Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Mars dominiert diese Ausgabe ebenso wie den nächtlichen Sternhimmel in diesem Sommer. Wir ha- ben auf elf Seiten in diesem Heft geballt Informatio- nen und Anregungen für Ihr eigenes perfektes Mars- Erlebnis gepackt: Für visuelle Beobachter beginnt mit dem August der Höhepunkt der Marssaison (Seite 34). Unser Beitrag gibt eine ausführliche Vorschau auf die zu erwartenden Ereignisse während des Ab- schmelzens der Südpolkappe, etwa die Beobach- Die Sonnenfinsternis vom 31.5.2003 (Foto: Robert Koch) tungsmöglichkeiten von Eisinseln oder Wolkener- scheinungen. Spannend bleibt die Frage, ob und Ihre Mars-Zeichnungen und -Fotos an uns einzusen- wann ein globaler Staubsturm den Planeten heim- den! Im Dezember-Heft werden wir in einer großen suchen wird. Auswertung Rückschau halten – dazu benötigen wir Ihre aktuellen Ergebnisse! Für Mars-Fotografen haben Diese Details werden auch für kleine Fernrohre er- wir zusätzlich einen besonderen Anreiz: Die Firma reichbar sein! Mut machen die Tipps für Besitzer von Fernrohrland spendiert Einkaufsgutscheine im Wert Kaufhausfernrohren (Seite 42). Für große Öffnungen von über 1000 Euro für den Mars-Fotowettbewerb bietet der Rote Planet eine besondere Herausforde- von interstellarum und astronomie.de. Die ersten rung: Die Chancen, die beiden Marsmonde visuell Preise sind schon vergeben worden (Seite 19) – oder fotografisch zu erwischen, sind im August so gut machen Sie mit! wie nie zuvor (Seite 44). Aktuell zur Marsopposition finden Astrofotografen Ein großer Erfolg ist unser Begleit-Taschenbuch drei große Berichte in diesem Heft: Österreichische zum Thema Mars – bereits sechs Wochen nach Er- Sternfreunde berichten von ihren sensationellen Re- scheinen mussten wir nachdrucken! Rezensenten sultaten während der letzten Mars-Sichtbarkeit (Seite sind begeistert von unserem kleinen Büchlein – als 40). Die Technik der Webcam-Fotografie wird aus- bisher einziges Astronomie-Buch erhielt unser Mars- führlich in unserer Technik-Rubrik beschrieben (Seite Begleiter die volle Punktzahl im »5×5-Test« bei 61). Und auch der Webcam-Workshop für Einsteiger wissenschaft-online.de. Sichern Sie sich heute noch widmet sich der Planetenfotografie (Seite 18). Ihr Exemplar, bevor auch die zweite Auflage ver- griffen ist! Unsere Mars-Berichterstattung finden Sie in keiner Auch Abseits des Geschehens am Planetenhimmel anderen Zeitschrift in vergleichbarer Qualität. Wir hof- bietet diese Ausgabe etwas: In zwei großen Bildbe- fen, Sie damit auf dieses Großereignis gut vorbereitet richten können wir Fotos unserer Leser der beiden zu haben. Eine herzliche Einladung geht an alle Leser, Finsternisse im Mai präsentieren (Seiten 26, 28). Wir bedanken uns herzlich bei allen Einsendern – bleiben Sie uns treu! fokussiert gutes Mars-Seeing wünschen

Titelbild: Digitales Komposit der partiellen Sonnenfinsternis vom 31.5.2003, von Ste- fan Binnewies. Der Standort lag in Ost- friesland nördlich von Wilhemshaven, so dass mit Blick über die Nordsee das ge- samte Maximum der Finsternis verfolgt werden konnte. Die fünf Belichtungen

fanden zwischen 5:15 und 5:50 MESZ Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. statt, bei einer Brennweite von 840mm wurde auf Fuji Velvia ohne Filter aufge- nommen. Inset: Mars-Fotosequenz von Ed Grafton. Die RGB-Bilder entstanden am 15.6., 3.7., 6.7., 10.7. und 12.7. mit einem 14"-SCT bei 9450mm Brennweite und einer ST-5 CCD-Kamera.

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Inhalt August 2003

8 Beobachterforum Erde Astroszene 22 Faszination Polarlicht 10 ITV 2003 – So groß wie noch nie Im Winter nach Skandinavien: Das Erlebnis der Polarlichter lässt die Kälte der nordischen Dauernacht vergessen. Polarlichter, Selbstbauteleskope, Händler und vor allem viel Spaß von Werner Haustein unter Gleichgesinnten: Das Internationale Teleskoptreffen Vogelsberg mit Rekordbeteiligung. Mond von Ronald Stoyan 26 Die Mondfinsternis vom 16.5.2003 12 Schlagzeilen Sonne Die Winde des Saturns • Planetenbeobachtung vom Mars • Raumfahrt aktuell: Unterwegs zum Mars • Ein »Rasensprenger« 28 Rote Sicheln im All • Lichtschwacher Nachbar • Kompakte Zwerggalaxien Ein beeindruckendes Bildalbum der partiellen Sonnenfinsternis 14 Aktueller Sternhimmel vom 31.5.2003. von Ronald Stoyan Einsteiger 33 Sonne aktuell 18 Webcam-Workshop (4) Planeten Im vierten Teil: Planetenaufnahmen mit der Webcam. Themen 34 Mars in Jahrtausendopposition (2) sind dabei vor allem die Fokussierung und Belichtungsdauer. Eine umfassende Anleitung zur visuellen Detailbeobachtung mit von Dirk van Uden detaillierter Vorschau auf die Ereignisse auf Mars im August und 19 Mars-Foto-Wettbewerb September. von Ronald Stoyan 21 Astronomie mit dem Fernglas: 40 Marsfotografie mit der Webcam Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Der Vollmond 8"-SCT vs HST – ein beeindruckender Vergleich. von Herbert Csadek und Robert Schulz

Fokussiert ...... 1 Bezugsbedingungen...... 6 42 Marsbeobachtung mit dem Kaufhausfernrohr Impressum ...... 6 Termine ...... 80 Autoren/-Inserenten Verzeichnis . . . . . 6 Kleinanzeigen...... 80 Gerade kleine Teleskope haben ihren Mars – nutzen Sie die Leserhinweise ...... 6 Vorschau ...... 80 Gelegenheit der Jahrtausendopposition. von Ronald Stoyan

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44 Die Marsmonde im Visier 60 Produktspiegel Phobos und Deimos selbst sehen: Eine Herausforderung (Neuigkeiten direkt vom Hersteller) für visuelle und fotografische Beobachter. Technik von Christian Harder 61 Astrofotografie mit Webcams Kometen Preiswerte Internet-Videokameras sind die astrofotografischen 47 Die Kometenseite Newcomer der letzten Jahre. Was an Planeten möglich ist, und wie man eine Webcam auch für die Deep-Sky-Fotografie benutzt Milchstraße zeigt unser Bericht. von Oliver Römer 48 Deep-Sky-Zeichnungen (1) 64 CCD-Tutorial (2): Quanteneffizienz Die Schritt-für-Schritt-Anleitung zeigt’s: So einfach ist das Zeichnen von Nebeln und Sternhaufen. Selbstbau von Manuel Pöttschacher 67 Meine Sternwarte: Die Murrtal-Sternwarte 50 Veränderlicher aktuell: FG Sagittae Software Starhopper 69 Software im Fokus: DSSPic 52 Starhop in Sagittarius (2) 69 Bücher im Fokus: Im zweiten Teil der Tour durch das Sternbild Schütze geht es von Mars – Unser Wissen vom Roten Planeten der Sternwolke M 24 zum Omega- und Adlernebel. Mit im Gepäck sind diesmal auch Tipps für Fernglas-Besitzer. Galerie

von Thomas Jäger 70 Astrofotos von Jörg Zborowska Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Hardware 73 Objekte der Saison 56 Edle Ferngläser im Vergleich NGC 7006: Kugelsternhaufen Leica und Swarovski: Bei diesen Edelmarken schnalzt der Kenner Ein Kompakter und weit entfernter Haufen am Sommerhimmel. mit der Zunge. Der Erfahrungsbericht vergleicht vier Gläser mit NGC 6905: Planetarischer Nebel 50mm Öffnung. von Manuel Jung Der kleine Bruder des Hantelnebels im Delphin.

interstellarum 29 3 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Service

Autorenverzeichnis Arno Adler Hüxstr. 55, 23552 Lübeck Herbert Csadek Margaretenstr. 151/34, A-1050 Wien [email protected] Oliver Friedrich Hölderlinstr. 3, 71540 Murrhardt [email protected] Verlag Oculum-Verlag Ronald Stoyan, Erlangen Béla Hassforther Ringstr. 27, 69115 Heidelberg [email protected] Christian Harder Vintloh-Ring 28, 27389 Fintel [email protected] Anschrift Luitpoldstraße 3, D-91054 Erlangen Werner Haustein [email protected] Manfred Holl Friedrich-Ebert-Damm 12a, 22049 Hamburg [email protected] Abo-Service Michael Hoppe Im Mittenfeld 14, 42859 Remscheid [email protected] bitte immer die Kunden-Nummer angeben; schriftlich, per Fax: 09131/978596 oder per Dirk Jacobsen V.-Weber-Str. 14, 31535 Neustadt [email protected] E-Mail: [email protected] Michael Jäger Seibererstr. 22, A-3610 Weißenkirchen +++ derzeit kein telefonischer Service +++ Thomas Jäger Kriemhildstr. 10, 90513 Zirndorf [email protected] Redaktion Manuel Jung Kirchenfeldstr. 36, CH-3005 Bern [email protected] Ronald Stoyan (-rcs), Stephan Schurig (-ssg), Michael Karrer Rinneggerstr. 18, A-8061 St. Radegund Susanne Friedrich (-sf), Matthias Gräter (-mg); Günther Kerschhuber Geisensheim 8, A-4632 Pichl/Wels [email protected] schriftlich, per Fax: 09131/978596 oder per Burkhard Kowatsch Hainbuchenstr. 34, 71149 Bondorf [email protected] E-Mail: [email protected] André Knöfel Saarbrücker Str. 8, 40476 Düsseldorf [email protected] Mitarbeit Bernd Liebscher Sonnenleithe 17, 91245 Simmelsdorf Peter Friedrich, Béla Hassforther, Manfred Hans-Joachim Meyer Hundshaupten 45, 91349 Egloffstein Holl, Thomas Jäger, André Knöfel, Jürgen Manuel Pöttschacher Föhrenwaldgasse 5, A-2700 Wiener Neustadt [email protected] Lamprecht, Thomas Rattei, Wolfgang Thomas Rattei Tassiloweg 2, 85399 Hallbergmoos [email protected] Steinicke, Rainer Töpler, André Wulff Gerald Rhemann Linzerstr. 372/1/6, A-1140 Wien Herstellung Marcus Richert Westernplan 9, 39108 Magdeburg Ronald Stoyan, Susanne Friedrich Matthias Rimkus [email protected] (Redaktionelle Bearbeitung), Oliver Römer Schubertstr. 20, 76593 Gernsbach Stephan Schurig (Satz und Layout), Matthias Gräter (Bildbearbeitung, Anzeigen) Wolfgang Rohr Altvaterstr. 7, 97437 Hassfurt Walter Schwarz Herzogenauracher Str. 1, 90431 Nürnberg Internet www.interstellarum.de, Robert Schulz Dampfgasse 19/16, A-1100 Wien www.interstellarum.com, Stefan Seip [email protected] [email protected] Rainer Töpler Zaisenweg 6, 73614 Schorndorf Erscheinungsweise Dirk van Uden Tulpenweg 4, 42799 Leichlingen zweimonatlich; jeweils im Februar, April, Juni, Sebastian Voltmer Akademiestr. 10, 34121 Kassel August, Oktober, Dezember Daniel Weitendorf Lehnestr. 45, 12621 Berlin [email protected] Private Kleinanzeigen Peter Wiennerroither Ziegelteichgasse 1, A-2331 Voesendorf kostenloser Service; Stephan Schurig, Äußere André Wulff Gluckstr. 18a, 22081 Hamburg [email protected] Bayreuther Straße 73a, D-90409 Nürnberg, Jörg Zborowska Am Ginsterberg 27, 50169 Kerpen [email protected] [email protected] Anzeigenleitung Inserentenverzeichnis es gilt die aktuelle Preisliste; schriftlich oder 3rd Planet ...... 47 Astro!nfo ...... 41 Engel EDV ...... 80 MEADE ...... U4 per E-Mail: [email protected] APM Markus Ludes ...... 7 Astrooptik Keller ...... 59 Fernrohrland ...... 32 Oculum-Verlag ...... 39 Bezug Astro Optik Bock ...... 51 Astrooptik Meier ...... 25 Gerd Neumann . . . . 33, 45 Scopequipment ...... 66 Jahresbezugspreise 2003: Deutschland 33 Euro Astro Shop ...... U2 Astroshop.biz ...... 51 Grab Astrotech ...... 65 Tele-Optic ...... 72 Ausland 40 Euro Astrocom GmbH ...... U3 Baader Planetarium . . . . 46 Intercon Spacetec . . . . . 4/5 Teleskop Service ...... 66 Mitarbeit Astro-Elektronik ...... 60 Bauer Kuppeln ...... 11 Kosmos Verlag ...... 20 Vixen Europe ...... 20 Achten Sie bitte auf die Mitarbeitskästen mit dem is- Astronomie.de ...... 9 Berlebach Stativtechnik . . 59 Lechner Elelectric ...... 65 Wissenschaft Online . . . . 68 Logo in diesem Heft. Wir freuen uns auf Ihre Einsen- dungen! Detailierte Hinweise für Autoren finden Sie im Leserhinweise Internet auf www.interstellarum.de. Rechtliches: Für alle an interstellarum eingesandten Bei- Bildorientierung: Allgemein: Norden oben, Osten links; träge, sowohl Texte als auch Bilder, hat der Oculum-Ver- Mond und Planeten: Süden oben, vorangehender Rand links lag Ronald Stoyan ein ausschließliches Nutzungsrecht Datenquellen: Sonnensystem: Kosmos Himmelsjahr, Ahnerts Kalender für Sternfreunde, Cartes du Ciel; für den Zeitraum eines Jahres, das danach in ein einfa- Deep-Sky: Deep Sky Reiseführer, NGC/IC W. Steinicke, Deep Sky Field Guide ches Nutzungsrecht übergeht (Standardregelung nach § 38-1 UrhG). Nebenrechte, wie der Abdruck in Büchern R.A., Dekl.: äquatoriale Koordinatenangaben, Äquinoktium 2000.0 oder CDs, sind nicht automatisch gegeben und bedür- Helligkeiten: sofern nicht anders angegeben V-Helligkeit fen der ausdrücklichen Genehmigung durch den Autor. Kürzel für Deep-Sky-Objekte: DS (Doppelstern), OC (Offener Sternhaufen), PN (Planetarischer Nebel), Ausgenommen davon ist der Abdruck ausgewählter Bil- GN (Galaktischer Nebel), GC (Kugelsternhaufen), Gx (Galaxie), Qs (Quasar) der in der Vorschau für die nächste interstellarum-Aus- gabe und auf den interstellarum Internet-Seiten. Wir ver- Uranometria: es gelten die Seitenzahlen der Ausgaben vor 2001 (»alte Ausgabe«) öffentlichen nur bisher unveröffentliches Material. Für die Dauer des ausschließlichen Nutzungsrechts (ein Jahr Bezugsbedingungen ab Abdruck) sind weitere Verwertungen der Materialien durch andere Unternehmen nicht zulässig (»Enthal- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Abonnement – umfasst die Lieferung der Zeitschrift interstellarum zur Fortsetzung (sechs Hefte/Jahr einschließlich Porto/Versand). Das tungspflicht« des Autors nach § 2-1 VerlG). Wir behalten Abonnement beginnt mit der nächstmöglichen Ausgabe, ein rückwirkendes Abonnement ist nicht möglich. Es verlängert sich auto- uns vor, bei der Bearbeitung am Bildschirm Randpartien matisch um ein weiteres Jahr, wenn nicht bis spätestens sechs Wochen vor Ende des Bezugszeitraumes schriftlich gekündigt wird. Ei- einer Aufnahme abzuschneiden und diese zu verklei- ne frühere Kündigung führt nicht zum vorzeitigen Abbruch des Abonnements. Bezahlung – per Lastschrift (nur Inland), Überweisung, nern/vergrößern, sowie orthografische und sprachliche Korrekturen vorzunehmen. Eingesandte Beiträge werden Konto 98634, BLZ 76350000, Stadtsparkasse Erlangen (Internationale Überweisungen: IBAN DE60 7635 0000 0000 0986 34, nicht sinnentstellend verändert bzw. gekürzt ohne Ein- BIC BYLADEM1ERH) oder Postkonto 40-612427-7, Ronald Stoyan (nur für Kunden aus der Schweiz). Adressenänderung – sofort dem verständnis des Autors. Der Oculum-Verlag Ronald Stoy- Aboservice mitteilen! Für aufgrund falscher Anschrift nicht zugestellter Hefte wird nicht gehaftet, fehlende Hefte müssen kostenpflichtig an übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesand- nachbestellt werden. tes Material.

6 interstellarum 29 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Beobachterforum

Polarlichter am 30.5.2003

In der Nacht vom 29. auf den 30.5. wurden Sternfreunde in ganz Deutschland von schönen Polarlichtern überrascht. Unsere Bilder: a) Polarlichter über dem ITV, Aufnahme von Josef Pöpsel und b) Polarlichter über Willebadessen, Kreis Höxter, von Andreas Rubarth.

a

b

Ein heller PK-PN in Libra

In der sehr klaren Nacht vom 24./25.5.2003 beobachtete ich im westlichen Brandenburg einige Deep-Sky-Objekte mit meinem Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 8"-Newton (fst 6m, 5 in UMi trotz Mitternachtsdämmerung). In der Nähe des Galaxienpaares NGC 5898/5903 konnte ich zu meiner Über- raschung bereits mit 50× den hellen Planetarischen Nebel PK 342+27.1 (Merrill 2-1) erkennen. Er erschien trotz des recht geringen Ho- rizontabstandes einfach als schwächere Komponente eines »Doppelsterns«. Bei 98× konnte ich den stellar erscheinenden Nebel wun- derbar per UHC aus dem Feld herausblinken. Doch selbst mit 190× konnte ich eine flächige Erscheinung des Nebels nur ansatzweise wahrnehmen – mehr Vergrößerung ließ das schlechte Seeing in Horizontnähe leider nicht zu. Aber immerhin – ich hatte ein überra- schend einfaches Objekt für mich entdeckt, das wohl auch schon mit kleinerer Öffnung erreichbar ist. Matthias Juchert

8 interstellarum 29 Beobachterforum

Noch einmal: Merkurtransit am 7.5.2003

In interstellarum 28 berichteten wir bereits ausführlich über den Vorüber- gang Merkurs vor der Sonnenscheibe. Sebastian Voltmer sandte uns nach

Redaktionsschluss noch diese beeindruckende Reihenaufnahme, aufgenom- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. men mit einem Canon 3CCD-Chip Camcorder XL1 an einem 8"-SCT. Die Einzelaufnahmen wurden alle 10 Minuten belichtet, das Mosaik aus 50 Video- bildern mit Photoshop 7.0 zusammengefügt. Das Inset zeigt im Detail die Si- tuation kurz nach dem 2. Kontakt um 7:24 MESZ nach einer Aufnahme von Frank Meyer, aufgenommen mit einem 8"-SCT bei 8000mm Brennweite mit Finepix S602 Digitalkamera. Die Färbung des Merkurscheibchens zeigt das atmosphärische Spektrum beim niedrigen Stand über dem Horizont.

interstellarum 29 9 Astroszene

ITV 2003 So groß wie noch nie

von Ronald Stoyan

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as Internationale Teleskoptreffen Vogelsberg ist trotz der bekannt unzureichenden Ver- Dhältnisse des Platzes, der sanitären Einrich- tungen und des Wetters beliebt wie nie zuvor. Mehr als verdreifacht hat sich die Standfläche im Vergleich zu den Veranstaltungen vor fünf Jahren, auch dieses Jahr kam wieder ein gehöriges Stück dazu. Das berüchtigte ITV-Wetter (»immer total verreg- net«) meinte es in der Nacht vom 29. auf den 30.5. gut mit den Astronomen und schenkte ihnen den Blick auf sehenswerte Polarlichter, die wohl schönste der- artige Erscheinung der ITV-Historie. Am Sonntag- morgen während der Sonnenfinsternis ging dafür ein starkes Gewitter mit Hagelschlag über dem Platz nie- der, sodass die Finsternis für die meisten ausfiel. Natürlich wurden die alljährlichen Preise für die gelungensten Selbstbauteleskope auch dieses Mal wieder vergeben, das Teleskop des Siegers Uli Vedder ist ein beeindruckender Bino-Dobson (Abb. 2). 2

Abb. 1: ITV der Rekorde: Nicht nur die Teilnehmerzahl er- reichte ungeahnte Höhen, auch die Wege zum Okularauszug der Teleskope wachsen nach oben. [Foto: Torsten Lohf]

Abb. 2: Sieger des Selbstbauwettbewerbs Uli Vedder mit sei- nem 10"-Bino-Dobson. [Foto: Wolfgang Rohr]

Abb. 3: Der größte Dobson der Welt mit 1070mm freier Öff- nung. [Foto: Wolfgang Rohr]

Abb. 4: Martin Birkmaier (links), Händler und Ausrichter des ITV. [Foto: Wolfgang Rohr] Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Abb. 5: Fliegender Händler: Wolfgang Ransburg (Teleskop- Service). [Foto: Wolfgang Rohr]

Abb. 6: Reichhaltige Auswahl: Markus Ludes (APM Telesco- 3 pes). [Foto: Wolfgang Rohr]

10 interstellarum 29 Astroszene

23. August 2003: deutschlandweiter Astronomietag

Mars macht mobil: Möglichst viele Menschen sollen am 23.8. dieses Jahres auf unser Hobby aufmerksam werden. Zahlreiche astronomische Einrichtungen von Privatstern- warten bis zu Großplanetarien werden an diesem Tag Sonderveranstaltungen anbieten, um die Astronomen und ihre Leidenschaft in den Fokus der Öffentlichkeit zu rü- cken. Es ist der erste derartige landesweite Aktionstag, das Vorbild lieferten österreichische Sternfreunde. Die Koordination der vielen Einzelveranstaltungen hat die Vereinigung der Sternfreunde (VdS) übernommen. Auf 4 www.astronomietag.de ist ein Verzeichnis aller teilneh- menden Institutionen und Vereine abrufbar. Noch nicht vertretene Sternwarten und Planetarien sind aufgerufen, den dort gelisteten Vorbildern zu folgen, und in Eigenregie Veranstaltungen am 23.8.2003 zu organisieren und der ört- lichen Bevölkerung bekannt zu geben. Bei Erfolg der Astronomietag-Idee sollen weitere ähnliche Aktionstage folgen.

Astro-freundliche Beleuchtung

Mitglieder der Sternwarte Bielefeld teilten mit, dass man seitens der Sternwarte auf die Beleuchtung eines Neubau- gebietes Einfluss nehmen konnte. Im Vorfeld habe man Stadtplaner, Vertreter des Stadtrates sowie Anwohner ein- geladen, um auf die Problematik hinzuweisen. Es wurde 5 dargestellt, dass mittels der Aufstellung von speziellen Leuchten der Fa. Siteco die unerwünschte Aufhellung des Nachthimmels deutlich reduziert werden könne. Diese Leuchten strahlen weniger als drei Prozent der Gesamt- lichtmenge nach oben ab. Wichtig dabei war, dass gegenü- ber dem Einsatz von konventioneller Beleuchtung keine Mehrkosten entstehen. Die Stadt Bielefeld hat dem Vor- schlag der Sternwarte, die Leuchten der Fa. Siteco einzuset- zen, zugestimmt. Bei der Erschließung eines neuen Gewer- begebietes im Raum Stuttgart wurde baurechtlich festge- legt, dass die Lichtabstrahlung nach oben lediglich bis zur Dachtraufe erfolgen dürfe. Dem Deutschen Bundestag wurden bislang zwei Petitio- nen in Sachen Lichtverschmutzung vorgelegt. Während seinerzeit die erste Petition abgelehnt wurde, ist mittler- weile eine zweite angenommen worden. [Andreas Hänel, Dark Sky Rundbrief 3/03] 6 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 29 11 Schlagzeilen

zusammengestellt von Peter und Susanne Friedrich

Die Winde des Saturns

Die Wolkenbänder des Riesenplaneten Jupiter sind bekannt, weil man sie schon in kleinen Teleskopen beobachten kann. Saturn besitzt eine ähnliche Anord- nung von Äquator parallelen Wolkenbändern, die allerdings auf Grund des geringen Kontrasts nicht einfach zu beobachten sind. Um die Windge- schwindigkeiten in den Bändern zu messen, hat man nach markan- ten Strukturen – helle und dunkle kleine Flecke – gesucht und deren Bewegung verfolgt. Diese Messungen wurden zuerst 1980/81 an von den beiden Voyager-Sonden aufgenomme- Ge- nen Bildern vorgenommen und später an Bildern von schwin- Großteleskopen, seit 1996 hauptsächlich an Bildern digkeiten vom . Dabei stellte sich am Äquator heraus, dass sich Zonen von Windstille und seitdem auf etwa solche mit starken Winden um die 850km/h verringert ha- 350km/h abwechseln, und zwar sym- ben, in den anderen Zonen metrisch auf Nord- und Südhalb- jedoch noch den Voyager-Da- kugel. Am Äquator des Saturns ten entsprechen. Verantwortlich wurden 1980/81 sogar Ge- für diesen Wandel sind vermutlich schwindigkeiten von die ausgeprägten Jahreszeiten des Saturn; 1500km/h erreicht. sein Äquator ist um 26,9° gegen die Bahn- Die Messungen ebene geneigt, was zu wechselnder Sonnenein- seit 1995 zei- strahlung führt, insbesondere auf Grund des Schat- gen, dass tenwurfs des Rings! Langfristige Beobachtungen kön- sich nen Klarheit darüber bringen, inwieweit die Sonnenein- die strahlung in Kombination mit den Eigenschaften des gasför- migen Planeteninneren das dynamische Geschehen in der Wol- kenhülle bestimmt. Auffällig ist, dass bei Jupiter die Windzonen und Saturn aufgenommen zwi- deren Geschwindigkeiten weitgehend konstant bleiben; im Gegensatz zu schen 1996 und 2000 mit dem Saturn sind die Jahreszeiten auf Jupiter nur schwach ausgeprägt und ein gro- HST [NASA, STScI, AURA]. ßer Schatten werfender Ring existiert nicht. [Quelle: Nature, Vol. 423, 623]

Planetenbeobachtung vom Mars Raumfahrt aktuell: Unterwegs zum Mars Wie würde die Erde aussehen, wenn man sie vom Mars aus in einem Teleskop betrachtet? Die Antwort Am 2. Juni wurde die europäische Sonde »Mars Express« auf die Reise gibt ein Bild, das vom Mars Global Surveyor aufge- zu unserem roten Nachbarplaneten geschickt, den sie am 27. Dezember nommen wurde. Dessen Kamera mit einem 35cm-Ob- erreichen soll. Am 10. Juni und 8. Juli folgte dann mit der Mars Explora- jektiv (f/10) wurde ausnahmsweise einmal nicht auf tion Rover Mission die amerikanische Konkurrenz: zwei Sonden mit den die Marsoberflä- Namen »Spirit« und »Opportunity«, die jeweils einen kleinen Rover mit che, sondern auf einem automatischen Labor zur Untersuchung der Marsoberfläche an die Planeten Er- Bord haben und im Januar 2004 auf dem Roten Planeten landen sollen. de und Jupiter Im Vordergrund steht dabei die Suche nach Spuren von Wasser. Dieses gerichtet. Eine Ziel verfolgt auch die »Beagle 2« genannte Landeeinheit von Mars Ex- Aufnahme zeigt press, die ebenfalls mit einem automatischen Labor und einem Roboter- die Halb-Erde arm zur Untersuchung von Boden und Atmosphäre ausgestattet ist. mit hellen und Im Januar 2004 soll auch die bereits 1998 gestartete japanische Sonde

dunklen Struktu- Nozomi in eine Mars-Umlaufbahn einschwenken und die obere Marsat- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Die Erde, aufgenommen vom Mars ren, ähnlich dem mosphäre sowie deren Wechselwirkung mit dem Sonnenwind untersu- Global Surveyor, im beleuchteten Teil Erscheinungs- chen. Eigentlich hätte sie den Planeten bereits im Oktober 1999 errei- der Erde liegt der südamerikanische bild des Mars- chen sollen, aber auf Grund einer Fehlfunktion bei einem Swing-by-Ma- Kontinent, die Einfärbung des s/w- scheibchens in növer musste eine neue, sehr komplizierte Reiseroute errechnet werden. Bilds wurde nach einer Aufnahme von einem Teleskop Das Gelingen der Mission ist nun aber wegen weiterer technischer Pro- Mariner 10 aus dem Jahr 1973 vorge- auf der Erde. bleme fraglich. [Quellen: ESA, JPL, ISAS, Cosmic Mirror #256] nommen. [Quelle: JPL]

12 interstellarum 29 Schlagzeilen

Lichtschwacher Nachbar

Sollten sich die trigonometrischen Messungen der Entfernung des roten Zwergsterns SO25300.5+165258, der im September 2002 zufäl- lig bei der Suche nach Weißen Zwergsternen entdeckt wurde, von 2,4 (7,8 Lichtjahre) bestätigen, wäre er nach dem Alpha-Centauri System und Barnards Pfeilstern der drittnächste Stern. Der Fehler der Messung beträgt nach oben 0,7 Parsec und nach unten 0,4 Par- sec. Allerdings ergibt sich aus dem gefunden Spek- traltyp M6.5, aus dem man Foto: ESA eine absolute Helligkeit ab- leiten kann, die dann mit der scheinbaren verglichen Ein »Rasensprenger« im All wird, eine größere Entfer- nung von 3,6 Parsec mit ei- Henize 3-1475 ist ein Planetarischer Nebel, dessen nem Fehler von 0,4 Parsec. Gashülle nicht wie bei anderen Planetarischen Nebeln Erst genauere trigonome- Der Rote Zwergstern SO25300.5+165258 im eine kugelsymmetrische, hantelförmige oder irreguläre trische Messungen werden Vergleich zur Sonne, künstlerische Darstel- Form aufweist, sondern in zwei sich schnell bewegenden über die Entfernung end- lung [NASA/Walt Feimer]. Gasstrahlen, sog. Jets, konzentriert ist. Das Gas in den gültig Klarheit bringen. Jets bewegt sich mit bis zu 4 Millionen Kilometern pro Dass unsere Kenntnis über die sonnennahen Sterne noch unvoll- Stunde. Da das System gleichzeitig rotiert, bekam es den ständig ist, wird bei genauerer Betrachtung verständlich: Die Sterne Spitznamen »Rasensprenger«. Beobachtungen des HST am unteren Ende der Hauptreihe, Braune Zwerge sowie Weiße Zwer- zusammen mit bodengebundenen Teleskopen ergaben, ge sind so lichtschwach (im betreffenden Fall 15m, 4v und 17m, 4b), dass dass das Gas in den Jets nicht gleichförmig, sondern in sie durch ihre scheinbare Helligkeit nicht auffallen und im »Meer der Klumpen etwa alle hundert Jahre ausgestoßen wird. Die vielen Hintergrundsterne ertrinken«; sie verraten sich nur durch ih- Ursache für die Jets ist bisher ungeklärt. Deren klumpi- re Eigenbewegung und Parallaxe. Solange aber nicht alle Sterne bis zu ge Struktur könnte jedoch durch Wechselwirkung mit diesen geringen Helligkeiten systematisch untersucht sind, was die einem Begleitstern oder magnetische Prozesse im Zen- Aufgabe des Satelliten GAIA sein wird, bleibt die Übersicht über die tralstern hervorgerufen werden. [Quelle: Nature, Vol. Sonnen-Nachbarschaft unvollständig. [Quellen: Pressemitteilung 423, 492; ESA News vom 22. Mai 2003] des JPL unter www.jpl.nasa.gov/releases/2003/72.cfm; Teegarden et al., APJ 2003, 589, L51]

