Die Zauberflöte

Oper von von Emanuel Schikaneder

Theaterpädagogische MATERIALMAPPE 13/14 1. Einleitung

Liebe Pädagoginnen und Pädagoginnen,

endlich läuft meine persönliche Lieblingsoper bei uns im Großen Haus! Mit den nachgesungenen Arien der ZAUBERFLÖTE hab ich schon als Sechsjährige meine Fa- milie in den Wahnsinn getrieben. Keine Note saß, aber in meinem Kopf klang alles richtig. Und nicht nur ich habe das als Dauerschleife gesungen – eine Schallplatte mit der berühmten Arie der Königin der Nacht Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen wurde vor über 30 Jahren von der NASA an Bord zweier Raumsonden ins All geschickt, um damit vielleicht eines Tages außerirdische Opernfreunde damit zu beglücken…!

DIE ZAUBERFLÖTE beinhaltet die bekanntesten Gassenhauer der klassischen Musik. Bekannte Melodien, vertraute Themen, lustige Identifikationsfiguren, eine spannen- de Geschichte, Bösewichte, Rätsel, Liebe – und ein Happy End. DIE ZAUBERFLÖTE bietet das alles. Nicht nur daher freuen wir uns sehr, dass die Inszenierung im Thea- terJugendRing zu sehen ist, denn es gibt fast keine bessere Oper zum Einstieg ins klassische Musiktheater.

Wir bieten Ihnen mit dieser kleinen Stoffsammlung natürlich nur einen Bruchteil dessen, was man zur ZAUBERFLÖTE mit SchülerIhnnen arbeiten kann. Vielleicht hilft Ihnen unsere Materialmappe weiter, vielleicht kommen Sie selber auf Ideen, die der Schulgruppe die Sie begleiten angemessener sind.

In jedem Fall freuen wir uns darauf, Sie und Ihre SchülerInnen im Großen Haus ver- zaubern zu können – mit großartigen Sängerinnen und Sängern, viel Mozart, viel Fantasy und viel Herzblut!

Mit besten Grüßen aus den heiligen Hallen,, Anne Verena Freybott & Angelika Schlaghecken

Junges Theater Münster Neubrückenstraße 63 48143 Münster [email protected] (0251)-5909-211 [email protected] (0251)-5909-158

2 2. Die Zauberflöte

Musiktheater Münster Premiere: 30. November 2013, 19:30 Uhr, Großes Haus

Musikalische Leitung Fabrizio Ventura Inszenierung Kobie van Rensburg Bühne Kobie van Rensburg / Kerstin Bayer Video Kobie van Rensburg Kostüme Lutz Kemper / Dorothee Schumacher Chöre Inna Batyuk Dramaturgie Margrit Poremba

Sarastro Lukas Schmid Tamino Youn-Seong Shim Sprecher/ 1. Priester Gregor Dalal 2. Priester/ 1. Geharnischter Enrique Bernardo 2. Geharnischter/ 4. Priester Plamen Hidjov 3. Priester Lars Hübel Königin der Nacht Olga Polyakova Pamina Henrike Jacob 1. Dame Sara Daldoss Rossi 2. Dame Lisa Wedekind 3. Dame Suzanne McLeod Knaben Lisa Trentmann / Felix Zhang Adriane Canavarro / Laura Goblirsch Tomke Malin Niehaus / Naomi Schicht Papageno Juan Fernando Gutiérrez Papagena Eva Bauchmüller Monostatos Philippe Clark Hall

sowie mit dem

Opernchor des Theaters Münster Extrachor des Theaters Münster Sinfonieorchester Münster

