Gemeinsam gestalten Bericht der Deutsch-Griechischen Versammlung Kontakt zur DGV

Kooperationsstelle beim Beauftragten für die Koordinierungsbüro in Griechenland Deutsch-Griechische Versammlung in Deutschland Ansprechpartner: Bundesministerium für wirtschaftliche Christos D. Lasaridis Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) [email protected]

Stresemannstraße 94 Maria Vassiliadu D - 10963 Berlin [email protected]

Telefon: + 49 (0)30 18 535 2375 Rizountos Straße 63 Fax: + 49 (0)30 18 10535 2375 GR - 55131 Kalamaria – E-Mail: [email protected] Telefon: + 30 2310 692 115 Fax: + 30 2310 692 199 Deutsch-Griechischer kommunalpolitischer Internet: http://www.grde.eu Wissenstransfer

Ansprechpartner: Bürgermeisterbüro Thessaloniki Landrat a.D. Lothar Großklaus Ansprechpartner: [email protected] Gabriela Scheiner Koordinator für die Bürgermeister- und Experteneinsätze im [email protected] Auftrag der Kooperationsstelle beim Beauftragten für die Deutsch-Griechische Versammlung und Parlamentarischen Athanasios Serafeim Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel (MdB) [email protected]

Bürgermeister Frank Edelmann Rizountos Straße 63 [email protected] GR - 55131 Kalamaria – Thessaloniki Koordinator für die Bürgermeister- und Experteneinsätze im Telefon: +30 6983 600 446 Auftrag der Kooperationsstelle beim Beauftragten für die Deutsch-Griechische Versammlung und Parlamentarischen Bürgermeisterbüro Athen Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel (MdB) sowie für den Ansprechspartner: Gemeindetag Baden-Württemberg Dimitrios Sopikis Internet: http://www.grde.eu [email protected]

Nafsika Nikodimopoulou [email protected]

Myllerou Straße 73 – 77 GR - 10436 Athen

Telefon: +30 210 8252 608

Impressum

Herausgeber Kooperationsstelle beim Beauftragten für die Deutsch-Griechische Versammlung (KS-DGV) Gestaltung Zum goldenen Hirschen | BlockDesign Kommunikation & Medien Bildnachweis KS-DGV Stand Juli 2014 Inhaltsverzeichnis

Geleitwort 01

Deutsch-Griechische Versammlung (DGV) 05

Ein neuer Ansatz in Europa 05 Koordinierungsbüro in Griechenland 08 Bürgermeister- und Experteneinsätze 10 Bürgermeister im Gespräch 12 Kontaktstellen und Experteneinsätze 16

DGV IV in Nürnberg 18

Die Stadt der Zukunft 18 Ergebnisberichte der Stiftungen 20 Arbeit und Ausblick der Stiftungen 32 Regionalpolitik aus Sicht der EU 38 Best-Practice-Beispiele 40

Anhang 48

Abschlusserklärung DGV IV in Nürnberg 48 Phase II Bürgermeistergespräche 52

Inhaltsverzeichnis 1 GELEITWORT

Deutsch-Griechische Versammlung – eine Brücke in Zeiten der Krise

Unter der Bezeichnung Deutsch-Griechische Versamm- Dieses Konzept wurde auch auf der Vierten Deutsch-Grie- lung (DGV) hat sich innerhalb weniger Jahre ein dynami- chischen Versammlung (DGV IV) verfolgt. Unter dem Mot- sches Netzwerk aus Kommunen, Zivilgesellschaft und to »Die Stadt der Zukunft« fand diese erstmals in Deutsch- Wirtschaft entwickelt. land vom 22. bis 23. Oktober 2013 in Nürnberg statt.

Die Grundlage der DGV bildet die Vereinbarung zwischen Über 400 deutsche und griechische Vertreterinnen und Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem ehemaligen Mi- Vertreter aus Kommunen, Zivilgesellschaft und Wirt- nisterpräsidenten Georgios Papandreou vom 5. März 2010, schaft – darunter mehr als 20 Prozent griechische Bür- deren Ziel die Vertiefung der bilateralen Zusammenarbeit germeister – erarbeiteten neue Ansätze und Wege der auf allen Ebenen ist. Der Parlamentarische Staatssekretär Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene. Praxisbezoge- beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit ne Exkursionen und vertiefende Workshops zu den von und Entwicklung (BMZ), Hans-Joachim Fuchtel, wurde griechischer Seite gewünschten Themen bildeten die von der Bundeskanzlerin Ende November 2011 zum Be- Schwerpunkte der DGV IV. auftragten der DGV ernannt. Das Potenzial der Zusammenarbeit auf kommunaler und Im Mittelpunkt der DGV steht die konkrete Zusammen- regionaler Ebene wurde auf der DGV IV anhand vieler arbeit zwischen deutschen und griechischen Kommunen, praktischer Beispiele sichtbar. Die bereits gemachten Er- Regionen und Bürgern. Dabei steht nicht die »hohe« Po- fahrungen zeigen, dass durch die Schaffung von Partner- litik im Vordergrund, sondern die Bewältigung der sich schaften auf kommunaler Ebene europäische Solidarität unmittelbar aus der kommunalen Praxis aufdrängenden gelebt wird. Probleme. Der Austausch zwischen deutschen und griechi- schen Kommunalpolitikern bildet das Herzstück der DGV. Der eingeschlagene Kurs wird von den Regierungen beider Länder weiter verfolgt. In einer gemeinsamen Abschlus- Ein wichtiges Element dieser Initiative ist die begleitende serklärung bekräftigen beide Seiten ihre aktive Unter- Mitwirkung der politischen Stiftungen in Griechenland. stützung und legten die Schwerpunkte bis zur nächsten Deren Bedeutung war selten so grundlegend für den ge- Deutsch-Griechischen Versammlung fest. Die DGV V wird sellschaftlichen und politischen Dialog wie in der aktuellen auf Kreta stattfinden. Situation. Für Griechen und Deutsche bilden sie ein Forum zum Austausch. Beide Seiten diskutieren aktuelle sowie zukünftige Herausforderungen und werben für Lösungs- ansätze in ihren Fachkonferenzen und Tagungen. Sie leis- ten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Förderung der deutsch-griechischen Beziehungen.

Geleitwort 2 »Das Eis ist gebrochen!« Kostas Askounis

»Gemeinsam beschreiten wir einen neuen Weg in Europa, der die Menschen zusammenführt und Europa an den Wurzeln verbindet – unser Weg für die Zukunft!« Hans-Joachim Fuchtel

Geleitwort 3

Ein neuer Ansatz in Europa

Traditionelle Städtepartnerschaften drücken die Verbun- Grund für diese Entwicklung ist die Erkenntnis, dass auf denheit der Städte und Kommunen in der Regel nur sehr kommunaler und regionaler Ebene eine Vielfalt an Erfah- allgemein aus. Sie stellen mitunter hohe formale Anfor- rungen besteht, die beide Seiten abrufen können. Diesen derungen an die Partner. Deswegen wurde für die Bezie- Erfahrungsschatz der Kommunen für beide Seiten nutzbar hungen zu den griechischen Kommunen und Regionen ein zu machen, ist die Aufgabe der Deutsch-Griechischen Ver- anderer Ansatz gewählt – die Know-how-Partnerschaft. sammlung. Sie zielt auf die themenspezifische Zusammenarbeit ab und wird nur eingeleitet, wenn auf griechischer Seite der Wunsch für eine solche Verbindung besteht. Institutionalisierung der DGV: Themenfelder benennen und Impulse setzen Dieser Ansatz ist in Europa neu und zeichnet sich durch eine zeitgemäße Flexibilität aus. Im Vordergrund steht der pro- Seit 2011 ist die Zahl der Anfragen und der eingeleiteten jektbezogene Know-how-Transfer in zuvor definierten The- Know-how-Partnerschaften sprunghaft gestiegen. Die menfeldern. Dabei gibt es keine Begrenzungen. Die Partner Akzeptanz und der Ansatz der DGV-Arbeit verstetigen sich gehen keine Bindungen mit Dauercharakter ein, was die Auf- kontinuierlich und die Themenfelder wurden fortwährend nahme von Kooperationen erheblich erleichtert und die stei- erweitert. gende Nachfrage nach Know-how-Partnerschaften erklärt.

ABFALLWIRTSCHAFT GESUNDHEIT Konzepte für Abfall- und Verbrennungsanlagen Aufbau Gesundheitstourismus Pilotprojekt »Thermische Verwertung Pilotprojekt auf den Inseln Naxos und Ikaria« »Pflege-Urlaub Rhodos«

AGRARWIRTSCHAFT JUGEND Stärkung der deutsch-griechischen Workshops für regionale Jugendarbeit und Förderung des Qualitätsförderung Jugendaustausches auf kommunaler Ebene Aufbau eines Zertifizierungsinstituts Zusammenarbeit mit den Opfergemeinden auf der Insel Lesbos in Griechenland

AUSBILDUNG TOURISMUS Maßnahmen zur Unterstützung Projekte zur Ausbildung der Saisonverlängerung im dualen System Ersterschließung von Wander-, Wohnmobil- und Unterstützung Pilot-Berufsschulen Fahrradrouten in Nord- und Südgriechen­land – im Bereich Tourismus ­Pilotregionen Via Egnatia und Peleponnes

ERNEUERBARE ENERGIEN ZIVILGESELLSCHAFT Förderung der Nutzung von erneuer­ baren Energien auf kommunaler Ebene Aktivierung von Rückkehrern Etablierung eines deutsch-griechischen Aufbau des Vereins energiepolitischen Dialogs »Hellenic Silverstars«

Das Baukastensystem mit nachfrageorientierten Projekten und Maßnahmen

DGV 5 EIN NEUER ANSATZ IN EUROPA

Gemeinsam entwickelten Griechen und Deutsche im Einen ganz wesentlichen Beitrag zum Erfolg der Arbeit der Rah­men von Bürgermeister- und Expertengesprächen DGV leisten politischen Stiftungen, die durch Fachkonfe- hierfür einen Themenbaukasten mit nachfragorientierten renzen den thematischen Ansatz stärken und den politi- Projekten und Maßnahmen. Mittlerweile wird ein breites schen Dialog fördern. Allein 2013 waren es über 100 Fach- Aufgabenfeld abgedeckt, das von Abfall- und Agrarwirt- konferenzen, Tagungen und Workshops. schaft, Ausbildung im dualen System (Fokus ist hier die ­Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit) bis zur regionalen Eine herausragende Rolle bei der Arbeit in Griechenland Tourismusförderung (insbesondere Alternativtourismus haben die deutschen Vertretungen des Auswärtigen Amtes und Saisonverlängerung) reicht. Die Förderung des lokalen in Athen und Thessaloniki. Engagiert unterstützen sie die Zivilenga­gements zählt ebenso dazu wie die Zusammen- Gesamtkoordinierung der Arbeit der DGV. arbeit im Bereich der regionalen Energiekooperationen sowie die Unterstützung der Anbahnung von Energiemaß- Dabei ist zu betonen, dass wichtige Impulse auch von den nahmen oder Best Practice-Angeboten in der griechischen vor Ort sehr gut vernetzten Honorarkonsulaten ausgehen. Verwaltung und in den Wirtschaftskammern. Mit den »Hellenic Silverstars« – einem Verein zur Aktivierung von Es ist zu erwarten, dass sich die Arbeit der DGV in den in Griechenland im Ruhestand lebenden Rückkehrern aus kommenden Jahren noch stärker auswirken wird. In Vor- Deutschland – wird die Arbeit der DGV zusätzlich berei- bereitung sind neue Kooperationen im Handwerk und mit chert. kleinen sowie mittelständischen Betrieben. Dazu sollen der Austausch und Reisen von Betrieb zu Betrieb sowie die stärkere Einbindung von Abgeordnetenfahrten beitragen. Gemeinschaftlich auf gutem Weg Die DGV steht darüber hinaus im konstruktiven Dialog Die Arbeit der DGV wird vom griechischen Zentralverband mit der orthodoxen Kirche zu Fragen der Nutzung land­ der Städte und Gemeinden (KEDE) sowie Innenminister wirtschaftlicher Flächen und zur dualen Ausbildung. Eine Argyris Ntinopoulos unterstützt. Ihn hat Ministerpräsi- intensive Zusammenarbeit besteht mit diakonischen Ein- dent Antonis Samaras zum Ansprechpartner für die DGV richtungen in Griechenland und Deutschland sowie mit in Griechenland ernannt. Gemeinsam mit dem deutschen den jüdischen Gemeinden. 2014 und 2015 sind über 18 Beauftragten, Hans-Joachim Fuchtel, ist es seine Aufgabe, Initiativen und Partnerschaften in verschiedenen griechi- übergeordnete Probleme anzusprechen und Lösungen zu schen Regionen in den Themenfeldern Jugendarbeit und finden. Jugendaustausch geplant. Es ist das Ziel, für junge Men- schen aus Deutschland und Griechenland Austausch- und ­Be­­ge­g­nungs­foren zu schaffen.

DGV 6 Wirtschaft

Regionen

Sozialpartner Bürger­ NGOs meister Landräte

Know-how- Bürgermeister- Partnerschaften und Experten- DGV einsätze

»Silver­ Ausbildungs­ stars« Kammern botschafter Kirche

Kommunen

Stiftungen Abgeordnete

Die DGV als Plattform für Dialog und Innovation: Innerhalb weniger Jahre hat sich ein dynamisches Netzwerk mit vielen Akteuren und Partnern aus unterschiedlichen Bereichen in beiden Ländern entwickelt.

