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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database
Digitale Literatur/Digital Literature
Zeitschrift/Journal: Entomologie heute
Jahr/Year: 2012
Band/Volume: 24
Autor(en)/Author(s): Greven Hartmut, Stoll Silke
Artikel/Article: Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ – eine entomologische Kostbarkeit aus der Bibliothek des „Aquazoo/ Löbbecke- Museum Düsseldorf“. A Volume of GOEDAERT‘s Dutch Edition of the “Metamorphosis naturalis” – an Entomological Treasure from the Library of the “Aquazoo/ Löbbecke-Museum Düsseldorf” 217-264 Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ 217
Entomologie heute 24 (2012): 217-263
Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ – eine entomologische Kostbarkeit aus der Bibliothek des „Aquazoo/ Löbbecke- Museum Düsseldorf“
A Volume of GOEDAERT‘s Dutch Edition of the “Metamorphosis naturalis” – an Entomological Treasure from the Library of the “Aquazoo/ Löbbecke-Museum Düsseldorf”
HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL
Zusammenfassung: Wir stellen den ersten Band der von dem Miniatur-, Landschafts- und Aquarellmaler JOHANNES GOEDAERT (1617-1668) verfassten und mit kolorierten Kupferstichen versehenen seltenen niederländischen Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ vor. Das Buch befi ndet sich im Besitz der Bibliothek des „Aquazoo/Löbbecke-Museum Düsseldorf“ und stammt aus dem Nachlass THEODOR LÖBBECKEs (1821-1901), dem Gründer des Museums. Es ist, wie auch die beiden anderen Bände des insgesamt dreibändigen Werkes, undatiert; handschriftlich ist jedoch das Jahr 1662 hinzugefügt. Beiträge des Middelburger Arztes und Pfarrherrn JOANNIS DE MEY, der zwei der insgesamt drei Bände der „Metamorphosis naturalis“ ins Lateinische übersetzt und diese mit zahlreichen Zusätzen versehen hat, sind im ersten Band der niederländischen Ausgabe bis auf eine Zusammenfassung der Vorreden aus ALDROVANDIs sieben Insektenbüchern und einem Bei- trag über Ephemeriden nicht einwandfrei zu identifi zieren. Dieser Band enthält 65 Kupfertafeln; 64 Tafeln illustrieren die insgesamt 79 (I-LXXIX) Berichte mit handkolorierten Abbildungen von verschiedenen Insekten, meist Schmetterlingen und ihren Entwicklungsstadien. Tafel 65 gehört zum Beitrag DE MEYs. Wir schildern (1) kurz Lebensumstände und Arbeitsweise des Verfassers, (2) gehen auf die verschiedenen Ausgaben und Übersetzungen der „Metamorphosis naturalis“ ein, (3) lassen einige seiner Kritiker, vor allem den niederländischen Arzt und Naturforscher JAN SWAMMERDAM und den englischen Arzt MARTIN LISTER, zu Worte kommen, (4) bilden zehn dieser kolorierten Platten ab, (5) stellen einigen unkolorierte Abbildungen aus den späteren Übersetzungen vor, (6) versuchen anhand zeitgenössischer und einiger mehr rezenter Bemerkungen aus der Literatur die Leistung und Bedeutung GOEDAERTs zu würdigen und (7) geben im Anhang einige Leseproben aus der niederländischen, der später erschienenen gekürzten und bearbeiteten englischen sowie den beiden lateinischen Ausgaben wieder, um exemplarisch den Stil des Autors zu dokumentieren und aufzuzeigen, wie stark die Übersetzer in den Text eingegriffen haben.
Schlüsselwörter: Insektenmetamorphose, kolorierte Kupferstiche, entomologische Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts.
Summary: We introduce the volume I of the rare Dutch edition of the „Metamorphosis naturalis“ written and illustrated with coloured engravings by the Dutch miniature and landscape painter and water colourist JOHANNES GOEDAERT (1617-1668). This volume, in the possession of the library of the “Aquazoo/Löbbecke-Museum Düsseldorf ”, comes from the estate of the late THEODOR LÖBBECKE (1821-1901), the founder of the museum. This issue is undated (as generally the entire Dutch edition consisting of three volumes), but the year 1662 is added handwritten. Apart from a summary of the forewords from ALDROVANDI‘s seven books of insects and an essay about ephemerids, contributions written by the Middleburg physician and priest JOANNIS DE MEY, who also has translated two of the three
Entomologie heute 24 (2012) 218 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL volumes of the „Metamorphosis naturalis“ into Latin and who inserted here some own chapters and numerous comments, cannot be clearly identifi ed in the fi rst volume of the Dutch edition. This volume contains 65 copper plates, of which 64 plates illustrate the 79 (I-LXXIX) histories with engravings of various insects, preferably butterfl ies, and their developmental stages. The 65th plate belongs to the essay of DE MEY. We (1) briefl y describe the life of the author and his working method, (2) touch the various editions and translations of the “Metamorphosis naturalis”, (3) let speak some of his critics, especially the physicians and naturalists JAN SWAMMERDAM and MARTIN LISTER, (4) include herein ten of the coloured plates, (5) present some non-illuminated pictures of later translations of the booklet, (6) try to acknowledge performance and signifi cance of GOEDAERT by means of contemporary and recent comments, and (7) give some rehearsals from the Dutch and English edition and the two Latin editions in the appendix to exemplarily document the style of the author and to show, to what extent translators and editors have intervened in the text.
Key words: Metamorphosis of insects, coloured copper engravings of insects, entomological literature of the 17th und 18th century.
1. Einleitung schließlich noch eine französische Ausgabe auf Grundlage der ersten lateinischen Fas- Zahlreiche Naturwissenschaftler und Na- sung (GOEDAERT 1700). turinteressierte des 17. Jahrhunderts haben Anlass für die vorliegende Mitteilung ist der mit ihren Beobachtungen und Experimen- erfreuliche Umstand, dass sich in der Bib- ten an „Insekten“ dazu beigetragen, die liothek des „Aquazoo/Löbbecke-Museum“ spätere „Entomologie“ als eigenständige neben zahlreichen anderen Kostbarkeiten Teildisziplin der Zoologie zu etablieren. entomologischer Literatur auch der erste (vgl. BODENHEIMER 1928, 1929; JAHN 2000; Band der seltenen niederländischen Ausgabe GREVEN 2011). Zu diesem Personenkreis der „Metamorphosis naturalis“ befi ndet. gehörten nicht nur Gelehrte, meist Ärzte Wir werden daher im Folgenden kurz und Pfarrer, sondern auch naturinteressierte den Verfasser und Illustrator dieser ersten Laien, die oft nicht oder nur unzureichend Monographie über die Metamorphose der die damalige Wissenschaftssprache, das La- Insekten, den Maler JOHANNES GOEDAERT, teinische, beherrschten und daher auch nicht vorstellen, etwas zu den verschiedenen die entsprechende Literatur lesen konnten. Ausgaben und Übersetzungen seiner Opera Einer dieser naturinteressierten Laien war sagen (mit Schwerpunkt auf dem ersten der Niederländer JOHANNES GOEDAERT Band), auf die kurz nach dem Erscheinen (1617-1668), der sich als erster eingehend der Bände geäußerte Kritik namhafter Na- mit der Metamorphose der Insekten befasst turwissenschaftler eingehen, die „Düssel- hat. Seine Beobachtungen, die zunächst dorfer“ Ausgabe vorstellen, aus dieser einige in niederländischer Sprache verfasste und subjektiv ausgewählte Kupfertafeln abbilden in drei Bänden herausgegebene „Meta- und kurz kommentieren sowie im Anhang morphosis naturalis“ (GOEDAERT 1662 a, ebenso subjektiv ausgewählte Leseproben 1665 a, 1669 a), war seinerzeit sehr erfolg- und zum Vergleich die entsprechenden reich und erschien nahezu zeitgleich in Passagen aus der englischen und den beiden Latein (GOEDAERT 1662 b, 1665 b, 1669 b), lateinischen Übersetzungen zitieren, um wurde dann, stark gekürzt und bearbeitet exemplarisch zu belegen, ob und inwieweit sowie mit kritischen Kommentaren verse- die Übersetzer und Bearbeiter in den Ori- hen, ins Englische (GOEDAERT 1682) und auf ginaltext eingegriffen haben. Zumindest für Basis dieser Ausgabe wieder ins Lateinische die vorliegende Mitteilung waren weder ein übertragen (GOEDAERT 1685). Danach folgte weitergehender Vergleich der verschiedenen Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ 219
Ausgaben (der durchaus nicht uninteressant DUS , enz.; dat hij eene groote belezenheid bezat wäre, da die Übersetzer offenbar stärker in in de Heilige Schrift, daarvan getuigt zijn werkje den Text eingegriffen haben – damit sind bijna op elke bladzijde.“ (Dass GOEDAERT für nicht die Kommentare oder als eigene Bei- einen so einfachen Mann ziemlich gebildet träge gekennzeichneten Zusätze gemeint war, beweisen uns seine Zitate aus PLINIUS, –, als die bisherigen Stellungnahmen zu ARISTOTELES, CICERO, HORAZ, ALDROVANDI GOEDAERTs „Metamorphosis naturalis“ u. a.; dass er sehr belesen in der Heiligen vermuten lassen), eine Darstellung des Schrift war, davon zeugt sein Werk beina- wissenschaftlichen Umfeldes der damaligen he auf jeder Seite.) Auch RUESTOW (1996, Zeit noch eine Analyse der Abbildungen un- S. 53) schreibt, GOEDAERT habe die klas- ter bildwissenschaftlichen Gesichtspunkten sische und rezente Literatur seiner Zeit geplant. Wir haben bei den Übersetzungen gekannt. Wie auch immer, fest steht, dass versucht, möglichst nahe am Originaltext alle die genannten Autoren, darüber hinaus zu bleiben. Auch die Schreibweise aller aber auch der HEILIGE AUGUSTINUS (354-430) Zitate einschließlich der orthographischen sowie der Stoiker CHRYSIPP (280-206) und Fehler ist unverändert aus den Originalen der Kirchenvater LAKTANZ (250-ca. 320), u. übernommen worden. a. in Passagen des ersten Bandes der „Me- tamorphosis naturalis“ zitiert werden, die 2. Wer war JOHANNES GOEDAERT und nicht als Zusätze anderer, z.B. DE MEYs (s. wie hat er gearbeitet? u.), gekennzeichnet sind. GOEDAERT war als Landschafts- und Minia- Es gibt eine Reihe kurzer Biographien über turmaler der fl ämischen Tradition verhaftet GOEDAERT, die VAN DER PAS (2011) zusam- (BOL 1959, 1984 a). Seinen Blumenstillleben mengefasst hat. Ausführlicher wird der zu fügte er, wie damals üblich, verschiedene seiner Zeit bewunderte und geschätzte Maler Tiere, u.a. auch Insekten, als schmücken- von BOL (1959, 1984 a, b, 1985) gewürdigt. des Beiwerk hinzu (Abb. 1; s. BOL 1959, JOHANNES GOEDAERT (oder auch GOEDHART, 1985; RUESTOW 1996). Ein professioneller GOEDAERDT, latinisiert GOEDARTIUS oder Kupferstecher war er wohl nicht. Dennoch GOEDARDUS) wurde am 19. März 1617 und scheint er sich im Laufe der Zeit auch in wohl nicht erst im Jahre 1620, wie manchmal der Kunst des Kupferstechens verbessert angegeben wird (s. BOL 1959, 1984 b), in Mid- zu haben (s. u.). delburg, Niederlande, geboren, verbrachte Ein Porträt GOEDAERTs, nach einem Ge- dort sein ganzes Leben und ist hier am 15. mälde des Seeländers WILLEM EVERSDYCK Januar 1668 begraben worden (vielleicht ist von dem niederländischen Kupferstecher er aber auch erst im Februar 1668 verstor- und Kunstmaler REINIER VAN PERSYN (oder ben). Offenbar war er Mitglied der hollän- PERSIJN; 1614-1668) gestochen, fi ndet sich dischen reformierten Kirche. am Anfang der „Metamorphosis naturalis“, Manche Autoren, so z. B. BODENHEIMER zumindest in der niederländischen und der (1928), JORINK (2007), OGILVIE (2008) und französischen Ausgabe (siehe Abb. 5 unten VAN DER PAS (2011), meinen, GOEDAERT links) sowie in Band 2 der von uns eingese- habe keine höhere Bildung erhalten, keine henen lateinischen Ausgabe, nicht aber in Universität besucht und wohl auch kein Band 1 und 3 (s. Literaturverzeichnis; vgl. Latein gekonnt. SNELLEMAN (1877, S. 210; dazu SNELLEMAN 1877). s. auch BOL 1984 b) merkt jedoch an: „Dat Seinem Hobby – anders kann man das wohl GOEDAERT voor een zoo eenvoudig man vrij gelet- nicht nennen – , nämlich Insektenlarven zu terd was , bewijzen ons zijne citaten uit PLINIUS, sammeln, sie aufzuziehen, ihre Verwandlung ARISTOTELES, CICERO, HORATIUS, ALDROVAN- zu beobachten sowie das Beobachtete zu
Entomologie heute 24 (2012) 220 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL
Abb. 1: Bukett in chinesischer Vase mit verschiedenen Insekten sowie einer Schnecke von JOHAN- NES GOEDAERT. Holz 28 x 22 cm (http://www.zeno.org – Zenodot Verlagsgesellschaft mbH unter download GRI048). Oben links: Stachelbeerspanner, Abraxas grossulariata. Oben rechts: Admiral, Vanessa atalanta. Unten links: Blaue Ödlandschrecke, Oedipoda caerulescens. Unten rechts: Hain- Schnirkelschnecke, Cepaea nemoralis. Auf der Tulpe: Ameise, Lasius sp. Rechts unterhalb der Tulpe: Fliege, Brachycera. Mitte: Erd- oder Gartenhummel, Bombus terrestris oder Bombus hortorum. Fig. 1: Bouquet in a Chinese vase with insects and a snail by JOHANNES GOEDAERT. Panel 28 x 22 cm (http://www.zeno.org – Zenodot Verlagsgesellschaft mbH under download GRI048). Top left: gooseberry moth, Abraxas grossularia. Top right: red admiral, Vanessa atalanta. Bottom left: blue winged grasshopper, Oedipoda caerulescens. Bottom right: grove snail, Cepaea nemoralis. On the tulip: ant, Lasius sp. Below the tulip right side: fl y, Brachycera. Middle: buff-tailed bumblebee or garden bumblebee, Bombus terrestris or Bombus hortorum. Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ 221 protokollieren und die Stadien der Meta- deren geringste Teile ihnen noch unbekannt morphose bildlich darzustellen, dürfte er waren) (GOEDAERT 1662 a). sich zwischen 1635 und 1658 (VAN DER PAS Vielleicht war er Mitglied eines „naturwis- 2011) gewidmet haben. Dies ist der 3. und senschaftlichen Vereins“. Zumindest gab 4. Seite des Abschnitts an den geneigten es um 1590 und sicher auch später in der Leser im ersten Band zu entnehmen. Dort durchaus wohlhabenden Stadt Middelburg sagt er „hoewel ick den tijdt van vier ende twintich und ihrer Umgebung sehr aktive Zirkel von jaren daer in besteedt hebbe, beginnende anno 1635“ „liefhebbers“, Personen aus eher gehobeneren (gleichwohl habe ich damit 24 Jahre ver- Schichten, die vor allem seltene Blumen, u. a. bracht, und im Jahre 1635 damit begonnen) auch Tulpen (und sicher auch andere seltene (GOEDAERT 1962 a). Das hat aber LISTER, den Naturalia), sammelten und die Pfl anzen in späteren Bearbeiter der „Metamorphosis ihren Gärten kultivierten. Dieses lebhafte naturalis“, nicht daran gehindert, hervor- Interesse für Blumen hat zweifellos auch die zuheben, GOEDAERT habe sich 40 Jahre mit Stilllebenmalerei beeinfl usst, deren Modelle Insekten befasst (GOEDAERT 1682, 1685; lebende Pfl anzen waren (GOLDGAR 2007, vgl. auch ANONYMUS 1683). Auch wenn man S. 22 ff; s. auch Abb. 1). annähme, GOEDAERT hätte sich bis kurz vor GOEDAERT begründet und rechtfertigt seinem Tode mit Insekten befasst, käme man als frommes Mitglied der holländischen nicht auf 40 Jahre. reformierten Kirche seine langjährige Be- Was oder wer unmittelbar sein Interesse schäftigung mit Insekten bereits im ersten für Insekten geweckt hat, sagt GOEDAERT Band: „Ende hoewel mijnen arbeydt maer en gaet nirgends deutlich. In der Widmung („Dedi- over kleyne ende verachte dierkens, nochtans fal uyt catie“) schreibt er auf auf den Seiten 13-16: dese beschrijvinghe blijcken waerachtichte wesen, dat „…ja mede, dat (buyten het oordeel ende verwachten Godt door Natuyre inde cleynste dinghen aldermeeft der menschen) inde kleynste ende minst gheachte sijn wonderen vertoont; ja onghelijck meer dan selfs schepselen, de wonderen der Natuyr aldermeeft ende diekmael inde grootste schepselen: ’t welck den grooten by uytnementheydt ghevonden worden. So dat uyt Natuyr-kender Salomon oock duydelick aenwijst het na-speuren deser dieren, niet alleen veele saecken Prov. 30. 24. Dese viere zÿn vande kleynste der sullen ontdeckt worden die te vooren verborghen wae- aerde. Doch de selfde ziÿn wÿs, met wÿsheyt ren; maer oock stil-shwijghens wederleght verscheyden wel versien. De mieren & c. Daerom heeft ooek dwaling ghen der ghene welck desen arbeydt ontsiende ten rechten een Poeet gesegt. Eminet in minimis, of liever verachtende, meynden dat se by-na tot de maximus ipse Deus. Dat is, den aldergrootsten volmaecktheyd der kennissen gekomen waren, wel- Godt is inde minste dingen by uytnementheyt. Ende ckers geringste deelen haer noch onbekent waeren.“ Salomon gebiedt den leuyen mensch te gaen tot de (… ja auch, dass (entgegen dem Urteil und mieren, ende uyt het aensien van hare wegen, (dat is der Erwartung der Menschen) in den kleins- bedrijf) wijs te worden Prov. 6.6.7.8. Oock quam ten und am wenigsten geachteten Geschöp- my inden sin dat alle Godts wercken goedt zÿn fen die Wunder der Natur am häufi gsten geene uyt-ghesondert. Genes 1.31.1 Thimoth. 4.4. und vor allen Dingen gefunden werden. Psal. 104.24. Hoe groot zÿn uwee wercken o So dass aus dem Erforschen dieser Tiere Heere? ghy hebtse alle met wÿsheyt ge- nicht allein viele Dinge entdeckt werden, die maeckt, het aerdrÿck is vol van uwe goederen. vorher verborgen waren;
Entomologie heute 24 (2012) 222 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL wahrhaftige Wesen hervor,
Entomologie heute 24 (2012) 224 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL een veeljarighe ende onvermoeyelicke neerstigheydt senschleifer –, wie dies bei Miniaturmalern hebbe uyt-gevonden: daer de andere schrijvers maer durchaus üblich war (vgl. dazu RUESTOW in het ghemeen hebben geschreven, ende niet volgens 1996). Das wird vor allem im zweiten Band eygen ende bysondere bevindinge, …“ (Ich muss deutlich, von der uns allerdings nur die allerdings sagen (obwohl auf meiner und des lateinische Ausgabe zugänglich war. Hier Druckers Bitte, vom Gelehrten D. Joannes schreibt GOEDAERT unter anderem im Ex- de Mey das folgende Kapitel [Es handelt sich perimentum XXIV auf S. 88: „… quae tamen um den Abschnitt, in dem die Vorworte aus cuncta in illis esse arbitror, quoniam nervuli, aliaque Aldrovandis Insektenbüchern zusammenge- motui & sensationi dicata organa, ope tubi optici fasst werden (s. o.), Verf.] und einige wenige possunt conspici,…“ , (… glaube ich dennoch, Notizen beigefügt sind), dass ich nichts dass alles [Nerven, Poren etc. Verf.] in jenen geschrieben habe, was aus anderen Bü- [Raupen, Verf.]
