Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Wildschutzgebiet Kranichstein Teil 1: Zoologische Untersuchungen eines Waldlebensraumes zwischen 1986 und 2003 Wildschutzgebiet Kranichstein • Teil 1 Wildschutzgebiet Kranichstein • Teil

Lebensraumgutachten Wildschutzgebiet Kranichstein

Teil 1: Zoologische Untersuchungen eines Waldlebensraumes zwischen 1986 und 2003

Gerd Rausch & Michael Petrak

Mitteilungen der Hessischen Landesforstverwaltung, Band 44/I 2

Impressum

Herausgeber

Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Mainzer Straße 80 65189

Mitteilungen der Hessischen Landesforstverwaltung

Band 44: Lebensraumgutachten Wildschutzgebiet Kranichstein Teil 1: Zoologische Untersuchungen eines Waldlebensraumes zwischen 1986 und 2003

Gefördert aus Mitteln der Jagdabgabe des Landes Hessen

Verfasser Dr. Gerd Rausch bio-plan Potsdamer Str. 30 64372 Ober-Ramstadt

Dr. Michael Petrak Landesbetrieb Wald und Holz NRW Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung Pützchens Chaussee 228 53229 Bonn

Bildnachweis I. Hoffmann: S. 12, 17, 24, 25, 27 (oben), 46, 65, 66, 79, 88, 89 (2), 95, 97, 104, 106; M. König: Umschlag (Fledermaus, Heuschrecke und Libelle), S. 21, 26, 27 (unten), 28 (oben), 29, 75, 80, 82, 83 (2), 84, 85, 99, 108, 109, 110, 112, 115, 120 (2), 125, 126, 127, 128, 130, 132, 134; H. Kretschmer: S. 33, 34, 35, 54, 59; G. Rausch: Umschlag (Hirschkäfer, Schwebfliege, Teich), S. 13, 18, 28 (unten), 41, 43, 47 (2), 48, 54, 57, 60, 61, 68, 71, 72, 78, 87, 121, 136, 141, 142, 145, 146 (2)

Layout, Satz und Umschlaggestaltung Rudolf Horn, Linden

Zitiervorschlag Rausch, G. & Petrak, M. (2011): Lebensraumgutachten Wildschutzgebiet Kranichstein, Teil 1: Zoologische Untersuchungen eines Waldlebensraumes zwischen 1986 und 2003. Mitteilungen der Hessischen Landesforstverwaltung 44/I: 1-160.

Wiesbaden, Mai 2011

ISBN 978-3-89274-276-0 3

Inhaltsverzeichnis

Vorwort ...... 5

Zum Geleit ...... 7

1 Einleitung ...... 9

1.1 Das Wildschutzgebiet Kranichstein ...... 10 1.1.1 Lage ...... 10 1.1.2 Teil eines FFH-Gebietes ...... 11 1.1.3 Das Untersuchungsgebiet ...... 11

2 Ergebnisse der faunistischen Untersuchungen ...... 12

2.1 Schnecken und Muscheln (: , Bivalvia) ...... 12 2.1.1 Allgemeines ...... 12 2.1.2 Methoden ...... 13 2.1.3 Gesamtartenspektrum ...... 13 2.1.4 Bemerkenswerte Weichtierarten ...... 16 2.1.4.1 Süßwasserschnecken ...... 16 2.1.4.2 Landschnecken ...... 17 2.1.4.3 Muscheln ...... 20 2.2 Libellen (Odonata) ...... 21 2.2.1 Allgemeines ...... 21 2.2.2 Methoden ...... 22 2.2.3 Gesamtartenspektrum ...... 22 2.2.4 Bemerkenswerte Libellenarten ...... 23 2.3 Heuschrecken (Orthoptera: Saltatoria) ...... 28 2.3.1 Allgemeines ...... 28 2.3.2 Methoden ...... 29 2.3.3 Gesamtartenspektrum ...... 29 2.3.4 Bemerkenswerte Heuschreckenarten ...... 31 2.4 Laufkäfer (Coleoptera: Carabidae) ...... 36 2.4.1 Allgemeines ...... 36 2.4.2 Methoden ...... 36 2.4.3 Gesamtartenspektrum ...... 36 2.4.4 Bemerkenswerte Laufkäferarten ...... 39 2.4.5 Sonstige bemerkenswerte Käferarten ...... 46 2.5 Schwebfliegen (Diptera: Syrphidae) ...... 48 2.5.1 Allgemeines ...... 48 2.5.2 Methoden ...... 48 2.5.3 Gesamtartenspektrum ...... 49 2.5.4 Bemerkenswerte Schwebfliegenarten ...... 51 2.6 Tagfalter und Widderchen (Lepidoptera: Rhopalocera, Zygaenidae) ...... 61 2.6.1 Allgemeines ...... 61 2.6.2 Methoden ...... 62 2.6.3 Gesamtartenspektrum ...... 62 2.6.4 Bemerkenswerte Schmetterlingsarten ...... 64 2.6.4.1 Tagfalter ...... 65 2.6.4.2 Widderchen ...... 74 4

2.7 Lurche (Amphibia) ...... 76 2.7.1 Allgemeines ...... 76 2.7.2 Methoden ...... 76 2.7.3 Gesamtartenspektrum ...... 77 2.7.4 Bemerkenswerte Amphibien ...... 78 2.8 Kriechtiere (Reptilia) ...... 85 2.8.1 Allgemeines ...... 85 2.8.2 Methoden ...... 86 2.8.3 Gesamtartenspektrum ...... 86 2.8.4 Bemerkenswerte Reptilien ...... 87 2.9 Vögel (Aves) ...... 90 2.9.1 Allgemeines ...... 90 2.9.2 Methoden ...... 90 2.9.3 Gesamtartenspektrum ...... 91 2.9.4 Bemerkenswerte Vogelarten ...... 94 2.9.5 Vertiefende Untersuchungen der Avifauna ...... 95 2.9.5.1 Greife ...... 95 2.9.5.2 Falken ...... 98 2.9.5.3 Eulen ...... 99 2.9.5.4 Spechte ...... 102 2.9.6 Weitere bemerkenswerte Brutvogelarten ...... 108 2.9.6.1 Singvögel (Passeres) ...... 108 2.9.6.2 Nichtsingvögel (Nonpasseriformes) ...... 114 2.9.7 Bemerkenswerte Nahrungsgäste, Wintergäste und Durchzügler ...... 116 2.10 Fledermäuse (Mammalia: Chiroptera) ...... 121 2.10.1 Allgemeines ...... 121 2.10.2 Methoden ...... 122 2.10.3 Gesamtartenspektrum ...... 123 2.10.4 Bemerkenswerte Fledermausarten ...... 124

3 Bewertung der Befunde ...... 135

4 Pflege- und Entwicklungsziele ...... 140 4.1 Waldentwicklung und -pflege ...... 140 4.2 Wiesenpflege ...... 143 4.3 Gewässerpflege und -neuanlage ...... 145

5 Empfehlungen für die Jagd ...... 148

6 Literatur ...... 149

7 Dank ...... 155

8 Artenregister ...... 156 5

Vorwort

Kranichstein, ein Stadtteil im Norden Darmstadts, ist weit über die Grenzen unseres schönen Bundeslandes hinaus bekannt. Maßgeblich trägt dazu bei, dass sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem dynamischen Ballungsraum über Jahrhunderte hinweg ein Kleinod von besonderer Schönheit und Bedeutung entwickelt und erhalten hat. Das barocke Jagdschloss Kranichstein mit dem dazugehörenden Zeughaus und der sie umgebenden Parklandschaft bilden ein herausragendes Ensemble von europaweiter kultur-, jagd-und forst historischer Wichtig- keit. Auf Landgraf Georg I. von Hessen- (1567–1596) sind jedoch nicht nur die heute märchenhaft anmutenden Gebäude zurückzuführen, sondern auch die Grundsteine des „Wildschutzgebietes Kranichstein“. Georg I. richtet den ersten Wildpark neben seinem Jagd- schloss ein, welcher sich über die Jahrhunderte hinweg auf der Fläche ausdehnte und bis in jüngste Vergangen- heit hinein existierte. Den Nachkriegswirren von 1945 fiel er jedoch zum Opfer, sodass seit dem Jahr 1955 auf worden. Die Jägerinnen und Jäger des Landes Hessen, dieser Fläche das heutige „Wildschutzgebiet Kranich- die Kraft Gesetzes verpflichtet sind, neben den Gebüh- stein“ entstand. ren für ihren Jagdschein auch eine Jagdabgabe zur För- Aufgrund seiner jahrhundertelangen Unterschutz- derung des Jagdwesens zu entrichten, haben damit einen stellung bietet das Wildschutzgebiet Kranichstein beste wichtigen Beitrag zur Erforschung des Lebensraumes Voraussetzungen für die zoologische und vegetations- und für die Entwicklung des Wildschutzgebietes geleistet. kundliche Forschung. Mit den langjährigen „inventur- Auch ihnen gilt an dieser Stelle mein ganz besonderer ähnlichen“ Untersuchungen seit Mitte der 80er Jahre des Dank. vergangenen Jahrhunderts, unter Federführung der For- Die Stiftung Hessischer Jägerhof als Eigentümerin des schungsstelle für Jagdkunde und Wildschaden verhütung Jagdschlosses sowie die Oberste Forst- und Jagdbehörde Nordrhein-Westfalens, wurden für das Wildschutzgebiet meines Hauses verfolgen die Veröffentlichung und Ver- Kranichstein entscheidende Grundlagen für zukünftige mittlung von Informationen und Forschungsergebnissen Forschungsprojekte gelegt. für die interessierte Öffentlichkeit als eines ihrer wichti- Die hierbei ermittelten, umfangreichen Ergebnisse gen Anliegen. liegen nun in Form zweier Bände zusammengefasst vor. Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, sowie allen In Band 1 sind die Erkenntnisse aus den zoologischen Besuchern des Wildschutzgebietes Kranichstein, des Untersuchungen des Waldlebensraumes im Wildschutz- Jagdschlosses und des Museums Bioversum mit seinen gebiet Kranichstein zwischen 1986 und 2003 dargestellt. vielfältigen Angeboten wünsche ich viel Freude, Erho- Band 2 gibt die wildbiologisch-vegetationskundlichen lung und Anreize für vertiefende Betrachtungen im Ergebnisse in diesem Zeitraum anschaulich wieder. Die Wildschutzgebiet Kranichstein. enge Verflechtung von Jagd, Forstwirtschaft, Natur- und Artenschutz in diesem über Jahrhunderte gewachse- Ihre nen Lebensraum wird als aktuelle Zustandserfassung dokumentiert. Dabei wird auf den gesamtökologischen Nutzen des Wildschutzgebietes besonders hingewiesen. Die bereits erreichten Entwicklungsziele und die noch wünschenswerten Verbesserungen des Lebensraums wer- den ausführlich beschrieben. Den Autoren des Werkes Lucia Puttrich gebührt Dank und Anerkennung. Hessische Ministerin für Umwelt, Energie, Die Untersuchungen einschließlich dieser Veröffent- Landwirtschaft und Verbraucherschutz lichung sind aus den Mitteln der Jagdabgabe gefördert

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Zum Geleit

Das „Wildgatter Kranichstein“ existiert in seinen jet- der Straße von Darmstadt nach Dieburg herrschaftliche zigen Grenzen seit 1955 und wurde 1963 zum Wild- Jagd (Staatswald). Das Gebiet südlich der Straße fiel an schutzgebiet erklärt. Die Einflüsse des Menschen im die Stadt. Der verbliebene Messeler Park wurde 1855 Wildschutzgebiet haben vor dem Hintergrund der durch die Bahnlinie Aschaffenburg – Darmstadt noch naturräumlichen Situation für Hessen und auch darüber einmal geteilt. Der nördliche Teil, das Kleeneck, wurde hinaus eine Vielfalt sowohl an naturnahen als auch von als Hirschpark, der südliche als Saupark genutzt. Mensch und Tier geprägten Lebensräumen entstehen Das Ende des Zweiten Weltkrieges war auch das lassen, welche die besondere Schutzwürdigkeit des Ende der alten Wildparktradition. Der aktuelle Wildpark Gebietes begründen und vor Augen führen, dass eine wurde als Wildschutzgebiet Kranichstein im Jahr 1955 nachhaltige Nutzung, die dieser Vielfalt Rechnung trägt, in seinen heutigen Grenzen rechtlich begründet. 1955 gleichzeitig die Erhaltung dieser einzigartigen Kultur- errichtete die hessische Forstverwaltung wieder ein Gat- und Naturlandschaft gewährleistet. 1991 wurde auf der ter von 513 ha, um die alte Wildparktradition wenigstens Grundlage entsprechender Detailuntersuchungen ein in einem Relikt zu erhalten. 1963 wurde dieses Wildgat- Gesamtgutachten Modellprojekt „Lebensraumgutach- ter Kranichstein zum Wildschutzgebiet erklärt. Folgende ten Wildschutzgebiet Kranichstein“ vorgeschlagen, das Zielsetzungen werden im Wildschutzgebiet verfolgt: die spezifischen Möglichkeiten der Forschung im Wild- schutzgebiet Kranichstein mit einem Entwicklungs-, x Wildhege und Wildforschung im Verdichtungsraum; Nutzungs- und Schutzkonzept verknüpft. Der historische x Landschaft- und Biotopschutz durch Pflege der Rahmen ist Grundlage auch zum Verständnis der aktuel- die Landschaft prägenden Wiesen, Alleen und len Situation. alten Baumsolitäre und Anbau alter Obstarten auf Die Tradition des Wildschutzgebietes Kranichstein geeigneten Standorten; reicht in die höfische Zeit der Jagd zurück. Der erste x Forschungsgebiet für den allgemeinen Artenschutz; Landgraf von Hessen-Darmstadt, Georg der I. (Regie- x Fortentwicklung der historisch gewachsenen rungszeit 1567 bis 1596) baute das Jagdschloss Kranich- Laubwaldstrukturen und Pflege der Wald- und stein, legte mehrere Teiche an und richtete den ersten Flurdenkmale; Wildpark ein – den „Alten Hegwald“, der knapp 100 ha x Erholungsraum für die Bevölkerung; umfasste. In dieses Gatter wurde Wild eingesetzt. Der x Information der Bevölkerung unter Einbeziehung der Nachfolger von Georg I., Ludwig V., vergrößerte den jagdhistorischen Sammlungen und Wildpark um das Mehrfache. Der ursprüngliche Zaun x Ausstellungen im Jagdschloss Kranichstein über wurde an gefährdeten Stellen durch Mauern ersetzt, Ziele, Besonderheiten und natürliche Gegebenheiten damit der rapide angestiegene Wildbestand die angren- des Wildschutzgebietes. zenden Fluren nicht verwüsten konnte. Es folgte der Dreißigjährige Krieg, in dem der Wildbestand für die Die Notwendigkeit zur Entwicklung einer integrierten Fleischversorgung genutzt wurde und der Zaun als Konzeption für das Wildschutzgebiet, die sowohl für Brennholz diente.Der Wildpark wurde zerstört. Doch die Planung als auch die Forschung Gesichtspunkte der bereits 1649 begann die Landgräfin Sophie Eleonore, Kulturgeschichte und Naturschutz-Begleitforschung Gemahlin des Landgrafen Georg II., den dritten Wild- von Vegetation, Flora und Fauna einschließlich des park aufzubauen, den Hainheim. Eleonore ließ nach Wildes berücksichtigt, wurde in den 80er Jahren immer Georgs Tod den gesamten Park mit einer Mauer umge- deutlicher. Jeder Planung muss eine wissenschaftliche ben. Bestandsaufnahme vorausgehen. Damit werden die Gegen Ende des 17. Jahrhunderts brachte Landgraf aktuellen Verhältnisse dokumentiert und Voraussetzun- Ernst Ludwig die Parforcejagd nach Kranichstein. Der gen für eine mittel- und langfristige Erfolgskontrolle Darmstadt abgewandte Teil der Mauer wurde abgetra- geschaffen. gen und durch einen Zaun ersetzt. Nach französischem Das Lebensraumgutachten umfasst langfristige Unter- Vorbild wurde ein System von Schneisen angelegt, das suchungen, die die Wechselbeziehungen zwischen Wild zum Teil konzentrisch zusammenlief und heute noch und Vegetation, Naturschutz-Begleitforschung, Vege- den Wald um Kranichstein prägt. Ludwig IX. verklei- tationsstudien, Erhebungen zu den Indikatorarten und nerte den Park stark und gab das außerhalb stehende gezielte Untersuchungen zur Wildbiologie berücksichti- Wild zum Abschuss frei. Dieser Park bestand bis 1848. gen. Die einzelnen Themen stehen in enger Beziehung Die Revolution brachte die Bindung des Jagdrechtes an zueinander. Wesentliche Elemente der Untersuchungen Grund und Boden. Dadurch blieb nur der Teil nördlich sowohl zur grundlegenden Analyse als auch begleitenden 8

Forschung der praktischen Maßnahmen sind die Vege- Die faunistischen Erhebungen im Wildschutz gebiet tationsuntersuchungen, gezielte wildbiologische Studien Kranichstein konzentrieren sich auf Tiergruppen (Ord- und Erhebungen zu den Indikatorarten aus der Fauna. nungen) mit hohem ökologischen Zeigerwert. Die Die vorliegende Publikation enthält den faunistischen Zielgruppen sind wichtige Indikatoren, sowohl um das Teil des Modellprojektes „Lebensraumgutachten Wild- Gebiet in seinem ökologischen Zustand zuverlässig zu schutzgebiet Kranichstein“, das vom Hessischen Minis- beurteilen als auch daraus die entsprechenden Pflege- terium für Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz 1989 maßnahmen zur Erhaltung oder Verbesserung der in Auftrag gegeben wurde. Zum Gelingen des Gesamt- habitatbedrohter Tierarten abzuleiten. Das faunistische gutachtens hat wesentlich beigetragen, dass neben der Gutachten bietet damit auch eine Referenz zu den aus langjährig guten Zusammenarbeit mit dem Hessischen vegetationskundlicher Sicht angebrachten Pflegemaß- Forstamt Darmstadt, insbesondere seinem früheren Lei- nahmen, die so modifiziert werden müssen, dass sie mit ter Herrn FD Prof. Dr. Arnulf Rosenstock und seinem den Lebensansprüchen auch der Tiere vereinbar sind. Nachfolger im Amt, Herrn Forstdirektor Hartmut Mül- Besonderer Dank gilt dem Büro bio-plan, Dr. Gerd ler, den zuständigen Revierleitern FAM Ehrhardt und Rausch, vor allem auch dafür, dass weitere Unter- später FAFR Stambke, die Begleitung für das Gebiet suchungen auch nach dem Abschluss des eigentlichen auch zur Konstanz im Wissenschaftler-Team führte. Die faunistischen Gutachtens 1996 bis zum Jahre 2003 fort- Schwerpunkte bearbeiteten hier Dr. Wolfgang Goebel geführt wurden. (Vegetation), Dipl.-Biol. Olaf Simon (Wildbiologie) und Dr. Gerd Rausch (Indikatorarten). Dazu kommt die kon- Dr. Michael Petrak stante Förderung durch das Hessische Ministerium, im Leiter der Forschungsstelle für Laufe der Untersuchungszeit vertreten durch die Jagd- Jagdkunde und Wildschadenverhütung NRW referenten MR R. Kopp, FD C. Wilke und FD R. Börd- ner und LMR K. Apel sowie den Leiter der Abteilung Forsten und Naturschutz des Hessisches Ministeriums für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Herrn Min.-Dir. C. Wilke. 9

1 Einleitung

1989 wurde vom Hessischen Ministerium für Land- geschaffen werden können, war offensichtlich. Während wirtschaft, Forsten und Naturschutz das Modellprojekt die 1989 begonnenen floristisch-vegetationskundlichen „Lebensraumgutachten Wildschutzgebiet Kranichstein“ und wildbiologischen Arbeiten, die unzweifelhaft als mit dem Ziel in Auftrag gegeben, möglichst vollständige Schwerpunkt aller Untersuchungen im Wildschutzgebiet wildbiologische, faunistische und floristisch-vegetati- zu werten sind, bis Mitte 2001 abgeschlossen, ausgewer- onskundliche Daten im Wildschutzgebiet zu erheben, tet und ebenfalls in dieser Reihe veröffentlicht werden, um dort eine aus ökologischer Sicht optimale und lang- sind die faunistischen Arbeiten an verschiedenen Tier- fristige Entwicklungsplanung und nachhaltigen Arten- gruppen offiziell 1996 abgeschlossen worden. Allerdings schutz durchführen zu können. wurden bis zum Spätsommer 2000 unregelmäßig weitere „Artenschutz ist das wissenschaftlich fundierte Vor- Begehungen und faunistische Beobachtungen durchge- gehen gegen Arten- und Biotopverarmung. Vorrangiges führt sowie 2003 im Frühjahr die Mittelspecht-Reviere Anliegen ist der Schutz von im Bestand bedrohten und erneut ermittelt. Im Jahre 2001/02 wurde noch einmal gefährdeten Tier- und Pflanzenarten und deren Lebens- eine Grunddaten-Erfassung im Rahmen einer Gebiets- räume. Durch menschliche Einwirkungen bedingt stehen ausweisung nach der EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie bei uns 44.500 Arten der Natur im Kampf mit 300 Arten unter Berücksichtigung der Tiergruppen der Fledermäu- der landwirtschaftlichen und forstlichen Kultur. Die se, Amphibien, Tagfalter und bestimmter xylobionter besondere Wald- und Wiesenverteilung im Kranichstei- Käfer durchgeführt. Sämtliche Befunde werden nun alle ner Wald (Verhältnis 10 : 1) und die von Wirkstoffen und in diesem Band vorgestellt. Düngung lange Zeit unbeeinflusste Extensivbewirtschaf- Die faunistischen Untersuchungen im Wild schutz gebiet tung haben hier, durch die Standortvielfalt begünstigt, behandeln 12 ausgesuchte Tierordnungen bzw. Tierfamili- ein Tier- und Pflanzenspektrum heimisch werden lassen, en – Muscheln, Schnecken, Libellen, Heuschrecken, Lauf- wie es für den Naturraum ,Messeler Hügelland‘ einma- käfer, Schwebfliegen, Tagfalter, Widderchen, Amphibien, lig ist“ (Rosenstock: Infotafel im Wildschutzgebiet). Reptilien, Vögel, Fledermäuse –, deren Arten ökologisch Untersuchungen der Amphibien und Reptilien, insekten- gut erforscht sind und sich deshalb besonders als Indikato- kundliche Forschungen, Erfassungen der Vegetation, ren und Deskriptoren für den Zustand eines Ökosystems wissenschaftliche Dauerbeobachtungen, ornithologische eignen. Sicherlich hätte man noch weitere geeignete Tier- Projekte und bodenhydrologische Felduntersuchungen gruppen bearbeiten können, was zum einen den finan- sollen das Hege- und Wildforschungsprogramm ergän- ziellen Rahmen des Gesamtgutachtens gesprengt, zum zen. anderen aber keine zusätzlichen Angaben zur Entwick- Das Lebensraumgutachten setzt sich folglich aus drei lungs- und Pflegeplanung des Wildschutzgebietes erlaubt Teilen zusammen: dem wildbiologischen, dem floris- hätte. Die Auswahl speziell dieser bearbeiteten Tiergrup- tisch-vegetationskundlichen und dem in diesem Band pen stellt außerdem eine vertiefende und fortführende vorgestellten faunistischen Teil. Das Modellprojekt erhält Ergänzung zu den bereits vorliegenden zoologischen damit seine besondere Qualität zum einen durch den Erhebungen im Stadtgebiet Darmstadt einschließlich des integrativen Einsatz in der Analyse, der Bewertung und Wildschutzgebietes dar (Rausch 1985, 1987). Die Daten der Entwicklungskonzeption für das Wildschutzgebiet lassen Aussagen zur Bedeutung des Gebietes als Lebens- und zum anderen durch den interdisziplinären Ansatz in raum für die erfassten Arten vor dem Hintergrund ihrer der wissenschaftlichen Bearbeitung. Gefährdungssituation zu. Die Aufnahme der Indikatorar- Die Einflüsse des Menschen im Wildschutzgebiet ten erlaubt nicht nur eine zuverlässige Beurteilung des haben vor dem Hintergrund der naturräumlichen Situati- Gebietes in seinem jetzigen Zustand, sondern bietet dar- on für Hessen und auch darüber hinaus eine einzigartige über hinaus vielfältige Ansätze zur Ableitung definierter Vielfalt sowohl an naturnahen als auch anthropo- Pflegemaßnahmen zur Erhaltung bzw. Verbesserung der zoogen geprägten Lebensräumen entstehen lassen, die Habitate bedrohter Arten. es langfristig zu sichern und fortzuentwickeln gilt. Der Bereits vor und während der laufenden faunistischen, Handlungsbedarf zu einer Entwicklungsplanung ein- floristisch-vegetationskundlichen und wildbiologischen schließlich der wissenschaftlichen Begleitung wurde von Bestandsaufnahmen wurden Pflege- und Entwicklungs- den Verantwortlichen frühzeitig erkannt. Dass dieser konzepte für das Wildschutzgebiet erarbeitet und auch Entwicklungsplanung eine wissenschaftliche Bestands- umgesetzt. So wurden beispielsweise zur Verbesserung aufnahme vorausgehen musste, damit die gegenwärtigen der Amphibiensituation im Rahmen eines Schutzpro- Verhältnisse dokumentiert und somit wichtige Vorausset- grammes weitere Klein- und Stillgewässer angelegt, zur zungen für eine mittel- und langfristige Erfolgskontrolle Beruhigung des Wildes wurde das Wegenetz reduziert 10

und zur Optimierung der Pflege der Waldwiesen wurden dem Hessischen Jagdgesetz [24. 05. 1978] §20 sollen Mähtermine geändert. Ein Düngeverbot besteht seit Wildschutzgebiete den Zielen der Wildhege und Wild- 1985. Nach Abschluss und Auswertung aller Untersu- forschung dienen.) Das Waldgebiet liegt in der natur- chungen und Berücksichtigung möglichst vieler biologi- räumlichen Einheit Messeler Hügelland etwa 6 km scher Parameter steht am Ende ein vernünftiges, natur- nordöstlich von Darmstadt und hat eine Größe von verträgliches Pflege- und auch Nutzungskonzept für das 513,1 ha. Innerhalb des Wildgatters liegen 15 Wald- Wildschutzgebiet. Ebenso werden daraus Empfehlungen wiesen, die wiederum eine Gesamtfläche von 52 ha auf- für die Jagd resultieren, die insbesondere die sensiblen weisen. Bei den Waldwiesen handelt es sich um großteils Brutvogelarten des Gebietes berücksichtigen. Die Arten- ökologisch sehr wertvolle Frisch- und Feuchtwiesen, schutzprogramme im Wildschutzgebiet Kranichstein ver- die extensiv genutzt werden. Der Wald ist primär Laub- mitteln die Erkenntnis, dass Jagdwesen und Naturschutz wald mit der Stieleiche auf feuchteren Standorten als nur dann im Konflikt miteinander geraten können, Hauptart, auf den etwas trockeneren Standorten kommt wenn einer der beiden Belange auf Kosten des anderen die Buche hinzu. Neben wenigen jüngeren Aufforstungs- überbetont wird. und Windwurfflächen (Wiebke 1990) wird das Wild- schutzgebiet von altem Hochwald mit teils abgängigen Eichen und Buchen charakterisiert. Randlich von Nor- den bis Osten reichend wird das Gebiet von der Silzaue 1.1 Das Wildschutzgebiet mit ebenfalls wertvollen Wiesen abgegrenzt. Im Süden Kranichstein stellt die Dieburger Straße (Verbindung Darmstadt–Die- burg) und im Nordwesten die Kranichsteiner Allee (Ver- bindung Darmstadt–) die Grenze dar, im Norden 1.1.1 Lage die Bahnlinie zwischen Darmstadt und Messel. Die Westgrenze wird lediglich durch eine Waldschneise Es handelt sich bei dem Wildschutzgebiet Kranichstein (Bernhardsacker-Schneise) markiert. um ein in den Kranichsteiner Forst eingebettetes Wald- gebiet, das in seinen jetzigen Grenzen seit 1955 existiert und 1963 zum Wildschutzgebiet erklärt wurde. (Nach

Lage des Wildschutzgebietes Kranichstein, Ausschnitt aus der Topographischen Karte Blatt 6018 Langen und Blatt 6118 Darmstadt-Ost im Maßstab 1 : 25.000. 11

1.1.2 Teil eines FFH-Gebietes Die im Wildschutzgebiet und seinen Randbereichen nachgewiesenen Anhangsarten sind im Ergebnisteil Das Wildschutzgebiet Kranichstein umfasst den süd- neben allen anderen bemerkenswerten Arten beschrie- lichen Teilbereich des rund 2.000 ha großen FFH- ben. Gebietes Nr. 6018–301 „Kranichsteiner Wald mit Heg- bachaue, Mörsbacher Grund und Silzwiesen“, dessen floristischen und faunistischen Grunddaten-Erhebun- 1.1.3 Das Untersuchungsgebiet gen in den Jahren 2001–2002 durchgeführt wurden. Unter dem Aspekt der EU Fauna-Flora-Habitat-Richt- Der Schwerpunkt der faunistischen Untersuchungen linie (FFH-RL) liegt der Schwerpunkt bei den Erhe- konzentrierte sich zwar auf das Wildschutzgebiet und bungen auf ganz bestimmten Pflanzen- und Tierarten seine Wiesen, aber zusätzlich wurden Bereiche im nahen (außer Vögel), die gemäß der FFH-RL Anhang II bzw. Umfeld des Wildschutzgebietes in die Betrachtungen Anhang IV europaweit als „Arten von gemeinschaftli- einbezogen, da sie sich in vorangegangen Jahren als chem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutz- ökologisch bedeutend erwiesen haben (vgl. Rausch gebiete ausgewiesen werden müssen“, bzw. als „streng 1985, 1987). Es handelt sich hierbei um die Silzaue im zu schützende Arten von gemeinschaftlichem Interesse“ Osten mit teils extensiv genutzten Wiesen und Weiden gelten. Weiterhin wurden im Grünland des Gebietes sowie um die Silzwiese im Norden. Ebenso wurden die von Botanikern FFH-Lebensraumtypen des Anhang I, Hahnstrittwiese im Nordwesten und im Südosten die spezielle Vegetationsgesellschaften, aufgenommen und Untere Landeswiese und das größere Gewässer der zugleich von Zoologen die dort siedelnden sogenannten Grube Prinz von Hessen, eine ehemalige Ölschiefer- „wertsteigernden Arten“ unter den Tagfaltern, Wid- grube, in die faunistischen Betrachtungen einbezogen. derchen und Heuschrecken erhoben. Eine Art gilt als Diese außerhalb liegenden Flächen wurden weniger wertsteigernd, wenn sie gemäß der gültigen Roten Liste intensiv begangen als das Wildschutzgebiet selbst. (Hessen, Deutschland) in die Gefährdungskategorien 1, 2 oder 3 (1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefähr- det; 3 = gefährdet) fallen.

Das Untersuchungsgebiet schloss neben dem Wildschutzgebiet Kranichstein auch Wiesen und Gewässer des nahen Umfeldes ein. Silzwiese N Hammenhanswiese Silzaue Kuhhirtswiese Ganswiese Wannemacherwiese Schwarzwiese Hahnstrittwiese Silzaue Rottwiese

Runde Kernwiese Wiese

Stadtförsterwiese Alte Kühruh

Spitalwiese

Hengstriedwiese Untere Landeswiese

Rotsuhlwiese Höllwiese Grube Prinz von Hessen

0 12

2 Ergebnisse der faunistischen Untersuchungen

Insgesamt wurden 12 Tiergruppen (Ordnungen, Familien) der Mollusken von Hessen bis heute hat sich die Arten- im Wildschutzgebiet Kranichstein bearbeitet. Von Herbst zahl in Hessen stets erhöht. Nach heutigem Kenntnis- 1989 bis Herbst 1990 wurden schwerpunktmäßig die Wald- stand leben in Hessen 209 Spezies (Wasserschnecken: 42; wiesen und -ränder und im Osten die teils außerhalb des Landschnecken: 138; Muscheln: 29), die in der 3. Fassung Wildschutzgebietes liegende Silzaue untersucht, die Wald- der Roten Liste allesamt aufgeführt sind (vgl. Jungbluth bereiche wurden hauptsächlich wegen der Avifauna began- 1978, 1996). gen. Basierend auf diesen Ergebnissen wurden vertiefende Schnecken und Muscheln sind durch ihre geringe Untersuchungen zu bestimmten Tiergruppen und -familien Vagilität und geringe Neigung zum Ortswechsel in ab Frühjahr 1991 bis Sommer 1995 durchgeführt. Ergänzen- hohem Maße an ihr Habitat angepasst. Verantwortlich de Befunde aus Untersuchungen der Jahre 1996 (Lebens- sind hierfür primär mikroklimatische Bedingungen und raumgutachten) und ganz aktuell 2001–2003 (FFH-Gutach- Substrat eigenschaften. Die enge Substratbindung resul- ten, Specht-Kartierung) wurden ebenfalls einbezogen. tiert aus den Baumaterialien ihrer Schalen und Gehäuse, die sie aus ihrer unmittelbaren Umgebung entnehmen. Die meisten Gehäuseschneckenarten bevorzugen kalk- Spektrum der untersuchten haltige Böden, Ausnahmen sind gehäusetragende Arten Tiergruppen wie Euconulus fulvus oder Pupilla muscorum, die auch auf kalkarmen Böden vorkommen können. Auf solchen Böden sind sind sonst in der Regel nur Nacktschnecken zu Schnecken und Muscheln, Libellen, Heuschrecken, Lauf- finden wie beispielsweise Arion sylvaticus oder Arion ater käfer mit weiteren bemerkenswerten Käferarten der (Kratochwil & Schwabe 2001). EU-FFH-RL, Schwebfliegen, Tagfalter und Widderchen, Im Laufe der Phylogenese haben sich bei Schnecken Amphibien, Reptilien, Vögel und Fledermäuse. und Muscheln zahlreiche, an ganz bestimmte Lebens- bedingungen eng angepasste sog. stenöke Arten entwi- ckelt, was diese zu außerordentlich empfindlich reagie- 2.1 Schnecken und Muscheln renden Bioindikatoren macht. Etwa 20 % der deutschen (Mollusca: Gastropoda, Molluskenfauna leben im Süßwasser, die übrigen Arten besiedeln an Land die verschiedensten Habitattypen wie Bivalvia) Trockenrasen, Dünen, Hochgebirgshabitate, Nasswiesen, Sümpfe oder Auwälder. Kalkuntergrund und bodennahe 2.1.1 Allgemeines Vegetationsschichten werden bevorzugt. Zur Ernährung dienen vermoderndes Pflanzenmaterial, Algen, Flechten, Aus Deutschland sind heute 333 Binnenmollusken – ohne Früchte, Pilze, teils auch Aas, nur wenige Arten sind räu- Berücksichtigung der marinen Arten – bekannt (Binot et berisch und jagen Regenwürmer und Schnecken (Dorow al. 1998). Seit Beginn der ersten systematischen Erfassung et al. 1992). Durch ihre relative Ortskonstanz und ihre feine Reaktion auf Kalkgehalt, Wärme und Feuchtigkeit kann die Gruppe der Landgastropoden auch sehr gut in Beziehung zu Pflanzengesellschaften gesetzt werden, denn in den meisten Fällen handelt es sich um charakteristische Artenkombinationen (Kratochwil & Schwabe 2001). Gerade die stenöken Arten sprechen bereits auf geringe negative Milieuveränderungen an und reagie- ren mit Bestandsrückgängen bis hin zum Erlöschen der Population. Ihre Reaktion indiziert Zustandsverän- derungen innerhalb des Lebensraumes, innerhalb der Lebens gemeinschaft und somit innerhalb des Ökosystems (Jungbluth 1996). Mittels regelmäßiger Aufsammlungen, Dokumentation und Vergleich von Mollusken- Vorkommen in bestimmten Habitaten kann aufgrund Trichia hispida (Gemeine Haarschnecke), eine im ihrer Reaktionsfähigkeit festgestellt werden, ob Bestands- Wildschutzgebiet häufig vorkommende Art. rückgang oder -zunahme einer Art vorliegt. Somit können 13

Raum- und Standortqualitäten sowie deren Veränderun- gen beurteilt und mittels Schalen- oder Gehäusefunden sogar frühere Zustände rekonstruiert werden. Auch kön- nen Prognosen für die zukünftige Entwicklung gemacht werden. Die Bioindikatoren-Funktion wird insbesondere bei den aquatisch lebenden Mollusken evident. Da die Mollusken nur in Ausnahmefällen direkt zu schützen sind – sie sind häufig sehr klein –, muss der Biotopschutz Vorrang vor dem Artenschutz haben. Als Beispiel seien die Artenzahlen verschiedener Waldtypen genannt, während in sehr sauren Nadelwäldern 10 Arten Gehäuse von Arianta arbustorum (Gefleckte bereits ein überdurchschnittlich hohes Artenspektrum Schnirkelschnecke), eine sehr anpassungsfähige darstellt, können in naturnahen, artenreichen Laubwäl- hygrophile Art, die an Gräben, im Röhricht und anderen Feuchtstandorten vorkommt. dern mit Kalkböden mehr als 40 Gastropodenarten auf- treten (Dorow et al. 1992).

2.1.2 Methoden Die Aufsammlungen der Tiere wurde entlang der Silz, an Wiesengräben (Kernwiese, Rottwiese, Hengstriedwiese), Einige der im Gebiet lebenden Weichtiere konnten als in feuchten Stellen der Wiesen und des Waldes, insbeson- Art direkt im Gelände angesprochen werden. Doch dere im Erlenbruch zwischen Kuhhirtswiese und Gans- die meisten Tiere mussten wegen ihrer Kleinheit aufge- wiese gemacht. Auch wurde in den Flachwässern des sammelt und zur Bestimmung mitgenommen werden. Gebietes nach Wasserschnecken gesucht. Abgesucht wurden die Laubschicht, Baumstämme und Der Biotoptyp Wald/Waldrand beherbergt an unter- Pflanzen. Daneben wurden an geeigneten Stellen des schiedlich feuchten Stellen mit 20 Landlungenschnecken- Untersuchungsgebietes Bodenproben entnommen und arten die meisten Molluskenarten. Die meisten Waldarten die Weichtiere im Labor ausgesiebt. Die Wasserschnecken (15) repräsentieren die Subthermophilen bis Mesophilen. und Muscheln wurden vom Grund der Kleingewässer Weitere Schneckenarten (5) gehören aber zur Gruppe (Sedimentproben) und von Wasserpflanzen abgesammelt. der Hygrophilen, die sich in nassen bis feuchten Arealen Unveröffentliche Ergebnisse aus Untersuchungen des vorwiegend im Laub- und Bruchwald aufhalten. Die Arten Autors im Gebiet aus den Jahren 1985/86 werden hier mit ihren unterschiedlich ökologischen Ansprüchen an ebenfalls berücksichtigt. Temperatur, Beschattungsgrad und Feuchtigkeit spiegeln so Die Determination der kleinen Arten erfolgte unter die mikroklimatische Vielfalt der Waldbiotope wider. 14 der dem Stereomikroskop, teilweise wurde bei Nacktschne- gefundenen Molluskenarten stammen vorwiegend aus cken eine Genitalpräparation durchgeführt. Die Syste- schattigen Wiesensäumen und Grabenrändern. matik und Nomenklatur der Landschnecken orientiert Auf der dem Wildschutzgebiet benachbarten sehr sich nach Kerney et al. (1983), die der Wasserschnecken feuchten Unteren Landeswiese konnte das Aussterben und Muscheln nach Glöer et al. (1985). einer ohnehin sehr seltenen, stenotopen Art (Cochlico- Unter Berücksichtigung biotopvernetzender Aspekte pa nitens) dokumentiert werden. Ebenso wurde in der wurde bereits 1990 die außerhalb des Wildschutzgebietes Rottwiese bereits 1985 anhand eines subrezenten Gehäu- liegende Silzaue und Untere Landeswiese in die Betrach- sefundes von Vertigo moulinsiana (FFH-RL Anh. II) tungen der Weichtierfauna einbezogen. Die 1985/86 dort das ehemalige Vorkommen dieser auch anspruchsvollen gesammelten ersten Daten einschließlich der Funde am hygrophilen Art festgestellt (s. u.). Nicht gefunden wurde Backhausteich und in einer kleinen Bachaue nahe des Vertigo angustior (FFH-RL Anh. II), die nach Untersu- Jagdschlosses fließen in die Betrachtungen mit ein. chungen von Groh & Weitmann (2002) im benachbarten NSG Silzwiesen bei Darmstadt-Arheilgen rezent nach- gewiesen werden konnte. 2.1.3 Gesamtartenspektrum

Das Wildschutzgebiet Kranichstein, ein von Wald, Waldsäumen, Waldwiesen, Still- und Fließgewässer und Kleinbiotopen zusammengesetzter Biotopkomplex, beherbergt einschließlich seinem näheren Umfeld nach den malakologischen Untersuchungen 5 Muschelarten, 9 Süßwasserschnecken- und 38 Landschneckenarten. 14

Tabelle 1: Weichtierarten des Wildschutzgebietes Kranichstein

Status RLH RLD BASV FFH 1986 1991 1996 1998 2005 Anh. Gastropoda aquatica – Süßwasserschnecken Anisus leucostomus (MILLET) Weißmündige Tellerschnecke - - -- Anisus spirorbis (L.) Gelippte Tellerschnecke 12 - - Aplexa hypnorum (L.) Moosblasenschnecke 33 -- Galba truncatula (O.F. MÜLLER) Kleine Schlammschnecke - - - - Physa fontinalis (L.) Quellenblasenschnecke V --- Radix peregra (O.F. MÜLLER) Wandernde Schlamm- -- - - schnecke Stagnicola corvus (GMELIN) Große Sumpfschnecke 33 -- Gastropoda terrestria – Landschnecken Aegopinella nitidula (DRAPARNAUD) Rötliche Glanzschnecke - - -- Aegopinella pura (ALDER) Kleine Glanzschnecke - - -- Arianta arbustorum (L.) Gefleckte Schnirkelschnecke - - - - Arion ater (syn. rufus) (L.) Große Wegschnecke - V -- Arion circumscriptus (JOHNSTON) Graue Wegschnecke - - -- Arion silvaticus (LOHMANDER) Wald-Wegschnecke - - -- Arion subfuscus (DRAPARNAUD) Braune Wegschnecke - - - - Balea biplicata (MONTAGU) Gemeine Schließmundschne- -- -- cke Bradybaena fruticum (O.F. MÜLLER) Genabelte Strauchschnecke - - -- Carychium minimum (O.F. MÜLLER) Bauchige Zwergschnecke - - - - Carychium tridentatum (RISSO) Schlanke Zwergschnecke - - - - Cepaea nemoralis (L.) Schwarzmündige Bänder- -- - - schnecke Clausilia pumila (C. PFEIFFER) Keulige Schließmundschne- 2V -- cke lubrica (O.F. MÜLLER) Gemeine Achatschnecke zz -- - - (PORRO) Kleine Achatschnecke zz - V- - Cochlicopa nitens (GALLENSTEIN) Glänzende Achatschnecke ~ = 11 - - Columella edentula (DRAPARNAUD) Zahnlose Windelschnecke zz3 --- Deroceras laeve (O.F. MÜLLER) Wasserschnegel ~ -- - - Discus rotundatus (O.F. MÜLLER) Gefleckte Schüsselschnecke zz -- - - Euconulus alderi (GRAY) Dunkles Kegelchen zz - V -- Euconulus fulvus (O.F. MÜLLER) Helles Kegelchen zz -- - - Helix pomatia (L.) Weinbergschnecke zz -- §V Limax cinereoniger (WOLF) Schwarzer Schnegel ~~ -- -- Limax maximus (L.) Großer Schnegel ~ -- -- Malacolimax tenellus (O.F. MÜLLER) Pilzschnegel zz -- - - Nesovitrea hammonis (STRÖM) Streifen-Glanzschnecke zz -- - - Oxyloma elegans (RISSO) Schlanke Bersteinschnecke zz -- - - 15

Status RLH RLD BASV FFH 1986 1991 1996 1998 2005 Anh. Perforatella incarnata (O.F. MÜLLER) Rötliche Laubschnecke zz -- -- Punctum pygmaeum Punktschnecke zz -- -- (DRAPARNAUD) Succinea putris (L.) Gemeine Bersteinschnecke zz -- - - Tandonia rustica (MILLET) Große Kielnacktschnecke zz -- - - Trichia hispida (L.) Gemeine Haarschnecke zz -- - - Vallonia costata (O.F. MÜLLER) Gerippte Grasschnecke zz -- - - Vallonia pulchella (O.F. MÜLLER) Glatte Grasschnecke zz -- - - Vertigo moulinsiana (DUPUY) Bauchige Windelschnecke ==12 - II Vitrea cristallina (O.F. MÜLLER) Gemeine Kristallschnecke zz -- - - Vitrina pellucida (O.F. MÜLLER) Kugelige Glasschnecke zz -- - - Zonitoides nitidus (O.F. MÜLLER) Glänzende Dolchschnecke zz -- - - Bivalvia – Muscheln Anodonta anatina (L.) Gemeine Teichmuschel z ~ VV § - Anodonta cygnaea (L.) Große Teichmuschel z ~ 22 § - Pisidium casertanum (POLI) Gemeine Erbsenmuschel zz2 --- Pisidium hibernicum (WESTERLUND) Glatte Erbsenmuschel zz23 -- Pisidium personatum (MALM) Quell-Erbsenmuschel ~ -- - -

Gefährdungskategorien der RLH = Rote Liste Hessen und RLD = Rote Liste Deutschland 0 ausgestorben oder verschollen 3 gefährdet 1 vom Aussterben bedroht R Arten mit geographischer Restriktion 2 stark gefährdet V Arten der Vorwarnliste

BASV = Bundesartenschutzverordnung: Status: § besonders geschützte Art z bodenständig, reproduktiv §§ streng geschützte Art ~ potenziell bodenständig (Einzelfund) = ausgestorben (nur Gehäusefunde)

FFH = Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union II Arten des Anhangs II: Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen! IV Arten des Anhangs IV: Streng zu schützende Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse! 16

Fundorte bemerkenswerter und gefährdeter Schnecken und Muscheln im Wildschutzgebiet Kranichstein und Umfeld: 5 (1) Anisus spirorbis N 8 10 2 (2) Aplexa hypnorum 3 2 3 (3) Physa fontinalis (4) Stagnicola corvus (5) Clausilia pumila 9 (6) Cochlicopa lubricella 1 (7) Cochlicopa nitens 6 (8) Columella edentula, (9) Vertigo moulinsiana (=) (10) Pisidium casertanum (11) Pisidium hibernicum

4 7 11

10

0

2.1.4 Bemerkenswerte Weichtierarten raum-Ansprüchen der einzelnen Arten sind aus Kerney et al. (1983), Pfleger (1984), Glöer et al. (1985, 1998) Die Beschreibung der gefundenen Weichtierarten in und Bogon (1990) entnommen. alphabetischer Reihenfolge konzentriert sich auf die bemerkenswerten und derzeit gefährdeten Arten. Hier- bei werden Fundorte und ihr möglicher Status im Wild- schutzgebiet sowie deren Lebensraum-Ansprüche und Gefährdung angesprochen. Die Angaben zu den Lebens-

2.1.4.1 Süßwasserschnecken

Anisus spirorbis (L.) – Gelippte Tellerschnecke

Fundort: Die Art besiedelt die Überschwemmungs- Süßwasserlungenschnecke, die nur in kleinen stehenden, zonen in offenen Bereichen der Rottwiese, wo sie in dem unbeständigen Gewässern des Tieflandes vorkommt. Ihre schon fast ausgetrockneten Hauptgraben gefunden wur- Biotope sind Sumpfwiesen und Überschwemmungsge- de. biete in Fluß- und Bachauen. Trockenzeiten überdauert Status: Anisus spirorbis hat nur eine sehr geringe Ver- sie zurückgezogen im Bodenschlamm. breitung in Hessen mit Schwerpunkt in der Untermain- Gefährdung: Anisus spirorbis ist in Hessen vom Ebene (Jungbluth 1978). Auch wenn nur zwei Lebend- Aussterben bedroht. Die Ursachen liegen im Verlust funde vorliegen, kann von einer Bodenständigkeit im ihres ohnehin seltenen Lebensraumes durch Gewäs- Gebiet ausgegangen werden. serverschmutzung, Eutrophierung bzw. Trockenlegung Lebensraum: Es handelt sich hierbei um eine in von Sumpfwiesen und Quellsümpfen, Grünlandintensi- Deutschland relativ selten vorkommende kleine, flache vierung. 17

Aplexa hypnorum (L.) – Moosblasenschnecke

Fundort: Ihren Hauptverbreitungsschwerpunkt hat Lebensraum: Die Art lebt bevorzugt in Wiesengräben, Aplexa hypnorum im Tiefland des Rhein-Main-Gebie- die auch gelegentlich austrocknen. Weitere Lebensräume tes (Jungbluth 1978). Erwartungsgemäß konnte sie im sind Hochmoore sowie pflanzenreiche Tümpel im Offen- Wildschutzgebiet gefunden werden, und zwar in den bei- land. Bevorzugt werden stets Kleingewässer, die nicht den besonnten Kleingewässern der Ganswiese im Osten. immer Wasser führen. Status: Die Art ist im Gebiet reproduktiv, durch die Gefährdung: Auch gelten für Aplexa hypnorum ähn- Anlage neuer geeigneter Gewässer dürfte sich die Art im liche Gefährdungsfaktoren wie für Anisus spirorbis, Gebiet (durch Enten) weiter ausbreiten. hauptsächlich ist es der Verlust geeigneter Kleingewäs- ser. Daher gilt sie in Hessen als gefährdet.

Physa fontinalis (L.) – Quellenblasenschnecke

Fundort: Diese aquatische Schneckenart fanden wir zungen sind klares Wasser, Pflanzenreichtum und das ebenfalls in den beiden besonnten Kleingewässern der Gewässer muss stehend bis schwach fließend sein. Ganswiese im Osten, aber auch in einem pflanzenreichen Gefährdung: Die Art wurde in Hessen auf die Vor- Tümpel der Höllwiese. warnliste gesetzt. Der Grund ist einmal in der relativen Status: Die Art ist im Gebiet reproduktiv. Seltenheit in Hessen (Jungbluth 1978) als auch im Ver- Lebensraum: Physa fontinalis besiedelt die unter- lust von Kleingewässern, aber auch in der Überdüngung schiedlichsten Gewässer des Offenlandes. Vorausset- von Gewässern zu suchen.

Stagnicola corvus (GMELIN) – Große Sumpfschnecke

Fundort: Stagnicola corvus wurde 1985 in dem grö- Lebensraum: Ihre Lebensräume sind bevorzugt pflan- ßeren Wiesentümpel der Hengstriedwiese gefunden und zenreiche Seen, Altwässer oder ruhige Buchten fließen- auch 1990 wieder bestätigt. der Gewässer. Status: Die Art ist im Gebiet reproduktiv. Gefährdung: Uferverbau, Gewässerverschmutzung und -überdüngung führten zu einem Rückgang von Stag- nicola corvus, sie gilt in Hessen als gefährdete Art.

2.4.1.2 Landschnecken

Arion ater (syn. rufus) (L.) – Große Wegschnecke

Fundort: An vielen Stellen konnte Arion ater im Wild- schutzgebiet beobachtet werden. Status: Gutes bodenständiges Vorkommen. Lebensraum: Die Lebensräume von Arion ater sind sehr vielfältig, sie ist in nahezu allen naturnahen, frischen bis feuchteren Standorten zu finden. Sie ist selbst gegen sauere Moorböden tolerant. Die Wegschnecke dringt auch in die Kulturlandschaft ein und besiedelt Gärten. Gefährdung: Während es in Hessen noch stabile unge- fährdete Bestände gibt, wurde sie in der Roten Liste von Deutschland auf die Vorwarnliste gesetzt, da regional merkliche Rückgänge verzeichnet werden. Die Ursachen dürften im Verlust naturnaher Standorte, die sie besie- Arion ater (Große Wegschnecke) bei der Paarung. Eine delt, zu suchen sein. sehr variable Art von roter bis schwarzer Färbung. 18

Clausilia pumila (C. PFEIFFER) – Keulige Schließmundschnecke

Fundort: Einziger Fundort der Art war 1985 auf der Silzwiese in einer schattigen Hochstaudenflur im Über- gangsbereich von Wald zu Wiese. 1990 wurde bei der Nachsuche die Art dort und an anderen potenziellen Standorten nicht gefunden. Status: Potenzielle Vorkommen von Clausilia pumila an anderen Stellen im Gebiet sind nicht auszuschließen, da ein Nachweis von 1985 vorliegt und entsprechende Lebensräume hier existieren. Lebensraum: Clausilia pumila wird auch im Gebirge bis in eine Höhe von 1800 m NN gefunden, ihr Schwer- punktvorkommen liegt jedoch in der Ebene, wo sie als (gesteinsindifferente) Art feuchte Wälder besiedelt. Sie kann im Tiefland als Charakterart von Auwäldern Clausilia pumila (Keulige Schließmundschnecke) lebt angesehen werden. Bogon (1990) berichtet von einer an feuchten Standorten, sie ist eine Charakterart von Population, die eine mit Quellhorizonten durchsetzte Auwäldern, Quellhorizonten und Feuchtwiesen. Feuchtwiese mit Hochstaudenfluren entlang eines mit Schwarzerlen bestandenen Baches besiedelt. Die Schne- Gefährdung: Die Art ist in Hessen stark gefährdet, da cke lebt am Boden unter umgefallenen Bäumen, unter deren Lebensräume, insbesondere die Auwälder, flächen- Laub und abgestorbener Vegetation und steigt gelegent- mäßig zurückgegangen sind. Verschiedene Ursachen wie lich bei feuchter Witterung an Pflanzenstengeln, seltener beispielsweise die Entwässerung oder Grundwasserab- an Bäumen empor. senkung in diesen Habitaten haben dazu beigetragen.

Cochlicopa lubricella (PORRO) – Kleine Achatschnecke

Fundort: Die Art hat zusammen mit C. lubrica die Wiesen, Geröll, exponierte Felsen und Kalkmagerrasen. höhergelegenen Teile der südlichen Rottwiese besiedelt, Allerdings kann sie auch auf feuchteren Wiesenstand- während in den nasseren, tieferliegenden Wiesenteilen orten vergesellschaftet mit der meso- bis hygrophilen C. lubrica nur noch alleine auftritt. Cochlicopa lubrica vorkommen, wie im Wildschutzgebiet. Status: Sie stellt keine typische Art des Wildschutzgebie- Gefährdung: Die Art steht auf der Vorwarnliste von tes dar, ist hier jedoch kleinräumig bodenständig vertreten. Deutschland, da sie auf seltener werdende Lebens- Lebensraum: Cochlicopa lubricella bevorzugt in der raumtypen angewiesen ist. Für Hessen ist derzeit keine Regel trockenere, kalkhaltige Standorte und besiedelt Gefährdung bekannt.

Cochlicopa nitens (GALLENSTEIN) – Glänzende Achatschnecke

Fundort: Der einzige Fundort liegt beim Wildschutz- Lebensraum: Cochlicopa nitens ist eine in Deutschland gebiet in der Unteren Landeswiese nahe eines Birkenbru- sehr selten vorkommende Art, deren Habitat sehr feuchte ches und eines Fließgewässers auf sehr nassem Standort kalkhaltige Standorte sind. Sie ist in Mooren, Sümpfen (Seggensumpf). Dort fanden wir im Oktober 1985 am und sehr nassen Wäldern zu finden (Bogon 1990). Boden zwischen Großseggen ein noch frisches Gehäuse, Gefährdung: Die Art ist in Deutschland als auch in die Nachsuche 1990 brachte ein weiteres, jedoch älteres Hessen vom Aussterben bedroht. Das liegt in der Rarität bechädigtes Gehäuse zutage. ihres speziellen Lebensraumes begründet, was ohnehin Status: Der Fund des frischen Gehäuses 1985 ließ uns dazu führt, dass sie in Deutschland in nur wenigen, klei- zunächst auf ein zumindest potenzielles bodenständiges nen und auch isolierten Populationen vorkommt. Von Vorkommen auf der Unteren Landeswiese schließen. Das Jungbluth (1978) wird im Atlas der Mollusken von Ergebnis der späteren Nachsuche 1990 lässt jedoch ver- Hessen nur ein einziges Vorkommen südlich Darmstadts muten, dass die Art hier ausgestorben ist. ohne Funddatum angegeben. 19

Columella edentula (DRAPARNAUD) – Zahnlose Windelschnecke

Fundort: Der eine Fundort von Columella edentula haltige, pflanzenreiche Standorte in feuchten Wald- und lag im südlichen schattigen Übergangsbereich von Wiese Wiesengebieten, in Auwäldern und an Bachufern. Oft zu Wald auf der nördlichen Silzwiese, wo sie in wenigen sitzt sie zahlreich auf der Blattunterseite von Pflanzen Exemplaren gefunden wurde, ein weiterer Fundort lag feuchter Hochstaudenfluren, z. B. auf der Kohl-Kratz- östlich des Backhausteiches in der mit Erlen bestockten distel (Cirsium oleraceum). Bachaue am Rande des Wildschutzgebietes. Gefährdung: Columella edentula ist in Hessen gefähr- Status: Kleinere bodenständige Population im Norden det, da auch deren Bestände lokale Rückgänge erleiden. des Wildschutzgebietes. Hauptgefährdungsfaktoren sind die Intensivierung der Lebensraum: Sie ist eine typische Art der niederen Bewirtschaftung ihrer Habitate (Grünland, Auwald) ein- Lagen, ihre bevorzugten Habitate sind sumpfige, kalk- schließlich Entwässerungsmaßnahmen.

Euconulus alderi (GRAY) – Dunkles Kegelchen

Fundort: Euconulus alderi konnte an drei Stellen im Art der Sümpfe betrachten kann. Einige Autoren zwei- Wildschutzgebiet nachgewiesen werden, so an Gräben feln den Artstatus von Euconulus alderi an und betrach- und sehr nassen Standorten auf der Höllwiese und Rott- ten sie als ökologische Rasse von Euconulus fulvus, die wiese, dann im bachnahen Bereich des Erlenbruches in wiederum weniger nasse Habitate bevorzugt. der Silzaue. Gefährdung: Die Art steht auf der Vorwarnliste von Status: Bodenständiges Vorkommen im Wildschutz- Deutschland, während in Hessen keine Gefährdung gebiet. erkennbar ist. Lebensraum: Euconulus alderi ist eine ziemlich hygro- phile Art, die man durchaus als eine charakteristische

Vertigo moulinsiana (DUPUY) – Bauchige Windelschnecke

Fundort: Die bisherigen Funde von Vertigo moulin- Gefährdung: Da die stenöke Art auf geringste nega- siana beschränken sich in Hessen auf das Rhein-Main- tive Veränderungen der Lebensbedingungen reagiert Gebiet und Hessisches Ried (Jungbluth 1978, Groh & und sie aufgrund ihrer geringen Vagilität diesen nicht Weitmann 2002). Auch unser Nachweis im Wildschutzge- durch raschen Ortswechsel ausweichen kann, können biet von 1985 passt somit in das Verteilungsmuster. Aller- die Gefährdungsfaktoren vielfältig sein. Hierzu zählen dings wurde lediglich ein Gehäuse im nassen Bereich mit Eingriffe in den Wasserhaushalt (Entwässerungsmaß- Schilfröhricht auf der Rottwiese gefunden. Nachweise nahmen) wie Veränderungen chemischer Parameter im von lebenden Tieren fehlen. Das nächste Vorkommen Boden und Wasser (beispielsweise pH-Wert-Änderung dieser seltenen und vom Aussterben bedrohten Art, das durch saueren Regen), aber auch Uferverbau und Ver- vom Autor ebenfalls 1985 festgestellt wurde, befand sich nichtung von Röhricht. Daher ist die ohnehin in Hessen 2,9 km südlich im NSG Scheftheimer Wiesen außerhalb sehr selten vorkommende Art vom Aussterben bedroht, des Wildschutzgebietes. in Deutschland zählt sie zu den stark gefährdeten Land- Status: Vertigo moulinsiana ist nach Stand der Dinge schnecken, sie ist außerdem eine Art der europäischen im Wildschutzgebiet höchstwahrscheinlich schon vor FFH-RL Anhang II. 1985 ausgestorben. Lebensraum: Vertigo moulinsiana ist eine stark hydro- phile Art, die kalkreiche Moore und Sümpfe besiedelt. Oft sitzt sie auf Schilf (Phragmites communis) am Ufer von Niederungsbächen und -seen. 20

2.4.1.3 Muscheln

Anodonta anatina (L.) – Gemeine Teichmuschel

Fundort: Mehrere frische Schalen von Anodonta Lebensraum: Anodonta anatina ist in Deutschland anatina wurden im Rahmen einer Molluskenkartie- allgemein verbreitet bis etwa 1.200 m über NN. Sie lebt rung von Darmstadt im April 1986 im Uferbereich des bevorzugt in ruhigen oder leicht strömenden Gewässern Backhausteiches am Jagdschloss beim Wildschutzgebiet mit klarem Wasser, aber auch reichlichem Pflanzenwuchs gefunden. und Schlammgrund (Glöer et al. 1985, 1998). Status: Bodenständiges Vorkommen bis 1986 im Back- Gefährdung: In Deutschland und Hessen auf die Vor- hausteich. Danach erfolgte keine weitere Nachsuche. Da warnliste gesetzt, denn ihre Gewässer wurden während sich am Gewässer jedoch nichts gravierendes geändert der letzten Jahrzehnte durch Verschmutzung und Über- hat, gehen wir zumindest von einem heutigen potenziel- düngung in Mitleidenschaft gezogen, sodass ihre Bestän- len Vorkommen aus. de rückläufig wurden.

Anodonta cygnaea (L.) – Große Teichmuschel

Fundort: Anodonta cygnaea konnte ebenfalls als Scha- Fischteiche, Tümpel, Altwässer und große Sümpfe bis zu lenfund im April 1986 im Backhausteich nachgewiesen einer Tiefe von 20 m (vgl. Pfleger 1984, Glöer et al. werden. 1985, 1998). Status: Bis 1986 gesichert bodenständiges Vorkommen Gefährdung: In Deutschland und Hessen als stark im Backhausteich, später erfolgte keine weitere Nachsu- gefährdet eingestuft. Die Gefährdungsursachen sind che. Dennoch gehen wir zumindest von einem heutigen identisch mit denen von Anodonta anatina (s. o.). potenziellen Vorkommen aus. Lebensraum: In Deutschland allgemein verbreitet bis etwa 465 m über NN. Sie bewohnt vorwiegend schlammi- ge, stehende und träge fließende Gewässer wie größere

Pisidium casertanum (POLI) – Gemeine Erbsenmuschel

Fundort: Ein Fundort liegt im nördlichen mit Schwarz- Gewässer vom Bergbach bis zum See, Strom oder Moor- erlen durchsetzten Auenbereich des Silzbaches, der ande- tümpel. Dabei ist sie extrem tolerant gegenüber schwan- re östlich des Backhausteiches in der ebenfalls mit Erlen kenden Umweltbedingungen wie Temperatur, Kalkgehalt bestockten Bachaue am Rande des Wildschutzgebietes. oder pH-Wert usw. Ein weiteres Vorkommen von Pisidium casertanum wur- Gefährdung: In Hessen wird diese Erbsenmuschel- den in der Nähe des Wildschutzgebietes bereits 1986 in art mittlerweile als stark gefährdete Art eingestuft. Die der unteren Silzbachaue festgestellt. Ursachen können vielfältig sein: Eutrophierung, Ver- Status: Bodenständiges Vorkommen im Gebiet. schmutzung, Trockenlegung oder der Verbau von Gewäs- Lebensraum: Pisidium casertanum ist nach Glöer et sern spielen eine Rolle. al. (1985, 1998) in Deutschland verbreitet und allgemein häufig. Sie gilt neben P. subtruncatum als weitestverbrei- tete Art der Gattung, besiedelt die unterschiedlichsten 21

Pisidium hibernicum (WESTERLUND) – Glatte Erbsenmuschel

Fundort: Das bereits 1986 festgestellte und 1990 wie- Status: Bodenständiges Vorkommen auf der Unteren der bestätigte Vorkommen von Pisidium hibernicum liegt Landeswiese und wahrscheinlich in der unteren Silzbach- auf der Unteren Landeswiese, wo die Art im anmoorigen aue bei ähnlichen Habitatbedingungen. Überschwemmungsbereich eines Seitenarms des Silz- Lebensraum: Pisidium hibernicum ist in Deutschland baches gefunden wurde. Sehr bemerkenswert war, dass wenig verbreitet, sie besiedelt bevorzugt Seen und Flüsse am Vorkommensort sich wohl über Jahre eine regel- mit Schlammgrund, auch Moorgewässer (Schwingrasen). rechte kleine Muschelbank aus abgestorbenen Tieren Gefährdung: In Deutschland gefährdet und in Hessen mit einer Ausdehnung von etwa einem Quadratmeter sogar stark gefährdet, da ihre aquatischen Lebensräume entwickelt hat. Ein weiteres Vorkommen, ebenfalls durch unterschiedliche Einflüsse (Eutrophierung, Ver- gerade außerhalb des Wildschutzgebietes, wurde 1986 schmutzung, Trockenlegung) beeinträchtigt sind. im westlichen NSG Silzbachaue nachgewiesen, spätere Nachweise liegen zwar nicht vor, aber aufgrund guter Biotopverbund-Bedingungen durch den Silzbach dürfte die Art auch heute noch dort vorkommen.

2.2 Libellen (Odonata) klimatische Veränderungen scheint sich eine Faunen- verschiebung anzubahnen, in den letzten Jahren treten 2.2.1 Allgemeines immer häufiger mediterrane Arten in unserer heimischen Libellenfauna auf. So wurde mit Coenagrion mercuriale Die Insektenordnung der Libellen umfasst in Deutsch- (Helm-Azurjungfer) auch bereits 1987 von Kinkopf im land 80 und in Hessen nach heutigem Kenntnisstand Wildschutzgebiet eine mediterrane Art festgestellt. 62 Arten. Zur Fortpflanzung sind sie an Gewässer gebun- Aufgrund der guten Eignung der Libellen als Bio- den, denn deren Larven, die eine ein- bis mehrjährige indikatoren – dies gilt bei den aquatisch lebenden Larven Entwicklungszeit haben, leben im Wasser und fangen besonders hinsichtlich der Belastung bzw. Veränderung Kleintiere wie Wasserflöhe und Kaulquappen. Die Ima- von Gewässern – erlangte diese Insektenordnung eine gines (fertigen Insekten) sind ebenfalls räuberisch, daher immer größere Bedeutung in der angewandten Ökologie findet man sie oft weit von den Gewässern entfernt auf und Planung (Landschaftsplanung, UVS etc.). Deshalb der Jagd nach fliegenden Insekten. Die Adulttiere der wurde auch im Rahmen des vorliegenden Lebensraum- Libellen konzentrieren sich nur zur Fortpflanzung an den gutachtens diese Tierordnung im Wildschutzgebiet Brutgewässern, daneben benötigen sie Reife-, Jagd- und untersucht. Nahrungsreviere, Rendezvous- und Schlafplätze, wobei oft ein spezifisches Vegetationsmosaik bevorzugt aufge- sucht wird (Kratochwil & Schwabe 2001). Neben meist anspruchslosen sog. euryöken und weit- verbreiteten Arten stellen eine Vielzahl von an ihren speziellen Lebensraum hoch angepassten sog. stenöken Arten spezifische Ansprüche an das Larvalhabitat, daher sind die Libellen gute Indikatoren für den Zustand von Gewässern. Daher sind gerade sie oft durch anthropoge- ne Aktivitäten in ihrem Bestand bedroht, beispielsweise durch den Verlust von Gewässern oder Nasswiesen, durch Nutzungsänderungen oder durch Verschmutzung. Betroffen davon sind vor allem die Moor- und Fließ- wasserarten sowie einige stenökere Stillwasserarten. In manchen Bereichen (Moor-Renaturierung, Bau von Kläranlagen) wurden auch einige Erfolge erzielt, den- noch sind deren Bestände nach wie vor bedroht. Von der Anlage der meisten neuen (Ersatz-)Gewässer haben in der Regel standortbedingt nur die ohnehin schon häufi- Coenagrion puella (Hufeisen-Azurjungfer) ist eine der geren und anspruchsloseren Arten profitiert. Auch durch häufigsten Libellenarten im Wildschutzgebiet. 22

2.2.2 Methoden 2.2.3 Gesamtartenspektrum

Die Libellenarten wurden alle qualitativ erfasst. An den Das Wildschutzgebiet Kranichstein beherbergt kleinere untersuchten Kleingewässern wurden die Kleinlibellen Stillgewässer von 10–20 m² Größe bis hin zu größeren teils in situ, teils nach dem Keschern in einem Glasröhr- von 60–100 m² Wasserfläche. Daneben wird das Gebiet chen bestimmt. Die Großlibellen wurden alle ohne Fang, im Nordosten von der Silz, einem kleinen Fließgewässer, zum Großteil mittels Fernglas determiniert, sobald sie durchflossen, das sich bei den Untersuchungen ebenfalls ruhig auf einer Pflanze oder auf dem Boden saßen. Zur als Lebensraum von Fließwasserarten erwies. Insgesamt Absicherung der Bodenständigkeit dienten Beobachtun- konnte für das Wildschutzgebiet einschließlich der Silz- gen der Paarung, Eiablage und Häufigkeit. Auch wurden bachaue ein Spektrum von 24 Libellenarten festgestellt entlang von pflanzenreichen Uferabschnitten Exuvien werden, 3 Arten davon sind auf Fließgewässer angewiesen gesucht und bestimmt (Dreyer & Franke 1987). Die (s. u.). Nach der Roten Liste Hessens und Deutschlands Arten, die in der folgenden Tabelle als durchziehend sind 9 Arten in unterschiedlichem Grade gefährdet. definiert sind, wurden lediglich als Einzelindividuen und Besonders bemerkenswert ist der (noch?) einmalige auch nur einmalig beobachtet. Zur weiteren Auswertung Nachweis von der vom Aussterben bedrohten Coenagrion wurden die Beobachtungen von Hoffmann (NABU, mercuriale in der Silzbachaue (Kinkopf 1987), für die als nachrichtl. 1990), Kinkopf (1987) und Simon (nachrichtl. FFH-Art (Anh. II) besondere Schutzgebiete europaweit 2001) herangezogen. ausgewiesen werden müssen (Ssymank et al. 1998).

Tabelle 2: Libellen des Wildschutzgebietes Kranichstein

Status RLH RLD BASV FFH 1987 1991 1996 1998 2005 Anh. Libellen Aeshna cyanaea (MÜLLER) Blaugrüne Mosaikjungfer zz ---- Anax imperator (LEACH) Große Königslibelle zz - -§- Calopteryx splendens (HARRIS) Gebänderte Prachtlibelle zz - V§ - Coenagrion mercuriale (CHARPENTIER) Helm-Azurjungfer ~ ? 1 1 §§ II Coenagrion puella (L.) Hufeisen-Azurjungfer zz --§ - Coenagrion pulchellum (VAN DER LINDEN) Fledermaus-Azurjungfer zz33§ - Cordulegaster boltonii (DONOVAN) Zweigestreifte Quelljungfer zz - 3§ - Enallagma cyathigerum (CHARPENTIER) Becher-Azurjungfer z --§ - Gomphus pulchellus (SÉLYS) Westliche Keiljungfer zz - V§ - Ischnura elegans (VAN DER LINDEN) Große Pechlibelle zz --§ - Ischnura pumilio (CHARPENTIER) Kleine Pechlinbelle ? ? 23§ - Lestes dryas (KIRBY) Glänzende Binsenjungfer ~/? 33§ - Lestes sponsa (HANSEMANN) Gemeine Binsenjungfer z --§ - Lestes virens vestalis (RAMBUR) Kleine Binsenjungfer z 32§ - Lestes viridis (VAN DER LINDEN) Weidenjungfer z --§ - Libellula depressa (L.) Plattbauch zz --§ - Libellula quadrimaculata (L.) Vierfleck zz --§ - Orthetrum cancellatum (L.) Großer Blaupfeil z --§ - Platycnemis pennipes (PALLAS) Gemeine Federlibelle z --§ - Pyrrhosoma nymphula (SULZER) Frühe Adonislibelle zz --§ - Sympecma fusca (VAN DER LINDEN) Gemeine Winterlibelle ~ 33§ - Sympetrum flaveolum (L.) Gefleckte Heidelibelle z 33§ - 23

Status RLH RLD BASV FFH 1987 1991 1996 1998 2005 Anh. Sympetrum sanguineum (MÜLLER) Blutrote Heidelibelle z --§ - Sympetrum striolatum (CHARPENTIER) Große Heidelibelle z --§ - Sympetrum vulgatum (L.) Gemeine Heidelibelle z --§ -

Gefährdungskategorien der RLH = Rote Liste Hessen und RLD = Rote Liste Deutschland 0 ausgestorben oder verschollen 3 gefährdet 1 vom Aussterben bedroht R Arten mit geographischer Restriktion 2 stark gefährdet V Arten der Vorwarnliste

BASV = Bundesartenschutzverordnung: Status: § besonders geschützte Art z bodenständig (t 4 Tiere) §§ streng geschützte Art ~ potenziell bodenständig (2-3 Tiere) Ü durchziehend (Einzelnachweis)

FFH = Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union II Arten des Anhangs II: Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen! IV Arten des Anhangs IV: Streng zu schützende Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse!

2.2.4 Bemerkenswerte Libellenarten

Fundorte bemerkenswerter und gefährdeter Libellen im Wildschutzgebiet Kranichstein und Umfeld: (1) Calopteryx splendens N 4 (2) Coenagrion mercurial 9 (3) Coenagrion pulchellum 3 6 3 1 7 (4) Cordulegaster boltonii 4 (5) Gomphus pulchellus 1 (6) Lestes dryas (7) Lestes virens vestalis 5 (8) Sympecma fusca 2 (9) Sympetrum flaveolum 9 1

7 9 3

5 8

0 24

Die Beschreibung der gefundenen Libellenarten in Rottwiesen schneise im Sommer 2000 ist nicht gesichert, alphabetischer Reihenfolge beschränkt sich auf die daher wird auf die Besprechung dieser Art verzichtet. bemerkenswerten und derzeit gefährdeten Arten. Die Angaben zu den Lebensraum-Ansprüchen der ein- Hierbei werden Fundorte und ihr möglicher Status im zelnen Arten sind aus Sternberg & Buchwald (1999/ Wildschutzgebiet sowie deren Lebensraum-Ansprüche 2000), Bellmann (1987) und Dreyer (1986) entnommen. und Gefährdung angesprochen. Die Angabe von Simon (briefl.) über das Massenvorkommen von wahrschein- lich Ischnura pumilio an einem Waldtümpel an der

Calopteryx splendens (HARRIS) – Gebänderte Prachtlibelle

Fundort: Calopteryx splendens kommt ausschließlich entlang der Silz vor. Status: Reproduktive Population an sonnigen, vegeta- tionsreichen Uferstellen entlang der Silz. Lebensraum: Diese wohl schönste einheimische Klein- libelle besiedelt als reine Fließwasserart in ganz Mittel- europa bevorzugt klare, nicht zu schnell strömende Fließ- gewässer mit sandigem Grund und besonnten Ufern. Die Gewässergröße spielt keine Rolle, denn man findet sie sowohl an Bächen als auch an Flüssen. Ideale Reviere sind vegetationsreiche, sonnige Uferabschnitte, die sie bevorzugt besetzt (Reviergröße 2,6 x 1 m). Zur Eiablage dienen flutende Pflanzen, in deren schwimmenden Teile die Eier eingestochen werden. Durch Gewässerverbauung und -verschmutzung war Calopteryx splendens (Gebänderte Prachtlibelle) ist Calopteryx splendens stark rückläufig und noch bis vor eine unserer schönsten einheimischen Kleinlibellen, wenigen Jahren gefährdet. Doch verbesserte Klärwerks- die als reine Fließwasserart den Silzbach im Osten des technik und Renaturierung von Fließgewässern haben Wildschutzgebietes besiedelt. ihre Bestände in Hessen wieder deutlich zunehmen las- sen. Gefährdung: Aufgrund der Verbesserung der Gewäs- sergüte in vielen hessischen Fließgewässern während des letzten Jahrzehnts konnte die einst bei uns gefährdete Art ihre Bestände wieder stabilisieren und verstärken. In Deutschland steht sie jedoch (noch) auf der Vorwarnliste.

