Gemeinde Groß Schenkenberg Kreis Herzogtum

Bebauungsplan Nr. 4 Gebiet: Südlich der Hauptstraße (K 45) und östlich Kannenbruch

Begründung mit Umweltbericht

Planstand: Auslegungsexemplar gem. § 3 (2) BauGB, GV 14.03.2016

Planverfasser: Planlabor Stolzenberg Architektur * Städtebau * Umweltplanung Diplomingenieur Detlev Stolzenberg Freier Architekt und Stadtplaner St. Jürgen-Ring 34 * 23564 Lübeck Telefon 0451-550 95 * Fax 550 96 eMail [email protected] www.planlabor.de Gemeinde Groß Schenkenberg Bebauungsplan Nr. 4 ______

Inhaltsverzeichnis:

1. Planungsgrundlagen ...... 3 1.1. Planungsanlass und Planungsziele...... 3 1.2. Übergeordnete Planungsvorgaben ...... 3 1.3. Entwicklung aus dem Flächennutzungsplan...... 4 1.4. Plangebiet...... 4

2. Umweltbericht...... 5 2.1. Einleitung...... 6 2.1.1. Inhalte und Ziele des Bauleitplans 6 2.1.2. Prüfung der betroffenen Belange 6 2.1.3. Für die Planung bedeutsame Fachgesetze und Fachpläne 9 2.2. Beschreibung und Bewertung der erheblichen Umweltauswirkungen mit zusätzlichen Angaben...... 10 2.2.1. Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wirkungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biologische Vielfalt (Belang a)) 10 2.3. Zusammenfassung...... 13

3. Planvorstellungen und wesentliche Auswirkungen der Planung ...... 13

4. Planinhalt ...... 14 4.1. Städtebau...... 14 4.2. Verkehrliche Erschließung ...... 15 4.3. Wasserwirtschaft ...... 16 4.4. Immissionen...... 16 4.5. Archäologie...... 16

5. Ver- und Entsorgung ...... 17

6. Kosten ...... 18

7. Naturschutz und Landschaftspflege ...... 18 7.1. Eingriffsregelung...... 18 7.2. Artenschutz ...... 22 7.3. Maßnahmen der allgemeinen Grünordnung und der Kompensation...... 23 7.4. Kosten der allgemeinen Grünordnung und des Ausgleichs ...... 26 7.5. Empfehlungen der Landschaftspflege ...... 27

8. Billigung der Begründung ...... 27

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1. Planungsgrundlagen 1.1. Planungsanlass und Planungsziele In der Gemeinde Groß Schenkenberg besteht örtlicher Baulandbedarf. Die letzte bauliche Entwicklung (Bebauungsplan Nr. 3) liegt viele Jahre zurück. Freie Grundstü- cke in Form von Baulücken werden in Groß Schenkenberg nicht angeboten. Um dem örtlichen Bedarf an Wohnbauland entsprechen zu können, hat sich die Ge- meinde dazu entschlossen ein kleineres Wohngebiet zu entwickeln. Ziel der Planung ist die Schaffung von 9 Baugrundstücken. Die Erschließung kann günstig über eine Stichstraße mit zentraler Wendeanlage erfolgen. Die Gemeinde ist Eigentümerin der Fläche und kann dadurch sicherstellen, dass die Vergabe der Grundstücke an örtli- che Interessenten erfolgen wird.

1.2. Übergeordnete Planungsvorgaben Im Landesentwicklungsplan (2010) ist Groß Schenkenberg dem Rand des Ordnungs- raums um Lübeck zugeordnet. In den Ordnungsräumen sollen die Standortvorausset- zungen für eine dynamische Wirtschafts- und Arbeitsentwicklung weiter verbessert werden. Ausgehend vom örtlichen Bedarf, können in den Ordnungsräumen in Ge- meinden, die keine Schwerpunkte sind, im Zeitraum 2010 bis 2025 bezogen auf ihren Wohnungsbestand am 31.12.2009 neue Wohnungen im Umfang von bis zu 15 Pro- zent gebaut werden. Nach Auskunft des Statistikamtes Nord kann für Groß Schen- kenberg ein Bestand von 213 Wohneinheiten zugrunde gelegt werden. Daraus leitet sich für die Gemeinde ein Entwicklungsspielraum von bis zu 32 zusätzlichen Wohnein- heiten bis 2025 ab, wovon bis Ende 2011 bereits 2 Wohneinheiten umgesetzt wurden. Die Gemeinde bleibt mit ihrer Planung innerhalb des vorgegebenen Entwicklungs- rahmens.

Nach dem Regionalplan für den Planungsraum I von 1998 liegt Groß Schenkenberg im Ordnungsraum Lübeck. Die Gemeinde liegt im Norden entlang eines Gebiets mit besonderer Bedeutung für Natur und Landschaft, welches zur Erhaltung der ökolo- gisch bedeutsamen, natürlichen Lebensräume sowie als Pufferflächen zur Sicherung der geschützten Flächen gegenüber biotopschädigenden Randeinflüssen gesichert werden soll. Zudem ist das Gemeindegebiet von Groß Schenkenberg von Flächen des Regionalen Grünzuges umgeben, welcher zum langfristigen Schutz unbesiedel- ter Freiräume und im Sinne einer ausgewogenen Freiraum- und Siedlungsentwicklung ausgewiesen wurde. Der Ortsteil Rothenhausen einschließlich der bebauten Ortslage liegt innerhalb des Grünzuges. Außerdem ist südöstlich angrenzend ein Schwer- punktbereich für die Erholung ausgewiesen, der unter Aufrechterhaltung der ökolo- gischen Belange gesichert und entwickelt werden soll.

Im Landschaftsprogramm Schleswig-Holstein von 1999 werden überregionale Rah- menaussagen getroffen. Die Gemeinde Groß Schenkenberg liegt demnach in ei- nem Raum ohne besondere Schwerpunktsetzung. In diesen Räumen sollen allge- mein die Ziele des Naturschutzes verfolgt werden. In der thematischen Karte Böden

www.planlabor.de 3 Gemeinde Groß Schenkenberg Bebauungsplan Nr. 4 ______und Gesteine/Gewässer ist der Niederungszug der als Geotop (schützenswer- te geomorphologische Oberflächenform) dargestellt. Nördlich der Ortslage stellt die thematische Karte Arten und Biotope symbolisch einen Bereich dar, der die Voraus- setzungen für eine Unterschutzstellung als Naturschutzgebiet erfüllt.

Im Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum I von 1998 liegt die Gemeinde in einem Gebiet mit besonderen ökologischen Funktionen. Der Niederungsbereich der Grinau ist als besondere geomorphologische Oberflächenform markiert. Die Grinau ist als Hauptverbundachse im landesweiten Biotopverbundsystem gekennzeichnet. Etwa 600 m nordöstlich der Ortslage ist ein geplantes Naturdenkmal und das Natur- schutzgebiet „Bachschlucht Wesenbergerheide“ vermerkt. Es handelt sich dabei um einen größeren Feuchtgebietkomplex der Grinauniederung.

Der gemeindliche Landschaftsplan von 1998 stellt für das Plangebiet mesophiles Grünland dar. Im Süden liegt ein gesetzlich geschütztes Biotop. In Ost-West-Richtung verläuft eine Freileitung. In der Entwicklungskarte wird für weite Bereiche des Plange- biets die Bestandsdarstellung übernommen. Für den südöstlichen Teil des Plangebiets ist eine Entwicklungsfläche für die Siedlungsentwicklung aufgezeigt, die das Wohn- gebiet Kannenbruch abrundet. Weiterhin wird zwischen den Siedlungsbereichen Kannenbruch und Rothenhausen der Erhalt der Freiraumsituation dargestellt. Die zwei Siedlungsbereiche werden durch die Hauptstraße (K47) verbunden.

1.3. Entwicklung aus dem Flächennutzungsplan Für die Gemeinde Groß Schenkenberg gilt der genehmigte Flächennutzungsplan mit seinen Änderungen. Diese zeigen für den straßennahen Bereich gemischte Bauflä- chen und für die rückwärtigen Bereiche Wohnbauflächen auf. Um dem Entwick- lungsgebot des § 8 (2) BauGB zu entsprechen, wird parallel zum vorliegenden Be- bauungsplan die 8. Änderung des Flächennutzungsplans eingeleitet.

1.4. Plangebiet Das Plangebiet liegt im Ortsteil Rothenhausen der Gemeinde Groß Schenkenberg an der Hauptstraße K 47. Es wird derzeit als Grünland von Pferden beweidet. Im Norden begrenzt die Kreisstraße den Planungsraum, welche von einem Geh- und Radweg begleitet wird. Im Südwesten liegt die Wohnbebauung „Am Kannenbruch“ im Südos- ten ein gesetzlich geschütztes Biotop, welches sich in der Realität als tief eingeschnit- tenes, stark verschattetes Kleingewässer darstellt. Knickstrukturen grenzen im Südos- ten und zum Teil im Süden an das Plangebiet. Die Größe des Plangebietes beträgt ca. 1 ha. Der Geltungsbereich wird wie folgt begrenzt:

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Im Norden: Südliche Grundstücksgrenze des Flst. 105/5 (Straßen- begrenzungslinie der Hauptstraße K47).

