der Region sich über den ganzen Tag hinweg zieht. Geschäftsführer Herbert Kubasta zuversicht- mit dem Knotenpunkt Linz. Das Projekt Mit dem neuen Konzept sollen mehr Men- lich. wurde in den Folgejahren politisch diskutiert, schen als bisher von dem attraktiven ÖV- Der Geschäftsführer der Stern & Hafferl konnte aber nicht zeitnah umgesetzt werden. Angebot angesprochen werden. Erreicht wer - Verkehrsgesellschaft m.b.H., Günter Neu- Das S-Bahn-Konzept setzte sich österreich- den soll dies auch dadurch, daß in den Tages - mann, erklärt, seit der Einbindung der Linzer weit durch und wurde in mehreren Bundes- randbereichen und an den Wochenenden der Lokalbahn in den Linzer Hauptbahnhof habe ländern umgesetzt. Salzburg begann im Jah- Grundtakt aufrecht erhalten bleibt. Dadurch diese „enorm an Stellenwert für den Pendler-, re 2004 mit der S-Bahn Einführung, gefolgt wird sichergestellt, daß die BürgerInnen das Schü ler- und Freizeitverkehr gewonnen. von Tirol und der Steiermark (beide 2009). System auch in ihrer Freizeit nutzen können. Durch die kontinuierliche Umsetzung eines Auch Kärnten und Vorarlberg (2010 und Der dem System zu Grunde liegende 1- Takt verkehres und die Integration in das S- 2012) besitzen bereits ein S-Bahn-System, Stunden-Takt wird in den jeweiligen Haupt- Bahn-Netz erfolgt der nächste wichtige das die jeweiligen Landeshauptstädte mit dem nachfragezeiten zu einem 30-Minuten-Takt Schritt, um ein attraktives Verkehrssystem zentralen Umland verbindet. Am 11. Dezem - verdichtet. Das bedeutet eine optimale Ab- für unsere Fahr gäste zu schaffen. Wir erwar- ber 2016 startete die S-Bahn auch in Ober- dec kung der Kapazitätsspitzen morgens in ten uns durch diese Synergie eine verstärkte österreich. den und nachmittags/abends aus dem Zent- Nutzung und damit höhere Fahrgastzahlen ralraum. Diese Verstärkerleistungen sollen zu generieren.“ Was ist neu an der S-Bahn? einen eindeutigen Vorteil für die PendlerIn- Die Einfachheit des S-Bahnsystems, der nen schaffen. „Das klar strukturierte An ge bot Chronologie genaue Takt und die attraktive Verbindung und die attraktiven Verbindungen, welche un - Das erste S-Bahn-Netz Österreichs wurde unterstreichen den Mehrnutzen des Kon zepts. tereinander auch als überregionale Fahr linien bereits in den 1960er-Jahren in Wien einge- Im Gegensatz zu überregionalen Eilzügen, in Anspruch genommen werden können, bil- führt. Das Symbol war schon damals ein die primär auf eine beschleunigte Routen - den ein zukunftsfähiges, höchst attraktives weißes „S“ auf blauem Hintergrund, welches führung abzielen, dient die S-Bahn der Konzept, das Pendlerinnen und Pendler zur den Verlauf der Stammstrecke durch Wien regionalen Erschließung des Zentralraums. Nutzung einlädt“, so der Landesrat. n abbilden sollte. In Oberösterreich gab es ab Dementsprechend zählen BerufspendlerIn - http://www.oebb.at/de/entdecken?ort=nach%20Ober%C3%B6sterreich

Umsetzungsplan seit 11. Dezember 2016 Quelle: Land Oberösterreich

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 73 Chronik Anglöckeln in Salzburg als vorweihnachtlicher Brauch

Anklöcklergruppe Volksliedkreis Faistenau überbrachte Weihnachtswünsche an Landeshauptmann Haslauer. Foto: LMZ / Otto Wieser Foto: LMZ / Otto Wieser Der Volksliedsingkreis Faistenau war zu Besuch bei Landeshauptmann Wilfried Haslauer in dessen Amtsräumen im Chiemseehof.

ie Anglöcklergruppe des Volksliedsing - Weihnachten (Klöpfelnächte) ausüben. Als und spielend – ein ganzer Perchtenzug. Bei Dkreises Faistenau überbrachte am 13. De- Hirten verkleidet, gehen sie von Haus zu den sogenannten vermummten „Klezi-Klezi“ zember, die besten Weihnachtswünsche an Haus, singen Adventlieder, wünschen Glück aus St. Georgen bei Oberndorf und im Ru - Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Hasl- und Segen und kündigen damit auch die Ge- pertiwinkl (auch Kletz-Kletz) stehen und auer. burt von Jesus Christus an. Dabei erhalten standen Gabenbitten und Wünsche sowie ein Seit vielen Jahren pflegt der Volkslied - sie oft kleine Gaben. gereimtes Rätselwettspiel, das für „Gaudi“ singkreis Faistenau in der Adventzeit den Belege für das Anglöckeln gehen bis ins sorgte, auf dem Programm. traditionellen Brauch des Anklöckelns. Drei frühe 17. Jahrhundert zurück. Vor allem in Kleingruppen gehen dabei in Faistenau im Mitteldeutschland, Bayern bis hin nach Bis heute hat sich von Haus zu Haus und führen eine Herberg - Salzburg, Tirol und Südtirol ist dieser Brauch das Anglöckeln erhalten suche auf. Die Adventlieder und der weih- heute nach wie vor besonders auf dem Land Heute sind die Glöcklerzüge vielfach auch nachtliche Segen der Anglöckler sollen Glück verbreitet. Aus Quellen geht hervor, daß mit Adventandachten in den katholischen und Segen in die Stuben bringen. Die einge- Ende des 19. Jahrhunderts im Rauriser Tal die Pfarren verquickt. Oft treten sie im Laufe der nommenen Spenden werden einem sozialen Anglöckler „schiachvermummt“ von Hof zu Adventandacht oder des Adventsingens in Zweck gewidmet. Hof zogen und in Reimen das Verhalten der den Kirchen ebenfalls auf. So wurden bei- Der Volksliedsingkreis Faistenau wurde Hofbewohnerinnern und Hofbewohner kriti- spielsweise die Oberndorfer Anglöckler oder 1971 gegründet. Derzeit kümmern sich 27 ak - sierten, aber auch Glück wünschten. Dafür Adventsänger 1925 mit der Brauchtumspfle - tive SängerInnen sowie 37 unterstützende Mit- erhielten sie Nüsse. Ihr Kommen bedeutete ge und -erneuerung eingeführt und stilisiert glieder um Erhaltung, Pflege und Förderung den Bauersleuten Glück und Fruchtbarkeit. und nahmen dabei den alten Heischebrauch der Volkskultur, insbesondere in den Berei - Im übrigen Pinzgau waren die Anglöckler der Schöffleute auf. In Kraxe und Deckel- chen (alpenländisches) Volkslied, Volks mu - ebenfalls vermummt, so trugen einige zu den korb sammeln die Oberndorfer heute noch sik und Tracht. Larven auch Bischofsmützen – ein deut- ihre Gaben – meist Geld und Süßigkeiten, licher Bezug auch zum Nikolausspiel. die an Arme am Heiligen Abend verteilt wer- Blick in die Geschichte Im Gasteinertal führten die Anglöckler den, früher Brot, Kartoffeln, Selchfleisch, Das Anglöckeln ist heute in allen Land - lange Stöcke mit sich, mit denen sie an Klet zen u.a. Die Oberndorfer Glöcklergrup- bezirken Salzburgs ein beliebter vorweihn- Fenster und Türen klopften. In Knittelversen pe war wie viele andere auch in der NS-Zeit achtlicher Brauch, den vor allem Kinder und führten sie Frage- und Rätseldialoge mit den verboten. Seit 1945 wird wieder das Brauch - Jugendliche an den drei Donnerstagen vor Hausleuten. Im Pongau erscheint – singend tum ausgeübt und gesungen. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 74 Chronik Erwin Steinhauer und das Weinviertel als Hauptdarsteller m nördlichen Weinviertel wurde im No - Ivember die letzte Verfilmung von „Alt, aber Polt“ ge dreht. Niederöster reichs Landes - hauptmann Erwin Pröll stattete am 6. De- zember, dem letzten Drehtag, dem Set mit den Schauspie lern Erwin Steinhauer und Iris Berben, Produzent Dieter Pochlatko und Re- gisseur Julian Pölsler in Mitterretz bach einen Besuch ab. Die Verfilmung von „Alt, aber Polt“ ist die Fortsetzung des erfolgreichen TV-Krimi- Zyklus auf der literarischen Vorlage von Al - fred Komarek. Gefördert wird die Filmpro - duktion seitens des Landes Niederösterreich mit 150.000 Euro. „Wieder sind Erwin Stein - hauer und das Weinviertel die Hauptdarstel- ler der erfolgreichen Polt-Kriminalserie. Zu - sammen mit der hohen literarischen Qualität bürgen diese Erfolgsfaktoren für ein erst- klassiges Filmergebnis und Höchstquoten im Foto: NÖ Landespressedienst / Pfeiffer Am Set von »Alt, aber Polt« in Mitterretzbach (v.l.): Jakob Pochlatko, Regisseur Julian Pölsler, Fernsehen“, freut sich der Landeshauptmann Landeshauptmann Erwin Pröll, Iris Berben, Erwin Steinhauer und Produzent Dieter Pochlatko über die sechste Verfilmung, die auf ORF und ARTE ausgestrahlt werden wird. gung. Iris Berben konnte als Gaststar gewon - dre hen sich um eine Jugendbande, die dem Auch beim sechsten Teil steht das erfolg- nen werden. Satanskult zugeneigt ist und sich auf Fried - reiche Team rund um den Produzenten Die - Zum Inhalt: Pensionist, Dorfwirt und höfen herumtreibt. Am Ende weiß man nicht, ter Pochlatko, Regisseur Julian Pölsler und Wein bauer Simon Polt ermittelt nach dem ob das Mädchen nun ermordet wurde oder Schauspieler Erwin Steinhauer zur Verfü - Tod einer Winzertochter. Die Ermittlungen ob es ein Unfall war. n Hunderte Kinder kamen ins Wiener Teddybärenkrankenhaus eltene Besucher in der Wiener Ärzte - Skammer: Am 12. und 13. Dezember be - völkerten Teddybären in allen Größen, Pup - pen und diverse Kuscheltiere mit ihren Be - sitzerInnen die Räumlichkeiten in der Weih - burggasse. Schon am ersten Tag des Teddy - bärenkrankenhauses, eine Kooperation zwi- schen der MedUni Wien, der Austrian Stu- dent’s Association (AMSA), der Ärztekam- mer für Wien und dem akademischen Fach - verein österreichischer Pharmazeuten, waren bereits Hunderte Kinder mit ihren kleinen „Patienten“ gekommen. Auch Anita Rieder, Vizerektorin für Lehre der MedUni Wien, und der Wiener Ärztekammer-Präsident Tho - mas Szekeres durften an den verschiedenen interaktiven Stationen assistieren. Wegen des großen Interesses in den ver- gangenen Jahren gab es das Spital für Ted - Foto: MedUni Wien / Nussbaum dys und Kuscheltiere dieses Mal gleich an Teddybärenkrankenhaus in Wien: Teddybären in allen Größen, Puppen und diverse Kuschel - drei Tagen. Die Kinder und ihre kleinen tiere bevölkerten mit ihren BesitzerInnen die Räumlichkeiten der Wiener Ärtzekammer. Freunde wurden von rund 50 Teddy-Dok- Krankenhausaufenthalt simuliert – die Kin- Wien gerne unterstützen. Die vielen positi- toren, Studierenden der MedUni Wien, an der konnten bei den Operationen und Unter - ven Rückmeldungen der Eltern zeigen, daß vielen spannenden Stationen in Empfang ge - suchungen als AssistenzärztInnen aktiv mit- sich die Kinder unmittelbar danach viel nommen – von der Notfallambulanz bis hin machen und mithelfen. weniger vor einem Krankenhaus- oder Arzt- zum OP-Saal war alles da, wie in einem ech- „Das Teddybärenkrankenhaus ist ein besuch fürchten“, sagte Anita Rieder, Vize - ten Spital. Ebenso realistisch wurde der großartiges Projekt, das wir an der MedUni rektorin für Lehre der MedUni Wien. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 75 Chronik Erste Biosphären-Tracht in Eisentratten präsentiert ie erste eigene Tracht des Kärntner Bio - Dsphärenparks Nockberge wurde am ersten Dezember-Wochenende unter dem Motto „Von durt und wieda zruck“ im Rah- men des Kremser Advents am Dorfplatz in Eisentratten durch Biosphärenparkreferent Landesrat Gernot Darmann präsentiert. „Die Biosphärenpark-Tracht verkörpert die Tradition, die Werte und die Nach haltig - keit des Lebensraumes im Biosphärenpark Nockberge. Es freut mich, daß wir diese wunderbare Idee gemeinsam mit dem Kärnt- ner Heimatwerk umsetzen konnten. Wir ver- binden damit auch den Gedanken der Tradi- tion mit der Innovation am Land und tragen unsere Tracht in die Zukunft“, betonte der Lan desrat. Schon die Optik der Biosphärenpark-

