Entomologische Zeitschrift
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Entomologische Zeitschrift Jahr/Year: 1897 Band/Volume: 11 Autor(en)/Author(s): Bartel Max Artikel/Article: Zur Naturgeschichte der Apatura ilia Schiff. 157-159 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 15- Januar 1898. No. 20. XI. Jahrgang. ENTOMOLOGISCHi; Central-Organ des Internationalen Entomologischen Vereins. Herausgegeben unter Mitwirkung hervorragender Entomologen und Naturforscher. Die Entomologisclie Zeitschrift erscheint monatlich zwei Mal. Insertionspreis pro dreigespaltene Petit-Zeile oder deren Raum 25 Pf. — Mitglieder haben in entomologischen Angelegenheiten in jedem Vereinsjahre 100 Zeilen Inserate frei. Inhalt: Zur Naturgeschichte der Apatura ilia Schiff. — Kleine Mittheiiuugen. - Vom Bücherüsohe. — Qulttangeu. — Neue -Mit- glieder. — "Briefkasten. — Jeder Nachdruck ohne Erlaubniss ist untersagt. — Zur Naturgeschichte der Apatura ilia Schiff. sondern auch in Zweigwinkeln und selbst am Stamm fand ich eine Anzahl festgesponnen, deren Färbung jedoch Im vorigen Jahrgange dieser Zeitschrift berichtete ein nicht braun, sondern grau, war, und bei denen die Längs- Herr über die ersten Stände von Apatura ilia in sehr striche deutlich zum Vorschein kamen, aus welchem eingehender Weise, unterliess es jedoch, Nähere.s über Grunde die Thiere auch viel leichter bemerkbar waren. die höchst interessante Ueberwinterung dieser Art mit- \^'as diese am Stamm überwinternden ilia-Raupen an- zutheilen. Iclj gestatte mir nun in Nachfolgendem, meine betrifft, so glaube ich mit Bestimmtheit zu hierüber gesammelten Erfahrungen zur Kenntniss der annehmen dürfen,' dass dies diejenigen sind, die im Herbste mit Herren Entomologen zu bringen und hoffe, dass die- abfallenden Blättern auf selben denjenigen Heiren, die sich mit der Biologie der den die Erde gelangen und be- strebt sind, ihre Futterpflanze erreichfin, Lepidopteren beschäftigen, nicht uninteressant sein werden. wieder zu dabei jedoch durch die bald eintretende kalte Witterung Gegen Ende September, also zu einer Zeit, wo die ge- werden, sich in Zitterpappel oder Espe (Populus tremula) noch im grünen zwungen den Ritzen des Stammes zur Blätterschmucke prangt und dem jungen ilia-Räupchen Ueberwinterung festzuspinnen. Diese Vermuthung wird durch die Thatsache bestätigt, dass hinreichend Nahrung gewährt, hört dasselbe auf, solche auch unter den von mir am Stamme beobachteten Raupen nicht eine einzige zu sich zu nehmen, meidet diejenigen Blätter, welche war, die mit mit seinem grünen Kleide übereinstimmen und zieht dem Kopfe nach unten sich fcstgesponnen solche Theile derselben zum Aufenthalte vor, die durch hätte; also liegt die Vermuthung nahe, dass dieselben gewisse Ursachen vertrockneten oder eine dunklere ihren Weg von unten nach oben und nicht umgekehrt Färbung angenommen haben. Nach Verlauf von wenigen genommen hatten, wofür auch der Umstand spricht, dass Tagen wird die grüne Färbung der Raupe immer die meisten ganz niedrig und nur eine verschwindend kleine Zahl höher an den beob- schmutziger und füllt zuletzt nur die Einschnitte derselben Stämmen angesponnen achtet wurden. Tritt aus, während deren übrige Oberfläche hellbraun wird. in den letzten Octobertagen noch Nach kurzer Zeit wird die Raupe völlig braun und geht warme Witterung ein, so kann man beobachten, wie die ihren nun daran, sich einen passenden Ort zur Ueberwinterung dem Sonnenschein ausgesetzten Raupen Ruheort unter auszuwählen. Meist spinnt sie sich in der Nähe verlassen, am Stamme hochkriechen und sich höher denselben wieder anspinnen. Ich hatte der Blattknospen fest, mit deren brauner Färbung sie Bedingungen zu dann genau übereinstimmt, und würde hier sehr schwer Gelegenheit, diesen Fall bereits zweimal in der Natur bemerkbar sein, wenn ihre eigenthütnliche Form sie nicht beobachten. verriethe. Aber auch an Bruchstellen, sowie zuweilen Ob einzelne Raupen sich auch an trockenen Blättern auch an ganz glatten Stellen der Zweige spinnen sich zur Ueberwinterung festspinnen, konnte ich nicht fest- einzelne Räupcben fest, um ihren Winterschlaf zu halten. stellen. Immerhin wäre es möglich, dass mit den Blättern Nachdem mir nun die Art und Weise der Ueber- herabgefallene Raupen nicht mehr Zeit linden, an den winterung genügend bekannt war, ging ich während des Stamm ihrer Futterpflanze zu gelangen, also durch die Winters und im Frühjahr daran, nach den Raupen zu Witterungsverhältnisse gezwungen werden, ihren Winter- suchen, und gelang es mir nicht nur, eine Anzahl einzu- schlaf unfreiwillig an den trockenen Blättern zu halten. sammeln, sondern ich machte auch eine Beobachtung, An Oertlichkeiten der Berliner Umgebung, wo ilia ziem- die ich der .Mittheilung