kons Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums Heft Nr. 26 Herbst 20112009

Entrada Gustav Mahler zwischen Traum und Wirklichkeit

Portrait Norbert Rabanser Gunnar Fras

Interview Eva Lind Impressum Herausgeber: Tiroler Landeskonservatorium Paul-Hofhaimer-Gasse 6 6020 Innsbruck Tel.: +43(0)512 / 508-6852 Fax: +43(0)512 / 508-6855 www.tirol.gv.at/konservatorium Gestaltung und Design: Manfred Gruber Theresa Neuner Redaktion: Mag. Dr. Gabriele Enser Mag. Sebastian Themessl Lorenz Benedikt Dr. Stefan Hackl Juliane Sailer Martin Schmid Andreas Trenkwalder Dir. Dr. Nikolaus Duregger Für den Inhalt verantwortlich: Dir. Dr. Nikolaus Duregger Druck: sterndruck

2 Heft Nr. 6 | Herbst 2011 Editorial / Inhalt

Dieser Tage feiert die Entrada 4 Abteilung Musikpä- dagogik, Standort Inns- bruck , der Universität Mozarteum Salzburg Curriculum: 6 ihr 30-Jahr-Jubiläum. Wir gratulieren herzlich ! Gastautorin Dr. Gabriele Busch -Salmen er- innert sich an die Anfänge. Im Portrait: Zwisch en dem „Innsbruck er“ Mozarteum und dem Tiroler Landeskonservatorium be- Norbert Rabanser 8 stehen seit jeher vielfach e Wech selbeziehun- gen, seit 2006 sogar eine auch durch einen Gunnar Fras 10 Kooperationsvertrag förmlich begründete Partnersch aft , die den IGP-Studierenden den Bach elor-Absch luss ermöglich t. Für die fruch tbare, konstruktive und mensch - lich äußerst angenehme Zusammenarbeit möch te ich mich an dieser Stelle ausdrück - Backstage: lich bedanken. Durch aus in diesen thema- tisch en Kontext passend, widmet sich die Eva Lind 12 Rubrik „Curriculum“ dieses Mal dem viel- leich t wich tigsten Fach der IGP-Ausbildung überhaupt: der Lehrpraxis. Mit den titelbildgebenden Pauken korre- Terminkalender 17 spondieren die Dozenten-Porträts dieser Nummer: sie betreff en das Sch lagwerk. Vorschau 18 Von Innsbruck aus hat Eva Lind ihre Welt- karriere gestartet. Wir sind stolz, dass wir die vielseitige und überaus sympathisch e Sängerin im Interview präsentieren kön- nen. Natürlich haben wir wieder viele interes- Gastkommentar 22 sante Konzertangebote für Sie, und natür- lich erweisen wir auch dem 100. Todestag Forum 24 von Gustav Mahler, neben Franz Liszt Jah- resregent 2011, unsere Reverenz. Gleich . In Ex Libris 28 der Entrada. Nikolaus Duregger

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... und ewig blauen licht die Fernen Gustav Mahler zwischen Traum und Wirklichkeit

Dann lehnten sie an der Reling und sch auten Ich fuhr mit Mahler über den Ozean und hat- ins Blaue. Und zwar auf dem Promenadendeck . te Gelegenheit, viele Stunden mit ihm zu ver- Die See war angenehm ruhig, ganz anders als bringen, mit ihm seine präch tigen Partituren gestern. Die vom Wind gekräuselten Wellen durch zugehen und mir diese von ihrem Kom- und der Himmel, in den sie hineinzufl ießen ponisten ausdeuten zu lassen. In Holland sch ienen.Ich sehne mich , o Freund, an dei- sch on hatt e Fritz Kreisler die Proben des ner Seite die Sch önheit dieses Abends zu berühmten Dirigenten besuch t, soweit genießen. seine eigene Konzertt ätigkeit es zuließ. In ihm klingt immer noch Mahlers VII. Sym- Vor Tagen waren sie in Bremerhaven abge- phonie nach , das Concertgebouw Orch es- reist, über Cherbourg hinaus auf die Wei- ter, diese Orch estrierung, und jetzt liegt ten des Ozeans Rich tung Westen, dieMar- vor ihm die Ach te, das Lied von der Erde, seillaise noch in den Ohren. Immer wieder die Neunte … erstaunlich (nun sch on zum dritt en Mal Die Symphonie muss sein wie die Welt. Sie auf dem Weg in die Neue Welt) – das glit- muss alles umfassen. zernde Riesensch iff , die Kaiser Wilhelm II., stampfender Koloss mit vier Sch ornstei- Die Tage auf hoher See genossen wir als Ru- nen. hezeit. Es waren wundersch öne Tage – jedes- mal. Hinter Mahler lag eine Zeit sommerli- Alma und Anna, das Kind, bewohnen mit ch en Arbeitens, in Gröding (Südmähren), ihm eine der (vertraglich zugesich erten) in der Villa eines befreundeten Fabrikan- luxuriösen Staatscabinen mit Salon, Sch laf- ten, zuvor in Toblach , in der Ruhe und Ab- zimmern, Bad und Toilett e, elektrisch er gesch iedenheit seines Häusch ens. Es we- Heizung, Kabinentelephonen, Garderobe- het kühl im Sch att en meiner Fich ten. sch ränken; das Kindermädch en sch läft in der ersten Klasse. 600 Mann Besatzung für Nur im Sommer blieb Zeit zum Kompo- 1900 Passagiere. Und wieder war Gustav nieren, nach der Hektik des Alltags eines Mahler seekrank – er lag kerzengerade auf Hofoperndirektors, eines ersten Kapell- dem Rück en über dem Bett – wie auf einem meisters und reisenden Dirigenten, der Kardinals-Sarkophag – aß nich ts, sprach auch inszenierte. Polemiken gegen ihn, nich ts, bis das Übel nach ließ. Dann, am gegen seinen herrisch en, ungeduldig for- dritt en Tag, an diesem 14. Oktober 1909, dernden Probenstil, gegen seine oft malige ausführlich e Promenade, Eintauch en in Abwesenheit als Verwalter seiner eigenen neobarock en Prunk, Spiegel, sch were Stof- Werke und antisemitisch e Tendenzen im fe, Treppenfl uch ten, vorbei am Ballsaal, an Wien der letzten Tage der Donaumonar- Salons, am eleganten Erste-Klasse Restau- ch ie veranlassten ihn endlich dazu, in der rant, und Fritz und Harriet Kreisler, die Neuen Welt zu arbeiten. Und aufzuatmen mit ausgebreiteten Armen auf ihn zukom- in den Sommerrefugien, am Att ersee in men. Steinbach , in Maiernigg am Wörthersee

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mit dem kleinen Komponierhäusch en nach ahmend und doch von modernem Die Kaiser Wilhelm II. mitt en im Wald – ein Zimmer nur, und:Im Geist durch weht, Couperin, Bocch erini, Zimmer stand ein Flügel und auf den Regalen Porpora, Martini, Ditt ersdorf, Tartini in ein vollständiger Goethe und Kant. Außerdem neuem Gewande. an Noten nur Bach . Fluch t aus Maiernigg nach dem Tod der kleinen Maria, die letz- Gemeinsam sch lendern sie in einen der ten Sommer verbrach te die Familie in To- hell erleuch teten Salons, Stimmengewirr, blach . draußen ist es kühler geworden. Sie spre- ch en von alten Zeiten, von ihrer Jugend, Aber zurück zu diesem strahlenden Tag ihrer Ausbildung am Konservatorium der auf See: Fritz und Harriet, Gustav und Gesellsch aft der Musikfreunde in Wien, Alma, die sich mitt lerweile dazugesellt von Anton Bruck ner, Joseph Hellmesber- hat, lehnen an der Reling und sch auen ger, dem Goldenen Saal, den Kaff ehäu- ins Blaue. Vor ihnen liegt die neue Saison. sern, dem Griensteidl, Freunden, Bekann- Allüberall und ewig blauen lich t die Fer- ten, großartigen Sängern, der Hofoper. nen! Mahler ist nun neuer Leiter des Phil- Und später, Alma und Harriet hatt en sich harmonic Orch estra. Neue Holz- und Blech - sch on zurück gezogen, in den Gängen war bläser habe er engagiert, und einen neuen es ruhig geworden, spielt Kreisler Liebes- Konzertmeister (von Kreisler empfohlen); leid und Liebesfreud auf seiner Violine, Mah- er plane einen Beethovenzyklus an fünf ler improvisiert dazu. Und als der Morgen Abenden mit allen Symphonien außer sch on naht, hört Anna, das Kind, Mozart der ersten, und sieben der elf Ouverturen, zu vier Händen. Sie war gekommen und außerdem Konzerte mit Symphonien von tanzte über das Parkett ,während das Klavier Bruck ner, Brahms und Sch umann, mit Or- den Wellen folgte, hin und her, es drehte sich ch esterwerken von Strauss und Debussy im Kreis, hielt an, glitt sach t zurück , es sah und, so erzählte er Kreisler, eine Reihe His- aus, als würde das Meer es wiegen… torisch er Konzerte, die musikalisch e Ent- wick lung von der Bach -Zeit bis herauf zur 1911 sollte Mahler zum letzten Mal den Gegenwart umfassend. Im ersten Konzert Ozean queren, bereits todkrank auf der Werke von Bach , Händel, Rameau, Grétry Rück reise von New York. Jetzt nehm den und Haydn, historisch e Auff ührungspra- Wein! Jetzt ist es Zeit, Genossen! Leert xis. Er werde an einem von Steinway hiezu eure goldnen Bech er zu Grund! Dunkel präparierten Spinett von sehr großem Klange ist das Leben, ist der Tod! dirigieren und improvisieren – ganz nach Gabriele Enser Art der Alten. Wie mit einem Sch laglich t solle diese versch ütt ete Literatur beleuch tet Zitate von Gustav Mahler, Alma Mahler, Jean werden. Kreisler sch wärmt begeistert: die Sibelius, Fritz Kreisler, Peter Henisch , Ales- alten Meister wiederauferstehen lassen, sandro Baricco, Texte aus Das Lied von der kleine Kompositionen, historisch e Stile Erde.

