Stadt Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts

Dipl.‐Volksw. Angelina Sobotta M. A. Sozialwissenschaft Isabel Maniura Beschlussfassung, November 2017

Geschäftsführende Stadt‐ und Regionalplanung Gesellschafter: Dr. Jansen GmbH Dipl.‐Geogr. Ursula Mölders Neumarkt 49 Stadt‐ und Regionalpplanerin SRL 50667 Köln Dipl.‐Ing. Dominik Geyer Stadtplaner AK NW, Bauassessor Fon 0221 94072‐0 Stadt‐ und Regionalpplaner SRL Fax 0221 94072‐18

Handelsregister: HRB Köln 62236 Gesellschafter/Seniorpartner: info@stadtplanung‐dr‐jansen.de Umsatzsteuer‐ID: DE 257979980 Dr. Paul G. Jansen www.stadtplanung‐dr‐jansen.de

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 5 1.1 Aufgabenstellung 5 1.2 Methodisches Vorgehen und Bearbeitungsablauf 6

2 Übergeordnete Rahmenbedingungen 9 2.1 Rechtliche Vorgaben 9 2.1.1 Bauplanungsrecht 9 2.1.2 Landesrecht Nordrhein‐Westfalen 9 2.2 Allgemeine Entwicklungstendenzen im Einzelhandel 11 2.2.1 Entwicklungen auf der Angebotsseite 11 2.2.2 Entwicklungen auf der Nachfrageseite 13 2.2.3 Auswirkungen auf die Stadtentwicklung 14 2.3 Untersuchungsrelevante Rahmenbedingungen am Standort Ennepetal 15 2.3.1 Lage im Raum und regionalplanerische Einstufung 15 2.3.2 Bevölkerungs‐ und Siedlungsentwicklung 16 2.3.3 Wirtschaftsstruktur und Arbeitsplätze 18

3 Einzelhandelsstandort Ennepetal 21 3.1 Einzelhandelsausstattung und Leistungsfähigkeit 21 3.1.1 Verteilung nach Branchen und Teilräumen 21 3.1.2 Struktur und Verteilung großflächiger Einzelhandelsbetriebe 24 3.1.3 Bereinigte Einzelhandelsausstattung der Stadt Ennepetal 24 3.1.4 Einzugsbereich und Kaufkraft 25 3.1.5 Zentralität des Ennepetaler Einzelhandels 27 3.1.6 Kaufkraftbewegungen in Ennepetal 28 3.2 Einzelhandelsentwicklung in Ennepetal seit 2009/2010 31 3.3 Umsatzentwicklung und Verkaufsflächenbedarf bis zum Jahre 2025 33 3.4 Aktuelle und zukünftige Marktposition des Ennepetaler Einzelhandels im regionalen Wettbewerb 34 3.4.1 Oberzentrum 35 3.4.2 Oberzentrum 35 3.4.3 Mittelzentrum 36 3.4.4 Mittelzentrum 36 3.4.5 Fazit 36

4 Zentren‐ und Nahversorgungskonzept für die Stadt Ennepetal 37 4.1 Grundsätzliche Anmerkungen 37 4.1.1 Ein Zentrenkonzept als räumliches Steuerungsinstrument 37 4.1.2 Abgrenzungskriterien für zentrale Versorgungsbereiche 38 4.1.3 Bedeutung des Status „Zentraler Versorgungsbereich“ 39 4.2 Zentrenhierarchie in Ennepetal 40 4.2.1 Hauptzentrum Innenstadt 41 4.2.2 Nahversorgungszentrum Voerde 52 4.3 Ennepetaler Sortimentsliste 59

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5 Nahversorgungssituation 65

6 Sonstige Standorte 71 6.1 Dezentrale Standortagglomeration EN‐Center 71 6.2 Ausfallstraßen Kölner Straße und Neustraße 73 6.3 Innerstädtische Randlagen außerhalb des Hauptzentrums 73 6.4 Mittelstraße Altenvoerde 74 6.5 Sonstige Solitär‐/Streustandorte 74

7 Ziele und Steuerungsvorgaben für die Einzelhandelsentwicklung in der Stadt Ennepetal 77 7.1 Ziele der Einzelhandelsentwicklung und ‐steuerung 77 7.2 Empfehlungen zur Einzelhandelssteuerung 78 7.3 Ansiedlungsleitlinien 80

8 Zusammenfassung der Untersuchung 83

In dem nachfolgenden Text verwenden wir eine geschlechtsneutrale Sprache. Bei der konkreten Ansprache von Personen werden sowohl die weiblichen als auch die männlichen Personen genannt, z. B. „Bewohnerinnen und Bewohner“. Sollte aus Versehen oder aus Gründen der besseren Lesbarkeit an einigen Stellen nur die männli‐ che Form, z. B. „Akteure“ gewählt sein, meinen wir aber immer auch die weiblichen Personen, nämlich die Akteurinnen. Selbstverständlich sind für uns immer Männer und Frauen gleichzeitig, gleichgestellt und chan‐ cengleich angesprochen.

Dieses Gutachten unterliegt dem Urheberrecht. Vervielfältigungen, Weitergabe oder Veröffentlichung des Texts in Teilen oder als Ganzes sind nur nach vorheriger Genehmigung und unter Angabe der Quelle erlaubt, soweit mit dem Auftraggeber nichts anderes vereinbart ist.

4 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

1 Einleitung Die Stadt Ennepetal stellt mit einer regelmäßigen Aktualisierung ihres Einzelhandelskonzepts die er‐ forderlichen Daten und Empfehlungen für eine 1.1 Aufgabenstellung konsequente Einzelhandelssteuerung im Stadtge‐ Die Stadt Ennepetal im ‐Kreis liegt am biet bereit. Viele Einzelhandelsentwicklungen in‐ südlichen Rand des Ruhrgebiets im Übergang zum nerhalb des Stadtgebiets folgen diesen Vorgaben, Sauerland und Bergischen Land. Die landesplane‐ gleichwohl stehen nicht alle Standortentscheidun‐ risch als Mittelzentrum eingestufte Stadt grenzt im gen im Einklang mit den formulierten Zielsetzun‐ Osten an das Oberzentrum Hagen, im Westen an gen. Im Rahmen einer Evaluierung werden daher das Oberzentrum Wuppertal und ist ansonsten von die erfolgten Veränderungen im Ennepetaler Ein‐ Mittel‐ und Grundzentren umgeben. Mit ca. 30.000 zelhandel insgesamt und in den unterschiedlichen Einwohnern, einer durchschnittlichen Verkehrsan‐ Standortlagen aufgezeigt und bewertet. Es werden bindung und einer industriellen Tradition hat sich Rückschlüsse gezogen, welche der Vorgaben wei‐ Ennepetal trotz der eher ländlich geprägten disper‐ terhin Gültigkeit haben oder angepasst werden sen Siedlungsstruktur als eigenständiger Wohn‐ sollten. und Wirtschaftsstandort etabliert. In mehreren Terminen mit der Stadtverwaltung Seit Vorlage des Einzelhandelskonzepts (EHK) für sowie in einer Sitzung des Ausschusses für Stadt‐ die Stadt Ennepetal im Jahr 2009 (CIMA Beratung + entwicklung und Wirtschaftsförderung wurden die Management GmbH) haben sich die Einzelhandels‐ Vorgehensweise, (Zwischen‐)Ergebnisse und Emp‐ strukturen in der Stadt Ennepetal fortentwickelt. fehlungen erörtert. Darüber hinaus fand am Auch die Beurteilung von Einzelhandelsgroßprojek‐ 15. März 2017 eine Abstimmung mit Vertretern ten fußt auf geänderten landesplanerischen Vor‐ des Regionalverbands Ruhr statt. gaben. So lief der § 24 a Landesentwicklungspro‐ gramm (LEPro) in der Neufassung vom 19. Juni Der Rat der Stadt Ennepetal hat in seiner Sitzung 2007 am 31.12.2011 aus und wurde vom am 23.11.2017 die Fortschreibung des Einzelhan‐ 13.07.2013 bis zum 08.02.2017 durch die Ziele und dels‐ und Zentrenkonzepts beschlossen. Mit dem Grundsätze des Sachlichen Teilplans Großflächiger Beschluss des Konzepts durch den Rat der Stadt Einzelhandel für den Landesentwicklungsplan kommt dem Gutachten die Funktion einer Abwä‐ Nordrhein‐Westfalen ersetzt. Die darin formulier‐ gungsdirektive zu, die gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 11 ten Ziele und Grundsätze sind seit Februar 2017 Baugesetzbuch (BauGB) bei der Aufstellung von vollständiger Bestandteil des Landesentwicklungs‐ Bauleitplänen zu berücksichtigen ist. Ziel ist es, plans NRW. eine geordnete Entwicklung des Einzelhandels und der Zentren zu ermöglichen. Zukünftig ist es erfor‐ In Bezug auf die zukünftige Einzelhandelsentwick‐ derlich, das Einzelhandels‐ und Zentrenkonzept bei lung soll daher mit der Fortschreibung des Einzel‐ jeglichen Planungen mit Einzelhandelsbezug sowie handels‐ und Zentrenkonzepts eine Umsetzungs‐ bei der Genehmigung von Einzelhandelsvorhaben strategie aufgezeigt werden, die für alle perspekti‐ zu berücksichtigen. visch erforderlichen handelsbezogenen und bau‐ leitplanerischen Entscheidungen herangezogen Die Stadt Ennepetal ist hiermit in der Lage, die werden kann. Dabei sind Aussagen über das künf‐ stadtbildende Funktion des Einzelhandels aufrecht tig zu erwartende Kaufkraftpotenzial, die anzustre‐ zu erhalten und zu einer gezielten Steuerung des bende Ausstattung mit Einzelhandelsflächen und Einzelhandels im Rahmen einer nachhaltigen sinnvolle Veränderungen bzw. Ergänzungen der Stadtentwicklungspolitik beizutragen. Sortimente sowie der Standorte anzustellen. Das Konzept gibt damit sowohl der Stadt Ennepetal als auch Investoren und Betreibern Handlungsempfeh‐ lungen für eine städtebaulich ausgerichtete Standortpolitik.

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1.2 Methodisches Vorgehen und rechnen. Schaufensterflächen, Umkleiden, Kassen‐ Bearbeitungsablauf zonen, Vorkassenzonen sowie Eingangsbereiche Der Auftrag zur Erstellung des Einzelhandelskon‐ zählen ebenfalls zur Verkaufsfläche eines Einzel‐ zepts ist im März 2016 durch die Stadt Ennepetal handelsbetriebs. erteilt worden. Dieser umfasste auch eine voll‐ ständige und flächendeckende Erfassung des Ein‐ Bei den meisten textlichen, tabellarischen und zelhandelsbesatzes in der Stadt, die Anfang Mai kartografischen Darstellungen des Einzelhandels‐ 2016 durch Mitarbeiter von Stadt‐ und Regional‐ bestands im Rahmen der Berichtslegung werden planung Dr. Jansen GmbH durchgeführt wurde. diese Sortimente in den nachfolgend genannten neun Warengruppen zusammengefasst: Als Einzelhandelsbetriebe begriffen werden i. d. R. solche Betriebe, die ihren Warenverkauf in erster . Nahrungs‐ und Genussmittel Linie an den privaten Endverbraucher richten. . Gesundheit, Körperpflege Hierzu zählen u. a. Kauf‐ und Warenhäuser, Ver‐ . Blumen, Zoobedarf brauchermärkte, Fachmärkte, Fachgeschäfte und . Bücher, Schreibwaren, Büro Factory‐Outlets. In Abgrenzung dazu werden bspw. . Bekleidung, Schuhe, Schmuck Schuh‐ und Schlüsseldienste, Frisöre und Kosme‐ . Sport, Freizeit, Spiel tikstudios mit Verkaufsregalen oder Tintenshops . Elektrowaren (Auffüllstationen für Druckerpatronen) nicht als . Möbel, Einrichtung Einzelhandelsbetriebe erfasst, da diese ihren Um‐ satzschwerpunkt im Servicebereich tätigen und . Bau‐, Gartenbedarf, Autozubehör i. d. R. nur geringe Einzelhandelsanteile aufweisen. In der Beschreibung kleinerer Einzelhandelslagen werden die Warengruppen Bedarfssparten zuge‐ Von allen Einzelhandelsbetrieben wurden Name, ordnet. Tabelle 1 listet Sortimente und ihre Zuord‐ Adresse, Branche und Verkaufsfläche erhoben. Die nung zu übergeordneten Warengruppen und Be‐ Verkaufsfläche wurde mittels elektronischer Mess‐ darfssparten auf. geräte aufgezeichnet, wobei eine detaillierte Auf‐ gliederung nach neun Branchen und rund 60 Sor‐ In Ergänzung der Betriebe des Einzelhandels und timentsgruppen (vgl. Tabelle 1) erfolgte. Im Hin‐ Ladenhandwerks nehmen publikumsorientierte blick auf die Rechtsprechung (vgl. Urteil vom Dienstleistungen, kulturelle Einrichtungen und eine 29.01.2009 – BVerwG 4 C 16.07 – BVerwG 133, 98 Reihe weiterer Nutzungen Einfluss auf die Attrakti‐ Rn. 13 m. w. N.) ist eine solche Feindifferenzierung vität eines Standorts und seine Zentralität. Sie sind in der Bestandserfassung erforderlich. Bspw. kann daher auch bei der Abgrenzung der zentralen Ver‐ auf diese Weise sichergestellt werden, dass alle sorgungsbereiche von Bedeutung und wurden im relevanten Nebensortimente eines Betriebs erfasst Rahmen der Bestandsaufnahme innerhalb der werden, die ergänzend zu den Kernsortimenten wesentlichen siedlungsstrukturell integrierten zentrenprägende Funktionen übernehmen können. Einzelhandelslagen aufgenommen, jedoch nicht weitergehend analysiert und damit ausschließlich Als Verkaufsfläche wird die für Kunden und Besu‐ im Hinblick auf die Erfüllung ihrer Komplementär‐ cher zugängliche Fläche definiert (gemäß Urteilen funktionen zum Einzelhandel bewertet. vom BVerwG vom 24.11.2005, 4 C 10.04 und OVG NRW AZ 7 B 1767/08 vom 06. Februar 2009), die Für diese Komplementärnutzungen wurden soweit der verkaufsorientierten Warenpräsentation oder erkenntlich Name, Adresse und Branche vermerkt, dem Kundenlauf dient, einschließlich aller Bedie‐ wobei eine Zuordnung zu folgenden vier Ober‐ nungsabteilungen, jedoch ohne die für Kunden gruppen erfolgte: nicht begehbaren Nebenflächen (z. B. Lagerräume, Vorbereitungs‐ und Zubereitungsräume, Büroflä‐ . Gastronomie und Hotellerie chen, Produktionsflächen). Dem Kunden zugängli‐ . Dienstleistungen che Flächen für die Pfandrücknahme sind gemäß . Kultur, Freizeit, Bildung Rechtsprechung ebenfalls der Verkaufsfläche zuzu‐ . Gesundheit

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Insgesamt wurden alle für Kunden sichtbaren Komplementärnutzungen erfasst, auch solche die sich in Obergeschossen befinden.

Neben Komplementärnutzungen, die sich meist förderlich auf die Attraktivität und Frequentierung von Einzelhandelslagen auswirken, wurden im Rahmen der Vor‐Ort‐Recherchen in den ausge‐ wählten Einzelhandelslagen auch Vergnügungsstät‐ ten und Leerstände aufgenommen. Diese beein‐ trächtigen oft die Standortqualität und sind als Indikatoren rückläufiger Versorgungsbedeutung zu werten.

Vergnügungsstätten sind dabei in der BauNVO nicht vom Verordnungsgeber definiert, können jedoch als gewerbliche Nutzungsarten verstanden werden, „die sich in unterschiedlicher Ausprägung (wie Amüsierbetriebe, Diskotheken, Spielhallen) unter Ansprache (oder Ausnutzung) des Sexual‐, Spiel‐ und/oder Geselligkeitstriebs einer bestimm‐ ten gewinnbringenden Freizeit‐Unterhaltung wid‐ men“ (Quelle: Fickert/Fieseler, Baunutzungsverordnung‐ Kommentar, 11. Auflage 2008). Da die Einzelhandels‐ thematik im Vordergrund der Bearbeitung stand, wurde auf die Ermittlung der Nutzflächen von Komplementärnutzungen, Vergnügungsstätten und Leerständen verzichtet.

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Tabelle 1: Sortimente, Warengruppe und Bedarfe Fristigkeit Warengruppe Sortimente Fristigkeit Warengruppe Sortimente Kleinteilige Camping‐ und Sportgeräte Lebensmittel Musikalien Getränke, Spirituosen, Tabak Sonstige Nahrungs‐ und Genussmittel Backwaren Elektrogroßgeräte Fleisch, Fleischwaren Elektrokleingeräte Lebensmittelspezialanbieter Reformwaren Leuchten Körperpflege Unterhaltungselektronik Überwiegend Elektrowaren kurzfristiger Parfümerie/Kosmetik Bild‐ und Tonträger Bedarf Wasch‐, Putz‐, Reinigungsmittel Computer und Zubehör Gesundheit, pharmazeutische Artikel Telefone Körperpflege Sanitätswaren/Orthopädie Foto Optik Hausrat Hörgeräte Glas, Porzellan, Keramik

Blumen, Blumen Wohnaccessoires, Geschenkartikel Zoobedarf Zoobedarf, Tiernahrung Überwiegend Haus‐ und Heimtextilien langfristiger Zeitschriften, Zeitungen Bedarf Möbel, Einrichtung Bettwaren, Matratzen Bücher, Schreib‐ Papier‐, Büro‐, Schreibwaren, Büroartikel Teppiche waren, Büro Bücher Möbel (ohne Küchen) Damenbekleidung Küchen Herrenbekleidung Kunst/Antiquitäten, Bilder(‐rahmen) Kinderbekleidung Bau‐ und Heimwerkerbedarf Überwiegend Bekleidung, mittelfristiger Schuhe/Lederwaren/Taschen/Koffer Tapeten, Bodenbeläge, Teppichboden Schuhe, Schmuck Bedarf Sportbekleidung, Sportschuhe Gartenbedarf Bau‐, Gartenbedarf Uhren, Schmuck Autozubehör und Autozubehör Sonstige Kaminöfen und Zubehör Großteilige Camping‐ und Sportgeräte Sicht‐ und Sonnenschutz Sport, Freizeit, Fahrräder und Zubehör Sonstige Spiel Freizeit, Spielwaren Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2017

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2 Übergeordnete Rahmenbedingungen rhein‐Westfalen ersetzt, die grundsätzlich die Anlie‐ gen des § 24 a LEPro aufgriffen. Seit Inkrafttreten des Teilplans sind die sieben Ziele bindend zu be‐ 2.1 Rechtliche Vorgaben achten und die drei Grundsätze abwägend zu be‐ 2.1.1 Bauplanungsrecht rücksichtigen. Seit dem 08.02.2017 sind sie voll‐ Auf bundesrechtlicher Ebene übernehmen das ständiger Bestandteil des Landesentwicklungsplans BauGB und die BauNVO in Verbindung mit dem NRW gemäß Art. 71 Abs. 3 der Landesverfassung. BauGB eine Steuerungsfunktion bei der kommuna‐ Die im Sachlichen Teilplan Großflächiger Einzelhan‐ len Standortfindung für Einzelhandelsbetriebe. del unter den Ziffern 1 bis 10 formulierten Ziele und Grundsätze finden sich nun in Abschnitt 6.5. „Groß‐ Die §§ 2 – 9 BauNVO regeln bei einer entsprechen‐ flächiger Einzelhandel“ des Landesentwicklungs‐ den Gebietsausweisung per Bebauungsplan die plans und werden folgend zusammengefasst darge‐ regelmäßige und ausnahmsweise Zulässigkeit von stellt. Einzelhandelsbetrieben. Gemäß Ziel 1 dürfen Kerngebiete und Sondergebie‐ Für großflächige Einzelhandelsbetriebe ab 800 m² te für Vorhaben im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO Verkaufsfläche bzw. 1.200 m² Geschossfläche wird nur in regionalplanerisch festgelegten Allgemeinen durch den § 11 BauNVO eine spezielle Regelung Siedlungsbereichen dargestellt und festgesetzt formuliert. Diese sind nur in Kerngebieten (§ 7 werden. BauNVO) oder in spezifisch ausgewiesenen Sonder‐ gebieten gem. § 11 Abs. 3 BauNVO zulässig. Ziel 2 legt fest, dass großflächige Einzelhandelsbe‐ triebe mit zentrenrelevanten Kernsortimenten nur Die Notwendigkeit eines Einzelhandelskonzepts im an Standorten in bestehenden und neu geplanten Sinne der späteren bauleitplanerischen Umsetzung zentralen Versorgungsbereichen ausgewiesen wer‐ (= städtebauliches Konzept i. S. v. § 1 Abs. 6 Nr. 11 den dürfen. Die zentrenrelevanten Sortimente sind BauGB) ist in verschiedenen Urteilen des OVG der Anlage 1 des Sachlichen Teilplans zu entneh‐ Münster nochmals hervorgehoben worden: Denn men: „erst solche konzeptionellen Festlegungen, die dann gem. § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB n. F. (früher: § 1 . Papier/Bürobedarf/Schreibwaren Abs. 5 Satz 2 Nr. 10 BauGB) auch bei der weiteren . Bücher Aufstellung der Bauleitpläne zu berücksichtigen . Bekleidung, Wäsche sind, lassen in aller Regel die Feststellung zu, ob das . Schuhe, Lederwaren Angebot bestimmter Warensortimente an be‐ . Medizinische, orthopädische, pharmazeutische stimmten Standorten in das städtebauliche Ord‐ Artikel nungssystem der jeweiligen Gemeinde funktionsge‐ . Haushaltswaren, Glas/Porzellan/Keramik recht eingebunden ist.“ . Spielwaren . Sportkleidung, Sportschuhe, Sportartikel (ohne Die Erarbeitung eines Einzelhandels‐ und Zentren‐ Teilsortimente Angelartikel, Campingartikel, konzepts für die Stadt Ennepetal empfiehlt sich Fahrräder und Zubehör, Jagdartikel, Reitartikel somit bereits aus den Vorgaben auf Bundesebene. und Sportgroßgeräte) . Elektrogeräte, Medien (Unterhaltungs‐ und 2.1.2 Landesrecht Nordrhein‐Westfalen Kommunikationselektronik, Computer, Foto – In Nordrhein‐Westfalen lief zum 31.12.2011 der ohne Elektrogroßgeräte, Leuchten) § 24 a Landesentwicklungsprogramm (LEPro) in der . Uhren, Schmuck Neufassung vom 19.06.2007 aus, der bis dahin als . Nahrungs‐ und Genussmittel (gleichzeitig nah‐ Beurteilungsgrundlage von Einzelhandelsgroßpro‐ versorgungsrelevant) jekten herangezogen wurde. Vom 13.07.2013 bis . Gesundheits‐ und Körperpflegeartikel (gleich‐ zum 08.02.2017 wurde dieser durch Ziele und zeitig nahversorgungsrelevant), weitere von Grundsätze des Sachlichen Teilplans Großflächiger der jeweiligen Gemeinde als zentrenrelevant Einzelhandel für den Landesentwicklungsplan Nord‐ festgelegte Sortimente (ortstypische Sorti‐ mentsliste)

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Gemäß Ausnahmeregelung zu Ziel 2 dürfen Sonder‐ Abweichend von den Festlegungen 1 bis 6 dürfen gebiete für Vorhaben im Sinne des § 11 Abs. 3 gemäß Ziel 7 vorhandene Standorte von Vorhaben BauNVO mit nahversorgungsrelevanten Kernsorti‐ im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO außerhalb von menten auch außerhalb zentraler Versorgungsbe‐ zentralen Versorgungsbereichen als Sondergebiete reiche dargestellt und festgesetzt werden, wenn gemäß § 11 Abs. 3 BauNVO dargestellt und festge‐ nachweislich setzt werden. Dabei sind die Sortimente und deren Verkaufsflächen in der Regel auf die Verkaufsflä‐ . eine Lage in den zentralen Versorgungsberei‐ chen, die baurechtlichen Bestandsschutz genießen, chen aus städtebaulichen oder siedlungsstruk‐ zu begrenzen. Wird durch diese Begrenzung die turellen Gründen, insbesondere der Erhaltung zulässige Nutzung innerhalb einer Frist von sieben gewachsener baulicher Strukturen oder der Jahren ab Zulässigkeit aufgehoben oder geändert, Rücksichtnahme auf ein historisch wertvolles sind die Sortimente und deren Verkaufsflächen auf Ortsbild, nicht möglich ist, die zulässigen Verkaufsflächenobergrenzen zu be‐ . die Bauleitplanung der Gewährleistung einer grenzen. Ein Ersatz zentrenrelevanter durch nicht wohnortnahen Versorgung mit nahversor‐ zentrenrelevante Sortimente ist möglich. Aus‐ gungsrelevanten Sortimenten dient und nahmsweise kommen dabei auch geringfügige Er‐ . zentrale Versorgungsbereiche von Gemeinden weiterungen in Betracht, wenn dadurch keine we‐ nicht wesentlich beeinträchtigt werden. sentliche Beeinträchtigung zentraler Versorgungs‐ bereiche von Gemeinden erfolgt. Nach Ziel 3 dürfen durch die Darstellung und Fest‐ setzung von Kerngebieten und Sondergebieten für Nach Ziel 8 haben die Gemeinden dem Entstehen Vorhaben im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO mit neuer sowie der Verfestigung und Erweiterung zentrenrelevanten Sortimenten zentrale Versor‐ bestehender Einzelhandelsagglomerationen außer‐ gungsbereiche von Gemeinden nicht wesentlich halb AIIgemeiner Siedlungsbereiche entgegenzu‐ beeinträchtigt werden. wirken. Darüber hinaus haben sie dem Entstehen neuer sowie der Verfestigung und Erweiterung Gemäß Grundsatz 4 soll bei der Darstellung und bestehender Einzelhandelsagglomerationen mit Festsetzung von Sondergebieten für Vorhaben im zentrenrelevanten Sortimenten außerhalb zentraler Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO mit nicht zentrenre‐ Versorgungsbereiche entgegenzuwirken. Sie haben levanten Kernsortimenten der zu erwartende Ge‐ sicherzustellen, dass eine wesentliche Beeinträchti‐ samtumsatz der durch die jeweilige Festsetzung gung zentraler Versorgungsbereiche von Gemein‐ ermöglichten Einzelhandelsnutzungen die Kaufkraft den durch Einzelhandelsagglomerationen vermie‐ der Einwohner der jeweiligen Gemeinde für die den wird. geplanten Sortimentsgruppen nicht überschreiten.

Ziel 5 legt fest, dass Sondergebiete für Vorhaben im Regionale Einzelhandelskonzepte sind gemäß Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO mit nicht zentrenre‐ Grundsatz 9 bei der Aufstellung und Änderung von levanten Kernsortimenten nur dann auch außerhalb Regionalplänen in die Abwägung einzustellen. von zentralen Versorgungsbereichen dargestellt und festgesetzt werden dürfen, wenn der Umfang Schließlich sind gemäß Ziel 10 Vorhabenbezogene der zentrenrelevanten Sortimente maximal 10 % Bebauungspläne für Vorhaben im Sinne des § 11 der Verkaufsfläche beträgt und es sich bei diesen Abs. 3 BauNVO, soweit von § 12 Abs. 3a Satz 1 Sortimenten um Randsortimente handelt. BauGB kein Gebrauch gemacht wird, nur zulässig, wenn sie den Anforderungen der Festlegungen 1, 7 Zusätzlich hat Grundsatz 6 zum Inhalt, dass der Um‐ und 8 entsprechen; im Falle von zentrenrelevanten fang der zentrenrelevanten Randsortimente eines Kernsortimenten haben sie zudem den Festlegun‐ Sondergebiets für Vorhaben im Sinne des § 11 gen 2 und 3, im Falle von nicht zentrenrelevanten Abs. 3 BauNVO mit nicht zentrenrelevanten Kern‐ Kernsortimenten den Festlegungen 4, 5 und 6 zu sortimenten außerhalb von zentralen Versorgungs‐ entsprechen. bereichen 2.500 m² Verkaufsfläche nicht über‐ schreiten darf.

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2.2 Allgemeine Entwicklungstendenzen im Abbildung 1: Verkaufsflächennentwicklung im Einzel‐ Einzelhandel handel 2006 – 2016* (in Mio.. m²) Die Entwicklung des Einzelhandels und der Stadt‐ strukturen beeinflussen einander. Einzelhandel bewirkt in integrierten Lagen oftmals Baudichte, Passantenfrequenz sowie Nutzungsmischung und ist eine wichtige Voraussetzung für Urbanität und eine „vitale Stadt“. Umgekehrt verbessern attrakti‐ ve städtebauliche Rahmenbedingungen die Anzie‐ hungskraft von Einzelhandelslagen.

Beeinflusst durch Einzelhandelsansiedlungen an peripheren (verkehrsgünstigen) Standorten soowie dynamisch wachsender Marktanteile des Onliine‐ handels hhat sich die „stadtbildende“ Funktion des Einzelhandels in der Vergangenheit vielerorts deut‐ *Anm.: 2016 = Prognose lich reduziert. Daher bedarf es heute der gezielten Quelle: Datengrundlage handelsdaten.de 2017, Darstel‐ Steuerung des Einzelhandels im Rahmen einer lung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2017 nachhaltigen Stadtentwicklungspolitik, um die stadtbildende Funktion des Einzelhandels aufrecht Das starke Verkaufsflächenwachstum führt bei zu erhalten. einem begrenzten Marktvoluumen zu einem Rück‐ gang der Verkaufsflächenproduktivität. Die Folgen Die Entwicklung des stationären Einzelhandels und sind steigender Wettbewerb um Marktanteile, aber die räumlichen Ausprägungen werden sowohl durch auch die Tendenz zur stärkeren Reduzierung der Veränderungen auf der Angebotsseite als auch die Betriebskosten (Lieferantenkonditionen, Personal‐ entsprechende Nachfrage der Bürger beeinflusst. kosten). Hieraus resultieren ooftmals Reduzierungen Einige Entwicklungen, zum Beispiel die Entwicklung von Serviceleistungen sowie die weitere Verdrän‐ des Onlinehandels, sind durch öffentliche Eingriffe gung kleinerer Betriebseinheiten, die aufgrund un‐ nicht regulierbar, andere jedoch sind durch gezielte günstiger Einkaufskonditionen im Preiskampf nicht Stadtentwicklungspolitik beeinflussbar. mehr mithalten können.

Der Trend zu größeren Verrkaufsflächen und sich 2.2.1 Entwicklungen auf der Angebotsseite ausdifferenzierenden Betriebstypen des stationären Zwar nicht mehr in der Intensität der vergangennen Einzelhandels wird durch die steigenden Marktan‐ Jahre, aber dennoch anhaltend ist ein Verkaufsflä‐ teile des Onlinehandels überlagert. Nach Berech‐ chenwachstum des stationären Einzelhandelss in nungen des EHI Retail Instituts hat der sogenannte Deutschland nachzuvollziehen. B2C‐E‐Commerce im Jahr 2016 einen Marktanteil von rund 9,1 % am gesamteen Einzelhandelsumsatz Die für das Jahr 2016 prognostizierte Gesamtver‐ in Deutschland übernommen. Allein in den letzten kaufsfläche des bundesdeutschen Einzelhandels zehn Jahren seit dem Jahr 2016 ist eine Anteilsstei‐ beschreibt gegenüber dem Jahr 2006 ein Wachstum gerung von rund 250 % nachzuvollziehen. von rund 5 %. Bis etwa 2011 sind dabei Steigerungs‐ raten zwischen 0,5 % und 1 % zu konstatieren, wäh‐ Der Handelsverband Deutschland errechnet für den rend die Entwicklung in den letzten fünf Jahren eine E‐Commerce im Jahr 2015 einen Umsatz von rund abgeschwächte Dynamik zeigt. 43,6 Mrd. EUR. Die sinkende jährliche Umsatzver‐ änderung seit dem Jahr 2014 begründet Überlegun‐ gen, dass der E‐Commerce die Grenzen seines Wachstums bereits erreicht hat. Diese Entwicklung gilt es jedoch in den kommenden Jahren abzuwar‐ ten.

