Beiträge Zur Geschichte Der Industrialisierung in Mecklenburg Und Vorpommern
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Friedrich-Ebert-Stiftung Landesbüro Mecklenburg-Vorpommern Kathrin Möller Beiträge zur Geschichte der Industrialisierung in Mecklenburg und Vorpommern Reihe Geschichte Mecklenburg-Vorpommern Nr. 10 unter Mitarbeit von: Klaus-J. Lorenzen-Schmidt Jürgen Kniesz Ingo Sens Ilona Buchsteiner Peter Köppen Wolfram Hennies Angrit Weber Hanna Haack Peter Writschan Jan Keil Matthias Rautenberg Sven Bardua Dirk Zache Schwerin 2000 1 © Copyright by Friedrich-Ebert-Stiftung Landesbüro Mecklenburg-Vorpommern Arsenalstr. 08 - HAUS DER KULTUR 19053 Schwerin Druck und Layout:: Crivitz Druck Crivitz 2. unveränderte Auflage November 2002 ISBN 3-86077-936-2 Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern 2 Inhaltsverzeichnis Einleitung ---------------------------------------------------------------------------------------------------- 4 I. Zur Industriegeschichte in Norddeutschland ------------------------------------------------- 6 Kathrin Möller Industriegeschichte Mecklenburgs in sozialhistorischer Perspektive - ein Überblick----------- 6 Klaus-J. Lorenzen-Schmidt Zur Industriegeschichte Schleswig-Holsteins 1830-1945 ------------------------------------------ 14 II. Industrialisierung in einer Agrarregion: Bedingungen und Besonderheiten ------------------------------------------------------------------------------------------ 24 Jürgen Kniesz Wilhelm Behn und sein Beitrag zur Industrialisierung Warens ----------------------------------- 24 Ingo Sens Die Elektrifizierung im ländlichen Raum als Beispiel eines nichtindustriellen Modernisierungsprozesses ------------------------------------------------------------------------------ 33 Ilona Buchsteiner Die Modernisierung der agrarischen Verhältnisse in Mecklenburg und Pommern von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg ------------------------ 43 Peter Köppen Der Bau des Rostocker Überseehafens - eine politische Entscheidung? ----------------------- 50 III. Auswirkungen der industriellen Entwicklung auf die Wohn- und Arbeitswelt ------------------------------------------------------------------------------------------------ 56 Wolfram Hennies Industrie und Industrieprodukte auf dem Lande - Beispiele aus Südmecklenburg ----------- 56 Angrit Weber Die Auswirkungen der Industrialisierung auf die Entwicklung der Stadt Rostock. Das Leben in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts ------------------ 61 Kathrin Möller Arbeitsverhältnisse der Beschäftigten in den Rostocker Ernst-Heinkel- Flugzeugwerken ------------------------------------------------------------------------------------------- 66 Hanna Haack Arbeitsbeziehungen und Hierarchien in der Belegschaft der Rostocker Neptunwerft während der 1950er Jahre -------------------------------------------------------------- 72 IV. Zeugnisse der Industriegeschichte: Der Umgang mit dem Erbe -------------------- 80 Peter Writschan Der Umgang mit Denkmalen der Industrie- und Technikgeschichte in Rostock ------------ 80 Jan Keil / Mathias Rautenberg Die „Fabrikantenvilla“ im Rostocker Patriotischen Weg – ein Denkmal der Industriekultur Mecklenburgs -------------------------------------------------------------------------- 85 Sven Bardua Industriemühlen - Beispiele in Westmecklenburg--------------------------------------------------- 93 Dirk Zache Zeugnisse der Industrialisierung in Peenemünde - Ambivalenz gestern und heute ---------- 104 Peter Writschan Der Fischereihafen in Rostock: ein Zeugnis der Lebensmittelindustrie ----------------------- 110 Personen- und Ortsverzeichnis -------------------------------------------------------------------- 114 Die Autoren ---------------------------------------------------------------------------------------------- 117 3 Einleitung Die Geschichte von Industrialisierung hier zum Thema zu machen, ist vor dem Hin- tergrund massiver Deindustrialisierung und wirtschaftlicher Umstrukturierung in un- serem Lande sinnvoll und aktuell. Dabei wird nicht nur Vergangenheit und Gegen- wart dieser Problematik diskutiert. Auch die Denkmale und Zeugnisse der industriel- len Entwicklungen, die Industriearchitektur oder die historischen Orte sowie die Fra- gen nach Musealisierung dieser Prozesse sind Gegenstand des Heftes. Eine systematische Untersuchung zu Verlauf und Auswirkungen der Industrialisie- rung in Mecklenburg-Vorpommern fehlt bisher und kann auch mit diesem Heft noch nicht geleistet werden. Der vorliegende Band gibt einen Einblick in den Forschungs- stand. Er strebt keine Vollständigkeit an. Vielmehr zeigt er Möglichkeiten für weitere Arbeiten auf und ist als Anregung zur Diskussion gedacht. Nachzufragen ist, über welche Geschichte die industrielle Produktion in diesem Land verfügt und über welche Besonderheiten zu berichten ist. Denn