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SAMTGEMEINDE BÖRDE

- LANDKREIS -

BEBAUUNGSPLAN NR. 72 "AUF DEM KAMPEN", ARMSTORF

- IM VERFAHREN NACH § 13 B BAUGB -

BEGRÜNDUNG

- ENTWURF -

SAMTGEMEINDE BÖRDE LAMSTEDT BEBAUUNGSPLAN NR. 72 „AUF DEM KAMPEN", ARMSTORF

INHALT SEITE

1. EINFÜHRUNG 2

2. PLANUNGSRECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN 3 2.1 Regionales Raumordnungsprogramm 3 2.2 Bodenschutzklausel und Umwidmungssperrklausel 6 2.3 Voraussetzungen für die Durchführung des Verfahrens nach § 13 b BauGB 7

3. VORBEREITENDE BAULEITPLANUNG 8

4. STÄDTEBAULICHES KONZEPT 9 4.1 Räumlicher Geltungsbereich 9 4.2 Städtebauliche Gesamtsituation 9 4.3 Ziel und Zweck der Planung 9

5. STÄDTEBAULICHE INHALTE 10 5.1 Verkehrliche Erschließung 10 5.2 Bauliche Nutzung, Bauweise und Baugrenzen 11 5.3. Örtliche Bauvorschriften über Gestaltung 11 5.4 Grünstrukturen 12 5.5 Städtebauliche Flächenbilanz 12

6. IMMISSIONEN 12

7. BELANGE VON NATUR UND LANDSCHAFT 17 7.1 Ermittlung und Bewertung planungsbedingter Eingriffe 17 7.2 Vorkehrungen zur Vermeidung und Verminderung erheblicher Beeinträchtigungen 23 von Natur und Landschaft

8. ARTENSCHUTZRECHTLICHE BETRACHTUNG 24

9. BELANGE DER DENKMALPFLEGE 28

10. BELANGE DER LANDWIRTSCHAFT 28

11. WALDBELANGE 29

12. ALTABLAGERUNGEN UND ALTSTANDORTE 30

13. VER- UND ENTSORGUNG 30

14. BODENORDNUNG 32

15. VERFAHREN 32

16. ANHANG 33

Planzeichnung des Bebauungsplanes Nr. 72 „Auf dem Kampen“ (Auszug) Planzeichenerklärung Textliche Festsetzungen, Hinweise und Nachrichtliche Übernahmen Anpassung des Flächennutzungsplanes 1980 der Samtgemeinde Börde Lamstedt im Wege der Berichtigung nach § 13 A Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 BauGB Immissionsgutachten zur Einwirkung von Geruchsimmissionen aus landwirtschaftlichen Betrieben In Armstorf, Samtgemeinde Börde Lamstedt auf Flächen des Bebauungsplanes Nr. 72 "Auf dem Kampen" - Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bremervörde 06.2019 Bodengutachten - Dr. Jens-Peter Jacobsen, Bad Bederkesa 04.2019 Potentialabschätzung für Fledermäuse und Avifauna sowie Artenschutzrechtliche Betrachtung für den Bereich des B-Planes Nr. 72 „Auf dem Kampen“ Armstorf, Samtgemeinde Börde Lams- tedt -Dipl. Biol. Dr. Dieter von Bargen, Bremen 2019 Stand: 08.2019

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1. EINFÜHRUNG

Der Samtgemeindeausschuss der Samtgemeinde Börde Lamstedt hat in seiner Sitzung am 17.06.2019 den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 72 "Auf dem Kampen", Armstorf gefasst, um ein Wohngebiet in der Gemeinde Armstorf zu entwickeln. Die Aufstellung des Be- bauungsplanes erfolgt dabei nach § 13 b BauGB.

Dem Bebauungsplan Nr. 72 "Auf dem Kampen", Armstorf liegen das Baugesetzbuch (BauGB), die Baunutzungsverordnung (BauNVO), die Niedersächsische Bauordnung (NBauO) sowie das Nieder- sächsische Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG), in der jeweils gültigen Fassung, zugrunde.

ohne Maßstab Übersichtskarte mit Darstellung der Lage des Plangebietes

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2. PLANUNGSRELEVANTE RAHMENBEDINGUNGEN

2.1 Regionales Raumordnungsprogramm

Die Bauleitpläne sind gemäß § 1 Abs. 4 des Baugesetzbuches (BauGB) den Zielen der Raum- ordnung anzupassen.

Das Regionale Raumordnungsprogramm RROP 2012/ 2017 des Landkreises Cuxhaven weist der Gemeinde Armstorf keine zentralörtliche Funktion zu. Damit ist eine bauleitplanerische Siedlungs- entwicklung nur im Rahmen der sogenannten Eigenentwicklung zulässig.

Für die Gemeinde Armstorf ist unter Berücksichtigung der vorhandenen Infrastruktur ein Orientie- rungswert von 1,5 Wohneinheiten (WE) pro Jahr pro Tausend Einwohner für die Eigenentwicklung von Wohnbauflächen als angemessen anzunehmen.

Für Armstorf mit 661 Einwohnern im Jahr 2019 (Landesamt f. Statistik Niedersachsen) ist somit rd. 1,0 Wohneinheit pro Jahr (661 Einwohner * 1,5 WE/ Jahr und 1.000 Einwohner = 0,99 WE) als Ei- genentwicklung angemessen. Damit ergibt sich für die nächsten 10 bis 15 Jahre ein Bedarf von rd. 15 Wohnbaugrundstücken für die Gemeinde einschl. der Ortsteile Langenmoor und Dornsode. Dabei ist insbesondere berücksichtigt worden, dass sich in Langenmoor und Dornsode aufgrund der räumlichen Lage und der Siedlungsstrukturen keine umfassende Siedlungsentwicklung be- gründen lässt.

Armstorf verfügt mit der Grundschule, der Kindertagesstätte, den Sport- und Freizeiteinrichtungen, dem Jugendzentrum, einigen Versorgungsmöglichkeiten (z. B. Schuhe, Tankstelle, Café) sowie dem Anschluss an den ÖPNV über wesentliche Infrastruktureinrichtungen. Darüber hinaus bietet Armstorf eine intakte Dorfgemeinschaft, direkte Nachbarschaftsbeziehungen mit einem Netz sozia- ler Kontakte, ein aktives Vereinsleben mit ehrenamtlichen Engagement und wohnungsnahe, land- schaftsbezogene Erholungsmöglichkeiten. In Verbindung mit den vor Ort vorhandenen Arbeits- und Ausbildungsplätzen in den ansässigen Unternehmen (z. B. Metallbau, Landmaschinen- u. Kfz- Gewerbe, Einzelhandel, Tischlerei, Baubranche) sowie den landwirtschaftlichen Betrieben ist die Gemeinde im ländlichen Raum, auch mit Blick auf den demografischen Wandel und die Bindung von Einwohnern, gut aufgestellt. Zugleich ist dabei davon auszugehen, dass die Gemeinde auf- grund der Infrastruktureinrichtungen und der sozioökonomischen Strukturen auch für junge Familien attraktiv ist. Dementsprechend hat die Gemeinde in der Vergangenheit zum einen entsprechende Investitionen in den Erhalt und den Ausbau der Einrichtungen der Daseinsvorsorge und Infrastruktur (z. B. Ausbau des Kindergartens, Erneuerung von Erschließungsstraßen) vorgenommen. Zum ande- ren ist die gemeindliche Entwicklung über die Bauleitplanung durch die Bereitstellung von Wohn- baugrundstücken positiv beeinflusst worden. Diese positive Entwicklung belegen auch die Einwoh- nerzahlen von Armstorf die seit 2013 von 631 Einwohnern um rd. 4,75 % auf 661 Einwohner im Jahr 2019 gestiegen sind (Landesamt f. Statistik Niedersachsen). Der Anteil jüngere Einwohner im Alter zwischen 15 und 30 Jahren, die als potenziell Bauwillige einzustufen sind, lag im Jahr 2018 dabei bei rd. 15%.

Um die positive Entwicklung weiter fortzusetzen, eine Abwanderung von vor allem jüngeren Ein- wohnern mit entsprechenden negativen Auswirkungen auf vorhandenen Einrichtungen (z. B. Grundschule, Sportverein, Feuerwehr) und örtliche Unternehmen (Verlust von Arbeitskräften) zu vermeiden und möglichen Folgen des demografischen Wandels entgegenzuwirken, ist aus Sicht der Gemeinde daher auch zukünftig eine moderate Siedlungsentwicklung zur Bindung der jünge- ren Einwohner sowie für ein gewisses Wachstum der Einwohnerzahl erforderlich. Darüber hinaus möchte sich die Gemeinde auch im Hinblick auf die sich verändernden Wohnbedürfnisse (z. B. selbstbestimmtes Wohnen im Alter, Wohnen mit hoher Lebensqualität) als attraktiver Standort posi- tionieren. Da in Armstorf rechtskräftigen Bebauungsplänen nach § 30 BauGB keine Baugrundstücke mehr zu Verfügung stehen, im Innenbereich existierende Baulücken aufgrund der erheblichen Geruchsimmissionsbelastungen durch landwirtschaftliche Tierhaltungen auch mittel- bis langfristig nicht bebaubar sind und außerdem kein signifikanter Leerstand von Gebäuden besteht, ist die

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Entwicklung eines Wohnbaugebietes auf der hier in Rede stehenden Fläche aus Sicht der Ge- meinde zur Stärkung der Gemeinde als Wohn- und Arbeitsort sowie dem Erhalt der Infrastrukturein- richtungen erforderlich.

Um den Vorgaben des RROP gerecht zu werden, wird das geplante Wohngebiet mit etwa 24 Baugrundstücken in zwei Bauabschnitten gegliedert. Der 1. Bauabschnitt umfasst dabei rd. 15 Grundstücke, so dass der Eigenentwicklung Rechnung getragen wird. Der 2. Bauabschnitt mit etwa 9 Baugrundstücken wird erst realisiert, wenn im 1. Bauabschnitt keine Baugrundstücke mehr verfügbar und keine unzumutbaren Geruchsimmissionen aus dem benachbarten landwirtschaftli- chen Betrieb mehr feststellbar sind. Die mögliche Anzahl der Baugrundstücke wird dabei durch die Festsetzung einer Mindestgrundstücksgröße von 1.000 m² begrenzt. Da im noch dörflich gepräg- ten Bereich von Armstorf gelegentlich noch zwei Generationen in einem Wohnhaus zusammenle- ben, werden von der Gemeinde pro Wohngebäude zwei Wohneinheiten zugelassen. Nach der Wohngebäudestatistik des Landesamtes für Statistik Niedersachsen lag der Anteil der Wohnge- bäude mit 2 Wohnungen in Armstorf in den letzten Jahren bei ca. 8,5 % (222 Wohngebäude, davon rd. 19 mit 2 Wohnungen), so dass auch für das geplante Wohngebiet davon auszugehen ist, dass bei rd. 24 Grundstücken nur etwa 2 Gebäude mit 2 Wohneinheiten ausgestattet werden. Dies ist unter Berücksichtigung der Infrastrukturausstattung der Gemeinde und der positiven Ent- wicklung der jüngeren Vergangenheit mit der Eigenentwicklung vereinbar.

Plangebiet

Ausschnitt aus dem RROP 2012/ 2107 des Landkreises Cuxhaven

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Im RROP 2012/ 2017 ist östlich der Horner Straße eine Vorbehaltsfläche Wald dargestellt. Das Plan- gebiet selbst liegt ferner innerhalb eines Vorbehaltsgebietes Landwirtschaft.

In der beschreibenden Darstellung des RROP wird unter Ziffer 3.2.1.2 Nr. 05 dargelegt, dass Wald sowie sämtliche Waldränder einschl. einer Übergangszone grundsätzlich von Bebauung freizuhal- ten sind. Mit Bebauungen oder sonstigen störenden Nutzungen sowie bei der Bauleitplanung ist ein Abstand von 100 m zum Waldrand einzuhalten. In der Erläuterung des RROP wird hierzu ausge- führt, dass es in Niedersachsen keine gesetzliche Forderung für einen Abstand zwischen Wald und Bebauung gibt. Mit der Festlegung eines Mindestabstandes von 100 m im RROP soll daher ein Hinweis an die planende Gemeinde verbunden sein, sich damit in der Bauleitplanung näher aus- einanderzusetzen.

Im Rahmen der vorliegenden Planung haben sich die Gemeinde und die Samtgemeinde daher wie folgt mit den Waldbelangen auseinandergesetzt:

Die östlich des Plangebietes liegende Waldfläche stellt sich als Mischwaldbestand dar. Durch die Horner Straße und die vorhandene Wohnbebauung an der Hauptstraße bzw. der Horner Straße grenzen Siedlungsstrukturen unmittelbar an den Waldbestand an, so dass hier der Waldabstand von 100 m planerisch nicht mehr eingehalten wird und auch eine natürliche Waldentwicklung in westliche und südliche Richtung nicht mehr zu erwarten ist.

Die im Plangebiet vorgesehene Wohnbebauung hält zur Waldfläche einen Abstand von mind. 50,00 m bis von rd. 81,00 m ein, so dass negative Auswirkungen auf die Waldfunktionen und die Waldökologie (z. B. Lebensraumfunktion, Klimaschutzfunktion, Erholungsfunktion, Biodiversität) nicht zu erwarten sind. Die durchgängig mit Gehölzen zu bepflanzenden Flächen für das Anpflanzen von Bäumen und Sträuchern am Rand des Baugebietes sowie die auf der Westseite der Horner Straße vorhandene, dichte Baumreihe tragen dabei zur Vermeidung von potenziellen Beeinträch- tigungen des Waldes wesentlich bei. Negative Auswirkungen auf die Waldbewirtschaftung sind durch die hier in Rede stehende Planung nicht zu erwarten, da kein unmittelbares Heranrücken des Wohngebietes an den Wald erfolgt und die Erschließung sowie die Nutzung der Waldfläche auch nach Realisierung der Planung möglich ist.

