PETER NEUGEBAUER Persische Siglos Die Wanderung eines Sigloi in antiker Zeit

Von Hand zu Hand, von Land zu Land – Einleitung mes verbreitet war. Der Geltungsbereich umfasste das Per- sische Reich mit Teilen von Griechenland, Kleinasien, weiten Die persischen Siglos (einzeln: Sigloi) sind die Silbermün- asiatische Gebieten bis zum Zweistromland, Palästina, Syrien zen des Persischen Reiches, die für den Handel im Inneren des und Ägypten. Darüber hinaus waren die persischen Münzen Reiches hergestellt wurden. Für den Außenhandel wurden vor- auch im westlichen Mittemeerraum und rund um das Schwarze zugsweise die goldenen Dareiken, die zum Teil gleichartige Meer bei befreundeten Ländern gern gesehen. Münzmotive wie die Sigloi aufweisen, ein- gesetzt. Daneben wurden auch Gold- und Die persischen Großkönlge, die Münzen Silberstücke ohne Bezeichnung abgewogen prägen ließen, regierten wie folgt: und als Zahlungsmittel verwendet. Kyros II. 559-528 Auf ihrer Reise durch das große Verbrei- Kambyses II. 528-522 tungsgebiet erfuhren die Siglos manche Dareios I. 522-486 Veränderung. Neben normalen Umlauf- . 486-465 spuren sind Veränderungen der Größe durch . 465-424 Abschabungen und Motivzerstörungen in- Xerxes II. 424-423 folge des Aufbringens von sogenannten Ge- 423 genstempeln zu finden. Dareios II. 423-404 Viele Gegenstempel können Ländern Artaxerxes II. 404-359 und sogar einzelnen Kommunen zugeordnet Artaxerxes III. 359-338 werden. Anhand der bestimmten Gegen- Arses 338-336 stempelungen kann dann mit etwas Phanta- Dareios III. 336-330 sie der Reiseweg eines derartig verunstalt- eten Sigloi nachvollzogen werden. Bevor die Reise beginnt, Siglos Münzen wurden unter Dareios I. eingeführt. Die Münz- gebe ich noch etwas Geschichte mit auf den Weg. prägungen werden den Großkönigen im Handel wie folgt zuge- ordnet: Die Verbreitung der Siglos Typ I, Dareios I. 522-486 Typ II, Dareios I. zu Xerxes I. 505-480 Die silbernen Siglos und goldenen Dareiken waren eine Typ III, Xerxes I. zu Artaxerxes I. 485-420 Einheitswährung, die in vielen Teilen des damaligen Kulturrau- Typ IV, Artaxerxes II. zu Dareios III. 404-335

