Kintzel, W. (2016): Auf Den Spuren Walter Dahnke Sen
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Zagend nur das Bächlein schlich, Denn der Blüten Träume Dufteten so wonniglich Durch die stillen Räume. Nikolaus Lenau Auf den Spuren Walter Dahnkes (15. Wanderung, Pfingstsonnabend 2016) Heimatbund Parchim Vom Gletschertor Sandkrug bis zum Naturschutzgebiet „Quaßliner Moor“ Exkursion mit W. DAHNKE sen. im Quaßliner Moor (1955) Foto: Walter Dahnke jun. Ablauf (14. Mai 2016) 8 Uhr Abfahrt vom ZOB Parchim Beobachtungspunkt 1: Endmoräne Lohmberge S von Lübz Beobachtungspunkt 2: Kreier Schweiz S Hof Kreien Beobachtungspunkt 3: Gletschertor Sandkrug NE Karbow Beobachtungspunkt 4: Tiefe Gründe S Gnevsdorf – Blick ins Land Beobachtungspunkt 5: Naturschutzgebiet Quaßliner Moor 12.30 Uhr Mittagessen im Dorfgasthaus „Ottoquelle“ in Wahlstorf As uns Hergott de Welt erschaffen ded, fung hei bi Meckleborg an. Dor nehmt juch en Ogenspeigel an. Fritz Reuter Fahrt in das südliche Sandergebiet – Landschaft und Geschichte Am Beispiel (Ogenspeigel) des südlichen Sandergebietes wollen wir unsere Kenntnisse über Landschaft und Geschichte vertiefen. Unsere Fahrt wird uns über Rom, Lutheran, Lübz, Kreien, Karbow, Vietlübbe, Wangelin, Gnevsdorf, Retzow, Klein Dammerow, Quaßlin, Wahlstorf, Darß, Wilsen, Klein Pankow, Redlin, Groß Pankow, Siggelkow und Neuburg führen. Von der geologischen Entstehung der Landschaft, ihrer Besiedlung durch den Men- schen, sein geschichtliches Wirken bis hin zum Naturschutz wird der Bogen gespannt. Im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen das Gletschertor bei Sandkrug, die Endmo- räne mit dem Buchberg bei Gnevsdorf und das Naturschutzgebiet Quaßliner Moor. Unsere Fahrt führt uns durch die schöne mecklenburgische Landschaft im Süden des Landkreises Parchim. S slawische Ortsname mischsprachiger Ortsname 2 Wie unsere Landschaft entstand Seine Oberflächengestalt verdankt der Landkreis Parchim im Wesentlichen der Weich- selkaltzeit. Die durch sie entstandenen Endmoränen durchziehen das Kreisgebiet von WNW nach ESE, die Pommersche Hauptendmoräne im Norden und die Frankfurter Hauptendmoräne im Süden (vgl. Beobachtungspunkte 1-4). Ihnen sind jeweils südlich Sandergebiete vorgelagert, während man nördlich der Endmoränen große von Geschie- bemergel und Geschiebelehm geprägte Bereiche findet. Diese fruchtbaren Gebiete wer- den als Grundmoränen bezeichnet. Südlich und südwestlich von Parchim finden sich außerdem Stauchendmoränen aus der Saaleeiszeit mit tertiärem Kern. Diese sind die höchsten Erhebungen im Landkreis (z. B. Ruhner Berge mit 177 m, Langer Berg 125 m). Unser Gebiet verdankt sein Gepräge den Gletschern. Noch vor etwa 20 000 Jahren war unser Land mit einem mächtigen Eispanzer bedeckt, der von Gletschern aus Nordeuro- pa stammte. Die letzte Eiszeit, die Mecklenburg betroffen hatte, war die Weichseleiszeit. Im Frankfurter Stadium oder Vorstoß wurde die Hauptendmoräne durch die Gletscher in ständigem Wechsel zwischen Abschmelzen und Eiszufuhr gebildet. Als die Eismassen abtauten, gaben sie Findlinge, Steine, Geschiebemergel, Ton und Sand frei, all das ist also ein „Geschenk“ der Eiszeiten. An der Vorderseite der Gletscher, in unserer Gegend war es Inlandeis, wurde