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1 COPYRIGHT:COPYRIGHT DiesesDieses Manuskript Manuskript ist urheberrechtlich ist urheberrechtlich geschützt. geschützt. Es darf Es ohne darf Genehmigung ohne Genehmigung nicht verwertetnicht werden.verwertet Insbesondere werden. darf Insbesondere es nicht ganz darf oder es teilweisenicht ganz oder oder in teilweise Auszügen oder abgeschri in Auszügebenen oder in abgeschriebensonstiger Weise oder vervielfältigt in sonstiger werden. Weise vervielfältigtFür Rundfunkzwecke werden. Fürdarf Rundfunkzwecke das Manuskript nur da rfmit das GenehmigungManuskript von DeutschlandRadionur mit Genehmigung / Funkhaus von Deutschlandradio Berlin benutzt werden.Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Werkstatt: Literatur Redaktion: Sigried Wesener Der Sound der Metropole. Mit Ulrich Peltzers Romanen unterwegs in Berlin Von Helmut Böttiger Musik: Martha and the Muffins: Echo Beach (auf O-Ton-Band) Gunclub (auf O-Ton-Band) Siouxsie and the Banshees: Spellbound. Auf: DLR-Archiv 92-30314, CD 1, Track 10 Suicide: Why be blue? DLR-Archiv 92-28996, CD 1 Track 1, CD 2 Track 1 Alice: Messaggio. Auf: "Alice” Track 5, DLR-Archiv 90-13238 Talking Heads: Once in a Life Time. DLR-Archiv 90-28019, CD 1, Track 14 (ab ca. 3:20) Fall: Paranoia Man in cheap shit room. CD privat, Track 8 Heaven 17: We don't need this fascist groove thang. DLR-Archiv 90-52269, Track 4 Atari Teenage Riot: CD privat Queens of the Stone Age: Song for the Deaf. DLR-Archiv 91-85200, Track 13 Public Enemy: DLR-Archiv 92-39815 Sonic Youth: DLR-Archiv 90-47059 Fugees: Ready or not. DLR-Archiv 92-42482 Track 3 Beastie Boys: Fight for the Right to Party. DLR-Archiv 92-43499, Track 15, Schluss ab 2:30 Kristin Hersh: "What's your dirty answer”, "Trouble”, CD privat, Track 1 und 7 Kimya Dawson: "Talking earnest”, "Wandering daughter”. CD privat, Track 5 und 6 ___________________________________________________________________ Regie: Musik (Suicide, Why be blue?) 2 Zitator (auf Musik): Ich hörte viel Musik, kaufte ziellos die Platten von Gruppen, deren Konzerte ich im Metropol oder im Esso besucht hatte, oft nur, weil mir ein Plakat gefiel, der Name der Band, aus dem ich ein Versprechen herauslas, eine Botschaft ... Regie: Musik hoch (Suicide) O-Ton 1 Peltzer (auf Musik), Dat 2, 33:40-33:45 Ein Musikstück hören und dabei einen Schweißausbruch bekommen, ohne sich bewegt zu haben. Autor (auf Musik): Der Autor Ulrich Peltzer beschreibt ein Lebensgefühl, das widersprüchlich, sperrig und lustvoll ist. Seine Romane spielen in der unmittelbaren Gegenwart. Sie setzen die Tradition des großen Zeit- und Gesellschaftsromans fort, sie sprechen von aktueller Politik und vom aktuellen Bewusstsein, und sie erzählen eine Geschichte der neuesten Popmusik. Einschlägige Titel tauchen immer wieder in entscheidenden Momenten auf und entsprechen dem Rhythmus dieser Prosa. Zitator (auf Musik): Ein langer, violett-schwarzer Gang führte durch eine Stahltüre in den fensterlosen Saal, der hell ausgeleuchtet war, bis auf die Bühne und die Theke gegenüber völlig leer, ein ehemaliges Kino, das man jetzt als Ort für alles betrieb, das Neueste, was mit Musik zu tun hatte, mit Maschinen und