Libertäre Buchseiten GWR 417 März 2017

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Libertäre Buchseiten GWR 417 März 2017 märz 2017/417 graswurzelrevolution libertäre libertäre buchseiten buchseiten beilage zu graswurzelrevolution nr. 417, märz 2017 GWR 417 März 2017 Libertäre Buchseiten Graswurzelrevolution (GWR) Breul 43, D-48143 Münster www.graswurzel.net Verlag Graswurzelrevolution auf der Leipziger Buchmesse: 23. bis 26.3.2017, Halle 5, E 409 Zeichnung: Jesse Purcell of Just Seeds. Montreal Anarchist Bookfair collective. Montreal-Anarchist-Bookfair-2010-Plakat: www.anarchistbookfair.ca/archives/posters V.i.S.d.P.: Bernd Drücke libertäre graswurzelrevolution märz 2017/417 buchseiten Ein Sachcomic gegen die Militarisierung Findus, Michael Schulze von Den Leserinnen und Lesern der der Geschichte wird mit Hilfe Glaßer: Kleine Geschichte der Monatszeitschrift „Graswurzel- der JungaktivistInnen Lilly und Kriegsgegnerschaft. revolution“ (GWR) sind Findus Felix gesponnen, die am Anfang Friedensbewegung und und Michael Schulze von Glaß- des Comics auf dem Weg zu ei- Antimilitarismus in er bekannt. Findus zeichnet seit ner Aktion gegen einen Bundes- Deutschland von 1800 bis vielen Jahren für fast jede Aus- wehrpropagandastand auf eine heute, Unrast Verlag, Münster gabe der GWR und hat mit sei- Demo der Friedensbewegung 2016, 80 Seiten, 9,80 Euro, nen Illustrationen dazu beigetra- stoßen. Hier kommt es zu einer ISBN 978-3-89771-215-7 gen, dass die Monatszeitung für Diskussion mit älteren Friedens- eine gewaltfreie, herrschaftslose aktivistInnen, in deren Verlauf Gesellschaft ihr altes Image als die Geschichte der Kriegsgeg- „Bleiwüstenrevolution“ heute nerschaft gezeichnet wird. Da- weitgehend verloren hat. bei geht es um die Gründung der Der im Verlag Graswurzelrevo- ersten Friedensgesellschaften lution erschienene schwarz-rote 1815, die Geschichte der DFG- Leitfaden „Kleine Geschichte VK und den Kampf von Anar- des Anarchismus“ von Findus chistInnen und MarxistInnen ist ein mittlerweile in überar- gegen Krieg und Waffenexpor- beiteter Neuauflage erhältlicher te. Thematisiert werden unter Renner. Und auch die meist anderem auch: Drohnenkriege, zusammen mit AutorInnen aus Antikolonialismus, NATO und der anarchistischen Szene ent- Völkerrecht, die Anti-Atomtod- standenen und im Unrast Verlag und Ostermarsch-Bewegung, publizierten Sachcomics „Klei- die 68-er, die Graswurzelrevo- ne Geschichte des Zapatismus“, lution und die Proteste gegen „Kleine Geschichte der Kri- Vietnamkrieg und NATO-Dop- senrevolten“ und „Kleine Ge- pelbeschluss. schichte der Genossenschaften“ sind allesamt dazu geeignet, po- Kritik litische Themen leicht verständ- lich und aus emanzipatorischer Einiges, wie die Darstellung der Perspektive zu vermitteln. Da- Gewaltdiskussionen anlässlich bei sind diese Bücher nicht nur der Aktionen der marxistisch- für „Szenefrischlinge“ und Co- leninistischen RAF, wirkt arg micfans eine Bereicherung. verkürzt, ein bisschen platt und Michael Schulze von Glaßer oberflächlich. Die Proteste ge- schreibt seit vielen Jahren Arti- gen den Angriffskrieg der NATO kel für die GWR und war einst auf die damalige Bundesrepu- Redakteur der graswurzelre- blik Jugoslawien verlegen Fin- volutionären Jugendzeitung