Heft Nr. 6 | Herbst 2011 5 Curriculum

Lehrpraxis Anleitung zur Reflexion des eigenen Tuns

Die Instrumental- und Gesangspädagogik das Wesentliche; Fähigkeiten, auf den „Lehrpraxis“ als selbständiger Studienzweig neben der Schüler einzugehen und individuelle ist das einzige künstlerischen Ausbildung ist noch rela- Lösungen anzubieten; Repertoirekennt- Fach, in dem tiv jung, daher blieb auch die Lehrpraxis nis und allgemeinmusikalisches Wissen; genau dassel- lange Zeit kaum definiert bzw. struktu- Kompetenz als Spieler; Erfahrung. be gemacht riert. Einfach drauflos unterrichten, meist wird wie im genauso wie man es bei den eigenen Leh- Wie sieht eine gute Unterrichtseinheit aus, Beruf, für den rern erlebt hatte, war häufig die Devise. was ist schlecht? die Ausbildung Der Musikschulalltag ist freilich anders: Gute Planung und Zeiteinteilung; Analyse konzipiert Gruppenunterricht mit meist durch- der Probleme und Lösungsansätze; präzi- ist; das Fach, in dem alle schnittlich begabten Kindern. se Anweisungen und Einsatz verschiede- im zentralen Die Problematik der Bewertung von Un- ner methodischer Werkzeuge (verbal und künstlerischen terrichtsqualität zeigt sich häufig in der körpersprachlich, Singen und Vorspielen Fach (ZKF) Beurteilung der Lehrauftritte: Die Krite- bzw. Mitspielen etc.); klare Formulierung und in den rien sind nicht ausreichend definiert, und der musikalischen Aufgabe und bewuss- theoretischen die Einschätzung der Leistung kann unter ter Einsatz spieltechnischer Mittel für ihre und pädagogi- Umständen noch weiter divergieren als Bewältigung; Anleiten des Schülers zum schen Ergän- bei künstlerischen Darbietungen. selbständigen Entdecken technischer und zungsfächern musikalischer Vorgänge, gutes Führen erworbenen In der Reflexion der Lehrinhalte, -ziele des Schülers. Kompetenzen und -methoden mit den Studenten kristal- zusammen- lisieren sich folgende Fragen bzw. mögli- Eine gute Show in 25 Minuten sagt aller- laufen und che Antworten heraus: dings noch nicht viel über die Effizienz angewandt und Nachhaltigkeit des Unterrichts, man- werden. So Was macht einen guten Lehrer aus? che schlechten Darbietungen lassen aber gesehen für Umfassende Kompetenz – theoretisch, kaum Hoffnung auf optimale Lernfort- viele das pädagogisch und praktisch (als Musiker); schritte zu, z. B.: wichtigste Fach des ge- Fähigkeit zu motivieren und zu stimulie- Nichterkennen von wesentlichen techni- samten IGP- ren, Freude und Leidenschaft für die Mu- schen Problemen; fehlender Überblick, Studiums. sik zu vermitteln; guter Umgang mit den sich Verkrallen in periphere Themen; Fehl- Schülern; menschliche bzw. soziale Qua- einschätzungen in technischer und musi- litäten. kalischer Hinsicht; Ungeduld; Zynismus und Spott; planloses Vorgehen von einem Welcher Lehrer hat besonders beeindruckt und Takt zum nächsten, ohne die Grundidee wodurch? (Neben den eigenen Lehrern sind des Musikstückes sichtbar zu machen. auch die Dozenten verschiedener Meisterkur- se und Workshops gemeint.) Welche Qualifikation (Ausbildung) braucht Unbestechliches Ohr, schneller Blick für der Leiter der Lehrveranstaltung?

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A.T.

Er sollte selbst ein erfahrener und guter Welch e Rahmenbedingungen wären wün- Lehrer sein und den Kontakt zum Musik- sch enswert? sch ulalltag noch nich t verloren haben. Große Räume und vor allem genügend Zeit – d. h. 2-stündige Einheiten mit klei- Welch e Probesch üler sind für die Lehrpraxis neren Teilungszahlen. geeignet? Sollen alle Kandidaten das ganze Durch das neue Curriculum wurde die Semester lang denselben Sch üler unterrich ten Lehrpraxis gegenüber dem alten Studi- oder sollte man mit möglich st vielen unter- enplan des Konservatoriums de facto hal- sch iedlich en Typen von Sch ülern arbeiten? biert – bei 45 Minuten für eine Unterrich ts- Häufi g entsteht aus der Not die Situati- einheit inklusive Vor- und Nach bereitung on, dass sich die Kandidaten gegenseitig und Gruppengrößen von 4–8 können die unterrich ten. Wünsch enswert wären rea- Studenten tatsäch lich kaum mehr als eine listisch e Bedingungen, wie sie in der Mu- Stunde pro Semester mit dem Sch üler ar- siksch ule herrsch en: vorwiegend Kinder- beiten! gruppen, aber auch andere Altersstufen Ein weiterer Wunsch für die näch ste Stu- und versch iedene Ausbildungslevels. Für dienreform wäre, die Lehrpraxis nich t wie die Auft eilung der vier im Lehrplan vor- aktuell in der Studieneingangsphase zu gesehenen Semester hat sich bewährt, je platzieren, sondern in den beiden letzten zwei mit Anfängern und mit Fortgesch rit- Jahren. Sie sollte möglich st im Prüfungs- tenen anzubieten. Die Lehrveranstaltung jahr, jedenfalls aber nach vorbereitenden kann unter Umständen auch von versch ie- Lehrveranstaltungen wie Didaktik, Lehr- denen Dozenten angeboten werden. verhaltenstraining u. a. statt fi nden. Die Probesch üler sollten möglich st einen Geeignete Medien für die Vor- und fi xen Status in der Anstalt haben. Nach bereitung wie z. B. ein großes Mu- Für Anfängerunterrich t wäre auch ein sikarch iv in digitaler Form (Laptop etc.), Betreuungslehrermodell im Rahmen des Videokamera für Analyse und Selbstbe- Musiksch ulwesens geeignet. Diese Lehr- obach tung. praxis direkt vor Ort wird im Moment nur durch das Musiksch ulpraktikum abdeck t. In vielen Klassen ist die Lehrpraxis das Forum für alle tech nisch en, musikalisch en Wieviel soll der Leiter der Lehrveranstaltung und pädagogisch en Fragen, die Chance eingreifen? für die Vernetzung aller bisher erworbe- So wenig wie möglich , so viel wie nötig, nen Fertigkeiten. Nich t nur die Aufsich t um dem Kandidaten zu helfen und den des Lehrers, sondern auch das Feedback Unterrich t zu lenken. Besser gut vorberei- der Gruppe ist wesentlich für Refl exion ten und nach her ausführlich analysieren des eigenen Tuns. als den Kandidaten während des Unter- Stefan Hack l rich tens zu irritieren.

Heft Nr. 6 | Herbst 2011 7 Portrait

Norbert Rabanser Bohème mit Bodenhaftung

Norbert Rabanser lehrt seit 1992 am Tiro- lung kann ich heute im Gewandhausor- Wie das ler Landeskonservatorium Schlagwerk. chester Leipzig, in Dresden, in der Ton- Titelbild von Nebenbei reist er aber auch als gefragter halle Zürich, im Bayrischen Rundfunk, kons6 schon Schlagwerkspieler durch Europa, leitet bei den Münchner Philharmonikern oder verrät, widmet eine eigene Band und komponiert in im Konzerthaus in Wien mitwirken, wenn diese Ausgabe verschiedensten Genres. Gründe genug sich das ergibt. Das Tolle daran ist: Du dem Schlag- für Andreas Trenkwalder, den außerge- kommst eine Woche dort hin, hast meis- werk und wöhnlichen Musiker zum Interview zu tens interessante Programme zu spielen, seinen beiden bitten. und bevor der „Orchesteralltag“ wieder Dozenten losgeht, bist du schon wieder weg. Das am TLK besonderes kons: Wie hast du mit dem Schlagzeugspielen heißt, du kommst dort frisch hin und gehst Augenmerk. angefangen? mit einer guten Erfahrung nach Hause! Wie vielseitig N.R.: Wir hatten ein Gasthaus zuhause und das Aufgaben- dort wurde auch musiziert. Für mich hat Nun zu einem Projekt von dir, der „Innsbru- gebiet eines es zu Beginn nur zwei Möglichkeiten ge- cker Böhmischen“. Was ist das genau? Schlagwerkers geben zu musizieren: Flügelhorn zu spie- Das ist eine kleine Blasmusikformation, heute ist, len oder die Kochtöpfe der Großmutter. sieben Leute: sechs Bläser und ein Schlag- beleuchten Mit elf Jahren bekam ich dann den ersten zeuger. Also ich schreibe ja schon lange die Interviews richtigen Unterricht bei Horst Steinhau- Volksmusikstücke und Schlager. Ange- mit Norbert ser, dem Schlagzeuger der Musikkapel- fangen hat es mit der „Innsbrucker Böh- Rabanser und le Klausen, und zwar in einer Tischlerei, mischen“ quasi als Juxpartie, mit Trom- Gunnar Fras. da es noch keine eigene Musikschule gab. petern aus dem Orchester. Im Gegensatz Danach kam ich in die Musikschule Bri- zu heute war diese Richtung damals noch xen, mit 15 Jahren nach Innsbruck und ein nicht so populär. Mittlerweile gibt es die Jahr darauf ins Konservatorium zu Dieter Formation schon über 15 Jahre, wir haben Köhler. so an die sechzig Auftritte im Jahr, haben sechs CDs herausgebracht und mittler- Mit der Musik hat es dann ja gut geklappt: du weile gehören wir mit zu den gefragtesten warst nicht nur im TSOI, sondern hast auch Acts im deutschsprachigen Raum. im Philharmonia Orchestra London, der Ca- merata Salzburg und in anderen Orchestern Wann gibt es die nächste CD? Ist da schon et- mitgewirkt. was geplant? Das Schöne an der Lehrstelle im Kon- Für das nächste Jahr ist ein Projekt mit ku- servatorium ist ja, dass es auch Zeit gibt banischen Musikern geplant, da soll die künstlerisch vielfältig tätig zu sein. Als ich nächste CD entstehen. im Symphonieorchester angestellt war, war das durch den engen Dienstplan nicht Zusammenfassend könnte man also sagen: Du möglich. Aber dank flexiblerer Zeiteintei- bist Dozent am Konservatorium, Bandleader

