Raumordnungsverfahren zum Golfplatz

Usedom Am Petersberg auf

Verfahrensunterlagen Teil IV

FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung

Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung

Auftraggeber Karl-Heinz Herburg Zum Borken 3-4 17406

Bearbeitung Dipl.-Ing. Rainer Preißmann

unter Mitarbeit von Dipl.-Ing. Jolanta Zielinska

Essen, im August 2014

Deutsche Golf Holding Ltd. Rainer Preißmann Maximilian Frhr. von Wendt Landschaftsarchitekten BDLA

Aktienstraße 177 D-45359 Essen Telefon 0201-25881 . Telefax 0201-250888 Email [email protected]

Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 1

INHALTSVERZEICHNIS Seite

1 VORBEMERKUNG UND RECHTLICHE GRUNDLAGEN ...... 7

2 ANLASS UND AUFGABENSTELLUNG ...... 10

TEIL A ...... 12

FFH SCHUTZGEBIET DE 2049-302 „PEENEUNTERLAUF, PEENESTROM, ACHTERWASSER UND KLEINES HAFF“

A1 ANLASS UND AUFGABENSTELLUNG ...... 12 A2 BESCHREIBUNG DES SCHUTZGEBIETES UND DER FÜR SEINE ERHALTUNGS- ZIELE.MASSGEBLICHEN.BESTANDTEILE…...... ……………………...... 12 A2.1 ÜBERSICHT ÜBER DAS SCHUTZGEBIET...... 13 A2.2 ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETES………………………………...... 14 A2.3 LEBENSRAUMTYPEN DES ANHANG I DER FHH-Richtlinie...... 16 A2.4 ARTEN DES ANHANGS II DER FFH-RICHTLINIE……………………………...... 18 A2.5 SONSTIGE IM STANDARD-DATENBOGEN GENANNTEN ARTEN………...... …20 A2.6 MANAGEMENTPLÄNE / PFLEGE- UND ENTWICKLUNGSMASSNAHMEN…...... ….20 A2.7 BEDEUTUNG DES GESAMTGEBIETES FÜR DAS ZUSAMMENHÄNGENDE NETZ NATURA 2000……………………………………….………...... …...20 A2.8 FUNKTIONALE BEZIEHUNGEN DES SCHUTZGEBIETES ZU ANDEREN NATURA 2000-GEBIETEN………...... …………………….………………………….………...21

A3 BESCHREIBUNG DES VORHABENS ...... 21

A3.1 ÜBERSICHT ÜBER DAS GESAMTVORHABEN...... 21

A3.2 WIRKUNGEN DES VORHABENS...... 22

A4 DETAILLIERT UNTERSUCHTER BEREICH ...... 23

A4.1 BEGRÜNDUNG FÜR DIE ABGRENZUNG DES UNTERSUCHUNGSRAHMEN ...... 23

A4.2 DATENLÜCKEN ...... 23

A4.3 BESCHREIBUNG DES DETAILLIERT UNTERSUCHTEN BEREICHS...... 23 A4.3.1 Lebensraumtypen des Anhang I FFH-Richtlinie ...... 23 A4.3.2 Arten des Anhang II FFH-Richtlinie...... 24 A4.3.3 Vorbelastungen...... 26

A5 BEURTEILUNG DER VORHABENSBEDINGTEN BEEINTRÄCHTIGUNGEN DER ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETES...... 26

A5.1 BESCHREIBUNG DER BEWERTUNGSMETHODE...... 26

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A5.2 BEEINTRÄCHTIGUNGEN VON LEBENSRAUMTYPEN DES ANHANG I DER FFH- RICHTLINIE ...... 27

A5.3 BEEINTRÄCHTIGUNGEN VON ARTEN DES ANHANG II DER FFH- RICHTLINIE ... 28

A6 VORHABENBEZOGENE MASSNAHMEN ZUR SCHADENSBEGRENZUNG ...... 32

A7 BEURTEILUNG DER BEEINTRÄCHTIGUNG DER ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETES DURCH ANDERE ZUSAMMEN WIRKENDE PLÄNE UND PROJEKTE ...... 32

A7.1 BEGRÜNDUNG DER AUSWAHL DER ZU BERÜCKSICHTIGENDEN PLÄNE UND PROJEKTE ...... 33

A7.2 ERGEBNIS DER PRÜFUNG ...... 37

A8 ZUSAMMENFASSENDE BEURTEILUNG ...... 37

TEIL B ...... 38 EU VOGELSCHUTZGEBIET DE 1949-401 "SPA 32 PEENESTROM UND ACHTERWASSER"

B1 ANLASS UND AUFGABENSTELLUNG...... 38

B2 BESCHREIBUNG DES SCHUTZGEBIETES UND DER FÜR SEINE ERHALTUNGSZIELE.MASSGEBLICHEN.BESTANDTEILE..……………………...... 38 B2.1 ÜBERSICHT ÜBER DAS SCHUTZGEBIET ...... 39

B2.2 ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETES ...... 40 B2.3 ÜBERBLICK ÜBER VOGELARTEN DES ARTIKELS 4 Abs. 2 DER VOGELSCHUTZ- RICHTLINIE (ANHANG)...... ………...... 42

B2.4 ÜBERBLICK ÜBER VOGELARTEN DES ARTIKELS 4 Abs. 2 DER VOGEL- SCHUTZRICHTLINIE IM GEBIET (REGELMÄSSIG VORKOMMENDE ZUGVÖGEL)……………………………………………………..…………………………...43

B2.5 SONSTIGE IM STANDARD-DATENBOGEN GENANNTEN ARTEN………….…...... 44

B2.6 MANAGEMENTPLÄNE / PFLEGE- UND ENTWICKLUNGSMASSNAHMEN …...... 44

B2.7 BEDEUTUNG DES GESAMTGEBIETES FÜR DAS ZUSAMMENHÄNGENDE NETZ NATURA 2000……………….…………………………………….…………………...... 44

B2.8 FUNKTIONALE BEZIEHUNGEN DES SCHUTZGEBIETES ZU ANDEREN NATURA 2000- GEBIETEN……….……………………………………………..……...... ……………….....45

B3 BESCHREIBUNG DES VORHABENS...... 45

B3.1 ÜBERSICHT ÜBER DAS GESAMTVORHABEN...... 45

B3.2 WIRKUNGEN DES VORHABENS ...... 46 Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 3

B4 DETAILLIERT UNTERSUCHTER BEREICH...... 47

B4.1 BEGRÜNDUNG FÜR DIE ABGRENZUNG DES UNTERSUCHUNGSRAHMEN ...... 47

B4.2 DATENLÜCKEN ...... 48

B4.3 BESCHREIBUNG DES DETAILLIERT UNTERSUCHTEN BEREICHS ...... 48 B4.3.1 Maßgebliche Gebietsbestandsteile gem. Vogelschutzgebietslandesverordnung.48 B4.3.2 Zusätzliche Vorkommen gemäß Standarddatenbogen………………...…...... 51 B4.3.3 Vorbelastungen……………………………………………………………...... 52

B5 BEURTEILUNG DER VORHABENSBEDINGTEN BEEINTRÄCHTIGUNGEN DER ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETES...... 52

B5.1 BESCHREIBUNG DER BEWERTUNGSMETHODE...... 52

B5.2 BEEINTRÄCHTIGUNGEN VON MASSGEBLICHEN GEBIETSBESTANDTEILEN GE- MÄSS VOGELSCHUTZGEBIETSLANDESVERORDNUNG SOWIE DER ZUSÄTZLI-CHEN VORKOMMEN...... 53

B6 VORHABENBEZOGENE MASSNAHMEN ZUR SCHADENSBEGRENZUNG ...... 58

B7 BEURTEILUNG DER BEEINTRÄCHTIGUNG DER ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETES DURCH ANDERE ZUSAMMEN WIRKENDE PLÄNE UND PROJEKTE ...... 59

B7.1 BEGRÜNDUNG DER AUSWAHL DER ZU BERÜCKSICHTIGENDEN PLÄNE UND PROJEKTE ...... 59

B7.2 ERGEBNIS DER PRÜFUNG...... 61

B8 ZUSAMMENFASSENDE BEURTEILUNG ...... 62

TEIL C ...... 64 EU VOGELSCHUTZGEBIET DE 2050-404 "SPA 17 SÜD-USEDOM"

C1 ANLASS UND AUFGABENSTELLUNG...... 64

C2 BESCHREIBUNG DES SCHUTZGEBIETES UND DER FÜR SEINE ERHAL- TUNGSZIELE MASSGEBLICHEN BESTANDTEILE...... …...………………..…...64 C2.1 ÜBERSICHT ÜBER DAS SCHUTZGEBIET...... 65

C2.2 ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETES ...... 65 C2.3 ÜBERBLICK ÜBER VOGELARTEN DES ARTIKELS 4 Abs. 2 DER VOGELSCHUTZ- RICHTLINIE (ANHANG I)...... …………...... 69

C2.4 ÜBERBLICK ÜBER VOGELARTEN DES ARTIKELS 4 Abs. 2 DER VOGELSCHUTZRICHTLINIE IM GEBIET (REGELMÄSSIG VORKOMMENDE ZUGVÖGEL)………………………………………………………………………….. …...... 79

C2.5 MANAGEMENTPLÄNE / PFLEGE- UND ENTWICKLUNGSMASSNAHMEN…….....81

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C2.6 BEDEUTUNG DES GESAMTGEBIETES FÜR DAS ZUSAMMENHÄNGENDE NETZ NATURA 2000…….……………………………………………….………………………....81

C2.7 FUNKTIONALE BEZIEHUNGEN DES SCHUTZGEBIETES ZU ANDEREN NATURA 2000-GEBIETEN……………………………………..…………………………………...... 81 C3 BESCHREIBUNG DES VORHABENS...... 82

C3.1 ÜBERSICHT ÜBER DAS GESAMTVORHABEN ...... 82

C3.2 WIRKUNGEN DES VORHABENS ...... 82

C4 DETAILLIERT UNTERSUCHTER BEREICH...... 83

C4.1 BEGRÜNDUNG FÜR DIE ABGRENZUNG DES UNTERSUCHUNGSRAHMEN ...... 83

C4.2 DATENLÜCKEN ...... 85

C4.3 BESCHREIBUNG DES DETAILLIERT UNTERSUCHTEN BEREICHS ...... 85 C4.3.1 Maßgebliche Gebietsbestandsteile gem. Vogelschutzgebietslvo…………..…...85 C4.3.2 Vorbelastungen...... 95

C5 BEURTEILUNG DER VORHABENSBEDINGTEN BEEINTRÄCHTI GUNGEN DER ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETES...... 95

C5.1 BESCHREIBUNG DER BEWERTUNGSMETHODE ...... 95

C5.2 BEEINTRÄCHTIGUNGEN VON MASSGEBLICHEN GEBIETSBESTAND-TEILEN GEMÄSS VOGELSCHUTZGEBIETSLANDESVERORDNUNG...... 96

C6 VORHABENBEZOGENE MASSNAHMEN ZUR SCHADENSBEGRENZUNG……...... 110

C7 BEURTEILUNG DER BEEINTRÄCHTIGUNG DER ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETES DURCH ANDERE ZUSAMMEN WIRKENDE PLÄNE UND PROJEKTE…………………………………………………………………..………..…...... 111

C7.1 BEGRÜNDUNG DER AUSWAHL DER ZU BERÜCKSICHTIGENDEN PLÄNE UND PROJEKTE……………………………………………………………………………..…...... 112

C7.2 ERGEBNIS DER PRÜFUNG…………………………………………….………………...... 113

C8 ZUSAMMENFASSENDE BEURTEILUNG…………………………….….……….……....114

LITERATUR…………………………………………..…………………………………………...... 117

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ABBILDUNGEN

Abbildung 1 Übersicht der Schutzgebietskategorien nach europäischem Recht ("Natura 2000"-Gebiete)…….…………………………………………...... 8

Abbildung 2 Lage-der-Natura2000-Gebiete……………………………….....……..………....11

Abbildung 3 Binnendifferenzierung der FFH-Lebensraumtypen im Schutzgebiet DE 2049-302 (entnommen aus UmweltPlan GmbH, Anpassung der Seewasserstraße „Nördlicher Peenestrom“, FFH VU, 11/2007...... 18

Abbildung 4 Abgrenzungsvorschlag für den „Detailliert untersuchten Bereich“ Teil B…...... 47

Abbildung 5 Abgrenzungsvorschlag für den „Detailliert untersuchten Bereich“ Teil C...... 84

TABELLEN Tabelle 1 FFH Lebensraumtypen des Anhang I der FFH-Richtlinie im Gebiet „Peene- unterlauf, Peenestrom, Achterwasser und kleines Haff...... 17

Tabelle 2 Tier- und Pflanzenarten des Anhangs II der FFH-Richtlinie im FFH-Gebiet „Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und kleines Haff“…...... 19

Tabelle 3 Wirkfaktoren des Vorhabens Teil A ..………………….…………..………...... 22 . Tabelle 4 Pläne und Projekte, die auf ihre Eignung zur kumulativen Beeinträchtigung geprüft werden müssen (Stand August 2011) Teil A ...... 34

Tabelle 5 Vogelarten des Anhangs I der Vogelschutz-Richtlinie im EU-Vogelschutz- gebiet DE 1949-401 „Peenestrom und Achterwasser“ .…….....…...…...... 42

Tabelle 6 Vogelarten nach Artikel 4 Abs. 2 der Vogelschutz-Richtlinie im SPA DE 1949- 401„Peenestrom und Achterwasser“ mit besonderem Schutz- und Maßnahmenerfordernis……....…..………………………..…………..………....43

Tabelle 7 Wirkfaktoren des Vorhabens Teil B………………………….……………...….46 Tabelle 8 Maßgebliche Gebietsbestandteile Teil B...... 48 Tabelle 9 Potenzielle Beeinträchtigungen der Vogelarten………….…………....…….55 Tabelle 10 Pläne und Projekte, die auf ihre Eignung zur kumulativen Beeinträch- tigung geprüft werden müssen (Stand September 2009) Teil B…...……...60 . Tabelle 11 Wirkfaktoren des Vorhabens Teil C ………………………………..…….…….83

Tabelle 12 Maßgebliche Gebietsbestandteile Teil C………………………………...…….85

Tabelle 13 Pläne und Projekte, die auf ihre Eignung zur kumulativen Beeinträchtigung geprüft werden müssen (Stand September 2012) Teil C……...…...... 113

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ANLAGENVERZEICHNIS

Siehe Teil III Raumordnerische Umweltverträglichkeitsuntersuchung

PLANVERZEICHNIS FÜR DIE VERFAHRENSUNTERLAGEN

0225/1 Vorhabensplanzeichnung M 1:5000 0225/2 Biotoptypen / Schutzausweisungen M 1:5000 0225/3 Schutzgut Boden auf Grundlage der geologischen Oberflächenkarte, Blatt 2149 Usedom M 1:5000 0225/4 Schutzgut Landschaft auf Grundlage der örtlichen Situation M 1:5000 0225/5 Schutzgut Fauna auf Grundlage örtlicher Erhebungen M 1:5000 0225/6 Konfliktkarte M 1:5000 0225/7 Maßnahmen M 1:5000 Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 7

1 VORBEMERKUNG UND RECHTLICHE GRUNDLAGEN

Die vorliegende FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung ist Teil des Raumordnungsverfahrens mit raumordnerischer Umweltverträglichkeitsprüfung gemäß § 15 Raumordnungsgesetz (ROG) in Verbindung mit § 15 Landesplanungsgesetz (LPIG). Sie ist daher Bestandteil der ebenfalls vorliegenden Vorhabensbeschreibung (Teil I) und raumordnerischen Umweltverträglichkeitsuntersuchung (UVU) (Teil III) der DEUTSCHEN GOLF HOLDING LTD., auf deren Kapitel Bezug genommen wird.

Das Netz "Natura 2000" besteht aus den Gebieten der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH- Richtlinie, vom 21. Mai 1992, 92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (vom 2. April 1979, 79/409/EWG; ersetzt durch kodifizierte Fassung vom 30. November 2009, 2009/147/EG).

Die Natura 2000-Gebiete werden nach EU-weit einheitlichen Standards ausgewählt und unter Schutz gestellt. FFH-Gebiete und Vogelschutzgebiete können sich räumlich überlagern. Die "Natura 2000"-Gebiete sollen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in der Europäischen Union beitragen, indem sie ein kohärentes länderübergreifendes Schutzgebietsnetz bilden.

Eine wichtige Rechtsfolge der FFH-Richtlinie ist die Prüfung von Plänen und Projekten auf deren Verträglichkeit entsprechend FFH-Richtlinie Artikel 6 Abs. 3 und 4.

Besteht der Verdacht einer erheblichen Beeinträchtigung von Gebieten gemeinschaftlicher Bedeutung oder eines Europäischen Vogelschutzgebietes durch Projekte, müssen seitens des Projektträgers in den nach den Rechtsvorschriften vorgeschriebenen behördlichen Gestattungs- oder Anzeigeverfahren alle Angaben gemacht werden, die zur Beurteilung der Verträglichkeit des Projektes erforderlich sind.

Die methodische Vorgehensweise orientiert sich an den Ergebnissen des Gutachtens zur Durchführung von FFH Verträglichkeitsprüfungen in Mecklenburg-Vorpommern, welches das Büro Froelich und Sporbeck 2006 im Auftrag des Umweltministeriums des Landes Mecklenburg- Vorpommern erstellt hat.

Die weitergehenden Fachkonventionsvorschläge von Lamprecht und Trautner, die 2007 im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz vorgelegt worden sind, können hier zur Beurteilung nicht herangezogen werden, da der inhaltliche Bezug zur Beurteilung der Erheblichkeit bei direktem Flächenentzug in nach den Erhaltungszielen eines Natura 2000-Gebietes geschützten Lebensraumtypen bzw. Habitaten von Tierarten für den Untersuchungsfall nicht zutrifft.

Das Vorhaben selber liegt nicht in einem FFH oder SPA Gebiet, sondern grenzt nur an die Gebiete an.

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Abbildung 1 Übersicht der Schutzgebietskategorien nach europäischem Recht ("Natura 2000"-Gebiete):

Schutzgebiets- Abk. Rechts- Rechts- Ausweisung kategorie grundlage grundlage Europarecht BNatSchG

Gebiet von GGB FFH- § 32 Vorschlag durch Mitgliedsstaat; gemeinschaftlicher Richtlinie Bestätigung durch Europäische Bedeutung Kommission; Unterschutzstellung durch Mitgliedsstaat

Europäisches Vogel- SPA Vogelschutz- § 32 Benennung und Unterschutzstellung schutzgebiet Richtlinie durch Mitgliedsstaat

Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) Die Richtlinie 92/43/EWG vom 21. Mai 1992, kurz FFH-Richtlinie genannt, zuletzt geändert durch die Richtlinie 2006/105/EG vom 20. November 2006, hat zum Ziel, zur Sicherung der Artenvielfalt durch die Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen im europäischen Gebiet der Mitgliedstaaten beizutragen. Die aufgrund der Richtlinie getroffenen Maßnahmen zielen darauf ab, einen günstigen Erhaltungszustand der natürlichen Lebensräume und der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse zu bewahren oder wiederherzustellen.

Zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume und der Habitate der Arten soll aufgrund der Richtlinie ein europäisches ökologisches Netz besonderer Schutzgebiete mit der Bezeichnung „Natu- ra 2000” errichtet werden. Dieses Netz besteht aus den von den Mitgliedsstaaten aufgrund der Vogelschutz-Richtlinie (2009/147/EG) ausgewiesenen besonderen Schutzgebieten (Art. 3 FFH- Richtlinie) sowie aus Gebieten, welche die natürlichen Lebensraumtypen des Anhanges I sowie die Habitate der Arten des Anhanges II der Richtlinie umfassen.

Pläne oder Projekte, die ein solches Gebiet jedoch einzeln oder im Zusammenwirken mit anderen Plänen und Projekten erheblich beeinträchtigen könnten, erfordern eine Prüfung auf Verträglichkeit mit den für dieses Gebiet festgelegten Erhaltungszielen. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der FFH-Verträglichkeitsprüfung stimmen die zuständigen einzelstaatlichen Behörden dem Plan oder Projekt nur zur, wenn sie festgestellt haben, dass das Gebiet als solches nicht beeinträchtigt wird, und nachdem sie gegebenenfalls die Öffentlichkeit angehört haben (Art. 6 Abs. 3 FFH-Richtlinie).

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Vogelschutz-Richtlinie (2009/147/EG) Die Richtlinie betrifft die Erhaltung sämtlicher wildlebender Vogelarten, die im europäischen Gebiet der Mitgliedstaaten heimisch sind. Sie hat den Schutz, die Bewirtschaftung und die Regulierung dieser Arten zum Ziel und regelt die Nutzung dieser Arten. Sie gilt für Vögel, ihre Eier, Nester und Lebensräume (Art. 1 VS-Richtlinie). Die Mitgliedstaaten haben nach der Richtlinie die erforderlichen Maßnahmen zu treffen, um die Bestände der in Europa heimischen wildlebenden Vogelarten auf einem Stand zu halten oder auf einen Stand zu bringen, der den ökologischen, wissenschaftlichen und kulturellen Erfordernissen entspricht, wobei den wirtschaftlichen und freizeitbedingten Erfordernissen Rechnung getragen wird (Art. 2 VS-Richtlinie).

Auf die im Anhang I aufgeführten Arten sind besondere Schutzmaßnahmen hinsichtlich ihrer Lebensräume anzuwenden, um ihr Überleben und ihre Vermehrung in ihrem Verbreitungsgebiet sicherzustellen. Die Mitgliedstaaten erklären insbesondere die für die Erhaltung dieser Arten zahlen- und flächenmäßig geeignetsten Gebiete zu Schutzgebieten, wobei die Erfordernisse des Schutzes dieser Arten zu berücksichtigen sind. Auch für die nicht im Anhang I aufgeführten, regelmäßig auftretenden Zugvogelarten hinsichtlich ihrer Vermehrungs-, Mauser- und Überwinterungsgebiete sowie der Rastplätze in ihren Wanderungsgebieten sind entsprechende Maßnahmen zu treffen.

Bundesnaturschutzgesetz Das Bundesnaturschutzgesetz vom 29.07.2009 setzt die FFH-Richtlinie in nationales Recht um. Die §§ 31 - 36 BNatSchG dienen dem Aufbau und dem Schutz des Europäischen ökologischen Netzes „Natura 2000“, insbesondere dem Schutz der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung und der Europäischen Vogelschutzgebiete. § 34 BNatSchG bezieht sich auf die Prüfung der Verträglichkeit und Unzulässigkeit von Projekten. Nach § 34 Abs. 1 Satz 1 BNatSchG (§ 21 NatSchAG M-V entsprechend) ist vor der Zulassung oder Durchführung eines Projektes, dessen Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen eines Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung zu überprüfen. Nach § 34 Abs. 2 BNatSchG ist ein Projekt unzulässig, wenn es zu erheblichen Beeinträchtigungen eines Natura 2000-Gebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen führen kann.

Ein Projekt darf trotz negativem Ergebnis der FFH Verträglichkeitsprüfung zugelassen oder durchgeführt werden, soweit es aus zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses, einschließlich solcher sozialer Art oder wirtschaftlicher Art, notwendig ist und zumutbare Alternativen nicht gegeben sind (§ 34 BNatSchG).

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Naturschutzausführungsgesetz – Mecklenburg-Vorpommern (NatSchAG M-V) Im Naturschutzausführungsgesetz – Mecklenburg-Vorpommern (NatSchAG M-V) vom 23. Februar 2010 werden in § 21 Ergänzungen zu den §§ 32 bis 34 BNatSchG gegeben. Das Naturschutzausführungsgesetz entfaltet seine Wirkung nur zusammen mit dem Bundesnaturschutzgesetz. In § 21 Absatz 5 NatSchAG M-V wird darauf hingewiesen, dass bei Gebieten, die bei bereits zu geschützten Teilen von Natur und Landschaft erklärt sind, als jeweiliger Schutzzweck auch der in der Rechtsverordnung nach den Absätzen 2 und 3 genannte Schutzzweck gilt, soweit es sich um Gebiete gemeinschaftlicher Bedeutung oder Europäische Vogelschutzgebiete handelt. Abweichend von § 34 Absatz 1 Satz 2 des Bundesnaturschutzgesetzes ergeben sich die Maßstäbe für die Verträglichkeit auch aus der Rechtsverordnung nach Absatz 2 und 3 (vgl. § 21 Absatz 6 NatSchAG M-V).

Vogelschutzgebietslandesverordnung – Mecklenburg-Vorpommern (VSGLVO M-V) In der Landesverordnung über die Europäischen Vogelschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern (VSGLVO M-V) vom 12. Juli 2011, die der Umsetzung der Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten dient, erklärt die Landesregierung auf Grundlage des § 21 Naturschutzausführungsgesetz – Mecklenburg-Vorpommern (NatSchAG M-V), die in Anlage 1 der Verordnung gelisteten Gebiete zu Europäischen Vogelschutzgebieten. In dieser Liste sind die angrenzenden EU-Vogelschutzgebiete DE 1949-401 „Peenestrom und Achterwasser“ und DE 2050-404 „Süd-Usedom“ mit ihren Maßgeblichen Gebietsbestandteilen aufgeführt. Zu diesen Maßgeblichen Gebietsbestandteilen gehören die Vogelarten und ihre Lebensraumelemente, die der Schutzzweck gemäß § 1 (2) der Vogelschutzgebietslandesverord- nung – Mecklenburg-Vorpommern (VSGLVO M-V) sind. Diese sind auch gemäß § 4 Gegenstand des Erhaltungszieles des jeweiligen EU Vogelschutzgebietes, welches als „Erhaltung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der maßgeblichen Bestandteile des Gebietes“ postuliert wird.

2 ANLASS UND AUFGABENSTELLUNG

Der Auftraggeber und Träger des Vorhabens, Herr Karl-Heinz Herburg, wohnhaft in Stolpe, Usedom, beabsichtigt den Bau eines hochwertigen Ferienhotels mit 18-Löcher-Golfplatz in Usedom auf der Insel Usedom auf Basis der Prinzipien einer nachhaltigen Planung, Erstellung und Nutzung. Allerdings ist der auf ca. 900m Küstenlänge linear an den Suchraum (nicht gleichzeitig Vorhabensgebiet) angrenzende Peenestrom Bestandteil des insg. 53.256ha großen FFH-Gebietes DE 2049-302 Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff , so dass nachfolgend mögliche Auswirkungen der vorliegenden Planung auf das FFH-Gebiet untersucht werden sollen. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 11

Darüber hinaus grenzen die EU Vogelschutzgebiete DE 2050-404 "Süd-Usedom" und DE 1949-401 "Peenestrom und Achterwasser" an. Das Vorhabensgebiet und der 185,25ha große Suchraum liegen selber – bis auf die zusätzlich in die avifaunistische Untersuchung einbezogene Waldfläche im Norden und Nordosten – nicht in einem der SPA Gebiete.

Abbildung 2 Lage der Natura 2000-Gebiete

In der Folge werden die Ergebnisse der Überprüfung möglicher Auswirkungen der vorliegenden Planung auf die Lebensraumtypen und Arten der „Natura 2000-Gebiete“ an Hand der betroffenen, oben zitierten Schutzgebiete diskutiert:

Teil A FFH-Gebiet Nr. DE 2049-302 Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff, Teil B EU Vogelschutzgebiet DE 1949-401 "SPA 32 Peenestrom und Achterwasser", Teil C EU Vogelschutzgebiet DE 2050-404 "SPA 17 Süd-Usedom".

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TEIL A

FFH SCHUTZGEBIET DE 2049-302 „PEENEUNTERLAUF, PEENESTROM, ACHTERWASSER UND KLEINES HAFF“

A1 ANLASS UND AUFGABENSTELLUNG

Siehe Berichtspunkt 2 Allgemeine Einführung.

A2 BESCHREIBUNG DES SCHUTZGEBIETES UND DER FÜR SEINE ERHALTUNGSZIELE MASSGEBLICHEN BESTANDTEILE Die genaue Grenzziehung ergibt sich aus der Übernahme aus dem Plan "Übersicht zu den Schutzgebieten auf dem Territorium der Stadt Usedom, M. 1:25.000" in den Plan Nr. 0225/2 "Biotoptypen/Schutzausweisungen, M. 1:5000". Danach verbleibt zwischen der Grenze des FFH-Gebietes sowie des Suchraumes, die auf dem Schutzdeich verläuft, ein Bereich ohne Schutzstatus, der aber wegen seiner Biotopstruktur (Röhrichte des Deichvorlandes) von Bedeutung für bedeutende Arten des FFH-Gebietes sein kann. Die geplante Golfanlage und damit das Vorhabensgebiet sind darüber hinaus durch den Deich und davor landseits liegende extensive Grünlandflächen von der Grenze des FFH-Gebietes getrennt. Der Hotelstandort einschließlich der Zufahrt, die ca. 450 bis 970m von der Grenze des FFH- Gebietes entfernt verläuft, steht in keinem räumlichen und funktionalen Zusammenhang mit dem FFH-Gebiet. Näheres dazu ist der Vorhabensbeschreibung (Teil I) und der Vorhabensplanzeichnung (Teil II) zum Raumordnungsverfahren zu entnehmen. Die FFH-Verträglichkeitsuntersuchung soll klären, ob das zu schützende Gebiet durch das Planvorhaben in seinen Erhaltungszielen oder für den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen erheblich beeinträchtigt wird. Dabei ist nicht jede Nutzungsänderung bereits eine erhebliche Beeinträchtigung. Als „erheblich“ kann eine Beeinträchtigung nur eingestuft werden, wenn dadurch der mit der Schutzgebietserklärung verfolgte Schutz des Gebietes gefährdet oder erheblich erschwert wird.

Im Rahmen der FFH-Richtlinie sind nicht nur Projekte und Planungen innerhalb eines FFH- oder europäischen Vogelschutzgebietes auf ihre Naturverträglichkeit zu prüfen, sondern auch Projekte und Planungen, die von außen erheblich auf das Gebiet einwirken können.

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A2.1 ÜBERSICHT ÜBER DAS SCHUTZGEBIET

Die Gebietsmeldung (Gebiets-Nr.: DE 2049-302 Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff) gemäß der FFH-Richtlinie ist Bestandteil der Gesamtübersicht der Gebietsmeldung Mecklenburg – Vorpommern (Stand März 2008). Der Natura 2000 Standard Datenbogen ( L 107/4 Amtsblatt der EG) enthält Informationen zu Gebietskennzeichnung, Lage, Größe, ökologische Angaben etc., aber auch die Kriterien zur Einordnung des Gebietes in das angestrebte Netz von Natura-2000-Schutzgebieten.

Das FFH-Gebiet umfasst insgesamt eine Fläche von 53.256 ha. Das FFH-Gebiet stellt ein umfangreiches, sehr komplex ausgestattetes Ökosystem des westlichen Oderästuars, das aus den Hauptbestandteilen Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff inkl. zahlreicher angrenzender Biotoptypen (Küsten- und Feuchtlebensräume) besteht, dar. Der Lebensraum besteht zum weitaus größten Teil (82%) aus Meeresgebieten und –armen, im weiteren aus Mooren, Sümpfen, Uferbewuchs (7%), Feuchtes und mesophiles Grünland (6%), Laubwald (4%) sowie einer Reihe weiterer Biotoptypen mit jeweils 1% (laut Standard- Datenbogen, Stand März 2008). Das Schutzgebiet liegt in den Naturräumlichen Haupteinheiten „Mecklenburgisch- Vorpommersches Küstengebiet“ (D01) und „Nordost-Mecklenburgisches Flachland mit Oderhaffgebiet“. Das FFH-Gebiet weist eine sehr vielfältige Tierwelt auf. Insbesondere ist hier eine Vielzahl von Fisch- und Rundmäulerarten anzutreffen, aber auch Biber, Fischotter sowie der Eremit und der Menetries Laufkäfer sind zu nennen. Die ausgedehnten, hochproduktiven Flachwasserbereiche des Oder-Ästuars sind als Rast-, Mauser- und Nahrungsplatz für arten- und individuenreiche Wasservogelansammlungen international bedeutsam.

Der überwiegende Teil des FFH-Gebietes ist bereits als NSG und/oder LSG national unter Schutz gestellt. Es gibt teilweise Überschneidungen mit den LSG „Haffküste“, „Unteres Peental und Peenehaff“ und „Insel Usedom mit Festlandgürtel“. Das Schutzgebiet erstreckt sich auch auf Flächen des Naturparks „Insel Usedom“. Innerhalb des FFH-Gebietes liegen die NSG „Anklamer Stadtbruch“, „Großer Wotig“, „Halbinsel Cosim“, „Insel Böhmke und Werder“, „Insel Görmitz“, und „Südspitze Gnitz“. Eine teilweise Überschneidung ergibt sich mit den NSG „Unteres Peenetal (Peenetalmoor)“. Überschneidungen gibt es auch mit den Grenzen der EU-Vogelschutzgebiete DE 1747-402 „Greifswalder Bodden und südlicher Strelasund“ sowie DE 2147-401 „Peenetallandschaft“. Das FFH-Gebiet ist großflächig identisch mit dem EU-Vogelschutzgebiet DE 1949-401 „Peenestrom und Achterwasser“.

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A2.2 ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETES

Für das FFH-Gebiet DE 2049-302 „Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff“ wurden im Standard-Datenbogen Lebensraumtypen des Anhang I und Arten des Anhangs II der FFHRichtlinie aufgelistet, die den Schutzzweck des FFH-Gebietes darstellen. Konkretisiert auf die Lebensraumtypen und Arten der FFH-Richtlinie sowie im Hinblick auf die Errichtung eines kohärenten Netzes ergeben sich folgende Schutz- und Entwicklungsziele: Bewahrung und Entwicklung eines günstigen Erhaltungszustandes für die im Gebiet vorhandenen Lebensraumtypen nach Anhang I und für die Populationen und Habitate der Arten nach Anhang II der Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 (bzw. der Änderungsrichtlinie 97/43/62/EG vom 27. Oktober 1997) (FFH-Richtlinie).

Das sind insbesondere folgende Lebensraumtypen: - Ästuarien, EU-Code 1130 - Einjährige Spülsäume, EU-Code 1210 - Atlantik-Felsküsten und Ostsee-Fels- und Steilküsten mit Vegetation, EU-Code 1230 - Atlantische Salzwiesen, EU-Code 1330 - Natürliche eutrophe Seen, EU-Code 3150 - Flüsse der planaren bis montanen Stufe, EU-Code 3260 - Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden EU-Code 6410 - Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe, EUCode 6430 - Noch renaturierungsfähige degradierte Hochmoore, EU-Code 7120 - Kalkreiche Sümpfe, EUCode 7210* - Kalkreiche Niedermoore, EU-Code 7230 - Hainsimsen-Buchenwald, EU-Code 9110 - Waldmeister-Buchenwald, EU-Code 9130 - Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Hainbuchenwald EU-Code 9160 - Schlucht- und Hangmischwälder, EU-Code 9180* - Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen, EU-Code 9190 - Moorwälder, EU-Code 91D0* - Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior , EU-Code 91E0*

(* kennzeichnet prioritäre Lebensraumtypen)

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Sowie folgende bedeutenden Arten Pflanzen - Sumpf-Glanzkraut (Liparis loeselii), EU-Code 1903 Säugetiere - Biber (Castor fiber), EU-Code 1337 - Fischotter (Lutra lutra), EU-Code 1355 Fische - Meerneunauge (Petromyzon marinus), EU-Code 1095 - Bachneunauge (Lampetra planeri), EU-Code 1096 - Flussneunauge (Lampetra fluviatilis), EU-Code 1099 - Finte (Alosta fallax), EU-Code 1103 - Lachs (Salmo salar [nur im Süßwasser]), EU-Code 1106 - Rapfen (Aspius aspius), EU-Code 1130 - Bitterling (Rhodeus sericeus amarus), EU-Code 1134 - Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis), EU-Code 1145 - Steinbeißer (Cobitis taenia), EU-Code 1149 Wirbellose - Eremit* (Osmoderma eremita), EU-Code 1084 - Menetries´ Laufkäfer* (Carabus menetriesi ssp. pacholei), EU-Code 1914 - Großer Feuerfalter (Lycaena dispar), EU-Code 1060 - Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior), EU-Code 1014 - Bauchige Windelschnecke (Vertigo moulinsiana), EU-Code 1016

(* kennzeichnet prioritäre Arten).

Vogelarten sind nicht im Natura-2000-Datenbogen angeführt, sind aber Gegenstand der Verträglichkeitsuntersuchung für die SPA Gebiete in den Teilen B und C.

Im Rahmen der vorliegenden FFH-Verträglichkeitsuntersuchung wird als Schutz- und Entwicklungsziel gem. FFH-Richtlinie bzw. nach § 10 Abs. 1 Pkt. 9 BNatSchG wie folgt präzisiert: „ Die Erhaltung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustands aller im Standard-Datenbogen benannten Lebensraumtypen und Arten der Anhänge I und II, die als signifikant, d. h. nicht in der Kategorie „D“ des Kriteriums ‘Repräsentativität’, eingestuft sind.“

Für das Erreichen des o. g. Zieles sind unter anderem bei Froelich & Sporbeck (2008) folgende Erhaltungs-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen formuliert worden, von denen hier nur die gebietsrelevanten auszugsweise zitiert werden. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 16

Diese können auch geeignete Maßnahmen für Entwicklungen außerhalb des FFH Gebietes sein. - Erhalt und Wiederherstellung des westlichen Oderarmes (Ästuar) mit großer Bedeutung als Reproduktionsraum. - Erhalt der naturnahen Uferbereiche des Ästuars mit typischen Lebensräumen. - Erhaltung und Entwicklung naturnaher Fließgewässer, Erhaltung und Entwicklung von unbefestigten Ufern; Renaturierung begradigter und verbauter Fließgewässerabschnitte, Wiederherstellung einer auentypischen Gewässerdynamik und naturnaher Grundwasserverhältnisse zur Verringerung der Torfmineralisierung. - Erhaltung und Entwicklung wechselfeuchter Standorte als Voraussetzung für das Vorkommen von Pfeifengraswiesen; in Abhängigkeit vom Grundwasserflurabstand extensive Nutzung durch einmalige Mahd unter Berücksichtigung der biologischen Entwicklungszyklen gefährdeter und seltener Arten im Herbst oder mosaikhaft kontrolliertes Brennen/Flämmen zum Nährstoffentzug sowie zur Eindämmung von Gehölzaufwuchs. - Erhaltung und Entwicklung magerer Mähwiesen durch traditionelle extensive Nutzung (zweischürig ohne zusätzliche Düngung (Mahd nach dem 15.06.). - Erhaltung und Entwicklung der für das Vorkommen von feuchten Hochstaudenfluren notwendigen Standorte. - Erhaltung und Entwicklung von Auenwäldern mit einem hohen Alt- und Totholzanteil; Renaturierung begradigter und verbauter Fließgewässerabschnitte. - Erhaltung und Entwicklung aller bekannten und potenziell geeigneten Wuchsorte des Sumpf-Glanzkrautes mit ihrer natürlichen oder naturnahen Vegetation. - Erhaltung und Entwicklung eines störungsarmen, strukturreichen und unzerschnittenen Netzes von Fließ- und Stillgewässern zur Gewährleistung der Migrationsfunktion der in benachbarte Vorkommensgebiete führenden Gewässer. - Erhaltung und Entwicklung von natürlichen und naturnahen Laub-Altholzbeständen mit einem hohen Anteil an Höhlenbäumen und Altholz (anbrüchig) als Grundlage für das Vorkommen des Eremits. - Erhaltung und Entwicklung von Seggenrieden, Feucht- und Nasswiesen, offenen Nass- und Feuchtbrachen mit Hochstauden sowie natürlich-eutrophe Gewässer- und Grabenufer mit Vorkommen der Raupenfutterpflanzen (Rumex hydrolapathum, auch R. crispus, R.obtusifolius) und geeigneter Nektarquellen des Großen Feuerfalters.