Unter Berücksichtigung der Lage außerhalb der Hauptwindrichtung sowie der Wuchshöhe der Bäume reichen die Abstandsflächen zwischen Wohngebiet und Wald auch zum Schutz vor poten- ziellen Windwurf- und Brandgefahren aus, zumal die Neubebauung keinen größeren Gefahren ausgesetzt sein wird als die unmittelbar am Waldrand existierenden Wohngebäude. Negative Auswirkungen auf das Landschafts- und Ortsbild werden sowohl durch die getroffenen städtebau- lichen Festsetzungen zu den Maßen baulicher Nutzung, zur Bauweise, zur Gebäudehöhe und zur Geschossigkeit als auch durch die geplanten Maßnahmen zur Erhaltung von Gehölzstrukturen, zur Eingrünung bzw. landschaftlichen Einbindung der Bauflächen vermieden.

Die vorstehenden Ausführungen verdeutlichen, dass sich die Gemeinde Armstorf/ die Samtge- meinde Börde Lamstedt sachgerecht mit den Waldbelangen und der Gefahrenabwehr ausei- nandergesetzt hat und der öffentlichen Sicherheit und Ordnung hinreichend Rechnung trägt.

Da das Plangebiet aufgrund der konkretisierenden Festsetzungen des Bebauungsplanes eine eindeutig definierte, räumlich begrenzte Ausdehnung hat und somit von den planungsbeding- ten Veränderungen nur ein räumlich begrenzter Bereich betroffen wird, ist eine Beeinträchtigung landwirtschaftlicher Belange, auch angesichts der Großflächigkeit des Vorbehaltsgebietes, nicht zu erwarten.

Landwirtschaftliche Flächen werden im Rahmen der Planung überdies nur in dem Umfang in Anspruch genommen, der für die geplante Bebauung und die Vermeidung planungsbedingter Eingriffsfolgen unbedingt erforderlich ist. Insofern ist unter Berücksichtigung agrastruktureller Be- lange die Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen bereits auf das notwendige Minimum begrenzt worden. Ferner werden durch die vorliegende Planung keine Flächen mit hoher oder sehr hoher Bodenfruchtbarkeit (NIBIS-Kartenserver, LBEG 2019) betroffen, so dass keine erhebli-

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chen Beeinträchtigungen agrarstruktureller Belange zu erwarten sind. Darüber hinaus wird die Planung weder zu einer Beeinträchtigung der Betriebsausübung und -entwicklung umgebender landwirtschaftlicher Betriebe noch zu einer Einschränkung der Nutzung angrenzender landwirt- schaftlicher Flächen führen. Landwirtschaftliche Belange werden somit im Rahmen der Planung beachtet.

Unter Berücksichtigung der vorstehenden Ausführungen ist daher davon auszugehen, dass die Planung mit den Zielen der Raumordnung vereinbar ist.

2.2 Bodenschutzklausel und Umwidmungssperrklausel

Das Baugesetzbuch enthält in § 1a Abs. 2 BauGB Regelungen zur Reduzierung des Flächenver- brauches. Dies soll im Wesentlichen über zwei Regelungsmechanismen erfolgen: Nach § 1a Abs. 2 Satz 1 BauGB soll mit Grund und Boden sparsam umgegangen werden (Bodenschutz- klausel). § 1a Abs. 2 Satz 2 BauGB bestimmt, dass landwirtschaftlich, als Wald oder für Wohn- zwecke genutzte Flächen nur im notwendigen Umfang umgenutzt werden sollen (Umwid- mungssperrklausel). Nach § 1a Abs. 2 Satz 3 BauGB sind die Bodenschutzklausel und die Um- widmungssperrklausel in der Abwägung nach § 1 Abs. 7 BauGB zu berücksichtigen. Damit han- delt es sich bei beiden Zielsetzungen nicht um Planungsleitsätze, sondern um abwägungsrele- vante Regeln. Nach der Rechtssprechung des Bundesverwaltungsgerichtes (BVerwG 4 BN 8.08 v. 12.08.2008) kommt ihnen kein Vorrang vor anderen Belangen zu, sie sind aber in der Abwä- gung zu berücksichtigen, wobei ein Zurückstellen der in § 1a Abs. 2 Satz 1 und 2 BauGB ge- nannten Belange der besonderen Rechtfertigung bedarf. Faktisch ist der Belang der Reduzie- rung des Freiflächenverbrauches damit in den Rang einer Abwägungsdirektive gehoben wor- den. Darüber hinaus enthält § 1a Abs. 2 Satz 1 und 2 BauGB kein Verbot der Bauleitplanung auf Freiflächen, sondern verpflichtet die Gemeinde, die Notwendigkeit der Umwandlung landwirt- schaftlicher Flächen zu begründen. Dabei sollen Möglichkeiten der Innenentwicklung betrach- tet werden.

Die Samtgemeinde Börde Lamstedt und die Gemeinde Armstorf haben den Planungsanlass und die Zielsetzung in Kap. 4.3 dargelegt und die städtebauliche Konzeption begründet. Die Samtgemeinde und die Gemeinde haben im Rahmen der Planung zudem eine Alternativflä- chenprüfung durchgeführt. Dabei sind verfügbare Flächen in bestehenden Bebauungsplänen, Baulücken und Freiflächen im Innenbereich sowie Gebäudeleerstände untersucht worden. Die Alternativflächenprüfung kommt dabei zu dem wesentlichen Ergebnis:

Innerhalb der rechtsverbindlichen Bebauungspläne Nr. 23 "Hachfeld", Nr. 44 "Hachfeld II" und Nr. 53 "Hinter der Lohe", Gemeinde Armstorf stehen in den dort festgesetzten Wohnge- bieten keine freien Baugrundstücke mehr zur Verfügung. Die im Innenbereich bzw. im Geltungsbereich der Innenbereichssatzung noch vereinzelt verfügbaren Freiflächen, z. B. zwischen Feldstraße und Hauptstraße, nördlich der Feldstraße, südwestlich der Grundschule, südöstlich der Straße "Achtern Höben" sowie südwestlich Hauptstraße/ Bruchwiese sind laut einem Geruchsimmissionsgutachten der Landwirtschafts- kammer Niedersachsen aufgrund der innerhalb der Ortslage vorhandenen landwirtschaftli- chen Betriebe mit Tierhaltung so erheblich durch Geruchsimmissionen belastet, dass die für Wohngebiete geltenden Immissionswerte für Geruch der Geruchsimmissions-Richtlinie Nie- dersachsen (GIRL) weit überschritten werden. Die Geruchsimmissionen erreichen dabei im Ortskern Wahrnehmungshäufigkeiten zwischen 25 bis mehr als 70% der Jahresstunden, so dass eine unzumutbare Belastung für eine neue Wohnbebauung vorhanden ist. Aufgrund der noch relativ hohen Anzahl von Betrieben mit Tierhaltung in der Ortslage sowie hinzutre- tender weiterer Geruchsquellen, wie z. B. Silageflächen, ist auch bei eine potenziellen Auf- gabe einzelner Betriebe oder der Durchführung von geruchsmindernden betrieblichen Maß- nahmen nicht mit einer signifikanten Verbesserung der Geruchsimmissionssituation im Innen- bereich zu rechnen. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass die vorhandenen Betriebe aufgrund des Wandels in der Landwirtschaft auch künftig weiter wachsen werden und daher

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betriebsnahe Flächen benötigen, wobei sie durch eine heranrückende Wohnbebauung nicht in ihren Entwicklungsmöglichkeiten eingeschränkt werden dürfen. Eine Realisierung von Wohnbauflächen auf den durch landwirtschaftliche Geruchsimmissionen erheblich belaste- ten Innenbereichsflächen ist daher aus immissionsschutzrechtlichen Aspekten nicht vertret- bar, da gesunde Wohnverhältnisse nicht gewährleistet werden können oder eine Wohnnut- zung zur Einschränkung der landwirtschaftlichen Betriebe und ihrer Entwicklungsmöglichkeiten führen würde. Erst am Ortsrand von Armstorf werden die Geruchsimmissionswerte der GIRL für Wohngebiete eingehalten, so dass nur diese Flächen für eine Wohnbauflächenentwicklung in Frage kommen. Gebäudeleerstände, die sich für eine Wohnnutzung eigenen, sind in Armstorf nicht vorhan- den, da auch leerstehende Häuser in der Regel zeitnah einer neuen Nutzung zugeführt wer- den.

Zusammenfassend ist somit festzustellen, dass für die kurz- bis mittelfristige Deckung der erkenn- baren Nachfrage nach Wohnbaugrundstücken weder in Bebauungsplänen nach § 30 BauGB noch im Innenbereich nach § 34 BauGB ausreichend freie Bauflächen in Armstorf zur Verfügung stehen. Insofern ist es aus Sicht der Gemeinde gerechtfertigt, die Ausweisung eines Wohngebietes auf landwirtschaftlichen Flächen höher zu gewichten als den Belang zur Reduzierung des Freiflä- chenverbrauches, der im Ergebnis einen Verzicht auf die Ausweisung von weiterem Wohnbauland in Armstorf bedeuten würde. Im Rahmen der hier in Rede stehenden Planung werden landwirt- schaftliche Flächen jedoch nur in dem Umfang in Anspruch genommen, der für die geplante Wohnbebauung unbedingt erforderlich sind. Die Verwendung landwirtschaftlicher Flächen wird somit auf das notwendige Minimum begrenzt. Die Bodenschutzklausel und die Umwidmungs- sperrklausel werden somit beachtet.

2.3 Voraussetzungen für die Durchführung des Verfahrens nach § 13 b BauGB

In § 13 b des Baugesetzbuches (BauGB) sind folgende Voraussetzungen festgelegt: Bis zum 31. Dezember 2019 gilt § 13 a BauGB entsprechend für Bebauungspläne mit einer Grundfläche im Sinne des § 13 a Abs. 1 Satz 2 BauGB von weniger als 10.000 Quadratmetern, durch die die Zulässigkeit von Wohnnutzungen auf Flächen begründet wird, die sich im Zusammenhang be- baute Ortsteile anschließen.

Der Bebauungsplan Nr. 72 "Auf dem Kampen", Gemeinde Armstorf wird somit als Bebauungs- plan gemäß § 13 b BauGB im beschleunigten Verfahren nach § 13 a BauGB aufgestellt.

Der im Zusammengang bebaute Siedlungsbereich von Armstorf, der durch die Innenbereichssat- zung eindeutig definiert wird, umfasst auch die Bebauung an der Horner Straße und anschließend an der Hauptstraße. Das Plangebiet schließt somit im Osten direkt an den im Zusammenhang bebauten Ortsteil an. Das geplante allgemeine Wohngebiet begründet die Zulässigkeit von Wohnnutzungen.

Unter Berücksichtigung der künftigen Größe des allgemeinen Wohngebietes von rd. 24.332 m² und der zulässigen Grundflächenzahl (GRZ) von insgesamt 0,30 wird die bebaubare Grundfläche ca. 7.300 m² umfassen und damit unter dem in § 13 b BauGB genannten Schwellenwert von 10.000 m² liegen.

Durch den Bebauungsplan wird die Zulässigkeit von Vorhaben, die einer Pflicht zur Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung nach UVPG oder Landesrecht unterliegen, nicht begründet.

Beeinträchtigungen der in § 1 Abs. 6 Nr. 7 b BauGB genannten Schutzgüter (Erhaltungsziele und der Schutzzweck der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung und der Europäischen Vogel- schutzgebiete) sind planungsbedingt nicht gegeben.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Voraussetzungen für die Durchführung des Verfahrens nach § 13 b BauGB im vorliegenden Fall erfüllt werden.

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3. VORBEREITENDE BAULEITPLANUNG

Der wirksame Flächennutzungsplan, 1980 der Samtgemeinde Börde Lamstedt weist für das Plan- gebiet Flächen für die Landwirtschaft aus. Östlich grenzen Wohnbauflächen an, während südlich, nördlich, westlich und nordöstlich weitere Flächen für die Landwirtschaft dargestellt sind.

Plangebiet

Ausschnitt aus dem wirksamen Flächennutzungsplan 1980, Samtgemeinde Börde Lamstedt mit Abgrenzung des Plangebietes (ohne Maßstab)

Da der Bebauungsplan Nr. 72 "Auf dem Kampen", Armstorf im beschleunigten Verfahren nach § 13 a/ b BauGB durchgeführt wird, kann die Aufstellung des Bebauungsplanes vor der Flächen- nutzungsplan-Änderung durchgeführt werden.

Der Flächennutzungsplan 1980 der Samtgemeinde Börde Lamstedt wird daher gemäß § 13 a Abs. 2 Nr. 2 BauGB im Wege der Berichtigung angepasst. Hierbei wird die dargestellte Fläche für die Landwirtschaft in Wohnbaufläche (W) umgewandelt, so dass der Bebauungsplan Nr. 72 "Auf dem Kampen", Armstorf aus dem Flächennutzungsplan entwickelbar ist.

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4. STÄDTEBAULICHES KONZEPT

4.1 Räumlicher Geltungsbereich

Der räumliche Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 72 "Auf dem Kampen“, Armstorf um- fasst das Flurstück 296/7 sowie Teile der Flurstücke 242/43, 243/43, 244/43 und 195, Flur 7, Ge- markung Armstorf.

Der räumliche Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 72 weist insgesamt eine Flächengrö- ße von rund 3,010 ha.

4.2 Städtebauliche Gesamtsituation

Das Plangebiet liegt am nördlichen Ortsrand von Armstorf, nördlich der Straße "Im Kampen" und westlich der Horner Straße.

Der Planbereich schließt sich an den im Zusammenhang bebauten Siedlungsbereich von Armstorf an, der östlich der Hauptstraße/ Horner Straße beginnt und durch die Innenbereichssatzung der Gemeinde Armstorf definiert ist. Westlich des Planbereiches befindet sich ein landwirtschaftlicher Betrieb mit eingeschossigen, größeren Wirtschaftsgebäuden und zwei Wohnhäusern, während nördlich ein einzeln stehendes, eingeschossiges Wohnhaus mit Nebengebäude existiert. Am Hor- ner Weg liegen ferner unmittelbar am Waldrand drei weitere eingeschossige Wohnhäuser mit Gar- tenflächen. Die Siedlungsstrukturen in Armstorf werden insgesamt durch eine Durchmischung von Wohnnutzungen und landwirtschaftlichen Betrieben geprägt. Hinzutreten Gewerbe- und Hand- werksbetriebe. Aufgrund der landwirtschaftlichen Prägung der Gemeinde ist dabei insbesondere der Ortskern durch höhere landwirtschaftliche Geruchsimmissionen belastet. Die Bebauung selbst variiert in einer großen Bandbreite, da landwirtschaftliche und gewerbliche Betriebsgebäude mit funktionaler Gestaltung, ältere Gebäude mit traditionellen Gestaltungselementen im Ortskern und Neubauten mit modernem Erscheinungsbild nebeneinanderstehen.