DGV 7 EIN NEUER ANSATZ IN EUROPA

DGV-Koordinierungsbüro Griechenland

Ziel des Koordinierungsbüros in Griechenland ist die An- Die Projekte und Themenstellungen haben konkrete For- regung, der Aufbau und vor allem die praxisnahe Weiter- men angenommen und zeigen erste Ergebnisse der erfolg- entwicklung von Kooperationen zwischen Kommunen, reichen Zusammenarbeit der beiden Länder. Gleichzeitig Regionen und Bürgern. Ob Wissenstransfer und direkter werden neue Themen und neue Aktivitäten vorbereitet. Austausch zu Tourismus oder Abfallentsorgung, zu Ener- gie oder Infrastruktur, Gesundheitsfragen, Verwaltungs- 2013 wurde die aktive Beteiligung der deutschen Bürger- modernisierung oder Kultur und Jugendpraktika, überall meister, Experten und Gemeindevertreter im Rahmen des zeigt sich, wie wichtig es ist, dass sich Bürger, Institutionen, DGV-Konzepts der Know-how-Partnerschaften auf eine Unternehmen und Politiker austauschen, um gemeinsame neue Basis gestellt. Hierzu wurden zwei Bürgermeister- Interessenfelder auszuloten und Projekte zu entwickeln. büros in Athen und Thessaloniki als Schaltstellen sowohl Der Themenkatalog ist lang! für deutsche als auch für griechische Bürgermeister und Experten eingerichtet, die in der DGV aktiv sind. Voraussetzung ist die Bereitschaft auf der deutschen und griechischen kommunalen Ebene zur Mitwirkung, zum Ein wichtiger Punkt der DGV ist die Nachhaltigkeit der Einsatz im gesamten DGV-Netzwerk sowie zur Koopera­ Initiativen. Dazu zählt, dass Informationsgespräche und tion mit der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft. Erfah- Konferenzen nachbereitet, Handlungsbedarf herausgear- rung, Problembewusstsein und innovative Lösungsansät- beitet sowie gezielte Follow-ups organisiert werden, um ze sind die Grundlagen für viele neue, mit Leben erfüllte alle Akteure zeitnah über neue Entwicklungen zu infor- Partnerschaften. mieren und das Netzwerk aktiv zu gestalten. Viele The- men wurden in Konferenzen, ­Tagungen und Workshops Der Tätigkeitschwerpunkt hat sich in den letzten Jahren offen diskutiert. Aufgrund des hohen Interesses an einem durch das Anwachsen des deutsch-griechischen Netz- praxisnahen Austausch werden – auf Nachfrage aus Grie- werks erheblich erweitert. Die DGV hat im März 2010 ihre chenland – Delegationsreisen und Folgeprojekte zu drin- Arbeit aufgenommen und Schritt für Schritt Gemeinden, genden Fragestellungen angeboten. Regionen und Städte sowie eine Vielzahl deutscher und griechischer Akteure für den Aufbau des deutsch-griechi- schen Netzwerks hinzugewonnen.

Dabei haben sich Schwerpunktthemen und Projekte her- ausgebildet, an denen viele Partner mitwirken. Nunmehr geht es um die aktive Unterstützung dieser deutsch-grie- chischen Themen- und Projektpartnerschaften, um die Vertiefung der Netzwerkarbeit sowie um den Ausbau der griechischen Projekte auf kommunaler Ebene.

DGV 8 Mit der Deutsch-Griechischen Versammlung wurde in Europa Neuland betreten. Die Themen reichen von der Ausbildung im dualen System, der Verbesserung der lokalen und regionalen Verwaltungs- strukturen bis hin zur Stärkung des ehrenamtlichen Engagements. Alternative und nachhaltige Tourismusförderung, beispielsweise durch Ausdehnung der Tourismus-Saison in Form von Pflegerei- sen auf die Insel Rhodos und geführte Wohnmobiltouren durch Nordgriechen­land gehören ebenso dazu wie Kooperationen in der Musikwirtschaft ­zwi­schen den Metropolen Berlin und Thessaloniki. Auch Otto ­Rehhagel unterstützt die Aktivitäten der DGV und traf sich mit Fußballern der Apostoli auf dem Trainingsgelände von Pana­ thinaikos­ Athen.

DGV 9 Feierlich eröffneten der ­Bürgermeister von Thessaloniki, Giannis Boutaris, und ­Hans-Joachim Fuchtel das neue ­Bürgermeisterbüro in Thessaloniki. Seit dem Frühjahr 2013 unterstützen die gemeinsam geführten Bürgermeisterbüros in Athen und Thessaloniki die Arbeit der DGV. Die Büros dienen als Koordinierungsstellen für Experteneinsätze, analysieren und fördern interkommunale ­Kooperationen und geben neue Impulse und Ansätze für Projekte.

DGV 10 EIN NEUER ANSATZ IN EUROPA

Bürgermeisterbüros und kommunale Experteneinsätze

Die bilaterale Zusammenarbeit der Kommunen und Re- konnten neu begründet werden oder sind in Vorbereitung. gionen in der DGV hat eine positive Eigendynamik entwi- Die daraus resultierenden Projekte berühren den gesam- ckelt. Schon früh haben sich deutsche Bürgermeister und ten Bereich kommunaler Aufgaben wie beispielsweise Ab- Experten bereit erklärt, an einer Know-how-Partnerschaft fallwirtschaft, Energie, Tourismus, Jugend- und Senioren- mit einer griechischen Kommune oder einer Region teil- arbeit, aber auch die Organisation einer Gemeinde sowie zunehmen. die Optimierung der Verwaltungsarbeit.

Seit 2012 ist der kommunalpolitische Erfahrungsaus- Auf deutscher Seite wird die Arbeit von den kommunalen tausch auf der Ebene von Beratungsgesprächen zwischen Spitzenverbänden, dem Landkreistag, dem Städtetag so- deutschen und griechischen Bürgermeistern und Experten wie dem Städte- und Gemeindebund unterstützt. Auf grie- ein ständiger Bestandteil der Arbeit der DGV. chischer Seite sind der Zentralverband der Städte und Ge- meinden KEDE und der Rat der Gouverneure aktiv beteiligt. Besonders aktiv hierbei war der Baden-Württembergische Gemeindetag. Nach einem Aufruf von dessen Präsident Die DGV IV in Nürnberg bot die Gelegenheit, Bilanz zu Roger Kehle erklärten sich über 80 Oberbürgermeister, ziehen und in die zweite Phase der Bürgermeistergesprä- Bürgermeister und Landräte bereit, an diesem Know-how- che einzutreten. Es geht jetzt darum, die gemeinsamen Transfer ehrenamtlich mitzuwirken. Mittlerweile beteili- Grundsätze für die Umsetzung zu verabschieden. Beste- gen sich über 120 Kommunalvertreter aus dem gesamten hende Kontakte werden verstetigt und neue Beziehungen Bundesgebiet. begründet.

In einer Vereinbarung mit der Vereinigung der Bürger- Ein zentraler Schwerpunkt der weiteren Arbeit ist das The- meister von Nordgriechenland wurde die Zusammenarbeit ma Jugend. Mit Hilfe von nationalen und europäischen zwischen den deutschen und griechischen Bürgermeistern Initiativen, Programmen und Netzwerken sollen die Be- förmlich beschlossen. Seit dem Frühjahr 2013 gibt es ge- kämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, der Bildungs- und meinsame Bürgermeisterbüros in Athen und Thessaloniki. allgemeine Jugendaustausch engagiert vorangetrieben Dies unterstreicht auch, dass die DGV-Arbeit eine vereinte wer­den. Alle Experteneinsätze sollen diesen Bereich neben Anstrengung ist, um die anstehenden Probleme zu meis- den bestehenden Inhalten behandeln. tern.

Der Austausch im Rahmen der Bürgermeister- und Exper- teneinsätze hat sich von der DGV III zur DGV IV erheb- lich gesteigert. Inzwischen fanden über 100 Einsätze in 26 Städten und Regionen statt, aus denen sich konkrete Beratungswünsche ergaben. Zahlreiche Partnerschaften

DGV 11 EIN NEUER ANSATZ IN EUROPA

Im Gespräch mit Bürgermeister Frank Edelmann aus der Gemeinde Steinach

Herr Edelmann, Sie engagieren sich für Griechenland im Rahmen der Deutsch-Griechischen Versammlung und der Bürgermeistergespräche.

Was genau ist unter Bürgermeistergesprächen zu Können Sie konkrete Beispiele nennen? verstehen? Bei meinen Aufenthalten in Amyntaio, Lechovo und Thes- Die Gespräche unter Kollegen ermöglichen die direkte An- saloniki haben wir mit sehr engagierten Kommunalpoliti- sprache von Problemlagen und den unkomplizierten Aus- kern und ehrenamtlich organisierten Menschen neue tausch auf Augenhöhe. Unser Amt verbindet uns »im Geis- Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung und Ehrenamtsarbeit te«. Beide Partner können ihre Sichtweise ungefiltert entwickelt. In Thessaloniki haben wir gemeinsam Pläne ein­bringen und sich ohne Umwege austauschen. für eine Koordinierungsstelle entworfen, die die Zusam- menarbeit der Kommunalverwaltung mit den örtlichen Was ist Ihre Motivation, sich für die deutsch-griechische Zivilgesellschaften auf neue Grundlagen stellt. Bei einem Zusammenarbeit zu engagieren und was sind Ihre Seminar in Athen habe ich vor Kommunalvertretern die Erfahrungen? ­Perspektiven einer ehrenamtlichen Feuerwehr- und Ret- Meine größte Motivation ist meine griechische Ehefrau. tungsdienststruktur aufgezeigt. Bei einer Erneuerbaren- Seit nahezu 20 Jahren leben wir einen deutsch-griechi- Energie-Konferenz­ in der Braunkohleregion Nordgriechen­ schen Alltag. Einen kleinen Beitrag zur Veränderung und lands habe ich Chancen, auch kleinerer Gemeinden, im Verbesserung beitragen zu können und die Tatsache, vor Bereich der Energieerzeugung auf Basis regenerativer Ort hoch engagierte Menschen mit dem Willen zur Verän- Energien und Möglichkeiten regionaler Wertschöpfung be- derung zu treffen, ist jedes Mal neue Motivation. schrieben. Aus den einzelnen Vorträgen ergaben sich dann immer konkrete Folgeberatungen und einzelne Projektum- setzungen.

DGV 12 »Direkte Ansprache von Problemlagen, unkom- plizierter Austausch auf Augenhöhe.«

Welchen Mehrwert bietet diese Kooperation für Sie? Der Austausch bereichert alle Beteiligten. Er bietet die Chance, den eigenen Blickwinkel aufzuweiten. Unsere Zu- kunft in Europa kann nur gelingen, wenn sich alle mit ih- ren Möglichkeiten einbringen.Es zeigt sich auch hier, dass ein funktionierender Staat nur mit einem guten Funda- ment, das heißt mit gut organisierten Kommunen, gelingt. Und dazu braucht es engagierte Bürgerinnen und Bürger.

Wie sehen die nächsten Schritte aus? Ich werde auf Wunsch von Bürgermeister Boutaris das ein- gerichtete Kommunikationsbüro in Thessaloniki und die Aufgabenstruktur weiter begleiten und mit den Verant- wortlichen vor Ort gemeinsam ausbauen. In weiteren Workshops sollen die Chancen der aktiven Bürgerbetei­ ligung bei der Stadtentwicklung dargestellt werde. In Amytaio und Lehovo soll mit der Stadtverwaltung und der Bürgerschaft ein Fünf-Jahres-Plan für eine aktive Bürger- beteiligung entwickelt werden.

DGV 13 EIN NEUER ANSATZ IN EUROPA

Im Gespräch mit Bürgermeister Ioakim Iosifidis aus Amyntaio und Präsident der Energiestädte Griechenlands

Herr Iosifidis, Sie engagieren sich in der Deutsch-Grie- Können Sie anhand einiger konkreter Beispiele benennen, chischen Versammlung von Beginn an. Was hat Sie dazu vor welchen Herausforderungen ihre Gemeinde steht? ­bewogen, die DGV zu unterstützen? Die Hauptherausforderung, der sich die Gemeinde Amyn- Seit meiner Wahl 2010 zum Bürgermeister von Amyntaio taio ebenso wie alle weiteren Energiestädte des Landes zu habe ich mich bemüht, weitläufige Allianzen auf kom- stellen hat, ist die langjährig einseitige Energiegewinnung munaler Ebene aufzubauen. Zunächst im eigenen Lande durch Braunkohle. Die größte Einkommensquelle in der durch die Gründung des Netzwerks der Energiestädte Region der Gemeinde Amyntaio ist die Stromgesellschaft Griechenlands. Es handelt sich hierbei um eine der ersten DEI und die Produktion von elektrischer Energie. Dieser thematischen Netzwerke, an dem sich alle Städte Grie- Umstand hat zur Schrumpfung der anderen Wirtschafts- chenlands beteiligen, in denen Energie aus Braunkohle bereiche in unserer Kommune geführt. Als zukünftigen gewonnen wird. Die Vernetzungsbemühungen wurden Schwerpunkt betrachten wir die Erzielung eines ausge- auf europäischer Ebene im Rahmen des Bürgermeisterab- wogeneren Wirtschaftswachstums auf der Grundlage der kommens fortgesetzt. Alle am Netzwerk der griechischen Möglichkeiten, die die Region zu bieten hat. Beispielhaft Energiestädte beteiligten Kommunen unterzeichneten das sind Landwirtschaft, Verarbeitung und Veredelung von Bürgermeisterabkommen, so auch die Gemeinde Amyn- Agrarprodukten sowie alternative Tourismusformen zu taio. Das Abkommen ist eine europäische Initiative zur nennen. Die Energiegewinnung soll zwar weiterhin eine Förderung von innovativen Ansätzen für nachhaltige Ener- führende Rolle spielen, jedoch rückt das Thema Umwelt- giegewinnung. Die Deutsch-Griechische Versammlung schutz immer mehr in den Mittelpunkt. Die Umwelt hat kam ergänzend zu unseren Bemühungen hinzu, die Ge- besonders durch den Braunkohleabbau gelitten. Daher ist meinde Amyntaio mit den Kommunen Europas zu vernet- eine nachhaltige Energiegewinnung durch optimale Nut- zen, um sich auf kommunaler Ebene mit »Best Practice« zung der erneuerbaren Energieformen elementar. und Know-how besser auszutauschen. An dieser Stelle muss ich betonen, dass uns die DGV durch ihr besonde- res Engagement erfreulich überrascht hat und konstruktiv unsere Bemühungen unterstützt: Nämlich eine Gemeinde aufzubauen, die nach außen orientiert ist und Kooperatio- nen mit Kommunen in Deutschland und Europa anstrebt.