natürlich ist auch an den agrarisch strukturierten Territorien Mecklenburg und Pommern die Industrialisie- rung nicht vorbeigegangen. Das Land erlebte eine im Vergleich zum Ruhrgebiet oder Sachsen eher beschauliche industrielle Entwicklung, die in den einzelnen Regionen außerdem noch sehr unterschiedlich verlief. Sie ist Resultat technischer und technologischer Innovationen, ist Ergebnis des Han- delns von Managern und Ingenieuren, aber eben auch von Produktionsarbeitern. In den industriellen Betrieben haben Tausende Menschen tagtäglich gearbeitet. Sie sind durch die Arbeitswelt geprägt worden, haben in der Arbeit ein Stück Identität gefun- den. Industriegeschichte ist daher nicht nur Innovations- und Managementgeschichte. Die Geschichte der Industrialisierung ist auch die Geschichte der Veränderung unse- rer Umwelt. Die Arbeit unter industriellen Bedingungen hat die Lebenswelten vieler Menschen geprägt. Industrielle Produktion hat mit seinen Produkten, Normen und Werten die gesamte Gesellschaft verändert, Lebensqualität verbessert und die Lebens- zeit der Menschen verlängert. Dieser Prozess verlief widersprüchlich. Im vergangenen Jahrhundert führte die Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse zu einer Verbesse- rung der Lebensqualität wie auch zu Zerstörung und zahllosen Todesopfern. Mehrere Rüstungsunternehmen, Zwangsarbeiterlager sowie Konzentrationslager auf dem Ge- biet Mecklenburg-Vorpommerns sind ein erschütternder und bisher nur wenig aufge- arbeiteter Ausdruck dieser Entwicklung. Die Autoren stellen sich diesen und weiteren Fragen und geben einen Einblick in die Veränderungen der letzten 150 Jahre. Den Auftakt macht ein Beitrag, der einen Über- blick über die Industriegeschichte des Landes aus sozialhistorischer Perspektive gibt. Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt gibt anschließend einen Abriss der Industriege- schichte Schleswig-Holsteins und ermöglicht dadurch den Vergleich mit der Nachbar- region. Im Beitrag von Jürgen Kniesz, der uns die Unternehmerpersönlichkeit Wilhelm Behn näher bringt, wird deutlich, wie die Anwendung neuer Technologien Differenzie- rungsprozesse in einzelnen Branchen auslösen kann. Das Beispiel zeigt, wie stark eine 4 Einzelpersönlichkeit den Prozess der Industrialisierung einer Stadt bzw. Region prä- gen kann. Gründe für den Ausbau industrieller Unternehmen werden außerdem von Peter Köppen diskutiert, der die Entscheidungsfindung um den Bau des Rostocker Überseehafens in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellt. Ingo Sens erläutert mit seinem Beitrag zur Elektrifizierung des ländlichen Raums das Beispiel eines nichtindustriellen Modernisierungsprozesses. Dabei hat er sowohl die ländlichen Regionen Mecklenburg-Schwerins als auch von Mecklenburg-Strelitz und Vorpommern im Blick. Dass der Einsatz modernen Technik nicht nur den produzierenden Bereich veränder- te, sondern auch die Landwirtschaft modernisierte, zeigt der Artikel von Ilona Buch- steiner. Die mecklenburgische Landwirtschaft besaß Ende des 19. Jahrhunderts den höchsten Mechanisierungsgrad Deutschlands und zählte in dieser Zeit zu den leis- tungsfähigsten Produktionsgebieten des Reiches. Die Beiträge von Wolfram Hennies, Angrit Weber, Kathrin Möller und Hanna Haack beschreiben Veränderungen im Alltag durch die industrielle Entwicklung, Verände- rungen, die sowohl die Wohn- als auch Arbeitswelt betreffen. Die Zeugnisse der Industriegeschichte und der Umgang mit diesem Erbe ist Gegen- stand der Artikel von Dirk Zache (Peenemünde), Peter Writschan (Industriedenkmale in Rostock), Sven Bardua (Industriemühlen), Mathias Rautenberg und Jan Keil (Fab- rikantenvilla in Rostock). Denkmale der Industrie stehen als bauliche Zeugnisse für die Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern. Sie zu bewahren, kann regionales Selbstbewusstsein stärken. Dazu ist es jedoch notwendig, Vorstellungen zu diskutie- ren, wie solche Bauten nach Verlust der ursprünglichen Funktion zu nutzen sind; De- batten, die auch weiterhin noch zu führen sind. Kathrin Möller Rostock, im Oktober 2000 5 I. Zur Industriegeschichte in Norddeutschland Kathrin Möller Industriegeschichte Mecklenburgs in sozialhistorischer Perspek- tive - ein Überblick1 1. Mecklenburg-Schwerin um die Jahrhundertwende Im Unterschied zu altindustriellen Gewerbelandschaften wie Sachsen oder dem Ruhr- gebiet setzte die industrielle Revolution in Mecklenburg später ein und gewann deut- lich langsamer an Durchsetzungskraft. Trotzdem gab es schon frühzeitig Techniker und Unternehmer, die sich der neuen industriellen Produktion verschrieben. So er- richtete der Maschinenbauer Dr. Ernst Alban (1791-1856) 1830 in Klein Wehnendorf bei Sanitz eine erste Maschinenbauanstalt mit Dampfkraftantrieb und begründete 1841 die Eisengießerei und Maschinenfabrik in Plau.2 Die Rostocker Werft Tischbein und Zeltz baute 1850 den