Die NS-Euthanasie Aus Sicht Der Autoritarismusforschung MASTERARBEIT
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Karin Wallner Erfassung, Selektion, „Gnadentod“ Die NS-Euthanasie aus Sicht der Autoritarismusforschung MASTERARBEIT zur Erlangung des akademischen Grades Master of Science Studium: Psychologie Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Begutachter: Univ. Prof. Dr. Axel Krefting Institut: Fakultät für Kulturwissenschaften Mai, 2015 Ehrenwörtliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende wissenschaftliche Arbeit selbstständig angefertigt und die mit ihr unmittelbar verbundenen Tätigkeiten selbst erbracht habe. Ich erkläre weiters, dass ich keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Alle aus gedruckten, ungedruckten Quellen oder dem Internet im Wortlaut oder im wesentlichen Inhalt übernommenen Formulierungen und Konzepte sind gemäß den Regeln für wissenschaftliche Arbeiten zitiert und durch Fußnoten bzw. durch andere genaue Quellenangaben gekennzeichnet. Die während des Arbeitsvorganges gewährte Unterstützung einschließlich signifikanter Betreuungshinweise ist vollständig angegeben. Die wissenschaftliche Arbeit ist noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt worden. Diese Arbeit wurde in gedruckter und elektronischer Form abgegeben. Ich bestätige, dass der Inhalt der digitalen Version vollständig mit dem der gedruckten Version übereinstimmt. Ich bin mir bewusst, dass eine falsche Erklärung rechtliche Folgen haben wird. Klagenfurt, am 07.05.2015 Inhalt 1. EINLEITUNG ....................................................................................................................... 4 1.2 ZENTRALE FORSCHUNGSFRAGE ............................................................................ 7 2 EUTHANASIE .................................................................................................................. 9 2.1 LEBENSUNWERTES LEBEN ......................................................................................................................... 9 2.2 HISTORISCHER EXKURS ............................................................................................................................ 13 2.2.1 Beginn der Euthanasie ....................................................................................................................... 16 2.2.2 T4 Aktion und die Einrichtungen ...................................................................................................... 17 2.2.3 Der Meldebogen ................................................................................................................................ 20 2.2.4 Die Rolle der Ärzte und ihre Bedeutung ........................................................................................... 24 3 LANDESKRANKENHAUS KLAGENFURT ............................................................... 30 3.1 HISTORISCHER ABRISS ............................................................................................................................. 30 3.2 EUTHANASIE AM LANDESKRANKENHAUS ................................................................................................. 34 4 EUTHANASIE IN HARTHEIM ................................................................................... 40 4.1 DR. GEORG RENNO ................................................................................................................................... 43 5 THEORETISCHE GRUNDLAGEN ............................................................................ 46 5.1 AUTORITARISMUSFORSCHUNG ................................................................................................................. 46 5.1.1 The Authoritarian Personality (Theodor W. Adorno et al.) .............................................................. 46 5.1.2 Erich Fromm und die Theorie des autoritären Charakters ................................................................. 52 5.1.3 Grundlegende Autoritarismus-Studien nach 1950............................................................................. 56 5.1.4 Friedrich Hackers Zehn Kategorien des Faschismus-Syndroms ....................................................... 57 5.2 MASSEN- ODER SOZIALPSYCHOLOGIE ...................................................................................................... 61 5.3 EXKURS - SOZIALE DOMINANZ (SOCIAL DOMINANCE THEORY) ................................................................ 63 6 EMPIRIE .......................................................................................................................... 66 6.1 METHODIK/VORGEHENSWEISE ................................................................................................................. 66 6.1.1 Qualitative Inhaltsanalyse ................................................................................................................. 