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Abbildung 2: Umsatz des E‐Commerce und jährliche Entwicklung (in Mrd. EUR und %)

Quelle: Handelsverband Deutschland 2016, Darstellung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbbH 2017 Branchenbezogen entfaltet der Onlinehandel insbe‐ In dieser sind die beiden Firmen ebenso gelistet wie sondere für die stationären Anbieter von Klein‐ und die Tengelmann‐Gruppe und die Fa. Tchibo. Die Unterhaltungselektronik, Büchern, Bekleidung so‐ Vertikalisierung steht für die Ausklammerung von wie Freizeit‐ und Hobbywaren einen ausgeprägten Zwischenstufen des Handells (z. B. Großhandel) Wettbewerbsdruck. durch Realisierung eigener Shops oder engere Zu‐ sammenarbeit mit anderen Handelspartnern oder Im angespannten Wettbewerb um Umsatzantteile haben Preisnachlässe und Unternehmensübernah‐ Herstellern (z. B. Esprit, H&M, IKEA, Aldi), vor allem, men zu iimmer stärkeren Konzentrationsprozesssen um sich gegenüber anderen Filialisten sowie dem und einem immer höheren Filialisierungsgrad im Fach‐ und Versandhandel behaupten zu können. Einzelhandel geführt. Abbildung 3: Top Ten des deutschen Textileinzel‐ handels (in Mio. EUR) Die Vertriebsstrukturen im Einzelhandel verändern sich mit deutlichen Auswirkungen auf die besste‐ hende Einzelhandelslandschaft und deren Entwick‐ lung. Andere Standortlagen (Tankstellen, Bahnhöfe, Flughäfen) verschärfen den Wettbewerb des staatio‐ nären Einzelhandels. Hersteller versuchen, die Be‐ deutung der Händler zu mindern und realisieren Shops in Eigenregie, u. a. „Monolabel‐Stores“. Die Trends im stationären Einzelhandel waren lange Zeit durch zwei Entwicklungen geprägt: Die „Auf‐ weichung“ der bisherigen Betriebstypenstrukturen und die Vertikalisierung. Die Firma Tchibo etwa hatte sich zwischenzeitlich als Mehrbranchenanbbie‐ ter positioniert, der Kaffee‐Verkauf degradierte zur Nebeneinnahme. Die Lebensmitteldiscounter, ins‐ besondere die Betreiber Aldi und Lidl, erreichhen hohe Umsatzanteile und Marktbedeutung mit Akti‐ * Schätzwerte onsware; beispielhaft hierfür ist die umsatzbezoge‐ Quelle: EHI handelsdaten.de 2016, Darstellung Stadt‐ und ne Betrachtung der Top Ten im Textileinzelhanddel. Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2017

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2.2.2 Entwicklungen auf der Nachfrageseite Verantwortlich für die Entwicklungstendenzen im und ist ein (miit‐)bestimmender Aspekt der Kauf‐ Einzelhandel sind nicht nur die angebotsseitiggen entscheidung. Nachdem diee einzelhandelsrelevan‐ Entwicklungen, sondern auch die veränderte Struk‐ ten Anteile der privaten Konsumausgaben jahrelang tur der Nachfrage bzw. der Nachfrager. Dabeii ist reduziert wurden, ist in den letzten fünf bis zehn grundsätzlich davon auszugehen, dass trotz der Jahren zumindest ein konstaanter Anteil von etwa Zuwanderungssituation die Bevölkerung in Deutsch‐ 25 % nachzuvollziehen. Der ggrößte Anteil der Kon‐ land langfristig schrumpfen wird und durch einnen sumausgaben entfällt auf Ausgaben für Wohnen, zunehmenden Anteil der älteren Bevölkerungs‐ Wasser und Brennstoffe. gruppen geprägt ist. Demnach wird der Einzelhan‐ del mit einer geringeren Kundenanzahl bei gleich‐ Neben der Preis‐Orientierung ist es darüber hinaus zeitig veränderten Erwartungen an Produkte und auch die Pkw‐Affinität der Kunden, die die Flächen‐ Services konfrontiert. und Standortansprüche dess Einzelhandels mitbe‐ stimmen. Die Präferenz zum „One‐Stop‐Shopping“ Jedoch sind es nicht nur demografische, sondern begründet wachsende Marktanteile von Großflä‐ auch sonstige gesellschaftliche Prozesse, die zu chenbetrieben mit einem brreiten und tiefen Wa‐ einem veränderten Einkaufsverhalten führen. Einer‐ renspektrum (zum Beispiel SB‐Warenhäuser und seits ist das Verbraucherverhalten weiterhin durch große Supermärkte) und dient einer möglichst zeit‐ eine „Discountorientierung“ geprägt, andererseits sparenden Versorgung. werden aber auch Erwartungen an eine Inszennie‐ rung der Waren, Emotionalität, Service und Indivi‐ Insgesamt geht mit der Steigerung der Mobilität dualität gestellt, die den „hybriden Kunden“ kenn‐ und einer immer bedeutsamer werdenden Erlebnis‐ zeichnen. Gerade im Lebensmittel‐Einzelhandel komponente des Einkaufens eine sinkende Stand‐ reagieren die Betreiber (sowohl von Supermärkten ort‐ und Betriebstreue der Verbraucher einher, was als auch von Discountern) mit neuen Betriebs‐ und den Wettbewerb um den Kunnden intensiviert. Auch Flächenkonzepten, für die eine aufwändige Archi‐ hat das veränderte Kundenvveerhalten zu einer Neu‐ tektur sowie helle und geräumige Verkaufsflächhen bewertung von Standortfakkttoren und ‐qualitäten charakteristisch sind. sowie der Entwicklung neuer Betriebstypen und Vertriebssysteme durch diie Einzelhandelsunter‐ Die Preisorientierung der Verbraucher bleibt trotz nehmen geführt. steigender privater Verbrauchsausgaben (gute Ar‐ beitsmarktlage, steigende Gehälter) relativ konstant

Abbildung 4: Entwicklung der privaten Konsumausgaben in Deutschland (in Mrd. EUR und %)

Quelle: Statistisches Bundesamt 2016, Darstellung: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2017

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2.2.3 Auswirkungen auf die Stadtentwicklung Neben der Vitalität der Innenstädte ist auch der Aus der Vernetzung der Entwicklungen auf Ange‐ Erhalt eines funktionsfähigen Nahversorgungsnet‐ bots‐ und Nachfrageseite resultieren zum Teil er‐ zes von Bedeutung. Diesbezüglich ist die Situation in hebliche Auswirkungen auf die Stadtentwicklung. vielen Kommunen beeinflusst durch die Standortpo‐ litik der Lebensmittel‐SB‐Betriebe. Leistungsfähige Zwar hat die Konzentration auf periphere Pkw‐ Lebensmittelanbieter fragen heute kaum mehr orientierte Einkaufsorte in der jüngeren Vergan‐ Standorte mit 800 m² Verkaufsfläche, sondern oft‐ genheit wieder abgenommen (insbesondere wegen mals mit mehr als 1.200 oder 1.400 m² nach. In restriktiver Auslegung des Planungsrechts), der vielen kleineren Zentren konnten und können diese Wettbewerbsdruck für den stationären Innenstadt‐ Flächenansprüche nicht erfüllt werden, sodass Le‐ Einzelhandel wird jedoch durch die anhaltenden bensmittelmagnetbetriebe geschlossen wurden mit Marktanteilsgewinne des Onlinehandels weiterhin der Folge, die Funktionsfähigkeit ganzer Zentren zu hoch gehalten. Die erfolgte Ausweitung von zen‐ gefährden. Der Verlust des Lebensmittelmagnetbe‐ tren‐ und nahversorgungsrelevanten Sortimenten triebs setzt i. d. R. einen Trading‐Down‐Prozess in an nicht integrierten Standorten hat wichtige Mag‐ Gang, in dessen Verlauf weitere Geschäfte aufgrund netbetriebe, die dynamische Entwicklung des On‐ fehlender Laufkundschaft schließen müssen und linehandels weitere Kaufkraft aus den Zentren ab‐ sich auch andere Infrastruktureinrichtungen, z. B. gezogen. Poststellen oder Bankfilialen, aus den (ehemaligen) Versorgungsschwerpunkten zurückziehen. Insbesondere in Innenstädten haben die Waren‐ häuser und der Fachhandel als Leitbetriebe an Be‐ Diese Entwicklungen widersprechen einem stadtpo‐ deutung eingebüßt. Die lang anhaltende Tendenz zu litischen Ziel der „kurzen Wege“. Gleichermaßen einer weiteren Filialisierung ist ungebrochen. Nach wachsen die Ansprüche der Betreiber an die Man‐ dem Top‐down‐Prinzip haben viele Filialisten ihre telbevölkerung im unmittelbaren Standortumfeld, Expansion mittlerweile bis in Mittel‐ und Kleinstädte sodass Standorte auch aufgrund unzureichender fortgesetzt. Bei einer gleichzeitigen Bedeutungszu‐ Rentabilität aufgegeben werden. Betroffen von der nahme von Marken und Labels (zum Beispiel in „Ausdünnung“ des Nahversorgungsnetzes sind „Monolabel‐Stores“) bis auf die Ebene der Mittel‐ insbesondere immobile Bevölkerungsteile, die auf städte kann zukünftig die Kombination des marken‐ eine wohnungsnahe Grundversorgung angewiesen orientierten filialisierten Einzelhandels mit individu‐ sind. Durch den demografischen Wandel wächst ellen lokalen Fachgeschäften der Schlüssel einer eben diese Bevölkerungsgruppe. attraktiven Innenstadtentwicklung sein. Das Verkaufsflächenwachstum an nicht integrierten Die weitere Ansiedlung von Magnetbetrieben und Standorten führt zu erhöhten Aufwendungen für die Ergänzung des filialisierten Einzelhandels durch die Bereitstellung der dort monofunktional genutz‐ individuelle Betreiberkonzepte stellen die wichtigs‐ ten Infrastruktur; auch belastet der Flächenver‐ ten Aufgaben für die kommunale Stadtentwicklung brauch für großflächige, oft eingeschossige Ver‐ und die kommunale Wirtschaftsförderung dar, ins‐ kaufsräume an peripheren Standorten mit großzü‐ besondere außerhalb von Oberzentren oder großen gigen Stellplatzanlagen die Umwelt. Zudem verur‐ Mittelzentren mit weit reichenden Einzugsberei‐ sacht das Ausbleiben von Einzelhandelsinvestitio‐ chen. Aber die Forderung von Handelsunternehmen nen in den Zentren vermehrt kompensatorische nach größeren Ladeneinheiten ist in vielen Zentren öffentlich finanzierte Revitalisierungs‐ und Entwick‐ schwierig zu erfüllen. Vielfach fehlen notwendige lungsmaßnahmen. Entwicklungsflächen für neue Handelsimmobilien oder Erweiterungen bestehender Betriebe; Zu‐ Die aus steigenden Betriebsdimensionen resultie‐ schnitte bestehender Ladeneinheiten entsprechen renden größeren Einzugsbereiche der Betriebe vielerorts nicht mehr den aktuellen Ansprüchen. Die fördern den Anstieg des Individualverkehrs. Folglich eigentümerübergreifende Vergrößerung bestehen‐ gestalten sich auch die Realisierung einer städti‐ der Ladeneinheiten stellt eine besondere Heraus‐ schen Funktionsmischung von Wohnen und Versor‐ forderung dar.

14 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

gung und die damit verbundene Möglichkeit zur petal). Die Flusslandschaften, Talsperren und Wan‐ Reduzierung des Verkehrsaufkommens zunehmend derwege bieten ein umfassendes Naherholungsan‐ schwieriger. gebot, dessen Attraktion die im Stadtteil Milspe befindliche Kluterthöhle mit ihrer heilklimatischen In Gewerbe‐ und Industriegebieten stellen an Wirkung ist. Hauptverkehrsstraßen liegende Entwicklungsflä‐ Neben der Wettbewerbssituation wird die Entwick‐ chen aufgrund ihrer guten Pkw‐Erreichbarkeit für lung des Einzelhandels in Ennepetal u. a. durch die viele Einzelhandelsunternehmen attraktive Alterna‐ Verkehrsanbindung beeinflusst. tivstandorte zu Stadt‐ und Ortszentren dar. Einzel‐ handelsunternehmen sind im Vergleich zu anderen Das gesamte Stadtgebiet ist über verschiedene Gewerbezweigen zudem in der Lage, höhere Bo‐ Landesstraßen an das Umland angebunden. Durch denrenten zu zahlen, was zur Verdrängung vorhan‐ den Stadtteil Königsfeld verläuft die einzige im dener Gewerbe führen kann. Stadtgebiet befindliche Bundesstraße (B 483), die als Verbindung von Wuppertal/Schwelm mit dem Diese übergeordneten Entwicklungen nehmen auch westlichen Sauerland bzw. östlichen Bergischen auf das Einzelhandelsgefüge der Stadt Ennepetal Land fungiert. Die Kölner Straße (L 700 bzw. L 706) Einfluss. Eine gesamtstädtische Steuerung der Ein‐ stellt im Hinblick auf die Hauptsiedlungsbereiche zelhandelsentwicklung ist notwendig, um die die wichtigste Verkehrsachse innerhalb des Stadt‐ dadurch verursachten städtebaulichen, wirtschaftli‐ gebiets dar. Sie führt von Hagen über Gevelsberg, chen und ökologischen Folgewirkungen verträglich Ennepetal und Schwelm bis nach Wuppertal. Ein zu halten und dem Bedeutungsverlust gewachsener direkter Autobahnanschluss innerhalb des Stadtge‐ Zentren entgegenzuwirken. biets ist nicht gegeben. Überregionale Anbindungen für den motorisierten Individualverkehr (MIV) sind 2.3 Untersuchungsrelevante über Autobahnanschlüsse der Autobahn 1 (Köln – Rahmenbedingungen am Standort Dortmund – Münster – Hannover) in den Nachbar‐ Ennepetal städten Schwelm und Gevelsberg in ca. 15 Automi‐ 2.3.1 Lage im Raum und regionalplanerische nuten Entfernung gegeben. Über das Autobahn‐ Einstufung kreuz Wuppertal Nord sind darüber hinaus Verbin‐ Die dem Ennepe‐Ruhr‐Kreis zugeordnete Stadt dungen in die Oberzentren Düsseldorf (Autobahn Ennepetal liegt im Regierungsbezirk am 46 Wuppertal ‐ Düsseldorf) und Bochum (Autobahn südlichen Rand des Ruhrgebiets. Geographisch 43 Bochum – Recklinghausen – Münster) möglich. bildet Ennepetal einen Übergang vom Agglomerati‐ Auch die Anbindung des öffentlichen Personennah‐ onsraum Ruhr zu den ländlich strukturierten Berei‐ verkehrs (ÖPNV) ist als gut zu bewerten. Mit dem chen des Sauerlands und Bergischen Lands. Haltepunkt „Bahnhof Ennepetal (Gevelsberg)“ ist Ennepetal an das regionale Schienennetz angebun‐ Die landesplanerisch als Mittelzentrum eingestufte den. Es bestehen direkte Verbindungen nach Stadt wird nach der Gemeindereferenz des Bundes‐ Aachen und Dortmund mit dem RE 4 (Wupper‐ amts für Bauwesen und Raumordnung dem Ge‐ Express) bzw. nach Köln und Krefeld oder Münster meindetyp „Kleine Mittelstadt“ zugeordnet. Sie und Rheine mit dem RE 7 (Rhein‐Münsterland‐ grenzt im Osten an das Oberzentrum Hagen sowie Express). Darüber hinaus wird mit dem RE 13 im Westen an das Oberzentrum Wuppertal und ist (Maas‐Wupper‐Express) eine überregionale Anbin‐ mit Ausnahme des Grundzentrums von dung von Hamm nach Venlo (Niederlande) vorge‐ weiteren Mittelzentren umgeben. halten. Die Regionalbahnen verkehren jeweils in Das Ennepetaler Stadtgebiet belegt insgesamt eine stündlicher Taktung, die wiederum halbstündliche Fläche von ca. 57 km², davon werden lediglich rd. Anschlüsse in Richtung Wuppertal bzw. Hagen bie‐ 21 % als Siedlungs‐ und Verkehrsflächen genutzt. ten. Die nächsten EC‐, IC‐ und ICE‐Haltepunkte be‐ Der übrige Teil des Stadtgebiets ist landwirtschaft‐ finden sich in Hagen bzw. Wuppertal. Der internati‐ lich genutzt oder bewaldet (Quelle: IT.NRW, Landesda‐ onale Flughafen Dortmund liegt ca. 45 Autominuten tenbank, Stand: 07.10.2016; Kommunalprofil Stadt Enne‐ entfernt.

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Abbildung 5: Lage der Stadt Ennepetal und zentralörtliche Gliederung in der Region

Quelle: Kartengrundlage: openstreetmap Mitwirkende 2017; Darstellung: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Die einzelnen Stadtteile Ennepetals werden von den Linienbussen des Betreibers Verkehrsgesellschaft 2.3.2 Bevölkerungs‐ und Siedlungsentwicklung Ennepe Ruhr mbH miteinander verbunden. Diese Sowohl für die aktuelle Einzelhandelssituation als bieten zusätzlich auch Schnellbus‐ und Taxibuslinien auch für die zukünftige Entwicklung des Einzelhan‐ an. Die Verkehrsgesellschaft Ennepe Ruhr mbH dels im Stadtgebiet Ennepetal ist die Betrachtung kooperiert darüber hinaus mit dem Verkehrsver‐ der Bevölkerungsverteilung und der zukünftigen Be‐ bund Rhein‐Ruhr (VRR) sowie mit dem Verkehrs‐ völkerungs‐ und Siedlungsentwicklung von Bedeu‐ verbund Rhein‐Sieg (VRS). Der Busbahnhof Ennepe‐ tung. tal im Stadtteil Milspe zählt zu den wichtigsten Die Stadt Ennepetal weist zum 30. Dezember 2015 Umsteigepunkten in der Region. Ein tägliches Auf‐ eine Einwohnerzahl von 30.645 auf, die sich auf die kommen von rund 5.000 Fahrgästen und 16 Busli‐ neun Stadtteile Büttenberg, Oelkinghausen, Milspe, nien – darunter eine Bürgerbuslinie – werden dort Altenvoerde, Voerde, Hasperbach, Bülbringen/ abgewickelt. Oberbauer, Rüggeberg und Königsfeld verteilen.

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Tabelle 2: Einwohner in Ennepetal zum 30.12.2015 Bevölkerung zwischen 2014 und 2015. Während nach Stadtteilen lange Zeit negative Salden der natürlichen Bevölke‐ Stadtteile Einwohner rungsentwicklung und der Wanderungsbewegungen Büttenberg 3.704 zu einer Schrumpfung der Bevölkerung geführt haben, ist im letzten Jahr erstmalig ein positiver Oelkinghausen 573 Saldo zu konstatieren. Maßgeblich dafür ist die Milspe 9.866 Zuwanderung von Geflüchteten. Altenvoerde 3.715 Ein Vergleich mit der Bevölkerungsentwicklung im Voerde 7.494 Ennepe‐Ruhr‐Kreis sowie im gesamten Bundesland Hasperbach 1.214 belegt den stärkeren Bevölkerungsrückgang in Bülbringen/Oberbauer 1.472 Ennepetal, jedoch auch den grundsätzlich gleichen Rüggeberg 1.516 Verlauf. So ist für den Ennepe‐Ruhr‐Kreis seit 2006 Königsfeld 1.091 von einem Bevölkerungsrückgang von rund 4,3 % und für das Land Nordrhein‐Westfalen von etwa Gesamtstadt 30.645 0,9 % auszugehen. Quelle: Daten: Stadt Ennepetal, Stand 30.12.2015, Dar‐ stellung: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH Um Aussagen zu der zukünftigen Bevölkerungsent‐ 2016 wicklung der Stadt Ennepetal treffen zu können, kann auf die Modellberechnungen von Information Die meisten Einwohner, rd. 9.870, leben im Stadtteil und Technik Nordrhein‐Westfalen (IT.NRW) sowie Milspe. Der zweitgrößte Stadtteil ist Voerde mit rd. auf der Bertelsmann Stiftung (Wegweiser Kommu‐ 7.490 Einwohnern. Die einwohnerschwächsten ne) zurückgegriffen werden. Aufbauend auf den Stadtteile Ennepetals sind Oelkinghausen und Kö‐ Zensus 2011 geht IT.NRW von einem Bevölkerungs‐ nigsfeld mit ca. 570 und 1.090 Einwohnern. rückgang bis zum Jahr 2025 auf ca. 27.900 Einwoh‐ Weite Teile des Siedlungsraums der Stadt Ennepetal ner aus. Die Bertelsmann Stiftung prognostiziert im erstrecken sich entlang der Tal‐ und Hanglagen der gleichen Zeitraum eine Verringerung auf rd. 27.060 Flüsse „Ennepe“ und „Heilenbecke“, die das Stadt‐ Einwohner. gebiet in vertikalem Verlauf durchfließen. Die Die Stadt Ennepetal hat im Rahmen der Neuaufstel‐ Wohngebiete verteilen sich überwiegend auf die lung des Flächennutzungsplans (FNP) von 2014 Hanglagen oberhalb der Flussläufe. Der einwohner‐ eigene Bevölkerungsprognosen zur zukünftigen stärkste Stadtteil Milspe befindet sich im nördlichen Entwicklung in Ennepetal erstellen lassen. Datenba‐ Stadtgebiet zwischen diesen beiden Flusstälern. sis der Berechnung ist der Bevölkerungsstand vom Gemeinsam mit den Stadtteilen Altenvoerde und 31.12.2007 sowie Berechnungen des Landesamts Voerde sowie den angrenzenden Stadtteilen Büt‐ für Datenverarbeitung und Statistik NRW (LDS). Die tenberg und Oelkinghausen bildet Milspe den Sied‐ im FNP favorisierte Variante geht von einem Bevöl‐ lungsschwerpunkt im nördlichen Stadtgebiet. Die kerungsrückgang auf rd. 27.160 Einwohnern aus Stadtteile im südlichen Stadtgebiet mit ländlichem (Quelle: Stadt Ennepetal, Integriertes Handlungskonzept Charakter weisen untereinander zumeist Entfer‐ Ennepetal – Innenstadt im Wandel, 1. fortgeschriebene nungen von mehreren Kilometern auf. Die sied‐ Fassung März 2016). lungsräumlichen Übergänge zu den Nachbarstädten Gevelsberg und Schwelm sind fließend. Wie die Darstellung der Bevölkerungsentwicklung gezeigt hat, ist in Anbetracht der Flüchtlingssituati‐ In den letzten zehn Jahren hat die Stadt Ennepetal on jedoch mittlerweile eine Überholung dieser einen Bevölkerungsverlust von rund 4,3 % zu ver‐ Zahlen in Betracht zu ziehen. In den Berechnungen zeichnen, der sich in zwei Phasen unterteilen lässt. zum absatzwirtschaftlichen Entwicklungsrahmen Etwa bis 2012 ist ein nahezu linearer Bevölkerungs‐ des Einzelhandels der Stadt Ennepetal wird dies schwund zwischen ca. 0,6 % und ca. 1,4 % jährlich durch den Ansatz eines Korridors zwischen leichter erkennbar. Seit 2012 erfolgten zunächst eine Ab‐ Zuwanderung und einer stagnierenden Variante nahme der Schrumpfung bzw. Stabilisierung der abgebildet. Bevölkerungszahl und schließlich eine Zunahme der

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 17

Abbildung 6: Bevölkerungsentwicklung in Ennepetal seit 2006 im Vergleich (in %) 102%

100%

98%

96%

94%

92%

90% 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Stadt Ennepetal Ennepe‐Ruhr‐Kreis Nordrhein‐Westfalen

Anm.: Daten Kreis und Land seit 2011 auf Basis Zensus Quelle: Daten Stadt Ennepetal: Bürgerbüro Stadt Ennepetal 2016; Daten Kreis und Land: IT.NRW 2016, Darstellung: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2016

Insgesamt lässt sich im Hinblick auf die Bevölke‐ Im Jahr 2014 wurden in Ennepetal rund 13.060 rungsprognose festhalten, dass für den Einzelhan‐ sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Ar‐ delsstandort Ennepetal keine größeren Impulse beitsort registriert, sodass im Vergleich zum Jahr durch die Bevölkerungsentwicklung zu erwarten 2005 eine leichte Zunahme der Zahl der sozialversi‐ sind. cherungspflichtig Beschäftigten (+ 4,5 %) erfolgte (Quelle: IT.NRW 2016; Kommunalprofil Stadt Ennepetal, 2.3.3 Wirtschaftsstruktur und Arbeitsplätze Stand: 2009 bzw. 2016). Die Arbeitslosenquote des Entlang der Ennepetaler Flusstäler befanden sich Ennepe‐Ruhr‐Kreises lag im November 2016 bei rd. früher zahlreiche Hammerwerke und Schleifkotten, 6,4 % und ist damit im Vergleich zu den Vorjahren von denen sich einige später zu Industrieunterneh‐ noch einmal leicht gesunken. Im Jahr 2015 lag die men entwickelten. Heute sind viele Unternehmen Arbeitslosenquote bei ca. 6,6 %, im Jahr 2014 bei im Gewerbegebiet Oelkinghausen an der Stadtgren‐ rd. 7,1 %) (Quelle: Arbeitsmarktreport der Bundesagen‐ ze zu Schwelm angesiedelt. tur für Arbeit, Stand: November des jeweiligen Jahres).

Die Wirtschaftsstruktur ist überwiegend von kleinen Betrachtet man die Verteilung der sozialversiche‐ und mittelgroßen Unternehmen gekennzeichnet. rungspflichtig Beschäftigten auf die Wirtschafts‐ Die größten Unternehmen und Arbeitgeber der zweige, so wird erkennbar, dass im Vergleich mit Stadt Ennepetal sind im weitesten Sinne der Metall‐ dem Ennepe‐Ruhr‐Kreis und dem Land Nordrhein‐ verarbeitung zuzuordnen, wie zum Beispiel der Westfalen ein überdurchschnittlicher Anteil von Stoßdämpferhersteller der ThyssenKrupp Bilstein Beschäftigten im produzierenden Gewerbe tätig ist GmbH, die Schließtechniksysteme der Fa. DORMA, (ca. 60 %). Demgegenüber übernimmt der Sektor die BHARAT FORGE CDP als führender Lieferant für Sonstige Dienstleistungen im Vergleich mit Kreis geschmiedete Fahrwerks‐ und Motorenkomponen‐ und Land einen deutlich geringeren Beschäftigten‐ ten oder auch die ALANOD® GmbH & Co. KG, ein anteil. Handel, Gastgewerbe und Verkehr (rd. 21 %) Spezialist in der Oberflächen‐ und Aluminiumvere‐ sowie Land‐ und Forstwirtschaft, Fischerei (ca. delung. 0,2 %) weisen durchschnittliche Ausprägungen auf.

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Abbildung 7: Beschäftigtenstruktur 2014 im Vergleich (in %) 100% Land‐ und 18,7 Forstwirtschaft, 80% 40,1 Fischerei 49,0 21,3 Produzierendes 60% Gewerbe 20,2 40% 22,2 Handel, Gastgewerbe, 59,7 Verkehr 20% 39,4 28,2 Sonstige 0% Dienstleistungen Stadt Ennepetal Ennepe‐Ruhr‐Kreis Nordrhein‐Westfalen Quelle: Daten: IT.NRW 2016, Stand: 30.06.2014, Darstellung: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2016

Die Stadt Ennepetal zeigt in Bezug auf den Arbeits‐ Trotz einer räumlich günstigen Lage zwischen den markt enge Verflechtungen mit den Nachbarkom‐ Ballungszonen des Ruhrgebiets und des Bergischen munen, die durch die Pendlerbewegungen deutlich Lands bzw. Sauerlands sowie eines vielseitigen werden. Aus Sicht des Einzelhandels sind Pendler‐ Naherholungs‐ und Freizeitangebots ist es der Stadt bewegungen deshalb von hoher Bedeutung, weil Ennepetal nur begrenzt gelungen, das Potenzial an viele Arbeitnehmer ihren Weg zur Arbeitsstätte für Erholungsgästen auf den örtlichen Einzelhandel zu den Einkauf nutzen. Mit insgesamt ca. 10.664 Ein‐ lenken. Die hohen Übernachtungszahlen und die pendlern und ca. 9.075 Auspendlern ist der Saldo überdurchschnittliche Aufenthaltsdauer von Gästen positiv, fällt aber in den Pendlerbeziehungen zu den sind ausschließlich auf die Kuraufenthalte in der einzelnen Nachbarkommunen unterschiedlich aus. Klinik Königsfeld zurückzuführen, die jedoch auf‐ grund ihrer nicht siedlungsintegrierten Lage kaum Die meisten Einpendler in die Stadt Ennepetal Synergien für den Einzelhandelsstandort Ennepetal kommen aus den Nachbarstädten. Aus der Stadt entfaltet. Gevelsberg stehen 1.867 Einpendlern 1.166 Aus‐ pendler gegenüber (+701) und aus der Stadt Hagen Bereits im Rahmen der Vorläuferuntersuchung 1.982 Einpendlern 1.377 Auspendler (+605). Ein wurde auf ein strategisches Entwicklungs‐ und Pro‐ ebenfalls nennenswerter Zufluss ist aus dem Ober‐ filierungspotenzial im Bereich des Naherholungs‐ zentrum Wuppertal mit rund 1.024 Einpendlern zu tourismus hingewiesen. verzeichnen. Die Anzahl der Auspendler (1.495) übersteigt jedoch insgesamt die der Einpendler, was einen negativen Pendlersaldo verursacht.

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 19

Abbildung 8: Pendlerverflechtungen der Stadt Ennepetal

Anm.: Angaben in absoluten Zahlen Quelle: Daten IT.NRW 2016, Stand: 30.06.2014; Darstellung: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2016

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3 Einzelhandelsstandort Ennepetal tiert. Die größte bekannte Veränderung betrifft die Verlagerung eines Lebensmitteldiscounters im Stadtteil Büttenberg. 3.1 Einzelhandelsausstattung und Leistungsfähigkeit Auf Grundlage dieser Verkaufsfläche wurde für das 3.1.1 Verteilung nach Branchen und Teilräumen Geschäftsjahr 2015 ein Bruttoumsatz von ca. Im Ennepetaler Stadtgebiet wurden im Mai 2016 144 Mio. EUR generiert. insgesamt 119 Betriebe des Ladeneinzelhandels und ‐handwerks mit einer Verkaufsfläche von ca. In der nachfolgenden Tabelle 3 ist die Einzelhandel‐ 43.240 m² erhoben. Die seit der Bestandserhebung sausstattung nach dem Umsatzschwerpunkt der und den darauf aufbauenden Berechnungen erfolg‐ Betriebe dargestellt. Die Umsatzleistung der Einzel‐ ten Betriebsabgänge/‐zugänge sind nicht in den handelsbetriebe wurde gutachterlich geschätzt, Berechnungen berücksichtigt, sondern werden wobei neben der spezifischen Situation des Betriebs soweit bekannt und relevant ergänzend kommen‐ auch sekundärstatistische Daten und unterneh‐ menseigene Erfahrungswerte genutzt wurden.

Tabelle 3: Einzelhandelsausstattung der Stadt Ennepetal nach Angebotsschwerpunkt Anzahl der Verkaufsfläche Umsatz Betriebe Warengruppe abs. in % in m² in % in Mio. in % EUR Nahrungs‐ und Genussmittel* 43 36,1 16.100 37,2 81,7 56,6 Gesundheit, Körperpflege 17 14,3 1.905 4,4 22,7 15,7 Blumen, Zoobedarf 7 5,9 715 1,7 1,4 1,0 Bücher, Schreibwaren, Büro 8 6,7 1.580 3,7 2,7 1,8 Bekleidung, Schuhe, Schmuck 14 11,8 2.450 5,7 5,8 4,0 Sport, Freizeit, Spiel 2 1,7 110 0,3 0,4 0,3 Elektrowaren 6 5,0 2.220 5,1 5,9 4,1 Möbel, Einrichtung 12 10,1 5.075 11,7 6,1 4,2 Bau‐, Gartenbedarf, Autozubehör 10 8,4 13.085 30,3 17,7 12,2 Summe 119 100,0 43.240 100,0 144,4 100,0 Anmerkungen: Verkaufsflächen auf 5 m² gerundet, *Werte mit Aldi Lebensmitteldiscounter an der Kölner Straße, Quelle: Darstellung und Berechnung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2016, Datengrundlage: Einzelhandelsbe‐ standserhebungen Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2016

Für die Einzelhandelsausstattung nach Bedarfsspar‐ timentern (1 x Edeka, 1 x REWE Ihr Kaufpark), sechs ten und Warengruppen sind folgende Ergebnisse Lebensmitteldiscountern (3 x Aldi, 1 x Lidl, 1 x Pen‐ festzuhalten: ny, 1 x Netto) sowie zwei größeren Getränkemärk‐ ten auf. Des Weiteren ist eine Vielzahl von Lebens‐ Überwiegend kurzfristiger Bedarf mittelgeschäften mit mittleren und kleinen Laden‐ Im Nahrungs‐ und Genussmittelbereich werden von flächen vorhanden. Es handelt sich dabei um Ge‐ 43 Betrieben (= ca. 36 % der im Stadtgebiet ansässi‐ tränkemärkte, Bäckereien, Fleischereien/Metzgerei‐ gen Betriebe) auf mehr als einem Drittel der Ge‐ en sowie Obst‐ und Gemüseläden. Der Warengrup‐ samtverkaufsfläche (ca. 16.100 m²) knapp 57 % des pe „Nahrungs‐ und Genussmittel“ kommt die mit gesamten Einzelhandelsumsatzes (ca. 81,7 Mio. Abstand größte Einzelhandelsbedeutung innerhalb EUR) der Stadt Ennepetal erwirtschaftet. Die Be‐ des Stadtgebiets zu. Die derzeitige Ausstattungs‐ triebsstruktur weist eine Mischung aus einem SB‐ kennziffer beträgt 0,42 m² pro Einwohner und liegt Warenhaus (Marktkauf), zwei Lebensmittelvollsor‐ im Bundesdurchschnitt (vgl. bulwiengesa AG, 2015;

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Verkaufsfläche der Lebensmittel‐SB‐Betriebe über gruppe zugeordnete Betriebstypen sind Boutiquen/ 400 m² Verkaufsfläche im Verhältnis zur Einwohner‐ Textilfachgeschäfte, ein Schuhgeschäft sowie zwei zahl im Stadtgebiet, Werte inkl. Aldi an der Kölner Juweliere/Schmuckgeschäfte. Anbieter, die sich auf Straße). Sportbekleidung/Sportschuhe spezialisiert haben, sind derzeit nicht im Stadtgebiet ansässig. Der Sparte „Gesundheit und Körperpflege“ sind rd. 14 % der Betriebe (17 Betriebe) mit einem Ver‐ Der Bereich „Sport/Freizeit/Spiel“ wird in der Stadt kaufsflächenanteil von ca. 4 % (ca. 1.905 m²) und Ennepetal durch zwei Einzelhandelsbetriebe (ca. einem Umsatzanteil von rund 16 % (ca. 22,7 Mio. 2 %) und einen Verkaufsflächenanteil < 0,5 % ver‐ EUR) zuzuordnen. Die größten Betriebseinheiten treten. Der Umsatzanteil liegt ebenfalls unter 0,5 %. werden derzeit durch zwei Drogeriemärkte in der Es handelt sich um Fachgeschäfte für Spielwaren Innenstadt von Milspe belegt. Die Betriebsstruktur sowie Musikinstrumente. dieser Warengruppe zeichnet sich durch kleinteilige Betreiber wie Apotheken, Optiker, Hörakustiker Überwiegend langfristiger Bedarf sowie Orthopädiefachanbieter aus. Ein Großteil dieser Anbieter befindet sich ebenfalls im Haupt‐ Die sechs Betriebe (ca. 5 %) mit einem Angebots‐ zentrum Milspe. Die Warengruppe Gesundheit und schwerpunkt bei „Elektrowaren“ erreichen auf ca. Körperpflege erreicht die mit Abstand höchste Flä‐ 5 % der gesamtstädtischen Verkaufsfläche (ca. chenproduktivität (EUR je m² Verkaufsfläche). 2.220 m²) einen Umsatzanteil von rund 4 % (ca. 5,9 Mio. EUR). Das Angebot besteht aus einem Die Marktsituation bei „Blumen und Zoobedarf“ mit Elektrofachmarkt sowie spezialisierten Betrieben Anteilen von rd. 6 % der Betriebe, rd. 2 % der Ver‐ verschiedener Sortimentsschwerpunkte (z. B. groß‐ kaufsfläche und rund 1 % des gesamtstädtischen teilige Elektrohaushaltsgeräte, Elektrokleingeräte, Umsatzes ist durch kleinere Fachgeschäfte für Blu‐ Computer, Unterhaltungselektronik, Telefone etc.). men sowie einen Fachmarkt für Zoobedarf geprägt. Die Daten spiegeln im Vergleich geringe Flächen‐ Die ebenfalls dem langfristigen Angebot zugehörige produktivitäten wider. Warengruppe „Möbel/Einrichtung“ wird durch zwölf Betriebe in Ennepetal vertreten (ca. 10 %). Überwiegend mittelfristiger Bedarf Diese erzielen auf etwa 12 % der städtischen Ver‐ In der Warengruppe „Bücher/Schreibwaren/Büro“ kaufsfläche (ca. 5.075 m²) einen Umsatzanteil von sind acht Einzelhandelsbetriebe (ca. 7 %) mit einer rund 4 % (ca. 6,1 Mio. EUR). Der Betriebsbesatz Verkaufsfläche von rund 1.580 m² (ca. 4 %) und wird geprägt durch einen großflächigen Fachmarkt einer Umsatzleistung von etwa 2,7 Mio. EUR ver‐ für Heimtextilien und Einrichtungsbedarf sowie die zeichnet (rund 2 %). Mit Ausnahme eines Fach‐ zwei Filialisten der Firmen Kodi und Tedi mit dis‐ markts für Schreib‐, Spielwaren und Büroartikel mit countähnlichem Nonfood‐Konzept. Sie werden er‐ mehr als 1.000 m² Verkaufsfläche (Fa. Askania) gänzt durch kleine Fachgeschäfte und ‐märkte mit handelt es sich vornehmlich um kleine Betriebe wie einem Angebotsspektrum an Heimtextilien/Bett‐ Kioske, Zeitungs‐/Schreibwarenläden und Buch‐ waren, Hausrat/GPK und Wohnaccessoires. handlungen. Auf die Warengruppe „Bau‐/Gartenbedarf und Der Warengruppe „Bekleidung/Schuhe/Schmuck“ Autozubehör“ entfallen rund 8 % der Betriebe, rund (inkl. Sportbekleidung/Sportschuhe) gehören 14 30 % der Verkaufsfläche und ca. 12 % des Umsatzes. Betriebe (ca. 12 %) mit einer Verkaufsfläche von Als flächenintensive Betriebstypen mit vergleichs‐ etwa 2.450 m² (ca. 6 %) und einer Umsatzleistung weise geringer Raumleistung sind in dieser Sparte von ca. 5,8 Mio. EUR (ca. 4 %) an. Die Betriebsein‐ die Bau‐ und Gartenbedarfsanbieter mit teilweise heiten konzentrieren sich auf die Innenstadt; dort großen, dem Verkauf dienenden Freiflächen zu sind u. a. zwei Bekleidungsfachmärkte sowie ein nennen. Es handelt sich dabei um zwei Bau‐ und Schuhfachmarkt mit mehr als 400 m² Verkaufsflä‐ Gartenfachmärkte der Fa. Hellweg und Fa. Raiffei‐ che ansässig. Auffällig ist eine Angebotsstruktur mit sen. Die drei Betriebe weisen jeweils Verkaufsflä‐ überwiegend filialisierten Discountern und Anbie‐ chen von mehr als 800 m² auf. tern von Second‐Hand‐Mode. Weitere der Waren‐

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In Bezug auf die im zweiten Kapitel dargestellten Betriebe mit Angeboten in allen Bedarfssparten. neun Stadtteile der Stadt Ennepetal zeigt die Vertei‐ Der wichtigste Einzelhandelsstandort im Stadtteil lung der Einzelhandelsbetriebe eine starke Konzent‐ befindet mit dem EN‐Centter dezentral an der ration im Stadtteil Milspe. Hier befindet sich der Haupterschließungsachse Kölner Straße, unmittel‐ größte Einzelhandelsstandort im Stadtgebiet. Die‐ bar an der Grenze zur Stadt Schwelm. sem Stadtteil sind über 55 % der Betriebe, knaapp 55 % der Verkaufsflächen und ca. 32 % der Umsätze Ein Anteil von rd. 8 % der Verkaufsflächenausstat‐ des Einzelhandels zuzuordnen. tung, rd. 13 % der Umsätze und rd. 18 % der Betrie‐ be entfällt auf den Stadtteill Voerde. Die Betriebe Im Stadtteil Büttenberg sind rund 13 % bis 29 % der des kurz‐ und mittelfristigen Bedarfsbereichs sind Ennepetaler Einzelhandelsbetriebe, ‐verkaufsflä‐ im Ortskern des Stadtteils enttlang der Lindenstraße, chen und ‐umsätze zu verorten. Es handelt sich um Hagener Straße und Wilhelmstraße ansässig. Abbildung 9: Verteilung des Einzelhandels und der Einwohner in Ennepetal nach Stadtteilen (in %)

Anmerkung: Stadtteil Büttenberg ohne Verlagerung/Erweiterung Aldi Lebensmitteldiscounter Quelle: Darstellung und Berechnung Stadt‐ und Regionnalplanung Dr. Jansen GmbH 2016, Datengrunndlage: Einzelhandelsbe‐ standserhebungen Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jannsen GmbH 2016, Kartengrundlage: Stadt Ennepetal

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8 % der gesamtstädtischen Einzelhandelsbetriebe, . 1 SB‐Warenhaus jedoch nur rd. 2 bis 3 % der Verkaufsflächen und . 2 Supermärkte Umsätze liegen im Stadtteil Altenvoerde. Der über‐ . 3 Lebensmitteldiscounter wiegend kleinteilige Einzelhandelsbesatz des Stadt‐ . 1 Schreibwarenfachmarkt teils konzentriert sich entlang der Mittelstraße im . 1 Elektrofachmarkt alten Ortskern Altenvoerdes. . 1 Heimtextilienfachmarkt . 3 Bau‐/Heimwerker‐/Gartenfachmärkte In den Stadtteilen Bülbringen/Oberbauer, Hasper‐ bach, Königsfeld, Oelkinghausen und Rüggeberg Im Hinblick auf die Sortimentsstruktur der großflä‐ sind entweder nur wenige oder keine Einzelhan‐ chigen Einzelhandelsbetriebe der Stadt Ennepetal delsbetriebe vertreten. ist festzuhalten, dass von den oben genannten Be‐ trieben sechs in ihren Kernsortimenten überwie‐ Insofern wird deutlich, dass in den Stadtteilen gend kurzfristige, einer überwiegend mittelfristige Milspe, Büttenberg und Oelkinghausen der Einzel‐ und fünf überwiegend langfristige Produkte anbie‐ handel gegenüber den Anteilen der Bevölkerung ten. überrepräsentiert ist, während in den Stadtteilen Altenvoerde, Bülbringen/Oberbauer, Hasperbach, Die Standortsituationen und Funktionen der groß‐ Königsfeld, Rüggeberg und Voerde eine unterdurch‐ flächigen Einzelhandelsbetriebe werden in den schnittliche Einzelhandelsausstattung zu erkennen Kapiteln 4, 5 und 6 des vorliegenden Einzelhandels‐ ist. Daraus leitet sich ab, dass die Einzelhandels‐ konzepts betrachtet. standorte in den Stadtteilen Milspe und Büttenberg sowie in Teilen auch in Oelkinghausen übergeord‐ 3.1.3 Bereinigte Einzelhandelsausstattung der nete Versorgungsfunktionen übernehmen. Stadt Ennepetal Im Folgenden werden die Verkaufsflächen und 3.1.2 Struktur und Verteilung großflächiger Umsätze auf der Ebene der Warengruppen darge‐ Einzelhandelsbetriebe stellt. Hierbei werden die bereinigten Verkaufsflä‐ Großflächige Einzelhandelsbetriebe sind in Abgren‐ chen bzw. Umsätze aufgezeigt. So wird beispiels‐ zung zum sonstigen Einzelhandel planungsrechtlich weise der bei Lebensmittel‐SB‐Märkten (z. B. Le‐ eine eigenständige Nutzungsart. Nach der aktuellen bensmitteldiscounter) erwirtschaftete Umsatz mit Rechtsprechung ist bei einer Verkaufsfläche von Konsumgütern (z. B. Drogeriewaren) den jeweiligen mehr als 800 m² von der Großflächigkeit eines Ein‐ Warengruppen zugeordnet. zelhandelsbetriebs auszugehen. Sie können je nach sortimentsbezogener Ausrichtung und Standortlage Im Hinblick auf die bereinigte Verkaufsflächenaus‐ wichtige Magnetfunktionen für den kleinstruktu‐ stattung und die bereinigten Umsätze der Stadt rierten Facheinzelhandel in ihrem Standortumfeld Ennepetal ist festzuhalten, dass die Anteile der übernehmen. einzelnen Warengruppen sich im Vergleich zur Ein‐ zelhandelsausstattung nach Angebotsschwerpunkt Der großflächige Einzelhandel in Ennepetal nimmt im Saldo teilweise deutlich verändern. So liegt die im Rahmen der gesamtstädtischen Handelsstruktur bereinigte Verkaufsfläche der Warengruppe „Nah‐ eine bedeutende Stellung ein. Auf den großflächi‐ rungs‐ und Genussmittel“ rund 3.300 m² unter dem gen Einzelhandel in Ennepetal entfallen insgesamt Wert der Verkaufsfläche, differenziert nach Ange‐ rund 10 % der Betriebe (= 12 Betriebe) mit einem botsschwerpunkt. Dies ist darauf zurückzuführen, Verkaufsflächenanteil von rund 68 % (= ca. 29.185 dass die in dieser Gruppe enthaltenen strukturprä‐ m²) und einem Umsatzanteil von ca. 55 % (= ca. genden Anbieter (SB‐Warenhaus und Lebensmittel‐ 79,3 Mio. EUR). Damit dominieren die großflächigen SB‐Märkte) neben Nahrungs‐ und Genussmitteln Einzelhandelsanbieter die Angebotsstruktur. auch einen größeren Anteil an Nonfood‐Sortimen‐ ten aufweisen. Dieser Anteil wird bei der Darstel‐ Die großflächigen Einzelhandelsbetriebe verteilen lung der bereinigten Einzelhandelsausstattung den sich auf folgende Betriebstypen: entsprechenden Warengruppen zugeordnet. Eine hohe Marktbedeutung branchenfremder Anbieter

24 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

wird insbesondere für die Branchen Gesundheit/ bel/Einrichtung“ und „Bau‐/Gartenbedarf/Autozu‐ Körperpflege, Blumen, Zoobedarf, Bekleidung/Schu‐ behör“ ergeben sich im Saldo höhere Verkaufsflä‐ he/Schmuck, Sport/Freizeit/Spiel und Elektrowaren chen. Einhergehend mit den Veränderungen der erkennbar. Auch in den übrigen Warengruppen, mit Verkaufsfläche sind auch die Abweichungen der Ausnahme von „Bücher/Schreibwaren/Büro“, „Mö‐ bereinigten Umsätze zu betrachten.