Tracht wird durch den Auerhahn und den Foto: Büro LR Darmann Speik, welche vorwiegend im Biosphären - LR Gernot Darmann präsentierte erste Biosphärenpark-Tracht in Eisentratten XXXXX park Nockberge vorzufinden sind, symboli- siert. Elemente wie Hirschhorn Knöpfe bei park-Tracht Auswahl ist für jeden Ge- Nockberge in Kärnten und den Salzburger Be - der Männertracht oder die Granat Knöpfe schmack etwas dabei. Ob für die Bewohner zirk Tamsweg und wurde von der UNESCO, beim Dirndl fließen in der Handarbeit des der Region oder für diejenigen, für die der der Organisation der Ver einten Nationen für Kärntner Heimatwerks ein. Ob hochge- Biosphärenpark etwas Besonderes ist. Erziehung, Wissenschaft und Kulturals, schlossenes Dirndl oder Gilet für Männer bis Die „Modellregion für nachhaltige Ent- 2012 als Biosphärenpark ausgezeichnet. n hin zu Jacke und Bluse, bei der Biosphären- wicklung“ erstreckt sich über das Gebiet der http://www.biosphaerenparknockberge.at Archivführer Oberpinzgau erschienen elche alten Dokumente, Akten, Ur - Wkunden und Fotos gibt es im Ober- pinzgau und vor allem in welchem Archiv oder Museum lagern diese Schätze? Diese Fragen standen am Anfang eines mehr als einjährigen Projektes, das am Abend des 29. November in Stuhlfelden mit der Präsenta - tion des „Archivführers Oberpinzgau“ abge- schlossen wurde. Er gibt Auskunft über die Bestände der Gemeinde- und Pfarrarchive so wie Museen in elf Gemeinden im Ober - pinzgau, von Krimml bis Piesendorf und Ka- prun. Dazu wurden alle Bestände an Ar- chivalien aufgenommen, die tatsächlich in den Oberpinzgauer Gemeinden lagern, nach- dem in den vergangenen Jahren doch viele Hölzl / Neumayr / LMZ Foto: Archivalien an die großen Archive überstellt v.l.: Oskar Dohle (Direktor Landesarchiv) , Hannes Wartbichler (Stadtarchivar Mittersill) , Bgm. wurden. Einzelhinweise ermöglichen durch- Sonja Ottenbacher, Josef Seifriedsberger (Gemeindearchivar Bramberg) ,Franz Brunner (Gemeindearchivar Neukirchen) und Thomas Mitterecker (Erzdiözese Salzburg) aus die Querverbindungen zu den großen Ar- chiven des Landes und der Erzdiözese Salz - Bei den Arbeiten an dem neuen Buch gab her in keiner Urkundensammlung dokumen- burg.Die Aufnahme von Piesendorf und Ka - es übrigens auch einige Überraschungen: So tiert waren. prun gründet sich darauf, daß diese beiden wurden beispielsweise im Gemeindearchiv Der Archivführer kostet 15 Euro und kann Gemeinden in der kirchlichen Verwaltung Wald im Pinzgau eine Urkunde mit einem im Salzburger Landesarchiv unter der Tele - zum Dekanat Stuhlfelden gehören. Die zahl- in teressanten Siegel über eine Wappenver - fonnummer ++49 / (0) 662 8042-4527 und reichen Abbildungen lenken den Blick auf so leihung aufgefunden oder in Piesendorf rund unter mailto:[email protected] manches kostbare Stück in den kleinen 30 Urkunden vom Ende des 14. Jahrhunderts bestellt werden. Auch ist er in den Gemein - Oberpinzgauer Archiven. „wiederentdeckt“. Das heißt, daß diese bis- deämtern im Oberpinzgau erhältlich. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 76 Gastronomie & Kulinarisches Bierkulturbericht 2016

Für drei Viertel der Österreicher ist nachhaltig gebrautes Bier wichtig. Foto: Brau Union Österreich / Vogus Bei der Präsentation des Bierkulturberichts 2016 in Linz (v.l.): Andreas Stieber (Marketingdirektor Brau Union Österreich), »Bierpapst« Conrad Seidl, Markus Liebl (Generaldirektor Brau Union Österreich) und Andreas Hunger (Geschäftsführer Gastronomie Brau Union Österreich)

ie Brau Union Österreich präsentierte schen Bierkultur zu hinterlassen – viele folgenden Kriterien gehören für die Öster - Dden nunmehr achten Bierkulturbericht: Initiativen in allen unseren Brauereien zeu- reicherInnen zu den wichtigsten Attributen „Bierpapst“ Conrad Seidl und Brau Union gen davon. Das Thema Nachhaltigkeit ist des- bei der nachhaltigen Bierproduktion: Für Österreich Generaldirektor Markus Liebl halb auch ein Schwerpunkt unseres aktuellen 85 % gehört die Verwendung von regionalen stell ten Anfanf Dezember die aktuelle reprä- Bierkulturberichts, der auch heuer wieder Rohstoffen wie Wasser, Hopfen und Getrei- sentative market-Studie vor. Die Ergebnisse vom unabhängigen market-Institut durchge- de zum nachhaltigen Bierbrauen. Darauf im Überblick: Bier wird nach wie vor als führt wurde. Die Ergebnisse freuen uns, denn legen vor allem die befragen Österrei cherin - sehr wichtig für die österreichische Geträn - sie zeigen, wie wichtig den Österreichern nen überdurchschnittlich viel Wert. Auf Platz kekultur wahrgenommen, mehr Österreicher Nachhaltigkeit ist, belegen aber zusätzlich zwei liegt mit 83 % die Schaf fung von Ar– denn je finden, daß sich das Image des Ge - das Interesse, Wissen und die verantwor- beitsplätzen in der Region und für acht von tränks weiter verbessert hat. Der Konsum tungsvolle Genußbereitschaft der Österrei - zehn bedeutet „grünes Brauen“ auch die Un- der Vizeweltmeister-Biernation Österreich ist cher – in Summe eine tolle Bilanz für die terstützung der regionalen Wirt schaft. Drei stabil, die Österreicher bevorzugen dabei Bier Bierkultur!“ Viertel der Befragten sagen, daß jedenfalls aus ihrer Heimat. Die Verbreitung und Ak- die Vermeidung von langen Transportwegen zeptanz von alkoholfreiem Bier steigt, im- Nachhaltigkeit und Bier: Die Umwelt sowie die Einhaltung von Um eltschutzauf la - mer wichtiger wird dabei der Genußaspekt, liegt den Österreichern am Herzen gen dazu gehören. Energiesparende Produk- die Lust auf Biergeschmack, die auch mit Nachhaltigkeit hat schon lange all unsere tions anlagen nennen 68 % der Befragten, alkoholfreiem Bier gestillt wird. Das heurige Lebensbereiche erreicht. Auch beim Bier- Nutzung alternativer Energieformen 63 %. Schwerpunktthema Nachhaltigkeit hat bei brauen nehmen die ÖsterreicherInnen die Und weil es den österreichischen Bier - den Österreichern bereits einen großen Stel - Relevanz der Nachhaltigkeit wahr – in unter- genießerInnen nicht egal ist, wie ihr Bier lenwert. schiedlichen Dimensionen: Es geht dabei um gebraut ist, haben sie sich auch schon eine Markus Liebl meint: „Als Bierliebhaber Rohstoffe, regionale Wertschöpfung, nach- Meinung gebildet, wie es um die Nachhal - und Chef des größten österreichischen Braue - haltige Brauprozesse, Logistik und Trans- tigkeit in der österreichischen Brauwelt aus- reiunternehmens ist es mir ein besonderes port ebenso wie z. B. um die Energie the ma - sieht – und stellen ein gutes Zeugnis aus: Anliegen, die Vielfalt und den Varianten- tik. Ganze 60 % der Österreicher vertrauen dar- reichtum der österreichischen Bierkultur mit Für rund drei Viertel der ÖsterreicherIn- auf, daß in Österreich nachhaltiger ge braut den ökologischen und sozialen Herausfor- nen ist nachhaltig gebrautes Bier wichtig – wird als in den anderen großen Bier ländern derungen unserer Zeit in Einklang zu brin- bei den regelmäßigen BiertrinkerInnen sind wie Deutschland, den Niederlanden oder gen. Deshalb ist es mir so wichtig, einen es sogar 79 %, die dem nachhaltigen Bier - Tschechien. Vor allem die jüngeren Bier ge - nachhaltigen Fußabdruck in der österreichi- brauen eine hohe Wertigkeit beimessen. Die nießer zwischen 18 und 29 Jahren sind mit

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 77 Gastronomie & Kulinarisches

68 % besonders überzeugt, daß das heimi- chen. Eine – im Sinne der Bierkultur wichti- 91 % der Österreicher ist Bier wichtig für die sche Bier das nachhaltigste ist. Und wenn ge – neue Erkenntnis aus der aktuellen Stu- heimische Getränkekultur. Interessant ist, man die Österreicher fragt, welche öster - die ist, daß beim alkoholfreien Bier der Ge- daß ganze 42 % der Österreicher sagen, das reichischen Marken nachhaltig gebraut wer- nußaspekt zunimmt: Die Lust auf Bierge- Image von Bier habe sich in den letzten zehn den, fällt jedem Dritten (30 %) zu erst Gösser schmack bei gleichzeitigem Alkoholverzicht Jahren verbessert – das ist damit ein Rekord - ein – kein Wunder, ist doch Göss die erste ist als Auswahlkriterium signifikant gewach- wert, der in acht Jahren Bierkulturbericht noch Brauerei dieser Größenordnung weltweit, sen und wird bereits von 44 % als Motiv nie so hoch war und den positiven Wandel die zur Gänze CO2-neutral braut. angegeben (2015: 29 %). der Bierkultur unterstreicht. Bundesminister Andrä Rupprechter be- Bereits 19 % der ÖsterreicherInnen be - Stabile rund 60 % der ÖsterreicherInnen stätigt, daß die Nachhaltigkeit in der heimi- kennen sich explizit zu alkoholfreiem Bier, konsumieren regelmäßig Bier. Dabei wech- schen Braubranche schon angekommen ist: Frauen (22 %) und Südösterreicher (31%) selt ca. ein Drittel der Befragten gerne zwi- „Als Landwirtschaftsminister ist mir die Un- sprechen ihm überdurchschnittlich zu. Die schen zwei und drei Biersorten, ein weiteres terstützung der heimischen Bauern und die Zahl der Kenner von alkoholfreien Bierpro- Drittel greift stets zu ein und derselben Bier - Erhaltung regionaler Rohstoffe ein besonde- dukten liegt bei 28 % (2015: 24%). Sehr sorte und etwa ein Drittel bevorzugt keine res Anliegen. Nachhaltige Landwirtschaft beliebt und weiter auf dem Vormarsch sind bestimmte Biersorte. Es zeigt sich, daß knapp muß ökonomisch sinnvoll und sozial verant- Radler in Österreich: Sie erfreuen sich bei jede/r zweite Bierkonsument/in (45 %) neu- wortungsvoll sein. Die österreichische Brau - rund der Hälfte der Österreicher (48%) gros- gierig auf neue Biersorten ist. wirtschaft steht genau dafür ein.“ ser Beliebtheit. Vor allem bei Frauen (55%) Gut für die österreichische Wertschöp fung: Nachhaltigkeit ist natürlich auch eine und der Gruppe der 18 bis 29jährigen (72 %) Die Österreicher achten überwiegend auf hei- Fra ge von Ein- oder Mehrweg, denn auch kommen Radler und Co. besonders gut an. mische Herkunft. 78 % der Öster rei cherIn- die Verpackung trägt zum ökologischen Ge - nen trinken am liebsten heimisches Bier. wicht von Bier bei. Deswegen wurde auch Bierkultur in Österreich stark ausge- dieses Thema in der heurigen Studie abge- prägt, Konsum stabil, österreichische Über die Studie fragt. Die satte Mehrheit der ÖsterreicherIn- Herkunft bevorzugt Die Studie wurde vom Linzer market- nen bevorzugt Bier in Mehrwegflaschen Der Bierkulturbericht 2016 belegt wie in Institut unter 600 ÖsterreicherInnen ab 18 (70%), während 14 % die Einweg fla sche den Vorjahren: Für die ÖsterreicherInnen ist Jahren in Form von Telefoninterviews durch- oder -dose vorziehen. Besonders am Land Bier ein Getränk mit langer Tradition und geführt. Die Feldphase fand im Sommer werden Mehrwegflaschen gekauft, wäh rend einer unfaßbaren Sortenvielfalt, dazu kommt 2016 statt. n in den Landeshauptstädten das Einweg ge - die passende Trink- und Genußkultur. Für http://www.brauunion.at binde weiter verbreitet ist.

Steigendes Interesse: ÖsterreicherInnen Österreichischer Sekt – Qualität wollen mehr über Bier wissen auf die Spitze getrieben Auch weiterführendes Interesse läßt sich punkto Nachhaltigkeit ausmachen: Beson- m 7. Dezember wurde die von den Sekt- „Mit dieser Qualitäts- und Herkunftsof - ders die jüngeren Befragten zwischen 18 und Aherstellern lange ersehnte Verordnung fensive werden wir dem aufstrebenden öster- 29 Jahren wollen mehr Informationen über zur Regelung der Qualitätspyramide des ös- reichischen Sekt einen enormen Zusatzan - nachhaltig gebrautes Bier bekommen. Auch terreichischen Sekts in den Stufen „Klassik“, trieb geben und in Österreich wie auch über hier interessiert die Menschen am allermei- „Reserve“ und „Große Reserve“ von Land- die Grenzen hinaus erfolgreich sein“, so der sten, wo die Rohstoffe herkommen. Aber wirtschaftsminister Andrä Rupprechter er - Vorsitzende des Sektkomitees, Herbert Ja- auch zum Beispiel Transportwege, Güte sie - lassen. Mit dieser Regelung einher geht nicht gersberger aus dem Hause Schlumberger. gel und der Energieverbrauch im Braupro- nur die Garantie, mit dem Kauf von österrei- „Die lange ersehnte Unterzeichnung der Ver- zeß sind für die Österreicher von Interesse. chischem Sekt mit geschützter Ursprungsbe- ordnung ist für die heimischen Sekthersteller Wenn es um Biertypen geht, sind vor zeichnung einen veredelten Wein mit garan- ein vorweihnachtliches Geschenk.“ allem die jüngeren BiergenießerInnen wiß- tierter Herkunft zu beziehen, sondern auch Aus einer Flut von Schaumweinen ohne begierig: 55 % der 18 bis 29jährigen Bier- die Gewährleistung, daß bei der Produktion Identität erhebt sich nun der österreichische genießerInnen wünschen sich mehr In for ma - höchste Standards eingehalten werden. Und Sekt mit geschützter Ursprungsbezeichnung tionen rund um die unterschiedlichen Bier- die Qualität wird auf die Spitze getrieben. (g.U.) und geprüfter Qualität. Sekt, der seine typen. In der gesamten Stichprobe geben Erklärtes Ziel der heimischen Sekthersteller Herkunftsgeschichte zu erzählen weiß. 46 % der ÖsterreicherInnen an, sich damit ist es durch ein hohes und geprüftes Quali - Das Jahr 2017 wird bereits die ersten auszukennen. täts-Niveau in Österreich wie auch mehr in - Österreichischen Sekte geschützten Ur- ternationale Aufmerksamkeit zu er regen. sprungs und geprüfter Qualität auf den Verantwortung: alkoholfreies Nach einem zwei Jahre währenden Prozeß Markt bringen. Ein wie bereits vom Wein ge - Bier weiter auf dem Vormarsch, der Qualitätsjustierung haben sich die öster- lerntes rot-weiß-rotes Zeichen (Banderole) Genußaspekt steigt reichischen Sektproduzenten auf ein stren- am Verschluß jeder Flasche wird die Pro- Die aktuelle Studie belegt den langfristi- ges Regelwerk geeinigt. Keine leichte Kür, dukte der Qualitätspyramide mit geschützter gen Trend zu alkoholreduzierten und alko- galt es doch, die unterschiedlichen Erwartun - Herkunft im In- und Ausland klar erkennt- holfreien Produkten, die immer mehr ihren gen der Hersteller unter einen Hut zu brin- lich machen. n Platz in der heimischen Bierkultur beanspru- gen. http://www.oesterreichsekt.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 78 Personalia »Europaeus« für Heinz Fischer