Im Osten: Östliche Grundstücksgrenze der Flst. 8/8 und 105/8.

Im Süden: Südliche und südwestliche Grundstücksgrenze des Flst. 8/8.

Im Westen: Westliche Grundstücksgrenze der Flst. 8/8 und 105/8.

Abb. 1: Lage des Plangebietes in der Gemeinde Groß Schenkenberg

2. Umweltbericht Zur Wahrung der Belange des Umweltschutzes gem. §§ 1 (6) Nr. 7, 1a BauGB wird eine Umweltprüfung durchgeführt, in der die voraussichtlichen erheblichen Umwelt- auswirkungen ermittelt werden. Der Umfang und Detaillierungsgrad der Untersu- chungen wird durch die Gemeinde festgelegt. Es erfolgt eine frühzeitige Abstim- mung mit den entsprechenden Fachbehörden im Rahmen der Beteiligung nach § 4 (1) BauGB, insbesondere zur Abgleichung der Erfordernisse hinsichtlich des Untersu- chungsrahmens (sogenanntes Scoping). In der Umweltprüfung betrachtet werden die durch die Planung zu erwartenden Auswirkungen auf das Gebiet und die Umge- bung. Seitens der Fachbehörden wurden Anregungen zum Naturschutz, zu Immissio- nen, zur Wasserwirtschaft und zur Archäologie vorgebracht.

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2.1. Einleitung 2.1.1. Inhalte und Ziele des Bauleitplans Um dem örtlichen Bedarf an Wohnbauland entsprechen zu können, hat sich die Gemeinde dazu entschlossen den Bebauungsplan Nr. 4 aufzustellen und die Ent- wicklung eines Wohngebiets planungsrechtlich vorzubereiten. Ziel der Planung ist die Entwicklung eines Allgemeinen Wohngebiets mit ca. 9 Baugrundstücken, welches über eine Stichstraße mit zentralem Wendehammer erschlossen wird. Darüber hinaus wird eine fußläufige Verbindung zwischen der Hauptstraße im Norden und dem Kan- nenbruch im Süden des Plangebiets hergestellt. Im Südosten des Plangebietes wird eine Grünfläche vorgesehen auf der eine Streuobstwiese angelegt werden soll. Die Größe des Plangebietes beträgt ca. 1 ha (nähere Ausführungen s. Begründung Zif- fer 1.1. und Ziffer 4).

2.1.2. Prüfung der betroffenen Belange Die Prüfung der betroffenen Belange erfolgt anhand der Vorgaben des § 1 (6) Nr. 7 BauGB. Die Bauleitplanung ist eine Angebotsplanung, so dass objektbezogene Angaben insbesondere zum Umgang mit Emissionen, Energie, Abwässern und Abfäl- len in der Regel beim Aufstellungsverfahren nicht vorliegen. Die Umweltprüfung kann zu diesen Belangen daher nur allgemeine Aussagen treffen. Die Gemeinde schätzt die betroffenen Belange wie folgt ein: a) Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wir- kungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biologische Vielfalt Erheblich betroffen, da Eingriffe nach § 14 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) vorbereitet sowie die in § 2 Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG) genannten Funk- tionen des Bodens berührt werden. Die Artenschutzbelange des § 44 BNatSchG kön- nen berührt werden. b) Die Erhaltungsziele und der Schutzzweck der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung und der Europäischen Vogelschutzgebiete im Sinne des BNatSchG Nicht betroffen, da die o. g. genannten Schutzgebiete nicht berührt werden. c) Umweltbezogene Auswirkungen auf den Menschen und seine Gesundheit sowie die Bevölkerung insgesamt Das Plangebiet wird durch verkehrsbedingte Emissionen der Hauptstraße (K47) be- rührt. Laut Aussage des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr lag für diesen Bereich im Jahr 2010 eine Verkehrsbelastung von 1.079 Kfz/24h vor. Auf Grundlage einer Hochrechnung gem. DIN 18005 ergibt sich für das Jahr eine Belastung von 1.134 Kfz/24h. Eine Erheblichkeit liegt somit nicht vor.

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Das Plangebiet wird von einer 11KV Leitung in Ost-West-Richtung durchquert. Seitens des Leitungsträgers ist kurzfristig eine Verkabelung der Leitung entlang der Kreisstraße vorgesehen. Erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen sind dann nicht mehr zu erwarten.

Es wird darauf hingewiesen, dass teilweise landwirtschaftliche Flächen an das Plan- gebiet grenzen. Die aus einer ordnungsgemäßen landwirtschaftlichen Nutzung resul- tierenden Immissionen (Lärm, Staub und Gerüche) können zeitlich begrenzt auf das Plangebiet einwirken. d) Umweltbezogene Auswirkungen auf Kulturgüter und sonstige Sachgüter

Seitens des Archäologischen Landesamtes können keine Auswirkungen auf archäo- logische Kulturdenkmale gem. § 2 (2) DSchG in der Neufassung vom 30.12.2014 durch die Umsetzung der Planung festgestellt werden. Im Nahbereich sind jedoch archäologische Fundplätze/Denkmale bekannt. Auf der überplanten Fläche ist da- her mit archäologischer Substanz d.h. mit archäologischen Denkmalen zu rechnen.

Es wird deshalb ausdrücklich auf § 15 DSchG verwiesen. Wenn während der Erdar- beiten Funde oder auffällige Bodenverfärbungen entdeckt werden, ist die Denkmal- schutzbehörde unverzüglich zu benachrichtigen und die Fundstelle bis zum Eintreffen der Fachbehörde zu sichern. Verantwortlich hier sind gem. § 15 DSchG der Grund- stückseigentümer und der Leiter der Arbeiten.

Die Planung initiiert Auswirkungen auf den Wert der Sachgüter (Wertsteigerung der betroffenen Grundstücke, Veränderung der Situation für angrenzende Grundstücke); bei Einhaltung der Grenzabstände der LBO wird nicht von einer Erheblichkeit ausge- gangen. e) Die Vermeidung von Emissionen sowie der sachgerechte Umgang mit Abfällen und Abwässern Die geltenden Gesetze, Verordnungen und Richtlinien sind anzuwenden. Die Beseiti- gung von Abwässern und Abfällen erfolgt über die Entsorgungseinrichtungen der Gemeinde. Beim Betrieb der Entsorgungseinrichtungen sind die geltenden Gesetze, Verordnungen und Richtlinien ebenfalls anzuwenden. Von einer Erheblichkeit wird daher nicht ausgegangen.

Eine Versickerung des anfallenden Oberflächenwassers im Plangebiet ist gem. vor- liegendem Bodengutachten des Ingenieurbüros für Geotechnik (Düchelsdorf, März 2015) nicht möglich. Eine gutachterliche Nachberechnung der anfallenden Nieder- schlagsmengen hat ergeben, dass die vorhandenen Systeme nicht weiter belastbar sind und die Vorflut im Bereich Kannenbruch erneuert werden muss. Das abgestimm- te Konzept sieht eine komplette Verrohrung im Plangebiet mit Anschluss an den of-

www.planlabor.de 7 Gemeinde Groß Schenkenberg Bebauungsplan Nr. 4 ______fenen Graben am Dieksredder vor. Ein Nachweis der Wassermengen aus dem inner- örtlichen Bereich wird im Zuge des wasserwirtschaftlichen Genehmigungsverfahrens erbracht. f) Die Nutzung erneuerbarer Energien sowie die sparsame und effiziente Nutzung von Energie

Die Energieversorgung des Gebietes erfolgt durch Anschluss an das Netz der Versor- gungsträger in der Gemeinde. Bei der Energieerzeugung bzw. -bereitstellung sowie im Rahmen der objektbezogenen Bauausführung sind die geltenden Gesetze, Ver- ordnungen und Richtlinien anzuwenden. Alternative Energieformen sind zulässig. Von einer Erheblichkeit wird daher nicht ausgegangen. g) Die Darstellung von Landschaftsplänen sowie von sonstigen Plänen, insbesondere des Wasser-, Abfall- und Immissionsschutzrechts

Die Planung weicht von den Darstellungen des Landschaftsplanes ab, der im Bereich des Plangebietes eine Grünzäsur vorsieht. Von diesen Entwicklungsabsichten wird bereits mit der für das Plangebiet geltenden 5. Änderung des Flächennutzungspla- nes abgewichen, der für den Bereich eine Siedlungsentwicklung vorsieht. Ziel der Flächennutzungsplanänderung war ein Zusammenwachsen des Ortsteils Rothenhau- sen mit der Bebauung Am Kannenbruch. Dieses städtebauliche Ziel hat die Ge- meinde mit den landschaftsplanerischen Zielvorstellungen gegeneinander abgewo- gen und sich für eine Bebauung des Plangebietes entschieden.

