PEDRAG DROBNJAK ZELJKO REBRACA Seattle SuperSonics, Detroit Pistons, HIDAYET TÜRKOGLU PEJA STOJAKOVIC PRIMOZ BREZEC RATKO VARDA Jugoslawien Jugoslawien Sacramento Kings, Sacramento Kings, Jugoslawien Indiana Pacers, Detroit Pistons, Jugoslawien Türkei Slowenien VLADIMIR RADMANOVIC ANDREJ KIRILENKO JAKE TSAKALIDIS Seattle SuperSonics, Utah Jazz, Phoenix Suns, Griechenland , Spanien Jugoslawien Russland

BASKETBALL Die weißen Pioniere Bei den Dallas Mavericks wirft er die meisten Körbe; in der NBA führt Ausnahmespieler Dirk Nowitzki eine ganze Riege hochtalentierter Europäer an, die in der besten Liga der Welt für Furore sorgen. Prompt wittern die NBA-Manager die Chance zur Expansion auf den alten Kontinent.

m dritten Spiel gegen die Minnesota langer Zeit als Lachnummer galt, weil er in Clubs auf der Wunschliste für die nächste Timberwolves legte Dirk Nowitzki, 23, Dallas eine multinationale Mannschaft um Saison steht. Ilos, als wollte er die „Wölfe“ im Allein- sich scharte. Damals, vor vier Jahren, war Im Halbfinale der Play-offs, das am ver- gang besiegen. Er warf wie entfesselt aus je- Nowitzki noch ein gehemmter, aber lern- gangenen Samstag begann, treffen die der Lage, die Bälle rauschten aus kurzer williger Youngster aus Würzburg. Dazu Mavericks auf die zweite multinationale wie aus weiter Entfernung durchs Netz, er- kamen nach und nach der Kanadier Nash, Truppe der Nationalen Verei- lesene Gegenspieler wie Kevin Garnett de- der Mexikaner Eduardo Najera und der nigung (NBA): Bei den Sacramento Kings, gradierte er zu Statisten. 28 Punkte schaff- Chinese Wang Zhizhi. einem ausgesprochen elegant und zugleich te Nowitzki bis zur Halbzeit, 39 waren es am Doch mittlerweile gilt Dallas als Er- effizient agierenden Team, ist der Serbe Ende – und die Dallas Mavericks zogen sou- folgsmodell. Die Mavericks beschäftigen Predrag „Peja“ Stojakoviƒ, 24, der zweite verän in die zweite Runde der Play-offs ein. 5 Scouts und 25 Informanten, die den herausragende Spieler neben dem US-Star Die Mannschaft aus Texas spielt mo- Spielermarkt in Europa und in Asien im Chris Webber. mentan mitreißenden Basketball. Sie legt, Auge behalten. Jeden Sommer schickt der Den ruhenden Pol in dieser eher jungen angetrieben von Steve Nash, ein aberwit- Trainer seinen Sohn, der ihm als Assistent Mannschaft verkörpert Vlade Divac, 34, ziges Tempo vor und wirft, auswärts wie in dient, auf die Suche nach neuen Rohdia- ein weiterer Serbe. Und mit dem Türken der eigenen Arena, meist über hundert manten wie „Dörk“ aus Würzburg. In Hidayet Türkoglu, 23, der bislang selten Punkte pro Spiel. Schanghai fiel ihm, aber auch anderen zur Anfangsformation gehört, haben die Zur Ironie dieses Erfolgs gehört, dass umtriebigen Trainern, der 2,25 Meter Kings eines der größten europäischen Trainer Don Nelson vor noch nicht allzu große Yao Ming auf, der jetzt bei einigen Talente auf der Ersatzbank.

