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Nj>kTN lA R M O W John M Armleder Egal was LIONEL BOVIER und Jeder Künstler schafft mit seinem Werk auch eine von wem diesem eigene Ökonomie. Tatsächlich gehört zu je der künstlerischen Tätigkeit jeweils eine geeignete - strukturell bedingte - Produktionsweise. Von John Armleder könnte man sagen, dass er Konsolidierungs prozesse generell verabscheut, hingegen das Prinzip ley, Jeff Koons oder Richard Prince, nicht zu einem des Wieder-ins-Spiel-Bringens liebt. Entsprechend ge kritischen Diskurs. Die aus ihrem historischen und staltete er im Sommer 1994 seine Retrospektive im semantischen Zusammenhang gerissenen Formen Le Capitou in Fréjus; statt seine Entwicklung wäh verweigern jede ein für allemal fixierte Bedeutung. rend nahezu dreissig Jahren feierlich auszubreiten, Mein Anliegen, erklärt Armleder, ist nicht die Kritik oder entwarf er geradezu eine Strategie der Störung dieses Analyse der Geschichte der modernen Kunst, und auch Konzepts.11 Wo man erwartet hatte, dass die Werke nicht die Pflege eines bestimmten Genres oder die Entwick sich in einer wie auch immer gearteten Ordnung lung eines Stils. Meine Entscheidungsgrundlage ergibt sich präsentieren würden, und wäre es nur eine zeitliche, aus dem natürlichen Vorrat meiner Kenntnisse, die ich als sah man sich getäuscht, denn ihr Nebeneinander solche anwende} 1 Und kürzlich fügte er hinzu: D ie Tat unterstrich nur noch das Flüchtige der Zeichen und sache, dass es beim Zitieren eigentlich überflüssig ist, sich das Unbeständige ihrer Bedeutung. Durch die Ver bewusst zu sein, dass man zitiert, wen man zitiert und in wendung des Kreises etwa fühlte man sich abwech welchem Kontext, aus welcher Geisteshaltung etwas ent selnd an Rodchenko, Picabia, Baldessari, an die standen ist und zu welchem Zweck es ursprünglich geäus- Opart oder die Systematik des abstrakten Konstrukti sert wurde, verweist auf eine Befreiung von einem Moral vismus erinnert oder daran, dass Referenzen an frü kodex, der bis anhin unumgänglich war. Der Grund ist, JOHN M ARMLEDER, here avantgardistische Strömungen auch dazu die dass inzwischen sehr viel Zeit verstrichen ist fl exhibition views at Art & Public, Geneva, nen konnten, Zufallselemente eines Papierbogens Die Ausstellung in der Galerie Art & Public in 1996/97, including: LIBERTY DOME (Flecken, Risse) mit einzubeziehen oder ein umge Genf, einige Monate vor der Retrospektive in Fréjus, (FURNITURE SCULPTURE), 1 996, reflecting kipptes Möbelstück wieder ins Gleichgewicht zu brin führte bereits einige die Rezeption störende Mo Perspex installation; UNTITLED, 1996, gen. Natürlich ist dies eine Reaktion des Künstlers mente ein. Dem Werkpaar PEINTURE/FURNITURE red Perspex sculpture, 467/s x 38% ”; auf die Auflösung der Moderne in einer undifferen SCULPTURE (G em älde/M öbelskulptur), das in den UNTITLED, 1996, painted wall with acrylic zierten Kulturmasse, in die einfach alles eingeht: vergangenen zehn Jahren wesentlich dazu beigetra paintings on canvas / Mondrian und Vasarely, Matthieu und Pollock, die Kubi gen hatte, ein bestimmtes Bild seiner Arbeit entste Ausstellung bei Art àf Public, Genf 1996/97, sten und die Kinetiker und wer immer, Frank Lloyd Wright, hen zu lassen und es einer bestimmten kritischen u. a. mit: FREIHEITSKUPPEL Spirou, Picasso und Carzou.. fl Aber auch wenn diese Kategorie zuzuordnen (Neo Geo, Tendenz zum Ap (FURNITURE SCULPTURE), spiegelnde Haltung in Zitaten und Appropriationen zum Aus propriationismus), wurden zum Beispiel einige ein Perspex-Installation; OHNE TITEL, rote druck kommt, so führt sie, anders als bei Peter Hal- zelne Skulpturen beigefügt. Eine Materialansamm Perspex-Skulplur, 119 x 98 cm; OHNE TITEL, lung aus dem Jahr 1994 (SANS TITRE, TM NOT JUST Wandmalerei und Acrylbilder auf Leinwand. LIONEL BOVIER ist freier Kunstkritiker und Kurator. Er ANOTHER CUTE FURRY FACE/Ohne Titel, Ich bin (PHOTOS: ART & PUBLIC) lebt in Genf. nicht einfach noch ein hübsches Pelzgesicht) geriet 4 9 PARKETT 50/51 1997 John M Armlede John M Armleder JOHN M ARMLEDER, UNTITLED Dan Flavins HOMMAGE AN TATLIN. W eitere Licht (FURNITURE SCULPTURE), 1994, quellen waren einige an den Enden der Stahlrohre iron and mortar, dimensions variable / befestigte Weihnachtskerzen und zwei rotierende OHNE TITEL (FURNITURE SCULPTURE), Spiegelkugeln über der oberen und unter der unte Eisen und Mörtel, Grösse variabel, ren Plattform. Einige Plexiglasplatten waren so ver Installation bei Art àf Public, Genf. teilt, dass sich ein komplexes Spiel von Lichtreflexen (PHOTO: I. KALKKINEN) ergab. Zwei Filme des Künstlers wurden ebenfalls auf das Gerüst projiziert, einer auf eine Treppenstufe, der andere auf die Rückseite eines Bildes. Schliesslich wurden auf sechs Fernsehbildschirmen alte B-Strei- fen gezeigt (hauptsächlich Horror- und Science-fic- tion-Filme aus den späten 50er und 60er Jahren), und mehrere Kassettengeräte spielten ein Band von The Mamas & The Papas, und zwar mit leichter zeit licher Verzögerung, so dass ein richtiger Tonsalat entstand. Der ganze Ausstellungsprozess demon strierte so die Verwendung eines Programms, um ein ganz anderes zu präsentieren, das wiederum ganz andere Systeme unterstützte. Eigentlich handelte es sich wie in den B-Filmen darum, das Dekor aus einer anderen Geschichte zu verwenden, einfach aus dem Zwang zur Produktion heraus und ohne sich um das dem Dekor zugrundeliegende ursprüngliche Szena rio zu kümmern. In Tremezzo sah das ähnlich aus, aber in der Villa Carlotta wurde die Idee des entliehenen Dekors JOHN M ARMLEDER, LABYRINTH, 1995, Perspex sculpture, ca. 157% x 157% x 118%" / noch stärker sichtbar. Es handelt sich bei der Villa 400 x 400 x 300 cm; POUR PAINTINGS, 1995, mixed media, 98% x 78% ” each / je 250 x 200 cm. Massimo de Carlo, M ilano, 1995. Carlotta um ein ehemaliges Privathaus, das zu einem Museum umfunktioniert wurde, welches man eher so in Widerspruch zum scheinbaren Formalismus sätze häufig auftauchen. Diese Werke lieferten nun und dabei verschiedene Werke entdecken sollte. Für nebenbei aufsucht, da der Garten die touristische der neuen FURNITURE SCULPTURES. Eine andere, für das allgemeine Verständnis von Armleders Arbeit die Ausstellung in Dijon erhielten die mit der Rea Hauptattraktion ist. Der Aufbau des Gerüstes wurde speziell für diese Ausstellung entstandene Arbeit ohne wichtige Anregungen zu möglichen neuen - weder lisation beauftragten Angestellten der Stadt Tatlins hier durch die enorme Grösse des Festsaales be Titel bestand aus mehreren, an Deckenbalken befe wichtigeren noch definitiven - Lesarten.5> Pläne und Armleders Projektskizze, um so das Turm stimmt, in dem die Ausstellung stattfand, und be stigten Schaukelstangen, an denen noch Erd- und 1996 hat John Armleder in drei Ausstellungen - gerüst aus Stahlrohren zu erstellen. Das Programm rücksichtigte Symmetrie und wesentliche Elemente Zementbrocken hingen; auch sie erinnerte nur noch im Consortium Dijon, in der Villa Carlotta in Tre- wurde so zu einer realen Skulptur mit übertragener der bestehenden Architektur. Eine zentrale, leicht vage an die geometrische Eleganz seiner Werke der mezzo und in der Galerie Art & Public in Genf-jeweils Bedeutung, einem Gestell zur Präsentation von Wer erhöhte Plattform führte links und rechts auf zwei 80er Jahre, eine Erinnerung, die zusätzlich erschwert eine Variante eines unausgesprochenen Programms ken und einem die Wahrnehmung des Betrachters zweistufige Estraden.6) Das Gerüst bot Zugang zum wurde durch den bedrohlichen Aspekt des Werkes in die Tat umgesetzt; dieses scheint den Betrach konditionierenden Apparat. Von Tatlin war nur die Deckengewölbe und seinen Fresken im pompejani- (der Betrachter musste ständig fürchten, sich an der ter zugleich aufzufordern, Altbekanntes wieder neu Schräglage und der seitliche Eingang geblieben so schen Stil, zu drei kugelförmigen Leuchtern, die den verwirrenden Konstruktion den Kopf zu stossen). ins Spiel zu bringen und sich mit der Vorstellung wie die sich nach oben verjüngende Dreistöckigkeit. Saal erhellten und von den Spiegelkugeln unter der Die Arbeit schien dafür die angesprochene Entwur des Werks als Dekor auseinanderzusetzen. Ursprüng Von ganz oben, etwa aus vier Meter Höhe, sah der Estrade ebenso reflektiert wurden wie von den bei zelung zu thematisieren. In Wirklichkeit stehen die lich entstand dieses Programm für eine Ausstellung Betrachter auf ein Bild aus der Serie POUR PAINTINGS den Fensterfronten zum Garten und zum Comersee. se «anderen» Skulpturen in engem Zusammenhang in der Galerie Massimo De Carlo in Mailand; es war (Schüttbilder) hinunter. Ähnliche Bilder befanden Hier oben sah sich der Betrachter auf zwei Seiten je mit einem weniger bekannten Ausschnitt aus John von Tatlins MONUMENT FÜR DIE DRITTE INTERNA sich auch beidseitig entlang den Geländern des Ge drei Bildschirmen gegenüber, zwei davon zeigten die Armleders Schaffen, jenem der Ecart-Gruppe, in de TIONALE inspiriert und sollte aus einem Turmgerüst rüstes. Nur ein paar Neonröhren störten die gerad bereits erwähnten B-Filme, der dritte einmal einen ren Arbeiten solche «anti-formalistischen» Grund bestehen, durch das der Betrachter sich bewegen linige Ausrichtung des Ganzen, eine Reminiszenz an Werbefilm eines regionalen Bootsbauers und auf der 5 0 5 1 John M Armleder John M Armleder anderen Seite ein Video des Künstlers, der offenbar nung, des Erfolges und der Zielsetzung vorüber mit einer Autofokuskamera in der Hand im Garten gehend und machen Platz für das Bild der magma herumspaziert war. Diese Filme verwiesen auf die tischen Masse, des «Puddings», wie