Szenenfotos Oliver Berg

3 3. Presse

„Schon die Ouvertüre mit ihren geschärften Akkorden und dem blitzsauberen Fugato war schallplattenreif. Danach raste Ventura mit alles riskierendem Mut durch die Partitur und gewann in jeder Nummer. So stachelig, lebendig, aber auch zart und po- etisch hat man das Stück live selten gehört. Das Orchester zog in jeder Sekunde mit. Wie schön, dass Kobie van Rensburg zu dieser Musik das ganze Weltall auf die Bühne bringt. Der Regisseur und Bühnenbildner hat nach einer modernen Überset- zung des altägyptischen Märchen-Mythos der ZAUBERFLÖTE gesucht und ist bei ›Star Wars’ und ›Star Trek’ gelandet. Das passt so gut, dass man sich drei Stunden lang erstaunt die Augen reibt. Der Regisseur macht dennoch nicht den Fehler, das Stück umzudeuten und die Königin der Nacht als die Gute zu präsentieren: Olga Po- lykova legt in ihrer berühmten Arie ›Der Hölle Rache’ als Darth Vader einen wahrhaft dämonischen Auftritt mit tollen hohen F’s hin. All das wäre noch gar nicht so origi- nell, wenn Kobie van Rensburg nicht ein technisches Ass im Ärmel hätte. Der Regis- seur hinterlegt fast die komplette Oper mit selbst produzierten Computer- Animationen. Diese ZAUBERFLÖTE ist wirklich ein Star-Wars-Film mit Raumschiffen, High-Tech und blitzenden Sternen. Und die Sänger verschmelzen haargenau mit den Projektionen. Diese Videos sorgen manchmal für atemberaubend schöne und sinnfällige Bil- der. Das Publikum lieferte eine rekordverdächtige Ovation.“

Manuel Jennen, Münstersche Zeitung, 2. Dezember 2013

„Sternenkrieger in Mozarts Oper? Laserschwerter, Roboter und witzige Winzlinge? Der Witz ist: Es passt, denn die ZAUBERFLÖTEN-Welt des siebenfachen Sonnenkrei- ses und der sternflammenden Königin scheint wie für einen Science-Fiction-Film ge- schaffen. Vor allem aber machen die kecken Kino-Bilder, die Regisseur und Video- Künstler Kobie van Rensburg ins Große Haus geholt hat, einen solchen Spaß, dass das Premierenpublikum schon zur Pause jubelt. Auch das große Ensemble und die Chöre (Inna Batyuk) bereiten Vergnügen. Youn-Seong Shim ist ein glanzvoller Tamino, Lukas Schmid ein noch schlankstimmi- ger, fein singender Sarastro. Olga Polykova meistert die mörderische Königinnen- Partie höchst respektabel, während Henrike Jacob die kleine Koloratur-Diät, die ihr die Pamina-Partie gewährt, mit lyrischer Emphase auskostet. Und Papageno ist au- tomatisch Publikumsliebling, wenn er alles richtig macht: Juan Fernando Gutiérrez als lustiger Gockel macht alles richtig.“

