Folge 48 Vom 27.11.1982
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Heute auf Seite 3: Umweltschutz - Aufgabe der Konservativen vtm öfipttuHmbtoii UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 33 — Folge 48 Erscheint wöchentlich Landsmannschaft Ostpreußen e. V. Postvertriebsstück.CW-buhr b«*ahlt 27. November 1982 Pdrkallee 84/86, 2000 Hamburg 13 C5524C Wendekreis des Krebses: Die Grenzen des Bündnisses Kein Lavieren zwischen Bündnistreue und Parteidisziplin nötig Egon Bdhrs Verdacht, Verteidigungsminister werden. Gemeint ist eine aktive Teilnahme der Manfred Wörner habe in Washington ohne Not Bundeswehr an der Verteidigung der Nachschub• wichtige deutsche Verhandlungspositionen für die wege für Öl und andere Rohstoffe aus dem Persi• Abrüstung aufgegeben, hat nur 24 Stunden vorge• schen Golf, durch den Indischen Ozean, das Kap der halten. Dann stellte sich heraus, daß Wörner nur guten Hoffnung und den Südatlantik einbeziehend Selbstverständliches gesagt hat. Wenn das Jahr — insgesamt wichtige Routen für die westlichen In• 1983 verstreicht, ohne daß die Sowjets sich bei den dustrieländer, auf denen die deutsche Flagge nicht Genfer Verhandlungen zu einem Abbau ihrer auf präsent ist und es auch trotz Drängens aus den Westeuropa gerichteten Mittelstreckenraketen SS hohen NATO-Stäben nicht sein wird. 20 bequemen, dann werden zwar ohne jeden Zwei• fel die neuen Pershing-Raketen der USA und die Marschflugkörper vom Typ Cruise Missile in West• Überraschte Opposition deutschland und anderen westeuropäischen Län• dern stationiert, aber die Verhandlungen der bei• Die Bundesregierung stützt sich bei ihrem Nein den Supermächte über die Reduzierung, ja die Ver• nicht nur formal auf Verfassung und Auftrag der se hrottung dieser Waffen müssen weitergehen. Ab• Bundeswehr sowie die im NATO-Vertrag festgeleg• rüstungsbemühungen sind angesichts des „Over- ten Grenzen des Bündnisses, sondern auch auf die küT, ty dem Ost und West fähig sind, eine Tatsache, daß sie mit einer solchen Ausweitung po• Daueraufgabe, deren Frist sich nur nach der zähen litisch wie militärisch uberforciert wäre. Sie hat die und fast unbeweglichen Verhandlungsweise der Hauptstreitmacht zu Lande an der Nahtstelle zwi• „Was wäre aus mir geworden, wenn ich damals Zukunftsangst gehabt hätte..." Russen bemessen läßt. schen Ost und West zu stellen und mit ihren See• Zeichnung aus «Die Welt" streitkräften die Ost- und Nordsee zu sichern. Das ist Auftrag genug. Bei jeder Ausdehnung dieses Be- Nichts verschenkt reic hs, etwa bis vor die Tore des Persischen Golfs, würde sie über ihre Verhältnisse leben. Wörner, der in Washington Vorreiter Helmut Neuwahlen: Kohls war, hat dort ebensowenig etwas verschenkt Die ersten Kontakte Kohls und Wörners mit der wie der Kanzler selbst. Der deutsche Druck, den von Reagan-Administration haben damit ein für die Helmut Schmidt initiierten NATO-Doppelbe- Bonner Opposition überraschendes Ergebnis ge• schluß in seinen beiden Teilen durchzuführen, wird bracht. Statt willfährig allen amerikanischen Wün• Optimist oder „Selbstmordkandidat"? anhalten. Die Reise des neuen Regierungschefs und schen entgegenzukommen, wie Bahr, Brandt und seines Verteidigungsministers an den Potomac hat Schmidt vermutet haben mögen, konnten die CDU- H. W. — Hört man »ins Volk", dann kann Jahre 1984 zu regieren. Dasehre ihn zwar; aber im Gegenteil eine Reihe wünschenswerter Klarstel• Politiker ihre amerikanischen Gesprächspartner man die zum Ausdruck gelangenden Meinun• dennoch fragt man, ob es sinnvoll sei, sich jetzt lungen erbracht, an deren Eindeutigkeit die bishe• auf die Grenzen des Bündnisses hinweisen, inner• gen so zusammenfassen, daß Bundeskanzler den Unwägsamkeiten der Volksmeinung aus• rige Bundesregierung es fehlen ließ, gleichgültig, ob halb deren zuverlässig mit ihnen zu rechnen ist, die Kohl einmal als „sonniger Optimist", zum an• zusetzen. Dies nicht zuletzt, weil die politi• sie von den innenpolitischen Ereignissen überrollt sie im nationalen Interesse aber nicht überschreiten deren aber als eine Art von „Selbstmordkan• schen Gegner des Kanzlers mit Sicherheit be• wurde und nicht mehr dazu kam, oder ob sie es an werden. Helmut Schmidt war durch den abdriften• didat" gewertet wird. Letzteres im Zusam• müht sein würden, alles auf die Beine zu brin• der nötigen Sensibilität gegenüber den Untertönen den linken Flügel seiner Partei, der das deutsch• aus Washington fehlen ließ. amerikanische Bündnis immer wieder in Frage stell• menhang mit der Feststellung, er sei ein Bun• gen, um in Zukunft eine Koalition der Mitte zu te, zum Lavieren zwischen Bündnistreue und Par• deskanzler, der trotz regierungsfähiger Mehr• verhindern. Punkt eins dieser Klarstellungen betrifft die Zahl teidisziplin gezwungen. Die neuen Männer in Bonn heit ein an sich unnötiges Votum der Wähler Sollte der