Frau & Politik Magazin der Frauen Union der CDU Deutschlands

Ausgabe 6/2020 · 66. Jahrgang G2977

Politische Kommunikation 2 inhalt

Auf den Punkt gebracht 2

Schwerpunkt Politische Kommunikation Die richtige Digitalstrategie 5 Eisenmann will‘s wissen – Digital 7 Wir setzen im Wahlkampf auf digital pur 8

Sichtbarkeit von Frauen Expertinnen in der Coronakrise: Mit Frauen reden 9

Frauen in Führungspositionen Frauen in den Vorstand 12

wie schrieb eine treue Leserin der Frau & Politik auf Twit- Frau vor Ort ter: „Seit 1955 das Sprachrohr der @frauenunion der CDU: Prostitution – Die Zeitschrift Frau & Politik. @AWidmannMauz zitiert Perspektivwechsel 14 #HeleneWeber zum Abschied – nach 65 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand. Wir werden sie vermissen.“ Ja, heute ist es soweit. Der 66. Jahrgang unseres Ma- Impressum 15 gazins ist abgeschlossen und Sie halten die letzte ge- druckte Ausgabe der Frau & Politik in Händen. Die Reaktion auf zeigt, die Kommunikation in unserer Gesellschaft hat sich verändert. An der Verwen- dung des Hashtags im Tweet wird deutlich, dass neue Re- geln die Kommunikation beherrschen und wir uns umstel- len müssen, um entsprechend gelesen und gehört zu wer- den. Auch wenn die klassischen Medien nach wie vor ger- ne genutzt werden, sind doch weitere Kommunikations- kanäle mit Macht hinzugetreten. Der Bundesvorstand der Frauen Union wird deshalb die Präsenz des Bundesver- bandes im Internet und den sozialen Medien verstärken und ausbauen. Der Austausch von Informationen und Argumenten verlangt heute vor allem eine zeitnahe und zielgenaue In- formation für Mitglieder und Interessierte. Die neuen Me- dien bieten in viel stärkerem Maße die Möglichkeit, un- mittelbar mit den Bürgerinnen und Bürgern in Kontakt zu treten und zu interagieren. Hierauf wollen wir künftig unseren Schwerpunkt legen. Mit dieser Ausgabe schauen wir in die Zukunft der politischen Kommunikation. Die Pandemie beschleunigt den Wandel. Das gilt auch für Wahlkämpfe. Die CDU stellt sich konsequent darauf ein. Dafür wollen und müssen wir fit sein. Die Konrad-Adenauer-Stiftung bietet ihr Know- how an und die Landesverbände Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz planen ihre Landtagswahlkämpfe mit neuen digitalen Wegen. Der Bundesvorstand der CDU hat sich für einen digi- Titel: © Tobias Koch talen Parteitag am 15./16. Januar entschieden. Die Dele- auf den punkt gebracht 3

gierten nehmen am 33. Parteitag ohne Anwesenheit am Teilen die Kandidaten das Anliegen, zur tatsächlichen Versammlungsort in Berlin teil und üben ihre Delegier- Durchsetzung der gleichberechtigten Teilhabe von Frau- ten- und Mitgliederrechte im Wege elektronischer Kom- en in Parlamenten das Wahlrecht zu reformieren? munikation aus. So können wir zu Beginn des Superwahl- Welche Maßnahmen schlagen die Kandidaten vor, um jahres die Weichen für eine neue Parteiführung stellen. etwa die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit Die digitalen Vorabstimmungen müssen dann in einer zu verbessern? Wie stehen Sie zu den Zukunftsfragen der schriftlichen Schlussabstimmung per Briefwahl bestätigt Digitalisierung, des Klima- und Umweltschutzes oder der werden. Dieser zeitliche Prozess dauert vom 4. bis zum Nachhaltigkeit? 22. Januar 2021. Beim Parteitag geht es aber nicht nur um die Vorsit- Im Mittelpunkt des Parteitages steht die Auswahl des zenden-Wahl. Das gesamte Führungsteam wird neu ge- Führungspersonals unserer Partei. Der Bundesvorstand wählt. Die Frauen Union hat mit ihren Kandidatinnen der Frauen Union hat sich in Einzelgesprächen mit den ­Kristy Augustin MdL, Ministerin Eva Kühne-Hörmann, drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz ausgetauscht. In ei- ­Elisabeth Motschmann MdB, Ministerin Ina Scharrenbach nem zweiten Schritt haben sich die Bewerber bereit er- als weitere Mitglieder des Bundesvorstands und mit mei- klärt, schriftlich unsere Fragen zu beantworten, die online ner Kandidatur für das Präsidium engagierte und überzeu- über die Homepage und die Social-Media-Kanäle der gende Christdemokratinnen für diese Führungsmann- Frauen Union veröffentlicht werden. In einem dritten schaft vorgeschlagen. Lassen Sie uns gemeinsam für ihre Schritt gibt es Videoclips zu Fragen an die Kandidaten, die Wahl werben – im persönlichen Gespräch und digital! ebenfalls online zur Verfügung gestellt werden. Im Januar Dies war die letzte Kolumne. Ich danke Ihnen sehr wird dann der Bundesvorstand der Frauen Union bilan­ herzlich für Ihre Treue, Ihre Verbundenheit mit unserer zieren. Zeitschrift und Ihr Interesse an unserer Arbeit. Ich würde Die Wahl des neuen Parteivorsitzenden ist die ent- mich freuen, wenn Sie uns weiter auf unserer Homepage scheidende Weichenstellung für die CDU und zugleich und auf unseren Social-Media-Kanälen verbunden bleiben eine zentrale Vorentscheidung für die kommende Bun- und freue mich auf den weiteren und gerne noch intensi- destagswahl. veren Austausch mit Ihnen. Umso wichtiger ist die Frage: Wofür stehen die Be- werber? Wie positionieren sie sich? Dabei geht es einerseits um die Volkspartei CDU: Wo Bleiben Sie gesund und kommen Sie gut ins nächste Jahr! liegt der größte Handlungsbedarf für die CDU, um lang- fristig Volkspartei und strukturell mehrheitsfähig zu blei- ben – gerade auch mit Blick auf das hohe Potential von Wählerinnen? Werden sich die Kandidaten die Vorschläge der Struk- tur- und Satzungskommission zu eigen machen, für deren Beschluss auf dem nächsten CDU-Programm-Parteitag werben und deren Umsetzung in der Partei aktiv voran- Annette Widmann-Mauz treiben? Vorsitzende der Frauen Union der CDU Deutschlands 4 politische kommunikation Foto: Tobias Koch

Politische Kommunikation

Die CDU Deutschlands veranstaltet am 16. Januar 2021 als erste Partei in Deutsch- land einen digitalen Parteitag mit Neuwahlen des Präsidiums und des Bundes- vorstands. Der innerparteiliche Wettbewerb um den CDU-Vorsitz findet seit Wo- chen nur in digitalen Formaten statt.