Harald Suerland, Westfälische Nachrichten, 2. Dezember 2013

4 4. Biographien

Wolfgang Amadeus Mozart Wolfgang Amadeus Mozart wurde am 27. Januar 1756 in Salzburg geboren. Sein Va- ter Leopold spielte Violine, war Komponist und Musiklehrer, daher war es nicht ver- wunderlich dass Wolfgang Amadeus Mozart schon früh Musikunterricht bekam. Er galt als Wunderkind, denn er hatte ein absolutes Gehör, das ihn mit 4 Jahren schon erkennen ließ wenn eine Geige um einen viertel Ton verstimmt war. Sein Vater hatte ihn viel gefördert, aber nicht nur des Talentes willen, sondern vor allem, weil man mit diesem Talent viel Geld verdienen konnte. Mit 5 Jahren schrieb er seine ersten Klavierstücke und mit dem Alter von 6 Jahren ging er mit seiner Familie auf Reisen. Während diesen Reisen spielte er viele Konzerte, meistens gespickt mit Kunststü- cken. So durfte er zum Beispiel mit verbundenen Augen spielen etc. Durch diese vie- len Reisen, wurde er häufig krank. Mit 13 Jahren bekam Mozart seine erste Anstel- lung als erzbischöflicher Hofkonzertmeister in Salzburg. Im August 1777 bei einer weiteren Konzertreise in Italien, verliebte sich Mozart in die 17jährige Aloysia Weber, sie galt als neuer Stern am Opernhimmel. Sein Vater entschied jedoch dass die Fami- lie nicht wohlhabend genug war für ihn und verbot Mozart Aloysia zu heiraten. Mit der Zeit schwächte Mozarts Ruf als Wunderkind immer mehr ab. Je älter er wurde, desto uninteressanter wurde er für die Gesellschaft. Er arbeitete eine Zeit lang als Hoforganist in Salzburg, bis er diesen Job jedoch kündigte, da er mit damit über- haupt nicht zufrieden war. Als unabhängiger Komponist, Klavierlehrer und Konzert- pianist verdiente er fortan sein Geld und zog wenig später nach Wien. 1782 heiratete er Constanze Weber, die Schwester von Aloysia, mit der er 6 Kinder bekam. Nur zwei von ihnen überlebten das Kindesalter. Als unabhängiger, freier Lehrer und Kompo- nist verdiente Mozart sehr viel, doch trotz der vielen Einnahmen, lebte die Familie in ärmlichen Verhältnissen. Sie konnten mit ihrem Geld nicht richtig haushalten. So hatte Mozart bis zu seinem Lebensende große Schulden. Sein Leben war geprägt von schweren Krankheiten und 1791 erkrankte er erneut. Am 5. Dezember starb Wolfgang Amadeus Mozart, mit 35 Jahren, in Wien. Während sei- nes Lebens schrieb er 626 Kompositionen, darunter 50 Sinfonien, 22 Opern und 27 Klavierkonzerte.

Emanuel Schikaneder Emanuel Schikaneder, in seiner Kindheit ein Regensburger Domsingknabe, war Tän- zer und Komponist in Innsbruck und Schauspieler in einer Theater Truppe, deren Leitung er 1778 übernahm. 10 Jahre später übernahm er die Direktion des Freihaus- theaters in Wien, in der die Zauberflöte 1791 uraufgeführt wurde. Er war ein guter Freund der Familie Mozart, daher wunderte es niemanden, dass er zusammen mit Mozart an der Zauberflöte arbeitete. Er lieferte das Libretti für die Oper. Das Pro- gramm des Freihaustheaters hatte zu seiner Zeit viele Stücke, die Zauberei als The-

5 ma hatten, im Programm. Auch bei der Zauberflöte wurde auf die Thematik der Zau- berei zurückgegriffen. Aber er bediente sich nicht nur bei der Zauberei, sondern auch bei Märchen und bestehenden Theatertexten. Kleines Schmankerl: Bei der Uraufführung stand Schikaneder selbst auf der Bühne und spielte die Rolle des Papagenos.

Kobie van Rensburg Kobie van Rensburg ist ein international gefeierter und widmet sich seit sei- ner 2002 am Gärtnerplatztheater in Zusammenarbeit mit Peer Boysen kreierten ba- rocken Pasticcio Oper EIN THEATER NACH DER MODE mit großem Erfolg der Regie- arbeit. Es folgten unter anderem L’ORFEO in Halle, Händels IL TRIONFO und Monte- verdis POPPEA in Passau, am Münchner Cuvilliés-Theater oder DIE HOCHZEIT DES FIGARO am Theater Krefeld-Mönchengladbach.

