1. Eine Gruppenverfolgung Von Yeziden Im Distrikt Tilkaif Der Provinz Ninive I. S. D. § 3 Asylg Ist Derzeit Weiterhin Nicht Beachtlich Wahrscheinlich

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1. Eine Gruppenverfolgung Von Yeziden Im Distrikt Tilkaif Der Provinz Ninive I. S. D. § 3 Asylg Ist Derzeit Weiterhin Nicht Beachtlich Wahrscheinlich 1. Eine Gruppenverfolgung von Yeziden im Distrikt Tilkaif der Provinz Ninive i. S. d. § 3 AsylG ist derzeit weiterhin nicht beachtlich wahrscheinlich. 2. In dem Distrikt Tilkaif besteht keine außergewöhnliche Situation, die durch einen so hohen Gefahrengrad gekennzeichnet ist, dass praktisch jede Zivilperson allein aufgrund ihrer Anwesenheit in dem betroffenen Gebiet einer ernsthaften individuellen Bedrohung ausgesetzt wäre. 3. Die vom Bundesverwaltungsgericht etablierte und hier geteilte Rechtsprechung zur Zuerkennung subsidiären Schutzes gemäß § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 AsylG nimmt eine allein an Opferzahlen orientierte Lageeinschätzung nicht vor. Vielmehr kommt es auf eine wertende, abschließende Gesamtbetrachtung der Gesamtsituation an (vgl. BVerwG, Urteil vom 20.5.2020 – 1 C 11.19 – juris Rn. 21). 4. Die humanitären Verhältnisse in der Autonomen Region Kurdistan-Irak begründen auch unter Berücksichtigung der Auswirkungen der Corona-Pandemie für yezidische Einzelpersonen oder für yezidische Familien mit minderjährigen Kindern nicht generell einen Anspruch auf Feststellung eines Abschiebungsverbotes gemäß § 60 Abs. 5 AufenthG i. V. m. Art. 3 EMRK. (Amtliche Leitsätze) 9 LB 129/19 Oberverwaltungsgericht Lüneburg Beschluss vom 11.03.2021 T e n o r Auf die Berufung der Beklagten wird das auf die mündliche Verhandlung vom 22. Februar 2018 ergangene Urteil des Verwaltungsgerichts Hannover – Einzelrichter der 6. Kammer – geändert und die Klage abgewiesen. Der Kläger trägt die außergerichtlichen Kosten des gesamten Verfahrens. Gerichtskosten werden nicht erhoben. Der Beschluss ist hinsichtlich der Kosten vorläufig vollstreckbar. Der Kläger kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des aufgrund des Beschlusses vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht die Beklagte zuvor Sicherheit in Höhe von 110 % des zu vollstreckenden Betrages leistet. Die Revision wird nicht zugelassen. T a t b e s t a n d 1 Der am ... 1987 in ... (Provinz Dohuk, Distrikt ...) geborene Kläger begehrt die Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft, hilfsweise des subsidiären Schutzstatus sowie weiter hilfsweise die Feststellung von nationalen Abschiebungsverboten. 2 Er ist irakischer Staatsangehöriger mit kurdischer Volks- und yezidischer Religionszugehörigkeit. Den Irak verließ er nach eigenen Angaben auf dem Landweg über die Türkei sowie weitere, nicht näher benannte Länder und reiste am 16. August 2015 in die Bundesrepublik Deutschland ein, wo er am 29. Februar 2016 einen Asylantrag stellte. 