DGV 14 »Eine Gemeinde aufbauen, die Kooperationen mit Kommunen in Deutschland und Europa anstrebt.«

Welche Unterstützung bietet die DGV hierzu? Wie sehen die nächsten Schritte aus? Wir konnten zu deutschen Energieregionen Kontakte Zu den nächsten Schritten gehört die weitere Stärkung der knüpfen und haben erfahren, wie hier Wachstum auf der Beziehungen zu den deutschen Kommunen, die ähnliche Grundlage der Energiegewinnung ausgeglichener gestaltet Herausforderungen bewältigt haben beziehungsweise werden kann und ohne die Umwelt für alle Zeiten zu schä- noch bewältigen. Unser Hauptziel ist die Förderung von digen. Eindrucksvoll wurden uns Beispiele gezeigt, wie die »Best Practice« und deren Umsetzung bei konkreten Pro- Energiegewinnung harmonisch in andere Wirtschaftsfel- jekten. Wir wollen die Situation unserer Bürger verbessern der eingefügt werden kann. Charakteristisch sind hierfür und gemeinsam mit unseren deutschen Partnern einen beispielsweise die Energieregionen Zeitz und Cottbus, wo neuen Weg des Wachstums in den Kommunen aufzeigen. ehemalige Braunkohletagebaue in Erholungsgebiete um- gestaltet und der lokale Tourismus gefördert wurden. In diesen Regionen haben wir gesehen, dass die Energiege- winnung auf Braunkohlebasis als Mix mit den erneuerba- ren Energieträgern weiterentwickelt worden ist. Die Ge- meinde Zeitz betreibt eine eigene Energiegesellschaft , die die Bürger mit Energie und Wärme versorgt. Das streben wir auch für unsere Gemeinde an, um die Tätigkeitsfelder des Wärmeversorgungsunternehmens auch auf den Ver- trieb von Strom auszudehnen und somit das Wirtschaft- wachstum der Kommune zu steigern.

DGV 15 Kontaktstellen und Experteneinsätze

in Griechenland NAOUSA NEAPOLIS- LEHOVO SYKEON KASTORIA AMINTEO

PTOLEMAIDA VEROIA

KOZANI

LARISA IOANNINA KALAMBAKA KORFU SOULI TRIKALA PAXOI PARAMYTHIA

LAMIA

KARPENISI KEFALONIA

KALAVRITA PATRAS

LANGADIA

TRIPOLI

KALAMATA

Griechenland

Thessaloniki – Koordinierungsbüro DGV – Bürgermeisterbüro

Athen – Bürgermeisterbüro

DGV 16 PARANESTI KOMOTINI DELTA OREOKASTRO RODOPI NAOUSA KAVALA NEAPOLIS- SYKEON AMINTEO THESSALONIKI THASSOS KORDELIO- VEROIA EVOSMOU SAMOTHRAKI DION-OLIMPOS KOZANI

LARISA

VOLOS LESBOS

LAMIA

ERETRIA CHIOS ASPROPYRGOS

KALAVRITA MEGARA MAROUSI

LANGADIA ATHEN SAMOS

IKARIA TRIPOLI SYROS

NAXOS KALAMATA EVROTAS

RHODOS

CHANIA HERAKLION »Die Stadt der Zukunft« Vierte Deutsch-Griechische Versammlung in Nürnberg

»Sie erfüllen die Partnerschaft zwischen unseren beiden Ländern mit Leben. Sie bauen neue Brücken zwischen un- seren Gesellschaften.« Mit diesem per Video übermittelten Grußwort von Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde am 22. Oktober 2013 im Nürnberger Messezentrum die Vierte Deutsch-Griechische Versammlung eröffnet. Das erstmals in Deutschland stattfindende Forum für die Zusammenar- beit von Kommunen und Regionen beider Länder trug das Motto »Die Stadt der Zukunft«. Über 400 Teilnehmerin- nen und Teilnehmer aus Griechenland und Deutschland – ­da­runter mehr als 60 griechische Bürgermeister – nutzten die dreitägige Zusammenkunft, um sich über ein breites Themenspektrum auszutauschen.

»Mir liegt sehr daran, dass wir in Deutschland unsere griechischen Partner bei ihren Reformanstrengungen un- terstützen«, betonte die Kanzlerin. Gastgeber Ulrich Maly, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg und Präsident des Deutschen Städtetages, sagte: »Wir senden aus Nürnberg ein Signal des gegenseitigen Respekts und der Solidarität. Griechenland ist mit der Polis die Wiege der europäischen Stadt. Hier entstand die kommunale Selbstverwaltung, die wir in diesen Zeiten stärken müssen. Wir treten nicht als Besserwisser an, sondern als solidarische Kollegen.« Kostas Askounis, Präsident des griechischen Zentralver- Yannis Boutaris, Vizepräsident des griechischen Zentral- bands der Städte und Gemeinden und Bürgermeister der verbands der Städte und Gemeinden und Bürgermeister Stadt Kallithea, erinnerte an die Einschnitte für die griechi- von Thessaloniki, forderte Offenheit und den Abbau von schen Bürgerinnen und Bürger. Der starke Rückgang der Vorurteilen und Klischees. Er erwarte, dass der Austausch Wirtschaft und die harten Sparmaßnahmen seien beispiel- von Wissen und Erfahrung auch das Selbstvertrauen der los in Europa. An die Gastgeber gewandt sagte er: »Wir Bürger stärke. wollen hier von ihnen auch lernen, wie man eine Region aufwertet, auf allen Gebieten – Umwelt, Tourismus, mo- Roger Kehle, Präsident des Gemeindetags Baden-Würt- derne Verwaltung. Wir brauchen eine soziale Wirtschaft für temberg und Vizepräsident des Deutschen Städte- und eine soziale Gesellschaft.« Gemeindebunds, ging auf die fundamentale Bedeutung der kommunalen Selbstverwaltung ein. »Was in einer Der damalige Innenminister der Hellenischen Republik, Stadt oder Gemeinde getan werden kann, soll auch dort Giannis Michelakis, unterstrich: »Eine moderne Kom­mun­ gemacht werden können. Die Kommunen in Griechenland alverwal­tung ist ein Grundelement für den Wiederaufbau müssen den Stellenwert bekommen, der ihnen zusteht. Griechenlands.« Im Hinblick auf die großen Anstrengun- Daran arbeiten wir.« gen der griechischen Regierung und griechischen Bürge- rinnen und Bürger erklärte Michelakis: »Wir haben unsere Die Konferenzteilnehmer erwartete ein dichtes und Verpflichtungen eingehalten und erbitten ihre Unterstüt- prak­tisch orientiertes Programm mit Exkursionen und zung für Maßnahmen, die neue Arbeitsplätze schaffen.« Workshops zu den Themen kommunales Management, erneuerbare Energien, Integration in den Arbeitsmarkt, Der Vertreter der Bayerischen Staatsregierung, Michael Land­wirtschaft, Wassermanagement und Migration so- Hinterdobler, betonte die langjährige Freundschaft zwi- wie eine Vielzahl von Beispielen aus den Aktivitäten der schen Bayern und Griechenland, die sich in einer Fülle Deutsch-Griechischen Versammlung. gemeinsamer Projekte ausdrücke.

Der Co-Gastgeber und Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und Beauftragter der Bundes- kanzlerin für die Deutsch-Griechische Versammlung, Hans-Joachim Fuchtel, hob die Einzigartigkeit der Ver- sammlung hervor: »Die Griechen leisten hier Pionierarbeit für Europa. Der Zusammenarbeit gehört die Zukunft. In einer globalisierten Welt gilt: Nur gemeinsam ist Europa stark.«

DGV IV in Nürnberg 19 ERGEBNISBERICHTE DER STIFTUNGEN

Konrad-Adenauer-Stiftung Athen Strategien kommunalen Verwaltungsmanagements

Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) hat sich in die Vierte Kommunen und neuen technischen Möglichkeiten stellen Deutsch-Griechische Versammlung in Nürnberg mit ei- muss. Als einen Lösungsweg zeigte er insbesondere die nem verwaltungsstrategischen Thema eingebracht: Unter Chancen der interkommunalen Zusammenarbeit auf, die der Überschrift »Steuerungs- und Führungsinstrumente in in vielen Bereichen Synergieeffekte schaffen kann. Yian- Politik und Verwaltung: Aufgaben und Ziele« fanden ein nis Boutaris, Bürgermeister von Thessaloniki, unterstrich Roundtable sowie eine anwendungsorientierte Exkursion in seinem Beitrag den extrem beschränkten Handlungs- für die griechischen und deutschen Kommunalexperten spielraum der Städte und Kommunen in Griechenland, sowie politischen Praktiker statt. die unter Aufgabenzuwachs bei gleichzeitiger massiver Reduzierung der kommunalen Haushalte leiden. Kostas Einem strategischen Management wird in der zukunfts- Bakoyannis schilderte seine Erfahrungen als Bürgermeis- orientierten kommunalen Verwaltung immer mehr Be- ter von Karpenisi, einer kleineren Gemeinde in Zentralgrie- deutung beigemessen. Veränderungsprozesse erfordern chenland, mit den Herausforderungen des kommunalen Ergebnis-, Kosten-, Kunden- und Mitarbeiterorientierung. Verwaltungswesens und dessen Management. Er forderte Nach konkreten Zielen ausgerichtetes Handeln wird – ge- für die griechischen Städte und Gemeinden in Anbetracht rade unter den Bedingungen knapper werdender Finanz- der aktuellen Probleme insbesondere die budgetäre Un- mittel – immer stärker eingefordert. abhängigkeit von der Zentralregierung und die nach seiner sowie Yiannis Boutaris’ Ansicht dringend benötigte Be- Der von der KAS angebotene Roundtable zu Strategien rechtigung, kommunale Steuern erheben zu können. Die kommunalen Managements ließ Experten und Praktiker anschließende Diskussion bot Gelegenheit für Fragen und zum Thema zu Wort kommen: Professor Dr. Hermann Hill Kommentare. von der Deutschen Universität für Verwaltungswissen- schaften Speyer führte zunächst in Verfahren und Instru- mente des kommunalen Verwaltungsmanagements nach heutigen Anforderungen und Möglichkeiten ein. Anschau- lich schilderte er die inzwischen allerorten großen Heraus- forderungen, denen sich Kommunalmanagement in Zeiten von Budget- und Personalkürzungen, demografischem Wandel, komplexeren Problemlagen für die einzelnen

Ergebnisberichte der Stiftungen 20 Exkursion: Einwohnermeldeamt Nürnberg Ausblick 2014

Im Vorfeld dieses inhaltlichen Diskurses hatte mit 70 Teil- Die Zusammenarbeit zwischen Griechenland und Deutsch- nehmern eine Exkursion in die Praxis des modernen Ver- land hat mit der Deutsch-Griechischen Versammlung ein waltungsmanagements stattgefunden: Bei einem Besuch neues, europaweit einmaliges Format gefunden: Sie ist im Einwohnermeldeamt Nürnberg konnte der Einblick in das Dach für die aus kommunalem und bürgerschaftli- eine Verwaltungsorganisation nach neuestem Standard chen Engagement gewachsenen Projekte sowie für einen gewonnen werden. Der Leiter der Behörde schilderte grenzüberschreitenden Wissenstransfer – nah beim Bürger. Aufstellung, Prozesse und Verfahren der modernen Ver- Gerade in politisch und sozial herausfordernden Zeiten ist waltungseinheit. Im Anschluss erläuterte Harald Riedel, ein solcher Ansatz der Unterstützung auf zivilgesellschaft- Finanzreferent von Nürnberg, in einem Vortrag die stra- licher, lokaler Ebene von großer Bedeutung, um den Re- tegische Finanzplanung der Stadt und beantwortete zahl- formprozess auf nationaler Ebene zu begleiten. Der direkte reiche Fragen der Exkursionsteilnehmer zur Planung und Dialog leistet einen unschätzbaren Beitrag für ein geeintes Aufstellung des städtischen Haushalts. Europa.

Die Themen Kommunalpolitik sowie Stärkung der Bür- Darüber hinaus nimmt die KAS 2014 mit ihren Projekten ger- und Zivilgesellschaft sind Felder, denen sich die in Griechenland wieder vor allem junge Zielgruppen in den Konrad-Adenauer-Stiftung weltweit widmet. Mit ihrer Blick: Themen wie die Professionalisierung von Start-ups, kommunalpolitischen Expertise unterstützt die KAS Athen die Fortführung des deutsch-griechischen Workshops für die DGV in ihrem Know How-Austausch – vor allem zu junge Journalisten und Projekte rund um die Wahlen zum wirtschaftspolitischen sowie verwaltungsstrategischen Europäischen Parlament sowie die griechischen EU-Rat- Themen. In dieser Perspektive und mit dieser Kompetenz spräsidentschaft markieren die Planungen für das Jahr erfolgte die inhaltliche Schwerpunktsetzung für die KAS 2014. zur DGV IV in Nürnberg.

Ergebnisberichte der Stiftungen 21 ERGEBNISBERICHTE DER STIFTUNGEN

Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) Athen Starke Kommunen mit erneuerbaren Energien

Griechenland ist für die Energiegewinnung aus Sonne und Ilias Efthymiopoulos, Direktor der Energieagentur in der Wind prädestiniert. Die Nutzung von erneuerbaren Energi- Ägäis, und Ioakim Iosifidis, Präsident des Netzwerks der en ist für die Kommunen oftmals ein Schlüssel für den Energieproduzierenden Städte Griechenlands, forderten wirtschaftlichen Erfolg und für die Entlastung der öffentli- gemeinsam bessere Strukturen für genossenschaftliche chen Kassen. Im Workshop wurden Beispiele zur Nutzung Projekte in Griechenland. Eine lokale Verwaltung müsse von erneuerbaren Energien auf kommunaler Ebene aus mehr Rechte zur Mitgestaltung der lokalen Energiepro- Griechenland und Deutschland vorgestellt. Anschließend duktion und -verteilung bekommen. Die Monopolstellung wurde diskutiert, inwiefern die Erfahrungen auch auf ande- des in Griechenland größten Energiekonzerns DEI sei ein re Städte und Kommunen übertragen werden können und Hindernis, da dieser auch die Stromnetze zur Verfügung welchen nationalen Herausforderungen die Energiepolitik stellt. Die Konsumenten müssten derzeit hohe Preise für in den nächsten Jahren gegenübersteht. Strom aus erneuerbaren Energien bezahlen. Es sei wichtig, die Luftverschmutzung zu reduzieren und den Klimaschutz Der Bürgermeister der ägäischen Insel Andros, Ioannis Glyn- voranzutreiben. Dies könne beispielsweise auch mit neuen os berichtete, dass es ihm gelungen ist, einen Windpark für Projekten zur nachhaltigen Mobilität durch Elektroautos die kommunale Energieversorgung zu errichten. Hierzu gelingen. habe man mit internationalen Partnern zusammengearbei- tet und einen Know-how-Transfer organisiert. Der Wind- park befindet sich bereits in der Lizenzierungsphase und kann demnächst den Betrieb aufnehmen. Von der Insel Sy- ros berichtete Bürgermeister Ioannis Dekavallas ebenfalls von der erfolgreichen Installation eines Windparks mit 150 Megawatt. Zudem habe es die Insel geschafft, die Wärme eines Kraftwerks des Energieerzeugers DEI zur Beheizung eines kommunalen Schwimmbads zu nutzen. Ein weiteres erfolgreiches Umweltprojekt ist die lokale Infokampagne zum Recycling für private Haushalte.