Kompakte Zwerggalaxien

Beobachtungen des Fornax-Galaxienhaufens mit dem HST und dem VLT haben zur Entdeckung eines neuen Typs von Zwerggala- xien geführt. Sie zeichnen sich durch eine starke zentrale Verdich- tung und eine sternartige Morphologie aus. Ihre absolute Helligkeit liegt bei –11M und damit im Bereich der absoluten Helligkeiten der Kugelsternhaufen (–11M) und der normalen Zwerggalaxien (–11M bis –16M). Mit Hilfe des HST konnten die kompakten Zwerggalaxien räumlich aufgelöst werden und in einem Fall sogar einen schwachen Halo entdeckt werden. Damit konnte geklärt werden, dass es sich nicht um Kugelsternhaufen handelt. Das VLT wurde benötigt, um Spektren der kompakten Zwerggalaxien aufzunehmen, mit denen die Geschwindigkeitsverteilung der Sterne in den Galaxien bestimmt wurde. Daraus konnte nicht nur abgeleitet werden, dass es sich nicht um normale Zwerggalaxien handelt, sondern auch mit Hilfe eines Modells eine Massenabschätzung vorgenommen werden. Sie beläuft

sich auf 10–50 Millionen Sonnenmassen. Nimmt man alle Ergebnisse Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. zusammen, könnte es sich bei den kompakten Zwerggalaxien um die Kerne von elliptischen Galaxien handeln, die ihre Außenbereiche verloren haben. Mit dem Aufspüren der kompakten Zwerggalaxien könnte auch das Problem gelöst werden, dass bisher weniger Zwerg- galaxien gefunden wurden, als von den kosmologischen Modellen Der Fornax-Galaxienhaufen: Die beiden kleinen Abbildungen zeigen eine vorhergesagt wird. [Quelle: Nature, Vol. 423, 519, Pressemitteilung der kompakten Zwerggalaxien (oben) und eine normale Zwerggalaxie der Universität Bonn Mai 2003] (unten) [Universität Bonn].

interstellarum 29 13 Aktueller Sternhimmel August/September 2003

Sonne und Mond 2,5° bzw. 3,5°. Am 27. August gegen 5:20 ber aus. Ab dem 22.9. kann Merkur am MESZ stehen die Chancen gut, die abneh- Osthorizont ausgemacht werden. Am Die Sonne tritt am 11.8. in das Stern- mende Mondsichel nur 14 Stunden und 7 27.9., dem Tag der größten westlichen bild Löwe, in dem sie sich bis zum 17.9. Minuten vor Neumond am selben Tag zu Elongation beträgt seine Helligkeit –0m,4. aufhält. An diesem Tag wechselt sie in das entdecken. Denn wenn der Mond bereits Venus gelangt am 18.8. in obere Kon- Sternbild Jungfrau. Die Tageslänge nimmt 2° über dem Horizont und fast exakt junktion zur Sonne. Damit ist Sie im Au- von Anfang August bis Ende September oberhalb der Sonne steht, befindet jene gust und September nicht beobachtbar. von 15,25 auf 11,7 Stunden ab. Nach dem sich noch 7° unter dem Horizont. Am Mars kommt am 27.8. mit 55,76 Millio- 23.9. um 12:47 MESZ bewegt sich die Morgen des 25.9. um 6 Uhr MESZ, nur 23 nen Kilometern der Erde so nahe wie Sonne auf der Ekliptik wieder südlich des Stunden vor Neumond, wird die Mondsi- schon seit über 59000 Jahren nicht mehr. Himmelsäquators. chel wie ein Schiff über dem Horizont Einen Tag später, am 28.8. steht er in Op- Der Mond geht am 13.8. und am 9.9. schwimmen, da der Mond sich weit nörd- position zur Sonne und am 30.8. durch- in Begleitung des Planeten Mars auf: Die lich der Ekliptik und damit fast senkrecht läuft er das Perihel seiner Bahn um die beiden Himmelskörper trennen dann nur über der Sonne befindet. Sonne. Damit ist er praktisch die ganze Nacht über sichtbar. Seine Helligkeit be- Astronomische Ereignisse Planeten trägt zur Opposition –2m, 9 und sein Scheibchendurchmesser 25,1". Bis Ende 4.8. 16 MESZ Neptun in Opposition Merkur erreicht am 14.8. seine größte September gehen seine Helligkeit und 24.8. 12 MESZ Uranus in Opposition östliche Elongation in diesem Jahr. Trotz sein Durchmesser auf –2, 1 bzw. 20,6" zu- seines großen Winkelabstandes von der rück (weitere Informationen auf Seite 39). 27.8. 11:51 MESZ Mars in Erdnähe Sonne von über 27° benötigt man ein Jupiter steht am 22.8. in Konjunktion 28.8. 19:59 MESZ Mars in Opposition Fernrohr, um Merkur zu finden. Günstiger mit der Sonne und wird erst wieder ab fällt die Morgensichtbarkeit Ende Septem- dem 10.9. tief am Osthorizont sichtbar.

Planeten, Mondphasen und Dämmerungsdiagramm für August/September 2003 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

14 interstellarum 29 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 29 15 Sternhimmel

Am 24.9. zieht die schmale Mondsichel Teleskopen im sichtbaren Licht kaum in rund 4° Abstand am Riesenplaneten Einzelheiten zu erkennen. Bei gutem vorbei. Seeing sollte er im Dreizöller als Saturn ist am Morgenhimmel sicht- Scheibchen erkennbar sein. Die Hellig- bar. Er wandert rechtläufig durch die keit beträgt konstant 5m, 7. Nicht weit Zwillinge und seine Helligkeit nimmt von Uranus entfernt leuchtet Mars. von 0m, 1 im August auf 0m, 2 im Septem- Neptun kommt am 4.8. in Opposi- ber als Folge der abnehmenden Ring- tion zur Sonne. An diesem Tag trennen öffnung ab, obwohl sich gleichzeitig ihn 4348 Millionen Kilometer von der die Entfernung Erde-Saturn verringert. Erde und sein Scheibchendurchmesser Uranus kommt am 24.8. in Opposi- beträgt 2,3". Seine Helligkeit liegt bei tion zur Sonne. Bereits einen Tag vor- 7m, 8 und geht im September auf 7m,9 her gelangt er mit einem Abstand von zurück. Abb. 1: Saturn ist ab August wieder am Morgenhimmel 2845 Millionen Kilometer in Erdnähe. Pluto kann in der ersten Nachthälfte sichtbar. Aufnahme von Björn Gludau mit einem Auf seinem im Durchmesser 3,7" gro- im Schlangenträger beobachtet wer- 250/5000-Schiefspiegler, ToUcam Pro, 700 Bilder mit ßen Scheibchen sind selbst mit großen den (siehe interstellarum 28, Seite 18). Giotto addiert.

Uranus und Neptun beobachten

Wie jedes Jahr rücken in den Som- mermonaten die äußersten Planeten des Sonnensystems in den Blickwinkel der Astronomen. Diesmal gibt als be- Ariel sondere Dreingabe der hell strahlende Umbriel Mars ein Gastspiel bei den teleskopi- Oberon Abb. 2: Uranus und seine Monde auf einem Titania LRGB-Bild von Ed Grafton, 14"-SCT bei Miranda 9540mm Brennweite, ST-5 CCD-Kamera, am 19.7.2002. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

© interstellarum

16 interstellarum 29 Sternhimmel schen Planeten. Deren Wolkenoberflächen bieten Die visuell sichtbaren Monde der teleskopischen Planeten für Amateurbeobachter keine Beobachtungsziele, allein das Erkennen des Planetenscheibchens – bei Planet Mond Helligkeit maximale Elongation Umlaufszeit beiden mit einem Vierzöller möglich – ist eine Her- Uranus Oberon 14m,1 43" 13d 11h 6,7min ausforderung. Uranus Titania 13m, 9 32" 8d 16h 56,6min Anders verhält es sich mit den Monden von m Uranus und Neptun. Der Neptunmond Triton und Uranus Umbriel 15, 0 19" 4d 3h 27,4min die Uranusmonde Oberon, Titania, Umbriel und Uranus Ariel 14m, 3 12" 2d 12h 28,8min Ariel sind für ein achtzölliges Instrument visuell er- Uranus Miranda 16m, 5 9" 1d 9h 50,4min reichbar. Am ehesten gelingt eine Beobachtung in Neptun Triton 13m, 5 17" 5d 21h 2,7min den Elongationszeitpunkten.

Die Maxima der kleinen Kosmische Begegnungen: Ströme des Aquariden/Ca- pricorniden-Komplex (außer zusammengestellt von André Knöfel Nördliche Delta-Aquariden) können in diesem Jahr ohne störendes Mondlicht beob- Begegnungen von Kleinplaneten heller 11m mit Deep-Sky-Objekten achtet werden. Zwar sind die Raten dieser Ströme relativ Datum Kleinplanet Helligkeit Abstand Deep-Sky-Objekt Helligkeit gering, aber es treten relativ 9.8. 29 Amphitrite 10m,7 südlich M 45 (OC) – häufig auch sehr helle Meteo- 25.8. 12 Victoria 10m, 2 6' südwestlich NGC 6309 (PN) 10m,8 re oder Feuerkugeln auf. Das 8.9. 6 Hebe 10m, 2 8' südöstlich NGC 2259 (OC) 10m,8 Maximum der alpha-Capricor- 13.9. 8 Flora 10m,7 27' südlich NGC 6401 (OC) 9m,5 niden ist sehr flach, d.h. das 15.9. 15 Eunomia 10m, 5 30' südlich M44 (OC) 3m,1 sich die Aktivität der Maxi- mumsnacht kaum von denen der angerenzenden Nächte Mögliche, in Mitteleuropa beobachtbare Sternbedeckungen durch Kleinplaneten unterscheidet. Datum Zeit Kleinplanet Helligkeit Dauer Stern Helligkeit Abfall Das Maximum des »klassi- schen« Sommer-Meteor- 7.8. 02:24,5 MESZ 794 Irenaea 13m, 94 5,9s TYC 5802-01289-1 11m,05 3m,0 stroms, der Perseiden, wird in 18.8. 22:18,7 MESZ 779 Nina 10m, 68 9,3s TYC 0513-00206-1 12m,26 0m,2 diesem Jahr ein Opfer des 26.8. 23:45,2 MESZ 420 Bertholda 13m, 58 11,9s TYC 5757-00353-1 8m,67 4m,9 Mondlichtes. Außerdem lie- 1.9. 02:03,4 MESZ 611 Valeria 13m, 92 4,7s TYC 5196-01051-1 11m,46 2m,6 gen die Zeitpunkte des erwar- 7.9. 02:55,1 MESZ 63 Ausonia 10m,18 11,1s PPMS 709674 10m,40 0m,7 teten Maxima nach Dämme- 9.9. 21:49,5 MESZ 174 Phaedra 12m, 92 6,3s TYC 0602-00465-1 10m,41 2m,6 rungsbeginn in Deutschland. 11.9. 05:47,6 MESZ 357 Ninina 14m, 52 4,6s HIP 29752 7m,0 7m,5 Allerdings wird die Aktivität 13.9. 01:45,3 MESZ 1135 Colchis 13m, 69 9,3s TYC 0617-00997-1 11m,86 2m,0 15.9. 03:11,7 MESZ 1010 Marlene 14m, 04 4,7s TAC +03°00197 11m,65 2m,5 der Perseiden bereits Ende Ju- 21.9. 04:44,5 MESZ 52 Europa 11m, 21 47,8s TYC 0053-01166-1 11m,26 0m,7 li deutlich sichtbar, so das sich 26.9. 20:32,1 MESZ 85 Io 11m, 09 23,1s TYC 5184-01124-1 11m,46 0m,6 Beobachtungen zum mondlo- 27.9. 01:34,5 MESZ 709 Fringilla 12m,76 10,5s TYC 0570-01150-1 11m,80 1m,3 sen Monatswechsel lohnen. 29.9. 03:05,0 MESZ 305 Gordonia 13m,11 3,8s TYC 0004-00279-1 11m,75 1m,6 André Knöfel

Weitere Informationen und kurzfristige Vorhersagen: sorry.vse.cz/~ludek/mp/2003/ sowie astro1.physik.uni-siegen.de/uastro/occult/ Hinweis

Meteorströme Weitere aktuelle Rubriken in diesem Heft: Strom Aktivität Maximum Radiant ZHR max. sichtbar »Sonne aktuell« S. 33 Südl. Delta-Aquariden (SDA) 12.7.–19.8. 28.7. 22h 36min, –16° 20 7 »Die Kometenseite« S. 47 Alpha-Capricorniden (CAP) 3.7.–15.8. 30.7. 20h 28min, –10° 4 2 »Veränder. aktuell« S. 57 Südl. iota-Aquariden. (SIA) 25.7.–15.8. 4.8. 22h 16 min, –15° 2 1 h min Nördl. delta-Aquariden (NDA) 15.7.–25.8. 9.8. 22 20 , –05° 4 2 Neu: Fragen Sie aktuelle Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Perseiden (PER) 17.7.–24.8. 13.8. 03h 04min, +58° 110 90 Himmelsdaten mit der Kappa-Cygniden (KCG) 3.8.–25.8. 18.8. 19h 04min, +59° 3 3 CalSky-Astrobox unter Nördl. iota-Aquariden (NIA) 11.8.–31.8. 20.8. 21h 48min, –06° 3 2 www.interstellarum.de ab! Alpha-Aurigiden (AUR) 25.8.–8.9. 1.9. 05h 36min, +42° 7 5 Delta-Aurigiden (DAU) 5.9.–10.10. 9.9. 04h 00min, +47° 6 5 Pisciden (SPI) 1.9.–30.9. 20.9. 00h 20min, –01° 3 2

interstellarum 29 17 Einsteiger

Webcam-Workshop

Digitale Astrofotografie für Einsteiger (4)

von Dirk van Uden

Abb. 1: Der Mond, Mosaik aus 11 Einzelbildern, aufgenommen mit ei- nem 200/1200-Newton und Webcam ToUcam Pro bei schlechtem See- ing. Der Mond wurde während der Aufnahme abgefahren und dann die entsprechenden Bilder für das Mosaik ausgesucht. Aufnahmen von Arno Adler.

m zweiten Teil des Workshops (inter- del bietet hier aber gute Filter an, welche tung besser zu erkennen. Bei unruhiger stellarum 27) haben wir die ersten mit Standardfiltergewinden versehen sind. Luft ist diese Methode leider sehr unsicher. ISchritte mit der Webcam gemacht. Die Zwingend erforderlich ist ein IR-Sperrfilter Wenn unser Erdmond gerade am Himmel ersten Mondaufnahmen sind auf der Fest- allerdings bei Webcams nicht. ist, kann dieser für die Fokussierung ge- platte. Wir haben ein »Gefühl« für die Ka- Ein kleines Planetenscheibchen nur mit nutzt werden. mera erhalten. der Webcam im Okularauszug zu finden, Als sicherste Fokussiermethode kann kann ein abendfüllendes Spiel werden. Ich ich die Scheinerblende empfehlen. Diese Planetenaufnahmen: Vorbereitung stelle den Planeten immer erst mit einem Blende besteht aus Pappe mit zwei großen Okular bei ca. 100× ein und setzt erst dann Löchern, welche sich gegenüberstehen und Im August steht die Marsopposition auf die Webcam ein. Wenn man gleich mit län- vor das Teleskop gesetzt werden. Wenn dem Terminkalender. In diesem Teil des gerer Brennweite arbeitet, zeigt sich jetzt man einen hellen Stern einstellt, kann man Workshops sollen nun die ersten Planeten- der Vorteil der Markierungen. Ein noch im nicht optimalen Fokus ein Doppelbild aufnahmen entstehen. Um in der Nacht mit unscharfer Planet ist jedoch derart licht- sehen. Wenn man nun den Fokussierer der Webcam schnell den richtigen Fokus zu schwach, dass man am Bildschirm nichts dreht, kann man sehen, ob die »Doppel- finden, kann man tagsüber auf ein sehr weit erkennen kann. Erst kurz vor dem richti- sterne« sich auseinander bewegen oder en- entferntes Objekt halten und sich die Posi- gen Fokus wird er sichtbar. ger zusammen kommen. Etwas einfacher tion mit einem Stift auf der Steckhülse des geht es mit der Hartmannblende, bei der Okularauszuges markieren. Ich habe mir Problem Nr. 1: Scharfstellen die Blende drei Öffnungen hat. Der Vorteil zwei Markierungen angebracht, für die Stel- liegt darin, dass man sehen kann in wel- lung mit 2×- und 3×-Barlowlinse. Wenn die Luft sehr ruhig ist und man cher Richtung sich der Fokus befindet. Wenn man mit Barlowlinsen arbeitet, sich als ersten Planet Saturn ausgesucht Man sieht hier drei Sterne, wobei sich zwei

sollte man auch einen IR-Sperrfilter benut- hat, wird man recht schnell den richtigen aufeinander zu bewegen und einer zwi- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. zen, der die IR-Strahlung, für die die Bar- Fokus finden. Ich achte bei Saturn immer schen diesen hindurch läuft und so die lowlinse nicht korrigiert ist, abblockt – die auf die Cassini-Teilung. Ist diese im Vor- Richtung anzeigt. Planetenbilder sind im- Aufnahmen lassen sich später leichter fo- schaubild der Aufnahmesoftware in ca. mer nur so gut wie die Fokussierung. Man kussieren. Ich konnte auf dem ATT in Es- 60% der Bilder zu erkennen, stimmt der sollte hier immer so genau arbeiten wie es sen für ein paar Mark ein ungefasstes Fil- Fokus. Bei Jupiter suche ich mir meist ein nur geht. Details, welche durch falsche Fo- terglas von Zeiss erstehen, welches exakt in schwächeres Band oder einen hellen Mond kussierung verloren gehen, kann keine meine 2×-Barlowlinse passt. Der Fachhan- aus. Letzterer ist bei leichter Überbelich- Software mehr hervorzaubern. Ich brauche

18 interstellarum 29 Einsteiger in Nächten mit schlechtem Seeing bis zu einer halben Stun- de für die Scharfstellung. Der große Foto-Wettbewerb von Als nächstes stellen wir die Belichtung ein. An Jupiter Mars interstellarum und Astronomie.de wähle ich die Belichtung so, dass die hellsten Regionen so eben nicht weiß erscheinen. An Saturn achte ich auf den mit freundlicher Unterstützung der Firma Fernrohrland Kontrast im Ringsystem. Erfahrungen an Mars habe ich lei- der noch keine. Auf Notebookdisplays erscheint das Bild meist heller als es später am Röhrenbildschirm ist, daher Die Monatspreise im Juni: kann ruhig etwas stärker belichtet werden. 1. Preis: Ein Warengutschein im Belichtung Wert von 100,– €, gesponsort von der Firma Fernrohrland, für Nun steht den Aufnahmen nichts mehr im Wege. In der das Team Mars03.de. Mars mit Aufnahmesoftware wird noch der Zielpfad ausgewählt und feinen Strukturen um Syrtis die Anzahl der Bilder oder die Zeit festgelegt. Folgende An- Maior und in der Südpolkappe gaben beziehen sich nur auf Giotto. In Giotto stelle ich den am 27.6., aufgenommen mit ei- zeitlichen Abstand der Bilder auf 0,2 Sekunden und die An- nem 10"-Maksutov-Cassegrain zahl der Bilder bei Saturn mit 1800mm Brennweite auf bei 7500mm Äquivalentbrenn- 250–400. Bei Jupiter können leider nicht so viele Bilder auf- weite, Philips ToUcam Pro 740k. genommen werden. Durch die schnelle Rotation verändern 2. Preis: Ein Jahresabonnement Details bei zu langen Aufnah- der Zeitschrift »interstellarum« menserien ihre Position und im Wert von 33,– €, für Domi- das Ergebnis sieht nach der nique Dierick. Das Bild zeigt Bildbearbeitung unscharf aus. Mars am 21.6. mit Syrtis Maior, Folgende Zeiten für eine Serie aufgenommen mit einem können als Richtwerte genom- 9,25"-Schmidt-Cassegrain bei men werden: 4600mm Brennweite, Philips ToUcam Pro. e 900mm Brennweite, f/8 Abb. 2: Jupiter mit GRF. Auf- ca. 6min nahme von Arno Adler am 3. Preis: Ein Buch »Mars – Un- e 1800mm Brennweite, f/16 23.3.2003, 21:02 MEZ, Daten ser Wissen vom Roten Plane- ca. 4,5min wie Abb. 1, Okularprojektion ten« (siehe Seite 39) zusam- e 2700mm Brennweite, f/24 mit 9mm-Okular. 20% von 820 men mit einem Mars-Mouse- ca. 3,5min Einzelbildern addiert und mit pad, gesponsort von astrorno- Giotto bearbeitet. mie.de, für Roman Rogoszynski. Ich versuche meist unter Seine Aufnahme zeigt Syrtis diesen Zeiten zu bleiben. Bei gutem Seeing mache ich eher Maior am Bildrand und Sinus weniger, bei schlechtem Seeing eher mehr Bilder. Sabaeus quer über die Scheibe. »Stereobilder« bei Jupiter konnte ich bei einem zeitlichen Unterschied von ca. 9 Minuten gewinnen. In diesem Zei- Weitere Monatpreise warten im Juli, August, September und traum hat sich Jupiter um gut 5° weitergedreht, was für das Oktober auf Ihre Aufnahmen. Alle Aufnahmen nehmen außer- Auge bereits feststellbar ist. dem an der großen Verlosung des Hauptpreises, ein Waren- Um die Rotation von Jupiter nachzuweisen, mache ich Se- gutschein in Höhe von 600– € der Firma Fernrohrland, teil. rien im Abstand von ca. 15 Minuten. Nach einer Stunde hat Die genauen Teilnahmebedingungen lesen Sie bitte in inter- man bereits einen Zeitraum erfasst, in dem die Rotation stellarum 28, Seite 22). deutlich sichtbar ist. Spannend sind auch immer wieder die Schattenspiele der Monde. Mitmachen!

Im nächsten Teil: Bildbearbeitung Senden Sie maximal zwei Aufnahmen pro Monat ausschließlich an:

Mars-Foto-Wettbewerb Astronomie.de

Zum Lokschuppen, 66424 Homburg/Saar Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. [email protected]

Name und Anschrift des Teilnehmers müssen direkt auf der CD-Hülle/Diskette und/oder der Rückseite des Abzuges ver- Abb. 3: Saturn als Rohbild (links) und fertig bearbeitete Aufnahme merkt sein! Bitte auch bei der Versendung per E-Mail Ihre (rechts). Daten wie Abb. 1, Okularprojektion mit 6mm-Okular. 10% persönlichen Angaben nicht vergessen. von 1200 Einzelbildern addiert und bearbeitet mit Giotto.

interstellarum 29 19 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Einsteiger

Astronomie mit dem Fernglas: Der Vollmond von Rainer Töpler

n warmen Sommernächten rollt der IVollmond oft als honiggelbe Kugel dicht über den Horizont. Dies ist die ideale Zeit, sich die Hauptmerkmale auf der Mondoberfläche einzuprägen. Mit unserem Fernglas – gleich welcher Grö- ße – ist dies schon ein richtiges astrono- misches Abenteuer. Die niedrige Mond- stellung lässt keine Nackenstarre auf- kommen, auch blendet der Vollmond lange nicht so wie zur Winterzeit, da der Horizontdunst sein Licht wohl- tuend abdämpft. Warme Sommerluft tut ein Übriges, die Beobachtung ange- nehm zu machen. Haben Sie die Ge- legenheit, das Fernglas aufzulegen oder gar auf ein Stativ zu schrauben, nutzen Sie dies zur besseren Detailer- kennung. Ansonsten ist es empfehlens- wert, die Arme mit dem Fernglas auf- zustützen. Als erstes schlage ich einen Spazier- gang durch die Mondmeere vor. Nasse Regionen der festen Mondoberfläche. Humorum (MH) und Mare Nubium Füße wird es nicht geben, denn es han- Ein Blick auf die Mondbilder hilft beim (MNu) als Abschluss unserer »Meerwan- delt sich hier um weite, relativ kraterfreie Erkennen. Startpunkt soll das Mare Cri- derung«. Haben Sie die Mare einigerma- sium (MC) sein, wel- ßen identifiziert, versuchen Sie doch Der Vollmond im Fernglas ches als deutlicher, auch mit bloßem Auge herauszufinden, dunkler Fleck am welche Sie erkennen können – es lohnt Die wichtigsten Mondformationen Mondrand zu erken- sich! Kürzel Lateinisch Deutsch nen ist. Weiter geht Mit dem Fernglas fallen natürlich vie- MC Mare Crisium Meer der Gefahren die Reise über Mare le weitere Einzelheiten auf der Mond- Fecunditatis (MF), oberfläche auf. Besonders einige sehr MF Mare Fecunditatis Meer der Fruchtbarkeit Mare Nectaris (MN) helle Flecken stechen ins Auge. Es sind MN Mare Nectaris Nektarmeer zu dem wesentlich riesige Krater, aus denen beim Aufschlag MT Mare Tranquilitatis Meer der Ruhe größeren Mare Tran- eines großen Körpers helleres Material MS Mare Serenitatis Meer der Heiterkeit quilitatis (MT) und aus dem Mondinneren ausgeworfen MI Mare Imbrium Regenmeer Mare Serenitatis wurde. OcPr Oceanus Procellarum Ozean der Stürme (MS). Das Mare Im- Am auffälligsten ist da der blendend MFr Mare Frigoris Meer der Kälte brium (MI) verfließt helle Krater Tycho (Tyc) mit seinem MIn Mare Insularum Inselmeer großflächig mit dem weitläufigen Strahlenkranz. Welche un- MCo Mare Cognitum Meer der Erkenntnis Oceanus Procellarum geheure Energier mag dieses Projektil MH Mare Humorum Meer der Feuchtigkeit (OcPr). Aufpassen: wohl gehabt haben, um solche Spuren MNu Mare Nubium Wolkenmeer Am nördlichen hinterlassen zu können? Weitere helle Mondrand übersieht Krater wie Aristarch (Ari), Copernicus Bei Vollmond hell erscheinende Mondkrater man leicht das lang- (Cop), Manilius (Man) und Menelaus gestreckte Mare Fri- (Men) sind unschwer auszumachen. Kürzel Lateinisch Deutsch

goris (MFr). An den Haben Sie diese Merkmale des Mon- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Men Menelaus – Oceanus Procellarum des einmal gelernt, steht Ihnen der Weg Man Manilius – (OcPr) schließen sich offen zu den unzähligen weiteren Struk- Cop Copernicus – vier kleinere Maria turen, die der Mond bei wechselnden Ari Aristarch – an: Mare Insularum Lichtverhältnissen unserem Fernglas Tyc Tycho – (MIn), Maria Cogni- und natürlich auch dem Fernrohr tum (MCo), Mare bietet.

interstellarum 29 21 Faszination Polarlicht

von Werner Haustein mit Bildern von Werner Haustein und Paola Bianchi-Haustein

Abb. 1: Zwei typische grüne »Polarlicht-Vorhänge«. Die Unterkante solcher Polarlichter befindet sich normalerweise in etwa 100km Höhe. Man kann damit ausrechnen, dass die beiden Bänder ca. 400 bzw. 600km entfernt waren. Die ungleichmäßige Helligkeit rührt daher, dass sich die Bänder lokal aufrollen und an diesen Stellen von der Seite her gesehen heller erscheinen. Die hellen Stellen wandern entlang der Bänder und erscheinen aufgrund der langen Belich- tungszeit (8s) auf dem Bild verbreitert.

Abb. 2: An dieser Aufnahme kann man schön eine regelmäßige Strahlenstruktur erkennen, die sich aus dem oben geschilderten Phänomen ergibt. Die Strahlen sind genau entlang der magneti- schen Feldlinien ausgerichtet. Diese Aufnahme wurde etwas nörd- lich des 68. Breitengrads in Richtung WNW gemacht.

ie Bewohner Nord-Skandinaviens halten meine Frau Paola und mich wahrscheinlich für ein biss- Dchen verrückt: mehr als 5000km Reise, nur um ein paar Tage das Polarlicht beobachten und fotografieren zu können. Aber es ist nicht nur das Polarlicht, das uns immer wieder ins winterliche Nordskandinavien zieht, sondern die besondere Stimmung der Polarnacht, der Kontrast zur Hektik und Enge Mitteleuropas. Dabei ge- hört es für uns unbedingt dazu, mit Bahn, Bus und Schiff ans Ziel zu gelangen und so die lange Reise und den lang- samen Wechsel der Umgebung bewusst zu erleben. Heute weiß man, dass das Polarlicht durch Wechselwir-

kung der Erdmagnetosphäre mit dem Sonnenwind ent- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. steht, wodurch in der Magnetosphäre der Erde starke elektrische Ströme induziert werden. Die beschleunigten Ladungsträger gelangen – von den magnetischen Feldli- nien geleitet – teilweise in die Erdatmosphäre und kolli- dieren dort in großer Höhe mit den Atmosphärenteil- chen. Vor allem die Sauerstoffatome und Stickstoffmole- küle in etwa 100 bis 300km Höhe geben die gewonnene

22 interstellarum 29 Abb. 3: Wenn ein Polarlicht direkt im magnetischen Zenit erscheint, entsteht eine so genannte Korona – für den Beobachter ein sehr beeindruckendes Schauspiel.

Abb. 4: Die Aufnahme dieser Spirale entstand in der Silvesternacht von 1999/2000. Die Spirale dürfte einen Durchmesser von ca. 150 km gehabt haben. Spi- ralen entstehen, wenn das Erdmagnetfeld durch das von bewegten elektrisch geladenen Teilchen verursachte Magnetfeld stark verzerrt wird. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Abb. 5: Nicht immer hat man Glück mit dem Wetter. Diese Aufnahme entstand in einer Nacht mit bedecktem Himmel, als sich die Wolken für kurze Zeit aus- einander schoben und ein diffuses, aber farbenfrohes Polarlicht enthüllten. Andererseits haben wir auch schon in einer sternenklaren Nacht viele Stunden lang gewartet, ohne dass sich das Polarlicht zeigte.

