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Geschichtliches zum Werk von Alban Berg

Infos zum Komponisten

Alban Berg wurde im Jahr 1885 in Wien geboren. Sein Vater war wohlhabender Geschäftsmann, er verstarb jedoch als Alban Berg 15 Jahre alt war. Alban Berg, welcher vielseitig begabt war, war als Schüler an Literatur und Musik gleichermassen interessiert. Mit seiner jüngeren Schwester Smaragda erhielt er Klavierunterricht und begann mit 16 Jahren Lieder zu komponieren – diese wurden von seinem älteren Bruder und Smaragda gesungen. Als 17-jähriger verliebte er sich in das im elterlichen Haushalt tätige Küchenmädchen Marie Scheuchl. Aus dieser Liebschaft entstand im Jahre 1902 ein uneheliches Kind, zu dessen Vaterschaft sich Berg aber erst ein Jahr später bekannte. Aus seiner späteren Ehe mit Helene Berg (ehem. Nahowski) entstanden keine Kinder. Anfang 1900 besuchte er einen Kompositionskurs, der durch den damals 30-jährigen Komponisten Arnold Schönberg geleitet wurde. Alban Bergs Bruder hatte Schönberg Noten von Alban vorgelegt. So erklärte sich Schönberg bereit, den jungen Alban zu unterrichten. Nach dem Ende des Kurses wurde Alban von Schönberg unentgeltlich und privat weiter unterrichtet, weil die finanziellen Mittel zu diesem Zeitpunkt für Berg fehlten. Im Jahre 1912 entstanden die Fünf Orchesterlieder nach Ansichtskartentexten von Peter Altenberg , zwei dieser Lieder brachte Arnold Schönberg zur Uraufführung. Dieses Konzert galt später als das berüchtigte Skandalkonzert, welches zu einem grossen Tumult führte und abgebrochen werden musste. Von da an komponierte Berg mehrere Orchesterstücke. Im Jahre 1915-1918 diente Berg der österreichischen Armee. Zu dieser Zeit arbeitete er an seiner ersten Oper Wozzeck, die er 1917, in enger Anlehnung an Georg Büchners Drama Woyzeck, abschloss. Zu komponieren begann er in den beiden letzten Kriegsjahren. Die Komposition der Oper Wozzeck war jedoch erst im Jahre 1921 vollendet und feierte später grosse Erfolge. Im Jahre 1927 konkretisierte Berg einen neuen Opernplan: Aus zwei Dramen Frank Wedekinds („Erdgeist“ und „Die Büchse der Pandora“), erstellte Berg das Libretto zum dreiaktigen Werk der Oper Lulu. Der Erfolg der Oper Wozzeck wurde durch die Machtergreifung Hitlers (1933) „gehemmt“, weil das Werk als jüdisch betitelt wurde. So gingen zu dieser Zeit Bergs Einnahmen drastisch zurück. Sein jahrelanger Lehrer Arnold Schönberg war zu dieser Zeit bereits nach Amerika ausgewandert. Berg verstarb im Alter von 50 Jahren an einer Blutvergiftung.