Die Gemeinde Groß Schenkenberg liegt laut Regionalplan innerhalb des Ordnungs- raumes von Lübeck. Der Ordnungsraum unterteilt sich in die Entwicklungsachse Lü- beck – Reinfeld und abseits davon liegende Bereiche. Für die abseits liegenden Be- reiche soll die weitere Entwicklung zurückhaltend erfolgen. Laut den Darstellungen des Regionalplans sind die Siedlungsbereiche der Gemeinde Groß Schenkenberg großflächig von einem Regionalen Grünzug umgeben. Im Bereich des Ortsteils Ro- thenhausen überzieht die Signatur des Regionalen Grünzugs die bereits besiedelten Flächen vollständig. Ziel des Regionalen Grünzugs ist der langfristige Schutz unbesie- delter Freiräume und eine ausgewogene Freiraum- und Siedlungsentwicklung. Die Entwicklung eines Allgemeinen Wohngebiets im straßennahen Bereich und zwischen zwei bereits besiedelten Flächen respektiert die Vorgaben einer zurückhaltenden Siedlungsentwicklung sowie einer ausgeglichenen Freiraum- und Siedlungsentwick- lung. h) Die Erhaltung der bestmöglichen Luftqualität in Gebieten, in denen die durch Rechtsverordnung zur Erfüllung von bindenden Beschlüssen der Europäischen Gemeinschaften festgelegten Immissionsgrenzwerte nicht überschritten werden

Die geltenden Gesetze, Verordnungen und Richtlinien zur Begrenzung von Emissio- nen aus Feuerungsanlagen oder anderen emittierenden Betriebseinrichtungen sind anzuwenden. Die verkehrsbedingten Luftschadstoffe steigen durch die Planung auf-

8 www.planlabor.de Bebauungsplan Nr. 4 Gemeinde Groß Schenkenberg ______grund der zu erwartenden Verkehrsstärke nur geringfügig. Immissionen oberhalb der Grenzwerte der 22. BImSchV sind nicht zu erwarten. Von einer Erheblichkeit wird da- her nicht ausgegangen. i) Die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Belangen des Umweltschutzes nach den Buchstaben a, c und d

Wesentliche Auswirkungen auf die Wechselwirkungen zwischen den Belanggruppen sind nicht erkennbar, von einer Erheblichkeit wird daher nicht ausgegangen.

2.1.3. Für die Planung bedeutsame Fachgesetze und Fachpläne Nach § 1 (6) Nr. 7 BauGB sind Belange des Umweltschutzes einschließlich des Natur- schutzes und der Landschaftspflege zu berücksichtigen, nach § 1a BauGB sind die umweltschützenden Belange in der Bauleitplanung einzustellen und nach § 50 Bundesimmissionsschutzgesetz sind schädliche Umweltauswirkungen auszu- schließen.

Das Bundesnaturschutzgesetz zielt auf die Sicherung der Leistungs- und Funktions- fähigkeit des Naturhaushalts, der Regenerationsfähigkeit und der nachhaltigen Nut- zungsfähigkeit der Naturgüter ab. Das Gesetz wird im Rahmen der naturschutzfachli- chen Eingriffsregelung berücksichtigt.

Das Bundesbodenschutzgesetz hat die Sicherung und Wiederherstellung der nach- haltigen Funktionen des Bodens zum Ziel. In der Planung wird diesem Ziel durch einen sparsamen Umgang mit Grund und Boden im Hinblick auf mögliche Versiegelungen, Auf- und Abgrabungen sowie Bodenverdichtungen entsprochen.

Ziel des Bundesimmissionsschutzgesetzes ist der Ausschluss schädlicher Umweltauswir- kungen. Dieser Belang fließt in die fachliche Betrachtung mit ein und wird bei Erfor- dernis über Lärmschutzfestsetzungen und Abstandsregelungen berücksichtigt.

Die Ziele der Raumordnung und Landesplanung sowie Aussagen zur Berücksichti- gung in der Planung sind unter Ziffer 1.2. der Begründung aufgeführt.

Der Landschaftsplan zielt auf die Sicherung örtlicher Erfordernisse und Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege ab. Abweichungen hiervon wurden bei der Aufstellung der vorliegenden Bauleitplanung aus naturschutzfachlicher Sicht beurteilt (vgl. Belang g in Abs. 2.1.2).

Luftreinhalte- oder Lärmminderungspläne liegen für den Plangeltungsbereich nicht vor.

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2.2. Beschreibung und Bewertung der erheblichen Umweltauswirkungen mit zu- sätzlichen Angaben 2.2.1. Die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Luft, Klima und das Wir- kungsgefüge zwischen ihnen sowie die Landschaft und die biologische Viel- falt (Belang a)) a) Bestandsaufnahme Tiere, Pflanzen

Das Plangebiet wird derzeit als Grünland beweidet. Im Süden befindet sich ein Klein- gewässer, Knickstrukturen grenzen in Teilen an.

Das Grünland sowie die Gebüschstrukturen bieten insbesondere geschützten Am- phibien einen Sommerlebensraum. Das Kleingewässer ist potentielles Laichgewässer, wobei die starke Beschattung keine optimalen Gewässerstrukturen als Laichgewäs- ser bietet. Gebüschbrütende Vogelarten finden in den angrenzenden Gehölzstruktu- ren einen Lebensraum. Eine alte Eiche im angrenzenden Knick hat Potential als Sommerquartier für Fledermäuse.

Boden

Im Plangebiet sind glazifluviatile, sandige Ablagerungen vorherrschend, aus denen sich Gley-Podsole mit Ortserde oder Ortsstein gebildet haben. Gem. der vorliegen- den Baugrunderkundung und –beurteilung des Ingenieurbüros für Geotechnik (Dü- chelsdorf, März 2015) liegen unter der rd. 50 cm dicken Oberbodenschicht schwach bindige und nicht bindige Sande, die wiederum von bindigen Beckenablagerungen unterlagert sind. Die Bodenfunktionen sind gem. dem Landwirtschafts- und Umwelt- atlas ohne besondere Bedeutung für den Naturhaushalt.

Wasser Eine besondere Bedeutung für die Grundwasserneubildung besteht nach dem Land- schaftsplan nicht. Der Grundwasserstand liegt gem. vorliegendem Bodengutachten bei 0,2 bis 0,7 m unter Geländeoberkante. Ein Kleingewässer befindet sich im südli- chen Plangebiet.

Luft, Klima

Eine besondere Bedeutung der Flächen für Kaltluftentstehung und/oder Kaltluft- transport liegt nach Ausführung des Landschaftsplanes nicht vor.

Landschaft

Das Plangebiet liegt zwischen dem Ortsteil Rothenhausen und der Splitterbebauung „Am Kannenbruch“ und wird beide Siedlungskörper miteinander verbinden.

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Das Plangebiet selbst wird in nördliche Richtung von der Kreisstraße 47 begrenzt, welche einseitig von einem Knick begleitet wird. Im Westen und Osten sowie zum großen Teil auch im Süden befindet sich vorhandene Bebauung. Eine Einsehbarkeit besteht in geringem Umfang aus südöstlicher Richtung.

Biologische Vielfalt, Wirkungsgefüge

Angrenzende Knickstrukturen, ein Kleingewässer, die umliegende Bebauung und die heutige Nutzung des Plangebietes lassen im Vergleich zu anderen intensiv genutzten Landschaftsräumen eine erhöhte Vielfalt im Plangebiet zu. Es besteht ein enges Wir- kungsgefüge zwischen den Freiflächen und den umliegenden Gehölzstrukturen. b) Prognose Durch die Planung wird eine Bebauung auf einer als Grünland bewirtschafteten Flä- che zwischen zwei Siedlungskörpern ermöglicht.

Schutzgut Boden und Wasser: Es erfolgt eine Vollversiegelung von rd. 2.700 m² Fläche durch die mögliche Bebau- ung und durch die Erschließung. Durch die Nebenanlagen werden zusätzlich bis zu 875 m² teilversiegelt.

Schutzgut Landschaftsbild:

Das Plangebiet ist weitgehend von vorhandenen Knickstrukturen und Bebauung eingefasst. Eine geringe Einsehbarkeit besteht aus südöstlicher Richtung.