Entomologie heute 24 (2012) 226 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL merobii explicans“) fi ndet sich bereits in der ganz adäquat wieder (man vergleiche diese niederländischen Ausgabe. Darüber hinaus Abbildung nur mit Figure 5 in UNWIN 1995). hat DE MEY noch eine Abhandlungen über LISTER hat in beiden Ausgaben alles schmü- Kometen hinzugefügt („De cometis“). Im ckende Beiwerk gestrichen und beginnt dritten Teil befi ndet sich ein langer ebenfalls unmittelbar nach einem (eigenen) Vorwort eher literarischer Anhang DE MEYs. mit den Beschreibungen, die er durchnum- Im Jahr 1682 hat der naturwissenschaftlich meriert, und von denen er sehr viele – für außerordentlich vielseitig interessierte Leib- unsere Ohren manchmal etwas lehrerhaft – arzt der englischen Königin MARTIN LISTER kommentiert (s. u.). Die lateinische Fassung (1638-1711), Mitglied der Royal Society und enthält zudem die zweite, erweiterte Aufl age Kenner von Mollusken, Käfern und Spinnen seines Appendix über Tiere aus England – er wird sogar als Begründer der moder- mit Kapiteln über Spinnen, Schnecken und nen Arachnologie angesehen (vgl. UNWIN Muscheln, der sieben Tafeln ebenfalls von 1995) –, unterstützt von dem Antiquar THO- FRANCIS PLACE enthält, und zwar drei mit MAS KIRKE (1650-1706) eine stark gekürzte, Muscheln und Schnecken und vier mit nicht einbändige und mit kritischen Kommenta- weiter kommentierten Käfern und Wanzen. ren versehene englische Übersetzung der Wenn auch die englische Version wohl die „Metamorphosis naturalis“ angefertigt und Grundlage für seine lateinische Übersetzung bei White in York in einer Aufl age von nur bildete, hat LISTER sich für diese weitestge- 150 Exemplaren publiziert (Abb. 3 oben hend des lateinischen Textes von DE MEY rechts; GOEDAERT 1682). Die Insekten (und VEERZAERDTs) bedient (s. Appendix). werden hier in systematischer Reihenfolge Im Jahre 1700, also 31 Jahre (!) nach Erschei- abgehandelt. Kriterien für die Anordnung nen des dritten Bandes in Niederländisch waren z. B. wie die Imagines von Schmet- und Latein, kam eine u. a. bei George Galllet terlingen in Ruhe ihre Flügel halten, wie sich in Amsterdam verlegte französische Über- die Raupen fortbewegen, wie die Puppen setzung auf den Markt (Abb. 3 unten rechts), (Chrysales, Aureliae) aussehen, etc. Für diese der zumindest, was die Beschreibung der Ausgabe hat LISTER die Abbildungen – auf einzelnen „Experimente“ angeht, die erste eigene Kosten, wie er betont – von dem lateinische Fassung zugrunde lag und die Londoner Künstler FRANCIS PLACE (1647- BODENHEIMER (1928) offenbar für die Wür- 1728) nach den Originalabbildungen neu digung GOEDAERTs in seinen „Materialien anfertigen lassen (vgl. Abb. 4 unten). Diese zur Geschichte der Entomologie“ benutzt Tafeln fi nden sich auch in der möglicher- hat, wie u. a. aus den von ihm zitierten und weise auf Veranlassung der Royal Society übersetzten Textbeispielen hervorgeht. (s. BODENHEIMER 1928) von LISTER bei Weder die Vorreden noch andere Passagen in Smith 1685 herausgegebenen lateinischen den verschiedenen Ausgaben der „Metamor- Übersetzung (Abb. 3 unten links). Der auf phosis naturalis“ geben eindeutig Auskunft da- Abbildung 4 (unten) gezeigte Ausschnitt der rüber, worin die Übersetzer die Notwendigkeit ersten Tafel gibt diese Kupferstiche (aus der gesehen haben, die „Metamorphosis naturalis“ digitalisierten Version dieser Ausgabe) nicht in andere Sprachen (die weiter verbreitet waren
Abb. 3: Titelblätter des ersten Bandes der „Metamorphosis naturalis“. Oben links: erste lateinische Übersetzung. Oben rechts: bearbeitete englische Übersetzung. Unten links: zweite lateinische Übersetzung; bearbeitete Fassung. Unten rechts: französische Übersetzung. Fig. 3: Title pages of the fi rst volume of “Metamorphosis naturalis”. Top left: fi rst Latin transla- tion. Top right: methodized version in English. Bottom left: second Latin translation; methodized version. Bottom right: French translation. Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ 227
Entomologie heute 24 (2012) 228 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ 229 als das Niederländische; Latein war damals tam meo studio aut intentione, quam quidem alio- die lingua franca der Wissenschaften) zu über- rum virorum exhortatione & postulatu.“ (Diese tragen und was der Anlass war, sie wiederholt meine Experimente sind gedruckt worden aufzulegen, zumal ja bereits kurze Zeit nach und wurden ans Licht gebracht, nicht auf- GOEDAERTs Tod herbe Kritik am Inhalt der grund meines Eifers oder meiner Absicht, drei Bände geübt worden war (s. u.). als vielmehr durch die Ermunterung und GOEDAERT selbst schreibt im ersten Band, den Wunsch anderer Männer.) (GOEDAERT dass er wohl auch von anderer Seite ge- 1662 b, 10. Seite der Praefatio). Vielleicht drängt worden sei, seine Beobachtungen zu hat diese Aussage LISTER, dem wohl nur veröffentlichen: „Dese mijne uytvindinghen heb die lateinische Version vorlag, in seiner ick door den druck gemeen ghemaeckt, niet so seer Vermutung bestärkt, dass sich GOEDAERT door mijn eyghen drift, als wel door het aenporren nur zu seiner persönlichen Befriedigung mit ende menichvoudig versoeck van andere; te meer, Insekten befasst habe (s. u.). also ick hier niet op het papier en stelle, dan het gene ick selfs in persoon hebbe ondervonden; welcke 4. Das Exemplar der „Metamorphosis ervarentheyd ick oordel de seeckerste ende beste te naturalis“ aus dem „Aquazoo/Löbbe- wesen om tot rechte kennisse te geraecken.“ (Diese cke-Museum“ meine Beobachtungen habe ich durch den Druck zugänglich gemacht, nicht so sehr Die Bibliothek des „Aquazoo/Löbbecke- aus eigenem Antrieb heraus, sondern durch Museum“ besitzt den ersten Band der hol- anspornende und wiederholte Bitten von ländischen Ausgabe. Er ist fest gebunden, anderen; ich habe nichts geschrieben, was 15,8 cm hoch, 10,4 cm breit und 3,5 cm ich nicht selbst gesehen habe, was meiner dick, handschriftlich auf S. 35 auf 1662 Meinung nach die sicherste und beste Me- datiert und enthält insgesamt 64 kolorierte thode ist, um zu richtigen Erkenntnissen zu Kupfertafeln. Der oder die Besitzer haben gelangen.) (GOEDAERT 1662 a; 16. Seite der offensichtlich mit diesem Buch „gearbeitet“, Widmung). Dies steht auch so in der lateini- denn auf den Bildtafeln fi nden sich ebenfalls schen Fassung DE MEYS: „Hae mea experimenta handschriftliche Einträge, die offenbar von typis mandata sunt atque in lucem prodierunt, non zwei verschiedenen Personen (s. z. B. Abb. 5
Abb. 4: Oben links: Unkolorierte Kupfertafel mit Entwicklungsstadien des Pfauenauges, Inachis io (vgl. Abb. 5 unten rechts) in Band 1 der „Metamorphosis naturalis“ aus der lateinischen Über- setzung von de MEY (aus GOEDAERT 1662 b). Oben rechts: Entwicklungsstadien des Admirals, Vanessa atalanta (aus GOEDAERT 1669 b). Unten: Tafel mit verschiedenen Schmetterlingen und ihren Entwicklungsstadien aus der von LISTER herausgegebenen lateinischen Übersetzung, in der die Abbildungen von dem Künstler FRANCIS PLACE neu gestochen und angeordnet wurden (GOEDAERT 1685). 1 Pfauenauge, Inachis io (I, Band 1), 3 Großer Fuchs, Nymphalis polychloros (LXXVII, Band 1; 5 Admiral Vanessa atalanta (39, Band 2), 7 Großer Kohlweißling Pieris brassicae (XI, Band 1). In Klammern Abbildungsnummer und Bandangabe der nicht bearbeiteten Ausgaben. Fig. 4: Top left: Non-illuminated engraving showing developmental stages of the peacock but- terfl y, Inachis io (see fi g. 5 bottom right) from volume 1 of “Metamorphosis naturalis” translated in Latin by DE MEY (GOEDAERT 1662 b). Top right: Developmental stages of the red admiral, Vanessa atalanta (from GOEDAERT 1669 b). Bottom: Engravings of several butterfl ies and their developmental stages from the Latin translation by LISTER; in this version pictures were newly engraved and arranged by the artist FRANCIS PLACE. 1 peacock butterfl y Inachis io (I, vol. 1); 3 blackleg tortoiseshell, Nymphalos polychloros (LXXVII, vol. 1); 5 red admiral Vanessa atalanta (39, vol. 2); 7 cabbage butterfl y Pieris brassicae (XI, vol. 1) (GOEDAERT 1685). Numbers of the pictures and volume of the non-methodized editions are given in brackets.