Tabelle 4: Bereinigte Einzelhandelsausstattung der Stadt Ennepetal Verkaufsfläche Umsatz Warengruppe in Mio. in m² in % in % EUR Nahrungs‐ und Genussmittel 12.835 29,7 69,4 48,1 Gesundheit, Körperpflege 2.615 6,0 27,8 19,3 Blumen, Zoobedarf 1.755 4,1 3,1 2,1 Bücher, Schreibwaren, Büro 1.435 3,3 3,4 2,4 Bekleidung, Schuhe, Schmuck 3.330 7,7 7,9 5,5 Sport, Freizeit, Spiel 895 2,1 1,9 1,3 Elektrowaren 2.955 6,8 7,5 5,2 Möbel, Einrichtung 4.860 11,2 6,8 4,7 Bau‐, Gartenbedarf, Autozubehör 12.560 29,1 16,4 11,4

Summe 43.240 100,0 144,4 100,0 Anm.: Ergebnisse auf 5 m² gerundet; Nahrungs‐ und Genussmittel ohne Verlagerung/Erweiterung Aldi Lebensmitteldiscoun‐ ter im Stadtteil Büttenberg Quelle: Darstellung und Berechnung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2016, Datengrundlage: Einzelhandelsbe‐ standserhebungen Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2016

3.1.4 Einzugsbereich und Kaufkraft Grundzentrum (Breckerfeld) an die Stadt Ennepetal, für das der Ennepetaler Einzelhandel eine (Teil‐) Die Versorgungsfunktionen des Ennepetaler Einzel‐ Versorgungsfunktion übernehmen könnte. Durch handels sind auf das Stadtgebiet begrenzt. Gleich‐ die intensiven Wettbewerbsbeziehungen mit den wohl ergibt sich aufgrund der Angebots‐ und Wett‐ Oberzentren sowie mit den Nachbarstädten Ge‐ bewerbssituation, der Verkehrsverbindungen, der velsberg, und Schwelm ist nicht Siedlungsräume und der Pendlerverflechtungen für davon auszugehen, dass durch das Grundzentrum einzelne Einzelhandelsbetriebe und ‐standorte eine Breckerfeld bemerkenswerte Kaufkraftzuflüsse für Ausstrahlungskraft, die über das Stadtgebiet hin‐ die Stadt Ennepetal generiert werden. ausreicht. Dies gilt insbesondere für den Agglome‐ rationsstandort EN‐Center, der ebenfalls Kunden‐ Demnach bilden die ca. 30.650 Einwohner des frequenzen aus Schwelm und Gevelsberg generiert. Ennepetaler Stadtgebiets die Hauptzielgruppe der Einzelhandelsanbieter im Stadtgebiet. Die Ennepetaler Innenstadt steht durch die räumli‐ che Nähe und die günstige Verkehrsanbindung im Die Kaufkraft ist der wichtigste Indikator für das intensiven Wettbewerb mit den Einzelhandelslagen Konsumpotenzial der in einem abgegrenzten Raum der Stadt Gevelsberg und der Stadt Schwelm. Auch lebenden Bevölkerung. Unter Berücksichtigung der die nächstgelegenen Oberzentren Hagen und Wup‐ Ausgaben für Wohnen, Versicherungen, Pkw‐Unter‐ pertal nehmen starken Einfluss auf die Erschließung halt, Reisen und Dienstleistungen wird das einzel‐ des Einzugsgebiets. handelsrelevante Kaufkraftpotenzial ermittelt, d. h. jene Einkommensanteile, die auch im stationären Ebenso von Bedeutung sind die Einzelhandelsfunk‐ Einzelhandel nachfragewirksam werden. Die Basis tionen bzw. die zentralörtlichen Einstufungen der für die Berechnung der regionalen Kaufkraft bilden übrigen Nachbarkommunen. So grenzt nur ein

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 25

die Daten der amtlichen Lohn‐ und Einkommenssta‐ Die Kaufkraftkennziffer stellt das einzelhandelsrele‐ tistik, ergänzt um die staatlichen Transferleistungen vante Kaufkraftpotenzial einer Kommune im Ver‐ (z. B. Renten, Arbeitslosengeld und ‐hilfe, Kinder‐ gleich zum Bundesdurchschnitt dar. Die einzelhan‐ geld, Wohngeld, BAföG usw.). Nach eigenen Be‐ delsrelevante Kaufkraftkennziffer für die Stadt rechnungen und Veröffentlichungen der GfK Geo‐ Ennepetal beträgt nach Angaben der Michael Bauer Marketing GmbH, Bruchsal, betrug die ladeneinzel‐ Research GmbH 2016 ca. 111,9. Das bedeutet, die handelsrelevante Kaufkraft im Jahr 2016 in Deutsch‐ durchschnittliche einzelhandelsrelevante Kaufkraft land pro Kopf der Wohnbevölkerung ca. 5.775 EUR. liegt um rund 12 % über dem Bundesdurchschnitt. Bei Unterteilung des gesamten Bedarfsgüterbe‐ Aufgrund der Preiselastizität der Nachfrage sind in reichs in Nahrungs‐ und Genussmittel einerseits und den einzelnen Sortimenten Abweichungen in beide in Non‐Food andererseits entfallen mit ca. 2.090 Richtungen möglich. EUR ca. 36 % auf Lebensmittel und mit ca. 3.685 Unter Berücksichtigung der Einwohnerzahl ergibt EUR ca. 64 % auf Nonfood‐Sortimente. sich eine örtliche einzelhandelsrelevante Kaufkraft in Ennepetal von ca. 198,0 Mio. EUR.

Tabelle 5: Einzelhandelsrelevantes Kaufkraftpotenzial Gesamtausgaben Pro‐Kopf‐Ausgaben Sortiment Ennepetal (EUR/Jahr) (Mio. EUR/Jahr) Lebensmittel, Getränke, Spirituosen, Tabak, Lebensmittelspezialanbieter, Re‐ 1.700 58,3 formwaren Brot‐ und Backwaren 220 7,6 Fleisch‐ und Wurstwaren 170 5,8 Nahrungs‐ und Genussmittel insg. 2.090 71,7 Körperpflege, Parfümerie/Kosmetik, Wasch‐, Putz‐, Reinigungsmittel 235 8,1 Pharmazeutische Artikel, Sanitätswaren/Orthopädie, Optik, Hörgeräte 628 21,5 Gesundheit, Körperpflege insg. 863 29,6 Blumen 46 1,6 Zoobedarf, Tiernahrung 51 1,8 Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf insg. 97 3,3 Bücher, Zeitschriften, Zeitungen 108 3,7 Papier‐, Büro‐, Schreibwaren, Büroartikel 92 3,2 Bücher, Schreibwaren, Büro insg. 200 6,9 Damen‐, Herren‐, Kinderbekleidung, Sonstiges 437 15,0 Schuhe/Lederwaren/Taschen/Koffer 142 4,9 Sportbekleidung, Sportschuhe 41 1,4 Uhren, Schmuck 55 1,9 Sonstiges 30 1,0 Bekleidung, Schuhe, Sport insg. 705 24,2 Großteilige Camping‐ und Sportgeräte, Fahrräder und Zubehör, kleinteilige 77 2,6 Camping‐ und Sportgeräte Freizeit, Spielwaren 108 3,7 Sport, Freizeit, Spiel insg. 185 6,3 Elektrogroß‐ und ‐kleingeräte (weiße Ware) 125 4,3 Leuchten 31 1,1 Unterhaltungselektronik, Bild‐ und Tonträger (braune Ware) 177 6,1

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Gesamtausgaben Pro‐Kopf‐Ausgaben Sortiment Ennepetal (EUR/Jahr) (Mio. EUR/Jahr) Computer und Zubehör (graue Ware) 104 3,6 Telefone 31 1,1 Foto 57 2,0 Elektrowaren 525 18,0 Hausrat, Glas, Porzellan, Keramik, Wohnaccessoires, Geschenkartikel 83 2,9 Haus‐, Heimtextilien, Teppiche 83 2,9 Bettwaren, Matratzen, Möbel, Küchen 322 11,1 Kunst/Antiquitäten, Bilder(‐rahmen) 31 1,1 Möbel, Einrichtung insg. 520 17,8 Bau‐ und Heimwerkerbedarf, Kaminöfen und Zubehör, Sicht‐ und Sonnenschutz, 349 12,0 Sonstiges Tapeten, Bodenbeläge, Teppichboden 46 1,6 Gartenbedarf 103 3,5 Autozubehör 92 3,2 Bau‐, Heimwerker‐, Gartenbedarf, Autozubehör insg. 590 20,2 Summe EH‐Waren insgesamt 5.775 198,0 Quelle: Daten: Pro‐Kopf‐Ausgaben GfK Gesellschaft für Konsumforschung 2016 und eigene Berechnungen, Kaufkraftkennzif‐ fer der Michael Bauer Research GmbH 2016, Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2017

3.1.5 Zentralität des Ennepetaler Einzelhandels sich hieraus Hinweise auf Entwicklungspotenziale Stellt man die durch den Einzelhandel in der Stadt ableiten lassen. Für die einzelnen Warengruppen Ennepetal erzielten warengruppenspezifischen ergeben sich folgende Rückschlüsse: Umsätze der in der Stadt vorhandenen einzelhan‐ Bei den Warengruppen Nahrungs‐/Genussmittel, delsrelevanten Kaufkraft gegenüber, ergibt sich die Gesundheit/Körperpflege und Blumen/Pflanzen/ sogenannte Zentralität für die Sortimente. Liegt die Zoolog. Bedarf, die hinsichtlich der Pro‐Kopf‐ Zentralität über 100, so ist der Umsatz des Einzel‐ Ausgaben eine hohe Bedeutung einnehmen, kann handels in Ennepetal in dem jeweiligen Sortiment jeweils eine Zentralität zwischen ca. 93 % und ca. höher als die in der Stadt vorhandene Kaufkraft. 97 % errechnet werden. Tendenziell fließt in diesen Dies bedeutet, dass im Saldo mehr Kaufkraft von Warengruppen des kurzfristigen Bedarfs also Kauf‐ außen hinzukommt, als aus dem Stadtgebiet ab‐ kraft in einem geringen Umfang ab. In der Waren‐ fließt. Bei einer Zentralität unter 100 ist der im gruppe Nahrungs‐/Genussmittel erlangt der Enne‐ jeweiligen Sortiment generierte Umsatz geringer als petaler Einzelhandel die stärkste Marktposition. die vorliegende sortimentsbezogene Kaufkraft.

Die Gesamtzentralität von 72,9 ist für das Mittel‐ Im mittelfristigen Bedarfsbereich hingegen ergeben zentrum Ennepetal auch unter Berücksichtigung der sich die schwächsten Machtpositionen. Dies ist im spezifischen Lage im Spannungsfeld zwischen den Hinblick auf die Bewertung der Ausstrahlungskraft benachbarten Oberzentren Hagen und Wuppertal und Entwicklungsperspektiven zentraler Versor‐ sowie der räumlichen Verflechtung mit den Mittel‐ gungsbereiche von Bedeutung, da es sich bei diesen zentren Gevelsberg und Schwelm als durchschnitt‐ Warengruppen vorwiegend um innerstädtische lich einzuordnen. Leitsortimente handelt.

Eine Betrachtung differenziert nach Warengruppen Die höchste Zentralität in den Warengruppen des macht allerdings deutlich, dass die mittelzentrale mittelfristigen Bedarfs wird in der Warengruppe Funktionsfähigkeit des Einzelhandels in den Waren‐ Bücher/Schreibwaren/Büro mit etwa 50 % erreicht. gruppen wesentliche Unterschiede aufweist, sodass Dies ist in erster Linie auf einen Büro‐, Spiel‐ und

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 27

Schreibwarenfachmarkt zurückzuführen. Andere pen Bekleidung/Schuhe/Schmuck und Sport/Spiel/ Betriebe führen diese Waren als Randsortiment. Im Freizeit liegen die Zentralitäten bei etwa 30 % bzw. Saldo ist in dieser Warengruppe von einem starken rd. 33 %. Diese Werte signalisieren, dass das Ange‐ Kaufkraftabfluss auszugehen. Für die Warengrup‐ bot in der Stadt Ennepetal ausbaufähig ist. Tabelle 6: Zentralitätskennziffern nach Warengruppen

Umsatz Kaufkraft Umsatz/Kaufkraft‐ Warengruppe in Mio. EUR* in Mio. EUR Relation

Nahrungs‐ und Genussmittel 69,4 71,7 96,8

Gesundheit, Körperpflege 27,8 29,6 94,0

Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf 3,1 3,3 107,2

Bücher, Schreibwaren, Büro 3,4 6,9 49,8

Bekleidung, Schuhe, Schmuck 7,9 24,2 32,8

Sport, Freizeit, Spiel 1,9 6,3 30,4

Elektrowaren 7,5 18,0 41,7

Möbel, Einrichtung 6,8 17,8 38,2

Bau‐, Gartenbedarf, Autozubehör 16,4 20,2 81,2

Summe 144,4 198,0 72,9 Anm.: *bereinigte Umsätze; Umsätze eines Mehrbranchenunternehmens werden aufgeteilt auf Warengruppen; inkl. Umsät‐ ze des Lebensmitteldiscunters Aldi Kölner Straße Quelle: Darstellung, Berechnung: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2016 (Ca.‐Werte, ggf. Rundungsdifferenzen)

Tendenziell unterdurchschnittliche Zentralitätswer‐ 3.1.6 Kaufkraftbewegungen in Ennepetal te wurden auch bei den Branchen des langfristigen Die Zentralität trifft noch keine detaillierte Aussage Bereichs ermittelt. Die Branche Bau‐/Gartenbedarf/ darüber, in welchem Umfang die örtliche Kaufkraft Autozubehör wird zwar durch einige Fachmärkte gebunden werden kann. Hierzu ist eine Differenzie‐ und Fachgeschäfte in Ennepetal vertreten, doch rung zwischen Umsätzen, die mit Kunden aus dem wirkt sich in diesem Segment insbesondere die Stadtgebiet erzielt werden und Kunden von außer‐ Konkurrenz der anderen Bau‐ und Gartenfachmärk‐ halb erforderlich. Die Einschätzung dieser Aufsplit‐ te aus. Aus einem Zentralitätswert von ca. 81 % tung erfolgt unter Berücksichtigung der Wettbe‐ ergeben sich branchenbezogen nur geringe Ent‐ werbssituation in der Region und mit Hilfe von Er‐ wicklungsspielräume. fahrungswerten. Die Ergebnisse der Einzelbetriebe werden wiederum auf der Ebene der Warengrup‐ In den Warengruppen „Elektrowaren“ und „Möbel/ pen zusammengeführt. Einrichtung“ spiegeln leicht unterdurchschnittliche Zentralitätswerte von rund 42 % bzw. 38 % den Bei der Darstellung der Kaufkraftbewegungen wird trotz der Ansiedlung eines Elektrofachmarkts eher der Umsatz des Einzelhandels der Stadt Ennepetal geringen Einzelhandelsbesatz in Ennepetal und die zugrunde gelegt. Der Umsatz mit auswärtigen Kun‐ auch in diesen Warengruppen dominierenden den wird abgezogen, sodass im Ergebnis der Um‐ Wettbewerbsstandorte und ‐betriebe. satz, der durch die Ennepetaler Bürger generiert wird, der Kaufkraft der Bevölkerung der Stadt Ennepetal gegenübergestellt werden kann.

28 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Abbildung 10: Kaufkraftbewegungen in Ennepetal im Überblick

Quelle: Darstellung und Berechnung: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2016

Der Einzelhandel in der Stadt Ennepetal hat im Jahr den Warengruppen des kurrzfristigen Bedarfs Ge‐ 2015 insgesamt ca. 65 % der in der Stadt vorhande‐ sundheit/Körperpflege und Blumen/Pflanzen/Zoo‐ nen Kaufkraft gebunden. Somit fließt ein Anteil vvon logischer Bedarf (ca. 81 %). Die Zuflussquoten der ca. 35 % der Kaufkraft in konkurrierende Einkauufs‐ drei Warengruppen liegen mit 10, 14 und 13 % auf orte ab. Die Ausstrahlungskraft des Ennepetaler annähernd gleichem Niveau. Einzelhandels dokumentiert sich in einem Anteil des Einzelhandelsumsatzes mit auswärtigen Kunden vvon Für die Warengruppen des mittelfristigen Bedarfs‐ ca. 11 %. Das Verhältnis aus dem Kaufkraftabfluss in bereichs beträgt die Kaufkrafftbindung des Ennepe‐ Höhe von rund 70 Mio. EUR und dem Kaufkraftzu‐ taler Einzelhandels zwischen rund 44 % bei Bücher/ fluss von etwa 16 Mio. EUR spiegelt die Verflech‐ Schreibwaren/Büro, etwa 32 % bei Bekleidung/ tungsintensität des Ennepetaler Einzelhandels wider Schuhe/Schmuck und rund 29 % bei Sport/Freizeit/ und bestätigt mit dem negativen Saldo den Wett‐ Spiel. Damit gelingt es dem EEnnepetaler Einzelhan‐ bewerbsdruck, dem der Einzelhandelsstandort aus‐ del nur begrenzt, sich gegenüber dem Angebot in gesetzt ist. Im Hinblick auf die Pendlerverflechtun‐ Nachbarstädten zu positionieren. Sowohl für die gen kann angenommen werden, dass dieses zusäätz‐ Kaufkraftbindung als auch füür die Höhe der Kauf‐ liche Kaufkraftpotenzial derzeit nur begrenzt abge‐ kraftzuflüsse, die von 12 % des Gesamtumsatzes bei schöpft werden kann. Bücher/Schreibwaren/Büro über ca. 4 % bei Beklei‐ dung/Schuhe/Schmuck bis zu 5 % bei Sport/Spiel/ Die Kaufkraftbewegungen differenziert nach Wa‐ Freizeit reichen, dürfte in erster Linie das Einzel‐ rengruppen sind Tabelle 7 zu entnehmen. Die handelsangebot in der Innenstadt und dem EN‐ höchsten Kaufkraftbindungsquoten in der Stadt Center maßgeblich sein. Ennepetal werden in der Warengruppe Nahrungs‐/ Genussmittel mit ca. 87 % erzielt Es folgen die bbei‐

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 29

Tabelle 7: Kaufkraftbewegungen nach Warengruppen

Kaufkraftbindung in Umsatz mit auswärtigen Kaufkraftabfluss Sortiments‐ Ennepetal Kunden Kaufkraft Umsatz Warengruppe umsatz in Mio. EUR in Mio. EUR in Mio. EUR in % der in % der in % des in Mio. EUR in Mio. EUR in Mio. EUR Kaufkraft Kaufkraft Umsatzes

Nahrungs‐ und Genussmittel 71,7 81,7 69,4 62,8 87,6 8,9 12,4 6,6 9,5

Gesundheit, Körperpflege 29,6 22,7 27,8 24,1 81,4 5,5 18,6 3,8 13,5

Blumen, Pflanzen, zool. Bedarf 3,3 1,4 3,1 2,7 81,2 0,6 18,8 0,4 13,0

Bücher, Schreibwaren, Büro 6,9 2,7 3,4 3,0 43,8 3,9 56,2 0,4 12,0

Bekleidung, Schuhe, Schmuck 24,2 5,8 7,9 7,6 31,5 16,6 68,5 0,3 4,0

Sport, Freizeit, Spiel 6,3 0,4 1,9 1,8 28,9 4,5 71,1 0,1 5,0

Elektrowaren 18,0 5,9 7,5 6,4 35,4 11,6 64,6 1,1 15,0

Möbel, Einrichtung 17,8 6,1 6,8 5,7 31,7 12,2 68,3 1,2 17,0

Bau‐, Gartenbedarf, Autozubehör 20,2 17,7 16,4 14,0 69,0 6,3 31,0 2,5 15,0

Summe 198,0 144,4 144,4 128,0 64,7 70,0 35,3 16,3 11,3

Anmerkung: Werte inkl. Lebensmitteldiscounter Aldi an der Kölner Straße Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2016

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Auch die Kaufkraftbindungsquoten der Warengrup‐ . Die Zahl der Einwohner hat sich in diesem pen des überwiegend langfristigen Bedarfsbereichs Zeitraum ebenfalls rückläufig entwickelt. Elektrowaren und Hausrat/Möbel/Einrichtung sig‐ nalisieren mit ca. 32 % bis 35 % eine unterdurch‐ Vergleicht man die Entwicklung der Stadt Ennepetal schnittliche Anbindung an die diese Sortimente mit anderen Städten Deutschlands, so wird deut‐ anbietenden Ennepetaler Einzelhandelsbetriebe. lich, dass sich der Einzelhandelsstandort Ennepetal Allerdings bestätigen Kaufkraftzuflüsse mit Umsatz‐ in vielen Teilen konform mit dem Bundestrend anteilen von ca. 15 % bis 17 % eine überörtliche verändert: Die Zahl der Betriebe geht zurück und Ausstrahlungskraft der entsprechenden Betriebe. wird andernorts durch Verkaufsflächenwachstum Von den Einzelhandelsbetrieben erreichen insbe‐ kompensiert. sondere der Elektrofachmarkt „Berlet“ und der „Hammer‐Heimtextilienfachmarkt“ eine regionale Da die Bevölkerungszahl im gleichen Zeitraum um rund 4 % gesunken ist, ist die Verkaufsflächenaus‐ Bedeutung. stattung je Einwohner im Stadtgebiet von rund In der ebenfalls dem langfristigen Bedarf zugehöri‐ 1,30 m²/Einwohner im Jahr 2009/2010 auf etwa 1,41 m²/Einwohner im Jahr 2016 gestiegen. Bezo‐ gen Branche Bau‐/Gartenbedarf/Autozubehör wei‐ sen sowohl die Kaufkraftbindung in Höhe von rund gen auf die Warengruppe „Nahrungs‐ und Genuss‐ 69 % als auch der Umsatzanteil auswärtiger Kunden mittel“ ist jedoch ein Ausstattungsrückgang von 0,44 auf 0,42 m²/Einwohner zu verzeichnen. von rund 15 % auf die vergleichsweise gute Ausstat‐ tung des Ennepetaler Einzelhandels und eine über die Stadtgrenzen hinausgehende Versorgungsbe‐ Betriebsgenaue Aussagen zur Verkaufsflächen‐ und Sortimentsentwicklung sind aufgrund fehlender deutung hin. Auch hier sind es vornehmlich die beiden großflächigen Bau‐ bzw. Gartenfachmärkte Bestandsdaten des Vorläuferkonzepts nur begrenzt „Hellweg“ und „Blumen Risse“ sowie der Bau‐ und möglich. Mit Unterstützung der Stadtverwaltung Ennepetal können jedoch im Folgenden einzelne Gartenfachmarkt „Raiffeisenmarkt Südwestfalen“, die zu dieser Marktbedeutung beitragen. Aussagen zur betriebsbezogenen Einzelhandelsent‐ wicklung erfolgen:

3.2 Einzelhandelsentwicklung in Ennepetal seit Branchenbezogen ist eine negativ verlaufende Ver‐ 2009/2010 änderung in der Warengruppe „Lebensmittel und Der Einzelhandelsbestand in Ennepetal hat sich seit Reformwaren“ mit einem Verkaufsflächenrückgang den im Jahr 2009 für das Einzelhandelskonzept von rund 10 % erkennbar. Für diese Entwicklung 2009/ 2010 erfassten Einzelhandelsdaten wie folgt sind neben kleinteiligen Bestandsveränderungen verändert: zwei Betriebsschließungen von Lebensmittel‐SB‐Be‐ . Die Anzahl der Betriebe hat sich von 171 auf trieben verantwortlich, die in der Innenstadt veror‐ 119 verringert, was einem Verlust von 52 Be‐ tet waren (REWE, Kaisers). Diese konnten nicht vollumfänglich durch Verkaufsflächenerweiterun‐ trieben bzw. ca. 30 % entspricht. . Die Verkaufsfläche im gesamten Stadtgebiet gen anderer Anbieter ausgeglichen werden. ist von rund 41.450 m² auf rund 43.240 m² an‐ Die Verkaufsflächenrückgänge um rund 25 % in der gestiegen, anteilig um rund 4 %. . Zudem hat der Umsatz der Betriebe von ca. Warengruppe „Gesundheit und Körperpflege“ sind 155,3 Mio. EUR auf aktuell ca. 144,4 Mio. EUR nachvollziehbar, da sie sich nach der Schließung der Schlecker‐ und Ihr Platz‐Filialen bundesweit in den abgenommen. Es kommt zu einem Umsatz‐ rückgang von ca. 11 Mio. EUR. Preisbereinigt meisten Kommunen abzeichnen, so auch in Ennepe‐ beträgt der Umsatzrückgang rund 24 Mio. tal, ehemals Standort von zwei Schlecker‐Filialen in Milspe und Büttenberg. EUR.

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 31

Tabelle 8: Veränderungen der Einzelhandelsausstattung und der betrieblichen Leistungsfähigkeit (bereinigt)

Kategorie 2009/2010 2016 Differenz

Anzahl Betriebe 171 119 ‐ 52

Gesamtverkaufsfläche 41.450 m² 43.240 m² + 1.790 m² ‐ 10,9 Mio. EUR (real: Umsatzentwicklung 155,3 Mio. EUR 144,4 Mio. EUR ‐ 24,1 Mio. EUR) Einwohner 31.988 (Jahr 2008) 30.645 (Jahr 2015) ‐ 1.343 Einzelhandelsausstattung 2009/2010 2016 Differenz

Lebensmittel und Reformwaren 14.195 m² 12.835 m² ‐ 1.360 m²

Gesundheit und Körperpflege (ohne Optik, 2.845 m² 2.130 m² ‐ 715 m² Hörakustik und Orthopädie) übriger periodischer Bedarf (Blumen, zoologi‐ 1.400 m² 2.005 m² + 605 m² scher Bedarf, Zeitungen/Zeitschriften) Bekleidung, Wäsche, Schuhe und Lederwaren 4.250 m² 3.105 m² ‐ 1.145 m²

Uhren, Schmuck, Optik (inkl. Hörakustik) 545 m² 630 m² + 85 m²

Bücher und Schreibwaren 1.355 m² 1.180 m² ‐ 175 m²

Elektroartikel/ Unterhaltungselektronik, Foto, 1.275 m² 2.955 m² + 1.680 m² PC und Zubehör, Neue Medien Spiel, Sport, Hobby (inkl. Sportbekleidung/ 1.095 m² 950 m² ‐ 145 m² Sportschuhe) Geschenke, Glas, Porzellan, Keramik, Hausrat 1.230 m² 2.225 m² + 995 m²

Einrichtungsbedarf 1.830 m² 2.660 m² + 830 m²

Baumarktspezifische Sortimente (inkl. Gar‐ 11.430 m² 12.565 m² + 1.135 m² tencenter, Auto‐ und Motorradzubehör) Summe 41.450 m² 43.240 m² + 1.790 m² Quelle: Darstellung und Berechnung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2016 auf Darstellungsgrundlage der CIMA Beratung + Management GmbH 2009/2010, Datengrundlage: Einzelhandelsbestandserhebungen Stadt‐ und Regio‐ nalplanung Dr. Jansen GmbH 2016 und CIMA Beratung + Management GmbH 2009/2010 (Ca.‐Werte, ggf. Rundungsdiffe‐ renzen); Werte 2017 inkl. Lebensmitteldiscounter Aldi an der Kölner Straße Für die Warengruppe „übriger periodischer Bedarf“ Geringe Verkaufsflächenrückgänge mit jeweils rund liegt eine höhere Verkaufsflächenausstattung vor, 13 % sind ebenso für die Warengruppen „Bücher die nicht durch Verkaufsflächenerweiterungen von und Schreibwaren“ und „Spiel/Sport/Hobby“ nach‐ Fachbetrieben oder Neuansiedlungen erklärt wer‐ vollziehbar. Maßgeblich hierfür sind die Schließun‐ den kann. Es handelt sich dabei um die Sortimente gen von Fachhändlern für Schreib‐ und Spielwaren. Blumen, Tiernahrung/Zoobedarf und Zeitun‐ Einen leichten Verkaufsflächenausbau um rund gen/Zeitschriften. Es ist anzunehmen, dass diese 16 % verzeichnet hingegen die Warengruppe „Uh‐ Warengruppe vermehrt als Randsortiment in ande‐ ren/ Schmuck/Optik“ durch die Ansiedlung eines ren Betrieben geführt wird. weiteren Optikers in der Innenstadt. Ein ebenfalls deutlicher Rückgang der Verkaufsflä‐ che um rund 27 % ist in der Warengruppe „Beklei‐ Die Ansiedlung des Elektronikfachmarkts „Berlet“ dung/Wäsche/Schuhe/Lederwaren“ erkennbar. hatte entscheidenden Einfluss auf die Verkaufsflä‐ chenzunahme um rund 32 % in der Warengruppe Hierfür verantwortlich sind primär Schließungen von Fachgeschäften oder auch von preisorientierten Elektrowaren. Filialisten, die nicht durch einzelne Ansiedlungen neuer Betreiber ausgeglichen werden konnten.

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Auch die drei Warengruppen „Geschenke/Glas/Por‐ Im Rahmen der Neuaufstellung des Flächennut‐ zellan/Keramik/Hausrat“, „Einrichtungsbedarf“ und zungsplans für die Stadt Ennepetal wurden im Jahr „Baumarktspezifische Sortimente“ sind durch posi‐ 2014 vier verschiedene Prognosevarianten entwi‐ tive Verkaufsflächenentwicklungen um rund 10 % ckelt, die die voraussichtliche Bevölkerungsentwick‐ bzw. 80 % gekennzeichnet. Maßgeblichen Anteil an lung bis zum Jahr 2025 unter verschiedenen Ent‐ der Entwicklung der erstgenannten Warengruppe wicklungsvariablen beschreiben. Basisjahr aller Pro‐ haben die Fachabteilungen im SB‐Warenhaus sowie gnosevarianten ist das Jahr 2008. Den Zielvorstel‐ Randsortimente und Aktionswaren bei Lebensmit‐ lungen der Stadt Ennepetal folgend wird die mittle‐ teldiscountern und ‐vollsortimentern. Im „Bau‐ re Entwicklungsvariante mit nur einem leichten marktspezifischen Sortiment“ ist hingegen auf Be‐ Rückgang der Bevölkerungszahl für die Verkaufsflä‐ standserweiterungen des Baumarkts „Hellweg“ chenprognose herangezogen. Sie wird als Variante hinzuweisen. „Bevölkerungsrückgang mit geringer Zuwanderung“ bezeichnet. 3.3 Umsatzentwicklung und Verkaufsflächen‐ Neben einer Bedarfsermittlung unter Verwendung bedarf bis zum Jahre 2025 des Szenarios der FNP Variante „Bevölkerungsrück‐ Im Rahmen einer Modellrechnung werden Orientie‐ gang mit geringer Zuwanderung“ mit ca. 27.160 rungswerte für die Verkaufsflächenentwicklung in Einwohnern im Jahr 2025 erfolgt auch eine Betrach‐ den nächsten zehn Jahren ermittelt. Sie basieren tung im Rahmen einer stagnierenden Bevölke‐ auf einem moderaten Ausbau der Kaufkraftbindung rungsentwicklung bei gleichbleibend ca. 30.645 in den verschiedenen Warengruppen. Die Modell‐ Einwohnern im Jahr 2025. Tabelle 9 stellt die sich rechnung soll für die Sortimente, deren Ansiedlung ergebenen Entwicklungsspielräume im Hinblick auf die städtebaulichen Zielsetzungen der Erhaltung Verkaufsflächen und Umsätze dar. und Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche und Im Ergebnis zeigt sich, dass bei der prognostizierten der wohnungsnahen Versorgung beeinflussen kön‐ negativen Bevölkerungsentwicklung kaum Entwick‐ nen, Hinweise auf einen Ausbaustandard geben, der lungsperspektiven für den Ennepetaler Einzelhan‐ mit überschaubaren Umverteilungswirkungen ver‐ dels bestehen, ohne dass dadurch größere Um‐ bunden ist und zur Stärkung der Marktposition des satzumverteilungen begründet würden. Da die Ennepetaler Einzelhandels beiträgt. Die Werte sol‐ Bevölkerungsentwicklung derzeit jedoch nur einge‐ len auch deutlich machen, dass weitaus größere schränkt prognostizierbar ist, sollten die Entwick‐ Flächenentwicklungen entweder starke Umvertei‐ lungsperspektiven des Ennepetaler Einzelhandels lungswirkungen nach sich ziehen oder die Flächen‐ bei einer Stagnation der Bevölkerungszahl ggf. früh‐ leistungen des bestehenden Einzelhandels reduzie‐ zeitig angepasst werden. Folgende sortimentsbezo‐ ren. Unter den Aspekten einer Stärkung des Wirt‐ gene Schlussfolgerungen ergeben sich für die Ent‐ schaftsstandorts Ennepetal und einer Erhöhung der wicklung und Steuerung des Einzelhandels im Enne‐ einzelhandelsbezogenen Zentralität sind auch grö‐ petaler Stadtgebiet: ßer dimensionierte Ansiedlungs‐ oder Erweite‐ rungsvorhaben in jedem Fall nicht grundsätzlich Für die Warengruppen des kurzfristigen Bedarfs auszuschließen, sondern im Hinblick auf ihre ergeben sich faktisch nur geringe Entwicklungsspiel‐ Marktwirkungen zu prüfen. räume. Auch wünschenswerte Verbesserungen der Nahversorgungssituation durch Ansiedlungen von Die Modellrechnung berücksichtigt noch nicht An‐ Lebensmittelbetrieben an wohnungsnahen Standor‐ siedlungs‐, Verlagerungs‐ und Erweiterungsmaß‐ ten würden den Wettbewerbsdruck in Ennepetal nahmen, die im Bearbeitungszeitraum des Gutach‐ erhöhen und zu Umsatzumverteilungen im Bestand tens erfolgten oder derzeit in der Planung/Umset‐ führen. Im Einzelfall könnten jedoch nicht integrier‐ zung befindlich sind. Gleiches gilt für zwischenzeit‐ te Standortlagen durch zentrumsnahe Lagen ersetzt lich vorgenommene Betriebsaufgaben. Bei der werden. Die Größenordnung der Entwicklungsspiel‐ größten Veränderung handelt es sich um die An‐ räume bietet grundsätzlich Ansätze für Verkaufsflä‐ siedlung des Lebensmitteldiscounters Aldi am chenerweiterungen von Bestandsbetrieben oder Standort EN‐Center in Verbindung mit der Aufgabe Ansiedlungen von Anbietern mit kleinflächigen des Standorts an der Kölner Straße. Betreiberkonzepten.