Kärntens Landeshauptmann Kaiser zeichnete gemeinsam mit LHStv.in Prettner, LHStv.in Schaunig, LR Benger und LR Holub den früheren Bundespräsidenten aus. Foto: LPD / Just v.l.: LHStv.in Gaby Schaunig, LR Christian Benger, LHStv.in Beate Prettner, Altbundespräsident Heinz Fischer, LH Peter Kaiser und LR Rolf Holub

ie höchste Auszeichnung des Landes Frage hervor, seine Verbindung mit der Fischer sagte, daß er als Bundespräsident DKärnten, der „Kärntner Landesorden in Kärn tner Kultur. Er erinnerte an die gemein- viele Ehrungen vorgenommen habe und sich Gold“, wurde dem früheren Bundespräsi - same Eröffnung des Museum Liaunig in Neu- dabei oft gefragt habe, woran diese Men schen denten Heinz Fischer am 6. Dezember auf haus, Messeeröffnungen, den Ankick eines gerade denken. „Diese Frage wurde mir heu- einstimmigen Regierungsbeschluß hin ver- Fußballjugendturniers in Klagenfurt und te beantwortet, ich weiß jetzt, wie man sich liehen. Landeshauptmann Peter Kaiser zeich - „sub auspiciis“-Promotionen an der Alpen- als Geehrter fühlt: man freut sich“, meinte nete ihn gemeinsam mit seinen Stellvertrete - Adria-Universität Klagenfurt. er. Er dankte allen für die Auszeichnung, aber rinnen Beate Prettner und Gaby Schaunig Ein wichtiger Beitrag für die internatio- auch seinen ehemaligen MitarbeiterInnen. sowie den Landesräten Christian Benger und nale Verständigung im Zusammenhang mit Seine Gattin Margit entschuldigte er, sie ste he Rolf Holub aus. Fischer konnte bei der Feier Volksgruppen sei der gemeinsame Besuch im Dienst als Großmama und müsse Vorbe - im Spiegelsaal der Landesregierung außer- bei der deutschsprachigen Volksgruppe in reitungen für den damals bevorstehenden dem den Europapreis „Europaeus“ entge- Slowenien gewesen. privaten Besuch von UNO-Generalsekretär gennehmen. Dieser hätte ihm bereits im Sep- „Das ‚first couple‘ Margit und Heinz Fi- Ban Ki-moon treffen. Fischer erzählte von tember beim CEE-Wirtschaftsforum Velden scher wird vielen Menschen in guter Erinne - seiner Kindheit, die stark vom Zweiten Welt- übergeben werden sollen, Bundeskanzler rung bleiben“, so Kaiser weiter. Er rechnete krieg beeinflußt gewesen sei. Diese entsetz- Christian Kern hielt damals die Laudatio. dem früheren Bundespräsidenten vor, daß er lichen Eindrücke würden ihn sich lebenslang Fischer war jedoch wegen der Teilnahme am in seiner zwölfjährigen Amtszeit 190 Staats- für Frieden einsetzen lassen. Weiters berich- Begräbnis von Israels Ex-Staatspräsident besuche absolviert und fünf Mrd. Euro an tete er, wie er als Jurist im Parlament zu ar- Schi mon Peres nicht anwesend. Geschäftsanbahnungen für österreichische beiten anfing und daß ihm Leopold Figl den Kaiser sagte, daß das Leben des Ausge - Unternehmen erreicht habe. Ein Tag Bun- ersten Dienstausweis unterschrieb. Als Mit - zeichneten von 45 Jahren in hohen und höch - des präsident Fischer habe somit 1,37 Mio. arbeiter Bruno Kreiskys sei er auf vielen sten politischen Funktionen geprägt sei. Im- Euro gebracht. „Du hast diesem Land aber Rei sen dabei gewesen, habe viele Persön- mer hätten ihn Maßstäbe, Ziele und Grund - nicht nur wirtschaftlich viel gebracht. Du hast lich keiten wie Willy Brandt kennengelernt. werte gelenkt. „Heinz Fischer ist ein großer viele Menschen geprägt, auch mich“, so „Die zwölf Jahre als Bundespräsident waren Europäer, fand weltweit und bei den Verein - Kaiser, für den Fischer ein sehr väterlicher eine interessante, spannende Epoche in mei- ten Nationen Gehör und ist unbestreitbar ein Freund war und ist. Er betonte, daß Fischer nem Leben. Ich durfte ein Land repräsentie- großer Österreicher“, sagte der Landes- stets Respekt vor anderen habe, ihnen auf ren, auf das ich stolz bin, mit dem ich mich hauptmann. Auch dem Land Kärnten sei Augenhöhe begegne. „Als einer der ersten voll identifizieren kann“, betonte er. An Kärn - Fischer – auch in ernsten, kritischen Situa- hast du die Bedeutung internationaler, insbe- ten schätzt Fischer die Berge, „die einen tionen – oft zur Seite gestanden. Das Danke- sondere europäischer, Politik unterstrichen“, nicht mehr loslassen“, die Menschen, die schön in Form des Landesordens beinhalte meinte der Landeshauptmann und schloß mit: „eine eigene Art der Kommunikation mit Hil - da her auch viel Gefühl von tausenden Kärnt - „Kärnten ist eines deiner Bundesländer, das fe von Musik und Kulinarik“ pflegen wür- nerInnen. Kaiser hob Fischers vermittelnden dich immer gut in Erinnerung behalten den. Viele Beziehungen habe er zu diesem Einsatz bei der Lösung der topographischen wird.“ Bundesland. n

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 79 Personalia OÖ Menschenrechtspreis 2016

Landeshauptmann Josef Pühringer zeichnete das Projekt »Bistro Mauthausen Memorial« in Mauthausen und den Verein Childrenplanet in Sierning aus.

raditionell verleiht das Land Oberös ter - Treich rund um den 10. Dezember, dem Jahrestag der Deklaration der Menschen - rechte durch die Vereinten Nationen, den mit 8.000 Euro dotierten Menschenrechtspreis. Landeshauptmann Josef Pühringer über- reichte den diesjährigen am 9. Dezember an das Projekt „Bistro Mauthausen Memorial“ und den Verein Childrenplanet Sierning im Linzer Landhaus. „Wer Mensch ist, hat auch Menschen - rechte. Diese Überzeugung erweist sich heu - te als kraftvoller Orientierungswert für die Humanisierung unserer Welt. Daß diese Hu - manisierung der Welt viele Gesichter haben kann, zeigen die diesjährigen Preisträger“, betonte der Landeshauptmann. Das Konzept „Bedachte Gastfreund- schaft“ im „Bistro Mauthausen Memorial“ ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einer in - Landeshauptmann Josef Pühringer mit dem für das Konzept »Bedachte Gastfreundschaft« im klusiven Gesellschaft. Es wurde im März »Bistro Mauthausen Memorial« ausgezeichnete Team … dieses Jahres eröffnet und bietet neun Men- schen, vier davon mit Behinderung – einen Arbeitsplatz. Mit dem „Bistro Mauthausen Memorial“ wird sehr bewußt ein Kontra punkt zu jenem Herrschaftssystem gesetzt, das für Mauthausen verantwortlich ist und da mals ge - rade behinderte Menschen als minderwertig und lebensunwert eingestuft hat. An einem Ort, der ein Schauplatz für Verbre chen gegen die Menschlichkeit war, wird in diesem Projekt sehr bewußt Inklusion ge lebt. Der zweite Preis ging an die ehrenamt- lichen MitarbeiterInnen der gemeinnützigen Organisation „Childrenplanet“, die entwick- lungspolitische Hilfe zur Selbsthilfe für Kin- der, Jugendliche und Familien in Nord-Ost- Kambodscha leisten. Mit der Sanierung und dem Ausbau der lokalen Kinderstation in Stung Treng und der ständigen Verbesserung der medizinischen Ausstattung inklusive Land OÖ / Stinglmayr Fotos: … und mit den MitarbeiterInnen der gemeinnützigen Organisation »Children planet«, ausge- Schulung des lokalen Pflegepersonals und zeichnet für ihren Einsatz für Kinder, Jugendliche und Familien in Nord-Ost-Kambodscha. vor allem mit Hilfe von oberösterreichischen Ärzten und Krankenschwestern wurde eine Medizin, Trink- und Nutzwasser in der inter- eröffnet Perspektiven im Denken, Fühlen wichtige Basis zur Selbsthilfe für die Men– nationalen Entwicklungszusammenarbeit. und Handeln für die jungen Menschen hier schen vor Ort gelegt. Außerdem wird mittels Workshops, Öffent- in Österreich und Europa. Wir legen hier un- Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Be - lichkeits- und Lobbyarbeit einen essentiellen seren Fokus auf einen interkulturellen Dis - reich der Brunnensanierung und im Brunnen - Beitrag zur gesellschaftlichen Informa tions- kurs über Menschenrechte und Demokratie“, bau. 24 Brunnenprojekte wurden mittlerwei- und Sensibilisierungsarbeit zu den The men erzählt „Childrenplanet“-Obmann Christian le realisiert. Menschenrechte und Demokratie geleistet. Gsöllradl-Samhaber. n Der Verein widmet sich seit 2009 umfas- „Anhand von Workshops leisten wir bildungs- http://www.diakoniewerk-oberoesterreich.at/de/bistro-mauthausen-memorial/ send den Themenschwerpunkten Bildung, politische Sensibilisierungsarbeit und das http://www.childrenplanet.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 80 Personalia NÖ: »Großes Goldenes Ehrenzeichen« für Felix Dvorak andeshauptmann Erwin Pröll verlieh am L12. Dezember das „Große Goldene Ehren zeichen für Verdienste um das Bundes - land Niederösterreich“ an den Regisseur, Schriftsteller und ehemaligen Intendanten des Stadttheaters Berndorf, der Komödien- spiele Mödling und des Schloß Weitra Festi - vals, Prof. Felix Dvorak. „Du hast immer auf die richtige Rezeptur gesetzt“, sagte der Landeshauptmann in An - spielung darauf, daß der Geehrte zunächst die Konditorei erlernt hatte. Dvorak, der „von der Konditorei in die Schauspielerei“ wech- selte, habe dabei „Fleiß, Geschick und Akri - bie verbunden mit Talent“ bewiesen: „Das ist der Stoff, aus dem der Erfolg gemacht ist.“ Dvorak sei auch „ein Wegbereiter der kulturellen Szenerie in Niederösterreich“ und habe „Schrittmacherdienste geleistet“, führte Foto: NÖ Landespressedienst / Burchhart Pröll weiter aus. „Jemand, der sich mit der Landeshauptmann Erwin Pröll (r.) verlieh das »Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste Kulturarbeit beschäftigt, hat die Chance, sei- um das Bundesland Niederösterreich« an den Regisseur und ehemaligen Intendanten von Berndorf, Mödling und Weitra, Prof. Felix Dvorak. ne eigenen Wurzeln spüren zu können, und nur jemand, der tiefe Wurzeln hat, kann ein „Meine Beziehung zu Niederösterreich Berndorf, Mödling und Weitra zurück und Selbstbewußtsein entwickeln und mit diesem ist eine sehr intensive und sehr umfangrei- meinte: „Es war eine wunderbare Zeit für Selbstbewußtsein weltoffen anderen Kultu - che“, sagte Felix Dvorak in seinen Dankes - mich und ich glaube, ich habe vielen Men- ren begegnen“, betonte er. worten. Er blickte auch auf seine Tätigkeit in schen Freude bereiten können.“ n Applaus für den Sprachwächter Österreichs ie Linguistik ist sein Fachgebiet, das deutschen anzusehen, sondern als eigene DÖs terreichische Deutsch sein „Herzens - hier zulande aufrechte und gültige Norm zu projekt“: Der Grazer Germanist und Sprach- betrachten. Er entwickelte eine österreichi- wissenschafter Prof. i. R. Rudolf Muhr wur - sche Aussprachedatenbank, veröffentlichte de am 28. November feierlich von Steier - mehrere zweisprachige Schulwörterbücher marks Landeshauptmann Hermann Schützen - und rief die Internet-Lernplattform „Wörter - höfer im Weißen Saal mit dem Josef Krainer- welt“ für Kinder aus Zuwanderfamilien ins Heimatpreis ausgezeichnet. Muhr, der als Leben. Auch die Publikationsreihe „Öster- Uni Graz-Forscher internationale Anerken- reichisches Deutsch – Sprache der Gegen- nung genießt und seit mittlerweile 17 Jahren wart“ und die „Gesellschaft für Österreichi - das österreichische „Wort“ und „Unwort“ sches Deutsch“ wurden von ihm gegründet, des Jahres kürt, erhielt die Auszeichnung für zudem ist er laufend Organisator großer in - seinen Beitrag zur Förderung der österreichi- ternationaler Sprachkonferenzen. 2015 ver- schen Identität. Verliehen wird der Preis vom öffentlichte er ein Buch zu den „Herzens- Land Steiermark und dem Verein Josef Krai- wörtern der Österreicher“. ner-Steirisches Gedenkwerk. Gegen Ende jeden Kalenderjahres tritt Der gebürtige Burgenländer Rudolf Muhr Rudolf Muhr besonders in das Licht der wurde 1950 geboren. Zunächst besuchte er Foto: Uni Graz / Foto Fischer Öffentlichkeit: Seit mittlerweile 17 Jahren die HBLA für alpenländische Landwirt schaft Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer kürt er als Vorsitzender einer namhaften Jury in Raumberg, Obersteiermark; 1971 begann (r.) übergibt und Sprachwissenschafter Prof. das „Wort“, „Unwort“, „Spruch“, „Unspruch“ i. R. Dr. Rudolf Muhr die Urkunde er an der Karl-Franzens-Universität Graz und mittlerweile auch das „Jugendwort“ des Deutsch und Englisch Lehramt zu studieren, für Stipendiaten aus der Dritten Welt“. Let- Jahres. Dazu sammelt er auf seiner Webseite trat dann eine Stelle als wissenschaftlicher zteres war auch ausschlaggebend für sein www.oewort.at jene Wörter, die während Mit arbeiter am Institut für Germanistik an. Interesse am Österreichischen Deutsch als des Jahres besonders im Vordergrund stan- Bereits Anfang der 1980er-Jahre gründete er plu rizentrische Sprache und einer eigenen den und in den Medien präsent waren. Bei an der Uni Graz die Arbeitsgruppe „Deutsch For schungsstelle, die er leitete. Der Linguist der Wahl sind alle ÖsterreicherInnen aufge- als Fremdsprache“ und war Initiator der Muhr tritt dafür ein, das Österreichische rufen, mitzumachen. n „Som merkurse Deutsch als Fremdsprache Deutsch nicht als einen „Dialekt“ des Nord - http://www.oewort.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 81 Personalia Wien »vergoldet« Roland Neuwirth und Robert Opratko

