Über Die Präsenz Des Wolfes in Frankreich
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LANDWIRTSCHAFT Walliser Bauernblatt Samstag, 24. Juni 2000 212 zu erwähnen, dass vorm Luchs verursachte Schäden besser entschädigt werden als jene vom Über die Präsenz des Wolfes Wolf. Im 2. Programm «Life Loup» Das Kursangebot weisen die Behörden darauf hin, in Frankreich dass die Züchter im Mercantour Pflanzen kennen lernen keine Entschädigungen mehr Mittwoch, Leitung: Norbert Agten Zusammenfassung und Übersetzung des Berichtes der Kommission erhalten werden, da der Wolf in 28. 6. 2000 08.00 — 12.00 Besammlung Landwirtschaftszentrum diesem Gebiet künftig erhalten Visp «Production et Echanges» der französischen Nationalversammlung bleiben wird. Es kann nicht aus- Nutzpflanzen bestimmen Eine am 28. April 1999 eingesetzte Untergruppe der oben erwähnten Kommission, bestehend geschlossen werden, dass das Wald- und Obstbäume bestimmen Umweltministerium in Zukunft Referenten: Betriebsberater und Lukas Imesch vom aus 10 Abgeordneten verschiedener politischer Herkunft, erhielt von der Nationalversammlung seine finanzielle Beteiligung den Auftrag, einen Bericht über die Auswirkungen und Folgen der Präsenz des Wolfes in Frank- Referenten: Landwirtschaftszentrum Visp einstellt und das Ministerium für Organisator: Landwirtschaftszentrum Visp reich zu verfassen. Abklärungen vor Ort und der Kontakt zur Bevölkerung in den betroffenen Landwirtschaft und Fischerei die Gebieten lassen die Kommission bereits in der Einleitung des Berichtes zum Schluss kommen, gesamten Kostern für Entschä- dass die Rückkehr des Wolfes nach Frankreich sich nicht mit dem Hirten- und Landleben «à la digungsmassnahmen zu tragen française» vereinbaren lässt. hat. schaftung der Alpen und Berg- vom Staat übernommen würden. gebiete aufzugeben und diese I. Das Wiederauftauchen Die Mitglieder der Kommission C: Die Möglichkeit, den Wolf in konnten oft feststellen, dass die Gebiete der Natur zu überlassen. «Wolfsparks» zu tolerieren des Wolfes im Präventions- und Schutzmass- Dies würde zahlreichen Leuten Die Kommission stellt sich die französischen Alpen- nahmen mangelhaft und unge- ihre Arbeit kosten und vielen Frage, ob die Präsenz von Wöl- gebiet bescherte dem nügend waren. So waren die Er- Familien ihr Ein-kommen ver- fen in so genannten «Wolfs- traditionellen Hirtenleben fahrungen mit den Schutzhun- mindern oder ganz wegnehmen. parks» nicht toleriert werden beträchtliche Nachteile den unterschiedlich. Es scheint Die Verbuschung und Verwilde- könnte. Die Tatsache, dass viele unerlässlich, dass die Hunde rung der Bergregionen nähme Mitbürger ein Interesse am Wolf A. Das Wiederauftauchen des sehr früh in Kontakt mit der Her- stark zu und den betroffenen Wolfes im französischen Al- zeigen, kann nicht negiert wer- de kommen und eine korrekte Gemeinden entgingen Einnah- den. Zudem könnte die Anwe- pengebiet Ausbildung erfahren. Die im men aus der Verpachtung der Am 5. November 1992 wurde im senheit des Wolfes für einzelne Programm «Life Loup» vorge- Alpen. Die natürliche und exten- Regionen auch eine wirtschaftli- Nationalpark des Mercantour sehene finanzielle Unterstützung sive Fleischproduktion auf Grün- erstmals wieder ein Wolf in den che Komponente beinhalten. So für Schutzhunde reicht nicht aus, landflächen würde verunmög- will eine Gemeinde in Frankreich französischen Alpen beobachtet. um die Kosten (Ankauf, Impfun- licht. Der heutige Bestand an Wölfen im Jahre 2001 in einem von jähr- gen, Nahrung usw.) zu decken. Für die Mitglieder der Kommis- lich 140 000 Leuten besuchten in Frankreich ist nicht genau be- Ein Schutzhund verursacht pro sion gibt es daher keine andere kannt. Sie halten sich nicht nur in Naturschutzgebiet ein «Beob- Jahr Kosten in der Höhe von zir- Lösung, als den Wolf aus diesen achtungszentrum Wolf» eröff- den Berg- und Alpenregionen ka 5000 Francs. Weidegebieten auszuschlies- auf, sondern werden oft auch in nen. Das grösste Problem mit den sen. Denn heute droht nicht der Die Idee eines «Wolfsparks» Waldzonen beobachtet. Schutzhunden liegt aber in deren Wolf, sondern der Mensch selber Weltweit wird die Zahl der Wölfe muss aber die Zustimmung aller Zusammentreffen mit den Tou- in Berg- und Randzonen auszu- Beteiligten erhalten, in erster Li- auf über 100 000 geschätzt. In risten (Wanderer, Velofahrer, sterben! Europa findet man den Wolf in nie der betroffenen Züchter und Reiter usw.). So haben mehrere Der Wolf wird durch die Konven- Hirten. grosser Zahl in Rumänien, Po- Gemeinden und Landbesitzer tion von Bern geschützt. Aller- len, Spanien, Italien und Portu- Die Kommissionsmitglieder den Einsatz von Schutzhunden dings sieht der Art. 9 dieser Ver- kommen nach mehreren Besu- gal. auf ihrem Territorium verboten, ordnung Ausnahmen vor, wenn Die Rückkehr des Wolfes nach chen in betroffenen