A2.3 LEBENSRAUMTYPEN DES ANHANG I DER FHH-Richtlinie

Für das FFH-Gebiet sind entsprechend Standarddatenbogen 18 Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie ausgewiesen. Von diesen FFH Lebensraumtypen sind folgende als prioritär gekennzeichnet: 7210 Kalkreiche Sümpfe Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 17

9180 Schlucht und Hangmischwälder 91DO Moorwälder 91EO Auenwälder. In der folgenden Tabelle wird für die Lebensraumtypen ihre im Standarddatenbogen angegebene gebietsbezogene Bewertung angegeben.

Tabelle 1 FFH Lebensraumtypen des Anhang I der FFH-Richtlinie im Gebiet „Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und kleines Haff“

EU Code Lebensraumtyp nach Anhang I Flächen‐ Bewertung der Vorkommen (1) der FFH‐Richtlinie anteil (%) Repr. Rel. Fläche EHZ Gesamt 1130 Ästuarien 85 A A C A 1210 Einjährige Spülsäume <1 C C B C 1230 Ostsee‐Fels‐ und Steilküsten mit Veg. <1 B B B B 1330 Atlantische Salzwiesen <1 B C A B 3150 Natürliche Eutrophe Seen <1 C C C C 3260 Flüsse d. planaren bis montanen Stufe <1 B C B C 6410 Pfeiffengraswiesen auf kalkreichem <1 A C B B Boden, torf. U. tonig‐schluff. Böden 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der plana‐ <1 C C B C ren und montanen bis alpinen Stufe 7120 Noch regenierungsfähige degradierte <1 C C C C Hochmoore 7210* Kalkreiche Sümpfe <1 A C A A 7230 Kalkreiche Niedermoore <1 B C B B 9110 Hainsimsen‐Buchenwald <1 B C C C 9130 Waldmeister‐Buchenwald <1 C C C C 9160 Subatlant. oder mitteleuropäischer <1 B C B C Stieleichenwald o. Hainbuchenwald 9180* Schlucht‐ und Hangmischwälder <1 B C B B 9190 Alte bodensaure Eichenwälder auf <1 B C B B Sandebenen 91D0* Moorwälder <1 A C B A 91E0* Auenwälder mit Alnus glutinosa und <1 B C B C Fraxinus exelsior Legende * = prioritärer Lebensraumtyp des Anhangs I der FFH-Richtlinie (1) = Bewertung nach Standard-Datenbogen Nr. DE 2049-302 Repr. = Repräsentativität (A = hervorragende, B = gute, C = mittlere Repräsentativität) Rel. Fläche = Relative Fläche des Lebensraumtyps (bezogen auf den gesamten Bestand des Lebensraumtyps in Deutschland (A = > 15 %, B = 2-15 %, C = < 2 % der Fläche des Lebensraumtyps) EHZ = Bewertung des Erhaltungszustands (und Wiederherstellungsmöglichkeit des Lebensraumtyps) (A = sehr gut, unabhängig von der Wiederherstellungsmöglichkeit, B = gut, Wiederherstellung in kurzen bis mittleren Zeiträumen möglich C = mittel bis schlecht, Wiederherstellung schwierig bis unmöglich) Gesamt = Gesamtbeurteilung (der Bedeutung des NATURA 2000-Gebietes für den Erhalt des Lebensraumtyps bezogen auf Deutschland) (A = sehr hoch, B = hoch, C = mittel) Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 18

Hinweis Die prioritären Lebensraumtypen befinden sich nicht im Gebietszusammenhang mit dem Planungsvorhaben. An den Suchraum des Vorhabensgebietes grenzt direkt der Lebensraumtyp Ästuarien an, der mit 85% den Hauptanteil an den Lebensraumtypen ausmacht.

Abbildung 3 Binnendifferenzierung der FFH-Lebensraumtypen im Schutzgebiet DE 2049-302 (entnommen aus UmweltPlan GmbH, Anpassung der Seewasserstraße „Nördlicher Peenestrom“, FFH VU, 11/2007)

Auch die den bedeutenden Arten des FFH-Gebietes zuzuordnenden Lebensraumtypen befinden sich nicht im direkten Gebietszusammenhang, sondern sind überwiegend entlang des Peenezuflusses auf der gegenüberliegenden Landseite des FFH-Gebietes anzutreffen und sind vom Suchraum über eine Breite von mehreren Kilometern durch den Peenestrom getrennt. Aufgrund ihrer Aktionsmöglichkeiten und Wanderungsaktivitäten ist zu jedoch erwarten, dass Austauschbeziehungen zwischen dem Festland und der Insel Usedom für die bedeutenden Säugetierarten Biber und Fischotter stattfinden.

A2.4 ARTEN DES ANHANGS II DER FFH-RICHTLINIE Für das FFH-Gebiet sind entsprechend dem Standard-Datenbogen 16 Tierarten sowie eine Pflanzenart nach Anhang II der FHH-Richtlinie nachgewiesen.

Von denen sind folgende Arten als prioritär gekennzeichnet: Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 19

EU-Code 1084 Eremit* (Osmoderma eremita), EU-Code 1914 Menetries´ Laufkäfer* (Carabus menetriesi ssp. pacholei).

In der folgenden Tabelle werden die die Arten des Anhang II aufgeführt sowie ihre gebietsbezogenen Bewertungen aus dem Standard-Datenbogen angegeben.

Tabelle 2 Tier- und Pflanzenarten des Anhangs II der FFH-Richtlinie im FFH-Gebiet „Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und kleines Haff“

EU Code Art nach Anhang II der FFH‐Richtlinie Bewertung der Vorkommen (1) Rel.Pop Pop.Gr. . Erh.‐Zu. Iso.‐Grad Gesamt Säugetiere 1337 Biber (Castor fiber) 11‐50 nz C B C B 1355 Fischotter (Lutra lutra) Pnz C B C B Fische/Rundmäuler 1103 Finte (Alosa fallax) Vz B B C B 1130 Rapfen (Aspius aspius) Cnz C A C B 1149 Steinbeißer (Cobitis taenia) Cnz C B C B 1099 Flussneunauge (Lampetra fluviailis) Rz B B C B 1096 Bachneunauge (Lampetra planeri) Rnz C A C B 1145 Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) Rnz C B C C 1095 Meerneunauge (Petromyzon marinus) Vz B B C C 1134 Bitterling (hodeus sericeus amurus) Rzn C B C C 1106 Lachs (Salmo salar) Pz B B C B Wirbellose 1914 Mentries´Laufkäfer* Vnz A A A A Carabus menetriesi ssp. pacholei) 1060 Großer Feuerfalter (Lycaena dispar) Cnz C A A A 1084 Eremit* (Osmoderna eremita) Pnz C C C C 1014 Schmale Windelschnecke Pnz C B C C (Vertigo angustior) 1016 Bauchige Windelschnecke Cnz B A C A (Vertigo moulinsiana) Pflanzen 1903 Sumpf‐Glanzkraut (Liparis loeselii) P C C C C

Legende:

* = prioritäre Art des Anhangs II der FFH-Richtlinie (1) = Bewertung nach Standard Datenbogen Nr. DE 2049-302 Pop.-Gr. = Populationsgröße (C= common, häufig, R= rare, selten, V = vulnerable, sehr selten, P= present, vorhanden, 1-5= Anzahl der Individuen); nz= nicht ziehend, z=ziehend Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 20

Rel.-Pop. = Relative Populationsgröße (A = > 15 %, B = 2-15 %, C = < 2 % des Bestandes im Bundesland/ in der naturräuml. Haupteinheit; D = nicht signifikantes Vorkommen) Erh.-Zu. = Erhaltungszustand (A = sehr gut, B = gut, C = mittel bis schlecht) Isol.-Grad = Isolierungsgrad (A = Population (beinahe) isoliert; B = Population nicht isoliert, aber am Rande des Verbreitungsgebietes; C = Population nicht isoliert, innerhalb des erweiterten Verbreitungsgebietes) Gesamt = Gesamtbewertung (A = sehr hoher Wert, B = hoher Wert, C = mittlerer Wert des Gebietes für die Erhaltung der Art)

A2.5 SONSTIGE IM STANDARD-DATENBOGEN GENANNTEN ARTEN Weitere bedeutende Arten der Fauna und Flora werden im Standard-Datenbogen DE 2049-302 für das FFH-Gebiet „Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff“ nicht angegeben.

A2.6 MANAGEMENTPLÄNE / PFLEGE- UND ENTWICKLUNGSMASS- NAHMEN

Ein Managementplan für das FFH-Gebiet „Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff“ liegt bisher noch nicht vor. Es gibt jedoch NSG-Verordnungen und den Pflege- und Entwicklungsplan (PEP) für das Naturschutzprojekt mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung „Peenetal-Landschaft“, die aber nicht die Aufgabe eines Managementplanes übernehmen.

A2.7 BEDEUTUNG DES GESAMTGEBIETES FÜR DAS ZUSAMMENHÄN- GENDE NETZ NATURA 2000

Die Bedeutung des FFH-Gebietes „Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff“ für das zusammenhängende Netz Natura 2000 ergibt sich generell durch die Auswahl als FFH- Gebiet für das Netz Natura 2000 durch das Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern. Im vorliegenden Standard-Datenbogen werden unter „Güte und Bedeutung“ für das Gebiet folgende Auswahlkriterien genannt: - Repräsentatives Vorkommen von FFH Lebensraumtypen und Arten - Schwerpunktvorkommen von FFH Lebensraumtypen - Vorkommen von FFH Arten an der Verbreitungsgrenze - Häufung von FFH Lebensraumtypen, prioritärer FFH Lebensraumtypen und Arten - Großflächige Komplexbildung.

Dies wird gestützt durch das Vorkommen von 18 Lebensraumtypen des Anhangs I und Vorkommen von 16 Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie sowie die Überlagerung mit verschiedenen EU Vogelschutzgebieten, die die Bedeutung der Flachwasserbereiche des Oder- Ästuars als Rast-, Mauser- und Nahrungsplatz für arten- und individuenreiche Wasservogelansammlungen unterstreicht. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 21

A2.8 FUNKTIONALE BEZIEHUNGEN DES SCHUTZGEBIETES ZU ANDEREN NATURA 2000-GEBIETEN

Das Gebiet stellt ein wichtiges Glied einer Verbindungsachse innerhalb des kohärenten Netzes dar. Insgesamt bilden die Fließgewässer Peene, Trebel, Recknitz und Warnow sowie die Boddengewässer und die Ostsee eine zusammenhängende Einheit an der Mecklenburg- Vorpommernschen Küste. In dieser Einheit befinden sich mehrere FFH-Gebiete und EU-Vogelschutzgebiete. Nach dem Standard-Datenbogen ergeben sich Bezüge zu folgenden Schutzgebieten der Natura 2000-Kulisse: - EU-Vogelschutzgebiet (SPA) DE 1747-401 Greifswalder Bodden und südlicher Strelasund (heutiges SPA DE 1747-402), - EU-Vogelschutzgebiet (SPA) DE 2045-401 Peenetal (heutiges SPA DE 2147-401 Peenetallandschaft), - EU-Vogelschutzgebiet (SPA) DE 2050-401 Gothensee und Thurbruch, Insel Böhmke und Werder (ist in dem heutigen SPA DE 2050-404 Süd-Usedom aufgegangen), - Das FFH-Gebiet ist großflächig identisch mit dem EU-Vogelschutzgebiet DE 1949-401 „Peenestrom und Achterwasser“.

A3 BESCHREIBUNG DES VORHABENS

A3.1 ÜBERSICHT ÜBER DAS GESAMTVORHABEN

Das Vorhaben liegt im Norden der Stadt Usedom auf der Insel Usedom. Verwaltungspolitisch gehört die Stadt Usedom zum Landkreis Vorpommern-, Planungsregion Vorpommern. Die ausführliche Darstellung des Hotel- und Golfplatzprojektes ist der Vorhabens-beschreibung (Teil I) zu entnehmen. Abgrenzung Suchraum Ein ursprünglich zur Disposition stehender Suchraum für das Vorhaben grenzt im Nordwesten an den Deich zum Peenestrom, folgt im Norden der Stadtgrenze und im Osten dem Verlauf der Stromtrasse sowie einem Feldweg oberhalb des Sportplatzes. Dort stößt der Suchraum auf die B110, die die südöstliche Grenze bildet, und den alten Eisenbahndamm im Süden. Im Westen wird das Gebiet von einem Entwässerungsgraben begrenzt. Dieser Suchraum umfasste ein Areal von ca. 185,25 ha. Abgrenzung Vorhabensgebiet Im Rahmen der Bearbeitung des ersten Raumordnungsverfahrens hat eine schrittweise Optimierung der Begrenzung des Vorhabensgebietes auf Grund der Erkenntnisse aus den Untersuchungen und Erhebungen stattgefunden. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 22

Das Vorhabensgebiet mit einer Gesamtfläche von ca. 69,42 ha grenzt im Westen weiterhin an den beschriebenen Entwässerungsgraben, verläuft dann unter Ausgrenzung feuchter Grünlandstandorte mit Abstand zum Deich entlang des Peenestromes, folgt im Norden einem kurzen Abschnitt des Gewässers, das aus dem Bruchwald kommt, quert eine Grünlandfläche bis zu den Aufforstungsflächen und folgt den Aufforstungsflächen bis zur B110, die gemeinsam mit einem Abschnitt des alten Eisenbahndammes die südöstliche und südliche Grenze bildet, bevor unter Ausklammerung der Kleingärten auf Höhe der Kläranlage der Anschluss an die westliche Grenze erfolgt.

A3.2 WIRKUNGEN DES VORHABENS

Für die schutzgebietsbezogene Betrachtung im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsuntersuchung sind nur diejenigen Wirkfaktoren von Bedeutung, die sich auf die Erhaltungsziele der Schutzgebiete sowie deren maßgebliche Bestandteile auswirken könnten. Die Relevanz der Wirkfaktoren ergibt sich somit aus den spezifischen Betroffenheiten der Erhaltungsziele bzw. der zu schützenden Lebensraumtypen und Zielarten. Dies gilt auch für solche Wirkfaktoren, deren Ursprung zwar außerhalb des Schutzgebiets liegt, die aber potenziell zur Beeinträchtigung von FFH-LRT und Zielarten innerhalb des Gebietes geeignet sind. Es ist darauf hinzuweisen, dass Suchraum und Vorhabensgebiet nicht im FFH-Gebiet liegt und dieses nur im Suchraum linear über ca. 900m Küstenlinie angrenzt.

Dabei ist das Vorhabensgebiet durch den Vordeichbereich, den Deich und davor liegende extensive Grünlandflächen von der Grenze zum FFH-Gebiet getrennt. Die vom geplanten Vorhaben ausgehenden Projektwirkungen, die zu Beeinträchtigungen des Schutzgebietes führen könnten, lassen sich nach ihrer Ursache (bau-, anlage-, betriebsbedingt) sowie Wirkungsdauer (temporär, dauerhaft) wie folgt gliedern:

Tabelle 3 Wirkfaktoren des Vorhabens Teil A Art der Wirkung Beschreibung baubedingt Veränderung von Bodenflächen während der Bauzeit (temporär) Zerschneidung durch Baustraßen Stoffliche Emissionen durch Baumaschinen u. Transportfahrzeuge Schallemissionen durch Baulärm und Transporte Beunruhigung durch Bautätigkeit und Transporte Visuelle Beeinträchtigung durch Bauarbeiten

anlagebedingt Flächeninanspruchnahme durch Golfbahnen, Straßen und Gebäude (dauerhaft) Zerschneidung durch Golfbahnen, Straßen und Gebäude Habitatverkleinerung durch Golfbahnen, Straßen und Gebäude

Betriebsbedingt Verunreinigungen durch Einsatz von Nährstoffen und PBM (dauerhaft/temporär) Einleitungen aus Infrastruktureinrichtungen Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 23

Schallemissionen durch Pflegebetrieb und Zubringerverkehr Beunruhigung durch Spielbetrieb und Pflege Stoffliche Emissionen durch Pflegefahrzeuge und Anliegerverkehr

A4 DETAILLIERT UNTERSUCHTER BEREICH

A4.1 BEGRÜNDUNG FÜR DIE ABGRENZUNG DES UNTERSUCHUNGS- RAHMEN

Froelich & Sporbeck (2012) beschreiben den Untersuchungsraum (=Referenzraum) als „Raum, der zur Beurteilung der Auswirkungen des Vorhabens auf die Erhaltungsziele des Schutzgebietes herangezogen werden muss. Er umfasst das gesamte durch das Vorhaben betroffene FFH-Gebiet und darüber hinaus die Strukturen, Funktionen und funktionalen Beziehungen außerhalb des Schutzgebietes, die für einen günstigen Erhaltungszustand der relevanten Lebensraumtypen und Tierarten unerlässlich sind. Der Untersuchungsraum ist zu unterscheiden vom detailliert untersuchten Bereich (duB), mit dem der Bereich zu fassen und zu untersuchen ist, der von den maximalen Wirkreichweiten des Vorhabens abgedeckt wird.“ Das Vorhabensgebiet liegt außerhalb des FFH-Gebietes und wird durch den Deich und die davor liegenden Röhrichtzonen, die nicht zum FFH-Gebiet gehören, getrennt. Dieser Kontaktbereich auf Länge der 900m Küstenlinie einschl. einer ca. 150m in den Peenestrom hinein reichenden Zone wird als detailliert untersuchter Bereich definiert, um die potentiell betroffenen Lebensraumtypen und Zielarten erfassen zu können.

A4.2 DATENLÜCKEN

Zur Bestandsbeschreibung wurden überwiegend Unterlagen heran gezogen, die im Rahmen des Raumordnungsverfahrens primär erhoben worden sind oder aus anderen Quellen entnommen werden konnten. Die vorhandenen Daten (Kartierungen, sonstige Daten) sind für die Durchführung der FFH- Verträglichkeitsuntersuchung und damit für die Abschätzung der vom Projekt ausgehenden Beeinträchtigungen der Lebensraumtypen einschl. Arten nach Anhang II FFH-Richtlinie ausreichend.

A4.3 BESCHREIBUNG DES DETAILLIERT UNTERSUCHTEN BEREICHS

A4.3.1 Lebensraumtypen des Anhang I FFH-Richtlinie

Die prioritären FFH Lebensraumtypen 7210 Kalkreiche Sümpfe, 9180 Schlucht und Hang- mischwälder, 91DO Moorwälder und 91EO Auenwälder befinden sich nicht im detailliert Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 24

untersuchten Bereich und haben auch keinen funktionalen Kontakt zum Vorhabensgebiet; sie befinden sich in einer Entfernung, die keine potentielle Auswirkungen erwarten lassen.

Das gilt auch für die Lebensraumtypen 1210 Einjährige Spülsäume 1230 Ostsee‐Fels‐ und Steilküsten mit Vegetation 1330 Atlantische Salzwiesen 3150 Natürliche Eutrophe Seen 3260 Flüsse d. planaren bis montanen Stufe 6410 Pfeiffengraswiesen auf kalkreichem Boden, torf. u. tonig‐schluff. Böden 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe 7120 Noch regenierungsfähige degradierte Hochmoore 7230 Kalkreiche Niedermoore 9110 Hainsimsen‐Buchenwald 9130 Waldmeister‐Buchenwald 9160 Subatlant. oder mitteleuropäischer Stieleichenwald o. Hainbuchenwald 9190 Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen die – wie auf der Abbildung 2 Binnendifferenzierung der FFH-Lebensraumtypen im Schutzgebiet DE 2049-302 deutlich erkennbar – in keinem räumlichen und funktionalen Zusammenhang mit dem Vorhabensgebiet stehen. Einzig der Lebensraumtyp 1130 Ästuarien grenzt auf ganzer Länge der Küstenlinie von ca. 900 m an das Vorhabensgebiet an. Für diesen Lebensraumtyp, der 85% des FFH-Gebietes ausmacht, sind folgende Erhaltungs-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen formuliert worden, die zumindest für den Bereich zwischen FFH-Gebiet und Vorhabensgebiet von Bedeutung sind:

- Erhalt und Wiederherstellung des westlichen Oderarmes (Ästuar) mit großer Bedeutung als Reproduktionsraum. - Erhalt der naturnahen Uferbereiche des Ästuars mit typischen Lebensräumen.

A4.3.2 Arten des Anhang II FFH-Richtlinie

Die an den Lebensraumtyp 1130 Ästuarien gebundenen aquatischen Zielarten sind durch Wirkfaktoren des Vorhabens definitiv nicht betroffenen, so dass hier auf eine vertiefende Diskussion verzichtet werden kann.

Bedingt durch den großen Abstand zu den Lebensraumtypen des FFH-Gebietes, die sich durch das Vorkommen bedeutender Arten auszeichnen und die Trennung durch den mehrere Kilometer breiten Peenestrom sind für die meisten der bedeutenden Tier- und Pflanzenarten keine funktionalen Austauschbeziehungen zwischen den Biotopstrukturen und dem Artenspektrum des Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 25

Suchraumes und somit auch des deutlich kleineren Vorhabensgebietes und den Landlebensräumen des FFH-Gebietes zu erwarten. Darüber hinaus mangelt es auch an den jeweiligen Standortbedingungen im Kontaktbereich zum Vorhabensgebiet.

Für die bedeutende Tierart Biber sind Vorkommen nicht grundsätzlich auszuschließen. Bei den Biotopkartierungen und sonstigen Begehungen sind jedoch weder Verbissspuren noch sonstige auf ein Vorkommen hinweisende Zeiger festgestellt worden. Lt. Artenschutzrechtlichem Fachbeitrag ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens „dismigrierender Individuen“ deutlich geringer als beim Fischotter.

Allein für die bedeutende Tierart Fischotter, sind - bedingt durch Erkenntnisse früherer Untersuchungen und durch das Vorhandensein begünstigender Biotopstrukturen - Vorkommen nicht auszuschließen. Dabei handelt es sich um für den Fischotter geeignete Biotopstrukturen für Wanderbeziehungen u. a. zum Usedomer See im Plangebiet resp. am südlichen und nördlichen Rand und um die Eignung des vorgelagerten Schilfgürtels als Nahrungs-, Versteck- und Ruhebiotop. Potentielle Auswirkungen können bau- und betriebsbedingter Natur sein.

Insgesamt stellt sich die Betroffenheit der Arten des Anhang II FFH-Richtlinie wie folgt dar: EU Code Art nach Anhang II der FFH‐Richtlinie Betroffenheit Säugetiere 1337 Biber (Castor fiber) potentiell 1355 Fischotter (Lutra lutra) potentiell Fische/Rundmäuler 1103 Finte (Alosa fallax) keine 1130 Rapfen (Aspius aspius) keine 1149 Steinbeißer (Cobitis taenia) keine 1099 Flussneunauge (Lampetra fluviailis) keine 1096 Bachneunauge (Lampetra planeri) keine 1145 Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) keine 1095 Meerneunauge (Petromyzon marinus) keine 1134 Bitterling (hodeus sericeus amurus) keine 1106 Lachs (Salmo salar) keine Wirbellose 1914 Mentries´Laufkäfer* keine Carabus menetriesi ssp. pacholei) keine 1060 Großer Feuerfalter (Lycaena dispar) keine 1084 Eremit* (Osmoderna eremita) keine 1014 Schmale Windelschnecke keine (Vertigo angustior) keine Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 26

1016 Bauchige Windelschnecke keine (Vertigo moulinsiana) keine Pflanzen 1903 Sumpf‐Glanzkraut (Liparis loeselii) keine

A4.3.3 Vorbelastungen

Vorbelastungen können für den Kontaktbereich zwischen Vorhabensgebiet und FFH-Gebiet von folgenden Faktoren ausgehen: - von der bestehenden Landwirtschaft (Habitatzerstörung durch Mahd, Ernte etc., Beunruhigung durch Motorenlärm; stoffliche Einträge in Form von Dünger und Pflanzenschutz-mitteln), - vom Publikumsverkehr und Nutzung der Erholungseinrichtungen „Badestelle“, „Alter Hafen“ und - der Nutzung des Wanderweges auf dem Deich, der regelmäßig auch zum Ausführen von Hunden frequentiert wird.

A5 BEURTEILUNG DER VORHABENSBEDINGTEN BEEINTRÄCHTI GUNGEN DER ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETES

A5.1 BESCHREIBUNG DER BEWERTUNGSMETHODE

Die Bewertung der Verträglichkeit des Vorhabens mit den Erhaltungszielen des betrachteten Schutzgebietes erfolgt über eine Verschneidung der prognostizierten Projektwirkungen mit der Empfindlichkeit des Lebensraumtypus oder seiner Zielarten gegenüber spezifischen Störungen. Dabei sind die ökologischen Aspekte von Relevanz, denen zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes eine signifikante Bedeutung zukommt.

Wird durch das Vorhaben eine strukturelle und/oder funktionelle Veränderung im Schutzgebiet bewirkt, die einen bedeutsamen ökologischen Aspekt eines Lebensraumtyps oder eine seiner Zielarten betrifft, ist die Möglichkeit einer Beeinträchtigung anzunehmen.

Von zentraler Bedeutung bei der Bewertung einer Beeinträchtigung ist die Schwelle, ab der eine Beeinträchtigung als erheblich bezeichnet wird. Diese Erheblichkeitsschwelle ist nicht standardisierbar sondern stets abhängig von der im Einzelfall vorliegenden Art, Dauer, Reichweite und Intensität einer Wirkung in Überlagerung mit den spezifischen Empfindlichkeiten der gebietsbezogen festgelegten Erhaltungsziele und der für sie maßgeblichen Strukturen und Funktionen.

Mangels belastbarer Grenzwerte für bestimmte Lebensraumtypen oder einzelne Arten, erfolgt die Bewertung der Erheblichkeit von Beeinträchtigungen in der Regel auf dem verbal-argumentativen Weg auf Grundlage eines fachlich begründeten Urteils. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 27

Die Erheblichkeit einer Beeinträchtigung im Sinne des § 34 BNatSchG bzw. § 18 LNatG M-V wird für den Einzelfall unter Berücksichtigung der Bestandssituation von Erhaltungszielen im Wirkbereich des Vorhabens, der Bedeutung des lokalen Bestandes für das Schutzgebiet, des Entwicklungspotenzials, der funktionellen ökologischen Bedeutung des beeinträchtigten Bereichs sowie der bestehenden Vorbelastungen bewertet.

Erheblich ist eine Beeinträchtigung dann, wenn die Veränderungen und Störungen in Ausmaß oder Dauer dazu führen können, dass ein Gebiet seine Funktionen in Bezug auf das Erhaltungsziel oder die für den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteile nicht mehr vollständig erfüllen kann. Bereits wenn eines der Erhaltungsziele in gravierender Weise betroffen ist, ist von einer erheblichen Beeinträchtigung des Schutzgebiets im Sinne des § 34 BNatSchG bzw. § 18 LNatG M-V auszugehen. Dies gilt auch für die erhebliche Beeinträchtigung von Möglichkeiten zur Wiederherstellung oder Entwicklung eines günstigen Erhaltungszustandes der Zielarten.

A5.2 BEEINTRÄCHTIGUNGEN VON LEBENSRAUMTYPEN DES ANHANG I DER FFH-RICHTLINIE

Wie aus der Abbildung 2 Binnendifferenzierung der FFH-Lebensraumtypen im Schutzgebiet DE 2049-302 erkennbar und im Einzelnen in den Kapiteln 2.3 und 4.3.1 beschrieben, reicht das FFH- Gebiet „Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff“ nur sehr kleinflächig an den Bereich heran, in dem lokal wirksame Beeinträchtigungen durch das Vorhaben möglich sind. Dieser Bereich entspricht dem detailliert zu untersuchenden Bereich. Der potenziell betroffene Raum des Schutzgebietes umfasst ausschließlich einen 900 m langen Abschnitt des Ostufers des Peenestroms, der wasserseits an die uferbegleitenden Röhricht-zonen angrenzt.

Dabei handelt es sich um den Lebensraumtyp 1130 Ästuarien.

Alle anderen Lebensraumtypen sind wegen ihrer Entfernung zum Vorhabensgebiet nicht betroffen:

EU Code Lebensraumtyp nach Anhang I Beeinträchtigung der FFH‐Richtlinie 1210 Einjährige Spülsäume keine 1230 Ostsee‐Fels‐ und Steilküsten mit Veg. keine 1330 Atlantische Salzwiesen keine 3150 Natürliche Eutrophe Seen keine 3260 Flüsse d. planaren bis montanen Stufe keine Pfeiffengraswiesen auf kalkreichem Boden, torf. U. 6410 tonig‐schluff. Böden keine Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und 6430 montanen bis alpinen Stufe keine 7120 Noch regenierungsfähige degradierte Hochmoore keine Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 28

7210* Kalkreiche Sümpfe keine 7230 Kalkreiche Niedermoore keine 9110 Hainsimsen‐Buchenwald keine 9130 Waldmeister‐Buchenwald keine Subatlant. oder mitteleuropäischer Stieleichenwald o. 9160 Hainbuchenwald keine 9180* Schlucht‐ und Hangmischwälder keine 9190 Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen keine 91D0* Moorwälder Keine 91E0* Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus exelsior keine

Aufgrund der Entfernung des Schutzgebietes zum Vorhaben und der Lage außerhalb des Vorhabensgebietes sind mögliche Beeinträchtigungen des Vorhabens auf diese Lebensraumtypen – einschließlich des Lebensraumtyp 1130 Ästuarien - durch Wirkungen, die nur einen lokalen Charakter haben und nicht über das Vorhabensgebiet hinausgehen, auszuschließen.

Dies sind vor allem die terrestrischen Wirkungen wie:

- Veränderung von Bodenflächen während der Bauzeit - Zerschneidung und Habitatverkleinerung durch Baustraßen, Zuwegungen, Golfbahnen und Gebäude - Flächeninanspruchnahme durch Golfbahnen, Straßen und Gebäude und gilt auch für die verbleibenden Wirkungen wie:

- Stoffliche Emissionen durch Baumaschinen, Transportfahrzeuge, Pflegefahrzeuge und den Anliegerverkehr - Schallemissionen durch Baulärm, Transporte, Pflegebetrieb und Zubringerverkehr - Beunruhigung durch Bautätigkeit und Transporte, Spielbetrieb und Pflege

A5.3 BEEINTRÄCHTIGUNGEN VON ARTEN DES ANHANG II DER FFH- RICHTLINIE

Gemäß den Ausführungen in den Kapiteln 2.2, 2.4 und 4.3.2 können folgende Arten des Anhangs II der FFHRichtlinie durch das Vorhaben betroffen sein:

- Biber (Castor fiber) - Fischotter (Lutra lutra)

Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 29

Bei den weiteren in den Kapiteln 2.2 und 2.4 aufgelisteten Arten des Anhangs II der FFH- Richtlinie handelt es sich um Tier- und Pflanzenarten, deren Lebensbedingungen durch potenzielle Auswirkungen des Vorhabens entweder nicht beeinträchtigt werden können. Dies sind insbesondere im aquatischen Bereich die Fische und Rundmäuler wie: - Finte (Alosta fallax) - Rapfen (Aspius aspius) - Steinbeißer (Cobitis taenia) - Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) - Bachneunauge (Lampetra planeri) - Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) - Meerneunauge (Petromyzon marinus) - Bitterling (Hodeus sericeus amurus) - Lachs (Salmo salar) oder Vorkommen, die aufgrund der dort fehlenden Standortbedingungen auszuschließen sind . Dies sind insbesondere die Wirbellosen und Pflanzen, die im terrestrischen Bereich vorkommen, wie: - Menetries´ Laufkäfer* (Carabus menetriesi ssp. Pacholei) - Großer Feuerfalter (Lycaena dispar) - Eremit* (Osmoderna eremita) - Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior) - Bauchige Windelschnecke (Vertigo moulinsiana sowie das - Sumpf-Glanzkraut (Liparis loeselii).

Nachfolgend werden im Einzelnen die potenziellen Beeinträchtigungen auf die verbleibenden Arten des Anhangs II der FFHRichtlinie - Biber und Fischotter - die durch das Vorhaben betroffen sein können, beurteilt.

Vorkommen des Bibers Bei der bedeutenden Tierart Biber sind bei den Biotopkartierungen und sonstigen Begehungen weder Verbissspuren noch sonstige auf ein Vorkommen hinweisende Zeiger festgestellt worden. Lt. Artenschutzrechtlichem Fachbeitrag ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens „dismigrierender Individuen“ deutlich geringer als beim Fischotter. Eine Betroffenheit der bedeutenden Tierart Biber kann daher ausgeschlossen werden.

Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 30

Fischottervorkommen Zur bedeutenden Tierart Fischotter liegen für die gesamte Insel Usedom Erkenntnisse über das Vorhandensein und den Verbreitungsgrad vor. Am intensivsten hat sich die Diplom Biologin Geranda Olsthoorn im Auftrag des StAUN Ueckermünde mit der Verbreitung des Fischotters im Landkreis Ostvorpommern beschäftigt. Die Daten, die 1996 auf Grund einer Fischotterfeinkartierung und von Habitatanalysen erfasst worden sind, können u. E. auch auf die heutige Situation übertragen werden, da sich die Nutzung des Geländes und die Biotopstrukturen bis dato nicht grundlegend geändert haben. G. Olsthoorn hat auf der Insel Usedom 69 Stichproben auf die Anwesenheit von Fischotterspuren untersucht mit einem Ergebnis von 78 % positivem Nachweis. Sie führt dieses Ergebnis darauf zurück, dass der Fischotter aufgrund der sehr guten Vernetzung der Fließ- und Boddengewässer auf Usedom unbegrenzt wandern kann. Auch wenn in direktem Zusammenhang mit dem Vorhabensgebiet an der Erhebungsstelle mit der Kartierungsnummer 222 (Entwässerungsgraben) kein Nachweis geführt werden konnte, ist davon auszugehen, dass der Otter im Vorhabensgebiet vorkommt und die von West nach Ost verlaufenden Entwässerungsgräben und den das Vorhabensgebiet teilweise nördlich begrenzenden Wasserlauf mit mehr naturnahen Strukturen zur Wanderung in das Bruchgebiet resp. zum Usedomer See nutzt. Darüber hinaus bietet die Boddenlandschaft des Deichvorlandes, die jedoch nicht mehr zum Suchraum und Vorhabensgebiet gehört, gute Voraussetzung für die Fischjagd und kann ggf. auch als "Versteck- und Ruheraum" genutzt werden. Im Rahmen der aktuellen Kartierungen sind keine regelmäßig genutzten Wechsel festgestellt worden. Daher wird angenommen, dass sich im Einflussbereich des Vorhabens keine festen Ansiedlungen der Art befinden. Mit umherstreifenden Tieren oder gelegentlicher Nahrungssuche von Ottern aus nahe gelegenen Ansiedlungen muss auf Grund der Habitateigenschaften jedoch gerechnet werden (Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag).

Baubedingte Beeinträchtigungen

Der Baustellenverkehr wird über die B110 und den von dort in das Gelände führenden Weg geleitet. Der Verkehrslärm kann für die Dauer der Bauphase zu einer Beeinträchtigung des Fischotters (Beunruhigung) während der werktäglichen Betriebsstunden führen. Die Golfspielflächen sind im Bereich der Bahnen 12 und 13 mind. 76m und bei den Bahnen 16 und 17 fast 100m, die Hotelanlage (mind. 500m) und andere Baulichkeiten mind. 400m von der Grenze des FFH-Gebietes (siehe Plan 0225/1, Stand 2.1.2013) entfernt. Mit der Baustellentätigkeit ist potentiell eine Beunruhigung im Umfeld der Baustelle verbunden. Diese beschränkt sich auch hier auf die werktägliche Arbeitszeit und endet mit Abschluss der Bauphase. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 31

Da es sich bei den baubedingten Beeinträchtigungen um zeitlich beschränkte Auswirkungen handelt, werden die potenziellen Beeinträchtigungen für den Fischotter als nicht erheblich eingestuft.

Anlagebedingte Beeinträchtigungen

Potentielle Biotopstrukturen für Wanderbeziehungen des Fischotter werden durch die Anlage des Golfplatzes und der Funktionsgebäude sowie des Hotels und seiner Erschließung weder unterbrochen, noch versiegelt, noch anderweitig durch das Vorhaben in Anspruch genommen sondern in extensiv genutzte Biotopstrukturen eingebunden. Insb. der Bereich, wo die Funktionsgebäude des Golfplatzes und das Hotel vorgesehen sind, stehen in keinem räumlichen Zusammenhang mit den Lebensräumen und Biotopstrukturen, die für die Wanderungsbeziehungen des Fischotters geeignet und von Bedeutung sind. Insgesamt werden daher die anlagebedingten Beeinträchtigungen für den Fischotter als nicht erheblich eingestuft.

Betriebsbedingte Beeinträchtigungen

Belastende Lärmquellen gibt es durch die Ausübung des Golfsportes nicht. Da Golf zu den ruhigen Sportarten zählt, werden von den Golfspielern keine akustischen Beeinträchtigungen für die Tiere ausgehen. Lediglich das Motorengeräusch der Pflegemaschinen ist – vornehmlich in den Morgen- bis Mittagsstunden - zu hören. Dieses ist wohl häufiger aber nicht höher als das der landwirtschaftlichen Maschinen im Status Quo, da auch die Pflegemaschinen den Bestimmungen der Lärmschutz-verordnung unterliegen. Die Zufahrt von der B110 zum Clubhaus und die dazugehörigen Parkplätze liegen im Gelände mit ausreichendem Abstand (970 - 450m) zum Peenestrom. Das Hotel liegt dabei mindestens 450m vom Peenestrom entfernt. Die Parkplätze sind landseits hinter dem Hotel auf einer Freifläche zwischen dem Wäldchen auf der Sandgrube und der Aufforstung angeordnet. Durch die Erhöhungen der Nutzungsfrequenz der Badestelle und des Wanderweges können tendenziell Störungen von den Hotelgästen ausgehen, führen aber nicht zu erheblicheren Störungen als bisher. Der den Peenestrom und das Golfgelände trennende Deich sowie die vorgelagerten Röhrichtflächen verhindern weitgehend eine Blickbeziehung zu den nähergelegenen Golfbahnen. Eine visuelle Störung und damit eine Beunruhigung sind nicht auszuschließen. Für die uferbewohnenden Tiere liegen die Lebensräume jedoch größtenteils im Schutz des Deiches und der vorgelagerten Röhrichtflächen. Die für die Wanderbeziehungen des Fischotters geeigneten Biotopstrukturen im Suchraum und Vorhabensgebiet werden in extensive Biotopstrukturen eingebunden, die deutlich über den Schutzstreifen der Fließgewässer hinausgehen. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 32

Insgesamt ist festzuhalten, dass die betriebsbedingten Auswirkungen des Vorhabens auf das Vorkommen des Fischotters als nicht erheblich zu beurteilen sind. Zusammenfassend betrachtet kommt es zu keinen Beeinträchtigungen von Arten des Anhanges II der FFH-Richtlinie.