dus und von Glaßer kurzerhand „utopia“. Heute ist er stellver- ins Jahr 1998. Tatsächlich wurde tretender Geschäftsführer der zwar der Bundestagsbeschluss Deutschen Friedensgesellschaft für den dritten Bombereinsatz – Vereinigte Kriegsdienstgeg- deutscher Kriegsflugzeuge ge- nerInnen (DFG-VK) und akti- gen Jugoslawien (im 20. Jahr- ves Mitglied der Informations- hundert) bereits Ende Oktober stelle Militarisierung Tübingen 1998 getroffen. Der NATO- (IMI). Seine antimilitaristische Angriffskrieg und die meisten, Sachkompetenz, die er sich als leider sehr bescheidenen Prote- Aktivist und Autor angeeignet ste dagegen erfolgten aber erst hat, kommt dem jetzt im Unrast 1999. seite 2 Verlag publizierten Sachcomic „Kleine Geschichte der Kriegs- Fazit gegnerschaft“ zu Gute. Die Kürze der Texte, mit denen Abb. aus: Findus, Michael Schulze von Glaßer, Kleine Geschichte der Kriegsgegnerschaft, Unrast 2016 Zum Inhalt hier versucht wird, mehr als 200 Jahre antimilitaristische Bewe- Von den Weltkriegen über die gungsgeschichte zu skizzieren, gab es so viele minderjährige Bundeswehrwerbestrategen als kann es als Anregung dienen, Remilitarisierung Deutsch- ist nicht geeignet, wichtige The- Soldaten in Deutschland. Die Abenteuer verklärt. sich mit weitergehender Litera- lands bis zu heutigen Kriegen men zu vertiefen. Rekrutierung von Jugendlichen Dieses Comic-Sachbuch zeigt tur zu beschäftigen. behandeln Findus und Michael Sie kann aber sehr wohl dazu für das Mordhandwerk ist skru- dagegen, dass Krieg immer noch Zu hoffen ist, dass die „Kleine Schulze von Glaßer sozusagen dienen, vor allem junge Men- pellos. Sie beginnt in den Schu- der Mord auf Kommando und Geschichte der Kriegsgegner- im Schweinsgalopp wichtige hi- schen auf eine bewegungsnahe len, läuft über youtube, über ein Verbrechen an der Mensch- schaft“ in den Schulen Ver- storische Ereignisse. Auch Kon- Geschichtsschreibung von unten Werbung auf Litfasssäulen und heit ist. Es hat gute Chancen, breitung findet, um somit dem troversen und unterschiedliche und auf antimilitaristische Po- in den Medien von taz bis BILD über die momentan recht kleine massiven Werbefeldzug der Standpunkte innerhalb der Frie- sitionen neugierig zu machen. (vgl. GWR 416). Dabei wird das antimilitaristische Szene hinaus Bundeswehr entgegenzuwirken. densbewegung werden ange- Und letzteres ist heute notwen- Mordhandwerk, das Soldatinnen Menschen ein Stück Geschichte rissen. Der schwarz-rote Faden diger denn je. Noch nie seit 1945 und Soldaten erlernen, von den von unten zu vermitteln. Zudem Bernd Drücke Henrik Paulitz: Anleitung gegen den Krieg. Analysen Anti-Kriegs-Analysen und friedenspolitische Übungen. Akademie Bergstraße, Seeheim 2016, 231 Seiten, 19,80 Euro, ISBN Wie es der Titel „Anleitung ge- ten. Paulitz plädiert daher auch kerung in Zusammenhang und tionslage, besser: die Manipu- 978-3-9818525-0-9 gen den Krieg. Analysen und dafür, die Zwangslage vieler sieht Angriffe auf die Zivilper- lation der Öffentlichkeit. Dass friedenspolitische Übungen“ Staaten wahrzunehmen, die oft sonen geradezu als Versuch der Hilfsprojekte und Hilfsorgani- schon ankündigt, will das Werk gegen ihren Willen zur Aufrü- „Lösung“ dieses „Problems“: sationen oft mehr Schaden als Arbeitsmethoden