FORSTLICHE ZUSAMMENSCHLÜSSE Liebe Leserinnen Und Leser
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16. Jahrgang; Ausgabe 3-2009; ISSN 1435-4098; Einzelpreis: € 5, – Waldforsch u ng aktue ll 70 Kräfte bündeln in forstlichen Zusammenschlüssen Das Magazin der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und Mitgliederzeitschrift des Zentrums Wald - Forst - Holz Weihenstephan INHALT FORSTLICHE ZUSAMMENSCHLÜSSE Liebe Leserinnen und Leser, Vorwort von Staatsminister Helmut Brunner 3 Vor 40 Jahren, am 1. September 1969, hat der Deutsche Bun - Professionalisierung und Effizienzsteigerung 4 destag das »Gesetz über forstwirtschaftliche Zusammenschlüs - Mit Kompetenz und Fingerspitzengefühl 7 se« verabschiedet. Ziel des ForstZG war es, das forstliche Der Wandel als Motor 10 Zusammenschlusswesen, das noch auf reichsrechtliche Verord - nungen aus dem Jahre 1943 gründete, neu zu organisieren und Zusammenschlüsse auf Erfolgskurs 13 zu vereinheitlichen. Im Jahre 1975 wurde das ForstZG nahezu So kommunizieren Waldbesitzer 17 unverändert in das Bundeswaldgesetz aufgenommen. und forstliche Zusammenschlüsse Heute gibt es in Bayern 130 anerkannte forstliche Zusammen - Umsatzsteuer bei Forstzusammenschlüssen 20 schlüsse. Manche Waldbesitzervereinigung oder Forstbetriebs - Die ertragssteuerliche Behandlung 22 gemeinschaft kann auf eine lange Tradition zurückblicken, wie von Forstzusammenschlüssen z. B. die WBV Holzkirchen, die heuer ihr 60jähriges Bestehen Auf dem Weg zum Erfolg 24 feiern konnte. Zu Beginn ihrer Tätigkeiten standen für die Das Arbeitsfeld Waldpflegeverträge 30 forstlichen Zusammenschlüsse vor allem Kosteneinsparungen Moderne Informationstechnologie 34 der Mitglieder im Vordergrund, beispielsweise beim gemeinsa - in einer Forstbetriebsgemeinschaft men Bezug von Pflanzen oder Arbeitsgeräten. Heute haben sich die Zusammenschlüsse zu professionellen Unternehmen ent - »WaldInfoPlan« für Forstzusammenschlüsse 36 wickelt und bieten neben einer betrieblichen Beratung ihren Der forstliche Zusammenschluss 38 Mitgliedern eine umfassende Dienstleistung in allen Bereichen aus Sicht der Waldbesitzer rund um Wald und Forstwirtschaft an. Ein zunehmendes Ge - schäftsfeld ist die Bewirtschaftung von Waldflächen, deren Be - WALDFORSCHUNG AKTUELL sitzer hierzu selber nicht in der Lage sind. Waldpflegeverträge werden sicherlich in Zukunft ein ganz wesentlicher Tätigkeits - Clusterinitiative auf neuem Weg 41 bereich für die Geschäftsführer der forstlichen Zusammen - Nachrichten und Veranstaltungen 42 schlüsse sein. Ebenfalls steigende Bedeutung gewinnen die Zusammen - schlüsse bei der Versorgung des Marktes mit dem wertvollen AS P–SAAT UND PFLANZEN Rohstoff Holz. Gerade der Kleinprivatwald weist noch große Holzreserven auf. Noch vor fünf Jahren vermarkteten die Zu - Die Walliser Trockentanne 45 sammenschlüsse 3,5 Millionen Festmeter Holz. Innerhalb von Nachrichten und Veranstaltungen 46 nur drei Jahren konnten sie ihre Vermarktungsmenge nahezu verdoppeln. Wenn Zusammenschlüsse jährlich 50.000 bis 100.000 Festmeter vermarkten, dann ist dies nur mit professio - WALD-WISSENSCHAFT-PRAXIS nellem Personal und dem Einsatz kosten- und zeitsparender Informationstechnologie möglich. Zeit ist Geld. Deshalb ver - 2008 zählt zu den zehn wärmsten Jahren seit 1901 49 wenden immer mehr Geschäftsführer moderne IT-Lösungen Väterchen Frost wieder in Amt und Würden! 