A6 VORHABENBEZOGENE MASSNAHMEN ZUR SCHADENS- BEGRENZUNG

„Maßnahmen zur Schadensbegrenzung“ haben die Aufgabe, die negativen Auswirkungen von vorhabensbedingten Wirkprozessen auf die Erhaltungsziele eines Schutzgebietes zu begrenzen bzw. ihr Auftreten verhindern und bestehende Beeinträchtigungen im Idealfall abzumindern. Unabhängig davon, dass – wie im Kapitel 5 dargestellt - nicht zu erwarten ist, dass es durch die Projektwirkungen zu erheblichen Beeinträchtigungen von Lebensraumtypen des Anhangs I und Arten des Anhang II der FFH-Richtlinie kommen kann, werden in der Folge geplante Maßnah-men mit zusätzlichen positiven Effekte insb. auf den Kontaktbereich zum angrenzenden Lebensraumtyp 1130 Ästuarien und auf die Lebensbedingungen des Fischotters gelistet. Dabei handelt es sich um: • Die Biotopstrukturen für den Fischotter, die als Nahrungs- und Ruhebiotop dienen können. Diese liegen außerhalb des geplanten Golfplatzes und des Hotelstandortes und werden nicht in Anspruch genommen. • An niedrigeren Stellen des Schutzdeiches, bzw. wo Golfbahnen zum Ausschluss einer Überflutungsgefahr im Ausnahmefall höher gelegt werden müssten, werden durch Anpflanzungen von Weidengebüsche die störungsempfindlichen Randbereiche des Peenestromes geschützt. • Durch das Angebot eines Wanderparkplatzes im Bereich des Clubhaus und Sperrung der Zufahrt zur Badestelle erfolgt zusätzlich eine Beruhigung des ufernahen Bereiches. • Die Fließgewässer, die für Wanderungsbeziehungen des Fischotters von Bedeutung und / oder geeignet sind, werden erhalten und durch Einbindung in extensiv genutzte und gepflegte Biotopstrukturen vor Flächen- und Elementverlust geschützt. Die Spielbahnen werden von diesen Biotopstrukturen mit Bedeutung für das Wanderungsverhalten des Fischotters über den gesetzlichen Schutzstreifen hinaus abgerückt. • Über eine jahres- und tageszeitliche Bauzeitenregelung und ein lebensraumorientiertes Baustellenmanagement wird sichergestellt, dass Störungen des Fischotters in Wanderungszeiten vermieden werden. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 33

A7 BEURTEILUNG DER BEEINTRÄCHTIGUNG DER ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETES DURCH ANDERE ZUSAMMEN WIRKENDE PLÄNE UND PROJEKTE

Nach Art. 6 Abs. 3 der FFH-Richtlinie ist im Zusammenhang mit § 34 Abs. 2 BNatSchG bzw. § 35 BNatSchG und § 18 Abs. 1 LNatG M-V im Rahmen der Verträglichkeitsprüfung nicht nur zu prüfen, ob ein Vorhaben ein Natura 2000-Gebiet erheblich beeinträchtigt, sondern auch ob vom betrachteten Vorhaben Wirkungen ausgehen, die im Zusammenwirken mit anderen Plänen und Projekten in der Region zu einer erheblichen Beeinträchtigung von Zielarten und Lebensraumtypen der zu prüfenden Schutzgebiete führen können (Kumulationswirkung).

Deshalb werden auf Grundlage vorliegender Informationen die Pläne und Projekte ermittelt, die das FHH Gebiet ebenfalls beeinträchtigen können und eine Abschätzung der Synergieeffekte vorgenommen.

Für die Lebensraumtypen nach Anhang I und Arten nach Anhang II FFH-Richtlinie, die durch das geplante Vorhaben nicht beeinträchtigt werden, erfolgt keine Auswirkungsprognose.

A7.1 BEGRÜNDUNG DER AUSWAHL DER ZU BERÜCKSICHTIGENDEN PLÄNE UND PROJEKTE

Laut nachrichtlicher Mitteilung der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Vorpommern- Greifswald vom 29. Juli 2013 sind die in der Folge gelisteten Pläne und Projekte im Rahmen der Betrachtung möglicher kumulativer Beeinträchtigungen zu berücksichtigen.

Dabei handelt es sich vorwiegend um Pläne und Projekte, bei denen – bis auf wenige Einschränkungen - im Rahmen der FFH Vorprüfung oder Hauptprüfung keine erheblichen Auswirkungen festgestellt worden sind. Zwölf der 21 Vorhaben wurden bereits umgesetzt.

In einem ersten Bewertungsschritt wurde überprüft, ob es Ausschlussfaktoren gibt, die erwarten lassen, ob es überhaupt zu kumulativen Wirkungen kommen kann.

Bei der Beurteilung der Ausschlussfaktoren wurden folgende Fakten zugrunde gelegt:

Zeitliche * Ausschlussfaktoren

Keine Kumulative Wirkungen, da das Vorhaben des Hotel und Golfplatzes erst in 2014 umsetzt wird und die Umsetzung der zu vergleichenden Pläne und Projekte bereits erfolgt ist. Räumliche ** Ausschlussfaktoren Keine Kumulative Wirkungen, da die zu vergleichenden Pläne und Projekte räumlich in einer Entfernung angesiedelt sind, die keine Auswirkungen auf die durch das Vorhaben potentiell Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 34

betroffenen Lebensraumtypen und Arten erwarten lässt und häufig in ihren Wirkungen auch nur lokal begrenzt sind. Sonstige wie bspw. Terrestrische*** Ausschlussfaktoren Keine Kumulative Wirkungen, da die zu vergleichenden Pläne und Projekte durch ihre Lage an Land keine funktionalen Beziehungen mit den durch das Vorhaben potentiell betroffenen Lebensraumtypen und Arten haben und bei denen sich in der Regel wegen ihrer meist begrenzten und/oder lokalen Wirkung kein funktionaler Bezug ableiten lässt.

Tabelle 4 Pläne und Projekte, die auf ihre Eignung zur kumulativen Beeinträchtigung geprüft werden müssen (Stand August 2011)

FFH-Gebiet „Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff“ (DE 2049-302) Pläne und Projekte Ergebnis der FFH- Stand der Ausschluss- Kumulative Vor- bzw. Planung bzw. faktoren Wirkung Hauptprüfung Umsetzung

Neuregulierung FFH-Vorprüfung: 2009 umgesetzt zeitlich * keine hydrologisches keine erheblichen räumlich ** System Polder Auswirkungen terrestrisch *** Klotzow Neuregulierung FFH-Vorprüfung: umgesetzt zeitlich * keine hydrologisches keine erheblichen räumlich ** System Relzower Auswirkungen terrestrisch *** Wiesen Neuregulierung FFH-Vorprüfung: umgesetzt zeitlich * keine hydrologisches keine erheblichen räumlich ** System NSG Unteres Auswirkungen terrestrisch *** Peene-tal Abschnitt östlich B109 am Peenenordufer Neuregulierung FFH-Vorprüfung: Scoping räumlich ** keine hydrologisches keine erheblichen 06.05.2008 terrestrisch *** System Polder Auswirkungen Immenstädt Neuregulierung FFH-Vorprüfung: 2005/2006 zeitlich * keine hydrologisches keine erheblichen umgesetzt räumlich ** Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 35

System Pol-der Auswirkungen terrestrisch *** Waschow-Wehr-land Neuregulierung des FFH-Vorprüfung: 2008 umgesetzt zeitlich * keine hydrologischen keine erheblichen räumlich ** Systems Polder Kamp Auswirkungen terrestrisch *** Anpassung FFH – 2009 umgesetzt zeitlich * keine Seewasserstraße Hauptprüfung räumlich ** nördlicher Peenestrom keine erheblichen Auswirkungen Wiederherstellung FFH-Hauptprüfung 2009 umgesetzt zeitlich * keine Hafenzufahrt Stagnieß keine erheblichen räumlich ** Auswirkungen Wasserwanderrastplat FFH-Vorprüfung: 2005/2006 zeitlich * keine z Karnin keine erheblichen umgesetzt räumlich ** Auswirkungen Wasserwanderrastplat FFH-Vorprüfung: Naturschutzge- zeitlich * keine z keine erheblichen nehmigung 2008, räumlich ** Auswirkungen Umsetzung 2009 B-Plan Nr.1 der FFH-Vorprüfung im Plangenehmigung räumlich ** keine Gemeinden Rahmen ROV: 2005 terrestrisch *** / keine erheblichen „Vitalwelt Inselträume“ Beeinträchtigungen B-Plan Nr. 8 der FFH-Vorprüfung : Plangenehmigung räumlich ** keine Gemeinde , OT keine erheblichen 2006 terrestrisch *** Neppermin „ Am Beeinträchtigungen Nepperminer See“ Knotenausbau FFH-Hauptprüfung: Planfeststellung zeitlich * keine B109/B110/L26 bei 2006, Umsetzung räumlich ** Redoute Berücksichtigung 2008/2009 terrestrisch *** von Minde-rungs- bzw. Vermeidungsmaßn ahmen keine erheblichen Auswirkungen Ersatzneubau FFH-Hauptprüfung: Planfeststellung zeitlich * keine Eisenbahnbrücke bei Berücksichti- 2007, Umsetzung räumlich ** Anklam gung von Minde- 2011 terrestrisch *** rungs- bzw. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 36

Vermeidungsmaß- nahmen keine erheblichen Auswirkungen Ortsumgehung Bisher keine ROV 2003 räumlich ** keine Aussagen zur FFH- terrestrisch *** Verträglichkeit Umbau FFH-Prüfung: bei 2000 umgesetzt zeitlich * keine Peenekreuzung der Minderungsmaßna räumlich ** 110KV-Freileitung hmen (bei Rück- Greifswald- bau und Gründung am neuer „Großen Wotig“ Mastfundamente) keine er-heblichen Auswirkungen B-Plan Nr. 3 der FFH-Vorprüfung: Plangenehmigung räumlich ** keine Gemeinde keine erheblichen 2008 terrestrisch *** Peenemünde „Wohn- Auswirkungen und Sondergebiet zum Segler-hafen Peenemünde“ B-Plan Nr. 4 der FFH-Vorprüfung : Plangenehmigung räumlich ** keine Gemeinde keine erheblichen 2008 terrestrisch *** Peenemünde „Sonder Auswirkungen und Gewer-begebiet Haupthafen Peenemünde B-Plan Nr. 4 der FFH-Vorprüfung: Plangenehmigung räumlich ** keine Gemeinde Mölschow keine 2009 „Hafen Zecherin“ erheblichen Auswirkungen: B-Plan Nr. 1 der FFH-Vorprüfung: Beteiligung 2011 räumlich ** keine Gemeinde keine abgeschlossen terrestrisch *** „Ferienhausgebiet an erheblichen der Peenestraße“ Auswirkungen B-Plan Nr. 12 der FFH-Vorprüfung: Plangenehmigung räumlich ** keine Gemeinde Benz OT keine 2012 terrestrisch *** Balm „Am Balmer erheblichen See“ Auswirkungen Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 37

A7.2 ERGEBNIS DER PRÜFUNG

Insgesamt hat die Überprüfung ergeben, dass nicht zu erwarten ist, dass es zu signifikanten kumulativen Beeinträchtigungen der relevanten Lebensraumtypen und Arten des Schutzgebietes im Zusammenwirken mit anderen Plänen und Projekten kommen wird. Dies ist insb. durch die durchgehende Präsenz zeitlicher, räumlicher und terrestrischer Ausschlussfaktoren begründet.

A8 ZUSAMMENFASSENDE BEURTEILUNG

In der FFH-Verträglichkeitsuntersuchung ist gemäß FFH-Richtlinie (Rats-Direktive 92/43/EWG) zu untersuchen, ob die Auswirkungen des Planungsvorhabens „Golfplatz Usedom Am Petersberg“ die Lebensraumtypen und Arten des benachbarten FFH-Gebiet Nr. DE 2049-301 Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff erheblich beeinträchtigen. Die gemeinsame Grenze von FFH-Gebiet, resp. des „detailliert untersuchten Bereiches“ und des Suchraumes des Vorhabensgebietes beträgt lediglich ca. 900m bei einer FFH-Gebietsgröße von über 53.256 ha. Das Vorhabensgebiet ist darüber hinaus noch durch den Deich mit Deichvorland und landseitig extensiven Grünlandflächen vom FFH-Gebiet und dem relevanten Lebensraumtyp 1130 Ästuarien abgetrennt.

Darüber hinaus ist untersucht worden, ob es durch das Vorhandensein von Arten des Anhang II der FFH-Richtlinie und deren Beeinträchtigung durch das Vorhaben zu substanziellen Verlusten für die Schutz- und Erhaltungsziele des FFH-Gebietes kommen kann. Von den Arten des FFH-Gebietes kommt hierfür auf Grund der Verteilung der Lebensraumtypen nur der Fischotter in Frage.

Vorbelastungen bestehen in dem „detailliert untersuchten Bereich“ durch das Vorhandensein einer Badestelle und eines Bootshafens, sowie eines Nebenwanderweges, der durch das Vorhabensgebiet und landseitig am Deich entlang führt und regelmäßig von Bewohnern von Usedom und Gästen der Insel genutzt werden. Die damit verbundenen Störungen können sich durch eine höhere Nutzerfrequenz durch Hotelgäste leicht erhöhen. Nicht vermeidbare Beeinträchtigungen durch Beunruhigung entstehen während der Bauphase, d.h. während eines zeitlich absehbaren und begrenzten Zeitraumes. Vor dem Hintergrund, dass durch ein lebensraumorientiertes Baustellenmanagement der Schutz empfindlicher Lebensräume gegen Befahren, Lagern von Baustoffen und/oder Platzieren der Baustelleneinrichtung gewährleistet werden kann, können diese temporären Beeinträchtigungen als nicht erheblich eingestuft werden. Lebensraumtypen werden nicht beeinträchtigt, da das Bauvorhaben keine Flächen des FFH- Gebietes beansprucht und auch nicht im stofflichen Zusammenhang mit diesem steht. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 38

Für die Tierart Fischotter ist zu erwarten, dass diese die Röhrichtzonen des Deichvorlandes als Nahrungs- und Ruhelebensraum nutzt sowie die vorh. Fließgewässer für Wanderungsbeziehungen. Eine Inanspruchnahme dieser Strukturen wird durch die Planungsvorgaben ausgeschlossen. Eine visuelle Störung und damit eine Beunruhigung durch die nähergelegenen Golfbahnen ist nicht auszuschließen, aber vernachlässigbar, da der Spielbetrieb überwiegend zu den inaktivieren Zeiten des Fischotters stattfindet. Das gilt auch für potentielle Störungen durch den Pflegebetrieb. Die Überprüfung weiterer Pläne und Projekte auf Summationswirkungen durch andere Vorhaben hat ergeben, dass es durch die durchgehende Präsenz zeitlicher, räumlicher und terrestrischer Ausschlussfaktoren nicht zu signifikanten kumulativen Beeinträchtigungen der relevanten Lebensraumtypen und Arten des Schutzgebietes im Zusammenwirken mit anderen Plänen und Projekten kommen wird.

Fazit: Durch den Bau, die Anlage und den Betrieb des Hotels und des Golfplatzes werden die Entwicklungs- und Erhaltungsziele für das FFH-Gebiet nicht erheblich beeinträchtigt. Nach § 34 Abs. 2 BNatSchG ist ein Projekt unzulässig, wenn es zu erheblichen Beeinträchtigungen eines Natura 2000-Gebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen führen kann. Dies ist nicht der Fall, insofern ist das Projekt im Sinne des §34 BNatSchG zulässig.

TEIL B EU VOGELSCHUTZGEBIET DE 1949-401 "SPA 32 PEENESTROM UND ACHTERWASSER"

B1 ANLASS UND AUFGABENSTELLUNG Siehe Berichtspunkt 2 Allgemeine Einführung.

B2 BESCHREIBUNG DES SCHUTZGEBIETES UND DER FÜR SEINE ERHALTUNGSZIELE MASSGEBLICHEN BESTANDTEILE Das EU-Vogelschutzgebiet DE 1949-401 „Peenestrom und Achterwasser“, in der Folge kurz SPA genannt, umfasst mit 16.118 ha den westlichen Arm des Oderästuars, das aus dem Peenestrom und dem Achterwasser einschl. zahlreicher angrenzender Küsten- und Feuchtlebensräume besteht. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 39

Die genaue Grenzziehung ergibt sich aus der Übernahme aus dem Plan "Übersicht zu den Schutzgebieten auf dem Territorium der Stadt Usedom, M. 1:25.000" in den Plan Nr. 0225/2 "Biotoptypen/Schutzausweisungen, M. 1:5000".

Die Begrenzung des SBA zum Suchraum ist weitgehend mit der Grenze des FFH Gebiets DE 2049-302 Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff identisch, d. h. der Suchraum grenzt – getrennt durch den vorgelagerten Schilfgürtel auf ca. 900 m an das SPA an. Es gibt jedoch keine direkte Grenzberührung mit dem Vorhabensgebiet. Dabei verbleibt zwischen der Grenze des SPA-Gebietes sowie des Suchraumes, die auf dem Schutzdeich verläuft, ein Bereich ohne Schutzstatus, der aber wegen seiner Biotopstruktur (Röhrichte des Deichvorlandes) von Bedeutung für die Vogelarten des SPA-Gebietes sein kann.

Die geplante Golfanlage und damit das Vorhabensgebiet sind darüber hinaus durch den Deich und davor landseits liegende extensive Grünlandflächen von der Grenze des SPA-Gebietes getrennt. Der Hotelstandort einschließlich der Zufahrt, die ca. 450 bis 970m von der Grenze des SPA- Gebietes entfernt verläuft, steht in keinem räumlichen und funktionalen Zusammenhang mit dem SPA-Gebiet. Näheres dazu ist der Vorhabensbeschreibung (Teil I) und der Vorhabensplanzeichnung (Teil II) zum Raumordnungsverfahren zu entnehmen. Die SPA-Verträglichkeitsuntersuchung soll klären, ob das zu schützende Gebiet durch das Planvorhaben in seinen Erhaltungszielen oder für den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen erheblich beeinträchtigt wird. Dabei ist nicht jede Nutzungsänderung bereits eine erhebliche Beeinträchtigung. Als „erheblich“ kann eine Beeinträchtigung nur eingestuft werden, wenn dadurch der mit der Schutzgebietserklärung verfolgte Schutz des Gebietes gefährdet oder erheblich erschwert wird.

Im Rahmen der FFH-Richtlinie sind nicht nur Projekte und Planungen innerhalb eines FFH- oder europäischen Vogelschutzgebietes auf ihre Naturverträglichkeit zu prüfen, sondern auch Projekte und Planungen, die von außen erheblich auf das Gebiet einwirken können.

B2.1 ÜBERSICHT ÜBER DAS SCHUTZGEBIET

Für das SPA DE 1949-401 „Peenestrom und Achterwasser“ liegt seit November 2007 ein Standard-Datenbogen vor. Das SPA-Gebiet umfasst insgesamt eine Fläche von 16.118 ha.

Das SPA-Gebiet stellt ein umfangreiches, sehr komplex ausgestattetes Ökosystem des westlichen Oderästuars dar, das aus dem Peenestrom und dem Achterwasser inkl. zahlreicher angrenzender Biotoptypen (Küsten- und Feuchtlebensräume) besteht. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 40

Nach der Gebietsbeschreibung des Standarddatenbogens besteht der Lebensraum zum weitaus größten Teil (96%) aus Meeresgebieten und –armen, im weiteren zu 2% aus Mooren, Sümpfen, Uferbewuchs und zu 1% aus Feuchtem und mesophilen Grünland. Hinzu kommen eine Reihe weiterer Biotoptypen mit Anteilen < 1.

Das Schutzgebiet liegt in den Naturräumlichen Haupteinheiten „Mecklenburgisch-Vorpom- mersches Küstengebiet“ (D01) und „Nordost-Mecklenburgisches Flachland mit Oderhaffgebiet“. Das SPA-Gebiet weist eine sehr vielfältige Tierwelt (Avizöonose) auf, insbesondere durch das Vorkommen einer Vielzahl von Wasser- und Küstenvogelarten. Die ausgedehnten, hochproduktiven Flachwasserbereiche des Oder-Ästuars sind als Rast-, Mauser- und Nahrungsplatz für arten- und individuenreiche Wasservogelansammlungen international bedeutsam.

Ein Teil des SPA-Gebietes ist bereits als NSG und/oder LSG national unter Schutz gestellt, dazu gehört das LSG „Insel Usedom mit Festlandgürtel“ genauso wie das NSG „Großer Wotig“. Das Schutzgebiet erstreckt sich auch auf Flächen des Naturparks „Insel Usedom“. Das SPA-Gebiet ist großflächig weitgehend identisch mit dem FFH-Gebiet DE 2049-404 „Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff“.

B2.2 ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETES

Die im Standard-Datenbogen genannten Vogelarten sind in der vorliegenden SPA Untersuchung als für die Erhaltungsziele des Gebietes maßgebliche Bestandteile anzusehen und sind daher Gegenstand der Untersuchung.

Gesetzliche Grundlage ist §4 der Vogelschutzgebietslandesverordnung – VSGLVO M-V vom 12.7.2011. Danach sind die Erhaltungsziele „die Erhaltung oder Wiederherstellung eines Erhaltungszustandes der maßgeblichen Bestandteile des Gebietes“, also der im Gebiet vorhandenen Vogelarten des Anhanges I und des Artikels 4 Abs. 2 der Vogelschutzrichtlinie.

Das sind insbesondere: a) Vögel, die im Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG aufgeführt sind: - Rohrdommel (Botaurus stellaris), EU-Code A021 - Weißstorch (Ciconia ciconia), EU-Code A031- - Zwergsäger (Mergus albellus), EU-Code A068 - Rohrweihe (Circus aeruginosus), EU-Code A081- - Alpenstrandläufer (Calidris alpina schinzii), EU-Code A149 - Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria), EU-Code A307 - Neuntöter (Lanius collurio), EU-Code A338 Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 41

b) regelmäßig vorkommende Zugvögel, die nicht im Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG aufgeführt sind (Vogelarten des Artikels 4 Abs. 2 der Vogelschutz-Richtlinie): - Haubentaucher (Podiceps cristatus), EU-Code A005 - Saatgans (Anser fabalis), EU-Code A039- - Brandgans (Tadorna tadorna), EU-Code A048 - Schnatterente (Anas strepera), EU-Code A051 - Tafelente (Aythya ferina), EU-Code A059 - Reiherente (Aythya fuligula), EU-Code A061 - Gänsesäger (Mergus merganser), EU-Code A070 - Austernfischer (Haematopus ostralegus), EU-Code A130 - Kiebitz (Vanellus vanellus), EU-Code A142 - Rotschenkel (Tringa totanus), EU-Code A162.

Der Standard-Datenbogen unterscheidet nicht die beiden Saatgans-Unterarten Tundra- Saatgans (Anser f. rossicus) und Wald-Saatgans (Anser f. fabalis).

Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zur vormals geplanten neuen Kulisse von Vogelschutzgebieten im Land Mecklenburg-Vorpommern wurde seitens des Landes eine „Information zur Gebietscharakterisierung“ (Stand April 2007) erarbeitet. Diese beinhaltet den Rahmen der folgenden Schutz- und Entwicklungsziele (Schutzerfordernisse), die für die zu schützenden Lebensräume und Zielarten formuliert worden sind:

1. Aufrechterhaltung der natürlichen Küstendynamik, 2. Erhaltung störungsarmer Salzgrünlandflächen durch extensive Nutzung und funktionsfähige Küstenüberflutung für Wiesenbrüter, 3. Erhaltung bzw. Wiederherstellung eines ausschließlich autochthonen Prädatoren- bestandes (Raubsäuger), der einer Dichte entspricht, die insbesondere Bodenbrütern ausreichende Bruterfolgschancen lassen, 4. Erhaltung der Kleingewässersysteme in den Salzgrünlandflächen für Watvögel, 5. Erhaltung aller Brackwasserröhrichte für Röhrichtbewohner, 6. Erhaltung möglichst langer störungsarmer Uferlinien und mögl. großer störungsfreier Wasserflächen sowie eines störungsarmen Luftraumes für Wasservögel, 7. Erhaltung von störungsarmen Inseln mit flacher Küste und Salz-Vegetation für Watvögel, 8. Erhaltung von störungsarmen Sand- oder Kiesstränden für Wiesenbrüter, Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 42

9. Erhaltung der Grünlandflächen insbesondere durch extensive Nutzung (Mähwiesen und/oder Beweidung); bei Grünlandflächen auf Niedermoor Sicherung eines hohen Grundwasserstandes zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung von Feuchtwiesen für Watvögel, 10. Erhaltung der Wasserröhrichte für Röhrichtbewohner, 11. Erhaltung von Flachwasserzonen mit ausgeprägter Submersvegetation und Erhaltung der dazu erforderlichen Wasserqualität für Wasservögel, 12. Erhaltung bzw. Wiederherstellung eines Gewässerzustandes, der nachhaltig eine für fischfressende Vogelarten optimale Fischreproduktion ermöglicht und die Verfügbarkeit der Nahrungstiere sichert - Gilde der Wasservögel, 13. Erhaltung gut durchlichteter Wasserkörper mit ungestörter Sedimentbildung und Ausbildung einer reichhaltigen Nahrungsgrundlage für Wasservögel, 14. Erhaltung von störungsarmen Grünlandflächen im unmittelbaren Umfeld von Gänserastplätzen, 15. Erhaltung großer unzerschnittener und störungsarmer Land- und Wasserflächen für störungsempfindliche Großvogelarten, 16. Erhalt bzw. Wiederherstellung von ausgedehnten Überflutungsräumen für Watvögel.

B2.3 ÜBERBLICK ÜBER VOGELARTEN DES ARTIKELS 4 Abs. 2 DER VOGELSCHUTZRICHTLINIE (ANHANG I)

In der folgenden Tabelle werden die im Standard-Datenbogen zum SPA DE 1949-401 „Peenestrom und Achterwasser“ genannten Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie aufgelistet und deren Vorkommen bewertet. Eine intensivere Auseinandersetzung mit den autökologischen Ansprüche und der Bestandsstruktur und –dynamik erfolgt – sofern erforderlich - an entsprechender Stelle für die Vogelarten, die im detaillierter untersuchten Bereich vorkommen und potenziell durch das Vorhaben beeinträchtigt sein können.

Tabelle 5 Vogelarten des Anhangs I der Vogelschutz-Richtlinie im EU- Vogelschutzgebiet DE 1949-401 „Peenestrom und Achterwasser“

Kenn‐ Vögel, die im Anhang I der Bewertung der Vorkommen (1) Rel.Pop Erh.‐ ziffer Richtlinie 78/409/EWG aufgeführt sind Pop.Gr. . Zu. Iso.‐Grad Gesamt A021 Rohrdommel (Botaurus stellaris) i>1 Dz C B C C A031 Weißstorch (Ciconia ciconia) p=4 C B B C A068 Zwergsäger (Mergus albellus) i<1174 Ü A B C A A081 Rohrweihe (Circus aeruginosus) >1p C B C C Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 43

A149 Alpenstrandläufer (Calisdris a.schinzii) <2p B C B A A307 Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) >2p C B C C A338 Neuntöter (Lanius collurio) >2p C B C C

Legende:

(1) = Bewertung nach Standard Datenbogen Nr. DE 1949-401 Pop.-Gr. = Populationsgröße (C= common, häufig, V = vulnerable, sehr selten, P= present, vorhanden, p=Brutpaare, i= Individuen); Dz= auf dem Durchzug, Ü=überwinternd) Rel.-Pop. = Relative Populationsgröße (A = > 15 %, B = 2-15 %, C = < 2 % des Bestandes im Bundesland/ in der naturräuml. Haupteinheit; D = nicht signifikantes Vorkommen) Erh.-Zu. = Erhaltungszustand (A = sehr gut, B = gut, C = mittel bis schlecht) Isol.-Grad = Isolierungsgrad (A = Population (beinahe) isoliert; B = Population nicht isoliert, aber am Rande des Verbreitungsgebietes; C = Population nicht isoliert, innerhalb des erweiterten Verbreitungsgebietes) Gesamt = Gesamtbewertung (A = sehr hoher Wert, B = hoher Wert, C = mittlerer Wert des Gebietes für die Erhaltung der Art)

B2.4 ÜBERBLICK ÜBER VOGELARTEN DES ARTIKELS 4 Abs. 2 DER VOGELSCHUTZRICHTLINIE IM GEBIET (REGELMÄSSIG VORKOMMENDE ZUGVÖGEL)

Neben den Vogelarten nach Anhang I der Vogelschutzrichtline werden für das SPA DE 1949- 401 „Peenestrom und Achterwasser“ im Standarddatenbogen folgende weitere Vogelarten mit besonderem Schutz- und Maßnahmenerfordernis nach Artikel 4 Abs. 2 (= regelmäßig vorkommende Zugvögel, die nicht in Anhang I der Vogelschutz-Richtlinie aufgeführt sind) gelistet und hinsichtlich ihres Vorkommens bewertet.

Tabelle 6 Vogelarten nach Artikel 4 Abs. 2 der Vogelschutz-Richtlinie im SPA DE 1949-401„Peenestrom und Achterwasser“ mit besonderem Schutz- und Maßnahmenerfordernis

Kenn‐ R. v. Zugvögel, die nicht im Anhang I d. Bewertung der Vorkommen (1) ziffer Richtlinie 78/409/EWG aufgeführt sind Pop.Gr. Rel.Pop. Erh.‐Zu. Iso.‐Grad Gesamt A005 Haubentaucher (Podiceps cristatus) p>1 C B C C A039 Saatgans (Anser fabilis) i<4781 Dz C B C B A048 Brandgans (Tadorna tadorna) p=4 C B B C A051 Schnatterente (Anas strepera) p>10 C B C C A059 Tafelente (Aythya ferina) p>12 C B C C A061 Reiherente (Aythya fuligula) p>20 B B C A A070 Gänsesäger (Mergus merganser) i<4785 Ü B B C A A130 Austernfischer (Haemaopus ostralegus) p<1 C C B C A142 Kiebitz (Vanellus vanellus) p<5 C B C C A162 Rotschenkel (Tringa totanus) p<3 C B C C

Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 44

Legende:

(1) = Bewertung nach Standard Datenbogen Nr. DE 1949-401 Pop.-Gr. = Populationsgröße (C= common, häufig, V = vulnerable, sehr selten, P= present, vorhanden, p=Brutpaare, i= Individuen); Dz= auf dem Durchzug, Ü=überwinternd) Rel.-Pop. = Relative Populationsgröße (A = > 15 %, B = 2-15 %, C = < 2 % des Bestandes im Bundesland/ in der naturräuml. Haupteinheit; D = nicht signifikantes Vorkommen) Erh.-Zu. = Erhaltungszustand (A = sehr gut, B = gut, C = mittel bis schlecht) Isol.-Grad = Isolierungsgrad (A = Population (beinahe) isoliert; B = Population nicht isoliert, aber am Rande des Verbreitungsgebietes; C = Population nicht isoliert, innerhalb des erweiterten Verbreitungsgebietes) Gesamt = Gesamtbewertung (A = sehr hoher Wert, B = hoher Wert, C = mittlerer Wert des Gebietes für die Erhaltung der Art)

B2.5 SONSTIGE IM STANDARD-DATENBOGEN GENANNTEN ARTEN Weitere bedeutende Arten der Avifauna werden im Standard-Datenbogen DE 1949-401 für das EU-Vogelschutzgebiet „Peenestrom und Achterwasser“ nicht angegeben.

B2.6 MANAGEMENTPLÄNE / PFLEGE- UND ENTWICKLUNGSMASS- NAHMEN

Ein Managementplan für das EU-Vogelschutzgebiet „Peenestrom und Achterwasser“ liegt bisher noch nicht vor.

B2.7 BEDEUTUNG DES GESAMTGEBIETES FÜR DAS ZUSAMMEN- HÄNGENDE NETZ NATURA 2000

Die Bedeutung des EU-Vogelschutzgebiet „Peenestrom und Achterwasser“ für das zusammenhängende Netz Natura 2000 ergibt sich generell durch die Auswahl als SPA-Gebiet für das Netz Natura 2000 durch das Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern.

Im vorliegenden Standard-Datenbogen werden unter „Güte und Bedeutung“ für das Gebiet folgende Auswahlkriterien genannt: - Rast- und Durchzugsgewässer von internationaler Bedeutung, insb. für die Gilde der Fischfresser, - Fischerei, Tourismus und maritimes Gewerbe sind an der alten Handels- und Schifffahrtsstraße Peenestrom seit Jahrhunderten von Jahren von Bedeutung, - Charakteristisch ist eine Vielzahl von eiszeitlichen und nacheiszeitlichen Geländebildungen.

Dies wird gestützt durch das Vorkommen von 7 Vogelarten des Anhangs I und des Vorkommen weiterer 10 Zugvogelarten, dwelches die Bedeutung der Flachwasserbereiche des Oder-Ästuars als Rast-, Mauser- und Nahrungsplatz für arten- und individuenreiche Wasservogelansammlungen unterstreicht. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 45

B2.8 FUNKTIONALE BEZIEHUNGEN DES SCHUTZGEBIETES ZU ANDEREN NATURA 2000-GEBIETEN Das Gebiet stellt ein wichtiges Glied einer Verbindungsachse innerhalb des kohärenten Netzes dar. Insgesamt bilden die Fließgewässer Peene, Trebel, Recknitz und Warnow im Verbund mit den Boddengewässer und der Ostsee eine zusammenhängende Einheit an der Mecklenburg- Vorpommernschen Küste. In diesem Raum befinden sich mehrere FFH-Gebiete und EU-Vogelschutzgebiete. Durch die weitgehende Überlagerung ergeben sich Bezüge zum FFH-Gebiet DE 2049-303 „Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff“.

B3 BESCHREIBUNG DES VORHABENS

B3.1 ÜBERSICHT ÜBER DAS GESAMTVORHABEN

Das Vorhaben liegt im Norden der Stadt Usedom auf der Insel Usedom. Verwaltungspolitisch gehört die Stadt Usedom zum Landkreis Vorpommern-Greifswald, Planungsregion Vorpommern. Die ausführliche Darstellung des Hotel- und Golfplatzprojektes ist der Vorhabens-beschreibung (Teil I) zu entnehmen.

Abgrenzung Suchraum Ein ursprünglich zur Disposition stehender Suchraum für das Vorhaben grenzt im Nordwesten an den Deich zum Peenestrom, folgt im Norden der Stadtgrenze und im Osten dem Verlauf der Stromtrasse sowie einem Feldweg oberhalb des Sportplatzes. Dort stößt der Suchraum auf die B110, die die südöstliche Grenze bildet, und den alten Eisenbahndamm im Süden. Im Westen wird das Gebiet von einem Entwässerungsgraben begrenzt. Dieser Suchraum umfasste ein Areal von ca. 185,25 ha.

Abgrenzung Vorhabensgebiet Im Rahmen der Bearbeitung des ersten Raumordnungsverfahrens hat eine schrittweise Optimierung der Begrenzung des Vorhabensgebietes auf Grund der Erkenntnisse aus den Untersuchungen und Erhebungen stattgefunden. Das Vorhabensgebiet mit einer Gesamtfläche von ca. 69,42 ha grenzt im Westen weiterhin an den beschriebenen Entwässerungsgraben, verläuft dann unter Ausgrenzung feuchter Grünlandstandorte mit Abstand zum Deich entlang des Peenestromes, folgt im Norden einem kurzen Abschnitt des Gewässers, das aus dem Bruchwald kommt, quert eine Grünlandfläche bis zu den Aufforstungsflächen und folgt den Aufforstungsflächen bis zur B110, die gemeinsam mit einem Abschnitt des alten Eisenbahndammes die südöstliche und südliche Grenze bildet, bevor unter Ausklammerung der Kleingärten auf Höhe der Kläranlage der Anschluss an die westliche Grenze erfolgt. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 46

B3.2 WIRKUNGEN DES VORHABENS

Für die schutzgebietsbezogene Betrachtung im Rahmen der SPA-Verträglichkeitsuntersuchung sind nur diejenigen Wirkfaktoren von Bedeutung, die sich auf die Erhaltungsziele des Schutzgebietes sowie dessen maßgebliche Bestandteile auswirken könnten. Die Relevanz der Wirkfaktoren ergibt sich somit aus den spezifischen Betroffenheiten der Erhaltungsziele bzw. der zu schützenden Vogelarten. Dies gilt auch für solche Wirkfaktoren, deren Ursprung zwar außerhalb des Schutzgebiets liegt, die aber potenziell zur Beeinträchtigung von Vogelarten innerhalb des Gebietes geeignet sind.

Es ist darauf hinzuweisen, dass Suchraum und Vorhabensgebiet nicht im SPA-Gebiet liegt und dieses nur im Suchraum linear über ca. 900m Küstenlinie angrenzt. Dabei ist das Vorhabensgebiet durch den Vordeichbereich, den Deich und davor liegende extensive Grünlandflächen von der Grenze zum SPA-Gebiet getrennt. Die vom geplanten Vorhaben ausgehenden Projektwirkungen, die zu Beeinträchtigungen des Schutzgebietes führen könnten, lassen sich nach ihrer Ursache (bau-, anlage-, betriebsbedingt) sowie Wirkungsdauer (temporär, dauerhaft) wie folgt gliedern:

Tabelle 7 Wirkfaktoren des Vorhabens Teil B Art der Wirkung Beschreibung baubedingt Veränderung von Bodenflächen während der Bauzeit (temporär) Zerschneidung durch Baustraßen Stoffliche Emissionen durch Baumaschinen u. Transportfahrzeuge Schallemissionen durch Baulärm und Transporte Beunruhigung durch Bautätigkeit und Transporte Visuelle Beeinträchtigung durch Bauarbeiten

anlagebedingt Flächeninanspruchnahme durch Golfbahnen, Straßen und Gebäude (dauerhaft) Zerschneidung durch Golfbahnen, Straßen und Gebäude Habitatverkleinerung durch Golfbahnen, Straßen und Gebäude

Betriebsbedingt Verunreinigungen durch Einsatz von Nährstoffen und PBM (dauerhaft/temporär) Einleitungen aus Infrastruktureinrichtungen Schallemissionen durch Pflegebetrieb und Zubringerverkehr Beunruhigung durch Spielbetrieb und Pflege Stoffliche Emissionen durch Pflegefahrzeuge und Anliegerverkehr

Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 47

B4 DETAILLIERT UNTERSUCHTER BEREICH

B4.1 BEGRÜNDUNG FÜR DIE ABGRENZUNG DES UNTERSUCHUNGSRAHMEN

Froelich & Sporbeck (2012) beschreiben den Untersuchungsraum (=Referenzraum) als „Raum, der zur Beurteilung der Auswirkungen des Vorhabens auf die Erhaltungsziele des Schutzgebietes herangezogen werden muss. Er umfasst das gesamte durch das Vorhaben betroffene SPA-Gebiet und darüber hinaus die Strukturen, Funktionen und funktionalen Beziehungen außerhalb des Schutzgebietes, die für einen günstigen Erhaltungszustand der relevanten Vogelarten unerlässlich sind. Der Untersuchungsraum ist zu unterscheiden vom detailliert untersuchten Bereich (duB), mit dem der Bereich zu fassen und zu untersuchen ist, der von den maximalen Wirkreichweiten des Vorhabens abgedeckt wird.“

Das Vorhabensgebiet liegt außerhalb des SPA-Gebietes und wird durch den Deich und die davor liegenden Röhrichtzonen, die nicht zum SPA-Gebiet gehören, getrennt. Dieser Kontaktbereich auf Länge der 900m Küstenlinie einschl. einer ca. 150m in den Peenestrom hinein reichenden Zone wird als detailliert untersuchter Bereich definiert, um die potentiell betroffenen Vogelarten erfassen zu können. Dieser Bereich reicht tlw. mehr als 200m in den Peenestrom hinein.