Gebieten um Probleme und Zwischenfälle keine anderen befriedigenden und eingehender Diskussion Frankreich wurde durch mehrere mit diesen Tieren zu verhindern. Lösungen mehr möglich sind und Umstände begünstigt. Einerseits zum eindeutigen Schluss, dass Es sind noch zu viele Unsicher- das Überleben der betroffenen die Rückkehr des Wolfes sich wird der Wolf durch die Konven- heitsfaktoren vorhanden (z. B. Art nicht gefährdet wird. Be- tion von Bern vom 19. Septem- nicht mit dem Erhalt einer nach- atypisches Verhalten der Hun- trächtliche Schäden an Kulturen, haltigen Bewirtschaftung ver- ber 1979 geschützt. Andererseits de), um den bedenkenlosen Tieren, Wäldern usw. werden wurden die Tiere durch die Zu- einbaren lässt. Der Wozf ist da- Einsatz von Schutzhunden zu dabei als gewichtige Gründe her unter Anwendung der in der nahme der Bestände in den be- befürworten. Das Einzäunen der angegeben. nachbarten Ländern gezwun- Konvention von Bern vorgese- Schafe während der Nacht in der Die Konvention von Bern bietet henen Massnahmen aus den gen, neue Lebensräume zu su- Nähe der Hirtenunterkunft be- also die Möglichkeit, abwei- chen. Durch die starke Zunahme traditionellen Weidegebieten deutet für den Hirten einen be- chende Massnahmen zu treffen, auszuschliessen. Die Kommis- der Waldflächen wurden solche trächtlichen Mehraufwand. Die um den Wolf aus gewissen Ge- Lebensräume geschaffen. Nicht sion hofft, mit ihrem Bericht die Gewichtszuname der Lämmer bieten auszuschliessen. Über gleichzeitige Forderung nach zuletzt fand der Wolf durch die den gesamten Alpenraum ge- Präsenz bei Tag und Nacht be- das Programm «Life Loup» ins vermindert sich. Zudem bietet Erhaltung und Entwicklung der Zunahme des Wildbestandes sehen ist zudem der Wolf heute wirkt wird. Und trotz dieser Prä- Leben, welches über den Zeit- diese Massnahme allein keinen Biodiversität und der Präsenz reichlich Nahrung vor. keineswegs vom Aussterben senz werden Herden von Wölfen raum von drei Jahren u. a. Daten genügenden Schutz vor Raub- von Schafherden in den Bergen Zu immer wieder heftigen De- bedroht. Selbst die Ökologen angegriffen, und trotz den An- und Erfahrungen über den Wolf tieren. Die eingezäunten Sam- Frankreichs zu relativieren. Die batten und Diskussionen führt sehen die enormen Schwierig- strengungen der Züchter sind sammeln und ein System zur melplätze werden stark über- Erhaltung und Pflege der Land- die Frage, ob die Rückkehr des keiten einer Koexistenz von weiterhin Schäden zu beklagen. Entschädigung und Unterstüt- nutzt und die Grasn arbe oft zer- schaft durch die Weidewirtschaft Wolfes auf natürliche Weise ge- Wölfen und Schafen im selben Und dies zu einem Zeitpunkt, wo zung der Tierhalter erarbeiten stört. Und nicht zuletzt sind sie oft darf gemäss der Kommission schah oder «organisiert» wurde. Gebiet. Für die Kommission ist in Frankreich die 35-Stunden- und einführen soll. Dabei handelt der Ausgangspunkt der Klauen- nicht in Frage gestellt werden. Sicher ist, dass die Tiere «italie- der Weg über die Anwendung Woche eingeführt werden soll! es sich allerdings ganz klar um fäule (Moderhinke), einer oft Die Präsenz des Wolfes kann nischer» Herkunft sind. Aller- von Ausnahmen der Konvention Dies führt bei den Züchtern oft zu ein «Umweltprogramm», wel- beobachteten Schafkrankheit. man sich nur durch die Schaf- dings hätten die Wölfe aus den von Bern die wichtigste und Mutlosigkeit, Niedergeschla- ches das Ziel verfolgt, die Prä- Die Anstellung von Hilfshirten fung von so genannten «Wolfs- Abruzzen mehrere Regionen mit verlief ebenfalls nicht ohne Pro- sinnvollste Massnahme. einer hohen Dichte an Autobah- genheit und Depressionen. Viele senz des Wolfes in Frankreich parks» vorstellen. Um die Um- Züchter geben die Schafhaltung längerfristig zu ermöglichen und bleme. Ihre Ausbildung und ihre welt zu schützen und zu erhalten, nen und Wohnsiedlungen Kenntnisse sind oft unbefriedi- B. Verbesserung des Ent- durchqueren müssen, um in den schliesslich entmutigt auf. Zorn zu sichern. Die Akzeptanz der ist die Präsenz des Menschen in und Ratlosigkeit angesichts der Bevölkerung für die Wolfspopu- gend. Der im Programm «Life schädigungssystems und der den Bergregionen erste Vo- Mercantour zu gelangen. Der Loup» für die Anstellung von Schutzmassnahmen natürlichen Rückkehr des Wolfes Faszination, die der Wolf auf die lation soll verbessert und die raussetzung. städtische Bevölkerung ausübt, Ausbreitung des Wolfes erleich- Hilfshirten festgelegte Betrag Neben dem Ausschluss des haften doch gewisse Zweifel an. von 10 000 Francs pro Monat ist Wolfes aus gewissen Gebieten Fest steht, dass die Bevölkerung breiten sich aus. tert werden. Diese zusätzlichen Schwierig- Gemäss des Programmes sollen zu tief angesetzt. Zudem wird er sind die aktuellen Schutzmass- erst mehrere Monate nach dem für maximal drei Monate ausbe-