Lobivia Acanthoplegma Bis Zecheri
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Druck und Verlag: Rudolf Herzig, 1040 Wien, Johann‑Strauß‑Gasse 30. Text und Foto: Walter Rausch. Satz: Satzstudio Reisner. Papier: Eurotrent matt, 135 gr. Alle Rechte vorbehalten, Nachdruck, auch aus‑ zugsweise, ist nicht gestattet. Printed in Austria 1985/86. Als ich das erste Mal nach Südamerika Mein erster Versuch einer arealgeogra‑ fuhr, setzte sich in der Schweiz ein kleiner, phischen Zusammenfassung der tagblütigen etwas rundlicher Fahrgast in mein Abteil, nach Echinopsis im Sinne von Britton & Rose (1975) einiger Zeit beobachtete er mich eine Weile hatte nicht die Absicht, fünfzig alte Kakteenbü‑ und fragte schließlich, wohin denn meine Rei‑ cher durcheinander zu mischen und ein 51. zu se gehe? Ich hatte rund 10 Jahre lang fast sämt‑ machen, ich wollte nur das Ergebnis einer liche Kakteensammlungen in Europa studiert, jahrzehntelangen Arbeit niederschreiben. Die die einschlägige Literatur durchwühlt und so eingelangte Kritik beschränkte sich auf einige wollte ich vor allem mit meinen Fundorten vertauschte Buchstaben im Text (oder es etwas imponieren und sagte stolz: „… nach fehlte überhaupt einmal einer), auf die unbe‑ Südamerika, Salta, Jujuy, Cochabamba!“. Mein friedigende Form der Ausgabe oder auf den Gegenüber schien das überhaupt nicht zu be‑ Preis. Die spärlich sachliche Kritik brachte lei‑ eindrucken, er schaute nur so vor sich hin, der keine Lösung so mancher offener Pro‑ nickte mit dem Kopf und meinte schließlich: bleme. So zeigten weitere geographische und „… wissen Sie was, das kenne ich alles, aber morphologische Vergleiche sowie auch um‑ nehmen Sie den nächsten Zug und fahren Sie fangreiche Aussaatversuche, daß einige Popu‑ wieder nach Hause“. Etwas erstaunt dachte lationen falsch plaziert waren, wie z.B. Lobi ich, soll ich diesen Mann denn ernstnehmen, via schieliana Backbg. oder Lobivia larae endlich sollte ein langersehnter Wunsch in Er‑ Card. Die Plazierung so mancher Population füllung gehen, Beruf, Familie und die Finan‑ ist oft sehr schwierig, ohne an einen Artikel zen waren geregelt und nun sollte ich wieder der Internationalen Nomenklatur‑Regeln oder umkehren? Etwas schockiert wagte ich die der Meinung eines „Wissenschaftlers“ anzu‑ Frage: „Warum?“. Nun fing mein Gegenüber ecken. So habe ich die Verwendung von Sub‑ über die Südamerikaner zu schimpfen an, über spec. und Subvar. vermieden, sowie den geo‑ die schmutzigen Städte, über das Klima und graphischen Aufbau der Arten von 1975 in eine sonstige Zustände, und nachdenklich fügte er alphabetische Reihenfolge geändert, da sich schließlich hinzu: „Wissen Sie, wenn Sie ein‑ zeigte, daß viele Kakteenliebhaber die Geo‑ mal da gewesen sind, dann haben Sie kein graphie belastet. Ferner wäre eine neuere Zuhause mehr“. Überarbeitung der Materie auch mit Ritters Das war nun schon vor mehr als 20 Jah‑ lang erwarteter Publikation zu ergänzen, doch ren, seither war ich 10 Mal in Südamerika und ein solches Unternehmen zeigte bald, daß hier verbrachte zusammen über 5 Jahre bei meinen nichts Neues zu finden ist. Seine ausgezeich‑ inzwischen vielen Freunden in Argentinien nete autoritäre Polemik entpuppte sich meist und