Seaside _Kroatien

Daniel Meier bekannt für exzellentes Olivenöl und wird von etwas­ über 5000 Menschen bewohnt. Den herrlich ­warmen In der riesigen Marina Sukošan, nahe , starten Abend verbringen wir bei bestem Essen in einer ört­ wir den Törn mit der Schiffsübernahme, der Ver­ lichen «Konoba», wie kleine Restaurants in Kroatien proviantierung und der Sicherheitseinweisung. Für genannt werden. die nächsten zwei Wochen wird die gecharterte Bei schwachem Südwestwind segeln wir am nächs­ ­Segelyacht Jeanneau Sun Odyssey 439 also unser ten Morgen an vorbei und später zwischen schwimmendes­ Zuhause sein. und Prvić durch, bis vor die Einfahrt zum Luka- Nach dem Auslaufen schlagen wir zuerst Kurs Süd­ Kanal nach Šibenik. Etwa 19 Seemeilen zeigt die ost ein. Der Wind bläst mit vier Beaufort aus eben Logge jetzt und wir bergen die Segel, weil der Wind dieser Richtung und so kreuzen wir hart am Wind den Dienst einstellt. Eindrücklich das tiefe Blau zwischen der Insel Pašman und dem Festland. Am des Wassers. Die herrlich grünen Inseln mit ihren späten Nachmittag erreichen wir unser Tagesziel, die hellen Felsenküsten leuchten. Und trotz der vielen Marina Hramina im Norden der Insel Murter. Sie ist kleinen und grossen Landmassen im Meer bleibt

_01 Auf dem Krka-Fluss unterwegs _03 von Šibenik nach Skradin. _02 Die Marina Hramina auf der Insel Murter. _03 Die Schönheit der Inselwelt Kroatiens wollen auch andere entdecken. _04 Šibenik ist eine «Stadt der Treppen» mit über 2800 Treppen- stufen in den Gassen der Altstadt. Kroatiens _04 zerklüftete Inselwelt

_01

_02 Kroatien gehört zu den inselreichsten Staaten der Erde. Weit über 1000 vorgelagerte Eilande, Felsen und Riffe bereichern das wunderschöne, von glasklarem Wasser umspülte Land und machen es zum perfekten Segelrevier.

82 marina.ch_Juli / August_2017 marina.ch_Juli / August_2017 83 Seaside _Kroatien

Prokljansko Jezero, dem viertgrössten See Kroatiens. Beeindruckend ist es, zwischen den steil aufragen­ den Felswänden durch den Canyon zu gleiten. ­Plötzlich öffnet sich wieder die Weite. Nach der Fahrt über den See biegen wir erneut in einen Fluss ab und gelangen nach Skradin. Hier winkt uns schon von Weitem der Marinero zu, aber seine Gesten sind für einmal nicht einladend. Und ja, es erklärt sich nun auch, wieso uns die letzten paar Minuten fünf Yach­ ten entgegengefahren sind: kein Platz mehr in der Marina. Na prima, die Sonne ist untergegangen, die Dunkelheit übernimmt das Zepter. Wir haben aber Glück. Nur knapp eine halbe Seemeile vor Skradin entdecken wir einen privaten Steg, sogar mit ­Muringleinen. Nach dem gelungenen Festmachen erkunden wir die Umgebung und stellen fest: Haupt­ preis gewonnen! Mitten im besten Restaurant der Umgebung sind wir gelandet. Absolute Gaumenfreude­ wird uns serviert, ein wahrer Genuss. Und wir sind die einzige Crew. Fast schon genial also, dass wir ­keinen Liegeplatz in Skradin erhalten hatten. Nach einer ruhigen Nacht ohne Starkwind wird der _04 Dienstag zum Wandertag erklärt. Denn nur ein paar Kilometer hinter Skradin befinden sich dieberühmten ­ Krka-Wasserfälle. Deshalb fanden wir wohl keinen Platz mehr in der Marina. Und auch wir sagen uns: _05 Wenn wir schon einmal in der Gegend sind, wollen wir die Wasserfälle ebenfalls besuchen. Der Weg lohnt sich: Was für ein Naturschauspiel! Da nehmen _01 wir auch in Kauf, dass wir in ein Gewitter geraten: Pünktlich nach unserem Knipsen der besten Bilder öffnet Petrus seine Schleusen und Zeus wirft Blitze nach uns. Fast der ganze Weg zurück zum Schiff _02 _03 werden wir intensiv von oben gewässert. Doch kaum wieder an Bord ist der Spuck vorbei, die Sonne zeigt sich. Um doch noch etwas für des Seefahrers Gemüt­ zu machen, setzen wir die Segel und passieren ­abermals den Krka-Fjord. Am Stadtquai von Šibenik ­vertäuen wir unsere Yacht mitten im Geschehen.