Abb. 6: Wenn Mondlicht das Polarlicht beleuchtet, können auch violette Farbtöne entstehen, wie hier in der Mitte des Bildes. Diese Aufnahme entstand mit einem 28mm-Objektiv bei Blende 1,8 und 4s Belichtungszeit auf Provia 400F. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Erde

Energie teilweise wieder in Form von sicht- selbst bei klarem Himmel ist es nicht si- vor allem auf Fuji Provia 400F oder Kodak barem Licht ab. Aus dem Weltall betrach- cher, ob, wann, wo und wie stark das Polar- Elite Chrome 200. Bei einem 400 ASA-Film tet, zeigt sich das Polarlicht als ein Oval um licht zu sehen ist. Wir konnten bisher im und Blende 2,0 muss man etwa 5 bis 10 Se- den magnetischen Nord- bzw. Südpol. Aus- Durchschnitt an jedem zweiten Tag Polar- kunden belichten. Da sich das Polarlicht dehnung und Lage variieren jedoch mit der lichter sehen und fotografieren, was als gu- ständig verändert, muss man bei einem 200 Sonnenaktivität und mit der Tageszeit. Po- te »Ausbeute« zu betrachten ist. Das Polar- ASA-Film mit etwas verwascheneren Bil- larlichter entstehen nicht nur auf der Erde, licht kann in einer Nacht mehrmals auftau- dern rechnen, dafür wird aber die Farb- sondern auch auf anderen Himmelskör- chen und wieder verschwinden. Eine Vor- wiedergabe etwas kräftiger. pern, die ein Magnetfeld und eine Atmo- stellung dauert im Durchschnitt dann viel- Wer sich eingehender informieren sphäre besitzen. Dazu gehören Jupiter, Sa- leicht eine halbe Stunde. Und dabei kann möchte, dem empfehle ich an erster Stelle turn, Uranus und einige ihrer Monde. das Polarlicht die verschiedensten Formen die norwegische Web-Site www.northern- Polarlicht-Fotografie ist deshalb so faszi- annehmen! Wir haben mit unseren Bildern lights.no, die eine Sammlung von über nierend, weil man nie wirklich weiß, was versucht, einen Eindruck von der großen 1000 Polarlicht-Bildern und außerdem ei- einen erwartet. Zwar kann man anhand Vielfalt der Erscheinungen zu geben, die ne Fülle von Informationen und Links der Sonnenaktivität die Stärke der Polar- man bereits in wenigen Polarlicht-Nächten enthält. Wen das Polarlicht-Virus dann lichter etwa drei Tage vorhersagen. Aber erleben kann. richtig gepackt hat, dem kann ich das eng- das nützt wenig, wenn man seinen Urlaub Autofokus und automatische Belichtung lischsprachige Buch »The Aurora Wat- schon Wochen vorher planen muss. Wich- kann man bei der Polarlicht-Fotografie cher’s Handbook« von Neil Davis ans tiger ist deshalb, sich einen Platz zu suchen, nicht gebrauchen, wichtiger sind lichtstar- Herz legen. Beide Informationsquellen an dem man mit einigermaßen klarem ke Objektive und eine kälteresistente Ka- wurden auch für den vorliegenden Artikel Himmel rechnen kann. Dieser Platz sollte mera. Unsere Kleinbild-Spiegelreflexkame- verwendet. außerdem in etwa 2500km Entfernung von ras Pentax MZ-5N und MZ-M funktionier- einem der beiden erdmagnetischen Pole ten auch nach längerer Zeit im Freien bei liegen, weil dort die Polarlicht-Wahr- –25 °C noch. Frische Lithiumzellen sind Surftipps scheinlichkeit am größten ist. In Skandina- dabei aber essentiell. Beim Aufwärmen vien bedeutet dies, dass man sich zumin- muss man Kameras und Objektive luft- Deutschsprachige Polarlicht-Warnseite • dest an den Polarkreis begeben sollte, bes- dicht einpacken, weil sie sonst beschlagen. www.meteoros.de/polar/polwarn.htm ser noch ein Stück weiter nördlich. Aber Wir fotografieren auf Diafilm, und zwar Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 29 25 Die Mondfinsternis vom 16.5.2003

zusammengestellt von Ronald Stoyan

rotz fehlerhafter Ankündigung in dieser Zeitschrift (wofür sich die Redaktion bei allen Lesern entschuldigen möchte) konnte die Totale Mondfinsternis am Morgen des 16.5. Twegen allgemein günstiger Wetterbedingungen gut beobachtet werden. Entgegen der Erwartung konnte dabei nicht das seltene Schauspiel, alle drei an der Verfinsterung beteiligten Himmelskörper gleichzeitig zu sehen, verfolgt werden – der verfinsterte Mond verschwand für die meisten Beobachter bereits in der Dämmerung. Sehr stimmungsvolle Bildergebnisse gelangen Sebastian Voltmer in Karlsaue bei Kassel mit einem 30mm-Objektiv bei f/3,8 (oben). Peter Wienerroither nahm mit einem 160/530-Astro- graph und Canon EOS 10D Digitalkamera eine beeindruckende, vollständige Sequenz der Finsternis in Österreich (rechts) auf. Die Sequenz von Stephan Leonhardt zeigt schließlich das allmähliche Verschwinden des Mondes im Erdschatten (unten). Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

26 interstellarum 29 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

27 RoteRote SichelnSicheln

Die Sonnenfinsternis vom 31.5.2003

zusammengestellt von Ronald Stoyan

ie Beobachtung des letzten der drei astronomischen Großereignisse im Mai, Dder partiellen Sonnenfinsternis am Mor- gen des 31.5., war in weiten Teilen des deutschen Sprachraums von Wolken gestört oder gar ver- hindert. Gerade die Wolken aber zauberten für die glücklichen Finsternisjäger beeindruckende Stimmungen an den Himmel, die die hier abge- druckten Bilder von interstellarum-Lesern wider- spiegeln. Dabei konnte je nach Standort eine unterschiedlich dicke und auch verschieden ge- neigte Sonnensichel während des Aufgangs beob- achtet werden. Schon eineinhalb Stunden nach Sonnenaufgang war dann die Finsternis vorüber. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

28 Abb. 1 (oben links): Sonnenaufgang über der Weinstraße bei Gumpoldskirchen. Peter Wienerroither.

Abb. 2 (Mitte): Sonnenaufgang über Alpengipfeln. Bernd Liebscher. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Abb. 3 (unten): Sonnenaufgang über Nürnberg. Walter Schwarz.

Abb. 4 (oben Mitte) : Sonnenaufgang über dem Steinhuder Meer. Dirk Jacobsen.

Abb. 5 (oben rechts): Sonnenaufgang über Schönebeck. Marcus Richert.

interstellarum 29 29 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

30 interstellarum 29 Abb. 6 (oben links): Aufgangssequenz von Abb. 10 (oben rechts): Sonnenfinsternis in Thomas Jäger. H-alpha. Stefan Seip.

Abb. 7 (Mitte links): Foto von Michael Jäger. Abb. 11 (Mitte rechts): Weißlicht-Finsternis. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Daniel Weitendorf. Abb. 8 (unten links): Verformte Sonnensichel. Marcus Richert. Abb. 12 (Mitte rechts): Die schmale Sonnensi- chel. Klaus Rüpplein. Abb. 9 (Mitte): Die »drehende« Sonnensichel während der Finsternis. Hans-Joachim Meyer. Abb. 13 (unten rechts): Michael Hoppe.

interstellarum 29 31 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Sonne

Sonne aktuell: von Manfred Holl

ine abnehmende Sonnenaktivität ist nicht gleichbedeutend Relativzahl und Flecken mit bloßem Auge Emit langweilig gewordener Beobachtung. Auch kleine Flek- kengruppen zeigen oft interessante Veränderungen, die eine Be- obachtung lohnenswert machen. Daher sollten interstellarum- Leser die Sonne als Objekt für Beobachtungen nicht aus den Au- gen verlieren. Der Abschwung der Sonnenaktivität in den Monaten März und April fiel etwas höher aus als noch im Februar (vgl. Grafik). Mit einem durchschnittlichen Monatsmittel von 61,5 im März blieb sie im April mit 60,0 auf annähernd gleichem Niveau. Da- für konnte man im März erstmals seit einigen Monaten wieder ei- nen leichten Fleckenüberschuss auf der nördlichen Halbkugel der Sonne feststellen (31,8 zu 29,7 im Süden), im April aber bot sich schon wieder das gewohnte Bild: Ein Fleckenüberschuss auf der Südhalbkugel (31,5 zu 28,5 im Norden). Am 15. und 16. März bzw. 21. und 22. April war zudem die Sonne auf der Südhalbkugel völ- lig fleckenfrei. Die Wolfsche Relativzahl von 100 wurde im März nur noch an 4 (2., 27. bis 29.) und im April an 3 Tagen (29. bis 31.) überschritten. Am 20. April wurde für die Südhalbkugel nur eine Relativzahl von 8,0 ermittelt. Viele Leserinnen und Leser werden sich nun fragen, wie das möglich ist, da doch nach der Relativzahl 0 bei einer völ- lig fleckenfreien Sonne die nächste mögliche 11,0 bei einem Son- nenfleck ist. Der Grund hierfür ist denkbar einfach: Wenn in Li- ab sten Relativzahlen unter 11,0 auftauchen, bedeutet dies, dass an dem betreffenden Tag ein Teil der Beobachter eine Relativzahl von 11, andere wiederum von 0 angegeben haben. Durch Bildung des arithmetischen Mittels sinkt dann der Wert für Re unter 11,0. Hoch entwickelte Aktivitätszentren der Waldmeierklasse F wurden in keinem der beiden hier besprochenen Monate erreicht, E-Gruppen tauchten allerdings hin und wieder auf und bereicher- ten mit ihrem Formenreichtum das Antlitz der Sonne. Flecken mit cd bloßem Auge (unter Zuhilfenahme einer Sonnenfinsternisbrille) konnten zwischen dem 12. und 16. März, am 3., zwischen dem 8. Abb. 1: H-alpha-Sonnenaktivität am 23.4.2003. Aufnahmen von Erich und 12. und am 24. April beobachten. Hier erreichten mehrmals Kopowski mit einem 127/1100-Refraktor, T-Max40 H-alpha-Filter von große, einpolige H-Gruppen Dimensionen, die eine Beobachtung Coronado, Olympus 5050Z Digitalkamera. a) Fleckengruppe, b) Flare, mit bloßem Auge möglich machten. c) Protuberanzen, d) Flare und Protuberanz. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 29 33 Planeten Mars in Jahrtausendopposition

Teil 2: Visuelle Detailbeobachtung

von Ronald Stoyan

Viele Teleskope werden diesen Sommer auf Mars gerichtet sein. Mit etwas Vor- wissen und Vorbereitung kann jeder Fernrohrbesitzer durch systematische Beobachtungen interessante Wahrneh- mungen machen. Die regelmäßige Be- obachtung schult nicht nur das Auge, sie weckt auch Interesse für Details des Beobachtungsobjektes. Für geduldige Beobachter bietet der rote Planet groß- artige Beobachtungsziele.

meridiani: 0° chryse: 60°

Beobachtungstechnik

Langjährige Planetenbeobachter besit- zen ein verfeinertes visuelles Wahrneh- mungssystem, das nur durch viel Praxis an- geeignet werden kann. Dazu gehören die Fähigkeiten, minutenlang geduldig auf den entscheidenden Augenblick zu warten, die wenigen Momente guten Seeings hochkon- zentriert zu »speichern« und sicher zu ent- scheiden, welche der gesehenen Details der Einbildung zuzuordnen sind. Der rote Planet gilt als schwieriges Beob- tharsis: 120° arcadia: 180° achtungsobjekt, bedingt durch die Klein- heit des Planetenscheibchens und die Fein- heit der Details. Laien sind immer wieder vom ersten Anblick des Mars enttäuscht, weil lediglich ein zitterndes rotes Fleckchen zu sehen ist. Da Mars auch bei größtmöglicher An- näherung an die Erde ein sehr kleines Ob- jekt bleibt (1/72 des scheinbaren Mond- durchmessers), ist schon eine 72fache Ver- größerung notwendig, um seinem Scheib- chen dieselbe scheinbare Größe zu geben

wie dem Mond mit bloßem Auge. Bei etwa Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 100× Vergrößerung werden also nur die Polkappe und einige wenige der dunklen elysium 240° syrtis: 300° Albedostrukturen zu sehen sein. 200–400× sind nötig, um auch feinere Details auflö- sen zu können. Erforderlich ist dazu ein Abb. 1: Mars ist ein dynamischer Planet, wie diese Fotoabfolge von Mars Global Surveyor Anfang 2003 Teleskop, das solche Vergrößerungen ohne zeigt. Gut erkennbar sind die Albedostrukturen, aber auch die zahlreichen Wolkenerscheinungen. Die Verfälschungen zeigen kann. veränderliche Atmosphäre ist heute das Hauptziel der Amateurbeobachtungen. [JPL, NASA, MSSS]

34 interstellarum 29 Planeten

Tab. 1: Ideale Vergrößerungen für die Marsbeobachtung

50mm 100×–200× 100mm 150×–250× 150mm 200×–300× 200mm 250×–350× Abb. 2: Eine Sequenz von Marsaufnahmen aus dem Juni 2003 von Stefan Seip. Aufgenommen mit einem 10"- 300mm 300×–400× Maksutov-Cassegrain bei 9000mm Äquivalentbrennweite, Flatfield Konverter, ToUcam Pro Webcam. Die Bilder 500mm 400×–500× zeigen Mars am 7.6., 12.6., 15.6., 22.6., 27.6. (v.l.n.r.).

Filtereinsatz Hintergrund. Diese Hell-Dunkel-Struktu- zige mit dem kleinen Fernrohr sichtbare ren geben lediglich die Färbung des Mars- Oberflächenform des roten Planeten. Die Benutzung von farbigen Okularfil- bodens wieder, zeigen aber nicht die Topo- Periodisch und unregelmäßig treten tern ist aus der Marsbeobachtung nicht graphie des Planeten. Dessen Oberflächen- Veränderungen in Umriss und Intensität wegzudenken. Generell günstig ist ein formen sind von der Erde aus nur indirekt der Albedostrukturen auf. Die saisonalen Orangefilter, es verstärkt den Kontrast der nachweisbar. Veränderungen sind mit den Marsjahres- Albedostrukturen. Mit einem Dunkelblau- In der früheren Nomenklatur wurden zeiten korreliert; ein Beispiel ist die Ost- oder Violettfilter ist die interessante Hoch- die dunklen Gebiete »Maria« (Meere) ge- seite von Syrtis Maior, die sich im Süd- atmosphäre des Planeten zu beobachten, nannt. Heute ist klar, dass sowohl Plateaus frühling zurückzieht, sich dagegen im erst ab 200mm Öffnung steht allerdings ge- (Syrtis Maior) als auch Tiefebenen (Mare Südherbst wieder ausdehnt. Als säkulare nügend Licht für die sehr dunklen Filter zur Acidalium) dunkel gefärbt sein können. Änderungen werden die nicht vorhersag- Verfügung. Ein Filtersatz für die Marsbeob- Die großen Dunkelgebiete werden seit der baren Veränderungen der Dunkelstruktu- achtung besteht aus: Erfindung des Fernrohrs beobachtet und ren bezeichnet. Mars erhält so jede Oppo- sind in ihren groben Umrissen unverän- sition ein neues Gesicht, wenn man die Rot: W-25 oder RG 2, für kleine derlich. Der Amateurbeobachter kann an Formen der dunklen Gebiete in aufeinan- Öffnungen auch W-23A ihnen gut die Rotation des Planeten fest- der folgenden Oppositionen vergleicht. Orange: W-21 oder OG 550 machen. Trotzdem können alte Marskarten gut als Gelb: W-8 oder GG 7 Während früher Amateurbeobachter Anhaltspunkt herangezogen werden, da Grün: W-56 oder VG 9 versuchten, wie versessen möglichst feine sich in der groben Struktur der Dunkel- Blau: W-80A oder BG 23 Albedoeinzelheiten aufzuspüren, und ein flecken auch über Jahrhunderte wenig Violett: W-47 oder BG 12, nur für ums andere Mal der optischen Täuschung ändert. große Öffnungen der Marskanäle erlagen, steht heute mehr die Dokumentation des Marswetters im Polkappe Nur bei Einsatz aller Filter lassen sich Vordergrund. Trotzdem ist es spannend, atmosphärische Erscheinungen zweifelsfrei die Einzelheiten der großen Marskarten Die Polkappen und ihr saisonales Ver- identifizieren. Generell gilt: Je höher die (vgl. Kasten) nachzuvollziehen und eine ei- schwinden erinnern an Schneefelder in ge- Wolkenerscheinung in der Atmosphäre, de- gene Marskarte zu entwerfen. Dazu sollte mäßigten und subpolaren Breiten der Erde. sto kurzwelliger ist ihr Intensitätsmaxi- eine möglichst homogene Beobachtungs- Tatsächlich sind sie ähnlich fragile Gebilde mum. Hohe weiße Wolken sind am besten reihe über einen Zeitraum von mindestens und können nicht mit den irdischen In- im violetten Licht zu sehen, während Staub- 40 Tagen vorliegen. landvereisungen in der Antarktis oder stürme im roten Spektralbereich am hell- Da die Realität der Kanäle heute als op- Grönland verglichen werden. sten erscheinen. Nützlich ist ein Filterrad, tische Täuschungen verneint wird, werden Die Polkappen bestehen aus Ablagerun- das einen schnellen Wechsel erlaubt. ihre Namen nicht mehr verwendet. Aus- gen gefrorenen Wassers und CO2. Das Eis nahmen sind die mit tatsächlichen Struk- sublimiert im Frühjahr und Sommer, wo-

Albedostrukturen turen übereinstimmenden Kanäle Cerbe- bei erst das CO2 und dann das Wassereis rus, Thoth-Nepentes, Oxus und Agatha- verdampft. Regelrecht schmelzen kann Eis Der Okularanblick des Mars zeigt daemon. Bei letzterem handelt es sich um auf Mars nicht, denn der niedrige Druck dunkle, graue Flecken auf ockerfarbenem das Vallis Marineris-Canonsystem, die ein- erlaubt kein flüssiges Wasser.

Tab. 2: Filteridentifikation von Wolkenerscheinungen Abb. 3: Eugenios Antoni- adi war wohl der größte Rot Orange Gelb Grün Blau Violett visuelle Marsbeobachter Polhaube – – – – gut sehr gut aller Zeiten. Diese Zeich-

Orographische Wolken – – – – gut sehr gut nung mit Sinus Meridia- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Topographische Wolken – – – gut sehr gut gut ni im Blickfeld zeigt die Eisnebel – – gut sehr gut gut – Polkappe mit der davon Reif gut gut sehr gut gut – – getrennten Eisinsel No- Randdunst – – – – gut sehr gut vus Mons (»Mounts of Äquatoriales Wolkenband – – – – gut sehr gut Mitchel«) links von die- Gelbe Wolken sehr gut sehr gut sehr gut gut – – ser. Novus Mons wird dieses Jahr von Anfang Au- gust bis Ende August sichtbar sein.

interstellarum 29 35 Planeten

Zum richtigen Zeitpunkt beobachtet, kann eine der leuchtend weißen Polkappen des Planeten um den Nord- oder Südpol schon in sehr kleinen Teleskopen auffallen. Die Polkappen sind nur im Frühjahr oder Sommer der jeweiligen Hemisphäre sicht- bar, während des Herbstes und Winters re- generieren sie sich unter der Wolkendecke der Polhaube. Beide Polkappen können nie Abb. 4: Zwei Aufnahmen von Michael Karrer do- gleichzeitig gesehen werden – auch wegen kumentieren die Entwicklung der Polkappe vom der Achsneigung des Mars, die uns in 4.6. (links) bis 23.6. (rechts). Aufgenommen mit Aphel-Oppositionen die Nordpolkappe einem 7"-Refraktor bei 5600mm Äquivalent- (NPC) zuneigen lässt, in Perihel-Opposi- brennweite, ToUcam Pro Webcam. Man erkennt tionen die Südpolkappe (SPC). Strukturen in der Polkappe und Unregelmäßigkei- Zu Beginn des Monats August ist die ten an ihrem Rand. SPC noch deutlich und groß sichtbar. Da- Abb. 5: Verschiedene Wolkenformen sind auf die- bei wird das helle Gebiet Novissima Thyle mit Lageskizzen gibt der interstellarum- ser HST-Aufnahme von 1995 zu sehen: Orographi- als Ausbuchtung der Kappe bei 300–330°W Begleiter Mars (siehe Seite 39). sche Wolken über den Elysium-Vulkanen (links), sichtbar. Die Dokumentation dieser »Eisin- Der dunkle Polsaum (»Lowell’s Band«) Reif im Hellasbecken (oben), Randdunst (rechts) sel«, die sich etwa ab Mitte/Ende August umgibt die schnell abschmelzende Polkap- und flache topographische Wolken (links). Das von der Polkappe loslösen wird und dann, pe besonders im August, es handelt sich Bild entstand während des Frühlings auf der Nord- immer mehr zusammenschrumpfend, bis um von Eis und Staub freigelegten dunklen hemisphäre, der atmosphärisch aktivsten Zeit des Anfang September sichtbar bleibt, gehört Untergrund. Die frühere Ansicht, man be- Planeten. zu den Herausforderungen für Amateurbe- obachte nur ein Kontrastphänomen zu den obachter. Das auch Novus Mons oder sehr hellen Polkappen, ist inzwischen Mountains of Mitchel genannte Eisfeld durch Raumsondenbilder widerlegt. Abb. 6: Die Region um wird seit 1845 von visuellen Beobachtern Amateurbeobachter können eine Subli- Solis Lacus auf einer verfolgt. Fotografen können hochauflösend mationskurve der Südpolkappe selbst er- CCD-Aufnahme von Ed weitere Teilungen und Eisinseln der SPC stellen, indem Fotos oder Zeichnungen Grafton vom 18.6.2003. im August verfolgen, ausführliche Details (letztere nur bedingt geeignet) ausgemessen Aufgenommen mit ei- werden, und die Breite des Polkappenran- nem 14"-SCT bei Tab. 3: Bevorzugte Entstehungsorte des bestimmt wird. Dabei ist der Phasenef- 9450mm Äquivalent- von weißen Wolken fekt und die um 6° verschiedene Lage der brennweite, ST-5. Polkappe zum Rotationspol zu beachten. Olympus Mons (113°W, 18°N) im Frühjahr den gemäßigten und tropi- Nix Tanaica (55°W, 52°N) Wassereiswolken (»weiße Wolken«) schen Breiten die nötige Feuchte zu. Som- Nix Cydonia (218°W, 0°N merliche Staubstürme können die Feuchte

Arsia Mons (121°W, 19°S) Wolken aus Wasser- und CO2-Eis treten binden und zu völliger Wolkenlosigkeit Apollinaris Patera (186°W, 8°S) parallel zum Abschmelzen der Polkappen führen. Ascraeus Mons (104°W, 11°N) auf. Ihre Häufigkeit ist direkt mit den Man unterscheidet zwischen Reif auf der Pavonis Mons (112°W, 0°N) Schmelzkurven der Polkappen verknüpft: Oberfläche, Eisnebel dicht über dem Bo- Arsia Mons (120°W, 9°S) Während im Winter der Großteil des den, orographisch und topographisch be- Elysium Mons (212°W, 25°N) atmosphärischen H2O und CO2 in der Pol- dingten Wolken in einigen Kilometern Hö- Tharsis Tholus – Vallis Marineris haube und später der Polkappe konzen- he und Dunst in der Hochatmosphäre. Al- (80–100°W, 4°N) triert ist, führt die Sublimation der Kappen le Marswolken sind sehr dünn und am Aram (12°W, 5°S) Edom (345°W, 4°S) Meteorologischer Marskalender Ophir (65°W, 10°S) Libya (275–295°W, 20–0°N) für August/September 2003

28.7. SPC schmilzt schnell, 35° Durchmesser. Eisinsel Novus Mons wird sichtbar Tab. 4: Bevorzugte Entstehungsorte (330° W), Ostrand der Syrte zieht sich zurück, Nordpolhaube hell von Staubstürmen 27.8. Erdnähe, SPC weiterhin schnell abschmelzend, Novus Mons nur noch klein, sehr wenige Wolken, Blue Clearing beobachtbar Noachis (350°W, 45°S) 29.8. Mars im Perihel, Beginn der Staubsturmsaison Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Hellas (290°W, 45°S) 6.9. SPC Durchmesser 22°, Novus Mons kurz vor dem Verschwinden, Höhe- Solis Lacus-Thaumasia (90°W, 30°S) punkt der Staubsturmsaison, mögliche Entstehungsgebiete Hellas, Helle- Daedalia (120°W, 30°S) spontus, Mare Serpentis Libya (275°, 10°N) 29.9. Sommerbeginn Südhalbkugel, SPC Durchmesser 21°, andauernde Staub- Chryse (40°W, 20°N) sturmaktivität möglich, wenige weiße Wolken, Nordpolhaube kann bis 50°N Xanthe (50°W, 20°N) reichen

36 interstellarum 29 Planeten

Marskarten

Seit der ersten systemati- schen Karte des Mars von Beer und Mädler, die 1834 veröffentlicht wurde, haben hunderte visuelle Astrono- men ihre Beobachtungen des Planeten zu Marskarten zusammengefasst. inter- stellarum möchte zur Fort- führung dieser Tradition aufrufen. Beer und Mädler benutzten lediglich einen 97mm-Refraktor, dieses Jahr können geübte Beob- achter auch mit noch klei- neren Geräten gute Resul- tate erzielen. Dazu müssen Zeichnungen des Planeten über einen Zeitraum von mindestens 40 Tagen er- stellt werden – erst dann ist eine vollständige Rotation a dokumentiert. Es empfiehlt sich, bereits Anfang August damit zu beginnen; ein glo- baler Sandsturm kann die- sem Beobachtungsprojekt schnell unerwartet ein En- de bereiten!

Hier abgedruckt sind Karten großer visueller Vorbilder: a) Karte von de Mottoni, b) Karte von Schiaparelli. Eine physi- sche Gesamtkarte ist auf der nächsten Seite abgedruckt. Weitere historische Karten, so- wie detailierte Planetenbe- schreibungen enthält der inter- b stellarum-Begleiter »Mars«.

Surftipps Mars live im Internet: www.mars03.de Chile-Expedition deutscher Sternfreunde um Stefan Seip – tagesaktuell werden hochauflösende Marsfotos veröffentlicht • www.mars03.de Die Jahrtausendopposition wird für viele Mars selbst verfolgen! Die interstellarum Mars-Zeichenschablone kostenlos zum Download mit dem Internet verbundene Planetenbe- im PDF-Format • www.oculum.de/mars.htm obachter der Anlass sein, eigene Ergebnisse Eine Simulation der teleskopischen Ansicht des Mars • aktuell im Internet zu präsentieren. Viel

www.kk-system.co.jp/Alpo/kk/Ms2003/MSmenu.htm (japanischer Schriftsatz nicht notwendig) vorgenommen hat sich vor allem eine Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Die aktivsten Marsbeobachter weltweit sitzen in Japan, mit eigener Zeitschrift für Gruppe Stuttgarter Amateure um Stefan Marsbeobachter (englisch) • homepage2.nifty.com/~cmo/hp.htm Seip, die ab Mitte August täglich von einem CMO – die japanische Marsseite mit täglich neuen Bildern der weltweit besten Amateure • Standort in Chile berichten will, wo der ro- homepage3.nifty.com/~cmomk/2003/image03.html te Planet nahezu im Zenit steht. Die Bilder Marswatch – aktuelle Amateurbilder monatsweise geordnet • des Mars03-Teams in diesem Artikel lassen elvis.rowan.edu/marswatch/images.html uns schon jetzt gespannt sein!

interstellarum 29 37 Abb. 7: Marskarte nach Aufnahmen der Raumsonde mit topographischen Strukturen und Albedomerkmalen.

Nomenklatur: (1) Mare Acidalium, (2) Mare Erythraeum, (3) Margaritifer Sinus, (4) Oxus, (5) Meridiani Sinus, (6) Aurorae Sinus, (7) Juventae Fons, (8) Lacus Niliacus, (9) Lacus Nilokeras, (10) Chryse, (11) Xanthe, (12) Agathadaemon, (13) Tithonius Lacus, (14) Solis Lacus, (15) Thaumasia, (16) Phoenicis Lacus, (17) Tharsis, (18) Olympus Mons, (19) Acraeus Mons, (20) Pavonis Mons, (21) Arsia Mons, (22) Tempe, (23) Arcadia, (24) Mare Sirenum, (25) Mare Cimmerium, (26) Mare Tyrrhenum, (27) Hesperia, (28) Cerberus, (29) Amazonis, (30) Elysium, (31) Elysium Mons, (32) Hyblaeus, (33) Propontis I, (34) Nodus Alcyonus, (35) Syris Maior, (36) Moe- ris Lacus, (37) Utopia, (38) Boreosyrtis, (39) Coloe Palus, (40) Hellas, (41) Aeria, (42) Sinus Sabaeus, (43) Arabia, (44) Cydonia, (45) Argyae, (46) Phaetontis, (47) Daedalia, (48) Zephyria, (49) Auronia, (50) Mare Hadriaticum, (51) Syrtis Minor, (52) Libya, (53) Helle- spontus, (54) Mare Serpentis, (55) Noachis, (56) Pandorae Fretum

ehesten noch mit irdischem Cirrus zu ver- das Hellas-Bassin direkt südlich der Gro- Staubstürme (»gelbe Wolken«) gleichen. ßen Syrte. Topographische Wolken treten Fast alle Wolkentypen erscheinen weiß- hier und auch über den Senken von Libya Sand- bzw. Staubstürme entstehen an lich ohne Filter, ihre Identifikation erfor- und Chryse gerne auf. Als orographische bestimmten topographisch günstigen La- dert eine intensive Beobachtung mit ver- Wolken kann man mit großen Teleskopen gen (Becken), sie erscheinen gelblich ohne schiedenen Filtern. Eine besondere Form die Gebilde über den Tharsis-Vulkanen be- Filter. Staubstürme können regional be- der »weißen Wolken« ist die Polhaube, die obachten, die sich manchmal zur so ge- grenzt bleiben oder globale Auswirkungen die Polkappe der Herbst- und Winterhe- nannten »W-Wolke« zusammenschließen. haben. Sie bilden sich im Frühjahr/Som- misphäre einhüllt. Im September wird die Wolkenbildung mer mit steigender Sonneneinstrahlung, Wolkenerscheinungen werden ab An- wieder zurückgehen, und erst wieder im zwei Maxima der Häufigkeit könnten die- fang August, parallel zur maximalen Subli- Oktober/November zunehmen. In dieser ses Jahr auf Ende August/September und mationsrate der SPC, gehäuft auftreten. Ein Zeit wird auch die Nordpolhaube deut- Dezember/Januar fallen. Im Fernrohr kön- besonders verdächtiges Gebiet für Reif ist licher sichtbar werden. nen drei Phasen der Entstehung eines gro- ßen Staubsturms verfolgt werden: Tab. 5: Daten für Marsbeobachter für August/September 2003 1. ein brillanter weißer Fleck wird sichtbar Datum Größe ZM Phase Ls De abends sichtbare Region 2. ein gelber Schleier mit weißem Kern ex- 3.8. 22,7" 192° 96% 234° –20° Tharsis pandiert zusehends 10.8. 23,8" 129° 98% 238° –19° Chryse-Tharsis 3. großflächiger gelber Dunst verdeckt Al- 17.8. 24,6" 67° 99% 242° –19° Syrtis M.-Chryse bedostrukuren, kann Monate anhalten 24.8. 25,1" 5° 100% 247° –19° Syrtis M. 27.8. Erdnähe, Scheibchen 25,11" Ab Ende August ist die Wahrscheinlich- 28.8. Opposition, Helligkeit –2m,8 keit, dass es zur Bildung von »gelben Wol-

ken« kommt, groß. Nicht unwahrschein- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 31.8. 25,1" 303° 100% 251° –19° Elysium lich ist sogar der Ausbruch eines globalen 7.9. 24,6" 241° 99% 256° –19° Tharsis-Elysium Sturmes. Wann genau dieser auftaucht, 14.9. 23,7" 179° 98% 260° –19° Tharsis kann nicht vorhergesagt werden. Amateur- 21.9. 22,6" 116° 97% 265° –19° Chryse beobachter sind auf jeden Fall angehalten, 28.9. 21,3" 53° 96% 269° –20° Syrtis M.-Chryse kritische Gegenden zu beobachten, und

Die Angaben gelten für 0:00 UT = 1:00 MEZ = 2:00 MESZ. Erklärungen in interstellarum 28, Seite 32: »Wissen für Marsbeobachter« mit Filtern einwandfrei identifizierte Staubstürme sofort zu melden.