Ergebnisberichte der Stiftungen 22 Exkursion: Biogasanlage in Triesdorf

Im Rahmen der DGV IV besuchten zahlreiche griechische Im Rahmen der deutsch-griechischen Kooperation auf und deutsche Teilnehmer die Biogasanlage in Triesdorf. kommunaler Ebene wird die Friedrich-Ebert-Stiftung Hier wird Wärme und Strom komplett aus erneuerbarer Athen ihr Engagement zum Thema erneuerbare Energien Energie bezogen. Eine Kombination aus Biogasanlage fortsetzen. Die begonnene Vernetzung der relevanten Ak- und Hackschnitzelheizung versorgt rund 50 Gebäude der teure in diesem Themenfeld, unter besonderer Berücksich- Triesdorfer Lehranstalten mit Wärme. Zudem speist die tigung des griechischen Umweltministeriums, wird fortge- Biogasanlage Strom für 700 Haushalte ins öffentliche Netz. setzt und erweitert. Ziel ist es, den Know-how-Transfer im Als »Futter« für die Anlage dienen Gülle, Mist und Hecken- Bereich erneuerbare Energien sowie den deutsch-griechi- schnitt. Die griechischen Teilnehmer der Exkursion infor- schen energiepolitischen Dialog effektiver zu gestalten. Zu mierten sich insbesondere über die Nutzungsmöglichkei- den Fragen, die behandelt werden sollen, gehören: Wel- ten solcher Anlagen für die kommunale Energieversorgung che Erwartungen haben griechische Politikvertreter und und für die Verwertung von Abfällen aus der Produktion Organisationen der Zivilgesellschaft an Deutschland? In von Olivenöl. welchen Bereichen können deutsche Akteure dazu bei- tragen, dass die Nutzung erneuerbarer Energiequellen in Griechenland voranschreitet? Welche Fördermechanis- Ausblick 2014 men sind relevant?

Das erste Halbjahr 2014 stand im Zeichen der Übernah- Es hat sich in den vergangenen beiden Jahren gezeigt, dass me des Europäischen Ratsvorsitzes durch Griechenland beim Thema erneuerbare Energien der direkte Dialog zwi- und die Wahlen zum Europaparlament. Historisch wird schen kommunalen Entscheidungsträgern aus Deutsch- das Jahr geprägt durch das 40jährige Bestehen der griechi- land und Griechenland und der konkrete Erfahrungsaus- schen Demokratie seit dem Fall der Junta. Die FES setzt tausch eine notwendige und hilfreiche Ergänzung zum in ihrer Arbeit deshalb aktuell einen Schwerpunkt bei den energiepolitischen Rahmen der EU darstellen. Themen Europa und Demokratie und will besonders junge Zielgruppen einbinden. Dieser Schwerpunkt lässt sich mit einer intensiven Kooperation mit Thessaloniki, der Europä- ischen Jugendhauptstadt 2014, verbinden.

Ergebnisberichte der Stiftungen 23 ERGEBNISBERICHTE DER STIFTUNGEN

Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (FNF) Jugend ohne Perspektive? – Eigeninitiativ handelnden jungen Griechen eine Stimme geben

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (FNF) hat Um diesen Jugendlichen dennoch eine Stimme zu geben, sich zum Ziel gesetzt, mit ihren Aktivitäten und Maßnah- organisierte die FNF im Rahmen der Vierten Deutsch-Grie- men in Griechenland insbesondere reformorientierte poli- chischen Versammlung (DGV IV) eine Podiumsdiskussion, tische Kräfte sowie zivilgesellschaftliche Akteure zu stär- auf der vier griechische Jugendliche von ihren extremen ken. Sie tut dies gemeinsam mit verschiedenen liberalen Schwierigkeiten, aber auch von ihren ganz persönlichen und reformorientierten Partnerorganisationen vor Ort. Ansätzen zur Problemlösung aus erster Hand berichten konnten. Maria Dritsa (25), Praktikantin bei UNHCR Grie- Einen Schwerpunkt hierbei bildet die Arbeit mit jungen chenland, Maria Portokalaki (23), arbeitslose Journalistin Menschen, die die Defizite des wirtschaftlichen und poli- aus Samos, Apostolos Siokas (30), Präsident des Stadtrates tischen Systems sowohl im öffentlichen als auch im zivil- von Moschato, sowie Omiros Tsapalos (26), Mitbegründer gesellschaftlichen Bereich erkennen und an den Reformen des »Museums für griechische Gastronomie« in Athen, aktiv mitarbeiten wollen. Diese jungen Menschen haben schilderten ihre Sicht der Krise und legten liberale Lö- die Zeichen der Zeit erkannt: Sie sind an der Lösung der sungsansätze für Politik und Gesellschaft dar, die anschlie- von ihnen unverschuldeten Krise interessiert, finden je- ßend gemeinsam mit dem Publikum diskutiert wurden. doch aufgrund der gesellschaftlichen und politischen Strukturen in Griechenland kaum Gehör.

Ergebnisberichte der Stiftungen 24 Exkursion: Innovations- und Gründerzentrum in Ausblick 2014 Nürnberg/Fürth/Erlangen Im Jahr 2014 setzt die FNF ihre jugendpolitische Arbeit fort, Zuvor hatten sich die Teilnehmer bei einem Besuch des um eine verantwortungsbewusste Generation junger grie- Innovations- und Gründerzentrums Nürnberg/Fürth/ chischer Führungskräfte an künftige Aufgaben heranzu- Er­langen über die Integration junger Menschen in den führen. So werden in »Liberal Youth Seminars on Political deutschen Arbeitsmarkt informiert. Hierbei zeigten sich Thought«, die mehrmals pro Jahr veranstaltet werden, jun- insbesondere die kommunalpolitisch aktiven Jugendlichen ge Menschen politisch und ideengeschichtlich unterrichtet von dem hohen Organisationsgrad der Kommunen beein- sowie von speziell ausgebildeten Trainern rhetorisch und druckt. Im Anschluss an die DGV besuchte die insgesamt argumentativ geschult. Dabei spielt die Vermittlung von sechsköpfige Jugenddelegation noch die Städte Köln und Eigeninitiative und der Fähigkeit, selbstständig zu handeln Düsseldorf, wo sie sich mit jugendpolitischen Gesprächs- sowohl politisch wie zivilgesellschaftlich eine große Rolle. partnern auf kommunaler und Länder-Ebene austauschte. Im Jahr 2014 bildet Thessaloniki mit seinem reformori- entierten, liberalen Bürgermeister Yannis Boutaris einen Schwerpunkt der Arbeit der FNF. Die Stadt trägt in diesem Jahr den Titel »Europäische Jugendhauptstadt 2014«. Um ihre Reichweite zu erhöhen, bezieht die FNF daher ver- stärkt Jugendliche aus der nordgriechischen Peripherie in ihre Aktivitäten ein.

Ergebnisberichte der Stiftungen 25 ERGEBNISBERICHTE DER STIFTUNGEN

Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) Synergieeffekte Landwirtschaft und Kommunen

Die Podiumsdiskussion zum Thema »Synergie-Effekte Lokale Initiativen können der Schlüssel zum Erfolg sein. Landwirtschaft und Kommunen« war mit Griechenlands da- »Wir wollen die Agrarwirtschaft zum dritten wirtschaftli- maligem Minister für Landwirtschaftliche Entwicklung und chen Standbein neben Tourismus und Schifffahrt machen«, Ernährung, Athanasios Tsaftaris, Universitätsprofessoren, betonte Tsaftaris. 2014 soll ein Kompetenzzentrum für Vertretern der Deutsch-Griechischen Handelskammer, Oli- Landwirtschaft auf der Insel Lesbos gegründet werden – venöl- und Weinproduzenten hochrangig besetzt.­ Tsaftaris eine Einrichtung, die den Landwirten vor Ort fachliches hob in seinen Ausfüh­ ­rungen die große Bedeutung der Land- Wissen vermittelt und Netzwerke aufbaut. Der Olivenan- wirtschaft als Wachstumsmarkt für die griechische Wirt- bau wird hierbei zunächst im Mittelpunkt stehen. schaft hervor. In den Bereichen Verkauf und Marketing werden die Händ- Die auf dem Podium versammelten Experten waren sich da- ler gezielt geschult, um qualitativ hochwertige Lebensmit- rin einig, dass die landwirtschaftlichen Produkte Griechen- tel zu erzeugen. Dementsprechend sollen die Produkte lands – ob Wein, Olivenöl, Käse oder auch Südfrüchte – vermarktet und verkauft werden, denn bisher ging ein höchste internationale Qualitätsansprüche erfüllen, aber Großteil der griechischen Oliven als günstige und lose einer besseren internationalen Vermarktung bedürfen. Ware in den Handel. Der Hinweis auf die lokale Herkunft soll den Werbeeffekt verstärken. Außerdem ließen sich durch den Erhalt einer seit Jahr- hunderten gewachsenen Kulturlandschaft Synergieeffek- te für den Tourismus erzielen, was wiederum zur Stär- kung der Wirtschaftskraft des Landes und der Kommunen führen würde. Der Anstieg der griechischen Agrarexporte um 13 Prozent im Jahr 2013 sei – so Minister Tsaftaris – ein gutes Zeichen dafür, dass die griechische Landwirt- schaft die Zeichen der Zeit erkannt und sich auf den Wachstumspfad begeben hat.

Ergebnisberichte der Stiftungen 26 Exkursion: Gemüseerzeuger in Nürnberg Ausblick 2014

Die Hanns-Seidel-Stiftung organisierte im Rahmen der Im Jahr 2014 setzt die Hanns-Seidel-Stiftung ihre Pro- DGV IV eine Exkursion zu einem landwirtschaftlichen jektaktivitäten in Griechenland mit dem Ziel fort, den Betrieb in einem Gemüseanbaugebiet nordwestlich von deutsch-griechischen beziehungsweise europäischen Di- Nürnberg. Bei der Firma Höfler im sogenannten »Knob- alog über relevante wirtschaftspolitische Themen zu ver- lauchland« lernten die Teilnehmer einen hochmodernen stärken. mittelständischen Gemüseerzeuger kennen, der mit sei- nen Gewächshäusern die Region Nürnberg ganzjährig mit Neben konkreten Projekten wie der Errichtung des Kom- frischem Obst und Gemüse versorgen kann. petenzzentrums für Landwirtschaft auf Lesbos sollen wei- tere Maßnahmen in Angriff genommen werden, die den Für die griechischen Gäste war dabei besonders die Ver- Reformprozess und die Effizienz der kommunalen Selbst- wendung von neuen Hightech-Gewächshausgläsern verwaltung, die Förderung des landwirtschaftlichen und in­­te­ressant, die das natürliche Sonnenlicht ohne Schat- touristischen Sektors wie auch die Zusammenarbeit auf tenbildung auf die Pflanzen leiten, was den Prozess der politischer Ebene stärken. Photosynthese intensiviert und zu hohen Erträgen führt. Da in Griechenland klimabedingt Gewächshäuser auf eine aufwändige Beheizung verzichten können, wäre es dort mit einer solchen Technologie ohne allzu großen Aufwand möglich, nahezu ganzjährig frisches Gemüse für den hei- mischen Markt kostengünstig zu produzieren.

Ergebnisberichte der Stiftungen 27 ERGEBNISBERICHTE DER STIFTUNGEN

Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) Allianz für das Wasser

Die Heinrich-Böll-Stiftung in Griechenland stellte auf der tischer, wissenschaftlicher und technischer Ebene erhoben DGV IV ihr Projekt »Allianz für das Wasser« vor. Angesichts und verarbeitet. Im Laufe des sechsmonatigen Projekts der in vielen Regionen Griechenlands herrschenden Was- haben sich an den Arbeitstreffen und Workshops insge- serknappheit, des verschwenderischen Verbrauchs und der samt etwa 110 Fachleute aus kommunalen und staatlichen vielerorts mangelhaften Wasserbewirtschaftung sind ein Trägern und Verbänden der Wasserwirtschaft beteiligt. Ein- nachhaltiges und effizientes Wassermanagement der kom- geladen wurden auch Fachleute aus Deutschland, beispiels- munalen Wasserwerke sowie die Stärkung des Bewusstseins weise die ­Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft e.V., der Bürger über den Wert dieses knappen und wertvollen die Grüne Liga e.V., der Bund für Umwelt und Naturschutz Guts von großer Bedeutung für die Versorgung der Bevölke- Deutschland e.V., die vor allem ihre Erfahrungen bezüglich rung mit qualitativ gutem Wasser zu angemessenen Preisen. eines partizipativen Ansatzes einbringen konnten.

