Faculteit der Managementwetenschappen Centre for Urban Research (CentUR) Geografie, Planologie en Milieu

1 Dezember 2020

Grenzüberschreitende Studie und Wissenstransfer Living Vecht- MR03 Von der Planung bis zur Umsetzung grenzüberschreitender Wasserprojekte

Henk-Jan Kooij Huub Ploegmakers Sander Meijerink Dieses Projekt wird mit Mitteln aus dem INTERREG V A-Programm Deutschland-Nederland gefördert

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Vorwort von Breun Breunissen

Die Partner im -Dinkel-System stehen in den kommenden Jahren vor großen Aufgaben in Bezug auf Hochwasserschutz, Überflutungen und Wasserknappheit. Schließlich profitieren Landschaft, Landwirtschaft und Bewohner von günstigen Bedingungen. Allerdings können Interessen widersprüchlich sein, weshalb es nicht immer einfach ist, Lösungen zu finden.

In den letzten Jahren wurden in den Grenzregionen verschiedene Projekte im Bereich Wasser und Natur gemeinsam durchgeführt. Aufgrund der Lage des Einzugsgebiets von Vechte und Dinkel gibt es keine feste Struktur für die Zusammenarbeit innerhalb solcher Projekte, sondern eine Vielzahl von Behörden und Partnern, die über die Grenzen hinweg kooperieren, um ein natürlicheres, widerstandsfähigeres Flusssystem zu schaffen. Aus Erfahrung wissen wir inzwischen, dass der Ansatz nicht immer derselbe ist.

Wie verliefen diese Kooperationen, wer war beteiligt, welche materiellen und finanziellen Ressourcen standen zur Verfügung? Eine noch wichtigere Frage lautet: Was können wir von diesen bereits realisierten Projekten im Vechte-Dinkel-System, der Verbindungsachse zwischen den drei Ländern und fünf Regionen, lernen?

Um Antworten zu finden, hat die Waterschap Drents Overijsselse Delta im Rahmen des INTERREG- Projekts „Living Vecht-Dinkel” Forscher der Radboud Universität Nijmegen in der Person von Henk-Jan Kooij, Huub Ploegmakers und Sander Meijerink gebeten, diese Fragen zu untersuchen. Ein Teil der Aufgabe bestand darin, eine Reihe von Empfehlungen, „Handlungsperspektiven”, zu erarbeiten, die als Instrumente für die künftige Zusammenarbeit genutzt werden können, um die Vorbereitung und Durchführung von Projekten zu beschleunigen.

Was mich bei der Studie besonders anspricht, ist die begeisterte und persönliche Einbindung aller Partner durch Interviews. Aus meiner Sicht ist das der Beginn einer guten Zusammenarbeit. Darüber hinaus führten die Forscher eine inhaltliche Analyse der Projekte durch, aus der sich ebenfalls viele Informationen ergaben.

Diese Vorgehensweise hat Früchte getragen, denn für eine erfolgreiche Zusammenarbeit muss man aus der Vergangenheit Lehren für die Zukunft ziehen. Wenn man sich gut kennt, entsteht eine Vertrauensbasis.

Als Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der Waterschap Drents Overijsselse Delta kann ich jedem empfehlen, diesen Bericht und insbesondere die Empfehlungen für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu lesen. Ich freue mich auf eine fruchtbare Zusammenarbeit in den kommenden Jahren. Nur durch ein gutes Miteinander wird es uns gelingen, diese Herausforderungen, bei denen wir in zunehmendem Maße aufeinander angewiesen sind, zu meistern. Verantwortung hört nicht an der Grenze auf.

Breun Breunissen, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der Waterschap Drents Overijsselse Delta Zwolle, den 10. Juli 2020

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Vorwort von Frank Hüesker

Die Wasserrahmenrichtlinie der EU (EU-WRRL) ist seit 20 Jahren in Kraft und hat mit ihren ambitionierten Zielen und ihrem Politikmodell viele PraktikerInnen, EntscheidungsträgerInnen und ForscherInnen lange inspiriert. Viele konkrete Maßnahmenpläne sind dann im Alltag aus Genehmigungsbürokratie, Finanzierungakquise, klassischen und innovativen Partizipationsformen einem, oftmals ernüchternden, Realitätscheck unterworfen worden. Die EU-WRRL hat dennoch eine transformative Dynamik durch das ambitionierte Politikmodell entfacht und dadurch Kernelemente der Water Governance wie Problemwahrnehmungen, Zielvorstellungen, Instrumentenauswahl usw. erheblich verändert. Niemand konnte erwarten, dass die hohen Ziele wirklich rechtzeitig flächendeckend erreicht werden. Aber als sozialwissenschaftliche Wasserforschung am Helmholtz- Zentrum für Umweltforschung in Leipzig interessieren uns v.a. die systematischen Defizite der Richtlinie und ihrer Implementation; und in den Jahren 2019 und 2020 konnten wir der Stand der sozialwissenschaftlichen Forschung hierzu sammeln und ausarbeiten.

Der Abschlussbericht des INTERREG-Projektes Vechte-Dinkel ist m.E. beeindruckend. Er schafft es unter anderem auf nur 50 Seiten, einerseits kleinteilige Umsetzungsschritte mit ihren Benefits anschaulich zu beschreiben, diese andererseits konzeptionell solide den vier Dimensionen eines Policy- Arrangement-Analyserasters zuzuordnen und hieraus weitsichtige und strategisch durchdachte Rückschlüsse und Handlungsempfehlungen zu ziehen. Die politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen in zwei Mitgliedstaaten, den Niederlanden und Deutschland, sowie zwei deutschen Bundesländern (Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen) sind hervorragend aufbereitet. Die Schlussfolgerungen und die Handlungsperspektiven erfreuen den deutschen Sozialwissenschaftler, der oft eher auf die Defizite gestoßen wird, weil vorhandene typische Probleme durch pragmatische Vorschläge gelöst werden: Falls Land am Gewässerrand nicht verfügbar gemacht werden kann, so müssten Maßnahmen eben im Gewässer umgesetzt werden. Oder: Die Zielerreichung des guten ökologischen Zustandes müsse bereits vorab pragmatisch berücksichtigen, dass nicht alle geplanten Maßnahmen gelingen werden, und somit müssten die geplanten Maßnahmen entsprechend überambitioniert sein.

Aus Sicht meiner politikwissenschaftlichen Forschung gibt es nun drei Denkansätze, die für eine Einordnung und Weiterentwicklung des INTERREG-Projektes in Frage kommen:

1.) Umgang mit generellen Implementationshürden 2.) Angemessene Skalierung von Handlungsstrategien 3.) Geeignete Institutionen zur effektiven Umsetzung

Zu 1.) Im Rahmen der Analyse einer systematischen politikwissenschaftlichen Umfrage unter Wassermanagementpraktikern und Entscheidungsträgern aus fast allen EU-Mitgliedstaaten in 2020 hat sich eine relativ große Einigkeit der Experten herausgestellt, was die Kernpunkte der Implementationshürden bei der Wasserrahmenrichtlinie sind: a.) mangelnde Verfügbarkeit von Land; b.) Mangel an intersektoraler Zusammenarbeit, c.) unzureichende Personalressourcen und d.) mangelhafte Finanzierung. Diese Kernfragen der Governance der WRRL-Umsetzung scheinen dementsprechend relativ unabhängig von naturräumlichen Gegebenheiten und lokalen Rahmenbedingungen zu sein.1

1 Zingraff-Hamed, A.; Schröter, B.; Schaub, S.; Lepenies, R.; Stein, U.; Hüesker, F.; Meyer, C.; Schleyer, C.; Schmeier, S. and Pusch, M.T. 2020. Perception of bottlenecks in the implementation of the European Water Framework DirectiveWater Alternatives 13(3): 458-483 3

So sollten die Projektbeteiligten im INTERREG-Projekt sich darüber klar werden können, welche Probleme die Umsetzung der WRRL generell hat und welche davon hausgemacht sind. Es sollten also keine Ressourcen „verschwendet“ werden in einem konkreten Flussgebiet für die Überwindung dieser generellen Hürden, wenn die genannten Bottlenecks der eigentliche Grund für die Implementationshürde sind.

Zu 2.) Diese führt zu dem zweiten Denkansatz, wie die positiven Ergebnisse der Projektarbeit strategisch eingeordnet und weiterentwickelt werden könnten. Auf welcher politisch-administrativen Ebene sollten Entscheidungen getroffen werden, die die Implementation der WRRL erleichtern und wer sind die Akteure, die mit diesbezüglichen Empfehlungen und Forderungen konfrontiert werden könnten oder sollten? Die Idee der multiskalaren Strategien wurde von mir mit KollegInnen von der Leuphana Universität Lüneburg (Jens Newig) und dem IRS Erkner (Timothy Moss) konzipiert, dass gerade die Umsetzung von EU-Richtlinien den Akteuren die Möglichkeit bietet, vorhandene politisch- administrative Strukturen dynamisch und zielgerichtet zu überwinden. Es sollte also aus Sicht politikberatender Wissenschaft vermieden werden, sich in der vorhandenen Akteurskonstellation zu sehr aufzureiben; sondern den reskalierenden Impetus der EU-Umweltpolitik anzunehmen und strategisch umzusetzen. Die pragmatische Herangehensweise im Kleinen des Interreg-Projektes, wie oben beschrieben, könnten beispielsweise im Den Haager Umweltministerium oder in der Brüsseler Generaldirektion Umwelt Gehör finden, als Vorbild dienen, und mit materiellen oder regulatorischen Rahmenbedingungen gefördert werden. Dies könnte schneller erfolgsversprechend sein, als daraufhin zu arbeiten, dass sich zwei deutsche Bundesländer auf eine Gewässerunterhaltungsverbandsstruktur einigen. Eine Typologie dieser Strategien ist vorhanden und könnte bei Interesse weiter auf die Bedürfnisse des Projektes angewandt werden.2

Zu 3) Es fällt auf, generell und bei diesem Projekt, dass Kerninstrumente der WRRL, wie flussgebietsbezogene Akteure und partizipative Prozesse im Moment wenig thematisiert und eingefordert werden. Im vorliegenden grenzüberschreitenden Fall mit einem relativ kleinen Flusseinzugsgebiet ist die Schaffung einer handlungsfähigen Flussgebietsinstitution mit Sicherheit eine sehr große Herausforderung; und der Bericht zeigt schön, dass bereits das Zusammenbringen der niederländischen und der deutschen Arbeitskultur aufwendig sein kann. Zudem bleiben mächtige und sehr effektive Flussgebietsorgansiationen, wie sie vor Jahrzehnten zur Lösung wasserpolitischer Notlagen in Nordrhein-Westfalen als Sondergesetzliche Wasserverbände institutionalisiert wurden, eine an strenge Legitimitätsanforderungen geknüpfte Ausnahme. Die sozialwissenschaftliche Literatur hat im Kontext des international zuletzt anerkannten Paradigmas vom Integrated Water Ressource Management viele Erkenntnisse zur Effektivität und Legitimität von Flussgebietsakteuren zusammengetragen. Die Frage jedoch ist, woher hier der politische Wille zur Kompetenzabgabe von zwei Staaten, zwei Bundesländern usw. zugleich und mit vergleichbaren Zielen kommen sollte.

Also würde ich aus Sicht der sozialwissenschaftlichen Forschung zur WRRL raten, die Entscheidungsträger auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene zu konfrontieren, und notwendige Strukturreformen einzufordern, sie dafür mit Projekterfahrungen zu füttern, und so die wertvollen Projekterfahrungen weiterleben zu lassen. Im Endeffekt ist die Zielerreichung bei den umweltpolitischen Vorgaben aus Brüssel bindend und am Ende der Fristen 2027 flächendeckend zu implementieren. Erfolgreiche Pioniere, die die strukturellen Defizite aufzeigen können, werden also bald sehr gefragt sein. Kontakt: [email protected] (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung).

2 Hüesker, F.; Moss, T.: The Politics of Multi-Scalar Action in River Basin Management: Implementing the EU Water Framework Directive (WFD). In: Land Use Policy 42 (2015), S. 38-47, https://doi.org/10.1016/j.landusepol.2014.07.003. 4

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort von Breun Breunissen ...... 2 Vorwort von Frank Hüesker ...... 3 1. Einleitung ...... 8 2. Untersuchungsmethoden und Projektabgrenzung ...... 10 2.1 Projekte ...... 10 3. Das Gewässersystem von Vechte und Dinkel...... 11 4. Zuständige Behörden und formale Regelung ...... 13 4.1 Niedersachsen ...... 13 4.1.1 Zuständigkeitsverteilung in der Wasserwirtschaft ...... 13 4.1.2 Zuständigkeitsverteilung im Naturschutz ...... 14 4.2 Nordrhein-Westfalen...... 15 4.2.1 Zuständigkeitsverteilung in der Wasserwirtschaft ...... 15 Zuständigkeitsverteilung im Naturschutz ...... 17 4.3 Niederlande ...... 18 4.3.1 Zuständigkeitsverteilung in der Wasserwirtschaft ...... 18 4.3.2 Zuständigkeitsverteilung im Naturschutz ...... 19 5. Ergebnisse: Typologie der Policy-Arrangements für die Flussrenaturierung ...... 20 5.1 Typologie der Flussrenaturierungsprojekte ...... 20 5.2 Flussrenaturierungsprojekte in Niedersachsen (NI) ...... 21 5.3 Flussrenaturierungsprojekte in Nordrhein-Westfalen (NRW) ...... 26 5.4 Flussrenaturierungsprojekte in den Niederlanden ...... 30 5.5 Grenzüberschreitende Flussrenaturierungsprojekte ...... 35 6. Schlussfolgerung ...... 41 6.1 Akteure ...... 43 6.2 Ressourcen ...... 44 6.3 (In-) formelle Regeln ...... 45 6.4 Diskurse ...... 46 6.5 Rückschlüsse aus grenzüberschreitenden Projekten ...... 47 7. Empfehlungen ...... 48 8. Handlungsperspektiven ...... 50 Bibliographie...... 52

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1. Einleitung

Das Hauptziel des grenzüberschreitenden INTERREG-Projekts Living Vecht-Dinkel ist die grenzüberschreitende Stärkung der Flüsse Vechte und Dinkel im Bereich der Wasserwirtschaft und der regionalen Wirtschaft. Dadurch entstehen Flusssysteme, die widerstandsfähiger, robuster und lebendiger für Mensch und Tier sind. Das Programm unterscheidet die Vechte und die Dinkel als eigenständige Flüsse: beide Flüsse haben eine eigene Identität, sowohl ins Bezug auf die Wasserwirtschaft als auch auf die regionale Wirtschaft. Eines der Teilprojekte, das zu dem oben genannten Hauptziel beitragen kann, betrifft eine grenzüberschreitende Untersuchung und Wissenstransfer zum Austausch von Erfahrungen, Rahmenbedingungen und Lernpunkten in Bezug auf die Umsetzung von Projekten der integrierten Wasserwirtschaft in Deutschland und den Niederlanden. Aufgrund des grenzüberschreitenden Charakters des Vechte- und Dinkel-Systems gibt es keine „natürliche” Gouvernance-Struktur, sondern arbeitet eine Vielzahl von Behörden und Partnern grenzüberschreitend zusammen, um ein natürlicheres Flusssystem zu schaffen. Frühere Studien haben ergeben, dass es Unterschiede bei den Flussentwicklungsansätzen zwischen den Niederlanden und den Ländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gibt und dass diese Unterschiede zu anderen Ergebnissen führen (Bos, 2017; Pergens, 2018). Auf der Grundlage dieser Studien und Untersuchungen zur Flussentwicklung in anderen Gebieten liegt bereits ein gutes Bild von den Unterschieden in der allgemeinen Politik und speziell von den Unterschieden bei der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) vor (Boezeman, Liefferink, & Wiering, 2019; Renner & Meijerink, 2018; Renner, Meijerink, & van der Zaag, 2018a, 2018b; Wiering, Liefferink, Kaufmann, & Kurstjens, 2018). Es fehlt jedoch ein Einblick in die Herangehensweise an konkrete Umsetzungsprojekte im Zusammenhang mit der Flussrenaturierung sowie in die Faktoren, die die Umsetzungspraxis beeinflussen.