Bundespräsident, beraten von der Pershing-II-Raketen, die im Ernstfall totaler so• haben dies nicht nötig. Wilhelm Lange anstrebe, obwohl er das Recht habe, bis zum den Staatsrechtlern, gegen das vorgesehene wjetischer Verweigerung in der Bundesrepublik Procedere keine Bedenken haben, so dürfte aufgestellt werden sollen. Sie bleibt bei 108 Stück, Helmut Kohl tatsächlich im Januar des näch• wie im Doppelbeschluß festgelegt wurde. Die USA sten Jahres die Vertrauensfrage stellen, die es hätten mit Rücksicht auf die hydraköpfige Armie• Deutsche Frage: dem Ermessen der Abgeordneten anheim gibt, rung der sowjetischen SS 20 zu jeder Abschußram• das Ende dieses Bundestages zu bestimmen. pe gern eine zweite neue Pershing nachgeschoben, Sicherlich kein „Selbstmordkandidat", wird sozusagen zum Nachladen, wenn das erste Geschoß seinen Weg angetreten hat. Bundeskanzler Kohl Kohl selbst vorhandenen Optimismus zu rela• hatte dies bereits gegenüber dem NATO-Oberbe- Neue Akzente der Deutschlandpolitik tivieren wissen. Man möchte annehmen, daß fehishaber, US-General Rogers, verweigert. er hieraus die Überzeugung gewinnt, das Den Wiedervereinigungsanspruch stärker nach außen vertreten Votum für die nächsten vier Jahre zu erhalten. Unzweifelhaft ist, daß der neue Kanzler in den Doppelbeschluß gilt Hamburg — Die gelegentlich in Leserbriefen hende Einvernehmen war leider in den letzten Jah• wenigen Monaten seiner Amtsführung im zum Ausdruck gebrachte Meinung, auch die neue ren nicht möglich, obwohl nach dem Grundgesetz Ausland viel an Terrain gewonnen hat. Gerade Regierungskoalition werde in der Wiedervereini• und dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Punkt zwei betrifft den Zeitpunkt der Stationie• dort, wo seine politischen Gegner „dem Pfäl• gungspolitik keine neuen Akzente zu setzen ver• 31. Juli 1973 alle Verfassungsorgane verpflichtet rung. Auch hier eilten gelegentlich amerikanische zer" — und damit sollte er in den Ruch des Pro• Wünsche den deutschen Vorstellungen voraus. So mögen, dürfte bereits eine gewisse Korrektur da• sind, .... in ihrer Politik auf die Erreichung dieses Zieles (Wiederherstellung der staatlichen Einheit) vinziellen kommen — am wenigsten zugetraut sollte schon im April kommenden Jahres mit der durch erfahren, daß erstmals eine Delegation des Innerdeutschen Ausschusses des Deutschen Bun• hinzuwirken —, das schließt die Forderung ein, den haben, nämlich der Außenpolitik, hatKohl un• Installation erster Teile der Abschußrampen und destages, der Vertreter aller Parteien angehören, in Wiedervereinigungsanspruch im Innern wachzu• zweifelhaft Profil gewonnen. Von der voraus• der Unterbringung der Cruise-Missile-Flugkorper diesen Tagen des November nach New York und halten, und nach außen beharrlich zu vertreten". gesagten „Unregierbarkeit der Bundesrepu• begonnen werden, um den Druck auf die sowjeti• Washington reiste. Man darf davon ausgehen, daß die Mitglieder des sche Seite zu verstärken. Auch hier hat sich die blik" in dem Sinne, daß z. B. der Osten die Kon• Innerdeutschen Ausschusses diese Auslandsreise takte zu Bonn einfrieren werde, kann keine Bundesregierung strikt an den Doppelbeschluß des Sie hatte die Aufgabe, mit hohen Beamten der genutzt haben, bei den Vereinten Nationen auf das Bündnisses gehalten, wobei sowohl die Empfind• Vereinten Nationen über die deutsche Frage, das Rede mehr sein. Das zwischen dem Kanzler wichtigste nationale Ziel der deutschen Politik, und dem sowjetischen Botschafter anläßlich lichkeit der deutschen Öffentlichkeit wie auch die innerdeutsche Verhältnis und auch über die Men• nämlich die Einheit Deutschlands auf friedlichem zähe, langwierige Verhandlungsweise der Sowjets schenrechtsverletzungen in der .DDR" zu sprechen. Wege wiederherzustellen, hingewiesen hat. Dabei des Diplomatenempfanges in der Godesber• berücksichtigt wurde. Dabei wurde auch vorhandenes Material des Deut• dürfte das kollektive Ree ht eines Volkes auf natio• ger Redoute geführte Gespräch widerlegte die schen Bundestages — unter anderem das Protokoll nale Selbstbestimmung wie auch die Gewährung Meinung, nur eine sozialdemokratische Re• Ganz nebenbei, aber doch so, daß es die amerika• der öffentlichen Anhörung .Zustände in den Haft• der individuellen Menschenrechte für die in der gierung vermöge gute Kontakte zum Kreml zu nische Öffentlichkeit aufmerken ließ, ist Manfred anstalten der ,DDR" im Ausschuß für innerdeut• .DDR" lebenden Deutschen, die diesen vorenthal• unterhalten. Moskau rechnet weit nüchterner Wörner in Washington einer Lieblingsvorstellung sche Beziehungen vom 8. September 1982 — über• ten werden, eine Rolle gespielt haben. als es aus manchen Propagandawalzen er• von US-Verteidigungsminister Caspar Weinberger reicht. Hierbei sollte, so hoffen wir, auch der .Brief zur klingt. entgegengetreten. Dieser sondiert seit langem deutschen