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der „Innsbrucker Böhmischen“, komponierst fördern. Die jungen Leu- für diverse Schlagwerk- und Blasmusikensem- te haben und brauchen bles und spielst nebenbei in erstklassigen euro- heute nicht mehr unbe- päischen Orchestern. dingt das „Sicherheits- Das bringt auch die Bandbreite des Inst- denken“ wie früher. Sie rumentariums mit sich: Die Möglichkeiten kommen ins Konserva- des ganzen perkussiven Bereichs wurden torium, studieren, und ja erst im Lauf des 20. Jahrhunderts wirk- wenn sie keine Stelle be- lich entdeckt! – Aber um zu deiner Zusam- kommen, sind sie so fle- menfassung zurückzukommen: Für den xibel, dass sie sich neue Film habe ich auch einiges komponiert, Nischen suchen. mit Semino Rossi war ich 2008 auf Euro- patournee, und seit zwei Jahren bin ich So eine Nische hat z. B. Radiomoderator und hab eine eigene Ra- Manu Delago gefunden? Foto: privat diosendung – damit wäre der Bogen wohl Ja der Delago ist mittlerweile ein Megaact. geschlossen. Momentan spielt er auch bei Björk und hat im neuen Album von ihr mitgewirkt. An- Welche Unterschiede gibt es zwischen der frü- dere Studenten haben die klassische Schie- heren und heutigen Ausbildung? ne eingeschlagen, der Steiner Markus ist Vor 25 Jahren war das Musikschulwerk im Bayrischen Staatstheater in München; richtig im Aufbau begriffen. Da hat man der Oberaigner Michael ist Solo-Pauker gewusst: Wenn man studiert, dann be- im Konzerthausorchester Berlin; der Mit- kommt man auch sicher eine Stelle als termayr Toni ist ein Wiener Philharmoni- Musikschullehrer. Die Möglichkeit, eine ker, andere sind im Jazzbereich tätig: Der Stelle im Orchester zu bekommen, war Tausch Georg unterrichtet in der Jazzabtei- auch größer. Später wurden die Lehrer- lung des Konservatoriums; der Tschugg- stellen eher rar und auch im Orchester gab nal Christian studiert in Berlin … es weniger Stellen. Andererseits kannst du als Schlagzeuger Eine letzte Frage: Was soll ein Schüler mit- überall spielen: Jazz und Pop sowieso, bringen, wenn er am Konservatorium studie- und sämtliche Musiksparten – auch die ren will? „klassisch-moderne“ Musik – sind rhyth- Am interessantesten sind die Leute, die musbetonter geworden. Das heißt, im Ver- „Typen“ sind, die ein klares Profil haben. gleich zu früher sind mehr Schlagzeuger gefragt. Es gibt viele Möglichkeiten: Ei- Dann bedanke ich mich für das Interview und genes Projekt, eigene Gruppe, eigene CD gratuliere zum Schluss zu den drei ersten etc. Und diese Möglichkeiten versuchen Preisen deiner Studenten beim Internationa- wir heute als Lehrer auszuloten und zu len Percussion Wettbewerb in Fermo!

Heft Nr. 6 | Herbst 2011 9 Portrait

Gunnar Fras Lernen als Weg

Gunnar Fras unterrichtet seit 1998 am werden! Mit langen Haaren und allem ... TLK. Hatte sein musikalisches Interesse mit der Pop-Musik begonnen, so führte Du wirkst immer wieder bei renommierten ihn seine Ausbildung zur Auseinander- Orchestern mit, sei es in der Staatsoper, der setzung mit dem klassischen Repertoire Volksoper, RSO Wien, Tonkünstler ... Was wa- und seinen weitverzweigten Entwick- ren für dich die interessantesten Projekte? lungen. Wie es dazu kam und wie ver- Sehr spannend war z. B. die Mitwirkung schieden der Lernprozess während des in der „Neuen Oper Wien“ unter Walter Studiums sein kann, erzählt der passio- Kobéra: Die „Elegie für junge Liebende“ nierte Musikpädagoge im Gespräch mit von Hans Werner Henze. Ein enorm he- Andreas Trenkwalder. rausforderndes Stück, sehr schwierig zu spielen und mit ziemlich ausgesetzten kons: Du hast am Mozarteum Salzburg stu- Stellen. Ansonsten natürlich Staatsopern- diert und an der Musikhochschule Wien. produktionen: Turandot oder Frau ohne Wann hast du dich entschlossen, Schlagzeug Schatten mit dem Staatsopernorchester professionell zu betreiben? unter der Leitung der großen Maestros: G. F.: Also ich hatte mit 15, 16 Jahren eine Das ist Musizieren auf Weltklasseniveau. Band, wusste dass mir das Spaß macht Früher spielte ich auch öfter in der Öster- und spielte kreuzvogelwild drauflos. Ich reichisch-Ungarischen Haydn Philharmo- bereitete mich dann auf eine Aufnahme- nie unter Adam Fischer. Wie er probt und prüfung fürs Jazz-Studium vor, und von dirigiert und beim Konzert dann nochmal Jazzmusikern wurde mir empfohlen, auch 100 Prozent mehr Energie herausholt, das „Klassik“ zu machen. Das Ausbildungsni- ist schon unglaublich und faszinierend. veau in Österreich war damals im klassi- Und nicht zu vergessen: die Solo-Konzert- schen Bereich besser als im Jazz und auch tournee in Neuseeland mit Evelyn Glen- der Abschluss war anerkannter. 1997 habe nie, Norbert Rabanser, Robert Pammer – ich mich daher gleichzeitig für die Jazz- ein besonderes Erlebnis! Uni in Graz und für das Mozarteum in Salzburg vorbereitet. Die Aufnahmeprü- 1998 bekamst du einen Würdigungspreis des fung in Graz schaffte ich ziemlich klar und Bundesministeriums für Wissenschaft. Wie jene in Salzburg letztlich wider Erwarten. kam es dazu? Eine wichtige Entscheidung war also zu Die Diplomprüfung war anscheinend be- treffen! Nach Rücksprache entschloss ich sonders herausragend. Also eigentlich bei mich dann, den Jazz liegen zu lassen und allen vieren, die gleichzeitig abgeschlos- mich auf die Klassik zu stürzen. sen hatten: Wir spielten bei der Prüfung Ensemblenummern und Duette, und das Du wolltest eigentlich Jazzer werden? war bis zu diesem Zeitpunkt noch nie bei Eigentlich wollte ich natürlich Rockstar einer Prüfung vorgekommen. Die Abtei-

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auch einzusehen, dass und warum Foto: privat ich ein schwieriges Stück nicht binnen zwei Tagen lernen kann, sondern dass so etwas ein sehr komplexer Prozess ist. Mitunter von mehreren Jahren! Die Entwicklung des Studenten als Musi- ker und als Mensch ist ein weiter Weg, und die Möglichkeiten als Pädagoge am Schlagwerk, wie man das erklären und begleiten kann, die sind schon sehr faszinierend.

Eine andere Leidenschaft von dir ist der lungsleiterin war begeistert, sodass sie Sport. Du spielst Fußball und läufst Ma- eine Empfehlung an das Bundesministeri- rathon ... um abgab. Später wurden wir informiert, Ja, ich hab auch ganz brauchbar Tisch- dass wir den Preis bekommen würden. tennis gespielt und für meinen nächs- ten Lebensabschnittstraum, den Triath- Du trittst viel auf, aber dein „Hauptberuf“ ist lon, bereite ich mich gerade vor. Lehrer. Was gefällt dir besonders am pädagogi- ... deine Bestzeit im Marathon ist schen Beruf, was ist heute anders als früher? 3:28:45 ... Meine frühen Lehrer waren sozusagen Wenn man die Zeit vom Kollegen von der „Alten Schule“, und da gab es Seebacher (2:43:20) anschaut, sollte dann Meldungen wie: „Das geht alles gut, man die Zeit eher ausblenden! und was du noch nicht kannst, das übst du halt bis zur nächsten Woche.“ Das war Schlussfrage: Was sollte ein Schüler mit- einerseits recht angenehm, andererseits bringen, wenn er zu dir kommt? hat es nicht immer geholfen. Als Student Das Wichtigste ist Begeisterungswille; hab ich am meisten dabei gelernt, meinen ein Feuer, das in einem brennt; und die Kollegen zuzuschauen,wie sie etwas besser Bereitschaft, sich auf eine spannende gespielt haben als ich. Angefangen bei der Reise zu begeben. Gerade in Tirol fin- Schlägelwahl oder wie sie das Stück an- det man diese Leidenschaft, die Bereit- gehen: Eher pragmatisch oder mit einem schaft sich zu quälen ... sportlichen Zugang; ob und wie sie künst- lerisch anders gestalten ... Dann bedanke ich mich für das Interview Diese Möglichkeit, zu vergleichen und zu und gratuliere auch dir zu den drei ersten sehen, welche Fehler ich gemacht habe Preisen deiner Studenten beim Internatio- beim Üben, scheint mir sehr wichtig; und nalen Percussion Wettbewerb in Fermo!

Heft Nr. 6 | Herbst 2011 11 Backstage

Il dolce suono Ein Gespräch mit Eva Lind

Kristall und Koloratur: Arien des Liebes- der Nacht“ auf die Bühne kam. Das ging Wahn-Sinns neben den großen Melodien alles recht schnell damals. Parallel erhielt des Klassik-Marktes. Oper, Fernsehen und ich weitere Ausbildung am Haus. Crossover ohne Berührungsängste. Seit sie sich 19-jährig entschloss, an der An der Staatsoper selbst? Wiener Staatsoper vorzusingen, ist Eva Ja, am Haus gibt es eine Ausbildungsklas- Lind den großen Namen und Bühnen der se. Mit Schauspiel-, Fechtunterricht etc. Musikwelt verbunden. Begonnen hatte und natürlich Gesangsunterricht. Marta der Weg der vielseitigen Sopranistin am Lantieri, Ruthilde Boesch, Tiroler Landeskonservatorium, als sie mit waren meine Lehrerinnen in dieser Zeit. 13 Jahren in die Klasse von Gertrude He- chenleitner kam. Auf Stippvisite in Inns- Große Soprane ihrer Ära. Gibt es eine eigene bruck, kaufte sie sich einen Pflaumenbaum Tradition, die am Haus gelehrt und gepflegt für ihren Garten und traf kons an einem wird? Mich wundert, dass die Linie nicht über lauen Herbstnachmittag zum Gespräch im die Musikhochschule geht. Café Central. Ich würde nicht von einer eigenen Tradi- tion sprechen, außer vielleicht in Bezug kons: Liebe Frau Lind, danke dass Sie sich Zeit auf die Mozart-Interpretation. Aber Mar- genommen haben; zwischen Tourneen und ei- ta Lantieri beispielsweise war besonders ner neuen Inszenierung hier am Landestheater für die Pflege des Belcanto da: Donizetti, bleibt Ihnen vermutlich wenig Freizeit. Bellini, beides Komponisten, die ich sehr E.L. Gerne, ich erinnere mich oft an die verehre, – neben Mozart natürlich ... Zeit am Konservatorium. Das war von 1979 bis 1984 in der Klasse von Gerti He- Stichwort Donizetti: SeineLucia di Lammer- chenleitner. Ich war ihr bis zu ihrem Tod moor war für Sie eine Schlüsselrolle. sehr verbunden. Ja, die „Lucia“: Il dolce suono. – Das war in Basel und es waren verschiedene Direkto- Wie kam es nach der Innsbrucker Zeit zu die- ren und Manager da. Von da an gab es An- sem wirklich kometenhaften Aufstieg Ihrer gebote aus der ganzen Welt. Ein wichtiger Karriere? Sie haben seither in nahezu allen Zeitpunkt ... großen Häusern gespielt. Unter Ihren Ge- sangspartnern und Orchestern fehlt keine In- Birgt ein so rascher Aufstieg nicht auch Ge- stanz. fahren? Wovor sollte sich ein junges Talent Eine lange Geschichte, das darf man nicht heute schützen, und was können Sie unseren vergessen! Aber begonnen hat es damit, Studenten raten? dass ich mich schlicht und einfach bei der Auf jeden Fall, es gibt viele Gefahren: Vor Wiener Staatsoper beworben habe, ge- allem skrupellose Manager, die heute gute nommen wurde und prompt als „Königin Stimmen wirklich „verheizen“. Diese Ge-