Abbildung 4 Abgrenzungsvorschlag für den „Detailliert untersuchten Bereich“.

Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 48

Dieser entspricht der Wasserseite des Teiles 1 für die Vorkommen von Vogelarten, die durch die starke graue gerissene Linie dargestellt wird. Die zweite schwache graue gerissene Linie entspricht dem Teil 2 des Untersuchungsgebiets; die Festlegung erfolgte im Rahmen des Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag zum Vorhaben „Golfplatz Usedom – Am Petersberg“. Bildnachweis LAiV M-V. Quelle: I.L. N. Greifswald (2014)

B4.2 DATENLÜCKEN

Zur Bestandsbeschreibung wurden überwiegend Unterlagen heran gezogen, die im Rahmen des Raumordnungsverfahrens primär erhoben worden sind oder aus anderen Quellen entnommen werden konnten. Die vorhandenen Daten (Kartierungen, sonstige Daten) sind für die Durchführung der SPA- Verträglichkeitsuntersuchung und damit für die Abschätzung der vom Projekt ausgehenden Beeinträchtigungen der potenziell vorkommenden Vogelarten ausreichend.

B4.3 BESCHREIBUNG DES DETAILLIERT UNTERSUCHTEN BEREICHS

B4.3.1 Maßgebliche Gebietsbestandsteile gemäß Vogelschutzgebietslandes-

verordnung Im Gegensatz zu den FFH Gebieten werden für SPA Gebiete keine Lebensraumtypen ausgewiesen. Durch die Überlagerung mit dem FFH-Gebiet DE 2049-302 „Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff“ kann zumindest dahingehend Bezug genommen werden, dass keine prioritären Lebensräume betroffen sind und auch alle anderen terrestrischen Lebensraumtypen keinen funktionalen Kontakt zum Vorhabensgebiet haben. Wie schon beschrieben, stellt das SPA-Gebiet ein umfangreiches, sehr komplex ausgestattetes Ökosystem des westlichen Oderästuars dar, das aus dem Peenestrom und dem Achterwasser inkl. zahlreicher angrenzender Biotoptypen (Küsten- und Feuchtlebensräume) besteht. In der Vogelschutzgebietslandesverordnung werden für das SPA Gebiet folgende Maßgebliche Gebietsbestandsteile, unterschieden nach Vogelart und Lebensraumelement beschrieben.

Tabelle 8 Maßgebliche Gebietsbestandteile Teil B

Vogelart Lebensraumelemente dt. Name wiss. Name Brutvogel Zug-, Rastvogel, Überwinterer

Alpenstrand Calidris alpina weiträumig offenes, störungsarmes und -läufer schinzii kurzgrasiges Salzgrünland mit Prielen und (schinzii) schlickigen Röten - vorzugsweise auf bodenprädatorenfreien Inseln und Halbinseln sowie - an anderen Bereichen der Küste und der Bodden mit möglichst geringem Druck durch Bodenprädatoren Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 49

Brandgans Tadorna störungsarmes, kurzgrasiges Salzgrünland tadorna mit Prielen und Röten - auf bodenprädatorenfreien Inseln und Halbinseln sowie - an anderen Bereichen der Küste und der Bodden mit störungsarmen angrenzenden Flachwasserbereichen und möglichst geringem Druck durch Bodenprädatoren

Gänsesäger Mergus fischreiche Buchten und Wieken merganser von Peenestrom und Achter- wasser und möglichst geringen fischereilichen Aktivitäten (in Bezug auf Stellnetze)

Neuntöter Lanius collurio - strukturreiche Hecken, Waldmäntel, Strauchgruppen oder dornige Einzel- sträucher mit angrenzenden als Nahrungs- habitat dienenden Grünlandflächen, Gras- oder Staudenfluren oder ähnlichen Flächen (ersatzweise Säume) - Heide- und Sukzessionsflächen mit Einzelgehölzen oder halboffenem Charakter - strukturreiche Verlandungsbereiche von Gewässern mit Gebüschen und halboffenen Mooren

Reiherente Aythya - störungsarme deckungsreiche fuligula bodenprädatorenfreie Inseln und Halbinseln am Haff, vorzugsweise im Bereich von Lachmöwenkolonien sowie - umgebende störungsarme Gewässer mit ausgeprägter Submersvegetation

Rohrweihe Circus möglichst unzerschnittene Landschafts- aeruginosus bereiche (insbesondere im Hinblick auf Hochspannungsleitungen und Windkraft) - mit störungsarmen, weitgehend ungenutzten Röhrichten mit möglichst hohem Anteil an flach überstauten Wasserröhrichten und geringem Druck durch Bodenprädatoren (auch an Kleingewässern) und - mit ausgedehnten Verlandungszonen, landwirtschaftlich genutzten Flächen (insb. Grünland) als Nahrungshabitat

Saatgans Anser fabalis - größere störungsarme Bereiche an Peenestrom und Schlafgewässer und landseitig nahe Achterwasser als gelegenen störungsarmen Bereichen als Sammelplätze und - große unzerschnittene und möglichst störungsarme landwirtschaftlich genutzte Flächen als Nahrungshabitat Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 50

Schnatteren Anas strepera störungsarme Flachwasserbereiche von te Peenestrom und Achterwasser mit ausgeprägter Ufer- und Submersvege- tation (Seen, Fischteiche, Altarme, langsam strömende Fließgewässer, überstaute Geländesenken, renaturierte Polder) sowie Uferbereiche mit möglichst geringem Druck durch Bodenprädatoren (vorzugsweise Inseln)

Sperber- Sylvia nisoria Hecken, Gebüsche und Waldränder mit grasmücke einer bodennahen Schicht aus dichten, dornigen Sträuchern und angrenzenden offenen Flächen (vorzugsweise Feucht- und Nassgrünland, Trockenrasen, Hochstaudenfluren, Gras- oder Staudenfluren oder ähnliche Flächen)

Tafelente Aythya ferina störungsarme deckungsreiche Flachwasserbereiche mit strukturreicher Verlandungsvegetation (Röhrichte mit Seggenbulten) und möglichst geringem Druck durch Bodenprädatoren (vorzugsweise Inseln)

Weißstorch Ciconia möglichst unzerschnittene ciconia Landschaftsbereiche (im Hinblick auf Hochspannungs-leitungen und Windkraftanlagen) - mit hohen Anteilen an (vorzugsweise frischen bis nassen) Grünlandflächen sowie Kleingewässern und feuchten Senken (Nahrungshabitat), sowie - Gebäude und Vertikalstrukturen in Siedlungsbereichen (Horststandort)

Zwergsäger Mergus störungsarme Bereiche von albellus Peenestrom und Achterwasser mit möglichst geringen fischerei- lichen Aktivitäten (bezogen auf Stellnetze)

Von diesen Maßgeblichen Gebietsbestandsteilen sind im Detailliert untersuchten Bereich - wozu auch das Vorhabensgebiet einschl. des Suchraumes dazugehört - folgende oben in der Tabelle gelb markierten Lebensraumelemente anzutreffen, deren Vogelarten einer entsprechenden Bewertung hinsichtlich der potenziellen Auswirkungen zu unterziehen sind.

Bei den Lebensraumelementen handelt es sich um: - fischreiche Buchten und Wieken von Peenestrom und Achterwasser und möglichst ge ringen fischereilichen Aktivitäten (in Bezug auf Stellnetze), - größere störungsarme Bereiche an Peenestrom und Achetrwasser als Schlafgewässer und landseitig nahe gelegenen störungsarmen Bereichen als Sammelplätze, Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 51

- störungsarme Flachwasserbereiche von Peenestrom und Achterwasser mit ausgeprägter Ufer- und Submersvegetation (Seen, Fischteiche, Altarme, langsam strömende Fließgewässer, überstaute Geländesenken, renaturierte Polder) sowie Uferbereiche mit möglichst geringem Druck durch Bodenprädatoren (vorzugsweise Inseln), - störungsarme deckungsreiche Flachwasserbereiche mit strukturreicher Verlandungsvegetation (Röhrichte mit Seggenbulten) und möglichst geringem Druck durch Bodenprädatoren (vorzugsweise Inseln), - störungsarme Bereiche von Peenestrom und Achterwasser mit möglichst geringen fischereilichen Aktivitäten (bezogen auf Stellnetze).

Bei den diesen Lebensraumelementen zuzuordnenden Vogelarten handelt es sich um:

Vögel, die im Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG aufgeführt sind: - Zwergsäger (Mergus albellus), EU-Code A068 regelmäßig vorkommende Zugvögel, die nicht im Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG aufgeführt sind (Vogelarten des Artikels 4 Abs. 2 der Vogelschutz-Richtlinie): - Saatgans (Anser fabalis), EU-Code A039- - Schnatterente (Anas strepera), EU-Code A051 - Tafelente (Aythya ferina), EU-Code A059 - Gänsesäger (Mergus merganser), EU-Code A070

Das Vorkommen dieser Vogelarten im Detailliert untersuchten Bereich wird im Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag wie folgt bestätigt:

- Schnatterente (Anas strepera), Brutvogel UG 1 - Saatgans (Anser fabalis), Rastende und überwinternde Vogelarten - Tafelente (Aythya ferina), Rastende und überwinternde Vogelarten - Zwergsäger (Mergus albellus), Rastende und überwinternde Vogelarten - Gänsesäger (Mergus merganser), Rastende und überwinternde Vogelarten.

B4.3.2 Zusätzliche Vorkommen gemäß Standarddatenbogen Von den abweichend zur Vogelschutzgebietslandesverordnung im Standarddatenbogen zusätzlich gelisteten Vogelarten sind folgende ebenfalls den vorkommenden Lebensraumelementen zuzuordnen: - Haubentaucher (Podiceps cristatus), EU-Code A005, die im Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag auch als Brutvogel im UG 1 bestätigt worden ist. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 52

B4.3.3 Vorbelastungen

Vorbelastungen können für den Kontaktbereich zwischen Vorhabensgebiet und SPA-Gebiet von folgenden Faktoren ausgehen: - von der bestehenden Landwirtschaft (Habitatzerstörung durch Mahd, Ernte etc., Beunruhigung durch Motorenlärm; stoffliche Einträge in Form von Dünger und Pflanzenschutz-mitteln), - vom Publikumsverkehr und Nutzung der Erholungseinrichtungen „Badestelle“, „Alter Hafen“ und - der Nutzung des Wanderweges auf dem Deich, der regelmäßig auch zum Ausführen von Hunden frequentiert wird.

B5 BEURTEILUNG DER VORHABENSBEDINGTEN BEEINTRÄCHTI GUNGEN DER ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETES

B5.1 BESCHREIBUNG DER BEWERTUNGSMETHODE

Die Bewertung der Verträglichkeit des Vorhabens mit den Erhaltungszielen des betrachteten Schutzgebietes erfolgt über eine Verschneidung der prognostizierten Projektwirkungen mit der Empfindlichkeit des Lebensraumtypus oder seiner Zielarten gegenüber spezifischen Störungen. Dabei sind die ökologischen Aspekte von Relevanz, denen zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes eine signifikante Bedeutung zukommt.

Wird durch das Vorhaben eine strukturelle und/oder funktionelle Veränderung im Schutzgebiet bewirkt, die einen bedeutsamen ökologischen Aspekt eines Lebensraumtyps oder eine seiner Zielarten betrifft, ist die Möglichkeit einer Beeinträchtigung anzunehmen.

Von zentraler Bedeutung bei der Bewertung einer Beeinträchtigung ist die Schwelle, ab der eine Beeinträchtigung als erheblich bezeichnet wird. Diese Erheblichkeitsschwelle ist nicht standardisierbar sondern stets abhängig von der im Einzelfall vorliegenden Art, Dauer, Reichweite und Intensität einer Wirkung in Überlagerung mit den spezifischen Empfindlichkeiten der gebietsbezogen festgelegten Erhaltungsziele und der für sie maßgeblichen Strukturen und Funktionen.

Mangels belastbarer Grenzwerte für bestimmte Lebensraumtypen oder einzelne Arten, erfolgt die Bewertung der Erheblichkeit von Beeinträchtigungen in der Regel auf dem verbal-argumentativen Weg auf Grundlage eines fachlich begründeten Urteils.

Die Erheblichkeit einer Beeinträchtigung im Sinne des § 34 BNatSchG bzw. § 18 LNatG M-V wird für den Einzelfall unter Berücksichtigung der Bestandssituation von Erhaltungszielen im Wirkbereich des Vorhabens, der Bedeutung des lokalen Bestandes für das Schutzgebiet, des Entwicklungspotenzials, der funktionellen ökologischen Bedeutung des beeinträchtigten Bereichs sowie der bestehenden Vorbelastungen bewertet. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 53

Erheblich ist eine Beeinträchtigung dann, wenn die Veränderungen und Störungen in Ausmaß oder Dauer dazu führen können, dass ein Gebiet seine Funktionen in Bezug auf das Erhaltungsziel oder die für den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteile nicht mehr vollständig erfüllen kann. Bereits wenn eines der Erhaltungsziele in gravierender Weise betroffen ist, ist von einer erheblichen Beeinträchtigung des Schutzgebiets im Sinne des § 34 BNatSchG bzw. § 18 LNatG M-V auszugehen. Dies gilt auch für die erhebliche Beeinträchtigung von Möglichkeiten zur Wiederherstellung oder Entwicklung eines günstigen Erhaltungszustandes der Zielarten.

B5.2 BEEINTRÄCHTIGUNGEN VON MASSGEBLICHEN GEBIETSBESTAND- TEILEN GEMÄSS VOGELSCHUTZGEBIETSLANDESVERORDNUNG SOWIE DER ZUSÄTZLICHEN VORKOMMEN

Wie aus der Vorhabenszeichnung erkennbar, reicht das SPA-Gebiet „Peenestrom und Achterwasserf“ nur sehr kleinflächig an den Bereich heran, in dem lokal wirksame Beeinträchtigungen durch das Vorhaben möglich sind. Dieser Bereich entspricht dem detailliert zu untersuchenden Bereich. Der potenziell betroffene Raum des Schutzgebietes umfasst ausschließlich einen 900 m langen Abschnitt des Ostufers des Peenestroms, der wasserseits an die uferbegleitenden Röhricht-zonen angrenzt.

Auf Grund der Erkenntnisse aus der FFH-VU für das deckungsgleiche FFH-Gebiet ist davon auszugehen, dass die dort anzutreffenden Lebensraumelemente durch Wirkungen des Vorhabens, die nur einen lokalen Charakter haben und nicht über das Vorhabensgebiet hinausgehen, nicht betroffen sind. Dies sind vor allem die terrestrischen Wirkungen wie:

- Veränderung von Bodenflächen während der Bauzeit, - Zerschneidung und Habitatverkleinerung durch Baustraßen, Zuwegungen, Golfbahnen und Gebäude, und gilt auch für die verbleibenden Wirkungen wie:

- Stoffliche Emissionen durch Baumaschinen, Transportfahrzeuge, Pflegefahrzeuge und den Anliegerverkehr, - Schallemissionen durch Baulärm, Transporte, Pflegebetrieb und Zubringerverkehr, - Beunruhigung durch Bautätigkeit und Transporte, Spielbetrieb und Pflege.

Gemäß den Ausführungen im Kapitel 4.3.1 und 4.3.2 können folgende Vogelarten durch das Vorhaben betroffen sein: Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 54

Vögel, die im Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG aufgeführt sind: - Zwergsäger (Mergus albellus), EU-Code A068 regelmäßig vorkommende Zugvögel, die nicht im Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG aufgeführt sind (Vogelarten des Artikels 4 Abs. 2 der Vogelschutz-Richtlinie): - Haubentaucher (Podiceps cristatus), EU-Code A005 - Saatgans (Anser fabalis), EU-Code A039- - Schnatterente (Anas strepera), EU-Code A051 - Tafelente (Aythya ferina), EU-Code A059 - Gänsesäger (Mergus merganser), EU-Code A070.

Bei den weiteren aufgelisteten Vogelarten handelt es sich um solche, deren Lebensbedingungen durch potenzielle Auswirkungen des Vorhabens wegen des Nichtvorhandenseins der dazu gehörenden Lebensraumelemente oder eines zu großen Abstandes derselben zum Vorhabensgebiet nicht betroffen sind.

Dabei handelt es sich um folgende Vogelarten: Vögel, die im Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG aufgeführt sind: - Rohrdommel (Botaurus stellaris), EU-Code A021 - Weißstorch (Ciconia ciconia), EU-Code A031- - Rohrweihe (Circus aeruginosus), EU-Code A081- - Alpenstrandläufer (Calidris alpina schinzii), EU-Code A149 - Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria), EU-Code A307 - Neuntöter (Lanius collurio), EU-Code A338 regelmäßig vorkommende Zugvögel, die nicht im Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG aufgeführt sind (Vogelarten des Artikels 4 Abs. 2 der Vogelschutz-Richtlinie): - Brandgans (Tadorna tadorna), EU-Code A048 - Reiherente (Aythya fuligula), EU-Code A061 - Austernfischer (Haematopus ostralegus), EU-Code A130 - Kiebitz (Vanellus vanellus), EU-Code A142 - Rotschenkel (Tringa totanus), EU-Code A162.

Nachfolgend werden im Einzelnen die potenziellen Beeinträchtigungen auf die verbleibenden Vogelarten, die durch das Vorhaben betroffen sein können, tabellarisch beurteilt.

Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 55

Tabelle 9 Potenzielle Beeinträchtigungen der Vogelarten

Vogelarte Vogelarten nach Art. 4 Erheblichkeit Projektwirkung n Abs. 2 Bewertung einer pot.

Anhang I Beeinträchtigung

Saatgans Tafelente Gänsesäger Schnatterente Zwergsäger Haubentaucher Baubedingte Projektwirkungen Veränderung der Boden‐ keine Flächenbean‐ Keine erhebliche flächen während der ______spruchung im SPA Wirkung Bauzeit Zerschneidung durch Bautätigkeit nur Keine erhebliche ______Baustraßen außerhalb des SPA Wirkung Stoffliche Emissionen durch Baumaschinen und Bautätigkeit nur Keine erhebliche Transportfahrzeuge außerhalb des SPA Wirkung ______Entfernung und Wind‐ richtung verhindern Auswirkungen auf das SPA Schallemissionen durch Bautätigkeit nur Keine erhebliche Baulärm und Transporte außerhalb des SPA Wirkung ______Entfernung und Wind‐ richtung verhindern Aus‐ wirkungen auf das SPA, Beunruhigung durch Bau‐ Bautätigkeit nur Keine erhebliche tätigkeit und Transporte außerhalb des SPA Wirkung ______Entfernung mindert die Wirkung , ebenso Sicht‐ verschattung d. Gehölze Visuelle Beeinträchti‐ Bautätigkeit nur Keine erhebliche gung durch Bauarbeiten außerhalb des SPA Wirkung ______Entfernung mindert die Wirkung , ebenso Sicht‐ verschattung d.Gehölze Anlagebedingte Projektwirkungen Flächeninanspruchnahme keine Flächenbeanspru‐ Keine erhebliche durch Golfbahnen, ______chung im SPA Wirkung Straßen und Gebäude keine Flächenbeanspru‐ Keine erhebliche Zerschneidung durch Golf chung im SPA Wirkung ______bahnen, Straßen und Gebäude keine Flächenbeanspru‐ Keine erhebliche ______Habitatverkleinerung chung im SPA Wirkung Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 56

durch Golfbahnen, Stras‐ sen und Gebäude Betriebsbedingte Projektwirkungen Pflegetätigkeit nur Beeinträchtigungen außerhalb des SPA, Ent‐fer durch den Einsatz von ______nung und Windrich‐tung Keine erhebliche Nährstoffen und PBM verhindern Aus‐ Wirkung Wirkungen auf das SPA Gebäude und Anlagen befinden sich außerhalb Keine erhebliche GW‐Verunreinigungen des SPA Wirkung ______Einleitungen aus Infra‐ struktureinrichtungen Verdünnungseffekte sen ken das Risiko für das SBA Verkehrsbewegungen Keine erhebliche Schallemissionen durch liegen außerhalb des SPA Wirkung Pflegebetrieb und Zu‐ ______bringerverkehr Entfernung und Wind‐ richtung mindern die Wirkung Spiel‐ und Pflegebetrieb Keine erhebliche Beunruhigung durch finden außerhalb des SPA Wirkung Spielbetrieb und Pflege statt. Entfernung, Wind‐ ______richtung und Sichtver‐ schattung durch Gehölze mindern die Wirkung Verkehrsbewegungen Keine erhebliche Stoffliche Emissionen liegen außerhalb des SPA Wirkung durch Pflegefahrzeuge ______und Zubringerverkehr Entfernung und Wind‐ richtung mindern die Wirkung

Legende X = Erhebliche Beeinträchtigung möglich + = Erhebliche Beeinträchtigung sind unter Berücksichtigung von Maßnahmen ausgeschlossen • = Erhebliche Beeinträchtigung sind ausgeschlossen

Die Einschätzung, dass keine erheblichen Wirkungen des Vorhabens zu erwarten sind und daher erhebliche Beeinträchtigungen ausgeschlossen werden können, wird zusätzlich durch die Einschätzungen im Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag untermauert.

Danach werden für folgende Gilden Einschätzungen für die projektspezifischen Auswirkungen vorgenommen. Die für den Bau, die Anlage und den Betrieb des Golfplatzes Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 57

vorgenommenen Einschätzungen gelten synonym auch für den Bau, die Anlage und den Betrieb des Hotels.

Brutvogelarten der Ufer und der Gewässer: Haubentaucher, Schnatterente

Zur Zeit der Einrichtung des Golfplatzes wird mit der Bauzeitenregelung verhindert, dass im Eingriffsbereich evtl. vorkommende Brutvögel betroffen sind. Da bei der Errichtung des Golfplatzes in Röhrichte nicht eingegriffen wird und auch die Benutzung des Platzes abseits der Röhrichte erfolgt, kann davon ausgegangen werden, dass Habitate der genannten Arten höchstens marginal betroffen sein werden. Im Zusammenhang mit der Planung des Golfplatzes sind im Übrigen Veränderungen oder verstärkte Nutzungen der Uferzone und des Deichs nicht vorgesehen. Spezifische Vermeidungsmaßnahmen oder vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen sind deshalb nicht erforderlich. Während der Bauphase bleiben die Brutreviere der Vögel durch die Bauzeitenregelung unbeeinträchtigt. Im Betrieb des Golfplatzes werden signifikante Störungen der genannten Arten voraussichtlich nicht auftreten, da die Unterhaltung und Nutzung abseits der Brutstätten stattfindet.

Rastende und überwinternde Vögel der Gruppe große herbivore Arten mit Tendenz zur Bildung größerer Schwärme: Saatgans

Durch die Unterhaltung und beim Bespielen des Platzes sind nur sehr kleine Anteile der Nahrungshabitate der genannten Arten betroffen, die den westlichsten Rand des geplanten Golfplatzes berühren. Außerdem werden Beunruhigung durch Bespielen nur zu bestimmten Jahres- und Tageszeiten Vergrämungen verursachen, spezifische Vermeidungsmaßnahmen werden deshalb nicht für erforderlich erachtet. Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen sind nicht erforderlich. Störungen von Nahrung suchenden Vögeln der genannten Arten sind beim Betrieb des Golfplatzes nicht auszuschließen. Da sich Nahrungsgebiete und geplanter Golfplatz jedoch nur in einem kleinen Randbereich überlappen und die Golfnutzung während längerer Teile der Zugrast- und Überwinterungssaison gering ist, sind signifikante Auswirkungen auf die Qualität des Rastgebiets und den Bestand der hier rastenden bzw. überwinternden Vögel nicht zu erwarten.

Rastende und überwinternde Vögel der Gruppe überwiegend tierische Nahrung am Boden von Agrarflächen (Äcker, Grünland) nutzender, mittelgroßer Vogelarten: Schnatterente

Durch die Unterhaltung und beim Bespielen des Platzes sind nur sehr kleine Anteile der Nahrungshabitate der genannten Arten betroffen, denn alle diese Arten haben den Schwerpunkt ihrer Nahrungshabitate westlich des geplanten Golfplatzes. Beunruhigung durch Bespielen werden außerdem nur zu bestimmten Jahres- und Tageszeiten zu Vergrämungen führen. Spezifische Vermeidungsmaßnahmen werden deshalb nicht für erforderlich erachtet. Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen sind nicht erforderlich. Störungen von Nahrung suchenden Vögeln der genannten Arten sind beim Betrieb des Golfplatzes nicht auszuschließen, können aber höchsten im westlichen Randbereich lokal bedeutsam sein (Überlappung Nahrungsgebiet und geplanter Golfplatz). Signifikante Auswirkungen auf die Qualität des Rastgebiets und den Bestand der hier rastenden bzw. überwinternden Vögel sind nicht zu erwarten.

Häufige rastende und überwinternde Vögel der Gewässer vor dem Untersuchungsgebiet: Gänsesäger, Zwergsäger, Schnatterente, Haubentaucher

Bei der Errichtung des Golfplatzes wird in Röhrichte und Gewässer des Peenestroms nicht eingegriffen. Durch die Unterhaltung und beim Bespielen des Platzes werden die Nahrungshabitate der genannten Arten nicht berührt. Im Zusammenhang mit der Planung des Golfplatzes sind Veränderungen oder verstärkte Nutzungen der Uferzone und des Deichs nicht vorgesehen. Spezifische Vermeidungsmaßnahmen oder vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen sind deshalb nicht erforderlich. Störungen von Nahrung suchenden Vögeln der genannten Arten sind durch den Betrieb des Golfplatzes nicht zu erwarten. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 58

Erweiterte Freizeitaktivitäten im Deich- und Uferbereich könnten allerdings zu einer Zunahme von Störungen und in der Folge zur Minderung von Größe oder Qualität des Rastgebietes führen. Derartige Aktivitäten sind nicht Gegenstand der vorliegenden Planung.

Zusammenfassend wird mit diesen Ausführungen bestätigt, dass Beeinträchtigungen von Vogelarten nach der Vogelschutz Richtlinie und der Vogelschutzgebietslandes-verordnung auszuschließen sind.

B6 VORHABENBEZOGENE MASSNAHMEN ZUR SCHADENS- BEGRENZUNG

„Maßnahmen zur Schadensbegrenzung“ haben die Aufgabe, die negativen Auswirkungen von vorhabensbedingten Wirkprozessen auf die Erhaltungsziele eines Schutzgebietes zu begrenzen bzw. ihr Auftreten verhindern und bestehende Beeinträchtigungen im Idealfall abzumindern. Unabhängig davon, dass – wie im Kapitel 5 dargestellt - nicht zu erwarten ist, dass es durch die Projektwirkungen zu erheblichen Beeinträchtigungen von Vogelarten der Vogelschutz Richtlinie und der Vogelschutzgebietslandesverordnung kommen kann, werden in der Folge geplante Maßnahmen mit zusätzlichen positiven Effekte insb. auf den Kontaktbereich zu den angrenzenden Lebensraumelementen und auf die Lebensbedingungen der dort vorkommenden Vogelarten gelistet.

Dabei handelt es sich um:

• Die Biotopstrukturen für die potenziell betroffenen Vogelarten, die als Brut-, Nahrungs- und Rastbiotop dienen können. Diese liegen außerhalb des geplanten Golfplatzes und des Hotelstandortes und werden nicht in Anspruch genommen. • An niedrigeren Stellen des Schutzdeiches, bzw. wo Golfbahnen zum Ausschluss einer Überflutungsgefahr im Ausnahmefall höher gelegt werden müssten, werden durch Anpflanzungen von Weidengebüsche die störungsempfindlichen Randbereiche des Peenestromes gegen Beunruhigungen und visuelle Beeinträchtigungen geschützt. • Durch das Angebot eines Wanderparkplatzes im Bereich des Clubhaus und Sperrung der Zufahrt zur Badestelle erfolgt zusätzlich eine Beruhigung des ufernahen Bereiches. • Über eine jahres- und tageszeitliche Bauzeitenregelung und ein lebensraumorientiertes Baustellenmanagement wird sichergestellt, dass Störungen der Brut-, Nahrungs- und Rastbiotope der potenziell betroffenen Vogelarten vermieden werden. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 59

B7 BEURTEILUNG DER BEEINTRÄCHTIGUNG DER ERHALTUNGS-ZIELE DES SCHUTZGEBIETES DURCH ANDERE ZUSAMMEN WIRKENDE PLÄNE UND PROJEKTE

Nach Art. 6 Abs. 3 der FFH-Richtlinie ist im Zusammenhang mit § 34 Abs. 2 BNatSchG bzw. § 35 BNatSchG und § 18 Abs. 1 LNatG M-V im Rahmen der Verträglichkeitsprüfung nicht nur zu prüfen, ob ein Vorhaben ein Natura 2000-Gebiet erheblich beeinträchtigt, sondern auch ob vom betrachteten Vorhaben Wirkungen ausgehen, die im Zusammenwirken mit anderen Plänen und Projekten in der Region zu einer erheblichen Beeinträchtigung von Zielarten und Lebensraumtypen der zu prüfenden Schutzgebiete führen können (Kumulationswirkung).

Deshalb werden auf Grundlage vorliegender Informationen die Pläne und Projekte ermittelt, die das SPA Gebiet ebenfalls beeinträchtigen können und eine Abschätzung der Synergieeffekte vorgenommen.

Für die Lebensraumelemente und Vogelarten Vogelschutz Richtlinie und der Vogelschutzgebietslandesverordnung, die durch das geplante Vorhaben nicht beeinträchtigt werden, erfolgt keine Auswirkungsprognose.

B7.1 BEGRÜNDUNG DER AUSWAHL DER ZU BERÜCKSICHTIGENDEN PLÄNE UND PROJEKTE

Laut nachrichtlicher Mitteilung der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Vorpommern- Greifswald vom 29. Juli 2013 sind die in der Folge gelisteten Pläne und Projekte im Rahmen der Betrachtung möglicher kumulativer Beeinträchtigungen zu berücksichtigen.

Dabei handelt es sich vorwiegend um Pläne und Projekte, bei denen – bis auf wenige Einschränkungen - im Rahmen der FFH Vorprüfung oder Hauptprüfung keine erheblichen Auswirkungen festgestellt worden sind.

Fünf der 10 Vorhaben wurden bereits umgesetzt.

In einem ersten Bewertungsschritt wurde überprüft, ob es Ausschlussfaktoren gibt, die erwarten lassen, ob es überhaupt zu kumulativen Wirkungen kommen kann.

Bei der Beurteilung der Ausschlussfaktoren wurden folgende Fakten zugrundegelegt:

Zeitliche * Ausschlussfaktoren

Keine Kumulative Wirkungen, da das Vorhaben des Hotel und Golfplatzes erst in 2014 umsetzt wird und die Umsetzung der zu vergleichenden Pläne und Projekte bereits erfolgt ist. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 60

Räumliche ** Ausschlussfaktoren Keine Kumulative Wirkungen, da die zu vergleichenden Pläne und Projekte räumlich in einer Entfernung angesiedelt sind, die keine Auswirkungen auf die durch das Vorhaben potentiell betroffenen Lebensraumtypen und Arten erwarten lässt und häufig in ihren Wirkungen auch nur lokal begrenzt sind.

Sonstige wie bspw. Terrestrische*** Ausschlussfaktoren Keine Kumulative Wirkungen, da die zu vergleichenden Pläne und Projekte durch ihre Lage an Land keine funktionalen Beziehungen mit den durch das Vorhaben potentiell betroffenen Lebensraumtypen und Arten haben und bei denen sich in der Regel wegen ihrer meist begrenzten und/oder lokalen Wirkung kein funktionaler Bezug ableiten lässt.

Tabelle 10 Pläne und Projekte, die auf ihre Eignung zur kumulativen Beeinträchtigung geprüft werden müssen (Stand September 2009)

NATURA 2000-Gebiet EU Vogelschutzgebiet „Peenestrom und Achterwasser“ (DE 1949-401) Pläne und Projekte Ergebnis der FFH- Stand der Ausschluss- Kumulative Vor- bzw. Planung bzw. faktoren Wirkung Hauptprüfung Umsetzung

Anpassung FFH-Hauptprüfung: 2009 zeitlich * keine Seewasserstraße keine erheblichen umgesetzt räumlich ** nördlicher Peenestrom Auswirkungen

Wiederherstellung FFH-Hauptprüfung: 2009 zeitlich * keine Hafenzufahrt Stagnieß keine erheblichen umgesetzt räumlich ** Auswirkungen Ortsumgehung Bisher keine ROV 2008 räumlich ** keine Wolgast Aussagen zur FFH- terrestrisch *** Verträglichkeit Wasserwanderrastplat FFH-Vorprüfung: Naturschutzge zeitlich * keine z Zinnowitz keine erheblichen nehmigung räumlich ** Auswirkungen 2008, Umsetzung 2009 Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 61

Neuregulierung FFH-Vorprüfung: 2005/2006 zeitlich * keine hydrologisches keine erheblichen umgesetzt räumlich ** System Polder Auswirkungen terrestrisch *** Waschow-Wehrland Umbau FFH-Prüfung: bei 2000 zeitlich * keine Peenekreuzung der Minderungsmaß- umgesetzt räumlich ** 110KV-Freileitung nahmen (bei Rück- Greifswald- bau und Gründung Karlshagen am neuer Mastfun- „Großen Wotig“ damente) keine erheblichen Auswirkungen B-Plan Nr. 4 der FFH-Vorprüfung: Plangenehmig räumlich ** keine Gemeinde Peene- keine erheblichen ung 2008 terrestrisch *** münde „Sonder und Auswirkungen Gewerbegebiet Haupt- hafen Peenemünde B-Plan Nr. 3 der FFH-Vorprüfung Plangenehmig räumlich ** keine Gemeinde Peene- keine erheblichen ungen 2008 terrestrisch *** münde „Wohn- und Beeinträchtigungen Sondergebiet zum Seglerhafen Peenemünde“ Antennenträger Karls- 2008 zeitlich * keine hagen umgesetzt räumlich ** terrestrisch *** B-Plan Nr. 4 der FFH-Vorprüfung: Plangenehmig räumlich ** keine Gemeinde Mölschow keine ung 2009 „Hafen Zecherin“ erheblichen Auswirkungen:

B7.2 ERGEBNIS DER PRÜFUNG

Insgesamt hat die Überprüfung ergeben, dass nicht zu erwarten ist, dass es zu signifikanten kumulativen Beeinträchtigungen der relevanten Lebensraumelemente und Vogelarten der Vogelschutz Richtlinie und Vogelschutzgebietslandesverordnung im Zusammenwirken mit ande- ren Plänen und Projekten kommen wird. Dies ist insb. durch die durchgehende Präsenz zeitlicher, räumlicher und terrestrischer Ausschlussfaktoren begründet. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 62

B8 ZUSAMMENFASSENDE BEURTEILUNG

In der FFH-Verträglichkeitsuntersuchung ist gemäß FFH-Richtlinie (Rats-Direktive 92/43/EWG) zu untersuchen, ob die Auswirkungen des Planungsvorhabens „Golfplatz Usedom Am Petersberg“ die Lebensraumelemente und Vogelarten des benachbarten EU-Vogelschutzgebietes Nr. DE 1949- 401 „Peenestrom und Achterwasser“ erheblich beeinträchtigen. Die gemeinsame Grenze des SPA-Gebietes, resp. des „detailliert untersuchten Bereiches“ und des Suchraumes des Vorhabensgebietes beträgt lediglich ca. 900m bei einer SPA-Gebietsgröße von über 16.118 ha. Das Vorhabensgebiet ist darüber hinaus noch durch den Deich mit Deichvorland und landseitig extensiven Grünlandflächen vom SPA-Gebiet und den angrenzenden Lebensraumelementen abgetrennt. Weiterhin ist untersucht worden, ob es durch das Vorhandensein von Vogelarten der Vogelschutz Richtlinie und der Vogelschutzgebietslandesverordnung und deren Beeinträchtigung durch das Vorhaben zu substanziellen Verlusten für die Schutz- und Erhaltungsziele des EU- Vogelschutzgebietes kommen kann. Vorbelastungen bestehen in dem „detailliert untersuchten Bereich“ durch das Vorhandensein einer Badestelle und eines Bootshafens, sowie eines Nebenwanderweges, der durch das Vorhabensgebiet und landseitig am Deich entlang führt und regelmäßig von Bewohnern von Usedom und Gästen der Insel genutzt werden. Die damit verbundenen Störungen können sich durch eine höhere Nutzerfrequenz durch Hotelgäste leicht erhöhen.

Bei der Einschätzung der Baubedingten Projektwirkungen ist davon auszugehen, dass Lebensraumelemente nicht beeinträchtigt werden, da das Bauvorhaben keine Flächen des SPA- Gebietes beansprucht und auch nicht im stofflichen Zusammenhang mit diesem steht. Für die Vogelarten, die diese Lebensraumelemente besiedeln ist zu erwarten, dass diese die Wasserflächen und angrenzenden Röhrichtzonen des Deichvorlandes als Brut-, Nahrungs- und Rastlebensraum nutzen. Dadurch, dass mit dem Vorhaben keine Flächeninanspruchnahme im SPA verbunden ist und die Bautätigkeit nur außerhalb des SPA erfolgt und darüber hinaus die Abstände der Baustellen und ihre Lage zur Hauptwindrichtung die Auswirkungen nachhaltig mindern, sind während der Bauphase keine erheblichen Beeinträchtigungen der Vogelarten zu erwarten. Potentielle Beunruhigungen werden zudem durch die Sichtverschattung durch den Deich, Ufergehölze und Röhrichtbestände ausgeschlossen. Dazu kommt ein lebensraumorientiertes Baustellenmanagement zum Schutz empfindlicher Lebensräume gegen Befahren, Lagern von Baustoffen und/oder Platzieren der Baustellenein- richtung, so dass gewährleistet werden kann, dass keine erheblichen Beeinträchtigungen während der Bauphase zu erwarten sind. Das gilt auch für die Anlagebedingten Projektwirkungen. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 63

Dadurch, dass mit dem Vorhaben keine Flächeninanspruchnahme des EU Vogelschutzgebietes verbunden ist, können erhebliche Beeinträchtigungen der Lebensraumelemente durch Flächeninanspruchnahme und Auswirkungen auf die Habitate der Vogelwelt durch Zerschneidung und Verkleinerung ausgeschlossen werden. Für die Betriebsbedingten Projektwirkungen ist festzuhalten, dass durch die Entfernung und mangelnden Sichtbeziehungen vom Betrieb des Hotels keine erheblichen Wirkungen auf die Lebensraumelemente und deren Vogelwelt zu erwarten ist. Dadurch, dass der Spiel- und Pflegebetrieb ebenfalls außerhalb des EU-Vogelschutzgebietes abseits der Hauptwindrichtung stattfindet und durch den Deich und den Röhrichtbestand des Deichvorlandes die Sichtbeziehungen zwischen den Bereichen stark eingeschränkt sind, ist zu erwarten, dass es weder zu visuellen Störungen noch zu erheblichen Beeinträchtigungen durch Lärm, Schadstoffschleppen oder GW Verunreinigungen kommen wird.