Entomologie heute 24 (2012) 230 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ 231 unten rechts, 7, 8) stammen. Die Abbildun- Aen-merckingen vanden aerdt, wonderlicke verande- gen 5, 7, 8 und 9 der vorliegenden Mitteilung ringe ende Eygenschappen der a Wormen, Rupsen ende sind dieser Ausgabe entnommen. b andere kleyne dieren in het ghemeyn“ (Besondere Der Band beginnt mit einer farbigen Titel- und verschiedene Anmerkungen von der Art, vignette (Abb. 5 oben links). Darauf folgen der wunderbaren Veränderungen und Eigen- das ebenfalls farbige Titelblatt (Abb. 5 oben schaften der Würmer, Raupen und allgemein rechts), das koloriertes Porträt von GOE- anderer kleiner Tiere). Die Buchstaben a und DAERT (Abb. 5 unten links), eine18-seitige b beziehen sich auf zwei längere Fußnoten. mit GOEDAERTs Namen unterzeichnete „De- Insgesamt enthält der Abschnitt mehrere dicatie“ (Widmung) „Aen De Edele Mogende Fußnoten. Auf den Seite 15-152 werden die Heeren mijn Heeren de Gecommiteerde einzelnen Erfahrungen („ondervindinge“), Raden ‚sLands ende Graefl ijckheyds Van Zee- Befunde („bevindinge“) und Veränderungen landt“ (An die Hochvermögenden Herren, oder Verwandlungen („veranderinge“) mit die Herren der Räte der Versammlungen gelegentlichen Fußnoten (s. Pfauenauge, des Landes und der Grafschaft Zeeland), Appendix) geschildert, und zwar insgesamt ein weiterer Abschnitt (zwei Seiten) mit „By- 79 (I bis LXXIX) auf 64 Tafeln (ohne Voeghsel “ (Anmerkung) überschrieben, der die Tafel mit den Ephemeriden, das keine im Wesentlichen Verse aus „De Bombyce“ Nummer trägt; Abb. 6 unten) (vgl. Abb. 5 des italienischen, aber lateinisch dichtenden unten rechts, 7, 8, 9). Nach Seite 152 folgen Humanisten MARCO GIROLAMO VIDA (1485- 13 nicht paginierte Seiten „By-Voeghsel des 1566) enthält, welche die Transformation des Geleerden D. Joannis de Mey, omhelsende wonderlicke Seidenwurms in einen gefl ügelten „Weiß ling“ Historie der haft ende een dag-levende dierkens, by [weißer Schmetterling, Verf.] beschreibt. Da- den Griecken daerom Hemerobia ende Ephemera ran schließen sich vier nicht unterzeichnete ghenaempt “ (Anmerkung des Gelehrten D. Seiten „Aen den goedtwilligen Leser“ (An den Joannis de Mey bezüglich der wundersamen geneigten Leser) an und dann zwölf Seiten Geschichte des Haftes und den einen Tag „Eenighe aenteyckeninghen meest uyt de voor-reden lebenden Tierchen, von den Griechen daher des seer gheleerden ende hoogh-beroemden Ulysses Hemerobia und Ephemera genannt) mit der Aldrovandus, over sijn boecken vande dieren insec- nicht nummerierten Tafel (s. Abb. 6 unten). ta genampt, dienende tot verklaringe vande volghende Darauf folgt ein Gedicht „METAMOR- Historische beschrÿvinghe ende bevindinghen“ (Eini- PHOSEOS NATURALIS ENCOMION: ge Anmerkungen meist aus den Vorworten Ofte Lauwer-Lof, Uytgeschalmt op de wel der Bücher von den „Insecta“ genannten doorzochten NATUIR-VERANDERINGEN van- Tieren des sehr gelehrten und hochberühm- den onvermoeyden, yverigen en zeer vlijtigen ten Ulisse Aldrovandi, die dazu dienen, die Natuyr-gronder JOHANNES GOEDAERT, Aen- folgenden historischen Beschreibungen und den Naeuw -keurigen Lezer en Lief-hebber Befunde zu erklären). Mit Seite 1 (bis Seite 15 dezes BOECKS“ (Lob der Metamorphosis oben) beginnen dann „Bysondere ende verscheyden naturalis: und „Lorbeer-Lob“, kündet dem
Abb. 5: Der erste Band der niederländischen Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ aus der Bi- bliothek des „Aquazoo/Löbbecke-Museum“. Oben links: Titelvignette. Oben rechts: Titelblatt. Unten links: Porträt von JOHANNES GOEDAERT. Unten rechts: Kupfertafel mit Entwicklungsstadien des Tagpfauenauges (Inachis io) (GOEDAERT 1662 a). Abb. 5: The fi rst volume of the Dutch edition of the “Metamorphosis naturalis” from the library of the “Aquazoo/Löbbecke-Museum“. Top left: Title vignette. Top right: Title page. Bottom left: Portrait of JOHANNES GOEDAERT. Bottom right: Plate with developmental stages of the the peacock butterfl y (Inachis io) (GOEDAERT 1662 a).
Entomologie heute 24 (2012) 232 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL neugierigen Leser und Liebhaber dieses hier aus der englischen Übersetzung; GOEDA- Buches von den gut erforschten Naturverän- ERT 1682, To the Reader, ohne Seitenangabe): derungen durch den unermüdlichen, eifrigen „His Latin Interpreters have added Comments, und sehr fl eißigen Naturforscher JOHANNES indeed; but were Men wholy ignorant in Natural GOEDAERT, unterzeichnet von JOH. JONES). History; and their Comments are meere Rapsodies, Bei dem Exemplar aus dem „Aquazoo/ and altogether impertinent to the Explication of any Löbbecke-Museum“ handelt es sich um History of Godartius” (Seine lateinischen „Typ 2“, der u a. auch das nach dem Anhang Übersetzer haben freilich Kommentare hin- von DE MEY über die Eintagsfl iegen genann- zugefügt; aber es waren Männer, die keine te Lobgedicht enthält (vgl. KRUSEMAN 1956). Ahnung von Naturgeschichte hatten; und ihre Kommentare sind lediglich Schwärmereien, 5. Bewertung der „Metamorphosis und insgesamt ungeeignet, irgendeine Dar- naturalis“ stellung Goedaerts zu erklären). Die Aussage belegt zudem, dass LISTER und sein Helfer Zweifellos waren die drei Bände der „Meta- bei der Bearbeitung der „Metamorphosis morphosis naturalis“ außerordentlich erfolg- naturalis“ die lateinischen Texte und nicht die reich, und dies, obgleich sie von einem Ama- holländische Ausgabe vor sich hatte. Zudem teur geschrieben, voller Beobachtungsfehler betont er: „I have omitted them, and have Printed the sowie (allerdings zeitbedingter) Irrtümer Authors words only“ (Ich habe sie weggelassen waren, und nicht unbedingt von ausgewie- [die Zusätze der Übersetzer, Verf.] und nur die senen Fachleuten (DE MEY, VEERZAERDT) Worte des Autors gedruckt) (GOEDAERT 1682, übersetzt worden waren. Beide Übersetzer, To the Reader, ohne Seitenangabe). vor allem aber DE MEY, sind von der Kritik Später schreibt der Pädagoge, Sprachwissen- nicht sehr wohlwollend behandelt worden. schaftler und ambitionierte Hobbyentomo- Das gilt nicht so sehr für die Übertragung loge JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743), ins Lateinische, derer sich ja auch LISTER für der selbst sehr detailreiche Beobachtungen seine Ausgabe bedient hat (s. Appendix), an Insekten publiziert hat (vgl. BODENHEI- sondern für die Zusätze. MER 1928, 1929; GREVEN 2011): „Die An- Der niederländische Naturforscher JAN merckungen dabey sind von Hr. D. van Mey, der SWAMMERDAM (1637-1680) war sogar der den ersten Theil heraus gegeben, und von eben der Meinung: „… von der zufälligen Zeugung dieser Art, als die im ersten Theile, nehmlich zusammen Thiergen, welche auch dem Goedeart von denenje- geklaubte Loci communes und oerter aus allerley nigen, die seine Werkgen besorgt haben, gleichsam Büchern, über all nichts neues oder gründliches…“ mit Gewalt aufgedrungen zu seyn scheinet… Wäre (FRISCH 1740, Vorwort nicht paginiert). er nicht mit Vorurtheilen eingenommen gewesen: so An diesem Urteil hat sich auch später nichts würde er leichtlich die Unrichtigkeit seiner Sätze geändert. BODENHEIMER stellt fest, der Essay bemerkt haben.“ (SWAMMERDAM 1752, S. 14). über Ephemeriden in Band I (s. o.) bräch- LISTER lässt sich in seinen beiden Ausgaben im te keine neuen Daten und die z.T. relativ Vorwort zu der Aussage hinreißen (wir zitieren ausführlichen Anmerkungen (in denen DE
Abb. 6: Darstellung von Ephemeriden. Oben: Zeichnung von J. DORTMANN aus CLUTIUS 1634, S. 90 (88) (aus FRANCISSEN & MOL 1984). Unten: Die von GOEDAERT geringfügig geänderte, nicht nummerierte Tafel aus dem Appendix (S. 197) der ersten lateinischen Ausgabe (GOE- DAERT 1662 b). Fig. 6: Illustration of ephemerids. Top: drawing by J. DORTMANN in CLUTIUS 1634, p. 88, misprinted as 90) (from FRANCISSEN & MOL 1984). Bottom: GOEDAERT’s slightly modifi ed and not numerated engraving, which is shown in the appendix (p. 197) of the fi rst Latin edition (GOEDAERT 1662 b). Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ 233
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MEY alle irrigen Ansichten GOEDAERTs SWAMMERDAM, der die Metamorphose un- über nommen hat) seien im Wesentlichen gleich detaillierter untersucht hat als alle als „literarische Arbeiten“ zu bewerten (BO- vor ihm und sogar ein System der Insekten DENHEIMER 1928, S. 395). Tatsächlich hat erarbeitet hat, das die Metamorphose zur DE MEY den Text über die Ephemeriden bis Grundlage hatte, geht in seiner 1669 erschie- auf seine Beobachtung von großen Schwär- nenen „Historia insectorum generalis“ (von men weitgehend nahezu wörtlich der 1634 der es später verschiedene Übersetzungen publizierten Abhandlung „De Hemerobio in andere Sprachen gab) nicht zimperlich sive Ephemero Insecto, & Majali verme“ mit GOEDAERT um. Er wird er nicht müde, des Amsterdamer Arztes AUGERIUS CLUTIUS GOEDAERT immer wieder als fl eißig zu be- (1577-1636) entnommen (s. FRANCISSEN zeichnen, kritisiert ihn aber heftig und in & MOL 1984). GOEDAERT hat dazu den vielen Einzelheiten, indem er sich einzelne Holzschnitt aus „De Hemerobio“ (Abb. 6 Tafeln und Beschreibungen herausgreift und oben) neu gestochen und leicht verändert deren Fehler eingehend bespricht. Diese (Abb. 6 unten), allerdings nicht wesentlich Kritik fi ndet sich unverändert auch in der verbessert. SWAMMERDAM bemerkt dazu (wir postum in zwei Bänden (1737 und 1738) zitieren aus der deutschen Übersetzung der von dem niederländischen Mediziner und „Bybel der Natuur“, SWAMMERDAM 1752, Botaniker HERMAN BOERHAAVE (1668-1738) S.114; weitere Bemerkungen zu dieser herausgegebenen „Bybel der Natuur“, die Ausgabe s. u.): „Ich habe in Clutii seinem Buch neben den früheren Arbeiten SWAMMERDAMs mit Verwunderung gesehen, wie er das Hafft von über Insekten auch bisher unpubliziertes Dortmannus nur aus einem schwachen Gedächtniß Material enthält, insgesamt aber lesbarer oder Einbildung entworfen habe. Goedaert hatte das ist, weil BOERHAAVE den Text von frommen eingesehen, und, da er viel Licht und Erfahrung Meditationen und religiösen Schwärmereien hierinnen hatte, so verbesserte er den Fehler nach befreit hat. Wir zitieren hier wiederum aus seinem Begriffe und Urtheil, doch sehr schlecht. der deutschen Übersetzung (diese Zitate Denn er veränderte an der Abbildung nichts, als fi nden sich nahe zu identisch auch in der was er meynte ungestaltet zu seyn. Uebrigens ließ in Niederländisch geschriebenen „Historia er das ganze bloß aus dem Gedächtniß gezeichnete insectorum generalis“; SWAMMERDAM 1669): Thiergen in seinem Wesen. Auf die Weise suchte „… sondern auch die allerbefl issensten Untersucher der eine sehr unvorsichtig den Fehler des anderen bloß der Natur, als Aldrovandus, Moufetus, Libavius aus einem Begriff und Einbildung zu verbessern. und Goedaert haben sich dadurch [durch die Mithin muste der Fehler nothwendig fortgepfl anzet Irrümer früherer Gelehrter, Verf.] hinter das und verdoppelt werden, indem der letztere des Licht führen, und dahin verleiten lassen, dass sie ersteren sein Versehen wahrscheinlich gemacht hat. nicht allein ander Wahrheit wankelmüthig zweifel- Goedaert gesteht ja selbst, dass er das Thiergen mit ten, sondern auch, von Vorurtheilen eingenommen, Augen nie gesehen habe.“ die überzeugenden Folgen der wirklichen und au- Mit MARTIN LISTER, vor allem aber mit JAN genscheinlichen Erfahrungen, die ihnen vorstiessen, SWAMMERDAM sind zugleich auch die Kritiker leugneten“ (S. 10) oder „So wollen wir nunmehr GOEDAERTs genannt, die stets dann ange- bemerken, mit was für groben Irrthümern, und führt werden, wenn es um die Unzuläng- handgreifl ichen Unwarheiten sie [die Zeugung lichkeiten des GOEDAERT‘schen Werkes geht und Metamorphose, Verf.] von dem Herrn (vgl. OGILVIE 2008; VAN DER PAS 2011). Das Goedaert besudelt worden sind. Wir geben zwar liegt sicher daran, dass diese beiden bereits ganz gerne zu, daß dieser Mann allein, in wenig alles gesagt hatten, was kritikwürdig war. Jahren, mehr besondere Umstände von den Raupen Spätere Vorbehalte sind meist viel pauscha- gesehen und erfahren hat, als alle so viele Gelehrte ler geäußert worden (s. u.). in mehreren Jahrhunderten zusammen. Allein Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ 235 deswegen ist er nicht nur nicht von Fehlern frey: sigung der Beschreibungen, für die er, um sondern er ist auch in solche Irrthümer verfallen, sie gut auszuführen, hinlänglich Gelegenheit welche schwerlich entschuldigt werden können. Ueber hatte; und die zahlreichen Hinweise auf dieses hat er die eigentliche Art und Beschaffenheit die Farben in seinen Abbildungen, welche einer Puppe nicht im geringsten verstanden. Da wir die Kalkographie [Chalkographie, die dem uns nun vorgenommen haben, einige von seinen vor- Griechischen entlehnte Bezeichnung für nehmsten Vergehungen insbesondere zu untersuchen: Kupferstecherkunst, Verf.] oder der Druck so wollen wir itzo nur zwo von den allermerkwür- nicht klar machen konnte; überdies die chao- digsten beybringen, wodurch alle seine Erfahrungen tische Ordnung, in der man sie nach seinem gleichsam auf ein glattes Eiß gesetzet werden …“ Tod publiziert hat; und vor allem der geringe (SWAMMERDAM 1752, S. 14). Fortschritt, den er in seiner Kenntnis über LISTER, Leibarzt der englischen Königin, die Natur der Insekten gemacht zu haben Mitglied der Royal Society, ein Kenner von scheint, nachdem er sich doch nach eigener Spinnen, Käfern und vor allen Dingen von Aussage 40 Jahre damit täglich ausein- Mollusken mit Erfahrungen im Freiland andergesetzt hat, so dass es scheint, dass er (UNWIN 1995), lobt und kritisiert zugleich, mit diesen eher Zerstreuung gesucht hat als wenn er am Anfang seiner englischen Ausga- sich selbst die Mühe gemacht zu haben, sie be (aber auch entsprechend in seiner später gut zu verstehen (GOEDAERT 1682; vgl auch folgenden lateinischen Ausgabe) zu beden- ANONYMUS 1683). Im Anschluss daran fährt ken gibt: „I am not satisfi ed, that ever Goedar- er aber fort: „And yet after all this, you will fi nd tius intended to publish these Papers: or that He him every where very just, and true in his Observa- aimed at any things more, then to please and gratifi e tions: but in many places very short; and hardly his Fancy, and the excellent skill he had in Liming. Intelligible“ (Und dennoch nach alldem wird And this appears from the almost totall neglect of man ihn überall genau und wahrhaftig bei descriptions, which he had suffi cient opportunity, to seinen Beobachtungen fi nden: aber an vielen have well performed; and the many references to the Stellen sehr kurz und kaum verständlich) Colours in his Designs, which Calcography, or und dann in einem neuen Absatz „Again, as Printing could not represent: besides the tumultuous he most industreously fed them, and observed their order, we have them fi rst published in, after his death: Changes; so he committed little or nothing to Writ- above all, the little advancement he seemes to have ing or Designe, but what succeeded with him and made, in his Skill, in the nature of Insects, after (as he understood it) had its right Change: Which 40. Yeares (as he says himselfe) daily conversing with is more, than any man ever did before him: So that them: so that he seemes rather, to have diverted with we need not admire, that so long, and pertinations them, then to have given himselfe the trouble of well and Industry produced so few Historys: For he understanding them.” (Ich bin nicht überzeugt Designed not all, that came to hand, but such davon, dass Goedaert jemals die Absicht only, as it was his good fortune to Feed, and bring hatte, diese Arbeiten zu publizieren, oder up to Change. And yet in these few Historys, dass er überhaupt mehr anstrebte als seinem you have something of all the severall genus’s of Genius zu gefallen und willfährig zu sein so- Insects, that are in Nature.” (Schließlich, wie seiner hervorragenden Erfahrung, die er während er sie sehr fl eißig fütterte und ihre beim Liming [=Kalken; wohl aufgrund der Veränderungen beobachtete, so vertraute er Verwendung von Kalk beim Kupferstechen. wenig oder nichts dem Schreiben oder der Die Oberfl äche der Kupferplatte wurde vor Zeichnung an (= schrieb oder zeichnete er der Gravur geglättet und mit einer dünnen wenig oder nichts), aber was ihm gelang und Firnis-, Kreide, Ruß- oder Wachsschicht sowie er es verstand, hatte seine richtige Ver- überzogen, Verf.] hatte. Und das wird deut- änderung (= gelangte zur Metamorphose); lich durch die fast vollständige Vernachläs- Was mehr ist, als jemals irgendeiner vor ihm