Stille und Einsamkeit Das Titelbild auf unserem Törnführer zeigt eine ­Altstadt auf einer kreisrunden Insel, die über einen Deich mit dem Festland verbunden ist: Primošten. immer die grosse, faszinierende Weite, die Freiheit Seeleute nannten den Ort «das trockene Kap» – we­ _01 Blick in den Kanal sv. Ante bei Šibenik. vermittelt. Wunderschön. gen der Dürreperioden, die hier von Zeit zu Zeit vor­ _02 Die Kornaten lassen das Seglerherz höher schlagen. herrschen. Wir beschliessen Primošten zu besuchen. _03 Sonnenuntergang in Šibenik. Glück gehabt Nach rund 22 Seemeilen ist das Ziel am Mittwoch­ _04 Die legendären Krka-Wasserfälle sind einen Ausflug an Land wert. Ab Jadrija ändert das Bild. Durch einen natürlichen abend erreicht. Tiefgangsbedingt müssen wir mit _05 Ein beliebtes Touristenziel: Primošten. Kanal gelangen wir unter Motorfahrt bis nach dem Bug zur Pier anlegen. Mit unserer hölzernen Šibenik. Am Funk meldet sich Split-Radio mit einer Gangway basteln wir eine Rampe über Bugkorb und Starkwindwarnung. Windspitzen von 35-45 Knoten Anker­geschirr an Land. Keine drei Meter von dieser auf offener See werden für Montagnacht und Diens­ Konstruktion weg befinden wir uns mitten im tag angesagt. Schon in Šibenik würde es aber wohl ­Restaurant. Wie toll, einen kürzeren Weg zum ­Essen nicht mehr so ruppig zu- und hergehen. Der Skipper hatten wir noch nie! Auch das kleine Städtchen be­ entscheidet sich deshalb, die Fahrt landeinwärts geistert uns. Am höchsten Punkt steht die Pfarrkir­ fortzusetzen und so biegen wir vor der Stadt um 90° che St. Georg mit dem Friedhof, rundherum wohnt nach Backbord ab und tuckern den Fluss hinauf zum die ­Bevölkerung mit Blick aufs Meer. Sehr schön!

84 marina.ch_Juli / August_2017 marina.ch_Juli / August_2017 85 Seaside _Kroatien

_01 Bereits 1420 errichtet: Nächste Station ist Trogir, das sich in der Nähe von Umlaufende Winde zwingen uns am nächsten Tag Die Festung Kamerlengo auf Trogir. Split befindet. Die Altstadt dort soll wunderschön – es ist bereits Samstag – zu ständigen Kurs­ _02 Steilküste südlich von . sein. Immerhin gehört sie seit 1997 zum Weltkultur­ korrekturen. Teilweise gilt es aufzukreuzen, oft aber _03 Stadtpier der im Sommer erbe der Unesco. Und schon Winnetou und Old ­gleiten wir mit Halbwindkurs flott durchs Wasser. autofreien Insel . ­Shatterhand ritten im dritten Teil ihrer Serie durch Am ­späten Nachmittag erreichen wir Otok Kaprije. die Gassen Trogirs… Die Sonne scheint, der Wind Im einzigen Ort auf dieser Insel machen wir an der weht aus Südost. Wir müssen erneut aufkreuzen. Dorfpier fest. Wie aus einer anderen Zeit wirkt Nach sieben Stunden und 28 Seemeilen erreichen ­dieses verschlafene Dorf. Ein Restaurant, ein wir Trogir und werden nicht enttäuscht. Hinter ­dicken ­Gemischtwarenladen und viele schmucke Häuschen Stadtmauern finden wir dutzende enge Gässchen machen uns dennoch Freude. mit Ladengeschäften und Essmöglichkeiten. ­Geniale Was uns am Sonntag erwartet, ist skurril: Vom Städtebaukunst aus dem Mittelalter – wir sind ­üppigen Grün der Inseln verwöhnt, wechselt das Bild ­begeistert. Deshalb verweilen wir auch am ­folgenden radikal, als wir die kurze Distanz in den Marine­ Morgen noch einige Stunden in der Altstadt. Wir schutzpark einsegeln. Wie Pyramiden ragen flanieren, trinken Kaffee unter Palmen, kaufen ­frische spitze, karge Inseln aus dem glasklaren Wasser. ­Unser Lebensmittel vom Markt und freuen uns über die Anker fällt südlich der kleinen Insel Ravni Zakan in Schönheit der Umgebung. Nach dem Mittag gehts türkisfarbenem Wasser. dann auf Vorwindkurs Richtung West. Der Wind bläst schwach, unsere Geschwindigkeit ist sehr Atemberaubende Ausblicke ­bescheiden. Unser Ziel ist es, nach einer Nacht in der Vier Windstärken aus nordwestlicher Richtung sind Stadt die Ruhe vor Anker auszukosten. Die Bucht vorhergesagt. Zwischen Otok Kornat und den see­ Stari Trogir bietet uns eine ideale Gelegenheit dafür. seitig vorgelagerten Inseln wird der Wind derart ver­ Selber kochen, die Stille geniessen, bei klarem ­Himmel wirbelt und umgelenkt, dass wir von Starkwind bis die Sterne beobachten, sich in den Schlaf wiegeln Flaute alles aus allen Sektoren haben. Wir meistern lassen – das sind eindeutig die schönsten ­Momente auch diese Situation und segeln vor Otok Levnaka im Seglerleben. westwärts ins offene Meer. Herrliche Bedingungen

_01 _02

« »

Trotz der vielen kleinen und ­grossen BOSNIEN UND HERZEGOWINA Landmassen im Meer bleibt immer die Weite, KROATIEN die Freiheit vermittelt. Wunderschön.