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In der Modellrechnung für die Warengruppe Bü‐ besondere auf klein‐ und großteilige Sportartikel cher/Schreibwaren/Büro ergeben sich derzeit kaum und Fahrräder. Diese Waren werden derzeit nur im Entwicklungsmöglichkeiten, da im Stadtgebiet be‐ Rahmen von Randsortimenten in der Stadt Ennepe‐ reits ein großflächiger Schreibwarenfachmarkt an‐ tal angeboten. Bezieht man die Entwicklungsflächen sässig ist. für Bekleidung/Schuhe/Schmuck ein, die auch Sportbekleidung/Sportschuhe umfassen, ergibt sich Im Bereich Bekleidung/Schuhe/Schmuck sind rech‐ grundsätzlich die Möglichkeit zur Ansiedlung eines nerisch die größtmöglichen Angebotsergänzungen Fachgeschäfts für Sportartikel und Sportbekleidung, möglich. Die Größenordnung des Entwicklungsspiel‐ das den Branchenmix in der Innenstadt sinnvoll raums gestattet die Ansiedlung eines großflächigen ergänzen und aufwerten würde. Fachmarkts oder mehrerer kleiner Fachmärkte. Darüber hinaus könnten sich qualitätsvolle Ansied‐ Für die Sortimentsgruppe Elektrowaren des langfris‐ lungen wettbewerblich gegen Betriebe mit minde‐ tigen Bedarfs eignen sich die Entwicklungspotenzia‐ rer Qualität durchsetzen, sodass ein Austausch bei le sowohl für die Etablierung weiterer Fachgeschäf‐ gleicher Flächenausstattung stattfindet. te als auch zur Verkaufsflächenerweiterung von In der Warengruppe Sport/Spiel/Freizeit bestehen Bestandsbetrieben. Empfohlen wird, die Potenziale ebenfalls Entwicklungspotenziale, wenn auch in primär für Erweiterungen im Bestand zu nutzen. kleinerer Größenordnung. Diese beziehen sich ins‐

Tabelle 9: Modellrechnung zu Verkaufsflächenpotenzialen bis 2025 Umsatz/m² Entwicklungsspiel‐ Umsatzveränderung Warengruppe Kaufkraftbindung in % Verkaufsfläche in raum in m² Verkaufs‐ in Mio. EUR EUR fläche Status Zielwert Stag‐ FNP/ FNP FNP Stagnation Quo 2025 nation Stagnation

Nahrungs‐ und Genuss‐ 87,6 90,0 ‐ 5,6 + 1,7 4.500 ‐ 1.253 + 377 mittel

Gesundheit, Körperpflege 81,4 85,0 ‐ 1,8 + 1,1 6.000 ‐ 298 + 179 Blumen, Pflanzen, zool. 81,2 85,0 ‐ 0,2 + 0,1 1.750 ‐ 111 + 73 Bedarf

Bücher, Schreibwaren, 43,8 47,0 ‐ 0,2 + 0,2 2.000 ‐ 75 + 109 Büro

Bekleidung, Schuhe, 31,5 38,0 + 0,5 + 1,6 2.000 + 261 + 784 Schmuck

Sport, Freizeit, Spiel 28,9 34,0 + 0,1 +0,3 2.500 + 31 + 129

Elektrowaren 35,4 40,0 ‐ + 1,7 3.000 ‐ + 576 Quelle: Darstellung und Berechnung: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2016 (Ca.‐Werte, ggf. Rundungsdifferenzen

3.4 Aktuelle und zukünftige Marktposition des Ennepetaler Einzelhandels im regionalen Wettbewerb Die Markt‐ und Wettbewerbsposition der Stadt Ennepetaler Einzelhandel dargestellt. Die Bewer‐ Ennepetal kann in Ergänzung der quantitativen tungen gründen sich auf eigene Einschätzungen. Betrachtung auch qualitativ bewertet werden. Hier‐ Besondere Bedeutung kommt der Einbeziehung von zu werden die wichtigen Wettbewerbsstandorte in Einzelhandelsplanungen an den Wettbewerbsstand‐ der Region und ihre Wettbewerbsbezüge zum orten zu.

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Im Folgenden werden die wichtigsten Wettbe‐ bauen wird. Mit der Ansiedlung des IKEA‐Ein‐ werbsstandorte des Ennepetaler Einzelhandels richtungshauses im östlichen Stadtgebiet ist es dem zusammengefasst. Wuppertaler Einzelhandel nun vermehrt gelungen Kaufkraft im Bereich Möbel/Einrichtungsbedarf zu 3.4.1 Oberzentrum Wuppertal binden. Größter Wettbewerbsstandort der Region ist das rd. 25 km entfernt gelegene Hauptzentrum Elberfeld 3.4.2 Oberzentrum Hagen (Innenstadtzentrum) der Stadt Wuppertal, das über Im Einzelhandelskonzept der Stadt Hagen (vgl. CI‐ verschiedene Verbindungslinien der Deutschen MA 2015 – Fortschreibung EHK) wird das Stadtge‐ Bahn in einer Fahrzeit von etwa 20 Minuten er‐ biet der Stadt Ennepetal zum erweiterten Marktge‐ reichbar ist. Mit einem weiteren Innenstadtzentrum biet des Hagener Einzelhandels gezählt. Mit einer im Stadtteil Barmen verfügt die Stadt Wuppertal Verkaufsflächenausstattung von ca. 306.250 m² insgesamt über zwei Hauptzentren. Das Zentrum in sowie einem Jahresumsatz von rd. 1.058 Mio. EUR Elberfeld ist jedoch aufgrund deutlich umfassende‐ ist der Einzelhandelsstandort Hagen ein bedeuten‐ rer Angebotsstrukturen dem Zentrum in Barmen der Wettbewerbsstandort im Ennepetaler Umland. überzuordnen. Gemäß Einzelhandelskonzept der Stadt Wuppertal sind im Hauptzentrum Elberfeld rd. Aufgrund guter Verkehrsanbindungen sowohl für 530 Betriebe ansässig, die eine Gesamtverkaufsflä‐ den MIV als auch den ÖPNV ist die Hagener Innen‐ che von mehr als 100.000 m² belegen. Zu den größ‐ stadt mit ihren rd. 290 Betrieben und einer Ver‐ ten Frequenzbringern zählen verschiedene Kauf‐ kaufsfläche von ca. 71.180 m², davon rd. 39.400 m² und Modehäuser (u. a. Galeria Kaufhof, Peek & im periodischen Bedarfsbereich, eine in kurzer Cloppenburg) sowie das rd. 25.000 m² umfassende Fahrzeit erreichbare Einkaufsalternative für Enne‐ Einkaufszentrum „City‐Arkaden“, in dem u. a. be‐ petaler Bürger. Anker bilden zwei Einkaufszentren liebte Bekleidungsfilialisten wie H & M, Reserved, mit einem attraktiven Branchenmix, zwei große Only und NewYorker stationiert sind (vgl. Einzelhan‐ Kaufhäuser sowie eine Vielzahl an Filialisten und dels‐ und Zentrenkonzept für die Stadt Wuppertal, GMA inhabergeführten Fachgeschäften. Das innerstädti‐ 2015). sche Angebot zeichnet sich durch eine große Sorti‐ mentsvielfalt mit einem Angebotsschwerpunkt im Derzeit läuft die Umgestaltung des dem Haupt‐ Bereich Bekleidung aus. bahnhof vorgelagerten Knotenpunkts Döppersberg, an dem u. a. die Einrichtung eines Designer‐Outlet‐ Weitere wichtige Wettbewerbsstandorte auf Hage‐ Centers sowie die Ansiedlung einer Filiale der Mo‐ ner Stadtgebiet sind die dezentralen Einzelhandels‐ dekette Primark geplant sind. agglomerationen im Hagener Norden. Hier haben sich an unterschiedlichen Standortlagen ein SB‐Wa‐ Darüber hinaus ist im vergangenen Jahr an der renhaus (Fa. real), ein Verbrauchermarkt (Fa. Kauf‐ Grenze zur Stadt Sprockhövel in der Nähe des Au‐ land) sowie eine Agglomeration mit Fachmärkten tobahnkreuzes A 1, A 43 und A 46 ein IKEA Einrich‐ unterschiedlicher Branchen (Spielwaren, Möbel, tungshaus mit einer Gesamtverkaufsfläche von ca. Sportartikel) angesiedelt. 25.500 m² entstanden. Ein weiterer Verbrauchermarkt der Fa. real befindet Das Hauptzentrum Elberfeld der Stadt Wuppertal ist sich im Stadtbezirkszentrum Hagen Haspe‐Ost, neben der Hagener Innenstadt ein attraktiver Ein‐ direkt angrenzend an das Ennepetaler Stadtgebiet. kaufsort für innerstädtische Leitsortimente. Im Der Angebotsschwerpunkt dieses Nebenzentrums Vergleich zum Hagener Innenstadtzentrum bietet es liegt im Bereich der nahversorgungsrelevanten einen umfassenderen Branchen‐ und Angebotsmix Sortimente mit Ergänzungen überwiegend preisori‐ mit einem größeren Verkaufsflächenumfang an. So entierter Anbieter. sind in Elberfeld auch Anbieter und Filialisten ansäs‐ sig, die nur in den größeren deutschen Städten Es ist stark anzunehmen, dass Teile der Ennepetaler bislang vertreten sind. Durch die geplanten Neuan‐ Kaufkraft, insbesondere in den innerstädtischen siedlungen am Döppersberg ist davon auszugehen, Leitsortimenten, in das Hagener Stadtgebiet fließen. dass sich die Attraktivität dieser Handelslage aus‐ Die Innenstadt bietet dabei einen attraktiven Ein‐

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 35

kaufsort für Sortimente der Branchen Bekleidung/ Wichtigste Einzelhandelslage ist die Schwelmer Schuhe, Spielwaren/Freizeit oder Unterhaltungs‐/ Innenstadt mit ihren rd. 140 Einzelhandelsbetrieben Kommunikationselektronik, da dort viele Anbieter und einer ca. 14.000 m² umfassenden Gesamtver‐ ansässig sind, die hohe Marktanteile aufweisen und kaufsfläche. Der Schwerpunkt des Einzelhandelsan‐ so nicht in Ennepetal oder anderen mittelzentralen gebots im Innenstadtzentrum liegt gemessen an der Nachbarkommunen angeboten werden. Da das Verkaufsfläche mit rd. 4.000 m² im Bereich Beklei‐ Oberzentrum jedoch über eine vergleichsweise dung, gefolgt von ca. 2.850 m² Verkaufsfläche für geringe Ausstattung im Bereich Möbel/Einrich‐ Nahrungs‐ und Genussmittel. Wichtigste Anbieter tungsbedarf verfügt, ist nicht davon auszugehen, sind der Lebensmittel‐SB‐Betrieb Rewe, der Schuh‐ dass es in dieser Warengruppe der bevorzugte Ein‐ fachmarkt Deichmann und der Einrichtungsfach‐ kaufsstandort der Ennepetaler Bürger ist. markt Tedi. Bedeutsame Anteile am Angebot stellt auch der kleinteilige Fachhandel bereit. 3.4.3 Mittelzentrum Gevelsberg Im Stadtgebiet Schwelm werden die nicht integrier‐ Das Mittelzentrum Gevelsberg weist im Einzelhan‐ ten Angebotsstrukturen im Wesentlichen von den delskonzept aus dem Jahre 2016 eine Verkaufsflä‐ großflächigen Anbietern OBI, Roller, Multipolster chenausstattung von rd. 41.100 m² und einen Ein‐ und Meda Küchen entlang der B 483 (Talstraße), zelhandelsumsatz von ca. 164 Mio. EUR auf (vgl. der Verlängerung der Kölner Straße aus Richtung BBE 2016 – Einzelhandelskonzept). Wichtigster Ennepetal, geprägt. Diese stellen insbesondere im Einzelhandelsstandort im Gevelsberger Stadtgebiet Hinblick auf die aperiodischen Sortimente wie Mö‐ ist die Innenstadt mit ihrer historisch gewachsenen bel und Einrichtungsbedarf sowie Bau‐ und Heim‐ Stadtmitte. Hier belegen im Jahr 2016 ca. 110 Be‐ werkerbedarf Angebotsergänzung und ‐alternativen triebe eine Verkaufsfläche von 15.650 m². Wichtigs‐ zum Ennepetaler Einzelhandel dar. Es ist daher ter Einzelhandelsmagnet für diese Lage ist ein Ver‐ anzunehmen, dass der Einzelhandel der Stadt brauchermarkt der Fa. Kaufland. Darüber hinaus Schwelm vornehmlich Kaufkraft im langfristigen sind in der Innenstadt die Anbieter Expert, Inter‐ Bedarfsbereich der Ennepetaler Bürger bindet. sport, Kik, Tedi, Netto, dm‐Drogeriemarkt, Deich‐ mann, Takko, 1‐Euro‐Shop und Kodi vertreten. Die 3.4.5 Fazit Gevelsberger Innenstadt verfügt über eine attrakti‐ Wie bereits in Abschnitt 3.1.6 erörtert, fließt in den ve Mischung aus bekannten Filialisten und inhaber‐ geführten Fachgeschäften sowie über einen umfas‐ mittel‐ und langfristigen Bedarfsbereichen ein er‐ senden Branchenmix, der nicht in der Ennepetaler heblicher Teil der Ennepetaler Kaufkraft in andere Städte ab. Wichtigste Wettbewerbsstandorte sind Innenstadt bereitgestellt wird. Im Rahmen der Er‐ stellung des Einzelhandelskonzepts wurde eine dabei die Oberzentren Hagen und Wuppertal mit Kundenwohnorterhebung vorgenommen, die bestä‐ ihren attraktiven Haupteinkaufslagen. tigt, dass rd. 14 % der Kunden des Gevelsberger Auch die Haupteinkaufsstraße der Stadt Gevelsberg Einzelhandels aus dem Ennepetaler Stadtgebiet bietet – bei gleicher Wettbewerbssituation wie im stammen. Entsprechend wurden die nördlichen Ennepetaler Einzelhandel – ein in Teilen attraktive‐ Siedlungsbereiche des Ennepetaler Stadtgebiets der res und umfassenderes Angebot als die Ennepetaler Zone 2 des Einzugsgebiets des Gevelsberger Einzel‐ Innenstadt. handels zugeordnet. Es ist anzunehmen, dass insbe‐ sondere die Angebote aus dem mittelfristigen Be‐ Einkäufe von Artikeln des langfristigen Bedarfs fin‐ darfsbereich Kaufkraft aus der Stadt Ennepetal den, insbesondere wegen einer begrenzten Aus‐ abziehen. Die Gevelsberger Innenstadt stellt somit wahl, vorwiegend außerhalb des Ennepetaler Stadt‐ eine in rd. 3 km Entfernung erreichbare Einkaufsal‐ gebiets statt. Die wichtigsten Wettbewerbsstandor‐ ternative zur Innenstadt dar. te sind die nahgelegenen, jedoch vergleichsweise kleinen Möbelhäuser entlang der Talstraße in der 3.4.4 Mittelzentrum Schwelm Stadt Schwelm sowie die größeren Möbelhäuser im Für die Stadt Schwelm liegt ein Einzelhandelskon‐ weiteren Umland, insbesondere in den Städten zept aus dem Jahr 2011 vor (vgl. Einzelhandelskonzept Hagen, Wuppertal, Bochum und . für die Stadt Schwelm, Stadt+Handel, Februar 2011).

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4 Zentren‐ und Nahversorgungskonzept richts. Danach sind zentrale Versorgungsbereiche für die Stadt Ennepetal räumlich abgrenzbare Bereiche einer Gemeinde, „denen aufgrund vorhandener Einzelhandelsnut‐ zungen – häufig ergänzt durch diverse Dienstleis‐ 4.1 Grundsätzliche Anmerkungen tungen und gastronomische Angebote – eine Ver‐ 4.1.1 Ein Zentrenkonzept als räumliches sorgungsfunktion über den unmittelbaren Nahbe‐ Steuerungsinstrument reich hinaus zukommt“. Ein Zentrenkonzept soll die vielfältigen Nutzungs‐ und Entwicklungsansprüche der Betreiber, der Ein zentraler Versorgungsbereich soll nach Lage, Art Kundschaft sowie der Stadtentwicklung mit der und Zweckbestimmung eine Funktion für die Ver‐ Einzelhandelsentwicklung in Einklang bringen und sorgung der Bevölkerung eines bestimmten Ein‐ zugleich die gesetzlichen Rahmenbedingungen zur zugsbereichs übernehmen. Der Status setzt zudem Steuerung des Einzelhandels auf der Grundlage der eine „integrierte Lage“ voraus. Der zentrale Versor‐ ortsspezifischen Gegebenheiten erfüllen. Die recht‐ gungsbereich sollte auch ohne Pkw‐Nutzung für die liche Notwendigkeit eines solchen Konzepts ergibt zu versorgende Bevölkerung erreichbar sein. sich aus § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB. Demnach ist das Einzelhandels‐ und Zentrenkonzept als städtebauli‐ Je nach Versorgungsfunktion sind idealtypisch drei ches Entwicklungskonzept in der Bauleitplanung zu Stufen zentraler Versorgungsbereiche zu unter‐ berücksichtigen. Denn erst durch die gesamt‐ scheiden: städtische Untersuchung und Konzeption der Ein‐ zelhandelssituation und ‐entwicklung sind Steue‐ . Hauptzentren rungen in der weiteren Bauleitplanung transparent . Nebenzentren und nachvollziehbar. Dies betrifft insbesondere . Nahversorgungszentren auch die Steuerungsmöglichkeiten im Sinne der §§ 9 Abs. 2a sowie 34 Abs. 3 BauGB. Der Beschluss des Dabei versorgen die Hauptzentren (Innenstädte Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts durch den Rat bzw. Ortsmitten der Gemeinden) die gesamte der Stadt Ennepetal wird keine unmittelbaren Kommune bzw. bei einer mittel‐ oder oberzentralen Rechtsfolgen für die Bauleitplanung haben, sondern Funktion ggf. zusätzlich umliegende Städte und kann nur eine Selbstbindung für die politischen Gemeinden. Nebenzentren sind zuständig für die Entscheidungsträger begründen. Versorgung funktional zugeordneter Orts‐/Stadttei‐ le, während die Versorgungsaufgaben von Nahver‐ Kernelement eines Zentren‐ und Einzelhandelskon‐ sorgungszentren auf die unmittelbar umliegenden zepts ist die Konkretisierung des Belangs der Erhal‐ Wohnsiedlungsbereiche ausgerichtet sind. Die Ein‐ tung und Entwicklung zentraler Versorgungsberei‐ stufung erfolgt primär nach quantitativen Aspekten che gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 4 BauGB durch die Be‐ (z. B. Verkaufsflächenbestand, Anzahl und Qualität stimmung der Abgrenzung und Funktionalität der der Dienstleistungsbetriebe). zentralen Versorgungsbereiche. So wird ein räum‐ lich‐funktionales Zentrenmodell definiert, das die Wichtig für die Zentrenkonzeption ist die Formulie‐ planerisch gewollte Zentrenhierarchie einer Kom‐ rung städtebaulicher und stadtentwicklungsrelevan‐ mune abbildet. Neben der vorhandenen Standort‐ ter Zielvorstellungen für jedes Zentrum, welche die struktur hat das Zentrenmodell auch die Entwick‐ Grundlage späterer stadtpolitischer Entscheidungen lungsperspektiven zu berücksichtigen. Aufbauend bilden. So sollte ein Zentren‐ und Einzelhandelskon‐ auf den Status quo, also der Beschreibung der aktu‐ zept auch Aussagen zur Einzelhandelsentwicklung ellen Versorgungsfunktion, können auch etwaige außerhalb der Zentren treffen. Potenzialstandorte zur Erweiterung der zentralen Versorgungsbereiche betrachtet werden. Die planungsrechtliche Steuerung des Einzelhandels unter Berücksichtigung des identifizierten Zentren‐ Hinweise auf die Qualifizierung einer Einzelhandels‐ modells ist nur in Kombination mit der Entwicklung lage als zentraler Versorgungsbereich ergeben sich und Verabschiedung einer ortsspezifischen Auflis‐ aus der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsge‐ tung der zentren‐ und nahversorgungsrelevanten

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Sortimente möglich. Diese ortsspezifische Differen‐ Zentrale Versorgungsbereiche von Haupt‐ und Ne‐ zierung berücksichtigt sowohl den Status quo der in benzentren zeichnen sich durch folgende Merkmale den Zentren vorhandenen als auch die Entwick‐ aus: lungsmöglichkeiten in Bezug auf gegenwärtig noch nicht vorgehaltene Sortimente. . Ein vielfältiges und dichtes Angebot an öffent‐ lichen und privaten Versorgungs‐ und Dienst‐ Auf Basis der Festlegungen der Zentren und der leistungseinrichtungen der Verwaltung, der ortsspezifischen Sortimentsliste dient das Einzel‐ Bildung, der Kultur, der Gesundheit, der Frei‐ handels‐ und Zentrenkonzept der zukünftigen Steu‐ zeit und des Einzelhandels erung von Einzelhandelsnutzungen im Stadtgebiet. . Eine städtebaulich integrierte Lage Es bietet somit auch eine städtebauliche Grundlage . Eine gute verkehrliche Einbindung in das öf‐ für Festsetzungen zur Zulässigkeit von Einzelhan‐ fentliche Personennahverkehrsnetz delsbetrieben außerhalb der abgegrenzten zentra‐ len Versorgungsbereiche. Für Haupt‐ und Nebenzentren ist neben der Größe des Einzugsbereichs eine gewisse Besatzdichte mit 4.1.2 Abgrenzungskriterien für zentrale Einzelhandels‐ und Dienstleistungsbetrieben cha‐ Versorgungsbereiche rakteristisch. Ein vielfältiges und attraktives Einzelhandelsange‐ bot ist wesentliche Voraussetzung für lebendige Aber auch die Ausstattung eines Nahversorgungs‐ zentrums in einem Stadtteil oder Quartier sollte Zentren. Allerdings sind auch andere Elemente für lebendige Zentren wichtig, die sich wiederum ge‐ idealtypisch nicht nur Einzelhandelsangebote des täglichen Bedarfs, sondern auch Angebote aus dem genseitig positiv beeinflussen: Dienstleistungssektor, wie z. B. Post, Bankfiliale, . Dienstleistungs‐, Gastronomie‐, Freizeit‐ und Ärzte und Frisör, umfassen. Je breiter der Angebots‐ Kulturangebote ermöglichen den Kunden und Nutzungsmix strukturiert ist, umso höher sind Kombinationsmöglichkeiten mit dem Einkauf die Versorgungsqualität und damit die Attraktivität und verlängern den Aufenthalt in den Zentren. des Zentrums. . Die Gestaltung des öffentlichen Raums kann attraktive Aufenthaltsmöglichkeiten für Jung Unstrittig ist, dass Nahversorgungslagen mittelfris‐ und Alt schaffen. Zusammen mit einer anspre‐ tig nur dann funktionsfähig sind, wenn die Grund‐ chenden Gestaltung von Fassaden und Schau‐ frequentierung durch einen leistungsfähigen Le‐ fenstern und einem einladenden Gesamtein‐ bensmittel‐SB‐Betrieb sichergestellt wird. druck wird eine angenehme Einkaufsat‐ mosphäre gefördert. Insbesondere beeinflusst durch das Urteil des OVG . Eine gute Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Münster vom 15.02.2012 (10 D32/11 NE) haben Personennahverkehr (ÖPNV), dem motorisier‐ sich die Anforderungen an die Abgrenzung und ten Individualverkehr (MIV) und für Fußgänger Ausstattung von zentralen Versorgungsbereichen in sowie Fahrradfahrer ist die Voraussetzung, den vergangenen Jahren erhöht. Nach der Begrün‐ dass alle Bevölkerungsgruppen die Zentren er‐ dung des Gerichts muss die Ausstattung eines zent‐ reichen können. ralen Versorgungsbereichs auf die Größe des ihm . Wohnen und arbeiten in direkter Nachbar‐ zugeordneten Einzugsbereichs abgestimmt sein. schaft (Nutzungsmischung) verschaffen dem Unbeeinflusst davon bleibt jedoch der Wille der Einzelhandel unmittelbaren Zulauf als Grund‐ planenden Kommune; auch eine geeignete Zielset‐ frequenz und beleben die Zentren auch au‐ zung für die (Weiter‐)Entwicklung eines zentralen ßerhalb der Geschäftszeiten. Versorgungsbereichs kann bei der Abgrenzung Be‐ rücksichtigung finden. Die aufgeführten Rahmenbedingungen für lebendi‐ ge Zentren werden genutzt, um in Verbindung mit den überörtlichen Vorgaben die Abgrenzungskrite‐ rien für zentrale Versorgungsbereiche abzuleiten.

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Abbildung 11: Idealtypische Angebotsstruktur eines Nahversorgungszentrums

Quelle: Darstellung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2016

4.1.3 Bedeutung des Status „Zentraler wenn mittels einer vorhabenbezogenen Aus‐ Versorgungsbereich“ wirkungsanalyse festgestellt wird, dass we‐ Die in der Einzelhandelsentwicklung und ‐steuerung sentliche Auswirkungen ausbleiben, wirkt dies wichtigste Aufgabe, deren Umsetzung auf den nicht befreiend dahingehend, dass von einer Kern‐ oder Sondergebietspflichtigkeit abgese‐ Funktionszuweisungen und den räumlichen Abgren‐ zungen zentraler Versorgungsbereiche basiert, ist hen werden kann. Die Kern‐ oder Sonderge‐ der Schutz dieser integrierten Standortlagen – in bietspflichtigkeit kann nur durch einen Nach‐ weis der sog. „Atypik“ vermieden werden. Die‐ Verbindung mit einem Schutz der wohnungsnahen Versorgung. Folgende Vorgaben sind hierzu bedeut‐ se Regelung greift bei großflächigen Einzel‐ sam: handelsbetrieben, die nachweisbar betriebli‐ che Besonderheiten aufweisen, die nicht von . Wie bereits in Kapitel 2.1 dargelegt, stellt § 11 der Regelvermutung des § 11 Abs. 3 BauNVO Abs. 3 BauNVO die Großflächigkeit von Einzel‐ erfasst werden. Oft wird beispielsweise zur Ansiedlung von Nahversorgungsbetrieben eine handelsbetrieben ab einer Geschossfläche von 1.200 m² fest. Oberhalb dieser Größe werden atypische Fallgestaltung geltend gemacht, weil durch den Verordnungsgeber mehr als unwe‐ durch das Vorhaben vorrangig eine verbesser‐ te Versorgung der Bevölkerung im fußläufigen sentliche Auswirkungen auf die Ziele der Raumordnung und Landesplanung oder auf die Einzugsbereich erreicht werden soll. . städtebauliche Entwicklung und Ordnung Eine weitere Schutzwirkung für zentrale Ver‐ sorgungsbereiche ergibt sich aus § 34 Abs. 3 durch ein Einzelhandelsvorhaben angenom‐ men (sog. Regelvermutung). Hierzu zählen BauGB. Wenn ein Vorhaben nach § 34 Abs. 1 auch Auswirkungen auf die Entwicklung zent‐ oder § 34 Abs. 2 zulässig wäre, sodass ein Ein‐ fügen des Vorhabens in die Eigenart der nähe‐ raler Versorgungsbereiche. In der Konsequenz dürfen diese großflächigen Vorhaben (mehr als ren Umgebung vorliegt oder das Baugebiet ei‐ 1.200 m² Geschossfläche bzw. 800 m² Ver‐ nem in der BauNVO dargestellten Baugebiet, in dem das Vorhaben zulässig ist, entspricht, kaufsfläche) nur innerhalb von Kern‐ oder Sondergebieten angesiedelt werden. Auch muss gemäß § 34 Abs. 3 BauGB zudem ausge‐

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schlossen werden, dass von dem Vorhaben 10 % nicht zwangsläufig zu diesen mehr als unwe‐ schädliche Auswirkungen auf zentrale Versor‐ sentlichen Auswirkungen führen müssen. Dement‐ gungsbereiche in der Gemeinde oder in ande‐ sprechend wird auch die Spannweite möglicher ren Gemeinden zu erwarten sind. Schwellenwerte in der Rechtsprechung zwischen 10 % und 30 % diskutiert. Maßgeblich für die Prüfung „schädlicher Auswir‐ kungen“ sind in der Regel vorhabenbezogene städ‐ Die nachfolgende Einordnung der zentralen Versor‐ tebauliche Wirkungs‐ oder Verträglichkeitsanalysen, gungsbereiche im Ennepetaler Stadtgebiet berück‐ in denen die durch das Vorhaben zu erwartenden sichtigt zum einen deren städtebauliche Situation, Umsatzumverteilungseffekte für den bestehenden zum anderen die handelswirtschaftliche Ausstat‐ Einzelhandelsbestand prognostiziert werden. Unter tung und Leistungsfähigkeit. Den abschließenden Berücksichtigung der handelswirtschaftlichen und Bewertungen und Empfehlungen kann entnommen städtebaulichen Rahmenbedingungen der von Um‐ werden, ob es sich um stabile Versorgungslagen satzumverteilungen betroffenen Standorte werden handelt oder solche, deren Aufwertungsbedarf auch dann Aussagen zur städtebaulichen Verträglichkeit eine stärkere Anfälligkeit für Wettbewerbsverände‐ abgeleitet. rungen signalisiert.

Entscheidend für die städtebauliche Bewertung 4.2 Zentrenhierarchie in Ennepetal eines Vorhabens ist, ob durch die aufgezeigten Mit der hier vorliegenden Fortschreibung des Ein‐ handelswirtschaftlichen Umsatzeffekte die Funktio‐ zelhandels‐ und Zentrenkonzepts wird der Stadt nalität von zentralen Versorgungsbereichen oder Ennepetal empfohlen, Zuordnungen und Begriff‐ der Nahversorgung in Wohngebieten gefährdet lichkeiten bei der Darstellung ihres Zentrensystems wird. zu verwenden, die im Einklang mit der Landespla‐ nung und weiteren übergeordneten Vorgaben ein Städtebauliche Auswirkungen können insbesondere rechtssicheres Konzept bilden, das als Grundlage dann eintreten, wenn innerhalb zentraler Versor‐ der Einzelhandelssteuerung im Stadtgebiet genutzt gungsbereiche solche bestehenden Einzelhandels‐ werden kann. betriebe durch die durch das Planvorhaben ausge‐ lösten Umsatzumverteilungseffekte gefährdet wür‐ . Die Zentrenhierarchie wird zweistufig ange‐ den, die für die Funktionsfähigkeit des zentralen legt: Die Innenstadt im Stadtteil Milspe wird Versorgungsbereichs von Bedeutung sind. weiterhin als Hauptzentrum festgelegt. Im Stadtteil Voerde wird ein Nahversorgungszent‐ Als Erheblichkeitsschwelle einer Umsatzumvertei‐ rum ausgewiesen. Das derzeit als Nebenzent‐ lung, die auf negative städtebauliche Auswirkungen rum eingeordnete Stadtteilzentrum wird in hinweist, wird oftmals eine Umverteilung von 10 % seiner Versorgungsbedeutung herabgestuft. des projektrelevanten Umsatzes in einem zentralen . Standorte der Lebensmittel‐SB‐Betriebe au‐ Versorgungsbereich angenommen. In der Recht‐ ßerhalb von zentralen Versorgungsbereichen sprechung wird jedoch darauf verwiesen, dass für werden durch eine Einstufung als „wohnungs‐ die städtebauliche Verträglichkeit großflächiger nah/siedlungsintegriert mit Beitrag zur woh‐ Vorhaben stets auch die spezifischen Gegebenhei‐ nungsnahen Versorgung“, „dezentral“ oder „in ten eines zentralen Versorgungsbereichs und die Konkurrenz zu Lebensmittel‐SB‐Betrieben in‐ wirtschaftliche Stabilität der Anbieter zu berück‐ nerhalb eines zentralen Versorgungsbereichs“ sichtigen sind. klassifiziert. Damit sind unmissverständliche Konsequenzen in Bezug auf ihre Entwick‐ In der Folge ist davon auszugehen, dass auch bei lungsmöglichkeiten verbunden. Unterschreitung einer Umsatzumverteilungsquote . Die Einzelhandelsagglomerationen außerhalb von 10 % je nach Ausgangssituation negative städ‐ zentraler Versorgungsbereiche werden in Be‐ tebauliche Auswirkungen induziert werden können. zug auf ihre Angebotsstruktur unterschieden Mit der gleichen Argumentation kann postuliert in Lagen mit hoher Zentren‐/Nahversorgungs‐ werden, dass Umsatzumverteilungen von mehr als relevanz oder Lagen mit einem Angebots‐

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schwerpunkt im Bereich des großflächigen Ein‐ Verbindungsachse wird das westliche Stadtge‐ zelhandels mit nicht zentrenrelevanten Sorti‐ biet, die Stadtteile Büttenberg, Milspe und menten. Oelkinghausen, miteinander verbunden. Über den Kreuzungsbereich mit der Heilenbecker Die Begründungen für diese Empfehlungen finden Straße an der südwestlichen Grenze der In‐ sich in den folgenden Abschnitten. nenstadt dient sie darüber hinaus als Anbin‐ dung an die Stadtteile Königsfeld und Rügge‐ 4.2.1 Hauptzentrum Innenstadt berg. . Für Anwohner aus den nördlichen und südöst‐ Der Einzelhandelsschwerpunkt der Stadt Ennepetal lichen Stadtgebieten ist die Neustraße als Ver‐ befindet sich im Stadtteil Milspe in Tallage entlang bindungsachse bedeutsam: Sie bietet Anknüp‐ der Ennepe. Die Versorgungslage wird insbesondere fungspunkte an die Milsper Straße Richtung durch den Straßenverlauf der Voerder Straße ge‐ Altenvoerde und Voerde, die Mittelstraße prägt. Während im Süden die bewohnten Berghän‐ (L 699) in Richtung der Stadt Breckerfeld über ge des Stadtteils Milspe an die Einzelhandelslage die Stadtteile Rüggeberg und Bülbringen/ anschließen, befindet sich im Norden ein steiler Oberbauer sowie die Loher Straße Richtung unbewohnter Berghang mit der touristisch bedeut‐ Stadtteile Voerde und Hasperbach. samen Kluterthöhle. . Des Weiteren ist auf die Verkehrsbedeutung der steilen Stichstraßen im südlichen Bereich Kennzeichnend für die Ennepetaler Innenstadt sind der Einzelhandelslage hinzuweisen, die die in der gewachsene Einkaufsschwerpunkt in Tallage den südlichen Hanglagen befindlichen Wohn‐ entlang der in Teilen als Fußgängerzone gestalteten gebiete des Stadtteils Milspe mit der Innen‐ Voerder Straße sowie das am westlichen Eingang stadt verknüpfen. der Voerder Straße geschaffene Heilenbecke‐ Center, das jedoch in räumlicher Distanz und ohne Durch die Ausgestaltung des Haupteinkaufsbereichs Sichtbeziehung zur gewachsenen Einkaufslage liegt. als Fußgängerzone erhält die Anbindung und Positi‐ onierung der Pkw‐Stellplätze eine hohe Bedeutung. Der Haupteinkaufsbereich erstreckt sich insgesamt Zwischen Neustraße und Voerder Straße sind meh‐ vom Standortbereich des Heilenbecke‐Centers im rere Parkplätze verortet, die durch Parkstreifen in Westen entlang der abschnittsweise als Fußgänger‐ den Straßenräumen der Voerder Straße ergänzt zone ausgebauten Voerder Straße bis zum Kreu‐ werden. Darüber hinaus bieten das Parkdeck des zungsbereich der Neustraße und weist dabei unter‐ Heilenbecke‐Centers sowie der Parkplatz des Le‐ schiedliche Lagequalitäten auf. Während die Stand‐ bensmitteldiscounters Lidl Stellflächen, die jedoch ortlagen des Heilenbecke‐Centers und der Markt‐ mit längeren Wegedistanzen in die Fußgängerzone passage über den dichtesten Einzelhandelsbesatz verbunden sind. Parken in der Innenstadt ist kos‐ verfügen nehmen die durch Einzelhandelsnutzun‐ tenfrei, teilweise jedoch zeitlich befristet. gen geprägten Ladenlokale mit zunehmender Ent‐ fernung kontinuierlich ab. Der stärkste Bestands‐ Die Ennepetaler Innenstadt ist sowohl durch den rückgang im Einzelhandel ist im Bereich der östli‐ schienen‐ als auch den straßengebundenen ÖPNV chen Voerder Straße festzustellen, die heute vor‐ gut zu erreichen. Westlich der Innenstadt, in rd. wiegend durch Komplementärnutzungen und Leer‐ zehn Gehminuten bzw. einer Haltestelle Entfer‐ stände geprägt ist. nung, liegt der Bahnhof Ennepetal mit Verbindun‐ gen zu den Verkehrslinien der Deutschen Bahn. Die verkehrliche Erreichbarkeit der Ennepetaler Zudem befindet sich zwischen Neustraße und Voer‐ Innenstadt wird in erster Linie durch die Kölner der Straße in Höhe des Marktplatzes der Ennepeta‐ Straße als Nord‐Süd‐ und die Neustraße als Ost‐ ler Busbahnhof (vgl. Kapitel 2.3.1), der durch eine West‐Verbindung gewährleistet: weitere Bushaltestelle in Höhe des Heilenbecke‐ Centers ergänzt wird. Die unterschiedlichen Verbin‐ . Aus Richtung Hagen und Wuppertal führt die dungsmöglichkeiten des ÖPNV ermöglichen eine Kölner Straße auf den westlichen Randbereich Erreichbarkeit aus allen Ennepetaler Stadtteilen der Ennepetaler Innenstadt zu. Über diese