38 interstellarum 29 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Planeten

Marsfotografie mit der Webcam

Erfahrungen Aus der Opposition 2001

von Herbert Csadek und Robert Schulz

m Juni 2001 reiste Herbert Csadek nach Namibia auf die Farm Hakos, um IAstro-Videoaufnahmen zu machen. Auf Initiative von Robert Schulz wurden auch eine Webcam sowie ein Notebook und das entsprechende optische Zubehör mit- genommen. Das Ziel war, Aufnahmen des Mars, der in Namibia im Gegensatz zu Eu- ropa nahezu im Zenit stand, zu verschiede- nen Zeitpunkten mit hoher Auflösung und in Farbe zu gewinnen. Dazu wurden in drei Nächten im Juni 2001 jeweils etwa zehn Vi- deosequenzen zu je 20 Sekunden in Halb- stundenabständen aufgenommen. Herbert hatte vorher noch nie ein Note- Abb. 1: Beeindruckender Vergleich: 8"-SCT vs. Hubble Space Telescope. Zwischen den beiden Aufnah- book in der Hand gehabt, hatte auch kei- men liegen nur zwei Tage Zeitdifferenz (links am 26.6.2001, rechts am 24.6.2001). Daten der Amateur- nerlei Erfahrungen mit CCD-Astronomie aufnahme in Abb. 3. und Webcams. Die von Robert gewünsch- ten Marsaufnahmen waren für ihn neben seinen eigenen Videos auf Super8- und 16mm-Film nur eine lästige Pflicht. Wir er- warteten nicht, dass das Resultat derart sensationell werden sollte, dass es sogar Fälschungsvorwürfe aus Kollegenkreisen gab. Ein Kritiker behauptete und versuchte mit Berechnungen zu beweisen, dass ein 8"- SCT nicht einmal von einer Erdumlauf- bahn aus derart gut aufgelöste Bilder lie- fern hätte können. Anderseits bemerkte ein australischer Planetenspezialist nach Veröffentlichung unserer Webcam-Auf- nahme, er würde seine (um Größenklassen hochwertigere) Teleskop- und CCD-Aus- rüstung verkaufen und anschließend ins Kloster gehen! Zahllose Veröffentlichun- gen unseres Bildes erfolgten und zu guter letzt löste die Aufnahme in den österreichi- schen Amateurkreisen einen richtigen Webcam-Rummel aus. Aus den Notizen: Abb. 2: Das nach Namibia mitgebrachte Instrumentarium: Webcam, Barlowlinse mit Verlängerungs- 24. 6.: 7:45 Uhr bis 12:15 Uhr Aufnahmen hülse und Notebook. zu je 20s, einige Sequenzen mit 1/50s

und mittlerer Verstärkung. Die rest- 26. 6.: Aufnahmen ab ca. 7:00 Uhr, knapp zielt, bei den Aufnahmen am 26.6. konnte Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. lichen Sequenzen mit 1/25s und nie- nach Dämmerungsende, bis 8:00 Uhr. schon der Beginn des großen Staubsturms drigster Verstärkung. Das Seeing war Seeing besser als am Vortag trotz der im Hellas- und Iapygia-Gebiet dokumen- für namibische Verhältnisse mittel, frühen Stunde und der noch unruhigen tiert werden, der in den folgenden Wochen Auflösung geschätzt etwa 1,5 ". Luft. fast den ganzen Planeten überzog. 25. 6.: Aufnahmen ab 23:30 Uhr bis etwa Die Aufnahmen wurden mit dem 8"- 0:30 Uhr. Seeing sehr schlecht, starker Die besten und detailreichsten Bilder SCT der Hakos-Sternwarte, das noch keine Wind, sehr kalt. wurden mit den Aufnahmen am 24.6. er- vergütete Schmidtplatte besitzt, gewonnen.

40 interstellarum 29 Planeten

Abb. 3: Mars am 24.6.2001, aufgenommen von Herbert Csadek mit ei- nem 8"-SCT bei 7600mm Äquivalentbrennweite. Dargestellt sind die Farbauszüge in rot, grün und blau, die das unterschiedliche Antlitz des Planeten in verschiedenen Wellenlängenbereichen zeigen. Bildbearbei- tung: Robert Schulz.

Als Kamera kam eine Philips ToUcam Pro-Webcam zum Ein- satz. Die Kamera kann verschiedene Videogrößen ausgeben, aber im Vollformat 640×480 lässt sich nur ein Bild pro Sekun- de abspeichern. Daher hat sich am geeignetsten der 352×288- Pixel-Modus herausgestellt, der einen Ausschnitt aus dem zen- tralen Teil des CCD-Chips abbildet. Dabei belegt ein 20-Se- kunden-Video, mit einer Rate von 3 Bildern pro Sekunde (ins- gesamt 60 Einzelbilder), ca. 4,3MB auf der Festplatte. Der elektronische Gain ist einstellbar, sollte jedoch möglichst nicht angehoben werden, um ein Rauschen zu vermeiden. Die Farb- balance lässt sich manuell regeln, man erzielt jedoch auch mit der automatischen Regelung immer gute Ergebnisse. Jedes Kurzvideo sollte neu scharfgestellt werden. Hier ist die auto- matische Belichtung von Vorteil. Vor die Kamera wurde eine 2×-Barlowlinse mit Infrarot-Sperrfilter und ein 40mm-Exten- der montiert. Dadurch stieg die effektive Brennweite auf knapp 8000mm, das Öffnungsverhältnis verringerte sich auf f/40. Nachdem die Daten als AVI-Dateien am Notebook abgespei- chert sind, beginnt man zunächst, sie in Einzelbilder zu zertei- len. (BMP-Format). Dies ist am besten im Programm Virtualdub möglich, welches frei im Internet erhältlich ist. Die BMP-Da- teien nehmen einen relativ großen Speicherplatz ein. Man löscht die Einzelbilder am besten nach der beendeten Verarbeitung. Dann mittelt man die Einzelbilder mit dem Programm Giot- to von Georg Dittié; es kann schlechte Bilder aussortieren und die guten zu einem Gesamtbild mitteln. Man kann dazu sogar eine Sortierrate in Prozent angeben. Wenn man allerdings z.B. nur die besten 5% mittelt, ist anschließend beim Verarbeiten

das Signal/Rausch-Verhältnis zu gering. Bei den Aufnahmen Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. von Herbert in der guten Luft Namibias wurden meistens alle Bilder, also 100% einer Datei, verwendet. Die Einzelbilder unterscheiden sich kaum voneinander und weisen nur eine Verlagerung des Ortes von ca. 2" auf. Anschließend kann man mit den bekannten Bildverarbeitungsprogrammen noch eine Helligkeits- und Kontrastkorrektur anbringen und das Ergeb- nis durch eine unscharfe Maske weiter verbessern.

interstellarum 29 41 Planeten

Marsbeobachtung mit dem Kaufhausfernrohr

Hinweise für Einsteiger in die Marsbeobachtung

von Ronald Stoyan

Es wird immer wieder behauptet, dass für eine ergebnisreiche Marsbeobachtung eine große Teleskopöffnung von- nöten sei. Die Beobachtungen dieses Sommers werden dagegen zeigen, dass auch kleine Teleskope »ihren Mars« haben. Dazu führt zum einen das besonders große Planetenscheibchen der aktuellen Sichtbarkeit, zum anderen der niedrige Stand des Planeten über dem mitteleuropäischen Horizont, der Seeingeinflüsse deutlich wahrnehm- bar werden lässt. Kleine Öffnungen sind gegen Luftunruhe wesentlich weniger anfällig und können daher in die- sem Jahr sogar im Vorteil gegenüber großen Teleskopen sein.

Mars – die erste Beobachtung tig, da erst nach diesem Zeitraum alle Sei- tungen festzuhalten, ist eine Zeichnung. ten des Planeten am irdischen Beobachter Als Grundlage dafür gibt es genormte Der erste Blick auf den roten Planeten ist vorbei gezogen sind. Schablonen von 40mm Durchmesser, in meist eine Enttäuschung: Es zeigt sich nur Ein Orangefilter hilft, den Kontrast der die man die Ansicht des Planeten einzeich- ein kleines, oranges Scheibchen. Dennoch dunklen Flecken zu verstärken. Weil der nen kann. sind Fernrohre ab 60mm Öffnung ohne Filter auch das sekundäre Spektrum achro- Wichtig ist es, alle Felder der Schablone weiteres geeignet, zahlreiche Einzelheiten matischer Refraktoren unterdrückt, ist er auszufüllen und die genaue Uhrzeit zu no- auf dem Planeten zu zeigen. Nötig dazu ein beliebtes Zubehör vieler Marsbeobach- tieren. Eine Planetenzeichnung erfordert sind Geduld, ein Standort mit ruhiger Luft ter. Sollte eine eingehende Beobachtung sehr viel Übung und Geduld. Planetenbeob- (ungeeigneter sind Balkone und Terrassen keinerlei Oberflächendetails zu Tage treten achter sitzen minutenlang am Fernrohr, um inmitten von Ortschaften), ein Teleskop lassen, ist ein globaler Staubsturm als Ursa- die wenigen ruhigen Momente des Seeings ohne optische Mängel und ein Okular, das che möglich. Solche Stürme können für abzuwarten und dann feinstes Detail zu no- mindestens 100× Vergrößerung zulässt. mehrere Monate den gesamten Planeten tieren. Trotzdem darf man nicht zu lange Im Marsfrühling ist die Polkappe das einhüllen und machen jede Beobachtung beobachten, denn durch die Eigenrotation einfachste Merkmal des Planeten. Sie ist als zunichte. Die Wahrscheinlichkeit für des Planeten verschieben sich die Einzelhei- weißer kleiner Fleck an einem der Pole des Staubstürme ist um die Perihelstellung des ten. Nach 10 Minuten sollte eine Planeten- Planeten sichtbar. 2003 blicken wir auf die Mars am größten, die der rote Planet dieses zeichnung im wesentlichen beendet sein. Südpolkappe. Während diese Anfang Au- Jahr am 29.8. erreicht. gust noch sichtbar ausgedehnt und gut zu e Zuerst werden die auffälligsten Dunkel- sehen sein sollte, tritt sie bis zum Sommer- Mars zeichnen strukturen und die Polkappe einge- anfang der Südhalbkugel am 29.9. immer zeichnet. Dabei werden zunächst nur weiter zurück und wird schließlich ganz Die klassische und immer noch aktuelle die Umrisse gezeichnet. Dies sollte so unauffällig. Methode, die Ergebnisse visueller Beobach- sorgfältig wie möglich geschehen. Meistens sind auch im klei- nen Fernrohr auf dem Mars- scheibchen bei genauerer Be- trachtung dunkle Flecken zu sehen. Die uns zugewandten Hemisphären des Mars sind aber sehr verschieden, so dass es Zeiten gibt, wo zahlreiche dunkle Einzelheiten sichtbar

sind, bei anderen Gelegenhei- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. ten muss man danach suchen. Schon Anfänger können mit geduldiger Beobachtung und Zeichnung eine komplette Marskarte erstellen. Aller- dings sind dazu etwa 40 Tage regelmäßige Beobachtung nö- Abb. 1: Mars-Gesamtkarte nach Beobachtungen mit einem 114/900-Newton 1990.

42 interstellarum 29 Planeten

10.9. 4:00 29.9. 3:00 3.10. 0:00 10.10. 23:30 3.11. 23:45

5.11. 22:30 5.11. 23:45 26.11. 20:45 6.12. 22:10 7.1. 21:00

Abb. 2: Beispiele für Einzelzeichnungen des Mars 1990/91 mit einem 114/900-Kaufhaus-Newton. Alle Zeitangaben in MEZ. e Nun werden weitere markante Einzel- Hilfreich sind Papier- heiten skizziert. Leuchtend helle Gebie- oder Filzwischer. te (nicht die Polkappe) kennzeichnet man durch eine gestrichelte scharfe Li- Die fertige Zeichnung nie. Jetzt wird die Uhrzeit minutenge- sollte direkt an den Okular- nau notiert. anblick erinnern und die- e Die Helligkeits-Intensitäten der Details sen so gut wie möglich werden durch Schraffuren wiedergege- wiedergeben. Dazu gehört, ben. Alternativ kann man auch Zahlen- dass Schattierungen fein werte nach einer Skala von 0=weiß bis schraffiert sind, Übergänge 10=schwarz in die Umrisslinien eintra- realistisch verlaufen und Abb. 3: So erscheint Mars im Vierzöller. Webcam-Aufnahme von gen. auch die hellen Gebiete ei- Jörg Meyer, 4"-Refraktor. e Zuletzt wird das Planetenscheibchen nen grauen Grundton auf- nach feinsten Details abgesucht. Erst weisen, denn weiße Farbe (Intensität 0) sein, dass mit einer Zeichnung ein wissen- wenn sicher ist, dass keine weiteren kommt auf Mars nur in den Polkappen vor. schaftliches Dokument erstellt wird, das Einzelheiten zu sehen sind, oder schon Leider sieht man immer wieder veröffent- sorgfältig und genau gewonnen werden zu viel Zeit vergangen ist, wird die lichte Zeichnungen, die auch den gering- muss, um daraus Aussagen ableiten zu Zeichnung abgeschlossen. sten Qualitätsanforderungen nicht genü- können. Nimmt man diese Anforderungen e Am nächsten Tag kann man die Zeich- gen. Eine skizzenhafte, grobe Zeichenweise ernst, wird auch der Besitzer eines kleinen nung verfeinern bzw. nach den Zahlen ist ebenso wenig erwünscht wie künstleri- Teleskops von 60–114mm Öffnung über- des Intensitätsschemas fertig zeichnen. sche Verfremdung. Trotz des Liebhaber- rascht sein, wie viel Mars schon mit be- Dabei sollte auf ein sauberes und an- Charakters der Beschäftigung sollte sich scheidenen Mitteln mit eigenen Augen sprechendes »Finish« geachtet werden. der Planetenbeobachter darüber im Klaren nachvollziehbar ist. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 29 43 Planeten

Die Marsmonde im Visier

Anregung zur visuellen Beobachtung

von Christian Harder

ährend der diesjährigen Mars- Abb. 1: Mars mit den Bahnen seiner Monde: innen Phobos, außen Deimos. opposition werden wir Erden- Wbewohner so nah wie nie zuvor Eine ernsthafte Suche nach den Mars- fluss lag. Das feuchte, zu Nebelbildung nei- seit der Entdeckung des Fernrohres an den monden leitete erst viele Jahre später um gende Mikro-Klima bot sicherlich häufiger roten Planeten herangeführt! Was die mei- 1830 der Berliner Astronom Johann Hein- ruhige Luftverhältnisse, die eine bessere sten Sternfreunde dabei weniger beachten, rich Mädler (1794–1874) ein. Mit seinem Ausnutzung der großen Optik erst ermög- ist die Tatsache, dass sich zu dieser Zeit für heutige Maßstäbe bescheidenen Tele- lichten. All diese Faktoren und natürlich auch für die beiden Marsbegleiter die opti- skop, einem 97/1460mm-Refraktor, war ein das umfassende Suchen in verschiedenen male Beobachtungsmöglichkeit in unse- Misslingen natürlich unvermeidlich, wie Entfernungen um den Mars herum waren rem Leben bietet! ich später noch aufzeigen werde. Halls Schlüssel zum Erfolg. Er wusste ja Der einzige Wermutstropfen für uns ist Einen erneuten Anlauf unternahm 1864 nicht in welchem Abstand zum Planeten er der Standort auf der Erde, denn wie schon Heinrich L. d’Arrest (1822–1875). Ihm nach den Monden suchen sollte. in der Vergangenheit, steht der Mars wäh- stand nun immerhin schon ein Refraktor rend der Perihel-Oppositionen von Euro- mit 10,5" zur Verfügung. Diese Optik Beobachtungsvorbereitungen pa aus betrachtet in tiefen Ekliptikregio- reichte zwar schon ausreichend »tief« bis nen. So wird nicht nur das Wetter, son- zur 13. Größenklasse, trotzdem war d’Ar- Ich versuchte mich schon während der dern auch das meist schlechte Seeing ei- rest kein Erfolg bei seiner Suche vergönnt. letzten Opposition an einer Sichtung Dei- nen Teil der Beobachtungen beeinträchti- Erst im August des Jahr 1877, während mos, scheiterte aber zuletzt an der Tatsa- gen. Ich möchte aber trotz alledem dazu einer sehr günstigen Marsopposition (mit che, dass meinem Newtonspiegel aufgrund aufrufen, ein Augenmerk auf die Marsbe- 56,4 Mio. km Distanz), gelang endlich dem vorhergehender langer Standzeit in der gleiter zu werfen. Amerikaner Asaph Hall (1829–1907) die Sternwarte ein »Schmierbelag« anhaftete, Entdeckung von Phobos und Deimos. Er der untolerierbares Streulicht erzeugte. Das Historischer Rückblick konnte dabei auf den seinerzeit mit Seeing war in der Nacht zwar sehr gut, aber 660/9900mm weltgrößten Refraktor des das allein reichte eben nicht. Erstmalige Erwähnung finden die Mars- US-Naval Observatory in Washington zu- Ich denke, aufgrund meiner gesammel- monde im Jahr 1726 in Jonathan Swifts rückgreifen. Zudem liegt Washington auf ten Erfahrung, dass folgende Ausrüstung (1667–1745) Erzählung »Gullivers sämtli- gut 38° nördlicher Breite, so dass der Mars nötig ist: che Reisen«, zu einem Zeitpunkt also, da knapp 15° höher am Himmel steht als z.B. an eine Entdeckung mit den weltweit vor- in Norddeutschland. Hall kam weiterhin e ein Astroprogramm, das die Positionen handenen Optiken noch gar nicht zu den- zugute, dass der große Refraktor nahe dem der Marsmonde darstellt, z.B. Guide ken war. Er lässt die Astronomen auf der Fluss Potomac mit positivem Seeing-Ein- 7/8. fiktiven Insel Laputa mit ihren lichtstarken Teleskopen zwei Marsmonde entdecken – Tab. 1: Helligkeit von Mars und seinen Monden 2003 nicht nur das, zudem lässt er sie in marsna- Datum Marsdurchmesser Helligkeit Mars Helligkeit Phobos Helligkeit Deimos

hen Orbits ihre Bahnen ziehen! Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Swift übertrug die Verhältnismäßigkeit 15. Juni 14,3" –1m,0 11m,8 12m,9 der Titus-Bode-Gleichung auf die Anzahl 15. Juli 19,3" –1m,8 11m,1 12m,1 der Monde, nach der die Erde über einen, 15. August 24,5" –2m,7 10m,4 11m,5 Jupiter gar über vier Monde verfügt. 27. August 25,1" –2m,8 10m,3 11m,4 Zwangsläufig muss hier der zwischen ih- 15. September 23,4" –2m,5 10m,5 11m,6 nen ziehende Mars also von zwei Monden 15. Oktober 17,8" –1m,6 11m,3 12m,3 begleitet werden!

44 interstellarum 29 Planeten

Tab. 2: Günstige Elongationszeitpunkte der Marsmonde Ende August/Anfang September

Datum Zeit Mond Elongation 16.8. 23:30 UT Deimos nordöstlich 18.8. 21:30 UT Deimos südwestlich 20.8. 23:20 UT Phobos nordöstlich 22.8. 00:30 UT Deimos nordöstlich 21.8. 21:40 UT Phobos nordöstlich 23.8. 01:00 UT Phobos südwestlich 23.8. 22:30 UT Deimos südwestlich Abb. 2: Raumsondenaufnahmen von Phobos (links) und Deimos (rechts) 23.8. 23:50 UT Phobos südwestlich 24.8. 22:50 UT Phobos südwestlich e Phobos verlangt eine Optik je nach Güte ab 12" aufwärts, d.h. 25.8. 21:30 UT Deimos nordöstlich ein sehr gutes, streulichtarmes, mehr als das Beugungskrite- 25.8. 21:50 UT Phobos südwestlich rium erfüllendes Instrument. Er steht nur max. 2,76 Marsra- 27.8. 00:30 UT Deimos nordöstlich dien entfernt. 28.8. 22:30 UT Deimos südwestlich e Deimos erfordert eine Optik mit mind. 6" aufwärts. Er steht 30.8. 22:00 UT Deimos nordöstlich nur max. 6,91 Marsradien entfernt. 31.8. 01:00 UT Deimos nordöstlich e Verwendung von besten Okularen, möglichst simple aber 2.9. 23:00 UT Deimos südwestlich hochwertige orthoskopische bzw. Abbe-Typen sind am besten 4.9. 22:00 UT Deimos nordöstlich geeignet! Keine Barlowlinsen zwischenschalten, sie verschlech- tern nur den Kontrast! 6.9. 20:30 UT Deimos südwestlich 9.9. 22:30 UT Deimos nordöstlich e bei Verwendung von anderen als Newton-Teleskopen mög- lichst auf Zenitprismen oder -spiegel verzichten, sie sorgen nur 16.9. 21:30 UT Deimos südwestlich für unnötigen Kontrastverlust! 18.9. 20:30 UT Deimos nordöstlich 21.9. 22:30 UT Deimos südwestlich Beobachtungsbedingungen Ausgewählte Ereignisse bei mindestens 15° Höhe über dem Horizont. Der Mond stört bis 20. August und Mitte September. Der äußere Rahmen muss stimmen: So sollte man die Zeit um die Opposition wählen, denn hier ist die Helligkeit der Monde und der scheinbare maximale Abstand zum Mars optimal. Außerdem Tab. 3: Die Marsmonde im Fernrohr herrscht im Spätsommer oft gutes Seeing, speziell nach Mitter- nacht. Während und nach der Oppositionszeit stellt sich wahr- Zur Erdnähe ergibt sich die Gelegenheit, mit großen Teleskopen (ab 200mm Öffnung) nach den Marsmonden Ausschau zu halten. Die maximalen Elon- scheinlich häufiger Hochnebel ein, der dann für sehr gutes Seeing gationen finden im August 2003 nordöstlich (PW 75°) und südwestlich (PW sorgt, aber auch die Grenzgröße herabsetzt, so dass eine große Op- 255°) des Marsscheibchens statt. tik in solchen Nächten unabdingbar ist. Für Deimos wird man dann sicherlich ein Teleskop von mindestens 10–12" benötigen. Mond Oppositionshelligkeit max. Elongation Umlaufszeit Die anschließende Aufstellung gibt eine Einschätzung der vor- Phobos 10m,6 35" 7h 39min 13,84s aussichtlichen Seeing-Bedingungen während des Beobachtungs- Deimos 11m, 6 86" 30h 17 min 54,87s zeitraumes: e August: vereinzelt schon kühlere Nächte mit Nebelneigung möglich, Seeing nach Mitternacht aber häufig sehr ruhig! und der Beobachter sollte sich eine bequeme Sitzhaltung am Oku- e September: Übergang zum Herbstklima mit Nebelnächten lar verschaffen, um sich voll auf die Beobachtung konzentrieren zu und auch ruhiger Luft, Durchsicht dann aber verringert, licht- können. Damit der helle Mars die schwächeren Monde nicht über- stärkere Geräte sind nun zwingend erforderlich, um die Grenz- strahlt, sollte er knapp außerhalb des Okulars gehalten werden. Es größe anzuheben. muss hierbei natürlich der Positionswinkel der Monde bekannt e Oktober: die Atmosphäre ist schon bewegter, Herbstwinde tre- sein, um sie nicht ebenfalls auszublenden. Besser ist allerdings das ten öfters auf. Das Seeing ist nun unberechenbar, aber meist Anbringen eines schmalen Alustreifens in der Blendenebene des eher schlechter. Okulars, hinter dem Mars bei der Beobachtung positioniert wird. Sehr gut eignet sich dafür ein Fadenkreuzokular mit eingelegter Beobachtungstechnik Strichplatte, auf der sich der Alustreifen leicht auflegen lässt. Ich

benutze ein 12mm-orthoskopisches Okular von Meade und habe Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Zunächst wird vor der Beobachtung mit einem Astroprogramm den Streifen auf ca. doppelte Marsscheibchenbreite bemessen. Die ein Ausdruck erstellt, der den Mars und die Lage der Monde zeigt. zu erstellende Breite ist eventuell vorher auszuprobieren. Hilfreich ist auch die Anzeige naher Fixsterne, um irrtümliche Ich hoffe nun, den einen oder anderen Sternfreund angeregt zu Sichtungen zu vermeiden. Ferner muss das Instrument gut vorbe- haben, die Marsmonde zu beobachten und würde mich über Be- reitet sein, d.h. eine hundertprozentige Justierung und Reinigung obachtungsberichte, positive wie auch negative Sichtungen, sehr der optischen Flächen ist unabdingbar. Während der Beobachtung freuen. Aus dem eingehenden Material erstelle ich eine Auswer- muss das Fernrohr dem Mars automatisch nachgeführt werden tung, die in interstellarum erscheinen wird.

interstellarum 29 45 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Kometen

Die Kometenseite: von André Wulff

eider hat sich in der Welt der helleren LKometen seit dem letzten Heft wenig getan. Auch in diesem Heft können wir Ihnen keinen wirklich hellen Kometen anbieten. Aber es gibt durchaus einige Lichtblicke, die wir auch nicht vorenthal- ten wollen. Vor allem für den Monat November wird der Komet mit der kürzesten be- kannten Umlaufzeit aller beobachtbaren Kometen wieder auf dem Programm ste- hen: der Komet 2P/Encke. Es könnte da- bei zu einer Helligkeit von 7m kommen. Dabei wird der Komet Ende Oktober na- he M 31 und Anfang November nahe dem Cirrus-Nebel stehen. Das wird für die Astrofotografen natürlich ein echter Leckerbissen werden. Im kommenden Heft werden wir Ihnen dann diesen Ko- meten und seine Beobachtbarkeit näher vorstellen. Ab dem Winter wird der Komet C/2002 T7 (LINEAR) am Abendhimmel beobachtbar werden. Mit etwas Glück Abb. 1: Der für seine plötzlichen Ausbrüche und Helligkeitsschwankungen berüchtigte Komet 29 wird er vielleicht ein Feldstecherobjekt. P/Schwassmann-Wachmann 1 am 26.6.2003. Aufnahme von Michael Jäger und Gerald Rhemann Im nächsten Frühjahr und Sommer wird mit einem 14"-Hypergraphen bei f/3,3. Der zu diesem Zeitpunkt 13m schwache Komet zeigt eine der Komet C/2001 Q4 (NEAT) in unse- 3,5' große Koma. ren Breiten sichtbar werden. Auch hier könnte es zu einer Feldstecherhelligkeit, in den südlichen Ländern es einmal mit erlitt, die seine Periheldistanz von 3,39 eventuell sogar zu einer Sichtbarkeit mit dem Kometen 65P/Gunn versuchen. Er auf 2,44 AE verkleinerte. 1980 fand man dem bloßen Auge reichen. befindet sich nahe dem Stern Epsilon Sa- auf Palomar-Platten aus dem Jahre 1954 Aktuell müssen wir aber noch mit sehr gittarii (1m, 8). Dieser Komet hat eine noch einige Pre-Discovery-Aufnahmen lichtschwachen Kometen leben. Un- recht bewegte Vorgeschichte: Er wurde dieses Kometen. Die Exzentrizität seiner glücklicherweise stehen diese entweder am 27.10.1970 in den USA entdeckt. Be- Bahn von 0,34 erinnert mehr an einen am Südhimmel oder schon zu nahe an rechnungen zeigten, dass er im Jahre Kleinplaneten als an einen Kometen. der Sonne. Im August könnten Urlauber 1965 durch den Jupiter eine Bahnstörung Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 29 47 Milchstraße

Deep-Sky-Zeichnungen

Teil 1: Vom Okularerlebnis zum Zeichenergebnis

von Manuel Pöttschacher

ein Geräusch ist zu vernehmen, Man beginnt, indem man die hellsten niemand sonst ist zu dieser Zeit Sterne, die man im Okular sieht, in die Knoch munter. Über uns unzählige, Schablone einzeichnet. Danach folgen die funkelnde Sterne, die mit den umliegenden schwächeren (Abb. 1). Nun zeichnet man Bergen eine herrliche Kulisse bilden. Das die Konturen des Objekts (im Beispiel M 20, 1 Teleskop ist gen Himmel gerichtet. Im der Trifidnebel) in der richtigen Relation Okular sieht man einen schwachen Nebel- zum gezeichneten Sternfeld ein (Abb. 2). schleier, der über den Sternen zu liegen Der interessanteste Teil ist die Beobach- scheint… tung der Details. Man lässt sich jede Menge Was würde man einige Tage später im Zeit und lenkt seine gesamte Aufmerksam- Büro dafür geben, diese Eindrücke noch keit nur auf dieses nebelige Etwas, das zum einmal erleben zu können – diese ästheti- Greifen nah vor einem zu stehen scheint, schen Nebelschleier wieder genauso vor aber doch unerreichbar weit entfernt ist. Je sich zu haben wie in jener Nacht. Unmög- länger man beobachtet, umso tiefer dringt lich? Nein! Eine einfache Zeichnung kann man in das Objekt vor, da immer mehr De- den Anblick im Teleskop besser wiederge- tails sichtbar werden und das Objekt Ge- ben als jede Fotografie! stalt annimmt. In dieser Phase der Beob- Was man dazu braucht? Man klemmt achtung verwendet man alle sinnvollen einfach ein Blatt Papier auf ein Klemm- Vergrößerungen und Filter, man lässt 2 brett. Auf dieses Papier malt man einen nichts unversucht! Man beobachtet das Kreis mit circa 75mm Durchmesser. Dieser Objekt abwechselnd mit direktem und in- soll den Okularrand darstellen. Zum direktem Sehen. Wenn man auf diese Weise Zeichnen verwende ich am liebsten einen dieselben Details mehrmals sicher gesehen Minenbleistift mit Stärke 0,7. Mit diesem hat, zeichnet man diese auf. Erst wenn man kann man nämlich sehr feine Details, aber der Meinung ist, dass keine neuen Details auch schöne Verläufe zeichnen. Um die mehr sichtbar werden, beendet man die Dunkeladaption nicht zu beeinträchtigen, Zeichnung (Abb. 3). braucht man zusätzlich eine stark ge- Das Problem bei schwachen Details, die dimmte Rotlichttaschenlampe. Aber Ach- sich kaum vom Hintergrund abheben, ist, tung: Kommerzielle Rotlichttaschenlam- dass unser Auge und die Luftunruhe uns pen sind meist immer noch viel zu hell! immer wieder zum Narren halten können: Hier empfiehlt es sich, eine Lage normalen Durch die Luftunruhe können Details ver- 3 Papiers über die Öffnung zu kleben. wischt werden und Strukturen entstehen, Schwache Objekte können aber selbst bei die einfach nicht vorhanden sind. Aus die- diesem Licht verschwinden. Deshalb muss sem Grund beschäftigt man sich in Näch- man jedes Mal, nachdem man auf die ten mit schlechtem Seeing nur mit großflä- Zeichnung geschaut hat, wieder die volle chigen Objekten. Dunkeladaption erreichen. Je schwächer Auch unser Auge kann bei der Beobach- das Licht der Taschenlampe, desto kürzer tung durchaus Täuschungen unterworfen dauert dieser Vorgang. Aber warum gerade sein. Beobachtet man einen Nebel, muss rotes Licht? Eigentlich genügt ein sehr man auf schwache Sterne achten, die das dunkelgelbes Licht, das die Dunkeladap- Auge nicht trennen kann und dadurch zu

tion auch nicht stärker beeinflusst als ro- einem schwachen Nebelschleier verwischt Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. tes. Darüber hinaus sieht man mehr auf werden. Diesen Effekt kann man vor allem dem Papier. an der Milchstraße erkennen: Der nebelige Zeichnen ist nicht so schwer! Man hält Hintergrund der Milchstraßenwolken be- 4 das Klemmbrett und die Taschenlampe in steht eigentlich aus schwachen, unaufge- der linken Hand und stützt das Brett am lösten Sternen. Nebelfilter können diesen Bauch ab. Die Taschenlampe soll zur Mitte Effekt noch verstärken. Sie dunkeln den Abb. 1–4: Die Entstehungsschritte einer Deep- des Blattes zeigen. Voilà! Hintergrund und natürlich auch die Sterne Sky-Zeichnung. Erläuterungen im Text.