ürgermeister Michael Häupl überreichte Bam 28. November im Wiener Rathaus das „Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien“ an Wienerlied-Sänger Roland Neuwirth und Robert Opratko, Mu- siker, Arrangeur und Komponist. Zahlreiche KollegInnen und Freunde sind gekommen, um mit den Ausgezeichneten anzustoßen, dar- unter Stadtrat a. D. Franz Mrkvicka, Marian- ne Mendt, Werner Schneyder, KS Michael Heltau, Andi Baum, Heinz Zuber, Horst Chmela und Alfred Treiber. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bezeichnete im Rahmen der Ehrung Roland Neuwirth als „Erneuerer des Wienerliedes“ und Robert Opratko als „Doyen der Unter- haltungsmusik“: „Beiden gelingt es, Men - schen zu unterhalten, ohne den Qualitätsan- spruch aufzugeben. Das ist die hohe Kunst der Kunst“. Den Wiener Dialekt mit seiner feinen Bürgermeister Michael Häupl (l.) überreich die Goldene Wiener Auszeichnung an den Doyen Fär bung, Nuancen und Doppeldeutigkeit be - der Unterhaltungsmusik, Robert Opratko … herrsche er wie kein anderer, so Rudolf Pietsch, Assistent am Institut für Volksmu- sikforschung an der Musikuni, in seiner Lau- datio auf seinen langjährigen Freund und Kollegen Roland Neuwirth, ehe er selbst zur Geige griff und ein selbstgeschriebenes Gstanzl zum Besten gab. „Der Lebensweg Robert Opratkos reicht für einige Karrieren. Er spielte Jazz und Tanz musik, wurde von vielen Kolleginnen und Kollegen als Arrangeur in Anspruch ge - nommen, leitete unzählige Unterhaltungs- shows, stand am Dirigentenpult des Theaters an der Wien und ist Präsident der AKM“, be- tont Viktor Gernot in seiner Laudatio. „Oprat kos Name ist verbunden mit Marianne Mendt, Harald Juhnke, Catharina Valente, Peter Alexander, Udo Jürgens und vielen Stars mehr“. Nicht zuletzt habe Robert Oprat ko 25 Jahre am Konservatorium unterrichtet, wo auch ein gewisser Viktor Gernot zu seinen Schü lern zählte: „Er hat seine Studenten PID / Christian Jobst Fotos: … Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny und an den Wienerlied-Erneuerer Roland Neuwirth stets auf Augenhöhe behandelt“. Roland Neuwirth bedankte sich bei je - dem einzelnen seiner Musiker, bei Sängerin Robert Opratko, der ein offenes, weites Herz habe immer nur Musik gemacht, das war Doris Windhager, Alfred Treiber und der habe und der eine Platte von den Extrem- mein Leben“, bedankte sich Robert Opratko Ö1-Redaktion, die viel für ihn getan habe, Schrammeln aufgenommen hat. schließlich auch bei seiner Familie, die ihn bei den Sendungsmachern von Ohne Maul - „Ich mache seit 67 Jahren Musik. Ich ha- bestärkt hat. n korb, die ihm ins Fernsehen gebracht haben, be mit 17 Jahren begonnen, in verschiedenen https://de.wikipedia.org/wiki/Roland_Neuwirth und nicht zuletzt bei seinem Mit-Geehrten Formationen und Orchestern zu arbeiten. Ich https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Opratko

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 82 Wissenschaft & Technik MedAustron: Erste Patienten- bestrahlung durchgeführt

Erfolgreicher Start des Teilchenbeschleunigers nach der Zertifizierung

it dem erfolgreichen Abschluß des Zer - Mtifizierungsverfahrens hat MedAustron in Wiener Neustadt am 14. Dezembertdie letzte Hürde am Weg zur Zulassung als Krebsbehandlungszentrum genommen. Der Teilchenbeschleuniger gilt nun als geprüftes Medizinprodukt und darf damit für die Be- strahlung von PatientInnen eingesetzt wer- den. Er ist nicht nur eine einzigartige Ma- schine, sondern ab sofort auch eine CE-zer- tifizierte Anlage. Gemäß der Europäischen Medizinprodukterichtlinie 93/42/EWG wur- de die Anlage einer umfassenden Prüfung unterzogen, um sicherzustellen, daß sie den Gesundheits- und Sicherheitsanforderungen genügt. Zusätzlich mußte MedAustron wei- tere europäischen Richtlinien einhalten. Die

Zertifizierungen nach der Richtlinie 93/42/ MedAustron / Franz Baldauf Foto: EWG erfolgen durch eine benannte Stelle, im v.l.: Peter Grübling (Leiter Qualitätsmanagement MedAustron), Klaus Hogh-Janovsky (Stv. Fall von MedAustron war dies die mdc me- Geschäftsführer und Leitender Auditor medical device certification GmbH), MedAustron- Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Schneeberger, Harald Rentschler (Geschäftsführer medical dical device certification GmbH mit Sitz in device certification GmbH) und Peter Urschütz (Leiter Therapiebeschleuniger MedAustron) Stuttgart und einer Niederlassung in Wien. tientInnen eingesetzt, so sind die Sicher - ziell ein Ambulatorium nach dem Kranken - 200 Hersteller aus über 20 Ländern heitsanforderungen besonders hoch und das anstaltengesetz. Mit dem positiven CE-Be- „Der Erhalt des Zertifikats markiert einen Prüfverfahren ist dementsprechend umfang- scheid wurde nun auch die letzte Auflage besonderen Tag für MedAustron. Was vor reich. erfüllt, um mit den Protonenbestrahlungen vielen Jahren als vage Idee begonnen hat und beginnen zu können. Erste Patientinnen und in den Jahren der Planung nicht unumstritten Aufweniger Ablauf Patienten waren in den vergangenen Wochen war, ist nun Realität geworden. Heute ist Das Verfahren mit der benannten Stelle bereits zur Konsultation und Vorbereitung bei klar, daß die weitsichtige Entscheidung des verlief in mehreren Abschnitten: Das erste MedAustron und starten nun ihre Bestrah - Landes Niederösterreich, in der Person von Audit durch mdc fand im Juni dieses Jahres lungszyklen. Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, MedAu - statt und weitere Prüfungen erfolgten teil- stron umzusetzen und damit in die Zukunft weise vor Ort, teilweise anhand eingereich- Besonderer Meilenstein zu investieren, richtig war. Da ich das Pro- ter Dokumente kontinuierlich bis November. „Die erfolgreiche Zertifizierung ist ein jekt MedAustron bereits von Anbeginn be- Gegenstand war dabei nicht nur die Tech - besonderer Meilenstein für MedAustron. Es gleiten durfte, bin ich sehr stolz, daß das Zen- nische Dokumentation der Anlage, sondern ist bemerkenswert, daß es gelungen ist, aus trum nun den Patientenbetrieb aufnehmen auch das Qualitätsmanagementsystem, das unserem einzigartigen Teilchenbeschleu ni - darf und damit Menschen mit speziellen Tu - sämtliche Prozesse in der täglichen Arbeit ger ein zertifiziertes Medizinprodukt zu ma- moren Hoffnung im Kampf gegen ihre heim- am Beschleuniger regelt. In Summe wurden chen. Wir bedanken uns bei all jenen, die tückische Krankheit geben wird“, kommen- etwa 8.000 Dokumente angefertigt. Nach der dazu beigetragen haben, und freuen uns sehr tiert der MedAustron Aufsichtsratsvor sit zen - finalen, positiven Beurteilung durch mdc und darauf, gemeinsam mit unserem Team nun de Klaus Schneeberger den Meilenstein. der Konformitätserklärung beim Gesund - als Behandlungszentrum durchstarten zu Etwa 200 Hersteller aus über 20 Ländern heitsministerium durch MedAustron als Her- können“, so die beiden MedAustron-Ge - lieferten jene Komponenten, die den Med - steller des Beschleunigers, erlangte das schäftsführer Alfred Zens, MBA, und Prof. Austron-Beschleuniger bilden. Konzipiert Zentrum nun seine rechtskräftige Benüt- Eugen B. Hug. wurde die Anlage von MedAustron-Physi - zungs be willigung. Zu Beginn werden gemäß den techni- kerInnen und -IngenieurInnen mit Unter stüt - Der erfolgreiche Abschluß des Zertifizie- schen Rahmenbedingungen PatientInnen mit zung von ExpertInnen des Europäischen rungsverfahrens stellt den letzten Schritt am jenen Indikationen behandelt, für die sich Kern forschungszentrums CERN. Wird eine Weg zu den PatientInnenbehandlungen dar. die Ionentherapie bereits etabliert hat: Men - derartige Maschine zur Behandlung von Pa- Bereits seit September ist MedAustron offi- schen mit Hirntumoren, Tumoren an der

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 83 Wissenschaft & Technik Foto: MedAustron / Thomas Kästenbauer Foto: Der kreisförmiger Teilchenbeschleuniger »Synchrotron« ist das Herzstück der hochkomplizierten Anlage in Wr. Neustadt Schädelbasis oder dem Rückenmark, sowie Tumore im Bereich des Beckens. In weiterer Folge wird das Indikationsspektrum erwei- tert, dies geht auch Hand in Hand mit der schrittweisen Inbetriebnahme der übrigen Be - strahlungsräume und Teilchenarten, die 2020 abgeschlossen sein wird. Gleichzeitig erhöht sich auch die Zahl der Patienten, die pro Jahr behandelt werden können: im kommenden Jahr werden es rund 150 Patienten, 2020 et- wa 1.000 sein.

Erste erfolgreiche Bestrahlung Am Nachmittag des 14. Dezember wurde dann bereits mit den Bestrahlungen begon- nen, die initiale Behandlung verlief plan - mäßig und reibungslos. Das Medizin-Team unter der Leitung von Prof. Eugen B. Hug hatte alle Details bestens vorbereitet und freu- te sich über den gelungenen Start. Eine Detailaufnahme der Beschleunigeranlage Ebenso erfreut zeigten sich Landeshaupt - mann Erwin Pröll und MedAustron Auf- sichts ratsvorsitzender Klaus Schneeberger: „Wir gratulieren dem Team von MedAustron sehr herzlich zur erfolgreichen ersten Be- handlung. Mit der Aufnahme des Thera - piebe triebs beginnt eine neue Ära für Med Austron – was heuer im Herbst mit dem Auftakt der Forschung begonnen hat, wird nun mit dem Start der Behandlungen vollen- det. Der Tag markiert auch einen Meilen- stein für das Land Niederösterreich, denn nach langjähriger Planung und Vorarbeit macht sich jetzt die mutige Investition in die Zukunft bezahlt. MedAustron ist nicht nur eine herausragende Einrichtung in unserer Wissenschafts- und Forschungslandschaft, son dern auch eine Institution von internatio- nalem Rang und ab sofort eine unverzichtba- Foto: MedAustron / Thomas KästenbauerFoto: MedAustron / Thomas Kästenbauer Foto: re Waffe im Kampf gegen den Krebs.“ n Innovatives Rotobersystem mit Imaging Ring zur Positionierung und Positions- http://www.medaustron.at überwachung der PatientInnen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 84 Wissenschaft & Technik Auf dem Weg zur zellulären Landkarte des Gehirns

Das IMBA hat Dutzende neue Neuronen-Arten im Hypothalamus katalogisiert.

in internationales Team von ForscherIn - Enen verglich künstlich gezüchtete Ge - hirn-Organoide mit der Originalvorlage im menschlichen Körper und fand auffällige Ähn lichkeiten in Form, Struktur und Ent - wicklung. Dies berichtet das Fachmagazin „Cell Reports“ in seiner aktuellen Ausgabe. Bereits 2013 überraschten Wissenschaft- lerInnen des IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akade- mie der Wissenschaften, die Fachwelt, in - dem sie als Erste aus Stammzellen dreidimen- sionale kleine, gehirnartige Strukturen in der Petrischale wachsen ließen. Die Gehirnmo- del le aus Wien waren eine wissenschaftliche Sensation. Die Methode wurde seitdem welt - weit von vielen Forschungslabors übernom- men, um die Entwicklung des Gehirns und die Entstehung verschiedener neurodegene- rativer Erkrankungen zu studieren. Ein Team internationaler ForscherInnen konnte nun nachweisen, daß die in Wien er - fundenen 3D-Gehirnmodelle echten Ge hir - © Madeline Lancaster/MRC-LMB (Medical Research Council, Laboratory of Molecular Biology), UK nen nicht nur in Struktur und Funktion Fluoreszierender Querschnitt eines Gehirn-Organoids ähneln, sondern tatsächlich auch in ihren epigenetischen Merkmalen. dafür. Wichtig ist auch, daß nun Medika - den und welche auf stumm geschaltet wer- mente direkt an menschlichem Gewebe gete- den. Dieses sogenannte Epigenom wirkt eine Forschungsmission: Erkrankungen stet werden können“, zeigt sich Knoblich be - Ebene über dem Genom und kann durch um- des menschlichen Gehirnes verstehen geistert über das enorme Potential. weltbedingte Faktoren, wie Stress oder Er - „Mit den Gehirn-Organoiden simulieren In seinem Wiener Labor am IMBA legte nährung, beeinflußt werden. Gerade bei der wir das Frühstadium des menschlichen Ge - er gemeinsam mit seiner damaligen Postdok - Ausprägung von neurologischen Erkrankun- hirns und können die embryonale Entwick - torandin Madeline Lancaster bereits vor Jah- gen wie etwa Schizophrenie scheinen epige- lung live beobachten,“ erklärt Jürgen Knob - ren den Grundstein für die Gehirnmodelle netische Faktoren eine wichtige Rolle zu lich, stellvertretender wissenschaftlicher Di- aus der Petrischale: Embryonale Stammzel- spielen. rektor am IMBA. „Unsere Methode gibt uns len werden durch spezielle Zellkulturverfah - „Gehirn-Organoide unterscheiden sich nicht nur enormen Aufschluß über den Auf - ren dazu gebracht, die einzelnen Schritte der hinsichtlich ihrer epigenetischen Merkmale bau und die Entwicklung dieses wichtigsten embryonalen Gehirnentwicklung im Labor von echten Gehirnen, da sie in einer voll- Organs unseres Körpers. Anhand der Orga - nachzuahmen und sich zu Nervenzellen zu kommen anderen Umgebung heranwachsen, noide lassen sich auch Erkrankungen wie spezialisieren. In wenigen Monaten bildet doch erstaunlicherweise gibt es ähnliche Mu - Alzheimer, Parkinson oder Schizophrenie sich so ein etwa erbsengroßer Gewebever- ster“, erklärt der Letztautor der Publikation, erstmals im menschlichen Gewebe erfor- band, der dem Stadium eines embryonalen Joseph Ecker, der am US Salk Institut in schen, um in einem nächsten Schritt neue Gehirns entspricht. Kalifornien forscht. „In Zukunft könnte man Therapiemöglichkeiten zu finden.“ daher versuchen, die epigenetischen Merk- Das menschliche Gehirn unterscheidet Erstmals epigenetischer male des Gehirnes auch auf das Modell zu sich wesentlich von den Gehirnen anderer Vergleich mit dem Original übertragen. Dies könnte uns helfen, die kom- Säu getiere, wie zum Beispiel Mäusen. „Die - In der aktuellen Studie untersuchten die plexe Funktion des menschlichen Gehirnes se Unterschiede machten es bisher schwie- ForscherInnen erstmals auch die „epigeneti- noch besser zu simulieren, um die Ausprä- rig, die Entstehung komplexer neurologi- schen“ Merkmale der Organoide. Das sind gung von Krankheiten noch besser verstehen scher Krankheiten zu verstehen. Jetzt haben kleine Molekülgruppen, die bestimmen, wel- zu können.“ n wir ein unglaublich mächtiges Werkzeug che Abschnitte auf der DNA abgelesen wer- http://www.imba.oeaw.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 85 Wissenschaft & Technik Ein Nano-Kreisverkehr für Licht

