I. Von Ulbricht Zu Honecker

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I. Von Ulbricht Zu Honecker I. Von Ulbricht zu Honecker 1. Die Machtzentren der SED: Politbüro und Sekretariat des Zentralkomitees Im Verlauf der Transformation der SED zu einer „Partei neuen Typus“ in den Jahren 1947/48 erhielt die zentrale Parteiführung eine völlig neue Struktur.1 An die Stelle des bisherigen Machtzentrums der Partei, des Zentralsekretariats, trat im Januar 1949 das Politbüro, welches „alle wichtigen Fragen der Parteiführung und Parteipolitik, besonders Fragen marxistisch-leninistischer Erziehung der Par- teimitglieder, zu beraten und zu entscheiden“ hatte.2 Zusätzlich zur bisherigen Leitungsstruktur wurde das „Kleine Sekretariat des Politbüros“ unter Vorsitz von Walter Ulbricht geschaffen. Es erhielt die Aufgabe, die Arbeit des Politbüros zu unterstützen, seine Beschlüsse vorzubereiten und ihre Durchführung zu kontrol- lieren. Es regelte weiterhin die Verbindung des Politbüros mit den Abteilungslei- tern und kontrollierte somit auch die Abteilungen des zentralen Parteiapparates. Mit dem Vorsitz des „Kleinen Sekretariats“, das sich kurze Zeit später in ein „Sekretariat des Zentralkomitees“ wandelte, übernahm Ulbricht eine Schlüssel- stellung sowohl in der Parteiführung als auch im zentralen Parteiapparat.3 Das vom dritten Parteitag (20. bis 24. Juli 1950) beschlossene Parteistatut fi- xierte all jene strukturellen, politischen und personellen Veränderungen, die im Zuge der Umwandlung der SED zur „Partei neuen Typus“ durchgesetzt worden waren. An die Stelle des Parteivorstandes trat das Zentralkomitee, das Zentral- sekretariat wurde endgültig durch das Politbüro ersetzt. Das Zentralkomitee sollte formell die gesamte Tätigkeit der Partei leiten und diese „im Verkehr mit anderen Parteien, Organisationen, staatlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Verwal- tungen und Institutionen“ vertreten.4 1950 umfasste das Zentralkomitee 51 Mit- glieder und 30 Kandidaten. Da es in der Regel nur vierteljährlich zusammentrat, konnte es die ihm laut Statut vorgeschriebene Führungsposition zu keinem Zeit- punkt ausfüllen. Es war daher von Anfang an ein rein repräsentatives Forum, das die Beschlüsse des Politbüros lediglich zu sanktionieren hatte. Eine eindeutige Aufgabenabgrenzung zwischen Politbüro und Sekretariat als den entscheidenden Führungsgremien existierte nicht. Während das Politbüro „die politische Arbeit“ der Partei leiten sollte, war das Sekretariat „für die allge- meine Leitung der Organisationsarbeit und für die tägliche operative Führung 1 Vgl. Andreas Malycha, Die SED. Geschichte ihrer Stalinisierung 1946–1953, Paderborn 2000. 2 Protokoll der Ersten Parteikonferenz der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, 25. bis 28. Januar 1949 in Berlin, Berlin 1949, S. 547. 3 Vgl. Monika Kaiser, Die Zentrale der Diktatur – organisatorische Weichenstellungen, Struk- turen und Kompetenzen der SED-Führung in der SBZ/DDR 1946 bis 1952, in: Jürgen Kocka (Hrsg.), Historische DDR-Forschung. Aufsätze und Studien, Berlin 1993, S. 57–86. 4 Statut der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, in: Protokoll des III. Parteitages der SED, Bd. 2, Berlin 1951, S. 316. 