Entomologie heute 24 (2012) 236 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL tat. Sodass wir uns nicht wundern müssen, sagt: „Goedaert est un des premieres qui ait suivi dass so langer, und beharrlicher Fleiß so les transformations des insectes avec une grande wenig Beschreibungen hervorbrachte: Denn attention & une grande patience. Il étoit peintre, er zeichnete nicht alle, die er in die Hand il en a peint lui-même un nombre considerable sous bekam, sondern nur solche, wenn er das leire differentes formes; il écrivoit les observations Glück hatte, sie zu ernähren und zur Me- qu’ils lui offroient, mais il avoit plus le talent de tamorphose zu bringen. Und dennoch hat peindre que celui d’observe “ (Goedaert ist einer man in diesen weniger Berichten etwas von der ersten, der sich der Metamorphose der all den verschiedenen Genera von Insekten, Insekten mit großer Aufmerksamkeit und die es in der Natur gibt) (GOEDAERT 1682, großer Geduld gewidmet hat. Er als Maler To the Reader, nicht paginiert). Ob LISTER hat selbst eine beachtliche Anzahl dieser SWAMMERDAMs Vorbehalte gekannt hat, lässt [Insekten, Verf.]) in ihren verschiedenen sich dem Text nicht entnehmen. Formen gemalt; er hat seine Beobachtungen, Im Prinzip lässt sich die Kritik folgender- die sie ihm boten, aufgeschrieben, aber er maßen zusammenfassen: (1) Beschreibung hatte wohl mehr Talent als Maler denn als einer zu geringen Anzahl von Arten (ob- Beobachter) (REAUMUR 1734, S. 11) und gleich mehr als alle vor ihm) gemessen am dann „… a été ensuite traduit dans notre langue; Zeitraum, dem er sich der Metamorphose il est un des plus étendus que nous ayons dans ce gewidmet hat, (2) Beschreibung der Arten genre; on y trouve les transformations de quantité zu kurz, (3) Anordnung der Befunde völlig de diverses especes d‘insectes, mais rapportées un peu willkürlich, (4) Voreingenommenheit und trop séchement. D’ailleurs l’ouvrage n’a été imprimé (5) Ignoranz, da er im Laufe der Jahre qu’après la mort de l’auteur, & sans aucun ordre. nichts dazugelernt habe. Die Beurteilung Tout y est pêle-mêle dans les editions qui en ont été der Abbildungen war eher zwiespältig faites en Hollandois & en Francois. M. Lister en (s. u.). SWAMMERDAM und LISTER loben aber a donné une édition Latine exempte de ce défaut. GOEDAERTs Fleiß und LISTER stellt noch Il y a de plus joint des notes, dont plusieurs étoient dessen genaue Beobachtungsgabe heraus, absolument necessaires pourt tenir en garde contre les die ja primär unabhängig davon ist, ob man endroits où Goedaert est tombé dans des meprises qui das, was man beobachtet, auch versteht. lui ont été justement reprochées par Swammerdam, LISTER, dessen größtes Verdienst der „Kampf mais qui lui étoient pardonnables dans le temps où um die Aufklärung der wirklichen Biologie der il écrivoit, où l’on ne commencoit encore quá défricher Schlupfwespen“ war (BODENHEIMER 1929, la science des insectes “ (… das ist dann in unsere S. 396), kritisiert zudem (nicht im Vorwort, Sprache übersetzt worden; es ist eines der sondern in seinen Kommentaren), dass ausführlichsten, die wir in dieser Art haben; GOEDAERT der Ansicht gewesen sei, aus man fi ndet dort zahlreiche Metamorphosen einer Raupe könnten Schmetterlinge, aber der verschiedenen Insektenarten, aber ein auch Schlupfwespen oder Fliegen entste- wenig zu knapp dargestellt. Das Werk wurde hen (GOEDAERT 1682, S. 72), er also nicht übrigens erst nach dem Tode des Autors ge- erkannt habe, dass es sich dabei um Parasiten druckt und ohne jedwede Ordnung. In den handelte, welche die betreffenden Raupe holländischen und französischen Ausgaben befallen hatten. ist alles ein großes Durcheinander. M. Lister Der französische Naturforscher RENÉ- hat davon eine lateinische Ausgabe ohne ANTOINE FERCHAULT DE RÉAUMUR (1683- diesen Mangel herausgegeben. Außerdem 1757), der sich ebenfalls eingehend mit wurden ihr Anmerkungen beigefügt, von der Metamorphose der Insekten befasst denen mehrere absolut notwendig waren, hat, ist grundsätzlich ähnlicher Meinung um auf Passagen aufmerksam zu machen, wie SWAMMERDAM und LISTER, wenn er in denen Goedaert sich geirrt hatte, wie ihm Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ 237 mit Recht von Swammerdam vorgeworfen noch jetzt Beachtung verdient … Die Abbildungen worden war, aber die verzeihlich waren in beziehen sich auf die ganze Klasse der Insekten der Zeit, in der er schrieb, in der man gerade und der Text dazu enthält mannigfache schätzbare angefangen hatte, sich mit der Wissenschaft Bemerkungen und Beobachtungen, so dass es kein von Insekten zu beschäftigen) (REAUMUR Wunder ist, wenn diese Werk seiner Zeit Aufsehen 1734, S. 12). erregte und Nacheiferer “, und wiederum 60 Spätere Äußerungen, namentlich von Jahre später bemerkt BODENHEIMER (1928, „Nichtwissenschaftlern“, sind neutral bis S. 389): „… an dem Werk ist vom heutigen wohlwollend. Der Pfarrer Christian LESSER Standpunkt der Wissenschaft viel zu kritisieren. (1938) schreibt im Vorwort seiner weit Die Beschreibungen sind schlecht, die Abbildungen verbreiteten und wiederholt aufgelegten, keineswegs besonders auf der Höhe. In Bezug auf allerdings nicht sehr tiefschürfenden „In- die theoretischen Anschauungen steht Goedart noch secto-Theologia“ über GOEDAERT und seine nicht wesentlich über Aldrovandi.“ „Metamorphosis naturalis“: „Niederländer und Der englische Theologe CHARLES EARLE künstlicher Maler, ist 25. Jahr damit umgegangen, RAVEN (1885-1964), der sich eingehend diese Creaturen zu nähren, ihre Verwandlungen in mit Wissenschaftsgeschichte befasst hat, Acht zu nehmen, und die schönen Butter=Vögel bescheinigt der “Metamorphosis naturalis” mit Farben abzubilden. Die erste Edition gab er „the pictures of caterpillar and imago are generally in Niederländischer Sprache heraus, weil sich aber accurate, but the book is of little scientifi c value” dieselbe gar bald rar machte, wurde sie ins Latein (Die Bilder der Raupe und der Imago sind im übersetztet, und Anno 1662. von D.H. von Mey allgemeinen treffend, aber das Buch ist von Doctore Medicinae und Pfarrherrn zu Middelburg geringem wissenschaftlichen Wert) (RAVEN heraus gegeben. Den andern Theil davon stellete 1950, S. 390 Fußnote). ebenfalls ein Prediger auf der Insul Wolfardi in Wahrscheinlich kann GOEDAERT nur in Seeland Paul Veezaerdt ans Licht, nebst seinen der Retrospektive adäquat gewürdigt wer- Anmerckungen. Den dritten Theil gab erwehnter den. Dabei ist, so glauben wir, eher von Herr Doct. von Mey nebst seinen Anmerckungen sekundärer Bedeutung, dass er als einer heraus. Endlich machte sich Herr Martin Lister, der ersten über Insekten der Niederlande ein Mitglied der Königl. Engl. Societät über den schrieb, oder – was ebenfalls immer betont Goedart, brachte ihn in rechte Ordnung, und wird (OGILVIE 2008; VAN DER PAS 2011) – ließ ihn durch einen seiner Freunde herausgeben.“ dass er auch einer der ersten war, der sich (LESSER 1738, S. 22-23). nur auf seine eigenen Beobachtungen JOHANN LEONHARD FRISCH (1666-1743) verließ, anstatt sich auf Autoritäten der würdigt in Teil 6 seiner „Insecten in Teutsch- Vergangenheit zu berufen und diese zu land“ GOEDAERT folgendermaßen: „… ein zitieren (dies könnte ja zumindest teilweise Niederländer, so in diesem Stück der vornehmste auch darauf zurückzuführen sein, dass er ist, dieweil seine Arbeit nicht nur in Abbildungen, diese gar nicht lesen konnte), vielmehr sondern auch in schönen Anmerkungen bestehet. liegt GOEDAERTs Hauptverdienst darin, Der bey 25. Jahr damit umgegangen, und diese erstmals der Metamorphose der Insekten Creaturen zu mehren gesucht, bis er ihre Ver- volle Aufmerksamkeit geschenkt zu ha- wandlungen gesehen, und die schönen Papilionen ben. Dies war vorher nicht oder nur ganz mit Farben abbilden können.“ (FRISCH 1740, selten der Fall. Für BODENHEIMER (1928) Vorwort nicht paginiert). sind die Studien GOEDAERTs der Beginn WERNEBURG (1864), der nach eigenen Wor- einer neuen Arbeitsrichtung innerhalb der ten die holländische Ausgabe vor sich hatte, Insektenkunde; er reiht GOEDAERT unter schreibt mehr als 120 Jahre später (S. 24): die großen Bionomen ein und nennt ihn „Dieses Werk, das seiner Zeit Epoche machte und zusammen mit Frau MERIAN (1647-1717),
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BONNET (1720-1793), RÖSEL VON ROSEN- 6. Die Begleittexte zu den Kupfertafeln HOF (1705-1759) u. a. Trotz aller berechtig- ter Kritik kommt er zu der Einschätzung GOEDAERT unterscheidet in der niederlän- „Und trotz alledem gebührt ihm ein wichtiger dischen Ausgabe zwischen „Bevindinge“ Platz in der Geschichte der Entomologie. Ist (Befunde) „Ondervindige“ (Erlebnis, Erfah- er doch der erste in der großen und ruhmvollen rung) und „Veranderinge“ (Metamorphose). Reihe eifriger Beobachter, die die einzelnen Stände Daraus werden in der lateinischen Ausgabe jedes Insekts von Anbeginn bis zur Imago ver- von DE MEY „Historia“ und „Experimen- folgten.“ (BODENHEIMER 1928, S. 389). Zur tum“; dies entspricht aber nicht immer der Kritik LISTERs und SWAMMERDAMs an der Einteilung in der niederländischen Fassung. Meinung GOEDAERTs, Parasiten und Falter In der französischen Version wird durchge- seien das Endprodukt ein- und derselben hend von „Experience“ gesprochen. LISTER Raupe, meint er: „Wir unterschätzen aber versieht die einzelnen, mehr systematisch ge- heute die Schwierigkeit der ersten Erkennung ordneten Abschnitte (s. o.) pragmatisch mit vieler Vorgänge, die uns geläufi g sind und die einer laufenden Nummer. Die Begleittexte wir oft nur deshalb beobachten, weil wir wissen, sind kurz, nach Meinung der Kritiker sogar wie die Verhältnisse in Wirklichkeit liegen. Wir meist zu kurz und z. T. fehlerhaft (s. o.). BOL müssen uns hüten, in dieser Beziehung allzu (1959, S. 4; s. auch BOL 1984 b, 1985) betont voreilig auf ältere Autoren den ersten Stein zu aber andere, nicht wissenschaftliche Aspekte werfen“ (BODENHEIMER 1928, S. 389). des Textes, wenn er sagt: „Wat de beschrijving Es wäre sicher interessant, genauer zu aan objectiviteit en wetenschappelijke systhematiek untersuchen, warum GOEDAERTs „Meta- ontbeert wordt vergoed door de geanimeerde schri- morphosis naturalis“ so erfolgreich und jftrant, en allermeest door de bijgevoegde gravures, warum im 17. Jahrhundert das Interesse naar waterverftekeningen van de schilder. Vaak an der Insekten-Metamorphose so groß zijn het meer gewaarwordingen dan waarnemingen waren, zumal die Vorstellungen, die man die Goedaert beschrijft.“ (Was der Beschreibung im 16. Jahrhundert von Insekten hatte, an Objektivität und wissenschaftlicher Sys- primär noch von den antiken Enzyklopä- tematik entbehrt, wird wettgemacht durch disten und der Bibel geprägt waren (u. a. die animierte Schreibweise, und am meisten JORINK 2007). Es ist ein wenig unbefrie- durch die beigefügten Kupferstiche nach digend, wenn z. B. OGILVIE (2008, S. 11) Aquarellzeichnungen des Malers. Oft sind es schreibt: „His book … written in Dutch, had eher Erlebnisse denn Wahrnehmungen, die the good fortune to be published when naturalists Goedaert beschreibt…“) Und dann zitiert not only said that they wanted fi rsthand observa- er GOEDAERT wörtlich: „Het is een vermaeck om tions stripped of citations and quotations from aen te sien, hoe heerlick dese Rupse van koleuren is, authoritative predecessors, but had begun to mean ende vande Natuyre geteyckent is, waerom ick hem it. Goedaert’s careful observations ensured him de Mervelie genaempt hebbe.“ (Es ist ein Ver- a pan-European reception.“ (Sein Buch … in gnügen zu sehen, wie herrlich diese Raupe Holländisch geschrieben, hatte das große gefärbt und von der Natur gezeichnet ist, Glück publiziert zu werden, als Natur- weswegen ich sie das Wunder genannt habe.) forscher nicht nur sagten, dass sie Beob- Übrigens handelt es dabei sich um die Raupe achtungen aus erster Hand befreit von der Dreizack-Eule Acronicta tridens (XXII. Zitaten und Anführungen maßgebender Bevindinge in GOEDAERT 1662 a). Vorgänger wünschten, sondern begonnen GOEDAERT war bei der Erfi ndung von nie- hatten, das auch zu meinen. GOEDAERTs derländischen Trivialnamen für Raupen und sorgfältige Beobachtungen sicherten ihm Schmetterlinge sehr einfallsreich (vgl. die eine paneuropäische Aufnahme.). Aufstellung bei BOL 1984 b; s. Appendix). Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ 239
Abb. 7: Kupfertafel (etwa Originalgröße) mit Entwicklungsstadien des Stachelbeerspanner, Abraxas grossulariata aus dem ersten Band der niederländischen Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ (GOEDAERT 1962 a; vgl. Abb. 1 oben links). Abb. 7: Engraving (approx. original size) of the gooseberry moth, Abraxas grossulariata from the fi rst volume of the Dutch edition of „Metamorphosis naturalis“ (GOEDAERT 1962 a; see fi g. 1 top left).