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sowie aus den Nachbarstädten Breckerfeld, Gevels‐ Fußgängerzone umgestaltet und gestalterische und berg und Schwelm. Schnellbusse bieten darüber spielerische Elemente, Grün und Wasserläufe sowie hinaus Anbindungen an die weiter entfernten Städ‐ Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum geschaffen. te Bochum, Hagen, , Sprockhövel und Wuppertal. Der Busbahnhof von Ennepetal zählt zu Räumliche Abgrenzung den wichtigsten Umsteigepunkten in der Region. Ein Die räumliche Abgrenzung des Hauptzentrums ori‐ tägliches Aufkommen von rund 5.000 Fahrgästen entiert sich an der Verteilung des Einzelhandels und und insgesamt 16 Buslinien – darunter eine Bürger‐ der Dichte sonstiger öffentlicher und privater Nut‐ buslinie – werden dort abgewickelt. Mit dem Bahn‐ zungen, an der Verkehrsfunktion der Straße sowie hof ist darüber hinaus eine zentrumsnahe, überre‐ am Verlauf des Bachs „Ennepe“. gionale Anbindung möglich, die von der Innenstadt schnell erreicht werden kann. Die Fußgängerzone in Ennepetal umfasst dabei ein Teilstück der Voerder Straße sowie den Marktplatz Die Ennepetaler Innenstadt übernimmt einen Groß‐ mit der angrenzenden Marktstraße. Dieser ver‐ teil der Versorgungsfunktion für das Stadtgebiet mit kehrsberuhigte Bereich bildet das Zentrum des rund 30.650 Einwohnern. Sie ist die größte und zentralen Versorgungsbereichs. Darüber hinaus bedeutendste städtebaulich integrierte Einkaufslage bestehen mit dem Heilenbecke‐Center und dem in Ennepetal und weist in allen Branchen das brei‐ Elektrofachmarkt wichtige Lagebereiche an den teste und tiefste Einzelhandelsangebot auf. Die Rändern der Haupteinkaufsstraße, in denen sowohl Entwicklung und die heutige Attraktivität und Be‐ bedeutsame Angebote als auch großflächige Be‐ deutung der Innenstadt werden jedoch negativ triebstypen bereitstehen. Nachfolgend wird der beeinflusst durch eine stadtinterne Wettbewerbssi‐ Verlauf der Abgrenzung detailliert dokumentiert. tuation mit der nicht integrierten Standortlage EN‐ Center, wo klassische innerstädtische Leitsortimen‐ Den nördlichen Abschluss des Hauptzentrums bildet te (insbesondere Bekleidung, Schuhe, Haushaltswa‐ die Umgehungsstraße der Innenstadt, die Neustra‐ ren und Heimtextilien) in einer Dimension angebo‐ ße. Der den zentralen Versorgungsbereich ein‐ ten werden, die einen Konkurrenzdruck für die schließende Abschnitt befindet sich zwischen dem Innenstadt entfaltet. Zudem besteht mit einer Kreuzungsbereich Voerder Straße/Friedrichstraße räumlichen Entfernung von nur rd. 3 km ein deutli‐ und Neustraße/Gasstraße. Dabei werden alle auf cher Wettbewerbsdruck aus der Gevelsberger In‐ der südlichen Straßenseite befindlichen Parzellen nenstadt. bis einschließlich Elektrofachmarkt „Berlet“ einbe‐ zogen. Das unmittelbar westlich anschließende Auf der Grundlage des Integrierten Handlungskon‐ „Haus Ennepetal“ befindet sich dagegen nicht in‐ zepts für die Innenstadt „Innenstadt im Wandel“ nerhalb der Abgrenzung. Es übernimmt zwar eine erfolgte in den letzten Jahren die Aufnahme in das wichtige kulturelle und touristische Bedeutung für Städtebauförderprogramm „Aktive Stadtzentren“. die Ennepetaler Innenstadt, eine Einzelhandelsent‐ Die für den Einzelhandel wichtigsten Maßnahmen wicklung am Standort sollte jedoch ausgeschlossen sind die Einrichtung eines Citymanagements, die werden, da ein unmittelbarer räumlicher Zusam‐ Modernisierung von Ladenlokalen durch ein aktives menhang mit der heutigen Hauptlauflage nicht Geschäftsflächenmanagement, die Aufwertung besteht. zentraler Handelsimmobilien in der Innenstadt und die Stärkung der Verbindung zwischen Haus Enne‐ Das nordöstliche Ende des zentralen Versorgungs‐ petal/Elektrofachmarkt mit der Fußgängerzone der bereichs wird somit durch den Standort des Elektro‐ Voerder Straße (vgl Stadt Ennepetal, Integriertes Hand‐ fachmarkts definiert. Die Grenze verläuft entlang lungskonzept Innenstadt im Wandel, Stand 2016). der östlichen Parzellenkante des Fachmarkts, schließt jedoch die rückwärtige Bebauung der Voer‐ Bereits in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten der Straße auf der gegenüberliegenden Straßensei‐ wurden städtebauliche/gestalterische Aufwertungs‐ te der Gasstraße nicht mehr mit ein. Stattdessen maßnahmen umgesetzt: So wurde ein Teilabschnitt verläuft die Abgrenzung des zentralen Versorgungs‐ der Voerder Straße in Höhe des Marktplatzes zur bereichs entlang der Gasstraße bis zum weiter

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westlich folgenden Fußgängeraufgang. Die angren‐ Ebenfalls in die Abgrenzung des zentralen Versor‐ zenden Parzellen auf östlicher Seite des Aufgangs gungsbereichs eingeschlossen ist die nördliche sowie die im Kreuzungsbereich befindlichen Gebäu‐ Straßenseite des westlichen Zugangsbereichs der de entlang der Voerder Straße werden in die Ab‐ Voerder Straße gegenüber dem Haupteingang des grenzung einbezogen. Die Immobilien der Voerder Heilenbecke‐Centers. Die dort befindlichen Parzel‐ Straße mit den Hausnummern 87 und 88 sind die len werden von drei Straßenzügen eingerahmt Standorte und Nutzungen, die dem Versorgungsbe‐ (Voerder Straße, Kölner Straße und Friedrichstraße), reich zugeordnet werden. In dieser Randlage ist die weisen lose Bebauungen auf und werden vornehm‐ Einzelhandelsdichte gering, der Anteil an Komple‐ lich durch Komplementärnutzungen geprägt. Hier mentärnutzungen hingegen hoch. Die vorgehalte‐ liegt auch der Kreuzungsbereich der Kölner Straße nen Ladenlokale in den Erdgeschossen werden mit der Voerder Straße, die im weiteren Verlauf in vorwiegend durch Komplementärnutzungen belegt die Neustraße übergeht. oder stehen leer. Da der Fußgängeraufgang zur Voerder Straße im Rahmen der Maßnahmen des In weiten Teilen entspricht die neue Abgrenzung Integrierten Handlungskonzepts städtebaulich auf‐ des zentralen Versorgungsbereichs Hauptzentrum gewertet und barrierefrei angelegt werden soll, Innenstadt der des Vorläuferkonzepts. Im Gegen‐ wird in diesem Bereich insgesamt eine Attraktivi‐ satz zur alten Abgrenzung wird jedoch die Ausdeh‐ täts‐ und Frequenzsteigerung erwartet, die die nung des zentralen Versorgungsbereichs im östli‐ Anbindung des rückwärtig gelegenen Elektrofach‐ chen Bereich zurückgenommen. Es handelt sich markts mit der Voerder Straße stärken kann. dabei um den Abschnitt inzwischen der östlichen Voerder Straße bis zur Kreuzung Neustraße/Milsper Die südliche Grenze des zentralen Versorgungsbe‐ Straße, der inzwischen nicht mehr durch Einzelhan‐ reichs verläuft entlang der Bebauung der Voerder delsnutzungen geprägt ist. Mit einer Ausdehnung Straße und schließt die Gebäude des Kreuzungsbe‐ von ca. 350 m und einem teilweise unterbrochenen reichs mit der Berninghauser Straße ein. Dem zent‐ Nutzungsband dürfte es bei den begrenzten Ent‐ ralen Versorgungsbereich zugesprochen wird je‐ wicklungsspielräumen kaum möglich sein, diesen weils die erste südlich zur Straße gelegene Parzel‐ Bereich langfristig in das Versorgungsgefüge einzu‐ lenreihe bis zur Winkelstraße. Südlich dieser Parzel‐ binden. Städtebauliches Ziel ist daher die Umstruk‐ len steigen die Berghänge deutlich an, weshalb es turierung in eine Wohnlage, die u. a. durch den zu großen Höhenunterschieden der weiteren Par‐ geplanten Ennepegarten entlang des Flussverlaufs zellen zu denen an der Voerder Straße kommt. der Ennepe an Qualität gewinnen soll. Der südwestliche Abschluss des zentralen Versor‐ gungsbereichs wird durch die Bebauung des Heilen‐ Unter Einzelhandelsaspekten wird angestrebt, den becke‐Centers, des zugehörigen Parkdecks und des teilweise durch andere Nutzungen oder wenig ni‐ weiter südlich anschließenden Lebensmitteldis‐ veauvolle Angebote unterbrochenen Einzelhandels‐ counters gebildet. Die Grenze schließt nur die Par‐ bestand innerhalb des abgegrenzten zentralen Ver‐ zellen der Einzelhandelsnutzungen entlang der sorgungsbereichs zu verdichten und zu qualifizie‐ östlichen Bebauung der Kölner Straße ein. Diese ren. Innerhalb und angrenzend zum zentralen Ver‐ Lage übernimmt im Hinblick auf ihre Ausstattung sorgungsbereich Innenstadt stehen allerdings der‐ eine wichtige frequenzerzeugende Funktion für den zeit keine Entwicklungsflächen für den großflächi‐ genannten zentralen Versorgungsbereich, gleich‐ gen Einzelhandel zur Verfügung, die über die Neu‐ wohl weist sie keine Sichtbeziehungen zum gewach‐ nutzung eines Leerstands oder die Umnutzung eines senen Einzelhandelsbestand entlang der weiter sonstigen Gebäudes hinausgehen. Verdichtung und östlich folgenden Voerder Straße auf. Umstrukturierung sollten im Rahmen des zu instal‐ lierenden Citymanagements verfolgt werden.

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Abbildung 12: Nutzungsstruktur und Abgrenzung des Hauptzentrums Innenstadt

Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2017

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Städtebauliche und nutzungsstrukturelle Situation Der sich im Norden an das Center anschließende Da die Abgrenzung des zentralen Versorgungsbe‐ Teil der Voerder Straße ist für Pkw freigegeben und reichs maßgeblich durch die aktuelle städtebauliche dient als wichtige verkehrliche Verbindungsachse und nutzungsstrukturelle Situation beeinflusst wird, innerhalb des Stadtgebiets.. Der Standortbereich sind einige Bewertungen bereits in den vorheriggen wird geprägt durch Komplementärnutzungen sowie Abschnitt eingeflossen. punktuellen, kleinflächigen Facheinzelhandelsbe‐ satz. Hier befindet sich auch ein Bushaltepunkt, der Nachfolgeend werden einzelne prägnante Merkmale neben dem Busbahnhof einziiger Aus‐ und Zusteige‐ des zur Abgrenzung vorgeschlagenen Hauptzent‐ punkt innerhalb des Hauptzentrums ist. Diese Lage rums noch einmal konkretisiert: fungiert als Verbindung zwiscchen der Fußgängerzo‐ ne und dem Einkaufscenter. Der dünne Einzelhan‐ Der westliche Zugang im Kreuzungsbereich Kölner delsbesatz, die schmalen Gehwege und die verkehr‐ Straße/Voerder Straße wird geprägt durch das Hei‐ liche Belastung wirken sich negativ auf die Aufent‐ lenbecke‐Center mit einem Lebensmittelvollsorti‐ haltsqualität sowie die Bereitschaft aus, sich zwi‐ menter der Fa. Edeka sowie ergänzenden, überwie‐ schen den beiden Lagen fußlläufig zu bewegen. Die gend discountorientierten Fachmärkten. Das Center Qualität einzelner Immobilien, insbesondere das sa‐ ist auf zwei Etagen angelegt: das Erdgeschoss bietet nierungsbedürftige Gebäude „Curanum“, tragen einen Zugang von der Voerder Straße, das Oberge‐ ebenfalls zu einer negativen Wahrnehmung des schoss liegt ebenerdig zum Verlauf der Kölner Sttra‐ Standortbereichs bei. ße und damit zum oberen Parkdeck des angeglie‐ derten Parkhauses. Während der Lebensmittel‐SB‐ Abbildung 14: Zufahrtsbereich der Fußgängerzone entlang der Voerder Straße Betrieb im Erdgeschoss platziert ist, befindet sich ein Großteil der ergänzenden Fachmärkte auf der oberen Etage. Die Anbieter des Centers sind vor‐ wiegend auf innenstadtrelevante Sortimente ausge‐ richtet: ein Drogeriefachmarkt (Rossmann), ein Zoofachmarkt (Zoo & Co), zwei Bekleidungsfach‐ märkte (Kik und Takko), ein Schuhfachmarkt (Deich‐ mann) sowie ein Matratzenfachmarkt (Matratzen Concord). Weiter südlich zum Heilenbecke‐Center schließt ein Lidl‐Lebensmitteldiscounter an. Er be‐ findet sich auf gleicher topografischer Ebene wie die Fachmärkte des Obergeschosses im Center. Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH Abbildung 13: Eingangsbereich des Heilenbecke‐ Centers von der Voerder Straße Sowohl in räumlicher als aucch in funktionaler Hin‐ sicht bildet die Voerder Sttraße das gewachsene Zentrum der Ennepetaler Innenstadt. Die Straße ist auf dem Teilabschnitt zwischhen der Marktpassage und der Kreuzung Voerder Straße/Berninghauser Straße über rund 350 m als Fußgängerzone ange‐ legt. Im befahrbaren westlichen Abschnitt stehen Pkw‐Stellflächen unmittelbarr vor den Ladenlokalen zur Verfügung, und es gibt eine Anbindung an die Parkplatzflächen der Marktpassage. Die Ladenlokale dieses Abschnitts sind von innhabergeführten Fach‐ geschäften belegt, die vorwiegend Angebote aus dem Bereich Bekleidung und Textilien vorhalten.

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Die Marktpassage mit dem angrenzenden Markt‐ Abbildung 16: Marktplatz im Hauptzentrum Innen‐ platz bildet das städtebauliche und funktionale stadt Zentrum der Einkaufsstraße. Auf zwei Etagen ver‐ fügt die Passage derzeit über rd. 2.500 m² Verkaufs‐ fläche. Das komplette Obergeschoss wird von ei‐ nem großflächigen Schreibwarenfachmarkt belegt. Im Erdgeschoss befindet sich eine Passage, die so‐ wohl über den Marktplatz als auch über zwei Ein‐ gänge entlang der Voerder Straße zugänglich ist. Im Eingangsbereich zum Marktplatz stehen einige Ladeneinheiten leer. Die Ladenlokale am südwestli‐ chen Eingang der Passage werden von dem Anker‐ mieter dm sowie u. a. einem Bäcker, einer Apothe‐ ke und einem Bekleidungsgeschäft belegt. Das La‐ denlokal des Drogeriemarkts erfüllt derzeit im Hin‐ Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH blick auf Verkaufsflächengröße und Zuschnitt nicht die Anforderungen eines modernen Marktkonzepts Im Umfeld der Marktpassage und des Marktplatzes des Betreibers. befindet sich die höchste Dichte an Filialisten. Es handelt sich dabei vorwiegend um preisorientierte Abbildung 15: Eingang der Marktpassage und Be‐ ginn der Fußgängerzone Anbieter: zwei Fachmärkte mit discountähnlichem Nonfood‐Konzept (Kodi und Tedi), ein Bekleidungs‐ fachmarkt (Ernsting‘s Family) sowie ein Fachge‐ schäft für Blumen (Blumen Risse). Dieses Angebot wird ergänzt durch Fachgeschäfte (z. B. Saint Gorges Schmuckwaren, Weltladen, Fotogeschäft Kottsie‐ per). Aber auch Sozialkaufhäuser (Robärto und Bärti Second‐Hand) sind in diesem Bereich ansässig und belegen teils große Ladenflächen.

Städtebauliche Defizite in der Fußgängerzone sind in erster Linie auf das Erscheinungsbild einzelner Einzelhandelsimmobilien zurückzuführen. Insbe‐ Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH sondere die Marktpassage ist in ihrer baulichen Struktur nicht mehr nachfragekonform: innere Er‐ Der Marktplatz schließt im Westen an die Markt‐ schließung, Zuschnitte und Platzierung der Laden‐ passage an und wird von vierstöckigen Gebäuden einheiten, die Zugänglichkeit des Obergeschosses umsäumt. Im Erdgeschoss finden sich vorwiegend sowie die Beleuchtung entsprechen nicht dem Zeit‐ Gastronomienutzungen, die einen Teil des Markt‐ geschmack. Da die Lage jedoch für großflächige platzes sowie die Marktstraße als außengastrono‐ Einzelhandelsnutzungen besonders geeignet ist, mischen Bereich nutzen. Der Platz weist durch ver‐ sollten die Anstrengungen zur Entwicklung dieser schiedene gestalterische Elemente, Sitzmöglichkei‐ Immobilie weiterverfolgt werden. ten und Wasserspiele eine hohe Aufenthaltsqualität auf. Auf dem Marktplatz und entlang der Voerder Mit wachsender Entfernung zur Marktpassage Straße findet donnerstags der Milsper Wochen‐ nimmt die Einzelhandelsdichte in Richtung Osten markt statt. Über die parallel zum Marktplatz ver‐ kontinuierlich ab, was nicht zuletzt auf die fehlen‐ laufende Marktstraße, die ebenfalls Teil der Fuß‐ den Sichtachsen, die zunehmende Steigung des gängerzone ist, wird die Voerder Straße an den Straßenverlaufs und das Ende der Fußgängerzone Busbahnhof Ennepetal sowie die nördlich zur Fuß‐ zurückzuführen ist. gängerzone verlaufenden Straßen angebunden.

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Abbildung 17: Haupteinkaufslage entlang der Voer‐ Abbildung 18: Übergang Gasstraße und Südstraße der Straße mit Blick auf die Cleverfit‐Immobilie

Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Als Anker aus dem Segment der Dienstleistungen Insgesamt kann für den zentralen Versorgungsbe‐ befindet sich am östlichen Rand des zentralen Ver‐ reichs Hauptzentrum Innenstadt ein vergleichswei‐ sorgungsbereichs die Hauptgeschäftsstelle der se geringer Anteil an erlebnisorientierten Einkaufs‐ Sparkasse Ennepetal/Breckerfeld. Die Einzelhan‐ angeboten festgestellt werden, was auf überwie‐ delsnutzungen dieses Abschnitts sind überwiegend gende Versorgungskäufe schließen lässt. Die beiden auf Kunden der ansässigen Gesundheitsdienstleister Einzelhandelsanker, das Heilenbecke‐Center und (Fachärzte, Allgemeinmediziner, Pflegedienste) die Marktpassage, treten aufgrund ihrer Handels‐ ausgerichtet. So finden sich hier vornehmlich Anbie‐ mieter innerhalb des Hauptzentrums Innenstadt in ter von Gesundheitsprodukten (Apotheken, Optiker, eine Wettbewerbsbeziehung. Dies ist auch damit zu Hörgeräteakustiker, Orthopädie). Innerhalb der sog. begründen, dass es nicht gelingt, eine durchgängige „Cleverfit“‐Immobilie stehen diesem Lagebereich Handelslage zwischen diesen beiden Polen zu instal‐ grundsätzlich Verkaufsflächen zur Verfügung, die lieren. Die Kunden der Innenstadt wählen stattdes‐ sich für die Ansiedlung größerer Fachmärkte eignen. sen einen der beiden Standorte als Einkaufsort und Ein Rewe‐Markt hat den Standort aufgrund einer nutzen die großzügigen Parkplatzflächen der jewei‐ Betriebsverlagerung vor einigen Jahren freigegeben. ligen Lagebereiche. Da sich das Gebäude zwar in Ausrichtung zur Voer‐ der Straße, jedoch in zweiter Reihe befindet, sind Angebotssituation innerhalb des abgegrenzten sowohl die Zugänglichkeit als auch die Werbewirk‐ zentralen Versorgungsbereichs samkeit entlang der Fußgängerzone beschränkt. Insgesamt befinden sich im zentralen Versorgungs‐ Aktuell wird diese Fläche durch ein Fitness‐Studio bereich Hauptzentrum Innenstadt 51 Betriebe des belegt. Einzelhandels und Ladenhandwerks. Dies entspricht einem Anteil von rund 43 % an allen Betrieben der Der Bereich der Süd‐ und Gasstraße wird vornehm‐ Stadt. Die durch die Betriebe bewirtschaftete Ver‐ lich durch Verkehr und Wohnen geprägt. Die einzi‐ kaufsfläche beträgt rund 12.310 m², was ca. 28 % gen Einzelhandelsnutzungen in diesem Abschnitt der gesamtstädtischen Verkaufsfläche entspricht. sind der solitär gelegene Elektronikfachmarkt der Der generierte Umsatz ist mit rund 53 Mio. EUR zu Fa. Berlet zwischen einem Parkdeck und dem Haus beziffern und macht ca. 36 % des gesamtstädti‐ Ennepetal und ein Kiosk im Bereich des Busbahn‐ schen Umsatzes aus. Die mittlere Betriebsgröße von hofs. Über einen derzeit nicht barrierefreien Fuß‐ rund 240 m² liegt im Durchschnitt ähnlich struktu‐ gängeraufgang wird der Elektrofachmarkt an die rierter Kommunen, sie spiegelt das Nebeneinander Voerder Straße angebunden. Der Standort ist auf kleinstrukturierter und oftmals individuell gestalte‐ Anregung des Vorläuferkonzepts entwickelt wor‐ ter Fachgeschäfte und strukturprägender Fach‐ den. märkte wider.

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25 Einzelhandelsbetriebe sind den Warengruppen Auch das Angebot in der Branche Gesundheit/Kör‐ Nahrungs‐/Genussmittel, Gesundheit/Körperpflege perpflege ist ausgeprägt: Zwei Drogeriemärkte der sowie Blumen/Zoologischer Bedarf zuzuordnen, Firmen dm und Rossmann sowie eine Vielzahl an deren Angebot auf den kurzfristigen Bedarf fokus‐ Gesundheitsanbietern beschreiben die Vielfalt und siert. Die Verkaufsfläche der Betriebe im Bereich beeinflussen die branchenbezogenen Ausstattungs‐ Nahrungs‐ und Genussmittel beträgt insgesamt daten: In zwölf Betrieben wird auf einer Verkaufs‐ rund 3.025 m². Den überwiegenden Teil dieser Flä‐ fläche von rund 1.600 m² ein Umsatz von etwa che belegen die Magnetbetriebe Edeka und Lidl. Zur 17 Mio. EUR realisiert. Dies entspricht ca. 13 % der Zeit der Erstellung des Vorläuferkonzepts befanden innerstädtischen Verkaufsfläche und rund 33 % des sich innerhalb der Fußgängerzone noch zwei weite‐ Umsatzes. Damit zeigt sich auch die überdurch‐ re Lebensmittel‐SB‐Betriebe (Rewe, Kaisers), die schnittliche Rentabilität der Branche. Dies gilt so‐ jedoch geschlossen wurden. Ergänzt durch einen wohl für die größeren Betriebe wie die Drogerie‐ kleinteiligen Besatz von Lebensmittelspezialanbie‐ märkte als auch in besonderem Maße für Apothe‐ tern ist die Warengruppe Nahrungs‐/Genussmittel ken, Optiker/Hörgeräteakustiker und Anbieter von für rund 20 % der Verkaufsfläche im Hauptzentrum Sanitätswaren. verantwortlich und bildet damit den größten Ange‐ botsschwerpunkt im Hinblick auf Verkaufsfläche und Umsatz. Tabelle 10: Ausstattung des Hauptzentrums Innenstadt

Anzahl der Betriebe Verkaufsfläche Umsatz Warengruppe Abs. in % in m² in % Abs. In % Nahrungs‐ und Genussmittel 10 19,6 3.025 24,6 19,3 36,6 Gesundheit, Körperpflege 12 23,5 1.605 13,0 17,4 33,0 Blumen, Zoobedarf, 7 13,7 1790 14,5 2,6 4,9 Bücher, Schreibwaren, Büro Bekleidung, Schuhe, Schmuck, Sport, 12 23,5 2.330 18,9 5,4 10,2 Spiel, Freizeit Elektrowaren , Möbel, Einrichtung 10 19,6 3565 28,9 8,1 15,4 Bau‐, Gartenbedarf, Autozubehör ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ Summe 51 100 12.315 100 52,7 100 Anzahl der Nutzungen Angebotsschwerpunkt Art der Nutzung Abs. in % Friseure, Kosmetikstudios, Reinigung, Banken, Änderungs‐ Dienstleistungen 49 51,6 schneiderei, Schlüsseldienst, Post, Reisebüro, Nachhilfe, Steuerberater, Rechtanwälte, Krankenkasse, Taxiservice u.a. Gastronomie/Hotellerie 14 14,7 Imbiss, Kneipe, Restaurant, Bar, Eiscafé und Cafés Gesundheit 22 23,2 Fachärzte, Physiotherapien, Allgemeinmediziner, Altenpflege Kultur, Freizeit, Bildung 10 10,5 Parteibüro, Fitnessstudios, Theater Summe 95 100,0 Anmerkung: Einzelhandelsausstattung nach Angebotsschwerpunkt Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2017

Die beiden Warengruppen Blumen/Zoobedarf und stattung. Die Betriebsstrukturen in der Waren‐ Bücher/Schreibwaren/Büro sind eher von nachge‐ gruppe Bücher/Schreibwaren/Büro sind zum Zeit‐ ordneter Bedeutung. Drei Betriebe mit dem punkt der Bestandsaufnahme durch den Schreib‐ Schwerpunkt Blumen/Zoobedarf übernehmen warenfachmarkt Askania geprägt. Verkaufsflächen‐ und Umsatzanteile zwischen 2 % und 4 % der innerstädtischen Einzelhandelsaus‐

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Einen hohen Anteil am Angebot im Ennepetaler Im Hauptzentrum wurden zudem zwei Vergnü‐ Hauptzentrum erreichen die innerstädtischen gungsstätten und zwölf Leerstände erfasst; in Be‐ Schlüsselbranchen Bekleidung/Schuhe/Schmuck zug auf alle gewerblichen Nutzungen (Einzelhan‐ und Sport/Freizeit/Spiel. In zwölf Betrieben wird del, Komplementärnutzungen und Leerstände) auf einer Verkaufsfläche von ca. 2.330 m² ein Um‐ errechnet sich eine Leerstandsquote von rund 8 %. satz von rund 5 Mio. EUR generiert. Die Magnet‐ Gemessen an einer regelmäßigen Fluktuationsre‐ wirkungen der preisorientierten Filiallisten Deich‐ serve von erfahrungsgemäß max. 7 bis 8 % liegt mann, Kik Ernsting’s Family und Takko werden dieser Wert im Durchschnitt. Eine deutliche Kon‐ unterstützt durch kleinere inhabergeführte Bou‐ zentration von Leerständen ist im Bereich der tiquen und Schuhanbieter. Im Vergleich mit ande‐ Marktpassage auszumachen. Da es sich dabei um ren ähnlich strukturierten Kommunen sind Aus‐ die A‐Lage des Hauptzentrums handelt, ist dies stattung wie auch Qualität der angebotenen Sor‐ besonders kritisch zu werten. timente als unterdurchschnittlich für ein Haupt‐ zentrum zu bezeichnen. Dies drückt sich auch in Darüber hinaus findet sich eine Vielzahl von Leer‐ unterdurchschnittlichen Umsatzanteilen aus. ständen außerhalb des abgegrenzten zentralen Versorgungsbereichs entlang der östlichen Voerder Die Warengruppe Elektrowaren wird vom Anbieter Straße. Berlet mit einer Verkaufsfläche von etwa 1.920 m² und einem Umsatz von etwa 5 Mio. EUR dominiert. Stärken‐Schwächen‐Profil Neben dem Elektrofachmarkt gibt es einen weite‐ In der Gesamtbetrachtung sind folgende Stärken ren kleinen Anbieter in der Innenstadt, der Unter‐ und Schwächen für das Hauptzentrum Innenstadt haltungselektronik führt. zusammenzufassen:

Ein im Verhältnis größeres Angebot stellt die Wa‐ + gute verkehrliche Erreichbarkeit mit öffentli‐ rengruppe Möbel und Einrichtungsbedarf inner‐ chen und privaten Verkehrsmitteln halb des zentralen Versorgungsbereichs zur Verfü‐ + ausreichendes und kostenloses Parkplatzange‐ gung. Von den acht Betrieben, die mit einer Ver‐ bot kaufsflächenausstattung von rd. 1.640 m² einen + Einzelhandelsangebote aller Bedarfe und vieler Umsatz von ca. 3 Mio. EUR erzielen, fallen als An‐ Warengruppen vorhanden bieter die beiden Fachmärkte Tedi und Kik sowie + hohe Nahversorgungsbedeutung der Innen‐ zwei größere Anbieter von Matratzen/Bettwaren stadt bzw. Heimtextilien (Matratzen Concord und Kleine + Magnetbetriebe ansässig, die verschiedene Heimtextilien) auf. Branchen und Angebotsqualitäten repräsentie‐ ren Angebote der Warengruppe Bau‐/Gartenbedarf, + kleines Einkaufszentrum ermöglicht auch bei Autozubehör sind nicht vertreten. ungünstiger Witterung Einkäufe und Aufenthalt der Kunden Ergänzt werden die Einzelhandelsangebote im + viele Fachärzte und gesundheitsbezogene Ein‐ Hauptzentrum durch 94 Erdgeschoss‐ und Oberge‐ zelhandelsbetriebe schoss‐Komplementärnutzungen, die – allerdings + Versorgungsauftrag für das gesamte Stadtge‐ nachgeordnete – Frequenz erzeugende Funktionen biet übernehmen. Hier ist vor allem eine überdurch‐ + Leerstände bieten ein ausreichendes räumli‐ schnittliche Versorgung mit Gesundheitsdienstleis‐ ches Potenzial für Angebotsergänzungen, auch tungen, insbesondere Fachärzte und Physiothera‐ im Hinblick auf großflächige und strukturprä‐ peuten, festzustellen. Eingeschränkt ist das Ange‐ gende Anbieter bot dagegen hinsichtlich der gastronomischen Versorgung.

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Tabelle 11: Bewertungsmatrix der Einzelhandelslage in der Ennepetaler Innenstadt zur Einstufung als Hauptzentrum

Rechtsgrundlage Kriterium oder wissenschaftlicher Mindestanforderung Bewertung Ist‐Situation Ergebnis Nachweis Lage + siedlungsräumliche Einbindung Kuschnerus 2007: Innenstadt‐, Ortszentren Städtebaulich integrierte Lage innerhalb der √ 82 f. Innenstadt der Stadt Ennepetal

Verflechtungsbereich Kuschnerus 2007: Größerer Einzugsbereich, Gesamtstädtische Versorgungsfunktion für √ 82 f. i. d. R. gesamtes Stadtgebiet rund 30.650 Einwohner

ÖPNV‐Anbindung BVerwG, Urt. v. Integrierte Lage, nicht nur mit dem Pkw günstig ÖPNV‐Haltepunkte liegen vor (Bahnhof Enne‐ √ 17.12.2009 – 4 C 2/08 zu erreichen petal und Busbahnhof Ennepetal)

Struktur + Dichte Kuschnerus 2007: Breites Spektrum an Einzelhandelsangeboten, Einzelhandelsangebot auf Teile der Waren‐ √ Einzelhandel 82 f. insbesondere zentrentypische und ggf. auch gruppen begrenzt, jedoch in allen Bedarfs‐ nahversorgungsrelevante Sortimente, Waren gruppen vorhanden, überwiegend auf Grund‐ des kurz‐, mittel‐ und langfristigen Bedarfs versorgung ausgerichtete Anbieterstruktur mit teilweise leistungsstarken Magnetbetrieben, insbesondere im Bereich Nahversorgung

Struktur + Dichte Kuschnerus 2007: Breites Spektrum an Dienstleistungsangeboten Ausreichende Anzahl und Dichte von Kom‐ √ Komplementärnutzungen 82 f. plementärnutzungen vorhanden, die das Einzelhandelsangebot ergänzen und eigene Frequenzen erzeugen, insbesondere im Be‐ reich der Gesundheitsdienstleistungen

Kompatibilität von Ausstattung und OVG Münster vom Ausstattung soll Versorgung auch perspektivisch Versorgungsauftrag (gesamtstädtische Ver‐ √ Versorgungsauftrag 15.02.2012 sichern sorgung) wird wahrgenommen, jedoch mit (10 D32/11 NE) begrenzter Attraktivität und Kundenbindung

Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2017

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‐ keine neuen Entwicklungsflächen innerhalb der Die aus handelswirtschaftlicher Sicht primäre Emp‐ Versorgungslage fehlung betrifft die Unterstützung der noch nicht im ‐ Defizite in der städtebaulichen/gestalterischen Detail bekannten Umstrukturierungsmaßnahmen Qualität, insbesondere im Bereich der Markt‐ der Marktpassage. Ziel der handelswirtschaftlichen passage und westlichen Voerder Straße Aufwertung muss es sein, ein nachfragegerechtes Angebot von Betrieben und Sortimenten zu etablie‐ ‐ geringe Kundenfrequenz aufgrund von Länge ren. Für die Umsetzung und Ansiedlung moderner und Zäsuren der Lauflage Handelskonzepte bedarf es geeigneter Flächenzu‐ ‐ defizitärer Branchenmix schnitte sowie einer gestalterischen Aufwertung der ‐ räumliche Konzentration der Magnetbetriebe im gesamten Einkaufspassage. Der aktuell ansässige Heilenbecke‐Center und am Marktplatz Drogeriemarkt kann auf der ihm zur Verfügung ‐ Polwirkungen der Magnetbetriebe in den Rand‐ stehenden Fläche derzeit nicht sein aktuelles lagen entfalten sich nicht Marktkonzept umsetzen, weshalb der Verbleib des Betreibers am Standort insgesamt als gefährdet ‐ geringe Verbundeffekte durch öffentliche und freizeitbezogene Einrichtungen wie Haus Enne‐ angesehen werden muss. Aufgrund einer eher petal, Kluterthöhle schwierigen Vermarktbarkeit von Obergeschossen für Einzelhandelsbetriebe bietet sich eine Funkti‐ ‐ beschränktes gastronomisches Angebot, insbe‐ onsteilung innerhalb des Objekts an: so könnten im sondere Außengastronomie Erdgeschoss vornehmlich große Einzelhandelsbe‐ ‐ Konkurrenzdruck durch Wettbewerbsstandorte triebseinheiten geschaffen und durch Komplemen‐ im nahen Umland sowie das EN‐Center tärnutzungen im Obergeschoss sinnvoll ergänzt Handlungsempfehlungen werden. Auf eine Ansiedlung von Gesundheitsein‐ richtungen sollte jedoch mit Rücksicht auf ein ge‐ Die quantitative und qualitative Analyse des Einzel‐ wachsenes Gesundheitscluster im weiter östlich handelsbestands zeigt, dass die Ennepetaler Innen‐ gelegenen Abschnitt der Voerder Straße verzichtet stadt derzeit eine unterdurchschnittliche Attraktivi‐ werden. tät und Leistungsfähigkeit für ein Hauptzentrum mit mittelzentraler Versorgungsfunktion entfaltet. Es Es wurde festgestellt, dass für die Stadt Ennepetal wurden handelswirtschaftliche Defizite erkannt, die insgesamt Entwicklungen von weiteren Verkaufsflä‐ konkrete Handlungsempfehlungen erfordern. chen rechnerisch möglich sind, ohne dass Um‐ Mit der verkürzten Abgrenzung des zentralen Ver‐ satzumverteilungen innerhalb des Stadtgebiets sorgungsbereichs im Osten soll einem weiteren folgen. Umso wichtiger ist es, dass alle zukünftigen „Ausfransen“ der Einzelhandelslage am Ende der Einzelhandelsansiedlungen in Ennepetal dahinge‐ Voerder Straße entgegengewirkt werden. Es wird hend geprüft werden, ob sie zur Attraktivierung der empfohlen, zukünftig alle Einzelhandelsnutzungen Innenstadt beitragen können. Entsprechend sollte innerhalb der Abgrenzung zu konzentrieren. Für eine Konzentration dieser Ansiedlungen in der In‐ großflächige Einzelhandelsbetriebe mit zentrenrele‐ nenstadt verfolgt werden. Zu empfehlen sind wie vanten Sortimenten gilt dies ausnahmslos. bereits im Vorläuferkonzept Angebote, die den Die handelswirtschaftliche Aufwertung des Haupt‐ Branchen‐ und Angebotsmix erweitern und abrun‐ zentrums ist eng verknüpft mit den Maßnahmen zur den. So empfiehlt sich die Ansiedlung von inhaber‐ Attraktivierung der Innenstadt, insbesondere der geführten Boutiquen oder Bekleidungsfilialisten mit Marktpassage und der Stadtteileingänge, um die nicht discountorientierten Angeboten insbesondere Aufenthaltsqualität zu verbessern. Durch die Um‐ entlang der fußläufigen Achse zwischen Heilenbe‐ setzung der Ziele und Maßnahmen aus dem Inte‐ cke‐Center und Marktplatz. Ein Kleinkaufhaus oder grierten Handlungskonzepts würde eine Aufwer‐ Sonderpostenmarkt mit einem niveauvollen Markt‐ tung erreicht. Bei der Platzierung von Gestaltungs‐ konzept wie bspw. Woolworth könnte durch die elementen im öffentlichen Raum sollte darauf ge‐ Ansprache einer breiten Kundenschicht den Stand‐ achtet werden, dass diese genug Platz lassen für ort sinnvoll ergänzen. raumintensive Aufbauten des Wochenmarkts oder Veranstaltungen in der Fußgängerzone.

