Nach Der Wahl

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Nach Der Wahl ZEHNTES GESELLSCHAFTSPOLITISCHES FORUM DER BANKEN Nach der Wahl: Deutschland im Aufbruch? Schönhauser Gespräche Das Forum Das Gesellschaftspolitische Forum der Banken, als Schönhauser Gespräche nach dem früheren Veranstaltungsort benannt, zielt auf Dia- log. Im Mittelpunkt steht der freie Austausch von Meinungen, Argumenten und Informationen zu den Problemen unserer Zeit. Zum Gespräch ein- geladen sind alljährlich hohe Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Das Thema Für Deutschland bleibt eine Bilanz und Neubestimmung der Politik auf der Tages- ordnung. Wo stehen wir nach der Wahl? Was muss geschehen, damit das Land im internationalen Leistungsvergleich wieder nach vorne kommt? Wird es gelingen, bei den gesellschaftlich notwen- digen Reformen endlich den überfälligen Schritt von der Erkenntnis zur Umsetzung zu vollziehen? Was können wir dabei aus den Erfahrungen unserer europäischen Nachbarn lernen? Wie können wir den wirtschaftlichen und politischen Aufbruch schaffen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Zehnten Schönhauser Gespräche. ZEHNTES GESELLSCHAFTSPOLITISCHES FORUM DER BANKEN Nach der Wahl: Deutschland im Aufbruch? Inhaltsübersicht Begrüßung und Einführung 5 Dr. Rolf-E. Breuer, Präsident, Bundesverband deutscher Banken, Berlin, und Vorsitzender des Aufsichtsrates, Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main Wo steht Deutschland nach der Wahl? 9 Dr. Klaus von Dohnanyi, Bundesminister a.D., Hamburg Erfolgreiche politische Reformen: Das Beispiel Niederlande 19 Wim Kok, Ministerpräsident a.D. der Niederlande, Den Haag Erfolgreiche politische Reformen: Das Beispiel Schweden 29 Per Westerberg, Minister a.D., Stockholm, in Vertretung und im Namen von Carl Bildt, Ministerpräsident a.D. von Schweden, Stockholm Diskussion 35 Moderation: Dr. Hans D. Barbier, Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung, Bonn Einleitende Statements: Prof. Dr. h.c. Roland Berger, Chairman, Roland Berger Strategy Consultants, München Jürgen Peters, Zweiter Vorsitzender, IG Metall, Frankfurt am Main Dr. Renate Köcher, Geschäftsführerin, Institut für Demoskopie, Allensbach Von der Erkenntnis zur Umsetzung: 57 Die politischen Reformen anpacken! Prof. Dr. Roman Herzog, Bundespräsident a.D., München Diskussion 69 Moderation: Prof. Dr. h.c. Joachim Fest, Publizist, Kronberg/Taunus Einleitende Statements: Nina Hauer (SPD), Mitglied des Deutschen Bundestages, Berlin Hildegard Müller (CDU), Mitglied des Deutschen Bundestages, Berlin Alexander Bonde (B´90/Die Grünen), Mitglied des Deutschen Bundestages, Berlin Daniel Bahr (FDP), Mitglied des Deutschen Bundestages, Berlin Zusammenfassung und Ausblick 95 Dr. Antje Vollmer, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Berlin Verabschiedung 103 Dr. Manfred Weber, Hauptgeschäftsführer und Mitglied des Vorstandes, Bundesverband deutscher Banken, Berlin Dinner-Speech am Vorabend: 105 Europe – unfinished business Rt. Hon. Peter Mandelson, Member of Parliament, London Die Redner 114 Die Teilnehmer 120 Die bisherigen Veranstaltungen – Schönhauser Gespräche 128 Bundesverband deutscher Banken 2 3 „Es fehlt in Deutschland an Leadership.“ Begrüßung und Einführung DR. ROLF-E. BREUER, Präsident, Bundesverband deutscher Banken, Berlin, und Vorsitzender des Aufsichtsrates, Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herzlich willkommen zu den Zehn- ten Schönhauser Gesprächen. Ein besonderes Willkommen gilt denjenigen unter Ihnen, die keine Chance hatten, schon gestern mit uns zusammen zu sein. Wir freuen uns, dass Sie unserer Einladung so zahlreich gefolgt sind, zeigt uns dies doch, dass die Schönhauser Gespräche mehr und mehr an Interesse und Akzeptanz ge- winnen und dass viele von Ihnen sozusagen zu Serientätern geworden sind. Ich begrüße ganz besonders Herrn Kok, der zu uns sprechen wird, und hätte gern auch Herrn Bildt – wie im Programm angekündigt – hier heute begrüßt. Leider hat ein Krankheitsfall in seiner engsten Familie ihn daran gehindert, heute zu uns zu kommen. Stattdessen erwarten wir Herrn Per Westerberg, den ehemaligen Industrie- und Han- delsminister im Kabinett Bildt, der im Namen von Herrn Bildt zum selben Thema zu uns sprechen wird.Wir können also von zwei europäischen Ministerpräsidenten deren Er- fahrungen zu ähnlichen Problematiken wie denjenigen,die uns heute plagen,hören.Ich hoffe, wir können daraus etwas lernen. Das Thema ist Ihnen bekannt, meine Damen und Herren.Wir haben es schon lan- ge vor der Wahl formuliert und nach der Wahl hat es umso mehr an Aktualität gewon- nen: „Nach der Wahl: Deutschland im Aufbruch?