Obereozäne Bis Oligozäne Marine Faunen Mitteldeutschlands – 4 5 Eine Übersicht
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Z. dt. Ges. Geowiss., 159/1, S. 23–85, 19 Abb., 1 Tab., 10 Taf., Stuttgart, März 2008 Artikel 1 2 3 Obereozäne bis oligozäne marine Faunen Mitteldeutschlands – 4 5 eine Übersicht. 6 Mit einer lithostratigrafischen Neugliederung des Unteroligozäns 7 8 im Südraum Leipzig 9 10 Arnold Müller** 11 12 13 14 Müller, A. (2008): Obereozäne bis oligozäne marine Faunen Mitteldeutschlands – eine Übersicht. 15 Mit einer lithostratigrafischen Neugliederung des Unteroligozäns im Südraum Leipzig. [Central German Upper 16 Eocene to Oligocene marine fauna – an overview. With a new lithostratigraphical division of Lower Oligocene of 17 the southern Leipzig region.] – Z. dt. Ges. Geowiss., 159: 23–85, Stuttgart. 18 Kurzfassung: Im Mittelpunkt der Arbeit steht eine aktuelle Übersicht über marine Faunen aus dem Priabonium 19 bis Chattium Mitteldeutschlands. Der bisherige Kenntnisstand ist tabellarisch zusammengefasst, erweitert durch 20 erste Informationen aus aktuell in Bearbeitung befindlichen Aufschlüssen. Eine besondere Rolle spielt dabei die 21 Fauna eines Felslitorals vom Steinbruch Mammendorf westlich Magdeburg. Für die unteroligozäne Schichtenfol- 22 ge des Leipziger Südraumes wird ein lithostratigrafisches Gliederungsmodell vorgeschlagen. 23 Abstract: This paper provides an overlook concerning marine faunas of Priabonian to Chattian strata of Central 24 Germany. The present knowledge is listed in a table. First (and provisional) results of actual work at some locali- 25 ties in Central Germany will be discussed. A newly discovered rocky shore fauna from the Mammendorf quarry 26 west of Magdeburg is of special interest. Furthermore, a new proposal concerning the lithostratigraphy of Early 27 Oligocene deposits south of Leipzig will be introduced. 28 Schlüsselwörter: Biostratigrafie, Lithostratigrafie, marine Faunen, Mitteldeutschland, Oligozän, Paläogen, 29 Priabon 30 Keywords: Paleogene, Priabonian, Oligocene, marine fauna, lithostratigraphy, biostratigraphy, Central Germany 31 32 33 1. Einleitung Jahren. Das hat auch gute Gründe: Zahlreiches Samm- 34 lungsmaterial, auf das in den älteren Arbeiten Bezug ge- 35 Molluskenfaunen des marinen Paläogens Mitteldeutsch- nommen worden ist, ist heute leider nicht mehr auffind- 36 lands waren im 19. Jahrhundert ein erstrangiger Gegen- bar. Da auch die meisten klassischen Lokalitäten 37 stand paläontologischer Forschung. Die Definition des verschwunden sind, ist eine Neubeschaffung in vielen 38 Oligozäns und seine weitere Gliederung (Beyrich 1848, Fällen unmöglich. Ferner mag natürlich auch die große 39 1853–56, 1856) basierte ganz wesentlich auf den Unter- Zahl von Taxa abschreckend auf interessierte Bearbeiter 40 suchungen von anhaltinischen Molluskenfaunen (Raum gewirkt haben: Koenen beschrieb allein 756 Latdorf-Ta- 41 zwischen Magdeburg und Egeln-Bernburg). Die Unter- xa. Dazu kommt eine hohe Zahl von Taxa aus dem Mit- 42 suchungen Beyrichs wurden von Koenen (1863) fortge- teloligozän damaligen Verständnisses. Diese hohe Zahl 43 führt und gipfelten in der großen Monografie über die von Taxa modern zu bearbeiten und zu revidieren ist ei- 44 Latdorf-Fauna (Koenen 1889–1894). Danach wurden ne Sisyphosaufgabe. 