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 51

Bereits heute zeigt sich eine besondere Angebots‐ samt zahlenmäßig höher und betreffen auch konzentration im gesundheitsbezogenen Sektor. In Betriebe mit wichtiger Ausstrahlungskraft, so‐ der Innenstadt sind verhältnismäßig viele Fachärzte dass die handelswirtschaftliche Entwicklung im ansässig, was die Ausstattung an Einzelhandelsbe‐ Fazit rückläufig zu bewerten ist. trieben und Dienstleistungen mit gesundheitsbezo‐ . Die empfohlene Imageförderung der Innen‐ genen Angeboten begünstigt. Da sich die Anbieter stadt bei Projektentwicklern, Investoren, Han‐ vornehmlich im Bereich der östlichen Voerder Stra‐ delsunternehmen und der Bevölkerung hat die ße befinden, sollte dieser Bereich zielgruppen‐ und Stadt Ennepetal vorbereitet. So wurden im themenbezogen entwickelt werden: Barrierefreie Rahmen des Integrierten Handlungskonzepts Zugänge, Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum Maßnahmen fixiert, die weitestgehend den und gute Pkw‐Erreichbarkeit der Arztpraxen und Handlungsempfehlungen des Vorläuferkon‐ Einrichtungen sind hier wichtigere Rahmenbedin‐ zepts entsprechen. Es handelt sich dabei um gungen als in anderen Teilen der Ennepetaler In‐ den Abbau von Investitionsstau bzgl. Laden‐ nenstadt. einrichtung, Warenpräsentation und Spiel‐ räumen im Marktauftritt, die Zusammenle‐ Im Sinne einer Konzentration der Einzelhandelsbe‐ gung von kleinteiligen Verkaufsflächen, die triebe und unter Berücksichtigung der beschränkten städtebauliche Neugestaltung des Standortbe‐ Entwicklungsperspektiven sollte die zur Einstufung reichs Marktpassage und die fußläufige Ver‐ des Hauptzentrums vorgeschlagene Begrenzung netzung und Erfahrbarkeit der Innenstadt. beschlossen und eingehalten werden. Damit wird signalisiert, dass eine darüber hinausgehende Ein‐ Die dargestellten quantitativen Veränderungen beziehen sich jeweils auf die alte Abgrenzung des zelhandelsentwicklung nicht gewünscht wird. zentralen Versorgungsbereichs. Entwicklungen im Hauptzentrum Innenstadt seit 2009/2010 4.2.2 Nahversorgungszentrum Voerde Das Nahversorgungszentrum Voerde befindet sich Die Entwicklungen des Ennepetaler Hauptzentrums im gleichnamigen Stadtteil im nordöstlichen Stadt‐ seit der Vorläuferuntersuchung im Jahr 2009 kön‐ gebiet der Stadt Ennepetal. Voerde gehört zum nen wie folgt zusammengefasst werden: Hauptsiedlungskörper des Ennepetaler Stadtgebiets und bildet neben dem Hauptzentrum den zweiten . Die Anzahl der Einzelhandelsbetriebe inner‐ städtebaulich integrierten Handelsschwerpunkt halb des Hauptzentrums hat sich um rund Ennepetals. Im Gegensatz zum Hauptzentrum be‐ 28 % reduziert bei gleichzeitigem Rückgang findet sich Voerde nicht in Tal‐, sondern in Berglage. der Verkaufsfläche. Trotz des allgemeinen Voerde besitzt einen historischen Ortskern, weist Trends zu größeren Verkaufsflächen konnten – tendenziell einen ländlich‐dörflichen Charakter auf auch aufgrund der begrenzten Flächenkapazi‐ und zeigt eine gewachsene Handelslage. täten entlang der Laufachse – die Betriebsver‐ luste nicht ausgeglichen werden. Diese erstreckt sich im Norden vom Hotel Rosine . Insgesamt fünf zusätzliche Leerstände sind zu mit dem Voerder Kreiselmarkt an der Wilhelmstra‐ verzeichnen. Auch wenn im Rahmen der Bear‐ ße über die Lindenstraße bis zum Standortbereich beitung dieses Konzepts keine differenzierte eines Lebensmittel‐SB‐Betriebs im Kreuzungsbe‐ Beschäftigung mit den Leerständen erfolgte reich Hagener Straße/Loher Straße. Östlich der (z. B. Erfassung von Verkaufsflächengröße, La‐ Lindenstraße wird der historische Ortskern mit dem denzuschnitt, Mietkonditionen) ist davon aus‐ Kirchplatz und der dazugehörigen Straße An der zugehen, dass es sich primär um kleine Laden‐ Kirche in die Abgrenzung einbezogen. Westlich der einheiten in Randlagen handelt. Lindenstraße schließt eine in einer Senke befindli‐ . In den letzten Jahren konnte nur ein zusätzli‐ che Geschäftslage an. cher Filialist mit hoher Kundenfrequenz und einem hochwertigen Angebot angesiedelt Die verkehrliche Erreichbarkeit von Voerde wird in werden. Die betrieblichen Abgänge sind insge‐ erster Linie über die Loher Straße/Hagener Straße im Süden und die Milsper Straße/Wilhelmstraße im

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Norden der Versorgungslage hergestellt. Sie ermög‐ wird der Standortbereich des Aldi Lebensmitteldis‐ lichen Anbindungen an die weiter westlich gelege‐ counters an der Hagener Straße einbezogen, der nen Stadtteile Altenvoerde und Milspe sowie den sich in Sichtbeziehung zur gewachsenen Einzelhan‐ Stadtteil Hasperbach im Osten. Die Durchfahrt des delslage befindet und als Frequenzbringer fungiert. Ortskerns erfolgt vornehmlich über die Lindenstra‐ ße, die in ihrer südöstlichen Verlängerung als Bre‐ In die Abgrenzung einbezogen werden ckerfelder Straße eine Anbindung des Stadtteils Bülbringen/Oberbauer ermöglicht. . der Standort eines Aldi Lebensmitteldiscoun‐ ters (Hagener Straße 2) am südöstlichen Rand Die Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Nahverkehr des Nahversorgungszentrums, erfolgt über die Buslinien 511, 550 und 551, die . die im Kreuzungsbereich der Lindenstraße, einerseits eine Anbindung an die Ennepetaler In‐ Loher Straße und Am Westfeld befindlichen nenstadt und andererseits in die Nachbarkommu‐ Parzellen mit Sichtbeziehung zum Kreuzungs‐ nen Breckerfeld, Gevelsberg, Hagen und Schwelm bereich, erlauben. Die zwei Haltepunkte Voerde Mitte und . die zur Straßenkante orientierten Parzellen Voerde Bergstraße befinden sich innerhalb des und Parzellenabschnitte entlang der Linden‐ historischen Ortskerns entlang der Lindenstraße straße bis zur Milsper Straße/Wilhelmstraße, und entlang der Wilhelmstraße. . die westliche Bebauung entlang des Fried‐ hofswegs um Nutzungen über die gesamte Flächen für den ruhenden Verkehr sind sowohl als Bebauungstiefe zwischen Lindenstraße und Seitenstreifen an der Lindenstraße als auch in grö‐ Friedhofsweg zu ermöglichen, ßerem Umfang als Parkplatz des Lebensmitteldis‐ . der Kirchplatz sowie die ihn ringförmig um‐ counters Aldi angelegt. Weitere Stellflächen befin‐ schließenden Straßenzüge der Straßen An der den sich an der Wilhelmstraße, in einer Seitenstra‐ Kirche, Wilhelm‐ und Milsper Straße mit ihren ße der Lindenstraße sowie auf einem Parkdeck jeweils zur Straße orientierten Parzellen‐ oder entlang der Königsberger Straße. Insgesamt er‐ Parzellenabschnitten, scheint die Zahl der bereitgestellten Stellflächen . die westlich zur Lindenstraße gelegenen Par‐ ausreichend. zellen zwischen der Milsper Straße, Königsber‐ ger Straße und der Straße Am Regensberg, Die Versorgungsfunktion des Nahversorgungszent‐ einschließlich der Entwicklungsfläche an den rum Voerde ist grundsätzlich auf die Grundversor‐ Parkplätzen der Lindenstraße, gung der Bevölkerung der Stadtteile Voerde, Has‐ . die südlichen Parzellen der Straßen Dr.‐Sieker‐ perbach und Bülbringen/Oberbauer bezogen. Insge‐ mann‐Weg, Bergstraße und Hinnenberger samt ergibt sich so eine funktionale Arbeitsteilung Straße, die sich im Kreuzungsbereich und Aus‐ der beiden zentralen Versorgungsbereiche, bei der richtung zur Milsper Straße/Wilhelmstraße be‐ das Nahversorgungszentrum Voerde die Grundver‐ finden, sorgung für die östlichen Bergregionen des Stadt‐ . das Hotel Rosine mit dem Voerder Kreisel‐ gebiets übernimmt. Die nachfolgend beschriebenen markt sowie eine östlich angrenzende Stell‐ Handelsstrukturen begründen insgesamt keine platzfläche für den MIV als nordöstliches Ende weiteren betriebs‐ und sortimentsbezogenen Kun‐ des Nahversorgungszentrums. denbindungen aus anderen Ennepetaler Stadtteilen. Städtebauliche und nutzungsstrukturelle Situation Räumliche Abgrenzung Die Einzelhandelslage in Voerde erstreckt sich ent‐ Die räumliche Abgrenzung des Nahversorgungs‐ lang der Wilhelmstraße, der Straße An der Kirche zentrums Voerde orientiert sich an den Standorten und der Lindenstraße. Insgesamt lässt sich kein der ansässigen Einzelhandelsbetriebe. Diese haben durchgängiges Einzelhandelsband erkennen. Ent‐ sich rund um den historischen Kirchplatz, das ei‐ lang der Lauflage wechseln sich Einzelhandel und gentliche Zentrum des Stadtteils sowie entlang der Komplementärnutzungen ab. Insbesondere die Ach‐ Lindenstraße angesiedelt. Innerhalb dieses Stand‐ se zwischen der der Straße An der Kirche und dem ortbereichs ist kein Magnetbetrieb ansässig, daher Standortbereich des Lebensmittel‐SB‐Betriebs im

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 53

Südosten ist weitestgehend von Einzelhandelsbe‐ Die städtebauliche und architektonische Gestalt trieben leergezogen, was die Verknüpfung beider spiegelt die Tradition des Stadtteils wider. Sie ist Standortbereiche erschwert. insbesondere geprägt von einer Mischung aus his‐ torischen Schiefer‐ und Fachwerkhäusern sowie Das nordöstliche Ende des Nahversorgungszent‐ Neubauten nach ähnlichem Gestaltungsvorbild. rums bildet der Voerder Kreiselmarkt mit seinen An‐ geboten aus dem Lebensmittelhandwerk. Ein dün‐ Abbildung 20: Voerder Kreiselmarkt im historischen ner und kleinteiliger Besatz an Einzelhandelsnut‐ Ortskern Voerde zungen ist ebenfalls an der Straße An der Kirche erkennbar. Ihr Straßenzug ist geprägt von einer beengten, kurvigen und ansteigenden Bebauung sowie Laternen im Verkehrsraum, die die Befahr‐ und Begehbarkeit erschweren. Auch der Kreu‐ zungsbereich der Lindenstraße, Milsper Straße und Wilhelmstraße weist lediglich einen Streubesatz auf. Die historische Ortsmitte verfügt derzeit nicht über einen frequenzfördernden Ankerbetrieb.

Abbildung 19: Nördliches Ende der Straße An der Kirche im Nahversorgungszentrum Voerde Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Angebotssituation innerhalb des abgegrenzten zentralen Versorgungsbereichs Innerhalb des Nahversorgungszentrums befanden sich zum Zeitpunkt der Erfassung 16 Einzelhandels‐ betriebe mit einer Gesamtverkaufsfläche von rund 1.880 m², was einer durchschnittlichen Betriebs‐ größe von etwa 118 m² entspricht.

Die branchenbezogen größte Einzelhandelsausstat‐ tung liegt mit rund 58 % der Verkaufsfläche bei

Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH Nahrungs‐/Genussmittel vor. Die größten Flächen bindet dabei der Lebensmittel‐SB‐Markt Aldi. Eine Die Parzellen, die sich zwischen Milsper Straße, Apotheke, ein Optiker sowie zwei kleine Blumenlä‐ Königsberger Straße und der Straße Am Regensberg den ergänzen das Angebot des kurzfristigen Be‐ befinden, liegen auf einem tieferen Höhenniveau darfs. als die Lindenstraße. Dort ist ein kleines Geschäfts‐ zentrum geschaffen worden, das aufgrund der Die Warengruppen, die dem mittelfristigen Bedarf Randlage, der fehlenden Barrierefreiheit und Sicht‐ zugeordnet sind, werden durch drei Betriebe sowie beziehung zur Lindenstraße weitestgehend von etwa 250 m² Gesamtverkaufsfläche vertreten. Der Einzelhandel leer gezogen ist. Derzeit beherbergt es größte Betrieb ist ein Tchibo/Westlotto Schreibwa‐ ergänzende Nutzungen wie eine Spielhalle, eine Ga‐ renladen an der Lindenstraße, dessen Angebot von lerie und das Stadtteilbüro einer Wohnungsbauge‐ zwei weiteren kleineren Schreib‐ und Bekleidungs‐ nossenschaft. Südlich des Geschäftszentrums liegt geschäften abgerundet wird. eine Entwicklungsfläche, die perspektivisch für die Weitere fünf Betriebe und rund 300 m² Verkaufsflä‐ Ansiedlung eines größeren Ankerbetriebs innerhalb che werden durch die Warengruppen des langfristi‐ des Ortskerns geeignet ist. gen Bedarfs charakterisiert. Drei spezialisierte An‐ bieter der Warengruppe Einrichtung stellen einen Großteil der Angebote bereit.

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Abbildung 21: Nutzungsstruktur und Abgrenzung des Nahversorgungszentrums Voerde

Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2017

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 55

Arrondiert wird das Einzelhandelsangebot durch 70 rungsschneidereien oder Reinigungen. Diese erzeu‐ weitere Komplementärnutzungen und Dienstleis‐ gen wichtige Kundenfrequenzen für die Standortla‐ tungen. Der Schwerpunkt liegt in dieser Versor‐ ge. gungslage im Bereich der einzelhandelsnahen Zum Zeitpunkt der Erfassung standen drei Ladenlo‐ Dienstleister wie Friseure, Kosmetikstudios, Ände‐ kale leer.

Tabelle 12: Ausstattung des Nahversorgungszentrums Voerde

Anzahl der Betriebe Verkaufsfläche Umsatz Warengruppe Abs. in % in m² in % Abs. In % Kurzfristiger Bedarf 8 50,0 1.325 70,5 9,5 88,8 Mittelfristiger Bedarf 3 18,8 250 13,3 0,8 7,5 Langfristiger Bedarf 5 31,2 305 16,2 0,4 3,7 Summe 16 100,0 1.880 100,0 10,7 100,0 Anzahl der Nutzungen Angebotsschwerpunkt Art der Nutzung Abs. in % Friseur, Kosmetik‐ und Nagelstudios, Änderungsschneiderei, Dienstleistungen 44 62,8 Fahrschule, Bank, Waschsalon, Steuerberater, Rechtsanwäl‐ te, Versicherungen u. a.

Gastronomie/Hotellerie 10 14,3 Restaurant, Hotel, Imbiss, Bistro und Café

Gesundheit 5 7,1 Allgemeinmediziner, Physiotherapie

Kultur, Freizeit, Bildung 11 15,7 Gemeindehaus, Galerie, Bücherei, Jugendzentrum

Summe 70 100,0 Anmerkungen: Einzelhandelsausstattung nach Angebotsschwerpunkt Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2017 Entwicklungsflächen im Nahversorgungszentrum Prinzipiell ist die Entwicklungsfläche am Lebensmit‐ Voerde teldiscounter Aldi geeignet, um den Betrieb mit der Innerhalb des abgegrenzten Nahversorgungszent‐ Versorgungslage an der Lindenstraße besser zu rums können in Abstimmung mit der Verwaltung verknüpfen. Bei Ansiedlungsersuchen sollte jedoch der Stadt Ennepetal zwei Entwicklungsflächen für genau geprüft werden, ob das Vorhaben auf der Einzelhandelsnutzungen diskutiert werden: das Entwicklungsfläche im Ortskern umgesetzt werden Parkplatzgelände des Aldi Lebensmitteldiscounters, könnte. Der Standortbereich ist für eine Erweite‐ welches als Veranstaltungsplatz für die örtliche rung des Aldi Markts sowie die Ansiedlung eines Kirmes genutzt wird, sowie eine Fläche, die sich großflächigen Getränkemarkts geeignet. Beide Vor‐ südlich der in der Senke befindlichen Geschäftslage haben sollten im vorderen, zum Kreuzungsbereich zwischen Milsper Straße, Königsberger Straße und ausgerichteten Bereich angesiedelt sein. Bei der Am Regensberg befindet. Entwicklung der Fläche könnte ein Nutzungskonflikt mit der jährlich auf dem Grundstück stattfindenden Bei der Entwicklungsfläche innerhalb des Ortskerns Voerder Kirmes eintreten. handelt es sich um eine Parkplatz‐ und Grünfläche am Ende der westlich gelegenen und topografisch Innerhalb des Nahversorgungszentrums Voerde abfallenden Sackgasse der Lindenstraße. Zwischen werden Ausschnitte des Angebots vieler Waren‐ der Entwicklungsfläche und dem Geschäftszentrum gruppen bereitgestellt. Unter Berücksichtigung besteht eine fußläufige Verbindung. Ansiedlungen einer maßstäblichen Versorgungsfunktion werden auf dieser Entwicklungsfläche könnten eine Stabili‐ Potenziale für Angebotsergänzungen erkannt, die zu sierung des Geschäftszentrums und des Ortskerns einer langfristigen Stabilisierung des Nahversor‐ insgesamt begünstigen. gungszentrums beitragen würden.

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Um den Charakter des Standorts zu erhalten, soll‐ Einzelhandelsangeboten erfolgen, die eine umfas‐ ten nur solche neuen Bebauungen zugelassen wer‐ sende Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs den, die im Einklang mit den vorhandenen städte‐ gewährleisten. baulichen Gestaltungen stehen. Ein solches Vorge‐ hen muss nicht im Kontrast zu modernen Handels‐ Entwicklungen im Nahversorgungszentrum Voerde konzepten stehen. seit 2009/2010 Stärken‐Schwächen‐Profil Die Entwicklungen des Nahversorgungszentrums In der Gesamtbetrachtung sind folgende Stärken Voerde seit der Vorläuferuntersuchung im Jahr und Schwächen des Nahversorgungszentrums Voer‐ 2009 können wie folgt zusammengefasst werden: de zusammenzufassen: . Die Anzahl der Einzelhandelsbetriebe inner‐ + Lebensmittel‐SB‐Betrieb mit Magnetfunktion halb des Nahversorgungszentrums hat sich bei ansässig gleichzeitigem Rückgang der Verkaufsfläche + begrenzter Branchenmix im Einzelhandel und um neun reduziert. Trotz des allgemeinen hohe Anzahl ergänzender Komplementärnut‐ Trends zu größeren Verkaufsflächen konnten zungen, vornehmlich Gastronomie vorhanden auch hier – aufgrund der historischen Bausub‐ stanz des Ortskerns – die Betriebsverluste + überwiegend inhabergeführter Einzelhandel nicht ausgeglichen werden. + städtebauliche Attraktivität und Aufenthaltsqua‐ . Die Anzahl der Leerstände ist konstant geblie‐ lität durch historische Ortsmitte ben. Dies bedeutet, dass vorher durch Einzel‐ + fast vollständige Auslastung der verfügbaren handelsbetriebe belegte Ladeneinheiten heute Ladeneinheiten durch Komplementärnutzungen in Anspruch genommen werden. Insgesamt ist ein Bedeu‐ ‐ ausgedehnte Handelslage mit fehlenden Sicht‐ tungsrückgang der Versorgungslage zu ver‐ beziehungen zwischen den einzelnen Lageberei‐ zeichnen, der in Verbindung mit einer verän‐ chen, insbesondere der historischen Ortsmitte derten Rechtsprechung den Wechsel in der und dem Lebensmittel‐SB‐Betrieb Versorgungsbedeutung von einem Nebenzent‐ ‐ städtebauliche Barriere für mobilitätseinge‐ rum (Stadtteilzentrum) zu einem Nahversor‐ schränkte Personen am Übergang der Linden‐ gungszentrum begründet. straße zum Gelände des Lebensmitteldiscoun‐ . Veränderungen auf betrieblicher Ebene konn‐ ters ten, mit Ausnahme der Verkaufsflächenerwei‐ ‐ topografische Höhenunterschiede insbesondere terung des Aldi‐Lebensmitteldiscounters, auf‐ im nordöstlichen Bereich der Versorgungslage grund eines fehlenden Datenbestands des Vor‐ läuferkonzepts nicht nachvollzogen werden. Handlungsempfehlungen . Den Empfehlungen des Vorläuferkonzepts ist Folgende Handlungsempfehlungen stellen sich weitestgehend gefolgt worden. So wurde eine abschließend dar: Ausrichtung auf Naherholungsgäste durch die Zur Stärkung und Stabilisierung des inhabergeführ‐ Profilierung im Bereich des gastronomischen ten Einzelhandels sollte die Ansiedlung eines Fre‐ Angebots und des Erhalts der Aufenthaltsqua‐ quenzbringers innerhalb der Ortsmitte verfolgt lität im Ortskern verfolgt. Eine Verlagerung des werden. Dazu würde auch eine Zusammenlegung Lebensmittel‐SB‐Betriebs Ihr Kaufpark in die geeigneter und gut erreichbarerer Ladeneinheiten Ortsmitte konnte aufgrund fehlender Flächen‐ beitragen, um größere Ladenkonzepte innerhalb potenziale bislang nicht umgesetzt werden. des Ortskerns zu ermöglichen. Die dargestellten quantitativen Veränderungen Generell sollten Einzelhandelsansiedlungen auf dem beziehen sich jeweils auf die alte Abgrenzung des südlichen Abschnitt der Lindenstraße gefördert zentralen Versorgungsbereichs. werden, um den Handel näher an den im Randbe‐ reich befindlichen Lebensmittel‐SB‐Betrieb zu brin‐ gen. Dabei sollten nur Angebotsergänzungen mit

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Tabelle 13: Bewertungsmatrix der Einzelhandelslage Voerde zur Einstufung als Nahversorgungszentrum

Rechtsgrundlage Kriterium oder wissenschaftlicher Mindestanforderung Bewertung Ist‐Situation Ergebnis Nachweis Lage + siedlungsräumliche Einbindung BVerwG, Urt. v. Städtebaulich integrierte Lage, von der Wohn‐ Städtebaulich integrierte Lage im Stadtteil √ 17.12.2009 – 4 C 2/08 bevölkerung gut zu erreichen Voerde; u. a. im historischen Ortskern

Verflechtungsbereich OVG NRW, Urt. v. Kleiner Einzugsbereich, i. d. R. bestimmte Quar‐ Stadtteile Voerde, Hasperbach und Bülbrin‐ √ 11.12.2006 – 7 A tiere größerer Städte bzw. gesamte kleine Orte gen/Oberbauer (rd. 10.180 Einwohner) 964/05.

ÖPNV‐Anbindung BVerwG, Urt. v. Integrierte Lage, nicht nur mit dem Pkw günstig ÖPNV‐Haltepunkte liegen vor (Bus) √ 17.12.2009 – 4 C 2/08 zu erreichen

Struktur + Dichte Einzelhandel Kuschnerus 2007: Nutzungen, die eine praktisch umfassende Lebensmittelvollsortimenter am Standort, √ 88 f. Versorgung mit Gütern des tägl. Bedarfs ge‐ ergänzt um weitere Einzelhandelsstrukturen währleisten, ergänzt durch einzelne Waren des mit dem Schwerpunkt im Bereich der Nah‐ mittelfristigen Bedarfs. Unverzichtbar: Lebens‐ versorgung mittelvollsortimenter oder Lebensmitteldiscoun‐ ter

Struktur + Dichte Kuschnerus 2007: Die Nahversorgung ergänzende/unterstützende Für die Nahversorgung: Umfassendes Ange‐ √ Komplementärnutzungen 88 f. und OVG NRW, Komplementärnutzungen (Bank, Post, Reini‐ bot an Komplementärnutzungen vorhanden Urt. v. 19.06.2008 – 7 A gung, Gastronomie u. a. m.) 1392/07

Kompatibilität von Ausstattung und OVG Münster vom Ausstattung soll Versorgung auch perspektivisch Versorgungsauftrag wird vollständig ausge‐ √ Versorgungsauftrag 15.02.2012 sichern füllt (10 D32/11 NE)

Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2017

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4.3 Ennepetaler Sortimentsliste Kein Spielraum besteht für die Feingliederung von Die Ableitung einer ortstypischen Sortimentsliste ist oben als zentrenrelevant aufgeführten Sortimenten. richterlich und wissenschaftlich als Steuerungs‐ In Anlehnung an ein Urteil des VG Aachen (Urteil vom instrument für die Einzelhandelsentwicklung aner‐ 20. März 2012 Az. 3 K 896/10) sind beispielsweise für kannt. Sie dient maßgeblich dazu, die zentralen das Sortiment Bekleidung, Wäsche „... zunächst Versorgungsbereiche in Ennepetal dahingehend zu nach dem allgemeinen Begriffsverständnis alle Wa‐ schützen, dass Einzelhandelsentwicklungen mit ren zu fassen, die dazu geeignet und bestimmt sind, Sortimenten, die derzeit die Funktionsfähigkeit den Körper des Menschen zu bedecken, d. h. zu dieser Lagen sichern (oder zukünftig sichern sollen), bekleiden …“. außerhalb zentraler Versorgungsbereiche ausge‐ schlossen werden. Grundsätzlich sind die spezifischen Besonderheiten der jeweiligen Gemeinde bei der Bestimmung der Nach ständiger Rechtsprechung des OVG NRW (OVG Sortimentsliste zu berücksichtigen. Erst mit Vorlie‐ NRW, Urteil v. 03.06.2002 – 7 a D 92/99.NE, seither stän‐ gen einer solchen spezifischen „Ennepetaler Sorti‐ dige Rechtsprechung des OVG NRW) bedarf es bei der mentsliste“ kann im Rahmen der Bauleitplanung Definition einer ortstypischen – hier der „Ennepeta‐ oder im Baugenehmigungsverfahren über zulässige, ler“ – Sortimentsliste einer individuellen Betrach‐ begrenzt zulässige oder nicht zulässige Vorhaben tung der jeweiligen Situation. Darüber hinaus sind entschieden werden. die Vorgaben der Landesplanung in Abschnitt 6.5 Anlage 1 zum Ziel 2 des Landesentwicklungsplans Dabei unterscheidet die „Ennepetaler Sortimentslis‐ NRW zu beachten. Die dort (folgend) aufgeführten te“ nahversorgungsrelevante, zentrenrelevante und Sortimente sind als Mindestmaß in die Auflistung nicht zentrenrelevante Sortimente: der zentrenrelevanten Sortimente zu übernehmen. Die Auflistung der zentrenrelevanten Sortimente . Nahversorgungsrelevante Sortimente sind kann ergänzt, nicht jedoch reduziert werden. Waren des täglichen Bedarfs, die wohnungs‐ . Papier/Bürobedarf/Schreibwaren nah angeboten werden sollen. Sie sind auf‐ . Bücher grund ihrer Eigenschaften nahezu immer auch . Bekleidung, Wäsche als zentrenrelevant einzustufen. Jedoch . Schuhe, Lederwaren kommt diesen Sortimenten im Hinblick auf die . Medizinische, orthopädische, pharmazeutische Gewährleistung einer adäquaten wohnungs‐ Artikel; nach gutachterlicher Auffassung zu er‐ nahen Grundversorgung mit Waren des kurz‐ gänzen um Optik/Akustik fristigen Bedarfs im Rahmen der kommunalen . Haushaltswaren, Glas/Porzellan/Keramik Daseinsvorsorge eine besondere Aufgabe zu. . Spielwaren . Zentrenrelevante Sortimente zeichnen sich da‐ . Sportbekleidung, Sportschuhe, Sportartikel durch aus, dass sie mit einem geringen Flä‐ (ohne Teilsortimente Angelartikel, Campingar‐ chenanspruch in Relation zu ihrer Wertschöp‐ tikel, Fahrräder und Zubehör, Jagdartikel, Reit‐ fung verbunden sind, viele Besucher anziehen, artikel und Sportgroßgeräte) häufig im Zusammenhang mit anderen Innen‐ . Elektrogeräte, Medien (= Unterhaltungs‐ und stadtnutzungen nachgefragt werden und Kommunikationselektronik, Computer, Foto – mehrheitlich ohne Pkw transportiert werden ohne Elektrogroßgeräte, Leuchten) können (sog. Handtaschensortimente). Wei‐ . Uhren, Schmuck terhin tragen sie meist zu einem attraktiven Branchenmix bei und benötigen – sofern sie Gleichzeitig als zentren‐ und nahversorgungsrele‐ auf kleinteiliger Fläche angeboten werden – vant werden zudem eingestuft: einen Frequenzbringer sowie weitere Einzel‐ handels‐ und Dienstleistungsbetriebe im . Nahrungs‐ und Genussmittel Standortumfeld, um das notwendige Absatz‐ . Gesundheits‐ und Körperpflegeartikel; nach potenzial zu erreichen. gutachterlicher Auffassung zu ergänzen um . Eine andere Beschaffenheit weisen die nicht Drogeriewaren/Putz‐ und Reinigungsmittel zentrenrelevanten Sortimente auf. Diese be‐

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anspruchen häufig große Flächen in Verbin‐ dortigen übrigen zentrenrelevanten Angebote. dung mit einer geringen Wertschöpfung, so‐ Dagegen werden sie – im Unterschied zu vielen dass eine Integration in Innenstädte (oder Kommunen – nur eingeschränkt in großflächigen Stadtteilzentren) nicht möglich oder zumindest Betriebsstrukturen außerhalb zentraler Versor‐ erschwert ist. In der Regel sind sie durch den gungbereiche präsentiert. Pkw‐orientierten Einkauf geprägt und finden sich demnach an verkehrlich gut erreichbaren Eng mit dem Sortiment Matratzen/Lattenroste Standorten, oft in Agglomerationen eingebun‐ verbunden ist das Sortiment Bettwaren, das derzeit den an Fachmarktstandorten. zu rund 41 % innerhalb des zentralen Versorgungs‐ bereichs angeboten wird. Wichtigster Wettbe‐ Die Definition der „Ennepetaler Sortimentsliste“ werbsstandort im Stadtgebiet ist der dezentrale Ein‐ berücksichtigt neben den landesplanerischen Vor‐ zelhandelsstandort am EN‐Center. Um zukünftig die gaben, die aktuelle räumliche Angebotssituation Angebotsstrukturen im zentralen Versorgungsbe‐ und die Entwicklungsperspektive bzw. die Zielset‐ reich Innenstadt zu stabilisieren und zu attraktivie‐ zungen zur Einzelhandelssteuerung von Sortimen‐ ren sowie Angebotserweiterungen an dezentralen ten. Standorten zu vermeiden, wird die Einstufung der Kunst/Antiquitäten/Spiegel/Bilder/‐rahmen, Mat‐ Folgende Sortimente werden aufgrund ihrer aktuel‐ ratzen/ Lattenroste und Bettwaren als zentrenrele‐ len oder künftigen zentrenprägenden Funktion vant empfohlen. zusätzlich zu den landesplanerischen Vorgaben als zentrenrelevant eingestuft: Für die weiteren Sortimente Tiernahrung/Zoobedarf (ca. 45 % der Ennepetaler Verkaufsfläche innerhalb . Tiernahrung und Zoobedarf des zentralen Versorgungsbereichs Innenstadt) und . Wohnaccessoires Wohnaccessoires (ca. 55 %) gilt, dass sie bereits . Matratzen/Lattenroste heute teilweise zur Attraktivität des zentralen Ver‐ . Bettwaren sorgungsbereichs beitragen und zudem als tenden‐ . Kunst/Antiquitäten/Spiegel/Bilder/Rahmen ziell kleinteilige Sortimente regelmäßig in den orts‐ typischen Sortimentslisten eine Einstufung als „zen‐ Die Verkaufsflächenanteile der oben genannten trenrelevant“ erfahren. Sortimente innerhalb des zentralen Versorgungsbe‐ reichs Innenstadt betragen jeweils mehr als 40 % in Dagegen werden folgende Sortimente in Ennepetal Bezug auf die gesamte Verkaufsflächenausstattung derzeit nicht überwiegend im zentralen Versor‐ der Stadt Ennepetal. gungsbereich angeboten (<40 %), jedoch aufgrund der räumlichen Steuerungsziele des Einzelhandels Die höchsten Flächenanteile innerhalb des zentra‐ ebenfalls zur Einstufung als zentrenrelevant emp‐ len Versorgungsbereichs weisen die Sortimente fohlen: Kunst/Antiquitäten/Spiegel/Bilder/‐rahmen (rd. 75 %) und Matratzen/Lattenroste (ca. 69 %) auf. In . Blumen Ennepetal sind in Bezug auf das Angebot für diese . Fahrräder und Zubehör (inkl. E‐Bikes/Pedelecs) Sortimente besondere städtebauliche Situationen . Musikalien erkennbar. Sie werden insbesondere in kleineren . Lampen Fachmärkten und Fachgeschäften im zentralen . Haus und Heimtextilien Versorgungsbereich angeboten und ergänzen die

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Tabelle 14: Verkaufsflächenbedeutung der Sortimente im Hauptzentrum Innenstadt Verkaufsfläche in m² Begründung der Zentrenrelevanz Sortiment Hauptzentrum Anteil an VK‐ LEP Angebots‐ zukünftige Innenstadt Gesamtstadt in % 2025 situation Steuerung Nahversorgungsrelevante/Zentrenrelevante Sortimente Nahrungs‐ und Genussmittel 2.870 22,4 x Körperpflege, Parfümerie/Kosmetik 755 58,2 x Wasch‐, Putz‐, Reinigungsmittel 130 30,8 x Pharmazeutische Artikel, Sanitätswaren, Orthopädie 275 67,1 x Optik, Hörgeräteakustik 335 69,1 x Blumen 115 15,1 x Tiernahrung und Zoobedarf 450 45,2 x Zeitschriften, Zeitungen 60 23,5 x Papier‐, Büro‐, Schreibwaren, Büroartikel 825 82,1 x Bücher 85 48,6 x Bekleidung 1.550 70,5 x Schuhe 475 70,0 x Sportbekleidung, Sportschuhe 0 ‐ x Uhren, Schmuck 100 69,0 x Lederwaren, Taschen, Koffer 140 60,9 x Fahrräder und Zubehör (inkl. E‐Bikes und Pedelecs) 0 ‐ x Freizeit, Spielwaren 570 76,5 x Musikalien 0 ‐ x Kleinteilige Camping‐ und Sportgeräte 0 ‐ x Elektrokleingeräte 380 55,9 x Unterhaltungselektronik 595 85,5 x Bild‐ und Tonträger 35 21,9 x Computer und Zubehör, Telefone, Foto 315 73,3 x Lampen 25 10,2 x Hausrat 440 22,5 x Glas, Porzellan, Keramik 80 23,2 x Wohnaccessoires 295 54,8 x Haus‐, Heimtextilien 180 34,6 x Bettwaren 70 41,2 x Matratzen und Lattenroste 190 69,1 x Kunst/Antiquitäten, Spiegel, Bilder, ‐rahmen 165 75,0 x Nicht zentrenrelevante Sortimente Großteilige Camping‐ und Sportgeräte 0 ‐ ‐ ‐ ‐ Elektrogroßgeräte 520 69,8 ‐ ‐ ‐ Möbel/Küchen 225 28,8 ‐ ‐ ‐ Abgepasste Teppiche 0 ‐ ‐ ‐ ‐ Bau‐ und Heimwerkerbedarf 20 0,3 ‐ ‐ ‐ Tapeten, Bodenbeläge, Teppichboden 0 ‐ ‐ ‐ ‐ Sicht‐ und Sonnenschutz 0 ‐ ‐ ‐ ‐ Kaminöfen und ‐zubehör 0 ‐ ‐ ‐ ‐ Gartenbedarf 15 0,5 ‐ ‐ ‐ Auto‐/Motorradzubehör 20 3,5 ‐ ‐ ‐ Summe 12.315 28,5 ‐ ‐ ‐ Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2017

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 61

Für das Sortiment Haus‐ und Heimtextilien, das Die Sortimente Fahrräder und Zubehör (inkl. E‐Bi‐ derzeit mit einem Verkaufsflächenanteil von rund kes, Pedelecs) ist derzeit nicht im Hauptzentrum 35 % im Hauptzentrum Innenstadt vertreten ist, gilt, Innenstadt vertreten. Das Sortiment Fahrräder und dass es einerseits bereits in einem gewissen Um‐ Zubehör (inkl. E‐Bikes, Pedelecs) eignet sich jedoch fang im zentralen Versorgungsbereich angeboten als zentrenrelevantes Sortiment, da Fahrradartikel wird und zudem unter planerischen Aspekten auch und Serviceleistungen vielfach auch von Kunden zukünftig primär hier konzentriert werden sollte. Es nachgefragt werden, die auf wohnungsnahe Anbie‐ eignet sich beispielsweise zur Arrondierung und ter angewiesen sind. Mit dem Busbahnhof Ennepe‐ Attraktivierung der Angebote von Matratzen/Lat‐ tal verfügt der zentrale Versorgungsbereich Innen‐ tenrosten/Bettwaren und löst somit Kopplungsef‐ stadt über einen Zu‐, Aus‐ und Umsteigepunkt zum fekte aus. ÖPNV, der die Erreichbarkeit aus dem gesamten Stadtgebiet ermöglicht und so für Kunden ohne Für das Sortiment Blumen, das derzeit mit einem eigenen Pkw einen geeigneten Einkaufsort darstellt. Verkaufsflächenanteil von rund 15 % im Hauptzent‐ Zudem besteht anbieter‐ wie nachfrageseitig Inte‐ rum vertreten ist, gilt, dass es bereits in einem ge‐ resse an einer Kopplung von Fahrrädern/Zubehör wissen Umfang im zentralen Versorgungsbereich sowie kleinteiligen Camping‐ und Sportartikeln. angeboten wird, zudem unter planerischen Aspek‐ ten auch zukünftig primär hier konzentriert werden Für Musikalien ist festzuhalten, dass keine sorti‐ sollte. Es eignet sich beispielsweise zur Arrondie‐ mentsspezifische Verkaufsfläche innerhalb des rung und Attraktivierung der Angebote im Segment zentralen Versorgungsbereichs vorgehalten wird, Einrichtungsbedarf und Geschenkartikel und löst auch nicht als Randsortiment. Im Hinblick auf Kopp‐ Kopplungseffekte aus. lungseffekte mit anderen Sortimenten, insbesonde‐ re mit Freizeit/Spielwaren oder Antiquitäten/Kunst Für Lampen ist eine andere Bestandssituation fest‐ sowie einer angestrebten Stärkung der Vielfalt des zustellen: Derzeit werden nur rund 10 % der sorti‐ Angebots im Hauptzentrum empfiehlt sich dennoch mentsspezifischen Verkaufsfläche innerhalb des eine Einstufung als zentrenrelevant. Hauptzentrums Innenstadt vorgehalten. So ist der‐ zeit kein Lampenanbieter innerhalb des zentralen Versorgungsbereichs ansässig. Im Hinblick auf Kopp‐ lungseffekte mit anderen Sortimenten des Einrich‐ tungsbedarfs sowie einer angestrebten Stärkung der Vielfalt des Angebots in der Innenstadt emp‐ fiehlt sich dennoch eine Einstufung als zentrenrele‐ vantes Sortiment.