Die Überprüfung weiterer Pläne und Projekte auf Summationswirkungen durch andere Vorhaben hat ergeben, dass es durch die durchgehende Präsenz zeitlicher, räumlicher und terrestrischer Ausschlussfaktoren nicht zu signifikanten kumulativen Beeinträchtigungen der relevanten Lebensraumelemente und Vogelarten der Vogelschutz Richtlinie und der Vogelschutzgebietslandesverordnung im Zusammenwirken mit anderen Plänen und Projekten kommen wird.

Fazit: Durch den Bau, die Anlage und den Betrieb des Hotels und des Golfplatzes werden die Entwicklungs- und Erhaltungsziele für das EU-Vogelschutzgebiet Nr. DE 1949-401 „Peenestrom und Achterwasser“ nicht erheblich beeinträchtigt.

Nach § 34 Abs. 2 BNatSchG ist ein Projekt unzulässig, wenn es zu erheblichen Beeinträchtigungen eines Natura 2000-Gebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen führen kann. Dies ist nicht der Fall, insofern ist das Projekt im Sinne des §34 BNatSchG zulässig.

Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 64

TEIL C EU VOGELSCHUTZGEBIET DE 2050-404 "SPA 17 SÜD-USEDOM"

C1 ANLASS UND AUFGABENSTELLUNG Siehe Berichtspunkt 2 Allgemeine Einführung.

C2 BESCHREIBUNG DES SCHUTZGEBIETES UND DER FÜR SEINE ERHALTUNGSZIELE MASSGEBLICHEN BESTANDTEILE

Das EU-Vogelschutzgebiet DE 2050-404 „Süd-Usedom“ umfasst mit 9.566 ha einen Großteil der Landfläche der Insel Usedom sowie die im Nepperminer See liegenden Seevogelinseln Böhmke und Werder und die Halbinsel Cosim. Der Waldkomplex Mellenthiner Heide – Usedomer Stadtforst – wird in dem von Acker und Grünland geprägten Ausschnitt des Usedomer Hügel- und Bodenlandes als strukturbestimmend eingestuft.

Das SPA tangiert – bis auf die Begrenzung des Suchraumes im Südosten bis Süden durch die B110 und in der Folge die Ortsrandlage – den Suchraum, resp. ragt im Nordosten mit Teilen des Bruchwaldes (Biotopkomplex 15) in den Suchraumbereich hinein. Eine geringfügige Überschneidung gibt es auch im Westen im Bereich der Biotopeinheit 35. Das Vorhabensgebiet mit der Golfanlage und dem geplanten Hotel liegt nicht in dem SPA Gebiet, sondern grenzt mit Spielbahnen der Golfanlage im Norden auf ca. 120m sowie im Westen etwas nördlich der Badestelle bis zur Kläranlage im Südwesten an. Der genaue Grenzverlauf ist der Vorhabensplanzeichnung und dem Plan 0225/2 "Biotoptypen/Schutzausweisungen " zu entnehmen. Der Hotelstandort hat keinen direkten Kontakt zu SPA sondern ist über mehrere hundert Meter von der Grenze des SPA-Gebietes entfernt und steht in keinem räumlichen und funktionalen Zusammenhang mit dem SPA-Gebiet. Die SPA-Verträglichkeitsuntersuchung soll klären, ob das zu schützende Gebiet durch das Planvorhaben in seinen Erhaltungszielen oder für den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen erheblich beeinträchtigt wird. Dabei ist nicht jede Nutzungsänderung bereits eine erhebliche Beeinträchtigung. Als „erheblich“ kann eine Beeinträchtigung nur eingestuft werden, wenn dadurch der mit der Schutzgebietserklärung verfolgte Schutz des Gebietes gefährdet oder erheblich erschwert wird.

Im Rahmen der FFH-Richtlinie sind nicht nur Projekte und Planungen innerhalb eines FFH- oder europäischen Vogelschutzgebietes auf ihre Naturverträglichkeit zu prüfen, sondern auch Projekte und Planungen, die von außen erheblich auf das Gebiet einwirken können. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 65

C2.1 ÜBERSICHT ÜBER DAS SCHUTZGEBIET

Für das SPA DE 2050-404 „Süd-Usedom“ liegt kein Standard-Datenbogen vor. Beurteilungsgrundlage sind die Angaben, die im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zur anfangs geplanten neuen Kulisse von Vogelschutzgebieten im Land Mecklenburg-Vorpommern seitens des Landes als „Information zur Gebietscharakterisierung“ (Stand April 2007) erarbeitet wurden sowie die „Maßgeblichen Gebietsbestandsteile“ gemäß Vogelschutzgebietslandesverordnung. Das SPA-Gebiet stellt ein umfangreiches, sehr komplex ausgestattetes Ökosystem dar, das aus einem Mosaik eines von Acker- und Grünland und großen zusammenhängenden Waldflächen geprägten Ausschnitts des Usedomer Hügel- und Boddenlandes besteht. Dirk Weichbrodt beschreibt unter der Rubrik „Vogelschutzgebiete“ im www.usedom-exclusiv.de , dass „das Vogelschutzgebiet „Süd-Usedom“ den zentralen Teil der Insel vom Haff bis zum Achterwasser und Peenestrom umfasst, begrenzt vom Thurbruch im Osten und dem Usedomer See im Westen. Das Landschaftsbild wird von einer abwechslungsreichen Kulturlandschaft geprägt, in der zahlreiche Lebensräume zu finden sind. Alleen, Hecken, Feldgehölze und kleine Waldgebiete bestimmen das Bild. Dazu zählen die größtenteils unverbauten Uferstrecken der Usedomer Binnenküste mit den Vogelinseln des Achterwassers. Die Mellenthiner Heide und der Usedomer Stadtforst als größte geschlossene Waldungen der Insel liegen im Zentrum dieses Gebietes.“ Teile des SPA-Gebietes sind bereits als NSG und/oder LSG national unter Schutz gestellt, dazu gehört das LSG „Insel Usedom mit Festlandgürtel“ genauso wie die NSG „Insel Böhmke und Werder“, „Halbinsel Cosim“ und „Mellenthiner Os“. Das Schutzgebiet erstreckt sich auch auf Flächen des Naturparks „Insel Usedom“. Überschneidungen gibt es mit dem FFH Gebiet DE 2049-302 und dem SPA Gebiet DE 2050-403.

C2.2 ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETES

Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zur anfangs geplanten neuen Kulisse von Vogelschutzgebieten im Land Mecklenburg-Vorpommern wurde seitens des Landes eine „Information zur Gebietscharakterisierung“ (Stand April 2007) erarbeitet.

Die dort genannten Vogelarten sowie die bei den „maßgeblichen Bestandteile des Gebietes“ der Vogelschutzgebietslandesverordnung – VSGLVO M-V vom 12.7.2011 gelisteten Vogelarten sind in der vorliegenden SPA Untersuchung als für die Erhaltungsziele des Gebietes maßgebliche Bestandteile anzusehen und sind daher Gegenstand der Untersuchung.

Gesetzliche Grundlage ist §4 der Vogelschutzgebietslandesverordnung – VSGLVO M-V vom 12.7.2011. Danach sind die Erhaltungsziele „die Erhaltung oder Wiederherstellung eines Erhaltungszustandes der maßgeblichen Bestandteile des Gebietes“, also der im Gebiet Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 66

vorhandenen Vogelarten des Anhanges I und des Artikels 4 Abs. 2 der Vogelschutzrichtlinie sowie deren Lebensräume/-raumelemente.

Bei den Vogelarten, die in der „Information zur Gebietscharakterisierung“ (Stand April 2007) gelistet sind, handelt es sich um folgende Arten mit Hinweisen auf den Schutzstatus:

Gemeinsam mit den bei den „maßgeblichen Bestandteile des Gebietes“ der Vogelschutzgebietslandesverordnung – VSGLVO M-V vom 12.7.2011 gelisteten Vogelarten handelt es sich insbesondere um: Vögel, die im Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG aufgeführt sind: - Rohrdommel (Botaurus stellaris), EU-Code A021 - Weißstorch (Ciconia ciconia), EU-Code A031 - Wespenbussard (Pernis apivorus), EU-Code A072 - Schwarzmilan (Milvus migrans), EU-Code A073 - Rotmilan (Milvus milvus), EU-Code A074 - Seeadler (Haliaeetus albicilla), EU-Code A075 - Rohrweihe (Circus aeruginosus), EU-Code A081 - Wiesenweihe (Circus pygargus) ,EU-Code A084 - Wachtelkönig (Crex crex), EU-Code A122 - Kranich (Grus grus), EU-Code A127 - Schwarzkopfmöve (Larus melanocephalus), EU-Code A176 - Zwergmöve (Larus minutus), EU-Code A177 - Flussseeschwalbe (Sterna hirundo), EU-Code A193 - Uhu (Bubo bubo), EU-Code A215 - Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus), EU-Code A224 - Eisvogel (Alcedo atthis), EU-Code A229 Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 67

- Scharzspecht (Dryocopus martius), EU-Code A236 - Mittelspecht (Dendrocopos medius), EU-Code A238 - Heidelerche (Lullula arborea), EU-Code A246 - Brachpieper (Anthus campestris), EU-Code A255 - Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria), EU-Code A307 - Zwegschnäpper (Ficedula parva), EU-Code A320 - Neuntöter (Lanius collurio), EU-Code A338

Sowie um regelmäßig vorkommende Zugvögel, die nicht im Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG aufgeführt sind (Vogelarten des Artikels 4 Abs. 2 der Vogelschutz-Richtlinie): - Saatgans (Anser fabalis), EU-Code A039 - Brandgans (Tadorna tadorna), EU-Code A048 - Schnatterente (Anas strepera), EU-Code A051 - Reiherente (Aythya fuligula), EU-Code A061 - Austernfischer (Haematopus ostralegus), EU-Code A130 - Großer Brachvogel (Numenius arquata), EU-Code A160 - Lachmöve (Larus ridibundus), EU-Code A179

Darüber hinaus beinhaltet die „Information zur Gebietscharakterisierung“ (Stand April 2007) den Rahmen der folgenden Schutz- und Entwicklungsziele (Schutzerfordernisse), die für die zu schützenden Lebensräume und Zielarten formuliert worden sind:

1. Erhaltung bzw. Wiederherstellung eines ausschließlich autochthonen Prädatoren- bestandes (Raubsäuger), der einer Dichte entspricht, die insbesondere Bodenbrütern ausreichende Bruterfolgschancen lassen für Gründelenten, Mövenvögel und Wiesenbrüter, 2. Erhaltung aller Brackwasserröhrichte für herbivore Großvogelarten und Röhricht- brüter, 3. Erhaltung möglichst langer störungsarmer Uferlinien und möglichst großer störungsfreier Wasserflächen sowie eines störungsarmen Luftraumes für Wasser- vögel, 4. Erhaltung großer unzerschnittener und störungsarmer Offenlandflächen für störungsempfindliche Großvogelarten, 5. Erhaltung und Entwicklung von störungsarmen Wäldern mit angemessenem Altholzanteil für Greifvögel. 6. Erhaltung von störungsarmen Inseln mit flacher Küste und Salz-Vegetation für Mövenvögel und Seeschwalben, Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 68

7. Erhaltung der Grünlandflächen insbesondere durch extensive Nutzung (Mähwiesen und/oder Beweidung); bei Grünlandflächen auf Niedermoor Sicherung eines hohen Grundwasserstandes zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung von Feuchtwiesen für Greifvögel und Wiesenbrüter, 8. Erhaltung des Strukturreichtums in Feuchtlebensräumen (z.B. Gebüschgruppen, Staudenfluren, Erlenbruchwäldern, in Niedermoorbereichen) für Gebüschbrüter und Greifvögel 9. Erhaltung der Wasserröhrichte für Röhrichtbrüter, 10. Erhaltung von Flachwasserzonen mit ausgeprägter Submersvegetation und Erhaltung der dazu erforderlichen Wasserqualität für Seeschwalben, Mövenvögel und Wasservögel, 11. Erhaltung bzw. Wiederherstellung eines Gewässerzustandes, der nachhaltig eine für fischfressende Vogelarten optimale Fischreproduktion ermöglicht und die Verfügbarkeit der Nahrungstiere sichert für Wasservögel, 12. Erhaltung von störungsarmen Grünlandflächen im unmittelbaren Umfeld von Gänserastplätzen für herbivore Großvogelarten, 13. Erhaltung von störungsarmen Mooren und Sümpfen (Wasserstand >20cm, ggf. Wiederherstellung solcher Wasserstände) für herbivore Großvogelarten, 14. Erhaltung von insektenreichen Offenlandbereichen auf Sandböden für den Ziegenmelker, 15. Erhalt bzw. Wiederherstellung von ausgedehnten Seggen-Rieden und Schilf- Röhrichten durch Sicherung dauerhaft hoher Grundwasserstände für herbivore Großvogelarten, 16. Erhaltung großer unzerschnittener und störungsarmer Land- und Wasserflächen für störungsempfindliche Großvogelarten, Wasser- und Greifvögel, 17. Erhalt bzw. Wiederherstellung von intakten Waldmooren und –sümpfen (störungsempfindliche Großvogelarten), 18. Erhalt bzw. Wiederherstellung von strukturreichen Ackerlandschaften mit einem hohen Anteil an naturnahen Ackerbegleitbiotopen (z.B. Wegraine, Sölle, Seggen- Riede, Feldgehölze, Hecken etc.) für Gebüschbrüter.

Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 69

C2.3 ÜBERBLICK ÜBER VOGELARTEN DES ARTIKELS 4 Abs. 2 DER VOGELSCHUTZRICHTLINIE (ANHANG I)

In der folgenden Übersicht werden die bei den „maßgeblichen Bestandteile des Gebietes“ der Vogelschutzgebietslandesverordnung – VSGLVO M-V vom 12.7.2011 gelisteten Vogelarten des EU-Vogelschutzgebietes DE 2050-404 „Süd-Usedom“ genannten Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie aufgelistet und deren Vorkommen bewertet, soweit diese im Detailliert untersuchten Bereich bestätigt worden sind. Als hauptsächliche Informationsquelle wird der zum Raumordungsverfahren gehörige Artenschutzrechtliche Fachbeitrag herangezogen.

- Weißstorch (Ciconia ciconia), EU-Code A031 - Wespenbussard (Pernis apivorus), EU-Code A072 - Schwarzmilan (Milvus migrans), EU-Code A073 - Rotmilan (Milvus milvus), EU-Code A074 - Seeadler (Haliaeetus albicilla), EU-Code A075 - Rohrweihe (Circus aeruginosus), EU-Code A081 - Wiesenweihe (Circus pygargus) ,EU-Code A084 - Wachtelkönig (Crex crex), EU-Code A122 - Kranich (Grus grus), EU-Code A127 - Eisvogel (Alcedo atthis), EU-Code A229 - Scharzspecht (Dryocopus martius), EU-Code A236 - Mittelspecht (Dendrocopos medius), EU-Code A238 - Heidelerche (Lullula arborea), EU-Code A246 - Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria), EU-Code A307 - Neuntöter (Lanius collurio), EU-Code A338

Weißstorch (Ciconia ciconia) A031 Angaben zur Autökologie Der Weißstorch brütet im Allgemeinen in Ortschaften. Bei der Nahrungssuche werden nahezu alle Arten von Agrarflächen genutzt, ebenso offene bis halboffene Feuchtgebiete verschiedener Art und offene Uferbereiche. Unter den Agrarflächen ist Grünland bis zum flügge werden der Jungen von größerer Bedeutung, dabei werden beweidete Flächen i.d.R. bevorzugt. Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern Der Weißstorch ist seit langer Zeit im gesamten Gebiet von Mecklenburg-Vorpommern verbreitet. Im Laufe des 20. Jahrhunderts gingen die Brutbestände m.o.w. kontinuierlich zurück. Trotz Schutzbemühungen setztesich dieser Trend mit einer gewissen Verzögerung auch in den letzten Jahrzehnten fort. Nach einer gewissen Stabilisierung in den 1980er Jahren ging die Anzahl im Land brütender Weißstörche im Verlauf des letzten Jahrzehnts sogar um 30 % zurück! Gefährdungsursachen In Mecklenburg-Vorpommern ist der Weißstorch durch Verschlechterung der Ernährungsbedingungen während der Jungenaufzucht gefährdet, dazu tragen verschiedene Faktoren bei: Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion mit Verdichtung der Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 70

Nutzpflanzenbestände, erheblicher Rückgang der Viehbestände, insbesondere von zur Weide gehendem Milchvieh und von Schafen, die fortdauernde Entwässerung von Grünlandstandorten, die Auflassung abgelegener oder schwer zu bewirtschaftender Standorte, Verdichtung der Vegetation an Ufern und Hohlformen auf Äckern oder Grünland. In einer größeren Anzahl von Revieren gibt es noch Gefährdungen durch Freileitungen (Stromschlag und Leitungsanflug), mit Schwerpunkt beim Mittelspannungsnetz. An einigen Brutplätzen kann es bei Jungvögeln zu Prädation kommen (bes. Steinmarder). Vorkommen im Untersuchungsraum Der Weißstorch kommt grundsätzlich im Untersuchungsraum vor und wurde auch dort nachgewiesen. Im Gegensatz zu früheren Jahren ist jedoch ein Brutvorkommen in der Ortslage Usedom nicht mehr bekannt, lediglich in einigen entfernteren Ortsteilen und Nachbarorten gibt es noch besetzte Horste. Der Erhaltungszustand der Population ist ungünstig (C); Nach der Roten Liste M-V ist die Art gefährdet (Kat. 3), wobei diese Einstufung den Rückgang im letzten Jahrzehnt noch nicht berücksichtigt.

Wespenbussard (Pernis apivorus) A072 Angaben zur Autökologie Der Wespenbussard brütet in Wäldern und ist auch nicht selten in Bruchwäldern und anderen Feuchten Wäldern anzutreffen. Bedeutsam für eine gesicherte Nahrungsbasis sind jedoch die Wald-Offenland-Beziehungen unter Einschluss von Waldrändern, Feldgehölzen, Feldhecken, Gebüschen, strukturreichem Grünland und Uferzonen. Aufgrund ihrer Spezialisierung auf soziale Faltenwespen (bei Mangel wird auch andere Beute genommen) und der nicht in allen Revierteilen optimalen Habitatstruktur müssen die Reviere relativ groß sein. Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern Der Wespenbussard ist in allen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns verbreitet, das Bild weist jedoch auch zahlreiche Verbreitungslücken auf. Der Bestand wurde zuletzt mit 300–400 Brutpaaren geschätzt (SCHELLER 2006a). Er hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte nur wenig verändert, wenngleich zwischen den beiden Vogelkartierungen 1978–1982 und 1994-1998 ein mäßiger Rückgang zu verzeichnen war. Gefährdungsursachen Die Ursache des vor allem an der Küste und im Südwesten erfolgten Rückgangs ist noch ungeklärt, zumal es in einzelnen Landesteilen auch Zunahmen von Nachweisen gab. Der Bestand der Art ist derzeit zwar nicht gefährdet, die Art wurde jedoch in die Vorwarnliste aufgenommen. Vorkommen im Untersuchungsraum Der Erhaltungszustand der Population ist landesweit überwiegend gut, jedoch gab es in den letzten Jahrzehnten Bestandsrückgänge, die vermutlich nicht mit den bei solchen Populationen üblichen Fluktuationen zu erklären sind (Rote Liste Mecklenburg-Vorpommern: Vorwarnliste). Soweit die Abgrenzung einer lokalen Population überhaupt gerechtfertigt ist, könnten die 12–18 Paare im Raum der Insel Usedom und des westlich angrenzenden Festlandes als solche angesehen werden, zumal sie von anderen Vorkommen durch Verbreitungslücken abgetrennt erscheinen. Da es in diesem Raum gegenüber der früheren Kartierung (s.o.) mehr Revierverluste als Neufunde (9:6) gibt, muss der Erhaltungszustand mit C bewertet werden. Bestandsrückgang festgestellt (MAMMEN & STUBBE 2005).

Schwarzer Milan (Milvus migrans) A073 Angaben zur Autökologie Die ökologischen Ansprüche und das Verhalten der beiden einheimischen Milane ähneln sich relativ stark. Ihre Areale in Europa und darüber hinaus sind dagegen recht unterschiedlich. So ist der Schwarze Milan viel weiter und über verschiedene Klimazonen verbreitet, was eine große Flexibilität anzeigt. In unserem Raum ist er dagegen deutlich seltener, wohl überwiegend ein Ergebnis der Konkurrenz durch hier besser angepasste Arten – einschließlich des Roten Milans. Während der Rote Milan überall in der Agrarlandschaft erfolgreich sein kann, sofern Gehölze zur Errichtung des Horsts verfügbar sind, besonders aber in ausreichend gegliederten Landschaften, kann der Schwarze Milan sich in unseren Breiten am besten in der Nähe hinreichend großer Gewässer behaupten: in Seegebieten, entlang von Flusstälern und in den inneren Bereichen der Boddenküste. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 71

Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern Der Bestand des Schwarzen Milans wird mit 250–270 Brutpaaren angegeben, was als Ergebnis eines mäßigen Bestandsanstiegs in den 1990er Jahren anzusehen ist (SCHELLER 2006c), denn zuvor war der Bestand in den 1970er bis 1980er Jahren auf einem kontinuierlichen Rückgang. Gefährdungsursachen Für den Roten Milan fasste SCHELLER (2006b) als Ursachen für die in den letzten Jahren erfolgte Bestandsverminderung treffend zusammen: „starke Reduzierung der Viehbestände und des Anbaus von Futterkulturen, Auflassung großer Grünlandflächen, Verringerung der Kulturvielfalt und der Fruchtfolge auf Ackerflächen, Schließung der dezentralen (offenen) Mülldeponien“. Den Schwarzen Milan mit seiner bei uns stärkeren Bindung an Gewässer treffen die o.g. Faktoren nicht in gleichem Maße, doch fördert ihr Wirken auch bei dieser Art eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich der Bestandsstabilität; der Schwarze Milan wurde deshalb und wegen des geringeren Bestandsniveaus auf die Vorwarnliste zur Roten Liste der Brutvögel in M-V gesetzt. Deutschlandweite Datenerhebungen (Greifvogelmonitoring) signalisieren eine Bestandszunahme (MAMMEN & STUBBE 2005). Vorkommen im Untersuchungsraum Als lokaler Bestand (lokale Population) des Schwarzen Milans können etwa 20, höchstens 25 Paare der Insel Usedom und der westlich angrenzenden Festlandbereiche angesehen werden, die durch Verbreitungslücken im Westen und durch das Kleine Haff in Süden von den Beständen der benachbarten Gebiete abgesetzt sind. Es handelt sich dabei nicht um eine Teilpopulation im populations-genetischen Sinne. Der Erhaltungszustand der lokalen Population ist nach vorliegendem Kenntnisstand gut (B).

Roter Milan (Milvus milvus) A074 Angaben zur Autökologie Die ökologischen Ansprüche und das Verhalten der beiden einheimischen Milane ähneln sich relativ stark. Ihre Areale in Europa und darüber hinaus sind dagegen recht unterschiedlich. So ist der Schwarze Milan viel weiter und über verschiedene Klimazonen verbreitet, was eine große Flexibilität anzeigt. In unserem Raum ist er dagegen deutlich seltener, wohl überwiegend ein Ergebnis der Konkurrenz durch hier besser angepasste Arten. Während der Rote Milan überall in der Agrarlandschaft erfolgreich sein kann, sofern Gehölze zur Errichtung des Horsts verfügbar sind, besonders aber in ausreichend gegliederten Landschaften, kann der Schwarze Milan sich in unseren Breiten am besten in der Nähe hinreichend großer Gewässer behaupten: in Seegebieten, entlang von Flusstälern und in inneren Bereichen der Boddenküste. Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern Der Rote Milan ist im Land die häufigere Art und wird für Mitte der 1990er Jahre mit 1.400–1.900 Brutpaaren angegeben (SCHELLER 2006b). Umstellungen in der Landnutzung (s.u.) hatten jedoch gerade zu dieser Zeit bereits einen Bestandsrückgang eingeleitet, der in diesen Zahlen noch nicht zum Ausdruck kommt (relativ langlebige Art). Für das gesamte Deutschland zeigen die Daten des Greifvogelmonitorings 1988–2002 mit hoher Signifikanz eine Brutbestandsabnahme zwischen 20 % und 50 % an (MAMMEN & STUBBE 2005). Die Art wurde deshalb für Deutschland in die Vorwarnliste aufgenommen. Der Datenanteil aus Mecklenburg- Vorpommern zeigt den gleichen Trend wie die Daten aus ganz Deutschland (Scheller 2006b). Gefährdungsursachen SCHELLER (2006b) fasst die Ursachen für die in den letzten Jahren erfolgte Bestandsverminderung des Roten Milans sehr treffend zusammen: „starke Reduzierung der Viehbestände und des Anbaus von Futterkulturen, Auflassung großer Grünlandflächen, Verringerung der Kulturvielfalt und der Fruchtfolge auf Ackerflächen, Schließung der dezentralen (offenen) Mülldeponien“. Die hiervon ausgelöste Bestandsverminderung war bei der Erstellung der Roten Liste (2003) noch nicht dokumentiert, weshalb keine adäquate Einstufung erfolgte. MAMMEN & STUBBE (2005) nennen außerdem erhöhte Verluste durch Vergiftungs- und Abschussaktionen in Spanien. Vorkommen im Untersuchungsraum Ein lokaler Bestand (lokale Population) des Roten Milans lässt sich nicht gut abgrenzen, da die Art ohne große Lücken im Land verteilt ist. Zonen verminderter Häufigkeit zeigt das Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 72

Kartierungsergebnis im Westen bei etwa 013°33’E und im Süden bei 53°35’N. Werden diese Achsen zur Abgrenzung verwendet, wäre im Raum der Insel Usedom und der westlich und südlich angrenzenden Festlandbereiche mit einem Bestand zwischen 160 und 230 Paaren zu rechnen (keine Interpretation von Originaldaten!). Das entspricht bei einer Größe von näherungsweise 2.500 km² einer Brutrevier-Dichte von 0,06 bis 0,09 km–² (6–9 Reviere auf 100 km²), was mit den Mittelwerten des Landes übereinstimmt. Dieser Bestandsanteil ist keine Teilpopulation im populationsgenetischen Sinne. Der Erhaltungszustand der lokalen Population ist nach vorliegendem Kenntnisstand gut (B), sofern nicht inzwischen die bundes- und landesweiten Trends auch in diesem Raum wirksam wurden (dann eher C).

Seeadler (Haliaeëtus albicilla) A075 Angaben zur Autökologie Der Seeadler benötigt Nahrung bietende Gewässer (v.a. Fische und Wasservögel) und Wälder oder zumindest stärkere Feldgehölze, die Bäume mit Eignung zur Anlage des über mehrere Jahre genutzten Horstes bieten. Der Schutz hat über Jahrzehnte auch dazu geführt, dass Seeadler eine gewöhn-liche Erscheinung in gewässerreichen Landschaften sind, doch sind die Fluchtdistanzen weiterhin recht groß und die Art reagiert in der Nähe des Horstes sowie an Ruheplätzen und Ansitzen empfindlich auf Störungen. Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern Seeadler kommen in allen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns vor, derzeit sind im Land ungefähr 280 Brutpaare registriert (HELCOM 2011). Die größten Konzentrationen treten in den Gebieten Mecklenburgische Seeplatte und Vorpommersche Boddenlandschaft auf. Seit dem Verbot der für den Seeadler und eine Anzahl weiterer Arten gefährlichen Agrochemikalien (zunächst DDT, später noch weitere chlorierte Kohlenwasserstoffe sowie Methylquecksilberverbindungen) haben sich die Reproduktionsbedingungen erheblich verbessert, zumal auch Beschädigungen der Horste und ihrer Umgebung sowie Störungen an den Horsten weitgehend unterbunden werden. Infolge dieser verbesserten Bedingungen hat sich in Mecklenburg-Vorpommern ein Reproduktionserfolg von jährlich nahezu 1 Juvenilen pro Brutpaar eingestellt, ein Wert, der vor 30 Jahren noch bei 0,2 bis 0,3 lag (SCHELLER 2006d). Das führte bei dieser Art zu einem nachhaltigen Bestandsanstieg. Die Ernährungssituation ist für Seeadler im Gebiet sehr gut, da starke Fisch- und Wasservogelbestände und im Winter auch Fallwild vorhanden sind. Gefährdungsursachen In Mecklenburg-Vorpommern ist der Bestand des Seeadlers nicht gefährdet. Es gibt jedoch nach wie vor anthropogene Faktoren, die für die Bestandserhaltung nicht vorteilhaft sind, vor allem die Verwendung von Bleimunition bei der Wasservogeljagd (Bleivergiftung als häufige Todesursache) sowie Freileitungen. Vorkommen im Untersuchungsraum Die Abgrenzung des Lebensraums einer lokalen Population des Seeadlers ist nur technisch möglich, da außerhalb der Brutsaison weiträumige Verbindungen bestehen. Die technische Abgrenzung umfasst das Gebiet Insel Usedom, Raum westlich des Peenestroms und des unteren Peenetals bis etwa 013°53’E sowie die Südküste des Kleinen Haffs einschließlich der Ueckermünder Heide. Die Größe des Brutbestandes in diesem Raum beträgt 35–40, höchstens 42 Paare (zuzüglich Populationsreserve). Das für den Eingriff vorgesehene Gebiet befindet sich in der Nähe eines Brutplatzes und im Einzugsgebiet von 4–5 benachbarten Brutplätzen. Bei stabilem bis zunehmendem Bestand ist der Erhal-tungszustand der Population gut bis sehr gut (A/B).

Rohrweihe (Circus aeruginosus) A081 Angaben zur Autökologie Die Rohrweihe bevorzugt generell feuchte bis nasse Biotope, insbesondere Röhrichte an Gewässern. Da auch die Agrarlandschaft eine gute Nahrungsbasis bietet, sind dort zur Revierbildung auch kleine Röhrichte ausreichend. Zur Ernährung benötigt sie vor allem Kleinsäuger, in der Brutzeit auch gern kleinere Wasservögel oder Jungvögel anderer Arten. Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 73

Die Rohrweihe ist im gesamten Land verbreitet. Ihr Vorkommen ist nicht auf Feuchtgebiete beschränkt, in der nahrungsreicher Agrarlandschaft genügen kleine Röhrichte (z.B. Sölle) zur Anlage der Nester. Im Vergleich der Kartierungen 1978–1982 und 1994–1998 haben sich die Bestände der Rohrweihe in Mecklenburg Vorpommern nicht unerheblich vergrößert, von cirka 830 auf 1.400–2.600 Brutpaare, also eine Verdoppelung oder mehr (HOFMANN 2006). Auch wenn HOFMANN (l.c.) zufolge inzwischen wieder ein gewisser Bestandsrückgang erfolgte, ist die Situation im Vergleich zum Tief der 1970er Jahre relativ günstig. Wie für Mecklenburg-Vorpommern ist auch deutschlandweit in den letzten Jahren (hier 1999–2002) die Tendenz leicht negativ (MAMMEN & STUBBE 2006). Gefährdungsursachen Insbesondere in Brutgebieten der Agrarlandschaft kann der Verlust von Brutplätzen durch Entwässerung und Beseitigung örtlich eine Rolle spielen bzw. nach den beiden letzten, überdurchschnittlich nassen Jahren wieder an Bedeutung gewinnen. Insgesamt dürfte die Prädation durch in der nahrungsreichen Landschaft bevorteilten Nahrungsgeneralisten (besonders Fuchs u. Wildschwein) von erheb-licher Bedeutung sein. Vorkommen im Untersuchungsraum Im Bereich der Insel Usedom einschließlich der Umgebung westlich des Peenestroms, des Peenetals unterhalb von Anklam sowie der südlich an das Kleine Haff grenzenden Bereiche kann mit einer Bestandsgröße von ca. 80 Brutpaaren gerechnet werden. Der Erhaltungszustand der Population ist gut (B).

Wachtelkönig (Crex crex) A122 Angaben zur Autökologie Der Wachtelkönig bevorzugt überwiegend feuchtes, zum Teil auch ziemlich nasses Grünland mit einer Struktur, die irgendwie Beziehung zu (landwirtschaftlicher) Vernachlässigung, Auflassung oder Sukzession hat. Elemente dieser Struktur können überständige Vegetation, Brennnessel-, Seggen-, Reitgras-, Kerbel- oder Horste aus anderer staudenartiger Vegetation sein. Ist das Grünland oder grünlandähnliche Habitat selbst eher strukturarm, können entsprechend strukturierte lineare oder randliche Elemente (Grabenränder, Raine, kleine Gebüsche) oder Flecken von Ruderalvegetation diese Funktion erfüllen. Kann das besiedelte Habitat nicht als Grünland bezeichnet werden, so hat es doch eine Struktur, die an Grünland mit teilweise überständiger Vegetation erinnert. Das können, da der Wachtelkönig relativ spät im Brutgebiet eintrifft, auch Äcker mit einem entsprechenden Entwicklungsstand der Vegetation sein – was aber in Mecklenburg-Vorpommern nicht sonderlich häufig beobachtet wird. Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern Mit Ausnahme des mecklenburgischen Altmoränengebietes, geschlossener Waldlagen (gebietsweise Seenplatte) und reiner Ackerbaugebiete (örtlich vorpommersche Lehmplatten) ist der Wachtelkönig in ganz Mecklenburg-Vorpommern verbreitet. Der Gesamtbestand wird von EICHSTÄDT & EICHSTÄDT (2006) mit der ziemlich großen Spanne zwischen 200 und 600 angegeben, nicht zuletzt auch wegen der zumindest in einigen Gebieten jährlich alternierenden Bestände. Es ist gut möglich, dass der Bestand gegenwärtig etwas höher liegt. Gefährdungsursachen Die Habitate selbst sind dadurch gefährdet, dass sie ihre Struktur häufig erst nach Auflassung oder Vernachlässigung erhalten und dann entweder durch die Sukzession oder durch (neuerliche) Intensivierung der Nutzung ihre Eignung für den Wachtelkönig verlieren. Außerdem können ungünstige Erntetermine (Ausmähen der Gelege) sowie Prädation durch von der Landbewirtschaftung geförderte Nahrungsgeneralisten (Fuchs, Wildschwein) örtlich zu relativ hohen Brutverlusten führen. Aufgrund der günstigen Entwicklung in den letzten Jahren gilt der Bestand des Wachtelkönigs in Mecklenburg-Vorpommern zur Zeit nicht mehr als gefährdet (früher Kat. 1). Vorkommen im Untersuchungsraum In räumlicher Nähe zum Eingriffsgebiet gibt es 2 relativ gut abgrenzbare Bestände des Wachtelkönigs, zu beiden steht das Vorkommen im UG in Randlage. Das sind zum Ersten die auf der Insel Usedom gefundenen 15– 20 Reviere, zum Zweiten der Bestand des unteren Peenetals, der östlich angrenzenden Moore am Übergang zum Kleinen Haff (sog. Peene-Haff-Moor) und am Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 74

Strom sowie der südlich davon gelegenen kleineren glazialen Schmelzwassertälchen mit ungefähr 40–60 Revieren. Der Erhaltungszustand der Population in Mecklenburg-Vorpommern ist relativ gut, wenngleich zur Sicherung einer stabilen Entwicklung ein mindestens doppelt so großer Bestand erforderlich wäre (B–C). Die beiden vorgenannten lokalen Bestände unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Dichte erheblich: So wäre der Usedomer Bestand (entspricht etwa landesweiter Dichte) mit B–C, der an und südlich der unteren Peene siedelnde Bestand (höher als die landesweite Dichte) eher mit A–B einzustufen. Die Beeinträchtigungen der lokalen Bestände entsprechen den oben für das Land festgestellten.

Kranich (Grus grus) A127 Angaben zur Autökologie Der Kranich ist an feuchte bis nasse Biotope unterschiedlicher Struktur gebunden. Er siedelt in Waldmooren, Flusstälern und Verlandungszonen der Seen, aber auch in sekundär vernässten Bereichen, Brüchen oder Söllen der Ackerlandschaft. Nahrung finden die Tiere auf extensiv bis mäßig intensiv bewirtschafteten Wiesen und Feldern, Feldsäumen, Hecken und Seeufern. Für die Rast nutzen sie weite und offene Flächen wie Äcker mit Getreidestoppeln. Als Schlafplätze werden vor allem sehr flache Bereiche von Gewässern oder überschwemmte Flächen aufgesucht, wo der Schutz vor bodengebundenen Feinden hoch ist. Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern Mitte der 1980er Jahre war die Art kaum weiter als bis West-Mecklenburg verbreitet, seither breitet sich die Art unter Verdichtung des Bestands im Land weiter nach Westen aus. Schwerpunkte der aktuellen Verbreitung in Mecklenburg Vorpommern sind die Kleinseenplatte, die geschlossen besiedelt ist (MTB-Basis). Lücken weist vor allem das Küstengebiet auf (MEWES 2006). In Anlehnung an MEWES (2011) kann der Brutbestand des Kranichs im Land derzeit auf 3.400– 3.800 besetzte Brutreviere geschätzt werden, davon ungefähr 520–600 im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Die Überwinterung findet in Afrika, Vorderasien und Südeuropa statt. Ab Anfang August verlassen die Tiere ihre Brutplätze und sammeln sich in Rastgebieten, die sie bis November wieder verlassen. Mehr und mehr überwintern einzelne Brutpaare auch im Land. Gefährdungsursachen In Mecklenburg-Vorpommern ist der Kranich nicht gefährdet, doch hat das Land Mecklenburg- Vorpommern eine hohe Verantwortung für den Erhalt des Bestandes (Landesbestand > 40 % des deutschen Bestands). Generell kann die fortlaufende Entwässerung der Bruthabitate und die Trockenlegung von Grünlandstandorten nicht positiv zur Bestandsentwicklung beitragen. Vorkommen im Untersuchungsraum Als Lebensraum einer lokalen Population der Kraniche könnte man – begrenzt durch Bereiche mit geringerer Siedlungsdichte – die Insel Usedom und die westlich des Peenestroms gelegenen Landbereiche bis 013°27’E sowie die südlich der Peene bis etwa 53°47’N annehmen. In diesem Raum sollten mindestens 80 und höchstens 120–130 Paare brüten. Der Erhaltungszustand der Population ist sehr gut (A).