Solche Namen sind aber von den Übersetzern von LISTER nebst seinen Kommentaren überwiegend nicht übernommen worden. (GOEDAERT 1682, 1685) im Original und Im Anhang stellen wir exemplarisch vier soweit nötig in einer deutschen Übersetzung. „Experimente“ aus Band 1 der niederländi- Das erste Beispiel (Pfauenauge) dokumen- schen Fassung der „Metamorphosis natura- tiert, dass bereits DE MEY in der wohl zeit- lis“ (GOEDAERT 1662 a) im Original und in gleich erschienen lateinischen Übersetzung deutscher Übersetzung vor und vergleichen vom Original abweicht, was LISTER in der diese mit der lateinischen Übersetzung von englischen Ausgabe gestrichen und was er DE MEY (GOEDAERT 1662 b) sowie den ent- kommentiert hat, dass er jedoch in seiner sprechenden Abschnitten in der Bearbeitung lateinischen Ausgabe bis auf die Kürzungen
Entomologie heute 24 (2012) 240 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL wörtlich den lateinischen Text DE MEYs aber die exzellente Fertigkeiten des Malers übernommen, seine Kommentare aber nur beim Liming (s. o.) rühmte, meinte REAUMUR wenig, wenn überhaupt, verändert hat. nur, GOEDAERT sei wohl ein besserer Maler Das zweite (Kohlweißling) und dritte Bei- als Beobachter gewesen (s. o.). PIERRE LYONET spiel zeigen zudem, wofür GOEDAERT von (1706-1789) – er war Jurist, Naturforscher, SWAMMERDAM und LISTER besonders heftig Zeichner, Kupferstecher und Diplomat und angegriffen wurde, weil er glaubte, aus Rau- zählt sicher zu den bedeutenden Erforschern pen könnten sowohl Schlupfwespen als auch der Insektenmetamorphose des 18. Jahrhun- Fliegen entstehen. derts (vgl. LYONET 1762; WELLMANN 2008) –, Das vierte Beispiel, in dem die Notwen- der 1742 die französische Ausgabe der oben digkeit der Häutung begründet wird, be- erwähnten „Insecto-Theologie“ von LESSER legt, dass sich GOEDAERT durchaus auch mit Kommentaren versehen hatte, bemerkt Gedanken über das gemacht hat, was er hier in einer Fußnote zu GOEDAERTs Tafeln: beobachtet hat. „Le livre de cet Auteur est du nombre de ceux dont les planches n‘ont pas été bien gravées, surtout celles de la 7. Die „illuminierten“ Kupfertafeln Traduction Francoise. Plusieurs Insectes y sont absolu- ment méconnoissables, et ceux qu‘on y reconnoît, sont Die handwerklichen Qualitäten der Kupferta- la plûpart si défectueux que si la suite des changemens feln sind im Laufe der Zeit ganz unterschied- d‘un Animal, la description qui y est ajoutée, ne sup- lich bewertet worden. Während SWAMMERDAM pléoient aux défauts de ressemblance, presque toutes nicht sehr begeistet davon war („Mir sollen ces planches deviendroient inutiles.“ (Das Buch keine Arten von Goldpüpgen vorkommen, sie mögen dieses Autors gehört zu denen, deren Tafeln auch noch so possierlich aussehen, und in noch so nicht gut gestochen sind, vor allen Dingen die abentheuerlichen Gestalten von Goedarten und an- aus der französischen Übersetzung. Mehrere dern, ihren Einbildungen gemäß, abgebildet worden Insekten sind absolut nicht zu erkennen und sein.“, SWAMMERDAM 1752, S. 7; vgl. Abb. 3 die, die man erkennt, sind zum größten Teil oben), LISTER jedoch davon eher angetan so ungenau, dass fast alle Tafeln unbrauchbar war und lediglich eine genauere Beschreibung sind, weil nach der Metamorphose des Tieres einforderte („I cou‘d have wished the Author had die beigefügte Beschreibung nicht mehr der taken all along the pains he has here shewed, in Wirklichkeit genügt.) (LESSER 1742, Band 1, more carefully describing in words the Painting of the S. 26; französischer Text zitiert nach SNEL- Catterpillar, but he relyed upon his excellent pencill to LEMAN 1877). much, for he had e‘se leisure and opportunity enough Und über 120 Jahre später meint WERNEBURG to have done it.“ [Ich hätte mir gewünscht, der (1864, S. 24): „Die Bilder sind, der Zeit ihrer Autor hätte die ganze Zeit die Mühen, die er Entstehung entsprechend, roh und zeigen zum Theil hier aufgewandt hat, verwendet, um sorgfäl- Gebilde, bei denen die Phantasie des Malers wunder- tiger in Worten die Zeichnung der Raupe zu bar mit geholfen hat. Namentlich zeigen die Puppen beschreiben, aber er verlegte sich zu sehr auf der Papilionen meist Nachbildungen menschlicher seinen ausgezeichneten Malstift, denn er hatte Gesichter [vgl. die Puppen auf Abbildung 5 Muße und Gelegenheit genug, das zu tun] unten rechts und Abbildung 8 unten links, (GOEDAERT 1682; S. 37, Nr. 27), ansonsten die oben zitierte Bemerkung SWAMMERDAMS
Abb. 8: Kolorierte Kupfertafeln mit Schmetterlingen und ihren Entwicklungsstadien aus dem ersten Band der niederländischen Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“. Oben links: Brauner Bär, Arctia caja. Oben rechts: Abendpfauenauge, Smerinthus ocellata. Unten links: Admiral, Vanessa atalanta. Unten rechts: Großer Fuchs, Nymphalis polychloros. Puppen zusammen mit einem Vertreter der Chalcididae, Pteromalus puparum (GOEDAERT 1662 a). Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ 241
Fig. 8: Illuminated engravings showing butterfl ys and their developmental stages from the fi rst volume of the Dutch edition of „Metamorphosis naturalis“. Top left: great tiger Moth, Arctia caja. Top right: eyed-hawk-moth, Smerinthus ocellata. Bottom left: red admiral, Vanessa atalanta. Pupae together with some Chalcididae, Pteromalus puparum. Bottom right: blackleg tortoiseshell, Nymphalos polychloros (Goedaert 1662 a).
Entomologie heute 24 (2012) 242 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL
Abb. 9: Kolorierte Kupfertafeln verschiedener Insekten, z. T. mit ihren Entwicklungsstadien, aus dem ersten Band der niederländischen Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“. Oben links: unbestimmba- rer Käfer (Coleoptera). Oben rechts: Blaukopf, Diloba caeruleocephala (LXI), und Hymenopteren-Larven aus einer Raupe schlüpfend. Unten links: Raupe der Gamma-Eule, Plusia gamma (?), und Raupenfl iegen (Tachinidae). Unten rechts: unbestimmbarer Käfer (Coleoptera) (GOEDAERT 1662 a). Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ 243
über die „possierlichen Goldpüpgen“ sowie die jüngste Versuch der Identifi zierung stammt eher anthropozentrische Herangehenswei- unseres Wissens von BODENHEIMER (1929). se GOEDAERTs, die in diesen Abbildungen Die einzelnen Arten oder die z. T. wider- deutlich wird (JORINK 2007); Verf.]. Hin und sprüchlichen Meinungen zu diskutieren, ist wieder scheinen auch Verwechslungen und Irrthümer hier nicht beabsichtigt. Die auf den Abbil- untergelaufen zu sein. Viele Bilder sind dagegen doch dungen 5 (unten rechts), 7 und 8 dargestell- auch leidlich brauchbar und nicht ohne Interesse.“ ten Schmetterlinge und ihre Raupen sind Auch BODENHEIMER (1929, S. 388) kommt weitgehend zu identifi zieren, manche Käfer zu dem ingesamt eher abwertenden Urteil: jedoch, so auf Abbildung 9, wohl kaum oder „Die Beschreibungen sind schlecht, die Abbildungen überhaupt nicht. keineswegs besonders auf der Höhe.“ Angesichts Insgesamt scheinen uns die Insekten auf dem dieser doch sehr differenzierten Kritik ist Stillleben GOEDARTs (s. Abb. 1) sogar fast „na- die pauschale Aussage in einem neueren turgetreuer“ zu sein als die Kupferstiche in der Buch über Biodiversitätsforschung (!) „Der „Metamorphosis naturalis“ (vgl. Abb. 1 und holländische Maler JAN GOEDAERT (1620-1668) Abb. 7). Sieht man sich jedoch die Abbildun- bildete Insekten in herausragender Qualität ab“ gen im dritten, postum herausgegebenen Band (WILLMANN 2003, S. 18) eher irreführend. an, meint man eine Qualitätssteigerung (im Die Qualität einer naturwissenschaftlichen Original sehr wahrscheinlich noch besser als in Zeichnung hängt weitgehend von der Bega- der digitalisierten Form) in den Kupferstichen bung des jeweiligen Zeichners ab und von erkennen zu können (Abb. 10). der Technik, derer er sich bedient. Sie wird In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, (vor allem, wenn es sich um Habitusbilder dass GOEDART in Band 1 eindeutig auf Tafel wie bei GOEDAERT handelt) auch daran ge- XXVI einen Admiral abbildet (Abb. 8 unten messen, wie genau sich solche Bilder an der links), in Band 2 aber unter der Nummer 39 Natur orientieren. Eine mehr oder weniger ebenfalls einen Schmetterling behandelt, der eindeutige Identifizierung der einzelnen unter anderen von BODENHEIMER (1929) auch Taxa spricht sicherlich für die Akkuratesse, als Admiral identifi ziert worden ist (Abb. mit der die Tiere wiedergegeben sind. 4 oben rechts). Die Texte für beide sind Es hat nicht an Versuchen gefehlt, die von jedoch unterschiedlich. In beiden Ausgaben GOEDAERT abgebildeten Insekten bis zur Art LISTERs fi ndet sich dieser Schmetterling neu zu identifi zieren. Bei vielen gelingt das ohne gestochen, aber seitenverkehrt wieder (vgl. Weiteres, bei manchen kann man zumindest Abb. unten, Nr. 5). LISTER meint in der eng- übergeordnete Taxa erkennen, andere müssen lischen Ausgabe irrtümlich, es handele sich mit Fragezeichen versehen werden. Schon der um die Tafel 29 bei GOEDAERT. Wenn man britische Theologe und Naturforscher JOHN sich den ebenfalls als Admiral zu identifi zie- RAY (1627-1705) hat sich in seiner „Historia renden Schmetterling auf dem Stillleben in insectorum“ damit auseinandergesetzt (s. Abbildung 1 (oben rechts) ansieht, ist die RAVEN 1950). VAN DER PAS (2011) listet Übereinstimmung verblüffend. spätere Versuche auf, so WERNEBURG (1864, Abweichend von der künstlerischen Tradi- nur Schmetterlinge), SNELLEMAN (1877) und tion der trompe l’oeil-Miniaturen, von der SNELLEN VAN VOLLENHOVEN (1877). Der GOEDAERT beeinfl usst war (vgl. auch KAUF-
Fig. 9: Illuminated engravings with insects and their developmental stages (in part) from the fi rst volume of the Dutch edition of “Metamorphosis naturalis”“. Top left: undetermined beetle (Co- leoptera). Top right: fi gure of eight, Diloba caeruleocephala (LXI), and Hymenoptera larvae coming out from the caterpillar. Bottom left: caterpillar of the silver-y-moth Plusia gamma (?) and a tachinid fl ies. Bottom right: unidentifi ed beetle (Coleoptera).
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Abb. 10: Kupferstiche (etwa Originalgröße) aus dem dritten, postum publizierten Band der „Metamorphosis naturalis“. Oben: Abendpfau- enauge, Smerinthus ocellata. Unten: Dunkelbraune Lolcheule, Tholera cespitis (?) (GOEDAERT 1669 b). Fig. 10: Engravings (approx. original size) from the posthumously published volume 3 of “Meta- morphosis naturalis”. Top: eyed-hawk-moth, Smerinthus ocellata. Bottom: hedge rustic, Tholera cespitis (?) (GOEDAERT 1669 b).