Schutzgut Arten- und Lebensgemeinschaften:

Das Dauergrünland mit seinem hohen Grundwasserspiegel ist von besonderer Be- deutung für Natur und Landschaft, so dass mit Umsetzung der Planung die Funktio- nen und Werte der Fläche beeinträchtigt werden. Für das heutige Grünland besteht Potential als Landlebensraum europarechtlich geschützter Tierarten, welcher mit der Bebauung verloren geht. Wenn vor Baubeginn nicht durch geeignete Maßnahmen eine Besatzfreiheit des Baufeldes von Amphibien gewährleistet wird, kann es baube- dingt zu Tötungen und Verletzungen von Amphibien kommen, wodurch artenschutz- rechtliche Verbote ausgelöst werden könnten.

Schutzgut Klima / Luft:

Erhebliche Beeinträchtigungen sind aufgrund der geringen Größe des Plangebiets und die angestrebte kleinteilige Bebauung nicht anzunehmen.

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Bei Nichtdurchführung der Planung verbleibt es bei der bisherigen landwirtschaftli- chen Nutzung und damit aufgrund dieser langjährigen Nutzung beim Ist-Zustand der abiotischen und biotischen Bedingungen. c) Geplante Maßnahmen Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen

Die Festsetzungen zum Maß der baulichen Nutzung begrenzen die überbaubare Fläche. Eine ausschließlich eingeschossige Einzelhausbebauung minimiert in Verbin- dung mit der festgesetzten Firsthöhe den Eingriff in das Landschaftsbild. Festsetzun- gen zur Verwendung wasserdurchlässiger Beläge minimieren den Eingriff in den Bo- den und das Schutzgut Wasser. Der Knickschutzstreifen verringert Beeinträchtigun- gen der angrenzenden linearen Gehölzstruktur.

Um Tötungen von Amphibien zu vermeiden, ist das Baufeld spätestens im Winter vor Baubeginn mit einem Amphibiensperrzaun zu umgeben, welcher eine einseitige Schleusenfunktion besitzt, so dass Amphibien innerhalb des Zaunes abwandern kön- nen, jedoch keine Tiere von außerhalb zuwandern können. Im Sommerhalbjahr ist der Schutzzaun alle 10 Tage zu kontrollieren und ggf. instand zu setzen.

Maßnahmen der Kompensation und der allgemeinen Grünordnung

Zur Eingrünung des Plangebietes ist auf der südlichen Maßnahmenfläche eine Streu- obstwiese anzulegen, welche im Rahmen des multifunktionalen Ausgleichs auch flächigen Ausgleich für die Schutzgüter Boden- und Wasser erfüllen kann. Verblei- bende Kompensationsforderungen wird die Gemeinde über ihr anerkanntes Öko- konto „Dorf Rothenhausen“ am Dieksredder östlich des Plangebietes nachweisen. Hier wurden insbesondere biotopverbessernde Maßnahmen für Amphibien durchge- führt, so dass das Ökokonto geeignet ist, mit dem Plangebiet einhergehende Beein- trächtigungen von Amphibienlebensräumen in unmittelbarer Nähe zum Eingriffsort auszugleichen. Weiterer erforderlicher flächiger Ausgleich im Rahmen der Eingriffsre- gelung wird über den Ausgleichsflächenpool des Amtes - in der Gemeinde Klinkrade erbracht. d) Anderweitige Planungsmöglichkeiten

Mit der 5. Änderung des Flächennutzungsplanes hat die Gemeinde bereits entschie- den, die Siedlungskörper Rothenhausen und „Am Kannenbruch“ zu verbinden. Im Rahmen der Aufstellung des vorliegenden Bebauungsplanes wurden potentielle Siedlungsflächen im Gemeindegebiet erneut überprüft. Aufgrund der guten Eignung des Gebietes für eine Siedlungsentwicklung und der bereits bestehenden Flächen- nutzungsplanausweisung hat sich die Gemeinde für die Entwicklung dieses Bereiches entschieden.

12 www.planlabor.de Bebauungsplan Nr. 4 Gemeinde Groß Schenkenberg ______e) Bewertung Durch die Planung wird eine Dauergrünlandfläche zwischen zwei Siedlungskörpern für eine bauliche Nutzung vorgesehen und damit ein Zusammenschluss der Siedlung „Am Kannenbruch“ und dem Ortsteil Rothenhausen eingeleitet. Der hiermit einher- gehende Eingriff in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild wird als vertretbar angesehen. Geschützte Biotopstrukturen werden von der Bebauung freigehalten und über ausreichende Schutzabstände geschützt. Ausgleichsmaßnahmen sind im näheren Umfeld des Plangebietes über ein gemeindliches Ökokonto möglich und können auch ggf. einhergehende Beeinträchtigungen geschützter Tierarten kom- pensieren. Unüberwindbare artenschutzfachliche Hindernisse ergeben sich nicht. f) Merkmale der technischen Verfahren

Das Prüfverfahren ist nicht technischer sondern naturwissenschaftlicher Art. Die Kar- tierungen und Geländeaufnahmen wurden nach den Vorgaben des geltenden Erlass vorgenommen und spiegeln den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand wider. Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Angaben sind nicht aufgetre- ten. g) Maßnahmen zur Überwachung

Eine Erfolgskontrolle der Maßnahmen ist abschließend durch eine Endbegehung der fertiggestellten Maßnahmen vorgesehen. Langfristige Folgeuntersuchungen sind nicht notwendig.

2.3. Zusammenfassung Durch die Planung werden in derzeit unbebauten Bereichen Eingriffe in Natur und Landschaft im Sinne des BNatSchG vorbereitet. Die Eingriffe erfolgen auf einer Grün- landfläche zwischen zwei Siedlungsbereichen, die weitgehend von Gehölzstrukturen und vorhandener Bebauung umgeben ist. Im Rahmen der vorliegenden verbindli- chen Bauleitplanung werden vertiefende Untersuchungen zur Eingriffs-/ Ausgleichs- ermittlung vorgenommen (vgl. Ziffer 7). Der erforderliche Ausgleich kann in Teilen innergebietlich erfolgen. Die verbleibenden Kompensationsmaßnahmen erbringt die Gemeinde über ein anerkanntes Ökokonto am Dieksredder östlich des Plangebietes sowie über den Ausgleichsflächenpool des Amtes Sandesneben-Nusse in der Ge- meinde Klinkrade. Artenschutzfachliche Hindernisse können über geeignete Vermei- dungsmaßnahmen umgangen werden.

3. Planvorstellungen und wesentliche Auswirkungen der Planung Der Bebauungsplan wird aufgestellt, um die planungsrechtlichen Voraussetzungen für 9 Baugrundstücke für eingeschossige Einzel- und Doppelhäuser zu schaffen. Die entsprechende Fläche befindet sich im Eigentum der Gemeinde, so dass eine Steue-

www.planlabor.de 13 Gemeinde Groß Schenkenberg Bebauungsplan Nr. 4 ______rung der Vergabe der Grundstücke vorrangig an ortsansässige Bewerber möglich ist. Die Entwicklung der Fläche entspricht den Darstellungen des Flächennutzungsplans hinsichtlich einer Siedlungsausdehnung. Die Fläche ist durch die direkte Lage an der Kreisstraße günstig zu erschließen. Durch den Verkauf der Flächen werden Planungs- und Erschließungskosten ausgeglichen und es entsteht keine Belastung des kommu- nalen Haushaltes. Die Auswirkungen der Planung sowie erforderliche Maßnahmen sind im Umweltbericht beschrieben. Die Belange von Naturschutz und Landschafts- pflege werden durch entsprechenden Ausgleich berücksichtigt.

4. Planinhalt 4.1. Städtebau Für das Plangebiet wird ein Allgemeines Wohngebiet festgesetzt, welches im südöst- lichen Teil durch eine Grünfläche mit der Zweckbestimmung Streuobstwiese ergänzt wird. Um eine höhere funktionale Durchmischung der straßennahen Grundstücksteile zu ermöglichen, sind auf den nördlichen Grundstücken die Ausnahmen gem. § 4 (3) BauNVO zulässig. Für den rückwärtigen Bereich wird der Aspekt des Wohnens stärker verfolgt, weswegen die Ausnahmen nach § 4 (3) BauNVO dort unzulässig sind.

Das Maß der baulichen Nutzung sieht eine eingeschossige Einzel- und Doppelhaus- bebauung mit einer maximalen Firsthöhe von 8,5 m und einer maximalen überbau- baren Fläche von 0,25 vor. Mit diesen relativ niedrigen, städtebaulichen Parametern soll eine lockere und dem dörflichen Charakter entsprechende Bebauung erzielt werden.

Zur Sicherung einer maximalen Dichte an Gebäuden und Wohneinheiten werden jeweils für Einzel- und Doppelhäuser Mindestgrundstücksgrößen und über die Größe des Grundstückes eine maximal mögliche Anzahl an Wohneinheiten definiert.

