50/Renten (Page

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50/Renten (Page Deutschland ner weiter über ihr Vorgehen beraten. Die Die Grundlinie gab Lafontaine in Han- REFORMEN Erhöhung der Mehrwertsteuer um einen nover vor. Er erneuerte sein Angebot, den Prozentpunkt träte im günstigsten Fall am Spitzensteuersatz von 53 auf 49 Prozent zu Nichts 1.April ein, die Steuerreform Anfang 1999. senken, und wiederholte seine Bedingun- „Die Signale aus der SPD sind eindeutig“, gen: Die Facharbeiter und Pendler müßten findet Repnik: „Die wollen fast das gleiche verschont, die Einkommensschwachen ent- anschärfen wie wir.“ lastet werden. Intern äußert sich der SPD- So ließ sich tatsächlich jener Antrag in- Chef, der in seiner Parteitagsrede bewußt Gibt es doch noch eine terpretieren, den die SPD auf ihrem Partei- jede persönliche Attacke auf Kanzler Hel- tag verabschiedet hat: Eine „deutliche Ab- mut Kohl gemieden hatte („Ich wollte kombinierte Steuer- und Renten- senkung der Steuersätze über den gesamten nichts anschärfen“), skeptisch über einen reform? Die Regierung macht Tarifverlauf“ wird da in Aussicht gestellt – möglichen Kompromiß: „Der Dicke kriegt in Optimismus, die SPD in Skepsis. das klingt nach mehr als der bislang von für eine Einigung mit uns seinen Laden Lafontaine offerierten Senkung des Spit- nicht mehr zusammen.“ och kurz vor Mitternacht war Ru- zensteuersatzes von 53 auf 49 Prozent. Beim Koalitionspartner FDP sträuben dolf Scharping im Dienste seines Einen Kompromiß, wenn es irgend geht, sich noch immer viele, die versprochene NVorsitzenden unterwegs. In der Bar strebt Schäuble an. Der Reform-Antreiber Nettoentlastung der Steuerzahler auf eine des Hannoveraner Maritim-Hotels, in dem der Koalition sieht nach wie vor die zweite Stufe der Reform zu verschieben. sich die SPD-Spitze zum Parteitag ein- Chance, „daß bei Renten und Steuern ge- Niemand werde der Regierung diesen Stu- quartiert hatte, spürte er Oskar Lafontaine meinsam etwas zu bewegen ist“. Eventu- fenplan abnehmen, glaubt der Altvordere in einer gemütlichen Lederecke beim Bier elle Widerstände von seiten der FDP und Otto Graf Lambsdorff: „Ihr Vertrauens- auf. „Oskar, ich hab’ das klargezogen“, der CSU glaubt der CDU/CSU-Fraktions- konto bei der Wählerschaft hat die deut- meldete Scharping stolz, „jetzt wissen alle, chef „niederbügeln“ zu können. sche Politik längst aufgebraucht.“ daß es für uns bei 49 Prozent Um Einfluß auf die SPD zu bleibt.“ nehmen, umwarben Abgesand- Scharping und Lafontaine te der Union sogar die Grünen. hielten es für angebracht, im Für die ist ein Spitzensteu- Bonner Steuer- und Renten- ersatz von 45 Prozent seit lan- streit ihre Haltung nochmals zu gem akzeptabel. Bei den Frak- verdeutlichen. Die Regierung tionssprechern Kerstin Mül- hatte sich in übermäßigem Op- ler und Joschka Fischer und timismus gewiegt, daß eine um- der Finanzexpertin Christine fassende Steuerreform zu ihren Scheel sprach Repnik selbst Bedingungen zustande kom- vor, Haushaltsexperte Oswald men werde – mit einem Spit- Metzger wurde von Finanzmi- zensteuersatz, der noch unter nister Theo Waigel und Frak- den von Lafontaine angebote- tionschef Schäuble ins Gebet nen 49 Prozent liege. 49 ist aber genommen. Die Botschaft war 49, lautet die Botschaft der SPD. stets die gleiche: „Macht doch FDP-Parteichef Wolfgang endlich Druck auf die SPD.“ Gerhardt läßt sich seine Zu- Dabei waren sich Regierung versicht dennoch nicht rauben. und SPD schon einmal ziem- Er freut sich vorsorglich auf lich nah: SPD-Verhandlungs- eine mögliche „Einigung noch führer Henning Voscherau vor Weihnachten“. Für die Li- stand im Sommer kurz davor, beralen findet er plötzlich eine das Angebot der Union – Spit- völlig neue Rolle im Parteien- zensteuersatz 45 Prozent, Net- system: Sie würden „Brücken- toentlastung sieben Milliarden bauer“ für die großen Parteien Mark – anzunehmen. sein, auf die es bei den sta- Damals habe auch der end- gnierenden Reformen nun ein- lose Streit über Mehrwert- mal ankommt. steuerpunkte und Steuer- „Schon dieser Woche“, schlupflöcher für den allseits hofft auch CDU-Unterhändler beklagten Stillstand in der Hans-Peter Repnik, könne die Republik gesorgt, sagt der erhoffte Einigung mit der SPD Unionsunterhändler Repnik: erzielt werden: zuerst eine „Den einen Tag hat Waigel dies Vereinbarung über die Sen- verkündet, am nächsten Tag kung der Lohnnebenkosten, kam vom bayerischen Finanz- dann Arbeitsgruppen für die Was fehlt dem Tier bloß? bunte minister Huber das Gegen- Details der Steuerreform. teil.“ Nun aber liege eine Liste Am vergangenen Donnerstag abend hat- Allerdings gibt es bei der SPD Grenzen zum Stopfen der Steuerschlupflöcher mit ten sich Finanzminister Theo Waigel, FDP- der Gemeinsamkeit. Der niedersächsische einem Umfang von 30 Milliarden Mark vor: Fraktionschef Hermann Otto Solms und Ministerpräsident Gerhard Schröder be- „In zwei, drei Sitzungen kann man das sein Unionskollege Wolfgang Schäuble in kräftigte nach dem Hannoveraner Partei- hinbekommen“, glaubt Repnik. dessen Büro zu einem vertraulichen Ge- tag, nur bei der Rente halte er „einen Ein Kompromiß nur für die Rente kommt spräch mit Scharping und dem SPD-Fi- schnellen Kompromiß für wahrscheinlich“, für den CDU-Unterhändler allerdings nicht nanzexperten Hans Eichel getroffen. Am in Sachen Steuerreform sei das „viel in Frage: „Entweder wir lösen Rente und Wochenende wollten die Koalitionspart- schwieriger“. Steuer im Paket, oder es geht gar nichts.“ ™ 30 der spiegel 50/1997.
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