An der TU Wien gelang es, ein optisches Element auf der Nanoskala zu erzeugen, das den Fluß von Lichtteilchen am Kreuzungspunkt zweier Glasfasern wie ein Kreis- verkehr regelt. Zur Kontrolle der Lichtwege wurde ein einzelnes Atom verwendet.

ie im normalen Straßenverkehr sind Wauch in der optischen Signalverarbei- tung Kreuzungen unverzichtbar. Zum Ver - meiden von Kollisionen bedarf es dabei einer klaren Verkehrsregel. An der TU Wien wurde nun eine neue Methode entwickelt, mit der man eine solche Regel für Lichtsi g– na le vorgeben kann. Hierzu wurden die Glas - fasern am Kreuzungspunkt an einen optischen Resonator gekoppelt, in dem das Licht um- läuft, und sich wie in einem Kreisverkehr ver- hält. Die Umlaufrichtung wird hierbei durch ein einzelnes Atom im Resonator vorgege- ben. Das Atom sorgt außerdem dafür, daß das Licht immer bei der unmittelbar nächsten Ausfahrt den Kreisverkehr verläßt. Diese Kreisverkehr-Regelung gilt auch dann noch, wenn das Licht bloß aus einzelnen Photonen besteht. Ein solcher Kreisverkehr soll sich nun auch in integrierten optischen Chips ein- bauen lassen – ein wichtiger Schritt für die optische Signalverarbeitung.

Signalverarbeitung mittels Lichts statt Elektronik Als „optische Zirkulatoren“ bezeichnet man Elemente am Kreuzungspunkt zweier zu einander senkrecht stehender Lichtleiter, die Lichtsignale von einem in den jeweils anderen Lichtleiter umleiten, so dass sich die Laufrichtung des Lichts beispielsweise im- mer um 90° im Uhrzeigersinn ändert. „Für Wien / Jacqueline Godany TU Foto: sich frei ausbreitende Lichtstrahlen gibt es Prof. Arno Rauschenbeutel vom Vienna Center for Quantum Science and Technology am Atom institut der TU Wien solche Komponenten schon lange“, sagt Arno Rauschenbeutel vom Vienna Center for wie man sie aus der Elektronik kennt“, er- Glasobjekt, an dessen Oberfläche das Licht Quantum Science and Technology am Atom - klärt Rauschenbeutel. Andere Methoden, die im Kreis läuft. Bringt man einen solchen Re - institut der TU Wien. „Solche optischen Zir- Symmetrie des Lichts zu brechen, funktio- sonator in die Nähe zweier ultradünner licht- kulatoren beruhen meistens auf dem soge- nieren nur bei sehr hohen Lichtintensi tä ten leitender Glasfasern, dann koppeln die Sy - nannten Faraday-Effekt: Man legt ein star- oder leiden an hohen optischen Verlusten – steme aneinander. Ohne Atom wechselt das kes Magnetfeld an ein transparentes Material in der Nanotechnologie möchte man aber Licht von einer Glasfaser über den Flaschen- an, das sich zwischen zwei gegeneinander kleinste Lichtsignale verarbeiten können, bis Resonator in die jeweils andere Faser. Auf verdrehten Polarisationsstrahlteilern befindet. hin zu Lichtpulsen, die bloß aus einzelnen diese Weise ist jedoch noch kein Umlaufsinn Die Richtung des Magnetfelds bricht dabei Photonen bestehen. für den Zirkulator festgelegt: Licht, welches die Symmetrie und legt fest, in welche Rich- auf diese Weise um 90° im Uhrzeigersinn um - tung das Licht umgeleitet wird.“ Zwei Glasfasern und gelenkt wird, kann den gleichen Weg auch Auf den Größenskalen der Nanotechno- eine Flasche für Licht rückwärts – und damit gegen den Uhrzeiger - logie läßt sich ein solches Bauteil mit Fa- Das Team von Arno Rauschenbeutel geht sinn – durchlaufen. raday-Effekt aber aus technischen Gründen einen ganz anderen Weg: Man koppelt ein Um diese Vorwärts-Rückwärts-Symme- nicht realisieren – Bedarf dafür gäbe es. „Man einzelnes Rubidium-Atom an das Lichtfeld trie zu brechen, wird zusätzlich ein Atom an versucht heute, optische integrierte Schalt- eines sogenannten „Flaschen-Resonators“ – den Resonator gekoppelt, welches das Ein - kreise zu bauen, mit ähnlichen Funktionen ein mikroskopisches bauchig geformtes koppeln des Lichts und somit das Überkop -

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 86 Wissenschaft & Technik peln in die andere Glasfaser für eine der bei- den Umlaufrichtungen verhindert. Für die- sen Trick nutzt man an der TU Wien eine be- sondere Eigenschaft des Lichtes aus: Die Schwingungsrichtung der Lichtwelle, auch Polarisation genannt. Durch die Wechselwirkung zwischen der Lichtwelle und dem Flaschen-Resonator ent- steht ein ungewöhnlicher Schwingungszu - stand. „Die Polarisation dreht sich wie der Ro - tor eines Helikopters“, sagt Rau schen beutel. Foto: TU Wien Die Drehrichtung hängt dabei davon ab, ob Funktionsweise des Nanokreisverkehrs das Licht im Resonator gegen oder mit dem Uhrzeigersinn umläuft: Einmal schwingt das sonator eintreten“, sagt Arno Rauschen beu - setzen, in dem beide Verkehrsregeln gleich- Licht im Uhrzeigersinn, einmal dagegen. tel. Diese Asymmetrie der Licht-Atom-Kopp - zeitig gelten: Alle Lichtteilchen durchlaufen Umlaufsinn und Schwingungs zu stand des lung bezüglich des Umlaufsinns des Lichts den Zirkulator gemeinsam, sowohl im als Lichts sind also fest miteinander verknüpft. ermöglicht die gewünschte Funktionsweise auch gegen den Uhrzeigersinn.“ Nach den Wenn man nun das Rubidium-Atom rich- eines Zirkulators, wobei der gewünschte Um - Regeln der klassischen Physik ist dies zum tig präpariert und an den Resonator koppelt, laufsinn über den internen Zustand des Glück unmöglich, würde es doch im Stras- kann man erreichen, daß es sich in Bezug auf Atoms eingestellt werden kann. senverkehr zu einem Chaos führen. In der die beiden Licht-Rotationsrichtungen unter- Quantenphysik sind solche Überlagerungen schiedlich verhält. „Das im Uhrzeigersinn Der Atomzustand als Quanten-Schalter unterschiedlicher Zustände aber erlaubt und um laufende Licht wird vom Atom nicht be - „Da wir nur ein einzelnes Atom verwen- eröffnen ganz neue, spannende Möglich kei - einflußt. Das in entgegengesetzter Richtung den, können wir den Prozess noch viel subti- ten für die optische Verarbeitung von Quan- umlaufende Licht koppelt dagegen stark an ler steuern“, erklärt Rauschenbeutel. „Man teninformation. n das Atom und kann deshalb nicht in den Re - kann dieses Atom dann in einen Zustand ver- http://www.tu-wien.ac.at Makaken besitzen anatomische Voraussetzungen für Sprachlaute in internationales Team von Kognitions- Ebiologen um Tecumseh Fitch von der Uni versität Wien hat die stimmbildenden Or - gane – also Kehlkopf, Zunge und Lippen – von Affen genau untersucht und herausge- funden, daß diese weitaus flexibler sind als bisher angenommen. Ihr Fazit: Es liegt nicht an der Vokalanatomie, daß Affen nicht spre- chen können, sondern am Gehirn. Ihre Er - gebnisse publizieren die Forscher aktuell in der renommierten Fachzeitschrift „Science Advances“. Affen und Menschenaffen können keine neuen Rufe lernen. Jahrzehntelang war es gän- gige Lehrmeinung, daß dies auf Begrenzun - gen in der Vokalanatomie der Tiere, also der Beschaffenheit von Kehlkopf, Zunge und Lippen, zurückzuführen ist. Ein internationales Team um Tecumseh Foto: Universität Wien Fitch und Asif Ghazanfar von der Princeton Der Kognitionsbiologe Tecumseh Fitch hat herausgefunden, daß Affen die physiologischen Voraussetzungen besitzen, um zu sprechen University hat die Vokalanatomie von Affen buchstäblich durchleuchtet. Die Wissenschaf- schiedene Sprachlaute zu produzieren, um Diese Ergebnisse legen nahe, daß sich ter benutzten Röntgenstrahlen, um jene Ver- daraus tausende unterschiedliche Worte zu eine einfache Form der Sprache zu jedem änderungen im Mund und Hals von Maka- formulieren“, erklärt Tecumseh Fitch. Der Zeitpunkt der menschlichen Evolution, ohne ken zu beobachten, während sie Laut gaben, Kognitionsbiologe und sein Team gingen so - Änderung der Vokalanatomie, hätte entwik- fraßen oder auch nur ihren Gesichtsausdruck gar einen Schritt weiter und fragten sich, wie keln können. n variierten. Mit diesen Röntgenaufnahmen er- diese Sprache der Affen klingen könnte, wenn http://www.univie.ac.at stellten sie ein Computermodell des Vokal- sie unter der Kontrolle eines menschlichen Publikation in „Science Advances“: W. T. Fitch, B. de Boer, N. Mathur, A. A. Ghazanfar, Monkey vocal tracts traktes der Affen. „Das Modell zeigte, dass Gehirns stünde. In der Folge erstellten sie are speechready. Sci. Adv. 2, e1600723 (2016). es für Affen ein Leichtes wäre, viele ver- Beispiele dieser künstlichen Affensprache. DOI: 10.1126/sciadv.1600723

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 87 Wissenschaft & Technik Nach der Befruchtung über- nimmt die Eizelle die Führung

Die Entstehung eines neuen Menschen ist jedes Mal ein großes Wunder,denn die Mechanismen dahinter sind derart komplex, daß unglaublich viel schiefgehen kann.

iener Forscherinnen am IMBA (Insti - Wtut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaf - ten) zeigen in einer aktuellen Publikation des Fachmagazins „Cell“, wie die Eizelle das Gedächtnis der Samen zelle löscht und Schä - den in der männlichen DNA repariert, um aus nur einer Zelle ein ganzes Lebewesen bilden zu können. Die Entstehung eines neuen Menschen ist jedes Mal ein großes Wunder, denn die Me - chanismen dahinter sind derart komplex, daß unglaublich viel schiefgehen kann. Damit das Wunder gelingt, hat die Natur viele Kon- IMBA Institut für Molekulare Biotechnologie Foto: troll- und Reparaturmechanismen eingebaut. Während in der Maus-Zygote die mütterliche DNA stark methyliert ist (in Magenta), wird die väterliche DNA unmittelbar nach der Befruchtung »aktiv« und demethyliert. Die frühesten unter ihnen werden bereits un- mit telbar nach der Befruchtung der Eizelle männlichen DNA für die Entstehung eines von spezialisierten Zellen hervorgeht, sie be- durch die Samenzelle aktiv. lebensfähigen Embryos von enormer Bedeu - treibt auch Qualitätssicherung auf höchstem Damit das gesamte männliche Erbgut in tung. Sie untersuchte dabei befruchtete Ei - Niveau, damit gesundes neues Leben si - Form der DNA in die winzige Samenzelle zellen von Mäusen. chergestellt wird.“ Dazu sind Kontroll punk - hineinpaßt, muß es sehr dicht verpackt wer- „Wir wissen jetzt, daß in der verschmol- te eingerichtet, die die weitere Zellteilung den. Die Stränge der DNA werden auf Pro– zenen Ei-Samen-Zelle, der sogenannten Zy- erst zulassen, nachdem die Brüche in der teine gewickelt, wie Zwirn auf eine Spule. gote, die Eizelle die Führungsrolle für die väterlichen DNA von mütterlichen Proteinen So nehmen sie den geringsten Platz ein. Da- Umprogrammierung der Zygote übernimmt. repariert werden konnten. mit sich das Gebilde nicht auflöst, wird es Dieser Vorgang ist deshalb so wichtig, weil Interessant ist, daß die Umgebung beein- von Methylgruppen gehalten. Die DNA liegt die beiden verschmolzenen Zellen ihre Ver - flußt, wie streng am Kontrollpunkt kontrol- nun in sogenannter „methylierter“ Form vor. gangenheit als spezialisierte Geschlechtszel - liert wird. „Wir haben gesehen, daß in unse- Damit die DNA gelesen werden kann, müs- len „vergessen“ müssen. Nur so erlangt die ren Zellkulturen die Qualität der Nährlösung sen die Methylgruppen weichen. Das Vor- Zygote sogenannte totipotente Eigenschaf - eine große Rolle spielt“, beschreibt Sabrina handensein dieser Moleküle bestimmt, wel- ten, damit sie in der Lage ist, einen ganzen Ladstätter ihre Ergebnisse. Das ist eine wich - che Genabschnitte abgelesen werden und Organismus zu bilden“, erklärt Sabrina Lad- tige Erkenntnis, denn bei der künstlichen macht es möglich, mit identischen Erbinfor - stätter. Befruchtung wird die Eizelle auch außerhalb mationen unterschiedliche Zellen zu erzeu- Durch ein Signal eines Proteins in der Ei - des Körpers, also unter Laborbedingungen, gen – oder gar ganze Lebewesen. zelle wird die väterliche DNA zuerst „aktiv“, befruchtet. Die künstliche Befruchtung, oder Ist die Samenzelle in die Eizelle hinein- in dem sie demethyliert und somit wieder „in vitro Fertilisation“, ist heute in unserer gelangt, muß das väterliche Genmaterial al - lesbar gemacht wird. Entstehen dabei Schä- Gesellschaft, in der Mütter immer älter wer- so „demethyliert“ werden. Doch bei diesem den, wie etwa Brüche der DNA Stränge, sor- den, oft die letzte Hoffnung auf erfüllten Vorgang kann es zu Schäden in der männ- gen die mütterlichen Proteine für Ordnung. Kinderwunsch. „Unsere Forschungserkennt- lichen DNA kommen. Sie erkennen nicht nur die Schäden an der nisse sind nicht nur wissenschaftlich span- männlichen DNA, sondern initiieren auch nend, sondern leisten auch einen Beitrag zur Durch Gedächtnisverlust die nötige Reparatur. Verbesserung der modernen Reproduktions - zum Zell-Allrounder medizin“, zeigt sich Forschungsleiterin Tachi - Sabrina Ladstätter, Postdoktorandin in der »Mutter aller Zellen« bana-Konwalski optimistisch über die mög - Forschungsgruppe von Kikuë Tachibana-Kon- betreibt Qualitätssicherung liche Anwendung ihrer Forschung. n walski und Erstautorin der Studie, zeigt nun „Die enormen Fähigkeiten der Eizelle http://de.imba.oeaw.ac.at in ihrer aktuellen Forschung, welche Schutz- fas zinieren mich schon lange“, sagt For - Originalpublikation: „A surveillance mechanism ensures mechanismen die Eizelle entwickelt hat, um schungsleiterin Kikuë Tachibana-Konwals - repair of DNA lesions during zygotic reprogramming”, diese kritische Phase des Lebens zu bewälti- ki. „Sie ist nicht nur die ,Mutter aller Zellen‘, Ladstätter, Tachibana-Konwalski, Cell: gen. Schließlich ist die hohe Qualität der aus der ein neuer Organismus mit Milliarden http://dx.doi.org/10.1016/j.cell.2016.11.009