Das Perserreich, Quelle: Putzker, Historischer Weltatlas, Velhagen & Klasing

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Die Typen der Siglos Gegenstempel (Kontermarken) weisen meist Wappen, Zahlen oder Buchstaben auf. Die Silbermünzen des Persischen Reiches , die etwa von 512 Gegenstempelungen können zur Auf- oder Abwertung, zur v. Chr. bis 335 v. Chr. geprägt wurden, werden in einer ersten Umlaufbestätigung oder der Anerkennung des Wertes erfolgt Grobeinteilung nach Carradice ( Lit.1 ) in 4 Haupttypen unter- sein. Bei den Gegenstempelungen auf den Siglos-Münzen teilt. Darüber hinaus gibt es jeweils zahlreiche Untertypen. kann auch von einer politischen Demonstration ausgegangen Die Differenzierung erfolgt u.a. nach der Ausstattung des werden. Die Gegenstempelung sollte die weitgehende Eigen- Großkönigs mit Waffen. Weitere Unterscheidungsmerkmale ständigkeit bzw. Unabhängigkeit der jeweiligen Länder oder sind das Gewicht und Details im Münzbild, insbesondere der Städte dokumentieren. Selbst die Satrapen, die königlichen Figur. Die Rückseite weist überwiegend ein großflächiges, an- Statthalter hielten sich mit derartigen Machtbeweisen nicht nähernd rechteckförmiges Incusum auf. Das Incusum hat ver- zurück. schiedenste Formen und beinhaltet zum Teil auch Darstellun- Gegenstempel sind vermehrt ab dem Typ III b anzutreffen gen und/oder Symbole, die noch nicht alle gedeutet sind. und sie sind besonders häufig bei allen Typen Nr. IV. Der Zer- fall des Persischen Reiches kündigte sich auch mit dem ver- stärkten Aufkommen von Gegenstempelungen an. Bei Typ I kommt gelegentlich ein kleines, eingeschlagenes Rechteck vor. Die Gegenstempelung war somit vermutlich ab ca. 400 v. Chr. üblich und findet parallel zur Einführung eigener Münzen in vielen Ländern des persischen Einflussbereiches statt. Manche Merkmale der eigenen Münzen, dabei Teile der Rückseiten- stempelungen wurden auch als Gegenstempelmotiv genutzt. Die rückseitigen Incusa der griechischen Kleinmünzen finden Typ I, Bogen / Incusum sich manchmal in Gänze als Gegenstempel auf den Siglos- Münzen wieder. Länder, die die persischen Siglos mit Gegenstempel versa- hen, waren in erster Linie die Satrapien in Kleinasien, Vorder- asien und im Mittelmeerraum. Auch befreundete, verbündete oder neutrale Länder auf dem griechischen Festland und im westlichen Mittelmeerraum haben Gegenstempel-Bilder auf persischen Siglos angebracht. Es gibt bisher nur eine Zusammenstellung von Gegenstem- Typ II, Typ III, Typ IV, peln auf persischen Siglos von Georg F. Hill. Diese Aufstellung Bogen und Köcher Bogen und Lanze Bogen und Dolch umfasst 208 verschiedene Gegenstempeldarstellungen, die nach Merkmalen, z.B. kreisförmige Arten, geordnet sind. Ich Überarbeitete zeitliche Zuordnung (v. Chr.) habe diese Übersicht um weitere Gegenstempel ergänzt und Dareios I. (522-486) Typ I, II, III a eine neue Zuordnung aller Zeichen nach folgenden Kriterien Xerxes I. (486-465) Typ III a, III b 1 vorgenommen: Artaxerxes I. (424-423) Typ III b 1, III b 2, IV A Xerxes II. (465-424) Typ III b 1, III b 2, IV A Auszug meiner Merkmalseinteilung und Ergänzungen: Sogdiaras (423) Typ III b 1, III b 2, IV A Dareios II. (423-404) Typ III b 2, IV B 1. Kreisförmige Zeichen, auch mit Zusatz Artaxerxes II. (404-359) Typ III b 2, IV B, IV C Artaxerxes II. (359-338) Typ IV C Dareios III. (336-330) Typ IV C

Im Jahre 330 v. Chr. wurde das Perserreich von Alexander d. 2. Rechteckige und kreuzartige Zeichen Gr. erobert. Dadurch wurde die fast 220 Jahre andauernde Prä- gung von persischen Münzen beendet. Alexander der Große ließ eigene Münzen prägen.

Gegenstempel 3. Tierisches Als Gegenstempel wird ein kleines Symbol, das nachträglich, oftmals von fremder Seite auf eine bereits geprägte Münze ge- schlagen wurde, bezeichnet. Dabei ist der Gegenstempel wes- entlich kleiner als die bestempelte Münze. Einzelne Gegenstem- pel auf antiken Münzen bedecken ca. 10% des ursprünglichen 4. Pflanzliches Münzbildes. Auf manchen Münzen befinden sich bis zu 7 Gegen- stempel, so dass das ursprüngliche Münzbild kaum noch zu erken- nen ist.