Zur Wahrung der Verkehrssicherheit und zur Generierung eines übersichtlichen Stra- ßenraums wird ein Mindestabstand von Nebengebäuden, Garagen und Carports zur straßenseitigen Grundstücksgrenze festgesetzt. Da sich das Plangebiet hinter der Ortsdurchfahrtsgrenze und entlang der freien Strecke der Kreisstraße 47 befindet, ist eine Anbauverbotszone von 15 m zur Grenze der Fahrbahn einzuhalten. Hierin sind Hochbauten jeder Art unzulässig. Einfriedungen, Stellplätze und andere bauliche Anlagen die sich zur Geländeoberfläche orientieren sind davon ausgenommen.

Zur Eingrünung des Plangebiets soll mit Hilfe von Festsetzungen zu Anpflanzungen eines Baumes pro Baugrundstück dem dörflichen Charakter entsprochen werden, zudem sind im Straßenraum Baumpflanzungen vorgesehen und durch die südöstlich gelegene Streuobstwiese mit mind. 7 Obstbäumen wird eine Eingrünung zur offenen Landschaft erreicht.

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Um die Freiheit der Bauherren nicht zu stark einzuschränken und dennoch einen Ge- bietscharakter zu erstellen, der sich an der umliegenden Bebauung orientiert, wer- den einige Gestaltungsfestsetzungen getroffen. Diese treffen Aussagen zur Dachnei- gung und –gestaltung, wobei eine dorftypische Dachneigung und warme Farbtöne verwendet werden sollen. Bei Doppelhäusern sollen für eine angenehme Ansicht Dachformen und Traufhöhen der Hauptgebäude einheitlich gestaltet werden. Ab- gerundet werden die Gestaltungsfestsetzungen durch Vorgaben zur Gestaltung der Nebengebäude und zu den Höhen der Einfriedungen, um negative Wirkungen auf den öffentlichen Straßenraum zu vermeiden.

4.2. Verkehrliche Erschließung Das Plangebiet liegt innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortslage zwischen zwei Ortstafeln. Auf der freien Strecke der Kreisstraße im Bereich des Plangebietes gilt max. Tempo 50 km/h. Nach Abstimmungen mit den Fachbehörden soll das Plange- biet über eine Stichstraße mit abschließender Wendeanlage an die Hauptstraße (K47) angeschlossen werden. Damit kann der Quell- und Zielverkehr auf direktem Weg an den übergeordneten Verkehr mit Anschluss in Richtung Osten zur L92 mit Anschluss an Lübeck und in Richtung Westen zur Bundesstraße 208 sowie zur Bundes- autobahn A1 angebunden werden. Zur Querung des Radweges sind ausreichend Sichtflächen vorgesehen und in der Planzeichnung dargestellt.

Überlegungen zur verkehrlichen Erschließung des Plangebietes über die Straße Am Kannenbruch wurden nach Abstimmungen mit den Fachbehörden vor Ort verwor- fen. Die zur Verfügung stehende Fläche des Gemeindegrundstücks reicht für einen Ausbau des Wohnweges zu einer Erschließungsstraße nicht aus. Ein zusätzlicher Grunderwerb von den benachbarten Grundstücken wurde nicht in Aussicht gestellt. Ein markanter Einzelbaum behindert zudem einen entsprechenden Straßenausbau.

Stellplätze sind auf den privaten Grundstücken unterzubringen und der Straßenraum ist von ruhendem Verkehr freizuhalten. Im Bereich der Einfahrt in das Wohngebiet sind öffentliche Besucherparkplätze vorgesehen.

Für eine attraktive fußläufige Verbindung zwischen dem Baugebiet in Richtung Kan- nenbruch ist eine südwestliche Fußwegverbindung vorgesehen. Entlang der nördli- chen Grenze des Plangebiets ist der parallel zur Hauptstraße verlaufende Radweg berücksichtigt, der die Ortsteile Groß Schenkenberg und Rothenhausen verbindet.

Über die Bushaltestelle ‚Groß Schenkenberg, Bliestorfer Weg‘ im nordöstlichen Be- reich des Plangebiets ist eine Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr sichergestellt.

www.planlabor.de 15 Gemeinde Groß Schenkenberg Bebauungsplan Nr. 4 ______

4.3. Wasserwirtschaft Eine Versickerung des anfallenden Oberflächenwassers im Plangebiet ist gem. vor- liegendem Bodengutachten des Ingenieurbüros für Geotechnik (Düchelsdorf, März 2015) nicht möglich. Eine gutachterliche Nachberechnung der anfallenden Nieder- schlagsmengen hat ergeben, dass die vorhandenen Systeme nicht weiter belastbar sind und die Vorflut im Bereich Kannenbruch erneuert werden muss. Das abgestimm- te Konzept sieht eine komplette Verrohrung im Plangebiet mit Anschluss an den of- fenen Graben am Dieksredder vor. Ein Nachweis der Wassermengen aus dem inner- örtlichen Bereich wird im Zuge des wasserwirtschaftlichen Genehmigungsverfahrens erbracht, danach sind einzelne Rohrquerschnitte ggf. zu drosseln.

Um eine zusätzliche Spitzenbelastung der Oberflächengewässer zu vermeiden, sollen Verkehrsflächen und befestigten Flächen im privaten Bereich nach Möglichkeit mi- nimiert und in wassergebundener Bauweise erstellt werden.

4.4. Immissionen Das Plangebiet wird durch verkehrsbedingte Emissionen der Hauptstraße (K47) be- rührt. Laut Aussage des Landesbetriebs für Straßenbau und Verkehr lag für diesen Bereich im Jahr 2010 eine Verkehrsbelastung von 1.079 Kfz/24h vor. Auf Grundlage einer Hochrechnung gem. DIN 18005 ergeben sich keine unzumutbaren Beeinträch- tigungen an den Wohngrundstücken. Eine Erheblichkeit liegt somit nicht vor.

Es wird darauf hingewiesen, dass teilweise landwirtschaftliche Flächen an das Plan- gebiet grenzen. Die aus einer ordnungsgemäßen landwirtschaftlichen Nutzung resul- tierenden Immissionen (Lärm, Staub und Gerüche) können zeitlich begrenzt auf das Plangebiet einwirken.

4.5. Archäologie Seitens des Archäologischen Landesamtes können keine Auswirkungen auf archäo- logische Kulturdenkmale gem. § 2 (2) DSchG in der Neufassung vom 30.12.2014 durch die Umsetzung der Planung festgestellt werden. Im Nahbereich sind jedoch archäologische Fundplätze/Denkmale bekannt. Auf der überplanten Fläche ist da- her mit archäologischer Substanz d.h. mit archäologischen Denkmalen zu rechnen.

Es wird deshalb ausdrücklich auf § 15 DSchG verwiesen: Wer Kulturdenkmale ent- deckt oder findet, hat dies unverzüglich unmittelbar oder über die Gemeinde der oberen Denkmalschutzbehörde mitzuteilen. Die Verpflichtung besteht ferner für die Eigentümerin oder den Eigentümer und die Besitzerin oder den Besitzer des Grund- stücks oder des Gewässers, auf oder in dem der Fundort liegt, und für die Leiterin oder den Leiter der Arbeiten, die zur Entdeckung oder zu dem Fund geführt haben.

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Die Mitteilung einer oder eines der Verpflichteten befreit die übrigen. Die nach Satz 2 Verpflichteten haben das Kulturdenkmal und die Fundstätte in unverändertem Zu- stand zu erhalten, soweit es ohne erhebliche Nachteile oder Aufwendungen von Kosten geschehen kann. Diese Verpflichtung erlischt spätestens nach Ablauf von vier Wochen seit der Mitteilung.

Archäologische Kulturdenkmale sind nicht nur Funde, sondern auch dingliche Zeug- nisse wie Veränderungen und Verfärbungen in der natürlichen Bodenbeschaffen- heit.

5. Ver- und Entsorgung Die Entleerung der Abfallgefäße wird durch die Abfallwirtschaft Südholstein GmbH (AWSH) gewährleistet.

Die Versorgung mit Telekommunikationsanlagen ist grundsätzlich durch die Telekom AG oder der Kabel Deutschland GmbH unter Voraussetzung einer frühzeitigen Betei- ligung bei der Erschließungsplanung möglich. Die Telekom prüft hierfür die Vorraus- setzungen zur Errichtung eigener TK-Linien im Baugebiet. Ggf. wird die Versorgung der Bürger mit Universaldienstleistungen nach § 78 TKG auch über einen anderen Anbieter sichergestellt. Im Fall eines Netzausbaus durch die Telekom, wird aus wirt- schaftlichen Gründen gebeten sicherzustellen, dass

- für den Ausbau des Telekommunikationsnetzes im Erschließungsgebiet eine unge- hinderte und unentgeltliche Nutzung der künftigen Straßen und Wege möglich ist,

- auf Privatwegen (Eigentümerwegen) ein Leitungsrecht zugunsten der Telekom Deutschland GmbH eingeräumt und im Grundbuch eingetragen wird, - eine rechtzeitige Abstimmung der Lage und der Dimensionierung der Leitungszo- nen vorgenommen wird und eine Koordinierung der Tiefbaumaßnahmen für Stra- ßenbau und Leitungsbau durch den Erschließungsträger erfolgt,

Beginn und Ablauf der Erschließungsmaßnahmen im Bebauungsgebiet der Deut- schen Telekom Technik GmbH so früh wie möglich, mindestens drei Monate vor Bau- beginn, schriftlich angezeigt werden.

