Daten Zur Geschichte Der SPD in Überlingen

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Daten Zur Geschichte Der SPD in Überlingen Zur Geschichte 1878 - 2008 Oswald Burger Margot Hess Dietram Hoffmann Karl -Heinz König Zur Geschichte 1878 - 2008 Oswald Burger Margot Hess Dietram Hoffmann Karl -Heinz König Wir freuen uns, dass die Überlinger Sozialdemokraten, "130 Jahre Sozialdemokraten in Überlingen“ feiern und wünschen ihnen für die nächsten 130 Jahre alles Gute. Ute Vogt, Kurt Beck, Landesvorsitzende der SPD Parteivorsitzender der SPD Oberbürgermeister Volkmar Weber, Peter Friedrich, Überlingen MdB, Konstanz Landrat Lothar Wölfle, Evelyne Gebhardt, Bodenseekreis MdEP Martin Gerster, Norbert Zeller, MdL MdB, Biberach Jochen Jehle, Vorsitzender SPD Bodenseekreis Inhalt Vorwort I. Von der Arbeiterbewegung bis zur SPD II. Vom Sozialistengesetz bis zum I. Weltkrieg III. Arbeiterbewegung und SPD in Überlingen IV. Die SPD in Überlingen V. Der Anfang VI. Die Weimarer Republik VII. 1933-1945 VIII. Der Neuanfang IX. Die Ära Ebersbach/Kirchmaier X. Von 1994-2008 Anhänge 1. Mandatsträger der Überlinger SPD von 1912-1933 2. Mandatsträger der Überlinger SPD von 1945-2008 3. Die Ortsvereinsvorsitzenden der SPD Überlingen von 1912-2008 7 8 Vorwort Mitglieder des SPD-Ortsvereins Überlingen haben in den letzten Jahren in mühevoller Kleinarbeit in der Vergangenheit der Sozialdemokratie in Überlingen recherchiert und die vorliegenden Daten zur Geschichte der Überlinger Sozialdemokraten während der vergangenen 130 Jahren zusammenge- stellt. Initiatorin und federführend war unser langjähriges Vorstandsmitglied Margot Hess, hatte sie doch im Jahr 2002 vom damaligen Vorstand den Auftrag erbeten und erhalten, in der Vergangenheit der SPD Überlingen zu stöbern. Der Anfang war, im wahrsten Sinne des Wortes, sehr schwer, weil sie durch das Heben und Tragen der schweren Folianten im Stadtarchiv Überlingen physisch übermäßig be- lastet wurde. Beinahe hätte sie aufgegeben … hätten ihr nicht ab Ende 2004 Walter Liehner und Ma- ria Männer, Mitarbeiter des Überlinger Stadtarchivs, das Suchen und Transportieren abgenommen. Durch die Mitarbeit von Karl-Heinz König wurden die Recherchen auch auf das Stadtarchiv Konstanz und das badische Staatsarchiv in Freiburg ausgedehnt. In der Konstanzer Zeitung vom 18. Mai 1878 fanden sie dann die folgende Meldung: „Dieser Tage wurden wir mit der Nachricht überrascht, daß am letzten Sonntag in der Restauration Becke (in Meersburg) 16 Sozialdemokraten von hier, Konstanz und Überlingen eine Vorberatung gehabt hätten, um am nächsten Sonntag eine größere Versammlung abzuhalten, zu der ein Redner aus München erscheinen werde. Natürlich sind es nicht Rebleute, die sich beteiligen, sondern Fabrik- arbeiter von hier, von denen einer ein rühriger Agitator sein soll.