Leo-Von-Klenze-Pfad Ein Rundgang Durch Die Münchner Innenstadt
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Leo-von-Klenze-Pfad Ein Rundgang durch die Münchner Innenstadt Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern ARCHITEKTURMUSEUM DER TECHNISCHEN UNIVERSITÄT MÜNCHEN Liebe Leserin, lieber Leser, mit Monumentalplätzen, Prachtbauten und der Anlage der Ludwigstraße prägte Leo von Klenze (1784-1 864) den archi- tektonischen Charakter Münchens. Die von ihm geschaffene Glyptothek und die Alte Pinakothek zählen zu den heraus- ragenden Werken des 19. Jahrhunderts in Europa. Zudem gründete Klenze 1830 die Oberste Baubehörde und legte so den Grundstein für die Bayerische Staatsbauverwaltung. Anlässlich des 225. Geburtstags Leo von Klenzes erscheint der Leo-von-Klenze-Pfad, den die Landeshauptstadt München, die Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern und das Architekturmuseum der Technischen Universität München gemeinsam erarbeiteten. Wir möchten Sie herzlich einladen, sich auf die Spuren des großen Baumeisters zu begeben. Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk Stadtbaurätin der Landeshauptstadt München Ministerialdirektor Josef Poxleitner Leiter der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern Prof. Dr.-Ing. Winfried Nerdinger Direktor des Architekturmuseums der Technischen Universität München Leo von Klenze in München Leo von Klenze zählt zu den bedeutendsten und vielseitigsten deutschen Architekten. Er wirkte nicht nur als Baumeister, son- dern auch als Diplomat, Maler, Bauforscher, Ingenieur, Theore- tiker, Kunstphilosoph und Innenausstatter sowie als Organi- sator des bayerischen Bauwesens. Nach dem Besuch des Collegium Carolinum in Braunschweig studierte er 1800-1 803 Kameralbauwissenschaft an der Berliner Bauakademie bei David Gilly. 1803 ging Klenze nach Paris, wo er durch Jean-Nicolas-Louis Durand, den einflußreichen Lehrer an der Ecole Polytechnique, eine entscheidende Prägung er- hielt. Das von Durand entwickelte System des rationalen sche- matischen Entwerfens auf der Grundlage eines Rasters be- stimmte nahezu alle seine späteren Werke. Nach Studienjahren in Italien wurde Klenze 1808 von dem Bru- der Napoleons, Jérôme Bonaparte, nach Kassel berufen, wo er mit dem Theater bei Schloß Wilhelmshöhe seinen ersten Bau errichtete und zum zweiten Hofarchitekten aufstieg. Als das von Napoleon etablierte Königreich Westfalen 1813 zusammen- brach, floh Klenze nach München, dort fand er in dem baye- risch-en Kronprinzen und späteren König Ludwig I. einen Förde- rer, durch dessen Gunst er schnell zum Hofbauintendanten auf- stieg. 1830 ernannte ihn der König zum ersten Leiter der neu ge- 1839 erhielt er vom russischen Kaiser Nikolaus I. den Auftrag gründeten Obersten Baubehörde, der das gesamte staatliche zum Bau eines Museums, der Neuen Eremitage in St. Peters- Bauwesen in Bayern unterstand. Für Ludwig verwirklichte burg. Dieser einzige vollständig erhaltene Bau Klenzes vermit- Klenze dessen Traum von einem „neuen München“, einer Re- telt heute am besten dessen Fähigkeit, großartige Raumkunst- sidenzstadt, die geschichtliche Größe ausstrahlen sollte. Mit werke zu schaffen. Monumentalplätzen (Königs-, Odeons- und Max-Joseph-Platz), zahlreichen Prachtbauten und der Anlage der Ludwigstraße gab Nach der erzwungenen Abdankung Ludwigs 1848 setzte dieser Klenze dem Stadtbild Münchens eine Prägung, die bis heute durch, dass sein Baumeister die Ruhmeshalle und die Propy- den architektonischen Charakter der Stadt bestimmt. Mit der läen in München sowie die Befreiungshalle bei Kelheim fertig Glyptothek und der Alten Pinakothek schuf er zwei Maßstab stellen konnte. Da Klenze von Ludwigs Nachfolger, Maximilian II., setzende Museumsbauten, die zahlreiche Nachfolger fanden. keine weiteren Aufträge erhielt, widmete er sich der Ausarbei- tung eines architekturtheoretischen Traktats „Architektonische Zwischen Klenze, der sein Ideal einer „modernen Wiederge- Erwiederungen und Erörterungen über Griechisches und Nicht- burt“ der antiken Architektur zu verwirklichen suchte, und griechisches von einem Architekten“ sowie dem Verfassen seinem Bauherrn, der sich beeindruckende Monumentalbauten seiner Lebenserinnerungen. wünschte, bestand anfangs ein fruchtbares Spannungsverhält- nis. Nach der Thronbesteigung 1825 favorisierte Ludwig auch Obwohl zu Lebzeiten hoch geehrt und international berühmt, andere Architekten, aber Klenze blieb noch lange mit großen geriet er nach seinem Tod 1864 in den Schatten seines Studien- Projekten wie dem Festsaaltrakt und dem Königsbau der Resi- kollegen Karl Friedrich Schinkel, der in Preußen eine beispiel- denz in München und der Walhalla bei Donaustauf gut beschäf- lose Verehrung erfuhr, während Klenze in Bayern und München tigt. Die Planung eines Schlosses 1834 für Ludwigs Sohn Otto, lange Zeit nicht die Würdigung erhielt, die