Coenagrion mercuriale (CHARPENTIER) -Helm-Azurjungfer

Fundort: Der einzige Nachweis von Coenagrion mer- die Verunreinigung, auch durch Verbauung, Begradigung curiale stammt von Kinkopf (1987) aus dem Bereich der oder gar Verrohrung solcher Quellbäche ist die Art bei Silzaue. uns sehr selten geworden. Status: Potenzielles Vorkommen im Bereich der Silz- Die Libellenart hat ihre Hauptverbreitung im west- aue. Mit Wiederfunden ist zu rechnen. lichen Mittelmeerraum und stößt in warmen Sommern Lebensraum: Im Gegensatz zu fast allen anderen bis zu uns in den Rheingraben vor (Dreyer 1986). Gute Coenagrion-Arten ist Coenagrion mercuriale eine reine Vorkommen in Deutschland gibt es im Alpenvorland Fließwasserart mit atlanto-mediterraner Verbreitung. Sie und im Oberrheingraben (Bellmann 1987). Das Haupt- hat ihren Lebensraum vor allem an schmalen, sauberen verbreitungsgebiet der Art befindet sich zwischen der und kalkreichen Wiesen- und Quellbächen. Zur Eiablage 20° C-Jahresisotherme im Süden und der 10° C-Jahres- wählen die Paare bevorzugt die Stengel der Berle (Beru- isotherme im Norden. Derzeit werden Arealverschiebun- la erecta), die im Untersuchungsgebiet vorkommt. Durch gen weiter nach Norden und Nordosten beobachtet, die 25

wohl mit den großklimatischen Veränderungen zusam- bedroht. Sie ist eine Art der FFH-Richtlinie (Anhang II), menhängen (Sternberg & Buchwald 1999). Art der Berner Convention (Anhang II), gefährdet Gefährdung: Aufgrund des in Hessen wie auch in ganz gemäß der „European Red List“, gefährdet gemäß der Deutschland stark gefährdeten Lebensraumes, an den „IUCN-Red List“. die Kleinlibelle gebunden ist, ist sie dort vom Aussterben

Coenagrion pulchellum (VAN DER LINDEN) – Fledermaus-Azurjungfer

Fundort: Für Hessen liegen insgesamt wenige Nach- Gefährdung: Die Ursachen sind vielfältig: hoher weise vor. Im Wildschutzgebiet besiedelt sie alle besonn- Fischbesatz, starker Verbiss der Helo- und Hydrophyten- ten, pflanzenreichen Tümpel und Flachwässer. vegetation, Wassertrübung durch große Bisambestände, Status: Reproduktives Vorkommen im Wildschutz- vollständige Beschattung des Gewässers, Mahd der Ufer- gebiet. vegetation, Verfüllung der Gewässer oder Umwandlung Lebensraum: Die Art ist zwar anspruchsvoller als in Fischteiche (Sternberg & Buchwald 1999). Daher gilt Coenagrion puella, sie zeigt sich aber wenig wählerisch in Coenagrion pulchellum in Hessen sowie in Deutschland ihrem Habitat-Anspruch, solange die Gewässer sauber als gefährdet. sind. Sie besiedelt Tümpel und Teiche ebenso wie Seen, Wiesenbäche, Gräben und Flachmoore. Besonders häu- fig ist sie an Teichen, die mit Seerosen bewachsen sind. Der Siedlungsschwerpunkte sind auf jeden Fall immer Gewässer (Teiche, Altwässer) mit vielen Schwimmblatt- pflanzen (Dreyer 1986, Bellmann 1987).

Cordulegaster boltonii (DONOVAN) – Zweigestreifte Quelljungfer

Fundort: Cordulegaster boltonii besiedelt im Unter- suchungsgebiet ausschließlich den Silzbach, wo sie seit geraumer Zeit beobachtet wird (HOFFMANN nach- richtl. 1990). Auch Simon (nachrichtl. 2001) berichtet von 4 patroullierenden Boltonii-Männchen (18. 06. 00) entlang des Silzbaches im Bereich eines Hainmieren- Schwarz erlenwaldes. Status: Reproduktives Vorkommen in der Silzbachaue nachweislich seit 1985–2000. Lebensraum: Diese Quelljungfer-Art ist eine reine Fließwasserart, die nur an kalten, schnellfließenden Bergbächen, Quellsümpfen mit sonnigen Sickerwasser- stellen und sandigen Tieflandbächen mit guter Wasser- qualität lebt. Größere Flüsse werden von ihr nicht besie- delt. Sie ist vor allem im Bereich der Mittelgebirge weit Cordulegaster boltonii (Zweigestreifte Quelljungfer) verbreitet. Gegen Gewässerverunreinigung und -verbau- braucht Bäche mit guter Wasserqualität. Auch sie ung reagiert sie äußerst empfindlich. besiedelt den Silzbach im Osten des Wildschutzgebietes. Gefährdung: Die hessischen Bestände sind derzeit nicht gefährdet, jedoch gilt die Art in Deutschland nach wie vor als gefährdet. In Mittelgebirgsbereichen sind die C. boltonii-Gewässer weniger gefährdet als in tieferen Lagen. Fischteichketten, Viehtritt infolge Beweidung, Verschmutzung und Eutrophierung oder Begradigung und Eindolung der Gewässer, Sohlenräumung von Wiesen bächen sind einige von vielen Ursachen ihrer Gefährdung (Sternberg & Buchwald 2000). 26

Gomphus pulchellus (SÉLYS) – Westliche Keiljungfer

Fundort: Bereits 1987 von Kinkopf im Norden des tigen Ufern mit Sand, Kies oder Geröll mit Übergang in Wildschutzgebietes nachgewiesen, konnte die Art dort eine tiefere Wasserzone mit schlammigen Feinsediment. (28. 05. 1989) als auch an der Grube Prinz von Hessen Eine direkte Bindung an aquatische Vegetation liegt (10. 05. 1992) und am Backhausteich (10. 05. 1992; 20. 05. 1999) weder bei den Imagines noch bei den Larven vor. Das jeweils in ein bis drei Exemplaren bestätigt werden. Imaginalhabitat (Lebensraum des fertigen Insektes) setzt Status: Das Reproduktionsgewässer scheint die Grube sich zusammen aus dem Reife- und Jagdhabitat, das bis Prinz von Hessen zu sein, Teile des Wildschutzgebietes mehrere Kilometer vom Reproduktionsgewässer ent- (Wiesen, besonnte Schneisen) dienen als Reife- und fernt meist im Wald auf besonnten Schneisen oder auf Jagdhabitat (s. u.). Wiesen sein kann, dem Ruhehabitat, das oft in hohem Lebensraum: Die wichtigsten Lebensräume sind für Gras ufernaher Wiesen oder Ruderalflächen liegt, wo die Gomphus pulchellus in Mitteleuropa klare, vegetati- Tiere nächtigen und den oben beschriebenen Gewässer- onsarme Baggerseen, permanente Kiesgrubengewässer, typen als Fortpflanzungshabitat. Stauseen und Altwässer mit offenen Kiesgruben. Aber Gefährdung: In Deutschland steht die Art auf der Vor- man findet sie auch an Stauseen und nährstoffreichen warnliste. Die Ursachen liegen inVeränderungen ihrer (eutrophen) Moorweihern. Als wesentliche Biotopmerk- Entwicklungsgewässer: Nährstoffeintrag, Verkrautung, zu male nennen Sternberg & Buchwald (1999) gut besonn- starke Beschattung, Trockenlegungen etc. (Sternberg & te Gewässer mit offenen, flach auslaufenden bis steilkan- Buchwald 1999).

Lestes dryas (KIRBY ) – Glänzende Binsenjungfer

Fundort: Lestes dryas konnte von Simon (briefl.) im Sommer (28. 06. 2000) am Wiesentümpel der Ganswiese (150 m über NN) mit etwa 10–20 Männchen beobachtet werden. Status: Wahrscheinlich ist das Vorkommen an diesem Gewässer nicht reproduktiv, sollte aber überprüft werden (s. u.). Lebensraum: Die Art ist aufgrund ihrer klimatischen Ansprüche wohl als kontinental einzustufen. Sie meidet wär- mere Tieflagen und tritt bei uns gewöhnlich erst ab 350 m über NN auf (Sternberg & Buchwald 1999). Dort besiedelt sie ein breites Spektrum von Biotopen wie Teiche, Weiher, Tümpel, Abbaugewässer und Sümpfe. Als optimal werden periodisch wasserführende Wiesentümpel wie seggen- und binsenreiche Vernässungs- und Überschwemmungsflächen in Waldnähe genannt. Neuere Untersuchungen haben eine Bevorzugung von Fischteichen mit gut entwickelten Verlan- dungszonen, (Großseggen-)Sümpfe z. T. mit Tümpeln und Naturschutzteiche gezeigt (Sternberg & Buchwald 1999). Eine gewisse Beschattung der Gewässer wird von Lestes dryas toleriert, sie darf jedoch nicht zu stark werden. Von Bedeutung für die Besiedlung von Gewässern sind eine dichte Emersvegetation und kleine freie Wasserfläche. Gefährdung: In Deutschland wie auch in Hessen ist die Art gefährdet. Die Ursachen liegen in Veränderun- gen ihrer Entwicklungsgewässer: Nährstoffeintrag, Ver- buschung von Seggenriedern und infolge eine zu starke Beschattung, Intensivierung der Teichwirtschaft, Zerstö- rung von Verlandungsvegetation, Trockenlegungen etc. Lestes dryas (Glänzende Binsenjungfer) wurde am (Sternberg & Buchwald 1999). Wiesentümpel der Ganswiese beobachtet. 27

Lestes virens vestalis (RAMBUR) – Kleine Binsenjungfer

Fundort: Lestes virens vestalis wurde im Spätsommer 1990 an den beiden gut besonnten Kleingewässern der Ganswiese sowie an dem größeren sehr offen liegenden Flachwasser in der Hengstriedwiese beobachtet. Status: Die Vorkommen an den drei o. g. drei stehen- den Gewässern sind reproduktiv, die Eiablage erfolgte überwiegend an Flatterbinsen. Lebensraum: Die Art ist eine wärmeliebende Binsen- jungfer und deshalb hauptsächlich im Mittelmeerraum verbreitet. Im Süden Deutschlands kommt sie noch regelmäßig vor (Dreyer 1986). Sie besiedelt vor allem sauere, flache Moorgewässer, Zwischenmoore und Ver- landungszonen nährstoffarmer, stehender Gewässer wie etwa Kiesgrubentümpel. Auch sie legt ihre Eier an Lestes viridis (Weidenjungfer) besiedelt einige Halmen von Pflanzen wie beispielsweise der Flatterbinse Kleingewässer im Wildschutzgebiet. Sie gehört zu (Juncus effusus) oder Igelkolben (Sparganium erectum) unseren häufigsten Teichjungfern und ist derzeit nicht gefährdet. zur Überwinterung ab. Gefährdung: In Hessen ist die Art gefährdet, in Deutschland sogar stark gefährdet. Die Ursachen liegen (Entwicklung hin zu schilfreichen Gesellschaften), Ver- inVeränderungen ihrer Entwicklungsgewässer: zu starke nichtung von Flachwasserbereichen mit lockerer Emers- Beschattung, Verdichtung der Verlandungsvegetation vegetation (Sternberg & Buchwald 1999).

Sympecma fusca (VAN DER LINDEN) – Gemeine Winterlibelle

Fundort: Während Kinkopf (1987) die Art im südöst- lichen Wildschutzgebiet einmal fand, konnten wir keinen Nachweis führen. Möglicherweise handelte es sich um ein Exemplar außerhalb des Wildschutzgebietes, das von der nahen südlich gelegenen Grube Prinz von Hessen stammte. Dort konnte der Autor die Art bereits 1985 feststellen. Status: Wahrscheinlich Durchzügler, der Nachweis von 1987 konnte später nicht mehr bestätigt werden. Lebensraum: Sympecma fusca besiedelt gerne Gewäs- ser in niederen Lagen und Waldnähe, die mit röhricht- bewachsenen Ufern (Altwässer, Baggerseen, Fischteiche u. ä.) ausgestattet sein müssen. Ihre Überwinterungs- quartiere liegen oft weitab von Gewässern, wo sie unter Rinde, in Heidekraut oder in dichten Grasbeständen bis Ende März/April ausharren. Gegen Ende April suchen sie als früheste Libellenart die Gewässer wieder zur Sympecma fusca (Gemeine Winterlibelle) wurde 1987 im Paarung auf, die neue Generation schlüpft wieder ab Juli Wildschutzgebiet nachgewiesen. oder August (Bellmann 1987). Gefährdung: Sympecma fusca ist in Hessen wie in Deutschland gefährdet vorrangig durch menschliche Eingriffe in Gewässer: z. B. Nutzungsintensivierung als Bade- und/oder Fischgewässer, Verfüllung, Grundwasser- absenkung, Verdichtung der Röhrichtbestände durch Eutrophierung der Gewässer (Sternberg & Buchwald 1999). 28

Sympetrum flaveolum (L.) – Gefleckte Heidelibelle

Fundort: Wenige Exemplare von Sympetrum flave- olum flogen an einem neu angelegten Tümpel in der Hammenhanswiese. Je ein Weibchen fanden wir noch am Graben der Spitalwiese, bzw. der Hengstriedwiese. An den potenziell geeigneten Flachwässern der Ganswiese, Höllwiese und Hengstriedwiese konnten wir die Art nicht feststellen. Status: Kleines reproduktives Vorkommen im Osten des Wildschutzgebietes. Lebensraum: Sympetrum flaveolum ist eine Charakter- art der Sümpfe, Moore und Heidetümpel. Die Vorzugs- biotope der Art sind Überschwemmungsflächen, die im Sommer trockenfallen oder ähnliche Gewässer mit stark schwankendem Wasserstand. Aufgrund dieser ausgepräg- ten Biotopansprüche ist die Art auch häufig an Teichen und Seen mit ausgedehnten Verlandungszonen, die im Heidelibelle, Männchen und Weibchen im Paarungsflug. Sommer trockenfallen. Zur Eiablage vor Ende August suchen die Paare meist ausgetrocknete Moorgräben oder trockengefallene Schlammflächen auf, die im Herbst tatsächlich wieder mit Wasser bedeckt sind. Die Larven Abwassereinleitung, Absenken des Grundwasserstandes schlüpfen noch im selben Jahr. Später gelegte Eier über- durch Entwässerungsmaßnahmen und Überführung von wintern. Seggensümpfen in Wirtschaftsgrünland u. ä. Neueste Gefährdung: Sympetrum flaveolum ist ebenfalls in Untersuchungen in Baden-Württemberg haben dort so Hessen wie in Deutschland primär durch menschliche dramatische Rückgänge gezeigt, dass die Art dort vom Eingriffe in Gewässer gefährdet: Eutrophierung der Aussterben bedroht ist (Sternberg & Buchwald 2000). Gewässer durch intensive Landwirtschaft oder durch

2.3 Heuschrecken (Orthoptera: Saltatoria)

2.3.1 Allgemeines

Die Heuschrecken (Saltatoria) bilden eine relativ über- sichtliche Insektenordnung mit 60 verschiedenen Arten in Hessen zuzüglich einer Fangschreckenart (Mantodea) (Grenz & Malten 1994). Die einzelnen Arten stellen sehr unterschiedliche Ansprüche an ihre Lebensräume, so gibt es neben ubiqistischen Arten mit geringeren auch regelrechte Spezialisten mit sehr hohen Habitat-Ansprü- chen wie beispielsweise Besiedler von Kiesbänken der Flussauen oder die trockener und vegetationsarmer Biotoptypen (Flugsandflächen, felsige Hänge) oder reine Feuchtgebietsbewohner. Zahlreiche Arten stellen hohe Ansprüche an die klimatischen bzw. kleinklimatischen Standortverhältnisse aufgrund ihrer ursprünglichen Die stark hygrophile Stetophyma grossum Verbreitung innerhalb südlicher (mediterraner) und öst- (Sumpfschrecke) ist eine Charakterart in den nassen licher (pontischer) Verbreitung. Ihre Vorkommen sind Wiesenarealen des Wildschutzgebietes. Sie präsentiert daher auf die klimatisch begünstigten Sonderstandorte sich in einer stabilen Population auf insgesamt neun der süd- und östlichen Bundesländer, in Hessen auf den Wiesen. 29

südlichen Landesteil (Rhein- und Maintal) beschränkt. Die meisten Arten besiedeln die durch den Menschen geschaffene Offenlandschaft, wobei eine besondere Bedeutung der extensiv genutzten bäuerlichen Kultur- landschaft mit regionaltypischen Pflanzengesellschaften (Zwergstrauchheiden, Feucht- und Nasswiesen, Mager- rasen) zukommt (vgl. Grenz & Malten 1994, 1996). Letztendlich eignet sich die Heuschreckenzönose als hervorragender Indikator, um den Zustand und die Qua- lität von Biotopflächen zu beurteilen.

2.3.2 Methoden

Zur Erfassung der Heuschreckenfauna des Wildschutz- gebietes Kranichstein 1990 wurden als Schwerpunkt- flächen ihres Vorkommens alle Waldwiesen des Wild- schutzgebietes untersucht. Hierbei wurden die Arten Tettigonie viridissima (Grünes Heupferd) ist eine der in mehreren Transekt-Gängen über die Wiesen teils häufigeren Arten im Wildschutzgebiet. durch Keschern, teils durch ihre artspezifischen Gesänge aufgenommen. Dornschrecken wurden gezielt in ihren entsprechenden Biotopen gesucht, ebenso die Bewohner von Säumen, Gebüsch- und Waldrändern. Neben Arten mit breiterer ökologischer Valenz konn- Zusätzlich wurde die zurückliegende Erhebung für te mit Gryllus campestris (Feldgrille) an zwei Stellen im den Stadtkreis berücksichtigt, die die großen Wiesen im Wildschutzgebiet auch eine ausgesprochen thermophile Wildschutzgebiet einschloss (Rausch 1985). reproduktive Art nachgewiesen werden. Bei dem stark thermophilen Chorthippus mollis (Verkannter Grashüp- fer), der gelegentlich auf Waldlichtungen und trockenen 2.3.3 Gesamtartenspektrum Säumen von Waldwiesen gefunden wurde, handelt es sich wahrscheinlich nur um durchziehende Tiere, die Art ist Insgesamt wurden im Wildschutzgebiet 22 Heuschrecken- nämlich äußerst vagil und flugstark (Detzel 1998), die arten nachgewiesen, davon sind derzeit nach den Roten Habitatqualitäten sind für diese Art im Wildschutzgebiet Listen Hessens und Deutschlands 8 in unterschiedlichem ungenügend. Grade gefährdet. Gerade im Bezug zum Wildschutzge- Die Fundangaben von 1985 (Tabelle 3) stammen von biet Kranichstein mit seinen feuchten, wechselfeuchten den orthopterologischen Bestandsaufnahmen, die damals bis kleinräumig trockenen Wiesen- und Saumstand orten für den gesamten Stadtkreis Darmstadt durchgeführt wurden bestimmte Zeiger für solche Lebensräume wurden (Rausch 1985). erwartet. Besonders hervorzuheben sind die beiden stark hygrophilen Arten der Nasswiesen und Sümpfe, Chorthippus montanus (Sumpfgrashüpfer) und Steto- phyma grossum (Sumpfschrecke), die als Deskriptoren des ökologischen Zustandes des Untersuchungsgebietes besonders geeignet sind. Aber auch weitere Arten (5) mit mehr oder weniger ausgeprägter Hygrophilie konnten auf verschiedenen Wiesen und feuchten Saumstandorten nachgewiesen werden wie beispielsweise die typische Chrysochraon dispar (Große Goldschrecke), Conocepha- lus discolor (Langflügelige Schwertschrecke) oder Tetrix subulata (Säbel-Dornschrecke). 30

Tabelle 3: Heuschrecken des Wildschutzgebietes Kranichstein

Status RLH RLD BASV FFH 1985 1991 1996 1998 2005 Anh. Ensifera – Langfühlerschrecken Conocephalus discolor (THUNBERG) Langflügelige Schwertschrecke zz ---- Leptophyes punctatissima (BOSC) Punktierte Zartschrecke - ~ ---- Meconema thalassinum (DE GEER) Gemeine Eichenschrecke zz ---- Metrioptera roeseli (HAGENBACH) Roesels Beißschrecke zz ---- Phaneroptera falcata (PODA) Gemeine Sichelschrecke - ~ ---- Pholidoptera griseoaptera (DE GEER) Gewöhnliche Strauchschrecke zz ---- Tettigonia cantans (FUESSLY) Zwitscherschrecke zz ---- Tettigonia viridissima (L.) Grünes Heupferd zz ---- Gryllidae – Grillen Gryllus campestris (L.) Feld-Grille z ~ 33 -- Nemobius sylvestris (BOSC) Wald-Grille zz ----

Tetrigidae – Dornschrecken Tetrix subulata (L.) Säbel-Dornschrecke zzV --- Tetrix undulata (SOWERBY) Sowerbys Dornschrecke zz ---- Caelifera – Kurzfühlerschrecken Chorthippus albomarginatus (DE GEER) Weißrandiger Grashüpfer zz ---- Chorthippus biguttulus (L.) Nachtigall-Grashüpfer zz ---- Chorthippus dorsatus (ZETTERSTEDT) Wiesen-Grashüpfer zzV --- Chorthippus mollis (CHARPENTIER) Verkannter-Grashüpfer Ü/~ Ü/~ V --- Chorthippus montanus (CHARPENTIER) Sumpf-Grashüpfer zzV3 -- Chorthippus parallelus (ZETTERSTEDT) Gemeiner Grashüpfer zz ---- Chrysochraon dispar (GERMAR) Große Goldschrecke zz3 --- Gomphocerippus rufus (L.) Rote Keulenschrecke - z V --- Omocestus viridulus (L.) Bunter Grashüpfer zz ---- Stetophyma grossum (L.) Sumpfschrecke zz32 --

Gefährdungskategorien der RLH = Rote Liste Hessen und RLD = Rote Liste Deutschland 0 ausgestorben oder verschollen 3 gefährdet 1 vom Aussterben bedroht R Arten mit geographischer Restriktion 2 stark gefährdet V Arten der Vorwarnliste

BASV = Bundesartenschutzverordnung: Status: § besonders geschützte Art z bodenständig §§ streng geschützte Art ~ potenziell bodenständig, durchziehend Ü durchziehend 31

Fundorte gefährdeter und bemerkenswerter Heuschrecken im Wildschutzgebiet und Umfeld: (1) Chorthippus dorsatus (2) Chorthippus montanus 3 6 (3) Chrysochraon dispar N 4 (4) Gomphocerippus rufus 3 6 (5) Gryllus campestris 3 (6) Stetophyma grossum 3 6 5 (7) Tetrix subulata 1 2 7 6 3 6 3

6 1 7 3 1 4 1 5 2 6 2 6

3 6 7 3 1 6 1 2 6 2 3

6 7 4 3

0

2.3.4 Bemerkenswerte Heuschreckenarten zu den Lebensraum-Ansprüchen der einzelnen Arten sind aus Bellmann (1993) und Detzel (1998) entnom- Die Beschreibung der gefundenen Heuschreckenarten men. Berücksichtigt wurden die aktuellen Roten Listen erfolgt in alphabetischer Reihenfolge und konzentriert für Heuschrecken von Hessen (Grenz & Malten 1996) sich auf die bemerkenswerten und derzeit gefährdeten sowie die von Deutschland (Schliephake & zur Arten. Hierbei werden Fundorte und ihr möglicher Strassen 1998), um eine Einschätzung über die Gefähr- Status im Wildschutzgebiet sowie deren Lebensraum- dung mancher Arten zu bekommen. Ansprüche und Gefährdung angesprochen. Die Angaben

Chorthippus albomarginatus (DE GEER) – Weißrandiger Grashüpfer

Fundort: Im Wildschutzgebiet wurde sie lediglich in Gefährdung: Derzeit keine, da sich in Hessen die Bereichen der Hengstriedwiese und Kernwiese gefunden, Bestände wieder etwas erholt haben. Die üblichen Grün- auf der ökologisch sehr bedeutenden Rottwiese kam sie de für seine Bestandsabnahmen sind Intensivierung der nicht vor. Grünlandnutzung, Wiesenumbruch oder Verbrachung Status: Reproduktive Population im Wildschutzgebiet. sowie Entwässerung und Austrocknung von Feucht- Lebensraum: Die Art ist als mesophil mit leichter gebieten. Tendenz zur Hygrophilie einzustufen. Dementsprechend kann sie ein weites Spektrum von Habitattypen besie- deln. Sie ist eine kulturbegünstigte Grünlandart, die nach Detzel (1998) Mähwiesen und Weiden geringer bis hoher Nutzungsintensität auf frischen bis feuchten Standorten favorisiert. Auf besseren – im ökologischen Sinne – „Extensiv-Wiesen“ kann sie sogar fehlen. Chorthippus albomarginatus war noch vor 10 Jahren in Hessen eine bestandsbedrohte Art, deren Bestände sich jedoch wieder erholt haben. 32

Chorthippus dorsatus (ZETTERSTEDT) – Wiesen-Grashüpfer

Fundort: Die Art besiedelt nahezu alle Wiesen im mäßig trockene Fettwiesen bis hin zu Kalk- und Silikat- Wildschutzgebiet. magerrasen (Detzel 1998). Gelegentlich ist er sogar auf Status: Große reproduktive Population. trockeneren Glatthaferwiesen, wie es im Bereich der Lebensraum: Chorthippus dorsatus ist ein typischer nördlichen hessischen Bergstraße zu beobachten ist, zu meso- bis hygrophiler Grünlandbewohner, der als opti- finden (Buttler & Rausch 2000). malen Lebensraum vorzugsweise extensiv genutzte, Gefährdung: Da die extensive Wiesennutzung in den mäßig feuchte Wie sen, Streuwiesen, bis hin zu nassen letzten 30–40 Jahren immer mehr zurückging, reduzier- Grünlandstandorten besiedelt. Intensiv genutztes und ten sich einhergehend die Bestände des Wiesen-Gras- gedüngtes Grünland wird gemieden. Das Spektrum hüpfers. Daher steht Chorthippus dorsatus in Hessen auf der besiedelten Grünlandtypen ist groß: Feucht- und der Vorwarnliste, für Deutschland ist keine Gefährdung Nassgrünland (z. B. Pfeifengraswiesen, Seggenriede, angegeben. Wald binsenwiesen, Kohldistelwiesen) über frische bis

Chorthippus montanus (CHARPENTIER) – Sumpf-Grashüpfer

Fundort: Im Wildschutzgebiet konnte auf den Wiesen höheren Niederschläge seinen Lebensansprüchen entge- mit nassen Standorten Chorthippus montanus nachge- genkommen. Je tiefer seine Vorkommen sind, umso nas- wiesen bzw. wiedergefunden werden, so auf der Hengst- ser müssen die Biotope sein. Dies sind extensiv bewirt- riedwiese und Rottwiese (Wiederfunde), Kernwiese und schaftete Nasswiesen, Sümpfe, Moore, Seggenrieder und Stadtförsterwiese (Neufunde). Ränder von Hochstaudenriedern. Brachen oder dichte Status: Gute reproduktive Population im Wildschutz- hohe Vegetation wird auch auf nassen Standorten gemie- gebiet. den (Detzel 1998). Lebensraum: Chorthippus montanus zählt europaweit Gefährdung: Derzeit steht die Art in Hessen auf der zu den Arten, die die feuchtesten und nassesten Lebens- Vorwarnliste, ihre Lebensräume haben landesweit abge- räume besiedeln. Aufgrund ihrer ökologischen Valenz ist nommen. Für Deutschland gilt sie als gefährdet. Generell sie neben Stetophyma grossum (s. u.) eine unserer hygro- ist die Lebensraumzerstörung einerseits auf die Inten- philsten Arten. Er lebt vornehmlich in nassen Wiesen sivierung der Landwirtschaft zurückzuführen mit Ent- und an sumpfigen offenen Stellen und man kann ihn als wässerungsmaßnahmen von Feuchtgrünland, anderer- Charakterart feuchter und staunasser Wiesen bezeich- seits fallen immer mehr Feucht- und Niedermoorwiesen nen (Brocksieper 1978). Bevorzugt werden montane brach oder werden aufgeforstet (Detzel 1998), was stets Gebiete, wo vermutlich die höhere Luftfeuchtigkeit und zum Aussterben der Art führt.

Chrysochraon dispar (GERMAR) – Große Goldschrecke

Fundort: Lebt in Saumbereichen und Grabenrändern fast aller Wiesen und Feuchtbrachen des Wildschutzge- bietes. Während einer Sommerbegehung im Juni 1998 konnte Treiber (briefl.) die Art für die Rottwiese noch- mals bestätigen. Status: Stabile reproduktive Population im Wild- schutzgebiet. Lebensraum: Chrysochraon dispar, eine leicht hygro- phile Feldheuschrecke, bevorzugt höhere Vegetation, die sie entweder auf ungemähten Feuchtwiesen, aber

Chrysochraon dispar (Große Goldschrecke) ist eine Charakterart der Saumbereiche und Grabenränder fast aller Wiesen und Feuchtbrachen des Wildschutzgebietes. 33

dauerhafter in Feucht brachen, Seggenriedern oder an (Juncus spec.), Seggen (Carex spec.), Rohrkolben (Typha Grabenrändern findet. Sie besiedelt auch versaumte spec.), Engelwurz (Angelica sylvestris) oder ähnliche Nieder moorwiesen, Schlagfluren, seltener aber langgra- markhaltige Stengel. sige Trockenstandorte (Mesobrometen). In dichteren Gefährdung: Gefährdet in Hessen als auch Deutsch- Schilfbeständen ist sie nur noch randlich zu finden. land. Durch die Mahd von Wiesen- oder Grabenrändern Wichtig zur Besiedlung eines Lebensraumes scheint ein im Spätsommer oder Herbst wird der Art ein wichtiger Mikroklima mit höherer Luftfeuchte zu sein, denn nie- Überlebensraum genommen, denn die mit Eiern beleg- dere Vegetation wird gemieden und wenn Halbtrocken- ten, abgemähten Pflanzen stengel sind für die Überwin- rasen besiedelt werden, liegen diese alle in höheren terung nicht mehr geeignet, da sie am Boden liegend Lagen der Mittel gebirge (Detzel 1998). feucht werden und verrotten. Auch die Grünlandinten- Die Heuschreckenart ist partiell stenök, da sie durch sivierung der vergangenen Jahre mit häufiger Mahd hat ihr typisches Eiablageverhalten streng an Brachestadien die einst häufigen Bestände reduziert. und Säume gebunden ist. Sie legt ihre Eier gerne in ver- holzte, abgestorbene Triebe der Himbeere (Rubus idae- us) und Goldrute (Solidago-spec.), aber meist in Binsen

Conocephalus discolor (THUNBERG) – Langflügelige Schwertschrecke

Fundort: Conocephalus discolor wurde auf verschie- Röhrichte), (2) Eiablage in markhaltigen Pflanzen und denen Wiesen nachgewiesen: Ganswiese, Wannemacher- (3) erfolgreiche Embryonalentwicklung nur in feuchtem wiese, Rottwiese, westliche Hengstriedwiese, Spitalwiese, Milieu (Detzel 1998). Die Eiablage findet in Blattschei- Kernwiese, Unter dem Einsiedel (Silzaue) und Alte Küh- den von Sauergräsern und in markhaltigen Pflanzen- ruh. Oft wurden Seggenrieder, verschilfte Nassbrachen, stengeln statt. Die Laubheuschrecke ernährt sich von Hochstaudenfluren, Grabenränder und Säume besiedelt. Grä sern und anderen Pflanzen, aber auch carnivorisch Während einer Sommerbegehung im Juni 1998 konnte von kleinen Insekten, Blattläusen und Raupen (Bell- Treiber (briefl.) die Art für die Rottwiese bestätigen. mann 1993). Status: Stabile reproduktive Population im Wild- Gefährdung: Die Intensivierung der Feuchtwiesen- schutzgebiet. nutzung; Verlust an Feuchtbrachen und sonstigen Hoch- Lebensraum: Die Art bewohnt sowohl Sumpf- staudenfluren sind der Art abträglich. Nicht gefährdet in wiesen, Ränder von Schilfbeständen und Vegetation an Hessen und Deutschland, jedoch gefährdet im benach- Gewässer ufern als auch ruderal beeinflusste Flächen barten Rheinland-Pfalz. (Hochstaudenfluren), hochwüchsige Wiesenbrachen und trockene re Saumstandorte in tieferen Lagen oder wär- meren Landesteilen. Obwohl die Art in unserer Region nicht unbedingt als ausschließlich hygrophil zu bezeich- nen ist, zählt sie zu den charakteristischen Arten der Feuchtwiesen, Binsen- und Seggenriedern, Röhrichten und feuchter Hochstaudenfluren. Dies hängt wohl von ihrer ökologischen Einnischung in Mitteleuropa ab: (1) vertikale Orientierung (Präferenz für höherwüchsige Pflanzenbestände: Säume, Brachen, Hochstaudenfluren, 34

Gomphocerippus rufus (L.) – Rote Keulenschrecke

Fundort: Gomphocerippus rufus tritt nur an weni- gen Stellen im Wildschutzgebiet auf. Die Fundstellen beschränkten sich auf relativ kleine besonnte Saumberei- che der Alten Kühruh und der kleinen Hitzbergwiese. Ein weiteres Vorkommen von Gomphocerippus rufus wurde knapp außerhalb des Wildschutzgebietes nordwestlich an sonnigen Stellen des Bahndammes festgestellt (Rausch 1985). Während einer Sommerbegehung im Juni 1998 konnte Treiber (briefl.) die Art für die Rottwiese bestä- tigen. Status: Kleinere reproduktive Population. Lebensraum: Da für die Eiablage halbtrockene Böden bevorzugt werden und während der Embryogenese ein Bedürfnis nach vergleichsweise hohen Temperaturen besteht, kann die Art als leicht thermophil bezeichnet Gomphocerippus rufus (Rote Keulenschrecke) wurde bislang in Säumen von 3 Wiesen des Wildschutzgebietes werden (Detzel 1998). Gomphocerippus rufus besiedelt gefunden. jedoch neben trockenen auch mäßig feuchte Standorte, wo bei die Siedlungsdichte in feuchten Habitaten immer gering bleibt. In der südhessischen Region besiedelt rippus rufus in feuchteren und kleinklimatisch kühleren sie nach eigenen Beobachtungen sonnige Waldränder, Habitaten anzutreffen. Waldlichtungen, lichte Kalksand-Kiefernwald, Ränder Die Tiere sitzen gerne besonnt auf Stauden oder von Feuchtbrachen, Säume an Frischwiesen, aber auch Brombeer gestrüpp, seltener am Boden. Als Nahrung die- Tro cken- und Halbtrockenrasen. Je nach kleinklimati- nen bevorzugt Süßgrässer. schen Bedingungen variiert der Habitattyp. In Über- Gefährdung: Während die deutschen Bestände insge- einstimmung mit Detzel (1998) werden in kühleren samt nicht gefährdet sind, steht Gomphocerippus rufus in Mittelgebirgsregionen xerotherme, windstille Standorte Hessen auf der Vorwarnliste. bevorzugt, in tieferen Lagen (Rheintal) ist Gomphoce-

Gryllus campestris (L.) – Feld-Grille

Fundort: Ein bereits 1985 festgestellter Fundort Lebensraum: Die Art ist ein thermophiler Offenland- waren trockenere, waldnahe Bereiche auf der Kernwiese und Bodenbewohner, der trockene, son nige Lagen mit (Rausch 1985), der 5 Jahre später sowie im Mai 2001 niedriger Vegetation bevorzugt, aber auch in extensiv bestätigt werden konnte. Weitere Fundorte der Feldgrille genutzten, trockenen Hangwiesen vorkommt. Gebiete sind ein kleines trockenes, lückig bewachsenes, ruderali- mit feuchten oder nassen Böden werden gemieden. Ihre siertes Areal auf sandigem Untergrund randlich der Rott- Habitate sind insbesondere trockene Wiesen, Trocken- wiesenschneise im nordwestlichen Anschluss der Rottwie- rasen, Halbtrockenrasen, Heiden, trockene Waldränder se (Rausch 1991) sowie höherliegende Areale auf der und verschiedene Ruderalstandorte. Bevorzugt werden Rottwiese. Während einer Sommerbegehung im Juni 1998 sonnige Hanglagen, Dämme und Böschungen. konnte Treiber (briefl.) die Art für die Rottwiese bestä- Gefährdung: Die Art ist sowohl in Hessen als auch in tigen, ebenso der Autor bei einer späteren Begehung Deutschland durch lokale bis regionale Bestandsrück- der Wiese am 21. 05. 2001, als auch wenige Tiere auf der gänge gefährdet. Als Ursachen sind die Verschlechterun- benachbarten Schwarzwiese festgestellt wurden. gen der Habitatqualitäten durch Brachfallen geeigneter Status: Auf der Kernwiese und Rottwiese ist Gryllus Wiesen, Heiden und Böschungen zu betrachten. Auch campestris reproduktiv, einschließlich der sehr kleinen die Zerschneidung und Zersiedelung der Lebensräume Population nordwestlich der Rottwiese, wie die Beobach- durch den Menschen sind gravierende Gefährdungs- tungen von 1985–2001 zeigen. Ob die wenigen Tiere auf faktoren (Detzel 1998). der Schwarzwiese eine eigenständige Population darstel- len, ist fraglich, da es sich hier eher um einen suboptima- len, früh beschatteten Standort handelt. 35

Stetophyma grossum (L.) – Sumpfschrecke

Fundort: Rottwiese, Hengstriedwiese, Kernwiese, Gans- die im Boden und zwischen Pflanzen am Boden abgeleg- wiese, Kuhhirtswiese, Alte Kühruh, Höllwiese, Spitalwie- ten Eier zerstört. se, Stadtförsterwiese, außerhalb des Wildschutzgebietes Gefährdung: Derzeit ist die Art in Hessen gefährdet, Hahnstrittwiese, Silzaue und Untere Landeswiese. Zwei da deren Lebensräume landesweit abgenommen haben. Nachbegehungen des Wildschutzgebietes im September Für Deutschland gilt sie sogar als stark gefährdet. Gene- 2000 bestätigte deren Vorkommen auf allen genannten rell ist die Lebensraumzerstörung durch Entwässerung Wiesen. und Austrocknung von Feuchtgebieten (Seggenrieder, Status: Stabile reproduktive Population auf fast allen Röhrichte u. ä.) und Feuchtgrünland oft im Rahmen von Wiesen im Wildschutzgebiet von 1985 bis 2000. Flurbereinigungen die Hauptursache ihres Verschwin- Lebensraum: Bei der Sumpfschrecke, eine unserer dens. Aber auch die reine Grünland intensivierung der hygrophilsten Feldheuschrecken überhaupt, ist eine vergangenen Jahre mit mehrfacher Mahd hat die einst strenge Bindung an bestimmte Vegetationstypen nicht häufigen Bestände reduziert. Ebenso bewirkt nach eige- erkennbar. Jedoch zeigt sich eine deutliche Abhängig- nen Beobachtungen im die intensive Viehbe- keit von der Vegetationsstruktur der Habitate und ihrer weidung in Feuchtgrünland ein lokales Aussterben von Bodenfeuchte. Sie bevorzugt etwas höhere Vege tation, Stetophyma grossum, da die teils im Boden oder boden- die sie entweder auf extensiv genutzten seggen- und bin- nah abgelegten Eier wahrscheinlich zerstreten und/oder senreichen Nasswiesen (Calthion) findet oder aber dau- durch Fäkalien vergiftet werden. Schulte (1996) berich- erhafter in Feucht brachen mit Großseggenriedern (Mag- tet hingegen, dass die Art in der Dümmerniederung nocaricion). Daneben findet man Stetophyma grossum an (Nordwestdeutschland) alle einschürigen Bestände mit Grabenrändern und in Pfeifengraswiesen (Molinietum). Nachbeweidung durch Schafe besiedelt, 94% Dauerwei- In Mädesüßfluren oder dichteren Schilfbeständen ist sie den, 60% Mähweiden. Hierbei handelt es sich jedoch nur nicht mehr zu finden. Besonders empfindlich reagiert die um extensive Grünlandnutzung. Art auf Beweidung, denn allein durch Viehtritt werden

Tetrix subulata (L.) – Säbel-Dornschrecke

Fundort: Tetrix subulata kommt auf kleinen vege- tationsfreien, feuchten Flächen der Hengstriedwiese, Rottwiese, Höllwiese und Kernwiese vor. Potenziell ist sie auch in der Silzaue zu erwarten. Status: Reproduktive Vorkommen im Gebiet. Lebensraum: Die etwas wählerische Säbel-Dorn- schrecke bevorzugt als Pioniersiedler offene bis schütter bewachsene Flächen und Störstellen auf extensiven (wechsel-)feuchten Wiesen. Sie besiedelt daneben nicht zu feuchte Moore und Gewässerufer, wo sie immer die feuchten Schlammflächen aufsucht. Sie kann aber, wenn auch seltener, in trockenen Sandgruben, lichten Wäldern und Heiden angetroffen werden. Die Art ist bei ihrem hohen Feuchtigkeitsbedürfnis bei gleichzeitig ausreichen- dem Wärmeangebot als hygro-thermophil zu bezeichnen (Detzel 1998). Ihre Nahrung besteht aus Gräsern, Moo- sen und Flechten. Tetrix subulata (Säbel-Dornschrecke), hier ein helles Gefährdung: Die bereits in Rheinland-Pfalz als Exemplar, wurde bislang auf feuchten Stellen von gefährdet ausgewiesene Dornschrecken-Art steht in 4 Wiesen des Wildschutzgebietes gefunden. Hessen auf der Vorwarnliste, in Deutschland ist sie nicht gefährdet. Die Gefährdungsursachen sind die Intensivie- rung der Grünlandnutzung, der Grünlandumbruch aber auch die Trockenlegung ehemaliger Lebensräume. 36

2.4 Laufkäfer (Coleoptera: (briefl.) nach 1995 und zwei nachträgliche Handaufsamm- Carabidae) lungen im Sommer 2000 ergänzen das Artenspektrum. Die Auswahl der Untersuchungsflächen erfolgte so, dass alle wesentlichen Biotoptypen des gesamten Unter- 2.4.1 Allgemeines suchungsgebietes vertreten waren. Es wurden sowohl sehr nasse Biotoptypen (Erlenbruchwald, Bachufer, Schilfröh- Laufkäfer sind in allen Landlebensräumen von vegetati- richt, Seggenried, Waldgraben, Wiesengraben etc.), kühl- onslosen Sandflächen bis zu den Verlandungszonen der feuchte bis frische (Eichen- und Buchen-Altholzbestände, Gewässer, von unterirdischen Kleinhöhlen über die Kraut- Waldränder, beschattete Hecken und Krautsäume etc.) als schicht hin zum Wald bis in die Baumwipfel vertreten. Die auch trockene, besonnte Standorte (Waldrand, Windfall- weitaus überwiegende Zahl besiedelt jedoch die Boden- fläche) beprobt. Die gefangenen Käfer wurden im Labor oberfläche und die obersten Bodenschichten. Nach Traut- unter dem Stereomikroskop bestimmt. Als Bestimmungs- ner (1992b) ist in Deutschland mit knapp über 520 Arten literatur wurden Freude, Harde, Lohse (1976) bzw. zu rechnen, für Baden-Württemberg führt er 396 auf. In Trautner, Geigenmüller, Diehl (1984) benutzt. Die Hessen wurden bisher 387 einschließlich der 27 verschol- wissenschaftliche Nomenklatur richtete sich nach Freu- lenen Arten registriert (Malten 1998). de, Harde, Lohse (1976), deutsche Namen wurden von In den letzten Jahrzehnten, mit steigender Tendenz seit Trautner (1992) übernommen. etwa den 1960er Jahren, gehören Laufkäfer zu den bevor- zugten Untersuchungs objekten der Ökolo gen. In neuerer Zeit werden sie auch zunehmend im Rahmen raumrelevan- 2.4.3 Gesamtartenspektrum ter Planungen als Bioindikatoren eingesetzt. Dies hat zum einen seine Ursache in dem enormen Zuwachs an Wissen Insgesamt wurde im Wildschutzgebiet während der bei- über die Ökologie und Verbreitung der Arten dieser Grup- den Vegetationsperioden 1991/92 und der ergänzenden pe. Dieser Zuwachs wurde vor allem durch den Einsatz Handfänge 2000 ein Laufkäferspektrum von 43 Arten einer einfachen und effektiven Untersuchungsmethode, der festgestellt. Die Auswertung der Habitat-Ansprüche Bodenfalle nach Barber (1931), ermöglicht. Zum anderen zeigt, der Großteil der nachgewiesenen Laufkäfer sind spielt die gute taxonomische Kenntnis der Gruppe eine gro- typi sche Waldarten. Bei differenzierterer Betrachtung ße Rolle. Barndt et al. (1991) bezeichnen die Laufkäfer als der ökologischen Ansprüche sind 21% (9) mehr oder die am besten erforschte Insek tengruppe in Mitteleuropa. weniger hygrophile Waldarten, die nasse, sumpfige Wald- Bei der Gemeinsamkeit der meisten Arten als laufaktive, standorte sowie Auwald oder Bruchwald bevor zugen polyphage Räuber der Bodenoberfläche zeigen viele Arten (Badister sodalis, Elaphrus riparius, Loricera pilicornis, ganz spezielle Ansprü che hinsichtlich der ökologisch wirksa- Oodes helopioides, Notiophilus palustris, Patrobus atroru- men Faktoren wie Licht, Feuchte, Substrat, Kalkgehalt und fus, Platynus assimilis, Pterostichus diligens, Pterostichus Habitatstruktur. Schon geringfügige Veränderungen von strenuus, Pterostichus vernalis). 28% (12) des Artenspek- Umweltkonstellationen bedingen Umschichtungen in der trums (Abax parallelepipedus, A. parallelus, Calathus Carabidenzönose, was diese Tiergruppe zu guten Bioindika- rotundicollis, Calosoma inquisitor, Carabus coriaceus, toren macht (vgl. Kratochwil & Schwabe 2001). Daneben C. glabratus, C. granulatus, Cychrus caraboides, Leistus existieren aber auch andere Arten, die ein breites Spektrum rufomarginatus, Molops piceus, Nebria brevicollis, Ptero- dieser Faktoren ertragen. stichus oblongopunctatus) sind mesophile Waldarten, die humide, aber keine nassen Standorte im Wald besiedeln. Typische Bewohner der Feucht- und Nasswiesen fanden 2.4.2 Methoden wir nicht, aber Badister sodalis, Patrobus atrorufus, Pteros- tichus diligens, P. niger und Stomis pumicatus können nach Zur qualitativen Erfassung der Laufkäfer wurden im Früh- Barndt (1991) neben Waldstandorten auch diese offenen sommer und Sommer an 40 Standorten, die im Wildschutz- Habitate besiedeln. Cicindela campestris, eine thermo- gebiet verteilt waren, je 5 Barberfallen aufgestellt und nach phile Sandlaufkäferart, ist auf besonnte offene Sand- und ca. dreiwöchiger Expo sition geleert (vgl. Trautner 1992a). Lehmböden angewiesen. Die übrigen Spezies sind weni- Bei den nach Barber (1931) benannten Barberfallen han- ger spezialisiert (eurytop) und können Lebensräume mit delte es sich um Glas becher mit einem Öffnungsdurchmes- einer größeren Bandbreite unterschiedlichster Standort- ser von ca. 5 cm und einem Fassungs vermögen von 150 ml, bedingungen sowohl im als auch außerhalb des Waldes die ebenerdig eingegraben wurden, wobei der Boden um besiedeln. Insgesamt treten mit 9 % (4) die reinen Offen- das Glas herum in einem Radius von ca. 10 cm leicht trich- landarten Carabus auratus, Cicindela campestris, Poecilus terförmig modelliert wurde. Als Fangflüssigkeit diente eine versicolor und Pterostichus melanarius im Vergleich zu den Mischung aus 40 % H2O, 30 % Ethanol, 20 % Essig säure Waldarten signifikant zurück. und 10 % Glycerin. Zusätzliche Beobachtungen von Simon 37

Tabelle 4: Käferarten des Wildschutzgebietes Kranichstein

Status RLH RLD BASV FFH 1992 1998 1998 2005 Anh Carabidae – Laufkäfer Abax ovalis (DUFTSCHMID) Rundlicher Brettläufer z ---- Abax parallelepipedus Großer Brettläufer z ---- (PILLER & MITTERPACHER) Abax parallelus (DUFTSCHMID) Schmaler Brettläufer ~ ---- Badister sodalis (DUFTSCHMID) Kl. Gelbschulter-Wanderläufer ~ ---- Bembidion lampros (HERBST) Gewöhnlicher Ahlenläufer ~ ---- Calathus rotundicollis (DEJEAN) Wald-Kahnläufer ~ ---- Calosoma inquisitor (L.) Kleiner Puppenräuber z 33§ - Carabus arcensis (HERBST) Hügel-Laufkäfer ~ 3V§ - Carabus auratus (L.) Goldlaufkäfer Ü --§ - Carabus auronitens (FABRICIUS) Goldglänzender Laufkäfer ~ --§ - Carabus cancellatus (ILLIGER) Feld-Laufkäfer z VV§ - Carabus coriaceus (L.) Lederlaufkäfer z --§ - Carabus glabratus (PAYKULL) Glatter Laufkäfer z --§ - Carabus granulatus (L.) Körniger Laufkäfer z --§ - Carabus nemoralis (MÜLLER) Hainlaufkäfer z --§ -

Carabus problematicus (HERBST) Blauvioletter Wald-Laufkäfer z --§ - Carabus violaceus (L.) Goldleiste z --§ - Cicindela campestris (L.) Feld-Sandlaufkäfer ~ --§ - Cychrus caraboides (L.) Gewöhnlicher Schaufelläufer z ---- Elaphrus cupreus (L.) Glänzender Uferläufer z ---- Elaphrus riparius (L.) Kleiner Uferläufer z ---- Harpalus latus (L.) Breiter Schnellläufer z ---- Leistus rufomarginatus (DUFTSCHMID) Rotrandiger Bartläufer ~/Ü 3 --- Loricera pilicornis (FABRICIUS) Borstenhornläufer z ---- Molops piceus (PANZER) Kleiner Striemenläufer ~ ---- Nebria brevicollis (FABRICIUS) Gewöhnlicher Dammläufer z ---- Notiophilus biguttatus (FABRICIUS) Zweifleckiger Laubläufer ~ ---- Notiophilus palustris (DUFTSCHMID) Gewöhnlicher Laubläufer z ---- Oodes helopioides (FABRICIUS) Eiförmiger Sumpfläufer ~ ---- Patrobus atrorufus (STROEM) Gewöhnl. Grubenhalsläufer z ---- Platynus assimilis (PAYKULL) Schwarzer Enghalsläufer z ---- Poecilus versicolor (STURM) Glatthalsiger Buntgrabläufer z ---- Pseudoophonus rufipes (DE GEER) Gewöhnlicher Haarschnell- ~ ---- läufer Pterostichus diligens (STURM) Ried-Grabläufer ~ ---- Pterostichus melanarius (ILLIGER) Gewöhnlicher Grabläufer z ---- 38

Status RLH RLD BASV FFH 1992 1998 1998 2005 Anh Pterostichus niger (SCHALLER) Großer Grabläufer z ---- Pterostichus nigrita (PAYKULL) Schwärzlicher Grabläufer z ---- Pterostichus oblongopunctatus Gewöhnlicher Wald-Grabläufer z ---- (FABRICIUS) Pterostichus strenuus (PANZER) Spitztaster-Grabläufer z ---- Pterostichus vernalis (PANZER) Frühlings-Grabläufer z ---- Stomis pumicatus (PANZER) Spitzzangenläufer ~ ---- Trechus obtusus (ERICHSON) Schwachgestreifter Flinkläufer ~ ---- Sonstige bemerkenswerte Käferarten Cerambyx cerdo (L.) Heldbock, Großer Eichenbock z - 1 §§ II,IV Lucanus cervus (L.) Hirschkäfer z - 2 § II,IV Protaetia aeruginosa (DRURY) Großer Goldkäfer z -1§§-

Gefährdungskategorien der RLH = Rote Liste Hessen und RLD = Rote Liste Deutschland 0 ausgestorben oder verschollen R Arten mit geographischer Restriktion 1 vom Aussterben bedroht V Arten der Vorwarnliste 2 stark gefährdet G Gefährdung anzunehmen 3 gefährdet D Daten mangelhaft

BASV = Bundesartenschutzverordnung: Status: § besonders geschützte Art z bodenständig (t 4 Tiere) §§ streng geschützte Art ~ potenziell bodenständig (2-3 Tiere)

Ü durchziehend (Einzelnachweis)

FFH = Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union II Arten des Anhangs II: Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen! IV Arten des Anhangs IV: Streng zu schützende Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse! 39

Fundorte gefährdeter Laufkäfer und anderer bemerkenswerter Käfer im Wildschutzgebiet Kranichstein: 5 5 5 (1) Calosoma inquisitor 5 5 5 5 5 5 (2) Carabus arcensis 5 N 3 (3) Carabus cancellatus 6 4 3 (4) Leistus rufomarginatus 7 (5) Cerambyx cerdo 6 (6) Lucanus cervus 6 (7) Protaetia aeruginosa 6 6 6 7 7 5 5 5 6 6 6 5 6 2 1 6 5 3 5 5 6 6

6

0

2.4.4 Bemerkenswerte Laufkäferarten Deutschland (Trautner et al. 1998), um eine Einschät- zung über die Gefährdung mancher Arten zu bekommen. In diesem Abschnitt wird nicht das gesamte ermittelte Insgesamt konnten im Wildschutzgebiet Kranichstein Artenspektrum beschrieben, sondern wir beschränken 4 gefährdete bzw. 12 nach der BArtSchV besonders uns auf bemerkenswerte, gefährdete und biotoptypi- geschützte Laufkäferspezies nachgewiesen werden. sche Arten. Berücksichtigt wurde die aktuelle hessische Rote Liste für Laufkäfer (Malten 1998) sowie die von

Calosoma inquisitor (L.) – Kleiner Puppenräuber

Fundort: Einmal konnte Calosoma inquisitor im Wald- Lebensraum: Der Käfer, der bevorzugt mesophile randbereich (Eichenbestand) der Spitalwiese mit einer Eichenwälder, aber auch bodensaure Laubwälder Bodenfalle gefangen werden. besiedelt, schlüpft bereits im Juni, bleibt jedoch bis Status: Obwohl wir nur einen Artnachweis hatten, zum nächsten Frühjahr im Boden. Dann erscheint er ab dürfte er im Wildschutzgebiet besonders in den Eichen- April/Mai und führt als arboricole und gut fliegende Art beständen verbreiteter sein. Mit der hier angewandten seine räuberische Lebensweise mehr auf den Bäumen Barberfallenmethode konnte seine tatsächliche Verbrei- als am Boden. Da er im Kronenbereich von Bäumen tung im Wildschutzgebiet jedoch nicht ermittelt werden. vor allem den Raupen von Frostspannern, Wicklern und Verbreitung: Er ist die in Mitteleuropa häufigste Art Schwammspinnern nachstellt, ist er im Forst als Nützling der Gattung Calosoma. Sein Verbreitungs gebiet ist Eura- sehr gerne gesehen (Stary et al. 1990). sien und reicht im Norden bis Dänemark, Südnorwegen Gefährdung: Bereits 1984 wurde der Kleine Puppen- und Südfinn land. Zur biologischen Schädlingsbekämp- räuber für die damalige BRD als gefährdet eingestuft. fung (s. u.) wurde er sogar nach Nordamerika eingeführt. Neuere Daten zeigen, dass die Art z. B. in Baden- Bei uns lebt er in Laubwäldern vom Flachland bis ins Württemberg stark gefährdet (Trautner 1992) und in Hoch gebirge. Thüringen sogar vom Aussterben bedroht ist (Hartmann 40

1992). Auch in Brandenburg ist die Art stark gefährdet. kommen, dessen Nutzen im Forst von so großer Bedeu- Die neuesten Roten Listen von Hessen und Deutschland tung ist, dass auch diese Art wie Calosoma inquisitor in weisen ihn nachwievor als gefährdet aus. Nicht zuletzt Amerika eingeführt und gezüchtet wurde. Der Nachweis dürften die Ursachen seiner Gefährdung auf das Abster- auch dieser mehr auf Bäumen lebenden Art ist mit der ben alter Eichenbestände zurückzuführen sein. Barberfallen-Methode kaum durchzuführen, möglicher- Anmerkung: Potenziell dürfte auch Calosoma syco- weise ein Grund, weshalb kein Tier gefangen wurde. phanta (Großer Puppenräuber) im Wildschutzgebiet vor-

Carabus arcensis (HERBST) – Hügel-Laufkäfer

Fundort: Dass die Art in Hessen nicht häufig ist, immer in Waldnähe. Der Hügel-Laufkäfer ist ebenfalls bestätigt auch das Fangergebnis im Wildschutzgebiet. tag- und nachtaktiv und nicht nur Räuber, sondern auch Es wurde lediglich ein einziges Exemplar in einem Aasfresser. Die jungen Käfer erscheinen im Herbst und 80–100-jährigen humiden Eichenbestand an der Breite- überwintern ab September/Oktober in Baumstümpfen bergschneise nachgewiesen. und Moos. Die Haupterscheinungszeit der Käfer reicht Status: Obwohl nur ein Tier nachgewiesen wurde, von Juni bis August (Zahradnik 1985). gehen wir von einem potenziellen bodenständigen Vor- Gefährdung: Carabus arcensis ist nicht nur nach der kommen aus, da die Habitatbedingungen für die Art im BArtSchV besonders geschützt, er gilt auch in benach- Wildschutzgebiet optimal sind. barten Bundesländern und für die BRD als bedrohte Verbreitung: Eine kleine, sehr farbvariable Art, die Art, auch in Hessen gilt er als selten und daher gefährdet den eurasischen Raum bis Japan besiedelt. In Europa (Malten 1998). Im Berliner Raum zeigten umfangreiche reicht ihr Ausbreitungsgebiet im Norden bis Südnorwe- Untersuchungen, dass die Art dort sogar vom Aussterben gen, im Süden bis Norditalien (Harde & Severa 1984, bedroht ist (Barndt et al. 1991), für Brandenburg wer- Zahradnik 1985). den ebenfalls Rückgangstendenzen vermeldet, die Art ist Lebensraum: Als bevorzugten Lebensraum dort potenziell gefährdet (Kempf 1992). besiedelt der eher seltene Käfer mesophile Laubwälder (Barndt et al. 1991) von der Ebene bis in Lagen von über 2.500 m, an die er ziemlich eng gebunden ist. Er wird nur gelegentlich im Offenland angetroffen und dann

Carabus auratus (L.) – Goldlaufkäfer

Fundort: Da der Goldlaufkäfer keine Wald- noch Wie- Lebensraum: Der Carabide ist keine Waldart, er ist ein senart ist und somit für das Wildschutzgebiet untypisch, Bewohner des Offenlandes mit Siedlungsschwerpunkt fanden wir entsprechend nur ein einziges Exemplar am in Ackerunkrautfluren. Obwohl er überwiegend wärme- Rande der Hengstriedwiese. liebend ist, Sandböden meidet, trifft man ihn dennoch in Status: Da die Art brachypter (flugunfähig) ist, neh- feuchteren Lebensräumen (Lehmäcker) neben hygrophi- men wir an, dass sie aus der benachbarten östlichen Feld- len Arten an (Barndt et al. 1991). gemarkung Arheilgens stammt. Gefährdung: Die Laufkäferart gehört in Thüringen Verbreitung: Der Goldlaufkäfer ist eine westliche bereits zu den stark gefährdeten Spezies, in Baden- Art, die etwa bis zur Oder auftritt mit östlicher Ausbrei- Württemberg steht sie auf der Vorwarnliste. Weiterhin ist tungstendenz. In Westdeutschland ist er häufig, wurde sie wie alle Großlauf käfer nach der BArtSchV besonders eingeschleppt nach Südnorwegen, Schweden, auf die geschützt. Britischen Inseln und Nordamerika (Zahradnik 1985). Er ist eine Art tiefer bis mittlerer Lagen, tagsüber aktiv und von April bis August in seinen Habitaten anzutreffen (Harde & Severa 1984). 41

Carabus cancellatus (ILLIGER) – Feld-Laufkäfer

Fundort: Wir fanden C. cancellatus an einem Wiesen- wälder sein. Aber auch in Waldbiotopen dürfte die räu- graben der Spitalwiese, der als nasser Standort zu bewer- berische Art einen wertvollen Beitrag zur biologischen ten ist. Weitere Nachweise der Art konnten wir an zwei Schädlingsbekämpfung leisten. Der Carabide wird als sumpfigen Standorten in dem Erlenbruch bei der Kuh- Ökotypus in der Literatur unterschiedlich bewertet, teils hirtswiese erbringen. eingestuft als wärmeliebende, teils als mesophile Art, die Verbreitung: Dieser tagaktive Großlaufkäfer ist eine humide bis nasse Standorte zu bevor zugen scheint. Unse- der häufigsten und am weitesten verbreitete Art der re Funde deuten auf ein breiteres ökologisches Habi- Gattung Carabus. Er kommt in der gesamten Paläarktis tatspektrum hin, als in der Literatur beschrieben wird. von Meereshöhe bis zu 1.000 m über NN vor, wurde auf Gefährdung: In Thüringen wurden bereits so starke die Britischen Inseln importiert. Seine Erscheinungszeit Rückgangstendenzen der Art festgestellt, dass sie dort als reicht vom April bis September. stark gefährdet eingestuft wurde (Hartmann 1992). Auch Lebensraum: Auch wenn die Art oft im Offenland sie ist nach der BArtSchV besonders geschützt. (Felder, Gärten) gefunden wird und dort neben C. granu- latus z. B. als wichtiger Regulator von Kartoffelkäfervor- kommen gilt (Zahradnik 1985), soll sie nach Barndt et al. (1991) jedoch eher ein Bewohner bodensaurer Misch-

Carabus coriaceus (L.) – Lederlaufkäfer

Fundort: Wir fanden entsprechend seinen bevorzugten Habitaten Vertreter der Art an 14 überwiegend feuch- ten Waldstellen, verteilt im gesamten Wildschutzgebiet. Sogar ein Fund in einem nassen Grabenabschnitt am Rande der Hengstriedwiese belegt, dass er gelegentlich auch Waldbereiche verlässt. Status: Carabus coriaceus ist im gesamten Untersu- chungsgebiet gut vertreten, primär in den Altholzberei- chen. Verbreitung: Einer unserer größten Laufkäfer, dessen Vorkommen in Europa von Mittelnorwegen und -schwe- den bis Norditalien reicht. Er ist eine der häufigsten Arten und kommt überall sowohl in der Ebene wie im Gebirge (1.500 m) vor. Der Käfer fehlt jedoch in Finn- land und auf den Britischen Inseln. Carabus coriaceus (Lederlaufkäfer) ist mit einer Lebensraum: Die nachtaktive Art, die sich tagsüber Körperlänge von 30–40 mm die größte Laufkäferart (und im Winter) unter alten Stämmen oder Steinen ver- Mitteleuropas und ein typischer Waldbewohner. steckt hält, wird 2–3 Jahre alt. Die Hauptvorkommen Er wurde an 14 Fallenstandorten nachgewiesen werden in der Literatur übereinstimmend mit meso- und gehört zu den gut repräsentierten Arten des philen Laubwäldern angegeben, gelegentlich kann er Wildschutzgebietes. auch auf Feldern und Wiesen angetroffen werden. Die typische Waldart ist überwie gend hygrophil, bevorzugt humide Standorte. Gefährdung: Während die Untersuchungen von Barndt et al. (1991) im Berliner Raum zeigen, dass die Art dort vom Aussterben bedroht ist, gibt es trotz bekannter Rückgangstendenzen in ganz Deutschland (Zahradnik 1985) hinsichtlich der Roten Listen keinen Hinweis auf seine allgemeine Gefährdung. Auch sie ist nach der BArtSchV besonders geschützt. 42

Carabus glabratus (PAYKULL) – Glatter Laufkäfer

Fundort: Im Wildschutzgebiet konnte er lediglich nachtaktive Räuber tagsüber in Verstecken, erscheint an 2 Standorten bei der Hengstriedwiese im Übergangs- nur nach Regen auch bei Tag. Die Larve überwintert bereich mesophiler Buchen-Eichenwald/Wiese festge- in Moos und Baumstümpfen. Als mesophile Art findet stellt werden. Es ist jedoch nicht völlig auszuschließen, man C. glabratus weniger auf feuchten, aber mehr auf dass die Art an anderen Stellen des Wildschutzgebietes trockeneren Waldstandorten, Assmann & Kratochwil ebenfalls vorkommt, denn sie erscheint relativ spät im (1995) bestätigen sein Hauptvorkommen im trockeneren, Jahr (Juli), während die Fallen ab der letzten Maiwoche bodensaueren, nährstoffärmeren Buchen-Eichenwald bis Mitte Juni für 3 Wochen exponiert waren. (Fago-Quercetum) und sein Fehlen in den Eichen-Hain- Status: Mindestens kleines reproduktives Vorkommen buchenwäldern. Zahradnik (1985) erwähnt auch noch im Gebiet. gelegentliches Vorkom men an Bächen und Flüssen. Verbreitung: Sein Verbreitungsgebiet ist Nord-, Mittel- Gefährdung: Im westdeutschen Raum scheint die Art und Osteuropa. Sein Verbreitungsareal reicht im Norden derzeit nicht gefährdet, jedoch werden im nordostdeut- bis über den 68. Breitengrad hinaus, im Westen von den schen Raum Rückgangstendenzen beobachtet. In Bran- Britischen Inseln bis hin zum Ural im Osten. Hier lebt denburg steht er als gefährdete Art in der hiesigen Roten er in Wäldern der Ebene und der Gebirge bis zu einer Liste (Kempf 1992), für Berlin wird die C. glabratus als Höhe von 2.000 m. ausgestorben gemeldet (Barndt et al. 1991). Als Groß- Lebensraum: Seine Erscheinungszeit reicht von Juli laufkäfer ist er nach der BArtSchV besonders geschützt. bis Oktober und als typische, stenöke Waldart besiedelt er bevorzugt mesophile Laubwälder, gelegentlich auch bodensaure Mischwälder, wo er nach Assmann (1999) zu den „Reliktarten“ alter Wälder zählt. Dort lebt der

Carabus granulatus (L.) – Körniger Laufkäfer

Fundort: Im Wildschutzgebiet konnten wir die hygro- April bis September reicht. Vorher überwintert er als bionte Art an 12 Standorten determinieren. Genau 50% junger Käfer in Stubben in Gesellschaften. Als Räuber der Funde verteilen sich auf nasse Standorte wie Erlen- jagt er Insekten, Gehäuseschnecken, Ringelwürmer etc. bruch, Bachuferzone, Wald graben, schlammiger Waldweg und er gilt als bedeutender Vertilger von Kartoffelkäfern und Wiesengraben. Die anderen 6 Fundorte lagen alle- (Zahradnik 1985). Auch im Wald, seinem Hauptlebens- samt in humiden Wald- bzw. Waldrandbereichen. raum, dürfte der Käfer bezüglich der Schädlingsbekämp- Status: Die Art kommt also im Wildschutzgebiet in fung von großer Bedeutung sein. guter Population weitverbreitet vor und ist hier keines- Gefährdung: Auch für ganz Deutschland bzw. Hessen wegs eine gefährdete oder seltene Art. gibt es derzeit keine Gefährdungsmeldungen. Als Groß- Verbreitung: Sein geographisches Verbreitungsgebiet laufkäfer ist er nach der BArtSchV besonders geschützt. ist Eurasien (gesamte Paläarktis) einschließlich der Bri- tischen Inseln. Auch er wurde nach Nordamerika ein- geschleppt. In seinen Verbreitungsarealen, die ebenfalls vom Tiefland bis in das Hochgebirge (2.000 m) reichen, ist er häufig. Lebensraum: Er ist ein Carabide, der in den unter- schiedlichsten Biotoptypen gefunden werden kann. Bevorzugt besiedelt er zwar Feucht- und Nasswälder, in denen er seine größten Populationsdichten erreicht, aber er kann auch in mesophilen Laubwäldern gefunden wer- den. An zweiter Stelle rangieren andere nasse Standorte wie oligotrophe, mesotrophe sowie eutrophe Verlan- dungszonen. C. granulatus besiedelt zudem auch Feucht-, Nass- und Frischwiesen und Kriechpflanzenrasen (Barndt 1991). Er ist eine der wenigen flugfähigen Großlaufkäfer, dessen Erscheinungszeit als Imago von 43

Carabus nemoralis (MÜLLER) – Hainlaufkäfer

Fundort: Im Wildschutzgebiet Kranichstein konnten wir C. nemoralis an insgesamt 12 verschiedenen Stellen nachweisen. Er konnte an 6 humiden Eichen-Altholz- standorten, an 5 humiden Waldrandstandorten und ein- mal an der Bornschneise in einem sumpfigen Erlenbruch nachgewiesen werden. Status: Häufig, hauptsächlich verbreitet in den humi- den und feuchten Laubwaldstandorten des gesamten Gebietes. Verbreitung: Die Käferart kommt in ganz Europa vor bis zum 63. Breitengrad, auf den Britischen Inseln und im Süden bis zum Balkan und Nordspanien. Man findet sie bei uns überall in der Ebene und in niedrigen Gebirgs- lagen. Carabus nemoralis (Hainlaufkäfer) ist der häufigste Lebensraum: Die Schwerpunkthabitate der meso- bis Großlaufkäfer in den Laubwaldbeständen des hygrophilen Käferart sind in der Reihenfolge mesophile Wildschutzgebietes. Laubwälder, bodensaure Mischwälder und dann Feucht- und Nasswälder, seltener besiedelt er als Einzelgänger im Offenland ausdauernde Ruderalfluren und Acker - un krautfluren (Barndt et al 1991). Auch eine Vorliebe Gefährdung: Derzeit ist der mit breiterer ökologischer für den Waldrand (Harde & Severa 1984) konnten wir Valenz ausgestattete Hainlaufkäfer nicht gefährdet, bestätigen. Als tag- und nachtaktiver Raupenjäger ist der jedoch nach der BArtSchV besonders geschützt. Hainlaufkäfer ebenfalls als wichtiger Schädlingsregulator seines Lebens raumes einzustufen. Er gehört zu den weni- gen Laufkäferarten, die auch Sommerschlaf halten.

Carabus problematicus (HERBST) – Blauvioletter Wald-Laufkäfer

Fundort: Wir fanden ihn im Wildschutzgebiet ent- Gefährdung: Diese Laufkäferart ist derzeit bei uns im sprechend im Bereich der Spitalwiese, einmal nördlich westdeutschen Raum sowie in Thüringen nicht bestands- der Wiese in einem humiden Eichen-Altholzbestand, bedroht, jedoch gilt er in Brandenburg als stark gefähr- dann im Waldrandbereich der Wiese auf mittelfeuchtem det (Kempf 1992). Als Großlaufkäfer ist er nach der Standort mit Eichen. BArtSchV besonders geschützt. Status: C. problematicus, der nach unseren Befunden im Wildschutzgebiet zwar als seltene Art einzustufen ist, scheint jedoch hier ein bodenständiges Vorkommen zu haben. Verbreitung: Dieser Laufkäfer besiedelt ganz Europa einschließlich der Britischen Inseln bis über den Polar- kreis hinaus. Darüber hinaus kommt die Art durch Ein- schleppung auch noch in Nordamerika vor. Lebensraum: Der abendaktive Räuber erscheint bei uns von Juni bis September primär im mesophilen Laub- wald auf Kalk- und Lehmboden. Dort findet man C. pro- blematicus tagsüber unter Moos, Steinen, Fallholz oder unter morschen Strünken. Sein bevorzugtes Siedlungs- gebiet reicht vom Hügel- bis ins Bergland. 44

Carabus violaceus (L.) – Goldleiste

Fundort: Bis auf einen Nachweis in dem sumpfigen Nasswäldern, trockene Stellen werden vermieden Erlenbruch an der Bornschneise bevor zugt die Art im (Barndt et al. 1991). Die Art ist also nicht ausgeprägt Wildschutzgebiet offenbar die humideren Standorte stenotop, sondern sie toleriert ein breiteres Habitat- besonders in den Eichenalthölzern. Insgesamt fanden spektrum. wir die Art an 12 Stellen. Gefährdung: Ähnlich wie bei C. cancellatus wurden Status: Aufgrund der vorliegenden Befunde dürfte die auch bei C. violaceus in Thüringen so starke Rückgangs- Art alle feuchten Altholzberei che des gesamten Gebietes tendenzen festgestellt, dass sie dort als stark gefährdet bewohnen. eingestuft wurde (Hartmann 1992). In Hessen schei- Verbreitung: Sie ist eine im Großteil Europas und bis nen die Bestände stabil zu sein. Auch sie ist nach der Ostsibirien über den Polarkreis hinaus verbreitete und BArtSchV besonders geschützt. sogar auf Japan vorkommende Art. Auf den Britischen Inseln ist die Art, die stark zur Bildung von Unterarten neigt, häufig. Die Entstehung von heute geographisch voneinander getrennten Unterarten ist auf die Isolation von Populationen durch die letzte Eiszeit zurückzufüh- ren (Harde & Severa 1984). Lebensraum: Die Goldleiste ist ebenfalls als überwie- gend räuberische Art als Nützling in seinem Lebensraum zu betrachten. Die Habitate sind neben vereinzelten Vor- kommen im Offenland (Felder, Gärten, Wiesen) schwer- punktmäßig in bodensauren Mischwäldern, daneben auch in mesophilen Laubwäldern sowie in Feucht- und

Cicindela campestris (L.) – Feld-Sandlaufkäfer

Fundort: Wenige Exemplare wurden von Simon (nach- Gefährdung: Trotz stellenweiser Rückgänge ist die Art richtl. 2001) am 03. 09. 1999 auf vegetationsfreien Flächen in Hessen und auch in Deutschland derzeit nicht gefähr- in einer Rotstraußgras-Landreitgras-Schlagflur gefunden, det. Die Rote Liste von Berlin weist Cicindela campestris die durch den Windwurf 1990/91 (Wiebke) entstand. jedoch für diesen Raum als stark gefährdet aus (Barndt Status: Die bei uns wohl bekannteste und häufigste et al. 1991). Nach der BArtSchV ist sie wie alle Sand- Sandlaufkäfer-Art dürfte möglicherweise als vorüber- laufkäfer-Arten besonders geschützt. gehender Neusiedler angesehen werden, denn während der vielen Begehungen des Gebietes von 1990–1995 wurde die Art nie festgestellt. Sie wird wieder im Wild- schutzgebiet verschwinden, sobald die Schlagflur mit Vegetation – insbesondere mit Gehölzen – vollständig bedeckt sein wird. Entstehen jedoch immer wieder neue offene und besonnte Flächen z. B. durch Wildschweinum- bruch, so wird Cicindela campestris das Wildschutzgebiet in einer kleinen Population permanent besiedeln. Verbreitung: Sie besiedelt Nord-Afrika, ganz Europa, Asien bis Sibirien. In Mitteleuropa war sie früher überall häufig, ist aber stellenweise stark zurückgegangen (Freude et al. 1976). Lebensraum: Die überwiegend xerophile und flug- fähige Art scheint als Habitat offene, besonnte Stellen in bodensauren Mischwäldern zu bevorzugen (oft auf sandigen Waldwegen), daneben werden aber auch Sand- trockenrasen und gelegentlich Ginsterheiden sowie Ackerunkrautfluren besiedelt (Barndt et al. 1991). 45

Leistus rufomarginatus (DUFTSCHMID) – Rotrandiger Bartläufer

Fundort: Ein Exemplar wurde bei der letzten Hand- Gefährdung: Diese Laufkäferart ist in Hessen gefähr- aufsammlung am 21. 07. 2000 am Rande des feuchten det, auch in Thüringen, für Baden-Württemberg gibt es Erlenbruchwaldes (Silzbachaue) im Nordosten gefunden. offenbar keine Nachweise. Status: Da die Art macropter, also flugfähig ist, kann nur durch weitere Nachsuche oder Fänge verifiziert wer- den, ob es sich bei diesem Fund um ein Tier eines boden- ständigen Vorkommens handelt. Verbreitung: Leistus rufomarginatus hat nach Harde et al. (1976) eine in Europa eingeschränkte Verbreitung, in Mitteleuropa nimmt seine Verbreitung von Ost nach West ab. Lebensraum: Sein Schwerpunktvorkommen scheint die reine Waldart in mesophilen Laubwäldern zu haben, Nebenvorkommen finden sich nach Barndt et al. (1991), aber auch in Feucht- und Nasswäldern, selten findet man die Art in bodensauren Mischwäldern.

