Brief Aus Den Gemeinden Christuskirche | St
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Nummer 4| 2017 Brief aus den Gemeinden Christuskirche | St. Johannis | Klosterkirche Foto: C. Struck Liebe Leserinnen und Leser, stellt Euch und stellen Sie sich bit- Jesus Christus ist das Zentrum un- Reformatoren, darum haben sie ge- te vor, wir feiern Weihnachten, und seres Glaubens. Nirgends wird das sagt: Solus Christus – allein Chris- die Krippe ist leer. Viele tus. Allein Christus schöne Tiere, aber kein rettet uns, wollten Jesuskind. Stellt Euch sie damit sagen. und stellen Sie sich bit- Zum Ende des Refor- te vor, wir singen all die mationsjubiläums schönen Weihnachts- wollen wir das in lieder und streichen diesem Gemeinde- die Strophen, in denen brief noch einmal in Jesus vorkommt – nur den Mittelpunkt stel- noch „Leise rieselt der len: Wie Menschen Schnee“, Glöckchen, das Weihnachtsfest die klingeln, und der erleben, und was die Tannenbaum, der nicht Geburt Jesu für sie nur im Sommer blüht. bedeutet. Stellen Sie sich vor, Wir hoffen, dass Ihr der Weihnachtsmann und Sie viel Freude ist das letzte, was uns am Lesen habt bzw. Hoffnung gibt. Traurig haben, und wün- wäre das. Das wäre wie schen Euch und Ih- ein Fußballspiel ohne nen eine gesegnete Ball, wie ein Segelboot ohne Segel, so deutlich wie am Weihnachtsfest. Advents- und Weihnachtszeit. wie ein Handy ohne Akku. Tot und Durch ihn erfahren wir Hoffnung leer. und Segen. Das wussten auch die Thomas Engel und das Vorbereitungsteam (Das Foto stammt von einer Werbekarte der SPD Hattingen) 2 | 4| 2017 Christuskirche | St. Johannis | Klosterkirche Brief aus den Gemeinden Solus Christus „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der ge- Glauben, nämlich wenn wir glauben, dass Christus für uns gelitten hat legt ist, welcher ist Jesus Christus“, so steht es im ersten Ko- und dass uns um seinetwillen die Sünde vergeben, Gerechtigkeit und rintherbrief im dritten Kapitel. ewiges Leben geschenkt wird…..“ (CA IV) Christus allein, solus Christus. Nach den drei Soli, sola gratia (allein Luther selbst hat das aber auch viele Male durchbuchstabiert. aus Gnade), sola scriptura (allein aufgrund der Schrift), sola fide (al- Das ist alles schwere theologische Kost. Und wenn dann noch dazu- lein durch den Glauben), nun also solus Christus (allein Christus). kommt, dass dieses Heilsgeschehen nur hat stattfinden können, weil In Christus begegnen wir dem Heilsgeschehen Gottes, dem Willen Christus „wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich in einer Person“ ge- Gottes und nur in ihm, so die reformatorische Lehre. Leben, Sterben wesen ist, dann haben wir wahrscheinlich schon längst abgeschaltet. und Auferstehen Jesu zeigen uns den Willen Gottes. Es gibt nichts Was bleibt? Nun ich denke, immer mal wieder eine Geschichte lesen, hö- anderes. Keine anderen Geschichten, keine anderen Beschlüsse, ren und bedenken, eine Geschichte aus dem Neuen Testament, die uns keine anderen Menschen, die uns in Gottes Nähe bringen könnten, verdeutlicht, was Christus wollte. als dieser eine Mensch allein. Christus! Und allein um seinetwillen Und dass die Reformationsfeierlichkeiten in diesem Jahr ein großes öku- ist der Mensch gerechtfertigt. Die