Die Projektpartner der Stiftung, die Umweltorganisation Der Bürgermeister von Thessaloniki, Yiannis Boutaris, be- MedSOS und das Netzwerk der grünen griechischen Städ- tonte zudem, wie wichtig es aus seiner Sicht sei, dass die te, präsentierten beim Workshop die positiven Erfahrungen Wasserversorgung in kommunaler Hand bleibt. Den Priva- aus der in Griechenland nicht selbstverständlichen Zusam- tisierungsbestrebungen der Wasserwerke von Thessaloniki menarbeit zwischen einer NGO und den Wasserwerken von und Athen stehen der Stadtrat von Thessaloniki und auch zehn griechischen Kommunen. Mit diesem partizipativen eine gesellschaftliche Mehrheit ablehnend gegenüber. Der Ansatz kommt dem Projekt »Allianz für das Wasser« auch Stadtrat drängt auf die Rücknahme der Ausschreibung und exemplarische Bedeutung zu für die Neuausrichtung der den Erhalt der Wasserversorgung in öffentlicher Hand, wie öffentlichen Verwaltung in Griechenland. Denn es geht um dies auch in den meisten Kommunen Europas der Fall sei. beides: um den nachhaltigen Umgang mit einer kostbaren Darin stimmte ihm Christa Hecht, die Vertreterin der Allianz Ressource und um ein Bewusstsein, dass dieser nachhal- der öffentlichen Wasserwirtschaft Deutschlands, vollkom- tige Umgang nicht einfach Sparsamkeit, Vorschriften und men zu. Frau Hecht brachte die Auffassung der Mehrheit Preispolitik bedeutet, sondern kollektive Verantwortung, der deutschen Kommunen zum Ausdruck, dass die Wasser- die im Zusammenwirken von Bürgern und Verwaltung re- versorgung eine kommunale Aufgabe ersten Ranges sei und spektive Stadtwerken wahrgenommen werden muss. Die dass auch dort, wo wie in Berlin eine Privatisierung stattge- Erfahrungen mit dem Projekt haben auch Eingang ge- funden habe, heute ein Umdenken einsetzt. funden in ein Handbuch mit Empfehlungen für ein nach- haltiges Wassermanagement für Kommunen und Bürger.

Anni Mitropoulou und Kleio Manokrousou, die beiden Projektleiterinnen vom Netzwerk MedSoS, stellten Ziele zur Förderung des nachhaltigen Umgangs mit Wasser in Griechenland vor. Dazu wurden Daten und Fakten auf poli-

Ergebnisberichte der Stiftungen 28 Exkursion: Kläranlage in Kalchreuth Ausblick 2014

Die Teilnehmer der DGV IV besichtigten die Kläranlage in Auch 2014 trägt die Heinrich-Böll-Stiftung Griechenland der Gemeinde Kalchreuth bei Nürnberg. Sie wurden von mit Projekten auf kommunaler Ebene zur sozial-ökologi- Bürgermeister Herbert Saft und Vertretern der Nürnberger schen Erneuerung Griechenlands bei. Im Mittelpunkt ste- Wasserbetriebe über das Kanalprojekt informiert, mit dem hen die Themen Bürgerbeteiligung und gemeinwohlorien- das Abwasser der Gemeinde Kalchreuth an die Nürnberger tierte Genossenschaften. Weitere Schwerpunkte sind die Kläranlage transportiert werden soll – ein Projekt, das für effektive Gestaltung des deutsch-griechischen kommu- beide Seiten vorteilhaft ist. nalpolitischen Dialogs, eine verstärkte Orientierung an den Erwartungen und Bedürfnissen der griechischen Kommu- nen sowie die Suche passender Partner in den deutschen Städten und Organisationen der Zivilgesellschaft.

Ergebnisberichte der Stiftungen 29 ERGEBNISBERICHTE DER STIFTUNGEN

Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) Migration und Integration – Engagement auf kommunaler Ebene

Der RLS ging es bei der DGV IV um ein gesellschaftspoliti- Im Workshop wurde versucht, Lösungsansätze für eine ge- sches Anliegen: die Migrations- und Integrationspolitik lungene Migrationspolitik zu finden und die Rollen, die und deren erfolgreiche Umsetzung auf kommunaler Ebe- den einzelnen Akteure dabei zukommen, zu evaluieren. ne. Dazu fanden einerseits ein Workshop unter dem Titel Dabei ging es vor allem darum zu klären, wie sich auf kom- »Migrationspolitik: die institutionelle und gesellschaftli- munaler Ebene Integration erfolgreich umsetzen lässt und che Rolle der Kommunalpolitik« und andererseits eine Ex- was für ein friedliches Zusammenleben zu tun ist. Dazu kursion zum Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg tauschten griechische und deutsche Kommunalpolitiker Er- statt. fahrungen über ihre jeweilige Integrationspolitik aus und diskutierten über Fragen, wie konkrete Projekte Fremden- Aufgrund der Verlagerung der Fluchtwege im Mittelmeer- angst und Rassismus vorbeugen können. Zusätzlich waren raum und seiner geopolitischen Lage nimmt Griechenland Experten eingeladen, die direkt an Integrationsprojekten eine besondere Rolle in der EU-Migrationspolitik ein. Fer- beteiligt sind, beispielsweise Christos Iliadis, der die Helle- ner stellen sich dem Land große Herausforderungen, um nic League for Human Rights im Rat für die Integration von die Migrationsströme zu koordinieren und Migranten er- Migranten der Stadt Athen vertritt, oder Pia Koilia, die in folgreich zu integrieren. Dabei muss es gegenwärtig Fehler Integrationsstrukturen des Athener Stadtteils Ilion arbeitet. der eigenen und auch der EU-Migrations- und Asylpolitik ausbaden, damit sich die ohnehin schon katastrophale Lage der Einwanderer endlich verbessert. Die griechischen Städte und Kommunen tragen indes eine große Verant- wortung, zumal sie aufgrund einer fehlenden zentralen Planung in vielen Bereichen auf sich gestellt sind und ei- genständig die Probleme lösen müssen.

Ergebnisberichte der Stiftungen 30 Exkursion: Menschenrechtsbüro Nürnberg Ausblick 2014

Die Exkursion erfreute sich mit über 60 Teilnehmern Auch im Jahr 2014 wird die Arbeit über das Verbindungs- großen Interesses. Martina Mittenhuber, die Leiterin des büro in Athen weiterhin fortgesetzt. Dabei stehen folgende Menschenrechtsbüros, und ihre Mitarbeiterin Sandra Brö- Themen im Zentrum: die Krise und Auswirkungen auf die ring berichteten über die Lage der Migranten in Nürnburg Gesellschaft, Neo-Nazismus in Griechenland und Europa, und stellten ihre Arbeit dazu vor. »Nürnberg – Stadt des Auswirkungen von Privatisierungen öffentlicher Güter, Friedens und der Menschenrechte« – dieses Leitbild ver- Kommunalpolitiker im Erfahrungsaustausch und die Situ- abschiedete der Stadtrat als Antwort auf die Geschichte ation von Migrantinnen und Migranten. der Stadt, insbesondere während der Zeit des National- sozialismus und als kommunalpolitischen Auftrag für die Zukunft. Aufgabe des Menschenrechtsbüros ist es, dieses Leitbild mit Leben zu erfüllen, das heißt die kommunale Menschenrechtsarbeit zu konzipieren, zu koordinieren und umzusetzen. Dabei geht es um die Förderung der Men- schenrechte auf internationaler und europäischer Ebene ebenso wie um die Wahrung und Stärkung dieser für alle Menschen gleichermaßen geltenden Rechte hier vor Ort.

Ergebnisberichte der Stiftungen 31 ANSCHRIFT/ARBEIT DER STIFTUNGEN

Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS)

Das Auslandsbüro der KAS stärkt den politischen Dialog zwischen Griechenland und Deutschland, aber auch ande- ren europäischen Ländern. Dabei richtet die Stiftung über den kommunalen Know-how-Austausch und die verwal- tungsstrategische Beratung hinaus ein besonderes Augen- merk auf Projekte mit Journalisten sowie die Unterstüt- zung der Netzwerkbildung von Start-Up-Gründern und Unternehmern in Griechenland. Im Zentrum des politi- schen Dialogs stehen vor allem wirtschaftspolitische Fra- gen sowie aktuelle Herausforderungen der europäischen Integration. So werden zahlreiche Projekte in Deutschland, Griechenland und auch anderen europäischen Ländern um- gesetzt – beispielsweise der erste deutsch-griechische Ju- gendkongress der KAS in Berlin oder Studien- und Dialog- programme für Jungunternehmer, Verbandsvertreter sowie Journalisten in Hamburg, Berlin und Brüssel. Darüber hin- aus kooperiert KAS Athen immer wieder mit anderen KAS-Auslandsbüros zu Themen von europäischem Interes- se, beispielsweise mit KAS Rom sowie KAS Ankara zum Thema irreguläre Migration.

Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

Auslandsbüro Griechenland Mourouzi 8 GR - 106 74 Athen

T +30 210 7247 126 F +30 210 2747 153 E [email protected] www.kas.de/griechenland www.facebook.com/kas.athen

Stiftungen 32 Friedrich-Ebert-Stiftung (FES)

Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) hat im Mai 2012 eine Bei allen Projekten arbeitet die FES eng mit griechischen Vertretung in Athen wiedereröffnet, um mit ihrer Arbeit Partnern aus Politik, Zivilgesellschaft, Gewerkschaften, der die deutsch-griechischen Beziehungen zu fördern, die eu- Wissenschaft und den Medien zusammen. Gemeinsam ropäische Bindung Griechenlands zu vertiefen und den werden Fachkonferenzen, Workshops und Expertenge- Dialog zwischen den progressiven Kräften beider Länder spräche angeboten. Außerdem gibt die FES Studien und voranzubringen. Analysen in Auftrag und erstellt Publikationen.

Wirtschaftspolitische Alternativen zur Austeritätspolitik, Strategien zur Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit, Möglichkeiten zur Förderung erneuerbarer Energien, die Unterstützung des Modernisierungsprozesses in Politik und Verwaltung sind einige der Themen, denen sich die FES innerhalb dieses Dialogs widmet. Die Kooperation auf kommunaler Ebene, zum Beispiel im Rahmen der Deutsch-Griechischen Versammlung, ist dabei von beson- derer Bedeutung.

Friedrich-Ebert-Stiftung

Büro Athen Neofiton Vamva 4 GR - 106 74 Athen

T +30 210 72 44 670 F +30 210 72 44 676 E [email protected] www.fes-athens.org

Stiftungen 33 ANSCHRIFT/ARBEIT DER STIFTUNGEN

Friedrich-Naumann-Stiftung für Freiheit (FNF)

Im Zentrum der Arbeit der FNF in Griechenland steht die jugendpolitische Arbeit. So werden in »Liberal Youth Semi- nars on Political Thought«, die mehrmals pro Jahr veran- staltet werden, junge Menschen politisch und ideenge- schichtlich unterrichtet sowie von speziell ausgebildeten Trainern rhetorisch und argumentativ geschult. Dabei spie- len die Fähigkeiten der Entwicklung von Eigeninitiative und des selbständigen Handelns eine wichtige Rolle. Dazu hat die FNF eine Publikation erstellt: eine Sammlung von mehreren sehr informativen Essays der Absolventen über ihre Sicht auf die Krise. Die Publikation ist auf der Internet- seite der FNF kostenlos abrufbar.

Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Büro Athen, Omirou 54 GR - 106 72 Athen

T +30 210 364 3223 F +30 210 364 6953 E [email protected] www.freiheit.org

Stiftungen 34 Hanns-Seidel-Stiftung (HSS)

Die Verbindungsstelle der Hanns-Seidel-Stiftung in Athen hat im Oktober 2012 ihre Arbeit aufgenommen. Im Vorder- grund steht hier die Pflege eines regelmäßigen Mei- nungs-und Informationsaustauschs mit führenden Politi- kern, Regierungsmitgliedern, Parlamentsabgeordneten sowie Wissenschaftlern, Vertretern aus der Wirtschaft, der Zivilgesellschaft und den Medien.

Überdies trägt die Hanns-Seidel-Stiftung durch konkrete Beratungsmaßnahmen und Know-how-Transfer dazu bei, Griechenland bei der Überwindung seiner gegenwärtigen Schwierigkeiten zu helfen und so ein tatkräftiges Zeichen der Solidarität zwischen Deutschland und Griechenland zu setzen.

Sie kümmert sich vor allem um den Ausbau von politischen Dialogprogrammen und den Transfer von Technologien und Know-how in den Bereichen der Landwirtschaft und des Tourismus.

Hanns-Seidel-Stiftung

Verbindungsstelle Athen Rigillis Str. 12 GR - 106 74 Athen

T +30 210 724 1840 F +30 210 724 1843 E [email protected] www.hss.de/internationale-arbeit/ verbindungsstellen/verbindungsstelle-athen.html

Stiftungen 35 ANSCHRIFT/ARBEIT DER STIFTUNGEN

Heinrich-Böll-Stiftung (HBS)

Die HBS möchte mit ihrer Arbeit Griechenland bei der Er- neuerung seiner politischen Kultur und seiner europäi- schen Ausrichtung unterstützen sowie den deutsch-grie- chischen Austausch und Dialog fördern. In Eigen- und Kooperationsprojekten des politischen Dialogs, der Quali- fizierung und Vernetzung arbeitet die Stiftung mit Akteu- ren und Organisationen der griechischen Zivilgesellschaft und der Kommunen zusammen, die eine Modernisierung durch eine sozial-ökologische Re-Industrialisierung durch eine sozial-ökologische Stärkung der Wirtschaft des Lan- des und die kooperative Umsetzung von Reformen anstre- ben. Im Mittelpunkt der Projektarbeit stehen die Stärkung des Sektors der sozialen Ökonomie durch Qualifizierung und Vernetzung gemeinwohlorientierter Genossenschaf- ten und Initiativen, die Förderung der Bürgerbeteiligung durch partizipative Politikformen, die Sensibilisierung und Stärkung demokratischer und solidarischer Einstellungen durch Diversity-Workshops an Schulen und ebenso der Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Fachleuten aus Griechenland, Deutschland und anderen europäischen Ländern über die sozialverträgliche, ökologische und nach- haltige Bewältigung kommunaler Aufgaben.

Heinrich-Böll-Stiftung e.V.

Vertretung in Griechenland Aristotelous 3 GR - 546 24 Thessaloniki

T +30 2310 282829 F +30 2310 282832 E [email protected] www.gr.boell.org

Stiftungen 36 Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS)

Die RLS möchte mit ihrer Arbeit in Griechenland die Auswir- kungen der Krisenmaßnahmen auf die griechische Gesell- schaft analysieren, diskutieren und eine breitere Öffentlich- keit über die Ergebnisse informieren. Dabei gehört es auch zu den Zielen der RLS, die vorhandenen und zum Teil auch immer neu geschürten Vorurteile in der Gesellschaft abzu- bauen und Organisationen, Gruppen, Aktivistinnen und Ak- tivisten sowie das interessierte Publikum bei deren Aktivitä- ten zu unterstützen. So sollen Bildungsveranstaltungen, zum Beispiel mit und über Gewerkschaften, mit Lehrern, Erziehern, Kommunalpolitikern, Künstlerinnen und Künst- lern, gegenseitiges Verständnis fördern und Vorurteile und falsche Informationen revidiert werden. Hierbei steht der Erfahrungsaustausch zwischen Deutschland und Griechen- land im Mittelpunkt.