Bolivien, bei den Indios in den Anden, man nur als schimpfendes Bedürfnis. Seite für Seite stinkt da als Europäer genauso nach Ziegen‑ zu zitieren und zu widerlegen ist nicht Auf‑ fell und Lamawolle, man gewöhnt sich an das gabe dieser Zeilen. Der Inhalt dieses Buches Ungeziefer und braucht sich nur wenig zu wurde mit Pygmaeolobivia im Sinne Backe‑ waschen, weil es kein Wasser gibt. Ich bin über bergs und Spiniflorae im Sinne Werdermanns zehntausend Kilometer zu Fuß durch die Cor‑ erweitert und umfaßt somit alle kurzblütigen dilleren gelaufen, aufgeteilt auf einige Jahre Echinopsis. Ob als eigene Gattung im Sinne sicherlich keine besondere Leistung, doch der Britton & Roses oder als Untergattung von ständige Kontakt zu jeder Jahreszeit macht Echinopsis wird vielleicht einmal die Zukunft mir diese zur vertrauten Heimat. zeigen. „Nun möchte ich noch einige Worte über um Backeberg zu rügen. Buxbaum mühte sich die Einteilung und Benennung der Kakteen sein ganzes Leben lang um eine endgültige sagen. Beide Dinge gibt es nicht in der Natur,… Morphologie der Cactaceae und nun kann man erst wir haben die Begriffe der Arten und Gat‑ bei Ritter lesen, daß fast alles nichts wert ist. tungen erfunden“ (Berger 1929/33). Daß sich Wenn man früher jede abweichende Form als das bis heute nicht geändert hat, zeigen die Art beschrieben hatte, so zeigen die in jünge seither erfundenen „Systeme“. Nicht nur, daß ‑rer Zeit im Bereich der Trichocereen, Echi die verschiedenen Aspekte wie Habitus, Blüte, nopsis und Lobivia erschienenen „nomenkla‑ Frucht oder Same, sowie die geographische torisch richtigen Kombinationen“, daß man für Verbreitung, nicht immer parallel gehen und ein neues „System“ die Pflanzen gar nicht ken‑ daher oft differente Resultate liefern, man nen muß! (Friedrich, Rowley oder Ritter). Vie‑ hat auch noch Internationale Nomenklatur‑ le dieser comb. nov. sind als Pflanze unbekannt Regeln geschaffen oder wissenschaftliche Be‑ und existieren nur in der Literatur, es könnte griffe wie Holotypus, Isotypus, Lectotypus, sich genausogut um Rüben, Birnen oder Kar‑ Cotypus, etc., etc. Ferner wird ein solches Wis‑ toffeln handeln. Mit einer solchen Einsicht ist sen noch zur Last, wenn man sich überlegen der Feldforscher überhaupt ausgeschieden, ja muß, ob man einen nomenklatorischen, taxo‑ sie rückt seine Arbeit in ein ganz anderes nomischen, systematischen, cytologischen, Licht. Seiner mit Entbehrungen verbundenen histologischen, biologischen, etc., etc. Typus Arbeit winkt kein Orden oder Pokal, sein Lohn fotografieren oder sammeln will. Man ist ver‑ ist die Andacht und Ehrfurcht vor einer wet‑ sucht, mit diesem wissenschaftlichen Schlüs‑ terzerzausten Konifere oder vor einem Cereus sel etwas Ordnung in das vermeintliche Chaos mit seinen Blüten. Schwer ist seine Arbeit zu zu bringen, doch der Schlüssel sperrt nicht! verstehen ‑ beschämt blickt man in das ratlose Man spürt die unheilschwangere Klage, keine Gesicht des Indios, weil man ihm nicht erklä‑ Pflanze trägt ein Etikett! Mit all dem Wissen ren kann, wozu ein Kaktus nützlich ist. Wahr‑ vollgestopft zieht man wie einst Don Quijote scheinlich treffen die besinnlichen Worte durch Berg und Tal und kämpft so gegen alle eines Dr. Priessnitz