Armstorf verfügt mit der Grundschule, einer Kindertagesstätte, Kinderspielplätzen, Sport- und Frei- zeitmöglichkeiten sowie einem Jugendzentrum über eine gute Infrastrukturausstattung und bietet aufgrund der ortsansässigen Gewerbe-, Landwirtschafts- und Handwerksbetriebe Arbeitsmöglich- keiten vor Ort. Des Weiteren finden sich einzelne Versorgungsmöglichkeiten. Die Grundschule und die Kindertagesstätte sind vom Plangebiet zudem nur rd. 300 m entfernt und daher gut erreich- bar. Darüber hinaus ist Armstorf durch den KVG-Busverkehr und das Anrufsammeltaxi an den ÖPNV angeschlossen.

Das Plangebiet selbst wird durch landwirtschaftliche Nutzflächen (Grünland, Grasacker) und ein leicht welliges Gelände geprägt. Im Norden existieren eine dornenreiche Heckenstruktur und im Süden einzelne großkronige Bäume. Des Weiteren verläuft ein kleiner Grabenabschnitt auf der Nordseite der Straße "Im Kampen". Die Horner Straße wird auf der Westseite durch einen einreihi- gen, überwiegend dichten Baumbestand begleitet. Östlich der Horner Straße beginnt ein ge- schlossenes Mischwaldgebiet.

Die Erschließung des Plangebiets erfolgt derzeit über die südlich verlaufende Straße "Im Kampen", die Horner Straße im Osten sowie einen befestigten Erschließungsweg im Norden.

4.3 Ziel und Zweck der Planung

Ziel der Bauleitplanung ist es, Wohnbauflächen für die Eigenentwicklung von Armstorf bereitzustel- len und ortsansässigen Einwohnern, insbesondere jungen Familien, auch künftig Baumöglichkeiten in Armstorf zu eröffnen. Daher sollen mit dem Bebauungsplan die planungsrechtlichen Vorausset- zungen für ein allgemeines Wohngebiet (WA) geschaffen werden.

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Die Alternativflächenprüfung hat ergeben, dass das Baulandpotenzial in Armstorf weitgehend erschöpft ist oder wegen hoher Geruchsimmissionsbelastungen langfristig nicht genutzt werden kann. Deswegen möchte die Gemeinde mit den im Plangebiet vorgesehenen ca. 24 Baugrund- stücken eine Deckung des bestehenden Wohnbaulandbedarfes erreichen und damit auch im Hinblick auf den demografischen Wandel eine Abwanderung von Einwohnern mit entsprechen- den negativen Auswirkungen auf die Infrastruktur- und Versorgungseinrichtungen verhindern und die Gemeinde langfristig positiv aufstellen. Diesbezüglich wird auch auf die Ausführungen in Kap. 2.1 verwiesen. Dabei geht die Gemeine davon aus, dass das Plangebiet angesichts der intakten Dorfgemeinschaft mit ausgeprägten Nachbarschaftsbeziehungen, den in der Nähe des Plange- bietes liegenden örtlichen Infrastruktureinrichtungen wie Kindertagesstätte, Grundschule, den Sport- und Freizeitmöglichkeiten, der Anbindung an den ÖPNV sowie den Arbeitsmöglichkeiten vor Ort eine hohe Attraktivität für Familien besitzt.

Im Hinblick auf einen mittel- bis langfristigen Planungshorizont erfolgt die Umsetzung der Wohn- bebauung in zwei Bauabschnitten, wobei der 1. Bauabschnitt etwa 15 Baugrundstücken umfas- sen soll und der 2. Bauabschnitt mit rd. 9 Grundstücken mit Blick auf die Eigenentwicklung der Gemeinde erst später umgesetzt werden soll. Dabei kann der zweite Bauabschnitt der geplan- ten Wohnbebauung erst realisiert werden, wenn die Baugrundstücke im 1. Bauabschnitt größ- tenteils veräußert und die Geruchsimmissionen den in der GIRL Niedersachsen für Wohngebiete festgelegten Immissionswert nicht mehr überschreiten.

5. STÄDTEBAULICHE INHALTE

5.1 Verkehrliche Erschließung

Die verkehrliche Erschließung der im Plangebiet liegenden Baugrundstücke erfolgt, mit Ausnahme einiger Grundstücke im Süden, ausgehend von der südlich verlaufenden Straße "Im Kampen" über eine neu zu errichtende öffentliche Straße. Diese Planstraße erhält entsprechend ihrer Erschlie- ßungsfunktion für ein Wohngebiet eine Breite von 7,00 m und wird mit einer für das Wenden von Müllfahrzeugen ausreichend dimensionierten Wendeanlage ausgestattet.

Lediglich einzelne im Norden der Straße "Im Kampen" liegende Baugrundstücke werden direkt über diese vorhandene Straße erschlossen. Die Straße "Im Kampen" ist daher in den Geltungsbe- reich einbezogen und als öffentliche Straßenverkehrsfläche festgesetzt worden. Mit Blick auf die mit ca. 3,20 m relativ geringe Breite der befestigten Fahrbahn der Straße "Im Kampen" werden für eine geordnete Ableitung des planungsinduzierten Verkehrs und die weitere Nutzung der Straße durch landwirtschaftliche Fahrzeuge voraussichtlich Ertüchtigungsmaßnahmen des Straßenbaus erforderlich. Die Samtgemeinde und die Gemeinde werden daher eine Verbreiterung der befes- tigten Fahrbahn oder die Anlage von Ausweichbuchten für den Begegnungsverkehr prüfen. Eine verkehrliche Erschließung über den nördlich verlaufenden Wirtschaftsweg oder die Horner Straße ist zur Reduzierung des Erschließungsaufwandes nicht vorgesehen.

Im Norden des Plangebiets wird ausgehend von der Wendeanlage ein Fuß-/ Radweg zum Wirt- schaftsweg vorgesehen, so dass für die landschaftsbezogene Erholung eine fußläufige Erreichbar- keit der nördlich vorhandenen Erschließungsanlage gegeben ist. Ferner ist mit Blick auf eine künfti- ge Fortsetzung der Wohnbebauung in westliche Richtung eine kurze Stichstraße ausgehend von der Wendeanlage geplant.

Die für die vorgesehene Wohnbebauung notwendigen Stellplätze sind auf den privaten Grundstü- cken unterzubringen und im nachfolgenden bauordnungsrechtlichen Genehmigungsverfahren nachzuweisen.

Über die Haupt- und die Dorfstraße ist eine Anbindung an die B 495 und damit an den überregio- nalen Verkehr gegeben. Der öffentliche Personennahverkehr wird über KVG-Busverkehr sowie das Anrufsammel-Taxi der Samtgemeinde Börde Lamstedt sichergestellt. Die nächstgelegenen Bushal- testelle befinden sich südöstlich des Plangebietes an der Grundschule sowie an der Feldstraße.

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5.2 Bauliche Nutzung, Bauweise und Baugrenzen

Entsprechend der Zielsetzung des Bebauungsplanes wird ein allgemeines Wohngebiet (WA) ge- mäß § 4 Baunutzungsverordnung (BauNVO) festgesetzt. Um ein qualitativ hochwertiges ruhiges Wohnquartier zu entwickeln, werden die gemäß § 4 Abs. 3 BauNVO ausnahmsweise zulässigen Nutzungen wie z. B. Tankstellen, sonstige nicht störende Gewerbebetriebe, ausgeschlossen.

Es erfolgt eine Gliederung in die Teilbereiche WA 1 und WA 2, wobei der Bereich WA 2 den 2. Bau- abschnitt darstellt. Für den Teilbereich des WA 2 wird gem. § 9 Abs. 2 BauGB festgesetzt, dass eine Wohnbebauung erst zulässig, wenn nachgewiesen wird, dass der Bereich gemäß der gel- tenden Geruchsimmissions-Richtlinie (GIRL) nicht unzumutbar mit Geruchsimmissionen belastet wird. Damit werden gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse gewährleistet.

Vorgesehen ist eine eingeschossige Wohnbebauung mit Einzelhäusern mit maximal 2 Wohneinhei- ten pro Gebäude, so dass sich die im südlich und südöstlich liegenden Siedlungsbereich anzutref- fenden Strukturen im Plangebiet fortsetzen werden. Die Gebäudehöhe der Neubebauung orien- tiert sich an der Bebauung in der Umgebung und darf eine Höhe von maximal 10,00 m nicht überschreiten. Als Bezugspunkt für die Festlegung der Gebäudehöhe dient die Höhenlage der Oberkante der zur Erschließung des Baugrundstücks maßgeblichen Erschließungsstraße - gemes- sen mittig vor dem Grundstück.

Da im noch dörflich geprägten Bereich von Armstorf gelegentlich noch zwei Generationen in ei- nem Wohnhaus zusammenleben, möchte die Gemeinde dies mit der Festsetzung von 2 Wohn- einheiten pro Gebäude grundsätzlich ermöglichen.

Im Bereich des Plangebietes ist ferner eine nutzungs- und landschaftsgerechte Grundflächenzahl (GRZ) von 0,30 festgesetzt, die durch die in § 19 Abs. 4 BauNVO genannten Anlagen (Garagen, Carports, Nebenanlagen, Zufahrten etc.) um max. 50 % überschritten werden darf. Für die Bau- grundstücke wird im Hinblick auf die zu berücksichtigende Eigenentwicklung und die Ortstypik eine Mindestgrundstücksgröße von 1.000 m² festgesetzt, so dass sich bei einer Baufläche von rd. 24.332 m² maximal 24 Baugrundstücke ergeben können.

Die überbaubaren Flächen sind so festgelegt worden, dass sich ein möglichst großer Gestaltungs- spielraum für die geplante Wohnbebauung bietet. Die überbaubaren Flächen lassen außerdem eine überwiegend südliche Ausrichtung neuer Gebäude für die Nutzung der Solarenergie zu. Darüber hinaus besteht grundsätzlich die Möglichkeit auf den Dächern der Gebäude Solarkol- lektoren und/oder Photovoltaikanlagen anzubringen. Das Plangebiet ist außerdem für die Nut- zung von Geothermie und Erdwärmekollektoren geeignet (LBEG 2019).

Entlang der öffentlichen Straßenverkehrsflächen sowie des Fuß- und Radwegs sind innerhalb der nicht überbaubaren Grundstücksflächen als bauliche Anlagen nur Grundstückszufahrten und -zuwegungen zulässig, um ein zu dichtes Heranrücken von Garagen, Carports und sonstigen Nebenanlagen an die Straßen und Wege zu vermeiden.

Die gesetzlichen Anforderungen an die Barrierefreiheit sind bei privaten Bauvorhaben im nachfol- genden bauordnungsrechtlichen Genehmigungsverfahren zu beachten.

5.3 Örtliche Bauvorschriften über Gestaltung

Um für die geplante Neubebauung einen Rahmen für die Material- und Farbgestaltung festzule- gen und ein Einfügen in den Siedlungs- und Landschaftsraum zu gewährleisten, werden folgende örtliche Bauvorschriften über Gestaltung nach § 84 Niedersächsischer Bauordnung (NBauO) in die Planung aufgenommen:

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1. Für neu zu errichtende Gebäude sind nur geneigte Dächer mit einer Dachneigung von min- destens 15° zulässig. Ausgenommen hiervon sind nur die in § 5 Abs. 3 Nr. 2 und § 5 Abs. 4 Nr. 1 und 2 NBauO genannten Anlagen und Bauteile.

2. Als Grundstückseinfriedungen sind ausschließlich Hecken aus heimischen Laubgehölzen wie z. B. Hainbuche, Hasel, Vogelbeere und Rotbuche zulässig. Zäune sind nur in Kombination mit Hecken zulässig.

3. Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig eine Baumaßnahme durchführen lässt oder durchführt, die nicht den Anforderungen dieser örtlichen Bauvorschrift entspricht.

5.4 Grünstrukturen

Zur randlichen Eingrünung sind im Westen und Osten des Plangebietes 3,00 m breite, private Flä- chen zum Anpflanzen von Bäumen und Sträucher sowie für sonstige Bepflanzungen vorgesehen, in der standortgerechte Laubbäume und Sträucher anzupflanzen sind.

Außerdem ist auf jedem privaten Baugrundstück pro 500 m² angefangener Grundstücksfläche mindestens ein Laub- oder Obstbaum zu pflanzen, um das Baugebiet ortsbildtypisch zu gestalten und zu durchgrünen. Zur Durchgrünung des Plangebietes tragen außerdem die zur Einfriedung vorgesehenen Hecken (s. Örtliche Bauvorschriften über Gestaltung) bei.

Die im Norden des Plangebietes vorhandenen Heckenstrukturen sowie die Einzelbäume sind auf- gemessen und als "zu erhaltend" zeichnerisch und textlich festgesetzt. Negative Auswirkungen auf das Landschafts- und Ortsbild sowie die ökologischen Funktionen können somit vermieden wer- den. Der einreihige Laubbaumbestand auf der Westseite der Horner Straße wird planungsbedingt weder in Anspruch genommen noch beeinträchtigt.

Auf die Festsetzung eines Kinderspielplatzes wird im Plangebiet verzichtet, da der auf dem Gelän- de der Grundschule vorhandene Kinderspielplatz nur ca. 300 m entfernt liegt und fußläufig gut erreichbar ist.

5.5 Städtebauliche Flächenbilanz Flächengröße in m²* Allgemeines Wohngebiet (WA) 24.332 darin private Flächen für das Anpflanzen von Bäumen, Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen: ca. 1.842 m² Fläche mit Bindung für Bepflanzungen und für die Erhaltung von Bäumen, 219 Sträuchern und sonstigen Bepflanzungen Fläche für die Wasserwirtschaft (RRB) 508 Öffentliche Straßenverkehrsfläche 4.974 Verkehrsfläche besonderer Zweckbestimmung: Fuß- und Radweg 86

Gesamt 30.119 Angaben gerundet auf Grundlage der Plankarte (M. 1: 1.000) zum Bebauungsplan

6. IMMISSIONEN

Die Gemeinde Ebersdorf hat sich im Rahmen der vorliegenden Bauleitplanung eingehend mit den Belangen der Landwirtschaft und einem möglichen Konfliktpotenzial, das sich aus den in räumlicher Nähe des Plangebietes liegenden landwirtschaftlichen Betrieben mit Tierhaltung erge- ben könnte, auseinandergesetzt.