das grobe Material abgelagert, daraus entstand die Hauptend- moräne, eine Hügelkette, die sich von Bad Stuer über die „Tiefen Gründe“ bei Gnevs- dorf, Sandkrug nördlich Karbow, über die „Kreier Schweiz“, Gischow weiter nach Lancken zieht. Der leichtere und feinere Sand wurde durch die Wassermassen („Glet- schermilch“) weiter weggetragen, dies Gebiet wurde zum wenig fruchtbaren Sanderge- biet. Lehm – ein „Geschenk“ der Eiszeiten Auch das verdankt der Mensch den Eiszeiten 3 Geologisch-morphologische Karte des Gebietes zwischen Plauer See und Lübz 4 Im Raum Barkow – Kuppentin – Bobzin – Broock – Benzin – Nordende des Kritzower Sees hatte sich ein Staubecken gebildet, in dem sich in der Abschmelzperiode erhebliche Wassermassen ansammelten. Bei Sandkrug („Gletschertor“) durchbrachen die Was- sermassen die Hügelkette und flossen nach Süden. NSG GGG GGG GGG GGG Geologisch-morphologische Karte mit Gletschertor und dem Quaßliner Moor (W. v. BÜLOW 1975) 5 Die Wassermassen kolkten noch Teile des Quaßliner Moors aus und erschöpften ihre Kraft in der Nähe der ehemaligen Försterei Marienfließ. Aus dieser Schmelzwasserrinne entstand ein großer See. Heute sind von dem früheren See ein verlandeter See nordöst- lich von Sandkrug (Sukower See oder Förstersee), ein Sumpfgebiet nordwestlich der Quaßliner Mühle („Seewiesen“, ehemaliger Darßer See), das Quaßliner Moor, ein be- deutsames Naturschutzgebiet, und ein großes Wiesengebiet übrig geblieben. So entstand unser Exkursionsgebiet, es gehört als südlicher Sander zur Großlandschaft „Nordwestbrandenburgisches Platten- und Hügelland“ und zur Landschaft „Parchim- Meyenburger Sandflächen“. Gletschertor bei Sandkrug (von Süden betrachtet) Gletschertor bei Sandkrug Schülerarbeit: Geographisch-Biologische Exkursion Kl. 9b der EOS Lübz (1979) Der Mensch besiedelt unsere Landschaft Grund und Boden liefern dem Menschen die Dinge, die er zum Leben benötigt: Nah- rung, Kleidung und Wohnung. Viele Dinge ergeben sich aus der Gestalt und der Zu- sammensetzung von Grund und Boden. Eine solche Landschaft, die durch den Wechsel verschiedener Bodenarten – Sand, Kies, Lehm – und durch Wasserläufe und Wasserflächen gekennzeichnet war, muss für den Steinzeitmenschen ein idealer Siedlungsraum gewesen sein. Wasserläufe und Seen boten ihm, der als Fischer, Jäger und Sammler lebte, neben ausreichender Nahrung auch Fluchtmöglichkeiten. Sicher diente das Wasser in dem mit dichtem Wald bestandenen Land auch als Verkehrsweg. Für die Herstellung von Gefäßen war reichlich Lehm vor- handen, Feuersteine für die Anfertigung von Waffen und Geräten waren ebenfalls ge- 6 nügend da, und die großen Steine wurden für die Bestattung der Toten in Großstein- gräbern („Hünengräber“) benutzt. Nach der letzten Eiszeit besiedelte der Mensch unser Land Mecklenburg. Das geschah vor rund 12 000 Jahren. Nach dem Material, aus dem die Werkzeuge gefertigt wurden, teilt man die Epochen der menschlichen Entwicklung in Stein-, Bronze- und Eisenzeit ein. Die Menschen der mittleren Steinzeit (8 000 - 4 000 v. u. Z.) waren Jäger und Fischer. Wir wissen etwas über sie - wie auch über die Menschen der folgenden Epochen - durch Funde von Werkzeugen, Gebrauchsgegenständen sowie Schmuck an den Siedlungsplät- zen und