Das vorrangige Ziel der Studie ist die Formulierung von Handlungsperspektiven zur Beschleunigung von Umsetzungsprojekten in den Bereichen Natur und Wasser im Vechte-Dinkel-System. Zur Formulierung dieser Handlungsperspektiven benötigen wir zuerst einen Einblick in die Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren bei der Umsetzung von Natur- und Wasserprojekten. Dabei kann es sich um Umsetzungsprojekte im deutschen oder niederländischen Teil des Vechte-Dinkel-Systems oder um gemeinsame Umsetzungsprojekte an der Grenze handeln. Wir berücksichtigen dabei die gängige Unterscheidung der Fließgewässertypen (A, B und C in den Niederlanden, 1, 2 und 3 in Deutschland).

Abbildung 1. Policy-Arrangement-Ansatz

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Zur Erfassung relevanter Faktoren verwenden wir ein einfaches policy-analytisches Modell, den so genannten Policy-Arrangement-Ansatz (Van Tatenhove, 2019). Diesem Ansatz zufolge weist ein Policy- Arrangement vier miteinander verknüpfte Dimensionen auf: (1) Akteure und Koalitionen, (2) Ressourcen, (3) (in-) formelle Regeln und (4) Diskurse (siehe Abbildung 1). In dieser Untersuchung verwenden wir diese Dimensionen für die Analyse von Arrangements in Bezug auf die Umsetzung von Politik. Wichtige Fragen in diesem Zusammenhang lauten: Welche Akteure (und Koalitionen von Akteuren) sind an der Durchführung von grün-blauen und infrastrukturellen Umsetzungsprojekten beteiligt, über welche juristischen, finanziellen oder sonstigen Ressourcen verfügen sie, welche politischen Ideen haben diese Akteure und nach welchen Regeln verläuft die Interaktion zwischen diesen Akteuren. Die Dimensionen helfen bei der Ordnung der Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren, die bei der Umsetzung eine Rolle spielen. Die Durchführung eines Projekts kann beispielsweise misslingen, weil (1) wichtige Akteure nicht beteiligt sind, (2) keine ausreichenden Finanzmittel vorhanden sind, (3) Akteure andere Ideen über Nutzen, Notwendigkeit oder Priorisierung des Projekts haben oder (4) weil die Rechtsvorschriften oder die Projektverfahren einer reibungslosen Umsetzung im Wege stehen.

Der Bericht ist wie folgt strukturiert. In Kapitel 2 stellen wir die Methode und den Ansatz vor. In Kapitel 3 erläutern wir das Gewässersystem von Vechte und Dinkel und in Kapitel 4 skizzieren wir den institutionellen Kontext, da er für die beteiligten Länder und Bundesländer unterschiedlich ist. In Kapitel 5 präsentieren wir die Ergebnisse der Studie und stellen eine Typologie von Policy- Arrangements für jedes Land vor. In Kapitel 6 identifizieren wir die Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren und in Kapitel 7 führen wir unsere Schlussfolgerungen aus. Abschließend werden in Kapitel 8 Empfehlungen zur Verbesserung der Umsetzung von Flussrenaturierungsprojekten präsentiert.

Abbildung 2. Die Dinkel bei Losserzand

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2. Untersuchungsmethoden und Projektabgrenzung

Diese Studie ist qualitativer Natur und basiert auf einer Reihe von Untersuchungsmethoden. Zunächst wurde eine Sekundäranalyse der vorhandenen Studien und Dokumente durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Analyse wurden daraufhin während eines ersten interaktiven Workshops mit den am Vechte- Dinkel-Gewässersystem beteiligten Fachleuten diskutiert (siehe Anlage 1). Im zweiten Schritt wurde eine Reihe halbstrukturierter Interviews mit Fachleuten geführt, die an Flussrenaturierungsprojekten beteiligt sind (siehe Anlage 2). Diese Interviews waren nach dem Policy-Arrangement-Ansatz strukturiert und wurden in der Sprache der Befragten geführt (Interviewleitfäden siehe Anlage 3). Von den Interviews, die mit Zustimmung der Befragten aufgezeichnet wurden, wurde ein Protokoll erstellt, das den Befragten zur Genehmigung vorgelegt wurde. Darüber hinaus wurden die Interviews wörtlich transkribiert. Diese Protokolle und Transkripte wurden anschließend unter Anwendung des Policy- Arrangement-Ansatzes analysiert und je Projekt strukturiert. Für jede Art von Flussrenaturierungsprojekt wurden Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren je Land ermittelt. Die Ergebnisse dieser Analyse wurden in einem zweiten interaktiven Workshop vorgestellt, in dem die Teilnehmer auf die Untersuchungsergebnisse reagierten (siehe Anlage 4). Die endgültigen Ergebnisse wurden in diesem Untersuchungsbericht niedergelegt.

2.1 Projekte

Auf der Grundlage der Sekundäranalyse und des ersten interaktiven Workshops wurde eine Reihe von Organisationen und Projekten zur Abgrenzung der Studie identifiziert. In der anschließenden Übersicht wird für die einzelnen Organisationen aufgeführt, welche Projekte untersucht wurden. Grenzüberschreitende Projekte sind gemeinsame Projekte, die in der Übersicht nur ein einziges Mal aufgeführt werden, und zwar in Kursivschrift.

Landkreis Grafschaft Bentheim (NI) Borken – Gronau (NRW)

• Altarm 33 Vechte • Dinkel (Epe) • Grenzmäander Vecht(e) (mit NL) • Heek • Eileringsbecke • Fischtreppe Ramsdorf • Rammelbecke

Waterschap Drents Overijsselse Delta (NL) NLWKN (NI) • Ontstening Vecht • Vechtewehr Schüttdorf • Groene geul Vechterweerd • Stau Grasdorf • Nevengeul Vilsteren • Frenswegen • Quendorf Waterschap Vechtstromen (NL)

• Glanerbeek (mit NRW) Steinfurt (NRW) • Dinkel Noord () (mit NRW) • Frischhofsbach • Rammelbeek (Gele beek) • Metelen • Grenzmäander (mit NI)

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3. Das Gewässersystem von Vechte und Dinkel

Coevorden

Vecht

Nordhorn

Almelo

Gronau Steinfurt

Dinkel

Die Flüsse Vechte und Dinkel gehören zur internationalen Flussgebietseinheit Rhein und werden regional dem Bearbeitungsgebiet Deltarhein-Ost zugeteilt (Ministerie van Verkeer en Waterstaat, 2008). Beide Flüsse entspringen in Nordrhein-Westfalen. Im weiteren Verlauf fließt die Dinkel durch die niederländische Region Twente in der Provinz und überquert anschließend die Grenze zu Niedersachsen, um letztlich bei Neuenhaus in die Vechte zu münden. Die Vechte überquert bei Laar die Grenze zu den Niederlanden und mündet schließlich als Overijsselse Vecht nördlich von Zwolle in das , das wiederum in das IJsselmeer mündet. Die Vechte und Dinkel sind Regen geprägte Flüsse, die gegenwärtig ein wechselhaftes Abflussregime mit großen Abflussdifferenzen im Sommer und Winter aufweisen.

Bis zum Mittelalter hatten beide Flüsse aufgrund der Schwammwirkung der umgebenden Torflandschaft ein weniger wechselhaftes Abflussregime. Nachdem diese Hochmoore und Sümpfe weitgehend in Ackerland umgewandelt worden waren, verringerte sich die Speicherkapazität der Landschaft und es entstanden höhere Scheitelabflüsse. In der Folge wurden die Flüsse aktiver und verursachten mehr Erosion. Zur Verringerung der Erosion landwirtschaftlicher Nutzflächen wurde Wasserwirtschaft betrieben, zum Beispiel durch den Bau von Buhnen und Kais. Darüber hinaus wurden im Zuge der Industrialisierung Kanäle für den Transport auf dem Wasserweg gebaut und wurde die Vechte kanalisiert. Im Rahmen der Kanalisierung der Vechte wurden um 1910 sieben Wehre gebaut, um den Wasserstand zu regulieren (Kouwen, 2015; Waterschap Vechtstromen, 2017). Auch in den deutschen Abschnitten der Vechte und der Dinkel wurden zur Kultivierung von Torf- und Moorflächen Eingriffe in das Gewässersystem vorgenommen (Patt, 2016, S. 186). Im Einklang mit dem Emslandplan von 1950 wurden die Flüsse kanalisiert, Talgräben angelegt und acht Wehre zur Regulierung des Wasserstands gebaut (NLWKN, 2013).

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In den letzten Jahrzehnten wurden jedoch Anstrengungen zur Wiederherstellung natürlicher Flussprozesse unternommen, die durch politische Prozesse wie die WRRL, aber auch durch die informelle grenzüberschreitende Vechtetal-Strategie vorangetrieben wurden. Diese Strategie wurde gemeinsam von Behörden auf beiden Seiten der Grenze ausgearbeitet und enthält folgendes Zukunftsbild für die Vecht:

„Unter unveränderter Gewährleistung von Hochwasserschutz- und Vorflutfunktionen soll die Vechte in geeigneten Abschnitten den Charakter eines lebendigen, naturnahen Flachlandflusses zurückerhalten. Dieser lebendige Flachlandfluss bekommt dort, wo dies möglich ist, die Gelegenheit, in Auen und Überschwemmungsgebieten frei zu strömen. Dies beinhaltet auch typische Flussprozesse wie Mäandrierung, Sedimentation, Erosion und sichtbare Strömung.” (Vechtetal-Strategie, 2009, S. 4).

Obwohl die Vechtetal-Strategie informell ist und nicht von allen Entscheidungsträgern politisch genehmigt wurde, spielt sie eine wichtige Rolle bei der Vernetzung der Partner und dient sie als Leitlinie für konkrete Projekte im Gewässersystem der Vechte (Pergens, 2018). Es gibt keine grenzüberschreitende Strategie für die Dinkel. Im Rahmen der nationalen politischen Programme wird jedoch an beiden Flüssen an der Renaturierung gearbeitet (Bressers & Bressers, 2017; Vechtvisie, 2009).

Abbildung 3. Die Dinkel zwischen Tilligte (NL) und Lattrop (NL)

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4. Zuständige Behörden und formale Regelung

Um zu verstehen, welche Parteien an Projekten beteiligt sind, ist es unerlässlich, formale Zuständigkeiten zu unterscheiden. Die Behörden, die in den Bereichen Wasserwirtschaft, Naturschutz und Flussentwicklung tätig sind, werden nach den Rechtsvorschriften in den Niederlanden und den beiden deutschen Bundesländern benannt. Infolgedessen unterscheiden sich die zuständigen Behörden von Land zu Land. Die beiden Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sind Teil eines föderalistischen Regierungssystems mit vielen Verwaltungsebenen und daher liegen die Zuständigkeiten bei unterschiedlichen Behörden. Zunächst werden die Zuständigkeiten in den beiden Bundesländern behandelt und anschließend die Zuständigkeiten in den Niederlanden.

Abbildung 4. Föderalistisches System in Deutschland (Quelle: devecht.eu, 2009)

4.1 Niedersachsen

4.1.1 Zuständigkeitsverteilung in der Wasserwirtschaft

In Niedersachsen sind verschiedene Akteure in der Entwicklung und Umsetzung von Projekten tätig. Dies richtet sich nach der jeweiligen Zuständigkeit für den Wasserkörper. In Niedersachsen wird zwischen Gewässern erster, zweiter und dritter Ordnung unterschieden (Niedersächsisches Wassergesetz, 2010). Die Zuständigkeit für diese einzelnen Kategorien ist auf verschiedene Parteien aufgeteilt. Gewässer erster Ordnung fallen unter das Land Niedersachsen, Gewässer zweiter Ordnung unter die Unterhaltungsverbände (UVB) und Gewässer dritter Ordnung fallen unter die Zuständigkeit der Grundstückseigentümer (Ausnahmen siehe § 69 Niedersächsisches Wassergesetz, 2010). Während die Unterhaltungspflicht für die Gewässer erster und dritter Ordnung bei den jeweiligen Eigentümern der Gewässer liegt, müssen die Gewässer zweiter Ordnung grundsätzlich von den Unterhaltungsverbänden unterhalten werden. Die Vechte und Dinkel fallen im Prinzip unter die zweite Kategorie, nach § 67 des Wassergesetzes wurden sie jedoch dem Land Niedersachsen übertragen (nach Anlage 7 des Niedersächsischen Wassergesetzes). In der Praxis werden diese Aufgaben vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wahrgenommen. Zuvor fielen diese Zuständigkeiten unter die Bezirksregierung. Mit der Abschaffung der Bezirksregierungen im Jahr 2004 wurden die Aufgaben über verschiedene Behördenabteilungen verteilt.

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Zuständigkeit für die Bewirtschaftung, Unterhaltung und Entwicklung der Wasserkörper

Der NLWKN ist nach dem Wassergesetz für die Entwicklung und Unterhaltung der Vechte und Dinkel in Niedersachsen zuständig. Ursprünglich fiel diese Aufgabe unter die Zuständigkeit des Vechteverbands, aber angesichts der Größe des Flusses und seines grenzüberschreitenden Charakters wurde dem NLWKN die Verantwortung übertragen. Der NLWKN ist Eigentümer des Flusses und kann eigenständig Projekte entwickeln. Er ist auch für die Umsetzung der WRRL-Maßnahmen an diesen Flüssen verantwortlich (Wasserrahmenrichtlinie 2000/60/EG). Der wichtigste Wasserkörper in diesem Zusammenhang ist die Vechte.

Der Unterhaltungsverband Vechteverband ist für die Bewirtschaftung und Unterhaltung der Gewässer zweiter Ordnung, mit Ausnahme von Dinkel und Vechte, zuständig. Wer genau für die Umsetzung der WRRL in den Gewässern zweiter Ordnung verantwortlich ist, kann nicht geklärt werden, denn es ist unklar, ob diese Maßnahmen unter die Wasserwirtschaft oder Naturentwicklung fallen (Reese et al., 2018, p. 76). Die Verantwortung für den Hochwasserschutz liegt grundsätzlich bei den Kommunen.

Zuständigkeit für Genehmigungserteilung und Aufsicht im Bereich der Wasserwirtschaft Für die Genehmigungserteilung gibt es verschiedene Zuständigkeitsebenen, ähnlich wie bei der Einteilung in Gewässerkategorien für die Unterhaltung und Bewirtschaftung. Die zuständigen Behörden sind in folgende Ebenen unterteilt:

• Die oberste Wasserbehörde ist das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (MU). In der Praxis wurden viele Aufsichts- und Durchsetzungsaufgaben an den NLWKN delegiert. • Die Kreise, die kreisfreien Städte und die großen kreisfreien Städte übernehmen die Aufgaben der unteren Wasserbehörden. Im Falle des Vechte-Dinkel-Systems ist dies der Landkreis Grafschaft Bentheim (LGB).