Dorothee Schumacher Dorothee Schumacher studierte zunächst Objektdesign an der Fachhochschule Dortmund und an der Universitat de Barcelona Facultat de Belles Arts und schloss 1995 ihr Studium mit Diplom ab. Sie war von 1996 bis 2000 Mitarbeiterin und feste Assistentin unter Leander Haußmann am Schauspielhaus Bochum und von 2000 bis 2003 an der Oper und am Schauspielhaus in Dortmund unter Christine Mielitz und Michael Gruner. Seit Juli 2003 ist sie als freie Bühnen- und Kostümbildnerin tätig. Ihre Arbeit führte sie in den letzten Jahren mehrfach zurück an das Schauspielhaus Dortmund. Dort entwarf sie u.a. 2006 Bühnenbild und Kostüme für "Medea". Ihre Ar- beit führte sie des Weiteren mehrfach nach Bochum, ans Ballett Dortmund und 2005 an die de Oviedo in Spanien. Für das Theater Krefeld und Mönchengladbach entwarf sie bereits gemeinsam mit Lutz Kemper Bühne und Kostüme für "Le nozze di Figaro". Regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Regisseur Kobie van Rensburg (u.a. für die Monteverdi-Trilogie am Landestheater Niederbayern).

Lutz Kempner Lutz Kemper studierte Objektdesign an der Fachhochschule Dortmund. 1996 absol- vierte er ein Semester an der École national supérieur des arts décoratives in Paris und schloss 1998 das Studium in Dortmund mit dem Diplom im Fachbereich Visuelle Kommunikation ab. Seit 1995 ist er Gründungsmitglied der Dortmunder Künstlerge- meinschaft Depot e.V. und seit 2004 freier Mitarbeiter im Europäischen Haus der Stadtkultur in Gelsenkirchen. Er war an zahlreichen Ausstellungen und Projekten be- teiligt, wie u.a. bei Zwischenblicke in der Postbankgalerie Dortmund, Abrisshäuser in Paris in der Galerie im Mieterverein Dortmund (1999), Extra Schicht - Nacht der In- dustriekultur (2002/2003), Mural Globe - internationales Wandmalprojekt zur Agenda 21 in Dortmund und Holguin (Kuba) (2000/2001).

6 5. Inhalt

1.Akt: Prinz Tamino gerät auf seiner Reise in Not. In einem ihm unbekannten Land, verliert er das Bewusstsein. Drei zauberhafte Frauen sehen und retten ihn und eilen darauf zur Königin der Nacht, ihrer Herrin, um von dem jungen Mann zu berichten. In der Zwischenzeit kommt Tamino wieder zu Bewusstsein, da betritt plötzlich eine äußerst merkwürdige Gestalt die Szenerie. Es ist Papageno, ein Vogelfänger der Königin der Nacht. Die drei Frauen erscheinen wieder und übergeben Tamino ein Bild von Pam- ina, die Tochter der Königin der Nacht, in die er sich sofort verliebt. Tamino erfährt, dass sie von Sarastro, dem Oberpriester gefangen genommen wurde und verspricht sie zu befreien. Bevor er aufbricht, erscheint die Königin der Nacht und schwört ihm, dass wenn er ihre Tochter befreit, Pamina zur Frau bekommt. Papageno und Tamino werden mit einem Glockenspiel und einer Zauberflöte ausgerüstet, diese Instrumen- te, sollen sie vor Gefahren schützen. Zudem werden ihnen 3 Knaben als Schutzgeis- ter zur Seite gestellt. In Sarastros Reich angekommen, trifft Papageno als erstes auf Pamina, die von Mo- nostatos bewacht und bedrängt wird. Er erzählt ihr von Tamino. Dieser spielt zur selben Zeit auf seiner Flöte, in der Hoffnung sie führt ihn zu Pamina. Papageno und Pamina hören ihn und wollen zu ihm eilen, werden jedoch von Monostatos erwischt. Papageno will ihn mit seinem Glockenspiel verzaubern, doch in diesem Moment er- scheint Sarastro. Er verzeiht Pamina, dass sie fliehen wollte, lässt jedoch Papageno und Tamino in den „Prüfungstempel“ bringen, um sie in den Kreis der Eingeweihten auf zu nehmen.