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Für die Planung ist daher ein Geruchsimmissionsgutachten durch die Landwirtschaftskammer Nie- dersachsen, Fb. 3.12.2 Immissionsschutz und Standortentwicklung, Bremervörde 06.2019, erstellt worden, um eine immissionsschutzrechtliche Beurteilung der zu erwartenden Geruchsimmissions- situation vorzunehmen.

Auf Grundlage der VDI-Richtlinie 3894 Blatt 2, die zur Abstandermittlung von Tierhaltungsanlagen zu Wohnhäusern zu verwenden ist, ist festzustellen, dass der erforderliche Abstand zwischen den landwirtschaftlichen Betrieben und Teilflächen der geplanten Wohnbebauung im Baugebiet „Auf dem Kampen“ nicht eingehalten werden kann. Hierbei ist insbesondere der landwirtschaftliche Betrieb direkt angrenzend an das Baugebiet zu beachten. Es ist daher eine Sonderbeurteilung anhand der in der Geruchsimmissions- Richtlinie (GIRL) genannten Kriterien durch die Landwirt- schaftskammer durchgeführt worden.

Im südöstlichen Bereich des Plangebietes befinden sich fünf landwirtschaftliche Betriebe mit Rin- derhaltung, Jungviehaufzucht und Bullenmast. Weitere Tierhaltungen sind in einem Radius von 600 m nicht vorhanden.

Zur Beurteilung der Immissionssituation erfolgte eine Ortsbesichtigung am Standort der Tierhaltun- gen in Armstorf durch die Landwirtschaftskammer. Bei den hier vorgefundenen Stallanlagen han- delt es sich um frei gelüftete Ställe wie sie in der Rindviehhaltung üblich sind. Bullenmast und Jung- viehaufzucht wird üblicherweise in Gruppenbuchten ganzjährig im Stall betrieben. Gülle wird unter den Stallanlagen und Mist wird nach dem Ausmisten feldseitig gelagert.

Der landwirtschaftliche Betrieb, Hauptstr. 34, hat einen Neubau mit vier Melkrobotern kurz vor Fer- tigstellung. Hier sollen zukünftig 252 Milchkühe gehalten werden. Zu der Anlage gehören auch Silagelagerplatten für Gras- und Maissilage. Anfallende Gülle wird in zwei getrennten Slalomsyste- men unter dem Spaltenboden gelagert. Laut Bauzeichnung soll der Stall mit zwei Abluftkaminen mit einer Ablufthöhe von ca. 18 bis 20 m betrieben werden. Da eine effektive Umleitung der Abluft ein konsequentes Management der seitlichen Jalousien erfordert. Daher wird hier der konservative Ansatz der freien Lüftung Berücksichtigung finden.

Der Betrieb, Im Kampen 8, bewirtschaftet direkt angrenzend an das geplante Baugebiet einen Boxenlaufstall und in Stallgebäude zur Jungviehaufzucht mit insgesamt ca. 230 Kopf Vieh. Der Betriebsinhaber bestätigte in einem Telefonat, dass es für seinen Betrieb keine Hofnachfolge ge- ben wird. Das Jungvieh wird in den Sommermonaten bis auf wenige Tiere ganztägig auf der Wei- de gehalten. Auch den Milchkühen steht immer Zugang zur Weide zur Verfügung. Der Betriebsin- haber berichtete ferner, dass seine Kühe sich in den Sommermonaten bevorzugt auf der Weide aufhalten. Zur Lagerung der Silage wird eine genehmigte Silagelagerplatte genutzt. Hier werden 1 Maissilage und zwei Grassilagen gelagert, wobei 1. und 2. Schnitt sowie 3. und 4. Schnitt jeweils gemeinsam gelagert werden. Es ist damit zu rechnen, dass nach Erreichen des Rentenalters die Ställe verpachtet werden und dort dann zukünftig nur Jungviehaufzucht stattfindet.

Alle weiteren Ställe sind konventionelle Boxenlaufställe. Im Untersuchungsgebiet befindet sich au- ßerdem eine Silagelagerung mit zwei Grassilagen und einer Maissilage. Der dazugehörige Stall befindet sich Achtern Höben außerhalb des Untersuchungsraumes.

Für Geruchsemissionen werden die gesamten auf der Hofstelle befindlichen Tierplätze und ande- ren Emissionsquellen berücksichtigt. Der Tierbesatz ist in der Tabelle 1 des Geruchsimmissionsgu- tachtens detailliert dargestellt. Für die Prognose von Geruchsimmissionen ist gemäß TA Luft und den Auslegungshinweisen das Programm Austal2000G herangezogen worden, bei dem es sich um eine Weiterentwicklung der im Anhang 3 der TA Luft beschriebenen Ausbreitungsrechnung Austal2000 handelt. Die Geruchsimmissionsprognose zur Ermittlung der zu erwartenden Immissio- nen im Umfeld des Plangebietes basiert auf der Einbeziehung von meteorologischen Daten, der Berücksichtigung der Bodenrauigkeit des Geländes und der emissionsrelevanten Daten.

Da die TA Luft in der vorliegenden Fassung keine näheren Vorschriften enthält, in welcher Weise zu prüfen ist, ob von einer Anlage Geruchsimmissionen hervorgerufen werden, die im Sinne des § 3

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BImSchG Abs. 1 erhebliche Belästigungen darstellen, gilt in Niedersachsen seit 2001 bis zum Erlass entsprechender bundeseinheitlicher Verwaltungsvorschriften die Verwaltungsvorschrift zur Feststel- lung und Beurteilung von Geruchsimmissionen (GIRL), die in novellierter Fassung am 23.07.2009 als gem. RdErl. d. MU, d. MS, d. ML u. d. MW eingeführt wurde (veröffentlicht im Nds. Mbl. Nr. 24/2006). Berechnungsgrundlage ist die aktuelle Neufassung der GIRL vom 23.07.2009, die am 09.09.2009 im Nds. Ministerialblatt veröffentlicht wurde.

Als Grundlage der Beurteilung von Geruchsimmissionen wird in der GIRL die so genannte Geruchs- stunde auf der Basis von einer Geruchsstoffeinheit je Kubikmeter (1GE/m³) herangezogen. Die Geruchsstunde wird über die Immissionszeitbewertung definiert. Hierbei werden Geruchsimmissio- nen von mindestens 6 Minuten Dauer innerhalb einer Stunde jeweils als volle Geruchsstunde ge- wertet und bei der Summation über das Jahr berücksichtigt. Demgegenüber werden Immissions- zeiten von weniger als 10 % je Zeitintervall (< 6 Minuten je Stunde) bei der Geruchshäufigkeitser- mittlung vernachlässigt. Zur Beurteilung der immissionsschutzrechtlichen Erheblichkeit von Ge- ruchseinwirkungen sind die relativen Häufigkeiten der Geruchsstunden heranzuziehen und in Ab- hängigkeit des jeweiligen Baugebietes den hierfür festgelegten Immissionswerten gegenüberzu- stellen.

Nach der GIRL (Stand 23.07.2009) sind Geruchsimmissionen im Sinne des § 3 (1) des BImSchG als erhebliche Belästigungen anzusehen, wenn die in der nachfolgenden Tabelle angegebenen Immissionswerte (IW) überschritten werden.

Die geplante Baugebietsfläche ist laut Festsetzung als allgemeines Wohngebiet (WA) konzipiert. Es ist demnach für das Baugebiet „Auf dem Kampen“ ein zulässiger Immissionswert von 10% der Jahresstunden anzuwenden. Die Grenzwertfestsetzung in der GIRL vom 23.07.2009 berücksichtigt auch die unterschiedliche Belästigungswirksamkeit der von den Tierhaltungsverfahren (Rind, Schwein, Geflügel) abhängigen Geruchsherkünfte.

Es zeigt sich für den kompletten Bereich des 1. Bauabschnitts eine deutliche Unterschreitung des zulässigen Immissionswertes von 10% Geruchsstundenhäufigkeit. Der zweite Bauabschnitt weist gegenwärtig auch bereits ca. 50% Bebaubarkeit auf. Sollte sich auf dem Betrieb Im Kam- pen 8 durch Verpachtung der Viehbesatz verringern, kann sich eine weitergehende Bebaubarkeit ergeben.

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Entwicklungsmöglichkeiten der landwirtschaftlichen Betriebe In diesem Abschnitt wird auf mögliche Entwicklungsabsichten und Entwicklungsmöglichkeiten der landwirtschaftlichen Betriebe im Untersuchungsradius von 600 m eingegangen.

Grundsätzlich kann es immer dazu kommen, dass nicht das Baugebiet auf mögliche Stallbau- maßnahmen erstlimitierend wirkt, sondern bereits im Umfeld der Stallanlage befindliche Wohn- häuser.

Landwirtschaftlicher Betrieb, Im Kampen 8 Für den Standort Im Kampen 8 ist nach Auskunft des Betriebsinhabers keine Entwicklung ge- plant. Vielmehr ist es so, dass er keine Hofnachfolge hat. Nach Erreichen des Rentenalters wird er die Ställe aller Voraussicht nach verpachten. Es ist daher damit zu rechnen, dass dort zukünf- tig entweder Milchviehhaltung im gegenwärtigen Umfang betrieben wird, oder die Ställe wer- den von einem anderen landwirtschaftlichen Betrieb zur Jungviehaufzucht genutzt. Die zweite Variante wird aller Wahrscheinlichkeit nach zu deutlich reduzierten Geruchsimmissionen aus der Hofstelle Im Kampen 8 führen, da sich vermutlich der GV Besatz reduziert.

Landwirtschaftlicher Betrieb, Hauptstraße 34 Der Betrieb betreibt gegenwärtig an drei Standorten Milchviehhaltung und Jungviehaufzucht. Dazu gehört ein Pachtstall in der Hauptstraße 8, die Hofstelle Hauptstraße 34 und der Neubau- standort an der Tannenkamper Straße (K 31) auf den Flurstücken 383/2 und 384/1, Flur 6 wird durch betriebsfremde Wohnhäuser erstlimitiert. Das Wohngebiet ist ca. 430 m von seinem Stall- neubau entfernt.

Alle weiteren Landwirte (s. Geruchsimmissionsgutachten) wirtschaften in der Ortslage und sind durch Wohnhäuser in ihrem direkten Umfeld limitiert.

Unter Berücksichtigung der genannten landwirtschaftlichen Betriebe werden die zulässigen Im- missionswerte von 10% für Wohngebiete im ersten Bauabschnitt eingehalten. Es ist daher aus immissionsrechtlicher Sicht nicht zu erwarten, dass durch die verursachten Geruchsimmissionen an Wohnhäusern im Bebauungsplan Nr. 72 „Auf dem Kampen" schädliche Umwelteinwirkungen durch Geruchsimmissionen hervorgerufen werden.

Das der Landwirtschaftskammer Niedersachsen erstellte Geruchsimmissionsgutachten (Bremervör- de 06.2019) ist der Begründung im Anhang beigefügt.

Berücksichtigung in der Bauleitplanung Entsprechend den Ergebnissen des Geruchsimmissionsgutachtens erfolgt eine Gliederung des geplanten allgemeinen Wohngebietes in die Teilbereiche WA 1 und WA 2. Für das WA 2, das im Südwesten des Plangebietes liegt, wird aufgrund der zurzeit auf diesen Teil des Plangebietes noch einwirkenden Geruchsimmissionen, die von dem landwirtschaftlichen Betrieb Im Kampen 8 aus- gehen, gemäß § 9 Abs. 2 BauGB folgendes bestimmt: Im Bereich des festgesetzten allgemeinen Wohngebietes WA 2 ist eine Wohnbebauung erst zulässig, wenn nachgewiesen wird, dass der Bereich gemäß der geltenden Geruchsimmissions-Richtlinie (GIRL) nicht unzumutbar mit Geruchs- immissionen belastet wird.

Aufgrund der getroffenen Festsetzungen ist somit davon auszugehen, dass es im Bereich der Neubebauung zu keinen Überschreitungen des für allgemeine Wohngebiete geltenden Grenzwer- tes in Höhe von 10% der Jahresstunden Wahrnehmungshäufigkeit kommen wird und gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse gewahrt werden. Zugleich ist planungsbedingt keine Behinderung der Betriebsausübung und -entwicklung der ortsansässigen landwirtschaftlichen Betriebe zu erwar- ten.

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7. BELANGE VON NATUR UND LANDSCHAFT

Der Bebauungsplan wird nach § 13 b BauGB im Verfahren nach § 13 a BauGB aufgestellt. Ge- mäß § 13 a BauGB gelten planungsbedingte Eingriffe im Rahmen eines Bebauungsplanes für die Innenentwicklung als vorhanden oder als bereits vor der planerischen Entscheidung zulässig, so dass ein Ausgleich von Eingriffen gemäß § 1a Abs. 3 BauGB nicht erforderlich ist. Im Verfah- ren nach § 13 a BauGB ist die Erstellung eines Umweltberichtes nach § 2 a BauGB nicht erfor- derlich. Die zu erwartenden planungsbedingten Eingriffe in Natur und Landschaft sind jedoch darzulegen. Darüber hinaus sind im Rahmen der Planung Vorkehrungen zur Vermeidung und Verminderung von Eingriffen darzustellen.

Ziel des Bebauungsplanes ist es, die planungsrechtlichen Voraussetzungen für ein allgemeines Wohngebiet (WA) zu schaffen. Der Planbereich umfasst eine Fläche von ca. 3.010 ha.