4.1.2 Zuständigkeitsverteilung im Naturschutz

Neben den Regelungen und Zuständigkeiten für die Wasserwirtschaft gelten für die im Vechte-Dinkel- System tätigen Parteien die Rechtsvorschriften zum Naturschutz (Niedersächsisches Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz (NAGBNatSchG), 2010). Die Hierarchie ähnelt der im Wassergesetz festgelegten Struktur:

• Die oberste Naturschutzbehörde ist das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (MU). In der Praxis wurden viele Aufsichts- und Durchsetzungsaufgaben an den NLWKN (Fachbehörde für Naturschutz) delegiert. • Die Kreise, die kreisfreien Städte und die großen kreisfreien Städte übernehmen die Aufgaben der unteren Naturschutzbehörden. Im Falle des Vechte-Dinkel-Systems ist dies der Landkreis Grafschaft Bentheim (LGB). Aufgabe der unteren Naturschutzbehörde ist die nachhaltige Sicherung und Entwicklung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts, der Pflanzen- und Tierwelt, der Nutzbarkeit der Naturgüter sowie der Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft.

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4.2 Nordrhein-Westfalen

4.2.1 Zuständigkeitsverteilung in der Wasserwirtschaft

Auch im Land Nordrhein-Westfalen sind viele verschiedene Behörden an der Entwicklung und Umsetzung von Projekten beteiligt. Im Gegensatz zu Niedersachsen gibt es in NRW auch weiterhin die Verwaltungsebene der Bezirksregierung. Die Zuständigkeit richtet sich nach dem Wasserkörpertyp, und es wird ebenfalls zwischen Gewässern erster und zweiter Ordnung sowie sonstigen Gewässern unterschieden (Landeswassergesetz – LWG, 1995). Die Gewässer erster Ordnung fallen unter das Land NRW, die Gewässer zweiter Ordnung unter die Bezirksregierung und die sonstigen Gewässer fallen unter die Zuständigkeit der Grundstückseigentümer. Die Eigentumsverhältnisse lassen sich folgendermaßen darstellen: Die Gewässer erster Ordnung sind Eigentum des Landes. Bildet ein Gewässer zweiter Ordnung oder ein sonstiges Gewässer kein selbstständiges Grundstück, ist es Bestandteil der Ufergrundstücke und gehört deren Eigentümern. Seit der Wassergesetzreform wird die Dinkel den Gewässern zweiter Ordnung zugeordnet und fällt unter die Zuständigkeit der Bezirksregierung Münster (Landeswassergesetz – LWG, 2016). Die Unterhaltung der sonstigen Wasserläufe wie Bäche wird von zahlreichen Wasser- und Bodenverbänden durchgeführt (alleine im Kreis Borken bereits 29, siehe hier).

Zuständigkeit für die Bewirtschaftung, Unterhaltung und Entwicklung der Wasserkörper

Seit dem Jahr 2016 liegt die Verantwortung für die Umsetzung der WRRL an der Dinkel bei der Bezirksregierung Münster. Projekte aus der Vorperiode, die von den Kreisen begonnen wurden, werden weiterhin von den Kreisen durchgeführt oder abgeschlossen. Projekte an Gewässern zweiter Ordnung mit den Unterhaltungsverbänden fallen nun auch in die Zuständigkeit der Bezirksregierung.

Die Kommunen sind jedoch für die Umsetzung der WRRL an den sonstigen Gewässern zuständig. Im Kreis Borken wurde diese Zuständigkeit den Unterhaltungsverbänden oder Wasser- und Bodenverbänden übertragen. Da sie für die Durchführung von Projekten aber oftmals zu klein sind, werden Städte und Gemeinden auch in die Umsetzung der WRRL eingebunden. Die Verantwortung für den Hochwasserschutz liegt grundsätzlich bei den Kommunen.

In NRW werden WRRL-Maßnahmen im Rahmen von so genannten „Runden Tischen” diskutiert, in denen sich verschiedene Akteure wie Vertreter von Städten, Gemeinden, Unterhaltungsverbänden, aus der Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei, von Naturschutzorganisationen und aus der Wirtschaft sowie andere Wassernutzer über die Umsetzung der WRRL austauschen können. Anschließend wurden die Grundzüge der Maßnahmen für jeden Kreis ab 2012 im Umsetzungsfahrplan festgelegt (siehe Abbildung 5).

Zuständigkeit für Genehmigungserteilung und Aufsicht im Bereich der Wasserwirtschaft Für die Genehmigungserteilung gibt es verschiedene Zuständigkeitsebenen, ähnlich wie bei der Einteilung in Gewässerkategorien für die Unterhaltung und Bewirtschaftung. Die zuständigen Behörden sind in folgende Ebenen unterteilt:

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• Die oberste Wasserbehörde ist das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV). Als höchste staatliche Behörde ist das MULNV für die Umsetzung der WRRL verantwortlich. Es erstellt und veröffentlicht den Bewirtschaftungsplan und das Maßnahmenprogramm und führt die erforderliche Öffentlichkeitsbeteiligung durch. • Die Kreise, die kreisfreien Städte und die großen kreisfreien Städte übernehmen die Aufgaben der unteren Wasserbehörden. Im Falle der Dinkel sind dies die Kreise Borken und Steinfurt. Im Rahmen der ihnen nach Artikel 93 des Landeswassergesetzes NRW obliegenden Gewässeraufsicht müssen sie insbesondere dafür sorgen, dass die im Wassergesetz verankerten Bewirtschaftungsziele (Artikel 27 bis 31) in den Gewässern, die in ihre Zuständigkeit fallen, nämlich sonstige Gewässer, eingehalten werden.

Abbildung 5. Ausschnitt aus dem Umsetzungsfahrplan 2012 bei Gronau (Quelle: Kreis Borken, 2020)

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Zuständigkeitsverteilung im Naturschutz

Neben den Regelungen und Zuständigkeiten für die Wasserwirtschaft gelten für die im Vechte-Dinkel- System tätigen Parteien auch die Rechtsvorschriften im Bereich des Naturschutzes (Landesnaturschutzgesetz – LNatSchG NRW). Die Hierarchie ist mit der Hierarchie in Niedersachsen vergleichbar, mit Ausnahme der Bezirksregierung als Mittelbehörde:

• Die oberste Naturschutzbehörde ist das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz. • Die Regierungsbezirke als Mittelbehörde sind für die Durchführung der oberen Naturschutzbehörde zuständig. • Die Kreise, die kreisfreien Städte und die großen kreisfreien Städte übernehmen die Aufgaben der unteren Naturschutzbehörden. Im Falle des Vechte-Dinkel-Systems sind dies in NRW die Kreise Steinfurt und Borken. Aufgabe der unteren Naturschutzbehörde ist die nachhaltige Sicherung und Entwicklung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts, der Pflanzen- und Tierwelt, der Nutzbarkeit der Naturgüter sowie der Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft.

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4.3 Niederlande

4.3.1 Zuständigkeitsverteilung in der Wasserwirtschaft

Die Niederlande haben ebenfalls ein hierarchisches System, in dem die nationalen Gewässer in die Zuständigkeit der Zentralregierung fallen. Die oberste niederländische Straßen- und Wasserbaubehörde, Rijkswaterstaat, ist damit eine wichtige ausführende Behörde für die Bewirtschaftung, Unterhaltung und Entwicklung von Gewässern und primären Hochwasserschutzanlagen. Rijkswaterstaat hat die Bewirtschaftung der Overijsselse Vecht im Jahr 2005 der ehemaligen Waterschap Velt en Vecht (jetzt: Waterschap Vechtstromen) - von der Grenze bis Ommen - und der Waterschap Groot Salland (jetzt: Waterschap Drents Overijsselse Delta) - von Ommen bis zum Abfluss in das Zwarte Water – übertragen. Die Provinz Overijssel ist für die Umsetzung der nationalen Wasserpolitik in regionale Maßnahmen verantwortlich. In der Folge ist die Waterschap (Wasserverband) die wichtigste Behörde, wenn es um die regionale Wasserwirtschaft einschließlich Hochwasserschutz geht (Havekes, Dekking, Wensink, & Zwagemakers, 2019). Im Falle der Vechte sind dies die Waterschap Drents Overijsselse Delta (WDOdelta) und die Waterschap Vechtstromen und im Falle der Dinkel nur die Waterschap Vechtstromen. Das Niedrigwasserbett der Flüsse und der meisten Bäche ist Eigentum der Waterschappen, während das Hochwasserbett Privatpersonen und Verwaltungsorganisationen wie Staatsbosbeheer (Forstbehörde) gehören kann.

Die Zentralregierung setzt die WRRL in nationale politische Ansätze, Rahmenbedingungen und Instrumente um. Der Minister für Infrastruktur und Umwelt ist letztlich für die Umsetzung der WRRL verantwortlich, aber die Erreichung der angestrebten Ziele ist weiterhin eine gemeinsame Verantwortung aller Verwaltungsorgane, die in der niederländischen Wasserwirtschaft tätig sind. Die Waterschap legt fest, welche Ziele für die Wasserkörper der WRRL gelten und welche Maßnahmen erforderlich sind, um sie zu erreichen. Die Provinzen legen dann die ökologischen Ziele für die WRRL- Gewässer fest. Die Waterschappen setzen die WRRL-Maßnahmen für die WRRL-Gewässer in ihrem Einzugsgebiet um. Die Maßnahmen für die WRRL müssen weitgehend mit anderen Richtlinien wie der Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (HWRM-RL) und Natura 2000 (N2000) koordiniert werden. Im Vechte-Dinkel-System ist das Programm „Ruimte voor de Vecht” das wichtigste Umsetzungsprogramm für u.a. Flussrenaturierungsprojekte, in dem die Provinz, die Waterschappen und andere Partner zusammenarbeiten.

Abbildung 6. Hierarchische Struktur der niederländischen Wasserpolitik (Quelle: Havekes, et al., 2019)

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4.3.2 Zuständigkeitsverteilung im Naturschutz

Europäische Richtlinien und andere Naturschutzgesetze sind seit 2017 im Wet Natuurbescherming (Naturschutzgesetz) geregelt. Es regelt auch den Schutz von Natura 2000-Gebieten. Dieses Gesetz zielt auf die Dezentralisierung des Naturschutzes ab. In diesem Sinne ist die Zentralregierung grundsätzlich für internationale Naturabkommen zuständig und bestimmen die Provinzen letztlich ihre eigene Naturpolitik auf der Grundlage dieser übergreifenden Vorschriften. Mithilfe des Abschnitts zum Artenschutz im Naturschutzgesetz schützt die Provinz die in diesem Gesetz festgelegten Pflanzen- und Tierarten. Die Provinzen können auch zusätzliche Maßnahmen im Rahmen des Natuurnetwerk Nederland (nationales Naturnetzwerk) ergreifen.

Die Provinzen sind bei den Entwicklungsaufgaben für Natura 2000-Gebiete maßgeblich. In der Provinz Overijssel sind dies die Uiterwaarden Zwarte Water en Vecht (36), Vecht- en Beneden-Reggegebied (39) und das Gebiet Dinkelland (49), das aus dem Dinkelbachtal und einer Reihe von Nebenbächen besteht. Für die Umsetzung des nationalen Naturnetzwerks sowie der Ziele der WRRL und von Natura 2000 wird in Overijssel im Rahmen des 2013 unterzeichneten Programms „Samen werkt beter” (siehe hier) zusammengearbeitet. Weil die Aufgaben von Natura 2000 und WRRL kombiniert werden, ist die Waterschap Vechtstromen federführend für drei Natura-2000-Gebiete in der Provinz Overijssel: Dinkeldal, Vecht und Regge.

Abbildung 7. Fischtreppe in der Steinfurter Aa beim Schloss Burgsteinfurt

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5. Ergebnisse: Typologie der Policy-Arrangements für die Flussrenaturierung

5.1 Typologie der Flussrenaturierungsprojekte

Die Analyse zeigt, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, an Renaturierungsprojekten im Gewässersystem von Vechte und Dinkel zu arbeiten. Neben der Größe eines Projekts (Entwicklung des gesamten Baches/Flusses oder von bestimmten Abschnitten) kann nach dem Akteur unterschieden werden, der für den betreffenden Teil des Gewässersystems hauptverantwortlich ist. Dadurch entsteht eine allgemeine Typologie von Projekten mit einer klaren Hierarchie, die sich aus der Ordnung des Gewässersystems ableitet:

1. Projekte im Niedrigwasserbett des Flusses

2. Projekte in den Flussauen oder Flächen am Fluss

3. Projekte in Bächen

4. Projekte in Gräben

Diese Projekte können national sein, sie können aber auch eine grenzüberschreitende Dimension haben, was den Charakter des Projekts verändert. In den folgenden Abschnitten wird eine Typologie von Projekten pro Land nach dem Policy-Arrangement-Ansatz ausgearbeitet.

Die Faktoren, die bei der Verzögerung oder Beschleunigung von Projekten eine bedeutende Rolle spielen, wurden auf der Grundlage der Interviews und Workshops bewertet. Faktoren, die zur Umsetzung von Projekten beitragen, sind grün gekennzeichnet. Faktoren, die zu Verzögerungen führen, sind rot gekennzeichnet. Faktoren, deren Einfluss sich in beide Richtungen entwickeln kann und deren Richtung stark von der konkreten Ausarbeitung abhängt, sind orange gekennzeichnet.

Abbildung 8. Vechte in der Nähe von Laar (Deutschland)

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5.2 Flussrenaturierungsprojekte in Niedersachsen (NI)

Die allgemeine Typologie der Fluss- und Bachrenaturierungsprojekte in Niedersachsen umfasst Projekte im Hauptstrom (Niedrigwasserbett), in den Flussauen (Hochwasserbett) und am Bachlauf (Gewässer zweiter Ordnung). Projekte an Gräben sind selten, da die Landbesitzer von einer guten Entwässerung profitieren (siehe Tabelle 1).

Der Träger von Projekten richtet sich nach der gesetzlichen Zuständigkeit aufgrund des Niedersächsischen Wassergesetzes. Flussrenaturierungsprojekte innerhalb des Niedrigwasserbetts fallen unter die Zuständigkeit des NLWKN, der auch für die Umsetzung der WRRL verantwortlich ist. Flussrenaturierungsprojekte im Hochwasserbett der niedersächsischen Vechte werden in der Regel vom Landkreis, in diesem Fall vom Landkreis Grafschaft Bentheim (LGB), mithilfe der Naturschutzstiftung Bentheim durchgeführt. Die Flächen im Hochwasserbett des Flusses werden überwiegend landwirtschaftlich genutzt und weisen aufgrund der Hochwassergefahr keine Bebauung auf. Bäche unterstehen der Verantwortung des Unterhaltungsverbands (UVB), in diesem Fall des relativ großen Vechteverbands.