2. Akt: Sarastro möchte dass Tamino eine Priesterweihe bekommt und erklärt Pamina, dass er sie entführt hat, um sie vor der Königin der Nacht zu schützen. Er erkennt auch, dass Pamina und Tamino für einander bestimmt sind und auch Papageno würde zu seiner Papagena finden. Bevor sie jedoch zueinander finden, sollen sie zunächst 3 Prüfungen bestehen. In der Zwischenzeit konnte auch die Königin der Nacht in Sa- rastros Reich eindringen und befielt ihrer Tochter Sarastro mit einem Dolch zu tö- ten, damit sie an den siebenfachen Sonnenkreis herankommt und dadurch große Macht verliehen bekommt. Doch sie weigert sich ihn zu töten. Die erste Prüfung be- steht darin dreimal zu bestätigen, dass sie keinesfalls vor den Prüfungen zurückwei- chen. Tamino bestätigt dies, Papageno hadert jedoch noch mit sich, bevor er bestä- tigt. Er möchte lieber wieder zurück in seinen Wald. In der zweiten Prüfung wird ih- nen ein Redeverbot auferlegt. Sie erhalten ihre Instrumente, die ihnen abgenommen worden waren und ziehen umher. Während Tamino auf seiner Flöte spielt, wird Pam- ina herbeigelockt. Doch das Schweigen Taminos deutet Pamina als Abneigung und ist so voller Trauer, dass sie sich das Leben nehmen will. Papageno erscheint eine alte Dame die sich kurze Zeit später in eine schöne Frau verwandelt. Er bricht das

7 Schweigen, die junge Frau verschwindet plötzlich und ihm wird mitgeteilt dass er nicht in den Kreis der Eingeweihten aufgenommen werden kann. Die 3Knaben eilen zu Pamina und beteuert dass Taminos Liebe echt ist und führen sie zu ihm. Die drit- te Prüfung darf Tamino zusammen mit Pamina begehen. Sie müssen durch Feuer und Wasser hindurch und werden durch den Klang der Flöte davor beschützt. Mit Hilfe des Glockenspiels von Papageno erscheint die schöne junge Frau, Papagena, und beide fallen sich in die Arme. Unter der Leitung von Monostatos, der zur Königin übergelaufen ist, versucht die Gegenpartei erneut in den Tempel einzudringen, um Pamina zurückzuholen. Sie soll nun die Frau von Monostatos werden. Doch am Ende wird das neue Paar, Tamino und Pamina gepriesen und alle sind miteinander ver- söhnt.

8 6. Fantasy – Phantastisches gestern und heute

Im Folgenden ein Ausschnitt aus dem Programmheft zur ZAUBERFLÖTE:

„Mozarts ZAUBERFLÖTE spielt in einer Phantasiewelt. Ort und Zeit sind imaginär, bie- ten eine Mischung aus ägyptischen Zutaten und symbolischen Gegenden und Zei- chen. So repräsentiert beispielsweise die Königin das lunare, das weibliche Prinzip und ihr – in der Oper nicht in Erscheinung tretender – verstorbener Gatte, der König, das solare, das männliche Prinzip. Das Verbundensein der gegensätzlichen Prinzipien symbolisiert einen ursprünglichen paradiesischen Zustand, den die Oper mit holde Ruhe umschreibt. Das Ende dieses Zustands wird dann durch den Tod des Königs herbeigeführt: Männliches und weibliches Prinzip werden getrennt. Zum neuen, von der Königin geson- derten Verwalter der männlichen Welt wird der Priester Sarastro … Am Beginn stehen sich also zwei inzwischen unvereinbare Welten gegenüber. Sowohl die Königin als auch Sarastro leiden darunter. Je in eigener Regie versuchen sie eine gewaltsame Lösung. Die Königin unternimmt einen Versuch, das solare Machtsymbol, den Sonnenkreis, zu rau- ben. Sarastro lässt (die Tochter der Königin) Pamina entführen, um den einzigen Hoff- nungsträger in seinem Machtbereich zu wissen. Doch erst der Mittler Tamino wird einen gangbaren Weg ermöglichen. Mit seinem Erscheinen setzt die eigentliche Opernhand- lung ein. (Urs Fässler)