Art der baulichen Nutzung: allgemeines Wohngebiet (WA) – Fläche: ca. 2,433 ha Bauweisen und Baudichten: im WA-Gebiet: nur Einzelhäuser zulässig Gebäudehöhe (GH) max. 10,00 m maximal 1 Vollgeschoss zulässig Grundflächenzahl (GRZ) 0,30 Überschreitungsmöglichkeit der GRZ max. 50% durch die in § 19 Abs. 4 BauNVO genannten Anlagen Verkehrserschließung: Erschließung über eine neu zu errichtende öffentliche Planstraße sowie die vorhandenen Straße „Auf dem Kampen " - öffentliche Straßenverkehrsfläche - insge- samt: ca. 0,497 ha Anlage eines Fuß- und Radweges (ca. 0,084 ha) Ökologische Aspekte: Festsetzung von 3,00 m breiten privaten Flächen zum Anpflanzen von Bäumen und Sträucher im Osten und Westen der Bauflächen Pflanzung von Laub- und Obstbäumen auf den priva- ten Baugrundstücken Einfriedung mit Heckenstrukturen Erhalt der Laubbäume und der Heckenstrukturen im Plangebiet Versickerung des Oberflächenwassers

7.1 Ermittlung und Bewertung planungsbedingter Eingriffe

Schutzgut Arten und Lebensgemeinschaften Das Plangebiet wird laut der im Juni 2019 durchgeführten Biotopkartierung im Westen durch ar- tenarmes Intensivgrünland trockener Mineralböden (GIT) eingenommen. Da das Grünland auf- grund der intensiven Beweidung und Mahd partiell Offenbodenareale aufweist, ist nur eine gerin- ge bis allgemeiner Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften vorhanden. Im östlichen Teil des Plangebietes finden sich Grünlandeinsaatflächen (GA) mit geringer ökologischer Bedeutung. Die vorhandenen Straßenverkehrsflächen (OVS) weisen aufgrund der Versiegelungen und Verdich- tungen ebenfalls eine geringe ökologische Wertigkeit auf.

Im Süden des Plangebietes sind entlang der Straße "Im Kampen" einzelne straßenbegleitende Laubbäume (Stieleichen, Stammdurchmesser 0,30 bis 0,40 m) sowie vereinzelt Weißdornsträucher vorhanden. Im Norden existiert im Bereich des Erschließungsweges im Übergang zur landwirt- schaftlichen Nutzfläche ein Weißdorn-Gebüsch (BMS), das auch Brombeeren und einzelne Eichen

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aufweist. Die Gehölze bieten potenzielle Lebensraumfunktionen für heimische Brutvögel und sind daher von überwiegend allgemeiner Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften.

Des Weiteren verläuft auf der Nordseite der Straße "Im Kampen" ein kurzer, schmaler Grabenab- schnitt mit temporärer Wasserführung, der durch Arten des Grünlandes sowie Brennnesseln ge- prägt wird. Der sonstige vegetationsarme Graben (FGZ) ist nur von geringer bis allgemeiner ökolo- gischer Bedeutung.

Biotoptypen im Geltungsbereich des Bebauungsplanes

Kürzel* Biotoptyp* Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften** GA Grünlandeinsaatflächen I GIT Intensivgrünland trockener Mineralböden II BMS Weißdorn-Gebüsch III FGZ sonstiger vegetationsarmer Graben II OVS Straße I HB Einzelbaum / Baumreihe III * nach v. Drachenfels (2016), * nach NLWKN (2018)

Bewertung für Arten und Lebensgemeinschaften Wertstufe I: geringe Bedeutung; Wertstufe II: allgemeine bis geringe Bedeutung; Wertstufe III: allgemeine Bedeutung; Wertstufe IV: besondere bis allgemeine Bedeutung; Wertstufe V: besondere Bedeutung

Nördlich grenzen Straßenverkehrsflächen (OVS), ein mit einem Wohnhaus bebautes Grundstück (OEL) sowie artenarme Ackerflächen (AS) an, die eine geringe ökologische Bedeutung aufweisen. Die südlich liegenden Flächen werden intensiv als Weide für Pferde (GI/ GW) genutzt und weisen in Verbindung mit den Einrichtung der Pferdehaltung sowie den Offenbodenflächen nur eine geringe Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften auf. Das Einzelgehöft (ODL) südwestlich des Plangebietes ist aufgrund der Versiegelungen ohne besondere ökologische Wertigkeit. Die Horner Straße wird auf der Westseite durch einen einreihigen, überwiegend dichten Baumbestand aus älteren Hainbuchen und Eichen (HB) begleitet. Östlich der Horner Straße beginnt ein geschlosse- nes Mischwaldgebiet.

Planungsbedingt werden durch die Realisierung des geplanten Wohngebietes, das Regensicker- becken sowie die neu anzulegende Verkehrsfläche Grünlandeinsaatflächen sowie Intensivgrün- landflächen mit geringer bis allgeimer Bedeutung für Arten und Lebensgemeinschaften betroffen, so dass sich mit der Planung relativ geringe Beeinträchtigungen des Schutzgutes Arten und Le- bensgemeinschaften ergeben werden. Mit der Nutzung der vorhandenen öffentlichen Straßen für die Erschließung des Plangebietes sind keine ökologischen Eingriffe verbunden. Die kleinflä- chige Inanspruchnahme der unbefestigten Straßenseitenräume für die Anbindung der Planstra- ße und mögliche Ertüchtigungsmaßnahmen des Straßenbaus führt nicht zu erheblichen Eingrif- fen.

Die im Süden des Plangebietes vorhandenen Laubbäume sowie die Heckenstruktur im Norden werden grundsätzlich erhalten, so dass sich planungsbedingt keine Eingriffe ergeben. Der im Bereich der Straße "Im Kampen" verlaufende Grabenabschnitt bleibt bestehen.

Planungsbedingt werden weder Natur- und Landschaftsschutzgebiete, Naturpark- und Natio- nalparkfläche, geschützte Landschaftsbestandteile nach § 29 BNatSchG und § 22 NAGB- NatSchG, Natura2000-Gebiete noch geschützte Biotope nach § 30 BNatSchG und § 24 NAGB- NatSchG, Biotope der „Erfassung für den Naturschutz wertvollen Bereiche“ oder Wasser- und Heilquellenschutzgebiete betroffen.

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Brutvögel und Fledermäuse Für die Planung ist eine Potenzialeinschätzung für Fledermäuse sowie die Avifauna durch den Dipl. Biol. Dr. Dieter von Bargen, Bremen 2019 (s. Anhang) durchgeführt worden, die zu folgen- den wesentlichen Ergebnisse kommt:

Das Plangebiet ist durch eine intensive landwirtschaftliche Nutzung gekennzeichnet. In direkter Nachbarschaft zum Plangebiet befinden sich Baumreihen und Gehölze mit Laubbaumanteil. Die potenziell zu erwartende Avifauna ist in Anbetracht der Ausdehnung der Gehölzbestände durchschnittlich artenreich, potenziell finden sich in den Gehölzen weit überwiegend regelmä- ßig im Siedlungsbereich vorkommende und störungstolerante Arten. Auf der landwirtschaftli- chen Nutzfläche innerhalb des Plangebietes können potenziell zwei Paare der in ihrem Bestand gefährdeten Feldlerche (RL.: 3) brüten. Alle potenziell vorkommenden Arten sind nach BNatSchG geschützt.

Eine Bedeutung des Plangebietes für Fledermäuse ist auf Grund der weitgehend fehlenden Gehölze nicht gegeben. Östlich und nordöstlich an das Plangebiet angrenzend finden sich höhlenreiche Laubbäume, die von Fledermäusen als Wochenstube sowie Balz- und Paarungs- revier genutzt werden können.

Zusammenfassend ist daher festzustellen, das bei einer Bebauung des Plangebietes der zentra- le Bereich der Landwirtschaftsfläche (in der Abb. 1 der Potenzialeinschätzung gelb gekenn- zeichnet) des ebenso wie ein Bereich von 25,00 m entlang des östlich vorhandenen Waldran- des während der Brutzeit der Feldlerchen (Anfang März - Mitte Juli) von Störungen durch die Bauarbeiten freizuhalten sind.

Berücksichtigung in der Bauleitplanung Die nördlich des Plangebietes vorhandene Heckenstruktur sowie die Einzelbäume im Bereich der Straße "Im Kampen" werden erhalten und über entsprechende textliche und zeichnerische Festsetzungen gesichert. Für die Anbindung des geplanten Fuß- und Radweges wird eine be- stehende Flurstückszufahrt genutzt, so dass negative Auswirkungen auf die Gehölze als Lebens- raum von Brutvögeln und Fledermäusen vermieden werden. Darüber hinaus werden zeitliche Festlegungen zur Baufeldräumung sowie zur Durchführung der Baumaßnahmen als Vermei- dungsvorkehrungen für die Avifauna getroffen. Die Baumreihe auf der Westseite der Horner Straße sowie der Waldrand werden planungsbedingt nicht betroffen, da das Plangebiet einen Abstand von mind. 50 bis 80 m einhält.

Waldbelange Im RROP 2012/ 2017 ist östlich der Horner Straße eine Vorbehaltsfläche Wald dargestellt. Der Be- reich stellt sich als Mischwaldbestand dar. Im Rahmen der vorliegenden Planung haben sich die Samtgemeinde und die Gemeinde daher mit den Waldbelangen auseinandergesetzt. Diesbe- züglich wird auf Kap. 2.1 und Kap. 11. verwiesen.

Schutzgut Boden Im Plangebiet sind aufgrund der Lage auf der Geest Podsol-Böden anzutreffen, die sich laut Bo- dengutachten von Dr. Jens-Peter Jacobsen 04.2019 überwiegend aus Mittel- und Feinsand zu- sammensetzen und in den unteren Bodenschichten partiell tonige und schluffige Anteile aufwei- sen. Im Landschaftsrahmenplan des Landkreises Cuxhaven sind Podsol-Böden hinsichtlich der regionalen Verbreitung als „sehr häufig“ eingestuft. Seltene Böden, wie z. B. Plaggenesch, kommen im Plangebiet laut Bodengutachten nicht vor.

Im Bereich der Grünland- und Grünlandeinsaatflächen sind bedingt durch die intensive landwirt- schaftliche Nutzung und die Entwässerungsmaßnahmen vorwiegend überprägte Böden mit all- gemeiner bis geringer Natürlichkeit vorhanden. Die Verkehrsflächen weisen aufgrund der Verdich- tungen und Versiegelungen eine sehr geringe bis fehlende Bodennatürlichkeit und damit eine

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geringe Bedeutung für das Schutzgut Boden auf. Naturnahe Böden, Böden mit naturgeschichtli- cher bzw. kulturhistorischer Bedeutung sowie Böden mit besonderen Standorteigenschaften kom- men im Plangebiet nicht vor. Die Böden besitzen zudem nur eine mittlere Bodenfruchtbarkeit (NI- BIS-Kartenserver, LBEG 2019).

Im Rahmen der Planung ist ferner eine Bodenfunktionsbewertung nach den Vorgaben des Bun- desbodenschutzgesetzes durchgeführt worden. Dabei sind neben Informationen aus der Bo- denübersichtskarte BK 50, dem Landschaftsrahmenplan des Landkreises Cuxhaven auch die Daten und Hinweise aus dem Niedersächsischen Bodeninformationssystem (NIBIS) für die Be- standserfassung und Bewertung des Schutzgutes Boden berücksichtigt und ausgewertet wor- den. In Niedersachsen werden die nach Bodenschutzrecht schützenswerten natürlichen Boden- funktionen und die Archivfunktion nach folgenden Kriterien bewertet:

(Quelle: LBEG, 2017)

Bodenfunktionsbewertung

Bestand Bewertung der Böden Besondere keine herausragenden Standortbe- keine besonderen Lebensraumfunk- Standort- dingungen tionen eigenschaften keine Nährstoffarmut keine besonderen Standorteigen- schaften oder Extremstandorte Naturnähe intensiv genutzte Grünland- und keine besonderen Lebensraumfunk- Grünlandeinsaatflächen - Böden tionen mit allgemeiner bis geringer Natür- keine Böden mit hoher oder sehr lichkeit hoher Naturnähe Verkehrsflächen mit geringer Natür- lichkeit

natürliche Bodenfruchtbarkeit: mittel keine besondere Funktion bzgl. des Bodenfruchtbarkeit Ertragspotenzials Regelungsfunktion Bedeutung für die Grundwasser- besondere Bedeutung für die Rege- neubildung: hoch lungsfunktion Retentionsvermögen: mittel Filter- und Schutzpotenzial der Grundwasser- keine besondere Bedeutung für die Pufferfunktion überdeckung: mittel - hoch Filter- und Pufferfunktion Nitratauswaschungsempfindlichkeit: hoch Archivfunktion keine Böden mit naturgeschichtli- besondere Archivfunktion cher bzw. kulturhistorischer Bedeu- tung Böden mit sehr häufiger regionaler Verbreitung Vorkommen von zwei Bodendenk- malen

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Die Bodenfunktionsbewertung verdeutlicht, dass die im Plangebiet vorkommenden Böden mit Ausnahme der Archivfunktion (Bodendenkmale) und der Regelungsfunktion (Grundwasserneu- bildung) keine besonderen Funktionen aufweisen.

Durch die geplante Wohnbebauung ist davon auszugehen, dass die Bodenstrukturen und -funktionen in den bebauten Bereichen und in den neuanzulegenden Erschließungsflächen durch den Abtrag des Oberbodens und die baubedingten Versiegelungen erheblich beeinträchtigt werden.

Allerdings werden planungsbedingt weder Böden mit besonderen Standorteigenschaften noch besonderer Naturnähe betroffen. Seltene Böden oder Böden mit naturgeschichtlicher Bedeutung oder hoher Bodenfruchtbarkeit werden nicht in Anspruch genommen. Im Hinblick auf das Vor- kommen von Bodendenkmalen werden vor der Durchführung der Baumaßnahmen entsprechen- de Flächengrabungen vorgenommen, um die Fundstellenbereiche zu dokumentieren und das weitere Vorgehen mit der Kreisarchäologie abzustimmen. Negative Auswirkungen auf die Archiv- funktion werden somit vermieden.

Beeinträchtigungen der Regelungsfunktion bzw. der Grundwasserneubildung können durch die vorgesehene Versickerung des Oberflächenwassers künftig vermieden werden. Die Nutzung der vorhandenen, befestigten Straßen für die Erschließung des Plangebietes führt nicht zu erheblichen Beeinträchtigungen des Schutzgutes Boden, trägt jedoch zur Verringerung des Versiegelungsum- fanges bei.

Schutzgut Wasser Stillgewässer sind im Plangebiet nicht vorhanden.