westliche Tradition hat schon im- menisches Christusfest waren, wie die Vertreter der Konfessionen beteu- mer mehr Gewicht auf das Kreuz gelegt als auf die Auferstehung. So erten, hatte schon seine Berechtigung. Denn allein auf Christus kommt kommt es zur sogenannten Sühnetodtheorie und zum Sühneopfer es an. Dazu Martin Luther: Christi. Im Blick auf das Leben, Sterben und Auferstehen, v.a. auf das „Höre und lass es dir sagen: Zuerst bitte ich, man wolle meinen Namen Sterben Christi am Kreuz, ist für die Sünde des Menschen Genugtu- weglassen und sich nicht lutherisch, sondern Christ nennen. Was ist ung geleistet worden. So formuliert es auch Philipp Melanchthon in Luther? Die Lehre ist doch nicht von mir. Ich bin auch für niemanden den Lutherischen Bekenntnisschriften, der sogenannten Confessio gekreuzigt worden. Der heilige Paulus wollte es 1. Kor. 3,4 auch nicht, Augustana. dass die Christen sich nach Paulus oder Petrus nannten, sondern Chris- „Weiter wird gelehrt, dass wir Vergebung der Sünde und Gerechtig- ten. Wie käme denn ich armer, stinkender Madensack dazu, dass man die keit vor Gott nicht durch unser Verdienst, Werk und Genugtuung er- Kinder Christi nach meinem heillosen Namen nennen sollte? So nicht, langen können, sondern dass wir Vergebung der Sünde bekommen liebe Freunde. Lasst uns die Parteinamen ablegen und uns Christen nen- und vor Gott gerecht werden aus Gnade um Christi willen durch den nen nach dem, dessen Lehre wir haben……“ (WA 8, 645, 4-16) Henry Koop Wie war das eigentlich? Erinnerungen an Weihnachten in der Kindheit Haben wir eigentlich, wenn wir unterschiedlich alt sind, auch unterschiedliche Erinnerungen an die Weihnachtsfeste unserer Kindheit? Nach unseren Erkenntnissen ist diese Frage eindeutig mit „Im Prinizip ja, aber...“ zu beantworten. Mein besonderer Weihnachtsmoment Heiligabend begann bei uns immer nach der der Rest des Abends immer traditionell Mittagsstunde, in der noch schnell die letzten in der gleichen Reihenfolge, und das Geschenke eingepackt wurden. Es gab zum ist für mich auch das Schöne an Weih- Kaffeetrinken ein paar Kekse oder „Tüten“ nachten: Zunächst gab es Abendessen, (von Oma gebackene Eiswaffeln) mit Sahne. danach zündete mein Vater die Kerzen Dann ging es zur Kirche. Da ich viele Jahre am Weihnachtsbaum an und läutete im Jugendchor mitsang, mussten wir uns vor ein Glöckchen – das Zeichen, dass wir dem Gottesdienst noch einsingen. Sich hier das Weihnachtszimmer betreten durf- bereits zu treffen, war auch deshalb schön, ten. Vorher hatte noch niemand den weil jeder erzählte, wie bei ihm zuhause der geschmückten Baum gesehen. Dann Tag bis jetzt verlaufen war. Bei einigen hatte wurde gesungen, und als wir noch jün- es ein Kaffeetrinken im Familienkreis gege- ger waren, mussten wir Gedichte auf- ben, bei anderen sogar schon die Besche- sagen. Erst danach durften wir reihum rung. Mein persönlicher Weihnachtsmoment die Geschenke auspacken. Nur einmal war immer, als wir die Kirche betraten: Diese versuchte meine Mutter, hier dran etwas Foto: privat große Kirche, weihnachtlich geschmückt und zu ändern. Sie dachte, es sei doch eine vollbesetzt mit Menschen, die in freudiger Er- gute Idee, die Geschenke mal nicht un- Geschenke erst holen und unter