12 Heft Nr. 6 | Herbst 2011 Backstage

fahr ist vor allem bei den großen Agentu- ren gegeben. Dann: Zu früh zu große Rol- len zu übernehmen; und zu viel auf einmal zu machen. Man sollte auch einmal im Jahr vier bis fünf Wochen eine Ruhepause einlegen, aber dazu muss man manches Angebot ablehnen ..., und das ist gerade am Anfang klarerweise schwierig. Wichtig ist ein guter und verantwortungs- bewusster Manager, wo auch das persön- liche Verhältnis stimmt. Ich hatte Glück in dieser Zeit: Mit Ioan Holender ...

Zwischen Welten unterwegs

Sie selbst sind heute sehr vielseitig tätig: Ne- ben der klassischen Oper sind Sie häufig im – vor allem deutschen – Fernsehen präsent und changieren scheinbar mühelos zwischen Part- nern wie Udo Jürgens und Plácido Domingo, Udo Lindenberg und . Wo- her diese Wandlungen? Zuerst einmal mache ich gerne sehr- ver schiedene Dinge. Das passt manchen – vor allem Kritikern – vielleicht nicht so in den Man muss ja lernen, mit diesen Spiegelun- Eva Lind Kram, weil sie einen lieber in einer Schub- gen umzugehen und mit diesen Welten Foto: Manfred Gruber lade sehen. Aber ich bewege mich – und sozusagen zu spielen; das ist eine Frage mit den Jahren lernt man das zu unter- der persönlichen Freiheit! – Wobei auch hier eine Gefahr besteht, dass sich die Rol- Die lustige Witwe mit Eva Lind in der Titelrolle len, die man übernimmt, bestens als Aus- hat am 17.12. am Tiroler Landestheater Pre- weichmöglichkeit für das eigene Leben miere. anbieten und so die eigene Entwicklung scheiden – in sehr verschiedenen Welten, hemmen. die nichts oder kaum etwas miteinander zu tun haben. „Man wird zu dem, was die Vor Kurzem waren Sie auf China-Tournee mit anderen in einem sehen.“ Dieser Satz von den Berliner Philharmonikern. Auch eine ganz Max Frisch scheint mir für Künstler, die andere Welt. am Podium ihr Bestes geben, sehr wichtig: Ja, zum Beispiel. Da nimmt man auch so-

Heft Nr. 6 | Herbst 2011 13 Backstage

Im Herbst machen wir hier in Innsbruck Die lustige Witwe, im nächsten Jahr kommt eine Deutschland-Tournee, in Schwerin der Bajazzo in Kooperation mit dem Cir- cus Roncalli, eine Entführung in Stuttgart und ein Recital in der Carnegie-Hall. Dar- Eva Lind fort eine ganz andere Position ein. Übri- auf freue ich mich schon sehr. Ein Lieder- im Gespräch mit gens war das eine tolle Reise: Riesensäle, abend gehört doch zu den größten- Her Sebastian Themessl Foto: Manfred Gruber ganz modern und die Menschen nehmen ausforderungen! die klassische Musik begeistert auf! Das ist dort etwas ziemlich Neues und die Kon- Dazu wünschen wir alles Gute. Vielen Dank zerte verlaufen teils wie Volksfeste. für das Gespräch! (Interview: Sebastian Themessl, 5.10.2011) Keine Angst vor dem „gelben Wirtschafts- wunder“? Angst ist doch nie ein guter Ratgeber.

Man kennt Sie neben den Fernsehauftritten vor allem in klassischen und romantischen Partien. Wie ist Ihre Einstellung zur „erns- ten“ Musik des 20. Jahrhunderts? Ich habe schon einiges auch aus dieser Zeit gemacht: Krenek und zuletzt mit Azio Corghi, den ich sehr schätze. Aber das Problem damit ist, dass der Aufwand enorm ist, und dann tritt man einmal auf – und das war´s. Das steht kaum in einem Verhältnis.

Sie leben heute in Wien. Wie darf man sich den Alltag der Eva Lind vorstellen? Ach, nicht ungewöhnlich; tägliches Üben, Spazieren, und dank Rauchverbot kann ich jetzt auch mehr ins Café ausgehen. Das wäre ja früher überhaupt nicht in Frage Eva Lind in der gekommen! Rolle der Konstanze, Die Entführung aus dem Serail Ihre Pläne in nächster Zeit?

14 Heft Nr. 6 | Herbst 2011 Vorschau

Philharmonisches Damentrio zu Gast im TLK

Ursula Wex, Olesya Kurylyak und Ursu- la Plaichinger spielen am 12. Dezember 2011 Werke von Wolfgang A. Mozart, Ernst von Dohnányi und Paul Engel.

Was im Backstage-Interview 2009 (sie- he kons2) als ein ferner Wunsch begann, kann nun on stage erlebt werden: Die Cel- listin Ursula Wex lädt gemeinsam mit ih- ren Kolleginnen im Orchester der Wiener Philharmoniker Olesya Kurylyak (Violine) und Ursula Plaichinger (Viola) zu einem Konzert in Streichtrio-Besetzung mit drei Werken aus drei Jahrhunderten. Auf dem Programm stehen je ein Trio von Paul En- gel und Ernst von Dohnányi und mit dem Divertimento für Streichtrio in Es-Dur KV 563 von Wolfgang Amadeus Mozart einer der Höhepunkte der Kammermusi- kliteratur. Olesya Kurylyak, Das Konzert wird in Kooperation des TLK Ursula Plaichinger mit dem Ensemble pro tirolensi und dem und Ursula Wex Kraftfeld Neue Musik Tirol veranstaltet. Fotos: privat Beginn: 20.00 Uhr Eintritt: € 20 / € 12 (ermäßigt) Karten sind an der Abendkassa oder im Vorverkauf bei der „Innsbruck Informati- on“, Burggraben 3 erhältlich. Reservierung unter 0680/405 0536

Programm: - Paul Engel (*1949): Vier Mutationen - Ernst von Dohnányi (1877-1960): Serenade für Streichtrio C-Dur, op. 10 - Wolfgang A. Mozart (1756-1791): Divertimento für Streichtrio Es-Dur, KV 563

Heft Nr. 6 | Herbst 2011 15 Termine

KonsSession Erfahrungen im Jazzclub

Mit der „KonsSession“ bietet das Jazz- vielleicht gestressten Kellnern, Gästen al- Restaurant Hudelist jeden Mittwoch um ler Couleurs und Widrigkeiten aller Art: 21.00 Uhr jungen Jazzern des Hauses die It´s Jazz. Möglichkeit zur freien Session. Innsbrucks Koordiniert wird die wöchentliche Veran- schickste Jazzadresse ist seit Jahren ein staltung von Reena Winters. etablierter Treffpunkt der Szene. Junge (Anmeldung unter Musizier- und Improvisationsfreudige [email protected]) sind eingeladen, im Rahmen der „Kons- Adresse: Seilergasse 5 Session“ ihr Talent zu erproben und Er- (Hinweis: Auch der traditionelle Musi- fahrungen auf der Bühne im laufenden kantenstammtisch beim „Burenwirt“ in Gastronomiebetrieb zu sammeln. Hötting findet – zufällig – jeden Mittwoch Foto: „Reality Check“ ist dabei im wahrsten um 21.00 Uhr statt. Christoph Themessl Sinn des Wortes „angesagt“. Umgang mit Artikel hierzu siehe kons3, S. 24.)

16 Heft Nr. 6 | Herbst 2011 Termine

Termine - Veranstaltungen des TLK

Sonntag, 04. und 11.12.2011, 18.00 Uhr Sonntag, 29.01.2012, 11.00 Uhr Dom St. Jakob Hotel Grauer Bär, Innsbruck Orgelvespern zur Weihnachtszeit Turmbund Matinée mit dem Trio Akko Nova Studierende der Orgelklasse Prof. Reinhard Jaud (Kl. Harald Pröckl) Werke von: Hans Brehme, Wolfgang Jacobi, Max Reger und Petri Makkonen

Wenn nicht anders angege- Montag, 12.12.2011, 20.00 Uhr Dienstag, 31.01.2012, 19.30 Uhr ben, finden die Philharmonisches Damentrio Solistenkonzert Veranstaltungen Ursula Wex (Cello), Olesya Kurylyak (Violine) Semesterkonzert mit Studierenden des TLK und Ursula Plaichinger (Viola) im Konzertsaal Werke von: Paul Engel, Ernst von Dohnányi und des Tiroler Lan- Wolfgang Amadeus Mozart deskonservato- riums statt, der Eintritt ist frei.