Der mittlere Grundwasserstand des oberflächennahen Grundwassers liegt laut Bodengutachten (Dr. Jens-Peter Jacobsen 04.2019) etwa 6,00 m unter der Geländeoberfläche. Die mittlere natürli- che Grundwasserneubildung liegt bei 250 bis 300 mm/Jahr und ist damit als hoch zu bewerten. Das Schutzpotenzial der Grundwasserüberdeckung ist hoch.

Mit der Versiegelung verliert der Boden, die Fähigkeit Niederschlagswasser aufzunehmen und über die Sickerung dem Grundwasser zuzuführen. Infolgedessen könnte die mit der Planung verbundene Flächenversiegelung zu einer Verringerung der Grundwasserneubildung führen. Negativen Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser wird jedoch durch die Versickerung des auf den öffentlichen und privaten Flächen anfallenden Oberflächenwassers entgegengewirkt.

Schutzgut Klima und Luft Aufgrund der Lage im Geestbereich sowie der Flächennutzungen weist das Plangebiet keine besondere Bedeutung für die Kalt- und Frischluftentstehung auf. Ausgleichswirkungen für die angrenzenden Siedlungsbereiche sind nicht zu erwarten, da diese durchgrünte Bebauung kei- nen klimatischen oder lufthygienischen Belastungsraum darstellt. Nennenswerte klimatische Belastungen sind im Plangebiet nicht vorhanden.

Erheblich negative Auswirkungen auf das Schutzgut Klima und Luft sind mit der Planung nicht ver- bunden, da die Fläche des Plangebietes keine besonderen klimatischen Funktionen aufweist. Darüber hinaus wird im Plangebiet aufgrund der lockeren Bebauung und der vorgesehenen Durchgrünung kein klimatischer Belastungsraum entstehen.

Schutzgut Landschafts- und Ortsbild Das Landschafts- und Ortsbild im Plangebiet und der Umgebung wird durch das Zusammen- spiel von Grünland- und Ackerflächen, der am Ortsrand von Armstorf vorhandenen Bebauung, der Straßen sowie durch die einzeln liegende Hofstelle geprägt. Gliedernd wirken einzelne Bäume und Gehölzstrukturen. Der dichte Waldbestand östlich der Horner Straße sowie die Ge- bäude der Hofstelle haben zudem eine blickbegrenzte Wirkung, während ansonsten Blickmög- lichkeiten nach Süden und Nordwesten vorhanden sind. Insgesamt bietet sich noch ein typi-

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scher dörflicher Eindruck. Laut der Karte "Charakterisierung und Bewertung des Landschaftsbild (Fortschreibung des Landschaftrahmenplanes Landkreis Cuxhaven 2013) weist der Landschaft- sausschnitt im Bereich des Plangebietes eine mittlere Bedeutung für das Landschaftsbild auf.

Mit der im Plangebiet vorgesehenen Neubebauung wird sich das Orts- und Landschaftsbild verändern und der Siedlungsbereich weiter nach Norden ausdehnen. Die Auswirkungen auf das Orts- und Landschaftsbild werden jedoch durch die aufgelockerte Bebauung, die landschaft- sgerechte Gebäudehöhe und die Bauweise vermindert. Hierzu trägt auch der Erhalt vorhande- ner Gehölzstrukturen, die vorgesehene Eingrünung des Baugebietes mit naturraumtypischen Gehölzen bei sowie die Einhaltung eines ausreichenden Abstandes zu der Waldfläche bei.

Schutzgut Mensch und sonstige Sachgüter Von dem westlich des Plangebietes existierenden landwirtschaftlichen Betrieb mit Tierhaltung ge- hen Geruchsimmissionen aus, durch die der südwestliche Teil des Plangebietes belastet wird. Um negative Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch zu vermeiden, darf hier eine Wohnbebauung erst realisiert werden, wenn nach GIRL keine unzumutbaren Geruchsimmissionen mehr vorliegen.

Innerhalb des Plangebietes befinden sich keine Baudenkmale. Im Plangebiet sind jedoch zwei archäologische Fundstellen (Nummer der Archäologischen Landesaufnahme: Armstorf Nr. 25 und Nr. 26) festgestellt worden. Die archäologischen Fundstellenbereiche sind zur Vermeidung von Beeinträchtigungen sonstiger Sachgüter daher vor Beginn des Straßenbaus und der Baumaß- nahmen durch eine Flächengrabung zu dokumentieren. Weitere, ggf. erforderliche Maßnahmen sind mit der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Cuxhaven abzustimmen.

Schutzgut Fläche Die im Plangebiet liegenden Flächen werden landwirtschaftlich genutzt. Ferner sind befestigte Verkehrsflächen vorhanden. Mit der geplanten Wohnbebauung erfolgt somit eine Inanspruch- nahme bislang unbebauter Flächen. Mit der Nutzung der Straße kann der Flächenverbrauch je- doch reduziert werden.

Da für die kurz- mittelfristige Deckung der erkennbaren Nachfrage nach Wohnbaugrundstücken in Armstorf weder in Bebauungsplänen nach § 30 BauGB noch im Innenbereich nach § 34 BauGB ausreichend freie Bauflächen zur Verfügung stehen, ist es Sicht der Samtgemeinde/ Ge- meinde gerechtfertigt, die Ausweisung eines Wohngebietes auf landwirtschaftlichen Flächen hö- her zu gewichten als den Belang zur Reduzierung des Freiflächenverbrauches, der im Ergebnis einen Verzicht auf die Ausweisung von weiterem Wohnbauland in Armstorf bedeuten würde.

7.2 Vorkehrungen zur Vermeidung und Verminderung erheblicher Beeinträchtigun- gen von Natur und Landschaft

Nachfolgend werden unter Berücksichtigung der zu erwartenden Umweltauswirkungen der Pla- nung geeignete Vorkehrungen zur Vermeidung und zur Verminderung der Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft beschrieben:

Festlegung einer nutzungs- und ortsbildgerechten Bauweise sowie einer maximalen Gebäu- dehöhe von 10,00 m - Ziel: Einfügen der Neubebauung in den Siedlungs- und Landschafts- raum, Vermeidung von Beeinträchtigungen des Orts- und Landschaftsbildes durch ortsuntypi- sche oder hohe Gebäude Minimierung des Erschließungsaufwandes und Verringerung des Versiegelungsgrades durch Nutzung der vorhandenen öffentlichen Straße für die Erschließung – Ziel: Vermeidung von Be- einträchtigungen des Bodens, des Schutzgutes Arten und Lebensgemeinschaften und des Schutzgutes Wasser Versickerung des im Plangebiet auf den privaten und öffentlichen Flächen anfallenden, nicht schädlich verunreinigten Oberflächenwassers - Ziel: Erhalt der Grundwasserneubildung, Vermeidung einer Beeinträchtigung des Schutzgutes Wasser

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Neuanlage naturraumtypischer Gehölzstrukturen im Westen und Osten der Wohnbebauung (Festsetzung von Flächen zum Anpflanzen von Bäumen und Sträuchern sowie für sonstige Bepf- lanzungen) - Ziel: Landschaftgerechte Eingrünung der Neubebauung, Vermeidungsvorkehrung für das Schutzgut Landschafts- und Ortsbild, Schaffung neuer Lebensräume für heimische Pflanzen- und Tierarten (z. B. Brutvögel, Fledermäuse) Pflanzung mind. eines mittel- oder großkronigen Laub- oder Obstbaumes pro 500 m² Grund- stücksfläche auf jedem privaten Baugrundstück. – Ziel: Durchgrünung des Plangebietes, Ge- staltung des Ortsbildes sowie Schaffung von neuen Lebensräumen für heimische Tierarten Erhalt vorhandener Bäume im Süden sowie der Heckenstruktur im Norden (zeichnerische und textliche Festsetzung), keine Inanspruchnahme der Baumreihe an der Horner Straße - Ziel: Ver- meidung eines Verlustes von potenziellen Lebensräumen für heimische Brutvögel u. Fleder- mäuse, Erhalt typischer Landschaftsbildelemente Umsetzung der Planung des 2. Bauabschnittes erst wenn keine unzumutbaren Geruchsimmis- sionen vorliegen - Ziel: Gewährleistung gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse (Vermeidungs- vorkehrung Schutzgut Mensch) Zeitliche Vorgaben für die Baufeldräumungen und die Baumaßnahmen - Ziel: Berücksichti- gung der Belange des Artenschutzes, Vermeidung von artenschutzrechtlichen Verstößen nach § 44 BNatSchG Einhaltung eines ausreichenden Waldabstandes - Ziel: Vermeidung von negativen Auswirkun- gen auf die Waldfunktionen, Gefahrenabwehr Durchführung von Flächengrabungen im Bereich von Bodendenkmalen - Ziel: Dokumentation der Fundstellen (Vermeidungsvorkehrungen Schutzgut Mensch und sonstige Sachgüter)

Zum Schutz des Bodens wird vorsorglich darauf hingewiesen, dass gemäß § 7 Bundes- Bodenschutzgesetz der Grundstückseigentümer oder derjenige, der Verrichtungen auf dem Grundstück durchführt oder durchführen lässt, die zu Veränderungen der Bodenbeschaffenheit führen können, verpflichtet ist, Vorsorge gegen das Entstehen schädlicher Bodenveränderungen zu treffen, die durch die Nutzung auf dem Grundstück oder in dessen Einwirkungsbereich her- vorgerufen werden können.

8. ARTENSCHUTZRECHTLICHE BETRACHTUNG

Gegenstand der artenschutzrechtlichen Prüfung sind die gemeinschaftsrechtlich geschützten Arten nach Anhang IV der FFH-RL sowie europäische Vogelarten i.S. Art. 1 der Vogelschutzrichtlinie (VRL). Diese Arten stehen gem. § 44 Abs. 1 BNatSchG unter besonderem Schutz; es ist verboten,

„1. wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu be- schädigen oder zu zerstören, 2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten wäh- rend der Fortpflanzung-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheb- lich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungs- zustand der lokalen Population einer Art verschlechtert. 3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 4. wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, sie oder ihre Standorte zu beschädigen oder zu zerstören (Zugriffs- verbote).“

Gemäß § 44 Absatz 5 Satz 2 BNatSchG liegt ein Verstoß gegen das Verbot des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG (Verbot der Beeinträchtigung von Fortpflanzungs-und Ruhestätten) und im Hinblick

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auf damit verbundene unvermeidbare Beeinträchtigungen wild lebender Tiere auch gegen das Verbot des Absatzes 1 Nr. 1 (Tötungsverbot) nicht vor, soweit die ökologische Funktion der von dem Eingriff betroffenen Fortpflanzungs-und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang wei- terhin erfüllt wird. Gleiches gilt für Standorte wild lebender Pflanzen der in Anhang IV Buchsta- be b der Richtlinie 92/43/EWG aufgeführten Arten.

Für den Bebauungsplan ist eine artenschutzrechtliche Betrachtung durch den Dipl. Biol. Dr. Die- ter von Bargen, Bremen 2019 (s. Anhang) durchgeführt worden. Des Weiteren ist die Biotopkar- tierung berücksichtigt worden.

Lebende Pflanzen der besonders und streng geschützten Arten Im Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 72 "Auf dem Kampen", Armstorf sind im Rahmen der Biotopkartierung (Juni 2019) keine besonders oder streng geschützten Pflanzenarten festges- tellt worden, so dass planungsbedingt weder eine Schädigung noch eine Zerstörung dieser Pflanzen und ihrer Standorte zu erwarten ist. Artenschutzrechtliche Verbotstatbestände werden somit nicht ausgelöst.

Fledermäuse Die Potenzialeinschätzung des Plangebietes hat ergeben, dass innerhalb des Plangebietes weder Wochenstuben noch Schlafstätten oder Winterquartiere von Fledermäusen zu erwarten sind.

Direkt angrenzend an das Plangebiet befinden sich Gehölze und Baumreihen, die auf Grund der in ihnen vorhandenen Höhlungen potenziell einen wertvollen Lebensraum für Fledermäuse darstellen. Da sich diese Gehölze und Baumreihen sowohl während der Bauphase als auch später im Einflussbereich des geplanten Baugebietes befinden, werden sie hier in die Betrach- tung mit einbezogen.

Die genannten Strukturen im Nahbereich des Plangebietes stellen Habitate mit überdurch- schnittlicher Bedeutung für verschiedene Fledermausarten dar. Die landwirtschaftlich genutzten Flächen besitzen jedoch keine Bedeutung für Fledermäuse.

Tötungsverbot Innerhalb des Plangebietes sind keine Lebensräume für Fledermäuse vorhanden. Daher ist da- von auszugehen, dass während der Bauphase eine Tötung von Individuen dieser Arten ausge- schlossen werden kann. Aus der Nutzung der geplanten Bebauung ergibt sich kein erhöhtes Tötungsrisiko für die potenziell vorkommenden Fledermausarten. Verbotstatbestände sind daher nicht gegeben.

Störungsverbot Die Durchführung der Erschließungs- und Baumaßnahmen mit Hilfe schwerer Maschinen erzeugt durch den dabei entstehenden Lärm Störungen, die zu einer Verschlechterung des Erhaltungszu- standes der lokalen Population führen können. Dies gilt im Besonderen bei Maßnahmen in der Nähe der genannten Strukturen. Da Fledermäuse auch während der Jungenaufzucht in der Lage sind, die Wochenstuben zu wechseln, können sie diesen Störungen durch den Umzug in ein ande- res Quartier ausweichen. Solche Umzüge sind mit einem erheblichen Stress für die Tiere verbunden sind, daher sollten entsprechende Maßnahmen während der Jungen-Aufzuchtzeit (Anfang Mai bis Mitte Juli) innerhalb eines Abstandes von 25 m zu den wertvollen Bereichen unterbleiben. Balz- und Paarungsaktivitäten der Fledermäuse finden in der Nacht statt. Sie werden durch eine Bautätigkeit außerhalb der Dunkelheit nicht gestört.

Die Nutzung der geplanten Bebauung erhöht weder das Störungspotenzial für Wochenstuben noch für Balz- bzw. Paarungsreviere. Verbotstatbestände sind bei Beachtung der genannten Zeitvorgaben für Baumaßnahmen daher nicht gegeben.