Rosa-Luxemburg-Stiftung

Verbindungsbüro Griechenland Kallidromiou 17 GR - 106 80 Athen

T +30 210 361 3769 F +30 210 361 7769 E [email protected] www.rosalux.gr

Stiftungen 37 EU-PANEL

Regionalpolitik in Europa – Die Bedeutung der kommunalen Selbstverwaltung

Subsidiarität und Partnerschaft sind elementare Grundsät- von der EU- bis zur Kommunalebene folgt dem Prinzip ze der Europäischen Union. Michel-Eric Dufeil, EU-Kom- der »Multi-level ­Governance«. Der aktuellen Lage wegen missar für Regionalpolitik und Stadtentwicklung, Eleni wird Griechenland ein Finanzierungsverhältnis von 95 zu 5 Gioti von der Koordinierungseinheit für die EU-Struktur- gewährt. Die siebenjährige Förderperiode ermöglicht Pla- fonds im griechischen Entwicklungsministerium, Petros nungssicherheit. Systematische Kontrolle und Bewertung Tatoulis, Gouverneur der Peloponnes und in Vertretung sichern Rechtskonformität und Ergebnisorientierung der des Vorsitzenden des Verbands griechischer Regionen, Förderprojekte. ­Giannis Sgouros sowie Professor Wolfgang Schuster, Prä- sident des Rates der Gemeinden und Regionen Europas, Die strategischen Ziele der künftigen Programme sind diskutierten über die Regionalpolitik in Europa und die entsprechend der EU 2020-Strategie Innovation (»smartes Rolle der kommunalen Selbstverwaltung mit Blick auf die Wachstum« insbesondere durch kleine und mittlere Unter- EU-Förderperiode 2014 – 2020. nehmen – KMU), nachhaltige Entwicklung und die Integra- tion benachteiligter Gruppen. Besondere Beachtung findet Europa ist mehr als der Euro. Zahlen bilden jedoch nur An- die städtische Entwicklung. Mindestens fünf Prozent des haltspunkte. Allein reichen sie nicht aus, um beispielsweise Mittelvolumens sind je Mitgliedsstaat dafür einzusetzen. die Situation in Griechenland richtig zu interpretieren, die sich von 2008 bis heute einschneidend verändert hat. Rund 350 Milliarden Euro EU-Strukturfondsmittel, in etwa ein Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts der EU, ste- hen für die siebenjährige Förderperiode EU-weit zur Ver- fügung. Die Kommission und die europäischen Regionen setzen sie partnerschaftlich und in geteilter Verantwor- tung ein. Zentrale und dezentrale Institutionen der Mit- gliedsstaaten wirken zusammen. Diese Zusammenarbeit

EU-Panel 38 Hans-Joachim Fuchtel im Gespräch mit der griechischen EU-Kommissarin für Maritime Angelegenheiten und Fischerei, Maria Damanaki, in

Brüssel. Ein aktuelles Thema in diesem Bereich ist die CO2-Reduktion durch Umstellung des Schiffsantriebs von Schiffsdiesel auf LNG (Liquid Natural Gas). Im Gespräch wurde auch die Möglichkeit besprochen, wie die DGV hier unterstützen kann.

Seit 30 Jahren leisten die EU-Fonds einen wertvollen Es wird ab 2014 in Griechenland 13 Programme unter regi- Beitrag zur Entwicklung Griechenlands. Das Gesamtvo- onaler Verwaltung mit territorialem Ansatz geben und eine lumen aller griechischen Programme (EU- und nationale noch nicht endgültig feststehende Zahl sektorenspezifi- Mittel) wird 2014 – 2020 etwa 22 Milliarden Euro betra- scher Programme der Fachministerien. Die Begünstigten, gen. Wichtigste Ziele sind die Verringerung der sehr ho- zum Beispiel Kommunen, sollten die Zeit bis zur Verab- hen Arbeitslosigkeit, die Ankurbelung des Exports und schiedung der neuen Programme nutzen. Sie sollten die die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Unter- Projekte, die sie bis 2020 umsetzen wollen, für einen nehmen. Besonders brisant ist die hohe Jugendarbeitslo- schnellen Programmstart gut vorbereiten. sigkeit. Die EU stellt unter dem Stichwort »Jugendgaran- tie« hier zusätzliche Programme zur Verfügung. Der Bildung und insbesondere der beruflichen Bildung sind angesichts der Folgen der demografischen Entwicklung von besonderer Bedeutung für eine gemeinsame europä- ische Zukunft.

EU-Panel 39 BEST PRACTICE

Deutsch-griechische Zusammenarbeit: Best-Practice-Beispiele der DGV

Best Practice 40 Duale Ausbildung

Die Deutsch-Griechische Versammlung hat sich für den In der Berufsschule für Tourismus werden nun fast 100 Aufbau von Berufsschulen im Tourismussektor eingesetzt. griechische Schülerinnen und Schüler im Alter von 18 und In Griechenland ist die Arbeitslosenquote bei Jugendli- 20 Jahren über drei Jahre zu Köchen, Hotel- und Restau- chen unter 25 Jahren besorgniserregend hoch. Die aufein- rantfachleuten ausgebildet. Hierbei wird auf der zweijähri- ander abgestimmte Kombination betrieblicher Praxis und gen Ausbildung der OAED aufgebaut, wobei der praktische schulischer Qualifizierung in der dualen Ausbildung kann Teil der Ausbildung verstärkt wird. Mit dem in Europa aner- helfen, die schwierige Lage der Jugendlichen zu verbessern kannten Abschluss (IHK) verbessern sich die Vermittlungs- und die Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Wirtschaft chancen für die Jugendlichen. Die duale Ausbildung bietet zu erhöhen. den Absolventen eine Alternative gegenüber bestehenden Ausbildungsgängen in Griechenland.

Aufbau einer Berufsschule für Tourismus in Bereits im Vorfeld haben die Hotelvereinigungen beider Griechenland Länder großes Interesse an den zukünftigen Absolventen angemeldet. Auf Grundlage dieser Initiative beabsichtigt Professor Dr. Athanasios Kelemis von der Deutsch-Grie- die OAED, unterstützt durch die Deutsch-Griechische Au- chischen Industrie- und Handelskammer in Athen und ßenhandelskammer, die duale Ausbildung auch in anderen Athanasia Theorideou von der nationalen Arbeitsagentur Berufszweigen stärker als bisher zu profilieren. Angedacht OAED stellten im Rahmen eines Workshops das Pilotpro- sind unter anderem Ausbildungsberufe in den Bereichen jekt zur dualen Ausbildung im Tourismussektor vor. Landwirtschaft sowie Transport und Logistik.

Innerhalb von zwei Jahren setzten die Deutsch-Griechi- Das rechtliche Fundament zur Gründung und Betriebs- sche Handelskammer, die DEKRA-Akademie sowie füh- aufnahme der zwei Pilot-Berufsschulen wurde vom grie- rende deutsche Reiseunternehmen in Zusammenarbeit chischen Finanz-, Bildungs- und Arbeitsministerium am mit den zuständigen griechischen Ministerien und der 15. Januar 2014 geschaffen (Amtsblatt der Hellenischen griechischen Arbeitsverwaltung (OAED) die Idee in die Republik - Nr. 134 - 27. Januar 2014). Praxis um und konnten Berufsschulen in Attika und in Heraklion aufbauen. Unter dem Namen »Mentoring Dual International« – kurz MENDI – erfolgte am 1. September 2013 der Startschuss für das vom BMBF finanzierte Pilot- projekt dieser deutsch-griechischen Berufsbildungskoope- ration. Diese Initiative wurde von der Frankfurter Unter- nehmerin Kalliopi Charitonidou zusammen mit der DGV durch das Zusammenbringen wichtiger Partner gestartet und wird auch weiterhin begleitet.

Best Practice 41 BEST PRACTICE

Abfallwirtschaft

Abfallwirtschaft ist unter Umwelt- und Wirtschaftlichkeits­ Die Besonderheit in Griechenland ist die große Anzahl der gesichtspunkten ein Hauptproblem für die griechischen Inseln, die spezifische Lösungsansätze notwendig machen. Kommunen. Die Mülltrennung ist unzureichend organi- Die Experten erarbeiteten Konzepte zur Neuordnung des siert, Gebühren werden einzig nach Wohnfläche bestimmt Abfall- und Wertstoffmanagements mit integrierter Ener- und nach wie vor gibt es zahlreiche Deponien und Müll- giegewinnung. Energie kann beispielsweise in Form von kippen, die dringend neu geordnet oder stillgelegt werden Strom, Wärme oder der Meerwasserentsalzung gewonnen müssen. Deshalb stehen Fragen nach integrierten Abfall- werden. wirtschaftskonzepten und der Müllverwertung an oberster Stelle der griechischen Kommunalpolitik. Im Rahmen eines Pilotprojekts werden die Themen Müll- vermeidung, Wertstofftrennung und Recycling, Kompos- tierung und energetische Verwertung nach der Phase der Neue Wege in der Abfallwirtschaft am Beispiel Naxos Konzeptionierung konkret und praktisch angegangen. An- und Ikar gedacht sind beispielsweise kleinere Müllverbrennungsan- lagen auf einer der griechischen Inseln in der Südägäis. Mit Landrat Gerhard Bauer aus dem Landkreis Schwäbisch Hilfe der EU sollen gemeinsam innovative Lösungswege Hall stellte gemeinsam mit Zacharias Kesses, Gemeinde gefunden und realisiert werden. Ikaria, sowie Dimitris Tsoulakeris, Berater des Bürgermeis- ters von Naxos für Abfallwirtschaft und Umwelt, Konzepte für Abfallwirtschaft und Verbrennungsanlagen am Beispiel der Inseln Naxos und Ikaria vor.

Best Practice 42 Katastrophenschutz

Die jährliche Waldbrandgefahr ist in den südeuropäischen Kooperation Freiwilliger Feuerwehren zwischen Ländern – so auch in Griechenland – sehr hoch und stellt Deutschland und Griechenland die Feuerwehren vor große Herausforderungen. In Deutschland hat die gute Zusammenarbeit der Freiwil- Die Bekämpfung von Waldbränden und Katastrophen in ligen Feuerwehr mit der Berufsfeuerwehr eine 150jährige Griechenland obliegt in erster Linie der staatlichen Berufs- Tradition. Der Erfahrungsaustausch zwischen den ehren- feuerwehr. Die Standorte der Berufsfeuerwehren befinden amtlichen Mitgliedern und hauptamtlichen Einsatzkräften sich jedoch überwiegend in größeren Städten sowie in ist eingespielt, denn im Bereich des Katastrophenschutzes den Touristenzentren des Landes. Auf dem Land sind die wird in Deutschland ein ganz wesentlicher Beitrag durch Rettungswege immer noch sehr lang. Es gilt daher, die Un- die freiwilligen Helfer sichergestellt. Ein flächendeckender terstützung durch Freiwillige Feuerwehren – die zum Teil Katastrophenschutz – neben der reinen Brandbekämp- bereits kleinere Rettungsnetze aufgebaut haben – für die fung eine der Kernaufgaben der Feuerwehr – wäre ohne Berufsfeuerwehren in Griechenland auszubauen. Hierzu die Freiwillige Feuerwehr sowohl in Deutschland als auch bereitet die Regierung einen neuen gesetzlichen Rahmen Griechenland undenkbar. vor. Vor diesem Hintergrund tauschten sich Andreas Meier, Der Austausch von Erfahrungen, die Unterstützung der ­Präsident des Fördervereins »Freunde der ESEPA e.V.« und Freiwilligen Feuerwehren bei der Beschaffung und Über- Dr. Ralf Ackermann, Vizepräsident des Deutschen Feuer- führung von Löschfahrzeugen und Rettungsgeräten sowie wehrverbands (DFV) mit Antonis Gkoudaras, Bürgermeis- die Durchführung und Förderung von Kooperations- und ter von Agia, über die Möglichkeiten der Unterstützung der Ausbildungsprojekten im Katastrophenschutz stehen im Freiwilligendienste im griechischen Katastrophenschutz aus. Fokus dieses Themenfelds. Ferner wurde über weitere Hilfen für Freiwillige Feuer- wehren durch Fahrzeug- und Materialspenden sowie über gemeinsame Ausbildungsprojekte der Berufs- und Freiwil- ligen Feuerwehr gesprochen.

Best Practice 43 BEST PRACTICE

Agrarbereich Wie die Freiwillige Feuerwehr innerhalb des griechischen Zivilschutzes, der Katastrophenbewältigung und des Kri- Die DGV setzt sich für eine bessere Vermarktung und senmanagements eine größere Rolle spielen kann und Wertschöpfung von griechischen Agrarprodukten, ins- welche Kooperations- und Ausbildungsprojekte mit den besondere Olivenöl, ein. Auf der Internationalen Grünen Freiwilligendiensten und Berufsfeuerwehren in Griechen- Woche 2014 – auf der Griechenland nach jahrelanger Ab- land möglich sind, wird in Zukunft noch stärker im Rah- wesenheit wieder mit über 30 Ausstellern anreiste, hob der men der DGV-Aktivitäten thematisiert werden. damalige griechische Landwirtschaftsminister Athanassios Tsaftaris die Bedeutung qualitativ hochwertiger Agrarpro- Kooperationen und Aktivitäten im Agrarbereich, der Ge- dukte aus Griechenland hervor und betonte in diesem Zu- sundheitswirtschaft, des Tourismus und den Bereichen sammenhang die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Musikwirtschaft sowie Zivilgesellschaftliches Engage- Deutschland und Griechenland. ment (Auswahl) Ein Erfolg dieser Kooperation ist beispielsweise die Grün- Darüber hinaus unterstützt die DGV gezielt von den Akteu- dung eines Zertifizierungsinstituts für landwirtschaftliche ren vor Ort angestoßene Projekte, die Investitionen fördern Produkte, welches die Qualität von Olivenöl bescheinigen und wirtschaftliche Entwicklung vor Ort begleiten sollen. wird. Ein weiteres Ziel dieser Zusammenarbeit ist, die Ver- Basis dieser vielzähligen Aktivitäten sind auch hier viel eh- bindung der Bereiche Landwirtschaft und Tourismus noch renamtliches Engagement sowie die unbürokratische Zu- stärker zu nutzen. Künftig soll beispielsweise die touristi- sammenarbeit mit zahlreichen Akteuren und Institutionen. sche Vermarktung von griechischen Bauernhöfen ermög- licht werden.