Begräbnisstätten. Während der jüngeren Steinzeit (4 000 - 1 800) wurde der Mensch sesshaft. Er betrieb Viehzucht und Ackerbau. Charakteristisch für diese Zeit waren durchbohrte Steinäxte, die mit einem Stiel versehen waren. Eine Form der Totenbestattung in jener Zeit, also vor rund 5 000 Jahren, waren die Hünengräber. An die Steinzeit schloss sich die Bronzezeit an (1 800 - 600). Die Toten jener Zeit bestat- tete man in Hügelgräbern. Die Bronzezeit wurde 600 v. u. Z. durch die vorrömische Eisenzeit abgelöst. Sie dauerte bis zum Beginn unserer Zeitrechnung. Bis 600 u. Z. befanden sich in Mecklenburg Stämme, die von den römischen Reisenden, Händlern und Geschichtsschreibern als Germanen bezeichnet wurden. Infolge der Be- wegungen, die wir als Völkerwanderung bezeichnen, kamen die germanischen Stämme nicht zur Ruhe. Wir dürfen annehmen, dass im ausgehenden 5. Jahrhundert nur noch Restteile der einstmals vorhandenen Bevölkerung unser Gebiet besiedelten. In diesen menschenleeren Raum drangen die ostwärts wohnenden slawischen Stämme ein. Von 600 – 1200 siedelten in unserem Gebiet die Slawen. Sie hinterließen ihre Spuren u. a. in vielen Ortsnamen, wir kommen gleich darauf zurück. Woher kamen die Namen unserer Dörfer? Über die Gründung eines Dorfes gab es zu damaliger Zeit in den wenigsten Fällen eine Urkunde. Es war also immer dem Zufall überlassen, ob ein Dorf bald oder nach Jahr- zehnten oder gar nach Jahrhunderten nach der Gründung erstmalig in einer Urkunde erwähnt wurde. Mit Sicherheit können wir davon ausgehen, dass viele Orte älter sind, als ihre Jubiläumsfeiern ausweisen können, beweisen können wir es aber nicht! Bevor wir uns den Dorfnamen zuwenden, wollen wir uns noch mit dem Namen der Elde befassen, fahren wir doch nördlich von ihr entlang und überqueren sie zweimal, nämlich in Lübz und in Neuburg. Der Name Elde ist vorslawisch, also vor 600 u. Z. geprägt wor- den. Ursprünglich war die Elde in weiten Teilen die Grenze zwischen den Bistümern Havelberg und Schwerin, diese Grenze wurde 946 erstmalig erwähnt und 1150 bestätigt. So, wie unsere Fahrstrecke verläuft, wollen wir uns etwas mit den Dorfnamen beschäfti- gen und zum Alter der Dörfer etwas aussagen. Lübz Ersterwähnung: 1308 Nicht auf einen Tag zu datieren ist die Ersterwähnung von Lübz im Jahre 1308. „Im Jahre des Herrn 1308 hat der Herr Hermann, ein Markgraf, Eldenburg mit seinem großen Heer eingeschlossen und ist gestorben.“ So lautet die Inschrift auf einem Stein in der Mauer der Burg Oebisfelde. Die lübische Detmar-Chronik berichtet über das Jahr 1308: „Des sülven jares weren de marcgreven wol mit ver dusent groten rossen vnd mit vele anderen volke in deme landen to Wenden vnde bueden dat vaste hus Eldeneborch, dat oc Lubyze is gheheten...“ Deutung des ursprünglichen Ortsnamen: Lubec - slawischer Personenname „Ort des Lubek“ 7 Burg Lübz um 1600 Kreien Ersterwähnung: 1271 Hermann von Reppentin genehmigt, daß sein Bruder Johann von Schnakenburg dem Kloster Stepenitz im Dorf Kreien acht Hufen teils geschenkt, teils verkauft hat. Wittstock, 4. April 1271 Deutung des Dorfnamens: krajno (slawisch) = Ende, Rand, Gegend, Landschaft (slawischer Flurname) Lehrer haben schon immer im Leben der Dörfer eine hervorragende Rolle gespielt.