Krka Dugi National- Otok park

_03 Otok Murter Skradin Levnaka Kornat Kaprije Šibenik - Nationalpark

A d ari tsi c h e sM e e r Primošten Trogir Split

Dugi Rat

86 marina.ch_Juli / August_2017 marina.ch_Juli / August_2017 87 Seaside _Kroatien

_04 _05

_02

_06 _01 _03

hier draussen, kaum Wellen, konstanter Wind und diesem nautischen Wegweiser werden geknipst, als _01 Der Leuchtturm von Veli Rat auf der Insel Dugi Otok. purer Sonnenschein. die Stimme des Leuchtturmwärters ruft, ob wir nicht _02 188 Stufen führen hinauf in die Spitze des 45 Meter Wir passieren den rot-weissen Leuchtturm Tajer auf den Turm besteigen mögen. Natürlich sind wir mit hohen Turms. Revier-Infos Vela Sestrica und segeln nordwärts in die Bucht Mir Begeisterung dabei, die vielen Stufen hinauf zu _03 Die Aussicht von der Spitze des Leuchtturms kann im Telašćica-Naturpark auf Dugi Otok, wo wir an ­kraxeln. Als Belohnung erwartet uns eine atembe­ sich sehen lassen. einer Muringboje festmachen. Ein Spaziergang durch raubende Rundumsicht. _04 Und noch ein Leuchtturm: Tajer auf Vela Sestrica. _Das Revier ist relativ einfach zu besegeln. Starkwind: Ganzjährig ist mit dem Fall­ herrlich duftende Pinienwälder hinauf zur Steilklippe An den Inseln , Tun Veli, und Rivanj _05 Sonnenuntergang am Ankerplatz vor Ugljan. wind Bora aus NE zu rechnen. Oft bläst der Jugo (Scirocco) aus SSE, im Sommer ist zwar anstrengend, aber der Weitblick hinaus aufs vorbei nach Ugljan führt danach unser Weg. Es _06 Butterfly-Segeln vor Ugljan. aber eher schwach. Dann dominiert der Seewind. Meer und in die offene Bucht entschädigt dafür um ­können 14 Seemeilen gesegelt werden, die restlichen _Beste Reisezeit: Mai bis Oktober, Luft 22-30 Grad, Wasser 18-25 Grad so mehr. Hier oben erleben wir einen ­wunderschönen zehn Meilen muss dann wegen Flaute eben der Motor­ _Beste Wettervorhersagen: meteo.hr/index.php und Sonnenuntergang. Auf unserem Weg nach Norden­ für uns bewerkstelligen. www.dwd.de/DE/leistungen/seevorhersagemmost/seewettermittelmeerost.html machen wir für die Nacht in Veli Iž Halt und lassen Der letzte Törntag verdient dafür wieder das Prädikat­ _Teils gebührenpflichtige Ankerplätze, oft Muringbojen, ebenfalls gebühren­ uns durch die sehr feine und spannende kroatische­ «Segeltag»! Konstanter Wind lässt nochmal ­richtigen pflichtig. In allen Häfen im Revier wird mit Muringleinen festgemacht. Küche verwöhnen. Genuss aufkommen. Entlang Ugljan gehts zum Tank­ _Sprechfunkzeugnispflicht für Skipper. Das Ziel für den nächsten Tag ist eine gut geschützte stopp nach Zadar und alsbald zurück nach Sukošan, _Marinepark Kornat: hohe Parkeintrittsgebühren vor Ort. Tipp: Tickets in einer Bucht auf Dugi Otok, nördlich von Veli Rat. Auch von wo wir, nach 303 Seemeilen wirklich erholsamen­ Marina am Festland bzw. beim Vercharterer kaufen ist günstiger. hier nutzen wir die ausgelegten Bojen zum Fest­ Segelurlaubs, bei bestem Wetter, freundlichen und _Literatur: Törnführer Kroatien und Slowenien, Verlag Delius Klasing oder machen. Einen abenteuerlichen Spaziergang den hilfsbereiten Menschen und gutem ­Essen, den Heim­ Kroatien, Slowenien und Montenegro – 888 Häfen und Buchten, von Karl-Heinz ­unwegsamen Steinstrand entlang bis zum ­Leucht­- weg antreten. Beständig. turm Veli Rat bringen wir hinter uns. Fotos von _www.segelwind.ch

[email protected] • www.marina-online.ch [email protected] • www.marina-online.ch 88 marina.ch_Juli / August_2017 marina.ch_Juli / August_2017 89 Tel. 031 301 00 31 • Tel. Abodienst: 031 300 62 56 Tel. 031 301 00 31 • Tel. Abodienst: 031 300 62 56