Pterostichus oblongopunctatus (FABRICIUS) – Gewöhnlicher Waldgrabläufer

Fundort: Insgesamt wurde die Art an 22 Fallenstand- käfer, entfernt ihnen die Flügeldecken und frisst die orten gefangen. weichen Körperteile. Täglich kann ein Grabläufer bis Status: Gut verbreitete Population im gesamten 20 Borkenkäfer fressen (Stary et al. 1990). Gebiet. Gefährdung: Derzeit ist Pterostichus oblongopunctatus Verbreitung: Erwähnenswert ist auch die überall in weder in Hessen noch in ganz Deutschland gefährdet. Mitteleuropa in den Wäldern häufige Käferart, die von der Ebene bis zur Alpinstufe (2.000 m) vorkommt. Sie besiedelt ganz Eurasien bis Japan über den Polarkreis hinaus (Zahradnik 1985). Lebensraum: Der überwiegend hygrophile/-bionte Käfer, der Küsten, Ufer und feuchte Wälder besiedelt, bevorzugt nach der Liste der Habitat-Ansprüche von Barndt et al. (1991) zuvorderst mesophile Laubwälder, wo er seine weiteste Verbreitung hat, an zweiter Stelle rangieren Feucht- und Nasswälder, dann kommt er auch noch in bodensauren Mischwäldern vor, reine Nadelholz- bestände werden jedoch gemieden. Die Larven leben unter Moos und Laub, im Herbst schlüpft der Käfer und überwintert. Tagsüber bleiben die Imagines in den Verstecken unter der Borke, aktiv sind sie vor allem bei Nacht. Forstliche Bedeutung: Pterostichus oblongopunctatus wurde oftmals als bedeutender Prädator beim Schwär- men des Gemeinen Nutzholzborkenkäfers (Xyloterus lineatus) nachgewiesen. Der Käfer fängt die Borken- 46

2.4.5 Sonstige bemerkenswerte Käferarten Berücksichtigt wurde die aktuelle Rote Liste für Käfer von 1998 sowie die von Deutschland, um eine In diesem Abschnitt behandeln wir lediglich die äußerst Einschätzung über die Gefährdung mancher Arten zu bemerkenswerten und stark gefährdeten biotoptypische bekommen. xylobionten Arten, die im Wildschutzgebiet wegen ihrer Auffälligkeit und Größe zusätzlich gefunden wurden.

Cerambyx cerdo (L.) – Heldbock

Fundort: Aufgrund seiner großen Seltenheit und Dämmerungsaktivität ist ein Direktnachweis des Held- bockes relativ schwierig sein. Dennoch fand Hoffmann (nachrichtl. 1990) an alten, abgängigen am Weg stehen- den Eichen im Osten des Gebietes (Unter dem Einsiedel in der Silzaue) mehrere geschlüpfte Tiere sowie Larven und Bohrgänge. Sowohl an der Stadtförsterwiese als auch Höllwiese wurde bis 1996 je eine weitere abgängige etwa 500 Jahre alte Eiche mit frischen Bohrlöchern des Heldbo- ckes gefunden, die jedoch aktuell (2001) nicht mehr besie- delt sind. Neuere Begehungen im Mai 2001 erbrachten außerhalb des Wildgatters weitere Funde von Held bock- Eichen im Norden am Rande der Silzwiese. Dort waren die daumendicken Fraßgänge mit frischem Bohrmehl verse- hen und es konnten auch Käfer abends gefunden werden. Status: In den 1980er Jahren konnte von Hoffmann (mdl. 1995) die Bodenständigkeit der Art im östlichen Cerambyx cerdo (Großer Eichenbock, Heldbock) ist Wildschutzgebiet belegt werden. Auch 1990 wurden mit einer Körperlänge bis zu 53 mm einer unserer Bohrgänge und frisches Bohrmehl im unteren Stamm- imposantesten heimischen Bockkäfer, der inzwischen in bereich weniger alter Eichen beobachtet. Im Rahmen Deutschland „vom Aussterben bedroht“ ist. einer FFH-Begutachtung des Messeler Waldes wurden 2001 vom Autor innerhalb und am Rande des Wild- schutzgebietes insgesamt 15 besiedelte Heldbock-Eichen festgestellt. Insgesamt stocken im Gebiet genügend Gefährdung: Früher war der Heldbock als Holzschäd- Alteichen, die als zukünftiger Lebensraum für die Lar- ling im Wald nicht gerne gesehen, doch mittlerweile ven hervorragend geeignet sind. ist die Art in Deutschland so selten geworden, dass sie Lebensraum: Vorkommen in warmen Laubwäldern sowohl in der Roten Liste als auch in der BArtSchV als vor allem mit alten Eichenbäumen. Die xylobionten „vom Aussterben bedroht“ gilt. Auch hier sind es die Käferlarven brauchen für ihre Entwicklung 3, selten gleichen Ursachen wie bei dem Großen Goldkäfer, näm- 4–5 Jahre, wobei sie bevorzugt in sehr alten Eichen lich die Seltenheit bzw. das Absterben alter Eichenbe- (selten andere Laubbäume: Buchen, Ulmen etc.) leben stände. In letzter Zeit sind auch viele Heldbock-Eichen (Zahradnik 1985). Die Eier werden auf der Rinde abge- in hessischen Wäldern (beispielsweise Gernsheimer/ legt, nach dem Schlüpfen fressen die Larven im ersten Jägersburger Wald, Messeler Wald) der Verkehrssiche- Jahr in der Rinde des befallenen Baumes, im zweiten im rungspflicht zum Opfer gefallen. Kambium und Bast bzw. an der Splintholzoberfläche und Des Weiteren handelt es sich bei Cerambyx cerdo um im dritten Jahr tief im Kernholz, wo sie sich anschließend eine prioritäre Art der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie verpuppen. Befallen wird der Baum zuerst in der Wip- (Anhang II, IV). felregion, dann arbeiten sich mehrere Generationen von Käferlarven nach unten bis in die Stammbasis. Alte son- nig stehende Eichen können so über viele Jahrzehnte die Käfer beherbergen (Sauer 1993, Neumann 1997). Die fertigen Käfer schlüpfen im Herbst, fliegen aber erst von Mai bis August, vor allem abends und nachts und suchen blutende Bäume. 47

Lucanus cervus (L.) – Hirschkäfer

Fundort: Ein Zufallsfund (1990) wurde tagsüber in einem Eichenbestand nahe der Spitalwiese gemacht, bei einer abendlichen Fledermaus-Begehung des Gebietes anfangs Juli 1994 schwärmten mehrere Tiere in einem alten Eichenbestand an der Höllschneise im südlichen Wildschutzgebiet. Im Rahmen eines FFH-Gutachtens (Hohmann et al. 2002) wurden an weiteren Stellen Hirschkäfer-Vorkommen (schwärmende Käfer, von Wildschweinen aufgewühlte Baumstubben) gefunden. Status: Die Art scheint im gesamten Gebiet vorzu- kommen, wo ältere Eichen stocken und wo sich Totholz und Baumstümpfe befinden. Über die Populationsdichte kann jedoch nichts gesagt werden. Lucanus cervus (Hirschkäfer), eine bei uns stark Lebensraum: Die Käfer sitzen tagsüber in alten gefährdete xylobionte Art, die in einem alten Eichenwäldern und lecken austretende gärende Baum- Eichenbestand im südlichen Wildschutzgebiet gefunden säfte (sog. Käferkneipe). Die Tiere fliegen abends ab wurde. Juni bis Mitte August. Die xylobionten Larven leben in morschen Wurzeln, Stämmen und Stümpfen primär von und Heldbock gelten, nämlich die Seltenheit bzw. das Eichen, seltener Ulmen, Weiden, Pappeln oder Eschen. Absterben alter Eichenbestände, auch die Rodung der Auch deren Entwicklung dauert mindestens 5 Jahre, oft Baumstubben sowie illegaler Fang und Handel (Klaus- sogar bis zu 8 Jahre (Klausnitzer 1995). nitzer 1995). Gefährdung: Lucanus cervus stellt in Deutschland Des Weiteren handelt es sich bei Lucanus cervus um eine stark gefährdete Art dar. Auch hier sind es wieder- eine weitere Art der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie um dieselben Ursachen, die für den Großen Goldkäfer (Anhang II, IV).

Protaetia aeruginosa (DRURY) – Großer Goldkäfer

Fundort: Ab und an werden im Gebiet tote Tiere gefunden, weiterhin wurden Goldkäferlarven in einer alten abgebrochenen Eichenkrone nachgewiesen (Hoff- mann, nachrichtl. 1990). Der Autor machte 1999 ebenfalls in einem nördlich dem Wildschutzgebiet benachbarten Waldgebiet einen Totfund, 2001 einen Lebendfund. Status: Gelegentliche Totfunde weisen immer wieder auf ein Vorkommen der schwer nachzuweisenden Art im Gebiet hin, aber die Larvenfunde von Hoffmann zeugen von einer reproduktiven Bodenständigkeit. Aufgrund der guten Habitatbedingungen dürfte hier die Art gut vertre- Protaetia aeruginosa (Großer Goldkäfer), dessen ten sein. xylobionte Larven im Mulm hohler, alter Eichen leben, Lebensraum: Die Vorkommen von Protaetia aerugi- wird gelegentlich im Wildschutzgebiet gefunden. nosa beschränken sich auf alte Eichenwaldbestände und Laubwälder mit Alteichenvorkommen, denn die xylobi- onten Larven leben im Mulm hohler, alter Eichen, vor allem in der Wipfelregion, nicht am Grunde. Ihre Ent- Gefährdung: Die Rote-Liste-Deutschland weist die wicklung dauert 3 Jahre. Die Käfer fliegen an warmen Art als vom Aussterben bedroht aus, was nicht zuletzt auf Tagen und man findet sie im Mai und Juni auf blühenden die Seltenheit bzw. das Absterben alter Eichenbestände Sträuchern besonnter Waldränder (Harde & Severa zurückzuführen ist. Auch in der BArtSchV wird die Art 1984) sowie an blutenden Bäumen, vor allem Eichen aus den selben Gründen als vom Aussterben bedroht (Sauer 1993). angeführt und ist daher besonders geschützt. 48

2.5 Schwebfliegen (Diptera: artspezifisch von Bedeutung sind: (1) Anwesenheit Syrphidae) bestimmter Nahrungspflanzen, (2) Blumendichte, (3) Vorherrschen einer bestimmten Blumenfarbe, 2.5.1 Allgemeines (4) bestimmte Blumentypen, (5) Mikroklima, (6) Larval- habitat und Kontaktvegetation und (7) Mahd (vgl. Kra- Die Schwebfliegen (Syrphidae), neben den Bienen (Api- tochwil & Schwabe 2001). Sie erreichen im allgemeinen dae) die wichtigsten Blütenbestäuber der gemäßigten nur in extensiven oder gar nicht genutzten Lebensräu- Breiten, zählen zu den taxonomisch, faunistisch und men hohe Artenzahlen. Biotopspezifische Arten kom- biologisch am besten bekannten Dipterenfamilien. In men überwiegend in naturnahen Lebensräumen vor, Deutschland sind zur Zeit 428 gültig beschriebene Arten dagegen werden die anthropogenen mit zunehmender nachgewiesen, jedoch sind aus bestimmten Gebieten wie Überformung primär von Generalisten bewohnt (Ban- Alpen, Voralpen oder Xerothermbiotopen aus Süd- und kowska 1980). Daher bestehen Schutzmöglichkeiten Mitteldeutschland noch einige neue Arten zu erwarten vorrangig in der Erhaltung natürlicher bzw. naturnaher (Ssymank & Doczkal 1998). Lebensräume sowie extensiver Kulturlandschaften. Nahrungspräferenzen der Imagines und spezifische Waldarten profitieren von naturnaher Waldbewirtschaf- Habitatansprüche an bestimmte Larvalstandorte führen tung und der Schaffung von Altholzinseln. Der hohe zu Lebensraumpräferenzen, die eng an die Vegetation, an Totholzanfall und die Auflichtung der Wälder infolge des bestimmte Bodenverhältnisse, aber auch an das Auftre- sogenannten „Waldsterbens“ scheint sich positiv auf die ten anderer Teillebensräume (z. B. Gewässer) gekoppelt Bestände einiger Arten auszuwirken (Ssymank & sind. Neben ausgesprochenen Spezialisten gibt es auch Doczkal 1998). alle Übergänge bis hin zu den Generalisten. Während die Seit der Fertigstellung von Roten Listen (Baden- Imagines überwiegend Blütenbesucher sind, sie fressen Württemberg 1993, Bayern 1993, Deutschland 1998) Nektar und Pollen, haben die Larven sehr unterschied- können die Schwebfliegen besser im Rahmen von Natur- liche Ansprüche, so von zoophagen Blattlausfressern schutz-Gutachten eingesetzt werden. Da eine Rote Liste über aquatische Detritusfresser, saprophage Totholzbe- der Schwebfliegen von Hessen fehlt, werden die drei wohner bis hin zu phytophagen Minierern in Blättern, oben genannten einschließlich der Fundangaben für Hes- Rhizomen und Stengeln (Rotheray 1994). Diese Vielzahl sen zur Einschätzung ihrer hiesigen Gefährdung benutzt. unterschiedlicher Ernährungstypen ist im Rahmen land- schaftsökologischer Untersuchungen von Vorteil. Beson- 2.5.2 Methoden ders geeignet sind sie als Bioindikatoren in Feuchtgebie- ten und Wäldern. Neben einigen Wanderarten scheint die Da keine quantitativen Untersuchungen an Schwebfliegen Mehrzahl eher lokal begrenzt vorzukommen und eine gemacht wurden, sondern lediglich das Artenspektrum engere Lebensraumbindung aufzuweisen. festgestellt werden sollte, wurde auf den sonst üblichen Es gibt verschiedene Parameter, die für Syrphiden Farbschalenfang verzichtet. Stattdessen wurden die Tiere in allen Biotoptypen gekeschert, wobei schwerpunktmäßig Blütenhorizonte auf Wiesen, in Hochstaudenfluren, an Wegrainen und Grabenrändern und entlang von Wald- wegsäumen, die mit ihren Blütenpflanzen für die Schweb- fliegen-Imagines eine sehr wichtige Funktion ausüben, aufgesucht wurden. Ebenso wurden die Blätter besonnter Sträucher nach Schwebfliegen abgesucht. Obwohl keine quantitativen Untersuchungen vorgenommen wurden, konnte aufgrund von Einzel- oder Mehrfachfängen für jede Art der Status festgelegt werden. Gefangen wurden die schwebenden Tiere mit einem Kescher, die sitzen- den Tiere mit Glasröhrchen. Wurde eine Art mindestens fünfmal gefangen, so gingen wir von einer reprodukti- ven Population aus. Die gefangenen Tiere wurden alle zur Determination durch Tiefkühlung getötet und dann genadelt. Die Determination erfolgte bei einigen Arten bereits in situ, schwierige Arten wie beispielsweise aus der Gattung Cheilosia mussten mit dem Stereomikroskop Temnostoma vespiforme (Gelbe Tigerschwebfliege) bestimmt werden. Als Bestimmungsliteratur diente Bothe ist eine typische Waldart, die nur selten im (1984), Torp (1984) und van der Goot (1981). Die deut- Wildschutzgebiet gefunden wurde. schen Namen wurden von Röder (1990) übernommen. 49

2.5.3 Gesamtartenspektrum Wässer) leben. Zu den räuberisch lebenden Larval- formen gehören insbesondere die aphidophagen (blatt- Bei der Zusammenstellung des Gesamtartenspektrums lausfressenden) Arten der Unterfamilie Syrphinae mit wurden sowohl die vom Autor bereits 1987 (veröffent- den Gattungen Syrphus, Epistrophe, Metasyrphus, Scae- licht) als auch die 1991 im Wildschutzgebiet erfassten va, Episyrphus, Dasysyrphus, Parasyrphus, Melanostoma Arten berücksichtigt. So ergab sich ein Spektrum von und Xanthandrus, die nicht unerheblich zur biologischen insgesamt 62 Syrphidenarten. Während 1987 für die Schädlingsbekämpfung im Wildschutzgebiet beitragen. Hengstriedwiese, Rottwiese, Kernwiese und ausgesuch- Die Fäulnisbewohner rekrutieren sich beispielsweise aus te Waldbereiche im Wildschutzgebiet 34 verschiedene den Gattungen Helophilus, Myathropa, Rhingia, Ferdin- Arten nachgewiesen wurden, kamen durch die Erwei- andea, Temnostoma, Syritta oder Xylota. terung der Untersuchungsflächen im Wildschutzgebiet Einige dieser Ernährungstypen werden weiter unten noch 28 andere Arten hinzu. Unter dem Artenspektrum beschrieben, sofern sie in einer der Roten Listen aufgeführt sind unterschiedliche Vertreter aus 31 Gattungen, deren sind. Unter Berücksichtigung der drei Roten Listen von Larven teils als Phytophage (Pflanzenfresser), Zoopha- Baden-Württemberg (1993), Bayern (1993) und Deutsch- ge (Räuber) oder als Saprophage (Fäulnisbewohner: land (1998) sind immerhin 23 Arten betroffen (s. u.). moderndes Totholz, Dung, Detritus, stark eutrophierte

Tabelle 5: Schwebfliegen des Wildschutzgebietes Kranichstein

Status RLW RLB RLD 1987 1991 1993 1993 1998 Syrphidae – Schwebfliegen Arctophila fulva (HARRIS) Braune Bärenschwebflige - z --- Baccha elongata (FABRICIUS) Helle Nadelschwebfliege - z --- Cheilosia illustrata (HARRIS) Bunte Erzschwebfliege ~ ---- Cheilosia impressa (LOEW) Schwarze Erzschwebfliege zz --- Cheilosia latifrons (intonsa) (LOEW) Kahle Erzschwebfliege - ~ - 3 - Cheilosia scutellata (FALLEN) Pilz- Erzschwebfliege ~ ---- Cheilosia variabilis (PANZER) Lange Erzschwebfliege zz --- Chrysogaster solstitialis (FALLEN) Gem. Goldbauchschwebfliege - z --- Chrysotoxum arcuatum (L.) Wiesen-Wespenschwebfliege - ~ V4R - Chrysotoxum bicinctum (L.) Zweiband-Wespenschwebfliege - z --- Chrysotoxum veralli (COLLIN) Veralls Wespenschwebfliege - ~ V2V Dasysyrphus albostriatus (FALLEN) Gestreifte Waldschwebfliege ~~ - 4R - Dasysyrphus tricinctus (FALLEN) Breitband-Waldschwebfliege - ~ - 4R - Didea fasciata (MACQUART) Helle Breitschwebfliege zz --- Eoseristalis arbustorum (L.) Kleine Bienenschwebfliege zz --- Eoseristalis horticola (DE GEER) Helle Bienenschwebfliege zz --- Eoseristalis interrupta (PODA) Feld-Bienenschwebfliege ~ ---- Eoseristalis intricaria (L.) Hummel-Bienenschwebfliege ~ --4R - Eoseristalis pertinax (SCOPOLI) Lange Bienenschwebfliege zz --- Epistrophe melanostomoides (STROBL) Breitband-Heckenschwebfliege ~ ---- Episyrphus balteatus (DE GEER) Gemeine Parkschwebfliege zz --- Eristalis tenax (L.) Große Bienenschwebfliege zz --- Eupeodes corollae (FABRICIUS) Gemeine Feldschwebfliege zz --- Eupeodes latifasciatus (MACQART) Breitband-Feldschwebfliege zz - 4R - Ferdinandea cuprea (SCOPOLI) Helle Goldschwebfliege zz - 3 - Helophilus hybridus (LOEW) Helle Sumpfschwebfliege ~~ 32 - Helophilus pendulus (L.) Gemeine Sumpfschwebfliege zz --- 50

Status RLW RLB RLD 1987 1991 1993 1993 1998 Helophilus trivittatus (FABRICIUS) Große Sumpfschwebfliege z ~ --- Melanostoma mellinum (L.) Gemeine Grasschwebfliege z ~ --- Myathropa florea (L.) Gemeine Doldenschwebfliege zz --- Neoascia podagrica (FABRICIUS) Gemeine Keulenschwebfliege - z --- Paragus finitimus [bicolor] (GOELDLIN) Rote Heideschwebfliege ~ - 1 -- Parasyrphus annulatus (ZETT.) Helle Buschschwebfliege - z --- Parasyrphus vittiger (ZETT.) Berg-Buschschwebfliege - ~ - 4R - Pipiza noctiluca (L.) Variable Mondschwebfliege ~~ --- Pipiza quadrimaculata (PANZER) Vierfleck-Mondschwebfliege - z --- Platycheirus angustatus (ZETT.) Schmale Breitfußschwebfliege - ~ - 3 - Platycheirus clypeatus (MEIGEN) Gemeine Breitfußschwebfliege ~~ --- Platycheirus manicatus (MEIGEN) Matte Breitfußschwebfliege - ~ - 4R - Platycheirus peltatus (MEIGEN) Große Breitfußschwebfliege - ~ --- Platycheirus scambus (STÆGER) Nordische Breitfußschwebfliege - ~ 32V Platycheirus scutatus (MEIGEN) Wald-Breitfußschwebfliege ~~ --- Pyrophaena granditarsa (FORSTER) Breitfuß-Feuerschwebfliege - ~ 33 - Pyrophaena rosarum (FABRICIUS) Zweifleck-Feuerschwebfliege ~~ - 3 - Rhingia campestris (MEIGEN Feld-Schnabelschwebfliege zz - 4R - Scaeva pyrastri (L.) Weiße Dickkopfschwebfliege zz --- Scaeva selenitica (MEIGEN) Gelbe Dickkopfschwebfliege - ~ - 4R - Sphaerophoria menthastri (L.) Kleine Stiftschwebfliege zz - 2 - Sphaerophoria scripta (L.) Gemeine Stiftschwebfliege zz --- Syritta pipiens (L.) Gemeine Keulenschwebfliege - z --- Syrphus ribesii (L.) Gemeine Gartenschwebfliege zz --- Syrphus torvus (OSTEN-SACKEN) Große Gartenschwebfliege - ~ --- Syrphus vitripennis (MEIGEN) Kleine Gartenschwebfliege e zz --- Temnostoma vespiforme (L.) Gelbe Tigerschwebfliege - ~ - 2V Volucella bombylans (L.) Pelzige Hummelschwebfliege - ~ - 3 - Volucella inanis (L.) Gelbe Hummelschwebfliege - ~ - 3 - Volucella pellucens (L.) Gemeine Hummelschwebfliege zz --- Xanthandrus comtus (HARRIS) Rotgelbe Raupenschwebfliege ~~ - 2 - Xylota lenta (MEIGEN) Schwarzfuß-Holzschwebfliege - ~ --- Xylota nemorum (FABRICIUS) Kurze Holzschwebfliege - z --- Xylota segnis (L.) Gemeine Holzschwebfliege - z --- Xylota sylvarum (L.) Goldhaar-Holzschwebfliege ~~ ---

Gefährdungskategorien der RLW = Rote Liste Baden-Württemberg, RLB = Rote Liste Bayern und RLD = Rote Liste Deutschland 0 ausgestorben oder verschollen G Gefährdung anzunehmen, Status unbekannt 1 vom Aussterben bedroht V Arten der Vorwarnliste 2 stark gefährdet 4R Bestandsrisiko durch Rückgang: Arten mit deutlich 3 gefährdet rückläufiger Bestandsentwicklung (noch unkritisch) Status: z bodenständig (t 5 Tiere gefangen) ~ potenziell bodenständig (d 4 Tiere gefangen) 51

Fundorte gefährdeter Schwebfliegen im Wildschutzgebiet Kranichstein: (1) Cheilosia latifrons (2) Chrysotoxum arcuatum 10 5 6 (3) Chrysotoxum veralli N 5 4 9 (4) Ferdinandea cuprea 3 (5) Helophilus hybridus (6) Paragus finitimus (7) Platycheirus angustatus 4 7 13 (8) Platycheirus scambus, 9 8 10 4 (9) Pyrophaena granditarsa 14 (10) Pyrophaena rosarum 1 14 (11) Temnostoma vespiforme 4 (12) Volucella bombylans (13) Volucella inanis (14) Xanthandrus comtus

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2.5.4 Bemerkenswerte Schwebfliegenarten

Auch in diesem Abschnitt sollen nicht alle ermittelten eine Einschätzung über die Gefährdung mancher Arten Syrphidenarten beschrieben werden, sondern nur die zu bekommen. Insgesamt konnten im Wildschutzgebiet bemerkenswerten, gefährdeten und biotoptypische Kranichstein unter Berücksichtigung der drei o. g. Roten Arten. Berücksichtigt wurden die noch aktuellen Roten Listen 23 unterschiedlich stark gefährdete Arten nach- Listen für Schwebfliegen von Baden-Württemberg gewiesen werden. (Doczkal et al. 1993), von Bayern (Röder 1993) sowie die von Deutschland (Ssymank & Doczkal 1998), um 52

Cheilosia latifrons (intonsa) (LOEW) – Kahle Erzschwebfliege

Fundort: Einzelfund (1 m) am Ostrand der Kernwiese. Gefährdung: In der Roten Liste Bayern als gefährdet Status: Möglicherweise potenzielles bodenständiges aufgelistet. Die wenigen bekannten Funde aus Hessen Vorkommen, das jedoch aufgrund der Seltenheit wahr- (Umg. Gießen 2 m, 3 w, Kracht 1986, Hessisches Ried scheinlich nur über Farbschalenfang o. ä. verifiziert wer- Ruppert 1988 in: Koch 1999) lassen auch für dieses Bun- den kann. desland eine Gefährdung der Art vermuten. Lebensraum: Eine in Mitteleuropa wohl nur ver- einzelt bis selten vorkommende und in Osteuropa offenbar häufigere Art, deren Larven wie alle Arten der Gattung phytophag, genauer phytoparasitisch leben, indem sie in verschiedenen Pflanzenteilen minieren (Röder 1990). Bei Cheilosia latifrons ist/sind weder die Futterpflanzenart/en bekannt (möglicherweise Crepis biennis) noch die Biotopbindung erkennbar. Die Imagi- nes sitzen gerne auf Blättern von niederen Gebüschen und an Blüten auf Waldwiesen, besonders im Mittel- gebirge. Allerdings gibt es auch Nachweise in der Nord- deutschen Tiefebene.

Chrysotoxum arcuatum (L.) – Wiesen-Wespenschwebfliege

Fundort: Einzelfund (1 w) randlich der östlichen ßens (1963/71) und die von Koch (1999) ergab geringe Feuchtbrache der Hengstriedwiese auf Pastinaca sativa. Fundzahlen im Hessischen Ried. Einschließlich unseres Status: Ein potenzielles bodenständiges Vorkommen Einzelfundes im Wildschutzgebiet Kranichstein muss kann nicht ausgeschlossen werden. Endgültig kann dies man auch für Hessen schon aufgrund der größeren jedoch nur über Farbschalenfang o. ä. verifiziert werden. Seltenheit dieser Art eine gewisse Gefährdung vermuten. Lebensraum: Chrysotoxum arcuatum ist offenbar ein weitverbreiteter Kosmopolit mit bekannter Verbreitung von Europa bis nach Japan, aber nirgends häufig. Über die Entwicklung ist wenig bekannt, die bisher gefunde- nen Larven dieser Gattung wurden im feuchten Mulm von Bäumen gefunden (Sack 1932). Die Art scheint ther- mo- bzw. heliophil zu sein, denn man findet zumindest die Imagines stets im Offenland auf Wiesen, aber meist in Wald- oder Gebüschnähe, oft wird sie auch in trockenen Biotopen (beispielsweise Kiesgruben, Ruderalstellen, Dünen) gefunden. Der Blütenbesuch ist vorrangig auf Umbelliferen, es werden in der Literatur auch konkret Pflanzenarten genannt: Calluna vulgaris, Rosa rugosa, Cirsium arvense, Leucanthemum vulgare, Filipendula ulmaria (Röder 1990). Gefährdung: Für Baden-Württemberg wurde Chry- sotoxum arcuatum auf die Vorwarnliste gesetzt, auch in Bayern zeigt die Art eine deutlich rückläufige Bestands- entwicklung. Die Recherche von Röder (1990) ergab je zwei Funde in der Umgebung Kassels (1980/81) und Gie- 53

Chrysotoxum veralli (COLLIN) – Veralls Wespenschwebfliege

Fundort: Einzelfund (1 m) auf der Ganswiese. Beim Blütenbesuch werden besonders Umbelliferen Status: Auch für diese Art kann ein potenzielles bevorzugt, so z. B. Heracleum sphondylium, Pastinaca bodenständiges Vorkommen im Wildschutzgebiet nicht sativa. gänzlich ausgeschlossen werden, da die Art bereits im Gefährdung: Bei Chrysotoxum veralli handelt es sich Darmstädter Ostwald auf einer Feuchtwiese nachgewie- um eine in Deutschland potenziell gefährdete Art (Vor- sen wurde (Rausch 1987). Endgültig kann dies jedoch warnliste). In Bayern gilt sie sogar als stark gefährdet. nur über Farbschalenfang o. ä. verifiziert werden. Wenige Nachweise im Hessischen Ried (Ruppert 1988 Lebensraum: Chrysotoxum veralli ist eine Wiesenart, und Molthan 1990 in Koch 1999) oder im Vorderen die meist in der Nähe von Sträuchern und Bäumen vor- Vogelsberg (Löhr 1991) deuten auch auf eine Gefähr- kommt, aber auch am Rande von Heideland, in sump- dung der hessischen Vorkommen. figem Gelände, auf Wiesen und pflanzenreichen Weg- rändern. Die Fliegen sitzen im allgemeinen auf Blättern.

Dasysyrphus albostriatus (FALLEN) – Gestreifte Waldschwebfliege

Fundort: Ein Fund (1 w) stammt aus einer extensiv besonders an Waldrändern und auf Waldwiesen, aber genutzten Waldwiese der nördlichen Silzaue direkt auch an Hecken, in Parklandschaften und sogar in Haus- neben dem Wildschutzgebiet (Rausch 1987), ein zweiter gärten. Die sehr flugaktiven Männchen sind oft zwischen Nachweis (2 w) konnte 1990 im Wildschutzgebiet am besonnten Bäumen anzutreffen (Kormann 1988). Die Waldrand der Hammenhanswiese gemacht werden. Fliegen besuchen vor allem Blüten von Umbelliferen Status: Für Dasysyrphus albostriatus kann ein poten- und gelben Kompositen. zielles bodenständiges Vorkommen im Wildschutzgebiet Gefährdung: In Bayern wird eine deutliche rückläufi- nicht ausgeschlossen werden. ge Bestandsentwicklung beobachtet, für andere Bundes- Lebensraum: Die Art ist von Europa über Asien bis länder und Deutschland gibt es keine Gefährdungsan- hin nach Japan verbreitet. Sie besiedelt bei uns bevorzugt gaben. In Hessen wurden bisher nur sehr wenige Funde die Mittelgebirgsregionen und vor allem die Alpen, in gemacht (Löhr 1991, Koch 1999), eine Gefährdungs- niederen Lagen ist sie viel seltener. Ihre Vorkommen einschätzung ist derzeit schwierig. sind nach Röder (1990) vorwiegend in Waldbereichen,

Dasysyrphus tricinctus (FALLEN) – Breitband-Waldschwebfliege

Fundort: Die Art wurde zunächst nur im westlichen oft trockene Standorte aufgesucht, besonders Heiden, Darmstädter Raum auf Trockenstandorten angetroffen auch Trockenwälder und -gebüsch, weniger die Tal-Auen. (Rausch 1987), die Untersuchungen im Wildschutzgebiet Dasysyrphus tricinctus wurde aber auch schon in Mooren ergaben ebenfalls mit zwei Funden (1 m, 1 w an Dörr- und sogar auf Agrarland nachgewiesen (Rausch 1987, wiesen-Schneise) auch ein Vorkommen im Ostwald. Kormann 1988, Röder 1990). Wichtig ist immer das Vor- Status: Da wir es mit einer Wanderart und lediglich handensein von Blütenpflanzen, beispielsweise Pastinaca mit zwei Funden zu tun haben, ist der Status im Wild- sativa, Solidago-spec., Bupleurum falcatum, Geranium schutzgebiet nicht sicher anzugeben. sanguineum, Ranunculus repens etc. Lebensraum: Diese paläarktische Syrphidenart ist Gefährdung: In Bayern wird eine deutlich rückläufige eine Wanderart, die in Mitteleuropa verbreitet, aber Bestandsentwicklung beobachtet, für andere Bundeslän- nur vereinzelt auftritt. Ihre Larven fressen Blattläuse, der und Deutschland gibt es keine Gefährdungsangaben. aber auch Kiefernspanner-Raupen (Bupalus pinarius) In Hessen hatte Malec (1986) bereits 1983 und beson- und Blattwespen-Afterraupen (Tenthredinoidea). Nach ders 1984 einen starken Populationsrückgang festgestellt, Escherich (1942) sollen die Larven sich hauptsächlich möglicherweise ist die Art lokal gefährdet. Wenige Nach- von Fichtenblattwespen-Larven (Pristiphora) ernähren. weise sind aus dem Hessischen Ried (Ruppert 1988 und Die Fliegen sind nur im Waldbereich, vor allem an Wald- Molthan 1990 in Koch 1999) sowie ein Einzelfund aus rändern und Waldlichtungen zu finden. Auch werden dem Vorderen Vogelsberg (Löhr 1991) bekannt. 54

Eoseristalis intricaria (L.) – Hummel-Bienenschwebfliege

Fundort: Der Fund (1 w) stammt aus einer exten- siv genutzten Waldwiese der nördlichen Silzaue direkt neben dem Wildschutzgebiet, wo das Tier schwebend am Waldrand gefangen wurde (Rausch 1987). Status: Ein potenzielles Vorkommen im Gebiet ist nicht auszuschließen, ergänzende Untersuchungen könn- ten über den Status Aufschluss geben. Lebensraum: Eoseristalis intricaria, eine weitverbrei- tete aber nirgends häufige Spezies, gehört zu den Arten, deren Larven als sog. Rattenschwanzlarven in schmutzi- gen, schlammigen oder fauligem Wasser leben. Man fin- det sie sowohl in Teichen mit verrottender Vegetation, in Kleingewässern bis hin zu Jaucherinnen (Stubbs & Falk 1983). Die wohl eurytope Art bevorzugt nach Stubbs & Falk (1983) sowie nach Kormann (1988) sumpfiges Gelände und feuchte Wiesen im Waldbereich, Waldrän- der, niedere Büsche und Blumen in offenem Gelände. Sie Pipiza quadrimaculata (Vierfleck-Mondschwebfliege) ist konnte aber auch an blütenreichen Ackerrainen und in eine reine Waldart, wurde mehrfach im Wildschutzgebiet trockenen Biotopen gefunden werden. Besiedelt werden an Waldwegen gefunden. die Biotope sowohl in der Ebene als auch im Gebirge, sowohl in Europa bis in den Fernen Osten. Gefährdung: Für Bayern werden deutlich rückläufige Bestandsentwicklungen beobachtet, in Hessen wurde die 1988, Molthan 1990). Bis dahin muss sie auch in die- Art bisher (noch?) nicht häufig nachgewiesen, wenige sem Bundesland schon allein wegen ihrer Seltenheit als Funde stammen aus dem Hessischen Ried (Ruppert potenziell gefährdet angesehen werden.

Eupeodes latifasciatus (MACQUART) – Breitband-Feldschwebfliege

Fundort: Die Art wurde 1987 vom Autor mehrfach im Gefährdung: In Bayern gehört Eupeodes latifasciatus Darmstädter Raum besonders auf Wiesen nachgewiesen, zu den Syrphidenarten mit deutlichen Rückgangstenden- so auch auf der Rottwiese und in der Silzaue. Die spätere zen, für Hessen liegen mehrere Nachweise beispielsweise Nachsuche hat das Vorkommen der Art im Wildschutz- für die Umgebung Gießens (Kracht 1986), den Vorde- gebiet auf der Rottwiese (3 w) und Kernwiese (2 m) wie- ren Vogelsberg (Löhr 1991) und dem Hessischen Ried der bestätigt (Rausch 1991). (Molthan 1990) vor. Status: Reproduktives Vorkommen auf den beiden größten Wiesen des Wildschutzgebietes. Lebensraum: Die kosmopolitische Wanderart ist in Mitteleuropa verbreitet, aber nicht häufig mit Schwer- punktvorkommen im Gebirge. Eupeodes latifasciatus ist thermophil und eurytop, hat eine starke Bindung an offe- nes Gelände wie Wiesen und Felder, ihre bevorzugten Habitate sind offene, sonnige und ruderal beeinflusste Waldränder, die Umgebung von Teichen und insbeson- dere Feuchtwiesen mit Juncus oder üppiger Vegetation. Geschlossene Wälder werden von ihr gemieden (Röder 1990). Die Fliegen sitzen auf Blüten verschiedenster Pflanzenarten. 55

Ferdinandea cuprea (SCOPOLI) – Helle Goldschwebfliege

Fundort: Bereits 1987 vom Autor im und außerhalb Laubbäumen an Holzmulm, auch an Baumsaft (Kor- des Wildschutzgebietes (bei Rottwiese und Silzaue) in mann 1988, Röder 1990). Auch die Fliegen sitzen nicht wenigen Exemplaren nachgewiesen und 1991 (1 m, 1 w) nur auf Blüten und Blättern, sondern ebenfalls gerne an wieder gefunden am Waldrand der Rottwiese und Kern- ausfließendem Baumsaft kranker Bäume. wiese. Gefährdung: In Bayern gehört Ferdinandea cuprea zu Status: Trotz der wenigen gefundenen Tiere dürfte den gefährdeten Syrphidenarten, für Hessen liegen kaum ein reproduktives Vorkommen im Wildschutzgebiet auf- Nachweise vor (Kracht 1986, Ruppert 1988, Löhr 1991). grund der Wiederfunde wahrscheinlich sein. Lebensraum: Die paläarktisch verbreitete Art tritt in Mitteleuropa meist selten auf, höchstens lokal häufiger (Kormann 1988). Sie ist eine Waldart, die bevorzugt Laubwälder, alte Wälder, Waldränder, Waldwege und -lichtungen als auch Feldgehölze besiedelt. Die sapro- phagen Larven findet man in hohlen Eichen und anderen

Helophilus hybridus (LOEW) – Helle Sumpfschwebfliege

Fundort: Ein Weibchen wurde bereits in der dem Wildschutzgebiet benachbarten Silzaue gefangen (Rausch 1987), später (1991) gelang der Fang eines Männchens auf der östlichen Hengstriedwiese nahe des mit teilweise Typha angustifolia bewachsenen Flach- wassers, auf der Kuhhirtswiese wurde ein weiteres Weib- chen gefangen. Status: Da wir im und außerhalb des Wildschutz- gebietes nur drei Tiere gefangen haben, kann für hier höchstens ein kleines potenzielles Vorkommen vermutet werden. Lebensraum: Bei Helophilus hybridus handelt es sich um eine allgemein seltene Sumpfart mit aquatisch-sapro- phager Lebensweise der Larven (Rattenschwanzlarve), die offenbar nur lokal an für sie günstigen Biotopen häu- figer auftritt. Ihre Habitate sind vorwiegend in offenem Gelände, besonders an Ufern von Gewässern, Teichen und Gräben mit vielen Wasserpflanzen und Schlamm. Zudem findet man die Art auch im Küstenbereich auf sumpfigen Marschwiesen. Die Larven wurden in verot- tenden Rhizomen von Rohrkolben (Typha) gefunden Helophilus trivittatus (Goße Sumpfschwebfliege) (Stubbs & Falk 1983). Der Blütenbesuch von Fliegen wurde mehrfach in den Wiesen mit nasseren Bereichen findet nach Sack (1932) vorwiegend auf Kompositen gefunden. Sie ist eine verbreitete Sumpfart, deren statt, man beobachtete sie beispielsweise auch auf Rosa sog. Rattenschwanzlarven eine aquatisch-saprophage Lebensweise haben. rugosa, Senecio jacobaea, Leontodon autumnalis, Cirsium arvense oder Centaurea jacea (Röder 1990). Gefährdung: In Baden-Württemberg gilt Helophilus hybridus als gefährdet, in Bayern gar als stark gefährdet. Die bisherigen hessischen Nachweise der Art sind trotz vieler Bestandsaufnahmen sehr gering (Rausch 1987/ „Typha-Röhricht“ zu sehen, der durch Verfüllung und 91, Löhr 1991), sodass die Art auch hier als gefährdet Trockenlegung von Kleingewässern oder durch Entwäs- angesehen werden sollte. Die Gefährdung ist im Zusam- serung von Feuchtgebieten in den letzten Jahrzehnten menhang mit dem allgemein gefährdeten Biotoptyp stark zurückgegangen ist. 56

Paragus finitimus [bicolor] (GOELDLIN) – Rote Heideschwebfliege

Fundort: Ein einziger Nachweis beim Wildschutz- Gefährdung: Paragus finitimus ist in Baden-Württem- gebiet (NSG Silzwiesen) am Bahndamm (Rausch 1987). berg vom Aussterben bedroht. Für Bayern und andere Die spätere Nachsuche speziell am Bahdamm ergab kei- Bundesländer gibt es keine Gefährdungsangaben. In nen Wiederfund. Hessen dürfte die Art sehr selten sein. Status: Im Wildschutzgebiet nicht bodenständig. Lebensraum: Eine in Mitteleuropa sehr seltene und lokale Art. Die Vorzugshabitate scheinen trockene Bio- tope wie Dünen, Sandhänge und lichte Kiefernwälder zu sein, was Paragus finitimus als xerophile Art ausweist. Allerdings gibt es auch Nachweise der Art auf staunassen Wiesen (Kracht, zit. in Röder 1990). Die Larven sind aphidivor, vorwiegend an Wurzelläusen meist krautiger Pflanzen.

Parasyrphus vittiger (ZETTERTSTEDT) – Berg-Buschschwebfliege

Fundort: Während vom Autor 1987 die Art südöstlich und Compositae. Die Larven sind aphidivor bzw. carnivor von Darmstadt sowie von Ruppert (1988) und Molthan (Röder 1990). (1990) im Hessischen Ried festgestellt wurde, konnte sie Gefährdung: In Bayern wurden deutliche rückläufige schließlich auch im Wildschutzgebiet (Ganswiese: 1 m, Bestandsentwicklungen beobachtet. Rottwiese: 2 m) gefunden werden. Status: Ein potenzielles Vorkommen im Wildschutz- gebiet ist anzunehmen. Lebensraum: Bei Parasyrphus vittiger handelt es sich um eine Waldart, die in Norddeutschland bisher nicht gefunden wurde, aber in Süddeutschland und im Gebirge z. T. nicht selten ist. Die Habitate sind vorwiegend Berei- che von Wald und Gebüschen. Die Fliegen sitzen vor allem an gelben Blüten von Ranunculaceae, Umbelliferae

Platycheirus angustatus (ZETTERSTEDT) – Schmale Breitfußschwebfliege

Fundort: Ein Tier (1 m) konnte am mittleren Graben Gefährdung: Die Art gilt in Bayern als gefährdet. Für der Rottwiese gefangen werden. Hessen sind die bekannten Fundorte die Umgebung Gie- Status: Die Habitat-Bedingungen sind für die Art auf ßens (Kracht 1986) und der Vordere Vogelsberg (Löhr der Rottwiese sicher günstig, jedoch bleibt ihr Status auf- 1991) mit jeweils wenigen Nachweisen. grund des Einzelnachweises unbekannt. Lebensraum: Eine weitverbreitete, aber meist selten vorkommende Art, die auf der gesamten Nordhemis- phäre zu finden ist. Ihre Schwerpunktvorkommen hat sie in Europa an feuchten Standorten wie Feuchtwiesen, Sumpfgebiete oder Gewässernähe (Röder 1990). Die Larven sind aphidivor, können bei Blattlaus-Mangel zu pflanzlicher Ernährungsweise übergehen (Bastian 1986). Bei den Fliegen erfolgt die Pollenaufnahme vor- wiegend von anemophilen (windblütigen) Pflanzen wie Gräsern (Poaceae) und Spitzwegerich (Plantago lance- olata). 57

Platycheirus manicatus (MEIGEN) – Matte Breitfußschwebfliege

Fundort: Der einzige Fund (1 w) beschränkt sich auf die östliche Kernwiese. Status: Bleibt aufgrund des Einzelnachweises unbe- kannt. Lebensraum: Diese paläarktische Wanderart scheint in Europa eine weite Verbreitung zu haben, wobei sie im Bergland und im Alpengebiet häufiger ist als in der Ebene, wo sie meist ziemlich selten auftritt (Kracht 1986, Kormann 1988). Ihre Habitate sind häufig offenes Gelände, besonders trockene Wiesen vor allem auf kalk- haltigem und neutralem Boden. Platycheirus manicatus hat offenbar keine erkennbare Biotopbindung (Stubbs & Falk 1983). Die Larven sind aphidivor, können bei Blatt- laus-Mangel zu pflanzlicher Ernährungsweise übergehen (Bastian 1986). Die Fliegen können wegen ihres verlän- gerten Gesichts auch an Blüten mit tieferliegenden Nek- tardrüsen saugen, beispielsweise Allium ursinum, Allium schoenoprasum, Ranunculus, Cardmine pratensis, Stella- ria holostea, Veronica, Glechoma hederacea, Anthriscus Xylota sylvarum (Goldhaar-Holzschwebfliege) lebt sylvestris, Campanula rapunculoides, Cirsium, Leontodon bevorzugt an besonnten Waldrändern, -wegen und auf autumnalis etc. (Röder 1990). Lichtungen. Die Imagines sitzen gerne auf Blättern, um Gefährdung: In Bayern wurden deutliche Bestands- sich zu sonnen. Die Larven leben in moderndem Holz. rückgänge verzeichnet. Bis 1982 wurde die Art im Raum Kassel recht häufig nachgewiesen, danach ging die Zahl der Nachweise stark zurück (Malec 1986). Auch in der Umgebung Gießens wurden von 1968–1982 insgesamt nur 8 Tiere gefangen (Kracht 1986) und in der Vorderen Rhön nur 2 Tiere (Löhr 1991), ohne Fundzahlangaben ist der Artnachweis von Ruppert (1988) im Hessischen Ried. Platycheirus manicatus dürfte aufgrund der spärli- chen Nachweise in Hessen zu den gefährdeten Syrphiden- arten gehören.

Platycheirus scambus (STÆGER) – Nordische Breitfußschwebfliege

Fundort: Ein Tier (1 m) wurde auf der Rottwiese und Spitz wegerich (Plantago lanceolata), aber auch an gefangen. Ranunculus acris. Status: Bleibt aufgrund des Einzelnachweises Gefährdung: Die Art steht für Deutschland auf der unbekannt. Vorwarnliste, in Baden-Württemberg ist sie gefährdet Lebensraum: Platycheirus scambus besiedelt die palä- und in Bayern sogar stark gefährdet. Die wenigen bishe- und nearktische Region. Sie ist nach heutigem Kennt- rigen Nachweise für Hessen (Molthan 1990: Hess. Ried) nisstand im Flachland und besonders in den Küsten- mit einem Schwerpunktvorkommen (13 Nachweise) im regionen am häufigsten, bevorzugt feuchte Standorte, Vorderen Vogelsberg (Löhr 1991) lassen hier die Art als z. B. Biotope mit Flachmoorcharakter, sumpfige, vege- gefährdet erscheinen. ta tionsreiche Wiesen im Bereich von Bäumen und Gebüsch (Röder 1990). Die Larven sind aphidivor, können bei bei Blattlaus-Mangel zu pflanzlicher Ernäh- rungsweise übergehen (Bastian 1986). Bei den Fliegen erfolgt die Pollenaufnahme vorwiegend von anemo- philen (windblütigen) Pflanzen wie Gräsern (Poaceae) 58

Pyrophaena granditarsa (FORSTER) – Breitfuß-Feuerschwebfliege

Fundort: Auch von dieser Art wurden im Wildschutz- Schilfzonen größerer Sümpfe und Gewässer sowie gebiet nur je ein Weibchen einmal im Übergangsbereich sumpfige Wälder (Röder 1990). Die Larven sind aphi- der Ganswiese zu einem Erlenbruch sowie an dem divor bzw. carnivor. Die Fliegen besuchen Blüten von Hauptgraben der Rottwiese nahe des dortigen Röhrichts beispielsweise Ranunculus acris und flammea und von gefangen. Leontodon autumnalis. Status: Ein potenzielles Vorkommen am Fundort ist Gefährdung: Die feuchtigkeitsliebende Pyrophaena durchaus denkbar, der Status bleibt aber aufgrund der granditarsa ist sowohl in Baden-Württemberg als auch in beiden Einzelnachweise unbekannt. Bayern gefährdet. Aufgrund der bisher wenigen Artnach- Lebensraum: Eine holarktische Syrphide, die bei uns weise in Hessen (Kracht 1986, Malec 1986, Molthan vereinzelt bis selten zu finden ist, lokal auch häufiger 1990, Löhr 1991) dürfte die Art auch hier gefährdet sein, sein kann. Die Schwerpunkt-Habitate der offensichtlich zumal ihre bevorzugten Habitate zu den gefährdeten hygrophilen Art sind Feuchtbiotope, vor allem nasse Biotoptypen gehört. Wiesen, Überschwemmungszonen von Gewässern,

Pyrophaena rosarum (FABRICIUS) – Zweifleck-Feuerschwebfliege

Fundort: Zwei Funde (1 m, 1 w) stammen von der und Teichränder und feuchte Wälder, jedoch scheint sie Rottwiese, wo sie im mittleren feuchten Wiesenbereich in nicht so streng an die Feuchtbiotope gebunden zu sein Grabennähe gefangen wurden. Einen weiteren Nachweis wie P. granditarsa (Kracht 1986). Die Larven sind aphi- der Art (2 w) gelang dem Autor bereits 1988 im benach- divor bzw. carnivor. Die Fliegen besuchen Blüten von barten NSG Silzaue. Mentha longifolia, Caltha palustris, Ranunculus acris und Status: Potenzielles Vorkommen im Wildschutzgebiet repens (Röder 1990). und im benachbarten NSG Silzaue. Gefährdung: In Bayern ist die Art gefährdet, in Baden Lebensraum: Eine ebenfalls holarktische Syrphide, die Württemberg sind die Bestände nicht bedroht. In den bei uns nicht allzu selten zu finden ist, aber nie in großer wenigen Gebieten Hessens, wo die Syrphidenfauna Zahl auftritt. Ihre Schwerpunkt-Habitate sind wie bei bisher untersucht wurde, konnte Pyrophaena rosarum P. granditarsa Feuchtbiotope, vor allem nasse Wiesen, immer gefunden werden, daher gehen wir von keiner Sumpfwiesen, auch halbschattige Quellfluren, Gebüsche derzeitigen Gefährdung aus.

Rhingia campestris (MEIGEN ) – Feld-Schnabelschwebfliege

Fundort: Die ersten Nachweise stammen aus dem vor allem in Kuhdung entwickeln –, findet man Rhingia nördlich benachbarten NSG Silzaue und der Rottwiese campestris besonders häufig in Gebieten mit Viehzucht (Rausch 1987), ein späterer Nachweis stammt aus der im Bereich von Weiden, sonst eher verstreut (Röder Alten Kühruh. 1990). Wegen ihres schnabelartig verlängerten Gesichts Status: Wir vermuten das eigentliche bodenständige und ihres langen Saugrüssels ist das von ihr besuchte Vorkommen im Bereich der Pferdekoppeln in der östli- Blütenspektrum sehr groß, mit Vorliebe für blaue und chen Silzaue, aber auch im Wildschutzgebiet, wo durch violette Blüten (Röder 1990). das dort vorkommende Wild genügend Tierkot für die Gefährdung: In Bayern ist die Art zwar nicht gefähr- coprophagen Larven anfällt. det, aber es werden deutliche Rückgänge registriert trotz Lebensraum: Eine paläarktische Art, die nach heu- vermehrter Viehhaltung. In Hessen dürfte nach heutigem tigem Kenntnisstand in Mitteleuropa von der Ebene Kenntnisstand die Art nicht gefährdet sein. bis ins Gebirge verbreitet ist. Sie ist eurytop und man findet sie vor allem in offenem Gelände auf kultiviertem Gelände (Felder, Wiesen, Weiden) und an Wald- und Wegrändern, aber auch in Wäldern und Gärten (Claussen 1980, Kormann 1988, Stubbs & Falk 1983). Da die coprophagen Larven sich in Tierkot und Mist – 59

Scaeva selenitica (MEIGEN) – Gelbe Dickkopfschwebfliege

Fundort: Während die verwandte Scaeva pyrastri wälder?) zu bevorzugen scheint. Nach Kormann (1988) nahezu überall auf den Wiesen und an besonnten Wald- fliegt sie an Waldrändern, Waldwegen, Wiesen und Fel- wegen im Wildschutzgebiet festgestellt wurde, fanden dern, wo sie ihre Nektarquellen sucht: Salix, Origanum, wir Scaeva selenitica nur einmal auf der Spitalwiese und Geranium, Anemone nemorosa, Rubus, Caltha palustris, einmal am Waldrand der Stadtförsterwiese. Ranunculus, Heracleum sphondylium, Pastinaca sativa Status: Aufgrund der beiden Einzelfunde ist eine u. v. a. (Röder 1990). Larven wurden in Bodenproben am genaue Statusangabe nicht möglich. Waldrand gefunden, sie sind aphidivor (van der Goot Lebensraum: Verbreitet in der gesamten paläarkti- 1981). schen Region findet man Scaeva selenitica in Mitteleur- Gefährdung: Auch diese Art ist in Bayern zwar nicht opa nicht selten, jedoch meist nur vereinzelt (Claussen gefährdet, aber es werden dort deutliche Rückgänge 1980, Verlinden & Decleer 1987). Sie ist eine eurytope beobachtet. Die hessischen Bestände scheinen derzeit Wanderart (TORP 1984), die Waldbereiche (Nadel- nicht bedroht.

Temnostoma vespiforme (L.) – Gelbe Tigerschwebfliege

Fundort: Die Art wurde bereits in den 1980er Jahren stoffreiche, alte Laubwälder, Kahlschläge, Wald lichtungen, im südöstlichen Darmstädter Raum gefunden (Feustel, warme Waldränder und -wege. Die Fliegen sitzen oft in nachrichtl. 1986, Rausch 1987), unsere Begehungen im der Sonne auf Blättern oder auf altem Holz, sie sind auf Wildschutzgebiet erbrachten einen weiteren Einzelnach- Blüten seltener zu beobachten (Röder 1990). Die Lar- weis auf einer lichten, sonnigen Waldstelle (Rotsuhlweg). ven sind xylo(sapro)phag in Holzmulm oder totem Holz, Status: Ein potenzielles Vorkommen ist trotz des unter Rinde, in morschem Holz, in Mulm und Moder von Einzelnachweise für das Wildschutzgebiet anzunehmen, Stümpfen und Stämmen der Erle und besonders der Birke denn die Habitat-Bedingungen sind stellenweise sehr gut. (Bastian 1986, Kormann 1988, Röder 1990). Lebensraum: Temnostoma vespiforme ist eine hol- Gefährdung: In Bayern ist die Art stark gefährdet, arktische Syrphidenart, die zumindest in Mitteleuropa für Deutschland steht sie auf der Vorwarnliste. Mögli- allgemein selten anzutreffen ist und dann fast immer nur cherweise ist Temnostoma vespiforme auch in Hessen vereinzelt. Nach Kormann (1988) findet man sie in der gefährdet, da ihr Vorzugshabitat – die nährstoffreichen, Ebene, aber besonders im Gebirge. Sie ist eine Charak- alten Laubwälder – nach Riecken et al. (1994) zu den terart der Waldbiozönose und besiedelt bevorzugt nähr- gefährdeten Biotoptypen Deutschlands gehören.

Volucella bombylans (L.) – Pelzige Hummelschwebfliege

Fundort: Einzelfund eines Männchens (var. bom- bylans) auf der schmalen Spitalwiese. Status: Ein potenzielles Vorkommen ist trotz des Einzel nachweise anzunehmen, denn eine der in Frage kommenden Wirts-Hummelarten (sowie beide Wespen- arten) kommen im Gebiet vor. Lebensraum: Die Art ist holarktisch und in Mit- teleuropa (früher) gebietsweise häufig, in letzter Zeit ziemlich selten (Kormann 1988). Sie hat keine deutli- chen Habitat-Präferenzen (eurytop), besiedelt Wälder, Waldlichtungen und -ränder, man findet sie an Mooren, an der Küste und in der Kulturlandschaft (Gärten, Hecken). Die Fliegen sitzen gerne auf besonnten Blät- tern, als Nektar- und Pollenquellen dienen Sträucher Volucella pellucens (Gemeine Hummelschwebfliege) lebt und Kompositen: Calluna vulgaris, Ranunculus repens, bevorzugt an besonnten Waldrändern, -wegen und auf Ligustrum vulgare, Crataegus, Rosa, Rubus fruticosus Lichtungen. 60

und idaeus, Aegopodium podagraria, Anthriscus sylvest- Gefährdung: In Bayern ist die Art gefährdet, nach ris, Cirsium (Kormann 1988). Man findet die Fliegen Kormann (zit. in Röder 1990) geht die Art seit 1980 im oft in denselben Biotopen und zur gleichen Zeit wie Schwarzwald stark zurück und die bisherigen Funde in Hummeln und ihre Ähnlichkeit mit bestimmten Hum- Hessen (beispielsweise 10 Tiere von 1963–69, Kracht melarten ist auffällig. Innerhalb des großen Verbrei- 1986; 6 Tiere, Löhr 1991) deuten ebenfalls auf ein schwa- tungsgebietes der Art gibt es mehrere Farbvarietäten, ches Vorkommen hin. von denen jede eine andere Hummelart imitiert, die im selben Areal vorkommt (Gilbert 1986). Diese Unter- schiede sind wahrscheinlich mimetische Anpassungen an den Habitus der Larvalwirte. Die Larven von Volu- cella bombylans leben nämlich saprophag in Nestern von Hummeln (Megabombus hortorum und muscorum, Pyrobombus lapidarius) und Wespen (Vespula germani- ca und vulgaris) (Röder 1990).

Volucella inanis (L.) – Gelbe-Hummelschwebfliege

Fundort: Einzelnachweis am besonnten Waldrand der Silzaue. Status: Aufgrund des Einzelfundes ist eine Status- angabe bei dieser Art nicht möglich. Lebensraum: Die Art ist paläarktisch verbreitet, in Mitteleuropa im Süden häufiger, im Norden selten oder fehlend, dabei tritt sie in der Ebene ziemlich selten, im Gebirge jedoch häufiger auf (Kormann 1988). Ihre Schwerpunktvorkommen hat sie vorwiegend im Wald- bereich, vor allem an Waldrändern. Gelegentlich findet man sie auch in der Nähe von Siedlungen in Gärten (eigene Beob. Odenwald/Bergstraße 1998 [1 w] unver- öff., Stubbs & Falk 1983). Die Fliegen sitzen gerne auf Blüten im Bereich sonnig-warmer bis feucht-schattigen Wald rändern. Die besuchten Blüten sind hauptsächlich Umbelliferen und Kompositen. Die Larven sitzen in Nes- tern von Vespa crabro und Vespula germanica (Stubbs & Falk 1983). Dort ernähren sie sich nekrophag von abge- storbenen Wirten oder deren Larven, fressen vermutlich auch zoophag lebende Hymenoptera-Larven (Bastian 1986). Von Volucella inanis (Gelbe Hummelschwebfliege), einer Gefährdung: Die Art ist in Bayern gefährdet, sie dürf- typischen Waldart, liegen nur wenige Nachweise aus dem Wildschutzgebiet vor. te auch in Hessen, wo sie weder von Kracht (1986) noch von Löhr (1991) gefunden wurde, gefährdet sein. 61

Xanthandrus comtus (HARRIS) – Rotgelbe Raupenschwebfliege

Fundort: Die Art wurde bereits vom Autor 1987 in der von Laubwäldern, besonders Eichenwäldern (van der Silzaue und auf der Rottwiese (2 m) nachgewiesen, 1990 Goot 1981) und in Gärten (Claussen 1980). Die Fliegen fanden wir wiederum ein Männchen in der Silzaue. sitzen gerne auf besonnten Blättern, besuchen Blüten Status: Möglicherweise haben wir es mit einem poten- von beispielsweise Lonicera caerulea, Rubus fruticosus. ziellen Vorkommen im Bereich des nordöstlichen Wild- Die Larven sind carnivor und sitzen meist auf Sträuchern schutzgebietes zu tun, da Xanthandrus comtus aber eine als Prädatoren an Larven von Kleinschmetterlingen, Wanderart ist (Schmid & Gatter 1988), könnte es sich Schmetterlingen, Blattwespen oder Blattkäfern (Röder auch bei den drei Einzelnachweisen um durchziehende 1990). Tiere gehandelt haben. Gefährdung: Die Art ist in Bayern stark gefährdet, in Lebensraum: Sie ist paläarktisch verbreitet, bei Hessen dürfte sie zumindest potenziell gefährdet sein, uns hat sie ihre größte Abundanz im Mittelgebirge Kracht (1986) fand 2 Exemplare (Umgebung Gießen), und Gebirge, aber dennoch nirgends häufig, sondern Malec (1986) fand bei der Art jährlich stark schwanken- eher (sehr) selten (Röder 1990). Auffällige jährliche de Abundanzen von „einiger Anzahl bis zu einzelnen Bestandsschwankungen wurden von Malec (1986) fest- Nachweisen“ (Umgebung Kassel), Löhr (1991) fand die gestellt. Die Tiere findet man auf Wiesen in der Nähe von Art nicht (Vorderer Vogelsberg), Ruppert (1988) und Bächen in Auen (Sack 1930, Rausch 1987), vor allem Molthan (1990) machten einzelne Nachweise (Hessi- auch an Waldrändern (auf Sträuchern) und im Bereich sches Ried).

2.6 Tagfalter und Widderchen (Lepidoptera: Rhopalocera, Zygaenidae)

2.6.1 Allgemeines

In Mitteleuropa leben etwa 3.000 Schmetterlingsarten, davon sind ca. 1.800 Großschmetterlinge, zu denen 185 Tag falter (Rhopalocera) einschließlich der Dickkopf- falter (Hesperiidae) zählen. Davon leben nach heutigem Kenntnisstand in Hessen 120 Arten, für 5 weitere Arten ist die Bodenständigkeit noch nicht geklärt und weitere 19 Arten gelten als ausgestorben (Kristal & Brockmann 1996). Von den Widderchen (Zygaenidae) sind in Hes- sen 20 Arten bekannt, eine davon ist ausgestorben (Zub et al. 1996). Es existieren sowohl bei den Tagfaltern als auch bei den Widderchen neben anspruchsloseren Arten auch solche mit äußerst spezifischen Ansprüchen Melanargia galathea (Schachbrettfalter) ist im an besondere Standorte, Blütenpflanzen bzw. Raupen- Wildschutzgebiet von Kranichstein mit einer guten futterpflanzen. Bei den hochspezialiserten Ameisen- Population vertreten, er besiedelt dort fast alle Wiesen. bläulingen ist das Überleben der Raupen sogar abhängig Das Bild zeigt zwei Exemplare in Ruheposition am Großen Wiesenknopf. vom Vorkommen bestimmter Ameisenarten. Daher sind sie grundsätzlich ausgesprochen gut für Bioindikation und Biomonitoring geeignet. Aufforstung von Magerrasen, Waldwiesen und offenen Als wichtigste Ursachen für den Rückgang der Bachtälchen, Mulchen oder Überweiden von Moor-, Schmetterlinge wurden festgestellt: Grünlandintensi- Magerrasen- und Heidegebieten, auch die Überstauung vierung (Mineral- und Gülledüngung), Entwässerungs- und Wiedervernässung von Grünland oder eine Totalent- maßnahmen und Abtorfung, Waldumbau zugunsten von buschung kann zu Bestandseinbußen führen (Pretscher Nadelhölzern, Entfernung pioniergehölzreicher (Wei- 1998). den-, Espen-, Faulbaum-)Waldmäntel und Gebüsche, 62

2.6.2 Methoden den im Jahre 2001 weitere Erhebungen in diesem Gebiet durchgeführt worden (Hohmann et al. 2002). Die Bei der Bestandsaufnahme der Tagfalter und Widder- Nomenklatur orientiert sich an Kristal & Brockmann chen ging es um die reine Feststellung des Artenspekt- (1996), Kristal & Seipel (1996) und Ebert & Rennwald rums im Wildschutzgebiet. Die Suche der Tagfalter und (1991). Widderchen konzentrierte sich hauptsächlich auf die vielen Waldwiesen, da die Tagfalter und Widderchen all- gemein in den Wäldern aufgrund des geringeren Blüten- 2.6.3 Gesamtartenspektrum angebotes eine untergeordnete Rolle spielen. Dennoch wurden auch blütenreiche Säume entlang einiger Wald- An Tagfaltern wurden während der Begehungen in den schneisen begangen. Die Begehungen fanden während Vegetationsperioden 1986 und 1990 insgesamt 45 und an der Vegetationsperiode 1990 ab Ende April bis Mitte Widderchen 4 Arten festgestellt. Davon sind 6 zumeist August statt. Nur wenige fliegende Bläulinge wurden urticophile Arten als Ubiquisten, die praktisch überall zur genauen Determination gekeschert und anschlie- vorkommen können, nicht eng an das Gebiet gebunden. ßend wieder freigelassen. Die Bestimmung der übrigen Hingegen sind aufgrund ihrer Lebensweise 20 Arten Schmetterlinge erfolgte in aller Regel in situ, falls not- primär an das Offenland gebunden, 8 mehr an gehölz- wendig auch mit einem Fernglas. bestandene Übergangsbereiche wie z. B. Waldsäume oder Des Weiteren sind die zurückliegenden qualitativen Sukzessionsflächen und 15 können als reine Waldarten Bestandsaufnahmen der Tagfalter und Widderchen im betrachtet werden, die eine mehr oder weniger enge Wildschutzgebiet aus dem Jahre 1986 (unveröffentl.) Bindung an bestimmte Waldlebensräume aufweisen. berücksichtigt, die vom Autor im Auftrag des Instituts Unter der Betrachtung der Roten Listen von Hessen und für Naturschutz Darmstadt durchgeführt wurden. Auch Deutschland wurden immerhin 19 gefährdete, teils sehr die Angaben von Hoffmann (nachrichtl. 1990), Treiber bemerkenswerte Tagfalter- und 4 Widderchenarten im (nachrichtl. 1998) und Simon (nachrichtl. 2001) wurden Wildschutzgebiet sicher nachgewiesen (s. u.). übernommen. Im Rahmen eines FFH-Gutachtens wur-

Tabelle 6: Tagfalter und Widderchen des Wildschutzgebietes Kranichstein

Status RLH RLD BASV FFH 1986 1991 1996 1998 2005 Anh. Rhopalocera – Tagfalter Aglais urticae (L.) Kleiner Fuchs zz ---- Anthocharis cardamines (L.) Aurorafalter zz ---- Apatura ilia (DENIS & SCHIFF.) Kleiner Schillerfalter ~ G3§ - Apatura iris (L.) Großer Schillerfalter ~~VV§ - Aphantopus hyperantus (L.) Brauner Waldvogel zz ---- Arashnia levana (L.) Landkärtchen zz ---- Argynnis aglaja (L.) Großer Perlmutterfalter ?/* 3V§ - Argynnis paphia (L.) Kaisermantel zzV - § - Aricia agestis (DENIS & SCHIFF.) Dunkelbrauner Bläuling Ü VV -- Brenthis ino (ROTTEMBURG) Mädesüß-Perlmutterfalter z/* ---- Carterocephalus palaemon (PALLAS) Gelbwürfeliger Dickkopffalter ~~VV -- Celastrina argiolus (L.) Faulbaum-Bläuling zz ---- Coenonympha arcania (L.) Weißbindiges Wiesenvögel- ~ VV§ - chen Coenonympha pamphilus (L.) Kleines Wiesenvögelchen zz - - § - Colias hyale (L.) Goldene Acht Ü/~ Ü/~ 3 - § - Cyaniris semiargus (ROTTEMBURG) Violetter Waldbläuling ~/* V - § - Cynthia cardui (L.) Distelfalter zz - --- Gonepteryx rhamni (L.) Zitronenfalter zz - --- Hipparchia fagi (SCOPOLI) Großer Waldportier ?/* 01 §§ - Inachis io (L.) Tagpfauenauge zz ---- Lasiommata megera (L.) Mauerfuchs Ü V --- 63

Status RLH RLD BASV FFH 1986 1991 1996 1998 2005 Anh. Leptidea sinapis (L.) Senfweißling z VV -- Lycaena phlaeas (L.) Kleiner Feuerfalter zz --§ - Lycaena virgaureae (L.) Dukaten-Feuerfalter Ü/~ Ü/~ 23§ - Maculinea alcon (DENIS & SCHIFF.) Lungenenzian-Ameisenbläuling ~ = - 3 §§ - Maculinea nausithous (BERGSTRÄSSER) Dunkler Wiesenknopf-Amei- zz/** 3! 3 §§ II,IV senbläuling Maniola jurtina (L.) Großes Ochsenauge zz ---- Melanagia galathea (L.) Schachbrettfalter zz ---- Mellicta athalia (ROTTEMBURG) Wachtelweizen-Scheckenfalter zz/** 23 -- Nymphalis polychloros (L.) Großer Fuchs ~~ 33§ - Nymphalis vau-album (DENIS & SCHIFF.) Weißes L ÜÜ --§§ - Ochlodes venatus (BREMER & GREY) Gemeiner Dickkopffalter zz ---- Papilio machaon (L.) Schwalbenschwanz zzVV§ - Pararge aegeria (L.) Waldbrettspiel zz ---- Pieris brassicae (L.) Großer Kohlweißling zz ---- Pieris napi (L.) Grünader-Weißling zz ---- Pieris rapae (L.) Kleiner Kohlweißling zz ---- Polygonia c-album (L.) C-Falter zz ---- Polyommatus icarus (ROTTEMBURG) Hauhechelbläuling zz --§- Pyronia tithonus (L.) Rotbraunes Ochsenauge z V3 - - Quercusia quercus (L.) Blauer Eichen-Zipfelfalter zz ---- Satyrium w-album (KNOCH) Ulmen-Zipfelfalter Ü/~ 13 -- Thymelicus lineola (OCHSENHEIMER) Schwarzkolbiger Dickkopffalter zz ---- Thymelicus sylvestris (PODA) Braunkolbig. Dickkopffalter zz ---- Vanessa atalanta (L.) Admiral zz ---- Zygaenidae – Widderchen Adscita statices (L.) Ampfer-Grünwidderchen ~~GV§ - Zygaena filipendulae (L.) Gemeines Blutströpfchen zzV - § - Zygaena trifolii (ESPER) Sumpfhornklee-Widderchen z/* 33§ - Zygaena viciae (DENIS & SCHIFF.) Kleines Fünffleck-Widderchen z/* 3V§ -

Gefährdungskategorien der RLH = Rote Liste Hessen und RLD = Rote Liste Deutschland 0 ausgestorben oder verschollen G Gefährdung anzunehmen 1 vom Aussterben bedroht R Arten mit geographischer Restriktion 2 stark gefährdet ! Arten, deren Aussterben in Hessen gravierende Folgen für die Population in Deutschland hätte 3 gefährdet V Arten der Vorwarnliste

BASV = Bundesartenschutzverordnung: Status: § besonders geschützte Art z bodenständig (t 4 Tiere) §§ streng geschützte Art ~ potenziell bodenständig (2-3 Tiere) Ü durchziehend (Einzelnachweis) = ausgestorben (keine Nachweise mehr)

FFH = Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union II Arten des Anhangs II: Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen! IV Arten des Anhangs IV: Streng zu schützende Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse! *) bestätigt durch TREIBER 1998; **) bestätigt durch RAUSCH 2002 64

2.6.4 Bemerkenswerte Schmetterlingsarten sehr bemerkenswerte Art, Satyrium w-album, ist sogar vom Aussterben bedroht. Der (einmalige) Nachweis von Dieses Kapitel behandelt nicht alle ermittelten Falter- Maculinea alcon ist äußerst bemerkenswert, da für Hes- arten, sondern nur die bemerkenswerten, gefährdeten sen außer unserer Meldung aus dem Darmstädter Raum und biotoptypische Arten. Berücksichtigt wurden die kein weiterer Nachweis mehr vorliegt (s. u.). Die Fund- aktuellen Roten Listen für Tagfalter und Widderchen angabe von der in Hessen ausgestorbenen Art von Hessen (Kristal & Brockmann 1996, Zub et al. Hipparchia fagi durch Simon (briefl.) muss unbedingt 1996) sowie die von Deutschland (Pretscher 1998), um überprüft werden. eine Einschätzung über die Gefährdung mancher Arten zu bekommen. Unter alleiniger Berücksichtigung der hessischen Rote Liste der Tagfalter und Widderchen stehen 9 Arten auf der Vorwarnliste, bei zwei Arten wird eine Gefährdung angenommen, 4 sind gefährdet, wobei das Aussterben von Maculinea nausithous in Hessen gra- vierende Folgen für die Population in Deutschland hätte, denn diese Art hat in diesem Bundesland eines ihrer Schwerpunktvorkommen. Zwei weitere Arten sind stark gefährdet und eine der im Wildschutzgebiet gefundene

Fundorte gefährdeter Tagfalter und Widderchen im Wildschutzgebiet Kranichstein und Umfeld: (1) Apatura ilia N 14 12 4 (2) Apatura iris 19 13 15 13 5 19 (3) Argynnis aglaja 13 14 5 19 (4) Argynnis paphia 19 11 10 3 (5) Carterocephalus palaemon 8 19 2 21 6 (6) Coenonympha arcania 9 10 20 (7) Colias hyale 18 11 18 19 (8) Cyaniris semiargus 4 15 (9) Leptidea sinapis 12 16 9 7 12 (10) Lycaena virgaureae 7 20 15 20 (11) Maculinea alcon 2 (12) Maculinea nausithous (13) Mellicta athalia 1 4 (14) Nymphalis polychloros 14 13 4 13 15 10 9 (15) Papilio machaon (16) Pyronia tithonus

13 14 (17) Satyrium w-album (18) Adscita statices 17 (19) Zygaena filipendulae (20) Zygaena trifolii 0 (21) Zygaena viciae 65

2.6.4.1 Tagfalter

Apatura ilia (DENIS & SCHIFF) – Kleiner Schillerfalter

Fundort: Sowohl die Angaben von Hoffmann (nach- richtl. 1990) als auch eigene Funde bei Begehungen 1986, 1990, 1995 und 1996 konzentrieren sich auf den Bereich der Bornschneise in Höhe Spitalwiese. Status: Die jeweiligen Einzelfunde über diesen Zeitraum weisen auf ein potenzielles bodenständiges Vorkommen von Apatura ilia hin. Lebensraum: Apatura ilia ist paläarktisch verbreitet, sein Lebensraum sind warme laubholzreiche Wälder der Ebene und des Hügellandes, besonders Auenwälder. Die Präferenz klimatisch begünstigter Zonen liegt bei einem Jahresmittel von 9° C und darüber, Gebiete unter 6° C Jahresmittel werden gemieden. Von Bedeutung sind nach Ebert & Rennwald (1991) sonnige Waldränder Apatura ilia (Kleiner Schillerfalter) lebt als typische mit den Nahrungspflanzen der Raupe, Waldwege mit Waldart im Wildschutzgebiet. Wichtig für die Art feuchten Stellen, wo die Männchen an Aas, Kot und nas- ist das Vorkommen der Espe als Eiablage- und Raupenfraßpflanze. ser Erde saugen. Die Weibchen hingegen suchen kohle- hydrathaltige Nahrung wie „Honigtau“ der Blattläuse im Laubdach, überreife Früchte, bspw. Vogelkirschen (Wei- demann 1988), oder saugen an Wundstellen von Weiden Gefährdung: Bekannte allgemeine Gefährdungs- (Ebert & Rennwald 1991). Die Eiablage erfolgt bevor- faktoren sind Rodung von Zitterpappel-Beständen an zugt an Populus tremula, aber auch an Populus nigra, P. x Waldrändern, Waldwegen, Schneisen und Lichtungen canadensis, P. candicans oder Salix caprea. Die auf Blättern sowie Ausbau und Asphaltierung von Waldwegen. Die von P. candicans geschlüpften Jungraupen müssen mögli- Anpflanzung der Kanadischen Hybridpappel (Populus cherweise verhungern, da sie wahrscheinlich die dickeren, x canadensis) ist kein Gefährdungsfaktor wie von Blab lederartigen Blätter nicht durchbeißen können. Das Lar- & Kudrna (1982) irrtümlich angenommen. Für Hessen valhabitat liegt oft in Gesellschaften des Sambuco-Salicion ist die Gefährdung der Art aus Datenmangel nicht aus- (Weiden-Vorwald-Gehölze), auch in Prunetalia-Gesell- reichend bestätigt, kann aber aufgrund der Gefährdungs- schaften des Berberidion (sub mediterrane Gebüsche) und ursachen angenommen werden. In Deutschland ist des Pruno-Rubion fruticosi (Schlehen-Brombeer-Gebü- Apatura ilia gefährdet. sche). In vielen Fällen liegen die Larvalhabitate auch in Pappelforsten oder an isoliert stehenden Espen.