5. Buchstaben, Zahlen

6. Mono-, Di-, Tri- und Tetraskeles (siehe im weiteren Text )

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Die meisten Zeichen sind unter den kreisförmigen Ge- bilden und unter Tierdarstellungen zu finden. Besonders dif- ferenziert, d.h. in verschiedenster Ausführung sind die Triskeles- Zeichen zu finden. In dieser Unterschiedlichkeit der Zeichen ist auch der Schlüssel zur Zuordnung nach Siedlungen ver- steckt.

Die Reise beginnt – Von Land zu Land, zu Land und zu Wasser Ausgangspunkt der Reise ist der vermutete Herstellungsort SARDIS (Sardes, Sardeis) in Lydien. Am Rande von Sardis, der Hauptstadt des ehemaligen Lydierreiches konnte die Münz- stätte durch Ausgrabungen nachgewiesen werden. In dieser Münzstätte wurden wahrscheinlich die ersten Münzen sowie die bekannten LÖWE-STIER Gold- und Silbermünzen ge- prägt.

Die Küstenstadt Nach Eroberung des Lydierreiches durch die Perser blieb die Münzstätte in Betrieb. Anfänglich wurden unter den Die Wandermünze fand ihre erste Station in Parion. Parion, Persern weitere Münzen des lydischen Typs geprägt. Spätere lag zwischen Lampsakos und Priapos in der Nähe des Kaps von Münzen dieses Typs weisen andere Gewichte und eine etwas Tersana-Bounou. Es gehörte zum Delisch-Attischen Seebund andere Gestaltung auf und sind als erste persische Münzen zu (478-404). bertrachten. Parion war keine Durchgangsstation für unsere Münze. Erst unter Dareikos I, etwa um 512 v. Chr. wurden dann die Hier hatte sie einen längeren Aufenthalt und wurde zum ersten ersten Siglos-Münzen (Sigloi) auch in Sardis geprägt. Die Mal mit einem Gegenstempel versehen. damals um das Jahr 450 v. Chr gerade frisch geschlagene Münze Das Münzbild unserer Wander-Münze des Münztyps IV mit gelangte vermutlich in die Hand eines durchziehenden Händ- einem „Muskelmann-König“ als Motiv war etwas nach unten lers. Sie wurde nun zur Wandermünze. Der Händler bewegte verrutscht. Insofern fanden die Graveure in Parion einen vorzüg- sich über alte Handelswege direkt in Richtung der Küste von lichen freien Platz zum Anbringen ihres Gegenstempels. Der Mysien. Punzenstempel war in der Münzstätte vorrätig. Er wurde eventu- ell in normalen Fällen zur Herstellung von Kleinmünzen genutzt.

Der Muskelmann-König

das volle Münzbild verschobener Gegenstempel Muskelmann (oben)

Der Gegenstempel Die Parionmünze

Wie so oft in antiker Zeit gilt auch bei den Vergleichsmün- zen aus Parion:

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Keine Münze gleicht der anderen. Das Münzbild ist in ver- Zu Wasser schiedenster Darstellung zu finden, jedoch ist das Charakteris- tische an diesen Incusa immer wieder festzustellen. Von Sigeion führte die Reise über das Mittelmeer nach Kamarina auf Sizilien.