“ Das durch Oswald Burger und Dietram Hoffmann verstärkte Chronikteam konnte bislang kein fixiertes Gründungsdatum für den SPD-Ortsverein Überlingen finden. Auch im Zentralarchiv der SPD in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn gab es keine Hinweise auf die Anfänge eines SPD-Ortvereins in Ü- berlingen. Die Bonner erklärten dies damit, dass die Gründung eines SPD-Ortsvereins vor dem ersten Weltkrieg nicht überall gut dokumentiert war. Gleichgesinnte trafen sich eben zu Gesprächen und Aktionen, die in den Jahren 1878 bis 1888 wegen der Sozialistengesetze im Geheimen stattfinden mussten. Zu einem Verein oder Verband wurde man erst, wenn man sich an Wahlen beteiligte. Unter- lagen aus diesen frühen Tagen wurden zu Beginn der Nazizeit häufig versteckt oder gar vernichtet. Vielleicht ruhen irgendwo in unserer Stadt Dokumente aus den Anfängen der Überlinger SPD und werden irgendwann zufällig entdeckt - dann haben wir eventuell zwei Jubiläumsdaten… Im Laufe der Zeit haben über sechzig Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten der SPD Überlin- gen politische Ämter als kommunale Mandatsträger und im Landtag ausgeübt. Die Sozialdemokratin Luise Matthäeuser war 1919 eines der ersten weiblichen Mitglieder des Bürgerausschusses. In den vergangenen 63 Jahren seit 1945 hat die SPD mehr als 32 Jahre lang den Bürgermeister bzw. Ober- bürgermeister gestellt. Das Chronikteam dankt Eveline Dargel vom Kreisarchiv des Bodenseekreises, Walter Liehner und Maria Männer vom Stadtarchiv Überlingen, Wilhelm Leberer vom Südkurier, der sein Privatarchiv zur Verfügung stellte, dem badischen Staatsarchiv in Freiburg, dem Archiv der Stadt Konstanz, Annema- rie Hofmann, der Tochter von Karl und Marie Löhle. Günter Kritzer, dem Enkel von Johann Häusler, Martin Baur, dem Leiter der Überlinger Redaktion des Südkuriers für seinen Beitrag über Arthur Kirchmaier, den langjährigen Fraktionsvorsitzenden der SPD im Gemeinderat und Stadtbrandmeister Andreas Löhle für die Überlassung des Artikels von Martin Baur über den ehemaligen Oberbürger- meister Reinhard Ebersbach aus dem Buch „’s brennt!“. Der Dank des SPD-Ortsvereins Überlingen und mein persönlicher Dank gilt Oswald Burger, Margot Hess, Dietram Hoffmann und Karl-Heinz König für die Recherchen und die Zusammenstellung von Informationen und Daten. Angelika Haarbach Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Überlingen 9 10 I. Von der Arbeiterbewegung bis zur SPD Die Anfänge der Sozialdemokratie ergeben sich aus der sozialen Frage, die sich mit der Industrialisie- rung in Europa stellte und zur Entstehung der Arbeiterbewegung führte. Eng damit verknüpft sind die Namen von Marx und Engels, in Deutschland die von Lassalle, Liebknecht und Bebel. Zwischen 1837 und 1875 entstanden verschiedene Organisationen: Der „Bund der Gerechten“ , ein internationaler parteiähnlicher Geheimbund, in dem sich viele füh- rende Mitglieder der „Arbeiterbildungsvereine zusammenschlossen. Sie vertraten teils utopischen Sozialismus, waren teils christlich-humanistisch motiviert. Der „Bund der Kommunisten“ (Marx, Engels) vertrat radikale Forderungen und rief zum Klassen- kampf auf: Manifest der kommunistischen Partei (1847). Nach seiner Selbstauflösung 1852 gründeten Marx und Engels 1864 die Internationale Arbeiterassoziation (IAA) bekannt als „1. Internationale“ mit radikalen Forderungen: Diktatur des Proletariats. Demokratisch und linksliberal motiviert war die „Arbeiterverbrüderung“ , hauptsächlich der Zusam- menschluss von Handwerksgesellen, der schon 1850 wieder zerfiel. Die Arbeiterbildungsvereine entstanden meist nach der Revolution von 1848 als Versuch, dem Pro- letariat ein Mindestmaß an Bildung zukommen zu lassen. Ihr Hintergrund war meist liberal-politisch. Es entstanden lokale Vereine in ganz Europa. Nach dem Erlass des Sozialistengesetzes bildeten sich zwei Richtungen von Arbeiterbildungsvereinen heraus, die eine mit christlich konservativer, die andere mit sozialdemokratischer Färbung. 