Stimmen, dann traten Gruppen auf, die ihre kurzen Stücke so schnell und laut herunterspielten, als hätten weder sie noch das Publikum eine Sekunde Zeit zu verlieren, eines Abends das Röcheln Alan Vegas, sein monotoner Sprechgesang, den der Takt eines Presslufthammers immer weiter vorwärtstrieb - O-Ton 2 Peltzer, Dat 1, 1:06:21-1:06:47. Es war im SO 36. Das SO 36 wurde damals von Kippenberger betrieben. Der hatte wohl ne Erbschaft gemacht und betrieb da so'n Büro, ne Etage und eben dieses SO 36. Und da trat dann das auf, was man unter Avantgarde der populären Kultur rubrizieren könnte. Dann gab's halt immer Gerüchte. Also ich kannte dann noch Leute, die immer genau wussten, was da - und irgendjemand rief dann aus New York oder London an. Was ja damals sehr sehr viel weiter entfernt war als heute. ( ... ) Regie: Musik (Suicide) kurz frei O-Ton 3 Peltzer (auf Musik), Dat 1, 1:02:16-1:02:52 Also Suicide: Das ist ja wirklich nur ein kleines Segment! Eine relativ kleine Gruppe von Leuten! Also Spex-Leser, Merve-Bändchen-Leser! Und das gilt dann eben für alle Metropolen, in New York - das ist die Münze, mit der man zahlt, wenn man sagt: Suicide ist gut, oder? Wenn in New York dann jemand sagte: Ja, oder wenn in Berlin jemand sagte - das sind die Codes, die man verwandte! Regie: Musik kurz frei O-Ton 4 Peltzer (auf Musik), Dat 1, 1:06:52-1:07:37 3 Zwei Leute, minimalistische Musik, aber sehr laut. Einer steht an den Keyboards, oder Synthis - und einer singt dazu. Ein Sprechgesang, ganz harte Beats. Also wo man anfing mit Drum-Maschinen! ( ... ) Das, was Muskelkraft war, also der schwitzende Schlagzeuger galt als authentisch - und dann machte der einfach ne Drummaschine an. Wo der Rhythmus ganz hart von der Maschine vorgegeben wurde. "Darf man das?” Und das wurde dann affirmiert! Die Musik ist nicht besser, dass einer am Schlagzeug sich ausschwitzt! Jedenfalls waren das eher Gerüchte, und man ging dann dahin. Und ich wurde auch überwältigt davon. Autor: Seit seinem Debüt steht die Stadt Berlin im Zentrum von Peltzers Literatur. Doch es ist nicht so sehr Berlin als geographischer Ort, sondern als Ausdruck einer bestimmten Bewusstseinslage. Peltzers Romane spielen nicht nur in Schöneberg, Kreuzberg und Charlottenburg. Sie spielen auch im New Yorker East Village, im Pariser Stadtteil Belleville oder in Neapel - Laboratorien des experimentelleren Lebens, in denen sich verschiedene Stile mischen und wo Vieldeutigkeit herrscht, Widerständiges und Querliegendes. Regie: Musik (Fugees) Zitator (auf Musik): In der Ledermappe steckt eine leere Klarsichthülle zwischen drei, vier anderen mit Notizen und Exzerpten, heute und gestern aus dem elektronischen Archiv der Public Library kopierten Lebensläufen, Entwürfen. Den doppelten Espresso jetzt zahlen und den Martell, sind rote Lacktapeten an den Wänden des Cafés, als hätte es früher mal ein chinesisches Restaurant beherbergt und wäre seitdem nicht renoviert worden, moderate Preise und keine laute Musik (es perlt sanft aus den Lautsprechern eine CD der Fugees). Regie: Musik (zunächst noch Fugees. Dann, während des nächsten Zitats, Beastie Boys einblenden). Zitator (auf Musik, Beastie Boys): Nach ein paar Bieren, deren Wirkung die im Lauf des