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Tabelle 15: Ennepetaler Sortimentsliste

nicht zentren‐/nahversorgungs‐ zentren‐/nahversorgungsrelevante Warengruppe relevante Einzelhandelssortimente Einzelhandelssortimente (nicht abschließend) Nahrungs‐ und Genussmittel Nahrungs‐ und Genussmittel Körperpflege, Parfümerie/Kosmetik Wasch‐, Putz‐, Reinigungsmittel Gesundheit, Körperpflege Pharmazeutische Artikel, Sanitätswaren, Orthopädie Optik, Hörgeräteakustik

Blumen Blumen, Pflanzen, zoologischer Bedarf Freilandpflanzen, Sämereien/Düngemittel Tiernahrung und Zoobedarf Papier‐, Büro‐, Schreibwaren, Büroartikel Bürobedarf/Organisationsartikel (mit ge‐ Bücher, Spiel, und Schreibwaren Bücher werblicher Ausrichtung) Zeitschriften, Zeitungen Bekleidung, Wäsche, Schuhe* Lederwaren, Taschen, Koffer Bekleidung, Schuhe, Sport Sportbekleidung, ‐schuhe Uhren, Schmuck Spielwaren Freizeit (z. B. Münzen/Briefmarken, Handar‐ beiten) Sport, Freizeit, Spiel Musikalien Großteilige Camping‐ und Sportgeräte Kleinteilige Camping‐ und Sportgeräte Fahrräder und Zubehör (inkl. E‐Bikes und Pedelecs) Elektrokleingeräte für den Haushalt Unterhaltungselektronik Elektrowaren Bild‐ und Tonträger Elektrogroßgeräte für den Haushalt Computer und Zubehör, Telefone, Foto Lampen Glas, Porzellan, Keramik Haushaltswaren Wohnaccessoires Möbel, Küchen Hausrat, Möbel, Einrichtungen Kunst/Antiquitäten, Spiegel, Bilder, ‐rahmen Abgepasste Teppiche Haus‐ und Heimtextilien Bettwaren Matratzen und Lattenroste Bau‐ und Heimwerkerbedarf, Tapeten, Bodenbeläge, Teppiche Sicht‐ und Sonnenschutz Bau‐, Heimwerker‐, Gartenbedarf, Auto‐ Gartenbedarf zubehör Kaminöfen und Zubehör Autozubehör, Motorradbedarf (ohne Motorradbekleidung) *Anmerkung: inkl. Bekleidung aller Art, bspw. Karnevals‐ und Motorradbekleidung Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2017

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 63

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5 Nahversorgungssituation Die Nahversorgung umfasst im weiteren Sinne auch Dienstleistungen des täglichen Bedarfs wie Post‐ dienste, Geldinstitute und Gastronomieangebote Die Zielsetzung einer flächendeckenden wohnungs‐ und ist ein wichtiger Bestandteil der gesellschaftli‐ nahen Versorgung rückt speziell durch den demo‐ chen Teilhabe. Ihre Sicherstellung gewährleistet die grafischen Wandel stärker in den Vordergrund. im Grundgesetz geforderte „Gleichwertigkeit der Unter „Nahversorgung“ wird dabei die Versorgung Lebensverhältnisse“. Das Wegbrechen von Versor‐ der Bevölkerung mit Gütern des täglichen Bedarfs gungsstrukturen geht daher mit einem Verlust an verstanden. Zur Grund‐ und Nahversorgung zählen Wohn‐ und Lebensqualität einher. in erster Linie Einzelhandelsbetriebe mit dem Sor‐ timentsschwerpunkt Nahrungs‐ und Genussmittel Die Bewertung der Nahversorgungsqualität einer einschließlich der Betriebe des Nahrungsmittel‐ Kommune konzentriert sich im Rahmen der Erstel‐ handwerks (Bäcker, Metzger) sowie Einzelhandels‐ lung eines Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts auf betriebe mit Drogerie‐ und Kosmetikwaren. die Lebensmittelbranche.

Abbildung 22: Verkaufsflächen in Lebensmittelbetrieben >400 m² je Einwohner im Vergleich

Schleswig‐Holstein 0,52

Meckl.‐Vorp. 0,52

Sachsen‐Anhalt 0,51

Saarland 0,49

Niedersachsen 0,48

Brandenburg 0,48

Thüringen 0,47

Sachsen‐Anhalt 0,43

Bremen 0,43

Hessen 0,43

Rheinland‐Pfalz 0,42

Bundesgebiet 0,42

Bayern 0,41

Nordrhein‐Westfalen 0,38

Baden‐Württemberg 0,37

Hamburg 0,34

Berlin 0,33

Ennepetal 0,42

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6

Quelle: Daten: bulwiengesa AG 2015 und eigene Ergänzung 2017, Darstellung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2017

Betrachtet man zunächst die Verkaufsflächenaus‐ durchschnittliche Versorgungskennziffer. Jedem stattung von Lebensmittelbetrieben mit mindestens Einwohner stehen rechnerisch 0,42 m² Verkaufsflä‐ 400 m² Verkaufsfläche im Verhältnis zur Einwohner‐ che in Lebensmittelbetrieben mit mehr als 400 m² zahl, so ergibt sich für die Stadt Ennepetal eine Verkaufsfläche zur Verfügung.

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 65

Dieser Wert entspricht dem durch die bulwiengesa vante Einzelhandels‐ und Dienstleistungsangebote AG im Jahr 2015 ermittelten Durchschnittswert im ergänzt werden und insofern ein meist umfassen‐ Bundesgebiet. In Nordrhein‐Westfalen liegt die des Angebot für den täglichen Bedarf bereitstellen. Ausstattung bei ca. 0,38 m²/Einwohner. Dies sind

Seit dem Vorläuferkonzept ist die Verkaufsflächen‐ . im Hauptzentrum Innenstadt der Lebensmit‐ ausstattung leicht rückläufig. Im Jahr 2009 lag die telvollsortimenter Edeka und der Lebensmit‐ Ausstattung bei rd. 0,44 m²/Einwohner Verkaufsflä‐ teldiscounter Lidl, die mit unterschiedlichen che bei Nahrungs‐ und Genussmitteln. Dies ist auf Betriebskonzepten und ‐größen am Standort‐ Betriebsschließungen von zwei Lebensmittelvollsor‐ bereich des Heilenbecke‐Centers die Innen‐ timentern zurückzuführen, die nicht durch Ver‐ stadtversorgung mit Lebensmitteln sicherstel‐ kaufsflächenerweiterungen anderer Bestandsbe‐ len sowie triebe ausgeglichen werden konnten. . im Nahversorgungszentrum Voerde der Le‐ bensmitteldiscounter Aldi. Diese statistischen Werte ermöglichen einen Ein‐ stieg in die Bewertung der Nahversorgungssituation Den Lebensmittel‐SB‐Betrieben in den zentralen in Ennepetal. Im nächsten Schritt ist das Standort‐ Versorgungsbereichen kommt eine hohe Bedeutung netz der Lebensmittel‐SB‐Betriebe zu ermitteln und für die flächendeckende Grundversorgung im Enne‐ festzustellen, welche Wohnstandorte nicht über petaler Stadtgebiet zu. Dies kann anhand der Ein‐ eine adäquate Nahversorgung verfügen. wohnerzahlen innerhalb der definierten Versor‐ gungsradien dargestellt werden. In Abbildung 23 sind alle Lebensmittel‐SB‐Betriebe der Stadt Ennepetal räumlich verortet. Für jeden Auch über die zentralen Versorgungsbereiche hin‐ Betrieb wurde das Kriterium „fußläufige Erreichbar‐ aus können Lebensmittel‐SB‐Betriebe einen wichti‐ keit“ mit einem Radius von ca. 500 m als maximal gen Beitrag zur wohnungsnahen Grundversorgung zumutbare fußläufige Entfernung definiert; dies leisten und sind dann auch in ihrer Weiterführung entspricht bei der Topografie des Stadtgebiets ca. zu schützen. zehn bis 15 Gehminuten. Der tatsächliche Zeitauf‐ wand hängt dabei auch vom Alter und dem gesund‐ Deshalb wurden alle Lebensmittel‐SB‐Betriebe in heitlichen Zustand der Kunden sowie den tatsächli‐ Ennepetal, die Standorte außerhalb von zentralen chen Wegebeziehungen ab. Versorgungsbereichen belegen, in Bezug auf ihre Versorgungsfunktion klassifiziert, und zwar in Mit Blick auf die Karte wird zunächst deutlich, dass . Standorte der wohnungsnahen Versorgung, . alle fußläufigen Einzugsbereiche der Lebens‐ . Standorte, deren Einzugsgebiete sich mit den mittel‐SB‐Betriebe in Ennepetal Überschnei‐ Einzugsgebieten von Lebensmittel‐SB‐Betrie‐ dungen mit dem Einzugsbereich zumindest ei‐ ben innerhalb von zentralen Versorgungsbe‐ nes anderen Lebensmittel‐SB‐Betriebs aufwei‐ reichen überschneiden und die damit unge‐ sen, wünschte Konkurrenzsituationen begründen . die Anbieter sich entlang der Hauptverbin‐ sowie dungsachsen angesiedelt haben, . Standorte an nicht siedlungsintegrierten . nicht alle Ennepetaler Wohnstandorte über Standorten ohne städtebauliche und/oder eine adäquate (innerhalb von 500 m erreich‐ siedlungsstrukturelle Einbindung. bare Lebensmittel‐SB‐Betriebe) fußläufige Nahversorgung verfügen (vgl. Abbildung 23). Die Standorte der wohnungsnahen Versorgung sind insbesondere dann im Hinblick auf ihre Weiterfüh‐ Umfassende und übergeordnete Nahversorgungs‐ rung zu unterstützen, wenn sie einerseits eine hohe funktionen übernehmen die Lebensmittel‐SB‐Be‐ Bevölkerungszahl innerhalb des Radius von 500 m triebe in den abgegrenzten zentralen Versorgungs‐ aufweisen und zudem Siedlungsbereiche abdecken, bereichen, die durch weitere nahversorgungsrele‐ die nicht den Einzugsbereichen der zentralen Ver‐

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sorgungsbereiche bzw. der dort ansässigen Lebens‐ beide Betreiber jedoch außerhalb des Allgemeinen mittelmagnetbetriebe zuzuordnen sind. Grundsätz‐ Siedlungsbereichs befinden, sind sie für Erweiterun‐ lich werden auch diese wohnungsnahen Standorte gen im Bestand ungeeignet und können Bestands‐ im Baurecht beachtet bzw. unter Schutz gestellt. schutz geltend machen.

So können grundsätzlich auch großflächige Einzel‐ Alle übrigen Lebensmittel‐SB‐Betriebe konkurrieren handelsbetriebe mit nahversorgungsrelevantem entweder mit Lebensmittel‐SB‐Betrieben in zentra‐ Kernsortiment neben Standorten innerhalb zentra‐ len Versorgungsbereichen und/oder befinden sich ler Versorgungsbereiche solche Standorte belegen, an einem nicht siedlungsintegrierten Standort. die zentrale Versorgungsbereiche nicht beeinträch‐ tigen und einer Gewährleistung der wohnortnahen Folgende Schlussfolgerungen und Handlungsemp‐ Versorgung dienen. fehlungen gelten für die räumliche Steuerung von Lebensmittel‐SB‐Betrieben bezüglich der Verfolgung Die nicht siedlungsintegrierten Standorte hingegen der Zielsetzung einer flächendeckenden wohnungs‐ sind nicht durch das Baurecht geschützt. Einzelhan‐ nahen Versorgung: delsbetriebe an diesen Standorten können insofern Bestandsschutz geltend machen, haben jedoch Unabhängig von der getroffenen Einstufung und keine Erweiterungsmöglichkeit. Weitere Ansiedlun‐ von der Lage der Lebensmittel‐SB‐Betriebe haben gen sind planerisch nicht erwünscht. alle Betriebe baurechtlichen Bestandsschutz.

Wenn sich die fußläufigen Einzugsbereiche der Le‐ Darüber hinaus sind baurechtlich schützenswert nur bensmittel‐SB‐Betriebe außerhalb von zentralen die Lebensmittel‐SB‐Betriebe, die zur Funktionsfä‐ Versorgungsbereichen mit den Einzugsbereichen higkeit zentraler Versorgungsbereiche beitragen der Magnetbetriebe von zentralen Versorgungsbe‐ und die alleinverantwortlich die wohnungsnahe reichen überschneiden, geht von diesen Betrieben Versorgung eines bestimmten Einzugsbereichs zwar unter Umständen eine verbesserte fußläufige übernehmen. Für diese Betriebe kommen grund‐ Versorgungsqualität aus; sie beeinträchtigen aber sätzlich auch Verkaufsflächenerweiterungen (z. B. auch die Marktbedeutung der Lebensmittelmag‐ zur Bestandssicherung) in Betracht. netbetriebe in den zentralen Versorgungsbereichen und gefährden damit deren Funktionsfähigkeit. Da Für alle übrigen Lebensmittel‐SB‐Betriebe sollten das Ziel der Stärkung der Funktionsfähigkeit zentra‐ unter Berücksichtigung der bundesrechtlichen und ler Versorgungsbereiche höher bewertet werden landesplanerischen Vorgaben maßstäbliche Erwei‐ sollte als eine flächendeckende Grundversorgung, terungen nur in Ausnahmefällen zugelassen wer‐ die mit starken Wettbewerbswirkungen einhergeht, den, wenn Beeinträchtigungen von zentralen Ver‐ sodass eine Steuerung perspektivisch kaum möglich sorgungsbereichen ausgeschlossen werden können ist, sollten die Lebensmittel‐SB‐Betriebe mit über‐ und die Erweiterung nachweislich zur Aufrechter‐ schneidenden Einzugsbereichen in ihrem Bestand haltung oder Verbesserung der Nahversorgungssi‐ gesichert sein, ohne erweitern zu können. tuation innerhalb eines bestimmten Siedlungsbe‐ reichs beiträgt. Gleiches gilt für Lebensmittel‐SB‐Betriebe mit Standorten in einer städtebaulich eindeutig nicht Ansiedlungen von Lebensmittel‐SB‐Betrieben au‐ integrierten Lage. ßerhalb von zentralen Versorgungsbereichen sollten nur noch an siedlungsintegrierten Standorten for‐ Im Ennepetaler Stadtgebiet bleiben zunächst nur ciert werden, die derzeit über keine adäquate Ver‐ zwei Anbieter, die in Ergänzung der in zentralen sorgung verfügen und keine Wettbewerbsintensi‐ Versorgungsbereichen ansässigen Lebensmittel‐SB‐ vierung für die zentralen Versorgungsbereiche her‐ Betriebe wichtige Aufgaben der wohnungsnahen vorrufen. In der Stadt Ennepetal konnte zum Zeit‐ Versorgung übernehmen, ohne die Einzugsbereiche punkt der Projektbearbeitung keine Fläche identifi‐ der Lebensmittel‐Magnetbetriebe in einem zentra‐ ziert werden, die die Tragfähigkeit eines Lebensmit‐ len Versorgungsbereich zu tangieren. Dabei handelt tel‐SB‐Betriebs sicherstellt und so die Ansiedlung es sich um die Anbieter entlang der Neustraße, die unter dem Aspekt der Nahversorgung rechtfertigt. Lebensmitteldiscounter Penny und Netto. Da sich

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 67

Tabelle 16: Versorgungskennzahlen der Lebensmittel‐SB‐Betriebe in Ennepetal

Regionalplanerische Zusätzlicher Bei‐ EW im Konkurrenz zu Stadtteil Betrieb Betriebstyp Lage Ausweisung Adresse VKF in m² trag zur wohnort‐ 500 m‐Radius ZVB? nahen Versorgung

Milspe Edeka Vollsortimenter ZVB Innenstadt ASB Voerder Straße 2 1.805 1.827

Milspe Lidl Discounter ZVB Innenstadt ASB Kölner Straße 115 1.000 1.969

Voerde Aldi Discounter ZVB Voerde ASB Hagener Straße 2 920 2.194

Büttenberg Marktkauf Vollsortimenter dezentral GIB Kölner Straße 311 5.500 616

Büttenberg Aldi (aktuell) Discounter integriert ASB Kölner Straße 205 700 763 X

Milspe Aldi Discounter integriert ASB Milsper Straße 222 900 3.166 X

Milspe Penny Discounter integriert GIB Wehrstraße 6 795 3.050 X

Voerde Ihr Kaufpark Vollsortimenter integriert ASB Gewerbestraße 2 1.220 1.981 X

Milspe NETTO Discounter integriert GIB Neustraße 58 610 1.917 X

Büttenberg Aldi (geplant) Discounter dezentral GIB Kölner Straße 311 1.200 425 Quelle: Einwohnerzahlen der Stadt Ennepetal 01/2017, Darstellung: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2017

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Ansiedlungen in zentralen Versorgungsbereichen sollten In diesem Zusammenhang erfolgte auch der Vorschlag, unabhängig von bereits ansässigen Betrieben ermöglicht den Lebensmittelvollsortimenter Ihr Kaufpark in das werden, wenn Mikrostandort und Betriebstyp zur Auf‐ Nahversorgungszentrum Voerde zu verlagern. Die zwi‐ wertung und Attraktivierung des zentralen Versorgungs‐ schenzeitlich vorgenommene Erweiterung des Betriebs bereichs beitragen können und die Dimensionierung am aktuellen Standort hat zur Folge, dass die Ansied‐ maßstäblich zur Versorgungsfunktion des zentralen Ver‐ lungschancen für einen weiteren Lebensmittel‐SB‐Be‐ sorgungsbereichs erfolgt. Dies gilt es im Einzelfall zu trieb im Nahversorgungszentrum Voerde in Folge der prüfen. dadurch verschärften Wettbewerbssituation gesunken sind und auch die Ergänzung durch kleinere Anbieter Insgesamt lässt sich die Entwicklung der Nahversor‐ nicht erwartet werden kann. Auch die Erweiterung des gungsqualität als rückläufig einstufen. Seit dem Jahr 2009 Lebensmitteldiscounters Penny am Standortbereich Neu‐ ist die Handelszentralität in diesem Segment von 102 auf straße hat die Wettbewerbssituation zu den Betrieben 96,8 gesunken. Diese Entwicklung geht auch mit Be‐ innerhalb des Hauptzentrums Innenstadt verschärft, da triebsschließungen einher, die nicht durch Verkaufsflä‐ sie eine Stärkung der Standortlage der Neustraße zur chenerweiterungen oder Leistungsstärkungen im Be‐ Folge hatte. Es kann nicht bewertet werden, ob die Auf‐ stand ausgeglichen werden konnten. Die Erweiterungen gabe der beiden Lebensmittelvollsortimenter im Haupt‐ fanden nach Angaben der Stadt Ennepetal sowohl in zentrum Innenstadt mit der Erweiterung im Zusammen‐ Lebensmittel‐SB‐Betrieben innerhalb zentraler Versor‐ hang steht. gungsbereiche als auch bei Anbietern statt, die in Kon‐ kurrenz zu den Anbietern in zentralen Versorgungsberei‐ Die Verlagerung des Lebensmitteldiscounters Aldi an den chen stehen oder sich außerhalb siedlungsintegrierter dezentralen Standortbereich des EN‐Centers, wider‐ Standortlagen befinden. Es handelt sich dabei um den spricht ebenfalls den Zielsetzungen und Steuerungsemp‐ Lebensmittelvollsortimenter Ihr Kaufpark im Stadtteil fehlungen des Vorläuferkonzepts. Sowohl die Umsatztä‐ Voerde und den Lebensmitteldiscounter Penny im Stadt‐ tigkeit des Lebensmitteldiscounters als auch die vorhan‐ teil Milspe. denen Handelsbetriebe am Standort EN‐Center werden so ihre Leistungsfähigkeit erhöhen – zu Lasten integrier‐ Während die Erweiterungen innerhalb von zentralen ter Standortlagen. Daher war im Vorläuferkonzept emp‐ Versorgungsbereichen den Handlungsempfehlungen des fohlen worden, die Stärkung von Einzelhandel mit nah‐ Vorläuferkonzepts entsprachen, stehen die Erweiterun‐ versorgungs‐ und zentrenrelevanten Kernsortimenten an gen außerhalb von zentralen Versorgungsbereichen nicht diesem Standort auszuschließen und eine Veränderungs‐ mit den Steuerungsempfehlungen des Vorläuferkonzepts sperre auf den Standortbereich zu legen. in Einklang. So wurde im Rahmen des Vorläuferkonzepts empfohlen, nahversorgungs‐ und zentrenrelevante Sor‐ timente in erster Linie innerhalb der zentralen Versor‐ gungsbereiche und der Versorgungslage Altenvoerde zu etablieren.

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 69

Abbildung 23: Lage der Lebensmittel‐SB‐Betriebe in Ennepetal

Quelle: Kartengrundlage: Geodatenportal NRW, Darstellung: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen 2017

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6 Sonstige Standorte 6.1 Dezentrale Standortagglomeration EN‐ Center Die zweitgrößte Einzelhandelsagglomeration des In den vorherigen Kapiteln wurden zunächst die Ennepetaler Stadtgebiets ist an der Kölner Straße Einzelhandelsstandorte thematisiert, die für eine ansässig und wird als EN‐Center bezeichnet. Sie Qualifizierung als zentrale Versorgungsbereiche liegt im Stadtteil Büttenberg in Randlage zur Stadt empfohlen werden, anschließend erfolgte eine Schwelm und in rd. 2,5 km Entfernung zum Haupt‐ Kategorisierung aller Lebensmittel‐SB‐Betriebe im zentrum Innenstadt der Stadt Ennepetal. Der Stand‐ Stadtgebiet Ennepetal im Hinblick auf ihren Beitrag ortbereich befindet sich laut Regionalplan für den zur wohnungsnahen Versorgung. Teilabschnitt Oberbereiche Bochum und Hagen des Regierungsbezirks Arnsberg außerhalb des Allge‐ Nachfolgend werden nun die übrigen Ennepetaler meinen Siedlungsbereichs. Handelsstandorte kategorisiert und in die Betrach‐ tung einbezogen. Der Standort wird durch großflächige Einzelhandels‐ betriebe geprägt und umfasst insgesamt eine Ver‐ In der Stadt Ennepetal sind die Einzelhandelsstand‐ kaufsfläche von rd. 11.205 m². Die wichtigsten An‐ orte außerhalb zentraler Versorgungsbereiche hin‐ bieter sind ein SB‐Warenhaus der Fa. Marktkauf, ein sichtlich ihrer Betriebsanzahl und ‐zusammenset‐ Getränkefachmarkt der Fa. trinkgut, ein Heimtexti‐ zung, der Sortimentsstruktur und der spezifischen lienfachmarkt der Fa. Hammer und ein Garten‐ Standortrahmenbedingungen zu unterscheiden. Zu fachmarkt der Fa. Risse. Das SB‐Warenhaus verfügt differenzieren sind über eine eigene kleine Einkaufspassage mit ergän‐ zenden Einzelhandels‐, Dienstleistungs‐ und Gastro‐ . die durch großflächige Einzelhandelsbetriebe nomiebetrieben. Im südlichen Teil des Gebäudes mit zentren‐ und nicht zentrenrelevanten Sor‐ befindet sich zudem der Gartenfachmarkt. Die bei‐ timenten geprägte Einzelhandelsagglomerati‐ den anderen Fachmärkte liegen in einem separaten on im Bereich EN‐Center, Gebäude gegenüber. . die verkehrlich bedeutsamen Ennepetaler Aus‐ fallstraßen Kölner Straße im Stadtteil Milspe Seit dem Vorläuferkonzept konnten keine bedeu‐ und Büttenberg und Neustraße im Stadtteil tenden Veränderungen im Bestand festgestellt Milspe, die durch die Streuung von Einzelhan‐ werden. Zwischenzeitlich wird innerhalb des Stand‐ delsbetrieben verschiedener Typen und Sorti‐ ortbereichs die Verlagerung eines großflächigen mente geprägt werden, Lebensmitteldiscounters umgesetzt. . Einzelhandelsbetriebe in innerstädtischen Randlagen außerhalb des abgegrenzten Haupt‐ Der folgende Vergleich der Verkaufsfläche mit zen‐ zentrums (insbesondere Voerder Straße), trenrelevanten Sortimenten, nahversorgungsrele‐ . die kleinteiligen Nahversorgungsstrukturen in vanten Sortimenten und mit nicht zentrenrelevan‐ der Versorgungslage Mittelstraße in Alten‐ ten Sortimenten (vgl. Abbildung 24) macht deutlich, voerde sowie dass für diesen Einzelhandelsstandort schon jetzt . schließlich die sonstigen Solitär‐/Streustand‐ eine hohe Relevanz in allen Sortimentsbereichen orte des Einzelhandels (neben den bereits in vorliegt. Die Verkaufsfläche für nahversorgungsre‐ Kapitel 5 behandelten Solitärstandorten von levante Sortimente befindet sich sogar auf einem Lebensmittel‐SB‐Betrieben). höheren Niveau als im Hauptzentrum Innenstadt und wird sich nach der Verlagerung des Lebensmit‐ Die Verkaufsflächenstruktur und die Verortung der teldiscounters Aldi ausweiten. Einzelhandelslagen sind der Abbildung 24 und der Abbildung 25 zu entnehmen. Am Standort sollten zum Schutz integrierter Versor‐ gungslagen, insbesondere dem Hauptzentrum In‐ nenstadt und dem Nahversorgungszentrum Voerde, Angebotserweiterungen über den Bestandsschutz hinaus nicht möglich sein. Lediglich ein Austausch

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 71

zentrenrelevanter durch nicht zentrenrelevante als das Hauptzentrum Innenstadt (ca. Sortimente sollte ermöglicht werden. Damit wird 12.230 m² Verkaufsfläche). die Zielsetzung von Abschnitt 6.5 ‐ Ziel 7 des Lan‐ . Der Standort wird geprägt durch ein Nebenei‐ desentwicklungsplans umgesetzt. nander von Einzelhandelsbetrieben, die ein nicht zentrenrelevantes Kernsortiment aufwei‐ Folgende Charakteristika ergeben sich für die aufge‐ sen (z. B. Blumen Risse) und somit auch au‐ führte Einzelhandelslage: ßerhalb städtebaulich integrierter Standorte . Der Standortbereich „EN‐Center“ ist derzeit planerisch nicht grundsätzlich unerwünscht mit einer Verkaufsfläche von insgesamt rund sind, und Betrieben mit nahversorgungsrele‐ 11.205 m² die zweitgrößte Einzelhandelsag‐ vanten Kernsortimenten (Marktkauf, trinkgut glomeration im Stadtgebiet. Nach Realisierung u. a.), deren Standorte grundsätzlich auf zent‐ der Ansiedlung des Lebensmitteldiscounters rale Versorgungsbereiche oder alternativ sied‐ Aldi wird dieser Standort einen höheren Ver‐ lungsintegrierte Ergänzungsstandorte zur kaufsflächenumfang (rd. 12.505 m²) erreichen wohnungsnahen Versorgung gelenkt werden sollten.

Abbildung 24: Sortimentsausstattung wichtiger Versorgungslagen in Ennepetal 14.000

12.000 1.060

10.000 3.610

8.000 7.210 7.485 6.000 3.085

4.000

920 4.510 2.000 3.960 800 2.265 595 1.030 610 0 HZ Milspe NVZ Voerde EN Center Neustraße Kölner Straße

nahversorgungsrelevant zentrenrelevant nicht zentrenrelevant Anmerkung: Standortbereich EN‐Center Werte ohne Verlagerung Aldi Lebensmitteldiscounter Quelle: Bestandserhebung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, Mai 2016

Zudem ist festzuhalten, dass sich der nicht integrier‐ rungssperre auf den Standort gelegt, noch die Ver‐ te Standort im intensiven Wettbewerb zum Haupt‐ lagerung des Aldi Lebensmitteldiscounters mit nah‐ zentrum Innenstadt befindet und an der Grenze zur versorgungsrelevantem Kernsortiment auf den Nachbarstadt Schwelm liegt. Die vom Standort Standort verhindert. ausgehende Ausstrahlungskraft ist damit auch auf Die in der Bearbeitung befindliche Bauleitplanung das Schwelmer Stadtgebiet gerichtet. sieht dort ein Sondergebiet vor mit dem Ziel, den Mit Blick auf das Vorläuferkonzept ist für den vorhandenen Bestand planungsrechtlich festzuset‐ Standortbereich anzumerken, dass den dort vorge‐ zen. nommenen Steuerungsempfehlungen nicht nach‐ gekommen wurde. So wurde weder eine Ände‐

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6.2 Ausfallstraßen Kölner Straße und Neustraße vornehmlich durch nahversorgungs‐ und nicht zen‐ Kölner Straße und Neustraße übernehmen in der trenrelevante Sortimente geprägt, was ebenfalls die Stadt Ennepetal wichtige Verkehrsfunktionen so‐ hohe Bedeutung dieser Einzelhandelslage im Be‐ wohl im Hinblick auf die innerörtliche als auch die reich der Nahversorgung verdeutlicht. Insgesamt übergemeindliche Verbindung. Zu den ansässigen dominieren in dieser Lage die nicht zentrenrelevan‐ Einzelhandelsbetrieben werden auch im Kreuzungs‐ ten Sortimente der beiden Bau‐ und Gartenfach‐ bereich befindliche gezählt. märkte. Mit Ausnahme des Lebensmitteldiscounters Netto und des Gartenfachmarkts Rutenbeck liegt Die Kölner Straße ist ein Teilabschnitt der Landes‐ ein Großteil der Anbieter im Kreuzungsbereich straßen L 700 Richtung Hagen und L 706 Richtung Milsper Straße/Voerder Straße und somit in unmit‐ Schwelm. Ihr Teilstück beginnt in der Stadt Gevels‐ telbarer Nähe zum Hauptzentrum Innenstadt. Wäh‐ berg und wird an der Grenze zur Stadt Schwelm zur rend für den Aldi‐Lebensmitteldiscounter eine Milsper Straße/Berliner Straße. Funktional verbin‐ Überschneidung des Einzugsbereichs mit dem nah‐ det sie im Ennepetaler Stadtgebiet die Stadtteile versorgungsrelevanten Einzugsbereichs des Haupt‐ Büttenberg und Milspe. Ihr Straßenverlauf führt mit zentrums vorliegt, weisen die Standorte der beiden Ausnahme des tangierten Hauptzentrums Innen‐ anderen Lebensmitteldiscounter der Firmen Penny stadt durch vornehmlich gewerblich geprägte Sied‐ und Netto keine solchen Überschneidungen auf. Mit lungsbereiche mit nur geringen Anteilen an Wohn‐ Ausnahme des Bau‐ und Gartenfachmarkts der Fa. nutzungen. Die angrenzenden Parzellen befinden Hellweg und des Lebensmittel‐SB‐Betriebs der Fa. sich durch die Tallage auf unterschiedlichen topo‐ Aldi, die innerhalb des Grenzbereichs liegen, befin‐ grafischen Ebenen und bieten auch durch den an‐ den sich alle Einzelhandelsbetriebe außerhalb des grenzenden Verlauf der Eisenbahnlinie nur begrenz‐ Allgemeinen Siedlungsbereichs in einem ausgewie‐ ten Raum für Gebäude, Hallen und unbebaute Nutz‐ senen Gewerbe‐ und Industriegebiet. Sie sind daher flächen. Entlang der Kölner Straße sind vereinzelt aufgrund der landesplanerischen Vorgaben auf den Einzelhandelsbetriebe vorzufinden, u. a. der Le‐ Bestandsschutz festzusetzen. Aufgrund der attrakti‐ bensmitteldiscounter Aldi und der KFZ‐Fachmarkt ven Innenstadtlage existiert jedoch ein erhöhter ATU. Die Kölner Straße übernimmt in Hinblick auf Erweiterungs‐ und Ansiedlungsdruck auf diesen die Verkaufsflächenausstattung und Sortiments‐ Einzelhandelsstandort. struktur nur eine untergeordnete Versorgungsbe‐ deutung im Stadtgebiet. Insgesamt handelt es sich 6.3 Innerstädtische Randlagen außerhalb des bei der Kölner Straße um eine stark frequentierte Hauptzentrums Verbindungsachse, deren Einzelhandelsattraktivität Eine innerstädtische Randlage zum Hauptzentrum am Standort EN‐Center die höchste Bedeutung Innenstadt lässt sich am östlichen Teilabschnitt der erreicht, da der Standortbereich in Randlage zur Voerder Straße zwischen Fußgängeraufgang und Stadt Schwelm dazu geeignet ist, sowohl Kaufkraft Kreuzungsbereich Neustraße/Milsper Straße aus‐ aus dem Ennepetaler als auch dem Schwelmer machen. Stadtgebiet zu binden. Im Vorläuferkonzept wurde diesem Bereich die Im Stadtteil Milspe bildet die Neustraße eine wich‐ Chance zugesprochen, sich innerhalb des Hauptein‐ tige Verkehrsachse von der Innenstadt in Richtung kaufsbereichs zu profilieren, da dort ein hoher An‐ Voerde. Ihr Straßenverlauf folgt der Ennepe vom teil inhabergeführter Einzelhandel und ein dichter westlichen Bereich des Hauptzentrums Innenstadt Geschäftsbesatz vorlag (vgl. Einzelhandelskonzept für bis zur Mittelstraße in Altenvoerde. Sie tangiert die Stadt Ennepetal, Cima 2010). sowohl siedlungsintegrierte als auch vornehmlich durch Gewerbe und Industrie geprägte Bereiche. Vereinzelt sind in dieser Lage auch heute noch Ein‐ Bei den ansässigen Einzelhandelsbetrieben handelt zelhandelsbetriebe ansässig. Dabei handelt es sich es sich um drei Lebensmittel‐SB‐Betriebe (vgl. Kapi‐ um kleinere Lebensmittelfachgeschäfte mit ethni‐ tel 5), zwei Bau‐ und Gartenfachmärkte sowie einen schem Angebotshintergrund. Viele ehemalige Ein‐ Tankstellenshop. Sie vereinen gemeinsam eine zelhandelslokale werden dagegen heute durch Verkaufsfläche von rd. 10.670 m². Das Angebot wird andere Gewerbe genutzt, vornehmlich aus den

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 73

Bereichen Gastronomie und Dienstleistungen, oder Entwicklungsfläche in die Planung einbezogen wer‐ sie stehen leer. Die gesunkenen oder ausgebliebe‐ den, die mittelfristig zur Ansiedlung eines Lebens‐ nen Mieteinnahmen führen zu rückläufigen oder mittel‐SB‐Betriebs geeignet wäre. fehlenden Investitionen in die Immobilien. Bereits im Vorläuferkonzept wurde für die Mittel‐ Das in dieser Standortlage ansässige Haus Ennepe‐ straße ein Einzelhandelsquartier mit ergänzender tal wird im Rahmen des Integrierten Handlungskon‐ Versorgungsfunktion festgestellt, das jedoch die zepts für die Milsper Innenstadt städtebaulich auf‐ Anforderungen eines zentralen Versorgungsbe‐ gewertet. In diesem Zusammenhang sollen auch reichs nicht erfüllt. Die Entwicklungsmöglichkeiten bislang mindergenutzte Parzellen und Gebäude von Altenvoerde wurden zugunsten des Hauptzent‐ zwischen Neustraße, Voerder Straße und Gasstraße rums Innenstadt begrenzt, und es erfolgten seitdem zu einem kleinen Park umgestaltet werden, dem auch keine größeren Ansiedlungen. sogenannten Ennepe‐Garten. Damit verändert sich diese Lage zu einem reinen Wohn‐, Freizeit‐ und Es ist daher an der Empfehlung festzuhalten, dass Erholungsstandort. Standortentwicklungen in diesem Einkaufsbereich nicht zu Lasten der Entwicklung des Hauptzentrums Einhergehend mit diesen Nutzungsänderungen wird Innenstadt und des Nahversorgungszentrums Voer‐ der Stadt Ennepetal empfohlen, Einzelhandelsan‐ de genutzt werden sollten. siedlungen/‐erweiterungen jeglicher Art und Sorti‐ mentsstruktur nur zuzulassen, soweit diese durch 6.5 Sonstige Solitär‐/Streustandorte das bestehende Baurecht nicht auszuschließen sind. Innerhalb des übrigen Stadtgebiets befinden sich weitere Einzelhandelsbetriebe, deren Standorte 6.4 Mittelstraße Altenvoerde jedoch außerhalb der bisher dargestellten Lagebe‐ Die Einwohnerzahl von Altenvoerde beträgt rund reiche liegen. Die Betriebe vereinen insgesamt rd. 3.715 – anteilig rund 12 % der Ennepetaler Bevölke‐ 5.450 m² Verkaufsfläche und belegen einen Anteil rung. Altenvoerde grenzt südwestlich an den Stadt‐ von rd. 13 % der gesamtstädtischen Verkaufsfläche. kern Milspe und östlich an den Stadtteil Voerde. Die Nahversorgungssituation innerhalb des Stadtteils Der größte solitär gelegene Anbieter ist ein Garten‐ konnte schon innerhalb des Kapitels 5 skizziert wer‐ fachmarkt der Fa. Raiffeisen im Gewerbegebiet den: derzeit befindet sich kein Nahversorger inner‐ Oelkinghausen. Darüber hinaus sind zwei kleinere halb des Stadtteils. Gleichwohl grenzen Standorte Fachmärkte an integrierten Standortlagen im Stadt‐ von Lebensmittel‐SB‐Betrieben in Milspe (Aldi, teil Voerde mit vornehmlich nicht zentrenrelevante Penny, Netto) und Voerde (Rewe, Ihr Kaufpark) an Kernsortimenten zu verorten. Es handelt sich dabei den Stadtteil. um einen Natursteinhandel und einen kleinen Gar‐ tenfachmarkt. Die prägenden Einzelhandelsstrukturen in Alten‐ voerde ergeben sich durch kleinteilige Einzelhan‐ Im Siedlungskern des Stadtteils Büttenberg über‐ delsbetriebe entlang der Mittelstraße. Hier befindet nehmen zwei Anbieter mit nahversorgungsrelevan‐ sich auch das städtebauliche Zentrum des Stadtteils, ten Kernsortimenten wohnortnahe Versorgungs‐ das über den Einzelhandelsbesatz hinaus eine ge‐ funktionen. Auch der Siedlungskern von Rüggeberg ringe Anzahl ergänzender Dienstleistungen und verfügt über einen kleinen Nahversorger im Kiosk‐ Gastronomieangebote bietet. segment.