Best Practice 44 Die Bundeskanzlerin Angela Merkel im Gespräch mit Apostolos Tzitzikostas, Gouverneur von Zentralmakedonien, mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel sowie führenden Tourismusvertretern aus Deutschland und Griechenland auf der ITB 2013 in Berlin.

Gesundheit und Tourismus

Im Bereich Gesundheit konnte unter anderem ein Ausbil- Diese neue Zielgruppe – Pflegebedürftige und pflegende dungsaustausch von griechischen Ärzten organisiert wer- Angehörige – soll für den griechischen Tourismus gewon- den, der von der griechischen Ärztekammer koordiniert nen werden und dabei gleichzeitig die Verlängerung der wird. Zusätzlich wird der Aufbau eines Wissenstransfers Tourismussaison unterstützen, indem der bisher weitge- zwischen der Ärztekammer Athen und dem Deutschen hend ungenutzte Zeitraum von November bis April an- Apothekerverband unterstützt. visiert wird. Ferner zielt dieses Projekt auf die berufliche Qualifizierung im Bereich der Altenpflege und Geriatrie ab, In Griechenland gibt es gut ausgebildetes und trotzdem – für die es bislang keine Lehrpläne in Griechenland gibt. Mit vor allem im Winterhalbjahr – arbeitsloses Pflegepersonal. der Unterstützung der deutschen Seite wurden ergänzen- Bereits auf der ITB 2014 wurde das Pilotprojekt »Pflege­ de Ausbildungsmodule für örtliche Krankenpflegeschulen Urlaub Rhodos« als ein völlig neues Tourismuskonzept konzipiert. Das Projekt wird im Herbst 2014 erweitert und für Griechenland vorgestellt. Pflegebedürftige und ihre soll im Jahr 2015 durchstarten. pflegenden Angehörigen können die wohltuenden klima- tischen Bedingungen der Südägäis nutzen, um unter opti- malen pflegerischen und medizinischen Voraussetzungen gemeinsam mehr Lebensqualität zu erleben.

Best Practice 45 BEST PRACTICE

Bürgerbeteiligung und Zivilgesellschaftliches Engagement

Das Themenfeld Zivilgesellschaftliches Engagement in Deutschland und Griechenland wurde bereits im Rah- men der DGV III 2012 aufgenommen. Initiator ist die Deutsch-Griechische Initiative der Zivilgesellschaft (www.ggsc.eu), die die Zusammenarbeit der verschiede- nen Akteure aus der Zivilgesellschaft beider Ländern un- terstützt sowie die Zusammenarbeit dieser Akteure mit den Regionen und Kommunen fördert.

Ziel der GGCS-Aktivitäten ist es, die Interessen und Anlie- gen der Zivilgesellschaft in den Verhandlungen und Ge- sprächen zu diversen Themenfeldern zu unterstützen und eine Kooperationskultur mit den Vertretern der Kommu- nen zu etablieren.

Geplant ist die Einrichtung einer Koordinierungsstelle für die Zivilgesellschaft, die aus einer Initiative eines Know- how-Transfers zwischen der Gemeinde Thessaloniki und der Kleinstadt Steinach entstanden ist.

Yannis Boutaris, Vizepräsident des griechischen Zentral- verbands der Städte und Gemeinden und Bürgermeister der Stadt Thessaloniki, hob auf der DGV IV in Nürnberg die Bedeutung der Zivilgesellschaft für die Erholung der griechischen Wirtschaft sowie für die soziale Entwicklung hervor. Er erwarte, dass der Austausch von Wissen und Erfahrung auch das Selbstvertrauen der Bürgerinnen und Bürger stärkt. »Es gibt keine Wunder. Man muss hart arbei- ten, um die Ziele zu erreichen.«

Die Stadt Athen mit Blick auf die Akropolis.

Im März 2014 unterzeichneten die griechische Tourismusministerin Olga Kefalogianni und Hans-Joachim Fuchtel ein Memorandum of Understanding (MoU) und ebneten damit einen wichtigen Schritt der Zusammenarbeit im Rahmen der DGV.

Das durch die DGV gegründete Netzwerk »Hellenic Silverstars« wird das zivilgesellschaftliche Engagement auf lokaler Ebene tatkräftig unterstützen.

Best Practice 46 Best Practice 47 ANHANG

Gemeinsame Abschlusserklärung der Vierten Deutsch-Griechischen Versammlung

Nürnberg, 23. Oktober 2013

1. Die Vierte Deutsch-Griechische Versammlung (DGV IV) 4. Die DGV bringt alle kommunalen Ebenen zusammen fand vom 22. bis 23. Oktober 2013 in Nürnberg unter und zwar über geografische und politische Grenzen dem Motto »Die Stadt der Zukunft« statt. hinweg. Sie ist das Schaufenster einer dynamischen deutsch-griechischen Zusammenarbeit, der Initiative 2. Die DGV IV stellt einen wichtigen Meilenstein der Ent- und des Engagements der Vertreter der Kommunen wicklung und Vertiefung der Beziehungen zwischen und Regionen beider Länder. In der zweiten Phase der den deutschen und griechischen Kommunen und Regi- Bürgermeistergespräche wird durch Kontinuität das onen dar. Die Diskussionen zu aktuellen Themen zeig- Vertrauen gefestigt. Dies trägt dazu bei, bestehende ten die enge Verbundenheit deutscher und griechischer Vorurteile abzubauen und die europäische Idee auf Kommunen und Regionen bei der Bewältigung der gro- breiter Ebene nachhaltig zu verankern. Deshalb ist es ßen Herausforderungen. Die im Rahmen der DGV in das Ziel, diesen Austausch konsequent bis zur DGV V Gang gesetzten Know-how-Partnerschaften werden weiter zu forcieren. als sehr fruchtbar bewertet und auf allen Ebenen fort- gesetzt. Der deutsch-griechische Dialog ist Ausdruck 5. Das Ergreifen der Chancen, die die Deutsch-Griechi- der historischen Freundschaft beider Länder. Er ist in sche-Versammlung bietet, ist für beide Seiten unver- seinem Ansatz in Europa einzigartig. zichtbar. In dem Austausch zwischen deutschen und griechischen Bürgermeistern sehen beide Seiten das 3. Die kommunalpolitischen Spitzenverbände beider Län- Herzstück der DGV. Die Zusammenarbeit zwischen der sehen in dem Ansatz der DGV ein Stück gelebter Deutschland und Griechenland hat dadurch Fahrt auf- Subsidiarität und Solidarität, die als europäische Prinzi- genommen. Die beiden Bürgermeisterbüros in Athen pien Grundlage für die Akzeptanz der Kooperation auf und Thessaloniki entwickeln sich zu zentralen Orten für kommunaler Ebene sind. Dies ist ein neuer Weg in Eu- Kommunalpolitiker beider Seiten. In den Büros sollten ropa, der die Menschen zusammenführt und an den demnächst beide Seiten vertreten sein und einem ge- Wurzeln zusammenbindet – unser Weg für die Zukunft. wählten, politisch Verantwortlichen unterstehen. Auch sollten entsprechende Bürgermeisterbüros in Deutsch- land unter der Aufsicht der entsprechenden deutschen kommunalen Spitzenverbände entstehen.

Abschlusserklärung 48 6. Die bisher eingegangenen Know-how-Partnerschaften ermöglichen. Die Stärkung der beruflichen Ausbildung auf lokaler und regionaler Ebene bewähren sich und im dualen System in Griechenland, aber auch Ausbil- werden zunehmend akzeptiert. In den letzten Monaten dungsmöglichkeiten in Deutschland können hier eine hat dieser Austausch an Dynamik gewonnen. Inzwischen Perspektive aufzeigen, die weiter genutzt werden sollte. fanden über 100 Einsätze in 26 Städten und Regionen Aus diesem Grund ist es notwendig, dass Ausbildungs- statt. Neue Partnerschaften konnten in Nürnberg einge- plätze für junge Menschen geschaffen werden, sodass gangen werden und weitere werden bis zur DGV V im neue Arbeitsplätze entstehen. Durch die bereits um- nächsten Jahr entstehen. Es ist unser gemeinsames Ziel, fangreich umgesetzten Reformen, werden die beider- die Zahl der Partnerschaften im Jahr 2014 zu verdoppeln. seitigen Wirtschaftsbeziehungen gestärkt und Anreize Dies trägt wesentlich zu einem besseren Verständnis der für Investitionen erhöht. Es ist offensichtlich, dass eine beiden Länder bei. Wirtschaftswachstumspolitik eng verbunden ist mit der Erhöhung der Investitionsbereitschaft, die ein sicheres 7. Die griechischen und deutschen Bürgermeister haben wirtschaftliches Investitionsumfeld in Griechenland sich auf Grundsätze und Leitlinien verständigt, wie sie voraussetzt. Das Problem der griechischen Wirtschaft ihre Zusammenarbeit in Zukunft organisieren. Damit ist ist die Frage der Schuldennachhaltigkeit. Die Lösung die Pilotphase abgeschlossen und die 2. Phase begon- dieses Problems ist eine Voraussetzung für ein eintre- nen mit der Zielrichtung, Leuchtturmprojekte im gan- tendes Wirtschaftswachstum. Die zuständigen Gremi- zen Land zu schaffen und zwar mit noch konkreterer, en werden aufgefordert, geeignete Initiativen hierzu zu substanziellerer und ergebnisorientierterer Zusam- ergreifen. menarbeit. 11. Beide Seiten sind sich einig, dass Vertrauen und Part- 8. Beide Seiten begrüßen den eingeschlagenen Weg der nerschaft die wirtschaftliche Zusammenarbeit stärken. Dezentralisierung, welche die Voraussetzung für eine Besonders kleine und mittlere Unternehmen aus bei- starke kommunale Selbstverwaltung ist. Die Erfahrun- den Ländern werden ermuntert, Kooperationen einzu- gen machen deutlich, dass Aufgaben dort am besten er- gehen. Die DGV möchte die wirtschaftlichen Möglich- füllt werden können, wo größte Sachnähe und Kompe- keiten nutzen, die aus der Kraft der Kommunen und tenz besteht. So werden die Kommunen zum Motor für Regionen erwächst. Hierzu zählt auch, die bessere Ver- die »Stadt der Zukunft«. marktung der hochwertigen Produkte Griechenlands.

9. Aus den bisherigen Begegnungen haben sich konkrete 12. Die DGV begrüßt die positive Entwicklung des Tourismus Projekte entwickelt. Im kommenden Jahr gilt es, diese im Jahr 2013. Sie wird weiterhin das touristische Potenzi- Projekte konsequent umzusetzen. Sie berühren den ge- al von Deutschland nach Griechenland fördern, die Sai- samten Bereich kommunaler Aufgaben: Abfallwirtschaft, sonzeit dieses attraktiven Reiselands verlängern und das Wasser als öffentliches Gut, Energie, Vorschulerzie- neue Zielgruppen erschließen, zum Beispiel Senioren. hung, Jugend- und Seniorenarbeit, Inklusion, Tourismus, Katastrophenschutz, zivilgesellschaftliches Engagement, 13. Die neue EU-Förderperiode 2014 – 2020 wird die Wett- aber auch die Organisation der Kommunen selbst sowie bewerbsfähigkeit und Beschäftigung in den Kommu- die Optimierung der Verwaltungsarbeit. nen und Regionen fördern. Deshalb sollen griechische und deutsche Kommunen und Regionen sich auch mit 10. Angesichts der alarmierend hohen Jugendarbeitslosig- Blick darauf gegenseitig unterstützen und austauschen, keit sind gemeinsam alle Anstrengungen zu unterneh- um mit diesem Instrument nachhaltiges Wachstum zu men, den Jugendlichen eine qualifizierte Ausbildung zu erreichen.

Abschlusserklärung 49 ABSCHLUSSERKÄRUNG

14. Der von den politischen Stiftungen in Gang gesetzte 17. Die Teilnehmer begrüßen den Beschluss der DGV IV, Dialog wird begrüßt. Im Rahmen der DGV tragen sie wonach die DGV V im Oktober/November 2014 in He- dazu bei, den Kommunen und Regionen wertvolle Im- raklion/Kreta stattfinden soll. Die gastgebende grie- pulse für die Bewältigung ihrer Aufgaben zu geben. Sie chische Kommune wird gemeinsam mit der deutschen sind eingeladen, auch künftig am Erfolg der bilatera- Stadt den Vorsitz der DGV V im Jahre 2014 bilden. Die- len Kooperation auf kommunaler und regionaler Ebe- se wird dann Gastgeber für die DGV VI werden. Die ne mitzuwirken. Vorsitzenden werden gleichzeitig als Bindeglieder zwischen dem griechischen Zentralverband der Städte 15. Die Teilnehmer begrüßen das zivilgesellschaftliche und Gemeinden KEDE sowie den entsprechenden Engagement der griechischen und deutschen Nichtre- deutschen kommunalen Spitzenverbänden unter dem gierungsorganisationen auf kommunaler Ebene sowie Schirm der DGV dienen. ihre Beteiligung im Rahmen der DGV IV. Die »Grie- chisch-Deutsche Zivilgesellschaftsinitiative« (GGCS) 18. Alle Teilnehmer streben die erfolgreiche Realisierung ist ein unverzichtbarer Schritt, um den Dialog auf einer der aus den Know-how-Partnerschaften erwachsen- breiteren gesellschaftlichen Basis zu führen und ein den Projekte und die Präsentation der Fortschritte bei Miteinander der Bürgerinnen und Bürger beider Län- der nächsten DGV V im Oktober/November 2014 an. der zu schaffen. 19. Durch die deutsch-griechische Freundschaft und den 16. Alle Teilnehmer danken dem Bürgermeister der Stadt Austausch werden sich Synergieeffekte in allen Berei- Nürnberg und Präsidenten des Deutschen Städtetags, chen auf lokaler und regionaler Ebene entfalten und Dr. Ulrich Maly, für die Ausrichtung der DGV IV. Die damit ein Beispiel geben, was in der Zusammenarbeit Möglichkeit, vor Ort die Einrichtungen der Stadt innerhalb der DGV zum Wohle der Bürgerinnen und Nürnberg zu besuchen und über die praktischen Er- Bürger erreicht werden kann. fahrungen zu diskutieren, spiegelt den Ansatz der DGV wieder, sich themenorientiert und praxisnah aus- zutauschen. Dies ist Voraussetzung, um die Stadt der Zukunft zu gestalten.