Neben den Sonnen- und Mondkräften, tauchen in Mozarts Werk noch magische Zau- berinstrumente auf, die wilde Tiere zum Tanzen bringen und finstere Verfolger be- sänftigen können sowie drei Knaben, die bei ihrem Auftritt, wie es die Regieanwei- sung ausweist: auf einer mit Blumen geschmückten Luftgondel von oben herab schweben. Also hilfreiche, aus einer anderen Welt kommende Genien oder Schutz- geister, die den Menschen auf der rauen Lebensbahn geleiten, ihn behüten und ret- tend durch Drangsale und Gefahren führen. Auch treffen wir in Sarastros Reich auf magische Stimmen und bizarre Rituale. Und schlussendlich gibt es natürlich noch den skurrilen Vogelmenschen Papageno, und später seine gefiederte Freundin Papagena, Gestalten, die wie von einem anderen Planeten anmuten. Modern gesprochen, bedient sich die ZAUBERFLÖTE also bei Stilmitteln der Fantasy, einem Genre der Phantastik, dessen Wurzeln in der Mythologie und im Märchen zu finden sind. Übernatürliche sowie magische Elemente stehen im Vordergrund und die Handlung wird in eine fiktive Welt verlegt, die sich zum Teil deutlich von der irdi- schen Realität unterscheidet und doch immer wieder grundlegende menschliche Fra- gestellungen bespiegelt.

9 Ob nun Star Trek, Der Herr der Ringe, Harry Potter, E.T. – Der Außerirdische oder Star Wars – all diese Serien und Filme sind letztendlich moderne Heldenepen, die im Wesentlichen vom andauernden Kampf zwischen Gut und Böse handeln. Wie in der ZAUBERFLÖTE stellen beispielsweise auch in Star Wars die handelnden Personen Archetypen dar, also Urbilder aus Märchen und Heldensage. Es gibt Magie und Magier, die aber gleichzeitig als Ritter bezeichnet werden. Es gibt ritterliche Du- elle, die mit Schwertern ausgefochten werden, wie auch Raumfahrt, Roboter und Weltraumschlachten. Das Gestern und das Heute treffen aufeinander. Die Macht ist das markanteste Element der Star-Wars-Reihe. Sie wird als ein alles durchdringendes Energiefeld beschrieben, welches das Universum zusammenhält. In der ZAUBERFLÖTE heißt diese Macht Siebenfacher Sonnenkreis und dieser ist verant- wortlich für die Balance im Weltall. Phantasie verbindet das Einstige mit dem Jetzi- gen und macht es zu einem Immerwährenden.“ Margrit Poremba

>>> Sammeln Sie mit Ihren SchülerInnen vor dem Besuch der ZAUBERFLÖTE Figuren und Konstellationen aus Fantasy oder Science Fiction Filmen. Schreiben Sie Charak- tereigenschaften auf und typische Handlungsstrukturen. Vergleichen Sie nach dem Besuch der ZAUBERFLÖTE das Gesehene mit der Liste.

>>> Recherchieren Sie mit Ihren SchülerInnen, welche Musik in Science Fiction oder Fantasy Filmen benutzt wird. Ziehen Sie Vergleiche.

>>> Bitten Sie Ihre SchülerInnen, nach dem Besuch der ZAUBERFLÖTE sich zu über- legen, wie es mit Pamina und Tamino weitergeht, nachdem die Opernhandlung zu Ende ist. Wie könnte ein Film aussehen, der eine Fortsetzung der ZAUBERFLÖTE ist, wie sie in der Münsteraner Inszenierung zu sehen ist? (Anfang, Mitte, Ende, Haupt- handlung, Nebenstrang, welche Figuren tauchen wieder auf, welche Musik wird ver- wendet?)