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 88 Wissenschaft & Technik Virtual Reality als Live-Übertragung

Der nächste Schritt für das Erleben virtueller Realität (VR): Die TU Wien ermöglicht Echtzeit-Streaming und 3D-Erkundung von realen Umgebungen. So werden etwa live-Wohnungsbesichtigungen mit 3D-Brille möglich, ohne vor Ort sein zu müssen.

Besichtigung in Echtzeit Was macht man, wenn man übersiedeln möchte und in einer fremden Stadt ein WG- Zimmer sucht? Natürlich kann man sich ein paar hübsche Fotos von der Wohnung schik- ken lassen – doch wie aktuell sie sind und wie viel sie mit der Wirklichkeit zu tun ha- ben, weiß man nicht. Viel besser wäre es, die Wohnung in Echtzeit zu besichtigen, sich in 3D durch die Räume zu bewegen und zu se- hen, wie es dort genau jetzt in diesem Au- genblick aussieht. „Wir ermöglichen nun erstmals eine Echtzeit-Erkundung von realen Räumen über Virtual Reality“, sagt Annette Mossel vom Institut für Softwaretechnik und Interaktive Systeme, die mit ihrem VR-Kon- zept kürzlich bei der international wichtig- sten Virtual-Reality-Konferenz ISMAR in

Foto: TU WIen Mexiko den Best Poster Award gewann. Im »Wir ermöglichen nun erstmals eine Echtzeit-Erkundung von realen Räumen über Virtual Rahmen seiner Diplomarbeit hat ebenfalls Reality«, sagt Annette Mossel vom Institut für Softwaretechnik und Interaktive Systeme. Manuel Kröter am Projekt mitgearbeitet. enn man sich mit einer 3D-Brille in Echtzeit eine 3D-Welt zu erstellen, durch Wdurch virtuelle Welten bewegt, ist die die sich eine andere Person frei bewegen Daten erzeugen beim virtuellen Umgebung normalerweise künstlich erstellt kann. Von der virtuellen Wohnungsbe sich - Spaziergang zu zweit und von Beginn an am Computer abgespei- tigung über die Zusammenarbeit an verteil- Die virtuelle Welt wird in Zusammen ar - chert. Nun geht es auch anders: Die Virtual ten Inspektionsaufgaben bis hin zum Vorab - beit von mindestens zwei Personen erzeugt: Reality Forschungsgruppe der TU Wien hat Erkunden von Einsatzorten bei Katastrophen die erste spaziert mit einer Tiefenkamera eine Methode entwickelt, reale Umgebungen werden damit ganz neue VR-Anwendungen durch die Räume. Aus den Aufnahmen wird aufzuzeichnen, live zu streamen und daraus möglich. sofort eine dichte dreidimensionale Punkt - Foto: TU WIen

Systemaufbau zum gleichzeitigen Erstellen und Erkunden von dreidimensionalen Welten

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 89 Wissenschaft & Technik

wolke erstellt und eine 3D-Karte der Woh- nung berechnet. Die andere Person, die sich an einem ganz anderen Ort befindet, kann sich gleichzeitig dieselbe Wohnung ansehen. Aus der live über das Internet gestreamten 3D-Punktwolke, angereichert mit Farbinfor- ma tion, wird ein dreidimensionales Gitter - netz modell erstellt, in das man mit Hilfe von VR immersiv eintauchen kann. „Daß die virtuelle 3D-Welt, die die zwei- te Person erkunden kann, von einer anderen Person an einem ganz anderen Ort live er - zeugt werden, ist neu“, erklärt Annette Mos - sel. „Erst dadurch wird eine verteilte Kolla- boration der Personen und damit eine ge - meinsame Erkundung von entfernten Räum- lichkeiten möglich.“ Die zweite Person kann ganz in die virtuelle 3D-Welt eintauchen und Foto: TU WIen Annette Mossel der VR-Erkundung des rekonstruierten 3D-Modells einer 100 m²-Wohnung sich frei durch die Wohnung bewegen. Da- (siehe im Bild unten) durch erhält sie eine viel bessere Vorstellung des Raums, als man mit einem Foto oder mit befragt“, sagt Annette Mossel. Dabei zeigte tuelle Modell zu einem vorgegeben Ziel- einem 3D-Modell am Computer haben sich, daß die Testpersonen nach der virtuel- punkt finden. könnte. len Besichtigung ein sehr gutes Raumver - Interessant könnte die Technik auch zur „Wir haben unser VR-Konzept mit zahl- ständnis hatten. Sie konnten die Entfernun- Unterstützung von Einsatzkräften am Kata - reichen Versuchspersonen getestet und nach gen in der Wohnung danach gut wiedergeben strophenort sein. Anstatt eines Menschen dem virtuellen Rundgang über die Wohnung und sehr schnell ihren Weg durch das vir- könnte auch ein Roboter die Umgebung digi- tal aufnehmen und den Einsatzort erkunden. So könnten Rettungskräfte ganz gefahrlos eine virtuelle Nachbildung des Einsatzortes besichtigen. Auch zur Ausbildung von Einsatzkräften könnte diese Technologie herangezogen wer- den. So könnte man etwa Feuerwehrleute über 3D-Brillen mit einem realistischen Ka- tastrophenszenario konfrontieren. Auch in diesem Fall könnte die Umgebung – je nach gewünschtem Übungsverlauf – in Echtzeit erstellt und live in die virtuelle Welt der Einsatzkräfte eingespielt werden. n http://www.uwien.ac.at Foto: TU WIen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 90 Kultur Spitzweg, Wurm, Avramidis, Hodler…

Frauenbilder und mehr im Leopold Museum 2017

ie Leopold Museum-Direktoren Hans- DPeter Wipplinger und Gabriele Langer ließen am 2. Dezember im Rahmen einer Pres- sekonferenz ein aktives und ereignisreiches Jahr 2016 Revue passieren und präsentierten die Sonderausstellungen sowie die Koopera - tionen des Jahres 2017.

»Carl Spitzweg – Erwin Wurm. Köstlich! Köstlich?« Nach der erstmals ausgerichteten neuen Kunstmesse Art Vienna (23.02. bis 26.02.) startet das Ausstellungsjahr mit einer außer- gewöhnlichen Gegenüberstellung: Der ge - meinhin dem Biedermeier zugeordnete, iro- nisch-humorvolle Maler Carl Spitzweg (1808–1885) trifft dabei auf Erwin Wurm (geb. 1954), den Meister des erweiterten Skulpturbegriffes. Die von Leopold Museum- Direktor Hans-Peter Wipplinger kuratierte Schau „Carl Spitzweg – Erwin Wurm. Köstlich! Köstlich?“ (25.03. bis 19.06.) ist 130 Jahre nach dem Tod des Künstlers die erste Ausstellung des deutschen Malers in Österreich. Wipplinger: „Wir zeigen nicht nur den herausragenden Maler und begnade- ten Zeichner Spitzweg, der im kulturhistori- schen Fluidum des Biedermeier sein Werk schuf, sondern auch den gesellschaftskriti- schen Geist Spitzweg, der ein Meister der Analyse von autoritären Herrschaftsverhält- nissen und sozialen Hierarchien war und mit seinen Werken pointierte Kommentare des Zeitgeschehens lieferte.“ Sowohl Spitzwegs als auch Wurms Œuvre sind gespickt mit Anspielungen und Doppelbödigkeiten, bei- der Humor basiert auf Szenarien der Poesie und scheinbaren Idylle. Beschaulichkeit, kleinbürgerlicher Atmosphäre und Spießbür - gertum wird ein entlarvender Spiegel vorge- halten und der kritisch-reflektierte Humor als Waffe eingesetzt.

Umfassende Retrospektiven werden im Jahr 2017 Joannis Avramidis (19.5.17 bis 4.9.17), Anton Kolig (22.9.17

Carl Spitzweg (1808-1885), Der Bücher - wurm, 1850, Öl auf Leinwand, 49,4 x 26,9

cm, Museum Georg Schäfer, Schweinfurt Museum Georg Schäfer, Schweinfurt Foto:

»Österreich Journal« – http://www.oesterreich- ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 91 Kultur

der sind von einer virtuos-schwungvollen Handschrift und einer leuchtend-schillern- den Farbigkeit gekennzeichnet.“ Die Retrospektive zu Ferdinand Hodler prä sentiert wiederum einen spannungsrei- chen Einblick in das Werk des Schweizer Malers. Landschaft, Porträt und Figuren ma - lerei sind ebenso vertreten wie Beispiele na- turalistischer Pleinairmalerei, Berg- und Seenlandschaften bis zu den abstrakten „paysages planétaires“ des Spätwerkes. Ausstellungskurator Hans-Peter Wipplinger: „Als Exponent von Symbolismus und Jugend- stil, als Wegbereiter des Expressionismus und nicht zuletzt als Erneuerer der Monu - men talmalerei, war der Schweizer Hodler nicht nur häufiger Gast in der Donaumetro- pole, sondern wichtiger Impulsgeber für zahlreiche Künstler der Wiener Moderne.“

Frauenbilder Den Fokus auf die reichhaltigen Samm- lungsbestände des Leopold Museum legt die von Birgit Summerauer und Franz Smola kuratierte Ausstellung „Frauenbilder“ (7.7. bis 18.9.), die den inhaltlichen Bogen vom Biedermeier bis zur Moderne spannt. Por - trät darstellungen, Genrebilder aber auch Akte und erotische Darstellungen werden hierbei als Ausdruck des über Jahrhunderte hinweg vorrangig männlichen Blickes auf die Frau reflektiert, während ein eigenes Ka pitel der Schau Frauendarstellungen aus der Hand von Künstlerinnen wie Tina Blau, Käthe Foto: Bildrecht, Wien 2016 Foto: Kollwitz oder Broncia Koller präsentiert. Erwin Wurm (geb. 1954), Landed Gentry (Hermés), 2008, C-Print, 80 x 69 cm bis 29.1.18) und Ferdinand Hodler (13.10.17 Franz Smola: „Kolig ist ein exponierter Ver- Ein neuer Raum wird geschaffen bis 22.1.18) gewidmet. Das Werk des bedeu- treter einer für seine Zeit vielfach typischen Mit dem Grafischen Kabinett wird im tenden österreichischen Bildhauers Joannis dynamisierten figuralen Malerei. Seine Bil - Jahr 2017 ein weiterer, neu geschaffener Avramidis (1922–2016) kreiste stets um die Raum für Sammlungspräsentation mit einer menschliche Figur und orientierte sich in der Ausstellung zu Alfred Kubin (1877–1959) Suche nach einer „absoluten Figur“ an der eröffnet (7.7. bis 4.9.). Kubin erfaßte in sei- griechischen Archaik und Klassik, der Früh - nem Schaffen alle wichtigen Themen des 20. renaissance und Ikonenmalerei. „Avramidis‘ Jahrhunderts, von der Auflösung des Indivi - sublimierte Vollplastik ist erhaben über das duums bis zur vergeblichen Suche des Ein - Subjektive. Anhand der Skulpturen und zelnen nach seinem Platz in der Gesell- Zeichnungen Avramidis‘ intendiert die Aus- schaft. Im Zentrum der Präsentation stehen stellung die fruchtbare Spannung des Wer- die Buchillustrationen Kubins, der mehr als kes spürbar zu machen, welches die größt- 2000 Illustrationen für 250 Bücher schuf. mögliche Objektivierung der Form anstrebte Kurator Stefan Kutzenberger: „Alfred Kubin und dabei dennoch durch einen hohen Grad bediente sich bei den von ihm illustrierten an Sinnlichkeit besticht“, so Ivan Ristić, der Büchern immer wieder im Fundus seiner un - die Retrospektive gemeinsam mit Stephanie abhängig davon entstandenen grafischen Damianitsch kuratiert. Werke und schuf so eine offene Partnerschaft So wie die Avramidis Ausstellung, die zwischen Bild und Text.“ Ausgewählte Blät- bisher größte Retrospektive des Künstlers in ter Kubins dienen, diesem Gedanken fol-