Der Parteitag ist der Auftakt für das anstehende Superwahljahr mit sechs Land- tagswahlen, zwei Kommunalwahlen und der Bundestagswahl am 26. September 2021.

Die Landesverbände der CDU Baden-Württemberg und der CDU Rheinland-Pfalz beginnen mit den Frühjahrswahlkämpfen. Keiner von uns rechnet damit, dass bis dahin Corona soweit eingedämmt ist, dass die Wahlkämpfe wie bislang üblich stattfinden können. Sie stellen uns ihre Digitalstrategie für den Wahlkampf vor. Was jede/jeder Einzelne von uns im digitalen Raum bewegen kann, beschreibt die Leiterin der Politischen Kommunikation der Konrad-Adenauer-Stiftung. politische kommunikation 5

Das Digitale rückt auf Platz 1 – mit und ohne Pandemie. Foto: Tobias Koch

Politische Die richtige Kommunikation Digitalstrategie

Facebook, Instagram, Twitter, TikTok, Jodel, Twitch … Und seinem Thema auf den digitalen Marktplatz zu stellen und Sie denken: „Wie kriege ich meine Botschaft auf all die vie- die zu begeistern, die der Algorithmus vorbeischickt. Dies len Kanäle?“ FALSCH! Denn jede erfolgreiche Kampagne gelingt allerdings nur, wenn man den digitalen Raum zu beginnt mit einer guten Geschichte: Greta Thunberg steht einem Ort der Begegnung auf Augenhöhe macht. vor dem schwedischen Parlament und fordert eine konse- Im digitalen Raum spricht man gerne von Community, quente Klimapolitik. Emmanuel Macron hat sich mit En Mar- also Gemeinschaft. Eine Community entsteht, wenn Men- che! auf den Weg gemacht, um Frankreich und Europa zu schen sich für die gleichen Themen interessieren und ein erneuern. will der Präsident aller Amerikaner sein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln. Bei Facebook und und die Polarisierung überwinden. Und wofür steht die CDU bei Messenger-Diensten wie Telegram gibt es inzwischen – und Sie ganz persönlich?! Erst wenn diese Frage beantwor- für fast jedes Interesse einen virtuellen Stammtisch­ – also tet ist, lohnen sich Gedanken über die richtige Digitalstrate- eine Gruppe, die sich über das jeweilige Thema austauscht. gie. Wer es schafft, eine überzeugende Geschichte zu erzäh- Gelingt es, durch eine mitreißende Geschichte und passen- len, dem gelingt es auch, Unterstützung zu mobilisieren – de Beteiligungsformate eine eigene Community aufzubau- vor Ort und digital. Welcher Kommunikationskanal der pas- en, bietet das viele Möglichkeiten zur Interaktion. Sie steht sende ist, entscheidet sich dann folgerichtig nach Themen beispielsweise als Resonanzraum für neue Ideen genauso und Zielgruppe. Klar ist, dass angesichts der Vielzahl an Ka- zur Verfügung wie für die nächste politische Aktion, die vor nälen und Möglichkeiten eine klare Fokussierung auf ausge- Ort geplant ist. wählte Medien und gut gemachte Inhalte notwendig ist. Stufen der Beteiligung Digitale Kommunikation als Chance Natürlich lassen sich nicht alle Facebook-Freunde für eine Parteiarbeit vor Ort – in der Pandemie? Das Gespräch mit Plakataktion oder die nächste Tür-zu-Tür-Kampagne mobili- den Mitgliedern, der Wahlkampfstand auf dem Markt oder sieren. Deshalb ist es wichtig, die unterschiedlichen Stufen auch große Veranstaltungen mit prominenten Parteifreun- der Beteiligung mitzudenken. Machen Sie sich bewusst, den – die üblichen Kampagnen-Instrumente sind mit der dass der Großteil der eigenen Freunde bzw. Fans in den so- Corona-Pandemie nicht mehr ganz oben auf dem Merkblatt zialen Medien nur gelegentlich wahrnimmt, was gerade po- für Parteiarbeit. Das Digitale rückt auf Platz eins. Das trifft litisch passiert. Studien gehen davon aus, dass sich die Men- sich eigentlich auch ganz gut, denn längst haben sich Markt- schen durchschnittlich nur drei Minuten täglich mit Politik plätze und Stammtische ins Internet verlagert. Viele Bei- beschäftigen. Oft ist man überrascht, dass nur wenige bereit spiele zeigen, dass heute jeder die Möglichkeit hat, sich mit sind, auch mal einen Post zu teilen. Lob gibt es selten, kri- 6 politische kommunikation Foto: KAS Egon Huschitt

tische Kommentare dagegen jede Menge. Das kann frustrie- reicht natürlich nicht, nur in der eigenen Community zu blei- ren. Wer jedoch den digitalen Marktplatz den Kritikern ben, wenn man etwas bewegen und am Ende vielleicht so- überlässt, dringt mit der eigenen Botschaft nicht durch und gar Wahlen gewinnen will. Im US-Wahlkampf war es Teil der verliert das Vertrauen der mitlesenden Mehrheit. Es lohnt Kampagnen-Strategie des nächsten US-Präsidenten mit In- sich deshalb, Ressourcen für ein gutes Community Manage- fluencern, also Meinungsmachern, ins Gespräch zu kom- ment in den sozialen Medien einzuplanen und sich auf den men, damit die politischen Botschaften auch neue Zielgrup- Dialog einzulassen – wie am Stand auf dem Marktplatz. pen erreichen. Während die Meinungsmacher früher im Selbstverständlich gilt hier wie dort: Die Grenzen des An- Fußballverein zu finden waren, sucht man sie heute in der stands sind einzuhalten und dürfen auch aufgezeigt werden. Facebook-Gruppe mit lokalem oder regionalem Bezug.