12 I. Von Ulbricht zu Honecker der Tätigkeit der Partei“ zuständig.5 Politbüro und Sekretariat konkurrierten um politische Zuständigkeiten und Kompetenzen. Ihre personelle Zusammensetzung war im Unterschied zu späteren Jahren nicht identisch, d. h. die meisten Sekretäre des Zentralkomitees gehörten zunächst nicht dem Politbüro an. Anfangs gehör- ten nur drei Mitglieder des Politbüros auch dem Sekretariat an: Walter Ulbricht, Fred Oelßner und bis Mai 1953 Franz Dahlem. Seit Dezember 1959 gehörten alle ZK-Sekretäre zugleich dem Politbüro an.6 Walter Ulbricht konnte seine Machtstellung innerhalb der Führung ausbauen, indem ihn das Zentralkomitee am 25. Juli 1950 zum Generalsekretär wählte. Die Ämter der Parteivorsitzenden, die bislang Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl inne hatten, wurden durch Änderungen des Parteistatuts auf dem IV. Parteitag der SED im April 1954 abgeschafft.7 Das vom IV. Parteitag beschlossene Parteistatut hatte die Fixierung auf die Unterordnung und bedingungslose Durchführung der Beschlüsse der höchsten Parteigremien gravierend verstärkt. Wenngleich das Amt des Generalsekretärs auf der 15. ZK-Tagung im Juli 1953 in das eines Ersten Sekretärs umgewandelt wurde, war damit kein Funktionswan- del verbunden. Auch als Erster Sekretär beharrte Ulbricht auf seinem autoritären Führungsstil. Die Schar seiner kritiklosen Anhänger im Politbüro, zu der am Ende der 1950er Jahre Hermann Matern, Alfred Neumann, Erich Honecker und Willi Stoph gehörten, war zwar begrenzt, doch einflussreich und entschlossen. Ihnen stand eine Politbüromehrheit der Unentschlossenen gegenüber, zu der ins besondere Otto Grotewohl, aber auch Heinrich Rau, Friedrich Ebert, Erich Mückenberger, Herbert Warnke und Bruno Leuschner zählten. Sie versuchten, sich aus allen politischen Auseinandersetzungen und parteiinternen Machtkämp- fen bzw. persönlichen Rivalitäten herauszuhalten. Wilhelm Pieck nahm seit An- fang 1957 krankheitsbedingt nicht mehr an den Sitzungen des Politbüros teil. Das Sekretariat des ZK gewann im Verlauf der 1960er Jahre wieder an Bedeu- tung, nachdem es zuvor zu einem Hilfsorgan des Politbüros degradiert worden war. Es bildete in der späten Ulbricht-Ära das eigentliche Machtzentrum der Partei. Den einzelnen Sekretariatsmitgliedern unterstanden entsprechend der Geschäftsverteilung jene Abteilungen, Arbeitsgruppen und Kommissionen des zentralen SED-Apparates, die in ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereichen tätig waren.8 Die Sekretäre waren verantwortlich für die Erarbeitung von Vorlagen für Sitzungen des Politbüros und für die Kontrolle der Umsetzung der Beschlüsse in der politischen Arbeit der SED. Das Sekretariat fungierte als Verbindungsglied zwischen Politbüro und Abteilungsleitern, regelte die Leitung und Organisation 5 Ebenda, S. 315. 6 Vgl. Heike Amos, Politik und Organisation der SED-Zentrale 1949–1963. Struktur und Ar- beitsweise von Politbüro, Sekretariat, Zentralkomitee und ZK-Apparat, Münster 2003, S. 629. 7 Vgl. das Protokoll der Verhandlungen des IV. Parteitages der SED, 30. März bis 6. April 1954, Bd. 1, Berlin 1954, S. 1118. 8 Vgl. das Arbeitsprotokoll der Sitzung des Politbüros am 13. Juni 1967, in: SAPMO BArch, DY 30/J IV 2/2A/1230; sowie die Arbeitsordnung des ZK der SED vom 29. Juni 1966, in: ebenda, DY 30/J IV 2/3A/1331. 