Eisvogel (Alcedo atthis) A229 Angaben zur Autökologie Der Eisvogel ist vor allem als eine Art der kleineren Fließgewässer bekannt. Im Gebiet kann er auch an größeren und quasi stehenden bzw. an Boddengewässern mit Uferröhrichten vorkommen, und zwar vor allem an den Stellen, an denen im „Hinterland“ kleine, bei Wind nicht dem Seegang ausgesetzte Gewässer als alternative Nahrungsgewässer bei Windlagen verfügbar sind, was auch Gräben sein können, wenn hier geeignete Nahrung verfügbar ist. Außerdem sollten grundsätzlich auch die an Fließgewässern typischen Steilwände oder kleinen Abbrüche vorhanden sein, doch ist der Eisvogel in dieser Hinsicht relativ flexibel: Alternativ können die Tiere auch in anderen Höhlungen (z.B. unter Baumwurzeln an Grabenböschungen) oder in Wurzeltellern umgestürzter Bäume brüten, nicht selten auch weiter von den Nahrungshabitaten entfernt. Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 75

Der Eisvogel ist in Mecklenburg-Vorpommern landesweit verbreitet, wobei es jedoch in kleingewässerarmen Küstenabschnitten, ackerbaubaudominierten Grundmoränengebieten sowie im Altmoränenland Verbreitungslücken gibt. Die Bestandsgröße ist relativ stabil und wurde bei den letzten Erfassungen auf etwa 600 Paare geschätzt (BEHL 2006), doch gibt es episodische Bestandseinbrüche, besonders in strengen Wintern. Gefährdungsursachen Der Eisvogel wird in der Roten Liste der Brutvögel des Landes in der Kategorie 3 (gefährdet) geführt. Die Gefährdungsfaktoren für den Bestand des Eisvogel sind zwar nur zum Teil anthropogen, da die Art, die in unserem Raum überwiegend als Standvogel lebt, auch natürlicherweise sehr empfindlich gegenüber strengen Wintern ist. Jedoch wiegen die Reproduktionsfähigkeit mindernde anthropogene Faktoren unter diesen Umständen besonders schwer. Deshalb gehören zu den Gefährdungsursachen alle Maßnahmen des Ausbaus und der Nutzungsänderung von Gewässern, die das Angebot von und die Zugänglichkeit zur Nahrung sowie das Brutplatzangebot mindern (Begradigung von Gewässern, Herstellen normierter Böschungen, sonstige Minderung der strukturellen Reichhaltigkeit von Gewässern, Beseitigen von Ufervegetation). Vorkommen im Untersuchungsraum Als lokale Population des Eisvogels könnte der Bestand der Insel Usedom und des unteren Peenetals (unterhalb Quilow-Stolpe) einschl. des sog. Peene-Haff-Moores angesehen werden, wobei mit mindestens 25 Paaren zu rechnen wäre, vielleicht auch mit mehr als 30. Der Erhaltungszustand der Population ist gut (günstig, B), wenngleich zeitweilig ungünstige Entwicklungsphasen vorkommen, die nur bei günstigen Reproduktionsbedingungen ausgeglichen werden können.

Schwarzspecht (Dryocopus martius) A236 Angaben zur Autökologie Der Schwarzspecht ist ein Bewohner der Wälder. Grundsätzlich benötigt die Art Laubwälder mit relativ alten Bäumen, zumindest so alt, dass Stämme vorhanden sind, die in der zur Anlage der Höhle bevorzugten Höhe (mindestens 4 m, oft 10 m und mehr) einen Mindestdurchmesser von knapp 40 cm aufweisen. Darüber hinaus kann die Qualität des Waldes unterschiedlich sein, wenn nur eine ausreichende Dichte und Verfügbarkeit von Nahrung gesichert ist. Diese besteht zu großen Teilen aus Ameisen, unter denen Holzbewohner eine besondere Stellung haben. Abhängig von der Nahrungsverfügbarkeit können die Reviere unterschiedliche Größen aufweisen, sie sind aber selten unter 1 km², mitunter auch 4 km² und mehr. Ein Revier kann aus mehreren Waldstücken bestehen. Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern Der Schwarzspecht ist in Mecklenburg-Vorpommern weit verbreitet, er fehlt lediglich in Landschaftsteilen, die keine hinreichend großen Wälder aufweisen. Die Bestandentwicklung ist mindestens stabil, eher positiv; der Bestand der Art ist in Mecklenburg-Vorpommern nicht gefährdet. Gefährdungsursachen Lokale Gefährdungen können durch übermäßige Entnahme von älterem Laubholz aus den Wäldern entstehen. Ebenso kann ein hoher Anteil an jungen Altersklassen zum Verschwinden der Art führen; stark von Nadelbäumen dominierte Wälder besitzen ebenfalls eine geringe Attraktivität. Vorkommen im Untersuchungsraum Als Gebiet eines lokalen Bestandes kann die Insel Usedom und der westlich des Peenestroms und nördlich der Peene gelegene Teil des Festlandes etwa bis Greifswald angesehen werden. Der Bestand wird hier auf 100 bis 140 Paare geschätzt. Der Erhaltungszustand der Population ist gut (B).

Mittelspecht (Dendrocopos medius) A238 Angaben zur Autökologie Der Mittelspecht ist ein Bewohner mittelalter bis alter Laubwälder und Mischwälder mit klar überwiegendem Laubbaumanteil, wobei zumindest ein Teil der Bäume eine raue Borke aufweisen Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 76

muss. Er bevorzugt Bruthöhlen in stärkeren morschen Langstubben, besonders von Buchen, kann aber auch Höhlen in morsche Teile noch stehender Bäume bauen. Die Nahrung wird im Kronenbereich der Bäume gesucht, so dass Mittelspechte den Wald im Allgemeinen nur verlassen, um benachbarte Habitate in geringen Entfernungen aufzusuchen. Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern In Mecklenburg-Vorpommern ist der Mittelspecht in allen Wäldern mit o.g. Eigenschaften verbreitet. Deshalb gibt es natürlich Verbreitungslücken; diese liegen in waldarmen Ackerbaugebieten und in Waldgebieten mit stark überwiegendem Nadelbaumanteilen, es gibt aber auch Lücken in Laubwaldgebieten, in denen rauborkige Baumarten über weite Strecken selten sind. Gefährdungsursachen Der Mittelspecht ist in Mecklenburg-Vorpommern nicht gefährdet. Das Land gehört jedoch zu den Bereichen im Verbreitungsgebiet, die eine relativ hohe Dichte aufweisen und deshalb für den Bestand der Population eine hohe Bedeutung haben. Gefährdungsursachen mit lokalen Auswirkungen können die Entfernung von Totholz, zu starke Vereinzelung der Bäume mit dem Ziel einen großflächigen Naturverjüngung, zu hoher Nadelbaumanteil oder ein zu hoher Anteil jüngerer Altersklassen in den Wäldern sein. Vorkommen im Untersuchungsraum Der Mittelspecht kommt zwar im Untersuchungsgebiet vor, nutzt aber Bereiche in der Nähe der vorgesehenen Eingriffe nur selten. Der Bestand der Insel Usedom ist relativ gering, nach der letzten Kartierung kaum mehr als ein Dutzend Paare. Das ist einerseits nicht sehr verwunderlich, da größere Waldbestände von Nadelbaumarten dominiert werden, überwiegend Kiefern. Andererseits gibt es auch Laubbaumgebiete, in denen die Art nicht gefunden wurde, wobei unklar ist, ob das auf Kartierungsfehler oder auf wirkliche Verbreitungslücken zurückzuführen ist. Der Erhaltungszustand der Population kann, vor allem angesichts der relativ spärlichen Verteilung hochwertiger Habitate auf der Insel, vermutlich noch als gut (B) angesehen werden.

Heidelerche (Lullula arborea) A246 Angaben zur Autökologie Die Heidelerche ist ein Bewohner des Ökotons Wald-Offenland mit starkem Gewicht auf trockene, wärmere Habitate. Solche Bedingungen finden sich am häufigsten auf Böden mit höherem Sandgehalt, wenn diese durch Waldränder, Heiden, Kahlschläge (bzw. neue Aufforstungen) oder Leitungstrassen die o.g. Ökoton-Eigenschaften erhalten. Die damit im Zusammenhang stehende Waldbaumart ist am häufigsten die Kiefer, aber auch andere Lichtbaumarten wie Eiche und Birke werden in den Habitaten häufig gefunden. Die Bodenvegetation der möglichst gut besonnten offenen Bereiche sollte zumindest teilweise spärlich oder lückenhaft sein, dann ist hier Vorkommen und Zugänglichkeit der Nahrung gesichert; etwas dichter bewachsene Flächen bieten ausreichende Deckung zur Anlage des Nests. Die Heidelerche ist ein Zugvogel. Die Brutgebiete können bereits zwischen Ende Juli und Mitte August verlassen werden, falls dort die Nahrungsbedingungen ungünstig werden sollten. Der wirkliche Abzug in die Winterquartiere beginnt aber zumeist erst im September. Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern Die Heidelerche ist in Mecklenburg-Vorpommern ungleichmäßig verbreitet. Den Ansprüchen der Art gemäß liegen die Hauptvorkommen in sandigen Gebieten, so im Altmoränenland, auf den Sandern der Hauptendmoräne, der Ueckermünder Heide sowie von sandigen Ablagerungen dominierten späteiszeitlichen Moränen im Raum von Usedom bis Süd-Rügen. Kleinere Verbreitungsgebiete gibt es in anderen Sandablagerungsgebieten von spätglazialen Eisrandlagen und – eher punktuell – in Dünengebieten des Küstenraums (s. SAUERLAND 2006). Gefährdungsursachen Die Heidelerche ist in der Roten Liste der Bundesrepublik als gefährdet eingestuft, in Mecklenburg- Vorpommern erscheint sie jedoch aufgrund der stabilen Bestandsentwicklung als ungefährdet. Selbstverständlich gibt es bei einer solchen spezialisierten Art dennoch Gefährdungsursachen, die in den letzten Jahrzehnten auch im Land zum Erlöschen zahlreicher früherer Vorkommen geführt haben. Sie umfassen vor allem die Aufforstung, örtlich auch die Bebauung der offenen bis Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 77

halboffenen Trockenhabitate, doch auch die ungehinderte Sukzession bei Nutzungsaufgabe (z.B. Trockenrasen, militärische Übungsgelände). Nachteilig wirkt sich auch eine gewisse Abkehr von der Kahlschlagwirtschaft aus, zumindest in den von Kiefern dominierten, trockeneren Waldgebieten. Unklar ist, ob eine Zunahme des Prädationsdrucks beteiligt sein könnte. Vorkommen im Untersuchungsraum Eine lokale Population lässt sich durch die Verbreitung der Heidelerche auf der Insel Usedom und die westlich angrenzenden Festlandbereiche westwärts bis etwa 013°53’E und südwärts bis zum Rand des Peenetals abgrenzen. Sie sollte zwischen 85 und 200 Brutpaare umfassen (ohne den polnischen Teil der Insel). Der Erhaltungszustand der Population wird als gut angesehen.

Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) A307 Angaben zur Autökologie Die Sperbergrasmücke ist die am stärksten spezialisierte Grasmückenart im nord- mitteleuropäischen Raum. Sie bewohnt, wie bei den meisten Grasmücken m.o.w. stark ausgeprägt, Gebüsche. Diese Gebüsche sind i.d.R. relativ locker gruppiert, das Habitat ist also meist offener als das der Klappergrasmücke, weist gewöhnlich aber mehr und größere Gebüsche auf (sogar einzelne Bäume möglich) als das der Dorngrasmücke. Dichte Gebüsche und eher von Bäumen dominierte Habitate (Garten- und Mönchsgrasmücke) werden von Sperbergrasmücken gemieden. Ist das Gebüsch-Offenland-Verhältnis ungünstig, übernehmen konkurrierende Arten (oft ebenfalls Grasmücken) das Revier, die hinsichtlich der Nahrung weniger anspruchsvoll sind. Denn das entscheidende Merkmal ist nicht die häufig genannte Dornigkeit der Gebüsche, obwohl dornige Büsche oft bevorzugt werden bzw. in den ansonsten geeigneten Habitaten einfach nur häufiger vorkommen, sondern eine m.o.w. offene Umgebung, die zur Brutzeit (Mai bis Juli) Fluginsekten ausreichender Größe hervorbringt. Das ist am besten in warmem bzw. gut besonntem Offen- bis Halb-offenland der Fall, häufig mit sandigen Böden; bei anderen Bodenarten führt gewöhnlich eine Südexposition, nicht selten gekoppelt mit einem gewissen Schutz vor Winden aus Nordwest bis (Nord-)Ost, zur schnelleren Erwärmung der Böden. Die Habitate kommen deshalb gehäuft im Zusammenhang mit trockenen Brachen und Trockenrasen, südexponierten Hängen und kurz abgeweidetem Grünland vor. Die Nester baut die Sperbergrasmücke ab Ende Mai in Gebüschen wie Weißdorn, Schlehen, Rosen und Brombeeren, gelegentlich in jungen Eichen, verwilderten Obstgehölzen, Grauweiden und anderen sparrig wachsenden Büschen. Sie brütet nur einmal im Jahr und fliegt in der zweiten Augusthälfte in ihre Überwinterungsgebiete ab. Die Sperbergrasmücke weist unter den einheimischen Arten der Gattung die höchste Empfindlichkeit gegenüber anthropogenen Störungen auf. Diese können zu nachhaltigen Beeinträchtigungen bis zur Aufgabe der Brut führen, wenn sie häufiger die Kernbereiche der Reviere erreichen. Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern Die Sperbergrasmücke kommt zwar in allen Teilen des Landes Mecklenburg-Vorpommern vor, ist aber im nördlichen und nordöstlichen Teil wesentlich häufiger als in den übrigen Gebieten, wo zahlreiche größere Verbreitungslücken bestehen. Der in den letzten Jahrzehnten gewachsene Landesbestand wird für die Jahre 1994–1998 mit 4.000–6.000 Brutpaaren angegeben (VÖKLER 2006). Gefährdungsursachen Der einheimische Bestand ist nicht gefährdet, jedoch hat das Land aufgrund der bevorzugt kontinentalen Verbreitung eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Art in der Bundesrepublik (Landesbestand > 40 % des deutschen Bestands) und in Europa. Örtlich kann der Bestand durch ungeeignetes Feldheckenmanagement (Landwirtschaftsbetriebe) oder durch Veränderung der Umgebung der habitatprägenden Gebüschgruppen (z.B. Umwandlung von Grünland in Acker, Bebauung, Verkehrswege) beeinträchtigt werden. Gehäufte Störungen können den Bruterfolg beeinträchtigen. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 78

Vorkommen im Untersuchungsraum Die Abgrenzung von Beständen auf dem Festland ist ohne die Analyse verschiedener Parameter der Landschaftsstruktur problematisch. Als lokaler Bestand wurde deshalb der Bestand (des zu Deutschland gehörenden Teils) der Insel Usedom sowie der unmittelbar westlich an den Peenestrom grenzenden MTB angesehen. Dieser Bestand könnte etwa 80–130 Brutpaare umfassen. Die Größe des Bestandes in dem vom Eingriff betroffenen Gebiet ist nicht bekannt, da in den letzten Jahren keine Bestandserfassung erfolgte. Der Erhaltungszustand der lokalen Population ist gut (B), großräumig könnte auch eine Einstufung mit A gerechtfertigt sein.

Neuntöter (Lanius collurio) A338 Angaben zur Autökologie Der Neuntöter ist ein Bewohner des Offenlandes bis Halboffenlandes, siedelt auch häufig an der Grenze zwischen beiden. Er bevorzugt hecken- und buschreiches Gelände, benötigt zumindest einzelne Buschgruppen und im Revier verteilte Ansitzwarten (Zaunpfosten, Einzelbäume) für das Erbeuten von Nahrung in einem offenen Gelände mit geringer Deckung der Bodenvegetation oder überwiegend niedriger Krautschicht. Nasse Wiesen, Riede und Röhrichte gehören i.d.R. nicht zu seinen bevorzugten Nahrungshabitaten, Feldwege und andere offene Flächen dagegen häufig. Die Nester baut der Neuntöter Mitte bis Ende Mai in Gebüschen wie Weißdorn, Schlehen, Rosen und Brombeeren, gelegentlich in jungen Eichen, verwilderten Obstgehölzen und anderen sparrig wachsenden Büschen. Er brütet nur einmal im Jahr und fliegt bereits in der zweiten Augusthälfte in seine Überwinterungsgebiete ab. Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern In Mecklenburg-Vorpommern ist der Neuntöter weit verbreitet und weist eine positive Bestandsentwicklung auf (FEHSE 2006). Gefährdungsursachen Der Neuntöter ist in Mecklenburg-Vorpommern nicht gefährdet. Das Land gehört jedoch zu den Kerngebieten seiner Verbreitung, weshalb dem Schutz der Art auch unter diesen Bedingungen eine hohe Bedeutung zukommt. Vorkommen im Untersuchungsraum Im Vorhabensgebiet besiedelt der Neuntöter die Ökotone entlang der Aufforstungsgrenzen und offene Bereiche innerhalb der aufgeforsteten Flächen, wahrscheinlich auch entlang des Birkenwegs sowie am Wäldchen auf der Sandkuhle, möglicherweise auch den Bereich der Hecken am Weg aus der Stadt und an den Gärten. Er nutzt dabei sowohl einzelne Büsche und Buschgruppen auf dem umliegenden Grünland als auch die Grünlandflächen und anliegende Brachen selbst sowie die unbefestigten Wege innerhalb der Brutreviere. Als lokale Population wird der Bestand der Insel Usedom und der unmittelbar westlich an den Peenestrom grenzenden Bereiche (volle Messtischblätter) angesehen. Der Landschaftsstruktur entsprechend könnten in diesem Raum zwischen 200 und 350 Neuntöterpaare brüten. Die aktuelle Anzahl der Brutpaare im Gebiet der vorgesehenen Eingriffe ist nicht bekannt, nach der Habitatstruktur erscheinen 10 bis 12 Reviere möglich. Der Erhaltungszustand der lokalen Population ist gut (B), großräumig könnte auch eine Einstufung mit A gerechtfertigt sein.

C2.4 ÜBERBLICK ÜBER VOGELARTEN DES ARTIKELS 4 Abs. 2 DER VOGELSCHUTZRICHTLINIE IM GEBIET (REGELMÄSSIG VORKOMMENDE ZUGVÖGEL)

Neben den Vogelarten nach Anhang I der Vogelschutzrichtline werden für das SPA DE 2050-404 „Süd-Usedom“ weitere Vogelarten mit besonderem Schutz- und Maßnahmenerfordernis nach Artikel 4 Abs. 2 (= regelmäßig vorkommende Zugvögel, die nicht in Anhang I der Vogelschutz- Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 79

Richtlinie aufgeführt sind) gelistet und hinsichtlich ihres Vorkommens bewertet, die bei den „maßgeblichen Bestandteile des Gebietes“ der Vogelschutzgebietslandesverordnung – VSGLVO M-V vom 12.7.2011 aufgeführt sind und deren Vorkommen im Detailliert untersuchten Bereich bestätigt worden ist. Als hauptsächliche Informationsquelle wird der zum Raumordungsverfahren gehörige Artenschutzrechtliche Fachbeitrag herangezogen. Rastende und überwinternde Vögel der Gruppe große herbivore Arten mit Ten-denz zur Bildung größerer Schwärme: Saatgans (Anser fabalis), EU-Code A039

Angaben zu ökologischen Gemeinsamkeiten Die Saatgans ist ein typischer Vertreter der Gruppe, in der die großen herbivoren Arten zusammengefasst werden. Gemeinsam ist ihnen der Zusammenhalt in Familien aus den erwachsenen Tieren und – nach erfolgreicher Brut – den diesjährigen Jungvögeln. Die Familien und i.d.R. überwiegend auch die Brutvögel bestimmter Einzugsgebiete begeben sich nach der Brutsaison zu traditionellen Sammelplätzen und dann in größeren Gruppen in die Überwinterungsgebiete, in vielen Fällen unter Nutzung eines oder zweier Rastgebiete, deren Nutzung die Ressourcen der Überwinterungsgebiete schont und die in milden Wintern zum Teil selbst als Winterquartier genutzt werden können. In den Rast- und Überwinterungsgebieten werden traditionelle, störungsarme Schlafplätze genutzt, die bei Störungen oder anderen widrigen Umständen auch (vorübergehend) gewechselt werden können, i.d.R. innerhalb der naturräumlichen Situation des Rastgebiets. Zur Nahrungsaufnahme werden weitgehend offene Agrarflächen aufgesucht, für deren effiziente Nutzung die Kommunikation innerhalb der Rastgebiete, vor allem an den Schlafplätzen, eine erhebliche Bedeutung hat. Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern Die genannten Arten haben in Mecklenburg-Vorpommern ihre regelmäßig genutzten Zugrastgebiete, wobei in zahlreichen Rastgebieten zeitweilig Bestandsgrößen erreicht werden, die 1 %, gebietsweise auch 3 % der Population des sog. nordostatlantischen Flugwegs erreichen oder überschreiten. Insbesondere Teile der Saatganspopulation nutzen Mecklenburg-Vorpommern regelmäßig in größerer Anzahl auch als Überwinterungsgebiet. Gefährdungsursachen Sieht man von der Wasservogeljagd ab, die auch auf die Gänsearten geführt wird, aber derzeit nicht zu Bestandsgefährdungen führt, und ebenfalls vorkommende Anflüge an technische Anlagen, insbesondere elektrische Freileitungen ab, sind die Rastbestände der genannten Arten in Mecklenburg-Vorpommern nicht gefährdet. Weitere Beeinträchtigungen der rastenden oder überwinternden Tiere kommen jedoch regelmäßig vor und können mit Minderung der physischen Kondition bis zu nachhaltigen Einflüssen auf den späteren Reproduktionserfolg verbunden sein; es sind dies überwiegend Störungen verschiedener Art (Jagd, Vergrämung, Freizeitaktivitäten, Verkehr). Grundsätzlich können auch (markt- oder förderpolitisch bedingte) Änderungen in der landwirtschaftlichen Produktion zu Beeinträchtigungen führen. Vorkommen im Untersuchungsraum Im Untersuchungsgebiet wurde auf Agrarflächen folgende mittlere Individuendichten [1/km²] und Anteile an der Gesamtzahl der Individuen ermittelt: Saatgans 41,6 (7,4 %). Damit sind die Agrarflächen des erweiterten Untersuchungsgebietes UG 2 vor allem als Rastgebiet für die Gänsearten charakterisiert, die Erfassungsdaten widerspiegeln die mehrjährig beobachteten Dichteverhältnisse gut. Die Agrarflächen des UG 2 weisen eine gegenüber den mittleren Verhältnissen in Mecklenburg- Vorpommern erhöhte Funktion der Landschaft für Vogelarten dieser Gruppe auf (vgl. Bewertung bei ERDMANN et al. 2009). Die Bestandsentwicklung der genannten Arten ist stabil, der Erhaltungszustand der Populationen lässt sich als gut (B) einschätzen.

Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 80

Großer Brachvogel (Numenius arquata) A160 Angaben zur Autökologie Der Große Brachvogel ist ein Offenlandbewohner, der fast ausnahmslos auf feuchtem Grünland brütet. Zur Nahrungssuche und sehr selten zur Brut wird auch auf Äcker ausgewichen, als Schlafplätze außerhalb der Brutsaison und ergänzend zur Nahrungssuche können auch Schlickflächen, Windwatt und Sandbänke genutzt werden. Zur Nahrungssuche sind in unserem Gebiet auf jeden Fall weiche feuchte bis nasse Böden erforderlich, die über und unter der Oberfläche nach Nahrung abgesucht werden, ein Teil der Nahrung wird auch der Vegetationsdecke entnommen. Als Habitatmerkmal ist für den Brachvogel weiträumige Offenheit der Landschaft erforderlich. Weichen Habitate davon ab, steigt i.d.R. das Prädationsrisiko (Sitzwarten für intelligente Nesträuber, vor allem Nebelkrähen und Raben; Anlocken von Raubsäugern durch Hecken, Baumreihen, Freileitungen). Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern Der Brutbestand in Mecklenburg-Vorpommern ist im Laufe der letzten 40 bis 45 Jahre von mindestens 160, vermutlich noch über 200, auf inzwischen kaum noch 20 Brutpaare gefallen. Allein vom unteren Peenetal bei Anklam bis zu den Haffwiesen bei Leopoldshagen (sog. Peene- Haff-Moor) sowie vom Usedomer Winkel bis zu den Haffwiesen bei Prätenow gab es um 1970 noch mindestens 25 Brutpaare, vielleicht sogar mehr als 30 (eigene, nicht ganz flächendeckende Beobachtungen F. E.). Ein Zeitbild der aktuellen Situation in Mecklenburg-Vorpommern findet sich bei TEPPKE (2006). Gefährdungsursachen Der Bestand des Großen Brachvogels ist in Mecklenburg-Vorpommern vom Erlöschen bedroht (Rote Liste Kat. 1). Die Gefährdungsursachen lassen sich auf eine Veränderung der Grünlandwirtschaft (Entwässerung, hohes Nährstoffangebot mit Verdichtung der Pflanzenbestände und Verfrühung der Erntetermine) und die gesteigerte Prädation (Nahrungsgeneralisten, die u.a. von der veränderten Grünlandwirtschaft profitieren) eingrenzen. Diese Ursachen wirken auch auf den verblieben Restbestand weiterhin ein, zumal keine der dramatischen Situation adäquaten Schutzmaßnahmen erfolgen. Vorkommen im Untersuchungsraum Im der Umgebung des Vorhabensgebiet hat der Brachvogel bis 2006 mit Sicherheit mit einem Paar gebrütet. Auch 2007 und 2008 waren in der Brutsaison gelegentlich Tiere anwesend, doch konnte eine Brut nicht mehr nachgewiesen werden. Schließlich konnten auch 2010 und 2011 (2011 allerdings nicht zum günstigsten Zeitpunkt) bei kurzen Kontrollen keine Brachvögel im Gebiet zwischen Vossberg und Petersberg festgestellt werden. Vermutlich ist das lokale Vorkommen erloschen. Die Bruten erfolgten (2006 mit Sicherheit 2 Versuche, 2007 u. 2008 möglicherweise) relativ weit südwestlich vom Ort des vorgesehenen Eingriffs entfernt (ca. 1.500 m). Der Brutplatz 2006 lag nur gut 200 m von der stärker befahrenen, dammartig leicht erhöhten (ca. 2 m) und mit Alleebäumen bestandenen Bundesstraße 110 in der Nähe (ca. 250 m) des Schöpfwerkes Vossberg. Als Nahrungshabitat wurde das gesamte Grünland bis zum Birkenweg genutzt, zum Teil auch Grünland südlich der Chaussee. Die Wahl des Brutplatzes unweit einer Straße ist ein Hinweis darauf, dass bei hinreichender Entfernung räumlich begrenzte, m.o.w.kontinuierlich ablaufende Reize (Straßenverkehr) weniger zu Störungen führen, als die selteneren, aber diskontinuierlichen Störungen durch Spaziergänger (zum Teil mit Hunden) auf den Wegen durch das Grünland und auf dem Deich unmittelbar nördlich der Stadt Usedom (s. ROTH & ULBRICHT 2006; ROTH et al. 2006). Unglücklicherweise verlief über dem Brutplatz 2006 die Mittelspannungsleitung zur Versorgung des Schöpfwerks und des Ortes Vossberg. Diese Leitung war Ansitz eines in der Nähe brütenden Nebelkrähenpaars,dem die zweite Brut zum Opfer gefallen sein könnte, nachdem der erste Brutversuch nur ein paar Dutzend Meter entfernt durch Walzen des Grünlands beendet wurde – nach Angabe des Treckerfahrers am Tag vor Beginn der Beobachtungen. Der Erhaltungszustand der Population ist ungünstig (C), im nahen Umfeld des Eingriffsgebietes gibt es offenbar kein Brutvorkommen mehr. Im oben umschriebenen Gebiet, das als der lokale Bestand angesehen werden kann, brüten höchstens noch 5–6 Brachvogelpaare, vermutlich alle auf der Festlandseite.

Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 81

C2.5 MANAGEMENTPLÄNE / PFLEGE- UND ENTWICKLUNGSMASS- NAHMEN

Ein Managementplan für das EU-Vogelschutzgebiet DE 2050-404 „Süd-Usedom“ liegt bisher noch nicht vor.

C2.6 BEDEUTUNG DES GESAMTGEBIETES FÜR DAS ZUSAMMENHÄN- GENDE NETZ NATURA 2000

Die Bedeutung des EU-Vogelschutzgebiet DE 2050-404 „Süd-Usedom“ „für das zusammenhängende Netz Natura 2000 ergibt sich generell durch die Auswahl als SPA-Gebiet für das Netz Natura 2000 durch das Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern.

Dies wird gestützt durch das Vorkommen von 23 Vogelarten des Anhangs I und des Vorkommen weiterer 7 Zugvogelarten, welches die Bedeutung des Vogelschutzgebietes in seiner Gesamtheit unterstreicht.

C2.7 FUNKTIONALE BEZIEHUNGEN DES SCHUTZGEBIETES ZU ANDEREN NATURA 2000-GEBIETEN Das EU-Vogelschutzgebiet DE 2050-404 „Süd-Usedom“ stellt ein wichtiges Glied im Gesamtgefüge des kohärenten Netzes dar und bildet die landseitige Klammer zwischen den mehr wasserbezogenen angrenzenden Vogelschutzgebieten. Gemeinsam mit den Fließgewässern Peene, Trebel, Recknitz und Warnow im Verbund mit den Boddengewässer und der Ostsee bildet das EU Vogelschutzgebiet DE 2050-404 eine zusammenhängende Einheit an der Mecklenburg- Vorpommerschen Küste.

C3 BESCHREIBUNG DES VORHABENS

C3.1 ÜBERSICHT ÜBER DAS GESAMTVORHABEN

Das Vorhaben liegt im Norden der Stadt Usedom auf der Insel Usedom. Verwaltungspolitisch gehört die Stadt Usedom zum Landkreis Vorpommern-Greifswald, Planungsregion Vorpommern. Die ausführliche Darstellung des Hotel- und Golfplatzprojektes ist der Vorhabens-beschreibung (Teil I) zu entnehmen.

Abgrenzung Suchraum Ein ursprünglich zur Disposition stehender Suchraum für das Vorhaben grenzt im Nordwesten an den Deich zum Peenestrom, folgt im Norden der Stadtgrenze und im Osten dem Verlauf der Stromtrasse sowie einem Feldweg oberhalb des Sportplatzes. Dort stößt der Suchraum auf die Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 82

B110, die die südöstliche Grenze bildet, und den alten Eisenbahndamm im Süden. Im Westen wird das Gebiet von einem Entwässerungsgraben begrenzt. Dieser Suchraum umfasste ein Areal von ca. 185,25 ha.

Abgrenzung Vorhabensgebiet Im Rahmen der Bearbeitung des ersten Raumordnungsverfahrens hat eine schrittweise Optimierung der Begrenzung des Vorhabensgebietes auf Grund der Erkenntnisse aus den Untersuchungen und Erhebungen stattgefunden. Das Vorhabensgebiet mit einer Gesamtfläche von ca. 69,42 ha grenzt im Westen weiterhin an den beschriebenen Entwässerungsgraben, verläuft dann unter Ausgrenzung feuchter Grünlandstandorte mit Abstand zum Deich entlang des Peenestromes, folgt im Norden einem kurzen Abschnitt des Gewässers, das aus dem Bruchwald kommt, quert eine Grünlandfläche bis zu den Aufforstungsflächen und folgt den Aufforstungsflächen bis zur B110, die gemeinsam mit einem Abschnitt des alten Eisenbahndammes die südöstliche und südliche Grenze bildet, bevor unter Ausklammerung der Kleingärten auf Höhe der Kläranlage der Anschluss an die westliche Grenze erfolgt.

C3.2 WIRKUNGEN DES VORHABENS

Für die schutzgebietsbezogene Betrachtung im Rahmen der SPA-Verträglichkeitsuntersuchung sind nur diejenigen Wirkfaktoren von Bedeutung, die sich auf die Erhaltungsziele des Schutzgebietes sowie dessen maßgebliche Bestandteile auswirken könnten. Die Relevanz der Wirkfaktoren ergibt sich somit aus den spezifischen Betroffenheiten der Erhaltungsziele bzw. der zu schützenden Vogelarten. Dies gilt auch für solche Wirkfaktoren, deren Ursprung zwar außerhalb des Schutzgebiets liegt, die aber potenziell zur Beeinträchtigung von Vogelarten innerhalb des Gebietes geeignet sind.

Es ist darauf hinzuweisen, dass das SPA – bis auf die Begrenzung des Suchraumes im Südosten bis Süden durch die B110 und in der Folge die Ortsrandlage – eine gemeinsame Grenze mit dem Suchraum hat, resp. im Nordosten mit Teilen des Bruchwaldes (Biotopkomplex 15) in den Suchraumbereich hinein ragt. Eine geringfügige Überschneidung gibt es auch im Westen im Bereich der Biotopeinheit 35. Das Vorhabensgebiet mit der Golfanlage und dem geplanten Hotel liegt nicht in dem SPA Gebiet, sondern grenzt mit Spielbahnen der Golfanlage im Norden auf ca. 120m sowie im Westen etwas nördlich der Badestelle bis zur Kläranlage im Südwesten an.

Die vom geplanten Vorhaben ausgehenden Projektwirkungen, die zu Beeinträchtigungen des Schutzgebietes führen könnten, lassen sich nach ihrer Ursache (bau-, anlage-, betriebsbedingt) sowie Wirkungsdauer (temporär, dauerhaft) wie folgt gliedern:

Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 83

Tabelle 11 Wirkfaktoren des Vorhabens Teil C Art der Wirkung Beschreibung baubedingt Veränderung von Bodenflächen während der Bauzeit (temporär) Zerschneidung durch Baustraßen Stoffliche Emissionen durch Baumaschinen u. Transportfahrzeuge Schallemissionen durch Baulärm und Transporte Beunruhigung durch Bautätigkeit und Transporte anlagebedingt Visuelle Beeinträchtigung durch Bauarbeiten (dauerhaft) Flächeninanspruchnahme durch Golfbahnen, Straßen und Gebäude Zerschneidung durch Golfbahnen, Straßen und Gebäude Habitatverkleinerung durch Golfbahnen, Straßen und Gebäude Betriebsbedingt Verunreinigungen durch Einsatz von Nährstoffen und PBM (dauerhaft/temporär) Einleitungen aus Infrastruktureinrichtungen Schallemissionen durch Pflegebetrieb und Zubringerverkehr Beunruhigung durch Spielbetrieb und Pflege Stoffliche Emissionen durch Pflegefahrzeuge und Anliegerverkehr

C4 DETAILLIERT UNTERSUCHTER BEREICH

C4.1 BEGRÜNDUNG FÜR DIE ABGRENZUNG DES UNTERSUCHUNGSRAHMEN

Froelich & Sporbeck (2012) beschreiben den Untersuchungsraum (=Referenzraum) als „Raum, der zur Beurteilung der Auswirkungen des Vorhabens auf die Erhaltungsziele des Schutzgebietes herangezogen werden muss. Er umfasst das gesamte durch das Vorhaben betroffene SPA-Gebiet und darüber hinaus die Strukturen, Funktionen und funktionalen Beziehungen außerhalb des Schutzgebietes, die für einen günstigen Erhaltungszustand der relevanten Vogelarten unerlässlich sind. Der Untersuchungsraum ist zu unterscheiden vom detailliert untersuchten Bereich (duB), mit dem der Bereich zu fassen und zu untersuchen ist, der von den maximalen Wirkreichweiten des Vorhabens abgedeckt wird.“ Das Vorhabensgebiet liegt – wie beschrieben - außerhalb des SPA-Gebietes. Zur Beurteilung potentieller Auswirkungen wird der Umgebungsbereich des Vorhabensgebietes als detailliert untersuchter Bereich definiert, der im Rahmen des Artenschutzrechtlicher Fachbeitrages zum Vorhaben „Golfplatz Usedom – Am Petersberg“ als UG 1 (Teil 1 des Untersuchungsgebiets für die Vorkommen von Vogelarten) definiert worden ist. Der wasserseitige Bereich des Untersuchungsgebietes ist bereits im Teil B der FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung im Zusammenhang mit dem EU Vogelschutzgebiet DE 1949-401 „Peenestrom und Achterwasser“ betrachtet worden. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 84

Der terrestrische Bereich des EU Vogelschutzgebietes DE 2050-404 „Süd-Usedom“ ist von zusammenhängenden Waldgebieten im Norden und Osten des Suchraumes geprägt, an den an der Nordwestgrenze extensives feuchtes Grünland bis zum Deich anschließt. Bei den Lebensraumelementen des SPA, die an der Westgrenze an den Suchraum und das Vorhabensgebiet stoßen, handelt es sich um intensiv genutztes Grünland.

Abbildung 5 Abgrenzungsvorschlag für den „Detailliert untersuchten Bereich“

Dieser entspricht in der Gänze dem Teil 1 für die Vorkommen von Vogelarten, die durch die starke graue gerissene Linie dargestellt wird. Dabei handelt es sich um das Vorhabensgebiet einschl. Suchraum und Kontaktbereiche mit dem EU-Vogelschutzgebiet. Die zweite schwache graue gerissene Linie entspricht dem Teil 2 des Untersuchungsgebiets mit Einbeziehung weiterer Flächen des EU-Vogelschutzgebietes; die Festlegung erfolgte im Rahmen des Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag zum Vorhaben „Golfplatz Usedom – Am Petersberg“. Bildnachweis LAiV M-V. Quelle: I.L. N. Greifswald (2014)

C4.2 DATENLÜCKEN

Zur Bestandsbeschreibung wurden überwiegend Unterlagen heran gezogen, die im Rahmen des Raumordnungsverfahrens primär erhoben worden sind oder aus anderen Quellen entnommen werden konnten. Die vorhandenen Daten (Kartierungen, sonstige Daten) sind für die Durchführung der SPA- Verträglichkeitsuntersuchung und damit für die Abschätzung der vom Projekt ausgehenden Beeinträchtigungen der potenziell vorkommenden Vogelarten ausreichend. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 85

C4.3 BESCHREIBUNG DES DETAILLIERT UNTERSUCHTEN BEREICHS

C4.3.1 Maßgebliche Gebietsbestandsteile gemäß Vogelschutzgebietslandes- verordnung

Im Gegensatz zu den FFH Gebieten werden für SPA Gebiete keine Lebensraumtypen ausgewiesen. Wie schon beschrieben, stellt das SPA-Gebiet ein umfangreiches, sehr komplex ausgestattetes Ökosystem dar, das aus einem Mosaik eines von Acker- und Grünland und großen zusammenhängenden Waldflächen geprägten Ausschnitts des Usedomer Hügel- und Boddenlandes besteht. Dazu kommen die größtenteils unverbauten Uferstrecken der Usedomer Binnenküste mit den Vogelinseln des Achterwassers, die jedoch nicht im Gebietszusammenhang mit dem Vorhabensgebiet stehen. In der Vogelschutzgebietslandesverordnung werden für das SPA Gebiet folgende Maßgebliche Gebietsbestandsteile, unterschieden nach Vogelart und Lebensraumelement beschrieben.