Freunde als Multiplikatoren Baukasten für den individuellen Erfolg

Gerade auf kommunaler Ebene gehört es zu jedem guten Um die Kommunikation im digitalen Raum zu erleichtern, Wahlkampf, dass man das eigene Adressbuch für den Wahl- bieten die Landesverbände allen Kandidatinnen und Kandi- kampf nutzt. Diese Idee wird nun auf den digitalen Raum daten einen Baukasten mit den wichtigsten Bauteilen für ausgeweitet. Im US-Wahlkampf hat man dafür den Begriff eine erfolgreiche Kampagne. Nutzen Sie die Möglichkeit der des „Relational Organizing“ gefunden. Wie bisher geht es Individualisierung und überlegen Sie, wie Sie das große darum, erst einmal Familie und Freunde zu überzeugen und Wahlkampfthema auf Ihren Wahlkreis herunterbrechen sie dann zu Multiplikatoren zu machen. Im digitalen Raum können. Stellen Sie einen Bezug zu den täglichen Erfah- ist man natürlich nicht mit allen „Freunden“, die man auf rungen der Menschen vor Ort her und zeigen Sie anhand den verschiedenen Social-Media-Kanälen versammelt hat, konkreter Beispiele auf, für welche politischen Ideen Sie ge- so vertraut wie mit dem Freundeskreis, der auch mal zum wählt werden wollen. Schießen Sie beispielsweise ein Foto Abendessen vorbeikommt. Die Herausforderung ist des- auf der lärmbelasteten Hauptstraße, wenn Sie für eine Um- halb, die politischen Botschaften so zu formulieren, dass sie gehungsstraße einstehen. So wird Politik für Wählerinnen auch mit der „Flüsterpost“ richtig weitergetragen werden. und Wähler wieder konkret und persönlich. Denn es ist nicht Es gehört Mut dazu sich auf diesen „kontrollierten Kontroll- egal, wer die politischen Entscheidungen trifft. verlust“ einzulassen, statt auf die „sichere“ Pressemittei- lung. Damit einher geht jedoch auch eine neue Form der Dr. Sandra Busch-Janser ist Leiterin der Abteilung Fehlerkultur. Wer zu seinen Fehlern steht, kann mit posi- ­Politische Kommunikation und Adenauer Campus tiven Reaktionen aus der Community rechnen. Doch es der Konrad-Adenauer-Stiftung politische kommunikation 7

Eisenmann will‘s wissen – Digital

In Baden-Württemberg wird am 14. März 2021 ein neuer Landtag gewählt. Die CDU-Spitzenkandida- tin Susanne Eisenmann gibt einen Einblick in den digitalen Wahlkampf in Pandemiezeiten. Foto: CDU Baden-Württemberg – KD Busch

Das Corona-Virus hat unser Leben verändert. Das gilt auch rand. So sind wir als CDU präsent, selbst wenn Menschen für den Wahlkampf für die Landtagswahl 2021. Weil er coro- nachher nicht einschalten. Die Online-Formate, die tech- nabedingt unter so noch nie dagewesenen Bedingungen nisch über einen Live-Stream und meine Facebook-Seite er- stattfinden muss, ist es eine große Herausforderung, ihn zu reichbar sind, sind natürlich eine andere Art der Kommuni- organisieren und die Menschen, abgesehen vom Weg über kation als das Gespräch vor Ort: bei „Eisenmann will’s wis- die klassischen Medien, mit unseren Inhalten und Konzep- sen“ fehlt die direkte Rückkopplung, also die Reaktionen ten zu erreichen. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass nach der Antwort oder das Lachen nach einem spontanen auch die anderen Parteien damit umgehen müssen. Witz. Aber daran habe ich mich inzwischen gewöhnt. Das Herzstück des Wahlkampfs bildet meine „Eisen- Die Resonanz bei den offenen Online-Veranstaltungen mann will’s wissen“-Tour durch alle Wahlkreise in Baden- ist bemerkenswert. Wir erreichen digital mindestens genau- Württemberg. Bei diesen Veranstaltungen geht es darum, so so viele Menschen wie vor Ort – in der Regel 150 bis 250 gemeinsam mit der Wahlkreiskandidatin oder dem Wahl- Personen unterschiedlichen Alters. Was sicherlich mit der kreiskandidaten niederschwellig mit Bürgerinnen und Bür- Corona-Situation zusammenhängt. Denn andere Abendver- gern ins Gespräch zu kommen und zu erfahren, was sie be- anstaltungen in Präsenz wie zum Beispiel das Training im wegt und wo vor Ort der Schuh besonders drückt. Mannschaftssport oder die Musikprobe können derzeit auch Von Mitte September an bis Mitte Oktober hatten wir nicht stattfinden. dank ausgeklügelter Hygienekonzepte und ungewöhnlicher Über Digitale Kampagnencamps halten wir zudem un- Veranstaltungsorte – zum Beispiel in einer Omnibushalle sere Kandidatinnen und Kandidaten sowie Mandats- und oder auf einem Weingut – tolle Präsenzveranstaltungen. Die Funktionsträger über die aktuellen Schritte des Wahlkampfs Menschen haben das Angebot gut angenommen, sie waren auf dem Laufenden. Dieses Beispiel zeigt, wie moderne Par- sehr gut besucht. Aufgrund der steigenden Infektionszahlen teiarbeit funktioniert.­ haben wir „Eisenmann will’s wissen“ dann allerdings zügig Neben den digitalen Auftritten planen wir auch kleine- auf ein digitales Format umgestellt. Auch Zielgruppenge- re Vor-Ort-Aktionen im Februar und März. Ich bin zuver- spräche auf Einladung der Kandidatinnen und Kandidaten sichtlich, dass dann auch wieder das direkte, das persönliche veranstalten wir seither digital in Videokonferenzen. Gespräch möglich ist – natürlich mit Maske und unter Wah- Zwei Räume in der Landesgeschäftsstelle der CDU Ba- rung des nötigen Abstands. Mit dieser Zuversicht packen den-Württemberg sind dafür in TV-Studios umgewandelt wir es an! worden. Die Kreisverbände vor Ort bewerben die frei zu- gänglichen, digitalen „Eisenmann will’s wissen“-Veranstal- Dr. Susanne Eisenmann ist Spitzenkandidatin tungen im Wahlkreis trotzdem mit Plakaten am Straßen- der CDU Baden-Württemberg zur Landtagswahl 2021 8 politische kommunikation

Wenn Säle geschlossen werden, müssen die virtu-

Foto: CDU Rheinland-Pfalz ellen Räume gefüllt werden: Wie die CDU Rhein- land-Pfalz auch im Internet mit regionalen Themen punkten will.