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Zerstörungsverbot (Fortpflanzungs- und Ruhestätten) Innerhalb des Plangebietes sind keine Fortpflanzungs- und Ruhestätten für Fledermäuse vor- handen. Daher kann während der Bauphase eine Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestät- ten dieser Arten ausgeschlossen werden.

Aus der Nutzung der geplanten Bebauung ergibt sich kein erhöhtes Risiko für die Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten potenziell vorkommender Fledermausarten. Verbotstatbestän- de sind bei einer Beachtung der räumlichen und zeitlichen Beschränkungen für bestimmte Ar- beiten in Bezug auf die potenziell vorkommenden Fledermausarten infolge der Umsetzung des B-Planes Nr. 72 „Auf den Kampen“, Armstorf nicht gegeben.

Brutvögel Auf Grund der nur kleinflächig vorhandenen Gehölzstrukturen sowie der intensiven Nutzung gro- ßer Teile des Plangebietes ist ein potenzielles Vorkommen von Brutvögeln im Plangebiet auf folgenden Arten begrenzt: Amsel Bachstelze Baumpieper Buchfink Buntspecht Dorngrasmücke Elster Fasan Feldlerche Gartengrasmücke Grünling Heckenbraunelle Mönchsgrasmücke Rotkehlchen Zaunkönig Zilpzalp

Das Plangebiet oder direkt benachbarte Bereiche stellen für die genannten Arten potenziell ein geeignetes Brut- und Nahrungshabitat dar.

Tötungsverbot Bei der Durchführung von Baumaßnahmen können Jungvögel, die nicht in der Lage sind, recht- zeitig zu fliehen, getötet sowie Gelege zerstört werden. Um einen Verbotstatbestand in Bezug auf mögliche Tötungen während der Bauphase ausschließen zu können, muss sichergestellt sein, dass keine Jungtiere oder Gelege vorhanden sind. Beim Vorhandensein von brütenden Feldlerchen innerhalb des Plangebietes wird im Bebauungsplan vorgeschrieben, dass vor einer Baufeldräu- mung innerhalb der Brut- und Aufzuchtphase das Baufeld auf Nistplätze zu überprüfen. Sollten Gelege oder Jungvögel vorhanden sein, so ist die Baufeldräumung erst nach dem Flüggewerden der Jungen durchzuführen. Sollte zwischen der Baufeldräumung und dem Baubeginn eine länge- re Zeit innerhalb der Brutperiode der Feldlerchen liegen, so ist, sofern keine Vergrämungsmaß- nahmen durchgeführt wurden, vor Baubeginn eine erneute Überprüfung erforderlich, um das Vor- handensein von Nachbruten auszuschließen. Die Nutzung der geplanten Bebauung erhöht das Tötungspotenzial nicht. Verbotstatbestände sind daher nicht gegeben.

Störungsverbot Es handelt sich mit Ausnahme der Feldlerche bei den potenziell vorkommenden Arten um Arten, die regelmäßig auch im besiedelten Bereich vorkommen und vergleichsweise störungstolerant sind. Daher können Störungen, die zu einer Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Populationen dieser potenziell vorkommenden Arten führen, bei der Beachtung eines 25 m breiten Ruhestreifens entlang des östlichen Gehölzes während der Brut- und Jungenaufzuchtzeit ausge-

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schlossen werden. Die verbleibenden Gehölzbestände in der Nachbarschaft zum Plangebiet stel- len weiterhin ein geeignetes Bruthabitat für die Arten dar. In der direkten Nähe zum Plangebiet befinden sich potenzielle Lebensräume für die Feldlerche. Die festgeschriebenen Vorsorgegebote zur Vermeidung von Tötungen führen zu einer ungestörten Brut- und Jungenaufzuchtphase dieser Art innerhalb des Plangebietes.

In der näheren Umgebung des Plangebietes sind ausreichend zusagende Habitate vorhanden, damit die potenziell vorkommenden Tiere während der unvermeidlichen Störungen durch die Bautätigkeit ausweichen können. Verbotstatbestände sind somit nicht gegeben.

Zerstörungsverbot (Fortpflanzungs- und Ruhestätten) Durch die Überbauung der landwirtschaftlichen Nutzflächen kann es zu einer Zerstörung von Fortpflanzungsstätten planungsrelevanter Arten kommen. Es kann davon ausgegangen werden, dass geeignete Habitate für die betroffene Art in vergleichbarer räumlicher Ausdehnung in di- rekter Nähe zum Plangebiet zur Verfügung stehen. Daher bleibt die ökologische Funktion der möglicherwiese betroffenen Fortpflanzung- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang erfüllt.

Die Nutzung der geplanten Bebauung erhöht das Zerstörungspotenzial für Fortpflanzungsstätten der potenziell vorkommenden Art nicht. Verbotstatbestände in Bezug auf die potenziell vor- kommenden Brutvogelarten infolge der Umsetzung des B-Planes Nr. 72 „Auf dem Kampen“, Armstorf sind somit nicht gegeben.

Fazit Die durchgeführte artenschutzrechtliche Prüfung ergibt, dass für die potenziell vorkommenden Brutvogelarten ebenso wie für die potenziell vorkommenden Fledermausarten Vermeidungs- maßnahmen erforderlich sind, um das Eintreten von Verbotstatbeständen zu verhindern.

Um einen Verbotstatbestand in Bezug auf mögliche Tötungen von Brutvögeln während der Bauphase ausschließen zu können, wird im Bebauungsplan vorgeschrieben, dass Erschlie- ßungs- und Baumaßnahmen im potenziell von Feldlerchen als Bruthabitat genutzten Bereiches außerhalb der Brut- und Aufzuchtphase der Vögel durchgeführt werden. Zudem ist vor einer Baufeldräumung innerhalb der Brut- und Aufzuchtphase das Baufeld auf Nistplätze zu überprü- fen. Sollten Gelege oder Jungvögel vorhanden sein, so ist die Baufeldräumung erst nach dem Flüggewerden der Jungen durchzuführen. Sollte zwischen der Baufeldräumung und dem Bau- beginn eine längere Zeit liegen, so ist vor Baubeginn eine erneute Überprüfung erforderlich, sofern nicht geeignete Vergrämungsmaßnamen durchgeführt wurden. Erschließungs- und Baumaßnahmen sollten während der Brut- und Jungen-Aufzuchtphase einen Abstand von 25 m zum Rand des östlich gelegenen Waldes. Bei einer Berücksichtigung dieser Vermeidungsmaß- nahmen können Verbotstatbestände ausgeschlossen werden.

Berücksichtigung in der Bauleitplanung Die im Plangebiet vorkommenden Gehölzstrukturen und Einzelbäume bleiben als potenzieller Lebensraum der Brutvögel und Fledermäuse erhalten. Eine Beseitigung von Gehölzen ist pla- nungsbedingt nicht beabsichtigt. Des Weiteren werden durch die vorgesehene Anlage von Gehölzstrukturen im Westen und Osten des Baugebietes, die Einfriedung mit Hecken sowie durch die Pflanzung von Laubbäumen auf den privaten Grundstücken zusätzliche Lebensräume für heimische Brutvögel und Fledermäuse geschaffen. Ein planungsbedingter Verstoß gegen artenschutzrechtliche Verbotstatbestände gem. § 44 BNatSchG ist somit nicht zu erwarten.

Darüber hinaus werden die in der artenschutzrechtlichen Prüfung genannten Vermeidungsvor- kehrungen (Baufeldräumungen, zeitliche Vorgaben für Baumaßnahmen, Abstand zum östlichen Waldbestand etc.) in der Bauleitplanung berücksichtigt, so dass von einer artenschutzverträgli- chen Umsetzung der Planung auszugehen ist. Artenschutzrechtliche Verbotstatbestände nach § 44 BNatSchG werden somit nicht ausgelöst.

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9. BELANGE DER DENKMALPFLEGE

Baudenkmale Alle innerhalb des Plangebietes und der näheren Umgebung vorhandene Gebäude und bauli- chen Anlagen unterliegen nicht dem Denkmalschutz des Niedersächsischen Denkmalschutzge- setzes (NDSchG).

Bodendenkmalpflege Im Plangebiet sind zwei archäologische Fundstellen (Nummer der Archäologischen Landesauf- nahme: Armstorf Nr. 25 und Nr. 26) festgestellt worden. Die archäologischen Fundstellenbereiche sind daher vor Beginn des Straßenbaus und der Baumaßnahmen durch eine Flächengrabung zu dokumentieren. Weitere, ggf. erforderliche Maßnahmen sind mit der Archäologischen Denkmal- pflege des Landkreises Cuxhaven abzustimmen.

Grundsätzlich ist zur Berücksichtigung der Belange der archäologischen Denkmalpflege folgen- der Hinweis zu beachten:

Sollten bei den geplanten Bau- u. Erdarbeiten ur- o. frühgeschichtliche Bodenfunde (das können u. a. sein: Tongefäßscherben, Holzkohlesammlungen, Schlacken sowie auffällige Bodenverfärbungen und Steinkonzentrationen, auch geringe Spuren solcher Funde) angeschnitten werden, sind diese gem. § 14 Abs. 1 des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetztes (NDSchG) meldepflichtig und müssen der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Cuxhaven unverzüglich angezeigt werden. Melde- pflichtig ist der Finder, der Leiter der Arbeiten oder der Unternehmer. Bodenfunde u. Fundstellen sind nach § 14 Abs. 2 NDSchG bis zum Ablauf v. 4 Werktagen nach der Anzeige unverändert zu lassen, bzw. für ihren Schutz ist Sorge zu tragen.

10. BELANGE DER LANDWIRTSCHAFT

Eine Fortsetzung der landwirtschaftlichen Nutzung ist im Plangebiet eigentümerseitig nicht mehr vorgesehen. Die Hergabe der Flächen beruht auf Freiwilligkeit.

Im Rahmen der vorliegenden Bauleitplanung wird nur soviel landwirtschaftliche Fläche in Anspruch genommen wie für die Realisierung die geplante Neubebauung erforderlich ist. Dementspre- chend ist die Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen auf das notwendige Minimum be- schränkt worden. Darüber hinaus werden durch die vorliegende Planung keine Böden mit hoher oder sehr hoher Bodenfruchtbarkeit (NIBIS-Kartenserver, LBEG 2019) betroffen, so dass planungs- bedingt nicht mit Beeinträchtigungen agrastruktureller Belange zu rechnen ist.

Bezüglich der in § 1a Abs. 2 Satz 1 und 2 BauGB genannten Belange (Bodenschutzklausel und der Umwidmungssperrklausel) wird auf Kapitel 2 "Planungsrechtliche Rahmenbedingungen" der Begründung verwiesen.

Das Plangebiet liegt am Rand eines im Regionalen Raumordnungsprogrammes dargestellten Vorbehaltsgebietes Landwirtschaft. Da das Plangebiet aufgrund der konkretisierenden Festset- zungen des Bebauungsplanes eine eindeutig definierte, räumlich begrenzte Ausdehnung hat und somit von den planungsbedingten Veränderungen nur ein räumlich begrenzter Bereich betroffen wird, ist eine Beeinträchtigung der Belange der Landwirtschaft, auch angesichts der Großflächigkeit des Vorbehaltsgebietes, nicht zu erwarten.

Die Samtgemeinde Börde Lamstedt und die Gemeinde Armstorf haben sich im Rahmen der vorliegenden Bauleitplanung zudem eingehend mit einem möglichen Konfliktpotenzial, das sich aus den in räumlicher Nähe des Plangebietes liegenden landwirtschaftlichen Betrieben mit Tierhaltung ergeben könnte, auseinandergesetzt. Für die Planung ist daher ein Geruchsimmissi- onsgutachten durch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fb. 3.12.2 Immissionsschutz und Standortentwicklung, Bremervörde 06.2019, erstellt worden, um eine immissionsschutzrech- tliche Beurteilung der zu erwartenden Geruchsimmissionssituation vorzunehmen. Diesbezüglich

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wird auf Kap. 6 "Immissionen" sowie das im Anhang beigefügte Geruchsimmissionsgutachten verwiesen.

Im südöstlichen Bereich des Plangebietes befinden sich fünf landwirtschaftliche Betriebe mit Rinderhaltung, Jungviehaufzucht und Bullenmast. Weitere Tierhaltungen sind in einem Radius von 600 m nicht vorhanden.

Die geplante Baugebietsfläche ist laut Festsetzung als allgemeines Wohngebiet (WA) konzipiert, wobei die Umsetzung in zwei Bauabschnitten erfolgt. Es ist demnach für das Baugebiet „Auf dem Kampen“ ein zulässiger Immissionswert von 10% der Jahresstunden anzuwenden. Unter Berück- sichtigung der genannten landwirtschaftlichen Betriebe werden die zulässigen immissionswerte von 10% für Wohngebiete im ersten Bauabschnitt eingehalten. Es ist daher aus immissions- rechtlicher Sicht nicht zu erwarten, dass durch die verursachten Geruchsimmissionen an Wohn- häusern im Bebauungsplan Nr. 72 „Auf dem Kampen" schädliche Umwelteinwirkungen durch Geruchsimmissionen hervorgerufen werden.

Entsprechend den Ergebnissen des Geruchsimmissionsgutachtens sowie der Entwicklungsmög- lichkeiten landwirtschaftlicher Betriebe erfolgt eine Gliederung des geplanten allgemeinen Wohn- gebietes in die Teilbereiche WA 1 und WA 2. Für das WA 2 wird gemäß § 9 Abs. 2 BauGB be- stimmt, dass ist eine Wohnbebauung erst zulässig, wenn nachgewiesen wird, dass der Bereich gemäß der geltenden Geruchsimmissions-Richtlinie (GIRL) nicht unzumutbar mit Geruchsimmissio- nen belastet wird.

Aufgrund der getroffenen Festsetzungen ist somit davon auszugehen, dass es im Bereich der Neubebauung zu keinen Überschreitungen des für allgemeine Wohngebiete geltenden Grenzwer- tes in Höhe von 10% der Jahresstunden Wahrnehmungshäufigkeit kommen wird und gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse gewahrt werden. Zugleich ist planungsbedingt keine Behinderung der Betriebsausübung und -entwicklung der ortsansässigen landwirtschaftlichen Betriebe zu erwar- ten.