“ Das Fragezeichen drückte seinerzeit, als wir das Thema formulierten, in der Tat nur eine Fragestellung aus. Heute klingt si- cherlich mehr Skepsis mit, ob Deutschland in der Tat im Aufbruch ist; Skepsis, hie und da sogar eine gewisse Resignation, eine Haltung des „wohl kaum“ oder „leider nicht“, sind doch die Nachrichten, die wir gegenwärtig empfangen, nicht dazu angetan, uns in irgendeiner Weise euphorisch zu stimmen. Ich bin weit davon entfernt, Horrorgemälde malen zu wollen. Das widerspricht auch meinem Naturell: Ich neige eher zu Optimismus – aber das wird mir schwer ge- macht. Ich zähle nur vier der jüngsten Nachrichten auf, die Sie alle kennen: Die Finanz- lücken im Bundeshaushalt sind größer als geahnt; die Neuverschuldung steigt mehr als vorausgesehen;die Wirtschaftsforschungsinstitute sagen eine Abkühlung voraus und kei- nen Aufschwung; die Wende am Arbeitsmarkt stellt sich weder dieses Jahr noch aller Vo- raussicht nach im nächsten Jahr ein. Das sind Hiobsbotschaften, die dazu angetan wären, zur Reformfreudigkeit aufzu- rufen, zu sagen: Hier muss etwas geschehen. Die Fülle sich häufender schlechter Nach- richten muss Anlass sein, über eine grundsätzliche Wende nachzudenken. Wir müssen Bundesverband deutscher Banken 4 5 BEGRÜßUNG UND EINFÜHRUNG den Weg von der Erkenntnis – in der Dia- eher näher an den Abgrund heranzu- gnose, in der Analyse sind wir Meister – führen, als dass sie von ihm wegleiten. zur Umsetzung finden. Was uns in diesem Lande fehlt, ist lei- Was müssten wir tun? Auch hier sind der das Bewusstsein für den Reformbe- vier Punkte zu nennen, ohne dass es sich darf. Aus einer Umfrage,die unser Verband um umwälzende Neuigkeiten handelt.Das durchgeführt hat, geht hervor, dass sieben Wichtigste sind die Entkrustung und die von zehn befragten Deutschen keine – ich Entbürokratisierung am Arbeitsmarkt. Zu betone: keine – Aufbruchstimmung ver- nennen sind ferner die Senkung der Lohn- spüren. Es ist kein Konzept zu nebenkosten, die Entlastung der Unter- Der Aufschwung, den wir dringend erkennen. Es fehlt an der Entschlossenheit, nehmen von zu hohen Abgaben und Steu- nötig haben, beginnt, wie wir alle wissen, im Grundsatz etwas zu ern – das gilt insbesondere für den deut- in den Köpfen. Offensichtlich ist aber in ändern. schen Mittelstand – und schließlich Re- den Köpfen noch nicht das Bewusstsein formen, welche die Eigenverantwortung eingekehrt, dass ein dringender Aufbruch stärken und die sozialen Sicherungssyste- als Voraussetzung des Aufschwungs von- me entlasten. nöten ist. Ich glaube persönlich: Die Men- Noch einmal: An diesen vier Forde- schen in diesem Lande wären bereit, sich rungen ist nichts Revolutionäres. Wir re- dieser Herausforderung zu stellen. Die den darüber seit mindestens vier Jahren, eben zitierte Umfrage enthält nämlich eigentlich schon länger.Aber die Marsch- auch folgende drei interessanten Ergeb- route, welche die neue Regierung einzu- nisse: schlagen offensichtlich willens ist, ist von Erstens: 45 Prozent der Befragten den Herbstgutachtern und den fünf möchten, dass der Markt- und Wettbe- Weisen schlicht als wachstumsfeindlich werbsgedanke gestärkt wird. Sie sind also bezeichnet worden. Dieses Prädikat ist nicht dafür,dass mehr soziale Absicherung außerordentlich besorgniserregend. Mehr geschaffen wird, sondern sie sind dafür, noch: Es ist kein Konzept zu erkennen. Es dass mehr Markt geschaffen wird. fehlt an der Entschlossenheit, im Grund- Zweitens: 71 Prozent der Befragten satz etwas zu ändern.Was uns vorgeführt sind für eine stärkere leistungsbezogene wird, ist ein Flickenteppich an Maßnah- Differenzierung bei Löhnen und Gehäl- men,die kurzfristig Löcher stopfen sollen, tern. Sie sind also nicht für eine stärkere aber nicht der große Wurf. Angleichung der Einkommen. Zu Recht heißt es: Über den Abgrund Drittens: Drei von vier befragten kann man nicht in kleinen Schritten Deutschen ziehen eine zusätzliche private schreiten. Was wir jetzt sehen, sind hie Altersvorsorge einer Erhöhung der gesetz- und da kleine Schritte, aber sie scheinen lichen Rentenversicherung vor. Auch hier DR. ROLF E. BREUER gibt es also eine Absage an ein staatliches der außen- und sicherheitspolitischen Versorgungssystem, stattdessen eine Be- Herausforderungen. In dieser Beziehung fürwortung der privaten Eigenverantwor- ist die Situation denkbar schlecht.Wir ha- tung und der Eigeninitiative. ben es uns mutwillig schwerer, wenn Das sind gute Voraussetzungen für ei- nicht gar unmöglich gemacht, der Erwar- ne Regierung, die bei der Bevölkerung für tung unserer Partner gerecht zu werden. einen Aufbruch werben würde. Dieser Drittens:Wir sollten das Vertrauen in Satz ist absichtlich in der Konditionalform die noch junge europäische Währung,den formuliert, denn die gegenwärtige Bun- Euro, nicht leichtfertig und ohne Grund desregierung wirbt nicht. Es fehlt, wie die zerstören. Der Euro befindet sich noch im Engländer sagen würden, an Leadership. Kindheitsstadium. Er bedarf nach wie vor – Es wird nicht geführt im Sinne von „Wir trotz offensichtlichen
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