Projekttyp Verantwortlicher Formelle und Diskurse Ressourcen Akteur informelle Regeln

Niedrigwasserbett NLWKN Wassergesetz NI Maßnahmen- Flächen im Besitz des konzept 2013 Fürsten zu Bentheim, Beispiel: Vechte WRRL Nutzung im Rahmen Quendorf einer Vereinbarung mit NLWKN Eigene Finanzmittel und Land NI

Hochwasserbett Landkreis Wassergesetz NI Ausgleich Flächenerwerb durch Grafschaft wirtschaftl. Ausgleich Beispiel: Quendorf Bentheim Naturschutzgesetz Entwicklungen NI 90.000 € DBU- 2003-2008 Naturschutz- Entwicklungs- Förderung stiftung Bentheim Ausgleichs- konzept 1998 maßnahmen

Ökopunkte

Bäche Vechteverband Wassergesetz NI Umdenken vom 65 % POP3-Förderung Emslandplan Beispiel: Genehmigungs- zur Bach- 25 % Landesmittel NI Eileringsbecke antrag beim NLWKN renaturierung 10 % Eigenanteil 2011-2012

Gräben Landeigentümer Wassergesetz NI Entwässern Eigene Mittel

Tabelle 1. Typologie der Projekte in Niedersachsen

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Projektbeispiel Hochwasserbett Niedersachsen: Quendorf (NLWKN) Der Träger von Projekten richtet sich nach der gesetzlichen Zuständigkeit nach dem Niedersächsischen Wassergesetz. Flussrenaturierungsprojekte innerhalb des Niedrigwasserbetts der Vechte beruhen auf der Zuständigkeit für die WRRL und einem Maßnahmenprogramm aus dem Jahr 2013 (NLWKN, 2013). Finanzielle Mittel für Projekte stammen aus dem Haushalt des NLWKN und aus dem Haushalt des Landes Niedersachsen. Die benötigten Flächen sind zwar im Besitz des Großgrundbesitzers Fürst zu Bentheim und Steinfurt, der NLWKN kann dieses Land jedoch auf der Grundlage einer zwischen den beiden Parteien geschlossenen Vereinbarung nutzen. Das hydrologische Modell, das zeigt, dass kein größeres Überflutungsrisiko besteht, ist wichtig, um das Vertrauen der Anwohner zu gewinnen (siehe grüne Elemente des unten stehenden Policy-Arrangements in Abbildung 10 )

Abbildung 9. Maßnahmenplan Vechte bei Quendorf (NLWKN, 2019)

Ressourcen

• Vechte wird vom NLWKN bewirtschaftet • Land an der Vechte, Eigentum des Fürsten zu Bentheim • Finanzmittel Maßnahmen aus eigenem Haushalt und Zuschuss des Landes Niedersachsen

Akteure

• NLWKN und Fürst zu Bentheim (über Vereinbarung) • Naturschutzstiftung LGB (Pächter)

(In-) formelle Regeln Diskurse

• zuständig nach Naturschutz-/Wassergesetz • Maßnahmenkonzept 2013 • Umsetzung WRRL durch NLWKN für das • Projektbeispiel Umdenken Emslandplan -> Land Niedersachsen Flussrenaturierung • Vertrauen (auch mithilfe des hydrologischen Modells)

Abbildung 10. Policy-Arrangement Vechte bei Quendorf NLWKN

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Projektbeispiel Hochwasserbett Niedersachsen: Quendorf Im Hochwasserbett der Vechte bei Quendorf, zwischen Schüttorf und Nordhorn, wurde zwischen 2000 und 2008 ein Projekt durchgeführt, bei dem ca. 20 ha aus der üblichen landwirtschaftlichen Nutzung genommen und ökologisch entwickelt wurden. Es gibt mehrere Faktoren, die zur erfolgreichen Umsetzung dieses Projekts beigetragen haben (siehe grüne Elemente des unten stehenden Policy- Arrangements in Abbildung 13).

Abbildung 11. Ausschnitt aus dem Entwicklungskonzept Vechteaue (1998)

Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist das gesetzliche Ausgleichssystem, das mit so genannten Ökopunkten arbeitet. Der diesem System zugrundeliegende Diskurs ist die in Deutschland allgemein akzeptierte Auffassung, dass wirtschaftliche Entwicklungen, die die Natur und Landschaft negativ beeinflussen, kompensiert werden sollten; diese Vorgabe ist im Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) verankert. Die Behörden in Deutschland können selbst entscheiden, in welchem Umfang sie davon Gebrauch machen. Im Projekt Quendorf hat die Naturschutzstiftung des Landkreises Grafschaft Bentheim (LGB) über 100 ha Land in den Vechteauen erworben. Die Naturschutzstiftung tat dies gemeinsam mit den Städten Schüttorf und Nordhorn, da beide Städte auch Raum für Ausgleichsmaßnahmen benötigten. Der BUND stellte die Kontakte zu den Landwirten her, die Land verkaufen wollten. Die Landwirte waren bereit, diese feuchten Flächen an der Vechte zu tauschen oder zu verkaufen, da diese Gebiete oft überschwemmt werden und aus landwirtschaftlicher Sicht weniger interessant sind. Die finanziellen Mittel für den Flächenkauf stammen aus dem Ökokonto der Naturschutzstiftung und der Städte. Da es für einzelne Wirtschaftsprojekte schwierig ist, einen guten Ausgleich zu schaffen, bietet die Naturschutzstiftung als „Dienstleistung” Ökopunkte zum Verkauf an. Die Naturschutzstiftung „verdient” Ökopunkte mit der Entwicklung neuer Natur. Das Besondere an diesem Projekt ist, dass der LGB und die Städte Schüttorf und Nordhorn die strategische Entscheidung getroffen haben, diese Punkte im Vechtetal zu realisieren, angeregt durch das Entwicklungskonzept Vechteaue des BUND aus dem Jahr 1998 (siehe Abbildung 11).

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Abbildung 12. Angelegte Blänke in der Nähe der Vechte

Ressourcen

• 21 ha Fläche über Ökopunktesystem • Naturschutzstiftung im gleichen Gebäude wie Abt. Wasser & Natur (Genehmigungserteilung) • 90.000 € Förderung DBU

Akteure

• Naturschutzstiftung LGB • Stadt Schüttorf / Nordhorn • BUND (NLWKN) • Abt. Genehmigung/Aufsicht LGB

(In-) formelle Regeln Diskurse

• zuständig nach Naturschutz-/Wassergesetz • Diskurs: Ausgleich wirtschaftlicher Entwicklungen • gesetzlicher Ausgleich (Ökopunkte) • Plan: Entwicklungskonzept Vechteaue (1998) • Poolbildung für Naturentwicklung an der Vechte

Abbildung 13. Policy-Arrangement Projekt Vechte bei Quendorf

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Projektbeispiel Bäche in Niedersachsen: Eileringsbecke In der Eileringsbecke, einem Nebenbach der Vechte südöstlich von Bad Bentheim, wurde zwischen 2011 und 2012 ein Projekt zur Verbesserung der Bachstruktur und Bachdynamik durchgeführt. Über eine Länge von 1250 Metern wurden im Profil des Baches Strömungslenker eingebaut und Kiesbänke angelegt, zusammen mit Buhnen und Totholzeinbau (siehe Abbildung 14). Die Kosten dieses Projekts waren mit 40.000 € gering, allerdings wurden auch etwa 360 Arbeitsstunden von freiwilligen Helfern geleistet. Nicht zuletzt wegen der geringen Kosten, aber auch wegen der kurzen Durchführungszeit kann dieses Projekt als Erfolg gelten. Während der Bestandsaufnahme im Jahr 2014 wurden mehrere neue Fischarten im Bach erfasst, die es vor dem Jahr 2012 nicht in der Eileringsbecke gab (u.a. Gründling, Hasel, Bachschmerle, Aal und Hecht). Der Erfolg des Projekts ist insbesondere auf die Zusammensetzung der kooperierenden Partner zurückzuführen. An dieser Zusammenarbeit waren der zuständige Unterhaltungsverband (Vechteverband), der Landesfischereiverband Weser-Ems und der örtliche Sportfischerverein Schüttorf beteiligt (siehe grüne Elemente in Abbildung 15). Da die Maßnahmen im Profil durchgeführt wurden, waren die Kosten gering und die Projektdauer begrenzt. Größere Projekte sind für die relativ kleinen Unterhaltungsverbände nicht machbar, da die Vorfinanzierung für Organisationen mit einem kleinen Jahresetat ein Problem darstellt. Dennoch bleibt unklar, wer für die Umsetzung der WRRL in Niedersachsen verantwortlich ist. Dadurch werden nicht viele Projekte dieser Art durchgeführt und verzögert sich die Umsetzung der WRRL-Maßnahmen in Niedersachsen (eine umfassande Analyse findet sich in Reese et al., 2018).

Abbildung 14. Die Eileringsbecke vor Beginn (Foto links) und während (Foto rechts) der Arbeiten (Quelle: www.01film.tv)

Ressourcen

• Bach wird vom Vechteverband bewirtschaftet • Finanzmittel (10 % Vechteverband, 65 % POP3, 25 % Land Niedersachsen) • TV-Aufnahme NDR

Akteure

• Vechteverband • Sportfischerverein Schüttorf • Landesfischereiverband Weser-Ems

(In-) formelle Regeln Diskurse

• zuständig nach Wassergesetz • Projektbeispiel • Genehmigungserteilung beim NLWKN • Umdenken (Emslandplan -> Flussentwicklung • Wer ist für WRRL verantwortlich? • Einbau von Kies und Totholz ist gängige Praxis

Abbildung 15. Policy-Arrangement Projekt Eileringsbecke

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5.3 Flussrenaturierungsprojekte in Nordrhein-Westfalen (NRW)

Die allgemeine Typologie der Fluss- und Bachrenaturierungsprojekte in Nordrhein-Westfalen umfasst Projekte im Hauptstrom (Niedrigwasserbett) in Verbindung mit den Flussauen (Hochwasserbett) aufgrund des geringfügigen Charakters der Dinkel in NRW. Darüber hinaus gibt es Projekte am Bachlauf (Gewässer zweiter Ordnung). Projekte an Gräben sind selten, da die Landbesitzer von einer guten Entwässerung profitieren (siehe Tabelle 2)

Der Träger von Projekten richtet sich nach der gesetzlichen Zuständigkeit aufgrund des Wassergesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen. Flussrenaturierungsprojekte innerhalb des Niedrigwasserbetts lagen bisher in der Verantwortung der Kreise. Aus diesem Grund wurden bereits durchgeführte Projekte von diesen Behörden durchgeführt oder initiiert. Heute liegt die Verantwortung bei der Bezirksregierung Münster, aber wegen der kurzen Zeitspanne wurden von dieser Behörde noch keine Projekte an der Dinkel abgeschlossen. Flussrenaturierungsprojekte im Hochwasserbett der Dinkel in NRW fallen unter die Zuständigkeit des Unterhaltungsverbands (UVB), sie werden in der Regel jedoch vom Kreis und den Städten und Gemeinden gemeinsam mit dem Unterhaltungsverband durchgeführt. Bäche unterstehen der Verantwortung des Unterhaltungsverbands (UVB).

Projekttyp Verantwortlicher Formelle und Diskurse Ressourcen Akteur informelle Regeln

Niedrig- Kreis Borken Wassergesetz NRW / Trittsteine - Landbesitz Kreis wasserbett Strahlwirkung Borken & Stadt (mittlerweile WRRL Gronau Beispiel: Bezirksregierung Naturschutzgesetz Umsetzungsfahr- Dinkel - Epe Münster) plan WRRL‘12 Finanzierung 80 % Ausgleichsmaßnahmen Land NRW Flurbereinigung Leitbild Büro Flick Finanzierung 20 % Unterhaltungs- Hochwasser- Ökobank bett verbände (UVB)

Beispiel: Dinkel - Epe

Bäche Unterhaltungs- Wassergesetz NRW Fließgewässer Finanzierung verbände (UVB) Entwicklungs- 80 % Land NRW Beispiel: Festlegung im programm Frischhofsbach (von Kommunen Grundbuch Finanzierung dem UVB Pilotprojekt 20 % Natur- Befreiung Kreis übertragen) Randstreifen schutzstiftung Steinfurt von Kreis Steinfurt Strahlwirkung

Flurbereinigung

Gräben Landeigentümer Wassergesetz NRW Entwässern Eigene Mittel

Tabelle 2. Typologie der Projekte in NRW

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Projektbeispiel Niedrigwasserbett und Hochwasserbett in Nordrhein-Westfalen: Dinkel bei Gronau-Epe Südlich von Gronau und Epe werden vier (von sechs) WRRL-Maßnahmen in Nordrhein-Westfalen umgesetzt. Die Kosten dieses Projekts belaufen sich auf 750.000 Euro. Von diesem Betrag werden 80 % vom Land NRW und 20 % aus Ökopunkten finanziert. Im Rahmen dieses Projekts wird die Dinkel aufgeweitet, werden zwei Nebenarme angelegt, wird Totholz eingebaut und wird die Fischdurchgängigkeit verbessert. Dieses Projekt ist aufgrund einer Reihe von Faktoren erfolgreich (siehe auch grüne Elemente in Abbildung 19). Das Projekt fügt sich in den nordrhein-westfälischen Diskurs ein, in dem nach dem „Strahlwirkungskonzept” gearbeitet wird, siehe Abbildung 16 (LANUV NRW, 2011). Bei Epe wird beispielsweise ein Trittstein mit Strahlwirkung nach dem WRRL- Umsetzungsfahrplan aus 2012 realisiert. Die Planung für das Projekt lief von 2014-2017, die Genehmigungen wurden 2018 erteilt und die Durchführung dauerte von Ende 2019 bis Anfang 2020.

Abbildung 16. Strahlwirkungskonzept laut LANUV NRW, 2011

Der verantwortliche Akteur in diesem Bereich ist eigentlich der Wasser- und Bodenverband Unteres Dinkelgebiet. Aufgrund der Tatsache, dass der Umfang der Maßnahmen für den relativ kleinen Unterhaltungsverband mit einem begrenzten Etat und überwiegend ehrenamtlichen Mitarbeitern zu groß war, wurde dieses Projekt vom Kreis Borken und der Stadt Gronau entwickelt. Ursprünglich war die Stiftung Kulturlandschaft Kreis Borken (ähnlich wie die Naturschutzstiftung LGB) der Projektträger, aber im Laufe des Projekts hat die Stadt Gronau diese Aufgabe übernommen, weil die Stadt ein Interesse am Hochwasserschutz und an Ökopunkten hat.

Abbildung 17. Umsetzungsfahrplan (links) und Leitbild (rechts) (Quelle: Stadt Gronau, 2015)

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Wie bereits erwähnt, fügt sich das Projekt in den bestehenden Diskurs in Nordrhein-Westfalen ein, sodass die benötigten finanziellen Mittel auch vom Land Nordrhein-Westfalen zur Verfügung gestellt wurden. Da alle Beteiligten während der Runden Tische die Gelegenheit hatten, über die WRRL- Maßnahmen mitzudenken, können der Kreis Borken und die Stadt Gronau dieses Projekt relativ einfach durchführen. Die Maßnahmen 1, 2, 5 und 6 konnten umgesetzt werden, weil der Kreis und die Stadt bereits im Besitz der erforderlichen Flächen waren oder weil die Flächen erworben werden konnten (siehe Abbildung 18). Trotz der großen Flächenknappheit und des hohen Grundstückspreises im Kreis Borken (10 bis 14 € pro m2) sind Eigentümer schneller bereit, ihre Grundstücke im Überschwemmungsgebiet zu verkaufen. Diese Knappheit wird durch die Nachfrage aus dem Agrarsektor verursacht und ist lokal noch extremer, da die Flächen zur Energiespeicherung in Salzkavernen in der Nähe von Epe genutzt werden. Obwohl die Flächen für die Maßnahmen 3 und 4 noch nicht zur Verfügung standen, wurde bereits mit der Umsetzung des Projekts begonnen.