52 unter Einbeziehung geografischer Informationssysteme (GIS). Die Vegetationszeit kann beginnen 54 Einmalig in der forstpolitischen Landschaft ist der »Pakt für Der Eichenprozessionsspinner in Bayern 56 den Privatwald« zwischen der Bayerischen Staatsregierung Dimilin im Eichenwald 58 und den Interessensvertretungen des Privatwaldes. Er bildet die Grundlage, die Zusammenschlüsse fit für die Zukunft zu machen, und unterstreicht die Schlüsselrolle, die die forstlichen KURZ & BÜNDIG Zusammenschlüsse innehaben, um die strukturbedingten Nachteile des Kleinprivatwaldes auszugleichen. Mit dem Nachrichten 61 »Waldpakt« haben der Freistaat Bayern und der Privatwald ei - Impressum 63 ne Entwicklung angestoßen – hin zu erfolgreichen und effizien - ten forstlichen Zusammenschlüssen. Ihr Titelseite : Hand in Hand: Forstliche Zusammenschlüsse bündeln die Kräfte ihrer Mitglieder. Ob Holzvermarktung oder Waldpflege - vertrag – nur stark als Gemeinschaft werden sie den anstehenden Aufgaben gerecht. Foto: C. Hopf Olaf Schmidt LWF aktuell 70/ 2009 FORSTLICHE ZUSAMMENSCHLÜSSE Vorwort Rund 1,4 Millionen Hektar Wald und damit über die Hälfte unseres grünen Drit - tels liegen in privater Hand. Schon allein die Zahl von rund 700.000 privaten Wald - besitzern zeigt, wie breit gestreut das Waldeigentum in Bayern ist. Sie macht aber auch deutlich, dass es sich dabei meist um recht kleine Waldflächen handelt, die ei - ne selbständige sachgemäße Bewirtschaftung oft erschweren. Die Idee der Waldbe - sitzer, sich zu Selbsthilfeorganisationen zusammenzuschließen, liegt daher nahe. Die Geschichte der forstlichen Zusammenschlüsse reicht in Bayern über 60 Jah - re zurück. Ursprünglich verfolgten lokal tätige Waldbauvereine das ideelle Ziel, sich forstfachlich auszutauschen. Das Forstzusammenschlussgesetz aus dem Jahr 1969 und später das Bundeswaldgesetz schufen eine gesetzliche Grundlage: Ein überbe - trieblicher Ansatz sollte die Bewirtschaftung verbessern und die Strukturnachteile des zersplitterten Kleinprivatwaldes abmildern und ausgleichen. Auf dieser Grund - lage entwickelte sich in Bayern mit Unterstützung der Forstverwaltung eine flächen - deckende Organisationsstruktur, die sich im Laufe der Zeit jeweils den Erfordernis - sen der Waldbesitzer angepasst hat. Mit der Forstreform 2005 haben wir zusammen mit den Verantwortlichen der privaten und körperschaftlichen Waldwirtschaft eine Stärkung der Eigenverantwor - tung angestrebt. Unser Ziel ist es, im Privat- und Körperschaftswald Bayerns eine flächenwirksame Waldbewirtschaftung und -pflege aufrechtzuerhalten und nach - haltige, leistungsfähige und multifunktionale Waldstrukturen zu sichern. Gerade mit Blick auf die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken ist es wichtiger denn je, stabile zukunftsfähige Wälder zu erhalten und durch Waldumbau mit klima- toleranten Baumarten zu schaffen. Nur so lassen sich unserer Gesellschaft hohe Ge - meinwohlwirkungen garantieren und den Eigentümern sowie dem ländlichen Raum Einkommen und Arbeitsplätze sichern. Um diese für die Allgemeinheit wichtigen Leistungen