den Baum le- wartung auf den Heiligabend sind, das ist eine ter den Baum zu legen, sondern sie nacheinan- gen. Wie gesagt – das Schöne an Weihnachten sehr besondere Atmosphäre. Nach dem Got- der ins Zimmer zu holen. Fanden wir nicht. Wir ist doch, dass bestimmte Dinge immer gleich tesdienst und zurück zuhause verlief bei uns sind wieder rausgegangen, und sie musste die sind. Jyle Garleff Brief aus den Gemeinden Christuskirche | St. Johannis | Klosterkirche 4| 2017 | 3 Zwei Stimmen von „besonderer Reichweite“ Frau Hertha Lange ist 102 Jahre alt und nach sollte jeder von uns vieren ein Gedicht wohnt im Klosterstift. Sie hat ebenfalls aufsagen. Dazu setzten wir uns unter den gerade Volkslieder gesungen und denkt Tannenbaum.“ Sie lacht fröhlich: „Aber kaum nun an den Heiligen Abend ihrer Kindheit saßen wir, da hatten wir alle unser Gedicht zurück: vergessen! Ich habe nicht nur meine Kindheit genossen, sondern auch meine Jugend.“ Frau Emma Thießen ist ebenfalls 102 Jah- re alt, wohnt im Klosterstift, nimmt re- gelmäßig am wöchentlichen Volkslieder- singen teil und erinnert sich gern an ihre Kindheit und besonders an Weihnachten: „Den Heiligen Abend verbrachte ich mit El- tern, zwei Schwestern und einem Bruder im Dithmarscher Ort Tellingstedt. Der Mutter Foto: C. Struck war es vorbehalten, die „gute Stube“ herzu- richten, den Tannenbaum zu schmücken und Besonders beliebt war danach, dass wir Kin- Foto: C. Struck die Kerzen anzuzünden. Weil ich gut singen der aus der Nachbarschaft uns gegenseitig „Meine drei Geschwister und ich durften erst konnte, freute ich mich besonders auf den besuchten. Wir sangen, klönten und freuten ins Weihnachtszimmer, wenn die Mutter es Gottesdienst in der Kirche, an der mein Vater uns“, schmunzelt sie, „und es wurde ein lan- geschmückt hatte. Dann brannten am hohen Organist war (Durch sein Orgelspiel kam noch ger Abend. An diese wirklich schöne Kindheit Weihnachtsbaum die weißen Kerzen, und in etwas Geld in die Familienkasse). auf dem kleinen Bauernhof mit Tieren und ihrem Licht glitzerte das Lametta. Nach dem Gottesdienst gab es reichlich „le- hundert Hühnern, die meine Mutter versorg- Wir Kinder mussten immer artig sein, und so cker Essen“; wir hatten ein extra angefütter- te, denke ich gerne zurück.“ sangen wir zuerst ein Weihnachtslied. Da- tes Schweinchen kurz vorher geschlachtet. Die Gespräche führte Christiane Struck Glaubensfrage: Was bedeutet heute eigentlich Sünde? Diesmal beantwortet Pastor Alexander Böhm die Frage: Lieber Michael Struck, der christliche Begriff „Sünde“ ist in der Gegenwart auf den Hund ge- kommen. Gut, er wird bisweilen gerne für Diätfehler, Verkehrsvergehen oder sexuelles Fehl- verhalten gebraucht. Zudem gibt es die redensartlichen kleinen Sünden, die der liebe Gott sofort bestraft. Das ernsthafte Verständnis von Sünde bezeichnet jedoch die Trennung von Gott als Trennung von dem, was Gottes Wille ist, nämlich Leben in seiner Fülle für alle Erdbe- wohner. Sünde gehört zur Bestimmtheit der Existenz des Menschen, persönlich wie global. Wir sehen das Unrecht in der Welt, wir sehen Angst und Not, Elend und Krieg, wir sehen Trauer und Verzweiflung, Einsamkeit und Krankheit, wir erleben persönliches Scheitern. Das führt dazu, dass wir unser