48 interstellarum 29 Milchstraße

Abb. 6: NGC 4631 mit Begleiter. Zeichnung von Manuel Abb. 8: IC 59 und IC 63 um Gamma Cas- Pöttschacher, 6"-Newton. siopeiae. Zeichnung von Manuel Pöttscha- cher, 6"-Newton.

Abb. 9: Der Orionnebel. Zeichnung von Manuel Pöttschacher, 6"-Newton.

Abb. 5: Der Cirrusnebel. Zeichnung von Manuel Pöttschacher, 6"-Newton. ab. Die schwächsten Sterne fallen dadurch unter die Auflösungsgrenze und verwi- schen zu einem Nebel. Um zu überprüfen, ob es sich nun um einen Nebel handelt, verwendet man eine höhere Vergrößerung Abb. 7: Der Kern des Virgohaufens. Zeichnung von Ma- ohne Filter. Dunkelt der Nebel kontinuier- nuel Pöttschacher, 6"-Newton. lich mit steigender Vergrößerung ab, ist er echt, anderenfalls würden mehr und mehr nung ein Kunstwerk wird, aber durch ein Sterne in ihm sichtbar. Besonders proble- wenig Übung kann man allerhand errei- Wer seine Zeichnung noch realitätsnä- matisch wird es bei Nebeln, in die ein chen. Vor allem sollte man die Wischtech- her gestalten möchte, kann sie am Compu- Sternhaufen eingebettet ist. Hier hilft nur nik (mit einem Papierwischer oder einem ter invertieren bzw. in ein Negativ verwan- die mehrmalige Beobachtung und die per- trockenen Finger) anwenden, um fließende deln. Man kann auch mit weißen Stiften sönliche Erfahrung, um zu entscheiden, Verläufe zu schaffen (Abb. 4). auf schwarzes Papier zeichnen. Hier muss was real ist und was nicht. man aber darauf achten, ein möglichst Unvoreingenommenheit ist sehr, sehr Unter den visuellen Beobachtern haben glattes Papier zu verwenden, sonst wird die wichtig! Deshalb ist dringend davon abzu- sich zwei Zeichentechniken herauskristal- Zeichnung zu körnig. Mir persönlich je- raten, sich Bilder von einem Objekt anzu- lisiert: doch gefallen die Ergebnisse auf weißem schauen, das man später beobachten will. e Die Zeichnung soll so nah wie möglich Papier besser, da man mit einem Bleistift Man ist nämlich versucht, bewusst oder den Anblick im Teleskop wiedergeben: schönere Verläufe zeichnen kann. Abb. 5 unbewusst, die im Bild gesehenen Details Hier sind die Zeichnungen sehr zeigt als Anreiz eines meiner besten Resul- auch am Teleskop wiederzuerkennen. Zu- schwach und das gesamte Gesichtsfeld tate mit dieser Technik: NGC 6992, der meist sieht das beobachtete Objekt dann wird gezeichnet. Cirrusnebel, mit einem 6"-Newton nach

e im Okular ganz anders aus. Also während Das Objekt steht im Mittelpunkt: Die mehrstündiger Beobachtung. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. der Beobachtung alle Bilder aus dem Kopf Kontraste sind leicht überhöht, wo- verbannen, auch wenn es schwer fällt! durch Details besser zur Geltung kom- Unser kleines, aber noch lange nicht äs- men. Die Zeichnungen schauen sehr äs- Surftipps thetische Abbild des Himmels, das mitten thetisch aus. Man verwendet keine in der Nacht entstanden ist, muss nun in ein Schablone, sondern zeichnet das Objekt Homepage des Autors • ansprechendes Aussehen überführt werden. bis zu 10cm groß auf das Papier, um free.pages.at/visualastronomy/ Es ist klar, dass nicht gleich die erste Zeich- Details genauer festhalten zu können.

interstellarum 29 49 Milchstraße

Veränderlicher aktuell: FG Sagittae

von Béla Hassforther

er »Generalkatalog der Veränder- durchzurechnen. Dlichen Sterne« (General Catalogue of Bei den Detailunter- Variable , GCVS) listet nicht nur die suchungen kamen endgültig benannten Veränderlichen die für die damalige Abb. 1: Links: Kombination einer CCD-Color-Aufnahme von Ron Royer Sterne auf, sondern gibt in seiner Einlei- Zeit größten Tele- (vom 1.7.1998 mit einem 18"-Newton, Quelle: Webseite der AAVSO) mit tung auch immer eine aktuelle Zu- skope zum Einsatz, Aufnahmen des POSS-I und POSS-II, Norden oben, Westen rechts, Feld- sammenstellung und Beschreibung der zum Beispiel der größe 120"×120". Die Helligkeit von FG Sge zum Zeitpunkt der Aufnahme Veränderlichenarten, die der Klassifizie- 3m-Lick-Reflektor, betrug ca. 15m,5v. rung der Objekte zugrunde liegen. Ob- was auch eine weite- wohl die Herausgeber bemüht sind, auch re Besonderheit von FG Sagittae zum Vor- dem Anstieg verlief. Im Visuellen wurde für zunächst exotisch erscheinende Ob- schein brachte: Er steht im Zentrum eines das Maximum erst Anfang der siebziger jekte irgendwann einmal weitere Vertreter Planetarischen Nebels von ca. 36" Durch- Jahre erreicht, und nur ganz allmählich zu identifizieren und eine neue Klasse messer, zur damaligen Zeit wegen dessen nahm die Helligkeit ab. Der Stern wurde oder Unterklasse zu definieren: es gibt Schwäche bei gleichzeitiger Helligkeit von also deutlich röter, eingezeichnet in ein dennoch immer einige wenige Sterne, die FG Sge ein sehr schwieriges Objekt. Der Hertzsprung-Russell-Diagramm (HRD) sich seit Jahrzehnten jeder Eingruppie- Entdeckungsgeschichte folgend ist der entsprach das einer Wanderung von links rung beharrlich widersetzen und ihren Nebel am bekanntesten unter der Be- nach rechts, bei nahezu gleicher visueller singulären Status über mehrere Auflagen zeichnung He 1-5 (PK 60–7.1). Helligkeit. Das ist ein auch deutliches Zei- des GCVS gerettet haben. Dazu gehört FG Die seit 1992 auftretenden Helligkeits- chen dafür, dass der Stern immer größer Sagittae. abfälle haben die Abbildung des Nebels wurde, denn bei verminderter Tempera- FG Sge wurde 1943 von Cuno Hoffmei- auch für Amateure möglich gemacht, etwa tur die gleiche Helligkeit zu halten geht ster auf Platten der Sternwarte Sonneberg für die Aufnahme von Georg Reus in nur durch Vergrößern der Oberfläche. entdeckt und zunächst als Irregulärer interstellarum 1 [1], hier nochmals abge- Die allmähliche Expansion des Sterns klassifiziert. Erst als der Stern auf Archi- druckt. Kurioserweise ist eine Amateur- zeigt sich in einer weiteren Besonderheit. vaufnahmen der Sternwarten Heidelberg aufnahme von Ron Royer [2] die beste Dem allmählichen Helligkeitstrend über- und Harvard bearbeitet wurde, stellte sich verfügbare Abbildung des Nebels über- lagert war bis 1991/92 ein Pulsationslicht- heraus, dass er – angefangen bei den er- haupt: Die Aufnahmen der Großteleskope wechsel geringer Amplitude (meist zwi- sten verfügbaren Platten von 1894 bis hin der sechziger Jahre litten unter der dama- schen 0m, 2 und 0m, 5). Erst von etwa der zu den ersten eingehenderen Bearbeitun- ligen Helligkeit von FG Sge und wurden Mitte der dreißiger Jahre des letzten Jahr- gen Anfang der sechziger Jahre – über noch auf fotografischen Emulsionen ge- hunderts an gibt es genug Aufnahmen, mehrere Jahrzehnte hin nahezu kontinu- wonnen. Visuell ist der Planetarische Ne- um die Messungen einer Beobachtungs- ierlich heller geworden war (Abb. 2). bel bereits mit 14" ohne Probleme erreich- saison auf eine gemeinsame Periode zu re- Noch in den sechziger Jahren wurden bar [1]. Um die Identifizierung der Sterne duzieren, und die so gefundenen Perioden besonders aufgrund intensiver spektro- zu erleichtern und eine Abschätzung ihrer haben sich ab den dreißiger Jahren von skopischer Untersuchungen erste Arbei- Helligkeit zu erlauben, sind in der rechten unter zehn auf über 100 Tage verlängert – ten veröffentlicht, die den Stern als das Hälfte der Abb. 1 die Vergleichssterne be- auch dies ein Zeichen für eine deutliche Produkt einer sehr fortgeschrittenen zeichnet. Radiuszunahme des Sterns, und zwar vom Sternentwicklungsphase deuteten, aller- Beim Betrachten der Lichtkurve vierfachen Sonnenradius um 1930 auf ei- dings in einer Disziplin, die noch in den (Abb. 2) fällt der verschiedenartige Ver- nen 184fachen Sonnenradius 1992. Kinderschuhen steckte und ohne die lauf im Blauen und Visuellen auf. Die frü- In diesem Jahr 1992 kam FG Sagittae Möglichkeiten von heute, Sternmodelle he Historie des Lichtwechsels ist über- wieder in die populären Medien, weil er haupt nur im Blauen zu verfolgen, da die ab September einen unerwarteten Abfall alten fotografischen Emulsionen nur im auf die 13. Größenklasse zeigte. Bis heute Surftipps Blauen empfindlich waren. Erst in den hat FG Sagittae dieses R-CrB-ähnliche fünfziger Jahren wurden erste Messungen Verhalten beibehalten, wie in Abb. 2 zu GCVS (Webzugriff) • im Visuellen gewonnen, ab den sechziger sehen ist. Allenfalls kann man als Trend

www.sai.msu.su/groups/cluster/gcvs/ Jahren liegt dann reicheres Material vor. anmerken, dass die erreichten Minima Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. cgi-bin/search_new.html Im blauen Licht wurde in der zweiten immer tiefer werden und teilweise schon AAVSO (Lichtkurvenroboter, Sequenzen, Hälfte der sechziger Jahre ein deutliches den Bereich um die 18. Größenklasse er- Aufnahme von Ron Royer) • www.aavso.org Maximum erreicht, worauf bald ein Hel- reichen. BAV (Bundesdeutsche Arbeitsgemeinschaft für ligkeitsabstieg be- Name R.A. Dekl. Hell. (min–max) Periode Typ Veränderliche Sterne) • www.bav-astro.de/ gann, der nahezu symmetrisch mit FG Sge 20h 11 min 55,9s +20° 20' 7" 18m–9m unreg. irr.

50 interstellarum 29 Milchstraße

Abb. 2: Lichtkurve von FG Sagittae, nach Genderen und Gautschky (bis 1993) bzw. dem AAVSO-Lichtkurvenroboter (1993 bis 2003).

Nur wenige visuell arbeitende Beobachter haben das In- strumentarium, um hier sichere Sichtungen vorzunehmen, so sind zunehmend CCD-Beobachter gefragt, die sich an die Aufgabe machen, den Lichtwechsel des Sterns weiter zu do- kumentieren. Die schwachen Phasen von FG Sge haben aber auch ihr Gutes: der Planetarische Nebel lässt sich so leichter nachweisen. Wer sich für den heutigen Wissensstand über den evolu- tionären Status von FG Sagittae interessiert, sei auf den ak- tuellen Aufsatz von Lawlor und MacDonald verwiesen, de- nen es erstmals rechnerisch gelungen ist, die drei anschei- nend verwandten Objekte V605 Aql (bekannt als Aql 1919), V4334 Sgr (»Sakurai’s Object«) und FG Sagittae in ei- ne einzige Entwicklungssequenz zu bringen. Demnach kann es bei Sternen, die sich schon im Bereich der Weißen Zwerge befinden, nochmal zu einem »Very late thermal pulse« (VLTP) kommen, der die Objekte in zwei aufeinander fol- genden Schleifen, die mit stark unterschiedlicher Geschwin- digkeit durchlaufen werden, quer durch das HRD führt. Sa- kurais Objekt durchläuft die erste Schleife, wofür nur einige Jahre benötigt werden, FG Sge hingegen ist schon in der zwei- ten Schleife, die erheblich langsamer durchlaufen wird.

[1] Martin, A., Stoyan, R., Reus, G.: Planetarische Nebel, Drei Tech- niken im Vergleich, interstellarum 1, 62 (1994) [2] www.aavso.org/vstar/vsots/1198.shtml [3] Burnham, R.: Burnhams Celestial Handbook, Bd. 3, 1541, Do- ver Publications (1978) [4] Ciardulllo, R. et al.: A Hubble Space Telescope Survey for resol- ved Companions of Planetary Nuclei, Astron. J. 118, 488 (1999) [5] Faulkner, D. J., Bessell, M. S.: The nature of the Nebulosity around FG Sagittae, PASP 82, 1333 (1970) [6] Flannery, B. P., Herbig, G.H.: Expansion of the Planetary Nebu- lae surrounding FG Sagittae, Astrophys. J. 183, 491 (1973) [7] van Genderen, A. M., Gautschky, A.: Deductions from the re-

constructed evolutionary and pulsational history of FG Sagittae, Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Astron. Astrophys. 294, 453 (1995) [8] Herbig, G. H., Boyarchuk, A. A.: The peculiar variable FG Sagit- tae, Astrophys. J. 153, 397 (1968) [9] Lawlor, T. M., MacDonald, J.: Sakurai’s Object, V605 Aquilae and FG Sagittae: An evolutionary Sequence revealed, Astrophys. J. 583, 913 (2003)

interstellarum 29 51 M 16

M 17

M 18 Starhop in Teil 2: Von der Sagittarius- Sagittarius Sternwolke zum Adlernebel M 24 von Thomas Jäger

Die kurzen Sommernächte lassen uns nur wenige Wochen Zeit, die Sternbilder Skor- pion und Schütze optimal zu beobachten. Gute, klare Nächte sind kostbar und kom- men wie immer ganz überraschend. Man ist vielleicht zum Beobachten hinausgefah- ren, steht im Feld und ist von der Sommer- milchstraße völlig überwältigt. Sie ist gut strukturiert und erstreckt sich vom Schwan über den Adler bis hinunter zum Schützen. Schnell kommt dann Hektik beim Beob- achten auf. Es ist ja schon ein Jahr her, was gab es da gleich wieder zu sehen? Gut, wenn man die wichtigsten Objekte kennt.

Abb. 1: Die Sommermilchstraße mit dem Sternbild Sagittarius und seinen hellen Milchstraßenwolken. Foto von Ralf Raab von Namibia aus.

m Starhopper des heutigen Abends tarius-Carina-Arm. Seine Entfernung be- rum es Messier wert war, diese Sternwolke wollen wir die kleine Sagittarius-Stern- trägt rund 5000–7000 Lichtjahre. Wir in seinen Katalog einzutragen. Gab es wirk- Iwolke kennen lernen und sie zum Aus- blicken gewissermaßen durch ein Loch im lich die Gefahr, sie mit einem Kometen zu gangspunkt für die Erkundung des Ome- Sagittarius-Carina-Arm auf die M 24- verwechseln? ga- und Adlernebels machen. Die Voraus- Sternwolke. Alle weiteren Sterne des Nor- Rund 1,5° in nordnordöstlicher Rich- setzung für unsere Beobachtung ist ein ma-Armes werden in dieser Gegend vom tung von NGC 6603 liegt ein weiteres Mes- dunkler Landhimmel mit einer freien Ho- intergalaktischen Staub des Sagittarius-Ca- sierobjekt. Es ist der Offene Sternhaufen M rizontsicht. Die Sterne des Sternbilds rina-Armes verdeckt [1]. Wenn wir nun 18. Er besteht aus ca. 20 Sternen, die relativ Schützen sollten gut zu erkennen sein. Wer vom Feldstecher zum Teleskop wechseln, locker gruppiert sind. Wir streifen dieses die kleine Sagittarius-Sternwolke (Mes- verschwindet der Eindruck einer Sternwol- unspektakuläre Objekt und begeben uns sier 24) noch nie bewusst gesehen hat, - ke, da wir nur einen kleinen Himmelsaus- sofort zum Highlight des heutigen Star- tet am besten vom Stern µ Sgr. Die Stern- schnitt sehen können, aber dafür steigt die hops, dem galaktischen Nebel M 17. wolke steht etwa 2,5° nordöstlich in Rich- Sterngrenzgröße. Innerhalb von M 24 fin- Wir brauchen unser Teleskop nur 1° tung λ Sct. Zu Beginn ist der Feldstecher den wir leicht den Offenen Sternhaufen nach Norden zu schwenken, um zu M 17, das richtige Instrument, um M 24 zu erfas- NGC 6603. Er erscheint ziemlich hell, dem Omeganebel zu kommen. Schon im sen. Der Anblick von M 24 im Feldstecher ziemlich klein und ist in den meisten Tele- Sucher erkennen wir einen hellen läng- ist phantastisch, wir erkennen ein ovales skopen aufgelöst. Südlich des Haufens lichen Nebel. Im Okular ist der Anblick Meer an Sternen, welches sich über 2° am steht ein oranger Stern. NGC 6603 ist dann einfach traumhaft: M 17, der auch der Himmel erstreckt. Tausende von Sternen nicht, wie viele glauben, mit M 24 gleich- Schwanennebel genannt wird, kann sich in blitzen in unserem Gesichtsfeld auf. Bei zusetzen, da es Messiers Beschreibung Sachen Detailreichtum und Schönheit mit guten Bedingungen erkennt man nördlich widerspricht. Verwunderlich bleibt, wa- dem Orion- und Lagunennebel messen. der Mitte noch zwei dunkle Flecken, es

sind die Dunkelnebel Barnard 92 und Tab.: Starhop-Objekte im Schützen Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Barnard 93. M 24 gehört zu den am besten sichtbaren Milchstraßenwolken, sie ist Teil Name Typ R.A. Dekl. Helligkeit Größe Bemerkung eines inneren Spiralarms der Milchstraße, M 24 OC 18h 17 min –18° 36' 4m, 6 120' NGC 6603, B 92, B 93 enthalten den man Norma-Spiralarm nennt. Die M 18 OC 18h 20min –17° 06' 6m, 9 9' 20 Sterne Entfernung beträgt etwa 12000 bis 16000 M 17 GN 18h 21 min –16° 10' 6m, 9 11'×6' Omeganebel Lichtjahre. Ein Spiralarm, der uns noch nä- M 16 OC 18h 18 min –13° 48' 6m, 0 6' Adlernebel: IC 4703 her ist, also quasi davor liegt, ist der Sagit-

52 interstellarum 29 Starhopper

Die Form des Nebels ähnelt die der Ziffer »2«, wobei der Fußpunkt besonders ausgeprägt ist. Im Nebel gibt es jede Menge Details zu erfor- schen. Es sind so viele helle und dunkle Ne- belteile erfassbar, dass sich die meisten Ama- teure nicht an das Zeichnen heranwagen. Ach- ten sollte man auf den langen strukturierten Barren, also die Basis der Ziffer »2« und auf den kreisförmigen Dunkelnebel, der innerhalb des Bogens der »2« liegt. M 17 besitzt noch zwei etwas abgesetzte Nebelgebiete. Ein Nebel- bogen liegt etwa 12' östlich und ein schwacher Nebelfleck liegt 7' nördlich vom Hauptkörper. Da diese Nebelteile schwächer sind, bietet sich der Einsatz eines Nebelfilters an. Ein UHC- Filter verbessert den Kontrast gewaltig. Der Himmelshintergrund wird abgedunkelt und der Nebel tritt deutlicher hervor. Der Omeg- anebel liegt wie der Lagunen- und der Trifid- nebel im Sagittarius-Carina-Arm der Milch- straße eingebettet. Nun schwenken wir unser Teleskop ca. 2,5° nordwestlich. Jetzt sind wir im Sternbild Ser- pens, hier liegt unser nächstes Objekt, der Ad- lernebel M 16. Genauer gesagt kennzeichnet M 16 einen Offenen Sternhaufen, der in einen Nebel eingebettet ist, der die Katalogbezeich- nung IC 4703 trägt. M 16 wurde im Jahre 1746 vom Schweizer Astronom de Chéseaux ent- deckt, Charles Messier trug ihn im Juni 1764 in seinen Katalog ein. Messier spricht von ei- nem »Sternhaufen aus kleinen Sternen ver- mischt mit schwachem Licht«. So eine Be- schreibung ist üblich für Messier, gerade wenn wir uns den Zweck seines Katalogs vor Augen führen. Erst im Zeitalter der Astrofotografie wird der Nebel erstmals im Jahre 1895 von Ed- ward Emerson Barnard dokumentiert [2]. Ku- rios ist es, dass kein visueller Beobachter den Nebel vorher erwähnt hat, ist er doch mit heu- tigen Mitteln leicht zu sehen. Der Sternhaufen ist sehr einfach sichtbar, etwa 20 Sterne von 8–11m gruppieren sich in einem etwa 20' gro- Abb. 2: M 24 mit den beiden Dunkelnebeln und M 17 sowie M 16. Foto von Norbert Mrozek mit ei- ßen Gebiet. Der Nebel liegt südöstlich des ner Schmidtkamera 170/300mm, 5min belichtet auf Kodak E200. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

a b

Abb. 3: a) M 17. LRGB-CCD-Aufnahme von Günter Kerschhuber mit einem 8"-Newton bei 800mm Brennweite, MX7C-CCD-Kamera, jeweils 4×8min belich- tet. b) M 17. Zeichnung von Ronald Stoyan mit einem 4,7"-Refraktor und UHC-Filter.

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Sternhaufens und ist in Geräten unter Starhoppers Fernglas-Minitour: 10cm Öffnung zu sehen, ein Schmal- Vier Nebel und eine Sternwolke bandfilter (UHC) verbessert die Sicht- barkeit des Nebels deutlich. Störend Wenn das Sternbild Schütze sichtbar ist, sollte man die folgende Minitour parat wirken die hellen Sterne des Sternhau- haben: Man nimmt das Fernglas und sucht als erstes nach dem Lagunennebel M 8. fens bei der Beobachtung des Nebels, Wir beginnen die Tour von Süden aus, da M 8 das hellste Objekt ist. Mit Hilfe der man sollte darauf achten, dass die Tele- Sterne λ und µ Sgr bildet man ein imaginäres Dreieck, an dessen rechter Spitze der skopoptik, die Okulare und Nebelfilter Lagunennebel steht. Den Stern µ Sgr sollte man zusätzlich noch anhand seiner Be- sauber und nicht beschlagen sind. gleiter 15 Sgr und 16 Sgr verifizieren. Häufig ist M 8 schon mit bloßem Auge zu se- Die Entfernung zu M 16 beträgt ca. hen. Im Feldstecher versuchen wir den Sternhaufen und auch den Nebel sicher zu er- 6500 Lichtjahre, der Sternhaufen ist et- kennen. Nur 1,5° nördlich steht unser zweites Objekt, der Trifidnebel M 20. Er wird wa 40 Lichtjahre groß und der gesamte meist im Feld mit M 8 zu sehen sein. Das Problem im Fernglas ist, dass der Trifid- Nebelkomplex hat eine Ausdehnung nebel nur 17'×12' groß ist. Die markante Dreiteilung bleibt uns also verborgen, den- von 66×54 Lichtjahren [1]. Zu später noch sollten wir auch M 20 als nebliges Objekt identifizieren. Berühmtheit kam der Adlernebel durch Jetzt müssen wir einen Schwenk von ca. 5° nach Nordnordost machen, um zu un- eine Aufnahme des Hubble Space Tele- serem nächsten Objekt, der kleinen Sagittarius-Sternwolke zu kommen. Damit wir scope (HST). Das Foto ging durch alle nicht vom Weg abkommen, lassen wir zur Sicherheit noch einmal µ Sgr durchs Ge- Medien, es zeigt die drei Säulen des ein- sichtsfeld laufen und gehen dann noch etwa 2° nach Norden zu M 24. Wer ein Stativ gebetteten Dunkelnebels in sehr hoher für seinen Feldstecher hat, kann sich glücklich schätzen. Wir verweilen noch ein bis- Auflösung und Farbintensität. Dieser schen und versuchen die zwei Dunkelnebel am nördlichen Rand von M 24 zu sehen. Dunkelnebel liegt in der Mitte des Ne- Unser nächstes Objekt ist der Omeganebel M 17, ihn finden wir ganz einfach da- bels, genau an der Stelle, wo der Stern- durch, dass wir den bekannten Stern µ Sgr über M 24 hinaufspiegeln. Im Feldstecher haufen anschließt. Wer den Dunkelne- erscheint M 17 relativ klein, einen ähnlichen Anblick bietet M 16. Ihn finden wir bel beobachten will, braucht einen sehr rund 2,5° nördlich von M 17. Es gibt ein einfaches Hilfsmittel: M 17, M 16 und γ Sct guten Himmel und ein Teleskop von bilden ein schönes gleichseitiges Dreieck. mindestens 20–30cm Öffnung. Ein Man sollte versuchen sich diese Minitour einzuprägen, am besten geht das spiele- weitaus schwierigerer Dunkelnebel in risch, indem man die Objekte mehrmals in der Nacht mit dem Fernglas abfährt. Ein M 16 ist unter dem Namen »Black Pil- paar Stunden vor der Beobachtung sollte man noch einmal die Himmelskarte stu- lar« bekannt. Die »schwarze Säule« liegt dieren, vielleicht ist man dann schon so geübt, dass man gar keine Sternkarte am nördlichen Rand des Nebels und ist mehr braucht. in der Regel den fotografisch arbeiten- den Amateurastronomen vorbehalten. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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Der Omega- und der Adlernebel sind Nur wenige Hundert Wasserstoffatome spektakuläre Beobachtungsobjekte. befinden sich in einem Kubikzentimeter Heute wissen wir, dass Emissionsnebel – dies ist weniger als im besten auf der die Geburtsstätten von Sternen sind. Es Erde herstellbaren Vakuum. Das Leuch- entstehen gewissermaßen vor unseren ten eines Emissionsnebels wird durch in Augen neue Protosterne im Nebel. Der ihm eingebettete Sterne vom Spektraltyp Sternentstehungsprozess bleibt uns O und B verursacht, deren Strahlungs- Amateuren weitgehend verborgen, je- maximum im ultravioletten Bereich des doch der hell leuchtende Nebel übt auf Spektrums liegt. Das vorhandene Was- uns eine große Faszination aus. Warum serstoffgas wird von der UV-Strahlung leuchten Nebel eigentlich? der O- und B-Sterne ionisiert, d.h. das Abb. 4: M 16. LRGB-CCD-Aufnahme von Günter Kersch- Die Geburtsstätten der Sterne sind einzige Elektron wird vom Wasserstoff- huber mit einem 8"-Newton bei 800mm Brennweite, umgeben von Gas und Staub, eben genau kern abgetrennt. Bei diesem Vorgang MX7C-CCD-Kamera, jeweils 5×8min belichtet. das Material aus dem sie einmal selbst wird aber noch kein sichtbares Licht er- entstanden sind. Diese Gas- und Staub- zeugt. Erst wenn das Elektron sich wieder Abb. 5: M 24 mit den Dunkelnebeln B 92 und B 93. Fo- wolken können bis zu einige 100 Licht- mit einem Wasserstoffkern vereinigt (Re- to von Walter Koprolin mit einem 105/650-Refraktor, jahre groß sein und haben meist zwi- kombination) wird die Differenzenergie Komposit aus zwei Aufnahmen mit 33min und 35min schen 10–10000 Sonnenmassen, folglich zwischen freiem und gebundenem Belichtung auf Kodak E200. ist die Dichte einer Wolke sehr gering. Elektron in Form elektromagnetischer Strahlung wie z.B. sichtbarem Licht abge- geben. Da die Rekombination meist in ein angeregtes, also energiereiches Ni- veau des Wasserstoffs erfolgt, springt das Elektron anschließend in mehreren Ein- zelübergängen bis auf das Niveau mit der geringsten Energie, den so genannten Grundzustand. Bei jedem Übergang zwi- schen zwei Energieniveaus wird elektro- magnetische Strahlung einer bestimmten Wellenlänge frei: So sendet ein Elektron, das vom dritten zum zweiten Energieni- veau springt, immer ein Photon mit der Wellenlänge 656,3 Nanometern aus. Dies ist das bekannte rötliche H-alpha-Licht. Oftmals trifft man im Zusammenhang mit Nebeln den Begriff HII-Region. Die Erklärung hierfür ist ganz einfach: Mit HI charakterisiert man Wolken aus neu- tralem, also nicht ionisiertem Wasser- stoff, mit HII diejenigen, bei denen der Wasserstoff sein Elektron durch Ionisa- tion verloren hat. Ein Emissionsnebel ist also eine HII-Region. Wir sind jetzt am Ende unserer Him- melstour angekommen, weitere Objekte sind im Starhopper in interstellarum 23 beschrieben [4]. Beide Himmelstouren lassen sich prima kombinieren.