66 6.2 DATENGRUNDLAGE / MATERIALIEN ......................................................................................................... 71 6.3 ERGEBNIS ................................................................................................................................................. 72 6.4 INHALTSANALYSE DR. FRANZ NIEDERMOSER .......................................................................................... 86 6.5 KRIMINALPOLIZEILICHER AKT / GERICHTSPROTOKOLL ZU NIEDERMOSER-AKT ...................................... 88 6.6 ERGEBNIS DER INHALTSANALYSE DR. FRANZ NIEDERMOSER .................................................................. 97 6.7 VERGLEICH RENNO / NIEDERMOSER ....................................................................................................... 104 7 SCHLUSSWORT UND RESÜMEE ............................................................................ 109 LITERATURVERZEICHNIS ............................................................................................ 111 QUELLEN ............................................................................................................................. 115 ABBILDUNGSVERZEICHNIS .......................................................................................... 117 ANHANG .............................................................................................................................. 118 KATEGORIENBILDUNG DR. RENNO ................................................................................................................... 118 KATEGORIENBILDUNG DR. NIEDERMOSER ....................................................................................................... 122 „Das Dritte Reich ist vorbei, und man wird daraus Bücher machen. Miserable, sensationelle und verlogene, hoffentlich auch ein paar aufrichtige und nütz- liche Bücher. Eine psychologische Untersuchung, die sich mit dem Verhalten des Durchschnittsbürgers beschäftigt, wird nicht fehlen dürfen. Und sie könn- te etwa >Die Veränderbarkeit des Menschen unter der Diktatur< heißen. Ohne eine solche Analyse stünden die fremden Rächer, Forscher, Missionare und Gruselgäste ohne Leitfaden im Labyrinth. Sie wüßten nicht aus noch ein. Und auch wir, die im Labyrinth herumtappten, als es noch kein Museum war, son- dern als der Minotaurus und seine Opfer noch lebten, auch wir werden das Buch nötig haben“ (Kästner, 1998, S. 430). 1. Einleitung Seit dem offiziellen Ende der nationalsozialistisch-faschistoiden Herrschaft(en) in Mitteleuropa sind mittlerweile mehr als 70 Jahre vergangen, und dennoch erregen die untrennbar mit NS-Gedankengut verbundenen Euthanasiediskussionen immer noch heftigste Emotionen. Zu diesen Verbrechen existiert bereits unzählige Literatur an Forschungsergebnissen, Statistiken und (auto)biographischem Material. Dennoch will diese Masterarbeit einen erneuten Versuch wagen, die einstigen medizinischen Gräueltaten aufzuzeigen und darzulegen, wie sich ein (per se) unmenschliches NS-Konzept nicht nur rechtfertigen, sondern sogar idealisieren ließ. Unverständlich und erschreckend erschienen nicht nur die Morde, sondern auch das Verhalten der Täter während der sogenannten „NS-Euthanasie-Prozesse“. Die Vernichtung von Menschen wurde als Erlösung und Gnadentod präsentiert. Die Massenverbrechen an psychisch Kranken und behinderten Menschen wurden als Schutzmaßnahme für das Gemeinvolk angesehen (Klee, 2010). Ärzte und Pflegepersonal befürworteten großteils die Euthanasie-Maßnahmen, und Tötungen wurden von Ärzten und teils auch Krankenschwestern und PflegerInnen durchgeführt. Dennoch wurde ein Gesetz dafür nie erlassen beziehungsweise ist das genaue Datum, an dem Hitler die Ermächtigung zur Durchführung für die Euthanasie gab, nicht bekannt. Aufgrund einer Aussage Karl Brandts im Nürnbergprozess konnte jedoch nachgewiesen werden, dass der sogenannte „Führer-Erlass“ mit Bedacht von Hitler auf den 1. September 1939 rückdatiert wurde (Klee, 2010). Ziel dieser Arbeit war es daher mitunter, erneut daran zu erinnern, dass die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ 1 auch im heutigen Österreich stattfand und der „Tötungsbetrieb“ in den betreffenden Kranken- und Pflegeanstalten „bestens“ funktionierte. 1 Diese Bezeichnung geht auf den Juristen Binding K. und den Psychiater Hoche A. (1920) zurück. 4 Die lokalen Schwerpunkte dieser Arbeit werden anhand der damaligen Landes-Irren- und Landes-Siechenanstalt Klagenfurt sowie der ehemaligen Tötungsanstalt Hartheim2 bei Linz dokumentiert werden. Den Hauptfokus legte ich auf die leitenden Verantwortlichen, Dr. Franz Niedermoser, der in Klagenfurt wirkte, und Dr. Georg Renno (Hartheim). Aufgrund des dürftigen Datenmaterials, welches Dr. Niedermoser betrifft, wurden – um ein valides Ergebnis zu erhalten – Fakten vom