Donnerstag, 15.12.2011, ab 09.00 Uhr Mittwoch, 01.02.2012, 19.30 Uhr Saxophon Meisterkurs In memoriam Fritz Kreisler o. Univ.-Prof. Mag. Oto Vrhovnik (Universität für Kammermusikabend Musik und darstellende Kunst Wien) Ana Dimova (Klavier), Christos Kanettis (Violine) Konzert: 19.00 Uhr Werke von: Wolfgang Amadeus Mozart, Fritz Oto Vrhovnik, Peter Girstmair, Fausto Quintabà Kreisler und Sergej Prokofjew und Studierende des TLK

Informationen Samstag, 17.12.2011, 20.00 Uhr Freitag, 03.02.2012, 19.30 Uhr zu weiteren Basilika Wilten Danubia Saxophon Quartett Wien Veranstaltungen Wiltener Sängerknaben, Academia Jacobus Stainer Harald Müller, Alfred Reiter, (Klassenabende, Jan Petryka (Tenor), Wolf Matthias Friedrich (Bass) Barbara Schickbichler und Peter Girstmair Vortragsstun- und Knabensolisten Werke von Barock bis Bramböck den) des TLK Johann Sebastian Bach: Weihnachtsoratorium Dirigent: Johannes Stecher entnehmen Sie bitte unserer Homepage www.tirol.gv.at/ Mittwoch, 18.01.2012, 19.30 Uhr Donnerstag, 23.02.2012, 19.30 Uhr konservatorium Ensemble konstellation Orchesterkonzert Werke von Louis Andriessen, Arvo Pärt und Veronika Gillitzer (Klavier), Sarah Kurz (Violine) Peter Zagar. und Johannes Eder (Kontrabass) Leitung: Ivana Pristašová Werke von: J. Haydn, J. B. Vanhall, J. S. Bach, W. A. Mozart, C. Ph. E. Bach Dirigent: Tito Ceccherini

Heft Nr. 6 | Herbst 2011 17 Vorschau

Bekanntes und Unbekanntes von edler Art Orchesterkonzert am 23. Februar 2012, 19.30 Uhr, Konzertsaal desTLK

Orchester in ihren vielfältigen Ausprägun- A. Mozart und das Konzert für Klavier in gen spielen eine dominante Rolle im mo- g-Moll von J. S. Bach durchaus im Kanon dernen Musikleben. (Wir verweisen auf der immer wieder im Konzertbetrieb zu unsere Betrachtungen rund um den rät- hörenden Werke, stellt das Kontrabasskon- selhaften Komplex „Orchester“ in unserer zert von J. B. Vanhal eine ausgesprochene letzten Ausgabe.) Das Fach „Orchester“ Rarität dar. Pädagogisch betrachtet, ist der ist daher ein wichtiger Teil im Curriculum Weg das Ziel dieses Projektes; der künstle- all jener, die ein Orchesterinstrument stu- rische Ehrgeiz aller Beteiligten zielt freilich dieren. Die Konzerte des Orchesters des auf ein brillantes finales Konzert hin. Zum Tiroler Landeskonservatoriums orientie- Besuch laden wir herzlich ein! ren sich an den Regeln des professionellen Orchesterbetriebs. Nach der individuellen Programm: Vorbereitung (Stimmenstudium) und ge- - Joseph Haydn (1732 – 1809): Symphonie Nr. 39 g-Moll, Hob. 1:39 gebenenfalls getrennten Streicher- und Blä- serproben in einer frühen Phase erfolgt die - Johann Baptist Vanhal (1739 – 1813): eigentliche intensive Orchesterarbeit in der Konzert für Kontrabass D-Dur unmittelbaren Vorphase des Konzertes. - Johann Sebastian Bach (1685 – 1750): Die Orchesterprojekte laufen somit sehr Konzert für Klavier g-Moll, praxisnah ab und basieren darüber hinaus BWV 1058 immer auch auf stilschulenden Konzepten. - Wolfgang A. Mozart (1756 – 1791): Programmatisch ist unser Februar-Konzert Rondo für Violine und Orchester C-Dur, KV 373 dem 18. Jahrhundert (Wiener Klassik, Bach und Sohn) verpflichtet und betont dieses - Carl Philipp E. Bach (1714 – 1788): Mal besonders die Gattung „Solokonzert“. Symphonie C-Dur Umrahmt von zwei Sturm- und Drang- - Solisten: Symphonien (J. Haydn, C. Ph. E. Bach), Veronika Gillitzer (Klavier, Kl. Euler), präsentieren sich zwei Solistinnen und ein Sarah Kurz (Violine, Kl. Tschopp), Johannes Eder (Kontrabass, Kl. Rumer) Solist des Hauses. Befinden sich das Rondo für Violine und Orchester in C-Dur von W. Dirigent: Tito Ceccherini

Veronika Gillitzer, Sarah Kurz, Johannes Eder Fotos: privat

18 Heft Nr. 6 | Herbst 2011 Vorschau

In memoriam Fritz Kreisler Kammermusikabend am 1. Februar 2012, 19.30 Uhr

Fritz Kreisler, 1875 in Wien geboren, einer und Scherzo-Caprice für Violine solo der hervorragendsten Geigenvirtuosen op. 6, Eugène Ysaÿe gewidmet, und Vari- seiner Zeit, starb 1962 in New York. Sei- ationen über ein Thema von Corelli, dazu ne Biographie liest sich wie daswho is who die Transkription bzw. Orchesterredukti- der Musikgeschich- on des Rondo aus der Haffner-Serenade te des beginnenden KV 250 für Violine und Klavier. „Einge- 20. Jahrhunderts. Er rahmt“ werden Kreislers Werke von der bereiste die ganze Violinsonate B-Dur KV 378 von Wolfgang Welt von Russland Amadeus Mozart und Sergej Prokofjews bis Australien, von Sonate op. 94a, ursprünglich für Querflö- den USA bis nach te und Klavier verfasst und auf Anregung China. Kreisler mu- des Geigers David Oistrach für Violine ad- sizierte mit Gustav aptiert. Mahler, Pablo Casals, Enrico Caruso und Christos Kanettis musiziert gemeinsam Hans Richter, saß mit mit der bulgarischen Pianistin Ana Dimo- Johannes Brahms, va, die an der Konservatorium Wien Pri- Eduard Hanslick, Ar- vatuniversität lehrt. Die beiden Künstler thur Schnitzler und kennen sich aus Tirol. Frau Dimova, Kam- Hugo Wolf im Wie- mermusikpartnerin von Mitgliedern der ner Café Griensteidl Wiener Philharmoniker und Wiener Sym- am Stammtisch, war phoniker, leitete in den Jahren 2000 bis mit Sergej Rachma- 2005 eine Korrepetitionsklasse am TLK. ninov und Eugène Wir freuen uns auf ein Wiedersehen! Ysaÿe befreundet. Und er komponierte. Ana Dimova, Nicht nur „Liebesfreud“ und „Liebesleid“ Programm: Christos Kanettis - W. A. Mozart (1756-1791): Fotos: privat und oder „Schön Rosmarin“, drei Alt-Wiener Rupert Larl Tanzweisen, seine bekanntesten Werke, Sonate B-Dur, KV 378 sondern auch eine Reihe von Kadenzen zu - Fritz Kreisler (1875-1962): Violinkonzerten von Beethoven, Brahms Variationen über ein Thema oder Mozart, Stücke für Solovioline oder von Corelli Violine mit Klavierbegleitung, mehre- - Mozart/Kreisler: re Operetten, Transkriptionen, Arrange- Rondo aus der Haffner-Serenade, ments u.a.m. KV 250 50 Jahre nach Kreislers Tod widmet Chris- - Fritz Kreisler: tos Kanettis, Leiter einer Violinklasse am Rezitativ und Scherzo-Caprice TLK, dem großen Virtuosen ein Konzert. für Violine solo, op. 6 Auf dem Programm natürlich Original- - Sergej Prokofjew (1891-1953): kompositionen von Kreisler: Rezitativ Sonate D-Dur, op. 94a

Heft Nr. 6 | Herbst 2011 19 Intern

Wahl der Studienvertretung Dienstag, 29.11., bis Donnerstag, 01.12.2011

Christina Schmidl (Saxophon) Katharina Lechner (Gitarre) Henry Springfeld (Gesang)

Zur Wahl für die Studienvertretung stel- len sich (in alphabetischer Reihenfolge):

- Peter Hohlbrugger - Alexandra Nina Milborn - Thomas Pomberger

Für Fragen und Anregungen sind wir un- ter unserer neu eingerichteten Mailadres- se erreichbar: [email protected] Nach der Wahl soll auf der Homepage des Konservatoriums ein eigener Link für die Studienvertretung eingerichtet werden, unter welchem im Detail über Wahlergeb- nisse, die Liste „konstruktiv“, das Team, Studienvertretung Nach dem Fortgang der bisherigen Stu- Gedanken, Vorschläge, Zukunftspläne etc. Foto: Vincent O. dienvertreterin Sara-Bigna Janett, die ihr informiert wird. Studium in Wien fortsetzt, stellt sich in die- sem Semester ein neues Team der Studien- Falls sich der (oder die) eine oder andere vertreterwahl. Im Unterschied zur letzten Student(in) selbst aktiv an der Studienver- Wahl ist die Studienvertretung dieses Jahr tretung beteiligen möchte: Ihr seid jeder- als Liste wählbar; mit dem Vorteil, dass zeit herzlich willkommen! gleich ein ganzes Team an kompetenten Ansprechpartnern zur Verfügung steht. Eure Liste „konstruktiv“ Die Liste mit dem Namen „konstruktiv“ setzt sich aus Studierenden verschiedener Studienrichtungen zusammen, damit ein Die Wahl findet im Foyer des TLK möglichst großflächiges Kommunikati- von 29.11. – 01.12. statt. onsnetz gewährleistet werden kann. Die Stimmen können zu folgenden Zeiten abgegeben werden: Unser Team: Peter Hohlbrugger (Gesang) Vormittags: 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr Alexandra Nina Milborn (Klavier) Nachmittags: 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr Thomas Pomberger (Dirigieren)

20 Heft Nr. 6 | Herbst 2011 Gratulationen

„Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben!“ Franz Baur – Träger des Tiroler Landespreises für Kunst 2011