45 immer wieder einzelne Fossilgruppen bearbeitet und Auf der anderen Seite ist in den letzten Jahrzehnten 46 publiziert. Davon zeugt eine weit verzweigte Spezialli- doch einiges passiert: Die Faunen des Leipziger Südrau- 47 teratur. Eine zusammenfassende Übersicht, welche die mes sind inzwischen modern bearbeitet (Kapitel 3.5), 48 verstreuten Daten wieder einmal zusammenführt, kri- von Amsdorf westlich Halle liegen moderne Arbeiten vor 49 tisch revidiert und neu bewertet, fehlt jedoch seit vielen (Kapitel 3.4), im Magdeburger Raum sind neue Bearbei- 50 51 52 * Anschrift des Autors: 53 Prof. Dr. habil. Arnold Müller, Universität Leipzig, Institut für Geophysik und Geologie, Geologisch-Paläontologische Samm- 54 lung, Talstraße 35, D-04103 Leipzig ([email protected]). 55 1860-1804/08/0159-0023 $ DOI: 10.1127/1860-1804/2008/0159-0023 © 2008 E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, D-70176 Stuttgart 24 Arnold Müller 1 tungen im Gange (Kapitel 3.3) und auch aus der Egelner 2 Nordmulde (Kapitel 3.1) liegen ebenfalls neue Ergebnis- 3 se vor. Auf diesen aktuellen Ergebnissen und auf den lau- 4 fenden Arbeiten basierend, ist es möglich, eine Übersicht 5 über die obereozänen–oligozänen marinen Faunen Mit- 6 teldeutschlands zu wagen. Die Arbeit reflektiert einen 7 Zwischenstand: Neue, außerordentlich fossilreiche Fund- 8 orte (z. B. Mammendorf westlich Magdeburg) stehen ge- 9 rade am Beginn der Bearbeitung und für andere Lokalitä- 10 ten ist die Durchsicht von Sammlungsmaterial noch im 11 Gange. Nach Abschluss dieser Arbeiten wird eine diffe- 12 renziertere (und umfangreichere) Darstellung möglich 13 sein, an der im Moment gearbeitet wird. 14 Die bis heute tradierte Lithostratigrafie und lithostrati- 15 grafische Terminologie des Oligozäns im Leipziger Süd- 16 raum hat sich inzwischen als revisionsbedürftig erwiesen. 17 Als Reaktion auf diese Unzulänglichkeiten wird in dieser 18 Arbeit ein Vorschlag zur Neugliederung vorgestellt. Das 19 wird sicher Diskussionen auslösen. Andererseits: Ohne 20 neue Überlegungen wird man hier nicht weiterkommen. 21 Wo sich drei Bundesländer (Sachsen, Thüringen und 22 Sachsen-Anhalt) mit ihren jeweils zuständigen Fachbe- 23 hörden die Zuständigkeit für das mitteldeutsche Gebiet 24 teilen, besteht natürlich die Gefahr, dass Formationsgren- 25 zen weiterhin so weit reichen wie die Landesgrenzen. 26 Auch unter diesem Gesichtspunkt kann man eine erneute 27 Diskussion anregen, die vielleicht zu einem mitteldeut- Abb. 1: Lage der bearbeiteten Lokalitäten: 1 = Raum Magde- 28 schen Gesamtmodell führt. burg (Stadtgebiet Magdeburg und Steinbruch Mammendorf 29 westlich Magdeburg), 2 = Egelner Mulden bei Staßfurt (Egel- 30 ner Nordmulde, Atzendorf), 3 = Nordufer der Elbe westlich 31 2. Fundpunkte/Material (Abb. 1) Dessau (Ritzmeck-Steutz), 4 = Romonta-Tagebau Amsdorf 32 westlich Halle (Wansleben), 5 = Braunkohlentagebaue im Süd- 33 2.1. Obereozän („Latdorf-Schichten“) raum Leipzig (Profen, Zwenkau, Cospuden und Espenhain). 