vermitteln, stung gezwungen werden. Das ein schauderhafter Gedanke! Nutzen anrichten und sogar die Anzeige ähnlich wie man sie an den Uni- betrifft sogar die USA, ebenso Weiterführung von Kriegen mit versitäten lehrt. Die beigefügten wie Deutschland, dessen militä- Wie aber können Gegenstrategien finanzieren, ist bereits beschrie- „friedenspolitischen Übungen“ rische Zurückhaltung seinen Po- entwickelt werden? ben worden. Fast niemand kann erinnern an Aufgaben bei Se- litikerInnen bereits unverhüllte wissen, ob sein Engagement minaren; manchmal fallen sie Drohungen durch die Konzern- Diese Frage ist nicht der Haupt- wirklich Teil der Lösung oder etwas banal aus. Das bedeutet spitzen eingebracht hat. Paulitz gegenstand des Buches. Erho- Teil des Problems ist. Aber die- allerdings nicht, dass der Au- kann daher auch mit Ausdrük- ben wird aber die Forderung, ses Dilemma ins Auge zu fassen tor sich inhaltlich zurückhält, ken wie „Empire“ oder Imperia- die übernationalen Konzerne und, wenn nötig, daraus ehrliche im Gegenteil. Seine Forderung lismus nichts mehr anfangen, er zur Öffentlichkeit zu verpflich- Konsequenzen zu ziehen, befreit lautet: Weg vom Geschrei der findet sie unscharf. ten. Sie dürfen sich nicht mehr vom blinden Aktionismus. Tagespresse, hin zu einer Analy- Eine seiner Schlussfolgerungen hinter der Fassade vom „Ge- Selbstverständlich hat der Au- se dessen, was in den heutigen lautet: Die sogenannten „Kol- schäftsgeheimnis“ verstecken. tor keine Patentlösung, er fasst Kriegen wirklich passiert! Vor lateralschäden“ sind die eigent- Die Frage ist, mit welchen auch viele Informationen nur allem nimmt er die wirtschaftli- die Ausbeutung durch nicht lichen Kriegsziele! Schon seit Mitteln sie unter Druck gesetzt zusammen, die bereits lange chen Grundlagen und Interessen gewünschte Akteure zu verhin- Jahrzehnten wird darauf hinge- werden können. Die jüngsten im Gespräch sind. Sein analyti- bei Kriegen in den Blick. Dabei dern. In den Blick kommt auch wiesen, dass die ZivilistInnen Blockadeaktionen von Kohle- scher Ansatz ist aber eine Vor- kommt er zu der überraschen- die Rolle der übernationalen in heutigen Kriegen die Haupt- Abbaugebieten nehmen bereits aussetzung dafür, über bloße den Feststellung, dass Kriege Konzerne, deren ökonomische opfer sind. Paulitz bringt diese die Akteure ins Visier, ebenso Verschwörungstheorien hinaus- um Rohstoffe und Ölquellen Macht inzwischen die vieler Angriffe auf Wehrlose sogar mit wie seit Jahrzehnten die Anti- zukommen und Druck auf die weniger darum gehen, diese Staaten übersteigt. Und es wird der in den Medien immer wie- Atom-Initiativen. Ein Punkt, der wahren Akteure aufzubauen. auszubeuten, sondern weithin deutlich, dass sie die Staaten als der vorgebrachten These von jede Art von Engagement enorm im Gegenteil darauf abzielen, ihre Erfüllungsgehilfen betrach- der (vermeintlichen) Überbevöl- verkompliziert, ist die Informa- Gerd Büntzly märz 2017/417 graswurzelrevolution libertäre buchseiten Self-Tracking oder: Was Orwell nicht kommen sah Simon Schaupps Analyse von Self-Tracking-Technologien ist beängstigend überzeugend Wir leben in einer Gesellschaft, verschiedene Self-Tracking mieren, effizienter zu werden Simon
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