In diesem Projekt traten kleine Probleme aufgrund von Widersprüchen zwischen N2000 und WRRL auf. Im Prinzip zielen beide Richtlinien auf eine gute Naturqualität ab, allerdings unterscheidet sich je Richtlinie, welche spezifischen Lebensräume zur Erreichung dieses Ziels entwickelt werden müssen: Für N2000 ist die Zielart der Wiesenvogel Kiebitz, für den eine offene Landschaft gewünscht wird, während für die WRRL Auenwald wegen der Schattenwirkung erwünscht ist. Dieser Widerspruch spielte bei den durchgeführten Maßnahmen keine Rolle, aber bei zukünftigen Projekten könnte das durchaus der Fall sein.

Abbildung 18. Flussrenaturierungsprojekt südlich von Epe (Quelle: Stadt Gronau & Stiftung Kulturlandschaft Kreis Borken, 2016)

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Ressourcen

• Flächen Maßnahme 5 & 6 Eigentum von Kreis & Stadt • Flächen Maßnahmen 1 & 2 erworben; 3 & 4 noch nicht möglich • Finanzierung 80 % Land NRW • Finanzierung 20 % Ökokonto

Akteure

• Stadt Gronau • Kreis Borken (Stiftung Kulturlandschaft) • Wasser- und Bodenverband Unteres Dinkelgebiet (verantwortlich)

(In-) formelle Regeln Diskurse

• zuständig nach Wassergesetz • Trittsteine - Strahlwirkung • Naturschutzgesetz • Umsetzungsfahrplan WRRL ’12 -> Leitbild Büro Flick • Ausgleichsmaßnahmen Ökopunkte • Hochwasserschutz für Stadt Gronau • N2000 versus WRRL • Landwirte verkaufen Flächen im Überschwemmungsgebiet Dinkel Abbildung 19. Policy-Arrangement Projekt Dinkel Gronau - Epe

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Projektbeispiel Bach in Nordrhein-Westfalen: Frischhofsbach Das Projekt Frischhofsbach im Kreis Steinfurt weicht vom gängigen Diskurs des Strahlwirkungskonzepts in Nordrhein-Westfalen ab und hat diesbezüglich eine offizielle Befreiung des Landes Nordrhein- Westfalen erhalten (siehe Abbildung 20). Das bedeutet, dass keine Trittsteine realisiert werden, sondern dass auf einer Länge von 5,4 Kilometern auf beiden Seiten des Baches 5 Meter breite Streifen ökologisch entwickelt werden (Gesamtbreite 18 Meter). Die Planung hat 2015 begonnen und das Vorhaben wird Anfang 2020 durchgeführt. Da die Landwirte die Streifen laut Landeswassergesetz NRW nicht nach der üblichen landwirtschaftlichen Praxis nutzen dürfen (wie z.B. Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln), sind diese Flächen aus landwirtschaftlicher Sicht weniger interessant und lassen sie sich einfacher ökologisch gestalten. Für die Landwirte in der Region ist es jedoch wichtig, dass die Streifen in ihrem Besitz bleiben. Anstatt das Land zu verkaufen, erhalten sie eine Nutzungsausfallentschädigung und werden die Leistungen, zu denen sie verpflichtet sind, im Grundbuch eingetragen. Die Kosten dieses Projekts belaufen sich auf rund eine Million Euro. Von diesem Betrag finanziert das Land NRW 80 % und die Naturschutzstiftung des Kreises Steinfurt 20 %. Bisher stehen in Nordrhein-Westfalen ausreichend Mittel zur Verfügung, aber durch eine Zunahme der Projekte könnte es in Zukunft wegen der Wartezeit zu Verzögerungen kommen. Der Erfolg des Projekts besteht darin, dass diese Form der Bachrenaturierung starken Rückhalt im Agrarsektor findet, da dem Markt für landwirtschaftliche Flächen kein Land genommen wird. Deshalb ist auch der Westfälisch- Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) zusammen mit dem Unterhaltungsverband Frischhofsbach (der hauptsächlich aus Vertretern der Landwirtschaft besteht) motiviert, dieses Pilotprojekt durchzuführen. Die Erfolgsfaktoren dieses Projekts bestehen darin, dass die Naturschutzstiftung Steinfurt Ökopunkte verdient und dass beide Aufsichtsbehörden (Untere Wasserbehörde (UWB) und Untere Landschaftsbehörde (ULB)) und die Naturschutzstiftung dem Kreis Steinfurt angegliedert sind. Spätere Untersuchungen werden zeigen, welche ökologischen Auswirkungen diese Arbeitsweise hat.

Ressourcen

• Flächen bleiben im Besitz der Eigentümer • Finanzierung 80 % Land NRW • Finanzierung 20 % Ökopunkte

Akteure

• UVB Frischhofsbach (Träger) • WLV (Kontakt mit Eigentümern) • UWB/ULB/Naturschutzstiftung Steinfurt

(In-) formelle Regeln Diskurse

• Befreiung Steinfurt vom Strahlwirkungskonzept • Fließgewässerentwicklungsprogramm NRW • Pilotprojekt Frischofsbach: ökologische Entwicklung von • Eintragung im Grundbuch Streifen auf beiden Seiten über gesamte Länge des Baches • Entschädigung • Überzeugungsarbeit bei den Landwirten im Kreis Steinfurt, sich an der WRRL zu beteiligen, anstatt später zu Maßnahmen gezwungen zu werden Abbildung 20. Policy-Arrangement Frischhofsbach

5.4 Flussrenaturierungsprojekte in den Niederlanden

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Die allgemeine Typologie der Fluss- und Bachrenaturierungsprojekte in den Niederlanden umfasst Projekte im Hauptstrom (Niedrigwasserbett), in den Flussauen (Hochwasserbett) und am Bachlauf. Bei all diesen Arten von Projekten ist die Waterschap als Träger und rechtlich für die Wasserwirtschaft zuständige Stelle beteiligt. Die Waterschap verfügt auch über ausreichende Mittel oder Zugang zu Mitteln, weil sie Projekte im Einklang mit geltenden Diskursen wie der WRRL und N2000 durchführt. Projekte an Gräben werden im Rahmen des Deltaplan Agrarisch Waterbeheer von der Land- en Tuinbouworgansiatie LTO Noord zusammen mit den Landbesitzern durchgeführt (siehe Tabelle 3).

Projekttyp Verantwortliche(r) Formelle und Diskurse Ressourcen Akteur(e) informelle Regeln

Niedrigwasserbett Waterschap Water(schaps)wet WRRL Eigener Etat WDOdelta Waterschap Beispiel: Inrichting Keur & Legger Ruimte voor de Vechtoevers Vecht Provinz

Vechtetal- POP3- Strategie Förderung

Hochwasserbett Waterschap Water(schaps)wet WRRL Eigener Etat Vechtstromen Waterschap Beispiel: Keur & Legger Vechtetal- (übertragen von Dinkel Losser Strategie Provinz Provinz bei N2000) POP3- Förderung

Bäche Waterschap Water(schaps)wet WRRL Eigener Etat Vechtstromen Beispiel: Keur & Legger Vechtetal- Provinz Glanerbeek Strategie POP3- Förderung

Gräben Landeigentümer Deltaplan Agrarisch LTO-Nederland Waterbeheer

Tabelle 3. Typologie der Projekte in den Niederlanden

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Projektbeispiele in den Niederlanden, WDOdelta: Vechte

Uferentsteinungsprojekte In dem Teil der Vechte, der von der Waterschap Drents Overijsselse Delta (WDOdelta) bewirtschaftet wird, wurden relativ viele Eingriffe im Niedrigwasserbett vorgenommen. Dabei handelt es sich um Entsteinungsprojekte, bei denen die Uferbefestigung entfernt wird. Anschließend werden bei der Entwicklung der naturnahen Ufer dynamische Erosions- und Sedimentationsprozesse zugelassen. Dies ist möglich, weil die Dynamik in der Vechte stromaufwärts größer ist. Entlang dieser Ufer entstehen steile Ränder und Sandstrände, die für die Makrofauna wie z.B. Libellenlarven von Bedeutung sind. Die Entsteinung galt schnell als eine potenziell erfolgreiche Flussrenaturierungsmaßnahme, aber es gab Fragen zu den morphologischen Auswirkungen auf die Gewässersohle und die Ufer, insbesondere im Zusammenhang mit großen Hochwassern. Deshalb wurde das südliche Vechteufer im Jahr 2006 auf einer Länge von 1250 Metern stromabwärts des Wehrs Vechterweerd entsteint. Dieses Projekt hatte den Status eines Pilotprojekts. Es wurde intensiv beobachtet und ausgewertet, um feststellen zu können, wie sich das Ufer im Laufe der Zeit entwickelt. Aus Sicherheitsgründen wurde eine Kurveninnenseite gewählt, weil dadurch die Entfernung zum Deich größer und damit das Hochwasserrisiko geringer war. Dieses Pilotprojekt hat gezeigt, dass die erwarteten dynamischen Prozesse tatsächlich eintreten, dass sie aber nicht so gravierend sind, dass sie negative Folgen für den Hochwasserschutz haben könnten. Auf dieser Grundlage wurde die Maßnahme auf andere Abschnitte der Vechte ausgeweitet (siehe Abbildung 21).

Abbildung 21. Entsteinung an der Vechte bei Landgut Rechteren (NL) 2019 (Quelle: Ruimtevoordevecht.nl)

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Flutmulde „Groene geul” Vechterweerd Am Wehr in Vechterweerd wurde im Jahr 2014 eine „grüne” Flutmulde (groene geul) angelegt. Dieses Projekt bestand aus zwei Teilen: der Einrichtung einer trockenen grünen Flutmulde entlang des Wehrs und dem Bau einer Brücke über die Vechte. Zur Einrichtung der Flutmulde wurde der Boden um 0,5 bis 1 Meter abgetragen; dadurch soll sie 1-20 Tage im Jahr Wasser führen. Auf diese Weise trägt die Flutmulde bei hohen Wasserständen zur Durchflusskapazität der Vechte bei und verringert sich der Wasserstand (Bemessungshochwasser) um mindestens 5-19 cm. Damit wird teilweise ein Ausgleich für die naturnahen Ufer geschaffen, die andernorts angelegt wurden und für höhere Wasserstände sorgen. Das Projekt selbst soll auch zur Wiederherstellung natürlicher Prozesse beitragen: An den Ufern kommt es zu zusätzlichen Sandablagerungen, sodass sich längerfristig Flussdünen bilden können. Das Gebiet der Flutmulde ist Teil des nationalen Ökologischen Netzwerks (Ecologische Hoofdstructuur). Abgesehen von der Abtragung des Bodens wurden in der Flutmulde keine speziellen Renaturierungsmaßnahmen ergriffen. Die Vegetation, die sich dort entwickelt, entspricht der gegenwärtigen Situation.

Die grüne Flutmulde wurde auf Grundstücken verschiedener Eigentümer angelegt. Da das Plangebiet zum nationalen Ökologischen Netzwerk gehörte, kümmerte sich die Provinz Overijssel um die Landabschreibung (der Landmakler der Waterschap koordinierte und leistete Unterstützung). Mithilfe der Abschreibung wurden die Eigentümer für den Einkommensverlust (weniger Ernteerträge) infolge der Einrichtung der grünen Flutmulde entschädigt. Dadurch fand das Vorhaben Rückhalt bei den Eigentümern und wurde es im Dialog mit ihnen im Rahmen des Programms „Ruimte voor de Vecht” ausgearbeitet. Während einer Arbeitssitzung wurden vier Varianten diskutiert und entschied man sich letztlich für die aktuelle Variante. Bei dem Projekt wurde ebenfalls der Aspekt der Verbesserung des Erholungswerts berücksichtigt. Zu diesem Zweck wurde eine „blaue” Flutmulde angelegt, die es Erholungssuchenden ermöglicht, mit kleinen Booten beim Bauernhof-Campingplatz und Teegarten in dem Gebiet anzulegen.

Ressourcen

• Entschädigung von Landbesitzern (Abschreibung)

Akteure

• Provinz Overijssel • Waterschap Drents Overijsselse Delta • Staatsbosbeheer (Bewirtschaftungsvertrag) • Synergiechancen Freizeitsektor (Bauernhof- Campingplatz)

(In-) formelle Regeln Diskurse

• Waterschaps-Gesetz u. Wassergesetz • Ruimte voor de Vecht • Keur & Legger (Verordnung u. Bestandskarte der • Schwerpunkt Hochwasserschutz (BHW) Waterschap) • Raum für Renaturierung andernorts

Abbildung 22. Policy-Arrangement Groene Geul Vechterweerd

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Flutmulde Vilsteren Auch am Wehr bei Vilsteren wurde ein Flussrenaturierungsprojekt durchgeführt. Hier wurde eine Flutmulde mit einer Länge von fast 3 Kilometern angelegt. Bei diesem Projekt war die Verringerung des Bemessungshochwassers (BHW) ebenfalls vorrangig, auch unter dem Gesichtspunkt der Schaffung von Raum für Flussrenaturierungsmaßnahmen an anderer Stelle (Entsteinungsprojekte). Aber auch die Flutmulde selbst leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Naturwerte. Ein Teil davon wurde (auf einer Länge von 0,75 km) so eingerichtet, dass den natürlichen Prozessen (zusätzliche Ablagerung von Sand an den Ufern und letztlich eventuell Flussdünen) freier Lauf gelassen wird. Dadurch entstand eine naturnahe Flutmulde mit abwechslungsreichen, geeigneten Lebensbedingungen für flussgebundene Arten (Vegetation, Makrofauna, Fische). Diese Arten profitieren auch von der erhöhten Strömungsgeschwindigkeit durch den Bau der Flutmulde entlang des Wehrs (Gefälle). Um kleinräumige geomorphologische Prozesse anzuregen, wurde auch Totholz in die Flutmulde eingebaut. Diese Maßnahmen leisten einen wichtigen Beitrag zur WRRL.

Ursprünglich war auch der Bau einer neuen Fischtreppe vorgesehen, doch das Budget erwies sich als zu knapp. Wandernde Fische müssen daher die bestehende Treppe nutzen. Dies hat Folgen für den Betrieb des Einlassbauwerks: Die Flutmulde muss während der Fischwanderung geschlossen werden, damit die Fische nicht in der Flutmulde stecken bleiben. Die Flutmulde entstand auf bereits von der Provinz erworbenem Land sowie auf Grundstücken, die Eigentum von Staatsbosbeheer (Forstbehörde) waren. Es wurde eine Vereinbarung mit Staatsbosbeheer über den Bau der Flutmulde geschlossen. Die Provinz hat ihr Eigentum der Waterschap und dem Landgut übertragen. Die umliegenden Eigentümer wurden in den Entwurfsprozess einbezogen und ihre Wünsche wurden bei der Gestaltung berücksichtigt. Unerwünschte Vernässung wird dadurch verhindert, dass die Entwässerung einiger Gräben angepasst und der Einlass der Flutmulde reguliert wird.