23.05.1863 Als Geburtstag der Sozialdemokratie wird allgemein der 23. Mai 1863 genannt, als Ferdinand Lassalle in Leipzig den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein gründete. Als Konkurrenz entstand der VDAV (Verband deutscher Arbeitervereine), Mitglied in der IAA unter der Führung von Wilhelm Liebknecht und August Bebel. Im Gegensatz zu Marx und Engels wollten die Lassallianer die Abschaffung der kapitalistischen Klassengesellschaft auf friedlichem und legalem Wege erreichen. 1869 Gründung der „Sozialdemokratischen Arbeiterpartei“ (SDAP) unter Bebel und Liebknecht in Eisenach als revolutionäre Partei der deutschen Arbeiterbewegung (VDAV und Teile des ADAV) 1875 Vereinigung (Versöhnung) von Sozialdemokratischer Arbeiterpartei und Allgemeinem Deutschen Arbeiterverein (Gothaer Programm) zur SAP (Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands). 1891 Umbenennung der SAP auf dem Parteitag in Erfurt in SPD . Badische Besonderheiten Die Zeit nach der Revolution von 1848/49 ist geprägt durch die Bildung von Arbeiterbildungsvereinen, gegründet oft als Selbsthilfegemeinschaften von Handwerkern und Landarbeitern, die der drohenden Verelendung nach der gescheiterten Revolution entgehen wollten. Kämpften in der Revolution Arbei- ter und Bürgertum noch gemeinsam für Demokratie und Menschenrechte, änderte sich dies nach 1849 grundlegend. Die Bürger wendeten sich enttäuscht von der Politik ab und wirtschaftlicher Betäti- gung zu. Die Herrschenden dankten dies mit staatlichem Schutz der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse. Damit standen die Arbeiter bei der nun einsetzenden Industrialisierung in Handwerk, Industrie und Landwirtschaft allein mit ihren Problemen von Kinderarbeit, elenden Wohnverhältnissen, langer Arbeitszeit und Löhnen unterhalb des Existenzminimums. Dies führte im Proletariat zur Er- kenntnis, dass es nur aus eigener Kraft soziale und gesellschaftliche Verbesserungen erreichen kön- ne. Bei der Gründung des ADAV schlossen sich nur wenige Arbeiterbildungsvereine mit ihm zusam- men, wohl aber Teile der Arbeiterschaft in den Industriegebieten. Wittmer, der Nachfolger Lassalles, fand um 1868 in Heidelberg und Mannheim große Anhängerschaft. Insgesamt blieb Baden wegen der dezentralen Struktur der badischen Industrie und des ländlichen Übergewichts der Arbeiterbevölkerung ein schwieriges Feld für Arbeiteragitation und gewerkschaft- liche Organisation (nach dem Erlass des Sozialistengesetzes wurde die Sozialdemokratie vor allem bei der bäuerlichen Bevölkerung mit Misstrauen bedacht – „vaterlandslose Gesellen“ ). Die SPD - nahen Gewerkschaften waren nach 1890 zahlenmäßig zu schwach für größere Aktivitäten. Gleichzei- tig verstand es die Fabrikinspektion der großherzoglichen Regierung unter Woerishoffer, sehr früh zu einer Kooperation mit den Gewerkschaften zu gelangen. Dies geschah aus einem sozialreformeri- schen Verständnis des hohen Beamten heraus. Durch diese Zusammenarbeit gelang es ihm, intensi- ven Einfluss auf die Verstärkung
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