Die Versorgung des Plangebiets mit Strom und Gas kann durch das Leitungsnetz der Schleswig-Holstein Netz AG sichergestellt werden. Das Plangebiet quert zurzeit eine 11KV Leitung. Seitens der Schleswig-Holstein-Netz AG ist geplant, diese kurzfristig zu verkabeln.

www.planlabor.de 17 Gemeinde Groß Schenkenberg Bebauungsplan Nr. 4 ______

Die Versorgung mit Trink- und Löschwasser erfolgt durch die Vereinigten Stadtwerke Lübeck und wird durch den Zweckverband Wasserversorgung Sandesneben sicher- gestellt.

Die Gemeinde hat einen Vertrag mit den Entsorgungsbetrieben der Stadt Lübeck geschlossen. Das Schmutzwasser wird nach Lübeck gepumpt.

6. Kosten Für die Kosten der Planung und Erschließung werden rechtzeitig Mittel im Haushalt der Gemeinde bereitgestellt. Durch die Veräußerung der Baugrundstücke werden die Kosten refinanziert. Für die Erschließung des Baugebietes sind überschlägig fol- gende Kosten zu erwarten:

Straßenbau: Wird ergänzt.

Ver- u. Entsorgung: Wird ergänzt.

Grünplanung: 3.000,- EUR.

Ausgleichsfläche: 33.000,- EUR.

7. Naturschutz und Landschaftspflege Nach § 18 Bundesnaturschutzgesetz ist über die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege im Bauleitplan unter entsprechender Anwendung der §§ 14 und 15 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) nach den Vorschriften des BauGB zu ent- scheiden, wenn aufgrund einer Aufstellung, Änderung oder Ergänzung eines Bau- leitplanes Eingriffe in Natur und Landschaft zu erwarten sind. Darüber hinaus sind im Sinne des § 1a (2) BauGB die in § 2 BBodSchG genannten Funktionen des Bodens nachhaltig zu sichern sowie die artenschutzrechtlichen Bestimmungen des § 44 (1) BNatSchG zu berücksichtigen.

7.1. Eingriffsregelung Die naturschutzfachliche Eingriffsbilanzierung ist in Anlehnung an den Erlass Verhältnis der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung zum Baurecht, Gemeinsamer Erlass des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume und des Innenministeriums vom 09.12.2013, sowie dessen Anlage durchzuführen.

18 www.planlabor.de Bebauungsplan Nr. 4 Gemeinde Groß Schenkenberg ______

Das Plangebiet, für das Baurecht geschaffen wird, wird derzeit als Grünland bewei- det. Im Süden befindet sich ein Kleingewässer, Knickstrukturen grenzen in Teilen an.

Boden: Im Plangebiet sind glazifluviatile, sandige Ablagerungen vorherrschend, aus denen sich Gley-Podsole mit Ortserde oder Ortsstein gebildet haben. Gem. der vorliegen- den Baugrunderkundung und –beurteilung des Ingenieurbüros für Geotechnik (Dü- chelsdorf, März 2015) liegen unter der rd. 50 cm dicken Oberbodenschicht schwach bindige und nicht bindige Sande, die wiederum von bindigen Beckenablagerungen unterlagert sind. Diese Ergebnisse spiegeln auch die im Landwirtschafts- und Um- weltatlas Schleswig-Holstein angegebenen Bodenfunktionen im Plangebiet wieder, wonach eine geringe Wasserkapazität und eine hoher Bodenwasseraustausch be- stehen. Landwirtschaftlich haben die Böden aufgrund ihre geringen Nährstoffver- fügbarkeit und Ertragsfähigkeit eine untergeordnete Bedeutung.

Die vom Eingriff betroffenen Flächen des Plangebietes sind heute unversiegelt. Sie werden als Grünland beweidet. Es ist von einem Einsatz von Düngemitteln und Biozi- den im Rahmen einer zulässigen landwirtschaftlichen Nutzung auszugehen.

Das Planvorhaben führt zu einer Überbauung der bestehenden Bodenfunktionen. In derzeit unversiegelten Flächen wird die Bodenfauna vernichtet, die Bodenatmung und Oberflächenwasserversickerung wird stark behindert und die Flächen verlieren ihre potentielle Funktion als Vegetationsstandort. Es erfolgt eine vollständige Heraus- nahme der überbaubaren Flächen aus den natürlichen Kreisläufen. Betroffen sind Böden, die nach dem Landwirtschafts- und Umweltatlas Schleswig-Holsteins bezüg- lich ihrer Bodenfunktionen eine untergeordnete Bedeutung haben.

Eine Minimierung des Eingriffs durch flächensparendes Bauen in Gestalt von Mehr- familien- und Reihenhäusern ist aufgrund der dörflichen Situation nicht vorgesehen und wird über entsprechende Festsetzungen ausgeschlossen. Die Versiegelung grö- ßerer zusammenhängender Flächen wurde durch die Festsetzung, dass maximal 25 % der Grundstücksfläche überbebaut werden dürfen, vermieden. Eine Eingriffsmi- nimierung wird durch Festsetzungen zu zulässigen Oberflächenmaterialien erreicht. So sind Stellplätze und Grundstückszufahrten mit wasserdurchlässigen Materialien herzustellen. Eine Beeinträchtigung des Oberbodens kann durch einen schonenden Umgang während der Bauphase weitgehend vermieden werden.

Allgemein ist von einer nachhaltigen Veränderung des Bodenhaushaltes auszuge- hen, so dass die Festsetzung von Ausgleichsmaßnahmen notwendig ist. Der Aus- gleich eines Eingriffs in den Bodenhaushalt ist lediglich in sehr begrenztem Umfang möglich, da er in der Regel nur durch die Entsiegelung von Flächen bzw. die Wie- derherstellung der Bodenfunktionen durchführbar ist. Derartige Flächen finden sich nur in seltenen Fällen in einem Plangebiet, es muss daher auf Ersatzmaßnahmen ausgewichen werden. Die Hinweise des Ministeriums für Energiewende, Landwirt-

www.planlabor.de 19 Gemeinde Groß Schenkenberg Bebauungsplan Nr. 4 ______schaft, Umwelt und ländliche Räume sehen als Ersatz für einen Eingriff in das Schutz- gut Boden die Anlage eines naturnahen Biotops auf ehemals intensiv landwirtschaft- lich genutzter Fläche vor. Dabei sind versiegelte Gebäudeflächen und versiegelte Oberflächenbeläge in einem Verhältnis von mind. 1 : 0,5 und wasserdurchlässige Oberflächenbeläge von mind. 1 : 0,3 auszugleichen.

Der Wertigkeit der Fläche als heutiges Dauergrünland wird über das Schutzgut Arten und Lebensgemeinschaften durch entsprechenden zusätzlichen Ausgleich entspro- chen, so dass die gem. dem Bewertungserlass vorgesehenen Bilanzierungsansätze für das Schutzgut Boden ohne Aufschläge für die Ausgleichsberechnung herange- zogen werden. Die aufgrund der festgesetzten GRZ und der zulässigen Überschrei- tungen resultierende mögliche Versiegelung ist in nachstehender Tabelle aufgeführt. Entsprechend ergibt sich rechnerisch aus der reinen Bodenversiegelung folgender Mindestbedarf an Ausgleichsfläche:

Verhältnis 1 : 0,5 Verhältnis 1 : 0,3 Benötigte Eingriff in das Schutzgut Boden Anzurechnende Anzurechnende Ausgleichsfläche in durch folgende Faktoren: Fläche in qm Fläche in qm qm Überbauung im WA-Gebiet: 7.000m² x 0,25 = 1.750m² 1.750 0 875 Überschreitung im WA-Gebiet: 7.000m²x0,125=875m² 875 263 Verkehrsfläche: 950 m² 950 475 Summe: 1.613

Um die verbleibenden Beeinträchtigungen der Bodenfunktionen auszugleichen, sind gem. vorliegender Bilanzierung auf einer mind. 1.613m² großen Fläche bodenfunkti- onsbezogene Kompensationsmaßnahmen durchzuführen. Werden höherwertige Flächen entwickelt, erhöht sich das Ausgleichsvolumen entsprechend der Flächen- wertigkeit.