Entstehungsgeschichte der Oper „Lulu“

Alban Berg hatte das seinerzeit von der Zensurbehörde verbotene Theaterstück Die Büchse der Pandora in einer geschlossenen Aufführung kennengelernt, die Karl Kraus am 29. Mai 1905 im Wiener Trianon-Theater veranstaltet hatte. Ab 1928 arbeitete er mit Unterbrechungen an PHLU FS17 Musikvermittlung Florian Muff, Daria Suppiger, Minna Doynov der Vertonung der Lulu -Tragödie. Im Frühjahr 1934 war die Komposition im Particell weitgehend fertiggestellt, und Berg bearbeitete einzelne Teile seiner Opernskizze als konzertante Lulu-Sinfonie . 1935 unterbrach Berg unter dem Eindruck des Todes von Manon Gropius die Arbeit ein weiteres Mal, um zu ihrem Andenken sein Violinkonzert zu komponieren, versehen mit der Widmung „Dem Andenken eines Engels“. Mit dieser Arbeit kam er zügig voran, doch erkrankte er kurz nach dessen Vollendung an einer Blutvergiftung, an deren Folgen er am 24. Dezember 1935 starb, ohne dass er die Arbeit an Lulu nochmals hätte aufnehmen können. Zu diesem Zeitpunkt lagen von der Oper der 1. und der 2. Akt als vollständig instrumentierte Partitur vor. Vom 3. Akt, dessen Particell 1326 Takte umfasst, sind die ersten 268 Takte instrumentiert, sowie der Aktschluss und die beiden letzten Sätze der Lulu-Sinfonie , die dem 3. Akt entnommen sind, insgesamt 390 Takte. Alban Bergs Witwe Helene bemühte sich zunächst, Arnold Schönberg, Anton Webern und Alexander von Zemlinsky für eine Vollendung des Werks zu gewinnen, die jedoch alle aus Zeitgründen absagen mussten. Aus diesem Grund wurde die Oper am 2. Juni 1937 am Opernhaus Zürich als Fragment uraufgeführt : auf die ersten beiden Akte folgte eine Pantomime zu der Musik der beiden Sätze der Lulu-Sinfonie . Die Uraufführung wurde ein großer Erfolg, und Helene Berg schloss daraus, dass die Oper auch als Torso aufführbar sei. Infolgedessen lehnte sie in der Folgezeit alle Versuche ab, die Oper von dritter Hand vollenden zu lassen. Der österreichische Komponist hatte in den 1960er Jahren Einsicht in die Quellen der Oper bekommen und ohne das Wissen von Helene Berg an einer Instrumentierung des 3. Akts gearbeitet. Allerdings gelang es erst nach Helene Bergs Tod 1976, die juristischen Hürden zu überwinden, und so gelangte das Werk am 24. Februar 1979 in einer Inszenierung des „“-Teams (Dirigent), Patrice Chéreau (Regie), Richard Peduzzi (Bühnenbild) und Jacques Schmidt (Kostüme) in der Pariser Opéra Garnier zur Uraufführung. In den Jahren 2007/2008 erarbeitete der Dirigent Eberhard Kloke eine weitere Neufassung, die am 15. Oktober 2010 in Kopenhagen uraufgeführt wurde. Bei dieser Fassung handelt es sich um eine Koproduktion mit der Oper Oslo, wo das Stück am 16. Februar 2011 Premiere hatte, und mit der Semperoper Dresden, wo die Premiere am 4. Februar 2012 stattfand. Eine von Eberhard Kloke weiter überarbeitete Fassung für Soli und Kammerorchester der Oper mit Neukonzeption des 3. Aktes ermöglicht auch eine Aufführung auf kleineren Bühnen. Die Uraufführung dieser Fassung fand am 12. Mai 2012 im Stadttheater Gießen statt.

Äusserungen des Komponisten zum Werk

Da Berg verstarb, bevor er die Oper „Lulu“ zu Ende stellen konnte, ist es schwierig Äusserungen von Berg zu diesem Werk zu finden. Quellen zufolge liess sich Berg stets Zeit für seine Kompositionen. Die Oper „Lulu“ ist eine der meist aufgeführten unvollendeten Opern in der Musikgeschichte.

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Rezeption des Werkes durch das damalige Publikum

«Drei Stunden im Weltinteresse» – so überschreibt das Jahrbuch des Zürcher Opernhauses den Rückblick auf die Uraufführung von Alban Bergs Oper «Lulu». Und in der Tat ist es zuallererst dieses zu Recht als grosses Ereignis gefeierte Datum, der 2. Juni 1937, mit dem das Opernhaus Zürich in die Musikgeschichte eingegangen ist. Das Interesse der internationalen Medien war enorm, die Uraufführungsberichte überschwänglich: «Die Aufführung von Alban Bergs Oper ‹Lulu› in Zürich war gedacht als Hommage. Es wurde ein Triumph daraus, nicht nur für den Komponisten, sondern auch für das Zürcher Stadttheater und sein Ensemble. Es war ein grossartiger Opernerfolg, wie man ihn nur einmal in zehn Jahren erlebt», schrieb beispielsweise die Londoner Times. Die aus Bosnien stammende Sopranistin Bahrija Nuri- Hadzic ́ hatte die Titelrolle kreiert, gespielt wurde das Fragment in zwei Akten mit den fünf sinfonischen Stücken aus der «Lulu»-Suite anstelle des dritten Aktes. In Zürich sollten weitere Aufführungen von Bergs zweiter Oper, die erst nach dem Krieg ihren Weg ins internationale Repertoire fand, folgen: 1963, dann 1979 – diesmal in der von Friedrich Cerha vervollständigten dreiaktigen Fassung, die erst wenige Monate zuvor in Paris uraufgeführt worden war – und zuletzt 2000 in der hochgelobten Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf mit Laura Aikin in der Titelrolle; die musikalische Leitung hatte der damalige Chefdirigent Franz Welser-Möst.

Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Alban_Berg https://de.wikipedia.org/wiki/Lulu_(Oper) https://issuu.com/opernhauszuerich/docs/festschrift

Handlung der Oper «Lulu»

VORSPIEL Lulu wird in einer Zirkusmanege von einem Tierbändiger im Kostüm eines Pierrot vorgeführt und als schönes, wildes Tier, »das Weib«, präsentiert.