34 Fig. 1: Topographical position of sites: 1 = Magdeburg (city 35 2.1.1. Egelner Nordmulde (Abb. 1: Punkt 2) area of Magdeburg und Mammendorf Quarry west of Magde- 36 burg), 2 = Egeln basins nearby Stassfurt (Egeln North Basin, 37 Kiesgrube am Marbeschacht südlich von Atzendorf. An Atzendorf), 3 = northern bluff of Elbe River west of Dessau 38 diesem Fundpunkt liegen pleistozäne Bodeschotter auf (Ritzmeck-Steutz), 4 = Romonta opencast coal mine Amsdorf 39 den „Obereozän-Schluffen“. Sie wurden in den letzten west of Halle (Wansleben), 5 = opencast coal mines south of 40 Jahren mehrfach beim Aushub von Schlämmbecken für Leipzig (Profen, Zwenkau, Cospuden and Espenhain). 41 die Kieswäsche angeschnitten. Damit ergab sich die 42 Möglichkeit zur Aufsammlung von Fossilmaterial (Fisch- 43 otolithen bearbeitet und publiziert in Müller & Rosen- 44 berg 2000). 2.1.3. Sammlungsmaterial 45 46 In der Sammlung des Geologischen Instituts Halle, in der 2.1.2. Stadtgebiet von Magdeburg (Abb. 1: Punkt 1) 47 Sammlung des Naturkundemuseums Dessau und in der 48 In mehreren Baugruben wurde in den vergangenen Jah- Geologisch-Paläontologischen Sammlung der Universität 49 ren der schluffige „Magdeburger Grünsand“ angetroffen. Leipzig fand sich ein überraschend reiches Material von 50 Er lieferte im Probenmaterial aus zwei Baugruben Fisch- verschiedenen „Latdorf-Lokalitäten“, vor allem von Lat- 51 otolithen (Müller & Rosenberg 2000): dorf selbst sowie von Unseburg, Westeregeln und Wol- 52 – Vogelbreite: Brunnenbohrung Ecke Vogelbreite/Am mirsleben (Egelner Mulden). Das Sammlungsmaterial 53 Lindenweiler, enthält überwiegend Mollusken, wobei Kleinmollusken 54 – Germer-Stadion: Brunnenbohrung am Germer-Stadi- stark unterrepräsentiert sind (frühere Sammlungsmetho- 55 on. dik). Obereozäne bis oligozäne marine Faunen Mitteldeutschlands – eine Übersicht 25 2.2. Unteroligozän (Rupelium) 2.2.5. Südraum von Leipzig (Abb. 1: Punkt 5) 1 2 2.2.1. Stadtgebiet von Magdeburg (Abb. 1: Punkt 1) Schichtenfolge und Fossilführung der Böhlener Schich- 3 ten im Südraum Leipzig wurden von Müller (1983) zu- 4 Auch hier lieferten mehrere Baugruben nach der Wende sammenfassend dargestellt. Nach der Wende konnten die 5 neues und reiches Fossilmaterial. Das sind folgende Lo- Arbeiten fortgesetzt werden. Der heutige Kenntnisstand 6 kalitäten: wird in dieser Arbeit ausführlicher diskutiert. 7 – Magdeburg-Neuolvenstedt (Rennebogen; Müller & 8 Rosenberg 2000), 9 – Magdeburg-Lorenzweg (Müller & Rosenberg 2000), 2.3 Oberoligozän (Chattium) 10 – Magdeburg-Danzstraße (sehr interessante Großpro- 11 be; Müller & Rosenberg 2000). 2.3.1. Elbeufer bei Ritzmeck westlich Dessau 12 Sammlungsmaterial, überwiegend nicht genau lokalisiert (Abb. 1: Punkt 3) 13 (Sammlungen: GPSL Leipzig, Sammlung Uni Halle, Na- Am nördlichen Steilufer der Elbe bei Ritzmeck wurde 14 turkundemuseum Magdeburg, Naturkundemuseum Des- 15 sau). Weiteres Material aus dem Magdeburger Stadtge- erstmalig ein Aufschluss in nicht entkalkten eochatti- schen Glaukonitsanden aufgefunden. Dieser Punkt wurde 16 biet konnte in der Sammlung des Naturkundlichen 17 Museums Magdeburg eingesehen und bearbeitet werden. in den vergangenen Jahren intensiv bearbeitet (Müller et al. im Druck_a). 18 Die Mollusken sind von Welle & Nagel (Münster) bear- 19 beitet worden (Lamellibranchiaten publiziert in Welle & 20 Nagel 2003, Gastropoden stehen vor Publikation: vorläu- 3. Diskussion