1 3 Nachdem der Kläger am 22. Oktober 2016 zunächst Untätigkeitsklage gegen die Beklagte beim Verwaltungsgericht Göttingen erhoben hatte, das sich mit Beschluss vom 9. November 2016 für örtlich unzuständig erklärte und die Sache an das Verwaltungsgericht Hannover verwies, hörte ihn das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (im Folgenden: Bundesamt) am 11. Januar 2017 persönlich an. Dabei erklärte er, er habe vor seiner Ausreise seit etwa 1995 in der Ortschaft ... (Provinz Ninive) gelebt, wo er auch geheiratet habe. Im Januar 2014 hätten seine Ehefrau und er eine gemeinsame Tochter bekommen, die ebenfalls in Babire geboren sei. In ... habe er ein eigenes Geschäft ... gehabt. Seiner Familie sei es finanziell gut gegangen. Nach dem Überfall des sog. Islamischen Staats (im Folgenden: IS) 2014 auf Sindjar sei er mit seiner Ehefrau und seiner Tochter an die türkische Grenze geflohen, die aber geschlossen gewesen sei. Sie hätten sich daraufhin für eine gewisse Zeit in einer Bauruine in Dohuk aufgehalten, bevor er allein über die Türkei hätte ausreisen können. Seine Ehefrau und seine Tochter seien nicht mitgekommen, da sie die Ausreise für zu gefährlich gehalten hätten. Später hätten sie sich jedoch ebenfalls auf den Weg nach Deutschland gemacht. Im Irak hätten sie Angst um ihre Sicherheit gehabt. Ihnen selbst sei vor der Ausreise nichts passiert. Er – der Kläger – sei aber wegen seines Glaubens mehrfach beschimpft und beleidigt worden. 4 Mit Bescheid vom 15. Mai 2017 erkannte das Bundesamt dem Kläger weder die Flüchtlings- eigenschaft noch den subsidiären Schutzstatus zu, stellte fest, dass Abschiebungsverbote nach § 60 Abs. 5 und 7 Satz 1 AufenthG nicht vorliegen und forderte den Kläger auf, die Bundesrepublik Deutschland innerhalb von 30 Tagen nach Bekanntgabe der Entscheidung zu verlassen. Die Abschiebung nach Irak wurde angedroht, das gesetzliche Einreise- und Aufenthaltsverbot gemäß § 11 Abs. 1 AufenthG auf 30 Monate ab dem Tag der Abschiebung befristet. Zur Begründung führte das Bundesamt aus, der Kläger habe nicht substantiiert vorgetragen, dass er im Irak individuellen Verfolgungshandlungen im Sinne des Asylgesetzes ausgesetzt gewesen sei. Auch die Gefahr einer Gruppenverfolgung aufgrund der Religionszugehörigkeit des Klägers könne nicht angenommen werden. Es sei davon auszugehen, dass der Kläger mit seiner Familie vor der Ausreise nicht in der Provinz Ninive, sondern in der Provinz Dohuk (Kurdistan-Irak) gelebt habe, da die eingereichten Personaldokumente dort ausgestellt worden seien. Auch seine Tochter sei dort geboren. Dies habe der Kläger bei der ersten Frage, ob er Kinder habe, angegeben. Erst auf Nachfrage habe er behauptet, der Geburtsort sei ..., und dass in Dohuk (...) seine Tochter lediglich registriert worden sei. Erkenntnisse, dass Personen yezidischen Glaubens in der Region Kurdistan-Irak einer Verfolgung durch staatliche oder nichtstaatliche Akteure, insbesondere den IS, ausgesetzt seien, lägen nicht vor. Die Sicherheits- oder allgemeine Gefahrenlage in Kurdistan rechtfertige darüber hinaus weder die Zuerkennung subsidiären Schutzes noch die Feststellung eines Abschiebungsverbots nach § 60 Abs. 5 AufenthG. Letztlich habe der Kläger auch keine individuellen Gefahren i.S.d. § 70 Abs. 7 Satz 1 AufenthG vorgebracht, die ein Abschiebungsverbot nach dieser Vorschrift rechtfertigen könnten. 5 Der Kläger hat gegen den Bescheid am 22. Mai 2017 Klage erhoben. Zur Begründung seiner Klage hat der Kläger insbesondere vorgebracht, zur Beurteilung der Frage nach dem Vorliegen einer Verfolgungs- lage sei auf die Provinz Ninive abzustellen, da er aus dieser ausgereist sei. Soweit das Bundesamt zur 2 Begründung seiner entgegenstehenden Auffassung auf den Ausstellungsort der Personaldokumente abstelle, weise er darauf hin, dass es nicht unüblich sei, dass sich kurdische Yeziden in der Provinz Dohuk die persönlichen Papiere ausstellen ließen. Aufgrund der geringen Entfernung und des Umstands, dass man in Dohuk die kurdische Sprache spreche, sei dies günstiger, als für die Ausstellung der Dokumente nach Mossul zu reisen. Zudem sei es für Yeziden schon immer gefährlich gewesen, sich für Behördengänge nach Mossul zu begeben. 