In der Mitte der fünf Abbildungen befindet sich die Gegen- stempelung. Die Rückseitenincusa auf den Münzen von Parion stammen von Drachmen oder Hemidrachmenmünzen. Derar- tige Münzen haben einen Durchmesser von10-14 mm. Der Gegenstempel auf der Wandermünze ist nur 4 mm groß. Insofern sind die Münzbilder auch nur zum Vergleich hin- sichtlich der charakteristischen Form heranzuziehen. Das än- dert nichts an der von mir vorgenommenen Zuordnung des Gegenstempels zu Parion. Kamarina wurde wahrscheinlich im Jahr 599 von Einwohnern Von Parion aus ging die Reise wahrscheinlich weiter über von Syrakus gegründet. Die Stadt betrieb eine unglückliche Land entlang der Küste zu einer Hafenstadt am Mittelmeer Bündnispolitik, wurde mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. hin. Der Übergang zum Wasser erfolgte in Sigeion. Die Münz- Endgültig wurde die Stadt von den Römern um 258 von der stätte in Sigeion benutzte, ebenso wie die Zielstadt der folgen- Karte gestrichen. Kamarina war für eine kurze Zeit (ab 427) im den Seereise einen Eulen-Gegenstempel für die Kennzeich- Peloponnesischen Krieg mit Athen verbündet. In dieser Zeit nung der durchreisenden Münzen. Leider wurde die Wander- wurden zur Verdeutlichung der Verbundenheit in Kamarina münze in Sigeion nicht gegengestempelt. Münzen mit der Athene und der Athener Eule geprägt. Sigeion wurde ursprünglich von Äoliern aus Mytilene besie- 405 v. Chr. wurde Kamarina von den Karthagern zerstört. In der delt. Um 600 v. Chr. ließen sich dort Siedler aus Athen nieder, die Stadt befand sich ein Heiligtum, welches der Göttin Athene ge- die Mytilener vertrieben. Um 540 v. Chr. setzte der attische Tyrann weiht war. Peisistratos einen seiner Söhne, Hegesistratos als Herrscher von Sigeion ein. Ein weiterer Sohn von Peisistratos, Hippias, war in Athen sein Nachfolger. Dieser entging dem 514 v. Chr. durchge- führten Anschlag, bei dem sein Bruder und Mitregent Hippar- chos getötet wurde. 510 v. Chr. musste er dann doch Athen verlas- sen und flüchtete nach Sigeion. Die Geschichte zeigt, dass die Stadt Sigeion sehr stark mit den Peisistratiden verbunden war. Sie Der Gegenstempel Die Kamarina-Münze war eine der außerhalb von Athen befindlichen Herrschaftsbe- reiche der Familie. Unter Peisistratos wurden die ersten Eulen- In Kamarina erhielt die Wandermünze wieder eine Gegen- münzen in Athen geprägt. Die „Eule“ war mit hoher Wahrschein- stempelung. lichkeit auch das Wappen der Peisistratiden, hatten diese doch Auch die Kamarina-„Eulen“ sind in der Darstellung sehr eine ganz besondere Beziehung zur Göttin Athene. Nur durch vielfältig. Die Zuordnung an Kamarina erfolgt aufgrund der Vorspiegelung dieser besonderen Beziehung bei seinem zweiten Stellung und Haltung. Der große Kopf, der den Körper in der Einzug im Jahr 550 v. Chr. in Athen hatte ja Peisistratos das Volk Breite überragt, ist ein weiteres Bestimmungskriterium. von seiner göttlichen Sendung überzeugt. Die Münzen von Sigei- on weisen dieses Wappen, den Athener Steinkauz auf. Auch wenn die überlieferten Münzen erst später, um 420 v. Chr. geprägt wur- den, deuten sie dennoch auf den Einfluss der Peisistratiden hin. Sigeion war ein sicherer Hafen im Attischen Seebund Die „Eule“ von Sigeion unterscheidet sich im Detail von den Athener Eulen. Die Eule von Sigeion kommt auch – leider nicht auf der Wandermünze – als Gegenstempel vor. Merkmale: Pupillen, großer Kopf, Brust raus, Federhose, Beispiele aus meiner Steinkauzsammlung breite Füße. Die Kamarina-Münzen werden dem Zeitraum 420-405 v.Chr. zugewiesen.