[1] Kepple, G. R., Sanner, G. W.: The Night Sky Observers Guide, Volume 2, Spring & Summer, Willmann-Bell, Richmond (1998) [2] Burnham, R. jun.: Burnham’s Celestial

Handbook, Volume III: Pavo Through Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Vulpecula, Dover Publications, New York (1978) [3] Stoyan, R.: Deep Sky Reiseführer, Ocu- lum-Verlag, Erlangen (2000) [4] Jäger, T.: Starhop in Sagittarius, interstel- larum 23, 57 (2002)

interstellarum 29 55 Hardware

Edle Ferngläser im Vergleich

Vier Gläser mit 50mm Öffnung – ein Erfahrungsbericht

von Manuel Jung

er vorliegende Test gilt vier Dach- beobachtung? Der folgende Vergleich gibt überzeugen als die Schiebeaugenmuscheln kantgläsern der gegenwärtigen dazu aufschlussreiche Antworten. der Leica-Gläser, welche nur in zwei Posi- DWeltmarktführer auf diesem Ge- tionen einrasten. Mit meiner relativ dünn- biet. Es handelt sich um je zwei Gläser der Physische Beschreibung glasigen Brille lässt sich bei allen vier Glä- Hersteller Leica und Swarovski aus deut- sern jeweils das ganze Gesichtsfeld über- scher, respektive österreichischer Produk- Die Verarbeitung aller vier Gläser blicken, obschon ich persönlich lieber oh- tion. Getestet wurden die Leica Trinovid macht einen sehr guten Eindruck, was je- ne Brille beobachte. Zu allen Gläsern sind 10×50 BN und 12×50 BN sowie die Swa- doch in dieser Preisklasse erwartet werden von den Herstellern passende Stativadap- rovski SLC 10×50 und 15×56. Alle vier darf. Die Fernglaskörper sind gummiar- ter erhältlich. Als interessantes Sonderzu- Gläser sind im Öffnungsbereich um 50mm mierte und wasserdicht versiegelte Metall- behör ist zu den beiden Swarovski-Glä- angesiedelt. Das macht sie für die astrono- konstruktionen, die Linsen multivergütet. sern eine Barlowlinse – genannt »Booster« mische Beobachtung schwacher Nebel und Allesamt sind die Geräte mit phasenkorri- – lieferbar, die auf eines der beiden Oku- Sternhaufen interessant. Die Handbeob- gierenden Dachkantprismen ausgestattet, lare geschraubt, die jeweilige Vergröße- achtung über kürzere oder längere Perio- was zu dem im Vergleich zu klassischen rung verdoppelt. den ist mit allen vier Geräten noch grund- Porroprismen kompakteren Transportvo- sätzlich möglich, wobei sie natürlich auch lumen (aber nicht unbedingt geringeren Tagbeobachtungen auf ein Stativ geschraubt werden können. Gewicht) beiträgt. Bei beiden Herstellern Die Herstellergarantie für die getesteten ist der Dioptrienausgleich zwischen dem In Tages- und Nachtbeobachtungen Gläser beträgt beachtliche 30 Jahre. Dies linken und dem rechten Auge in das zen- mussten die vier Gläser ihre Qualitäten allein sowie der gute Ruf der beiden Her- trale Fokussierrad integriert, wobei mir unter Beweis stellen. Alle vier Modelle lie- steller scheinen gute Indizien für die zu er- die Lösung von Leica etwas besser gefällt fern auf den ersten Blick sehr scharfe und wartende Qualität der Testgeräte zu sein. als diejenige von Swarovski, da sie infolge kontrastreiche Bilder der täglichen Um- Würden sie die hohen Erwartungen auch des größeren Drehrades leichter und fein- welt. Die Unterschiede treten zum Teil im astronomischen Einsatz unter gestirn- fühliger zu bedienen ist. Dafür vermögen erst nach längerer Beobachtung zu Tage: tem Nachthimmel erfüllen können, der die stufenlos verstellbaren Drehaugenmu- Der augenfälligste Unterschied betrifft bekanntlich stärker selektiert als die Tag- scheln der Swarovski-Gläser mehr zu natürlich die im Vergleich zu den anderen Gläsern deutlich stärkere Vergrößerung des SLC 15×56, was das Bild naturgemäß im Handeinsatz vergleichsweise stärker erzittern lässt. Der SLC 15×56 liegt jedoch mit seiner kompakten Bauform und noch erträglichem Gewicht von gut 1,3 Kilo sehr gut in der Hand und vermag deshalb die normalerweise bei 10–12facher Ver- größerung liegende Grenze für die Hand- tauglichkeit ein Stück weit hinauszuschie- ben. Selbst ohne zusätzliche Abstützung konnte ich jedenfalls mit diesem Glas fei- nere Details ausmachen als etwa mit dem Leica 12×50. Ich konnte zudem feststellen, dass ich am zweiten Testtag das SLC 15×56 ruhiger zu halten vermochte als am

ersten Tag, was darauf hinzudeuten Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. scheint, dass die Freihandbeobachtung innerhalb gewisser Grenzen trainiert wer- den kann. Ein weiterer Unterschied zwischen den Gläsern betrifft die allgemeine Farbtem- Abb. 1: Das Foto zeigt die vier Gläser im Größenvergleich. Swarovski SLC 15×56 und 10×50 sowie Lei- peratur der Bilder. Während die violette ca Trinovid 10×50 BN und 12×50 BN (v.l.n.r.). Vergütung der Swarovski-Gläser eher ei-

56 interstellarum 29 Hardware nen gegen das Blaue tendierenden Farbton ergibt, liefern die Leica-Modelle infolge ihrer grünbraunen Vergütung eine etwas wärmere Farbwiedergabe. Der Leica 10×50 bietet m.E. gegenüber dem direkt vergleichbaren SLC 10×50 ein etwas ent- spannteres Durchblickverhalten, was wohl am etwas größeren scheinbaren Gesichts- feld liegen dürfte. Auch der Leica 12×50 liefert einen sehr guten allgemeinen Beob- achtungskomfort, fällt jedoch diesbezüg- lich gegenüber seinem kleineren Bruder mit zehnfacher Vergrößerung leicht ab. Dies lässt sich eindeutig auf die kleineren Austrittspupillen (der Augenabstand muss ständig besser stimmen) und die stärkere Vergrößerung zurückführen, was bei Handbeobachtung ein leicht erhöhtes Zit- tern zur Folge hat. Trotz des relativ klei- nen Durchmessers der Austrittspupillen (3,7mm) liefert der Swarovski 15×56 im- mer noch einen sehr hohen Durchseh- komfort. Während alle vier Gläser nur sehr geringe Farbfehler zeigen, wird je- doch bereits jetzt klar, dass sie ein unter- schiedliches Maß an Randunschärfe auf- Abb. 2: Lust auf Astronomie machen die vier Edelferngläser auch durch ihr äußeres Erscheinungsbild. weisen. Diese und für den astronomischen Swarovski bietet seine Instrumente wahlweise in grüner oder schwarzer Armierung an. Einsatz weitere zentrale Eigenschaften mussten die kommenden Nachtbeobach- stimmung des allgemeinen Bildeindrucks schon sich in den technischen Daten dazu tungen klären, da der Anblick von Mond mittels Handbeobachtung. Alle Gläser lie- leider keine genauen Zahlen finden. D.h. und Sternen die Stärken und Schwächen fern im Zentrum gestochen scharfe Stern- trotz eigener Kurzsichtigkeit konnte ich von Feldstechern besonders deutlich her- bilder, wobei das am stärksten vergrö- insbesondere beim SLC 15×56 den Schär- vortreten lässt. ßernde SLC 15×56 in dieser Disziplin er- fering soweit über den Unendlichpunkt staunlicherweise die anderen drei Gläser hinausdrehen, dass sich bei den helleren Nachtbeobachtungen noch etwas zu übertrumpfen vermag – es Sternen wieder recht große Beugungs- liefert wirklich wunderschöne Lichtpunk- scheibchen ergaben. Für mittel- bis stark Ihre eigentliche Stärke – die mit den te. Die Leica-Gläser weisen im Gegensatz kurzsichtige Brillenträger, die ohne Brille großen Objektivdurchmessern im Bereich zu den Swarovski-Modellen die etwas grö- beobachten möchten, sind die SLC-Gläser um 50mm verbundenen Lichtsammellei- ßeren scheinbaren Bildfelder auf, was auf- somit den Leica-Modellen vorzuziehen. stungen – können die vier Testgeräte be- grund der objektiven Daten auch zu er- Den anschließend durchgeführten klei- sonders am Nachthimmel ausspielen. warten war. Bewusst unscharf gestellte nen Deep-Sky-Parcours bestanden alle Dank ihrer Weitwinkelokulare bilden die hellere Sterne im mittleren Bildbereich er- vier Gläser mit Bravour. Trotz städtischem beiden zehnfach vergrößernden Gläser ei- scheinen in allen Gläsern als regelmäßig Beobachtungsumfeld zeigen die vier nen fast gleich großen effektiven Bildaus- ausgeleuchtete kreisrunde Beugungs- Feldstecher alle relativ problemlos die Pla- schnitt (knapp 7°) ab wie die in der Astro- scheibchen, was positiv zu werten ist. netarischen Nebel M 27 und M 57 sowie nomie ebenfalls populären 7×50-Marine- Beim Versuch, über den Unendlich- die Offenen Haufen M 11 und M 39. In gläser, die zumeist nicht mit Weitwinkel- Punkt hinaus zu fokussieren, zeigen sich freihändiger Beobachtung (auf dem Liege- okularen ausgestattet sind. Infolge ihrer jedoch Unterschiede, welche für kurzsich- stuhl liegend) vermag zudem der SLC stärkeren Vergrößerung sind die hier ge- tige Brillenträger interessant sein könn- 15×56 den schönen zweifarbigen Doppel- testeten 10×50-Gläser gegenüber solchen ten: Als selber leicht kurzsichtiger Beob- stern Albireo im Schwan zu trennen. Frei- 7×50-Gläsern damit im Vorteil, bieten sie achter (–1,2 Dioptrien) konnte ich den händig gelingt dies mit den anderen drei doch eine höhere Bildauflösung, was zu Scharfstellring bei den Leica-Gläsern nur Gläsern nicht wirklich. Dies widerlegt einer besseren Erkennbarkeit von licht- noch sehr wenig über den für mich idea- m.E. ein altes Vorurteil, welches besagt, schwachen Nebeln und Sternhaufen führt. len Unendlich-Schärfepunkt hinausdre- dass bei einer über 10–12fachen Vergrö-

Die Nachtbeobachtungen wurden in ei- hen, was mit den von Leica gelieferten Da- ßerung das zunehmende Muskelzittern Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. nem kleinen Garten innerhalb einer ten (so genannter »Überhub« von –4 die durch die stärkere Vergrößerung ge- mittelgroßen Agglomeration (ca. 300000 Dioptrien) übereinstimmt. Beim Swarovs- wonnene zusätzliche Auflösung gerade Einwohner) durchgeführt. In Kombina- ki 10×50 und besonders beim Swarovski wieder zunichte macht. Dazu kommt, tion mit einer Straßenlaterne in nur 20 15×56 waren die Überhübe größer, ob- dass die stärkere Vergrößerung auch hilft, Metern Entfernung handelt es sich damit um ein äußerst selektives Testfeld. Die er- Die Ferngläser wurden zur Verfügung gestellt von Foto Video Zumstein in Bern. ste Beobachtungssequenz diente der Be-

interstellarum 29 57 Hardware

lichtschwächere Objekte sichtbar zu ma- violett-gelblichen Mondrand, was zeigt, mit einem Stativ eingesetzt werden soll- chen – hier noch unterstützt durch die im dass die Hersteller keine ED- oder gar ten, um damit ihr volles Potential auszu- Vergleich zu den anderen Testgeräten um Fluorit-Linsen verwenden. Augenfällig schöpfen. 6mm größere Öffnung. So zeigt der SLC wird zudem der große Unterschied in der 15×56 bereits sehr schwach den helleren Detailauflösung zwischen 12facher (Lei- Fazit Teil des Cirrusnebels (NGC 6992), der ca) und 15facher Vergrößerung (Swa- mittels der anderen drei Gläser im be- rovski). So zeigt der SLC 15×56 bereits Die vier verglichenen Gläser vermögen schriebenen lichtverschmutzten Umfeld viel mehr Oberflächendetails als das Leica im Einsatz unter dem Nachthimmel zu nicht zu sehen ist. In diesem Zusammen- 12×50-Glas. Anschließend werden die überzeugen und können somit für die hang sei erwähnt, dass die Deep-Sky-Lei- vier Gläser nochmals auf die Sterne ge- Astronomie sehr empfohlen werden. Zwar stung des SLC 15×56 diejenige des Leica richtet. Das Ziel bestand darin, eine mag es bezüglich einzelner der in diesem 12×50 um 40% und jene der beiden Schätzung der bei allen Geräten leider Einsatzfeld relevanten Eigenschaften (Ab- 10×50-Gläser um 68% übertrifft. Dieser noch vorhandenen Randunschärfe (Ver- bildung der Sternpunkte, Auflösung, Zusammenhang ergibt sich aus einer For- zeichnung der Sternbilder gegen den Kontrast, Gesichtsfeld und Handling) bes- mel der Feldstecher-Astronomie, mit wel- Bildfeldrand) zu machen. Beide Leica- sere Gläser geben. Es existieren jedoch nur cher die Lichtleistung eines Glases für die Gläser weisen bereits nach ca. 75% des sehr wenige Feldstecher auf dem Welt- Nachtbeobachtung mittels Multiplikation Radius vom Zentrum zum Bildfeldrand markt, die in der Kombination all dieser von Öffnung (in Millimetern) und Ver- einen Schärfeabfall auf, während dieser Merkmale eine derart gute Leistung bieten. größerung bestimmt wird. Das ergibt bei Abfall beim Swarovski SLC 10×50 nach Meine einzige Kritik betrifft die etwas zu den beiden 10×50-Gläsern eine Zahl von ca. 80% dieser Distanz einsetzt. Für Glä- große Randunschärfe der beiden Leica- 500, beim Leica 12×50 eine solche von 600 ser dieser Preisklasse dürfte man eigent- Gläser sowie des Swarovski SLC 10×50. Ein und beim Swarovski 15×56 schließlich lich in diesem Punkt eine bessere Lei- eigentlicher Testsieger konnte nicht erko- 840. Durch Division dieser Zahlen erhält stung erwarten. Der Swaorvski SLC ren werden. Der Entscheid für das eine man die genannten prozentualen Abstän- 15×56 verliert dagegen erst nach ca. 90% oder das andere Modell ist deshalb letztlich de (840/600 ergibt z.B. 1,40 und damit das der Distanz vom Zentrum zum Rand et- eine Frage persönlicher Präferenzen bezüg- erwähnte 40% größere Deep-Sky-Potential was an Schärfe, was noch als akzeptabel lich der für die Nachtbeobachtung zählen- des Swarovski 15×56 gegenüber dem Leica zu werten ist. Zum Schluss des Tests wur- den Merkmale. Ich selber war stets hin- 12×50). den alle Gläser nochmals auf den Doppel- und hergerissen zwischen den wunder- Die dritte und bereits in der folgenden stern Albireo gerichtet, um zu sehen, ob schön weiten Gesichtsfeldern der beiden Nacht durchgeführte Beobachtungsse- ein Stativ bezüglich Trennung dieses 10×50-Gläser und der beeindruckenden quenz diente schließlich der stativunter- Doppelsterns auch den 10×50 und 12×50 Deep-Sky-Leistung des Swarovski 15×56. stützten Beobachtung. Als erstes wurde Gläsern zu einem Erfolg verhilft. Dies ist Der Leica 12×50 ist natürlich ein inter- der Mond anvisiert. Alle Gläser produzie- eindeutig der Fall und zeigt, dass auch essanter Kompromiss zwischen diesen bei- ren bei guter Schärfeleistung einen leicht 10×50 oder 12×50 Feldstecher zuweilen den Polen.

Die Daten der Ferngläser im Vergleich

Daten Leica Trinovid 10×50 BN Leica Trinovid 12×50 BN Swarovski SLC 10×50 Swarovski SLC 15×56 Objektivdurchmesser 50mm 50mm 50mm 56mm Vergrößerung 10× 12× 10× 15× Wahres Gesichtsfeld 6,6° 5,7° 6,4° 4,4° Scheinbares Gesichtsfeld 66° 68° 63° 64° Pupillenabstand 20mm 20mm 17mm 13mm Durchmesser Austrittspupille 5mm 4,2mm 5mm 3,7mm Verstellbereich Augenabstand 58–74mm 58–74mm 57–72mm 59–72mm Überhub Unendlichposition –4 Dioptrien –4 Dioptrien > –4 Dioptrien >> –4 Dioptrien Dioptrienausgleich ±4 Dioptrien ±4 Dioptrien ±3 Dioptrien ±5 Dioptrien Fokussiermechanismus Zentralfokussierung Zentralfokussierung Zentralfokussierung Zentralfokussierung Augenmuscheln Schiebemuscheln Schiebemuscheln Drehmuscheln Drehmuscheln Verwendete Prismen Dachkantprismen Dachkantprismen Dachkantprismen Dachkantprismen Stativadapter erhältlich erhältlich erhältlich erhältlich Gummiarmierung Ja Ja Ja Ja

Wasserdichtes Gehäuse Ja (bis –5m) Ja (bis –5m) Ja (bis –4m) Ja (bis –4m) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Naheinstellung minimal 3,35m 3,25m 5m 8m Außenmaße 178mm×135mm×63mm 182mm×135mm×63mm 196mm×126mm×69mm 215mm×128mm×71mm Gewicht 1150g 1150g 1160g 1340g Garantiedauer 30 Jahre 30 Jahre 30 Jahre 30 Jahre Listenpreis 1295 Euro 1345 Euro 1398 Euro 1598 Euro

58 interstellarum 29 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Hardware

Produktspiegel

Neuigkeiten direkt vom Hersteller

Tele Vue: 5"-Apochromat sig sein sollen und so die Alterungspro- des Zubehör wie passende Transportki- blematik der Filter ausschalten. Ein tele- sten, Okularkoffer etc. werden ebenso Televue erobert nun das Marktseg- zentrisches System mit 2×- und 4×-Ver- wie Rolldachhütten das Angebot abrun- ment der größeren Apo-Refraktoren. Der längerungslinse erlaubt die nötige Brenn- den. Massenproduktion hat es endlich TV-127 bietet 127mm Öffnung bei weitenverlängerung. Für Amateure inter- ermöglicht, jedem Sternenfreund ein er- 660mm Brennweite und damit ein Öff- essant dürfte vor allem die »Solar Obser- schwingliches Gerät zu geben, den Him- nungsverhältnis von f/5,2. Die vierlinsige ver«-Reihe werden mit 21mm freier Öff- mel zu erobern. Mohlitz’ Teleskope sol- Optik ist in einem Tubus mit einschieb- nung und Breiten von 0,65Å, 0,5Å und len für den Individualisten sein, der et- barer Taukappe untergebracht. Das In- 0,3Å. Weitere Filter mit 32mm Öffnung was Einzigartiges sucht. strument wiegt insgesamt nur 7kg und ist und engeren Halbwertsbreiten sind im mit dem gelieferten Transportkoffer ein Angebot. APM: Neue günstige kompaktes transportables Gerät für foto- Reise-Optiken grafische und visuelle Beobachter. Handgefertigte Dobsons aus Holz Markus Ludes bietet neu zwei Fern- Solar Spectrum: rohre für die Reise an: einen 102/600-Re- H-alpha-Filter Der Grevenbroicher Amateur und fraktor und einen 130/2000-Maksutov. interstellarum-Autor Dirk Mohlitz bietet Der Achromat wird komplett mit 10×50- Eine neue Serie von H-alpha-Filtern den Bau von Teleskopen als extra ange- Sucher, 2"-Auszug und 2"-Zenitspiegel für die Sonnenbeobachtung kommt auf fertigte Einzelstücke an. Dabei stehen und drei Okularen geliefert. Durch das den Markt. Die Filter von Solar Spectrum Verarbeitung, edle Hölzer und indivi- geringe Gewicht von 5,9kg und die kurze werden wie die früher hergestellten Filter duelles Design im Vordergrund. Beson- Baulänge von 59cm eignet er sich für die von Daystar am Okularauszug montiert. deren Wert legt Mohlitz darauf, Telesko- transportable Astronomie auch über gro- Zusätzlich ist ein Energieschutzfilter pe zu schaffen, die nach Kundenidee ge- ße Distanzen. Eine Montierung und Sta- über der Teleskopöffnung erforderlich. staltet werden und mit der gewünschten tiv sind nicht im Lieferumfang einge- Dadurch kann unabhängig vom Filter- Optik und schlossen. Dies gilt auch für den Maksu- durchmesser die volle Fernrohröffnung Zubehör aus- tov, der mit 1 1/4"-Amici-Prisma, Okular genutzt werden. Allerdings benötigt man gestattet sind. und 10×50-Sucher angeboten wird. Das wie bei Daystar ein auf f/30 reduziertes Diese hand- Gewicht beträgt nur 4,8kg, der Tubus ist Öffnungsverhältnis, was die Benutzung werklich auf- 46cm lang bei 16cm Durchmesser. Für von Barlowlinsen erzwingt. wändige Ar- beide Rohrmontierungen gelten Kom- Für die Solar Spectrum-Filter ist eine beit hat na- plettpreise unter 300 Euro. Temperaturregelung erforderlich, die türlich ihren elektronisch mit Peltierelement und Preis, den der Kühllüfter für die Stabilität der H-alpha- Kunde durch Linie sorgt. Baader Planetarium bietet seine Wün- neuartige Energieschutzfilter an, die vor sche festlegt. allem im Infraroten absolut undurchläs- Entsprechen- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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Astrofotografie mit Webcams von Oliver Römer

Nachdem das Thema Videoastronomie mittlerweile mehrmals an verschiedenen Stellen zur Sprache ge- kommen ist, sollen in diesem Beitrag neue Möglichkeiten beim Einsatz von Videokameras zur Astrofo- tografie beschrieben werden. Die Erfahrungen beziehen sich in meinem Fall hauptsächlich auf die Phil- ips Webcam Philips ToUcam Pro, mit der auch die hier vorgestellten Bildergebnisse gewonnen wurden. Es werden allgemeine Anwendungsmöglichkeiten besprochen, im Mittelpunkt stehen soll jedoch eine interessante, hierzulande noch wenig angewandte Umbaumöglichkeit für Webcams, mit der man eine voll Deep-Sky taugliche Astrokamera erhalten kann.

Vergleich der Kameratypen Herausgehoben werden muss, dass sich die Aussa- Seit vor einigen Jahren die ersten erfolg- gen über Webcams auf reichen Versuche mit Video in der Ama- hochwertige Modelle mit teurastronomie mit einfachen CCD-Über- CCD-Chip beziehen. Die wachungsmodulen unternommen werden Billigmodelle mit CMOS- konnten, hat sich die Technik weiterent- Chip liegen bezüglich Bild- wickelt und bietet heute vielfältige Formen. qualität und Empfindlich- Genannt seien hier an erster Stelle digitale keit deutlich zurück. Camcorder und Webcams für den PC, die beide für den Massenmarkt entwickelt Planetenaufnahmen werden und daher auf einem annehmbaren Preisniveau liegen, verglichen etwa mit Der Bereich der Plane- speziellen Astro-CCD-Kameras. Während tenfotografie ist die eigent- Camcorder einfach in der Anwendung liche Domäne der Videoa- sind, da man ohne zusätzliche Gerätschaf- stronomie. Maßgebende ten am Teleskop auskommt, benötigt man Faktoren sind die kleinen für den Einsatz einer Webcam einen PC, Chipgrößen (1/4" oder und zwar fast zwingend ein transportables 1/3"), einfache Gewinnung Notebook. sehr vieler Einzelbilder in Wie der nächste Abschnitt zeigt, bieten kurzer Zeit und die direkte Webcams ein sehr breites Anwendungs- Aufnahme von Farbbildern. spektrum. Mit normalen Videokameras Erfolgreiche Ergebnisse wie auch Camcordern sind nämlich Deep- sind mit unterschiedlichen Sky-Aufnahmen so gut wie ausgeschlossen. Kameratypen möglich, wie Abb. 1: Ansicht der zur digitalen Astrokamera umgebauten ToUcam Auch bei Planetenaufnahmen sind die Camcordern, Überwa- Pro SC mit C-Mount-Anschluss und aktiver Kühlung. Daneben ist Webcams meines Erachtens im Vorteil, chungsmodulen und v.a. das 22,5–90mm-Video-Zoomobjektiv zu sehen, mit dem Abb. 6 ent- vornehmlich aus dem Grund der längeren mit Webcams. Letztere ha- stand. Belichtungszeiten, die deutlich über die ben den Vorteil, bereits oh- übliche Beschränkung auf 1/50s hinausge- ne Modifikation bis zu 1/5s belichten zu Planetenscheibchen durch Seeing und hen können. Somit gelingen insbesondere können, womit man zehnmal höher liegt kleinste Nachführungenauigkeiten sehr auch mit kleineren Teleskopen im 4–6"-Be- als mit normalen Videokameras mit 50 schnell verschmiert werden. Ein weiteres reich erstaunliche Aufnahmen. Ein kleiner Halbbildern pro Sekunde. Dies wirkt sich Plus von Webcams ist die spürbar bessere Nachteil der Webcams ist bislang die Be- auf die Bildqualität der Einzelbilder einer Bildqualität, da die Bandbreitebegrenzung

schränkung der Datenrate und damit eine Videosequenz vorteilhaft aus. Mit der Phil- des Bildsignals der üblichen Videokameras Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. JPEG-artige Komprimierung der übertra- ips ToUcam Pro kann man am 8"-SCT bei- vermieden wird. Die Folge ist, dass sich be- genen Bilder, da die Signale vergleichsweise spielsweise Saturn formatfüllend aufneh- nachbarte Pixel weniger beeinflussen und langsam per USB übertragen werden. Bei men, und das mit voller Helligkeitsaussteu- somit in Analogie zu chemischen Filmen Nutzung der vollen Auflösung von erung. Mit der Webcam-Modifikation wä- die Körnung feiner wird. Ebenso habe ich 640×480 Pixeln sollte man deshalb die Auf- ren zwar Belichtungszeiten bis in den Se- bei der ToUcam bisher nicht die gefürchte- nahmerate nicht auf mehr als fünf Bil- kundenbereich anwendbar, dies erweist ten »Zwiebelring-Artefakte« durch der/Sekunde einstellen. sich jedoch nicht als praktikabel, da die schlechte Quantisierung nachweisen kön-

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abc

Abb. 2: Venus am Taghimmel, 17.11.2002, ca. 11:00 MEZ. 8"-SCT mit Okularprojektion. a) Einzelbild oh- Abb. 3: Saturn mit 8"-SCT und Okularprojektion, ne IR-Filter, b) Einzelbild mit IR-Filter, c) Ergebnis der Addition 500 ausgewählter Einzelbilder. 12.12.2002. 750 ausgewählte Einzelbilder addiert. Bildverarbeitung jeweils mit dem Programm nen, die bei Videokameras öfters in Form ist zu sagen, dass der Umbau einiges Finger- Uranos. von die Planetenscheibe überlagernden spitzengefühl erfordert, da man an der win- konzentrischen, kreisartigen Strukturen in zigen SMD-Elektronik der Kameraplatine säume um Sterne zu minimieren, ist eine Erscheinung treten. herumlöten muss. Außer der Grundmodifi- hohe optische Qualität der benutzten Kom- Nebenbei möchte ich noch auf eine spe- kation zum Ermöglichen der Langzeitbe- ponenten und zusätzlich der Einsatz eines zielle Möglichkeit mit Videokameras hin- lichtung sind zusätzliche Umbaumaßnah- IR-Sperrfilters zu empfehlen. Weiterhin weisen, nämlich die Nutzung eines IR-Fil- men möglich, die in meiner umgebauten sollte man trotz hoher Lichtstärke das Auf- ters zum Gewinnen von kontrastreichen ToUcam Pro (Abb. 1) realisiert sind: nahmeobjekt so lange belichten wie mög- Aufnahmen am Taghimmel. Abb. 2 zeigt lich. Um die Auswirkungen des Auslese- z.B. Aufnahmen der Venus mit der ToU- e Abschaltung des Vorverstärkers wäh- und Verstärkerrauschens zu verringern, cam Pro in Kombination mit einem rend der Belichtung zum Vermindern erweist es sich als maßgeblich, weniger und RG1000-Infrarotfilter. Der Himmelshinter- der Einstreuungen durch Elektro-Lumi- dafür entsprechend länger belichtete Ein- grund erscheint jetzt stark abgedunkelt, so neszenz. zelbilder zu kombinieren. Die Rohbilder dass man deutlich kontrastreichere Bilder e Umbau in ein neues Gehäuse mit uni- der Aufnahme des Hantelnebels (Abb. 5) erhält. Ein Nebeneffekt der Aufnahme bei versellem C-Mount Objektiv-Anschluss. sind z.B. jeweils fünf Minuten belichtet. >1000nm Wellenlänge ist eine deutliche e Peltierkühlung des CCD-Chips. Voraussetzung für Belichtungszeiten dieser Verbesserung des Seeings. Aufgrund des e In das Gehäuse integrierter USB-Hub, Größenordnung ist natürlich eine saubere langwelligen Lichts muss man sich aller- so dass nur eine USB-Verbindung zum Nachführung mit präzisen manuellen Kor- dings im Klaren sein, dass das theoretische Computer nötig ist und das Parallel- rekturen. Auflösungsvermögen im Vergleich zum portkabel zur Steuerung der zusätz- Da in der Webcam bereits einiges an sichtbaren Licht in etwa um einen Faktor 2 lichen Logik wegfällt. Verarbeitung des Bildsignals stattfindet, verschlechtert wird. geht die wünschenswerte Eigenschaft der Während die Grundmodifikation nach Linearität ziemlich verloren. So wird etwa Webcam-Modifikation Beschaffen der nötigen Bauteile und Be- die Gradationskurve durch eine Gamma- für die Deep-Sky-Fotografie reitstellen des Werkzeugs in einem Tag zu Korrektur verzerrt, außerdem findet in ho- erledigen ist, erfordern die genannten zu- rizontaler Bildrichtung eine Schärfeanhe- Im September 2001 ist es dem britischen sätzlichen Umbaumaßnahmen erheblichen bung statt, die sich bei Sternen bei der spä- Amateurastronomen Steve Chambers ge- Aufwand, der sich bei mir über einige Mo- teren Bildverarbeitung sehr störend be- lungen, die Philips Vesta Pro Webcam so nate hingezogen hat. merkbar macht. Um diesen Problemen zu modifizieren, dass sich die für die Deep- Zur Steuerung der zusätzlichen Elektro- Sky-Fotografie notwendigen langen Belich- nik für die Langzeitbelichtung ist eine spe- tungszeiten ermöglichen lassen. Diese Mo- zielle Software nötig, die mit dem paralle- difikation setzt an einem speziellen Steue- len Port des Computers kommuniziert. Auf rungs-Chip (D 16510) auf der Kamera an, einige Programme wird auf den WWW- der auch in zahlreichen anderen Videoka- Seiten von Steve Chambers (vgl. Surftipps) meras verwendet wird. Somit ist das verwiesen. Grundprinzip mit vielen Modellen umsetz- Nachfolgend möchte ich einige Erfah- bar. Bei der Suche im Internet stößt man rungen mit der modifizierten Webcam er- mittlerweile auf einen breiten Kreis von läutern, um zu verdeutlichen, was man da- Anwendern, die ihre Webcam durch einen mit erwarten kann. Klar gesagt werden Eingriff mit dem Lötkolben fähig für die muss, dass die umgebaute Webcam keine Langzeitbelichtung gemacht haben. Die professionelle Astro-CCD-Kamera erset-

Abbildungen 4–6 zeigen, dass damit durch- zen kann. Um wirklich brauchbare Deep- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. aus ansehnliche Deep-Sky-Aufnahmen Sky-Bilder zu gewinnen, benötigt man ein möglich sind, v.a. wenn man die geringen Öffnungsverhältnis von f/5 oder besser. An Mittel bedenkt, die dazu nötig sind. meinem 8"-SCT erreiche ich das durch Ich möchte hier nicht eine genaue Um- Einsatz eines hochwertigen Telekompres- bau-Anleitung geben, Pläne dazu finden sors in Kombination mit dem Objektiv ei- sich ausreichend im Internet, einige Hin- nes alten Fernglases, das als zusätzliche Abb. 4: M 51 aufgenommen mit einem 8"-SCT bei weise mögen hier genügen. Grundsätzlich Shapley-Linse fungiert. Um störende Farb- etwa f/5, 28×10min belichtet.