besser dieses Thema, bösen Feinde. Wie man so liest und hört, waren wenn er einmal meinte: „Vielleicht sind wir die Cactologen schon immer tapfere Streiter. Kakteenfreunde am Ende doch etwas eigen‑ Wenn Schumann, Weber oder Spegazzini sich artig, zumindest in den Augen derer, denen aus Eifersucht nicht mochten, wenn Backe- die Gabe fehlt, auch in den kleinsten Dingen berg und Frič sich nur beschimpften, so ließ ein Wunder zu sehen, oder denen die Gabe fehlt, Buxbaum keine Gelegenheit vorüberziehen, echte Freude zu empfinden“. Wien, September 1985 Lobivia acanthoplegma bis zecheri Lobivia acanthoplegma (Backbg.) - var. oligotricha (Card.) Rausch 1975. Backbg., Descr. Cact. Nov. 1963. Lobivia oligotricha Card., Cactus 1963/91. Pseudolobivia acanthoplegma Backbg., Die Lobivia neocinnabarina Backbg., Descr. Cact. Cactaceae 1962/3726. Nov. 1963/7. Lobivia taratensis und var. leucosyphus Lobivia pseudocinnabarina Backbg., Descr. Card., C. & S. J. 1966/141. Cact. Nov. 1963/7. Lobivia acanthoplegma var. patula Rausch, Cinnabarinea pseudocinnabarina var. micro Succ. 1974/150. thelis Ritter, Kakteen 1980/636. Cinnabarinea acanthoplegma Ritter, Kak‑ teen 1980/635. Einzeln, flachkugelig bis kugelig, 15 cm Einzeln, kugelig bis etwas gestreckt, bis 10 Durchmesser, Rippen ca. 26, in 15 mm lange cm Durchmesser, Rippen ca. 20 in 5 mm lange Höcker verschränkt, Randdornen ca. 10, bis 20 Höcker verschränkt, Randdornen ca. 14, bis 10 mm lang, pfriemlich, anliegend und mitein‑ mm lang. Mitteldornen 3–7, bis 15 mm lang, alle ander verflochten, Mitteldornen 0, Blüte 5 cm Dornen pfriemlich, von hellgelb bis fast lang und Durchmesser, orange bis rot, innen schwarz. Blüte 25–35 mm lang und Durchmes‑ heller bis weiß, duftlos. Frucht kugelig bis oval, ser, rot bis karminrot mit hellerem Schlund. auftrocknend und senkrecht aufspringend, der Die Schuppen am Fruchtknoten und an der Same ist kugelig, rauh, grau, mit Hautresten Röhre sind nur ganz wenig befilzt oder fast bedeckt und mit großem geradem Nabel. nackt. Der Same ist ähnlich dem Typus, nur Die Pflanze wurde von Frau Wilke, die etwas kleiner. damals in Cochabamba lebte, bei Ansaldo gesammelt und an Backeberg geschickt, man findet diese aber auch bei Tarata, Vacas, Sacca‑ Der Fundort dieser Population ist nach bamba usw. Die Varietät patula Rausch mit Lara und Cardenas Cuchu Punata (50 km öst‑ mehr abstehend‑spreizenden Dornen, bedingt lich von Cochabamba). Auch Hoffmann sam‑ durch die niedrigere Seehöhe bei Cliza, ist zum melte diese Pflanzen am gleichen Ort, die spä‑ Typus einzuziehen. Die kleineren Formen von ter Backeberg als Lobivia neocinnabarina Mamanaca bei Tarata, die Cardenas als Lobi beschrieben hatte (zusammen mit seiner via taratensis beschrieb, sind ebenfalls beim Parodia schwebsiana var. applanata und Typus aufzunehmen. Sie blühen da von Sulcorebutia hoffmanniana). Die Ver‑ oran gerot bis dunkel violettrot mit weißem mischung der Fundorte Cuchu Punata und Schlund. Colomi zeigt die Fragwürdigkeit einer Lobi via pseudocinnabarina Backbg., denn es han‑ - var. roseiflora Rausch, K. u. a. S. 1977/75. delt sich um denselben Typus, nur die höhere und rauhere Lage bei Colomi läßt die Pflanzen Diese Formen sind etwas zierlicher als