Es wird jedoch vorsorglich darauf hingewiesen, dass mögliche und für den ländlich geprägten Bereich von Armstorf typische landwirtschaftliche Immissionen, ausgehend von der ordnungsge- mäßen der landwirtschaftlichen Nutzflächen in der Umgebung und der Nutzung der Erschlie- ßungsanlagen durch landwirtschaftliche Fahrzeuge, auch innerhalb des geplanten allgemeinen Wohngebietes zu tolerieren sind.

Die Erschließung der angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen ist auch weiterhin unein- geschränkt über die öffentlichen Straßen sowie die Wirtschaftswege gewährleistet.

11. WALDBELANGE

Im RROP 2012/ 2017 ist östlich der Horner Straße eine Vorbehaltsfläche Wald dargestellt. Das Plan- gebiet selbst liegt ferner innerhalb eines Vorbehaltsgebietes Landwirtschaft.

In der beschreibenden Darstellung des RROP wird unter Ziffer 3.2.1.2 Nr. 05 dargelegt, dass Wald sowie sämtliche Waldränder einschl. einer Übergangszone grundsätzlich von Bebauung freizuhal- ten sind. Mit Bebauungen oder sonstigen störenden Nutzungen sowie bei der Bauleitplanung ist ein Abstand von 100 m zum Waldrand einzuhalten. In der Erläuterung des RROP wird hierzu ausge- führt, dass es in Niedersachsen keine gesetzliche Forderung für einen Abstand zwischen Wald und Bebauung gibt. Mit der Festlegung eines Mindestabstandes von 100 m im RROP soll daher ein Hinweis an die planende Gemeinde verbunden sein, sich damit in der Bauleitplanung näher aus- einanderzusetzen.

Im Rahmen der vorliegenden Planung haben sich die Gemeinde und die Samtgemeinde daher wie folgt mit den Waldbelangen auseinandergesetzt:

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Die östlich des Plangebietes liegende Waldfläche stellt sich als Mischwaldbestand dar. Durch die Horner Straße und die vorhandene Wohnbebauung an der Hauptstraße bzw. der Horner Straße grenzen Siedlungsstrukturen unmittelbar an den Waldbestand an, so dass hier der Waldabstand von 100 m planerisch nicht mehr eingehalten wird und auch eine natürliche Waldentwicklung in westliche und südliche Richtung nicht mehr zu erwarten ist.

Die im Plangebiet vorgesehene Wohnbebauung hält zur Waldfläche einen Abstand von mind. 50,00 m bis von rd. 81,00 m ein, so dass negative Auswirkungen auf die Waldfunktionen und die Waldökologie (z. B. Lebensraumfunktion, Klimaschutzfunktion, Erholungsfunktion, Biodiversität) nicht zu erwarten sind. Die durchgängig mit Gehölzen zu bepflanzenden Flächen für das Anpflanzen von Bäumen und Sträuchern am Rand des Baugebietes sowie die auf der Westseite der Horner Straße vorhandene, dichte Baumreihe tragen dabei zur Vermeidung von potenziellen Beeinträch- tigungen des Waldes wesentlich bei. Negative Auswirkungen auf die Waldbewirtschaftung sind durch die hier in Rede stehende Planung nicht zu erwarten, da kein unmittelbares Heranrücken des Wohngebietes an den Wald erfolgt und die Erschließung sowie die Nutzung der Waldfläche auch nach Realisierung der Planung möglich ist.

Unter Berücksichtigung der Lage außerhalb der Hauptwindrichtung sowie der Wuchshöhe der Bäume reichen die Abstandsflächen zwischen Wohngebiet und Wald auch zum Schutz vor poten- ziellen Windwurf- und Brandgefahren aus, zumal die Neubebauung keinen größeren Gefahren ausgesetzt sein wird als die unmittelbar am Waldrand existierenden Wohngebäude. Negative Auswirkungen auf das Landschafts- und Ortsbild werden sowohl durch die getroffenen städtebau- lichen Festsetzungen zu den Maßen baulicher Nutzung, zur Bauweise, zur Gebäudehöhe und zur Geschossigkeit als auch durch die geplanten Maßnahmen zur Erhaltung von Gehölzstrukturen, zur Eingrünung bzw. landschaftlichen Einbindung der Bauflächen vermieden.

Die vorstehenden Ausführungen verdeutlichen, dass sich die Gemeinde Armstorf/ die Samtge- meinde Börde Lamstedt sachgerecht mit den Waldbelangen und der Gefahrenabwehr ausei- nandergesetzt hat und der öffentlichen Sicherheit und Ordnung hinreichend Rechnung trägt.

12. ALTABLAGERUNG UND ALTSTANDORTE

Der Samtgemeinde Börde Lamstedt und der Gemeinde Armstorf sind für den Bereich des Plan- gebietes keine Altablagerungen und Altstandorte bekannt. Sollten bei Bau- und Erschließung- smaßnahmen Hinweise auf schädliche Bodenveränderungen im Sinne des Bundes-Bodenschutz- gesetzes (BBodSchG) gefunden werden, ist unverzüglich der Landkreis Cuxhaven als untere Bo- denschutzbehörde zu informieren.

13. VER- UND ENTSORGUNG

Energieversorgung Die Energieversorgung des Plangebietes wird über den Anschluss an das Strom- und Gasnetz si- cherstellt. Zur Versorgung des Wohngebietes werden im Bereich der öffentlichen Verkehrsflächen entsprechende Strom- und Gasleitungen verlegt. Träger der Energieversorgung ist die EWE Netz GmbH.

Im Bereich des Plangebietes können sich Versorgungsleitungen (Strom, Gas, Telekommunikation) der EWE Netz GmbH befinden. Die Lage der Versorgungsleitungen ist den Bestandsplänen des zuständigen Versorgungsunternehmens zu entnehmen und vor Durchführung von Baumaßnah- men vor Ort zu erkunden.

Im Rahmen von Baumaßnahmen ist sicherzustellen, dass vorhandene Versorgungsleitungen (Strom, Gas, Telekommunikation) nicht beeinträchtigt oder beschädigt werden. In diesem Zu- sammenhang wird darauf hingewiesen, dass die für die Versorgung des Baugebietes notwendi- gen Versorgungsleitungen unter Berücksichtigung der maßgeblichen technischen Vorschriften

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bzw. Regelwerke und in Abstimmung mit dem Versorgungsträger zu errichten sind. Grundlage für die Leitungstrasse ist die DIN 1998 „Unterbringung von Leitungen und Anlagen in öffentlichen Flä- chen“. Die Leitungstrasse ist so zu planen, dass die geforderten Mindestabstände gemäß den VDE- und DVGW-Regelwerke- eingehalten werden.

Darüber hinaus sind Oberflächenbefestigungen im Bereich von Versorgungsleitungen so zu planen und auszuführen, dass die Herstellung von Hausanschlüssen, Störungsbeseitigungen, Rohrnetzkon- trollen usw. problemlos möglich sind. Eine eventuelle Bepflanzung darf nur mit flachwurzelnden Gehölzen ausgeführt werden, um eine Beschädigung der Versorgungsleitungen auszuschließen.

Telekommunikation Die fernmeldetechnische Versorgung des Planbereiches wird über die Deutsche Telekom AG und die EWE Netz GmbH sichergestellt.

Zur Versorgung des Plangebietes mit Telekommunikationsinfrastruktur ist die Verlegung neuer Telekommunikationsleitungen erforderlich.

Im Bereich des Plangebietes können sich Telekommunikationsleitungen befinden, deren Lage den Bestandsplänen der zuständigen Versorgungsunternehmen zu entnehmen ist. Im Rahmen von Baumaßnahmen ist daher sicherzustellen, dass ggf. vorhandene Telekommunikationslei- tungen nicht beeinträchtigt oder beschädigt werden. Die Kabelschutzanweisungen der Versor- gungsunternehmen sind zu beachten.

Bei privaten Baumaßnahmen sind für die Ergänzung oder Änderung von Telekommunikationslei- tungen auf den privaten Grundstücken entsprechende Anträge an der Versorgungsträger oder Anbieter zu stellen.

Trinkwasserversorgung Die Trinkwasserversorgung wird durch den Anschluss des Plangebietes an das vorhandene Trink- wasserleitungsnetzes gewährleistet. Im Bereich des Wohngebietes erfolgt ein entsprechender Ausbau der Wasserversorgungsleitungen. Träger der Trinkwasserversorgung ist der Wasserver- band .

Löschwasserversorgung Für das allgemeine Wohngebiet ist auf der Grundlage des Arbeitsblattes W 405 des DVGW eine Mindestversorgung mit Löschwasser von 800 ltr/Min. über einen Zeitraum von 2 Stunden ausrei- chend. Da in einem Umkreis von 300 m keine Löschwasserentnahmestellen vorhanden sind, wer- den zur Gewährleistung einer ausreichenden Löschwasserversorgung Unterflurhydranten mit einer entsprechenden Entnahmekapazität im Plangebiet installiert. Die genauen Standorte sowie die Entnahmekapazitäten werden mit der Freiwilligen Feuerwehr abgestimmt.

Oberflächenwasserbewirtschaftung Für die Planung ist ein Bodengutachten durch das Fachbüro Dr. Jens-Peter Jacobsen, Bad Beder- kesa 04.2019 erstellt worden, um die Versickerungsfähigkeit der anstehenden Böden zu prüfen. Es wurden im Plangebiet vier Bohrsondierungen bis 3,00 m unter der Geländeoberfläche durchge- führt.

Das Bodengutachten (s. Anhang der Begründung) kommt zu dem wesentlichen Ergebnis, dass die im Plangebiet angetroffenen Bodenarten kf-Werte von 10-4 bis 10-6 m/s aufweisen. Staunässe ist lediglich im Bereich der Bohrsondierung 1 angetroffen worden. Der Grundwasserspiegel selbst ist bei den Bohrungen nicht angetroffen worden. Er liegt laut den Daten des LBEG tiefer als 6,00 m unter der Geländeoberfläche. Die Versickerungsfähigkeit nach dem DWA-Regelwerk Arbeitsblatt DWA-A 138 ist gegeben, da die kf-Werte 1 x 10-6 m/s betragen.

Da aufgrund der im Plangebiet anstehenden versickerungsfähigen Böden sowie des Grundwasser- flurabstandes die Vorgaben der Abwassertechnischen Vereinigung DWA- A 138 zur Versickerung von Niederschlagswasser erfüllt werden, soll das auf den privaten Baugrundstücken anfallende

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nicht schädlich verunreinigte Oberflächenwasser über geeignete, auf den privaten Grundstücks- flächen anzulegende Sickeranlagen (z. B. Mulden, Rigolen) versickert werden. Sickeranlagen sollen dabei gemäß dem Regelwerk der Abwassertechnischen Vereinigung DWA-A138 bemessen und gestaltet werden.

Das im Bereich der öffentlichen Straßenverkehrsflächen anfallende Oberflächenwasser wird einem im Süden des Plangebietes vorgesehen rd. 508 m² großen Regenrückhaltebecken zugeführt und dort versickert. Bei Bedarf kann das Regenrückhaltebecken mit einem Notüberlauf ausgestattet und mit dem im Norden der Straße "Auf dem Kampen" vorhandenen Entwässerungsgraben ver- bunden werden. Das Regenrückhaltebecken ist als Fläche für die Wasserwirtschaft festgesetzt.

Die Versickerung von Niederschlagswasser auf Wohngrundstücken ist gem. § 86 Abs. 1 Nieder- sächsischem Wassergesetz (NWG) erlaubnisfrei. Die gezielte Ableitung des im öffentlichen Straßen- raum anfallenden Oberflächenwassers in das Grundwasser bedarf jedoch der wasserbehördli- chen Genehmigung nach § 8 Wasserhaushaltsgesetz (WHG).

Die erforderlichen Anträge auf Einleitungserlaubnisse sind mit der Unteren Wasserbehörde des Landkreises abzustimmen und dort zu stellen.

Abfallentsorgung Die Abfallentsorgung fällt in den Zuständigkeitsbereich des Landkreises Cuxhaven und wird durch diesen bzw. dessen Auftragnehmern sichergestellt.

14. BODENORDNUNG

Bodenordnerische Maßnahmen sind zur Realisierung dieses Bebauungsplanes nicht erforderlich.

15. VERFAHREN

Der Samtgemeindeausschuss der Samtgemeinde Börde Lamstedt hat in seiner Sitzung am 17.06.2019 den Aufstellungsbeschluss gem. § 2 Abs. 1 BauGB für Bebauungsplanes Nr. 72 "Auf dem Kampen", Armstorf gefasst.

Für den Bebauungsplan Nr. 72 "Auf dem Kampen", Armstorf ist die öffentliche Auslegung gemäß § 3 Abs. 2 BauGB in der Zeit vom …………….. bis ………………… durchgeführt worden. Die Träger öffentlicher Belange sind gem. § 4 Abs. 2 BauGB beteiligt worden.

Der Rat der Samtgemeinde Börde Lamstedt hat den Bebauungsplan Nr. 72 "Auf dem Kampen", Armstorf nach Prüfung der Stellungnahmen in seiner Sitzung am ………………….. als Satzung be- schlossen.

Lamstedt, den ......

……...... Samtgemeindebürgermeister

erarbeitet durch:

Hechthausen, den ………………

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16. ANHANG

Planzeichnung des Bebauungsplanes Nr. 72 „Auf dem Kampen“ (Auszug) Planzeichenerklärung Textliche Festsetzungen, Hinweise und Nachrichtliche Übernahmen Anpassung des Flächennutzungsplanes 1980 der Samtgemeinde Börde Lamstedt im Wege der Berichtigung nach § 13 A Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 BauGB

Immissionsgutachten zur Einwirkung von Geruchsimmissionen aus landwirtschaftlichen Be- trieben In Armstorf, Samtgemeinde Börde Lamstedt auf Flächen des Bebauungsplanes Nr. 72 "Auf dem Kampen" - Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bremervörde 06.2019 Bodengutachten - Dr. Jens-Peter Jacobsen, Bad Bederkesa 04.2019 Potentialabschätzung für Fledermäuse und Avifauna sowie Artenschutzrechtliche Betrach- tung für den Bereich des B-Planes Nr. 72 „Auf dem Kampen“ Armstorf, Samtgemeinde Bör- de Lamstedt -Dipl. Biol. Dr. Dieter von Bargen, Bremen 2019

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