Kraft Des Anstands Einen Ausweis Zur Ankunft
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Thema: Silvesternacht in Köln GESUNDHEIT PROSTITUTION Debatte über Gewalt gegen Frauen Die Zusatzbeiträge der Kassen lösen Bundesregierung will die Situation SEITE 1-3 eine breite Diskussion aus SEITE 5 der betroffenen Frauen verbessern SEITE 9 Berlin, Montag 18. Januar 2016 www.das-parlament.de 66. Jahrgang | Nr. 3-4 | Preis 1 € | A 5544 KOPF DER WOCHE Jäger als Gejagter Mit Ekel ins neue Jahr Ralf Jäger Angriff ist für ihn die beste Verteidi- gung: Dieses Fußball-Motto gilt für Nordrhein- Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) auch SILVESTER Nach den Exzessen gegen Frauen sollen das Ausweisungs- und Sexualstrafrecht verschärft werden nach dem Skandal um massenweise se- xuelle Übergriffe von wei Wochen nach den se- Migranten auf Frauen xuellen Übergriffen auf zu Silvester in Köln. Frauen in der Silvester- Rücktrittsforderungen nacht in Köln lag die Zahl lehnt er ab, stattdes- der Strafanzeigen Mitte sen schiebt er die vergangener Woche bereits Schuld auf die Kölner bei der 600-er Marke. Die Zahl der ermit- Polizei. Inzwischen ztelten Tatverdächtigen lag am Mittwoch bei hat er den von ihm 24, wie Nordrhein-Westfalens Innenminis- © picture-alliance/dpa protegierten Kölner ter Ralf Jäger (SPD) dem Innenausschuss Polizeipräsidenten des Bundestages berichtete, darunter seien und Parteifreund Albers entlassen. Vergangene zwölf Marokkaner und sieben Algerier. Die Woche stand Jäger dem Bundestags-Innenaus- für Europa beispiellosen und nicht nur für schuss Rede und Antwort. Er trage „politische Frauen alptraumhaften Exzesse der Silves- Verantwortung“, sprach aber erneut von Fehlein- ternacht, von denen neben Köln auch an- schätzungen der örtlichen Polizeispitze. Ralf Jä- dere deutsche Städte wie Hamburg und ger, seit 2010 im Amt, ist eine der Stützen im rot- Stuttgart betroffen waren, schlagen weiter grünen Kabinett von Ministerpräsidentin Hanne- hohe Wellen. Unmittelbar nach der Sit- lore Kraft (SPD). Der hemdsärmelige Duisburger zung des Innenausschusses beriet der Bun- hat schon etliche Affären politisch überlebt destag in seiner ersten Debatte im neuen wie 2014 die Krawalle bei einer Hooligan-De- Jahr über Konsequenzen aus den Ereignis- monstration in Köln. kru T sen vom Jahreswechsel; mit einer Reihe weiterer Gesetzesinitiativen zur Asylpolitik (siehe Beitrag unten) war die Flüchtlings- ZAHL DER WOCHE frage ohnedies ein bestimmendes Thema der zurückliegenden Sitzungswoche des 676 Parlaments. Einmütige Verurteilung In der Verurtei- Strafanzeigen wegen der Vorfälle in der lung der Übergriffe waren sich Regierungs- Silvesternacht am Hauptbahnhof in Köln koalition und Opposition in der Ausspra- Syrische Männer demonstrieren Mitte Januar vor dem Kölner Dom und Hauptbahnhof gegen sexuelle Gewalt. © picture-alliance/dpa / Maja Hitij sind bisher (Stand Freitag vergangene Wo- che ebenso einig wie in ihrer nicht minder che) bei der Staatsanwaltschaft eingegan- entschiedenen Ablehnung rassistischer gen. Dies teilte ein Sprecher der Anklagebe- Hetze gegen Flüchtlinge als Folgereaktion en besser vor sexueller Gewalt geschützt „weder einen Bonus noch einen Malus für das die „zentrale