Mehrparteilose,Wenigergrüne
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17 Montag, 8. März 2021 Mehr Parteilose, weniger Grüne Die politische Landschaft der Exekutive in den Wahlkreisen Toggenburg und Wil hat sich zwischen 2017 und 2021 verändert. Zita Meienhofer Gemeinderat dazu entschieden, eine Sitzverteilung im Wahlkreis Wil Zweibeurteilung durch ein unabhängi- Die Parteilosen sind auf dem Vor- Anzahl Sitze ges Ingenieurbüro in Auftrag zu geben. marsch, vor allem auf kommunaler 25 tei (9) und die FDP (8) die Mehrheit der Ebene. Patrick Aeschlimann, wissen- 21 Ämter inne. SVP, SP und die Parteilo- 20 schaftlicher Mitarbeiter am OZG Zen- 20 sen stellen je eine Person. Im Wahlkreis 17 trum für Gemeinden, sagt: «Die Zahl 16 Wil zeigt sich ein ähnliches Bild: Mitte- 15 der Parteilosen hat sich in den vergan- 15 Partei (5), FDP (3), Parteilos (2), SVP genen 30 Jahren auf kommunaler Ebe- 12 und SP keine. Politologe Patrick Aesch- ne verdoppelt.» Dieses Bild zeigt sich 10 limann führt diese Situation auf meh- auch in der Exekutive der Wahlkreise 6 rere Gründe zurück: «In der Ostschweiz 5 5 5 Wil und Toggenburg (das Parlament 3 sind die Gemeindepräsidien tenden- 2 Wil ist eine Legislative). Im Toggenburg 1 ziell mit höherem Aufwand verbunden, 1 0 sind es mit Beginn der neuen Legisla- 0 da sie oft auch eine wichtige Rolle in der tur erstmals die Parteilosen, welche die Die Mitte FDP SVP SP parteilos Umweltfreisinn Grüne Pro Wil Verwaltung einnehmen. Da man als Mehrheit ausmachen. Von den 80 Ge- 2017 2021 Quelle: Kanton St. Gallen/Grafik: let Parteiloser aber selten eine weitere meinderatsmitgliedern in den zwölf politische Karriere auf Kantons- oder Gemeinden sind 25parteilos. Mit Aus- Bundesebene anstrebt, überlegt man nahme der FDP (23) stellen die tradi- sich zweimal, ob sich ein solches Enga- tionellen Parteien wie Die Mitte (16), Sitzverteilung im Wahlkreis Toggenburg gement mit der beruflichen und fami- SVP (10) und SP (6) deutlich weniger Anzahl Sitze liären Situation vereinbaren lässt.» 25 25 24 Mitglieder. Die Parteilosen sind es auch 23 23 – im Toggenburg –, die am meisten Sitz- Parteilosigkeit noch nie gewinne erreichten, plus zwei. Eben- 20 als Nachteil empfunden falls ein Plus konnte die Mitte-Partei 16 Wie sehen das die Gemeindepräsiden- 15 verzeichnen. FDP und SVP zählen zu 15 ten ohne Parteibuch? Rolf Züllig, den Verlierern. 12 Gemeindepräsident von Wildhaus-Alt 10 10 St.Johann erklärt: «Ich bin parteifrei Im Wahlkreis Wil gewannen 66 und werde das auch bleiben. Zudem die Parteilosen am meisten Sitze 5 geht es auf Gemeindeebene um Sach- In den zehn Gemeinden des Wahlkrei- geschäfte, nicht um Politik.» Er ist der ses Wil ist es Die Mitte, die immer noch 0 einzige parteilose Gemeindepräsident FDP SVP SP parteilos am meisten Sitze aufweist, obwohl sie Die Mitte im Wahlkreis Toggenburg. Züllig, der einen Sitzverlust hinnehmen musste. 