ihm auf Grund seiner den ersten König von Griechenland, kam nicht zur Ausführung, herausragenden architektonischen Leistungen zusteht. aber Klenzes Vorschläge für Athen bestimmten die städtebau- liche Entwicklung der Stadt in den folgenden Jahrzehnten. Winfried Nerdinger Wiederaufbau des Hof- und Nationaltheaters, 01 Max-Joseph-Platz 2, 1823 -1825 1823 brannte das von Carl von Fischer (1782-1 820) geplante, kaum fünf Jahre alte und noch nicht ganz fertig gestellte Theater ab. Mit über 2000 Plätzen war es damals das größte für Bürger erbaute Opern- und Schauspielhaus Deutschlands. Mit dem Wiederaufbau wurde Klenze beauftragt, der sich an den Vorgängerbau halten musste. Er ließ den bereits von Umbau des Palais Törring-Jettenbach zur Hauptpost Fischer geplanten Portikus errichten und folgte auch im Innen- (Residenzpost), Residenzstraße 2, 1835 -1838 ausbau dessen Plänen. Eine Neuerung ist das eiserne Bogen- sprengwerk über dem Proszenium, eines der größten im 19. Als mit Nationaltheater und Königsbau der Residenz auch der Jahrhundert. Fischers Walmdach über dem Hauptbau ersetzte Max-Joseph-Platz entstand, ließ Ludwig I. zur „Stadtverschöne- Klenze durch ein Satteldach und verdoppelte somit das Giebel- rung“ das von Ignaz Gunetzrhainer errichtete Palais Törring- motiv der Vorhalle. In den 1830er Jahren ließ Ludwig I. die Jettenbach (1747 -1754), das die Postdirektion 1834 erworben Giebelfelder, Teile der Bauplastik sowie Wandflächen polychrom hatte, als angemessenes Pendant neu gestalten und zum Post- bemalen. Nach schwerer Kriegszerstörung erfolgte bis 1963 amt umbauen. Klenze erweiterte den Bau auf beiden Seiten um durch Gerhard Graubner und Karl Fischer der Wiederaufbau mit zwei Achsen - das barocke Hauptportal lag damit im Inneren - weitgehender Rekonstruktion der Repräsentations- und und platzierte in Anlehnung an Filippo Brunelleschis Findel-haus Zuschauerräume. in Florenz eine Loggia vor die Fassade. Die polychrome Ausma- lung war eine Attraktion in München. 1944 wurde der Bau schwer beschädigt und brannte aus. Bis 1956 ließ die Ober- postdirektion einen modernen Neubau errichten, in den die er- haltene Bogenhalle integriert wurde. 02 Residenz: Königsbau, Max-Joseph-Platz 5, 1826- 1835, Festsaalbau/Apothekenflügel, Hofgarten, 1832 -1842 Der Ausbau der Residenz begann 1826 mit dem Königsbau, dem Wohnpalast Ludwigs I., am Max-Joseph-Platz, den Klenze nach dem Vorbild des florentinischen Palazzo Pitti mit einer Rustika-Fassade errichtete. Die im Piano nobile gelegene Königswohnung diente vor allem der Repräsentation und war nach Voranmeldung schon damals zu besichtigen. Im Erdge- schoss liegen die als öffentlich zugängliche Schauräume konzi- pierten und von Schnorr von Carolsfeld ausgemalten Nibelun- gensäle. Ab 1832 wurde der 252 Meter lange Festsaalbau am Hofgar- ten, an den sich der Apothekenflügel anschloss, ausgeführt. Die Raumfolge, in deren Mitte sich der 16 Meter hohe und fast 40 Meter lange Thronsaal befand, diente nur für Staatsakte und Hoffeste. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Residenz stark zer- stört und anschließend weitgehend rekonstruiert. Der Festsaal- bau wurde von Rudolf Esterer für Konzerte umgebaut, anstelle des Thronsaals entstand der Neue Herkulessaal. Der Apothe- kenflügel wurde im Innern für die Bayerische Akademie der Wissenschaften völlig neu gestaltet. Im 2. Obergeschoss des Königsbaus befindet sich heute die Bayerische Akademie der Schönen Künste. 03 04 Marstall, Marstallplatz 5, 1820 -1822 Für den Marstall, die königliche Hofreitschule, entwarf Klenze zunächst eine größere symmetrische Anlage, um den Platz öst- lich der Residenz zu fassen. Von dem geplanten Ausbau zum Ehrenhof mit Seitenflügeln wurde nur der imposante Mittelbau ausgeführt, der als eines der bedeutendsten Werke Klenzes gilt. Das monumentale Eingangsportal wird von den Büsten „Castor und Pollux“ bekrönt, den weiteren Bauschmuck, acht Allerheiligen-Hofkirche, runde Bronzereliefs mit Pferdeköpfen sowie die Steinreliefs Marstallplatz, 1826 -1837 „Kampf der Kentauren und Lapithen“, schuf Johann Martin von Wagner nach Angaben Klenzes. Im Zweiten Weltkrieg brannte Das Erlebnis einer Christmette in der Cappella Palatina in Paler- die Reitschule, die seit 1922 als Museum genutzt wurde, völlig mo regte Ludwig I. an, für die Residenz eine ähnliche Hofkirche aus. Beim Wiederaufbau 1969 / 70 wurden nur die Fassaden zu errichten. Klenze orientierte sich zudem am byzantinischen rekonstruiert und der Innenraum für Zwecke des Bayerischen Markusdom in Venedig und schuf einen Längsraum, den er mit Staatstheaters (Theater im Marstall) eingerichtet. zwei Kuppeln überwölbte. Eine indirekte Lichtführung sowie die prachtvolle, im Zweiten Weltkrieg zerstörte Ausstattung mit farbigen Fresken von Heinrich Maria von Hess erzielten eine besondere Wirkung. Der linke Annexflügel wurde in den