Antwort“. Schließlich wis- hörde in der Domstadt mit. auf die Kölner Vorkommnisse. Bundesjus- (siehe Seite 3). Auch müssten die Behör- die Herkunft geben“. Sexismus sei „keine se auch die Regierung, dass Abschiebungen EDITORIAL tizminister Heiko Maas (SPD) und der Par- den genug Personal haben, um das Recht Importware aus dem Ausland, sondern lei- etwa nach Syrien nicht möglich seien. lamentarische Staatssekretär im Bundesin- umsetzen zu können, fügte Maas hinzu der fester Bestandteil unserer Gesellschaft“. Unions-Fraktionsvize Thomas Strobl ZITAT DER WOCHE nenministerium, Ole Schröder (CDU), be- und verwies wie Schröder darauf, dass im fügte Kipping hinzu. Sexualisierte Gewalt (CDU) mahnte, die geltenden Regeln und Kraft des kräftigten zudem die Regierungspläne zur Bundesetat 3.000 zusätzliche Stellen für müsse auch dann bekämpft werden, Gesetze konsequent durchzusetzen. Verschärfung des Ausweisungs- und des Se- die Bundespolizei ausgewiesen seien. Er „wenn die Täter nicht die vermeintlich Rechtsfreie Räume dürfe es nicht geben. »Das Vertrauen xualstrafrechts. unterstrich zugleich, dass Fremden sind“. Nötig sei, Die 3.000 zusätzlichen Stellen für die Bun- Anstands Schröder mahnte mit Blick auf die „vielen „viele Täter in Köln Migran- Schutzlücken im Sexual- despolizei dürften „ein Vorbild auch für in das staatliche Hunderttausend Flüchtlinge in unserem ten waren“, aber auch die »Für strafrecht zu schließen, die Landespolizeien sein“. Die stellvertre- VON JÖRG BIALLAS Land, die sich nichts zuschulden kommen pauschale Hetze gegen statt Flüchtlinge unter Ge- tende SPD-Fraktionschefin Eva Högl for- Gewaltmonopol lassen“, niemand dürfe „die furchtbaren Flüchtlinge, die danach ein- sexistische neralverdacht zu stellen. derte 12.000 zusätzliche Polizisten in Gekommen sind nicht nur intelligente, gut Straftaten der Silvesternacht mit Hass und gesetzt habe, „widerlich“ sei. Auch Grünen-Fraktions- Bund und Ländern, die vor allem die öf- ausgebildete Menschen und Familien, die sich ist erschüttert.« Rassismus beantworten“. Er hob zugleich Bundesfrauenministerin Gewalttäter chefin Katrin Göring-Eck- fentlichen Plätze stärker sichern müssten. dankbar in die deutsche Gesellschaft einfügen. die Verständigung zwischen Maas und Manuela Schwesig (SPD) ist so wenig ardt wandte sich nach- „Es darf in Deutschland keine Angsträume Unter den Hunderttausenden Flüchtlingen der Christian Lindner, FDP-Vorsitzender und Bundesinnenminister Thomas de Maizière sagte, in der Silvesternacht drücklich dagegen, „dass, geben“, sagte sie. vergangenen Monate befinden sich auch Män- Landtags-Fraktionschef, im nordrhein-westfäli- (CDU) hervor, die Hürden für die Auswei- hätten „viele Männer aus Platz wie für wenn ein Täter – oder sei- ner mit überschaubarem Integrationswillen, schen Parlament in Düsseldorf zu den Vor- sung ausländischer Straftäter „deutlich“ anderen Ländern“, die hier Rassisten.