Ressourcen

• Flächen bereits im Besitz der Provinz und von Staatsbosbeher • nicht genügend Finanzmittel für neue Fischtreppe

Akteure

• Provinz Overijssel • Waterschap Drents Overijsselse Delta • Staatsbosbeheer (Bewirtschaftungsvertrag)

(In-) formelle Regeln Diskurse

• Waterschaps-Gesetz u. Wassergesetz • Ruimte voor de Vecht • Keur & Legger (Verordnung u. Bestandskarte der • Hochwasserschutz (BHW) Waterschap) • Wiederherstellung Flussdynamik

Abbildung 23. Policy-Arrangement Flutmulde

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5.5 Grenzüberschreitende Flussrenaturierungsprojekte

Projektbeispiel Niederlande-Niedersachsen: Grenzmäander Grenzüberschreitende Projekte sind besondere Projekte, weil unterschiedliche Policy-Arrangements zusammentreffen und vorübergehend ein neues Policy-Arrangement entsteht. In der Erläuterung des Projekts Grenzmäander und anderer grenzüberschreitender Projekte werden nicht die einzelnen Policy-Arrangements beschrieben, sondern liegt der Fokus auf den Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren des grenzüberschreitenden Projekts. Das Grenzmäander-Projekt betrifft einen neuen Mäander der Vechte an der Grenze zwischen den Niederlanden und Niedersachsen bei Laar (NI). Im Rahmen dieses Projekts wurde der Fluss verlegt, der Deich rückverlegt, das Hochwasserbett ausgehoben (siehe Abbildung 24) und Totholz eingebaut (siehe Abbildung 25). Im Bereich der Erholung wurden ebenfalls verschiedene Eingriffe vorgenommen, die in diesem Bericht nicht enthalten sind. Auf niederländischer Seite beliefen sich die Kosten auf 1 Million Euro und bei den Grenznachbarn auf 400.000 Euro.

Abbildung 24. Projektplan Grenzmäander

Der Start des Projekts bedeutete viel für den weiteren Erfolg, da er auf Verwaltungsebene stattfand (zwischen dem Dijkgraaf der Waterschap Vechtstromen und dem Kreisrat des LGB) und somit ein direktes Mandat innerhalb der verschiedenen Organisationen auf beiden Seiten der Grenze entstand. Da es sowohl auf deutscher als auch auf niederländischer Seite WRRL-Ziele für die Vechte gab, lag ein gemeinsames politisches Ziel vor. Letztlich handelte es sich um zwei gut aufeinander abgestimmte Projekte auf beiden Seiten der Grenze und nicht um ein integriertes grenzüberschreitendes Projekt. Dadurch wurden die Unterschiede zwischen den beiden Ländern deutlich sichtbar. So erwies es sich als Vorteil, dass die rechtliche Vertretung verschiedener Flächennutzungsinteressen wie Natur, Landwirtschaft und Wasser in Niedersachsen in demselben Gebäude in Nordhorn beim Landkreis untergebracht war und man sich daher schnell einigen konnte. Darüber hinaus wurde das Projekt frühzeitig mit der Gebietskooperation abgestimmt, in der die Hauptakteure im Wasserbereich aus

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Niedersachsen vertreten sind. Im Gegensatz dazu waren in den Niederlanden viele Akteure in den Gebietsprozess eingebunden und gab es viele Ad-hoc-Besprechungen, bevor der Plan verabschiedet wurde. Die Finanzierung in den Niederlanden war dagegen schnell geregelt, da das Projekt in das Programm „Ruimte voor de Vecht” eingebettet war. Die Finanzierung in Deutschland verzögerte sich, weil dem Projekt Mittel aus dem vorherigen Förderprogramm entgingen und das neue Förderprogramm noch nicht vorlag.

Abbildung 25. Totholz im neuen Mäander an der Vechte

Bei einem Thema war das Projekt grenzüberschreitend, da dasselbe hydrologische Modell verwendet wurde. Das schafft Vertrauen auf beiden Seiten der Grenze und sorgt für eine Verbesserung des Modells. Zudem bedeutete es eine Ersparnis bei der Mehrwertsteuer von 2 Prozent bei der Ausschreibung von den Niederlanden aus.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist die Nutzung der positiven Eigenschaften auf beiden Seiten der Grenze. Bei der Waterschap ist es beispielsweise üblich, frühzeitig einen Informationsabend für alle Interessierten abzuhalten. In Deutschland hingegen ist man es gewohnt, die Öffentlichkeit erst dann einzubeziehen, wenn der formale Planungsprozess dies erfordert. Da es im niederländischen Teil des Projektgebiets nur wenige Einwohner gab und keine Gelegenheit für einen Informationsabend bestand, wurde ein gemeinsamer Informationsabend im niedersächsischen Laar organisiert. Dieses Vorgehen erwies sich als Erfolg, auch für die deutschen Partner. Außerdem wurde eine gemeinsame Bautafel installiert: nachdem die Waterschap den Entwurf ausgeschrieben hatte, wurde die Tafel in der Werkstatt des Landkreises angefertigt.

Die Grenze selbst erwies sich wegen des Grenzsteins auf dem ursprünglichen Deich als problematisch. Da der Deich rückverlegt und an dieser Stelle das neue Hochwasserbett ausgehoben wurde, musste der Grenzstein vorübergehend entfernt und anschließend wieder an exakt derselben Stelle aufgestellt werden, allerdings ein paar Meter tiefer im Hochwasserbett. Dieses Detail hat viel Zeit und Abstimmung gekostet, da die Waterschap und der Landkreis dafür nicht zuständig sind, sondern die Ministerien beider Staaten in Den Haag und Berlin.

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Projektbeispiel Niederlande-Nordrhein-Westfalen: Glanerbeek Das Projekt Glanerbeek befindet sich zwar noch in der Durchführungsphase, wegen seines einzigartigen grenzüberschreitenden Charakters wurde es jedoch im Rahmen dieser Studie analysiert. Die Besonderheit dieses Projekts besteht darin, dass der Glanerbeek oder Glanerbach auf einer Länge von ca. 2 km die natürliche Grenze zwischen Deutschland und den Niederlanden bildet. Ein Bachrenaturierungsprojekt, das die erneute Bildung von Mäandern zulässt, bedeutet eine Verschiebung des Wasserlaufs und damit der Grenze. Aus diesem Grund sind wie beim Grenzmäander- Projekt beide Ministerien in Den Haag und Berlin an dem Projekt beteiligt, was zu einer Verzögerung geführt hat. Das Projekt ist ein Gemeinschaftsprojekt der Waterschap Vechtstromen und der Stadt Gronau sowie des Wasser- und Bodenverbands Unteres Dinkelgebiet. Es handelt sich um ein kostspieliges Projekt, das etwa 1,8 Millionen Euro kostet. In den Niederlanden wird es aus dem eigenen Etat der Waterschap und mit POP3-Mitteln (Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum) finanziert. In Nordrhein-Westfalen wird das Projekt durch Zuschüsse des Landes NRW (80 %) und Ökopunkte der Stadt Gronau (20 %) finanziert. Da ein Teil des Glanerbeek auch im N2000-Gebiet Dinkelland liegt, war eine erneute Abgrenzung des N2000-Gebiets erforderlich, was eine gewisse Verzögerung verursachte. Die Tatsache, dass der Wiederherstellung der Natur aufgrund des Urteils der höchsten niederländischen Gerichtsinstanz zum Stickstoffaktionsprogramm PAS eine höhere Priorität eingeräumt wurde, wirkt sich positiv auf die Aufmerksamkeit für die Fluss- und Bachrenaturierung aus.

Abbildung 26. Einrichtungsplan Glanerbeek an der deutsch-niederländischen Grenze

Auch beim Projekt Glanerbeek wurde das Vertrauen der Anwohner gewonnen, indem ein hydrologisches Modell verwendet und so eine Verzögerung aufgrund von Protesten vermieden wurde. Dieses gemeinsame Modell für die deutschen und niederländischen Anwohner hat sich bewährt. Im Hinblick auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit war die Anwesenheit eines deutschen Ansprechpartners bei der Waterschap ein wichtiger Faktor für die guten Kontakte. Sicherlich in Anbetracht der Tatsache, dass die Projektleiter bei der Waterschap mehrmals wechselten. Der Ansprechpartner kann die Projektleiter über die Arbeitsweise der Behörden auf deutscher Seite informieren und darüber, welcher Partner für welchen Bereich zuständig ist. Trotzdem ist dieser Prozess langwierig, zumal es keine gemeinsame Dinkel-Strategie gibt. Eine gemeinsame Strategie zur Entwicklung der Dinkel würde sich - ebenso wie im Falle der Vechtetal-Strategie – positiv auf den Fortschritt grenzüberschreitender Projekte auswirken, denn es wäre dann nicht notwendig, die Gewässerentwicklung jedes Mal neu abzustimmen.

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Abbildung 27. Aktueller Zustand des Glanerbeek an der deutsch-niederländischen Grenze

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Projektbeispiel Niederlande-Nordrhein-Westfalen: Dinkel-Zuid Losser-Gronau Das Projekt Dinkel Zuid zwischen Losser (NL) und Gronau (NRW) ist ein wirklich grenzüberschreitendes Projekt, da es die Durchführung deutscher Maßnahmen in den Niederlanden beinhaltet. Dieses Vorhaben ist Teil des Projekts LIVING Vecht-Dinkel (INTERREG). Es ist außergewöhnlich, dass eine Maßnahme für die deutsche WRRL in den Niederlanden umgesetzt wird, da dies auch bedeutet, dass finanzielle Mittel von Deutschland in die Niederlande fließen. Die Dinkel wurde in der Vergangenheit begradigt (siehe Abbildung 28) und entspricht nicht mehr den gegenwärtigen Vorstellungen von einem klimasicheren Fluss. Zusätzlich zu den WRRL-Maßnahmen sind in und an der Dinkel, die Teil des N2000- Gebiets Dinkeldal ist, auch Maßnahmen zur Umsetzung von N2000-Zielen geplant. Im südlichen Teil der Dinkel zwischen Losser und Gronau werden Maßnahmen für eine naturnahe Entwicklung ergriffen, damit die Dinkel ungehinderter fließen kann. Zu diesem Zweck werden Ufer- und Sohlbefestigung weitgehend entfernt, wird die Dinkel verengt und werden angrenzende landwirtschaftliche Flächen in Natur umgewandelt.

Abbildung 28. Aktueller Zustand der kanalisierten Dinkel zwischen Zoekerbrug (NL) und der deutschen Grenze (Quelle: Sweco Nederland, 2020)

Während des Planungsprozesses hat es sich sehr positiv ausgewirkt, dass auf beiden Seiten der Grenze eine WRRL-Aufgabe für die Dinkel formuliert wurde. Damit wird eine Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen der Waterschap Vechtstromen, dem Kreis Borken, der Stadt Gronau und dem Wasser- und Bodenverband Unteres Dinkelgebiet geschaffen. Das Projekt verzögerte sich jedoch aufgrund von Schwierigkeiten beim Flächenerwerb. Darüber hinaus erschwerten die Bestimmungen der Grenzgewässervereinbarung von 1981 den Prozess, was eine weitere Verzögerung verursachte. In dieser Vereinbarung wurde ein maßgebender Zustand festgelegt, der weiter gefasst ist als die im Projektplan vorgesehenen Maßnahmen. Das bedeutet, dass Teile der Vereinbarung überarbeitet und

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Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sorgt nicht nur für eine bessere Koordination, sondern auch für eine gründliche Prüfung der genauen Ziele im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie. Schließlich arbeitet NRW nach dem „Strahlwirkungskonzept”, während in den Niederlanden die Maßnahmen für die Dinkel ebenfalls an N2000-Ziele gekoppelt sind. Das bedeutet, dass auf der Grundlage von N2000 u.a. an offenen Stromtalwiesen und der Wiederherstellung der Flussdynamik gearbeitet wird, während die Maßnahmen der WRRL u.a. darauf abzielen, Schatten durch Auenwälder zu schaffen. Der Gegensatz zwischen offenem und bewachsenem Landschaftstyp könnte in Zukunft Konflikte verursachen, die sich aber bei guter Überwachung der Vegetationsentwicklung verhindern lassen. Darüber hinaus wurde auch ein hydrologisches Modell erstellt, das ergab, dass die Vegetation keine zusätzlichen Hochwasserrisiken darstellt.

Abbildung 29. Einrichtungsplan Dinkeldal – Zuid in der Nähe der deutsch-niederländischen Grenze

Die Zusammenarbeit zwischen den niederländischen und deutschen Partnern ist gut, wenngleich der Grad der personellen Veränderungen in Deutschland (geringer Personalwechsel) und den Niederlanden (relativ hoher Personalwechsel) unterschiedlich ausgeprägt ist. Eine gute Aufgabenübertragung und die Anwesenheit eines deutschen Ansprechpartners bei der Waterschap Vechtstromen verhinderten, dass dieser Umstand zu Verzögerungen führte.

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6. Schlussfolgerung

Bei der Durchführung von Flussrenaturierungsprojekten in den Ländern und Bundesländern lassen sich einige strukturelle Probleme feststellen: die fragmentierte Organisation der Wasserwirtschaft in Deutschland, das Freiwilligkeitsprinzip der WRRL, die große Flächenknappheit und die hohen Grundstückspreise (> 10 € pro m2) sowie die mangelnden Kapazitäten bei den für die Umsetzung der WRRL zuständigen Unterhaltungsverbänden in Deutschland. Aber auch die Komplexität der Zusammenarbeit von Ländern mit unterschiedlichen Staatssystemen, Sprachen und Kulturen sowie die Grenze, die sie trennt, erschweren die Durchführung von Fluss- und Bachrenaturierungsprojekten.

Das Hauptziel dieser Studie war es daher, herauszufinden, wie die Umsetzung von Flussrenaturierungsprojekten im Vechte-Dinkel-System beschleunigt werden kann. Zu diesem Zweck untersuchten wir die Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren für die Umsetzung von Natur- und Wasserprojekten. In den letzten Jahren wurden in diesem Gebiet bereits viele große und kleine Projekte durchgeführt (siehe Pergens, 2018). In diesem Kapitel beschreiben wir die wichtigsten Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren bei der Umsetzung von Flussrenaturierungsprojekten. Aus diesen Erkenntnissen ergibt sich eine Reihe von Handlungsperspektiven, die wir im nächsten Kapitel in Form von Empfehlungen vorstellen werden.

Mit dieser Studie wurde nicht versucht, einen umfassenden Überblick über die Projekte zu erstellen, sondern aus den bereits durchgeführten Projekten zu lernen und so die Umsetzung neuer Projekte zu unterstützen. Es gilt zu berücksichtigen, dass sich die in dieser Studie untersuchten Projekte in Umfang und Größe unterscheiden. Der Begriff „Projekt” wurde weit gefasst, um so viel wie möglich aus den in den letzten 20 Jahren durchgeführten Projekten zu lernen. Ein erfolgreiches Projekt erfüllt die folgenden Voraussetzungen:

• es gibt Raum für Maßnahmen • es sind ausreichende Finanzmittel vorhanden • es gibt eine langfristige Strategie für die Entwicklung des Gewässersystems • es gibt Vertrauen und Rückhalt für die Maßnahmen • das Erreichen von Zielen ist vertretbar • es gibt ein administratives Mandat für die Durchführung des Projekts

Abbildung 30. Rammelbeek (NL) westlich der deutsch-niederländischen Grenze

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Diese Untersuchung hat ergeben, dass die Verfügbarkeit von Flächen in hohem Maße die Möglichkeiten der Durchführung von Projekten bestimmt. Während im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends weniger Flächenknappheit herrschte und Land erworben werden konnte, erschwerten die hohen Grundstückspreise im letzten Jahrzehnt den Erwerb von Flächen für Maßnahmen. Wegen dieser zyklischen Empfindlichkeit ist es wichtig, die Umsetzung von Projekten längerfristig zu betrachten und zu bewerten. Das bedeutet auch, dass das Gewässersystem von Vechte und Dinkel mit seinen Bächen als ein einheitliches System zu betrachten ist. Wenn Land verfügbar wird, kann es (strategisch) erworben werden, um Maßnahmen im Niedrig- oder Hochwasserbett ergreifen zu können. Wenn kein Land zur Verfügung steht, kann innerhalb des Profils von Bächen und Gräben gearbeitet werden, da dafür kein Landkauf erforderlich ist. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, langfristige Verträge mit Landbesitzern zu schließen, die ihr Land zwar nicht verkaufen wollen, aber Maßnahmen zur Fluss- oder Bachrenaturierung zulassen. Das Mittel der Enteignung wird praktisch nicht angewendet (siehe Bos, 2017). Das bedeutet also, dass es unsicher ist, ob geplante Flussrenaturierungsprojekte tatsächlich durchgeführt werden können. Aufgrund dieser Unsicherheit ist es wichtig, im Planungsprozess mehr Gebiete für die Flussrenaturierung auszuweisen, als dies aufgrund einer Analyse der (ökologischen) Funktionsweise des Vechte-Dinkel-Systems unbedingt erforderlich ist. Dadurch entsteht die notwendige Flexibilität, um die Ziele für das Gebiet trotzdem zu erreichen.