Apatura iris (L.) – Großer Schillerfalter

Fundort: Hoffmann (nachrichtl. 1990) berichtet von reiche Wälder der Ebene und des Hügellandes bis in die vereinzelten Nachweisen auf Schneisen im östlichen subalpine Stufe. Man findet die Falter am Rande und in Wildschutzgebiet. Die Funde konnten nicht bestätigt Laub- und Mischwäldern, besonders an halbschattigen, werden. Auch Simon (nachrichtl. 2001) berichtet von mehr oder weniger humiden Plätzen. Bevorzugt werden einer Schillerfalter-Beobachtung am 20. 06. 2000 in einer enge, nur mäßig besonnte Waldlichtungen, enge, luft- Brombeer-Landreitgras-Schlagflur nach Windwurf 1990/ feuchte Waldwege und absonnige, weichholzreiche Wald- 91. Wahrscheinlich handelte es sich um Apatura iris. ränder, denn die Eiablage findet an Populus- und Salix- Status: Mit einem potenziell bodenständigen Vorkom- Arten statt, die auch als Raupenfutterpflanzen dienen. men ist aufgrund geeigneter Habitatstrukturen im Wild- Die bevorzugte Eiablage- und Raupennahrungspflanze schutzgebiet und Umgebung zu rechnen. ist nach Ebert & Rennwald (1991) Salix caprea, daneben Lebensraum: Apatura iris ist ebenso wie A. ilia palä- dürften S. aurita (Ohr-Weide) und mglw. auch S. cine- arktisch verbreitet, jedoch mit geringeren thermophilen rea (Grauweide) von Bedeutung sein. Raupenbesetzte Ansprüchen. Sein Lebensraum sind ebenfalls laubholz- Sal-Weidenbüsche stehen nach Weidemann (1988) stets 66

in „Kaltluft-Kellern“ und meist in unmittelbarer Nähe an Aas, Kot und vegetationsfreien, feuchten und auch hoher, alter Eichen und an z. T. völlig verwachsenen trockenen Waldwegen zu finden, seltener werden zur Wegen im Bereich größerer Waldungen. Imaginal- und Nahrungsaufnahme Blüten besucht. Larvalhabitate sind identisch, sie befinden sich aus pflan- Gefährdung: Hauptsächlich führten forstliche Maß- zensoziologischer Sicht zumeist in Sambuco-Salicion nahmen zum Rückgang der Art: Anlage von Fichtenmo- capreae-Vorwaldstadien im Bereich des Alno-Ulmion nokulturen in früheren Laub- und Mischwaldkulturen, (Erlen-Ulmenwälder), des Carpinion (Hainbuchen- das Putzen der Waldränder und-wege (Einschlag der wälder), des Tilio-Acerion (Linden-Blockhaldenwälder) Büsche und Weichhölzer) (vgl. Friedrich 1977). Daher oder in Teilen des Fagion sylvaticae (Luzulo-Fagetum: wird Apatura iris auf der hessischen wie auch deutschen Hainsimsen-Buchenwälder). Die Falter sind überwiegend Vorwarnliste geführt.

Argynnis aglaja (L.) – Großer Perlmutterfalter

Fundort: Ein Exemplar wurde von Treiber (briefl.) Kratzdistel (Cirsium palustre), auch Hoch- und Nieder- im Juni 1998 auf der Rottwiese festgestellt, am 28. 06. 2000 moor-Komplexe oder hochstaudenreiche Grabenränder fand Simon (briefl.) ebenfalls ein größeres Perlmutter- und sogar Viehweiden mit Kratzdistel-Vorkommen. falter-Exemplar auf der selben Wiese. Hierbei könnte es Daneben werden aber auch nach Ebert & Rennwald sich um dieselbe Art gehandelt haben. Der Autor fand (1991) blumenreiche Trockenbiotope (Trocken- und ebenfalls ein nektarsuchendes Exemplar dieser Art dort Magerrasen, Heiden etc.) und sogar an Buchenwald am 20. 06. 2001. grenzende Rotkleefelder beflogen. Das blütenbiologische Status: Während der Begehungen 1985 und 1990–1995 Verhalten ist dem von Argynnis paphia sehr ähnlich (s. u.). wurde die Art nie festgestellt, ob es sich bei den aktuelle- Nach Weidemann (1988) leben die Raupen des einbrüti- ren Beobachtungen um durchziehende oder neu boden- gen Falters an verschiedenen Viola-Arten in Abhängig- ständige Tiere handelte, können nur weitere Untersu- keit zum beflogenen Biotoptyp. chungen zeigen. Gefährdung: Argynnis aglaja zeigt in Hessen rückläu- Lebensraum: Die Art ist weniger streng an Wald fige Tendenzen. Die Ursachen können vielfältig sein wie gebunden als Argynnis paphia. Sie bevorzugt große Lich- z. B. zu frühe Mahd in Feuchtbiotopen, was zum Verlust tungen, Kahlschläge und Schneisen in Laub- und Nadel- der Nahrungsquellen führt (kein Erblühen der Sumpf- wäldern. Genutzt werden gerne offene Feuchtbiotope Kratzdistel-Bestände). In Hessen ist der Falter daher mit ihren manchmal noch reichen Beständen der Sumpf- gefährdet, in Deutschland steht er auf der Vorwarnliste.

Argynnis paphia (L.) – Kaisermantel

Fundort: Einzelne Nachweise am Rande der Hengst- riedwiese, Spitalwiese, Kernwiese und auf der Silzaue inklusive der Angaben von Hoffmann (nachrichtl. 1990). Ebenso bestätigt Simon (nachrichtl. 2001) das Argyn- nis paphia-Vorkommen aufgrund seiner Beobachtung am 09. 06. 2000 auf einer Lichtung eines bodensaueren Eichenmischwald-Standortes im Wildschutzgebiet und am 09. 06. 2000 am Rande der Silzaue in einem Trauben- kirschen-Erlen-Eschenwald. Status: Zerstreutes reproduktives Vorkommen an vie- len Stellen des Wildschutzgebietes. Lebensraum: Als Lebensraum kommen alle Laub-, Misch- und Nadelwälder in Frage, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind: die typischen Flugstellen Argynnis paphia (Kaisermantel) lebt als Waldart an sonnigen, etwas luftfeuchten Waldrändern und dieser paläarktisch verbreiteten, univoltinen Waldart -wegen, Waldlichtungen, Kahlschlägen und Schneisen sind sonnige, etwas luftfeuchte Waldränder und -wege, mit reichlichem Bestand an Nektarpflanzen. Waldlichtungen, Kahlschläge und Schneisen mit reichli- Dieser schöne Tagfalter wurde mehrfach im chem Bestand an Nektarpflanzen wie Cirsium, Eupatoria Wildschutzgebiet nachgewiesen. 67

cannabina, Sambucus ebulus und sonstige Umbelliferen. Gefährdung: Eine direkte Bestandsbedrohung scheint Tilia-Arten gehören ebenfalls mit zu den wichtigsten in Hessen (noch) nicht gegeben, jedoch muss allgemein Nektarquellen (Ebert & Rennwald 1991). Daneben wer- auf gelegentliche unnötige forstliche Eingriffe in die den auch blütenreiche Wiesen und Magerrasen in Wald- Waldsäume (Sommer-Mahd, Holzlagerung) hingewiesen randnähe beflogen. Zur Eiablage ist ein spezielles Mosa- werden, was sich lokal für die Larvalentwicklung negativ ik an Re quisiten erforderlich. Die Eier werden nicht an auswirkt. Argynnis paphia steht daher in Hessen auf der die Raupenfutterpflan zen (Veilchen-Arten), sondern ein- Vorwarnliste. zeln hinter Rindenstücke von Hochwaldstämmen in der Nachbarschaft der Veilchen-Bestände abge legt (Magnus 1950).

Aricia agestis (DENIS & SCHIFFERMÜLLER) – Dunkelbrauner Bläuling

Fundort: Eine einmalige Beobachtung der Art wurde Reiherschnabel-Arten (Geranium dissectum, G. pusillum, an einem nordwestlichen trockenen, exponierten Rand- G. molle und Erodium cicutarium) sowie das Gewöhnli- bereich der Rottwiese gemacht, wo wir auch die Feldgrille che Sonnenröschen (Helianthemum nummularium), an festgestellt haben. Spätere Nachkontrollen erbrachten denen auch die Eiablage stattfindet (Ebert & Rennwald keine weiteren Funde. 1991). Status: Aufgrund der Pioniereigenschaften von Aricia Gefährdung: Sowohl in Hessen als auch in der gesam- agestis dürfte es sich nur um ein durchfliegendes Exem- ten BRD gilt die Art als potenziell gefährdet, sie steht plar auf der Suche nach neuen Siedlungsmöglichkeiten auf der Vorwarnliste. Die Gefährdungsursachen sind die gehandelt haben. starke Einschränkung seiner Lebensräume in den letzten Lebensraum: Er bevorzugt klimatisch besonders 30–40 Jahren durch Flurbereinigungen, Intensivierung begünstigte Gebiete mit einem Jahresmittel von 7° C. der Landwirtschaft und Aufforstungen. Dort tritt er als mehrbrütiger r-Stratege auf, der Lebens- stätten kurzlebiger Natur besiedelt. Man findet ihn in der Ebene an Wegen (Raine, Waldwege), auf Böschungen und Dämmen, ferner in Sandfluren am Rande von Kie- fernwäldern, aber auch auf mageren Streuobstwiesen. Im Hügelland zumeist an trockenen (kalkreichen) Hängen mit Halbtrockenrasen und deren Versaumungsstadien. Die Raupenfutterpflanzen sind Storchschnabel- und

Carterocephalus palaemon (Pallas) – Gelbwürfeliger Dickkopffalter

Fundort: Jeweils ein Einzelnachweis 1986 sowie 1990 Gefährdung: Carterocephalus palaemon steht sowohl in der Ganswiese und Wannemacherwiese. auf der hessischen als auch auf der deutschen Vorwarn- Status: Potenziell reproduktives Vorkommen im Nord- liste. Die Gefährdungsfaktoren sind Verlust von Feucht- osten des Wildschutzgebietes. brachen (grasreiche Randstreifen am und im Wald – an Lebensraum: Carterocephalus palaemon fliegt nach Waldrändern, Wegen, Schneisen und Lichtungen) durch Ebert & Rennwald (1991) bevorzugt in Bereichen von Mahd, Mulchen oder Herbizid-Anwendungen. Auwald-Verlichtungen, in Schneisen feuchter bis nasser Wälder und an feuchten bis nassen Waldrändern. Er ist eine an Wald, Waldrand und Heckenstrukturen gebun- dene Art, die im echten Offenland fehlt. Die Nahrung der Raupe sind verschiedene Grasarten (Brachyodium pinnatum, Dactylis glomerata, Molinia caerulea, M. arun- dinacea, Holcus lanatus, Calamagrostis epigejos, Phleum pratense, Alopecurus pratensis), die Larvalhabitate zeigen Anklänge ans Molinion, ans Agropyro-Rumicion oder teilweise ans Trifolion medii (Ebert & Rennwald 1991). 68

Coenonympha arcania (L.) – Weißbindiges Wiesenvögelchen

Fundort: Es liegen neuere Beobachtungen von Coen- onympha arcania auf der Rottwiese vor, Treiber (briefl.) berichtet von 2 Exemplaren, die er im Juni 1998 dort beobachtete. Status: Auch wenn kein Eiablageverhalten beobachtet wurde, nehmen wir ein potenzielles reproduktives Vor- kommen auf der Rottwiese an, da für die Art geeignete Habitatstrukturen und Vegetation existieren. Lebensraum: Die Art besiedelt trockene, nicht über- düngte, versaumende Glatthaferwiesen im Bereich von Hecken, Vorwaldstadien und Waldrändern, auch Böschungen und Wegränder mit Gehölzen sowie Streu- obstwiesen. Man findet die Art auch in lichten Laub- mischwäldern, auf Lichtungen und besonnten Wegen in Trockenwäldern und auf Sandfluren am Rande von Kie- fernwäldern. In Feuchtgebieten siedelt der Falter jedoch Coenonympha arcania (Weißbindiges Wiesenvögelchen) stets an den trockensten Stellen, sodass er nicht als bevorzugt als Imaginalhabitat trockenere, halboffene „Riedfalter“ zu bezeichnen ist (vgl. Ebert & Rennwald Lebensräume, gerne grasige Flächen in der Nähe des Waldrandes. 1991). Die bisher einzige bekannte Nahrungspflanze der Raupe ist das Wollige Honiggras (Holcus lanatus). Der Falter besucht gerne Ligusterblüten, nach ihrem Verblü- hen Dost oder Brombeere. Gefährdung: Vermutlich geht der bundesweite Rück- Flächennutzung auf eine ökologisch wertlose Nahtstelle gang von C. arcania auf Düngung und Mahd zurück. geschrumpft ist. Die Art steht in Hessen und der BRD Dies trifft vor allem auf den Kontaktbereich zwischen auf der Vorwarnliste. Wiese und Waldrand zu, der vielerorts durch intensive

Colias hyale (L.) – Goldene Acht

Fundort: Es liegen Beobachtungen von Colias hyale weiteren violetten (Sommer) und gelben (Herbst) Blu- auf der Alten Kühruh und Kernwiese vor. men. Status: Bei den Nachweisen handelt es sich stets um Gefährdung: Der Verlust der mageren Luzernefel- durchziehende Individuen, bei denen kein Eiablagever- der, die Überdüngung der Wiesen mit häufiger Mahd in halten beobachtet wurde. Dennoch kann ein reprodukti- Folge, besonders das verstärkte Ausbringen von Gülle ves Vorkommen nicht ausgeschlossen werden. durch die Massentierhaltung sind die hauptsächlichen Lebensraum: Als typischer Offenlandbewohner nutzt Gefährdungsfaktoren für Colias hyale. Daher ist die Art Colias hyale ein breites Spektrum von Lebensräumen. in Hessen gefährdet. Das Habitat zur Eiablage liegt im frischen bis trocke- nen Bereich – Böschungen und Dämme, Wiesen und Weiden, Extensivrasen, Brachen, Ruderalfluren und Magerrasen. Die bisher bekannten Raupenfutterpflan- zen sind durchweg Leguminosen (Medicago sativa, M. lupulina, Trifolium repens, T. pratense, Lotus cornicula- tus, Coronilla varia, Vicia hirsuta, V. tetrasperma, V. crac- ca). Zum Nektarhabitat gehört das gesamte bearbeitete und aufgelassene Kulturland, insbesondere Klee- und Luzernefelder, aber auch Mäh- und Streuobstwiesen bis hin zu Feuchtwiesen (Weidemann 1988, Ebert & Renn- wald 1991). Dort sitzen die Falter gerne an Rot-Klee, Luzerne, Kratzdistel-Arten, Wiesen-Flockenblume und 69

Hipparchia fagi (SCOPOLI) – Großer Waldportier

Fundort: Am 28. 08. 1998 fand Simon (nachrichtl. 2001) wurde die Art an südexponierten Waldrändern, auf son- auf der Rottwiese einen Tagfalter, den er als Exemplar nigen Lichtungen in Eichenbeständen beobachtet, sogar von Hipparchia fagi ansprach. im Auwald (Oberrhein) auf gefällten Eichenstämmen in Status: Ob es sich hierbei tatsächlich um den in der Nähe einer Rodung. Die Nahrung der Raupe ist nach Deutschland äußerst seltenen und in Hessen ausgestor- Ebert & Rennwald (1991) die Aufrechte Trespe (Bro- benen (?) Falter handelt oder mit einer ähnlichen Art mus erectus). verwechselt wurde (bspw. H. semele – Rostbinde, Brin- Gefährdung: Die Gefährdungsfaktoren der in Hessen tesia circe – Weißer Waldportier), sollte unbedingt über- ausgestorbenen Art können pauschal nur mit dem Ver- prüft werden. Diese und die möglichen anderen Arten lust geeigneter Lebensräume erklärt werden. sind sehr wärmeliebend, daher könnte es sich auch um ein durchziehendes, aber nur bedingt um ein bodenstän- diges Tier gehandelt haben. Lebensraum: Die Habitat-Ansprüche können lokal recht unterschiedlich sein, so berichtet Ebert & Renn- wald (1991) von einer (längst ausgestorbenen) Populati- on im Hardtwald bei Karlsruhe, die dort in einem lichten, eichenreichen, durch sonnige offene Stellen (Sand- flächen!) und breite Wege geprägten Laubmischwald lebte. Im Kaiserstuhl unterscheidet sich der Lebensraum einer noch heute dort lebenden Population: Halbtro- ckenrasen in Waldnähe bzw. direkt an Wald angrenzend, teilweise gehölzreiche Hänge, vorgelagerte Obstwiesen, warme, südexponierte blütenreiche Säume. Weiterhin

Lasiommata megera (L.) – Mauerfuchs

Fundort: Der einzige Nachweis (2 Tiere) von Lasiom- Gefährdung: Mögliche Gefährdungsfaktoren sind mata megera aus dem Jahre 1986 stammt von der Spital- intensive Mahd und teilweise der Einsatz von Herbiziden wiese. Dort flogen die Tiere am besonnten nordöstlichen an Böschungen, Dämmen und dergleichen. Lasiommata Waldrand an trockenen Stellen. megera steht auf der hessischen Vorwarnliste. Status: Da die Tiere möglicherweise aus der nahegele- genen Grube Prinz von Hessen stammen, dürfte es sich um durchziehende Tiere gehandelt haben. Die Art wurde in den 1990er Jahren und 2001 nicht mehr gefunden. Lebensraum: Die Imaginal- und Larvalhabitate der thermophilen Lasiommata megera sind trocken-warme Biotoptypen wie Halbtrockenrasen und Trockenhänge, die mit Felsen durchsetzt sind, Steinbrüche, Weinberg s- lagen, Böschungen und Dämme mit Kies-/Sandwegen, grasreiche trockene Wegränder im Offenland und in lich- ten offenen Wäldern, auch Kahlschläge und südexponier- te Waldränder. Die Raupennahrung beschränkt sich nach Ebert & Rennwald (1991) auf zwei Grasarten (Festuca ovina, Brachypodium pinnatum), neben verschiedenen Blütenpflanzen ist die wichtigste Nektarpflanze des Fal- ters die Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea). 70

Leptidea sinapis (L.) – Senfweißling

Fundort: Mehrfacher Nachweis auf der Rottwiese in zwei brütigen, standorttreuen Weißlings benötigt als Fraß- verschiedenen Jahren, auf der Kernwiese wurden am pflanzen Sichelklee (Medicago falcata), Gewöhnlichen 10. 05. 1992 drei und wiederholt am 23. 07. 2001 zwei Hornklee (Lotus corniculatus), Bunte Kronwicke (Coronil- umherfliegende Tiere registriert. la varia), Vogelwicke (Vicia cracca) und die Wiesen-Platt- Status: Die Art ist im Gebiet reproduktiv, weitere erbse (Lathyrus pratensis) (vgl. Weidemann 1988, Ebert Vorkommen auf anderen Wiesen des Wildschutzgebietes & Rennwald 1991). Die Imagines nutzen als Habitat das sind wahrscheinlich. Arrhenatherion (Versaumungsstadien, besonders frische Lebensraum: Das Spektrum der Habitate ist breit gefä- Ausbildungen mit viel Cardamine pratensis), das Molinion chert, es umfasst sowohl das Offenland als auch offene sowie das Mesobromion (Ebert & Rennwald 1991). Flächen in Waldungen. Beflogen werden Trockenstandorte Gefährdung: Durch die allgemein intensive Bewirt- wie Mager- und Trockenrasen mit Gebüschen und Säumen, schaftung des Grünlandes mit einhergehender starker Böschungen und Dämme, aber auch Feuchtwiesen. Im Düngung wird die Ausbildung magerer, niedrigwüchsiger Waldbereich findet man Leptidea sinapis an Waldwegen, an Schmetterlingsblütlern reiche Wiesen verhindert. Des- besonnten Waldrändern, -säumen und auf Lichtungen. wegen sind die Bestände auch von Leptidea sinapis über- Nieder- und Hochmoore oder Moorrandwälder kom- all zurückgegangen und die Art musste in der hessischen men als Lebensraum nicht in Betracht. Die Raupen des wie auch deutschen Vorwarnliste aufgenommen werden.

Lycaena virgaureae (L.) – Dukaten-Feuerfalter

Fundort: Der erste Nachweis von Lycaena virgaureae nicht zu ihrem Lebensraum. Die Raupenfraßpflanze (1 m) stammt von der Hahnstrittwiese am 27. 07. 1986 scheint allein der Kleine Sauerampfer (Rumex acetosella) (westlich Rottwiese, außerhalb WSG). Ein Tier (1 m) zu sein. Der Falter saugen an Brombeere, weißen Umbel- wurde am 08. 07. 1992 in der Rottwiese festgestellt, ein liferen, Giersch, Wasserdost, Baldrian, Kratzdisteln, Spä- weiteres (1 w) flog am 24. 07. 1994 auf der Spitalwiese. te Goldrute u. a. auf Waldlichtungen und an -wegen (vgl. Status: Obwohl nur Einzelfunde für das untersuchte Weidemann 1988, Ebert & Rennwald 1991). Gebiet vorliegen, könnte potenziell ein reproduktives, Gefährdung: Der oft kurzfristig einsetzende Verlust jedoch sehr kleines Vorkommen vorliegen. von Nahrungsressourcen durch die Mahd von Wegrän- Lebensraum: Die einbrütige Lycaena virgaureae dern im und außerhalb des Waldes, von Seitenstreifen an bevorzugt montan getönte Gebiete mit Waldlichtungen Alleen, von Grünstreifen bewirkt ein regelrechtes Ver- und Waldwiesen, Wald- und Wegränder in Laubmisch- hungern der nahrungssuchenden Falter, da weit und breit wäldern (Eichen-Hainbuchenwälder und Buchenwälder) keine Blüte mehr zu finden ist. Aber auch der Einsatz an feuchten als auch trockenen Standorten. Sie kann von Herbiziden bewirkt den Verlust von Raupenfraß- aber auch im Hügelland und in der Ebene in ähnlichen, pflanzen und Aufforstungsmaßnahmen auf Waldwiesen jedoch kühlen, schattenreichen Habitaten angetroffen haben zur regressiven Bestandsentwicklung geführt. werden. Bei uns tritt die Art gerne in feuchten Wiesen Daher ist Lycaena virgaureae in Hessen stark gefährdet, am und im Wald auf, wobei eine deutliche klimatische in Baden-Württemberg sogar vom Aussterben bedroht, und geologische Präferenz nicht erkennbar ist. Aber die Population in Deutschland gefährdet. thermophile trockene Standorte im Tiefland gehören

Maculinea alcon (DENIS & SCHIFFERMÜLLER) – Lungenenzian-Ameisenbläuling

Fundort: Der Fund von Maculinea alcon (1 m) wur- WSG) dokumentiert das (ehemalige) Vorkommen der de am 25. 07. 1986 im Mittelteil der Rottwiese gemacht, Art auf Feuchtwiesen im Osten Darmstadts. 1990 sowie die einzige Stelle im Wildschutzgebiet, wo für die Art in späteren Jahren konnte der seltene Ameisenbläuling günstige Lebensbedingungen herrschen und auch der trotz intensiver Nachsuche nicht mehr bestätigt werden. Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe) wächst. Ein Status: Möglicherweise handelte es sich um das letzte weiterer Einzelfund (1 m) auf der Hahnstrittwiese am und einzige bekannte hessische Vorkommen dieser Bläu- 27. 07. 1986 (westlich nahe der Rottwiese, außerhalb des lingsart, das Ende der 1980er Jahre erloschen ist. 71

Lebensraum: Ein hochspezialisierter Ameisenbläuling, M. ruginodis), in dessen Nestern die Alcon-Räupchen stenotop, tyrpho- und myrmicophil, dessen Weibchen von Ameisenarbeiterinnen gefüttert werden, aber nur in ausschließlich Blüten von Enzianarten an Standorten Ausnahmen von ihnen die Ameisenbrut gefressen wird mit Streuwiesenstruktur belegen, so im Tief- und Hügel- (Liebig 1989). land an wechselfeuchten Standorten Lungen-Enzian, auf Gefährdung: Die Zerstörung des Lebensraumes Kalktrockenrasen Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata), in durch Aufgabe der bisherigen Nutzung, Trockenlegung, präalpinen Biotopen Schwalbenwurz-Enzian (G. ascle- Aufforstung, Umwandlung in Wirtschaftsgrünland oder piadea) (Weidemann 1986, Ebert & Rennwald 1991). Acker sind die Hauptursachen des Alcon-Rückganges. Die hier in Frage kommenden Habitattypen von Macu- Auch unsachgemäße Pflegemaßnahmen – vor allem linea alcon sind Riedwiesen auf Niedermoor-, Flach- durch zu frühe Mahd – können schweren Schaden und Quellmoorstandorten, die ausschließlich spät oder anrichten (Ebert & Rennwald 1991). In Deutschland gilt mehrere Jahre lang nicht gemäht wurden. Dort werden die Art daher als gefährdet, in Baden-Württemberg als jedoch schattige Standorte bspw. am Waldrand kaum stark gefährdet, in Rheinland-Pfalz ist sie vom Ausster- beflogen. Unabdingbar ist jedoch das Vorkommen der ben bedroht. In Hessen ist die Art ausgestorben. Wirtsameise (Myrmica scabrinodis und möglicherweise

Maculinea nausithous (BERGSTRÄSSER) – Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling

Fundort: Auf einer Feuchtwiese der östlichen Silz- aue (Unter dem Einsiedel) wurde am 30. 07. 1990 eine individuenreiche Population (13 Expl.) festgestellt, die wiederholt am 23. 07. 2001 (10 Expl.) und am 19. 07. 2002 (12 Expl.) bestätigt wurden. Weitere Funde gab es auch auf der westlichen Silzaue nahe des Bahnüberganges Auf der Sülz (25. 07. 01: 2 Expl., 19. 07. 02: 3 Expl.). Am 23. 07. 2001 flog eine M. nausithous auf der Kernwiese, eine spätere Nachsuche Anfang August verlief dort erfolglos. Status: Zwei reproduktive Populationen, die jedoch nur auf die Silzaue beschränkt sind. Lebensraum: Dieser Bläuling ist ebenfalls ein steno- toper und myrmicophiler (ameisenliebender) Bewohner von Trocken- bis Feuchtwiesen, ein typischer Offenland- bewohner der Strom- und Flusstäler bis zum angrenzen- den Hügelland (bis um 500 m NN) und abhängig von seiner Raupenfraßpflanze, dem Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), aber wohl insbesondere von der schwer erfassbaren Gemeinschaft der Wirtsameisen (Myrmica rubra, M. sabrinodis). Bewohnt werden bevor- Maculinea nausithous (Dunkler Wiesenknopf- zugt Frisch-, Feucht- und Quellwiesen (Kohldistel-, Bin- Ameisenbläuling) lebt als typischer stenotoper sen-, Flachmoor- und Pfeifengraswiesen) in Tälern, auf Offenlandbewohner auf Grünland der Silzaue. Wichtig Berghängen, an Rändern von Mooren, an Gräben und ist das Vorkommen von Großem Wiesenknopf sowie von Bächen, aber auch frische bis feuchte Mähwiesen und Wirtsameisen (Myrmica rubra, M. scabrinodis). in Ausnahmen sogar Halbtrockenrasen, daneben Saum- strukturen an Böschungen und Rainen in Verbindung mit größeren Flächen (vgl. Ebert & Rennwald 1991, Ernst 1999, 2000, Lange et al. 2000). Gefährdung: Die Art gehört in Hessen wie auch in erlangt die Art sogar europaweite Bedeutung. Die Ent- ganz Deutschland zu den gefährdeten Feuchtgebiets- wässerung der Nass- und Sumpfwiesen und der Umbruch bewohnern. Die hessischen Maculinea nausithous- von Feuchtwiesen dürften die Hauptfaktoren aller Bestände haben außerdem das Attribut „Arten, deren Gefährdungen sein. Hinzu kommen vermehrte Düngung Aussterben in Hessen gravierende Folgen für die Popu- und Mahd sowie Aufforstungsmaßnahmen auf feuchten lation in Deutschland hätte“, als FFH Anhang II-Art Wiesen. 72

Mellicta athalia (ROTTEMBURG) – Wachtelweizen-Scheckenfalter

Fundort: Die Begehungen im Juli 1986 erbrachten den Nachweis einer starken Population auf der Ganswiese im Osten des Gebietes, aber auch im mittleren Teil der Rott- wiese. Auf der Hengstriedwiese, Spitalwiese, Höllwiese und Hammenhanswiese flogen zu dieser Zeit nur wenige Exemplare. Zusätzliche, jedoch ebenfalls individuen- arme Vorkommen befanden sich direkt benachbart zum Wildschutzgebiet im NSG Silzwiese. 1990 fanden wir die Art wieder auf allen genannten Wiesen. Auch Treiber (briefl.) konnte ein häufiges Vorkommen der Art im Juni 1998 auf der Rottwiese bestätigen. Ein weiteres kleines Vorkommen wurde 2002 nordwestlich außerhalb, aber nahe des Wildschutzgebietes an einem westexponierten Mellicta athalia (Wachtelweizen-Scheckenfalter) ist Waldrandstreifen vom Autor gefunden. auf einigen Waldwiesen des Wildschutzgebietes bodenständig. Status: Zur Zeit der Bestandsaufnahmen (1986–1998) innerhalb des Wildschutzgebietes existierte dort eine größere stabile Population, die sich auf verschiedene bistorta) (vergl. Ebert & Rennwald 1991). Die bisher Wiesen verteilte. bekannte Raupennahrung sind Wiesen-Wachtelweizen Lebensraum: Die Art besiedelt sowohl Trockenstand- (Melampyrum pratense), Wiesen-Augentrost (Euphrasia orte wie Halbtrockenrasen, südexponierte buschreiche [rostkoviana?]) und Spitz-Wegerich (Plantago lanceo- Hänge, besonnte Waldränder und -wege, Kiefernforste, lata) (Ebert & Rennwald 1991) und Ehrenpreis-Arten Steinbrüche, Weinberge und Sandfluren als auch Feucht- (Veronica) (Weidemann 1988). standorte wie Feuchtwiesen, Ränder von Mooren oder Gefährdung: Besonders der Verlust von Übergangs- Quellfluren. Selbst dazwischenliegende mesophile Bio- bereichen zwischen Wald und Feldflur, die fortschreitende tope wie Glatthaferwiesen, Bergwiesen oder Laubmisch- Überdüngung der Wiesen und der Einsatz von Herbiziden wälder werden von Mellicta athalia besiedelt. Der einbrü- an Heckensäumen, Wald- und Wegrändern bis hin zum tige Falter besucht verschiedene Nektarpflanzen, bspw. Ausmähen von Schonungen (Ebert & Rennwald 1991) im Wildschutzgebiet Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palus- stellen bundesweit die Hauptgefährdung von Mellicta tre), Wiesen- und Skabiosen-Flockenblume (Centaurea athalia dar. In Deutschland zählt die Art zu den gefähr- jacea, C. scabiosa) und Wiesen-Knöterich (Polygonum deten Tieren, in Hessen sogar zu den stark gefährdeten.

Nymphalis polychloros (L.) – Großer Fuchs

Fundort: Die Funde stets einzelner umherfliegender Waldmantel herausragende Zweige. Die wichtigste Rau- Exemplare im Juli 1986 sowie im Juli 1990 beschränkten penfutterpflanze ist die Sal-Weide, daneben werden auch sich auf die Wald-/Wiesenränder der Hengstriedwiese, andere Weiden-Arten sowie Espe, Ulme, Süßkirsche und Rottwiese, Höllwiese und Silzaue (inkl. Angaben von Birnbaum genutzt. Die Nachfolgegeneration schlüpft Mit- Hoffmann 1986, nachrichtl.). te Juli (vgl. Weidemann 1988, Ebert & Rennwald 1991). Status: Wahrscheinlich kleines reproduktives Vorkom- Gefährdung: Noch 1983 befürchteten Steiniger & men. Eitschberger, dass die Populationen von Nymphalis Lebensraum: Man findet die Wärme und Trockenheit polychloros scheinbar so stark geschrumpft sind, dass liebenden Tiere in Waldtälern und -rändern, dort beson- sogar mit seinem Aussterben in ganz Deutschland ders auf Lichtungen und Waldwegen, in gehölzreichen gerechnet werden muss. Derzeit ist die Art zwar nicht Feldlandschaften, auf gebüschreichen Trockenhängen mehr vom Aussterben bedroht, aber immer noch sowohl sowie in Siedlungsgebieten mit Gärten und Streuobst- in Hessen als auch in Deutschland gefährdet. Die Haupt- wiesen. Die einbrütigen, überwinternden Falter fliegen ursachen ihres Rückgangs sind forstliche und landwirt- bereits im Vorfrühling an „blutenden“ Baumstämmen, schaftliche Eingriffe: das Ausschlagen von Sal-Weiden, Kätzchen der Sal-Weide und Blüten von Schlehe. Die Veränderung südexponierter Waldränder, Umwandlung Raupen besiedeln solitäre, vom Waldrand abgesetzte von Streuobstwiesen in Ackerland, Verwendung von Bio- Sträucher oder deutlich aus dem sonnenexponierten ziden in Gärten und Obstanbaugebieten. 73

Papilio machaon (L.) – Schwalbenschwanz

Fundort: Mehrere Exemplare auch bei der Eiablage und legt oft weite Strecken auf der Suche nach geeigne- auf der Spitalwiese, Rottwiese, Kernwiese und in der ten Biotopen zurück. Da der Falter als r-Stratege Lebens- Silz aue beobachtet. Ebenso bestätigt Simon (nachrichtl. stätten kurzlebiger Natur besiedelt – die vagilen Tiere 2001) das Papilio machaon-Vorkommen aufgrund seiner finden ihr Habitat immer wieder an anderen Stellen –, ist Beobachtungen am 28. 08. 1998 und 28. 06. 2000 auf der er weit weni ger bedroht als die sogenannten meist mono- Rottwiese und am 09. 06. 2000 auf einer Lichtung eines phagen K-Strategen, die als Futterspezialisten auf ganz bodensaueren Eichenmischwald-Standortes. Während bestimmte Biotoptypen angewiesen und daher wesent- der letzten Begehung am 23. 07. 2001 wurde Papilio lich standorttreuer sind. machaon wiederholt auf der Rottwiese (2 Expl.) und auf Gefährdung: Sowohl in Hessen als auch in der gesam- der Hengstriedwiese (1 w) bei der Eiablage festgestellt. ten BRD gilt die Art als potenziell gefährdet, sie steht Status: Auch diese Art ist im Wildschutzgebiet auf den auf der Vorwarnliste. Obwohl die Tiere ihr Habitat größeren Waldwiesen bodenständig. immer wieder an anderen Stellen finden können, muss Lebensraum: Er ist ein Biotopkomplexbewohner, der dennoch auf die Schutzwürdigkeit der Art hingewiesen seine Eier überall dort ablegt, wo geeignete Umbelli- werden. Denn in den letzten 30–40 Jahren fand eine star- feren (Silaum silaus, Peucedanum-Arten, Daucus carota, ke Einschränkung der Lebensräume durch Flurbereini- Pastinaca sativa, auch Möhrenkulturen) an besonnten gungen und Intensivierung der Landwirtschaft statt. Stel len wachsen. Er kommt sowohl auf Trockenrasen als auch im Feuchtgrünland vor. Die Art ist sehr flug stark

Pyronia tithonus (L.) – Rotbraunes Ochsenauge

Fundort: Der zunächst einzige Fundort der 1990er an Wald grenzende Wiesen (Mähwiesen, Feuchtwiesen, Jahre lag auf der südöstlichen Silzaue, wo am 30. 07. 1990 Streuobstwiesen), Böschungen und Magerrasen (Ebert mehrere Tiere auf Blüten der Kohldistel (Cirsium oler- & Rennwald 1991). Bisher sind drei Grasarten als Rau- aceum) saugend saßen und den Wegsaum beflogen. Erst pennahrung bekannt (Festuca rubra, Lolium perenne, bei der Wiesenbegehung am 23. 07. 2001 wurden zwei Agrostis capillaris). Die wichtigste Nektarpflanze für den weitere Vorkommen auf der Kernwiese (5 Expl.) und Falter ist die Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense). Rottwiese (8 Expl.) festgestellt. Gefährdung: In Deutschland ist die Art gefährdet, Status: Kleine reproduktive Populationen auf Wald- in Hessen steht sie derzeit auf der Vorwarnliste. Die wiesen. allgemeinen Gründe ihrer (örtlichen) Gefährdung sind Lebensraum: Pyronia tithonus besiedelt Auwälder und das „Putzen“ der Waldränder oder die Sommer-Mahd Trockenwälder der Ebene ebenso wie Laubmischwälder entlang von Waldwegen, die jedoch im Wildschutzgebiet des Hügellandes. Dort zeigt der einbrütige Falter sowohl nicht stattfindet. an feuchten als auch an trockenen Standorten eine Bin- dung an Randstrukturen von Wäldern und Gebüschen, besonders an Waldränder mit gut ausgebildeten Man- tel- und Saumgesellschaften, Waldwege, Lichtungen und

Satyrium w-album (KNOCH) – Ulmen-Zipfelfalter

Fundort: Einzelnachweis in der Abteilung 608 E bei der Lebensraum: Von Satyrium w-album werden die Rotsuhlwiese/Hitzbergschneise aus dem Jahre 1986. Die Auenwälder der Ebene und niederen Talstufen auf- späteren Begehungen erbrachten keine weiteren Funde. grund des vermehrten Vorkommens von Ulmen besie- Status: Das Vorkommen von im Waldsaum stehenden delt, daneben auch Laubmischwälder des Hügel- und Ulmen ist im Wildschutzgebiet gering, hinzu kommt das Gebirgslandes, besonders Schlucht- und schattige Hang- landesweite „Ulmensterben“, das dem Falter die Lebens- wälder, aber auch trockene Wälder (Steppenheidewald) grundlage entzieht. Möglicherweise gab oder gibt es ein und Buchenwälder bis hin zu Ulmenalleen (Ebert & kleines reproduktives Vorkommen im Wildschutzgebiet, Rennwald 1991). Die Art scheint plastisch zu sein, das jedoch nach 1986 nicht mehr bestätigt werden konnte. weniger auf bestimmte Standorte fixiert und weniger 74

abhängig von bestimmten Böden und Klimazonen zu Gefährdung: In Hessen ist Satyrium w-album vom sein. Die Raupen scheinen nach Recherchen von Ebert Aussterben bedroht, während die deutschen Bestän- & Rennwald (1991) zunächst monophag an Ulmenknos- de als gefährdet angesehen werden. Die Ursachen der pen (Ulmus laevis, U. minor, U. glabra, U. x hollandica) zu Bestandsrückgänge sind vielfältig, so spielt das Ulmen- fressen, dann werden sie wahrscheinlich mit zunehmen- sterben eine Rolle, aber auch die Umwandlung ulmen- den Alter polyphag und können neben Ulmenblättern reicher Auenwälder in schnellwüchsige Forstkulturen auch andere Gehölze (bspw. Acer platanoides, A. cam- oder der Verlust der früher geschätzten Ulme als Allee- pestre, Rhamnus cathartica, Tilia platyphyllos) befressen. baum durch Pflanzung anderer (oft fremdländischer) Die Falter bevorzugen leicht zugängliche weiße Blüten, Baumarten. vorrangig Doldenblütler, zuweilen sitzen große Ansamm- lungen von Tieren auch an feuchten Wegen, ähnlich wie Apatura iris oder Argynnis paphia.

2.6.4.2 Widderchen

Adscita statices (L.) – Ampfer-Grünwidderchen

Fundort: Hoffmann (nachrichtl. 1990) berichtet von Gefährdung: Die allgemein intensive Bewirtschaf- einem Einzelfund 1987 im Bereich der Silzaue, Wieder- tung des Grünlandes mit gleichzeitger starker Düngung fund der Art am Ostrand der Rottwiese (1 m, 1 w am dezimierte die einst mageren, niedrigwüchsigen an 28. 06. 1990) und von Treiber (briefl.) im Juni 1998 eben- Schmetterlingsblütlern reichen Wiesen. Dadurch sind die falls auf der Rottwiese (1 Exemplar). Bestände auch von Adscita statices zurückgegangen und Status: Potenziell bodenständiges Vorkommen. es muss für Hessen eine Gefährdung angenommen wer- Lebensraum: Überwiegend werden nasse bis wechsel- den, auch die deutsche Population wurde in die Vorwarn- feuchte Wiesen im offenen wie gebüschreichen Gelände liste aufgenommen. besiedelt, daneben gibt es Vorkommen im Wald selbst, einschließlich auf Böschungen, Dämmen und Wegrän- dern. Weiterhin gehören auch Sandgebiete, versaumende Stellen auf Magerrasen auf Silikat-, Kalk- oder Löss- untergrund. Der Habitat-Schwerpunkt sind die Nass- wiesen (Calthion) basenreicher Standorte vom Tiefland bis in montane Regionen, ferner magere Wirtschaftswie- sen (Arrhenatherion) auf wechselfeuchten Standorten. Da die Raupen den Kleinen und Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosella, R. acetosa) befressen, liegt das Larval- habitat besonders an den Wuchsstellen dieser beiden Arten, das Imaginalhabitat konzentriert in den Herden der Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi), die von Adscita statices bevorzugte Nektarpflanze (vgl. Ebert & Rennwald 1994). 75

Zygaena filipendulae (L.) – Gemeines Blutströpfchen

Fundort: Mehrere Tiere auf der Rottwiese, Hengstried- wiese, Ganswiese, Schwarzwiese, Wannemacher-Wiese, Hammenhans-Wiese, Kernwiese und Spitalwiese zwischen 1986 bis 1995. Die Beobachtungen von Treiber (nach- richtl. 1998) im Juni 1998, von Simon (nachrichtl. 2001) am 28. 06. 2000 und vom Autor am 23. 07. 2001 bestätigen auch das langjährige Vorkommen auf der Rottwiese, Kernwiese und in der Silzaue. Status: Gutes reproduktives Vorkommen auf fast allen Wiesen des Wildschutzgebietes. Lebensraum: Eine euryöke Art, die wohl das breiteste Lebensraumspektrum aller Widderchen einnimmt. Bio- toppräferenzen sind bei ihr nicht erkennbar, sie besiedelt sowohl feuchte Auen, nasse Wiesen, sogar Moore und Riedflächen als auch trockene Kalkmagerrasen, fast vegetationslose Trockenhänge oder Lössböschungen und Dämme. Ebenso werden mesophile Bereiche von Zygaena filipendulae eingenommen, wie beispielsweise Streuobstwiesen, Mähwiesen oder Weiden, Waldränder und ruderalisierte Flächen (Ebert & Rennwald 1994). Die Raupennahrung ist auf Leguminosen beschränkt: Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus) und Sumpf-Hornklee (Lotus uliginosus). Die Nahrung des Falters ist entsprechend des großen Habitatspektrums ebenfalls vielseitig, bisher sind fast 50 verschiedene Nah- rungsblüten für unsere Breiten bekannt (Ebert & Renn- Zygaena filipendulae (Gemeines Blutströpfchen) wald 1994). besiedelt fast alle Wiesen im Wildschutzgebiet. Gefährdung: In Hessen steht die Art auf der Vorwarn- liste, was sicherlich mit dem anthropogenen Landschafts- jedoch hinsichtlich seiner Habitat-Ansprüche als ubiquitär verbrauch zusammenhängt, ein Prozess, der grundsätzlich zu bezeichnen ist, ist sie als Indikatorart schlecht geeignet. die gesamte Fauna bedrängt. Da Zygaena filipendulae

Zygaena trifolii (ESPER) – Sumpfhornklee-Widderchen

Fundort: Die Funde von Zygaena trifolii (1990) genau wie Zygaena filipendulae Sumpf-Hornklee (Lotus beschränken sich auf die Rottwiese und Kernwiese, wo uliginosus) und den Gewöhnlichen Hornklee (Lotus jeweils einige Tiere beobachtet wurden. Spätere Nach- corniculatus). Bei der Falternahrung dominieren Blüten weise von Treiber (briefl.) im Juni 1998 bestätigen ihr aus der Blau-Violett-Gruppe: Gewöhnlicher Teufels abbiss Vorkommen auf der Rottwiese und Silzaue, wo er ein (Succisa pratensis) auf feuchten Böden und die Wiesen- häufiges Auftreten feststellte. knautie (Knautia arvensis) im trockeneren Bereich, dane- Status: Aufgrund der vorliegenden Beobachtungen ben werden aber auch viele andere Blumenarten von mindestens 3 Populationen gehen wir von einem einschließlich der Raupenfutterpflanzen beflogen. reproduktiven Vorkommen im Wildschutzgebiet aus. Gefährdung: Die hessischen wie auch deutschen Lebensraum: Bodenständige Populationen siedeln Bestände von Zygaena trifolii sind gefährdet. Die Ursa- bei uns ausschließlich im feuchtnassen bis mesophilen chen sind die Folgen zurückliegender Flurbereinigungen Bereich. Die Habitate der hygrophilen Art sind demnach mit Meliorationen durch Drainagierung feuchter Gebie- bevorzugt feuchte Wiesen, Moore, Streuwiesen, Bachauen te. Auch die allgemeine Intensivierung der Landwirt- im Offenland, kleinere Waldwiesen werden weniger besie- schaft führte zur regressiven Entwicklung vieler Popula- delt (Ebert & Rennwald 1994). Die Raupen befressen tionen. 76

Zygaena viciae (DENIS & SCHIFFERMÜLLER) – Kleines Fünffleck-Widderchen

Fundort: Während einer Sommerbegehung der Niedermoore oder Trockenhänge, Weinberge usw. (Ebert Rottwiese fand Treiber (briefl.) im Juni 1998 insgesamt 1994). Eine Vorliebe für Waldnähe scheint vorhanden. 5 adulte Exemplare von Zygaena viciae. Die bekannten Raupenpflanzen sind Lotus cornicula- Status: Aufgrund der Anzahl der gefundenen Imagi- tus (Hornklee), Lotus uliginosus (Sumpf-Hornklee), nes muss die Art als bodenständig im Gebiet angesehen Onobrychis viciifolia (Esparsette), Vicia cracca (Vogelwi- werden. cke), Vicia tenuifolia (Wiesen-Platterbse) und Trifolium Lebensraum: Das wohl weniger anspruchsvolle montanum (Berg-Klee). Widder chen kann Biotope besiedeln, die von feucht über Gefährdung: Als einen der hauptsächlichen Gefähr- mesophil bis hin zu xerothermophil reichen, wichtig ist dungsfaktoren listet Ebert (1994) die forstlichen Pflege- wohl immer das Vorkommen der Raupenfutterpflanzen maßnahmen besonders an Waldsäumen und Lichtungen (Lotus- und Vicia-Arten) und ein nicht völlig geschlos- auf. In Hessen ist Zygaena viciae daher gefährdet, in sener Wald. Im Offenland werden alle Typen von Wiesen Deutschland steht er auf der Vorwarnliste. beflogen, ebenso blumenreiche Waldwiesen, besonnte wie schattige Waldsäume, Waldwege oder auch Dämme,

2.7 Lurche (Amphibia) Straßenverkehr besonders gefährdet. Koinzidenzen zwi- schen Amphibienlebensräumen und Vegetation bestehen 2.7.1 Allgemeines nur in relativ geringem Umfang und wenn, dann auf der Strukturebene oder auf der Ebene von meso-/mikro- Wenn man den Wasser- bzw. Grünfrosch-Komplex klimatischen Habitateigenschaften. Die z. B. in Wald- mit drei Arten (Wasserfrosch, Kleiner Teichfrosch, vegetationstypen existierenden Habitatansprüche lassen Seefrosch) rechnet, obwohl die feldherpetologische sich z. T. auf der Ebene von Landschaftsausschnitten und Trennung der drei Grünfrosch-Morphen nach wie vor in Kombination mit erforderlichen Mikrohabitaten ange- Probleme bereitet, sind für ganz Hessen 18 Amphibien- ben (vgl. Kratochwil & Schwabe 2001). arten bekannt. Da jede Art bestimmte Ansprüche an ihr Habitat und Laichgewässer stellt, lässt sich mit Kenntnis der festgestellten Amphibienfauna ein Gebiet aus ökolo- 2.7.2 Methoden gischer Sicht besser bewerten. Auch die Bedeutung eines Lebensraumes für den Schutz und Erhalt bedrohter Aufgrund der guten Feuchtigkeitsverhältnisse im Untersu- Frosch- und Schwanzlurche kann im Zusammenhang mit chungsraum, der vielen vorhandenen Kleingewässer und dem hiesigem Vorkommen und Kenntnis der Verbreitung Gräben in den Wiesen, dem nahegelegenen Backhausteich und des Gefährdungsgrades der einzelnen Arten in der im Westen beim Jagdschloss sowie der benachbarten, südli- Region dargestellt werden. Die Lurche zählen nämlich chen Grube Prinz von Hessen und der Silz als Fließgewäs- nach wie vor zu den stark gefährdeten Tiergruppen, was ser war in bezug zur Amphibienfauna ein breiteres Arten- auf der Bindung zahlreicher Arten an spezielle Lebens- spektrum zu erwarten. Es wurden insgesamt 6 Gewässer räume und Strukturen beruht, die in der heutigen Land- in die Untersuchungen einbezogen. Ab Anfang März 1990 schaft selten geworden sind. So sind die meisten Lurch- wurden die im Gebiet angelegten und natürlichen Klein- arten auf intakte Feuchtbiotope angewiesen. Vor allem gewässer in zugänglichen Ufer bereichen nach Amphibien, spielen Kleingewässer und größere Gewässerkomplexe Kaulquappen und Laich abgesucht. In pflanzenreichen eine bedeutende Rolle bei der Fortpflanzung der Tiere. Gewässern und an Tümpeln wurde zur Feststellung von Den Sommer über leben fast alle Lurche abseits der Molchen gekeschert. Weiterhin wurden die Fundangaben Gewässer (Blab 1986). Ein zusätzliches Gefährdungspo- zu den Amphibien von Kinkopf (1987) sowie spätere eige- tenzial ergibt sich aus der Abhängigkeit aller heimischen ne Zufallsbeobachtungen (1992–1995) ausgewertet. Ebenso Amphibienarten von geeigneten Überwinterungsmög- sind die neueren Zufallsbeobachtungen von Simon (nach- lichkeiten (z. B. Höhlen, Hohlräume unter Baumwur- richtl. 2001) für den Zeitraum 1998–2000 und die älteren zeln, Bäche, quellige Teiche). Bei ihren alljährlichen sowie aktuellen Angaben von Hoffmann (nachrichtl. 1990, Wanderungen zwischen Winterquartier, Laichgewässer 2001) berücksichtigt. Die im Rahmen eines FFH-Gutach- und Sommerlebensraum sind die Lurcharten durch den tens gemachten Amphibienfunde stellen die aktuellsten 77

Daten dar (Hohmann et al. 2002). Hierzu wurden Laich- im UG sowie ihrer Gefährdung beschrieben. Hierbei ballenzählungen ab März durchgeführt, später ab April handelt es sich mit insgesamt 11 Arten um eine reiche Molchreusen eingesetzt sowie abendliche Begehungen mit Amphibienfauna mit 3 sehr bemerkenswerten vom Aus- Ableuchten der Gewässer und Verhören rufender Tiere bis sterben bedrohten Arten und einer FFH-Art. Insgesamt zum Juni durchgeführt. handelt es sich um 4 Schwanzlurch-, 1 Kröten- und 6 Frosch arten (vgl. Tabelle 7). 2.7.3 Gesamtartenspektrum

Im folgenden werden die nachgewiesenen Lurcharten mit ihren Biotop-Ansprüchen und Vorkommensorten

Tabelle 7: Amphibien des Wildschutzgebietes Kranichstein

Status RLH RLD BASV FFH 1987 1991 1995-2002 1997 1998 2005 Anh. Amphibia – Amphibien Bufo bufo (L.) Erdkröte zz z V-§- Hyla arborea (L.) Laubfrosch zz z 1 2 §§ IV Rana arvalis (NILSSON) Moorfrosch ~~ = 1 2 §§ IV Rana dalmatina (BONAPARTE) Springfrosch zz z 1 3 §§ IV Rana temporaria (L.) Grasfrosch zz z VV§ - Rana kl. esculenta (L.) Teichfrosch zz z 3-§- Rana lessonae (L.) Kl. Wasserfrosch - ~ z G/D G§§IV Salamandra salamandra (L.) Feuersalamander zz z 3V§ - Triturus alpestris (LAURENTI) Bergmolch zz z V-§- Triturus cristatus (LAURENTIUS) Kammmolch ~~ z 2 3 §§ II, IV Triturus vulgaris (L.) Teichmolch zz z V - § -

Gefährdungskategorien der RLH = Rote Liste Hessen und RLD = Rote Liste Deutschland 0 ausgestorben oder verschollen 3 gefährdet 1 vom Aussterben bedroht R Arten mit geographischer Restriktion 2 stark gefährdet V Arten der Vorwarnliste

BASV = Bundesartenschutzverordnung: Status: § besonders geschützte Art z bodenständig (t 4 Tiere) §§ streng geschützte Art ~ potenziell bodenständig (2-3 Tiere) Ü durchziehend (Einzelnachweis) = ausgestorben (keine Nachweise mehr)

FFH = Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union II Arten des Anhangs II: Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen! IV Arten des Anhangs IV: Streng zu schützende Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse! 78

Fundorte (Laichplätze) der Amphibien im Wildschutzgebiet Kranichstein: (1) Bufo bufo 10 (2) Hyla arborea 3 N 7 8 10 8 1 4 4 (3) Rana dalmatina 3 5 4 10 5 7 (4) Rana temporaria 9 3 2 8 (5) Rana esculenta (6) Rana lessonae 2 (7) Salamandra salamandra 1 5 4 (8) Triturus alpestris 3 8 10 (9) Triturus cristatus 3 4 (10) Triturus vulgaris 10 5 2 1 9

4 5 8 1 6 5 8 10 3 9 4 10 3 5 1 4 8 10

1 5 7 10 1 4 3 4 8 10 1 8 5 8 910

0

2.7.4 Bemerkenswerte Amphibien bis auf den im Gebiet ausgestorbenen Moorfrosch in der Fundortkarte dargestellt. Alle 11 im Wildschutzgebiet nachgewiesenen Amphi- bienarten sind in der Roten Liste gefährdeter Tierarten von Hessen aufgenommen , werden auch besprochen und

Bufo bufo (L.) – Erdkröte

Fundort: Bufo bufo nutzt als Sommerlebensraum das gesamte Wildschutzgebiet, sowohl die Wiesen als auch den Wald. Als Laichtümpel wurden Kleingewässer in der Ganswiese, Hengstriedwiese, Höllwiese und Rottwiese identifiziert. Weiterhin fanden wir im Backhausteich im Westen beim Jagdschloss kleinere, sowie in der benach- barten, südlichen Grube Prinz von Hessen, wo früher Ölschiefer abgebaut wurde, größere Laichvorkommen. Dort wurde eine vorbildliche Anlage zur Unterquerung der Dieburger Straße zwischen Wildschutzgebiet und Grube installiert. Weiter östlich in Höhe des Einsiedel (Silzaue) existiert wegen weiterer Krötenvorkommen eine zweite Anlage, die jedoch nicht optimal arbeitet. Bei Begehungen des Wildschutzgebietes von 1999–2000 durch Simon (briefl.) und 2001 durch Bobbe (AGAR: nachrichtl.) wurde das zerstreute Vorkommen der Erd- Bufo bufo (Erdkröte) ist im Wildschutzgebiet die einzige kröte im Wildschutzgebiet bestätigt. Simon fand teilweise Krötenart. Sie besiedelt das gesamte Wildschutzgebiet noch bis spät im September vereinzelte juvenile wie und nutzt die meisten der dortigen Tümpel als adulte Tiere. Laich gewässer. 79

Status: Bodenständige Art mit Laichgewässern inner- sie sich oft in großer Zahl in Teichen und langsam flie- halb als auch benachbart zum Wildschutzgebiet. Teile ßenden Bächen. der beiden Populationen von Backhausteich und Grube Gefährdung: Als zweithäufigste Amphibienart Hes- Prinz von Hessen nutzen das Wildschutzgebiet als Som- sens ist Bufo bufo nicht akut gefährdet, steht jedoch merlebensraum und Überwinterungsgebiet. auf der hessischen Vorwarnliste, da sie aufgrund ihrer Lebensraum: Diese Amphibienart ist bezüglich ihrer hohen Wanderdistanzen akut vom Straßentod bedroht Biotopansprüche recht vielseitig und ihr dienen als ist. Die Auswirkungen der Fischteichnutzung wird von Laichbiotop insgesamt Gewässer mit niedrigeren Tempe- Jedicke (1992) als weniger negativ gewertet, jedoch raturen und nur schwacher Besonnung. Das liegt daran, haben wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt, dass dass sie als Biotopkomplexbewohner einen großen Akti- Elritze, Regenbogenforelle (wie auch Bachforelle) als onsradius (> 2 km) hat und nicht nur auf Gewässer und Raubfische auch vor Kaulquappen keinen Halt machen feuchte Landhabitate angewiesen ist. Sie führt eine vor- (Heusser & Schlumpf 1971, Breuer 1984, 1987, Jakobus wiegend terrestrische Lebensweise in den vielfältigsten 1986, Viertel 1980), der Hecht frisst sogar ausgewachse- Lebensräumen, während der Paarungszeit versammelt ne Amphibien.

Hyla arborea (L.) – Laubfrosch

Fundort: Es liegen Beobachtungen von Hoffmann (nachrichtl. 2001) bis zum Sommer 1999 für die Silzaue vor, ebenso konnten abends im Tümpelbereich der Gans- wiese (02. 06. 1990) zwei rufende Tiere verhört werden, ein Tier wurde im Sommer (21. 06. 1990) im Ostteil der Hengst riedwiese auf einer Sal-Weide in einem Großseg- genried ebenfalls bei einem Tümpel gefunden. Die beiden letzt genannten Fundorte konnten 2001 nicht mehr bestä- tigt werden, dafür riefen 3 Tiere am 25. 05. 2001 (Bobbe, AGAR: nachrichtl.) an einem relativ neuangelegten Wiesentümpel in der nördlichen Kernwiese, die wieder ein Jahr später am 28. 05. 2002 vom Autor bestätigt wurden. Status: Das geringe, jedoch bodenständige Vor- kommen von Hyla arborea im Wildschutzgebiet ist im Zusammenhang mit den zwar außerhalb, aber in der Nähe beobachteten Vorkommen zu sehen (Grube Mes- Hyla arborea (Laubfrosch) ist im Bereich der Silzaue im sel). Im nordöstlichen Landkreis Darmstadt-Dieburg, der östlichen Wildschutzgebiet bodenständig. an das Wildschutzgebiet grenzt, konnte Heimer (1981) die Existenz weniger Laubfroschpopulationen nach- weisen, auch Scriba & Heinrich (1999) bestätigen, dass gewässer entfernen und andere Gewässer neu besiedeln ausschließlich im Nordosten des Landkreises (17 Laich- (Nöllert & Nöllert 1992). tümpel) die Art vorkommt. Gefährdung: In Hessen ist Hyla arborea vom Ausster- Lebensraum: Unter den hessischen Laubfrosch- ben bedroht, die deutsche Population gilt als stark gefähr- Gewässern dominieren mit 55% die Teiche, gefolgt von det. Als Art der BArtSchV (Kategorie: vom Aussterben Tümpeln mit 25%. Andere Gewässertypen wie Gräben, bedroht) steht sie unter besonderem Schutz, auf europäi- Baggerseen oder Seen spielen eine untergeordnete Rolle, scher Ebene ist sie als FFH-Art (Anhang IV) eine streng Fischteiche werden offenbar nicht besiedelt (Jedicke zu schützende Tierart von gemeinschaftlichen Interesse. 1992). Wichtig ist eine sonnenexponierte Lage und Vege- Die Gründe für den starken Rückgang sind komplex, tationsstrukturen (Büsche, Bäume, Waldrand) nahe am an erster Stelle steht sicherlich die Zerstörung von Laich- Ufer. Offene Landschaften haben gegenüber dem Wald gewässern durch Verfüllen und Trockenlegung, auch der Vorrang, verbrachte Flächen mit blütenreicher Wildstau- Fischbesatz, Eutrophierung und Verlandung von Gewäs- denflora weisen wegen der vielfältigen Insektenfauna sern spielen eine Rolle. Empfindlich reagiert Hyla arbo- die höchsten Siedlungsdichten auf. Das Gros der adulten rea auf Biozid-Eintrag (Fröhlich et al. 1987), aber auch Laubfrösche entfernt sich im Sommer nicht sehr weit auf Ufermahd und Beseitigung ufernaher Vegetation wie vom Laichgewässer. Vereinzelte vagabundierende Tiere Röhricht, Gebüsche oder Hochstaudenfluren (Jedicke können sich sogar mehrere Kilometer vom alten Laich- 1992, Jedicke et al. 2000). 80

Rana arvalis (NILSSON) – Moorfrosch

Fundort: Die einzige Stelle, wo Rana arvalis in einzel- liegen. Zur Laichablage werden vegetationsreiche Ufer- nen Individuen im Wildschutzgebiet festgestellt wurde, partien, Unterwasserrasen, auch überschwemmte Wiesen beschränkt sich auf die Umgebung der Ganswiese und bevorzugt, gelegentlich auch zwischen Seggenhorsten. Kuhhirtswiese mit Biotoptypen wie Erlenbruchwald, Von Bedeutung sind Wassertiefen unter 15 cm und aus- Wiesentümpel, Fließgewässer und Stillgewässer (Kinkopf reichende Besonnung. Der Aktionsradius um das Laich- 1987, Rausch 1991). Eine erneute Nachsuche 1995 sowie gewässer misst bis zu 300 m, wandernde Jungtiere sind 2001 und 2002 erbrachte dort keinen Nachweis mehr. dagegen weitab von Gewässern anzutreffen (Jedicke Status: Potenziell bodenständiges Vorkommen im 1992). nordöstlichen Gebietsteil. Scriba & Heinrich (1999) Gefährdung: Hinter Wechsel- und Knoblauchkröte beschreiben ein ausschließliches Vorkommen der Art im ist der Moorfrosch die drittseltenste Amphibienart in Nordosten des Landkreises (14 Laichtümpel), der sich Hessen, wo sie vom Aussterben bedroht ist, die deutsche direkt an das Wildschutzgebiet anschließt. Population gilt als stark gefährdet. Nach der BArtSchV Lebensraum: Die am stärksten an nasse Standorte (Kategorie: vom Aussterben bedroht) steht sie unter gebundene Braunfroschart stellt hohe Habitatansprü- besonderem Schutz, auf europäischer Ebene ist sie als che. Sie bevorzugt als Jahreslebensraum Nieder- und FFH-Art (Anhang IV) eine streng zu schützende Tierart Flachmoore, Sumpfgebiete, Auen- und Bruchwälder von gemeinschaftlichem Interesse. Die Ursachen für des- sowie feuchte, grundwassergeprägte Wiesen, zeigt also sen hochgradige Bestandsbedrohung sind nach Jedicke eine deutliche Präferenz für einen hohen Stau- oder (1992) in der Flächenreduktion und Zerstörung seiner Grundwasserstand in ausgedehnten Feuchtgebieten. Da Jahreslebensräume zu suchen. Auch die Zerstörung von die dortigen Gewässer standortbedingt oft schon gering Laichgewässern sowie die Beeinträchtigungen ihrer Was- sauer sein können, ist Rana arvalis an diese Verhältnisse serqualität durch Nährstoffeinträge, zunehmende Versau- angepasst und am tolerantesten von allen Amphibien- erung mit Verpilzung der Laichballen und nicht zuletzt arten gegenüber Gewässerversauerung. In Frage kom- die Nutzung der Laichgewässer als Fischteiche führten men nach Blab (1986) nahezu alle Typen stehender zum Rückgang der Art. Gewässer, die meist innerhalb größerer Feuchtgebiete

Rana dalmatina (BONAPARTE) – Springfrosch

Fundort: In der letzten Amphibienkartierung im Landkreis Darmstadt-Dieburg beschreiben Scriba & Heinrich (1999) das Schwerpunktvorkommen von Rana dalmatina für das nordöstliche waldreiche Kreisgebiet (Messeler Hügelland), das sich dem Wildschutzgebiet direkt anschließt. Der Autor wies bereits 1985 nahe des Wildschutzgebietes (Geschwendtwiese) ein Vorkommen von Rana dalmatina nach (unveröffentl.). Hoffmann (briefl.) fand gelegentlich in der Silzaue adulte Springfrö- sche. Innerhalb des Gebietes registrierte Kinkopf (1987) im Stillgewässer der Ganswiese ein Laichvorkommen. Bei Begehungen jeweils im März (1989–1994) wurden wiederholt viele Laichballen der Art auch in anderen Kleintümpeln gefunden, so auf der Kuhhirtswiese, Ham- Rana dalmatina (Springfrosch) ist eine bodenständige menhanswiese, Hengstriedwiese, Höllwiese, Rottwiese und Art, deren Situation sich im Wildschutzgebiet in den Spitalwiese. Auch Simon (briefl.) berichtet von einem letzten Jahren verbessert hat. Laichgewässerverbund des Springfrosches mit mehr als 1.000 Laichballen (21. 03. 2000): Rottwiesen-Tümpel (30 Ballen), südlicher Kernwiesen-Tümpel (min. 270 Bal- len, wo am 22. 04. 1999 lediglich 30 Ballen gezählt wur- den), nördlicher Kernwiesen-Tümpel (min. 330 Ballen), Spitalwiesen-Tümpel (min. 85 Ballen). Auch in den 81

aktuell genutzten Rothirschsuhlen auf der Spitalwiese, wenig Beschattung und geringem Deckungsgrad (Wald- wo kleine überschwemmte Wiesentümpel mit einem ränder, -wiesen, Schonungen, Lichtungen, Wegränder Durchmesser von rund einem Meter und einer Was- u. ä.). Die sehr terrestri sche und vagile Froschart kann sertiefe von maximal 30 cm existieren, lagen einzelne sich bis über 1,5 km von ihrem Laichgewässer entfernen (bis zu drei) Laichballen. Im zeitigen Frühjahr sowie im (Blab 1986). Das Spektrum der Brutgewässer ist offen- September/Oktober 1999 und 2000 registrierte er stets bar noch breiter als das des Grasfroschs. Es sind alle Springfrösche auf den verschiedenen Waldwiesen und Typen stehender und sehr träge fließender Gewässer in Buchenwald-, bodensaurem Eichenmischwald sowie bzw. die Stillwasserzonen in Bächen. Zum Ablaichen Eichen-Hainbuchenwald-Beständen. Die aktuellsten dienen seichte und besonnte Ufer, zum Anheften der Bestandsaufnahmen 2001 zeigen ein ähnliches Bild, Laichballen müssen senkrechte Strukturen im Gewässer Hengstriedwiese: 180 Laichballen (LB), Höllwiese: 90 LB, existieren (Äste, Wurzeln, Gräser), die Wassertiefe min- Spitalwiese: 80 LB, Kernwiese: 5 LB, Rottwiese: 30 LB, destens 10–25 cm betragen (Blab 1986). Kuhirtswiese: 5 LB, Ganswiese: 400 LB und Hammen- Gefährdung: In Hessen ist Rana dalmatina vom Aus- hanswiese: 30 LB (Hohmann et al. 2002). sterben bedroht, die deutsche Population gilt als gefähr- Status: Rana dalmatina ist eine bodenständige Art im det. Nach der BArtSchV (Kategorie: vom Aussterben Wildschutzgebiet, wobei sich die Situation der dort bis bedroht) steht sie unter besonderem Schutz, sie ist auch 1990 noch kleinen Population durch die inzwischen neu eine FFH-Art (Anhang IV). Wahrscheinlich sind auch angelegten Kleingewässer wesentlich verbessert hat. Die beim Springfrosch die Zerstörung sowohl der Laich- späteren Begehungen 2000 und 2001 erbrachten nämlich gewässer als auch des Lebensraumes die Hauptursachen einem Laichgewässerverbund des Springfrosches mit seiner Bestandsbedrohung. Fröhlich et al. (1987) über 1.000 (21. 03. 2000) bzw. 820 Laichballen (13. 03.– führt auch die Versauerung der Gewässer sowohl durch 12. 04. 2001). Mit einem weiteren Anwachsen der Popula- Umwelteinflüsse (SO 2) als auch durch Falllaub (Humin- tionsdichte ist zu rechnen. säuere) auf. Bei einem pH-Wert <5 beginnen die Laich- Lebensraum: Seine bevorzugten Biotope sind Wälder ballen zu verpilzen (vgl. Gebhardt et al. 1987). und sumpfige Wiesen. Als Sommerquartier, das er erst ab Juni einnimmt, besiedelt er relativ trockene Stellen mit

Rana temporaria (L.) – Grasfrosch

Fundort: Rana temporaria konnte nahezu überall cken bis maximal 750 m zurückgelegt (Blab 1986). Die im Wildschutzgebiet gefunden werden, jedes geeignete durchschnittliche Verweildauer am Laichgewässer ist Kleingewässer und jeder Graben insbesondere in den relativ kurz, sie beträgt nach Angaben von Blab (1986) Wiesenbereichen (Hengstriedwiese, Rottwiese, Spitalwie- 41 (Männchen), bzw. 16 (Weibchen) Tage. se, Ganswiese, Hammenhanswiese, Höllwiese, Kernwiese) Gefährdung: Die Art steht in Hessen auf der Vorwarn- dienen ihm als Laichgewässer, die Wiesen und Wald- liste, auch in Deutschland. Ein Rückgang der Grasfrö- bereiche nutzt er als Sommerlebensraum. Bei späteren sche ist nicht allein in der Verfül lung, Umnutzung oder Begehungen des Wildschutzgebietes von 1998–2002 Verschmutzung von Laichplätzen zu suchen, sondern bestätigten Simon (briefl. 2001) und Bobbe (AGAR: mdl. auch in der Intensivierung der Land wirtschaft mit Tro- Mittl. 2002) das dortige Vorkommen des Grasfrosches. ckenlegung und Düngung feuchter Wiesen und deren Status: Individuenreiche, bodenständige Population. Umbruch und mit Eutrophierung und Biozid-Eintrag in Lebensraum: Diese Amphibienart, die ebenfalls zu die Gewässer. Auch der naturferne Ausbau und die Aus- den Braunfröschen gehört, führt eine sehr terrestrische räumung von feuchten Gräben sowie die Überbauung Lebensweise mit Bindung an feuchtere Biotope (Grün- von Habitaten sind Gefährdungen. Auch die Einbußen land, Gräben, Lichtwald). Der Verbreitungsschwerpunkt auf den Wanderungen durch den Straßenverkehr dezi- liegt in Brüchen, Auwäldern und sonstigen feuchteren mieren die Art. Zur Zeit macht sich auch die Versaue- Waldgesellschaften sowie feuchteren Grünlandgesell- rung der Gewässer durch SO 2-Immissionen (Einfluss schaften. Diese ausgeprägte Eurytopie resultiert daher, auf die Larvalentwick lung) bemerkbar (Gebhardt et al dass sich die Art in eigentlich „grasfrosch-feindlichen“ 1987, Schlüpmann, zit. in Jedicke 1992). Biotopen noch auf enge geeignete Strukturteile des jeweiligen Lebensraumes beschränken kann (Blab 1986). Rana temporaria entfernt sich durchschnittlich nie weiter als 330 m von seinem Laichplatz, bei güns- tigen Bedingungen werden gelegentlich größere Stre- 82

Rana kl. esculenta (L.) – Teichfrosch

Aufgrund der schwierigen Unterscheidung im Gelände werden die Grünfrösche meist als sog. Rana esculenta- Komplex behandelt: Seefrösche und Kleine Teichfrösche hybridisieren gelegentlich und bilden als Nachkommen Wasserfrösche.

Fundort: Grünfrösche besiedeln im Wildschutzgebiet alle besonntliegenden Kleingewässer. Während die Bege- hungen 1990 die von Kinkopf (1987) erwähnten Rana kl. esculenta-Vorkommen im Bereich der Hengst riedwiese, Rottwiese und Ganswiese bestätigten, fanden wir die Art bei einer Begehung im Spätsommer 2000 und am 21. 05. 2001 auch an einem neuangelegten Stillgewässer auf der Spitalwiese. Am östlichen der beiden Stillgewäs- ser der Hengstriedwiese fanden wir bereits im Mai 1995 neben R. esculenta auch 3 adulte Exemplare von Rana lessonae (Kleiner Wasserfrosch). Ebenso bestätigt Simon Grünfrösche fallen besonders durch ihre laute Stimme (briefl.) das Vorkommen von Teich fröschen in dem nörd- auf. lichen Wiesentümpel der Kernwiese am 03. 09. 1999, wo der Autor die Art am 21. 05. 2001 erneut fand. Außerhalb, in direkter Nachbarschaft zum Wildschutzgebiet besie- delt der Teichfrosch die Grube Prinz von Hessen, einen Weiher am Einsiedel und den Backhausteich beim Jagd- Gefährdung: Auch wenn es in Hessen lokal erfreuli- schloss. che Beobachtungen von Bestandserholungen der Grün- Status: Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen frösche gibt (Mai 1989), sind die Grünfrosch-Bestände Rufe und des gängigen Unterscheidungsmerkmals immer noch durch vielfältige Laichgewässer-Zerstörung „Größe und Gestalt des Fersenhöckers“ fanden wir gefährdet. Darunter fällt die Verfüllung, Absenkung des zwar 3 adulte Kleine Wasserfrösche („sehr große Fersen- Grundwasserspiegels, Beseitigung von Vegetation in höcker“), aber mehrheitlich Teichfrösche, die als kleine Fischteichen, sogar das gutgemeinte Abpflanzen der Ufer bodenständige Population das Wildschutzgebiet besie- mit Gehölzen (Beschattung). Als weiteren Faktor nennt deln. Jedicke (1992) den Straßentod. Für Rana lessonae sind in Lebensraum: Grünfrösche besiedeln die verschie- Hessen die Daten defizitär, jedoch wird eine Gefährdung densten Gewässer, brauchen jedoch sonnige Ufer und angenommen. Rana kl. esculenta ist in bevorzugt Röhrichtzonen. Im Gegensatz zum Gras- oder Hessen gefährdet. Springfrosch stellen die Grünfrösche höhere Ansprüche an ihre Gewässer, sie benötigen ausschließlich stabile und stark besonnte, wärmere Gewässer mit ausgeprägter Wasservegetation. Die durchschnittliche Verweildauer am Laichgewässer ist verhältnismäßig lange, sie beträgt z. B. bei Rana esculenta/lessonae um die 150 Tage (Blab 1986). Jedicke (1992) erwähnt, dass der Jahreslebens- raum außerhalb der Laichphase vorwiegend der besonn- te Uferbereich eines offenen Gewässers ist, wobei die Wasservegetation, Größe und Tiefe des Gewässers keine Rolle mehr spielen. Nach Ende der Laichzeit – haupt- sächlich im Juli – siedeln nach Beobachtungen von Blab (1986) einzelne Frösche vor allem bei und nach Regen- fällen an andere Gewässer über. Meist sind jedoch Brut- gewässer und Jahreslebensraum identisch. 83

Salamandra salamandra (L.) – Feuersalamander

Fundort: Vereinzelte adulte Tiere konnten im gesam- ten Gebiet immer wieder gefunden werden. Salamander- larven wurden im Wiesengraben der Spitalwiese, in einem beschatteten Weggraben (Bornschneise) in Höhe der Kuhhirtswiese, an der Höllwiese sowie kürzlich (21. 05. 2001) in einem kleinen beschatteten Graben an der nördlichen Silzwiese gefunden. Der Silzbach ist ebenfalls Laichgewässer, in ruhigen, fast strömungsfreien Bachbereichen leben die Larven. Status: Bodenständige Population im gesamten Wild- schutzgebiet. Lebensraum: Der unverwechselbar schwarz-gelb gezeichnete Schwanzlurch lebt ganzjährig in unseren Laub- und Mischwäldern, trockene Varianten und reine Nadelwälder werden jedoch gemieden. Bewohnt wer- Salamandra salamandra (Feuersalamander) ist als den ausreichend bodenfeuchte Laubwälder, vor allem typische Waldart auch im Wildschutzgebiet heimisch. Buchenwälder, Erlen-Eschen-Feuchtwälder, feuchte Eichen-Birken- und Eichen-Hainbuchenwälder. Dort Gewässern, sind relativ ortstreu, wobei ihr nächtlicher werden offenbar Waldrandlagen (Wald-Wiesentäler, Aktionsradius ca. 200 m erreicht. Während der Laich- Waldlichtungen) gegenüber dem Waldinneren bevorzugt wanderung können die weiblichen Tiere, die keine Bin- (Jedicke 1992). Dort halten sich tagsüber die nachtakti- dung an den Laichplatz zeigen, jedoch eine Distanz von ven Tiere unter Wurzeln, Holzstößen, in Erdlöchern oder über 900 m zurücklegen (Jedicke 1992). Kleinsäugerhöhlen auf. Zur Laichzeit ab Februar/März/ Gefährdung: In Hessen wurde Salamandra salamand- April erfolgt das Absetzen der Larven vorzugsweise in ra als gefährdet eingestuft. Die Negativfaktoren sind Auskolkungen sauberer, kühler und sauerstoffreicher durch den Wald führende Straßen (Straßentod), Wald- Quellbäche. Weitere Laichhabitate sind laubreiche wegebau, Kahlschlag-Wirtschaft, Aufforstung mit Nadel- Waldtümpel, Teiche und Gräben. Die metamorphisier- hölzern. Möglicherweise führt auch die Versauerung der ten Feuersalamander leben ganzjährig außerhalb von Gewässer zum Absterben der Larven (vgl. Mai 1989).