Abschlusserklärung 50 Die gemeinsame Erklärung wird unterzeichnet von: Nürnberg, 23. Oktober 2013

Kostas Askounis Yiannis Boutaris Präsident des Griechischen Zentralverban- Bürgermeister von Thessaloniki, Vizeprä- des der Städte und Gemeinden (KEDE), sident des Griechischen Zentralverbandes Bürgermeister der Stadt Kallithea der Städte und Gemeinden (KEDE)

Roger Kehle Dr. Ulrich Maly Präsident des Gemeindetags Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Baden-Württemberg, Vizepräsident des Präsident des Deutschen Städtetages Deutschen Städte- und Gemeindebunds

Abschlusserklärung 51 ANHANG: ZWEITE PHASE DER GESPRÄCHE

Deutsch-Griechische Versammlung: Zweite Phase der Gespräche zwischen deutschen und griechischen Bürgermeistern Ziel der DGV Einstiegsphase

Ziel der Deutsch-Griechischen Versammlung (DGV) ist die Mittlerweile haben über 80 Begegnungen auf kommunaler Zusammenarbeit zwischen Griechenland und Deutschland Ebene stattgefunden. Meist handelte es sich um Erstkon- auf kommunaler und regionaler Ebene. Schwerpunkte der takte. Erste Auswertungen belegen deutlich das Potenzial DGV bilden der Erfahrungsaustausch und der Know-how- dieses Erfahrungsaustauschs. In der zweiten Phase müssen Transfer zugunsten der kommunalen Selbstverwaltung die als Defizite erkannten Punkte vermieden werden. Im beider Länder. Der Ansatz der DGV stützt sich auf das Prin- Kern sind sich die Beteiligten über die Chancen des neuge- zip der Subsidiarität, das zu den grundlegenden Prinzipien fundenen Ansatzes einig. Jetzt geht es um Vertiefung und der Europäischen Union gehört. Aufgrund dieses Prinzips Konkretisierung der aus dem Dialog erwachsenen kommu- sollten die Entscheidungen auf der Verwaltungsebene ge- nalpolitischen Themen. Dazu wollen die Teilnehmer über- troffen werden, die besonders bürgernah ist. legen, wie sie die Gespräche effektiver gestalten können.

Arbeitsschwerpunkte der DGV bilden die Hauptaufgaben- felder der kommunalen Selbstverwaltung, zum Beispiel Themen der öffentlichen Verwaltung, der Abfallwirtschaft, der Stadtplanung, der Energiegewinnung, des Tourismus. Erforderliche Voraussetzung für eine fruchtbare Zusam- menarbeit beider Partner ist die Formulierung der Themen durch die griechische Seite auf der Grundlage ihrer lokalen Bedürfnisse, die dann im Austausch und in Gesprächen weiter bearbeitet werden sollen. Es ist besonders wichtig, dass der Know-how-Austausch von deutscher Seite sich an Themenfeldern orientiert, bei denen die griechischen Kommunen eine Unterstützung brauchen. Die entschei- dende Rolle der Trägerschaft sollen die kommunalen Spit- zenverbände übernehmen.

Zweite Phase 53 ANHANG: ZWEITE PHASE DER GESPRÄCHE

Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit deutscher und griechischer Bürgermeister

Vorbereitung und Organisation der BGM-Gespräche griechische Seite zur Verfügung stellt. Die klare Abgren- zung der Gesprächsthemen erlaubt eine entsprechen- 1. Zunächst ist es erforderlich, die Bedürfnisse der griechi- de Vorbereitung und Beschäftigung mit den einzelnen schen Kommunen unter Berücksichtigung ihrer territo- Schwerpunkten, was die Gestaltung eines gemeinsa- rialen, geografischen und demografischen Merkmale men Konzepts erleichtert. Die weitere Entwicklung der aufzuzeichnen, ebenso wie das sozial-wirtschaftliche Zusammenarbeit kann nicht im Voraus bestimmt sein, Profil jeder Kommune im Einzelnen. An dieser Stelle sondern muss die im Rahmen eines dynamischen und sollten auch Informationen über das Profil der deut- dialektischen Prozesses auftretenden Überlegungen schen Bürgermeister mit einbezogen werden, die das mit berücksichtigen. Aus diesem Grund müssen die Ge- Engagement der DGV konstruktiv mitgestalten könn- spräche klar durch die griechischen BGM-Büros koor- ten. Der Zugriff auf diese Datenbank und die Profile der diniert werden. Kommunen muss ausdrücklich beiden Partnerseiten gewährleistet werden. Sowohl die griechische als auch 3.  Zudem wird die konkrete Formulierung der die deutsche Seite müssen die zum Gespräch anste- Ge­sprächsthemen auch die Auswahl des deutschen henden Themen und Ziele des Austauschs konkret be- Bürgermeisters ermöglichen, der über die entspre- nennen. Die Ziele müssen realistisch, messbar und im chende Erfahrung und Kompetenz verfügt. Die rich- Rahmen der DGV umsetzbar sein. tige Auswahl der deutschen Bürgermeister ist ein entscheidender Aspekt für erfolgreiche Gespräche. 2.  Die Gesprächsthemen und Schwerpunkte müssen im Einzelnen detailliert festgehalten werden. Er- Die BGM-Büros in Griechenland und Deutschland so- forderlich ist eine konkrete und vorab beschlosse- wie die Koordinatoren beider Seiten verständigen sich ne Tagesordnung über die einzelnen Tagungspunkte, über die Auswahl der Bürgermeister und Experten, die die die zuständigen lokalen Einrichtungen mit ein­ die Kompetenz für die einzelnen Gesprächsthemen be- beziehen wird – ebenso die Einplanung von aus- sitzen. Der deutsche Koordinator unterbreitet hierzu führlichen Gesprächen mit Kommunalpolitikern­ Vorschläge. Dabei liefert er ein Profil der vorgeschla- und administrativen Mitarbeitern der Kommunen. genen Personen und der entsprechenden Kommunen.

Eine allgemeine Formulierung eines Diskussionsthemas 4. Besonders wichtig ist der Aufbau eines Vertrauensver- wie beispielsweise Abfallwirtschaft ist unzureichend. hältnisses im Rahmen der BGM-Gespräche. Dies kann Benötigt wird eine eingehendere und ausführlichere nur durch eine regelmäßige Zusammenarbeit der glei- Bezeichnung der Gesprächsthemen mit Formulierung chen griechischen und deutschen Bürgermeister und konkreter Fragen und Heranziehung von Daten, die die Experten erreicht werden.

Zweite Phase 54 5. Die BGM-Gespräche werden schriftlich dokumentiert wiefern diese angesichts der finanziellen Situation der und es wird eine kurze Ergebnisbeschreibung verfasst, griechischen Kommunen durch zentrale Mittel getra- in einem standardisierten gemeinsamen Formular/Pro- gen werden können. tokollschreiben. Dies wird von beiden Seiten am Ende der Gespräche unterzeichnet und es werden die weite- 9. In jedem Halbjahr wird auf der Homepage der DGV ein ren Schritte des Vorgehens mit konkreten Zeitplänen Newsletter mit dem aktuellen Stand der Projekte ver- aufgeführt. Dieses Protokoll wird zusätzlich die Auf- öffentlicht. gabenverteilung und Zuständigkeiten der Beteiligten bestimmen. 10. Um eine effiziente Koordination der beteiligten Part- ner der DGV zu gewährleisten, müssen diese aufgrund 6.  Die griechischen und deutschen BGM-Büros, in Zusam- eines im Voraus vereinbarten Organigramms zusam- menarbeit mit den beteiligten griechischen und deutschen menarbeiten. Das Organigramm soll bis zur fünften Bürgermeistern und Experten, untersuchen, analysieren DGV im Herbst 2014 erarbeitet und dann verabschie- und fördern die Fortsetzung der interkommunalen Ko- det werden. Bis dahin wird die vereinbarte Kooperati- operationen durch neue Impulse und Ansätze. Es wird ver- onsstruktur für die Gespräche, die auf deutscher und einbart, dass die BGM-Büros personell verstärkt werden. griechischer Seite die gleiche ist, weiter aufrechterhal- ten. 7.  Die gemeinsam verabschiedeten Berichte und Protokolle hinsichtlich der Ergebnisse der BGM-­ 11. Die Personalbesetzung und Weiterentwicklung der Gespräche werden in einer Datenbank hinterlegt, auf die BGM-Büros in Griechenland und Deutschland sowie die Beteiligten, zum Beispiel die BGM-Büros, die Koordi- die unmittelbare Weiterentwicklung der DGV in den natoren und Bürgermeister beider Seiten Zugriff haben. Jahren 2014 und 2015 erfolgen gemäß Abs. 5 und 17 der gemeinsamen Abschlusserklärung bei der DGV IV. 8.  Hinsichtlich der Kosten muss geklärt werden, In der am 23. Oktober 2013 in Nürnberg verabschie- welche Kosten durch wen übernommen werden. Es deten Abschlusserklärung betonen beide Seiten ihre wird angestrebt, dass jede Aufenthaltsgemeinde die Entscheidung, sich in den vereinbarten Punkten wei- Kosten der Unterkunft und Verpflegung ihrer »Be- terhin zu engagieren. sucher«, der beteiligten Bürgermeister, übernimmt. Ziel ist es, ein faires Kostensharing entsprechend der Möglichkeiten und der Wirtschaftslage der beteiligten Parteien zu erreichen. Falls eine Gemeinde die Kosten nicht übernehmen kann, wird im Einzelnen geprüft, in-

Zweite Phase 55 ANHANG: ZWEITE PHASE DER GESPRÄCHE

Besondere Faktoren, die im Rahmen der Zusammenarbeit berücksichtigen werden müssen

1. Die griechischen Gemeinden sind in der Regel größer 5. Stärkere Nutzung der Kompetenzen der deutschen als die deutschen Gemeinden. Dies wirkt sich nicht Ministerien auf Bundes- und Landesebene: Die Bürger- unbedingt negativ auf die Zusammenarbeit aus. Die meister sollten auf diesen Sachverstand zurückgreifen deutschen Bürgermeister verfügen über eine große können. Hierbei kann der Beauftragte für die DGV hilf- Erfahrung und einen fortschrittlichen Kenntnisstand reich sein. hinsichtlich der Aufgabenfelder der kommunalen Selbstverwaltung aufgrund ihrer Beteiligung und Zu- sammenarbeit in den deutschen kommunalen Verbän- Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit den und Gremien. Somit können sie ihre griechischen Im Rahmen der kommunalen Zusammenarbeit sollte an- Kollegen unterstützen, selbst wenn sie Bürgermeister gestrebt werden, diese auf weitere Ebenen der Gesellschaft kleinerer Kommunen sind. Zudem wird, je nach Ar- auszudehnen: Zivilgesellschaft, Wirtschaftsunternehmen, beitsthema, eine verstärkte Einbeziehung der Landräte Bildungseinrichtungen, lokale Verbände und Vereine. Die angestrebt. Projektarbeit und die Ergebnisse der DGV sollten syste- matisch und effizient in den griechischen und deutschen 2. Griechenland bemüht sich zurzeit um Aufhebung der Medien dargestellt werden. Eine adäquate Darstellung bürokratischen Verfahren und um eine aktuelle Reform und Kommunikation sind zur erfolgreichen Arbeit und zur der öffentlichen Verwaltung. Es wird erwartet, dass Festigung der Beziehungen der beiden Länder erforderlich. diese Reform die kommunale Selbstverwaltung stär- Zu diesem Zweck wird vereinbart, eine fortwährende und ken wird. Die Ergebnisse der BGM-Gespräche werden zielgerichtete Zusammenarbeit mit einem Journalisten in Zusammenarbeit mit dem Zentralverband der Städ- aufzubauen, dessen Pressearbeit ein Teil der DGV-Struktur te und Gemeinden Griechenlands (KEDE), thematisch in Griechenland darstellen wird. Informationen über die kategorisiert und den griechischen Institutionen zur DGV und ihre Arbeit können durch deren Kontaktstellen Verfügung gestellt, um für die Reformbemühungen der bezogen werden. öffentlichen Verwaltung in Griechenland genutzt wer- den zu können. Aufbau neuer Kooperationen und Partnerschaften Im Rahmen der BGM-Gespräche sollten auch Partner- 3. Die deutschen kommunalen Spitzenverbände sollten schaften in Bereichen angesprochen werden, die nicht un- sich auf die BGM-Gespräche mit Griechenland verstän- mittelbar mit dem Kernthema in direktem Zusammenhang digen. Dabei sollten alle Länder, Städte und Gemeinden stehen – so zum Beispiel Schul- und Universitätspartner- mit einbezogen werden. schaften, aber auch wirtschaftliche Verbindungen. Letzte- re können zu Praktika und Ausbildungsverhältnissen von 4. Die deutschen Landräte entsprechen den griechischen Jugendlichen führen. Gouverneuren und bilden ein wichtiges Verbindungs- glied zwischen den Verwaltungsstrukturen in beiden Ländern.

Zweite Phase 56 Die gemeinsame Erklärung wird unterzeichnet von: Nürnberg, 23. Oktober 2013

Kostas Askounis Yiannis Boutaris Präsident des Griechischen Zentralverban- Bürgermeister von Thessaloniki, Vizeprä- des der Städte und Gemeinden (KEDE), sident des Griechischen Zentralverbandes Bürgermeister der Stadt Kallithea der Städte und Gemeinden (KEDE)

Roger Kehle Dr. Ulrich Maly Präsident des Gemeindetags Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Baden-Württemberg, Vizepräsident des Präsident des Deutschen Städtetages Deutschen Städte- und Gemeindebunds

Zweite Phase 57 Diese Publikation wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung kostenlos herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während des Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Europa-, Bundestags-, Landtags- und Kom- munalwahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Publikation dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Bundesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Außerdem ist diese kostenlose Publikation – gleichgültig wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Publikation dem Empfänger zugegangen ist – nicht zum Weiterverkauf bestimmt.