Zurück nach Persien

Die Wandermünze hat noch weitere Zwischenziele erlebt und auch noch weitere Gegenstempel (Rhodos) erhalten. Ich will nur noch die eventuelle Endstation vorstellen. Das Ende Athen Athen Tarent Aeolis der damaligen Reise wird wahrscheinlich in Lykien gewesen sein. Die Vermutung basiert auf dem Gegenstempel rechts un- ten, vor dem Bauch der königlichen Figur. Die verschiedenen Triskeles-(Triskelos)-Darstellungen sind die typischen Wappen- zeichen der Kommunen und/oder der Herrscher (Dynasten) in Lykien in Kleinasien. Entsprechende Zeichen kommen zum Teil länderübergreifend vor, da manche Städtebünde über die Gaza Kydonia Sigeion Münze Sigeion Gegenstempel sowieso verschwommene Grenze hinaus reichten. Triskeles-

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Zeichen haben auch die jeweiligen zuständigen Satrapen aus Chr. wurde Lykien von den Persern erobert. Damit gelang den Lydien oder Karien benutzt, um ihre Oberherrschaft zu doku- Persern etwas, das den Lydiern vorher nicht gelungen war. Als mentieren. Neben den Triskeles-Gegenstempeln gibt es darübe- die Lydier die vorherrschende Kraft im westlichen Kleinasien rhinaus noch andere Gegenstempel, die Lykien zuzuordnen wurden, konnten die Lykier ihre Unabhängigkeit bewahren. sind. Die Triskele ,griech. ƲƯƨƱƩƤƪпư (dreibeinig), ist ein schon Von 470 v. Chr. bis 429 v. Chr. wurden Teile von Lykien von in der Vorzeit weit verbreitetes Symbol in Form von drei radial- Athen beherrscht, danach wieder von den Persern. Unter per- symmetrisch angeordneten Kreisbögen, menschlichen Beinen sischer Oberhoheit scheinen die Dynasten von Xanthos eine oder anderen Dreifach-Formen. Das Zeichen wird u.a. als Son- Vormachstellung erreicht zu haben. Um 400 v. Chr. verschoben nenrad gedeutet. Da neben dem klassischen Triskeles auch sich die Machtverhältnisse nach Limyra. Der dort herrschende Monoskeles, Diskeles und Tetraskeles vorkommen, ist die Dynast Perikles von Limyra nannte sich sogar Führer (Basi- Deutung des Triskeles als Sonnenzeichen fraglich. Hier wird es leus). Um 360 wurde er allerdings von den Persern abgesetzt. sich um Städtebundzeichen handeln. Lykien wurde in der Folge dem Satrapen von Karien, Mausolos II. unterstellt und dieser beendete die Zeit der kleinen Fürsten. Gegenstempelübersicht Im Jahr 334 eroberte Alexander d. Gr. das Land. Die sich hervorhebenden Machtzentren (Städtebünde) in Triskeles: (Ergänzungen beispielhaft) Lykien sind den Flusstälern zuzuordnen. Im Westen ist es der Bereich am Fluss Xanthos um die gleichnamige Stadt. Im mit- tleren Teil ist der Fluss Myros das verbindende Element und im Osten der Arykandos. Die drei Machtzentren haben unter- schiedlichen Münzfuß verwendet. Insofern ist die metrolo- gische Auswertung ein wesentliches Hilfsmittel zur Zuordnung der Gegenstempel zu Siedlungen und / oder Städtebünden. Das bewahrheitet sich auch bei anderen Länderzuweisungen.

Lykische Münzen (v. Chr.)