Wir setzen im Wahlkampf auf digital pur

In diesem Wahlkampf wird alles anders. So, wie Corona struktur – produzieren wir dazu kurze Imagefilme, die ge- ganze Branchen zwingt, die digitale Transformation zu be- zielt auf den Social-Media-Kanälen ausgespielt werden. schleunigen, so müssen auch die Parteien ihre digitalen Wenn keine Hallen mehr gebucht werden dürfen und Aktivitäten ausbauen. In Rheinland-Pfalz werden wir ei- Räume geschlossen bleiben, müssen wir die digitalen Säle nen reinen digitalen Wahlkampf erleben: Ohne Wahl- füllen. So starten wir im Januar eine Serie von insgesamt kampfstände, ohne Massenveranstaltungen, ohne Prä- 14 regionalen Videokonferenzen. Warum diese Zahl? Wir senzparteitage. Die CDU Rheinland-Pfalz stellt sich dieser haben Rheinland-Pfalz in 14 Kulturregionen unterteilt und Situation, die sie auch als Chance begreift. Wir setzen auf machen einen dezidiert regionalen Wahlkampf. Die CDU „digital pur.“ muss raus aus ihrer Hauptstadt-Käseglocke. Wir bringen Unser Spitzenkandidat Christian Baldauf lädt auf Fa- Kandidaten und Multiplikatoren in digitalen, regionalen cebook die User in sein digitales Wohnzimmer ein. Er be- Townhall-Meetings zusammen – zu Topthemen wie Stra- richtet aus den Landtagssitzungen, geht auf tagesaktuelle ßenbauprojekten, drohenden Krankenhausschließungen Ereignisse ein – etwa die US-Wahl im November – und oder dem Erhalt kleiner Schulen. Wir bieten den insge- bewertet die Entwicklung der Corona-Pandemie. Dabei samt 52 Kandidaten eigene Videoveranstaltungen mit tritt er mit den Wohnzimmerbesuchern in den Dialog. Das Christian Baldauf an. Wir veranstalten virtuelle Bürgerdi- ist ein Gespräch auf Augenhöhe. Auf Instagram trifft aloge mit Zielgruppen, etwa Gastronomen, Vereinsver- Baldauf regelmäßig in Livegesprächen Persönlichkeiten tretern, Kulturschaffenden, Pflegerinnen und der soge- des öffentlichen Lebens. Das kann ein Bundesgesund- nannten Blaulichtfamilie. Und wir bieten der Community heitsminister Jens Spahn ebenso sein wie Extremismusex- den Austausch mit den insgesamt sieben Expertenteams perte Ahmad Mansour oder eine Fastnachtsikone aus an, die unseren Spitzenkandidaten beraten. „Mainz bleibt Mainz“. Facebook, Instagram und Youtube Machen wir uns nichts vor: Einen Wahlkampf ohne bleiben die Social-Media-Zugpferde für Wahlkämpfer. den direkten, analogen Bürgerkontakt macht es einer Op- Auf Instagram geben wir Einblicke in den Alltag eines positionspartei nicht leichter, für ihre Themen zu werben. Spitzenpolitikers. Christian Baldauf zum Anfassen. Jünge- Aber wir leben in herausfordernden Zeiten. Und besonde- re Kanäle wie TikTok oder die eher akademische Plattform re Zeiten verlangen besondere Lösungen. Sehen wir mit Jodel sehen wir eher als Experimentierwiese an; diese zäh- Mut in die Zukunft! len nicht zum Standard. Dabei versuchen wir, die Zielgruppen auf Facebook Gerd Schreiner MdL ist Generalsekretär spezifisch anzusprechen. Zu unseren drei Wahlkampf- der CDU Rheinland-Pfalz schwerpunkten – Bildung, Gesundheit, Wirtschaft/Infra- sichtbarkeit von frauen 9

Expertinnen in der Coronakrise: Mit Frauen reden

Damit nicht nur Männer erklären, wie die Welt funktioniert, brauchen wir Stimmen von Exper- Foto: Melse/stock.adobe.com tinnen. Doch in Medien kommen Frauen viel sel- tener zu Wort. Woran liegt das – und wie lässt es sich ändern? Ein persönlicher Praxisbericht.