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Abb. 5: M 27, Hantelnebel, aufgenommen mit einem 8"-SCT bei etwa f/4, Abb. 6: NGC 7000, Nordamerikanebel, mit 90mm-Objektiv und Blende 2,8, 24×5min belichtet. etwa 60×1min belichtet. entgegenzuwirken – vollständig ausschal- meras und Astro-CCD-Kameras im Ver- Zentrierung der Einzelbilder. Bei Deep- ten lassen sie sich nicht – folgende Tipps: gleich zu Videokameras schränken den Sky-Aufnahmen sollte man vorher das (ge- Nach Belichtung des gewünschten Aufnah- Anwender jedoch auf kleine Auschnitts- mittelte) Dunkel- bzw. Himmelshinter- meobjekts fertige man mit identischer Auf- aufnahmen ein. grund-Bild subtrahieren. Das bei der Addi- nahmekonfiguration eine Serie von Bil- Darüber hinaus dient mir eine hoch- tion der Einzelbilder entstehende Sum- dern des Himmelshintergrundes an, indem empfindliche Industrie-Videokamera mit menbild wird durch Farb- und Kontrastan- man die Nachführung stoppt und die Fo- Frame-Integration-Funktion als »elektro- passungen optimiert. Bei Planetenaufnah- kussierung unscharf stellt. Leider machen nischer Sucher« am 8"-SCT. Am Off-Axis- men kann man nach Abzug des Dunkelbil- sich schon geringe Temperaturveränderun- Guider angeschlossen, erleichtert sie dane- des verschiedene Verfahren zur Bildrekon- gen und Helligkeitsschwankungen des ben erheblich die manuellen Nachführkor- struktion (unscharfe Maskierung, inverse Himmels nachträglich bemerkbar und rekturen bei der Langzeitbelichtung, da Filterung) probieren. Darüber hinaus erge- führen zu unschönen Helligkeits- und sich so die Nachführung vom warmen ben sich für den fortgeschrittenen Anwen- Farbverläufen im Himmelshintergrund des Zimmer aus am Bildschirm steuern lässt. der verschiedene raffiniertere Methoden, späteren Ergebnisses. Deshalb ist die Sub- etwa Nutzung der Konvertierung vom traktion von Himmels- statt von reinen Bildverarbeitung RGB- in den HSI-Farbraum, Linearisie- Dunkelbildern deutlich wirksamer, um ei- rung der Gradations-Kennlinie durch nen gleichmäßigen Hintergrund im end- Als Ziel der hier beschriebenen Vorge- Gamma-Korrektur, usw. Damit können gültigen Bild zu erzielen. Die Lehrbuch- hensweise soll ein optimiertes Bild des in z.B. Artefakte wie Farbrauschen im Him- Methode zur CCD-Verarbeitung mit Divi- einer Sequenz aus Einzelbildern aufge- melshintergrund oder störende Ringe bei sion durch Flatfield-Aufnahmen ist dage- nommenen Objekts entstehen. Dazu ist ei- Planetenaufnahmen reduziert werden. gen weniger geeignet, da bedingt durch die ne intensive Bildverarbeitung am Compu- Nichtlinearitäten in den Bildsignalen der ter nötig. Vorteil der Webcam-Aufnahmen Ausblick Webcam die gewünschte Wirkungsweise ist, dass die Videosequenzen schon bei der nicht erreicht wird. So haben etwa in der Aufnahme direkt auf die Festplatte gelan- Der Blick in die Zukunft bleibt span- Dämmerung aufgenommene Flatfields gen und nicht erst nachträglich mehr oder nend: Zu erwarten sind höhere Auflösun- kaum Sinn, da die statistischen Werte wie weniger umständlich eingespielt werden gen bei Webcams bzw. eine stärkere Aus- Mittelwert und Varianz der Aufnahmen zu müssen. prägung der kombinierten Webcam/Digi- stark von denen der eigentlichen Objekt- Bei der Verarbeitung versucht man u.a. talkamera. Von der Videotechnik etwa mit aufnahmen abweichen würden. Hinzu durch geeignete Filterungen möglichst viel Camcordern ist wohl auf absehbare Zeit kommen dann noch die Einflüsse durch an Information sichtbar werden zu lassen, mit keinen entscheidenden Verbesserun- unterschiedliche Temperaturen. Diese Aus- ohne der Gefahr zu erliegen, die Effektstär- gen zu rechnen, die begrenzte Übertra- sagen machen deutlich, dass die beschrie- ke zu übertreiben. Eine zu starke unscharfe gungsbandbreite des Videosignals bleibt bene Deep-Sky-Webcam in der Tat nur als Maskierung kann zwar eine deutlich sicht- vorerst das entscheidende Hindernis. bedingter Ersatz für eine echte Astro- bare Cassini-Teilung produzieren, dabei je-

CCD-Kamera dienen kann. doch den gesamten Bildeindruck unnatür- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. lich werden lassen. Surftipps Weitere Anwendungen Die Bearbeitungsschritte der hier ge- zeigten Bilder können hier nur grob ange- Webcam-Modifikation von Steve Chambers • Natürlich sind auch Sonne und Mond deutet werden, letztlich muss jeder selbst home.clara.net/smunch/wguide.htm interessante Objekte für Videokameras, lernen, mit den ihm zur Verfügung stehen- Homepage des Autors • wie bereits gelegentlich zu sehen. Die deut- den Möglichkeiten das Maximale zu errei- www.stud.uni-karlsruhe.de/~uear/astro/ lich bessere Pixelauflösung von Digitalka- chen. Die Grobbearbeitung beginnt mit der

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CCD-Tutorial: Quanteneffizienz (2)

von Matthias Rimkus

in CCD-Sensor besitzt für jede Ein mit KAF-Sensoren EWellenlänge des einfallendes aufgenommenes Bild Lichts eine andere Empfindlichkeit würde noch stärkere (Quanteneffizienz). Ziel der Sensor- Höfe aufweisen, da das hersteller ist eine möglichst gute Empfindlichkeitsmaxi- Umwandlung der einfallenden Licht- mum, anders als bei photonen in messbare Elektronen. den ICX-Sensoren, stärker im Infra- Abb. 1: Die Quanteneffizienz verschiedener CCD-Chips oh- Die für rein astronomische Zwecke roten liegt. Durch die Verwendung ne und mit IR-Sperrfilter (gestrichelt). konstruierten Sensoren von Kodak eines IR-Sperrfilters geht ein Teil der wie der KAF400 weisen ein Maxi- CCD-Empfindlichkeit verloren. Be- mum der Empfindlichkeit bei ca. sonders stark sind Sensoren betrof- 750nm auf. Die neueren Kodak-Sen- fen, die eine hohe IR-Empfindlich- soren haben ihr Maximum auf ca. keit haben. Für die gestrichelten Kur- 625nm verschoben. Die eigentlich für ven in Abb. 1 (Empfindlichkeiten mit Erdanwendungen gedachten Senso- IR-Sperrfilter) wurden die Senso- ren von Sony haben ihr Maximum rempfindlichkeiten mit der Filter- zwischen 500 und 550nm. Damit funktion des IR-Sperrfilters über ei- sind sie der Sichtweise des Auges op- ne Tabellenkalkulation verrechnet. timal angepasst. Um eine bessere Aussage über die Die KAF-Sensoren werden in Me- Gesamtempfindlichkeit machen zu Abb. 2: Relative Empfindlichkeit der Farbrezeptoren des ade-, SBIG- und Audine-Kameras können, wurde jeweils das Integral menschlichen Auges (gestrichelt) und Transmissionskurven eingesetzt. Der TC245-Sensor wird in der Empfindlichkeit bestimmt (vgl. eines typischen RGB-Filtersatzes (schematisch). der Kochbuch-Kamera verwendet. Tabelle). So können die Sensoren di- Die Sony-Sensoren (ICXxxx) werden rekt verglichen werden. Bei den in den MRxxx-Kameras eingesetzt. KAF-Sensoren mit Antiblooming Wer die Kamera an einem reinen wurde 60% des Maximums ohne Newton oder Schmidt-Cassegrain- Antiblooming angenommen. Teleskop betreibt, kann für Schwarz- Der ICX285-Chip hat nach der Ta- Weiß-Aufnahmen die Kamera ohne belle eine ca. 5× größere Empfind- Filter benutzen. Die Kamera hat lichkeit als der in der Kochbuch-Ka- dann die höchste Empfindlichkeit. mera verwendete TC245, wenn ein Ist man jedoch im Besitz eines Re- IR-Sperrfilter verwendet wird. Sollen fraktors, verwendet Okulare oder mit der CCD-Kamera Farbaufnah- Barlow-Linsen zur Projektion oder men gemacht werden, so verwendet Abb. 3: Vergleich der RGB-Empfindlichkeiten verschiedener will man mit einem Teleobjektiv Bil- man für höchste Effizienz einen CCD-Chips. der aufnehmen, muss der Infrarotan- teil des Bildes herausgefiltert werden. Sensorempfindlichkeiten mit IR-Sperrfilter und eines RGB-Filtersatz. Die optischen Linsenelemente sind nur für das Auge farbkorrigiert. Sensor relative Empfindlichkeit Belichtungsfaktoren Im UV- und Infrarotbereich steigt gesamt rot grün blau rot grün blau der Farbfehler schnell an und vergrö- TC245 22,6% 47% 19% 10% 1,0 1,9 3,1 ßert die Sternscheiben. Besonders KAF400 38,6% 59% 45% 27% 1,0 1,0 1,4 kurzbrennweitige Teleobjektive sind KAF400 mit Antiblooming 23,1% 35% 27% 16% 1,0 1,0 1,4 für astronomische Zwecke schlecht KAF1602 80,4% 100% 82% 76% 1,1 1,0 1,0 farbkorrigiert. Im Abb. 4 ist der Rotauszug von M KAF1602 mit Antiblooming 47,9% 60% 50% 46% 1,1 1,0 1,0 ICX424 mit Antiblooming 67,5% 57% 83% 89% 2,2 1,2 1,0

27 ohne IR-Sperr-Filter und das Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Graubild mit IR-Sperr-Filter addiert. ICX285 mit Antiblooming 100,0% 83% 100% 100% 1,7 1,1 1,0 Die roten Höfe um die hellen Sterne Die relativen Empfindlichkeiten sind spaltenweise skaliert. Es können somit nur die Empfindlichkeiten sind das im Infraroten gestreute innerhalb einer Spalte (z.B. rot) verglichen werden. Bei der Angabe der Belichtungsfaktoren ist zeilenweise Licht. Als Optik wurde ein 4"-Fraun- auf den empfindlichsten Spektralbereich mit Faktor 1 skaliert. Die Belichtungsfaktoren geben an, wie lange hofer Refraktor bei f/10 mit einer belichtet werden muss, damit jeder Farbauszug die gleiche Anzahl von Elektronen misst. MR424-CCD-Kamera verwendet.

64 interstellarum 29 Technik

RGB-Filtersatz aus Interferenzfiltern. Zur Abblok- kung des IR-Anteils wird bei der Rotaufnahme zu- sätzlich ein IR-Sperrfilter verwendet. In Abb. 2 und 3 ist die Filterfunktion eines RGB-Filters und die Far- bempfindlichkeit des menschlichen Auges darge- stellt. Mittels einer Tabellenkalkulation wurden die Empfindlichkeiten der CCD-Sensoren mit den RGB- Filtern und dem IR-Sperrfilter verrechnet. So erhält man für jeden Sensor und die Farbauszüge des RGB eine getrennte Empfindlichkeit. Um eine bessere Aussage über die RGB-Empfind- lichkeit machen zu können, wurde wieder jeweils das Integral der Empfindlichkeit bestimmt. So können die Sensoren direkt verglichen werden. Bei den KAF- Sensoren mit Antiblooming wurde 60% des Maxi- mums ohne Antiblooming angenommen. Wird die Bewertung der Empfindlichkeiten nur unter Rot, Grün, Blau für jeweils einen Sensor durch- geführt, lassen sich die Belichtungsfaktoren ableiten. Beim TC245-Chip muss der Blauauszug somit 3× länger als Rot und der Grünauszug 2× länger als Rot belichtet werden. Bei den Sony-Sensoren ICX424 und 285 muss hingegen der Rotanteil länger als der Blauanteil belichtet werden. Werden die Farbauszüge mit den angegebenen Be- lichtungsfaktoren aufgenommen, so hat jeder Farb- auszug den gleichen Abstand vom Signal zum Rau- schen. Dies ist eine gute Basis zur Erzeugung eines Farbbildes. Ein farbkorrektes Bild, wie es das menschliche Auge sehen würde, kann durch die rich- tige Wahl der Belichtungsfaktoren jedoch nicht er- reicht werden. Für den korrekten Farbeindruck jeder Farbe im Bild müssen die RGB-Werte der CCD-Sen- soren mit denen der Augenrezeptoren für jede Wel- lenlänge übereinstimmen. Gerade im Bereich um 600nm wird durch die Interferenzfilter ein steiler Verlauf der Blockierung/Durchlassung von grün/rot vorgegeben. Dies stimmt in keiner Weise mit dem Empfindlichkeitsverlauf des Auges überein. Da der CCD-Rotauszug im Bereich von 650nm viel emp- findlicher als das menschliche Auge ist, sind somit alle Bilder rotstichig. Gerade Bilder mit schönen H- alpha-Emissionsnebeln zeigen dadurch ein ästheti- scheres Bild, als es für das menschliche Auge real sichtbar wäre. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Abb. 4: Bild von M 27 – die Sterne haben »Infrarot-Höfe«. Erläuterungen im Text.

interstellarum 29 65 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Selbstbau

Meine Sternwarte: Die Murrtal-Sternwarte von Oliver Friedrich

ereits seit längerem hegte ich den Wunsch nach einer eigenen Sternwarte, in der Bich meine Ausrüstung sowie einen PC stationär und dauerhaft unterbringen kann. Die gesamte Sternwarte ruht auf vier Beton-Sockeln. Sie hat eine Höhe von 2,4m und einen Durchmesser von 2,5m. Die Teleskopmontierung wurde auf einer stabilen Betonsäule angebracht, die keinerlei Kontakt zum Holzboden der Stern- warte hat, dadurch bleibt das Fernrohr erschütterungsfrei, auch wenn sich mehrere Personen in der Sternwarte aufhalten. Die Wände schließlich bestehen aus einem Lattengerüst, an dem wetterfeste Spanplatten außen und innen angeschraubt wur- den. Die Kuppel ist drehbar auf acht Laufrollen auf der Oberkante dieses Unterbaus gelagert, wobei die Laufrollen am unteren Rand der Kuppel sitzen. Damit diese Abb. 1: Die fertige Sternwarte mit geöffneter Beo- nicht aus der Bahn rollen können, wurde die Lauffläche durch einen Stahlring bachtungsluke. rundum nach außen hin begrenzt. Die einzelnen Arbeitsschritte sind in der Bilder- serie zu erkennen. Schließlich wurden noch Elektroleitungen verlegt, Steckdosen und eine dimmbare Beleuchtung angebracht. Im Frühjahr 2003, nach ca. 10-wöchi- Surftipps ger Bauzeit, war die Sternwarte dann endlich fertig und ist seitdem fleißig in Be- trieb. Zum Einsatz kommt als Hauptinstrument ein 4"-Refraktor auf einer EQ-3- Homepage des Autors • Montierung mit Nachführung sowie ein PC, an den eine Philips ToUcam ange- www.murrtalsternwarte.de.vu schlossen ist.

abc

def Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Abb. 2: Sternwartenbau Schritt für Schritt: a) Die Löcher für das Fundament sind ausgehoben. b) Der Holzboden ruht auf einem Gerüst aus 10cm star- ken Balken. c) Das Lattengerüst wird mit Wandplatten verkleidet. d) Die Lauffläche für die Rollen mit dem Stahlring wird angebracht, der ein verrut- schen der Laufrollen nach außen verhindern soll. Der Unterbau wird fertig lackiert, die Innenwände werden später schwarz gestrichen. e) Das Gerüst der Kuppel wird angepasst und danach für die Deckenmontage abgenommen. f) Die Seitenwände sind montiert und die Dachluke ist ebenfalls fer- tiggestellt. Der gesamte Rand der Kuppel wird mit einem Gummiband verkleidet, um Wassereinbrüche zu verhindern.

interstellarum 29 67 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Software

Software im Fokus: DSSPic von André Wulff

ine Beobachtung will gut geplant werden automa- Esein. Dies gilt ganz besonders bei tisch abgespei- schwierigeren oder lichtschwächeren Ob- chert. Leider er- jekten. Der österreichische Sternfreund folgt diese Speiche- Peter Wienerroither hat daher ein kleines rung nicht gerade Tool geschaffen, mit dessen Hilfe man Speicherplatz spa- sich ein Objekt am Bildschirm darstellen rend im BMP-For- lassen kann. Gezeigt wird der Anblick, mat. Vermisst wird den man mit seinem Instrument von die- auch die Möglich- sem Objekt haben wird. Dazu muss der keit, zuvor gespeicherte Bilder mit dem Bevor man auf den Button »Downlo- Anwender die verwendete Kamera oder Programm nochmals zur Anzeige zu ad« klickt, sollte man eine Verbindung das verwendete Okular und die Brenn- bringen. Mit der Taste F5 kann man sich zum Internet bestehen haben. Eine feh- weite des Teleskops eingeben. Abschlie- Informationen zum Objekt anzeigen las- lende Internetverbindung bringt das ßend wählt man das zu beobachtende sen. Zusätzlich wird dann eine Sternkarte Programm nach einer Fehlermeldung Objekt aus und klickt den Button »Down- angezeigt, in der man sich an das Objekt zum Absturz. Trotz dieses kleinen Man- load«. Das Programm holt sich jetzt im heranzoomen kann. So kann man z.B. kos sollte das Programm auf keiner Fest- Internet das entsprechende Bild des Deep gleich benachbarte Objekte lokalisieren platte fehlen. Für den privaten Gebrauch Sky Surveys (DSS) und bringt es zur An- und sie in seine Beobachtungsplanung ist das Programm Freeware. zeige. Die zuvor eingegebenen Parameter mit einfließen lassen. sorgen dabei für eine maßstabsgetreue Abbildung. Die heruntergeladenen Bilder Download: mailbox.univie.ac.at/~pw/pwcomswd.htm#DSSPic

Bücher im Fokus: Mars – Unser Wissen vom Roten Planeten von Thomas Rattei

003 ist das Jahr der Jahrtausendoppo- über die eigene Beobachtung des Plane- 2sition unseres äußeren Nachbars. Da- ten. Hier präsentiert der Autor in an- mit wird Mars zum attraktiven Beobach- schaulicher Weise zunächst die für den tungsobjekt auch für Sternwarten und Amateur erkennbaren Erscheinungen Vereine oder Gelegenheitssterngucker. und Planetendetails. Dem schließen Genau diese Zielgruppe der astrono- sich ausführliche Erläuterungen zur misch Interessierten will der interstella- visuellen und fotografischen Marsbe- rum-Begleiter erreichen. Sein Ziel ist es, obachtung mit aktuellem Equipment einen kompakten Überblick über den an. Der gesamte Abschnitt ist mit re- Himmelskörper und seine Beobachtung präsentativen Abbildungen versehen, mit Amateurmitteln zu geben. die beim Leser realistische Vorstel- Unser Wissen um Mars stellt der Au- lungen über den Anblick des Planeten am tor beginnend bei der Mythologie vor, Okular induzieren. Die letzten Seiten des Ronald Stoyan: Mars – Unser Wissen vom Ro- einschließlich der Marskanäle und des interstellarum-Begleiters beschreiben ten Planeten, mit einer Anleitung zur eigenen Marsgesichts. Ein verständliches, gut illu- Mars in vier typischen Ansichten mit Beobachtung und Fotografie, Oculum-Verlag,

striertes Portrait des Himmelskörpers aus Wort, Zeichnung und Fotografie und die- Erlangen 2003, 72 Seiten, ca. 100 Abbildungen Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. himmelsmechanischer und planetologi- nen samt einem Mars-Fahrplan der Vor- und Grafiken, ISBN 3-9807540-5-7, 7,90 € scher Sicht und ein Blick auf seine Mon- bereitung und Interpretation der eigenen de folgen. Ein kompakter Abriss der Beobachtungen. von interstellarum-Begleitern, die sowohl Marsforschung gestern, heute und mor- »Mars, Unser Wissen vom Roten Pla- Einsteigern als auch Fortgeschrittenem gen rundet den Überblick ab und entlässt neten« ist nützlich und interessant – er ist Motivation und Wissenshintergrund zur den Leser in den folgenden Abschnitt das Debüt einer hoffentlich langen Reihe astronomischen Beobachtung vermitteln.

interstellarum 29 69 Astrofotos von Jörg Zborowska

as Schlüsselerlebnis, das meine Begeisterung für die Astronomie weckte, war der Vorbeiflug der Voyager- DSonden an den äußeren Planeten des Sonnensystems 1979. Nun wollte ich wissen was es da draußen noch gab! Nach einer entbehrungsreichen Sparphase schaffte ich mir seinerzeit einen 114mm-Newton von Tasco an. Mit ihm beob- M 13. LRGB-Aufnahme mit einem 14"-SCT bei f/11, Megatek CCD-Kamera, und achtete ich einige Jahre, unter anderem als damaligem Höhe- Belichtung Luminanz (20×5min), Rot (10min), Grün (10min) und Blau (10min). punkt den Halleyschen Kometen im Jahre 1986. Mit Beginn der Berufsausbildung verlagerten sich meine Interessenschwerpunkte, so dass der Astronomie eine Ruhe- phase gegönnt wurde. Erst einige Jahre später regte sich mein Interesse an der Himmelskunde wieder. Also wurde kurzer- hand ein gebrauchtes C8 auf GP-Montierung erworben und auf einer entsprechenden Säule im Garten montiert. Als ge- lernter Ingenieur faszinierte mich die neu aufkommende CCD-Technik, so dass das C8 kurzerhand mit einer Starlight SX-Kamera aufgerüstet wurde. Die seinerzeit noch bescheide- nen Ergebnisse stachelten meinen Ehrgeiz weiter an. Als meine Familie und ich 1999 einen Anbau an unser Haus planten, bestand endlich die Möglichkeit, meinen Wunsch ei- ner eigenen fest installierten Sternwarte in die Realität umzu- setzen. Mein bisheriger Beobachtungsplatz, eine Säule im Gar- ten, war auf Dauer eine recht unbefriedigende Lösung. Mit Entstehen der Sternwarte wurde parallel das Equipment erneu- ert, auf der 50cm starken Betonsäule fand eine Sideres 85 Stern- wartenmontierung mit FS2-Steuerung sowie ein C14 ein neues Zuhause. Hier hatte ich nun Zeit, mich intensiv in die CCD- Technik und die dazugehörige Bildbearbeitung einzuarbeiten. Im Jahr 2000 hatte ich Der Pferdekopfnebel (B 33). RGB-Aufnahme mit einem 14"-SCT bei f/11, Mega- die Möglichkeit, mit Freun- tek CCD-Kamera, und Belichtung Rot (H-alpha, 3×1h), Grün ([OIII], 3×1h) und den den fantastischen Süd- Blau (4×15min). himmel in Namibia kennen zu lernen. Ein Ereignis, das M 20. Foto mit einem 14"-SCT bei f/7, 1h belichtet auf Fuji Superia 800, Cuno- tiefe Eindrücke hinterlas- Hoffmeister-Gedächtnissternwarte Windhuk, Namibia. sen hat und sicherlich noch Folgebesuche nach sich zie- hen wird. Nach Erfahrungen mit einer OES LcCCD11 Ka- mera erwarb ich aus einer limitierten Auflage eine OES Megatek CCD-Kame- ra. Mit dieser Kamera ent- standen ein Teil der hier gezeigten Bilder. Zurzeit beschäftige ich mich mit

RGB- und LRGB-Farb- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. CCD-Bildern sowie tiefen Deep-Sky-Objekten mit Surftipps Schwerpunkt auf Planetari- schen Nebeln. Damit ist ein Homepage des Autors • Arbeitsfeld abgesteckt, das zborowska.bei.t-online.de noch viele Stunden Belich- tungszeit erfordert.

70 interstellarum 29 M 51. LRGB-Aufnahme mit einem 14"-SCT bei f/11, Megatek CCD-Kamera, und Belichtung M 83. Foto mit einem 14"-SCT bei f/7, 1h belichtet auf Fuji Luminanz (20×20min), Rot (RG 630, 20min), Grün (GG 495+BG 42, 20min) und Blau Superia 800, Cuno-Hoffmeister-Gedächtnissternwarte Wind- (BG 25, 20min). huk, Namibia.

M 97. LRGB-Aufnahme mit einem 14"-SCT bei f/11, Megatek CCD-Kamera, M 1. LRGB-Aufnahme mit einem 14"-SCT bei f/11, Megatek CCD-Kamera, und Belichtung Rot (H-alpha, 4×1h), Grün ([OIII], 6×30min) und Blau und Belichtung Luminanz (3×30min) Rot (H-alpha, 3×30min), Grün ([OIII], (2×1h), Luminanzkanal ist Summe der Farbauszüge. 3×30min) und Blau (BG 25, 3×10min). Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

M 76. LRGB-Aufnahme mit einem 14"-SCT bei f/11, Megatek CCD-Ka- NGC 1501. LRGB-Aufnahme mit einem 14"-SCT bei f/11, Megatek CCD-Ka- mera, und Belichtung Luminanz (6×30min), Rot (RG 630, 15min), mera, und Belichtung Luminanz (UHC, 3×30min), Rot (RG 630, 30min), Grün (GG 495+BG 42, 15min) und Blau (BG 25, 15min). Grün (GG 495+BG 42, 30min) und Blau (BG 25, 30min).

interstellarum 28 71 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Objekte der Saison OdSObjekte der Saison

NGC 7006 Kugelsternhaufen NGC 6905 Planetarischer Nebel

Mitbeobachten: Die Objekte der Saison für die nächsten sechs Hefte CCD-Aufnahmen, Andreas Rörig, 11"-SCT bei 2800mm Brennweite, Starlight Xpress Name Typ Sternbild R.A. Dekl. Helligkeit Größe Uran. MX916, 3×11,7min (L), je 3×5min (RGB).

interstellarum 30 Oktober–November 2003 (Redaktionsschluss: 15.7.2003) NGC 7023 GN Cep 21h 00,5min +68° 10' — 5' 33

h min m NGC 40 PN Cep 00 13,0 +72° 32' 12,4 37" 15 Das Ziel dieses Leser-Beobach- interstellarum 31 Dezember–Januar 2003-4 (Redaktionsschluss: 15.9.2003) tungsprojektes ist es, visuelle, foto- chemische und digitale Beobachter IC 405 GN Aur 05h 16,0min +34° 16' – 48'×35' 97 zusammenzuführen. NGC 1746 OC Tau 05h 04,0min +23° 46' 6m,1 42' 134 Wir geben für jede Ausgabe interstellarum 32 Februar–März 2004 (Redaktionsschluss: 15.11.2003) zwei Deep-Sky-Objekte vor, die am Abendhimmel beobachtet werden NGC 2261 GN Mon 06h 39,2min +08° 44' 10m, 0 1,5'×1' 182 können (hinterlegt in der Tabelle). NGC 2264 OC Mon 06h 41,1 min +09° 53' 3m,9 20' 182 Beobachtungsergebnisse wie Be- interstellarum 33 April–Mai 2004 (Redaktionschluss: 15.1.2004) schreibungen, Zeichnungen, Fotos M 99 Gx Com 12h 18,8min +14° 25' 9m, 8 4,6'×4,3' 193 und CCD-Bilder können an die Re- daktion eingesandt werden. Wir ver- M 100 Gx Com 12h 22,9min +15° 49' 9m, 3 6,2'×5,3' 193 öffentlichen die Resultate in der Aus-

interstellarum 34 Juni–Juli 2004 (Redaktionsschluss: 15.3.2004) gabe für dieselbe Jahreszeit ein Jahr Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. NGC 6543 PN Dra 17h 58,5min +66° 38' 8m,1 18" 30 später. Sie können auch vor Redak- tionsschluss am Morgenhimmel NGC 6503 Gx Dra 17h 49,4min +70° 09' 10m, 2 4'×1' 30 beobachten – bitte beachten Sie die interstellarum 35 August–September 2004 (Redaktionsschluss: 15.5.2004) Termine für den Einsendeschluss. M 20 GN Sgr 18h 02,6min –23° 02' 8m, 5 15'×10' 339 Wir veröffentlichen alle eingehen- M 21 OC Sgr 18h 04,6min –22° 30' 5m, 9 7' 339 den Beschreibungen und eine Aus- Jetzt beobachten! wahl der bildlichen Darstellungen.

interstellarum 29 73 Objekte der Saison

NGC 7006

Typ GC Sternbild Delphinus R.A. 21h 01,5 min Dekl. –16º 11' Helligkeit –10m,6v Größe 3,6' Entfernung 135000 Lj

Abb. 1: CCD-Aufnahme, Torsten Güths, 6"-Newton bei 880mm Brenn- weite, MX7C, 5×2min.

er Kugelsternhaufen NGC 7006 im erste Aufnahme. Harlow Shapley, ab 1921 185000 Lj [2]. Auch Edwin Hubble hatte DDelphin ist in zweierlei Hinsicht be- Direktor des Harvard College Observato- sich dem Objekt gewidmet und fand (an- merkenswert. Zum einen gehört er der ry, befasste sich besonders intensiv mit hand von 40 RR Lyrae Sternen) 163000 Lj seltenen Konzentrationsklasse I an und ist Kugelsternhaufen, um etwas über die heraus. Allan Sandage [3] hat Hubbles damit eine besonders kompakte Erschei- Struktur der Milchstraße zu erfahren. Er Messungen später noch genauer analysiert nung. Zum anderen ist er ungewöhnlich erkannte sofort, dass es sich bei NGC 7006 mit dem Ergebnis, dass NGC 7006 »nur« weit entfernt – und macht schon deshalb um ein sehr weit entferntes Exemplar 147000 Lj von uns entfernt ist; das stimmt auf Aufnahmen einen stark konzentrier- handeln müsse. Eine erste Entfernungsbe- bereits gut mit dem modernen Wert von ten Eindruck. Für einige Jahre war NGC stimmung mittels der hellsten Riesenster- 135000 Lj (siehe Tabelle) überein. Fazit: 7006 sogar der entfernteste Kugelstern- ne ergab 1920 [1] einen Wert von 218000 Das Objekt kommt uns (messtechnisch) haufen unserer Milchstraße. Wie hat er Lj. Das übertraf alle bekannten Kugel- immer näher! Es war also nur eine Frage seinen Rang eingebüßt und wer waren die sternhaufen deutlich. Bis 1930 wurden ge- der Zeit, wann NGC 7006 seinen besonde- Rivalen? nauere Messungen gemacht, wobei auch ren Status verlieren würde. Walter Baade Im Juli 1918 machte J. C. Duncan mit elf Veränderliche Sterne vom Typ RR Ly- präsentierte 1935 [4] den neuen Cham- dem 60"-Spiegel auf dem Mt. Wilson eine rae berücksichtigt wurden; das ergab pion: NGC 2419 im Luchs, mit stolzen Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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74 interstellarum 29 Objekte der Saison