Tabelle 12 Maßgebliche Gebietsbestandteile Teil C

Vogelart Lebensraumelemente

Brutvogel Zug-, Rastvogel, dt. Name wiss. Name Überwinterer

Austernfischer Haematopus störungsarme Strände und ostralegus kurzgrasiges, weiträumig offenes Salzgrünland - vorzugsweise auf Inseln und Halbinseln sowie - an anderen Bereichen des Haffes mit möglichst geringem Druck durch Bodenprädatoren

Brachpieper Anthus offene und spärlich bewachsene campestris Flächen (v. a. Pionier- Sandfluren, Sandmagerrasen, trockene Zwergstrauchheiden) auf trockenen, wasserdurch- lässigen Böden

Brandgans Tadorna tadorna störungsarmes, kurzgrasiges Salzgrünland mit Prielen und Röten - auf bodenprädatorenfreien Inseln und Halbinseln sowie Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 86

- an anderen Bereichen des Haffes mit störungsarmen angrenzenden Flachwasser- bereichen und möglichst geringem Druck durch Bodenprädatoren

Eisvogel Alcedo atthis - störungsarme Bodenabbruch- kanten von steilen Uferwänden am Haff, ersatzweise auch Erd- abbaustellen und Wurzelteller geworfener Bäume in Gewäs- sernähe (Nisthabitat) - ufernahe Bereiche fischreicher Stand- und Fließgewässer mit ausreichender Sichttiefe und uferbegl.Gehölzen (Nahrungs- habitat mit Ansitz-warten)

Flusssee- Sterna hirundo - fischreiche Gewässer am Haff schwalbe mit ausreichender Sichttiefe - störungsarme, vegetations- arme oder kurzgrasige Flächen (z.B. Schlammbänke, Sand-, Kies- oder Grünlandflächen), vorzugsweise auf bodenpräda- torenfreien Inseln (ersatzweise auf künstlichen Nistflößen)

Großer Numenius ausgedehnte, unzerschnittene Brachvogel arquata und störungsarme, frische bis feuchte, in Teilbereichen auch nasse angepasst bewirtschaftete Grünlandflächen (vorzugsweise mit unterschiedlichen Feuch- tigkeitsgradienten) mit gerin- gem Druck durch Bodenprä- datoren

Heidelerche Lullula arborea - lichte Kiefernwälder auf Sandstandorten - trockene Randbereiche und Lichtungen (einschließlich Schneisen und Kahlschlägen) von Kiefernwäldern mit lückiger und überwiegend niedriger Vegetation (insbeson-dere Zwergstrauchheiden und Sandmagerrasen, aber auch Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 87

trockene Gras- oder Stauden- fluren oder ähnliche Flächen, Wegränder und Säume im Übergang zwischen Wald und Offenland)

Kranich Grus grus - störungsarme nasse Waldbe- reiche, wasserführende Sölle und Senken, Moore, Sümpfe, Verlandungszonen von Ge- wässern und renaturierte Polder - angrenzende oder nahe störungsarme landwirtschaftlich genutzte Flächen (insbesondere Grünland)

Lachmöwe Larus ridibundus - störungsarme bodenprädato- renfreie Inseln sowie - offene Kulturlandschaft als zusätzliches Nahrungshabitat

Mittelspecht Dendrocopos Laub- und Laub-Nadel- medius Mischwälder mit ausreichend hohen Anteilen an Altbeständen und stehendem Totholz sowie mit Beimischungen älterer grobborkiger Bäume (u. a. Eiche, Erle und Uraltbuchen)

Neuntöter Lanius collurio - strukturreiche Hecken, Waldmäntel, Strauchgruppen oder dornige Einzelsträucher mit angrenzenden als Nahrungshabitat dienenden Grünlandflächen, Gras- oder Staudenfluren oder ähnlichen Flächen (ersatzweise Säume) - Heide- und Sukzessionsflä- chen mit Einzelgehölzen oder halboffenem Charakter - strukturreiche Verlandungs- bereiche mit Gebüschen und halboffene Moore Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 88

Reiherente Aythya fuligula - störungsarme deckungsreiche bodenprädatorenfreie Inseln und Halbinseln, vorzugsweise im Bereich von Lachmöwen- kolonien sowie - umgebende störungsarme Gewässer mit ausgeprägter Submersvegetation

Rohrdommel Botaurus - breite, störungsarme und weit- stellaris gehend ungenutzte Verlan- dungszonen mit Deckung bie- tender Vegetation (insbesondere Alt-Schilf- und/oder typhabe- stimmte Röhrichte), - in Verbindung mit störungsar- men nahrungsreichen Flach- wasserbereichen am Haff, an offenen Wassergräben oder in renaturierten Poldern

Rohrweihe Circus möglichst unzerschnittene aeruginosus Landschaftsbereiche (insb. im Hinblick auf Hochspannungs- leitungen) - mit störungsarmen, weitge- hend ungenutzten Röhrichten mit möglichst hohem Anteil an flach überstauten Wasserröh- richten und geringem Druck durch Bodenprädatoren (auch an Kleingewässern) und - mit ausgedehnten Verlan- dungszonen oder landwirt- schaftlich genutzten Flächen (insbesondere Grünland)

Rotmilan Milvus milvus möglichst unzerschnittene Landschaftsbereiche (insb. im Hinblick auf Hochspannungs- leitungen) - mit Laubwäldern und Laub- Nadel-Mischwäldern mit Alt- beständen und Altbäumen insb. im Waldrandbereich sowie einem störungsarmen Horstum- feld, ersatzweise auch Feldge- Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 89

hölze und Baumreihen (Brut- habitat) und - mit hohen Grün- landanteilen sowie möglichst hoher Strukturdichte (Nahrungshabitat)

Saatgans Anser fabalis - größere störungs- arme Bereiche am Achterwasser als Schlafgewässer und landseitig nahe gele- genen störungsar- men Bereichen als Sammelplätze und - große unzerschnit- tene und möglichst störungsarme landwirtschaftlich genutzte Flächen als Nahrungshabitat

Schnatterente Anas strepera störungsarme Flachwasserbe- reiche am Achterwasser mit ausgeprägter Ufer- und Sub- mersvegetation sowie deck- ungsreiche Uferbereiche mit möglichst ger. Druck durch Bodenprädatoren (vzw. Inseln)

Schwarzkopf- Larus - störungsarme Inseln ohne möwe melanocephalus Bodenprädatoren mit leicht erhöhten, flachen Stellen und lückiger, niedriger Vegetation sowie Lach- oder Sturmmöwen- kolonien; - offene Kulturlandschaft als zusätzliches Nahrungshabitat

Schwarzmilan Milvus migrans möglichst unzerschnittene Landschaftsbereiche (insb. im Hinblick auf Hochspannungs- leitungen) - mit Laubwäldern und Laub-Nadel-Mischwäldern mit Altbeständen und -bäumen insb. im Waldrandbereich sowie einem störungsarmen Horst- umfeld, ersatzweise auch Feldgehölze und Baumreihen (Bruthabitat) und - mit hohen Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 90

Grünlandanteilen und/oder fischreichen Gewässern als Nahrungshabitat

Schwarzspecht Dryocopus größere, vorzugsweise martius zusammenhängende Laub-, Nadel- und Mischwälder mit ausreichend hohen Anteilen an Altbeständen und Totholz

Seeadler Haliaeetus möglichst unzerschnittene albicilla Landschaftsbereiche (insb. Hinblick auf Hochspannungs- leitungen) mit störungsarmen Wäldern (vorzugsweise Laub- und Laub-Nadel-Mischwälder, ersatzweise Feldgehölze) mit ausreichend hohen Anteilen an Altbeständen als Bruthabitat, sowie fisch- und wasservogel- reiche größere Gewässer als Nahrungshabitat (Küstenge- wässer, Seen, Teichkomplexe)

Sperber- Sylvia nisoria Hecken, Gebüsche und Wald- grasmücke ränder mit einer bodennahen Schicht aus dichten, dornigen Sträuchern und angrenzenden offenen Flächen (vorzugsweise Feucht- und Nassgrünland, Tro- ckenrasen, Hochstaudenfluren, Gras- oder Staudenfluren oder ähnliche Flächen)

Uhu Bubo bubo möglichst großflächige, unzer- schnittene Landschaftsbereiche (insb. im Hinblick auf Hoch- spannungsleitungen mit störungsarmen Waldgebieten (Altbestände als Bruthabitat, ersatzweise auch Steilwände) und möglichst hohen Grünland- anteilen sowie einer hohen Dichte an linienhaften Gehölz- strukturen, Feuchtlebensräumen und/oder Gewässern als Nahrungshabitat

Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 91

Wachtelkönig Crex crex Grünland (vorzugsweise Feucht- und Nassgrünland) mit Deckung gebender Vegetation, flächige Hochstaudenfluren, Seggenriede sowie Gras- oder Staudenfluren oder ähnliche Flächen

Weißstorch Ciconia ciconia möglichst unzerschnittene Landschaftsbereiche (im Hinblick auf Hochspannungs- leitungen) - mit hohen Anteilen an (vor- zugsweise frischen bis nassen) Kleingewässern und feuchten Senken (Nahrungshabitat), - Gebäude und Vertikalstruk- turen in Siedlungsbereichen (Horststandort)Grünlandflächen

Wespen- Pernis apivorus möglichst unzerschnittene bussard Landschaftsbereiche (insb. im Hinblick auf Hochspannungs- leitungen) - mit möglichst großflächigen und störungsarmen Waldge- bieten (vorzugsweise Laub- oder Laub-Nadel-Mischwälder) mit ausreichend hohen Anteilen an Altbeständen als Bruthabitat - mit Offenbereichen mit hoher Strukturdichte (insbesondere Trocken- und Magerrasen, Heiden, Feucht- und Nassgrün- land, Säume, Gras- oder Stau- denfluren oder ähnliche Flächen nahe des Brutwaldes)

Wiesenweihe Circus pygargus weiträumige und möglichst unzerschnittene (insbesondere im Hinblick auf Hochspan- nungsleitungen) Niederungs- bereiche - mit hohen Grünlandanteilen (vorzugsweise kurzgrasig), ersatzweise grünlandähnliche Flächen, als Nahrungshabitat - mit ungestörten hochwüch- Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 92

sigen Offenbereichen mit ge- ringem Druck durch Bodenprä- datoren als Nisthabitat (z. B. Verlandungsbereiche von Ge- wässern, renaturierte Polder); ersatzweise Ackerflächen (vorzugsweise mit Gerste, Weizen, Roggen, Triticale), Gras- oder Staudenfluren oder ähnliche Flächen

Ziegenmelker Caprimulgus - lichte Kiefernwälder auf europaeus Sandstandorten - mit Einzelgehölzen bestande- ne Randbereiche großflächiger Heiden - größere Lichtungen (z. B. Schneisen) von Kiefernwäldern mit lückiger und überwiegend niedriger Vegetation (insb. Zwergstrauchheiden und Sandmagerrasen)

Zwergmöwe Larus minutus Buchten und Flach- wasserbereiche am Haff

Zwerg- Ficedula parva Laub- und Laub-Nadel-Misch- schnäpper wälder mit ausreichend hohen Anteilen an Beständen mit stehendem Totholz (Höhlungen als Nistplatz), mit wenig oder

fehlendem Unter- und Zwi- schenstand sowie gering aus- geprägter oder fehlender Strauch- und Krautschicht (Hallenwälder)

Von diesen Maßgeblichen Gebietsbestandsteilen sind im Detailliert untersuchten Bereich – wozu auch das Vorhabensgebiet einschl. des Suchraumes dazugehört - folgende oben in der Tabelle gelb markierten Lebensraumelemente anzutreffen, deren Vogelarten einer entsprechenden Bewertung hinsichtlich der potenziellen Auswirkungen zu unterziehen sind.

Bei den Lebensraumelementen handelt es sich um: - möglichst unzerschnittene Landschaftsbereiche (insbesondere im Hinblick auf Hochspannungsleitungen) Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 93

- mit Laubwäldern und Laub-Nadel-Mischwäldern mit Altbeständen und Altbäumen insbesondere im Waldrandbereich sowie einem störungsarmen Horstumfeld, ersatzweise auch Feldgehölze und Baumreihen - mit störungsarmen Waldgebieten (Altbestände als Bruthabitat, ersatzweise auch Steilwände) - Laub- und Laub-Nadel-Mischwälder mit ausreichend hohen Anteilen an Altbeständen und stehendem Totholz sowie mit Beimischungen älterer grobborkiger Bäume (u. a. Eiche, Erle und Uraltbuchen) - Laub- und Laub-Nadel-Mischwälder mit ausreichend hohen Anteilen an Beständen mit stehendem Totholz (Höhlungen als Nistplatz), mit wenig oder fehlendem Unter- und Zwischenstand sowie gering ausgeprägter oder fehlender Strauch- und Krautschicht (Hallenwälder) - störungsarme nasse Waldbereiche, - trockene Randbereiche und Lichtungen (einschließlich Schneisen und Kahlschlägen) von Kiefernwäldern mit lückiger und überwiegend niedriger Vegetation - Offenbereiche mit hoher Strukturdichte (insbesondere Trocken- und Magerrasen, Heiden, Feucht- und Nassgrünland, Säume, Gras- oder Staudenfluren oder ähnliche Flächen nahe des Brutwaldes) - Hecken, Gebüsche und Waldränder mit einer bodennahen Schicht aus dichten, dornigen Sträuchern und angrenzenden offenen Flächen (vorzugsweise Feucht- und Nassgrünland, Trockenrasen, Hochstaudenfluren, Gras- oder Staudenfluren oder ähnliche Flächen) - strukturreiche Hecken, Waldmäntel, Strauchgruppen oder dornige Einzelsträucher mit angrenzenden als Nahrungshabitat dienenden Grünlandflächen, Gras- oder Staudenfluren oder ähnlichen Flächen (ersatzweise Säume) - offene Kulturlandschaft als zusätzliches Nahrungshabitat - große unzerschnittene und möglichst störungsarme landwirtschaftlich genutzte Flächen als Nahrungshabitat (insbesondere Grünland) - möglichst hoher Grünlandanteilen sowie eine hohe Dichte an linienhaften Gehölzstrukturen, Feuchtlebensräumen und/oder Gewässern als Nahrungshabitat - hoher Anteil an (vorzugsweise frischen bis nassen) Grünlandflächen sowie Kleingewässern und feuchten Senken (Nahrungshabitat), - Grünland (vorzugsweise Feucht- und Nassgrünland) mit Deckung gebender Vegetation, flächige Hochstaudenfluren, Seggenriede sowie Gras- oder Staudenfluren oder ähnliche Flächen - ausgedehnte, unzerschnittene und störungsarme, frische bis feuchte, in Teilbereichen auch nasse angepasst bewirtschaftete Grünlandflächen (vorzugsweise mit unterschiedlichen Feuchtigkeitsgradienten) mit geringem Druck durch Bodenprädatoren - ufernahe Bereiche fischreicher Stand- und Fließgewässer mit ausreichender Sichttiefe und uferbegleitenden Gehölzen (Nahrungshabitat mit Ansitzwarten). Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 94

Bei den diesen Lebensraumelementen zuzuordnenden Vogelarten handelt es sich um: Vögel, die im Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG aufgeführt sind: - Weißstorch (Ciconia ciconia), EU-Code A031 - Wespenbussard (Pernis apivorus), EU-Code A072 - Schwarzmilan (Milvus migrans), EU-Code A073 - Rotmilan (Milvus milvus), EU-Code A074 - Seeadler (Haliaeetus albicilla), EU-Code A075 - Rohrweihe (Circus aeruginosus), EU-Code A081 - Wiesenweihe (Circus pygargus) ,EU-Code A084 - Wachtelkönig (Crex crex), EU-Code A122 - Kranich (Grus grus), EU-Code A127 - Schwarzkopfmöve (Larus melanocephalus), EU-Code A176 - Uhu (Bubo bubo), EU-Code A215 - Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus), EU-Code A224 - Eisvogel (Alcedo atthis), EU-Code A229 - Scharzspecht (Dryocopus martius), EU-Code A236 - Mittelspecht (Dendrocopos medius), EU-Code A238 - Heidelerche (Lullula arborea), EU-Code A246 - Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria), EU-Code A307 - Zwegschnäpper (Ficedula parva), EU-Code A320 - Neuntöter (Lanius collurio), EU-Code A338

Regelmäßig vorkommende Zugvögel, die nicht im Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG aufgeführt sind (Vogelarten des Artikels 4 Abs. 2 der Vogelschutz-Richtlinie): - Saatgans (Anser fabalis), EU-Code A039 - Großer Brachvogel (Numenius arquata), EU-Code A160 - Lachmöve (Larus ridibundus), EU-Code A179

Das Vorkommen einiger dieser Vogelarten im Detailliert untersuchten Bereich wird im Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag wie folgt bestätigt: - Weißstorch (Ciconia ciconia), Nahrungsgast - Wespenbussard (Pernis apivorus), Nahrungsgast - Schwarzmilan (Milvus migrans), Nahrungsgast - Rotmilan (Milvus milvus), Brutvogel - Seeadler (Haliaeetus albicilla), Nahrungsgast - Rohrweihe (Circus aeruginosus), Nahrungsgast - Wachtelkönig (Crex crex), Brutvogel - Kranich (Grus grus), Nahrungsgast Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 95

- Eisvogel (Alcedo atthis), Nahrungsgast - Scharzspecht (Dryocopus martius), Brutvogel im UG 2 - Mittelspecht (Dendrocopos medius), Brutvogel im UG 2 - Heidelerche (Lullula arborea), Brutvogel - Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria), Nahrungsgast - Neuntöter (Lanius collurio), Brutvogel - Saatgans (Anser fabalis), Rastende und überwinternde Vogelarten in UG 2 - Großer Brachvogel (Numenius arquata), Gast, ehemaliger Brutvogel in UG 2

C4.3.2 Vorbelastungen

Vorbelastungen können für den Detailliert untersuchten Bereich von folgenden Faktoren ausgehen: - von der bestehenden Landwirtschaft (Habitatzerstörung durch Mahd, Ernte etc., Beunruhigung durch Motorenlärm; stoffliche Einträge in Form von Dünger und Pflanzenschutz-mitteln), - vom Publikumsverkehr und Nutzung der Erholungseinrichtungen „Badestelle“, „Alter Hafen“ - der Nutzung des Wanderweges auf dem Deich, der regelmäßig auch zum Ausführen von Hunden frequentiert wird, - von der kontinuierlichen Veränderung der Landschaftsstruktur im Bereich der Aufforstungen sowie - der Hochspannungstrasse, die das SPA Gebiet und Vorhabensgebiet quert.

C5 BEURTEILUNG DER VORHABENSBEDINGTEN BEEINTRÄCHTI GUNGEN DER ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETES

C5.1 BESCHREIBUNG DER BEWERTUNGSMETHODE

Die Bewertung der Verträglichkeit des Vorhabens mit den Erhaltungszielen des betrachteten Schutzgebietes erfolgt über eine Verschneidung der prognostizierten Projektwirkungen mit der Empfindlichkeit des Lebensraumtypus oder seiner Zielarten gegenüber spezifischen Störungen. Dabei sind die ökologischen Aspekte von Relevanz, denen zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes eine signifikante Bedeutung zukommt.

Wird durch das Vorhaben eine strukturelle und/oder funktionelle Veränderung im Schutzgebiet bewirkt, die einen bedeutsamen ökologischen Aspekt eines Lebensraumtyps oder eine seiner Zielarten betrifft, ist die Möglichkeit einer Beeinträchtigung anzunehmen.

Von zentraler Bedeutung bei der Bewertung einer Beeinträchtigung ist die Schwelle, ab der eine Beeinträchtigung als erheblich bezeichnet wird. Diese Erheblichkeitsschwelle ist nicht Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 96

standardisierbar sondern stets abhängig von der im Einzelfall vorliegenden Art, Dauer, Reichweite und Intensität einer Wirkung in Überlagerung mit den spezifischen Empfindlichkeiten der gebietsbezogen festgelegten Erhaltungsziele und der für sie maßgeblichen Strukturen und Funktionen.

Mangels belastbarer Grenzwerte für bestimmte Lebensraumtypen oder einzelne Arten, erfolgt die Bewertung der Erheblichkeit von Beeinträchtigungen in der Regel auf dem verbal-argumentativen Weg auf Grundlage eines fachlich begründeten Urteils.

Die Erheblichkeit einer Beeinträchtigung im Sinne des § 34 BNatSchG bzw. § 18 LNatG M-V wird für den Einzelfall unter Berücksichtigung der Bestandssituation von Erhaltungszielen im Wirkbereich des Vorhabens, der Bedeutung des lokalen Bestandes für das Schutzgebiet, des Entwicklungspotenzials, der funktionellen ökologischen Bedeutung des beeinträchtigten Bereichs sowie der bestehenden Vorbelastungen bewertet.

Erheblich ist eine Beeinträchtigung dann, wenn die Veränderungen und Störungen in Ausmaß oder Dauer dazu führen können, dass ein Gebiet seine Funktionen in Bezug auf das Erhaltungsziel oder die für den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteile nicht mehr vollständig erfüllen kann. Bereits wenn eines der Erhaltungsziele in gravierender Weise betroffen ist, ist von einer erheblichen Beeinträchtigung des Schutzgebiets im Sinne des § 34 BNatSchG bzw. § 18 LNatG M-V auszugehen. Dies gilt auch für die erhebliche Beeinträchtigung von Möglichkeiten zur Wiederherstellung oder Entwicklung eines günstigen Erhaltungszustandes der Zielarten.

C5.2 BEEINTRÄCHTIGUNGEN VON MASSGEBLICHEN GEBIETSBESTAND- TEILEN GEMÄSS VOGELSCHUTZGEBIETSLANDESVERORDNUNG

Wie aus der Vorhabenszeichnung erkennbar, tangiert das SPA-Gebiet – bis auf die Begrenzung des Suchraumes im Südosten bis Süden durch die B110 und in der Folge die Ortsrandlage – den Suchraum, resp. ragt im Nordosten mit Teilen des Bruchwaldes (Biotopkomplex 15) in den Suchraumbereich hinein. Eine geringfügige Überschneidung gibt es auch im Westen im Bereich der Biotopeinheit 35. Das Vorhabensgebiet selber mit der Golfanlage und dem geplanten Hotel liegt nicht in dem SPA Gebiet, sondern grenzt mit Spielbahnen der Golfanlage im Norden auf ca. 120m sowie im Westen etwas nördlich der Badestelle bis zur Kläranlage im Südwesten an. Der Einwirkbereich entspricht in etwa dem Untersuchungsgebiet 1 UG 1 des Artenschutzrechtlichen Fachbeitrages und entspricht somit dem detailliert zu untersuchenden Bereich. Der potenziell betroffene Raum des Schutzgebietes umfasst den gesamten Kontaktbereich des UG 1 sowie die Strukturen innerhalb des Suchraumes, die von Relevanz für die betroffenen Vogelarten sind, z.B. zur Nahrungsaufnahme. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 97

Die möglicherweise auf der Wasserseite des UG 1 durch das Vorhaben betroffenen Vogelarten sind bereits bei der Verträglichkeitsuntersuchung des EU Vogelschutzgebietes DE 1949-401 „Peenestrom und Achterwasser“ betrachtet worden.

Für die Beurteilung der potentiellen Auswirkungen auf die „Maßgebliche Gebietsbestandteile“ des EU Vogelschutzgebietes DE 2050-404 „Süd-Usedom“ ist davon auszugehen, dass die im Berichtspunkt 3 gelisteten Wirkungen im Einzelnen untersucht und bewertet werden müssen.

Gemäß den Ausführungen im Kapitel 4.3.1 können folgende Vogelarten durch das Vorhaben betroffen sein: Vögel, die im Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG aufgeführt sind: - Weißstorch (Ciconia ciconia), EU-Code A031 - Wespenbussard (Pernis apivorus), EU-Code A072 - Schwarzmilan (Milvus migrans), EU-Code A073 - Rotmilan (Milvus milvus), EU-Code A074 - Seeadler (Haliaeetus albicilla), EU-Code A075 - Rohrweihe (Circus aeruginosus), EU-Code A081 - Wachtelkönig (Crex crex), EU-Code A122 - Kranich (Grus grus), EU-Code A127 - Eisvogel (Alcedo atthis), EU-Code A229 - Scharzspecht (Dryocopus martius), EU-Code A236 - Mittelspecht (Dendrocopos medius), EU-Code A238 - Heidelerche (Lullula arborea), EU-Code A246 - Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria), EU-Code A307 - Neuntöter (Lanius collurio), EU-Code A338 regelmäßig vorkommende Zugvögel, die nicht im Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG aufgeführt sind (Vogelarten des Artikels 4 Abs. 2 der Vogelschutz-Richtlinie): - Saatgans (Anser fabalis), EU-Code A039 - Großer Brachvogel (Numenius arquata), EU-Code A160

Bei den weiteren aufgelisteten Vogelarten handelt es sich um solche, deren Lebensbedingungen durch potenzielle Auswirkungen des Vorhabens wegen des Nichtvorhandenseins der dazu gehörenden Lebensraumelemente oder eines zu großen Abstandes derselben zum Vorhabensgebiet nicht betroffen sind.

Dabei handelt es sich um folgende Vogelarten: Vögel, die im Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG aufgeführt sind: - Wiesenweihe (Circus pygargus) ,EU-Code A084 Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 98

- Schwarzkopfmöve (Larus melanocephalus), EU-Code A176 - Uhu (Bubo bubo), EU-Code A215 - Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus), EU-Code A224 - Zwegschnäpper (Ficedula parva), EU-Code A320

Regelmäßig vorkommende Zugvögel, die nicht im Anhang I der Richtlinie 2009/147/EG aufgeführt sind (Vogelarten des Artikels 4 Abs. 2 der Vogelschutz-Richtlinie): - Lachmöve (Larus ridibundus), EU-Code A179

Nachfolgend werden im Einzelnen die potenziellen Beeinträchtigungen auf die verbleibenden Vogelarten, die durch das Vorhaben betroffen sein können, individuell deskriptiv beurteilt. Dabei werden Artenspezifische Vermeidungsmaßnahmen und ggf. vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen mit in die Betrachtung einbezogen. Die Ergebnisse des Artenschutzrechtlichen Fachbeitrages werden zur fachliche Beurteilung mit herangezogen.

Weißstorch (Ciconia ciconia) A031 Nahrungsgast im detailliert zu untersuchenden Bereich sowie den angrenzenden Flächen des SPA Gebietes. Baubedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen vermieden werden. Eine Bauzeitenregelung, wenn auch schwerpunktmäßig für andere Vogelarten eingerichtet, kann auch für das Nahrungsgebiet des Weißstorchs vorteilhaft sein: Die Baumaßnahmen, zumal in den kritischen Habitaten, dürfen nur von August bis Ende Januar erfolgen. Anlagebedingte Projektwirkungen sind nicht zu erwarten, da sich das Vorhaben außerhalb des SPA Gebietes und der Brutplätze des Weißstorches befindet. Betriebsbedingte Projektwirkungen können während der Nutzung des Golfplatzes– mit Ausnahme der frühen Morgenstunden – zu Einschränkungen des Nahrungshabitats führen. Der Anteil des betroffenen Gebiets am gesamten Nahrungshabitat ist jedoch relativ gering und die Entfernung zu den Brutplätzen relativ groß, weshalb von einer signifikanten Verschlechterung nicht auszugehen ist. In der Gesamtschau sind – unter Berücksichtigung der Maßnahmen - keine erheblichen Wirkungen zu erwarten.

Wespenbussard (Pernis apivorus) A072 Nahrungsgast im detailliert zu untersuchenden Bereich sowie Brutvogel in den angrenzenden Flächen des SPA Gebietes. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 99

Baubedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen vermieden werden. Bauzeitenregelung: Die Baumaßnahmen sollen erst ab Ende August erfolgen, um Nahrung suchende Wespenbussarde nicht zu stören. Außerdem ist es möglich, dass im Jahr der Baumaßnahmen der Horst im unmittelbar benachbarten Wald besetzt ist. Dadurch könnten also auch unmittelbare Störungen der Brut vermieden werden. Die Eingriffe betreffen nur das Nahrungshabitat. Tötung und Verletzung und die Zerstörung von Gelegen sind ausgeschlossen, da sich die Brutreviere außerhalb des Vorhabensgebietes befinden. Anlagebedingte Projektwirkungen sind nicht zu erwarten, da sich das Vorhaben außerhalb des SPA Gebietes und der Brutplätze befindet. Da sich in Folge der Baumaßnahmen die Habitatqualität vermutlich noch etwas verbessern wird, kann durch Betriebsbedingte Projektwirkungen die Störung hier möglicherweise Nahrung suchender Wespenbussarde eher zunehmen. Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population wird allein dadurch jedoch nicht erwartet. In der Gesamtschau sind – unter Berücksichtigung der Maßnahmen - keine erheblichen Wirkungen zu erwarten.

Schwarzer Milan (Milvus migrans) A073 Nahrungsgast im detailliert zu untersuchenden Bereich sowie Brutvogel in den angrenzenden Flächen des SPA Gebietes. Baubedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen vermieden werden. Bauzeitenregelung: Die Baumaßnahmen sollen erst ab Ende August erfolgen, um Nahrung suchende Schwarze Milane nicht zu stören. Außerdem ist es möglich, dass im Jahr der Baumaßnahmen der Horst im unmittelbar benachbarten Wald besetzt ist (nach den Beobachtungen zu vermuten). Dadurch könnten also auch unmittelbare Störungen der Brut vermieden werden. Da die Eingriffe am Petersberg der Bauzeitenregelung unterliegen, erfolgen sie während der Abwesenheit der Tiere, da gegen Ende August bis zum September die Vögel ihre Brutplätze verlassen und die Bindung an diesen Ort ist nicht mehr mit dem aktuellen Bruterfolg verknüpft ist. Somit ist bei der Umsetzung des Vorhabens nicht mit Verletzungen oder der Tötung der Vögel zu rechnen. Anlagebedingte Projektwirkungen sind nicht zu erwarten, da sich das Vorhaben außerhalb des SPA Gebietes und der Brutstätten befindet. Betriebsbedingte Projektwirkungen sind beim Betrieb des Golfplatzes zu den von Spielern genutzten Tageszeiten durch gewisse Einschränkungen der Habitatnutzung durch die Präsenz der Sportler zu erwarten. Sofern nicht durch sekundäre Aktivitäten eine Zunahme von Störungen über den Golfsportbetrieb hinaus erfolgt, insbesondere keine Zunahme von Aktivitäten in Ufernähe, ist eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population nicht zu erwarten. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 100

In der Gesamtschau sind – unter Berücksichtigung der Maßnahmen - keine erheblichen Wirkungen zu erwarten.

Roter Milan (Milvus milvus) A074 Brutvogel im detailliert zu untersuchenden Bereich sowie in den angrenzenden Flächen des SPA Gebietes. Baubedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen vermieden werden. Bauzeitenregelung: Die Baumaßnahmen sollen erst ab Ende August erfolgen, um den Brutplatz sowie Nahrung suchende Rote Milane nicht zu stören. Dadurch erfolgen die Eingriffe am Petersberg während der Abwesenheit der Tiere. Gegen Ende August bis zum September ist die Bindung der Vögel an ihre Brutplätze nicht mehr mit dem aktuellen Bruterfolg verknüpft. Somit ist bei der Umsetzung des Vorhabens nicht mit Verletzungen oder der Tötung der Vögel zu rechnen. Anlagebedingte Projektwirkungen sind nicht zu erwarten, da das Wäldchen mit dem potenziellen Brutstandort nicht mehr für das Hotel und Zufahrten in Anspruch genommen wird und sich der neue Hotelstandort genauso wie die Golfspezifischen Einrichtungen in ausreichender Entfernung zum Wäldchen befinden. Betriebsbedingte Projektwirkungen sind beim Betrieb des Golfplatzes durch die Präsenz der Sportler kommen (Störungen durch Unterschreitung der Fluchtdistanz). Daher kann es zu den von Spielern genutzten Tageszeiten zu Störungen der Umgebung des Brutplatzes und zu Einschränkungen der Nutzung des Nahrungshabitats kommen. Die Wahrscheinlichkeit einer kurz- bis mittelfristigen Aufgabe des Brutplatzes infolge dieser Störungen wird mit ungefähr 0,7 eingeschätzt. Eine Habituation bei einzelnen Individuen bzw. Paaren wird nicht ausgeschlossen, ist aber weniger wahrscheinlich als ein Wechsel des Brutplatzes. Da das Revier trotz der Störungen auch bei Aufgabe des gegenwärtigen Horststandorts als Nahrungshabitat attraktiv bleiben wird, wäre auch bei einer Aufgabe des Brutplatzes zu erwarten, dass ein neuer Horst in einem benachbarten Teil des Waldes gebaut bzw. übernommen wird. Derartige Umzüge sind allerdings nicht ohne Risiko, da sie im Jahr des Umzuges zum Misslingen der Brut führen können, insbesondere beim Verlassen des ursprünglichen Horsts nach dem Beginn der Brut. Außerdem können damit Verschiebungen der Reviergrenzen verbunden sein, die ebenfalls zu Belastungen führen und das Risiko für ein Misslingen der Brut erhöhen können – unter Umständen auch in Revieren der Nachbarn. Gemäß obenstehendem Überschlag wären von diesem Risiko für mindestens 1 Jahr etwa 0,5 % der „lokalen Population“ betroffen. Sofern nicht durch sekundäre Aktivitäten eine Zunahme von Störungen über den Golfsportbetrieb hinaus erfolgt, insbesondere keine Zunahme von Aktivitäten in Ufernähe, ist demnach eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population nicht zu erwarten. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 101

Die Verschonung des Wäldchens auf der Sandkuhle (Verlegung des Golfhotels) als weitere Artspezifische Vermeidungsmaßnahme spielt auch im Fall der Aufgabe des dortigen Brutplatzes eine bedeutende Rolle bei der Erhaltung der Qualität des Nahrungsgebiets (Ansitzfunktion, Abschirmung punktueller Störungen, Erzeugen von lokalen Aufwinden). Wie oben dargestellt, kann es indirekt (wiederholte Störungen durch Unterschreitung der Fluchtdistanz) zu einer funktionellen „Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten“ des Roten Milans kommen. Es bestehen aber berechtigte Gründe zu der Annahme, dass die „ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang gewahrt“ werden kann. Mit Versetzung des Golfhotels und Bauzeitenregelung wird der Konflikt zwischen den Ansprüchen der Vögel und dem Vorhaben auf ein Maß reduziert, dass in der Gesamtschau die Beurteilung zulässt, dass – unter Berücksichtigung der Maßnahmen - keine erheblichen Wirkungen zu erwarten sind.

Seeadler (Haliaeëtus albicilla) A075 Nahrungsgast im detailliert zu untersuchenden Bereich sowie Brutvogel in den angrenzenden Flächen des SPA Gebietes. Baubedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen vermieden werden. Bauzeitenregelung: Die Baumaßnahmen sollen in Anbetracht des nachgewiesenen Artenspektrums nur von Ende August bis Ende Januar erfolgen. Diese Regelung wird auch dem Seeadler gerecht, für den ab Ende Januar Ruhe im Revier herrschen sollte. Ab dem Spätsommer ist die Bindung an die Umgebung des Brutplatzes nicht mehr mit dem Bruterfolg verknüpft und die Vögel sind in der Lage, zur Nahrungssuche auf andere Habitate des Umfeldes auszuweichen. Gegen Ende August ist die Bindung an den Horstbereich nicht mehr mit dem aktuellen Bruterfolg verknüpft. Somit ist bei der Umsetzung des Vorhabens nicht mit Störungen der Vögel am Brutplatz zu rechnen. Wichtig ist, die Bauarbeiten spätestens Ende Januar zu beenden, im Nordteil des Gebietes (nördlich der Sandkuhle) nach Möglichkeit schon einige Wochen früher. Außerhalb der Brutzeit („Überwinterung“) deckt der Bereich des Eingriffs lediglich einen sehr kleinen Teil des für die Ernährung in dieser Zeit verfügbaren Habitats. Die Seeadler sind in dieser Zeit weniger territorial und können deshalb in andere Bereiche ausweichen. Die direkten Eingriffe betreffen nur das Nahrungshabitat. Tötung und Verletzung und die Zerstörung von Gelegen sind ausgeschlossen, da sich die Brutreviere außerhalb des Vorhabensgebietes befinden. Anlagebedingte Projektwirkungen sind nicht zu erwarten, da sich das Vorhaben außerhalb des SPA Gebietes und weit entfernt von den Brutplätzen befindet. Betriebsbedingte Projektwirkungen sind vergleichbar den Effekten wie während der herbst- winterlichen Bauzeit. Bei dem nächstliegenden Brutrevier wird es voraussichtlich durch Habituation keine nachhaltigen Beeinträchtigungen (Störung, Vergrämung) geben. Seeadler, die das Gebiet in niedriger Höhe passieren – ob hier ansässig oder nicht – werden bei Golfbetrieb Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 102

i.d.R. in Richtung Peenestrom ausweichen. Es erfolgt keine Kollision der Ansprüche der Vögel an ihr Brutrevier mit der Umsetzung des Vorhabens, da der Golfplatz das eigentliche Nahrungshabitat nur am Rand berührt. In der Gesamtschau sind – unter Berücksichtigung der Maßnahmen - keine erheblichen Wirkungen zu erwarten.

Rohrweihe (Circus aeruginosus) A081 Nahrungsgast im detailliert zu untersuchenden Bereich sowie Brutvogel in den angrenzenden Flächen des SPA Gebietes. Baubedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen vermieden werden. Bauzeitenregelung:Die Baumaßnahmen dürfen in Anbetracht des nachgewiesenen Artenspektrums nur von August bis Ende Januar erfolgen, um Brutvögel und Nahrungsgäste nicht zu stören. Diese Regelung wird auch der Rohrweihe gerecht, zumal sie nicht im eigentlichen Eingriffsbereich brütet. Dadurch dass die Eingriffe am Petersberg ganz überwiegend während der Abwesenheit der Tiere erfolgen, ist im Vorhabensgebiet nicht mit Störungen der Vögel zu rechnen. Die direkten Eingriffe betreffen nur das Nahrungshabitat. Tötung und Verletzung und die Zerstörung von Gelegen sind ausgeschlossen, da sich die Brutreviere außerhalb des Vorhabensgebietes befinden. Anlagebedingte Projektwirkungen sind nicht zu erwarten, da sich das Vorhaben außerhalb des SPA Gebietes und der Brutplätze befindet. Betriebsbedingte Projektwirkungen sind während der Nutzung des Golfplatzes durch zeitweilige Erhöhung der Störungsfrequenz nicht ganz zu vermeiden. Diese betreffen jedoch nur einen marginalen Teil des Nahrungsgebiets. Insofern sind – unter Berücksichtigung der Maßnahmen - keine erheblichen Wirkungen zu erwarten.