Vor Kurzem erschien auf SPIEGEL.de ein Artikel, der mit ­wollen über die Auswirkungen von Covid auf Herz, Hirn, dem Satz eingeleitet wird: „Wer meint, sich mit dem Coro- Nieren, Lunge reden. Gute Ansprechpartner*innen wä- navirus infiziert zu haben, meldet sich oft bei seiner Haus­ ren: ärztin.“ 1. Fachleute, die bereits Studien dazu veröffentlicht Wie eigentlich immer bei solchen Formulierungen, haben. Zu Beginn der Pandemie stellte man fest, dass die Frauen sichtbar machen, erreichte uns Kritik (von Männer deutlich mehr Forschungsarbeiten veröffent- Männern), die sich zusammenfassen lässt als: Das Gen- lichten als Frauen. Das war wohl unter anderem da- dern nerve. Seltener erreichen uns Zuschriften, in denen rauf zurückzuführen, dass sich Akademikerinnen sich jemand für die Formulierungen bedankt. während der Schließung von Kitas und Schulen deut- Wer hier liest, muss sich allerdings daran gewöh- lich mehr um Kinder kümmern mussten als Akademi- nen. Die im Februar veröffentlichten neuen SPIEGEL- ker – die Krise verstärkte die ohnehin bestehenden Standards halten fest: „Das generische Maskulinum soll Ungleichheiten. nicht mehr Standard sein. Alle streben an, in ihren Texten 2. Chefärzte und Chefärztinnen, die aus dem Klinik­ beide Geschlechter abzubilden. alltag berichten. Obwohl Medizin heute von mehr Frauen als Männern studiert wird, finden sich in Füh- Expertinnen gefragt rungspositionen immer noch wenige Frauen. Ärz- tinnen setzen sich deshalb schon seit einer Weile für Auch mal „Hausärztin“ zu schreiben und nicht immer eine Frauenquote ein. Kein Witz: Wenn man „Chef- nur „Hausarzt“, kann aber nur ein Anfang sein. Noch ärztin Kardiologie“ googelt, fragt die Suchmaschine ­wichtiger ist es, auf der Suche nach Expertise nicht nur nach, ob man nicht „Chefarzt Kardiologie“ meinte. Ärzte, sondern auch Ärztinnen zu Wort kommen zu las- 3. Vorstände der entsprechenden medizinischen Fach­ sen, nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Wissenschaft­ gesellschaften in Deutschland. Auch hier sind Frau­ lerinnen. en deutlich seltener vertreten als Männer – und auch In der Coronakrise ist dies gerade zu Beginn schlecht Menschen, die BPoC sind, haben in Deutschland sel- gelaufen. Eine Auswertung der Kommunikationswissen- ten diese Posten inne. schaftlerin Elisabeth Prommer zeigte, dass Frauen in TV- So passiert es schnell, dass zitierte Experten tatsäch- Formaten 22 Prozent der Experten stellten, in der Online- lich nur zitierte Experten sind und sich darunter keine Ex- berichterstattung sogar nur sieben Prozent. pertinnen finden. Womit eines der Probleme des generi- Warum? Eine erste Erklärung ist, dass die schnells- schen Maskulinums gleich deutlich wird: Ob Frauen bloß te Anlaufstelle oft ein Mann ist. Stellen Sie sich vor, Sie mitgemeint sind oder tatsächlich da, verrät es nicht. 10 sichtbarkeit von frauen

Wen habe ich angerufen, befragt und zitiert? sind es Männer, wie etwa US-Präsident , Gesundheitsminister Jens Spahn, der Chef der Weltge- Dazu kommt, dass Frauen etwas häufiger Gesprächsanfra- sundheitsorganisation Tedros Adhanom Ghebreyesus, die gen ablehnen, als Männer dies tun. Genau beziffern kann Präsidenten von RKI und PEI, Lothar Wieler und Klaus Ci- ich das nicht, weil ich es nicht strukturell ausgewertet ha- chutek. Ein paarmal Kanzlerin Angela Merkel zitieren, be, aber Kolleginnen und Kollegen schildern durchweg stellt da kein Gleichgewicht her. denselben Eindruck. Achtung: Das ist eine Beobachtung, Auch auffällig: Viermal habe ich Aussagen von Män- keine Schuldzuweisung. Es bedeutet nicht, dass die Exper- nern erwähnt, weil diese aus meiner Sicht so irritierend tinnen „selbst schuld“ sind, wenn sie seltener gehört wer- waren, dass öffentlicher Widerspruch nötig war, keinmal den. Im Schnitt passiert es nur häufiger, dass eine ange- die einer Frau. Liegt das daran, dass Frauen in den Medien fragte Professorin oder Doktorin sagt, sie kenne sich mit eben insgesamt seltener zitiert werden – oder dass sie sel- dem Thema nicht gut genug aus – bei Professoren oder tener Unsinn reden? Vielleicht wecken schräge Aussagen Doktoren geschieht dies seltener. von Männern aber auch eher meinen Impuls zu widerspre- Weil manchmal konkrete Zahlen helfen, habe ich ge- chen. zählt, wie oft ich seit Beginn der Coronakrise mit Expertin- Aber wen habe ich wegen seiner – oder ihrer – Exper- nen beziehungsweise Experten gesprochen, wie oft ich tise angerufen, angemailt, befragt und zitiert? Auch nur Männer und Frauen in meinen Artikeln erwähnt habe. zu 28 Prozent Frauen. Immerhin: Von insgesamt neun In- Ausgewertet habe ich meine Autorentexte ab Februar, terviews habe ich fünf mit Frauen geführt. Und während auch die, die ich gemeinsam mit ein bis drei Kolleginnen ich mit dem HNO-Arzt Christian Lübbers in einem bereits geschrieben habe. (Autorentexte sind die Artikel, über de- 2019 geführten, aber erst 2020 veröffentlichen Interview nen mein voller Name steht. Dies ist bei längeren, auf- über das persönliche und eher emotionale Thema (seiner) wendigeren Artikeln der Fall – kürzere Artikel, die auch Segelohren gesprochen habe, habe ich zum Beispiel die mithilfe von Meldungen der Presseagenturen entstanden Epidemiologin Emma Hodcroft zu Virusmutationen be- sind, habe ich nicht gezählt, weil die darin enthaltenen Zi- fragt und die Virologin Sandra Ciesek zu den Eigenschaf- tate zum Großteil von den Agenturen stammen.) ten von Sars-CoV-2 allgemein. Was meine persönliche Statistik ergab: Knapp 120- Auch auffällig: Zu Beginn der Coronakrise habe ich mal habe ich in den Artikeln Menschen namentlich er- fast ausschließlich männliche Experten kontaktiert, in der wähnt, nur 22 Prozent davon sind Frauen. Ein Teil dieser zweiten Jahreshälfte zu 45 Prozent Expertinnen. Aber un- Unwucht liegt darin begründet, dass die Artikel auch ab- term Strich bleibt die Frauenquote in meinen Artikeln ver- bilden, wer an wichtigen Stellen etwas zu sagen hat. Meist besserungswürdig. sichtbarkeit von frauen 11 Foto: Kurhan/stock.adobe.com