1. Die Machtzentren der SED 13 der täglichen Arbeit des Parteiapparates und kontrollierte nachgeordnete Gremi- en und Strukturteile. Es entwickelte sich zum wichtigsten Entscheidungsgremium bei der Besetzung leitender Funktionen im Staats-, Wirtschafts- und Parteiappa- rat, bei der Bildung der „Kaderreserve“ der SED und der Genehmigung von Aus- landsreisen für SED-Funktionäre. Seit 1963 setzte Ulbricht Honecker ein, der während seiner Abwesenheit die Aufgaben im Sekretariat und im Politbüro wahrnehmen sollte. Da sich Ulbricht in seinen letzten Amtsjahren häufig vertreten ließ, nutzte Honecker dessen Abwe- senheit im Sekretariat, um dort seine politischen Machtansprüche gegen Konkur- renten durchzusetzen. In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre leitete er in der Regel die Sitzungen des Sekretariats, an dessen Beratungen Ulbricht nur noch sporadisch teilnahm. Damit lebte auch der in den 1950er Jahren schwelende Kompetenzkonflikt zwischen Politbüro und Sekretariat wieder auf. Honecker baute in dieser Zeit das Sekretariat erfolgreich zu seinem persönlichen Machtzen- trum aus und degradierte das Politbüro in der politischen Praxis zu einer nachge- ordneten Entscheidungsinstanz. Ein ähnliches Verfahren hatte schon Ulbricht als Generalsekretär in den 1950er Jahren praktiziert, um Schlüsselkompetenzen an sich zu ziehen. Die Sitzungen des Sekretariats fanden zunächst am Montag, Mittwoch und Freitag jeder Woche, seit Ende Januar 1951 montags und donnerstags statt.9 Das Sekretariat blieb auch in der Honecker-Ära das wichtigste Entscheidungsgre- mium bei der Besetzung leitender Funktionen in Staat, Wirtschaft und Partei. Sit- zungen des Sekretariats fanden in den 1960er Jahren jeweils am Mittwoch jeder Woche, einen Tag nach der Sitzung des Politbüros, statt. War es zunächst gängige Praxis, die Beschlüsse des Sekretariats in regulären Sitzungen zu verabschieden, erfolgte die Beschlussfassung ab 1960 vereinzelt und ab 1970 meistens im Um- laufverfahren. Vorlagen waren bis spätestens um 12.00 Uhr am Freitag, ab 1966 bis um 10.00 Uhr vor der Sitzung im Büro des Politbüros abzugeben. Das Politbüro tagte in der Regel wöchentlich, jeweils am Dienstag. Vorab reichten die Politbüromitglieder die Vorlagen, die sie direkt in der Sitzung be- handelt wissen wollten, dem Ersten Sekretär ein. Vorlagen des Sekretariats und von Mitgliedern des Politbüros, die der Beschlussfassung als Grundlage dienten, mussten drei Tage vor der jeweiligen Sitzung bei Ulbricht eingereicht sein. Je- weils am Tag vor der Politbürositzung entschied dann das Sekretariat darüber, ob und in welcher Form diese Vorlagen vom Politbüro behandelt werden soll- ten.10 Letztlich legte der Erste Sekretär die jeweilige Tagesordnung der Politbüro- sitzungen endgültig fest. Die vom Politbüro getroffenen Festlegungen gelangten wiederum zum Ersten Sekretär, der sowohl die Sekretariatsmitglieder als auch 9 Vgl. den Beschluss des Politbüros über „die Verbesserung der Arbeit der leitenden Organe und des Apparates des Zentralkomitees der SED“ vom 11. November 1952, in: SAPMO BArch, DY 30/IV 2/2/244. 10 Vgl. den Beschluss des Sekretariats über „Fragen der Geschäftsordnung im Politbüro und Sekretariat des ZK“ vom 22. Dezember
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