Österreich, ist auch die Präsentation von / Manfred Thumberger Foto: Leopold Museum, Wien gend nun als Bebilderung einer eigens von Anton Kolig (1886–1950) die erste große Ferdinand Hodler, Bildnis Madame Darel, Radek Knapp (geb. 1964) geschriebenen Personale nach mehr als 50 Jahren. Kurator 1912, Öl auf Papier auf Karton, 41 x 32,3 cm Kurz geschichte.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 92 Kultur

Spuren der Zeit Die 2016 neu eingeführte zeitgenössische Programmschiene des Leopold Museum fin- det schließlich mit der Ausstellung „Spuren der Zeit“ (20.10.17 bis 5.2.18) eine Weiter - führung. Mit Mladen Bizumic, Cäcilia Brown, Andreas Fogarasi, Sofie Thorsen, Kay Walko - wiak und Anita Witek rückt die Präsentation zeitgenössische künstlerische Strategien in den Mittelpunkt, die sich – vergleichbar einer spezifischen Form des Dokumentarismus – der Erforschung und Hinterfragung der vi- suellen Kultur widmen. Das Hauptaugen- merk liegt dabei auf der Konstruktion des Visuellen in Kunst, Fotografie, Architektur oder Gebrauchsgegenständen des Alltags. Kuratorin Stephanie Damianitsch: „Die Schau versammelt nicht nur Arbeiten, die auf Foto- grafie und Film als Dispositive des Doku - mentarischen reflektieren. Gezeigt werden Werke, die sich nicht auf das Medium Bild beschränken, sondern basierend auf der Idee des Dokumentarischen als Studium visueller Kultur auch in den Raum ausgreifen und zwischen informativem Display, architekto- nischem Element und autonomem Objekt changieren.“

Rückblick und Ausblick Wie 2015 erwartet das Direktorium des Foto: Eberhard Spangenberg / Bildrecht, Wien, 2016 Foto: Leopold Museum auch für das Jahr 2016 Alfred Kubin, »Das Grausen«, Kupferstich, 44,3 x 35,55 cm rund 370.000 BesucherInnen. Das Haus im MuseumsQuartier zählt damit weiterhin zu nungsbildes konnte der renommierte und kul - Grün dung des Circle of Patrons (CoP). Georg den Top 4 unter den österreichischen Kunst - turerfahrene Werber Christian Satek gewon- Pölzl, Generaldirektor der Österreichischen museen, hinter KHM, Belvedere und Alber - nen werden. Post-AG, konnte als Head des CoP gewon- ti na. Zum Publikumserfolg beigetragen haben Ein Meilenstein im Jahr 2016 war die von nen werden, in dem sich einflußreiche Per- neben den Sonderausstellungen und Samm - Direktor Hans-Peter Wipplinger initiierte sönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, lungspräsentationen (Wien 1900, Egon Gesellschaft, Kunst und Kultur engagieren. Schiele) auch die zahlreichen Kooperatio - Mit Hilfe des neuen Netzwerkes und auf- nen, allen voran jene mit dem ImPulsTanz Fe- grund von zwei Fundraising-Dinner-Events stival und dem Tanzquartier Wien. Im Be- konnten namhafte Sponsorenbeträge lukriert streben, Kunst spartenübergreifend erfahrbar werden. zu machen, setzt das Leopold Museum folg- „Mit 350.000 Euro an Sponsoringein nah - lich auch 2017 verstärkt auf Kooperationen men im Jahr 2016 werden die im Vorjahr mit international anerkannten Kulturfestivals eingenommenen Sponsorgelder (100.000 und -institutionen. So wird das Leopold Mu - Euro) um ein Vielfaches übertroffen“, erläu- seum Kooperationspartner einer von den Wie - terte die kaufmännische Direktorin Gabriele ner Festwochen produzierten und dem docu- Langer. Das Leopold Museum sei weiterhin menta 14 Kurator Bonaventura Soh Bejeng die Wiener Institution mit dem höchsten Ei - Ndikung konzipierten Ausstellung sein, die genfinanzierungsgrad unterstrich Hans-Peter Intendant Tomas Zierhofer-Kin als „eines Wipplinger und verwies in diesem Zusam- der wichtigsten und ambitioniertesten Pro - menhang auf die – 15 Jahre nach der Grün- jekte der Wiener Festwochen 2017“ bezeich- dung des Museums – im heurigen Jahr er- nete. folgte Erhöhung der Bundesmittel von 3,3 Die neue Ära brachte zahlreiche relevan- auf 4,3 Millionen. Ein wichtiger Zuschuß, te Änderungen im Leopold Museum mit der laut Wipplinger dringend nötige infra- sich, so etwa wandelte sich das Corporate strukturelle wie wissenschaftliche Investitio -

De sign grundlegend. Für die Konzeption / Julia Spicker Foto: Leopold Museum, Wien nen ermögliche. n und Gestaltung des neuen äußeren Erschei - Das Leopold Museum http://www.leopoldmuseum.org

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 93 Kultur Das Glas der Architekten. Wien 1900–1937 ntwürfe junger Architekten übten einen Eepochalen Einfluß auf die Entwicklung des Kunstglases in der Wiener Moderne aus. Nach der erfolgreichen Präsentation in den Räumlichkeiten von Le Stanze del Vetro in Venedig 2016 wird die beeindruckende Schau zu Jahresbeginn 2017 im MAK gezeigt. Die von Rainald Franz, Kustode MAK-Sammlung Glas und Keramik, kura- tierte und gemeinsam mit Le Stanze del Vetrorealisierte Ausstellung bietet erstmals eine Gesamtschau von über 300 Gläsern aus den letzten Jahrzehnten der österreichisch- ungarischen Monarchie bis zum Ende der Ersten Republik. „Das Glas der Architekten. Wien 1900– 1937“ zeigt großteils Objekte aus der MAK- Sammlung Glas und Keramik, die ihre inter- nationale Bedeutung insbesondere dem Reichtum an Glasarbeiten um die Jahrhun - dertwende und dem herausragenden Bestand an Jugendstil-Gläsern verdankt. Das MAK präsentiert die Schau in räumlicher und zeit- licher Nähe zur Ausstellung „Gläser der Empire- und Biedermeierzeit. Aus der Samm- lung des MAK und der Glassammlung Chri- stian Kuhn“ (MAK-Ausstellungshalle, 1. Februar – 17. April 2017) und lenkt damit parallel zu „handWERK. Tradiertes Können MAK / Georg Mayer Foto: in der digitalen Welt“ (MAK-Ausstellungs - Bild oben: Emanuel Josef Margold, Deckelvase, vor 1916; farbloses Kristallglas mit roten halle, 14. Dezember 2016 – 9. April 2017) Auflagen, Glasschnitt, Ausführung: Carl Schapel, Haida (Nový Bor, CZ) den Fokus auf Glas als einen wesentlichen Bild rechts: Josef Hoffmann, Kriegsgläser, farbloses Glas, Emaildekor, vor 1916, Ausführung: Werkstoff für Kunsthandwerk und Design in Johann Oertel, Haida (Nový Bor, CZ) für die Wiener Werkstätte den verschiedensten Epochen. Glas galt in der Architektur der Wiener Moderne als besonders geeignetes Material, um neue Formen, Oberflächen und spezielle Effekte zu erzielen. Eine Gruppe junger Ar - chitekten – Studenten der Wiener Akademie der bildenden Künste unter Otto Wagner, der Kunstgewerbeschule und der Technischen Universität – entwickelte ein besonderes Interesse an der Formgebung von Glas. Der Kontakt mit in Wien etablierten Glasmanufak - turen wie E. Bakalowits & Söhne und J. & L. Lobmeyr sowie mit Reformkunstbewe gun - gen wie der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs – Wiener Secession, der Wiener Werkstätte oder dem Österreichischen Werk- bund sicherte die Realisierung radikal neuer Foto: MAK Formkonzepte durch Produzenten wie Jo hann mann (1870–1956), Koloman Moser (1868– (1880–1949), Oskar Strnad (1879–1935), Loetz Witwe. Heute weltbekannte Protago - 1918), Joseph Maria Olbrich (1867–1908), Oswald Haerdtl (1899–1959) und Adolf ni sten der Wiener Moderne wie Josef Hoff - Leopold Bauer (1872–1938), Otto Prut scher Loos (1870–1933) lancierten bahnbrechend

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 94 Kultur neue Entwürfe für Zier- und Gebrauchsglas. Im Sinne der Reform des Unterrichts an der Wiener Kunstgewerbeschule und entspre- chend dem von der Wiener Werkstätte ver- tretenen Credo einer gleichberechtigten Zu - sammenarbeit von Entwerfer und ausführen- dem Handwerker, arbeiteten die Architek ten nicht nur am Entwurf, sondern auch in den Glashütten vor den Glasöfen. Mit dieser Nä- he zur Fertigung, die Otto Wagner und Adolf Loos in ihrer neuen Definition der Rol le des Architekten propagierten, schöpften sie die Möglichkeiten des Mediums Glas bestmög- lich aus. Dabei bedienten sie sich innovativer Material- und Gestaltungsmethoden, die in den von der Wiener Kunstgewerbeschule in den Zentren der böhmischen Glasindustrie be triebenen Fachschulen in Steinschönau und Haida vorangetrieben wurden. Wiener Kunstglas nach Architektenentwurf wurde zu einem fixen Bestandteil und einem Mar- kenzeichen in den wichtigen Reformkunst - aus stel lungen, von der "VIII. Secessions aus - stellung“ in Wien 1900 über die „Werkbund - ausstellung“ in Köln 1914 bis zur „Exposi- tion internationale des Arts décoratifs et in- dustriels modernes“ in Paris 1925, sowie im Sortiment der Wiener Werkstätte. Die Glasarbeiten in der Ausstellung wer- den um Entwürfe von Architekten der Wie- ner Moderne ergänzt sowie um Fotografien, die damalige Ausstellungen dokumentieren und so die außergewöhnliche Wirkung, die diese radikal modernen Objekte auf die Öf- fentlichkeit hatten, nachvollziehbar machen. Zeitgenössische Literatur und Kritiken ver- deutlichen die Tragweite des Interesses der österreichischen Modernisten an Glas. Bild oben: Adolf Beckert, Vase, vor 1911; Überfangglas, Cameoglas, geätzt, „Das Glas der Architekten. Wien 1900– Ausführung: Susanne Loetz, Klostermühle 1937“ ist nach der Ausstellung „I Santillana“ Bild unten: Josef Hoffmann, Deckelgefäß, um 1920; blaues Glas, geschnitten, Ausführung: Johann Oertel & Co., Haida (Nový Bor, CZ), Ludwig Moser & Söhne, (Präsentiert von Le Stanze del Vetro und der Karlsbad für die Wiener Werkstätte Fondazione Giorgio Cini, MAK-Schau- sammlung Gegenwartskunst, 19. November 2014 – 8. Februar 2015) die zweite Koope - ration des MAK mit Le Stanze del Vetro. Le Stanze del Vetro ist eine langfristige Gemeinschaftsinitiative der Fondazione Gior - gio Cini und der Pentagram Stiftung und widmet sich der Erforschung der Glaskunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Arbeit der Fondazione Cini mit der Pentagram Stiftung für die Erhaltung, Archivierung und Digitali- sierung der venezianischen Glasmacher-Ar- chive sowie die weltweit beachteten Aus - stellungen der Le Stanze del Vetro finden ihre Parallele in der Aufarbeitung des Nach- lasses der Wiener Werkstätte im MAK. n

http://www.mak.at Foto: MAK / Georg Mayer Foto: MAK / Katrin Wißkirchen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 95 Kultur »Die Liebe, sprach sie…«

450 Jahre Monteverdi – Innsbrucker Festwochen der Alten Musik 2017

er am 15. Mai 1567 in Cremona getauf- Dte Claudio Zuan Antonio Monteverdi hat wie kaum ein anderer Komponist die abendländische Musikkultur beeinflußt. Allein seine „Erfindung“ des Basso ostinato wirkt sich bis hin zum Jazz und Rock aus und seine Opern prägten nachhaltig die Ent- wicklung des Musiktheaters. Seit im Jahr 1977 der von John Eliot Gar - diner geleitete Monteverdi Choir bei der da - maligen Innsbrucker Festwoche der Alten Musik Madrigale Monteverdis sang, ist die Musik des Komponisten kontinuierlich und eng mit dem Festival verknüpft. Die erste szenische Aufführung einer Barockoper im Rahmen der Festwochen war 1980 Monte- verdis „L’incoronazione di Poppea“ (Musi- kalische Leitung: Alan Curtis). Im Monte- verdi-Jahr 1993 – 350. Todestag – leitete René Jacobs Aufführungen von Monteverdis Morgan Roudaut Naive Foto: Oper „Il ritorno d’Ulisse in patria“. Als Cem- Der Mutter Gottes gewidmet sind auch die ersten erhaltenen Marienvespergesänge aus dem Mittel alter, die mit dem Ensemble Mala Punica unter Rinaldo Alessandrini zu hören sein werden. balist im Opernorchester Concerto Vocale wirkte damals Alessandro De Marchi erst- Die Produktion aus Oslo von Den Norske sten Worte des „Lamento della Ninfa“ be- mals bei den Innsbrucker Festwochen mit. Oper & Ballett bringt in der Regie von Ole gleiten im übertragenen Sinn als Leitmotiv Die selbe Oper wird der heutige Inten dant des Anders Tandberg einige der führenden Spe - die Mitwirkenden und das Publikum durch Festivals im Monteverdi-Jahr 2017 – 450. zialistInnen im Barockopernfach auf die Inns - die Innsbrucker Festwochen 2017: „Die Lie- Geburtstag – bei den Innsbrucker Festwo- brucker Festwochenbühne: den Tenor Kresi- be, sprach sie …“ chen der Alten Musik dirigieren. mir Spicer in der Titelpartie, die Mezzoso - pranistin Christine Rice als Penelope, den Frauengestalten, Musikerinnen Countertenor David Hansen als Ulisses Sohn und Heldinnen Telemaco, die Sopranistin Nina Bernsteiner Damit rücken mutige Opernheldinnen als Giuno und L’Amore, die Mezzospranistin und heilig Trösterinnen, legendäre Frauen - Ann-Beth Solvang als Minerva und Fortuna gestalten der Mythologie und beseelte Mu si - und den Tenor Jeffrey Francis als Eumaio. kerinnen von einst und heute in den Mittel - punkt des Festivalprogramms. Der Mutter Im Tonfall der Liebe Gottes gewidmet sind auch die ersten erhal- Auch im Konzertprogramm der Festwo - tenen Marienvespergesänge aus dem Mittel - chen 2017 steht „Jubilar“ Monteverdi im alter, die mit dem Ensemble Mala Punica zu Mittelpunkt. Rinaldo Alessandrini wird mit hören sein werden („Jubila Faventina“ am seinem Ensemble Concerto Italiano Monte- 19. 08.), aber auch Gesänge der islamischen verdis epochales Sakralmusikwerk der „Ma- Religion, die von der muslimischen Sängerin rienvesper“ aufführen. Den Reigen der Am - Yasemin Sannino in einem „Open Mind“- braser Schloßkonzerte eröffnen die österrei- Konzert gesungen werden („Alba Maryam“ chische Lautenistin Christina Pluhar und ihr am 16. 08.). Alessandro De Marchi wird im Ensemble L’Arpeggiata mit dem Programm Innsbrucker Dom Alessandro Stradellas Ora- „Teatro d’Amore“. Dieses fokussiert Monte - torium „San Giovanni Battista“ dirigieren verdis, hauptsächlich am Hof des Fürsten und damit 25 Jahre nach der bisher letzten Gonzaga in Mantua komponierte, weltliche Festwochen-Aufführung ein dramatisches Sa - Madrigale. Mit Monteverdi kam ein neuer kralmusikwerk aufgreifen, in dem die Figur Tonfall der Liebe und Leidenschaft in die der Salome geradezu opernhaft das Gesche - Foto: Larl Mu sik, zu hören in der Vesper der Heiligsten hen dominiert. Eine Berühmtheit im nordita- Intendant Alessandro De Marchi wird Monteverdis Oper »Il ritorno d’Ulisse in Jungfrau ebenso wie in den Arien der Pene - lienischen Musikleben zur Mitte des 17. Jahr - patria« dirigieren lope oder den berühmten Lamenti. Die er - hunderts war die Komponistin und Sängerin