In den Bereichen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Adrienne LaFrance, wie oft in ihren Artikeln Männer und im gedruckten SPIEGEL liegt das Verhältnis Männer zu Frauen erwähnt wurden – nur etwa ein Viertel der von ihr Frauen laut einem aktuellen Bericht des Medienmagazins Zitierten waren Frauen. Ihr Kollege Ed Yong griff das auf „Kress“ übrigens sogar bei neun zu eins. und schrieb 2018 darüber, wie er zwei Jahre lang daran ar- Und noch etwas: Statt eines weißen Mannes ab und beitete, das Gender-Ungleichgewicht in seinen Artikeln zu zu auch mal eine weiße Frau zu Wort kommen zu lassen, beheben. Während er zu Beginn auch viel häufiger Männer ist weit entfernt von Diversität. Das ist mir auch klar. Die- zitierte als Frauen, stand er am Ende bei etwa 50:50. Seine se Auswertung ist deshalb nur ein erster Schritt eines ers- Lösung war simpel: Er schreibt, er suche einfach so lange ten Schritts. Mit BPoC-Expert*innen habe ich so selten nach passenden Fachleuten, bis auf der jeweiligen Liste gesprochen, dass ich meine bisherige Unzulänglichkeit nicht bloß Männer, sondern auch einige Frauen stünden. eingestehen muss. Und Ihnen nur empfehlen kann, dieses Yong schreibt auch über einen Kritikpunkt, der ihm Porträt der Immunologin bei „Statnews“ zu begegnete – und den man oft im Zusammenhang mit einer lesen oder die „Guardian“-Kolumnen der Public-Health- Frauenquote hört: Es sei doch beleidigend gegenüber ei- Expertin Devi Sridhar, die Schottland beim Umgang mit ner Frau, sie nur zu interviewen, weil sie eine Frau sei. Das der Pandemie berät. ist aber ein Scheinargument, schreibt er. „Ich frage Men- schen nicht wegen ihres Geschlechts nach ihrer Meinung, Wie lässt sich das ändern? sondern wegen ihres Fachwissens. Jede einzelne Person, die ich kontaktiert, ist qualifiziert. Nur ist es jetzt so, dass Eine Kollegin sagte mir, ich solle an dieser Stelle eine Ex- die Hälfte dieser qualifizierten Leute Frauen sind.“ Man pertinnenquote in den Medien fordern. Der daraus ent- muss sich von der Weltsicht verabschieden, dass grund- stehende Druck ließe sich ja weitertragen, etwa wenn sätzlich immer ein Mann der beste Experte wäre. Denn für man bei der nächsten Anfrage bei einer Uniklinik-Presse- gewöhnlich gibt es eben nicht diese eine Person, die allein stelle oder einem Facharztverband mit Verweis auf die alles Wissen über diesen speziellen Sachverhalt besitzt. Quote sagen könnte: Aber ich spreche nur mit einer Frau! Das Schönste an Yongs Statement: Es erübrigt sich Ob das eine gute Lösung darstellt, mag ich nicht beurtei- dann tatsächlich, darüber zu diskutieren, ob eine Frau ei- len. Eine Debatte dazu finde ich wünschenswert. ne Quotenfrau ist. Expertinnen sind Expertinnen. Punkt. Jenseits einer großen Medienquote gibt es aber die Jetzt muss ich sie nur noch häufiger anrufen. eigene, persönliche. Wie die sich umsetzen lässt, haben eine Kollegin und ein Kollege vom US-Magazin „The Atlan- Nina Weber, DER SPIEGEL online, 26.11.2020 tic“ vor ein paar Jahren aufgeschrieben. 2016 analysierte Abdruck mit Genehmigung des Spiegel Verlags 12 frauen in führungspositionen

Es geht voran: Durchbruch beim Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Män- nern in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst, kurz FüPoG II genannt. Foto: NDABCREATIVITY/stock.adobe.com

Frauen in den Vorstand

Die unionsgeführte Koalition im Bund hält, was sie ver- in Führungspositionen sprechen. Diversität, gemischte spricht. Ein Ziel des gemeinsamen Koalitionsvertrages Teams sind ein Erfolgsrezept. Die Unternehmensberatung von CDU, CSU und SPD ist die Förderung von Frauen in McKinsey führte den Nachweis, dass Unternehmen mit Führungspositionen der Wirtschaft und im öffentlichen mehr als 30 Prozent Frauen in ihren Entscheidungsgremi- Dienst. Ende November kam es zum Durchbruch bei den en finanziell profitieren. Der Vorteil von gemischten Verhandlungen zum Führungspositionengesetz in der zu- Teams ist die Vielfalt der Perspektiven. Mit ihnen verän- ständigen Koalitionsarbeitsgruppe. Ein großer Erfolg. dert sich auch die Unternehmenskultur und das Klima im Erstmals haben wir verbindliche Vorgaben für mehr Miteinander. Frauen in Vorständen von Unternehmern und in großen Bei den personellen Entscheidungen in Unternehmen Körperschaften, wie den Krankenkassen, vereinbart. Wir geht es um Wettbewerbsfähigkeit und unsere wirtschaft- setzen dort an, wo die Entscheidungen in Unternehmen liche Zukunftsfähigkeit. Und deshalb wollen wir, dass der fallen. Damit machen wir der Weg frei für den Aufstieg Bund gerade auch in seinem Einflussbereich als Vorbild von Frauen und eine andere Führungs- und Organisa­ vorangeht. tionskultur. Der Vorschlag sieht erstmals verbindliche Vorga- Dies war eine gemeinsame Kraftanstrengung von ben für mehr Frauen in Vorständen vor. In Vorständen CDU und CSU. Wir konnten der Einigung unsere Prägung börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unter- geben: Mehr Frauen in Führungspositionen, aber mit ei- nehmen mit mehr als drei Mitgliedern muss künftig ein ner klaren Priorität dort, wo der Bund in der Verantwor- Mitglied eine Frau sein. Für die Unternehmen mit Mehr- tung steht. Wir berücksichtigen mit abgestuften Vorga- heitsbeteiligung des Bundes wurde eine Aufsichtsrats- ben unterschiedliche Gegebenheiten in privaten und öf- quote von mindestens 30 Prozent und eine Mindestbe­ fentlichen Unternehmen. teiligung in Vorständen mit mehr als zwei Vorständen Druck von allen Seiten hat geholfen. Wir konnten und vereinbart. Bei den Körperschaften des öffentlichen wollten nicht länger abwarten. Bereits 2012 hatten wir ge- Rechts wie zum Beispiel Krankenkassen, Renten- und meinsam mit EU-Kommissarin Viviane Reding eine euro- ­Unfallversicherungsträgern sowie der Bundesagentur für päische Regelung für mehr Frauen in Top-Positionen in Arbeit soll ebenfalls eine Mindestbeteiligung bereits bei Unternehmen gefordert. Freiwillige Selbstverpflichtun- zwei Vorständen eingeführt werden. Damit werden erst- gen haben in den fast zwei Jahrzehnten keinen spürbaren mals gesetzliche Mindestvorgaben für Vorstände kom- Erfolg gebracht. men und wichtige Sozialversicherungsträger mit hun­ Vorausdenkende Unternehmen haben längst er- derttausenden weiblichen Arbeitnehmerinnen einbezo- kannt, dass klare wirtschaftliche Gründe für mehr Frauen gen. frauen in führungspositionen 13 Foto: Joe Gough/stock.adobe.com