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7. Diskussionsideen

- Welche Themen und Fragen, die in der Oper vorkommen, haben den Regisseur am meisten interessiert? Woran macht ihr das fest? - Ist die ZAUBERFLÖTE ein Märchen für Kinder, was eher zufällig erwachsene Musik hat oder werden in der Oper durchaus wichtige Themen verhandelt? - Tamino muss im Laufe der Geschichte Prüfungen bestehen. Worin besteht der Sinn dieser Prüfungen? Welche Prüfungen mussten Ihre SchülerInnen in ihrem bisherigen Leben bestehen? Worin bestand der Sinn dieser Prüfungen? - Lassen Sie an Hand von Hörbeispielen diskutieren, durch welche Mittel eine Arie lustig / leicht wird („Der Vogelfänger bin ich ja“) und durch welche Mittel eine Arie bedrohlich / dramatisch / schwer wird („Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“). - Welche Figur der Oper hat Ihren SchülerInnen am besten gefallen? Wieso? - Diskutieren Sie, warum die NASA wohl „Der Hölle Rache kocht in meinem Her- zen“ als Ausdruck hoher kultureller Entwicklung ins Weltall geschickt hat! - Welche Lieder, Songs, Arien würden Ihre SchülerInnen auf eine goldene Schall- platte gepresst ins All schicken und warum? Was wollen sie den vermuteten außerirdischen Intelligenzen damit sagen? - Ihre SchülerInnen sollen die Oper in einem Satz nacherzählen! Welche persön- lichen Schwerpunkte drücken welche Ein-Satz-Opern aus? Kann man diesen einen Satz in einem Standbild darstellen?

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8. Spielideen

- Ihre SchülerInnen bilden Dreier-Gruppen. Jede Gruppe bekommt einen Begriff den sie als Standbild den anderen Gruppen vorstellen. Die anderen Gruppen sollen den Begriff erraten. Wichtig bei dieser Übung ist, dass sie sich während des Zusammenfindens im Standbild nicht unterhalten. Mögliche Begriffe: - Schweigeprüfung - Hass - Liebe - Star Wars

- Sie brauchen zwei Freiwillige – einer stellt die Königin der Nacht da, einer Sa- rastro. Die beiden treffen sich, um ohne Krieg und Streit zu einer Einigung zu kommen, bei wem Pamina leben soll und wem das Reich der Sonne und das Reich der Nacht in Zukunft gehören sollen. Beide bringen jeweils einen „Über- setzer“ mit, da sie die Sprache des jeweils anderen nicht verstehen (zumindest tun sie so) und es gibt einen neutralen Vermittler, der beide Kriegsparteien eingeladen hat. Lassen Sie diese Gruppe zu fünft eine Szene improvisieren, die Anfang und Ende haben soll. - Ihre SchülerInnen bilden Vierer- oder Fünfergruppen. In diesen Gruppen wer- den zentrale Szenen aus der Oper nach gespielt. Sie bekommen ein wenig Zeit um sich auszuprobieren und darüber zu sprechen und stellen danach ihre sze- nische Umsetzung den anderen Gruppen vor. Am Ende jeder Szene positives Feedback von den Zuschauenden einholen (was hat euch besonders gut gefal- len?, was fandet ihr überraschend?, was war besonders lustig?, wo hat sich jemand was getraut? o.ä.) - Pamina wartet auf Tamino, der gerade Prüfungen bestehen muss. Sie legt sich zum Schlafen hin, da erscheint ihre Mutter. Diese übergibt ihr einen Dolch und fordert sie auf, Sarastro zu töten. - Bei der zweiten Prüfung müssen Papageno und Tamino schweigen. Pamina tritt auf und würde gerne mit Tamino reden, doch er ignoriert sie und spricht nicht mit ihr. Sie ist am Boden zerstört und versucht ihn zum Reden zu bringen, weil sie denkt Tamino liebt sie nicht mehr. - Die Königin der Nacht und Monostatos erscheinen in Sarastros Reich und wollen Pamina zurückholen. Doch Tamino und Pamina haben die Prüfungen bestanden und werden verheiratet. Sarastro verbannt dar- aufhin die Königin und Monostatos aus seinem Reich.

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