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 96 Kultur

Festtag für Ferdinand Nicht nur der 450. Geburtstag Montever - dis wird gefeiert, sondern auch der 450. Jah - restag vom Einzug Erzherzog Ferdinands II. in Innsbruck als Herrscher Tirols. Eigens an einem Festtag für Ferdinand erklingen mit dem Ensemble Cinquecento Madrigale und Mo tetten von Komponisten, die dem Re gen - ten Musiksammlungen widmeten (wie An- drea Gabrieli) und mit ihm in enger Ver - bindung standen (Orlando di Lasso). An der Renaissanceorgel „Organo di legno“, die mit Ferdinands zweiter Ehefrau Anna Caterina Gonzaga aus Italien nach Innsbruck kam, wird Peter Waldner Musik aus Ferdi nands Zeit spielen, die Szenen aus dem Leben eines Barockfürsten illustrieren. Foto: www.event-factory.pl

Der Mutter Gottes gewidmet sind auch die ersten erhaltenen Marienvespergesänge aus dem Virtuosen der Alten Musik Mittelalter, die mit dem Ensemble Mala Punica zu hören sein werden. Auf den Flügeln Amors werden bei den Barbara Strozzi, eine Schülerin von Monte- ruhe, oder Die edelmütige Octavia“, eine Festwochen 2017 weitere Interpretinnen wie verdis Nachfolger Francesco Cavalli, der vollständig mit SängerInnen des Cesti- die Sängerinnen Arianna Vendittelli, Suzan- ebenso ein Festwochenkonzert gewidmet sein Wettbewerbs 2016 besetzte Produktion der ne Jerosme, Mariana Florès, Nuria Rial und wird („Spiegelbild der Liebe“ am 01. 08.) BAROCKOPER:JUNG, sowie die zum Le - Sophie Rennert sowie die Geigerinnen Isa- wie Bachs zweiter Ehefrau und Muse, der ben erwachte, modellierte Muse des Künst - belle Faust und Veronika Skuplik zu erleben Sängerin Anna Magdalena Bach („Bach und lers Pygmalion in der gleichnamigen Ballett- sein. Mit den Flötisten Maurice Steger und seine Muse“ am 17. 08.). oper des französischen Komponisten Jean- Pedro Memelsdorff und dem Cellisten Mar- Philippe Rameau, mit der Christophe Rous- co Ceccato kommen Virtuosen der Alten Octavia und Pygmalion set mit dem Ensemble Les Talens Lyriques Musik nach Innsbruck. Beeindruckende Frauengestalten stehen erstmals bei den Festwochen als Opern diri - Als Ensembles treten außerdem die auch in den beiden weiteren szenischen gent zu erleben sein wird. Monteverdis Ur - Academia Montis Regalis, die Company of Opern produktionen des Festwochensom - sprünge in der Renaissance werden im Fest- Music, das Marini Consort Inns bruck, Mu - mers 2017 im Mittelpunkt der Handlungen: wochenprogramm 2017 ebenso hörbar wie sica Antiqua Latina und die Aka demie für Neros Ehefrau Octavia in Reinhard Keisers seine Ausstrahlung bis in die Musik des Alte Musik Berlin auf. n Hamburger Opernerfolg „Die römische Un - Spätbarock. http://www.altemusik.at Foto: Stefan Gloede »Pygmalion« – Christophe Rous set mit dem Ensemble Les Talens Lyriques

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 97 Kultur Fotos aus Österreich

Wir laden monatlich Amateurfotografen-Vereine ein, Ihnen ihre wunderschönen Fotos zu präsentieren. Den Beginn macht der Fotoclub Imst in Tirol, von dem Sie auf unserer Plattform oesterreichfotos.at 50 ausgesuchte Arbeiten sehen könnnen.

egründet wurde der Fotoclub Imst 1960 Der Fotoclub Imst verfügt auch über ein ei - Gvon einer Gruppe begeisterter Foto - genes Club lokal mit den wichtigsten Equip- ama teure. Bis heute ist der Club ohne Un - ments wie Leinwände, Studioblitz an lage und terbrechung aktiv in der Verbreitung des un - Rahmen. Jede und jeder ist dort gerne will- gemein schönen Hobbys. Die monatlichen kommen! Clubabende finden immer am 1. Mittwoch Fotoclub Imst im Monat statt und werden gerne besucht. Obmann Manuel Huter Bilder schauen, Fotos bewerten, fotografi- Schwalbengasse 11 sche Weiterbildung aber auch geselliges Bei- A-6471 Arzl im Pitztal sammensein mit Erfahrungsaustausch bilden ser. Einige aus dem Club sind auch seit Mobil: ++43 / (0)676 / 406 43 74 die Schwerpunkte. Das verbindet sowohl den Jahren sehr erfolgreiche Wettbewerbsfoto gra- http://www.fotoclub-imst.com jugendlichen Anfänger, wie den erfahrenen fen mit zahlreichen Titeln und Aus zeich nun- Bewundern Sie 50 ausgewählte Arbeiten auf „Semiprofi“ und den mehr passiven Ge nies- gen. http://www.oesterreichfotos.at Foto: Rahphael Wohlfarter Foto: Franz Schiechtl Bild oben: Raphael Wohlfarter – Rofelewand in den Ötztaler Alpen; Bild unten: Franz Schiechtl – Schützenkompanie Karres

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 98 Kultur Foto: Beda Widmer Bild oben: Beda Widmer, Gurgeltal bei Tarrenz; Bild unten: Andreas Kuen, Wasserfassung Lötzbach bei Zams Foto: Andreas Kuen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 99 ÖJ Reisetip Mit den Kindern im Schnee

Tirol bietet im Bergwinter 2016/17 für Familien ein vielfältiges Angebot: Ausge - wählte Skiregionen haben sich ganz den Wünschen von Groß und Klein angepaßt. Foto: Tirol Werbung / Robert Pupeter Foto: Die zukünftigen Ski-WeltmeisterInnen trainieren bereits – wie hier am Stubaier Gletscher. b drei Jahren können Kinder in Tirol in Aden Schneesportschulen bereits Skifah - ren lernen: Damit der Start sanft verläuft, ha - ben ausgewählte Tiroler Schneesportschulen ein spezielles Programm für den gelunge- nen – und vor allem entspannten – Einstieg in den Schneesport erarbeitet. Sie bieten im Bergwinter 2016/17 für Kinder ab drei Jah - ren unter dem Motto „Spielplatz Schnee“ abwechslungsreiche Kurse und Betreuung, wobei der Spaß und nicht nur der Skierfolg im Vordergrund steht. Mit viel Liebe zum Detail haben sich die Familienregionen quer durch Tirol überlegt, was den Kleinsten Spaß machen könnte: Ab - wechslungsreiche Erlebniswelten im Schnee entdecken, Geschichtenerzählern lauschen, Schneefiguren bauen oder gemeinsam mit gutmütigen Maskottchen Tierspuren suchen. Wie die Schneebremse und das Kurven ma - Tirol Werbung / Robert Pupeter Foto: Es muß aber nicht immer »hart gearbeitet« werden – es gibt ausreichend Zeit fürs Spielen… chen im Schnee funktionieren, lernen die Kin dern dabei ganz stressfrei, ohne Erwar - Wie wird das nun umgesetzt? Besonders lien-Skiregion Pillerseetal in den Kitzbühe– tungsdruck und abgestimmt auf ihr Alter. kreativ hat sich das zum Beispiel die Fami - ler Alpen überlegt: Hier steht Märchenhaftes

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 160 / 22. 12. 2016 100 ÖJ Reisetip am Programm: Die Kinder machen sich ge- meinsam mit den Schneekristall-Wächtern, den Maskottchen der Region, auf eine aben- teuerliche Reise. Jeden Tag wird hier ein Teil der Geschichte vorgelesen, am letzten Tag erhalten alle Skikurskinder ihren eigenen Schneekristall. Tipp: Damit den Eltern die Reiseplanung für den Familienskiurlaub leichter fällt, fin- den die Eltern eine Servicelandkarte. Sie zeigt auf, was für den gelungenen Urlaub im Schnee wichtig ist und wo die Angebote zu finden sind – vom familienfreundlichen Ho- tel bis zum Skikurs und Skiverleih. Damit klappt die Reiseplanung ganz unkompliziert und schnell.

Familien-Highlights der

Tiroler Skigebiete Tirol Werbung / Hans Herbig Foto: Das Kinderrestaurant »Murmlirest« wurde für Kinder bis zu sechs Jahren entwickelt und führt Quer durch Tirol bieten zahlreiche Regio- mit vier Restaurantbereichen durch die Geschichte von »Murmli und dem Schneegeist«. nen tolle Familienangebote – von den mehr- fach ADAC-ausgezeichneten Familienski ge - paradies mit elf Kletterwänden, Laserraum In Skigebiet Silvapark Galtür fahren bieten im Stubai bis zu den beliebten Ski- und Softplayanlage zum Toben für Kinder Kinder unter acht Jahren in Begleitung eines regionen in den Kitzbüheler Alpen, vom be- und Teens bereit. Elternteils gratis. Bis zum Alter von 19 Jah - kannten Sonnenplateau Serfaus-Fiss-Ladis ren erhalten Kinder und Jugendliche den bis zum Wilden Kaiser, vom Pitztal bis nach Familienfreundliche Preise: Kindertarif. Galtür in der Region Paznaun-Ischgl. Das können sich Familien leisten Am Stubaier Gletscher und in der Schlick Für die Großen beim Familienurlaub be - 2000 im Stubai sowie im Skigebiet Hochzei - Liebevolle Betreuung garantiert son ders wichtig: Familienfreundliche Preise. ger im Pitztal gilt die Freifahrt in Begleitung Während die Kinder spielerisch die Pisten Hier punktet Tirol mit gelungenen Angebo- eines Elternteils sogar bis zum Alter von zehn kennenlernen, können die Eltern selbst Ski - ten. Neben den gestaffelten Kinder- und Ju- Jahren. Am Hochzeiger gibt es zudem spe- fahren gehen. Erstklassige Betreuung durch gendtarifen bieten immer mehr Skiregionen zielle Bambini-Wochen. qualifiziertes und geschultes Personal, ob auf attraktive Vergünstigungen für Familien. Eine spezielle Jungfamilienkarte gibt es der Piste oder in Krabbelstuben, ist in allen im Großraumskigebiet Wilder Kaiser Brixen - Familienregionen garantiert. So zum Bei- tal: Dieses Ticket kann abwechselnd von spiel in der Kinderkornkammer, der „KiKo“, zwei Elternteilen genutzt werden, wenn sie in Söll: Kinder und Jugendliche erleben hier mit ihrem Nachwuchs (bis drei Jahren) un- Spaß mit starkem Bezug zur Natur. Auf dem terwegs sind. In den Familienskiwochen Abenteuerhof wartet das „Schaflkammerl“ vom 11. März bis 2. April 2017 gilt außer- oder die „Hennasteign“, zwei Plätze zum dem die Freifahrt für Kinder bis 15 Jahren. Träu men und Spielen und natürlich der Im Skigebiet Kitzbühel/Kirchberg gibt es „Obstanger“, ein heller Raum mit Aussicht un ter anderem die 3+1 Aktion, bei der drei in die Natur, in dem nach Herzenslust getobt Personen zahlen und vier Familienmitglieder werden kann. fahren. Ein weiteres tolles Kinderbetreuungs an - In der Region Kitzbüheler Alpen-Piller - gebot, vor allem für Kleinkinder ab sechs seetal mit den Skigebieten Fieberbrunn, Pil- Monaten, bieten die KAPA-Kinderstube in lersee/Buchensteinwand und Steinplatte St. Johann i. Tirol und die Krabbelstube Waidring gibt es spezielle Schneezwergerl- „Vogelnest“ in Oberndorf. Auch bei „Pitzi’s wo chen von 7. bis 27. Jänner 2017, in denen Kinderclub“ in Jerzens (Skigebiet Hochzei- Kinder zum einschließlich fünften Lebens - ger) im Pitztal fühlen sich die Kleinsten wohl: jahr einen kostenlosen Skipaß für sechs Tage Hier wird Betreuung für Kleinkinder ab zehn erhalten. Monaten angeboten. Die als Familienregion besonders belieb- Serfaus-Fiss-Ladis begeistert in der Win- te Ski-Dimension Serfaus-Fiss-Ladis bietet tersaison 2016/17 mit einem neuen Spiele- in den Genußwochen ab 18. März 2017 und paradies für Kinder: dem Playin. Der neue in den Osterwochen ab 8. April 2017 speziel- n

Indoor-Spielplatz bietet alles, was das Kin- / Laurin Moser Werbung Foto: Tirol le Familienpreise. derherz begehrt. In den Räumlichkeiten einer Der fasziniert wohl jedes Kind: der http://www.familie.tirol.at ehemaligen Liftstation steht nun ein Spiele- Zauberteppich am Stubaier Gletscher http://www.tirol.at/skiurlaub-mit-kindern

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at