Erste lykische Silbermünzen werden der Zeit um 520 zuge- Tetraskeles: (z.T. sind auch andere Deutungen möglich) ordnet. Manche Autoren geben sogar das Jahr 550 an. Um 520 Zahlen:Georg F. Hill. war die Zeit, in der Dareios I. seine Münzreform durchführte. Eine zeitliche Unterteilung wird wie folgt vorgenommen: • Vordynastisch, 520-480, Merkmale: Vs. Eber(protome) / Rs. verschiedenartiges Incusa, • Frühdynastisch, 480-420, Merkmale: Vs. viele Motive / Rs. Triskeles, • Zeit der Dynasten, 420-360, Merkmale: z.T. wie 2. Im Wei- Lykien war wahrscheinlich von Anfang der Besiedelung an teren: Vs. Aphrodite bzw. Athene / Rs. Köpfe der Dynasten. ein Land, das von einer Reihe kleiner Herrschaften (Burgher- ren, Fürsten, Dynasten) beherrscht wurde. Sicherlich umfassten Zuordnung der Gegenstempel manche Herrschaftsbereiche nur einige wenige Dörfer oder Siedlungen. Diese Fürsten standen untereinander in ständiger Die Triskeleszeichen weisen charakteristische Formen auf. Konkurrenz. Gelegenlich entstanden durch Landes-Einverlei- Die von der Mitte ausgehenden Kreisbögen kommen z. B. in bungen aller möglichen Art größere politische Einheiten mit geschlossener oder offener Form vor. Symmetrische oder un- dem Führungsanspruch auf das ganze Lykien. Im Jahr 540 v. gleichförmige Arten sind bekannt.

Karte von Lykien mit antiken Städtenamen (schwarz) und modernen Namen (grau). Quelle: Gunthram/wikipedia

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geschlossen – offen – unsym- symmetrisch symmetrisch metrisch Li.: Vorhandener Gegenstempel, re.: Positivbild

Die offenen Triskeles sind die häufigste Art auf den Münzen Liste von Hill ergänzenden Triskeles-Gegenstempel weisen von Lykien. Eine Zuweisung zu Siedlungen erfolgt bei diesen auch nur zum Teil die verdickte punktförmige bzw. kreisförmi- Arten über die Form der Kreisbögenteile. Die von der Mitte ge Mitte auf. Die vergleichbaren Münzen von Lykien haben im- ausgehenden Kreisbögen sind z.T. wirklich halbkreisförmig, mer den Zentralpunkt bei der Triskeles-Darstellung. Diese Be- aber auch gestreckt gebogen bis hin zu fast rechtwinkeligen, in sonderheit muss bei einem Vergleich mit Münzabbildungen dem Knick abgerundeten Formen. berücksichtigt werden. Die geschlossenen Arten sind sowohl als Gegenstempel, als Zum Vergleich mit Münzbildern habe ich deshalb ein Posi- auch als Münzabbildungen sehr selten. tivbild der Gegenstempelung hergestellt.Im Ergebnis meiner Vergleiche mit verschiedensten Münzen sind Münzen von drei Tetraskeles-Gegenstempel Dynasten in die engere Wahl gekommen.

Abb. Auktion 374 (104), Dr. Busso Peus Nachfolger Li.: Kuprilli 470-440, Mitte: Trbbenimi 390-375, re.: Mithrapata 390-370 Tetraskeles auf Lykischen Münzen werden den Dynasten SPPNTAZA (Spintaza) und dem Dynasten TETHIVEIBI zu- Letztendlich habe ich mich für Kuprilli entschieden und das geordnet. Aufgrund der Abbildungen von Hähnen auf der Reiseende der Wandermünze war wahrscheinlich Xanthos. Vorderseite wird die Prägestätte in Phellos vermutet. Andere Münzen zeigen auf der Vorderseite einen geflügelten Löwen,der das Zeichen für die Stadt Kandyba ist. Auch Delphine für Ap- polonia sind mit Tetraskeles zu finden. Diese Gegenstempel sind deshalb einem möglichem Städtebund – Kandyba, Phellos, Antiphellos (Kas), Appolonia – im mittleren, südlichen Teil von Lykien zuzuordnen.

Triskeles auf der Wandermünze

Der Triskeles-Gegenstempel auf der Wandermünze steht für sich allein – ohne umfassenden Kreis. Der Abdruck ist im Gegensatz zu anderen Gegenstempeln ein Negativbild. Diese Art ist bei G. F. Hill unter Nr. 26 aufgeführt. Triskeles-Gegenstempel sind in der zeichnerischen Über- sicht von G. F. Hill oftmals ohne zentralen Kreis dargestellt. Die

Goldinvest Collection „Die Zeit“

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