ERSTER AKT Dr. Schön und Alwa sehen beide verliebt dem Maler zu, während dieser Lulu porträtiert. Als sie fortgegangen sind, verführt Lulu den Maler. Dabei überrascht sie der alte Medizinalrat, Lulus Gatte. Er sinkt vom Schlag gerührt tot zu Boden, was Lulu nicht sonderlich beeindruckt. Lulu heiratet den Maler, der sich, von Dr. Schön über Lulus Vorleben aufgeklärt, das Leben nimmt. Auch dies kümmert Lulu wenig. Dr. Schön ist mit einem angesehenen bürgerlichen Mädchen verlobt. Als er mit ihr das Theater betritt, wo Lulu als Tänzerin angestellt ist, erreicht sie, dass er seine Verlobung löst. PHLU FS17 Musikvermittlung Florian Muff, Daria Suppiger, Minna Doynov

ZWEITER AKT Lulu hat Dr. Schön geheiratet. In ihrem SaIon erscheinen Männer aller Art, der Kammerdiener, der Gymnasiast, der Athlet, der Greis, die lesbische Gräfin Geschwitz und schliesslich auch Alwa. Als Dr. Schön Lulu von Männern umringt findet, will er sie zwingen, sich zu erschiessen, und gibt ihr einen Revolver. Lulu tötet damit ihren Ehemann mit fünf Schüssen. Alwa holt die Polizei. Lulu wird der Prozess gemacht und verurteilt, kann aber mit Hilfe der Geschwitz aus dem Gefängnis entfliehen. Die Fluchthelfer Rodrigo, der Gymnasiast, die Geschwitz und Alwa erwarten sie. Lulu verführt Alwa und heiratet ihn.

DRITTER AKT Die inzwischen 30jährige Lulu ist Mittelpunkt einer Halbwelt und zugleich von Mitwissern ihrer kriminellen Tat umgeben; sie wird von ihnen erpresst. Der Marquis, Rodrigo und Schigolch wollen Geld und drohen mit der Polizei. Lulu bricht zum ersten Mal zusammen, muss entfliehen und entkommt mit Alwa, indem sie mit einem Stallburschen die Kleidung tauscht. Gänzlich verarmt tauchen sie mit Schigolch und der Geschwitz in London auf. Lulu muss auf die Strasse gehen, um Geld zu verdienen. Ein Kunde erschlägt Alwa. Schliesslich kommt Jack the Ripper; er tötet Lulu und die Gräfin.

Instrumentierung

Beim Werk „Lulu“ hat Alban Berg auch eine interessante Instrumentierung gewählt. Neben den eher gewöhnlichen Streichern und Bläsern hat Alban Berg auch besondere Instrumente in das Werk eingebaut. So baute er das Vibraphon an gewissen Stellen mit sehr markanter Präsenz ein und auch eine Harfe ist zu hören.

Da das Vibraphon an der einen Stelle solo spielt ist auch das charakteristische Vibrato sehr gut zu hören. Dieses Vibrato entsteht durch Kunststoff-Platten, die den Zugang zu den Resonanzkörpern periodisch öffnen und schliessen.

Die Erfahrung am eigenen Körper

Die Klänge der Lulu Suite erinnern stark an eine Filmmusik aus einem alten Schwarzweiss Film ohne verbale Dialoge. Bei solchen Filmen musste die Musik so ausdrucksstark sein, dass das Bild und die Musik ausreichen mussten, um eine Spannung aufzubauen. Diese Musik lädt zwar nicht zum Singen ein, aber sie regt die Phantasie an, sich etwas sehr Konkretes vorzustellen. Dem Komponisten ist es gelungen, diese Suite nicht nur für das Ohr, sondern für die Imagination zu erstellen. Man kann als Zuhörer ziemlich gut nachvollziehen, welche Stimmung oder welches Gefühl Berg hervorrufen möchte. PHLU FS17 Musikvermittlung Florian Muff, Daria Suppiger, Minna Doynov

Die musikalische Beschreibung von Gefühlen und Emotionen findet man auch in der heutigen Filmmusik. Die neuartige Filmmusik hat aber neben diesen Teilen auch sehr eingängige Melodieteile. Diese beiden Elemente wechseln sich dann laufend ab.

Diese malerische Seite der Lulu Suite eignet sich daher hervorragend um in einer konkreten Situation eingesetzt zu werden. Unser Auftrag an unsere Mitstudierenden wird daher sein, dass sie einen Teil der Suite szenisch darstellen, die Situation beschreiben oder eine Choreografie dazu erfinden. Für die zwei Gruppen bereiten wir zwei Musikausschnitte vor, welche sich für diese Arbeit besonders eignen.

Die Gruppe 1 soll zum Anfangsteil «Rondo: Andante und Hymne» etwas gestalten. Dieser Teil geht vom Anfang bis 01:06. Der Teil endet bevor die Hornstimme einsetzt. Die Querflöte hat in diesem Teil den Lead und führt die Musik zur nächsten Phrase.

Die Gruppe 2 bekommt aus dem «Ostinato: Allegro» den Anfangsteil. Dieser Teil beginnt ganz leise und wird auf einmal sehr hektisch. Sehr viele Instrumente spielen organisiert durcheinander. Daher wäre es sehr interessant zu sehen, wie unsere Mitstudierenden das interpretieren.