Triturus alpestris (LAURENTI) – Bergmolch

Fundort: Adulte Tiere wurden in einem beschatteten Weggraben (Bornschneise) in Höhe der Kuhhirtswiese sowie im Graben und Tümpel der Höllwiese gefunden, daneben in einem halbschattig gelegenen Kleingewässer der Hammenhanswiese zusammen mit Triturus vulgaris und in dem östlichen Gewässer der Hengstriedwiese. Weiterere Nachweise (1986 und 1990) stammen aus der dem Wildschutzgebiet direkt benachbarten Grube Prinz von Hessen. Simon (briefl.) fand bei späteren Begehun- gen des Wildschutzgebietes (20. 05. 1999, 21. 03. 2000) mehrere Bergmolche in tiefen Fahrspuren in einem Buchenbestand sowie in allen auch neu angelegten Triturus alpestris (Bergmolch). Er ist die häufigste Wiesentümpeln. Die letzten Nachweise gelangen im süd- Molchart im Wildschutzgebiet, da er dort hervorragende lichen Kleingewässer der Kernwiese beim Keschern am Lebensbedingungen vorfindet. 08. 05. 2001. Status: An den o. g. Fundorten hielten sich zur Laich- Lebensraum: Die Art ist sehr aquatisch und befindet zeit zwar immer nur wenige Tiere auf, aufgrund der vie- sich im Gegensatz zum Teichmolch immer in der Nähe len Fundorte gehen wir aber von einer bodenständigen eines Gewässers. Auch ist er im planar-collinen Bereich Population im Wildschutzgebiet aus. relativ eng an Waldungen gebunden. Der kaltsteno- 84

therme Triturus alpestris besiedelt die verschiedensten & Burton 1983). Als Aktionsradius zwischen Laich- Lebens räume. Das Verteilungsmuster ist vorrangig vom gewässer und Jahreslebensraum gibt Blab (1986) eine Mikroklima bestimmt (Blab 1986), so trifft man ihn z. B. Distanz von 400 m an. in kühlen flachen, offenen Gewässern, nahezu pflanzen- Gefährdung: Der Bergmolch gehört zu unseren losen Waldtümpeln, wassergefüllten Radfurchen, Seen potenziell gefährdeten Wirbeltierarten in Hessen (Vor- und sogar langsam fließenden Bergbächen. Die durch- warnliste). Die Gründe hierfür sind ähnlich gelagert wie schnittliche Verweildauer am Laichgewässer beträgt beim Teichmolch (s. u.), wobei auch die intensive Forst- nach Angaben von Blab (1986) 92 (Weibchen), bzw. wirtschaft (Waldentwässerung, intensive Grabenpflege) 81 (Männchen) Tage. An Land bevorzugt der euryöke zur Gefährdung beiträgt. Triturus alpestris die kühlen feuchteren Stellen (Arnold

Triturus cristatus (LAURENTIUS) – Kammmolch

Fundort: Vereinzelte adulte Tiere wurden bis 1989 immer wieder auf der Wildschutzgebietseite während der frühjährlichen Laichwanderung zur Grube Prinz von Hessen gefunden. Seit der Installation des Amphibien- zaunes 1989/90 haben sich die Umtragaktionen erüb- rigt und seitdem gibt es von dort keinen Nachweis mehr (Hoffmann, nachrichtl. 2001). Neue faunistische Bestandsaufnahmen im Rahmen eines FFH-Gutach- tens in diesem Raum (Hohmann et al. 2002) und einer hessenweiten Erfassung von FFH-Amphibienarten der AG-Amphibien- und Reptilienschutz Hessen (AGAR) wiesen ein kleines Vorkommen in dem strukturreichen Tümpel der Ganswiese nach. Weitere nahe Vorkommen befinden sich im Raum Messel (Scriba & Heinrich 1999). Triturus cristatus (Kammmolch). Männliche Tiere sind am Status: Offenbar überwintern adulte Tiere im östlichen ausgeprägten Rückenkamm gut erkennbar. Wildschutzgebiet nicht weit von deren Laichgewässer, der Grube Prinz von Hessen. In den Kleingewässern des Gebietes wurden keine Kammmolche gefunden, jedoch könnte sich das neuangelegte Gewässer in der nahen Spi- Kriterien für Laichhabitate sind offene, sonnenexponier- talwiese zu einem Laichhabitat entwickeln. Eine Besied- te, stehende wie auch trägfließende Gewässer. Von gro- lung des dortigen kleinen Wiesengrabens bleibt jedoch ßer Bedeutung ist eine submerse Vegetation aus Pflanzen wegen zu hoher Fließgeschwindigkeit ausgeschlossen. wie Laichkräuter, Wasserpest, Wasserstern, Hornblatt Sobald sich im neuen Spitalwiesen-Tümpel eine submer- und Armleuchteralgen mit einem Deckungsgrad von se Vegetation entwickelt hat, sollte dort sein Vorkommen ca. 50%. überprüft werden. Gefährdung: Offenbar recht kleine Populations- Lebensraum: Der Molch verbringt i. d. R. den größ- größen, isoliertliegende Vorkommen und relativ selten ten Teil des Jahres im Wasser. An Land scheint er eher anzutreffende Optimalbiotope lassen den Kammmolch offene Habitate zu bevorzugen, dringt jedoch auch in in ganz Hessen als hochgradig bestandsbedroht erschei- lichte Waldungen vor. Er verlässt sein Gewässer schwer- nen. Weitere Gefährdungsfaktoren sind die hessischen punktmäßig Mitte August (teils erst Anfang November) Vorkommen in Fischteichen (30%), Tümpeln und Grä- und sucht sich in Gewässernähe ein Winterquartier. Die ben (33%) als suboptimale Laichhabitate. Nur ein Drit- Laichwanderung des Kammmolches beginnt je nach tel der Laichgewässer bieten günstige Lebensbedingun- Witterung im Februar/März und endet im Mai. Die hessi- gen (Jedicke 1992). Die räumliche Isolation der kleinen schen Laichhabitate sind überwiegend Teiche (48%) und Populationen voneinander stellen ein größeres Ausster- Tümpel (28%), geringere Bedeutung besitzen Gräben, berisiko dar. Daher ist die Art in Hessen stark gefährdet, möglicherweise auch Baggerseen und Teiche (Jedicke die deutsche Population gilt als gefährdet. Nach der 1992). Bevorzugt werden auf jeden Fall Gewässer in BArtSchV (Kategorie: vom Aussterben bedroht) steht Waldnähe (54%) neben solchen mit umgebenden sie unter besonderem Schutz, sie ist auch eine FFH-Art landwirtschaftlichen Flächen (20%). Weitere wichtige (Anhang II, IV). 85

Triturus vulgaris (L.) – Teichmolch

Fundort: Triturus vulgaris wurde in verschiedenen Kleingewässern der Waldwiesen gefunden: Hammen- hanswiese, Höllwiese, Ganswiese und Hengstriedwiese. Weiterere Nachweise (1986 und 1990) stammen aus der dem Wildschutzgebiet direkt benachbarten Grube Prinz von Hessen. Die letzten Nachweise gelangen in Kleinge- wässern der Kernwiese, Hengstriedwiese, Spitalwiese und Rottwiese beim Keschern am 08. 05. 2001. Status: Bodenständiges Vorkommen im Wildschutz- gebiet. Lebensraum: Die Art gehört zu den wohl am weitest- verbreiteten Molchen, bevorzugt sonnige, pflanzenreiche und warme Tümpel und fehlt in den Tümpeln, die völlig überschattet sind. In den tieferen Lagen wie im Wild- Triturus vulgaris (Teichmolch) ist eine der häufigeren schutzgebiet, dringt die sonst sonnenexponierte Standor- Amphibienarten im Widschutzgebiet. te besiedelnde Art auch in die Waldbereiche vor. Sobald im Sommer die Laichgewässer auszutrocknen beginnen, reagiert Triturus vulgaris bei sinkendem Wasserstand mit der Rückbildung des Rückenkamms, der immer häufi- Gefährdung: In Hessen wird Triturus vulgaris auf der ger an die Wasseroberfläche stößt. Dann verlässt er sein Vorwarnliste geführt. Ähnlich dem Grasfrosch kann die Brutgewässer und beginnt mit seiner stark terrestrischen Zerstörung von Laichgewässern, Absenken des Grund- Lebensweise, allerdings auch nur in feuchteren Biotopen. wasserspiegels, Trockenfallen der Gewässer, Beseitigung Die durchschnittliche Verweildauer am Laichgewässer ist von Hecken, intensive Grabenpflege und Gewässerver- relativ lang, sie beträgt nach Angaben von Blab (1986) sauerung durch Immissionen (Haushalt, Industrie, Auto- 109 (Männchen) bzw. 102 (Weibchen) Tage. Für seinen verkehr) lokal die Vorkommen gefährden. Aktionsradius zwischen Laichgewässer und Jahresle- bensraum gibt Blab (1986) eine Distanz von 400 m an.

2.8 Kriechtiere (Reptilia) Klimaxstadium der natürlichen Vegetationsentwicklung gilt in Mitteleuropa der Wald. 2.8.1 Allgemeines Die meisten Reptilien bevorzugen jedoch offene Biotope, mit Ausnahme von Kreuzotter, Bergeidechse In Hessen lebten einst 11 Reptilienarten, von denen und Äskulapnatter mit Präferenz für waldreiche Land- bereits zwei ausgestorben sind. Die Sumpfschildkröte ist schaften. Zur Thermoregulation brauchen aber auch sie akut vom Aussterben bedroht, die übrigen Arten sind im sonnenbeschienene Flächen, wo sie zudem eine bessere Bestand rückläufig. Da genau wie bei den Amphibien jede Nahrungsbasis finden. Reptilien finden sich daher nie Reptilienart bestimmte Ansprüche an ihr Habitat stellt, im Hochwald, sondern an den Waldrändern, also Saum- lässt sich mit Kenntnis der festgestellten Reptilienfauna biotopen sowie auf Lichtungen und von Menschen ein Gebiet ökologisch bewerten. Die Reptilien zählen hinterlassenen Brachflächen, die kurzfristige Sukzession- nämlich ebenso zu den stark gefährdeten Tiergruppen, was stadien sind, welche über kurz oder lang verbuschen. auf der Bindung zahlreicher Arten an spezielle Lebens- Reptilien bewohnen solche Habitate vorübergehend, räume und Strukturen beruht, die in unserer früheren brauchen also nach einigen Jahren wieder Ausweich- Landschaft noch wesentlich häufiger waren, heute jedoch möglichkeiten, die ihnen früher von der extensiv betrie- selten geworden sind. Als ausgesprochene Mikromosaik- benen Forst- und Landwirtschaft in Form von Brachen bewohner stehen für sie wie für die Amphibien struktu- und Rodungen bereitgestellt wurden. Der Art und Inten- relle Habitat-Komponenten im Vordergrund. Bezüge zur sität der betriebenen Forst- und Landwirtschaft kommt Vegetation ergeben sich über das Strukturangebot der daher entscheidende Bedeutung für das Überleben wie Vegetation und oft über ein durch die Vegetation beding- für die Ausrottung der Reptilien zu (Joger 1996). tes Mikroklima (Kratochwil & Schwabe 2001). Als Da die Reptilien als Sekundärkonsumenten auf tieri- 86

sche Kost angewiesen sind, sind sie auch unmittelbar vom in vivo nachgewiesen. Zum Auffinden der Blindschleiche Rückgang ihrer Beutetiere betroffen, der teils durch Bio- wurden gelegentlich auf dem Waldboden liegende größe- zide teils durch Lebensraumzerstörungen hervorgerufen re Holzstücke umgedreht. Die neueren Reptilien- wird. Somit kann nur auf lange Sicht eine Extensivierung Beobachtungen im Wildschutzgebiet von 1998–2000 der Land- und Forstwirtschaft den Reptilien, die mehr- durch Simon (nachrichtl. 2001) wurden ebenfalls berück- heitlich als Kulturfolger gelten können, helfen. Hinsicht- sichtigt. lich von Waldgebieten wären nach Joger (1996) einige wichtige Punkte zu beachten: Verzicht auf Düngung von Waldwiesen, Aufbrechen geschlossener Hochwaldbestän- 2.8.3 Gesamtartenspektrum de durch Lichtungen und Schneisen, die offengehalten und untereinander zu vernetzen sind, Vermehrung und Insgesamt konnten im Wildschutzgebiet Kranichstein Vergrößerung von Saumstrukturen (Übergangsbereich 4 Reptilienarten – Blindschleiche, Zauneidechse, Berg- Wiese – Wald). Weiterhin sind auf individuelle Ansprü- oder Waldeidechse und Ringelnatter – festgestellt wer- che von vorkommenden Reptilienarten einzugehen. den. Da das untersuchte Gebiet sich überwiegend aus Laubwaldbeständen und extensiven Frisch- und Feucht- wiesen zusammensetzt, war die Erwartung auf ein größe- 2.8.2 Methoden res Artenspektrum gering, der relativ häufige Nachweis der thermophilen Zauneidechse unerwartet. Reptilien wurden während der Begehungen des Wild- schutzgebietes in den Vegetationsperioden von 1990–1995 und 2000 mehr oder weniger als Zufallsfunde

Tabelle 8: Reptilien des Wildschutzgebietes Kranichstein

Status RLH RLD BASV FFH 1990-2000 1997 1998 2005 Anh. Reptilia – Reptilien Anguis fragilis (L.) Blindschleiche z V - § - Lacerta agilis (L.) Zauneidechse z 3 3 §§ IV Lacerta vivipara (JACQUIN) Bergeidechse z V - § - Natrix natrix (L.) Ringelnatter z V3§ -

Gefährdungskategorien der RLH = Rote Liste Hessen und RLD = Rote Liste Deutschland 0 ausgestorben oder verschollen 3 gefährdet 1 vom Aussterben bedroht R Arten mit geographischer Restriktion 2 stark gefährdet V Arten der Vorwarnliste

BASV = Bundesartenschutzverordnung: Status: § besonders geschützte Art z bodenständig (t 4 Tiere) §§ streng geschützte Art ~ potenziell bodenständig (2-3 Tiere) Ü durchziehend (Einzelnachweis)

FFH = Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union II Arten des Anhangs II: Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen! IV Arten des Anhangs IV: Streng zu schützende Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse! 87

Fundorte der Reptilien im Wildschutzgebiet Kranichstein und Umfeld: (1) Anguis fragilis (2) Lacerta agilis N (3) Lacerta vivipara 1 3 (4) Natrix natrix 4

1 2 1 4

3 1 3

1 2 3 4 1

1

3 4 2 1 4 4 1 3 3 1

4 1 4

0

2.8.4 Bemerkenswerte Reptilien

Da alle 4 im Wildschutzgebiet lebenden Reptilienarten in der Roten Liste gefährdeter Tierarten von Hessen aufge- nommen sind, werden auch alle Arten im folgenden Text besprochen.

Anguis fragilis (L.) – Blindschleiche

Fundort: Anguis fragilis besiedelt das gesamte Wild- schutzgebiet, wobei die feuchteren Waldbereiche sowie die Wiesen bevorzugt werden. Gefunden wurde sie auf bzw. an der Hengstriedwiese, Rottwiese, Kernwiese, Spital- wiese, Alte Kühruh, Rotsuhlwiese und Silzaue, ebenso an lichten Waldstellen an der Speierhügelschneise (unter Holz im alten Eichenbestand) und südlich der Kernwiese auf dem Poschweg (alter Eichenbestand). Simon fand am 20. 05. 99 in einer Waldmeister-Buchenwald-Gesellschaft ebenfalls ein Exemplar. Status: Reproduktives Vorkommen im Wildschutzgebiet. Lebensraum: Die Blindschleiche bevorzugt sonnige Anguis fragilis (Blindschleiche) ist im Wildschutzgebiet bis halbschattige vegetati ons- und deckungsreiche Bio- häufig und findet dort beste Lebensmöglichkeiten. tope, dichten verfilzten Bodenbewuchs auf frischem bis feuchten Untergrund. Sie lebt häufig in unterholzreichen, mit Moosen und Farnen verrotten dem Fallholz und Stei- schlupf unter Moospolstern, Steinen oder in morschen nen durchsetzten Laubwäldern, Mooren und feuchten Baumstümpfen (Arnold & Burton 1983, Diesener & Wiesen, sie besiedelt aber auch Weideland, Waldlich- Reichholf 1996). Als Nahrung dienen ihr vor allem tungen, verbuschte Flächen, heckenreiche Böschungen, Nacktschnecken und Regenwürmer, daneben Asseln, Bahndämme, Park- und Gartenanlagen. Sie findet Unter- Spinnen, Steinläufer und Insektenlarven. 88

Gefährdung: Obwohl die Blindschleiche unterschied- gefährdet galt, wurde sie in der Roten Liste der Wirbel- liche Biotoptypen besiedeln kann, sind ihre Bestände tiere Hessens (1991) nicht mehr geführt. Mittlerweile dennoch durch anthropogene Veränderungen ihrer Habi- steht sie wieder auf der Vorwarnliste, da ihre Lebens- tate lokal zurückgegangen. Zu nennen sind Anpflan- räume durch intensive Forstwirtschaft weiter abnehmen. zungen monotoner Fichtenbestände auf ehemaligen Laubwaldstandorten, Umbruch von Wiesen, intensive Beweidung von Grünland, Flurbereinigung mit Ent- fernung von Hecken und Böschungen, aber auch der Einsatz von Kreiselmäher und Bioziden. Während das Reptil in Hessen noch in den 1980er Jahren als potenziell

Lacerta agilis (L.) – Zauneidechse

Fundort: Die wenigen Fundorte befinden sich am Nordrand der Hengstriedwiese an einem sehr trockenen, sonnenexponierten Saumstandort mit Übergang zum lichtem Waldrand (1 m, 1 w: 1990, 1 w: 1995), an ähn- licher Stelle an der unbeweideten Alten Kühruh (1 m: 1990) sowie am Rottwiesenweg zwischen Rottwiese und Kranichsteiner Straße (2 m, 1 w: 1990; 1 m, 1 w: 1995), ein kleines trockenes, lückig bewachsenes, ruderalisiertes Areal auf sandigem Untergrund. Simon (briefl.) berichtet von einer bzw. zwei Zauneidechsen auf Sandmagerrasen auf der Rottwiese am 28. 08. 98 und 22. 04. 99, des Wei- teren von einem Zauneidechsenweibchen auf offenen Umbruchflächen in der Hengstriedwiese am 09. 06. 2000. Status: Für das Gebiet untypische Art, die jedoch in Lacerta agilis (Zauneidechse) lebt nur an sehr warmen, mindestens 3 kleinen reproduktiven Vorkommen klein- besonnten Stellen des Wildschutzgebietes. räumige, relativ trockene und besonnte Areale im Wild- schutzgebiet besiedelt. Lebensraum: Diese wenig spezialisierte, thermophile, weitgehend bodenbewohnende Eidechse lebt in einer Viel falt ziem lich trockener Bio tope. Dies sind zum Bei- zu inten siv gepflegt werden, sodass die Nahrungstiere spiel Feldränder, sonnenexponierte Waldränder, grasige verschwinden. Daher gilt die Art sowohl in Hessen als Straßenböschungen, Bahndämme, verbuschtes Grasland auch in Deutschland als gefährdet. Auch auf europäi- oder Hecken, aufgelassene Steinbrüche und Kiesgruben scher Ebene (FFH-Art: Anhang IV) ist sie eine streng zu bis hin zu leicht feuchten Lebensräumen. Bevorzugt schützende Tierart von gemeinschaftlichem Interesse. werden Heiden und Magerrasen auf warmen, trockenen sandigen oder steini gen Plätzen. Man findet sie oft in der Nähe dichter, aber niederer und we niger ausge- dehnter Vegetation, wohin sie bei Gefahr flüchten kann. Auch ist sie gelegentlich auf sonnenexponierten kleinen vegetations freien Stellen, Stein platten, Steinhaufen oder Baumstubben anzutreffen, wo sie sich aufwärmt oder Insekten fängt (Arnold & Burton 1983, Diesener & Reichholf 1996). Gefährdung: Obwohl Lacerta agilis in Hessen noch weit verbreitet ist, sind die Vorkommen des Reptils nicht stabil. Hat sie doch an vielen Lokalitäten wichtige Lebensräume durch Überbau ung, Aufforstung, die Land- wirtschaft und speziell Flurbereinigungsmaß nahmen einge büßt. Hinzu kommt, dass viele geeignete Habitate übernutzt oder aus falsch verstandenem Ordnungssinn 89

Lacerta vivipara (JACQUIN) – Bergeidechse

Fundort: Lacerta vivipara wurde an verschiedenen feuchten, aber besonnten Waldrand- und Wiesen-Stand- orten des Wildschutzgebietes gefunden: Im südlichen, durchsonnten Waldsaum an der Hengstriedwiese (1 w: 1990), bei dem Wiesengraben in der westlichen Spitalwiese (1 w: 1990, 1 w: 1994) und am nordöstlichen Waldsaum (1 w: 1994), in der Rottwiese am südöstlichen Waldrand (1 m: 1990), am geböschten sonnigen Wiesen-Waldrand der west- lichen Kernwiese (1 w: 1990) und in der Silzaue in krautigen Uferbereichen des Baches (Hoffmann nachrichtl. 1990). Im Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald nahe der Kernwiese fand Simon am 21. 03. 2000 ein Exemplar. Status: Typische reproduktive Art im ganzen Gebiet. Lebensraum: Lacerta vivipara ist mehr eine typische Art der Mittelgebirgslagen, die hauptäschlich in Waldge- bieten angetroffen wird. Sie findet im Wildschutzgebiet Lacerta vivipara (Bergeidechse) fehlt als typische Waldart entsprechend ihrer Habitatansprüche außer einer guten natürlich nicht im Wildschutzgebiet. Bodenfeuchte auch ausreichend Unterschlupfmöglich- keiten und sonnenex ponierte Plätze vor. Sie ist eine bodenbewohnende Eidechse, die ab und zu zwischen Steinläufer, Insektenlarven – wird nicht mit den Augen, Pflanzen klettert, ziemlich feuchte Biotope wie z. B. Grä- sondern mit dem Gehör wahrgenommen. ben, Hecken, Waldränder bevorzugt und sogar in lichten Gefährdung: Lacerta vivipara steht in Hessen auf der mesophilen Wäldern angetroffen wird, wo sie sich z. B. Vorwarnliste. Die Ursachen dürften hauptsächlich in auf liegenden Baumstämmen sonnt. Auch Hochmoore, anthropogenen Veränderungen ihrer Habitate vornehm- Dünengebiete oder vegetationsreiche Bachränder und lich im Wald zu suchen sein: Aufforstungen mit Nadel- verbuschte Böschungen gehören zu ihren Lebensräumen, wald auf ehemals Laubwaldstandorten, Entwässerungs- sehr trockenes Gelände wird gemieden (Diesener & maßnahmen, Biozideinsatz. Reichholf 1996). Ihre Beute – Spinnen, Fliegen, Käfer,

Natrix natrix (L.) – Ringelnatter

Fundort: Einzelfunde innerhalb des Wildschutz- gebietes auf der Rottwiese (1985, 1992), am Graben der Höllwiese (1992), in östlicher Brache der Hengstriedwiese am Rande der Kleingewässer (1990, 1994, 2000), am Gra- ben der Spitalwiese (1990) und mehrfach in der Silzaue (Hoffmann, nachrichtl.), außerhalb des Wildschutzgebie- tes auf der Unteren Landeswiese (1986) und an der südlichen Grube Prinz von Hessen (1998). Status: Reproduktives Vorkommen im Wildschutz- gebiet und im südlichen Umfeld. Lebensraum: In ihrer Biotopwahl ist die Ringel- natter weniger eingeschränkt, auch wenn ihre Habita- te bevorzugt feuchte Biotope (Wiesen, Auen, Moore, Gebüschsukzessionen, Wälder) gewöhnlich in der Nähe Natrix natrix (Ringelnatter) hat ihre Habitate bevorzugt von Gewässern sind. Das tagaktive Tier kann auch gele- in Wiesen, Auen, Mooren und Wäldern stets in der Nähe gentlich auf xerothermen Standorten, in recht trockenen von Gewässern. Wäldern und Wiesen gefunden werden. Die meisten beo- bachteten Aktivitäten der Ringelnatter finden jedoch im direkten Uferrandbereich von Gewässern statt (Mertens 90

1992). Die Eiablageplätze der Ringelnatter sind bevor- von Wiesen und Verfüllen von Gewässern. Auch die zugt Kompost-, Laub- und Misthaufen, die in ihrem Inne- Intensivierung der Landwirtschaft drängt die einst weit ren eine konstante Temperatur aufweisen. Da die Rin- verbrei tete Ringelnatter in übriggebliebene Refugien gelnatter gut schwimmt und auch im Wasser nach Beute zurück. Hinzu kommt die Zerschneidung von Ringelnat- jagt, setzt sich ihr Speiseplan überwiegend aus aquatisch ter-Habitaten durch Straßen. Stark genutzte Straßen in lebenden Tieren zusammen. Sie lebt vorwiegend von Bachtälern werden von Ringelnattern während saisona- Fröschen und Kröten, aber es werden auch Molche, ler Wanderungen überquert, hierbei werden nach Beob- Kaulquappen und Fische von ihr gefressen, daneben achtungen von Eckstein (1993) hauptsächlich Jungtiere auch kleine Säugetiere und Vögel. und Männchen überfahren. Dann werden besonnte Stra- Gefährdung: Die Schlange gehört zu den bestands- ßenabschnitte als Aufwärmplätze (Thermoregulation) bedrohten Reptilien Hessens (Vorwarnliste) sowie genutzt. In diesem Fall besteht die Gefährdung durch Deutschlands, auch ist sie wie alle anderen Reptilien den Autoverkehr in den Morgen- und Abendstunden. nach der BArtSchV besonders geschützt. Die Gefährdungsfaktoren des Tieres sind Verluste ihres frü heren Lebensraumes durch z. B. Trockenlegung

2.9 Vögel (Aves) beispielsweise von Schilf- und Röhrichtvögeln kennen (vgl. Schwabe & Kratochwil 2001). 2.9.1 Allgemeines Das Wissen um diese Größen und Veränderungen sowie um die Habitatansprüche einzelner Arten ist das Die Bestandsaufnahme der Avifauna in einen bestimm- Fundament für einen effizienten Natur- und Artenschutz, ten Untersuchungsraum wie in diesem Falle im Wild- der auch in einem Wildschutzgebiet erfolgreich prakti- schutzgebiet, ist besonders wichtig, weil sich unsere ziert werden kann. Natur und Umwelt in ständigem Wandel befinden. In erster Linie interessiert, ob verschiedene Auswirkungen von Umwelteinflüssen auf den Wald, insbesondere der 2.9.2 Methoden Windfall 1990/91 (Wiebke), aber auch das anhaltende Waldsterben sowie die begleitende Bodenversauerung Als Feldmethode wurden wiederholt Punkt-Stopp- durch Luftschadstoffe sich auf die Avifauna auswirken Zählungen (Punkttaxierungen) durchgeführt, um eine würde, hierzu zählt auch die allmähliche globale Klima- möglichst vollständige Arterfassung zu erreichen (vgl. veränderung. Die immer größer werdende Belastung der Bibby et al. 1995). Die Determination der Vögel erfolg- Umwelt, die auch in unserer engeren Heimat nicht halt- te primär durch direkte visuelle Beobachtung mittels machte, hat bekannterweise der heimischen Vogelwelt eines Fernglases 10 x 40 (Zeiss). Zum anderen wurden anhaltende Schäden zugefügt. So sind diverse Vogelarten die Tiere auch anhand ihrer artspezifischen Rufe insbe- wohl für immer bzw. für lange als Brutvögel in diesem sondere während der Balz- und Brutzeit bestimmt. Dies Gebiet verschwunden. Die vielfältigen Faktoren, die trifft ganz beson ders auf die nachtaktiven Eulen oder auf häufig durch menschliche Aktivitäten verursacht werden, die Waldschnepfe zu, die ohne ihre Rufe praktisch nicht führen dazu, dass sich Veränderungen von Bestands- gefunden worden wären. Während 1990 das gesamte größen bei Vogelpopulationen ergeben. Artenspektrum aufgenommen wurde, wurde 1995 das Von Bedeutung ist auch die Frage von Koinzidenzen Hauptaugenmerk auf die Bestände der Eulen, Greife zwischen Vegetation, Habitat-/Landschaftsstrukturen und Spechte gelegt, für die in Anlehnung an Bibby et und Vogelzönosen. Oft wird die Frage gestellt, ob nicht al. (1995) eine Revierkartierung auch unter Einsatz von allein die Struktur der Habitate für die Besiedlung mit Klang-Attrappen (2003) vorgenommen wurde. bestimmten Arten ausschlaggebend ist und die spezifi- Die Begehungen fingen im Jahr sehr früh an. Die sche Vegetation oder gar floristische Kombination kei- Aktivitäten der Eulen (Frühjahrsbalz) wurden bereits nerlei Rolle spielen. So zeigen stark mobile Arten mit ab Februar registriert. Ab März begannen die Beobach- großem „home range“ und noch größerem Aktionsradius tungen der Greife, Falken und Spechte, ab April, beson- keine einfachen Beziehungen zwischen Vogelgemein- ders aber im Mai und Juni, wurde das Spektrum der schaften und bestimmten Vegetationseinheiten oder auch Singvögel erfasst. Weitere ergänzende Vogelbeobachtun- Formationen. Die Vegetation hat oftmals eine Bedeu- gen von Hoffmann (nachrichtl. 1990) und Simon (nach- tung als Strukturträger (Horstbäume, Höhlen, Dornen, richtl. 2001) wurden berücksichtigt. Im Frühjahr 2003 Ansitzäste, Singwarten u. a.). Daneben gibt es Arten mit wurde eine wiederholte Spechtkartierung mit Einsatz sehr engen Beziehungen zur Vegetation, wie wir es von Klang-Attrappen durchgeführt, wobei auch sonstige 91

Beobachtungen von Waldvogelarten notiert wurden. Der von genau 104 Arten, die sich in unterschiedliche Status- Erfassungsschwerpunkt lag jedoch auf der Revierkar- gruppen unterteilen lassen. Als regelmäßige Brutvögel tierung von Arten der Vogelschutz-Richtlinie Anhang I: wurden 64 (1990) bzw. 63 Arten (1995) nachgewiesen, Mittelspecht, Grauspecht und Schwarzspecht. während 5 (1990) bzw. 8 Arten (1995/99) als unregelmä- Die Systematik und Nomenklatur orientiert sich an ßige oder potenzielle Brutvögel nachgewiesen wurden, Peterson, Mountfort & Hollom (1985). 2003 kam eine neue Brutvogelart (Kolkrabe) hinzu. Als regelmäßige Nahrungsgäste im Frühjahr/Sommer 1990 bis 1995 wurden 7 Arten beobachtet, als Herbst- und 2.9.3 Gesamtartenspektrum Wintergäste 3 Arten, die Anzahl der Durchzügler und unregelmäßigen Nahrungsgäste schwankte zwischen Die Begehungen von 1990 und 1995 sowie spätere 22 (1990) und 17 Arten (1995). Zufallsbeobachtungen bis 2001 (Hoffmann, Simon, nachrichtl.) und 2002 erbrachten ein Gesamtspektrum

Tabelle 9: Vögel des Wildschutzgebietes Kranichstein

Status RLH RLD BASV VSRL 1990 1995 2003 2006 2002 2005 Anh. Aves – Vögel Acanthis cannabina (L.) Bluthänfling ÜÜ ? ! - §V Accipiter gentilis (L.) Habicht ~~ ? V - §§ - Accipiter nisus (L.) Sperber ~ Ü ?--§§ - Acrocephalus palustris (BECHSTEIN) Sumpfrohrsänger zz ? ! - §V Acrocephalus scirpaceus (HERMANN) Teichrohrsänger zz/** ? V - §V Actitis hypoleucos (L.) Flussuferläufer Ü ??21§V Aegithalos caudatus (L.) Schwanzmeise zzz --§ - Aegolius funereus (L.) Raufusskauz ÜÜ ? 3 - §§ I Alauda arvensis (L.). Feldlerche zz ? VV§II Alcedo atthis (L.) Eisvogel ~~/** ? 3 V §§ I Anas platyrhynchos (L.) Stockente zz/** ? 3 - § III Anser anser (L.) Graugans ? Ü/** ? 3 - § II, III Anthus pratensis (L.) Wiesenpieper ÜÜ ? V - § - Anthus trivialis (L.) Baumpieper zz/** z 3V§4/2 Apus apus (L.) Mauersegler {{ ? VV§ - Ardea cinerea (L.) Graureiher ÜÜ/** ? 3 - § - Asio otus (L.) Waldohreule ~~/** ~ V - §§ II Buteo buteo (L.) Mäusebussard zzz --§§ - Carduelis carduelis (L.) Stieglitz {{ ? V - § - Carduelis chloris (L.) Grünfink zzz --§ - Certhia brachydactyla (BREHM) Gartenbaumläufer zzz --§ - Certhia familiaris (L.) Waldbaumläufer ÜÜ ?--§ - Cinclus cinclus (L.) Wasseramsel zz ?--§ - Circus pygargus (L.) Wiesenweihe Ü ??1 2 §§ I Coccothraustes coccothraustes (L.) Kernbeißer zz/** z V - § - Columba oenas (L.) Hohltaube zz/** z V/! - §II Columba palumbus (L.) Ringeltaube zz/** z --§II Corvus corax (L.) Kolkrabe - - z V - § - Corvus corone (L.) Rabenkrähe zzz --§II Coturnix coturnix (L.) Wachtel - Ü/** ? V - § - Crex crex (L.) Wachtelkönig ÜÜ ? 1/!!! 2§§I Cuculus canorus (L.) Kuckuck zz/** z VV§ - Delichon urbica (L.) Mehlschwalbe {{ ? 3V§4/2 92

Status RLH RLD BASV VSRL 1990 1995 2003 2006 2002 2005 Anh. Dendrocopos medius (L.) Mittelspecht zzzV/! V§§I Dendrocopos minor (L.) Kleinspecht ~~~ --§ - Dryocopus martius (L.) Schwarzspecht zzz --§§ I Emberiza citrinella (L.) Goldammer zz ?--§ - Emberiza schoeniclus (L.) Rohrammer zz ? 3 - § 4/2 Erithacus rubecula (L.) Rotkehlchen zzz --§ - Falco columbarius (L.) Merlin Ü ??- -§§ - Falco tinnunculus (L.) Turmfalke {{ ?--§§ - Falco vespertinus (L.) Rotfußfalke Ü ??- -§§ - Ficedula hypoleuca (PALLAS) Trauerschnäpper zzz --§ - Fringilla coelebs (L.) Buchfink zzz --§ - Fringilla montifringilla (L.) Bergfink BB ?-II § - Gallinago gallinago (L.) Bekassine zz/* ? 1 1 §§ 4/2 Garrulus glandarius (L.) Eichelhäher zzz --§ - Hippolais icterina (VIEILLOT) Gelbspötter z ~ ?--§ - Hirundo rustica (L.) Rauchschwalbe {{ ? 3 V § 4/2 Lanius collurio (L.) Neuntöter zz/** ?--§I Locustella naevia (BODDAERT) Feldschwirl zz/** ?--§ - Loxia curvirostrata (L.) Fichtenkreuzschnabel z ~ ?--§ - Luscinia megarhynchos (BREHM) Nachtigall zzz --§ - Milvus migrans (BODDAERT) Schwarzmilan ÜÜ ? V/! - §§ I Milvus milvus (L.) Rotmilan { Ü ? !!!/! V§§I Motacilla alba (L.) Bachstelze zz ?--§ - Motacilla cinerea (TUNSTALL) Gebirgsstelze zz ?--§ - Motacilla flava (L.) Wiesenschafstelze ÜÜ ?-V§ - Muscicapa striata (PALLAS) Grauschnäpper zzz --§ - Nucifraga caryocatactes (L.) Tannenhäher BB ? V - § - Oriolus oriolus (L.) Pirol zzzVV§ - Parus ater (L.) Tannenmeise zzz --§ - Parus caeruleus (L.) Blaumeise zzz --§ - Parus cristatus (L.) Haubenmeise zzz!! - § - Parus major (L.) Kohlmeise zz ?--§ - Parus montanus (L.) Weidenmeise zzz --§ - Parus palustris (L.) Sumpfmeise zzz --§ - Passer domesticus (L.) Haussperling ÜÜ ? VV§ - Passer montanus (L.) Feldsperling {{ ? VV§ - Pernis apivorus (L.) Wespenbussard zz/*/** ? V/! - §§ I Phasanius colchicus (L.) Fasan zz ?-III -- Phoenicurus ochruros (GMELIN) Hausrotschwanz ÜÜ ?--§ - Phoenicurus phoenicurus (L.) Gartenrotschwanz ? ~ ? 3/!! V § 4/2 Phylloscopus collybita (VIEILLOT) Zilpzalp zzz --§ - Phylloscopus sibilatrix (BECHSTEIN) Waldlaubsänger zzz3/!! - § 4/2 Phylloscopus trochilus (L.) Fitis zzz --§ - Pyrrhula pyrrhula (L.) Gimpel zz ?--§ - Picoides major (L.) Buntspecht zzz --§ - Picus canus (GMELIN) Grauspecht zzzV/! V§§I Picus viridis (L.) Grünspecht zz/* z !!/! V§§ - Prunella modularis (L.) Heckenbraunelle zz ?--§ - 93

Status RLH RLD BASV VSRL 1990 1995 2003 2006 2002 2005 Anh. Regulus ignicapillus (TEMMINCK) Sommergoldhähnchen zzz --§ - Regulus regulus (L.) Wintergoldhähnchen zzz --§ - Saxicola rubetra (L.) Braunkehlchen ÜÜ/** ? 13§4/2 Scolopax rusticola (L.) Waldschnepfe zz/** ? V - § - Serinus serinus (L.) Girlitz ÜÜ ? V - § - Sitta europaea L. Kleiber zzz --§ - Spinus spinus (L.) Erlenzeisig BB ?--§ - Streptopelia decaocto (FRIVALSKY) Türkentaube ÜÜ ? 3V§II Streptopelia turtur (L.) Turteltaube zzzV V §§ II Strix aluco (L.) Waldkauz zzz --§§ - Sturnus vulgaris (L.) Star zzz --§ - Sylvia atricapilla (L.) Mönchgrasmücke zzz --§ - Sylvia communis (LATHAM) Dorngrasmücke ÜÜ ?--§ - Sylvia borin (BODDAERT) Gartengrasmücke zzz --§ - Troglodytes troglodytes (L.) Zaunkönig zzz --§ - Tringa ochropus (L.) Waldwasserläufer Ü ??0 - §§ 4/2 Turdus iliacus (L.) Rotdrossel ÜÜ ?-II § II Turdus merula (L.) Amsel zzz --§II Turdus philomelos (BREHM) Singdrossel zzz --§II Turdus pilaris (L.) Wacholderdrossel ÜÜ ?--§II Turdus viscivorus (L.) Misteldrossel zzz --§ - Upupa epops (L.) Wiedehopf Ü {/~ ? 1 1 §§ I Vanellus vanellus (L.) Kiebitz Ü ??1 2 §§ 4/2

Gefährdungskategorien der RLH = Rote Liste Hessen und RLD = Rote Liste Deutschland 0 ausgestorben oder verschollen !!! global gefährdete Arten, in Deutschland > 50% 1 vom Aussterben bedroht !! global gefährdete Arten, deren Weltbestand 2 stark gefährdet zu > 50% in Europa konzentriert ist 3 gefährdet ! Arten, für die Hessen besonders verantwortlich ist V Arten der Vorwarnliste x Vermehrungsgast II Unregelmäßig brütende Arten xx gefährdete, wandernde Art III Regelmäßig brütende Neozoen (Exoten)

Status: z Regelmäßiger Brutvogel B Herbst- / Wintergast ~ Unregelmäßiger/potenzieller Brutvogel Ü Unregelmäßig. Nahrungsgast, Durchzügler { Regelmäßiger Nahrungsgast ? Status unbekannt, keine Beobachtung

BASV = Bundesartenschutzverordnung: § besonders geschützte Art §§ streng geschützte Art

VSRL = EG-Vogelschutzrichtlinie 79/409/EWG: I Anhang I: Vogelarten von gemeinschaftlichem Interesse, besondere Schutzmaßnahmen nötig II Anhang II: Bejagung erlaubt III Anhang III: Handel verboten 4/2 gefährdete Zugvogelarten gemäß VSRL Artikel 4/2

*) Beobachtungen auch 1999, **) Beobachtungen auch 2000/01 94

Fundorte gefährdeter Brutvögel im Wildschutzgebiet Kranichstein: (1) Acrocephalus cirpaceus

N 9 (2) Alauda arvensis 13 (3) Anthus trivialis 15 13 (4) Asio otus 8 10 6 (5) Cinclus cinclus 16 3 5 (6) Columba oenas 10 6 (7) Corvus corax 1 13 12 6 8 (8) Cuculus canorus 15 8 (9) Dendrocopos minor 10 3 13 2 3 5 (10) Gallinago gallinago 16 3 14 2 (11) Hippolais icterina 6 11 3 13 4 11 (12) Locustella naevia 3 (13) Oriolus oriolus 10 3 (14) Phoenicurus phoenicurus 3 (15) Picus viridis 8 15 6 (16) Scolopax rusticola 10 6 13 3

10 16

0

Fundorte der nach der EG Vogelschutzrichtlinie Anhang I streng geschützten Brutvogelarten im N 1 Wildschutzgebiet Kranichstein: (1) Alcedo atthis 3 7 (2) Crex crex 1 (3) Dendrocopos medius 3 3 (4) Dryocopus martius 75 2 3 6 (5) Lanius collurio 4 3 (6) Pernis apivorus 3 7 1 (7) Picus canus 3 3 6 3 3 75 3 3 3 3 3 3 3 3 3

3 4 3 3 7 3

0

2.9.4 Bemerkenswerte Vogelarten

In dem nachfolgenden Text werden alle bemerkenswer- richtlinie Anhang I (besondere Schutzmaßnahmen) ten Arten im einzelnen beschrieben. Als Auswahlkrite- herangezogen. Hierbei werden Bestandsdichte, Lebens- rien wurde der Gefährdungsgrad V/!-!!! (Vorwarnliste) raum-Ansprüche, Fundorte und ihr (möglicher) Status bis 1 (vom Aussterben bedroht) und/oder die BArtSchV im Wildschutzgebiet angesprochen. §§ (streng geschützte Art) und/oder die EG-Vogelschutz- 95

2.9.5 Vertiefende Untersuchungen der 2.9.5.1 Greife Avifauna

Im Rahmen der Untersuchungen von Indikatorarten im Ziel der Beobachtungen der Greifvögel im Wildschutz- Wildschutzgebiet Kranichstein haben wir uns entschie- gebiet war einmal, das Artenspektrum zu erfassen, dann den, Arten auszuwählen, die in irgendeinem Zusammen- auch nach Möglichkeit, die Horststandorte zu erfassen, hang mit den starken Veränderungen im Gebiet profi- da hinsichtlich der Ordnung der Accipitriformes bisher tieren könnten. So sind durch die Sturmereignisse 1990 keine vertiefenden Untersuchungen im Wildschutzgebiet (Wiebke) größere Freiflächen mitten im Forst entstan- vorlagen. Zum anderen entstanden durch die Sturm- den, auf denen plötz lich ganz andere Biotopbedingun- ereignisse 1990, wie schon erwähnt, größere Freiflä chen gen herrschten, als im Wald. Durch den Windfall, durch mitten im Forst mit veränderten Biotopbedingungen. Es Imissionsbelastungen (Waldsterben), aber auch durch die war beispielsweise mit einer Zunahme von Kleinsäugern extensive forstliche Bewirtschaftungsweise ist zudem in in diesen Bereichen zu rechnen, die wiederum carnivore den letzten Jahren viel mehr Totholz im Gebiet entstan- Tiere wie z. B. Greife in ihrer Brutdichte beeinflussen den, was wiederum Auswirkungen auf die Insektenwelt könnten. (z. B. xylophage Arten) haben könnte. Als indirekte Indi- katoren wählten wir daher auch die Gruppe der Specht- vögel aus, die aufgrund ihrer Brutdichten eine Aussage über den Zustand des Waldes zulassen.

Buteo buteo (L.) – Mäusebussard

Fundort: Insgesamt existiert in den Waldbereichen östlich Darmstadts (Ostkreis Darmstadt-Dieburg) eine konstant bleibende Mäusebussard-Dichte. Der Greif- vogel ist hier als Brutvogel gut vertreten (Winkel & Flösser 1990). Auch im Wildschutzgebiet-Kranichstein konnten wir im Zeitraum 1993–1994 während beider Vegetationsperioden den Mäusebussard immer wieder in drei Schwerpunktarealen feststellen, wo die Vögel immer wieder am Waldrand auf Bäumen saßen oder kreisten und ihre Jagd ausüb ten. Diese Areale waren die flächen- mäßig größten Wiesen, nämlich die Rottwiese im Norden, die Kernwiese und die Alte Kühruh im Osten. An und über den anderen Wiesen konnten nur sporadische Bus- sard-Beobachtungen gemacht werden. Gefunden wurden drei Horststandorte, zwei davon waren nur 1993 besetzt, der dritte im Bereich des Boh- lenweges war auch 1994 wieder besetzt. Im selben Jahr beob achteten wir zweimal einen Mäusebussard Nist- material tragend über dem nördlichen Rand der Kern- Buteo buteo (Mäusebussard) ist mit 2–3 Paaren wiese. Trotz Nachsuche in der inneren Waldrandzone regelmäßiger Brutvogel im Wildschutzgebiet. fanden wir den Neststandort nicht. Status: Im Wildschutzgebiet treten maximal pro Jahr 2–3 Brutpaare auf. Die geringere Horstdichte liegt hier ganz offensichtlich am fehlenden Offenland, die seit 1990 Sachalin und Japan. In Mitteleuropa ist er vom Tiefland offenen Windwurfareale haben offenbar zu keiner Erhö- bis in das Hochgebirge verbreitet, wobei er bei uns hung der Bussard-Dichte geführt. hauptsächlich im Kulturland als häufigster Greifvogel Verbreitung: Der häufigste Greifvogel im Wildschutz- auftritt. Der Mäusebussard ist teils Stand- und Strich- gebiet-Kranichstein, aber auch in Deutschland. Er hat vogel, teils Kurz streckenzieher, dessen Überwinte- sein Verbreitungsareal in der Wald- und Waldsteppen- rungsgebiete im südlichen Mitteleuropa liegen. Hierbei zone über die ganze Paläarktis von den Kapverden bis werden z. T. mehr als 1.200 km zurückgelegt. Die Lang- 96

streckenzieher stammen allesamt aus Nordeuropa und Als Nahrung jagen sie bodenbewohnende tagaktive ziehen über 9.600 km bis nach Südafrika (Bezzel 1985). Kleintiere, vor allem Wühlmäuse, daneben auch Spitz- Solche Tiere sind bei uns nicht zu erwarten. mäuse, Langschwanzmäuse (Murinae), Hamster oder Lebensraum: Buteo buteo benötigt Wald als Brutplatz Maulwurf. Junge Kaninchen und Junghasen können und offenes Land als Jagdgebiet, daher ist er meist in ebenfalls gejagt werden, adulte Kaninchen und Hasen abwechslungsreicher Landschaft zu finden. Seine Horste werden nur verletzt oder als Aas (Straßenopfer) genom- baut er jedoch lieber in größeren geschlossenen Baum- men. Andere Tiere wie Vögel, Frösche oder Fische beständen, mit Vorliebe in Laub- und Nadelhochwäl- spielen als Nahrung eine untergeordnete Rolle (Bezzel dern im Bereich der Waldrandzone, gelegentlich auch in 1985). älteren Feldgehölzen, Pappelpflanzungen bis hin zu ein- Gefährdung: Mit mehr als 5.000 Brutpaaren ist die Art zelnen Baumgruppen. Die Jagdgebiete liegen oft in der derzeit in Hessen nicht gefährdet (HGON & SVW 2006). weiteren Umgebung der Nester, Voraussetzungen sind kahler Boden oder kurze Vegetation (z. B. Wiesen nach der Mahd) bei entsprechendem Nahrungsangebot. Blei- ben witterungsbedingt die Tiere im Winter bei uns, dann halten sie sich außerhalb des Waldes auch in baumfreien Gebieten auf, wo sie leichter auf Beute stoßen. In den letzten beiden Jahrzehnten findet man sie immer häufi- ger an stark befahrenen Verkehrswegen.

Pernis apivorus (L.) – Wespenbussard

Fundort: In früheren Jahren wurde das gelegentliche Schwanz mit markanten Binden besitzt, ist in ganz Euro- Auftreten des Wespenbussards im Wildschutzgebiet auch pa bis Westsibirien verbreitet. Auf jeden Fall tritt die Art als Brutvogel beobachtet (Hoffmann in Rausch 1991). in Mitteleuropa viel seltener auf als der Mäusebussard. Während der Begehungen im Jahr 1990 konnte mehr- Pernis apivorus ist ein Langstreckenzieher, der in mals der Wespenbussard im östlichen Bereich der Kern- Äquatorial- und Südafrika sein Winter quartier bezieht. wiese während der Brutzeit und auch noch im Sommer Nach Mitteleuropa kommt er erst wieder ab Mitte beobachtet werden, was den Brutverdacht zumindest in April/Anfang Mai zurück. Dann ist er sowohl in der Ebe- diesem Jahr erhärtete. Auch weitere sporadische Brut- ne bis ins Gebirge (1.500 m über NN) anzutreffen. zeitbeobachtungen in der näheren östlichen Umgebung Lebensraum: Sein bevorzugter Lebensraum sind reich des Wildschutzgebiet bestätigen sein Vorkommen im strukturierte Landschaften mit Horstmöglichkeiten im Gebiet (Winkel & Flösser 1990). Am 02. 07. 1991 konnte Randbereich von Laub- und Nadelwäldern, Feldgehöl- Simon (briefl.) 3 kreisende Wespenbussarde über der zen und Auwäldern, wobei er in überwiegend offenem Rottwiese beobachten. Während der späteren Begehun- Gelände wie z. B. Wiesen, Waldrändern und auch Wald- gen sowohl im Frühjahr (Mai) 1992 als auch 1994 beob- lichtungen und Kahlschlägen auf Nahrungssuche geht achteten wir je einmal einen Wespenbussard im Wild- (Bezzel 1985). schutzgebiet. Am 19. 05. 1992 sahen wir im südöstlichen Der Greifvogel ist ein ausgesprochener Nahrungs- Randbereich der Rottwiese, wie ein Einzeltier zunächst spezialist, dessen Beute vornehmlich aus Larven, Puppen bei einer alten Eiche aufbaumte, dann nach kurzer Ver- und Imagines von sozialen Wespen, seltener Hummeln weildauer nach Norden abflog. Die nächste Beobachtung besteht. Als gelegentlichen „Beifang“ nimmt er auch Frö- machten wir am 12. 06. 1994 an der Kernwiese, wo eben- sche, Eidechsen und Jung vögel, ganz selten Kleinsäuger. falls ein Einzeltier in niedriger Flughöhe den nördlichen Im Spätsommer kommt vegetabilische Nahrung hinzu Wald-/Wiesenrand absuchte, bevor es in Richtung Osten (Steinfrüchte, Beeren). über dem Wald verschwand. Hoffmann (briefl. 2001) Gefährdung: Pernis apivorus, noch 1991 als gefährde- bestätigt mit mehreren Beobachtungen eine regelmäßige te Art in Hessen (RL 1991) eingestuft, steht heute mit Brut bis 2000 im östlichen Wildschutzgebiet abwechselnd einem stabilen Bestand von 500–600 Brutpaaren nur in den Abt. 602 und Abt. 627. noch auf der Vorwarnliste Hessens (vgl. Enderlein et Status: Aufgrund der Beobachtungen aus den 1980er al. 1998, HGON & SVW 2006). Als Gefährdungsursa- Jahren bis 2000 kommt es im Wildschutzgebiet wohl chen gelten die Intensivierung der Landwirtschaft mit regelmäßig zu 1–2 Bruten von Pernis apivorus. vermehrtem Grünlandumbruch und hohem Insektizid- Verbreitung: Die Art, die im Flugbild dem Mäuse- Einsatz, ebenso eine nadelholzorientierte Forstwirtschaft. bussard außerordentlich ähnelt, jedoch einen längeren 97

Accipiter gentilis (L.) – Habicht

Fundort: Hoffmann und Simon (briefl.) berichten über wenige, aber regelmäßige Habicht-Beobachtungen in den letzten 10 Jahren. Eine bemerkenswerte Beob- achtung vom 28. 08. 1991 soll an dieser Stelle geschildert werden: „... am Waldsaum der Rottwiese versucht ein Junghabicht, ein kletterndes Eichhörnchen aus einer alten Eiche heraus zu fangen, das Eichhorn dreht sich sekundenschnell am Stamm, der Habicht greift vor- bei, fliegt erneut an, das Eichhorn läuft spiralenartig am Stamm herab, der Habicht stößt erneut vorbei, das Eichorn verschwindet in der am Stamm aufwachsenden Brombeerhecke, der Habicht stößt hinterher, jedoch ins Leere, hängt etwas unglücklich in der Hecke, sortiert sein Gefieder und fliegt auf.“ (Simon, nachrichtl.) Da im Wildschutzgebiet an vielen Stellen durchaus günstige Bedingungen für einen Neststandort herrschen Accipiter gentilis (Habicht) ist regelmäßiger Brutvogel im Wildschutzgebiet. Im Bereich der südöstlichen Rottwiese (Waldrandzonen mit Altbäumen, lichte Altholzbestän- kann zur Brutzeit gelegentlich sein Balzflug beobachtet de), konnten während der gesamten Beobachtungsdurch- werden. gänge von 1992–1995 zumindest in den Frühjahren 1993 und 1994 im Bereich der südöstlichen Rottwiese zweimal der Balzflug zur Brutzeit festgestellt werden. Der genaue Horststandort konnte zwar nicht genau ermittelt werden, musste sich jedoch im Bereich oder näheren Umgebung des älteren Fichtenriegels entlang der Dürrwiesenschnei- Die Nahrung ist ausschließlich animalisch und besteht se befinden. Dort wurde auch zweimal eine typische Tau- aus Vögeln und Säugetieren, ausnahmsweise auch aus benrupfung gefunden. Insekten. In der Hauptsache werden Tauben (Ringeltau- Status: Da die Tiere sehr standorttreu sind, dürfte es ben, Haustauben) geschlagen, Drosseln, Star und Raben- sich wahrscheinlich immer um das selbe Paar gehandelt vögel, lokal auch Rebhuhn, bilden weitere Hauptteile der haben. Auch die Angaben über Brutzeitbeobachtungen Nahrung. Ansonsten werden die Vogelarten seines jewei- von Winkel & Flösser (1990) deuten auf sein regelmä- ligen Lebensraumes vom Goldhähnchen bis zum Fasan ßiges Brutvorkom men in den benachbarten östlichen gejagt, die Säuger treten im Beutespektrum mit ca. 10% Waldbereichen des Landkreises hin. der Gesamtnahrung vergleichsweise zurück (Hölzinger Verbreitung: Sein geographisches Verbreitungsgebiet 1987). ist Europa, Asien und Nordamerika (holarktisch). Die Gefährdung: Während Accipiter gentilis noch 1991 als nördlichste Ausbreitung reicht bis etwa zum 70. Breiten- gefährdete Art sowohl für Hessen als auch die gesamte grad und im Süden bis zu den Subtropen (Mittelmeer, BRD eingestuft wurde, konnte er aktuell auf die Vor- Vorderasien, Steppengebiete Innerasiens). Er fehlt auf warnliste gesetzt werden. Die Brutpaar-Dichte in Hessen den Britischen Inseln. Sein Status in Mitteleuropa: häu- rangiert zwischen 500–800 (HGON & SVW 2006). figer Brutvogel, ganzjährig, der nur ausnahmsweise wei- tere Wanderungen unternimmt, wobei nörd lich lebende Tiere weiter ziehen (Bezzel 1985). Lebensraum: Seine Jagdgebiete, die bis zu 8 km vom Nest entfernt liegen können, sind abwechslungsreiche, gegliederte Landschaften, wobei der bevorzugte Aufent- haltsort vor allem die Waldrandzone mit deckungsrei- cher und vielgestaltiger Feldmark ist. Die Brutplätze des Habichts befinden sich teils in diesen Randzonen, aber auch in lichten Hochwäldern (Nadel- und Mischwälder) mit alten Baumbeständen, wo jedoch Anflugschneisen zum Horst nicht fehlen dürfen. Im Inneren großer, dicht geschlosse- ner Bestände fehlt er. Bei den Horstbäumen überwiegen Nadelbäume gegenüber Laubbäumen deutlich. 98

Accipiter nisus (L.) – Sperber

Fundort: Während unserer Begehungen von 1992–1995 (Lichtungen, Waldwiesen, Waldränder) entfernt gelegen wurden zwar immer wieder Flugbeobachtungen des (Hölzinger 1985). Sperbers meist entlang der Waldränder bei den größeren Auch die Nahrung des Sperbers besteht wie beim Waldwiesen gemacht, welche offenbar die bevorzugten Habicht bis zu 90% aus Vögeln und wenig Kleinsäugern. Jagdgebiete im Wildschutzgebiet darstellen. Seine Brutzeit ist vor allem dem Ausflugtermin von Sing- Status: Nach Angaben von Hoffmann (nachrichtl. vögeln angepasst, jedoch beträgt die Entnahme aus der 1990) hat der Sperber im Wildschutzgebiet früher Singvogelzönose im Apri/Mai kaum mehr als 3% gebrütet. Mittlerweile sind die günstigen Brutplätze, die (Winkel & Flösser 1990). ehemaligen Nadelstangen hölzer, in jungen Hochwald Gefährdung: Accipiter nisus wurde noch 1991 in übergegangen und nicht mehr attraktiv. Nach 1990 ist Hessen und 1992 auch in der BRD als gefährdete Art Accipiter nisus nur noch als potenzieller Brutvogel bzw. eingestuft. Derzeit scheint die Art in Hessen nicht mehr als Nahrungsgast einzustufen. Die Nachsuche in den gefährdet, die Brutpaar-Dichte bewegt sich zwischen wenigen Nadelholzbereichen innerhalb des Wildschutz- 1.500–3.000 (HGON & SVW 2006). gebiet ergab weder Singvogelrupfungen noch Mauser- federn oder die typischen weißen Kotflecken, die meis- tens in der Nähe von Horststandorten gehäuft zu finden sind. Allerdings existieren östlich und südlich nahe des 2.9.5.2 Falken Wildschutzgebiet zwei regelmäßig besetzte Brutgebiete (Winkel & Flösser 1990), von denen möglicherweise Auch bei dieser Familie war das Ziel der Beobachtungen, unsere beobachteten Tiere herstammen könnten. zunächst das Arten spektrum zu erfassen und nach Mög- Verbreitung: Die Art ist transpaläarktisch von NW- lichkeit auch die Brutvogeldichte. Auch der Frage, ob es Afrika über Europa bis Japan verbreitet und brütet einen Zusammenhang zwischen dem Sturmereignis von hauptsächlich in der Nadelwaldzone. Bei uns tritt er 1990 und den dadurch veränderten Biotopbedingungen sowohl als Jahresvogel als auch als Teilzieher auf. Das und der Populationsdichte gibt, wurde nachgegangen. heißt, er überwintert z. T. in Brutplatznähe mit nur gerin- gen Ortsbewegungen oder er führt größere Wanderun- gen in südwestliche Richtung durch. Lebensraum: Accipiter nisus bevorzugt abwechs- lungsreiche gegliederte Landschaften mit Wäldern und Freiflächen, die mit Feldgehölzen und Hecken durchsetzt sind, denn hier findet er als Jäger ein ausreichendes Kleinvogelvorkommen. Seine Jagdgebiete können je nach Dichte 6–7 km² erreichen. Die Horste werden vor allem in Fichten- und Kiefernstangenhölzern (Hölzin- ger 1985), auch in Lärchenstangenhölzern (Friemann 1979) angelegt, seltener in älteren Mischbeständen. In reinen Laubwäldern wird nur ausnahmsweise gehorstet und ausgedehnte geschlossene Waldungen werden völlig gemieden. Für den Horststandort sind sowohl deckungs- reiche Waldparzellen als auch freie An- und Abflugmög- lichkeiten über Schneisen, Lichtungen oder angrenzende aufgelockerte Hochwaldpartien ausschlaggebend. In größeren Wäldern sind Horste in der Regel höchstens 50 m von den nächsten aufgelichteten Freiflächen 99

Falco tinnunculus (L.) – Turmfalke

Fundort: Im Wildschutzgebiet konnten wir mehrmals über den offenen Wiesenflächen (Rottwiese, Kernwiese, Alte Kühruh), aber auch über der Windwurffläche im Bereich Kern- und Spitalwiesenschneise einzelne Turm- falken im Rüttelflug beobachten. Status: Es gab aber nie direkte Hinweise auf eine Brut oder einen Nistplatz im Untersuchungsgebiet. Die Beo- bachtungen deuten vielmehr darauf hin, dass Teilflächen des Wildschutzgebietes als Jagdgebiete genutzt werden, insbesondere im Frühjahr die größeren Wiesen mit noch niedriger Vegetation, dann später im Hochsommer wie- der nach der ersten Mahd. Neu hinzu kam die schon erwähnte Windwurffläche, die jedoch durch den neuen gehölzreichen und krautigen Aufwuchs nach 4–5 Jahren bereits wieder gemieden wurde. Verbreitung: Die Art ist über ganz Europa, Nordafrika und weite Teile Asiens bis Hinterindien verbreitet und Falco tinnunculus (Turmfalke) nutzt vor allem die Wiesen ist neben dem Mäusebussard der häufigste Greifvogel. In im Wildschutzgebiet als Jagdhabitat. Mitteleuropa ist er von der Ebene bis in die Alpinstufe verbreitet. In Abhängigkeit zur Witterung und dem Nah- rungsangebot schwanken die Bestände z.T. stark (Bez- zel 1985). Lebensraum: Die Jagdgebiete von Falco tinnunculus sind vorrangig freie Flächen mit niedriger oder lückiger Vegetation, Kulturland, Steppen, Dünen, kurzgrasige Wiesen. In geschlossenen Wäldern kommt er nur am Rande vor. Die Siedlungsdichten liegen im Mittel für Kulturlandbereiche bei 0,3–0,6 Brutpaare/100 ha. Bei hohem Waldanteil liegen die Werte wesentlich niedriger 2.9.5.3 Eulen (Glutz & Bauer 1989). Seine Nistplätze sucht er sowohl in Felswänden, Kunstbauten an Gebäuden oder auf Bäu- Die vertiefenden avifaunistischen Untersuchungen im men (Feldgehölz, Allee, Waldrand) in Baumnestern von Wildschutzgebiet sahen neben den Greifen, Falken und Rabenvögeln, Greifvögeln oder Eichhörnchen, wobei die Spechten (s. u.) auch die Familie der Eulen (Strigidae) Jagdgebiete mehrere Kilometer vom Nistplatz entfernt vor. Ziel der Beobachtungen dieser nachtaktiven Tiere liegen können. Als Nahrung werden kleine Bodentiere, war zum einen: Welche Arten gibt es im Wildschutzgebiet besonders Kleinnager (Wühlmäuse, weniger zahlreich überhaupt und gibt es ebenfalls – wie bei den Greifen Langschwanzmäuse), daneben Spitzmäuse, Maulwurf, erwartet – Zusammenhänge zwischen Populationsdich- Reptilien und auch Jungvögel bis Taubengröße, gelegent- te und Sturmschäden von 1990? Denn wie schon oben lich auch Insekten. Der Nahrungsbedarf liegt bei 60–80 g, gesagt, wurde in den neu entstandenen offenen Flächen das heißt durchschnittlich benötigt ein adulter Turmfalke seitens des Forstes ein Anstieg der Wühlmaus-Population zwei Feldmäuse pro Tag. erwartet. Gefährdung: Seine Brutpaar-Dichte wird in Hessen aktuell auf 2.000–5.000 geschätzt, daher gilt er hier nicht als gefährdet. 100

Asio otus (L.) – Waldohreule

Fundort: Ganz im Südosten wurde Asio otus bei unterschiedlich, während juvenile Tiere meist wegziehen, einer Begehung Mitte März 1994 erstmals im Bereich sind adulte meist Strichvögel. Tiere nördlich 50° N sind der Alten Kühruh gehört, konnte bei späteren Durch- jedoch vorwiegend Zugvögel (Bezzel 1985). gängen ganz in der Nähe noch ein zweites Mal Anfang Lebensraum: Die Jagdgebiete sind bevorzugt offenes April gehört werden. Hierbei hat es sich offenbar um ein Gelände mit deckungsarmen Flächen. Die Brutstandorte einzelnes rufendes Männchen (Junggeselle) gehandelt, befinden sich in kleinen Feldgehölzen, Baumgruppen, denn es gab keine sicheren Hinweise auf eine Brut. Im Parklandschaf ten und vor allem in Waldrändern, jedoch Winter 1991 wurde ein Tier in der Silzaue festgestellt ganz selten im Inneren größerer geschlos sener Waldbe- (Hoffmann, Fotonachweis). Der letzte Nachweis der stände. Wenn der Standort im Wald ist, dann stets in Kie- Waldohreule gelang im Mai 2001 im östlichen Gebietsteil fern- oder Mischwald mit überwiegend Kiefern und Lär- während einer Fledermausexkursion. chen. Es werden keine Nestbauhand lungen durchgeführt, Status: Nach Angaben von Hoffmann (in: Rausch vielmehr werden (oft verlassenene) Nester von Krähen, 1991) ist die Waldohreule als potenzieller Brutvogel im Elstern, Greifvögeln, Ringeltauben oder Eichhörnchen Wildschutzgebiet einzustufen, da er dort gelegentlich in Beschlag genommen. gehört wird. Nach unserer Einschätzung dürfte das östli- Ihre Nahrung ähnelt in der Zusammensetzung der che Wildschutzgebiet-Areal für die Art nur suboptimale des Waldkauzes, jedoch ist er etwas einseitiger mit Beute- Bedingungen erfüllen, da zu wenig offenes Gelände schwerpunkt auf Microtus-Arten (Biomasseanteil der vorhan den ist. Die wenigen vorliegenden Beobachtungen Feldmaus kann 70–90% betragen), gelegentlich andere der Art im Wildschutzgebiet deuten ebenfalls darauf hin, Kleinnager. Als Ersatznahrung nimmt sie auch Vögel dass diese Eulenart hier nur gelegentlich auftritt. Aller- (Singvögel; max. Größe bis Wasserralle, Teichhuhn etc.), dings gibt es einige sichere und langjährige Brutnachwei- ausnahmsweise auch Reptilien, Amphibien und Fische se aus dem nordöstlich vom Wildschutzgebiet liegenden oder Wirbellose. Messeler Waldbereich (Winkel & Flösser 1990). Gefährdung: Die hessische Brutpaar-Dichte liegt nach Verbreitung: Sie ist in Mitteleuropa mit dem Wald- Einschätzung von HGON & SVW (2006) bei 600–1.000, kauz die häufigste Eulenart von der Tiefebene bis zur deshalb steht die Art auf der Vorwarnliste. Als Rück- Waldgrenze der Hochgebirge. Das gesamte Verbreitungs- gangsgrund insbesondere in den 1970er Jahren bis zum areal (holarktisch) reicht von den Azoren und Kanaren Verbot der Jagd auf Rabenvögel 1987 wird von Bauer bis Sachalin und Japan (Eurasien), von der mediterranen & Berthold (1996) das Ausschießen von Nestern ange- und Steppenzone bis in boreale Bereiche, auch Nord- führt. Seit 2000 ist in Hessen die Jagd auf Aaskrähen amerika. In unseren Breiten ist das Zugverhalten sehr wieder erlaubt.

Strix aluco (L.) – Waldkauz

Fundort: Die Begehungen zum ersten Durchgang fan- Dann fanden wir im südöstlichen Wildschutzgebiet zwi- den 1993 ab Ende Februar/Anfang März zu Beginn der schen Alter Kühruh und Kernwiese einen rufenden Kauz, Balzzeit statt und dauerten bis Mitte April. Der zweite hier befinden sich ältere Eichen-Buchenbestände, und Durchgang begann bereits im Oktober 1993 zur herbstli- ca. 1 km west lich davon im Bereich der Spitalwiese in chen Revierabgrenzung, jedoch mit Schwerpunkt Anfang einem Eichenbestand saß das fünfte Brutpaar. Da an den März 1994. In beiden Jahren konnten wir 5 Brutpaare beschriebenen Standorten die Käuze immer wieder auf- für das gesamte Wildschutzgebiet ausmachen. Die Kern- traten und an anderen Stellen die Tiere seltener gehört zonen der Territorien (größte Ruf- und Balzaktivität, wurden, gehen wir davon aus, dass sich dort die jewei- Bruthöhle) hatten eines gemeinsam, sie befanden sich ligen Zentren der Territorien inklusive der Bruthöhlen stets im Altholz in der Nähe von Waldwiesen. So hörten befanden. wir regelmäßig einen Kauz im südlichen Bereich der Frühere Beobachtungen im Jahre 1990 von Simon Hengst riedwiese in einem alten, lichten Buchenbestand (briefl.) bestätigen das gute Vorkommen des Waldkauzes. nahe der Alexanderburg. Die nächste Konzentration von So stellte er fest, dass in dieser Zeit eine Kastanie an der Rufplätzen befand sich am Südzipfel der Rottwiese in Alexanderburg sowie die alte Eiche an der Stadtförster- einem kleinen Alteichenbestand zwischen Dürrwiesen- wiese als Schlafbaum diente (01. 12. 1990). Am 10. 12. 1990 schneise und Rottwiese, der dritte Standort mit Rufplät- beobachtete er zwei rufende Vögel an der Kernwiese, am zen lag weiter nordöstlich im Bereich um die Ganswiese. 17. 12. 1990 zwei balzende Vögel in Abt. 601/602 und am 101

25. 12. 1990 sogar drei balzende Vögel an der Rottwiese. Such- und Rüttelflug. Er schlägt sogar, ähnlich dem Sper- Während aktueller Bestandsaufnahmen der Fledermäuse ber, fliegende Vögel, plündert auch Nester, vor allem von im Frühjahr und Sommer 2001 wurde der Waldkauz samt Höhlenbrütern. Bei geringer Dichte jagt der Waldkauz rufender Jungtiere an 5 Stellen im Gebiet festgestellt. auch außerhalb seines Territoriums. Status: Hinsichtlich erwarteter Wühlmaus-Kalamitä- Als Brutplatz und Wintereinstand werden alte Bäume ten aufgrund der zurückliegenden Sturmschäden (Wieb- mit geräumigen Höhlen meist innerhalb des Territoriums ke 1990) wurde eine erhöhte Waldkauz-Dichte von bis bevorzugt. Der Waldkauz ist ein Standvogel mit großer zu 7 Brut paaren bei einer Territoriengröße von 60–70 ha Reviertreue. Auch juvenile Tiere zeigen eine gewisse erwartet. Unsere Beobachtungen im Zeitraum von 1993– Geburtsorttreue, jedoch kommt es im Herbst zu Zer- 1995 sowie 2001 haben gezeigt, dass im Wildschutzgebiet streuungswanderungen, in Mitteleuropa selten weiter als immerhin konstant 5 Brutpaare auftraten, was Strix aluco 50 km. Nach Bezzel (1985) und Glutz & Bauer (1980) als die dominierende Eulenart im Wildschutzgebiet aus- sind die Reviere je nach Lebensraumtyp unterschiedlich wies. Im Mittel lagen die Rufplätze der jeweiligen Paare groß. In Mittel- und Westeuropa haben optimale Terri- 1 km auseinander. Bei einer Wildschutzgebietsgröße von torien eine Größe von 25–30 ha und verteidigte Grenz- etwa 506 ha abzüglich 50 ha jüngerer Waldbereiche im linien von etwa 2–3 km Länge. In reich strukturierten Osten und Nordwesten, in denen der Waldkauz keine Landschaften kommen die Käuze mit kleineren Territo- Jagd ausübt, weil hier die Bäume noch zu dicht stehen, rien aus als im geschlossenen Wald. So fand Southern dürfte die durchschnittliche Größe der Territorien somit (1970) in einem Eichen mischwald für 4–5 Paare eine bei etwa 80–90 ha liegen. durchschnittliche Territoriumsgröße von 32,5 ha, in offe- Verbreitung: Er hat ein weites geographisches Ver- ner Landschaft für 7–8 Paare 25 ha. Durch ein günstiges breitungsgebiet. Er besiedelt ganz Europa bis nach West- Nisthöhlenangebot lässt sich die Bestandsdichte pro sibirien und Iran und im Süden Nordafrika. Weiterhin ha sogar noch steigern (15–20 ha), was allerdings zur gibt es Vorkommen bis Südostasien, einschließlich Korea, Minderung des Bruterfolges führen kann (Nahrungseng- China und Taiwan (Bezzel 1985). Bei uns in Mitteleuro- pass). In bodensauren Eichenmischwäldern Südbelgi- pa ist die Art vom Tiefland bis in die obere Montanstufe ens (Mittelwaldbetrieb mit stellenweise Hochwald und weit verbreitet. In hohen Mittelgebirgen geht er bis Fichten) wurde mit 9 Paaren eine Bestandssättigung bei 1.100 m, in den Alpen sogar bis 1.600 m über NN. einer mittleren Territoriums größe von 65–75 ha ermittelt Lebensraum: Die Art fehlt nur in baumarmen Küs- (Glutz & Bauer 1980). Auch Bezzel (1985) gibt für tengebieten und gehölzarmen Feldfluren, ist jedoch sonst Waldgebiete in unseren Breiten eine durchschnittliche ziemlich anpassungsfähig und in den unterschiedlichsten Reviergröße von 60–80 ha an. Biotoptypen zu finden. So besiedelt er gerne reich struk- Gefährdung: Bei einer hochgerechneten Dichte von turierte Landschaften mit ganzjährig gutem und leicht über 5.000 Brutpaaren in Hessen besteht derzeit keine erreichbarem Nahrungsangebot. Wichtig sind vorhan- Gefährdungssituation (HGON & SVW 2006). dene Warten. Die bevorzugten Lebensräume sind lichte und lückige Altholzbestände in Laub- und Mischwäldern, Parkanlagen, Friedhöfe, Alleen und Gärten mit über- altertem Baum bestand. Bisweilen dringt Strix aluco bis in die Großstädte ein, sofern Nistmöglich keiten und ein genügendes Nahrungsangebot vorhanden sind (beispiels- weise 1 BP im Herrngarten von Darmstadt; letzte Beob. des Autors Feb. 1993). Die Nahrung des Waldkauzes ist zwar vielseitig, aber unter den Kleintieren, die er fängt, bevorzugt er Klein- säuger (vor allem Wühlmäuse und Apodemus-Arten). Mit Abstand folgen Vögel und Amphibien. Die größten Säuger, die er schlägt, wiegen 300–350 g (Ratte, Hamster, Eichhörnchen), ebenso die größten Vögel (Tauben, Reb- huhn, Bläßhuhn, Rabenkrähe). Überwiegend sind seine Beutetiere bis 100 g schwer, die häufigsten Vogelarten, die er greift, sind z. B. Sperling, Star, Grünling, Gold- ammer, Buchfink, Amsel oder Meisen. Nur bei Massen- auftreten werden auch Regenwürmer oder Insekten gefressen, i. d. R. jedoch nicht. Der Waldkauz ist dämmerungs- und nachtaktiv, sucht seine Beute nicht nur als Wartenjäger, sondern auch im 102

Aegolius funereus (L.) – Raufußkauz

Fundort: Bisher gibt es keine Nachweise. Lebensraum: Bevorzugte Biotope des Raufußkauzes Status: Durch die derzeit beobachtete Arealauswei- sind an erster Stelle Nadelwälder mit gutem Höhlen- tung aus dem Spessart Richtung Rhein-Main-Ebene ist angebot (Schwarzspechthöhlen) und geringem Laub- Aegolius funereus im Stadt- und Landkreis Darmstadt- holzanteil, bewaldete Moorgebiete, lokal Birkenwälder Dieburg ab 1984 als Neubürger zu betrachten (Winkel & (Skandinavien) und hier in Westeuropa auch in alten Flösser 1990). Nach Angaben von Hauck (NABU: nach- Buchenwäldern. Wichtig sind unterholzfreie und klein- richtl. 1990) nimmt er eine Sonderstellung im gesamten säugerreiche Jagdflächen. Ostwald Darmstadts ein. Während er früher bis Anfang Gefährdung: Aegolius funereus unterliegt in Abhän- der 1980er Jahre dort nie beobachtet wurde, tritt er hier gigkeit von Mäusegradationen sehr starken Populations- immer häufiger auch brütend auf (Rausch 1991). Poten- schwankungen. Die Zunahme in Hessen ist sicherlich ziell ist er jederzeit im Wildschutzgebiet zu erwarten, zum Teil auch auf ein verbessertes Angebot von Brut- bisher gibt es jedoch keine Brutnachweise. möglichkeiten (Spezial-Nistgeräte) zurückzuführen. Verbreitung: Eine etwa steinkauzgroße Eule, die ein Er ist mit etwa 100–250 Brutpaaren als gefährdete Art großes geographisches Verbreitungsareal auf der nördli- für Hessen eingestuft (HGON & SVW 2006), im Kreis chen Hemisphäre besitzt. Bei uns in Mitteleuropa ist sie Darmstadt-Dieburg gilt er als potenziell gefährdet (Win- überwiegend ein Stand- und Strichvogel ohne nennens- kel & Flösser 1990). werte Wanderungen.