2017 2021 Quelle: Kanton St. Gallen/Grafik: let seit mehr als zehn Jahren der Gemein- Von den 62 Sitzen gehen 20 an die Mit- de vorsteht und zuvor ein Unterneh- te-Partei, 16 an die Parteilosen und 15 men führte, hat die Parteilosigkeit nie an die FDP. Deutliche weniger Sitze ha- als Nachteil empfunden. Er sei unab- ben SVP (6) und die SP (3). Die Ver- hängig, müsse sich keiner Doktrin schiebungen im Wahlkreis Wil im Ver- Die Situation der Grünen in den beiden Wahlkreisen unterwerfen. Auch sieht er keine Be- gleich zur vorangehenden Legislatur er- nachteiligung darin, dass er nicht im folgten zu Gunsten der Parteilosen. Bei den Kantonsratswahlen wie auch bei Parteien dominieren, für die Grünen Sitzen besetzen sechs die Grünen Pro- parteipolitischen Netz eingebunden ist: Vier Sitzgewinne konnten diese verbu- der Wahl des Nationalrats hatten die (und auch für die SP und GLP) schwierig, wil mit den Jungen Grünen. Dies habe «Die Informationen gehen jedenfalls chen. Einen Sitz mehr als vier Jahre zu- Grünen überdurchschnittliche Sitzge- Fuss zu fassen.» Doch mit Blick auf die wohl auch damit zu tun, dass die Grünen nie an mir vorbei». Einzig, wirft Züllig vor haben die SVP und die Umweltfrei- winne zu verbuchen. Auf kommunaler kommenden Wahlen erklärt Bosshard: in Wil gut verankert seien und vom städ- ein, wer nach Höherem strebe, der kom- sinnigen gewinnen können. Die Mitte, Ebene war dies jedoch nicht der Fall. «Im Wahlkreis Toggenburg sind die Grü- tischen Umfeld, vom urbanen Pol profi- me wohl nicht an einem Parteibeitritt FDP, SP und die Grünen mussten Sitz- «Die Grünen sind bisher hauptsächlich nen in keiner Gemeinde für die Wahl in tieren können, so Aeschlimann. Bis zum vorbei. verluste hinnehmen. ein urbanes Phänomen», sagt Patrick die Exekutive angetreten. Dies soll sich Jahresende waren die Grünen sogar im Ähnlich sieht die Situation Peter Zu- Aeschlimann, wissenschaftlicher Mit- in Zukunft aber ändern und zu diesem Stadtrat vertreten. Daniel Stutz wurde berbühler, Gemeindepräsident von Auf dem Land hat die Partei- arbeiter am OOZG Zentrum für Gemein- Zweck wird aktuell unsere Regionalpar- dann, wie einige andere Stadträte, ab- Niederhelfenschwil. Zu Jahresbeginn zugehörigkeit weniger Bedeutung den. Das erklärt wohl, weshalb die Partei tei Grüne Toggenburg neu belebt.» Im gewählt. «Insofern hat das Ergebnis der hat er sein Amt angetreten. Zuvor war Wie lässt sich nun erklären, dass Partei- in den ländlichen Gebieten der beiden Wahlkreis Wil widerspiegelt sich bei den Stadtratswahlen nichts mit den Grünen er im Kanton Zürich in einer Behörde lose in den Exekutivämtern in den länd- Wahlkreise nur sehr bescheiden oder Gemeindebehörden die gleiche Situa- zu tun, sondern ist schlicht dadurch zu tätig. Er sagt: «Ich bin seit jeher partei- lichen Gemeinden so stark vertreten gar nicht vorhanden ist. tion. Die Grünen haben in keiner Ge- erklären, dass der grüne Stadtrat das los, weil ich mich keiner Partei zuord- sind? «Auf kommunaler Ebene werden Daniel Bosshard, Präsident Grüne meindebehörde Einsitz. anspruchsvollste Departement über- nen kann, und werde auch parteilos primär Personen und nicht Parteien ge- des Kantons St.Gallen, ist sich bewusst: Ein anderes Bild zeigt der Blick in die nehmen musste», erklärt Daniel Boss- bleiben.» Er ergänzt: «Ich habe aber wählt», erklärt Patrick Aeschlimann. «Grundsätzlich ist es in den ländlichen Zusammensetzung