Wachtelkönig (Crex crex) A122 Brutvogel im detailliert zu untersuchenden Bereich sowie in den angrenzenden Flächen des SPA Gebietes. Baubedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen vermieden werden. Die Vermeidungsmaßnahmen bestehen aus Bauzeitenregelung und Habitatpflege: Die Baumaßnahmen dürfen nur von August bis Ende Januar erfolgen. Sonstige Arbeiten, die das Habitat beeinträchtigen könnten, sind von Mai bis August zu unterlassen. Im Bereich des bisher genutzten Wachtelkönigreviers am Ostrand der nördlichen Wiese (Biotop 14), das selbst nicht überbaut oder auf andere Weise verändert wird, sollen Pflegemaßnahmen Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 103

zur Erhaltung einer günstigen Habitatstruktur erfolgen. Der Bereich der in den letzten Jahren genutzten Reviere soll in Abständen von 2 bis 4 Jahren (abhängig von der strukturellen Entwicklung) nach der Brutzeit (zwischen 20. August und 20. September) einmal gemäht werden. Dabei darf bei einer Mahd (in einem Jahr) nicht mehr als die Hälfte der festgestellten Fläche gemäht werden, so dass überständige Vegetation verbleibt. Sollte das zweite Wachtelkönig-Vorkommen (früher am südwestlichen Rand der gleichen Wiese; Biotope 5 & 7) wieder aufleben, könnten auch hier Maßnahmen zur Erhaltung der Habitatstruktur erforderlich werden. Die direkten Eingriffe betreffen nur das angrenzende Vorhabensgebiet. Tötung und Verletzung und die Zerstörung von Gelegen sind ausgeschlossen, da sich die Brutreviere außerhalb des Vorhabensgebietes befinden. Anlagebedingte Projektwirkungen sind nicht zu erwarten, da sich das Vorhaben außerhalb der potenziellen Brutstandorte befindet. Betriebsbedingte Projektwirkungen sind durch den Entfall der ursprünglich auch im Nordosten des Grünlandes vorgesehenen Spielbahnen nicht mehr zu erwarten. Die Lage des durch sachkundige Beobachtung feststellbaren Reviers bzw. generell die Brutzeit sind bei Beerntung des Grünlandes (Revier zur Brutzeit aussparen) bzw. bei Pflegemaßnahmen zu beachten. In der Gesamtschau sind – unter Berücksichtigung der Maßnahmen - keine erheblichen Wirkungen zu erwarten.

Kranich (Grus grus) A127 Nahrungsgast im detailliert zu untersuchenden Bereich sowie Brutvogel in den angrenzenden Flächen des SPA Gebietes. Baubedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen vermieden werden. Kraniche gehören zu den störungsempfindlichen Arten und die Brutpaare in der Nachbarschaft sind auf die Nahrungshabitate angewiesen, die sich bis in den Bereich des geplanten Golfplatzes erstrecken. Deshalb wurde folgendes Maßnahmenbündel vorgesehen. Projektanpassung zur Sicherung der außerhalb des Waldes gelegenen Teile der Nahrungshabitate: (1) Im Nordteil des Gebietes ist vorzusehen, dass die kartierten Biotope 16 bis 19b in ihrer gegenwärtigen Funktion erhalten werden und während der Brutzeit keinen für Kraniche störenden Aktivitäten ausgesetzt sind. In der Brutzeit (20. Februar bis 10. August) sind, soweit erforderlich, Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen mit Landmaschinen möglich, Handarbeiten oder andere Tätigkeiten, bei denen sich Personen in Gelände bewegen, sind in der Brutzeit zu unterlassen oder auf eine kurze Zeit (max. 20 Minuten) in der Nähe der Tagesmitte zu beschränken. Andere ggf. erforderlichen Arbeiten müssen außerhalb der Brutzeit erfolgen. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 104

(2) Im Nordteil des Gebietes wird in den kartierten Biotopen 9, 9a und 14 genügend Raum für eine Nutzung als Nahrungshabitat für Kraniche sowie für eine genügende Einhaltung der Fluchtdistanz belassen. Am nordöstlichen Rand der nördlichsten Spielbahn wird eine für Mensch und Tier erkennbare, transparente (!) Linie aus wenigen Büschen bzw. schmalen Schilfstreifen (evtl. wie ein abflussloser Graben) als Grenze der Spielaktivitäten eingerichtet. Bauzeitenregelung: Die Baumaßnahmen dürfen nur von August bis Ende Januar erfolgen, um Brutvögel und Nahrungsgäste nicht zu stören. Diese Regelung wird auch dem Kranich gerecht. Die direkten Eingriffe betreffen nur das Vorhabensgebiet. Tötung und Verletzung und die Zerstörung von Gelegen sind ausgeschlossen, da sich die Brutstandorte in ausreichender Entfernung zum Vorhabensgebiet im SPA befinden. Anlagebedingte Projektwirkungen sind nicht zu erwarten, da sich das Vorhaben außerhalb des potenziellen Brutstandortes im SPA und des potenziellen Nahrungsgebietes befindet. Betriebsbedingte Projektwirkungen können durch Rücksichtnahme beim Betrieb des Golfplatzes vermieden werden. Daher wird die für Mensch und Vogel erkennbare, transparente Linie aus Büschen bzw. schmalen Schilfstreifen als Grenze der Spielaktivitäten beim Spielbetrieb nicht überschritten. Auf diese Weise ist bei den Nahrung suchenden Brutvögeln eine baldige Habituation zu erwarten, indem sich generell die Fluchtdistanz vermindert bzw. die Vögel zu bestimmten Zeiten (Führen sehr kleiner Jungvögel) diesen Bereich meiden. Die Beerntung bzw. Pflege der Nahrungsflächen mit Landmaschinen ist möglich, eine häufige Bewegung von Personen im Freien soll dabei jedoch vermieden werden. Bei Einhaltung der Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen verbleibt nur ein geringes Störungspotential, das aber keine erheblichen Nachteile für benachbarte Brutpaare bzw. für deren Bruterfolg erwarten lässt. In der Gesamtschau sind – unter Berücksichtigung der Maßnahmen - keine erheblichen Wirkungen zu erwarten.

Eisvogel (Alcedo atthis) A229 Nahrungsgast im detailliert zu untersuchenden Bereich sowie Brutvogel in den angrenzenden Flächen des SPA Gebietes. Baubedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen vermieden werden. Mit der Bauzeitenregelung werden unmittelbare nachteilige Auswirkungen auf die Brut verhindert. Vorhandene (besonders der Graben aus dem Bruch vom Schwarzen See) und neu einzurichtende Gewässer sollen so gestaltet werden, dass für den Eisvogel Brut-, vor allem aber ausreichend Ernährungsmöglichkeiten vorhanden sind (einschl. Ansitze bietender Vegetation unmittelbar am Wasser). Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 105

Ein erheblicher Teil des Nahrungshabitats, sowohl am Peenestrom als auch im Gewässerverlauf durch den angrenzenden Bruchwald, ist vom beabsichtigten Eingriff ohnehin nicht betroffen. Tötung und Verletzung und die Zerstörung von Gelegen sind ausgeschlossen, da sich die Brutreviere außerhalb des Vorhabensgebietes befinden. Anlagebedingte Projektwirkungen sind nicht zu erwarten, da sich das Vorhaben außerhalb des SPA- Gebietes und der potenziellen Brutplätze befindet. Betriebsbedingte Projektwirkungen sind nur in geringem Umfang zu erwarten, da im Betrieb des Golfplatzes Störungen gering sein werden, da kritische Habitatanteile voraussichtlich nicht betroffen sind, es wird deshalb zu keiner Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population kommen. In der Gesamtschau sind – unter Berücksichtigung der Maßnahmen - keine erheblichen Wirkungen zu erwarten.

Schwarzspecht (Dryocopus martius) A236 Brutvogel in den angrenzenden Flächen des SPA Gebietes. Baubedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen vermieden werden. Nach der Rücknahme von Planungen aus dem Wäldchen auf der ehemaligen Sandkuhle, das wahrscheinlich Teil des Nahrungsgebiets im benachbarten Hochwald brütender Schwarzspechte ist, besteht kein weiterer Anlass für weitere spezifische Maßnahmen. Aufgrund der Bauzeitenregelung ist nicht mit Störungen von Individuen der lokalen Population zu rechnen, da in der Brutzeit nicht gebaut wird und die Vögel außerhalb der Brutzeit bei gelegentlichen Störungen in benachbarte Bereiche ausweichen können. Die direkten Eingriffe betreffen nur das Vorhabensgebiet. Tötung und Verletzung und die Zerstörung von Gelegen sind ausgeschlossen, da sich die Brutreviere außerhalb in den angrenzenden Flächen des SPA befinden. Anlagebedingte Projektwirkungen sind nicht zu erwarten, da sich das Vorhaben außerhalb des SPA- Gebietes befindet und das Wäldchen von der Planung ausgeklammert ist. Betriebsbedingte Projektwirkungen sind nach der Rücknahme von Planungen aus dem Wäldchen auf der ehemaligen Sandkuhle ebenfalls nicht mehr zu erwarten und die Vögel außerhalb der Brutzeit bei gelegentlichen Störungen in benachbarte Bereiche ausweichen können. In der Gesamtschau sind – unter Berücksichtigung der Maßnahmen - keine erheblichen Wirkungen zu erwarten.

Mittelspecht (Dendrocopos medius) A238 Brutvogel in den angrenzenden Flächen des SPA Gebietes. Baubedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen vermieden werden. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 106

Neben der bereits zugunsten anderer Arten einzuhaltenden Bauzeitenregelung sind spezifische Maßnahmen nicht erforderlich. Durch die Bauzeitenregelung ist ein Eintreten von Verbotstatbeständen unwahrscheinlich. Die Eingriffe betreffen nur das Vorhabensgebiet. Tötung und Verletzung und die Zerstörung von Gelegen sind somit ausgeschlossen, da sich die Brutreviere in den angrenzenden Flächen des SPA Gebietes befinden. Anlagebedingte Projektwirkungen sind nicht zu erwarten, da sich das Vorhaben außerhalb des SPA- Gebietes befindet. Betriebsbedingte Projektwirkungen sind ebenfalls nicht zu erwarten, da die Vögel außerhalb der Brutzeit bei gelegentlichen Störungen in benachbarte Bereiche ausweichen können. In der Gesamtschau sind – unter Berücksichtigung der Maßnahmen - keine erheblichen Wirkungen zu erwarten.

Heidelerche (Lullula arborea) A246 Brutvogel im detailliert zu untersuchenden Bereich. Baubedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen vermieden werden. Zur Zeit der Einrichtung des Golfplatzes wird mit der Bauzeitenregelung verhindert, dass im Eingriffsbereich vorkommende Brutvögel betroffen sind. Bei den Eingriffen ist die Umwandlung trockenen Offenlandes in Waldnähe zu vermeiden. Eine Verletzung oder Tötung von Tieren oder eine Beschädigung oder Zerstörung ihrer Entwicklungsformen ist durch den Bau der Golfanlage nicht zu erwarten, da sich die Brutreviere im Eintrittsbereich der Schneise der Hochspannungsleitung nördlich des Suchraumes befinden. Anlagebedingte Projektwirkungen sind nicht zu erwarten, da sich das Vorhaben außerhalb des SPA und somit der Brutplätze befindet, die 2012 am nördliche Rand des Suchraumes in der Schneise der Hochspannungsleitung kartiert worden sind. Betriebsbedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen dadurch vermieden werden, als dass in der Nähe der Ränder von Wäldern, Feldgehölzen oder Gebüschen keine Einrichtungen entstehen, die zu längerem Verweilen von Spielern oder Besuchern einladen. Der Schutzabstand wird für diese Art mit 60 m angesetzt. Diese Regel gilt – mit Ausnahme eines 40-m-Abstandes um Biotop 30 – nicht für Gehölze im näheren (ca. 80 m) Umfeld der für den Publikumsverkehr vorgesehener Gebäude und Einrichtungen (Clubhaus, Putting Green, Golfhotel, Übungswiese mit Abschlagsgebäude) sowie für die Zufahrt bis zum Clubgebäude. Gegen mobile Einrichtungen dieser Art (z.B. Bänke) bestehen keine Bedenken, wenn sie – ähnlich der Bauzeitenregelung – zur Brutzeit aus den empfindlichen Bereichen entfernt werden. Zur Förderung von Vorkommen der Heidelerche soll im Nahbereich geeigneter Gehölze ein spezifisches Habitatmanagement durchgeführt werden. Dabei soll die Qualität des Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 107

Nahrungshabitats und erforderlichenfalls die Struktur des Gehölzrandes zugunsten der Art verbessert werden. Bisher gibt es keine Hinweise, dass golfplatztypische Störungen auch über größere Distanzen zum Kern des Brutreviers (Dutzende Meter) zu Beeinträchtigungen führen und dabei eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population hervorrufen können. Eine regelmäßige Prüfung der Vorkommen und der Habitatqualität wird im Zusammenhang mit o.g. Vermeidungsmaßnahmen für erforderlich angesehen. In der Gesamtschau sind – unter Berücksichtigung der Maßnahmen - keine erheblichen Wirkungen zu erwarten.

Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) A307 Brutvogel im detailliert zu untersuchenden Bereich sowie Brutvogel in den angrenzenden Flächen des SPA Gebietes. Baubedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen vermieden werden. Zur Zeit der Errichtung des Vorhabens wird mit der Bauzeitenregelung verhindert, dass im Eingriffsbereich vorkommende Brutvögel betroffen sind. Generell müssen die mit der Errichtung des Golfplatzes verbundenen Veränderungen nicht zu Nachteilen für die Sperbergrasmücke führen, da die Eingriffe sich fast nur auf Offenland beschränken und zumindest in den Roughs ein großer Teil der bisherigen Funktionen erhalten werden kann. Ein vorteilhafter Effekt könnte evtl. dadurch eintreten, dass eine leichte Zunahme von Elementen des Halboffenlandes und von Kleingewässern das Nahrungsangebot für Insekten fressende Arten wie die Sperbergrasmücke verbessert. Der Bestand der Sperbergrasmücke soll durch Erhalt und örtliche Verbesserung der Struktur und Ausstattung der Habitate erhalten und gefördert werden. Bedeutsam ist vor allem die Sicherung des Einflugs von Insekten aus dem benachbarten Offenland in die von der Sperbergrasmücke besiedelten Gebüsche, das vielleicht wichtigste Qualitätsmerkmal für das Habitat der Art. Dafür sollen ein Monitoring und eine regelmäßige Qualitätskontrolle der Habitate vorgesehen werden. Eine Verletzung oder Tötung von Tieren oder eine Beschädigung oder Zerstörung ihrer Entwicklungsformen ist durch den Bau der Golfanlage nicht zu erwarten. Anlagebedingte Projektwirkungen sind nicht zu erwarten, da sich das Vorhaben außerhalb der Strukturen befindet, in denen sich die Brutplätze befinden und der Standort des Hotels und der Zufahrt aus dem Wäldchen herausgenommen worden ist, an dessen Randlage sich Brutreviere befinden. Betriebsbedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen dadurch vermieden werden, dass in der Nähe der Ränder von Wäldern, Feldgehölzen oder Gebüschen keine Einrichtungen entstehen, die zu längerem Verweilen von Spielern oder Besuchern einladen. Der Schutzabstand wird für diese Art mit 50 m angesetzt. Diese Regel gilt – mit Ausnahme eines 40-m-Abstandes um Biotop 30 – nicht für Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 108

Gehölze im näheren Umfeld (ca. 80 m) der für den Publikumsverkehr vorgesehener Gebäude und Einrichtungen (Clubhaus, Putting Green, Golfhotel, Übungswiese mit Abschlagsgebäude) sowie für die Zufahrt bis zum Clubgebäude. Gegen mobile Einrichtungen dieser Art (z.B. Bänke) bestehen keine Bedenken, wenn sie – ähnlich der Bauzeitenregelung – zur Brutzeit aus den empfindlichen Bereichen entfernt werden. Bisher gibt es jedoch keine sicheren Hinweise für Beeinträchtigungen, die zu einer Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population führen werden. In der Gesamtschau sind – unter Berücksichtigung der Maßnahmen - keine erheblichen Wirkungen zu erwarten.

Neuntöter (Lanius collurio) A338 Brutvogel im detailliert zu untersuchenden Bereich sowie in den angrenzenden Flächen des SPA Gebietes. Baubedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen vermieden werden. Zur Zeit der Einrichtung des Golfplatzes wird mit der Bauzeitenregelung verhindert, dass im Eingriffsbereich vorkommende Brutvögel betroffen sind. Die Baumaßnahmen dürfen nur ab August bis Ende Januar erfolgen, womit auch die im Gebiet brütenden Neuntöter nicht direkt betroffen sind. Durch die beabsichtigten Veränderungen wird die großräumige Struktur des Geländes nicht zum Nachteil des Neuntöters verändert. Durch die in einigen Bereichen vorgesehene Anlage von Gebüschgruppen können sogar zusätzliche Habitate entstehen. Die örtlich geplante Anlage von Kleingewässern kann das Spektrum potentieller Nahrungstiere erweitern. Und die dazwischen liegenden, extrem kurz geschorenen Teile der Spielbahnen können, wenn nicht gerade durch Spieler genutzt, einen guten Zugriff auf Nahrungstiere ermöglichen. Andererseits ist unklar, ob die verminderte Produktivität dieser Flächen durch andere Habitatelemente ausgeglichen werden kann. Der Bestand des Neuntöters soll durch Erhalt und örtliche Verbesserung der Struktur und Ausstattung der Habitate erhalten und gefördert werden, was mit Maßnahmen zur Förderung einiger weiterer Arten kombiniert werden muss. Dafür sollen ein Monitoring und eine regelmäßige Qualitätskontrolle der Habitate vorgesehen werden. Bei termingemäßem Abschluss der Arbeiten können vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen entfallen. Anlagebedingte Projektwirkungen sind nicht zu erwarten, da sich das Vorhaben außerhalb der Strukturen befindet, in denen sich die Brutplätze befinden und die unter Baubedingten Projektwirkungen beschriebenen Maßnahmen geeignet sind, die Lebensraumqualität für den Neuntöter zu verbessern. Betriebsbedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungs- maßnahmen vermieden werden. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 109

Störungen durch Spieler oder Besucher, die sich längere Zeit in unmittelbarer Nähe der Zentren von Brutrevieren (Nestumgebung oder wichtige Teile von Nahrungsrevieren) aufhalten, sollen dadurch vermindert oder vermieden werden, dass Einrichtungen, die zum Verweilen einladen (Bänke Rastplätze), hier nicht installiert werden. Die Verwendung mobiler Einrichtungen dieser Art ist jedoch außerhalb der Brutzeit möglich. Generell Während der Errichtung des Golfplatzes wird eine Störung durch die Bauzeitenregelung (Bau außerhalb der Brutzeit) unterbunden. Brutstätten werden generell nicht in Anspruch genommen, zur Brut im folgenden Jahr wird ohnehin ein neues Nest errichtet. Bei Nutzung der o.g. Vermeidungsmöglichkeiten lassen sich auch im Betrieb des Platzes Störungen unterhalb eines zu Beeinträchtigungen führenden Niveaus halten. In der Gesamtschau sind – unter Berücksichtigung der Maßnahmen - keine erheblichen Wirkungen zu erwarten.

Großer Brachvogel (Numenius arquata) A160 Gast, ehemaliger Brutvogel in den angrenzenden Flächen des SPA Gebietes. Baubedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen vermieden werden. Spezifische Vermeidungsmaßnahmen sind voraussichtlich unnötig, da das örtliche Vorkommen vermutlich erloschen ist. Sollten – wider Erwarten – dennoch Brachvögel in der Umgebung des Eingriffsgebiets Brutversuche unternehmen und das Vorhabensgebiet zur Nahrungssuche aufsuchen, wird mit der Bauzeitenregelung zunächst ein nachteiliger Effekt vermieden. Tötungen und Verletzungen von Tieren wären auch beim Wiederauftreten der Art ausgeschlossen, da die Eingriffe nur das Nahrungshabitat betreffen. Tötung und Verletzung und die Zerstörung von Gelegen sind ausgeschlossen, da sich der Brutstandort außerhalb des Vorhabensgebietes befindet. Anlagebedingte Projektwirkungen sind nicht zu erwarten, da sich das Vorhaben außerhalb des SPA- Gebietes und somit außerhalb der Strukturen befindet, in denen sich die Brutplätze oder Ruhestätten des Großen Brachvogels befinden. Betriebsbedingte Projektwirkungen können durch folgende Artspezifische Vermeidungs- maßnahmen vermieden werden. Sollte der sehr wenig wahrscheinliche Fall einer Wiederbesiedlung eintreten, besteht die Möglichkeit, nach fachkundiger Untersuchung geeignete Schutzmaßnahmen festzulegen – u. a. eine die vorübergehende Meidung der nächstgelegenen Spielbahn(en). Im Fall einer Wiederansiedlung wäre die Meidung einzelner Spielbahnen jedoch nicht die entscheidende Schutzmaßnahme, da in einer dem Jahre 2006 entsprechenden Situation im Vergleich zu landwirtschaftlichen Maßnahmen und Prädation vom Golfplatz nur eine geringe Gefahr für das Brutvorkommen ausgeht. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 110

Eventuelle Störungen durch den Betrieb des Golfplatzes wären durch diese Vermeidungsmaßnahmen auszuschließen, was jedoch die Brut nur bei aktivem Brutplatzmanagement sichern helfen kann. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten des Brachvogels sind vom vorgesehenen Eingriff nicht direkt betroffen. In der Gesamtschau sind – unter Berücksichtigung der Maßnahmen - keine erheblichen Wirkungen zu erwarten.

Rastende und überwinternde Vögel der Gruppe große herbivore Arten mit Tendenz zur Bildung größerer Schwärme: Saatgans

Rastende und überwinternde Vogelarten in den angrenzenden Flächen des SPA Gebietes. Baubedingte Projektwirkungen sind nicht zu erwarten, da nur sehr kleine Anteile der Nahrungshabitate der genannten Arten betroffen sind, die den westlichsten Rand des geplanten Golfplatzes berühren. Außerdem werden baubedingte Beunruhigungen nur zu bestimmten Jahres- und Tageszeiten Vergrämungen verursachen, spezifische Vermeidungsmaßnahmen werden deshalb nicht für erforderlich erachtet. Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen sind nicht erforderlich. Anlagebedingte Projektwirkungen sind nicht zu erwarten, da sich das Vorhaben außerhalb des SPA- Gebietes und somit außerhalb der Strukturen befindet, in denen sich die Rastplätze der Saatgänse befinden. Betriebsbedingte Projektwirkungen Durch die Unterhaltung und beim Bespielen des Platzes sind nur sehr kleine Anteile der Nahrungshabitate der genannten Art betroffen, die den westlichsten Rand des geplanten Golfplatzes berühren. Störungen von Nahrung suchenden Vögeln der genannten Arten sind beim Betrieb des Golfplatzes nicht ganz auszuschließen. Da sich Nahrungsgebiete und geplanter Golfplatz jedoch nur in einem kleinen Randbereich überlappen, und die Golfnutzung während längerer Teile der Zugrast- und Überwinterungssaison gering ist, sind signifikante Auswirkungen auf die Qualität des Rastgebiets und den Bestand der hier rastenden bzw. überwinternden Vögel nicht zu erwarten. In der Gesamtschau sind – unter Berücksichtigung der Maßnahmen - keine erheblichen Wirkungen zu erwarten.

C6 VORHABENBEZOGENE MASSNAHMEN ZUR SCHADENS- BEGRENZUNG

„Maßnahmen zur Schadensbegrenzung“ haben die Aufgabe, die negativen Auswirkungen von vorhabensbedingten Wirkprozessen auf die Erhaltungsziele eines Schutzgebietes zu begrenzen bzw. ihr Auftreten verhindern und bestehende Beeinträchtigungen im Idealfall abzumindern. Im Kapitel C5 wurde bereits dargestellt, dass im Verbund mit Artspezifische Vermeidungsmaßnahmen - nicht zu erwarten ist, dass es durch die Projektwirkungen zu Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 111

erheblichen Beeinträchtigungen von Vogelarten der Vogelschutz Richtlinie und der Vogelschutzgebietslandesverordnung kommen wird. In der Folge werden die geplanten Maßnahmen mit zusätzlichen positiven Effekten insb. auf den Kontaktbereich zu den angrenzenden Lebensraumelementen und auf die Lebensbedingungen der dort vorkommenden Vogelarten noch einmal gelistet.

Dabei handelt es sich um: • Die Biotopstrukturen für die potenziell betroffenen Vogelarten, die als Brut-, Nahrungs- und Rastbiotop dienen können, werden durch den geplanten Golfplatz und den Hotelstandort nicht in Anspruch genommen. Dazu gehört insb. die Schonung des Wäldchens auf der Sandkuhle. • Verbesserung der Randstruktur des Wäldchens auf der Sandkuhle zugunsten mehrerer Vogelarten durch Vorpflanzung und punktuelle Auflichtung. • Über eine jahres- und tageszeitliche Bauzeitenregelung und ein lebensraumorientiertes Baustellenmanagement wird sichergestellt, dass Störungen der Brut-, Nahrungs- und Rastbiotope der potenziell betroffenen Vogelarten vermieden werden. • Schonung und Management der Habitate des Wachtelkönigs und des Kranichvorkommens durch Verlegung von Spielbahnen und zusätzliche strukturellen Habitatveränderungen. • Zeitweilige Meidung von Spielbahnen für den wenig wahrscheinlichen Fall, dass der Große Brachvogel, in der Nähe des Golfplatzes Brutversuche unternimmt. • Habitatmanagement und strukturelle Maßnahmen zur Vermeidung von Störungen im Nistbereich störungsempfindlicher Arten wie Heidelerche, Neuntöter und Sperbergrasmücke.

C7 BEURTEILUNG DER BEEINTRÄCHTIGUNG DER ERHALTUNGSZIELE DES SCHUTZGEBIETES DURCH ANDERE ZUSAMMEN WIRKENDE PLÄNE UND PROJEKTE

Nach Art. 6 Abs. 3 der FFH-Richtlinie ist im Zusammenhang mit § 34 Abs. 2 BNatSchG bzw. § 35 BNatSchG und § 18 Abs. 1 LNatG M-V im Rahmen der Verträglichkeitsprüfung nicht nur zu prüfen, ob ein Vorhaben ein Natura 2000-Gebiet erheblich beeinträchtigt, sondern auch ob vom betrachteten Vorhaben Wirkungen ausgehen, die im Zusammenwirken mit anderen Plänen und Projekten in der Region zu einer erheblichen Beeinträchtigung von Zielarten und Lebensraumtypen der zu prüfenden Schutzgebiete führen können (Kumulationswirkung).

Deshalb werden auf Grundlage vorliegender Informationen die Pläne und Projekte ermittelt, die das SPA Gebiet ebenfalls beeinträchtigen können und eine Abschätzung der Synergieeffekte vorgenommen. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 112

Für die Lebensraumelemente und Vogelarten Vogelschutz Richtlinie und der Vogelschutzgebietslandesverordnung, die durch das geplante Vorhaben nicht beeinträchtigt werden, erfolgt keine Auswirkungsprognose.

C7.1 BEGRÜNDUNG DER AUSWAHL DER ZU BERÜCKSICHTIGENDEN PLÄNE UND PROJEKTE

Laut nachrichtlicher Mitteilung der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Vorpommern- Greifswald vom 29. Juli 2013 sind die in der Folge gelisteten Pläne und Projekte im Rahmen der Betrachtung möglicher kumulativer Beeinträchtigungen zu berücksichtigen.

Dabei handelt es sich vorwiegend um Pläne und Projekte, bei denen im Rahmen der FFH Vorprüfung oder Hauptprüfung keine erheblichen Auswirkungen festgestellt worden sind. Zwei der sechs Vorhaben wurde bereits umgesetzt.

In einem ersten Bewertungsschritt wurde überprüft, ob es Ausschlussfaktoren gibt, die erwarten lassen, ob es überhaupt zu kumulativen Wirkungen kommen kann.

Bei der Beurteilung der Ausschlussfaktoren wurden folgende Fakten zugrundegelegt:

Zeitliche * Ausschlussfaktoren

Keine Kumulative Wirkungen, da das Vorhaben des Hotel und Golfplatzes erst in 2014 umsetzt wird und die Umsetzung der zu vergleichenden Pläne und Projekte bereits erfolgt ist.

Räumliche ** Ausschlussfaktoren Keine Kumulative Wirkungen, da die zu vergleichenden Pläne und Projekte räumlich in einer Entfernung angesiedelt sind, die keine Auswirkungen auf die durch das Vorhaben potentiell betroffenen Lebensraumtypen und Arten erwarten lässt und häufig in ihren Wirkungen auch nur lokal begrenzt sind.

Sonstige wie bspw. Aquatische*** Ausschlussfaktoren Keine Kumulative Wirkungen, da die zu vergleichenden Pläne und Projekte durch ihren Bezug zum Wasser, wie bspw. die Hafenanlagen keine funktionalen Beziehungen mit den durch das Vorhaben potentiell betroffenen Lebensraumtypen und Arten haben und bei denen sich in der Regel wegen ihrer meist begrenzten und/oder lokalen Wirkung kein funktionaler Bezug ableiten lässt.

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Tabelle 13 Pläne und Projekte, die auf ihre Eignung zur kumulativen Beeinträchtigung geprüft werden müssen (Stand September 2012)

NATURA 2000-Gebiet EU Vogelschutzgebiet „Süd-Usedom“ (DE 2050-404) Pläne und Projekte Ergebnis der FFH- Stand der Ausschluss- Kumulative Vor- bzw. Planung bzw. faktoren Wirkung Hauptprüfung Umsetzung

B-Plan Nr. 8 der FFH-Vorprüfung: Plangenehmi- räumlich ** keine Gemeinde Benz, OT keine erheblichen gung 2006 Neppermin „Am Nep- Auswirkungen perminer See“ mit 1. Änderung Wiederherstellung FFH-Hauptprüfung: 2009 zeitlich * keine Hafenzufahrt Stagnieß keine erheblichen umgesetzt räumlich ** Auswirkungen aquatisch *** B-Plan Nr. 5 Hafen Bisher keine In Bearbeitung räumlich ** keine Usedom in Verbin- Aussagen zur FFH- tlw. dung mit ROV Hafen Verträglichkeit aquatisch*** Usedom Steganlage BHKW Stolpe FFH-Vorprüfung: 2012 zeitlich * keine keine erheblichen umgesetzt räumlich ** Auswirkungen B-Plan Nr. 2 der FFH-Vorprüfung: Kurz vor der räumlich ** keine Gemeinde Stolpe keine erheblichen Genehmigung Auswirkungen B-Plan Nr. 12 der FFH-Vorprüfung: Plangenehmi- räumlich keine Gemeinde Benz keine erheblichen gung 2012 Auswirkungen

C7.2 ERGEBNIS DER PRÜFUNG

Insgesamt hat die Überprüfung ergeben, dass nicht zu erwarten ist, dass es zu signifikanten kumulativen Beeinträchtigungen der relevanten Lebensraumelemente und Vogelarten der Vogelschutz Richtlinie und Vogelschutzgebietslandesverordnung im Zusammenwirken mit anderen Plänen und Projekten kommen wird. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 114

Dies ist insb. durch räumliche und zeitliche, aber im Einzelfall auch durch sonstige Ausschlussfaktoren begründet, wie der Bezug zu aquatischen Lebensräumen bei den Hafenanlagen.

C8 ZUSAMMENFASSENDE BEURTEILUNG

In der FFH-Verträglichkeitsuntersuchung ist gemäß FFH-Richtlinie (Rats-Direktive 92/43/EWG) zu untersuchen, ob die Auswirkungen des Planungsvorhabens „Golfplatz Usedom Am Petersberg“ die Lebensraumelemente und Vogelarten des benachbarten EU-Vogelschutzgebietes Nr. DE 2050- 404 „Süd-Usedom“ erheblich beeinträchtigen. Das SPA tangiert – bis auf die Begrenzung des Suchraumes im Südosten bis Süden durch die B110 und in der Folge die Ortsrandlage – den Suchraum, resp. ragt im Nordosten mit Teilen des Bruchwaldes (Biotopkomplex 15) in den Suchraumbereich hinein. Eine geringfügige Überschneidung gibt es auch im Westen im Bereich der Biotopeinheit 35. Das Vorhabensgebiet mit der Golfanlage und dem geplanten Hotel liegt nicht in dem SPA Gebiet, sondern grenzt mit Spielbahnen der Golfanlage im Norden auf ca. 120m sowie im Westen beginnend etwas nordöstlich der Badestelle bis zur Kläranlage im Südwesten an. Der genaue Grenzverlauf ist der Vorhabensplanzeichnung und dem Plan 0225/2 "Biotoptypen/Schutzausweisungen " zu entnehmen. Der Hotelstandort hat keinen direkten Kontakt zu SPA sondern ist über mehrere hundert Meter von der Grenze des SPA-Gebietes entfernt und steht in keinem räumlichen und funktionalen Zusammenhang mit dem SPA-Gebiet. Weiterhin ist untersucht worden, ob es durch das Vorhandensein von Vogelarten der Vogelschutz Richtlinie und der Vogelschutzgebietslandesverordnung und deren Beeinträchtigung durch das Vorhaben zu substanziellen Verlusten für die Schutz- und Erhaltungsziele des EU- Vogelschutzgebietes kommen kann. Vorbelastungen bestehen in dem detailliert untersuchten Bereich durch die Bewirtschaftung der bestehenden Landwirtschaftsflächen (Habitatzerstörung und Beunruhigung durch Mahd, Ernte etc., stoffliche Einträge in Form von Dünger und Pflanzenschutzmitteln), durch Publikumsverkehr und Nutzung der Erholungseinrichtungen „Badestelle“ und „Alter Hafen“ und die Nutzung des Wanderweges auf dem Deich, der regelmäßig auch zum Ausführen von Hunden frequentiert wird. Dazu kommen die kontinuierliche Veränderung der Landschaftsstruktur im Bereich der Aufforstungen und die Hochspannungstrasse, die das SPA Gebiet und Vorhabensgebiet quert.

Grundsätzlich ist bei der Betrachtung der Bau-, Anlage- und Betriebsbedingten Projektwirkungen festzuhalten, dass sich das Projekt – wie oben beschrieben - mitsamt Vorhabensgebiet außerhalb des SPA Gebietes befindet und keine direkten Auswirkungen auf die Lebensraumelemente des SPA zu erwarten sind, da das Bauvorhaben keine Flächen des SPA- Gebietes beansprucht und auch nicht im direkten stofflichen Zusammenhang mit diesem steht. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 115

Bei den Vogelarten ist bei der weiteren Betrachtung zu unterscheiden, ob es sich um Nahrungsgäste handelt, die im SPA Gebiet brüten und das Vorhabensgebiet zur Nahrungssuche nutzen oder um Brutvögel, die auch das Vorhabensgebiet für ihr Brutgeschäft nutzen. Eine Sonderstellung nehmen dabei die Rastvögel ein, die Grünlandflächen des SPA in Benachbarung zum Vorhabensgebiet temporär aufsuchen.

Bei der Betrachtung der Baubedingten Projektwirkungen ist zwar grundsätzlich zwischen Brutvögeln, Nahrungsgästen und Rastvögeln zu unterscheiden. Über eine artspezifische jahres- und tageszeitliche Bauzeitenregelung und ein lebensraumorientiertes Baustellenmanagement wird jedoch sichergestellt, dass Störungen der Brut-, Nahrungs- und Rastbiotope der potenziell betroffenen Vogelarten während der Bauphase vermieden werden. Biotopstrukturen mit Brutstätten im Vorhabensgebiet werden generell nicht in Anspruch genommen, somit sind Tötung und Verletzung und die Zerstörung von Gelegen während der Bauzeit ausgeschlossen. Bei den Nahrungsgästen und Rastvögeln gilt letzteres ebenfalls, da sich die Brutreviere außerhalb des Vorhabensgebietes befinden. Für einzelne Vogelarten wie Wachtelkönig und Kranich wurden bereits Vermeidungsmaßnahmen wie die Verlegung von Spielbahnen im Vorfeld durchgeführt. Anlagebedingte Projektwirkungen sind für Nahrungsgäste nicht zu erwarten, da sich das Vorhaben außerhalb des SPA Gebietes und der Brutplätze der Nahrungsgäste befindet. Das gilt auch für die Rastvögel. Die Biotopstrukturen für die potenziell betroffenen Vogelarten, die als Brutbiotop dienen können, werden durch den geplanten Golfplatz und den Hotelstandort nicht in Anspruch genommen. Dazu gehört insb. die Schonung des Wäldchens auf der Sandkuhle und dass sich der neue Hotelstandort genauso wie die Golfspezifischen Einrichtungen in ausreichender Entfernung zum Wäldchen befinden. Vielmehr erfolgt eine Verbesserung der Randstruktur des Wäldchens auf der Sandkuhle zugunsten mehrerer Vogelarten durch Vorpflanzung und punktuelle Auflichtung. Dadurch, dass mit dem Vorhaben keine Flächeninanspruchnahme des EU Vogelschutzgebietes verbunden ist, können erhebliche Beeinträchtigungen der Lebensraumelemente durch Flächeninanspruchnahme ausgeschlossen werden. Betriebsbedingte Projektwirkungen sind beim Betrieb des Golfplatzes zu den von Spielern genutzten Tageszeiten durch gewisse Einschränkungen der Habitatnutzung durch die Präsenz der Sportler zu erwarten. Das Brutgeschäft der Nahrungsgäste ist davon nicht betroffen. Im Einzelfall sind artenspezifische Vermeidungsmaßnahmen vorgesehen, die geeignet sind, das Störungspotential so zu mindern, dass unter Berücksichtigung der Maßnahmen keine erheblichen Wirkungen mehr zu erwarten sind. Verfahrensunterlagen für das Raumordnungsverfahren zum Golfplatz Usedom Am Petersberg auf Usedom Teil IV FFH / SPA Verträglichkeitsuntersuchung 116

Dazu gehören • Habitatmanagement und strukturelle Maßnahmen zur Vermeidung von Störungen im Nistbereich störungsempfindlicher Arten wie Heidelerche, Neuntöter und Sperbergrasmücke, • Projektanpassung und Sichtschutzmaßnahmen zur Sicherung der außerhalb des Waldes gelegenen Teile der Nahrungshabitate des Kranich, • Zeitweilige Meidung von Spielbahnen für den wenig wahrscheinlichen Fall, dass der Große Brachvogel, in der Nähe des Golfplatzes Brutversuche unternimmt.

Die Überprüfung weiterer Pläne und Projekte auf Summationswirkungen durch andere Vorhaben hat ergeben, dass es durch räumliche und zeitliche, aber auch durch sonstige Ausschlussfaktoren begründet, wie der Bezug zu aquatischen Lebensräumen bei den Hafenanlagen nicht zu signifikanten kumulativen Beeinträchtigungen der relevanten Lebensraumelemente und Vogelarten der Vogelschutz Richtlinie und der Vogelschutzgebietslandesverordnung im Zusammenwirken mit anderen Plänen und Projekten kommen wird. Fazit: Durch den Bau, die Anlage und den Betrieb des Hotels und des Golfplatzes werden die Entwicklungs- und Erhaltungsziele für das EU-Vogelschutzgebiet Nr. DE 2050-404 „Süd-Usedom“ unter Berücksichtigung artenspezifischer Vermeidungsmaßnahmen nicht erheblich beeinträchtigt.

Nach § 34 Abs. 2 BNatSchG ist ein Projekt unzulässig, wenn es zu erheblichen Beeinträchtigungen eines Natura 2000-Gebietes in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen führen kann. Dies ist unter Berücksichtigung artenspezifische Vermeidungsmaßnahmen nicht der Fall, insofern ist das Projekt im Sinne des §34 BNatSchG zulässig.

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