2.9.5.4 Spechte

Wie schon erwähnt, ist durch den Windfall, Imissionsbe- wurde von uns daher die Gruppe der Spechtvögel aus- lastungen (Waldsterben), aber auch durch das naturnahe gewählt, die aufgrund ihrer Brutdichten ebenfalls eine Konzept der forstlichen Bewirtschaftungsweise in den Aussage über den Zustand des Waldes zulassen. letzten Jahren viel mehr Totholz im Gebiet entstanden, was wiederum Auswirkungen auf z. B. xylobionte Insek- tenarten haben könnte. Als indirekte Indikatoren hierfür

Picus canus (GMELIN) – Grauspecht

Fundort: Die Lage der Balzreviere über den Unter- halb der Wald bestände (Winkel & Flösser 1990). Im suchungszeitraum von 1992–94 sowie 2003 blieb nahezu Wildschutzgebiet haben wir konstant 4 Brutpaare wäh- unverändert, so befindet sich das erste südlich der Hengst- rend unserer Bestandsaufnahmen bis 2003 festgestellt. riedwiese im Eichen-Buchenwald, das zweite östlich der Verbreitung: In Mittel- und Osteuropa sowie Zen- Stadtförsterwiese in einem Eichenbestand, das dritte im tralasien bis nach Japan, Taiwan und Sumatra verbrei- nördlichen Waldbereich der Schwarz- und Wannema- tete Art, die bei uns im wesentlichen im Bereich der cherwiese und das vierte Balzrevier stellten wir im Osten Mittelgebirge verbreitet ist, im Alpenraum bis etwa im Hochwaldbereich zwischen Runder Wiese und Kern- 1.280 m Höhe Brutnachweise hat (Bezzel 1985). Die wiese fest. Auch in Übereinstimmung mit den Literatur- Art ist Stand- und Strichvogel, im allgemeinen weiter angaben wird im etwa 5 km² großen Wildschutzgebiet die streichend als der Grünspecht (in Mitteleuropa bis Maximaldichte an Grauspechtrevieren erreicht. Auch die 21 km nachgewiesen). Entfernungen der einzelnen Bruthöhlen voneinander lie- Lebensraum: Der Biotop des Grauspechtes sind reich gen mit 1.100–1.300 m im erwarteten Bereich. gegliederte Landschaften mit hohem Anteil an offenen Status: In den Wäldern des Kreisgebietes Darmstadt- Flächen, oft in kleinen Laubhölzern, aber auch in Dieburg ist Picus canus ein regelmäßiger Brutvogel, ausgedehnten, nicht zu stark geschlossenen Laub- und allerdings mit rückläufiger Tendenz insbesondere außer- Mischwäldern, z. B. Parkanlagen, Alleen, Friedhöfe, 103

Gärten, Streuobstwiesen, Feldgehölze, Buchen- und deren Puppen und Imagines er hauptsächlich frisst, Eichenmischwälder, besonders Auwälder. Dort baut er daneben andere Insekten sowie Beeren und Obst. auch seine Bruthöhlen meist ab April. Oft kommt er Gefährdung: Während Picus canus noch 1991 auf- zusam men mit dem Grünspecht vor, aber die Präferen- grund rückläufiger Tendenzen in Hessen als gefährdet zen des Grauspechtes liegen mehr im Inneren des Wal- galt, haben neuere Bestandserhebungen eine Dichte des oder im Auwald. Die Größe der Balzreviere liegt bei von über 2.500–3.500 Brutpaaren ergeben, sodass er 1–2 km², wobei der Mindestabstand der Bruthöhlen mehr nicht mehr als gefährdet gilt. Nach Angaben von Winkel als 1 km misst. Bei der Nahrungssuche entfernt sich der & Flösser (1990) ist er im Kreis Darmstadt-Dieburg Grauspecht bis 1,2 km von seiner Bruthöhle. Hierbei ist jedoch gefährdet. er weniger als der Grünspecht auf Ameisen spezialisiert,

Picus viridis (L.) – Grünspecht

Fundort: Von 1992–94 stellten wir ein regelmäßig spezialisiert ist als der Grauspecht. Im Sommer sind es besetztes Revier ganz im Norden mit Zentrum zwischen Lasius-Arten, im Winter Formica-Arten, daneben je nach Wannemacherwiese und Ganswiese fest und ein zweites Jahreszeit auch andere Arthropoden, Beeren und Obst. im Osten mit Zentrum im Eichen-Hochwald zwischen Gefährdung: Die Bestandsentwicklung zeigte im Kreis Alter Kühruh und Kernwiese. Ab 1993/94 kam ein drittes Darmstadt-Dieburg stark rückläufige Tendenzen. Nach Revier mit Zentrum östlich der Hengstriedwiese hinzu. Angaben von Winkel & Flösser (1990) hat er beson- Simon (briefl.) berichtet von einer Beobachtung im ders in vielen Waldbereichen abgenommen bzw. ist er Bereich nördlich der Kernwiese im Hainsimsen-Buchen- lokal völlig verschwunden. In den Obstbaumbeständen wald am 03. 09. 1999. ist er hingegen etwas besser vertreten als Picus canus. Status: Im Wildschutzgebiet konnte im Zeitraum von Insge samt ist er im Darmstadt-Dieburger Raum als stark 1992–1994 zunächst 2 (1992), dann konstant 3 Brutpaare bedrohte Art zu betrachten. Im Raum Messel (östlich beobachtet werden. Sie wurden während der 3-jährigen des Wildschutzgebietes) hat er seit 1985 nicht mehr Beobachtungszeit stets in denselben Balzrevieren wie- gebrütet. Die Ursachen waren einerseits starke Winter- dergefunden. Die Ursache der Zunahme des Grünspech- verluste (1962/63 und 1978/79), die seit der 1980er Jahre tes um ein weiteres Brutpaar könnte durchaus darin wieder leicht kompensiert wurden (Breitschwerdt in liegen, dass in Bereichen von Windwurfflä chen (auch HGON 1993–2000). Hauptursache seiner Gefährdung in nahen, außerhalb des Wildschutzgebiet liegenden bleibt jedoch der Rückgang der Ameisenvorkommen Flächen) eine Zunahme von Bodeninsekten, besonders durch Eutrophierung und beispielsweise ausbleibende Ameisen, ausschlaggebend war. Es bleibt zu beobach- Mahd oder Beweidung von Grenzertragsstandorten wie ten, ob die Brutpaardichte wieder abnimmt, sobald die z. B. Trockenrasen (Enderlein et al. 1998). Picus viridis jetzt noch offenen Flächen wieder mit Jungwald völlig wurde mit aktuell über 4.000 Brutpaaren aus der Roten bestockt sind. Liste Hessens gestrichen (HGON & SVW 2006). Verbreitung: Seine Verbreitung ist westpaläarktisch, in Mitteleuropa besiedelt er das Tiefland bis zur Sub- alpinstufe (über 2.000 m NN). Picus viridis ist Stand- und Strichvogel mit Zugweiten bis 45 km (meist juv.). Lebensraum: Sein Biotop sind halboffene Mosaik- landschaften, Parks, Streuobstflächen, Feldge hölze und Randzonen von Laub- und Mischwäldern. In ausgedehn- ten Waldungen ist er nur dann, wenn größere Lichtun- gen, Waldwiesen, Kahlschläge oder Aufforstungs flächen vorhanden sind. Seine Nestbäume sind die gleichen wie beim Grauspecht, wobei der Grünspecht Althöhlen bevorzugt, Neuanlagen baut er gerne in Fäulnis herden. Der Baubeginn ist meist ab März zu beobachten. Die mittlere Größe der Brutreviere wird mit 3,2–5,3 km² angegeben (selten mehr als 0,25 Brutpaare/km²), der Brutbaumabstand misst mindestens 500 m (Bezzel 1990). Er ist ein typischer Erdspecht, der mehr auf Ameisen 104

Dryocopus martius (L.) – Schwarzspecht

Fundort: Sowohl 1990, dann 1992–94 als auch 2001 wurde Dryocopus martius in dem alten Buchenbestand südlich der Hengstriedwiese regelmäßig beobachtet. 1994 hörten wir auch nordöstlich der Kernwiese zur Brutzeit in einem Buchenaltholz einige Male seine charakteris- tischen Rufe, jedoch ohne Brutnachweis. Auch Simon (briefl.) konnte im Juli 1991 in den beiden Bereichen den Schwarzspecht verhören, so in dem Sternmieren-Eichen- Hainbuchenwald an der Rotsuhl und im Sternmieren- Eichen-Hainbuchenwald an der Kernwiese. Weitere Rufnachweise zur Balz- und Brutzeit im Jahr 2000 kon- zentrieren sich nach wie vor auf die Altbuchenbestände zwischen Hengstriedwiese, Höllwiese und Rottwiese Abtl. 623 und 642 sowie auf den Altholzbestand am Einsiedel im Osten der Abtl. 601 und 627, wo er auch 2001 wieder bestätigt werden konnte. Status: Die Bestandsentwicklung im Kreis Darmstadt- Dieburg unterlag früher großen Schwankungen. Ende des 19. Jahrhunderts war er hier fast verschwunden, erst seit 1970–80 ist er wieder in manchen Förstereien dieses Raumes eingewandert (Winkel & Flösser 1990). Im Wildschutzgebiet haben wir seit Beginn der ersten Bege- hungen 1990 den Schwarzspecht beobachtet (Rausch 1991), der sein Revierzentrum in Abhängigkeit zu einem Buchenbestand südlich der Hengstriedwiese seitdem nicht verlegt hat. Bei dem 1994 neu festgestellten Vor- Dryocopus martius (Schwarzspecht) brütet mit zwei kommen nordöstlich der Kernwiese könnte es sich um Brutpaaren in den älteren Buchenbeständen des ein außerhalb des Wildschutzgebietes brütenden Tieres Wildschutzgebietes. gehandelt haben, denn in den östlich benachbarten Waldgebieten außerhalb des Wildschutzgebiet gibt es nachweislich Brutzeitbeobachtungen (Winkel & Flösser 1990). Nach den aktuellsten Daten zu urteilen leben nach den Rufen und Beobachtungen zu urteilen im Jahr 2000 mindestens zwei Brutpaare im Wildschutzgebiet (Simon nachrichtl.), und zwar in den selben Altbuchenbeständen, die bereits 1990 bzw. 1994 als Revierzentren festgestellt wurden. Verbreitung: Er ist ein über Europa und Asien weit- verbreiteter Altholzbewohner (boreale und gemäßigte Zone der Paläarktis), der in Mittel- und Westeuropa infolge der Zunahme von (Fichten-)Hochwäldern ab Ende des 19. Jh. eine Populationszunahme und Areal- ausweitung erlebte. Er besiedelt bei uns alle Höhenlagen und ist hier größtenteils Standvogel, primär ziehen die Buchen um 80–100, bei Kiefern um 80–90 Jahre. Ent- juvenilen Tiere und siedeln sich im weiteren Umkreis an. scheidend für die Wahl der Höhlenbäume ist neben Lebensraum: Der Schwarzspecht besiedelt haupt- einem entsprechenden Stammumfang ein freier Anflug sächlich Buchen-Tannenwälder und reine Buchen- (Hölzinger 1987). wälder mit vorwiegend geradwüchsigen, hoch astfreien Dryocopus martius benötigt zur Deckung seines Nah- Stämmen als Brutbäume. Lichte, nicht zu dichte Alt- rungsbedarfes große Reviere mit einer Ausdehnung von holzbestände werden bevorzugt. Die Höhlen werden 450–500 ha und oft größer, wobei gleichzeitig besetzte 5–18 m hoch vor allem in Buchen, seltener in Tannen Bruthöhlen mindestens 900 m auseinander liegen. Seine und Kiefern angelegt. Das Mindestbaumalter liegt bei Nahrung besteht überwiegend aus Larven, Puppen und 105

Imagines von Ameisen und holzbewohnenden Käfern, gesetzt (HGON & SVW 2006). Er ist zudem eine Art ferner andere Wirbellose und pflanzliche Nahrung. der Vogelschutz-Richtlinie (Anh. I), für die europaweit Die gezimmerten Schwarzspechthöhlen sind aufgrund besondere Schutzmaßnahmen vorzusehen sind. Gebiete ihrer Größe von besonderer Bedeutung für andere mit ihrem reproduktiven Vorkommen sind unter Schutz höhlenbewohnende Tiere wie z. B. Fledermäuse, Baum- zu stellen. marder, Wald- und Raufußkauz, Hohltaube, Dohle oder Hornisse. Insgesamt kennt man mindestens 37 Tierarten aus den Klassen der Säuger, Vögel und Wirbellosen als Nachnutzer. Somit stellt Dryocopus martius eine wichtige Pionierart im Ökosystem „Wald“ dar. Gefährdung: Der zwar nicht häufige Schwarzspecht ist aufgrund seiner konstanten Bestandsentwicklung im Kreis Darmstadt-Dieburg (1990) wie auch in Hes- sen (2.000–3.000 Brutpaare) und der BRD nicht akut bedroht, wurde aber auf die hessische Vorwarnliste

Picoides major (L.) – Buntspecht

Fundort: Wir trafen die Art praktisch im gesamten Laubwälder im allgemeinen dichter besiedelt werden Gebiet innerhalb der Waldungen an. als Nadelwälder. Aufgrund der relativ hohen Dichte von Status: Da wir im Wildschutzgebiet praktisch reinen Buntspechten in unseren Wäldern kommt ihm dort eine Laubwald vorliegen haben, ist auch die Dichte der Brut- nicht zu unter schätzende Bedeutung als Schädlingsvertil- paare entsprechend hoch. Da unmöglich alle Bruthöhlen ger zu. festgestellt werden konnten, aber die Art durchgehend Gefährdung: Bedroht ist die Art derzeit nicht, man von 1992–1994 flächendeckend beobachtet wurde, schät- nimmt in Hessen eine Dichte von über 10.000 Brut- zen wir den Brutpaarbestand auf mindestens 15–20 Brut- paaren an. paare, was einer hiesigen Reviergröße von etwa 25–30 ha entspräche. Die Bestandsdichte scheint auch 2001 ähn- lich hoch zu sein, wie die letzten Begehungen zeigen. Verbreitung: Die bei uns mit Abstand häufigste Spechtart des Nadel- und Laubwaldgürtels Eurasiens, einschließlich Japans, Vorder- und Hinterindiens. Er kann in unseren Breiten sowohl Stand-, Strich- als auch fakul- tativer Zugvogel sein, die juvenilen Tiere wandern auf jeden Fall oft weiter als 100 km ab. Zuzug nördlicher und östlicher Exemplare als Wintergäste. Lebensraum: Picoides major zeigt keine so enge Bio- topbindung wie die oben beschriebenen Spechtarten, vor allem besiedelt er Laub- und Nadelwaldlandschaften, ferner Parks und Feldgehölze, Gärten. Auch ist seine Speisekarte reichhaltiger als die anderer Spechtarten (Insekten, Beeren, fettreiche Samen). Von daher braucht sein Revier keine zu großen Ausmaße zu haben. Die mittlere Reviergröße eines Paares gibt Bezzel (1985) mit 40–60 ha an, in Extremfällen unter 10 ha, wobei die 106

Dendrocopos medius (L.) – Mittelspecht

Fundort: Während anfänglich nur durch Verhören 10–15 Reviere festgestellt wurden, konnte mit dem Ein- satz der Klangattrappe im März 2003 praktisch in allen älteren Eichenbeständen der Mittelspecht an 23 Stellen festgestellt werden. Status: Beobachtungen im Kreis Darmstadt-Dieburg zeigen, dass der Mittelspecht durch seine speziellen Habitatansprüche nicht flächendeckend, sondern dort nur in einzel nen Gebieten als Brutvogel vorkommt, so auch in den östlich an das Wildschutzgebiet angren- zenden Waldbereichen (Winkel & Flösser 1990). Im Wildschutzgebiet selbst konnten wir im Zeitraum von 1992–94 im zeitigen Frühjahr (März/April) 10–15 Brut- paare feststel len. Die erneute Bestandsaufnahme im Frühjahr 2003 mit Einsatz einer Klangattrappe ergab mindestens 23 Brutreviere in den Eichenbeständen. Die meisten Revierzentren blieben in dem Zeitraum 1992– 2003 nahezu identisch. Verbreitung: Er ist in der westpaläarktischen Laub- waldzone verbreitet, in Mitteleuropa fast ganz auf die Tiefebene (Auen), große Becken und auf tiefe, warme Lagen der Mittelgebirge beschränkt. Auch er ist vorwie- gend Stand- und Strichvogel, während einzelne mitunter weit und fernab der Brutplätze anzutreffen sind (Bezzel 1985). In Hessen liegen seine Verbreitungsschwerpunkte in den eichenreichen Wäldern Südhessens sowie im west- lichen Mittelhessen (Heimer in HGON 1993–2000). Lebensraum: Sein Habitatspektrum ist sehr schmal- Dendrocopos medius (Mittelspecht) bevorzugt bandig durch seine starke Bindung an die Eiche. Er Eichenwald, er ist 2003 mit 23 Brutpaaren im bewohnt ursprünglich alte Eichenwälder, primär die Wildschutzgebiet vertreten. Hartholzauen und Flußtalwaldgesellschaften sowie Laub- und Mischwälder mit eingestreuten Eichen. Als Sekundärbiotope nutzt er auch Parks oder extensive Streuobstflächen, die sich ausschließlich im Anschluß an Eichenwälder befinden. Die Mindestgröße einer Wald- parzelle für ein Brutpaar wird von Bezzel (1985) mit Gefährdung: Mit 5.000–7.000 Brutpaaren wurde Den- 3.3 ha angegeben, in größeren Eichenwaldflächen beträgt drocopos medius in Hessen auf die Vorwarnliste zurück- die Reviergröße etwa 20 ha. Seine Bruthöhlen baut er gestuft (HGON & SVW 2006), im Kreis Darmstadt-Die- meist in geschädigten mehr oder weniger ausgefaulten burg gilt er als bedroht (Winkel & Flösser 1990). Er Stämmen oder starken Ästen von Laubbäumen. Auch gehört ebenfalls zu den Arten der Vogelschutz-Richtlinie nutzt er oft über Jahre dieselbe Bruthöhle. (Anh. I), für die europaweit besondere Schutzmaßnah- Als sog. „Suchspecht“ frisst er bevorzugt stamm- und men vorzusehen sind. Gebiete mit ihrem reproduktiven rindenbewohnende Arthropoden, die er in den Rin- Vorkommen sind unter Schutz zu stellen. denritzen aufspürt. Im Herbst und Winter kann auch vegetabili sche Kost dominieren. 107

Dendrocopos minor (L.) – Kleinspecht

Fundort: Im Wildschutzgebiet Kranichstein konnten wir und Zweigen. Im Winter frisst er vor allem unter Rinde den Kleinspecht in drei Bereichen beobachten. So einmal sitzende Insekten (bes. Käfer) und holzbohrende Larven. im Bereich der Hengstriedwiese am 15. April 1994 und Somit hat er im Forst auch eine gewisse Bedeutung im einen Tag später nördlich der Spitalwiese. Im Gegensatz zu Sinne biologischer Schädlingsbekämpfung. diesen einmaligen Beobachtungen vernahmen wir Ende Gefährdung: Der Rückgang von Streuobstwiesen in April 1994 mehrmals seine Rufe im Bereich der ehemaligen Hessen auf weniger als ein Zehntel des Vorkriegsbestan- Kuhhirtswiese, wo seit der Nutzungsaufgabe Schwarzerlen des wie auch von weichholzreichen Auwaldkomplexen Fuß gefasst und dort mittlerweile einen kleinen Bruchwald dürften die Hauptursachen seiner Gefährdung sein ausgebildet haben. Im April 2002 wurde er auch in der Silz- (Conz in HGON 1993–2000). Mit einer auf 1.500–2.500 aue südlich der Kuhhirtswiese gehört. Brutpaaren ermittelten Dichte gilt Dendrocopus minor Status: Wahrscheinlich handelte es sich im Bereich der heute in Hessen nicht mehr als bedroht (HGON & SVW Hengstriedwiese um ein umher streifendes Männchen, 2006). denn spätere Nachsuchen erbrachten dort keine wei- teren Nachweise. Im Bereich der ehemaligen Kuhhirts- wiese konnte 1994 während der Brutzeit kein direkter Brut nachweis (Bruthöhle, Jungtiere) trotz mehrmaliger Beobachtungen (4) erbracht werden. Es gibt jedoch Brutnachweise und Brutzeitbeobachtungen direkt in den östlich angrenzenden Waldgebieten des Kreises (Winkel & Flösser 1990), Hinweise also, dass mit einer Brut der Art im östlichen Untersuchungsraum jederzeit gerechnet werden kann. Verbreitung: Die geographische Verbreitung des Kleinspechtes ist auf den paläarktischen Waldgürtel beschränkt mit Verbreitungslücken in höheren Gebir- gen und geschlossenen Nadelwäldern. Höhenlagen über 400 m werden nur spärlich besiedelt. Er ist bei uns Stand- und Strichvogel, wobei er vor allem im Herbst auch abseits der Brut gebiete umherstreift. Lebensraum: Sein Biotop sind parkartige oder lichte Laub- und Mischwälder, wobei Weichhölzer wie Pappeln und Weiden bevorzugt werden. So siedelt er besonders gerne in Hart- und Weichholzauen, feuchten Erlen- und Hainbuchenwäldern. Geschlossene Wälder bewohnt er höchstens am Rande, gelegentlich auch Hausgärten mit altem Baum bestand, Obstgärten oder kleine Gehölz- gruppen. Nur außerhalb der Brutzeit kommt er auch in anderen Biotopen vor, mitunter sogar in Nadelwäldern (Bezzel 1985). Die Größe der Kleinspechtreviere ist mit der des Buntspechtes vergleichbar, in größeren, geeig- neten Forstflächen wie im Untersuchungsgebiet liegt die mittlere Dichte bei < 0,1 Brutpaare/10 ha (Glutz & Bauer 1980). Seine Nahrung ist fast nur tierisch. Besonders im Sommer liest er Insekten und deren Larven von Blättern 108

2.9.6 Weitere bemerkenswerte Brutvogelarten

2.9.6.1 Singvögel (Passeres)

Acrocephalus cirpaceus (HERMANN) – Teichrohrsänger

Fundort: Der einzige Fundort sowohl 1990 als auch weniger trockengefallene, z.T. verbuschte Biotope meist in den Folgejahren beschränkt sich auf die Röhricht- im Bereich von Verlandungszonen zur Rast aufgesucht. fläche mit Graben in der südlichen Rottwiese, wo über Gefährdung: Als Gefährdungsursachen steht die die gesamte Brutzeit ein Männchen zumindest verhört Lebensraumzerstörung an erster Stelle, vor allen Dingen werden konnte. Auch Simon (briefl.) bestätigte das die Vernichtung von Röhricht-Beständen durch unter- Vorkommen des Teichrohrsängers in dem Röhricht am schiedlichste Maßnahmen (Flussbegradigung, Entwässe- 28. 06. 2000. rung, Veränderung des Grundwasserspiegels, Auffüllen, Status: Regelmäßiges Brutvorkommen mit einem Kiesabbau, Naherholung, Mähen, Brennen etc.). Aber Brutpaar während der letzten 10 Jahre. auch der Verlust von Klein- und Kleinst-Lebensräumen, Lebensraum: Die Art bewohnt Pflanzengesellschaften die meist am Rande von Kulturflächen liegen, entzieht der Verlandungszonen, also Schilfröhrichte (Phragmites der Art bestandserhaltenden Brutraum. Störungen an australis) und Rohrkolbenbestände (Typha-Arten) mit seinen Brutplätzen (Angler, Wassersport) sind ebenso hoher bis mittlerer Feuchtigkeit. Der Teichrohrsänger Gefährdungsfaktor wie Einwirkungen von Umweltche- bevorzugt als Neststandort mehrjährig ungemähte Flä- mikalien (Pestizide), die sich ebenfalls negativ auf den chen gegenüber einjährigen Schilfbeständen (Hölzinger Bestand des Teichrohrsängers auswirken, da dadurch 1987). Neben diesen Habitaten kann die Art auch in seine Nahrungsgrundlage (Arthropoden, Insekten, Spin- Lebensräumen mit Brennnesseln (Urtica), Weiden- nen) gefährdet ist. röschen (Epilobium), Wasserdost (Eupatorium) und Zum Schutz sind die Schilfbestände zu sichern, die eingestreuten Weidenbüschen vorkommen. Weiterhin Wasserqualität zu verbessern und die Brutgebiete zu besiedelt die Art auch Kleinhabitate wie z. B. verschilfte beruhigen (Schutzgebietsausweisung). Gräben. Die Brutzeit dauert von Mitte Mai bis Anfang Derzeit schätzt man in Hessen 1.500–2.000 Brut- August. Die Rast-Habitate auf dem Zug entsprechen paare, daher wurde die Art auf die Vorwarnliste gesetzt weitgehend den Zug-Habitaten, auch werden mehr oder (HGON & SVW 2006).

Alauda arvensis (L.) – Feldlerche

Fundort: Vorkommen von Alauda arvensis wurden nur im östlichen Bereich der Kernwiese und in Grünland- bereichen der Alten Kühruh/Silzaue festgestellt. Status: 2–3 Brutpaare auf schwach frischen Grünland- bereichen im östlichen Wildschutzgebiet. Lebensraum: Der Vogel brütet nur in offenem Gelän- de mit weitgehend freiem Hori zont. Troc kene bis wech- selfeuchte Böden sowie niedrige und abwechslungsreich strukturierte Gras- und Krautschicht und karge Vege- tation mit offenen Stellen werden von ihm als Habitat und Brutgebiet bevorzugt. Während bei feuchten Böden die Brutdichte gering bleibt, ist er auf trockenen Böden (Grün- und Ackerland) hoch. Dabei scheint der Optimal- biotop extensives Grünland mit fehlender Baumstruktur zu sein. Ab dem Frühjahr ernährt sich die Feldlerche überwiegend von Schnecken, Würmern und Insekten (Tipuliden, Dipteren), im Winter frisst sie vorwiegend Vegetabilien wie Unkrautsamen, Getreidekörner, Keim- Alauda arvensis (Feldlerche) ist mit 2–3 Brutpaaren auf linge etc. (Bezzel 1993). Wiesen im östlichen Wildschutzgebiet vertreten. 109

Gefährdung: Eine unserer typischsten Vogelarten der Kulturenvielfalt, rasche Frucht- und Ernte folge, Mais- freien Feldflur, deren Bestände in letzter Zeit derartig anbau, Verschwinden von Randstreifen usw.). Auch stark abge nommen haben, dass sie auf die Vorwarnliste klimatische Einflüsse (kalte Win ter) verursachen der hessischen und bundesdeutschen Roten Liste gesetzt kurzfristige Populationseinbrüche. wurde. Die Ursachen des Rückganges der Siedlungsdich- Mit mehr als 10.000 Brutpaaren in Hessen steht die te und des Bruterfolges liegen in der Intensivierung der Feldlerche auf der Vorwarnliste (HGON & SVW 2006). landwirtschaftlichen Nutzung (Umbruch von Grünland, Grün landdüngung, wachsende Schlaggröße, abnehmende

Alcedo atthis (L.) – Eisvogel

Fundort: Alle Beobachtungen von Alcedo atthis (Hoffmann 1990, nachrichtl.) stammen vom Silzbach. Am 12. 05. 2002 konnte sein dortiges Vorkommen vom Autor bestätigt werden. Status: Potenziell ist er als Brutvogel in der Silzaue zu betrachten, denn er kann hier regelmäßig beobachtet werden. Jedoch fehlt der Nachweis eines Bruthöhlen- Standortes. Lebensraum: Alcedo atthis ist in ganz Hessen an mit fischreichen Fließgewässern und Teichen mit guten Sichtverhältnissen verbreitet. Voraussetzung sind aus- reichend Sitzwarten unter 2 m Höhe und überhängende oder senkrechte Abbruchkanten über 50 cm hoch, wo die Anlage einer Nisthöhle möglich ist. Die Bruthöhle kann auch einige 100 m vom Fischgewässer entfernt lie- gen. Auf dem Durchzug werden ähnliche Gewässer wie Alcedo atthis (Eisvogel) ist schon seit vielen Jahren zur Brutzeit bevorzugt. Als Nahrung fischt der Eisvogel Brutvogel in der Silzbachaue. kleine Fische, gewöhnlich zwischen 4–5 cm Länge, im Sommer halbjahr kommen zusätzlich Insekten, Kaul- quappen, kleine Frösche, auch Molche auf seinen Speise- plan (Bezzel 1985). Gefährdung: Der Einfluss extrem kalter und lan- ganhaltender Winter übertrifft andere bestandsmini- mierende Faktoren deutlich, doch können die Verluste in den Folgejahren durch hohe Reproduktionsraten wieder ausgeglichen werden (Enderlein et al. 1998). Die ursächliche Gefährdung dieser Vogelart liegt aber in Gewässerausbau und -verschmutzung, auch bei Schad- stoffbelastung der Nahrung sowie Störung (Intensiv- erhohlung, Sportfischerei) und Zerstörung der Brut- plätze. So wurden noch 1991 für Hessen 20–80 Brutpaare angegeben, dank des verbesserten Gewässerschutzes und Renaturierungsmaßnahmen hat sich die Brutpaardichte während der letzen 15 Jahre auf 200–600 erhöht (HGON & SVW 2006). 110

Anthus trivialis (L.) – Baumpieper

Fundort: Die Art wurde sowohl innerhalb des Waldes Gefährdung: Anthus trivialis stand 1997 in Hessen an lichten Stellen (Windwurfflächen) beobachtet als noch auf der Vorwarnliste, heute gilt er als gefährdete auch an vielen besonnten Waldrandabschnitten zu den Art, denn die hessische Bestandsdichte ist auf derzeit Wiesen. 5.000–8.000 Brutpaare zurückgegangen (HGON & SVW Status: Brutvogel an mehreren Stellen im Wildschutz- 2006). Wenn auch repräsentative Bestandserfassungen gebiet. fehlen, so deuteten nach Enderlein et al. (1998) regio- Lebensraum: Der Vogel brütet in offenem bis halbof- nale Untersuchungen bereits in den 1970er und 1980er fenen Gelände mit hohen Sitz- und Singwarten (Bäume, Jahren auf einen rückläufigen Bestandstrend hin. Als Sträucher) sowie mit gut ausgebildeter, reich strukturier- Ursachen werden Lebensraumverlust und -beeinträch- ter Krautschicht für sein Neststand und zur Nahrungssu- tigung durch die Intensivierung der Landwirtschaft che. Gemieden wird ein hoher Deckungsgrad (> 80%) genannt. von Bäumen und sehr schattige Flächen, bevorzugt wird eine Strauchschichtdeckung unter 30% auf besonnten Flächen (Bezzel 1993). Typische Brutstandorte sind sonnige lichte Waldränder, Lichtungen, Kahlschläge, sehr junge Aufforstungen, Heide- und Moorflächen mit Einzel- bäumen oder -büschen, lichte Laub- und Nadelwälder oder Auwälder bis hin zu Feldgehölzen im Kulturland. Nach der Brutzeit ist Anthus trivialis zur Nahrungssuche auf Äckern, Brachen, Wiesen und Weiden zu finden. Er ernährt sich im Sommer von kleinen Insekten, im Früh- jahr und Herbst auch von Vegetabilien.

Cinclus cinclus (L.) – Wasseramsel

Fundort: Ausschließliches Vorkommen an der Silz. Status: Brutvogel der Silzaue im Osten des Wild- schutzgebietes. Lebensraum: Cinclus cinclus ist sehr eng an schnell- fließende, gut durchlüftete Bach- und Flussläufe ange- passt. Bevorzugt werden offenbar die Mittel- und Unter- läufe der Mittelgebirgsbäche, die mindestens 2 m breit sind und stellenweise seichte Wasserstellen aufweisen, hier ist die dichteste Besiedlung. Erforderlich zur Besied- lung eines Gewässers sind weiterhin ein ausreichendes Insektenangebot (besonders Eintags-, Köcher- und Stein- fliegen), geeignete Neststandorte, Schlafplätze, perma- nente Wasserführung und ein steiniges Bach- oder Fluss- bett. Verunreinigte Gewässerabschnitte, ebenso schmale und seichte Oberläufe von Bächen werden gemieden. Cinclus cinclus (Wasseramsel) ist Brutvogel in der Silzaue. Nur außerhalb der Brutzeit kann Cinclus cinclus auch an langsamfließenden Flüssen und an Ufern stehender Gewässer angetroffen werden. Gefährdung: Drastische Bestandsabnahmen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg durch Gewässerausbau, Beseitigung alter Mühlen, Abschlagen von Ufergehölzen in Hessen, denn ohne die intensiven Artenschutzbemü- und Verunreinigung vieler Gewässer verursacht. Die hungen wäre wieder mit einem deutlichen Rückgang zu Schaffung von Brutmöglichkeiten, Renaturierungen und rechnen gewesen (Enderlein et al. 1998). Der hessische der Bau von Kläranlagen führten zu Bestandserholun- Bestand liegt derzeit bei 1.500–3.000 Brutpaaren (HGON & gen. Dennoch stand die Art bis 2006 auf der Vorwarnliste SVW 2006). 111

Corvus corax (L.) – Kolkrabe

Fundort: Am 15. 04. 2002 wurde am südlichen Wald- 40–50 Brutpaare (Hormann et al. 1997), derzeit liegt sie rand der Hengstriedwiese erstmals ein balzendes Paar des bei 150–200 (HGON & SVW 2006). Die größte Gefähr- Kolkraben im Wildschutzgebiet beobachtet. Während dung in Hessen liegt in einer möglichen Wiederzulassung einer späteren Begehung (25. 06. 2002) wurde ganz in der der Jagd auf Rabenkrähen, da es sicher zu Artverwechs- Nähe des ersten Fundortes wiederholt ein Alttier beob- lungen kommen wird. Auch Störungen am Horst sind achtet. problematisch (Berck in HGON 1993–2000). Status: Aufgrund des ausdauernden Balzverhaltens und einer wiederholten Beobachtung schätzen wir die Art zumindest als potenziellen Brutvogel ein. Derzeit kommt es vor allem im Raum Odenwald zur allmähli- chen Wiedereinwanderung und zu Bruten (vgl. Berck in HGON 1993–2000). Lebensraum: Corvus corax bewohnt sehr unterschied- liche Habitate, so ist er an Steilküsten und in Mittel- bis Hochgebirgslagen als Felsbrüter zu beobachten und in halboffenen bis sogar offenen Landschaften als Baum- brüter im Wald und in Feldgehölzen. In Mitteleuropa kam es durch Jagdschonung zur Wiedereinwanderung in die Kulturlandschaft (Bezzel 1993). Gefährdung: 1912 wurde das letzte brütende Paar vor seiner Ausrottung in Hessen beobachtet. Seit den 1980er Jahren kommt es zu einer allmählichen Wieder- besiedlung aus Südniedersachsen und Thüringen. Man schätzte vor einigen Jahren die Dichte in Hessen auf

Hippolais icterina (VIEILLOT) – Gelbspötter

Fundort: Nach Angaben von Hoffmann (1990, längerfristig eine Bestandsabnahme vermutet. Man nachrichtl.) kam die Art bis 1990 regelmäßig in der Silz- schätzt derzeit in Hessen eine Dichte von 600–1.500 aue vor, spätere Begehungen des Wildschutzgebietes Brutpaaren (Enderlein et al. 1998, HGON & SVW erbrachten erst wieder im Frühjahr 1994 sowie 1995 2006). jeweils einen Nachweis (singendes Männchen) in der aufgeforsteten Fläche westlich der Kernwiese, wo etwa 2–3 m hoher Birken- und Weidenanflug dominierten. Status: Bis 1990 regelmäßiger Brutvogel, danach wei- terhin zumindest unregelmäßiger Brutvogel. Lebensraum: Die höchste Dichte an Bruten erreicht Hippolais icterina in Auwäldern, feuchten Eichen- Hainbuchen-Mischwäldern und Feldgehölzen der Niederungsgebiete. Dort siedelt er an Stellen, wo hohe Gebüsche und ein lockerer Baumbestand vorherrschen, also vorzugsweise mehrschichtige Bestände mit gerin- gem Deckungsgrad der Oberschicht. Gelegentlich findet man ihn auch in Friedhöfen, Parks, verwilderten Obst- gärten, Pappelpflanzungen und Erlenbrüchen, weniger in geschlossenen Laubwäldern und auch kaum lichten Nadelwäldern. Seine Hauptnahrung sind Insekten, Spin- nen, Raupen, gelegentlich auch Beeren. Gefährdung: Hippolais icterina weist zuweilen kurzfristige Bestandsschwankungen auf, dennoch wird 112

Lanius collurio (L.) – Neuntöter

Fundort: Ein Brutpaar wurde 1990 im Bereich der Alten Kühruh mit Streuobstbestand festgestellt. 1993 konnte dort wieder ein Brutpaar bestätigt werden. Die Art wurde auf einer größeren Windwurffläche westlich der Kernwiese vergeblich erwartet. Simon (briefl.) berich- tet von einer erfolgreichen Neuntöterbrut im Gebüsch entlang des zentralen Grabens auf der Rott wiese am 28. 06. 2000. Status: Brutvogel nur im Osten und Norden des Wild- schutzgebietes auf Wiesen. Lebensraum: Der Neuntöter bewohnt gerne offene bis halboffene, vielseitig strukturierte und zumeist exten- siv genutzte Kulturlandschaften mit Gebüschen und Hecken. Aber er siedelt auch mitten im Wald in größe- ren Schlagfluren und Windbruchflächen in noch frühen Sukzes sionsstadien mit niedrigem Gehölzaufwuchs, Stauden- und Krautfluren. Warme Waldränder an offe- nen Heideflächen gehören ebenso zu seinen Revieren. Vor aussetzung für ein Vorkommen des Neuntöters sind geeigneter Bewuchs zur Nestanlage und freie Flächen als Nahrungsraum. Stachel- und dornenbewehrte Nestun- terlagen werden bevor zugt, ganz besonders Schwarzdorn (Prunus spinosa) und Heckenrose (Rosa canina) (Höl- zinger 1987). Gefährdung: Die hauptsächlichen Gefährdungs- ursachen von Lanius collurio liegen in tiefgreifenden Veränderungen der Kulturlandschaft: Flurbereinigungen Lanius collurio (Neuntöter) brütet im Bereich von drei mit Heckenrodungen, Anlage großflächiger Monokul- Wiesen im Wildschutzgebiet. turen, Baugebietsausweisungen (Erlemann in HGON 1993–2000). Seit Mitte der 1980er Jahre wird in Teilbe- (HGON & SVW 2006). Nach der BArtSchV ist er beson- reichen Hessens wieder ein positiver Bestandstrend ver- ders geschützt und die europäische Vogelschutzrichtlinie zeichnet. Derzeit sind es 5.000–8.000 Brutpaare, sodass (Anhang I) verlangt für ihn besondere Schutzmaßnah- die Art von der Vorwarnliste genommen werden konnte men.

Locustella naevia (BODDAERT) – Feldschwirl

Fundort: Ein Vorkommen konnte im Bereich der süd- flächen, Kahlschläge, Großseggensümpfe und Pfeifen- lichen Rottwiese am Graben neben einer Schilfröhricht- graswiesen mit eingestreuten Büschen (Bezzel 1993). fläche 1990 als auch wiederholt 1992 und 1994 festgestellt Als Nahrung werden ausschließlich kleine bis mittelgro- werden. Simon (briefl.) bestätigt wieder das dortige Brut- ße Insekten genommen. revier am 28. 06. 2000. Gefährdung: Intensivierung der Landwirtschaft, Auf- Status: Regelmäßiger Brutvogel, jedoch nur ein Brut- forstungen, aber auch unterbleibende Entbuschung in paar. Brachen und Sukzessionsflächen gehören zu den wich- Lebensraum: Locustella naevia gehört ebenfalls zu tigsten Gefährdungsfaktoren. den Bödenbrütern, der Offenland mit dichter 20–30 cm Für Hessen werden 1.500–3.000 Brutpaare geschätzt hoher Krautschicht und eingestreuten höheren Warten (HGON & SVW 2006). (Sträucher, Stauden) als Brutstandort bevorzugt. Die Bodenfeuchte spielt keine Rolle. Reine Schilf- oder Grasflächen ohne höhere Strukturen werden gemieden. Typische Brutbiotope sind Heide-, Brache- und Ruderal- 113

Oriolus oriolus (L.) – Pirol

Fundort: Oriolus oriolus wurde zwischen 1990 und Gefährdung: Die Vernichtung artenreicher Auwälder, 2002 immer wieder in vier Hochwaldbereichen des bis 1989 Umwandlung von Laubwäldern in Fichtenforste Wildschutzgebietes festgestellt, südlich der Kernwie- (seit „Wiebke“ 1990 nicht mehr praktiziert), Rückgang se (Eichenbestand), südöstlich der Hengstriedwiese alter Laubwälder durch das Waldster ben, Nahrungsver- (Buchen-Eichenbestand), östlich der Ganswiese (Erlen- knappung durch Insektizidanwendungen. Auch außer- bruch) und südöstlich der Rottwiese (Eichenbestand). halb der europäischen Brutgebiete (z. B. Ägypten) ist er Status: Regelmäßiger Brutvogel mit 3–4 Brutpaaren gefährdet durch Vogelfang, Pestizide, Rodung tropischer bis 2002. Wälder. Auch stark frequen tierte Straßen durch Wald- Lebensraum: Der Pirol bewohnt bei uns bevorzugt bereiche können den Pirol nachhaltig stören bis in eine hohe Laubbaumbestände (Hallenwaldtyp) auch ohne Waldtiefe von 1.750 m (Reijnen 1995). Daneben dürften Unterwuchs. Dazu gehören nach Fischer & Berck (in klimatische Faktoren als Grund für Bestandsschwankun- HGON 1993–2000) Eichen-Buchenwald, Auwald, Pappel- gen ausschlaggebend sein (Fischer & Berck in HGON streifen, Feldgehölze und Streuobstbestände. Nach 1993–2000). Derzeit wird der Bestand an Brutpaaren in eigenen Beobachtungen können auch die Kiefern-Hoch- Hessen auf >500 geschätzt. Daher steht die Art auf der wälder der Ebene besiedelt werden (Rausch et al. 1991, Vorwarnliste (HGON & SVW 2006). 1993). Die höchsten Brutdichten erreicht die Art jedoch in Auwäldern (Hölzinger 1987).

Phoenicurus phoenicurus (L.) – Gartenrotschwanz

Fundort: Der Gartenrotschwanz konnte einmal im Der Schutz, Erhalt und Wiederaufbau vorgenannter Wildschutzgebiet eher zufällig festgestellt werden. Zur Biotopstrukturen sind nach Gottschalk (in HGON beginnenden Brutzeit am 15. 04. 1999 hörten wir bei 1993–2000) die wichtigsten Maßnahmen zur Förderung einem Spaziergang ausdauernd seinen typischen Ruf am der Art. besonnten nörlichen Waldrand zur Kernwiese auf einem Nach der Roten Liste Hessen ist der Gartenrot- dürren Ast einer Alteiche. schwanz mit 1.000–2.000 Brutpaaren gefährdet (HGON Status: Möglicherweise brütet der Gartenrotschwanz & SVW 2006) und in der Roten Liste BRD steht er auf neuerdings innerhalb des Wildschutzgebietes, während der Vorwarnliste. Außerdem gehört er zu den Arten, der offiziellen Begehungen von 1990 bis 1995 wurde er deren globale Populationen konzentriert in Europa dort nie beobachtet. vorkommen (> 50% des Weltbestandes entfällt auf Eur- Lebensraum: Der Gartenrotschwanz ist bekannt für opa) und die in Europa einen ungünstigen Schutzstatus seine hohe Reviertreue, als Nischen- und Höhlenbrüter haben. Nach der BArtSchV ist Phoenicurus phoenicurus ist er sehr anpassungsfähig. Er brütet zwar bevorzugt in be sonders geschützt. Baum höhlen lichter oder aufgelockerter Altholzbestän- de an Waldrändern, -lichtungen, Parklandschaften oder Streuobstwiesen in allen Höhenlagen, bezieht aber auch im Kulturland Nistkästen, Mauerlöcher, Felsspalten oder baut sein Nest unter Wurzeln nahe am Boden, seltener frei auf Bäumen und Sträuchern. Seine Nahrung setzt sich vor allem aus Insekten und Spinnentiere des Bodens und der Krautschicht zusammen, gelegentlich auch der Bäume und Kronenschicht. Gefährdung: Als Ursachen seines Rückganges sind die intensive Forstwirtschaft, der Rückgang von Auwaldstrukturen, fehlendes Altholz, der Verlust von Streuobstwie sen, Feldgehölzen und naturnaher Gärten sowie Insektizidanwendung zu nennen. Der Bestands- rückgang in den letzten Jahrzehnten auf nur noch 1.300– 2.500 Brutpaare liegt allein am Verlust der o. g. Lebens- raumschwerpunkte. 114

2.9.6.2 Nichtsingvögel (Nonpasseriformes)

Columba oenas (L.) – Hohltaube

Fundort: 1990 konnte Columba oenas einige Male in Fäulnis höhlen von Bäumen. Infolge starker Durchfors- Altholzbereichen nahe der Rottwiese verhört werden tung kommen natürliche Baumhöhlen sehr selten vor ohne Bruthöhlenfund (Abt. 648A-B, 649A-B, 650B). Wei- und so ist die Hohltaube verstärkt auf Schwarzspecht- tere Begehungen im Frühjahr 1990 und 1995 erbrachten höhlen angewiesen. Die finden sich vor allem in Buchen- südlich der Hengstriedwiese (Abt. 607, 623) und nord- Mischwäldern und reinen Buchenwäldern, die mindes- östlich der Kernwiese (Abt. 627) in beiden Buchen- tens 120 Jahre alt sind, da dort der Schwarzspecht seinen Althölzern den Brutnachweis. Auch Simon (briefl.) bevorzugten Lebensraum hat. Geschlossene Wälder und bestätigt mit seinen späteren Beobachtungen (Balzrufe reine Nadelforste werden von ihr gemieden. am 09. 06. 2000) ein Hohltaubenpaar im Waldmeister- Gefährdung: Hauptgefährdungsursachen der Hohltau- Buchenwald (Abt. 607). Am 20. 06. 2000 hört er Balzrufe be sind in der intensiven Waldnutzung zu suchen: Kahl- der Hohltaube nahe einer Brombeer-Landreitgras- hieb von Altholzbeständen, Zunahme der Parzellierung Schlagflur nach Windwurf 1990/91 (Abt. 630). Während geschlossener Waldgebiete, zu kurze Umtriebszeiten, der letzten Begehung am 28. 05. 2002 wurden in Abt. 607, Abnahme des Laubholzanteils, Fällen von Hohlbäumen 622 und 623 wieder rufende Hohltauben vernommen. (auch während der Brutzeit). Durch die intensive Bewirt- Status: Gesichert nachgewiesene Brutvorkommen mit schaftung der Feldflur kommt es zusätzlich zu Nahrungs- 3–5 Paaren in zwei Altbuchenbeständen mit Schwarz- engpässen, da die Tiere auf artenreiche Wildkraut-Fluren spechthöhlen. angewiesen sind. Besonders schädigend wirkt sich hier Lebensraum: Columba oenas ist ein stark an den Wald der Einsatz von Herbiziden aus (Hölzinger 1987). In gebundener Vogel. Sie profitiert von den vorhandenen ihren Durchzugs- und Überwinterungsgebieten wird sie Schwarzspechthöhlen in den alten Buchen, die sie als obendrein noch bejagt. Während für das Land Hessen Bruthöhlen nutzt. von Hormann et al. (1997) die Brutpaardichte noch mit Die Taube, die in der Regel nicht bei uns überwintert, >2.000 mit steigender Tendenz angegeben wurde, liegt sie zieht bereits ab Juli bis November nach Südwest-Frank- z. Z. bei 5.000–8.000 (HGON & SVW 2006). In einigen reich und Spanien, kommt aber im zeitigen Frühjahr Regionen Hessens ist die Art aber immer noch von Brut- zurück. Sie ist als Höhlenbrüter auf vorgefertigte Höh- hilfen abhängig, da Althölzer fehlen. len angewiesen und brütet hauptsächlich in natürlichen

Cuculus canorus (L.) – Kuckuck

Fundort: Cuculus canorus wurde jedes Begehungsjahr Grasmücken, Rohrsänger, Rotkehlchen und Rotschwän- an verschiedenen Stellen im gesamten Wildschutzgebiet ze diese Bedingungen, zumal sie geeignete Nestgrößen verhört und beobachtet. haben, unempfindlich gegenüber Kuckuckseier sind und Status: Er tritt hier als regelmäßiger Brutvogel in die entsprechende Nahrung (Insekten) suchen (Bezzel mehreren Brutpaaren auf. 1985). Lebensraum: Da der Kuckuck als Brutschmarotzer Gefährdung: Auch dieser Vogel ist in Hessen seit auf viele Arten von Wirtsvögeln zurückgreifen kann, sind über einer Dekade potenziell bestandsbedroht, mit etwa ihm im Gegensatz zur Wirtsspezifität in bezug auf die 1.500–3.000 Brutpaaren steht er seit 1997 auf der Vor- Habitat-Ansprüche kaum Grenzen gesetzt. Er ist zwar warnliste. Die Bestandsentwicklung korreliert scheinbar generell Bewohner von Wäldern, zumindest halboffener mit den Beständen der bevorzugten Wirtsvögel (Ender- Landschaften, zur Eiablage werden aber auch deckungs- lein et al. 1998). Auch kommt es zu hohen Verlusten lose, offene Flächen aufgesucht, solange Reviermarkie- unter den flügge gewordenen Jungvögeln, deren Ursa- rung und Wirtsvogelbeobachtung von höheren Warten chen allerdings nicht bekannt sind. Verluste auf dem (Bäume, Sträucher, Pfähle u. ä.) möglich sind (Glutz et langen Zug bis nach Afrika reduzieren den Bestand al. 1980). Seine Wirtsvögel sind Kleinvögel von Laubsän- ebenso. Bauer & Berthold (1996) geben als Gründe für ger- bis Drosselgröße mit meist hoher Siedlungsdichte Bestandsfluktuationen u. a. den drastischen Rückgang und auf große Entfernung erkennbaren Neststandort der Schmetterlingsfauna sowie die Bekämpfung von (z. B. Boden-, Röhricht- oder Buschbrüter). Am besten Insektenkalamitäten mit Bioziden an. erfüllen Stelzen, Pieper, Würger, Heckenbraunelle, 115

Gallinago gallinago (L.) – Bekassine

Fundort: Gallinago gallinago kann regelmäßig auf der Rottwiese während ihrer Balzflüge im zeitigen Frühjahr beobachtet werden. Sowohl 1990 und in den Folgejahren bis zum Abschluss der Beobachtungen 1995 wurde die Art dort angetroffen. Die Beobachtung eines singfliegenden Männ- chens über der Hengstriedwiese im zeitigen Frühjahr 1990 von Goebel (briefl.) wurde in diesem und den Folgejahren nicht mehr bestätigt. Auch Simon (briefl.) bestätigt das Vor- kommen, er berichtet von 2 Bekassinen, die am 27. 06. 1991 auf der Rottwiese fliegen (21.00 h), am 02. 07. 1991 sitzt eine Bekassine auf einem Holzpfosten auf der Rottwiese (08.30 h), am 09. 07. 1991 ruft eine Bekassine auf der Rott- wiese (22.10 h). Ein Jahr später am 06. 06. 1992 beobachtet er wiederum 2–3 Bekassinen rufend auf der Rottwiese. Am 22. 04. 1999 werden 2 Bekassinen auf verschiedenen Wasser- Gallinago gallinago (Bekassine) wurde auf zwei Wiesen flächen der Rottwiese bestätigt. im Wildschutzgebiet beobachtet. Auf dem Foto sind Status: Regelmäßiger Brutvogel (1–2 Brutpaare) auf zwei Bekassinen mit einer Stockente zu sehen. der Rottwiese. Die Hengstriedwiese ist trotz der einmali- gen Beobachtung der Bekassine von Goebel (briefl.) als Brutbiotop nicht geeignet, hierzu ist die Waldwiese Gefährdung: Die hessische Bestandsdichte lag bis nicht offen genug, sie wird durch eine hindurchziehen- 1997 aktuell bei <200 Brutpaaren mit weiter rückläu- de Eichenallee, auf der Spaziergänger sowie Radfahrer figem Bestandstrend seit gut 20 Jahren. Derzeit wird obendrein ständig Störungen einbringen, zweigeteilt. die Brutpaardichte mit nur noch 100–150 angegeben Lebensraum: Gallinago gallinago brütet auf feuch- (HGON & SVW 2006). Die ohnehin zahlenmäßig klei- ten bis nassen Flächen wie Hoch- und Flachmoore, nen Vorkommen gingen aufgrund von Entwässerungs- Feuchtwiesen, Verlandungszonen oder auf sumpfigen maßnahmen und der Intensivierung der Landwirtschaft Stellen des Kulturlandes. Wichtig ist das Vorhandensein (Günlandumbruch) stark zurück, aber auch Aufforstun- teils dichter, deckungsreicher aber niedriger Vegetation gen in Feuchtgebieten, Bebauung und Straßenbau zer- (Einzel bäume werden geduldet). Ihr Nahrungsbiotop störten viele Brutgebiete (Enderlein et al. 1998). Aus kann außerhalb des Brutreviers liegen. Während des diesen Gründen ist Gallinago gallinago in Hessen und Zuges bevorzugt sie Schlammbänke und Seichtwasser- Deutschland als vom Aussterben bedroht bzw. als stark zonen bis 10 cm Wassertiefe mit nicht zu dichter Vegeta- gefährdet eingestuft. tion und weichen Böden (Bezzel 1985).

Scolopax rusticola (L.) – Waldschnepfe

Fundort: Singfliegende Männchen wurden ab 1990 einmal gute Flugmöglichkeiten, zum anderen findet sie vom Autor und von Simon (briefl.) in Randzonen der hier eine gut entwickelte Krautschicht mit Deckungs- Rottwiese, Kernwiese und an der Höllwiese festgestellt und Brutmöglichkeiten. Dennoch brütet sie nach Bezzel und 1994 wieder bestätigt. 2001 wurde eine singfliegende (1985) gelegentlich in reinen Nadelwäldern. Wichtig für Waldschnepfe abends am 15. Mai bei der Kernwiese das Vorkommen der dämmerungs- und nachtaktiven vernommen. Schnepfe sind auch die im Gebiet vorhandenen offe- Status: Regelmäßiges Brutvorkommen mit mindestens nen Randzonen und Lichtungen für die singfliegenden 2–3 Brutrevieren. Da jedoch nicht alle 13 Waldwiesen Männchen. des Gebietes systematisch nach Scolopax rusticola aufge- Gefährdung: Man schätzt derzeit 1.000–2.000 Reviere, sucht wurden, kann mit noch weiteren Brutvorkommen jedoch ist aufgrund der heimlichen, nächtlichen Lebens- gerechnet werden. weise über die Verbreitung und Bestandsgröße wenig Lebensraum: Sie bevorzugt als Lebensraum ausge- Gesichertes bekannt. Die Waldschnepfe ist in Hessen dehnte Hochwälder (Laub- und Laubmischwälder), zumindest potenziell gefährdet (Vorwarnliste). deren Bäume nicht allzu dicht stehen. Dort hat sie 116

Upupa epops (L.) – Wiedehopf

Fundort: Gelegentlich wird der Wiedehopf im Wild- Gefährdung: Von Bedeutung für den Fortbestand des schutzgebiet beobachtet, wobei er in den letzten 3–4 Wiedehopfes, der in Hessen höchstens 5–10 Brutvorkom- Jahren regelmäßig auch zur Brutzeit immer im selben men hat (HGON & SVW 2006), sind Erhalt und Förde- Bereich gesehen wurde (Hoffmann nachrichtl. 2002). rung von Brutbäumen mit Specht- und Fäulnishöhlen, Aus Gründen des Artenschutzes wird jedoch auf eine der Schutz seiner Lebensräume und die Einschränkung genaue Ortsangabe verzichtet. der Biozideinsätze in Forst- und Landwirtschaft. In Status: Bisher galt die Art im Wildschutzgebiet als potenziellen Brutrevieren sollte der Höhlenmangel Durchzügler und Nahrungsgast, die regelmäßigen Beo- durch künstliche Höhlen (spez. Wiedehopf-Kästen) kom- bachtungen der letzten Jahre im selben Areal des Wild- pensiert werden. In Hessen sowie Deutschland ist er vom schutzgebietes lassen auf eine potenzielle Brut schließen. Aussterben bedroht. Lebensraum: Die Brutgebiete des Wiedehopfes liegen stets in niederschlagsarmen, warmen Gebieten mit locke- rem Baumbestand in sonst offener Landschaft. Seine Lebens räume sind Streuobstgebiete, extensiv genutzte Landschaften mit Feldgehölzen und freistehenden Bäu- men, baumbestandene Viehweiden, lichte Kiefernwälder, Steppenheiden u. ä.. Zur Nahrungssuche (Bodenjagd) werden gerne Magerrasen aufgesucht (Hölzinger 1987). Gebrütet wird in Höhlen und Halbhöhlen. Spechthöhlen, vor allem vom Grün- und Schwarzspecht, spielen neben Fäulnishöhlen eine besondere Rolle. Daneben können Bruten auch in Kaninchenbauten, Bretterstapeln oder Steinhaufen vorkommen. Die Hauptnahrung des Wiede- hopfes sind Großinsekten, besonders Engerlinge, Grillen, Maulwurfsgrillen Laufkäfer oder Schmetterlingsraupen etc. (Bezzel 1985).

2.9.7 Bemerkenswerte Nahrungsgäste, Wintergäste und Durchzügler

Anthus pratensis (L.) – Wiesenpieper

Fundort: Während der Zugzeit anfangs April 1990 Weidezäune, Leitungsdrähte oder höhere Einzelpflanzen. wurde ein kleiner Trupp auf der Kernwiese ausgemacht, Vorwiegend ernährt sich der Vogel von kleinen Glieder- 1992 noch einmal auf der Rottwiese. tieren, Insekten, Spinnen, Schnecken und Würmern. Im Status: Anthus pratensis nutzt als Durchzügler offen- Winter frisst er auch Vegetabilien wie Sämereien von bar die beiden großen Wiesen des Wildschutzgebietes als Gräsern, Seggen und Knöterich. Rastbiotop während der Zugzeit. Als Bruthabitat schei- Gefährdung: Die vermuteten Gefährdungsursachen nen die Wiesen im Wildschutzgebiet nicht offen genug zu des bedrohten Vogels, der in ganz Mitteleuropa einen sein. Rückgang erlebt, ist die Senkung des Grundwasserspie- Lebensraum: Der Vogel bevorzugt offenes oder gels, Entwässerungen der Feuchtwiesen, Intensivierung zumindest baum- und straucharmes, von Gräben oder der Grünlandwirtschaft, Umbruch oder Aufforstungen Böschungen durchzogenes Gelände mit relativ hohem von Grünland, Freizeitaktivitäten (Bezzel 1993). Auch Grundwasserspiegel oder Feuchtstellen, wo eine Kraut- die Vorkommen in sog. Sekundärbiotopen (Kiesgruben) stelle ihm als Bodenbrüter Deckung bietet, ohne die sind durch Sukzession oder erneute Nutzung gefährdet Bewegung bei der Futtersuche einzuschränken (Glutz (Erlemann & Schläfer 1992). Während Anthus pratensis et al. 1985). Seltener brütet er in Kahlschlägen oder von Hormann et al. (1997) noch mit 700–1.200 Brutpaa- unterschiedlichen Typen von Ruderalflächen, monotone ren in Hessen angegeben wurde, ist die Brutpaardichte Feldflächen meidet der Wiesenpieper völlig (Bezzel heute auf 500–600 gesunken und die Art gilt jetzt als 1993). Wichtig sind zudem ausreichende Warten wie stark gefährdet (HGON & SVW 2006). 117

Coturnix coturnix (L.) – Wachtel

Fundort: Ein nur zweimal rufendes Tier konnte am Gefährdungsursachen: Verantwortlich für den zuneh- 15. 05. 2001 nachts während einer Fledermausexkursion menden Rückgang der Wachtel sind nach Hölzinger in der südlichen Kernwiese verhört werden. (1987) drei Faktoren: Fang, Lebensraumveränderungen, Status: So schreiben bereits 1990 Winkel & Flösser, Klima. Der bei uns mittlerweile verbotene Wachtelfang dass im Kreis Darmstadt-Dieburg Coturnix coturnix als geht indessen in den Brutgebieten der Mittelmeerländer seltener Brutvogel auftritt. Im Wildschutzgebiet handelt (bes. Italien) und in Nordafrika (Überwinterungsgebiet) es sich aber in jedem Falle um eine Durchzugsbeobach- uneingeschränkt weiter. Der Gesamtfang geht in die tung. Millionen. Lebensraum-Ansprüche: Die Wachtel bevorzugt offe- Bei den negativen Veränderungen des Lebensraumes nes, weiträumig extensiv genutztes Kulturland wie Wie- rangiert die Intensivierung der Landwirtschaft an erster sen in den verschiedensten Bewirtschaftungstypen – von Stelle (Flurbereinigung mit Verlust von Kleinstrukturen, Streuobstwiesen bis hin zu den Fettwiesen – und Felder. Biozideinsatz mit Verlust der vegetabilischen und ani- Als Brutplätze wählt sie gerne Getreide- und Kleefelder. malischen Nahrungsgrundlage, häufige und frühe Mäh- Feuchte Böden werden von der Wach tel zwar vorgezo- termine, starke Stickstoff-Düngung, dichte Saatreihen gen, aber es gibt auch nicht wenige Brutvorkommen auf in Getreidefeldern mit Einschränkung der Bewegungs- trockenen Standorten (Hölzinger 1987). Als optimale freiheit). Habitatstruktur im Lebensraum ist eine hohe Kraut- schicht als Deckung vor Prädatoren (Fuchs, Marder, Greifvögel) wichtig. Beste Lebensbedingungen findet die Art in extensiv genutzten Feldern mit Ackerwildkräu- tern, in zwei- und mehrjährigen Ackerbrachen und in mageren einmäh digen Wiesen.

Crex crex (L.) – Wachtelkönig

Fundort: Ein nur kurz rufendes Tier konnte am Gefährdung: Crex crex hat gegenüber früheren Jahren 28. 05. 1990 in der südlichen Rottwiese verhört werden. stark abgenommen und ist derzeit wohl nur sporadischer Eine abendliche Nachsuche, die Art ist dämmerungs- Brutvogel in Hessen (Enderlein et al. 1998). In letzter und nachtaktiv, blieb ergebnislos. Zeit sind in Hessen schwankend lediglich 10–40 besetzte Status: Im Kreis Darmstadt-Dieburg erscheint Crex Reviere bekannt. Daher gilt die Art in Hessen und auch crex sehr unregelmäßig sowohl als Durchzügler wie auch in der BRD als vom Aussterben bedroht. als Brutvogel. Winkel & Flösser (1990) berichten von der letzten bekannten Brut im Landkreis Darmstadt- Dieburg 1984, allerdings konnte der Autor im östlichen Landkreis 2001 ein Brutpaar bestätigen. Im Wildschutz- gebiet handelte es sich trotz der Brutzeitbeobachtung sicherlich nur um ein durchziehendes Tier, dennoch kann eine sporadische Brut auf der Rottwiese oder auch Kern- wiese nicht ausgeschlossen werden. Lebensraum: Der zu den Rallen gehörende Crex crex benötigt offenes Gelände, vorzugsweise extensiv genutz- te Wiesen, feucht bis staunass oder trocken, jedoch mit dichter Vegetation (Deckung) und ohne stehendes Was- ser. Die wichtigsten Brutplätze sind zwar feuchte Mäh- wiesen in Niederungen, die spät bewirtschaftet werden, aber in manchen Jahren finden Ackerbruten in Getreide- feldern, Rüben- und Kartoffeläckern oder Kleeschlägen statt. Als Nahrung dienen insbesondere Wirbellose (Heu- schrecken, Spinnen, Käfer), daneben auch Sämereien und grüne Pflanzenteile (Bezzel 1985). 118

Delichon urbica (L.) – Mehlschwalbe

Fundort: Vorrangig wurde Delichon urbica im Bereich Gefährdung: Im längerfristigen Trend (25–30 Jahre) der Weiden in der Silzaue beim Insektenfang angetrof- wurde eine starke Bestandsabnahme auf 30.000–80.000 fen. Gelegentlich tritt sie auch auf der nahegelegenen Brutpaare mit Stabilisierung Anfang der 1990er Jahre Kernwiese auf. beobachtet (Enderlein et al. 1998). Deshalb wurde Status: Sie tritt jährlich als regelmäßiger Nahrungs- Delichon urbica auf die Rote Liste gesetzt und gilt gast im östlichen Wildschutzgebiet auf, ihre Brutkolonie aktuell in Hessen als gefährdet. befindet sich jedoch außerhalb des Gebietes. Lebensraum: Die Brutkolonien der Mehlschwalbe sind bei uns vor allem menschliche Siedlun gen vom Einzelhaus bis zum Großstadtzentrum, wobei Gewäs- sernähe bevorzugt wird. Dort kann sie am Ufer leicht ihr Bau material (z. B. Schlamm, auch Ton, Lehm) für die Nest anlage holen und auf Nahrungsjagd gehen. Fehlen Gewässer und offene Flächen als Jagdgebiete in Kolonie- nähe, dann jagt sie auch weiter entfernt vom Neststand- ort nach diversen Luftinsekten. Nestmaterial wird dann oft an Pfützen oder aus näheren Baugruben geholt.

Hirundo rustica (L.) – Rauchschwalbe

Fundort: Auch Hirundo rustica nutzt vorrangig die Intensivierung der Landwirtschaft mit Aufgabe der tradi- Weiden in der Silzaue zum Insektenfang. Daneben tionellen Milch- und Fleischviehhaltung, andererseits in befliegt sie sowohl die nahegelegene Kernwiese als auch der zunehmenden Modernisierung und dem Verschwin- die Rottwiese. den dörfli cher und kleinbäuerlicher Strukturen (Bauer & Status: Sie tritt jährlich als regelmäßiger Nahrungs- Berthold 1996). Die Rauchschwalbe scheint in der Brut- gast im östlichen Wildschutzgebiet auf, ihre Brutkolonie platzwahl nicht flexibel genug zu sein, um den starken befindet sich ebenfalls außerhalb des Gebietes. Bestandsrückgang kurzfristig kompensieren zu können. Lebensraum: Sie ist ein ausgesprochener Kulturfolger Erhebliche Verluste erleidet die Art in ihrem Überwin- in offenen Landschaften, brütet in Ställen und anderen terungsgebiet. So werden jährlich etwa 200.000 Vögel Gebäuden, mitunter an Brücken, Schächten usw. Mit an einem Schlafplatz in Nigeria gefangen (Ash 1995, in: zunehmender Verstädterung der Siedlungen nimmt Enderlein et al. 1998). ihre Dichte ab, in Großstädten fehlt sie gänzlich. Ihre Nahrungsjagd nach Insekten unternimmt sie meist in Nestnähe, daher sind dort offene Grünflächen erforder- lich. Ab Mitte Juli bis Mitte September werden teils sehr zahlreich Gemeinschaftsschlafplätze zumeist in Schilf- beständen besetzt, kleinere in Mais, Staudenfluren oder auf Bäu men (Bezzel 1993). Gefährdung: Die Rauchschwalbe ist in Hessen immer noch weit verbreitet, jedoch hat der Bestand vielerorts stark abgenommen, insgesamt auf 10.000–50.000 Brut- paare. Die Hauptursachen liegen einerseits in einem zuneh menden Nistplatz- und Nahrungsverlust durch die 119

Motacilla flava (L.) – Wiesenschafstelze

Fundort: Regelmäßig zur Zugzeit kann Motacilla flava sogar auf intensiv bewirtschafteten Agrarflächen auf den Weiden der Silzaue beobachtet werden (Hoff- (Bezzel 1993). mann 1990 nachrichtl.). Gefährdung: Der Langzeittrend ist bundesweit nega- Status: Regelmäßiger Durchzügler, kein Brutvogel. tiv. Als Gefährdungsgrund nennt Behrens et al. (1985) Lebensraum: Die Schafstelze ist ein Charaktervogel die Vernichtung des Lebensraumes durch Umbruch oder der weiten flachen Auen, sucht die Nähe des Wassers Dauerbeweidung von Wiesen sowie den Strukturverlust und bewohnt Sümpfe, Wiesen und extensive Weiden, im verbliebenen Grünland durch Artenverarmung (vor seltener Felder. Auch Ruderal- und Bracheflächen allem Kräuter) infolge der Begün stigung schnell wach- können Brutrevier sein. Ihr Nest hat sie in einer Boden- sender Grasarten (N 2-Düngung, früher und mehrfacher vertiefung, verdeckt unter Gras oder Getreide. Weitere Schnitt, Kreiselmähereinsatz). Während noch 1991 der Habitatkriterien sind wechselnasse/-feuchte Böden, hessische Bestand auf 200–400 Brutpaare (RLH 1991) höhere Stauden, Sträucher oder Pfosten als Warten. In geschätzt wurde, hat sich die Bestandssituation bis 1997 der Kulturlandschaft siedelt sie zunehmend in Hack- mit 1.000–1.300 und bis heute mit >10.000 entspannt, frucht-, Klee- und Futterpflanzen schlägen, regional daher steht sie nur noch auf der deutschen Vorwarnliste.

Nucifraga caryocatactes (L.) – Tannenhäher

Fundort: Nach Hoffmann (1990 nachrichtl.) tritt Gefährdung: Seit den 1950er Jahren breitet sich die Nucifraga caryocatactes sporadisch sowohl im Wild- Art in Hessen aus, Schwerpunktvorkommen liegen in der schutzgebiet als auch im direkt anschließenden Messeler Rhön, in Vogelsberg und Kaufunger Wald. Ursache sind Wald auf. die vielen aus Sicht des Naturschutzes negativen Fichten- Status: Unregelmäßiger Gastvogel im Wildschutzgebiet. aufforstungen seit dieser Zeit (Veit in HGON 1997). Da Lebensraum: Nucifraga caryocatactes ist ein seltener die Bestandsdichte bei 200–500 Brutpaaren liegt, steht er Brutvogel höherer Lagen hessischer Mittelgebirge. Er auf der hessischen Vorwarnliste. besiedelt dort vorwiegend Wälder mit hohem Nadelholz- anteil.

Passer domesticus (L.) – Haussperling

Fundort: Alte Kühruh und Silzaue im Bereich der (Brutstandort) zu Ackerflächen können 2–5 km weit Pferdeweiden. reichen. Das Nahrungsspektrum ist dem des Feldsper- Status: Regelmäßiger Nahrungsgast. lings sehr ähnlich, wobei der Haus sperling Getreide Lebensraum: Dort wo es menschliche Siedlungen gibt, bevorzugt, als Nestlingsnahrung dienen ebenfalls Insek- lebt auch der Haussperling. Die Tiere nisten als Höhlen- ten. brüter vorwiegend in „Kolonien“ sowohl in Städten als Gefährdung: Die Angabe in der hessischen Roten Lis- auch im ländli chen Raum. Einzel ansiedlungen sind nicht te von >10.000 Brutpaaren ist sicherlich nur als Mindest- von Dauer. Während die Nisthöhlen sich überwiegend an bestand der Art anzusehen, denn noch 1997 wurden von Gebäuden befinden, müssen zur Nahrungsaufnahme und Berck (in HGON 1993–2000) 200.000–300.000 Brutpaare Deckung im Umfeld Gärten, Grasland, Feld, Gebüsche angegeben. Im ländlichen Raum werden allerdings seit oder Bäume vorhanden sein. Oft kommt es zu Schlaf- einiger Zeit Bestands abnahmen registriert, die mit der platzgesellschaften in dichten Hecken, Gebüschen oder Aufgabe von Tierhaltungen (freilaufende Hühner) und Bäumen in Städten, auch an Häuserfronten (z. B. auch in der Monotonisierung ländlicher Strukturen begründet alten Mehlschwalbennestern) und leerstehenden Gebäu- werden (Bauer & Berthold 1996). Bedingt durch den den. Lediglich geschlossene Waldgebiete werden als rückläufigen Bestandstrend steht der Haussperling eben- Siedlungsraum vom Haussperling gemieden. Nahrungs- falls hessenweit auf der Vorwarnliste. erwerb auf dem Boden, auf Halmen und Kräutern, meist in der Nähe von Deckung (Hecken oder Gebüsch an offenen Flächen). Nahrungsflüge von Siedlungsrändern 120

Passer montanus (L.) – Feldsperling

Fundort: Wenige Tiere wurden während der Begehun- gen 1990 gelegentlich im Bereich der Alten Kühruh und Silzaue auf der Suche nach Nahrung beobachtet. Status: Passer montanus ist als Nahrungsgast im öst- lichen Wildschutzgebiet zu betrachten. Lebensraum: Die Brutareale des Feldsperlings lie- gen im Gegensatz zum Haussperling vor nehmlich im landwirtschaftlich genutzten Umland von Siedlungen, aber auch in lichten Baum- und Streuobstbeständen, Feldgehölzen, Hecken, Windschutzstreifen, Alleen, Ufergehöl zen an Fließgewässern, Wald rändern und sogar in Gartenstadtsiedlungen. Fehlt in den locker bebauten Vorstadtbereichen und dörflichen Siedlungen der Haus- sperling, so dringt er auch dort ein. Seine Nahrung sind hauptsächlich Sämereien (Gräser, Getreide, Kräuter), die Nestlings nahrung sind anfangs kleine Insekten (Blatt- läuse), später größere (Raupen, Heuschrecken, Käfer). Gefährdung: Für die meist in Baumhöhlen brütende Art ist das Brutplatzangebot oft der bestandslimitierende Passer montanus (Feldsperling) kommt lediglich zur Faktor. Erhebliche kurzfristige Bestandsschwankungen Nahrungssuche in das Wildschutzgebiet. sind meist abhängig von Klima und Nahrungsbedin- gungen im Winter. In Hessen werden Abnahmen in tigten Streuobstgebieten auf (Enderlein et al. 1998). Waldgebieten und flurbereinigten Flächen festgestellt. Bedingt durch den rückläufigen Bestandstrend steht der Der abnehmende Bestandstrend der letzten 25 Jahre ist Feldsperling hessen- als auch bundesweit auf der Vor- ohne Zweifel mit der Intensivierung der Landwirtschaft warnliste. In Hessen wird der Bestand auf >10.000 Brut- zu begründen. Kein Rückgang trat u. a. in unbeeinträch- paare geschätzt.