für werth halte. Nicht nur die lich häufig fliegt, untersuchte ich im Winter die unter Zweige bilden den Aufenthalt der überwinternden Raupen, Espen liegenden Blätter nach dem Vorhandensein von > © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Raupen, jedoch trotz andauernden und wiederholten si ch belaubenden Bäume, Blätter zu treiben beginnt, hat Fleisses ohne allen Erfolg. auch das junge ilia -Räupchen seinen Winterschlaf ab- Im Winter 1895 bemerkte ich am Stamme einer geschüttelt und strebt den sich entfaltenden Blättern zu. jungen, verkrüppelten Espe 5 ilia-Raupen ganz niedrig Nach Zusi<:hnahme von Nahrung wird die dunkle Färbung angesponnen, Sie sassen an einer schrägen Krümmung desselben ganz allmählich immer lichter, um bald in den des Stammes und v;aren mit einer etwa 1 mm starken Ringen die ursprünglich grüne Färbung hervorschimmern Eisschale überzogen, die aus von dem Bäumchen herab- zu lassen, die sich immer mehr verbreitet und nach- geflossenem und wieder gefrorenem Thauwasser sich ge- kurzer Zeit die dunkle ganz verdrängt, um einem zarten- bildet hatte. Wie ich mich mehrere Wochen später Blaugrün Platz zu machen. Dieser Farbenwechsel geht überzeugte, hat der kalte Eismantel auf die Thierchen ganz allmählich vor sich und nimmt etwa fünf bis sechs keine schädlichen Einwirkungen ausgeübt, denn sie sassen Tage Zeit in Anspruch. noch alle wohlgemuth an derselben Stelle. Als ich Anfang Mai dieses Jahres an einer Espe vorbeiging, deren Blätter kaum voll entfaltet waren, be-^ Sehr oft kommt es vor, dass man an Espen einge- merkte ich auf einem ßlättchen ein braunes ilia- schrumpfte, trockene Raupenbälge findet, die von uns noch Räupchen sitzend, das (gleichsam allen Anpassungstheorien durch den behörnten Kopf sofort als Apatura-Raupen trotzend) natürlich von lichten Grün seiner erkannt werden. Die vielerlei Wetterunbilden, denen die dem Um- gebung sehr abstach. zarten Thierchen ausgesetzt sind, wirken auf dieselben Die Aufzucht der im Winter gefundenen Räupchen so verderblich ein, dass sie zu Grunde gehen, und ist ist sehr schwierig, und nur bei ausserordentlicher schnell auf einander folgender Witterungswechsel für da Mühe hat man günstige Resultate verzeichnen. mich Fortgedeihen der zarten Räupchen besonders ver- zu Wie's hängnissvoll. dünkt, ist die fortdauernde zitternde Bewegung der Espenblätter, die den Thieren in der Gefangenschaft Als ich mich im ersten Frühjahr dieses Jahres von fehlt, ein wichtiger Hauptfactor der Lebensbedingungen dem Vorhandensein einev schon früher beobachteten, dieser Art, wenigstens habe ich im Freien die meisten am Stamme überwinternden ilia-Raupe überzeugen wollte ilia-Raupen an der Spitze solcher vorstehender oder bemerkte ich zu meinem Erstaunen nahe derselben zwei h erabfallender Espenzweige bemerkt, welche auch bei dicht neben einander angesponnene Harpyia bifida-Ge- dem leisesten Lufthauch in Bewegung gerathen. Wie spinste, die von Spechten ausgefressen waren, und die keine Regel ohne Ausnahme, so findet man auch Raupen,, "^ ich bei einer früheren Untersuchung des Stammes über- die eine abweichende Lebensweise führen, die aber auch sehen hatte. Von der den Harpyia-Raupen eigenen durch die Verhältnisse bedingt sein mag. Fertigkeit, ihre Verpuppungsgespinste der Baumrinde Nach der ersten Frühjahrshäutung behält die Raupe äusserst täuschend nachzuahmen, war hier ein bewunderns- die Oberseite der Blätter zu ihrem Aufenthalte und hält werther Beleg vorhanden; denn die beiden neben ein- sich nur ausnahmsweise an Zweigen auf, um zu häuten. ander angebrachten Gespinste glichen eher einem an In der Regel findet dieser Prozess allerdings auf dem verkrüppelten Espen öfter zu beobachtenden rundlichen Blatte statt, nur höchst selten wählt die Raupe einen.. Starcmauswuchse, als der Ruhestätte von Schmetterlings- Zweig hierzu, den sie, wie die betreffenden Stellen der puppen. Es ist somit erklärlich, dass dieselben mehrere Blätter, dann mit einem hellen, schwach glänzendent Wochen vordem in unversehrtem Zustande von mir über- Gespinst überzieht, welches ihr einen sehr festen Hai sehen wurden, während der Specht dieselben gewiss ge- gewährt. wittert haben mag. Es verwunderte mich indessen sehr, dass dii weit leichter bemerkbare ilia-Raupe von dem Die Lebensweise der erwachsenen Raupe will ich übergehen, da dieselbe ist, Specht nicht angerührt worden war. Ich schliesse hier- ja hinreichend bekannt und aus, dass diese eigenthümlicti geformte Raupe ihren mich nur noch auf eine Mittheilung über die Verpuppung Feinden, zu denen ausser den Vögeln auch einzelne im Freien beschränken. Dieselbe findet hier meist auf der Raubinsekten zu rechnen sind, in einer Schreckform er- Unterseite der Espenblätter, seltener auf der Ober-