Die Faktoren, die zur Realisierung von Flussrenaturierungsprojekten beitragen oder diese verzögern, lassen sich nach dem Policy-Arrangement-Ansatz in vier Dimensionen einteilen:

1. Welche Akteure (Koalitionen von Akteuren) sind beteiligt? 2. Welche Ressourcen (Finanzmittel, Wissen) stehen ihnen zur Verfügung? 3. Welche formellen aber auch informellen Regeln sind relevant? 4. Welche politischen Konzepte (Diskurse) haben diese Akteure?

Auf den folgenden Seiten stellen wir für jede Dimension die wichtigsten Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren vor. Wir gehen dabei insbesondere auf die Art und Weise ein, wie mit Faktoren verfahren werden kann, die ein potenzielles Hindernis darstellen. Wir tun dies auf der Grundlage der Rückschlüsse und Erfahrungen aus bestehenden Projekten.

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6.1 Akteure

Vertrauen und Rückhalt Da viele Akteure der Meinung sind, dass ein Projekt Folgen für die Wasserwirtschaft hat, die zu einer Erhöhung des Hochwasserrisikos führen, ist es wichtig, die Auswirkungen von Maßnahmen zu klären. Dies kann einerseits durch den Einsatz hydrologischer Modelle geschehen, die zeigen, dass die Auswirkungen auf die Wasserwirtschaft gering sind. Dabei lohnt es sich, ein gemeinsames hydrologisches Modell auf beiden Seiten der Grenze zu entwickeln und zu verwenden, vorausgesetzt, die Spezifikationen des Modells entsprechen den Anforderungen der beteiligten Länder. Indem für jedes Projekt weiterhin dasselbe Modell verwendet wird, kann das Vertrauen in das Modell bei den Anwohnern kumulativ aufgebaut werden. Zum anderen helfen bereits durchgeführte beispielhafte Projekte wie etwa das Projekt Grenzmäander. Anwohner und andere Beteiligte sind zurückhaltend, wenn es um die Veränderung einer Situation geht, insbesondere wenn sie im letzten Jahrhundert selbst zur Rationalisierung des Gewässersystems beigetragen haben. Das Nachrücken jüngerer Generationen wird diesen Prozess auf jeden Fall erleichtern. Auch kann dieses „Umdenken” durch die Organisation von Exkursionen zu beispielhaften Projekten und die Einbeziehung von Landwirtschafts- und Unterhaltungsverbänden unterstützt werden. Und schließlich ist es auch wichtig, diese Modellprojekte bei Genehmigungs- und anderen Aufsichtsbehörden, übergeordneten Behörden und der breiten Öffentlichkeit vorzustellen (z.B. mit dem TV-Film im NDR über die Eileringsbecke oder Exkursionen des BUND).

Zusammenarbeit mit wichtigen Akteuren Da der Agrarsektor der größte Landbesitzer in der Region ist, sind die Landwirte wichtige Partner, sowohl in der Region als auch politisch. Die strategische Zusammenarbeit mit Organisationen wie LTO Noord, der Landwirtschaftskammer, aber auch mit dem Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) spielt eine wichtige Rolle und kann verhindern, dass Projekte stagnieren. In den Niederlanden ist der Agrarsektor auch politisch in der Waterschap vertreten. Diese Organisationen verfügen über umfassende Kenntnisse in den Bereichen Landwirtschaft, Flurbereinigung, europäische und nationale Vorschriften sowie Bodenqualitätsanforderungen und haben zudem gute Gebietskenntnisse.

Auch die Zusammenarbeit mit Sportfischervereinen erweist sich als erfolgreich, wie im Fall der Eileringsbecke. Diese lokalen Vereine kennen die örtlichen Gegebenheiten der Wasserläufe und sind sehr engagiert, weil ein gut funktionierendes Gewässersystem in ihrem Interesse liegt. Darüber hinaus werden sie von Experten aus ihren Dachverbänden, wie dem Sportfischerverband im Landesfischereiverband Weser-Ems (LFV Weser-Ems), unterstützt.

Rolle von Einzelpersonen und engagierte Führung Auch schwierige Projekte können zum Erfolg geführt werden, wenn sich Einzelpersonen über lange Zeit für ein Projekt engagieren und - trotz der institutionellen Komplexität und widersprüchlicher Strategien - versuchen, durch den Aufbau guter Beziehungen, die Nutzung von Chancen und die Verknüpfung unterschiedlicher Interessen etwas zu erreichen. Im Vechte-Dinkel-System gibt es viele engagierte Menschen, die ihre Talente auf der Umsetzungsebene einsetzen, um Projekte zum Erfolg zu führen. Letztlich ist es dieser menschliche Faktor, der in Verbindung mit Zuwendung und Engagement auf beiden Seiten der Grenze den Unterschied macht.

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6.2 Ressourcen

Raum für Maßnahmen Für Fluss- und Bachrenaturierungsprojekte wird in der Regel Platz benötigt, es sei denn, die Maßnahmen können innerhalb des Profils durchgeführt werden. Angesichts der großen Flächenknappheit im Einzugsgebiet ist die Umsetzung von Maßnahmen innerhalb des Profils eine erfolgreiche Strategie. Besonders in Hochkonjunkturzeiten oder in unsicheren Zeiten können Maßnahmen innerhalb der überdimensionierten Profile von Bächen und Flüssen relativ einfach durchgeführt werden.

In Fällen, in denen es nicht möglich ist, Maßnahmen innerhalb des Profils zu ergreifen und Platz außerhalb des Niedrigwasserbetts benötigt wird oder das Niedrigwasserbett verlegt wird, ist der Boden ein begrenzender Faktor. Angesichts der großen Flächenknappheit ist es derzeit schwierig, Flächen zu erwerben, da die Landwirte im Prinzip kein Land verkaufen wollen. Eine Lösung besteht darin, den Erwerb von Land als eine langfristige Aktivität zu betrachten und Land strategisch zu kaufen, damit es zu einem späteren Zeitpunkt getauscht werden kann. Bestehende Flurbereinigungsverfahren bieten in dieser Hinsicht gute Chancen, wie etwa die Verfahren, die in Deutschland noch häufig laufen. In den Niederlanden kann Land auf freiwilliger Basis getauscht werden, aber angesichts der aktuellen Stickstoffprobleme und sonstiger N2000- und WRRL-Aufgaben ist es ratsam, in neuen Gebietsprozessen in Bezug auf diese Aufgaben zu untersuchen, ob das Instrument der Flächenentwicklung oder Flurbereinigung wieder eingesetzt werden kann. Der anhaltende Trend der Schließung landwirtschaftlicher Betriebe bietet in dieser Hinsicht auch Chancen.

Die Ausgleichsbündelung mithilfe von Ökopunkten hat sich in den Bundesländern als erfolgreiches Instrument erwiesen, sodass strategisch an einem robusten Ausgleichspool für WRRL-Gewässer wie die Vechte gearbeitet werden kann. Auch die niederländische Entschädigung für Eingriffe in das nationale Naturnetzwerk (Natuurnetwerk Nederland) würde besser funktionieren, wenn ein Ausgleichspool eingesetzt würde (siehe Empfehlung der Rekenkamer Oost-Nederland, 2019). Dieser Ausgleichspool könnte auch für die strategische Arbeit an der Fluss- und Bachrenaturierung genutzt werden.

Finanzierung von Maßnahmen und Flächenerwerb Generell gibt es in den Niederlanden genügend Finanzierungsquellen für die Fluss- und Bachrenaturierung, wie z.B. POP3-Zuschüsse. In Niedersachsen ist die Finanzierung jedoch ein strukturelles Problem, das auf Landesebene gelöst werden muss. Die finanziellen Mittel auf Landesebene sind für die WRRL-Maßnahmen völlig unzureichend und zudem sind die Prozesse schwerfällig, unsicher und bürokratisch (siehe Reese et al., 2018). In Nordrhein-Westfalen stellt die Finanzierung von Projekten kein großes Problem dar, da das Land 80 % bis sogar 90 % der WRRL- Maßnahmen finanziert, wenn die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt werden. In Kombination mit der Ökopunkt-Kofinanzierung durch Kreise und Städte in Deutschland können so fast 100 % der Finanzierung abgedeckt werden. Für die deutschen Unterhaltungsverbände ist dies leider noch nicht ausreichend, da es sich um kleine Organisationen mit ehrenamtlichen Mitarbeitern und einem begrenzten Etat handelt. Infolgedessen können sie keine Projekte vorfinanzieren. In Niedersachsen haben die Unterhaltungsverbände die Umsetzung der WRRL-Maßnahmen aufgrund von Problemen bei der Abrechnung und Kontrolle der Zuschüsse sogar ganz eingestellt (siehe Bericht von Reese et al., 2018). Für die Umsetzung der Maßnahmen benötigen die Unterhaltungsverbände eigentlich eine 100%ige Finanzierung. Diese Anforderung stellte in jenen Fällen kein Problem für die

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Unterhaltungsverbände dar, in denen eine Stadt oder ein Kreis Maßnahmenträger war und dafür Ökopunkte einsetzte. Trotzdem ist auch für größere deutsche Organisationen eine rechtzeitige Abstimmung mit der Finanzierungsquelle wichtig, da dies in der Vergangenheit problematisch war und es dadurch, dass das aktuelle Förderprogramm auslief und auf den Beginn des neuen Förderprogramms gewartet werden musste, zu Verzögerungen kam.

6.3 (In-) formelle Regeln

Formaler Rechtsrahmen Die meisten Faktoren innerhalb dieser Dimension liegen außerhalb des Einflussbereichs der an Fluss- und Bachrenaturierungsprojekten beteiligten Akteure. Die Unklarheiten in Bezug auf die Zuständigkeit für die WRRL in Niedersachsen, der strukturelle Mangel an Finanzmitteln und das Prinzip der Freiwilligkeit in diesem Bundesland führen dazu, dass die Umsetzung der WRRL stagnieren wird, solange die Politik keine Lösungen anbietet (Reese et al., 2018). Die Änderung des formalen Rechtsrahmens auf der Ebene des Bundes oder Landes ist ein langwieriger Prozess (siehe Bericht von Reese et al., 2018). Trotzdem ist es wichtig, weiterhin Barrieren zu identifizieren. Ein Beispiel dafür ist der Umstand, dass grüne Ökopunkte in Deutschland wertvoller sind als blaue Ökopunkte. Zur Förderung von Fluss- und Bachrenaturierungsprojekten sollte diese Wertdifferenz verringert werden. Denn dann wird es genauso interessant sein, Ökopunkte mit Fluss- und Bachrenaturierungen zu verdienen wie mit der Umwandlung von Landwirtschaftsflächen in Wald.

Zuständigkeiten Neben dem formalen Rechtsrahmen ist die formale Abgrenzung der Zuständigkeit für einen Wasserkörper ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Fluss- und Bachrenaturierung. Wenn diese Zuständigkeit bei Akteuren mit ausreichenden Kapazitäten und Ressourcen liegt, werden Projekte in der Regel durchgeführt. Liegt sie jedoch bei kleineren Organisationen mit unzureichender Kapazität, wirkt dies hemmend, wie etwa im Fall der fragmentierten Unterhaltungsverbände in Nordrhein- Westfalen. Eine informelle Zusammenarbeit mit größeren Organisationen wie Kreisen und Städten kann hier teilweise Abhilfe schaffen.

Mandat und Priorität Ein wichtiger Faktor für den Erfolg ist das administrative Mandat und die Priorität. Dieses Mandat stellt sicher, dass der Projektablauf innerhalb der Organisation priorisiert und gestrafft wird. Ein administratives Mandat ist sicherlich dann unerlässlich, wenn es viele Verwaltungsebenen mit eigenen Zielsetzungen (Effizienz, Ergebnisverpflichtungen usw.) gibt. Interessanterweise bewirken grenzüberschreitende Projekte eine höhere administrative Priorität, weil Entscheidungsträger die Beziehung zu den Grenznachbarn für sehr wichtig halten. Dies gilt insbesondere für deutsch- niederländische Kooperationsprojekte, und es ist interessant zu untersuchen, ob dies auch für Projekte zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gilt, wo bisher nur wenige Projekte durchgeführt werden.

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6.4 Diskurse

Ausgleich von Eingriffen in Natur und Landschaft Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Fluss- und Bachrenaturierung ist der Gedanke, dass Eingriffe in Natur und Landschaft ausgeglichen werden müssen. In den deutschen Bundesländern ist dieser Gedanke stärker und auch in den Rechtsvorschriften besser verankert. In den Niederlanden ist es „lediglich” zwingend vorgeschrieben, Störungen in Naturgebieten wie N2000-Gebieten auszugleichen, in Deutschland gilt dies für alle Eingriffe, die Natur- und Landschaftswerte stören (siehe Frins, 2016). In Deutschland wirkt sich diese Vorgehensweise sehr positiv auf Fluss- und Bachrenaturierungsprojekte aus. Insbesondere durch die Einrichtung von Flächenpools und Ökokonten kann der Ausgleich für kleinere Eingriffe in Natur und Landschaft gebündelt werden und zu einer robusteren Entwicklung führen.

Strategie für die Gewässersystementwicklung Strategische Pläne wie die Vechtetal-Strategie, Ruimte voor de Vecht, das Entwicklungskonzept Vechteaue (1998), das Fließgewässer-Entwicklungsprogramm in NRW und das Maßnahmenkonzept Vechte & Dinkel (2013) eignen sich gut für die längerfristige Zusammenarbeit an der Zielerreichung. Eine langfristige Strategie für die Entwicklung eines Gewässersystems ermöglicht es auch, in Zeiten der Bodenknappheit auf die Zielerreichung in kleineren Wasserläufen hinzuarbeiten. Es gibt derzeit keine grenzüberschreitende Strategie für die Dinkel.

Hochwasserschutz und Flussrenaturierung Die Kombination von Flussrenaturierung und Hochwasserschutz wirkt sich positiv auf die Umsetzung von Projekten aus. Dadurch können nicht nur in einigen – wenn auch nicht in allen – Fällen mehr Rückhalteflächen geschaffen werden, sondern werden insbesondere auch Akteure einbezogen, die sonst kein primäres Interesse an der Flussrenaturierung hätten, wie z.B. die Städte Hardenberg, Nordhorn und Gronau. Zudem sind die Landwirte eher bereit, Flächen in den Überschwemmungsgebieten an der Vechte und Dinkel zu verkaufen.