Saxicola rubetra (L.) – Braunkehlchen

Fundort: Während der Zugzeit 1990 wurde ein kleiner Trupp (3 Tiere) auf der Kernwiese beobachtet, Anfang Mai 1993 ebenfalls 3 Tiere auf der Rottwiese. Simon (briefl.) beobachtete am 21. März 2000 durchziehende Braunkehl- chen auf der oberen Kernwiese, ohne jedoch eine Zahl zu nennen. Die Ansitzwarten sind die von den Rothirschen zerschlagenen Erlenstöcke entlang des Wiesengrabens. Status: Saxicola rubetra tritt als Durchzügler auf den beiden großen Wiesen im Wildschutzgebiet auf. Als Brut- habitate sind Kernwiese und Rottwiese offenbar nicht groß bzw. nicht offen genug. Lebensraum: Das Braunkehlchen ist an offene grö- Saxicola rubetra (Braunkehlchen) ist im Frühjahr ßere Wiesenflächen der Ebene und auch des Berglandes während der Zugzeit als Durchzügler auf Rottwiese und gebunden. Als Bruthabitat bevorzugt diese stark bedroh- Kernwiese zu beobachten. te Art artenreiche und vertikal reich gegliederte, feuchte Mähwiesen, aber auch sumpfige Wiesen, feuchte Senken Gefährdung: Während das Brutvorkommen des und nicht überschwemmte Riedgebiete. Erforderliche Braunkehlchens in Hessen vor 10 Jahren noch auf ca. Strukturelemente der Landschaft sind Hochstaudenflu- 650–700 Paare geschätzt wurde (Hormann et al. 1997, ren, Gebüsche, Bäume und anthropogene Strukturen wie Enderlein et al. 1998), liegt die heutige Brutpaardichte Weidezäune und Pfosten zum Ansitzen und Ausspähen bei 400–600 (HGON & SVW 2006). Der Rückgang des von Beute (Insekten). in Hessen stark gefährdeten Vogels ist auf Umbruch 121

und Dauerbeweidung zurückzuführen. Zusätzliche hochwüchsige Grasarten begünstigt (N2-Düngung, früher Gefährdungsfaktoren sind Strukturverluste durch Arten- und mehrfacher Schnitt; Brutgefährdung durch Kreisel- verarmung (insbes. Kräuter) im verbleibenden Grünland mähereinsatz), aber auch der Verlust von Sitzwarten. durch intensive Bewirtschaftung, die schnell- und

2.10 Fledermäuse (Mammalia: schieden, wobei Langohren oder Hufeisennasen zwi- Chiroptera) schen ihren Sommer- und Winterquartieren nur wenige Kilometer zurücklegen, Abendsegler und Rauhautfleder- 2.10.1 Allgemeines maus Entfernungen von mehr als 1000 km zurücklegen können (vgl. Kock: AGFH 1994, Frank & Dietz 1999). Unsere heimischen Fledermäuse sind vorrangig nacht- Seit den 1950er und 1960er Jahren fanden in Teilen aktive Insektenjäger. Sie setzen zur Orientierung und unserer Landschaft strukturelle Veränderungen mit der- zum Nahrungserwerb eine Form des Biosonars ein, art hoher Geschwindigkeit statt, dass viele Fledermaus- wobei Ultraschalllaute emittiert werden und das empfan- bestände drastische Einbußen erlitten. Daher sind alle gene Echo zur Erkennung und Lokalisation der Beute in Deutschland vorkommenden Arten mittlerweile stark und Umgebung dient. Die Navigation bei Flügen am Tag gefährdet bzw. sogar vom Aussterben bedroht (Kock & und in der Dämmerung geschieht wohl über die Augen, Kugelschafter 1996, Boye et al. in Binot et al. 1998). denn bei solchen Flügen teilweise über weite Strecken Die aktuellen Gefährdungsursachen sind laut Frank & stoßen sie keinen Laut aus (Dietz nachrichtl. 2002). Dietz (1999) nach wie vor: In Deutschland sind derzeit 20 Fledermausarten bekannt, 17 davon leben in Hessen, einschließlich der als x Verfolgung infolge von Unkenntnis und Aberglaube; Art bisher übersehenen Mückenfledermaus (Pipistrellus x direkte Zerstörung von Jagdgebieten, wie pygmaeus), die bis in die 1990er Jahre mit der Zwerg- beispielsweise die Trockenlegung von Gewässern, fledermaus (Pipistrellus pipistrellus) verwechselt wurde sowie die Zerstörung von Orientierungsstrukturen (Häussler et al. 1999). durch die Rodung von Hecken, Baumgruppen oder Die Fledermäuse sind aufgrund ihrer hohen Mobili- Alleen in sog. Flurbereinigungsverfahren; tät in der Lage, ein komplexes System von Teilhabitaten x Einsatz von Insektiziden und Herbiziden, der die in Abhängigkeit ihrer quartier- und nahrungsökologi- Jagdgebiete entwertet und das Artenspektrum der schen Bedürfnisse im Jahresverlauf zu nutzen. Aus der Beutetiere drastisch reduziert; Summe der mosaikartig verteilten Teilhabitate setzt x fehlende Voraussetzungen von Sommerquartieren sich ihr Gesamtlebensraum zusammen. Fast alle nutzen bzw. deren Zerstörung; alten Laubwald zum Teil als Gesamtlebensraum wie die x Zerstörung von Winterquartieren. Bechsteinfledermaus oder der Kleinabendsegler, die ihre Jagdbiotope, Wochenstuben und Winterquartiere So zeigen neuere Untersuchungen, dass viele Fledermaus- (Baumhöhlen und -spalten) ausschließlich im Wald haben. arten, auch Waldarten, eine sehr traditionelle Quartierbe- Weitere Arten haben ebenfalls im Laubwald ihr Schwer- punktvorkommen (Jagdbiotope, Zwischenquartiere), ihre Wochenstuben aber befinden sich meist in und an Gebäu- den (Dachräume, Verschalungen u. ä.) und ihre Winter- quartiere in Stollen oder Felshöhlen auch außerhalb des Waldes. Dann gibt es in Hessen noch Fledermausarten, die zwar auch gelegentlich im und am Wald jagen, dort auch Zwischenquartiere haben können, aber ihre Jagd- biotope liegen bevorzugt in der offenen Landschaft, ihre Wochenstuben sind ebenfalls in und an Gebäuden und ihre Winterquartiere befinden sich ebenfalls in Stollen und Felshöhlen (vgl. Blab 1993, Frank & Dietz 1999). Auch die hohe Mobilität der Fledermäuse ist bemer- kenswert, so werden sowohl zwischen Tagesschlafplatz Eine unserer kleinsten Fledermausarten ist Pipistrellus und Jagdgebiet als auch bei ihren Wanderungen zwischen pipistrellus (Zwergfledermaus). Sie fliegt regelmäßig im Sommer- und Winterquartieren oft viele Kilometer Wildschutzgebiet entlang von Wegen und Waldrändern zurückgelegt. Entsprechend wird auch zwischen Kurz- und hat hier auch Quartiere. Die Aufnahme zeigt einen strecken-, Mittelstrecken- und Fernwanderern unter- etwa dreiwöchigen Pflegling. 122 legung haben, die Tiere nutzen beispielsweise Baumhöh- 2.10.2 Methoden len über sehr viele Jahre hinweg, wie es beispielsweise für Altbäume im Philosophenwald in Gießen belegt wurde, Die Determination der Fledermäuse erfolgte einmal wo die seit 1965 existierende Grauspechthöhle in einer durch Sichtkontrollen während der gesellschaftlichen Buche bis heute als Winterquartier für bis zu 900 Abend- Flüge im Jagdgebiet. Zur weiteren Artbestimmung seglern dient (Frank & Dietz 1999). Wichtig hierbei ist wurden die Lautsignale der Tiere mit verschiedenen auch die Erkenntnis, dass viele Arten einen Quartier- Bat-Detectoren (FLAN 2.2, SKYE Instruments Mod. verbund, bestehend aus mehreren Quartieren in verschie- SBR 1210, Laar-BBS [10-facher Zeitdehnungsfaktor]) denen Altbäumen eines Waldes, nutzen. So ist jeder forst- hörbar gemacht. Während bis 1994 die Laut signale vom wirtschaftliche Eingriff im Wald, der die Herausnahme Detector direkt auf einen Casetten-Recorder (Grundig alter Bäume vorsieht, aus Sicht der Waldfledermäuse sehr BB 380) aufgenommen wurden, konnten während der kritisch zu betrachten. Auf jeden Fall sollte als minima- Begehungen 1995 und 2001 Fledermausrufe mittels eines le Vorsorge vor dem Hieb im Herbst und Winter jeder DAT-Recorders (Sony TCD-D7) digital und 10-fach ältere Baum mindestens mit dem Fernglas nach Höhlen zeitgedehnt vom Detector Laar-BBS übernommen und abgesucht werden. Werden Höhlen gefunden, so muss der gespeichert werden. Mittels eines speziellen Computer- Baum unbedingt stehen bleiben. Es kommt immer wieder programmes (VOXSCOPE Professional für Windows, Fa. vor, dass sich in gefällten Höhlenbäumen ein belegtes BVL von Laar) konnten die Lautsignale analysiert und Winterquartier befindet und die „winterschlafenden“ als Sonagramme dargestellt werden. Tiere diesen Eingriff nicht überleben. Der aufwendige personalintensive Netzfang von Fleder- Besonders wichtig ist aber die Etablierung eines Ver- mäusen und die Telemetrie zum schnelleren Auffinden von bundes von vielen Altholzbeständen innerhalb eines Wochenstuben-Quartieren wurde aus Kostengründen nicht jeden größeren zusammenhängenden Waldbestandes, die durchgeführt, werden aber für spätere fortführende Unter- forstlich nicht mehr genutzt werden dürfen. In fleder- suchungen an dieser Stelle empfohlen. mausreichen kleineren Waldgebieten mit alten Laubholz- Als Minimalprogramm zur Erfassung von Quartieren beständen, wie es im Wildschutzgebiet von Kranichstein wurden in einem Durchgang im Juli 1994 Kastenkontrol- (noch) verwirklicht ist, sollte die forstliche Nutzung len durchgeführt, um zumindest einige Quartiernachwei- unbedingt eingestellt werden. Der seit 1997/98 bis heute se zu erhalten. Ebenso sind Angaben über Fledermaus- praktizierte starke Aushieb alter Eichen und Buchen im Beobachtungen von Herzig (1996a, b, nachrichtl. 2001), Wildschutzgebiet zerstört (sicherlich ungewollt) Höhlen- Hoffmann (nachrichtl. 2001) und darüberhinaus die bäume und somit auch potenzielle wie tradierte Quartie- Erhebungsergebnisse der Grunddatenerfassung zum hie- re, im schlimmsten Falle sogar belegte Winterquartiere sigen FFH-Gebiet (Hohmann et al. 2002) berücksichtigt. (s. u. Nyctalus noctula).

Lautanalyse einer Bechsteinfledermaus. Die Lautanalyse einer im Wildschutzgebiet detektierten Bechsteinfledermaus zeigt links das Klangspektrogramm (kHz), oben das Oszillogramm und die Einzellaute als Sonagramm. 123

2.10.3 Gesamtartenspektrum sich mit der Determination der beiden Plecotus-Arten Braunes und Graues Langohr über Sonagramme. Auch Im gesamten Wildschutzgebiet wurden während unserer deren Lebensweise und Habitat-Ansprüche lassen kei- abendlichen Begehungen in den Jahren 1991 bis 1995/96 nen Ausschluss einer Art zu, das gleichzeitige Vorkom- und 2001 immer in den Monaten Mai bis August in den men beider Arten ist im Gebiet ebenfalls möglich und verschie densten Biotoptypen Fledermäuse festgestellt. wahrscheinlich. Letztendlich können aber nur Netzfänge, Insgesamt wurden innerhalb des Wildschutzgebietes Baumhöhlen-Nachweise mit anschließender Kontrolle 12–14 Fledermausarten nachgewiesen, die durch die bzw. Telemetrie genauen Aufschluss über die Myotis- nachträgliche physikalische Analyse ihrer Lautsignale bis und Plecotus-Arten geben. Bemerkenswert ist, dass die auf 2 Arten einwandfrei bestimmt werden konnten. So Bestandserfassung der Fledermäuse im Stadtgebiet von wissen wir bei den gefundenen Bartfledermäusen nicht, Herzig (1996a, b) ebenfalls ohne eine Differenzierung ob es sich um die Große und/oder Kleine Bartfledermaus zwischen Bartfledermäusen und Langohren insgesamt handelt, denn auf den Sonagrammen sind deren Rufe 12 Arten erbrachte. Somit sind im Wildschutzgebiet nur sehr schwer bis gar nicht zu unterscheiden (Herzig 100% aller Arten vertreten, die überhaupt im Stadt- 1996a). Andererseits ist das Vorkommen beider Arten gebiet von Darmstadt gefunden wurden, bzw . 70% aller im Wildschutzgebiet auch möglich. Ähnlich verhält es hessischen Arten.

Tabelle 10: Fledermäuse des Wildschutzgebietes Kranichstein

Status RLH RLD BASV FFH 1995 2001 1996 1998 2005 Anh. Vespertilionidae – Glattnasen Eptesicus serotinus (SCHREBER) Breitflügelfledermaus ÜÜ 2 V §§ IV Myotis bechsteini (KUHL) Bechsteinfledermaus z/ z/ 23§§II, IV Myotis spec. brandti (EVERSMANN) Große Bartfledermaus ~/? ~/? 2 2 §§ IV mystacinus (KUHL) Kleine Bartfledermaus ~/? ~/? 2 3 §§ IV Myotis myotis (BORKHAUSEN) Großes Mausohr Ü /Ü 2 3 §§ II, IV Myotis daubentoni (KUHL) Wasserfledermaus ÜÜ 3 - §§ IV Myotis nattereri (KUHL) Fransenfledermaus zz2 3 §§ IV Nyctalus leisleri (KUHL) Kleinabendsegler ÜÜ 2 G §§ IV Nyctalus noctula (SCHREBER) Abendsegler ~/ /Ü ~/ /Ü 3 3 §§ IV Pipistrellus nathusii (KEYSERLING & Rauhautfledermaus ÜÜ 2 G §§ IV BLASIUS) Pipistrellus pipistrellus (SCHREBER) Zwergfledermaus /Ü /Ü 3 - §§ IV Pipistrellus pygmaeus (LEACH) Mückenfledermaus ? /Ü 3 - §§ IV Plecotus spec. auritus (L.) Braunes Langohr ~/? ~/? 2 V §§ IV austriacus (FISCHER) Graues Langohr ~/? ~/? 2 2 §§ IV Gefährdungskategorien der RLH = Rote Liste Hessen und RLD = Rote Liste Deutschland 0 ausgestorben oder verschollen 3 gefährdet 1 vom Aussterben bedroht G Gefährdung anzunehmen, Status unbekannt 2 stark gefährdet V Arten der Vorwarnliste

BASV = Bundesartenschutzverordnung: Status: § besonders geschützte Art z bodenständig (Wochenstube) §§ streng geschützte Art ~ potenziell bodenständig Sommer-/Winterquartier Ü Nahrungsgast (Jagdbiotop), Durchzügler ? Artnachweis unsicher

FFH = Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union II Arten des Anhangs II: Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen! IV Arten des Anhangs IV: Streng zu schützende Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse! 124

Quartiere (‡) und Jagdhabitate ({) der 4 11 8 11 Fledermäuse im Wildschutzgebiet Kranichstein 3 8 10 und Umfeld: 8 N 8 4 10 3 5 (1) Eptesicus serotinus 8 11 11 8 (2) Myotis bechsteini 2 11 3 2 (3) Myotis brandti/ mystacinus 12 3 (4) Myotis myotis 8 10 11 2 8 (5) Myotis daubentoni 3 (6) Myotis nattereri 4 8 9 2 8 3 (7) Nyctalus leisleri 8 2 10 3 2 11 (8) Nyctalus noctula 8 1 8 12 (9) Pipistrellus nathusii 8 2 11 12 10 10 (10) Pipistrellus pipistrellus 8 2 11 (11) Pipistrellus pygmaeus 2 11 11 10 11 (12) Plecotus auritus/ austriacus 3 8 11 11 7 8 7 9 3 11 2 10 6 9 8 11 10 10 8 3 8 10 10 4 5 11 6 2 5 5

11 12 0

2.10.4 Bemerkenswerte Fledermausarten

Nachfolgend werden alle 12 angesprochenen Arten Wildschutzgebietes, der ja die Bestandsaufnahme vieler im einzelnen beschrieben (Verbreitung, Lebensraum, Tiergruppen vorsah, sicherlich gesprengt, denn gerade Gefährdung) und Fundort sowie ihr Status im Wildschutz- Quartieruntersuchungen sind äußerst zeitaufwendig, da gebiet angesprochen. Die Statusangaben sind jedoch zur erfolgreichen Auffindung allein einer Wochenstube unvollständig, denn eine intensive Suche nach Wochen- im Wald mehrere ganze Nächte benötigt werden, wobei stuben und sonstigen Quartieren in Baumhöhlen hätte der Erfolg nicht immer garantiert ist (vgl. Godmann: den Kostenrahmen zur faunistischen Untersuchung des AGFH 1994).

Eptesicus serotinus (SCHREBER) – Breitflügelfledermaus

Fundort: Die Art wurde mehrfach zwischen 1995 bis Waldränder, die sie in mittlerer Höhe abfliegt, Hecken, 1999 (Hoffmann, nachrichtl. 2001) und wieder 2001 in Wiesen, Parks, Gewässer, menschlicher Siedlungsraum der Silzaue festgestellt. Es flogen in diesem Jahr jeweils in Gärten und sogar in Großstädten. Zum Winterschlaf 1–3 Exemplare abendlich über die dortigen Wiesen und sucht die Art Dachböden, Keller, Höhlen, Stollen und Weiden entlang der Ufergehölze und dem Waldrand. sogar Geröllhaufen auf (Frank & Dietz 1999, Kallasch Status: Die Silzaue wird von Eptesicus serotinus & Lehnert: AGFH 1994). Als Aktionsradius wurden zwi- eindeutig als Jagdhabitat genutzt, denn deren Sommer- schen Wochenstubenquartier und Jagdgebiet zwischen quartier befindet sich seit über 10 Jahren im alten 2–3 km beobachtet, Untersuchungen von Diehl & Hein- Forsthaus von Messel, das etwa 2,3 km vom Jagdgebiet rich (1999) im Landkreis Darmstadt-Dieburg ergaben entfernt liegt. Wahrscheinlich jagen die Tiere auch an den sogar bei einer Kolonie einen Aktionsradius von 5 km. Waldrändern der Rottwiese und Kernwiese. Verbreitung: Der Kenntnisstand über die hessische Lebensraum: Eptesicus serotinus ist keine typische Population und deren Quartiere ist lückenhaft. Die Art Waldfledermaus, sie hat ihr Sommerquartier gerne in ist in Teilen Hessens, bevorzugt entlang von klimatisch Gebäuden, wo sie Spaltenräume beispielsweise hinter begünstigten Tallagen, verbreitet (Dietz & Simon 2002). Fassadenbekleidungen oder unter Dachziegeln, wie in Diehl & Heinrich (1999) berichten von 4 Wochenstuben dem Quartier von Messel, bezieht. Ihre Jagdhabitate sind und 2 weiteren Quartieren im Landkreis Darmstadt- 125

Dieburg und schätzen den Bestand auf etwa 350 Tiere, im Stadtkreis Darmstadt als stark gefährdet. Die hessischen Norden von Darmstadt wird eine weitere Wochen stube Bestände gelten ebenfalls als stark gefährdet. vermutet (Rausch 2004), Gefährdung: Für den Landkreis Darmstadt-Dieburg gilt heute Eptesicus serotinus als gefährdet, für den

Myotis bechsteini (KUHL) – Bechsteinfledermaus

Fundort: Myotis bechsteini konnte über den gesamten Beobachtungszeitraum von 1991–1994, dann 1996 und wieder 2001 an mehreren Stellen im Wildschutzgebiet trotz ihrer leisen Ortungslaute mit dem Bat-Detector festgestellt werden. Ein Sommer- bzw. Zwischenquartier fanden wir Anfang Juli 1994 in einem Nistkasten west- lich der Kernwiese besetzt mit 3 Männchen. Bereits am 19. 08. 1991 konnte Simon (briefl.) in der Morgendäm- merung das Schwarmverhalten von Fledermäusen auf einer Waldblöße im Stieleichen-Hainbuchenwald (Abtl. 627) nahe der Kernwiese beobachten und am 20. 07. 1992 wurden dort wiederholt morgens 8 schwärmende Fleder- mäuse als Myotis bechsteini festgestellt, die in einer nahen Eiche ihre Quartierhöhle (wahrscheinl. Wochen- stube) haben. Status: Die Bestandsaufnahmen der Waldfleder- mäuse (Kastenkontrollen im Juli/August 1996) für den Eine der typischen Waldfledermausarten ist Myotis Landkreis Darmstadt-Dieburg erbrachten immerhin bechsteini (Bechsteinfledermaus), die im Wildschutzgebiet 16 Sommer- bzw. Zwischenquartiere vornehmlich im an vielen Stellen mit alten Bäumen nachgewiesen wurde. waldreichen Ostkreis (Diehl & Heinrich 1999). Flug- beobachtungen von Herzig (1996a, b) für den Stadtkreis Darmstadt liegen ebenfalls mit Schwerpunkt im Wild- tigkeit und einer Temperatur von 3°–7° C. Die Fleder- schutzgebiet-Kranichstein vor. Neuere Untersuchun- mausart wandert offenbar nicht, sie ist ortstreu (weiteste gen in Waldbereichen nördlich des Wildschutzgebietes Wanderung 35 km). bestätigen weitere Vorkommen (Hohmann et al. 2002, Verbreitung: Nach den Angaben von Schober & Rausch 2004). Mehrere Wochenstuben dürften im Grimmberger (1987) ist die Verbreitung der Art auf die Gebiet sehr wahrscheinlich sein und die Art ist hier als gemäßigten Zonen Europas beschränkt. Über die Häu- fester Bestandteil der Fledermauszönose zu betrachten. figkeit in Europa ist bisher nur wenig bekannt, sie gilt als Aufgrund ihres heimlichen Auftretens wurden sicherlich selten mit nur lokalen Schwerpunktvorkommen. Derzeit während der nächtlichen Bestandsaufnahmen viele Tiere sind in Hessen 16 Wochenstuben und viele Einzelquar- übersehen. Wir gehen von einer dortigen reproduktiven tiernachweise bekannt (Dietz & Simon 2002). Die Nach- Population aus. weise dieser Art befinden sich auf immerhin 78 MTB- Lebensraum: Myotis bechsteini ist eine typische Wald- Quadranten und verteilen sich in erster Linie auf Funde fledermaus, die bevorzugt feuchte Mischwälder von einer winterschlafender Tiere in Stollen, die zu 80% mit Ein- Größe um 250–300 ha bewohnt, wo sie in Laubkronen zeltieren besetzt waren (max. 5 Tiere), sowie auf Som- Insekten nachstellt, aber auch in Kiefernwäldern, Parks merfunde in Nist- und Fledermauskästen im Wald mit und Gärten sowohl im Tiefland als auch im Mittelgebir- max. 26 Tieren (Godmann: AGFH 1994). Nach Dietz & ge vorkommt. Ihre Sommerquartiere (Wochenstuben) Simon (2002) sind in ganz Hessen 47 Winterquartiere mit befinden sich in Baumhöhlen, Stammfußhöhlen, Nist- Schwerpunktvorkommen im nordhessischen Bergland und Fleder mauskästen (keine Flachkästen), seltener in nachgewiesen. Im Landkreis Bergstraße kam es durch Gebäuden (Dachböden). Sie wechselt häufiger ihr Quar- Fuhrmann (1994) zu lediglich 5 Nachweisen (4 Quartie- tier. Die Wochenstubennachweise gelangen bisher nur in re, 1 Jagdrevier) der Art. Aktuelle Untersuchungen im Buchen- und Eichenbeständen (Godmann: AGFH 1994). anschließenden Wald nördlich des Wildschutzgebietes Bisher bekannte Winterquartiere sind bevor zugt Stollen, belegen ebenfalls Vorkommen der Bechsteinfledermaus dann Höhlen und Gewölbekeller mit hoher Luftfeuch- (Hohmann et al. 2002). 126

Gefährdung: Nach Einschätzung von Diehl & primär im Rückgang eines strukturreichen Waldbildes Heinrich (1999) für den (östlichen) Landkreis Darm- mit alten Hohlbäumen zu suchen. stadt-Dieburg, von Herzig (1996b) für den Stadtkreis Bemerkenswert ist der Schutzstatus von M. bechsteini Darmstadt und von Diehl (2000) für den benachbarten als FFH-Art (Anhang II, IV). Europaweit sind Gebiete Odenwaldkreis weist Myotis bechsteini in den hiesigen mit ihrem reproduktiven Vorkommen unter Schutz zu Waldgebieten eine relativ weite Verbreitung auf, obwohl stellen. dort seit den 1950er Jahren ein Rückgang registriert wird. Sie wurde für alle 3 Kreisgebiete als gefährdet eingestuft, in Hessen gilt sie als stark gefährdet. Die Ursachen sind

Myotis brandti (EVERSMANN) / M. mystacinus (KUHL) – Große / Kleine Bartfledermaus

Wir besprechen an dieser Stelle beide Arten zusammen, da wir aufgrund unserer Daten nicht unterscheiden kön- nen, um welche Art es sich genau handelt. Vorkom men von Myotis brandti in Europa wurde erst 1958 entdeckt.

Fundort: Im Wildschutzgebiet konnten wir im Juli 1995 sowie im Mai und Juni 2001 Einzelexemplare von Bartfledermäusen während der Jagd über dem Rotsuhl- weg und entlang der Bornschneise feststellen. Status: Quartiernachweise waren nicht möglich, aber da die Tiere sich zu dieser Zeit noch in den Sommerquar- tieren aufhalten, betrachten wir sie als potenziell boden- ständig innerhalb des Wildschutzgebietes. Lebensraum: Myotis brandti ist eine Waldfledermaus und stärker als Myotis mystacinus an Wald und die Nähe von Gewässern gebunden, weniger an menschlichen Siedlungsraum. Dennoch hat sie ihre Sommerquartiere (Wochenstuben) gerne in schmalen Spalten im Dachstuhl von Gebäuden, hinter Dachlatten, in Balkenlöchern, in Hochsitzen und auch in schmalen Fledermauskästen. Die Das Foto zeigt eine Bartfledermaus im Winterquartier. Winterquartiere sind oft in Höhlen, Stollen oder alten Im Frühjahr und Sommer jagen die Tiere an Bergwerken zu finden, wo die Temperatur konstant bei verschiedenen Stellen im Wildschutzgebiet. 3°–4° C liegt. Die Art ist wanderfähig (bis 230 km). Myotis mystacinus kommt zwar auch in Wäldern vor, ist jedoch nicht so deutlich an Wald und Wasser gebunden wie die Große Bartfledermaus. Sie ist eher sen werden konnte (Kallasch & Lehnert: AGFH 1994), eine Haus fledermaus mit Vorkommen in Parks, Gärten jedoch weist Dietz (AGFH, nachrichtl. 2001) darauf und Dörfern. Die Sommerquartiere befinden sich meist hin, dass die Art auch oft mit der Zwergfledermaus ver- an Gebäuden, selten in Nistkästen. Die Winterquartiere wechselt wird. Im Landkreis Bergstraße kam es durch befinden sich in Höhlen, Stollen und Kellern bei Tempe- Fuhrmann (1994) ebenfalls zu mehreren direkten und raturen um 2°–8° C. Die Kleine Bartfledermaus gilt eher indirekten Nachweisen, wobei keine sichere Trennung als ortstreu, kann jedoch auch Wanderungen unterneh- zwischen beiden Arten gemacht werden konnte. Nach men (bis 240 km). der Einschätzung des Autors ist wohl Myotis mystacinus Verbreitung: Nach den Angaben von Schober & in diesem Landkreis häufiger vertreten, dennoch sind Grimmberger (1987) ist die Verbreitung von Myotis insgesamt betrachtet beide Arten nicht stark verbreitet. brandti noch nicht völlig aufgeklärt, da sie früher nicht Bei Bestandsaufnahmen der Fledermäuse (Kasten- von der Kleinen Bartfledermaus unterschieden wurde. kontrollen) für den Landkreis Darmstadt-Dieburg wur- Sie scheint auf jeden Fall eine mitteleuropäische und den wenige Tiere in einem Zwergfledermausquartier asiatische Art zu sein. Für Hessen gelangen in den letzten beobachtet (Diehl & Heinrich 1999). Ebenfalls liegen Jahren lediglich 4 sichere Einzeltier-Nachweise, während 6 Flugbeobachtungen von Herzig (1996a) für den Stadt- Myotis mystacinus möglicherweise häufiger nachgewie- kreis Darmstadt vor. 127

Gefährdung: Aufgrund der mangelhaften Datenlage vierung von Hausfassaden auch die Nahrungsverknap- im Raum Darmstadt konnte der hiesige Status für Myotis pung durch Lebensraumzerstörung und Biozid-Einsatz brandti und M. mystacinus nicht ermittelt werden (Diehl in Wald, Flur und Gärten. & Heinrich 1999), in Hessen gelten beide als stark gefährdet. Als Ursachen gelten neben Quartierverlusten durch Vernichtung alter Hohlbäume oder durch Reno-

Myotis daubentoni (KUHL) – Wasserfledermaus

Fundort: Die Art wurde erstmals im Wildschutz gebiet im Juni 1995 festgestellt und 1996 wieder bestätigt. Es handelt sich hierbei wohl immer um ein Einzeltier (Männchen?), das den Bachlauf am Rotsuhlweg als Jagd- gebiet nutzt. Für die anderen Kleingewässer innerhalb des Wildschutzgebiet gibt es keine Nachweise, jedoch an der benachbarten Grube Prinz von Hessen mit bis zu 10 Tieren (12. 06. 1992). Auch am 15. 08. 1995 wurden ca. 10 Tiere dort beobachtet, außerdem der Ausflug von 3 Exemplaren aus dem oberen Bereich einer alten toten Eiche (Herzig 1996a). Auch Simon (nachrichtl. 2001) bestätigt, dass die Wasser fledermaus nicht an den kleinen Stillgewässern im Wildschutzgebiet, sondern entlang des Bachlaufes in der Rotsuhl jagt. Potenziell ist auch ein Jagdgebiet entlang der Silz zu erwarten. In den Jahren 1992–2000 beobach- tete er am Backhausteich im Sommer regelmäßig jagende Tiere, auch Herzig (1996a) bestätigt am 20. 07. 1995 das Myotis daubentoni (Wasserfledermaus) beim Jagdflug dortige Vorkommen. In der zweiten Augustwoche 1998 über dem Gewässer. jagten mehr als 10 Wasserfledermäuse über dem Back- hausteich, während vom Darmstädter Kammerorchester im Rahmen des Kranichsteiner Sommerkonzertes die und Wochenstuben liegen (Kallasch & Lehnert: AGFH Wassermusik von Händel auf einem Schwimm-Ponton 1994). Die aufgeführten hessischen Nach weise belegen im Zentrum des Teiches gespielt wurde. Im Mai 2001 jedoch in keiner Weise die tatsächliche Häufigkeit der wurde im Norden in einem lockeren Eichenbestand auf Wasserfleder maus. So wurden von den Autoren für Süd- feuchtem Standort an der Silzwiese ein weiteres Jagd- hessen keine Angaben gemacht. Die inzwischen verbes- biotop festgestellt. serte Wasserqualität in hessischen Fließgewässern hat Status: Von Myotis daubentoni konnten keine Wochen- Myotis daubentoni hier wieder stärker Fuß fassen lassen, stuben-Quartiere im Wildschutzgebiet nachgewiesen wer- so auch in Darmstadt und im Kreis Darmstadt-Dieburg, den, auch die Kastenkontrollen in Abtl. 623 nahe der Spi- wo seit 1995 Sommernachweise vorliegen (Herzig 1996b, talschneise verliefen erfolglos. In den Hochsitzen könnten Diehl & Heinrich 1999). Auch im südlichen Landkreis durchaus Quartiere vorhanden sein, hierzu liegen jedoch Bergstraße hatte Fuhrmann (1994) mehrere Sommer- keine Erkenntnisse vor. Sicher ist der regelmäßige Nach- nachweise, jedoch ohne Quartierkenntnisse, geführt, im weis eines jagenden Einzeltieres von 1991–2000 über dem benachbarten Odenwaldkreis scheint die Art ebenfalls kleinen Bachlauf der Rotsuhl im Südwesten. Offenbar nicht selten zu sein (Diehl 2000). Für ganz Hessen gibt existiert ein Jagdhabitatverbund zwischen Steinbrücker es bisher fünf Wochenstubennachweise: im Gießener Teich, Backhausteich, Grube Prinz von Hessen und dem Raum drei, im Marburger Raum einen, bei Kassel einen Woog, einem Badesee in Darmstadt. (Dietz, AGFH, nachrichtl. 2001). Verbreitung: Myotis daubentoni ist in fast ganz Europa Lebensraum: Nach heutigem Kenntnisstand besiedelt verbreitet, fehlt nur in N-Skandinavien und N-Schottland Myotis daubentoni als Waldbewohner vorwiegend Wäl- (bis 63. nördl. Breitengrad). Neuere Nachweise der Art der und Parks des Tieflandes in der Nähe von Gewäs- für Hessen konzentrieren sich im Bereich westliches sern. Als Sommerquartiere (Wochenstuben) werden Mittelhessen, wobei die gefundenen Winter quartiere gerne Baumhöhlen z.T. mit Einflugöff nungen unter anzahlmäßig deutlich über denen der Sommerquartiere 20 m über dem Boden genommen, gelegentlich auch 128

Dachböden. Einzeltiere oder kleine Männchengesell- (2–5 km) linienförmige Vegetationsstrukturen wie schaften schlafen tagsüber in Spalten unter Brücken oder Hecken, Bachgehölze, Waldränder, Baumgruppen oder in Mauerrissen, selten in Fledermauskästen (Schober Baumreihen (vgl. Dietz & Fitzenräuter 1996). Die Art & Grimmberger 1987). Als Winterquartiere nutzt sie ist wanderfähig, die Distanzen liegen meist unter 100 km Höhlen, Stollen, Bunker und alte Brunnen, wo sie sich (weiteste Wande rung 240 km). Die Winterquartiere wer- in Spalten einzwängt oder in großen Clustern frei an der den aus allen Richtungen kommend aufgesucht. Wand hängt. Wichtig ist dort eine hohe Luftfeuchtigkeit Gefährdung: Gewässerverschmutzung und Vernich- und Frostfreiheit. tung von Sommer- wie Winterquartieren sind die haupt- Typischerweise jagt diese Art dicht über der Wasser- sächlichen Gefährdungsursachen. In ganz Hessen ist sie oberfläche meist von größeren Gewässern, der Wald als gefährdet eingestuft, ebenso in Darmstadt, im Kreis dient zeitweise als Jagdgebiet (Meschede & Heller Darmstadt-Dieburg sowie im Odenwaldkreis (Herzig 2000). Sie nutzt auf dem Weg zu ihren Jagdgebieten 1996b, Diehl & Heinrich 1999, Diehl 2000).

Myotis myotis (BORKHAUSEN) – Großes Mausohr

Fundort: Die Art wurde hin und wieder zwischen 1985 und 2001 mit dem Bat-Detector in der Silzaue festge- stellt. Es flogen jeweils vereinzelte Exemplare abendlich über die dortigen Wiesen und Weiden (Hoffmann, nach- richtl.). Im Bereich der benachbarten Grube Prinz von Hessen detektierte Herzig (1996a) am 15. 08. 1995 eben- falls ein Exemplar eines Mausohrs. Status: Myotis myotis nutzt nach unserem heutigen Kenntnisstand das Gebiet der Silzaue wie auch breite Waldschneisen (Dreibrückenschneise) auch in Waldbe- reichen weiter nördlich außerhalb des Wildschutzgebie- tes ausschließlich als Jagdgebiete, hierbei dürfte es sich stets um einzelne Männchen handeln, deren Quartiere (Baumhöhlen) sich höchstwahrscheinlich im Wald befin- den, aber nicht bekannt sind. Lebensraum: Unsere größte einheimische Fledermaus- art bewohnt überwiegend Dachböden größerer Gebäu- de, in denen Wochenstubenkolonien meist offen an den Balken hängen. Die Männchensommerquartiere sind neben Haus- und Kirchdachböden, Stollen und Autobahn- brücken auch Baumhöhlen und Fledermauskästen, wo sie vereinzelt oder in kleinen Gruppen leben. Als Winter- quartiere dienen ihr Stollen, Naturhöhlen oder Erdkeller. Die bevorzugten Lebensräume sind wärmebegünstigte Myotis myotis (Großes Mausohr) ist die größte wald- und strukturreiche Regionen (Boye et al. 1999). heimische Fledermausart. Sie besiedelt einige Bereiche Die bevorzugten Jagdhabitate liegen zu über 75% inner- des Darmstädter Ostwaldes einschließlich dem halb geschlossener Laubwaldgebiete, daneben in Weide- Wildschutzgebiet. landschaften, wo überwiegend Insekten am Boden gejagt werden. Der bevorzugte Waldtyp ist ein typischer Alters- klassenlaubwald mit geringer Bodendeckung und hinder- nisfreiem Flugraum in 2 m Höhe (Meschede & Heller 2000, Rogée & Lehmann, AGFH 1994). Vom Quartier bis bekannte Wochenstube in Darmstadt seit dem Verschluss zum Jagdgebiet können bis zu 20 km zurückgelegt werden, 1981 erloschen ist. Des weiteren wurden bei Kasten- wie durch kürzlich Telemetrie im Kreis Bergstraße festge- kontrollen in den Wäldern des Ostkreises immer wieder stellt wurde (Herzig, nachrichtl. 2002). vereinzelte Mausohrmännchen gefunden, die teilweise Verbreitung: Im Landkreis Darmstadt-Dieburg sind zum Wochenstubenverbund des Odenwaldkreises gehö- noch 2 Wochenstuben bekannt, während die letzte ren. Dort wird der Bestand nicht so niedrig eingeschätzt 129

wie im Darmstädter Raum (vgl. Herzig 1996b, Diehl & sie ist auch eine FFH-Art (Anhang II, IV). Heinrich 1999, Diehl 2000). Die Art wurde in fast allen Für eine langfristige Sicherung der Wochenstuben ist hessischen Landkreisen gefunden, derzeit sind rund bei der Waldbewirtschaftung unbedingt auf den Erhalt 50 Wochenstuben in Hessen bekannt (Dietz & Simon eines gut strukturierten Laubwaldes mit allen Altersklas- 2002). sen zu achten, da dieser über eine kontinuierlich hohes Gefährdung: Durch Dachstuhlrenovierungen, Einsatz Insektenangebot verfügt (Rogée & Lehmann, AGFH von Holzschutzmitteln oder durch komplette Verschlie- 1994). ßung der Dachstühle haben traditionelle Wochenstuben- kolonien in den letzten Jahrzehnten einen dramatischen Rückgegang erlebt. Früher war Myotis myotis in Hessen eine unserer häufigsten Fledermausarten, heute gehört sie zu den seltensten Arten. Im Landkreis Darmstadt- Dieburg ist sie vom Aussterben bedroht, im benachbarten Odenwaldkreis ist sie stark gefährdet, die hessische Popu- lation ebenfalls (Diehl & Heinrich 1999, Diehl 2000, Kock & Kugelschafter 1996). Nach der BArtSchV (Kate- gorie: vom Aussterben bedroht) steht sie wie alle anderen einheimischen Fledermausarten unter besonderem Schutz,

Myotis nattereri (KUHL) – Fransenfledermaus

Fundort: Die Art wurde 1995 wie auch wieder 2001 (Wochenstuben) sind jedoch Baumhöhlen und Fleder- regelmäßig am Rotsuhlweg im Bereich eines lichten mauskästen im Wald, die oft gewechselt werden, es wer- Buchenstandortes mit vielen Spechthöhlen, aber auch den auch engere Spalten besiedelt (Meschede & Heller Stammaufrissen beobachtet, wo wir auch ein Quartier 2000). Die Winterquartiere befinden sich in Stollen, Höh- vermuten, dann in einem Altholzbereich östlich der len und Kellern (Richarz & Limbrunner 1992). Kernwiese am Bohlenweg. Auch dort sind potenzielle Gefährdung: Die Fransenfledermaus scheint im Raum Quartier- wie auch Jagdmöglichkeiten vorhanden. Darmstadt-Dieburg sowie im Odenwaldkreis seltener Status: Die Fledermaus-Kartierung im Landkreis vorzukommen als die Bechsteinfledermaus, wobei über Darmstadt-Dieburg erbrachte 6 Sommerquartiere mit die tatsächliche Bestandsgröße keine Angaben gemacht jeweils um die 20 Tiere (Diehl & Heinrich 1999) und werden können. Im Hinblick auf die wenigen Funde ist 2 Quartierfunde im Stadtkreis (Herzig 1996a). Die die Art hier als stark gefährdet zu betrachten (Herzig Untersuchungen im Stadtkreis Darmstadt bestätigen die 1996b, Diehl & Heinrich 1999, Diehl 2000). Die Gründe Flugbeobachtungen im Bereich des Wildschutzgebietes sind im hohen Bedarf an Baumhöhlen für die regelmä- Kranichstein und im südlichen Waldbereich der benach- ßigen Quartierwechsel zu suchen. Hierdurch sind die barten Grube Prinz von Hessen (Herzig 1996a). Obwohl Lebensmöglichkeiten für die Tiere im Vergleich zu denen kein direkter Quartiernachweis vorliegt, muss die Art im vor einigen Jahrzehnten erheblich geringer geworden. Wildschutzgebiet als reproduktiv angesehen werden. Auch in Hessen gilt die Art als stark gefährdet (Kock & Verbreitung: Die Art besiedelt fast ganz Europa, keine Kugelschafter 1996). Nachweise auf dem Balkan. In Hessen gibt es bislang 10 Quartiernachweise der Fransenfledermaus (Dietz; AGFH, nachrichtl. 2001), wobei die Winter quartier- Nachweise (50) überwiegen (Kallasch & Lehnert: AGFH 1994). Lebensraum: Die Art ist eine typische Waldfleder- maus, die bevorzugt in Wäldern und Parks mit Gewäs- sern und Feuchtgebieten zu finden ist. Daneben wird sie aber auch in ländlichen Siedlungen mit Wochenstu- benkolonien bevorzugt in Kuhställen beobachtet, wie aktuelle Untersuchungen im Raum Marburg zeigen (Simon, AGFH, nachrichtl. 2000). Im Sommer 1993 wurde bei Lich erstmals eine Wochenstubenkolonie in einem Gebäude entdeckt. Bevorzugte Sommerquartiere 130

Nyctalus leisleri (KUHL) – Kleinabendsegler

Fundort: Uns liegen insgesamt 6 Flugbeobachtungen Abendsegler ihre Quartiere in Specht- und Fäulnis- von Nyctalus leisleri seit 1992 vor, wobei die letzten Beob- höhlen, Stammaufrissen und Nistkästen nutzt. Vermut- achtungen (28. 07. 1995; 08. 06. 1996; 15. 05. 2001) östlich lich ist die Art noch mehr an den Wald gebunden als ihr der Hengstriedwiese aufgrund der neuen Aufnahmetech- „großer Verwandter“. Sein Lebensraum sind ausgedehn- niken als Sonagramme dargestellt werden können. Die te Wald gebiete sowie großräumige Parklandschaften mit 3 anderen Flugbeobachtungen wurden als reine Sicht- Altholzbeständen. Über die Wande rungen dieser Fleder- und Detektornachweise an der Spitalwiese (28. 07. 1992; mausart ist wenig bekannt. Winterschlaf hält die Art in 01. 06. 1994) und Kernwiese (30. 07. 1992) gemacht. ausrei chend starken Bäumen, seltener in Spalten und Status: Ob die Waldart im Wildschutzgebiet Quartiere Hohlräumen in und an Gebäuden. hat, kann aufgrund der vorliegenden Daten nicht gesagt Gefährdung: Aufgrund der geschätzten Bestandsdich- werden. Derzeit ist sie als Durchzügler zu betrachten. te von 100–200 Tieren im Raum Darmstadt-Dieburg ist Verbreitung: Die Art ist zwar in ganz Europa ver- Nyctalus leisleri hier als stark gefährdet zu betrachten breitet, kommt aber im gesamten Gebiet nur sporadisch (Diehl & Heinrich 1999), dies gilt auch für ganz Hessen. vor. Nach Kallasch & Lehnert (AGFH 1994) ist eine Die Hauptgefährdung liegt in Habitatveränderungen, im genaue Einschätzung der Häufigkeit in Hessen derzeit Verlust von Altholzbeständen und vieler alter Hohlbäu- nicht möglich, da bei dieser typischen Waldart methodi- me nicht nur in Wäldern (Richarz & Limbrunner 1992), sche Nachweisschwierigkeiten bestehen (s. u.). Derzeit sondern auch in anderen alten Baumbeständen (Fried- sind 8–10 Wochenstubenkolonien in Hessen bekannt höfe, Alleen, Obstwiesen). (Dietz, AGFH, nachrichtl.). Die Fledermauskartierung im Stadt- und Landkreis Darmstadt-Dieburg erbrachte im Raum Babenhausen Fortpflanzungsnachweise, in zwei weiteren Gemarkungen (Heubach, Rossdorf) mit männ- lichen Tieren belegte Kästen (Diehl & Heinrich 1999). Herzig (1996a) berichtet von mehreren Flugbeobach- tungen im Stadtkreis Darmstadt. Lebensraum: Auch der Kleinabendsegler ist als typi- sche Waldart eine Baumfledermaus, die ähnlich dem

Nyctalus noctula (SCHREBER) – Abendsegler

Fundort: Nyctalus noctula jagt praktisch überall in kleinen Trupps oder als Einzelgänger im Wildschutz- gebiet. Er wurde 1995 und auch 2001 an vielen Stellen hoch fliegend detektiert und beobachtet. Bei Baumfäll- arbeiten wurden am 24. 11. 2000 in einer über 100-jäh- rigen Rotbuche am Bohlenweg in Abtl. 601 mindestens drei Abendsegler entdeckt. Die Tiere ruhten in einer ca. 5 l fassenden ausgefaulten Höhle, die nach Bruch eines starken Astes entstanden war. Während ein Tier direkt nach dem Aufprall des gefällten Baumes aufflog, wurden die beiden anderen Tiere, die offensichtlich unverletzt geblieben sind, in eine Stammfußhöhle am Boden gelegt (Simon, nachrichtl.). Status: Nyctalus noctula gehört zum festen faunisti- schen Inventar des Wildschutzgebietes, wie der Fund Nyctalus noctula (Abendsegler) gehört zu unseren eines Winterquartiers zeigt. Grau-, Grün- und Bunt- größten Fledermausarten. Er ist eine reine spechthöhlen in alten Laubbäumen, wie beispielsweise Waldfledermaus, sein Lebensraum sind waldreiche im Bereich südlich der Hengstriedwiese, sind potenzi- Gegenden mit Althölzern. elle Quartiere, es ist auch denkbar, dass zusätzlich von benachbarten Waldgebieten Tiere hierherfinden. Im 131

Kreis Darmstadt-Dieburg (Diehl & Heinrich 1999) Winter quartiere aufsuchen, ist im Herbst mit großen sowie im Stadtkreis Darmstadt (Herzig 1996a) wurde Gruppen vagabundierender Abendsegler zu rechnen die Art mehrfach auch mit Winter- und Sommerquartier- (s. o.). Anfang September bis Mitte November scheint ein Nachweisen beobachtet. Teil der Population eine Haupt zugrichtung nach Südwes- Verbreitung: Die in nahezu ganz Europa vorkom- ten einzuschlagen, im Frühjahr kehren sie zurück. Große mende Art ist nach Kock & Altmann (AGFH 1994) hes- Populationen ziehen beispielsweise durch die Rhein- senweit vertreten, wobei die Meldungen mit der Anzahl niederung im Oberrheintal (Fuhrmann 1994). Teile der der Beobachter in den letzten Jahren gestiegen ist. Nach einheimischen Populationen sind aber auch ortstreu Fuhrmann et al. (1994) sollen die Weibchen im Nord- (Frank & Dietz 1999). Die Entfernung zwischen Winter- osten Deutschlands und in Polen ihre Wochenstuben und Sommerquartier kann aber auch weit auseinander bilden, während die Männchen im übrigen Deutschland liegen, nachweislich über 1.000 km (Basel bis nordöstli- ganzjährig zu finden sind. Allerdings berichten Kock & ches Polen), bzw. in Russland 1.600 km. Offenbar besteht Altmann (AGFH 1994) auch von einem Jungtierfund ein nah- und weitreichender Quartierverbund im Ganz- in Frankfurt-Riederwald, der auf eine Wochen stube in jahreslebensraum des Abendseglers. diesem Raum schließen lässt, sowie von einem Wochen- Gefährdung: Die Hinweise auf Wochenstuben im stuben-Nachweis in Gießener Philosophenwald. Dort Landkreis Darmstadt-Dieburg und die vielen Flug- wurden bisher 14 Winterquartiere in Bäumen nachgewie- beobachtungen in Waldgebieten des Stadtkreises wei- sen (Frank & Dietz 1999). Kontrollen an Hohltauben- sen im Vergleich zu Nyctalus leisleri auf eine stärkere Brutplätzen und Hohlbäumen erbrachten im Landkreis Präsenz der Art in diesem Raum hin, daher wird sie Darmstadt-Dieburg in verschiedenen Gemarkungen von Diehl & Heinrich (1999) lediglich als gefährdet 6 Quartiernachweise, weiterhin gibt es Winternachweise eingestuft, auch im Odenwaldkreis (Diehl 2000) und in auch im Stadtkreis Darmstadt. Im gesamten Darmstadt- Hessen ist sie gefährdet (Kock & Kugelschafter 1996). Dieburger Raum werden über den Waldgebieten regel- Hauptgefährdungs faktor dürfte auch für Nyctalus noc- mäßig fliegende Trupps sowie Einzeltiere beobachtet tula der Rückgang an Höhlenbäumen sein. Dazu gehört (Diehl & Heinrich 1999, Herzig 1996a), während der auch sicherlich die Nahrungsverknappung (Insekten) Zugzeit im Herbst teilweise sogar über 50 Exemplare durch Monotonisierung der Wälder und deren Belastung (03. / 04. 09. 1998, Ober-Ramstadt/Dilshofen spät nach- mit Chemikalien (Gebhard 1991). mittags über Ackerfläche, Beob. des Autors, unveröff.). Diehl (2000) berichtet von mehreren Abendsegler-Beo- bachtungen und Kastenfunden verteilt im Odenwald- kreis. Das hessische Schwerpunktvorkommen scheint nach heutigem Kenntnisstand offenbar im Rhein-Main- Gebiet zu liegen, wie Fernfunde von im Philosophenwald in Gießen beringten Tieren zeigen (Dietz 1998). Lebensraum: Der Abendsegler ist eine reine Wald- fledermaus, deren Lebensraum vorrangig waldreiche Gegenden mit Althölzern sind. Gelegentlich trifft man sie auch in größeren Parks und sogar Städten mit ent- sprechenden Grünanlagen an. Die Sommerquartiere sind Specht- und Fäulnishöhlen in Eichen, Buchen (Kock & Altmann: AGFH 1994) auch Lärchen (Herzig, nach- richtl. 1996) sowie Stammrisse, Vogel- und Nist kästen. Die Höhe des Einflugloches über dem Boden variiert von 1–20 m (Schober & Grimmberger 1987). Die Ent- fernung vom Quartier bis zu den Jagdgebieten reicht ca. 6 km weit. Die Winterquartiere befinden sich ebenfalls in Baum- höhlen, auch in tiefen Felsspalten, Höhlen oder in Mau- errissen von Häusern verteilt über Hessen. Im Sommer kommt es zur räumlichen Trennung der Geschlechter, es bilden sich dann oft Männchengesellschaften. Später, von August bis Oktober, beset zen die Männchen einzeln Paarungsquartiere und locken vorbeifliegende Weibchen mit Paarungslauten. Bevor die Tiere ihre 132

Pipistrellus nathusii (KEYSERLING & BLASIUS) – Rauhautfledermaus

Fundort: Im Wildschutzgebiet gelang Herzig (1996a) Wegen, entlang von Waldrändern und sie jagt an und über am 28. 07. 1995 eine Flugbeobachtung der Rauhaut- Gewässern (Richarz & Limbrunner 1992). Sie ist selten fleder maus im südlichen Bereich der Alexanderburg, am in Siedlungen zu finden. Ihre Sommerquartiere (Wochen- 26.08.1995 detektierte er 2 Exemplare im Bereich der Gru- stuben) sind Specht- und Fäulnishöhlen in Bäumen, flache be Prinz von Hessen, immerhin Hinweise, dass die Art hier Fledermauskästen, Spaltenverstecke an Jagdkanzeln oder nicht nur zur Zugzeit (ab Mitte August) vorkommt. Im Mai auch Stammrisse. Sie scheint insgesamt Spaltenquartiere und Juni 2001 wurden Einzeltiere am Rotsuhlweg sowie zu bevorzugen, von daher können gelegentlich gemein- nördlich der Kernwiese in einer Waldlichtung detektiert. same Wochenstuben mit Zwergfledermaus oder Großer Status: Aufgrund der sporadischen Beobachtungen Bartfledermaus beobachtet werden. Der Wechsel der kann keine Statusangabe gemacht werden. Wochenstuben ist im Sommer mehrfach möglich (Scho- Verbreitung: Die Art gehört zu den Tieren, von denen ber & Grimmberger 1987). Felsspalten, Mauerrisse, Höh- es nur wenige Nachweise in Hessen gibt. len und Baumhöhlen dienen als Winterquartiere. Diese Nach Schwarting (AGFH 1994) stammen die meisten liegen meist weit entfernt über 1000 km (max. 1.600 km) Funddaten und Quartier nachweise aus dem Großraum vom Sommerlebensraum. Obwohl die Art große Strecken Hainburg, während die Art im Rhein-Main-Gebiet vor im Frühjahr und Herbst wandert, ist sie dennoch sehr orts- 1979 vorwiegend im August/September während des treu, die Weibchen kehren zur Wochenstube des Vorjahres Herbstzuges beobachtet wurde. Eine von Schwarting zurück, die Männchen beziehen gerne ihr angestammtes (AGFH 1994) von 1990–1992 durchgeführte Feldstu die in Paarungsquartier (Maywald & Pott 1988). der Alten Fasanerie von Hanau Klein-Auheim belegt das Gefährdung: Pipistrellus nathusii kann aufgrund der Vorkommen der Rauhautfledermaus auch im Winter. wenigen Nachweise als sehr seltene Art des Raumes Im Landkreis Darmstadt-Dieburg gelang durch Diehl Darmstadt-Dieburg angesehen werden, daher wird sie & Heinrich (1999) der Erstnachweis zweier einzelner dort von Diehl & Heinrich (1999) als stark gefährdet Männchen bei stichprobenhaften Kastenkontrollen. angesehen, so auch in Hessen (Kock & Kugelschafter Im Stadtkreis machte Herzig (1996a) an 5 Stellen Flug- 1996). Als wichtiger Gefährdungsfaktor ist der durch die beobachtungen der seltenen Art. intensive Forstwirtschaft verursachte Verlust von Höh- Lebensraum: Pipistrellus nathusii lebt als reine Wald- lenbäumen und Bäumen mit Spaltenquartieren in den fledermaus sowohl in feuchten Laubwäldern als auch Wäldern zu betrachten. in trockenen Kiefernwäldern oder Parks bevorzugt im Tiefland. Dort ist sie Korridorjäger auf Schneisen,

Pipistrellus pipistrellus (SCHREBER) – Zwergfledermaus

Fundort: Pipistrellus pipistrellus wurde sogar regel- mäßig, jedoch stets nur im Mai 1995 und auch 2001 über der Hengstriedwiese jagend meist in 10–15 Exemplaren beobachtet. Ab Juni haben die Tiere dieses Jagdgebiet auf- gegeben. Nach Angaben von Hoffmann (nachrichtl. 1991) erscheint die Art ebenfalls regelmäßig für etwa eine Woche im Bereich Alte Kühruh/Einsiedel, um dann wieder zu ver- schwinden. Die Kastenkontrollen von Herzig (briefl.) am 07. 02. 2000 ergaben am Rotsuhlweg einen belegten Kasten (3 w, 1 m) und genau ein Jahr später am 07. 02. 2001 wieder eine Belegung im selben Kasten (1 w, 1 m). Status: Wie die letzten Befunde von Herzig (briefl.) zeigen, ist im Wildschutzgebiet mit Quartieren (Balz- und Paarungsquartiere, Zwischenquartiere) zu rechnen. Die Wochenstubenquartiere liegen aber mit hoher Wahrschein- lichkeit außerhalb des Wildschutzgebietes in einem nahen Pipistrellus pipistrellus (Zwergfledermaus) hat seine Gebäude (Einsiedel). Im Gebiet haben sie eines ihrer Jagd- Quartiere häufig in Gebäuden und fliegt nachts zur Jagd gebiete. in den Wald. 133

Verbreitung: Die Zwergfledermaus gilt als die häufigs- ten Sommerquartier-Nachweisen und andererseits mit te und anpassungsfähigste Art Deutschlands. Sie kann etwa 3.000–4.000 Tieren angenommen werden. Dennoch auch als die häufigste Fledermausart Hessens (God- wurde im Altkreis Dieburg von 1986 (32 Quartiere) bis mann: AGFH 1994) sowie des Stadt- und Landkreises 1999 (23 Quartiere) ein Rückgang der Art registriert, Darmstadt-Dieburg und im benachbarten Odenwald- weshalb im Raum Darmstadt-Dieburg Pipistrellus pipis- kreis (Herzig 1996b, Diehl & Heinrich 1999, Diehl trellus auf die Vorwarnliste gesetzt wurde. In Hessen gilt 2000) bezeichnet werden. die Art als gefährdet (Kock & Kugelschafter 1996). Die Lebensraum: Sie ist vorwiegend Hausfledermaus, die Rückgangsursachen sind einzig im Verlust von Quartie- Spaltenquartiere jeglicher Art bevorzugt. Aber sie ist ren an Häusern zu suchen. nicht nur in Dörfern und Großstädten zu beobachten, sondern auch in Parks und Wäldern, wo sie ihre Quartie- re unter abstehender Baumrinde hat. Aber sie ist auch in Nistkästen und Baumhöhlen zu finden. Als Winterquar- tier nutzt sie Bergwerksstollen, tiefe Felsspalten, Mauer- spalten und Keller, die Sommerquartiere (Wochen- stuben) befinden sich meist in von außen zugängigen Spalten, hinter Verschalungen aller Art, in Mauer spalten und auch in schmalen Flachkästen (Schober & Grimm- berger 1987). Die Art ist wanderfähig, doch sind die meisten Populationen ortstreu. Die Entfernung zwischen Winter- und Sommerquartier kann bis zu 60 km und mehr auseinander liegen (Dietz, AGFH, nachrichtl.). Die Entfernung vom Quartier bis zum Jagdgebiet reicht ca. 3–4 km weit. Gefährdung: Aufgrund der Beobachtungen von Her- zig (1996b), Diehl & Heinrich (1999) kann der Bestand im Raum Darmstadt-Dieburg einerseits mit 80 gesicher-

Pipistrellus pygmaeus (LEACH) – Mückenfledermaus

Fundort: Pipistrellus pygmaeus wurde ebenfalls regel- ist (vgl. Barlow 1997, Oakeley & Jones 1998, Vaughn et mäßig an vielen Stellen im Wald akustisch detektiert. Bei al. 1997). der festgestellten Dichte über den gesamten Beobach- Gefährdung: Da die Mückenfledermaus erst kürzlich tungszeitraum von Mai bis August 1995 und 2001 ist sie als eigene Art erkannt wurde und daher die Datenlage die zweithäufigste Art im UG. noch defizitär ist, darf für die hessischen Bestände zwar Status: Aufgrund des häufigen und regelmäßigen eine Gefähr dung angenommen werden, allerdings ist der Auftretens kann man sicher von einer Bodenständigkeit Grad noch festzulegen. der Art im Wildschutzgebiet ausgehen. Verbreitung: Für die Mückenfledermaus, die in Deutschland oft als 55 kHz-Zwergfledermaus angege- ben, aber jetzt als eigene Art erkannt wurde, gibt es noch keine allgemeingül tigen Verbreitungsangaben. Eigene Untersuchungen sowie Angaben von Herzig (1999) und Häussler et al. (1999) belegen Vorkommen der Art im Wald des Messeler Hügellandes (Hohmann et al. 2002, Rausch 2004), im NSG Kühkopf (Herzig 1999), in der südhessischen Rheinebene (Rausch et al. 2003) und im Gebiet des Mönchwaldes (Rausch 2001, 2004). Lebensraum-Ansprüche: Sie scheint vorwiegend in Laubwäldern und Parks von Niederungen, Flussauen oder an Stillgewässern vorzukommen, da sie als typischer Mückenfresser (insb. Zuckmücken, Gnitzen) an wasser- reiche Biotope mit Seen und Fließgewässern gebunden 134

Plecotus auritus (L.) / austriacus (FISCHER) – Braunes / Graues Langohr

Die Langohrfledermäuse sind in zwei Arten in Deutsch- land vertreten, das Braune Langohr (Plecotus auritus) und das Graue Langohr (Plecotus austriacus). Eine Unterscheidung ist nur bei naher Betrachtung möglich, weshalb unsere Funde und Beobachtungen mit dem Detector als Plecotus spec. gewertet werden. Inzwischen haben auch neue Erkenntnisse ergeben, dass nicht nur Plecotus auritus als typische Waldfledermaus anzusehen ist, sondern auch Plecotus austriacus, obwohl sie auch außerhalb von Waldlandschaften und in Kulturlandschaf- ten gefunden wird (Dietz, AGFH, nachrichtl.).

Fundort: Auch für das Wildschutzgebiet konnten an 11 Stellen Langohr-Jagdgebiete festgestellt werden. Die meisten Funde machten wir entlang von Waldwegen in Altholzbeständen. Die Kastenkontrollen verliefen Plecotus auritus (Braunes Langohr) ist eine typische jedoch negativ. Auch Herzig (1996a) bestätigt durch Waldfledermaus, die lockere Laub- und Nadelwälder als mehrere Nachweise das Vorkommen der Langohren im Lebensraum bevorzugt. Wildschutzgebiet. Status: Wir nehmen an, dass es sich höchstwahrschein- lich um beide Plecotus-Arten im Wildschutzgebiet han- nur kurze Wanderungen zwischen Sommer- und Winter- delt. Quar tiere sind im gesamten Wildschutzgebiet denk- quartier statt. Die weiteste registrierte Wanderung betrug bar, wo Altholzbestände mit Spechthöhlen vorherrschen. 42 km (Schober & Grimmberger 1987). Verbreitung: Zur Verbreitung in Hessen gibt es für Das Graue Langohr kommt offenbar entgegen frühe- beide Arten derzeit Angaben von Fuhrmann (AGFH rer Angaben doch in zusammenhängenden Waldgebieten 1994), der das Braune Langohr aufgrund vorliegen- vor, wenn auch seltener als in Kulturlandschaften und der Befunde als vergleichsweise häufig und das Graue in Nähe menschlicher Siedlungen in Gärten und Alleen Langohr jedoch als gering verbreitet einstuft. Auch die (Dietz, AGFH, nachrichtl.). Fledermauskartierung im Kreis Bergstraße weist die glei- Gefährdung: Für Plecotus auritus dürfte in den Wald- che Tendenz der Häufigkeit auf (Fuhrmann 1994). Zwei gebieten des Landkreises Darmstadt-Dieburg eine Totfunde im Landkreis Darmstadt-Dieburg bezeugen stärkere Verbreitung angenommen werden, als die bishe- definitiv das Vorkommen des Grauen Langohrs. Meh- rigen Daten zeigen. Daher wird dort die Art, als gefähr- rere Wochenstuben-Nachweise des Braunen Langohrs det angesehen (Diehl & Heinrich 1999), in Wäldern bezeugen auch dessen Vorkommen im Landkreis. Eben- des Stadtkreises ist P. auritus deutlich seltener (einige so bezeugen mehrere Flugbeobachtungen von Lang- Flugbeobachtungen, 1 Winterquartier-Nachweis), hier ohren in den Waldgebieten des Landkreises (Diehl & gilt sie als stark gefährdet (Herzig 1996b). Verluste bzw. Heinrich 1999) und im Darmstädter Stadtwald nahe des Mangel einerseits an Höhlenbäumen in Wäldern und Wildschutzgebietes Kranichstein (Herzig 1996a) weitere auch in Siedlungen und andererseits an Winterquartie- Vorkommen. ren (Gewölbekeller, Stollen) sowie die Anwendung von Lebensraum: Plecotus auritus lebt bevorzugt in locke- giftigen Holzschutzmitteln sind die Hauptursache der ren Laub- und Nadelwäldern im Tiefland und Mittelge- Gefährdung (Richarz & Limbrunner 1992). birge, kommt aber auch in Parks und Gärten in Dörfern und Städten vor. Die Art ist nicht an menschliche Sied- lungen gebunden, auch wenn hin und wieder Sommer- quartiere (Wochenstuben) auf Dachräumen meist von Kirchen gefun den werden (Fuhrmann: AGFH 1994). Von dieser typischen Waldfledermaus werden als Som- merquartiere Baumhöhlen, ersatzweise Fledermaus- und Vogelkästen im Wald bevorzugt. Die Winterquartiere befinden sich nach heutigem Kenntnisstand meist in Höhlen, Stollen, Eisenbahntunneln und Kellern, weniger in Baum höhlen. Die Art ist offenbar ortstreu, es finden 135

3 Bewertung der Befunde

Die Bestandsaufnahmen der Schnecken und Muscheln, nachgewiesen, davon stehen allein 128 bzw. 151 Arten, Libellen, Heuschrecken, Laufkäfer, Schwebfliegen, Tag- d.h. 39% der festgestellten Arten, auf der Roten Liste falter und Widderchen, Amphibien, Reptilien, Vögel und Hessens (und Nachbarländer – vgl. Schwebfliegen). Fledermäuse haben hinsichtlich der unterschiedlichen Bei genauerem Hinschauen sind davon wiederum in Habitat-Ansprüche der einzelnen gefundenen Arten Hessen 11 Arten vom Aussterben bedroht und 25 stark gezeigt, dass wir im Wildschutzgebiet Kranichstein im gefährdet, bei den beiden ausgestorbenen Arten handelt Vergleich zu anderen Waldgebieten der Region einen es sich bei den Vögeln um einen Durchzügler (Tringa überdurchschnittlich wertvollen Waldbiotop vorliegen ochropus), bei den Tagfaltern um eine nachzuprüfende, haben. aber ernstzunehmende Angabe (Hipparchia fagi). Bun- Bereits die Betrachtung der bestandsbedrohten Tier- desweit betrachtet sind davon immerhin noch 8 Arten arten, die im Wildschutzgebiet und der angrenzenden vom Aussterben bedroht und 11 stark gefährdet. Durch Silzaue sowohl im Wald als auch auf den Waldwiesen die BArtSchV sind 157 im Wildschutzgebiet nachge- nachgewiesen wurden, unterstreicht den hohen ökologi- wiesene Arten besonders geschützt (§), also 40% des schen Wert des Gebietes. In der Tabelle 11 ist numerisch Gesamt artenspektrums, darunter werden sogar 36 Arten aufgelistet, wieviel an gefährdeten, nach der BArtSchV als streng geschützt (§§) angegeben, das sind 9% des besonders geschützten und in die Vogelschutz-Richtlinie Gesamtartenspektrums. bzw. Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie aufgenommenen Einige im Wildschutzgebiet lebende Arten erlangen Tierarten zwischen 1990 bis 2003 ermittelt wurden. durch die Berücksichtigung in der Vogelschutzrichtlinie Insgesamt wurden für das Wildschutzgebiet 388 Tier- (79/409/EWG) bzw. in der Fauna-Flora-Habitat-Richt- arten aus unterschiedlichen Ordnungen bzw. Familien linie (92/43/EWG) auch europäische Bedeutung. Bei der

Tabelle 11: Artenzahl, Gefährdung, Schutz

Tiergruppe Arten- RL-Hessen RL-BRD BASV VSRL FFH zahl Σ 0 1 2 alle 0 1 2 alle §§ § I II IV Schnecken 47 3 1 8 1 2 9 1 1 Muscheln 5 3 4 1 3 2 Libellen 25 1 1 7 1 1 10 1 23 1 Heuschrecken 22 8 1 3 Laufkäfer 43 4 3 12 sonst. Käfer 3 2 1 3 2 1 2 2 Schwebfliegen 62 *1 *6 *23 3 Tagfalter 45 1 1 2 19 1 16 3 14 1 1 Widderchen 4 4 3 4 Amphibien 12 3 2 12 2 7 5 6 1 5 Reptilien 4 4 2 1 3 1 Vögel 104 1 2 2 47 3 3 25 24 79 13 Fledermäuse 12 8 11 2 10 12 2 12 Summe 388 2 11 25 151 0 8 13 97 36 157 13 8 21

Abk.: RL = Rote Liste, 0 = ausgestorben, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, alle = auf der RL (alle Kategorien);

BASV = Bundesartenschutz-Verordnung Stand 2005, §§ = streng geschützt, § = besonders geschützt, VSRL I = Vogelschutz-Richtlinie Anhang I; FFH II, IV = Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, Anhänge II und IV. *) Rote Listen von Baden-Württemberg und Bayern, da keine Rote Liste gefährdeter Schwebfliegen in Hessen existiert. 136

Avifauna sind es allein 13 Arten des Anhangs I, der diese schutzgebiet bereits ausgestorben, da nur noch Gehäuse- Arten als „in Schutzgebieten zu schützende Vogelarten“ funde gemacht wurden. Die Reaktion der Schnecken und vorsieht. Nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sind Muscheln bezüglich Veränderungen ihrer Populations- allein 8 Tierarten laut Anhang II „von gemeinschaftli- dichten indiziert Zustandsveränderungen innerhalb des chem Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutz- Lebensraumes, innerhalb der Lebensgemeinschaft und gebiete ausgewiesen werden müssen“, laut Anhang IV somit innerhalb des Ökosystems. Gerade die stark an konnten 21 „streng zu schützende Tierarten von gemein- ihren Lebensraum angepassten (stenöken) Arten spre- schaftlichen Interesse“ nachgewiesen werden, von denen chen bereits auf geringe negative Milieuveränderungen allein 12 Fledermausarten betroffen sind (vgl. Ssymank an und reagieren mit Bestandsrückgängen bis hin zum et al. 1998). Erlöschen der Population. Bemerkenswert ist das große Spektrum der Weichtiere Am Silzbach und an den vielen alten wie neuen Klein- (Muscheln, Schnecken) mit insgesamt 52 nachgewiesenen gewässern, die sich im Wildschutzgebiet mehrheitlich Arten. Da sie die unterschiedlichsten Lebensraumtypen auf den Wiesen befinden, konnten während der letzten von Gewässern, Sümpfen, Feuchtwiesen, Auwald bis hin 15 Jahre nicht weniger als 25 Libellenarten nachgewie- zu mesophilem Laubwald besiedeln, sind sie Zeugnis sen werden. Sie dokumentieren mit ihren unterschied- des ineinander verzahnten Biotopverbundes innerhalb lichen Habitat-Ansprüchen auch die unterschiedlichen des Wildschutzgebietes, das aber auch über seine Gren- Qualitäten der Gewässer wie Größe, Schwankung des zen hinausreicht, wie einige „Wiederfunde“ auch in Wasserspiegels, Grad der Besonnung, Uferstruktur, Aus- benachbarten Wald- und Wiesengebieten außerhalb des maß der submersen Vegetation, elektrische Leitfähigkeit Wildschutzgebietes bekunden. Möglicherweise sind zwei oder pH-Wert des Wassers. Da viele der nachgewiesenen nachgewiesene und in Hessen vom Aussterben bedrohte Libellenarten ihre Jagdhabitate auch abseits ihrer Brut- Arten (Cochlicopa nitens, Vertigo moulinsiana) im Wild- gewässer haben, bieten die Wald-/Wiesenränder oder die