Wasser: Der Boden in dem vom Eingriff betroffenen Raum ist heute weitgehend unversiegelt und versickerungsfähig. Eine besondere Bedeutung für die Grundwasserneubildung besteht für das Plangebiet gem. Landschaftsplan nicht. Oberflächengewässer sind im südlichen Plangebiet in Form eines Kleingewässers vorhanden. Der Grundwasser- stand liegt gem. vorliegendem Bodengutachten bei 0,2 bis 0,7 m unter Gelände- oberkante.

Der Eingriff erfolgt durch die geplante Überbauung und die damit einhergehende zusätzliche Versiegelung, wodurch sich die potentiell versickerungsfähige Oberflä- che erheblich verringert. Die Zunahme der Versiegelung führt zu einem höheren und schnelleren Abfluss des Niederschlagwassers und verringert somit die Grundwasser-

20 www.planlabor.de Bebauungsplan Nr. 4 Gemeinde Groß Schenkenberg ______neubildung. Darüber hinaus geht durch die Versiegelung und die Verdichtung des Bodens Bodenfilterkapazität verloren.

Minimiert wird der Eingriff durch die Begrenzung der notwendigen Versiegelung. Dies geschieht durch die im Bebauungsplan festgesetzte GRZ von 0,25. Auch tragen Fest- setzungen zur Verwendung von wasserdurchlässigen Oberflächenmaterialien für Stellplätze und Wege zu einer Minimierung des Eingriffs bei.

Gem. dem angewendeten Bilanzierungsverfahren wird Ausgleich für das Schutzgut Wasser erforderlich, wenn anfallendes Niederschlagswasser nicht naturnah zurück- gehalten oder versickert werden kann. Dieses ist im Plangebiet der Fall, da auf Fest- setzungen einer naturnahen Rückhaltung aufgrund der schwierigen Boden- und Wasserverhältnisse im Plangebiet verzichtet wird. Es wird als angemessen erachtet, den berechneten Ausgleich für das Schutzgut Boden zu Grunde zu legen und diesen zu verdoppeln. Entsprechend sind für das Schutzgut Wasser weitere 1.613 m² Kom- pensationsfläche nachzuweisen.

Landschaftsbild: Die Siedlungsstrukturen in Groß Schenkenberg besteht aus zwei Ortsteilen, die sich entlang der Kreisstraße 47 befinden. Zwischen den Ortsteilen befinden sich entlang der Hauptstraße diverse Siedlungssplitter. Die Bebauung „Am Kannenbruch“ liegt als größerer kompakter Siedlungskörper etwas abseits der Hauptstraße. Zwischen den Siedlungssplittern und Ortsteilen liegen unterschiedlich große Freiräume.

Das Plangebiet liegt zwischen dem Ortsteil Rothenhausen und der Splitterbebauung „Am Kannenbruch“ und würde beide Siedlungskörper miteinander verbinden.

Das Plangebiet selbst wird in nördliche Richtung von der Kreisstraße 47 begrenzt, welche einseitig von einem Knick begleitet wird. Im Westen und Osten sowie zum großen Teil auch im Süden befindet sich vorhandene Bebauung. Eine Einsehbarkeit besteht in geringem Umfang aus südöstlicher Richtung.

Eingriffsvermeidend wirken Festsetzungen zum Bau von eingeschossigen Einzelhäu- sern und zur Begrenzung der Firsthöhe auf 8,5 m Höhe. Zur Eingrünung ist zudem in südöstlicher Richtungen die Neuanlage einer Streuobstwiese mit 7 Obstbäumen vor- gesehen, die einen Übergang in die freie Landschaft einleiten wird. Weitere Maß- nahmen werden nicht erforderlich.

Arten und Lebensgemeinschaften: Für mögliche kompensationsbedürftige Beeinträchtigungen des Schutzgutes Arten und Lebensgemeinschaften unterscheiden die Hinweise des angewendeten Aus- gleichserlasses zwischen Flächen mit einer allgemeinen Bedeutung für den Natur-

www.planlabor.de 21 Gemeinde Groß Schenkenberg Bebauungsplan Nr. 4 ______schutz und solchen mit einer besonderen Bedeutung für den Naturschutz. Dabei wird davon ausgegangen, dass in der Regel nur auf Flächen mit einer besonderen Be- deutung für den Naturschutz erhebliche oder nachhaltige und damit auszuglei- chende Beeinträchtigungen von Arten und Lebensgemeinschaften auftreten.

Bei dem Plangebiet handelt es sich um eine als Weide genutzte Grünlandfläche. Die Grundwasserflurabstände liegen bei weniger als einem Meter unter Geländeober- kante. Damit handelt es sich um eine Fläche von besonderer Bedeutung für den Naturschutz. Hier führt die Flächeninanspruchnahme durch die Wohnbebauung und die Erschließung zu erheblichen Beeinträchtigungen, die zusätzlich zu dem ermittel- ten Ausgleichserfordernisse für das Schutzgut Boden Maßnahmen zur Wiederherstel- lung der gestörten Funktionen und Werte erfordert. Der Gemeinsame Runderlass sieht für Flächen, deren Funktionen und Werte kurzfristig wiederherstellbar sind, ein Ausgleichsverhältnis von mindestens 1 : 1 vor. Entsprechend werde für die Flächenin- anspruchnahme durch das Wohngebiet mit seiner Erschließung weitere 7.950 m² Ausgleich erforderlich.

Von besonderer Bedeutung für den Naturschutz im Plangebiet sind zudem die an- grenzenden Knicks sowie das vorhandene Kleingewässer. In diese Bereiche des Plangebietes wird nicht eingegriffen. Angrenzende Knicks können über die Auswei- sung von Knickschutzstreifen vor Beeinträchtigungen geschützt werden.

Für eine frühere Ausbaumaßnahme an der K 47 sollten zwischen der Kreisstraße und dem vorhandenen Geh- und Radweg 14 Bäume gepflanzt werden. Die Maßnahme wurde bisher nicht umgesetzt, soll aber im Zuge des vorliegenden Bebauungsplans nachträglich erbracht werden. In Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde sind hier 14 Vogelkirschen zu pflanzen. Da die Bäume einer anderen Maßnahme zugehören, werden sie als Bestand erfasst und im Bereich des Plangebietes mit ei- nem Erhaltungsgebot belegt.

Klima / Luft: Erhebliche Beeinträchtigungen auf das Schutzgut Klima / Luft werden im Regelfall bereits auf Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung durch eine entsprechende Flächen- / Standortwahl vermieden. Erhebliche Beeinträchtigungen liegen vor, wenn Flächen mit Kaltluftentstehungs- und / oder Luftausgleichsfunktion durch bauliche oder ähnliche Maßnahmen betroffen sind. Dieses ist im Plangebiet nicht der Fall.

7.2. Artenschutz Nach § 7 (2) Nr. 13 u. 14 BNatSchG geschützte Tierarten finden im Plangebiet einen Lebensraum. So sind die vorhandenen Gehölzstrukturen Lebensraum gebüschbrü- tender Vogelarten. In der alten Eiche im dem im Süden an das Plangebiet grenzen- den Knick sind auch Fledermaushabitate nicht auszuschließen. Das Kleingewässer ist

22 www.planlabor.de Bebauungsplan Nr. 4 Gemeinde Groß Schenkenberg ______als Laichgewässer für Amphibien aufgrund seiner starken Verschattung von geringer Bedeutung, jedoch bietet das beweidete Grünland für diese Tiergruppe einen ge- eigneten Sommerlebensraum. Es ist davon auszugehen, dass der Kammmolch im Plangebiet einen Lebensraum findet.

In die Gehölzstrukturen und das Kleingewässer wird nicht eingegriffen, so dass die Lebensräume hier vorkommender Tierarten weiterhin erhalten bleiben. Verloren geht hingegen der potentielle Landlebensraum für die Amphibien. Wenn vor Baubeginn nicht durch geeignete Maßnahmen eine Besatzfreiheit des Baufeldes von Amphi- bien gewährleistet wird, kann es baubedingt zu Tötungen und Verletzungen von Amphibien kommen, wodurch artenschutzrechtliche Verbote ausgelöst werden.

Um Tötungen von Amphibien zu vermeiden, ist das Baufeld spätestens im Winter vor Baubeginn mit einem Amphibiensperrzaun zu umgeben, welcher eine einseitige Schleusenfunktion besitzt, so dass Amphibien innerhalb des Zaunes abwandern kön- nen, jedoch keine Tiere von außerhalb zuwandern können. Der Zaun ist während der gesamten Bauphase zu unterhalten und im Sommerhalbjahr alle 10 Tage zu kontrol- lieren und ggf. instand zu setzen.