Die Lage eignet sich derzeit nicht zur Abgrenzung Die übrigen Einzelhandelsbetriebe verteilen sich eines Nahversorgungszentrums, obwohl die städte‐ über das Stadtgebiet und weisen maximale Ver‐ baulichen Rahmenbedingungen gegeben sind. In‐ kaufsflächen von ca. 100 m² auf. nerhalb des Standortbereichs ist kein Lebensmittel‐ SB‐Betrieb ansässig und die Einzelhandels‐ und Komplementärnutzungsstruktur insgesamt gering. Auch perspektivisch kann für den Bereich keine

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Abbilldung 25: Ausgewählte Standortlagen des Ennepetaler Einzelhandels 2017

Quelle: Kartengrundlage Stadtplan der Stadt Ennepetal, Darstellung: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2017

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 75

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7 Ziele und Steuerungsvorgaben für die Der Umsetzungsstand dieser Empfehlungen ist Einzelhandelsentwicklung in der Stadt bereits in den vorherigen Kapiteln umfassend Ennepetal kommentiert worden. Während dem Großteil der Steuerungs‐ und Handlungsempfehlungen weitest‐ 7.1 Ziele der Einzelhandelsentwicklung und gehend nachgegangen wurde und zur Stärkung ‐steuerung integrierter Versorgungslagen beigetragen hat, haben einzelne Entscheidungen zu einer gegenläu‐ Die Voraussetzungen für die zukünftige räumliche figen Entwicklung beigetragen. Dazu zählt die Ver‐ Steuerung des Einzelhandels in der Stadt Ennepetal lagerung des Aldi Lebensmitteldiscounters von der werden durch die Zielsetzungen der Einzelhandels‐ Kölner Straße an den Standortbereich des EN‐Cen‐ entwicklung formuliert. Nur unter konsequenter ters im Stadtteil Büttenberg sowie die Erweiterung Einhaltung dieser Ziele bei zukünftigen Entschei‐ des Lebensmittelvollsortimenters Ihr Kaufpark im dungs‐ und Genehmigungsprozessen kann eine Stadtteil Voerde, der sich in Konkurrenzsituation nachhaltige Einzelhandelsentwicklung in der Stadt zum Anbieter des Nahversorgungszentrums befin‐ Ennepetal gelingen. Der Stadt Ennepetal wird emp‐ det. Die hervorzuhebenden positiven Entwicklungen fohlen, die nachfolgenden Ziele durch den Rat der betreffen die Ansiedlung von zwei kleinen Nahver‐ Stadt Ennepetal zu beschließen, um eine darauf sorgern in den Ortsmitten Büttenberg und Rügge‐ aufbauende bauleitplanerische und genehmigungs‐ berg sowie die vorbereitenden Maßnahmen zur relevante Steuerung zu legitimieren. umfassenden Aufwertung der Ennepetaler Innen‐ stadt. Als vorrangige Ziele der Einzelhandelsentwicklung in der Stadt Ennepetal sind die Stabilisierung der Ein‐ Die Attraktivität des Einzelhandelsangebots in zelhandelsbedeutung unter Berücksichtigung der Ennepetal definiert sich über die Ausstattung mit mittelzentralen Versorgungsfunktion sowie die Einzelhandelsbetrieben und Verkaufsflächen in Attraktivierung des Einzelhandelsangebots festzule‐ quantitativer und qualitativer Hinsicht. In den Bran‐ gen. chen, in denen noch „Entwicklungsspielräume“ im Rahmen des vorliegenden Konzepts festgestellt Die übergeordneten Handlungs‐ und Steuerungs‐ wurden, ist eine Ausweitung des Angebots zu un‐ empfehlungen des Einzelhandels‐ und Zentrenkon‐ terstützen. Auch in den Branchen, für die je nach zepts für die Stadt Ennepetal aus dem Jahr 2009 Einwohner‐/Kaufkraftentwicklung kein „Entwick‐ lassen sich wie folgt zusammenfassen: lungsspielraum“ errechnet wurde, können Einzel‐ handelsansiedlungen zu einer Aufwertung und . Nachhaltige Stärkung der mittelzentralen Ver‐ Attraktivierung des Standorts Ennepetal beitragen; sorgungsfunktion durch Akquisition von quali‐ sie begründen aber eine Intensivierung der Wett‐ tätsorientierten Handelsunternehmen sowie bewerbssituation und Umsatzumverteilungen ge‐ eine umfassende Imagekampagne genüber dem bereits ansässigen Einzelhandel. . Absicherung der Nahversorgungskompetenz und ergänzender Versorgungsangebote in der In räumlicher Hinsicht ist primär das innerstädtische Voerder Ortsmitte Hauptzentrum als Standort für Angebotsergänzun‐ . Standortentwicklungen im Einzelhandelsquar‐ gen mit zentrenrelevanten Sortimenten zu wählen. tier der Mittelstraße sollen nicht zur Lasten Darüber hinaus eignet sich auch das Nahversor‐ der Entwicklungsspielräume der Innenstadt gungszentrum Voerde für die Ansiedlung von vor‐ gehen wiegend nahversorgungsrelevantem Einzelhandel. . Ausschluss von neuen Einzelhandelsbetrieben mit nahversorgungs‐ und zentrenrelevanten Mit einer Zentralität von rund 70,4 wird die Stadt Kernsortimenten im Standortbereich EN‐ Ennepetal ihrer durch die Raumordnung aufgetra‐ Center durch baurechtliche Steuerungsmaß‐ genen mittelzentralen Versorgungsfunktion nur nahmen eingeschränkt gerecht. Dabei differiert die Einzel‐ . Ansiedlung ergänzender kleinflächiger Nahver‐ handelsbedeutung zwischen den einzelnen Waren‐ sorgungsbetriebe in den Stadtteilen Bütten‐ gruppen, sodass Handlungsempfehlungen formu‐ berg und Rüggeberg

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 77

liert wurden, die zu einer besseren Erfüllung der Zukünftig sollten Ansiedlungen von kleineren Be‐ mittelzentralen Versorgungsfunktion umgesetzt treiberkonzepten mit nahversorgungsrelevanten werden sollten. Zu berücksichtigen ist, dass auch Kernsortimenten außerhalb von zentralen Versor‐ Standorte außerhalb der städtebaulich integrierten gungsbereichen auf Standorte gelenkt werden, die zentralen Versorgungsbereiche einen Beitrag zur zur Optimierung einer flächendeckenden Nahver‐ Leistungsfähigkeit des Einzelhandelsstandorts Enne‐ sorgung beitragen. Ausgeschlossen sein sollten petal leisten. Vorhaben, die die Versorgungsfunktion zentraler Versorgungsbereiche beeinträchtigen. Um die übergeordnete Versorgungsbedeutung der Ennepetaler Innenstadt im Rahmen des definierten Außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche be‐ Zentrengefüges in Zukunft noch intensiver zu unter‐ steht am Standort des EN‐Centers eine Einzelhan‐ stützen, sollten handelswirtschaftliche und städte‐ delslage, deren Angebotsstruktur durch zentren‐ bauliche Ergänzungen erfolgen, die im Zentrenkon‐ und nahversorgungsrelevante Sortimente geprägt zept aufgezeigt wurden. Sie betreffen in erster Linie wird. Zum Schutz zentraler Versorgungsbereiche die Ansiedlung von Magnetbetrieben und die struk‐ sowie der Nahversorgung sollte dieser Standort turelle Stabilisierung und städtebauliche Aufwer‐ nicht ausgebaut werden. Lediglich ein Austausch tung der Voerder Straße. zentren‐ und nahversorgungsrelevanter durch nicht zentrenrelevante Sortimente sollte möglich sein. Außer der Kernstadt wird eine weitere Einzelhan‐ Die empfohlenen Überplanungen sollten konse‐ delslage als zentraler Versorgungsbereich klassifi‐ quent umgesetzt werden, um weiteren zentren‐ ziert: schädlichen Einzelhandelsentwicklungen vorzubeu‐ gen und insbesondere den Aufwertungsprozess in Im Stadtteil Voerde wird im Bereich Lindenstraße, der Ennepetaler Innenstadt nicht zu gefährden. Wilhelmstraße und An der Kirche die Abgrenzung eines Nahversorgungszentrums empfohlen. Der 7.2 Empfehlungen zur Einzelhandelssteuerung ansässige Einzelhandel in weitgehend stabiler Ver‐ In Abstimmung mit den übergeordneten Vorgaben sorgungslage ist primär auf die Stadtteile Voerde, zur Einzelhandelssteuerung auf Bundes‐ und Lan‐ Hasperbach und Bülbringen/Oberbauer ausgerich‐ desebene wurden folgende Arbeitsschritte zur Vor‐ tet. Es wird empfohlen, die Handelsnutzung zu kon‐ bereitung einer konsequenten und rechtssicheren zentrieren und deren räumliche Ausdehnung zu Einzelhandelssteuerung in der Stadt Ennepetal verhindern sowie einen zweiten Lebensmittel‐SB‐ vorgenommen: Betrieb anzusiedeln. Eine weitere Arrondierung und Verdichtung des Besatzes durch Einzelhandels‐ und . Die Entwicklungsziele für die Einzelhandels‐ Komplementärnutzungen eignet sich zur Stabilisie‐ entwicklung im Stadtgebiet Ennepetal wurden rung und Aufwertung des Standorts. formuliert. Zentrale Versorgungsbereiche wurden identifiziert. Außerhalb zentraler Versorgungsbereiche wurden . Die Versorgungsbedeutung und das Zusam‐ mehrere Lebensmittel‐SB‐Betriebe erfasst und menspiel der zentralen Versorgungsbereiche räumlich verortet, die für die Gewährleistung einer im Rahmen einer Zentrenhierarchie wurden flächendeckenden Nahversorgung grundsätzlich von abgestimmt. Bedeutung sind. Ein Großteil dieser Betriebe ist . Eine räumliche Abgrenzung der zentralen Ver‐ jedoch an Standorten ansässig, die für eine woh‐ sorgungsbereiche der Stadt Ennepetal ist nicht nungsnahe Versorgung ungeeignet sind oder sich nur unter Einzelhandelsaspekten, sondern mit den Einzugsgebieten der Lebensmittel‐ auch unter Berücksichtigung der komplemen‐ Magnetbetriebe in zentralen Versorgungsbereichen tären Dienstleistungsangebote/Infrastruktur, überschneiden. Es konnte kein Standort identifiziert der städtebaulichen Situation sowie der Ent‐ werden, dem in Ergänzung der Zentrenstruktur ein wicklungspotenziale und ‐ziele erfolgt. zu sichernder Beitrag zur wohnungsnahen Versor‐ . Es konnten keine Standorte von Lebensmittel‐ gung eingeräumt werden kann. betrieben benannt werden, die aktuell in Er‐ gänzung der zentralen Versorgungsbereiche

78 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

wohnungsnahe Versorgungsfunktionen über‐ werbegebiet in Oelkinghausen sind entspre‐ nehmen können. chend zu begründen und sollten nicht fortge‐ . Es wurde eine Definition der „Ennepetaler setzt werden. Sortimentsliste“ vorgenommen, die nahver‐ sorgungs‐ und zentrenrelevante Sortimente In diesen genannten Standortkategorien empfiehlt aufweist, die vorrangig in den zentralen Ver‐ sich der konsequente Ausschluss von Einzelhan‐ sorgungsbereichen der Stadt Ennepetal anzu‐ delsbetrieben mit zentren‐ und nahversorgungsre‐ siedeln sind. levanten Sortimenten, möglichst auch unterhalb der Schwelle der Großflächigkeit. Besonderes Augen‐ Aufbauend auf diesen Arbeitsgrundlagen sollte die merk ist darüber hinaus auf die Randsortimente von systematische Umsetzung des Konzepts unter Be‐ Betrieben mit nicht zentrenrelevantem Kernsorti‐ rücksichtigung der Handlungsempfehlungen für die ment zu legen, für die die Landesplanung eine Ma‐ zentralen Versorgungsbereiche, der Ziele der Ein‐ ximalgrenze von 10 % der Gesamtverkaufsfläche zelhandelsentwicklung und der nachstehend erläu‐ vorsieht. terten Ansiedlungsleitlinien erfolgen. Grundsätzlich gilt, dass alle Bebauungspläne der Grundsätzlich sind Wettbewerbsintensivierungen, Standortbereiche, die als potenziell gefährdend die die Gefährdung oder Schwächung zentraler einzustufen sind, auf ihre einzelhandelsbezogenen Versorgungsbereiche nach sich ziehen, im Sinne Entwicklungsmöglichkeiten überprüft werden soll‐ städtebaulicher Auswirkungen zu vermeiden. Das ten. zur Steuerung der Einzelhandelsentwicklung im . Stadtgebiet bereitstehende Instrumentarium sollte In Gewerbegebieten sollte grundsätzlich von daher konsequent genutzt werden. Folgende Stadt‐ der Steuerungsmöglichkeit des Einzelhandels Gebrauch gemacht werden, um keine boden‐ bereiche sind aus unserer Sicht höherem Ansied‐ lungsdruck von insbesondere großflächigen Betrie‐ rechtlichen Spannungen hervorzurufen. Die ben mit nahversorgungs‐ oder zentrenrelevantem Skala der planungsrechtlichen Steuerungsmög‐ lichkeiten reicht vom völligen Ausschluss über Kernsortiment ausgesetzt: die ausnahmsweise Zulässigkeit zur Versor‐ . An zentrale Versorgungsbereiche anschließen‐ gung der dort Beschäftigten (Kiosk oder Tank‐ de Gebiete: Bei Ansiedlungen an solchen stellen‐Shop) bis hin zur Zulässigkeit räumlich Standorten besteht die Gefahr einer uner‐ und funktional untergeordneten Einzelhan‐ wünschten Ausweitung („Ausfransen“) und der dels. Veränderungen des Standortgefüges innerhalb . Festgesetzte Kerngebiete sollten dahingehend des zentralen Versorgungsbereichs. überprüft werden, ob sie der gesteuerten Un‐ . Ausfallstraßen: Die gute Pkw‐Erreichbarkeit terbringung von großflächigen Einzelhandels‐ und eine hohe Außenwirkung ziehen oftmals betrieben und anderen kerngebietstypischen das Interesse ansiedlungswilliger Einzelhan‐ Nutzungen dienen sollen. delsbetriebe auf sich; auch Solitärlagen wer‐ . Unbeplante Innenbereiche gemäß § 34 BauGB, den akzeptiert, bewirken aber eine weitere die einem potenziellen Ansiedlungsdruck auf‐ Zersplitterung der Einzelhandelslandschaft und grund ihrer Lage oder wegen des bereits vor‐ stehen dem Ziel der Realisierung kompakter handenen Einzelhandelsbestands unterliegen, Versorgungslagen entgegen. sollten auf planerischen Handlungsbedarf, ins‐ . Gewerbegebiete, meist mit vorhandenem Ein‐ besondere bei Ansiedlungsvorhaben, und die zelhandelsbesatz: Die gute Pkw‐Erreichbarkeit, Steuerungsmöglichkeiten im Rahmen des die Verfügbarkeit größerer Flächen, meist § 9 Abs. 2a BauGB überprüft werden. günstigere Grundstückspreise als in den sied‐ lungsintegrierten Lagen und die möglichen Ag‐ Es ist abschließend darauf zu verweisen, dass nur glomerationseffekte ermöglichen die schnelle die konsequente Umsetzung der Inhalte eines Ein‐ Positionierung eines neuen Einzelhandelsbe‐ zelhandelskonzepts in die Bauleitplanung das Errei‐ triebs. Die Entwicklungen am Standort EN‐ chen der angestrebten Ziele der Einzelhandelsent‐ Center, entlang der Neustraße sowie im Ge‐ wicklung in der Stadt Ennepetal ermöglicht.

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 79

7.3 Ansiedlungsleitlinien . keine Überschneidung der Verflechtungs‐ Mit der Definition von Ansiedlungsleitlinien sowie bereiche mit einem zentralen Versor‐ einer zugehörigen Matrix soll der Stadt Ennepetal gungsbereich vorliegt. ein Leitfaden zur Verfügung gestellt werden, um die 2.) Einzelhandelsbetriebe mit zentrenrelevantem Zentrenentwicklung der Stadt durch eine strategi‐ Kernsortiment sollen grundsätzlich auf das sche Standortplanung des Einzelhandels zu unter‐ Hauptzentrum Innenstadt konzentriert wer‐ stützen. Über die Ansiedlungsleitlinien kann die den, insbesondere gilt dies für großflächige Eignung eines Standorts für ein Vorhaben unter Einzelhandelsbetriebe gemäß § 11 Abs. 3 Berücksichtigung gesamtstädtischer Entwicklungs‐ BauNVO. Für nicht großflächige Einzelhandels‐ ziele abgeleitet werden. Für Erweiterungsvorhaben vorhaben mit zentrenrelevanten Einzelhan‐ gelten die Leitlinien analog, bei bestehenden Be‐ delsnutzungen sollte auch das Nahversor‐ trieben ist grundsätzlich auf Bestandsschutz hinzu‐ gungszentrum Voerde geöffnet werden, weil weisen. nur so eine perspektivische Stabilisierung der Angebotssituation erreicht werden kann. An al‐ 1.) Insbesondere großflächige Einzelhandelsbe‐ len anderen Standorten sollte auf die Ansied‐ triebe mit nahversorgungsrelevantem Kernsor‐ lung von Einzelhandelsbetrieben mit zentren‐ timent sollen zukünftig auf Standorte inner‐ relevantem Kernsortiment verzichtet werden. halb der beiden zentralen Versorgungsberei‐ 3.) Auch für Ansiedlungen von Einzelhandelsbe‐ che konzentriert werden. Dabei ist die Dimen‐ trieben mit nicht‐zentrenrelevantem Kernsor‐ sionierung der Vorhaben der Versorgungsbe‐ timent wird unter der Zielsetzung der prioritä‐ deutung anzupassen. Ausnahmsweise kann ren Zentrenentwicklung empfohlen, Standorte auch die Ansiedlung eines großflächigen Ein‐ in zentralen Versorgungsbereichen zu prüfen. zelhandelsbetriebs mit Nahrungs‐ und Ge‐ nussmitteln außerhalb der zentralen Versor‐ Da jedoch insbesondere für großflächige Betriebe gungsbereiche erfolgen, sofern ein Beitrag zur z. B. Bau‐ und Gartenmärkte, in den zentralen Ver‐ Verbesserung der wohnungsnahen Versorgung sorgungsbereichen in der Regel keine geeigneten geleistet wird. Hinweise hierfür liegen vor, Standorte ausgewiesen werden können, sind unter wenn Berücksichtigung der übergeordneten Vorgaben auch in anderen Standortlagen Ansiedlungsoptio‐ . der Standort eine städtebaulich integrierte nen offen zu halten. Zu bevorzugen sind die Stand‐ Lage aufweist und sich innerhalb des All‐ orte in der Stadt Ennepetal, die bereits eine ent‐ gemeinen Siedlungsbereichs befindet, sprechende Vorprägung aufweisen, aber durch . sich innerhalb eines Einzugsbereichs von Angebotsergänzungen keine Attraktivitätssteige‐ 500 m (Radius um den Planstandort) ein rung erreichen, von denen auch großflächige Ein‐ maßgeblicher Anteil an Wohnbebauung zelhandelsbetriebe mit zentren‐ oder nahversor‐ befindet, der zur Tragfähigkeit des Betriebs gungsrelevantem Kernsortiment profitieren. beiträgt,

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Abbildung 26: Bewertungsmatrix für zukünftige Einzelhandelsansiedlungen und ‐erweiterungen

zentrale Versorgungsbereiche in außerhalb der zentralen Ansiedlungs‐ Ennepetal Versorgungsbereiche Verkaufsfläche vorhaben Hauptzentrum Nahversorgungs‐ siedlungs‐ nicht siedlungs‐ Innenstadt zentrum Voerde integriert integriert mit > 800 qm VK M/ LEP M/ LEP LEP NRW nahversorgungs‐ relevantem ≤ 800 qm VK M/ LEP M/ LEP NRW EHK Kernsortiment

mit zentren‐ > 800 qm VK EHK LEP NRW LEP NRW relevantem Kernsortiment ≤ 800 qm VK MEHKEHK

mit nicht zentren‐ > 800 qm VK MM/ LEP NRW M/ LEP NRW relevantem Kernsortiment ≤ 800 qm VK MM/ LEP NRW M/ LEP NRW

Ansiedlung/ Erweiterung ist möglich M/ LEP Ansiedlung/ Erweiterung ist grundsätzlich möglich, soweit durch Einzelfallprüfung Maßstäblichkeit und Vereinbarkeit mit den landesplanerischen Vorgaben gesichert ist

LEP NRWAnsiedlung/ Erweiterung ist nach den EHK Ansiedlung/ Erweiterung ist planerisch Zielen und Grundsätzen des nicht erwünscht und sollte Landesentwicklungsplan Nordrhein‐ ausgeschlossen werden Westfalen nicht zulässig

Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2017

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 81

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8 Zusammenfassung der Untersuchung gen Anstieg der Verkaufsfläche erkennbar, womit grundsätzlich dem bundesweiten Ent‐ wicklungstrend im Einzelhandel entsprochen Als Fazit der vorliegenden Untersuchung werden wird. Allerdings war es aufgrund fehlenden nachfolgend die vorrangigen Ergebnisse der Be‐ Datenmaterials nicht möglich, Veränderungen standsanalyse und die Handlungsempfehlungen auf Betriebsebene nachzuhalten. zusammengefasst: . Von dem einzelhandelsrelevanten Kaufkraft‐ potenzial in der Stadt Ennepetal werden durch . Die im Jahr 2015 rund 30.645 Einwohner zäh‐ den ansässigen Einzelhandel aktuell ca. 65 % lende Stadt Ennepetal wird landesplanerisch gebunden (ca. 128 Mio. EUR). Mit auswärtigen als Mittelzentrum eingestuft. Die neun Stadt‐ Kunden wird ein Umsatzanteil von ca. 11 % er‐ teile Ennepetals weisen unterschiedliche Sied‐ zielt. Der Kaufkraftabfluss aus der Stadt Enne‐ lungsmuster und –dichten auf. Den Einwoh‐ petal bewegt sich über alle Einzelhandelsbran‐ nerschwerpunkt bildet der Stadtteil Milspe, chen in einer Größenordnung von ca. 70 Mio. dessen Siedlungskörper in die Stadtteile Alten‐ EUR (ca. 35 % der in Ennepetal zur Verfügung voerde und Voerde übergeht. Räumlich ge‐ stehenden Kaufkraft). Die Einzelhandelszentra‐ trennt befinden sich die Stadtteile Büttenberg, lität von etwa 73 stellt dar, dass im Saldo mehr Bülbringen/Oberbauer, Hasperbach, Königs‐ Kaufkraft der Ennepetaler Bürger abfließt als berg, Rüggeberg und Oelkinghausen. durch den Ennepetaler Einzelhandel von aus‐ . Die Einzelhandelsposition der Stadt Ennepetal wärtigen Bürgern eingenommen wird. wird durch einen hohen Wettbewerbsdruck . Vor dem Hintergrund der derzeitigen Einzel‐ der nahegelegenen leistungsstarken Oberzen‐ handelsausstattung in Ennepetal und einer tren Hagen und Wuppertal sowie durch die prognostizierten negativen Bevölkerungsent‐ benachbarten Mittelzentren Gevelsberg und wicklung bis 2025 ergeben sich für den Enne‐ Schwelm beeinflusst. petaler Einzelhandel schmale Entwicklungs‐ . Das Kerneinzugsgebiet des Einzelhandels in perspektiven. Unter der Zielsetzung einer Ennepetal beschränkt sich unter Berücksichti‐ leichten Steigerung der Marktanteile sowie gung des Wettbewerbsumfelds auf das Stadt‐ dem Szenario einer stagnierenden Bevölke‐ gebiet. Den Ennepetaler Einwohnern steht ein rungszahl können dagegen geringe Entwick‐ einzelhandelsrelevantes Kaufkraftpotenzial lungsspielräume, differenziert nach Branchen, von insgesamt ca. 198,0 Mio. EUR zur Verfü‐ aufgezeigt werden. gung. Einzelne Betriebe und Standortlagen . Für die Stadt Ennepetal wurde ein Zentren‐ strahlen über das Stadtgebiet hinaus. konzept entwickelt, das zwei zentrale Versor‐ . Die Einzelhandelsausstattung der Stadt Enne‐ gungsbereiche unterscheidet. Das Hauptzent‐ petal umfasst aktuell insgesamt 119 Betriebe rum Innenstadt und das Nahversorgungszent‐ mit einer Gesamtverkaufsfläche von ca. rum Voerde. Dabei kommt dem Hauptzentrum 43.240 m² und einer Bruttoumsatzleistung von die höchste Bedeutung aller Einzelhandels‐ ca. 144 Mio. EUR (im Jahr 2015). Das größte standorte Ennepetals zu. flächenbezogene Angebot der Stadt wird . Im Rahmen der Entwicklung des Zentrenkon‐ durch die Warengruppen Nahrungs‐ und Ge‐ zepts wurden folgende Ziele formuliert: nussmittel und Bau‐/Heimwerker‐/Gartenbe‐ − Stabilisierung der mittelzentralen Versor‐ darf bereitgestellt. Der Verkaufsflächenanteil gungsfunktion des großflächigen Einzelhandels beträgt rund − Stärkung des Ennepetaler Hauptzentrums 68 % und ist somit im interkommunalen Ver‐ Innenstadt gleich als überdurchschnittlich zu bewerten. − Stabilisierung und Aufwertung des Nahver‐ . Der derzeitige Einzelhandelsbestand kann mit sorgungszentrums Voerde Daten aus den Jahren 2009 (Veröffentlichung − Schutz der wohnungsnahen Versorgung des Einzelhandelskonzepts im Jahr 2010) ver‐

glichen werden. Dabei ist ein deutlicher Rück‐ − Vermeidung zentrenschädigender Einzel‐ gang der Betriebsanzahl bei einem gleichzeiti‐ handelsentwicklungen, insbesondere an dezentralen Einzelhandelsstandorten

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 83

Den im Rahmen des Vorläuferkonzepts formulierten Zur Sicherung und Stärkung der städtebaulich inte‐ Steuerungs‐ und Handlungsempfehlungen ist wei‐ grierten Versorgungszentren ist eine konsequente testgehend nachgekommen worden. Allerdings bauleitplanerische Steuerung der Einzelhandels‐ haben einzelne Entscheidungen zu einer gegenläu‐ entwicklung – insbesondere hinsichtlich der Stand‐ figen Einzelhandelsentwicklung beigetragen. So orte mit nahversorgungs‐ sowie zentrenrelevanten wurde mit der Verlagerung des Aldi Lebensmittel‐ Sortimenten – erforderlich. So kommt der Regle‐ discounters an den Standort des EN‐Centers dem mentierung nahversorgungs‐ und zentrenrelevanter empfohlenen Ausschluss weiterer Anbieter mit Sortimente an Standorten außerhalb der abge‐ nahversorgungs‐ und zentrenrelevanten Kernsorti‐ grenzten, städtebaulich integrierten Versorgungs‐ menten an diesem Standort nicht gefolgt. Zudem bereiche in Anbetracht der gesetzlichen Vorschrif‐ hat die Erweiterung des Lebensmittelvollsortimen‐ ten des Baugesetzbuchs eine Schlüsselrolle für eine ters Ihr Kaufpark, der in Konkurrenz zum Anbieter städtebaulich ausgerichtete Einzelhandels‐ und des Nahversorgungszentrum Voerde steht, die An‐ Standortentwicklung zu. Der Stadt Ennepetal wird siedlungs‐ und Verlagerungschancen eines zweiten daher empfohlen, die Zentrenhierarchie und die Anbieters innerhalb des Nahversorgungszentrums Abgrenzungen der zentralen Versorgungsbereiche Voerde nachhaltig reduziert. Positive Effekte auf die sowie die „Ennepetaler Sortimentsliste“ zu be‐ Einzelhandelsentwicklung sind von der Ansiedlung schließen und in die Bauleitplanung zu überführen. kleiner Nahversorger in den Ortsmitten Büttenberg Gleichermaßen sollte die Umsetzung der Hand‐ und Rüggeberg sowie der vorbereitenden städte‐ lungsempfehlungen, speziell zur Stabilisierung der baulichen Aufwertung in der Innenstadt ausgegan‐ zentralen Versorgungsbereiche, durch Stadtplanung gen. und Wirtschaftsförderung verfolgt werden.

84 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Abbildungen

Abbildung 1: Verkaufsflächenentwicklung im Einzelhandel 2006 – 2016* (in Mio. m²) 11

Abbildung 2: Umsatz des E‐Commerce und jährliche Entwicklung (in Mrd. EUR und %) 12

Abbildung 3: Top Ten des deutschen Textileinzelhandels (in Mio. EUR) 12

Abbildung 4: Entwicklung der privaten Konsumausgaben in Deutschland (in Mrd. EUR und %) 13

Abbildung 5: Lage der Stadt Ennepetal und zentralörtliche Gliederung in der Region 16

Abbildung 6: Bevölkerungsentwicklung in Ennepetal seit 2006 im Vergleich (in %) 18

Abbildung 7: Beschäftigtenstruktur 2014 im Vergleich (in %) 19

Abbildung 8: Pendlerverflechtungen der Stadt Ennepetal 20

Abbildung 9: Verteilung des Einzelhandels und der Einwohner in Ennepetal nach Stadtteilen (in %) 23

Abbildung 10: Kaufkraftbewegungen in Ennepetal im Überblick 29

Abbildung 11: Idealtypische Angebotsstruktur eines Nahversorgungszentrums 39

Abbildung 12: Nutzungsstruktur und Abgrenzung des Hauptzentrums Innenstadt 44

Abbildung 13: Eingangsbereich des Heilenbecke‐Centers von der Voerder Straße 45

Abbildung 14: Zufahrtsbereich der Fußgängerzone entlang der Voerder Straße 45

Abbildung 15: Eingang der Marktpassage und Beginn der Fußgängerzone 46

Abbildung 16: Marktplatz im Hauptzentrum Innenstadt 46

Abbildung 17: Haupteinkaufslage entlang der Voerder Straße 47

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 85

Abbildung 18: Übergang Gasstraße und Südstraße mit Blick auf die Cleverfit‐Immobilie 47

Abbildung 19: Nördliches Ende der Straße An der Kirche im Nahversorgungszentrum Voerde 54

Abbildung 20: Voerder Kreiselmarkt im historischen Ortskern Voerde 54

Abbildung 21: Nutzungsstruktur und Abgrenzung des Nahversorgungszentrums Voerde 55

Abbildung 22: Verkaufsflächen in Lebensmittelbetrieben >400 m² je Einwohner im Vergleich 65

Abbildung 23: Lage der Lebensmittel‐SB‐Betriebe in Ennepetal 70

Abbildung 24: Sortimentsausstattung wichtiger Versorgungslagen in Ennepetal 72

Abbildung 25: Ausgewählte Standortlagen des Ennepetaler Einzelhandels 2017 75

Abbildung 26: Bewertungsmatrix für zukünftige Einzelhandelsansiedlungen und ‐erweiterungen 81

86 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Tabellen

Tabelle 1: Sortimente, Warengruppe und Bedarfe 8

Tabelle 2: Einwohner in Ennepetal zum 30.12.2015 nach Stadtteilen 17

Tabelle 3: Einzelhandelsausstattung der Stadt Ennepetal nach Angebotsschwerpunkt 21

Tabelle 4: Bereinigte Einzelhandelsausstattung der Stadt Ennepetal 25

Tabelle 5: Einzelhandelsrelevantes Kaufkraftpotenzial 26

Tabelle 6: Zentralitätskennziffern nach Warengruppen 28

Tabelle 7: Kaufkraftbewegungen nach Warengruppen 30

Tabelle 8: Veränderungen der Einzelhandelsausstattung und der betrieblichen Leistungsfähigkeit (bereinigt) 32

Tabelle 9: Modellrechnung zu Verkaufsflächenpotenzialen bis 2025 34

Tabelle 10: Ausstattung des Hauptzentrums Innenstadt 48

Tabelle 11: Bewertungsmatrix der Einzelhandelslage in der Ennepetaler Innenstadt zur Einstufung als Hauptzentrum 50

Tabelle 12: Ausstattung des Nahversorgungszentrums Voerde 56

Tabelle 13: Bewertungsmatrix der Einzelhandelslage Voerde zur Einstufung als Nahversorgungszentrum 58

Tabelle 14: Verkaufsflächenbedeutung der Sortimente im Hauptzentrum Innenstadt 61

Tabelle 15: Ennepetaler Sortimentsliste 63

Tabelle 16: Versorgungskennzahlen der Lebensmittel‐SB‐Betriebe in Ennepetal 68

Stadt Ennepetal – Fortschreibung des Einzelhandels‐ und Zentrenkonzepts 87