Der Silzbach, Brutgewässer der Gebänderten Prachtlibelle und Zweigestreiften Quelljungfer, Brut- und Nahrungshabitat des Eisvogels und der Wasseramsel, durchfließt im Nordosten einen kleinen Erlenbruch des Wildschutzgebietes. 137

linearen Strukturen auf den Wiesen wie beispielsweise system unterschiedlicher Standortbedingungen von nass Grabenränder und die besonnten Schneisen im Wild- bis trocken. Aus forstlicher Sicht tragen die überwiegend schutzgebiet für sie gute Voraussetzungen. Bei Betrach- räuberischen Laufkäfer auch zur biologischen Schädlings- tung des Raumes rund um das Wildschutzgebiet zeigt bekämpfung bei. sich auch die Bedeutung der einzelnen Kleingewässer als Von besonderer Bedeutung sind die Nachweise der wichtige nicht sehr weit auseinanderliegende Trittsteine drei für Wälder mit Alteichen typischen xylobionten im Verbund zu den kleineren und größeren Gewässern Käferarten wie Lucanus cervus (Hirschkäfer), Ceram- der weiteren und näheren Umgebung. byx cerdo (Heldbock) und Protaetia aeruginosa (Großer Die Untersuchung der Heuschreckenfauna mit Goldkäfer). Diese vom Aussterben bedrohten und auch Schwerpunkt auf den Waldwiesen erbrachte ein für z. T. von der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Anhang II extensive Feuchtwiesen mit eingestreuten trockenwar- berücksichtigten Arten können nur in heute bei uns sehr men Arealen repräsentatives Spektrum von 22 Arten, selten gewordenen und daher für den Artenschutz sehr von denen allein 8 (41%) auf der Roten Liste von wertvollen Eichen-Altholzbeständen überleben. Eine Hessen stehen. Von besonderer Aussagekraft ist das noch ausstehende Bestandsaufnahme xylobionter Käfer- gute bodenständige Vorkommen feuchteliebender, aber arten würde sicherlich die ökologische Schlüsselrolle der unterschiedliche Habitattypen beanspruchende Arten Altholzbestände im Wildschutzgebiet stark untermauern. auf nahezu allen Wiesen im Wildschutzgebiet. Die einen Das gute Vorkommen von besetzten Brutbäumen des benötigen niedrige Vegetationsstrukturen, also eine Eichen-Heldbockes ist für sich genommen schon von regelmäßige Mahd, die anderen höhere Strukturen bis hessenweiter Bedeutung. hin zu Brachestadien. Sie können in ihrer Gesamtheit als Auch unter den Schwebfliegen des Wildschutzgebietes Indikator für die derzeitige extensive für Heuschrecken fanden wir typische Waldarten, also Fäulnisbewohner, sehr günstige Wiesennutzung mit eingestreuten oder deren Larven xylo(sapro)phag in Holzmulm oder totem randlichen Hochstaudenfluren angesehen werden. Holz, unter Rinde, in morschem Holz, in Mulm und Im Gegensatz zur Heuschreckenfauna wurde die Moder von Stümpfen und Stämmen leben, wie beispiels- Untersuchung der Laufkäferfauna schwerpunktmäßig weise die auffällige Temnostoma vespiforme (Gelbe auf verschiedenen Waldstandorten durchgeführt. Insge- Tigerschwebfliege). Insgesamt befanden sich unter dem samt wurde während der beiden Vegetationsperioden Spektrum der 61 Arten unterschiedliche Vertreter aus 1991/92 und bei ergänzenden Handfängen im Sommer 31 Gattungen, deren Larven teils als Phytophage (Pflan- 2000 ein Laufkäferspektrum von 43 Arten festgestellt. zenfresser), Zoophage (Räuber) oder als Saprophage Die Auswertung der Habitat-Ansprüche zeigt, dass 21 (Fäulnisbewohner: moderndes Totholz, Dung, Detritus, (49%) der nachgewiesenen Laufkäferarten typische stark eutrophierte Wässer) leben. Zu den räuberisch Waldbewohner darstellen. Allein 10 (23%) Arten sind lebenden Larvalformen gehören insbesondere die aphi- Großlaufkäfer, die einschließlich der einen gefunde- dophagen (blattlausfressenden) Arten der Gattungen nen Sandlaufkäferart nach der BArtSchV besonders Syrphus, Epistrophe, Metasyrphus, Scaeva, Episyrphus, geschützt sind. Bei weiterer differenzierter Betrachtung Dasysyrphus, Parasyrphus, Melanostoma und Xanthand- der ökologischen Ansprüche der gefangenen Arten sind rus, die nicht unerheblich zur biologischen Schädlings- 21% mehr oder weniger hygrophile Waldarten, die nasse, bekämpfung im Wildschutzgebiet beitragen. Im sumpfige Waldstandorte sowie Auwald oder Bruchwald Gegensatz zu den Larven sind die Imagines der Offen- bevor zugen (Badister sodalis, Elaphrus riparius, Lori- land-, Wiesen- als auch der Waldarten alle auf Blüten cera pilicornis, Oodes helopioides, Notiophilus palustris, als Nektar quelle angewiesen. Somit sind für sie im Wild- Patrobus atrorufus, Platynus assimilis, Pterostichus dili- schutzgebiet die Blütenhorizonte sowohl auf den Wiesen gens, Pterostichus strenuus, Pterostichus vernalis). Aber und Lichtungen als auch entlang von besonnten Wald- auch die mesophilen Arten, die humide, aber keine wegen von überlebenswichtiger Bedeutung. Gerade in nassen Standorte im Wald besiedeln, machen 28% des dem breiten Artenspektrum des Untersuchungsgebietes Artenspektrums aus (Abax parallelepipedus, A. paralle- dokumentiert sich die Vielfalt unterschiedlicher Habitate lus, Calathus rotundicollis, Calosoma inquisitor, Carabus und somit auch der hohe ökologische Wert des Gebietes. coriaceus, C. glabratus, C. granulatus, Cychrus caraboides, Dies wird weiter untermauert bei der Betrachtung der Leistus rufomarginatus, Molops piceus, Nebria brevicollis, existierenden Roten Listen für Schwebfliegen. Insgesamt Pterostichus oblongopunctatus). Sie bergen interessante konnten im Wildschutzgebiet unter Berücksichtigung Vertreter wie z. B. Calosoma inquisitor (Kleiner Puppen- von drei relevanten Roten Listen 23 unterschiedlich räuber), der mehr auf den Bäumen als am Boden lebt. stark gefährdete Arten nachgewiesen werden. Insgesamt wurden mehr Laufkäferarten erwartet und An Tagfaltern und Widderchen wurden seit 1986 bis bei erneuten Fangdurchgängen werden sicherlich auch 2001 insgesamt 49 Arten festgestellt. Aufgrund ihrer weitere Arten hinzukommen, dennoch indiziert die bis Lebensweise sind 20 (41%) Arten primär an das Offen- jetzt bekannte Lebensgemeinschaft ein intaktes Waldöko- bzw. Grünland gebunden, 8 (16%) mehr an gehölz- 138

bestandene Übergangsbereiche wie z. B. Waldsäume oder spezielle Lebensräume und Strukturen beruht, die in Sukzessionsflächen und 15 (31%) weitere können als unserer früheren Landschaft noch wesentlich häufiger reine Waldarten betrachtet werden, die eine mehr oder waren, heute jedoch selten geworden sind. Da das unter- weniger enge Bindung an bestimmte Waldlebensräume suchte Gebiet sich überwiegend aus Laubwaldbeständen aufweisen. Lediglich 6 (12%) zumeist urticophile Arten und extensiven Frisch- und Feuchtwiesen zusammen- sind als Ubiquisten bzw. Generalisten nicht eng an das setzt, war die Erwartung auf ein größeres Artenspektrum Gebiet gebunden. als die nachgewiesenen 4 Reptilienarten Anguis fragilis Diese Zahlen allein verdeutlichen bereits die hohe (Blindschleiche), Lacerta agilis (Zauneidechse), Lacerta Wertigkeit des Gebietes für die Falterfauna, doch bei vivipara (Waldeidechse) und Natrix natrix (Ringelnatter) der Betrachtung der in Hessen gefährdeten Arten im gering. Der relativ häufige Nachweis der thermophilen Wildschutzgebiet wird besonders die regionale Bedeu- Zauneidechse war allerdings unerwartet, da trockenwar- tung hervorgehoben. So stehen von den gefundenen me Standorte für den Wildschutzgebiet eher untypisch Tagfaltern und Widderchen 9 Arten auf der Vorwarnlis- sind und dort nur sehr kleinräumig vorkommen. Die te, bei zwei Arten wird eine Gefährdung angenommen, anderen drei Arten hingegen sind sehr typisch für das 4 sind gefährdet, wobei das Aussterben von Maculinea Gebiet. Insgesamt sind alle 4 gefundenen Arten des nausithous in Hessen gravierende Folgen für die Popu- Wildschutzgebietes in Hessen gefährdet, die Befunde lation in ganz Deutschland hätte, denn diese Art hat in sind jedoch eher von lokaler Bedeutung. diesem Bundesland eines ihrer Schwerpunktvorkommen. Von allen untersuchten Tiergruppen war die der Zwei weitere Arten sind stark gefährdet und Satyrium Vögel am artenreichsten, das Gesamtspektrum beträgt w-album, eine im Wildschutzgebiet neu gefunde sehr im Zeitraum von 1990–2003 genau 104 Arten. Bei bemerkenswerte Art, ist sogar vom Aussterben bedroht. genauerer Betrachtung ihres Status ergeben sich ver- Der letzte Nachweis von Maculinea alcon ist äußerst schiedene Gruppen. Als regelmäßige Brutvögel wurden bemerkenswert, da für Hessen außer dieser Meldung aus bis zu 64 Arten nachgewiesen, während bis zu 9 Arten dem Darmstädter Raum kein weiterer Nachweis mehr als unregelmäßige oder potenzielle Brutvögel eingeord- vorliegt. net wurden. Als regelmäßige Nahrungsgäste erwiesen Lohnenswert für zukünftige Untersuchungen im Wild- sich ebenfalls 7 Arten, als Herbst- und Wintergäste 3 schutzgebiet erscheint uns die zusätzliche Bestandsauf- Arten. Die Anzahl der Durchzügler und unregelmäßigen nahme der Nachtfalter gerade im Hinblick auf die dort Nahrungsgäste schwankte zwischen 22 (1990) und 16 stockenden Altholzbestände. Arten (1995). Unter diesen befinden sich insgesamt 37 Die Bestandsaufnahmen der Amphibienfauna von in Hessen gefährdete Arten, wovon 3 vom Aussterben 1985 bis 2001 erbrachten mit insgesamt 11 Arten eine bedroht sind und 4 als stark gefährdet gelten. Besonders hohe Artenvielfalt. Alle Arten sind in Hessen bestands- erwähnenswert ist das Vorkommen von Wachtelkönig bedroht, Rana arvalis (Moorfrosch) ist wahrscheinlich und Braunkehlchen als regelmäßige Durchzügler sowie nach 1990 völlig im Wildschutzgebiet verschwunden, das Brutvorkommen von Wiedehopf und Bekassine. Hyla arborea (Laubfrosch) und Rana dalmatina (Spring- Unter Berücksichtigung der Vogelschutzrichtlinie, frosch) sind sogar landesweit vom Aussterben bedroht Anhang I, sind unbedingt Schwarzspecht, Grauspecht, und der Triturus cristatus (Kammmolch) ist eine stark Mittelspecht, Eisvogel, Neuntöter und Wespenbussard als gefährdete FFH-Art. Die übrigen Lurcharten mit ihren weitere Brutvögel zu nennen und Raufußkauz, Wiesen- verschiedenen Habitat-Ansprüchen bekunden ebenfalls weihe, Schwarzmilan und Rotmilan als Nahrungsgäste die große Bedeutung des Gebietes. Besonders das gro- bzw. Durchzügler. Das breite Artenspektrum ergibt sich ße Vorkommen des Springfrosches mit einem heutigen durch die Verschiedenartigkeit der Lebensraumtypen, Laichgewässerverbund mit mehr als 1.000 Laichballen, den Wechsel zwischen größeren Wiesenarealen und verteilt auf mehrere Wiesentümpel, ist von regionaler unterschiedlichen Waldgesellschaften mit Lichtungen Bedeutung. Alle Arten sind nach der BArtSchV beson- und Altholzbeständen (Specht- und Höhlenbäume), wo ders geschützt. Von Bedeutung ist auch der europaweite die unterschiedlichsten Arten mit ihren jeweiligen Habi- Schutzstatus des Kammmolches nach der FFH-Richtlinie tat-Ansprüchen geeigneten Lebensraum finden. Das (Anh. II, IV), wonach er zu den „Tierarten von gemein- Wildschutzgebiet ist somit je nach Art von regionaler bis schaftlichem Interesse gehört, für deren Erhaltung überregionaler (Mittelspecht, Wiedehopf) Bedeutung für besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen“, die Avifauna, insbesondere gestützt durch die ähnlich wie sowie von Laubfrosch und Springfrosch nach der FFH- in benachbarten Naturschutzgebieten betriebene Land- Richtlinie Anh. IV (streng geschützt). Resümierend ist und Forstwirtschaft. die hohe ökologische Wertigkeit des Wildschutzgebietes Die vertiefenden Untersuchungen der Greifvögel allein für die Amphibien festzuhalten. zeigt die Bedeutung des Wildschutzgebietes für den Die Reptilien zählen ebenso zu den stark gefährdeten seltenen Wespenbussard, der hier als Brutvogel auftritt. Tiergruppen, was auf der Bindung zahlreicher Arten an Gerade als Nahrungsspezialist ist diese Vogelart auf 139

intakte Laub- und Laubmischwälder mit genügendem bereiche mit geringer Bodenvegetation, wo beispielswei- Faltenwespenvorkommen angewiesen. Wie die hier nicht se das Große Mausohr die Insekten vom Boden auflesen dargestellten Beobachtungen der Hymenopteren gezeigt kann. Auch die halboffenen bis offenen besonnten Wind- hat, sind die Sozialen Faltenwespen mit 5 Arten im Wild- wurfflächen, wo sich ein günstiges Kleinklima entwi- schutzgebiet gut vertreten und stellen eine gute Grund- ckelt, kommen der Lebensweise vieler Fledermausarten lage seiner Hauptnahrung dar. entgegen. Insgesamt bietet das Wildschutzgebiet für die Auch die Untersuchungen der Eulenvorkommen Fledermäuse beste Lebensbedingungen. zeigen mit der Belegung des Gebietes von 5 Waldkauz- Alle nachgewiesenen Arten sind bestandsbedroht, Paaren eine positive Bilanz, auch wenn mit einer errech- allein 8 davon sind in Hessen stark bedroht. Bechstein- neten Reviergröße von 80–90 ha kein überdurchschnitt- fledermaus und Großes Mausohr stehen sogar im licher Besatz vorliegt. Hierbei ist zu bemerken, dass auch Anhang II und IV der FFH-Richtlinie, was bedeutet, für diese Tiere ein genügendes ganzjähriges Nahrungs- dass sie europaweit „streng geschützte Tierarten von angebot und auch Höhlenangebot vorhanden sein muss, gemeinschaftlichem Interesse sind, für deren Erhaltung damit sie sich überhaupt in dem Gebiet halten können. besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen“ Die beiden anderen genannten Arten Waldohreule und (Anh. II), und außerdem „streng zu schützende Tierarten Raufußkauz sind jedoch nur als potenzielle Brutvögel von gemeinschaftlichem Interesse“ sind (Anh. IV). Die bzw. als Nahrungsgäste einzustufen, da für sie die Bio- Bewertung der Befunde ist Grundlage für die Formu- topbedingungen in dem nahezu reinen Laubwaldgebiet lierung der Pflege- und Entwicklungsziele im folgenden suboptimal sind. Kapitel. Die neuesten Erhebungen der Spechtfauna 2003 Das Wildschutzgebiet Kranichstein ist seit Jahrzehn- zeigen für 5 der 6 nachgewiesenen Arten einen guten ten ein herausragendes Beispiel für einen gelingenden ausgeglichenen Bestand, Buntspecht 20–25, Mittel- Naturschutz durch nachhaltige Nutzung. Die Akteure specht mindestens 23, Schwarzspecht 2 und Grauspecht vor Ort haben damit gewissermaßen Gedanken der 4 Brutpaare. Beim Grünspecht war sogar eine Bestands- Rio-Convention von 1992 vorweggenommen. Das Pilot- zunahme von 2 auf 3 Brutpaare zu verzeichnen . Die projekt Kranichstein verdankt seine besondere Qualität Ursache könnte tatsächlich mit der partiellen Auslich- auch dem intensiven Dialog von Wissenschaft und Praxis. tung von Waldbeständen durch die Sturmereignisse von Dadurch haben die gewonnenen Ergebnisse unmittel- 1990 zusammenhängen, da auf den so entstandenen bar den Weg in die Praxis gefunden und konnten in der Freiflächen sich möglicherweise ein günstigeres Klima Anwendungsphase weiter optimiert werden. und Nahrungsangebot (Ameisen) entwickeln konnte. Für die Zukunft ist es wichtig, dass im WSG die seit Die zukünftige Entwicklung der ehemaligen Windwurf- Jahrzehnten verfolgten Wege der Waldbehandlung, flächen, die wiederaufgeforstet wurden und sich z.T. die die Grundlage für die heutige Artenvielfalt gelegt auch durch Anflug und Naturverjüngung wieder begrünt haben, weiter verfolgt werden. Dies gilt vor allem für alte haben, könnte mittelfristig wieder zu einer Abnahme der Laubholzbestände und die durch alte Bäume geprägten Grünspechtdichte führen. Bei allen anderen Spechtarten Lebensräume, deren Anteil und Entwicklungspotenzial mit Ausnahme des Kleinspechtes, der wohl außerhalb auch langfristig gesichert werden muss. Auch für die östlich des Wildschutzgebiet brütet, dürften sich die Brut- Wiesen gilt, dass die hier durch die Forschung der letzten paardichten nicht verändern. 20 Jahre gewonnenen Empfehlungen in ihrer Entwick- Zu den bedeutendsten Befunden gehören die Nach- lung fortgeführt werden. Das bereits 1988 entwickelte weise von mindestens 12 Fledermausarten, die alle den Wiesenpflegekonzept (Goebel 1988) wurde nicht nur Wald als Ganz- oder Teillebensraum nutzen. Diese Tiere vom Hessischen Forstamt Darmstadt konsequent umge- reagieren äußerst empfindlich auf negative Veränderun- setzt, sondern im Rahmen des Projektes entsprechend gen im Ökosystem. Das gefundene große Artenspektrum dem Ergebnisfortschritt zielstrebig weiterentwickelt. und das vielfach beobachtete Auftreten mehrerer Tiere an verschiedenen Stellen im Wildschutzgebiet deutet wiederum auf ein intaktes Waldökosystem hin, auf genü- gend Altholz mit Fäulnishöhlen, abstehender Rinde und Stammaufrissen (pot. Quartiere), auf genügend Spechte für die Produktion von Spechthöhlen (pot. Quartie- re), auf genügend Totholz und auf den Verzicht von Insektizid-Einsätzen, was die Produktion von Insekten (Nahrungsgrundlage) fördert, auf abwechslungsreiche Waldbereiche mit linienhaften Strukturen (Waldwege, Waldränder entlang der Wiesen und Lichtungen), wo die Tiere beste Jagdgebiete vorfinden, und auf Hochwald- 140

4 Pflege- und Entwicklungsziele

Den Befunden zur Fauna kommt vor allem eine differen- ein Pflegekonzept ausgewählt, des Weiteren aber auch zierende Funktion für die Pflege- und Entwicklungskon- die für das Wildschutzgebiet typischen und nach den zeption des Wildschutzgebietes zu: Pflegemaßnahmen Roten Listen gefährdeten Arten. müssen sich an der Erhaltung oder Verbesserung der Habitate bedrohter Tierarten orientieren. Dies bedeutet, dass Pflegemaßnahmen, die aus Sicht der Vegetation angebracht sind, zum einen bestätigt werden oder aber 4.1 Waldentwicklung und -pflege andererseits auch zur Förderung gefährdeter Tierarten modifiziert werden und dass sie im Extremfall ganz Das Spektrum der Leit- und Zielarten der Waldflächen unterbleiben müssen. Insbesondere die FFH-RL Anhang als Richtungsweiser für die Waldentwicklung und -pflege II-Arten, die vom Aussterben bedrohten als auch die reicht von den Weichtieren über verschiedene Insekten- stark gefährdeten Arten sind als Ziel- und Leitarten für gruppen bis hin zu den Vögeln und Fledermäusen.

Tabelle 12: Ziel- und Leitarten für die Pflege- und Entwicklungsziele der Waldflächen

Arten des Waldes Tierart RL-Hessen RL-BRD BASV FFH-RL VS-RL Clausilia pumila Keulige Schließmundschnecke 2V --- Temnostoma vespiforme Gelbe Tigerschwebfliege (G) V --- Apatura ilia Kleiner Schillerfalter G3§ -- Satyrium w-album Ulmen-Zipfelfalter 13 --- Cerambyx cerdo Heldbock - 1 §§ II,IV - Lucanus cervus Hirschkäfer - 2 § II,IV - Protaetia aeruginosa Großer Goldkäfer - 1§§ -- Columba oenas Hohltaube V - § -- Dendrocopos medius Mittelspecht V/! V§§ - I Dendrocopos minor Kleinspecht 3 - § -- Dryocopus martius Schwarzspecht - - §§ - I Pernis apivorus Wespenbussard V - §§ - I Picus canus Grauspecht - V§§ - I Scolopax rusticola Waldschnepfe 3 - § - Art 4/2 Myotis bechsteini Bechsteinfledermaus 23§§II, IV - Myotis myotis Großes Mausohr 2 3 §§ II, IV - Myotis nattereri Fransenfledermaus 2 3 §§ IV - Nyctalus leisleri Kleinabendsegler 2 G §§ IV - Nyctalus noctula Abendsegler 3 3 §§ IV - Plecotus auritus Braunes Langohr 2 V §§ IV -

Anmerkung: (G) = Gefährdung anzunehmen (Einschätzung des Autors). 141

Aufgrund der genannten Arten lässt sich ein diffe- renziertes Bild der zukünftigen Waldbewirtschaftung im Wildschutzgebiet Kranichstein erstellen, das sich mit den Empfehlungen der Pflege- und Entwicklungsmaßnah- men des FFH-Gebietes Nr. 6018–301 „Kranichsteiner Wald mit Hegbachaue, Mörsbacher Grund und Silzwie- sen“ (Hohmann et al. 2002) deckt. Der naturschutz- fachlichen Notwendigkeit zum Erhalt und Schutz der o. g. Arten steht allerdings das Forsteinrichtungswerk mit geplanter Endnutzung (Altbaumeinschlag von Eiche 1.321 fm und Buche 1.129 fm) in hohem Konflikt. Da es sich hier um ein FFH-Gebiet handelt, gilt das Verschlech- terungsverbot, d.h. die Erhaltung des Altbaumbestandes mit seinen Tierlebensgemeinschaften ist in der Entwick- lungsplanung von prioritärer Bedeutung. Insgesamt erge- ben sich folgende Entwicklungs- und Pflegeaspekte:

• Schutz bestehender Altholzzellen: Aufgrund der Ausgereiftheit dieser Waldökosysteme finden sich in den Altholzzellen auch die meisten gefährdeten Waldarten wieder. Die Ursachen sind der Reichtum an Baumhöhlen, an Totholz jeglicher Art und das reichhaltige Nahrungsangebot. Solche inselhaften Bereiche sind unbedingt schutzwürdig und gerade in einem Wildschutzgebiet bzw. FFH-Gebiet sollten diese Bereiche nicht weiter forstlich genutzt, sondern der natürlichen Entwicklung (Prozessschutz) Vorrang gegeben werden.

• Unbedingter Schutz alter und sehr alter Laubbäume, von Spechtbäumen und Überhältern: In forstlich stark genutzten Wäldern herrscht meist ein Mangel an sehr Die alte Eiche an der Stadtförsterwiese war Brutplatz alten Laubbäumen, Überhäl tern und Spechtbäumen von Cerambyx cerdo (Heldbock), im Frühjahr 2005 brach über 140 Jahre. Diese Bäume sind jedoch enorm der morsche Baum um. wichtig gerade für Höhlenbewohner, die jüngere Waldgebiete sonst nicht besiedeln könnten. Besonders unter dem Aspekt, dass Waldfledermäuse eine sehr traditionelle, teils jahrzehntelange Quartierbelegung haben, sind Altbäume zu schützen. Wichtig hierbei Maßnahmen zur Verkehrssicherungspflicht an ist auch die Erkenntnis, dass viele Arten einen Bäumen entlang von Wegen durchführen lassen, z. B. Quartierverbund bestehend aus mehreren Quartieren Entlastungsschnitte durch Absägen einzelner Äste (Sommer-, Zwischen-, Übergangsquartier, Quartiere (Steinbach et al. 2000). für Männchengesellschaften, Wochenstubenquartier) in verschiedenen Altbäumen eines Waldes nutzen. • Entwicklung von weiteren Altholzzellen in jetzt noch So sind die forstwirtschaftlichen Eingriffe in älteren jüngeren Waldabteilungen: Für einen dauerhaften Waldbeständen, die die Herausnahme alter Bäume Artenschutz müssen für die Zukunft reife ohne vorhergehende Höhlensuche und -kontrolle Waldökosysteme entwickelt und flächenhaft erweitert vorsehen, mit Blick auf die Waldfledermäuse sehr werden. Hierbei müssen die in Hessen angestrebten kritisch zu betrachten. Umtriebszeiten (Eichenbestände 180–240 Jahre, Buchenbestände 140–180 Jahre, Fichtenbestände x Auf jeden Fall sollte als minimale Vorsorge 80–120 Jahre, Kiefernbestände 140–150 Jahre) eine Kartierung von Höhlenbäumen und auch unbedingt eingehalten werden. Nach Meschede & Stammaufrissen durchgeführt werden: Die Bäume Heller (2000) sollten bundesweit wenigstens müssen markiert und unter Schutz gestellt werden: 15–20% der Altbäume (bzw. Altholzbestände) Herausnahme aus dem Holzeinschlag; gegebenenfalls über 120 Jahre unbedingt vor dem Hieb verschont 142

bleiben, da deutschlandweit der Anteil solcher laevis, U. minor, U. glabra) an geeigneten Standorten. Bestände zusammen gerade mal 7,4% ausmacht, Wegen des weitverbreiteten Ulmensterbens könnte 160-jäh rige und ältere Bestände 1%. Für ein auch versuchsweise eine gegen das Ulmensterben Waldgebiet wie dem Wildschutzgebiet, das jetzt auch resistente Zuchtform (Resista-Ulme) angepflanzt FFH-Gebiet ist, können durchaus strengere Maßstäbe werden. angelegt werden. Da die Flächen der hessischen Naturschutzgebiete mit Wald den geforderten Anteil • Förderung von Weichholzarten: Insbesondere an Altholz längst nicht erbringen können, sollte auch profitieren Insekten von Weichhölzern wie in einem kombinierten FFH- und Wildschutzgebiet Zitterpappel (Populus tremula), Birke (Betulus die reine Forstwirtschaft zugunsten des Naturschutzes pendula), Erle (Alnus glutinosa), Vogelkirsche zurückstehen. Hier sollten wenigstens 20–25% der (Prunus avium) oder Sal-Weide (Salix caprea), Altbäume über 120 Jahre stehenbleiben können. die sie als Nahrungspflanzen brauchen. Allein Bei einer angestrebten Dichte von 100 Altbäumen zur Förderung des Vorkommens von Kleinem pro Hektar und einer Ausgangsdichte von ca. und Großem Schillerfalter müssen Espe und Sal- 10.000 Jungbäumen pro Hektar kann die Nutzung des Weide im Wildschutzgebiet hochkommen können, Waldes durchaus fortgeführt werden. beispielsweise bei der Entwicklung stufiger Waldmäntel (s. u.). Auch der Grauspecht bevorzugt • Förderung und Erhalt bestimmter Baumarten: Die neben der Buche auch Pappel und Kirsche als vorliegenden Untersuchungen im Wildschutzgebiet Brutbaum. Dessen Höhlen können später den haben den Wert alter Buchen (Fagus sylvatica) Fledermäusen als Quartiere dienen. und insbesondere alter Eichen (Quercus robur) hinsichtlich der Spechtfauna und ihrer • Entwicklung von Totholz: Von besonderer Höhlennachmieter gezeigt. Werden diese Baumarten Bedeutung ist die Erhaltung von ausreichend gefördert und können alt werden, dann bleibt die stehendem Totholz. Viele der bei uns selten Besiedlung mit Spechten, Eulen, Fledermäusen und gewordenen Totholzbewohner und Mulmzersetzer anderen Höhlenbewohnern erhalten bzw. kann noch insbesondere unter den Käfern (z. B. Hirschkäfer) weiter gefördert werden. Es ist besonderen Wert auf und Schwebfliegen (z. B. Gelbe Tigerschwebfliege) die Förderung und den Erhalt alter Eichen bezüglich sind noch im Wildschutzgebiet zu Hause und können der hohen Mittelspecht-Dichte zu legen. Das durch diese Maßnahmen nicht nur gehalten, sondern hiesige Vorkommen des in Hessen vom Aussterben sogar gefördert werden. Der in Hessen angestrebte bedrohten Ulmen-Zipfelfalters rechtfertigt auch Totholzanteil in allen Staatswäldern liegt bei 10% das Einbringen bestimmter Ulmenarten (Ulmus der Bäume. Bei einer durchschnittlichen Bestockung

Beispiel eines schön entwickelten Waldsaums an der Stadtförsterwiese. Solche Ökotope sind Lebensraum von Kleinsäugern, Weichtieren und vielen Insekten, verschiedene Heckenbrüter wie beispielsweise die Nachtigall können dort ihren Nistplatz haben. 143

von 100 Bäumen pro Hektar in einem Altbestand • Fledermauskästen im Wald: In Bereichen entspricht dies 10 Bäumen pro Hektar. Diese Zahlen jüngerer Abteilungen mit einer geringeren decken sich in etwa mit den heutigen Kenntnissen Höhlendichte sollten zur Förderung einzelner von den Quartieransprüchen der Fledermäuse im waldbewohnender Arten Fledermauskästen als Wald (Meschede et al. 2000). zeitliche Übergangslösung aufgehängt werden (vgl. Petrak 2000). Ziel muss es jedoch sein, solche • Plenterwirtschaft: Bei Weiterbewirtschaftung Fledermauskastengebiete, die ja nur ein Provisorium einzelner Abteilungen ist eine Durchmischung darstellen, durch Belassung von Alt- und Totholz mit aller Altersklassen anzustreben bzw. wie hier im entsprechenden Spechthöhlen bzw. Stammaufrissen Wildschutzgebiet beizubehalten. Der Vorteil liegt überflüssig zu machen (Tress et al. 1994). Beim darin, dass auch die anspruchsvollen, auf Altholz Aufhängen der Kästen ist darauf zu achten, dass angewiesenen Arten solche Abteilungen besiedeln. sie in 2–5 m Höhe unbedingt gruppenweise (2–3) in sonniger und halbschattiger Umgebung im • Wiedervernässung: Abgesehen von den Bestandsinnern und an Waldwegen und kleinen Entwässerungsgräben entlang der Hauptwege Lichtungen, aber nicht am Waldrand, hängen, wobei sollten die übrigen Entwässerungsgräben im Wald eine Dichte von 5–6 Fledermauskästen auf 10 ha nicht weiter unterhalten werden. Dies führt zur angestrebt werden sollte. Auch müssen immer Wiedervernässung einiger Abteilungen und somit zur verschiedene Kastentypen aufgehängt werden (vgl. Lebensraumverbesserung dort lebender Weichtier- Meschede et al. 2000). und Amphibienarten (z. B. Feuersalamander, Springfrosch, Grasfrosch, Berg- und Teichmolch). • Vogelnistkästen im Wald: Ebenfalls in Bereichen jüngerer Waldabteilungen mit fehlenden bzw. • Wege-Reduktion: Das begonnene Konzept der Wege- wenigen Baumhöhlen können durchaus Nistkästen Reduktion im Wildschutzgebiet sollte weiter verfolgt verschiedenen Typs aufgehängt werden. Aller dings werden. Dies führt zur weiteren Beruhigung des sollten Vogelkästen – speziell Meisenkästen – nie Wildschutzgebiet. an besonnten Waldrändern aufge hängt werden. Der Grund liegt einfach darin, dass bestimmte • Keine Mahd oder Mulchung entlang der Wegsäume Schmetterlingsarten (z. B. Kaisermantel), die im Wald: Viele Insektenarten (u. a. Schwebfliegen, gerne von Meisen gefressen werden, dort im Schmetterlinge, Käfer) profitieren von dem Puppenstadium und auch als Imago überwintern. Blütenhorizont der Säume entlang der Waldwege. Meist sind es Hochstauden, die sich durch die etwas günstigere Besonnung an den Wegsäumen halten. 4.2 Wiesenpflege Daher sollte die Vegetation entlang der Wegsäume nie während der Vegetationsperiode gemäht werden, Auch das Spektrum der Leit- und Zielarten der Wiesen- wenn überhaupt, dann am besten nur einseitig flächen des Wildschutzgebietes dient neben den vorlie- alternierend im Oktober. genden vegetationskundlichen Daten hervorragend als Richtungsweiser für die Empfehlungen zur Wiesenpflege. • Entwicklung eines stufigen Waldmantels: In Aufgrund der genannten Arten lässt sich ebenfalls ein den Wiesenbereichen können langfristig dort, differenziertes Bild der zukünftigen Wiesenbewirtschaf- wo es sich anbietet, partiell sonnenexponierte tung im Wildschutzgebiet Kranichstein erstellen, das sich Waldrandabschnitte zu einem stufigen Waldmantel mit den Empfehlungen der Pflege- und Entwicklungs- entwickelt werden, da gerade in solchen linienhaften maßnahmen des FFH-Gebietes Nr. 6018-301 „Kranich- Ökotopen (Grenzbereich zwischen Biotoptypen) eine steiner Wald mit Hegbachaue, Mörsbacher Grund und artenreiche Besiedlung sowohl von Wirbellosen wie Silzwiesen“ (Hohmann et al. 2002) deckt. Insgesamt auch von Wirbeltieren stattfindet. Hierzu müssten ergeben sich folgende Entwicklungs- und Pflegeaspekte: einerseits auf ausgesuchten Wiesenabschnitten Streifen ungenutzt liegen bleiben, damit sich • Wiesen weiter extensiv bewirtschaften: Gerade sukzessiv ein Gehölzsaum entwickeln kann, bei dem Extensiv-Grünland bietet Lebensraum für viele die Baumarten regelmäßig entnommen werden gefährdete Tierarten, z. B. von Tagfaltern, Widderchen müssen. Andererseits, um kleinere Wiesenflächen über Heuschrecken, Laufkäfern bis hin zu diversen nicht weiter zu verkleinern, sollte der spätere Arten von Säugern, Vögeln und Reptilien. In Strauchsaum ebenfalls nur an geeigneten Stellen bestimmten weniger feuchten Wiesenarealen kann hinter der Trauflinie durch Auflichtung des Waldes durchaus extensiv gedüngt und/oder gekalkt werden, entwickelt werden. ohne die vorherrschende Pflanzengesellschaft zu 144

beeinträchtigen. Zudem kann hierdurch die Pflege gemäht werden, eine zweite Mahd sollte dann erst der Wiesen durch die Landwirte langfristig gesichert wieder Mitte/Ende September stattfinden. werden (näheres dazu in Goebel & Simon, in Vorb.). Nur in den nassen Wiesenbereichen, wie • Keine Totalmahd: Der sonst üblichen Totalmahd der beispielsweise im Brutgebiet der Bekassine in der Wiesen ist die Teilmahd vorzuziehen. Hierbei kommt Rottwiese, darf keine Düngung, nicht einmal eine es nicht zu einem völligen Struktur-, Nahrungs- und Grunddüngung mit Thomaskali, erfolgen, um den Blütenengpass für viele Tierarten. Aufwuchs im Frühjahr länger niedrig zu halten. Auch im 10-Meter-Umfeld von Wiesentümpeln darf • Mahd der Wiesenflächen von innen nach außen: Der nicht gedüngt werden. Gegen eine gelegentliche Vorteil dieser Mähtechnik ist, dass in das hohe Gras Aufbringung von Kalk in diesen Bereichen spricht zurückfliehende Tiere weiter nach außen ausweichen aus faunistischer Sicht nichts. können und nicht eingekreist werden.

• Mahdtermine: Zur besseren Entwicklung der • Entnahme von Bäumen aus den Wiesen: Die Insektenfauna der Wiesen sowie zum besseren Schutz mitten in der Rottwiese entlang eines Grabens der dort vorkommenden Bekassine und potenziell angepflanzten Rosskastanien werden mittel- bis des Wachtelkönigs sollte das feuchte Grünland im langfristig das Verschwinden der dort brütenden Wildschutzgebiet frühestens Anfang Juli gemäht Bekassine bewirken. Die Bäume werden schon werden. Bereiche mit Wiesenknopf-Vorkommen jetzt von Prädatoren (Aaskrähe) als Ansitz genutzt, können hingegen wegen der Wiesenknopf- von wo sie die Bodenbrüter ausspähen können. Ameisenbläulinge mit der Hauptflugzeit von Mitte Langfristig wird die Chance vertan, den offenen Juli bis Mitte August bereits Anfang bis Mitte Juni Charakter der größten Wiese des Wildschutzgebietes

Tabelle 13: Ziel- und Leitarten für die Pflege- und Entwicklungsziele der Wiesenflächen

Arten der Feucht- und Frischwiesen Tierart RL-Hessen RL-BRD BASV FFH-RL VSRL Columella edentula Zahnlose Windelschnecke 3 ---- Chrysotoxum veralli Veralls Wespenschwebfliege (G) V --- Helophilus hybridus Helle Sumpfschwebfliege (G)- - - - Platycheirus scambus Nordische Breitfußschweb- (G) V --- fliege Pyrophaena granditarsa Breitfuß-Feuerschwebfliege (G)- - - - Chorthippus montanus Sumpf-Grashüpfer V3 --- Chrysochraon dispar Große Goldschrecke 3 ---- Stetophyma grossum Sumpfschrecke 32 --- Lycaena virgaureae Dukaten-Feuerfalter 23§ -- Maculinea nausithous Dunkler Wk.-Ameisenbläuling 3! 3 §§ II,IV - Mellicta athalia Wachtelweizen-Scheckenfalter 23 --- Pyronia tithonus Rotbraunes Ochsenauge V3 - - Zygaena trifolii Sumpfhornklee-Widderchen 33§ -- Zygaena viciae Kleines Fünffleck-Widderchen 3V§ -- Gallinago gallinago (L.) Bekassine 21§§- Art. 4/2 Crex crex Wachtelkönig 1/!!! 2§§ - I Lanius collurio (L.) Neuntöter V - § - I Saxicola rubetra (L.) Braunkehlchen 23§ - Art. 4/2

Anmerkung: (G) = Gefährdung anzunehmen (Einschätzung des Autors) 145

In der Rottwiese brütet die Bekassine, deshalb müssen die entlang des Grabens angepflanzten Rosskastanien wieder entfernt werden, da der Schnepfenvogel die enge Kammerung der Wiese nicht verträgt. Auch potenzielle Brutvögel wie Wachtelkönig oder Braunkehlchen werden durch die Bäume vergrämt.

zu erhalten. Den durchziehenden Wiesenvögeln 4.3 Gewässerpflege (Wiesenpieper, Braunkehlchen, Wachtelkönig!!), von und -neuanlage denen gelegentlich hier welche brüten könnten, wird durch die zunehmende Kammerung der Rottwiese ebenfalls diese Möglichkeit genommen. Die jetzt Die hydro- und hygrophilen Leit- und Zielarten des noch jungen Bäume sollten trotz historischer Wildschutzgebietes dienen ebenfalls als Richtungsweiser Vorbilder, die durchaus in einem Wildschutzgebiet für die Empfehlungen zur Gewässerpflege und -neuan- ihre Berechtigung haben können, wieder aus der lage. Wiese entnommen werden, denn der Schutz seltener Insgesamt ergeben sich aus dem Spektrum der wich- Wiesenbrüter muss Vorrang haben. Derzeit breitet tigsten wasserabhängigen Tierarten folgende Entwick- sich im Wildschutzgebiet die Kastanien-Miniermotte lungs- und Pflegeaspekte im Wildschutzgebiet: (Cameraria oridella) aus. Möglicherweise werden durch ihren teilweise massiven Befall die • Neuanlage von Waldtümpeln: Das Vorkommen Kastanienbäume ohnehin absterben. einiger Amphibienarten kann auch durch Tümpel- Neuanlagen an nassen lichten Standorten im • Kein Umbruch der Wiesen: Ein Flächenumbruch zum Wald weiter gefördert werden (u. a. Springfrosch, Zwecke der Neueinsaat, wie es in der Landwirtschaft Feuersalamander). üblich ist, verbietet sich für die schutzwürdigen Grünlandgesellschaften im Wildschutzgebiet (§ 30 • Neuanlage und Erhalt von Wiesentümpeln: Das Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG, vgl. Petrak 2000). Durch Vorkommen vieler Libellen- und Amphibienarten eine solche Maßnahme würden viele seltene kann durch Tümpel-Neuanlagen in den Wiesen weiter und gefährdete Pflanzen- und Tierarten aus dem gefördert werden. Es ist bei der Standortwahl darauf Wildschutzgebiet verschwinden. zu achten, dass keine wertvollen Pflanzenbestände in Mitleidenschaft gezogen werden und dass die Kleingewässer auch in besonnter Exposition liegen. Die wichtigsten zu fördernden Arten sind Laubfrosch und Kammmolch. 146

Eines der ökologisch wertvollsten Kleingewässer des Wildschutzgebietes liegt in der Hengstriedwiese. Viele Libellen- und Amphibienarten sowie die Ringelnatter haben dort ihren Lebensraum, Fledermäuse jagen dort nach Insekten. Die Neuanlagen weiterer solcher Gewässer sind erwünscht.

In der Rottwiese ist ein Bereich als Schilfröhricht entwickelt. Dort leben verschiedene Mollusken- und Insektenarten, Rohrammer, Sumpf- und Teichrohrsänger brüten hier regelmäßig.

• Entwicklung von Uferstreifen und Krautsäumen: viele Tierarten von Bedeutung sind. Um die Flächen Entlang von Gräben, Kleingewässerufern und offenzuhalten, sollten jedoch die besonders gerne in Waldrändern sollte stets ein Streifen von einigen Seggenriedern aufkommenden Erlen und Weiden Metern ungemäht bleiben. Hier ist die Entwicklung immer enfernt werden. Kann dies in Handarbeit nicht von Hochstauden anzustreben, die besonders geleistet werden, eignet sich dazu am besten eine wichtig für Insekten sind, aber auch nach der Mulchung von Teilflächen in mehrjährigem Turnus. Mahd kleineren Wirbeltieren als Deckung und Nahrungsquelle dienen. • Wiedervernässung der Wiesen: Die derzeitige Entwässerung der Wiesen durch Gräben sollte durch • Seggenrieder und Röhrichte von Gehölzen gezielten Grabenanstau partiell aufgehoben werden. freihalten: Generell sollte auf die Totalmahd von Von diesen Maßnahmen würden viele hygro- bis Seggenriedern und Röhrichten verzichtet werden, hydrophile Wiesenbewohner und Amphibien da diese Strukturen als ganzjährige Lebensräume für profitieren. 147

Tabelle 14: Ziel- und Leitarten für die Pflege- und Entwicklungsziele

Arten der Gewässer Tierart RL-Hessen RL-BRD BASV FFH-RL VSRL Anisus spirorbis Gelippte Tellerschnecke 12 - - - Aplexa hypnorum Moosblasenschnecke 33 -- Stagnicola corvus Große Sumpfschnecke 33 -- Pisidium casertanum Gemeine Erbsenmuschel 2 --- Pisidium hibernicum Glatte Erbsenmuschel 23 --- Coenagrion mercuriale Helm-Azurjungfer 1 1 §§ II - Coenagrion pulchellum Fledermaus-Azurjungfer 33§ - Cordulegaster boltonii Zweigestreifte Quelljungfer - 3§ -- Ischnura pumilio Kleine Pechlinbelle 23§ - Lestes dryas Glänzende Binsenjungfer 33§ -- Lestes virens vestalis Kleine Binsenjungfer 32§ - Sympecma fusca Gemeine Winterlibelle 33§ -- Sympetrum flaveolum Gefleckte Heidelibelle 33§ - Hyla arborea Laubfrosch 1 2 §§ IV - Rana dalmatina Springfrosch 1 3 §§ IV

Rana lessonae Kl. Wasserfrosch G/D G§§IV Salamandra salamandra Feuersalamander 3V§ -- Triturus cristatus Kammmolch 2 3 §§ II, IV - Alcedo atthis (L.) Eisvogel 3V§§- I

• Erhalt naturnaher Fließgewässer: Der naturnahe Verlauf des Silzbaches ist unbedingt zu erhalten und jede Art von Beeinträchtigungen (z. B. Wasserentnahme) sind zu unterlassen. Zielarten sind Eisvogel und Zweigestreifte Quelljungfer. Bedeutend für das Vorkommen der Helm- Azurjungfer sind alle kleineren Fließgewässer und wasserführenden Gräben in den Wiesenbereichen. 148

5 Empfehlungen für die Jagd

Bei der Aufstellung eines Bejagungskalenders für das gegen eine Ansitzjagd auf Schalenwild allerdings nichts Wildschutzgebiet sind auch die Bedürfnisse der übrigen einzuwenden, da dort keine so empfindlichen Bodenbrü- Faunenelemente zu beachten. Hiervon sind primär Ver- ter zu erwarten sind. treter aus der Vogelwelt betroffen, die insbesondere wäh- Detaillierte Empfehlungen zur Jagd im Wildschutz- rend der Brutzeit auf Jagdaktivitäten empfindlich reagie- gebiet Kranichstein werden in dieser Schriftenreihe von ren können. So sollte zur Brutzeit auf den großen Wiesen Seiten der Wildbiologie (Simon et al. 2011) gemacht, die mit Bodenbrütern (Rottwiese, Kernwiese, Hengstriedwie- zusammen mit den o. g. Empfehlungen zu einem Beja- se) und in bestimmten Waldbereichen keine Jagd stattfin- gungskalender ausgearbeitet werden. den. Zu nennen sind an dieser Stelle beispielsweise frühe Für die Praxis vor Ort ist wesentlich, dass die Emp- Brüter wie die Bekassine, die im Bereich der Rottwiese fehlungen zur Jagd im Rahmen des Projektes gemeinsam immer wieder auftritt. In Waldbereichen ist es die Wald- entwickelt und zielstrebig umgesetzt wurden und wer- schnepfe, von der es einige Brutpaare im Wildschutz- den. Zu der raum-zeitlichen Steuerung des Jagdbetriebes gebiet gibt. Beide brüten bereits ab März/April. Die kommt in Kranichstein die konsequente, an gründliche Singvögel treffen später ein und haben ihren Bruttermin Kenntnisse vor Ort gebundene Umsetzung der Einsicht, ab Mitte April bis Ende Juni. So ergibt sich ein Zeitfens- dass Jagd nicht nur den Eingriff in Wildbestände, sondern ter von Anfang Juli bis Ende Januar, in dem tagsüber vor allem auch in Sozialgefüge bedeutet. In dieser Rück- überall gejagt werden kann, ohne größere Störungen sichtnahme liegt der Schlüssel zur relativen Tagaktivität für die untersuchten Arten zu verursachen. Zur Brutzeit insbesondere auch von Rot- und Damwild und der vor- von März/April bis Ende Juni ist auf eine Jagdausübung bildlichen Balance zwischen Wildbestand und Lebens- (auch Ansitzjagd) an und auf den drei genannten größe- raum. ren Wiesenflächen unbedingt zu verzichten. Die Gefahr, auch nur durch einen Schuss und dem anschließenden Suchen in der Wiese die auf Störungen hochempfindlich reagierenden Bodenbrüter (Bekassine, Wachtelkönig) zu vertreiben, ist zu groß. Auf den kleineren Waldwiesen ist 149

6 Literatur

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7 Dank

Besonderen Dank geht an Gerold Herzig, der mit mir Nicht zuletzt bin ich meiner lieben Frau Constanze 1995/96 einige Nächte im Wildschutzgebiet verbrachte Eichler-Rausch zu großem Dank verpflichtet, die mir oft und mit neuester Technik zur Erfassung der Fleder- während der nächtlichen Begehungen des Wildschutz- mausfauna zuarbeitete. Großen Dank auch an Ingrid gebietes in den Sommern 1995 und 2001 geholfen hat Hoffmann, die viele wertvolle faunistische Beobach- und viel Verständnis für die zeitlichen Engpässe während tungshinweise lieferte und einen erheblichen Teil des der Vorbereitung dieses Bandes zeigte. hervorragenden Bildmaterials zur Verfügung stellte, ebenso an Olaf Simon, der seine faunistischen Beobach- tungen überließ, die er von 1990 bis 2000 im Wildschutz- gebiet machte. Vielen Dank an Markus Dietz, der die Fledermausdaten kritisch durchsah und die neuesten Erkenntnisse der Arbeitsgemeinschaft für Fledermaus- schutz in Hessen (AGFH) beisteuerte, ebenso an Horst Kretschmer, der ebenfalls viele hervorragende Bilder von Heuschrecken und Schwebfliegen zur Verfügung gestellt hat, und an Lothar Herzig für seine Fledermaus- aufnahmen. Bei Marion Eichler möchte ich mich eben- falls für die Bearbeitung der Fundortkarten bedanken. 156

8 Artenregister

Fettschrift = Artkapitel Arion subfuscus 14° Normalschrift = Textstelle Asio otus 91°, 94z, 100 ° = Verweis auf eine Tabelle * = Abbildung Baccha elongata 49° z = Fundortkarte Badister sodalis 36, 37°, 137 Balea biplicata 14° Abax ovalis 37° Bembidion lampros 37° Abax parallelepipedus 36, 37°, 137 Bradybaena fruticum 14° Abax parallelus 37° Brenthis ino 62° Acanthis cannabina 91° Bufo bufo 77°, 78z, 78, 78* Accipiter gentilis 91°, 97, 97* Buteo buteo 91°, 95, 95* Accipiter nisus 91°, 98 Acrocephalus palustris 91° Calathus rotundicollis 37°, 137 Acrocephalus scirpaceus 91° Calopteryx splendens 22°, 23z, 24, 24* Actitis hypoleucos 91° Calosoma inquisitor 36, 37°, 39z, 39, 137 Adscita statices 63°, 64z, 74 Carabus arcensis 37°, 39z, 40 Aegithalos caudatus 91° Carabus auratus 36, 37°, 40 Aegolius funereus 91°, 102 Carabus auronitens 37° Aegopinella nitidula 14° Carabus cancellatus 37°, 39z, 41 Aegopinella pura 14° Carabus coriaceus 36, 37°, 41, 41* Aeshna cyanaea 22° Carabus glabratus 36, 37°, 42, 137 Aglais urticae 62° Carabus granulatus 36, 37°, 42, 137 Alauda arvensis 91°, 94z, 108, 108* Carabus nemoralis 37°, 43, 43* Alcedo atthis 91°, 94z, 109, 109*, 147° Carabus problematicus 37°, 43 Anas platyrhynchos 91° Carabus violaceus 37°, 44 Anax imperator 22° Carduelis carduelis 91° Anguis fragilis 86°, 87z, 87, 87*, 138 Carduelis chloris 91° Anisus leucostomus 14° Carterocephalus palaemon 62°, 64z, 67 Anisus spirorbis 14°, 16z, 16, 17, 147° Carychium minimum 14° Anodonta anatina 15°, 20, 20 Carychium tridentatum 14° Anodonta cygnaea 15°, 20 Celastrina argiolus 62° Anser anser 91° Cepaea nemoralis 14° Anthocharis cardamines 62° Cerambyx cerdo 38°, 39z, 46, 46*, 137, 140°, 141* Anthus pratensis 91°, 116 Certhia brachydactyla 91° Anthus trivialis 91°, 94z, 110 Certhia familiaris 91° Apatura ilia 62°, 64z, 65, 65*, 140° Cheilosia illustrata 49° Apatura iris 62°, 64z, 65, 74 Cheilosia impressa 49° Aphantopus hyperantus 62° Cheilosia latifrons (intonsa) 49°, 52 Aplexa hypnorum 14°, 16z, 17 Cheilosia scutellata 49° Apus apus 91° Cheilosia variabilis 49° Arashnia levana 62° Chorthippus albomarginatus 30°, 31 Arctophila fulva 49° Chorthippus biguttulus 30° Ardea cinerea 91° Chorthippus dorsatus 30°, 31z, 32 Argynnis aglaja 62°, 64z, 66 Chorthippus mollis 29, 30° Argynnis paphia 62°, 64z, 66, 66, 66*, 74 Chorthippus montanus 30°, 31z, 32, 144° Arianta arbustorum 13*, 14° Chorthippus parallelus 30° Aricia agestis 62°, 67 Chrysochraon dispar 29, 30°, 31z, 32, 144° Arion ater (syn. rufus) 12, 14°,15, 17* Chrysogaster solstitialis 49° Arion circumscriptus 14° Chrysotoxum arcuatum 49°, 51z, 52 Arion silvaticus 14° Chrysotoxum bicinctum 49° 157

Chrysotoxum veralli 49°, 51z, 53, 144° Euconulus alderi 14°, 19 Cicindela campestris 36, 37°, 44 Euconulus fulvus 12, 14°, 19 Cinclus cinclus 91°, 94z, 110, 110* Eupeodes corollae 49° Circus pygargus 91° Eupeodes latifasciatus 49°, 54 Clausilia pumila 14°, 16z, 18, 18*, 140° Falco columbarius 92° Coccothraustes coccothraustes 91° Falco tinnunculus 92°, 99, 99* Cochlicopa lubrica 14°, 18 Falco vespertinus 92° Cochlicopa lubricella 14°, 16z, 18 Ferdinandea cuprea 49°, 51z, 55 Cochlicopa nitens 14°, 16z, 18 Ficedula hypoleuca 92° Coenagrion mercuriale 21, 22, 22°, 23z, 24, 147° Fringilla coelebs 92° Coenagrion puella 21*, 22°, 25 Fringilla montifringilla 92° Coenagrion pulchellum 22°, 23z, 25, 147° Coenonympha arcania 62°, 64z, 68, 68*, Galba truncatula 14° Coenonympha pamphilus 62° Gallinago gallinago 92°, 94z, 115, 115*, 144° Colias hyale 62°, 64z, 68 Garrulus glandarius 92° Columba oenas 91°, 94z, 114, 140° Gomphocerippus rufus 30°, 31z, 34, 34* Columba palumbus 91° Gomphus pulchellus 22°, 23z, 26 Columella edentula 14°, 16z, 19, 144° Gonepteryx rhamni 62° Conocephalus discolor 30°, 33 Gryllus campestris 29, 30°, 31z, 34 Cordulegaster boltonii 22°, 23z, 25, 25*, 147° Corvus corax 91°, 94z, 111 Harpalus latus 37° Corvus corone 91° Helix pomatia 14° Coturnix coturnix 91°, 117 Helophilus hybridus 49°, 51z, 55, 144° Crex crex 91°, 94z, 117, 144° Helophilus pendulus 49° Cuculus canorus 91°, 94z, 114 Helophilus trivittatus 50°, 55* Cyaniris semiargus 62°, 64z Hipparchia fagi 62°, 64z, 69, 135 Cychrus caraboides 36, 37°, 137 Hippolais icterina 92°, 94z, 111 Cynthia cardui 62° Hirundo rustica 92°, 118 Hyla arborea 77°, 78z, 79, 79*, 138, 147° Dasysyrphus albostriatus 49°, 53 Dasysyrphus tricinctus 49°, 53 Inachis io 62° Delichon urbica 91°, 118 Ischnura elegans 22° Dendrocopos medius 92°, 94z, 106, 106*, 140° Ischnura pumilio 22°, 24, 147° Dendrocopos minor 92°, 94z, 107, 140° Deroceras laeve 14° Lacerta agilis 86°, 87z, 88, 88*, 138 Didea fasciata 49° Lacerta vivipara 86°, 87z, 89, 89*, Discus rotundatus 14° Lanius collurio 92°, 94z, 112, 112*, 144° Dryocopus martius 92°, 94z, 104, 104*, 140° Lasiommata megera 62°, 69 Leistus rufomarginatus 37°, 39z, 45, 137 Elaphrus cupreus 37° Leptidea sinapis 63°, 64z, 70 Elaphrus riparius 36, 37°, 137 Leptophyes punctatissima 30° Emberiza citrinella 92° Lestes dryas 22°, 23z, 26, 147° Emberiza schoeniclus 92° Lestes sponsa 22° Enallagma cyathigerum 22° Lestes virens vestalis 22°, 23z, 27, 147° Eoseristalis arbustorum 49° Lestes viridis 22°, 27* Eoseristalis horticola 49° Libellula depressa 22° Eoseristalis interrupta 49° Libellula quadrimaculata 22° Eoseristalis intricaria 49°, 54 Limax cinereoniger 14° Eoseristalis pertinax 49° Limax maximus 14° Epistrophe melanostomoides 49° Locustella naevia 92°, 94z, 112 Episyrphus balteatus 49° Loricera pilicornis 36, 37° Eptesicus serotinus 123°, 124z, 124 Loxia curvirostrata 92° Eristalis tenax 49° Lucanus cervus 38°, 39z, 47, 47*, 137, 140° Erithacus rubecula 92° Luscinia megarhynchos 92° Lycaena phlaeas 63° 158

Lycaena virgaureae 63°, 64z, 70, 144° Parus montanus 92° Parus palustris 92° Maculinea alcon 63°, 64, 64z, 70, 138 Passer domesticus 92°, 119 Maculinea nausithous 63°, 64, 64z, 71, 71*, 144° Passer montanus 92°, 120, 120* Malacolimax tenellus 14° Patrobus atrorufus 36, 37°, 137 Maniola jurtina 63° Perforatella incarnata 15° Meconema thalassinum 30° Pernis apivorus 92°, 94z, 96, 140° Melanagia galathea 63° Phaneroptera falcata 30° Melanostoma mellinum 50° Phasanius colchicus 92° Mellicta athalia 63°, 64z, 72, 72*, 144° Phoenicurus ochruros 92° Metrioptera roeseli 30° Phoenicurus phoenicurus 92°, 94z, 113 Milvus migrans 92° Pholidoptera griseoaptera 30° Milvus milvus 92° Phylloscopus collybita 92° Molops piceus 36, 37°, 137 Phylloscopus sibilatrix 92° Motacilla alba 92° Phylloscopus trochilus 92° Motacilla cinerea 92° Physa fontinalis 14°, 16z, 17 Motacilla flava 92°, 119 Picoides major 92°, 105 Muscicapa striata 92° Picus canus 92°, 94z, 102, 103, 140° Myathropa florea 50° Picus viridis 92°, 94z, 103 Myotis bechsteini 123°, 124z, 125, 125*, 140° Pieris brassicae 63° Myotis brandti 123°, 124z, 126 Pieris napi 63° Myotis daubentoni 123°, 124z, 127, 127* Pieris rapae 63° Myotis myotis 123°, 124z, 128, 128*, 140° Pipistrellus nathusii 123°, 124z, 132 Myotis mystacinus 123°, 124z, 126 Pipistrellus pipistrellus 121, 121*, 123°, 124z, 132, 132* Myotis nattereri 123°, 124z, 129, 140° Pipistrellus pygmaeus 121, 123°, 124z, 133 Pipiza noctiluca 50° Natrix natrix 86°, 87z, 89, 89*, 138 Pipiza quadrimaculata 50°, 54* Nebria brevicollis 36, 37°, 137 Pisidium casertanum 15°, 16z, 20, 147° Nemobius sylvestris 30° Pisidium hibernicum 15°, 16z, 21, 147° Neoascia podagrica 50° Pisidium personatum 15° Nesovitrea hammonis 14° Platycheirus angustatus 50°, 51z, 56 Notiophilus biguttatus 37° Platycheirus clypeatus 50° Notiophilus palustris 36, 37°, 137 Platycheirus manicatus 50°, 57 Nucifraga caryocatactes 92°, 119 Platycheirus peltatus 50° Nyctalus leisleri 123°, 124z, 130, 140° Platycheirus scambus 50°, 51z, 57, 144° Nyctalus noctula 123°, 124z, 130, 130*, 140° Platycheirus scutatus 50° Nymphalis polychloros 63°, 64z, 72 Platycnemis pennipes 22° Nymphalis vau-album 63° Platynus assimilis 36, 37°, 137 Plecotus auritus 123°, 124z, 134, 134*, 140° Ochlodes venatus 63° Plecotus austriacus 123°, 124z, 134 Omocestus viridulus 30° Poecilus versicolor 37° Oodes helopioides 36, 37°, 137 Polygonia c-album 63° Oriolus oriolus 92°, 94z, 113 Polyommatus icarus 63° Orthetrum cancellatum 22° Protaetia aeruginosa 38°, 39z, 47, 47*, 137, 140° Oxyloma elegans 14° Prunella modularis 92° Pseudoophonus rufipes 37° Papilio machaon 63°, 64z, 73 Pterostichus diligens 36, 37° Paragus finitimus [bicolor] 50°, 56 Pterostichus melanarius 36, 37° Pararge aegeria 63° Pterostichus niger 38° Parasyrphus annulatus 50° Pterostichus nigrita 38° Parasyrphus vittiger 50°, 56 Pterostichus oblongopunctatus 38°, 45, 137 Parus ater 92° Pterostichus strenuus 38°, 137 Parus caeruleus 92° Pterostichus vernalis 36, 38°, 137 Parus cristatus 92° Punctum pygmaeum 15° Parus major 92° Pyronia tithonus 63°, 64z, 73, 144° 159

Pyrophaena granditarsa 50°, 51z, 58, 144° Tettigonia viridissima 29*, 30° Pyrophaena rosarum 50°, 51z, 58 Thymelicus lineola 63° Pyrrhosoma nymphula 22° Thymelicus sylvestris 63° Pyrrhula pyrrhula 92° Trechus obtusus 38° Trichia hispida 12*, 15° Quercusia quercus 63° Tringa ochropus 93°, 135 Triturus alpestris 77°, 78z, 83, 83* Radix peregra 14° Triturus cristatus 77°, 78z, 84, 84*, 138, 147° Rana arvalis 77°, 80, 138 Triturus vulgaris 77°, 78z, 83, 85, 85* Rana dalmatina 77°, 78z, 80, 80*, 138, 147° Troglodytes troglodytes 93° Rana kl. esculenta 77°, 82 Turdus iliacus 93° Rana lessonae 77°, 78z, 82, 147° Turdus merula 93° Rana temporaria 77°, 78z, 81 Turdus philomelos 93° Regulus ignicapillus 93° Turdus pilaris 93° Regulus regulus 93° Turdus viscivorus 93° Rhingia campestris 50°, 58 Rhopalocera 61, 61, 62° Upupa epops 93°, 116

Salamandra salamandra 77°, 78z, 83, 83*, 147° Vallonia costata 15° Satyrium w-album 63°, 64, 64z, 73, 140° Vallonia pulchella 15° Saxicola rubetra 93°, 120, 120*, 144° Vanellus vanellus 93° Scaeva pyrastri 50°, 59 Vanessa atalanta 63° Scaeva selenitica 50°, 59 Vertigo moulinsiana 13, 15°, 16z, 19, 136 Scolopax rusticola 93°, 94z, 115, 140° Vitrea cristallina 15° Serinus serinus 93° Vitrina pellucida 15° Sitta europaea 93° Volucella bombylans 50°, 51z, 59 Sphaerophoria menthastri 50° Volucella inanis 50°, 51z, 60, 60* Sphaerophoria scripta 50° Volucella pellucens 50°, 59* Spinus spinus 93° Stagnicola corvus 14°, 16z, 17, 147° Xanthandrus comtus 50°, 51z, 61 Stetophyma grossum 28*, 30°, 31z, 32, 35, 144° Xylota lenta 50° Stomis pumicatus 36, 38° Xylota nemorum 50° Streptopelia decaocto 93° Xylota segnis 50° Streptopelia turtur 93° Xylota sylvarum 50°, 57* Strix aluco 93°, 100 Sturnus vulgaris 93° Zonitoides nitidus 15° Succinea putris 15° Zygaena filipendulae 63°, 64z, 75, 75*, 75 Sylvia atricapilla 93° Zygaena trifolii 63°, 64z, 75, 144° Sylvia borin 93° Zygaena viciae 63°, 64z, 76, 144° Sylvia communis 93° Sympecma fusca 22°, 23z, 27, 27*, 147° Sympetrum flaveolum 22°, 23z, 28, 28*, 147° Sympetrum sanguineum 23° Sympetrum striolatum 23° Sympetrum vulgatum 23° Syritta pipiens 50° Syrphus ribesii 50° Syrphus torvus 50° Syrphus vitripennis 50°

Tandonia rustica 15° Temnostoma vespiforme 48*, 50°, 51z, 59, 137, 140° Tetrix subulata 29, 30°, 31z, 35, 35* Tetrix undulata 30° Tettigonia cantans 30° 160

Verzeichnis der deutschen Namen Weißmündige Tellerschnecke – Anisus leucostomus Zahnlose Windelschnecke – Columella edentula

Weichtiere (Wasser- und Landschnecken, Muscheln) Libellen

Bauchige Windelschnecke – Vertigo moulinsiana Becher-Azurjungfer – Enallagma cyathigerum Bauchige Zwergschnecke – Carychium minimum Blaugrüne Mosaikjungfer – Aeshna cyanaea Braune Wegschnecke – Arion subfuscus Blutrote Heidelibelle – Sympetrum sanguineum Dunkles Kegelchen – Euconulus alderi Fledermaus-Azurjungfer – Coenagrion pulchellum Gefleckte Schnirkelschnecke – Arianta arbustorum Frühe Adonislibelle – Pyrrhosoma nymphula Gefleckte Schüsselschnecke – Discus rotundatus Gebänderte Prachtlibelle – Calopteryx splendens Gelippte Tellerschnecke – Anisus spirorbis Gefleckte Heidelibelle – Sympetrum flaveolum Gemeine Achatschnecke – Cochlicopa lubrica Gemeine Binsenjungfer – Lestes sponsa Gemeine Bersteinschnecke – Succinea putris Gemeine Federlibelle – Platycnemis pennipes Gemeine Erbsenmuschel – Pisidium casertanum Gemeine Heidelibelle – Sympetrum vulgatum Gemeine Haarschnecke – Trichia hispida Gemeine Winterlibelle – Sympecma fusca Gemeine Kristallschnecke – Vitrea cristallina Glänzende Binsenjungfer – Lestes dryas Gemeine Schließmundschnecke – Balea biplicata Große Heidelibelle – Sympetrum striolatum Gemeine Teichmuschel – Anodonta anatina Große Königslibelle – Anax imperator Genabelte Strauchschnecke – Bradybaena fruticum Große Pechlibelle – Ischnura elegans Gerippte Grasschnecke – Vallonia costata Großer Blaupfeil – Orthetrum cancellatum Glänzende Achatschnecke – Cochlicopa nitens Helm-Azurjungfer – Coenagrion mercuriale Glänzende Dolchschnecke – Zonitoides nitidus Hufeisen-Azurjungfer – Coenagrion puella Glatte Erbsenmuschel – Pisidium hibernicum Kleine Binsenjungfer – Lestes virens vestalis Glatte Grasschnecke – Vallonia pulchella Kleine Pechlinbelle – Ischnura pumilio Graue Wegschnecke – Arion circumscriptus Plattbauch – Libellula depressa Große Kielnacktschnecke – Tandonia rustica Vierfleck – Libellula quadrimaculata Große Sumpfschnecke – Stagnicola corvus Weidenjungfer – Lestes viridis Große Teichmuschel – Anodonta cygnaea Westliche Keiljungfer – Gomphus pulchellus Große Wegschnecke – Arion ater (syn. rufus) Zweigestreifte Quelljungfer – Cordulegaster boltonii Großer Schnegel – Limax maximus Helles Kegelchen – Euconulus fulvus Keulige Schließmundschnecke – Clausilia pumila Heuschrecken und Grillen Kleine Achatschnecke – Cochlicopa lubricella Kleine Glanzschnecke – Aegopinella pura Bunter Grashüpfer – Omocestus viridulus Kleine Schlammschnecke – Galba truncatula Feld-Grille – Gryllus campestris Kugelige Glasschnecke – Vitrina pellucida Gemeine Eichenschrecke – Meconema thalassinum Moosblasenschnecke – Aplexa hypnorum Gemeine Sichelschrecke – Phaneroptera falcata Pilzschnegel – Malacolimax tenellus Gemeiner Grashüpfer – Chorthippus parallelus Punktschnecke – Punctum pygmaeum Gewöhnliche Strauchschrecke – Pholidoptera griseoaptera Quellenblasenschnecke – Physa fontinalis Große Goldschrecke – Chrysochraon dispar Quell-Erbsenmuschel – Pisidium personatum Grünes Heupferd – Tettigonia viridissima Rötliche Glanzschnecke – Aegopinella nitidula Langflügelige Schwertschrecke – Conocephalus discolor Rötliche Laubschnecke – Perforatella incarnata Nachtigall-Grashüpfer – Chorthippus biguttulus Schlanke Bersteinschnecke – Oxyloma elegans Punktierte Zartschrecke – Leptophyes punctatissima Schlanke Zwergschnecke – Carychium tridentatum Roesels Beißschrecke – Metrioptera roeseli Schlanke Zwergschnecke – Carychium tridentatum Rote Keulenschrecke – Gomphocerippus rufus Schwarzer Schnegel – Limax cinereoniger Säbel-Dornschrecke – Tetrix subulata Schwarzmündige Bänderschnecke – Cepaea nemoralis Sowerbys Dornschrecke – Tetrix undulata Streifen-Glanzschnecke – Nesovitrea hammonis Sumpf-Grashüpfer – Chorthippus montanus Wald-Wegschnecke – Arion silvaticus Sumpfschrecke – Stetophyma grossum Wandernde Schlammschnecke – Radix peregra Verkannter-Grashüpfer – Chorthippus mollis Wasserschnegel – Deroceras laeve Wald-Grille – Nemobius sylvestris Weinbergschnecke – Helix pomatia Weißrandiger Grashüpfer – Chorthippus albomarginatus 161

Wiesen-Grashüpfer – Chorthippus dorsatus Schwebfliegen Zwitscherschrecke – Tettigonia cantans Berg-Buschschwebfliege – Parasyrphus vittiger Laufkäfer Braune Bärenschwebflige – Arctophila fulva Breitband-Feldschwebfliege – Eupeodes latifasciatus Blauvioletter Wald-Laufkäfer – Carabus problematicus Breitband-Heckenschwebfliege – Epistrophe melanostomoides Borstenhornläufer – Loricera pilicornis Breitband-Waldschwebfliege – Dasysyrphus tricinctus Breiter Schnellläufer – Harpalus latus Breitfuß-Feuerschwebfliege – Pyrophaena granditarsa Eiförmiger Sumpfläufer – Oodes helopioides Bunte Erzschwebfliege – Cheilosia illustrata Feld-Laufkäfer – Carabus cancellatus Feld-Bienenschwebfliege – Eoseristalis interrupta Feld-Sandlaufkäfer – Cicindela campestris Feld-Schnabelschwebfliege – Rhingia campestris Frühlings-Grabläufer – Pterostichus vernalis Gelbe Dickkopfschwebfliege – Scaeva selenitica Gewöhnl. Grubenhalsläufer – Patrobus atrorufus Gelbe Hummelschwebfliege – Volucella inanis Gewöhnlicher Ahlenläufer – Bembidion lampros Gelbe Tigerschwebfliege – Temnostoma vespiforme Gewöhnlicher Dammläufer – Nebria brevicollis Gem. Goldbauchschwebfliege – Chrysogaster solstitialis Gewöhnlicher Grabläufer – Pterostichus melanarius Gemeine Breitfußschwebfliege – Platycheirus clypeatus Gewöhnlicher Haarschnellläufer – Pseudoophonus rufipes Gemeine Doldenschwebfliege – Myathropa florea Gewöhnlicher Laubläufer – Notiophilus palustris Gemeine Feldschwebfliege – Eupeodes corollae Gewöhnlicher Schaufelläufer – Cychrus caraboides Gemeine Gartenschwebfliege – Syrphus ribesii Gewöhnlicher Wald-Grabläufer – Pterostichus blongopunctatus Gemeine Grasschwebfliege – Melanostoma mellinum Glänzender Uferläufer – Elaphrus cupreus Gemeine Holzschwebfliege – Xylota segnis Glatter Laufkäfer – Carabus glabratus Gemeine Hummelschwebfliege – Volucella pellucens Glatthalsiger Buntgrabläufer – Poecilus versicolor Gemeine Keulenschwebfliege – Neoascia podagrica Goldglänzender Laufkäfer – Carabus auronitens Gemeine Keulenschwebfliege – Syritta pipiens Goldlaufkäfer – Carabus auratus Gemeine Parkschwebfliege – Episyrphus balteatus Goldleiste – Carabus violaceus Gemeine Stiftschwebfliege – Sphaerophoria scripta Großer Brettläufer – Abax parallelepipedus Gemeine Sumpfschwebfliege – Helophilus pendulus Großer Grabläufer – Pterostichus niger Gestreifte Waldschwebfliege – Dasysyrphus albostriatus Hainlaufkäfer – Carabus nemoralis Goldhaar-Holzschwebfliege – Xylota sylvarum Hügel-Laufkäfer – Carabus arcensis Große Bienenschwebfliege – Eristalis tenax Kl. Gelbschulter-Wanderläufer – Badister sodalis Große Breitfußschwebfliege – Platycheirus peltatus Kleiner Puppenräuber – Calosoma inquisitor Große Gartenschwebfliege – Syrphus torvus Kleiner Striemenläufer – Molops piceus Große Sumpfschwebfliege – Helophilus trivittatus Kleiner Uferläufer – Elaphrus riparius Helle Bienenschwebfliege – Eoseristalis horticola Körniger Laufkäfer – Carabus granulatus Helle Breitschwebfliege – Didea fasciata Lederlaufkäfer – Carabus coriaceus Helle Buschschwebfliege – Parasyrphus annulatus Ried-Grabläufer – Pterostichus diligens Helle Goldschwebfliege – Ferdinandea cuprea Rotrandiger Bartläufer – Leistus rufomarginatus Helle Nadelschwebfliege – Baccha elongata Rundlicher Brettläufer – Abax ovalis Helle Sumpfschwebfliege – Helophilus hybridus Schmaler Brettläufer – Abax parallelus Hummel-Bienenschwebfliege – Eoseristalis intricaria Schwachgestreifter Flinkläufer – Trechus obtusus Kahle Erzschwebfliege – Cheilosia latifrons (intonsa) Schwarzer Enghalsläufer – Platynus assimilis Kleine Bienenschwebfliege – Eoseristalis arbustorum Schwärzlicher Grabläufer – Pterostichus nigrita Kleine Gartenschwebfliege – Syrphus vitripennis Spitztaster-Grabläufer – Pterostichus strenuus Kleine Stiftschwebfliege – Sphaerophoria menthastri Spitzzangenläufer – Stomis pumicatus Kurze Holzschwebfliege – Xylota nemorum Wald-Kahnläufer – Calathus rotundicollis Lange Bienenschwebfliege – Eoseristalis pertinax Zweifleckiger Laubläufer – Notiophilus biguttatus Lange Erzschwebfliege – Cheilosia variabilis Matte Breitfußschwebfliege – Platycheirus manicatus Nordische Breitfußschwebfliege – Platycheirus scambus Sonstige Käfer Pelzige Hummelschwebfliege – Volucella bombylans Pilz- Erzschwebfliege – Cheilosia scutellata Großer Goldkäfer – Protaetia aeruginosa Rote Heideschwebfliege – Paragus finitimus [bicolor] Heldbock, Großer Eichenbock – Cerambyx cerdo Rotgelbe Raupenschwebfliege – Xanthandrus comtus Hirschkäfer – Lucanus cervus Schmale Breitfußschwebfliege – Platycheirus angustatus Schwarze Erzschwebfliege – Cheilosia impressa 162

Schwarzfuß-Holzschwebfliege – Xylota lenta Ulmen-Zipfelfalter – Satyrium w-album Variable Mondschwebfliege – Pipiza noctiluca Violetter Waldbläuling – Cyaniris semiargus Veralls Wespenschwebfliege – Chrysotoxum veralli Wachtelweizen-Scheckenfalter – Mellicta athalia Vierfleck-Mondschwebfliege – Pipiza quadrimaculata Waldbrettspiel – Pararge aegeria Wald-Breitfußschwebfliege – Platycheirus scutatus Weißbindiges Wiesenvögelchen – Coenonympha arcania Weiße Dickkopfschwebfliege – Scaeva pyrastri Weißes L – Nymphalis vau-album Wiesen-Wespenschwebfliege – Chrysotoxum arcuatum Zitronenfalter – Gonepteryx rhamni Zweiband-Wespenschwebfliege – Chrysotoxum bicinctum Zweifleck-Feuerschwebfliege – Pyrophaena rosarum Amphibien

Schmetterlinge (Tagfalter und Widderchen) Bergmolch – Triturus alpestris Erdkröte – Bufo bufo Admiral – Vanessa atalanta Feuersalamander – Salamandra salamandra Ampfer-Grünwidderchen – Adscita statices Grasfrosch – Rana temporaria Aurorafalter – Anthocharis cardamines Kammmolch – Triturus cristatus Blauer Eichen-Zipfelfalter – Quercusia quercus Kl. Wasserfrosch – Rana lessonae Brauner Waldvogel – Aphantopus hyperantus Laubfrosch – Hyla arborea Braunkolbig. Dickkopffalter – Thymelicus sylvestris Moorfrosch – Rana arvalis C-Falter – Polygonia c-album Springfrosch – Rana dalmatina Distelfalter – Cynthia cardui Teichfrosch – Rana kl. esculenta Dukaten-Feuerfalter – Lycaena virgaureae Teichmolch – Triturus vulgaris Dunkelbrauner Bläuling – Aricia agestis Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling – Maculinea nausithous Faulbaum-Bläuling – Celastrina argiolus Reptilien Gelbwürfeliger Dickkopffalter – Carterocephalus palaemon Gemeiner Dickkopffalter – Ochlodes venatus Bergeidechse – Lacerta vivipara Gemeines Blutströpfchen – Zygaena filipendulae Blindschleiche – Anguis fragilis Goldene Acht – Colias hyale Ringelnatter – Natrix natrix Großer Fuchs – Nymphalis polychloros Zauneidechse – Lacerta agilis Großer Kohlweißling – Pieris brassicae Großer Perlmutterfalter – Argynnis aglaja Großer Schillerfalter – Apatura iris Vögel Großer Waldportier – Hipparchia fagi Großes Ochsenauge – Maniola jurtina Amsel – Turdus merula Grünader-Weißling – Pieris napi Bachstelze – Motacilla alba Hauhechelbläuling – Polyommatus icarus Baumpieper – Anthus trivialis Kaisermantel – Argynnis paphia Bekassine – Gallinago gallinago Kleiner Feuerfalter – Lycaena phlaeas Bergfink – Fringilla montifringilla Kleiner Fuchs – Aglais urticae Blaumeise – Parus caeruleus Kleiner Kohlweißling – Pieris rapae Bluthänfling – Acanthis cannabina Kleiner Schillerfalter – Apatura ilia Braunkehlchen – Saxicola rubetra Kleines Fünffleck-Widderchen – Zygaena viciae Buchfink – Fringilla coelebs Kleines Wiesenvögelchen – Coenonympha pamphilus Buntspecht – Picoides major Landkärtchen – Arashnia levana Dorngrasmücke – Sylvia communis Lungenenzian-Ameisenbläuling – Maculinea alcon Eichelhäher – Garrulus glandarius Mädesüß-Perlmutterfalter – Brenthis ino Eisvogel – Alcedo atthis Mauerfuchs – Lasiommata megera Erlenzeisig – Spinus spinus Rotbraunes Ochsenauge – Pyronia tithonus Fasan – Phasanius colchicus Schachbrettfalter – Melanagia galathea Feldlerche – Alauda arvensis Schwalbenschwanz – Papilio machaon Feldschwirl – Locustella naevia Schwarzkolbiger Dickkopffalter – Thymelicus lineola Feldsperling – Passer montanus Senfweißling – Leptidea sinapis Fichtenkreuzschnabel – Loxia curvirostrata Sumpfhornklee-Widderchen – Zygaena trifolii Fitis – Phylloscopus trochilus Tagpfauenauge – Inachis io Flussuferläufer – Actitis hypoleucos 163

Gartenbaumläufer – Certhia brachydactyla Stockente – Anas platyrhynchos Gartengrasmücke – Sylvia borin Sumpfmeise – Parus palustris Gartenrotschwanz – Phoenicurus phoenicurus Sumpfrohrsänger – Acrocephalus palustris Gebirgsstelze – Motacilla cinerea Tannenhäher – Nucifraga caryocatactes Gelbspötter – Hippolais icterina Tannenmeise – Parus ater Gimpel – Pyrrhula pyrrhula Teichrohrsänger – Acrocephalus scirpaceus Girlitz – Serinus serinus Trauerschnäpper – Ficedula hypoleuca Goldammer – Emberiza citrinella Türkentaube – Streptopelia decaocto Graugans – Anser anser Turmfalke – Falco tinnunculus Graureiher – Ardea cinerea Turteltaube – Streptopelia turtur Grauschnäpper – Muscicapa striata Wacholderdrossel – Turdus pilaris Grauspecht – Picus canus Wachtel – Coturnix coturnix Grünfink – Carduelis chloris Wachtelkönig – Crex crex Grünspecht – Picus viridis Waldbaumläufer – Certhia familiaris Habicht – Accipiter gentilis Waldkauz – Strix aluco Haubenmeise – Parus cristatus Waldlaubsänger – Phylloscopus sibilatrix Hausrotschwanz – Phoenicurus ochruros Waldohreule – Asio otus Haussperling – Passer domesticus Waldschnepfe – Scolopax rusticola Heckenbraunelle – Prunella modularis Waldwasserläufer – Tringa ochropus Hohltaube – Columba oenas Wasseramsel – Cinclus cinclus Kernbeißer – Coccothraustes coccothraustes Weidenmeise – Parus montanus Kiebitz – Vanellus vanellus Wespenbussard – Pernis apivorus Kleiber – Sitta europaea Wiedehopf – Upupa epops Kleinspecht – Dendrocopos minor Wiesenpieper – Anthus pratensis Kohlmeise – Parus major Wiesenweihe – Circus pygargus Kolkrabe – Corvus corax Wintergoldhähnchen – Regulus regulus Kuckuck – Cuculus canorus Zaunkönig – Troglodytes troglodytes Mauersegler – Apus apus Zilpzalp – Phylloscopus collybita Mäusebussard – Buteo buteo Mehlschwalbe – Delichon urbica Merlin -Falco columbarius Fledermäuse Misteldrossel – Turdus viscivorus Mittelspecht – Dendrocopos medius Abendsegler – Nyctalus noctula Mönchgrasmücke – Sylvia atricapilla Bechsteinfledermaus – Myotis bechsteini Nachtigall – Luscinia megarhynchos Braunes Langohr – Plecotus auritus Neuntöter – Lanius collurio Breitflügelfledermaus – Eptesicus serotinus Pirol – Oriolus oriolus Fransenfledermaus – Myotis nattereri Rabenkrähe – Corvus corone Graues Langohr – Plecotus austriacus Rauchschwalbe – Hirundo rustica Große Bartfledermaus – Myotis brandti Raufußkauz – Aegolius funereus Großes Mausohr – Myotis myotis Ringeltaube – Columba palumbus Kleinabendsegler – Nyctalus leisleri Rohrammer – Emberiza schoeniclus Kleine Bartfledermaus – Myotis mystacinus Rotdrossel – Turdus iliacus Mückenfledermaus – Pipistrellus pygmaeus Rotfußfalke – Falco vespertinus Mückenfledermaus – Pipistrellus pygmaeus Rotkehlchen – Erithacus rubecula Rauhautfledermaus – Pipistrellus nathusii Rotmilan – Milvus milvus Wasserfledermaus – Myotis daubentoni Schafstelze – Motacilla flava Zwergfledermaus – Pipistrellus pipistrellus Schwanzmeise – Aegithalos caudatus Schwarzmilan – Milvus migrans Schwarzspecht – Dryocopus martius Singdrossel – Turdus philomelos Sommergoldhähnchen – Regulus ignicapillus Sperber – Accipiter nisus Star – Sturnus vulgaris Stieglitz – Carduelis carduelis www.hmuelv.hessen.de Landwirtschaft undVerbraucherschutz Hessisches MinisteriumfürUmwelt,Energie,

Wildschutzgebiet Kranichstein • Teil 1