Im südlichen Plangebiet soll eine Streuobstwiese mit extensiver Unternutzung ange- legt werden. Diese Fläche wird einen optimalen Sommerlebensraum für betroffene Amphibienarten schaffen.

Der erforderliche Ausgleich für die Eingriffsregelung, der nicht innergebietlich unter- gebracht werden kann, soll u.a. über ein gemeindliches Ökokonto auf dem ehema- ligen Klärwerksgelände nachgewiesen werden. Das Ökokonto wurde im Frühjahr 2015 in Abstimmung mit der Fachbehörde umgesetzt. Die Teiche wurden zu natur- nahen Gewässern bzw. temporär wasserführenden Senken neu gestaltet und sollen zukünftig insbesondere dem Amphibienschutz dienen. Entsprechend sind die im Rahmen der Eingriffsregelung vorgesehenen Ausgleichsmaßnahmen geeignet, verbleibende Beeinträchtigungen betroffener Tierarten mit auszugleichen. Damit stehen dem Vorhaben keine unüberwindbaren artenschutzfachlichen Hindernisse entgegen.

7.3. Maßnahmen der allgemeinen Grünordnung und der Kompensation Aus der naturschutzfachlichen Eingriffsbilanzierung erwachsen die folgenden Aus- gleichserfordernisse:

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Ausgleich Schutzgut Eingriffsregelung Boden 1.613 m² Wasser 1.613 m² Landschaftsbild 0 m² Arten und Lebensgemeinschaften 7.950 m² Klima /Luft 0 m² 11.176 m²

Aus artenschutzrechtlicher Sicht sollten neben erforderlichen Vermeidungs- und Mi- nimierungsmaßnahmen die Kompensationsmaßnahmen insbesondere neue Lebens- räume für Amphibien bieten.

Im Plangebiet selbst werden die folgenden Maßnahmen vorgesehen:

• Der festgesetzte Knickschutzstreifen ist als Gras- und Krautflur auszubilden. Bauli- che Anlagen sowie Versiegelungen jeder Art und Ablagerungen sind hier unzu- lässig.

• Auf der mit der Ziffer 1 festgesetzten Fläche von 1.720 m² ist je angefangene 250 qm ein hochstämmiger Obstbaum einer alten Kultursorte mit einem Stamm- umfang von mind. 10-12 cm zu pflanzen und die Fläche zu einer Obststreuwiese zu entwickeln. Die extensive Unternutzung erfolgt durch eine einschürige Mahd.

• Grundstückszufahrten und die befestigten Flächen der Eingriffsbereiche (Stell- plätze, Wege) sind wasserdurchlässig herzustellen.

• Je Baugrundstück ist ein standortheimischer, hochstämmiger Obst- bzw. Laub- baum mit einem Stammumfang von mind. 12-14 cm zu pflanzen.

• Das festgesetzte Pflanzgebot für Einzelbäume ist mit standortheimischen Laub- bäumen zu erfüllen.

• Alle anzupflanzenden und zu erhaltenden Vegetationselemente sind auf Dauer zu erhalten. Abgänge sind in gleicher Art und Qualität zu ersetzen.

• Zur Vermeidung artenschutzrechtlicher Verbotstatbestände (Amphibien) ist das Baufeld spätestens im Winter vor Baubeginn mit einem Amphibiensperrzaun mit einseitiger Schleusenfunktion abzusperren, während der Bauphase stehenzulas- sen und alle 10 Tage zu kontrollieren.

Der festgesetzte Knickschutzstreifen im Plangebiet dient dem Schutz des bestehen- den Knicks und erfüllt ausschließlich Vermeidungs-/Minimierungsfunktion. Gleiches gilt für die Festsetzung zur Verwendung wasserdurchlässiger Belägen. Diese dient der Minimierung von Eingriffen in den Boden und Wasserhaushalt. Die Baumpflanzungen

24 www.planlabor.de Bebauungsplan Nr. 4 Gemeinde Groß Schenkenberg ______im Straßenraum und auf den Baugrundstücken fördern die Durchgrünung des Plan- gebietes.

Auf der Maßnahmenfläche mit Ziffer 1 ist eine Streuobstwiese mit extensiver Unternut- zung zu entwickeln. Diese Fläche kann für die erforderliche Kompensation der Ein- griffsregelung und des Artenschutzes genutzt werden. Um geeigneten artenschutz- fachlichen Ausgleich für Amphibien zu erlangen, ist die Fläche über eine extensive einschürige Mahd offen zu halten. Um optimale Bedingungen als Sommerlebens- raum zu erlangen darf die Schnitthöhe nicht unter 10 cm liegen. Auf den Einsatz von Kreiselmähern ist zu verzichten. Walzen, Dünger und Pflanzenschutzmittel sind nicht zulässig.

Aufgrund der bestehenden Wertigkeit des Dauergrünlandes ist eine Anrechenbarkeit der Fläche in Anlehnung an die Ökokontoverordnung nur zu 67 % möglich. Die Flä- che hat nach Abzug der Bereiche des Kleingewässers eine Größe von 1.720 m² und erlangt demnach einen Kompensationswert von 1.152 Ökopunkten.

Abb. 2: Lage der Ausgleichsfläche in der Gemeinde Groß Schenkenberg

Weitere Kompensationsforderungen wird die Gemeinde über ihr Ökokonto auf dem Gelände der alten Kläranlage am Dieksredder nachweisen. Hier wurden im Frühjahr 2015 insbesondere Maßnahmen für den Amphibienschutz umgesetzt. Die ehemali- gen Klärteiche wurden zu naturnahen Stillgewässern bzw. einer wasserführenden Geländesenke umgestaltet. Knickneuanlagen wurden angelegt und die Umnutzung

www.planlabor.de 25 Gemeinde Groß Schenkenberg Bebauungsplan Nr. 4 ______extensiviert. Das Ökokonto wurde mit Schreiben vom 03.02.2016 von der unteren Naturschutzbehörde anerkannt und hat einen Kompensationswert von 3.920 Öko- punkten.

Für den verbleibenden Kompensationsbedarf von 6.104 m² stehen ausreichend Flä- chen im Ausgleichsflächenpool des Amtes Sandesneben-Nusse in der Gemeinde Klinkrade zur Verfügung.

Abb. 3: Lage des amtlichen Ausgleichsflächenpools

7.4. Kosten der allgemeinen Grünordnung und des Ausgleichs Anzahl Einheitspreis Gesamtpreis Grünordnerische Maßnahmen Hochstammpflanzung 9 St. Obstbäume / 150 € 1.350 € Baugrundstücke Laubbäume Hochstammpflanzung 4 St. Laubbäume 400 € 1.600 € Straßenraum Maßnahmen der Eingriffsregelung Maßnahmenfläche Ziffe 1 8 St. Obstbäume 150 € 1.200 €

1.720 m² extensive 1 € 1.720 € Nutzung flächiger Ausgleich 10.024 m² 3,0 € 30.072 €

35.942 €

26 www.planlabor.de Bebauungsplan Nr. 4 Gemeinde Groß Schenkenberg ______

7.5. Empfehlungen der Landschaftspflege Auf schonenden Umgang mit dem Oberboden während der Bauphase ist zu ach- ten; das betrifft vor allem den Oberbodenabtrag und seine Zwischenlagerung. Tau- salze und tausalzhaltige Mittel sollten auf dem privaten Grundstück nicht ausge- bracht werden.

Das Grundwasser steht unter besonderem Schutz. Die dauerhafte Grundwasserab- senkung bzw. Ableitung z. B. durch Kellerdränagen ist wasserrechtlich erlaubnispflich- tig. Da dieser Eingriff regelmäßig durch bautechnische Maßnahmen vermeidbar ist, kann eine Genehmigung im Allgemeinen nicht erteilt werden. Über Ausnahmen ent- scheidet die Wasserbehörde auf Antrag. Revisionsdränagen sind zulässig, soweit sie nicht zu einer dauerhaften Grundwasserabsenkung führen. Sie sind der Wasserbe- hörde mit Bauantragstellung anzuzeigen. Es ist durch eine Baugrunduntersuchung der Nachweis zu erbringen, dass mit der Dränagemaßnahme keine dauerhafte Grundwasserabsenkung einhergeht. Bei hoch anstehendem Grundwasser wird der Verzicht von Kellern empfohlen. Versickerungsanlagen sind ebenfalls anzeigepflich- tig. In bestimmten Fällen sind Versickerungsanlagen auch erlaubnispflichtig. Über Einzelheiten informiert die zuständige Wasserbehörde.

8. Billigung der Begründung Die Begründung zum Bebauungsplan Nr. 4 der Gemeinde Groß Schenkenberg wur- de von der Gemeindevertretung in der Sitzung am gebilligt.

Groß Schenkenberg,

Bürgermeister

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