Evaluation beweist: Freiwillige Maßnahmen Stiftung liegt dieser zurzeit bei 12,8 Prozent. Der Bund geht wirken nicht als Vorbild voran und zwar dort, wo der Bund staatlicher Mehrheitseigentümer ist. Dort sollen künftig schon Dreier- Wir gehen qualitativ einen großen Schritt voran. Es gibt da- vorstände mit mindestens einer Frau besetzt werden. Denn zu keine Alternative. Die Evaluation zur Wirksamkeit des bisher waren Unternehmen mit mehrheitlicher Beteiligung Gesetzes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und des Bundes laut Bundesbeteiligungsbericht nur mit einem Männern in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst Frauenanteil von 15,2 Prozent in Vorständen und Geschäfts- zeigt deutlich, dass eine feste Quote wirkt und freiwillige führungen besetzt. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat Maßnahmen nicht den gewünschten Fortschritt bringen. sich nach einer intensiven Beratung bereits hinter die Eini- Dort wo die feste Quote für Aufsichtsräte gilt, wurde die gung zu Frauen in Führungspositionen gestellt. Bundes- gesetzliche Vorgabe von 30 Prozent mit aktuell 35,2 Prozent kanzlerin Angela Merkel wies in der Debatte darauf hin, übertroffen. Es konnten also genügend hochqualifizierte dass trotz vieler freiwilliger Vereinbarungen es immer noch Frauen in die Aufsichtsräte berufen werden. Bei den Vor- 30 börsennotierte Unternehmen ohne eine Frau im Vor- ständen großer Unternehmen wurde bislang auf freiwillige stand gebe und trotz der jahrelangen öffentlichen Debatten Selbstverpflichtungen gesetzt. Sie sollten sich selbst Ziel- keine Änderung bei den Firmen eingetreten sei. größen setzen. 70 Prozent der vom Gesetz betroffenen Un- Dies ist genau der Punkt. Dazu abschließend ein Bei- ternehmen wollten für die Zukunft nichts ändern: Sie set- spiel: Die Finanzchefin von Siemens, Maria Ferraro, hatte zen sich die Zielgröße „Null“, also keine einzige Frau für den sich auf Twitter selbst als „Quotenfrau“ bezeichnet: Sie wer- Vorstand. Sie sagen also glasklar: Frauen sind keine Option de immer noch ungläubig angesehen, wenn sie sage, sie sei für uns. Da sind wir als Gesetzgeber gefordert zu handeln. Finanzchefin eines börsennotierten Unternehmens. Sie- Die Reaktionen auf die Beschlüsse der „AG Frauen in Füh- mens-Chef Joe Kaeser hat der „Quotenfrau“-Bewertung wi- rungspositionen“ des Koalitionsausschusses reichten von: dersprochen. Maria Ferraro gehöre zu den Besten und sie „die Koalition gebiert ein Mäuschen“ bis zur „massiven Stö- sei ein Vorbild: „Diejenigen, die Ihnen diese Blicke zuwer- rung der unternehmerischen Freiheit der Unternehmen“. fen, sind der Hauptgrund, warum in Deutschland ein Gesetz Wir nehmen jedoch nicht nur die großen Unternehmen in verabschiedet werden muss.“ Damit hat Joe Kaeser recht. die Pflicht. Dazu ein paar Zahlen: Von den insgesamt 186 Das ist gute Unternehmensführung! Neben gesetzlichen Vorstandsposten bei den 107 Krankenkassen sind bisher nur Vorgaben brauchen wir eine neue Unternehmenskultur. 26 mit Frauen besetzt. Damit liegt der Frauenanteil bei den Krankenkassenvorständen bei 14 Prozent. Das ist kaum hö- Annette Widmann-Mauz MdB, Vorsitzende der Frauen her als bei den Dax-Vorständen. Laut Zählung der Allbright- Union der CDU Deutschlands 14 frau vor ort

Die Frauen Union der CDU Baden-Württemberg setzt sich für ein Sexkaufverbot ein. Wir haben uns im Landesverband umgehört, wie die Frauen vor Ort einen Perspektivwechsel fördern. Foto: Christoph Naser

Prostitution Perspektivwechsel

Frauen Union der CDU Bezirksverband Südbaden tische Werbestrategie der Profiteure weiterhin im gesell- schaftlichen kollektiven Bewusstsein gehalten. Ein wichti- Baden-Württemberg hat sich des Themas bereits ab 2017 ger Schritt ist, dies immer wieder klarzustellen. mit einem Arbeitskreis angenommen. Es ging primär da- Die FU Südbaden hat festgestellt, dass Presseerklä- rum, Einfluss auf das in diesem Jahr zur Novellierung an- rungen/Leserbriefe auf entsprechende Artikel die beste stehende liberale Prostitutionsgesetz zu nehmen. Was Wirkung haben. Aber auch das Nachfassen nach Zahlen, leider nicht gelungen ist. Informieren heißt seither das die oft durcheinander gebracht werden ist wichtig. So Schlagwort! werden nicht selten, die gemeldeten Prostituierten (je 2018 richtete die FU Südbaden eine Veranstaltung zu- nach Artikel liegen die Zahlen bei 40 000 und 400 000) sammen mit dem Arbeitskreis aus. Südbaden ist durch das mit den sozialversicherten Prostituierten (circa 400) ver- liberale Gesetz in Deutschland besonders betroffen, weil wechselt. Im Wesentlichen gibt es fünf Punkte, die so oft es an die Schweiz und Frankreich grenzt, das wesentlich wie möglich, klargestellt werden sollten. strengere Prostitutionsgesetze hat. Somit wird die Prosti- 1. Prostitution ist in den Händen der organisierten tution in grenznahe Orte nach Deutschland, dem „Puff Kriminalität. Europas“ verlegt. Zusammen mit dem Kriminalkommissar 2. Prostitution heißt Versklavung. a. D., Buchautor Manfred Paulus, und der Psychologin An- 3. Die Zahl der freiwillig tätigen Prostituierten ist ke Pracht, die mit Aussteigerinnen arbeitet, wurde auch verschwindend gering. dem anwesenden baden-württembergischen Justizminis- 4. Sex mit Freiern macht den Frauen keinen Spaß. ter Guido Wolf MdL die Tragweite der liberalen Gesetzge- Sie empfinden es als Qual und werden dabei oft bung nahegebracht. Er hatte ebenso wie viele andere, so ernied­rigt. auch Journalisten und Journalistinnen, die die Prostitution 5. Nur wenige Prostituierte sind versicherungspflichtig zum Selbstbestimmungsrecht von Frauen zählen, keine angemeldet, was die ursprüngliche Intention der Vorstellung, wie weit die organisierte Kriminalität in die liberalisierten Gesetzgebung war. Das Gegenteil Gesellschaft eingedrungen ist. Nicht wenige Männer und wurde erreicht. Frauen sind auch heute noch überzeugt, dass Prostituier- ten Sex mit Freiern Spaß macht und ein Großteil der Frau- Helga Gund ist Bezirksvorsitzende der Frauen Union en diesen Job gerne ausüben. Dies wird durch eine gigan- der CDU Südbaden und stellv. Landesvorsitzende frau vor ort 15