16×70-Fernglas: fst 6m, 5; eindeutig ge- 182000 Lj! Er liptisch ist, ferner auf kurzbelichteten funden: sehr schwach, ziemlich an der ahnte noch Aufnahmen eine »Spiralstruktur« besitzt Grenze der Wahrnehmung: sehr kleiner nicht, dass die- (was er aber für zufällige Sternmuster Nebel, die Mitte wie ein schwacher ser »Intergalak- hält). Weitere Beobachter waren Auwers, Stern mit Nebelhülle, gerade eben als tische Wande- d’Arrest und Schönfeld, die aber mit ihren Nebel zu erkennen. Wolfgang Vollmann rer« sogar kleinen Refraktoren nur einen verwasche- 275000 Lj ent- nen Nebelfleck sahen. 80/880-Refraktor: fst 6m, 0; bei 50× fast fernt ist. Er liegt NGC 7006 ist auch als GCL 119 und mittelhell, klein, ca. 1–2' Durchmesser, – von uns aus Caldwell 42 bekannt. Das Objekt hat ei- zentral verdichtet. 110× zeigt ihn noch Abb. 2: Lawrence Parsons gesehen – ent- nen Durchmesser von 100 Lj und bewegt besser: mittelhell, deutlich sichtbarer Skizze von NGC 7006; gegensetzt zum sich auf einer sehr exzentrischen Bahn kleiner Nebel, nebelförmiger und flä- Pfeil = Norden. Galaktischen um die Milchstraße [5]. Die hellsten chiger als bei 50×. Zentral verdichtet, Zentrum (seine Sterne liegen bei 16m. Astrophysikalisch flächiger Kern, sicher größer als 1' im Entfernung von diesem ist daher mit ist der Kugelsternhaufen ein interessan- Durchmesser sichtbar; schön! 298000 Lj größer). NGC 7006 liegt dage- ter Fall. Sein Horizontalast im Farben- Wolfgang Vollmann gen »seitlich« vom Galaktischen Zentrum Helligkeitsdiagramm [6], hier befinden (die zugehörige Entfernung ist mit 126000 sich die Mehrzahl der Sterne in einem 114/900-Newton: fst: 4m, 5; Bei indirek- Lj somit kleiner). Beide Kugelsternhaufen Kugelsternhaufen, enthält fast aus- tem Sehen ist ein kleines, sehr schwa- wurden später abstandsmäßig noch über- schließlich rote Sterne. Dies ist typisch ches Fleckchen zu sehen, das aber fast troffen von Arp-Madore 1, Palomar 3 und für »metallreiche« Haufen, in denen die dauernd zu halten ist; 90×. 4 und dem Eridanus-Haufen. Eines ist Sterne bereits einen hohen Anteil an Andreas Langbein aber geblieben: Beide führen nach wie vor schweren Elementen (jenseits von Was- die NGC/IC-Rangliste deutlich an. serstoff bzw. Helium) fusioniert haben. 200/1200-Newton: fst 6m, 1; Bei der Beim Stichwort NGC kommt sofort die NGC 7006 ist in diesem Punkt »nicht kleinsten Vergrößerung von 50× er- Frage nach dem Entdecker auf: NGC 7006 normal«, denn er ist wie Sandage und kennt man einen sehr kleinen, diffusen, wurde als H I52 am 21. August 1784 von Wildey aufgefallen ist relativ »metall- runden Fleck, der zur Mitte hin aufge- William Herschel mit seinem 18,7-Zöller arm« [7]. Sie vermuteten einen »zweiten hellt ist. Auch bei 140× ändert sich das im englischen Slough bei Windsor gefun- Parameter«, um den Horizontalast zu be- Bild nicht wesentlich. Man sieht nicht den. Er beschreibt das Objekt als »hell, schreiben (siehe auch [8]). mehr wie einen kleinen runden Fleck, ziemlich groß, rund und zum Zentrum NGC 7006 ist nicht »allein«, der Kugel- dessen Helligkeit von außen nach in- hin heller werdend«. Nichts Aufregendes sternhaufen wird von vier MCG-Galaxien nen stetig zunimmt. Man hat keine also. Der nächste Beobachter war sein umringt (MCG 3-35-9, -10, -11 und -12), Chance, den Haufen auch nur andeu- Sohn John (1825), der es als h 2097 bzw. mit Helligkeiten zwischen 15m, 2 und 16m,9. tungsweise in Sterne aufzulösen. GC 4625 in seine Kataloge aufnahm. Er Sie sind bereits Shapley auf Duncans Auf- Christian Busch notierte einen Durchmesser von 60". Am nahme aufgefallen. Einen Artgenossen 5. September 1850 gesellte sich William von NGC 7006 finden wir im gleichen 200/2000-SCT: fst 5m, 2; Direkt leicht zu Parsons (3. Earl of Rosse) mit seinem 72- Sternbild Delphin: NGC 6934. Dieses erkennen aber nicht besonders hell. Zöller hinzu. Aus seinen Notizen geht Klasse-VIII-Objekt steht aber mit 51000 Annähernd rund nur wenig oval etwa nicht hervor, dass das Objekt aufgelöst er- Lj deutlich im Vordergrund [10]. in N-W Richtung. Das diffus hellere schien. Erst sein Sohn Lawrence (4. Earl Wolfgang Steinicke Zentrum läuft gleichmäßig nach außen of Rosse) schreibt zu seiner Beobachtung aus. Indirekt scheint das Scheibchen et- vom 15. September 1863: »like a globular [1] Shapley, H.: Astrophys. J. 52, 73 (1920) was unregelmäßig, dies ist aber nicht cluster, similar to that in Hercules, light [2] Shapley, H.: Star Clusters, Mc Graw Hill, zu definieren. Auch Einzelsterne sind mottled«. Er vermutete also einen Kugel- New York (1930) leider nicht auszumachen; 117×. sternhaufen (wie M 13), den er »leicht ge- [3] Sandage, A.: PASP 66, 324 (1954) Rainer Töpler sprenkelt« sah. Die beobachtete Auflö- [4] Baade, W.: Astrophys. J. 82, 396 (1935) sung wird aber in seiner Skizze vom 15. [5] Burnham, R. jr.: Burnham’s Celestial 250/1250-Newton: fst 6m, 3; Recht August 1876 (Abb. 2), die allerdings am Handbook, Vol. 2, 831 schwach, nur indirekt sichtbar. Runde 36-Zöller entstand, nicht deutlich. Selt- [6] Sawyer-Hogg, H.: Star Clusters, in: Hand- Form. Helleres Kerngebiet mit schwä- sam ist der nördliche »Schweif«. Bereits buch d. Physik 53, 129 (1959) cheren Außenbezirken. Nicht auflösbar. Shapley berichtet, das NGC 7006 etwas el- [7] Sandage, A., Wildey, R.: Astrophys. J. 150, Mit 1' Durchmesser doch recht klein; 469 (1967) 179×. Dirk Panczyk Zusatzdaten [8] Cohen, J. G., Frogel, J. A.: Astrophys. J. m

255, L39 (1982) 254/1140-Newton: fst 5, 9; runder, zur Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. M Absolute Helligkeit –7,6 [9] Harris, W. E.: Catalog of Parameters for Mitte hin stark an Helligkeit zunehmen- Klasse I Milky Way Globular Clusters: physun. der Nebelfleck (Durchmesser ca. 1'); Integrierter Spektraltyp F1 physics.mcmaster.ca/~harris/mwgc.dat nicht aufgelöst, wobei allerdings der Entfernung (Sonne) 135000 Lj [10] Lamprecht, J.: NGC 6934, Objekte der außerhalb der hellen Kernregion lie- Entfernung (Zentrum) 125000 Lj Saison, interstellarum 8, 63 (1996) gende Bereich in Momenten besten Seeings andeutungsweise körnig er- scheint; 170×. Matthias Kronberger

interstellarum 29 75 Objekte der Saison

254/1270-Newton: Alpenhimmel mit sonst aber keine Details im Kerngebiet aus; die ca. 10' nordwestlich gelegene Wolkendurchzug; bei 171× ziemlich hell sichtbar. Überraschend war noch die Be- Galaxie PGC65893 war als diffuser, run- und relativ klein. Es ist nur eine leichte obachtung der ca. 10’ Nordwestlich ent- der Schimmer im selben Gesichtsfeld Helligkeitszunahme zur Mitte hin erkenn- fernten Galaxie PGC65893. Mit 15m, 2 war leicht zu sehen; ab dem 14mm-Okular bar. Selbst bei 360× kann kein Einzel- sie bei 267× indirekt sicher, als struktur- war sie auch direkt zu sehen. stern aufgelöst werden. Man spürt förm- loser runder Schimmer zu erkennen. Ei- Thomas Engl lich, dass dieser Kugelsternhaufen weit ne schöne Draufgabe zum Kugelstern- entfernt ist. Thomas Jäger haufen. Thomas Engl 406/1830-Newton: Mit 129× sieht man ein kleines, fusseliges Bällchen, wenige 254/2800-SCT: fst 6m, 6; bei 50× er- 320/1440-Newton: Bortle 4. Kräftige Bogenminuten groß, ohne erkennbare scheint ein schwaches perfekt rundes Helligkeitszunahme zur Mitte, aber nicht Einzelheiten. Auch mit 273× ändert sich Scheibchen. Dieser Eindruck änderte sich aufgelöst (240×). Leicht körnig (450×). der Eindruck kaum, jedoch meine ich auch nicht wesentlich mit dem 133×, in Uwe Pilz jetzt im Westen eine Art Abgrenzung beiden Okularen nicht die Spur einer oder Unregelmäßigkeit zu entdecken. Bei Auflösung. Anders mit 200×: Hier er- 400/3600-Ritchey-Chretien: fst 6m, 5; Mit 640× verändert sich der Eindruck aber scheint der Kugelsternhaufen leicht ge- 115× Außenbereiche schon deutlich auf- doch: Es ist eine Art Granulation zu er- mottelt, aber immer noch ohne Einzel- gelöst; sehr stark konzentrierter Haufen, kennen, die Form bleibt zwar rund, aber sterne. Erst mit 267× waren indirekt der perfekt rund erscheint; mit 257×, unregelmäßiger, man ist versucht im In- Sterne aufzulösen, allerdings nur in den besser 400× erscheint der gesamte Hau- nern hier und da Einzellichtpunkte auf- Randbereichen. Dafür erschien jetzt das fen bis ins Zentrum Sternenübersät, aber blitzen zu sehen, das kann aber auch Zentrum sehr stark gemottelt. Der Hau- mit immer noch nebeligem Hintergrund; täuschen, da das Seeing nicht das Beste fen erscheint sehr dicht konzentriert, füllt bei 400× ca. ¼ des Gesichtsfeldes ist. Wilfried Wacker

CCD-Aufnahme, Stefan Lilge, 8"-SCT bei 800mm Brennweite, MX512, UHC- Filter, 8×10min. Aufnahme aus der Großstadt heraus! Zeichnung, Rainer Töpler, 8"-SCT, 117×. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

CCD-Aufnahme, Ulrich Tiburg, 8"-SCT bei 2000mm Brennweite, ST-7, CCD-Aufnahme, Heino Niebel, 8"-SCT bei 2000mm Brennweite, ST-7, 10min. 5×10min.

76 interstellarum 29 Objekte der Saison

NGC 6905

Typ PN Sternbild Delphinus R.A. 20h 22,4min Dekl. –20º6' Helligkeit –11m,1 Größe 72" Entfernung 3000 Lj

er Planetarische Nebel NGC 6905 gungstufe seiner Io- Dgehört zu den vielen sehenswerten nen. Feibelman [1] Sommerobjekten seiner Art. Er wurde konnte im UV-Be- von Wilhelm Herschel am 16.9.1784 als reich die Emissio- Nr. IV16 in seine Listen eingetragen. Sein nen von [OIV] Abb. 1: Der blaugrüne PN NGC 6905 auf einer professionellen Sohn John beschrieb ihn als »schönen (381,1 und 383,4nm) Fotografie. Planetarischen Nebel, hell, rund, an den und sogar [OVIII] Rändern etwas verwaschen, im Zentrum (297,6nm) nachweisen, dafür sind nur beobachten. Sabbadin und Hamzoglu [4] nicht bedeutend heller, aber kein Ring zu vier weitere Beispiele unter den PN be- beschreiben deshalb NGC 6905 als kleine erkennen.« In einer anderen Beschrei- kannt. Grund dafür ist die extrem hohe und masseärmere Version von M 76, der bung spricht er hingegen von »Auflös- Temperatur des Zentralsterns von ähnliche Loben besitzt, dessen zentralen barkeit«, als er die kleinräumige Fleckig- 104000K. Dieser gehört zu den Wolf- Torus wir aber fast genau von der Seite keit des Objektes beobachtet. Beiden Rayet-Sternen, einer Gruppe von durch betrachten. NGC 6905 ist etwa 3000 Lj Herschels scheint der 13m, 5-Zentralstern starken Massenaustausch in engen Dop- entfernt und misst etwas mehr als ein entgangen zu sein. E. Holden verglich pelsternsystemen charakterisierten, sehr halbes Lichtjahr im Durchmesser. Die NGC 6905 mit einem verkleinerten Ab- heißen massereichen Sternen mit hellen Ausdehnungsgeschwindigkeit beträgt bild von M 27, Lamont sah »eine neblige Emissionslinien im Spektrum. Der Zen- 500 bis 1000km/s [5]. runde Masse«. tralstern dürfte einer der heißesten be- Bei den amerikanischen Sternfreun- Schon Curtis bemerkte 1918 die kom- kannten Sterne überhaupt sein. Phillips den hat NGC 6905 den Spitznamen plizierte Struktur des Objektes: Um ei- und Mampaso [2] berichteten 1993, ei- »Blue Flash Nebula«, der auf John Mallas nen sphärischen inneren Teil von nen Begleiter in 3,6" Abstand zum Zen- zurückgeht. Dieser beobachtete bei nie- 47"×34", auf dessen Achse (PW 163°) wir tralstern gefunden zu haben, was einige driger Vergrößerung am 4"-Refraktor ein 60° gegen die Sichtlinie geneigt blicken, Jahre später von Mampaso jedoch wieder Sterndreieck, zwischen dem der Nebel entfalten sich konisch geformte Ausläu- zurückgenommen wurde. bläulich schimmere und blitze [6]. fer. Hantelähnliche Formen an deren Vorontsov-Veljaminov [3] hatte 1961 –rcs Enden bringen den Gesamtdurchmesser Veränderlichkeiten im Spektrum von des Nebels auf etwa 100". NGC 6905 entdeckt: Das Intensitätsver- [1] Feibelman, W. A.: The IUE Spectrum of NGC 6905 gilt als einer der Planetari- hältnis der Linien von HeII (468,6nm) the NGC 6905, Astro- schen Nebel mit der höchsten Anre- und H-beta stieg zwischen 1945 und phys. J., 472, 294 (1996) 1959 von 0,5 auf 1,3 an. Weitere Be- [2] Phillips, J. P., Mampaso, A.: in IAU Symp. obachter bestätigten die Variabilität 131, Planetary Nebulae, 194 (1989) der HeII-Linie, während sie in den [3] Vorontsov-Veljaminov, B. A.: Soviet Astro- letzten Jahrzehnten nicht mehr be- nomy 5, 186 (1961) obachtet wurde und insgesamt [4] Sabbadin, F., Hamzaoglu, E.: The expan- fragwürdig bleiben muss. Als Erklä- sion velocity field within the planetary rung wurden Unterschiede in der nebulae NGC 1501 and NGC 6905, UV-Emission des Zentralsterns an- Astron. Astrophys. Supp. Ser. 50, 1

gegeben. (1982) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Die äußeren hantelartigen Struk- [5] Cuesta, L., et al.: Spectroscopy and shock turen sind gering angeregt und modelling of the unusual bipolar outflow hauptsächlich im H-alpha-Licht zu in NGC 6905, Astro. Astrophys. 267, 199 (1993) Abb. 2: Falschfarbenbild von NGC 6905 [6] Wallace, K.: Planetary Pages, Eigenverlag, im Licht der [OIII]-Linie. Atascadero (1997)

interstellarum 29 77 Objekte der Saison

10×50-Fernglas: stellar, schwach. Ronald Stoyan

80/880-Refraktor: fst 6m,0; bei 50× schwach, kleiner Ne- bel neben Stern. 110× und 150× zeigen ihn viel besser: Nebel ca. 30" Durchmesser, Zeichnung, Hannes Hase-Bergen, Zeichnung, Ronald Stoyan, 14"- Zeichnung, Markus Dähne, 24"-Cas- etwa so wie die Distanz zum 10"-Newton, 178×, [OIII]-Filter. Newton, 200×, [OIII]-Filter. segrain, 435×, [OIII]-Filter. Stern 10–11m, dem der Ne- bel südlich folgt. Ich vermute hellere und dunklere Stellen im Nebel angedeutet. Ein Zentralstern ist nicht wahr- nehmbar. Wolfgang Vollmann

114/900-Newton: fst 4m,0 (etwas dunstig); Da der Ne- bel in einer kleinen Stern- gruppe liegt, wird die Beob- achtung etwas erschwert. Dennoch ist er, vor allem in- CCD-Aufnahme, Eckhard Alt, 10"-Ritchey-Chré- direkt, recht deutlich als klei- tien bei 2000mm Brennweite, ST-8E, Fünf-Farb- CCD-Aufnahme, Martin Krahn, 10"-SCT bei 2000mm Brennwei- ner Nebelfleck zu sehen. Aufnahme (blau, cyan, grün, gelb, rot) mit UV- te, MX7C, 20min. Andreas Langbein und IR-Sperrfilter. 200/1200-Newton: fst 6m,1; Schon bei 50× erkennt man einen kleinen diffusen Licht- fleck, der sich direkt neben einem hellen Stern befindet. Bei 140× sieht man eine leicht ovale Scheibe. Sogar der Zentralstern ist mit indi- rektem Sehen zu erkennen, allerdings nur sehr schwach und auch nur für wenige Mo- mente. Die Scheibe erscheint CCD-Aufnahme, Bernd Häusler und Ralf Mündlein, 14"-Ritchey- zwar komplett gefüllt, jedoch CCD-Aufnahme, Heino Niebel, 8"-SCT bei Chrétien bei 3600mm Brennweite, ST-10XME, 4×5min (L), hat man manchmal den Ein- 2000mm Brennweite, ST-7, 10min. 3×5min (B), 3×3min (R, G). druck, als sei der Nebel doch Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

CCD-Aufnahme, Torsten Güths, 6"-Newton bei 880mm Brennweite, MX7C, CCD-Aufnahme, Ulrich Tiburg, 8"-SCT bei 2000mm Brennweite, ST-7, 6×1min. 6×8min.

78 interstellarum 29 Objekte der Saison

ein Ring, der innen aufgefüllt Strukturen und Einzelheiten 317/1600-Newton: fst 5m,2; Sternen präsentiert sich hier zu sein scheint. Details sind waren dem PN unter diesen hell und ziemlich klein. Die ein matt leuchtender, runder jedoch keine zu erkennen. Bedingungen allerdings nicht Helligkeit ist nicht gleichmä- Kreis, der nicht ganz gleich- Die Scheibe ist leicht oval, al- zu entlocken. 63×, 178×. ßig verteilt. Der Zentralstern mäßig ausgeleuchtet ist. Mit so ca. 1,5:1 elongiert. Da der Hannes Hase-Bergen ist gut sichtbar. Mit dem hel- indirektem Sehen sieht der Nebel in der Nähe der Som- len Nachbarstern ergibt sich nordwestliche Teil etwas mermilchstrasse liegt, sind im 250/1250-Newton: fst 6m,3; ein schwacher Blinkeffekt; dunkler aus. Mit 381× ver- Gesichtsfeld sehr viele Sterne Rundliche Nebelscheibe. Bei 230×. Thomas Jäger stärkt sich dieser Eindruck zu erkennen, was das Objekt direktem Sehen zu erkennen. noch etwas. Der hellste Punkt besonders reizvoll macht. Liegt in einem Dreieck aus 320/1440-Newton: Bortle 4; liegt auch nicht mittig, son- Christian Busch zwei schwächeren und einem Ein großer, klar definierte Ne- dern leicht in südöstlich ver- helleren Stern. Zentralstern bel schwebt vor den Sternen. schoben. Interessant ist, dass 200/2000-SCT: fst 5m, 2; Der bei indirektem Sehen blik- Die hellste Stelle befindet der PN in allen drei Filtern PN ist direkt recht hell sicht- kweise sichtbar. Nebelrand sich östlich, aber auch das (UHC, [OIII], und H- beta!)gut bar. Er bildet ein Oval in Rich- scharf begrenzt. In der Schei- Zentrum ist merklich heller. zu sehen ist, im [OIII] natür- tung NNW-SSO in einer auffäl- be unterschiedliche Hellig- Der Zentralstern ist sichtbar. lich am Besten, dabei fällt ligen Vierer-Gruppe von Ster- keitsabstufungen sichtbar. Ein recht heller Stern von ca. auch eine leichte Abdunklung nen. Im Zentrum erstreckt sich Interessantes Objekt; 242×. 10m liegt im Nordwesten ne- Richtung Südosten auf. In H- eine balkenähnliche Struktur Dirk Panczyk ben dem Nebel; 144x. beta wird der Nebel abgedun- etwa in O-W Richtung wobei Uwe Pilz kelt, aber der südöstliche Teil das Ostende des Balkens hel- 254/1270-Newton: Alpen- (oben als der hellste Teil be- ler und verdickt erscheint. Die himmel mit Wolkendurchzug; 360/1600-Newton: fst 5m,8; zeichnet) des inneren PN NNW-Kante des PN wird von der Blue Flash Nebula ist bei Der helle PN erinnert unge- kommt recht deutlich hervor. einem leichten Bogen be- niedriger Vergrößerung stern- heuer an M 27 in etwas klei- Wilfried Wacker grenzt. Insgesamt ist der An- förmig, und deshalb schwierig nerer Ausgabe. Die Form des blick vergleichbar mit dem zu finden. Ist man mit dem hellsten Bereiches, die an ei- 406/1830-Newton: fst 5m,6, von M 27 in einem kleineren Teleskop schon an der richti- ne Sanduhr erinnert, die weit Seeing 1–2; NGC 6905 er- Teleskop. Ein absolut lohnen- gen Stelle muss man zu einer ausladenden Bögen und die scheint hell und ist leicht er- des Objekt! 117×, 285×. höheren Vergrößerung wech- Art wie der PN bei genauer kennbar. Der fast runde Nebel Rainer Töpler seln, um ihn sicher zu erken- Betrachtung in viele Knoten ist in Nord-Süd-Richtung et- nen. Man erkennt eine nicht zerfällt, ähneln dem großen was elongiert. Bei direkter Be- 250/1250-Newton: fst 4m,8 gleichmäßig beleuchtete Bruder verblüffend; 250×, trachtung ist der Zentralstern (Halbmond), Seeing 2–3; Scheibe. Es mag hellere und 300×. Rainer Töpler gut erkennbar. Ein zarter Bo- Nach recht problemlosen dunklere Stellen im Nebel ge- gen »berührt« den Zentral- Starhop fand ich den Nebel ben. Der Rand ist nicht scharf 360/1780-Newton: bei 45× stern von Westen. Mit [OIII]- mit [OIII]-Filter als gerade di- begrenzt. In Momenten guten intensiv blau; bei 200× rund, Filter erscheint der Nebel rekt wahrnehmbares Flek- Seeings denke ich den Zen- sehr hell und detailreich; dun- kontrastreicher, jedoch ist von kchen ohne weitere Struktu- tralstern zu sehen, ich kann klere Flecken und Bereiche Zentralstern nichts mehr zu ren. Bei 178× mit Filter wurde ihn aber nicht halten. 181×, deutlich; UHC. Ronald Stoyan sehen. Ebenso verschwinden der Nebel dann klarer erkenn- die Vergrößerung auf 254× zu die ohne Filter blickweise er- bar: Nun oval mit etwas hel- steigern brachte nichts. 406/1830-Newton: Mit 129× kennbaren feinen Strukturen; lerem Zentralbereich. Weitere Thomas Jäger eingerahmt von drei ca. 11m- 207×. Burkhard Kowatsch Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Zeichnungen von Rainer Töpler mit einem 8"-SCT, 117×, [OIII]-Filter (links) und einem CCD-Aufnahme von Burkhard Kowatsch, 16"-Newton bei 14"-Newton, [OIII]-Filter (rechts). 1827mm Brennweite, LcCCD14SC, 7×1min.

interstellarum 29 79 Service

Termine

Vorschau August E-Mail: [email protected] oder im [email protected], oder im 2.–16.8.: Astronomisches Som- Internet: www.vds-astro.de Internet: www.ig-astronomie.de. interstellarum 30 merlager 2003 (ASL) in Hob- 19.–20.9.: 4. Herzberger Tele- 27.–28.9.: 50 Jahre Sternwarte bach, ca. 30km südöstlich von koptreffen im Planetarium und Recklinghausen mit VdS-Regio- Aschaffenburg. Information: Su- am Beobachtungstreff an der naltagung im Ruhrfestspielhaus derzeit geplant sind sanne Hoffmann, Carl-von-Os- Bahnsdorfer Jagdhütte. Informa- Recklinghausen. Informationen: unter anderem … sietzky-Str. 5, 14471 Potsdam, E- tion: Tel.: 0353/70057, E-Mail: Westfälische Volkssternwarte und Mail: susanne@vds-astro- [email protected] Planetarium Recklinghausen, jugend.de oder im Internet: Stadtgarten 6, 45657 Reckling- 19.–21.9.: 11. Österreichischer www.vds-astro-jugend.de/ hausen, Tel.: 0236/23134, E-Mail: Produktvergleich CCD-Workshop in St. Sebastian. sommerlager/ [email protected] Information: Günther Eder, Hang- Montierungen der Oberklasse oder im Internet: www.sternwarte- 22.–24.8.: AOAsky-Teleskoptref- weg 12, A-8630 Mariazell, Tel.: recklinghausen.de fen auf der Tannalp/Melchsee- 0043/676/5233070, E-Mail: Technik Frutt in Obwalden. Information: [email protected], Oktober CCD: belichten oder addieren? Tel.: 0041/41/6690070, E-Mail: oder im Internet: ccdeder. [email protected] oder im Inter- freewebspace.com/ccdws2002/ 20.–24.10.: Astrobux 2003 mit net: www.aoasky.ch/frutt/treffen indexWS03.htm Tagung des Arbeitskreises Astrono- mie im Förderverein MNU unter Deep-Sky 23.8.: Astronomietag.Erster 22.–26.9.: 2. Teneriffa Teleskop der Schirmherrschaft der Bundes- Galaxien des Herbsthimmels bundesweiter Aktionstag zur Astro- Treffen im Hotel Parador Canadas nomie, mit zahlreichen Veranstal- ministerin für Bildung und For- del Teide auf Teneriffa. Informa- schung. Informationen: AK Astro- tungen an Sternwarten und Plane- tion: E-Mail: michael@ tarien. Weitere Informationen im nomie im MNU, Braunschweiger Selbstbau mushardt.de oder im Internet: Str. 4, 21614 Buxtehude, Tel.: Internet unter www.ttc-astro.de Alte Linsen neu verkitten www.astronomietag.de 04161/62341, E-Mail: 26.–28.9.: 10. Schwäbisches [email protected] oder im 23.–24.8.: 2. Berlin-Brandenbur- Amateur- und Fernrohrtreffen Internet: www.astrobux.de ger-Teleskoptage in Neu Golm (SAFT) am Roßberg bei Reutlin- bei Bad Saarow am Scharmützel- 24.–26.10: 2. Amateur-Teleskop- gen-Gönningen. Information: see. Information: Rolf-Peter Im- treffen »il mirasteilas« in Falera in Sternwarte und Planetarium, Hart- mer, Tel.: 0179/3705513 Internet: Graubünden. Information: Tel.: mannstraße 140, 72458 Albstadt- www.berlin-brandenburger- 0041/81/9213048, E-Mail: teles Ebingen oder im Internet: home. teleskoptage.de [email protected], oder t-online.de/home/ im Internet: www.mirasteilas.net September 0743172881-0001/saft.htm 24.–26.10.: 4. Stuttgarter CCD- 6.–7.9.: 1. Göttinger Astronomi- 26.–28.9.: 3. Internationales Workshop im Planetarium Stutt- sche Tage (GAT) in den Räumen Heide-Teleskoptreffen IHT im gart. Information: Schwäbische der Volkshochschule Göttingen. In- Camp Reinsehlen bei Schnever- Sternwarte e.V., Geschäftsstelle, formation: Bernd Lechte, Schle- dingen. Information: Nils Kloth, Seestr. 59/A, 70174 Stuttgart, Tel.: sierring 8, 37085 Göttingen, Tel.: Eickenscheidtstr. 3, 45886 Gel- 0711-2260893, E-Mail: 0551/7707825, E-Mail: senkirchen, Tel.: 020/1701619, [email protected], oder im Inter- [email protected] oder im E-Mail: [email protected] oder im net: www.sternwarte.de/ Foto: Dirk Mohlitz Internet: www.AVGOE.de Internet: www.astrogarten.de verein/ccd-ws/ 26.–28.9.: 19. Internationales 12.–13.9.: 3. Europäisches Dark Weitere Informationen Sky Symposium in Stuttgart. Infor- Teleskoptreffen (ITT) auf der Em- Sonne mation: Planetarium Stuttgart, Mitt- berger Alm in Kärnten. Informa- Teleskoptreffen und Starparties: Ein selbst gebautes lerer Schlossgarten, 70173 Stutt- tion: Wolfgang Ransburg, Wasser- www.teleskoptreffen.de, -.ch burger Landstr. 18a, 81825 Mün- Protuberanzenokular gart, Tel.: 0711/1629226, E-Mail: Astronomisches TV-Programm: [email protected], oder im chen, Tel.: 089/425531, E-Mail: Manfred Holls TV-Astro Guide unter Internet: www.planetarium- [email protected] oder im Internet: home.t-online.de/home/m.holl/ Planeten stuttgart.de www.itt-astro.de tvguide.htm Die besten Marsfotos 12.–14.9.: VdS-Tagung 2003 in 26.–28.9.: 4. Teleskoptreffen der Foto- und Kamerabörsen: der Archenhold-Sternwarte in Ber- IGA e.V. in der Jugendherberge www.fotoinfo.de/termine/ lin-Treptow. Information: VdS, Am Nettetal-Hinsbeck. Information: boerse.htm und Tonwerk 6, 64646 Heppenheim, Tel.: 02162/571816, E-Mail: www.internet-foto.de/deu/termine/

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