sicherzustellen, unterstützt die Bayerische Staatsregierung die forstlichen Zusammenschlüsse mit staatlichen Beratern und finanziellen Mitteln. Erste Erfolge haben sich bereits eingestellt. Mitt - lerweile sind rund zwei Drittel der privaten und kommunalen Waldfläche in den rund 140 Zusammenschlüssen organisiert. Deren Vermarktungsmenge ist von 3,5 Millionen Festmeter im Jahr 2004 auf über 6 Millionen Festmeter im Jahr 2007 gestiegen, neue Dienstleistungen, wie Waldpflegeverträge, werden angeboten. Und nicht zuletzt hat sich die Struktur und Leistungsfähigkeit ebenfalls deutlich positiv entwickelt. Dies zeigt sich schon allein darin, dass 2007 über 660 Personen als Vor - sitzende, Geschäftsführer, im Büro oder als Waldwarte ehrenamtlich oder in einem Beschäftigungsverhältnis tätig waren. Die forstlichen Zusammenschlüsse haben für die bayerische Forstpolitik eine Schlüsselfunktion, da sie für den Großteil des Privatwaldes, aber auch in vielen kom - munalen Wäldern zentrale Prozesse der Bewirtschaftung und der Zusammenfas - sung des Holzangebotes übernehmen. Mit vielfältigen Dienstleistungen stehen sie ihren Mitgliedern zur Seite und stellen zusammen mit den Revierförstern der Forst - verwaltung sicher, dass für unsere Waldbesitzer ortsnah immer ein fachlich kompe - tenter Ansprechpartner verfügbar ist. Helmut Brunner Bayerischer Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten LWF aktuell 70/ 2009 3 FORSTLICHE ZUSAMMENSCHLÜSSE Professionalisierung und Effizienzsteigerung Mit staatlicher Förderung zum Erfolg Alfons Leitenbacher und Rudolf Perfler 70 Prozent der privaten Waldbesitze in Bayern sind kleiner als zwei Hektar, weitere 20 Prozent umfassen nur drei bis fünf Hekt- ar. Zudem ist der Waldbesitz oftmals auf mehrere Parzellen verteilt. Selbsthilfeeinrichtungen haben deshalb die zentrale Funk - tion, die Nachteile und Probleme dieser kleinteiligen Waldbesitzstruktur abzumildern und auszugleichen. Voraussetzung für ein erfolgreiches Wirken der Selbsthilfeeinrichtungen sind effiziente Strukturen und optimierte Abläufe. Darüber hinaus stellen die steigenden Transaktionskosten mit sinkender Besitzgröße ein ernstes Problem dar. An diesen Zielen und Schwierigkeiten setzt die staatliche Unterstützung an. Nach dem Bundeswaldgesetz (BWaldG) verfolgen Forstbe - dern. Im Gegenzug sind die forstlichen Zusammenschlüsse triebsgemeinschaften (siehe Kasten) den Zweck, »die Bewirt - ihrerseits aufgefordert, effiziente und zukunftsweisende Struk - schaftung der angeschlossenen Waldflächen und der zur turen aufzubauen. Dazu stockte die Bayerische Staatsregie - Aufforstung bestimmten Grundstücke zu verbessern, insbe - rung die Fördermittel für die forstlichen Zusammenschlüsse sondere die Nachteile geringer Flächengröße, ungünstiger von circa zwei Millionen Euro pro Jahr bei der ehemaligen Ver - Flächengestalt, der Besitzzersplitterung, der Gemengelage, des waltungskostenförderung ab 2005 deutlich auf drei Millionen unzureichenden Waldaufschlusses oder anderer Strukturmän - Euro jährlich auf. Weiter wurde vereinbart, die finanzielle För - gel zu überwinden« ( § 16 BWaldG). Deshalb nennt das Gesetz derung solle künftig auf der Basis von Förderprojekten erfol - eine Reihe von Aufgaben, die eine