Seit 1984 vergibt das Land Tirol jährlich thetik, Emotion den Tiroler Landespreis für Kunst in „An- und nicht zuletzt erkennung hervorragender künstlerischer Katharsis bilden Leistungen“. Dotiert mit 14.000 Euro, steht die zentralen und dieser wichtigste Kunst-Preis des Landes geradezu klassi- Tirol allen künstlerischen Gattungen of- schen Kategorien fen. im Baur’schen Träger des Tiroler Landespreises für Schaffen, die Kunst 2011 ist der Komponist Franz Baur. reich fließende Er stellt sich damit in die illustre Reihe der Inspiration fin- früheren Preisträger aus der Sparte Musik: det dabei in der Erich Urbanner (1993), Paul Engel (1996), handwerklichen Bert Breit (1998), Wolfgang Mitterer (2002) Meisterschaft die und Othmar Suitner (2004). u n a b d i n g b a r e Franz Baur (*1958) studierte Kompositi- Entsprechung. on am Tiroler Landeskonservatorium bei Baurs bisheriges Prof. Günther Andergassen. Inzwischen Œuvre umfasst leitet Baur selbst seit 2008 die Kompositi- i n s t r u m e n t a l e onsklasse am TLK. Mit intensiver Beharr- und vokale Kam- lichkeit verfolgt er seinen musikalischen mermusik, groß besetzte Orchester- und LR Beate Palfrader Weg, freilich nicht, ohne sich stets einem Chorwerke, eine Kinderoper und Filmmu- und Franz Baur Foto: Land Tirol strengen selbstreflektorischen Prozess zu sik. Sein jüngstes Werk „Genesis“ (für Or- stellen. Seine Kompositionen sind von chester, Chor und zwei Gesangssolisten) großer formaler Gestaltungskraft durch- erlebte vor kurzem eine heftig akklamierte drungen, inneren Gesetzen (oft mathe- Uraufführungsserie. Ihm soll ein Oratori- matischen) verpflichtet und trotzen damit um, das den Sündenfall thematisiert, fol- dezidiert dem dieser Tage so übel-üblich gen. Ein Opernprojekt, ein Orchesterwerk anzutreffenden Zeitgeist der Beliebigkeit. und Wedekind-Lieder stehen weiters auf Baurs Kunst ist nicht interesselos, sie wen- der aktuellen Agenda des Komponisten. det sich bewusst an den Menschen, jenen Die Redaktion gratuliert herzlich! „kleinen Gott der Welt“ (© Goethe), der stets mit sich im Widerspruch lebt, Geist Die Laudatio von Prof. Dr. Manfred und Seele streng separiert, das Schöne Schneider anlässlich der Preisverleihung intellektuell-hybrid verpönt, um doch im kann unter www.musikland-tirol.at/por- Innersten immer auf der Suche nach ihm traets/drmanfredschneider/index.php zu sein, unter der Diskrepanz von Schein (ganz unten!) im vollen Wortlaut nach- und Sein leidet. Einheit von Form und In- gelesen werden. halt, Versöhnung von Geist und Seele, Äs-

Heft Nr. 6 | Herbst 2011 21 Gastkommentar

Jour d´été vor 30 Jahren 30 Jahre Mozarteum in Innsbruck

Ein Blick auf den Beginn der Abteilung nes zu formulieren. Mir war dieser Neu- Musikpädagogik Innsbruck beginn ein signifi kanter, denn ich kehrte, von Gabriele Busch -Salmen nach dem ich zwei Jahre in Deutsch land als Dozentin gearbeitet hatt e, nich t ans Wer sich noch an den Innenhof des Re- Städtisch e Konservatorium zurück , an algymnsasiums der Ursulinen für Mäd- dem ich von 1974 bis 1979 als Dozentin für ch en erinnert, wird die Oase vor Augen Querfl öte eine erfüllte Zeit erlebt hatt e, haben, das ein wenig verwunsch ene Gar- sondern fi ng an der Abteilung X an. Die tengelände, das sich hinter dem sch weren Räume waren gerade bezugsfertig, und Holztor verbarg. Vom Innrain konnte man zur Eröff nungsfeier, so erinnere ich mich , hineinsehen. An das kleine Paradies, das hatt e meine Klasse alles daran gesetzt, nach dem Auszug des Gymnasiums vor mit dem aus den Hauptfäch lern spontan 30 Jahren in einen gepfl asterten Innen- zusammengesetzten Flötenensemble den hof verwandelt wurde, auf den wir aus musikalisch en Rahmen zu bieten. Kaum unseren Unterrich tsräumen sch auten, wiederzuerkennen waren sie an diesem die in den alten Kloster-Gebäudeteilen Tag, denn, so war es gewünsch t worden, entstanden waren, erinnert nur noch ein es hatt e vor den geladenen Honoratioren Foto: privat Ahornbaum, der im Frühjahr 1982 gesetzt und dem damaligen Landeshauptmann wurde und jetzt ein statt lich er Baum ge- Eduard Wallnöfer festlich zugehen sollen, worden ist. Seine Pfl anzung habe ich noch so dass die statt lich en Trach ten meiner vor Augen, von meinem Raum sch aute Studiosi in einem gewissen Widerspruch Dr. Gabriele ich nun nich t mehr auf die neu verputzte zu Eugène Bozzas impressionistisch em Busch-Salmen, Wand der ehemaligen Klosterkirch e. Das Flötenquartett „Jour d’été a la montagne“ Freiburg/ Bild ist suggestiv, denn im Wintersemes- standen, das wir spielten. Bis zu meinem Kirchzarten, ist ter 1981 war hier alles neu, als das kleine Weggang 1992 haben wir uns immer wie- Flötistin und Musikwissen- Team von neuberufenen Unterrich tenden der neue Wege einfallen lassen, und als schaftlerin mit kaum mehr als 23 Studierenden seine ich gemeinsam mit Ernst Kubitsch ek in Tätigkeit aufnahm und mit der Eröff nung meinem letzten Jahr zu einer ersten Flö- der Abteilung X ein langes, windungsrei- tenfach tagung einlud, sch aute ich auf elf ch es Kapitel gesch lossen wurde. In mög- spannende, ereignisreich e Jahre mit Stu- lich st kurzer Zeit sollte es gelingen, ein dierenden zurück , die sich in allen Phasen eigenes Profi l zu gewinnen, um innerhalb von neuen Ideen haben ansteck en lassen. des Salzburger „Mutt erhauses“ nich t nur Die zweitägige Tagung, zu der sich Kolle- als Appendix angesehen zu werden, die gen vieler deutsch er und österreich isch er Expansion war vorprogrammiert. Alle Hoch sch ulen eingefunden hatt en, fand waren motiviert, der Sch ulmusikausbil- sch on in den neuen Räumen statt und war dung eigene künstlerisch e Akzente zu damals ein vielbeach tetes Novum, auf das geben, in unseren Lehrkonzepten Eige- wir alle stolz sein konnten.

22 Heft Nr. 6 | Herbst 2011 Vorschau

...voor losse snaren R.S. Ensemble konstellation mit neuem Programm

Wie der Umgang mit Musik des 20. und Die Proben für das neue Konzertprojekt 21. Jahrhunderts für junge Studenten zur haben längst begonnen, Konzertt ermin ist Selbstverständlich keit wird, kann der auf- der 18. Jänner, 19.30 Uhr im Konzertsaal merksame Konzertbesuch er an den Kon- des TLK. zerten des Ensemble konstellation mitver- folgen. Standen im letzten Jahr Werke von Für das Sommersemester ist wieder die Giacinto Scelsi, John Adams, Sigmund sch on traditionelle Zusammenarbeit mit Krause, Nikolaus Gerszewski und Gunter der Kompositionsklasse von Franz Baur Sch neider auf dem Programm, so widmen geplant. Zahlreich e Urauff ührungen im sich Ivana Pristašová und ihr Ensemble ORF-Landesstudio geben Einblick in die im nunmehr dritt en Jahr seines Bestehens Sch aff enswelt der jüngsten Tiroler Kom- Kompositionen von Louis Andriessen, positionstalente, die sich für dieses Jahr ei- Arvo Pärt und Peter Zagar. Für die „Sym- ner besonderen Herausforderung gestellt phonie für lose Saiten“ (im Original: voor haben: Die Verbindung von Streich instru- losse snaren) des 1939 in Holland gebore- menten mit Klangkörpern der Volksmu- nen Andriessen wird das Ensemble zum sik aus einer unkonventionellen, vielleich t Kammerorch ester erweitert. Die Scorda- auch neuen Sich t- und Hörweise zu be- tur aller Instrumente sorgt zudem dafür, leuch ten. Termin und Näheres dazu in der dass die „losen Saiten“ alle ch romatisch en näch sten kons-Ausgabe. Töne umfassen. Klangsinnlich e Momente versprech en auch „Orient Occident“ von 18. Jänner 2012, 19.30 Uhr Arvo Pärt und „Vier Stück e für Streich er“ Programm: aus der Feder des slowakisch en Kompo- - Louis Andriessen (*1939): nisten Peter Zagar. Symphonie für lose Saiten Geplant ist weiters ein kompositorisch er - Arvo Pärt (*1935): Orient Occident Beitrag aus Tirol, Näheres hierzu wur- - Peter Zagar (*1961): de zu Redaktionssch luss allerdings noch Vier Stücke für Streicher nich t verraten.

Ensemble konstellation und Ivana Pristašová Foto: Franz Baur

Heft Nr. 6 | Herbst 2011 23 Forum

Mehr denn Ausbildung Karmen Rogina, Hugo Smit

Ein bekanntes Sprichwort lautet: „Ande- und eine neue Umgebung reagieren: re Länder, andere Sitten“. Ein Studium „Wenn die Unterschiede zwischen zwei in einem fremden Land bedeutet somit Ländern groß sind, erleben die jungen weit mehr, denn sich „ausbilden“ zu las- Menschen manchmal einen regelrechten sen. Die aus Kroatien stammende Flötis- Kulturschock, und manchmal können sie tin Karmen Rogina und der neuseelän- sich nur schwer anpassen.“ Karmen selbst dische Dirigent Hugo Smit kennen die jedoch verspürte eher eine gewisse Neu- Schwierigkeiten, welche beim Eintau- gierde und sah in Innsbruck vor allem die chen in einen fremden oder vordergrün- Chance, etwas Neues zu lernen. dig fremden Kulturraum entstehen; doch Nach nunmehr zwei Jahren Studium in sie wissen auch um die schönen Seiten Innsbruck stellt die Flötistin der hiesigen eines kulturellen Austauschs. Teil 3 der Jugend auf jeden Fall ein sehr gutes Zeug- kons-Serie „Studenten aus dem Ausland nis aus: „Offen, kommunikativ, ausländer- berichten über ihr Studium in Tirol“ von freundlich, ambitiös.“ Darin sieht sie auch Martin Anton Schmid und Juliane Sai- Ähnlichkeiten zu den jungen Menschen in ler. Kroatien. Die Unterschiede zwischen den beiden Ländern liegen für sie eher in po- Karmen Rogina, Kroatien litischen und gesellschaftlichen Faktoren: Scheinen ihr die Menschen in Österreich Karmen Rogina kam in der nordkroa- aufgrund des höheren Lebensstandards tischen Stadt Varaždin auf die Welt. Ihr und einer vermeintlich sicheren Zukunft musikalisches Talent wurde von ihren viel gelassener, so fehle ihren Landsleuten Eltern bereits im Kindesalter entdeckt. So hingegen oftmals die Ausdauer, um zum besuchte sie parallel zur Grundschule sie- Beispiel ein Studium abzuschließen. Die ben Jahre lang die Musikschule. Schon im Gründe dafür liegen ihrer Meinung nach Alter von elf Jahren war ihr klar, dass sie in den äußerst schlechten Jobchancen und die Musik einmal zu ihrem Beruf machen in der wenig aktiven Kulturpolitik Kroa- würde, und sie vertiefte ihre Beschäftigung tiens: Kulturelle Projekte und Ausbildung mit der Querflöte. 2009 kam sie schließlich werden zu wenig gefördert, Talente und in die Flötenklasse von Reza Najfar am Ti- Chancen bleiben ungenutzt. roler Landeskonservatorium. Kannte sie Innsbruck schon von vorange- Tirols sprachliche Vielfalt gangenen Besuchen, so bedeutete für sie die neuerliche Ankunft bei Studienbeginn Staunen lernte Karmen über die Dichte dennoch den Anfang eines neuen Lebens- der unterschiedlichen Mundarten in Tirol: abschnittes. Dabei stellte Karmen fest, „Hier ist mir besonders aufgefallen, dass dass Leute aus verschiedenen Ländern Leute aus unterschiedlichen Dörfern – die ganz unterschiedlich auf neue Menschen nur wenige Kilometer voneinander ent-