MANN & KAUFMANN 1993; RUESTOW 1996; Unabhängig davon, ob sich die Insekten auf OGILVIE 2008), enthalten die Kupfertafeln den Tafeln der „Metamorphosis naturalis“ be- der „Metamorphosis naturalis“ meist drei stimmen lassen oder nicht, ist die Darstellung Stadien der Insektenentwicklung, die Larve von (meist drei) Entwicklungsstadien (Larve bzw. Raupe, die Puppe, und das, was GOE- bzw. Raupe, Puppe, Imago) etwas entschei- DAERT daraus hervorkommen sah. Selten dend Neues, das sich in dieser Form bei frühe- sind auch Pfl anzen oder Blätter abgebildet, ren Autoren nicht oder nur ganz gelegentlich die der Raupe als Nahrung gedient oder auf fi ndet, so auf den Aquarellen in den Skiz- denen die Insekten ihre Eier abgelegt hatten. zenbüchern des ULISSE ALDROVANDI (s. Tafel Dieser gewissermaßen „ökologische“ Bezug XI in BODENHEIMER 1928, die Anmerkungen wird später vor allem bei SIBYLLE MERIAN bei OGILVIE 2008 sowie URL http://www. (1647-1717) deutlich (MERIAN 1679, 1705). filosofia.unibo.it/aldrovandi/pinakesweb/ Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ 245
Abb. 11: Holzschnitt (etwa Originalgröße) aus MOUFFETs „Theatrum insectorum“ mit Entwicklungs- stadien des Braunen Bären, Arctia caja (MOUFFETT 1634, S. 186) (vgl. Abb. 8 oben links). Fig. 11: Woodcut (approx. original size) from MOUFFETTs “Theatrum insectorum” showing develop- mental stages of the great tiger moth, Arctia caja (MOUFFETT 1634, p. 186) (see fi g 8 top left). main.asp?language=it, wo man ALDROVANDIs 2) Die verschiedenen abgebildeten Stadien Skizzenbücher einsehen kann), die als Vorlage gehören offenbar zusammen; zumindest zu den Holzschnitten seiner Insektenbücher erfährt das der Leser, wenn er sich dem dienten, aber bisweilen auch in dem postum Text zuwendet. herausgegebenen „Theatrum insectorum“ des 3) Die Abbildungen scheinen in ähnlichem englischen Arztes THOMAS MOUFFETT (1553- Maßstab gezeichnet, so dass man eine 1604), das wohl 1599 oder 1604 fertig gestellt Vorstellig der relativen Größe von Larve, worden ist und in dem normalerweise, wie Puppe und Imago erhält. Der Leser muss auch bei ALDROVANDI, Schmetterlinge, Raupen sich allerdings wiederum dem Text zu- und Puppen an verschiedenen Stellen getrennt wenden, um die genaueren Beziehungen abgebildet sind (BODENHEIMER 1928, S. 276) (s. zu erkennen. MOUFFETT 1634) (s. Abb. 11). GOEDAERT war ganz offensichtlich der erste, Spätestens seit dem 17. Jahrhundert sind Bü- der die Metamorphose der Insekten in den cher (nicht nur) entomologischen Inhalts reich Mittelpunkt seiner Beobachtungen gestellt bebildert (u. a. BODENHEIMER 1928, 1929). und versucht hat, ihren Ablauf (allerdings Diese Illustrationen haben auch Bildwissen- noch in groben Zügen und im Gegensatz schaftler auf den Plan gerufen; eine umfassen- zu seinem Landsmann SWAMMERDAM ohne de Ikonographie der Entomologie scheint es jeden theoretischen Hintergrund) mit Ab- jedoch (noch) nicht zu geben (u. a. WELLMANN bildungen verständlich zu machen (s. o.). 2008). Der Kulturhistoriker OGILVIE (2008) hat Wenn der Kunstgeschichtler und Bildwis- sich kürzlich etwas näher mit den Abbildungen senschaftler BREDEKAMP argumentiert, dass in der „Metamorphosis naturalis“ GOEDAERTs bereits CHARLES DARWIN (1809-1882) als auseinandergesetzt und charakterisiert dessen ein früher Verfechter des „iconic turn“ (die Bildtafeln folgendermaßen: „ikonische Wende“ fordert eine interdiszi- 1) Sie haben (erstmals!) konsequent ein plinäre Beschäftigung mit der Welt der Bilder eindeutiges diachrones Element, d. h. sie und fragt, auf welche Weise Bilder Sinn zeigen verschiedene Entwicklungsstadien, erzeugen; für einige Überlegungen dazu s. die nur nach Beobachtungen über einen DOMMANN 2004) angesehen werden kann, längeren Zeitraum so zu erkennen waren. weil er versucht hat, durch Bilder Evolu- Das diachrone Element wird durch den tion begreifbar zu machen, denn es „... war neutralen Hintergrund betont. auch ihm bewusst, dass die überbordende Fülle der
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Natur einen unmittelbaren Zugang zu ihren Ent- ANONYMUS (1683): III. Johannes Goedartius of wicklungsprinzipien nicht erlaube, vielmehr sei die Insects. Done into English and methodised; gedankliche Durchdringung auf Bilder angewiesen.“ with the addition of notes By Martin Lister, Esq.; the figures etched upon copper, by (BREDEKAMP 2004, S. 17/18), dann gilt das Mr. F.Pl. York, printed by J. White, for the natürlich auch für viele andere Autoren frü- publisher, 1682. In Quarto. Philosophical herer Zeiten, so auch für GOEDAERT. Wenn Transactions of the Royal Society 13: 22-23. zudem die Metamorphose zu verstehen BIBEL, DIE (1964): Die Bibel. Revidierter Text bedeutet, „nicht allein die verschiedenen Stadien 1964. Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft; der Transformation zu erklären, sondern … vor Köln. allem, diese Transformationen zu visualisieren“ BÄUMER, Ä. (1991): Geschichte der Biologie. Band (WELLMANN 2008, S. 185), dann muss selbst- 2. Zoologie der Renaissance – Renaissance verständlich auch GOEDAERT in diese iko- der Zoologie. Peter Lang; Frankfurt am Main, nographischen Betrachtungen einbezogen Bern, New York, Paris. BODENHEIMER, F.S. (1928): Materialien zur Ge- werden, der die Metamorphose, wenn auch schichte der Entomologie bis Linné. Band I. noch unvollkommen, als erster konsequent W. Junk; Berlin. visualisiert hat (aber nicht erklären konnte). BODENHEIMER, F.S. (1929): Materialien zur Ge- schichte der Entomologie bis Linné. Band Danksagung II. W. Junk; Berlin. BOL, L.J. (1959): Een Middelburgse Brueghel- Wir danken ganz herzlich Frau ELLEN groep. IX. Johannes Goedaert, Schilder- SCHÜTT (Collioure, Frankreich) für die Hilfe Entomoloog. Oud Holland 74: 1-19. bei der Übersetzung der niederländischen, BOL, L.J. (1984 a): Johannes Goedaert, schilder entomoloog. I. Tableau 7 (2): 65-70. Herrn Dr. MICHAEL VAKILY (Collioure, BOL, L.J. (1984 b): Johannes Goedaert, schilder Frankreich) für Unterstützung bei der entomoloog II. Tabelau 7 (3): 64-69. Übersetzung der französischen Passagen, BOL, L.J. (1985): Johannes Goedaert, schilder Herrn Dr. VOLKER WALLDORF (Univer- entomoloog (II). Tableau 7 (4): 48-54. sität Düsseldorf) für die Identifi zierung BREDEKAMP, H. (2004): Drehmomente – Merk- einiger der abgebildeten Insekten, Frau male und Ansprüche des Iconic Turn. Pp. KATHARINA GREVEN (Bayreuth) für den 15-26 in: MAAR, CH., & BURDA, H. (Hrsg.): Hinweis auf BREDEKAMP, Herrn DIETER Iconic Turn: Die neue Macht der Bilder. DuMont; Köln. SCHULTEN (Aquazoo/Löbbecke-Museum DOMMANN, M. (2004): Vom Bild zum Wissen: Düsseldorf), der die Seiten des 1. Band Eine Bestandaufnahme wissenschaftshisto- der „Metamorphosis naturalis“ sorgfältig rischer Bildforschung. Gesnerus 61 (1/2): abfotografiert hat, Frau KERSTIN KOCH 77-89. (Basilisken-Presse im Verlag Natur & Text FRANCISSEN, F.P., & MOL, A.W.M. (1984): Au- in Brandenburg GmbH) für die Geneh- gerius Clutius and his “De Hemerobio” migung, die Eintagsfl iegen aus „De He- (1634), an early work on Ephemeroptera. merobio“ abdrucken zu dürfen, und allen Basilisken-Press; Marburg. Institutionen, die den Zugang zur „alten“ FRISCH, J.L. (1740): Beschreibung Von allerley Literatur ermöglicht haben. Insecten in Teutschland, Nebst Nützlichen Anmerckungen Und nöthigen Abbildungen Von diesem Kriechenden und Fliegenden Literatur Inländischen Gewürme, Zur Bestätigung und Fortsetzung der gründlichen Entdeckung, So ALDROVANDI, U. (1638): De animalibus insectis einige von der Natur dieser Creaturen heraus libri septem. Apud Clementem Ferronium; gegeben, und zur Ergäntzung und Verbes- Bononiae. (http://resolver.sub.uni-goettin- serung der andern. Sechster Theil. Samt gen. de/purl?PPN487756266). eine völligen Nachricht von zweyer Mahler Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ 247
Arbeit in dieser Materie, nehmlich (1.) Von vliegen, witjens, byen, motten, muggen, D.J. Hufnagel blosen Abbildungen einiger sprinck-hanen ende diergelijke dierkens meer : Insecten und (2.) Von Joh. Goedarts Abbil- niet uyt eenige boeken, maer alleenlijck door dungen und Beschreibungen vieler Insecten eygen ervarentheyd uyt-gevonden, besch- und den unterschiedlichen Ausfertigungen reven, ende na de konst afgeteykent door dieses Buchs. Christoph Gottlieb Nicolai; Johannem Goedaerdt. Het derde en laetste Berlin. (http://resolver.sub.uni-goettingen. deel. J. Fierens; Middelburgh. (http://www. de/purl?PPN397700628). biodiversitylibrary.org/item/53511). GOEDAERT, J. (1662 a): Metamorphosis naturalis, GOEDAERT, J. (1669 b): Metamorphoseos et ofte historische beschrijvinghe van den oir- historiae naturalis insectorum. Pars tertia & spronk, aerd, eygenschappen ende vreemde ultima, … aucta observationibus et appendice veranderinghen der wormen, rupsen, maeden, D. Joannis de Mey, ecclesiasta Medioburgensis vliegen, witjens, byen, motten en dierghelijke & Med. Doct. Apud Jacobum Fierensium; dierkens meer; niet uyt eenige boeken, maer Medioburgi. (http://resolver.sub.uni-goet- alleenilijck door eygen ervarentheid uytgevon- tingen.de/purl?PPN477305180). den, beschreven ende na de konst afgeteykent GOEDAERT, J. (1682): Of insects: Done into door Johannum Goedaerdt. J. Fierens; Midd- English and methodized with the addition of leburgh. (http://books.google.com). notes by Martin Lister Esq. York: Printed by GOEDAERT, J. (1662 b): Metamorphosis et historia John White for M. L. (Reproduction of the naturalis insectorum … Cum commentariis original in the Cambridge Univerity Library). D.Joannis de Mey Ecclesiastis Mediobur- EEBO Editions Pro Quest. gensis ac Doct. Med. & duplice ejusdem GOEDAERT, J. (1685): De Insectis, in methodum appendice, una de hemerobiis, altera de redactus; cum notularum additione. Operâ natura cometarum, & vanis ex iis divinatio- M. Lister, é regiâ societate Londinensi. Item nibus. Apud Jacobum Fierensium; Medio- Appendicis ad Historiam animalium Angliae, burgi. (http://resolver.sub.uni-goettingen.de/ ejusdem M. Lister, altera editio hic quoque purl?PPN477304400). exhibetur. Una cum scarabaeorum Angli- GOEDAERT, J. (1667 a): Metamorphosis naturalis, canorum quibusdam tabulis mutis. Smith; ofte historische beschrijvinghe van den oir- Londini. (http://resolver.sub.uni-goettingen. spronk, aerdt, eygenschappen ende vreemde de/purl?PPN471241520). veranderinghen der wormen, rupsen, maden, GOEDAERT, J. (1700): Metamorphoses naturelles vliegen, witjens, byen, motten en diergelijke ou histoire des insectes observée tres exacte- dierkens meer; niet uyt eenige boeken, maer ment suivant leur nature & leurs proprietez. aleenlijck door eygen ervarentheid uyt-gevon- Avec les fi gures en taille-douce gravées d’apres den, beschreven ende na de konst afgeteykent nature … Tome I. Chez George Gallet; Ams- door Johannem Goedaerdt. J. Fierens; Mid- terdam. (http://books.google.com). delburgh. (http://www.biodiversitylibrary. GOLDGAR, A. (2007): Tulipmania: Money, honor, org/item/53511). and knowledge in the Dutch golden age. GOEDAERT, J. (1667 b): Metamorphoseos et University of Chicago Press; Chicago and historiae naturalis pars secunda, de insectis, London. … latinitate donata, commentariis, & notis, GREVEN, H. (2011): JOHANN LEONHARD FRISCH textui insertis, illustrata & auctuario notarum (1666-1743) – ein bemerkenswerter Pionier sive appendice locupletata, de insectorum entomologischer Forschung. Entomologie origine, utilitate & usu a Paulo Veezaerdt, heute 11: 145-206. ecclesiaste in insulâ Wolphhardi Zelandorum. JAHN, I. (Hrsg., 2000): Geschichte der Biologie – Apud Jacobum Fierensium; Medioburgi. Theorien, Methoden, Institutionen, Kurzbio- (http://resolver.sub.uni-goettingen.de/ graphien. 3. Aufl age. Spektrum Akademischer purl?PPN477304656). Verlag; Heidelberg, Berlin. GOEDAERT, J. (1669 a): Metamorphosis naturalis, JORINK, E. (2007): Between emblematics and the ofte historische beschrijvinge van den oir- “argument from design”. The representation spronk, aerdt, eygenschappen ende vreemde of insects in the Dutch Republic. Pp. 147- veranderinghen der wormen, rupsen, maden, 175 in: ENENKEL, K.A.E., & SMITH, P.J. (eds):
Entomologie heute 24 (2012) 248 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL
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Entomologie heute 24 (2012) 250 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL
Appendix
Wir haben im Folgenden vier Texte aus lateinischen Version. Bei der Übertragung dem ersten Band der niederländischen ins Deutsche haben wir uns bemüht, mög- Ausgabe ausgewählt, diesen jeweils die lichst nahe am Originaltext zu bleiben. Wir entsprechende lateinische Übersetzung nehmen dabei Redundanzen in Kauf, weil DE MEYs gegenübergestellt, und darin wir demonstrieren wollen, dass die Überset- das gekennzeichnet (grau unterlegt), was zer – Übersetzung ist zugleich auch immer LISTER daraus wörtlich übernommen hat. Interpretation – bereits in den laufenden Darüber hinaus haben wir auch die entspre- Text eingegriffen haben. Sicher lassen sich chenden Texte aus der englischen Ausgabe nach einem gründlicheren Vergleich der abgedruckt sowie LISTERs Kommentare in einzelnen Fassungen noch eindrucksvollere dieser Ausgabe sowie in seiner späteren Beispiele dafür fi nden.