6-10 Der Kläger hat beantragt, die Beklagte unter entsprechender Aufhebung des Bescheides des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge vom 15. Mai 2017 zu verpflichten, 1. ihm die Flüchtlingseigenschaft zuzuerkennen, 2. hilfsweise, ihm den subsidiären Schutzstatus zuzuerkennen, 3. hilfsweise, das Vorliegen eines Abschiebungshindernisses nach § 60 Abs. 5 und 7 Satz 1 AufenthG festzustellen. 11,12 Die Beklagte hat beantragt, die Klage abzuweisen. 13 Mit dem angefochtenen Urteil hat das Verwaltungsgericht die Beklagte unter Aufhebung des benannten Bescheides verpflichtet, dem Kläger die Flüchtlingseigenschaft zuzuerkennen. Zur Begründung hat es ausgeführt, der Kläger habe seine ursprünglich erhobene Untätigkeitsklage zulässigerweise um die Klage gegen den Ablehnungsbescheid der Beklagten erweitert. Dieser verletze ihn in seinen Rechten, weil er einen Anspruch auf Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft habe. Der Kläger habe zwar nicht dargelegt, dass ihm im Falle der Rückkehr in den Irak aus individuellen, nur in seiner Person liegenden Gründen in Anknüpfung an eines der in § 3 Abs. 1 AsylG genannten Merkmale Verfolgung drohe. Er habe insbesondere nicht behauptet, aus derartigen Gründen sein Heimatland Irak verlassen zu haben. Jedoch sei er als Angehöriger der yezidischen Glaubensgemeinschaft in seiner Herkunftsprovinz Ninive mit der Provinz- hauptstadt Mossul weiterhin und damit auch im maßgebenden Zeitpunkt der gerichtlichen Entscheidung (§ 77 Abs. 1 AsylG) der Gefahr einer Gruppenverfolgung in Anknüpfung an seine yezidische Religions- zugehörigkeit ausgesetzt. Der Kläger habe Anfang August 2014 und damit unmittelbar vor dem Einmarsch der Kampftruppen des IS in die Provinz Ninive in dem Ort ... gelebt. Es stehe aufgrund der glaubhaften Schilderungen des Klägers in der mündlichen Verhandlung zur Überzeugung des Gerichts fest, dass der Kläger tatsächlich aus dieser Ortschaft stamme. So habe der Kläger zum einen substantiiert und detailliert geschildert, wie er zunächst im Haus seines Vaters in ... gewohnt und sodann nach Familiengründung ein eigenes Haus bezogen habe. Er sei zudem in der Lage gewesen, die anderen drei Dörfer zu benennen, welche gemeinsam mit ... den Ort ... bildeten. Ferner habe er es vermocht, größere Städte und Sehenswürdigkeiten in der Nähe von Babire zu benennen. Des Weiteren spreche für die Herkunft des Klägers aus ..., dass er in der mündlichen Verhandlung eine ausführliche Bescheinigung des Büros des geistlichen Oberhaupts der Yeziden vom 18. Februar 2018 vorgelegt habe, der zufolge er Yezide sei und aus ... stamme. 3 14 Obgleich das Dorf formal in der Provinz Ninive zu verorten sei, liege es einem Gutachten des Europäischen Zentrums für kurdische Studien zufolge auf de jure kurdisch verwaltetem Gebiet. Hierunter verstehe man all diejenigen Gebiete, die am 19. März 2003, d. h. dem Zeitpunkt des Einmarsches
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