24 Heft Nr. 6 | Herbst 2011 Forum

Foto: Božidar Breški fernt sind – oft ganz verschiedene Dialekte Musik war ihm zwar nicht genetisch vor- sprechen und sich dabei immer noch recht bestimmt, das soll heißen, er stammt aus gut verstehen.“ So kommentiert Karmen keiner Musikerfamilie, die Inspiration schmunzelnd die sprachlichen Eigenhei- kam aber schon in der Volksschule von ei- ten des Landes. Doch nach neun Jahren nem „genialen Lehrer, der allen das Musi- Deutschunterricht kommt sie auch damit zieren ans Herz gelegt hat“, beispielswei- gut zurecht. Außerdem stellen unter Mu- se in selbstarrangierten Stücken, je nach sikerInnen die sprachlichen Hürden wohl verfügbarer Besetzung des kleinen Volks- kleinere Hindernisse dar als sonst wo: schulorchesters. Inwiefern ihn diese Zeit „Was die Musik zur universellen Sprache beeinflusst hat, wird noch zur Sprache macht, die jeder verstehen kann, ist die kommen. Hugo Smit selbst unterstützte große Liebe und Leidenschaft zu ihr, die das Orchester mit dem Cello. Die Wahl die Musiker aus der ganzen Welt teilen. des Instruments, so der Musiker, war eher Genau diese Liebe macht jede Barriere zufällig – der Vorschlag seiner Mutter ver- überbrückbar.“ anlasste ihn nach genau diesem Instru- Nicht zuletzt deshalb kann sie sich- vor ment zu greifen. Danach entschied er sich stellen, nach dem Studienabschluss in Ös- dem Cello intensivere Aufmerksamkeit terreich zu bleiben – um zu arbeiten oder zu schenken und begann ein Studium in IGP zu studieren oder … um Spanisch zu seiner Heimatstadt. 2004 kam Hugo dann lernen – warum auch nicht? nach Österreich, nach Salzburg, um genau Martin Anton Schmid zu sein, wo er an der Universität Mozar- teum seinen Magisterabschluss machte. Seitdem lebt er dort und verdient als frei- Hugo Smits Weg nach Österreich war schaffender Musiker sein Einkommen. ein außerordentlich langer. Wahrschein- Zwischen der Auswanderung aus seinem lich musste er von allen ausländischen Heimatland und dem Studium in Salz- StudentInnen am Tiroler Landeskonser- burg lag zusätzlich noch ein einjähriger vatorium sogar die meisten Kilometer Aufenthalt in Treviso, im Nachbarland zurücklegen, um hier bei uns seine mu- Italien. Dort arbeitete der Cellist bei „Fa- sikalischen Fähigkeiten weiterzuentwi- brica Musica“, einer Abteilung von „Be- ckeln… netton Group Communications Research Center“, wo MusikerInnen aus aller Welt Hugo Smit, Neuseeland zusammenkommen und miteinander musizieren. „Die Zeit war eine schöne Aufgewachsen ist der gebürtige Neu- Abwechslung, ich hatte mehr Zeit für die seeländer nämlich in Christchurch, einer Improvisation und das Komponieren und Stadt, die an der Ostküste der Südinsel habe ganz tolle Leute kennengelernt“, so Neuseelands liegt. Seine Vorliebe für die Hugo über sein Jahr in „Bella Italia“.

Heft Nr. 6 | Herbst 2011 25 Forum

Neue Perspekti- die Bereitschaft und Geduld, auf jede ein- ven zelne, an ihn gestellte Frage einzugehen, bewundert. Trotz der hoch geschätzten Die Frage, die Weiterbildung in Innsbruck, scheint ein sich unweiger- Abschluss für Hugo derzeit unrealistisch. lich stellt, ist, wie Dies würde nämlich einen Umzug -hier der Neuseelän- her erfordern, und den kann er sich (mo- der letztlich nach mentan) nicht leisten. Trotzdem pendelt Innsbruck kam. er regelmäßig nach Innsbruck, da er den Natürlich – das Unterricht als Bereicherung und nützliche Tiroler Landes- Perspektivenerweiterung ansieht, von der konservatorium er hofft, auch in Zukunft Gebrauch ma- wurde ihm von chen zu können. Freunden in An der musikalischen Ausbildung in Ös- Salzburg emp- terreich schätzt der 28-Jährige, der übri- fohlen. Wer nun gens fließend Deutsch spricht, den Facet- aber meint, Hugo tenreichtum und erwähnt die zahlreichen kommt mit sei- Nebenfächer, welche bestanden werden nem Cello nach müssen. „In Salzburg gab es sogar einen Tirol, der hat sich Kurs, der sich ‚Feinstufenhören‘ nannte“, Foto: privat geirrt: Hierher ge- so der Neuseeländer begeistert. Geprägt lockt hat ihn die Dirigierklasse von Tito werde man hier aber nicht nur durch das Ceccherini, welche er mit Begeisterung Studium, sondern von der ganzen musi- besucht. Das Interesse am Orchester war kalischen Umwelt, die ständig brodle. Auf – ganz im Gegenteil zum eher zufälligen die Frage, wohin ihn dieses Brodeln in Griff zum Cello – immer schon da: „Die Zukunft führen könnte, antwortet er ganz Energien und Klänge von einem Orches- zielstrebig: „Mit dem Cello zum Orches- ter waren für mich seit jeher faszinierend, ter“. Auf der Tagesordnung stehen bei wenngleich oder gerade weil sie mitunter ihm also nun Probespiele, um die begehr- auch nicht ganz geheuer sind.“ (Man denkt te Stelle auch zu ergattern. Nach Hause hier natürlich unweigerlich an den ehema- wird es den „Kiwi“ – so nennen sich Neu- ligen Volksschullehrer zuhause in Neusee- seeländer nämlich selbst und verweisen land.) Der anfängliche Unterricht am TLK damit auf das wohl bekannteste dort sess- war für einen relativ ungeübten Dirigen- hafte Tier − also nicht so schnell treiben. ten und Orchesterleiter unausweichlich Für die Zeit in Innsbruck sowie für seinen mit zahlreichen Fragen sowie Zweifeln weiteren Lebensweg wünschen wir ihm verbunden. Hilfe leistete in diesem Fall der alles Gute. Kursleiter selbst, an dem Hugo vor allem Juliane Sailer

26 Heft Nr. 6 | Herbst 2011 Nachlese

GuitarMania Konservatorium trifft Musikschule

Unter diesem Titel starteten die Fach- gruppen „Zupfinstrumente“ von Tiroler Landeskonservatorium und Tiroler Mu- sikschulwerk eine Kooperation, die mit einem Konzert von Studenten und Musik- schülern am 1. März 2011 im TLK begann und mit einem gemeinsamen Ensemble- projekt im Sommersemester fortgesetzt wurde. Das Konzert präsentierte bunt gemischt Solisten und Ensembles aus Tiroler Mu- GuitarMania-Ensem- sikschulen (inklusive Innsbruck) und Stu- blekonzert unter der denten, Beiträge von beachtlichem techni- Leitung von Diethard Kopf im Kultursaal schen und künstlerischen Niveau. Für die Birgitz am 29. Mai Musikschüler bedeutete der Auftritt im 2011 Konservatoriumssaal besondere Motiva- Foto: privat tion und Herausforderung, die Studenten in der Pfarrkirche Mieders und am 29. Mai konnten sich von der Leistungsfähigkeit im Kultursaal Birgitz (organisatorische der Musikschulen überzeugen. Leitung: Robert Morandell). Mit dem gemeinsamen Ensemble erarbei- Nach der positiven Resonanz der Veran- tete Diethard Kopf in insgesamt drei In- staltungen bei Mitwirkenden und Pub- tensivproben ein Programm mit Werken likum war man sich einig, diese Koope- von Edvard Grieg und Celso Machado, ration fortzusetzen. Sie ermöglicht es, Aufführungen erfolgten am 27. Mai 2011 Musikschüler in Konservatoriumsprojek- te einzubinden, den Begabten ein besseres Umfeld zu bieten, als es die Musikschule allein könnte, und bietet für das Konserva- torium die Chance, den Nachwuchs schon früher zu integrieren. Für das laufende Schuljahr planen wir die Ricarda Kofler und Fortsetzung des Ensembleprojekts und Nadja Franz (LMS zwei gemeinsame Konzerte, die diesmal Stubaital, Kl. Mo- randell), mehrfache an Musikschulstandorten stattfinden -wer Preisträger bei Prima den. la Musica, beim ge- meinsamen Konzert Robert Morandell, Fachgruppenleiter im von Studenten und Musikschülern am TMSW 1. März 2011. Stefan Hackl, Fachgruppenleiter am TLK Foto: privat