Beispiel 1: Das Pfauenauge Het voedtsel dat dese ghemelde Paeuw-oogh ghe- bruyckt, is suycker ende verscheyden foorten van GOEDART (1662 a), S. 15- 20 (vgl. Abb. 4 oben soetigheden, doch insonderheydt den honingh, links und vor allem Abb. 5 unten rechts). diese van de bloemen weten te haelen: en boven al beminnen sy seer bedorven freuyt, om welck I. Ondervindinge sy tegen malkanderen dickmael vechten. De Rupsea afgebeeldt by letter A. (welcke ick om Sy verberghen haer des Winters inde Schoor- van andere te onder scheyden, den Egel-rups noeme) steenen der landtlieden, uyt welcke ick de selfde heeft haren oirspronck uyt het saedt dat de paeuw- somtijts met sterck vyer the stoocken, hebbe doen ooge (van welcke hier onder gewagh gemaeckt wert) te voorschijn komen. Oock onthouden sy haer set op de tweede soorte vande grootebrandnetels, dickmael inde holle boomen. in het Latijn Urtica genaempt. Dit kruydt schijnt een verwarmende kracht te hebben, door-dien het [Die Raupea, abgebildet bei A (die ich, um sie von aengeraeckt zijnde, door sijn kleine doorenkens die anderen zu unterscheiden, Igelraupe nenne) hat op de bladeren staen, de handt seer doet ontsteeck- ihren Ursprung aus dem Samen (aus den Eiern, en, ende met puysten of bladderkens op-loopen: Verf.) des Pfauenauges (von dem hier unten welck ongemack versacht ende weggenomen wert, Meldung gemacht wird), abgelegt auf der zweiten indien-men de plaets des brandts ende pijne vrijft Sorte der großen Brennnesseln, lateinisch Urtica met het sap dat uyt gras geperst wort. genannt. Dieses Kraut scheint eine wärmende Dese Rupse heb ick ghevanghen den 14 Mey, 1635. Kraft zu haben, das, wenn man es berührt, durch ende onderhouden met netel-bladeren tot den 11 ihre kleinen Dörnchen, die auf den Blättern ste- Junii des selfden jaers; doen heeft sy haer tot deb hen, die Hand stark entzünden und mit Pusteln veranderinghe gheset, maeckende het achterste oder Bläschen bedecken. Das verursacht Unge- eynde vande veranderinghe seer vast, met den kop mach und kann beseitigt werden, indem man die nederwaerts hanghende, als te sien is by letter B. Stellen, wo es brennt und wehtut, mit dem Saft Dese vertooninge duyrde den tijt van negen-thien einreibt, der aus Gräsern gepresst wurde. Ich dagen, als doen quam daer uyt een schoone vier habe diese Raupe am14. May 1635 gefangen und gevleugeldec Paeuw-oog, gelijck in dese medega- mit Nesselblättern bis zum 11. Juni desselben ende fi guyre aen-gewesen wort, by de letter C. Jahres gefüttert. Dann hat sie angefangen sich zu Als dese Paeu-oogh eerst voortquam uyt haere verändernb (zur Puppe zu werden, Verf.), indem veranderinge, waren haere vleughelen even als nat sie das Hinterende sehr fest gemacht hat, mit dem papier gestelt waer uyt eenige druppelkens waeter Kopf nach unten hängend, wie beim Buchstaben vloeyden: doch (dat mijns oordeels wonderlick B zu sehen ist. Dieser Zustand dauerte 19 Tage was, en op-merckens waerdich) sy wierden inden und dann schlüpfte ein schönes Pfauenauge mit tijt van een half quartier van een uyr volkoment- vier Flügelnc, wie auf Abbildung C dargestellt. lick stijf, uyt gespannen, ende bequaem om daer Als das Pfauenauge gerade aus seiner Verände- mede te vlieghen. rung (= Puppe, Verf.) hervorkam, waren seine Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ 251
Flügel wie nasses Papier beschaffen, woraus aten, bewoghen haer van d‘een plaets na d‘ander ende einige Tröpfchen Wasser flossen; doch (das hadden pooten: maer na datse sich in haer spindsel war meiner Meinung nach verwunderlich und tot veranderinge geset hebben, so en sietmen in haer bemerkenswert) waren sie in der Zeit einer geen beweginge, dan alleen alsmen die aenraeckt; sy en eten niet, worden harder, det, ende men worter geen Viertelstunde vollkommen trocken, ausgespannt pooten aen gewaer. Siet Aldrovandum lib. 2. de insectis cap. und fertig, um damit zu fl iegen. Die Nahrung, die 5. uyt dese veranderingen komen daerna verscheyden dieses genannte Pfauenauge braucht, ist Zucker ghedaenten van papiliones die wy wittjens of boter- und verschiedene Sorten von Süßigkeiten, doch kapellen noemen. besonders Honig, den sie von den Blumen zu ‘tGene sich inde gemelde veranderinge vertoont eer holen wissen. Über alles lieben sie stark verdor- daer de papiliones uyt voort-komen, hebben de oude bene Früchte, um die sie sich gegenseitig oft genaempt chrysalides ende aurelias, om datse somtijts bekämpfen. Sie verbergen sich im Winter in den het coleur van goud vertoonen; hoewel der oock zyn die wit, groen, of van andere coleuren gevonden wor- Schornsteinen der Landbevölkerung, aus denen den. Wy noemense in het gemeen uyltgiens, hoewelse ich sie manchmal mit einem stark brennenden seer verschillen in haere gedaente. Doch gemeenelick Feuer zum Vorschein habe kommen lassen. Auch vertoonen sy het fatsoen van een kindt dat inde luyren halten sie sich häufi g in hohlen Bäumen auf.] gewonden is, met hoornkens ende gelijck als met een myter op den kop, Aldrov. ibidem. a De rupsen zyn sommighe ruych ende hayrich, welcke meest fenynigh geacht worden; sommighe glat gelijck de [b Alle Raupen, die etwas Seide aus sich selbst erzeugen, Zyd-wormen ende andere. Ende hoewelse seer groote bekommen, nachdem sie sich darin verborgen haben, schaede doen aen de boomen, soo zynse echter seer eine ganz und gar andere Gestalt als sie vorher gehabt dienstigh om veelderley gevogelte te voeden. Somtijts haben. Weil sie vorher weich waren, aßen, bewegten komen veelderley soorten van Rupsen in sulcken groo- sich von einem zum anderen Ort und hatten Füße; ten menichie voort, datter by-na geen loof van haer aber nachdem sie sich in ihre Seide zur Puppe verändert overigh gelaten wort: waerom sy ock en heyr Godts haben, sieht man an ihr keine Bewegung, es sei denn ghenaempt werden, waer door seer groote schade den man berührt sie; und sie fressen nicht, werden hart, und menschen toe-gebracht wert. Joel. 1.4. Wat de Rupse man sieht an ihnen keine Füße. Siehe Aldrovandum lib. heeft overgelaten, heeft den Sprinckhaen af-gegeten, ende wat de 2. de insectis cap. 5.; aus diesen Veränderungen kommen Sprinckhaen heeft overgelaten, heeft den Kever af-gegeten, ende wat danach verschiedene Formen von Schmetterlingen de Kever heeft overgelaten, heeft den Kruyd-worm afgegeten. c.2. hervor, die wir „wittjiens“ (Weisslinge) oder „Boter- 25. alsoo sal ick u lieden de jaren vergelden die den sprinckhaen, kapellen“ (Buttervögel) nennen. Diejenigen, die sich in de kever, ende de kruyd-worm, ende de rupse heeft af-gegeten: mijn der erwähnten Veränderung (= Puppe, Verf.) zeigen, groot heyr dat ick onder u gesonden hebe. Siet Amos. 4.9. & c. bevor die Schmetterlinge daraus hervorkommen, haben [a Manche Raupen sind rau und haarig, welche meist die Alten Chrysaliden oder Aurelias genannt, weil sie wenig beachtet werden; einige glatt wie die Seiden- manchmal die Farbe von Gold zeigen: obwohl auch Würmer und andere. Und obwohl sie großen Schaden weiße, grüne oder welche von anderen Farben gefunden an den Bäumen anrichten, so sind sie jedoch sehr wurden. Obwohl sehr unterschiedlich in ihrer Gestalt, geeignet, um mancherlei Vögel
Entomologie heute 24 (2012) 252 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL souden wy vanden glants sijner heerlickheyt verslon- QQuumuum pprimumrimum pprodiretrodiret papilio,papilio, alaealae ejusejus eranterant den worden, dan sijn geheymen ende onnaspeurelicke iinstarnstar papyripapyri madidae,madidae, exex quibusquibus guttulaeguttulae nnonnul-onnul- volmaecktheden uyt te vinden. llaeae aaquosaequosae sstillabant,tillabant, sseded ((quodquod mmihiihi vvidebaturidebatur c [ Es gibt sehr viele Sorten von Schmetterlingen oder oobservatubservatu ddignum)ignum) sspatiopatio mmediaeediae hhoraeorae fi ebantebant „Buttervögeln“, wie bei Aldrovandi, Mouffet, Johnston und anderen zu sehen ist. Einige fl iegen bei Nacht; sie ssiccae,iccae, eexpansaexpansae & aadd vvolatumolatum iidoneae.doneae. AAli-li- werden Phalaenae genannt, andere fl iegen tagsüber. mmentumentum hhujusujus ppapilionisapilionis eestst ssaccharum,accharum, aaliaqueliaque Beide lieben sehr das Licht, jene, das sich des Nachts, ddulcia,ulcia, ppraecipueraecipue aautemutem mmel,el, qquoduod eexx fl ooribusribus diese, das sich am Tage zeigt. Die bei Nacht fl iegen, ccolligit;olligit; vvaldealde qquoqueuoque ddelectaturelectatur ffructibusructibus ccorrup-orrup- zeigen sich häufi g am brennenden Kerzen, Lampen, ttis,is, qquorumuorum ccausaausa ssaepeaepe iinternter eeosos ppugnaeugnae ooriunterriunter oder einigen anderen Lichtern: Ja, sie fl iegen manchmal aacc ddissidia.issidia. HHybernoyberno temporetempore ssee aabsconduntbscondunt iinn dahinein und werden verbrannt. Diese werden nicht rrusticorumusticorum ccaminis,aminis, eexx qquibusuibus eeosos nnonnunquamonnunquam ohne Grund mit jenen verglichen, die durch unmässige lluculentioriuculentiori focofoco accensoaccenso prodireprodire coegi;coegi; laterelatere Gier nach Speise und Trank sich selbst ins Verderben stürzen. Oder auch die, die allzu neugierig sind, die qquoqueuoque ddeprehenduntureprehenduntur iinn ccavisavis aarboribus.rboribus. göttlichen Geheimnisse zu untersuchen; weil Gott in einem unzugänglichem Licht wohnt, und viel eher [Seine Raupe, die beim Buchstaben A abgebildet sollten wir vom Glanz seiner Herrlichkeit verschlungen ist (welche ich der Unterscheidung wegen Egel- werden, als seine Geheimnisse und unaussprechliche rups oder echin-eruca genannt habe), hat ihren Vollkommenheit herausfi nden.] Ursprung aus dem Samen des Schmetterlings (der wegen der Feinheit der Farbe und Buntheit den GOEDART (1662 b), S. 23-25 (Übersetzung DE Namen Paeuw-oog oder Pfauenauge hat,
Entomologie heute 24 (2012) 254 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL vor übergehende „Verkleidungen“, womit ein geel zijden huysken sponnen, beginnende van und dasselbe Tier von der Natur für verschiedene onder opwaerts, tot dat het boven haer hooft Ziele ausgestattet ist, nämlich das
Entomologie heute 24 (2012) 256 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL
[k Außerdem, so pfl anzen sich die Fliegen fort durch eerumpentesrumpentes qquadragintauadraginta , iinn qquibusdamuibusdam qquinqua-uinqua- ihren Samen und Vermischungen, woraus Würmer, ggintainta dduosuos VVermiculos:ermiculos: qquiui ssimulimul aacc nnatiati eerant,rant, und aus den Würmern Fliegen hervorkommen. Fortan ssibiibi reticulareticula qquasiuasi eexx ssericoerico fl avoavo contexebant,contexebant, werden die Fliegen von Mouffet und anderen in vieler- iincipientesncipientes aabb iimomo uusquesque aadd ccapitisapitis ssummitatem,ummitatem, lei Arten eingeteilt, so nach ihrer Größe, den Farben und der Gestalt als auch unter Berücksichtigung ihres iibiquebique ooccludentur.ccludentur. HHisis rreticuliseticulis ssee cconservant,onservant, nnee Ursprungs, weil sie auch aus verschiedenen Dingen ffrigorerigore hybernohyberno laedantur.laedantur. PosteaPostea eerucaruca eexx ccujusujus durch Verwesung enstehen. Darum wird von jeher ccuteute pprodiisserodiisse ddixiixi iillosllos VVermiculos,ermiculos, oomniamnia eeorumorum angenommen, dass, wenn mehr Fliegen als gewöhnlich rreticulaeticula cconnexuit,onnexuit, nnee aabb iinvicemnvicem ddissiparentur,issiparentur, gefunden werden, die Luft nach Pest riecht, und man sseded aaestivoestivo ttempore,empore, uunono iinn lloco,oco, aacc ssimulimul iinn spürt, dass sie aus Fäulnis hervorkommen. Die Fliegen mmuscasuscas cconverterentur.onverterentur. EErucaruca nnonon oobstantibusbstantibus dienen nicht nur den Spinnen, Schwalben und anderen oomnibusmnibus illisillis vvulneribus,ulneribus, eexx qquibusuibus 440.50.0.50. aautut Tieren zur Nahrung, sondern auch dem Chamäleon, pplureslures VVerimiculierimiculi eeruperant,ruperant, ssineine aalimentolimento pposteaostea wie Mouffet angibt gesehen zu haben. So dass viele unwahr geschrieben haben, dass das Tier nur von der vvixitixit iinn musaeomusaeo mmeoeo aabsquebsque aalimento,limento, á ddecimo-ecimo- Luft lebt. Wenn jemand begierig ist, eine ordentliche qquartouarto SSeptembriseptembris uusquesque aadd vvigesimumigesimum ooctavum.ctavum. und sehr nette Beschreibung von der Art und den be- OOctobrisctobris aautemutem ddieie nnono,ono, eexx VVermiculisermiculis aantente sonderen Eigenschaften und dem Nutzen der Fliegen ddescriptis,escriptis, ttotidemotidem eexiguaexiguae mmuscaeuscae pprovenerunt,rovenerunt, zu sehen, der lese Lucianus im „Lob der Fliege“.] qquarumuarum oomniummnium vitavita sspatiopatio ssexex ddierumierum fi nitanita ffuit.uit. AAlialia ejusdemejusdem sspecieipeciei eeruca,ruca, ppostquamostquam ssee aadd ttran-ran- GOEDART (1662 b), S. 59-63 (Übersetzung DE ssmustationemmustationem aaccinxerat,ccinxerat, iinquenque eeaa mmorataorata ffueratuerat MEYs, der hier eine der Fußnoten im niederlän- ddiebusiebus qquatuordecim;uatuordecim; eexx ffronteronte eejusjus eeruperuntruperunt dischen Text in seinen laufenden Text einarbeitet) dduouo VVermesermes , aatquetque hhii VVermesermes iinn cconspectuonspectu mmeo,eo, und GOEDAERT (1985), S. 16-21 (Bearbeitung und sspatiopatio uniusunius & mmediaeediae hhoraeorae mmutatiutati ssuntunt iinn oovava Übersetzung LISTERs; vgl. Abb. 4 unten, Nr. 7) ccolorisoloris succinei;succinei; ddeindeeinde ppostost ddiesies ttredecimredecim eexx uutroquetroque oovovo pprodiitrodiit muscamusca mmediocrisediocris mmagni-agni- Experimentum XI (Num. VII) ttudinis.udinis. HHaecaec iipsepse eexpertusxpertus ssum,um, & nnonon ssineine QQuamquamuamquam ppaucaeaucae ssuntunt EErucaerucae qquaeuae bbrassicasrassicas aadmirationedmiratione observavi;observavi; quiaquia praeter,praeter, imoimo contracontra aamant,mant, haehae tamentamen quarumquarum efeffi giemgiem eexhibetxhibet ttabulaabula cconsuetumonsuetum nnaturaeaturae oordinemrdinem eessesse vvidetur,idetur, eexx uunono uundecima,ndecima, iiisis vvescunturescuntur nnempeempe aalbis,lbis, sseded rrubrasubras eeodemqueodemque aanimali,nimali, ddiversaeiversae sspecieipeciei pprolemrolem ggene-ene- nnonon attingunt.attingunt. MMaximeaxime iisiis iinimicumnimicum eestst ffrigusrigus hhu-u- rrari;ari; atqueatque uunumnum iidemquedemque bbrutum,rutum, ttribusribus ddiversisiversis mmidum,idum, qquouo bbrevirevi ttemporeempore cconsumuntur,onsumuntur, aadeodeo uutt mmodisodis pprocreare;rocreare; quaequae ttamenamen iinn hhisceisce eerucis,rucis, eexx iiisis ppraeterraeter ccutemutem nnihilihil ssupersit.upersit. DDuplexuplex hhabentabent ttrans-rans- qquaeuae bbreviterreviter eenarravi,narravi, mmanifestaanifesta fi unt.unt. fformationisormationis suaesuae ttempus,empus, ssii eenimnim aaestivoestivo ttemporeempore ccontingatontingat , bbrevirevi ttemporisemporis iintervallontervallo aabsolviturbsolvitur ; [Obwohl es nur wenige Raupen gibt, welche den sseded ssii aautumnaliutumnali aauraura iincipiat,ncipiat, uusquesque aadd ssequen-equen- Kohl lieben, fressen die, deren Bild gleichwohl ttemem aaestatemestatem ddurat.urat. UUtramquetramque mmutationemutationem Tafel 11 zeigt, offenbar den weißen