Verknüpfung von Natura 2000-Zielen und WRRL-Zielen Durch die Verknüpfung von Gebietsprozessen für N2000- und WRRL-Aufgaben können die Transaktionskosten gesenkt werden. Es ist jedoch wichtig, zwischen diesen Zielen weiterhin zu unterscheiden, da die Maßnahmen bei der Ausarbeitung widersprüchlich sein können. Dies betrifft insbesondere den Kontrast zwischen einer bewachsenen und offenen Landschaft am Gewässer. Konflikte zwischen den WRRL- und N2000-Zielen können vermieden werden, indem die Entwicklung der Zielarten in den Jahren nach der Durchführung der Maßnahmen genau beobachtet wird, sodass gegebenenfalls eingegriffen werden kann.

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6.5 Rückschlüsse aus grenzüberschreitenden Projekten

Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sorgt für Wertschöpfung, wie etwa im Falle der Projekte Grenzmäander, Losser-Gronau und Glanerbeek (die beiden letzten Projekte befinden sich noch in der Durchführungsphase). Allerdings nehmen grenzüberschreitende Projekte auch mehr Zeit in Anspruch. Dies hat damit zu tun, dass die inhaltliche Abstimmung länger dauert. Aber auch die unterschiedlichen Prozesse auf beiden Seiten der Grenze können zeitaufwendig sein (Genehmigungen, Finanzierung). Zudem wird einem bestimmten Projekt aus nationaler Sicht nicht immer die gleiche Priorität wie im Nachbarland eingeräumt. Auch ist nicht immer ausreichend bekannt, wer der richtige Ansprechpartner auf der anderen Seite der Grenze ist. Schließlich können kulturelle Unterschiede ebenfalls zu Verzögerungen führen, weil die verschiedenen Arbeitskulturen nicht aufeinander abgestimmt sind. In den Niederlanden ist es beispielsweise üblicher, mit einer noch nicht vollständig ausgearbeiteten Idee an die Öffentlichkeit zu gehen, während dies in Deutschland erst dann geschieht, wenn ein interner Konsens besteht und der Plan formal ausgearbeitet wurde.

Ein gutes Account-Management und eine zuverlässige Gewährleistung der Wissensaktualisierung können diese Formen der Verzögerung teilweise verhindern. Darüber hinaus sollte die Organisation des zuständigen Sachbearbeiters bereit sein, sich gegenüber dem Partner auf der anderen Seite der Grenze flexibel zu zeigen. Auf niederländischer Seite sind diese Voraussetzungen aufgrund der betont ergebnisorientierten und effizienten Auftragsdurchführung möglicherweise gefährdet, während sie auf deutscher Seite aufgrund mangelnder Personalkapazitäten unter Druck geraten können. Es gibt positive Erfahrungen mit dem Personalaustausch zwischen den Ländern. Es ist daher sinnvoll, diesen Austausch strukturierter zu organisieren und dabei der Sprache und Kultur besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Abbildung 31. Grenzmäander bei Laar

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7. Empfehlungen

Auf der Grundlage der Untersuchungen haben wir verschiedene Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren bei der Umsetzung von Flussrenaturierungsprojekten identifiziert. In diesem Kapitel formulieren wir eine Reihe von Empfehlungen zur Beschleunigung von Fluss- und Bachrenaturierungsprojekten im Vechte- Dinkel-System, die in Tabelle 4 dargestellt werden. Bei den identifizierten Erfolgsfaktoren (grün) geben wir an, wie diese bei der Gestaltung künftiger Projekte berücksichtigt werden können. Bei den Misserfolgsfaktoren (rot) erläutern wir, wie damit bei künftigen Umsetzungsprojekten im Vorfeld verfahren werden kann. Die hier erteilten Empfehlungen basieren weitgehend auf den Erfahrungen aus bestehenden Projekten mit der Umgehung oder gar vollständigen Beseitigung dieser Hindernisse.

Tabelle 4. Schlussfolgerungen und Empfehlungen

Dimension Erfolgs-/Misserfolgsfaktor Empfehlung Akteure Mangelndes Vertrauen und Einsatz hydrologischer Modelle, um fehlender Rückhalt für Eingriffe in aufzuzeigen, dass das Hochwasserrisiko das Gewässersystem gering ist; gemeinsame (Weiter-) Entwicklung grenzüberschreitendes hydrologisches Modell Mangelndes Vertrauen und Organisation von Exkursionen zu fehlender Rückhalt für Eingriffe in erfolgreichen Modellprojekten für das Gewässersystem Landbesitzer, Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden Zusammenarbeit mit wichtigen Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Akteuren aus anderen Nicht- Landwirtschaftsverbänden und Wasserwirtschaftssektoren Fischereivereinen, auch in den Niederlanden Schwierige Projekte können dank Engagierte Führung in Organisationen der engagierten Führung von durch flexible Einstellung und Verhalten Einzelpersonen trotzdem zum ermöglichen Erfolg geführt werden Ressourcen Begrenzter Raum für Maßnahmen Durchführung von Maßnahmen innerhalb durch große Flächenknappheit des überdimensionierten Profils von Bächen und Flüssen Begrenzter Raum für Maßnahmen Flächenerwerb als langfristige Aktivität durch große Flächenknappheit und strategischer Landkauf für späteren Einsatz bei Flurbereinigung Begrenzter Raum für Maßnahmen Anbindung an Gebietsprozesse, die sich durch große Flächenknappheit aus Stickstoffproblematik/ N2000- Aufgaben ergeben, zur Schaffung von mehr Raum für Maßnahmen (Flächenentwicklung 2.0) Begrenzter Raum für Maßnahmen Für NL: bei Eingriffen in das nationale durch große Flächenknappheit Naturnetzwerk nach deutschem Vorbild mit Ausgleichspool arbeiten Strukturelle Probleme bei Einsatz gemeinsamer Lobby, um auf Finanzierung in Niedersachsen Landesebene Lösungen für fehlende Vorfinanzierung und bürokratisches Verfahren zu finden (siehe Bericht Reese et al., 2018)

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Dimension Erfolgs-/Misserfolgsfaktor Empfehlung (In-) formelle Unklarheit über Zuständigkeit für Einsatz gemeinsamer Lobby, um auf Regeln WRRL und mangelnde Landesebene Lösungen für Unklarheit Umsetzungsbefugnis aufgrund des über Zuständigkeit für WRRL und Freiwilligkeitsprinzips in mangelnde Umsetzungsbefugnis Niedersachsen aufgrund des Freiwilligkeitsprinzips zu finden (siehe Bericht Reese et al., 2018) Relativ niedriger Wert von blauen Verringerung der Wertdifferenz zwischen Ökopunkten im Vergleich zu grünen und blauen Ökopunkten über grünen Ökopunkten Verordnung Zuständigkeit von Akteuren mit Förderung der (in-) formellen geringen Kapazitäten für Zusammenarbeit mit größeren Gewässerunterhaltung Organisationen Administratives Mandat und Nutzung höherer Priorität bei Priorität für Projekte grenzüberschreitenden Projekten zwischen den Niederlanden und Deutschland; dies ist auch zwischen Bundesländern möglich Diskurse Gedanke, dass Eingriffe in Natur Verankerung des Naturausgleichs in den und Landschaft ausgeglichen Niederlanden in Rechtsvorschriften nach werden müssen (Ökopunkte und deutschem Vorbild; die Niederlande Flächenpool) können viel von der deutschen Arbeitsweise mit Ökopunkten und Flächenpools lernen Langfristige Strategie für Entwicklung einer grenzüberschreitenden Gewässersystementwicklung Dinkel-Strategie Kombination von Kombinierte Durchführung von Flussrenaturierung und Flussrenaturierungs- und Hochwasserschutz Hochwasserschutzmaßnahmen

Kombination von Natura 2000- Kombinierte Durchführung von WRRL- Zielen und WRRL-Zielen und N2000-Maßnahmen hat Vorteile, kann jedoch auch zu widersprüchlichen Zielen führen; die Gefahr widersprüchlicher Ziele kann dadurch vermieden werden, dass die Entwicklung von Zielarten sorgfältig überwacht wird und dass erforderlichenfalls eingegriffen wird (z.B. Projekt Losser-Gronau)

Obenstehend haben wir die Empfehlungen anhand der vier Dimensionen des Policy-Arrangement- Ansatzes formuliert. Ob Flussrenaturierungsprojekte tatsächlich durchgeführt werden, ist jedoch oft das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels der verschiedenen Dimensionen. Deshalb haben wir auch eine Reihe von Empfehlungen formuliert, die die verschiedenen Dimensionen gleichzeitig ansprechen. Diese Handlungsperspektiven werden auf den nächsten Seiten ausgeführt.

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8. Handlungsperspektiven

1. Entwicklung eines gemeinsamen Monitorings für das Gewässersystem von Vechte und Dinkel Es gibt viele Akteure, die im Gewässersystem von Vechte und Dinkel aktiv sind. Es gibt verschiedene Eigentümer und Maßnahmenträger, was dazu führt, dass ein Gesamtüberblick über die Entwicklung des Gewässersystems fehlt. Der fehlende Überblick erschwert die strategische Arbeit an der langfristigen Entwicklung des Gewässersystems. Darüber hinaus fehlt ein systematischer Überblick über die ökologischen Auswirkungen der Maßnahmen, und es werden pragmatisch Projekte an Orten entwickelt, an denen die Eigentumsverhältnisse die Durchführung von Projekten begünstigt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob es sich dabei auch um die Orte handelt, an denen die Maßnahmen die größten ökologischen Auswirkungen haben. Die Priorisierung ökologischer Maßnahmen setzt eine grundlegende Führung und weitreichende Regie von Seiten der Behörden voraus, was nicht überall möglich ist, auch nicht politisch. In diesem Fall ist eine Überkompensierung bei Projekten sinnvoll, damit die ökologischen Ziele (früher) erreicht werden können.

2. Kombination von Fluss- und Bachrenaturierung mit dringend erforderlichen Maßnahmen zur Dürrebekämpfung Die Niederschlagsdefizite in den Sommern 2018 und 2019 sowie im Frühjahr 2020 stellen sowohl die Landwirtschaft als auch die Natur vor große Probleme. Die Dringlichkeit des Dürreproblems ist hoch, und dadurch ergeben sich gute Chancen, Maßnahmen zur Dürrebekämpfung mit der Gewässerrenaturierung zu verbinden. Da Landwirte große Probleme haben, können sie ein guter Verbündeter sein, wenn es darum geht, Maßnahmen zur Dürrebekämpfung höchste Priorität einzuräumen.

3. Verbesserung der Schwammwirkung der Landschaft Vor der Modernisierung der Wasserwirtschaft hatten die Vechte und Dinkel aufgrund der Schwammwirkung der Landschaft (Hochmoore, Moore, Sümpfe) einen gleichmäßigeren Abfluss. Durch die Kultivierung der rauen Böden entstanden große Scheitelabflüsse, sodass das Gewässersystem kanalisiert und reguliert werden musste (z.B. Emslandplan oder Bau des Dinkelkanals). Die aktuelle Strategie zielt auf die Entwicklung eines naturnahen Flachlandflusses ab (Ruimte voor de Vecht, 2020). Zur Wiederherstellung natürlicher Prozesse ist es jedoch notwendig, auch außerhalb des Gewässersystems an einer besseren Schwammwirkung der Landschaft zu arbeiten. Wenn sich die Schwammwirkung der Landschaft nicht verbessert, besteht die Gefahr, dass WRRL-Maßnahmen wie Fischtreppen aufgrund zu niedriger Wasserstände nicht ausreichend funktionieren.

4. Entwicklung einer grenzüberschreitenden Dinkel- und Vechtetal-Strategie Diese Studie hat ergeben, dass sich das Vorhandensein einer langfristigen Strategie positiv auf die Organisation von Akteuren und die Arbeit an Projekten auswirkt. Zusätzlich zur bestehenden Vechtetal-Strategie wird empfohlen, eine grenzüberschreitende Strategie für die Dinkel zu entwickeln. Dabei sollten neben den zuständigen (Unterhaltungs-) Organisationen auch Vertreter von Landwirtschafts-, Natur-, Freizeit- und Sportfischerverbänden und deren Dachverbänden wie BUND, WLV, der Arbeitsgemeinschaft Wasser- und Bodenverbände Westfalen-Lippe (AG WUB), der Landwirtschaftskammer, LFV Weser-Ems, LFV Westfalen-Lippe, Sportvisserij Nederland, ehrenamtliche Mitarbeiter von RAVON und LTO Noord eingebunden werden. In dieser Strategie sollte

50 das Gewässersystem als einheitliches Gewässersystem betrachtet werden, und zwar unter Berücksichtigung der Kapillaren.

5. Weiterentwicklung der grenzüberschreitenden Governance Analog zur grenzüberschreitenden Strategie ist es wichtig, die grenzüberschreitende Governance weiterzuentwickeln. Das Projekt „LIVING Vecht-Dinkel” und die Grenzüberschreitende Plattform für Regionale Wasserwirtschaft (GPRW) sind gute Kooperationen, die ausbaufähig sind, damit Einzugsgebiete und Governance besser aufeinander abgestimmt werden. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, bestehende Strukturen soweit möglich zu integrieren und möglichst wenige neue Strukturen zu schaffen. Auf der Grundlage dieser erneuerten Governance könnten Austauschprogramme organisiert werden, sodass die Mitarbeiter bei den Grenznachbarn Erfahrungen sammeln und sich mit der niederländischen oder deutschen Sprache und Arbeitskultur vertraut machen können.

6. Zusammenschluss oder Organisation von Unterhaltungsverbänden in NRW Die Unterhaltungsverbände in NRW sind im Vergleich zum Vechteverband in Niedersachsen und insbesondere im Vergleich zu einer Waterschap in den Niederlanden klein und fragmentiert. Da sie nach wie vor für die Umsetzung der WRRL-Maßnahmen verantwortlich sind, ist es wichtig, ihre Leistungsfähigkeit und Kapazität zu erhöhen. Derzeit werden wichtige Schritte wie die Gründung eines Dachverbands im Kreis Borken oder die Zusammenarbeit mit der AG WUB unternommen. Es ist jedoch wichtig, diese Organisationen weiter zu professionalisieren und sie für die Umsetzung der WRRL- Maßnahmen auszurüsten, ebenso wie die Organisation einer 100%igen Finanzierung dieser Maßnahmen, einschließlich Vorfinanzierung.

7. Habitat-Banking in den Niederlanden Das System der Ökopunkte und Ökokonten hat sich bei Flussrenaturierungsprojekten an der Dinkel und Vechte bewährt. Ein Habitat-Banking-System könnte auch zur Renaturierung von Flüssen in den Niederlanden beitragen. Trotz der Tatsache, dass dieses System in den Niederlanden noch nicht gesetzlich geregelt ist, bietet der Kamerbrief (Schreiben des Parlaments) vom 19. Februar 2020 Ansatzpunkte für die Provinz Overijssel, eine solche Form des Naturausgleichs einzuführen3. Für das bestehende System in Deutschland ist es wichtig, den Wert von blauen und grünen Ökopunkten anzugleichen, denn grüne Ökopunkte sind derzeit mehr wert.

Abbildung 32. Ufererosion an der Vechte in der Nähe von Quendorf

3 Siehe aktueller Bericht des Planbureau voor de Leefomgeving (Vink, Pols, & van Dam, 2020, S. 21). Eine umfassendere Analyse des Habitat-Banking-Systems findet sich bei Frins, 2016. 51

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