« en es auch zehn, 20 oder Kurskorrektur gefordert Der CDU-In- die Freiheit in einer westlichen Demokratie mit kommnissen in der Silvesternacht in Köln abzusenken. Auch werde straffälligen Asyl- Schutz suchten, Frauen Manuela Schwesig (SPD), 100 – ein Flüchtling war, nenexperte Wolfgang Bosbach forderte ei- enthemmender Regellosigkeit verwechseln. suchenden künftig konsequenter die Aner- Schutz genommen. Dies Bundesfrauenministerin alle Flüchtlinge zu poten- ne „politische Kurskorrektur“ in der Das ist wenig überraschend und ergibt sich kennung als Flüchtling verwehrt. müsse ausgesprochen wer- tiellen Tätern gemacht Flüchtlingspolitik. Es sei richtig, dass das schon aus der numerischen Wahrscheinlich- Maas betonte, für Übergriffe auf Frauen ge- den, alles andere wäre „Was- werden“. Deshalb brauche Asylrecht keine Obergrenzen kenne, doch keit. Hinnehmbar ist es dennoch nicht. IN DIESER WOCHE be es keine Rechtfertigung. Auch ein „mög- ser auf die Mühlen von Rechtsextremisten“. es Aufklärung und keine „Schnellschüsse“. bedeute dies nicht, „dass wir eine völlig Ob der Mob, der in der Silvesternacht in Köln licher kultureller Hintergrund“ entschuldi- Für sexistische Gewalttäter sei in Deutsch- In Köln und anderswo habe es an genü- unbegrenzte Aufnahmefähigkeit haben“, und anderswo so widerlich in Erscheinung ge- INNENPOLITIK ge nichts und sei „nicht einmal als Erklä- land genauso wenig Platz wie für Rassisten. gend Polizei gefehlt. Daher müsse die Ko- argumentierte er und warnte vor einer treten ist, sich tatsächlich vorrangig aus dieser Bundestag Das Problem völkerrechtlicher rung akzeptabel“. Die vorgeschlagenen Än- Für Die Linke forderte ihre Parteivorsitzen- alition für mehr Polizisten sorgen. Auch Überforderung des Landes. Notwendig sei, Gruppe speist, müssen die Ermittlungen der Verträge der Europäischen Union Seite 4 derungen im Ausweisungsrecht seien ange- de Katja Kipping, die Täter der Silvester- wenn es richtig sei, aus Straftaten auch aus- den „Kontrollverlust, den wir seit Sommer Strafverfolgungsbehörden ergeben. Landauf, messen und notwendig. Zudem würden nacht „nach den Regeln der Gesetze“ zur länderrechtliche Konsequenzen zu ziehen, vergangenen Jahres haben“, möglichst landab wird nun gefordert, gegen die Täter mit EUROPA UND DIE WELT mit Änderungen im Sexualstrafrecht Frau- Rechenschaft zu ziehen. Dabei dürfe es solle die Koalition nicht so tun, als wäre rasch zu beenden. Helmut Stoltenberg T „der ganzen Härte des Gesetzes“ vorzugehen. Militärkooperation Debatte über Hilfen Was denn sonst? Dazu gehört es, Täter nach für Saudi-Arabien und Türkei Seite 8 den Regeln unseres Rechtsstaates zu behan- deln, sie also ausfindig zu machen, anzukla- WIRTSCHAFT UND FINANZEN gen und zu verurteilen, wenn ein Vergehen be- Lebensmittel Die Kennzeichnung der weisbar ist. Ganz gleich übrigens, ob es sich Waren soll reformiert werden Seite 10 Einen Ausweis zur Ankunft um Asylbewerber, andere Ausländer oder ASYL Flüchtlinge sollen schneller registriert werden. Auch die Opposition hält eine zentrale Datenspeicherung für nötig Deutsche handelt. KEHRSEITE Es hängt dann von den Bestimmungen im Aus- Weihnachtsrätsel Die Auflösung und die sylsuchende erhalten künftig ei- und Flüchtlinge (BAMF) zwischen Januar länder- und Asylrecht ab, ob das Gastrecht in 14 richtigen Antworten Seite 12 nen fälschungssicheren und mit und August 2015 in 8.458 Fällen über den Deutschland verwirkt ist. Das mag im Einzel- Lichtbild versehenen Ankunfts- Widerruf der Asylberechtigung beziehungs- fall nicht jedem eingängig sein, aber genau