Entomologie heute 24 (2012) 258 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL ipsa per multos dies, post miram hujus sobolis eruptionem, GOEDART (1682 b), S. 9-12 (Übersetzung und supervixerit . Ego ipse Erucas plurimas hujusce speciei Bearbeitung LISTERs ; vgl. Abb. 4 unten, Nr. 7) dissecui, in quibus nonnullos ex hisce vermibus offendi, quomodo verò & quando in earum Corpora deveheren- Number. 7. tur., nondum mihi constat. Few Catterpillars love Cabbage, and yet the Cat- erpillars which are designed in the 7th. Table: eat [2. Ihr zahlreicher Nachwuchs sind Schlupfwes- white Cabbage, but will not touch the Red Cab- pen, die beiden anderen eine Art der fl eischfres- bage. Cold and moist weather is a great enemy senden Fliegen. Die beiden sind (so sage ich) to them and soon destroys them, and they wither uneheliche Geburten, keineswegs von der Raupe to nothing, but skin. gezeugt, sondern jede vom eigenen Erzeuger. They have a double time of change; if that hap- Während die Raupe diese mit sich trägt, dient pen in Summer, it is at an end soone, but if it sie nur als deren Nahrung, nicht als Mutter. Man begin in Autumne, it lasts untill the following kann auch beobachten, dass Fleischfl iegen die Summer; I have experience’d both changes. Substanz der Raupe oder der Puppe, wie einen One of the Catterpillars of the 7th. Table changed toten Kadaver, zu verzehren pfl egen. Sodann, the First of July, and the 12th of August, the white Schlupfwespen zerstören ihren „Elter“ nicht, Butterfl y came forth, represented in this Table; noch mögen sie verdorbene Nahrung, vielleicht Another of the same species, changed the 17th. wird die von der Raupe verdaute Nahrung of December and remained a Chrysalys, till the 15th. selbst jenem
Entomologie heute 24 (2012) 260 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL
Sommers, und da sie keine Zeit und kein Futter unser Autor erzählt: Die Raupe selbst fügt alle haben, um vollständig heranzuwachsen, legen sie, kleinen Netze zu einem Bündel zusammen, also im Hinblick auf ihre Verwandlung, miteinander ob sie diese Brut als ihre eigene anerkenne und für ein Netz zusammen, und überdauern den doch gibt es keinen Beweis, dass das so ist. Wie ganzen Winter als winzige Brut.] wir bei Vögeln sehen – ein ähnliches Beispiel –, wird der kleine Vogel, genannt Heckenbraunelle, 2. The numerous Rase are Ichneumon’s. the two others are sorgfältig und liebevoll den jungen Kuckuck a sort of Flesh-fl y: Both these I say are By-births, and aufziehen und hätscheln.] not at all generated by the Catterpillar, but by their respec- tive Paren’s: the Catterpillar which bore them, serving only Beispiel 3 as Food to them, not a Mother, It’s to be Observed that the Flesh-Flyes, did feed upon the very substance of the GOEDART (1662 a) S. 117-118 (s. Abb. 9 unten Catterpillar, or Chrysalis, as they would upon carrion. links) That the Ichneumons did not destroy the Mother, and love not corrupt meat, possibly the very food of the catterpillar LXII. Bevindinge. digested by her, was their nourishment, and not her bowels, Ick en heb gheen voedtsel konnen uyt-vinden who many days survived the strainge eruption of that brood; dat dese rupfe eten wilde. Doch het kan wesen I have opned many Catterpillars of that very Species, in dat ick hem op den tijdt van sijne veranderinghe which I have found of these worms, but how and when they heb aen-getroffen. Hy begon seer te woelen ende are conveyed into their Bodies, I do not yet understand.] na langh woelen, zijnder van tusschen sijne leden eenighe druppelkens water gekomen, gelijck of [2. Die zahlreiche Nachkommenschaft sind het uyt-gedreven sweet was: ende inden tijdt van Schlupfwespen. Die beiden anderen eine Art twaelf uyren, soo was yder droppelken sweedt een von Fleischfliegen. Beide sind, das sage ich, kleine rupse geworden, die ick sach leven, maer Bastardgeburten, und keinesfalls von der Raupe also ick niet wiste waer mede dat ickse moest erzeugt, sondern von ihren jeweiligen Eltern. Die onderhouden, so zijnse alle met de moeder in Raupe, die sie hervorgebracht hat, dient lediglich eenen dagh tijdts gestorven. Ick heb hem den für diese als Nahrung, sie ist nicht die Mutter. pellikaen-rupse geneaempt. Man kann beobachten, dass die Fleischfl iegen die Substanz der Raupe oder Chrysalis fraßen, wie sie [Ich konnte kein Futter fi nden, dass diese Raupen von Aas fressen würden, dass die Schlupfwespen fressen wollten. Doch es hätte sein können, dass die Mutter nicht zerstörten und kein verdorbenes ich sie in der Zeit ihrer Veränderung angetroffen Fleisch mögen. Möglicherweise diente ihnen nur habe. Sie begann sich sehr zu winden und nach das von der Raupe verdaute Futter als Nahrung langem Winden sind aus ihren Lenden einige und nicht deren Eingeweide, welche viele Tage Tröpfchen Wasser gekommen, ähnlich ausge- die merkwürdige „Geburt“ dieser Brut überlebte. tretenem Schweiß: Und innerhalb von zwölf Ich habe viele Raupem dieser Art geöffnet, in Stunden war aus jedem Tröpfchen Schweiß eine denen ich diese Würmer gefunden habe, aber kleine Raupe geworden, die ich lebendig sah, aber wie und wann sie in deren Körper gelangt sind, ich wusste nicht, womit ich sie ernähren sollte; verstehe ich bisher nicht.] so sind alle mit der Mutter innerhalb eines Tages gestorben. Ich habe sie Pelikan-Raupe genannt.] 3. That is very curious and particular, if there be no (Hinweis auf die Vorstellung, dass der Pelikan mistake in the thing, that our Author sayes: The Cat- seine Jungen mit dem eigenen Blut füttert. Daher terpillar here selfe knit all the little Netts into one bunch, gilt er auch als Symbol für Christus, Verf.) as though she acknowledged this Brood to be her owne: and yet this is no proofe they are so; For we see in Birds, GOEDART (1662 b), S. 141-142 (Übersetzung DE the like instance, the little Bird calld Hedg Sparrow, MEYS) und GOEDAERT (1985), S. 132-133 (Bear- will carefully and most affectionatly, bring up as well as beitung und Übersetzung LISTERs) Hatch, the young Cuckow.] Historia LXII. (Num. LII) [3. Das ist sehr merkwürdig und ungewöhnlich, „„NihilNihil invenireinvenire ppotuiotui qquouo eerucamrucam hhancanc aalerelere ppotue-otue- wenn da nicht ein Fehler in der Sache ist, die rrim,im, forteforte qquiauia jjamam ssatisatis nnutritoutrito ccorpore,orpore, rrelictoqueelictoque Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ 261 nnutrimento,utrimento, aadd ttransformationemransformationem jjamam pproperabat.roperabat. He began very Anxiously to tosse and roule, turn- CCoepitoepit iitaquetaque vvaldealde aanxienxie aagitarigitari tturbarique,urbarique, uun-n- ing and winding this body every way: by and by, ddiquaqueiquaque ccorporeorpore vvariisariis mmodisodis ccontractoontracto aatque,tque, there was an eruption of certain drops of water iiterumterum eextenso,xtenso, &&c.c. pposteaostea eeruperuntruperunt gguttulaeuttulae or sweat out of his, body all which drops, I saw aaliquotliquot aaquaequae ssiveive ssurdorisurdoris eexx ccorporeorpore eexpressi,xpressi, change in the space of 12. Hours, into living Cat- qquasuas gguttasuttas oomnesmnes sspaciopacio dduodecimuodecim hhorarumorarum vvidiidi terpillars (Erucas) but they all perished with their mmutatasutatas ffuisseuisse iinn vvivasivas eerucas,rucas, sseded qquiauia iignorabamgnorabam mother, for my want of knowledge of their food qquodnamuodnam illarumillarum essetesset aalimentum,limentum, ccumum mmatreatre in one daye time.” sspatiopatio uuniusnius ddieiiei oomnesmnes pperierunt.”erierunt.” [Ich konnte nichts fi nden, was diese Raupe auf [Ich konnte nichts fi nden, womit ich diese Rau- Tafel 52 fressen wollte; vielleicht, weil sie mit der pe ernähren konnte, vielleicht, weil sie bereits, Nahrungsaufnahme aufgehört hatte und bereit zur nachdem der Körper genug gesättigt war und Umwandlung war. Sie begann sehr angstvoll sich aufgehört hatte zu fressen, sich eilends zur Um- hin und her zu werfen und zu wälzen, indem sie wandlung begab. Daher begann sie sehr ängstlich den Körper auf alle nur mögliche Weise drehte und sich zu bewegen und zu winden und nachdem wand: Nach und nach brachte sie gewisse Tropfen sich ihr Köper auf verschiedene Weise nach allen von Wasser oder Schweiß aus ihrem Körper her- Seiten zusammengezogen und wieder ausgedehnt vor, ganz mit Tropfen. Ich sah eine Umwandlung hatte etc., brachen später einge Wassertröpfchen
GOEDART (1682 ), S. 60 (Übersetzung und Bear- Beispiel 4 : Notwendigkeit der Häutung beitung LISTERs) GOEDART (1662 a) S. 125-126 Number. 52. “I cou’d fi nd nothing that this Catterpillar of the LXVII. Bevindinge. 52d.Table wou’d eat, perhaps because he had left Dese rupse eet verscheyden kruyden, onder an- off feeding and was ready to change. dere bemint hy den Aerd-veyl, doch is seer traegh
Entomologie heute 24 (2012) 262 HARTMUT GREVEN & SILKE STOLL ende vies in het eten, wil aen gheen kruyden vvideturidetur eenimnim aadeodeo ddura,ura, uutt ccorporeorpore nnotabiliterotabiliter komen ten zy dat zy vers gepluckt zijn. Hy heeft aaucto,ucto, eeamam rrumpiumpi nnecesseecesse ssit,it, aaliamqueliamque nnovamovam verscheyden reysen syn huydt uyt geschoten, want ccutemutem ssubcrescere.ubcrescere. DDepositaeposita ppelle,elle, iintegrontegro ddieie het schijnt dat in het groeyen den ouden huydt qquiescit,uiescit, nnequeeque ppotestotest aalimentolimento uuti,ti, oobb nnovaeovae ccutisutis niet en kan genoechsaem recken ofte uyt-setten, tteneritudinemeneritudinem aacc mmollitiem,ollitiem, qquaeuae aabb aambientembiente ende datse daerom af-schiet. Na dat den huydt aaereere ppaulatimaulatim iindurescit.ndurescit. AAdd ttransformationemransformationem ssee afghelegt is, legt hy eenen ganschen dach stil, ende ccomposuitomposuit qquintouinto AAugustiugusti , ccujusujus mmutationisutationis mmo-o- kann niet eten door de teerheyt van syn gebit, tot ddumum iinn mmedioedio ttabulaeabulae aapposui,pposui, & vvigesimo-sextoigesimo-sexto dat het allenxkens door de locht verhart wort. ddieie eejusdemjusdem mmensisensis pproduitroduit eexx eeaa ppapilio,apilio, iinnfi mmoo Hy stelde sich tot veranderinghe op den 5 Augusti, ttabulaeabulae 67. loco ddescriptus.escriptus. HHujusujus sspecieipeciei ppapilio-apilio- (welcke veranderinge hier in het midden afgebeelt nneses nnocteocte iimprimismprimis vvolareolare ssolent,olent, sseded pprudenterrudenter is) ende op den 26 dito is daer een uyl uyt-geko- ssibiibi abab ignisignis autaut candelaecandelae fl ammaamma caverecavere ssolent,olent, men, als inde af-beeldinge onder aen te sien is. qquoduod aaliisliis ppapilionibusapilionibus secussecus ssoletolet aaccidere.ccidere. VVixitixit Desen uyl vliegt geern by nacht ende in het licht hhicic ppapilioapilio absqueabsque ulloullo alimentoalimento diesdies ssex.“ex.“ vande kaers, doch weet sich seer voorsichtelick voor de vlam te wachten. Hy leefde sonder eenige [Die Raupe auf der Tafel 67 ernährt sich von spijs ses daegen. Ick heb hem om sijn viesicheyt in verschieden Kräutern, unter den übrigen liebt sie het eten lecker-beetjen genaempt. besonders den Efeu oder die Erdkrone. Aber in der Auswahl ihrer Nahrung ist sie wählerisch und [Diese Raupe frisst verschiedene Kräuter, unter sorgfältig und frisst niemals Kräuter, es sei denn sie anderen liebt sie den Efeu, doch ist sie sehr träge sind frisch. Mehrmals hat sie die Haut gewechselt; und wählerisch beim Fressen und geht an kein diese erscheint nämlich so hart, dass sie, nachdem Kraut, das nicht gerade vorher frisch gepfl ückt der Körper sich auffällig vergrößert hat, notwen- worden ist. Sie hat einige Male ihre Haut abge- digerweise aufplatzen wird und eine andere, neue worfen, denn es scheint, dass sie beim Wachsen Haut heranwächst. Nach der Häutung ruht sie ei- die alte Haut nicht genug strecken oder dehnen nen ganzen Tag und kann wegen der Zartheit und kann, und dass sie darum aufplatzt. Nachdem Weichheit der neuen Haut nicht fressen, welche die Haut abgeworfen ist, liegt sie einen ganzen allmählich durch die umgebende Luft hart wird. Sie Tag still und kann, wegen Empfi ndlichkeit des begann am fünften August mit der Verwandlung – Gebisses nichts fressen, bis dieses allmählich die Art dieser Veränderung habe ich in der Mitte durch die Luft erhärtet wird. der Tafel abgebildet –, und am 26. Tag desselben Die Veränderung fand am 5. August statt (diese Monats kam aus ihr (der Veränderung = Puppe, Veränderung ist hier in der Mitte abgebildet) und Verf.) ein Schmetterling hervor, unten auf Tafel 67 am 26. dieses Monats ist da eine Eule ausgekro- abgebildet. Die Schmetterlinge dieser Art fl iegen chen, wie in der Abbildung darunter zu sehen gewöhnlich besonders nachts, pfl egen sich aber ist. Diese Eule fl iegt gern bei Nacht und in das schlau vor dem Feuer oder der Kerzenfl amme zu Licht von Kerzen, doch versteht sie es, sich sehr hüten, was anderen Schmetterlingen gleichwohl zu vorsichtig vor den Flammen in Acht zu nehmen: geschehen pfl egt. Dieser Schmetterling lebte ohne Sie lebte ohne Nahrung sechs Tage. Ich habe Sie jede Nahrung sechs Tage.] wegen ihrer Mäkelei, was das Fressen angeht, „Leckermäulchen“ genannt.] Kommentar LISTERs (GOEDAERT 1685), S. 82 „Advertas velim, quód Author noster cum ratione GOEDART (1662 b), S. 155-156 (Übersetzung DE summâ Philosophatur de Erucis pellem suam exuenti- MEYs) und GOEDAERT (1685), S. 81-82 (Bearbei- bus, inqiens, eam indurescere, & ulterioris Extensionis tung und Übersetzung LISTERs) incapacem reddi, adeo ut animalculorum corporibus notabiliter auctis, eam rumpi necesse est. Tale quid in Historia LXVII (Num. XXX.) Araneis etiam observavi; idem etiam obtinet in Ani- Sexagesimae-septimae tabulae eerucaruca vvariisariis nnutriti-utriti- malibus, Cornua sua exuentibus, ut Cervis; quae, tturur hherbis,erbis, iinternter rreliquaseliquas ddelectaturelectatur ppraecipueraecipue hhe-e- cùm plenè maturuerint, ulteriori nutrimento privata; dderaera terrestriterrestri ssiveive ccoronaorona tterrae.errae. SSeded iinn sseligendoeligendo fi unt dura & ab aliis succrescebtibus expelluntur. Idem cciboibo delicatadelicata eestst & aaccurata,ccurata, nnullasullas qquippeuippe hherbaserbas etiam in Pilis Animalium; & Plantarum Foliis, in aattingitttingit nnisiisi rrecentes.ecentes. AAliquotiesliquoties ppellemellem mmutavit,utavit, observationem venit. Ein Band von GOEDAERTs niederländischer Ausgabe der „Metamorphosis naturalis“ 263
Nec minùs certum est, singulas pelliculas sibi mutuò Gesammeltes: Sie wechselt ihre Haut mehrmals, successivè suppullulare, sicut in Plantarum Foliis.“ da diese so hart erscheint, dass der Köper, der bemerkenswert an Umfang zunimmt, die Haut [Man wolle beachten, dass unser Autor sehr be- notwendigerweise zerrreißen musste, und eine gründet über die sich ihrer Haut entledigenden andere wuchs unter ihr. Während sie sich häutete, Raupen philosophiert, indem er sagt, dass diese bewegte sie sich einen ganzen Tag nicht, noch hart und unfähig zu einer weiteren Ausdehnung konnte sie aufgrund der Zartheit der neuen wird, so sehr, dass notwendigerweise aufgrund Haut, die in der Luft gehärtet wurde, fressen. der bemerkenswerten Umfangvermehrung Sie verwandelte sich am 5. August, wie auf der der Körper, diese
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