186 der spiegel 19/2002 Sport

Ausländer dabei, darunter – gleich: Shaquille O’Neal kassiert in zehn neben Nash und Mutombo – Jahren 210,5 Millionen Dollar. die Europäer Nowitzki und Solche monströsen Summen können die Stojakoviƒ: Ein Novum auf Clubs nur aufbringen, solange die NBA in einem der feierlichsten Hö- schönster Blüte steht: volle Stadien, um- hepunkte der Saison, das die sichtiges Merchandising, Anteile an Mil- Chronisten des liarden Dollar teuren Fernsehübertra- andächtig würdigten. Zudem gungsrechten. Tatsächlich ist die NBA eine wählten die Experten den gigantische Geldmaschine und deshalb Spanier Pau Gasol, 21, von ständig auf der Suche nach Expansion. den Memphis Grizzlies zum Aus der Sicht des einfallsreichen NBA- „Rookie des Jahres 2002“, Commissioners David Stern ist es hoch er- zum besten Novizen der freulich, dass begabte Spieler aus Europa in Liga: auch eine Premiere. wachsender Zahl den Sprung nach Ameri- Insgesamt spielen in der ka wagen. Die Liga fördert die Internatio- NBA 405 Profis in 29 Clubs. nalisierung, denn gute neue Spieler aus der Darunter sind derzeit 51 Fremde erschließen neue Märkte. Ande- Ausländer – mehr denn je rerseits ist der Erfolg der Ausländer im und mehr als doppelt so Mutterland des Basketballs auch ein Beleg viele wie vor zehn Jahren. dafür, wie sehr Europa aufholt. Sie stammen aus 30 Län- Für Stern ergeben sich daraus lang er- dern und sämtlichen Kon- hoffte Perspektiven. In den nächsten sechs tinenten. 26 der „foreign Jahren, so prophezeit der Commissioner, guys“ kommen aus Europa, dem die NBA ihre Entwicklung zum ziem- das stärkste Kontingent (11) lich seriösen, hochprofitablen Unterneh- lernte sein Handwerk im men verdankt, werde die Liga entweder alten Jugoslawien. ein paar Mannschaften aus Griechenland, Manche US-Profis wie Ja- Italien oder Spanien aufnehmen oder um- maal Tinsley von den India- gekehrt einen Ableger in Europa gründen. ANTONIS FOTSIS DIRK NOWITZKI WANG ZHIZHI Memphis Grizzlies, Dallas Mavericks, Dallas Mavericks, na Pacers haben die Kon- Da das Wachstum in Amerika einiger- Griechenland Deutschland China kurrenz fürchten gelernt: maßen ausgeschöpft ist, liegt der Gedanke „Diese Jungs wollen unsere an eine Einverleibung des alten Kontinents OSCAR TORRES San Antonio Spurs, Houston Rockets, Jobs.“ Denn die Internatio- fast zwingend nahe. Frankreich Venezuela nalisierung der NBA scheint Nowitzki und Stojakoviƒ sind für die

PHIL POYNTER nicht aufzuhalten zu sein. NBA deshalb mehr als nur erstklassige „Ich werde mich nicht wun- Profis. Sie sind zugleich Pioniere bei der Das Konzept dieses bunt gemischten dern“, sagt Lenny Wilkens, Coach der systematischen Verbreitung des amerika- Ensembles hat sich prächtig bewährt: Toronto Raptors, „wenn sich die Zahl der nischen Basketball-Modells. Da würde es Sacramento brillierte in der Vorrunde als internationalen Profis in den nächsten Jah- natürlich helfen, wenn Dallas oder Sacra- das Team mit den meisten Siegen. Und ren verdoppelt.“ mento auch mal den NBA-Titel gewännen. schon aus Gründen der Ästhetik sind Nowitzki und Stojakoviƒ ragen unter Nowitzki und Stojakoviƒ müssen jetzt die Kings der Lieblingsfavorit vieler Bas- den Spielern aus Übersee heraus. Sie ge- unter sich ausmachen, wer im Rennen ketball-Anhänger, die den Los Angeles nießen den Status von Superstars, weil sie bleibt. Gerhard Spörl Lakers den dritten Titel hintereinander gut sind für viele Körbe und nicht gönnen. Rebounds – komplette Spieler Eigentlich verstehen die Amerikaner eben, die ihr Leistungspoten- Basketball als ihre ureigenste Angelegen- zial noch nicht ausgeschöpft heit. Das Spiel der hochsteigenden Kör- haben. Dass beide zudem un- per war zunächst eine weiße Domäne; gemein bescheiden wirken und erst seit 1950 durften in der NBA die jenseits des Courts als brave, Schwarzen daraus ihre Sache machen. höfliche junge Männer auftre- Sämtliche Clubtrainer schickten von jeher ten, macht sie zu bestaunten ihre Scouts durch die Colleges der USA, Exemplaren der Liga, in der so aus denen fast alle Großen dieses Sports unterschiedliche Exzentriker hervorgingen. Weiter musste man nicht wie Allen Iverson oder Kobe schweifen. Bryant die kulturelle Hegemo- Mitte der Achtziger tauchten schwarze nie ausüben. Ballkünstler aus Afrika auf, wie Hakeem Die Dallas Mavericks wie Olajuwon (Toronto Raptors) oder Dikem- die Sacramento Kings wissen, be Mutombo (Philadelphia 76ers). Zu den was sie an ihren großen Jungs Superstars des Basketballs oder gar Iko- haben: Nowitzki zum Beispiel nen des amerikanischen Sports aber wur- ist im Besitz eines Vertrags, den schwarze Amerikaner: Bill Russell, der ihm im Lauf von sechs Wilt Chamberlain, Magic Johnson und Jahren stolze 90 Millionen Michael Jordan, der Größte von allen. Dollar einbringt. Zum Ver- Doch mittlerweile setzen sich auch die Europäer durch. Als sich die Besten der * Im ersten Play-off-Spiel gegen die Min-

Besten im Februar zum All-Star-Game in nesota Timberwolves am 21. April in ILLUSTRATED JOHN BIEVER / SPORTS Philadelphia zusammenfanden, waren vier Dallas. NBA-Profi Nowitzki*: Bescheiden, brav, höflich

der spiegel 19/2002 187