Frauen Union der CDU Kreisverband Tübingen

Die Frauen Union des CDU Kreisverbandes Tübingen geht zusammen mit dem Arbeitskreis Christ & Politik an die ­Öffentlichkeit. Im Juli führten der Arbeitskreis Christ & Politik und der Kreisverband der Frauen Union Tübingen zusammen eine Online-Veranstaltung zum Thema durch. Prominen- teste Rednerin an diesem Abend: Staatsministerin Annet- te Widmann-Mauz MdB, Bundesvorsitzende der Frauen Union, unterstützt durch den Beitrag von Sozialarbeiterin Sabine Constabel von Sisters e.V., einem Verein, der Pros- tituierten beim Ausstieg aus der Prostitution hilft. Sabine Constabel betreut seit mehr als 30 Jahren im Stuttgarter Rotlichtmilieu Prostituierte. Am 10.10.2020 veranstalten die Frauen der FU Info- stände in Rottenburg und Tübingen zum Thema, unter- stützt durch Mitglieder der CDA und des Arbeitskreises Christ & Politik und der FU-Bundesvorsitzenden. Terres des Femmes stellt Material bereit, trotzdem erstellen wir nochmals eigene Flyer. Überrascht sind wir vom medialen Echo. Artikel über Redaktionsgespräche im Vorfeld, Be- richte und Nachrichten im regionalen Fernsehen über die Landesvorstand der Frauen Union Aktionen geben uns einen breiten Raum. Das Argument der CDU Baden-Württemberg von Annette Widmann-Mauz „Es geht um Rechte. Frauen- rechte sind Menschenrechte.“ überzeugt. Im FU-Landesvorstand waren wir übereingekommen, dass wir beim nächsten Bundesparteitag einen Antrag auf Christine Jerabek ist Kreisvorsitzende Einführung des „Nordischen Modells“ stellen wollen. Nun der Frauen Union der CDU Tübingen ist pandemiebedingt aber ja alles anders. Programma- tische Anträge werden erst wieder bei einem ordentlichen Programmparteitag debattiert In meiner Funktion als CDU-Kreisvorsitzende habe ich beim letzten Bundesparteitag schon einen entspre- chenden Antrag gestellt. Dieser wurde aber zur Beratung in die CDU/CSU-Bundestagsfraktion verwiesen. Wer im einundzwanzigsten Jahrhundert noch der ro- mantischen Vorstellung von der „Glücklichen Hure“, die in großer Selbstbestimmung und vollkommen freiwillig dem „ältesten Gewerbe“ der Welt nachhängt, befindet sich auf dem falschen Dampfer. Die Wirklichkeit sieht bru- tal anders aus. Prostitution ist kein „normales Gewerbe“, sondern bedeutet Ausbeutung und Menschenhandel, ist Impressum menschenunwürdig, zerstörerisch und frauenverachtend. Herausgeber: Bundesgeschäftsstelle der Frauen Union der CDU Deutsch­ Nachdem nun Pandemie-bedingt auch Bordelle ­­­lands · Klingelhöferstraße 8 · 10785 Berlin · Telefon 030 22070452 · Te­le­ schließen mussten, wurden die Opfer kurzerhand in ihre fax 030 22070439 · [email protected] · www.frauenunion.de · Bun­des­­ge­schäfts­ Heimatländer zurück verfrachtet oder sie fristen hier ihr führerin: Claudia Hassenbach · Re­­daktions­leitung: Silke Adam · Verlag:­ Dasein im Untergrund und in grausamer Abhängigkeit. Union Betriebs-Gesellschaft mbH · Egermannstraße 2 · 53359 Rhein­bach · Höchste Zeit zum Umsteuern – wann, wenn nicht jetzt? Telefon 02226 8020 · Telefax 02226 802111 · Telefon Ver­trieb 02226 802213 · Abhilfe könnte das „Nordische Modell“ schaffen. Geschäftsführer: Jürgen von Meer · Erscheinungsweise: 6-mal im Jahr · Die Frauen-Union Baden-Württemberg setzt sich Be­­zugs­­preis: Einzelpreis 2,50 Euro · Jahresabonnement: 15,00 Euro · Bank­ deshalb weiterhin und nachdrücklich für das „Nordische verbindungen: Sparkasse KölnBonn (IBAN DE20370501980007510183, Modell“ ein und wird dies mit den entsprechenden Anträ- BIC COLSDE33XXX) · Raiffeisenbank Voreifel eG (IBAN DE933706962 gen untermauern. 70076204012, BIC GENODED1RBC) · Anzeigenverwaltung: Union Be- triebs-GmbH · Egermannstraße 2 · 53359 Rhein­­bach · Layout, Satz & Brigitte Schäuble ist Mitglied des Landesvorstandes Druck: Union Betriebs-GmbH · Egermannstraße 2 · 53359 Rhein­bach · der Frauen Union der CDU Baden-Württemberg Dieses Produkt wurde auf chlorfreiem Papier gedruckt. Frau & Politik

Frau & Politik Magazin der Frauen Union der CDU Deutschlands

Ausgabe 6/2020 · 66. Jahrgang G2977

Politische Kommunikation