des Wiler Parla- hard den Sitzverlust der Grünen im Wiler immer gesagt, dass ich leicht rechts der Da stehe die Sachpolitik im Vorder- Gemeinden, in denen die bürgerlichen ments, der Wiler Legislative. Von den 40 Parlament. (zi) Mitte stehe.» Zuberbühler betrachtet grund, habe polemische Parteipolitik die Parteilosigkeit als Vorteil, da er an weniger Platz. Da kennt sich die Bevöl- allen Tischen sein könne, nirgends eine kerung, weiss, wie jemand tickt, weiss, Restanz vorhanden sei. Letztlich ist er wen sie wählt. Aeschlimann sagt, dass der Ansicht, dass auf kommunaler Ebe- die Parteizugehörigkeit in grösseren «Ich bin seit jeher «Ich bin parteifrei «Auf kommunaler ne die Sache entscheidend sei und die Orten, wo nicht mehr jeder jeden Politik keine grosse Rolle spiele. kennt, eine andere Bedeutung habe, parteilos, weil und werde das Ebene werden weil sie Entscheidungshilfe sei. SVP und SP stellen nur je einen Also, ist die Parteizugehörigkeit auf ich mich keiner auch bleiben. primär Personen Gemeindepräsidenten kommunaler Ebene nicht wichtig? «Ja Unter den Gemeindepräsidenten ha- und Nein», sagt Patrick Aeschlimann, Partei zuordnen Zudem geht es auf und nicht ben Christian Gertsch und Renato Tru- «für die Amtsführung und den Erfolg niger eine politische «Aussenseiterrol- sind Sachkompetenz, Dialogfähigkeit kann und werde Gemeindeebene Parteien le». Gertsch, Gemeindepräsident von oder ein gutes Netzwerk viel wichti- Hemberg, gehört als einziger Vorsteher ger». Hingegen dienten die Parteien als auch parteilos um Sachgeschäfte gewählt.» einer Gemeinde in den beiden Wahl- Scharnier zwischen der Bevölkerung kreisen der SP an. Truniger, der seine und der Politik und deshalb hätten sie bleiben.» nicht um Politik.» zweite Amtsperiode als Gemeindeprä- doch eine gewisse Wichtigkeit für Be- sident von Mosnang angetreten hat, ist hördenmitglieder. «Parteien dienen der einzige Gemeindepräsident in den auch dem Einbringen von Bedürfnissen beiden Wahlkreisen, welcher der SVP aus der Bevölkerung in die Politik und angehört. Weder Gertsch noch Truni- verleihen einer Politikerin oder einem ger sehen sich da als «Einzelkämpfer». Politiker eine gewisse Hausmacht.» Christian Gertsch sagt: «Als Gemeinde- präsident ist konstruktive Sachpolitik Gemeindepräsidenten gehören gefragt, unabhängig von direkten par- meist einer Partei an teipolitischen Ansichten.» Renato Tru- Während bei den Gemeinde- und niger sagt dazu: «Ich hatte noch nie das Stadtratsmitgliedern die Parteilosen Gefühl, dass die Parteizugehörigkeit in dominieren oder stark vertreten sind, diesem Amt eine Rolle spielt.» Viel sieht es bei der Besetzung der Gemein- mehr erachtet er die Gemeindepräsi- depräsidien anders aus: Hier sind es die Peter Zuberbühler Rolf Züllig Patrick Aeschlimann denten-Vereinigung als sehr wertvoll. Parteien, die deutlich mehr Präsidien Gemeindepräsident Gemeindepräsident Wissenschaftlicher Mitarbeiter «Wir sind eine eingeschworene Truppe besetzen als die Parteilosen. Im Wahl- Niederhelfenschwil Wildhaus-Alt St.Johann am Zentrum für Gemeinden aus allen Parteien», so der Mosliger kreis Toggenburg haben die Mitte-Par Gemeindepräsident..