Heft Nr. 6 | Herbst 2011 27 ex libris

Der Katalog in Geschichte und Gegenwart

Die Konservatoriumsbibliothek geht on- im (ursprünglichen) Wortsinn: „darüber line! reden, aufzählen“; es handelt sich also ei- gentlich um die Beschreibung einer rein Kennen Sie dieses Bild? Jedes Jahr schlep- mündlichen Tätigkeit. Allerdings scheint pen sich unzählige Ferialjobber bei der sich die rein mündliche Listenweitergabe Post bis an die Zähne mit dicken Wälzern verwaltungstechnisch nicht durchgesetzt bewaffnet durch die Straßen, erbärmlich zu haben, wie die Höhe der Papierstapel ächzend unter der schweren Papierlast, mittlerweile nahelegt: Der aktuelle Katalog allesamt in scheinbar royaler Gesinnung eines Versandhauses, welches auch güns- den Namen des letzten Kaisersohnes rö- tige Pauschalreisen vermittelt, benötigte chelnd: „Otto!“ Selbstverständlich handelt es sich hier Zu Beginn sind noch nicht alle Werke nicht um die Zurschaustellung einer mo- der Bibliothek online auffindbar. Fort- narchistischen Gesinnung des ehem. k.&k. laufend sollen in der folgenden Zeit Postapparates hinsichtlich seines altvor- aber alle Titel in das neue System über- deren Vorgesetzten, sondern um das Pro- tragen werden. dukt einer realmodernen und dennoch Für die Ausleihe werden von der Biblio- schon selbst wiederum fast anachronis- thek neue Benutzerausweise ausgege- tisch anmutenden Tradition, unzählige ben; diese stehen in der Meranerstraße Papierseiten aneinanderzuheften, um bereits jetzt zur Abholung bereit. Konsumenten zum Kauf zu stimulieren: den Katalog. Und der moderne Mensch ist umgeben von über 7.200 Tonnen Papier und wurde an Katalogen physischer und ideeller Natur: knapp 4 Millionen Haushalte verschickt; Da gibt es natürlich die oben erwähnten eine weltweit agierende Möbelfirma mit Versandhauskataloge, den Zettelkatalog, Sitz in Schweden benötigte für ihren Ka- einen Bildungskatalog, aber auch Leis- talog 2011 sogar 102.476 Tonnen. Nur tungskataloge oder sogar Katalogstrafen. zum Vergleich: Ein herkömmliches Blatt Druckerpapier Format A4 wiegt spärliche Bereits in der letzten Ausgabe wurden fünf Gramm ... die Kriterien hinsichtlich der Gattungsbe- Wie man es auch dreht und wendet: So- zeichnung „Buch“ ausführlich abgehan- bald Bücher im Spiel sind, scheint es ohne delt. Hier widmen wir uns nun dessen Katalog nicht zu funktionieren. Bereits in quasi kleinem, aber ungleich strengerem der Antike gab es Bibliotheken mit über Bruder: Wie – cum granos salis – alles geis- 50.000 „Titeln“. Die berühmte Bibliothek teswissenschaftlich höchst Relevante, lässt von Alexandria bestand beim Tode des sich auch dieses Wort bis zu seinen altgrie- damaligen Bibliotheksvorstandes Kalli- chischen Wurzeln verfolgen: kata-légein, machos (ca. 303 bis 245 v. Chr.) aus über

28 Heft Nr. 6 | Herbst 2011 ex libris

490.000 Papyrusrollen. Allein schon hier funktionierte die Ordnung gewiss nicht ohne „Katalog“, wenn man darunter auch vermutlich nicht den modernen Biblio- thekskatalog verstehen kann. Hinsichtlich der Katalogformen nimmt die Konservatoriumsbibliothek innerhalb der zahlreichen Musikbibliotheken Tirols sicherlich eine Sonderstellung ein: Sie war eine der ersten Bibliotheken, die ein moder- nes EDV-System zur Bücherverarbeitung einsetzte, auch Entlehnungen konnten hierüber abgewickelt werden. Zweifellos war diese Einrichtung zukunftsweisend, allerdings liegt jene innovative Phase nun- mehr doch schon fast zwei Jahrzehnte zu- rück, sodass sich der aktuelle Bibliotheks- katalog auf einem modernen PC schon turrecherchen mit einem Knopfdruck. Die Kaiser Max realmodern fast so gut platziert ausmacht, wie etwa Möglichkeit der Büchervorbestellung, frei das seinerzeit gewiss ebenso innovative nach dem Motto: Bestell am Kons – hols in erste Tischtennis-Computer-Game. der Bib (und es ist sicherlich noch da). Sicherlich hatte dies auch den Vorteil, dass Geplanter Start der neuen Bibliothekssoft- die Büchersuche für Studierende wie für ware ist Jänner 2012. Mitarbeiter zur spannenden, gleichsam an Lorenz Benedikt Umberto Eco gemahnenden Tätigkeit der Recherche führte, erfüllte doch das Pro- gramm schon längst nicht mehr die zeit- gemäßen Standards. Und an dieser Stelle dürfen wir Ihnen Das Team der Bibliothek des Tiroler nun, erstmals und in aktueller Version, Landeskonservatorium bedankt sich bei die Früchte der hart-investigativen Re- folgenden Buch- und Notenspendern: cherche der kons-Zeitschrift präsentieren: Wir dürfen verraten, dass ein neuer Kata- Dipl.-Ing. Günter Frank, Mils log kommt. Ein zeitgemäßer Katalog. Ein Elisabeth Newesely-Weingartner, Inns- schicker Katalog. Ein Katalog, den man bruck a auch außerhalb der Bibliotheksräume Mag. Gertrud Porth, Innsbruck aufrufen wird können. Notensuche von zuhause aus! Verlängerungen und Litera- Herzlichen Dank!

Heft Nr. 6 | Herbst 2011 29 Nachlese

Wir gratulieren!

Dominik Palla, Kons Brass Tirol begeistert in Cheb/Eger Thomas Büchel, John Beck und Das Blechbläserensemble des TLK, die Hannes Reiterer Foto: Brian Banegas „Kons Brass Tirol“, war im Juni zu Besuch in der Stadt Eger in Tschechien. Auf Ein- ladung von Jan Linda, der selbst am Haus in der Klasse von Erich Rinner Trompete studiert, spielten die Musiker des Tiroler Landeskonservatoriums zusammen mit dem tschechischen Organisten Miroslav Psenicka unter der Leitung von Erich Rin- ner im vollbesetzten Dom zu St. Nikolaus. Neuerlich großer Erfolg bei internationa- Mit Werken von M. A. Charpentier, J. S. lem Schlagzeug-Wettbewerb Bach und J. Koetsier begeisterten sie das Publikum, das sich mit Standing Ovations Wie schon im letzten Jahr konnten drei herzlich bedankte. Nach dieser gelunge- Studenten der Schlagzeugklassen Gunnar nen Premiere sollen weitere Konzerte fol- Fras und Norbert Rabanser bei den renom- gen. mierten „Giornate della Percussione“ in Mitwirkende: Romed Ennemoser, Anna Fermo/Italien neuerlich brillieren: Domi- Heim, Georg Hiemer, Daniel Huber, Jan nik Palla erspielte einen 1. Preis mit 95/100 Linda, Martin Schöch, Alexander Giner, Punkten in der Kategorie Pauken (Alters- Sebastian Kobler, Roman Salvenmoser, gruppe B). Hannes Reiterer, Kategorie Florian Heigl, Josef Hofer. Snare Drum (Altersgruppe B), sicherte sich einen 1. Preis mit 97/100 Punkten und Thomas Büchel sorgte mit 98/100 Punkten in der Kategorie Snare Drum (Altersgrup- pe C) für einen großartigen 1. Preis „abso- lut“. Die Jury war mit John Beck, Claudio Romano, Luigi Morleo für Pauken sowie Carmelo Gullotto, Toni Flores und Edith Habraken für Snare Drum international Foto: privat besetzt.

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CD - Präsentationen

ritual obsessions Le Sacre du Printemps, Igor Strawinskys „Skandalerfolg“ von 1913, schockierte die Pari- ser Gesellschaft vor allem durch seine eigentümliche Verbindung von hochentwickelter instrumentaler Raffinesse mit „heidnischer Primitivität“. Auf seiner jüngsten CD gelingt dem Duo d`Accord (Shao-Yin Huang und Sebastian Euler, beide leiten eine Klavierklas- se am TLK) in Zusammenarbeit mit dem eardrum percussion duo (Johannes Fischer und Domenico Melchiorre) eine überzeugende, rhythmisch-vitale Neufassung und Neudeu- tung des Werkes. Ebenso mitreißend die Interpretation der Sonate für zwei Klaviere und Schlagwerk von Béla Bartók. Das „fantastische Klavierspiel“ von Huang und Euler ist „hochvirtuos, äußerst musikalisch und mit feinem Gespür für Form und Struktur“ (BR Klassik).

Tastenfreuden Peter Waldner, international renommierter Organist und Cem- balist, Dozent für Cembalo am TLK, seit langem auf historische Tasteninstrumente spezialisiert, ist einer der profundesten Ken- ner der einzigartigen Baldachinorgel auf der Churburg (Ge- meinde Schluderns) aus dem Jahre 1559. Waldner, aus Mals im Obervinschgau gebürtig, hat im Juni dieses Jahres auf dem gut behüteten, bemerkenswerten Instrument bereits zum zweiten Mal eine CD mit weltlicher und geistlicher Musik der Spätre- naissance und des Frühbarock eingespielt. Darauf zu hören: 37 abwechslungsreiche, charakteristische Stücke von fünfzehn bekannten sowie anonymen Komponisten, brilliant und facettenreich interpretiert. Peter Waldner eröffnet damit sei- ne neue CD-Reihe „Tastenfreuden“. clarisonus 2007 finden fünf junge Frauen und Männer, Studierende der Klassen Maximilian Bauer und Walter Seebacher am TLK und an der Universität Mozarteum, musizierend zuein- ander. Sabrina Reheis, Verena Trockenbacher, Andreas Knapp, Martin Rainer und Mi- chael Wurzer, mittlerweile mit Diplomen und Preisen ausgestattet (2010 gewannen sie den internationalen Klarinettenwettbewerb ClariArts in der Steiermark), veröffentlich- ten vergangenen Mai ihre erste CD. Das Besondere daran? Neben selbstverständlich-ex- zellentem Zusammenspiel und außerordentlicher Klangqualität beeindrucken vor allem Eigenkompositionen von Andreas Knapp (Steirish blessing, Miracle No. 4) und Martin Rainer (Clarisonus). Höchst kreativ und lustvoll – hörenswert!

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Des gsunde Gschenk für jeden Anlass!

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