Tages geschluckten Tabletten neutralisierten, brachen wir wieder auf, eine Kassette der Beastie Boys im Recorder von Nils' Citroen, am Meer entlang Richtung Posillipo ... Regie: Musik (Beastie Boys, ausblenden) Autor: Der Hauptdarsteller in Peltzers erstem Roman "Die Sünden der Faulheit" aus dem Jahr 1987 arbeitet frei bei einem Berliner Radiosender, für das Musikprogramm. Er heißt Bernhard Lacan, ist 32 Jahre alt und schlägt sich irgendwie durch. Die Schallplatten aus dem Sender verhökert Lacan beim türkischen Händler gegenüber seiner Wohnung. Seine Spielschulden jedoch kann das immer seltener ausgleichen. O-Ton 5 Peltzer (während O-Ton langsam Musik einblenden: Martha and the Muffins: Echo Beach), Dat 1, 13:02-13:40 Es war vollkommen klar: jeder verfolgte irgendwelche (...) künstlerischen Projekte und sah zu, dass er zu Geld kam. Was man an Subventionen nicht abgreifen konnte, versuchte man auf anderem Wege zu bekommen, durch die Faszination für krumme 4 Deals, für alle Möglichkeiten, ein Projekt jenseits der bürgerlichen Produktions-, Vertriebs- und Verwertungsbedingungen herzustellen. Regie: Musik stehenlassen Zitator (auf Musik): Es war eine kalte und klare Nacht, so, wie Januarnächte sein sollen. Über den Rieselfeldern im Norden der Stadt strahlte der Polarstern. Der Discjockey im Radio hatte Echo Beach aufgelegt - "I know it's out of fashion and to travel on cool” -, und ein Saxophon ließ die Membran des Lautsprechers vor den Armaturenrost springen. Lacan fuhr über den Tauentzien nach Kreuzberg. O-Ton 6 Peltzer (auf Musik), Dat 1, 8:40-9:44 Im Vordergrund stand: eine durcherzählte Geschichte zu haben, einen richtigen Plot zu haben und was zu machen, ( ... ) wo ich das Gefühl hatte, dass in der Literatur Sachen verhandelt wurden, die in anderen künstlerischen Medien, also Musik, Bildender Kunst, überhaupt keine Rolle mehr spielten, eine ganz verblasene Subjektivität, Sprachexperimente, die ihre beste Zeit auch schon hinter sich hatten - also ein dezidiertes, in dieser Nüchternheit dezidiertes Gegenprogramm gegen das, was so ein Suhrkamp-Taschenbuchkultur-Standard oder Level war, der damals einfach durchgenickt wurde auch von der Kritik, ein Anti-Subjektivitätsprogramm, unterfüttert natürlich auch durch eine bestimmte Form von Gesellschaftsdiagnose und von Philosophie, die man sich damals reinzog. Regie: Musik (Echo Beach) Zitator (auf Musik): Es war weit nach Mitternacht. Kein Licht mehr am Himmel. Die Schneehaufen lagen düster am Straßenrand. Im Arsenal der Stadtreinigung wurden die Streufahrzeuge mit Granulat gefüllt. Ein Teil der Menschen lag im Bett und wurde von Träumen geschüttelt, ein Teil arbeitete und trank. In Berlin trank jeder, oder nahm Drogen. Wer es nicht tat, war schon tot oder lebte nicht mehr hier. Kadaverstadt. Man musste sich rechtzeitig entscheiden. Autor (auf Musik): Für ein Erstlingswerk sind "Die Sünden der Faulheit” erstaunlich cool. O-Ton 7 Peltzer (auf Musik), Dat 1, 10:03-10:07 Als ich das geschrieben hab war ich so 27, 28 ... Autor (auf Musik): Peltzer hat offensichtlich Filme aus der Schwarzen Serie vor Augen, in Schwarzweiß, raffiniert ausgeleuchtet. Das Westberliner Milieu präsentiert sich in seinem charakteristischen Schillern